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VON
AUGUST LÜBBEN.
NACH DEM TODE DES VERFASSERS VOLLENDET VON
CHRISTOPH WALTHER.
NORDEN und LEIPZIG.
DIEDR. SOLTAU'S VERLAG.
1888.
WÖRTERBÜCHER.
HERAUSGEGEBEN
VOM
VEREIN FÜR NIEDERDEUTSCHE SPRACHFORSCHUNG.
BAND II.
NORDEN und LEIPZIG.
DIEDR. SOLTAU'S VERLAG.
1888.
Druck von Diedr. Soltau in Norden.
Als das grosse Mittelniederdeutsche Wörterbuch von Schiller und Lübben bereits bald nach seiner Vollendung (1881) vergriffen war, wurde aus den Kreisen des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung der Wunsch laut, vorerst statt einer neuen Ausgabe ein Handwörterbuch ohne Belegstellen zu veröffentlichen, um möglichst rasch dem Mangel abzuhelfen und um auch solchen, denen das sechsbändige Wörterbuch zu teuer sein möchte, das Studium des Mittelniederdeutschen zu erleichtern. Mit derselben Energie, welche Lübben nach Schiller's Tode (4. Aug. 1873) den grössten Teil des Hauptwerkes (vom Artikel gân ab) in verhältnismässig kurzer Zeit vollenden liess, begann und verfolgte er die neue Aufgabe. Es war ihm aber nicht beschieden, den vollständigen Druck seiner Arbeit beschaffen zu können: als das Werk bis zum dreizehnten Bogen gedruckt vorlag, starb er am 15. März 1884. Der zeitige Verleger hat dann auf Wunsch des Vereinsvorstandes die weitere Herausgabe des Werkes mir anvertraut. Im Nachlasse Lübben's fand sich dasselbe, bis zum Schlusse des Buchstabens U ausgearbeitet, vor. Ich habe versucht, die Ausgabe nach den Grundsätzen, wie ich sie aus den ersten zwölf Bögen zu entnehmen vermochte, fortzuführen. Als wichtigste Abweichung vom Hauptwerk stellte sich die Bezeichnung des langen e, einerlei welches Ursprungs, und zwar sowohl in offenen wie geschlossenen Silben, durch ê heraus. Aus dieser Wahl des Zeichens ergab sich mir die Notwendigkeit, tonlanges e in geschlossener Silbe durch ein anderes Merkmal zu unterscheiden: ich habe, nach Nerger's Vorgang in seiner auf diesem Gebiete epochemachenden Grammatik des meklenburgischen Dialektes, ē gewählt. Dieselbe Art der Bezeichnung habe ich einige Male verwandt, um o, ô und ō aus einander zu halten.
Das Handwörterbuch ist im ganzen freilich ein Auszug aus dem grossen Wörterbuche; wer beide vergleicht, wird aber bald erkennen, dass die neue Arbeit vielfältig vermehrt und berichtigt ist. Lübben hat nämlich mit unausgesetztem Fleisse und, wie manche Artikel kundtun, bis zuletzt die Sprachquellen excerpiert und sein Handexemplar des Mittelniederdeutschen Wörterbuches so mit zahlreichen Nachträgen und Verbesserungen versehen. Diese Arbeit ist dem neuen Werke zu gute gekommen. Ich glaubte nicht gegen die dem Meister schuldige Pietät zu verstossen, wenn ich in Bezug auf meine lexikalischen Sammlungen ein gleiches Verfahren und auch dann beobachtete, wann sich dabei für ein bereits aufgenommenes Wort eine Berichtigung, wenigstens nach meiner Ueberzeugung, ergab, da ein etwaiger Irrtum durch Vergleichung eines solchen Artikels mit dem entsprechenden im grossen Wörterbuche auch als mein alleiniges Eigentum erkannt werden muss; und andererseits glaubte ich, im Interesse der mittelniederdeutschen Philologie und im Sinne des verstorbenen Freundes zu handeln, wenn ich nach meinen Kräften mich bestrebte, den gewaltigen lexikalischen Bau, den er aufgeführt hat, zu bauen und zu bessern, wo es mir Not schien. Allerdings hat sich auf diese Weise der Abschluss des ersten Halbbandes weit länger hingezogen, als ursprünglich beabsichtigt war. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, den zweiten im Laufe dieses Jahres rascher fertigzustellen.
HAMBURG, Februar 1885.
Die Herausgabe des Mittelniederdeutschen Handwörterbuches hat mehr Zeit erfordert, als ich anfänglich erwartet hatte. Die Nachprüfung der Artikel desselben führte zu erneuter Einsicht der Quellen. Es ergab sich bald, dass aus einigen bereits, aber nicht erschöpfend ausgezogenen, aus anderen Schiller und Lübben teilweise oder gänzlich unzugänglichen, zumal den jüngst veröffentlichten Sprachdenkmälern sich noch manches neue Wort und für die schon verzeichneten oft Gewisseres über Form, Flexion und Bedeutung gewinnen liess. Da der Druck des Buches seinen stetigen Fortgang nehmen musste, so war weder eine vollständige, noch eine gleichmässige Durchsicht und Excerpierung möglich. Gar vieles fand sich erst, wenn es zu spät und der betreffende Artikel bereits durch den Druck abgeschlossen war. Je mehr die Herausgabe vorrückte, desto mehr wuchs die Zahl der Excerpte an. Gute Dienste leisteten, besonders auch durch Zeitersparung, die mit Glossar versehenen Ausgaben. Ausserdem bin ich Herrn Dr. F. Jostes zu Dank verpflichtet für die Hülfe, welche er durch Mitteilung seiner neueren Publicationen und eines von ihm angelegten Glossars zu mehreren noch unedierten Schriften der erbaulichen Litteratur freiwillig leistete. Mittelalterliche Glossen habe ich in etwas grösserer Anzahl aufgenommen, als der Verfasser des Wörterbuchs ursprünglich beabsichtigt hatte. Manchen Nachtrag boten noch Diefenbach's Glossaria latino-germanica; ein ziemlich umfangreiches, durch Interpretation und seltene Ausdrücke ausgezeichnetes deutsch-lateinisches Vocabular des fünfzehnten Jahrhunderts, welches im Besitze der Hamburger Stadtbibliothek ist, habe ich von M an vollständig verwertet.
Die auf diese Weise möglich und nötig gewordenen Zusätze und Veränderungen haben auf Plan und Einrichtung des Wörterbuchs keinen Einfluss geübt; höchstens den, dass ich, um den Band die zu einer bequemen Handhabung unumgängliche Grenze des Umfanges nicht überschreiten zu lassen, auf Raumersparnis bedacht sein musste. Hierzu ward ich auch durch eine anderweitige Vermehrung der Artikel genötigt. Um die Brauchbarkeit des Buches zu steigern, habe ich nämlich häufiger, als der Verfasser, Nebenformen eines Wortes als eigene Artikel, mit Verweisung auf die Hauptform, angesetzt. So suchte ich mir denn Platz zu schaffen dadurch, dass ich Zusammensetzungen desselben Bestimmungswortes entweder zu einem Artikel (diesem ersten Compositionsgliede) oder (mit Berücksichtigung der Grundwörter) zu wenigen Artikeln vereinigte, wo nur der bequemen Auffindbarkeit der Wörter kein Eintrag zu geschehen schien, und dass ich manche bloss im speciellen Niederländischen gangbare, dem eigentlichen Niederdeutschen aber fremde Ausdrücke, welchen Lübben Aufnahme gegönnt hatte, ausschied.
Abweichend vom Grossen Wörterbuche, hat der Verfasser Zusammensetzung eines Wortes durch einen Bindestrich zwischen den Bestandteilen angedeutet, dies jedoch nicht auf die suffixartigen Compositionsglieder dôm, heit, schap, bar, haftich, lîk, sam etc. ausgedehnt und es gleichfalls unterlassen, wenn die Teile durch Contraction oder Assimilation enger verwachsen sind. Bei den Präfixen ist er nicht einheitlich verfahren. Während er die unbetonten (be, ent, er, ge) mit Bindestrich versieht, hat er bei anderen, wie es scheint, diesen nur setzen wollen, wenn sie den Ton haben und in Verbalcompositionen vom Grundworte trennbar sind. Ich habe diese Weise durchzuführen versucht, bin aber nicht selten über die Richtigkeit meiner Entscheidung unsicher geblieben, teils weil dies Gebiet der Grammatik überhaupt noch sehr der Untersuchung bedarf, teils weil sich nicht immer beweisende Textstellen auffinden liessen. Auch wird ein Unterschied nach der Zeit zu machen sein: in der älteren ist die Bindung lockerer, der jüngeren dient losere und festere Verbindung zur Entwickelung verschiedener Bedeutungen. Bei einigen Verbalzusammensetzungen, z. B. mit over und under, galt wohl, wie zum Teil noch heutzutage, Trenn- und Untrennbarkeit ohne Begriffsunterscheidung neben einander.
Die Ordnung der Artikel ist alphabetisch, jedoch mit der Einschränkung, dass die Wörter, welche mit F anlauten, unter V, die mit C und Tz (hd. Z) unter S gebracht sind. Bei in- und auslautendem f ist der Verfasser nicht consequent verfahren, weshalb ich mich berechtigt erachtet habe, hier zur Bequemlichkeit des Publicums für die zweite Hälfte des Werkes die alphabetische Trennung von f und v durchzuführen. Doppelconsonanz im Auslaut hat der Verfasser, der bessern Orthographie des Mittelalters folgend, nicht angewendet, allein bei k, wegen der Schreibung ck, häufig davon eine Ausnahme gemacht, so dass man die Wörter bald unter –ck, bald unter –k zu suchen hat. Ich habe nach Analogie der übrigen Consonanten die Vereinfachung zu k festgehalten und danach die in Betracht kommenden Wörter alphabetisch eingeordnet. Für die Schreibung der auf Medien oder Spiranten ausgehenden Wörter sind, wie schon im Grossen Wörterbuche, die aus der mittelniederdeutschen Grammatik bekannten Auslautsregeln beobachtet worden. Für sc oder sk ist, ausser wo diese Consonantenverbindung in- oder auslautend durch Contraction entstanden war, stets sch gesetzt worden. Richtiger wäre vielleicht gewesen, wenigstens auch mit anlautendem scr eine Ausnahme zu machen. Die Scheidung von g und gh ist gleichfalls nicht versucht worden. Im Inlaut sie zu machen, wäre zur Unterscheidung verschieden lautender Wörter eigentlich notwendig gewesen. Von den Vocalen sind die beiden ô (got. au und o) und die beiden ê, resp. ei (as. ê und io) nicht getrennt, sondern orthographisch gleich behandelt worden.
Bei der Ansetzung der Artikel ist durchweg die allgemein-niederdeutsche Sprachform, wie die Sprache der Hansen oder Osterlinge sie vom dreizehnten bis sechszehnten Jahrhunderte bot, bevorzugt worden. Stand die Wahl zwischen mehreren Formen frei, so ward die am längsten herrschende und am weitesten verbreitete und möglichst eine aus der mittleren Zeit vorangestellt. Dialektische Formen hat der Verfasser meist beigefügt, sind von mir jedoch oft wegen Raumersparung im Hauptartikel ausgelassen worden, wenn ihnen aus dem oben angegebenen Grunde ein eigener Platz in der alphabetischen Reihenfolge zuteil ward. Solche mundartliche Abweichungen, deren Kenntnis aus der mndd. Lautlehre vorausgesetzt werden konnte, wie z. B. wenn û statt ô (mhd. uo), î statt ê (mhd. ie) und a statt o in offener Silbe steht, sind nicht immer verzeichnet worden. Seltenere Nebenformen sind hinter die gewöhnlicheren Formen und in Klammer gesetzt. Steht aber die erste Form eines Artikels in Klammer, so ist diese als gemein-niederdeutsch anzusetzen, nur nicht zu belegen.
In der Bezeichnung der Vokallänge ist Lübben im grossen Wörterbuche dem Vorschlage von Jacob Grimm, Grammatik I3, 252, gefolgt, sich derselben nur in geschlossenen Silben und vor Consonantverbindung in offenen Silben zu bedienen. Im Handwörterbuche ist er für e von dieser Regel abgewichen und hat jedes lange e, auch in offener Silbe, mit Circumflex oder Dach versehen. Darin hat er recht gethan. Es ist zu bedauern, dass er nicht weiter gegangen und dasselbe Verfahren ebenfalls bei den übrigen Vocalen oder mindestens bei a und o angewandt hat. Denn die kurzen und langen Vocale sind im Niederdeutschen, wie noch im modernen, so schon im mittelalterlichen nicht bloss quantitativ, sondern auch qualitativ verschieden. Ich habe ein paar Male auch in offener Silbe die langen Vocale a und o mit Circumflex versehen, um zwei gleichgeschriebene Wörter zu unterscheiden. Und ebenso habe ich bisweilen die Tonlängung in geschlossener Silbe durch ā, ē, ō angedeutet. Zuweilen bin ich unsicher gewesen, ob ich e, ē oder ê ansetzen sollte, und nicht immer mag ich das Richtige getroffen haben. Die Endung el in Fremdwörtern, wie padderel, tassel, fardel etc., habe ich nach des Verfassers Vorgang (s. z. B. kordêl) êl geschrieben, doch ist mir nachträglich wahrscheinlicher geworden, dass man ēl zu schreiben und zu sprechen hat. Ebenso habe ich nach seinem Beispiele die fremdländischen Endungen ie (z. B. olie, passie, familie, vitalie) und îe (z. B. ogelie, paperie, faselerie) nicht geschieden.
Der Verfasser war, wie er mehrfach kundgegeben hat, davon überzeugt, dass die mittelniederdeutsche Sprache keinen Umlaut gekannt habe, mit Ausnahme des von a und â, wo die Schreibung e freilich keinen Zweifel zulässt. Demgemäss ist er sowohl im Grossen, wie im Hand-Wörterbuch verfahren. Schiller war, wie wir durch K. Schröder's Mitteilung in der Germania 19, 120 wissen, entgegengesetzter Ansicht. Obwohl ich gleich Schiller und Schröder der Meinung bin, dass bereits im Mittelniederdeutschen der Umlaut auch andere Vocale ausser a ergriffen hat, so durfte ich doch einmal bei Herausgabe von Lübben's Arbeit diese Meinung nicht zur Geltung kommen lassen, und andererseits liegt die Frage noch gar nicht so spruchreif, dass man für jeden einzelnen Fall sicher den Umlaut zu behaupten oder zu leugnen vermöchte. Ist doch seit nicht gar langer Zeit überall erst die Untersuchung über den Umlaut und andere Fragen der mndd. Lautlehre möglich geworden. Früher hinderte der Mangel an Ausgaben der Sprachquellen, besonders an genauen, gewissenhaften. Es ist das Verdienst von Juristen und Historikern, wie Homeyer, Wehrmann u. a., zuerst die Notwendigkeit getreuer Wiedergabe der handschriftlichen Vorlagen erkannt zu haben. Ihnen sind jüngere Editoren, wie z. B. Hänselmann, Koppmann und überhaupt die Waitz'ische historische Schule gefolgt, so dass in ihren Publicationen jetzt schon ein umfangreiches Material für das Studium der Sprache vorliegt. Auf der Thätigkeit der Philologen ruhte dagegen lange wie ein die Entwickelung hemmender Meltau eine aus unzulänglicher Kenntnis des Mittelniederdeutschen abgezogene Normalorthographie und eine Geringschätzung der Weise, in welcher das Mittelalter selbst meinte am füglichsten die Laute des Niederdeutschen darstellen zu können. Das scheint anders werden zu wollen: es mehren sich die lauteren Textausgaben von guten Handschriften und alten Drucken auch aus der schönwissenschaftlichen Litteratur. Meines Bedünkens kann auf diesem Wege fürs erste nicht leicht zu viel geschehen, selbst wenn der ästhetische Wert oder der geistige Gehalt der Dichtungen nur gering sein sollte. Die Folge würde sein, dass die Erforschung der Lautlehre und Grammatik neuen Aufschwung nehmen kann. Man wird sich betreffs jener die Frage vorlegen müssen, ob wir mit Recht ferner die Consonantzeichen f, gh, y, sc, ssch, z, tz und die Vokalbezeichnungen ø und u̸ (NB. nicht a̸, denn dafür hatte man ein e), ij oder y, die Haken oben oder unter den Vocalen, die Stapelung von Vocalen über einander oder ihre Gesellung auf der Linie neben einander einfach ignorieren dürfen, als wären sie bedeutungslose Variationen oder Schnörkeleien müssiger Kalligraphen, und ob wir nicht vielmehr darin den Ausdruck von Lautschattierungen zu erblicken haben. Mit Hülfe der besseren Handschriften wird man die Bedeutung und die Regel dieser mittelalterlichen Orthographie wohl entdecken können. Dann wird es an der Zeit sein, an die Stelle der hergebrachten, zwar bequemen, aber die Sprache mangelhaft und teilweise unrichtig darstellenden Normalschreibung eine neue zu setzen, welche möglichst der mittelalterlichen Schreibweise anzunähern wäre, so dass man z. B. etwa auf den Circumflex, ausser in grammatischen Untersuchungen, Verzicht leisten dürfte.
Dass die Texte, wie bisher nach der alten, so nach einer solchen lautgemässeren Orthographie ohne Rücksicht auf zeitliche und örtliche und individuelle Dialekteigentümlichkeit dann zurecht gestutzt und uniformiert würden, ist nicht zu wünschen und auch wohl nicht zu erwarten. Hingegen ein Wörterbuch kann ohne solche geregelte Orthographie nicht fertig werden; ohne die jetzt geltende wären auch das Mittelniederdeutsche Wörterbuch und das Mittelniederdeutsche Handwörterbuch wahrscheinlich nicht zu Stande gekommen. Daher war mir auch vorgeschrieben, das letztere Werk in der vom Verfasser eingeschlagenen Bahn zu Ende zu führen. Trotz aller angewandten Mühe mag jedoch die Arbeit hie und da Consequenz und Gleichmässigkeit vermissen lassen, was ich für Lübben mit seiner längeren Krankheit, welche in seinen Tod endete, für mich mit der Schwierigkeit zu entschuldigen bitte, welche mit solcher Aufgabe, das Werk eines Andern herauszugeben und zu vollenden, verknüpft ist.
HAMBURG, August 1888.
C. H. F. Walther.
a, als Buchstabe fem.
a, interj. ach!
â (aha, ahe), f. Wasser, Gewässer, Strom, Bach, feuchte Niederung.
-â, emphatisch bei Ausrufungen an Partikeln etc. angehängt.
abbadisse, -dische, abdisse, Äbtissin.
abbedie, abdie, Abtei.
abbesate (= ambasiate). Abgesandter.
abbeteke, Apotheke; abbeteker, Apotheker.
abbet, Abt.
abebôk, Abecedarium.
abel, geschickt, passend, tauglich.
abêle (aweele), Pappel (= alber, populus alba;) auch glossiert als abies; als Pflanze: hippia major s. rubra.
abelheit, Geschicklichkeit, Tauglichkeit.
abelike, adv. auf geschickte Weise.
abisse, f. Abgrund, ἄβυσσος.
aborge = ane borge?
abraham, (Mantel)sack; (Geld-beutel; Sackgasse).
abûs, n. Sache die Befremden, Aufsehen erregt.
abuwich u. anbuwich, baufällig.
abuwinge, ungebautes Land.
ach, interj. ach der schande! ach der wedage!
acht, achte, acht; de achte dach, die Octave eines Festes; de achte dage, die ganze Woche nach einem Feste.
acht, achte, f. Acht, Verfestung des Königs; achtbrêf, Schreiben, das die Acht öffentlich verkündigt.
acht, achte, f. 1. Acht, Aufmerksamkeit, Sorgfalt. 2. Art u. Weise, ratio. 3. Ansehen, Achtung. 4. Rang, Stand, Stellung im Leben. 5. die in gleicher Stellung stehenden, Genossenschaft. mine acht, Leute meines Ranges u. Standes. 6. Beratung, bes. der Genossenschaft, der Urteilsfinder, Freunde; acht bidden, um Beratung (mit Freunden, Rechtsbeiständen) bitten; an ene achte gân, sich mit seinen Freunden etc. beraten; concret. die Achtsleute. 7. Beschluss der Genossenschaft, Urteil, Weistum. 8. Gerichtsversammlung, placitum. 9. der Bezirk des Gerichtes, der Genossenschaft. 10. Bedenkzeit, Rechtsfrist, spatium deliberandi; überh. Frist.
acht(-, ach-, ac)bar, ansehnlich, herrlich, bes. als Titelbezeichnung grosser Herren. – acbar maken, autenticare, eine Urkunde als authentisch bezeichnen.
achtbarheit, Ansehen; ceremonielle Weise.
achtbarlik, ansehnlich, achtungswert; -liken, adv. honorabiliter.
achtede, der achte. de achtede (oder achte-) dach, die Octave eines Festes.
achtegede, achtzehnte.
achtehalve, sieben und ein halb.
achtelink, eine kleine Münze, 5½ Pf. (= kortelink).
achten, sw. v. 1. rechnen, zählen, die Zahl überschlagen, schätzen, taxieren. 2. berücksichtigen. 3. aufmerksam auf etwas sein, achten, besorgen. 4. beraten. 5. erachten, glauben.
achtendêl, Achtel einer Tonne.
achtentich, achtzig.
achter, m. Abschätzer, Taxierer.
achter (achtere) u. echter, m. der in der Acht befindliche, proscriptus.
achter, präp. mit Dat. u. Acc. 1. hinter; -längs, durch-hin, achter (den) straten, per vias; achter lande, per terram; de achter lande lopet, erraticus; adv. achter landes. 2. zeitlich: nach.
achter, adv. 1. hinten; van achter to, von hinten her; achter af, hinterwärts, zurück. 2. zeitlich: später, nachher. 3. modal: to achter, a retro; to a. bringen, zurück (nicht vorwärts) bringen (bildlich); to a. gân, zurückgehen (weniger Einnahme, Gewinn etc. haben); mit Gen. verlustig gehen; to a. komen, Abnahme erleiden, verlieren; to a. sîn, im Rückstande sein, frz. être en arrière; mit Gen. oder mit an: Forderungen an jemand haben.
achter, adj. hinter; Comp. achter u. echter; Superl. achterste u. echterste.
achterbakes, adv. hinter-rücks.
achterbliven, unterbleiben; a. laten sein lassen.
achter-bort, f. Nachgeburt.
achterdeken, subdecanus.
achterdêl, Hinterteil; bildlich (Ggs. zu vordêl): Nachteil, Schaden.
achterdenken, Hintergedanke.
achterebbe, die letzte Zeit der Ebbe.
achtergerede, Schwanzriemen der Pferde (postela).
achterhalves, hinterrücks (von der Hinterseite her).
achterhode, f. Nachhut.
achterhol, n. After.
achterholt, m. u. n. Hinterhalt.
achterhoren, verleumdet werden.
achterklap, üble Nachrede, Verleumdung.
achterklappen, afterreden, verleumden.
achterklapperie u. achterklappinge, Verleumdung.
achterklapper, Verleumder.
achterkolsen, verleumden.
achterkolser, Verleumder.
achterkopen, verleumden.
achterkoper, Verleumder.
achterkosen, afterreden, verleumden.
achterkoser, Verleumder.
achterkoserie u. achterkosinge, Afterrede, Verleumdung.
achter-laten, hinter-, zurücklassen; versäumen, unterlassen, übergehen.
achterlatenisse u. achterlatinge, Versäumung, Sünde.
achterlogene, Verleumdung.
achtern u. echtern, sw. v. hintansetzen, entfernen; refl. zurückbleiben.
achterna, adv. hintennach, hinterher.
achterpart, Hinterteil.
achterport, Hinterpforte, After.
achterrât, späterer Rat.
achter-rêp, Hinterseil, Schwanzriemen (postela).
achter-sele, Hintersiele, Hinterriemen, postela; die schwerste Stelle im (vierspännigen) Zuge. in de a. komen, bildl.: zurückkommen, in seiner Nahrung Abnahme leiden.
achterspil, Ehebruch.
achtersprake, -spreke, Afterrede, Verleumdung.
achterspreken, afterreden, verleumden.
achterspreker, Verleumder.
achterstân, zurückstehen, rückständig sein.
achterstedich, rückständig.
achterstellich, zurückbleibend; rückständig.
achterstendich, rückständig.
achter-terden, umgesetzt für: achtertreden, zurücktreten.
achtertow, Hintertau (Ggs. vor-tow).
achter-ût, hinten-aus.
achtervlôt, die letzte Zeit der Flut.
achtervoget, Untervogt.
achtervolgen, nachfolgen, nachkommen; verfolgen, bes. im jurist. Sinne, eine Sache, Klage etc.; bei versessener Rente den Eigenthümer eines Hauses zum Verkauf treiben.
achterwaren, bewahren, beschirmen.
achterwascher, Hinterkläffer, Verleumder.
achterwech, Rückzug, Rückweg.
achterwegen bliven, unterbleiben; a. laten, unterlassen.
achterwert, -wart, -wort, hinterwärts, zurück.
achterwort, üble Nachrede.
achtesman, Plur. -lude, der zur Beratung gezogen wird, Teilnehmer einer Acht, Schöffe etc.
..achtich und -echtich, Adjectivendung, entw. von acht (Art oder Weise) oder = (h)aftich.
achtinge, f. (Rechnung) 1. Achtung, Aufmerksamkeit. 2. Wertschätzung. 3. Stand.
achtinge, Ächtung.
achtlos = echtlos.
achtwort, s. echtwort.
acker, m. auch n. beackertes Land.
ackeren, sw. v. ackern, ackertlant, Ackerland.
ackeren, n. Eichel; Eichelmast. s. auch eckeren.
ackerenval, Eichelnfall; Eichelmast.
ackerkrût, agrimonia.
ackerman, Plur. -lude, Ackersmann, Bauer; auch Benennung der Bachstelze, bes. in der Deminutivform: ackermänneken.
ackermome, Ackermuhme, d. i. die Frau, die in einer grösseren Wirthschaft auf das Vieh und die Mägde achtet. s. mome.
ackerpage, Ackerpferd.
ackerrecht, Ackerzins.
ackertrad, polygonum aviculare?
ackervent, s. vent.
ackerwerk, n. concr. alle Ländereien, die mit dem Pfluge bearbeitet werden.
ackét (aket), Nachstellung, Hinterlist, insidiae.
adebar (und edebar, edebere), m. Storch.
adebars-brôt, Geranium Robertianum; Iris Pseudacorus.
adebars-kasber (Storchkirsche), Ribes nigrum.
adebars-snavel, Storchschnabel; Geranium Robertianum.
adebars-nibbe, Delphinium consolida u. Geranium cicular.
adek(e), Attich, ebulus.
adel, ags. adul, Stollen (im Bergbau).
adel (âl), m. Geschwulst, Geschwür, bes. Fingergeschwür, panaritium.
adel (addel, eddel, iddel), ags. adele, zusammengeflossene garstige Feuchtigkeit, Jauche, Mistjauche.
adel, m. und n. Abstammung, bes. freie, edle Abstammung; coll. die Adlichen.
adel-arn, edler Aar, Adler.
adelbrêf, Urkunde, welche den freien Stand eines Menschen bezeugt.
adelbroder, echter Bruder.
adeldôm, adellicher, freier Stand.
adelik, adellich, herrlich, vortrefflich.
adelkint, ein Kind von freier Geburt.
adel-, (addel)pôl, Mistpfuhl, Mistpfütze.
adelsone, ehelicher Sohn, Ggs. kevessone.
adem, m. Athem.
ademen, athmen.
ademtocht, Athemzug.
ader, adder (edder), Natter, jede (giftige) Schlange.
ader(e), f. 1. Sehne, Flechse des thierischen Leibes, nervus; Peitsche aus Sehnen gemacht; Rippe in den Pflanzen. 2. Blutröhre, Ader. 3. Plur. das Innere, Eingeweide, Mutterleib. Vgl. inaderen.
ader(e), mhd. eter, Staken, Knüppel, woraus man die Zäune macht. s. eder.
aderen, sw. v. mit Sehnen (Adern) versehen, den Sattel aderen, beziehen und bepolstern; aus Sehnen machen, aderde repe, funes nervicei.
aderich, 1. schlangicht, viperinus. 2. sehnicht, nervosus.
aderkouwen, ârkouwen, wiederkäuen.
ader, (adder) -slange, (tautol. Zstzg.) Natter.
aderstrûk, Strauch oder Knüppel zu Zäunen.
ader-tûn, Zaun aus Adern, Gehegezaun. s. edertûn.
aderen-, aderlater, der zur Ader lässt.
aderensleger, der zur Ader lässt, Schröpfer, minutor.
adermonie, Agrimonia, Eupatoria.
aderwech, Schlangenweg, Schleichweg.
aderwort (Natterwurz), serpentina.
adich, Attich.
admâl = etmâl.
a-drotich, überdrüssig.
â-ducht (adoit), f. Wasserzucht, Abzucht des Wassers, aquaeductus, canalis s. auch agetucht.
advenant, na advenant, nach Verhältnis, frz. à l'advenant.
advente, f. Advent, die Adventszeit.
af, präp. ab, von, von-herunter.
af, ave, adv. ab, herunter, von – weg. af (ave) sîn oder wesen, abwesend sein; abgesetzt sein; abgethan, beendigt sein; los, ledig sein; af hebben, herunter, weg, abgeschafft haben; af unde an, hin und her (räumlich); dann und wann (zeitlich); af of an, ja oder nein (modal); af unde to, hin und zurück; ab und zu; ja oder nein. – Häufig = daraf (wie mede = darmede). Viele Verben werden mit af und dem Dativ verbunden, die nicht so sehr als Composita anzusehen sind, als vielmehr nur bezeichnen sollen, dass eine Thätigkeit zum Nachteil und Schaden oder Leidwesen der durch den Dativ angegebenen Person geschah.
af-asen, abfressen, bildl. rupfen, um sein Gut bringen (?).
af-baden, verlieren, einbüssen? niederlegen (ein Amt)?
af-bate, Abnutz, Nebennutz, unrechtmässiger Vorteil.
af-bede, Abbitte.
af-beholden, -halden, abgewinnen im Wege Rechtens.
af-beiden, abwarten.
af-beraden, ausberaten, abfinden, (Kinder) aussteuern.
af-bernen, abbrennen.
af-bersten, abbrechen.
af-bidden, ab-, erbitten.
af-binden, abbinden, ablegen.
af-biten, wegbeissen.
af-bloten, ab-blössen, (Holz) weghauen.
af-bodelen, -bolen, jem. wegen seiner Ansprüche abfinden (s. bodel, bôl).
af-boren, abheben, wegnehmen.
af-borgen, gegen Bürgschaft abnehmen.
af-borst, Abbruch.
af-bot, Abgebot, Abbestellung.
af-bouwen, beim Bebauen eines Landes einen andern benachteiligen.
af-breke, Abbruch.
af-breken, 1. intr. Abbruch erleiden, abnehmen, kleiner werden (auch unpers. mit Dativ). 2. trans. Abbruch thun, wegreissen, benehmen, abziehen (in der Bezahlung). Refl. sich zurückziehen, nicht länger leisten wollen.
af-breker, Wegnehmer, Räuber, der (den Armen etc.) Abbruch thut.
af-brekicheit, Abbruch, Abgang, (defectuositas).
af-brekinge, Benehmung, Beraubung.
af-brennen, ab-brennen (der Inf. lautet in guten mnd. Quellen stets af-bernen).
af-bringen, 1. wegnehmen. 2. verbringen, verschwenden.
af-bringer, Verbringer, Verschwender.
af-brôk, Abbruch, Schaden, Nachteil; Mangel (der Zahlung von Zinsen etc.)
afbrokich und afbroklich, zum Nachteil gereichend, schädlich.
af-busemen, aus dem buseme (s. d. W.) nehmen; aus der Zugehörigkeit zur Familie, und, auf Leibeigene bezogen, aus der Hörigkeit entfernen, herausnehmen.
af-buten, ab-tauschen.
af-buwede, Abbau, Bebauung einer Bergwerksgrube.
af-dank, Abdank, Niederlegung einer Stelle, (afdanken 1. jem. seines Amtes entlassen. 2. sein Amt niederlegen).
af-degedingen, -dedingen, 1. durch gerichtliche Entscheidung oder Vertrag (Verhandlung) von einem gewinnen oder erzwingen. 2. durch Unterhandlung abwehren, durch Abfindung zufrieden stellen. 3. refl. durch Vergleich von Feinden sich losmachen, kapitulieren.
af-dêl, Abteil, Anteil am Erbe.
af-dêlen, 1. im Wege Rechtens aberkennen. 2. abteilen, als Abfindung zuteilen. 3. verurteilen.
af-delinge, Abteilung; Entscheidung (= schedinge).
af-delligen, -delgen, vertilgen.
af-dênen, durch einen andern Dienst wieder vergelten.
af-dingen, am Preise, an der Schuld etc. etwas abziehen; refl. sich durch einen Vertrag (Unterhandlung) frei, los machen, = afdegedingen.
af-dôn, entfernen, wegschaffen, aufheben; schlachten, töten: refl. mit Gen. oder van. ablassen wovon; sik afdôn van den live, Selbstmord begehen.
af-dorschen, abdreschen, abprügeln.
af-dracht, 1. Entschädigung, Genugthuung. 2. Schaden, Nachteil. 3. besondere, auszeichnende Tracht.
af-dragen, -dregen, 1. ab-, wegtragen; entfernen; abwenden. 2. Abtrag machen, Entschädigung leisten, büssen wofür. 3. Abbruch thun.
af-drechtich, Abtrag thuend, nocivus.
af-dreger, der etwas wegträgt, Ggs. todreger.
af-drenken, ertränken.
af-drepen, ein Abkommen treffen, sich vergleichen.
af-dringen, abdringen, erzwingen; (vom rechten Wege) abbringen.
af-driven, abtreiben; wegtreiben, wegnehmen; auch im Wege Rechtens entziehen.
af-drogen, 1. abtrocknen. 2. austrocknen, das Wasser ablassen.
af-drouwen, 1. durch Drohung nehmen. 2. durch Drohung zum Abzuge bringen.
af-druppe, der unterste Teil des Daches, grunda.
af-dwagen, abwaschen.
af-dwingen, abzwingen, zur Zahlung nötigen.
afermund = overmund, Grosssprecherei, vorlauter Mund (afer, affer häufig = over).
aferwinnen, abgewinnen, benehmen.
af-eten, abessen, abfressen.
affersten = abfristen, (gebührende) Frist gewähren?
affe, Affe. Diese hochd. Form begegnet zuweilen auch mnd.
affen, äffen, höhnen, verspotten, gecken.
affenie = affenheit, fatuitas.
af-entlasten, verstärktes entlasten.
af-engen, abzwingen.
af-eren, abpflügen, durch Pflügen Land benehmen.
af-ermanen, abmahnen, abfordern, exigere.
af-eschen, abfordern, Auslieferung, Übergabe etc. verlangen.
af-evenen, eben, gerade machen, schlichten.
affetucht = avetucht, s. aducht u. ageducht.
af-frien, wegfreien, weg-heiraten.
af-gân, weggehen; aus dem Leben scheiden, sterben; abnehmen (vom Monde etc.); verloren gehen; abgehen, nicht zu Stande kommen; loskommen, sich der Anklage entledigen. – Mit Gen. (u. Acc.) verlassen, aufgeben, verzichten, sich entäussern. – Trans. gehend erreichen (auch bildlich: bekommen).
af-gank, Abgang, das Abgängig-werden.
af-gedinge, Loskaufung eines Unfreien, Freigebung.
af-gelden, abkaufen, bezahlen; refl. sich loskaufen.
af-gnagen, abnagen.
af-godesch, abgöttisch, Abgötter anbetend.
af-godie und af-goderie, Abgötterei.
af-got, Plur. af-gode, Abgott; fem, af-godinne.
af-graven, weg-graben.
af-gripen, weggreifen, gefangen nehmen.
af-grunt, -grunde (Genus wechselnd), Abgrund.
af-grundich, tief (wie ein Abgrund).
af-guden, jem. wegen seiner Ansprüche abfinden.
af-gunst, -gunsticheit, Ab-, Misgunst.
af-hagen, durch Setzung eines lebendigen Zaunes Land wegnehmen.
af-halven, abseits, s. halve.
af-handelen, durch Verhandlung bestimmmen, festsetzen.
af-handelinge, (endliche) Festsetzung, Abschluss der Unterhandlung.
af-hansen, mit harten Worten jem. schelten.
af-harden, -herden, abmahnen, Ggs. an-, toherden.
af-hardich (Ggs. vul-hardich), nicht ausdauernd, überdrüssig.
af-heimisch, aus der Heimat abwesend.
af-heimischeit, Abwesenheit aus der Heimat.
af-heldich, geneigt, abschüssig, proclivis.
af-heldicheit, Abhängigkeit, Abschüssigkeit, proclivitas.
af-henden, abhanden; van affhenden bringen, verloren gehen lassen, beiseite schaffen.
af-hendich, nicht vorhanden, nicht anwesend, verloren. a. maken, wegnehmen (Privilegien, Bullen etc.). a. werden, verloren gehen. Refl. sik a. maken, sich entfernen.
af-hoden, abweiden.
af-holden, im gerichtl. Sinn: abwehren, eine Beschuldigung von sich weisen.
af-holt, besonders aus der allgemeinen Holzmark ausgeschiedenes Gehölz; Abgang vom Holz, Fallholz.
af-horen, erhorchen.
afhoste (afhuste, afhorst, afhoster), Kleinzehnte, decima minuta; wahrscheinlich ein Blutzehnte (vom Jungvieh), syn. mit aftegede.
af-houw, Abhieb.
af-houwen, abhauen; bes. den Kopf abhauen, hinrichten durch Köpfen; bildl.: einstellen, aufhören mit etwas.
af-houwer, ein Schmiedewerkzeug?
af-huden, abhäuten.
af-huren, abheuern, abmieten.
af-jagen, abjagen (Raub, gestohlenes Gut etc.).
af-jeger, der geraubtes oder gestohlenes Gut dem Räuber oder Diebe abjagt.
af-kennen, sein Amt niederlegen, = af-kesen.
af-keren, weg-, abwenden, verhüten.
af-kerich, abwendig, nicht geneigt, feindselig.
af-keringe (afkerent, afkêr), 1. Abwendung, Abfall. 2. Widerwille, Aversion.
af-kesen, (den Dienst) aufsagen, das Amt niederlegen, abdanken; von Bauern: freiwillig abziehen von einem Hofe.
af-kesinge, Amtsniederlegung.
af-kiven, abstreiten.
af-klaffen, durch Schwatzen wegnehmen.
af-kleien (-kleigen), abkratzen.
af-klimmen, ab-, heruntersteigen.
af-komen, intr. abkommen, abgehen (von einem Amte), loskommen (mit Gen.); trans. einholen; ersetzen.
af-kopen, abkaufen; von jemand ein Recht, eine Berechtigung kaufen; Rente einlösen (durch Wiederbezahlung des geliehenen Capitals).
af-korten, abkürzen, kürzen.
af-kortinge, Kürzung, Schmälerung.
af-kottiseren, mit einer Quote abfinden.
af-krigen, abstreiten.
af-kriten, (mit Kreide) bezeichnen, abteilen.
af-kubbinge, Anbau (einer Scheune etc.), vgl. ûtkubbinge.
af-kummern, durch Beschlagnahme entziehen.
af-kundigen, öffentlich bekannt machen (bes. durch Verlesung von der Kanzel).
af-kundiginge, -kundinge, öffentliche Bekanntmachung (von der Kanzel); spec. Aufgebot der Brautleute.
af-lân = aflaten.
af-landich, (vom Winde:) vom Lande her wehend.
af-langen, mit ausgestreckten Armen erreichen; überh. erlangen, erreichen, bekommen; mit dem Geiste erreichen = begreifen.
af-lât, n. Ablass.
af-laten, herunterlassen; das Wasser (eines Teiches) ablassen; heruntersetzen, von einem Hofe, Gute etc.; ablassen (zu thun); abstehen, verzichten.
af-latinge, Verzichtleistung.
af-leden, abglieden, abtrennen; dem doden de hant af-leden, die abgelöste Hand eines Erschlagenen vor Gericht bringen statt des ganzen Körpers.
af-ledigen, ledig machen, ablösen.
af-leger (-lager), Absteigequartier, Einkehr; Recht der Einkehr und freien Zehrung.
af-leggen, 1. niederlegen; bes. Waffen, Gepäck etc., um es Wegelagerern zu überlassen oder auch um einzukehren, daher: Herberge nehmen; afleggen laten, aufnehmen, bewirten. 2. bei Seite legen, abstellen, abschaffen, abschlagen, von sich schieben; entlassen, abfertigen. 3. von Schiffen: auf oder in See gehen, abfahren. 4. bezahlen (die Schuld ablegen), befriedigen (durch Bezahlung der Schuld), vergüten. – Refl. sich einer Ansprache rechtlich entledigen.
af-legginge, Bezahlung, Erstattung.
af-legich, (-leggich), weigerlich, hinderlich.
af-lenen, ableihen.
af-letich, ablassend wovon.
af-leven, erleben.
af-lever, der etwas erlebt.
af-livich, a. werden, mit Tode abgehen, sterben.
af-lopen, intr. 1. weglaufen. 2. trans. laufend einholen.
af-losen, ablösen; von einer Schuld abbezahlen.
af-losinge, Ablösung, Aufhebung.
af-loven, abgeloben, geloben etwas abzustellen.
af-luren, abwarten.
af-maken, abmachen, endigen, eine Sache ins reine bringen; in der Kochkunst: schliesslich zubereiten, die letzte Hand anlegen.
af-malen, 1. mit einem Mal bezeichnen; den Schweinen ein Mal aufbrennen. 2. abmalen, schildern.
af-manen, abmahnen (Geld etc.), einfordern.
af-meten, ab-, ermessen.
af-minnen, weglieben, d. h. durch Liebe wegnehmen, verführen, vgl. af-frien.
af-morden, durch Mord benehmen.
af-name, Beiname, appellatio ignominiosa.
af-negen, abbiegen, vom rechten Wege sich abwenden, declinare.
af-nemen, abnehmen; von einer Verpflichtung, Beschuldigung, Ansprache befreien (bes. durch einen Eid); schliessen, urteilen.
af-neminge, Benehmung; das Sühnegeld für einen Erschlagenen an dessen Verwandte.
af-nemer, der ab-, wegnimmt; der jem. von einer Beschuldigung befreit.
af-nouwen, abdrängen, abzwingen.
af-ogen, bemerken, erblicken.
af-ort, abgelegener Ort.
af-panden, ab-pfänden, von jemand ein Pfand nehmen.
af-persen, ab-, herauspressen.
af-radelse, Rätsel.
af-raden, abraten; = af-verraden, durch Verrat hingeben, prodere.
af-rede, Abrede, Leugnung; in a. sîn, leugnen.
af-rêken, abreichen (mit Ausstreckung des Armes berühren), erreichen (eig. u. bildl.); herunterreichen.
af-rekenen, -reken, abrechnen, kürzen, defalcare.
af-richten, 1. durch einen Richterspruch erledigen und entscheiden. 2. durch einen Richterspruch aberkennen, Ggs. torichten. 3. entrichten (eine Schuld). 4. hinrichten. 5. abfertigen; abweisen, ausschelten. – Refl. sich versöhnen.
af-richtinge, Entscheidung; Schlichtung.
af-riden, reitend erreichen.
af-rigen, herfliessen, derivare.
af-risinge, Einkünfte, Gefälle (af-risen, herunter-, abfallen).
af-riten, abreissen.
af-ronnen, niederrennen, rennend vom Pferde stechen; refl. sich den Kopf abrennen.
af-ronnich (-runnich, -rinnich), weggekommen, entlaufen; a. werden, entrinnen.
af-ropen, verkündigen, proclamare.
af-roven, weg-rauben.
af-rucken, wegrücken, wegreissen.
af-rumen, den Platz, Ort verlassen, räumen, abziehen.
af-runstig, (wegläufig, weglaufend), a. werden, entrinnen, sich vor Gericht nicht stellen (contumax) ungehorsam sein; a. maken, veräussern, in andere Hände bringen.
af-rute, abrotanum.
af-sate, a. unde upsate, das Ab- und Aufsetzen der Meier.
af-schaffen, fortschaffen, entlassen.
af-schatten, als Steuer oder Schatzung abnehmen, abpressen.
af-schedeliken, abgeschieden (von der Welt).
af-scheden, 1. trennen, absondern (Part. afgescheden auch: absonderlich, seltsam). 2. aburteilen; absprechen, aberkennen. 3. verabschieden.
af-schedinge, Trennung.
af-schelken, zwei Holzteile in einander passen; durch Anstückung verlängern (?).
af-schêt, 1. Abscheidung, Abfindung. 2. Abschied, (schliessliche) Verabredung. 3. Vergleich. 4. Bescheid.
af-scheten, abschiessen; intr. herabschiessen, herabstürzen, -fallen.
af-scheven = af-schuven, ab-, wegschieben.
af-schillen, -schellen, abschälen, decorticare.
af-scholen, abspülen, durch das Anschlagen des Wassers wegspülen.
af-schoren, abreissen.
af-schrapen, abschaben, abradere (af-schrapels, was abgeschabt ist).
af-schriven, durch ein Schreiben aufkündigen.
af-schulen, im Versteck abwarten.
af-schumen, abschäumen, defecare.
af-schuw, Abscheu.
af-schuwelich, abscheulich.
af-schuwen, abschrecken.
af-schuven, ab-, wegschieben.
af-seggen, 1. entscheiden, ein Urteil etc. aussprechen; und persönlich: verurteilen. 2. absagen, verzichten; den Frieden aufkündigen, renuntiare. afgesechter vient, der sich öffentlich als jemandes Feind erklärt hat; de veide a., die Fehde absagen, erklären, dass sie abgethan ist.
af-sên, visieren (ein Geschütz zum Abfeuern nach dem Ziel).
af-settelse, Nische zum Aufbewahren (vgl. afside).
af-setten, 1. ab-, heruntersetzen, auch vom Preise; die Kaufmannsgüter ins Schiff bringen (mittelst eines Krahnes), (gewaltsam) vom Wagen abladen. 2. ablegen, entfernen; absetzen, aus dem Amte entfernen. 3. aussondern, ausstatten (Kinder).
af-sichten, absondern (durch Sieben), aus dem Wege räumen (?).
af-sichtich, ersichtlich, aus der Ferne sichtbar.
afside (gr. ἀψίς, mlat. absida), Seitenschiff (der Kirche); halbrunder Anbau an den Chören; dann (mit volkstümlicher Etymologie von side, Seite) jeder Seitenraum, auch kleiner Anbau an der Seite des Haupt-Gebäudes.
af-sin = af-sinnicheit, Wahnsinn.
af-sinnich, von Sinnen, unsinnig.
af-sinnicheit, Wahnsinn.
af-sitten, 1. sich heruntersetzen. 2. trans. absitzen, sitzend etwas thun.
af-slach, 1. Werkzeug eines Schmiedes, Schmiedsstock, pistillus. 2. Abnahme, Verminderung; abschlägige Zahlun; Heruntersinken im Preise. 3. abschlägige Antwort.
af-slân, 1. abschlagen, erschlagen; schlachten; zurückschlagen, zurücktreiben, niederschlagen; abladen, abwerfen; abziehen, abrechnen, defalcare; in Abschlag bezahlen; (in Beschlag nehmen?) 2. intr. einen Weg zur Seite einschlagen; heruntergehen, sinken im Wert; misraten; rückgängig werden.
af-sliken, abschleichen, durch Überrumpelung nehmen.
af-sliten, 1. abschleissen, abnutzen. 2. niederreissen.
af-sloten, durch einen slôt (Graben) abgrenzen.
af-sluten, 1. abschliessen. 2. das Schloss wieder abnehmen.
af-smachten, aushungern, durch Hunger zur Ergebung zwingen.
af-snede, Abschnitt (als Teil oder Ende).
af-sniden, abschneiden; ein afgesneden (d. i. kurzes) Kleid. – afgesneden, von der christlichen Gemeinschaft getrennt, Ungläubiger, Sectirer, Ketzer; so heissen z. B. die Russen de ungelovigen, afgesneden Russen.
af-snoien (-sneien), als Schnatbaum bezeichnen. Dazu d. Subst. afgesnoginge.
af-sogen, (Kind) entwöhnen.
af-son(e), Versöhnung, Genugthuung, Abfindung.
af-sonen, versöhnen, abfinden.
af-spannen, abspannen, wegnehmen.
af-spannen, weglocken, abspänstig machen.
af-spenen, -sponen, (Kind) entwöhnen, von der Mutterbrust (spene) entfernen.
af-spennich maken, abspänstig machen.
af-splêt, abgerissenes Stück, Abspliss.
af-spliten, abspleissen, abtrennen.
af-spreken, 1. (das Urteil) abgeben, verkünden. 2. lossprechen, freilassen. 3. die Berechtigung in Abrede stellen, bestreiten.
af-sproke, m. Urteil, Erkenntnis.
af-spruten, absprossen, abstammen.
af-staken, s. staken.
af-stân, 1. sich herunter stellen, absteigen. 2. abstehen von etwas, abtreten, mit Gen. 3. von etwas oder von jemand sich lossagen, abfallen, mit Gen., seltener mit Dat. (der Person). 4. sein Amt niederlegen.
af-stant dôn, Verzicht leisten.
af-staven (?) = af-stuven? abhauen.
af-steken, (im Turnier oder Kampfe) vom Pferde stechen; (vom Wagen) herunterwerfen, abladen? – Refl. sich wegschleichen.
af-stelen, refl. sich wegschleichen.
af-stellen, 1. wegstellen, entfernen. 2. verweigern.
af-sterven, weg-sterben; ab-, aussterben.
af-sticht, Verzicht.
af-stichten, verzichten, cedieren.
af-stichtinge, Verzicht, Verzichtleistung. a. dôn, verzichten, aufgeben, verlassen.
af-stigen, 1. vom Pferde steigen. 2. trans. durch Ersteigung abgewinnen (Stadt, Festung etc.).
af-storrich, verdreht (in Sinn und in Sitten), distortus, störrisch. Vgl. asturich.
af-storricheit, störrisches, abstossendes Wesen, distortio.
af-storten, ab-, herunterstürzen.
af-stortinge, Abstürzung; im Deichwesen: Kamm-, Kappstürzung.
af-stôt, schlechte Wolle, die auf dem Streichbaume abgestossen ist; Wollabfall.
af-stoten, abstossen.
af-stoter, Gesell der Lederarbeiter, welcher das Haar von den Fellen abstösst.
af-strick, s. astrick.
af-stri(c)ken, benehmen, entziehen; (Pferden) den Zaum etc. abnehmen, abschirren. – de hant a., die (Eides)-hand benehmen, d. h. jemand durch einen besseren Beweis am Eide hindern.
af-stroifen, abstreifen.
af-sturen, ablenken.
af-stuven, stuf (d. i. stumpf) machen, abhauen.
af-sunderen, 1. absondern, ausscheiden; afgesundert, von der christlichen Gemeinschaft getrennt = afgesneden, de affgesunderten (oder ungelovigen Russen.) 2. abfinden.
af-sweren, durch Beschwörung von sich abwenden, expiare; durch einen Eid (resp. Meineid) abgewinnen; den Eid leisten bei Niederlegung des Amtes. Der neue Rat swert to, der alte af.
af-swik dôn, mit Gen. von etwas lassen, etwas nicht thun wollen, in Stich lassen.
af-swoninge, Sühne, Aussöhnung, s. swone.
af-tappen, abzapfen, abschöpfen.
af-tegede, der Schmalzehnte; decima minuta. = afhoste.
af-tekenen, bezeichnen, festsetzen.
af-tên, abziehen; wegziehen, abreissen; schmälern (mit Dat. d. S.), detrahere. – Intrans. u. refl. abziehen, weggehen.
af-ticht, Verzicht.
af-tichten, verzichten.
af-tichtinge, Verzichtleistung.
af-toch, Abzug; Entfernung.
af-toppen, die Spitze (top) eines Baumes abhauen.
af-toven, abwarten.
af-trecken, abziehen; intr. weggehen.
af-trede, Zurücktreten, Abfall.
af-treden, ab-, zurücktreten; abfallen (mit Dat. d. P.).
af-treder, Abtrünniger.
aftrunnich = afrunnich, -ronnich.
af-tugen, durch Zeugenbeweis nehmen.
af-tunen, abzäunen, durch Setzung eines Zaunes Land benehmen.
af-tuschen, betrügerisch abnehmen.
af-vallen, herunterfallen; ausfallen, einen Ausfall machen; Ggs. bi-vallen, keinen Beifall geben, Unrecht geben.
af-varen, abziehen, weggehen; trans. varend erreichen.
af-vellich werden, abfallen; abgängig werden, verloren gehen.
af-verdigen, absenden.
af-veren, (entfernen), absenden.
af-verraden, verräterisch wegnehmen oder entziehen.
af-villen, die Haut, das Fell abziehen.
af-vinden, durch Urteil und Recht aberkennen.
af-vlêten, (ein Gewässer ableiten;) herfliessen, derivare.
af-vlegen, weg-, fortfliegen.
af-vlên, fort-, wegfliehen.
af-vlomen, die Vlomen, Schuppen des Fisches wegnehmen, exsquamare.
af-vore, Aus-, Wegfuhr; Ggs. tovore.
af-vragen, von jemand etwas erfragen.
af-vrêschen, erforschen, erfragen.
af-vundicheit, das Abgefundensein, Berichtigung, Abstellung.
af-wachten, abwarten, erwarten.
af-warden, abwarten.
af-waschen, abwaschen; ab-, wegspülen.
af-wassen, abnehmen, decrescere.
af-wech, unrechter Weg, das vom Wege abliegende, invia; Schlupfwinkel.
af-wedden, büssen, Strafe geben wofür.
af-wegen, herunter bewegen, abheben.
af-wegen, erwägen, bedenken.
af-weien, wegwehen.
af-wenden, abwenden; refl. abtreten.
af-wendich, abwendig; a. maken.
af-werken, 1. abhegen, durch ein Gehege etc. trennen. 2. abmachen, abthun.
af-werpen, 1. ab-, herunterwerfen. 2. absetzen, des Amtes etc. entsetzen.
af-wesent und afwesinge, Abwesenheit.
af-weser, der Abwesende.
af-wessel (= awasel), Cadaver.
af-wesselen, durch Tausch von jemand empfangen.
af-weven, abweben, fertig weben.
af-wien, ab-weihen, der priesterlichen Weihe berauben.
af-wiken, abweichen; ab-, bei Seite treten.
af-willigen, etwas von jemand mit dessen Bewilligung bekommen.
af-winnen, abgewinnen, bes. in gerichtlichem Streite.
af-wischern, entgleiten, schnell herunterkommen.
af-wise, Abweise, irrige Weise, Thorheit. s. awise.
af-wisen, 1. abweisen, zurücktreiben; die Geschwornen zur Beratung abtreten lassen. 2. (durch richterliches Erkenntnis) aus dem Besitz vertreiben. 3. jemandes Klage abweisen. 4. ein Urteil aussprechen.
af-wisich, thöricht. s. awise.
af-wokern, durch Wucher nehmen.
af-wreken, abreissen (= afbreken?)
a-gank, Wassergang, -lauf.
age-ducht, Wasserzucht, Abzugsgraben. s. a-ducht.
agen, age, Ährenspitze, festuca.
aget-, agetstên, Bernstein (auch glossiert als adamas). Oft mit Achat (Agat) und Magnet verwechselt.
aget-var, agatfarbig.
agnus dei, geweihtes Anhängsel von Wachs mit dem Bilde eines Lammes; jedes Anhängebildchen.
a-grunt, Wassergrund, Flussbett.
ahelle, die Pflanze morsus galline (Hühnerdarm).
ai- s. ei.
ake-ducht = ageducht, aducht.
akeleie, -leige, Aquilegia vulgaris; akeleigesât, semen aquilegie vel psilium.
akelter, rubus.
aken (haken), sw. v. gierig nach etwas trachten.
akenbroder, Pilger nach Achen.
Akenvart, Wallfahrt zur h. Jungfrau nach Achen (in jedem zehnten Jahre eine Hauptwallfahrt).
aker, Acher, von Achen.
aker, akeren, ein kupferner Koch- oder Waschkessel, caldarium, chaudron.
akes (axe), Axt. s. exe.
akesch, von Achen.
aklenter, rampnus; ageleia, aglei.
akôr, Zurüstung zu einem Feste, apparatus (?).
al (alle), adj. im Sing. jeder, alle man, alle minsche, jedermann; ganz. al (alle) de werlt, al(le) den dach, al(le) Frankrike. Plur. alle; – subst. al (alle, allent) dat, alles was. – Adverbialisch: unde al, gänzlich; mit Präp. in-, mit alle (allen)-, to alle-, int alle-, van alle gänzlich, durchaus, omnino; over al, überall; durchaus, gänzlich.
al, alle, adv. ganz, gänzlich, vor Adj. (al naket, al blôt etc.) u. Adv. u. Präp. z. B. al degelike, al sere, al umme, al ût, al dore (durch und durch) etc. vor Partic. al lesende, immerfort lesend, al schriende (clamando), al bevende (tremendo) u. a. vor Conj. al êr (bevor), al wante (bis). – Als Zeitadv. schon (jam) u. immer.
al (alle, allent), Conj. – Concessivsätze bildend: obgleich. Der Satz mit al kann vorangehen oder nachfolgen. – Verstärkt wird al durch ôk und wol. Häufig in der Formel: al is (isset) dat, al isset ôk dat, al si it (engl. al be it), al ne si nicht.
âl, contrah. aus adel, Schmutz.
âl (êl), m. Aal.
âl, f. Ahle oder Pfriemen der Lederarbeiter, subula.
alandesblei, vielleicht Alandblecke, ein Süsswasserfisch.
alant, 1. Name einer Fischart: Alander (capito, cyprinus jeses.) 2. Name einer würzhaften Pflanze, enula (inula helenium, campana). Darauf abgezogener Wein: alandeswîn; und Bier: alandesbêr, alantbêr.
albaster, Alabaster.
albedelle (-dalle, dille, dulle), d. i. al mit alle, ein verstärktes mit alle, ganz und gar, insgesamt, funditus.
alber, alberbôm, Pappel (Erle).
al-bere, Johannisbeere, bes. die schwarze (kakelbere).
ald- s. old-.
al-dages, al-dagelikes, all-täglich; auch als Adj. aldages-klêt.
al-deger, alledeger, gänzlich, völlig. s. deger, degger.
alder = aller. Verstärkung von Adj. (bes. des Superlativs) u. Adv.
alderman = olderman.
al-dink, adv. gänzlich, durchaus.
al-dor(e), durch und durch, gänzlich.
al-dorgen = al-dore, durch und durch, durchaus.
al-dus, adv. (verstärktes dus), also.
al-dus-dân, adj. (also-gethan), sothaner, solcher u. aldusdanich.
al-dusk (-dussik), adj. solch.
al-duslange, adv. bisher, bis jetzt.
al-duslik, adj. solch.
Ale, Demin. des Namens Adel (Al)heit.
Aleke (Alke), Demin. des Namens Adel-, Alheit; Name der schnatternden Gans und der schwatzenden Dohle. âlken-worde, flosculi aniles. – Aleke (Alleke) ist auch, wenn auch sehr selten, männlicher Eigenname.
alenborst s. armborst.
âlenen, âlnen, sw. v. alaunen. ge-alent ledder, alaungares Leder.
ale-vore, All-fuhre, eine Fuhre, die den ganzen Hausrat enthält, alienatio universitatis.
Alf (Alf-ken), Demin. des Namens Adolf.
alf, (böser) Geist, Elf.
alf-dore, der von den Elben (Elfen) sinnverwirrt geworden ist.
alf-hof, Teil einer Kupfer- oder Bleihütte, wo Dinge liegen, die nicht zum Redegut der Hütte gerechnet werden.
alf-pîl, eine Augenkrankheit (Elf-pfeil?).
alf-puste, eine Augenkrankheit.
alf-schot, eine Augenkrankheit (Elf-schuss?)
alganz, alleganz, verstärktes ganz (wie bei vele, alle vele, sehr viele). Adv. al ganzlike.
algader, allegader, all-zusammen.
al-gereide, -gereit, all-bereit, jamjam. s. alrede.
âlhorn, 1. Ahorn, platanus (Hagebuche). 2. Flieder, Hollunder, sambucus. s. auch elhorn.
âl-hort, -hurt, Flechtwerk zum Fangen der Aale.
al (alle) jarlikes, adv. all-jährlich.
alink (allink, aling, allig), adj. und adv. ganz, Plur. alle.
alinkliken, adv. völliglich.
âl-kiste, Aal-kiste, -falle.
âl-, (alen)korf, Aalkorb, -reuse, aus Weiden geflochten.
âl-krût, Satureja.
al-langes, ganz entlang.
allarm (ital. alle arme, zu den Waffen!) Allarm, Waffenruf; später bloss Lerm, Geschrei und Getöse.
allate, Oblate (= abbelate).
al-ledich (leidich) unde al-lôs, vollkommen ledig und los.
alleluja, a. leggen, das Halleluja (= jeden fröhlichen Gesang, dat alleluja, gloria in excelsis etc.) einstellen. Das geschah am Sonnabend vor Septuagesimae und am Sonnabend vor Advent.
aller- (alder) dinge, alderdink, durchaus, gänzlich; spätere Form: allerdinges (-gest).
aller-lîk, jeder, jeglich.
aller-malk, jedermänniglich.
alles, adv. Gen. ganz, gänzlich. alles bouen, ganz oben an, Ggs. alles nedene. alles (als) unde alles, durchaus.
allesdinges, durchaus, ganz.
all-(al)ên, all, ganz eins, dasselbe, gleich.
all-ene (eine, -enen), adj. einzig, allein. Adv. Conj. obgleich; mit folg. dat. a. dat, 1. obgleich. 2. nur dass; mit vorherg. wat, wat a., obgleich.
allen-enden, überall (an allen Enden).
all-ênes, -êns, ganz gleich.
all-enegen, adv. alleinig, ausschliesslich.
all-ensken, allmählich, pedetentim.
all-entel, adj. und all-entelen, adv. alleinzeln, allmählich, nach und nach.
all-entelken = all-entelen, adv. nach und nach, allmählich.
allen-t-halven, adv. nach allen Seiten, überall, vollständig, s. halve (Seite); mit Präp. in-, van-, to-, uppe-allenthalven.
all-entliken, adv. 1. allmählich, nach und nach. 2. ganz zu Ende, vollständig (dann aber zu trennen allent-liken, als Adv. form zu al = alletliken).
allentsamen, allensam, adv. zusammen.
allerlei, -leige, jeder Art; auch adj. jeglich.
aller-mallik, -malk (= allermanlik), jedermänniglich, jeder.
aller-slachte s. slachte.
aller-wegene, überall. s. wech.
allerweges = allewege, immer, allzeit.
alles-we, jeder.
allet-liken, adv. vollständig, gänzlich.
alle-wege, alwege, adv. immer, jedesmal, allzeit.
al-lik(e), adj. und adv. 1. ganz gleich. 2. durchaus, sehr. 3. gleich, trotzdem, dennoch; meist mit wol verbunden; allikewol, gleichwol.
al-lôk, Name einer Lauchart (Hohllauch?)
allûn, Alaun.
al-luttik, adv. (klein bei klein), allmählich.
al-man, alle-man, jeder; allemanne vastnacht, -vasting ist der Sonntag Invocavit.
al-mank, dazwischen (von der Zeit, interea temporis).
al-mechtich, 1. allmächtig (gew. nachgestellt). 2. bevollmächtigt.
almese, -misse, alle-misse, 1. Almosen. 2. kirchliche Stiftung. 3. Scheibe Brot (erst als Teller, Serviette, gebraucht und dann den Armen gegeben); daher almissenkorf, -vat, Korb oder Gefäss, worin diese Brotschnitte aufbewahrt wurden; u. almissenfreter als Schelte.
al-mêstich, -meistich, meistens, grösstenteils.
almissende = almese, -misse.
almutisch (zu almutium, kôrhôt,) Diakonen-mütze etc.
alne, 1. Aland, inula helenium. 2. Erle (s. elne).
all-nigens, -niges, adv. ganz neu, so eben.
alowê (alewede, alwede), Aloe.
âl-quabbe, s. quabbe.
âl-quast, Stange unten mit einem Büschel (quast) grüner Reiser, ins Wasser gestellt, um Aale zu fangen.
alre, stinkendes Geschwür, anthrax.
alre, aller, Erle.
alrede, f. Spielraum, Spielplatz. (alreta, walgstat. waligstat, area publica.)
alrede, -reide (verlängert algerede und verkürzt alrê,) all-bereits, schon.
alredinge = allerdinge, s.
alre-kunne (= allere kunne), jeder Art.
âl-rêp, Aal-reif, Werkzeug zum Fangen der Aale (Aalreuse).
âl-roppe (-ruppe), âl-grop, -grupp, Quappe.
alrune, die Pflanze mandragora (habens similitudinem hominis, die Wurzel nemlich), (auch glossiert mit algaricum; bubaquilon).
alruneken, kleines Bild des Elfen Alraun, aus der Wurzel der mandragora oder der Zaunrübe (bryonia) geschnitten.
als (els), adv. anders, sonst.
alsnick u. ansnick, Oelsenig, Thysselinum (Selinum palustre L.) alsnach, baldemonum; ansnik, baldemonia.
alsen(e), Wermuth, Absinth.
also, alse, als, 1. adv. also, so; also blint, so blind wie er war; oft nur gemütlich verstärkend; so, auf diese Art; mit Dat. deme also dôn, thun, wie gesagt ist; deme is also, es ist so, wie gesagt. – Corresp. mit einem relat. also oder dat; häufig hinweisend und erklärend, specificierend: nemlich; einteilend, als nu – als nu, bald – bald. 2. Conj. rel. wie – so, (al)so – also; sowol – alse; gelike alse; alse of (als wenn); wan alse, nach einem Comparativ; causal: also dat, weil; concessiv: obgleich; zeitlich: als, wann, wenn.
alsodân, -gedân, so beschaffen, talis.
alsodanich = alsodân.
al-somêr, fast, beinahe (s. somêr); auch alsomêr alse.
al-stede, ganz fest.
al-stedes, immer.
alstrak, s. astrak.
al-sulk (-solk, -silk), solcher.
al-sus, also; umme alsus, ganz vergeblich, umsonst, s. sus.
alsusdân, -danich, so beschaffen.
alswê = alleswê, wer immer, jedermann, quicunque.
alswôr, -wâr, -wo, wo auch immer, überall.
alswort, Schalottenzwiebel, Allium ascalonicum.
altar, alter (oltar, olter), n. und m. Altar.
altar-dôk, Altartuch, palla.
altardwele, dasselbe.
altar-liste, Altarborte?
altar-wapen, Altardecke, dextrale. (ein vorhang an eim altare).
altar-wicker, Altarzauberer, ariolus.
altar-here, Unterpriester, der einen Altar zu besorgen hat, altarista.
altar-horich, dem Altar zugehörig, zukommend.
alteges (= altoges), alles Zuges, in jedem Zuge d. i. stets, durchaus, durch u. durch, gänzlich.
altenen (al to enen), immerzu, immerfort.
altens = altenen.
altes = alteges, altoges.
alto, meist nicht das Übermass, sondern ein grosses Mass anzeigend = sehr.
altohant, -handes, sogleich, sofort.
altomale, allzusammen, gänzlich.
altôs (alletôs, altons, altes), adv. gekürzt aus al-toges, jedes Zuges, in jedem Zuge, stets, durchaus; altes als (= altes alles), in einem fort, durch und durch.
altvil, wahrscheinlich: Schwach-, Blödsinniger, fatuus (nicht: Zwitter). Etymologie unsicher.
alunen, sw. v. mit Alaun gerben; bildl.: prügeln.
âl-vanger, Aalfänger, überh. Fischer.
âlvank, Aalfang.
alve (lat. alba), Messgewand, ein langes, weisses, linnenes, zuweilen seidenes Hemd mit langen, engen Ermeln. mlat. poderis.
âl-vlêt, Aalspiess (= âl-elger, fuscina).
al-wâr, -wârs, ganz wahr; al wârs meinen, ganz sicher glauben.
al-weldich, allgewaltig.
al-weldicheit, Allmacht.
âl-, (ale)wer, Aalwehr; Pfahl- oder Flechtwerk im Flusse zum Aalfang.
al-willens und alwillinges, adv. absichtlich.
am, ame, Hülle, Hülse, Spreu.
amacht, Ohnmacht, Schwäche.
amachtich, 1. ohnmächtig, gew. amechtich. 2. wahrscheinlich auch = namachtich, Namen habend, angesehen, z. B. slecht, Geschlecht.
ambacht, -becht, -bocht, -bicht; ammecht, -micht, -met, -mit; am-bet, ambt, amt, n. 1. in gewerblichem Sinn: Handwerk (zünftiges); das Recht zur Ausübung eines zünftigen Handwerkes; die Handwerkszunft; jede andere Zunft, Geschäftsbetrieb jeder Art. 2. in dienstlichem Sinn: oberste Gewalt an der Stelle eines Landesherrn, Statthalterschaft; oberste Verwaltung der Gerichtsbarkeit, des Heerwesens etc.; Amt, als Verwaltungsbezirk; der pflichtmässige Beruf aller zur Verwaltung gehörenden Personen; jede zur Verwaltung anvertraute Stelle, überh. jeder anvertraute Dienst; als priesterliche Dienstverrichtung Amt, Hochamt, Messe, überh. Sacrament.
ambacht, ammecht, ampt, auch concr. Handwerker; Amtsperson (Drost, Amtmann, Vogt etc.)
ambacht-, ammetachtich, zunftmässig, zünftig.
ambachten, dienen; sîn recht a., vom Kläger: das thun, was das Recht verlangt, sein Recht verfolgen.
(ambachts)-, amptsbêr, Zunftgelag.
(ambachts)-, amptbrêf, Urkunde über eine Bestallung zum Amtmann.
(ambachts)-, ampts-, amptbroder, Mitglied einer Handwerkszunft, Zunftgenosse.
(ambachts)-, amptsdochter, Tochter eines Amtsgenossen.
(ambachts)-, ammetesel, Esel für den königlichen Dienst.
(ambacht)-, ammecht-, ammetgût, Amtgut, d. h. eine zu dem ammet gehörige Hufe.
(ambachts)-, amptesgewise, wie es bei einem dienstlich anvertrauten Amt üblich ist. (Ebenso amtmanswise).
(ambacht)-, ammicht-, ammethof, Amt- oder Haupthof, auch sadelhof und meigerhof genannt, curtis principalis.
(ambacht)-, ammethorich, zu dem ammet gehörig.
ambachthûs, Amthaus; Werkstätte, officina.
(ambacht)-, amptknecht, 1. Amtsdiener. 2. Handwerksgeselle.
(ambacht)-, amptkoste, Zunftgelag, Gilden-, Innungsschmaus.
ambacht-lên, ein zum Dienst des Amtmanns gehöriges und ihm lehnweise übertragenes Gut.
ambacht-, ammecht-, amptman, 1. im gewerblichen Sinn: Handwerker. 2. in dienstlichem Sinn: oberster Gewalthaber an der Stelle des Landesherren; oberster Befehlshaber einer Heeresabteilung, oberster Gewalthaber innerhalb eines bestimmten Bezirks.
(ambacht)-, amptmeier, Bauer auf dem Meierhofe oder Haupthofe des Amtes.
(ambacht)-, amptschulte, Amtsschulze, Schulze eines Salhofes.
(ambacht)-, amptvrowe, 1. Frau eines Zunftgenossen. 2. Frau eines Amtsschulzen. 3. Nonne, die im Kloster eine der höheren Stellen einnimmt.
(ambacht)-, ammetwinninge, Erwerbung des Rechter zur Ausübung eines zünftigen Handwerks.
ambasiate, ambesait, Bote, Gesandter, ambasiator.
ambeleren, sw. v. aus lat. ammaylare, mit Schmelzglas malen, frz. émailler.
amber, ammer, m. u. n. Eimer (Gefäss mit einem Henkel), Ggs. tover, Zuber, Gefäss mit zwei Henkeln.
amberch, sanft ansteigende Anhöhe, clivus.
ambolt, s. anebelte.
ambon (ἄμβων), Predigtstuhl, Kanzel.
amborst, -brost, -bost = armborst.
amborst (contrah. aus ademborst?), Engbrüstigkeit.
amborstich, engbrüstig, asthmaticus.
amborsticheit, Engbrüstigkeit.
ambort, Das Beispruchs- oder Retractrecht des nächsten Grenznachbaren, Vorkaufsrecht des Nachbaren auf das angrenzende, ambordende, Grundstück.
ame, m. = name, Beute, Raub.
am(e), (Gen. wechselnd) Ahm, Ohm, Tonnenmass für Wein, seltener für Bier.
ame, f. Ahme oder Eiche, pinta, metreta. 1. das bei der Obrigkeit aufbewahrte Richtmass, nach welchem die Messgefässe geprüft und geeicht werden. 2. das Zeichen, welches der Eichmeister den als richtig befundenen Gefässen aufprägt oder einbrennt.
amechten, sw. v. Ohnmacht zeigen, sich den Schein derselben gehen.
amechtich, kraft-, machtlos.
amechticheit, Ohn-, Unmacht.
amede, n. = ame, Ahm, Ohm.
amedom, -dum, -dunk, -lung, amidum, Kraftmehl, Stärkemehl (aus griech. ἄμυλον).
amegelt, Ohm-, Ahmgeld, Abgabe, die der Weinzapfer von jedem Ohm an den Rat zahlt.
amehûs, Ohmhaus, in welchem die Tonnen etc. der Böttcher geprüft werden, ob sie das richtige Mass haben.
amelung, s. amedom.
amelte, Engerling (s. auch emel).
amen, Bauchseite des Schweines.
amen, sw. v. 1. ahmen, eichen, den Gehalt eines Messgefässes prüfen und durch ein aufgedrücktes Zeichen beglaubigen. 2. füllen (weil die Prüfung durch Füllen geschieht,) vullen, replere, complere.
amente (= aemte?), Ameise.
amepenninge (= amegelt), Ohm-pfenninge, Weinaccise.
amer, ameren, glühende Asche (s. auch emere).
amer, der Ahmer, Eichmeister.
amestech, Spreuboden, -kammer, -kiste.
amete = amede, ame, Ahm, Ohm.
amete (aemte), Ameise.
amie, Geliebte; Concubine.
amîs, Geliebter; Buhler.
amitte, f. Gewand; bes. das Kopf- und Schulterkleid des Priesters beim Messelesen, bestehend aus einem weissen, leinenen, länglich viereckigen Tuch, oft kostbar mit Perlen, Geschmeide und Stickerei verziert (aus lat. amictus).
ammet, amt und Compos. s. ambacht.
ammer, Eimer = amber.
ammer (aus ambra), Bernstein.
ammersât, Ackermass (soviel man mit dem Inhalt eines Eimers besäen kann, vgl. schepelsât).
ammiral, Admiral, überh. Anführer.
ampeln, sw. v. Hände und Füsse eifrig bewegen, wie Kinder thun, wenn sie etwas haben wollen; daher: eifrig nach etwas trachten.
an, ane, präp. an. Sehr häufig, wo wir jetzt in gebrauchen (oder eine andere Präp.), während in manchmal steht, wo wir jetzt an sagen. – It is an deme, es ist wahr.
an, ane, anne, adv. af unde an hin und zurück, hin und her; an unde af, zuweilen; an unde over wesen, bes. von Zeugen, die bei einer Handlung, Beglaubigung etc. anwesend gewesen sind. – Zeitlich: in einem fort, hindurch; an andere Partikeln angehängt: binnen ane, erst an, nergen an, vort an, vorbat an u. a.
an-arden, an-arten, angeboren werden.
an-bassen, anbellen (von Hunden).
an-bêden, entbieten; anbefehlen; anbieten.
an-beden, anbeten (zuweilen auch mit Dativ).
an-beder, Anbeter.
an-begin (u. anegin), m. und n. Anfang.
an-beginnen, anfangen.
an-beginner, Anheber, Urheber.
an-bestaden, anberaumen, festsetzen.
an-bestedinge, Errichtung, Institution.
an-besten, mit Bast (Bastfasern) annähen; überh. (lose) annähen.
an-bet, Imbiss.
an-biten, anbeissen; einen Imbiss nehmen, frühstücken.
an-bleken, anbellen (die Zähne zeigen), von Hunden.
an-bot, Anbietung zum Verkauf; = anebolt, Ambos.
an-boten, anzünden.
an-boter, Anzünder, Einheizer, calefactor.
an-breder, der den Dreschern die Garben zum Dreschen ausbreitet?
an-breken, anbrechen, öffnen.
an-bringen, 1. heranbringen, herbeiführen, zufügen. 2. anzeigen, melden, bes. bei der Obrigkeit, deferre. 3. beweisen.
an-bringer, Angeber, delator; Verleumder, Ohrenbläser.
an-bringinge, Angeberei, Verleumdung.
an-brink (= amberch), Aufsteig des Berges, clivus.
an-dach, die Octave, der achte Tag nach einem Kirchenfeste.
an-dachtich, -dechtich, eingedenk, aufmerksam; a. maken, woran erinnern. Im religiösen Sinn: pius, devotus. Titel geistlicher Personen.
an-dacht, 1. das Denken woran, Aufmerksamkeit, in-, attentio. 2. Absicht, Vorsatz. 3. Erinnerung. 4. Titel geistlicher Personen.
an-dacht, adj. andenkend, eingedenk.
an-dachticheit, -dechticheit = andacht.
an-dachtliken u. -dachtichliken, adv. mit Andacht, intente, attente.
andagen = andegen, andedingen.
ande, Kränkung.
an-dechtigen, adv. mit Andacht.
an-degedinge, -dedinge, Ansprache, gerichtliche Anfechtung, Klage.
an-degedingen, -dedingen, 1. gerichtlich angreifen, Anspruch, Beschwerde erheben. 2. durch Verhandlung zur Teilnahme etc. bewegen. Ggs. umme-dedingen.
andêl, n. 1. Anteil. 2. Anzahl.
anden, sw. v. 1. andeuten, äussern, zu erkennen geben, innuo, annuo. 2. strafen, tadeln.
an-denkelken, adv. = andechtliken.
an-denken, 1. Andacht üben. 2. an etwas denken, betrachten. Gern im Part. andenkende sîn und werden.
ander, der zweite; der andere von beiden, alter; de andere hant, die linke; von mehreren, ein anderer alius. Mit dem Begriff der Verschiedenheit, scheinbar überflüssig; hat den Sinn eines »ausserdem, sonst, auch«. – Mit Präp. = einander, z. B. van ander, under ander, mank ander.
anderdages, adv. jüngst, neulich, franz. l'autre jour.
anderde, der andere.
andêrden, andêren = antwerden, 1. antworten. 2. überantworten, überliefern.
anderhalf, anderthalb (1½).
anderhalve, -half, die andere Seite; in a., jenseits.
anderik, Enterich.
anders, anderst, adv. auf andere Weise, sonst, übrigens.
anderswê, sonst wer.
andert = anders, sonst.
ander-tere (tire), anderer Art.
anderwech, -wegene, anderswo, alibi viarum; in anderwech; ein anderwegen, sonst (örtlich und modal). – s. wegene.
anderweges, abermal, wieder.
anderweide, wiederum, zum zweiten male, iterum.
anderwerve, abermals, zum zweitenmal.
anderwerven, sw. v. abermals thun, iterare.
an-dingen, 1. = anspreken, in Anspruch nehmen. 2. die Bedingung stellen.
an-dôn, anthun, d. i. 1. jem. etwas zufügen, bes. Böses, bezaubern, behexen. 2. anziehen (Kleider).
andorn, das Kraut Andorn, prassium (Marrubium vulgare. L.) Auch ander u. andron.
an-dracht, Antrag, Bewerbung.
an-dragen, -dregen, 1. förderlich sein, helfen. Ggs. afdragen. 2. melden, vorbringen, beleumunden, meist in bösem Sinn: anschwärzen, anklagen. 3. anraten, vorschlagen. 4. achten. 5. ansegeln, die Schiffe wohin lenken. s. dragen. – Als Ausdruck der Weber s. indregen.
an-drapen, -drepen, intr. zustossen, begegnen; betreffen, angehen, bes. im Partic. – trans. angreifen, verletzen.
an-dringen = indringen, eindringen auf.
ân(e), präp. ohne, ausser, ausgenommen, mit Acc., später auch mit Dat., – mit Gen. in adverbialen Formeln, z. B. ane wetens, ane neringes.
ân(e), 1. adv. ohne, frei, ledig von etwas, mit Gen. ausgenommen; – nicht allene – ane ôk, sondern auch; ane dat, nur dass; (mit vollem Satze ane it si, dat, es sei denn, dass), ane of, ausser wenn; ane wan, ausser wann. 2. conj. ausgenommen, nur, doch.
ane- wechselt in Zusammensetzungen auch mit an-.
ane, in einigen, namentlich partic. Zusammensetzungen = un, z. B. kindere, boren unde aneboren, geboren und ungeboren; acker, gebuwet unde anebuwet; anevangen unde anebunden u. a.
ane, m. Ahne, Vorfahr (nicht bloss vom Adel, sondern von jedem Stande).
ane-belte, -bolt, ambolt, n. und m. Ambos.
anebot (anbot), Ambos.
anegin, s. anbegin.
anematen, sw. v. refl. sich einer Sache annehmen (ohne dass der Begriff eines unberechtigten Unterfangens damit verbunden sein muss).
anelank, adv. unlängst; bald nachher.
anere, Vetter? überh. Verwandter?
an-ernalen, sich näheren.
an-erve, nächster Erbe.
an-erven, durch Erbgang an- oder zufallen.
ane-weten, Part. mit weggefallener Endung -de, unwissend.
ane-wort, Unwort, böses Wort; (vgl. ane-wedder, Un-, böses Wetter).
an-gân, 1. anfangen zu gehen, überh. beginnen, anfangen. 2. trans. hineingehen, bildlich: etwas eingehen (z. B. Bündnis, Vertrag etc.). – freundlich oder feindlich sich an jemand machen; angehen, betreffen (in diesem Sinne auch mit Dativ).
an-gank (ane-genk), 1. das Ansteigende des Berges. 2. Eingang (introitus); bildlich: Eintritt. 3. Beginn, Anfang. 4. Angriff (aggressus).
an-gapen, angaffen.
an-gebort, Verwandtschaft.
an-gedecht, eingedenk.
an-geistinge, -gêstinge, Inspiration.
angel, 1. Stachel (der Biene; die Korngranne; Dornspitze, Zungenspitze der Schlangen etc.), Fischangel. 2. Thürangel (cardo).
an-gelden, betreffen, angehen, concernere.
an-gelegen, a. wesen, am Herzen liegen, zur Sorge sein.
an-gelegginge, An-, Auslage, Kosten, Aufwand?
an-gelîk, ähnlich; passend.
angeln, sw. v. Angelfischerei treiben; bildlich: worauf lauern, wornach trachten.
an-gelt, Schuld, die man zu zahlen hat, als Unterpfand, arrha.
an-gemelte, Gemälde.
angens deige = agnus dei.
anger, m. Grasland, mediamnis.
anger-wort, die Pflanze Steinbrech, saxifraga.
an-gesete, Besitztum (s. ansete, gesate u. gesete).
an-gesette, Satzung.
an-gesicht, 1. das Sehen, Sicht, intuitus. 2. Antlitz.
an-gêst, Grenze zwischen Geest und Marsch.
angest, anxt, m. 1. Angst, die ich habe, Furcht, Besorgnis. 2. Angst, die mir gemacht wird, Schrecken, Gefahr, Gefährlichkeit, Einschüchterung.
angest-aftich, -achtich, 1. enge, beengt. 2. besorgt, ängstlich.
angesten, anxten, sw. v. 1. ängstigen, anxiare. 2. in Angst sein.
angestich, ängstlich, bange, anxius.
angesticheit, Ängstigung, Bedrängnis.
angestlik, 1. ängstlich, besorgt. 2. Angst hervorrufend, schrecklich, fürchterlich.
angest-man, Henker; Gerichtsdiener, Frohnknecht.
angest-stede, Richtstätte.
angest-voldich, ängstlich, furchtsam, bange.
angest-voldicheit, Bangigkeit.
angest-vordicheit (anxtwerdicheit,) Bangigkeit.
angest-vruchtich, Gefahr befürchtend, furchtsam.
an-geten, an-, begiessen.
an-geter, An-, Begiesser.
an-getinge, An-, Begiessung.
an-geven, 1. aufgeben. 2. angeben, anraten. 3. verleumden.
an-gevinge, (böse) Gabe (des Himmels), Ansteckungsstoff?
an-gissinge, An-ratung? (s. gissen).
an-grepe, Angriff.
an-grinen, jemand die Zähne weisen.
an-gripen, 1. angreifen. 2. in Besitz nehmen. 3. greifen, ergreifen, bildlich: sich an etwas machen.
an-gripinge, (Besitz)-Ergreifung.
an-hach, Spott, höhnische Freude.
an-hahen, anhängen.
an-hang, angehängte Bedingung, Clausel.
an-hangen, anhangen, anhängen; Hang, Neigung haben.
an-haf, Anheben, Anfang, Beginnen, Vorsatz.
an-hechten, an-heften, an-fügen.
an-helden, in helden, Fesseln halten, in Ketten legen.
an-herden, -harden, anspornen, anreizen, antreiben, ermuntern, hortari, incitare.
an-herder, Antreiber, Anreizer.
an-herdinge, Anreizung.
an-heven, anheben, beginnen, anfangen; Inf. anhevent, subst.
an-hever, Anheber, Anstifter, Gründer.
an-hitten, anheizen, heiss machen.
an-holden, 1. an-, festhalten. 2. bitten, ansuchen. 3. intrans. bleiben an einem Orte, verharren bei, festhalten an einer Sache.
an-horen, zugehören, attinere.
an-horich, angehörig.
an-horn = alhorn, platanus.
an-houw, Anhieb. (an-houwen, anhauen).
anhuchels, Hohn, Spott.
anich, los, frei von etwas, mit Gen.
aning, anich (= aling), ganz, vollständig.
an-kallen, anreden, sprechen mit jem.
an-kapen, angaffen, anstarren.
anke (ank-smere), Butter.
anken, sw. v. seufzen, stöhnen, gemere.
an-kame (friesisch), das Eindringen der Waffe bei einer Verwundung, ingressus.
an-kennen, anerkennen.
anker, m. und n. Anker; jede ankerartige Verklammerung.
anker-balke, Balke, in welchen die Anker eingeschlagen werden.
an-kêren, 1. hin-, zuwenden; zukehren, zukommen lassen, zufügen. 2. an-, verwenden. 3. refl. Rücksicht nehmen, beachten.
ankerholt, Ankerhalt, Festliegen des Ankers.
an-kiven, angreifen.
an-klagere, -klegere, 1. der Ankläger. 2. der Beklagte, reus.
an-kledinge, Ankleidung; Investitur.
an-kleve, das Angeklebtsein, Verbindung.
an-kliven, anheften; antasten, angreifen, ergreifen; übertr. beginnen, anfangen.
an-knofen (= knopen), anknüpfen.
an-knuppen, anknüpfen.
an-komen, 1. trans. antreffen, auf etwas stossen, ertappen. 2. intr. zustossen, auf oder an jemand kommen (mit Dativ), wohin kommen. 3. zukommen, gehören, betreffen.
an-kreijeren, anschreien.
an-kreten, angreifen, bekämpfen.
an-kumpst u. ankunft, Ankunft, bildlich: Herkunft, Ursprung; Gelegenheit, Art u. Weise, wie man an eine oder zu einer Sache kommt; bes. in rechtlichem Sinne = titulus.
an-lage, 1. Hinterhalt, Nachstellung, verdeckter Angriff, insidiae. 2. Anliegen, heftiges Bitten.
an-lagen, 1. nachstellen, insidiari, mit Dat. u. Acc. 2. bittend angehen, dringend bitten.
an-lager, Widersacher, hinterlistiger Feind, insidiator.
an-lagich, hinterlistig, insidiosus.
an-laginge, Nachstellung, Hinterlist, insidiae.
an-landen, -lenden, sich am Ufer anlanden, von der Alluvion.
an-langen, 1. antasten, angreifen. 2. (gerichtlich) belangen, klagbar werden gegen jemand. 3. verlangen, bitten; auf-, vorfordern. 4. betreffen (mit Dat.). 5. Unpers. es gelangt an mich, kommt mir zu Ohren.
an-langinge, 1. Angriff; Klage. 2. Ansuchung, Bitte.
an-lât, m. Compromiss.
an-laten, refl. mit Gen. sich auf etwas einlassen, unternehmen.
an-lêgen, an-, belügen.
an-leggen, 1. anlegen. 2. auflegen, anthun. 3. planen, festsetzen. 4. anlegen, anwenden (Geld etc.). 5. angreifen. 6. von Pferden etc.: in den Stall führen. – Zuweilen verwechselt mit anliggen.
an-legger, Anstifter, Urheber.
an-legginge, Stiftung; Anlage (Aufwand an Kosten für Bauten etc.); Geldanlage.
an-liggen, anliegen, bedrängen (mit Dat.), dringend mit Bitten angehen.
an-ligger, Ankläger, actor, accusator.
an-lopen, 1. intr. anlaufen, 2. trans. jem. anlaufen, angreifen.
an-merken, 1. aufmerksam sein, aufmerksam anhören. 2. bemerken.
an-moden, zumuten, Forderung an jem. stellen. Bes. mit Partic. anmoden(de) wesen.
an-naken, sich näheren.
an-name, -neme (angename), genehm, angenehm, lieb.
an-namen, sw. v. 1. annehmen. 2. unternehmen.
an-namichliken, dankbar, gratanter.
an-negest, zuletzt, novissime.
anneke-, ankevader, -moder, Gross-vater, -mutter.
an-nemen (oft = einfachem nemen,) ergreifen; bes. (venklik) a., verhaften. Refl. über sich nehmen, unternehmen, zu Herzen nehmen.
an-nemer, Unternehmer, Urheber.
an-nemingsbrêf, Verhaftsbefehl.
an-oldern, von den Eltern erblich zufallen (z. B. Land etc.).
an-part, n. Anteil; na a., nach Verhältnis, Quote.
an-raken, anrühren, antreffen; erreichen; anstiften.
an-rêden, anrichten, bereiten.
an-regen, s. an-rogen.
anreisen, anreizen.
an-reisinge, Anreizung.
an-reken, anrechnen.
an-richten, 1. verfertigen, machen, einrichten, zurichten, disponere; Speisen anrichten, die fertig gekochten Speisen auf Schüsseln etc. ordnen und aufsetzen. 2. berichten, die Richtung geben, unterweisen, belehren, dirigere.
an-richter, 1. (hölzerner) Löffel. 2. Anstifter, nam. einer bösen That, Übelthäter.
an-richtich, thätig, geschäftig, agilis.
an-richtinge, 1. Unterweisung, Belehrung. 2. Execution, Vollziehung.
an-riden, anreiten, d. h. reitend angreifen.
an-ropen, anrufen; schelten.
an-rogen, -regen, anrühren, in Bewegung setzen; bildlich: antreiben, auch im Wege Rechtens wozu veranlassen, belangen.
an-roginge, Anregung, Betreiben.
an-roren, anrühren; bildlich: angehen, betreffen (meist mit Dativ).
an-ruchte, böser Ruf.
an-ruchtich, berüchtigt, nicht in gutem Rufe stehend.
an-rumen, einräumen, gestatten.
an-sage, Anspruch, Einspruch.
an-saken, Klage führen.
an-sate, Einsetzung, fundatio.
an-saten, ansetzen.
an-schar, seichtes Wasser am Ufer.
an-schêten, daran stossen, grenzen.
an-schîn, n. 1. Angesicht, Antlitz. 2. Gegenwart, in a., angesichts, gegenüber.
an-schot, n. Anschuss, was an Land das Wasser absetzt; anschiessendes Landstück, die an das Gemeindegut etc. anschiessenden oder angrenzenden Zubehörungen; daher: Grenze, Rain, Uferrand, Leinpfad. – Bildlich: Anstoss, Anflug.
an-schrage, Seitenstütze, Strebepfahl.
an-schrî, Anschrei.
an-schunde = anschundinge.
an-schunden, anreizen (zum Bösen).
an-schundinge, Anreizung (zum Bösen).
an-sedel (anesetel), m. Ansiedelung, habitatio, domicilium.
an-seggen, 1. ansagen, melden. 2. von Obrigkeitswegen ansagen, befehlen. 3. beschuldigen. 4. = in-seggen, einreden, Einrede, Einspruch thun.
an-sên, 1. ansehen, bes. freundlich, gnädig ansehen. 2. in Betracht ziehen, sich kümmern um etwas. Part. angesên, adv. in Hin-, Rücksicht auf, angesichts.
an-sener, der etwas ansieht, Rücksicht nimmt.
an-sete, n. der eigentümliche Besitz eines unbeweglichen Erbes, bes. worauf man sitzt. – s. auch angesete.
an-setten, 1. ansetzen. 2. anordnen, einrichten. 3. einsetzen.
an-setter, Anstifter.
an-settinge, Einrichtung, Anordnung, constitutio.
an-sichte, n. (u. f.) Angesicht, Antlitz.
an-sichtich, ansichtig, a. werden (mit Acc.) gewahr werden, conspicere.
an-sichtiger, der etwas ansichtig wird.
an-sinnen, ansinnen, zumuten; gew. im Partic. ansinnen(de).
an-slach, 1. Angriff, Einfall. 2. Plan. 3. Anlage eines Wehres.
an-slân, 1. anschlagen; einschlagen (z. B. Pfähle durch den Fluss zur Anlegung eines Wehres). 2. bildl. beginnen, anfangen. Intrans. an die Küste schlagen, getrieben werden; gedeihen, wirken, Wirkung äussern.
an-smekinge, (Ein)schmeichelei.
ans-lôk u. as-lôk, eine Varietät von allium ascalonicum, Aschlauch, Johannislauch.
an-sniden, anschneiden; einschneiden (z. B. Wappen.)
an-soken, ersuchen, angehen, bitten.
an-spannen, anschnallen.
an-spechtich = in-spechtich. a. werden, gewahr werden.
an-spien, anspeien; bildl. hohnsprechen.
an-spisen, anfangen zu speisen.
an-sprake, 1. Ansprache. Zureden. 2. rechtlicher Anspruch. 3. Beschuldigung.
an-sprakech, was (rechtlich) angesprochen wird; a. maken, etwas beanspruchen.
an-spraken, schw. v. Anspruch auf etwas oder gegen jemand erheben.
an-sprakinge, An-, Einspruch.
an-sprekelik, leutselig, affabilis.
an-spreken, 1. anheben zu sprechen. 2. anreden; besuchen, convenire. 3. beschuldigen, Anspruch gegen jemand erheben, klagen, impetere zum Kampfe ansprechen, herausfordern.
an-spreker, der Anspruch erhebt, Kläger.
an-sprekinge, Ein-, Zureden.
an-sprengen (-springen, -sprongen), anspringen gegen jemand; bildlich: angreifen (bes. mit Worten).
an-sprunk, Ansprung, Anfang.
an-staden = anstedigen.
an-stân, I. intrans. anstehen, fest an etwas sein; anfangen, beginnen, von einem bestimten Termine an laufen (von Zinsen); bevorstehen, zukünftig sein; geziemen, passend sein. II. trans. antreten an jem. oder etwas.
an-stant, (Waffen)stillstand.
an-staren, mit festem Blicke betrachten.
an-stedigen, festsetzen, einrichten, constituere.
an-stedinge, Einrichtung, Anordnung.
an-steken, 1. anstechen (mit Sporen; anspornen). 2. anbrechen, öffnen. Öfters verwechselt mit ansticken.
an-stendich, a. wesen, zustehen, zugehören.
an-stellen, anordnen, stiften; refl. sich betragen, sich zeigen; sich stellen, gebärden.
an-sterven, durch Erbgang oder Todesfall auf jemand kommen.
an-sterflik, was angeerbt (angestorven) ist.
an-stichten, anstiften.
an-sticken, anzünden.
an-stoker, Anzünder; bildlich: Anschürer, Anstifter.
an-storten, anstürzen, hereinbrechen.
an-stôt, Anstoss, heftiger Anfall, impetus.
an-stoten, 1. anstossen. 2. anheben (vom Gesange etc.)
an-striken, anstreichen.
ânt (anet), Plur. ânte, ânde u. ende, Ente.
an-tal, m. (selten f.) 1. Anzahl. 2. Anteil, Quote, Rate, portio. na a., im Verhältnis, gleichmässig, pro portione.
an-tale, f. Anrede.
an-talen, sw. v. anreden; ansprechen, gerichtlich verklagen, beanspruchen.
an-talich = antal.
an-tast, Angriff.
an-tasten, 1. angreifen (mit der Hand, mit Waffen). 2. ergreifen, übernehmen. Im rechtlichen Sinne: die Hand an oder auf etwas legen, um es in Besitz zu nehmen, wie angripen.
ânt-drake, Enterich.
ânt-ei, Entenei.
an-teken (= -tekenen), anzeichnen, angeben.
an-têl = antal.
an-tên, 1. anziehen (ein Kleid), induere. 2. beibringen, anführen. Refl. 1. sich anziehen, auf sich nehmen, sich annehmen. 2. beanspruchen, als Eigentum in Anspruch nehmen. 3. sich berufen auf.
an-tengen, anfangen.
antêr – antêr (= antwêr), entweder – oder (vgl. antêren = antwerden, -worden).
ant-hete (= ent-hete), Versprechen, Gelübde.
an-tien, (an-zeihen), Schuld gehen, beschuldigen, bezichtigen; beilegen. (an-tien, -tigen, prodere, indicare, demonstrare).
antiffe(n), die Antiphone.
ant-lât, Unterlass, ân u.
antlât, n. Antlitz, Angesicht; Maske.
antlâtliken, von Angesicht zu Angesicht.
an-toch, Anspruch; sunder a., ohne deshalb (gerichtlich) belangt zu werden = frei, ungehindert.
an-togen, anzeigen, melden.
an-toginge, Anzeige.
an-tonen, anzeigen; citieren.
ânt-pôl, Entenpfuhl, -teich.
an-trecken, anziehen; bildlich: auf jem. etwas bringen, ihm Schuld geben.
an-trede, Antritt, Schwelle.
an-treden, 1. intr. antreten, beginnen. 2. trans. (feindlich) antreten, angreifen; im rechtlichen Sinn: ansprechen, – betreffen, angehen (mit Dat. u. Acc.)
an-tucken, -tocken, rasch und heftig anziehen. Bildlich: 1. heranziehen, an sich ziehen, anlocken. 2. an sich, auf sich reissen, sich einer Sache eifrig annehmen.
ânt-vlot, Entengrün, Teichlinse.
ânt-vogel, Ente, bes. der Enterich.
antwêr = entwêr, entweder.
antwêr = antwerde, antworde.
antwerdes, adv. in Gegenwart.
antworde, -wort, -werde, -wert, -warde, n. 1. Gegenwart; to antwerde sîn, gegenwärtig sein. antworde oder in antworde, in Gegenwart, coram. 2. Antwort; im jurist. Sinne: die Gegenrede, Einrede des Beklagten (zuweilen auch fem.).
ant-worden, -werden, -warden, sw. v. 1. gegenwärtig machen, presentare; sik a. sich persönlich stellen. – aus-, überliefern. 2. antworten, auf eine Frage, eine Klage; verantwortlich sein, einstellen; entsprechen, gleich sein.
ant-worder, -werder, der Beklagte.
ant-wordesman, der Beklagte.
an-val, ane-val, an-geval, -gevel, 1. Zufall, accidens, casus; bes. böser Zufall, Unfall, überh. was einem zustösst, begegnet, meist im schlimmen Sinne. 2. Angriff (im Kriege). 3. im rechtl. polit. Sinne: Gebührnis, Gefälle, Einkünfte, Einkommen; was einem als Erbschaft zufällt, devolucio; hereditatis portio, Erbgut; Erbe oder Loos in der Waldgemeinde; die Exspectanz, Anwartschaft auf ein Erbe, bes. die Nutzung des Lehns durch den Lehnsherrn während der Minderjährigkeit des Belehnten, usus feudi, vacatio.
an-vallen, 1. intr. (mit Dat.) zu Teil werden, zufallen, vom Erbgute, devolvi. 2. trans. feindlich (gerichtlich) angreifen; freundlich, bittend angehen. 3. = in-vallen, einfallen, Einfall haben.
an-vallich, -vellich, 1. was anfällt und überrascht, plötzlich. 2. durch Erbschaft anfallend.
an-vallichliken, plötzlich.
an-vangen, 1. angreifen, anfassen, verhaften; in Besitz nehmen; bes. eine (entwendete) Sache durch Anpackung derselben als die seine ansprechen. 2. Anspruch, Klage erheben (jem. gerichtlich anfassen).
an-vank, 1. das Anpacken, der Angriff. 2. die Besitzergreifung, die Ansichnahme einer (entwendeten) Sache als der seinigen, vindicatio.
an-vanzen, angreifen.
an-varen, losfahren gegen jem., Gewalt gebrauchen, irruere.
an-varinge, Gewalt, Gewaltthätigkeit.
an-vechten, angreifen.
an-vechter, Angreifer.
an-vechtigen = anvechten.
an-vechtinge, Angriff, bes. des Teufels.
an-veiden, -veden, anfehden, angreifen.
an-venknis, Angriff.
an-verden und an-verdigen, 1. angreifen, anfallen, impetere, invadere. 2. festnehmen, hindern, arrestieren.
an-verdinge und -verdiginge, Angriff, Überfall.
an-vloiten, anflöten, verhöhnen.
an-vlôt = invlôt, Einströmung; bildlich: Einfluss.
an-vorderen, etwas von jem. fordern.
an-vratemen, anatmen, anhauchen.
an-vuren, anzünden, anfeuern, antreiben.
an-vurich maken, anzünden, anfeuern.
an-vurigen, adv. feurig.
an-wachtinge, Anwartschaft.
anwal, freier Platz, der zu einem Gehöfte hört?
anwalt, Advocat, procurator.
anwanch = anvank.
an-warde, anewarde, f. 1. Anwartschaft, Exspectanz auf ein Erbe. 2. Wartung, Pflege?
an-warder, Anwärter.
an-wardinge, Anwartschaft, respectus hereditarius.
an-waringe, Warnung.
an-wedden, in Pfandschaft nehmen. vgl. in-wedden.
an-weddinge, Pfandschaft.
an-weden, anbinden.
an-wegen, besonders betreffen? (von Wichtigkeit sein für?)
an-weldigen, kraft des Gesetzes in den Besitz eines Gutes setzen, einweisen – refl. sich gewaltsam in Besitz setzen, vgl. in-weldigen.
an-, anewende, Pflugwendung, das Ackerstück, auf dem man beim Pflügen wendet.
an-wenden, zukehren, zufügen.
an-, anewerden, 1. Lust zu etwas haben, sein Auge auf etwas werfen, begehren, concupiscere. 2. sich gewöhnen an etwas, assuescere.
an-, anewert, Lust, Begierde.
an-werken, anwirken, anthun, zufügen.
an-werkinge, Anwendung (Anthun).
an-werpen, anwerfen; eilig anziehen.
an-werpinge = in-w., Einwurf, Einwendung.
an-werven, ein werf, Geschäft bei jem. ausrichten, ein Anliegen vorbringen.
an-winden, an-, aufwinden; refl. mit Gen. sich eines Dinges unterwinden, es an sich nehmen.
an-winnen, in Dienst nehmen.
an-wisen, 1. mit Fingern auf jem. zeigen. 2. unterweisen, belehren, Rechtsbelehrung geben. 3. einweisen in den Besitz, zuerkennen. (Ggs. af-wisen).
an-wiser, Lehrer; Ratgeber.
an-, aneworp, 1. Metallbeschlag an Fenstern, Thüren etc. 2. eine Augenkrankheit.
an-wuchen, anschreien.
an-zwacken, antasten, anfallen.
ape, m. und f. Affe; Narr.
apeldern, Ahorn, Alhorn, Acer campestre.
apen, sw. v. äffen, zum Besten haben, verspotten.
apen, offen. S. open.
apen-ärseken, Mespilus germanica.
apen-blat, welche Pflanze?
apen-geter, eine Art Kannengiesser; in der Rangordnung der Giesser stehen sie zuletzt; sie machen die kleineren Sachen und die Flickarbeit.
apen-spil, Affenspiel, Geckerei.
aperie, Äfferei, Thorheit.
apolle, appolle, -pulle, eine grosse Kanne, beim Gottesdienst und auch sonst gebräuchlich, aus lat. ampulla.
apost, Apostat.
apostelpert, scherzhaft = Fuss.
appel, m. Apfel. nicht en a. = gar nichts.
appel-blome, rubiola (ein blom in deme korne).
appel-bôm, Apfelbaum.
appel-drank (odromellum = idromel), Äpfelwein.
appel-grat, malum granatum vel potus granatus.
appel-grawe, apfelgrau, spadix, color equi.
appel-hoke, Apfelhöker.
appel-môs, Apfelmus.
appel-schelle, Apfelschale.
appel-schute, Apfelschiff.
âr (are, arn), f. Ähre.
arbeiden, sw. v. 1. intr. Not, Mühe, Beschwerde haben, sich plagen, sich bemühen um etwas. 2. trans. bearbeiten (Garten, Acker), ên pert, zum Arbeiten verwenden, strapazieren; den wech, reisen (travailler); plagen, betreiben.
arbeidelik, mühsam, Mühsal verursachend, laboriosus.
arbeiderne, zum Arbeiten geneigt, arbeitsam. s. -erne.
arbeidesman, Arbeiter.
arbeit (Genus wechselnd; selten f.) Mühe, Not, Beschwerde; bes. die Anstrengung Gebärender, Kindesnöte.
âr-bêr, (Ähren- oder Erntebier?) eine Art Weizenbier.
arch, arich, schlecht, böse, schlimm (nicht bloss im moral. Sinn); bes. mit dem Begriff des schädlichen, nachteiligen. – Superl. argeste, ergeste, als subst. Schaden, Nachteil.
archeit (aricheit), Argheit.
archelie s. arkelei.
arch-gelovich, arges glaubend, argwöhnisch.
arch-gunner, Misgönner, Feind.
archinge = arginge, Böses, Ärgernis.
arch-wân, Argwohn, Verdacht.
arch-wânen, argwöhnen, vermuten.
arch-wânich, argwöhnisch; pass. verdächtig, suspectus. a. holden, in Verdacht haben.
arch-willigen, gegen jem. arges sinnen.
arch-willinge, böser Wille.
arden, sw. v. arten, geraten, gedeihen.
ardich, Art habend, vortrefflich.
ardicheit, Vortrefflichkeit.
ardigen, sw. v. bebauen.
ardinge, Bestellung des Ackers.
are = nare, Narbe.
aren, pflügen, s. eren.
arent, Adler, s. arn.
argelik, schlecht.
argen, sw. v. beschädigen, Schaden zufügen.
argeren, ergeren, sw. v. 1. schlechter machen, verschlechtern, beschädigen. 2. refl. schlechter werden; im sittl. Sinne: sich ärgern, Anstoss woran nehmen.
argeringe, ergeringe, 1. Verschlechterung, Beschädigung. 2. Ärgernis, Anstoss.
argerlik, Anstoss erregend.
argueren (arweren), disputieren, Einwendungen machen.
arink- (aringe-) pennink?
ark, Bogen Papier.
arke, f. 1. bei den Mühlen die Einfassung von Holz, kastenähnliches Gerinne des Wassers. 2. überh. Kasten, Sarg.
arkel, 1. Ring, arculus. 2. Bogen Papier.
arkelei, Artillerie; Schiessmaterial.
arkener (arkenel), erkener, erker (erkel), m. (Bogenbau) Erker, Brustwehr, propugnaculum, menianum; bes. an der Burg- oder Stadtmauer.
arm, m. Arm.
arm, arm, mittellos; von geringem Stande (s. armman), elend, unglücklich.
arm-boge, Armring, -band.
arm-, amborst, -bost, n. Armbrust, Bogen zum Pfeilschiessen.
armborsterer, -bosterer, Armbrustmacher.
armborst-winde, eine Winde, um die Armbrust zu spannen.
arme-holt, Armholz, aus dem die Arme des Mühlrades geschnitten werden.
arme-lit, Plur. -leden, Armschienen.
armink, arm, unglücklich, elend.
arm-jope, Bekleidung des Armes, als Stück der Rüstung, dextrale.
arm-kluve, Armklobe, Armfessel.
armlike, ärmlich.
arm-man, Mann von geringem Stande; bes. Bezeichnung des (bäuerlichen) Unterthanen, Ggs. here.
armoden, sw. v. arm werden.
armôt, -mode (Genus wechselnd), Armut; und concr. die armen Leute.
arm-schene, Armschiene (als Bekleidung, Rüstung).
arm-tuch, Armbekleidung (Armzeug).
arm-wapent, (eiserne) Bekleidung des Armes, dextrale.
arn, Ecke, Spitze, äusserster Punkt (holl. erne).
arn, arne, arnt, arent, m. Adler; in Zusammens. (z. B. dûf-arne u. a.) das Männchen.
arne, erne (arn, aren), f. Ernte. St. Peter in der arne = 1. Aug.
arnemeiger, Erntemäher.
arnen, sw. v. ernten.
arnsch, von Arnheim.
arone, Arum maculatum.
arrasch, -ras, arresch, -res (arsch, ardesch), eine Art dünnes, wollenes Gewebe, nach dem Fabrikationsorte Arracium (Arras) benannt; arracium, pannus atrebaticus; jetzt: Rasch.
arresteren, sw. v. anhalten, mit Beschlag belegen.
arresteringe, Beschlagnahme.
ars (ers), m. der Hintere, podex.
ars-bille, Hinterbacke.
ars-pilcher, Knötlein im Hintern (ars-pillelen).
ars-wîp.
ars-wisch.
arste, Arzt.
arstedie (arsedie), Arzenei.
arstedien (arsedien), sw. v. die Heilkunst üben, curieren, medicari.
arstedier, so heisst der vierte Finger (dar de arsten de wunden mede betastet).
arsten = arstedien.
arstenien = arstedien.
arsten-lôn, Arztlohn.
art (zu aren, eren), f. 1. das Pflügen, die Ackerbestellung. 2. das geackerte Land, Land überh. 3. Abstammung, Herkunft, concr. Abkömmling, Kind.
artelei (attelrie), Artillerie.
art-, (ar)haftich, angebaut, fruchtbar.
artich, s. ortich.
art-land, Ackerland.
arve, arven, s. erve, erven.
arwêren (= lat. arguere), streiten, disputieren.
arwete, Erbse. s. erwete.
âs, n. 1. Aas, Fleisch eines gestorbenen Wesens, Leiche. 2. Speise der Tiere = ât.
asch(e), m. = nasch, Behältnis, Schüssel, Dose u. dgl.
asche, f. Asche.
asche-balge, Aschbehälter.
asche-dach, Aschermittwoch.
aschel-, (askel)woensdach, Aschermittwoch.
aschenbernen, zu Asche brennen.
ascher, ein Küchengerät? (Aschfass? Aschenschaufel?)
ascher, ascherich, in oder auf Asche gebacken (Brot), cinericium.
ascher-, (asker)varwen, aschfarbig.
aschonier, Wein aus der Gascogne.
ase, asen, Ort, wo man das Fleisch zum Dörren aufhebt, suspensiva, siccarium.
asege (asega, asige, asge), Recht-sprecher, Richter.
asege- (aziges-, asing-, asege-, asega-, asge-, aes-)bôk, Richtbuch, Gesetzbuch.
asen, sw. v. atzen, speisen. (Jetzt zu âs 1 = im Schmutze herumwühlen.)
ask, asch = nask, nasch, Behältnis, um etwas aufzubewahren, bes. kleine Dose, Schachtel.
âs-kule, Aasgrube.
asle, assel, f. Achsel.
asnen (hasnen), m. Lohn, Miete, Heuer. s. menasle.
asoe, Wein aus Auxois in Burgund?
asse, f. Achse.
assute? s. ossute.
astinne = arstinne, Ärztin.
astrak (alstrak, asterik, astrik, esterik, esterink, afstrik), n. Estrich, Fussboden, pavimentum; bes. aus Fliesen oder Ziegeln; die Fliesen, Steinplatten selbst.
astraken, sw. v. den Fussboden mit Fliesen etc. belegen.
asturich, (nicht zu steuern oder zu wehren), unlenksam, gewaltsam; von Sachen: gewaltsam genommen.
asturigen (asturliken), auf gewaltsame Weise.
aswik (= afswik), a. dôn, von etwas lassen, in Stich lassen, nicht thun wollen, heimlich weggehen.
ât, n. Speise; bes. Futter für die Schweine, Malztreber etc., silique.
ât-korn, Korn (Getreide) zum Essen; Ggs. sât-korn.
ât-kuven, Kübel, um das ât aufzunehmen.
âtmen, âtem, m. Athem; seltenere Form für adem.
attelas, Atlas.
at(te)lask, von Atlas, atlassen.
attependium, d. i. antependium, eine Tafel (aus Holz oder Metall, oder auf einen Rahmen gespannte Stickerei), die zum Schmucke des Altars vor die Front desselben gestellt wird.
aurine, Erythraea centaurium, Tausendgüldenkraut.
aust (oust, ouweste, owst), m. der Augustmonat; Ernte.
aven, Ofen, s. oven.
avenant, abgek. aus advenant Verhältnis.
avent, m. 1. Abend. 2. der Tag vor einem (kirchlichen) Feste.
avent-brûtlacht, Abendhochzeit.
avent-danz, Tanz am Abend.
avent-eten, Abendessen.
avent-gave, -geve, Gabe, die der Bräutigam der Braut am Hochzeitsabend gibt, sonst: morgengave, dotalia.
aventlank, -linge, avelinge, (heute) zu Abend, vespere.
aver, s. over.
aver (avers, averst), abermals, wiederum.
averecht? (in der Weberei).
awete, von Agat?
awise und afwise, falsche, irrige Weise, Thorheit, Narrheit, absonantia, insolentia, mania.
awisen, sw. v. Thorheit treiben, insolescere.
awisich, gegen die (richtige) Tonweise; dyssonus, absonus; thöricht, närrisch, unsinnig, maniacus, vesanus, absurdus.
awisicheit = awise.
awitte, Verstandeslosigkeit, Dummheit.
babbeler, m. der rasch und unverständlich spricht, Plapperer.
bach, f. Bach (selten; gew. beke).
bach, m. lautes Prahlen, Rühmen, Hoffart.
bach, m. Rücken (= bak).
bachminte, die Pflanze oculus consulis.
bachstake (richtiger: back-stag,) Plur. die einzelnen, schweren Taue, welche von der Spitze des Mastes (hinter dem Want) heruntergehen.
bachten (bachter) = be-achten (be-achter), hinten; als Subst. der Hintere.
backbord, an b., links vom Schiffe; überh. links.
back-harst, s. pottharst.
backels, n. soviel als man zu einer Zeit backt, in den Ofen schiebt.
backel-touwe, Bäckergerät.
backen, st. (u. sw.) v. backen (Brot; Ziegelsteine).
backenêl, beckenêl, eiserne Kopfbedeckung (als Rüstzeug), Helm; als Küchengerät: (kleiner) eiserner Topf?
backen-krût, gebackenes Gewürz; Gewürzkuchen, Confect; electuarium.
back-hûs, Backhaus.
back-meister, der die Leitung des Backwesens hat, der Oberste der Bäcker; Haushalter in einem Hospital.
back-werk, das Bäckergewerk, Bäckerinnung; Gebackenes.
bade-becken, Bade-, Waschbecken.
bade-budde, Badebütte, -wanne.
bade-budel, Badebeutel.
bade-gode, Taufpathin.
bade-hôt, Badehut (-hose?)
bade-kappe, Bademantel.
bade-kuve, Badewanne.
bade-lôn, Geld zum Bade (als Trinkgeld).
bade-moder, Hebeamme.
bade-mome, -momesche, -mone, Hebeamme.
bade-quast, die aus (Birken-) Reisern gebundene Rute, der Laubbüschel, mit welchem der Badende die Scham bedeckte und sich peitschte.
bade-rôf, die Decke, dachartiges Gestell, über einer Badewanne; tectura dolei.
bade-stên, erwärmter Stein in den Badestuben zum Heissmachen der Badelaken? oder zum Reiben? (badestein edder ryffstein, pumex).
bade-, badstove (bastove), Badestube, s. stove.
bade-, badstover (bastover), Bader, s. stover.
bage, s. boge.
bagen, sw. v. bach treiben, rühmen, pralen, hoffärtig sein.
bager, Ring? (mit einem Edelstein?)
bageren, sw. v. pralen.
baggert (baghard, -ghert, big-hard), Laienbruder, dem weiblichen begine entsprechend.
baie, ein Kleiderstoff, Boje (grobes, dichtes Wollenzeug, meist von roter Farbe).
bak (bach), m. Rücken; (Hinterbacke, Hintere).
bak, n. (hölzernes) Gefäss, Trog, Mulde.
bake, f. Speckseite, perna; auch = Schinken, podex.
bake, f. Stange, oben mit Stroh etc. versehen, um gegebenen Falles rasch in Brand gesteckt werden zu können, Fackel, Feuerzeichen; Leuchtfeuer (für Schiffe); jedes aufgerichtete Zeichen (um die Richtung des Weges zu bezeichnen).
baken, sw. v. mit Baken bezeichnen.
bákeren, sw. v. gelinde erwärmen; bildlich: warm halten, gut pflegen.
(bak-), backisern, Backeisen, d. h. Eisen (eisernes Gerät) zum Backen von Kuchen.
bak-lôp, Tritt, Sprung auf den Rücken.
bak-sone, Sühne, Vergleich ohne Zuziehung des Gerichtes.
bak-stert, Bachstelze (= wak-stert).
bak-vank, Rückgriff, Zurückfassen.
bak-wascher, der jemand hinter seinem Rücken verleumdet.
bak-wordesch, hinterrücks gesprochen.
bak-wort, Wort, das man hinter jemandes Rücken spricht.
bal-, schlecht; nur in Compositionen.
bal (bale), m. 1. Ball, 2. Ballen, die schwielige Rundungen Fuss u. Hand. 3. Ballen (Ware etc.), Bündel. (In dieser Bedeutung gew. bale).
balch, ballich, m. Balg (Umhüllung der Seele, Körper); Blase-balg.
balch-penninge, Geld, das man in den Berghütten zur Unterhaltung der Blasebälge gibt.
balde, s. bolde.
baldeke, s. boldeke.
balderen, sw. v. einen lauten, harten Schall verursachen.
bale, balen = bole, bolen.
bale-munden, jem. für einen bale-munt d. h. für einen schlechten Vormund, und damit aller Vormundschaft für verlustig erklären.
balge, ballige (balleie), f. 1. Kufe, Wanne kleinerer Art, bes. für Milch. 2. Vertiefung im Watt, die auch bei Ebbe voll Wasser bleibt und als Fahrwasser dient. 3. überh. Rinnsal, Wasserleitung.
balget, noch in der Scheide befindlich (vom Schwert).
baliun, balliun, frz. billon, geringhaltige Silbermünze; überh. Silber oder Gold, welches nicht den gesetzlichen Feingehalt hat.
balke, m. 1. Balken. 2. Korn-, Heuboden, der oberste Boden, die Decke des Zimmers. 3. Wagebalken.
balken-sluker, der Balken verschluckt, der Ofen.
bal-last, m. und f. unnütze, schlechte Last (um dem Schiffe den nötigen Tiefgang zu geben).
ballasten, sw. v. mit Ballast beladen; dann überh. beladen.
ballaster, Ballastschieber, der den Ballast in die Schiffe (oder aus den Schiffen) bringt.
ballik?
ballieringe, Tänzerin (baleeren, tanzen, ballare).
ballink, s. banlink.
ballingêr(e), eine Art (Kriegs)schiff, balanerius, flandr. balengiere.
bal- (bel)mundich, der schlechten oder keinen Schutz hat; b. ist ein Hausgenosse, der seines Hofrechtes verlustig geworden ist.
balnier = ballingere?
bal-ruse, Ball-Reuse; eine gewisse Art Fischreuse.
balsemen, sw. v. einbalsamieren.
balsk, m. (schlechtes Treiben?)
bal-sturich, der schwer zu lenken ist, unlenksam, unbändig, aufsässig.
balt, baltlike, s. bolt.
bammeln, s. bimmeln.
ban, m. Gebot unter Strafandrohung, bes. 1. die dem geistlichen oder weltlichen Richter und Bannherrn zustehende Gewalt. 2. die von diesem (bes. dem geistl. Richter) verhängte Strafe. 3. Bann, als Anlegung eines Arrestes oder gerichtlichen Beschlages.
bane, f. Bahn, freier Raum (zum Gehen etc.).
bane, f. Busse für einen begangenen Mord, bes. der Teil, der der Schwertseite zufällt.
bane-bote, Mordbusse.
bange, adj. u. adv. bange; als subst. Angst, Beengung.
bangeraden, sw. v. in Angst setzen, angere, angustare.
bangicheit, Bangigkeit, Angst.
bank (banke, benke), f. Bank, bes. die Gerichtsbank. (Das alte Gericht wurde durch vier Bänke gebildet.) – dorch (in) de bank, ohne Unterschied, allesammt, ohne Ausnahme.
bank-bove, Bankbube, der gern auf der Wein-, Bierbank sitzt.
bank-hart, ausser der Ehe erzeugt, Bankert.
bank-laken, Tuch zur Bedeckung der Bank, tapetum scamnila.
bank-pol, Bankpfühl, -küssen.
bank-rese, der immer auf der Bank liegt, fauler Schlingel.
bank-werk, Bankpfühl, stroma.
banlink, m. assim. ballink, Verbannter.
ban-mile, Meile, innerhalb deren es nur dem Berechtigten Geschäfte zu betreiben erlaubt ist (Bereich des Marktschutzes etc.)
bannen, st. v. (Partic. auch schw.) 1. in den Bann thun, excommunicieren. 2. durch Fluchformeln herbeirufen (z. B. den Teufel); fluchen überh. 3. bannen, von Seiten des Gerichtes mit Arrest oder Beschlag belegen; verfesten; die Verletzung eines Gesetzes etc. mit Strafe belegen.
banner(e), bannir, (Geschl. wechselnd), Banner, Fahne.
bannere, m. Banner-, Fahnenträger.
banner-here, der ein eignes Banner erheben kann, oder mit fremdem Banner belehnt ist, baro.
banner-vorer, Bannerführer, -träger.
banner-lôp, Aufzug mit Fahnen.
bannich, der im Banne befindlich ist.
banros (flandr.), Bannerherr.
bant, m. Band; Strick des Henkers; Tonnenband, Reif; als Kopfbedeckung: morisch b., türkischer Bund, Turban; bildlich: Bund, Bündnis.
bant-holt, Holz zu Reifen.
bant-houwer, der (Tonnen)reifen haut, verfertigt.
bant-staken, Bandstecken (zu Dochten) d. h.?
bant-stên, Stein zur Einfassung.
ban-vorst, Bannforst, in welchem nur dem Berechtigten zu jagen erlaubt ist.
ban-wîn, Wein, der im Einzelverkaufe zu verschenken nur Berechtigten gestattet ist.
bar, nackt, bloss.
barasien = borrasien.
barât, n. Pracht, Herrlichkeit (aus lat. ap-paratus?)
bar-bênde, nackt-beinig, barfuss.
barberer u. balberer, Barbier.
barch (barg) und berch, m. Scheune ohne Wände, Schutzdach auf Pfosten ruhend.
barch-gelt, Berge-geld, -lohn.
barde, f. breites Beil.
barden-helf (-helft), Stiel einer Barde.
bardesân, Partisane.
bardese, s. barse.
bardûn, Tenor (im Gesang); als musikalisches Instrument (Pardaune, Bourdon).
bare (bâr), m. Bär.
bare, baren, s. bore, boren.
bare, f. Woge, Welle.
bare (fries.), Klage vor Gericht.
bare, f. das Giesshaus, die Bleischmelze für die Salzpfannen (in der Saline); der Aufseher (überh. der oberste Beamte) heisst: bar(e)mester, magister salinarius.
barehaft, schwanger.
baren (fries.), sw. v. offenbaren; klagen, verklagen.
barende, fruchttragend.
baren-hût, Bärenhaut.
baren-krût, Bärenklau, Heracleum sphondylium.
baren-leider, Bärenführer.
bareschop, Geburt.
bare-sprake, Anklage, (s. bare).
barewen, sw. v. offenbaren, zeigen.
barie = bare, bore, Bohrer.
barille = berille, brille.
barillensêer, der durch ein Wahrsagerglas (barill, brill) sieht = kristallenkiker.
baringe, s. boringe.
barkhôn (-hân), Birkhuhn.
bar-licht, Licht auf der Totenbahre oder zur Bestattung gebraucht.
barm, berm, m. Hefe, namentl. des Bieres.
barm, m., berme, f. (in »Deichberme«), Fuss (Sohle) des Deiches, (aufgehäufte Erde).
barme, Name eines Fisches, cyprinus barbus.
barme, f. Erbarmung.
barmelik, Erbarmen erregend, kläglich.
barmgrunt, Kopfgrind der Kinder.
barmheit, Barmherzigkeit.
barmhertich, barmherzig; barmherticheit, Barmherzigkeit.
barmich, bermich = barmelik; barmichliken, adv.
barmich, Barm, Hefe enthaltend.
barneholt, s. berneholt.
barnen, s. bernen.
barnstên, s. bernstên.
barschinkelt, mit nackten Beinen.
barse (basse), bardese, f. 1. Barke, kleines Last- oder Kriegsschiff (lang und schnell, dromo). – 2. ein kleines Geschütz, wie man sie auf den Barsen führte.
bârsen, sw. v. gebären.
barsie, eine Art Helmzier?
bartiringe, Tauschvertrag? heimliches Kaufgeschäft? (ital. baratto).
bartken (= baretken), Barettchen.
bartzig = borczis, bursin.
barwen, sw. v. (= barewen), bâr werden, sich zeigen.
bar-vôt (barvet, barft), barfüssig, überh. nackt.
bar-votes, adv. barfuss.
basch (bask), contr. aus barsch, stark, kräftig (vom Geschmack).
baseler, s. beseler.
baselman, frz. baise-main, Kusshand, zierliche Verbeugung.
baseln, sw. v. (freq. zu basen), unsinnig, kopflos handeln.
base-, basi-, basment, n. Säulenfuss, Piedestal.
basen, sw. v. unsinnig reden und handeln.
baske-botter, viell. frische Butter (bask = vask, varsk).
basse, s. barse (bardese).
bast, m. 1. Pflanzenbast (zum Binden und Schnüren). 2. übertr. die Haut des Menschen.
basten (adj. zu bast), bästen.
basten, sw. v. mit Bast binden.
basterich, stockicht, holzicht (bastartig).
bastert, Tau, Seil aus Bast.
bastert (bostert), m. 1. unächtes Kind; wilder Zweig. 2. ein süsser, spanischer Wein, vinum bastardum s. spurium. 3. eine Art Tuch.
bastove, -stover = bade-stove, -stover.
basune, bassune, f. Posaune.
basuner, Posaunenbläser.
bat, n. Bad, oft in übelm Sinne, böses Bad (Unglück).
bat, n. Gebot (= bot).
bat, bet (adv. zu gôt), besser, mehr, weiter; bet sîn, angesehener sein; b. mogen, plus valere.
bate, f. Vorteil, Gewinn, Zins.
batelik, batlik, nützlich, förderlich.
baten, sw. v. nützlich, förderlich sein, helfen.
batensnavel, die Pflanze italica (italia, katzenwolffzagel).
bat-spreker, einer der besser sprechen kann, Rechtsbeistand.
batzeler (baseler) = baccalarius, bachelier, ein junger Ritterbürtiger.
bauet (bouwe), bouwede, f. Ernte.
baven, s. boven.
be-, vielfach bo- (auch bu-); auch abgeschwächt aus bi-.
-bê, verkürzt aus -beke in Ortsnamen.
be-achten, refl. sich (mit andern) beraten, s. acht.
be-ambachten, -am(p)ten, ein Amt über etwas haben, verwalten.
beane, aus lat. beanus, Grobian, Tölpel (scholasticus trivialis, barbarus, banausus etc.)
be-anen, zu Herzen nehmen; eine Ahnung, Vermutung über etwas haben.
be-anxten, in die Enge, Not, Angst bringen.
be-arbeiden, thätig wofür sein, etwas betreiben. Refl. sich womit beschäftigen.
be-astraken, pflastern, bedecken mit astrak.
be-ballasten, (mit Ballast) beladen.
be-barmen, bejammern, Mitleid empfinden.
be-bêden, mit einer Abgabe (bede) belasten, eine bede fordern von jem.
be-bilden, mit einem Bilde versehen.
be-billigen, billigen, gutheissen.
be-binden, verbinden; refl. sich verbinden, ein Bündnis machen. – bebundene tît, Zeit, wo kein Gericht gehalten wird, Gerichtsferien.
be-bindinge, Verbindung.
be-blanken, s. be-planken.
be-bloden, mit Blut bedecken, blutig machen.
be-bode (-bot), Ladung durch einen Boten.
be-boden, durch Boten zusammenrufen, vorladen, entbieten.
be-bode (bot) schappen, benachrichtigen.
be-bolwerken, mit einem Bollwerk versehen.
be-bonen, mit einem bone (Bühne) versehen.
be-borgen, durch Bürgen Sicherheit stellen wofür.
be-bosemen, 1. die Verwandschaft bestimmen; nachweisen, dass man zu einer Familie gehört. 2. als Eigenmann in Anspruch nehmen, Beweis der Leibeigenschaft gegen jem. erbringen.
be-brêden, überbreiten, bedecken.
be-breken, ab-brechen, verkürzen.
be-bremen, verbrämen.
be-brêven, 1. verbriefen. 2. brieflich vorladen.
be-buwen, 1. durch einen Bau jemandes Eigentum etc. benachteiligen. 2. mit Heeresmacht einschliessen, belagern.
beck, m. Schnabel, Maul.
beckbere, Bickbeere, Heidelbeere.
beckede, n. soviel der Bäcker auf einmal backt.
becken, n. Becken; Schüssel.
becken-sleger, Beckenschläger, faber pelvium.
becken-werchte, -werte, -werke = becken-sleger.
beckmuller, Müller, der zugleich Bäcker ist??
be-cruzigen, das Kreuz auf ein Haus stecken, als Kündigung und Anzeige des Hausarrestes.
be-dacht, eingedenk.
be-dacht, f. Bedenken, Bedenkzeit.
bedachte, Prät. zu be-derven.
be-dachtingen = bedagedingen, s. bedegedingen.
be-dachtnisse, s. bedechtnisse.
be-dagen, sw. v. 1. intr. tagen, zu Tage kommen, erscheinen; fällig werden; zu seinen Tagen kommen, alt werden. 2. trans. einen Tag festsetzen; zu einem Tage fordern, vorladen; befristen, gegen Bürgschaft frei geben. – Part. bedaget, von Zinsen und Renten etc., deren Fälligkeitstermin bereits erschienen ist.
be-daginge, Fälligkeitstermin.
be-danken, 1. danken wofür. 2. zu Dank verpflichten.
be-dassen?
bedde, n. Bett, bes. Braut-, Ehebett; dat b. is broken, eins der Eheleute ist gestorben; dat b. breken wird auch von der zur zweiten Ehe schreitenden Witwe (oder Witwer) gesagt.
bedde-bringe, die Setzung (des Brautpaares) in das Bett.
bedde-kleder, Bettzeug, -gewand.
bedde-mome, spöttisch: Concubine.
bedde-munt, eine von Leibeignen, die sich verheirateten, oder fleischlich vergiengen, dem Herrn zu zahlende Abgabe.
bedden, sw. v. betten, das Bett machen.
bedde-note, -genote, Bettgenossin, Ehefrau.
bedde-rede, -redich, bettlägerig.
bedde-rese, -resich, -resk, bettlägerig.
bedde-schrage, Bettgestell.
bedde-sêk, bett-siech, d. i. bettlägerig.
bedde-selm, die vordere Seitenwand, das vordere Brett der festen in der Wand angebrachten Bettstelle.
bedde-stede, Bettstelle.
bedde-vrouwe, Bettgenossin.
bedde-war, Bettzeug.
bede, f. 1. Bitte, Gebet. 2. Abgabe (erst erbeten, dann üblich, zuletzt pflichtmässig geleistet). 3. ein Bitt-, Almosenbrett?
bede (beide), n. Gebiet, districtus, jurisdictio.
bede-bôk, Gebet-Buch.
bede-brêf, Bitt-brief, Empfehlungsschreiben.
bedechte = bedochte, bedorfte, s. bedorven.
bedechtich, eingedenk.
be-dechtliken, im Gedächtnis, memoriter.
bedecht-, bedachtnisse, Gedächtnis, Andenken.
bedeck (m. u. n.) und bedeckels, Decke, Umhüllung.
be-decken, mit einer Decke, Umhüllung versehen; verdecken. Bildlich: beschützen.
be-deckinge, Verhüllung; bildlich: Verstellung.
be-dedingen, -dadingen, s. be-degedingen.
be-degedinge, Verhandlung, placitatio; gerichtliche Anklage.
be-degedingen, -dagedingen, -dachtingen, 1. verabreden, unterhandeln, placitare, durch Unterhandlung festsetzen. 2. durch Vertrag mit einschliessen. 3. auf einen Tag vorladen vor Gericht, anklagen, gerichtlich belangen.
bédeger, bediger (bidiger), m. Gebieter, bes. vom Vorgesetzten eines Ordenshauses, -gebietes (Gebietiger).
bédeken, n. Gebetlein.
bede-korn, Kornabgabe.
bedel-bret, Bettel-bret (zum Empfange von Almosen etc. in Kirchen aufgestellt.)
bedel-dach, Bettag. Im Plur. bes. die Bet-, Bittwoche, Kreuzwoche, s. cruce-weke.
be-dêlen, teilhaftig machen, begaben.
bédelen, sw. v. betteln.
bedeler, m. 1. Beter. 2. Bitter, Bettler.
bedel-gelt, Bettel-, Almosengeld.
bedelik, erbittlich, exorabilis.
bedeliken, adv. flehentlich, suppliciter.
bedel-klocke, Betglocke.
bedelle = albedelle, s. o.
bedel-, bedemisse, Betmesse (um die göttliche Hülfe anzuflehen).
bede-los, frei von bede, Abgabe.
bedelt, n. (das Erbettelte), das mit dem Klingelbeutel gesammelte Geld; der Klingelbeutel.
be-delven, graben (z. B. einen Brunnen etc.).
bêden, st. v. 1. bieten, an-, darbieten. 2. gebieten; auch mit Präp. an, over (bedet over uns, bes. am Schlusse der Briefe). 3. entbieten, laden. 4. refl. sich erbieten zu etwas.
beden, sw. v. beten; häufig refl.
beden, sw. v. bähen, vgl. begen.
bedenk, n. Bedenken, Erwägung.
be-denken, 1. bedenken, erwägen, 2. in Herz und Sinn haben. 3. sich entsinnen. 4. erdenken, aussinnen. 5. in Verdacht haben. 6. jem. mit etwas bedenken d. h. beschenken.
be-denkinge, Erwägung, meditatio.
be-denklich, mit Bedacht.
be-dênsthaftich, dienstfertig.
be-dênstlik, dienstbar, familiaris.
bede-paternoster, Rosenkranz.
bêder, m. Gebieter, Herr.
beder, m. Beter.
bêder, bieder (erst spätniederd.)
bederve (bethereve), bedderve, bedarve, berve, birve, nützlich, tüchtig, gut, rechtschaffen, gew. von Personen, selten von Sachen.
bederf, -dorf, n. Bedarf, Nutzung.
bedervelik, tüchtig, gut, probus.
be-derven, -darven, -dorven, 1. bedürfen, nötig haben. 2. benutzen, gebrauchen – Prät. auch bedachte, bedochte u. bedechte.
be-derven, berauben, plündern.
be-dervicheit, -derfheit, Tüchtigkeit, Rechtschaffenheit, probitas.
bede-salich, -selich, einer, dessen Bitte erhört wird.
bede-schat, Abgabe, Zahlung einer bede.
bede-stock, Bettelstab.
bede-tafel, Almosenbret = bedelbret.
bede-vart, Bittgang, Wallfahrt.
bedi (mhd. bêdiu, bediu), deshalb, weil.
bedich, bittend?
bedichte, dicht, häufig, heftig, crebro. vgl. gedichte.
be-dichten, 1. erdichten, erfinden, erdenken. 2. in einem Gedichte verspotten. 3. abfassen, darstellen.
be-dichtenisse, Erdichtung, Erfindung.
be-die, Gedeihen.
be-dien, -digen, gedeihen, gelingen, (gut) ausschlagen; zu etwas gedeihen, werden; trans. zum Gedeihen, Gelingen bringen.
bédinge, das Beten.
be-dingen, 1. verhandeln, durch Verhandlung festsetzen und bestimmen, placitare. 2. protestieren, appellieren.
be-dinkpalen, sich verwahren, sichern beim Rechtsprechen vor etwaigen Nachteilen.
bedinkstadelen, vor Gericht laden oder stellen.
bedochte, Prät. zu be-derven.
be-dôn, bedecken; (euphem.) verunreinigen, bes. refl.
be-doren, bethören, betrügen.
be-doveken, mit Fass-Dauben versehen.
be-doven, schw. v. betäuben.
be-doven, s. beduven.
be-dragen, 1. anklagen (beschmutzen), velschlik b., calumniare. 2. mit einer Beschuldigung überführen. 3. ertragen?
be-drangsaligen, bedrängen.
be-drank, m. Bedrängung.
be-drêch, m. Betrug.
be-drêchlicheit, Betrüglichkeit.
be-drêchnisse, Betrug.
be-drêchster, Betrüger(in).
be-drêgen, betrügen.
be-drêginge, Betrug.
be-drengen, -drangen, in Drang und Not bringen.
be-drenglik, dringlich, urgens.
be-dreplik, bedeutend, belangreich, gross.
be-drinken, mit einem Trinkgelage besiegeln.
be-driten, bescheissen; bildl. betrügen.
be-drîf, n. Thätigkeit, Betreiben, Geschäft.
be-drive, thätig.
be-driven, betreiben, ausrichten; bewirtschaften (Acker etc.)
be-driven, adj. (= bedrivende), thätig.
be-driverne, der etwas eifrig betreibt, rührig.
be-dropen, betropfen.
be-drovelik, Betrübnis erregend.
be-droven, betrüben.
be-drovenisse, Betrübtheit, Schmerz.
be-drovich, betrübt.
be-druck u. be-druckheit, Bedrücktheit, Not, Angst.
be-drucken, bedrücken.
be-druckenisse, Bedrücktheit, Not.
be-drunten, aufgeschwollen, turgidus.
be-drusemen, ersticken.
be-dude, Deutung.
be-duden, bedeuten, deuten, auslegen.
be-dudenisse, Deutung, Auslegung.
be-duder, Ausleger.
be-duderen?
be-dudinge, Auslegung.
be-duken, eintauchen.
be-dulden, gedulden; aufschieben.
be-dunkeren, dunkel machen; intrans. dunkel werden.
be-duren, refl. beteuern.
bedurwerken, sticken, acu pingere.
be-dusen, betäuben.
be-dusinge, Betäubung.
(be-duven), überschüttet, bedeckt werden; bes. im Part. bedoven, -daven, (bes.) von Wasser bedeckt.
be-duvenisse, Überschüttung, Erstickung.
be-dwank, Zwang.
be-dwelen, sich verirren.
be-dwelinge, Verirrung; Irrtum, Ketzerei.
be-dwernachten = over de dwere nacht holden, s. dwernacht.
be-dwingen, zwingen, unterwerfen.
be-dwungeliken, gezwungener Weise.
be-ebben, von der Ebbe überrascht werden, bei der Ebbe zurückbleiben.
be-eden, -eiden, beeiden, eidlich geloben; einen Eid worauf leisten.
be-egenen, als Eigentum überweisen, vereignen.
be-enxtigen = beanxten.
be-erden, beerdigen.
be-ervedelen (-erfdelen), das Erbteil einziehen, vom Nachlass eines Hörigen.
be-erven, einen Erben bestellen, zu Erben einsetzen; vererben; beervet, dem Erbgüter zugefallen sind, der etwas als Erbteil erhalten hat.
be-ervenen = beerven.
be-ewigen, verewigen, auf immer fest machen.
be-famer, Schmäher, Lästerer.
be-gaddern, sammeln.
be-gaden (zu gade, consors), verheiraten.
be-gaden, 1. bearbeiten, in Stand setzen, ins Werk richten, besorgen, disponere. 2. bes. den Acker zur Saat zurecht machen, bestellen.
be-gadinge, Bestellung des Ackers.
be-gân, 1. trans. begehen, auf-, über-, an etwas hin und her gehen; gehend erreichen, betreffen, überfallen; ins Werk setzen, anfangen, thun; feiern (Feste, bes. Exequien u. Anniversarien). – begân sîn, bestürzt, verlegen, betroffen sein. 2. refl. (mit Gen. oder von, mit) sich womit beschäftigen, sich wovon nähren, leben wovon; das Leben führen.
be-gange, im Gange seiend, s. begenge.
be-gapen, mit offenem Munde begierig und lüstern ansehen, nach etwas trachten.
be-gasten, Gäste bei jemand einlegen, einquartieren.
be-gavelik, pass. begabt, gelehrig, docilis.
be-gaven, beschenken.
be-gecken, zum Narren, zum Besten haben.
be-geckinge, Verhöhnung.
be-gedelik, passend; s. gadelik.
be-gegenen, -jegenen, -gegen, sw. v. begegnen; widerfahren.
begen sw. v. bähen, feuchtwarme Umschläge machen, befeuchten.
be-gên (= be-jehen), gestehen.
be-genge, gangbar, im Gange seiend; üblich, gewöhnlich.
be-gênisse = begegenisse? was einem begegnet, Schicksal, Unglücksfall?
be-ger und be-gerte, f. Begierde, Lust, Verlangen.
be-gerich, begierig.
be-geringe, dringender Wunsch.
be-genknisse, Leichenbegängnis; Seelmesse.
be-gerlicheit, Begehr, Bitte; (Gemüts)neigung.
be-gerlik, was begehrt, gewünscht wird, lieblich. 2. begehrend, dringend.
be-gerliken, dringend. b. bidden.
be-gestigen = begasten.
be-geten, 1. begiessen. 2. beschmieren. 3. eingiessen.
be-geven, 1. trans. verlassen, aufgeben (auch mit Gen.); abs. ins Kloster geben; erlassen, von sich geben. 2. intrans. hinschwinden, schwach werden. 3. refl. sich wohin begeben; bes. die Welt verlassen und in ein Kloster gehen; daher begevene lude, Mönche und Nonnen; verzichten, verlassen (mit Gen.); sich ergeben; schwach werden, hinschwinden; sich begeben, sich zutragen.
be-gevinge, das Verlassen der Welt, der Eintritt in ein Kloster etc.
be-gichten, bekennen, zugestehen.
be-gichter, Beichtiger, Beichtvater.
be-gier = be-gere, gere, Saum, Rand, Besatz?
be-giften u. be-giftigen, beschenken, dotieren.
be-giftiger, Beschenker, Stifter, donator.
be-giftinge, Beschenkung.
be-giftnisse = begiftinge.
be-gin, -ginne, n. Anfang.
begine, Begine, Laienschwester.
begine, verschnittenes Mutterschwein.
beginen-konink, Schweinschneidermeister, der über das beginen (verschneiden) gesetzt ist.
begingin, Dem. zu begine, Beginchen.
be-ginnen, st. v. 1. beginnen, anfangen, unternehmen, mit Gen. u. Acc., mit Infin. (mit oder ohne to). 2. refl. anfangen.
be-ginner, Urheber, Stifter.
be-ginnisse = begenge-, begenknisse.
be-ginsel, n. Anfang.
be-gissen, Vermutung, Verdacht auf jem. haben; begisset werden, in Verdacht stehen, verleumdet werden.
be-glinden, mit einem glint (Geländer, Plankenwerk etc.) versehen.
be-gnaden, 1. intr. gnädig sein. 2. trans. begnadigen, beschenken.
be-gnadinge, Begnadung, Beschenkung.
be-gnagen (-knagen), benagen.
be-gnedigen, gnädig gewähren.
be-gnugich, zufrieden.
be-goden (= be-guden), eine Gabe (Gnade etc.) geben.
be-gokelen, Gaukelei treiben, s. be-kochelen.
be-gorden, -gordelen, begürten.
be-gouwen, überschnellen, überlisten.
be-graven, 1. mit Gräben durchziehen; mit Gräben umziehen, umgeben (bes. zum Zweck der Belagerung einer Stadt); Gräben, Wälle, Schanzen aufwerfen. 2. begraben, unter die Erde bringen; bildlich: abmachen, beendigen.
be-gravenisse, Begräbnis.
be-gravinge, Begräbnis.
be-grîp, -grêp, 1. das Ergreifen. 2. Umfang, Gebiet, Bezirk; bildlich: Vertrag. 3. Absicht, Gedanke; Hinterhalt, Betrug. 4. Tadel (correptio); sunder b., ohne getadelt zu werden, rechtmässig, irreprehensibilis.
be-gripech, räuberisch, rapax.
be-gripelik, 1. im Stande zu ergreifen. 2. wer oder was zu begrîpen, tadeln, ist, tadelnswert.
be-gripen, 1. ergreifen, fassen, besetzen; ertappen; betreffen. Vielfach bildlich, z. B. dat stant b., Stand halten; de were b., sich zur Wehr setzen, ene klage b., anhängig machen u. a. 2. umfassen, einschliessen, continere, concludere. 3. in Gedanken ergreifen, ersinnen, fassen, begreifen. 4. (in Worte) fassen, bestimmen, concipere. 5. den Umfang festsetzen, gründen. 6. festhalten, behaupten; mit sineme ede b., eidlich versichern. 7. tadeln, corripere. – Refl. sik b. mit, handgemein werden, congredi; sik b. an, sich vergreifen, sich halten an jem. Mit Gen. versprechen, sich anheischig machen.
be-griper, Tadler, reprehensor.
be-gripinge, das Ergreifen, Beschluss; Feststellung; Anordnung, Bestimmung; Gründung.
be-grîpsam, begreifend, fähig zu erfassen.
be-groten, 1. begrüssen. 2. die Grösse von etwas festsetzen, taxieren, schätzen.
be-grotinge, Begrüssung.
be-guden, 1. mit Gütern versehen; be-gudet begütert. 2. abfinden.
be-guderen = beguden.
be-gudigen = beguden.
be-gudinge, Beschenkung.
be-gulden, mit einer Gülte versehen.
be-gunnen, vergönnen, bewilligen.
be-hach, n. Behagen, Gefallen, Belieben.
be-hachten = be-haften. behacht wesen, die Haftpflicht haben, verantwortlich sein.
be-haften, in Haft nehmen.
be-haftunge, Verhaftung.
be-hagel, anmutig, gefällig.
be-hagen, mit einer Hecke (einem Hagen) umgeben.
be-hagen, gefallen; refl. woran Gefallen finden, sich freuen.
be-hagen (= be-hagende), gefallend, behaglich.
be-hâl, n. 1. Versteck. 2. Hinterhalt, List; Beeinträchtigung.
be-halden, s. beholden.
be-halen, 1. einholen, überholen. 2. übervorteilen, betrügen, beeinträchtigen.
be-halinge, Übervorteilung, Betrügerei.
be-halnisse (= behaldenisse?) Haft.
be-haltaftich werden, etwas bekommen.
be-halven (zu halve, Seite), sw. v. von allen Seiten umgeben, umringen.
be-halven, -halver, (zur Seite oder bei Seite gesetzt) ausgenommen, ausser; noch verstärkt durch ûtgesecht.
be-hande, bei der Hand, gegenwärtig, nahe; geschickt, fein.
be-handelen, einhändigen.
be-handen, 1. in die Hände bekommen, habhaft werden. 2. in die Hände liefern. 3. jem. belehnen.
be-hangen, hängen bleiben.
be-hanthaven, schützen, verteidigen.
be-hanthaveninge, Schutz.
be-hantreken, in die Hände geben, presentare.
be-hantstrecken, durch Handschlag geloben.
be-hantvesten, in Verhaft halten.
be-harden, s. be-herden.
be-haten, Hass hegen, hassen.
be-hebben, erreichen, bekommen, sich zu eigen machen.
be-hechten u. be-heften, einschliessen, fest machen.
be-hechtunge, -heftunge, Einschliessung.
be-heftich, heftig, gewaltig.
be-hegelicheit, Behaglichkeit, Lust, Wolgefallen.
be-hegelik, 1. günstig, geneigt, favorosus. 2. behaglich, angenehm, lieb; adv. be-hegeliken, mit Behagen, gern.
be-hegen (= behagen), mit einer Hecke versehen, einhegen.
be-heilsamen, das Heil jemandes suchen und befördern; refl. sein eignes Interesse im Auge haben.
be-heimen, Heimat geben, ins Haus aufnehmen.
be-helder, Inhaber, Besitzer.
be-helich = be-hegelich; be-helicheit = behegelicheit.
be-help, -hulp, m. 1. Hülfe. 2. Vorwand, (Rechts)ausrede.
be-helpen, 1. helfen. 2. mit Gen. zu etwas verhelfen, mit der Präp. van, befreien von, abhelfen. 3. refl. sich Schutz, Hülfe verschaffen, sich verteidigen, schützen; sik des schaden b., Ersatz des Schadens suchen; seinen Lebensunterhalt suchen, seiner Nahrung nachgehen; sich womit befassen; im rechtl. Sinn: sich eines Behelfs bedienen, Exception machen. – be-helpen, -holpen, -hulpen sîn = helpen.
be-helperede = helpe-, hulperede.
be-helpich, behülflich.
be-helpinge = behelp.
be-helplik, behülflich.
be-helsen, umhalsen, umarmen.
be-heltenisse, 1. Erhaltung, Wohl, salus. 2. Vorbehalt, reservatio; auch adv. mit Vorbehalt.
be-hemelen, heimisch, vertraut, freundlich machen.
be-hemel(i)cheit, Liebmachung, Gefallen.
be-hemmen, hindern, festhalten, impedire, retinere.
be-hende, 1. von Sachen: fein, geschickt, subtilis. 2. von Personen: listig, schlau, gewandt. – adv. mit Geschick.
be-hendicheit, Klugheit, Gewandtheit, List.
be-hendich(-ec)liken, mit Geschick.
be-herbergen, in eine Herberge bringen; bequartieren, mit Einquartierung belegen.
be-herden, -harden, 1. ergreifen, festnehmen. 2. behaupten, sichern. 3. bestärken, stützen. Intr. ausdauern, verharren.
be-herdinge, Ausdauer, Beständigkeit.
be-herdisch, mit einem Erbzins belastet, emphyteuticus.
be-heren, 1. als Herr regieren, beherschen. 2. als Herr beschützen.
be-hessen, behetzen, (Jagd ausüben).
be-hêt, -heit, Geheiss.
be-heten, heissen, verheissen, in Aussicht stellen, drohen.
be-hilliken, -hilken, 1. verheiraten. 2. sich verheiraten. 3. erheiraten.
be-hinderen, 1. verhinderen. 2. hemmen, festhalten.
be-hode, Hut, Achtsamkeit.
be-hodelik, -hotlik, behutsam.
be-hoden, -huden, 1. mit Vieh beweiden. 2. beschützen, bewahren, 3. be-, verdecken.
be-hodenisse, -hotnisse, Beschützung.
be-hoder, Behüter; behodersche u. behodester, Beschützerin.
be-holde = beholt, Rettung, Seligkeit.
be-holdelik, -holtlik, vorbehältlich.
be-holden, -halden, 1. festhalten, in Besitz behalten; abs. (die Pferde festhalten) still halten, 2. behaupten, behalten; aufbewahren, gefangen halten. 3. erhalten, bekommen; überwinden, erobern. 4. erhalten, beschützen; sik b., sich erhalten, sich nähren. – Im jurist. Sinn: als Verpflichtung behalten, verpflichtet sein; vorbehalten, reservieren (Part. abs. beholden mit Gen. [des], dat, mit Vorbehalt, ausgenommen); durch Beweis (Eid oder Zeugen) behaupten, beweisen.
be-holder, Bewahrer, Beschützer, Heiland.
be-holdinge, Erhaltung, Bewahrung.
be-holt, -halt, n. 1. Aufenthalt. 2. Besitz, detentio; Gewahrsam, Gefängnis, 3. Behälter, Verschluss; Bereich, Bezirk. 4. Sicherheit, Schutz, Rettung = salus.
be-holten, beholzen; refl. seine Holznutzung woraus ziehen.
be-holtenisse, 1. Versteck, latibulum. 2. Vorbehalt.
be-honen, verhöhnen.
be-hônslagen = behonen.
be-hôr, Gebühr; Gehörigkeit.
be-hôrde, Gebühr; (u. Gehör, Gehorsam?)
be-horen, 1. hören (anhören). 2. verhören, causam cognoscere. 3. zugehören, zukommen, gebühren. 4. refl. sich ziemen, sich gehören.
be-horen, -huren, (zur Hure machen), vitiare feminam.
be-hôrhaftich, hörig.
be-horich, 1. zugehörig. 2. gehorsam, folgsam.
be-horinge, Hörigkeit.
be-hôrlik, 1. zugehörig, 2. gehörig, geziemend.
be-hôrliken, rite recteque.
be-hôrsam, Gehorsam.
be-hôrsam, gehorsam.
behurt, s. bohurt.
be-houwen, behauen; techn. Ausdruck in der Weberei: vor dem Färben mit einem Eisen ein Merkzeichen in das Tuch schlagen, es zeichnen, Refl. sich durch Verhaue schützen.
be-hôf, n. und f. Behuf, Bedürfnis, Notdurft.
be-hôflicheit = behôfte.
be-hôfte, f. Bedürfnis.
be-hôfte, notwendig.
be-hôftich, bedürftig.
be-hoveden, bewahrheiten, bekräftigen.
be-hoven, bedürfen, nötig haben, gew. mit Gen.
be-hoverne, bedürftig, indigens.
be-hovich, bedürftig.
be-hovicheit, Dürftigkeit, egestas.
be-huchelen, belachen, verspotten.
be-huden, s. behoden.
be-hudester, s. behodester.
be-hulden, die Huldigung (Huldigungseid) leisten; Part. be-huldet, der den Huldigungseid geleistet hat.
be-hulen, bejammern.
be-hulp, s. behelp.
be-hulpe u. be-hulpen, behülflich.
be-hulpelik, hülfreich, behülflich.
be-hulpich = behulpelik.
be-hulvern, laut bejammern.
be-huren, s. behoren.
be-husen, 1. trans. beherbergen. 2. intr. wohnen, sich niederlassen; zu Hause sein, sich in Haushaft halten.
be-husinge, Behausung, Wohnung.
be-jach, n. Erwerb.
be-jagen, 1. jagend verfolgen, 2. erjagen, erwerben. de nôt b., das was nötig ist (Lebensbedürfnisse) besorgen.
bejaringe, jahrelanger Besitz.
be-jârscharen, sw. v. eine Jahresfrist lang benützen.
be-jaworden, sw. v. sein Jawort zu etwas geben, genehmigen.
be-jegenen = begegenen.
be-jenen, begähnen, den Mund gegen etwas aufsperren.
bei-beren, Bick-, Heidelbeeren.
beide (bêde), beide; adv. mit nachfolgendem unde, sowol – als auch; beide erstreckt sich auch auf drei, ja vier Glieder.
beidelik (= weidelik?), spectabilis, edel, vornehm.
beiden, warten; mit Gen. oder mit na und mit.
beiderwant (beidelwant), Tuch von Lein und Wolle.
beidicheit, Warten, Verzug.
beidinge, (bange) Erwartung.
beie, bie, s. bene.
beien, beigen, sw. v. bähen.
beier, Eber, s. bêr.
beiern (beigern), sw. v. die eine Seite der Glocke mit dem Klöppel anschlagen (meist in frequentativer Bewegung), bacillare.
beigel-, beielwant = beiderwant.
be-insegelen, besiegelen.
be-isen, be-eisen, vom Eise reinigen.
beiten (bêten), sw. v. mit Falken jagen.
be-kallen, 1. besprechen, verabreden. 2. bereden, überreden.
be-kallinge, Besprechung, Verabredung.
be-kans (= bi kanse, engl. by chance), vielleicht, ungefähr.
bekant, 1. act. kennend, wissend. b. wesen (stân), mit Gen. eingestehen, bekennen. 2. pass, bekannt. – Im jurist. Sinn: sich (durch eine feste Abgabe, Recognition) als pflichtig, abhängig bekennend.
be-kantenisse, -kentenisse, 1. Erkentnis. 2. Kentnis. 3. Bekentnis, Beichte. 4. Zusage, Jawort (eines Mädchens). 5. Recognition (feste Abgabe) als Zeichen der Abhängigkeit; dann überh. Gabe freundlicher Abhängigkeit und Dankbarkeit, Erkentlichkeit. 6. Zeugnis.
be-kanntnisbrêf, Urkunde, in der man sich zu einer Schuld etc. bekennt.
be-kantheit, Er-, Bekentnis.
be-kappet, mit einem Klostergewande (kappe) versehen.
be-kargen, 1. kargend zusammenbringen. 2. beknausern.
be-karmen, bejammern.
be-karminge, Bejammerung.
beke, f. und m. Bach.
be-keden, beketten, mit Ketten versehen.
bekeler, fructus oliue vel laurium vel omnium siluestrium arborum. Ndl. baeckelaer aus bacca lauri.
be-kennen, 1. erkennen, durch Sinn oder Geist wahrnehmen. 2. kennen lernen, erfahren. 3. kennen. 4. erkennen (in biblischem Sinn), concumbere. 5. bekennen, eingestehen. 6. anerkennen (einen Herren, die Rechte, den Besitz, eine Schuld etc.)
be-kenner, Erkenner, Kenner etc.
be-kennester = bekennich.
be-kennich, 1. geständig. 2. zum Zugeständnis, zur Anerkennung bereit oder verpflichtet.
be-kenninge, 1. Erkentnis, Kentnis. 2. Bekentnis. 3. = bekantenisse.
be-kentlik, 1. eingeständig. 2. erkennbar; bekannt.
be-kentliken, bekanterweise; öffentlich.
be-kentnisse, s. bekantnisse.
beker, m. Becher; als bestimtes Mass für flüssige und trockene Dinge.
be-keren, 1. anlegen, (Geld) anwenden. 2. bekehren, im theol. Sinn; refl. im medic. Sinn: genesen, besser werden.
békerer, Bechermacher.
beker-gôt, Begiessung mit dem Inhalt des Bechers.
beker-maker, Bechermacher.
beke-stouwe, Bachstauung.
be-kiken, 1. intr. hineinsehen. 2. trans. begucken, beschauen.
be-kilen, mit Keilen befestigen.
be-kinden, 1. bekindet sîn, Kinder haben. 2. sik b. mit, Kinder zeugen.
be-kiven, 1. bestreiten, bekämpfen. 2. wofür streiten, erkämpfen. 2. (bekeifen), ausschelten, increpare.
be-klach, Klage.
be-klagen, 1. beklagen. 2. anklagen. 3. Klage über etwas erheben vor jem. – Auch refl. in diesem Sinn.
be-klappen, -klaffen, anschuldigen, verklagen; anschwärzen.
be-klapper, Ankläger, Verleumder.
be-kleden, 1. bekleiden. 2. im gerichtl. Sinn: die Bank, den Gerichtsstuhl bekleiden, als Richter fungieren; überh. eine Stelle, ein Amt bekleiden. Bildl.: bemänteln.
be-kleimen, beschmieren, bestreichen.
be-klemmen, umspannen; einschliessen.
be-klicken, mit Schmutz besprützen; bildl.: verleumden.
be-klickeren = beklicken.
be-klivelik, ansteckend.
be-kliven, kleben; ankleben, anhaften; von Bäumen: Wurzel schlagen; vom Feuer: haften bleiben; von Krankheiten: ansteckend sein.
be-kloken, überlisten, betrügen.
be-kluven, beklauben.
be-knicken, durch geknickte, gefällte Bäume einschliessen.
be-knien, das Knie, d. h. den Grad der Verwandtschaft rechnen und angeben.
be-knipen, kneifen, peinigen.
be-kochelen, begaukeln.
be-kolden, kalt werden.
be-kolen, kühl machen, kühlen.
be-komen, 1. intr. bequem sein, passen, (wol oder übel) anschlagen, gereichen; gefallen; werden (wie engl. become); begegnen. 2. trans. bekommen (in die Gewalt), erreichen, mit Acc. u. Gen. Refl. zu einer Sache (Person) kommen; sich erholen (schadlos halten).
be-komte, das Bequem-sein, Gefallen.
be-kopen, 1. einkaufen. 2. bezahlen, büssen. 3. im Kauf betrügen, übervorteilen.
be-koren (= be-koderen?) 1. versuchen, in Versuchung führen (beschwatzen). 2. untersuchen, prüfen. 3. ansuchen, bitten (bereden).
be-koringe, 1. Versuchung. 2. Ansuchung, Bitte.
be-kosten, die Kosten tragen; bes. für den Unterhalt; refl. sich in Kosten setzen, Aufwand machen.
be-kostigen = bekosten.
be-kostinge, das Tragen der Kosten, (Geld)aufwand.
be-koveren, erholen, gewinnen, bekommen = erkoveren.
be-kreften, -krechten, -krachten, 1. mit Gewalt nehmen, unterwerfen. 2. (mit Gewalt) schützen.
be-kreftigen, -krechtigen = bekreften.
be-krenken, krank d. h. schwach machen, schwächen.
be-krigen, bekommen.
be-krimpen = behouwen? (im Wollengeschäft).
be-kroden, -kruden, hindern (durch Ansprache, Klage etc.)
be-kronen, Klage führen, conqueri.
be-krummen, umfassen, umarmen.
be-krupen, bekriechen, zu jem. kriechen; schwängern.
be-kuderen (-koderen), beschwatzen, durch Schwatzen bethören.
be-kumberen, -kummeren, 1. besetzen (einen Ort), occupare. 2. pfänden, mit Arrest, Beschlag belegen, anhalten, festnehmen. 3. bekumbert sîn, in Sorge, in Not sein; womit beschäftigt sein. 4. refl. Gemeinschaft, Verkehr haben mit, auch im sexuellen Sinn.
be-kumberinge, 1. Besetzung; Belästigung. 2. Beschäftigung.
be-kumbernisse = bekummeringe.
be-kumpen, refl. Compagnie machen mit jem.
be-kurren (be-kuren), bemurren, (heimlich) tadeln.
be-lach, s. be-lech u. belegenheit.
be-lachen, auslachen, verlachen.
be-laden, 1. belasten. 2. einladen.
be-landen, anlanden.
be-landnisse, Abgabe für die Bergung von Strandgut.
be-langen, 1. die Hand wornach ausstrecken, an sich bringen; verlangen; in jurist. Sinn: vor Gericht belangen. 2. refl. sich treffen, ereignen.
belangen = be-langende, anlangend, betreffend.
be-langen, adv. bei weitem; präp. längs, entlang.
be-lank, Belang, Bedeutung.
be-last, Belästigung; zur Last-legung, Beschimpfung.
be-lasten, beauftragen.
be-lastern, lästern, schmähen.
be-lastich, lästig.
be-lât, n. Stelle, Raum, wo man etwas (be)lässt.
be-laten, 1. belassen; ver-, zurücklassen. 2. hinterlassen, testamentarisch vermachen.
be-latingbôk, Vermächtnisbuch.
be-latinge, Vermächtnis.
belde (belt), bilde (bilt), n. 1. Bild (Marienbild am Almosenbret, Art Klingelbeutel). 2. Vorbild, Muster.
belderen = balderen.
be-lach, belech, n. Belagerung; = belegelicheit.
be-lecherlik, belachenswert.
be-lechlik = be-legelik.
be-lêden (-leiden), 1. Leid tragen, betrauern, beklagen. 2. leid machen, verleiden? s. auch beleiden.
be-legelicheit, Belegenheit; Plur. Zubehörungen, Pertinenzien.
be-legelik, -lechlik, gelegen; passend.
be-legenheit, Beschaffenheit.
be-legenicheit = belegelicheit.
be-legen, gelegen; passend, bequem.
be-lêgen, belügen, verleumden.
be-legeringe u. beleger, Belagerung.
be-legern, refl. sich lagern.
be-legertûch, Belagerungszeug.
be-leggen (-legen), 1. belegen, besetzen. 2. beschlafen. 3. herumlegen. 4. umzingeln, belagern. 5. niederlegen, deponieren (Geld), auf Zinsen legen. 6. ersetzen, entschädigen, bezahlen. 7. überlegen. 8. darlegen, beweisen; ein ordêl b., ein Urteil bestätigen. 9. = bileggen, zur Seite setzen, entsetzen; abthun. Refl. sich niederlegen; bi sinem ede, eidlich erhärten.
be-legginge, 1. Belagerung. 2. Belegung, das Tuch, womit die Tische in den Ratszimmern belegt wurden.
be-leiden (-lêden), 1. begleiten. 2. sicheres Geleit geben. 3. verleiten, verführen. 4. leiten, einrichten, regeln.
be-leiden, beweisen, überführen (vgl. belien).
be-leiden (zu leiden, blitzen?) mit Blitzen treffen?
be-leider, Begleiter, Führer.
be-leidigen, 1. betrauern, beklagen. 2. Leid zufügen.
be-leidunge, 1. Führung; bildlich: Methode. 2. Vor-, Verführung?
be-leitsagen, führen, geleiten.
be-lemen, lähmen, lahm machen.
be-lemmeren, hindern, hemmen, occupare, impedire, molestare.
be-lemmeringe, Hindernis, Hemmung.
be-lemmertheide, Hemmung, Hindernis; Beschäftigung, occupatio.
be-lenden, 1. aufhören, enden. 2. = belanden. Refl. sich am Ufer anlanden, von der Alluvion.
be-leren, belehren.
be-lerer, Lehrer.
be-lesen, 1. auslesen; bes. ein techn. Ausdruck der Münzer: die schwereren Münzen auslesen. 2. einen Altar: die Messe an einem bestimten Altar lesen.
be-leser, des Altars: der die Verpflichtung hat, die Messe an einem bestimten Altar zu lesen.
be-lesunge, das Messelesen an einem Altare.
be-let, 1. Hindernis, sunder b., ungesäumt; Beschäftigung, occupatio. 2. Ende. 3. die äusserste Verteidigungslinie.
be-letsel, n. Hindernis.
be-letten, hindern, aufhalten; mit Arrest belegen.
be-lettinge, Hindernis.
be-lêfdicheit, Höflichkeit (das Sich-lieb-machen).
be-leven, 1. intr. leben bleiben. 2. trans. erleben.
be-lêven, 1. lieb haben. 2. belieben, gutheissen, genehmigen. 3. intr. lieb sein, gefallen. 4. refl. sich lieb machen.
be-lêver, Liebhaber.
be-lêvinge, das Liebhaben, Gefallen.
belgen, sw. v. von dem Balge, der Schale etc. reinigen.
be-lichtinge, ein Name für das Fest der Reinigung Mariä (Lichtmesse).
be-lien, bekennen, aussagen (vgl. beleiden); mit Acc. u. Gen. Refl. sik b. bi sinem ede, eidlich erhärten (= sik beleggen).
be-lien, belehnen; s. be-ligen.
be-lîfdingen, sw. v. jem. ein Leibgedinge geben.
be-lîftuchten, sw. v. jem. Leibzucht, Leibgedinge geben.
be-ligen, -lien, belehnen; verleihen, zu Lehn geben.
be-liggen, 1. intr. liegen; liegen bleiben. 2. trans. belagern (= beleggen).
be-ligger, Ballier (Name eines obrigkeitlichen Amtes).
be-ligginge, Belagerung (= belegginge).
be-liginge, Verleihung, Belehnung.
be-likenen, -liken, mit Fug u. Recht zukommen; begleichen.
be-limpe, Glimpf habend, angenehm, gefallend.
be-linigen, 1. mit Linien beziehen. 2. die Verwandtschaftslinie nachweisen.
be-listigen, überlisten.
belken = bolken.
belkere, eine Art grobes Leinenzeug.
belle, Schelle.
bellen, sw. v. (die Schelle rühren), laut verkündigen.
be-locken, verlocken.
be-lofte, Versprechen.
be-loften, versprechen.
be-loftenisse, -lofnisse, Versprechen.
be-loien (-logen), Tücher, die bei der Wardierung gut befunden, mit einem bleiernen Stempel (loie) versehen.
be-lonen, lohnen; Lohn, Sold geben.
be-loninge, Löhnung.
be-lônlik, Lohn einbringend.
be-lôp, 1. Lauf. 2. Umfang. 3. Belauf, Höhe.
be-lopen, 1. belaufen, über etwas laufen; überströmen. 2. überraschen, ertappen, betreffen. 3. früher als ein anderer einnehmen und besetzen.
be-lôf, Versprechen; Glaube.
be-loven, 1. geloben, versprechen. 2. verloben. 3. glauben. 4. vertrauen, anvertrauen, creditieren.
belter, Lederarbeiter (= baltearius?)
be-luchten, beleuchten, eig. u. bildl.
be-luden, 1. verlauten, b. laten, laut werden lassen. 2. tr. über jem. etwas laut werden lassen, ihn verleumden.
be-luken, zuziehen, schliessen.
be-lumen, beleumunden.
be-lumet, Leumund, (üble) Nachrede.
be-lustelik, lieblich, anmutig.
be-lusten, 1. belustigen, ergötzen. 2. refl. seine Freude an etwas haben. Part. belustet, voll Lust u. Anmut.
be-lustinge, Behagen, Lust.
be-lusteren, behorchen, belauschen.
be-luten, beläuten; = beluden.
be-lutteren, declarieren; refl. sik b. mit, sich auseinandersetzen mit.
be-maget, verwandt.
be-maken, beschmutzen; vgl. be-dôn.
be-malven, einen Heereszug machen gegen jem.
be-manen, einfordern, einmahnen, reclamieren.
be-maninge, Einforderung.
be-mannen, 1. übermannen, überwältigen. 2. mit Mannschaft besetzen. 3. die manschap, den Lehnseid verlangen.
be-mantelen, bemänteln, verdecken.
be-mechtigen, ermächtigen.
be-meieren (-meigeren), 1. mit Meiern besetzen; in meierstad ûtdôn. 2. als Meier besitzen.
be-meldinge, Meldung, Aussage.
bemesch, böhmisch, b. esel, graues Tuch aus Böhmen; ein böhmischer Groschen.
be-migen, bepissen.
bemoden = be-moien.
be-moien, -moigen, -mogen, jem. Mühe, Arbeit schaffen, quälen.
be-morgengaven, -morgaven, mit einer Morgengabe ausstatten.
be-morwen, mürbe machen.
be-muderen, zu muder, modder, Moder werden.
be-muren, 1. mit einer Mauer versehen, umgeben. 2. einmauern.
bên, bein, n. 1. Knochen. 2. das ganze Geheglied, to bene binden, ans Bein binden d. i. für unbedeutend halten; to bene komen, auf die Beine, emporkommen.
be-nachten, über Nacht bleiben, b. laten, eine Nacht über etwas hingehen lassen.
be-naken, 1. nahe bringen, einhändigen. 2. refl. sich nähern, mit Gen. sich bemächtigen.
be-nalen, 1. nahe bringen, mitteilen; einhändigen. 2. intr. nahe kommen, sich nähern. 3. refl. sich nähern; mit Gen.: sich bemächtigen, bekommen; to harnsche sik b., sich wappnen mit H.
be-namen, s. binamen.
bendel, n. Binde, schmales Band, Litze, Schnur, fascia.
bendelt, mit bendel versehen, belitzt, fasciatus.
bendich, was sich am Bande führen lässt, zahm.
bendik? bendiken Gläser, d. h.?
bene, beine, f. Biene.
be-nêden, wagen, sich erkühnen.
be-nedden, -neden, -nedes, adv. u. präp. unten, unter, unterhalb; eig. u. bildl.
be-negen, -neien, benähen, einnähen.
beneken, n. Bienchen und Beinchen.
be-nemelik, (mit Namen genannt), bestimt.
be-nemeliken, namentlich; besonders.
be-nemen, 1. mit Acc. d. P. berauben, plündern. 2. mit Dat. d. P. u. Acc. d. S. wegnehmen, entziehen, hindern. 3. mit Dat. d. P. u. Gen. d. S. (oder van) entlasten, befreien. 4. refl. sich wegnehmen, sich entfernen.
be-neminge, Wegnahme; Entlastung.
benen, beinern, von Knochen.
be-nenen, -neinen, sw. v. ableugnen.
bene-net? ..netz?
be-nentlich, mit Namen genannt; nominatim.
be-nesten, (ein Nest machen), sich einnisten.
be-nêten, geniessen.
be-neven, -neffens, adv. u. präp. neben.
bên-harns, Beinharnisch.
bên-hûs, Beinhaus, carnarium.
be-niden, beneiden, misgönnen.
benît, ein mit Schnüren etc. besetzter Hut, frz. bonnet.
benk = bank.
benk-houwer, der die Erde in rohen Klumpen auf die Bank schlägt? (beim Ziegel-, Steinbrennen).
bennich, im Banne befindlich.
be-nôch, -noge, n. Genüge.
be-noden, 1. nötig sein, und nötig haben, bedürfen. 2. nötigen, zwingen.
be-nodicheide, Bedrängnis.
be-nodigen, nötigen, bedrängen.
be-nodiger, Bedränger.
be-nodinge, Nötigung, Zwang.
be-nogen, 1. genügen (der Schuld), bezahlen. 2. refl. sich begnügen.
be-nogent, Genüge.
be-noginge, Genüge.
be-nomachtich, Namen (guten Ruf) habend.
be-nome (= binamen), fürwahr. (?)
be-nomelik, benannt.
be-nomeliken, 1. namentlich. 2. nemlich.
be-nomen, 1. mit Namen nennen. 2. namentlich, d. i. bestimt u. genau angeben. 3. bestimmen, festsetzen.
benomet, namhaft, berühmt.
be- (bi)norden, nördlich; ebenso beosten, besuden, bewesten etc.
be-nouwen, -nauwen, einengen, einschränken, in Not bringen, ängstigen.
be-nouwinge, Beengung; Angst.
bên-rump, Bienenkorb.
bên-setich, am Bein, d. i. Knochen festsitzend.
bên-span, Beinspange.
bên- (bene-, benen-, bener)stok, Bienenkorb, Beute, alveare.
bên-suge, Pflanze. apiaticum; stachys sylvatica.
bent, bente = wente, bis.
bênte, n. die Gebeine.
bent-hake, Bandhake (Werkzeug der Böttcher, um die Reife aufs Fass zu zwängen).
bent-holt, Bandholz, wie es die bentsnidere gebrauchen.
bent-kanne, eine mit Bändern belegte Kanne.
bent-snider, Bandschneider; sie verfertigten das Gebinde zu den Tonnen.
be-nutteln, (zu notula) in Schrift fassen, beurkunden.
bên-wapen, Beinharnisch.
bênwelle, eine Pflanze, anagallis. symphytum off.
be-okenamen, Beinamen, Schimpfnamen geben.
be-olden, alt werden.
be-orden, 1. im Münzwesen: die Stücke justieren. 2. in der Kirchensprache: regulieren (nach einer Regel ordnen).
be-ordelen, über jem. ein Urtel sprechen.
be-orlêven, erlauben, gestatten.
be-orsaken, verursachen.
be-pachten, mit Pacht beschweren.
be-palen, mit Pfählen versehen; refl. sich verbarrikadieren, verschanzen.
be-pinen, durch Arbeit erwerben.
be-planken (-blanken), mit Planken umgeben, vallare.
be-planten, bepflanzen.
be-plichtigen, zur Pflicht machen.
be-plucken, pflücken, rupfen.
be-poten, -paten, mit Pflänzlingen besetzen oder bepflanzen.
be-potunge, Bepflanzung.
be-quellern, refl. sich mit queller bedecken.
be-queme, -quame, 1. passend, geschickt, tauglich. 2. leutselig, gefällig, fügsam, folgsam. – conveniens.
be-queken, lebendig machen.
be-quemelik, passend, schicklich, gefügig.
be-quemen, refl. sich passen, sich schicken.
be-quemicheit, -heit, 1. passende Gelegenheit. 2. Bequemlichkeit, Behagen. 3. Freundlichkeit.
be-quinen, arten, gedeihen, Wurzel schlagen, complexionari, naturari, prosperari.
bêr (beir), n. Bier.
bêr (beier), m. Eber, Zuchteber.
be-raden, 1. begaben, versehen, versorgen. 2. ausstatten, verheiraten (Töchter). 3. refl. sich beraten, überlegen. – Part. beraden = beradenes modes (Ggs. unabsichtlich).
be-raden = bereden, bereden, Anklage erheben (fries.)
be-radinge, Ausstattung.
be-raken, verscharren, bedecken.
be-raken, dergestalt einrichten (treffen), dass der Zweck damit erreicht werde. (Vgl. raken).
be-râm, m. Festsetzung, Übereinkunft.
be-ramen, festsetzen, bestimmen (anberaumen), mit Gen. u. Acc.
be-raminge, Festsetzung, Bestimmung.
be-rasten, ruhen; b. laten, im Besitz nicht stören.
be-rât, n. 1. Überlegung, Beratschlagung. 2. Beratungsfrist, Bedenkzeit. 3. Ausberat, Ausstattung, Verheiratung.
bêr-bank, Bierbank (Wirtshaus).
bêr-bant, Bierband (die Belegung der Tonnen oben und unten mit Reifen, so dass die Mitte frei bleibt, während beim herinkbant an vier Stellen drei Reifen um die Tonne gelegt werden.)
berbolle, Knospe, Pflanzenauge.
berbore, Bahre zum Tragen der Biertonnen?
berch, m. Berg; over b.,, über die Alpen.
berch-achtich, bergicht.
berch-ânt, Anas tadorna.
berch-gank, b. Marie, das Fest der visitatio M. (Luc. 1, 39).
berch-geselle, Bergknappe.
berch-grôn, Berggrün, Kupfergrün, chrysocolla.
berch-snake, (Bergschlange), Ringelnatter.
berch-vrede, Ber(g)fried, d. i. hölzerne Verschanzung, Turm, Bollwerk, befestigtes Haus etc.
bere, f. Aussehen, Benehmen, Gebaren (Geberde).
bere, ein Mass (= bore?)
bere, f. Beere; Birne.
be-rechten, 1. mit Rechten versehen. 2. das Recht üben gegen oder für jem. bestrafen oder beschützen. 3. ein recht (Eid) leisten, eidlich versichern.
be-rechtigen, mit Recht in Anspruch nehmen.
be-recessen, einen Rezess machen, beschliessen.
be-rede, -reide, bereit, fertig; berede spise, gare Kost; berede ritters, velites.
berede, n. Bereitschaft; Nähe?
beredeke, -reideke, n. Barettchen.
be-redelike, -reitlike, bereit; baar (vom Gelde).
be-rêden, 1. bereiten, fertig machen; laken b., Tücher rauhen und scheren. 2. bezahlen, entrichten. 3. = beraden, ausstatten, verheiraten.
be-reden, 1. bereden, darthun, beweisen. 2. versprechen, geloben. Refl. sich verloben.
be-redenen = berêden, fertig machen.
berêdich, bereit.
be-rêdicheit, Bereitschaft.
be-rêdile (?) = beredeliken, bereit, pünktlich.
be-rêdinge, 1. Bereitung, Zubereitung, Zurüstung. 2. Bezahlung; Zahlungstermin.
be-regen (?), anrühren; zustossen.
beren, baren, st. u. sw. v. hervorbringen, gebären.
beren, schw. v. 1. sich zeigen; sich benehmen, gebaren. 2. sich stellen, so thun, als ob.
berenbunge, die Pflanze berula. (beren-tunge?)
be-rennen, berennen, überfallen.
be-renten, mit jährl. Einkünften versorgen, dotieren.
beren-schilt, Schild (Keule?) eines (wilden) Ebers.
beren-vorke, Birnengabel.
bererinne, Gebärerin.
be-rêroven, (einen Toten) berauben.
be-resten, rasten; b. laten, ruhen lassen.
berêf (-rîf), n. Nutzen (= gerîf).
be-reveln u. bereven, mit Reifen versehen.
be-reven, (als adj.) mit Reifen, Bändern etc. belegt.
bere-wort, die Pflanze baldemonia.
bêr-gast, der Bierkunde (der gewöhnlich von einem sein Bier bezieht).
bêr-gelt, 1. Accise vom Bier. 2. Trinkgeld.
bergen, bargen, st. u. sw. v. 1. bergen, in Sicherheit bringen. 2. nähren, bes. refl. sich wovon nähren, seinen Lebensunterhalt gewinnen, leben (mit Gen. oder e. Präp.)
bergete, n. Gebirge.
berge-, bergenvarer, Schiffer, der nach Bergen zu fahren pflegt.
berginge, Bergung; Lebensunterhalt.
berhân, Fasan (berk-hân).
bêrich, dem Bier ergeben.
berich? Bezeichnung eines Stück Landes oder einer Hölzung.
be-richten, 1. mit Acc.: auf den richtigen Weg (in Richte) bringen; belehren, unterweisen; schlichten, beilegen (e. Streit); büssen (= beteren) (von Verbrechen); mit den Sterbe-Sacramenten versehen; ordnen, einrichten, bestellen; ausstatten. 2. mit Gen. d. S. und Dat. oder Acc. d. P. kund thun, unterrichten. 3. refl. sich zurecht machen, rüsten; die Sterbe-Sacramente empfangen; sich helfen; sich vertragen, vergleichen; sich genau erinnern.
be-richter, 1. Zurechtweiser, Richter. 2. Lehrer. 3. Ausgleicher.
be-richteslude, Schlichter eines Streites, Zeugen dabei.
be-richtich, 1. geschäftig, rüstig, fertig (industrius). 2. gerüstet, fertig (expeditus).
be-richtinge, 1. Verrichtung. 2. Vergleich, Auseinandersetzung. 3. Versehung mit den Sterbesacramenten. 4. Angabe, Auskunft, Bericht.
be-richtnisse, Register, Rechenbuch.
be-riden, 1. bereiten, obequitare, mit Reiterei umgeben. 2. bereisen, besuchen (zu Pferde).
be-rigen, mit einem Rick, Geländer versehen. (= bericken).
be-riken, reich machen, bereichern.
berille, Brille (um 1411).
be-rimen, Spottreime auf jem. machen.
be-rinen, berühren.
beringe, baringe, das Gebären.
beringe, Lust, Gefallen; appetitus. (Auch = Hebung, Aufkunft?)
be-ringen, umringen.
berîs, Steigerung? (in b. kamen, teurer werden).
be-risen, aufstehen, sich erheben; bildl. sich belaufen, hoch sein.
be-rispelik, tadelnswert.
be-rispen, -rispeln, tadeln, strafen.
be-risper, Tadler.
be-rispinge, Tadel.
be-riten, zerreissen.
bêr-klocke, Bierglocke (Zeichen, dass der Bierschank im Wirtshause aufhören sollte).
bêr-kôp, Biertrunk zur Bestätigung eines Kaufes oder Vertrages.
bêr-kopeslude, Leute, Zeugen, die bei einem bêrkope zugegen sind.
bêr-lach, Biergelage.
berlaken, Bierlaken? d. h.?
berloge, frzs. berloque.
berm, s. barm.
bêr-man, Biermann, Krüger, Wirt.
bermich, s. barmich.
bern-achtich, zum Brennen geeignet. b. holt, Brennholz.
berne, Bernstein?
bernehelm, epiglotum.
berne- (barne)holt, Brennholz.
berne-isern, Brenneisen.
berne-kamer, wahrsch. die Kammer, in welcher Gold u. Silber geschmolzen (Schmelzhütte), oder auch in Gemässe Eich-Zeichen eingebrannt wurden.
berne-krût, N. für verschiedene Pflanzen, flamula, apium aquaticum.
bernen (barnen, burnen), sw. v. intr. u. tr. brennen; als Münzausdruck: schmelzen, schmelzend läutern. Mit Acc. d. P. auch: durch Brand schädigen.
bernendich, berndich, brennend.
bernentlike, brennend, heftig.
berne-prên, Brennpfrieme, -eisen, igniferrum.
berner, Brandstifter.
berne-torf, Rasen zum Brennen, Brenntorf.
berne-water, gebranntes Wasser.
berne-wîn, Branntewein.
berne-worm, Brennwurm (= bersel?)
bernich, brennend; Adv. bernigen.
bernichliken, brennend.
berninge, 1. Brand. 2. Material zum Brennen.
bern-schat (birn-schat), Brandschatzung.
bern- (barn)stên, 1. Bernstein. 2. gebrannter Stein, Backstein.
bern-stêndreier, Bernsteindreher d. i. Paternoster-Rosenkranzmacher.
berntheide, Inbrunst.
be-rochten, -rochtigen, s. beruchten.
be-roden, behacken.
be-roen (= berojen, beroden), mit Rudern regieren.
be-roken, besorgen.
be-roken, beräuchern.
be-rôm, Ruhm, Pralerei, Arroganz.
be-romen, refl. sich berühmen, pralen; präsumieren.
be-rominge = berôm, arrogantia.
be-ropen, 1. rufen, nennen. 2. ausrufen. 3. berufen, ersuchen. 4. schelten, mit Worten strafen. 5. in (übeln) Ruf bringen. – Part. berufen, bekannt und verrufen. – Refl. sich berufen, appellieren, mit Gen. u. Präp.
be-ropinge, Berufung, Appellation.
be-rore, rührig, alacer.
be-roren, 1. rühren. 2. berühren, betasten. 3. bildl.: rühren, bewegen; berühren im Reden, erwähnen.
be-rorich = berore.
be-rôrlik, 1. berühr-, betastbar. 2. bildl.: rührend, bewegend.
be-rôrte, Berührung, Bewegung; Erregung.
be-roven, rauben, berauben.
be-rovinge, Beraubung.
bêr-pennink, Abgabe von Bier.
bêr-schop, (Bierschaft) = bêrkopeslude?
bersel, eine Art Wurm.
bersen (birsen), sw. v. pirschen.
bersensame, cardaminium.
bêr-spunder, Bierspunder, Bierschröter.
berste, f. Gebrechen.
bersten (barsten, borsten), st. v. bersten, brechen.
bêr-stôke? Bierbrauerei?
bêr-supent, Biersuppe.
bêr-swel, Ebershals, Kehlbraten vom Eber (epulum piperatum aprinum, frzs. poivrade).
bêr-tapper, Bierzapfer.
bertlink, Kloster-Laienbruder (homo barbatus im Ggs. zum geschorenen Mönch).
be-ruchten, -rochten, in (bösen) Ruf bringen, verleumden.
be-ruchtich, berühmt; berüchtigt.
be-ruchtigen, 1. das Gerüchte, Hülfsgeschrei erheben. 2. in (guten oder bösen) Ruf bringen.
be-ruchtinge, (böser) Ruf.
be-rume, Raum habend, breit (= rume).
be-rumen, Raum finden.
be-rusten, beruhen, ruhen.
be-rustern, rostig werden.
be-ruwe (-rouwe, -rou), Betrübnis; Reue.
be-ruwelicheit, Reue.
be-ruwelik, 1. Ruhe (ruwe) gebend. 2. Reue (rouwe) gebend.
be-ruwen (-rouwen), betrüben, reuen, mit Dat. u. Acc. – Refl. sich betrüben; Reue, Schmerz fühlen.
be-ruwenisse, Betrübnis, Reue.
be-ruwich, betrübt; reuig.
be-ruwinge = beruwenisse.
berve? essbare Frucht?
berve = bederve (comis, benignus, benevolus).
berveliken (berfliken) = bederveliken.
berverlink, eine Art Brot.
bervicheit = bedervicheit.
berwech (-wege)? (vesica, uterus?)
berwer, ein rauher, zottiger Wollenstoff.
bêr-wisch, Strohwisch (als Bierzeichen ausgesteckt).
berwort, die Pflanze agrimonia.
ber-wulf, Wehrwolf.
be-sachtinge, Besänftigung.
be-sacken, einsacken, in Säcke bringen.
be-sadigen, zur Ruhe bringen.
be-sagen = beseggen.
be-saken, 1. leugnen, in Abrede stellen. 2. (besachen) vor Gericht ziehen, verklagen.
be-salen, s. be-solen.
be-samen, bei-, zusammen.
be-samenkumpst, Zusammenkunft.
be-sam(m)elen, versammeln.
be-samnen, versammeln.
be-sampt u. be-sunder, samt und sonders.
be-sate, f. 1. Besitz. 2. das Besetzen (mit Meiern). 3. Arrest, Beschlagnahme.
be-saten, 1. zur Ruhe, zum Frieden bringen. 2. mit Beschlag, Arrest belegen.
be-satigen, mit Arrest belegen, pfänden.
be-schacken, besteuern (l. beschatten?)
be-schaden, beschädigen; in Geldstrafe nehmen.
be-schaffen, durchsetzen, sinen willen b.
be-schalken, betrügen.
be-schanden, schänden.
be-schansen, mit Schanzen versehen.
be-scharbar, zu beweiden, zu betreiben (mit Vieh).
be-scharen, (von der Milch:) geronnen, sauer geworden?
be-schatten, von jem. Schatzung, Steuer, Contribution fordern.
be-schatter, der eine Schatzung eintreibt, exactor.
be-schattinge, Schatzung, Besteuerung.
be-schêdecheit = beschedenheit.
be-schedeliken, 1. auf festgesetzte Weise, unter der Bedingung. 2. bestimmt, genau, deutlich. 3. hauptsächlich, namentlich, nemlich. 4. gebürlich.
be-schêden, -scheiden, 1. bestimmen, festsetzen (im Testamente etc. vermachen), entscheiden. 2. ausscheiden, trennen, (gew. buten beschêden). 3. refl. sich vereinigen, gegenseitige Bestimmungen treffen.
be-schêden, adj. part. 1. festgesetzt, bestimmt. 2. verständig, klug, weise, mässig, compositus; bes. ehrendes Beiwort für Ratmänner, Richter etc. 3. b. dôn, beim Zutrinken nachtrinken.
be-schêdenheit, 1. Einsicht, Weisheit, dispositio, ratio. 2. Bedingung, Bestimmung. 3. ehrende Bezeichnung für Ratmänner etc.
be-schêdich, bescheiden, mässig.
be-schedigen, beschädigen; de strate b., Strassenraub treiben.
be-schedinge, Beschädigung (Strassenraub).
be-schêdinge, (unterscheidende Bestimmung), Beschaffenheit, Bewandtnis.
be-scheftich, 1. geschäftig, rasch, expeditus, agilis. 2. pass. was viel Mühe macht, kostbar.
be-schefticheit, Geschäftigkeit, expeditio.
be-schelden, 1. schelten. 2. beschelten, tadeln. 3. ein Urteil b., d. h. es für unrichtig erklären und Appellation einlegen.
be-scheldinge, das Schelten; Appellation.
be-schelicheit = beschedelicheit, das Bescheidwissen, Klugheit.
be-schellen, abschälen.
be-schemen, be-, überschatten.
be-schemeren, schattig, dunkel, Abend werden.
be-schempen, Schimpf, Spott treiben.
be-schên, 1. geschehen. 2. refl. sich ereignen.
be-schendinge, Schande, confusio.
be-schenen, -schenigen, darthun, beweisen?
be-schenen = beschedenen, bestimmt.
be-schenken, betrunken machen.
be-scheper, Befrachter.
be-scheren, 1. be-, abscheren; bildl. betrügen, um das Seinige bringen. 2. eine Wiese vom Vieh beweiden lassen.
be-scheren, zuteilen (vom Schicksal, praedestinare).
be-scherm, Schutz.
be-schermen, beschirmen, beschützen.
be-schermenisse, Beschirmung, Schutz.
be-scherminge, Beschirmung.
be-schêt, m. und n. 1. Unterscheidung, Festsetzung, Bestimmung, conditio. 2. rechtliche Entscheidung oder Festsetzung; überh. Fug und Recht. 3. Klugheit, Überlegung. 4. Bescheid, Auskunft.
be-schêten, 1. durch Schiessen (eine Waffe) erproben. 2. betäfeln, mit Brettern, Dielen etc. bekleiden, coassare. 3. bestreuen.
be-schetewunge, Schatten, Finsternis.
be-schichten, ausrichten.
be-schicken, 1. zu jem. schicken, kommen lassen. 2. in Ordnung bringen. 3. techn. Ausdruck im Münzwesen: Metall zumischen, legieren.
be-schickinge, Beordnung, dispositio.
be-schilmen, schelm (mucor) ansetzen, schimmelig werden.
be-schimmelen, Schimmel ansetzen.
be-schîn, Bescheinigung.
be-schinden, (enthäuten), 1. martern. 2. betrügen, um das Seinige bringen.
be-schinen, bescheinen, durch Augenschein bezeugen.
be-schinnen, berauben, ausplündern.
be-schippen, gestalten, Beschaffenheit geben (verunstalten).
be-schirmisse = beschermenisse.
be-schiten, bescheissen; bildl. betrügen.
be-schiter, Betrüger.
be-schonen, 1. verschonen. 2. entschuldigen. 3. beschützen, bedecken.
be-schoninge, Beschönigung, Verdeckung.
be-schornhere? (= beschermhere?)
be-schorpen, mit Schorf, Kruste überziehen.
be-schot, n. Getäfel, contabulatum; Planken-, Bretterwand.
be-schouwelicheit, Beschaulichkeit.
be-schouwen, beschauen.
be-schouwinge, Beschauung, Beschaulichkeit.
be-schoren, beschaben?
be-schranken, mit Schranken versehen.
be-schreginge, Jammer, Wehklage.
be-schrien, 1. schreien, jammern. 2. beschreien, bejammern. 3. im jurist. Sinn: das Gerücht, Gerüfte, Geschrei erheben gegen jem.
be-schriven, 1. schreiben, aufschreiben. 2. verzeichnen. 3. melden, berichten; durch Schrift verhöhnen (literarisch angreifen). 4. durch Ausschreiben einberufen. en bescreven man, ein Höriger, der von seinem Herrn auch schriftlich zu verteidigen ist?
be-schruwen, Part. zu beschrien.
be-schudden, -schutten, 1. aufschüttend bedecken. 2. in Verwahrung, Gewahrsam nehmen, einsperren; mit Beschlag belegen. 3. beschützen, beschirmen.
be-schuddinge, Schutz.
be-schuldich, schuldig.
be-schulinge, Versteck.
be-schunden, anraten zu thun; bereden, anreizen.
be-schûr, Schutz.
be-schuren, 1. bedecken, beschützen. 2. refl. sich bedecken, sich verstecken.
be-schuringe, Beschützung, Bedeckung, Beschattung. 2. Entschuldigung, Vorwand.
be-schut, 1. Schutz. 2. Vorwand.
be-schutten, s. beschudden.
be-schutteshere, Schutz-, Schirmherr.
bese, f. Binse, juncus.
be-sêden, be-sieden (von Salzpfannen).
be-segelen, mit Segeln versehen.
be-segelen, be-, versiegeln; durch Brief u. Siegel zusichern.
be-sêgen, besiegen.
be-seggen, 1. aussprechen, verkündigen, behaupten, 2. bereden; sik b. laten, sich bereden, überzeugen lassen. 3. anklagen, verklagen; verleumden.
be-segginge, Aussage, Entscheidung.
be-seichen, be-pissen.
be-seie, Besäung, Bestellung (des Ackers etc.)
be-seien, besäen; aussäen.
beseke, n. Biene.
beseke, n. kleine Beere.
be-selen = besolen?
beseler, baseler, eine Art langer, spitzer Messer; kurzes Schwert, pugio.
be-selschoppen, refl. sich vergesellschaften.
besem, bessem, 1. Zuchtrute. 2. Kehrbesen.
besemen, bessemen, sw. v. fegen.
besemer, bisemer, eine Art Schnellwage, Handwage (einfachster Construction) ohne Schalen auf Märkten gebraucht.
be-sên, 1. sehen. 2. besehen. 3. einsehen. 4. refl. sich umsehen.
be-sendeboden, einen Sendboten wohin schicken.
be-senden, zu jem. einen Boten senden, durch Boten kommen lassen, aufbieten; den dach, de sake b., Boten zu einer Versamlung etc. schicken; den wech b., Leute aufbieten zur Besetzung. – Refl. sich gegenseitig beschicken.
be-sender, Beschicker, der zu etwas aufbietet.
be-sendinge, Beschickung.
be-senken, durch Versenkung sperren.
be-sênlik, sichtbar.
be-serigen, verletzen, schädigen.
be-set, n. 1. Besatzung. 2. das Bestimmte, Ausgesetzte.
be-seten, 1. pass. besessen (vom Teufel). 2. act. der einen Sitz hat, ansässig ist; bes. der mit Eigentum angesessen ist.
be-setten, 1. besetzen, mit Einwohnern, Mannschaft belegen. 2. mit Beschlag, Arrest belegen. 3. ordnen, festsetzen, bestimmen; dat testament b., testamentieren. 4. ein Urteil b., d. h. gerichtlich beglaubigen. 5. durch ein Unterpfand Sicherheit geben, sich verbürgen. 6. refl. sich setzen, sich wo häuslich niederlassen.
be-settinge, 1. Besetzung (mit Meiern), occupatio. 2. Beschlagnahme, Arrest.
besibbe = besibbet.
be-sibbet, verwandt.
bésich, beschäftigt, thätig.
bésicheit, Beschäftigung, Thätigkeit.
be-sicht, Gesicht.
be-sichten, 1. besieben, vermittelst eines Siebes bestreuen. 2. besichtigen.
be-sichtigen, sehen, erblicken.
be-seven (seffen), bemerken, wahrnehmen, fühlen, begreifen; begreiflich machen, kund thun.
be-severen, begeifern.
be-siden, zur Seite weg.
be-singen, 1. eine Kirche, Altar etc. d. h. die (gestiftete) Messe lesen (den Gottesdienst halten) in einer Kirche, an einem Altar etc. 2. einen Bischof, d. h. unter feierlichem Gesange einsetzen.
besin(ne), Überlegung.
be-sinnen, 1. überlegen, bedenken, ausfindig machen. 2. im Sinne haben, beabsichtigen. 3. refl. sich einer Sache erinnern, daran denken.
be-sinninge, Überlegung.
be-sippen, refl. seine Verwandtschaft angeben.
be-sit, m. Besitz.
be-sitlik, mit vollem Besitzrecht.
be-sitten, 1. besitzen, den rat b., Ratsherr sein; haben als Eigentum; nôt b., erleiden. – Davor sitzen, belagern, obsidere. 2. intr. sitzen bleiben, zögern, säumen; im Besitz bleiben.
be-sitter, 1. Besitzer. 2. Bewohner.
be-sittinge, Besitz.
be-slabbern, besudeln, bes. durch unreinliches Essen.
be-slach, n. 1. (Metall) Beschlag. 2. (Vieh)beschlag, Anzahl von Vieh, soviel auf den Weiden grasen kann. 3. = bislach u. to-slach.
be-slân, 1. schlagen, schlagend bearbeiten oder gebrauchen. 2. beschlagen, besetzen (mit Geschmeide, eine Weide mit Vieh betreiben, ein Feld mit Zelten etc.) 3. einhegen, einzäunen, umschliessen, umfangen (bes. vom Netz). 4. treffen, ertappen, ergreifen. 5. mit Beschlag, Arrest belegen. 6. mit e. Gerüchte beschlagen, in bösen Ruf bringen. 7. refl. sich verbinden, sich einlassen mit jem.
be-slapen, 1. beschlafen, Beilager halten. 2. zum Schlafen benutzen. 3. zum Überdenken eine Nacht verziehen.
be-slechtet, einem Geschlecht d. i. einer vornehmen Familie angehörig.
be-slechtiget = beslechtet.
be-sliken, beschleichen, überfallen.
be-slimen, verschleimen.
be-slingen, beschlengen, rings umgeben.
be-slitten, refl. sich befassen mit, sich bemühen?
beslôk, s. bestlôk.
be-sloten, mit einem Schlosse (sera) versehen.
be-sloten, mit einem slote, Graben, umziehen.
be-slotet, der ein Schloss (castrum, Burg) besitzt, burgsässig.
be-slut, n. Beschluss, Ende.
be-sluten, 1. schliessen. 2. ein-, ver-, umschliessen. 3. ausschliessen. 4. beschliessen. 5. refl. sich einschliessen.
be-slutinge, Beschluss, Vereinbarung.
be-slûtlik, (be)schliesslich.
be-smachten, aushungern.
be-smaden, schmählich behandeln.
be-smaken = besmecken.
be-smecken, schmecken, kosten; bildl. kennen lernen.
be-smeden, 1. mit Eisen beschlagen. 2. mit Eisen festmachen. 3. in Eisen legen, in Haft bringen. 4. durch Eisen zermalmen.
be-smêken, beschmeicheln, liebkosen.
be-smeliken, schmähe machen, schmähen, verspotten.
be-smeliker, Schmäher, Spötter, Verhöhner.
be-smiden, mit Geschmeide versehen.
be-smit, (Anwurf), Makel, Fleck.
be-smitten, bewerfen, beflecken, besudeln.
be-smittigen = be-smitten.
be-smittinge, Befleckung.
be-smoken, beräuchern.
be-smokinge, Räucherung.
be-smuderen, beschmutzen.
be-snadinge, Begrenzung (durch Zeichen); Grenze, Umfang.
be-snêden, die Grenze bezeichnen.
be-sneissen, beschneiteln (die Bäume).
be-sneidigen, betrügen, übervorteilen.
be-snellen, 1. einholen, erreichen. 2. bildl. überholen, überlisten, betrügen.
be-sniden, beschneiden.
be-snienge (?), Klagegesang.
be-snotteren, mit Rotz besudeln.
be-snuffelen, beschnüffeln, beriechen.
be-soken, 1. besuchen, visitare; aufsuchen. 2. untersuchen. 3. versuchen, prüfen; angreifen. 4. ersuchen; nachsuchen. – refl. versuchen.
be-soken = be-seken, leugnen.
be-sokinge, 1. Versuchung. 2. Heimsuchung; im medic. Sinn: Krankheit.
be-solen, -salen, besudeln, beschmutzen.
be-solten, 1. einsalzen. 2. = besolden.
be-sonen, -sunen, versöhnen, aussöhnen; Frieden schaffen.
be-sonliken (?) (= besonderliken?) besonders.
be-sorchte, Besorgnis.
be-soren, betrügen.
be-sorge, Besorgung, Sorge, cura.
be-sorgen, 1. Sorge tragen für etwas. 2. versorgen. 3. Sorge, Angst haben, fürchten; refl. fürchten. – Part. be-sorget, der mit etwas beauftragt ist, Sorge trägt.
be-sorginge, Be-, Versorgung.
be-spannen, in Fesseln legen, = in de helden slân.
be-sparen, aufsparen, ersparen.
be-spêkelen, bespeicheln.
be-spelen, 1. zum Besten haben, verspotten. 2. beschlafen.
be-spelinge, Verspottung.
be-spên, erspähen.
be-spenen (?), mit solte b., mit Salz bestreuen, einsalzen?
be-sper, -spar, Sperrung, Hindernis, Eingriff.
be-speren, hindern.
be-speringe = besper.
be-spetekogen, zu einem spetekôch machen, d. h. zu einem solchen, aus dem im Notfall gespittet (Rasen mit dem Spaten gestochen) werden darf?
be-spien, bespeien.
be-spisen, mit Proviant versehen.
be-spliten, bespleissen; bildl. berauben.
be-sprake, Besprechung, Rücksprache.
be-sprake, 1. freundlich, affabilis. 2. in bösem Leumund stehend, verdächtig.
be-sprêden, -spreiden, bespreiten, überdecken.
be-spreken, 1. verabreden, voraus bestellen. 2. versprechen. 3. gegen jem. sprechen, ihn in bösen Leumund bringen, verdächtigen, anklagen. 4. Ein- und Anspruch erheben. 5. besprechen, incantare. Refl. sich besprechen.
be-sprenken, beträufeln, begiessen.
bêst, n. bestia, bes. vom Rindvieh (namentlich eine junge Kuh, die noch nicht gekalbt hat).
bêst, die erste Milch der Kuh nach dem Kalben, colostrum.
be-staden, -stadigen, s. besteden, bestedigen.
be-staken, mit Pallisaden (staken) besetzen, vallare; durch staken schützen.
be-stallen, Blockhäuser errichten, einschliessen, belagern.
be-stallinge, Einschliessung, Belagerung.
be-stalnisse = bestallinge.
be-stân, I. intr. 1. stehen bleiben. 2. Sieger bleiben. 3. mit Dat. zugehören. II. trans. 1. angreifen, bekämpfen. 2. ergreifen, unternehmen, auf sich nehmen, übernehmen, die Kosten bestreiten; anfangen, beginnen. 3. ein-, zugestehen, bekennen; (eine That) vertreten; beweisen. 4. angehen, betreffen, attinere. 5. ein Gericht bestehen, Beisitzer eines Gerichtes sein. – Part. bestanden, bestân, 1. betreten, erschrocken. 2. vor Gericht gezogen (angegriffen); bestân sîn nâ, auf etwas aus sein.
be-standen, bestant (d. i. Waffenruhe) machen.
be-standinge, Ruhestand.
be-stant, n. 1. das Stehenbleiben. 2. Ruhestand, Waffenstillstand.
be-stantbrêf, Waffenstillstands-urkunde.
be-stant (-stent)nisse, Bestand, Fortbestand.
be-stapelen, mit (Grenz)pfählen versehen.
be-stapen (?), besteigen?
best(e), adj. u. adv. beste; dat beste ôr, d. i. das rechte Ohr. Subst. das Beste; sîn beste darmede dôn, mit e. Sache nach Belieben verfahren.
be-steden, -staden, (eine Stätte geben), 1. einen Wohnsitz, Aufenthalt anweisen; austhun. 2. bestatten, begraben. 3. gegen Zins austhun. 4. überweisen. 5. bekräftigen, bestätigen, festmachen. Refl. (vom Gesinde) sich unterbringen, sich vermieten; sich festmachen (von ehelicher Verbindung).
be-stedicheit, Bestätigung, Befestigung.
be-stedinge, Bestätigung; Einsetzung.
be-stedigen, -stadigen (= besteden), 1. bestatten. 2. einsetzen, einweisen (in ein Amt). 3. festsetzen, verhaften; bestimmen. 4. versehen, ausstatten. 5. = besetten, bekummeren. Refl. einen festen Wohnsitz nehmen.
bêsteken, (Tierchen?) als Schmuckgegenstand (Ermel-, Manschettenknöpfe).
be-steken, 1. bestecken. 2. (bestechen), betrügen.
be-stelbrêf, Bestallungsbrief; schriftlicher Verhaltungsbefehl; spec. Kaperbrief.
be-stellen, 1. besetzen; umstellen. 2. anordnen, einrichten, befehlen, disponere. 3. ausrichten. to recht b., vor Gericht stellen.
be-stellie = bestellinge 2, Bestallung, Sold.
be-stellinge, 1. Beschlagnahme. 2. Bestallung, auctoramentum, salarium; (Aufforderung zum Kriegsdienste), Werbung. 3. Anordnung (Testament); Anstiften; Verhaltungsbefehl.
bestelse, n. (Bein)geschwür?
be-steltenis, Disposition, Befehl.
be-stemmen, bestimmen, festsetzen.
be-stempen, anstiften.
be-stendich, 1. von Bestand, dauerhaft. 2. geständig. 3. zugestehend, bezeugend.
be-stendicheit, Festigkeit, Bestand.
be-stênen, besteinen, Grenze mit Steinen merken.
be-stentlich, von Bestande bleibend; gültig.
be-stent (-stant)licheit, Befestigung; Bestand.
be-sterven, 1. absterben; regungslos werden. 2. sterben, versterben (vom Erbe und Erblasser). 3. durch Todesfall als Erbgut an jem. kommen.
be-sticken, 1. trans. festsetzen, bestimmen; behindern, festhalten. 2. intr. stecken bleiben.
be-stiften, mit einer Dotation versehen.
be-stigen, besteigen (ein Haus, ein Dach, um es zu decken oder auszubessern).
be-stillen, still machen, sedare.
bestinge, Benähung, Endsaum.
bêstlik, tierisch.
bestlôk, Allium Schoenoprasum.
be-stockelen, betreiben (stimulare, instigare).
be-stomelen, verstümmeln.
be-stoppen, verstopfen, versperren; unterstopfen, verbergen.
be-stoppinge, Verstopfung.
be-storten, stürzend bedecken; in Massen eingiessen (per-, infundere).
be-stoten, 1. stossen, anstossen. 2. zustossen (von Unfällen, Zwistigkeiten etc.) 3. vollstossen, füllen; solt b., in Säcke füllen.
be-stouwen, (durch Stauung Wasser steigen machen) unter Wasser setzen.
be-stoven (Part. zu bestuven), bestäubt.
be-strâflik, strafwürdig.
be-strêfen, bestreifen; mit Geschossen bestreichen.
be-stricken, bestricken, compedire.
be-striden, st. v. beschreiten, (schreitend d. h. mit ausgespannten Beinen) besteigen.
be-striden, sw. (u. st.) v. bekämpfen.
be-striken, bestreichen; streichend (streifend) erreichen.
be-strouwen, bestreuen, conspergere; eig. u. bildl.
be-strouwinge, Bestreuung.
be-struken, mit Strauchwerk versehen.
be-stulpen, mit einer stulpe (Deckel) zudecken.
be-stuppen (= -stoppen), verstopfen; den schaden b., ausbessern.
be-stûr (bestier), n. Leitung, Lenkung, Regiment.
be-sturen, 1. steuern, hemmen, Einhalt thun, hindern. 2. einrichten, anordnen, besorgen, hinschaffen, regere, dirigere.
be-sturinge, Hemmung, Hindernis, Bedrückung.
be-subben, -subbelen, beflecken, verunreinigen.
be-suchten, beseufzen.
be-suket, mit einer Seuche behaftet.
besunder u. besunderen, 1. besonders (vor allen andern, d. i. eifrig). 2. besonders; sondern. 3. ausgenommen.
be-sundergen, -gest, besonders.
be-sunderich, adj. besonder.
be-sunderinge u. be-sunderlinge = besundergen.
be-sundigen, 1. Sünde thun. 2. mit Sünde beflecken. 3. refl. sich versündigen.
be-sunen = be-sonen, versöhnen.
be-suren, besauern, 1. Bitteres, Saueres erleiden für etwas, ausstehen, acerba pati. 2. sauer erwerben.
be-swâs, -swês, nahe; bildl. verwandt, propinquus.
be-swêgen, -sweigen (= be-swogen), ohnmächtig werden.
be-sweken, schwächen, beeinträchtigen.
be-swer, 1. Kummer; Bedauern. 2. Belästigung.
be-sweren, -swaren, beschweren, belasten.
be-sweren, st. v. 1. schwören; den rât b., den Rats-Eid leisten. 2. beschwören, incantare. 3. refl. sich durch einen Schwur vereinigen, conjurare.
be-sweringe, -swaringe, Bedrängnis; Belastung mit Abgaben.
be-sweringe, 1. Verschwörung, conjuratio. 2. Beschwörung, incantatio.
be-swerken, be-sworken werden, mit Wolken bedeckt, verhüllt werden; bildl. finster, traurig, bestürzt werden.
be-swernisse, Last, Bedrängnis.
be-sweten, im Schweisse erarbeiten, gewinnen.
be-swettet, -swattet, benachbart.
be-swigen, 1. verschweigen. 2. etwas schweigend anhören, ohne Erwiderung, Rüge etc. geschehen lassen.
be-swiken, 1. trans. hintergehen, betrügen, berücken. 2. intr. nachlassen, aufhören, mangeln, fatiscere, deficere.
be-swimen u. be-swimelen, ohnmächtig werden.
be-swiminge, Schwindel.
be-swogen, -swagen, ohnmächtig werden.
be-swoginge, Ohnmacht.
be-swornschap, Verschwörung, conjuratio.
be-swoven, be-swovinge = be-swogen.
bet, n. Gebet.
bet, bette, bitte, bis.
bet, besser = bat.
be-tagebruggen (= togebr.), mit einer Zugbrücke versehen.
be-talen, bezahlen.
be-talinge, Bezahlung.
be-tame, geziemend; als Subst Geziemendheit, Passlichkeit.
be-tanen, anfressen.
be-tasten, angreifen.
bete, bet, m. Bissen; nicht ên b. = gar nichts.
bete (bet), bitte, bit, n. Gebiss (am Zaume).
bête, f. Beize.
be-tegeden, mit Zehnten belegen.
bete-, betelkalk, ungelöschter Kalk.
be-tekenen, -teken, bezeichnen, bedeuten.
be-tekenisse, Bezeichnung; Bedeutung.
be-tekinge = betekenisse.
betekol, Fenchel?
bete-kuve, Kufe zum Beizen (Macerieren) des Leders.
bêtel, beitel, Meissel, celtes; Stecheisen.
be-têlen, einen Acker ertragsfähig machen, bebauen, bestellen.
be-telgen, die Zweige abhauen, abramescere.
be-tellen, 1. aus-, zusprechen. 2. ansprechen, beanspruchen, verlangen.
be-temelik, geziemend, gebührend.
be-temen, -tamen, 1. ziemen, geziemen. 2. refl. sich ziemen. 3. b. laten, jem. thun lassen, was er für geziemend hält, was ihm ansteht, gefällt; jem. gewähren lassen. inter-, o-, di-mittere, missum facere.
bêten, beiten, sw. v. beizen (mit Falken jagen).
bêten, sw. v. beizen, macerieren (Leder etc.).
be-tên, 1. beziehen, bedecken. 2. umstellen, einschliessen. 3. umgarnen, betrügen. – Im jurist. Sinn: beziehen, eine Erbschaft beziehen, erben (altfr. bitia).
be-tengen, anfangen, beginnen.
beter, besser; ein beter, Besseres.
beteren, sw. v. 1. bessern, verbessern; (nicht) beteren konnen, (nicht) anders machen, ändern können. 2. büssen; Wandel schaffen, Genugthuung, Ersatz leisten, emendare; den doden b., Mordbusse leisten. – Pass. mit Gen. der Ursache; besser werden durch etwas.
beteringe, 1. Besserung (moral. u. phys.) 2. Erhaltung des guten Zustandes, Ausbesserung. 3. Genugthuung, Ersatz, Busse, emendatio.
be-termen u. betermelen, bestimmen, ordinare, disponere.
bet-her-to (bis-hier-zu), bis jetzt.
betich, bissig.
be-ticht, Anklage, Anschuldigung.
be-tichtich, bezichtigt, angeklagt.
be-tichtigen, bezichtigen, anklagen.
be-tiden, refl. sich wornach richten? ins Auge fassen.
be-tiden (= bi-tiden), zuweilen.
be-tien (-tigen), bezeihen, Schuld geben, anklagen, refl. über sich aussagen, bekennen.
be-timmeren, mit (hölzernen) Festungswerken umgeben; betimmert sîn, behauset sein, mit einem Hause (unbeweglichem Gute) versehen sein.
be-tinsen, Zinsen, Abgaben auflegen.
betisch, bissig.
bet-lich (bitlich), bittlich; bittweise.
bet-lik = batelik, helfend, förderlich, nützlich.
be-tôch, Beweis (demonstracio).
be-togen, darthun, beweisen, demonstrare.
be-toveren, bezaubern.
be-trachten, in Betracht ziehen, erwägen.
be-trachtich wesen, in Betracht ziehen.
be-trachtinge, Betrachtung, Erwägung.
be-treden, 1. betreten, antreffen. 2. zertreten.
be-truwen, 1. trauen, vertrauen. 2. sich verloben, heiraten.
be-truwen, -went, Vertrauen.
be-truwenisse = betruwen.
be-truwinge = betruwen.
be-tuchnisse, Bezeugung, Zeugnis.
be-tuchtigen = belîftuchtigen.
be-tucken, tückisch betrügen, berücken.
be-tugen, eine Thatsache zu einer bezeugten machen, Zeugen für sie stellen.
be-tuginge, Bezeugung.
be-tunen, bezäunen, mit einem Zaun, einer Hecke versehen.
be-tunnen, in Tonnen bringen; mit Tonnen belegen.
be-tûschen, im Tausche übervorteilen; betrügen.
be-unkostigen, refl. sich in Unkosten setzen.
be-unrechtferdigen = vorunrechten.
be-val, n. s. bevelch; bevalen, s. bevelen.
be-valeringe (?), Auftrag, Befehl.
be-valinge, Auftrag, Mandat.
be-vallen, 1. intr. niederfallen; im Kampfe fallen; befallen werden, corripi; entfallen, entbehren, ohne etwas sein; gefallen, placere. 2. trans. befallen, überfallen; fallend bedecken; ausfüllen; gesetzlich zwingen. Refl. ausfallen, beschaffen sein.
be-vâmen, umschliessen, begreifen.
be-vangen, fassen, umfassen, umgeben; ergreifen; anfangen. Part. vom Teufel ergriffen, besessen.
be-vanginge, 1. Umfangung, Umarmung, Conception. 2. das schuldig befunden werden, Verstrickung.
be-vank, das Ergreifen, Anfassen.
be-varen, st. v. 1. durch Bewegung wohin gelangen, erreichen, treffen. 2. einziehen in ein Haus und so von demselben Besitz ergreifen.
bevaren, adj. Part. 1. (der viel herumgekommen ist) erfahren. 2. betroffen, bestürzt.
be-vâren, sw. v. 1. besorgen, befürchten; (refl. mit Gen. oder Präp.) 2. jem. untersuchen, ob er straffällig oder ordnungswidrig gehandelt hat, bes. von Münzern.
be-vâringe, Nachstellung.
be-vaten, festsetzen, bestimmen; einschränken.
beve (beffe), Chorhut u. Chorrock der Prälaten.
be-vechten, angreifen, bekämpfen.
be-vedigen, befehden.
be-velch, -vellich; be-vel, -val, n. Auftrag, Befehl.
be-velchs-lude, die Beauftragten.
be-velen, -valen, -volen, empfehlen, übergeben, anvertrauen, committere; abs. (dem Henker, dem Tode) übergeben; Auftrag geben, gebieten.
be-velhebber, der Bevollmächtigte, Beauftragte, der Vorgesetzte, Befehlende.
bévelik, wovor man zu beben hat, tremendus.
be-vélinge, 1. Übertragung, Belehnung. 2. Befehl. 3. Empfehlung.
be-vellen, zu Fall bringen, stürzen.
be-vellich, gefällig, angenehm, passend.
be-vellicheit, Gefallen, Belieben.
be-velnisse, -volnisse, Befehl, Auftrag.
beven, sw. v. beben, zittern.
bevenelle, Pimpinella saxifraga.
bevenmaker, der Beffen macht, almuciator.
bever, m. Biber.
be-verden = be-vreden, Frieden u. Schutz verschaffen, schützen.
be-verdigen, fertig (zur Fahrt) machen.
bevergeil, Bibergeil, castoreum; auch Pflanze: Ranunculus Ficaria, Feigwarzenkraut?
bevergern?
beverlink, eine Art Brot (auch berverlink genannt).
beverwamme, Bauch des Biberfells.
beverzagel, Biberschwanz (galt als Fischspeise).
be-vesten, -vestenen, befestigen; eig. u. bildl.
be-vester, Befestiger.
be-vestinge, Befestigung.
bevich, zitternd, tremulus.
be-vinden, 1. auffinden. 2. finden, wahrnehmen.
bévinge, Beben.
be-vinsicheit, Heuchelei, Scheinheiligkeit.
be-vischen, befischen, expiscare.
be-vitalien, verproviantieren.
be-vleten, be-, umfliessen, circumfluere.
be-vlien, in Ordnung, schichtweise etc. legen, belegen; ordnen.
be-vlitigen, durch Mühe und Fleiss erreichen.
be-vloien, 1. trans. überströmen. 2. intr. überströmt werden.
be-vogen, refl. sich wohin verfügen, sich begeben.
be-volen, fühlen, merken.
be-volen, Fühlen, Gefühl.
be-volen = be-velen.
be-volgen, refl. sich ereignen, erfolgen.
be-vorderen, auffordern.
be-vorderinge, Aufforderung.
be-voren, 1. Präp. vor. 2. adv. zuvor.
be-vorworden, vorworde machen, bedingen, paciscieren, durch vorher gepflogene Verhandlung sichern.
be-vragen, befragen; refl. sich Rats (bes. in Rechtssachen) erholen.
be-vreden, 1. befriedigen, einhegen. 2. beschützen, (jem. Frieden schaffen). 3. = vredewerken.
be-vremden, fremd, seltsam, wunderbar dünken.
be-vrêschen, ausforschen, erfragen.
be-vrêsen, zu-, einfrieren.
be-vrien, -vrigen, 1. befreien, mit Freiheiten, Privilegien etc. begeben, dotieren. – 2. refl. sich verheiraten.
be-vroden, vrôt, d. i. klug machen, belehren; mit sächl. Obj. belehren über.
be-vromen = bevromden, bevremden.
be-vronen, den Frohnen zu jem. schicken, um ihn vor Gericht zu fordern oder zu verhaften oder um seine Sachen mit Beschlag zu belegen; polizeilich verfahren.
be-vrouwen, erfreuen; mit Acc. d. S. sich über etwas freuen.
be-vruchten, benutzen, die Frucht von etwas geniessen.
be-vruchten, in Furcht sein vor etwas; gew. refl. mit Gen. Acc. u. Inf. – abs. in Furcht geraten.
be-vruchtigen = bevruchten (in beiden Bedeutungen).
be-vrunden, refl. 1. sich Freunde erwerben. 2. sich verheiraten.
be-vrundet, 1. einer der viel Freunde, Verwandte hat. 2. verwandt.
be-vruntschoppen, befreunden.
be-vulborden, zustimmen, genehmigen.
be-vulen, schmutzig machen.
be-wach, be-wagen, s. bewech, bewegen.
be-wallen, umwallen.
be-wanderen, betreten.
bewane, wahrscheinlich = bi wane.
be-wane, s. be-wone.
be-wanen, in Verdacht haben, beargwohnen; unpers. verdächtig sein.
be-wanken, ên lant, in einem Lande hin und her reisen.
be-want, angehörig, zu einer Partei etc. gehörig; verwandt.
bewant, f. Bewandtnis, Zustand.
be-wantnisse, Verwandtschaft.
be-wardinge, Erhärtung, Bekräftigung der Wahrheit mit einem Eide.
be-waren = ge-waren, Gewähr leisten.
be-wâren, als wahr darthun; eidlich bekräftigen.
be-waren, 1. Acht haben auf etwas, hüten, beschützen. 2. befestigen; verwahren, seine oder eines andern Ehre. 3. verhüten. 4. das Abendmahl reichen.
be-warer, Beschützer.
be-waringe, 1. Sicherung, Gewährleistung; concr. Document. 2. Verwahrung, Gewahrsam. 3. Ehrenverwahrung. 4. Versehung mit dem Abendmahl.
be-warnisse, Bewahrung.
be-warster, Behüterin.
be-waschen, Geschwätz treiben über etwas.
be-watern, bewässern.
be-wech, -wach, m. und n. 1. Bewegung. 2. Erwägung, Beratung. 3. Antrieb.
be-wechnisse, 1. Bewegung. 2. Antrieb.
be-wedemen, bewidmen, beschenken, dotieren, bes. Kirchen, Klöster etc.
be-wedeminge, Bewidmung, Dotierung.
be-wederen, widrig, hässlich machen.
be-wegelik, 1. beweglich. 2. ergreifend.
be-wegen, -wagen, 1. bewegen. 2. erwägen, überdenken; refl. sich bedenken, bei sich überlegen.
be-wegen (u. beweget?), adj. Part, gewogen, freundlich.
be-weginge, 1. Bewegung; Aufregung, Aufruhr. 2. Erwägung.
be-weien, -weijen, bewehen, anwehen.
be-wêken, 1. erweichen; zu etwas bewegen. 2. weich, sanft, zärtlich behandeln.
be-wêkinge, Erweichung.
be-welven, mit einem Gewölbe versehen.
be-wenden, 1. anwenden, verwenden, fügen, einrichten. 2. Part. bewendet, bewant sîn, gefügt, eingerichtet, beschaffen sein; mit Adv. wol, ovele, vele etc. abs. der Mühe wert.
be-wender, der etwas an-, aufwendet.
be-wênen, weinen; beweinen.
be-wênlik, 1. weinend, bethränt. 2. zu Thränen rührend.
be-werden laten, gewähren lassen, nicht stören. (= beweren?)
be-werden (= beweren, bewerren), hindern.
be-werdiget, geachtet, verdienstvoll.
be-were, -wer, f. 1. Hinderung. 2. Verwirrung, Unruhe.
be-were, m. (= ge-were), Gewährsmann.
be-weren, in die were (detentio) jemandes lassen, in die were geben.
be-weren, beweisen, darthun, wahrmachen, probare.
be-weren (= werren), wehren, hindern.
be-weren, leisten, gewähren, praestare?
be-werer, Hinderer.
be-weringe, 1. Hinderung. 2. Bewährung, Beweis. 3. Belassung.
be-werken, 1. einhegen, umgeben. 2. einschliessen, bedecken, besetzen.
be-werkinge, Einfriedigung.
be-wermen, refl. sich wärmen, erwärmen.
be-wernisse, Hinderung (= bewer, be-weringe).
be-werp, n. Entwurf, Skizze.
be-werpen (-warpen), bewerfen.
be-werren (-weren), 1. bestricken, verwickeln, intricare. 2. verwehren, hindern, im Besitzrecht stören, impedire. 3. beschäftigen. 4. refl. sich verstricken, verwickeln; sich zu thun machen mit etwas, sich befassen mit.
be-werven, 1. ins Werk setzen, unternehmen. 2. refl. sich durch Werbung mit Truppen versorgen.
be-wervinge, Unternehmung.
be-wêset, verwaist.
be-wêten, 1. für etwas sorgen, ins Auge fassen. 2. wissen um etwas. 3. refl. sich in Kenntnis, Einvernehmen setzen, sich vereinbaren mit jem.
be-wêtlik, nachweisbar, erweislich.
be-wêtunge, Bekanntschaft mit etwas, das Wissen um etwas.
be-wien, -wigen, weihen.
be-wigen, 1. bekämpfen. 2. zum Kampfe rüsten.
be-wîkhusen, mit wîk-husen (propugnaculis) versehen, befestigen.
be-wile(n), 1. zuweilen. 2. vor Zeiten.
be-wilkoren, 1. geloben. 2. refl. sich verpflichten.
be-willen, 1. belieben; einwilligen (auch refl.) 2. jem. etwas zugestehen.
be-willer, Consensgeber.
be-willigen, 1. einwilligen. 2. willig machen, bewegen.
be-willinge, Bewilligung.
be-wimpelen, verschleiern, verhüllen.
be-wimpelinge, Verhüllung, Bedeckung.
be-winden, 1. umwinden, verstricken, umfassen; in die Hand nehmen, übernehmen, besorgen. 2. refl. sich mit etwas befassen; sich wohin kehren oder wenden. 3. = bewenden, fügen, einrichten.
be-wînkopen, durch einen Weinkauf bestätigen.
be-wint, n. Regiment, Regierung; concr. Herschaft, Provinz.
be-wîs, n. (und m.?) Beweis, Zeugnis.
be-wisen, 1. zeigen. 2. aufweisen, aufzeigen. 3. anweisen (von Zahlungen), designare, ostendere. 4. einweisen, das Gut dem Beliehenen anweisen. 5. unterweisen. 6. beweisen (durch Zeugen etc.) 7. refl. sich zeigen, erscheinen.
be-wiser, (Vor)zeiger.
be-wisinge, 1. Beweis. 2. Einweisung (in den Besitz).
be-wîslik, erweislich; sichtbar.
be-wissenen, Sicherheit geben, Caution stellen.
be-wisten, -wistigen, auf Tagelohn Vorschuss geben.
be-witten (= bewêten). Wissen.
be-wogen, gewogen.
be-woldigen, bewältigen; Gewalt anthun.
bewollen, befleckt, verunreinigt.
be-woltern, wälzen.
be-wone, bewane (be-wonen), gewohnt.
be-wonen, sich gewöhnen, assuescere.
be-wonen = be-wanen, in Verdacht haben.
be-won(e)t, üblich, gewöhnlich.
be-wonlik, gewöhnlich.
be-wor, n. (?) Verwirrung.
be-worden, mit Worten aussprechen.
be-worden, zu einer Wurth machen (s. wôrt).
be-woren, Part. zu bewer(r)en, der in Krieg, Fehden etc. verwickelt, verstrickt ist.
be-worenheit, 1. Verwirrung. 2. Widerspenstigkeit, Lust Verwirrung anzurichten, contentio.
be-worliken, b. dôn, Verwirrung anrichten, contentiose agere.
be-wornicheit = be-worenheit.
be-written, den Segen über jem. sprechen, (ursp. schreiben, ritzen?)
be-wrogen, anklagen.
be-wust, Wissen.
be-zingelen, -zingen, mit einer Zingel umgeben; umzingeln.
be-zwacken, Abbruch thun, einem zusetzen.
bi, 1. präp. bei, an; in, während; gegen, ungefähr; von, aus, durch, vermittelst; bei Strafe, Verlust 2. adv. bei; bi also, (dat), unter der Bedingung, in der Weise, in sofern; bei Seite, weg, in bi-dôn etc.; vor Subst. zeigt es häufig das Unregelmässige, Unordentliche etc. an.
bi- auch = be- (und umgekehrt).
bibbe, eine Art Lamprete (Neunaugenkönig).
bi-belegen, nahe bei gelegen; anliegend.
bi-beseten, in der Nähe ansässig.
bi-bestân, beistehen, helfen.
bi-bestant, Beistand, Hülfe.
bi-bestendich, beiständig, hülfreich.
bi-bestendicheit, Bestand; (Beistand).
bi-breken, ab-, niederbrechen.
bi-bringen, 1. wegschaffen, bei Seite bringen. 2. zu Stande bringen, bewirken; zufügen. 3. beweisen. 4. melden, angeben.
bi-bringer, Angeber, Ohrenbläser.
bi-broke, Neben-, Strafgelder.
bichtbrêf, literae absolutoriae, Ablassbrief.
bichte, f. Beichte.
bichten, sw. v. 1. beichten, bekennen. 2. peinlich verhören. 3. (= buchten), pralen.
bichter, Beichtvater.
bichterie, Amt eines Beichtigers.
bichtes-wise, nach Art der Beichte.
bichthorer = bichter.
bichtiger, 1. Bekenner der Wahrheit, confessor. 2. Beichtvater.
bicht-pennink, Beichtpfenning.
bicht-vader, Beichtvater.
bick-ârs, -êrs, intertrigo, bubo (Wolf).
bick-bere, Vaccinium myrtillus.
bicke, Spitzhacke, Zweispitz.
bickel, Knöchel (von Schafbeinen); Würfel, Fangstein (im Kinderspiel).
bickel-stên, 1. mit einer Spitzhacke von Steinen abgeschlagene Stücke. 2. Würfel, Fangstein (der Kinder).
bicken, sw. v. mit einer Spitze klopfen, picken; von bebrüteten Eiern, in denen die Küchlein die Schale durchbrechen wollen.
bickhûs, Haus, in welchem die bicken für Todtengräber oder Bauleute aufbewahrt werden.
biddelkoste, Bewirtung, welche den Hochzeitsbittern gegeben wird.
bidden, st. v. 1. bitten; – (die Sache durch Gen., umbe, to, Infinitiv oder Satz mit dat; die Person sehr häufig durch Dativ, und up). 2. von jem. eine bede (Steuer) verlangen. 3. einladen.
bidder, Bitter, Fürbitter.
bidderinne, Bitterin, Fürbitterin.
biddersche, Bitterin, bes. die Hochzeits- oder Leichenbitterin.
biddesterinne = bidderinne.
biddestersche = bidderinne.
biddinge, Bitte.
bidell = bidellium, ein Edelstein.
bidiger = bedeger.
bi-dôn, bei Seite schaffen, fortschaffen, beilegen.
bi-dwele, (Nebentuch), Serviette.
bie (beie), f. Biene; bie-kâr, Bienenkorb; bie-moder, Königin.
bi-ein-komen, zusammen kommen.
bier-gelde = bargildus.
bi-gân, daran gehen; übernehmen.
bi-gank, Beigang (in der Weberei); das Überschüssige?
bigat, ein Schiffsgerät (?).
bi-gebringen, darthun, beweisen.
bi-gelachte, Beilage; Depositum.
bi-gelove, bi-love, falscher Glaube; Aberglaube.
bi-gelovich, abergläubisch.
bi-geweken, (jüngst) verwichen, vergangen.
bi-gordel, (lederne) Tasche am Gürtel.
bi-gôt(e), (Beiguss), Sauce?
bi-graft, Begräbnis.
bi-hank, Anhang.
bi-huden, verstecken.
bi-kant, bi-kantes, ungefähr (by chance).
bi-komen, 1. intr. beikommen, accedere. 2. sich ereignen, geschehen. 3. zu Ohren kommen. 4. trans. betreffen, anlangen (mit Dat.)
bi-kôp, unerlaubter Kauf.
bi-kopen, -kôpslagen, s. bekopen.
bi-koste, unerlaubter Schmaus.
bi-kumpst, Zusammenkunft.
bîl, n. (bile), f. Beil.
bi-lach, Winkel-, unerlaubtes Gelage.
bi-lacht, Beilager, Hochzeit.
bi-lade, kleiner Kasten (Nebenkasten) in einer grösseren Lade, bes. zum Aufbewahren von Kostbarkeiten.
bi-lage, Depositum.
bi-lank, -langes, entlang, längs.
bilde, s. belde.
bildelicheit (-elcheit), Billigkeit.
bildelik, billig; adv. bildeliken.
bilden, sw. v. billig sein, gebühren.
bild-(h)aftich, musterhaft.
bildich, bildichlik = bildelik.
bi-legge, Serviette.
bi-leggen, 1. beilegen, beseitigen; abthun; (Zeugen) zurückweisen. 2. zum Beiliegen geben, verehelichen. 3. belegen, beweisen. Auch = biliggen, helfen.
bilen-messet (bile-mes), Beilmesser, Schneidemesser der Schuster.
bi-lichte, n. Dämmerung.
bi-liggen, beiliegen; anhangen, beistehen, helfen.
bi-ligger, Anhänger, Helfer.
bi-ligginge, 1. Anhängerschaft. 2. Beilager.
bilken, sw. v. nach Billigkeit schätzen.
bilkinge, billige Schätzung.
bilk, bilken = billich (bildelich); billiken (bildeliken).
bilken, n. Weichbild?
bille, Schriftstück, syngraphum (Rechnung, Wechsel etc).
bille, f. Hinterbacke, clunis.
billen-sât, der Same von Hyoscyamus niger.
billen-wortele, Wurzel von Hyosc. niger.
billich, bilk, billig, passend, gerecht; adv. billichliken u. billiken, bilken.
billix d. i. billiges, adv. zu billich.
bi-lofte, Neben-, Winkelverlöbnis.
bi-love = bi-gelove.
bi-lovisch, falschgläubig, bifidus.
bilre, Zahnfleisch, gingiva.
bîl-schillink, Beilschilling (Abgabe der Knochenhauer).
bilse, Hyoscyamus albus u. niger; bilsensât (u. billersât), Same dieser Pflanze.
bi-minte, Menta.
bimmeln, (mit kleinen Glocken) läuten.
bi-morgensprake, ausserordentliche Morgensprache.
bin = binnen.
bi-na, beinahe, fast.
bi-namen, recht eigentlich, genau so wie es gesagt ist, mit Namen.
bi-naber, (tautol.) Nachbar.
bindeken, n. eine kleine Binde (als Frauenschmuck).
bindel-hanschen, Handschuhe, die man in der Ernte beim Binden des Kornes anzog.
bindel-maget, (Korn)-Binderin.
binden, st. v. 1. binden; sik to hope b., sich verbinden, vereinigen. 2. verbinden (Wunden).
bindestersche, (Korn)binderin; = bindelmaget.
bindich, bündig.
bindinge, Band, fascia.
bi-nemen, beseitigen.
binnen, bin, 1. adv. binnen, innerhalb. Superl. binneste, binnenste, das Innerste. 2. präp. räumlich u. zeitlich: in, innerhalb; mit Dat. u. Acc., in adv. Verbindungen auch mit Gen. z. B. binnen landes, binnen vredes etc., binnen unlange, seit kurzer Zeit. – modal: binnen sîn eines dinges, eines Dinges inne sein, wissen. to binnen maken, belehren; elliptisch: (nicht) binnen wellen, (nicht) einleuchten wollen.
binnen-landesch, inländisch, einheimisch.
binnen-lude, die innerhalb der Stadt Wohnenden.
binnen-schap, innerer, geheimer Schrank in einer Kiste.
binnen-wendich, präp. innerhalb; adj. inwendig.
binnen-wendicheit, das Innere.
binnerpacht, Pacht an Geld, Hühnern u. kleineren Naturalien.
binnes, binnens = binnen.
bint, n. Gebinde (Garn); Fach.
bint-exe, Bind- (Stoss)axt.
bintsel, n. 1. Bindsel, Seil, um Taue zusammenzubinden. 2. Halfter, Strick, capistrum.
bi-plicht, Hülfe, Beistand.
bi-plichten, im Spiel mit setzen (auf Gewinn oder Verlust); jemandes Anhänger sein.
bi-plichter, Beipflichter, assecla, assentator.
bi-plichtinge, Beipflichtung, Hülfe, Mitwirkung.
bi-rede, 1. Beispiel. 2. Nebenrede, Clausel.
bireit = Barett (als Kopfbedeckung der Geistlichen).
bi-richt, Nebengericht.
bi-rider, Beireiter.
birken- (barke-)meier, Trinkgefäss aus rohem Birkenholz.
birve = berve.
bisant, byzantinische Goldmünze.
bischedôm, Bischofs-Bistum.
bischop, Bischof; bischop-dôm, Bistum.
bischuw, Beschau, Beratung?
bisemer, s. besemer.
bi-setten, 1. als Pfand einsetzen, dran wagen. 2. bei Seite setzen; einkerkern; beilegen (eine Sache), abthun.
bi-sides, beiseits.
bi-sidhalven, an der Seite.
bi-sitter, Beisitzer.
bi-slach, Nebenbau, Verschlag; eine feste, steinerne Bank vor dem Hause.
bi-slapen, Beilager halten.
bi-slaper, -sleper, Beischläfer; Kämmerer, Kämmerling, cubicularius.
bi-slapinge, Beilager.
bi-slâpster, Beischläferin.
bi-slepersche, Beischläferin.
bislôk, Binsenlauch, serpillum; schoenoprasium.
bi-solt, Beihülfe?
bi-sorge, 1. Seelsorge, das Amt eines Seelsorgers. 2. geistlicher Sprengel.
bi-sorger, Curator; Beistand.
bi-spel, Beispiel, Gleichnis.
bi-sprake, -sproke, 1. Einrede, Einsage, Einspruch, Widerspruch. 2. Besprechung, Rücksprache.
bi-spraken, -spreken, Einrede, Einspruch erheben; widersprechen.
bi-sprakich, b. maken = bispraken.
bi-spreke = bi-sprakich.
bi-sproke, 1. Gerede. 2. Sprichwort.
bi-sprunk, Ehebruch.
bissen, sw. v. 1. wie toll hin- und herlaufen, bes. vom Rindvieh, wenn es vom Bisselwurm (oestrus bovis) umschwärmt und gestochen wird, oder in der Brunstzeit ist. 2. in Aufruhr bringen, conturbare.
bist, Lockung? Erregung?
bi-stân, beistehen; zugestehen.
bi-standich, -stendich, beiständig, Hülfe leistend.
bi-standicheit, Beistand.
bi-stat, Neben-, Nachbarstadt.
bistel (-stal), 1. Vorbau von Stein oder Holz (vor der Thüre), Erker, menianum. 2. Gerät zum Fischen; eine Art Netz?
bi-stender, Anhänger, Helfer.
bi-stentlich, beiständig, Hülfe leistend.
bi-stentnisse, Beistand.
bîster, 1. umherirrend, vom rechten Wege abweichend, ins Wilde gehend; b. werden oder sîn, mit Gen. verlustig werden oder sein. 2. übertr. verwildert, verwirrt, verkommen, unzüchtig; elend, schlecht.
bîsterbose, sehr, überaus, (grimmig) böse.
bîsteren, sw. v. umherirren, irre gehen, errare.
bîstergenge, umherschweifend, arbeitslos, dienstlos.
bîsterigen, adv. verworren, verkehrt, widersprechend.
bîsterlîk = bîster; bisterliken, adv.
bîsterlopen (= bîsterlopende), arbeitslos, dienstlos umherirrend, Vagabund.
bîsternisse, Irregehen; Irrtum.
bîstervare, Irregefahrener.
bîstervri, biesterfrei, d. h. frei, unter keiner Hode stehend; dessen Vermögen im Todesfall vom Fiscus eingezogen wird.
bistete, Hülfe?
bi-strecken, helfen, unterstützen.
bi-sweke, Beeinträchtigung, Nachteil.
bit (bitte) = bete, Gebiss.
bit, präp. bis.
bit, n. ein Loch ins Eis geschlagen.
bi-tale, Beschuldigung.
bite, (Raupe oder) Blutegel.
bi-teken, 1. Zeichen, Abzeichen, Märk. 2. Beispiel (zur Erklärung dienend), Symbol.
biten, st. v. beissen; schneiden (von Waffen).
bite-schâp, Spottname auf einen Bischof.
bitinge, das Beissen.
bi-tît, die nicht gesetzliche, aussergewöhnliche Zeit; Unzeit.
bitter, bitter.
bitteren, sw. v. bitter machen, verbittern.
bitterheit u. bittericheit, Bitterkeit.
bitterich, bitterlich.
bitterliken, bitterlich; heftig, sehr.
bitzen (ist hochd. Form; tz = ss), Bissen, Bisschen.
bi-val, 1. Anhang, Hülfe; b. dôn, helfen, assistere. 2. Beifall, Zustimmung.
bi-vallen, auf jemandes Seite treten, ihm beistehen; jem. Recht geben.
bi-vank, n. ein mit irgend einer Befriedigung umgebenes Stück Land, septum, conseptum; ein ausgesondertes, eximiertes Stück Land.
bi-vellich, 1. = be-vellich, passend, genehm. 2. beifallend, Hülfe leistend.
bi-vligen, 1. bei-ordnen, bestellen. 2. jem. Schaden zufügen, ihm etwas anthun.
biffen, sw. v. das Haar bauschig machen.
bivot, bibot, Artemisia.
bi-vrede, Beifriede, d, h. vorläufiger (nicht vollständiger, rechter) Friede, Waffenstillstand.
bi-wân, Zweifel.
bi-wanen, beiwohnen, zusammensein?
bi-weges, adv. zur Seite.
biwende = bivank, hd. Beunte, Bünte.
bi-wendich, dem Gerichtsherrn verfallen.
bi-werf, Nebengeschäft.
bi-weselik, umgänglich, freundlich.
bi-wesen, 1. dabei sein. 2. vorbei sein.
bi-wesent u. biwesinge, Beisein, Gegenwart; Umgang, Gesellschaft.
bi-wisen, zur Seite weisen.
bi-wîf, Nebenweib, Concubine.
bi-worp, Ring am Griff eines Messers, Dolches etc.
bi-wort, Sprichwort, Gleichnis.
bi-wort = bênsuge.
bi-wuth? alts. bewod, Ernte; bildl. vom Strandgut?
bla (blaw, blauwe), 1. blau. 2. dunkel, finster. 3. falsch, unächt, schlecht. Subst. blauer Fleck als Folge eines heftigen Schlages.
black, n. (schwarze) Dinte.
black-horn, Dintenfass (aus Horn).
black-krût, Dintenpulver.
blackmalen, eingelegte Arbeit (opus plumarium), Nielloverzierungen machen.
black-pulver, Dintenpulver.
black-schiter, Schimpfname auf Leute, die mit der Feder arbeiten.
black-visch, Dintenfisch, sepia.
bladder, bledder (bledere), f. Hautblase, Blatter, Pustel.
bladderich, voller Hautblasen, Blattern.
blade-lôs, Sedum acre; herba vermis.
bladen, sw. v. die Blätter abstreifen.
blaffen, sw. v. bellen; lästern.
blaffert, 1. kleine Münze ohne Bild u. Zeichen. 2. Plapperei?
blaffert-brôt, -nagel, Brot, Nagel im Werte eines blaffert.
blaken, sw. v. (qualmend) brennen, glühen.
blank, glänzend weiss.
blank, eine Münze. 1 Gulden (geldrisch) = 14 Blanken. 1 Bl. = 12 Deut (1 rhein. Bl. = 6 Deut).
blanke, f. Planke, Bohle.
blanken, sw. v. mit Planken versehen.
blanken, sw. v. = blenken, blinken, glänzen.
blanketten, -kitten, sw. v. blank, glänzend machen, schminken, fucare.
blare, f. Blesse; Name einer Kuh mit einer Blesse.
blarren, sw. v. blöcken wie ein Schaf. 2. (laut) weinen.
blas, n. brennende Kerze, Fackel, fax.
blase, f. (Dem. blaseken), Blase; als Beutel benutzt für Geld, Gewürz etc.
blase-ketel, .. kessel? kleiner Kessel vom Inhalt einer (Schweins)blase?
blasen, st. v. intr. blasen, laut atmen schnauben; trans. blasen.
blasenhengst, Pferd mit weisser Stirn.
blasinge, Blähung.
blat, n. 1. Blatt. 2. Halszäpfchen, uvula. 3. Zunge. 4. Webergerät (Blatt der Weberlade) u. sonstiges blattförmiges Gerät.
blat-bîl, Blatt- (breites) Beil.
blauelse, blaue Flecken vom Schlagen.
blau-hant u. blau-vinger, Bezeichnung eines Meineidigen.
blau-vôt, Blaufuss, eine Falkenart (im M. A. auch gegessen).
blawe, s. bla. Als Subst. blaue Farbe; der blaue Fleck, den ein Schlag zurücklässt, livor (Ggs. blôt).
blawunde, vulnus intercutaneum.
bleck, n. Blech; blecken, blechern.
blecken, sw. v. blicken machen, entblössen, bis aufs Hemd ausziehen.
bledeken, Blättchen (Boden einer Karre).
bledícheit, Blödigkeit, Furchtsamkeit.
blei(g), bleger, bleier, der Fisch Blei. silago, alburnus.
blei-kulderinge, das Laichen der Bleie.
blei-lek, -leket = bleikulderinge.
blek, blik (blech), n. 1. eine Fläche Landes, Raum, Platz, Stelle, Fleck, spatium. 2. Flecken, kleiner (und auch grosser) Ort.
blêk, bleich; weiss, farblos.
blêke, f. Bleiche.
blêkelachtich, blässlich.
bleken, sw. v. bellen (vom Hunde); blöcken (von Schafen u. Ziegen).
blêken, sw. v. bleichen.
blêkheit, Bleichheit.
blêkvar, bleichfarbig.
blenden, blinden, sw. v. blind machen; verdecken.
blenken, sw. v. blinken, glänzen.
blenkenheit, Glanz.
blenkeren, sw. v. glänzen.
blerre, lautes Weinen, Wehklage, ploratus.
blerren (blarren), sw. v. plärren (vom Schafe); laut weinen.
blesse, erbittert?
blesse, bles, f. der weisse Nasen- oder Stirnfleck.
blesset, mit einer bles versehen (Pferd).
bleten, sw. v. plärren wie die Schafe, balare.
bli, blig, n. Blei.
bliant, ein mit Gold durchwebter Seidenstoff.
bliflik (blivelik), bleibend.
blick, m. 1. Glanz, Schein, Blitz. 2. blickender Schein, facinus manifestum.
blick, n. Blech; blickvlasche, Flasche von Blech; blicken, blechern.
blick = blek.
blicken, sw. v. Glanz von sich ausstralen, sichtbar werden, sich zeigen; blickende erven, wirklich vorhandene Erben; b. schîn, Augenschein.
blicken, adj. = blickende, manifestus, evidens.
blickinge, das Scheinen, Erglänzen.
blickspel, spectaculum?
blide, f. Maschine, um (Stein-) Kugeln zu werfen.
blide, fröhlich, heiter.
blidelik (en), fröhlich.
bliden-hûs, -schrank, Ort, wo die bliden aufbewahrt wurden (Zeughaus, Arsenal).
bliden-nagel, Nagel (Bolze) zur blide.
bliden-stên, Stein, der aus e. blide geworfen wird.
blide- (bli-, blît-) schop, Fröhlichkeit, Heiterkeit; fröhliches Fest, Gastmahl, Hochzeit.
blidicheit, Fröhlichkeit, Heiterkeit.
blidichliken, fröhlich, heiter.
bliech-achtich, blass, bleich, subpallidus.
blien, bligen, bleiern.
bli(g)asche, Bleiasche (molybditis).
bli(g)nagel, Bleinagel.
bli(g)wit, Bleiweiss, cerussa.
blindelinge, adv. blindlings.
blindes, auf blinde Weise.
blindefalle, das Tau, womit das unter dem Bugspriet befindliche Segel (die Blinde) gehisst wird.
blint, blind; von Thüren u. Fenstern: zum Schein angebracht; blinde pile, Ggs. zu Feuerpfeilen.
blintlik, blinder Weise.
blintnisse, Blindheit.
blîf, n. das Bleiben, Verzug, mora. sonder b., unverzüglich.
bli-vâr, bleifarbig.
bli-vater, der Glas in Blei fasst, Glaser.
bliven, st. v. 1. bleiben; verunglücken, sterben (gern mit dem Zusatze dôt); bes. zur See verunglücken (von Schiffen und Menschen). 2. b. bî, auf jemandes Seite treten; sich jemandes Urteil unterwerfen, sich dessen Spruche fügen.
blivinge, das Bleiben, Dauern.
blixeme, -ene, m. Blitz.
blixemen, sw. v. blitzen.
blixem-slach, Blitzstral.
block, m. und n. 1. Block, truncus. 2. Block oder Klotz, in welchen man die Füsse der Gefangenen schloss, nervus, cippus. 3. blockähnliche schwere Kiste zur Aufbewahrung von Geld, Documenten etc. 4. blockähnlich Gehäuftes. 5. Schiffsrolle. 6. Ackerstück (mit Graben oder Zaun umgeben, oder ein Queracker.) 7. Goldschmidtsarbeit?
blocken, sw. v. die Füsse in den Block schliessen.
block-hûs, Blockhaus, propugnaculum.
block-slot, grosses Vorlegeschloss.
block-stock (tautol.) = block 3.
blode, schwach; furchtsam, verzagt.
blodehertich, schwachherzig.
blodelse (blodsel), Blutrunst (durch Schlag entstanden), blutige Verletzung.
bloden, sw. v. bluten.
blodich, blutig; bl. tegede, Viehzehnte; bl. dufte, Viehdiebstahl.
blodichlik, blutig.
blodigen, auf blutige Weise.
bloen (blogen, bloien, bloigen, blugen), sw. v. blühen.
blogende, f. Blüte.
bloginge, Blüte.
bloisendreger, Fackelträger (der blose, blase trägt).
bloite, (die goldene Ader), Hämorrhoiden?
blome, Blume, eine Art Gewürz (Muskatblumen?); (bes. im Plur.) menses, menstruum.
blomen, sw. v. blühen.
blomen-gêl, blumengelb; Bezeichnung eines Kleiderstoffes.
blomet, Blumenweide (blühende Heide).
blômware, die Berechtigung, blômholt d. h. hartes Holz zu hauen (Ggs. dustware); das blômholt selbst.
blont, s. blunt.
blosem, blossem, f. (?) Blüte.
blosen, bloschen, sw. v. erröten, erglühen.
blôt, blût n. Blut; Blutverwandtschaft; lebendes Wesen.
blôt, bloss (nichts als, nur), nackt; arm, mittellos; al blôt, ganz offenbar.
blôt, f. Blüte, floritura.
bloten, adv. bloss, nur.
bloten, sw. v. 1. blössen, entblössen; offenbaren. 2. (bloss, wüst machen) niederlegen (ein Gehöft etc.).
blôt-gank, Blutgang; spec. rote Ruhr.
blôt-gêter, Blutvergiesser.
blôt-getinge, Blutvergiessen.
blôt-gir, blutgierig.
blôt-hant, mittellos, dürftig (vgl. gût van bloter hant gewinnen, aus Mittellosigkeit zu Vermögen gelangen).
blôt-hunt, Blut-, Schweisshund.
blotinge, Entblössung; Offenbarung.
blôtliken, 1. = blodeliken, blöde, schüchtern. 2. genau, sorgfältig (eig. ohne Hülle).
blôt-risene, blutfliessende Wunde.
blôt-ronn (-renn, -rinne, -rint, -runt, -renninge, -ronninge, -runninge), f. Blutrunst.
blôt-runnich, blutrünstig.
blôt-runst, f. Blutrunst.
blôt-stên, Blutstein, lapis Haematites; bolus armenicus.
blôt-stortent u. -stortinge, Blutvergiessen.
blôt-storter, Blutvergiesser.
blôt-vallich, blutig.
blôt-var, blutfarbig.
blôt-wort, Capsella (bursa pastoris).
blôt-wunden, sw. v. (blutig) verwunden.
blumblome, welche Pflanze?
blunt, blont, blond, bläulich-gelb, lividus.
blûs = blas, Fackel, Leuchte; bluse, Feuerturm, Feuerwarte, Pharus.
blusamicheit (= blosamicheit), Blühen, Gedeihen.
blusemen, sw. v. feuern, heiss machen.
blusen, sw. v. Wartfeuer machen; bildl. feuerrot aussehen.
bluser, Feuerwärter.
blusetorm, Feuerturm.
blût-, bludelos, blutlos.
bluwel, bluel, Bleuel, Werkzeug zum Schlagen.
bluwen, sw. v. schlagen.
bo = be, namentlich in Compp.
bôch, bûch, m. 1. Ring. 2. Bug, Keule, Schulter. 3. Bug des Schiffes, Vorderteil. 4. Biegung; Wendung. 5. Bezeichnung eines Ackerstückes.
bôchholt, Krummholz?
bôchlik, biegsam.
bôchribbe, Bugrippe, die vorderste R.
bôchsak = bokessak, bokesbudel?
bôchsam, biegsam.
bôchsprêt, Bugspriet.
bodde, s. bodene.
boddele, f. aufwallende Wasserblase, bulla.
boddelen, buddelen, sw. v. Blasen aufwerfen.
bode, bade, m. Bote; Gerichtsbote; Dienstbote.
bode, f. Vorladung.
bode, f. 1. kleines, von Handwerkern u. s. g. kleinen Leuten bewohntes Haus. 2. Baracke, Zelt; Verkaufs- und Arbeitsbude.
bode = bodene, Fass.
bódeker, bodiker, Böttcher.
bo-dêl (Bau-teil?) oder bodel (= budel?), das gesammte Vermögen.
bodel, boddel, m. Büttel, Gerichtsdiener, namentl. Scharfrichter, Henker.
bodelen, sw. v. bütteln, d. h. jem. dem Büttel übergeben?
bodelgût, unbewegl. Vermögen, Landgut.
bodelie, Büttelei, Wohnung des Büttels, auch als Gefängnis dienend.
bodeman, Bewohner einer bode.
bodeme, 1. (von Wachs, Fett etc.) Klumpen, Scheibe, Boden, (Bottich); 2. = bodene.
bodeme, boddeme, bodden, m. 1. Boden, bes. eines Schiffes; das ganze Schiff, insofern der b. die Last fasst. 2. Gewässer, das von Schiffen befahren wird (»bodden, ein niedriges Binnenwasser«. Dähnert.). 3. als f. ein flaches Schiff?
bodemen, sw. v. mit einem Boden versehen, Boden einsetzen.
bodemen, sw. v. auf Schiff und Ladung (Bodmerei) leihen.
bodem-stede, Stätte, Stelle des Bodens, wo ein Gebäude steht.
bodem-tol, Zoll von allem, was in Gefässen eingeführt wird.
boden-bank, Bank, auf der die bodene, Bütten, stehen.
boden-brôt, 1. Botenbrod, Lohn für eine überbrachte Botschaft. 2. die Botschaft selbst.
bodene, boden, bode, bodde, budde, butte (u. bodeme etc.) 1. offenes Fass, Bottich, Wanne etc., dolium. 2. die hölzerne Einfassung des Mühlsteins, Mühllauf.
bodener, Bewohner einer bode; Büdner.
boden-mekere, Bottichmacher, Böttcher.
boden-rôf, Deckel über e. bodene.
boden-stulpen (einer Person einen Bottich [oder Kufe] aufstülpen und so widerstandsunfähig machen [?]), berauben, ausrauben, ausplündern.
boden-stulper, (nächtlicher) Räuber, Plünderer.
boden-tafel, Gesinde-tisch.
boderen, sw. v. waschen?
bode-schop, f. Botschaft; m. Botschafter.
bode-schoppen, sw. v. verkündigen, melden; bodeschopper, Botschafter.
bodik-holt, Böttcherholz, Fassdauben.
bodinge, 1. Botschaft. 2. Vorladung. 3. Aufgebot (zum Kriege).
boge, biegsam.
boge, m. 1. Bogen. 2. (Fenster-) Rahmen. 3. Flurname (nach der Gestalt benannt, = bôch?).
boge, f. Biege (curvatura,) Gelenk.
bogel, boggel, m. Bügel, Ring; dorch den b. slân = das bogelspel üben, einen Ball durch einen Ring oder Bügel treiben.
bogel-iser, Bügeleisen.
bogel-rugged, mit gebogenem Rücken.
bogen, sw. v. beugen, biegen.
bogen (= bagen), sw. v. pralen, rühmen.
bogen-sage, Kreissäge.
bogen-schere, Kreisschere.
bogen-schote, Bogenschuss; als Längenbezeichnung.
boge-rêp, das Tau, welches die Boje am Anker befestigt.
bogesam, biegsam; gefällig, freundlich.
boge-tange, Biege-zange.
boghaftich, biegsam.
boginge, Beugung.
bohurt, burt, m. Ritterspiel, Buhurt.
boie, f. 1. Fessel. 2. Treibbake.
bojer, bojert, m. kleines Fahrzeug mit einem Maste.
boisolt, Baisalz, Meersalz (aus Baye, Hafenort südlich von Nantes).
boiwede (= buwede), Ernte.
bôk, n. Frucht der Buche, Bucheckern.
bôk (bûk), n. Buch.
boke, f. Buche.
bôk-ecker, Eichel der Buche.
bok-el-budel = bokesbudel.
bokele, f. die aus e. Erzbeschlage bestehende halbrunde Erhöhung in der Mitte des Schildes.
bokeler, m. Schild mit e. bokele, grosser Schild.
boke-mole, Stampfmühle.
boken, büchen.
boken, sw. v. 1. klopfen, schlagen; vlas b., durch Klopfen weich machen. 2. pochen, pralen.
boken, sw. v. vergeben von Todeswegen (eig. buchen).
boken-schot, das beste Buchenholz ohne Knorren.
boker, Schläger, Klopfhammer, metellus.
bokeral, Art des feinsten weissen Leinens, bissus jacinctus.
bokerei?
bokes-budel, Beutel für ein Buch, namentlich Gesangbuch; später: das übertriebene Festhalten an alter Sitte, Bocksbeutel.
bôkmast, Buchmast.
bôkstaf, m. Buchstabe.
bokstaven, sw. v. buchstabieren.
bokunge, Verbuchung; Vergabung von Todeswegen (inscriptio).
bôk-vorer, Buchhändler.
bôk-wête, Buchweizen.
bôl, n. Stück Landes; Landgut (praedium).
bol, unterhöhlt, hohl, spongiosus, cavernosus.
bolaftich, porös, nicht fest.
bolborch = bolbreng.
bôlbreng, (altfr.) Ausstattung, was die Frau mit ins bol(d) bringt.
bolde, balde, rasch, sogleich.
boldeke (baldeke), -dek, -dik, -dok, -dich, n. Seide aus Baldac, d. i. Bagdad; Kleider oder Decke daraus; bes. das Leichentuch, Sargtuch.
bole, bale, f. bauchiges Gefäss (Bowle).
bole, bolle, bale, f. Bohle.
bole, m. Buhle, trauliche Bezeichnung von Verwandten (namentlich Brüdern) oder sonst durch Beruf nahestehenden oder befreundeten Personen (vgl. gildebole, kalandsbole = Gildebruder etc.). f. Buhlerin.
bolen (balen), sw. v. mit Bohlen, Dielen belegen.
bolen, sw. v. Buhlschaft treiben.
bolen, sw. v. ausstatten (vgl. bôlschat).
boleken, (leibliche) Geschwister; boleken-kindere, Geschwisterkinder.
bolen-brêf, Liebesbrief.
bolen-lêt, Liebeslied, unzüchtiges Lied.
boler, Buhler.
bolgen, bulgen, (Part. zu belgen) zürnend, b. môt, Zorn.
bolieren (bolêren), sw. v. Buhlerei treiben.
bolinen, Bugleinen, die Taue, womit die dem Winde zugewandte Seite nach vorn (nach dem Buge) geholt werden.
bolken, sw. v. bölken, vom Schreien des Rindviehes, mugire.
bollart, eine Art schlechten Pelzwerkes? oder Art Felle?
bolle, alles was von runder, knopf- oder kugelähnlicher Gestalt ist.
bollik = boldek.
bollinge (= bolinge), Bohlung, Fachwerk.
boll-îs, Wind-eis, Hohl-eis.
bolsan, m. Stange mit einer Fahne; die Fahne selbst.
bôlschap, Buhlschaft; concr. Buhlerin.
bôlschat, Hausschatz, d.i. der Frau ins Haus mitgegebener Schatz, Aussteuer.
bolt, balt, rasch, kühn, trotzig.
bolte, bolten, m. 1. Bolz, Pfeil. 2. runder Stab. 3. Fessel, Fusseisen. 4. Rolle (unverschnittener) Leinewand.
bolteken, ein kleines Mass für Flüssigkeiten (Bier).
bolten-dreier, Bolzendrechsler.
boltvê, urspr. das Vieh, das der Braut als Aussteuer mitgegeben wurde; überh. Aussteuer, Mitgift.
bolwerk, n. urspr. Bohlenwerk, hölzerne Wehr; später jede Befestigung (auch von Erde).
bolwerken, sw. v. mit einem Bollwerk versehen.
bôm, m. 1. Baum, Stange. 2. Schlagbaum. 3. Lichtbaum (Gestell, um Lichter darauf zu setzen). 4. Hebebaum. 5. Sattelbaum etc. 6. lübsche b., Bezeichnung für das Niedergericht in allen Städten, in welchen das Lübische Recht galt.
bomer, Baumwärter, der den Schlagbaum zu öffnen oder zu schliessen hat.
bôm-garde, Baumgarten.
bôm-gôs, Baumgans, Anas bernicla.
bôm-hekel, Specht, merops.
bôm-hower, der Bäume, namentl. Sattelbäume macht.
bôm-kanne, Baumkanne, hölzerne Kanne.
bôm-leter, eine Pflanze, welche?
bôm-pert, Stangen-, Deichselpferd.
bôm-schip, Trog oder Schiff, aus einem Baumstamme gemacht, monoxylon; kleines Fischerfahrzeug.
bomsin (bomside), ein gewebtes Zeug (Aufzug von Baumwolle oder Garn, Einschlag von Wolle).
bômte, n. Anzahl von Bäumen, Gehölz.
bone, f. Bohne; wertlose, geringe Sache.
bone, m. und f. 1. Bühne, jede bretterne Erhöhung. 2. die Decke eines Zimmers, Boden, Stockwerk.
bone = bodene, Boden.
bone, (fries.) Mörder, (alts. bano).
bonehase, Bönhase, d. i. der ohne das Meisterrecht erlangt zu haben, heimlich sein Handwerk betreibt.
bonehasen, sw. v. ein bonehase sein.
bonen, sw. v. bühnen, mit Brettern belegen?
bonen, sw. v. für den Mörder erklären.
bonen, sw. v. mit einer steifen Bürste oder gewächstem Lappen reinigen u. blank machen.
bonen-pümpel, Bohnen-Stampfer.
bon(h)aftich, Bühne, Zimmerdecke, Stockwerk habend; subst. Bühne, Stockwerk etc., tabulatum.
bonik, bonk, m. der unterste Schiffsraum, Kielraum; das den Raum erfüllende, Ladung. den b. breken, die Ladung, Ware, anbrechen, öffnen.
boninge, die 22 letzten Tage der s. g. Fluten bei der Salzbereitung.
boninge, (Bühnung), Decke eines Stockwerkes.
bonnet, bonnit, m. (n.) Hut, Kopfbedeckung; in der Nautik: ein Beisegel an einem grösseren, eine Verlängerung des Segels an der Unterseite durch einen Streifen Segeltuch, Leesegel, frzs. bonnette.
bonuteken, dem. Bonnetchen, Hütchen, Kopfputz.
bor, hoch, erhaben.
bor, m. Bohrer.
boras, Borax.
borat, ital. buratto, dünnes, wollenes Zeug, Etamin.
borch, n. Verbürgung u. das zu Borg gegebene Gut, mutuum. jem. to borge beden, auffordern, für ihn Bürgschaft zu leisten; to borge dôn, gegen Bürgschaft frei geben: von Sachen: auf Borg ausgeben; to borge eschen oder geren, gegen Bürgschaft fordern oder begehren.
borch, borchswîn, verschnittener Eber.
borch, f. Burg.
borchardesblomen, Burckhardtskraut, polium montanum (Atriplex hortensis).
borch-dink, Burggericht.
borch-dore, Burgthür.
borchele (borgel), dem. ein verschnittenes männliches Ferkel.
borch-genote, Burggenosse, Mitglied der Burgbesatzung.
borch-gesete, n. 1. Burgsitz, vgl. borchsate. 2. m. Burgsasse, Burgmann.
borch-gesinde, Mitglied der Burgbesatzung.
borch-here, Burgherr, Vorsteher des Burgamtes.
borch-hode, 1. Bewahrung, Behütung der Burg; syn. borchvrede; Vertrag, Verschreibung darüber. 2. Ausgaben zur Bezahlung der Bewachung. 3. concr. der Raum, innerhalb dessen der Schutz gilt.
borch-knôp, ... knopf?
borch-leger, ritterliches Gefängnis.
borch-lên, Burglehn, feudum castrense.
borchlik, das Civilrecht betreffend.
borchlik, burgartig.
borch-man, Burgmann, der im Dienste eines Burgherrn ist, Inhaber eines Burglehns. Plur. die Besatzung einer Burg.
borchmans-gût = borchlên.
borch-mate, Burgmass (-scheffel = 16 Metzen).
borch-recht, Burg-gericht, -recht.
borch-sate, -sete, n. und f. 1. Burgsitz, Quartier in der Burg. 2. m. Burgsasse, Burgmann.
borch-schepel, Burgscheffel (= 16 Metzen).
borch-sokunge, Burggebiet? (castellatura).
borch-stove, Burgwirtshaus.
borch-tal, s. borgetal.
borch-veste, 1. Burgfeste, Schloss. 2. Burgdienst, servitium ad arcem muniendam.
borch-vrede, 1. Ruhe u. Frieden innerhalb
des Burg- (Stadt-) Bezirkes;
Vertrag darüber; concr. Inbegriff aller
Oertlichkeiten, in denen der Burgfrieden
Gültigkeit hatte. 2. m. u. n.
= berchvrede.
borch-wart (-warde), f. 1. Burgwarte, -feste, castrum. 2. Burgbezirk.
borch-were, 1. Verteidigung einer Burg. 2. das zur Verteidigung gehörende Inventar.
borchweren, sw. v. befestigen.
borch-werk, Befestigung, Schutz der Burg, munitio castri, structura; Dienst zum Schutz der Burg.
borde, f. (eig. districtus judicii temporalis; dann überh.:) Bezirk, Landschaft (Börde).
borde, m. Saum, Leiste, Einfassung, Besatz, circumferentia; Brustband, Gürtel.
borde, Scherz, Spiel, Posse.
borden, sw. v. Bord an Bord legen (von Schiffen).
borden, sw. v. den bort einer Glocke treffen (vom Klöppel.)
borden, sw. v. scherzen, höhnen, spotten.
bordene (borden, borde), f. Bürde, Last.
border, Scherzer, Possenreisser.
borderen, sw. v. buhurdieren, Ritterspiel treiben.
borderich, der Scherz, Possen treibt.
borderwerker, -sche, Bortenmacher, -in.
bordesan, n.? Partisane.
bordeslude, Leute, die zu einer Börde gehören.
bordevoget, Vogt der borde, des Districts.
bordich, gebürtig.
bordich, scherzhaft, höhnisch.
bordink, -dinge, ein kleines Fahrzeug, Kahn etc., carabus; bordingsvorer, carabita.
bore (bare), f. Bahre, gerula.
bore, f. Hebung, Einnahme; m. Hebungsbezirk, Gebiet.
boreit, n. Barett.
borelos, ohne Wind und Wellen.
boren, sw. v. 1. gebühren, zukommen, refl. sich gebühren, oportet; 2. sich ereignen (meist refl.).
boren (baren), sw. v. 1. heben. 2. richten, ein Gebäude etc., 3. erheben, einnehmen (Steuern, Renten).
boren, geboren.
borental, gebührliches Verhältnis.
borge, m. Bürge.
borgehant, cautio judiciaria; in b. bringen, jem. nötigen Bürgen zu stellen (für das Erscheinen im gerichtlichen Termin).
borgekôp, Kauf auf Borg, Credit.
borgele, portulaca; auch glossiert durch adracius, adragis.
borgelik, bürgerlich, civilis.
borgen, sw. v. Bürge sein, sich verbürgen (etwas einstweilen frei gelassenes wieder vor Gericht etc. zu stellen), mit Acc. fristen, aufschieben; b. up, seine Hoffnung auf jem. setzen; refl. Bürgen stellen.
borgere, 1. = borchman. 2. Bürger einer Stadt. 3. = borge, Bürge.
borgerie, Bürgerschaft.
borger-(borge)meister, Bürgermeister, Schulze, magister civium.
borgerrecht, die allgemeinen, städtischen Statuten; die Bürgerpflichten.
borgerschap, Bürgerrecht.
borgersche, Bürgerin.
borgerslach, Bürgerart, Qualität derjenigen, die zu Bürgerrecht dürfen angenommen werden.
borgerwerk, die öffentlichen Arbeiten, namentlich Erd- und Bauarbeiten, welche die Bürger unentgeltlich zu leisten hatten, opera civilia.
borgerwerken, sw. v. borgerwerk thun.
borge-(borch)tal, Bürgschaft.
borge-(borch)tuch(t), f. und n. Bürgschaft, Bürgenbestellung; Strafe, die der Bürge dem Richter bei Ausbleiben des Verbürgten entrichtet.
borich, Einkünfte erhebend.
boringe, f. Hebung; Einnahme; Hebungsbezirk.
borke, f. Rinde, Kruste.
borlik, gebührlich.
bormester = borgermester.
bormint, eine Mund-(?)krankheit des Pferdes.
borne, m. 1. Brunnen; spec. = soltborne. 2. frisches Wasser.
borne-gût, Salzgut.
borne-here, Brunnenherr, Aufseher über die Brunnen.
borne-kerse, -kasse, Brunnenkresse, Nasturtium off.
borne-mester, (Salz-)Brunnenmeister.
borne-mole, Wassermühle, -werk.
bornen, sw. v. zum Brunnen, frischem Wasser, führen, tränken (Vieh), adaquare.
borne-sprink, -sprank, m. Brunnquell.
borne-tins, (jährliche) Brunnenabgabe.
borne-tovere, Brunnen-, Wasserzuber.
born-holt = bernh., Brennholz.
bornich, zum Brunnen gehörend, fontaneus.
borninge, Wasserholen, Tränken.
bornisse, Gebührnis; richtiges Verhältnis.
born-kope, Wasserkufe.
born-kuven, Wasserkufe.
born-stên, 1. Brunnenstein; grosser Fels, Fundamentstein. 2. = bernstên, electrum, succinum.
born-sule, Brunnensäule, -pfahl.
bor-(ba-, be-)rassen, Borago off.
borries? = borsis?
borse = riste, bote? rispa? Bündel?
borsen? rade (Räder) b.?
borsis (borezis) = mhd. bortsîde, halbseid. Zeug.
borst, f. 1. Brust, Busen. 2. Brustharnisch.
borst, Gebrechen, Bruch, Mangel; mi wirt b., mit Gen., ich vermag etwas nicht auszuführen; die Strafe pro defectu.
borst-borge, Schadebürge.
borst-dôk, Brusttuch.
borste (u. borstel), f. Borste; Bürste.
borstel = borch-stelle.
borsten, s. bersten.
borstich, gebrechend, Mangel habend.
borst-lappe, Brusttuch.
borst-slach, Brustschlag.
borst-suke, Brustkrankheit.
borst-were, Brustwehr.
bort, f. Geburt; das Gebären; Herkunft; concr. Leibesfrucht, das Geborene.
bort, m. u. f. Rand eines Gefässes, Bettes, Schiffes, einer Glocke; Tafel, Tisch.
bôrt, Scherz.
bort-brêf, Geburtsbrief, Bescheinigung ächter freier Geburt.
bort-holt?
bôrtlik, scherzhaft, jocosus.
bortschip, 1. Schiff = bordinge. 2. Schiff, das zur Reiheschiffahrt gehört.
bortschof, Handvoll (Bund) Stroh vom Rande eines Strohdaches.
bortucht = borgetucht.
borwort, Bruchwurz, Agrimonia Eupatoria.
bosack? (= bôksack, bokesbudel? oder = vôtsack?)
boschenspel = bôsselspel.
bose, bôs, 1. bös, grimmig. 2. schlecht.
bosem(e), s. busem(e).
boserich, schadhaft.
bôshake, Bootshaken.
bosich, böse, zornig.
bôslik, böslich, malignus; adv. bôsliken.
bôsman = bôtsman, Matrose.
bôsruchtigen, adv. verleumderischer Weise.
bôss (ahd. banse), f. (?) Viehstall.
bôsse, die harte Hülse gewisser Fruchtarten, siliqua.
bôsse (botze, boitze), Art grobes Schuhwerk (Filzschuh, sotular).
bosse (botze), f. Posse, ludicrum.
bossenmaker, Possenreisser.
bosserie, Possenspiel, jocus, ludus.
bôssel, Kegel.
bôssel-bân, Kegelbahn.
bôsselen, sw. v. Kegel spielen, kegeln.
bôsse(l)-klôt, Kegelkugel.
bôssel-leck, Kegelspiel.
bôssel-spel, Kegelspiel.
bôssen, sw. v. Kegelschieben.
bôss-holt, Kegel.
bôss-kule, Kreisel, trochus.
bôt, n. u. m. Boot, cymba.
bôt (= boit, bowet), f. Ernte; bôtmaget, Erntemagd.
bot, n. Gebot, Befehl; gerichtl. Vorladung; gebotene Zusammenkunft.
bot-brêf, Gebotbrief, schriftlicher Befehl.
bot-dink, (gebotenes Ding) feierlicher, allgemeiner Gerichtstag, placitum, judicium supremum.
bote, bute, f. 1. Abhülfe, Besserung, Heilung. 2. Busse (im kirchl. Sinne); Busse, Genugthuung durch Geld- oder andere Strafen (im gerichtl. Sinne).
bot(e), f. eine Art grosser Fässer (zu Wein, Korinthen etc.).
bote, m. ein Bündel Flachses.
botel, Instrument zum Schlagen, percussorium, metellus.
boteln, sw. v. castrieren.
boten, buten, sw. v. 1. ausbessern, flicken. 2. heilen, bes. durch Segensformeln; (castrieren). 3. wegschaffen, vertreiben. 4. stillen, befriedigen. 5. büssen (im kirchl. u. rechtl. Sinn).
boten, buten, sw. v. Feuer machen, anzünden.
boten-toll, Zoll von Fässern (boten).
boter (böter), (Elb)schiffer, die aufwärts fahren.
boter, 1. Besserer, Flicker. 2. Büsser.
boterie, Heilung (durch Segensformeln).
bot-ersen, einem den Hintern gegen die Erde etc. stossen.
bote-vûr, Feueranzünder, bildl. Anschürer.
boterwort, heilendes Wort, Trostwort.
botins = voderwand under de cledere.
botlink, m. ein verschnittenes Tier, bes. Hammel, Wallach; Eunuch.
bot-mester, der die Leute zu Gericht zu entbieten hat, Ratsdiener.
bot-plichtich, dem Gebote zu folgen verpflichtet, gehorsam.
bôtsam, butsam, bussfertig.
bôtsamen, sw. v. verbüssen, gut machen.
botter, f. Butter.
botter-busse, Butterbüchse (swarve).
botter-lude, Händler mit Butter, Fettwaren etc., Fettkrämer.
botter-melk, Buttermilch.
botter-span, Butterlöffel (zum Abstechen der Butter).
botter-staf, Gerät, das man dreht, um zu buttern.
botter-stock = botterstaf.
botter-stotere, Butterstösser, (Markt-)Aufseher über den Verkauf von Butter.
botter-tunne, Buttertonne.
botter-vat, Butterfass.
botter-vogel, Schmetterling.
bottinglosinge, Lösung von dem Botding (Abgabe für einen Gerichtsspruch an den Landesherrn?).
bottingschult = bottingspennink?
bottingstên, Stein, an u. auf welchem das Botding gehalten wurde.
bottink = botdink.
botvast, gebotenes Fasten.
bôtverdich, bussfertig.
bôtverdigen, sw. v. büssen lassen, bestrafen.
botze, s. bosse.
boug, m. (?) Ast, Zweig.
bouwede (bowede, bouwe, bôt), f. Ernte, Erntezeit.
bove, Bube, nequam.
boven, sw. v. sich wie ein Bube benehmen.
boven (aus be-oven), baven, oben, über; gegen, wider; boven dat, trotzdem, obwol.
bovengân, 1. walten über. 2. den Vorrang haben, übertreffen.
bovenkomen, überführen (komen boven jem.).
bovenkonink, Bubenkönig, d. i. Aufseher über Vagabunden etc.
bovenschole, collegium iniquitatis.
bovenste, oberste.
bovenwers, oberhalb.
boverie, Büberei.
bovete (?) = bovinne, Bübin, nichtswürdiges Frauenzimmer.
bovetliken, bübisch.
bovich, bübisch, nichtswürdig.
bovinne, Bübin, truphatrix, scortum.
bôfliken = bovichliken.
bow, f. u. n. Ernte; bôwmant, Erntemonat.
boxe, buxe, f. Hose (urspr. aus Bocksleder gemacht?).
bra = brade.
(bra, Augbraue.)
brabbelen, sw. v. schwatzen, plappern.
brace (brase, bratze, brasse, brâtzeme u. brece etc.), f. Brosche, Spange, bracea, fibula.
bracht, brecht, m. Pracht, Herrlichkeit.
brack, Asche mittlerer Güte; bracks-brack, cinis vilissimus.
brack, Bruch = brak(e), broke.
brack, salzig (vom Wasser).
brackannige, essbare Pflanze oder Wurzel?
bracke, m. Leit-, Spürhund.
brackvogel, Brachvogel, turdus.
brade, bra, gew. f. (eig. das zum Braten geeignete Dickfleisch, Schenkel, Wade etc.), Braten.
bradelse, n. Gebratenes.
bradem, m. Dunst, Qualm, Brodem.
braden, st. v. braten.
braden-kerer, der den Braten am Spiesse dreht, ein Küchenamt.
brade-spit, Bratspiess.
bragen (ndl. brouwen), sw. v. ein Schiff kalfatern.
brager, Kalfaterer.
brak, m. Gekrach.
brak, n. seltener m. 1. Bruch, Riss. 2. Gebrechen, Mangel. 3. Bruch eines Gesetzes, Vergehen.
brakbank, der zum Kalfatern eines Schiffes bestimmte Platz am Ufer.
brake, f. u. m. Zweig, Ast; Baumstumpf. busk u. brake vom wild aufwachsenden Gesträuch.
brake, f. 1. Instrument zum Flachsbrechen. 2. neu gepflügtes Land, novale.
brake, f. 1. Bruch, bes. Deichbruch. 2. Gebrechen, Mangel; Sonnenfinsternis, defectus; Mangel bei Erfüllung von Verbindlichkeiten.
brake, adj. gebrechend, mangelnd.
braken, sw. v. 1. Flachs brechen. 2. brach pflügen.
braken, sw. v. intr. Geräusch machen, krachen.
braklôk, emicedo u. esula major.
braksam = broksam.
brâm, brâmber, -busch, -dorn, Brombeerstrauch, rubus; Brahm, Ginster, genista; (wird auch mit vepres glossiert).
brân, (Plur.) die Augbrauen.
brannewîn, Brantwein.
brant, m. Brand; brennende Hautentzündung.
brant-mure, Brandmauer.
brant-rede, -rode, f. Brandbock; ein eiserner Bock zum Auflegen der Holzscheite auf dem Herd. andela, tedale.
brandstorer, Brandstifter.
bras, m. Lerm, Gepränge; Prasserei.
brâsch, brêsch, m. Krach, Gebrüll, Lerm, lermendes Gepränge (= bras).
brâschen, brêschen, schw. v. 1. krachen. 2. brüllen, lermen. 3. pralen.
bras-pennink, grosse flandrische Silbermünze.
brassem, bressem, m. Brachsen, cyprinus brama, brasinus.
brassen, sw. v. lermen; prassen.
brasser, Prasser, Schwelger.
brassêren = brassen.
brassêrer, Prasser.
brât = barât, Lerm; Unwesen; u. = brade.
brât-ber, Bratbirne.
bratmen, Dunst, Brodem.
brât-schape, Bratpfanne.
brât-spit, Bratspiess.
bravêren, sw. v. einher stolzieren.
brawinge = brakbank.
brece, s. brace.
brecht, s. bracht.
brechten, sw. v. lermen.
breckeln, Hündchen (= breckelîn).
brede, breide, f. 1. Breite. 2. Ebene. 3. Ackerstück, das eine grössere Fläche einnimmt bei einem ansehnlichen Verhältnis seiner Breite zur Länge.
brêden, breiden, sw. v. ausbreiten; verbreiten.
breden, brettern.
brêf, m. alles geschriebene; Urkunde, Attest.
brêf-lovede, schriftliche Versicherung.
brêf-toger = brêfwiser.
brêf-vat, Behälter für Briefe.
brêf-wiser, Vorzeiger des Briefes, der Urkunde.
bregen, bragen, n. Gehirn.
bregen-kop, Hirnschale.
bregen-panne, Hirnpfanne, -schale.
bregen-slame, Hirnverletzung.
bregen-vat, Hirnfass, -schale.
brehen, sw. v. leuchten; glänzen.
breidel, m. Zaum, Zügel.
breiden, sw. v. stricken (mit Stricknadeln).
breke, m. (?) 1. Bruch, Verschuldung. 2. Schnupfen, Katarrh, reuma, pituita.
breke-isern, Brechstange.
brekelich, gebrechlich.
brekelicheit, 1. Gebrechlichkeit. 2. Abbruch.
breken, st. v. 1. intr. brechen; gebrechen, mangeln; umschlagen, verderben (vom Wein etc.). 2. tr. brechen; brechend machen; ab-, niederbrechen; machen, dass etwas aufhört; unterwerfen; eine Verpflichtung nicht erfüllen; verbrechen, verwirken, in Brüche verfallen; im Wege Rechtens entziehen; brüchen, in (Geld)strafe nehmen. 3. refl. durch Brechen sich loszumachen suchen; hervorbrechen; sich überwinden.
brekervelder, Messer, in Brekerfelde (unweit Hagen) verfertigt.
brekhaftich, mangelhaft; brekhafticheit, Gebrechlichkeit.
brekich, straffällig.
breksel, n. Gebrechen; Krankheit.
breme (brame, brumme), m. Dornstrauch; Ginster. rubus, vepres u. scoparium.
bremelisse = bremelse, Verbrämung.
bremelse, n. Verbrämung, bes. Pelzbesatz.
bremen, sw. v. verbrämen; den Rand, Saum besetzen.
bremern, von Bremen, bremisch.
brennekrût, Hahnenfuss; apiatellum.
brennen, sw. v. (selten, gew. bernen).
brêsch, s. brâsch.
brêschinge, Geschrei, Gekreisch.
brese, s. brece; bresem, s. brassem.
bresilien, Brasilholz, Rothholz, Lignum Fernambuci.
brest, Gekrach, Lerm.
brêt, breit.
bret, n. Brett; Zahlbrett, Almosenbrett, Spielbrett, Sitzbrett, erhöhter Sitz; als Massbestimmung (für Leinewand etc.)?
brêt-fôt, Kröte, bufo.
brêtschlages, in breiter Fläche.
bret-spil, Bretspiel; Hazardspiel.
bret-stôl, Stuhl, dessen Sitz ein Bret ist.
bret-tûn, Zaun aus Brettern.
brêtvlages (-vlakes), in breiter Fläche.
brêt-worm, Kröte.
bretze, s. brace.
brî, brîg, m. Brei.
bricke, 1. Scheibe, um etwas darauf zu setzen oder um damit zu spielen. Stein im Bretspiel, cirtis: Name eines Spieles auf dem Eise. 2. Name eines Fisches, cirtis.
bricken-slach, Spiel mit Bricken.
brimmen (brammen, brummen), sw. v. brüllen, laut schreien, rugire.
brimminge, das Brüllen.
bringen, brengen, sw. v. bringen: (Glas Wein, Bier etc.) zutrinken; it bringen van, sein Leben retten.
bringer, brenger, (Über)bringer.
brink, m. urspr. Rand; Rand eines Ackers, Ackerrain; Grasanger; der angeschwemmte Rand eines Baches oder Flusses; Rand eines Gehöftes, wo die Häuser der Brinksitzer zu stehen pflegen; Rand eines Hügels, der Hügel selbst, höher liegender Rasenplatz.
brink-blôm, bellis perennis.
brink-gras, Brinkgras (ein der Hirse ähnliches Gras); Brinkplaggen bestehen aus Brinkgras.
britem (= bratem, vratem), aufsteigender Dunst.
brockel, n. abgebrochenes Stück, fragmentum.
brode, f. geile, unkeusche Person.
broden, sw. v. brüten, cubare.
broden, sw. v. mit Brod versehen, speisen, ernähren, erhalten; brodede gesinde, in jemandes Diensten stehendes Gesinde.
broden-son, Hurensohn (als Schelte).
broder Bruder, sp. Klosterbruder; Plur. brodere, die Testikeln, Hoden.
brodermester, Brudermeister, ein Klosteramt.
brodern, sw. v. refl. sich verbrüdern; Erbverbrüderung schliessen.
broderschap, Bruderschaft. 1. in religiösen Dingen, fraternitas. 2. Zunft, Genossenschaft.
brodich, im Brode (= Dienste) eines andern stehend.
(broge) broie, f. Brühe.
brogen, broien, brugen, sw. v. brühen; kochen.
brôk, brûk, n. Bruch, eine tiefliegende von Wasser durchbrochene, mit Gehölz bestandene Fläche.
brôk, f. Beinkleid, Bekleidung der Oberschenkel.
brôk, adj. (brüchig,) bruch-, straffällig.
broke, brôk (u. breke, brek), m. selten f. 1. Bruch, fractura. 2. Gebrechen, Mangel, Abgang; bes. Mangel bei Leistungen von Zahlungen. 3. Bruch eines Gesetzes, einer Vereinbarung etc., Verbrechen. 4. Brüche (Geldstrafe an die Obrigkeit).
brokede (brokete), brukede, n. = brôk, Bruch, palus.
brokel, gebrechlich.
brokelicheit, Gebrechlichkeit; Gebrechen.
broken, sw. v. in Brüche nehmen.
brokere, der Straffällige.
brôk-gordel, Hosengürtel, lumbale.
brôk-grasinge, die Grasnutzung eines brokes.
brôkhaftich, 1. gebrechend, ermangelnd. 2. straffällig.
brôkhaftich, sumpfig.
brôk-hasen, Hose und Strumpf zusammen, langes Beinkleid.
brôklik = brôkhaftich.
brôklink u. brolink, Brüling, halbjähriges oder jähriges Schwein.
brôk-man, der in e. brôke lebt, paluster.
brôk-reme, Hosenriemen, -gürtel.
brôksam, 1. gebrechlich. 2. straffällig. – Subst. Abbruch.
brôksamich = brôksam.
brôksamicheit, 1. Mangel. 2. Schadhaftigkeit. 3. Sündhaftigkeit.
brôk-snider, Bruch(-Stein)schneider.
brôk-tende, Neubruch-zehnte.
brôkvellich, straffällig.
brolink = brôklink.
brôl-meker (-mecher), Sumpf-, Moorarbeiter, faber paluster.
bromese u. bromete, f. Bremse.
bronnie, bronnige, f. Brünne, Panzerhemd; Kittel.
brosbeen, Wachholderbeeren?
brôsch, zerbrechlich, mürbe.
(brôsch-) brôsheit, Zer-, Gebrechlichkeit, Mürbigkeit.
broseme, Brosame.
brot, n. Brut.
brôt, n. Brod; Dienst (mit Unterhalt durch den Herrn); concr. die im Dienst Stehenden.
brôt-bedeler, Bettler.
brôt-bidder, Bettler; brôtbiddinge, Bettelei.
brôt-degen, (Brodmann) freigebig? oder Inhaber des Brodspenderamtes?
brôt-drage, Brodtrage, -brett.
brôt-etende, der (eines andern) Brod isst; Gesinde, Dienstmann.
brôt-eter, Brodesser; mîn b., mein Gesinde.
brôt-korf, Brodkorb.
brôtlink, der im Brode eines andern steht.
brôt-schap, Brodschrank.
brôt-scherne, -scharne, Brod-bank, -tisch (als Verkaufsstelle).
brôt-schrange, Gestell (Laden) für das Brod.
brôt-spiser, der für die Tafel (das Brod) zu sorgen hat, ein Klosteramt.
brôt-stumper = brôtbidder, Bettler.
brôt-zucker, Zucker in Broden.
bruche, Gedärme.
brudegam, Bräutigam; auch: Gemahl.
brude (= bruwede), Gebräu?
brudeknecht, Brautführer.
bruden, sw. v. (brauten), heiraten.
bruden (brüden), (urspr. coire, futuere, stuprare; in abgeschwächter u. ganz verblasster Bedeutung) vexieren, necken. Vgl. Hildebrand in Gr. W. B. 106 s. v. gehei.
bruderie, Spass, Scherz.
brugge, f. Brücke (u. Strasse).
brugge-block, (festes) Brückenholz.
brugge-hamer, Hammer der Steinbrücker (Strassenpflasterer).
brugge-holt, Holz (Bohlen) zu e. Brücke.
brugge-man, Steinsetzer, Pflasterer.
bruggen, sw. v. 1. eine Brücke machen. 2. mit Steinen (oder Bohlen) eine Strasse pflastern.
brugger = bruggeman, Pflasterer.
brugge-stên, Pflasterstein, Feldstein.
brugge-werk, Brücken(Strassen-)werk, -arbeit.
brukelicheit, Nutzungsrecht.
brukelik, unbeschränkt nutzbar; adv. brukel(i)ken. (Auch = gebräuchlich, wie es Brauch u. Sitte ist?)
bruken, sw. v. nötig haben, gebrauchen; mit Gen., Acc. u. van. Refl. sich bedienen; sich beschäftigen womit.
bruker, Mäkler (engl. broker), b. der deve, Diebshehler.
brûk(h)aftich, 1. der den Gebrauch, die Nutzung eines Dinges hat. 2. = brôkhaftich.
brûkhafticheit, Nutzung.
brûkheit, Recht zu gebrauchen, Nutzungsrecht.
brûk-hoiken, eine Art Frauenmantel.
brukinge, Gebrauch, Nutzniessung.
brûl, m. (Brühl), feuchte Niederung, Buschwerk in einer sumpfigen Gegend, Wildgehege.
brum, m. 1. Brummen, Sumsen, den b. slân, die Unterlippe mit dem Finger öffnen u. schliessen. 2. Kehle.
brûm, Bräutigam (contr. aus brudegam).
brummel-bere, Brombeere.
brummen, sw. v. murren, knurren.
brummer, Knurrer, Schreier.
brûn, 1. glänzend, funkelnd. 2. braun.
brunelleken, Bräunchen, Brünettchen.
brunêren, sw. v. glänzend machen, putzen, polire.
brûnkerse, ostrucium; senecium.
brunlafticheit, dunkele Röte.
bruns, Brunst? (oder = brûs, Gebraus?)
brunwîn, Brantwein.
brunwinkel, Pervinca, Vinca minor L.
brûnwort, (Braunwurz) brumella (brunella).
brusen, sw. v. brausen.
brusinge, Brausen; Lerm.
brût, f. Braut; auch: Gemahlin.
brût-bank, Brautbank (= Brauttisch, brûttafel, Aussteuer?)
brût-bat, Brautbad.
brût-bedde, Brautbett.
brût-dach, Hochzeitstag.
brût-hân, Brauthahn (der dem neuvermählten Paare von Freunden gebracht wird).
brût-hûs, (?) Hochzeit.
brût-klêd, Brautkleid.
brût-koste, Hochzeitsmahl.
brûtlachte (-lechte, -lichte), Hochzeit; brûtlachsbiddere, Hochzeitsbitter; b.-lude, Zeugen bei einer Verheiratung.
brût-licht, Brautlicht (Licht für den Hochzeitstag).
brûtloft (brue-, brûloft), -luft, f. und m. Brautlauf; Hochzeit, Ehe; Ehevertrag.
brûtluften, sw. v. freien, heiraten.
brût-maker, -meker, Bräutigam, sponsor.
brût-man, Plur. -lude, der zum Abschluss einer Verlobung zugezogene Zeuge.
brûtschap, Brautschaft, Verlobung.
brût-schat, Brautschatz, Mitgift.
brût-stôl, Brautstuhl, bildl. Brautstand; spöttisch = schuppestôl?
brût-tafel, Tisch, auf welchen die Brautgeschenke gelegt werden.
brût-werk, Arbeit für die Braut (zur Hochzeit).
brût-werschop, Hochzeitsmahl.
bruw, n. Brau, soviel man auf einmal braut.
bruw-bode, Braubottich.
bruwede (brouwt) = bruw.
bruw-, bruwelhûs, Brauhaus.
bruwels(e), n. soviel man auf einmal braut.
bruwen (bruen, browen), st. und sw. v. brauen; bildl. anstiften, einrühren.
bruwe-towe, Braugerät.
bruwer (bruer), Brauer.
bruwerk, das Braugewerk.
bruw-ruder, Braukrücke, um das Malz zu rühren.
bu- = be; auch = bûr-.
bubbele, f. Wasserblase.
bubbeln, sw. v. Blasen aufweisen, aufwallen.
bucht, f. (?) ein eingefriedigter Raum, Pferch, septum.
buchten, biegen? (= bugen?)
buchter, Prahler (buchten, prahlen? zu bach?)
buck, m. Bock; bucken-, Bocks-.
bucken, sw. v. sich bücken.
buckes-blôt, Bocksblut; -hâr, -Haar; -hût, -Haut.
bucket, bocksartig? (oder = buket?)
buckhilligen, bockheiligen (eine abergläubische Handlung).
buckink, m. geräucherter Hering.
bud, s. but.
budde, butte = bodene.
buddech, dick geschwollen? (buddik, dickes Gewölk.)
budden-bat, Wannenbad; -rôf, s. boden-rôf.
budel, m. Beutel, Geldbeutel. to budele dregen, Einnahme in den Beutel bringen.
budelage?
budelen, sw. v. (das Mehl) beuteln.
budêlen, sw. v. den Sterbefall von jem. nehmen; den beweglichen Nachlass mit dem Herrn teilen.
budeler, Beutler, Beutelmacher, Täschner.
budel-gordel, Gürtel als Beutel dienend.
budel-here, Seckelmeister, aerarii curator.
bu-dêlinge, die Leistung des Sterbefalls (s. budêlen).
búdelken, Beutelchen.
budel-maker, Beutelmacher, Täschner.
budel-snidere, Beutelschneider, Taschendieb.
budel-werk, Fabrikat des Beutlers.
buff, m. Puff, Schlag; (buffen, stossen, schlagen; buffich, stössig).
buffel, m. Büffel (Ochs); grober Mensch; buffelenkop, Büffel- (Ochsen) kopf, (mekl. Wappen).
bugen, st. u. sw. v. sich biegen.
buggernie, Sodomiterei.
buheil? Unheil?
bu-hof, Bauhof, Hof eines Vollbauers.
buk, buge, Gebück, Zaun aus ineinander geflochtenen Zweigen = knick.
bûk, m. Bauch; Rumpf.
bûkbant, Reif um den Bauch (die Mitte) einer Tonne.
bûkbet(e), Bauchbiss, -weh, Kolik.
bûk-douwinge, Verdauung.
bukel-budel = bokesbudel.
buken, sw. v. Wäsche in Buchenlauge (buke) legen.
buket, der einen Bauch hat, dickbäuchig.
buket-bant, Ggs. smal-bant (e. Tonne Butter buket-bant = 1 schippunt [280 oder 300 Pfd.], smal-bant = 16 Liespunt [224 Pfd.]).
bu-knecht, Bau-, Ackerknecht.
bûk-ovel, Bauchübel, Ruhr.
bukram, aus Ziegenhaaren gewebtes, bald mehr bald minder kostbares Zeug.
bûk-roringe, Ruhr.
bûk-stuck, Bauchstück.
bûk-schut, Bauchriemen des Pferdes?
bûk-sucht, Wassersucht.
bûkvestich, an einem Orte fest wohnhaft.
bûk-vlôt, Bauchfluss, Diarrhoe.
bûl (mhd. bühel), m. Hügel.
bulder, buller, n. Gepolter, Getöse.
bulderen, sw. v. poltern, lermen.
bulderie, bulderinge = bulder.
bulderne u. bulderaftich, polternd.
bule, f. Beule.
bu-leven, bulevinge nehmen.
bu-levinge (bu-lebe, -leve), der Anteil, der dem Grundherrn an der Hinterlassenschaft seines Hörigen zusteht.
bulge, f. 1. die schwellende, unruhige Welle. 2. Balg, Schlauch, uter.
bulgenstortinge, Wellensturz.
bulgern, sw. v. Wellen schlagen.
bulich, voll Beulen.
bulieren = bolieren, buhlen.
bulk (bulik, bulleck), Bolch, ein grosser Fisch (Kabliau).
bulle, m. Stier, Zuchtstier.
bulleken (buliken) = budelken.
bulsân (bolsân), Flagge, Stock oder Stange mit einer Flagge (die rothe s. g. Blut-, Schlachtfahne?), ndl. balsan.
bulster, bolster, Fruchthülse, Schale.
bulte, m. 1. Haufe, Hügel. 2. (Stroh)bündel, -sack, Matraze.
bu-man, Plur. bu-lude, Bewohner, Bürger.
bu-mede, (Baumiete, Wohnungszins), das Heiratsgeld, das Unfreie für die Einwilligung zur Ehe ihrem Herrn zahlen mussten.
bu-mester, Baumeister; spec. der consul structuarius, der über die Kirchen die Verwaltung führt.
bunde (bunne, bonde), m. freier Bauer.
bundeken (bundiken), Bündlein, Garbe.
bundeswise, (bündel-) haufenweise?
bune, f. Zaun oder Schlengenwerk am Ufer.
bunge, f. Pauke, Trommel, timpanum.
bungen, sw. v. die Trommel oder Pauke schlagen.
bungen-sleger, Trommel-, Paukenschläger.
bungen-stuck (-stock?), Trommelstöcke, eine Art Kuchen.
bunger, Pauken-, Trommelschläger.
bunge-water, Trommel-wassersucht.
bunk, m. Knochen, namentlich die hervorragenden Hüft- und Beinknochen grosser Tiere.
bunvast, von einer Wunde, die bis auf den Knochen geht.
bunsik, Iltis (bonsink, putorius).
bunt u. buntwerk, n. Pelzwerk.
bunt, n. Bund; Bündel.
buntachtich, bündig.
buntlik = buntachtich.
bunt-maker, Kürschner.
buntnisse, Bündnis.
buntrêt, d. i. rêt (Reit, Rohr) in bunden, Bündeln.
bunt-voder, Pelzfutter; bunt-voderer = buntmaker.
bunt-werk = bunt.
bûr, n. Bauer, Gehäuse.
bûr, m. Wohner, Bewohner; Bauer, Bürger (= civis); Nachbar.
bu-rade, Ackergerät (oder Hausgerät?)
bûr-ammet, Bauernamt, das Amt des Schulzen im Dorfe.
bûr-bere, Gemeinde-Eber.
bûr-bôk, Bürgerbuch.
burdêl, Bordell.
burden = borden.
burdêren = bordêren, sein Spiel treiben, jocari.
bûr-dink, Bürger-, Bauergericht.
bûr-dôk, grobes wollenes Tuch.
burdon, Maul-tier.
bure, f. Bauerschaft.
bure, f. Bühre, Zieche; buren-meker, Bührenmacher.
bûr-eninge, Bürger-, Bauern-Vereinigung (zur Beschaffung von Arbeiten, die der ganzen Gemeinde obliegen).
buresch = borragie (borrago).
bûr-esch, Bauer- (gemeiner) Esch.
bûr(e)sch, bäurisch.
bûr-gelt, Bürgergeld, Geld, womit das Bürgerrecht erkauft wird.
bûr-gerichte, -richte, Bauer-, Bürgergericht (für die täglich vorkommenden Bagatellsachen).
burger-sprake = bûrsprake; burge(burger)-toch = borgetoch.
bûr-have, Bauernhabe, Vieh, bes. Rindvieh, Schafe etc.
bûr-heit, Eigenschaft eines (Voll) Bauers.
bûr-hoge, Bürgergelage, -fest.
bûr-inne, Bäuerin.
bûr-kerl, Bauerkerl.
bûr-klocke, Glocke, welche die Bürger ins Gericht etc. ruft.
bûr-knecht, Gemeinde-Diener.
bûr-kore, Bauer-, Bürgerwillkür, -Statut.
bûr-krosse, Bauergroschen, goslarer Gr. mit dem Bilde der hh. Simon und Judas.
bûr-kule, allgemeines Grab.
bûr-kundich, allgemein bekannt.
bûr-lach = bûrschop.
bûr-lach, Bürgergelage, -fest.
bûr-latinge, Bauerschafts-belassung.
bûr-lên, Bauerlehen.
bûr-lik, bäuerlich.
bûr-mâl, Bürgerrecht; das für Erteilung desselben zu zahlende Geld.
bûr-man, ein (grösserer) Bauer.
bûr-mate, Bauernmass; grosses, gehäuftes Mass.
bûr-mede = bumede.
bûr-mest, Bauermesser, grosses Messer.
bûr-mester = borgermester u. bu-mester (magister structurae).
burnegel (= burne-gel, brenngelb, oder = brune-gel?) coccus.
bûr-pandinge, Bauerschafts-pfändung.
bûrrat, grobes, wollenes Tuch.
bûr-recht, die allgem. Statuten; Bürgerpflicht (Abgaben, Wachtdienst etc.).
bûr-sam, bürgerfreundlich.
burs-ammecht, Börsen-, Schatzamt.
bûr-schap, 1. Bürgerrecht. 2. Gemeinde, Bauerschaft. 3. Amt eines Bauermeisters. 4. Bürgerpflicht.
bûr-schult, das bei der Niederlassung von dem Einkömling zu erlegende Einfahrtsgeld.
burse, f. Börse, Beutel.
burse, f. gemeinschaftliches Kosthaus (bes. der Studenten); kl. Wohnhaus.
bursins = borsis.
bûr-sprake, Bürgersprache, (civi-, burgiloquium), Samlung von (Polizei)gesetzen, die jährlich von der Laube des Rathauses verkündigt wurden.
bûr-strede, Bauern-, grosser Schritt.
bûr-tuch, Bauerschaftszeugnis.
bûr-tuch = borgetoch.
bûr-werk = borgerwerk.
bus-bôm, Buchsbaum.
busch, busk, m. Busch, Gebüsch.
buschete, n. Gebüsch, Gehölz.
busch(h)achtich holt, rubetum.
buse (butze), f. kleines Schiff zum Heringsfang.
busem (bosem, busme, bosme, bossen), m. 1. Busen, das Brustgewand, als Tasche gebraucht. 2. Verwandtschaft, Sippe, Sippschaft. 3. Zugehörigkeit (als Leibeigener) zu einer Familie; die Leibeigenen, Schutzbefohlenen.
buseme-brêf, Urkunde, welche die Nachweisung des busemes, der An-, Zugehörigkeit enthält.
busen, sw. v. schlemmen (= bussen?).
busmete = busem.
busse, f. 1. Büchse, walzenförmiges Gefäss; Geldbüchse; Arzneibüchse. 2. Schiessrohr, Kanone. 3. (in Zsstz.) -Kammer, -Schauer.
bussen, sw. v. bauschen, schwellen, turgere.
bussen-hol, Schiessscharte.
bussen-hûs, Zeughaus.
bussen-kamer, selbständiges Stück, das geladen ans Rohr befestigt wurde.
bussen-klôt, Büchsenkugel.
bussen-krût, Schiesspulver.
bussen-lôt, Büchsenblei, -kugel.
bussen-meister, Büchsenmeister, der das Geschütz bediente.
bussen-pulver, Büchsenpulver; electuarium (gebacken krût).
bussen-schetent, Büchsenschiessen.
bussen-schote, Büchsenschuss (als Mass der Entfernung).
bussen-schutte(r), Büchsenschütz (Büchsenmeister).
bussen-stêl, Ladestock.
bussen-stên, Büchsen- (Geschütz)steine.
bussune (gew. bassune), f. Posaune.
(but, stumpf, plump, grob.)
but, n. Butt, Scholle, rhombus piscis. den b. gellen, gallig machen; durch Verletzung der Galle beim Ausnehmen bitter machen; bildl. etwas ungeniessbar, bitter machen.
but = buten, aussen, draussen; Comp. buter, Sup. buterste, exterior, extremus.
but-drager, eine kleinere (Luyksche) Münze = 1 Stüver (u. = Schilling, 12 butdragers = 1 M).
bute = einlucke.
bute, f. (Honig)beute, Bienenkorb.
bute (buite), f. 1. Tausch, Wechsel, Verteilung. 2. (was zur Teilung kommt), Beute.
bute-mester, Beutemeister, der die Beute zu verteilen hat.
buten, sw. v. 1. tauschen, cambire, 2. verteilen. 3. wegnehmen, erbeuten.
buten, ausserhalb; aussen, ausser; wider.
butendêlen, sw. v. Beute teilen.
butenheimesch, auswärts zu Hause, fremd.
butenklacht, Klage bei einem auswärtigen Gerichte.
butenman, Plur. -lude, Fremder, Auswärtiger.
butenschop (-schaft), Tausch.
butenwendich, -wendigen, nach aussen gekehrt, auswendig.
buter, m. Beutemacher.
buterie, Tausch.
buter-man, Unbeteiligter, Neutraler.
butinge, 1. Tausch. 2. Verteilung. 3. Beute.
butken, eine kleine Münze (12 = 1 schilling).
but-net, Netz zum Fangen der Butte.
butte, f. Bütte, hölzernes Gefäss (meist auf dem Rücken getragen).
butte, n. Eingeweide (der Fische), exentera; das Innere (Knochen?).
butten, sw. v. das Eingeweide herausnehmen, exenterare.
butze = buse.
bützen, sw. v. küssen.
bu-voget, Bauervogt, Bürgermeister, (vgl. bu-mester).
buw-achtich, -aftich, 1. baufähig, arabilis, ertragsfähig. 2. baulich, eine volle Bau ausmachend.
buwe, bouwe, n. 1. Bau, Bauwerk. 2. = buwgût, buwhof.
buwe, f. 1. Ackerbestellung. 2. eine Anzahl von Stücken Landes, die zu einer völligen Bauernstelle gehören.
buwecht = buwe.
buwelich, buwlik, 1. baufähig = buw-achtich. 2. im baulichen Stande befindlich. 3. das Bauen nötig habend, baufällig.
buwen, sw. v. 1. bauen; Schanzen etc. bauen behufs Belagerung. 2. den Acker bestellen. 3. bewohnen, sich dauernd wo befinden, z. B. dat mer b., befahren; de straten, durchwandern, de helle, sich in der Hölle aufhalten etc., versari in loco, frequentare.
buwer = bûr, Bauer.
bu-werk, bebautes, bestelltes Land; Ackerhof.
buwete, n. 1. Gebäude. 2. das Bauen, Bebauen (des Ackers etc.).
buwete, f. 1. Bau (eines Gebäudes), Ackerbestellung. 2. Erntezeit (s. bowede).
buwe-vellich, baufällig.
buw-gût, (Hausgut), Mobiliarvermögen.
buw-hof, Baugut, Landstelle.
buwheit, Ackerbestellung.
buw-holt, Bauholz.
buwich, cultur-, ertragsfähig.
buwinge (buweginge), Bau, sow. das Bauen als das Gebaute.
buw-los, im Bau nicht unterhalten u. gebessert.
buw-man, Bau-, Ackersmann.
buw-mome, eine zur Wirtschaft bestellte Ausgeberin.
buw-pert, Arbeitspferd.
buw-rât, Baumaterial.
buw-schicht, Teilung des Erbgutes.
buw-schichten, erbteilen.
buw-takel, instrumenta rustica.
dabeln, dabelstên, s. dobbelen.
dach, m. 1. Tag; Tageslicht. eines dages, an Einem Tage; eines Tages (von vergangener u. künftiger Zeit); des anderen dages, jüngst, neulich; dach bi dage, tagtäglich; van dage, heute; van dagen, van Tag zu Tag (in dies). 2. Leben, Lebenstage. 3. bestimmter Tag, Termin, Tagfahrt; Frist, Aufschub; to dage, auf Credit.
dach-brûtlacht, am Tage gefeierte Hochzeit.
dach-dêf, Tagedieb.
dach-dêven, sw. v. tagedieben.
dachdink, -dingen, s. degedinge, -dingen.
dach-dageduve, Diebstahl bei Tage.
dach-hûr, Tagelohn.
dach-lonen, sw. v. um Tagelohn dienen, Taglöhner sein.
dach-lônre, Taglöhner.
dachmat, -met, s. deimet.
dach-mette, (Früh)mette.
dach-reise, Tagereise.
dach-stede, Gerichts-, Versamlungsstätte.
dacht, n. (?) Gedanke.
dacht (decht, dicht), n. u. m. Docht.
dacht-aftich, im Gedächtnis behaltend.
dachtich, dachtnisse = dechtich, dechtnisse.
dach-, dagevart, 1. Tagereise. 2. Versamlung an einem bestimmten Tage.
dach unde nacht, Parietaria off.
dach-vrist, Befristung auf einen Tag.
dach-werk, Tagewerk, ein Ackermass.
dach-werke, -werker, Tagelöhner.
dach (dake), m. u. n. 1. Dach. 2. Schilfrohr (das zum Dachdecken gebraucht wird), Dachstroh.
dack-gâr, dachfertig.
dack-lant, niedriges Land (? Land, wo Schilfrohr wächst?)
dack-stên, Dachziegel.
dack-tegel, Dachziegel.
dadel, (fries.) Mord, Totschlag.
dadel-bôm, Dattelbaum; d.-stên, Dattelkern.
dadele, f. Dattel.
daden, Nebenf. zu dôn.
dader, Thäter.
daderkule, alga, spuma maris.
dadich, adv. wirklich, in der That.
dage-leistunge, Verhandlung, placitum.
dage-licht, tageshell.
dagelik (dege-, dech-, de-, dei-lik), täglich; von Sünden: lässlich, verzeihlich, peccatum veniale. Adv. dageliken u. dagelikes (dies auch adj.).
dage-lôs, ohne bei einer Verhandlung ein Resultat erreicht zu haben.
dagen, sw. v. 1. Tag werden, diescere. 2. tr. zu einem Tage (e. Verhandlung) vorladen; verhandeln, sich vergleichen, pacisci; vertagen, fristen.
dage-rât (-rêt, -rôt), n. u. f. Morgenrot.
dage-riden, Versamlungen bereisen, besuchen.
dageringe, f. Morgendämmerung.
dage-schîn, Tageslicht.
dage-settinge, Tagsatzung.
dages-tidich, der Jahreszeit entsprechend.
daget, f. Tagesanbruch.
dage-tît, bestimte Zeit, Termin.
dage-wede, Tagereise, dieta.
dage-werchte, Tagarbeiter, Unfreier; Taglöhner.
dage-wise, Tagweise; Gesangweise, Lied.
dagge, m. kurzer Degen, Dolch.
dâk (dake), m. Nebel.
dâk-aftich, nebelicht.
daken, sw. v. nebelicht sein.
daker, s. deker.
dakich, nebelicht.
dâl, m. u. n. Thal.
dâl (dale), adv. nieder, her-, hinunter.
dâl-acker, Acker, der sich abwärts neigend liegt?
dalen, sw. v. niederfallen; sinken.
dalen, sw. v. = dolen, dwalen.
dale-slân, niederschlagen.
dale-tên, niederziehen.
dale-wert (delewerts), ab-, niederwärts.
dalgen = dalink, heute.
dalink, dallink, adv. u. adj. heute.
dalli, dallien = dalink.
dâl-slach, niederfallender Kragen (eines Mantels etc.)
dam, m. Damm; Strassenpflaster.
damask, Damast; damasken, damasten.
damdôk, Name eines (meist schmalen) englischen Tuches.
dam-here, der die Aufsicht über die Wege und Strassen hat.
dammen, sw. v. einen Damm machen; aufhäufen (tosamene d.).
damp, m. Dampf.
damp(e), m. Engbrüstigkeit, Asthma.
dampen (dempen, dumpen), sw. v. tr. u. intr. ersticken; zuwerfen, ausfüllen; unterdrücken.
damp-horn, ein Löschnapf (von Horn); (bildlich: Habichtsnase).
dampich, dempich, engbrüstig, asthmatisch.
damspil, ein Spiel der hanseatischen Contoiristen zu Bergen (Hans. Gesch. Bl. 1877, S. 143, vgl. S. 102).
dan, den (denne), adv. 1. dann. 2. als (nach Compar.) 3. aber, nach e. Negation: sondern ... it en were dan (und auch ohne Negation it were dan), it en was dan (oder mit andern Verben) es wäre denn, dass, wenn nicht, nisi (eine Ausnahme machend). 4. oder (im zweiten Glied einer Doppelfrage).
dan, m. Tann, Wald.
dande-man = sande-, santman.
dandôk = damdôk.
dane, f. Dohne, Vogelstrick.
dane, Niederung (an den Flüssen).
danen, s. donen.
dank, Seetang.
dank, danke, m. 1. Gedanke. 2. Vorsatz, Absicht, Wille. 3. Dank.
dankberheit (-barheit), Dank.
dankelbrêf, Entlassungsbrief.
danken, sw. v. danken; den Abschied geben oder nehmen.
dankbarlicheit, Dank.
dankbarlik, -liken, dankbar.
danklik, denklik, zu Danke, angenehm, lieb; dankbar; adv. dankliken.
dank-mudicheit, Danksagung.
danknamich, dankbar.
danknamicheit (-namheit), Dank.
danknamelik, angenehm, willkommen, gratus.
danknamen, sw. v. danken.
danknamichlik(en), dankbar.
danknamigen, dankbar, gratanter.
dankneme, -nemeliken = dankname, -namich.
dankplegunge, Dankbarkeit.
danksamich, dankbar; -cheit, Dankbarkeit.
danne, f. Tanne.
dannen-swam, agaricus.
danz, dans, m. Tanz.
danze-lêt, Tanzlied.
danzel-hûs, Tanz- u. Spielhaus, theatrum; auch als Versamlungsort des Rathes dienend.
danzel-kede, Kette, die man beim Tanz trägt.
danzel-kogele, Tanzkappe, eine Art (feiner) Haube.
danzel-rock, (feiner) Rock, den man beim Tanze trägt.
danzen, sw. v. tanzen.
dapper, 1. schwer, gewichtig, gewaltig. 2. furchtlos, ausdauernd.
dapperheit, Grösse, Schwere, Bedeutung.
dâr, passend, thunlich.
dar, darn, 3. P. Pr. von doren (dürfen).
dar(e), 1. räumlich: da, dort; wo. 2. zeitlich: da, als. 3. modal.: sofern, wenn.
dar-an(e), daran, darin.
dar-af, -ave, davon.
dar-benedden, darunter (niedriger).
dar-bi, dabei; da bei herum, ungefähr.
dar-bovene, darüber, ausserdem; trotzdem.
dar-buten, da draussen.
darde, dritte (s. dorde).
dar-dôn, darthun, beweisen.
dare (darre) u. darne, f. Darre zum Trocknen des Getreides.
dar-enbinnen, verstärktes enbinnen.
dar-enboven = darboven.
dar-enbuten = darbuten.
daren-hûs, Gebäude zum Darren.
dar-entegen, dagegen.
dar-gevôch, Darreichung.
dar-inne, dar-in.
darm, m. Darm.
dar-mede, damit.
dar-na, dar-nach.
dar-negest, -neist, dar-nächst.
darn-laken, Laken, die bei der Darre gebraucht werden.
dar-over, dar-über, dabei.
dar-sulves, daselbst.
dartel, darten, s. dertel, derten.
dar-umme, 1. deshalb. 2. weil.
dar-umtrent, dar-umher; ungefähr.
dar-ût, daraus; deshalb.
dar-van, davon.
darven, sw. v. bedürfen, entbehren.
dar-vore, dafür: d. sîn, begünstigen, fördern; hindern, im Wege sein.
darwert, -werdes (derwert), dorthin.
darsche, f. Tartsche.
das (dasse), m. Dachs.
daschliken, trotzig?
dât (dade), f. That. Als m. oder n. in der Formel: rades unde dades.
dat, conj. dass. 1. Der Satzverknüpfung wegen namentlich zu Relativen hinzugefügt, oft scheinbar überflüssig; oft auch fehlend. 2. gesetzt dass, obgleich. 3. so dass.
date, n. Datum.
dâtlik, thätlich.
datum, n. Datum; bildl. Zuversicht, Hoffnung.
dau, s. dow.
daver (dabber), m. Baum-, bes. Birkenrinde, -bast.
daveren, sw. v. ein zitterndes Geräusch machen (die Füsse auf derselben Stelle rasch auf und nieder bewegen).
de, m. und f. dat, n. 1. der Artikel: der, die, das. 2. demonstr. Pron. der, dieser.
de (= ahd. Instr. diu), vor Comparativen: desto, um so; so vele de mêr, um so viel mehr; jo de mêr, immer mehr u. ä.
de, dat, Pron. relat. der, welcher (häufig noch markiert durch ein folgendes se = so, z. B. de se); auch absol. als Relativzeichen; fehlt häufig (wie im Engl.).
de, verkürzt aus da (dar); Verstärkung des Relativs: der da.
...de, dient zur Bildung von Abstracten, = heit.
dê, dee (dech), n. Oberschenkel.
dêch, m. Teig.
dêch, teigig, nicht gut ausgebacken (= dêgich).
dêch-laken, Teigtuch.
dechlik (= degelik), s. dagelik.
decht = dacht.
dechtaftich, eingedenk.
dechte = dechtnisse.
dechte, Prät. zu dorven.
dechtich, dachtich = dechtaftich.
dechtinge, Ohrfeige, Backenschlag? (= hochd. Dachtel?)
dechtinge = dechtnisse.
dechtliken, adv. eingedenk, fest im Gedächtnis.
decht-, dachtnisse, Gedächtnis, Andenken, Erinnerung; jährlich wiederkehrende Feier, Memorie, anniversarium.
dêch-troch, Teigtrog.
dechtum, dechtem, m. der Zehnte.
deckel-weden, Weidengerten zum Decken des Hauses.
decken, sw. v. decken, bedecken.
deckenisse, Bedeckung; Schutz.
decker, m. Deckel (= deckel).
decksel, deckels, n. Decke, Deckel, Dach; bildl. Deckmantel.
dedelik, thätlich, wirklich?
deder, Thäter.
dedich, thätig.
dedigunge = degedinge.
dedinge = degedinge.
dêf (dief, deif), m. Dieb.
dêf-henger, Diebshenker, Scharfrichter, Folterknecht.
dêfliken = dûfliken.
dêf-rovere = dûfrovere.
dêfte = duvede; dêfliken = dûfliken.
deftich, tüchtig, trefflich; vornehm, stolz.
dege, ein Mass (wie gross?)
dege, m. Gedeihen; sinen degen hebben, gedeihen, glücklich sein; to degen, gänzlich, gehörig, tüchtig, recte, debite.
dege, adj. tüchtig, gut, debitus.
degedinge (dedinge, dagedinge, dachdink), gew. n. und im Plur. die auf einen bestimmten Tag angesetzte (gerichtliche) Verhandlung, Gerichtstag, Termin, Frist; Verhandlung, Besprechung überh.; Vertrag.
degedingen (dedingen, dage-, dachdingen), sw. v. Gericht, Gerichtstage halten; zu einem Gerichtstage vorladen; Frist geben; verhandeln, vertragen, placitare.
degedinges-dach, Tag zur Verhandlung.
degedinges-man, der Verhandlungen führt, leitet, Sprecher, Worthalter, placitator; zu einer Verhandlung zugezogener Zeuge.
degel, m. Tiegel.
degelicheit, Tüchtigkeit.
degelik, kräftig, tüchtig, gebührend; adv. degeliken.
degelikes = dagelikes, dachlikes.
degen = dagen.
degen, m. Mann, Held.
degenaftich, männlich, kräftig, validus.
deger (diger, doger), degger, degeren, adv. völlig, gänzlich.
degerliken, gänzlich, völlig.
(deheme) dehme, Zehnte, decima.
deichlik = degelik, täglich.
deiget, Birkentheer, oleum Rusci.
deimet, dêmt, n. Tagemaht (dachmat, -met), d. i. als Landmass, soviel einer in einem Tage mähen kann.
deinlink (dien-, dên-link), Diener.
deise, f. Darre.
deisen, sw. v. heimlich weggehen, sich wegschleichen.
deit, deitwech, s. dêt.
deken, Dekan, Dechant.
dekenie, Dekanei.
dekeninne, Dechantin.
deker (daker), Decher, eine Zahl von zehn, decas.
dêl (deil), n. u. m. Teil, Anteil, ein dêl, ein gut Teil, sehr viel; teilweise, zum Teil (bes. in der Form ein dêls; ein dêls – ein dêls, teils – teils, einige – andere.)
dêl-achtich = haftich.
dêl-brêf, Urkunde über (Erb)teilung.
dêle, f. = dêlinge, Teilung, Abfindung eines Kindes mit seinem Teile; (Antrag auf ein Urteil?) Klage.
dele, f. 1. Diele, Flur (gew. mit Lehm
gepflastert), pavimentum.
2. Stockwerk.
dêle, f. Diele, dickes Brett, Planke.
dêle-gras, Gras, soviel auf jemandes Teil kommt (Quote).
dêlen, deilen, sw. v. 1. teilen, erbteilen; einteilen, messen. 2. ver-, austeilen. 3. scheiden. sik d. van, sich lossagen; van sik delen, abfinden mit (Erb)teilung. 4. einen Rechtsspruch erteilen, entscheiden; erklären für.
dêler, Teiler; der von dem Gutsherrn bestellt ist das demselben zufallende dêlkorn zu sammeln (resp. zu teilen) u. in Empfang zu nehmen.
dele-, deltucht, soviel ein Bauer an Schweinen nach seines Hofes Umständen halten kann.
dele-wert, s. dalewert.
delgen (deligen, diligen), sw. v. vernichten; ungültig machen.
dêl-gever, Verteiler.
delginge, Tilgung.
dêlhaft, -haftich, teilhaftig.
dêlhaftigen, teilweise.
dêlinge, Teilung.
dêl-korn, das Getreide, das dem Eigenthümer des Landes von den Pächtern für die Benutzung gegeben wird.
dêlmester = dêler, ein (Kloster- u. Hospital) Bedienter bei den Hebungen u. Auszahlungen.
dêlsam, fähig teilhaft zu werden.
dêlsman = ordelsman, Urteiler, Richter; Teilhaber, Geselle, der keinen Zeitlohn, sondern Anteil am Gewinne etc. erhält.
delf, m. Graben.
delven, st. v. graben.
delvern, s. dolvern.
delvgrove, (tautol.) Grube, Graben.
dêl-vorer, der Anteil am Geschäfte, Gewerbe etc. hat.
dêmôt u. dêmodicheit, Demut (gew. ôtmôt).
demmer = domer.
dempen, dempich = dampen, dampich.
dempinge = damp.
dempnie = damp.
dêmt, s. deimet.
dênen, sw. v. 1. intr. dienen; d. mit, in jemandes Dienste stehen. 2. tr. als Pflicht geben, leisten, als Feudalabgabe entrichten. dat amt d., den (pflichtmässigen) Amts-Gildeschmaus geben.
dêner, Diener; f. dênersche.
denke-brêf, Document, Urkunde.
denkede = dechtnisse.
denke-gelt, das Geld für das Vorlesen, Gedenken der Verstorbenen von der Kanzel.
denk-e(l)-bôk, Memorabilienbuch, Gedenkbuch.
denken, sw. v. denken an, auf etwas; gedenken, sich erinnern. Unpers. erinnerlich sein.
denkeninge, Gedenken.
denke-rulle, Document.
denkinge = dechtnisse.
denklich = danklich.
denne (danne), m. u. f. (schalenförmige) Vertiefung, Höhlung, bes. von der Lagerstätte.
dennen, denden, adv. dannen.
dennenoch, dennoch, gleichwol, trotzdem.
denning, eine kleine Münze, 9 d. = 1 M.
dênst, n. u. m. 1. Dienst, Gottesdienst. 2. freiwillige Leistung, Gefälligkeit. 3. Leistung zu welcher man verplichtet ist, Abgabe; bes. der Schmaus beim Antritt eines Amtes. 4. concr. m. Dienstbote.
dênst-aftich, diensthaftig, zu Dienst verpflichtet.
dênstlik, dienstbereit, -willig. Adv. dênstliken.
dênstman, Dienstmann des Fürsten etc., Vasall.
dênstmanne-gût, Dienstmannslehn.
dênst-wîf, Hörige.
dêp, n. Fahrwasser, Fluss, Kanal.
dêp, depe, adj. u. adv. tief.
dêpede, dêpte, f. Tiefe; vgl. dupede.
dêplich = dûplich.
dêpen, sw. v. die Tiefe untersuchen, mit dem Senkblei die Tiefe messen.
dêpsinnich, tiefsinnig.
der, dient auch zur Einleitung von Bedingungs(Wunsch)sätzen: wenn jemand.
der, dir.. = er in Compositis, z. B. derbarmen, derbedinge, derkennen, derrunge, derneren, derscheden, dervaren, derwerven u. a.
derdenkrût?
derde (darde, dorde), drudde, dridde, dritte.
dêr(e), dêrt, deirt, n. Tier.
dere, f. Schaden, Nachteil.
deren, sw. v. schaden.
deren, dergen, sw. v. dörren, darren.
dêres-vel, Reh(oder Hirsch-)fell.
derfbrôt, ungesäuertes Brot.
derflink, Schwindsüchtiger.
derf-sucht, Darre, Schwindsucht.
dêrlik, tierisch.
dêrlik, schädlich.
derlik, Mitleid erregend, jämmerlich.
dermete, n. Gedärm.
derne, Jungfrau, Mädchen.
derren, s. dor(r)en, wagen.
dersche, f. Stätte, wo man drischt.
derschen (dorschen, dosken), st. und sw. dreschen.
derscher, dorscher, Drescher.
dersche-stede, Tenne.
derschinge, das Dreschen, tritura.
dertên-, druttên-dach, der dreizehnte Tag nach Weihnachten.
dêrte, n. Getier.
dertel, derten, dartel, darten, verzärtelt, mutwillig, albern.
derteliken, adv. verzärtelt.
dertige, dortige, arm, elend.
dêrtlik, tierisch, viehisch, adv. dêrtliken.
derve, ungesäuert.
derve, derbe, gerade, einfach (= bederve?).
derven, sw. v. darben, entbehren; einschrumpfen, vergehen, verderben.
derwert = darwert.
des, der Gen. (wie desses, wes, nichtes), auch als Nom. gebraucht.
des, adv. 1. deshalb. 2. dient zum Übergange auf eine neue Gedankenreihe; so, nun. 3. = deste, wenn nur, nur dass; wenn.
desele (dessel, deissel), f. Dechsel, Queraxt.
desem, Hefe, fermentum, zima, zyma.
desem (dessem, desen, dessen), m. Bisam, muscus aromaticus.
desemknôp, Bisamknopf.
desemkrût, Adoxa Moschatellina (?).
desse (dese, disse, dusse, dosse), neutr. dit, dut, desses, dusses, desset, dusset, pron. dieser.
desses = des, deshalb.
deste, duste (desto, dusto, dester), 1. desto, um so, vor Compar. 2. so, dass, vorausgesetzt dass, wenn nur (auch verkürzt in des).
dêt (deit, diet), f. und n. Volk; Leute. bi slapender dêt, wenn die Leute schlafen, zur Nachtzeit (später umgedeutet und verunstaltet bi slapender tît).
dêt-wech, Volksweg, Heerstrasse, via publica.
deve-kamer, Gefängnis (für Diebe und andere Verbrecher).
deve-keller, Gefängnis (für Diebe etc.).
deve-stock, Stock, in den man die Diebe setzt, cippus.
dêvisch, diebisch, Diebs-.
dexterkêse, Käse von der Insel Texter (bei Amsterdam).
diaken, Diakon; diakenschup, Würde, u. Amt eines Diakonen.
dialtensalve, Salbe aus Althäen-Wurzel.
dicht(e), adj. u. adv. dicht; stark, tüchtig; heftig, sehr.
dicht(e), n. 1. die schriftliche Fassung eines poetischen wie prosaischen Stoffes (Protokolle, Urkunden etc.). 2. das Sinnen u. Trachten.
dichten, sw. v. 1. schriftlich abfassen. 2. erdichten, ersinnen; anstiften.
dichten, sw. v. dicht machen, füllen.
dichter(e), Schreiber; Verfasser.
dichtliken, erdichtet, fälschlich.
dich(t)nisse = dechtnisse.
dick, 1. dick. 2. dicht. 3. häufig.
dickdam (-dan), Dictamnus albus (Diptamus; condrosia, dicanum).
dicke (dicken, dickes, decke, ducke), adv. 1. oft, häufig. 2. = dichte, nahe, d. bî, nahe bei, in der Nähe.
dicke, f. Dickicht (des Waldes).
dickecheit, Dicke.
dickede, dickte, f. Dicke.
dickelaftich, dickflüssig.
dicken, sw. v. refl. sich häufen, sich vermehren.
dickent, adv. = dicke, häufig.
dick-kop, Dickkopf.
dick-, duckmâl, oftmals.
dickwîl, -wiles, oft, häufig.
diderik, Dieterich, Nachschlüssel.
dider(i)ken, sw. v. mit einem Dietrich aufschliessen.
die (dihe, dige) = dege, Gedeihen.
dien (digen, dijen, dihen), st. v. gedeihen; geraten.
diete = dachvart.
digge (digke) = dagge? oder = punge (Geldbeutel?).
dîk, gew. m. Teich und Deich.
dîk-dam, Damm eines Teiches.
dîk-êdink, Deichgeschworner.
diken, sw. v. 1. deichen, einen Damm aufführen; ihn ausbessern. enen graven d., e. Graben ausfüllen. 2. in den Teich, ins Wasser legen (vom Flachse).
diken, sw. v. büssen, wieder gut machen.
diker, Deicher; Deicharbeiter; ein Eigentümer, der einen Teil des Deiches in Stand zu halten hat.
dîk-erde, Erde, die man zum Deichen gebraucht.
dikes-man, einer der zu deichen hat.
dikes-vak, Deichfach, Abteilung, Stück eines Deiches.
dîk-greve, der Vorstand des Deichwesens.
dîk-mester, Teichmeister (Pächter eines Fischteiches).
dîk-richter, Deichrichter.
dikrump, Rohrdommel.
dîk-schower, Deichbesichtiger.
dîk-schowinge, Deichbesichtigung.
dîk-spittunge, die Ausgrabung der Erde zur Aufführung eines Deiches.
dîk-stapel, Deichaufschüttung, Damm des Deiches.
dîk-stede, 1. Deichstelle. 2. Teichstelle.
dîk-swaren, Deichgeschworner.
dîk-vlote, vlotinge, Teich-Abfluss.
dilde, niedrig von Geburt u. Gesinnung (oder = tiltap, dildap, stultus?).
dille, f. Tülle, Röhre, um etwas hineinzustecken.
dimen, m. ein Haufen Heu oder Garben auf dem Felde.
dinge-dach, der zu e. dinge oder e. dingnisse bestimte Tag.
dingede, n. bedungene Summe für Schonung.
dingel-kole, Kohle (verdungene, von den Köhlern als Abgabe zu liefernde Kohle?).
dingelse, dingesle = dingede (exactio).
dingen, sw. v. 1. gerichtlich verhandeln, sowol vom Richter. Gericht halten, als von den Parteien, pactare, depactari, pacisci; auch: appellieren. 2. überh. verhandeln, unterhandeln, bes. über Lösegeld (dingede) u. über den Abschluss eines Kauf- oder Miethgeschäftes. Refl. als Unterhändler (Fürsprecher) auf- oder abtreten.
dingenisse, dinknisse, f. = dingede, bedungene Summe (Lösung) zum Schutz gegen Plünderung etc.; Brandschatzung, depactatio, exactio.
dinger, Richter (der »dinget«).
dinges(dinsche-)dach, Dienstag. de gode d., der Dienstag in der Charwoche.
dingesplichtich, verpflichtet zum Gericht zu erscheinen (um Urteil zu finden), Bürgerpflicht zu leisten.
dinges-winde, (dän. vidne), Gerichtszeugnis, Beglaubigung eines gerichtlichen Aktes.
dinge-tal, dinktal = 1. dingede. 2. festgesetzte Zeit des Gerichtes.
dinginge = dingede, pactatio, exactio.
dink, dinge, n. 1. Ding, Sache, Geschäft etc., res; euphem. für penis, im Plur. mit e. Adj. zur Umschreibung des Adr. na redeliken dingen = redelike; na jodeschen dingen, auf jüdische Weise; mit nenen dingen, auf keinerlei Weise, u. s. w. 2. Gericht, Gerichtstag, -stätte, -pflicht. 3. eine Territorialbezeichnung, z. B. dat wilde dink.
dink-bank, Gerichtsbank, sedes judicii.
dink-boke, Buche, unter der Gericht gehalten wird.
dink-bome, Gerichtsschranken.
dink-greve, Gerichtsvorsitzender.
dink-horinge = dinkman, Gerichtsbeisitzer, -zeuge.
dink-hûs, Gerichtshaus.
dink-man, Plur. -lude, Beisitzer des Gerichts.
dinkmelich, gerichtspflichtig.
dinknisse-korn, Getreide, das als dingenisse (Lösegeld) gegeben wird.
dinkpalen, sw. v. refl. sich vor Gericht stellen (als Kläger etc.).
dink-plicht, die Pflicht als Schöffe beim Gericht zu erscheinen.
dink-plichte, m. Urteilsfinder, Gerichtsbeisitzer.
dinkplichtich, verpflichtet vor Gericht zu erscheinen.
dink-seller, der (Sachen) verkauft, Verkäufer.
dink-slete, Störung des abzuhaltenden Gerichtes durch unzeitiges Weggehen der Dingpflichtigen.
dinkstadelen, sw. v. sich vor Gericht stellen (als Kläger).
dink-stede, Gerichtsstätte.
dink-spil, Gerichtssprengel.
dink-stock, Gerichtspfahl (vier Pfähle, Bäume, quadratisch aufgestellt bilden das Forum).
dink-stôl, Gerichtssitz, -stätte.
dink-tît, Gerichtszeit.
dink-vluchtich, sich dem Gericht aus Ungehorsam entziehend.
dink-wart, Richter.
dinsen, sw. v. ziehen, schleppen.
diost, Tjost (Ritterspiel, Speerstechen).
diosteren (diusteren, dusteren), sw. v. e. Tjost halten, turnieren.
dir, der = er.
dirdendei, frzs. tiretaine, Zeug, halb leinen, halb wollen.
discant, die Oberstimme im Gesang; ein im Discant gesetztes Musikstück.
discanteren, sw. v. Discant singen.
disch (disk), m. Tisch.
discher (disker), Tischler (gew. sniddeker).
disch-laken, Tischtuch.
disel (dissel, disse, distel), f. Deichsel.
disene, dise, f. u. m. Spinnrocken; das um dasselbe cylinderförmig gewundene Bündel Flachs oder Heede.
disinge, fortdauernd nebliges, nasskaltes Wetter? (dîsig wêr?)
dissel, 1. (jetzt: Düssel) Deichsel, Queraxt. 2. = disel.
distel, m. 1. Distel. 2. = dissel.
distel-pennink, Deichselzoll (Abgabe für ein Fuhrwerk zur Erhaltung der Steinwege und Dämme).
ditherensone (d. i. diet-, dêthergensone,) Sohn einer Allerweltshure.
do (don), Conj. da, als.
dobbe, f. Niederung, Vertiefung; Sumpf (gew. Plur.).
dobbe, Lippe? (labrum Kil.)
dobbelatze, f. Würfelspiel.
dob(b)elen (dabelen, dopelen, doffelen), sw. v. 1. mit Würfeln spielen. 2. mit Würfeln losen.
dob(b)eler (dopeler), Würfelspieler.
dob(b)elie, f. Würfelspiel.
dobbelletger, kleine Schüssel, rotundale, scutella.
dob(b)el-gelt, im Würfelspiel verlornes Geld, Spielschuld.
dob(b)el-schole, Gesellschaft, in welcher das Würfelspiel betrieben wird.
dob(b)el-spel, Würfelspiel.
dob(b)elspelen, sw. v. würfeln.
dob(b)el-stên, Würfel.
dobber, m. ein auf dem Wasser schwimmendes Zeichen, das anzeigt, wo der Anker liegt; der Kork (Rohr) in der Mitte der Angelschnur, der die Schnur trägt u. den Biss des Fisches anzeigt.
dobbin, gewässerter Taft, frzs. le tabis.
doch, doch (versichernd); sunder doch, aber ja; bei dringenden Bitten.
dochte, = dorfte, s. dorven.
dochter, Tochter.
docke, f. 1. Puppe, Figur. 2. der aufrechtstehende Stab in den Treppengeländern. 3. Strohbündel (in Puppenform) zum Dachdecken.
docke, n. Schiffsdock.
docken-spel, Puppenspiel.
docken-speler, Puppenspieler, Gaukler.
dockman, in Riga der Sprecher der grossgildischen Bürgerschaft (die bei der Docke, d. h. dem Marienbilde ihren Standort hatte).
dode, Toter; tot.
dodehât, tötlicher Hass.
dodeken, dem. zu dôt. dodekens sterven, sich abtöten, sich überwinden.
dodel, n. ? Dotter.
doden, sw. v. 1. töten, schlachten. quick-sulver d., durch Einreiben in Fett schmierbar machen. 3. modificieren.
doden-bôk, Totenbuch, Verzeichnis der Gestorbenen.
doden-bare, Totenbahre.
doden-bêr, Schmaus beim Begräbnis.
doden-bidder, Leichenbitter; fem. -biddersche.
doden-brêf, Totenregister.
doden-graft, Begräbnis.
doden-kiste, Sarg.
doden-kôp, ewiger Kauf, bei dem kein Wiederkauf oder Rückkauf gestattet ist.
doden-laken, Leichentuch.
doden-recht, Leichenmahl.
doden-stock, Sarg.
doden-volge, die Geleitung eines Toten; Leichenbegängnis.
doder (dodder, dudder), n. ? Dotter.
doderkule, alga, spuma maris; cuscuta.
dodinge, Tötung, Ertötung.
doffelen = dobbelen, würfeln.
dofte, dufte, n. Taufsprengel; überh. Sprengel, Bezirk.
doge, m. Tauglichkeit; Brauchbarkeit.
dogehaftich, tauglich.
dogeheit, Tüchtigkeit, Tauglichkeit.
dogelik, tauglich.
dogen, Prät. dochte, kräftig sein, taugen, nützen.
dôgen, sw. v. leiden, erdulden, pati. sustinere.
dogendich, tauglich, tüchtig.
dogenicht, Taugenichts.
dogenisse, schlechte Felle; verfälschte Ware.
dogentaftich, tugendhaft.
dogentlicheit, Tauglichkeit; Unbescholtenheit.
dogentrik, tugendreich.
doge(n)tlik, tugendlich; edler, feiner Sitte gemäss, als Titel: honestus, nobilis. Adv. dogentliken.
dogentsam, -samich, -samlik, tugendhaft.
doget, dogent, f. 1. Tugend, Tüchtigkeit. 2. Freundlichkeit, Gastlichkeit, Güte, Dienst.
doget, adj. tauglich, gut.
doginge, das Erleiden, Erdulden.
doien (deien), sw. v. auftauen (vom Eise).
doinge, dowinge, Tauwetter.
doinisse = dogenisse.
dôk, m. Tuch, bes. um den Kopf; ein bestimtes Mass für Tuch.
doke-bret, Bret zum Steifmachen der Tücher (Plättbret).
doken, sw. v. ein Tuch umlegen (namentlich vom Kopftuch).
dôkmaget, Dienstmädchen?
dôk-maker, Tuchmacher, -fabrikant.
dôk-vorer, Tuchhändler.
dol, toll, vermessen; subst. Tollheit, Übermut.
dole, dolle, Graben.
dolen, sw. v. (mit e. dole umgeben zum Zeichen der Grenze), begrenzen.
dolen, sw. v. dulden.
dolen, sw. v. = dwelen. irren.
dôl-hof, Labyrinth.
dolk, m. Verwundung.
dolle ( dale), f. Dohle.
dolle, dulle, f. 1. Ruderpflock, Rudernagel. 2. Rundeisen, Stabeisen?
dolouwe, Fensteröffnung?
dolpeln, sw. v. = dobbelen, würfeln.
dolpelspel, Würfelspiel.
dolvern, delvern, sw. v. plappern, schwatzen, belfern.
dôlwech, Irrweg.
dôm, m. rechtl. Entscheidung, Erkentnis, Rechtsweisung; Gesetz, statutum.
dôm-brêf, schriftliches Urteil.
dôm-deken, Domdechant.
dôm-dêler, Richter.
domen, sw. v. dämmen, schwelgen, schlemmen.
domen, sw. v. Dunst aushauchen, dampfen.
domen, sw. v. urteilen; durch Richterspruch erkennen; verurteilen.
domer, 1. Richter. 2. Verurteilter?
domer, demmer, Dämmer, Schwelger.
domeri(g)e, Dom, Domstift.
domes-dach, der Tag des (jüngsten) Gerichts.
dôm-gelt, Lohn für den Urteilsspruch.
dôm-prove, Dompräbende.
dôm-vroine, Stiftsdame.
don (dun, done) = do.
don, ausgestreckt, straff.
dôn(e), m. und f. Melodie, Weise; Art u. Weise.
dôn, unr. v. 1. thun; dôt wol unde, seid so gut und etc. 2. (mit Inf.) zur Umschreibung des einfachen V. oder zur Vertretung eines voraufgehenden V. 3. lassen; befehlen. 4. schaffen, fördern, helfen. 5. reichen, geben, leihen. 6. refl. sich (wohin) begeben. – Part. gedân, beschaffen; aussehend.
donen, sw. v. aufgeschwollen sein, strotzen.
doner, donner (donder, dunner), m. Donner.
doner-bart, sempervivum tectorum; Barba Jovis.
doner-bone, sedum telephium; crassula.
doner-dach, Donnerstag. gude, grone, witte d., Donnerstag in der Charwoche; grone d. ist auch der D. nach Ostern.
doner-kîl, Belemnites.
doner-lôk, Donnerlauch, u. crassula.
donern, dondern, sw. v. donnern.
doner-nettel, Donnernessel, urtica dioica.
doner-slach, vom Donner begleiteter Blitzschlag.
doner-swark, Donnergewölk.
doner-weder, Donnerwetter.
dônheit, Betrieb, Veranstaltung.
dônlik, thunlich, möglich.
don-nagel, grosser (eiserner) Nagel.
donneken (denneken), donken, sw. v. mit Kalk bekleiden, tünchen.
donneker, (Kalker) Tüncher.
donnekinge, Tünchung; Abputz.
donse = dornse.
dônt, Inf. 1. das Thun. to dônde hebben, (mit Gen.) nötig haben, brauchen, bedürfen; to dônde sîn, nötig sein, dar an is to d., daran liegt viel. 2. concr. Sache.
dop, doppe, m. hohle Rundung; 1. Schale (bes. von Eiern), Kapsel, Kelch, Topf. 2. Kreisel. 3. Knopf (als Bücherbeschlag, Spange etc.).
dope, f. 1. Taufe. 2. Taufstein, -becken.
dopel-dôk, Tauftuch.
dopel-dopekerse, Taufkerze.
dopel-name, Taufname.
dopel-dopepade, Taufpathe, sowol der compater des Täuflings, als der Täufling des compater.
dopel-dopestên, Taufstein.
dopen, sw. v. taufen.
doper, m. 1. Täufer. 2. Taufbecken.
dopersch, täuferisch.
dope-segen, catechismus.
doppeken, n. 1. Becher in Ei- oder Nussform. 2. Beschlagknöpfe.
doppen, sw. v. 1. den dop entfernen, aushülsen. 2. zu e. dop gestalten. 3. mit dem Kreisel spielen, trochare.
doppet, rautenförmig, karriert, mit eingewebtem Döppkenmuster (vom Tischtuch) (?).
dôpsel, n. Taufe.
dop-vul, (Eier)schale voll.
dor, thöricht, unvernünftig.
dor, n. Thor, porta.
doraftich, -achtich, thöricht.
dôr, (contr. aus doder) Eidotter.
dor (= dorch), Präp. durch; adv. durch und durch.
dor-bode, Thorbude.
durch (dor, dur, dar), 1. Präp. durch; hindurch, während; wegen, um – willen. Adv. durch, hindurch, durch und durch.
dorch-achten, verfolgen.
dorch-backen, durchgebacken; übertr. durch u. durch schlecht.
dorch-bernen, durch- u. durchbrennen, verbrennen.
dorch-boren, durchbohren.
dorch-dregen, durchtragen; Part. beständig (vom Winde).
dorch-drennen, zertrennen.
dorch-driven, durchtreiben, ins Werk setzen.
dorch-gân, durchgehen.
dorch-gândes, durchgehends, ununterbrochen.
dorch-gank (-gânt), Durchgang; Ruhr, lienteria.
dorch-genklik, zu durchgehen, pervius.
dorch-gevel, Thorpfosten (postis).
dorch-graven, durchgraben, -bohren.
dorch-heren, mit Heeresmacht durchziehen.
dorch-holen, durchhöhlen, -bohren.
dorch-howen, durchhauen; im techn. Sinn: auslegen, verzieren mit Metallschmuck etc.
dorch-klowen, zerspalten.
dorch-lât, Verschwender.
dorch-luchtet, durchlauchtig, illustris.
dorch-luftich, durchlauchtig.
dorch-schêten, durchschiessen; techn. durch eine aufgezogene Wand teilen.
dorch-schinen, durchscheinen, -leuchten.
dorch-schinich, durchscheinend, -sichtig; scharfsichtig.
dorch-sichtich, (activ.) scharfsichtig.
dorch-slach, 1. spitzes Werkzeug von Eisen u. Stahl, um damit Löcher zu schlagen; Spitzdorn, perforatorium. 2. Küchengerät zum Durchseihen, cola.
dorch-slacht, -slachtich, vollständig; d. egen, merum proprium.
dorch-slân, 1. durchschlagen; mit metallenem Schmuck versehen. 2. bestätigen, befestigen. 3. durchbringen, verschwenden.
dorch-sniden, durchschneiden; durchbrechen (die Kleider zur Zierde).
dorch-stânde, durchstehend, anhaltend.
dorch-steken, durch-, zwischenstecken (betrügerisch); eine Urkunde durchstechen zum Zweck der Tilgung.
dorch-steken, adj. part. 1. durch u. durchgestochen, 2. betrügerisch, Durchstecherei treibend.
dorch-stricken, vereinigen, innig verbinden.
dorch-tên, durchziehen.
dorch-varen, durchwandern, -ziehen.
dorch-vart, Durchgang, pertransitus.
dorch-wassen, durchwachsen; knorrig (v. Holze).
dorch-waten, durchstossen.
dorch-werken, durchwirken.
dorch-werkinge, Mitwirkung, cooperatio.
dorch-wiren, durchflechten, filigranisieren.
dorde = derde, dritte.
dorde, thöricht, von Sinnen.
dor(e), m. Thor, Geisteskranker, Narr.
dor(e), f. Thür.
doren, sw. v. Thor sein, thöricht handeln.
doren, anom. v. wagen, sich erkühnen.
dorechtich, thöricht.
doren-dage, die Narrentage (in der Fastnacht, die drei Tage vor Aschermittwoch).
doren-kiste, Behausung für Wahnsinnige.
doren-rink, Thürring.
doren-spel, Narrenspiel, Spott der Leute.
dorich, thöricht.
dorie, Thorheit.
dôrheit, Thorheit.
dor-hode, Thorwache.
dor-hoder, Thorwächter, -hüter.
dorich, thöricht.
dor-inne, Geisteskranke.
dork, m.? n.? Platz, wo sich der Schmutz sammelt, bes. der unterste Teil des Schiffsraumes, sentina.
dorke, eine Art Pferd.
dorledage = dorel-, dorendage.
dôrlik, thöricht; adv. dôrlike(n).
dormenter, dormiter, dormter, dormitorium, n. Schlafsaal in Klöstern.
dorn, m. Dorn; Zaun von Dorn.
dorne (umges. für drone), Drohne.
dornitze, dorntze, dornse, dontze, f. heizbares Zimmer.
dorp, n. Dorf.
dorpel, m. Thür-pfahl, -schwelle, limes.
dorpelik, dörflich; bäurisch.
dorper, Dorfbewohner; roher Mensch.
dorperheit, bäurisches, rohes Benehmen.
dorpernie, Benehmen eines dorpers, rusticitas.
dorper-sprake, bäurische, rohe Rede.
dorpesch, bäurisch.
dorp-man = dorper.
dorp-stede, Dorfstätte.
dorre, dürr, trocken; bildl. ohne (Blätter) Bekleidung, offen, klar.
dorreheit, dorricheit, Dürre, Trockenheit.
dorren, sw. v. dürr werden.
dorren = doren.
dorschen, st. u. sw. v. dreschen.
dorscher, Drescher.
dorsch, dors, Dorsch, asellus.
dôr-sittent, Thorhüten.
dôr-sluter, Thorschliesser.
dorst(e), m. Durst; krankhafte Trockenheit des Mundes.
dorste, Prät. zu doren.
dorstel, dorstegel, -stogel, Thürpfosten.
dorsten, sw. v. dürsten.
dor-stender, -stendel, Thürpfosten, limes.
dorstich, durstig.
dorstich (zu doren), kühn, keck, frech.
dorsticheit, Kühnheit, Keckheit.
dorstigen, sw. v. dürstig sein.
dor-sul, Thürschwelle.
dort = dorde, thöricht.
dort, dorthin; dort (sehr selten).
dort, Trespe, Bromus secalinus.
dortege, dürftig, elend.
dortich (der-, dritt-, druttich), dreissig.
dortigeste, der dreissigste Tag (nach der Beerdigung eines Verstorbenen).
dorven (durven, derven), unregelm. v. nötig haben; brauchen, verpflichtet sein. (Prät. dorfte, drochte, dochte, dechte, dorte.)
dor-wachter, Thür(Thor-)hüter.
dor-warer, Thür-, Thorhüter; Thorschreiber.
doselechtich, duselig, betäubt.
dosich, (verstandes)betäubt, freneticus.
dosin (dossin, dosint), n. Dutzend.
dosse = desse.
dôt, m. und f. Tod.
dôt, dode, tot; en dode kôp oder en dôt kofte kôp, Kauf, wo kein Widerkauf gestattet ist, (vollständig abgethan).
dôt-bedde, Todbett.
dôt-boren, -baren, totgeboren.
dôtdêl, (fries.) Mord, Todschlag.
doten, sw. v. närrisch sein, insipere.
doter, cussuta (cassutha).
dôtheit, Tod, Sterblichkeit.
dôt-kiste, Sarg.
dôtlik, sterblich; gänzlich, durchaus (vollständig abgethan), adv. dôtliken.
dôtsêk, zum Tode siech, totkrank.
dôt-slach, Todschlag.
dôt-slacht, -slachtinge = dôtslach.
dôt-slager, Todschläger.
dôt-stortinge, Todsturz, internecio.
dôt-suke, tötliche Krankheit.
dôt-swime, Todschwindel.
dôt-var, totenfarbig, blass.
dôt-vechtinge, Todeskampf; (Leichen-) Kampfspiel.
dôt-vede, Todfehde (Befehdung wegen eines getöteten Verwandten).
dôt-vient, Todfeind.
dôt-wunde, Todeswunde.
douwelinge, Mann der Schwester der Frau, Schwager?
douwen (dawen), sw. v. 1. thauen, liquescere. 2. thauen, rorare.
douwen, sw. v. verdauen, digerere.
douwer = dobber.
dôf, taub; leer, eitel; vergeblich.
dovel, m. der Zapfen, der die Teile des Bodens einer Tonne verbindet.
dovelechtich, harthörig, surdaster.
doven, sw. v. 1. trans. betäuben, taub machen. 2. intr. taub werden.
doven (daven), sw. v. toben, lermen, insanire.
dovendich (dovenich), tobend, von Sinnen.
dovendicheit (dovenheit), Wut, Raserei.
dovense, Taubheit.
dôf-holt, taubes, dürres Holz.
dovicke, m. Tappe.
dovigende = dovendich.
dôf-slach, Schlag, von dem man betäubt wird.
dôf-sucht, Taubheit, surditas.
dow (douwe, dawe, dau), m. Thau.
dow-sleper, Thaustreifer.
dow-striker = dow-sleper.
dow-worm, Lumbricus terrestris; flechtenartiger Ausschlag, Salzfluss.
drachaftich, fruchtbar.
drachsam, tragbar, portabilis.
drach-sole, Tragsohle, -schwelle.
dracht, f. 1. das Tragen; die Schwangerschaft; das Kind im Mutterleibe; das Tragen der Heiltümer, Procession. 2. Ertrag (an Früchten). 3. Tracht, so viel man tragen kann. 4. Kleidertracht; Gang oder Gericht Speisen. 5. (Haar)seil?
drachtich, trächtig, schwanger, fruchtbar; beträchtlich, inhaltschwer.
drachtlich, erträglich.
drade (draden), adv. schnell, rasch, bald.
drage, f. Trage, Bahre (Brett, worauf Brot, Fleisch etc. getragen wird), gerula.
drage-bere, Tragbahre.
dragemunt, eine Art langer u. schneller Schiffe, trieris.
dragen (dregen, drigen), st. v. tragen; ertragen; hinführen, beitragen; helfen, nützen; sich belaufen, betragen. over ein, up ein, in ein oder bloss ein (ên) dragen, einträchtig sein, übereinstimmen, concordare. entwei d. getrennt sein, uneinig sein, discordare; van ein, af (van), daraf d., verschieden sein; dregen laten (Schifferausdruck) wohin segeln, lossegeln; – refl. sich wohin richten; wohin gehören; sich auf etwas stützen (up), verlassen, sich steifen auf. Das Part. dragende passivisch: sîn dr. gût; ampt.
dragester, (Zu)trägerin.
dragge, m. ein Anker auf kleinen Fahrzeugen mit drei oder vier Armen oder Klauen; auf den Kriegsschiffen diente er zum Entern, daher sik draggen an, ein Schiff entern.
draginge, Tragung.
drake, m. 1. Drache. 2. = dragge, Anker, Klammer.
draken-blôt, ein dunkelrotes, wolriechendes Harz; auch Name für Pflanzen, z. B. wälsche bibenelle.
draken-holt, Klammerholz.
dral, rund u. fest gedreht oder sich drehend, wirbelnd.
dram, m.? 1. Getümmel, Lerm, Halloh. 2. Bedrängnis, Not.
dramet = dromet.
drammen, sw. v. lermen, poltern; ungestüm dringen.
drammet = dramment, dramminge.
dramminge, Lerm.
drampen, sw. v. trampeln.
drân = dragen.
drane, drone, m. Drohne; fauler, träger Mensch.
drange, drank, m. Gedränge; Einengung, Zwang, Gewalt; Not.
drange, gedrängt voll, enge.
drangen, s. drengen.
drangete, drankte = drang(e).
drangicheit, Enge; Einengung.
drank, m. Trank.
drank-gelt, Trinkgeld.
drank-, drinkpennink = drankgelt.
drankschop, Trinkgelag, Fest; Genossenschaft.
drank-wîn, Tischwein?
drape = droppe, druppe.
drapen, draplik = drepen, dreplik.
drât, m. Draht, Faden (von Flachs etc., Metall).
drât-mole, Drahtmühle.
drât-smede, Drahtschmied, -zieher.
drât-toger, Drahtzieher.
draf, m. u. n. Treber, silique.
draf, m. Trab; trabendes Pferd? = dravant?
dravant, m. Trabant, d. i. Fusssoldat (»Fussschütz«); dann Leibwächter, dienender Begleiter.
dravel, drevel, m. Sclave, Leibeigner.
draven, sw. v. traben. Inf. Subst. dravent, Traben, Gelaufe.
drê, drei.
drech-boke, Trag- (fruchttragende) Buche.
drechlik = dregelik.
drêchlik, betrügerisch, falsch.
drêchnisse, Betrügerei.
dreck, m. Dreck, Kot; nicht einen d. = gar nichts.
dreckaftich, dreckig.
drecken, dreckig.
dreckicheit, Dreck, Schmutz.
drecklich, dreckig.
dreck-rûm, Düngerort.
dreck-slot, Schloss, das im Sumpfe liegt?
dreck-stande, Dreckfass.
dreck-voget, der den Markt etc. vom Dreck zu reinigen, zu fegen hat.
dre-eckger, dreieckige Pike, tricuspis.
dre-eggich, dreieckig.
drege-balge, eine Balje, die tragbar ist (mit zwei Öhren zum Tragen)?
drege-, drech-, drechtlik, 1. tragbar. 2. erträglich, zufriedenstellend, genügend.
drêgen (drogen), st. v. betrügen.
dregen (= dreien), sw. v. drehen.
dregen = dragen.
dreger, drager, 1. Träger; Inhaber (porteur) von Documenten. 2. = dreier.
dregersche, Trägerin; Gebärerin.
dreharich, bildl. mutwillig, verwegen (urspr. krausharig?).
dre-hornich, dreieckig.
dre-huck, Dreieck.
dreien, dreigen, sw. v. drehen; drechseln.
dreier (dreger), Drechsler, tornator.
dreigen = drouwen, drohen.
dreisich, in Dreesch (grün) liegend.
drel-bedde, ein tragbares Bett (ballanula).
drell(e), m. Drell, Drillich.
drelink (drilink), m. 1. Dreipfennigstück. 2. ein Gefäss von anderthalb Tonnen oder 3 Ankern.
drelle, drille, Unfreier, servus (proprius) u. serva; vagus.
drellinne, Unfreie; vaga.
drenge, f. Bedrängung.
drengen, drangen, sw. v. drängen, bedrängen.
drengenisse, Bedrängung.
drenginge, Bedrängung.
drenke, n. 1. Getränk. 2. Trinkgelage.
drenke, f. 1. Tränke. 2. Wasserflut.
drenken, sw. v. tränken; ertränken, refl. ertrinken.
drenker, 1. Trinker. 2. der zu trinken gibt, Schenke.
drenkerinne, Trinkerin.
drenkinge, Trinken; Sauferei.
dreordich, dreieckig.
drep(e)lik, draplik, adj. u. adv. trefflich d. i. bedeutend, stark, heftig, gewaltig, gravis; von Personen: gewichtig, hervorragend. Adv. drepeliken.
drepen, drupen, st. v. 1. treffen; erreichen; betreffen, angehen; entwê d., sich streiten etc., verschieden sein. 2. zusammentreffen (feindlich) congredi, kämpfen. 3. refl. betreffen, wohin gehören.
drêpen, st. v. triefen, guttare.
drêsch (drîsch), m. der ruhende Acker, der, ehe er neu aufgebrochen wird, als Viehtrift dient; Grünland.
dreschichtich, aus drei Schichten bestehend.
dreskelef, Schwelle.
drespe, m. drespenkrût, Trespe, quisquilie.
dre-speldich, dreispaltig, in drei geteilt.
dre-stalich, -stolich (-stoilich, steling), dreipfostig, dreibeinig.
dre-stengich, aus drei Stangen bestehend, dreiarmig.
drêt, drît, Dreck, Kot, merda humida.
drêten, st. v. verdriessen.
dre-twele, drei-geteilt.
dreve, Schlag, ictus, pulsus.
drê-valdicheit, Dreifaltigkeit.
drêvalt (drivolt), dreifaltig, dreimal.
drevel, Sklave, Knecht, mediastinus, famulus.
drevel, m. Triebel (Instrument, um etwas anzutreiben).
drevelinge, Streit, Zank.
drever, m. eine Art Pferd (Ggs. Zelter?).
dreve-(drive-, drêf-)stên, einer der Mühlsteine? ein grosser Stein, der abgeschossen wird?
dreve-stock, Treibstock (in einer Sagemühle).
drevolden = drevalt.
drêf-wech, Viehtrift (Weg, auf dem man Vieh treibt).
driakel, Theriak; Gegengift: diakelskremer, Händler mit Theriak, Marktschreier.
dridde, drudde, dritte.
drie, drige, dreimal.
dries, dreimal.
drillen, sw. v. umhertreiben, rollen, drehen.
dringen, st. v. drängen; verdrängen; worauf dringen.
drinkel, Trank.
drinkel-dach, Gelagetag; Gildenschmaus.
drinkel-schale, Trinkschale.
drinkel-stôp, Trinkbecher.
drinkel-vat, Trinkgefäss.
drinken, st. v. 1. trinken. 2. ertrinken. 3. trinken machen.
drinke-wîn, Tischwein.
drinklik, trinkbar.
drink-pennink, Trinkgeld.
drink-stove, -stave, Trinklocal.
drink-vete, Trinkgefäss.
drinten, st. v. anschwellen, intumescere.
drintinge, das An-, Aufschwellen.
drîsch, s. drêsch.
drîst u. drîstich, beherzt, kühn, frech.
drîsticheit, drîstheit, Dreistigkeit, Frechheit.
drîstichen (-gen), adv. dreist.
drîstichliken u. drîsteliken, adv. dreist.
drîten, st. v. seinen Kot lassen, cacare.
drîf, m. Trieb.
drîfachtich, treibend, triftig.
drive-klôt, Kugel, die man treibt, trochus.
drivel-wech, Weg, auf dem man Vieh treibt.
driven, st. v. 1. treiben (trans. u. intr.). 2. betreiben (mit Vieh), beweiden, benutzen. 3. betreiben, ausüben, vollführen. 4. ohne Obj.: z. B. driven na (die Pferde treiben nach), wohin fahren. Part. drivend, pass. z. B. drivende have.
driver, Treiber, Viehtreiber u. als solcher auch Viehhändler; Wagenknecht, Kutscher.
drive-stên = drêfstên.
drîf-here, Besitzer einer Treibhütte.
drîf-hutte, Treibhütte, wo die Erze getrieben, d. i. gereinigt werden.
drivinge (driwunge), Trieb; Hang.
drîflik = drivende, (passiv).
drîf-lôn, Lohn für das »Treiben« in der Treibhütte.
drîf-rinne, Gerinne (bei Mühlen).
drîf-sant, Treibsand.
drift, f. 1. Trieb, Eifer, Ungestüm. 2. Betreiben. 3. das Antreiben eines Schiffes an ein anderes. 4. das Antreiben von Gütern an den Strand. 5. Viehtrift, Weide. 6. Schar, die getrieben wird.
driftich, 1. treibend (auf dem Wasser). 2. von Schweinen: die in die Mast getrieben werden können. 3. von Menschen: eifrig, kühn, ungestüm.
droch, n. Trug; Trugbild.
droch, m. Betrüger.
drôchenisse, Trockenheit.
drôcheit = drochenisse, drogicheit.
drôch-, drogenisse, Betrügerei.
drochwerlt, Trugwelt.
droge, druge, trocken; subst. Trockenheit, Trockenes.
drogede, f. das Trockene.
droge-dôk, Tuch zum Abtrocknen, gausapium.
drogelik (droch-, drogentlik), betrügerisch; adv. drogeliken.
drogen, drugen, sw. v. trocknen.
drogen = drêgen, betrügen.
drogene, f. Betrug; Betrügerei.
drogenere, Betrüger.
drogenhaftich, betrügerisch; adv. -haftigen u. -haftichliken, drogenhafticheit, Betrügerei.
drogerie, Betrügerei.
drogesam, trüglich.
drogicheit, Trockenheit.
drom, drum (dram), n. Trumm; Endstück, Saum, namentl. bei einem Gewebe der letzte Teil des Aufzugs.
drôm, m. Traum.
drôm-duder, Traumdeuter.
dromech, träumerisch; schläfrig.
dromel (dremel), dromelink, n.? kleines Ackerstück, Endstück, pecies.
dromen, sw. v. träumen.
dromet, dromt, droment, dramet, n. Getreidemass (der achte Teil einer Last, 12 Scheffel), lat. tremodium.
drometsât, Ackermass, soviel man mit e. Drömt besäen kann (vgl. schepelsât).
drôm-schêder, Traumausleger.
drôn = drom, Ackerstück, Endstück, Saum.
drone (drane), Drohne.
dronen, sw. v. dröhnen, bebend nachklingen.
dronunge, Dröhnung, Erschütterung.
drope, drape, m. Tropfe.
dropel = drope.
dropen = drupen, druppen.
dropwort = dach unde nacht.
droschen, st. u. sw. v. dreschen.
droscher, Drescher.
dros, n. Hefe, fex.
drôs (drôst, drûss), m. Teufel; (Tölpel, Riese).
drose, druse, f. Drüse, Geschwulst, (Pest)beule.
drosem, n.? was beim Auspressen der Früchte übrig bleibt, Bodensatz; fex, faeces.
drosie, drosin, eine Art Gewürz, Specerei (als Confect, oder auf Wein abgezogen, genossen).
drôsle, f. Drossel.
droste (drossete, drotzete, druczete), druste, 1. der höchstgestellte Amtmann eines Landesherrn, sein oberster Befehlshaber in Kriegs- u. Friedensangelegenheiten (lantdrost). 2. der an e. Hofe das (erste) Ehrenamt bekleidet, Truchsess. 3. der die Tafel anzurichten und zu bedienen hat, Aufwärter.
droswort, crassula; millemorbida.
drot, f.? Bedrohung, Drohung.
droten, sw. v. drohen, bedrohen; (durch Drohung erpressen?).
drouwe (drauwe, drowe, drawe), f. Drohung.
drouwelich (drowlich), drohend.
drouwen, sw. v. drohen, bedrohen.
drouwer (druwer), Droher.
drouwinge, Drohung.
drouw-wort, Drohwort.
drove, trübe.
drovegen, sw. v. drovich (betrübt) machen.
drovelik (drôflik, drevelik), betrübt, adv. droveliken.
droven, sw. v. 1. trübe sein. 2. trübe machen, betrüben.
drove-(drôf-, dreve)nisse, Betrübnis; Jammer.
drôfheit = drovenisse.
drovich, betrübt.
drovicheit, Traurigkeit, Betrübtheit.
droftich, dürftig.
dru, Neutralform zu drê.
dru, Falle für wilde Tiere; Fuchs- oder Wolfseisen.
druck, m. Druck, Bedrängnis.
drucken, sw. v. drücken. Refl. 1. sich drücken, drängen. 2. sich still verhalten, sich still entfernen.
drucke-pennink, Geizhals.
drudde, dritte.
druk, drok, beschäftigt, eifrig.
drul, drol, zusammenhängend (in Kugelform), res convoluta.
drulgast, Gast, der sich eindrängt oder zugelassen wird zum Spassmachen.
drullen, sw. v. refl. sich trollen.
drummel, n. u. m. (Endstück.) 1. Trümmer; Baumstumpf. 2. kleiner, gedrungener Mensch. 3. hartes Excrement. 4. Name des Teufels.
drummeldar, Dromedar.
drummeldörries, Einfaltspinsel; adj. drummeldörgisch, einfältig.
drungen, adj. part. gedrungen.
drunk, m. Trunk.
drunke, f. 1. Trinkgelage. 2. Dünnbier (= kovent?).
drunken, adj. part. betrunken; drunken drinker, Säufer.
drunkenbolt, Trunkenbold.
drunkendûn, vollgetrunken.
drunkenmunt, ein trunkener Mund.
drunkenschap, Trunkenheit.
drunkert = drunkenbolt.
drup-ader, Ader am Bein des Pferdes?
drupen, sw. v. herabhängen, baumeln.
druppe, f. Tropfenfall, Traufe, stillicidium. (drup[e], m. = drope).
druppel = dorpel, Schwelle.
druppelk, in kleinen Haufen stehend, krüppelig? oder subst. dem. Häufchen, Klumpen.
druppen, droppen, sw. v. tropfen.
druppendack, undichtes Dach.
druppenval, Tropfenfall; Traufrecht.
druppich, tröpfelnd, thränend.
druppinge, Tropfenfall.
druse, f. Hefe, Bärme, Treber, Trester.
drussemen, sw. v. erdrosseln, erdrücken.
drusticheit, Geschäftigkeit, Fleiss.
druttein, dreizehn, d. dach, s. dertendach.
drûf u. drufele, f. 1. Traube. 2. der bewegliche Teil eines Bohrers, Knauf am Bohrer.
dubbeleren, sw. v. (naut.) umsegeln; frz. doubler.
dubbelune, Dublone.
ducht, f. Tüchtigkeit, Tugend. 2. Furcht, Ehrfurcht.
ducht, f. Ruderbank.
ducht, ein aus einer Anzahl Fäden zusammengedrehter Strang; vier Duchten bilden ein Cordeel.
duchtenisse, Dünken, Meinung.
duchtich (duftich), tüchtig; bes. als ehrendes Beiwort.
duchticheit, Tüchtigkeit.
ducke = dicke.
ducke, Thörin, Närrin? (= dutte, ein Mädchen, wie ein Klotz? dummes Frauenzimmer?)
dude, to dude (zu Deute), deutlich; zu deutsch.
duden, sw. v. deuten; bedeuten.
dudendop, Hahnrei; einfältiger Tropf.
dudenisse, Deutung.
dudesch, deutsch.
dudeschen, sw. v. deuten, erklären, verdeutschen.
dudeslik, deutsch.
dudinge, Deutung.
duge (oder duk?) Duxstein, Kalktuff?
dukas (dukes, dûks), Teufel; Betrug, Verstellung.
duken, st. v. tauchen; bildl. sich beugen.
duker, dukvogel, mergus, mergulus; die nordische Ente.
(düker, deuker, Teufel.)
dul (dulle), verstandesbenommen, thöricht; unvernünftig.
dulbregen, (Tollgehirn) Tollkopf.
dulden, sw. v. dulden; zulassen.
duldich, geduldig.
duldicheit, Geduld.
duldichlik(en), geduldig.
duldigen, dulgen = duldichlik.
dulgicht, gichtbrüchig?
dulheit, Sinnlosigkeit.
dul-iser, Tolleisen, d. i. rundes Eisen um Wäsche zu fälteln.
dul-kone, tollkühn, temerarius.
dul-kop, Tollkopf.
dulle, Beule?
dullen, sw. v. tollen, sich unsinnig benehmen u. geberden.
dullerie, Tollheit, Unverstand.
dullik (dulk), Zwillich.
dulliken, thörichter Weise.
dul-slach, Schlag, der eine Beule macht (nicht blutig ist).
dult, f. 1. Geduld. 2. Aufschub, Waffenstillstand.
dult, f. irdenes Gefäss, Krug.
dulwagen, Tollwagen; den d. driven, unsinnig sein.
dum, 1. dumm. 2. toll, wütend.
dûm(e), m. 1. Daume; 2. Hebezeug, Handwinde.
dumelink, 1. Däumling, Bedeckung des Daumen, z. B. Fingerhut etc. – 2. Zwerg, nam. der Fuhrmann am Wodanswagen (gr. Bären).
dumelne, Daum-elle, das Mass vom Ende des Daumen bis zum Ellenbogen.
dumen, sw, v. daumen d. i. einen Druck mit dem Daumen geben.
dumheit, Unwissenheit.
dum-(dun)kone, dumm-, tollkühn, verwegen.
dumkonheit, Tollkühnheit, Verwegenheit.
dumkonlich (-koningen), tollkühn.
dumlik(en), dumm, thöricht.
dumpe, dumpen = dampe, dampen.
dumpeln, sw. v. untertauchen.
dumpich, mit dumpe, dampe behaftet.
dumslach, s. dunslach.
dûn(e), 1. aufgeschwollen; dick, voll, betrunken. 2. dicht, enge.
dune, f. 1. Daune, pluma. 2. Düne.
dun(en)-bedde, Daunenbett.
dungel-wage, Dungwagen.
dungen, sw. v. düngen. irrigare.
dunge-(dunk-, donk)recht = dungetal.
dungetal, Düngerrecht, das Recht den in einen Acker gesteckten Dünger abzunutzen, jus fimale.
dunhorich, scharf hörend?
dunk, m. unterirdisches Gemach.
dunkelgude, Heuchelei, Pharisäismus.
dunkel-guderie (gudicheit, -modicheit), Dünkel, Selbstgerechtigkeit, Heuchelei.
dunkelgût, (der sich für gut hält), dünkelhaft, selbstgerecht, heuchlerisch, Pharisäer.
dunken, unr. v. dünken. Inf. subst. dunkent, Gutdünken.
dunker, n. Dunkel.
dunker, 1. dunkel. 2. blind; geistig blind.
dunkeren, sw. v. dunkel, blind werden.
dunkerhaftich, dünkelhaft.
dunkerheit, Dunkel-, Blindheit.
dunker-stern, Nebelstern.
dûn-kussen, Küssen von Daunen.
dunne, dünn, schwach. dunne broder, Gaukler, Possenreisser? dat d. lîf, die Taille.
dunne-bêr, Dünnbier.
dunnen, sw. v. dünnen, schwächen.
dunner, s. doner.
dunni(n)ge, f. Schläfe.
dunningsslach = dunslach.
dunnink, m. = dunninge, f.
dunslach (dunt-, dumslach), (zu dunen, aufschwellen) ein Schlag, in Folge dessen die getroffene Stelle aufschwillt, Beulenschlag.
dunst, m. Dunst.
dupe, f. Tiefe.
dupede, dûpte, f. Tiefe.
dupen, sw. v. 1. austiefen, vertiefen. 2. in die Tiefe tauchen.
dûplik = duve-, dûflik, diebisch.
dûplik, tief, gründlich; adv. dûpliken.
duppe, doppe, n. kleines Gefäss, gew. aus Holz, Tubbe. lappas, mulctrale.
dûrachtich, -aftich, dauerhaft.
durand, hartnäckig, pertinax.
dûrbar, theuer, kostbar.
dûrbaricheit, Kostbarkeit.
dûrde, f. Dauer.
dûr(e), theuer; ausgezeichnet, vornehm; adv. theuer; sehr, stark.
duren, sw. v. theuer machen.
duren, sw. v. dauern, währen.
duren = doren, wagen.
dûrheit, Theurung.
durich, dauernd, ausharrend.
duringe, Theuerung.
dûrlik, dauernd; adv. dûrliken.
dûrsam, dauernd.
dûrte, f. Theurung.
dûs, n. (Daus), die Zwei auf dem Würfel, das As (Es) auf der Karte, weil dieses auf den deutschen Spielkarten zwei Augen hat. dus es, zwei u. eins; troie dus, drei u. zwei; kotter (katter = quatuor) drei, vier und drei; zinke dus, fünf u. zwei; im Kartenspiel das höchste; daher bildl. Daus, Ausbund; sehr selten vom höchsten Wurf (wol vom Kartenspiel entlehnt).
dus, adv. so; dus-dân, -danich, so gethan, so beschaffen, talis; dus-solk (-selk), solch.
duschen, sw. v. sich hin und her bewegen?
dusen (dosen, deusen), sw. v. schlendern; gedankenlos dahin gehen, bummeln.
dusent, tausend.
dusentblat, Achillea millefolium.
dusenthaftich, tausendhaftig.
dusentich = dusent.
dusent-kunstehere, Tausendkünstler.
dusentvolt, -voldelike, tausendfältig.
dusich, betäubt, schwindelig.
dusicheit, Betäubung, Schwindel.
dusink, m. ein mit Schellen oder Glöckchen besetzter Gürtel für Männer u. Frauen, cingulum sonorosum.
duslik, solch.
dusses, dusset = desse.
dust, dost, Doste, origanum vulgare.
dust, m. Spreu, Hülse, Kleie, Staub, candabra, -tabrum.
dust (zdust, sust), Tjost, ritterlicher Zweikampf; Belustigung, Tanz.
duste = desse u. deste.
dustement, n. Belustigung, Vergnügen.
dûster, düster, finster; unklar, zweifelhaft.
dustêren, sw. v. tjostieren = diosteren.
dûstericheit, Düsterheit.
dûstermette u. -misse, die Mette, Messe um Mitternacht am Weihnachtsfeste.
dûsternisse, Finsternis.
dust-holt, saftloses Holz, das nur zu gemeinem Gebrauche dient.
dust-slach = dunslach.
dustware, -wart, die Berechtigung dustholt zu hauen.
dut, dies (im Ggs. zu dat).
dutte, albernes, dummes Frauenzimmer.
dûv-arne, Täuberich.
duve, f. Taube.
duve (diuve, duvete, dufte, dêfte, diefte), f. 1. Diebstahl. 2. gestohlnes Gut.
duve, m. penis.
duvech (diuvech, duvich), gestohlen.
duvel, Teufel.
duvel-, duvels-heit, teuflische Art.
duvelie, Teufelei, Teufelskunst.
duvelik (dûflek), teuflisch.
duvelîn, Täubchen.
duvels(ch), teuflisch.
duvels-bete, Teufelsbiss, scabiosa succisa.
duvels-dreck, Teufelsdreck, Ferula Asa foetida.
duvels-kerke, heidnischer Tempel.
duvels-schît, Teufelsdreck.
duvel-scho, Larve, Maske (vgl. schoduvel).
duven-danz, Taubentanz.
duven-kop = dudendop.
duven-dreck, Taubendreck.
duven-tugge, Taubenzug; d. dôn, haustim, avide bibere.
duven-vôt, Taubenfuss (Asparagus oder Geranium columbinum); Bezeichnung für das römische Zahlzeichen X.
duver (duffer), duverich, duverink, m. Täuberich.
duvet, gestohlen.
duvet(e), n. Gemächte, pudenda.
duvete, f. = duve, furtum.
duf-kater (düwkater), Name für den Teufel.
dûf-(duft-, dêf-, deft-)liken, diebischer Weise, heimlich.
dûf-rôf, Diebraub, rapina nocturna.
dûf-(dêf-)rover, nächtlicher Dieb.
duven-driver, Taubennarr; Faullenzer.
duven-kervele, Fumaria off.
duverie, -rige, deverie, -rige (divrige), Dieberei.
dûf-, duvetal, Diebstahl.
duw(e), Betreiben, Handlungsweise.
duwen (douen), sw. v. drücken, niederdrücken.
duwenwocke, Schachtelhalm, Equisetum arvense u. palustre.
duwiere, Höhle, spelunca.
dwagen (twagen), st. v. waschen.
dwage-vat, Waschbecken.
dwal, dwalen = dwel, dwelen.
dwân = dwagen.
dwangete, dwankte = dwank.
dwank, m. Zwang, Gewalt, Nötigung; ane, sunder d., freiwillig; Zwangsrecht; Zwangsabgabe, angaria; enger Raum; als Präp. = heutigen »Dank«.
dwank-brêf, Zwangsbrief, d. i. Urkunde, die Verpflichtungen enthält.
dwâs, quer, verkehrt, thöricht; Querkopf, Thor, Narr.
dwâsaftich, thöricht.
dwasen, sw. v. Unsinn reden, delirare.
dwaserie, Thorheit, Unverstand.
dwâsheit, dwasecheit = dwaserie.
dwasich, thöricht.
dwâslik(en), thöricht.
dweil = dwele.
dwel, dwal, (irrig), irrsinnig, thöricht, fatuus, ignarus.
dwelaftich, irrend, ketzerisch.
dwel-dwaldrank, Taumel-, Schlaftrunk, temetum.
dwele, dweile, f. Tuch zum dwagen, Handtuch, Serviette, Wischtuch, Lappen u. s. w. (jetzt; dweidel, feidel).
dweleken, Demin. zu dwele.
dwelen, dwalen, sw. v. irren; irre, thöricht, unsinnig sein.
dwelen-genger, Rad oder Rolle, worüber dwelen gehängt werden.
dweler, Irrender.
dwelerie, Irrtum; Ketzerei.
dwelinge, Irrtum, Irrung.
dwelk (dwellich, dullik), m. Zwillich.
dwel-(dwal)licht, Irrlicht.
dwelm, m. Irrung, Verwirrung.
dwelnisse = dwelerie.
dwelsch, irrend, von Sinnen.
dwelscheit = dwelerie.
dwel-wech, Irrweg, devium.
dwenge, f. 1. enger Raum, Engpass; 2. Not, Bedrängnis. 3. Zwinge, Fangeisen.
dwengen, sw. v. drängen, bedrängen.
dwenger, Zwinger.
dwengicheit, Enge, Bedrängnis.
dwenginge, Bedrängnis, Einengung.
dwenknisse = dwengicheit.
dwer, dwers, (dwars, dwass,) quer.
dwere, f. 1. Quere. 2. = dwerwint.
dwerch, dwarch, dwark, m. Zwerg.
dwerch-appel, Zwerg-, Gallapfel.
dweren, sw. v. hin und her, in die Quere laufen.
dwer-holt, Querholz, Schwelle.
dwerl, dwarl, m. Wirbel, Locke. cincinnus; querdrähtige Stelle im Holz.
dwer-lant, Querland.
dwern, Lage von zwei nicht zusammengefalteten Bogen Papier.
dwer-nacht, 1. Quernacht, d. i. die zwischen zwei Tagen liegende Nacht; auch der Tag, der durch eine dazwischen liegende Nacht vom dies a quo getrennt ist. 2. Zeitraum der gesetzlichen Citation oder Zahlung; überh. Termin, Frist.
dwer-nât, Quernaht.
dwers-hûs, Querhaus; Haus, dessen Längsseite nach der Strasse zu liegt.
dwer-strate, Querstrasse.
dwer-tûn, Querzaun.
dwer-wint, Seitenwind, Wirbelwind.
dweteren, sw. v. umherschweifen (= weteren).
dwingen, st. v. 1. engen, drücken, pressen. 2. zwingen.
ê (ee, ehe, ewe), f. 1. Gesetz, nam. das göttliche. 2. eheliches Bündnis, matrimonium.
ê (fries.) = â, f. Gewässer, Bach.
ebbedie s. abbedie.
ebbedinne, Äbtissin.
ebben, sw. v. zurückgehen, von der Meerflut.
ebers = evers, ever, aver, aber, dagegen.
ebesse (ebizze), ein Kraut; welches?
êbreker, 1. Gesetzesübertreter. 2. Ehebrecher, adulter, fem. êbrekersche.
êbrekerie, Ehebrecherei.
êbrekersch, ehebrecherisch.
êbrôk, Ehebruch.
echelen, egelen (eichelen), sw. v. ekeln, widerwärtig sein, verdriessen.
echelern, zum Widerwillen, Ekel geneigt.
echelik, êchlik, s. êgelik.
eche-(eiche-, ege-)linge, Ekel, Widerwärtigkeit, Verdruss.
echt, echter, echtere, echtes, echts, abermals, wiederum, ferner.
echtbreker = êbreker.
echt(e), n. 1. eheliche Geburt u. die aus derselben entspringenden Rechte. 2. Ehe, conjugium.
echte = achte, Stand.
echt(e), 1. ehelich geboren: echt u. recht van vader u. moder, vollbürtig. 2. ehelich, matrimonialis. 3. rechtmässig, gesetzmässig, legitimus.
echtebrêf, Ehebrief, Ehestiftung, pactum dotale; Attestat über Ehen; Geburtsbrief der Handwerker zur Gewinnung des Amtes.
echtedink, Versamlung der Bürger zum Gericht etc.; die beim e. verkündigten (polizeilichen) Statuten.
echtegade, Ehegattin.
echt(e)los, 1. der Rechte beraubt, die echte Geburt oder Ehe gibt. 2. rechtlos.
echte-man, -wîf, Ehegatte, -gattin.
echten, sw. v. 1. für echt erklären, legitimieren. 2. verheiraten.
echter, echtern, s. achter, achtern.
echtere, 1. act. Verfolger, persecutor. 2. pass. der Geächtete, = achtere, Verfolgter, Feind.
echterer = echtere.
echterlik, sik e. stellen, sich zurückziehen; säumig sein.
echtern = achtern.
echterwîf, Neben-, Kebsweib.
echterste, Nachgeburt?
echtestôl, Ehestuhl; den e. besitten, in (gesetzlicher) Ehe leben.
echteswanne = ichteswanne.
echtgenote, Ehegenoss, -gatte (-gattin).
echtich, ehelich.
echtigen, sw. v. für echt erklären, legitimieren. 2. heiraten.
echtiger = echtere, Feind, emulus.
echtinge, Legitimation.
echtlik, gesetzmässig, rechtlich, echt.
echtschop, 1. Ehe. 2. eheliche Geburt. 3. Hochzeit.
echtwort (-ware, -were), Nutzungsrecht (-gerechtigket) an einem gemeinschaftlichen Eigentum, namentl. an der Holzmark; ferner Mast-, Weide-, Fischereigerechtigkeit u. a., (legitima portio), utilitas, usuagium.
eck, ecken, s. ek, eken.
eckel, Eichel, Frucht der Eiche u. der Buche.
ecker, eckers, adv. wor eckers quocunque; wanne eckers quandocunque.
ecker, eckeren (acker, ackeren), n. Eichel; Eichelmast.
ecker, Eiter (ck = tt? oder zu ek, eken?)
eckeren, sw. v. eitern.
eckeren, sw. v. mit Eicheln mästen.
eckerenval, Eichelfall.
eckerne, n. Eichelmast.
eddach, offenbarer (ungebotener) Rechtstag, judicium legitimum (assim. aus echte dach?).
edder, oder; edder–edder (efte), entweder–oder; negat. weder–noch; wedder–edder, weder–noch.
edder (altfr. edre), adj. früher?
eddere (s. ader, adder), f. Natter.
edeber, m. Storch = adebar.
edebicke (= eggede bicke?), Spitzhammer?
ed(d)el, edel; hervorragend in seiner Art.
edeldôm, Adel, Vortrefflichkeit.
edelen, sw. v. edel machen, nobilitare.
edel-, edelicheit = edeldôm.
edelink, Edelmann.
edelinne, Edelgeborne.
edelken, adv. edel.
edelman, Edelmann.
edelstên, Edelstein.
eden, sw. v. glühen, brennen.
eden, eiden, sw. v. 1. be-, vereidigen. 2. einen Eid leisten, schwören.
eder, m. geflochtener Zaun; das eingezäunte Feld.
ederkouwen, wiederkäuen, s. aderkouwen.
edertûn = eder.
êdeshant, die einen Eid leistende Hand; der Eid selbst.
êdestat, Eidesstatt.
êdich, beeidigt.
edreken, sw. v. wiederkäuen.
êdriftich gût, die Mast, die rechtlich betrieben werden kann.
ef (of, af, if), conj. wenn; als ob.
efern, sw. v. iterare, repetere, ulcisci.
effelten = apeldern.
effen = even.
efte (ofte, afte, ifte), conj. oder; efte–efte, entweder–oder; weder(wêr)–ofte, weder–noch; wenn; als ob, als wenn; wenn doch, ob vielleicht.
egede, eide, f. Egge.
egedisse (eigdisse), f. Eidechse.
egel (eggel), m. 1. Igel. 2. Blutigel. 3. Quappe, melo.
egelen, s. echelen; egelern, s. echelern.
egelentiere, Hagebutte, wilde Rose.
egel-hôf, Igelhuf? (Fusskrankheit des Pferdes).
egelik (êchlik), eigen, selbsteigen.
egelkrût, centimorbia.
egelster, f. Elster.
ê-gelt, Heiratsgut, Aussteuer (an baarem Gelde).
êgen, s. eigen.
egen, sw. v. = eggen, eggen.
egester, f. Elster.
egettinde, Zahn einer Egge.
êgever, Gesetzgeber.
egge, f. 1. Schneide einer Waffe oder eines Werkzeuges. 2. Kante, Ecke, (Tuchkante, Sahlleiste), Winkel.
egg(e)acht, -achtich, -aftich, scharfschneidend.
eggeblock, kantig behauener Block?
eggech, eckig, kantig.
eggeholt, kantig behauenes Holz.
eggelen-holt = eggeholt (oder Eichenholz?).
eggen, sw. v. 1. schärfen, stählen. 2. mit dem Beile behauen. 3. mit der Egge bearbeiten, occare.
eggestâl, gehärtetes Eisen?
eggestên, Eckstein.
egget, eckig.
egge-towe, scharfes Gerät oder Instrument.
eggewapen, scharfe Waffe.
ê-haft, gesetzmässige Entschuldigung.
ê-haftich, gesetzmässig.
ehe-zerter, (geschriebener) Ehevertrag.
eidestat = edestat, Eidesstelle.
eidhaftich, eidhaft, jurejurando astrictus.
ei (eig), n. Ei.
eichacht = eggeacht.
ei-dop, eiesdop, Eierschale.
eier-kese, Eierkäse.
eier-klâr, Eiweiss, albumen.
eier-schape, Eierpfanne, -tiegel.
eier-schelle, Eierschale.
eier-sôt, Eiersud.
eies-witte, Eiweiss.
eigelicheit, Eigentümlichkeit; eigentl. Beschaffenheit.
eigen, êgen, 1. eigen, leibeigen, unfrei. 2. abhängig. 3. eigen, proprius.
eigen, n. Eigentum, zu vollem Rechte besessenes Grundstück.
eigen (egen, egenen), sw. v. 1. haben. 2. verdienen, von Rechts wegen haben sollen; gebühren, zukommen. Unpers. sik e., sich gebühren.
eigenaftich, e. antworde, Antwort, die das Eigentum zuspricht.
eigendôm, 1. Sclaverei, Hörigkeit. 2. Eigentum, Eigentumsrecht.
eigendomer, Eigentümer.
eigenen, sw. v. zu eigen geben; zum Eigentum übertragen; = eigen, sich gebühren, sich schicken.
eigenervet, der ein eigenes Erbe (Gut, Haus) besitzt.
eigenheit, 1. Leibeigenschaft. 2. Eigentum, Eigentumsrecht.
eigenicheit, Eigentümlichkeit.
eigenkoppesch, eigensinnig.
eigen-nut, Eigennutz.
eigenpessich, eigensinnig.
eigenschap, f. 1. Hörigkeit. 2. Dienstbarkeit, Abhängigkeit.
eigen-sokelicheit, Eigennutz.
eigentlicheit, Eigentum, Besitztum.
eigentlik, genau, bestimt. adv. eigentliken.
eigentschaft, Eigentum.
eigenwerticheit (?), persönliche Gegenwart.
eigen-wîs, selbstklug.
eilant (e-, o-, ein-, eiglant), von Wasser (ê) umflossenes Land, Insel.
eilof, hedera, s. iwelof.
ein, ên, Zahlw. u. unbest. Art. ein; ein beter, erger, etwas besseres, schlimmeres; einander, in präp. Verbindungen an, in, bi, under, up, mit, van, an, bei etc. einander.
ein, adv. 1. zugleich, zusammen; ein sîn, eines Sinnes sein, sich vertragen; ein werden, sich einigen; up ein komen, übereinkommen; over ein dregen, einträchtig sein. 2. einmal.
einberen-bôm, Juniperus communis, Wachholder; einberen oel, Oleum juniperi; (einberen auch crux Cristi; einberen-krût, crux Cristi u. sigillum Salomonis).
einberenwortel, Paris quadrifolia oder Solanum quadrif. bacciferum.
einbomen, nur aus einem Baum bestehend.
eindracht, Eintracht; Übereinkommen, Vertrag.
eindracht, adj. einträchtig, -hellig.
eindrachtich, -drechtich, 1. einträchtig. 2. beständig, ununterbrochen. Adv. eindrachtich-(eindracht)lîken.
eindrachticheit, Eintracht.
eindrechtigen, sw. v. vertragen.
eindreftliken = eindrechtliken.
einen, sw. v. refl. sich einigen.
einerhande, einer Art, gewisse.
einerlei(e), 1. unus idemque. 2. aliquis.
eines (einest, êns, ins), 1. zusammen, einig. 2. einmal; zu einer Zeit (von der Vergangenheit und Zukunft).
einhorn, -nink, 1. Einhorn. 2. Trinkgefäss aus dem Horne oder in Hornform dieses Tieres.
einich, 1. unus, unicus. 2. solus, einsam, öde. 3. aliquis.
einicheit, 1. Einöde, Einsamkeit. 2. Einheit. 3. Einigkeit.
einichlik, einsam.
einichte, f. Einöde.
eininge (einige, enunge), 1. Versamlung. 2. Innung.
eininges, zusammen, mit einem male, auf einen Haufen; (in der Verb. under eininges); gänzlich, durchaus.
einkrigech, eigensinnig, zänkisch.
einlik, allein; einzeln stehend, unverheiratet.
einlitzech, einzeln; simplex.
einlitzicheit, Einsamkeit.
ein-(ên, e-)lopich, -lope, solivagus, nicht angesessen, unverheiratet.
einlucke, -lude, Sonderleute, Hörige oder Leibeigene, die nicht mit andern einen hövelinge Verband bildeten.
einmechtich (?), bei vollen Sinnen?
ein-oget, -ogich, einäugig.
einparich, gleichmässig gut.
einparliken, in einer Reihe, zusammen; fortwährend.
einpas, Hartnäckigkeit, pertinacia.
einpassich, -pessich, beharrend, fest, eigensinnig; einpessicheit, Eigensinn.
einpesseliken, fest, beharrlich.
einradich, eines Rates, einträchtig (einradicheit, conspiracio).
einsam, allein, einfach.
einsdregen, übereinkommen.
einscherich, einschürig. e. wulle, W. von Schafen, die des Jahres nur einmal geschoren werden.
einschildich, Ritter, der nur einen (den 6. u. letzten) Heerschild hat, niedrigster Ritter.
einsedelink, -settler, Einsiedler.
einset(t)ich, einsam.
eins-heit, das Einssein, Gleichheit.
ein-slegelink? (eine Kesselart).
einspennich, ein berittener Diener, der zum Geleite mitgegeben wurde und Bestellungen ausrichtete. (»milites ad quaevis subita in procinctu, sic dicti, quod sigillatim, non turmatim eunt.«)
einstallich, allein, einsam stehend.
eintal, f. Einigkeit.
eintalich, einig (einer Sprache).
eintaliken, einig.
eintellich = eintalich, einig.
ein-valdicheit, Einfalt.
einvalt (-volt, -valdich, voldich) u. eint-valt, 1. einfach. 2. einfältig, schlicht, redlich, unschuldig. – Adv. einvaldichliken.
ein-vôtling? (= einlope?)
ein-weldich (= einveldich), 1. einfach, nicht getheilt. 2. nicht von verschiedenen Eltern, sondern von einem Ehepaare abstammend. 3. standesgleich. 4. ohne Gatten, unverheiratet.
einwonich, für sich allein wohnend, alleinstehend, unverheiratet.
ein-wort, baletus (d. i. boletus oder = bolleta?)
eisch, m. Forderung, Begehr, Verlangen.
eisen, sw. v. grauen, schaudern.
eisicheit, Grauen, Schauder.
eisinge = eisicheit.
eislik, eisk, Furcht, Grauen erregend, schrecklich; hässlich. Adv. eisliken.
eiste, f. Darre.
ei-supen, Eiersuppe.
eit, êt, m. u. n. Eid.
eithever? der einen anderen in Eid u. Pflicht nimmt?
eitswere, -sworen, Geschworner.
eit-stevere, der den Eid stabt (vorspricht, abnimmt).
eit-tene, Zähne einer Egge (egede, eide).
ek (eck, âk), Eiter; eiterndes Geschwür; bes. Fingergeschwür; Augenschleim.
êk-appel, Eich-, Gallapfel.
êk-bôm, Eichbaum.
eke, f. 1. Eiche. 2. flaches Boot, Nachen, (= ake, nake).
(ekel, Eichel.)
ekelbôm, Eichbaum.
ekelter (ekelenter, akelter) (= egelentiere), bedegar, cornus, rubus.
ekeman, Führer einer eke (e. Kahnes).
eken (ecken, äken), st. v. eitern.
eken, ekens(ch), eichen, quercinus.
eken-blat, Eichenblatt; -lôf, -laub, -blatt.
eken-schuver, der die eke mittelst e. langen Stange fortschiebt.
ekeren (eckeren, êkerken), n. u. m. Eichhorn; Eichhornfell.
eken-telge, junger Eichenstamm (eig. Ast).
êk-hester, Eichheister, junge Eiche.
êk-holt, Eichenholz, Eichelmast.
êkhorn = ekeren.
ekich (eckich), eitrig.
ekisch, von Achen.
ê-klôk, gesetzkundig.
el, anders, sonst; niet el, el niet, sonst nichts, nichts anders.
elbe = elve, die Zahl elf.
elden, alden, sw. v. warten, säumen, pausare, expectare. = olden, alt werden.
elder, alder, älter; Plur. Eltern.
elder-moder, -vader, Grossmutter, -vater.
eldes-dôm, Ältestentum, Schulzengut?
eldich, säumig.
ele u. el(e)ne, f. Elle.
ele (elde, êlt), (n.) Schwiele an Händen oder Füssen.
elefant, -pant, n. Elephant (vgl. elpendêr, olvant).
elefantenlûs, Anacardium.
elende, ellende, n. 1. die Fremde, das Wohnen im fremden Lande, Verbannung, Heimatlosigkeit. 2. Elend, Trübsal. – Als fem. auch: Einöde, Wüstenei.
elende, ellende, 1. fremd, heimatlos, verbannt. 2. elend, unglücklich; dat e. hûs, Krankenhaus; e. seken, (fremde) Kranke im Hospital.
elenden, sw. v. in der Fremde, im Exil leben.
elende-recht, Fremdenrecht, Gastrecht.
elenden-ammet, Amt, das für die elenden zu sorgen hat.
elenden-elendesbrodere, Brüderschaft für die elenden.
elenden-gilde, Gilde für die Elenden, zur Unterstützung der Fremden.
elendich = elende.
elendicheit, das Leben in der Fremde, Exil, Heimatlosigkeit.
elen-, elendeshût, Elendeshaut.
elens-klaue, Elendsklaue (als Amulet gegen die Epilepsie getragen).
elft = rufolke, roppe, alausa, alosa.
êl-ger, -staken, Aalspeer, Aalgabel.
elhorn, s. alhorn u. ellern.
êlicheit, Ehe.
êlik, 1. gesetzmässig, legitim. 2. ehelich. Adv. êliken.
elk, ellik, jeder, omnis, quivis; im Plur. alle; elk ên, jeder ein.
elkerlik = elk.
elle, Nebenbuhlerin, rivalis, pellex.
elleboge, Ellenbogen.
ellent, n. Stärke mit Kühnheit verbunden.
ellentel = al-entel, einzeln.
ellenthaftich, mannhaft.
ellern (elderne, el-, alhorn, alherne), 1. Ahorn. 2. Holunder, Flieder. 3. Erle.
ellern-bork, Erlenrinde.
ellern-brôk, Erlenbruch; Erlengesträuch.
elm (olm), Ulme.
elne, Erle (s. alne).
ê-lôs, gesetzlos.
elpenbên, Elfenbein.
elpendêr, Elephant.
elre, Erle.
elre, adv. an einer andern Stelle.
else (alse), Name verschiedener Pflanzen u. Gesträuche, z. B. Wermuth, Erle, Rüster, Bergholunder, Faulbaum.
elve, Strombett, alveus.
elvene, die Zahl 11; elvenich, der eilfte.
elvinge, die Elben (Elfen).
elvisch, elbisch d. i. im Kopfe verwirrt, geisteskrank.
elfklatte, Weichselzopf.
eme, ihm u. ihn; ihnen; refl. = sik.
(emeke), f. Ameise; emekenhope, Ameisenhaufe.
em(e)kes, (eimkes, emes, embsch), von Emeke, d. i. Einbeck.
emelte, Kornwurm; im Osnabr. auch Baum-, Blattlaus.
emere, f. amere, glühende Asche, Loderasche.
emete, amete, f. Ameise; emeten-ei, Ameisen-ei.
emme = eneme.
emmelrink, Ring um den Eimer? (emmel = emmer?)
emmer, ammer, m. Eimer.
emodicheit = demodicheit?
en, Negation; nicht (meist mit andern Negat., seltener allein); id en si dat, nisi; die Negat. fehlt zuweilen, vgl. das hochd.: es sei denn, dass.
en, ene, ihn u. ihnen.
en = ende, und.
en- = ent-.
ên, s. ein.
enbinnen, binnen, innerhalb; e. werden, inne werden, erfahren, kennen lernen; e. sîn, nicht mehr auseinander sein, einig sein, verglichen sein.
enboven, darüber; e. hebben, Überschuss haben; e. dôn, dagegen handeln.
enboten(?) büssen.
enbuten, draussen; van en buten, Ggs. van enbinnen.
ende = unde (westf.)
ende, m. u. n. 1. Ende (räuml. u. zeitl.), Gegend, Richtung, Ort, Seite; an ein ende, bei Seite; over ende, bei Seite u. aufrecht, auf dem Ende in die Höhe gerichtet; vp ende, in dat (int) ende, zuletzt. 2. Abschluss, Vergleich; feste, endgültige Bestimmung. mit ende edder ane e., verrichteter oder unv. Sache.
ende, m. Geist, Atem (altn. andi).
endehaftich, zu e. Ende führend, bestimt, entschieden.
endelik, 1. endgültig, definitiv. entlike sake, Zweck. 2. vollständig. 3. rasch, schnell.
endeliken, adv. 1. endlich, schliesslich; endgültig, definitiv. 2. genau, vollständig. 3. rasch, schnell.
endeliken = entliken, gradatim, ein bei ein, einzeln.
(ente-) entlingen, schliesslich.
endelinges, senkrecht, steil.
êndêls, (eines Teils,) teils–teils.
enden, sw. v. beendigen, entscheiden; refl. sich fortmachen.
endelste u. endeste, äusserste.
enderik, Enterich.
ende-schede, Grenzscheide.
ende-stên, Eckstein.
endich, definitiv, endgültig; rasch, schnell.
endicheit, Schnelligkeit; mit e., schnell; rasche Entschlossenheit, Eifer.
endichlik, rasch, schnell; genau, entschieden, sicher. Adv. endichliken.
endigen, adv. rasch, schnell.
endigen, sw. v. 1. (intr. u. refl.) ein Ende nehmen. 2. trans. zu Ende führen.
endinge, Grenze.
êner, adv. eher, früher (hd. »ehender«).
êneren, sw. v.? einigen, verbinden? (ist wol kein Wort).
enerwegen, irgendwo, alicubi.
enge, enge, beengend.
engelich, enge.
engelot, Goldmünze (mit dem Bilde eines Engels) aureus anglicus = angelicus, Wert = 4-5 M.; oder 2 Goldgulden, 1½ Dukaten.
engels, eine Münze (= 12 miten brab. 8 flandr.).
engelsch, englisch (angelicus u. anglicus).
engelflucht, Engelflügel? (als Geschmeide).
engelwis, centummorbia.
engen, sw. v. enge machen; schmälern; drängen, zwingen.
engeren, sw. v. verengern.
engesten, sw. v. ängstigen.
engestlik, Angst erregend, ängstigend.
engewer, Ingwer.
engicheit, Engheit.
enginge, Beengung; Beeinträchtigung.
engster, Angster (Trinkgefäss mit engem Halse).
enhant, s. hant.
enkaftich = enkede, genau, bestimt.
enkare, halbgeöffnet (engl. a-jar).
enkede (enket, enkende, eckede), adj. u. adv. 1. offenkundig, sichtbar, apparens, evidens, manifestus. 2. unzweifelhaft, sicher, genau, zuverlässig. 3. von Münzen: vollhaltig, vollwichtig; u. (= enkelt, enkel) einzeln.
enkedicheit, Offenkundigkeit, Sicherheit.
enkel, Knöchel am Fuss, talus.
enkel, enkelt, einzeln; einfach.
enket, Dinte (= inket).
enket = enkede.
enketlike, genau, bestimt.
enlêne = all-ene, allein.
ennich = jennich.
ennôch, genug.
enquanses = quantswise, zum Scheine.
ensel = unsel?
ên-so-dân, (ein- sogethan), solch.
ent-achtern, hinten bleiben; trans. hinten lassen, verschieben, versäumen.
ent-achtinge (= entachteringe?), Säumen, Verzug.
ent-arbeiden, die Arbeit in Unordnung bringen, auflösen (z. B. ein Gewebe).
ent-arden, unardich machen, aus der Art bringen.
ent-armen, verarmen.
ent-barmen, erbarmen (gew. mit Dat. d. P.) u. refl.
ent-barminge, Erbarmen.
ent-bêden, entbieten, (durch e. Boten) sagen lassen, gebieten.
ent-beiden, -bêden, erwarten; ersehnen.
ent-beren, entbehren, ohne etwas sein, missen, verzichten.
ent-bernen, anzünden.
ent-besten (?), den Bast lösen; intr. sich loslösen.
ent-binden, lösen, befreien; auslegen, (schwieriges, dunkles) erklären.
ent-bissen, wild werden, weglaufen (von Kühen).
ent-biten, Imbiss nehmen.
ent-bliven, ent-, zurückbleiben.
ent-bloten (-bloden), entblössen.
en(t)boren, sich erheben, sich empören. (ent-) emborunge, Empörung.
ent-borgeren, das Bürgerrecht entziehen.
ent-breden, entzückt, in extasi.
ent-breken, 1. intr. losbrechen, entgehen; ausgehen, fehlen, mangeln. 2. tr. unterbrechen, hemmen; abbrechen, entziehen.
ent-bringen, aus den Händen bringen, abhändig machen, entwenden.
ent-bringinge, Wegbringung, Entwendung.
ent-bristen, mangeln, gebrechen.
ent-bunden werden, zügellos (licentiosus) werden.
ent-bundicheit, Losgelassenheit, licentia.
ent-decken, die Decke wegnehmen, entblössen; anzeigen, zur Kenntnis bringen.
ent-dêlen, nicht zuerkennen, aberkennen, für verlustig erklären.
ent-dingen, durch Abschliessung eines Vertrages entziehen.
ent-dôn, 1. aufthun, öffnen. 2. wegthun, berauben, benehmen; bildl. bestürzt machen, erschrecken.
ent-dregen, -dragen, wegtragen, entwenden, hintragen; dat lîf e., das Leben fristen, befreien.
ent-driven, wegtreiben.
ent-drupen, enttropfen.
ente, Reis, Zweig (zum Propfen oder Einpflanzen).
entegen, entgegen.
entegenwerdicheit, Gegenwart.
entekerst, (Endechrist), Antichrist.
entel (entelen), adj. u. adv. einzeln; von der Zeit: nach und nach, allmählich.
entelik, entlik, einzeln. Adv. ent(e)liken.
entelingen, -linge, -link, einzeln; allmählich.
ent(e)link, adj. ein einzelner.
enten, sw. v. Reiser (enten) einsetzen, inoculieren, inserere.
enter (= entwêr), entweder. enter-eder, ofte, entweder-oder; oder.
enter, Jährling, einjähriges Tier.
ent-êren, entehren.
entern, sw. v. entern (ein Schiff), harpagare.
ent-erven, um das Erbe bringen; etwas thun, was den andern eigentumslos macht oder sein Erbrecht kränkt.
ent-gân, 1. weggehen, schwinden. 2. entlaufen, entgehen. 3. einer Anklage entgehen, sich eidlich von derselben reinigen (auch refl.). 4. refl. sich vergehen, sündigen (sehr selten nicht refl.).
entgân (= entgagene, -gegene), entgegen.
ent-gelden, Schaden wovon haben, büssen für etwas, bezahlen.
ent-geltenisse, Entgeltnis, Zahlung, Busse.
ent-gerewen, die Kleider ausziehen.
ent-gesten, entkleiden.
ent-gesten, zu Gast haben, bewirten; refl. sich fremd machen, davon gehen.
ent-gêsten, entgeisten, verzücken.
ent-gestigen, zu Gast haben.
ent-gêten, ergiessen.
ent-gilden, aus der Gilde stossen.
ent-ginnen, anschneiden; (von Fässern) anstechen.
ent-guden, das Gut benehmen, privare bonis.
ent-halen, wegholen.
ent-handen, aus den Händen reissen.
ent-havenen = entheven.
ent-heltnisse = entholtnisse, receptaculum.
ent-helpen, nicht helfen; schaden.
ent-hengen, erlauben; dispensieren.
ent-hengenisse, Erlaubnis.
ent-herdicheit, Standhaftigkeit.
ent-hêt, Verheissung, Gelübde.
ent-hêten, verheissen, geloben.
ent-hêtinge, Verheissung.
ent-heven, entheben, entlasten; entschuldigen.
ent-holden, 1. intr. still halten. 2. tr. a. aufnehmen, beherbergen. b. bewahren, schützen, erhalten. c. festhalten, behalten (im Gedächtnis). d. zurückhalten, e. fern halten. f. vorenthalten. 3. refl. a. sich halten; fest halten, beharren. b. sich auf aufhalten, commorari. c. sich unterhalten, nähren. d. gedulden, warten. e. sich enthalten, fern bleiben.
ent-holder, Erhalter, Beschützer.
ent-holdinge, 1. Unterhalt, Subsistenz; concr. Aufenthaltsort, Herberge. 2. Enthaltnis, receptaculum.
ent-holt, n. 1. Inhalt. 2. Aufenthalt, Wohnung. 3. Stütze, Schutz. 4. Unterhalt, Nahrung. 5. Zurückhalt (Kürzung?) 6. = vestinge, detensio, retensio. 7. Gedächtnis.
ent-horen, 1. enthören, ungehört lassen, verweigern. 2. hören, erhören.
ent-hoveden (enthoven), enthaupten.
ent-hovedinge, -hovinge, Enthauptung.
ent-huden, bei Seite bewahren, beiseits legen.
ent-huren, wegmieten, aus der Miete eines andern entziehen.
ent-jegen = entegen.
ent-kantnisse, Zeugnis.
ent-kennen, bekennen, bezeugen; (vom Richter:) erkennen, entscheiden.
ent-kenninge, Kenntnis, Bezeugung.
ent-kentlik, bezeugend, zugestehend.
ent-keren, entwenden; wegwenden, hindern.
ent-kinen, aufkeimen.
ent-knopen, entknöpfen.
ent-komen, entkommen, entrinnen.
ent-kopen, in den Kauf fallen, überbieten.
ent-krenken, krank, d. i. schwach machen.
ent-krimpen, einschrumpfen, schwinden, gebrechen.
ent-kroden, von Belästigungen, Ansprüchen befreien.
ent-kummeren, entlasten; von der Beschlagnahme befreien.
ent-lachen, anfangen zu lachen.
ent-laden, die Last benehmen, befreien; von einer Anklage entlasten; auseinandersetzen, erklären.
ent-langen, entfernen; entreissen.
ent-langes, -gest, entlang.
ent-lasten, entlasten, befreien.
ent-laten, weich werden (auch von der Witterung).
ent-leddigen, 1. befreien. 2. von einer Anklage, Ansprache reinigen.
ent-leddinge, Befreiung; Reinigung von einer Anklage.
ent-leden, -liden, entglieden, ex-deartuare, dismembrare.
ent-leggen, 1. bei Seite, anders wohin legen. 2. erlegen, erstatten. 3. verschieben. 4. eine Beschuldigung abweisen, sich (eidlich) von einer Anklage reinigen.
ent-legginge, 1. Entledigung. 2. Verzögerung, Hinausschiebung.
ent-leiden, ent-, verführen.
ent-lenen = vorl., ausleihen.
ent-lengen, fern halten, elongari.
ent-leren, das Gelernte vergessen, dediscere.
ent-lesten, -lestigen, entlasten.
ent-lichten, erleichtern.
ent-lichtinge, Erleichterung.
ent-lichtnisse = entlichtinge.
ent-lidelicheit, Befreiung von Leiden.
ent-liggen, sich niederlegen.
ent-liven, -livigen, entleiben; hinrichten.
ent-lopen, entlaufen; schneller laufen als.
ent-losen, 1. intr. entkommen. 2. tr. lösen, auflösen; erlösen, befreien.
ent-lossen, Waren (aus dem Schiffe) bringen, löschen.
ent-luken, aufschliessen.
ent-lutteren, reinigen.
ent-meden, einem andern wegmieten.
ent-meigen, -meggen, abmähen.
ent-merken, die merke wegnehmen, entstellen, verderben.
ent-meten (einem falsches Mass geben), betrügen.
ent-moten, 1. begegnen. 2. entschwinden.
ent-motinge, Begegnung.
ent-neien, aufschnüren.
ent-(t)ogen, vor Augen stellen, zeigen.
ent-ogen, aus den Augen kommen.
ent-oger (= ent-toger). Zeiger. Vorzeiger.
ent-openen, -open, eröffnen.
ent-quiten, entledigen.
ent-radelse, Rätsel.
ent-raden, 1. erraten. 2. entraten; abraten.
ent-raken, nicht treffen, fehlen.
entrecliken (= entrichtliken), expeditive.
ent-rechten, aus dem Rechte setzen.
ent-reden, 1. weg-, verreden; losreden, vertheidigen, entschuldigen. 2. = rede machen, entrichten, bezahlen.
ent-redinge, Entschuldigung.
ent-reinen, verunreinigen, besudeln.
entreke, nicht reke = krank.
entreken, anzünden?
ent-rekenen, -reken, wegrechnen.
ent-rennen, entlaufen, entrinnen.
ent-richten, 1. in die Richte bringen, ordnen; ausrichten; bewirken. 2. entscheiden, schlichten, vergleichen. 3. zahlen, bezahlen; mit jem. Richtigkeit machen, befriedigen, abfinden. 4. unterwerfen.
ent-richter, Schiedsrichter, Vermitler.
ent-richtunge, Entscheidung, Schlichtung, Beilegung.
ent-richtich, thätig, geschäftig, expeditivus.
ent-ridderen, der Ritterschaft berauben.
ent-riden, 1. intr. wegreiten, reitend entkommen. 2. tr. mit fremdem Pferde auf und davon reiten, abigere equum.
entrige, Intrigue.
ent-ropen, ent-, wegrufen.
entrôn (= in truwen), traun!
ent-risen, von unten nach oben oder auch von oben nach unten sich bewegen, steigen oder fallen.
ent-rouwen, zur Ruhe kommen.
ent-roven, wegrauben.
ent-ruchten, -ruchtigen, in bösen Ruf bringen.
ent-ruchtinge, Beraubung des guten Namens.
ent-rucken, entreissen; entrücken (den Geist).
ent-rumen, 1. raum, geräumig machen. 2. den Raum benehmen; (= entvernen) entfremden, aus dem Besitz setzen. 3. Raum lassen, einräumen. 4. intr. räumen, wegziehen, fern sein.
ent-ruminge, Einräumung, Abtretung (eines Besitzes).
entruwen, traun!
ent-sachten, 1. intr. sanft, leicht werden. 2. tr. sanft machen, erleichtern.
ent-sachtinge, Erleichterung.
ênt-sam (= ên-sam), einsam.
ent-sament, -samet, zusammen.
ênt-samicheit, Einsamkeit.
ent-sat, -set, settinge, 1. Lösung aus der Pfandschaft. 2. Entsatz, Hülfe.
ent-schaffen, verschaffen.
ent-schaken, rauben, entführen.
ent-schakinge, Entführung.
ent-schap, Endschaft.
ent-schêden, 1. ausscheiden, aussondern. 2. trennen. 3. entscheiden, erklären; (als Richter) entscheiden, schlichten, vergleichen (Streitende).
ent-schêder u. ent-scheidesman, Schiedsrichter, arbiter.
ent-scheiden, aus der Scheide ziehen (Schwert).
ent-schên (= ge-schên), sich ereignen.
ent-schêten, entschiessen, entfallen; rasch weggehen, verschwinden; rasch erwachen.
ent-schichten, -schichtigen, 1. einen Teil heraus nehmen. 2. eine Erbteilung vornehmen. 3. auseinandersetzen (Streitende).
ent-schichter, Erbschichter.
ent-schichtinge, Erbschichtung.
ent-schicken, in Ordnung bringen.
ent-schinen, erscheinen.
ent-scholen, entschuhen.
ent-schonen, die Schönheit benehmen, entehren, de-exhonorare.
ent-schotten, von Zahlung befreien.
ent-schrecken, erschrecken.
ent-schriven, schreiben, durch Schreiben mitteilen; (durch falsches Anschreiben) wegnehmen.
ent-schulden, -schuldigen, 1. entschuldigen, von einer Beschuldigung frei machen. 2. verschulden.
ent-schuldich, unschuldig.
ent-schuldinge, Entschuldigung.
ent-schulen, sich verstecken, verbergen.
ent-sêden, kochen, sieden (trans.).
ent-segelen, 1. intr. wegsegeln. 2. tr. segelnd (zu Schiff) wegführen.
ent-segge-, (seggel-, segges-)brêf, Absage, Fehdebrief.
ent-seg(g)en, 1. absagen, versagen, lossagen. 2. ausschlagen, nicht annehmen wollen. 3. abweisen. 4. entfreien, reinigen (von einem Anspruche). 5. die Freundschaft, den Bund, Frieden, Lehnsverhältnis etc. aufkündigen.
ent-segginge, Absage.
ent-sekeren, refl. sich reinigen von einer Beschuldigung.
ent-sementlike(n), zusammen.
ent-sên, 1. Scheu, Ehrfurcht haben; fürchten, vereri u. metuere; u. refl. 2. durch Sehen Schaden thun, behexen.
ent-sên, part. adj. 1. geehrt, angesehen. 2. = entsênde: entsên wesen, sich schämen, sich scheuen, aus Scham oder Scheu von etwas absehen.
ent-sênlik, fürchterlich.
ent-setten, 1. entsetzen, befreien, bes. von gerichtlicher Beschlagnahme; retten. 2. auseinandersetzen, schlichten. 3. weg, bei Seite setzen, entfernen, verrenken (Glieder); versäumen. 4. absetzen, ausschliessen, berauben. 5. pass. (u. refl.) ausser sich geraten; vom Weine: umschlagen, sauer werden.
ent-settinge, 1. Entfernung, Räumung (evacuatio). 2. Entsatz, überh. Hülfe.
ent-sichlikeit, (Ehr)furcht, reverentia.
ent-sich(t), (Ehr)furcht.
ent-sîn, nicht sein, fehlen, mangeln.
ent-sinken, 1. intr. wegsinken, entfallen. 2. tr. fallen lassen, nachlassen.
ent-sinnet, von Sinnen gekommen.
ent-siren, entzieren, Schande anthun.
ent-sitten, 1. intr. (sich wegsetzen) entweichen. 2. tr. versäumen, supersedere.
ent-slagen, -slân, 1. los, frei geben, weggeben. 2. refl. sich frei machen, entledigen, bes. von einer Beschuldigung.
ent-slapen, einschlafen.
ent-sliken, wegschleichen.
ent-slummeren, 1. fact. machen, dass jemand einschläft. 2. intr. einschlafen.
ent-slut, Entschluss, Beschluss.
ent-sluten, 1. öffnen. 2. beschliessen.
ent-spenen (-spanen), abspenstig, abwendig machen.
ent-spenginge, Enthaltsamkeit.
ent-spinnen, entspinnen, anstiften.
ent-spisen, die Speise wegnehmen, decibare.
ent-spôn = entspanen.
ent-spreten, -spruten, entspriessen.
ent-springen, 1. weg-, entspringen. 2. aufspringen. 3. zerspringen.
ent-stân, 1. widerstehen. 2. stehen bleiben; aufhören, ein Ende haben. 3. ausgehen, mangeln. 4. nicht zu Stande kommen, nicht gelingen. 5. zu Pfande stehen.
ent-steken, wegstecken, amovere. Auch = ent-sticken.
ent-stelen, wegstehlen.
ent-stellen, wegstellen; refl. aus der Fassung geraten, immutari.
ent-sterven, dahinsterben.
ent-sticken (-steken), 1. tr. entzünden; anstecken (von Krankheiten). 2. intr. in Brand geraten.
ent-striden, durch Streiten wegnehmen.
ent-suchtinge, Seufzen.
ent-sundern, absondern, ausschliessen.
ent-suveren, reines beschmutzen, verunreinigen.
ent-sweken, schwächen, beschädigen, schmälern.
ent-swellen, die Geschwulst verlieren.
ent-sweren, abschwören, abjurare.
ent-swigen, zu schweigen beginnen.
ent-tên, 1. intr. wegziehen, sich entfernen. 2. tr. ent-, wegziehen.
ent-(t)onen, zeigen.
ent-toven, aufhalten, warten lassen.
ent-trecken, wegziehen.
ent-(t)rennen, trennen.
ent-trenninge, Trennung, Zwiespalt.
en-tusken, -tuschen, zwischen.
ent-valien, 1. entfallen; wegfallen (vom Sinken der Flut). 2. abfallen, einem etwas nicht halten. 3. weniger bekommen.
ent-vangelbôk, Buch, in welches die Einnahmen eingetragen werden.
ent-vangelik, (pass.) annehmbar, angenehm; (act.) empfänglich.
ent-vangen, -vân, empfangen, (anfangen) anfassen; in Dienst nehmen, engagieren; als Bürger annehmen.
ent-vanger, Empfänger.
ent-vanginge, Empfang; Empfängnis.
ent-vank, Empfang; concr. das Empfangene.
ent-vanklicheit, -venklicheit, Empfänglichkeit; Annehmlichkeit.
ent-vanlik (= -vangelik), empfänglich.
ent-varen, davon laufen, weggehen; sterben.
ent-vechten, fechtend erwehren, ausfechten.
ent-velen, fehlschlagen.
ent-velen, (empfehlen) übertragen, mandare.
entvengen, 1. ent-, anzünden (eigentl. u. bildl.). 2. inficieren, anstecken. (Öfter verwechselt mit entvangen).
ent-venklik (= -vangelik), angenehm, acceptus.
ent-verden u. -verdigen, entfernen, wegnehmen, entwenden.
ent-veren, -verden = entverdigen, abalienare.
ent-veringe, Entfernung, Wegschaffung.
ent-vermen, -varmen, Mitleid einflössen, erbarmen (gew. unpers. mit Dat. d. P.)
ent-vermen, das Erbarmen.
ent-vermenisse, Erbarmung.
ent-vermer(inne), Erbarmer(in).
ent-verm-harticheit, Barmherzigkeit.
ent-vermich, barmherzig.
ent-vernen, entfernen, entwenden.
ent-verwen, entfärben, die Farbe wechseln.
ent-vinden, durch Urteil absprechen, aberkennen.
ent-vinsen, die Wahrheit verschweigen, simulieren, dissimulare.
ent-vlegen, -vlên, entfliehen.
ent-vleten, wegfliessen.
ent-vligen, -vlien, auseinandersetzen, vergleichen, schlichten.
ent-volden, entfalten.
ent-voren, -vuren, verfahren, de-, abducere (dem Zoll mit seinem Fuhrwerk sich entziehen); ent-, wegführen.
ent-voringe, Weg-Ausfuhr.
ent-vorten? (= ent-vorchten, -vruchten, fürchten?)
ent-vrigen, frei machen, entledigen.
ent-vromeden, -vromen, entfremden, veräussern.
ent-vrouwen, der Freude berauben.
ent-vruchten, fürchten.
ent-vunken, entzünden.
ent-waken, erwachen.
ent-wakeren, entweichen, entkommen.
ent-wandelen, verwandeln.
ent-wanderen, weggehen, auswandern.
entware, enware werden, gewahr werden.
ent-waren, aus der (ge)were, überh. aus dem Besitze setzen.
ent-wassen, entwachsen, (bildl. aus der Macht kommen); abnehmen.
ent-wecken, aufwecken.
ent-wedemen, -wemen, entweihen, entheiligen.
ent-wegen, an etwas denken, erwägen.
entweget, vom Wege abgekommen, devius.
en-twei, -tweig, intwei, entzwei, auseinander; e. dregen, getrennt, verschieden sein, distare; e. gân, riden, von einander gehen, reiten; e. komen, stân, in Zwietracht geraten etc.
en-tweidrachtich, zwieträchtig.
entweien, teilen.
ent-wei(g)eren, verweigern.
entwei-settinge, Teilung.
entwei-spoldinge, Spaltung, Zwist.
entwei-standinge, Zwietracht.
entweldigen, -woldigen, 1. Gewalt anthun. 2. aus dem Besitz setzen, berauben.
ent-weldunge, Entwältigung, Vergewaltigung.
ent-wemen = entwedemen, entweihen.
ent-wenden, -wendigen, 1. abwenden, abwehren. 2. wegnehmen.
ent-wênen, anfangen zu weinen.
entwêr, entweder.
ent-werden, vergehen, verschwinden; flüchtig werden.
ent-weren, wehren, verteidigen.
ent-weren, aus der were (Besitz) setzen, berauben. (Das W. mischt sich öfters mit entwerren).
ent-werken, wegschaffen.
ent-werpen, 1. intr. sich hin und her werfen, sich bewegen (von Ohnmächtigen und Scheintoten, wenn die Besinnung, das Leben wiederkehrt). 2. tr. den Entwurf (Zeichnung) von etwas machen, beginnen; in der Schreibkunst: grosse Buchstaben machen, ingrossare.
ent-werren, (-weren), 1. befreien, bes. von Rechtsansprüchen. 2. zahlen, bezahlen. 3. eine streitige Sache (oder Streitende) aus einander bringen, schlichten, entscheiden. – solvere.
entwêrs, quer.
ent-wert(-wort)elen, entwurzeln.
en-twiden, gewähren, erhören.
en-twidinge, Erhörung.
ent-wiken, entweichen.
ent-wilden, wild, fremd machen; entstellen.
ent-willen, nicht zu Willen, entgegen sein, adversari.
ent-winnen, aus dem Dienste oder Benutzung eines andern eine Person oder Sache wegmieten.
ent-wischeren, entwischen, evadere.
ent-wisen, (gerichtlich) absprechen, abjudicare.
ent-wreden, wrêt, zornig werden.
ent-zunden, entzünden; in Zorn bringen.
envare, kleines Schiff (= ever?).
enwar = entware.
en-wech, -wege, einwege, weg, fort.
epilencie, Epilepsie.
episteler, Lector der sonntäglichen Episteln, subdiaconus.
epistole, Epistel. to der e. gewiget sîn, Subdiakonus sein.
eppe, Apium, Eppich.
er, ihr (Dat. S.), ihrer, von ihnen (Gen. Pl); sich (refl. nur westwärts. – engl. her).
er, Poss. Pron. ihr.
er-, Vorsilbe; seltener als vor-.
er, Abk. für her, als besondere Titulatur der Geistlichen.
er (êr), contrah. aus ener.
êr, adj. u. adv. früher; êr-genant, -gerôrt u. s.
êr, êre, n. Erz.
êr, eir, ere, erre, zornig.
êr-achtich, Ehre habend, angesehen.
êrbar, -ber, ehrwürdig, edel, vornehm.
êrbar(-ber)heit, êrbaricheit, Ehrbarkeit; Ehre, die man erweist, reverentia; Ehre, die man hat, fama.
êrbar-(ber)liken, auf ehrenhafte Weise.
er-barmen, erbarmen.
er-bêden, 1. erbieten, darreichen. 2. gebieten.
er-bêdinge, Erbietung.
er-beiden, erwarten.
er-beren, gebären.
er-bidden, erbitten; Fürbitte für jemand thun.
er-biten, tot beissen.
er-bloden, verbluten, an Verblutung sterben?
er-bodere, Erbieten, Erbötigkeit.
er(-or)bodich, erbötig; gehorsam.
er(-or)bodicheit, Erbötigkeit, Willigkeit, Gehorsam.
er-bogen, rühmen.
er-boren, gebühren.
er-bruken, gebrauchen, geniessen.
erbruken, sik, mit Furcht erfüllt werden? (= mhd. erbliugen?).
er-buwen, er-, aufbauen.
er-buwinge, Erbauung, Aufbau.
erch, erech, errich, n. weiss gegerbtes Leder, aluta.
erchen, sw. v. mit erch besetzen oder füttern.
erch-îsern, Erch-Eisen.
erchlik, arg, böse; erchliken, adv.
erch-maker, Erchmacher, Ercher, Ircher.
er-dagen, Tag werden.
erd-appel, alcamia (alcanna) u. cucumer, pepo.
erd-bevinge, Erdbeben.
erd-boddem, Erdboden.
erde, f. 1. Erde. 2. Landgut, Landbesitz.
êr-dedich, ehrenhaft handelnd.
erd-dunk, unterirdische Höhle.
erd-dwenger, Erdzwinger, Schanze.
er-de(ge)dingen, durch Unterhandlung bekommen.
erde-lant, Acker-, Bauland.
er-dêlen, 1. durch Urteil zusprechen. 2. durch Urteil wofür erklären.
erden, irden.
er-denken, 1. gedenken. 2. denkend finden.
erdes(ch), irdisch.
erdeschop, die irdischen Dinge.
erd-groper, Töpfer.
erdhaft, e. gôt, Landbesitz.
erd-hure, Grundheuer.
erd-hûs, Schanze.
er-dichten, erdenken, erfinden.
er-dichter(sche), Erfinder(in).
erdigen, sw. v. begraben.
er-dingen, durch Verhandlung verlangen, exigere.
end-kôp, Endkauf, Landkauf (emtio sepulturae).
er-doden, töten.
er- (erre-, ar-)dôm, 1. Irrtum, falsche Lehre. 2. Spaltung, Zwietracht.
erd-peper, Sedum Telephium.
erd-popele, altea, malva.
er-drengen, (ab- u. wohin) drängen.
erd-rôk, fumaria offic.
erd-stadelich, (Getreide), das im erdstadel (unterirdischen Getreidebehälter oder Scheune) steht.
erd-fal, 1. Sturz zur Erde. 2. Fussfall.
erd-fast, erdfest, unbeweglich.
erd-winner, Landmann, agricola.
êre = êr, Erz.
êre, f. 1. Ehre 2. Ehe. to den eren komen, sich verheiraten (von Jungfrauen).
êre-beker, Ehrenbecher.
eren = er, her, Titel der Geistlichen.
êren, von Erz, ehern.
eren, sw. v. ackern, pflügen.
êren, sw. v. ehren, verehren (= beschenken); refl. sich rühmen, sich brüsten.
er-ênen, vereinigen.
eren-girich, ehrgierig, -geizig.
eren-klêt, Ehrenkleid.
eren-koge, Ehren- (= Geschenk)kühe (als Abgabe).
ere(nt)-rîk, reich an Ehren; ehrerbietig.
erent-vest, ehrenfest.
er-eschen, erkunden, in Erfahrung bringen.
ere-werdinge, Ehrerbietung.
ere-wîn, Ehrenwein; Wein zu Ehrentrunken, Geschenken etc.
eren-wart (erewort), (zu der Ehre hin), ehrenwärts, die Ehre betreffend.
er-gân, 1. intr. ergehen, geschehen; vergehen. 2. tr. gehend erreichen, einholen.
ergen, ergeren, ergeringe, s. argen.
ergens, ergent, irgend, irgendwie.
er-getten, vergessen.
êr-gistern, vorgestern.
er-gnappen, erschnappen, erhaschen.
er-gretten (-grotten), (zum Zorn) reizen.
êr-(h)aftich, -hachtich, Ehre habend, angesehen.
êr-hafticheit, Titel der Ratspersonen u. a.
er-halen, 1. wiederholen, von neuem sagen; erzählen. 2. refl. sich erholen; sich schadlos machen; einen Mangel oder Versehen wieder gut machen.
er-halinge, Abhülfe eines Schadens oder Versehens.
er-heven, 1. erheben, errichten; beginnen; preisen, 2. überheben, verschonen. 3. refl. sich erheben; sich verlassen auf etwas.
er-hever, Erheber.
er-hogen, in hogen bringen, erfreuen; refl. jubeln, exultare.
er-holden (-halden), behaupten, festhalten; up den hilligen e., beschwören. refl. sich verteidigen (durch einen Eid).
er-horen, hören.
eringe?
er-innen, -inneren, innen bringen; erinnern, in das Gedächtnis zurückrufen; überführen.
er-kantnisse, 1. Anerkenntnis, Zeugnis. 2. richterliches Urteil. 3. Erkenntlichkeit (Geschenk).
erkener, s. arkener.
er-kennen, 1. anerkennen. 2. entscheiden (vom Richter).
erker, s. zu arkener.
er-kêsen, 1. erkiesen, erwählen. 2. gewahren, sehen.
er-klagen, sik, Klage erheben.
er-klaren, 1. kund thun. 2. verklären.
er-klingen, erklingen.
er-komen, auffahren, erschrecken.
er-kouwen = eder-(ader)k., wiederkäuen.
er-koveren, erholen, gewinnen. gew. refl. mit Gen. sich erholen, erlittenen Schaden wieder einbringen.
er-krechtigen, mit Gewalt nehmen.
er-krenken, schwächen.
er-krigen, bekommen, erhalten.
er-langen, 1. herlangen, -reichen. 2. verlangen.
er-legeren, ersetzen, bezahlen. refl. sich legen, abnehmen (vom Winde).
er-leggen, 1. ersetzen, bezahlen. 2. liquidieren. 3. einen Zeugen zurückweisen.
er-leggunge, Darlegung, Ausweis.
er-leren, erlernen.
er-lesen, lesen.
êr-licheit, 1. Herrlichkeit, Ruhm. 2. = majestas als Titelbezeichnung.
er-lichten, entheben, entlasten.
erles, ein Fisch, Elritze.
erlik = er(r)elik, aufgebracht; ärgerlich; Ärger bereitend. adv. erliken.
êr-lik, der Ehre wert, ehrbar, vornehm, stattlich, herrlich, adv. êr-liken.
êr-lôs, ehrlos; schimpflich, adv. êrlosen.
er-losen, lösen, bezahlen, solvere.
er-losigen, ermatten.
er-loven, Erlaubnis zu gehen geben, entlassen; einräumen.
er-lovinge, Erlaubung, Erlaubnis; Entlassung.
er-luchten, 1. intr. ans Licht kommen, bekannt werden. 2. tr. erleuchten.
er-lutteren, erläutern.
erm = arm.
er-maken, zusammenbringen.
er-manen, 1. ermahnen. 2. einfordern; gerichtlich eindingen.
ermeke, kleiner Arm, Ärmchen.
er-merken, 1. bemerken. 2. einsehen, abnehmen.
ermodatten (hermodactilus), Colchicum autumale.
er-modicheit, Demütigkeit.
er-nalen, refl. sich nähern; mit Gen. in (rechtlichen) Besitz nehmen.
er-narren, närrisch werden, desipere.
..erne, ..ernde, Ableitungssilbe, Fähigkeit, Geneigtheit bez. z. B. arbeiderne, arbeitsam, kiverne, streitsüchtig u. a.
erne = arne, f. Ernte.
ernen, sw. v. ernten.
er-neren, 1. retten. 2. ernähren.
er-nomen, ernennen.
ern(e)st, m. u. n. Ernst, Strenge; Zorn, Erbitterung.
ern(e)st, ernst, strenge; zornig.
ern(e)st(h)aftich, -achtich, ernst, streng, zornig. adv. ernsthaftigen.
ernstich, ernst, streng, eifrig.
ernsticheit, Ernst, Strenge, Eifer.
ernstliken, ernstlich, eifrig.
ernst-sedich, ernstsittig, gesetzt.
er-ogen, vor Augen stellen, zeigen.
er-open, eröffnen.
er-orloven, gestatten.
er-orsaten, ersetzen.
er-osen, ausschöpfen, leer machen.
er-overen, gewinnen.
er-overinge, Gewinnung.
erpel, (arpel), Enterich.
er-quacken, Leben zeigen.
er-quicken, zum Leben erwecken.
errasch = arrasch.
êrre, früher.
erre, irre; = êr, zornig.
erre-geist, Irrgeist, Verführer.
er-rêken, erreichen.
erren, sw. v. 1. irren, sich irren. 2. irre machen, behindern. 3. (zu êr) aufbringen, zornig machen.
err-schap, zorniges Wesen.
erschîn = (irschîn), Irrschein, falscher Schein.
erringe, 1. Irrtum. 2. Irrung, Streit.
er-risen, sich erheben, entstehen.
er-rogen, 1. erregen, anregen. 2. refl. sich regen, sich rühren.
er-roginge, Erregung.
errich, 1. irrend. 2. streitend, zwistig.
ers = ars.
er-sadinge, Sättigung.
er-saken (ersachen), verursachen.
êr-sam, -samich, ehrenwert, geehrt.
êr-samheit, -samicheit, Ehre; Titelbezeichnung für Magistrate etc.
er-saten = er-orsaten.
ersatre, Arzt. (archiater).
er-schêden, richterlich entscheiden, schlichten, vergleichen.
er-schellen, st. v. erschallen; schw. erschallen lassen.
er-schinen, erscheinen.
er-schnuven, erschnauben, wittern.
er-schrigen, aufschreien.
er-schulden, verschulden, promereri.
erse(-sze, -ce), f. erzbischöfliche Würde.
erse-bischop, Erzbischof; ..bove, Erzbube; ..diaken, Archidiakonus.
er-sên, ersehen, sehen.
ers-kerne (= -kerve), Arschkerbe (Strassenname).
ers-knôp, Arschknopf, Ende des Rückenwirbels.
er-sliten, verschleissen, aufgerieben werden.
er-sniden, zerschneiden.
er-soken, ersuchen.
er-sokinge, Er-, Ansuchen.
er-soten, versüssen.
er-spên, erspähen.
êr-sprake, ehrende Rede.
er-sprêten, erspriessen.
er-staden, 1. erstatten. 2. gestatten.
er-stadinge, Erstattung, Entschädigung.
er-stân, 1. aufstehen. 2. (mit Gen.) auf etwas achten, an etwas festhalten, wofür einstehen; zugestehen. 3. tr. eine Klage, e. Prozess durch Stehen vor Gericht gewinnen, in Folge des Ausbleibens des Gegners beim Termin.
êrst-beringe, Erstgeburt.
êrst(e), (Superl. zu êr), erste.
êrst(e), êrsten, 1. adv. zuvor, zuerst, anfangs; zum ersten male; erstlich (demum). 2. conj. 1. dat êrste dat, (alse êrsten) sobald als. 2. = deste, nur dass, wenn nur, dummodo.
er-steigeren, steigern, vermehren.
er-steken, erstechen.
er-sterven, 1. sterben. 2. aussterben. 3. durch Sterbefall auf jem. kommen; erbloses Gut werden.
êr-sticheit, Erstheit, primitiae.
er-sticken, anstecken, anzünden.
er-stinken, (bildl.) böswillig erfinden, erlügen.
er-strecken, 1. hinausschieben. 2. erstrecket sîn, wozu geneigt, willens sein.
er-suren, sauer machen; sauer werden.
er-swangeringe, Schwangerschaft.
er-swingen, schwingen.
..ert, art, (mdh. hart), den starken Hang zu etwas (in bösem Sinne) ausdrückend.
ert-, s. erd-.
er-tellen, erzählen.
êr-tît, frühere Zeit, Vorzeit; êr tiden, vor der (rechten) Zeit; êrtides, adv. früher.
er-togen, -tegen, zeigen, erzeigen, beweisen.
er-togeren, verzögern, aufschieben.
er-tonen, zeigen.
er-tornen, erzürnen.
er-trôsten, refl. sich über den Verlust einer Sache beruhigen.
ertseken, Hänfling, Fringilla canabina.
er-tugen, 1. bezeugen. 2. (erzeugen) anschaffen, kaufen.
ertse (erse), f. Erz (hochd.).
erf-, s. erve.
er-vallen, verfallen; zufallen.
er-varen, 1. durchziehen, durchwandern. 2. bildl. erforschen, erfragen; sik e., Belehrung einholen. 3. verfahren. 4. widerfahren, zu Teil werden.
er-varenheit, Erfahrung.
er-varinge, Erfahrung.
er-varnisse, Erfahrung.
erve, n. Erbe, Nachlass; Grundstück, bes. Haus.
erve, m. Erbe, heres.
erve-blôt, Bluterbe, E. dem Blute nach.
erve-bôm, Erbbaum.
erve-borchlên, Erb-burglehn; -lude, Erbburgmänner.
erve-boren, erbgeboren.
erve-bûr, Erbe (erbgesessener) -bauer.
erve-bute, Erbtausch.
erve-dach, Tag, wo man das Erbe teilt; wo man eine ewige Rente zu zahlen hat?
erve-dachdinge, (erftachd.), Verhandlung über die Erbschaft, Erbteilung.
erve-dêle, 1. Erbteilung. 2. Anteil des Herrn am Nachlass eines Hörigen, (mortuarium).
erve-dêlen, erbteilen; von dem, was Hörige hinterlassen, einen Teil an sich ziehen.
erve-dêlinge, Erbteilung.
erve-eininge, Erbeinigung.
(erve) erfexe, Markgenosse (mit dem Rechte das Holz in der Marke zu schlagen und mit Vieh, – Schweinen – zu betreiben). coheres.
erve-gift, erbliche, dauernde Gabe.
erve-gût, 1. Erbgut. 2. Grundbesitz, Immobilien.
erve-havich = erfhaftich.
erve-haftich, -hechtich, 1. erblich. 2. erbgesessen, grundbesitzend.
erve-hafticheit, Erbe, hereditas.
erve-hât, Erb(ewiger)hass.
erve-hegge, Erbhecke, bleibende Hecke.
erve-holt, Erbholz, nam. von Eichen und anderem harten Holze.
erve-holtink, das gemeine Holting oder die gemeine Markensprache.
erve-hûs, Sterbehaus, Haus des Erblassers.
erve-kôp, Erbkauf (zu beständigem Besitze als Gegensatz zum Pfandbesitz); ewige Rente.
erve-laten, erbliche Laten.
erve-lede, Erbglieder, Erbberechtigte.
erve-lik, erblich; dauernd; e.-gût, Immobil; e.-tins, Zins oder Rente aus einem Grundstück.
ervelink, Erbe.
er-vellenisse, das Verfallen der Hinterlassenschaft eines Hörigen.
erve-los, ohne Erbe; ohne Grundbesitz; ohne Erben.
erve-mâch, erbfähiger Verwandter.
erve-man, Erbmann, erblicher Dienstmann; der Bewohner eines Bauerwesens, colonus.
erve-mark, Mark Erbzins.
erven, sw. v. 1. intr. erblich werden; durch Erbschaft übergehen. 2. tr. vererben; beerben, als Erbteil geben, (das heutige ‚erben‛ ist erve nemen).
erven-nakomelink, Erbeserbe.
erve-name, -gename, m. der das Erbe nimmt, Erbe.
erve-name, n. das Erbe.
erve-namicheit, Erbe, hereditas.
erve-nameschop, das Erbe, hereditas.
ervenisse, Erbschaft, sowol das Erbe selbst als Erbanspruch.
erven-lôf, -gelôf, (erflôf), Zustimmung der Erben.
erve-note, -genôte, Erbgenosse, Markgenosse, Grundbesitzer.
ervent, m. Erbe.
erve-plege, dauernde Abgabe.
erve-punt, Pfund Erbzins.
er-verden, erschrecken.
erve-rente, ewige, dauernde Rente.
erve-sake, ererbtes Gut, Immobilien (wie erve).
erve-sate, -sete, Erbgesessener, = erf-sittende man.
erve-schicht, Erbteilung.
erve-sedel, der auf einem (zinspflichtigen) Erbe sitzt.
erve-sele, die erbliche und dauernde Uebergabe eines Grundstückes vor Gericht.
erves-erve, Erbeserbe.
erve-stam, Erbstamm, Stammhalter.
erve-stânde egen, immobiles Eigentum.
erve-sunde, Erbsünde.
erve-swîn, Erbschwein, erbliche Abgabe eines Schweines.
ervetal(e), n. u. f. Erbschaft; Erbrecht; unbewegliches Gut.
erve-tins, erblicher, dauernder, unablöslicher (Grund)zins.
erve-tûn, Erbzaun.
erve-voget, Erbvogt.
erve-wardinge, Erbanspruch?
er-vinden, refl. sich finden, sich zeigen.
ervinge, f. Erbe, Erbteil.
ervink, m. Erbe.
er-voden, ernähren, erhalten.
er-vogen, refl. sich wohin verfügen, gehen.
er-vrien, durch Heirat erwerben.
er-volch, Verfolgung.
er-volgen, 1. intr. folgen, die Folge sein. 2. tr. verfolgen, bes. sein Recht (durch Klage); erlangen, erreichen.
er-vorderen, forderen, exigere; durch vorderunge (Klage) beitreiben.
er-vrêschen, erforschen.
er-vrischen, auffrischen, erneuern.
er-vroschen, erforschen, erfahren.
er-vrowen, (-vrewen, -vrawen) erfreuen.
er-vullen, erfüllen; ersetzen.
er-wachten, erwarten; hoffen.
er-wachtinge, Erwartung.
er-waren, wahr machen, bewahrheiten (durch Eid).
er-wassen, erwachsen; auf jem. vererben.
er-wecken, tr. erwecken; wieder in Erinnerung bringen; (intr. wach werden; sich erheben?)
er-wegen, 1. bewegen, fortbewegen, rühren. 2. refl. a. etwas auf sich nehmen, übernehmen, sich zu etwas verstehen, wagen. b. sich begeben, verzichten auf.
er-wegen, verwegen.
êr-werdich, ehrwürdig, ehrenwert; (Titel eines Ritters).
êr-werdicheit, Ehre, Ehrerbietung.
êr-werdigen, verherrlichen, glorificieren; sik. e., sich Ehre anmassen.
er-weren, wahr machen, erhärten.
er-weren, wehren, schützen; refl. sich verteidigen (gegen ein Strafurteil), seine Unschuld behaupten.
er-werven, (durch Thätigkeit) erlangen, erwerben.
erwete, (erfte), erwitte, arvete, erte, f. Erbse.
erwete-stoter, Erbsenstösser.
êr-wilen, ehedem, früherhin.
er-winden, aufhören, ablassen.
er-winnen, 1. erweisen, beweisen, überführen. 2. durch Richterspruch eine Klage oder eine Sache gewinnen.
er-wisen, vorzeigen, beweisen.
er-wissenen, = vorw. sichern.
er-worgen, erwürgen.
es, Gen. zu it.
esch, m. Dose, Schachtel.
esch, m. offenes, uneingehegtes (Saat)feld.
ê-schap = echtschap, Ehe.
ê-schaftssaken = êhaften.
eschare, eine Art Frauengeschmeide.
esche, f. Aufforderung; esche-brêf, schriftl. Citation.
esche, f. Esche. eschen-holt.
eschen, eischen, sw. v. 1. heischen, fordern. 2. vorfordern, laden, citieren, berufen. dat amt e. Aufnahme in die Innung begehren; die Zunft citieren. 3. = voreschen, erfahren.
escher, Rufer, Einforderer, exactor.
eschinge, 1. Forderung; Vorladung. 2. Berufung, Beruf.
ê-schult, Eheschuld = êlike werk.
ese, f. Esse, Feuerherd des Metallarbeiters.
esel (essel), Esel; Name eines Belagerungswerkes.
eseldriver, Eseltreiber.
esele-vorte, Eselsfurz; leichtes Gebäck, vgl. nunnekenfurte.
eselhower, eselholthower? Welches Geschäft hat dieser zu verrichten?
esel-minne (-minte), Eselmilch, -kraut, Euphorbia esula.
eselsdwâs, eselhafter Narr.
eselskop, Esels-, Dummkopf.
esen- (esse) quast, Essenquast, Gerät der Schmiede.
eser = neser.
ê-setter, Gesetzgeber.
eslik = islik.
espe, f. Espe, Populus tremula; espenlôf, Espenlaub.
espink, ein kleines Fahrzeug, Schaluppe, Boot.
esse, n. (lat. esse), Bestehen, Wolsein.
estlik = islik.
ete-gelt, Futtergeld.
ete-hûs, Speisehaus, cenaculum.
ete-ko, Kuh zum Essen (Ggs. Milchkuh).
etel-dach, Esstag (Ggs. vasteldach).
etel- (eten) kost, die Nahrung, die man isst.
ete-love, Esslaube, Speisezimmer, cenaculum.
etel-stede, Essstätte.
etel-vat, Essgeschirr.
etel-ware, Essware.
eten, st. v. essen, fressen; etende ware, Essware. – Inf. subst. das Essen, die Mahlzeit.
etesch, gefrässig, edaculus.
ete-vê, Vieh, das gegessen wird, bes. Rindvieh.
ete-visch, Speisefisch, (Abgabe der Fischer an den Herrn).
et-grode, der zweite Wiesenwachs, Nachweide.
etik, etek, m. Essig; etik-lechelen, Essigfässchen; etik-vat, Essigfass.
etinge, das Essen, Mahl; Futter.
et-lant, Weideland.
etlik = etelik, essbar.
et-mâl, die wiederkehrende Zeit, Periode, bes. die Flut- und die Tagesperiode von 12, resp. 24 Stunden.
êtschop, Eidschaft? oder et-schop, Weideschaft, Weideland?
êt-swere, der einen Eid geschworen hat, Geschworner.
ette, Egge (= egede, eide).
ettelik, etlik, etlich, irgend ein.
etten, sw. v. etzen, beweiden, pascere.
etter, m. Eiter.
ettinge, Weide.
et-venne, Weideland, Grünland.
etwan, 1. einst, vormals. 2. vielleicht.
etwes, etteswes, etwas.
eve = (ef) of, oder.
even(e), effen, 1. eben, gleich. 2. passend; e. komen, zukommen, entsprechen, passen, convenieren. 3. genau, gerade, just. 4. evene alse, wie, gerade so als, als ob, even wol, gleichwol, trotzdem.
evendrachtich, -drechtich, gleichmässig, egal; e. effte, gerade so als ob.
evene kersten, -kristen, Mitchrist.
evene-minsche, Neben-, Mitmensch.
evenen, sw. v. 1. intr. passen, convenieren. 2. tr. gleich machen. 3. refl. sich vergleichen, versöhnen.
even-gelik, (eventlik), gleich.
evenicheit, Gleichheit.
even-ho(ge), eine Belagerungsmaschine, plutei ad moenium altitudinem educti.
eveninge, Vergleich, Sühne.
evenkomelik, entsprechend, übereinstimmend, convenierend.
evenmodigen, mit Gleichmut.
even-olt, gleich alt, coetaneus.
eventur(e), f. u. n. Ereignis, glückliches oder unglückliches, Zufall, Gefahr; allerlei wie es sich trifft. – it is e., kann so oder so ablaufen; e. stân, etwas aufs Geratewol versuchen, riskieren. – bi, van e., gelegentlich, zufällig; up e., auf gut Glück, Risiko.
eventuren, sw. v. 1. intr. sich (zufällig) ereignen. 2. tr. aufs Spiel setzen, riskieren.
even-weldich, -woldich, gleich gewaltig.
êver, flaches Fahrzeug (= envare?) (auf Flüssen und Watten).
ever, Lederstück (beim Schuhflicken); welcher Art?
ever = aver.
eversole, Sohle von ever.
ever-spêt, Eberspiess, venabulum.
ever-swîn, (wilder) Eber.
ever-vlêsch, Eberfleisch (-braten).
ever-wort, Eberwurz, carlina acaulis.
ewangelier, der Diakon, der das Evangelium liest.
ewe, eve = owe, Schaf, bes. Mutterschaf.
ewe, aevum, seculum (ndl.).
ewe = ê (ee), Gesetz.
ewel(i)ken, ewig, immer.
ewich, ewig, dauernd; e. gelt, immerwährende Rente.
êwich = (ênwîch), Einzelkampf, Zweikampf.
ewigen, sw. v. ewig machen, verewigen.
ewigen, -ges, adv. auf ewig, auf immer.
exe, exene, f. Axt.
exen-hamer, Axthammer.
exen-tûch, Axtgerät, Axt.
exter = hegester, Elster.
ga, jäh, jach, rasch, schnell. de gae dôt, Apoplexie; mi is ga, ich habe Eile, Verlangen.
gabben, gabberen, sw. v. Scherz, Possen treiben.
gabberie, Scherz, Possen.
gabbert, närrischer Kerl, Possenreisser.
gabel, Abgabe, Steuer, gabella.
gabelitte, s. gobelitte.
gadde, ein Fisch, asellus mollis.
gad(d)er, zusammen; gew. to gader; mit gadders, zusammen.
gaddere, f. Gatter, cancellus.
gad(d)eren, sw. v. zusammen bringen, sammeln.
gad(d)erer, Sammler.
gad(d)erheren, versammelte Herren, patres conscripti.
gad(d)eringe, Versamlung.
gade, Taufpathe.
gade, Gatte, Genosse, der mir gleich ist; bes. Ehegatte, -gattin.
(gade), to gade, passend, bequem, zur Hand liegend.
gadele, Gevatterin?
gade-, gedelicheit, Bequemlichkeit.
gade-, gedelik, passend, bequem, gelegen.
gade-, gedelink, Verwandter, de ne(ge)sten gedelinge, primi consanguinei; gadelinge gelt, Abgabe an die Mitglieder des Geschlechtes.
gadem (gâm), n. 1. angebautes Häuschen, Bude. 2. Kramladen. 3. Stockwerk.
gaden, sw. v. 1. passen, convenieren, gefallen; tr. passend einrichten. 2. (refl.) sich gatten, verheiraten.
gades, (gâs) = godes, Gen. v. got.
gadinge, Passlichkeit, Behagen, Gelüst, convenientia, voluptas.
ga-dope, Jachtaufe, Nottaufe.
gaffele, geffele, f. grosse hölzerne oder eiserne Gabel, bifurca. – Dazu demin. gaffelke.
gaffel-schip, navis rostro munita.
gagel, gegel, n. u. m. 1. Gaumen, palatum. 2. Zahnfleisch.
gagel, Gaukelei? (= gokel?)
gagelen, sw. v. gackeln, schnattern.
gagel-krût, Myrica Gala; mirtus.
gaheil, Kraut, supercilium Veneris.
gahens, gahes, gâs, adv. jäh, schnell.
galander, Haubenlerche.
galant, Alantwein.
galeide, galei, galee, f. Galeere, (Ruder-Kriegsschiff).
galeie, auch = glavie, glevie.
galfern, -pern, sw. v. heulen, (bes. von Wölfen und Hunden).
galgant = galigan.
galge, m. u. f. Galgen.
galgelbôm = gagelbôm, mirtus.
galgenbôms-olie, oleum galbani.
galgen-knepel, Galgenschwengel (als Schelte).
galgenruwe, Galgenreue, zu späte Reue.
galiken, adv. schnell.
galissien-stên, Galitzenstein, Vitriol = kopperôk.
galle, f. 1. Galle. 2. Gallapfel. 3. Herzgalle. 4. Geschwulst am Hinterbeine des Pferdes. 5. schadhafte Stelle überh.?
gallen-swart, aus Galläpfeln bereitete schwarze Farbe.
gallert, gallig.
gal(l)igan, Wurzel von Alpinia oder Maranta galanga.
gallion (eines Schiffes), Schiffsschnabel, rostrum, prora fastigiata.
gallotze, s. glotze.
galm, m. lauter, scharfer Schall.
galm, m. scharfer Geruch.
galmen, sw. v. laut tönen, schallen.
galmen, sw. v. von starkem, widerlichem Geruch und Geschmack sein.
galm-gat, galm-hol, Schalloch.
galreide, Gallert, (Sülze, geronnene Brühe, bes. von Fischspeisen in Gallert, Gelée. oxigarum).
galspern = galpern.
games, gans, corrump. aus gades, Gottes, z. B. wummen games, gans! (Wunden Gottes).
gammelen, sw. v. alt werden.
gammelmat, (dän.) alte Speise = Pökelfleisch.
gammelspel (pleonast.) Spiel, Spass, (mhd. gamen, engl. game).
ga-modich, jachmütig, vehemens.
gân, unr. v. 1. gehen. 2. ergehen, geschehen. 3. gelten (gänge sein). 4. vergehen. – Mit Inf. z. B. stân, sitten, slapen-gân. – Mit Präp. gân mit kinde, schwanger sein; gân up oder to jem., sein Recht bei jem. (als Schiedsrichter) suchen; gân vor, haften für e. a.
gande? Hasenstrick?
gânden, verlängerte Form von gân.
gandon, -dorn = andorn.
ganerve = geanerve, Miterbe, coheres.
gange s. genge.
gangeber, Ingwer.
gangelwagen, ein Gestell mit Rollen (Kinderwagen).
gangel-wech, Weg zum Gehen, Fusssteig.
gank, m. 1. das Gehen; Procession; das Abseitstreten (Beratung) der Urteilsfinder; Weise, Gewohnheit; Gangbarkeit. 2. Gang, Weg; Gang (von Speisen). 3. techn. in der Weberei: eine bestimte Partie Aufzugsfäden.
gank-bort, Laufplanke im Schiff.
gankgeve, gäng und gebe.
gank(h)aftich, -achtich, 1. zu gehen fähig. 2. gangbar (von Münzen).
gankwerk, eine Art Pelzwerk.
gans, s. gôs.
gante, Gänserich, anser.
gans (gans), 1. adj. ganz, im Plur. auch = alle. 2. heil, gesund, unverletzt. 3. adv. durchaus, omnino.
ganzen, sw. v. ganz, heil machen, sanare.
ganzer dinge, gänzlich.
ganzliken, gänzlich, omnino.
ganzwille, Vorsatz, Absicht.
gapen, sw. v. gaffen, den Mund aufreissen.
gaper, gapert, Gaffer; der das Maul aufsperrt, um viel zu essen, gefrässig.
gapinge, Öffnung, Schlund, hiatus.
gar, fertig gemacht, bereitet; gar, bes. gare koste, spise.
gar, adv. ganz, sehr.
gar-brader, Garbrater, Schlächter, der gares Fleisch (u. rohes) feil hat. fartor u. assator.
garde, m. Garten.
garde, f. das bettelhafte Herumgehen herrenloser Kriegsknechte von Haus zu Haus.
garde = engl. yard, Elle.
gardebrust, Brustschild?
garden, sw. v. garten, bettelnd herumstreifen.
gardenere, Gärtner.
gardengenger, der »garten«, betteln geht, Vagabund.
gardenkarse, Gartenkresse.
gardinge, das Garten, Vagabundieren.
gare (= carwe?)
gare, f. 1. (Bereitung) Gerberei. 2. Kleidung, Rüstung.
gare, f. die in den Acker gebrachte Düngung und die in Folge deren erhöhte Triebkraft des Bodens; fex, blictrum.
gârfank, eine beim Fischen gebrauchte Stange.
gargaren, sw. v. gurgeln, gargarizare.
gargaringe, -linge, das Gurgeln.
gargariseren, sw. v. gurgeln.
garliken, gänzlich, völlig.
garn, n. Garn, Strick. Netz.
garne-bôm, Webebaum, liciatorium.
garnel, ein langes Oberkleid ohne Ärmel (mit Pelz gefüttert).
garnekorf, Korbgeflecht mit Netzen zum Fischfang; der Netzsack, in dem die Fische sich festlaufen.
garner, garnat, garnol, der kleine Meerkrebs (jetzt: Granat).
garnespinner, Hanfspinner (Hülfsarbeiter der reper).
garn-kluwe, Knaul (Knäuel) Garn.
garren, sw. v. gurren, röcheln; aufstossen (von Speisen).
garrich, gurrend, röchelnd; aufstossend (von Speisen). Adv. garrigen.
garst, ein Zahlbegriff (= snese? Zahl von 7?)
garst, garstich, ga(r)sterich, ranzig, stinkend, bitter von Geschmack, rancidus.
garsten, garstelen (gasseln), sw. v. den rohen (Schwarzbrots)teig mit einem Firniss mittelst des gerstels (Quastes) überstreichen.
gart, als Ackermass, s. jart.
gart, garde, f. Gerte, Zweig; Stachel (aculeus).
gart, Hofraum?
gart-heide, centaurea, aurine.
gart-hof, Krauthof, Küchengarten.
gart-kome, -komel, Gartenkümmel, cuminum.
gart-konele, satureia.
garup, Rüstung?
garve, f. Garbe.
garven, gerven, sw. v. die Garben binden und setzen.
garvenhovet, Garbenhaupt, die in einer Garbe enthaltenen Ähren oder Rispen.
garversche, Garbenbinderin und -aufsteckerin.
garv-vorke, Garbenforke.
garwant, s. gerewant.
gâs, s. gahens.
gaspe, gespe, f. Spange, Schnalle, fibula.
gasse (gatze), f. Gasse, ein von zwei Reihen (Häuser, Menschen etc.) eingefasster Weg (ist mehr hochd.).
gast, 1. Fremder (Ggs. borger). 2. Gast (Ggs. wert).
gaste-boderie = gastebot.
gaste-bot (bade), Gastgebot, Gastmahl.
gaste-geld, Geld eines Fremden, Nichteinheimischen.
gaste-gût, Waren fremder Kaufleute.
gasterich, s. garst.
gasteswise, als Gast, Fremder.
gastgericht, Gericht über Fremde.
gastholden, adj. gastfrei.
gast-hûs, Haus zur Aufnahme Fremder.
gastinge, Gastung, d. i. Speisung, Fütterung.
gast-inne, weiblicher Gast.
gast-mester, der im Kloster (Hospital etc.) für die Fremden zu sorgen hat.
gast-recht, Gastrecht (bestand besonders in einem abgekürzten Verfahren).
gat, n. Loch.
gate, f. Gosse; auch = Gasse, Strasse.
gaterich, löcherig.
gauwe, s. gouwe.
gave, f. Gabe; Nutzungsanteil.
gaven, sw. v. begaben.
ge – Vorsilbe, gebraucht wie im Mhd., aber im ganzen viel seltener; meist eine Verstärkung des im Simplex enthaltenen Begriffes (vor Subst. das Collective) bezeichnend.
ge-achte, Art und Weise.
ge-achten, mutmasslich überschlagen.
ge-ambechtet, der ein Amt hat. officiatus.
ge-antworden, 1. über-, abliefern. 2. antworten.
ge-archwilligen, argen Willen hegen gegen jem.
ge-bare = gebere; gebaren, sw. v. refl. sich benehmen.
ge-bêde, n. 1. Gebot, Herrschaft (imperium). 2. Gebiet, districtus.
ge-bedeger, Gebietiger (im deutschen Orden).
ge-bêden, gebieten; refl. sich erbieten. ge-bêder, Gebieter; gebêdinge, Gebieten, Herrschaft.
ge-bedinge, Beten, Gebet.
ge-beide, -bêde, das Warten, Ruhe, pausa.
ge-beiden, warten.
ge-bende, alles womit man bindet, bes. Kopfputz der Weiber.
ge-bênte, n. die Gebeine.
ge-bere, -berede, -bare, f. 1. Aussehen, 2. Gebahren, Benehmen.
ge-beren, sw. u. st. v. gebären, erzeugen.
ge-beren, sw. v. geberden, sich benehmen.
ge-bergete, -berchte, Gebirge.
ge-beringe, 1. Art und Weise des Benehmens. 2. die angenommene Weise, Heuchelei.
ge-bernen, brennen.
ge-bet, n. Gebet.
ge-bewedemunge, Bewidmung.
ge-bilde, -belde, n. 1. Bild. 2. Vorbild, Beispiel.
ge-bilde (-bildet) -dôk, Tuch mit Bildern (Mustern) gezeichnet, buntgezeichnet.
ge-bildenisse, Gebilde.
ge-billiken, adv. billiger Weise.
ge-binde, n. Fachwerk (von Gebäuden).
ge-bit, n. Gebiss, Zaum.
ge-bladen, mit Blättern versehen, belaubt.
ge-blerre, Geplärr, Lärm.
ge-blet, Bletzwerk, abgerissene Flocken (= bletterwulle).
ge-blick, n. Anblick.
ge-blomete, n. Blüte.
ge-bodder, Mangel, Gebrechen?
ge-bodeschoppen, Botschaft bringen; pass. Botschaft empfangen.
ge-bogen, biegen.
ge-bolder, Gepolter, Lerm.
ge-bômte, n. die Bäume.
ge-bone, n. Gebühne, Stockwerk, Gebälk.
ge-bor, geborede, n. Gebühr.
ge-borde, n. Börde, (Jurisdictions)district.
ge-borden, sw. v. scherzen, höhnen, spotten.
ge-bordiget, gebürtig.
ge-boren, sw. v. gebühren, zukommen; refl. sich ereignen, zufallen, (auch ohne sik).
ge-borenisse, Geburt.
ge-borentheit, Gebührnis, Würde.
ge-borger, (Mit)bürger.
ge-boricheit, Gebühr.
ge-borlik, gebührend.
ge-bort (-burt), f. (u. n.) 1. Geburt. 2. Geschlecht. 3. Nachkommenschaft, Kind.
ge-bot, -bode, n. Gebot.
ge-bovede, -bofde, n. die Gesamtheit der Buben, das Bubengesindel.
ge-brak, n. Bedarf; Mangel.
ge-brât, n. Braten.
ge-brechte, n. Lerm, Geschrei.
ge-brek(e), n. 1. das Gebrechende, Fehlende. 2. Gebrechen, Krankheit, Fehler. 3. Beschwerde, Last, Streitigkeit; die streitige Sache.
ge-breke, adj. gebrechend, fehlend.
ge-breken, st. v. tr. brechen; intr. gebrechen.
ge-brekinge = gebreke.
ge-breklicheit, Mangel, Fehler.
ge-breksam, -samich, mangelhaft.
ge-brêsche, n. Geschrei, Lerm.
ge-brevete, n. das Verbriefte, Inhalt einer Urkunde.
ge-bringen, bringen.
ge-brodet, g. Gesinde, das im Brode eines Herrn steht.
ge-brok = gebrek, Mangel; g. liden. ohnmächtig werden, deficere.
ge-broke = ge-brokede, Sumpf.
ge-brokede, n. Sumpf.
ge-brôksam, straffällig.
ge-bruken, sw. v. Gebrauch von etwas machen, geniessen, refl. m. Gen. üben, ausüben.
ge-brukenisse, Gebrauch.
ge-buchte, -bochte, n. Bug, armus.
ge-buck, n. niedergebogene und in einander geflochtene Zweige eines niedrigen Gebüsches als Umzäunung, Verhau etc.
ge-bullêrde breve, päbstliche Schreiben mit anhangender Bulle.
ge-bundene dage, dies feriati, nefasti, an denen Recht und Gericht gebunden (auf gewisse Handlungen beschränkt) sind.
ge-bûr, 1. Bauer; Colone (dem Gutsherren gegenüber). 2. (Mit)einwohner, Nachbar.
ge-bûrschop, Bauer- (Bürger)recht.
ge-buseme, -boseme, n. leibliche Verwandtschaft; was zum busem gehört; Zugehörigkeit zu einer Hofgenossenschaft (Leibeigenschaft).
ge-busemen, sw. v. die Verwandtschaft, Zugehörigkeit (Leibeigenschaft) nachweisen.
ge-bute = ge-buwete.
ge-buten, Busse zahlen.
ge-butte, n. Eingeweide der Fische, exentera.
ge-buwe, n. 1. Gebäude. 2. Erbauung.
ge-buwen, (be)bauen.
ge-buwete, -bute, n. 1. Gebäude. 2. das Bauen.
geck, thöricht, närrisch; Thor, Narr. (urspr. wol: drehbar, daher viele drehbare Dinge gecken heissen).
gecken, sw. v. zum Narren haben, verspotten, subsannare.
geckerie, Thorheit, Narrheit.
geckes-dedinge, Narrenwerk, Narrentheiding.
geckes-mere, Narrengeschwätz, Possen.
geck-heit, Narrheit, Thorheit.
geck-lik, geckenhaft, närrisch.
geck-ri(g)e, Geckreigen, Narrentanz.
gedacht, f. Gedenken, Erinnerung.
ge-dachte (-dochte), n. 1. das Denken. 2. Erinnerung.
ge-dânte (-dane), f. Beschaffenheit, Gestalt.
geddelisch = gadelik.
gedder = gaderer, Sammler.
ge-dechte = gedachte.
ge-dechtich, eingedenk, memor.
ge-degelicheit, Täglichkeit d. i. tägliche (Opfer)gabe.
ge-degelik, täglich.
ge-degen, (gediegen), ausgewachsen, reif; tüchtig.
gedelik, s. gadelik.
ge-denke, Erinnerung, Gedächtnis.
ge-denkekamer, Mönchszelle.
ge-denken, unr. v. 1. unpers. mit Dat. d. P. erinnerlich sein. 2. pers. gedenken; Inf. subst. Denken, Gedenken.
ge-denkenisse, Gedächtnis.
ge-denklik, erwähnungswert.
gede-isern, Gät-eisen, sarculum.
geden, geiden, sw. v. gäten (selten).
ge-dênste, n. Dienst.
geder, geider, n. Euter (Jüdder).
geder(e)ken, (demin. zu gadder) Balustrade.
ge-deren, sw. v. schaden.
ge-dermete, n. die Gedärme.
ge-dichte, n. 1. schriftliche Abfassung. 2. das schriftlich Abgefasste, Satzung, Schrift. 3. Erfindung; im bösen Sinne: Täuschung, List. – 4. Gedicht.
ge-dichte, adv. dicht, häufig; ununterbrochen; sofort.
gedicht-sprake, Gedicht.
ge-die, -dige, n. Gedeihen, Wachstum.
ge-dien, -digen, st. v. gedeihen; gelingen; gedeihen lassen.
ge-dinge, m. Zuversicht, Hoffnung.
ge-dinge, n. 1. Vertrag, Übereinkunft, Bedingung; das ausbedungene Geld = dingetal. 2. = dink, Gericht.
ge-dingen, sw. v. einen Vertrag etc. schliessen, dingen.
ge-dingenisse, Übereinkunft, ausbedungenes Geld.
ge-dingete = gedingenisse.
ge-dôchsamheit, Geduld.
ge-dôchsamlik, geduldig.
ge-doden, töten.
ge-dogen, aushalten, ertragen.
ge-dochte = gedechte, Gedanken.
ge-doge, n. das Leiden, Aushalten; Zulassen.
ge-dolen, erdulden, aushalten.
ge-dome (dume)? Gericht, Gerichtsbezirk?
ge-dôn, Ton.
ge-dôn, thun.
ge-drach, -drage, Ertrag.
ge-drangete, n. Bedrängnis.
ge-drank, m. Nötigung, Bedrängung.
ge-drank, n. Getränk.
ge-drechte, n. Tracht, Schmuck.
ge-dregen, tragen, ertragen.
ge-drenge, n. Bedrängung.
ge-drengenisse, Bedrängnis.
ge-drenke, n. 1. Getränk. 2. Trinkgelage, Festlichkeit.
ge-drôchnisse, Trugbild.
ge-drogen, trocken werden.
ge-druck, n. Druck.
ge-drunken, betrunken.
ge-duchtich, (als Titel) reverendus, metuendus.
ge-dulden, dulden, leiden; refl. sich gedulden.
ge-dult, f. Geduld, g. hebben, sich in Geduld fassen.
ge-dunken, dünken.
ge-duren, ausdauern, ausharren.
ge-durich, andauerd, beständig.
ge-dwank, n. Zwang.
ge-dwenge, n. Gezwänge, Enge, enger Pass, Verhau.
ge-dwenknisse, Zwang.
ge-dwingen, zwingen.
ge-echt, 1. echt. 2. in Ehe lebend.
ge-enden, zu Ende bringen.
ge-ergeren, ärger, schlechter machen.
ge-erve, m. Erbe.
ge-erven, vererben.
ge-ervet unde gegudet, einer der Erb und Gut hat.
ge-evenen, refl. sich vergleichen, versöhnen.
ge-gade = gade, compar, consors.
ge-geden = gên (jehen?)
ge-gelt, verschnitten.
gegen, s. jegen.
ge-gerwe (n. ge-gêr), n. Messgewand.
ge-geven, ergeben.
ge-grôte, das Gegrüsse.
ge-grunde, Ergründung.
ge-grunden, ergründen.
ge-gudet, mit Gut versehen.
ge-gunnen, gönnen.
gehat, feindselig; g. hebben, hassen.
ge-hebben, 1. haben. 2. erhalten, sustentare.
ge-hechte, Haft.
ge-hege, n. Schutz.
ge-heilsam, heilbringend, hülfreich.
ge-heim, f. Heimlichkeit, Verborgenheit.
ge-hêl, ganz.
ge-hêlheit, Vollständigkeit.
ge-hêlike, vollständig.
ge-hellen, sw. v. übereinstimmen.
ge-helt, geneigt, proclivis?
gehen, s. jehen.
ge-helpen, helfen.
ge-hengen, (-hingen), sw. v. geschehen lassen, zulassen, erlauben.
ge-henge, (gehenk)nisse, Erlaubnis.
ge-hengich, nachgebend, gefällig.
gehent, adv. nahe bei.
ge-herden, aushalten, ausdauern.
ge-herwede = herwede.
ge-hete, n. Geheiss.
ge-higen, sw. v. äffen, täuschen, bei der Nase herumführen.
ge-higerie, Äffung, Täuschung.
ge-hilde, n. Griff am Schwerte, capulum.
ge-hillich, heilig.
ge-hilligen, sw. v. heiligen.
ge-hindern, hindern.
gehint, unwandelbar, beständig.
gehlingen, adv. jählings, schleunig.
ge-hôch-, -hûchnisse, Erinnerung.
ge-hogen, -hugen, sw. v. sich erinnern, eingedenk sein.
ge-hoden, hüten.
ge-holde, (-halde, -hulde), m. Holde, Dienstmann, Diener, (homagialis).
ge-holden, halten.
ge-holt, n. Gehölz.
ge-holtlik, vorbehältlich.
ge-hör, 1. Gehör; dat g. hebben, gehört werden, Gehorsam finden. 2. Hörigkeit, Dienstbarkeit.
ge-horen, hören.
gehoringe, Zubehör.
ge-hôrsamen, sw. v. gehorsam sein.
ge-hôrsamheit, Gehorsam.
ge-hôrsamich, gehorsam.
ge-(hovede), -hofte, n. Gehöft.
ge-hovesinde, Hofgesinde.
ge-hovet, im Hofe befindlich.
ge-huchte, n. Nebengebäude.
ge-hudet, mit einer Haut versehen.
ge-hugede, f. Gedächtnis.
ge-hulpe, behülflich, hülfreich.
ge-hure, geheuer, lieblich, angenehm.
ge-husete, Gehäuse (Baldachin).
gei, s. gâ.
ge-jaren, sw. v. sik g. zu seinen Jahren kommen, mündig werden.
geil, kräftig, munter, übermütig, üppig, fruchtbar.
geilblome, sticatos, Winterblume.
geile, f. die Düngung des Ackers.
geile, f. Hode.
gei-gêlicheit, Mutwille, Ausgelassenheit, Üppigkeit.
geilink (geidlink), Drossel.
geilunge, Düngung.
gein, s. gen.
geisel, f. Geisel, flagellum.
geiselen, sw. v. geiseln, mit Ruten schlagen.
geistlicheit, 1. Religiosität 2. die Gesamtheit der Geistlichen.
geist (gêst), m. Geist; de hillige g., Bez. des Hospitals, Krankenhauses; des hilligen g. penninge, Unterpfand arrha.
geite, f. Geiss, capra (sehr selten).
ge-kantelt, mit Kanten, Ecken versehen.
ge-kentenisse, Kenntnis.
ge-keren, kehren, ändern.
ge-kersten, christlich, christen.
ge-kesen, mählen.
ge-komen, kommen.
ge-kose, Geschwätz.
ge-krenken, kränken.
ge-krigen, bekommen.
ge-krîsch, n. Kreischen.
ge-krîschen, kreischen, schreien.
ge-krôn, n. Gemurre, Klage.
ge-krude, s. krût.
ge-kunne, Geschlecht.
gêl, gelb.
gel (gell), gellend, laut.
ge-lach, n. das Liegen; Trinkgelage, Zeche; Lager, Belegenheit.
ge-lachen, lachen.
gêl-achtich, (-echtich), gelblich.
ge-landet sîn, Landbesitz haben.
ge-lankwilich, lange dauernd.
ge-lât, n. wie jem. oder etwas »lässt«, d. i. aussieht, Aussehen, Geberde, äusseres Benehmen.
ge-lâten, refl. sich gelassen benehmen.
ge-latenheit, 1. Verlassenheit. 2. Gelassenheit.
gelde, f. Zahlung, Bezahlung.
gelden, st. v. 1. bezahlen, ersetzen; einbringen (von Gütern), 2. kosten, wert sein. 3. gelten, angehen, betreffen (mit Dat. oder mit up).
gelder, Zahler, der zu zahlen hat.
gelde- (gell)tal, Geldwert, Geld.
geldinge, Bezahlung.
geldreger (?), Geldwechsler.
ge-ledder, Plur. Glieder, Mitglieder.
ge-ledemate, n. Gliedmass.
ge-leden (Part. von liden), vergangen.
ge-lege (-lech, -lecht), n. Lage; Sachlage, Beschaffenheit.
ge-lege, Belehnung.
ge-legelik (-lechlik), gelegen, bequem.
ge-legen, passend, bequem.
ge-legen (Part. zu lihen), geliehen.
ge-lêgen, lügen.
ge-legen(i)cheit, 1. Belegenheit. 2. Sachlage, Beschaffenheit.
gelegorse (geelgherse), ein Vogel, Grasmücke oder Goldammer.
ge-leide, n. 1. Geleit, die sichere Geleitung, salvus conductus. 2. Sicherheit, Schutz, Friede. 3. Geleitsrecht. 4. Geleitsgeld. 5. Geleitsbezirk.
ge-leiden, 1. geleiten, das Geleit geben. 2. geleiten, einweisen in den Besitz.
ge-leider, Geleiter.
ge-leidesman, Geleiter.
ge-leistunge = leistunge, Geiselschaft.
ge-leitlik, dem freien Geleite gemäss; sik g. holden, sich geleitsmässig benehmen.
ge-lêmet, von Lehm gemacht.
ge-lênen, leihen.
ge-lenge, f. Länge; in de g., auf die Dauer.
ge-lenger, n. Verzögerung.
ge-lenken, lenken.
ge-lêrde, f. Gelehrtheit.
ge-les, gewohnt; sicher.
ge-leufte, n. Lauf (der Dinge), Lage.
ge-leumet, Leumund, Ruf, (böses) Gerücht.
ge-lêf, lieb.
ge-leven, 1. leben, (mit Gen. von etwas). 2. erleben.
ge-lêven, 1. pers. belieben, genehmigen. 2. unpers. lieb sein, mit etwas zufrieden sein.
ge-lichtlik, adv. leicht.
gel-hudich, gelb von Haut.
ge-liden, leiden, ertragen.
ge-lîf, n. Leib.
ge-like, 1. gleich. mîn (selten mines) g., meinesgleichen. 2. recht, billig. 3. passend, bequem.
gelike, n. 1. Gleichnis, Bild, Abschrift. in regens g., wie Regen; des werkes g. tale opus. 2. das, was recht und billig ist, aequum. mit g., billigerweise, mit Recht, van g. in enem g. in dat g. ex aequo. des gelikes, desgleichen; in gelike – alse = aeque – ac.
ge-like, f. Gleichheit; in der g.; bi g., gleicherweise.
ge-likenen (-liken), gleich machen; vergleichen, gelikenet sîn, gleichen.
ge-likenisse, Gleichheit, Ähnlichkeit; gleiche Form, Nachbildung; Katafalk.
ge-lîkheit (-licheit), Gleichheit; Gerechtigkeit, aequitas.
ge-likinge, Gleichheit.
ge-lîkliken, adj. auf gleiche Weise.
ge-limp, m. und n. Angemessenheit, angemessenes massvolles Wesen; guter Name; syn. mit êre. – mit g., glimpflich, massvoll, nachsichtig.
ge-limpen, sw. v. glimpflich behandeln.
ge-lîsted, mit Leisten, Rändern versehen; vom groben Rande des Tuches.
ge-lit, n. Glied.
gelle, gellend, laut.
gellen, sw. v. laut schreien.
gellen, sw. v. f. die Galle herausnehmen, exenterare. 2. gallig machen, vergällen.
gellik, glaucidus, subglaucus.
ge-lode, n. Gewicht.
ge-lodet (Part. zu loden, sprossen). so g., so gesprosst, von solcher Herkunft.
ge-lodet, mit einem bleiernen Zeichen oder Siegel versehen.
gêl-oge, Gelbauge, d. i. der Teufel.
ge-lommer, n. Lerm.
ge-lôp, Lauf; Plur. Zeitläufte, Begebenheiten.
ge-losebôk, Loosbuch.
ge-losen, 1. intr. los, ledig werden eines Dinges. 2. tr. losmachen, befreien.
ge-lôt, g. leder, coreum alutatum, Korduan, Erch.
ge-loume, adv.?
ge-louwen, sw. v. greifen, fassen.
ge-love, -lôf, m. 1. Versprechen, Gelöbnis. 2. Erlaubnis, Zustimmung. 3. Credit, Treu und Glaube, fides; gût g., verbürgter Friede, Friedenszeit. 4. das Fürwahrhalten; concr. der (religiöse) Glaubensinhalt.
ge-love-brêf, Creditiv.
ge-lovede, -lôfte, Gelübde; Verheissung, Versprechung.
ge-lovelik, -lôflik, 1. glaubend, gläubig, treu. 2. pass. glaubhaft, zuverlässig, glaublich. – geloveliken, adv.
ge-loven, 1. geloben, versprechen. 2. glauben, für wahr halten. 3. erlauben; pass. Erlaubnis erhalten.
ge-lover, der für jem. verspricht; Bürge.
ge-lovert, mit Laub versehen, belaubt.
ge-lovesam, glaubhaft.
ge-lovich, gläubig.
gelp, übermütig (bes. im Sprechen).
gelp, m. Übermut.
gêl-ripe, Gelbreife.
gelstrick (= geltstrick?), Bestechung.
gelt, n. 1. die Nutzung eines Eigentums, das Einkommen davon; geldes stân, zur Nutzung (als Pfand) übergeben sein. 2. Vergeltung, Bezahlung, Kaufpreis. 3. Geldschuld. 4. concr. Geld (als Münze).
gelte, (unfruchtbar) verschnittenes Mutterschwein, sus castrata.
gelte, Gefäss für Flüssigkeiten, metreta.
geltgulde, Geldeinkünfte.
gelthaft, -haftich, g. schult, Geldschuld.
gelt-smôrker, Geldverstecker (?), Geizhals.
gelt-spildunge, Geldaufwand, Geldverbrauch.
gelt-stock, Geldbüchse.
gelt-vorlesinge, Geldaufwand, Geldverlust.
ge-luchte, n. Beleuchtung, Licht.
ge-lucke, n. Glück, Schicksal, günstiger Zufall, Vorteil.
ge-luckeliken, glücklich.
ge-luckhaftich, glücklich.
ge-luckich, glücklich.
ge-lucksamich, glücklich.
ge-lumme = gelommer, Lerm, Tumult.
ge-lût, n. 1. Laut, Schall, Lerm. 2. Ruf, Gerücht.
gélve, Woge des Wassers, unda, exaltatio aquarum.
ge-mâch, -mage, Verwandter.
ge-macht, f. Macht.
ge-maget, Verwandte habend.
gemak, gemake, n. 1. Ruhe, Bequemlichkeit; g. dôn, Ruhe machen, mit etwas aufhören. 2. Ort, wo man Ruhe hat, Gemach; jeglichen Gebäude, das zur Bequemlichkeit dient. 3. der nach Bequemlichkeit zustehende Gebrauch eines Eigentums.
ge-mak, bequem.
ge-maklik, gemächlich, bequem.
ge-maksam, adv. allmählich, nach und nach.
ge-maksamicheit, Bequemlichkeit.
ge-maksel, -makels, n. Machwerk.
ge-mâl, Gemahl, -in.
ge-males, (jemals), immer.
ge-man, Mann (bes. in collectivem Sinne).
ge-manen, ermahnen, durch Ermahnung bewegen.
ge-mank, adv. dazwischen, dabei.
ge-mate, mässig.
ge-maten, sw. v. mässigen, Mass setzen, moderari.
ge-mechte, n. Zeugungsglieder.
ge-mechtigen, sw. v. ermächtigen.
ge-meden, mieten.
gemeindesman, Mann aus der Gemeinde.
ge-meine, -mene, -mên, adj. 1. allgemein, was alle angeht, öffentlich, publicus; g. maken, publicare. 2. allgemein, gemeinsam, universus; de g. rât, der gesamte R.; de g. kôpman, der gesamte Kaufmannsstand. 3. gemeinsam, communis. 4. gewöhnlich; niedrig. – int g., 1. zusammen. 2. gemeinschaftlich. 3. gewöhnlich, insgemein.
ge-meine, -mene, f. und n. 1. gemeinsames Gut, communio. 2. gemeinschaftliche Versamlung.
ge-meinete, -meinte, -mênte, n. und f. 1. gemeinschaftliches Gut. 2. Gemeinde, Gesamtheit.
ge-meinheit, Gemeindegut.
ge-meinicheit, Gemeinheit, Gesamtheit.
ge-meinliken, insgesamt.
gemeit, -mêt, fröhlich, wolgemut, munter, stolz.
gémelicheit, Scherz, Spass, Mutwille.
gémelik, lustig, spasshaft, mutwillig; adv. gemeliken.
ge-mêlsel, n. Gemälde.
ge-melt (-melet), 1. vermählt. 2. ehelich geboren.
ge-mêlt, n. Gemälde.
ge-meltz, Gemalztes.
gemen, sw. v. ins Auge fassen (?).
ge-menge, n. Streit.
ge-merk, f. Mark.
ge-meten, angemessen.
ge-meticheit, das richtige Mass.
ge-mick, n. Mass, Ziel, collimatio.
ge-mint, geliebt, lieb (in der Anrede: g. vrent, lieber Freund).
ge-moge (-moige), Unmut, Kummer.
ge-mogen, können, vermögen.
ge-moie, f. Muhme.
ge-môr, -môrte, Moor.
ge-mose, n. Gemüse, Zukost, pulmentum; Kost, Speise.
ge-mote (-mode), Begegnung; to g. komen, begegnen, entgegenkommen; gût g., guter Angang (beim Antritt einer Reise).
ge-mot(e), -mode, n. Gemüt, Denk- u. Sinnesweise, Willensmeinung; Mut.
ge-moten, begegnen.
ge-moten, müssen; dürfen.
ge-mul, n. Staub.
ge-mummet, eine Art Würfelspiel.
ge-munte, Münze.
gên, gein (jên, jein), st. v. ein-, zugestehen, bekennen, sagen. Obj. meist im Gen. bes. häufig der wârheit.
gên, gein, gîn, kein.
ge-nade, s. gnade.
genadicheit = genade.
ge-nagen, 1. = gnagen. 2. = genaken.
ge-naken, -neken, nahe kommen, sich nähern (mit u. ohne sik): sik des sinen g., sich in den Besitz des Seinigen setzen.
ge-nalen, (mit u. ohne sik), sich nähern.
ge-name = name, Beute, Raub.
ge-nanne, gleiches Namens, cognominalis.
ge-nastich (?), trügerisch (?).
gender, dort, von dort.
gendrik, Dolchmesser.
ge-nêcheit, Geneigtheit, natürliche Anlage.
genechte, genette (?), Zeit von 14 Tagen? Zeit des Schulzengerichts.
ge-neden, wagen.
ge-nedigen, sw. v. gnädig sein.
genegelicheit, Geneigtheit; Hang.
genelich, keinerlei.
ge-neme, genehm, acceptabel.
ge-nenden, sw. v. wagen, riskieren; mit Gen.
ge-nent, n. Kühnheit, Wagnis.
gener, gensît, genhalf s. jener etc.
ge-neren, ernähren.
ge-nerte, n. Ernährung.
generie (?) scurrilitas.
ge-nesen, st. v. 1. intr. gesunden, mit dem Leben davon kommen; eines kindes, der gebort g., entbunden werden. 2. tr. genesen machen, heilen.
ge-nêt (-neit, -niet), n. und m. Geniess, Vorteil, Gewinn, Ertrag.
ge-neten, geniessen, Vorteil, Förderung, Gewinn von etwas haben.
ge-netlik = genedelik; adv. genetliken.
genge, ginge, gange, gangbar, gebräuchlich, von der Münze.
genger, 1. der zu Fusse geht. 2. = dwelengenger.
genick = knick.
genk-, gankgeve, gäng und gebe, gebräuchlich.
genkachtlich (?-achtich?), gänge, von Münzen.
genklik, gangbar.
ge-nôch, adj. und adv. genug, hinreichend.
ge-nôchaftich, genügend.
ge-nôchlicheit, Wonne, Lust.
ge-nôchlik, Genüge, Vergnügen, Lust verschaffend; angenehm; im jurist. Sinne: genügend, sicher.
ge-nôchsam, hinreichend.
ge-nôchsamheit, Genüge.
ge-nochte (= ge-nogede), Lust, Vergnügen, Freude.
ge-nochter?
ge-noge, f. Genüge, Zufriedenheit; g. dragen, zufrieden sein.
ge-nogede, f. Genüge.
ge-nogen, sw. v. genügen; sein Vergnügen woran haben, gefallen.
ge-nogich, genügend, hinreichend.
ge-nôt, Genosse, Gesellschafter; bes. Standesgenosse.
ge-nôtinne, (Standes)genossin.
gense (-ze, -tze), eine Art Dolchmesser (zweischneidig).
gensekerse, s. blôtwort.
gens- (genz-, genst)like, ganz, vollständig.
ge-nucke, n. Anstoss.
ge-nut, n. Genuss; Niessbrauch.
ge-oget werk = ogenwerk, d. h. Haken und Ösen.
ge-ordelen, beurteilen.
ge-pack, n. Gepäck.
ge-pens = gepinse, das Denken, die Gedanken.
ge-pinse, Gedanke.
ge-pipe, n. (Gepfeife), Klagetöne.
ge-plenkede, n. Planken = Pfahlwerk.
ge-plicht, verpflichtet, obnoxius.
ge-plogete, n. gepflügter Acker, Furche.
ge-plûmte, n. Gefieder.
ge-pogelik?
gepse, s. gespe.
ge-quemen, st. v. kommen.
ge-qwebbete, s. qwebbe.
ger, f. Begierde, Wunsch.
gerachie (jerarchie), (Hierarchie), Standesordnung (der Engel).
ge-rade, f. und n. Frauengerät, bewegliche Sachen zum Gebrauch der Frauen.
gerade = gerede, bereitet, gerüstet.
ge-rade, adv. sofort, schnell; so gerade alse, sofort als.
ge-raden, geraten, gelingen.
ge-rak, n. Zureichendes, Genüge, Notdurft, was man notwendig braucht, nötige oder zureichende Pflege.
ge-raken, 1. treffen, erreichen. 2. sich treffen, ereignen (auch pers.); gelingen. (wol) geraket, (wol) gelungen, trefflich.
geralde = gerende, Bettler, (herumziehender) Gaukler.
ge-ramen, treffen.
ge-rasch, rasch.
gerast = gerastet (jurist. Term.), in ruhigem Besitz.
ge-râtsam, ratsam, rätlich.
gerbe, f. Garbe.
gerde, f. Ausrichtung, Anordnung eines Mahles.
gerde, f. Gerte, Rute, Stab.
gerdeman, Plur. -lude, Schaffer, der ein Gastmahl zu besorgen u. die Ordnung bei demselben aufrecht zu erhalten hat.
gere, f. Bereitung.
gere, f. (und m.) keilförmiges Zeugstück, lacinia, fimbria; ein in eine Spitze auslaufendes Ackerstück.
gere = gurre, Mähre, equa.
ge-recht, n. Recht.
ge-recht, gerecht; von Rechtswegen bestimt.
ge-rechtheit, Richtung.
gerechtich, gerecht.
ge-rechticheit, Gerechtigkeit, Gerechtsame, alles was von Rechtswegen zu etwas gehört oder einem gebührt; Anrecht; Rechtsstreit.
gerechtinge, Gerechtsame.
ge-rede, (-rêt, -reide), adj. bereitet, fertig; (vom Gelde) bar; adv. bereits, schon.
ge-rêde, -reide, n. 1. Gerät, Zurüstung, Schmuck, apparatus. 2. bar Geld. 3. (abstr.) Bereitschaft, Zurüstung.
ge-rede, f. (Reitzeug), Reiterei.
ge-reden, beritten.
ge-regen, rühren, bewegen.
gere-, gerwehûs, das Haus, 1. in welchem Leder bereitet, gegerbt wird. 2. in welchem sich der Priester zur Messe »gerbet« d. h. sich zurüstet, Sacristei.
ge-reden, versprechen.
gere-, (gerwe)kamer, Ort, wo man die Ausrüstung bes. die priesterliche verwahrt, Sacristei.
ge-reke, n. Ordnung; Zureichendes, genügende Pflege.
ge-reken (-recken), sw. v. 1. reichen, langen. 2. zureichen, langen. 3. sich ereignen, sich zutragen.
ge-reken = ge-rekenen, berechnen.
geren, sw. v. begehren; part. gerende (gern) = Begehrende d. i. Bettler, Gaukler, Vagabunde.
geren = gerewen, sw. v. 1. gar machen, bereiten, gerben (Leder). 2. priesterlich kleiden.
geren, sw. v. gähren, blictrire.
ge-renne, n. stürmischer Angriff, Ansturm.
ge-rent = ge-rentet, mit Renten versehen.
gerer, Begehrer, Bettler.
gerer, Gerber.
ge-rêt, n. das Reiten, Kriegszug.
ge-rêtschap, Bereitschaft; gute Aufnahme; bar Geld.
ger(e)want, -wât (gerwet, garwant), das Gewand, mit dem sich der Priester zur Messe gerwet oder geret. Messgewand.
ger-haken, Gerberhaken.
ger-hof, Gerberhof.
gerich, begehrend.
ge-richte, f. gerade Richtung.
ge-richte, adv. gerades Weges; stracks, sofort.
ge-richte, n. 1. Richtung, Lage, Gegend. 2. Gericht, Gerichtsbezirk; Gerichtszeugnis; Urteil, Strafe.
ge-richten, richten.
ge-richtich, gerecht.
ge-riken, sw. v. reich werden.
geringe, adj. und adv. schnell, hastig, eilend.
géringe, f. Cloake, Mistrenne.
ge-ringelik, -rinlik, adv. schnell, rasch.
gerinkworpen, sw. v. wälzen, wickeln.
ge-risen, entstehen.
ger-iseren, eisernes Werkzeug zum Gerben.
ge-risk, rasch, auf der Stelle.
ge-rîf, n. (und m.) Bequemlichkeit; was man zur Notdurft oder Bequemlichkeit gebraucht.
ge-rîflik, passend, bequem.
ger-kum, Gerberkumme, -schüssel.
gerleige = generleige, keinerlei.
gern (geren), adv. gern, mit Freuden, gewöhnlich.
gernegast, der gerne Gast ist, Schmarotzer.
gerner = gerender, Begehrender, Bettler.
gerne-schalk, der gerne ein Schalk ist.
gerne-, garnewinde, Garnwinde, Haspel.
ge-rochte, -ruchte, n. 1. das Rufen, Lerm; Allarm. 2. Hülfsgeschrei, Hülferuf. 3. Ruf, Gerücht.
ge-rochtich, ruchtbar, durchs Gerücht gesagt.
ge-roke, Sorge, Pflege, Wartung.
ge-roken, »geruhen«, Sorge tragen, sich kümmern.
ge-roken = ge-raken oder ge-reken.
ge-rope, -ropete, n. Geschrei, Lerm.
ge-rôr, n. (Gerühre), Lerm, Bewegung.
ge-rouwen, ruhen, sich beruhigen.
gerren, sw. v. grunzen (= giren).
gers, gersele, gersgerse, grosse (römische) Petersilie.
gerste (garste, gast), f. Gerste.
gerstel (gestel, gassel), Ofenstab, -stange, ustarium; Quast, Bürste, mit dem die Bäcker die obere Seite des Brodes bestreichen (gasseln), das sie auf dem Gerstelbret (Gasselbret) in den Ofen schieben.
gersten-grutte, Gerstengrütze.
gersten-korn, Gerstenkorn; Augenübel = stige.
gerstersele, eine Falkenart.
ge-rugelik = geruwelik, ruhig.
ge-rume, geräumig; von der Zeit: entlegen, entfernt.
ge-rummel, n. Lerm.
gerunge, f. Begehr.
gerunne (?), Renne, (Stadt)graben?
gerusam = geruwesam, ruhig, sanft.
ge-rûsch, n. das Rauschen.
ge-rust = gerustet, gerüstet.
ge-ruste, n. Gerüst, Rüstung; der eiserne Haken am Harnische zum Einlegen den Speeres.
ge-ruwelik, ruhig; in ungestörtem Besitz.
ger-valke, der grosse Falke, erodius.
gerwe (garwe) u. gerwete (garwete), n. Kleidung, bes. die priesterliche, das Messgewand.
gerwen, sw. v. »gar« machen, fertig machen, bereiten (z. B. Leder); sik g., sich ankleiden, vom Priester, der das priesterliche Gewand anzieht.
gerwer, Gerber, Lederbereiter.
ger-werk, Gerberarbeit.
gerwete, s. gerwe.
gesachtheit, Ruhe; ruhige Überlegung.
ge-sadigen, sättigen.
ge-samelinge, Versamlung.
ge-satelike, ruhig, gesetzt.
ge-sâtheit, Sanftheit, Milde.
ge-salicheit, Glückseligkeit.
ge-sát (= gesadet), ruhig; milde.
ge-sate, n. (Niederlassung), Besitztum im ganzen Umfange.
ge-sate, -satte, n. Satzung.
ge-schacket?
ge-schaden, schaden.
ge-schaffen, schaffen, ausrichten.
ge-schapen, schaffen.
ge-schal, n. Schall, Lerm.
ge-scheft, n. Geschäft; Vorgang, Geschichte, Ereignis.
ge-scheftnisse = gescheft.
ge-scheit, n. (Scheidung), Grenze; Versöhnung.
ge-schelle, -schele, -schille, n. Differenz, Streitigkeit.
ge-schenke, f. Geschenk.
ge-schicht(e), n. das Geschehene, Ereignis (bes. ein schlimmes oder auch zufälliges, van g., zufällig, casu), Sache, Streitigkeit, Fehde.
geschichte, Pfeil (zu scheten?)
ge-schên, geschehen; auch refl. sich begeben, sich ereignen.
ge-schertze, n. das Scherzen.
ge-schick, n. das Bringen in »Schick«, Ordnung, dispositio, Verhältnis, Sache.
ge-schickecheit, Passlichkeit, Bereitschaft, Ordnung.
ge-schicket, was »Schick«, Ordnung hat.
ge-schiedenisse, Geschehnis, Ereignis.
ge-schillet, mit einer Schale versehen.
ge-schone, Schonung.
ge-schote (= geschode), (Mutter)scheide.
ge-schôt, n. Geschoss.
ge-schot, n. Schoss, Steuer.
ge-schreit, n. Geschrei.
ge-schricht, n. und m. Geschrei; im rechtl. Sinne = gerochte.
ge-schrift, f. und n. Schrift, bes. die heilige Schrift.
ge-schri(g)e, n. Geschrei.
ge-schutrede, Rede, mit der man sich schützt, Einrede.
ge-schutte, n. Geschütz.
ge-sedet, gesittet, moratus.
ge-segelen, segeln.
ge-seggen, sagen.
gesekîn? (glesekîn?) kleine (Trink)kanne?
ge-selle, Teilnehmer, Genosse; bes. gude g., lustiger Bruder, Zechbruder; (wie broder) Hoden.
ge-sellen, refl. sich einen Genossen geben.
ge-sellensteke, das stekespil (der ritterl. Genossen).
ge-sellich, zugesellt; zur Geselligkeit geneigt.
ge-sellicheit, Gesellschaft.
ge-sellin, Genossin (= Gattin).
ge-selschop, Gesellschaft; Handels-, Compagniegeschäft.
ge-semsel, n. Gesimse.
ge-sên, sehen.
ge-sên, part. adj. angesehen.
ge-senge und -sengete, n. Gesang, bes. Kirchengesang.
ge-sete, n. Sitz, Sitzstelle; Stuhl, sedes; = gesate, Besitztum.
ge-sette, n. 1. Festsetzung, Aufstellung. 2. Bestimmung, Übereinkommen. 3. fest bestimtes Mass, Abschnitt, Capitel, Artikel.
ge-settinge = gesette.
ge-sichte, n. Anblick; (wo gesehen werden kann), Aussicht, Fenster; Sehvermögen.
ge-sichtich, sichtbar.
ge-simpel, einfach.
ge-sîn, sein.
ge-sin (-sinnen), n. Verlangen, Begehren.
ge-sinde, n. Gesinde, m. einer vom Gesinde.
ge-sindeken, n. Gesinde.
ge-sinnen, 1. verlangen, begehren, bes. vom Vasallen, die Belehnung, Investitur, nachsuchen. 2. Gesinnung haben, meinen.
ge-sinnunge, Ansinnen, Begehren.
ge-slân, schlagen.
ge-slecht, n. 1. Geschlecht, Geschlechtsgenossen; Nachkommenschaft. 2. Gepräge.
ge-slete = slete, (friedliche) Beilegung eines Streites.
ge-smak, m. Geschmack u. Geruch.
ge-smucke, n. Schmuck.
ge-sode unde gebrade, n. Gesottenes und Gebratenes.
ge-soke, n. das Suchen; Erwerb, Gewinn, Wucher.
ge-spalk, n. wüster Lerm.
ge-span, m. Genosse, Gesell, Verbündeter; f. gespenne.
ge-spanne = gespenne.
ge-sparen, sparen, schonen.
ge-sparlike, schonsam.
ge-spenne, -spen, -spanne, f. und n. Spannung, Zerwürfnis, Zwietracht.
ge-sperete, n. Sparrwerk, Dachstuhl.
gespe und gepse (göpse), f. die Höhlung der beiden aneinander gelegten Hände, soviel man darin halten kann.
gespe = gaspe, f. Schnalle, racea.
ge-spenst, n. Verlockung, Trugbild.
ge-spil, n. Spiel (= musik. Instrumente).
ge-spin, n. Gespinst.
ge-spinne, f. zu gespan, (Geschlechts)genossin, Verwandtin.
ge-sprake, -spreke, n. Gespräch, Unterredung, Zusammenkunft zur gemeinsamen Beratung.
ge-sprake, -spreke, 1. gesprächig, beredt, facundus. 2. leutselig, affabilis.
ge-spredinge, Zerstreuung.
gesselgrau = gosselg., in grauer Farbe, wie sie die jungen Gänse haben?
gest, m. Hefe; Schmutz, faex (fex).
gêst, gast, f. das hohe, trockene Land im Ggs. zu den Marschniederungen.
ge-stade = stât, Pracht, Herrlichkeit?
ge-stadelik, beständig, fest, sicher.
ge-staden, gestatten, erlauben.
ge-stadich, -stedech, fest.
ge-stadicheit, Festigkeit, Dauerhaftigkeit.
ge-stalt = gestaltet, beschaffen, in der Lage befindlich, bereit.
ge-stalt, n. und f. Beschaffenheit, Verhältnis; keine gestalt hebben, ungestaltet, unziemlich, unpassend sein; adv. in der Weise dass, so dass.
ge-stân, stehen.
ge-standicheit, Einrichtung, System.
ge-stant, n. 1. Stand, Verhältnis. 2. Geständnis, Bekentnis.
ge-starken, verstärken.
ge-stedigen, gestatten.
ge-steiger, n. Gerüst.
geste-laken, (Bett)tücher für Fremde.
ge-steltenisse, Gestalt, Figur.
gesten, sw. v. 1. Gast sein. 2. zu Gast haben, bewirten.
ge-stende (?) = gestant.
ge-stênte, n. Stein, bes. Edelstein.
ge-steret, mit Sternen versehen, stellatus.
gesterie, Aufnahme und Beherbergung Fremder, Gastgebot.
ge-sternte, n. Gestirn, sidus.
ge-sterven, sterben.
ge-stevenheit, feste, bestimte Zeit.
ge-stichte, n. Stift.
gestigen, sw. v. als Gast behandeln, bewirten.
ge-stillen, stillen, beruhigen, zufrieden stellen.
ge-stôlte (-stole), n. Gestühl.
ge-storen, stören.
ge-storvenheit, Abgestorbenheit (theol.) für die Lüste der Welt.
ge-stracks, sofort.
ge-strengeliken, strenge.
ge-strengicheit, Strenge; Ehrenprädikat des Adels und vornehmer Personen.
ge-strick, Getäfel, Lattenverschlag.
ge-stubbe, n. Staub.
ge-stuck, n. Gesamtheit der Geschütze.
ge-stuppen, sw. v. mit den Fingern tupfen, tupfend zählen.
ge-stûr, n. Steuer (Beihülfe in Geld).
ge-sturen, sw. v. steuern, wehren, hindern.
ge-suchte, n. Seuche, Krankheit.
ge-sunt, adj. gesund, wohlbehalten; selig, salvus.
ge-sunt (-sunde), n. Gesundheit.
gesuntmakelik, heilsam, rettend, salutaris.
ge-suntmaker (-meker), Gesundmacher, Heiland (von Christus).
ge-suren, säuern.
ge-susterde, n. Geschwister.
ge-swat, n. (Reiter)abteilung, Geschwader, Escadron.
ge-swel, n. Geschwulst; bildl. Aufgeblasenheit.
ge-swenk, n. Schwank.
ge-swert, mit e. Schwerte versehen, bewaffnet.
ge-swigen, schweigen.
ge-swint (-swinde), adj. und adv. stark, gewaltig, heftig.
ge-tacht (part. zu tekenen), gezeichnet; gestaltet, beschaffen.
ge-tal, n. und m. Zahl; das grosse Doppelhundert (240. 2 × 120).
gete, f. Geiss, junge Ziege (sehr selten: hochd.).
gete-here, Giessherr, Aufseher des Münzwesens.
gete-kelle, Giesskelle.
ge-telen, gebären, erzeugen.
ge-telete, n. Geburt, Frucht; Geschlecht.
ge-tellen, zählen.
gete-logen, Lügengiesser.
ge-telt, n. Zelt; die Gezelte.
ge-temen, geziemen; für ziemlich erachten.
ge-tên, ziehen.
geten, st. v. giessen; ausschütten.
geter, Giesser.
gete-stên, Giessstein (Gerät des Münzers).
gete-werk, ein gegossenes Werk.
ge-tide, n. Zeit; bes. bestimte (wiederkehrende) Zeit; Flutzeit; die kanonischen Horen.
ge-tidich, zu bestimter, rechter Zeit.
ge-timmerte, n. Bauwerk.
ge-toch (-toge), n. Zug.
ge-togen, wol-gezogen, züchtig; g. werk, eine Art schlechten verfälschten Pelzwerkes.
ge-togenliken (-tolike), züchtiglich, geziemlich.
ge-torden, part. zu terden = treden.
ge-touwe (-tow), n. Geschirr, Gerät jeder Art, bes. Webstuhl.
ge-trallie, n. Gitterwerk.
ge-treck, n. Zug, Prozession.
ge-treden, treten.
ge-trôst, getröstet, voll Zuversicht; quellike g., schlecht getröstet = untröstlich.
ge-trôstich, voll Zuversicht.
ge-trôsticheit, Zuversicht, Mut.
ge-truwe, getreu.
ge-truweheit, Vertrauen.
ge-truwen, trauen, glauben; vertrauen.
ge-truwen, n. Zutrauen, Vertrauen.
ge-tûch, n. Zeugnis; m. Zeuge.
ge-tûchnisse, Zeugnis.
gêt-vat, Giessfass.
ge-twede, willfährig.
ge-twiden, willfahren, gewähren.
geuwen (gaeuwen), giwen, sw. v. gähnen, bildl. heftig verlangen nach etwas, hiare.
ge-vadder, Gevatter, compater.
ge-vadderschop, Gevatterschaft.
ge-val (-vel, -velle), n. Zufall; Fall, glücklich oder unglücklich, Ereignis, Schicksal; van, bi g., per casum; in alle g., jedesfalls. 2. Plur. Gefälle, Intraden.
ge-val, n. Gefallen, Belieben.
ge-vallen, 1. zufallen, zukommen. 2. sich ereignen, sich zutragen, geschehen; u. refl. accidere.
ge-vangen (-vân), fangen, gefangen nehmen.
ge-varlicheit, Gefahr.
geve, was sich geben lässt, dativus; annehmbar, lieb, gut, unverletzt, integer.
ge-vechtich, fechtend, streitend.
ge-veddere, Vetter (bes. Vaterbruder).
ge-feil, n. Fehl, Mangel.
gevel, m. Giebel; ein Haus mit einem steinern Giebel.
gev-el-bêr, Bier, das man bei Festlichkeiten gibt.
gevel-hûs, Giebelhaus (Ggs. dwerhûs).
ge-vellich, gefallend, angenehm, passend.
ge-vellicheit, Gefallen.
ge-vel-wîn, Wein, der bei Festlichkeiten (Hochzeiten) gegeben wird.
ge-ver, gefährlich, feindlich; g. werden, nachstellen.
ge-verde, n. 1. Gefährt, worauf man fährt oder vorwärts kommt. 2. Fahrt, Weg. 3. Art und Weise zu fahren, Zug, Aufzug; Art und Weise des Seins, Benehmen. 4. Sache, die so oder so beschaffen ist, Ereignis.
ge-verde, m. Gefährte, Genosse.
ge-verdes, n. 1. Hinterlist, Betrug; ane alle g., aufrichtig. 2. Gefahr, Gefährdung; ane g., vielleicht.
ge-verden, sw. v. gefährden.
ge-verdich, fertig, bereit.
geven, st. v. geben; e. sprunk g., springen; de vlucht g., fliehen; rede g., Rede stehen, verantworten; übergeben; zugeben. – geven up, schieben auf, Schuld geben; nicht g. umme, nicht achten. – Refl. sich wohin begeben; sich ergeben; sik g. vor, sich ausgeben für.
ge-venknisse, Gefängnis, Gefangenschaft.
gevere, Geber.
ge-verich, gefährlich.
ge-vernen, entfremden.
ge-vestenen, -vesten, fest machen, befestigen.
ge-vete, n. Gefäss.
ge-vinden, finden.
gevinge, 1. Schenkung, Gabe, Übergabe. 2. Datum.
ge-vinset (-venst)heit, gevinsicheit, Heuchelei.
ge-vinsich, -vinsliken, heuchlerisch.
ge-vinsiget, heuchlerisch.
ge-vinsinge, Heuchelei, fictio.
ge-vlien, ordnen, zurecht legen.
ge-vliten, sik v., seinen Fleiss worauf verwenden.
ge-vôch, adj. der (oder das) voge hat, geschickt; passend.
ge-vôch, n. und f. 1. Notdurft, Bedarf; mîn g., soviel ich bedarf, gebrauche. 2. Gebür, Angemessenheit, Schicklichkeit; mit g., füglich, gebürlich.
ge-vôchachtich, genügend.
ge-vôchlik, füglich, passend, schicklich.
ge-voden, füttern, nähren.
ge-voder, n. Futter.
ge-vogelte, n. alles was fliegt.
ge-vogen, fügen; intr. füglich, angemessen sein.
ge-volch, n. Folge, Befolgung.
ge-volchnisse, Folge, Kriegsfolge; Gehorsam.
ge-volelik, fühlend, tastend.
ge-volen, fühlen.
ge-volgich, -volchlik, -volgechtich, folgsam, gehorchend.
ge-volik, gefühlig, voll Gefühl.
ge-vri, -vrig, frei.
ge-vroden, einsehen; verständig sein.
ge-vrunden, sik g. to, sich mit jemand befreunden.
ge-vuricheit, Feurigkeit.
ge-wach, Erwähnung, Gedenken; Bedenken.
ge-wach, n. Gewicht.
ge-wachten, erwarten, warten auf.
ge-wade, n. Eingeweide.
ge-wade, n. Gewand, = gewât.
ge-wagen, st. v. gedenken, erwähnen, sprechen von.
ge-wagen, s. ge-wegen.
ge-walt, s. ge-welde.
ge-wân, Bedenken; Besorgnis, Furcht.
ge-wandelen, ändern.
ge-wane = gewone.
ge-wanen, fehlerhaft sein (wan haben); mi g. etwas, ich finde Mangel, Bedenken wobei.
ge-want, 1. zugewandt, zugethan, zugehörig, Anhänger. 2. bewandt, beschaffen.
ge-wantstricker, Gewandweber.
ge-wapen, n. Waffen.
ge-wapen, bewaffnet.
ge-wâr, wahrhaft.
ge-war (?) Ware?
ge-warden, warten, besorgen.
ge-wart, der eine ware (warandiam) in der Gemeindemark hat, Markgenosse.
ge-ware werden, gewahr werden.
ge-waren, versichern; Bürge wofür sein.
ge-warich, wahrhaft.
ge-warlike, wahrlich.
ge-warten, (mit Dat.) aufwarten, dienen.
ge-was, n. Wachstum; das was gewachsen ist.
ge-wât, n. Gewand, Kleidung.
ge-wech, m. Weg.
ge-wedde, n. das an den Richter fallende Strafgeld.
ge-wedden, das Gewedde, die Busse dem Richter zahlen.
ge-wede, n. = gewât, Kleidung, Ornat.
ge-wegen, gewichtig; gewogen, günstig.
ge-weg(g)en, bewegen.
ge-weide, Weide.
ge-weigeren, verweigern.
ge-welde (-welt, -walt, -wolt), n. und f. 1. Gewalt, Gewaltthat. 2. Herrschaft; Macht, Geltung.
ge-welden, -wolden, walten, Gewalt über etwas haben.
ge-welde-, gewalt-nemer = geweldenere.
ge-weldenere, der Gewalt verübt.
ge-weldich, -waldich, -woldich, der Gewalt über etwas hat; mit grosser Macht; Bevollmächtigter.
ge-weldichliken, mit Gewalt.
ge-(wel)waldigen, sw. v. überwältigen.
ge-welik, -wellik, jewelch, jeder.
ge-weltlik, gewaltsam.
ge-welven, wölben.
ge-welft, n. Gewölbe.
ge-wende, (Pflugwende), Gewann, Acker, Ackerbreite (centum passus; fundus sexaginta decempedum).
ge-wenden, wenden.
ge-wêne, das Geweine, Weinen, fletus.
ge-wenen, s. gewonen.
ge-wenge, Sandstein zu Thür- und Fenstereinfassungen?
ge-werde, -wert, -wer, n. und f. Wert.
ge-werden, werden.
ge-werden = ge-weren, Gewähr leisten.
ge-werdich = gewert, wert.
ge-werdigen, sw. v. für wert, würdig halten; refl. es nicht für unwert oder geringe achten, nicht verschmähen, geruhen.
ge-were, gewärtig (treu und gehorsam).
ge-were, m. Gewährsmann.
ge-were, f. rechtskräftig gesicherter Besitz, Besitzrecht und (concr.) Besitz.
ge-were, f. 1. Wehr und Waffen. 2. Wehre, Verteidigung.
ge-weren, wehren, verteidigen.
ge-weren, sw. v. gewähren (mit Acc. d. P. und Gen. d. S.); geweren laten, unbehindert thun lassen.
ge-weren, -waren, sw. v. 1. Gewährsmann sein, wofür gut sagen, dass es fehlerfrei ist (mit Dat. d. P. u. Gen. d. S.). 2. darthun, erhärten; wahr machen, beglaubigen. 3. währen, den Münzgehalt schätzen; überh. schätzen, wardieren.
ge-wereschap, Gewährschaft.
ge-weringe, Währung.
ge-werpen, werfen.
ge-werre, Unruhe, Streit, Aufstand.
ge-wert, wert (vom Preise); überh. wert, würdig.
ge-wert = gewart, mit einer Berechtigung zu Nutzungen versehen.
ge-werf, -werve, s. werf, werve,, n. – Steuer, Abgabe, bes. die bei Übergangdes Besitzes in eine andere Hand an den Lehnsherrn gezahlt wird = hant-gewin.
ge-wesen, sein.
ge-wete, n. Wissen.
ge-weten, wissen.
ge-weten, Gewissen.
ge-wetenheit = geweten.
ge-wilde, wild.
ge-wiltnisse, Wildnis.
ge-wille, Wille.
ge-willich, freiwillig; eifrig, feurig.
gewin, m. und n. 1. Gewinn. 2. Pachtung.
ge-winnen, durch Anstrengung, Mühe, Rechtsverfahren etc. etwas erlangen; überh. bekommen, herbeischaffen.
ge-winst, m. Gewinn, Nutzen.
ge-wint, was zum Winden oder Binden dient, z. B. Weidengerten.
ge-winteren, sw. v. den Winter durchhalten.
..gewise, ..-weise, z. B. amptsgewise, râtsgewise u. s. w. nenerley gewise, keinerleiweise, nequaquam.
ge-wisse, adv. sicherlich.
ge-wissicheit, Sicherheit, Festigkeit.
ge-wît, Vorwurf.
ge-witticheit, das (Mit)wissen, conscientia.
ge-witschap, Bestätigung.
ge-wittigen, sw. v. benachrichtigen.
ge-wone(n), -wane(n), gewohnt.
ge-wonen (-wenen, -wanen), sw. v. gewöhnen und sich gewöhnen.
ge-wônte (-wânte), f. Gewohnheit.
ge-wontlik, gewohnt.
ge-wormte, n. Gewürm, Ungeziefer.
ge-wrechte, n. Einzäunung, Einfriedigung.
ge-wroch, Tadel, Rüge.
ge-wunder, n. Verwunderung.
gewunnen u. ungewunnen, (vom Lande) bearbeitet und unbearbeitet.
ge-zirte, n. Schmuck.
gi = ie, immer, je.
gicht = icht.
gicht, f. Zugeständnis, Aussage, Bekenntnis, Eingeständnis.
gicht, f. Gicht, paralysis.
gichtaftich, gichtisch.
gichten, sw. v. bekennen, aussagen, gestehen; bezeugen, besichtigen (vom Arzte).
gichtes, s. ichtes.
gichthure, Miete, Zins als Anerkenntnis des Herrn, s. g. Recognition?
gichtich (jichtich), 1. eingestehend, bekennend; g. munt, Geständnis. 2. eingestanden, offenbar, notorisch; g. here, der sich als Herr (zu einem Gute) bekennt und anerkannt ist.
gichtich, gichtisch, gichtbrüchig.
gichtich = giftich, giftig, erbost, heftig.
gichtinge, Bekenntnis, Zugeständnis; Bezeugung.
gichtwort, Aussage, Zeugnis.
gielsicheit = gulsicheit.
gien = gên (jên), gestehen, bekennen.
giessel, Glat-eis, Reif-, Hagel-, Eisregen.
giflik (= ichlik), jeder.
gift-brêf, Schenkungsurkunde.
gifte, f. 1. Gabe, bes. Vermächtnis. 2. Abgabe. 3. Handvoll. 4. Datum.
giften, sw. v. geben; veräussern.
gifthatich, Gaben hassend, unbestechlich.
giftich, was gegeben wird und gegeben werden darf, dativus; vom Gelde: gäng und gebe, vom Fleische und andern Dingen.
giftigen, sw. v. geben, schenken.
giftinge, Gabe.
giftsuchtich, der Gaben sucht, gierig.
gigel, f. Geige.
gik = juk, ju, euch.
gîl, m. Kehle, Schlund.
gîl, Begehren, Gier, Verlangen, Bettelei.
gilde, f. und n. 1. Gesellschaft, Brüderschaft, bes. der Kaufleute und Handwerker. 2. Gildeversamlung, Gildeschmaus (in dieser Bed. gew. n.). dat g. denen, den Schmaus ausrichten für die Gilde. 3. das Gildevermögen.
gilde, m. Mitglied einer Gilde.
gilde-bêr, Gilde-gelage, -schmaus.
gilde-broder, Gildebruder, -mitglied.
gilde-bule (-bole), Gildebruder.
gilde-lach, Gildegelage.
gilde-lecht, Kerze der Gilden (bei Prozessionen).
gilde-mester, Innungsvorsteher.
gilden, sw. v. den Gewichtsgehalt angeben, wägen, ponderare?
gilde-schop, Gilde; Gildeschmaus.
gilde- (gilt-, gil)stove, -stave, Gildestube; Versamlung der Gilde, die Gilde selbst.
gilde-suster, Gildegenossin.
gilen, sw. v. begehren, haben wollen, betteln.
giler, Bettler.
gilferen, sw. v. gelfern, laut schreien, heulen.
gille, gellend, laut.
gillen, gellen, sw. v. laut schreien.
giltgelt, Gült-, Zinsgeld? oder: gültiges Geld?
gim, ihm und ihnen.
gîn = nîn, kein.
ginden?
ginder (gindert, ginner, gender), dort.
ginen, st. v. schneiden, verschneiden, castrare.
ginge = genge, gangbar.
ginge?
gingeber, Ingwer.
gink, m. 1. Gang, Mal. 2. Gehen, Art und Weise.
gink(h)aftich, gänge und gebe; gangbar (von einem Wege).
ginnen = beginnen.
ginnich = jenich.
gint, dortig.
gint (genten, jint), adv. dort.
gippelt, dumm, thöricht.
gir und ger, gierig, strebend nach etwas.
gir, m. Begierde.
gîr, Gildehaus, Gesellschaftshaus, wo getanzt und geschwärmt wird?
gire, m. Geier; bildl.: Geizhals.
giren, sw. v. Gier nach etwas haben.
giren, sw. v. laut schreien oder tönen, strepere (von Schweinen, knarrenden Thüren etc.).
girer, Gieriger, Habsüchtiger.
gîr-gût, Gut, das begehrt wird, Mammon.
gîr-hals, Geizhals.
giricheit, Gierigkeit, Geiz.
girichliken, gierig.
gîr-liken, gierig.
gîr-mage, Geiermagen; bildl.: Habsüchtiger.
gisch, m. das Schlucken, Schluchzen, singultus.
gischen, sw. v. schlucken, schluchzen, singultire.
gischinge, Schlucken.
gise, m. Geisel, obses.
gisel, m. Geisel, der sich mit seiner Person verbürgt; n. Einlager, obstagium.
giselere, Geisel, obses.
gislik (guslik) = islik, jeder.
gisse, f. Mutmassung, Vermuten, Raten. na der g., aufs Gerate-wol, nach Gutdünken.
gissen, sw. v. mutmassen, vermuten, raten; ausdenken; buten g., wider Vermuten.
gisser, Mutmasser, conjector.
gissinge, Vermutung, ungefähre Schätzung.
git, orthisis (wachtelen-wete, Wachtelweizen), Mannareis, Mannagrütze? Schwarzkümmel?
git, etwas (= icht).
gitto, bereits, schon, jetzt, s. jutto.
gladde, Bleiglätte.
glans, glänzend, blendend schön.
glansinge, das Glänzen.
glar, das aus den Bäumen quillende Harz, gummi.
glaren, sw. v. glühen.
glarren, sw. v. harzen, mit einer klebrigen Masse überstreichen.
glas, n. Glas; bes. zu Gefässen verarbeitet, Glas, Trinkglas; spec. Uringlas; Stundenglas.
glase-rik, Borte, worauf die Gläser gestellt werden.
glase-venster, Glasfenster.
glase-werchte, -wert, -werter, Glasarbeiter, Glaser.
glase-werk, das Glasergewerk, -Amt.
glas-oge, d. i. ein Auge mit glasähnlichem Ringe um den Stern.
glas-schume, Glasschlacke.
glast, m. Glanz.
glat, glatt, schlüpfrig.
glate, f. Glatze (a. d. Hochd.)
glave, s. gleve.
glaven, sw. v. graben, meisseln, sculpere.
glede, Glätte, Blei-schlacke, lithargyrum.
glede, m. das Gleiten; den g. nemen, herab-, heruntergleiten.
glemen, Lehm, Thon.
glenien, glenige, falsche Lesung für glevien, glevige.
glenze, s. gletze.
glenze, f. Glanz.
glepe, glippe, Ritze, Spalt; eine Art schräger Steine.
glepe, gleppe, schief, schräge.
glep-, glipoge, der halbgeöffnete, schielende Augen hat, der lauernd von der Seite sieht; Name des Teufels.
glepinge, Abschüssigkeit?
glesen, von Glas, gläsern.
gletze, langer Spiess.
gleve (glave, gelave, gleive, glevie, glevi(n)ge), f. Stahlspitze der Lanze, die Lanze selbst. 2. berittener Krieger mit Bedienung (Knecht u. Junge).
glevien-, glevingstake, Lanzenschaft, überh. Stange.
(glevien), gleving-iser, Lanzenspitze.
glevien-vorer, Lanzenführer, -träger.
glibberich, glatt, schlüpfrig, lubricus.
gliden, st. v. gleiten; sich (rasch) gegen etwas hin bewegen.
glimmen, st. v. glimmen, glühen.
glimmendich, glimmend, glühend.
glinsen, sw. v. glänzen.
glinsicht, (schlüpfrig) glänzend.
glinsteren, sw. v. glänzen, funkeln.
glinsterlik, funkelnd.
glint, n. Einzäunung, Stacket, nam. bretterne Einfassung, Lattenzaun, seps; circumsepta. Mühl-, Rad-, Wasserkasten.
glintmure, Einfassungsmauer.
glinzen u. glinzeren, sw. v. schimmernd glänzen, micare; scintillare.
glip-oge, s. glepoge.
glippen, sw. v. gleiten, glipfen; g. laten, bildl.: geschehen lassen.
glipperich, schlüpfrig.
glip-stên, Schrägstein.
glischen (glüsken), sw. v. glitschen, gleiten.
glis(s)en, sw. v. gleissen, glänzen.
glis(s)enaftich, gleissnerisch. Adv. -aftigen.
glis(s)enere, Gleissner, Heuchler.
glis(s)enheit, Gleissnerei, Heuchelei.
glis(s)erie, Gleissnerei.
glis(s)ern, gleissnerisch.
glissink, Schleier, velamentum mulierum.
glistern = glinstern, sw. v. glänzen.
glitze (= gletze), f. Speer, Lanze.
glifenel (glefenel) = gleve.
glo, s. glu.
glode, eine Art Eisen.
gloi, glühend.
gloien, glogen, sw. v. 1. glühend machen. 2. intr. glühen.
gloiendich, glogendich (gloen-, glodich, gloinge, glogich, glolich), glühend.
gloi-hêt, glühendheiss.
glomen, sw. v. aufrühren, trübe machen.
glomich, aufgerührt, trübe, unklar.
glosen, sw. v. glimmen, glühen.
glosen, sw. v. achten, merken?
glôt, glühende Kohle, pruna.
glotze (glosse), klotze (klosse), gallotze, f. grober Schuh, Überschuh, Pantoffel, Galosche.
glotzenmeker, Pantoffelmacher.
glue (glo, glei), glänzend, leuchtend.
glum, unter der Asche glimmendes Feuer.
glumeke, im Dunkeln leuchtendes Holz, glos.
glumende, tückisch, bösartig.
glump (= slump?) unverhoffter Gewinn.
glûp, tückisch, lauernd.
glupelinges, tückisch, meuchlings.
glupen, sw. v. einen heimlichen Blick mit halb geöffneten Augen thun, lauern, heimtückisch sein.
glupesch, heimtückisch, hinterlistig.
glûp-hore, heimliche Hure.
glûp-toge, heimlicher Streich; concr. heimlicher Schläger.
glure?
gluren, sw. v. blinzeln, lauernd blicken.
gnabben, sw. v. durch kurze, abgebrochene Laute seine Unzufriedenheit äussern.
gnade, f. 1. Ruhe. 2. die gnädige Gesinnung eines höhern gegen einen niederen. 3. Gunst, Vergünstigung, Privilegium.
gnaden, sw. v. gnädig sein.
gnagen (knagen), st. und sw. v. nagen.
gnaginge, das Nagen.
gnarren, sw. v. knurren.
gnauwen = gnabben, sw. v. knurren.
gnesen, sw. v. den Mund verziehen zum Lachen.
gnetlik, d. i. g(e)nedelik, gnädig.
gnidel-, gnidestên, Glättstein, ein glatter Stein oder glatter Glasklumpen zum Plätten der Wäsche.
gniden, st. v. reiben; glätten, plätten.
gnist, Räude, Hautausschlag.
gnisteren (knisteren), sw. v. knirschen, stridere.
gnitte, eine Art kleiner Mücken.
gnittericheit, übelste Laune, mürrisches Wesen.
gnittert, sehr übel gelaunt, mürrisch, bärbeissig, tyrannisch.
go (meist n.) Gau, bes. der Gaugerichtssprengel; die zu einem Gaugerichte versammelten Dingleute.
gobe-, gabelate, -lette, -litte, kleiner Becher, gobeletus.
gôch, gôk, m. Gauch, dummer Mensch, eig. Kuckuk.
gochelie = gokelie, Gaukelei.
goddesch, Gott geweiht.
gode, gade, Taufpathe.
godebrukelik, gottesfürchtig.
gode-gekresemet, gottgesalbt.
gödeken, eine Art Bier.
godelovich, gottesfürchtig.
godensdach, s. gudensdach.
goderlink, gutgeartet, vortrefflich? – Auch Name einer Apfelsorte.
godesbegeven, der sich Gott ergeben und der Welt entsagt hat.
godes-bode, Gottesbude, d. h. kleines Haus, in dem man um Gottes Willen (ohne Miete, umsonst) wohnt, Armenwohnung.
godes-dênst, Gottesdienst.
godesgelt = godespennink.
godesgift, Gabe an fromme Stiftungen.
godes-hant, kurzförmige Hündleinwurz, palma Christi.
godes-hûs, 1. Gotteshaus (als Gebäude). 2. Stift, Erzstift. 3. milde Stiftung überh.
godes-kaste, -kiste, Gotteskasten, d. i. milde Stiftung für Arme.
godes-lude, Kirchenvorsteher, Kirchengeschworne.
godes-pennink, Handgeld, insofern es ursprünglich gottesdienstlichen Zwecken oder den Armen zu Gute kam: denarius sanctus.
godes-perdeken, Gottespferdchen (Heuschrecke, Grashüpfer).
godes-scho, Gottesschuh, d. h. um Gotteswillen, zum Besten der Armen gegeben.
godes-vergeten (= andorn), marrubium vulgare.
godes-want, Gewand, um Gotteswillen, zum Besten der Armen gegeben.
godes-woninge, Haus für die Armen.
gode-vruchterne, gottesfürchtig.
gode-vruchtich, gottesfürchtig.
go-dink, 1. Gau-gericht. 2. Gaugerichtsbezirk.
go-dinkendach, Tag des Gaugerichtes.
goge, goje, s. ga.
gogelsch, gauklerisch.
go-gericht, Gau-gericht.
go-greve, Gaugraf, Vorsitzender des Gaugerichts.
go-hônre, Gauhühner, Zinshühner; pulli judiciales.
gokelen, sw. v. Gaukelei treiben.
gokeler, Gaukeler.
gokel-sak, Gaukelsack.
gokel-spel, Gaukelspiel.
golde, eine Pflanze, adera; affodillus.
goldeke, Goldblume, calendula offic.; solsequium majus.
goldemer, Name eines Geistes.
gole (goel), m. und f. Sumpf, feuchte Niederung, mit Weiden oder schlechtem Holze bewachsen.
golt, n. Gold. to golde gân, von der Sonne: untergehen (in den goldenen Abendhimmel).
golt-amer, Goldammer, aurificeps.
golt-sleger, Goldschläger.
goltfîn, aurugo (Goldschaum).
golt-tal, Goldwährung.
golt-var, goldfarbig.
golt-vel, Goldblech.
golt-werk, Goldarbeit.
golt-wicht, f. Goldwage.
golt-wilster, goldene Spange?
golt-wort, Goldwurz, celidonia.
gôm (goum), Sorge, Sorgfalt; g. nemen up, seine Sorge, sein Streben auf etwas richten; Acht worauf haben.
gomen, sw. v. worauf achten, wornach trachten (mit Gen.).
gôr, Maulwurf.
gorde, m. Gurt, Gürtel.
gordel, n. (selten m.) Gürtel.
gordelen, sw. v. gürten, binden; einen Gürtel um etwas ziehen (z. B. Bäume gürtelförmig abschälen).
gorden, sw. v. gürten; einen Gürtel, Kreis um etwas ziehen.
gore (= gere), Gährung und der sich dabei entwickelnde starke Geruch; Mistpfütze.
gorgelen, sw. v. gurgeln.
gorgelinge, Gurgeln.
gorgelstrote (-strate), Kehle.
go-recht, Gaugerichts-recht.
gorre, gurre, Stute, equa.
gorte, f. Grütze, Brei von Grütze.
gortemaker, Grützmacher.
gorteseller, Grützverkäufer.
gortzingel, Bauchgurt der Pferde.
gorunge = gore? (Als Übersetzung des Höllenflusses Styx).
gôs (gûs), (Plur. gose, ganse, gense), Gans.
gôs-arent, (Gänseadler), (Hasen)geier.
go-schap, Gauschaft. 1. Amt eines go-greven. 2. Bezirk, Gaugrafensprengel. 3. das im Gau geltende Recht.
gosche, Einfaltspinsel.
gosekaven, Gänsestall.
gose-, gansekrose, Gänsegekröse, Gänseklein, pluriplarimentum.
gose-smolt, Gänseschmalz.
gose-vôt, Gänsefuss (als medic. Instrument).
go-sprake, Gaugericht.
gosselen, Gänschen, aucula.
got (gode, godde, gade), Gott; de leve g., die Hostie. – Der Gen. godes dient zur Verstärkung nam. eines adject. Begriffes.
gôt, s. gût.
gote, f. 1. das Giessen, der Guss. 2. Gosse, Renne, Abflusskanal.
gote-kalk, Gusskalk.
gôtgôt? sehr fromm, gottesfürchtig?
gotschowelik, Gottes ansichtig.
gotsene! Interj. bei Gott!
got-vorgeter, der Gottes vergisst, gottlos.
gouwe, gauwe, rasch, schnell; der rasch und schnell begreift, klug.
gouwicheit, Raschheit (des Verstandes), Klugheit, List.
go-wise, Weise des Gaugerichtes.
grabben, sw. v. schnell fassen, raffen.
grabbusie, das Raffen.
gracht, s. graft.
grade, f. Gräte; Knochen.
grade (= gerade), rasch, schnell.
graf, n. Grab.
graft, gracht, f. 1. Grube, Graben, Kanal, bes. Stadtgraben. 2. Begräbnis und Begräbnisplatz.
graftikel? Grabstichel, Stift.
gral, gralle, zornig, böse.
gral, m. Groll, Zorn, Unwille.
grâl, m. Lerm, Schall, Herrlichkeit, Pracht; lermende Fröhlichkeit, Festlichkeit im Freien, Spiel mit Tanz und Turnier.
gralen, sw. v. lermen; den Gral feiern.
gram, feindselig erzürnt, grimmig.
gram, m. Grimm, Erbitterung, Zorn.
gram, f. Grummet, Nachmat.
gramen, grammen, sw. v. ärgerlich, zornig sein.
gramicheit, Erbitterung.
gramsalicheit, Erbitterung.
gramschop, Unwille, Erbitterung.
gran (Dem. graneken), Ährenspitze, Granne; Barthaar an der (Ober)lippe.
gran, Gewichtsstück (1 karat = 4 gran, 1 gran is 3 grên).
grande, gross, grandis.
graner, grânder, Kornboden, -söller, granarium.
grangie, f. Kornscheune.
granschen? untersuchen?
gransen, sw. v. die Zähne weisen.
granten, sw. v. gierig nach etwas sein.
grape, s. grope.
gras, gres, n. 1. Gras. bi grase, bi stro, d. h. im Frühjahr (Sommer), im Herbste (Winter). 2. Grasland, Weide. 3. ein bestimtes Ackermass (¾ Diemath, ½ Jück).
grashof, Baumpflanzung, Lustgarten, viridarium.
grasinge (gressinge), Grasung; Graswachstum, Grasland.
gras-lehe, Sense zum Grasmähen.
gras-spîr, Grashalm.
grassatum gân = gassatum (gassatim) g., die Gassen müssiggängerisch auf- und abgehen (student. Ausdruck).
grasvallende, auf das Gras, die Erde fallend (von Gliedern, die ganz abgefallen sind).
grasvellich, aufs Gras, die Erde fallend; bildl. zu Boden liegend, niedergeschlagen.
graswedeme, Graswitwe, Spottname entehrter und dann verlassener Jungfrauen.
gras-wische, Graswiese.
grât, (gew. n.) Grad, Stufe.
grat, ein (flachsähnliches) Kraut.
grave, m. Graben.
grave-mester, Grabenmeister.
graven, st. v. 1. graben, grabend machen. 2. begraben. 3. eingraben. 4. aufgraben.
gravinge, das Graben, sculptura.
grawe (gra, grau), grau.
grawen, sw. v. grau werden.
grawen, sw. v. vomieren, nauseare.
gra-werk, feines, graues Pelzwerk.
greignard, Murrkopf (frz. grognard).
greke, Grieche; grekenlant, Griechenland.
grekesch, griechisch; g. haw, fenugrecum (Trigonella); g. pek, Kolophonium.
grelle, ein eisernes Instrument, Stange, Speer, tricuspis.
grellen, sw. v. in Zorn setzen.
grellich, ergrimmt, erbittert.
greme, Griebe, cremium? Schmutz, Unreinigkeit?
gremenisse, gremense, Verdruss, Grimm, Schmerz.
gremesch, grimmig.
gremeschop = gramschop.
gremete = gridenisse?
gremich, grimmig.
gremmen, sw. v. zum Zorn reizen, grimmig machen.
grempelen, sw. v. krämpeln (Wolle etc.)?
grempeler, Kleinhändler, Krämer.
grên (grein), m. Korn, Samenkorn, Sandkorn; das kleinste Gewicht (1 gran is 3 grên); Kermesbeere, Scharlachfarbe, granum tinctorium.
greneken, sw. v. greinen, lachen, subridere.
grênen, greinen, sw. v. mit grên färben.
grense (grentze, grenitze), f. Gränze.
grensen (gransen), sw. v. 1. grinsen, den Mund verziehen. 2. grunzen.
grensink, herba potentilla.
grensink, eine Art Bier (= grusink?)
grepe (gripe), m. 1. Griff, Handhabe, Werkzeug zum Anfassen, (Mist)gabel. 2. abstr. Griff; Kunstgriff, Kniff u. Pfiff. – Als fem. Gallion des Schiffes?
grese, Schauder, Grausen.
greselhaftich, zusammenfahrend; von Flüssigkeiten: zu gefrieren, zu gerinnen beginnend.
greselicheit, Schauder, Entsetzen.
greselik, Schauder erregend.
gresen, sw. v. schaudern.
gresinge, Schauder, Fieberfrost.
grêt, Sandkorn, Meeressand (?).
grêt, f. Wiese, Weideland (Groden).
gretten, grotten, sw. v. zum Zorne reizen.
gretter, Anreizer zum Zorn.
grettich, erzürnt.
grettinge, Anreizung zum Zorn.
greve (grive), m. 1. Griebe, was vom ausgebratenen Fleische, Fette, Schmalz etc. übrig bleibt. 2. alles, was dürr und trocken geworden, siccamentum.
greve (grave), Graf; überh. Vorsteher, in dink-, dîk-, holt-, licht-, spelgreve u. a.
greven = graven, begraben.
grevenschat, Grafenzins, Abgabe an den Grafen.
grever, 1. Gräber. 2. Dachs.
(greve-), gref-rike, Grafschaft.
greve-, (graf-)schop, 1. das Amt, 2. der Amtsbezirk eines greven. 3. überh. Vorsteherschaft.
grevink, m. Dachs.
gridenisse (Dem. vom slav. grîdna, grosses Haus?)
grief, Kummer, Schmerz.
grîflachen, lächeln, spöttisch lächeln, schmunzeln.
grille (zu gral), Hass, Zorn.
grimet, schwarzgestreift, gefleckt.
grimmen, st. und sw. v. gram, zornig werden.
grimmen = klimmen, klemmen.
grimmeschop, Grimmigkeit, Zorn.
grimmicheit, grimheit, Grimmigkeit.
grimmichliken, grimeliken, grimmig.
grimpe, eine kleine Art (essbarer) Fische, Gründling.
grindel, grendel, m. Querholz, Riegel.
grindelbôm, Riegelbaum, Querbalken.
grindich, grindig, scaber.
grinen, st. v. den Mund verziehen zum Knurren, Winseln, Heulen, Lachen etc.
griner, Weiner, Heuler.
grinnicht, erbittert, grimmig.
grinninge, das Greinen, gannitus.
grinnink, ein Tier (welches?), belua.
grinsen = grensen.
grint, n. Mühlengerinne, Mahl-, Radkasten, Mahlgang.
grint, m. 1. Schädel, Kopf. 2. Grind, Schorf.
grintwort, rumex acutus (Bethonia off.?)
grîp, m. Greif.
gripech, räuberisch.
gripen, st. v. 1. greifen, angreifen. 2. ergreifen, gefangen nehmen. 3. beginnen.
gripenwulf (d. i. gripende w., greifender Wolf), Räuber.
grîpgirech, zu greifen gierig, räuberisch.
grîphaftich, räuberisch.
grîp-lâm, greiflahm, lahm zum Greifen.
grîs, weissgrau; Greis; und schaudernd ängstlich (zu grisen = gresen).
grîs, grober Sand, Kiessand.
grisen, sw. v. greis, grau werden; und = gresen, schaudern.
grîsgramen, sw. v. mit den Zähnen knirschen.
grisliken = greseliken.
gristel, Knorpel.
grode, m. Wachstum; angewachsenes od. bewachsenes (begrüntes) Land (von frisch eingedeichtem Neulande).
grof, gross, stark, gewaltig (ohne tadelnden Nebenbegriff); plump, unfein, schlicht. – Als adv. sehr, stark, gröblich.
grofgrön, groffgrein, frz. gros grain, ein Kleiderstoff, Sayen (grobkörnig?), subsericum.
grofheit, Grobheit.
grof-, grovelik, stark, gross; adv. grofliken.
grofroggen, grober, gewöhnlicher Rocken (nicht gesichtet).
grofstuck, eine Zahl von 144?
grogicheit, Wachstum.
groien (groen, grogen, grugen), sw. v. wachsen, zunehmen.
groiinge, Wachstum.
grone, f. Grünheit, viror.
grone, grün; bildl.: frisch, nicht zubereitet (von Fleisch, bes. Fischen, nicht eingesalzen noch geräuchert); de grone donerdach, Donnerstag vor Ostern, und auch nach Ostern.
grone, begierig nach etwas, petens (gronen, petere).
gronen, sw. v. grünen.
grônheit, gronicheit, Grünheit.
groninge, Grünes, viror.
gronink, grüner Junge, Gelbschnabel? (Auch Name des Goldammers).
grônswarde, grüne Haut, d. i. die mit Gras bedeckte Oberfläche der Erde, bes. der Anwachs jenseits des Deiches.
grop (grupp, roppe, ruppe), Quappe.
grope, Pfütze, bes. die Mist- und Jauchrenne im Viehstall.
grope (gropen, grape[n]), m. Topf, irden oder von Metall.
gropen, sw. v. aushöhlen, cavare.
gropen-, (grapen)-brade, Topfbraten, Fleisch, das im Topfe gar gemacht ist; Ggs. spet-brade.
gropengeter, Topf-, Kesselgiesser; Kupferschmied.
gropenscharde, Topfscherbe.
gropenspise, Metall zu Töpfen.
groper, Töpfer, lutifigulus.
grôp-isern, Hohleisen, Hacke u. dgl., runcina, scalprum.
grôs(e), grûs, was in kleine Stücke zerbrochen ist, bes. von Steinen; von Pflanzen: der durch Zerquetschen herausgepresste Saft.
grosen, grusen, sw. v. 1. den Saft aus Kräutern pressen. 2. intr. zu grûs werden.
grosinge, ausgepresster Kräutersaft.
groslik, gross, stark; sehr.
grossel, unreif, herbe; vom Sommer: nichts zur Reife bringend.
grosse(n), m. Groschen.
grôt, grût, m., grote, f. Gruss.
grôt, adj. und adv. gross, gewaltig; viel, sehr.
grôtbuket, -bukich, mit grossem Bauche, ventricosus.
grôtdadich, -dedich, herrlich, erhaben, magnificus.
grôtdadicheit, Pracht, Herrlichkeit, magnificentia.
grote, f. Grösse.
grote, eine Münze, grossus (= 5 sware oder 12 penninge).
grotede (grotte), f. Grösse.
groteke, Grossmutter.
groten, gruten, sw. v. grüssen, ansprechen zur Bewillkommnung etc., ansprechen, auffordern zum Kampfe; Hunde hetzen.
groten, sw. v. 1. gross machen, erheben. 2. die Grösse bestimmen, ansetzen, taxieren.
grote-vader, -moder, Grossvater, -mutter.
grôtgunstich, ein Höflichkeitsprädikat (des 17. Jh.).
grôtheit, Grösse; Wichtigkeit.
grôthere, Grossvater.
grôtliken, sehr, herrlich.
grôtmaken, erheben, preisen, magnificare.
grôtmakinge, Erhebung, Preis.
grôtmechtich, gewaltig.
grôtmechticheit, Gewalt, Hoheit.
grôtmodich, der grossen môt hat.
grôtmodigen, sw. v. grossen Mut machen, anfeuern.
grôtsamicheit, Beflissenheit zu grüssen.
grôt-schene, Schusterwerkzeug, concuta; Ggs. smal-schene.
grôtspreken, grosssprechen, pralen.
grôtweldich, sehr gewaltig.
grôtwerdigen, sw. v. verherrlichen, magnificare.
grove, f. Grube, Grab.
groven = groien, wachsen; oder = grof, stark werden.
grovinge, das Graben, Schneiden? (als chirurg. Operation).
growehake (= grovehake?) Instrument der Zimmerleute; Hobel?
grude, f. heisse Asche.
grummen, sw. v. ein dumpfes Getöse machen.
grumpen, Überbleibsel von Brod und Speisen?
grundele, grundelink, Gründling, piscis fundulus.
grundelrocke, serpentaria.
grunden, sw. v. ergründen.
grunt, f. (selten m.) 1. Grund, Thal, Tiefe, Boden. 2. Grund, Ursache, Sachverhalt. to grunde, gründlich, vollständig; to g. komen, genau und sicher erfahren.
gruntbôm = gruntwerk.
gruntliken, gründlich.
gruntreve, edera.
gruntroringe, -rure, das Berühren des Grundes, Bodens, von umgeworfenen Wagen und Karren, strandenden Schiffen; das Grundruhrrecht, wornach alles, was den Boden berührt, der Landesherrschaft anheimfällt.
gruntvast, grundfest.
gruntvestigen, grundfest machen.
gruntwerk, Mühlengerinne, Anlage bei Mühlen, um das Wasser zu halten und zu leiten.
grunzer, Murrkopf, Unzufriedener.
gruppe, f. Renne, Grüppe (= grope).
grusam, grausam, im Sinne von: heftig, gewaltig.
grusener, m. Stück der Rüstung, Waffenrock.
grusink, eine Art Bier, Grutbier.
grût, f. 1. Porss (Post), wilder Rosmarin, zum Bierbrauen gebraucht. 2. das davon bereitete Bier.
gruten, sw. v. Grut(bier) brauen.
grûthere, der Ratsherr, der die Aufsicht über das Bier hat.
grûthûs, Brauhaus.
grûtkamer = grûthûs.
grutte, f. Grütze, Grützbrei.
gruweheit, das Grauen.
gruwel, m. das Grauen, die Furcht.
gruwelicheit, Grässlichkeit, Fürchterlichkeit.
gruwelik, Grauen erregend, fürchterlich; adv. gruweliken.
gruweliksam = gruwelik.
gruweln, sw. v. (unpers.) grauen.
gruwen (growen), sw. v. (unpers.) grauen.
gu = gouw, rasch, schnell.
gude, guden, Präter. zu gên, jên, bekennen.
gude (gode, goide, gote), f. Güte.
gude holde, Hausgeister, penates.
gudelcheit, Güte, Milde.
gudeman, Plur. -manne, -mans, -lude, ein Mann im Vollbesitz staatsbürgerlicher Rechte, spec. 1. einer, nach dessen Urteil Schätzungen geschehen und Streitigkeiten beigelegt werden, fide dignus. 2. Adlicher, ritterbürtiger Vasall.
guden, sw. v. vergüten, entschädigen.
gudensdach (godens-, guns-, gêns-, gudesdach), der Wodanstag, d. i. der Mittwoch.
guderhande, von guter Art, Abkunft; g.-h. man, vrouwe, adlicher Mann, Frau.
gudertere (-terende), von guter Art, Beschaffenheit, gutartig, freundlich.
guderterenheit (-tiricheit, -terlicheit), Gutartigkeit, Milde, Freundlichkeit.
guderterliken, adv. gutartig, freundlich, milde.
gudich, gütig.
gudicheit, Güte.
guf, verschwenderisch.
gufheit, Verschwendung.
guflike, schnell?
gûl, m. Gaul (nicht immer im verächtlichen Sinn).
gulde, f. 1. Gülte, Rente, Einnahme; g. kopen, die Form, unter der im MA. Capitalien zinslich belegt wurden; in g. leggen, zinslich belegen; mit gulde oder mit rechte, mit Bezahlung einer Summe Geldes (nach Vereinbarung) oder mit Recht (eidlich); zuweilen = mit minne edder mit rechte. 2. Geltung, Wert.
gule-, goleweke, septimana, que dicitur g., que est ante Esto mihi.
gulsich, gefrässig, gierig, gulosus.
gulsicheit, Gefrässigkeit, Gierigkeit.
gulsichlik, gefrässig, gierig.
gume, Gaumen (selten; hochd.)
gummen, in der Anrede, wahrscheinlich = gude man.
gumpelman, Narr, mit dem man sein Spiel treibt.
gundert, gunnert, jenseits, dort.
gunkpanne, der grosse Kessel zum Salzsieden.
gunne, Gunst.
gunnen, unr. gönnen; wol g., wol wollen (auch ohne wol).
gunner, Gönner, Helfer, Anhänger.
gunnich, günstig, förderlich.
gunsel, gunseln, sw. v. winseln, wimmern.
gunst, m. und f. Gunst; Erlaubnis.
gunstach = gudens-, godensdach, Mittwoch.
gunsthaver, Hafer, der (als Emolument) gewährt ist.
gunstich, günstig.
gunstlik, günstig, freundlich. – Adv. gunst-, gunstichliken.
gunt (gent, genten, jint), dort; gunthen, dorthin.
gunteke, Schenkgefäss, Krug.
guslich, jeglich.
gust, unfruchtbar, vom Lande wie von Tieren, sterilis, effetus.
guster-net, Netz, um den Fisch Guster (Blieck, Blicke, cyprinus Blicca) zu fangen.
gustlinge, eine Art Hering.
gut, Plur. guden, Prät. von gehen, jehen, jên, bekennen.
gût, gôt, gut; gût tît, früh; gût kôp, wohlfeil; gude man s. o. – gût, beter sîn, hoch, höher sein an Wert, sich belaufen (von einem Verlust, Schaden etc.). – g. sîn vor, Bürge sein wofür, haften; g. dôn, beweisen, probare; it gerne gût sên, wünschen, dass etwas friedlich verlaufe oder gut ausfalle.
gût, gôt, n. das Gute; to gude werden, helfen; Gut, Vermögen, Besitz, bes. Vieh.
gûtdât, beneficium.
gûtdedich, wolthätig, gnädig.
gût-dunkelheit, Hypokrisie, Heuchelei.
gût-dunkelich, sich gut dünkend, heuchlerisch.
gûtgedunkent, Gutdünken.
gûtheil, Mistel.
gûthere, Gutsherr.
gûtlicheit, Güte.
gût-, gude-, gôt-, godelik, gütig, wolwollend, freundlich. Adv. gût-, gôtliken.
gûtlôs, güterlos, arm.
gûtsalich, beglückt, glückselig.
gûtsam, gut.
gûtseggen, versprechen.
gûtwille, Freundlichkeit.
gûtwillich, freundlich.
gwitte? Ziegenfell?
hachgarn, (in der Weberei) Längsende des Gewebes? (das das Gewebe hegt, begrenzt?)
hachte, f. 1. Haft, Anspruch, Berechtigung. 2. Gefängnis.
hachten, sw. v. 1. haften, haerere. 2. trans. verhaften.
hachtûn, s. hagetûn.
hack(e), n. Gehacktes, Fricassee; h. unde mack, Gerümpel, niedriger Pöbel.
hackebret, Hackbret; musik. Instrument.
hackelblock, Haublock.
hackekaf, gehackte Spreu, Häcksel.
hackele, ein Kraut, eradia (?).
hackelse, n. Häcksel.
hacken, sw. v. 1. hacken; darin h., allerlei Einwendungen machen. 2. die Hände zusammenschlagen, complodere.
hackestapel, Haublock, -klotz.
hackstên (hachstên), eine Art Dachstein?
haddinge, contr. aus hav(e)ding = hovetlink, Häuptling.
haderhaftich, zanksüchtig.
haderinge, Zank.
hadermetze, zanksüchtiges Weib.
hader- (heder-, hidder)netei, archangelica, Brennessel.
hadewulle, Heede.
haf, n. Meer, See.
hafdîk, Deich gegen das Meer, Hauptdeich.
haffen (affen), haven, sw. v. behandeln, manu tractare.
haffen (affen), sw. v. verhöhnen, zum Besten haben, illudere.
haften, sw. v. gebunden, befestigt sein.
haft-gelt, -pennink, Unterpfand, arrha.
hage = age, scharfe Spitze.
hage, hagen, f. und m. Hecke, lebendiger Zaun.
hageboke, Hage- (Hain)buche.
hage-, (hagel)busch, Dorngesträuch, dumus.
hagedrose, Leistendrüse, Inguinaldrüse, inguen; überh. (geschwollene) Drüse.
hagelgans, Wasser-, Schneegans, fulica; (u. mullis, mullus, Birk-, Haselhuhn).
hagelhovich, (von Pferden) strupphufig, strupprauh.
hagelschot, Kugeln in Grösse von Hagelkörnern, Schrot.
hagelspende, milde Gabe zur Abwehr von Hagelsnot.
hagelsprake, Besprechung, Zusammenkunft? (zu hagen, belieben, oder zu hegen?)
hagelstên, Hagel, Schlosse.
hagelvire, Hagelfeier, Fest gleich nach Himmelfahrt oder Pfingsten (Bittgang zur Abwehr von Hagelschlägen?)
hagen, sw. v. behagen, gefallen.
hagen-gelt, (-tegede), Geld, Zehnte für die Benutzung des hages, des Waldes, der Eichelmast.
hagenote, Teilhaber an einem Hag, einer Waldung.
hagenstolt, unverehlicht.
hage-, (hâch)tûn, Hagen-, Gehegezaun.
hagewopeken, Hagebutte.
haggen, sw. v. refl. (= hacken?), sich zanken.
hake, 1. Haken, uncus; Schlagbaum. 2. eine Art Pflug; ein gewisses Landmass (eine gemeine Hufe enthält zwei haken; ein hakenhove = 15 Morgen.) 3. ein auf einem haken angesiedelter Bauer.
hake, Höker, Kleinhändler.
hake, ein schweres Feuergewehr mit einem Haken am Schaft; der dies Geschütz bedient, heisst hakeschutte.
hake-, hakelbusse, Hakenbüchse.
hakelwerk, Umzäunung eines Grundstückes oder Gehöftes (mit Pfählen und Dornen); hakelwerken, an einem h. arbeiten.
haken, der männliche Lachs.
haken, sw. v. = hacken, im jur. Sinn: Einwendungen erheben.
haken, sw. v. mit dem Haken bearbeiten; »die Äcker mit Haken umbringen«.
hake-, (hack)ossen, Pflugochsen.
hake-, hakelstên (= hackstên), eine Art Dachstein (an der Ecke oder an einem Vorsprunge?)
hakenpôl?
hakenschôn, hakenrein, von geschlachteten Schweinen, die ausgeweidet und gereinigt am Haken hängen.
hak-isern, Eisen am haken, Pflugeisen; oder = Krampe?
hakwerk, Gewerk, Innung der haken, Krämer.
halchter, Halfter.
halder, Halfter.
hale, Hehl, Heimlichkeit; in h. hebben, verhehlen, verschweigen.
hale, n. Kesselhaken.
halen, sw. v. holen.
halle, f. überdeckter Raum (um Waren in demselben zum Verkauf aufzustellen).
hallepennink, Abgabe von den (Fleisch- etc.) hallen.
hallik, ein Baum im Bauernhause zwischen Darre und Backofen.
halm, m. und n. Halm.
halmdor, s. helmendere.
halmundich, verd. aus halfmundich.
hals, m. 1. Hals. 2. Leben; umme den h. komen, das Leben verlieren; umme den h. bringen u. ö. – (verbieten) bi deme h., bei Lebensstrafe; Person. 3. fortlaufende schmale Anhöhe.
halsbacken, sw. v. an den Hals schlagen.
hals-bant, Halsband, Koller, collarium.
halsberch, Panzer.
hals-broke, Halsbrüche, d. i. Geldstrafe, mit der man den Hals löste.
halsen, sw. v. um den Hals (= Leben) bringen.
hals-here, Herr über den Hals- und Leibeignen.
hals-isern, eisernes Halsband.
hals-krage, 1. der Kragen, den der Hals bildet. 2. Kragen um den Hals.
hals-laken, Halstuch.
hals-losinge, Befreiung von Leibesstrafe (durch Zahlung einer Geldstrafe).
hals-rangen, sw. v. den Hals recken (aus Neugier und Verlangen).
hals-schruwe, Halsschraube; Schloss am Halsschmuck?
hals-sele, Riemen um den Hals.
hals-slach, Schlag an den Hals, Ohrfeige.
hals-slagen, sw. v. an den Hals schlagen, ohrfeigen.
hals-slaginge, Ohrfeige.
hals-stark, -sterke, halsstarrig.
halster, ein gewisses Getreidemass, halber Scheffel.
hals-sterkicheit, Halsstarrigkeit.
hals-swellinge, Halsgeschwulst.
hals-togel, Halszügel.
hals-wert, was eines halses Wert hat, einem halse (Person?) gleich ist.
hals-wrenken, sw. v. den Hals wenden und drehen = halsrangen.
halt, s. holt.
halter, f. Halfter.
half, halb; half unde vul, halbe und volle (Trink)masse.
halve, half, f. Seite; van – halve, von – Seiten; over de h., beiseite.
halve-mate, Halbscheffel?
halvêren, sw. v. halbieren; von der Kleidung: zweifarbig machen; in rechtl. Sinn: teilen, scheiden.
halve-, half-, halwege, zur Hälfte, halb.
halfknecht, Halbknecht (der zwischen einem Lehrjungen und Vollgesellen steht).
half-pape, angehender Geistlicher, Student, der pape werden will.
half-susken, Halbschwester.
half-tafeler, der nicht an der vollen Tafel Teil nimmt?
halfte, halb; und subst. Hälfte.
half-visk, ein Fisch, wahrscheinlich die Scholle; fla(n)gendula; rustupa; pecten.
half-waslinge, Halberwachsene.
half-wassen, -gewassen, halberwachsen; h. visk = halffisk; eine Art Trinkgläser (halbgross?)
half-winner, Bauer, der gegen den Genuss der Hälfte der Früchte den Acker bebaut.
ham (Dem. hemmeken), m. ein (durch Gräben) eingefriedigtes Stück Land in den friesischen Landesteilen.
ham, Decke, Hülle, Hülse; Nachgeburt (secundinae).
hamaker, Sattler, der hame, Kummetgeschirr, macht.
hame, ein kleines, an einem Stiele befestigtes Fischnetz; ein Vogelnetz.
hame, hamme, Hinterschenkel, Schinken.
hameide (ho-, hogemeide, ho-, hameie, auch verunstaltet in hameine und almeide), f. Verzäunung, Sperrung (Riegel), Schlagbaum, Verhau, Stacket u. a. Befestigungen, clathrus.
hamel, verschnittener Schafbock.
hamelsbolle, Hammelkeule.
hamel(s)buck = hamel.
hamer, Hammer; spec. Münzhammer; Bezeichnung des Teufels (des Donners?)
hamerschult (gamerschult), Abgabe der freien Leute von 1 Huhn und 5 Eiern an den Inhaber einer Freigrafschaft.
hamersleger, Hammerschläger, Metallarbeiter.
hamerwurp, soweit man mit einem Hammer werfen kann.
.. hande (Gen. zu hant); in Zs. = Art; z. B. einer hande, aliquis, irgend welch; drier hande, allerhande, mancherhande, wathande u. a.
handel, m. was man unter Händen hat, betreibt; Ver-, Unterhandlung; Unruhe, Händel.
handelagen, sw. v. überantworten, überreichen.
handelank, Handlanger.
handelen, sw. v. 1. mit der Hand betasten, berühren. 2. behandeln, umgehen mit. 3. verhandeln, betreiben, ausführen, ausüben. 4. refl. sich aufführen, benehmen.
handeler, Unterhändler, Vermitler.
handelinge, 1. Berührung, Betastung mit der Hand; überh. Berührung. 2. Unter-, Verhandlung, Vertrag. 3. Thätigkeit, Handlungsweise, Aufführung. 4. Handel mit Waren.
handeswile, die Zeit, die man gebraucht zum Handumdrehen, Augenblick.
handich, was mit den Händen geschieht; geschickt, passend.
hane, 1. Hahn, spec. der Brauthahn; de rode h., Feuer, Brand. 2. der Hahn am Fasse.
hane-bent, Hahnebalken, Dachstuhl.
haneken, 1. Hähnchen am Fass. 2. Hähnchen, Schlüsselbüchse.
hanen-balke, Hahnenbalken, der oberste Querbalken des Daches.
hanen-bêr, Hahnenbier, d. i. Hochzeitsschmaus bei Überreichung des Brauthahns.
hanen-bôm = hanenbalke.
hanen-kam, wahrscheinlich verbena offic.
hane(n)-kop, Hahnenkopf; ein goslarscher Scherf; Name eines goslarschen Bieres.
hane(n)-krât, -kracht, das Krähen des Hahnes in der Morgenfrühe.
hanen-stên, der Magenstein des Huhns, alturio.
hanen-vêr, Hahnenfeder.
hanerei, 1. Ehebrecher. 2. Ehemann, dem seine Frau ungetreu wird.
hangel-bone = hangel-kamer.
hangel-kamer, ein hölzerner Verschlag unter den Hauptbalken befestigt und aufgehängt; dient auch als Schlafstelle für das Gesinde.
hangelwagen, Wagen, der in Federn hängt, Kutsche?
hangen (contr. hân), st. u. schw. 1. intr. hangen; in der Schwebe, unentschieden sein. 2. trans. hängen, henken.
hangoren, sw. v. die Ohren hangen lassen, niedergeschlagen sein.
hank, Handhabe.
Hans = Johannes. hanse(n), grote hanse, angesehene Leute, magnates, optimates.
hanskatte, Johanniskatze; zu Johannis wurden Katzen ins Feuer geworfen.
hant, f 1. Hand; die das Lehn, Erbe etc. empfangende oder gebende Hand; die schwörende, gelobende Hand; mit sîn enes h., durch einen Eid ohne Eideshelfer. 2. Person; na doder h. nach dem Tode eines andern; (spere-, spille-, blôthant u. a.). 3. Handgeschicklichkeit. Mit Präp. bi der h., in der Nähe; anwesend; en hant gân, glücken; in de hant gân, sich ergeben; na der h., später, nachher; over de h. sîn, überlegen sein; to hant (handes), sofort; to der h. komen (Ggs. van der h. k.) zu Teil werden; to der h. schicken, unterwerfen, fügsam machen; to der h. gân, bittend angehen; to handen gân, gelingen; up de h. dôn, zur Aufbewahrung übergeben; als Handgeld geben; up de h. komen, überraschen; up de h., sofort; umme h. hebben, mit etwas beschäftigt sein; van (der) hant, weg, fort; van der h. .. to der h., rechts – links; vor de(r) hant, gleich, jetzt, augenblicklich; vor handen hebben, womit beschäftigt sein.
hant-bant, Handfessel.
hant-becken, Waschbecken.
hantbedinge, Erbietung der Hand, das Handgeben.
hant-blase, kleiner Blasebalg (Püster)?
hant-boge, kleiner Bogen, den man mit der Hand spannt.
hant-dader, -deder (-dedinger), der auf der That ertappte Verbrecher, überh. Missethäter.
hantdadich, -dedich, Thäter, bes. der auf der That ertappte; von der That selbst: bei der man ertappt wird, frische That.
hant-dwele, Handtuch.
hantêren, sw. v. oft besuchen, hin- und herziehen, vom Kaufmann, der mit seinen Waren das Land durchzieht, Handel treiben; später überh. betreiben, tractare, behandeln, besorgen (= hanthaven).
hantgange?
hant-gat, Loch für die Hand, an den (Frauen)kleidern, Schlipf, Tasche.
hant-gebar, -gebere, -geberde, Beschäftigung mit der Hand, laboramen.
hant-gebende, wobei die Hand gegeben wird; mit h. truwe, Gelöbnis mittelst Handschlags.
hant-gedât, (That mit der Hand), Missethat.
hant-gelt, 1. (Ggs. zu rente) Geld, das täglich eingenommen wird. 2. Unterpfand, arrha.
hant-gemâl, Handzeichen, chirographum; Grundstück, von welchem jemand sein Handzeichen führt, Stammgut.
hant-getouwe, Handwerkszeug.
hantgetruwe, -truwe, dem etwas zu treuer Hand überlassen wird, Bevollmächtigter, bes. Testamentsvollstrecker.
hant-gewin (Empfang des Erbes aus der Hand des Richters), die Erlangung des lehnsherrlichen Consenses zur Nachfolge in das Recht eines verstorbenen Colonen.
hant-gifte (-gichte), was in die Hand gegeben wird, Geschenk; bes. das erste Geld, das jemand empfängt zur Sicherung eines Vertrages = hantgelt.
hant-grepe, 1. Handgriff, das man mit der Hand ergreift, Stiel. 2. Griff mit der Hand; to h. komen, handgreiflich werden.
hant-grepel, Handgriff, Handhabe.
hant-haft, -haftich = hantdadich. Adv. hanthaftige(n).
hant-haven, sw. v. (Rechte und Personen) schützen und beschirmen.
hant-haver, Beschützer.
hant-havinge, Beschützung.
hant-isern, Handeisen, das glühende Eisen, das zum Beweis der Schuld oder Unschuld mit der Hand getragen wurde.
hant-kikinge, Handsehen (um aus den Linien der Hand zu weissagen).
hant-kluve, Handfessel.
hant-langen, sw. v. mit der Hand herreichen.
hant-lavende, mit der Hand gelobend.
hant-lên, Lehn zu einer Hand, auf Lebenszeit des Besitzers gegeben; unmittelbar vom Lehnsherren empfangenes Lehn.
hantlik, bequem, passend, geschickt; adv. hantliken.
hant-locker, Bettler (der die Hand eines andern heranlockt um zu geben?)
hant-lofte, Handgelöbnis.
hant-neringe, Nahrung, die man sich durch seiner Hände Arbeit erwirbt.
hant-reken, sw. v. 1. die Hand reichen. 2. mit der Hand reichen.
hantrost (= hantwrist), Handwirbel, -gelenk.
hant-rulle = dwelengenger?
hantsche (hantzke), m. Handschuh.
hant-slach, Handschlag; das Schlagen in die Hände, als Zeichen der Trauer.
hant-slachtich, mit der Hand schlagend.
hantslagen, sw. v. in die Hände schlagen, Gestus der Trauer, selten der Freude.
hant-slagersche, lamentatrix.
hant-slaginge, planctus.
hant-sone = hantvrede.
hant-speler, Gaukler, Würfelspieler.
hant-stên, kleiner Stein.
hant-streckinge, Handschlag.
hant-sucht, -suke, Handkrankheit, chiragra.
hant-tastinge, Handschlag.
hant-truwe, Unterpfand, arrha; bes. der Verlobungsring.
hant-truwen, sw. v. geloben, versprechen vermittelst eines Zeichens (Ringes); bes. die Ehe geloben.
hant-vane, Handtuch.
hant-vast, (fest in der Hand) gefangen.
hant-vat, Waschbecken oder -kanne.
hant-vestene, -veste, 1. Handgriff. 2. Handschrift; Beglaubigung eines Documentes durch Unterschrift; das Document selbst, Schuldurkunde, Obligation.
hant-vesteninge, -vestinge = hantveste.
hant-vinger, Fingerring.
hant-vrede, durch Handschlag abgeschlossener Friede, Waffenstillstand, der aber auch schriftlich aufgesetzt werden konnte.
hant-wilster, Hand-, Armband?
hant-werk, 1. Thätigkeit mit der Hand. 2. das mit der Hand gemachte, Geschöpf. 3. Belagerungsmaschine = antwerk 4. die Gesamtheit der Handwerker, Mitglieder der Zunft.
hant-worchte (-werchte, -werte, -wort), Handwerker.
hâr, n. Haar; nicht ein h., nicht das geringste; van den haren bringen, ums Leben bringen.
hâr, Werkzeug zum Schärfen der Sense.
har = hor.
harde, 1. hart, heftig, sehr. 2. von räuml. und zeitl. Nähe, nahe, dicht.
harde, f. Härtigkeit, Härte; guter, trockener Boden.
hardelechtich, härtlich.
harde-, hart-, herdelik, heftig, kräftig, eifrig; im moral. Sinn: hart, unfreundlich. Adv. hardeliken.
harden, sw. v. hart sein oder werden.
harden, sw. v. = herden, antreiben, anreizen.
hardenacket, -nackich, hartnäckig, trotzig.
hardern, sw. v. hart werden.
har-, herdicheit, Härtigkeit; Trotz.
hârdink = hârwerk?
hardnack, Kornwurm? Totenuhr.
hârdôk, Haartuch (zum Seihen); härenes Gewand.
hare, Landstück? (welches?) Anhöhe?
haren, sw. v. 1. intr. scharf sein, bes. vom scharf und trocken wehenden (Ost)winde, (harje). 2. tr. schärfen.
haren, hären.
hârgelt, Geld zum Haarschneiden, Frisieren?
hâr-hamer, Hammer zum Schärfen der Sense.
hâr-hussche, Haarzausen, Rauferei.
harke, herke, f. Hacke (Rechen).
harker, der die Halme auf dem Felde zusammenharkt.
hâr-klatzie (d. i. collatie), Haarzauserei.
hâr-klover, Haarspalter.
hâr-knôp, Knopf, um das Haar zusammen zu halten, als Frauenschmuck.
hâr-laken, Haardecke, sagum.
harm, m. Leid, Schmerz.
harm, n. Hermelin, Wiesel.
hâr-maker, Haarbearbeiter, bes. Haardeckenmacher.
harman, ein noch nicht geschorenes, nur einmal aufgerauhtes Tuch.
harnasch, -nisch, harnsch, harns, hernesch, n. Harnisch; collect. die Rüstung; und concr. die Gerüsteten.
harnasch-knecht, Waffendiener.
harnasch-maker, Harnischmacher, Waffenschmied.
harnasch-wischer, Schwertfeger.
harner?
harneschozen, d. i. harnesch hosen.
harnschet, beharnischt, gerüstet.
harpe, herpe, f. Harfe.
harpen-brôt, Harfenbrod (nach der Gestalt benannt? dreieckicht Brot, collyrida?)
harpen-sleger, Harfenspieler.
harpois, ein Gemenge von Pech, Theer und Harz.
harras = arras, arracium, Tuch (aus Arras).
harrixter, f. Harkerin.
harsch, rauh, asper.
hârsluse, das Ausgehen des Haares.
hâr-spangarn, von Pferdehaar gesponnenes Garn.
harst, f. Karst, Harke, Rechen.
harst, 1. Haufen Buschwerkes, Reisig. 2. Darre, Rost, ustrina. 3. Stück Fleisch, das auf dem Roste gebraten oder geschmort wird, assatum; Bratstück.
harsten, sw. v. rösten.
hart (hars, has), n. Harz, das aus den Bäumen quillt.
hart, harde, 1. hart; hartkorn oder hartfrucht, d. i. Weizen, Roggen, Gerste, (weke frucht, woraus man Saft und Trank macht). 2. bildl. hart, fest, kräftig, und im tadelnden Sinne: lästig, beschwerlich; knauserig.
hart (= harje), scharf anhaltender, dürrer (Ost)wind.
harte, s. herte.
hâr-tên, das Haarziehen, Reissen an den Haaren.
harteren = herteren, vom Hirsche, cervinus.
hartheit, Härte.
harthorich, harthörig, ungehorsam, eigensinnig.
harthouwe, Hartheu; ipericon; herba S. Johannis hertenheu vel fuga daemonis.
hartmundich, (von Pferden) dem Gebiss nicht gehorchend.
hâr-toch, m. Haarzug, Ziehen oder Reissen an den Haaren.
hâr-togen, -tagen, sw. v. bei den Haaren ziehen oder reissen.
hâr-touwe, Gerät zum Schärfen der Sense etc.
hart-strank, wahrscheinl. Peucedanum offic.
hart-willicheit, Eigenwille, -sinn.
hâr-was, Haarwachs, arterea.
hâr-werk, aus dem Pelzwerk gezogene Haare (als Handelsartikel zum Behuf der hârmaker).
hâr-worm, Haarwurm.
hase, m. Hase.
hase = hose.
hasel, hassel, m. Haselstaude, corulus.
hasel-hôn, Haselhuhn.
hasel-horst, Stelle, mit Haselstauden besetzt.
hasel-note, Haselnuss.
hasel-treug, der trockne Rücklass der Haselnüsse, wenn Öl aus ihnen gepresst ist.
hasel-worm, eine giftige Schlangenart (fabelhaft).
hasel-wort, a(s)sarum vulgago.
hasen-banner, Hasenpanier.
hasen-bider, Hasenfänger (mit Falken oder sonst?)
hasenkuren, sw. v. Hasen auflaueren.
hasen-laf, coagulum leporinum.
hasen-mân, Hasenmonat (December).
hasen-ôr, 1. Hasenohr. 2. Name einer Pflanze, didintia (di[n]dimus).
hasen-pant, Hasengarn, -netz.
hasenschardele, millefolium.
hasen-vel, Hasenfell.
hasen-venneken, Hasenfähnchen, -banner.
hasen-vôt, Hasenfuss.
hasert, Hasard, der s. g. Hundswurf, der niedrigste Wurf beim Würfelspiel; auch der höchste? pers. Dämon des Glückspiels.
has-hunt, Hetzhund.
hasmundich, mit einem Hasenmunde.
hasnen, s. asnen und menasle.
haspe u. haspel, f. Winde (zu Garn etc.) von bestimtem Masse.
haspen u. haspeln, sw. v. (Garn) winden.
hast, m. und f. Eile, Eifer; Aufregung, Zorn.
haste, heste, adj. und adv. rasch, schnell; erregt, zornig; also h. (alse), sobald als.
hastelike, schnell.
hasten, sw. v. 1. intr. eilen. 2. trans. zur Eile antreiben. 3. refl. sich beeilen.
hastich, hastig, eilig; zornig.
hastigen, adv. eilig, schnell.
hastigen, sw. v. eilen.
hast-môt, Übereilung, Heftigkeit, Jähzorn.
hât, m. Hass.
hât, adj. hassend, feind.
haten, sw. v. 1. hassen, das Gefühl des Hasses hegen. 2. Feindseligkeiten verüben. 8. unpers. mit Dat. unlieb sein, etwas ungerne sehen.
hatich, gehässig; sowol (pass.) verhasst, als (act.) voll Hass.
hatisch = hatich.
hatie, f. Hass.
hâtlik, verhasst, voll Hass. Adv. hâtliken.
have, f. Habe, Besitz; bes. Besitz an Vieh.
havek, m. Habicht.
havekes-klocke, Schelle, die dem Habicht angehängt wird.
havelreke, bis zu einem gewissen Grade fertige Weberarbeit.
havik-horst, Habichtshorst.
havelik, was man besitzen mag, besitzbar, bes. Mobilien.
haven = haffen.
havene, have (und mit Einschiebung von d: havende), f. und m. Hafen.
havenen, haven, sw. v. den Hafen suchen, den Hafen einlaufen.
havenen, sw. v. verhaften.
havenen, sw. v. reinigen, säubern, comere, mundare.
haveninge und havinge, f. Hafen.
haver(e), m. Hafer.
haver-bêr, Bier aus Hafer.
haver-buk, ein mit Hafer gefütterter, zum Schlachten bestimter, verschnittener Ziegenbock.
haver-brôt, Brot aus Hafer.
haver-kaf, Haferspreu.
haver-knecht, Bezeichnung dessen, der für Fütterung und Wartung der Pferde zu sorgen hat?
he, er; bez. das männl. Geschlecht. he unde se, männlich (Männchen) und weiblich (Weibchen).
hebbelik, geschickt, habilis.
hebben, unr. v. 1. haben; zur Frau haben; (Inf. hebben,, Besitz; Part. hebbende oft passiv: das gehabt, besessen wird, das man hat) – halten; anhalten (dar to h.). 2. refl. sich verhalten, sich benehmen; sik wol h., sich freuen.
hebber, Inhaber, Besitzer.
hebberecht, der immer Recht haben will.
hebbinge, 1. Besitz. 2. das Sichbefinden, Zustand.
hech, n. Gehege, Wehr.
hechte, n. 1. Heft, Handgriff, Stiel. 2. Heft (Heftung) der Wunden.
hechte, hefte, f. Haft, Gefängnis.
hechte-bast, Heftbast.
hechten, heften, sw. v. 1. heften, festmachen; verhaften. 2. intr. haften, geheftet sein.
hechte-negele, Heft-, Klammernägel.
hechte-, heftnisse, 1. Haft. 2. Anspruch.
hechter, Schliesser des Gefängnisses.
hecht-, heftinge, Haft.
heck, n. Hecke, Umzäunung; Einfassung, Thor (von Holz, drehbar).
hecker, Winzer; Arbeiter mit einem Schneidewerkzeug.
heddernetele, s. hadernetele.
hede, heide, f. Hede, stuppa.
heden, heiden, von Hede; h. louwent, Art Leinewand aus Hede.
hederik, Hederich, lolium.
hefte, heftinge, etc., s. hechte u. s. w.
heftigen und heftliken, heftig, sehr.
hegbôt (hekbôt), eine kleine Art Boot, hinten und vorne platt.
hege, hech (hoge), f. und n. (?) 1. Hecke, Umzäunung von stachlichtem Gebüsch. 2. Gehölz, kleiner Wald. 3. Gehege, Forstdistrict. 4. Gehege, (umzäunte) Wohnung. 5. abstr. Schutz, Sicherheit.
hegede (= hege), Gehege, Hegewiese.
hege-, hech-, hei-, heingras, Gras, das man zum Mähen stehen lässt.
hege-grasinge, -gressinge, dasselbe.
hege-, heinholt, Gehölz, das man pflegt, schont, Schonung.
hegenbudel, Heckbeutel, der sich immer von neuem mit Geld füllt.
hegenen, hegen, heien, sw. v. 1. einen Hagen (Hecke, Umzäunung) um etwas pflanzen, umzäunen. 2. im Wasser ein hech, d. i. Wehr anlegen. 3. pflegen, schonen; schützen, bewahren. 4. bei Seite bringen, retten, sparen. 5. im jur. Sinn: Gericht (Markt) halten (rechtl. einfriedigen und beschützen).
hegens, (Tuch) aus Hagen (Vorstadt von Braunschweig).
hegens-recht, Meier- (heger) recht.
heger, heiger, hegger, m. Häher, graculus.
heger, 1. Meier, colonus. 2. Schützer, Sparer. 3. = hecker?
hege-rîs?
hegester, heister, f. Elster.
hege-wese, Hegewiese, -wisch (s. hegegras).
heginge, Schutz.
hei, Dürre, Hitze, heisser Dunst.
heide, hêde, unbebautes, wildbewachsenes Land; Boden überh.
heiden = heden, von Hede.
heidenbêst, unvernünftiges Tier.
heidene, heiden, Heide, paganus, ethnicus.
heidendôm, Heidentum.
heidens, heidensch, heidnisch, saracenisch; h. sedewer, calamus aromaticus; h. wuntkrût, consolida major saracenica; h. koken, fremdländische (griechische, saracenische) Kuchen? – h. nât (Wundennaht)?
heidenschop, die Gesamtheit der Heiden.
heidêp, Wasser aus der Heide kommend (= woltwater).
heie, hoie, n. die Molken der Milch, serum.
heien-mouwe, d. i. heiden-mouwe, Ermel aus Hede.
heigen, sw. v. schwer athmen, keuchen; s. auch higen.
heike, s. hoike.
heilant, Heiland; ein Kraut, wahrscheinlich Attich, Sambucus ebulus.
heildelik = heldelik, wie man es zu halten pflegt, üblich.
heilebar, m. Storch.
heilen, sw. v. glückwünschend verlangen, salutare.
heilepennink, Gabe, denen gereicht, die zum neuen Jahre etc. Glück wünschen.
heilgever, Heilgeber, Heiland.
heilsam, heilbringend.
heilsamicheit, Heil, Glück; salubritas und salvatio.
heimâl = hegemâl, gehegtes Gericht.
heimboke, Hagenbuche.
heime, f. (und heim, n.) Heimat.
heime, hemeke, n. Heimchen, cicada.
heimen, sw. v. ins Haus aufnehmen, beherbergen.
heim-geven, anheimgeben.
heimich, hemich, 1. daheim, im Hause. 2. einheimisch.
heimode, n. Heimat.
heim-soke, Einbruch ins Haus, Hausfriedensbruch.
heim-soken, sw. v. besuchen; Hausfriedensbruch begehen.
heim-sokinge, Besuch im Hause; Einbruch ins Haus, Hausfriedensbruch.
heim-stûr, n. und f. Aussteuer, Mitgift.
heim-tucht, f. Schweine, die der Bauer selbst gezogen hat.
heinen = heimen? in sein Haus bringen oder nehmen?
heinen = hegenen, schützen.
hein-gras, -holt, s. hegegras, -holt.
heise, Handgriff oder Ohr eines Gefässes.
heister = hegester.
heister, hester, junger Baum, namentlich von Eichen und Buchen.
heitmât-recht, Recht, Heidekraut zu mähen.
heitschepel, 1½ h. = 1 Tonne.
hekedes-kuffel, Hechtskiefer.
hekele, f. Hechel.
hekelen, sw. v. hecheln.
hekeler, Hechler; Anstachler, stimulator.
hekelvelde, Wohnort des Teufels; na h. varen, zum Teufel fahren.
hekerlink, m. Dolchmesser.
heket, m. Hecht.
hêl (heil), adj. und adv. 1. ganz, vollständig; de hele hôp, der ganze (hd. »helle«) Haufen; half unde hêl, halbe und ganze (Bier)krüge. 2. von einer Wunde, Krankheit genesen, heil.
helde, heldene, f. Fuss-fessel.
helden (hellen), sw. v. abschüssig, geneigt sein.
heldenbôm? Baum (Schlagbaum) mit einer Kette?
heldenslot, Schloss an Ketten.
heldich, geneigt, abschüssig, proclivis.
heldinge, Neigung.
helen, sw. v. kleben.
hêlen, heilen, s. v. 1. tr. und intr. heilen. 2. verschneiden, castrare.
helen, sw. v. hehlen, geheim halten.
helen = holen, aushöhlen.
helenbrede, (Gehirnbedeckung?), die Haut über dem Gehirn, pia mater.
helenhût, Elendshaut.
heler, Hehler.
helgen = helligen, sw. v. müde machen, quälen, behelligen.
helginge, Behelligung.
hêl-heit, Ganzheit.
hêl-hudich, mit heiler Haut.
(hêliken), heiliken, vollständig.
hel-isern, ein Schmiedsgerät.
helle, f. Hölle; der Platz hinter dem Ofen.
helle = helde, Abschüssigkeit, declivitas (in Ortsbezeichnungen).
helle-brant, Höllenbrand.
helle-hunt, Höllenhund.
hellester (helster), n. Halfter.
hellewagen, in Greifswalde Name des Pfandwagens.
hellich, durch Verfolgung ermattet, müde, erschöpft, lechzend.
hellichliken, erschöpfend, ermüdend.
helligen, sw. v. hellich machen, ermüden, quälen.
hellink, Heller, halber Pfenning.
hellink, hellinge, helge = heldinge (zu helden), Schiffswerfte.
hellink-bêr, Hellerbier, d. i. dünnes, wolfeiles Bier.
hellink-wecke, Wecke (keilförmiges Brot), einen Heller kostend.
hellink-wert, was eines Hellers wert ist.
hellisch, helsch, höllisch.
helm, m. Helm; h. unde schilt, Bezeichnung des Adels; helmartiges Gefäss.
helm, n.? Handgriff, manubrium; bes. Rudergriff.
helmendere (helmeder, halmdor, helmede, helmerde, helmer), f. und m. Helmer, Bezeichnung eines Seiten-, Quer- oder Nebenweges, der vom Hauptwege zum Deiche oder zum Moore führt.
helmet, n. Helm.
helm-exse, Axt mit einem langen Stiele.
helm-haken, eisernes Schmiedegerät.
helm-holt, Ruder-, Steuerholz.
helmken, n. Hälmchen; dat h. vor holden, betrügen, foppen.
help, Ausruf der Verwunderung (= got helpe!); help recht, help krum, auf jede Weise, per fas et nefas.
helpe, f. Hülfe; ein Kraut, Helfkraut, marrubium vulgare.
helpe, m. Helfer, Gehülfe.
helpelik, helfend.
helpen, st. v. helfen.
helper, Helfer, Bundesgenosse.
helperede, Einrede, Ausflucht, exceptio in jure.
helperehelper, Helfershelfer.
helpich, Hülfe bringend.
helschvûr, höllisches Feuer.
helschvurich, höllenfeurig.
helsen, sw. v. umhalsen, amplecti.
helsinge, f. Joch?
helsink, Halsriemen für Pferde.
helsink, eine Art Pelzwerk? (vom Halse der Tiere?)
helt, Held.
heltnisse, 1. Haft. 2. Inhalt.
helve, helf, helft, n. Handgriff, Stiel.
helf-isern, Axt mit einem langen Stiel?
helfte, f. Seite; Hälfte.
helunge, Hehlung; geheime Mitteilung vor Gericht zwischen der Partei und ihrem Fürsprecher.
hel- (helle-, hile-) wech, die grosse, allgemeine Heerstrasse, strata publica.
hemail, d. i. hege-mâl, gehegtes Gericht.
hême = heime.
hemel?
hemelicheit, 1. Geheimnis. 2. Vertrautheit, Freundschaft. 3. heimliche Stätte, das heimliche Gemach.
hemelicheitgank, Cloake.
hemelik, zum Hause gehörig, verwandt, vertraut, innig befreundet, heimlich. Adv. hemeliken.
hemelikes, adv. = hemeliken.
hemelte, Zimmerdecke, Gewölbe; Gaumen.
hemete, m. Himten, emina.
hemmede (hemmete, himede), n. Hemd; int h. geven, als Patengeschenk geben.
hemmedes-mouwe, Hemdsärmel.
hem(m)el, m. Himmel.
hemmel-, himmelhank, Vorhang, Gardine an der Seite des Altars.
hemmel-hore, Scheltwort für Beginen.
hem(m)els(ch), himmlisch.
hemmedes-schorte, Hemdschürze, d. h.?
hemmels-slotel, Himmelsschlüssel, primula veris.
hemmel-var, himmelfarbig.
hemmel-varinge, Himmelfahrt.
hemmesît (= hennesît?), jenseits.
hemode (heimode, heinmôt), n. und f. 1. Heimlichkeit. 2. heimliche Stelle, Schlafgemach etc. 3. heimatliches Haus, Vaterhaus, -land.
hemt, f. = hameide?
hen-bedde, n. (Kranken-), Totenbett.
hende = behende.
hendeler, Handelsmann.
hendelink, ein Gefäss für Flüssigkeiten (1 h. = 2 stopi; 36 h. = 1 tina).
hendewit, händeweiss.
(henen-), henne-klêt, Totenkleid.
henge (henk), f. Hänge, woran man etwas an- oder aufhenkt oder angreifen kann.
hengel-bôm, Baum, Stange, Rick, worüber man allerlei henken kann.
hengelmole, .. (?) mühle.
hengel-rode, ein hängender Querbalken an einer Wüppe, einem Brunnen, Galgen etc.
hengelke (in Bergwerken), Gehänge?
hengelse (-sche), n. herunterhängendes Gewand.
henge-mate, hängemässig; galgenreif.
hengen, sw. v. erlauben.
hengen, st. und sw. v. henken.
henger, Henker, Scharfrichter; überh. Polizeidiener.
hengerie, des Henkers Haus, Scharfrichterei.
hengich, nachgebend, Erlaubnis erteilend.
henk, m. woran oder womit man etwas henkt, Haken; Zusammenhang.
henkelman = ¼ Tonne (Bier).
henne, hinne, f. Henne.
henne, m. Narr, Geck.
henne, hen, adv. hin, von Raum und Zeit.
hennebit, Hühnerbiss. Alsine media.
henne-bringen, hin-, verbringen.
henneke (Kosef. zu Johannes und auch zu Hinrik), Name eines Fisches, polipus, (h)orrena, (Bülk, Krabbe); Zug- oder Hebemaschine.
henneken-, (henke)wagen, Lastwagen (für Steine u. dgl.)?
henne-komen, notdürftiges, knappes Auskommen.
henne-laten, überlassen.
henne-leggen, bei Seite, weglegen; beilegen, schlichten.
hennep, m. Hanf.
henneplink, Hänfling.
hennep-sât, Hanfsamen.
hennep-spinner, Hanfspinner.
henne-stellen, hinstellen, -wenden.
henne-tên, hinziehen.
henne-varen, dahinfahren.
henne-vart, Hinfahrt, Abgang; de leste h., der Tod.
henne-vorbat, hinfürder, von nun an.
henne-vortmêr, hinfürder.
hense, hanse, f. Gesellschaft; bes. Gesellschaft (Gilde) der Kaufleute und Handwerker, vor allen der grosse Bund der niederd. Städte; Geld, das für die Aufnahme gezahlt wird.
Henseken, kleiner Hans; h. im keller, Kind im Mutterleibe.
hensen, sw. v. in eine Hanse aufnehmen; Geld für die Aufnahme zahlen.
hense-nôt, Genosse, Mitglied einer Hanse.
henser, der in einer Hanse ist.
hensich unde herich = unterthan, subjectus (der Verbindung, dem Bunde gemäss?)
hentel = entel.
hento, hent (hente, hentes), adv. bis zu, bis an; welk hent? wohin? – Conj. (mit oder ohne dat), bis, bis dass.
hepe (heppe, heipe), f. Hippe, krummes Messer zum Beschneiden der Bäume.
herberge, f. Ort oder Haus zum Übernachten, Wohnung; Beherbergung, gastliche Aufnahme und Bewirtung; Beherbergungspflicht.
herbergen, sw. v. intr. sein Nachtlager nehmen; tr. beherbergen, hospitare.
herberger, der jemand beherbergt; fem. herbergersche.
herbergerie, Aufnahme in eine Herberge.
herbergich, zur Aufnahme Fremder bereit, gastfreundlich.
herbrant, Name eines verheerenden Drachen.
herbrennen, durch Kriegesflammen, Brand verheeren.
her-bunge, Kriegstrommel.
herdage, Festtage.
herde, m. Hirt.
herde, harde, f. Unterabteilung eines Kreises oder Amtes (in fries. Gegenden, bes. Schleswig).
herdeliken, hirtlich, nach Hirten Weise.
herden, sw. v. Hirte sein.
herden, sw. v. 1. hart, fest machen. 2. erhärten, beweisen, darthun. 3. stärken, ermuntern, antreiben. 4. aushalten, ertragen. 5. (meist) intr. dauern, anhalten, beharren.
herder, Hirte.
herder, Hartmacher, Härter.
herde-schop, Hirtenschaft, Hütung einer Herde.
herdeslude, die Einwohner einer herde (harde).
herde-staf, Hirten-, Bischofsstab.
herdich, ausdauernd, pertinax.
herd-vri, h. lant, herdfreies Land, das nicht beherdisch ist.
here, hehr, vornehm.
here (ere, eren), Herr, bes. Titel der Adlichen, Richter und Geistlichen; gerne respectvoll wiederholt: here her; Eigentümer.
her(e)-misse, Herrenmesse, der St. Mauriciustag, 22. Sept.
here-molder, ein grosses Kornmass.
heren, sw. v. 1. mit dem Heere einziehen. 2. mit dem Heere überziehen, verheeren.
heren unde weren (waren), Wahrschaft, Gewährschaft leisten, so auch subst. here unde were sîn.
heren-broke, Brüche, die an die Herrschaft zu entrichten ist.
heren-dênst, Herren-, Frohndienst.
heren-dwank, Pflicht, die ein Herr seinem Untergebenen auferlegt.
heren-holt, dem Herrn zugethan, dem Herrn schmeichelnd.
heren-hulde, Herrengunst.
heren-kleit, Kleid, welches der Herr den Ministerialen gab.
heren-mete, herrenmässig, herrlich.
here-nôt, Kriegs-, Heeresnot.
heren-schat, Abgabe an die Herrschaft.
heren-tafele, Herrentafel; Ggs. bodentafele.
heren-tins, Herrenzins, Abgabe an die Herrschaft.
here-strate, Heerstrasse.
here-werk, Gewalt?
herge, herje, f. Beischläferin, Hure, Bubinne.
hergens-achtich, bübisch, nequitiosus.
hergenscheit, Hurerei, Büberei, Schurkerei; nequitia.
hergensliken, auf bübische Weise.
hergen-, herjensone (herenson), Hurensohn, Schurke (als starke, strafbare Schelte).
her-getoch, Heereszug, Heer.
her-gewede, Heeresrüstung, s. herwede.
her-greve, Heerführer.
her-holt, n. Stelle, wo das Heer hält, Lager.
her-(h)olt, m. Herold.
herjen, sw. v. pflügen (= êren).
herink, harink, m. Hering.
herink-bant, eine gewisse Art die Tonnen zu binden, an 4, resp. 8 Stellen 3 Reife.
herink-smêr, Heringsthran.
herke, f. Harke.
her- (heres-)kraft, Heeresmenge.
her-kumpst, Herkommen; Gewohnheit.
her-kumpstich, herkömmlich.
herle, harle, ein Haar vom Flachs oder Hanf, ein einfacher Fesen.
herlicheit, 1. Herschaft, das Herr-sein, Gewalt. 2. Obrigkeit, Gutsherschaft. 3. Herschaftsbezirk. 4. Freude, Fröhlichkeit, Lustbarkeit.
herlik, herrlich, einem Herrn gemäss, herilis; adv. herliken. (Auch = erlik).
herlude, die an einer Heerfahrt teilnehmen, Kriegsmannschaft.
herm, Harm, Leid, Kränkung.
hermel(en), n. Wiesel, Hermelin.
hermeschar, Strafe, Plage, Not.
herne, harne, n. und f. Gehirn.
herne-panne, Hirnpfanne, Schädel.
hernet = harras, Tuch aus Arras, Rasch.
herne-worst, Gehirn-, (Brägen)wurst.
her-panne (?), Pechpfanne?
herpe, f. Harfe.
herpen, sw. v. harfen.
herper(er), Harfner.
her-pole, Heerpfühl, Feldbett.
her-sam, (einem Herrn geziemend), herrlich, ansehnlich.
hersch, herrisch, 1. dominicus; dat h. gebet, das Gebet des Herrn, das Vaterunser. 2. herrisch, stolz, pomposus, pompolentus.
her-schar, Heerschar; h. dôn, Kriegsvolk sammeln.
her-schat, Heeressteuer.
herschen, adv. herrisch, herrenmässig.
herschen, sw. v. herschen, Herr sein.
her-schilt, m. 1. Zeichen des Adels, die Adels- und Ritterwürde, die Fähigkeit zur vollen kriegerischen Ehre; lehnrechtliche Gliederung u. Standesabstufung. 2. die lehnbesitzende Ritterschaft; das Heergefolge; der Kriegszug.
herschinge, Herschaft.
herschlik, h. gewalt, Gewalt zu herschen.
herschop, f. und n. 1. Herschaft, Oberherrlichkeit, Oberaufsicht; Lehnsherschaft. 2. Herrenleute, Heer von Rittern (auch von einem einzelnen Gutsherren oder Adligen). 3. (territorial) Gebiet (der Stadt), dominium. 4. Herrlichkeit, Pracht.
herschoppen, sw. v. 1. herschen. 2. in Fröhlichkeit leben.
herschopper, Herscher.
herschoppie, f. Herschaft (abstr. u. concr.)
herschopsman, Lehnsmann.
herse, f. Hirse.
hersegrutte, Hirsengrütze.
herstel, Herchstell, d. i. die Lünze des Wagens, Achsennagel.
her-sture, Heer-, Kriegssteuer.
hert = hart.
hert, m. 1. Herd, Feuerstelle; Vogelherd. 2. Herd, als Bezeichnung des Stammgutes.
herte (harte), n. Herz (westl. auch f.).
herte (harte), n. Hirsch.
herte-lêf, herzlieb.
hertelik, herzlich; adv. herteliken. 1. = hartlike, mit Mühe und Not. 2. herzlich, sehr.
hertenheu, ypericon, herba dicta S. Johannis.
herte(n)-lêt, Herzeleid.
herten-krût, cordigera, cordiana.
herteren, vom Hirsche, cervinus.
hertes-blat, cirte (circe, carve).
herte-sêr, Herzensschmerz.
hertes-horn, Hirschhorn.
hertes-hût, Hirschhaut.
herte-span, cordiana, centinodia.
hertes-tunge, Hirschzunge, cerviglossa.
hertes-twîch, n. Hirschgeweih.
herte-swel, Schwellung des Herzens (vor Betrübnis).
herteswit (?), celtica (sonst = hertestunge).
hertes-wort, Hirschwurz.
hertgalle, centauria.
hert-isern, Herdeisen zur Deckung des gemauerten Herdes.
hertoch, -toge, -tege, -tich (hartoch, -tich), Herzog.
her-toch, -tucht, Heereszug.
hertoch-rîk, Herzogtum.
her-treck, Heereszug.
her-treckinge, Heer, Feldzug.
hert-slach, 1. Herzschlag, (Lungen)-Krankheit der Pferde. 2. Herzschlag, Herz, Lunge u. Leber von geschlachteten vierfüssigen Tieren, bes. vom Kalbe, Geschlinge.
hert-slegich, am hertslach leidend.
hert-lepel, das Präcordium.
hert-sterk, herzensstark, mutig.
her-varen, sw. v. einen Kriegszug machen.
her-vart, Kriegszug.
her-verdich, zur Heerfahrt fertig, bereit.
hervest, Herbst.
hervest-bede, eine im Herbst zu entrichtende Abgabe, precaria autumnalis.
hervest-mân, September.
her-wagen, Kriegswagen.
herwart, -wert, -werdes, herwärts, hierher.
her-wech, allgemeine Landstrasse.
her-wede, -gewede, herwade, n. eig. die Ausrüstung des Kriegers, die der Lehnsherr hergab und beim Tode desselben zurücknahm, oder die beim Tode des Vaters der älteste Sohn beanspruchte.
herwen, sw. v. herbe machen.
hêsch, heisch, heiser; dat h., Heiserkeit.
hêscheit, Heiserkeit.
hêschen, heischen, sw. v. heiser sein.
heschen, hesken = eschen, heissen, fordern, vorfordern.
heschinge, Heischung.
hêschrimme, n. Heiserkeit.
hespe = espe, Zitter-, Flitterpappel.
hespe, haspe, f. Hespe, Thürangel.
hespendogede, Cardinaltugend.
hesper, ein gewisser Wurm.
hesse, f. Kniebug, bes. an den Hinterbeinen der Pferde, auch von Menschen, poples.
hesse-hunt, Hetzhund.
hessen = hissen.
hessen, sw. v. die Hessen durchschneiden.
hester, s. heister.
hêt, heiss.
hêt(e), heit(e), n. Geheiss, Befehl.
hete-brêf, Urkunde, in welcher etwas verheissen, versprochen wird.
heteler, m. Hasser, Feind.
hete-, hêtlik, 1. act. voll Hass, feindlich gesinnt, erbittert. 2. pass. verhasst.
hêten, st. v. (Prät. oft schw.), 1. heissen, nennen; ovel heten, Schimpfnamen geben; genannt sein. 2. heissen, befehlen. 3. versprechen, Geheiss thun. Refl. genannt sein.
hêten(t), n. Geheiss, Befehl.
heter, m. Hasser, Neider.
heter, m. der etwas heisst, befiehlt, oder auch geheisst, verspricht.
hêtesch, gehässig, feindlich.
hêtescheit, Gehässigkeit, Hass.
hêtheit, Hitze.
hêtich, voll Hass und Neid.
hêticheit, Hass.
hêtichliken, adv. heiss.
hette = hitte.
hettere = heter, hassend, erbitternd.
hêt-tornich, heisszornig.
hetzich = hessich, aufhetzend.
hêtinge, Geheiss.
heve, f. Hebung, Einnahme.
hevedich, habend, besitzend.
heveker, Falkonier.
heve-korf, eine Art Fischkorb, -reuse.
hevelgarn, Einschlag (beim Weber), subtegmen.
heve-, (hevel)moder, 1. Hebamme. 2. Gebärmutter. 3. Unterleibskrankheit der Frauen, syncopis muliebris.
hevelte, in der Weberei: Zettel; die Schnur, durch deren Ösen der Aufzug gezogen wird, licium.
heven, st. und sw. v. 1. tr. heben; in die Höhe heben. 2. intr. anheben, beginnen.
heven (heffen), f. Hefe.
heven, m. der (physische) Himmel.
heven, agrarische Bezeichnung eines Bruchs, Wiese (wo Gras und Rohr wächst).
hevern, von Hafer, avenalis.
hevich = hevedich.
hevich, heftig.
hichen, higen, sw. v. schwer atmen.
hicken, sw. v. mit dem Schnabel hacken; beunruhigen, zerren.
hiddebeven, (vor Fieberhitze oder Frost) beben.
hiddeke, Ziege.
hiddeken, sw. v. wie eine Ziege springen, caprisare.
hiddernetel = hedernetel.
hie (hige, heie) und hien-, higeman, Hof-höriger; lito, fidelis curtis; Hofesgeschworner aus dem Stande der Hörigen.
hie-hose, Vexierhose, Narrenstrumpf.
hien-sprake, Beratung der hien.
hierie, Vexirerei, Neckerei.
hi(g)en, heigen, sw. v. (eig. stuprare), höhnen, vexieren.
hilde, hille, eifrig, rasch, geschäftig.
hilde (hille, helde), f. Pferderaufe; der Ort über den Viehställen, auch dem Gesinde als Schlafstätte dienend.
hilden-miger, Schimpfwort für das Gesinde, das auf der Hilde schläft.
hilge-, s. hillich.
hilich, hillik, m. Heirat, Eheschliessung.
hilicheit, f. Heirat.
(hilichen), hiligen, hilliken, sw. v. 1. heiraten. 2. verheiraten.
hilichs-gelt, Brautschatz; hilichs- (hillix-) penninge, Aussteuer, Ehegeld; hilichslude, Zeugen der Verlobung; -vorworde, Ehepacten.
hillich, subst. bes. im Plur. die Heiligen; die Reliquien der Heiligen; hilgendracht, Procession mit den Heiligen.
hillich, heilig; de hilge geist, oft Bezeichnung des Hospitals; h. getowe, sacramentum; dat h. dink Rotlauf, Rose, erysipelas, sacer ignis; h. man, Kirchgeschworner; der Hörige einer geistlichen Stiftung; hillich hebben, frei sein von Arbeit, feiern?
hillich-, hilligedôm, -domete, n. Heiligtum, Heiltum, Reliquie.
hillich-, hilgelant, heiliges Land, die Insel Helgoland.
hillichmaker = salichmaker, Heiland.
hillichmakinge, Heiligung, Beseligung.
hilligen, sw. v. 1. heilig machen. 2. heilig sprechen. 3. heilig halten.
hilligen-biter, Heiligenfresser, Scheinheiliger.
hilligen-bret? h. laken?
hilligendracht, Procession mit den Heiligen, Heiltümern.
hilligen-kasten, Reliquienschrein.
hilligen-stock, Reliquienschrein (auch als Archiv benutzt).
hilte, Griff, bes. am Schwerte.
himen, sw. v. keichend, pfeifend atmen.
himmelen, sw. v. die Augen gen Himmel schlagen, in den letzten Zügen liegen.
himmelkoken, (Abendmahls)-Oblaten.
hinde, Hirschkuh.
hindene, hinter.
hinder, hinter (gew. achter).
hinderbackes, hinterrücks.
hinderboge, der hintere Sattelbogen, postela.
hinder-dêl, Nachteil.
hinder-denken, nachdenken.
hindere, m. (selten n.) Hindernis, Schaden.
hinderen, sw. v. 1. hindern (am Weitergehen), anhalten, arretieren, mit Beschlag belegen. 2. hinderlich sein, Schaden und Nachteil bereiten.
hinder-gank, Rückgang.
hinder-hode, Nachhut.
hinder-laten, hinterlassen; verschweigen.
hinder-list, Hinterlist.
hindernisse, Hindernis; Arretierung.
hinder-sage, (spätere) Einrede.
hindersal, Hindernis.
hinder-sprake, Rücksprache.
hinderspreken, Rücksprache nehmen.
hinder-stal(t), Hindernis.
hinder-stellen, zurückstellen.
hinder-stellich, h. werden, zurücktreten; h. maken, zurücktreten lassen, womit säumen. – rückständig, säumig; nachträglich.
hinder-toch, Aufschub, Frist.
hinder-wert, rückwärts.
hinge, Angel, hamus und cardo.
hingest, hinxt, hengest, m. 1. genereller Name für Pferd. 2. das männliche, unverschnittene Pferd. 3. Streitross.
hingestpert, Hengst.
hingest-rider, berittener Diener?
hinkeman, 1. eine kleine Münze (Braunschweig) (3 h. = 1 Pf.) 2. ein Mass (vgl. henkelman).
hinken, sw. v. hinken; sich zurückziehen, nicht voran wollen.
hin-lachen = hônlachen.
hintlock = hintlope, solsequium.
hint-lope, -lof, Sonnenwerbel, Ringelblume.
hip, feines (Hohl)gebäck, Waffel, nebula.
hipkenbecker, der hippen, hipken verkauft; Spötter, Lästerer (wie jetzt: Schusterjunge).
hippocras, gekrudet wîn; vgl. ippocras.
hir, hier; von der Zeit: jetzt, heute.
hirgensone = hergensone.
hirlandisch, inländisch, einheimisch.
hisch, hisk, n. (contrah. aus hiwisk), Familie mitsamt dem Gesinde; die zu einem Haushalte gehören.
hiselen, sw. v. eisregnen, glatteisen.
hissen (hitzen), hessen, sw. v. hetzen, jagen.
hisser, Hetzer.
hissich, aufhetzend.
hitte, hette, f. Hitze; als Krankheit aurigo (aurugo).
hittelik, heiss.
hitten, sw. v. heiss machen, erhitzen.
hittepren, Spitzdorn, eisernes Instrument, um Löcher einzuschlagen.
hitticheit, Hitze.
hiven, trotzen, pochen?
ho, hôch (hoich), hoge, hoch, eig. und bildl. to deme hogesten, höchstens; dat hogeste, die Strafe, die an Leib und Leben geht. – Als Adv. sehr, stark.
hôchdôm, (in der Verwandtschaft) die linea ascendens.
hôchdragende, stolz.
hôcheit, Höhe.
hoch(e)licheit, Hoheit, Pracht.
hoche-, hogelik, hoch, ansehnlich, feierlich. Adv. hocheliken.
hôch(e)nisse (hogenisse), 1. Freude, Festfeier. 2. (= gehûchenisse), Erinnerung.
hôchgelovich, hoch zu loben.
hochte = hogede, Höhe.
hochtît, Festfeier, bes. kirchliches Fest; Hochzeitsfeier.
hochtit-, (tide)lik, -tidich, festlich, feierlich. Adv. hochtideliken.
hochtiden, sw. v. Hochzeit halten, heiraten.
hôchvart, f. Hoffart, Stolz.
hôchwerdicheit = Majestät.
hocke (hake), f. Hocke, vier (oder mehr) Garben (zusammengestellt und oben zugebunden) oder kleiner Heuhaufen.
hocker, einer der die Garben aufsetzt.
hode (hude, hote), f. 1. Hut, Bewachung, Aufsicht. 2. Hütung, Ort, wo man etwas hütet. 3. Zeit, solange die Mietung eines Arbeiters dauert.
hodegen = hudigen, heute.
hodeke, Name des Geistes auf der Winsenburg, pilosus.
hodeken (hudeken), Hütchen.
hodelôs, ohne Behütung, Bewachung.
hoden, huden, sw. v. 1. verstecken, verbergen. 2. Acht haben auf etwas, hüten; abs. Vieh hüten. – Refl. sich hüten.
hoder, Hüter, Bewacher, Hirte.
hoder-tasche, Hirtentasche.
hoge (hege, hage), hogene, f. 1. Sinn, Geist; erhöhte Stimmung. 2. Freude, Fröhlichkeit; Festlichkeit. sik gudes (guden) hogen maken od. gudes (guden) hogen, in hogen sîn, sich erfreuen, erlustigen; fröhlich sein.
hoge, f. Höhe; Hoheit.
hoge, adv. hoch, sehr, stark.
hogede (hochte), f. Höhe.
hogede, f. Hochzeit.
hogelen, hoyelen, sw. v. spielen, lustig sein, convivare, comissari?
hogelik, höchlich, kräftig. Adv. hogeliken.
hogelik, heiter, fröhlich.
hogen, sw. v. erhöhen.
hogen, sw. v. erfreuen, trösten.
ho-gemôt = homôt, Hochmut.
ho-gericht, 1. das peinliche Gericht, dem Landesherrn zuständig. 2. = go-gericht?
hoge-, (ho)rugge, spondile, imum dorsi.
hoggen (westf.) = houwen.
hoginge, Erhöhung.
ho-greve = go-greve, Gaugraf?
hoi (hoige, houwe, haw, hau), n. Heu.
hojanen, sw. v. gähnen; begehren, trachten nach, hiare.
hoi-arne, Heuernte.
hoibeek, Sense?
hoien, hoigen (houwen), sw. v. heuen, Heu machen.
hoi-gewas, Wachstum, Ertrag an Heu.
hoike (heike, huke, hoke), m. Mantel (des Mannes wie der Frau, vom einfachsten Schäfermantel bis zum kostbarsten Frauenmantel).
hoiken-bretze, Mantelbrosche, -spange.
hoiken-splinde, Mantelsplint, -spange.
hoi-, houmân, Heumonat, Juli.
hoi-mât, n. Heumähde.
hoi-slach, m. das Mähen des Heues; concr. Heumähde.
hoi-sprengel, -sprenke, -sprinke, -sprenger, m. Grashüpfer, Heuschrecke.
hoi-, houvorke, Heugabel.
hoi-was = hoigewas, Wachstum, Ertrag an Heu.
hoi-werf, (Erd)erhöhung, auf die das Heu aufgesetzt wird.
hôk, Hecht?
hôk, huk, m. (und n.) Winkel, Ecke.
hok-amt, n. Höckeramt, Krämerzunft.
hoke, hoken, hoker (hake), der Kleinhändler, Krämer.
hokeboken, sw. v. Huckepack, auf dem Rücken tragen.
hokelik, winkellicht.
hoken, huken, n. Böckchen, von Ziegen und Schafen.
hoken, s. v. Höker, Krämer sein.
hoken-, (hoiken)bêr, ein Gelage, wobei ein Böcklein verzehrt wird.
hoken-klocke, Krämerglocke, die das Zeichen zum Anfangen des Marktes gibt.
hoken-stôl, Höckerstuhl; Krämerei-Einrichtung.
hoker-gût, eine Art schlechten Flachses.
hol, hohl; hol ebbe, tiefe Ebbe; h. munte, Blechmünze, Bracteat.
hol, n. Höhle, Loch; Enge, Engpass; Zufluchtsort.
holbers?
holte, m. ein Halter, repagulum.
holde, holt, gewogen, freundlich; de guden holden, die guten, freundlichen Geister.
holdelik, holdselig, freundlich.
holden, st. v. 1. halten, festhalten. 2. behaupten. 3. einhalten, beobachten (fortwährend, dauernd thun). 4. wozu anhalten, veranlassen. 5. wofür halten, glauben, meinen. 6. enthalten, des Inhaltes sein. 7. einen holt, Hinterhalt, legen. – Refl. 1. enthalten, eingeschlossen sein. 2. sich halten, haben, benehmen.
holder (helder), m. 1. (Zusammen)halter, Sparer. 2. Halter, Inhaber.
holder-blomen (hollern-, hollanderbl.), Fliederblumen, atrapassa.
holdern, Hollunder, Flieder.
holdinge, 1. Erhaltung. 2. das Halten von etwas, Glaube, Meinung.
holen, sik, sw. v. sich in ein Versteck begeben.
holich, 1. ausgehöhlt. 2. löcherig.
holf? (= helf, helve?)
holfte, Ziegel zur Bedeckung der First.
holk, hollik, hulk, m. und holke, f. ein grösseres Lastschiff, auch zu Kriegszwecken verwendbar, liburnus.
holken, sw. v. aushöhlen.
hollis (= hollus?), Thran, Seehundsthran, oleum arsurum in lampade.
hol-lôk, Hohllauch.
holm, m. Insel (im Flusse).
holm, m. Querbalken, Jochträger.
hol-stên, hohler Stein, Dachziegel.
holske (holtsche, holsche), d. i. holtscho, Holzschuh.
holskenmaker, Holzschuhmacher.
holt, n. Richtung, Kurs (von Schiffen).
holt, n. Holz und Gehölz; aus Holz gemachte Wurfscheibe oder (Kegel)kugel?
holt, m. und n. 1. Hinterhalt, Versteck. 2. das Halten, Abhalten. 3. Inhalt.
holt-blek, Raum, Stelle, wo Holz steht oder gestanden hat.
holt-dreier, Holzdrechsler.
holte, Plur. de holten, die Holzberechtigten, Beisitzer des holtdinges.
holtede, n. Gehölz.
holten, hölzern.
holten, sw. v. holzen, Holz schlagen.
holterie, Hölzung.
holtgreve, Holzgraf, Vorsitzender im holtdink.
holtgreveschop, Amt und Bezirk eines holtgreven.
holtik, die Frucht des Holzapfelbaumes.
holtik-, (holt)appel, Holzapfel, macianum.
holtik-, holteke-, (höltje)bôm, Holzapfel, wilder Apfelbaum, macianus.
holt-in, holzeinwärts.
holtink, -inge, 1. Gehölz. 2. Holznutzung.
holtink, n. d. i. holt-dink (verkürzt in holti, hölti), Gericht über Waldangelegenheiten, Forstfrevel etc.
holtke, Hölzchen, spöttisch für: Kanzel.
holt-kore, (Geld)strafe wegen Forstfrevel.
holt-korne = holtschultkorn?
holt-kriter, Holzsetzer, der das Holz abteilt und (mit Kreide) bezeichnet.
holt-mark, Holzmark, gemeinschaftlicher Wald, die mehreren Genossen gemeinsam zustehende Berechtigung zum Holzschlagen.
holt(e)nis, 1. Halt. 2. Inhalt. 3. Behältnis, capsa; Gewahrsam. 4. das Halten, die Beobachtung.
holtplicht, die (jährliche) Lieferung, Leistung an Holz.
holt-schrage, Häher.
holtschultkorne, (Korn)abgabe für die Erlaubnis, das Holz mit Vieh beweiden zu dürfen.
holt-smit, Zimmermann, faber lignarius.
holt-teinde, Holz-zehnte.
holt-vorste(r), Holz-förster.
holt-ware, Berechtigung (gesetzmässiger Anteil) zum Holzschlagen in der Mark.
holt-wart, -werde, -worder, Holzwärter.
holt-was, n. Holzwachs, Ertrag an Holz.
holt-wech, Holzweg.
holt-wisch, Waldwiese.
holt-wisinge = holt-ware?
holvat, (Reise)mantel, zu beiden Seiten offen, lacerna; pallium fimbriatum.
hol(e)-ware?
hol-wort, -wortele, Hohlwurz, Aristolochia clematitis.
homan (= hoveman), Edelmann, Vornehmer.
(homel)-, hummel-bê, Hummelbiene; Drohne.
homele, homelte, Hummel, fucus.
homelinge (fries.) Verstümmelung.
ho-mester, der Hochmeister des deutschen Ordens; auch = hovemester.
ho-misse, Hochmesse.
homoden, sw. v. hochmütig sein.
homoder, Hochmütiger.
homodich, hochmütig; Adv. homodigen.
homôt, m. (und f.) 1. Hochmut, Stolz (als Gesinnung). 2. (thätlich) widerrechtliche Handlung, Frevel.
hôn, n. Huhn.
hôn (Genus wechselnd) 1. Hohn, Rechtskränkung. 2. überh. Kränkung, Schimpf.
hone, m. (fries.) der Beschädigte, Gekränkte, daher: Kläger.
honede, hônte, f. Hohn, Verhöhnung.
honehant = honemensche (hant = Person).
hon(e)lik, höhnend, beschimpfend, schmählich; adv. honeliken.
hone-mensche, Plur. -lude, der Beschädigte, Kläger.
honen, sw. v. höhnen, in That und Wort kränken, zu Unehren bringen, schädigen; sik h., sich beschimpfen, sich als Schimpf anrechnen, confundi.
honer-luser, Hühnerdieb?
honer-wîm, Hühnerstange (worauf sich nachts die Hühner setzen).
hone-vrunt, der gekränkte und deshalb klagende Verwandte.
hôn-heit, Hohn, Verhöhnung, Schmach.
hônken, n. Hühnchen.
honnich, n. Honig.
honnichbôm, Bienenstock, in einem Baume angebracht.
honnich-bute, f. Honigbeute, d. i. Bienenkorb oder ausgehöhlter Klotz (im Walde aufgestellt).
honnich-sêm, n. Honigseim.
honnich-rote, f. Honigwabe.
honnigen, sw. v. (honig)süss machen.
honre-voget, Hühnervogt, wahrscheinlich ein Beamter, der den Verkauf von Geflügel etc. auf den Märkten zu überwachen hat.
hôn-schop, höhnende, kränkende Behandlung.
hôn-slage, lästernd, höhnend.
hôn-slagen, sw. v. lästern, höhnen.
hôn-slaginge, Lästerung, Verhöhnung.
hôn-spot, höhnischer Spott.
hôn-spotten, sw. v. höhnisch verspotten.
hôn-spotter, höhnischer Verspotter.
hôn-spottinge, Verhöhnung.
hôn-sprake, höhnische, kränkende Rede.
hôn-spraken, sw. v. hohnsprechen, höhnen, lästern.
hôn-spraker, Lästerer.
hôn-sprakinge, Lästerung.
..hop, in Ortsnamen: (vielleicht urspr.) ringförmige Stelle; dann überhaupt Stelle, wo sich etwas zusammen findet.
hôp (hope, hoppe, hupe), m. Haufe, Anzahl; de woldige h., der Gewalthaufe; de mêste h., die Majorität; bi hopen, haufenweise; to hope, zusammen; to hope geven, ehelich verbinden (von Geistlichen). Als f. (eheliche) Verbindung.
hope-lopent, Zusammenlauf.
hopen, sw. v. häufen.
hopen (hapen), sw. v. hoffen.
hopene (hopen, hope, hopende), m. und f. Hoffnung.
hopeninge, Hoffnung.
hopenisse, Hoffnung.
ho-penninge, Hoch- (d. i. die besten) Pfennige.
hope-runinge, Zusammenraunen, -flüstern.
hopinge, das Anhäufen von Menschen, Auflauf.
hopinge (?), Hoffnung.
hopinne, damma, femella hinnuli.
ho-poker, Hochpocher, Grossprahler.
hoppe, m. Hopfen.
hoppenere, Höpfner, Hopfenbauer oder -händler.
hoppen-garde, Hopfengarten.
hoppen-hacke, Hacke, um den Hopfen zu behacken.
hoppen-hof, Hopfengarten.
hoppen-kerlen (?), frustillum ligni mutuli.
hoppen-plocker, Hopfenpflücker (im Lippischen die kleinsten Colonate, die der Herrschaft zum Pflücken des Hopfens dienstbar sein mussten).
hoppen-rik, Hopfenstange.
hoppen-sack, Hopfensack.
hoppen-, hopsige, das Instrument, durch welches man das Bier seihet, squalus.
hoppich, hopfig.
hôr, n. 1. das Gehör, das Hören; in deme hore sîn, zuhorchen. 2. Verhör?
hôr = hoger, in: up hôr! weiter zurück!
hôr (hâr), n. Kot, Schmutz, Schlamm; bes. tierische Excremente.
hôr-aftich, -achtich, hörig.
hôr-aftich, hurerisch.
hôrdicheit, Gehorsam.
hôrdom, Hurerei.
hore, f. (Hörigkeit), Gewalt.
hore (horre), Hure.
horecht, hohes Recht, d. i. Eid.
hore-kamer, Hörkammer, (Audienzzimmer), Verhörkammer.
horen, n. Horn.
horen, sw. v. 1. hören, anhören (rechtl.). 2. abhören. 3. hören auf, gehorsam sein (mit Gen. d. S.). 4. wozu gehören, zukommen. 5. gebüren.
horen-bank, Hurenwirtschaft.
horende = hornde, gehörnt.
horen-dreger, Hornträger, d. i. Nachtwächter.
horen-sone, Hurensohn (starke Schelte).
horen-stove, Hurenhaus.
horich, kotig.
horich, 1. gehorsam. 2. wohin gehörend.
horichte, Hörigkeit.
horie, Hurerei.
horier, Hurer?
horink, harink = hornink, uneheliches Kind.
horken, sw. v. 1. horchen. 2. gehorchen.
horker, Horcher.
horke-rede, Horchrede, Worte zur Aushorchung gesprochen.
hôr-kiffe, (-kuffe), Hurenhaus.
hôrlik, gehörig, schicklich.
horn, essbares Tier (wahrscheinlich falsche Lesart für êchorn, Eichhorn).
horn(e), f. und n. Ecke, Winkel, angulus.
horne-gave, Gabe (Erbschaft), die man einem hornink, Bastard, zuwendet.
horne-krûp, Hornvieh.
horne-kussen, Eckküssen.
horne-quek, Hornvieh.
horne-schap, Eckschrank.
hornestotich, mit den Hörnern stossend.
hornet, steif geworden (wie Horn?)
.. hornich, winkelig, eckig.
hornink, m. Horn, Ecke, Winkel.
hornink, m. (Winkelkind), uneheliches Kind, Bastard.
hornscheit (hernscheit), f. Bosheit, Büberei, nequitia.
hornte (hornente, hornetse), Hornisse.
hôr-ovel, Liebes-, Buhlübel, Liebesbrand, Eifersucht.
hôr-ovelsch, buhlerisch.
hôr-pôl, Schmutzpfuhl.
horren-kudde ist wol = horn-kudde, gehörnte Heerde.
hôrsam, m. Gehorsam, bes. klösterlicher Gehorsam, professio; h. dôn, das Klostergelübde ablegen; Haft, Gewahrsam.
hôrsam, 1. gehorsam. 2. sich gehörend.
hôrsam-heit, Gehorsam.
hôr-schap = horunge, Hörigkeit.
horse, f. Stute.
hôr-seggen = horen-seggen, Hörensagen.
horst, hurst (host), niedriges Gestrüpp, bes. die abgeholzte Stelle im Walde, wo junge Schösslinge nachwachsen; Krüppelbusch; überh. wüster, wilder Ort.
hort, hurt, Flechtwerk von Reisern (zu verschiedenen Zwecken); spec. ein Gerät der Wollenweber.
ho-ruge, s. hoge-rugge.
horunge, Hörigkeit.
horvelen, sw. v. hinken? kriechen?
hose (hase), f. Bekleidung der Beine und der Füsse; bes. Strumpf (selten im jetzigen Sinne).
hoselen, sw. v. mit der Axt behauen.
hosengelt, Geld zum Ankauf von hosen.
ho-sent, der hohe Send, Synodus.
hos-vetel, Hosenfessel, die Schnüre, mit welchen die (ledernen) Hosen zugebunden werden.
host, n. Hostienbehältnis, ciborium?
hôste, m. Husten.
hôsten, sw. v. husten.
hôt (hoit) = hêt, heiss.
hôt, m. Hut, Kopfbedeckung; gripen an den h. oder tasten in den h., Symbol der Übertragung von Gut und Lehn; Hut als Feldzeichen; den h. voren, Führer sein; den h. upsteken, Zeichen der Ergebung.
hôt, als Ackermass; auch Mass für Salz, Getränke etc.
hoter, Hutmacher.
hôt-rant, Rand des (eisernen) Hutes.
hôt-stofferer, Hutstaffierer (der den Hut benäht und bestickt).
hôt-tast, das Tasten in den Hut; symbol. Übertragung von Gut und Lehn.
hotte, geronnene Milch, der käsichte Teil der Milch, balducta; auch = Buttermilch.
hôt-vilter, der Filzhutmacher.
hôt-vorer, Hutführer, d. i. Bannerträger.
hôt-werke (-werchte), Hutmacher.
hou-haft, (vom Bergwerke) betriebbar.
houw, m. Hau, Hieb.
houw, m. (Pferde)huf.
houwe, howe, Haue, Werkzeug zum Hauen?
houwêl, Doppelaxt mit spitzem Eisen (Spitzhammer), um Steine etc. loszuschlagen.
houwel-blok, Haublock.
hou(we)-mânt, Heumonat, Juli.
houwen (howen, hoggen), st. u. sw. v. hauen; heuen, Gras mähen.
houwinge, das Hauen (Holzschlag).
houwer, Hauer.
houwertît, die Zeit ins Bergwerk zu fahren, um zu hauen.
houwich, haubar.
ho(u)wsel, Bildhauer-, Steinarbeit.
hôf, n. Kameel?
hof, m. und n. 1. Hof, der (meist umschlossene) Raum neben einem Gebäude oder um dasselbe; Hof einer Kirche, umme (den) hof gân, in feierlicher Procession um den Kirchhof oder die Kirche gehen; überh. eine Procession halten; Wohnsitz, bes. des Königs, Versamlung der Grossen um ihn zu Beratungen und Festlichkeiten. 2. Gerichtshof. 3. Bauernhof.
hovarderie, f. Hoffart, Hochmut.
hovardie, hoverdie, Hoffart, Hochmut.
hovart, Hoffart.
hove, f. Hufe, mansus, gew. 30 Morgen enthaltend, aber auch nur 10. Auch = hof, Bauerngut.
hovede, hôfte, n. 1. Gehöfte, Hof. 2. Hof, Gerichtshof.
hovede, n. ein (Land)mass für Grasland am Deiche (45 Fuss dikes = 1 hovede).
hoveden, sw. v. h. an, wie einem Haupte anhangen.
hoveden, sw. v. enthaupten.
hove-dênst, Hofdienst; bes. Spanndienst.
hove-dink, s. hovetlink.
hove-, (hof)here = Hofmeister.
hoveken, n. Kopfbedeckung, Kopftuch, Schleier.
hovel, m. Hügel, Höcker.
hovel (hoffel), Hobel, levigal; Gerät zum Reinigen.
hovelen, sw. v. hobeln, mit dem Hobel bearbeiten.
hovelik, 1. zu einer hove gehörend; h. gût, Bauerngut. 2. fein, höflich.
hovelik (-lich), höckericht.
hove-, hoves-, hofman, der zu einem Hofe gehörige Bauer, der einem Hofe zu Diensten verpflichtet ist, curiensis; Aufseher über den (Baum)hof; hove-lude, die militia equestris, Kriegsleute; Befehlshaber einer Kriegsschar, decurio.
hove-mester, Aufseher (über eine Hofhaltung).
hoven, sw. v. nötig haben, brauchen; vgl. behoven.
hoven, hovenen, sw. v. in seinem Hofe halten, beherbergen.
hoven, sw. v. Hof halten, bes. festlichen Hof halten = hovêren, spielen, tanzen; euphem. für beischlafen.
hovener, Hüfner, Hübner, der eine Hufe Landes besitzt, mansionarius.
hover (haver), m. Höcker.
hover, 1. = hovenere, Hüfner, Hübner. 2. Vorsteher der hoven (in Soest).
hoverde, hoverdicheit, f. Hoffart.
hoverde, höckerich.
hoverecht, Ständchen (zu hovêren, musicieren).
hovêren, s. v. 1. hofieren, in festlicher Geselligkeit sich erfreuen, höfische Belustigungen treiben, tanzen, turnieren, musicieren. 2. (mit Dat. d. P.) einem hofieren, den Hof machen, schmeicheln.
hoveren, sw. v. in den Hof bringen?
hove-richte (-recht), Hofgericht (des Kaisers, Landesherrn).
hove-richter, Richter an einem Hofgericht.
hoverie, -inge, f. Fest, höfische Festlichkeit, Tanz etc.
hoverik, m. Höcker.
hove-ruter, Hofreiter, Cavalier, der noch nicht Ritter ist.
hove-sate, f. Hofstelle.
hoves-bruchte, das dem Grundherrn des Hofes verfallene Strafgeld.
hovesch, dem Hofe gemäss, fein, gebildet, anständig. Adv. hoveschen.
hove-schat, Hufenschatz (Steuer); Gesamtheit der pflichtigen Hufen.
hovescheit, 1. dem Hofe gemässes Wesen, Höflichkeit, Feinheit, Anmut. 2. Festlichkeit.
hoveschen, sw. v. höfische Beschäftigungen treiben.
hove-schepel, m. Hofscheffel, kleiner Scheffel.
hoveschlik, höfisch, fein, gebildet. Adv. hoveschliken.
hoves-dink, Hofgericht.
hoves-gericht, das kaiserliche oder landesherrliche Gericht; das Gericht eines jeden Sadelhofes; hoves-gerichts-bôk, das Privilegienbuch dieses Gerichtes.
hoves-gesworen, die Geschwornen des Gerichts eines Sadelhofes.
hoves-gût, eine zu einem Sadelhofe gehörige Stelle.
hoves-here, der Grundherr des Sadelhofes.
hoveshof, hove- (hof)hof, ein Gut, Gehöft, das zu einem Sadelhofe gehört.
hoves-richter, Richter eines Sadelhofes oder des landesherrlichen Hofgerichts.
hoves-schuldich, der zu einem Sadelhofe gehörige (aber nicht leibeigene) Bauer oder Köter.
hove-stat, hofstede, Hofstätte, area.
hoves-vrone, der Bote (Executor) des Gerichts eines Sadelhofes.
hoves-werne (?), Gartenprimel?
hoves-wort, Huflattich.
hovet (hôft), n. 1. Haupt, Kopf. 2. Spitze; Spitze, Ecke eines Deiches, Dammes; Brückenkopf; Nagelkopf. Bildl. Haupt, Anführer, = hovetman. 3. ein einzelnes Stück Vieh, bes. Rindvieh; dat beste hovet (Besthaupt), das beste Stück Rindvieh. 4. im techn. Sinn: ein hölzernes Gerät zur Verfertigung starker Taue.
hovet-banner, Hauptpanier.
hovet-brêf, das Hauptdocument (Original).
hovet-dach, Haupttag (eines Festes, Marktes etc.).
hovet-dêl, Kopfteil, d. i. Erbteil, portio hereditaria.
hovet-dôk, Kopftuch.
hovet-dusinge, Kopfschwindel.
hovet-gat, n. eig. die Öffnung des Kleides, durch welche man den Kopf steckt; dann: Kopfputz, Kragen, capicium, fascia.
hovet-gelt, 1. Kopfgeld, Personalsteuer. 2. Capital.
hovet-golt, goldener Kopfschmuck.
hovet-gût, Capital.
hovet-here, Oberanführer, Leiter, der daher auch aufkommt für allen Schaden etc.; Beschützer, Beschirmer, Patron.
hovet-hol = hovetgat.
hovet-liken, kopfweise.
hovetlink (hovelink, hoveding), 1. Häuptling, Anführer, capitaneus. 2. der Hauptbeteiligte.
hovet-loppe, Haupthaar.
hovet-los, kopflos; besinnungslos.
hovet-lose, Hauptlösung, d. i. Auslösungsgeld des verwirkten Kopfes.
hovet-man, 1. Hauptmann, Befehlshaber; Anstifter, Patron. 2. im rechtl. Sinn: actor causae, die Hauptperson eines rechtl. Verhältnisses, Hauptbeteiligter; auch Bevollmächtigter.
hovet-pôl, Kopfpfühl.
hovet-sake, m. der Hauptsächer, der Hauptbeteiligte = hovetman; Hauptschuldner.
hovet-schip, Haupt-, d. i. grosses Schiff.
hovet-schuw, kopfscheu.
hovet-sêk, kopfkrank; bei Pferden: am Koller leidend.
hovet-sere, Kopfschmerz.
hovet-stel, Kopfgestell (am Zaum des Pferdes).
hovet-stôl, Hauptstuhl, d. i. Capital.
hovet-strît, Hauptkampf.
hovet-(t)ale, Kopfzahl, na h., pro rata parte.
hovet-touwe, Haupt-tau.
hovet-vorer, Hauptführer.
hove-, (hof)vart, der Zug zum (Gerichts)hof, als Pflicht des Vasallen oder auch des Ungehorsamen.
hove-werk, 1. Hofdienst, der Dienst, der vom Vasallen dem Lehnsherrn zu Pferde geleistet wird; Kriegsdienst, -übung, -zug (auch vom Kampfe zu Schiff; von einer Belagerung). 2. berittene Kriegsschar; Kriegsvolk.
hove-werken, sw. v. Hofdienste thun; bes. Kriegsdienste thun, hovewerk üben.
hof-gank, der Gang in den Hof des Hauses; euphem. für: (häufigen) Stuhlgang oder Blutgang.
hôf-hamer, -tange, Hammer, Zange, zum Hufbeschlag gebraucht.
hof-horich, zu einem Hofe gehöriger Bauer, hofpflichtig.
hovich, hofespflichtig.
hovinge, f. Festlichkeit.
hôf-isern, n. Hufeisen.
hôf-lodeke, Huflattich.
hôf-salve, Hufsalbe.
hôf-schave, Hufhobel, scaber.
hof-slach, ein gewisses Ackermass.
hôf-slach, Hufbeschlag.
hof-slagen, sw. v. mit dem hofslach messen.
hoftît = hochtît.
hof-warde, f. Hofbewachung.
hof-wart, -warde, m. 1. Aufseher des Hofes. 2. der Hofhund.
huchelen, sw. v. heucheln (erst seit dem 16. Jh.).
hucheler, Heuchler.
huchelisch, heuchlerisch.
huchen, sw. v. hauchen.
huchtel, Strauch-, Sprickwerk.
huckup, Schluchzen.
hudeken, 1. Hütchen. 2. Häutchen.
hudekoper, Häutekäufer, Fellhändler.
hudelik, heutig.
huden = hoden.
hudepennink, Hutpfennig (für die Benutzung der hode od. hude zur Weide).
hude-, hudelvat, Hütefass, ein Gefäss (Kiste, Sack etc.) zum Aufbewahren. 1. auf den Schiffen das Gefäss, in welchem die Schiffer ihr Bettzeug (Matratze etc.) haben; das Bettzeug selbst. 2. ein durchlöchertes (oder aus Ruten geflochtenes) Gefäss zur Aufbewahrung der gefangenen Fische.
hudelen, sw. v. achtlos behandeln; sik h., sich lumpig machen.
hudeler, Lump.
hudene, huden, hude (selten hutene, hute), heute.
huder = hoder, Hüter.
huder (huderave, huderene), hedera terrestris; glechoma hederacea.
hude-visch, getrockneter Fisch.
hude-winkel, Versteckwinkel.
huf, f. Hüfte.
huf (huw), f. Eule.
huffeldern, pirrus, herba huffeldern.
hufhalt, hüftlahm.
hufken, sw. v. (häufchen?) mit Karten Hasard spielen.
hufte, f. Hüfte.
hugen, sw. v. denken, sontire?
hui, huge (hu, huw), interj. um Schnelligkeit zu bezeichnen; in eineme huye, huge (uno impetu).
hui-up (Interj.?) ein h., der zum Aufstehen, Aufbruch treibt?
hûk, Eule, Uhu, ula, noctua, bubo.
hûk, m. das Zäpfchen im Halse, bes. in geschwollenem Zustande.
huk-, hukebôt, Lichterfahrzeug.
huken = hoken, Bock.
huken, sw. v. hocken, mit gebogenen Knieen sich niederlassen.
hukes-bleder, uvularia.
hukes-hovet (engl. hogshead), Oxhoft.
hulde, f. 1. Geneigtheit, Wolwollen. 2. Huldigung, Huldigungseid.
hulde-brêf, Huldigungsurkunde.
huldeget, huldet, einer, der die Huldigung geleistet hat.
huldelik, 1. h. tins, pennink, die Abgabe, die geleistet wird, um die Hörigkeit und Unterthänigkeit zu bezeichnen. 2. dem Huldigungs- (Amts-)Eide gemäss?
hulden, sw. v. einem Obern huldigend übergeben. 2. von Seiten des Oberen: hold sein, Schutz gewähren.
huldich, einer, dem man huldigt.
huldigen, sw. v. = hulden; auch: hold, gewogen machen.
huldinge, Huldigung.
hulen, sw. v. heulen, schreien.
hulfte, f. Tasche für Bogen und Pfeile.
hulle, f. Kopfbedeckung, Kopftuch, Mütze. Dem. hulleken.
hullenmaker, Mützenmacher.
hulnisse, Hülle.
hulpe, f. Hülfe.
hulpe, m. Helfer.
hulper, Helfer, Bundesgenosse.
hulperede, Einrede, Ausflucht, leere Entschuldigung.
hulpers-hulper (hulpere-helper), Helfershelfer, der an einer Fehde mit Teil nimmt.
hulpe-wort = hulperede.
hulpich, helfend, behülflich.
hulpinge, Hülfe.
hulplik, behülflich, hülfreich.
huls (hulse-bôm, -busch), Hülse, ilex aquifolium, taxus.
hulsen, sw. v. die Hülse entfernen, corticare.
hulven, hulvern, sw. v. laut heulend weinen.
humbolt, eine Art schlechten Flachses.
humelink, Hammel, Hämling?
hummel-bê(n), Hummelbiene, Drohne.
humpel, Haufe.
humpeler, Stümper, eig. ein etwas hinkender Mensch (humpelen, lahm gehen, hinken).
hundaten, sw. v. hündisch behandeln.
hunde-blome (Anthemis cotula); amarusca.
hunde-gelt, Abgabe für das Halten eines Hundes? oder für die Atzung herrschaftlicher Hunde?
hunde-hâr, Hundehaar; bildl. Zank und Streit.
hunde-, (hunt)korn, derjenige Teil der Bede, welcher nicht in Geld, sondern zum Behuf der Hofwirtschaft in dreierlei Korn (Roggen, Gerste, Hafer) von der Herrschaft erhoben wurde; später auch das Pachtkorn, zu demselben Zwecke bestimmt.
hundekoten; hundskot, eine Art Harrass, d. i. Arrasch, Rasch (nach dem Fabrikationsort Hondscoten genannt?)
hundeleger, eine Abgabe statt der Fütterung herrschaftlicher Hunde.
hunde-mome, Hundemutter, Hündin.
hunden, nach Art eines Hundes, caninus.
hunden, sw. v. hündisch werden.
hundert, die Zahl 100; vielfach als Mass gebraucht; als Landmass = hunt. – dat grote h. enthält 6 Stiege (2 Schock) = 120, oder ist ein Doppelhundert.
hundes-draf = hundes-dreck?
hundes-dreck (oder -hor, -mes), Hundesexcremente, album graecum; vielfach als Arznei gebraucht.
hundes-hovet, Hundekopf; dat h. dragen, gescholten werden.
hundes-kogel, eine metallene Kopfbedeckung.
hundes-ribbe, amarusca; bubulcus.
hundes-smer, Hühnerdarm, ypia.
hundes-tunge, Hundszunge, Wundskraut, digitus Veneris.
hunde-trecker, der die Koppeln der Jagdhunde zu führen hat, Hundejunge.
hune, m. Riese, gigas.
hunger-dôk, Hungertuch, velum quadragesimale, ein in der Fastenzeit aufgehängtes langes, schwarzes Tuch, das die bunten Gemälde des Altars verdeckte.
hungeren, sw. v. hungern.
hunger-harke, eine grosse Harke, um die zurückgebliebenen Halme nachträglich zu sammeln.
hungerich, hungrig.
hunger-vreten, vom Hunger verzehrt.
hunke-bên, die Kernkammer des Obstes; (ein Schinken, von welchem das Fleisch fast ganz heruntergeschnitten ist).
hunne (honne, hunt), d. i. centenarius, Vorsteher eines Centgaues oder der unter dem comes stehenden Richter.
hunne-amt, das Amt eines centenarius.
hunne-, (hond)schaft, Gericht der centenarii; Bezirk einer Gerichtsbarkeit.
hunt, m. Hund; den h. hinken laten, falsch, unzuverlässig sein.
hunt, 1. ein Ackermass, der sechste Teil eines Morgens oder 20 Ruten. 2. ein Torfmass (etwa 60-70 Körbe).
hunt-bete, Hundsbiss.
hunthursliken (?), hundeschnell?
hunt-visch, ein grosser Meerfisch, carcharia; mustelus cetaceus.
hupe = hope, Haufe; Dem. hûpken.
hupelinge, haufenweise.
hupen, sw. v. häufen.
huppel-reie, Hupftanz.
huppen, sw. v. hüpfen.
hupper, Hüpfer = Frosch.
hûrart, van h. (= hûr art), hurenweise, unehelich?
hure, angenehm, sanft, lieblich, zart.
hure, adv. heuer = in diesem Jahre.
hure, f. Heuer, Miete, Pachtgeld.
hure-kerkhere, gemieteter Pfarrer.
huren, sw. v. heuern, mieten (sowol Sachen als Personen).
huren, sw. v. schreien, winseln.
hurhûn, coturnix.
hurken, sw. v. mit gebogenen Knieen niederhocken.
hurkuken, sw. v. gurren (von Tauben).
hûr-lant, Heuer-, Mietland.
hûrlink, Mietling.
hurlputzen, Schlag, Stoss?
hûr-pape, Heuer-, Mietpfaffe (Vicar).
hurte, f. Stoss, Anrennen.
hurte-leder, Leder, um den Stoss abzuhalten, Stück der Rüstung.
hurten, sw. v. stossen.
hûr-tît, Miets-, Pachtzeit.
hûr-vrî, miets-, pachtfrei.
hus! Interj. Scheuchruf.
hûs, n. Haus; bi huse lank, Haus bei Haus gehen, hausierend; dat wilde hûs, Bordell; to hûs bringen, heimbringen, der heimischen Obrigkeit hinterbringen; bildl. (übel) gedenken. – Bes. Rathaus; festes Haus, Schloss.
hûs-armen = hûs-sittende armen.
hûs-balke, Hausbalke.
hûs-bêr, 1. Hausbier, d. i. Bier zum Hausgebrauch. 2. Festlichkeit bei Richtung eines Hauses.
hûs-berner, Hausanzünder, Name eines Käfers, satirus, vermis volans.
hûs-bode, der die Befehle der Obrigkeit von Haus zu Haus meldet.
hûs-boringe, die Aufrichtung des Zimmerwerkes eines neuen Hauses; der Schmaus dabei.
hûs-bote (-bute), Ausbesserung, Reparation des Hauses.
hûs-dener, der Ratsdiener = hûsbode.
hus(e)ken, Häuschen; das Kernhaus des Obstes, arulla.
husen, Hausen, echymus.
husen, sw. v. ins Haus nehmen, Behausung gewähren.
huser, Hauser, Beherberger; Beschützer.
huserêren, husêren, sw. v. hausieren.
hûs-gebûr = hûsman, Bauer.
hûs-gelt, Geld, das für die Benutzung eines Hauses gezahlt wird, Mietzins.
hûs-gemak, häusliche Bequemlichkeit.
hûsgenote, 1. der zu einem Hause (Hofe) gehörige, der demselben zu Diensten verpflichtet ist. 2. »Hausgenossen sind die unter derselben Lehnsherrschaft stehenden Mitvasallen.«
hûs-geseten, ansässig (mit einem Hause).
hûs-gesinde, Hausgesinde; auch von einem einzelnen Diener.
hûs-gesprake (hûsprake), Sprache, Zusammenkunft der hûsgenoten.
hûs-herde, Haushüter.
hûs-here, Hausherr; auch = hûsman = Pächter.
hûshoven, sw. v. zu Hause verbergen.
husinge, f. 1. Behausung, Haus. 2. der schmale Gang zwischen zwei Häusern.
husinge, ein dünnes aus drei Garnen bestehendes Seil; Hüsel.
hûsink, der gemeine Hausmann.
hûsken-slüsk, hûsken unde slûskenpack, Bettel- und Saufpack, gemeines Volk.
hûs-keringe, Hauskehricht.
hûskerle = hûslude.
hûskôp, Hauskauf; Abgabe wegen eines Hauskaufes.
hûs-lage, Hausabgabe.
hûslant (-landes), ein Ackermass.
hûsle (?), Häusler, Mieter eines Hauses?
hûs-lucht, Erker (unten am Hause), menianum.
hûs-lôk, Hauslauch.
hûs-malder, geringe Sorte Tuch, Hausmannslaken (beider-want).
hûs-man, 1. Hausmann, Bezeichnung eines Landsmannes, Bauern. 2. der ein Haus zu besorgen hat (hûs-lude sind die Besatzung eines Hauses, d. i. Schlosses), spec. der Thürmer.
husnake = alsnick.
hûs-rât, -gerât, 1. Hausgerät. 2. Hausstand, Haushaltung.
hûs-rêschop, Hausgerätschaft.
hûs-ronne, Dachrinne am Hause.
hûs-sate, -sete, hausgesessen, mit einem Hause ansässig.
hûs-schriver, Schreiber auf einem Hause, d. i. Schlosse.
hûs-settinge, Erbauung eines Hauses.
hûs-sitten(d)e, 1. hausbesitzend, mit einem Hause angesessen. 2. im Hause sitzend; h. armen (Ggs. die bettelnd herumziehen).
hûs-slachter, Hausschlächter, d. i. der auf Verlangen im Hause (nicht zum Verkauf) schlachtet.
hûs-sluter, Hausschliesser, Pförtner.
hûs-soke, Einbruch in ein Haus, Hausfriedensbruch.
hûs-sokinge (= heimsokinge), 1. Hausfriedensbruch. 2. Haussuchung.
hûs-trede, Haus-tritt, d. i. Auftritt zum Hause.
hûs-tûn, Hauszaun, Einzäunung um ein Haus.
hûs-vetek?
hûs-vri, Besitzer eines Freihauses.
hûs-volk, Hausvolk, d. i. Volk aus Landleuten bestehend.
hûs-vrede, 1. Hausfriede. 2. Hausfriedensbruch; h. dôn, den Hausfrieden brechen, violentiam facere.
hûs-vrowe, Hausfrau; auch das Weibchen von Tieren.
hûs-walt, Gewaltthätigkeit gegen einen andern in seinem Hause.
hûs-were, Verteidigung des Hausfriedens.
hûs-wert, Hauswirt, Vorstand eines Hauswesens.
hûs-wervinge, das Beziehen des neuen Hauses (von jungen Eheleuten); die Festlichkeit dabei.
hûs-win, -winninge, das Mieten, Pachten eines Hauses.
hûs-wort, Hauswurz, polipodium, barba Jovis.
hût, Haut; ovele, bose, quade, olde hût, häufig als Schelte für ein böses Weib gebraucht; up der hût (oder van der hût werpen), prellen.
huteler (hudeler), der etwas hütet, verbirgt, Hehler.
hutseken (huetschen), sw. v. drehen, auf dem Drehbrette (quekebrede) spielen, od. Münzen aufwerfen (krusemunten), Bild oder Schrift entscheiden lassen.
hutspot, klein gehacktes Fleisch (von Schweins-Abgefall).
hutte unde mutte, das gesamte Hauswesen, alles mit einander.
huve, Haube, Kopfbinde; Sturmhaube, Bienenkorb.
huvenblêk? Visier?
huvenbôm, eine Art Sattelbaum, Meisterstück der Sattler.
huvesel (huwessel), Kopfbinde (der Frauen)? Haube?
huvete, n. Haube.
huwelik, Ehe; huweliks-brêf, Ehepacten.
huxshovet (engl. hogshead,) Oxhoft.
i, interj. ei!
iben-bôm, s. iwenbôm.
ichlich(t), d. i. iegelich, jeder, jeglich.
icht (gicht, jicht, iedt, iet), 1. Pron. irgend etwas. 2. Adv. in irgend etwas, irgendwie; etwa.
icht, ichte = ift, 1. wenn, ob. 2. oder.
ichtes (ichtest, iets), eig. Gen. von icht, als Nom. und Acc. gebraucht, wie des, wes, nichtes.
ichtes-icht (gichtes-gicht), verstärktes icht, aliquantulum.
ichtes-wanne (gichtes-, ittes-, ettes-, ittewanne, -wenne), adv. irgend einmal (meist von der Vergangenheit), einst, früher, »weiland«.
ichtes-wannêr, irgend einmal, aliquando.
ichtes-we, -wat, 1. irgend wer – was, aliquis – quid. 2. ichtes-wat, adv. einigermassen.
ichtes-welk, mancher; Plur. einige, irgend welche.
ichtlik, adv. irgendwie.
ichtich = gichtich.
ickes-wanne, -wat, -welk = ittes-, ichtesw. (In den Hschr. ist ct häufig = tt.)
idel, 1. leer, vacuus. 2. pur, lauter, unvermischt. 3. eitel, vergeblich, nichtig, inanis.
idelen, sw. v. leer, nichtig machen.
idelheit, Eitelkeit, Nichtigkeit.
idelicheit, 1. Leerheit. 2. Nichtsthun, Müssiggang. 3. Eitelkeit, Nichtigkeit.
ideliken, eitel; vergeblich.
ie, s. io.
i(e)dages, adv. an demselben Tage, sofort.
i(e)der, jeder.
i(e)derman, jedermann.
i(e)gelik, jeglich.
i(e)lik = i(e)gelik.
i(e)man (iemant, iemants, iemen und mit conson. j: jummant, jummende, – gemant[s] –), jemand; selten = jedermann.
ierarchie (Hierarchie), Ordnung.
ieto, jetzt, s. jutto.
iflôf, s. iwelof.
ift (eft, aft, oft), wenn, ob; als wenn, s. auch eft.
igelik, jeder.
ika, das Eselsgeschrei (ia).
ike, f. 1. spitzes Instrument, Lanze, Pike. 2. das Instrument, mit welchem man die Gemässe etc. nach ihrem Inhalt bestimmt; das Zeichen selbst.
iken, sw. v. eichen, nach dem Eichmass (ike) Mass und Gewicht bestimmen und bezeichnen (mehr ndl., in nd. wird häufiger gebraucht likenen, liken).
iklik = igelik, jeder.
ilder = alder, aller.
ile, f. Blutegel.
ile, f. Eile.
ilen, sw. v. eilen.
ilende(s), adv. eilig, schnell.
îl-gras, piper aquaticum.
ilich, eilig; fliessend (vom Eiter?), tabidus. Adv. eilends.
St. Ilien (Illigen, Ilgen), Egidius; als Datum 1. Septbr.
ilinge, f. Eile, Ungestüm.
iling(e), adv. eilig.
ilke (illeke, ülke), m. Iltis.
ill-wrekend, rachsüchtig.
imbôl (= in-bodel), Hausrat.
imme, n. 1. Biene. 2. Bienenschwarm und Bienenstock.
imme-bên (taut. Zus.), n. Biene.
imme-bôm, Bienenstock, in einem Baume angebracht.
imme(n)-hof, Bienenhof, -stand.
immen-kar, m. Bienenkorb.
immen-swalm, m. Bienenschwarm.
imme(n)-tûn, Bienenzaun, -garten, -stand.
immet (impt), n. Inbiss, Frühstück, prandium.
imunge, imi(n)ge?
in, 1. präpos. in (räumlich, zeitlich und modal). Im Hochd. wendet man in allen drei Fällen häufig andere Präpositionen an. 2. adv. drinnen, hinein; nach Hause, heim.
in- vor Adj. hat augmentative Kraft.
in-aderen, Eingeweide; das Innere.
in-antwerden, überantworten.
in-antwerdinge, Überantwortung.
in-bilden, ein Bild wovon machen, vor Augen stellen, einprägen.
in-bildinge, Einprägung.
in-binden, einbinden; bildl.: einknoten, einschärfen.
in-blasen, einblasen; inspirieren.
in-blasinge, Einblasung, Blähung; Inspiration.
in-blien, einbleien; mit Blei einlassen.
in-boren, erheben, einnehmen (Gelder).
in-borer, Erheber, Einnehmer.
in-boringe, Hebung, Einnahme.
in-borlink, Eingeborner.
in-bot? (= in-bort?) Einnahme.
in-boten, einheizen.
in-boter, Einheizer.
in-breken, hereinbrechen (von der Flut, einem Heere).
in-bringen, hineinbringen, bildl.: herbei-, mit sich bringen; bes. vor den Richter, den Rat, die Obrigkeit etc. bringen; überh. melden, referieren.
in-bringer, 1. der eine Meldung macht, Referent, 2. Veranlasser.
in-brôk, 1. Einbruch; Stelle, wo das Flutwasser eingebrochen ist. 2. bildl.: Nachteil, Schaden.
ind(e) (westf.) = unde.
indechtich (inged.), 1. eingedenk, memor. 2. erinnerlich.
in-degedingen (indedingen), durch (gerichtliche) Verhandlung einklagen, gerichtlich einziehen.
in-deken (oder -daken), eingeschnitten, verletzt.
in deme, conj. 1. in dem Falle, wenn (urspr. wol zeitlich), mit folg. dat, alse, wen, oder allein stehend. 2. wenngleich, obschon. 3. causal, indem (mehr in heutigem Sinn).
in-denen, durch Dienste vergelten, wieder einbringen.
in-denken, (ein)gedenken; bes. Part. indenkende sîn, (mit Dat.) erinnerlich sein.
in-denkich (in-ged.), erinnerlich; eingedenk.
in-diken, eindeichen.
in-dingen, 1. das Gericht rite constituieren durch die Fragen des Richters und die Antwort der Schöffen; refl. sich ordnungsmässig beim Gericht (als Fürsprecher etc.) constituieren. 2. durch gerichtliche Verhandlung einziehen. 3. paciscieren, verhandeln.
in-dómesse (= ingedömsel), Hausrat.
in-dôn, 1. übergeben, 2. den Besitz oder Genuss eines Besitztums als Pfand übergeben.
in-dracht, 1. Eintrag, Schaden, Hindernis, bes. rechtliches. 2. Gildenfest bei der Aufnahme, Eintragung eines neuen Mitgliedes.
in-drank, Eindrang, d. i. Benachteiligung, Verletzung eines bestehenden Rechtes.
in-draven, hereintraben, -reiten.
in-dregen, -dragen, 1. hineintragen. 2. übertragen, im rechtl. Sinn, 3. als techn. Ausdruck in der Weberei: den Eintrag thun, werfen, ordiri. 4. intr. von Schiffen: drauf los fahren.
in-drenginge, Eindrängung.
in-dringen, eindringen.
in-drinken, einsickeren.
in-drift, das Eintreiben (des Viehes in die Mastung).
in-driven, eintreiben; bildl.: vergelten, eintränken.
in-dukinge, Eintauchung.
inech, einzig.
in-êr, Eingeweide (= ineddre, inadere).
in-eschen, hereinheischen, invocare, d. i. 1. Einlass begehren. 2. vorfordern, vorladen.
in-eschen, in Asche legen, einäschern.
in-evenen, einebnen, eben machen.
in-gân, eingehen, aufhören, zu Grunde gehen. 2. hineingehen; nach Hause gehen; Haushaft halten. 3. eintreten in eine Gilde, ein Amt. 4. eingehen, beschliessen, genehmigen.
in-gank, 1. Eingang, 2. Eintritt in eine Gilde, in ein Amt. 3. das Eingehen auf etwas, Zustimmung. 4. Präjudiz, Exception, Rechtstitel.
..inge, diese Endung wird auch in ..i verkürzt.
in-gebutte, Eingeweide der Fische.
in-gedome (-domete, -domte, -donte), n. 1. Eingeweide, viscera. 2. bildl.: was im Innern eines Hauses ist, Hausrat, supellex, bes. das eingebrachte Heiratsgut der Frau.
in-gehalde, n. das Eingebrachte, vom Heiratsgut der Frau = ingedomte.
in-geholken, ausgehöhlt, hohl?
in-gehorich, wozu gehörend.
in-geisten, mit einem Geiste versehen, inspirieren.
in-geistinge, Inspiration.
in-gelder, der ingelt zu zahlen hat, Schuldner.
in-gelege (-leger), n. Einlager, obstagia.
in-geleide, Geleit.
in-gelêvet, beliebt, angenommen.
ingelsche, ein Gewicht, Drachme (1 untze = 20 ingelschen); estrelin, esterlingus.
in-gelt, Zins, Interesse, Rente, Einkommen (von einem Gute oder Capital).
in-gerichte, eine Schlosserarbeit (welche?)
in-gerif, n. Eingeweide, was im Leibe ist.
in-gesegel, n. (und m.) Insiegel.
in-gesete, m. Eingesessener.
in-gesette, Ein-, Festsetzung.
in-gesinde (-sinne), n. (Haus)gesinde.
in-gêten, eingiessen; auch bildl.: Einfluss haben.
in-gêtinge, Eingiessung.
in-geven, 1. hineingeben (in ein Kloster). 2. einräumen, zugestehen. 3. eingeben, anraten. – Refl. sik i., einräumen, nach-, zugeben.
ingever, Ingwer.
in-gevinge, Eingebung; Einführung (in das Kloster).
in-gewât (-want, -wende), n. Eingeweide, viscera; bildl.: die Intestina des Hauses, Hausrat.
ingewende, (rechtlicher) Einwand.
in-graven, eingraben; bildl.: fest einrichten.
in-grepe, Eingriff, (widerrechtliche) Besitznahme.
in-gresen, einwachsen, bildl.: sich festsetzen, einwurzeln.
in-gripen, ergreifen, in Besitz nehmen.
in-gulde = gulde, Gülte, Rente.
in-gût, Eingut.
in-hacken, einhacken, bildl.: Gegensprache, Einwendungen machen.
in-halen, einholen; gefänglich einziehen. – Techn. Ausdruck im Deichwesen: durch Eindeichung Land gewinnen.
in-hechten, einheften.
in-heilen, (aus der Verbannung wieder) in die Stadt zurückzukommen begehren?
in-he(i)mes (-heimisch, -heimich), einheimisch, d. h. daheim, im Lande, zu Hause.
in-hittich, inbrünstig.
in-hode, Einhutung; Viehtrift (= hode).
in- (inne-)hoden, 1. inhoder sein, Wache innerhalb eines Gebäudes etc. halten. 2. im geheimen, versteckt es mit jem. halten.
in-hoder, Haushüter; fem. inhodersche.
in-holden, 1. enthalten. 2. einbehalten, unterlassen; Pfand nehmen. 3. den (Gerichts)termin einhalten, wieder erscheinen vor Gericht, sich stellen. 4. = beholden. inh. in den hilligen, eidlich bekräftigen.
in-holdinge, 1. Inhalt. 2. Vorbehalt, Einbehalt.
in-holt, m. und n. 1. Inhalt; abs. (als Präpos.) nach Inhalt, inhaltlich. 2. Einhalt, Hemmung.
in-holt, n. (beim Schiffsbau) Inhölzer, Rippen.
in-holtnisse, Inhalt.
in-horich, wozu gehörend.
in-houwen, einhauen.
in-huren, heuern, mieten.
inich (= ienich, jenich), irgend einer; inichhant, adv. irgend welcher Art.
inisse, eine Pflanze (welche?)
..ink (ing), Deminutivbezeichnung; an Eigennamen zur Bezeichnung der Abstammung; dann als (hypokoristischer) Eigenname selbst.
inket, enket, n. Dinte.
inket-horen, Dintenhorn, -fass.
in-klackern, hineinklexen.
in-kleden, einkleiden (zur Nonne).
in-kledinge, Einkleidung, Investitur.
in-kleiven, hineinschmieren.
in-kloppen (fries.) widerrufen?
in-komelink, m. Einkömmling, Fremder.
in-komen, 1. hereinkommen. 2. heimkommen. 3. sich stellen einer Verpflichtung gemäss, Einlager halten.
in-kome(n), n. das Einlager.
in-komen, -komende, m. Einkömmling, Fremder.
in-komer (-kamer), m. der aus der Fremde in eine Gemeinde zieht = inkomelink.
in-kominge, 1. das Hereinkommen. 2. Einkommen.
in-kôp, Einkauf, Preis.
in-kopen, einkaufen; (eroberte Plätze durch Geldzahlung) einlösen.
in-korten, kürzen.
in-krigen, sich in Besitz setzen auf gütlichem oder feindlichem Wege.
in-krimpen, einschrumpfen.
in-krupen, hineinkriechen.
in-kumst, -komst, Einkommen.
in-lage, 1. Einlage, Einzahlung. 2. Einlage im Deichwesen, ein neuer Deich, der um eine Brake einwärts gezogen wird.
in-laden, einladen, zu sich laden.
in-lader, Einlader; Wirt.
in-langen, ausreichen.
in-lât, Einlass (der Mastschweine in eine Waldung), immissio.
in-laten, 1. darin lassen, nicht einfordern. 2. einlassen. 3. refl. sik i. mit, sich mit jemand einlassen.
in-lede (= inlegede) = inleger.
in-lede, Stück des Bettzeuges, Inlitt.
in-leger, -lager, n. Einlager, Haushaft, obstagium (Geiselschaft).
in-leggen, 1. einlegen, zurücklegen; Schiffe in den Hafen bringen. 2. einlegen, auf die Wage legen. 3. in Haft bringen, bes. das Einlager halten lassen. 4. Einwendungen machen.
in-legger, beim Wollenamt derjenige, der es mit dem Rohproducte zu thun hatte und dessen Controle die Wollhändler unterworfen waren.
in-leiden, -lêden, hineinleiten, hineinführen; als priesterl. Function: die Frauen (nach überstandenem Wochenbett) wieder in die Kirche einführen.
in-leidinge, Einführung; bildl: Anweisung.
in-liggen, einliegen, Einlager halten.
in-liven, einverleiben, einfügen.
in-lopen, 1. einlaufen, krimpen. 2. hineinlaufen.
in-losen, einlösen (ein Pfand).
in-loven, angeloben.
in-luden, einläuten.
in-manen, einmahnen, einfordern; bes. auffordern, das Einlager zu halten.
in-maner, der etwas zu fordern hat.
in-maten, inmassen, gemäss wie.
in-meten, einmessen.
inne, in, adv. 1. inwendig. 2. daheim, zu Hause; inne bruwen bêr, im Hause gebrautes Bier.
inne-becker, Hausbäcker, der im Hause bäckt, ohne der Bäckergilde anzugehören.
inne hebben, 1. enthalten. 2. refl. sik inne hebben, sich bei einer Sache verhalten, benehmen.
in-nemen, -nomen, 1. hinein, ins Haus nehmen; Verbannte oder Vertriebene wieder aufnehmen. 2. in Besitz nehmen. 3. annehmen, in Dienst, Bündnis etc. nehmen. 4. mit den Ohren empfangen, hören. 5. aufnehmen, ansehen, betrachten. 6. annehmen, festsetzen.
innen, sw. v. hinein (in sein Haus, seinen Besitz) bringen, sich aneignen. – Refl. sich hineinbringen, wieder hinein kommen.
inneren, sw. v. erinnern, machen, dass einer eines Dinges »inne« wird, überzeugen.
inneringe, Mahnung, Überführung, Beweis.
inne-sitten, 1. drin sitzen, den Genuss von einem Lehn, Amte etc. haben. 2. Hausarrest haben und in Folge dessen geschützt sein gegen Pfändung und gerichtliche Überantwortung in die Privathaft.
innet = in dat.
innewert, inwärts.
innich, fromm, andächtig.
innicheit, Frömmigkeit, Andächtigkeit, Erbauung.
innichliken, adv. fromm, andächtig.
innigen, adv. fromm.
inninge (innige, innie), f. 1. Innung. 2. Aufnahme in eine Innung.
inninge-mester, Gildemeister.
inninges-bule, Innungsgenosse.
in-noden, hinein-nötigen, einladen.
in-opperen, einopfern, unter Feierlichkeiten in ein Kloster geben.
inpas, m. Einschritt, Eingriff, Hinderung.
in-pedden, mit den Füssen einstampfen.
in-plichten, einpflichten, einem die Leistung einer Sache auflegen.
in-poten, einpflanzen, inserere.
in-potinge, Einpflanzung, Einpfropfung.
in-prenten, eindrücken, einprägen.
in-raken, (zufällig) treffen (raffen, zusammenscharren).
in-râm, Bestimmung, Festsetzung, Beschluss.
in-ramen, ins Auge fassen, zielen, bestimmen.
in-rede, Einrede, Widerspruch.
in-redich, -redisch, der seinen Rat mit dazu gibt; behülflich.
in-reisen, einziehen; Inf. subst. Einzug.
in-remmen, einrammen; bildl.: eintreiben, fühlen lassen?
in-rennen, (rinnen machen?) eingiessen?
in-renten, Ertrag abwerfen; durch Verpachtung nutzbar gemacht werden.
in-riden, 1. einreiten. 2. sich an einem bestimten Orte wegen einer Schuld zum Einlager, als Geisel, stellen.
in-rit, n. das Einreiten, Einzug (eines Fürsten).
in-riten, 1. einreissen. 2. intr. von übeln Gewohnheiten: überhand nehmen.
in-riven, einreiben.
in-ronnich, baufällig, ruinosus.
in-ropen, einrufen (zum Kriegsdienst); (in die Stadt) zurückrufen.
in-ropinge, Einberufung.
in-rumen, Raum, Platz gewähren; einräumen, gestatten.
in-rumich, einräumend, gestattend.
in-ruminge, Einräumung, Erlaubnis.
in-ruschen, auf jem. losstürzen.
ins = êns, eins, adv. einmal.
in-sage, Einspruch, Widerspruch; Einspruchsrecht; Duplik.
in-sament, zusammen.
in-sate, -sete (inste), m. Eingesessener.
in-sate, f. Einsetzung, Bestimmung, institutio.
in-saten, einsetzen, anordnen.
in-scheten, einschiessen, einspritzen.
in-scholdinge, der Einsturz des Deiches durch Andrang des Wassers.
in-schowen, als techn. Ausdruck bei den Handwerkern: einen Gesellen beim Meister unter dem üblichen Ceremoniell in die Arbeit weisen.
in-schriven, einschreiben, einzeichnen.
in-schrift, Inschrift; auch: Verzeichnis.
in-schroden, Weinfässer in den Keller rollen.
in-schult unde ûtschult, Credit u. Debet.
in-schuren, einscheuern, in die Scheune bringen.
in-seggen, 1. ansagen, angeben. 2. einsagen, Widerrede, Einwendungen erheben, entgegnen. 3. dringend vorstellen.
in-seggent, n. Einsprache.
in-settelse, n. das Eingesetzte; vom Deiche: das (neu) Aufgeworfene.
in-setten, 1. einsetzen. 2. hereinsetzen, einrücken. 3. angreifen (mit to). 4. einführen, anordnen.
in-setter, Urheber, Anstifter.
in-settinge, Einsetzung, Anordnung; das Setzen in Gefangenschaft, Verhaftung.
in-slach, Einschlag (bei der Weberei).
in-slân, 1. einschlagen. 2. einpacken. Refl. sich ins Mittel legen.
in-sliken, einschleichen.
in-sluten, einschliessen.
in-snede, Einschnitt, Schnitte.
in-soken, angreifen.
inspê werden = inspechtich werden.
in-spechtich, -spichtich, ansichtig werden.
in-spedich = inspechtich.
in-spêr, in-speringe, Sperrung, Hindernis, Einsprache.
in-sprake, 1. An-, Zusprache, Aufforderung. 2. Einspruch, Widerspruch.
in-spreken (st. v.) und in-spraken (sw. v.), 1. zureden, auffordern. 2. (rechtlichen) Widerspruch erheben. 3. verurteilen (zum Einlager). Ggs. lôs-spreken.
in-sprekinge, Zureden, Dreinreden.
in-sprengen, 1. einsprengen, dazwischen werfen. 2. hineinsprengen (intr.), hineinreiten.
in-sprenginge, Einsprengung, Einmischung.
in-staden, -steden, 1. den Eingang gestatten. 2. zulassen, erlauben, gestatten.
instadinge und instede, Zulassung, Erlaubnis.
in-stedigen, bestätigen, zulassen.
in-steken, hineinstecken; refl. sich hineinmischen.
in-stellen, einstellen (zu einem bestimten Termin).
in-stendicheit, inständiges Bitten und Anliegen.
inster, n. Eingeweide (des Schlachtviehes).
in-stigen, einsteigen, die Mauern einer feindlichen Stadt übersteigen.
in-stocken, anstacheln.
in-storten, hineinstürzen.
in-tal, Einrede, Widerspruch.
intalken?
in-tasten, hineintasten; boven i., sich gewaltthätig benehmen.
inte = into.
in-tellen, einzählen.
in-tên, 1. einziehen (intrans. u. trans.). 2. einziehen, mit einbegreifen. 3. ziehend machen (z. B. Gräben). 4. Vorbehalt machen.
intermos (-mesch), Zukost zum Gemüse.
into (verkürzt in inte, int), präp. mit Dat.; in, hinein (entst. aus in to).
in-toch, 1. Einzug, Einziehen, introitus. 2. im rechtl. Sinn: Vorbehalt, Einrede etc. 3. im techn. Sinne: Zug (Stück der Armbrust).
in-tochen, einziehen in ein Haus.
in-togelink, Einzügling, der aus der Fremde eingezogen ist.
in-togen, im Lande aufgezogen, einheimisch.
in-trecken, hineinziehen, hineinführen.
in-treckinge, im jurist. Sinne = intoch.
in-tredden, ein-, niedertreten.
intucht, f. 1. Einzucht, d. h. selbst gezogenes Vieh. 2. Einzeugung, Bezeugung. 3. = intoch.
in-tugen, ein-, bezeugen.
in-tunen, einzäunen, mit einem Zaun umgeben.
in-val, 1. Zufall, Vorfall (vgl. an-val). 2. Anbruch, Anfang. 3. Einbruch, Schaden, Nachteil. 4. in rechtl. Sinne: Eingriff in die Rechte eines andern, Hinderung, Einsprache etc.
in-vallen, 1. einen Einfall, Anfall, Angriff machen. 2. bildl.: hindernd eintreten; im rechtl. Sinn: Widerspruch, Einsage erheben.
in-vallich, i. werden, rückgängig.
in-vangen, einfangen; als techn. Ausdruck der Messerschmiede: die bewegliche Messerklinge am Rücken durch ein Charnier einschnappen lassen, dass sie fest steht.
in-varen, einfahren; einziehen in ein Land oder Haus.
invart unde ûtvart, Einfahrt und Ausfahrt.
in-vellich (= invallich), rückgängig; verlustig.
in-vindinge, Einrede.
invlessen, mit Flachs gemischt? (heden invlessen, Hede u. Flachs gemischt?)
in-vleten, einfliessen; bildl.: Einfluss haben.
in-vletinge, Einfluss.
in-vlicken (= invligen?), refl. sich einmischen.
in-vligen, (ein)ordnen, zusammenlegen, einpacken.
in-vlôt, Einfluss (eig. und bildl.).
in-vlucht unde ûtvlucht, Ort, wo jemand hinein- und herausflieht.
in-volgen, beistimmen.
in-vollich (d. i. involgich), beistimmend.
in-vorderen, einforderen; die Strafe für etwas fordern.
in-vorderer, Einforderer.
in-vore, Hereinfuhr.
in-voren, einführen; anführen (citieren).
in-voringe, Einführung; feierliche Einholung.
in-vorliven, einverleiben.
in-vretich, grimmig (= in-wrêtich?)
in-vunt = invindinge.
in-vurich, entflammt, zornig.
in-waninge, Wohnung.
in-wardich, einheimisch (einwärtig).
in-waren = inweren.
in-wech, Weg, der hineinführt.
in-wedden, als Pfand nehmen.
in-wegen, einwägen.
in-weldigen, in den Besitz eines Gutes, Erbes etc. setzen; refl. widerrechtlich in Besitz nehmen.
in-weldinge, Einsetzung in den Besitz.
in-welteringe, Hereinwälzen.
in-wendelik, inwendig; inniglich, von Herzen.
in-wendich, inwendig; als Präp. innerhalb.
in-wendicheit, das Innere, interiora.
in-wendichliken, inniglich; angelegentlich.
in-wendiges, adv. inwendig.
in-wer, Einsprache, Hinderung.
in-weren, von Gerichtswegen in Besitz setzen.
in-wer(r)inge = inwer.
in-werven, hinein-, herbeischaffen; einführen (in eine Gesellschaft); refl. sich anmelden vor Gericht, sich bewerben um Zulassung.
in-weser, der darin ist, Einwohner.
in-winnen, 1. erwerben. 2. mieten, heuern.
in-wirken, einwirken, hineinarbeiten.
in-wisen, gerichtlich einweisen in den Besitz oder in ein Amt.
in-wiser, der beauftragt ist, jem. in ein Lehn, Gut, Amt etc. einzuführen.
in-wisunge, Einweisung in einen Besitz etc.
in-wokeren, durch Wucher an sich bringen.
in-won, Verdacht.
in-wonen, bewohnen; fact. mit Einwohnern füllen.
in-woner, Ein-, Bewohner; Einwohner ohne volles Bürgerrecht.
in-wonlik, 1. bewohnbar. 2. ansässig.
in-wonlink, Einwohner.
in-wordes, einwärts (ins Land).
in-worp (-warp), Metallbeschlag an Thüren etc. zum Einhaken, Henge; auch als discus glossiert.
in-wretischeit, Schärfe.
in-wrogen, rügen, zur (polizeilichen) Strafe ziehen.
..io angehängt (an Subst.) im Ausrufe.
io (ie, i, jo, je, ju, gi), 1. je, immer, zu aller Zeit (von der Vergangenheit); auch von der wiederholten Thätigkeit in der Gegenwart. 2. distribut. bez. jedesmal. Vor Compar. io – io (so), je – desto. 3. Versicherung bez. (berührt sich mit jâ), durchaus, jedesfalls, sicherlich. Wiederholt ie ie (je je, jo je) bez. Verallgemeinerung.
(io-), ieher, jeher.
(io-, ie-), immer (um-, jumer, jummers, ummers, ummeren, jumber), 1. immer, jemals (von beginnender und zukünftiger Thätigkeit). 2 jedesfalls, sicher, gewiss.
(io-), jummermere, von nun an, immerfort.
io, ieto, s. jutto.
io- (iu-, je-, ioge-)welk, -welik, julik, jeglicher.
(io-), iewerlde (iewerie, giwerlde, juwerde), irgend einmal in der Welt, jemals, stets (von der Vergangenheit); iewerlde her, von jeher.
ippen- (ippe)cras, Gewürzwein.
iprump, Rohrdommel.
ir, gir- in einigen Verbindungen = iergen, z. B. irhande, irleie.
ir-, s. er.
ire = êr, n. Erz.
irisch (iresch, irsch), aus Irland; Tuch aus Irland.
irluftich, erlaucht.
irre(n)-môt = erre-môt, Widerwille.
irren, erren, sw. v. hindern, stören; sik irren mit, sich erzürnen mit.
irske (= ertseke), Hänfling.
îs, n. Eis.
îs-bên (eig. isch-bên), Eisbein, Hüftbein.
îs-borch, Eisburg.
ise (?), Blutegel.
isen, sw. v. das Eis aufhauen, aufeisen.
isenack, eine Art (viel gebrauchten) Kleiderstoffes (nach dem Fabrikationsorte Eisenach benannt?)
isern, isen, n. Eisen; eiserne Bande, Haft; Geräte aus Eisen; bes. Hufeisen; das (heisse) Eisen, das bei der Feuerprobe getragen oder begangen werden musste.
isern, eisern; beständig bleibend, beim Abgange stets wieder zu ersetzen.
iser(n)berner, (Eisenbrenner), Eisenarbeiter.
iser(n)bart, -bort, Goldamer, aurificeps.
isernhard, verbena; artemisia.
isernhôt, Eisenhut, Helm.
isernkrût, verbena.
isernkule, Eisengrube.
iser(n)menger, Eisenhändler.
iser(n)touwe, eisernes Gerät.
ises-vlôt, Eisflut, Eisgang.
îs-hoken (= -haken), Eishaken.
îs-jokel, Eiszapfen.
îs-kegel = îskekel = isjokel.
islik (ieselik), eslik, jeder.
isop, Isop; isepen-bêr, Bier aus Isop.
iste = deste.
îs-schulver, Eisscholle.
îs-spore, Eissporn.
is-welk = ichteswelk.
it, es; Verkürzung des Art. dat.
itlik, ittelik, 1. jeder. 2. (= eteslik) irgend ein.
ittol, s. jutto.
ittons (= nu tor tît), s. jutto.
it-wanne (itte-, ittes-, ettiswanne) = ichteswanne, früher.
itwelk, irgend einer; jeder.
itzing, jetzig.
itzstunt, jetzt, zur Zeit.
itzunt (-undes, -under), utzunt, jetzt, zur Zeit.
iveren, sw. v. eifern; mit Eifer betreiben; mit Eifer verfolgen; bestrafen.
iverich, eifrig.
iwe, Eibenbaum, taxus baccata.
iwenbôm, 1. Eibenbaum. 2. Epheu.
iwenholt, Eibenholz.
iwesche, Epheu, (h)edera.
iwlôf, ifflôf, ilof, auch eigloff, Epheu.
(iw-) iflôk?
ja, affirmative Interj. jo ja jo, utique; zuw. Interj. der Klage, ja, jach!
ja-broder, Jabruder, der zu allem ja sagt.
jach = gach, ga, jach, schnell; Interj. der Klage.
jachmôt, auffahrendes Wesen, vehementia.
jacht, f. 1. Jagd. 2. Verfolgung der Feinde. 3. concr. die verfolgende Menge. 4. bildl. eifrige Nachfrage nach etwas.
jachtern, sw. v. wild umherspringen, einander jagen.
jacke, Jacke, kurzer Oberrock, diplois, wambosium; auch als militärisches Kleidungsstück, lorica.
jacken, sw. v. Part, gejacket, mit der Jacke bekleidet.
jagant, (Jachant), Hyacinth, ein Edelstein.
jagebarven, treibfischen zwischen zwei Netzen.
jagen, sw. v. 1. intr. jagen, eilen. 2. tr. jagen, verfolgen, Jagd machen auf.
jagenet, Jagdnetz, in das die Fische durch Schlagen des Wassers hineingejagt werden.
jagenetten, sw. v. mit dem jagenet fischen.
jage(n)thorn, Jagdhorn.
jage-richt, der dem Jäger herkömmlich zufallende Anteil am erlegten Wilde (Abfall).
jageschip, Jachtschiff, schnelles Schiff.
jaginge, Eile, agitatio; Jagdbeute.
ja-here, der immer zustimmt, Maulschwätzer.
jamer, jammer, m. und n. Jammer, Herzeleid.
jamerdal, Jammerthal.
jameren, sw. v. jammern.
jamer-heit, -(i)cheit, Jammer, Herzeleid.
jamerik, jämmerlich, elend, erbärmlich; adv. jameriken, jammerken.
janen, sw. v. gähnen, den Mund aufsperren, hiare.
janken, sw. v. schmerzlich winseln; stöhnend sich sehnen nach.
japen, jappen, sw. v. den Mund aufreissen, schnappen, stark aufatmen.
jâr, n. Jahr, ein quât jâr, Verwünschung, mlat. malannus. – Im techn. und rechtl. Sinne: (Plur.) die Jahre der Kräftigkeit, der Mündigkeit; jâr unde dach, die sächsische Verjährungsfrist von 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tagen; tom jare, jährlich; to jare, voriges Jahr, überh. früher. – ni(ge)jâr, Neujahrsgeschenke, encenia.
jâr-bôk, Jahrbuch (das ein Verzeichnis der jährlichen Einnahmen und Ausgaben enthält), Rechnungsregister für die Jahreshebungen etc.
jaren, sw. v. refl. zu seinen Jahren kommen, mündig werden.
jâr-gulde, Jahrgülte, jährlich zu zahlende Rente.
jâr-howik holt, Holz, das jährlich (zu eigenem Bedarf) gehauen werden durfte.
jarich, 1. zu seinen Jahren gekommen. 2. jährig, von diesem Jahre.
jarisch, jährlich.
jâr-junge, ein Junge, der seine Lehrjahre beim Lehrherrn hält, Lehrling.
jâr-knecht, Knecht, der auf ein Jahr gemietet ist.
jâr-koke, Neujahrs- (Roll-, Kroll)kuchen; dann überh. Festkuchen.
jâr-lank = jârlink.
jâr-lik, jährlich; adv. jarliken u. jarlikes.
jarlinges, alle j., alljährlich.
jâr-link, -linge, adv. in diesem Jahr.
jârmâl, n. die Zeit eines Jahres; to jârmalen, auf eine festgesetzte bestimte Reihe von Jahren; in jährlichen Terminen.
jârschar, f. der Abschnitt eines oder auch mehrerer Jahre, eine bestimte Reihe von Jahren; bes. die Anzahl der Reihe von Jahren, die man ein Grundstück etc. verpachtet oder verpfändet; na der jârschar, in chronologischer Ordnung.
jârsedich lant, Land, das alljährlich besäet werden kann.
jart (jarde, jarden), f. Bezeichnung eines Ackerstückes von unbestimter Grösse (fries. ierde, alts. gerde, Rute); wahrscheinlich 14-20 Ruten lang und eine Rute breit.
jart- (jartel)acker, Acker von der Grösse einer Jart.
jâr-tal, f. und m. 1. die Zeit eines Jahres, das ganze, laufende Jahr. 2. eine bestimte Frist, z. B. der Mündigkeit, der Lehnsmuthung etc.; up jârtale, in jährlichen Terminen.
jârtît, -getît, f. und n. die Zeit eines Jahres, alle jârtît, alljährlich. 2. die wiederkehrende Zeit eines Jahrestages, Geburtstages, bes. das jährliche Begängnis des Todestages; anniversarium.
jârverst, Jahresfrist = jârtît.
jaseggen, sw. v. zustimmen.
jaworden, sw. v. seine Zustimmung geben.
jawort, n. Zustimmung.
je und Zusammensetzungen s. oben io.
jecht, f. = gicht, Gicht.
jecht, offenkundig.
jechten, sw. v. gestehen, bekennen (= gichten).
jechtich = jecht.
jeckener, der eine Jacke trägt.
jeden, sw. v. gäten (sehr selten; weden ist gebräuchlicher).
jeder (jüdder), n. Euter.
jegen (gegen, kegen, tegen, tiegen) und jegens, präp. 1. räuml. gegen, gegenüber. 2. modal: bezeichnet ein Verhältnis zwischen zweien (wie wider), meist ein feindliches. 3. zeitlich: jegen dat, gegen die Zeit dass. – Verstärkt durch ent (enttegen) und to (togegen). – Adv. zugegen.
jegen-brêf, Gegenurkunde, antapocha.
jegen-deder, Contravenient.
jegen-dêl, m. Gegner = wedderpart.
jegenen (jegen), sw. v. begegnen, widerfahren; sich ereignen, doch in diesem Sinne gewöhnlich refl.
jegenheit, 1. Gegend. 2. Widerwärtigkeit.
jegeninge, Gegend.
jegen-ledder, Gegenleder, der Teil des Sattels, der jetzt Satteltasche heisst.
jegen(s)-man, Gegner.
jegenode (-ede, -et), f. Gegend.
jegenstal, Widerstand.
jegenvechter, Widersacher.
jegenwardich, -wordich, gegenwärtig.
jegen-wardicheit, 1. Gegenwart, jetzige Zeit. 2. Gegenwart, Anwesenheit, Beisein.
jegenwarliken, gegenwärtig.
jegen-wart, f. 1. Begegnis; bose j., Unglücksfall. 2. Gegenwart; to j., gegenwärtig.
jegen-wedder, widriges Wetter.
jeger, Jäger; jegere-pert, Jagdpferd.
jên (jein), st. v. gestehen, = gên.
jene (jenne, jonne, gene, gone), jener.
jene-halve, gênhalf, jenseits.
jenen = janen.
jenewise = jenegewise, irgendwie.
jenich (jennich, enich), irgend einer, aliquis; mit man verbunden jenichman.
jenigerleie, irgend welcher Art.
jen- (gen-, gin-, gon-, gun)sît, jenseits.
jeren-tocht, Dreckkanal, Abzugsgraben für das Schmutzwasser.
jetto, s. jutto.
jesse, Wamms, Jacke?
jicht = gicht.
jock, juck, m. und n. Joch; Brückenjoch; Mauernische?
jockwech, Feldweg, wo ein Joch Rinder oder Pferde gehen kann.
jode, jodde, Jude; in de joden setten, bei den Juden (den Geldverleihern) verpfänden; ût den joden losen, das bei den Juden versetzte Pfand wieder einlösen; in den joden stân, bei den Juden Pfänder haben etc.
joden, sw. v. Hasard spielen?
joden-appel, citrum, pomum acernum.
jodenheit, die Judenschaft, das jüdische Volk.
jodenhôt, Judenhut, ein spitzer (weisser oder roter) Hut, den die deutschen Juden im MA. tragen mussten.
joden-(spet), -spiss, Judenspiess; bildl.: unmässiger Wucher.
joden-tins, Steuer der Juden.
jodesche, Jüdin.
jodescheit, -schop, Judentum.
jodute, s. tiodute.
jof = of (ef, if), oder; wenn, ob.
joget (joecht), f. Jugend.
jogetborne, Jungbrunnen.
jogetlik, jugendlich.
Johannes. S. Joh. in der olieboden, d. i. der 6. Mai, St. Joh. to lichten oder des lichten = S. Joh. to middensomere, d. i. der 24. Juni (oder auch 26.); auch tritt Verwechselung ein mit dem 29. Aug., dem Tage der Enthauptung des h. Joh.
jokele, Eiszapfe.
joken, sw. v. jucken.
jolen, sw. v. jubeln, fröhlich sein.
jolle, f. Jölle, kleines Boot.
jope, f. Joppe, Wamms, als Stück der Rüstung; auch als Frauenkleidung.
jopener, der Joppen verfertigt.
jorde-bôk, liber jurium, Aufzeichnung der Renten und Gefälle, liber censualis.
josten, ein Küchengerät; welches?
jotol, s. jutto.
io-we, irgendwie.
jubilerer, Juwelier.
ju = juwe.
juche, f. Jauche, Brühe, Sauce.
juchei, m. ein Lebemann.
juchen, sw. v. schreien, juch rufen aus Freude oder Schmerz.
jucht, Juchschrei (als Scheuchruf)?
jucken (= joken), sw. v. jucken.
juckich, der Juck fühlt.
Judas-swêt, Judasschweiss, Angstschweiss.
juften, Juchten.
juk (gik, guk), euch; Dat. und Acc.
jul, m. (altn. iol), Weihnachtsfest (oder St. Johannisfest), Fest der Winter- (oder Sommer)sonnenwende.
jum, jun, ihnen.
jumber, jummer, s. iomer.
junfer (juffer), verkürzt aus junkvrowe.
jungen, sw. v. 1. jung werden. 2. Junge werfen.
jungelîn, Jünglein.
jungerman, 1. neugewählter Richt- (Rat)mann, im Ggs. zu olderman. 2. der zuletzt in eine Gilde Aufgenommene, der zu bedienen hat.
junk, jung; van junges, von Kind auf; to jungest, zuletzt; als Subst. Junges, Kind.
junkboren, Kind, Unmündiger.
junkdôm, Jugend, Jungheit.
junkheit, Jugend.
junkhovede = Kälber (s. hovet).
junker (juncher), junger Herr, Junker; der unmündige Lehnsherr.
junk-knecht, Jüngling.
junkvrowe, Jungfrau (auch junge Frau); von Männern, die keusch bleiben; humoristische Bezeichn. der Daumschraube, der (Bett)-Wärmeflasche, der Handramme.
junkvrowen-avent, Abend vor der Hochzeit, Polterabend.
junkvrowen-brôt, feines Weizenbrod?
Jutte (Koseform von Judith), allgem. Bezeichnung einer weiblichen Person.
jutto, d. i. iu-, io-, ieto, bisher, bis jetzt, bereits, ferner, lat. jam. (Neben dieser gebräuchlichsten Form sind auch noch in Gebrauch; jetto, gitto, juttol, jotol, ittol, juton[e], i[e]tons, jutuns).
juttonigen, adv. jetzt, bereits.
ka, f. Dohle, monedula.
kabbas houwen, baratrare, d. h. ein baratro, Betrüger sein.
kabbeken, sw. v. kabbik fangen.
kabbelen, sw. v. zanken, dagegen reden.
kabbelit = gobelit, Becher.
kabbes = kabbik.
kabbeseren (?), vertreiben?
kabbik, kabik, Seemuschel (zum Kalkbrennen gebraucht).
kabel, m. Tau, bes. das grosse Schiffstau, Ankertau; kabelwise, nach Art eines Kabels gemacht.
kabeldanz, Schiffertanz.
kabelgarn, Garn zu (Anker)tauen.
kabelow (kabbelouw, kaplaw), m. Kabeljau.
kabuse, f. hölzerner Verschlag, bes. auf dem Verdeck der Schiffe, als Küche und Schlafstätte dienend; enges Gemach, Zelle.
kabûs-kôl, der (weisse) Kopfkohl.
kabûs-man, Kohlbauer.
kabussen-buwer, Kohlbauer.
kâch = kâk.
kachel, Kachel (zum Bau der Öfen).
kachel-oven, Ofen aus (irdenen) Kacheln.
kachelpot, Ofenkachel.
kachtele = katele, Stück Vieh.
kacke, Excremente.
kacken, sw. v. cacare.
kade, Griebe, quod remanet in patella.
kader, s. koder.
kaf, kave, n. Hülse des Getreides; ausgedroschenes Stroh; dann Spreu jeder Art; bildl. leeres, nichtiges Gewäsche.
kaf-hôp, Spreuhaufe.
kaf-krucke, Spreuharke.
kaf-porte, Spreu-thor (aus dem man den Unrat hinausschafft).
kaf-sack, Spreusack; als Schelte: Plaudertasche.
kage, s. koge.
kageden hoiken? (= kagelden h.) mit einem kagel, kogel?
kagel, s. kogel.
kagerel, umgesetzt für kageler = kogeler.
kagêren (kegêren), sw. v. schauen; herumgaffen.
kagêringe, das Gaffen.
kaje, Ufereinfassung.
kajute, f. Schiffskajüte.
kâk, m. Schandpfahl, Pranger.
kake (keke), von Menschen: Kinnbacke, Wange.
kakebille, eine Art Bier.
kakel (kekel), der Teil des Zaumes vom Kinn bis an den Hals.
kakelbunt, so bunt wie ein Hahn.
kakelen, sw. v. gackern (von Hühnern).
kakeler = kokeler, gokeler, Gaukler.
kaken, sw. v. an den Pranger stellen.
kakene, kake, s. kokene.
kâk-stên, Schandstein (s. stên).
kâkwien, die Gerichtsstätte einweihen?
kal, Qual.
kalander, Kalandsbruder.
kalant, m. urspr. eine religiöse Genossenschaft (sodalitas ad pias causas), die sich an jedem ersten des Monats versammelte; später jede (geschlossene) gesellige Vereinigung; auch ihr Gebäude und Gelage; im schlimmen Sinne: üppige Schmauserei.
kalantbule, Kalandsbruder.
kald- (kall-, kold-, kol-)unen, Eingeweide, scrotinium (gew. im Plur.)
kaldunenwascher, der die Eingeweide reinigt.
kalewe (kalwe), Glatze.
kalite (eig. polnisch), (Geld)beutel, Tasche; Korb.
kalk, n. Kalk; in den k. komen, bildl.: unglücklich werden.
kal-kabus, Behältnis für Kohlen.
kalk-beker, Kalkbäcker, d. h. Kalkbrenner.
kalk-bernere, Kalkbrenner.
kalken, sw. v. mit Kalk bedecken, bestreuen.
kalk-erz, Kalkstein.
kalk-hâr, die durch Kalk von den Fellen losgebeizte Wolle.
kalk-kuven, Kalkkufe.
kalk-rose, (-rese), f. Kalkröste, ein Stoss von Kalksteinen und Holz, schichtweise auf einander gesetzt zum Behuf des Kalkbrennens, calcina, calxitorium.
kalk-sleger, der den Kalkstein zerschlägt.
kalk-stoter, Kalk-stosser, -bereiter.
kalkunsche nut, Cocosnuss? (kalkunsche hân = kûnhân, welscher Hahn).
kalk-wulle, die durch Kalk von den Fellen losgebeizte Wolle.
kallen, sw. v. 1. intr. sprechen, sich unterreden, sermocinari; in üblem Sinne: schwatzen. 2. trans. berufen, vorladen.
kallinge, Gespräch; Geschwätz; multiloquium.
kalmin, Galmei.
kalf, n. Kalb.
kalven, sw. v. kalben.
kalver-mân, Kälbermonat: Januar.
kalver-strote, Kalbskehle.
kalves? (zum Schiffssegel).
kalves-vôt, Kalbsfuss (up kalvesvôten gân, mit eingeknickten oder einwärts stehenden Beinen gehen).
kalf-vel, Kalbsfell; -vlêsch, -fleisch.
kam, m. (Hahnen)kamm; Grenzstein, der kammartig hervorragend ist.
kâm, m. Kahm, Schimmel auf Flüssigkeiten.
kamede wulle, Kammwolle (die längste und feinharigste).
kameide?
kameie, Floss, ratis, schedia.
kamêls-lûs, s. elefantenlûs.
kamer, f. Kammer, als Aufbewahrungsort der Gelder, Dokumente etc.; Gerichtszimmer; Hebungszimmer; Schlafzimmer; Gefängnis. – Im Geschützwesen: Höhlung im hintersten Teil der Geschütze, zur Aufnahme der Pulverladung (früher selbständige Stücke, die geladen ans Rohr befestigt wurden).
kamer-âlke (Kammer-Adelheid), Kammerzofe.
kamer-dôk, Kammertuch, die feinste Leinwand (aus Cambray, Cameracum).
kamerer, kemerer, m. der die Kammer, d. h. das ganze Geld- und Rechnungswesen einer Gemeinde unter sich hat; vornehmer Diener eines Fürsten; (fem. kamerersche, pedissequa).
kameret, Trinkhaus, Spielhaus.
kamer-gewant, -want, Gewand, das man in der Schlafkammer gebraucht, Bettzeug.
kamerie, kemeri(g)e, f. Kämmerei; Amt eines Kämmerers.
kamer-knecht, Kammerdiener.
kamer-lectie, Gardinenpredigt.
kamer-loge, Kammerlauge, euphem. für Urin.
kamer-meister, Oberkämmerer.
kamer-scholer, Kammerschüler, d. h. Schüler einer Gesangskapelle?
kamer-wagen, der Wagen, der auf der Reise die fürstliche Kammer (Gewand, Kleinodien, Silberzeug etc.) führte, pilentum.
kamich, mit Kahm überzogen.
kamîn, Kümmel.
kamp, m. ein eingezäuntes Feld (als Ackerland, Weide, Wiese, Hölzung etc. dienend); kosters kamp, Kirchhof.
kamp, m. und n. Kampf, bes. der gerichtliche Zweikampf.
kampen, sw. v. kämmen (kampeln), von der Wolle und wollenen Gewändern.
kampernôl, Champignon, Schwamm, fungus.
kamperwunde = kampwerdige wunde.
kampkot, ein Kleiderstoff (= kamelot?)
kampvechtinge, Zweikampf.
kampwîn, (Wein von den Traubenkämmen), Tresterwein, Nachwein.
kamp-werdich (-wordich, -ordich), wert, dass man deshalb einen gerichtlichen Zweikampf verlange oder eingehe, bes. von Wunden.
kanaster, Korb.
kandelâr (-ler), Leuchter, candelabrum.
kandel-garn?
kane, m. Kahn.
kanenblok, Holz zu Kähnen, oder das auf Kähnen angebracht wird?
kanîn, n. Kaninchen; kanînde-vel, Kaninchenfell.
kanives (engl. canevas), grobe Leinwand (aus Hanf).
kannêl, m. Zimmet.
kannen-geter, Kannengiesser, d. i. Zinngiesser.
kant, m. und kante, f. Ecke, Winkel, Rand.
kanze (kanse), f. (gute) Gelegenheit, opportunitas; aus mlat. cadentia, Wurf im Würfelspiel, guter oder schlechter Ausgang; engl. und frz. chance (entstellt in schanze); bi k., bei Gelegenheit, durch einen Zufall.
kâp, ein Gewicht von 8 Liespfund.
kapehorn?
kapel-hûs, Kapelle.
kapelle (frz. coupelle), f. Schmelztiegel.
kapellen, kapelleken = iuncvrowen har, capilli Veneris.
kapen, sw. v. gaffen (ohne bösen Nebenbegriff).
kape-spil, Schauspiel.
kaphane, m. Kapaun.
kaphoiken, Mantel mit einer Kapuze.
kapinge, Anblick, Schauspiel.
kapinge = kap(e) (holl.), Stange oder Bake als Seezeichen.
kapittel, n. 1. (Dom)kapitel, Versamlung des Kapitels. 2. (Kapitel, Abschnitt) = Strafpredigt.
kapittelen, sw. v. Sitzung des Kapitels halten; tadeln, schelten.
kapnar, der mit einer kappe versehene Narr (= Mönch).
kappe, f. langes Oberkleid, das auch den Kopf bedecken kann, bes. Mönchsgewand, Kutte; später die Kopfbedeckung allein, bes. die Narrenkappe.
kappe-, kaplaken, Tuch zu einer Kappe, Manteltuch; Trinkgeld (des Schiffers, das ihm über den bedungenen Lohn von jeder Last gegeben wird; engl. hat-money); überh. das, was überher gegeben wird.
kappel-ammet, eine nicht näher bezeichnete Dienststelle im Domkapitel (Osnabrück).
kapellên, Nebenform zu kappellân.
kappen = bekappen, zum Mönche machen.
kappen-, kapkogel, Kapuze an der Kappe, cuculla.
kapperon (frz. chaperon), Kappe, Kapuze, capitium.
kappûn, m. Kapaun.
kappunen, sw. v. zum Kapaun machen, castrieren.
kapstange, Signalstange?
kapvenster, Guckfenster, kleines Dachfenster.
kar (kare), n. Geschirr, Gefäss, Korb.
karacter, im Plur. Schriftzeichen zauberhafter Art.
karasze = karacke, krake?
karbunkel, hochroter Edelstein, der auch in der Nacht leuchtet.
kâr-busse, Büchse, die auf eine Karre gelegt wird, d. i. Kanone.
karch, karich, kerch, listig; sparsam; geizig.
(karcheit), karicheit, Sparsamkeit, Geiz.
karch-, karichliken, sparsam, geizig.
karde, Kardendistel, virga pastoris.
karde, das Werkzeug der Tuchmacher zum Kämmen, Krempeln der Wolle; auch Werkzeug der Schuster.
karde, karte, f. Karte; kardelspil, ludus cartaceus.
kardêl, s. kordêl.
karden, karten, sw. v. (das Tuch) kratzen.
karden, karten, sw. v. Karten spielen; ein intrigantes Spiel einfädeln.
karder, karter, Kartenspieler.
kare, f. Karre, biga; zweirädriger Wagen.
kare maken, eine Art Würfelspiel?
karine, karene, vierzigtägiges Fasten, quadragena; dann überh. schwere Busse.
karine, Gefäss? (= kar?)
karinge = koringe, Erbrechen.
karline, Mandat; eig. (lex) Carolina.
kârman, Plur. -lude, Kärrner.
karmen, s. kermen.
karnap, Ausbau, Vorsprung am Hause, Erker.
karnappen, sw. v. (von Kleidern) ausbauschen, aufpuffen?
karne (karene), Nebenform zu kare; als Mass (= 20 Himten).
karnen, s. kernen.
karnoeffel, ramex carnosus; (Netz-, Darmbruch).
karnuffelen, sw. v. Karnuffel (ein beliebtes Kartenspiel) spielen.
karnut, s. kornute.
karok, f. Dohle oder Krähe.
karpe, m. Karpfen.
karpe, hölzerne Kiste.
karrenberger, eine Schelte (woher?) (wendehoike unde karrenberger).
karsaten, entstellt aus cruciaten (Münze mit einem Kreuz).
karsch, munter, frisch, bei Kräften.
karsten (kassen), sw. v. zum Christen machen, taufen (karsten = Christianus).
karteke, ein Kleiderstoff.
kartêl (d. i. quarteel, quarta pars), Quart.
kartise (kartse), Wachslicht, Wachsfackel (= tortise).
kartouwe, Kartaune, ein grosses Geschütz.
kartuse (karduse), Kanonenpatrone, aus frz. cartouche.
karuske, -russe, Karausche.
karve, Feldkümmel.
karwe, carum carvi, Karbe, Karbei.
kas-anker, was für ein Anker?
kasbal (d. i. kaets-bal), Fang-, Spielball.
kasbere (= karse-, kersebere), Kirsche.
kase, f.? (III bedde up der kasen. Invent.)
kase (altfr.), Streit, Zwist, Schlägerei.
kasel (lat. casula), m. das Messgewand (aus schwerem Seidenstoff, früher ermellos).
kaspel, s. kerk-spel.
kast (kass, kaste), f. und m. Aufbewahrungsort oder -kammer, Behälter; Reliquienschrein; Einfassung eines Edelsteins im Ringe, pala; Brautkiste; Loch, Gefängnis; als Mass.
kastêl, n. das (hohe) Hinterteil des Schiffes; eig. die hölzerne Brustwehr.
kasten, sw. v. in den Kasten (Kasse) zahlen.
kastener, Kästner, Kassenführer.
kastett, umgesetzt für stacket.
kastûm = kostûm, 1. Kostüm. 2. Zolleinnahmen, engl. customs.
katêl(e), (bewegliche) Habe, bes. Vieh, engl. cattle.
kater, Kater; Name eines gewissen Bieres.
katrepel (-ropel), vielerwärts eine Bezeichnung gewisser abgelegener Örtlichkeiten; Ursprung dunkel.
katte, f. Katze; de katten holden (Katz halten), gefangen sitzen; Art (Korn)wurm; in der Belagerungskunst Name eines auf Rädern stehenden Sturmwerkes.
katten-druve, Katzentraube, Mauerpfeffer, sedum.
kattengelt, (Trinkgeld?)
kattengolt, das aus den Kirschbäumen triefende goldgelbe Harz, gummi; auch katten-klaar (glar).
kattenkervel, fumiterra.
katten-kint, junge Katze.
katten-klawe, daucus.
katten-klôt, evonymus europaeus, Spindelbaum, Pfaffenhödchen, Katzen-Hahnenklötchen.
katten-krût, Katzenkraut, nepita.
katten-pat, Katzenpfad, Schleichweg.
katten-ridder, der im Kampfe mit Katzen zum Ritter wird.
katten-stede, f. Katzenstelle (beim Heerde).
katten-stert, Katzenschwanz; nicht enen k. = gar nicht; Name der Pflanze equisetum.
katten-toch, dat k. holden = de katten holden, gefangen sitzen, sich in Geduld fassen?
katten-vat, Gefäss für die Katzen.
katten-wort, crassula.
katzen (d. i. kaetsen), sw. v. Fangball spielen.
kan, Behältnis (z. B. Vogelbauer).
kauseke, s. kowse.
causeren, sw. v. (causari) verhandeln.
kavel (kovel), Kiefe, Kiefer, Gaumen, palatum.
kavele, f. zum Loosen zugerichtetes Holz, gew. mit runenartigen Zeichen versehen; dann überh. Loos; Loosteil, bes. vom Holz gebraucht (auch von stehenden Stämmen).
kavelen, sw. v. loosen, durchs Loos abteilen; verloosen; abmessen, beurteilen; durchs Loos (Geschick) günstig zufallen.
kavelholt, Parzele einer Gemeindewaldung.
kavelinge, f. 1. Teilung durchs Loos; dann überh. Teilung, Abmessung. 2. das Abgemessene, Abgeteilte, Abteilung.
kavent = kovent, 1. Kloster. 2. gemeines Bier.
kawi! Interj. der schmerzlichen Überraschung.
kaz, kaiz, Scheuchruf für Katzen.
kebbese, f. kleiner Kasten oder Körbchen.
keck = quick, lebhaft, munter; kühn.
kedele, m. Kittel, tunica lintea.
kedene, kede, f. (m.) Kette.
keder (altfr.), m. Verkündiger, Ansager; Gerichtsperson.
kedinge, Kettung, catenatio.
kegel, m. Kegel; kegel schêten, Kegel werfen, kegeln.
kegeler = kogeler, kocheler, Gaukler.
kegelken, Dem. zu kegel; techn. Ausdruck in der Apotheke für runde, spitz gedrehte Arzneistückchen.
kegeringe = kageringe, Schauen.
keie, keige, f. Wurfspiess; Speer.
keiser, Kaiser; des keisers vrowe, die Himmelsherrin, Maria.
keiserinne, Kaiserin; k. des hemmels (und der helle), die Mutter Gottes.
keiserlik, kaiserlich, herrlich.
keiservri, frei von Kaisers (und Reichs)wegen.
keke, kake, f. Gaumen, Kehle, bes. Fischkieme; Kinnbacke.
kekel, Eiszapfen.
kekel-reme, das Zungenbändchen.
keken, sw. v. die Kinnbacken rühren, schwatzen; dazu als Iterat. kekelen, zanken.
kekeren, kecheren, Wicke, citrulli.
kelder = keller, m. Keller.
kêl, Bucht (des Meeres).
kele, f. Kehle; Kehlpelz.
kele, calminum, surgula (d. h.?)
kelebrade, das Bratstück von der Kehle, dem Halse des Tieres, decallo.
keleken, Hollunder-, Ahlhorn-, Fliederblumen.
kelensteken, sw. v. die Kehle, den Hals abschneiden, jugulare.
kelk, kellik, m. Kelch.
kelle, f. Kelle, bes. Maurerkelle.
kelleman, der mit der Kelle arbeitet, Maurer.
kellen, killen, st. (selten sw.) v. Qual, Schmerz verursachen, weh thun.
keller (zu qualen), dicke Milch.
keller, m. Keller, als Gefängnis; der deve k., der dustere k.
keller (kelre), m. Kellermeister, cellarius; bes. in den Klöstern.
keller-bêr, eine geringere Sorte Bier.
kelleren, sw. v. in den Keller legen.
keller(s)hals, 1. Kelleröffnung auf die Strasse, Kellerdach. 2. Name einer Pflanze, laureola, calida aureola.
keller-hure, Kellermiete.
keller-louwe, (Wein)kellerpächter, Weinwirt? (vgl. krân-louwe).
keller-schrade = keller(s)hals?
kell-, killinge, Schmerz, das Wehthun.
kelmin, Galmei.
kelner, der Keller-aufseher (in Klöstern).
kelnisse = kellinge.
kelp, (kolbiger) grober Gesell, dummer Mensch (als Schelte).
kel-stên, Stein für die Kehle des Daches.
kemant, kemants, keiner.
kemeling, eine Art Zeug (Kamelot?)
kemenade, kemnade, -nede, f. urspr. heizbares Gemach; dann bes. Wohn- und Geschäftszimmer der Vornehmen; dann einzeln stehendes (Stein)haus, Angebäude am Hause; Aufbewahrungsstelle (Kammer, Schrank).
kemener, kemmer (kermer), Kämmerer, cubicularius; der die Kammer, das Rechnungswesen eines Fürsten oder einer Bürgerschaft unter sich hat; fem. kemenersche, kemersche, Kammerfrau.
kempe, der zahme Zuchteber.
kempe, kampe, m. Kämpfer, Kriegsmann; bes. der Zweikämpfer im gerichtlichen Kampf, den man für Geld mietet.
kempen, sw. v. eichen, mit dem Brandzeichen versehen (zur Beglaubigung des richtigen Masses und Gewichtes).
kempen, sw. v. kämpfen, pugillare.
kemper, Kämpfer, pugil.
kemplik, zum Kampfe gehörend; adv. kempliken, nach kempers Weise.
..ken und ..sken, Deminutivendung.
kên, die Frucht der Tanne, Tannapfel; Kienholz.
kenappe?
kenbarlik, erkennbar, sichtbar.
kenne (kên), adj. und adv. scharf.
kenne = kennis, Kenntnis.
kenne-, kinnebacke, f. und m. Kinnbacke.
kên-brôk, Kien- (Tannen-)bruch.
kennen, sw. v. 1. kennen, wissen; to kennen geven oder dôn, zu wissen thun, wissen lassen. 2. erkennen (vom Richter). 3. anerkennen, bekennen; als Recognitionsgebühr geben.
kennesher (kentnisher), der in einer streitigen Sache das Erkenntnis gibt, Schiedsrichter.
kennewart, Kennzeichen.
kenninge (kendinge), f. 1. Kenntnis; richterliches Erkenntnis. 2. Kennzeichen, Merkzeichen. 3. in der Schiffersprache eine gewisse Strecke Weges (12-18 Seemeilen).
kense = kentenisse.
kenselere, Kanzler.
kensenere, Nebenform zu kenselere.
kentlik (kenne-, kenlik), 1. offenbar, notorius. 2. bekennend, zugestehend; adv. kentlike(n).
kentenisse (kennis, kantenisse), 1. Kenntnis, Auskunft. 2. Erkenntnis (rechtlich).
kêp, f. Kerbe.
keper, Zeug, bei dem die Fäden der Kette mit denen des Einschlags sich scheinbar kreuzen.
kepere, m. Aufseher, custos.
kepere, m. der Balkenkopf; dann überh. Balke, Stützenträger; Maschine beim Rammen oder im Kriege.
kerde (= kerede, kere), f. Wendung; Reihe.
kere, f. 1. Wendung; in kener kere, in keiner Weise; ût der kere, aus der (richtigen) Wendung, aus der Richtung; to kere gân, sich wenden und drehen; wunderliken to kere gân, sich wunderlich benehmen. 2. (Auskehrung), Wiedererstattung.
keren, sw. v. fegen, purgare.
keren, sw. v. I. intr. 1. wenden, sich erstrecken, reichen, aufhören. 2. sich wenden, zurückkehren. 3. sich abwenden. 4. sich hin und her wenden, Verkehr haben. II. trans. 1. kehren, wenden. 2. verwenden, anwenden. 3. übersetzen, vertere. 4. hindern, wehren. 5. wieder ersetzen, vergüten. III. refl. sich wohin begeben; sik keren an, sich kümmern um.
kerf-exe, Kerbaxt, kleines Beil zum Kerben.
kerf-houwer, der mit der Kerbaxt arbeitet, Steinhauer, latomus.
keringe, 1. Wiederkehr. 2. Wendung (des Windes).
kerkbort, eine Sorte Holz.
kerk-dore, Kirchenthür.
kerke, karke, f. Kirche.
kerke (karke), lat. kerka, ein Gewicht: carka = 400 livres.
kerkenbôk, Kirchenbuch; Gebetbuch, Agende?
kerkenbrekere, Kirchenräuber, -dieb, sacrilegus.
kerkenere, m. Kirchner, Küster.
kerkenere (kerker, karker), m. Kerker, Gefängnis.
kerkeneren, sw. v. einkerkern.
kerkengicht, Patronat.
kerken-krôch, Kroch, der der Kirche gehört.
kerken-sleper, Kirchenschläfer, d. h. der nachts in der Kirche schläft zur Bewachung.
kerker = kerkhere, Pfarrer.
kerk-gank, Kirchgang (der Frauen nach dem Wochenbett).
kerk-here, Pfarrer.
kerk-hof, 1. Hof, der der Kirche zugehört, Landgut der Geistlichkeit. 2. Kirchhof; umme k. gân, in Prozession um die Kirche ziehen.
kerk-mester, Kirchenvorsteher, Provisor.
kerk-nemet, Kirchengeschworner.
kerk-recht, Kirchenrecht; die Ceremonien bei der Leichenbestattung oder beim Sterben.
kerk-, kerken-, kermisse, f. die jährlich zum Gedächtnis der Stiftung eines Gotteshauses gefeierte Messe; der an diesem Tage abgehaltene Jahrmarkt; das an diesem Tage übliche Geschenk.
kerken-missenvarer, der Händler, der die Kirchmessen (Jahrmärkte) besucht.
kerk-slach, Belegung der Kirche mit dem Interdict.
kerk-slotel, Kirchenschlüssel (auch als Petschaft dienend).
kerk-sparre, grössere (Dach)sparre.
kerkspel(s)-man, der zu einem Kirchspiel gehört; kirchliches Gemeindemitglied.
kerk-spel (kark-, ker-, kar-, kes-, kaspel), Kirchspiel; kerkspels (kaspels)-karke, Kirchspielskirche.
kerkspel-kint, kirchliches Gemeindemitglied, Beichtkind.
kerkspels-pape, der Pfarrer der Gemeinde.
kerk-sprake, Verkündigung von der Kanzel.
kerk-trock (d. i. treck), Zug zur Kirche, Kirchgang.
kerk-upslach, Verlobung in der Kirche.
kerk-vart, Wallfahrt zu einer Kirche.
kerk-wiginge, Kirchweih.
kerle, m. ein Kleidungsstück = Tabbart, langes Kleid.
kerle, m. 1. ein Freier nicht ritterlichen Standes, ein Mann von niederem Stande. 2. kräftiger Mensch, Herrscher.
kerleman, ein roher, ungeschliffener Mensch.
kermen, karmen, sw. v. wehklagen, jammern.
kerne, karne, Nebenform zu kerve, Kerbstock, Kerbholz.
kern(e), f. (und m.?) Kern.
kerne (karne, kirne), Butterfass, worin gebuttert wird.
kernen, karnen, sw. v. kerben, kappen; auf den Kerbstock schreiben, dicare.
(kernen, karnen, sw. v. Butter bereiten.)
kernen, Nebenform zu kêsen, wählen.
kerne-stock, Kerbstock.
kerren (karren), sw. v. knarren, stridere.
kers- (kars)dach, der h. Christtag, Weihnachten.
kers-drank, Kirschtrank.
kerse, karse, f. Kresse, nasturtium.
kerse (kers, karse), f. Kerze.
kerse, f. Kirsche.
kerse- (kars-, kas)bere, Kirsche; kerseber- (und kerse-)bôm, Kirschbaum.
kersengeter, Kerzengiesser.
kersenlecht, Kerzenlicht (tautolog.)
kerse-pôl, Kressenpfuhl, Kressenteich, -graben.
kers-nacht, Christnacht.
kerst, karst, kirst, Christus.
kerst-drank, mellicratum (vinum melle mixtum).
kerstel-dwele, Tauftuch.
kerstelik, christlich.
kerste-man, Christenmensch.
kersten (karsten, kirsten), christlich.
kerstenen, karstenen, sw. v. zum Christen machen, taufen.
kerstes-misse, Christmesse.
kersthans = Christian Hans, sprichw. wie Hinz und Kunz.
kerstiniken-krût, Herba Conyzae.
kerstock (d. i. kerst-stock), Weihnachtsstock, der zu Weihnachten zum Festfeuer auf dem Herde gebrannt wird.
kerte = kerse, Kerze (das s ist fälschlich in t transponiert).
kerf, n. = kerve, Einschnitt, Stück, Abteilung.
kerve, karf, f. Kerbe, Kerbholz, anticopa, apoca.
kerve, f. Fischreuse, Fischnetz.
kervelde, cerifolium.
kervele, acus muscata.
kerven, st. und sw. v. einschneiden, einhauen, kappen.
kerve-stock, Kerbstock.
kervich, gekerbt.
kêse, m. Käse.
kesebotter, eine Art Schmierkäse (von getrockneter, saurer Milch); auch pot-kese genannt.
kesen, st. und sw. v. 1. sehen, bemerken; den dôt k., sterben. 2. ausersehen, wählen; sîn beste k., sein Heil suchen; auch mit d. Präp. up und to. 3. einen kôr festsetzen, statuere.
keser, m. Wähler.
keser-, kesser-, kiser-, keselink, m. Kiesel, Feuerstein.
kese-vat, Fass, um den Käse zu bereiten, Käseform.
kesinge, Wahl.
kesken, Dem. zu kede, Kettchen.
kesser, kleines Handnetz zum Fischfang, Käscher.
ketel (kettel, kotel), m. Kessel; up den k.; bei Strafe des Kesselsiedens.
ketel-bêr, Hausbier im Kessel gebraut (nicht in der Braupfanne).
ketel-boter, Kesselflicker.
ketel-bunge, Kesselpauke.
keteler = ketel, Kessel.
ketelere, Kesselmacher.
ketel-hâl, Kesselhaken.
ketel-hôt, Kesselhut, Eisenhut, Helm, galea, galerus.
ketel-lapper, Kesselflicker.
ketel-trumme, Kesseltrommel.
ke- (kei-, ka)tîf, Elender, Schelm, Schurke; infelix, nequam, frz. chétif; dazu adj. ketivich.
kette (bei den Kürschnern)?
kettel, m. Kitzel.
kettelen, sw. v. kitzeln.
kettelinge, Kitzel, titillatio.
ketter, Ketzer; kettersche, Ketzerin.
ketteren, sw. v. verketzern.
ketterheit, ketzerisches Wesen.
ketze, eine Art Schiff.
keuwen, sw. v. kauen.
kevel = kever, Käfer (Wurm, Raupe).
kevelen (kibbelen, kabbelen), sw. v. laut schwatzen, in Wortwechsel sein, altercari.
keveler, der mit einem andern im Wortwechsel ist, disceptator.
kevelinge (kibbelinge), Wortwechsel, rixa, disceptatio.
keves-kint, Kind einer Kebse.
keves-sone, Sohn einer Kebse, unehelich.
kibbelen, s. kevelen.
kibben = kiven.
kichen, sw. v. keuchen, schwer husten.
kidderen, sw. v. schwatzen, garrulare.
kiffe, s. kuffe.
kike, f. Feuerstübchen (zum Fusswärmen).
kiken, sw. und st. v. gucken, sehen.
kiker, (in Holstein, Fehmarn) eine Heerdvorrichtung.
kiker, m. Zuseher, Zuschauer.
kîk-venster, Guckfenster, Guckloch.
kil (kel), m. Kiel; Schiff.
kîl, m. Keil.
kilen, sw. v. mit Keilen befestigen.
kilhacke, f. eisernes Instrument mit keilförmigem Eisen zum Aufhauen.
kime, kine, m. 1. Keim. 2. Schimmel, Kahm.
kimen, kinen, sw. v. keimen, pullulare.
kimich, mit Schimmel oder Kahm bedeckt, mucidus.
kim-isern, Beil der Böttcher, dann überh. anderer Holzarbeiter, ascia.
kimke, hölzernes Gefäss mit einem Boden, Kübel, Eimer etc.
kimker, der kimken verfertigt.
kimme, f. der äusserste Rand; Horizont.
kimmel, Knebel, post(past)omis.
kimmer, kiemer, Böttcher, der grosse Kübel und Gefässe macht.
kim-werk, Böttcherarbeit (bei der die Dauben in den Boden eingefügt werden).
kin, kinne, m., selten n. Kinn.
kîn, n. das harzvolle Holz der Kiefer.
kindel-bedde, n. Kindbett.
kindel-beddesch, im Kindbett liegend.
kindel-bêr, Kindbier, Kindtaufsschmaus.
kinden, sw. v. schwanger sein.
kinder-dedinge, Kindereien, Kindermährchen.
kinder(s)kint, -kinde, adv. von Kind zu Kinde, in linealer Erbfolge.
kinder-kerstinge (karst-, kassinge), Kindtaufe, durch welche ein Kind zum Christen gemacht wird.
kinder-kostinge, Kindtaufsschmaus.
kinder-lot, Gewürzbeutel (als Patengeschenk).
kinder-mome, Hebamme.
kinder-stede, matrix.
kinder-treck, Zug der Paten u. Frauen zur Kindtaufe.
kindesch, kindlich; jung.
kindes-vôt (Kindesfutter?), Zuckerwerk, welches nach der Entbindung den besuchenden Frauen vorgesetzt wurde; die am Weihnachtsabend ausgelegten Garben (Weihnachtsgabe des Christkindes).
kindoken, sw. v. das Kinn mit einem Tuche bedecken.
kinkhorn, Schneckenhaus, conchile; Posaunenschnecke.
kinke, eine (gewundene) Schnecke; die Windungen, Falten oder Augen, die ein Tau, Faden etc. von selbst schlägt.
kinkhoste, der kurze, trockene Husten. (kinken, anhelare).
kin-klovich, der ein gespaltenes Kinn, Grübchen im Kinn hat; von den Augen?
kint, n. Kind; mit kinde sîn, schwanger sein; de schipher u. sine kindere, d. i. Matrosen.
kint-bar, die ein Kind geboren hat.
kint-budel, Beutel (mit Gewürz, Kleinodien etc.) zum Patengeschenk.
kint-gedinge, Teilung der Kinder höriger Eheleute unter die Herren.
kintheit, Kindesalter, kindisches Wesen.
kintlik, 1. kindisch. 2. kindlich; adv. kintliken.
kip, der Zipfel an der Kapuze, liripipium.
kip-ars, intertrigo, s. g. Wolf (beim Gehen oder Reiten).
kipe, f. Kiepe, ein grosser, langer Korb, cophinus.
kip, ein Packen Felle; auch vom Flachse und andern Sachen, nam. Fischen (die Grösse lässt sich nicht genau angeben). Auch in der Form kop und kap.
kiper, Aufseher (über die Fischerei).
kippen, sw. v. ausbrüten.
kirsei, karsei, frz. carisée, engl. kersey, ein grobes, wollenes gekreuztes Zeug.
kiste, keste, f. Kiste, Kasten, bes. zur Aufbewahrung des Geldes, der Gefangenen und der Irren.
kisten-gerede, n. Kistengerät, Sachen, die in der (Braut)kiste aufbewahrt werden.
kisten-here, Verwalter des Schatzes.
kisten-kiker, der in die Kisten guckt, d. i. Zollaufseher.
kisten-kussen, die Polster, mit denen die Kisten, die an den Zimmerwänden waren und zugleich als Sitze dienten, bedeckt waren.
kisten-maker, Kistenmacher.
kisten-man, Plur. -lude, die Geldbesitzenden, Vermögenden.
kisten-pant, bewegliches Pfand.
kisten-ware, Effecten, die in Kisten oder Truhen (einer Braut) aufbewahrt zu werden pflegen, Ausstattung.
kitzen, ketzen, f. ein kleines, an ein anderes Haus oder Zimmer angebautes Gemach, Nebenwohnung.
kîf, m. Zank, Streit, Krieg (mit Worten und mit Waffen).
kîf-achtich, streitsüchtig.
kiven, st. und sw. v. zanken, streiten, sowol vom Streit mit Worten als mit Waffen.
kivenibbe, Streitschnabel, d. i. Zänker.
kiver, Zänker, Streiter.
kiverne, zu streiten geneigt, streitsüchtig, contentiosus.
kivinge, Streit, contentio.
kivisch, voll Streit.
kivit, kiwit, m. Kiebitz; auch Name eines Schmetterlinges?
kîf-lik, streitig.
kîf-sake, Streitsache, Streitigkeit.
kîf-scheder, der einen Streit entscheidet, Schiedsrichter.
kiwe, kewe, Flossfeder des Fisches, branchus, brancia.
kla = klawe, Klaue; in der Mühle die Hemmvorrichtung.
klachter, n. Klafter.
klacht, f. Klage.
klacht-brêf, Anklageschrift.
klacken, sw. v. hinklexen.
klad(d)eren, sw. v. schmieren, beschmieren.
klaffkordium, d. i. clavicordium, Saiteninstrument mit Tasten.
klag-aftich, voller Klagen, kläglich.
klage, f. Klage, bes. gerichtliche.
klagelos, von der Klage befreit.
klagen, sw. v. klagen.
klaken, sw. v. klucken (von Hühnern).
klam, enge, fest zusammenhaltend, nicht elastisch; bildl. beengt, mutlos, verzagt.
klamhertich, verzagt, beklommenen Herzens.
klamîn = kalmîn.
klamme, f. Haft, Klammer.
klampe, Haken, Spange; Steg über einen Graben, Brücke.
klam-vogel (= klemmende vogel), Klimmvogel, bes. zur Beize gebraucht wie Sperber, Falken und andere Stossvögel.
klam-votich, mit Füssen versehen, die zum Klimmen, Klettern taugen.
klank, m. Klang.
klannie, Mühe? Unruhe?
klant? helltönend?
klap, interj. Schall nachahmend.
klape, Klapper, clathria (bes. der Leprosen).
klapglotzen, hölzerne Schuhe.
klap-haftich, schwatzhaft.
klap-holt, eichene (auch buchene) Planken von 5-9 Zoll Stärke und mindestens 5 Fuss Länge, Abfall des Wagenschotts.
klappelblome, rubiola (ein blome in dem korne).
klappen, sw. v. klatschen, schallen.
klappen, klaffen, sw. v. laut und viel reden; meist in bösem Sinne, plappern, schwatzen.
klapper, klepper, Schwätzer, Plapperer.
klapper-bank, Schwatzbank (Plaudertisch).
klapperich, schwatz-, plauderhaft.
klappich, kleppich, schwatzhaft, loquax.
klappinge, klaffinge, Geschwätz, Plauderei.
klappisch, kleppisch, schwatzhaft.
klap-sack, Knappsack. (l = n, wie klepel und knepel).
klâr, 1. klar, hell, stralend; klâr maken, etwas ins reine, in Ordnung bringen, entscheiden. 2. fertig, bereit. 3. rein, bloss, pur. (So auch als Adv.).
klâr = eierklâr, Eiweiss.
klaren, kleren, sw. v. 1. hell machen. 2. klar machen, ins reine bringen. 3. erklären. 4. intr. erhellen, klar werden.
klaret, über Gewürz abgezogener, geklärter Wein.
klarit, Trompete, tuba acuta; der sie bläst klaritter.
klârliken, adv. hell, deutlich.
klaske, Stück, Lappen, Flicken.
klatie, d. i. collatie, Collation, Gasterei, = convivium.
klatte, f. was lose zusammenhängt und von einem Ganzen abgerissen ist, Fetzen.
klatwulle, grobe Wolle.
klauwe, klawe, s. klouwe.
klave, m. das Joch, welches das Hornvieh trägt und woran es in den Ställen gebunden wird.
klave = glave, glavie, Spiess.
klawendich (= klammendich, klimmendich?), aufsteigend, emporklimmend.
klaweseken, ein Fisch (= klâsken, runde Schulle).
klêden, sw. v. kleiden, mit Kleidern versehen, bekleiden; mîn kledede gesinde (knecht), Gesinde, das ich kleide, meine Livrée trägt, in meinen Diensten steht.
kleder-seller, Kleiderhändler; fem. -sellersche.
kleder-splete, Riss in den Kleidern.
klêf (klêb, kleff, klê), Kliff, Klippe, Fels, felsige Höhle.
kleffer = klapper, Schwätzer.
klefftich = klappich.
klegede, f. = klage.
klegelik, Klage erhebend; adv. klegelike, auf klagende Weise (als Kläger).
kleger (selten klager), Kläger.
klei, m. die schwere, fette Erde der Marschländer.
kleien, sw. v. (techn. Ausdruck), den Klei, die Kleierde herausholen.
kleien, sw. v. mit den Nägeln kratzen, scalpere.
kleier, der das kleien (1) verrichtet; kleier-lôn, dessen Lohn.
kleinheit = kleinet, klênode.
klemen, sw. v. schmieren, kleben, bestreichen (bes. mit Lehm oder Thon).
klemer, Lehmarbeiter (der die Wände der Fachwerke mit Lehm ausfüllt).
klemmen, klimmen, st. v. hinauf- und hinabsteigen (ohne den Begriff des Mühseligen); bi klemmender sunne, zur Zeit wenn die Sonne steigt, Vormittags; klemmende vogel, Stossvögel.
klemmen, sw. v. in die Enge bringen, angere.
klemmer-gulden, herzogl. Geldernsche Gulden (benannt entweder nach dem Klammern ähnlichen Dreipass oder nach den beiden klimmenden Löwen des Wappenschildes).
klemminge, Beklemmung (Bauchgrimmen).
klemosen (= klên-mosen), feine, leckere Speisen bereiten und essen; klemoser, ein lecker, epulo.
klempern, sw. v. hinauf-, be-steigen, klettern.
klem-stake, Stange oder Stab, den man zum klemen bedarf.
klende (= klêne), 1. fein, zierlich? 2. ärmlich.
klên(e), kleine, 1. dünn (Ggs. dick). 2. fein, zierlich. 3. gering, unbedeutend, wenig; als Subst. (mit Gen.) ein klene, ein weniges, Kleinigkeit.
klêne, kleine, adv. wenig, gering, oft = nichts.
klênen, 1. intr. klein werden. 2. trans. klein machen.
klenes, kleines, adv. in kleine Stücke; kortes unde kleines, kurz und klein (zerschlagen).
klênicheit, klênheit, 1. Kleinheit = klênode. 2. Herabsetzung, Verachtung, diminutio.
klênik = klênlik, gracilis.
klênlik, zart, fein, dünn, gracilis; adv. klênliken, zärtlich.
klênlot, ein Kleiderstoff? Dazu adj. klenlodich?
klenklik = klêniklik, klênlik.
klênode, kleinode (-ade), n. eig. kleines Ding, unbedeutende Sache; Kleinigkeiten, bes. kleine Abgabe, Geschenk (xenium); das Besitztum der Brüderschaften zu kirchl. Zwecken; feine Kunstarbeit (bes. der Goldschmiede).
klên- (klein)rogge, (Feinroggen), rundliches Roggenbrot.
klên-smede, Kleinschmied, Schlosser.
klên-touwe, Netz mit feinen Maschen.
kleperen, sw. v. klappern.
kleperne, gerne klappernd? k. schutte, strauchräuberischer Schütze? (oder = klepperne, reitender Schütze?)
kleppe, f. Klinke, Drücker am Thürschloss.
kleppel, m. Klöppel (in der Glocke).
kleppel-drank, Bier oder Wein als Lohn für das Läuten.
kleppe-lude, Leibeigne, hofhörige Leute.
kleppen, sw. v. 1. die Glocke mit dem Klöppel anschlagen, in kurzem Tone läuten. 2. intr. laut schallen.
klepper = klapper, Kläffer, Schwätzer.
klepper (klöpper), m. Klepper, Reitpferd (nicht in verächtl. Sinn), kleines, rasch trabendes Pferd.
klepperie, Geschwätz.
kleppesch, schwatzhaft.
klere? Wurm (im Fleische eines kranken Pferdes)?
kleringe, (Er)klärung, Entscheidung.
klerk, m. clericus, der zur (niederen Welt-)Geistlichkeit gehört; angehender Geistlicher; Schreiber.
klerkesie, Klerisei.
klerkie, klerikie, die Geistlichkeit; das geistliche Leben.
klerre? (klerre suckers) Stück?
klerlik, clerical, geistlich.
klêt, n. Kleid; jemandes kleder dragen, in jemandes Diensten stehen, sein kledede gesinde sîn; bi dem klede nemen, symbol. Handlung bei rechtlicher Ergreifung oder bei Eidschwüren, bei feierlichen Aufforderungen; der Kleiderstoff.
klêt, kleit, n. (slav.) kleines Haus, Vorratskammer.
kletze, Flockenwolle? lanugo.
kletze, klitze (fries.), langer Spiess.
kleve, m. (– klove?) Spalt, Ritze?
kleve, Leim, viscus, gluten.
kleve-lûs, Filzlaus.
kleven, sw. v. kleben, stecken bleiben; k. an, jem. anhängen; de hende k. laten, diebisch sein; sich fest wo aufhalten oder sein.
kleve-net, Netz, das mittelst eines schweren Gesenkes beim Zuge am Boden hinstreicht.
klêver (klaveren), m. Klee, trifolium.
klever, Harz (was klebt), gummi.
klever-blomen, caltha.
klibbere, klebrig, tenax.
klick, toll, verrückt? zänkisch.
klick (= klack), Klümpchen, Klex, Fleck.
klick, n. Thonerde.
klick-angel, eine Art Fischangel.
klicken, sw. v. mit Lehm arbeiten; klicker (spöttisch) Maurer.
klick-stên (Thon-, Dreckstein, womit man jem. bewirft?), Verleumder, Anschwärzer.
klie, klige, f. Kleie; klien, von Kleie, furfureus.
klif, n. = klêf.
klimmeren, sw. v. klettern.
klingen, st. und sw. v. klingen.
klinke, klenke, f. Klinke, einfallender Thürriegel, clatrum; Schlagbaum. – klinken slân wird von Herumtreibern gesagt, die von Haus zu Haus gehen.
klinken, sw. v. mit einer Klinke versehen.
klinker-den-klank, schallnachahmendes Wort (klinken, hell tönen).
klinkert, -kart, ältere burgundische Goldmünze.
klink-haken, das Eisen an der Thür, worin die Klinke einfällt.
klink-hamer, eine Art Schmiedehammer.
klink-sucht, Schwindsucht.
klint, Fels, Klippe, steiles Ufer, Abhang.
klip-hûs, abseits gelegenes (Wirts)haus? Winkelherberge? besondere Trinkstube?
klippe, halber Schuh, s. g. Trippe? Demin. klippeken; der sie verfertigt klippekenmaker.
klippekramer, der mit klippen (Trippen) handelt; dann jeder Kleinkrämer.
klipper = klippekenmaker.
klippink, eine viereckige Münze, nicht durch Schlagen gewonnen, sondern durch Zerschneiden der Zeine mit der Schere (klippen); in Schweden etc. als Notmünze gebraucht; hierher gehört auch klippen-, klippekenpennink.
klippink, geschorne Felle (Lammfell); geschorne Wolle.
klip-schole, Neben-, Winkelschule.
klip-stat, Winkelstadt.
klip-, kleptins oder -schulde, Klippzins, -schuld, Klingschatzung, Abgabe in klingendem Gelde.
klîsteren, sw. v. kleistern, durch Stärke steif machen.
klive, f. Frucht des Dornbusches, Klette, lappa.
kliven, Nebenform zu kloven, spalten, knaupeln.
kliven-worteln, Rad. Bardanae s. Lappae maj.
klocke, 1. Glocke; klocken mit oren, Schellen; Schelle (als Frauenschmuck). Bildl. de klocke geten, Anschlag machen. 2. Uhr, Stunde. 3. ein weites Übergewand in Glockenform. 4. Name einer Pflanze, Winde, lugustrum.
klockele und klockelke, Schelle, nola.
klocken-ammet, Glöckner.
klockener, Glöckner.
klocken-geter, Glockengiesser, überh. Metallgiesser.
klocken-henger, der Glocken aufhängt?
klocken-hoike, Mantel in Glockenform.
klocken-knepel, Glockenklöppel.
klocken-, klockslach, m. das Läuten mit den Glocken zum Aufgebot der Leute; Sturmläuten; das Recht dazu.
klocken-, klockspise, Glockenspeise, -metall.
klocken-, klockstunde, Zeit von 60 Min.
klock-rêp, Glockenseil, -strang.
klocken-tît, Glockenzeit, bes. die Zeit der Abendglocke.
klock-torn, Glockenturm.
klôk, behende; klug, listig, gewandt; Ehrenprädikat der Ratsherren etc.
kloken, sw. v. 1. etwas behende thun, expedire; sik k., behende sein; sich beeilen. 2. = bekloken, betrügen, überschnellen.
klôkheit, Klugheit.
klôkliken, klüglich, schlau, listig.
klomer, ein Kraut (zur Bereitung des Krautbieres).
kloppegelt, den schiltwechteren bezahlt, weil sie durch Anklopfen des Morgens die Bürger weckten?
kloppen, sw. v. 1. klopfen, prügeln. 2. losschlagen (mit einem Instrument). 3. einschlagen (z. B. Pfähle).
klopper, Klöpfel, Stempfel.
klopslude (= kleppelude), freie, aber hofhörige Leute, litones.
klop-solt, welches Salz?
klos-, klôsacht-werk, eine Waldgerechtsame, Holz, das zu Klötzen gehauen, zu holen (?).
klôsterliken, in Klosters Weise.
klôt, m. Kloss, Klumpen, Kugel, Ball, globus; Hode.
kloten, sw. v. zusammenballen, conglobare.
kloterbusse, Klapperbüchse, crepitaculum (kloteren, klappern, rasseln).
klôt-rûm, Miststätte? Raum für allerlei Abfälle?
klotze = gallotze.
klotvisch, Rundfisch?
klouwe (klauwe, klawe, kla), f. 1. Klaue; Gebäck in Klauenform (halbmondförmig mit eingeschnittenen Rändern). 2. = altfr. clefte, Kluft eines Geschlechtes.
klouwechtich, der zum klouwen geneigt ist (wenn die Haut juckt), räudig.
klouwen (klawen), sw. v. (mit den Nägeln) kratzen, krauen.
klouwern, sw. v. klettern.
klôf, klove, klave, 1. Spalte; bes. der gespaltene Stock, der zum Vogelfange dient, pedica; ein Webergerät. 2. die Spalte, in der die Zunge der Wagschale geht, domusculus. 3. = kluwen.
klofdam, Fangdamm.
klove-bîl, Beil (um Eisen zu spalten), Schmiedsgerät.
klover (kluver), Diener, bes. eines Ritters = schiltknecht.
kloven, gew. sw. v. 1. intr. spalten, aufspringen (z. B. von der Haut). 2. trans. spalten, findere.
klôfhamer, Hammer, um etwas zu spalten.
klovich, klowich, gespalten, rissig.
klôf-wage, eine mit einer Zunge versehene Wage (Ggs. zu bismer).
klucht, s. kluft.
klucke, f. Kluckhenne.
klucken, sw. v. klucken (der Hühner), gracillare.
kluck-glas, Glas mit engem Halse.
kluck-henne, Kluckhenne.
kluflôk (knuf-, kruflôk), Knoblauch, allium.
kluft, klucht, f. 1. Spalte und Gespaltenes. 2. Spalt in der Wagschale (= klove). 3. Zange; s. g. Haltfest? 4. Abteilung, z. B. der Bürgerschaft, der Erbteilenden, bes. die Unterabteilung eines Geschlechtes (in fries. Gegenden); das Geschlecht progenies. 5. die Krypta einer Kirche.
kluften, kluchten, sw. v. (kluftweise) versammeln? congregari; eine Versamlung abstimmen lassen? (teilen, spalten?)
kluft-geld, Zahlung an die Kluft.
kluftich (der etwas zu spalten, zu unterscheiden versteht?) klug, schlau, gewandt.
klumpe, klompe, f. Holzschuh, calopodium.
klunden, sw. v. poltern, Lerm machen.
klunderen, sw. v. = klunden.
klunter-melk, dicke, geronnene, saure Milch (klunte, Klumpe, klunteren, klümpig werden).
kluppel, m. Knüppel.
kluppelen, sw. v. mit Knüppeln schlagen.
kluse, f. Klause, Einsiedlerwohnung; Engpass.
klusenere, Klausner, Einsiedler; fem. klusenersche.
klût(e), m. was sich zusammenballt (nam. Wasser und Erde), Eisklumpen, dann überh. Klumpen; vrie kluten, vrie rikes kluten, freie Äcker unmittelbarer Reichscolonen.
kluten, sik, sich mit Erdschollen werfen.
kluten-gericht, judicium colonarium, Gericht (des Hofes zu Westhoven) über die freien Reichsbauern.
kluteren, kleine Tischler- oder Zimmermannsarbeit machen.
klüterich, klümpig.
kluve = klove, 1. gespaltenes Holz, um (Füsse oder Hände) zu fesseln; überh. (Hand)fessel, manica. 2. Schaft eines Spiesses?
klût-stake, grosse Stange.
kluven, sw. v. 1. die kluven anlegen, fesseln. 2. = kloven, spalten, findere, lacerare. 3. klauben, kleine Dinge (bes. mit spitzen Fingern) behandeln; Ähren lesen; bildl. genau untersuchen.
kluver, der jemand in kluven legt, Büttel, Gerichtsdiener, überh. Diener, Junge = klover.
kluwede, klude, n. (zusammengeballte Masse) als Gewichtsbestimmung (= 100 Pfund) für Wolle, Garn, Fett etc.
kluwen (kluen, klowen, klôn u. kluwel), n. Knäul (Garn etc.), glomus.
knagge, Knorren, dickes Stück.
knaken, sw. v. brechen mit Geräusch.
knape, m. ein junger Mann = knecht, puer; bes. in dienender Stellung, Knecht, Handwerksgesell; im Ritterwesen: Knappe, der noch kein Ritter (miles) ist, aber einem Ritter beigegeben (famulus), um später selbst Ritter zu werden; solche konnten auch verheiratet sein, daher fem. knapesche und knepesche.
knap-kese, kleiner, harter Käse.
knap-sack, Reisetasche mit Lebensmitteln; concr. ein mit dem Knappsack Umherziehender, Vagabund.
knap-stât, Gesellenstand, -stellung.
knê, n. Knie; Verwandtschaftsgrad.
knê-beden, sw. v. auf den Knieen liegend beten.
knê-bogen, sw. v. die Kniee beugen.
knê-boginge, Kniebeugung.
knecht, m. 1. Knabe (Ggs. Mädchen). 2. Junggesell. 3. Knecht, Diener, Gesell (Ggs. Herr); im Ritterwesen = knape; überh. ritterbürtiger Edler (gude knechte).
knechteken, Dem. (junger) Knabe.
knechtegeld, Geld, das zur Unterhaltung von knechten (Soldaten, Truppen) gezahlt wird.
knechtlik, männlich, masculus.
knechtsdegen, Degen, wie ihn die Ritter (knechte) tragen.
knê-dêl, Knie-teil, d. h. der Teil am Erbe nach dem Grade der Verwandtschaft.
knedelink, eine Art Lammfell.
kneden, st. v. kneten, pastare.
knede-troch, Knet-, Backtrog.
knêen, knien, sw. v. refl. sich auf die Kniee niederlassen.
knê-kop, Bedeckung des Kniees als Teil der Rüstung = knelink.
knel, m. = knelstede.
knelen, knilen, sw. v. meist refl. sich auf die Kniee niederlassen.
knelinges, adv. auf die Kniee, mit den Knieen etc.
kne-, knilink, Bedeckung des Knies (von Tuch, Eisen), Teil der Rüstung.
knel-stede, Ort, wo man niederkniet, Andachtsstätte.
knellicheit = knênlicheit, mollities.
knênlik = klênlik, zart, fein, tenellus.
knep(e), m. Zwick, Klemme, scharfer Einschnitt, Kerbe, Taille; bildl. Kniff, Kunstgriff.
knepel, m. Klöppel in der Glocke.
knê-puchelen, eiserne Buckeln zum Schutz der Kniee.
knerre-, knarholt (knoreholt), dünne, eichene Bretter.
knê-scho, Knieschuh, d. i. (lederne, eiserne) Bedeckung des Knies.
kneteren, sw. v. krachen, knattern.
kneteringe, Knattern, Knirschen.
knevel, m. kurzes, dickes Querholz, Knebel; (gedrehter) Flügel des Schnurrbartes.
kneveler, Bierführer (der das Bier auf Karren etc.) in die Häuser der Consumenten führt.
knevel-spet, Spiess mit einer Querstange.
knick, m. 1. Bruch, bildl. kleiner, aber doch unheilbarer Schaden an der Gesundheit. 2. lebendiger Zaun, Hecke (indago); so genannt vom Knicken der Zweige; gew. auf Erdwällen, die auch, ohne dass ein Hagen auf ihnen steht, knicke heissen.
knicken, sw. v. 1. knicken, halb brechen. 2. einen »knick« machen oder bearbeiten.
knîp = knîf.
knip-in-den-wind, Name für ein schnellsegelndes Schiff?
knipbusse, Feuergewehr, das man mit der Hand »abknippt«, Pistole.
knipe, f. Kneife, Kneif-fange.
knipen, st. v. kneifen; dat knipent, Bauchgrimmen.
knipinge, Kneifen; Bauchgrimmen.
knipkern = knipbusse, Handrohr, Pistole.
knippel-stên, Knipstein, Knippkügelchen, Schnellerchen, Schuster.
knippe(n), Dem. knipken, Schnellen mit dem Finger, Fingerknips, talitrum. (knipkern-spel, pilularum oder sphaerularum ludus).
knippen, sw. v. die Augen schnell auf und zu thun, zwinkern (knipp-ogen, blinzeln).
knipper = knipbusse.
knipperdollink, eine Art Schuhe.
knip-horn = knipbusse.
knipperlîn, n. Schnippchen, Knippchen.
knippink, eine Münze (= klippink?) 24 = 1 rhein. fl.
knipschere, kleine Schere.
knîp-tange, Kneifzange.
knir-, kner-, knarsen, sw. v. knirschen, stridere.
knir-, kner-, knarsinge, Knirschen, strictus.
knirten, sw. v. = knirsen.
knisenack, ein (bes. in Güstrow gebrautes) starkes Bier.
knîf, n. Messer, bes. Schustermesser.
kniffink?
knobbe, Knorren, Erhöhung (Knoten auf der Haut).
knobbecht, knorricht.
knodast (knotiger Ast), grober (knotiger) ungeschliffener Mensch.
knoke, knake, m. Knochen.
knokel, Knöchel.
knoken-houwer, Knochenhauer, d. i. Fleischer, Schlachter, der indes mit dem eigentlichen Schlachten wenig, sondern hauptsächlich mit An- und Verkauf des Viehes, resp. Fleisches zu thun hat.
knok(en)-werk, die Knochenhauergilde (-gewerk).
knôp, m. 1. Knoten, nodus. 2. Knopf, Knauf, Knospe; bes. der Knoten, Knopf des Flachses; vom Bart: Knebelbart.
knopen, sw. v. knüpfen, nodare.
knopen-swinke, das vordere Schwenkende der Peitsche (bei der Passionsgeisel zu Knoten geknüpft)?
knôp-hol, Knopfloch.
knôp-iseren, Knopfeisen (der Schneider und der Goldschmiede).
knôp-mest, Knauf-, Knopfmesser; Dolch.
knôp-nadel, Stecknadel.
knoppe, m. Knoten, zu einem Knoten zusammen gebundenes, Bündel.
knôp-wort, Knopfwurz, herba clavellata.
knorr-aftich (-echtich), knorrig.
knorre, m. Knorren, Auswuchs; der Spat des Pferdes.
knoster, Knorpel, cartilago, interfinium.
knoteren, sw. v. (garrire, minurizare), knütterich, mürrisch sein.
knotten-kaf, kaf von knutte, Flachsknopf.
knotter, Kapuziner oder Geiselbruder?
knovel, m. Knöchel.
knucke, knocke, f. ein zusammengedrehtes Bündel Flachs etc. 3 oder 4 Riste machen einen knocken.
knuf- (knuft-, kruft)lôk, n. Knoblauch.
knuppe, knoppe, Knospe.
knuppeken, kleiner Knoten.
knuppel, m. Knüppel.
knuppel-armborst, welche Art Armbrust?
knuppelen, sw. v. mit einem Knüppel, Stocke schlagen.
knuppel-lên, Knüppellehn; was für ein Lehn?
knuppels, Spitzen (knuppeln oder klöppeln, Spitzen oder Band machen).
knuppelschutte, Knüppelschütz, Spottname für unbewaffnete Bauern.
knuppen, sw. v. zu einem knôp oder knuppen machen.
knûst, m. Knorren, Knollen; bes. die knorrigen Ecken der Brotrinde.
knuster, eiserner Beschlag, Überfall, Krampe?
knutte, m. Knoten; bes. der Knoten, Knopf des Flachses.
knuttelwocke, Art Spinnrocken.
knutten, sw. v. 1. knüpfen, nectere. 2. stricken, engl. to knit.
knutter, der (Auf)knüpfer, Henker.
knuvel, euphem. für duvel.
knuvelinge, Handschuhe, die nur bis an die Knöchel reichen, frz. mouffle.
ko, ku, f. (Plur. koge, kogge, koie, koige, keie, kuge, selten koe), Kuh; der Sing. manchmal collectiv.
kob, Augenschmutz, -butter.
kobebe, kabebe, cubebe, crut also peper.
ko-bede, Abgabe an (oder von) Kühen.
kobelet = gobelet, kleiner Becher.
koberte = koverture?
ko-bêst, n. Kuh.
kobilien (ital. caviglie), hölzerne Nägel oder Pinnen, die zur Belegung des Tauwerkes dienen.
kobrot? (als Signatur auf Münzen).
ko-brugge, Oberlauf, Oberverdeck (Art niedriger Brücke auf Schiffen, frz. faux-pont).
ko-buk, eine bäuerliche Last oder Abgabe; welche?
kôch (koog), m. (in Schl.-Holst.) eingedeichtes Land.
kochelen, sw. v. gaukeln, zaubern, joculari.
kochelere, Gaukler, joculator.
kochelie, Gaukelei, Zauberei.
kodde? Stapel, hölzerne Unterlage?
kodden, sw. v. (stützen?) ausbessern, flicken.
kod(de)-werk, Reparatur, Ausbesserung.
ko-dêf, Kuhdieb, abigeus.
kodeken (koddeken), n. Ferkel.
koder (kader, kodder), m. das hangende Fleisch unter dem Kinne, Unterkinn; Wampe, Wamme.
koder, Auswurf, Qualster, pituita.
koderen, kodderen (und mit Ausstossung des de: koren, kören), sw. v. 1. schwatzen, garrulare, sermocinari. 2. rülpsen (vomieren).
kod(d)eringe, Geschwätz, Gespräch.
koder-, kaderlek, Versamlung zum Schwatzen.
koderolf, langes, enges Trinkglas.
kodesinge (zu koden, kodden?), Reparatur, Ausbesserung?
ko-dreck, Kuhmist.
kogaftich (-eftich), krank.
koge? hölzerner Schläger der Küfer?
koge, kogen (kage), m. Krankheit, bes. ansteckende, contagio.
koge, koges(ch), mit koge behaftet, krank; nam. vom Vieh, das an Lungenseuche leidet.
kogel (koggel, kagel), m. und f. Kapuze, die man über den ganzen Kopf ziehen kann; Kopfbedeckung (am Mantel oder auch für sich allein), cuculla.
kogel-broder, Gesellschaft (junger Kaufleute), so mit kagels gân.
kogelen = kochelen.
kogeler, blaue Leinewand, flavilinium (Zwillich).
kogel-kip, Kogelzipfel, retropendium.
kogel-laken, Zeug zu einer kogel.
ko-gelt, Kuhschatz, Kuhsteuer.
kogel-timpe, Kogelzipfel.
kogen (kagen), sw. v. krank sein.
kogert, ein auf dem Wasser schwimmendes Zeichen, wo der Anker liegt.
kogge, m. ein breites, rundliches Schiff, meist zum Kriege gebraucht.
kogich, mit koge behaftet.
ko-herde, Kuhhirte.
ko-horen, Kuhhorn.
ko-husel, Behausung, Stall für Kühe.
koje, f. Verschlag, enger Raum, cavea.
kok, Koch.
ko-kaldunen, Rinds-kaldaunen.
koke, m. (und f.?) (Brot), Kuchen.
koke-, kokodrul, -dril, Krokodil.
koke-hûs, Kochhaus, Küche.
kokeler = kocheler, Gaukler.
kokeler, Küchler, Kuchenbäcker; fem. kokelersche.
koken, sw. v. kochen.
kokene, koke, f. Küche; Versamlungsort des Rates (in Lüneburg, Braunschweig etc.); alles was zur Küche gehört = Hoflager.
kokener, der Kuchen macht.
koken-here, Mitglied des Küchenrates.
koken-knecht, Küchenknecht.
koken-ko, Kuh, die (zur Herrentafel) geliefert werden muss.
koken-mester, Küchenmeister.
koken-rât, der Rat, der in der kokene zusammen kömmt.
koken-solt, Salz (für die herrschaftl. Küche).
koken-spise, Speise, die man kocht.
koken-towe, Küchengerät.
koker (kaker), m. Köcher.
kokerie, das, was gekocht wird.
kokesche, Köchin.
kokinge, Kochung; Gekochtes.
kok-isern, eisernes Küchengerät (Topf etc.).
kôl, m. Kohl, Gemüse.
kolde, n. das kalte Fieber, cotidiana.
kolde (kulde, kuldene), f. Kälte.
koldelike, adv. kalt, kühl.
kolden, kulden, sw. v. kühlen.
koldenisse, Kälte.
kolde- (kolle)schâl, das kühlende Sommergetränk aus Bier, Wein etc. mit allerlei Zuthaten.
kole (kale), f. Kohle.
kole-bernere, Kohlenbrenner, Köhler.
kol(e)-dreger, Kohlenträger.
kole-gelt, Kühlegeld, Bezahlung für das Kühlen des Getreides.
kole-greve, der die Aufsicht über die Kohlen hat.
kole-mester, Aufseher über den Handel mit Kohlen.
kolen, sw. v. kühlen, bes. das erhitzte Getreide durch Umwerfen.
kolen, sw. v. (Holz) zu Kohlen brennen.
kolener, Köhler, carbonarius.
koler, Köhler; Kohlenhändler.
kole-storter, Kohlenstürzer; sie bildeten eine Corporation mit der Befugnis, die Kohlen abzuladen (die Säcke zu stürzen) und den Käufern ins Haus zu bringen.
kole-vat, Kühlfass.
kôl-grapen, Topf zum Gemüsekochen.
kôl-hase, Heuschrecke, locusta.
kôl-hof, Kohl-, Gemüsegarten.
kôl-hof, Kohlenmeiler.
kôl-hupper, Kohlhüpfer, Heuschrecke.
kolicken, eine geringe, aus Galläpfeln und Vitriol bereitete schwarze Farbe.
kolinge, Hölzung, die zum Kohlenbrennen bestimt ist.
kolk, Kolik; kolk-suke, colica.
kolk, kulk, m. eine mit Wasser gefüllte Vertiefung, bes. ein durch die Gewalt des Wassers eingerissenes Erdloch.
kol(le), m. Kopf, der oberste Teil von Pflanzen; der weisse Fleck an der Stirn der Pferde.
kollensch gewicht, Kölnisches Gewicht; es gehörte zu den schwereren.
kôl-mome, Kohl-pflegerin.
kôl-môs, Kohlgemüse, Gemüse jeder Art.
kôl-rake, Instrument zum raken der Kohlen.
kolre, Ausbruch der Galle; die ausgebrochene Galle selbst; cholera.
kolrude, Kohlraute?
kols, m. Plauderei, colloquium.
kolse, Beinkleid, Hose.
kolsen, sw. v. 1. plaudern, schwatzen, garrulare. 2. brechen, vomieren.
kolser, Schwätzer.
kôl-sprinke, Heuschrecke.
kôl-sprute, Kohlschössling.
kôl-stede, Stelle zum Gemüsebau, Kohlgarten.
kôl-stock, Kohlstengel, maguderis.
kolt, kalt; kolde sucht oder suke, febris.
kolte, f. Decke, worauf man sitzt oder liegt, Bettdecke, Matratze.
kolten-meker, der kolten verfertigt.
koltgote, Kaltguss, (kalt bereitete) Lauge, irgend eine Salzauflösung.
kolt-heit, Kälte.
kolt-leger, das Kaltliegen der Sülzpfannen.
ko-luchte, Stallleuchte (mit Hornscheiben).
kolve, f. Kopfhaar in eine gewisse (runde) kurze Form geschnitten, Kopf mit kurz gestutztem Haar.
kolve, Kolbe (zum Ballschlagen).
kolven, sw. v. Ball mit dem Kolben schlagen.
kolven-dreger, Kolbenträger (= Polizeidiener?)
kôl-vûr, Kohlenfeuer.
kome, f. Ankunft.
komen, st. v. Prät. quam, kam (kêm), kommen; mit Partic. Präs. z. B. se quemen springende; und wegen des gewöhnlichen Abfalls der Endung -de scheinbar mit dem Inf.
komen (kamen, komîn, kamîn, kämen), Kümmel.
komen-schup (= kôpmanschup), Kaufmannschaft, Handel.
ko-mes, Kuhmist.
commentel, kleine Schüssel.
komp (kump), tiefe Schüssel (Kumme).
kompandie (kompanghe, kompagnie), das Dach der auf Deck liegenden Kajüte.
complete, die letzte der kanonischen horae.
ko-mûl, Kuh-, Rindsmaul.
ko-name, m. (und f.) Wegnahme, Raub der Kühe.
kone, kühn, dreist.
koneke, Ofengabel, Feuerrake.
konele, satureia.
confer, m. Behältnis (= frz. couvert?)
confers, gedeckte, geschützte Rhede.
konfît, (confectus), eingemacht, candiert, von Früchten, Wurzeln etc.
konheit, rudimentum in facie, crepundia.
kon-, konicheit, Kühnheit, Dreistigkeit.
konineken, n. Kaninchen.
koningeke, Königlein, regulus.
koningesch, königlich.
koningesdach, bei den Fehmgerichten eine Frist von 6 Wochen und 3 Tagen, ehe das Urteil vollzogen wird.
koninges-kerse, Wollkraut, tapsus barbatus.
koningeslik, königlich.
koninges-malder, eine gewisse Zahl (z. B. 32 Schläge).
koninges-schat, Abgabe an den Fiscus (als Recognitionsgebühr).
koninges-strate, der allgemeine öffentliche Heerweg.
koninges-tins, Grundzins, der in den Fiscus floss, census imperialis.
koninges-wech = koninges-strate.
konink, konnink, 1. König. 2. Name eines Tieres, wahrscheinlich Kaninchen, mhd. küniclîn.
kônliken, kühnlich, dreist.
konrât, eine Art Standesname für die Bauern.
konreide, -reit, Pflege, Bewirtung, bes. der Lehnsherren, mlat. conredium.
kôn-roste = kên-roste, Kienrost.
contrefeten, -feiten, sw. v. Konterfei machen, portraitieren.
convent, s. kovent.
kop, koppe, gew. m. Becher.
kop, m. 1. Kopf. 2. Schröpfkopf, ventosa.
kôp, m. Kauf und Kaufpreis; grôt, groten k.; grotes kopes und gût, goden k., godes kopes, wolfeil; beteren k. kopen, wolfeiler einkaufen; beteren k. geven, billiger verkaufen. – neger, negest kôp, näherer, nächster Käufer.
kôp-betalinge, Zahlung für einen gekauften Gegenstand; Urkunde darüber.
kôp-drank, der Trunk beim Kaufe, Weinkauf, mercipotus.
kope, kupe (kove), f. grosses Fass, Kufe (als Mass = 110 stoveken).
kopel-schaft, Handelsware.
kopen, sw. v. 1. kaufen. 2. durch Kauf lösen, als Kaufpreis bekommen. 3. verkaufen. 4. bezahlen, büssen (= bekopen).
kôp(e)-note, Kaufgenosse.
kopen-pennink, Abgabe beim Kauf oder Verkauf.
kopen-schup, 1. Kaufmannschaft, das Handeltreiben. 2. Kaufmannsware.
kopere, m. Käufer.
kôp-geselle, Handlungsbeflissener (nicht immer = Diener).
kôpgeve, was sich zum Kaufe geben lässt, von guter Beschaffenheit, zum Verkauf geeignet.
kôp-handel, Kaufhandel.
kope-zerter, Kaufzerter, -vertrag.
kopinge, 1. das Kaufen, der Kauf. 2. Kaufstelle, Handelsplatz.
kopken? (Stück eines ledernen Beutels).
kopken, koppeken, eine kleine Münze (4 = 1 denarius, pennink).
kôp-knape, Kaufgeselle, Handlungsdiener.
kôplik, was zum Kaufmann gehört; kôplike lude, Kaufleute; k. want, Kleider(stoffe), die zum Verkauf gebracht werden.
kôpman, Plur. -lude, 1. Kaufmann, der etwas verkauft, bes. Grosshändler. Im Sing. coll. die Gilde der Kaufleute, die Kaufmannschaft. 2. Kaufmann, der etwas kauft (Kunde).
kôpmanschup, 1. die Weise, das Handeln eines Kaufmanns; Handel, Handelsgewinn. 2. Kaufmannsware.
kôpmans-gût, selten Kaufmannsgut, gew. zum Verkauf geeignete, untadelhafte Arbeit und Ware.
koppeke, Dem. zu kop, kleine Schale, Obertasse.
koppel, n. Band, copula; dann das Zusammengebundene (Pferde, Hunde etc.), Haufe überh.; als Mass für Früchte (Feigen, Rosinen).
koppel, f. Land (nam. Weide), welches das gemeinschaftliche Eigentum mehrerer ist; ein mit Zäunen befriedigtes Stück Feldes zur Viehweide.
koppelen, sw. v. binden, zusammenbinden.
koppel-gras, Gras auf einer Koppel?
koppelinge, koplinge, Verbindung, Copulation der Brautleute.
koppel-pipe, Hirtenflöte; camena (von der Rinde der Koppweide?)
koppen, sw. v. 1. köpfen, den Kopf, die Spitze abschlagen. 2. den Kopf einnehmen, trunken machen. 3. Schröpfköpfe setzen, zur Ader lassen, fleubotomare.
kopper, der Schröpfköpfe setzt, fleubotomus; fem. koppersche.
kopper, n. Kupfer.
kopper-brûn, acris flos (Grünspan).
kopper-golt, aurum subaeratum? koppergolts-bendel, Bänder, Gürtel von der Farbe wie koppergolt?
kopper-klôn?
koppern, kupfern.
kopperrôk (cupri rosa), Kupferrauch, Vitriol, coporosa.
kopper-sleger, Kupferschmied.
kopper-water, Vitriol.
koppe-swert, Schwert zum Köpfen.
koppisch, der seinen eigenen Kopf hat.
koppischeit, Eigensinn.
kôp-sate, Kaufvertrag.
kôp-schat, Kaufmannsgut; Ware (Ggs. Immobilien).
kôp-schip, Kauffarteischiff.
kôp-slach, Handel; kôpslachs-mândach, Montag nach Invocavit.
kôp-sel(l)ich, -salich, was zum Kauf oder Verkauf dient oder gehört; k. vinster, Ladenfenster; k. mândach, der Montag nach Invocavit.
kôpslagen, sw. v. einen kôpslach machen, durch Handschlag einen Handel abschliessen, dingen; überh. handeln; trans. mit etwas Handel treiben.
kôp-stat, Handelsstadt.
kôp-stede, Kaufstätte, Laden.
kôp-stevene, festgesetzte Zeit zum Handel; überh. Markt.
kôp-strate, Handelsstrasse.
kôp-sune, verkaufbar, das gut abgeht.
kôp-var = kôp-varer, Kauffahrer, Handelsreisender.
kôp-varen, Handelsreisen machen.
kôp-vart, Kauffahrt, Handelsreise.
kôp-vrouwe, handeltreibende Frau.
kop-wede, Kopf- (Kap)weide, die gemeine, weisse Weide, die »geköpft, gekappt« wird.
kôp-zise, Kaufaccise.
ko-quek, n. Rindvieh.
kôrbar, k. wunde, eine Wunde, deren Grösse und Bestrafung durch das Gesetz bestimt ist, Masswunde = kampordich.
kôrbomen, sw. v. wählerisch sein (kôrbôm, der ausgesucht beste Baum).
kôr-dach, Tag der Gemeindeversamlung (wo sie kesen).
korde, f. Strick.
korde, kurde, karde, ein langes (sichelförmiges) Messer, Säbel.
kordêl, frz. cordeau, cordelle, Seil, Bindseil; die Taue, womit die unteren Raaen aufgehisst werden und die Stränge, aus denen das Ankertau (Kabeltau) zusammengesetzt wird.
kôr-dêl (Kür-teilung), to k. gân, so erbteilen, dass der eine das Erbe teilt, der andere wählt.
korde(?)maker, Korduanmacher, alutarius.
kordewanere, Korduanbereiter.
kôr(e), kûr(e), m. und f. 1. Entscheidung, Beliebung, Statut. 2. Entscheidung, Schiedsspruch, Schätzung, arbitrium; up den kôr, probehaltig. 3. die Wahl zwischen zwei oder mehreren Dingen; wol nâ kore = mhd. nâch wunsche; Wahl der Beamten; das Recht des Herrn, sich das Beste aus dem Nachlass eines Hörigen zu wählen. 4. die (statutarische) Geldstrafe für die Verletzung einer gesetzlichen Bestimmung; festgesetzte Gebühr.
kore- (kor-, kur)mede, -meide, Abgabe nach dem Tode eines Hörigen an seinen Herrn; urspr. das s. g. Besthaupt, später zu Geld angesetzt; koremedeslude, Leute, die k. zu zahlen verpflichtet sind.
koren, sw. v. 1. brechen, speien, vomere. 2. schwatzen, plaudern.
koren, sw. v. 1. (prüfend) wählen. 2. mit einem kore (Geldbusse) belegen = in kore leggen, für schlecht, straffällig erklären.
koren, n. (Inf. subst.) Wahl, Entschluss.
koren-ledder, Leiter des Erntewagens?
korenlik? schimmernd, gleissend, vibratilis.
kore-penninge, Chorpfennige, Gelder für Teilnahme an den gottesdienstlichen Handlungen, Präsenzgelder.
kor(e)-visch, auserlesener Fisch (grosser Fisch; von mittlerer Grösse middelvisch).
kôr-genote, s. kôr-note.
kôr-here, 1. Wähler. 2. Untersucher, Prüfer (der Ess- u. anderer Waaren).
koringe, Wahl.
ko-rint, (Kuhrind), Kuh.
koritz, Kürass, Harnisch = kuritz.
kôr-kappe und kôr-kogel, Chorhut, almucium.
kôrlik, wählerisch; ausgezeichnet (exquisit).
korlie, f. gemeines Haus?
kôr-loper, einer der Mühlensteine.
kôr-man, Wähler.
korn (koren, korne), n. 1. Korn. 2. Edelstein in Kornform. 3. Feingehalt der Münze.
korne-bede, eine bede, Steuer, Abgabe von Korn.
korne-deler, Kornmesser (Kornmass von 3 Scheffeln), abbatus.
korne-gelt, Gülte oder Rente von Korn.
kornelle, Kern der Nuss.
korneminte, calamitum, calamintha, nepica.
korne-môs, Getreidebrei, pulmentum.
kornen, sw. v. Part, gekornet, gekörnt (vom bunten, streifigen Marmor).
korner, der für das Getreide zu sorgen hat, annonarius.
korne-spiker, Kornspeicher.
korne-staker, der das Getreide auf den Wagen herauf- oder von demselben herunterreicht.
kornete, kornte, n. Korn.
kornich?
korninge, Verlockung (durch Streuen von Körnern).
korningen, sw. v. in Körnern darstellen, granulieren.
korn-schillink, Korn-abgabe.
kôr-note, -nute, (-genote), karnute, m. 1. Genosse im koren (küren), sowol bei Festsetzung der küren und Bestrafung der Übertretungen als beim Wählen. 2. überh. Genosse, Freund, amasius (und als fem. amasia = bole); im schlimmen Sinne: Kumpan, Zech-, Spielgenosse.
kornuten, sw. v. sich wie ein kornute (amasia) benehmen, buhlerisch sein, amasiare.
korn-worm, Kornwurm; bildl. der das Korn teuer macht.
kô-rope, Kuhraufe (Krippe).
corporale, das Tuch, womit das h. Opfer auf dem Altar bedeckt wurde.
kôr-rochele, -ruchele, Chorrock, weisses, vielfaltiges Chorhemde.
kôr-scholer, Chorschüler, Chorist.
korsel (= korsene), Kleidungsstück von Pelzwerk.
korsene, korse, f. Kleidungsstück von Pelzwerk, Pelzrock, pellicium.
korsener, der korsen macht, Kürschner.
korsen-werchte (-warchte, -werte, -warte, -werter), einer der korsen macht, Kürschner, pellifex.
korste, kost, f. Kruste, bes. vom Brode.
Kôrt, Koseform zu Konrât; mester Kort, der Henker.
kort, adj. und adv. kurz, klein; kort unde klein, alles zusammen; de korte wagen, der Düngerwagen; kort holden, kurz halten, einschränken, kränken, benachteiligen; von der Zeit: bald, rasch; binnen oder in kort, bald (von der Zukunft); vor kurzem (von der Vergangenheit); up en kort, bald; to kort dôn, verkürzen, verletzen, benachteiligen; to k. geschên, benachteiligt werden; to k. werden (mit Gen. d. P.), sterben; to k. gân, worin fehl gehen.
korte, f. Kürze; de k. gân, sich kurz fassen; de k. sacht, in Kürze gesagt; mit korte, bald.
kort(e)liken, 1. in Kürze, summatim. 2. in kurzer Zeit, bald. 3. vor kurzem, jüngst. 4. kurzab, kurzweg.
kortelinges, kürzlich, jüngst.
korten, sw. v. kürzen, kurz machen; de schepe to hope korten, an einander ziehen, zusammenbringen.
kortes (korts, kortens), kürzlich, neulich, novissime, in Zukunft, bald; in kortes, kürzlich; bald.
korte-wile, Kurzweil, Vergnügen.
korte-wîn, gemeiner, geringer Wein.
kortheit, Kürze.
kortik?
kortinge, Kürzung.
kortlink, m. 1. Kurzebold, von kleiner Statur. 2. kleines Holzstück. 3. eine kleine Münze (= 2¼ oder 4 Pf.).
kôrts, Fieber.
kort-stro, Kurzstroh, d. i. Dünger von der Viehstreu.
kort-umme, kurzum; durchaus.
kort-vorrucket, kurz verflossen.
kort-warich, kurz dauernd.
kort-wilich, von kurzer Dauer, kurz.
korf, m. (Geflochtenes), Korb; dorch den k. vallen, einen Korb bekommen.
korvese (korbitze), m. Kürbis.
korvese (-witze)? Name eines Küchengerätes?
korf-hûs, Schanzkorb; Schanze überh.
kôr-vorste, Kurfürst.
korf-seise, Korbsense (um Hafer zu mähen).
korf-stal, Stelle im Wasser, wo Körbe, Fischreusen gelegt werden.
kor-water, Wasser, welches sich in den Braken gehäuft hat.
kor-wort?
ko-schat, Kuhschatz, d. h. Abgabe, in der Lieferung von Kühen bestehend, oder in Geld (nach der Kopfzahl der Kühe).
kose-beker, der Minnebecher, beim Schluss des Gastmahls getrunken.
koseken?
kosen, sw. v. reden, sprechen, bes. vom heimlichen, trauten Gespräche.
kosiant, ein Kleiderstoff.
kosinge, Sprechen, (trautes) Reden.
ko-slach, (-slacht, f.) m. Beschlagnahme (Arrest), Wegführung der Kühe von den Weiden.
ko-snute, Kuh-, Rindsmaul.
kossater = kotsate, -sete.
kost, f. Küste.
kost, koste, f. 1. Beköstigung, Speisung, Haushaltung, Unterhalt; concr. Speise. 2. Bewirtung, Schmaus, Festlichkeit (z. B. Gildenfest, Familienfest, bes. Hochzeitsfest). 3. Aufwand, Kosten, Unkosten, expensae.
kost-bar, kostbar; kostbaricheit, Kostbarkeit.
koste = kotse = kotsate.
kostel, kostbar, köstlich, herrlich.
kostel-heit, Kostbarkeit, Pracht.
kostelicheit, Köstlichkeit, Aufwand, Pracht.
kost(e)lik, köstlich, was viel kostet, Kosten verursachend; adv. kosteliken, mit grossen Kosten; sehr, heftig, stark.
kosten, sw. v. 1. kosten, wert sein. 2. kosten, schmecken.
koster, kuster, m. Küster.
koster, contrah. aus kossater = kotsate.
kostergût, Gut eines kotsaten, Kossäten.
kosterik, freigebig, dapsilis.
kost-gelt, Geld zu den Kosten.
kost-gever, der die Kost gibt, Verpfleger.
kostich, was viel kostet, kostbar.
kost-spildunge, Geldaufwand.
kostûm, m. Gewohnheit; (gewohnter) Zoll, engl. customs.
kostumeliken, nach Gewohnheit.
kostunge, Kosten, Aufwand.
kost-vorloren, verlorne Kosten, vergebliche Mühe, Undank.
kost-vri, freigebig mit der Kost, gastfrei.
kost-vriheit, Freigebigkeit.
kôt (koit, kout), m. (dünnes) Bier.
kot, n. = kote, Häuschen.
cotarelle, mlat. cotarellus, Hintersasse, Kötner, Kossäte?
kote, kute, Huf, Klaue; bei Pferden: Fessel; Knöchel (des Fusses) und daraus verfertigte Würfel, astragalus, articulus, talus bovillus.
kote (kotte, kate), m. und f. kleines, niedriges Haus, Hütte (zum Wohnen), sowol mit als ohne Grundstück, casa.
kotel, m. Kot-klumpen; bes. die Excremente von Mäusen, Schafen, Ziegen etc.
kotenere, Köt(n)er, Kossäte.
koterer, koter, m. Köt-ner, Kossäte, Inhaber einer kote.
koter-hân, der wilde Hahn.
koter-hunt, Bauer- und Schäferhund, Kläffer, flagistus.
kot-hof, eine Köterstelle.
ko-trade, f. Stelle, wohin das Vieh geht (um zu trinken), Viehtränke.
kotsete (kotse, koste; kotseter, kotzer, koster), der auf einer kote sitzt, Köt(n)er, Kossäte, homo casatus.
kot-stede, Hof eines Köters, Köterei.
kot-were, -ware, Kot-stelle = kot-stede, area cossatica.
kot-wort, Wurt (area) eines Köters.
kotzen-schalk und kotzen-sone, Hurenbube, -sohn, ein starkes Schimpfwort.
kotzere, Hurer, mechus; kotzerinne (und kotze?), mecha.
kouwe = Krog, ein Stück eingedeichten Landes?
kouwese (kouwesche, kauseke), f. (grosse) Schale.
kofe (koife), kleiner Hut, cuphium.
ko-vê, Rindvieh.
kove, Nebenform zu koge, Husten.
kovel = kogel, Kopfbedeckung.
kovelinge = kavelinge, Abmessung, Schätzung?
kovelture = koverture, falcariamentum.
kove(n), kave(n), m. Hütte, Häuschen, Verschlag, namentlich für Kleinvieh, bes. Schweine.
koven, sw. v. bedecken, frz. couver.
kovent, kavent (die vollere Form convent ist seltener), m. 1. die gesamten Bewohner eines Klosters. 2. Kofent, Nachbier, Dünnbier (für die gewöhnlichen Klosterbrüder und das Gesinde, für welche auch besonderes – gewöhnliches, tägliches – Brod gebacken wurde), conventes brôt.
kover, der nur eine kove (= kote) hat = kotsete oder hovener?
koverture, Decke, bes. Rossdecke.
ko-vôt, Kuhfuss, Brechstange (nach der Gestalt benannt).
kower, Kober, Korb, Käfig?
kowort = arone.
koz, m. Reisemantel, Pilgerkleid (grobes, wollenes Tuch).
kra, krage, f. Krähe.
krabbe, Krabbe, Meerkrebs (Garnele, Granate).
krabbeln, sw. v. herumkriechen.
krabben, sw. v. kratzen, schaben.
kracht, f. Kraft.
krachtich, krechtich, kräftig.
krack, Unterholz.
krackelinge, kleines Gebäck (Kringel).
krade (= krode, krodde?), stolz, aufgeblasen?
krage, n. 1. Hals, Schlund (mit dem man die Speisen verschlingt); auch der äussere Hals. 2. Bekleidung des Halses; wolkede kragen, gewölkte, gepuffte Kragen.
kragede hoiken, mit einem kragen versehene Hoiken.
krake (karacke), ein grosses (spanisches) Kauffahrteischiff von alter Bauart.
krakel, Falte = krokel.
krakele, Geschrei, Lerm (von Vögeln); lauter Zank.
krakelen, sw. v. lautes Geschrei erheben, gackern, garrire.
krakelich, zänkisch; von Sachen: Streit verursachend.
kraken, sw. v. 1. krachen. 2. trans. knacken machen, brechen.
kraken, sw. v. murren, jammern, klagen.
krallen, kralen (korallen) und umgesetzt karlen, Korallen, ein rot edel stên.
krallen-snôr, Korallenschnur.
krallen-veftich, Korallenfünfzig, ein 50 Korallen (oder sonstige Steine) enthaltendes Paternoster (Rosenkranz).
kram(e), m. ausgespanntes Tuch als Wetterschutz, Zeltdecke; die mit Leinwand etc. bedeckte Krambude; die (in den Buden ausgelegte) Kaufmannsware; der Handel mit Krämerwaren, Kleinhandel; Wochenbett (eig. die Gardine etc., hinter der die Wöchnerin liegt); Haus, in welchem eine Wöchnerin ist.
kramer (und kremer), Kleinhändler; kramergeselle, unser jetziger Commis.
kramerie, f. Krämerei.
kramer-latîn, schlechtes Latein, Kauderwälsch.
krâm-lude, so heissen Mann und Frau, wenn die Frau im Wochenbette liegt; das Haus heisst krâmhûs.
krampe, (m.?) Krampf, spasmus.
krampe, f. Krampe, Haken, tenaculum.
krâmpot, Topf mit Specereiwaren für Wöchnerinnen.
krâmschinden, Häuser plündern, in welchen Kindbetterinnen sind; der es thut, ist ein krâmschinder.
krâmte, Krambude.
krâmvronwe, Kindbetterin, Wöchnerin.
krâm-werk, 1. Krämerinnung. 2. Krämerware.
krân, Kranich, grus; = krôn.
kranekes-snavel, acus muscata, a. reumatica; vgl. krôn-snibbe.
krânhake, ein Schmiedsgerät.
krank, 1. schwach, infirmus; krankes dodes sterven, eines elenden, jämmerlichen Todes sterben; kranke redelicheit, Unbilligkeit; kranke worde, schlechte Reden, Schimpfworte; kranke lude, humiles personae. 2. im heutigen Sinne: körperlich oder geistig leidend, morbidus.
kranke, f. Schwäche, Blösse.
krankedage, Krankheit.
krankeliken, schwächlich; k. to sik nemen, sich gekränkt fühlen.
kranken, sw. v. schwach (mattherzig) werden.
krankheit, f. (und n.) Schwäche; Krankheit.
krankhertich, schwachherzig.
kranksinnich, verstandesschwach.
krankte (krankede) = krankheit, s. krenkte.
krân-louwe, Krahnpächter? (vgl. kellerlouwe).
kranz, m. Kranz (Jungfern-, Brautkranz; auch Ritterschmuck); Kranzdarm, Gekröse.
krape, umgesetzt für karpe, gorillus, piscis.
krasse, Krabbe, nomen piscis, gracius.
krât, (Hahnen)schrei.
kratelen, sw. v. schreien, bes. wie ein Huhn, krähen, gackern.
kraten, sw. v. schreien.
kratz, Kratz; bildl. Widerrede; Kratz-, Flockwolle?
kratzen, krassen, sw. v. kratzen; bildl. kratzig, widerspenstig sein.
kratz-pot, Topfschrapper.
kravêl (karvêl), n. langes, schmales Kauffahrteischiff, Caravele.
kreck, adv. just, gerade, unmittelbar.
crede, m. das Credo; den creden lesen, jemand die Leviten, den Text lesen.
credenarer, f. Becherdeckel?
credencie, f. Credenzbrief; Beglaubigungsschreiben.
credenzer, m. (n.?) Anrichte, Büffet, vasarium.
credenz-vat, ein Trink-, (Wein)gefäss (welcher Art?)
kreften, sw. v. = bekreften, bewältigen, erobern.
kreftich, kräftig, mächtig.
kreficheit, Kraft.
kreftliken, mit Macht.
kregel, immer fertig zum Kampfe; hartnäckig, pertinax (jetzt: munter, lebensfrisch).
kregel, Kringel, ein Gebäck (= krengel).
kregeren, -jeren, sw. v. schreien, rufen, frz. crier.
kregerer, Schreier, Rufer, Herold.
kreibicken, Muscheln (kabbik) fangen.
kreie, kreige, f. Krähe.
kreier, kreiger, kreger, eine Art kleinerer Kauffahrteischiffe.
kreis, m. 1. der eingehegte Kampfkreis. 2. Umkreis, Grenze.
kreisen, sw. v. kreischen, schreien.
kreisen, sw. v. (Jagdausdruck) das Gebüsch umgehen, in dem sich das Wild aufhält?
kreismeister, Aufseher über die gerichtlichen Zweikämpfe, Grieswart.
krek, Griff? (eisernes Gerät zum Festhalten? oder = krich, Zugwinde?)
kreke, kreike, Schlehenpflaume, prunum; kreken-môs, Mus davon.
kreke, krekel, das Instrument zum Spannen der Harfe, plectrum.
kreke, Geschrei, rictus (vgl. krakele).
krekelink, Kringel, Bretzel.
Kreke, Grieche; in Kreken, in Griechenland.
krekesch, griechisch.
kremer, Krämer, institor.
kremer-hûs, Krämerhäuschen d. i. Tute (Düte).
kremerlik, zum Krämer gehörig.
kremmen, sw. v. mit gekrümmten Klauen packen; kremmende vogele, Jagd-, Stossvögel.
krenkede, krenkte, f. Krankheit; bes. das fallende Übel (die schwere Not).
krenken, sw. v. 1. trans. schwächen, schwach machen, infirmare; gekrenket werden, krank werden; im geschlechtl. Sinne: schwächen, stuprare. 2. intr. schwach, krank werden.
krenke- (kranke)liken, schwächlich, segniter.
krenker, Schwächer; Schändiger.
krentelen, sw. v. kandieren?
krenzlîn, n. Kränzchen (als Siegespreis).
krepel (kropel, kreppel, kroppel), m. Krüppel, contractus.
krepen, st. v. = krupen, kriechen.
kresem, m. 1. Chrysam, das geweihte Öl, crisma. 2. Diöcese, soweit der Chrysam von dem Bischof versandt wird; die Zeit, wo dies geschieht?
kresemen, sw. v. mit dem h. Chrysam salben, crismare.
kresemente, Salbung.
kresem-vat, Gefäss für den Chrysam, crismatorium.
krete, m. Ritze, Kerbe.
krêt(e), kreit (krît), m. 1. Kreis, girus. 2. der Kampfplatz.
krête, kreit, krît, m. Zank, Streit, Hader.
kretele (Dem. zu krete, Ritze), Falte, Runzel?
kreteler = kreter, Hadermann.
kreten, kriten, sw. v. streiten, zanken, altercari, rixari.
kreter, Haderer, Streiter, bes. der den Streit eines andern vor Gericht führt, procurator.
krettelmore, eine rübenartige Pflanze, pastinaca.
kretten, sw. v. reizen (zum Zorne), quälen, belästigen; refl. sich streiten (das Wort mengt sich mit kreten, kriten).
krêt- (kreit)warder, Aufseher über den Kampfplatz, Grieswärtel.
krevelen, sw. v. kribbeln, schaudern.
krevelinge, Schaudern, Sträuben.
krevelsch, gereizt, zornig.
krever, eine Art Schiff = kreier.
krevet, kreft, m. Krebs, als Tier, als Gestirn, als Krankheit, als Rüstung, Brustharnisch, thorax ferreus.
krevetes-oge, Krebsauge, Stein im Magen des Krebses.
krez(e), Abgang vom bearbeiteten Metall; bes. von Silber, ramentum.
kribbisch, streitsüchtig, reizbar.
krich, m. Zugwinde, Flaschenzug, Schraube.
krich, m. Streit, Zwist, contentio; Widerwort, Eigenwille, Rechthaberei; Streit mit Waffen, bellum.
krichaftich, 1. streitsüchtig. 2. bestritten, streitig.
krichsnôr, Zugwinden-seil.
krichwerk, was zur Zugwinde nötig ist.
kricke, Krickerbsen? kleine Erbsen? (vgl. krick-ânt, kleine Ente).
krickelmore, kleine, runzlichte Rüben (= krettelmore?)
krigelik, zum krich gehörend.
krigen, st. v. bekommen, erhalten (in allgemeinster Bedeutung).
krigen, sw. v. streiten; im rechtl. Sinne: processieren; kriegen, fehden, bellare (in diesem Sinne auch st., aber äusserst selten).
krigern(d)e, voll Neigung zum Kriege, kriegslustig.
kriges-geloufte, Wechselfälle des Krieges.
kriges-reschop, Kriegsgerätschaft.
krigich, streitsüchtig.
kriginge, das Bekommen, Erhalten.
krikel, Zirkel, circinus.
krikel, krekel, Heimchen, Grille, cicada.
kriken, sw. v. streicheln, schmeicheln?
krime, die Schärfe, welche Bier, Käse, Schnupftabak u. a. Dinge an sich haben (krimich, scharf von Geruch und Geschmack).
krimessin, karmoisin.
krimpe, f. das Einschrumpfen; tor k. gân, einschrumpfen, kleiner, geringer werden.
krimpen, st. v. 1. intr. sich zusammenziehen, kleiner, geringer werden, einschrumpfen. 2. trans. einschrumpfen lassen, Kunstausdruck der Tuchbereiter.
kringel(e), m. und f. Kreis, Ring; das bekannte runde Gebäck.
krink, m. Ring, Kreis; bes. der Kreis, in dem der hinzurichtende Verbrecher steht.
krinzen, sw. v. d. krinse d. h. purgamentum frumenti, (Kaff etc.) entfernen; exacerare, per wannum excutere.
krîschen (krissen, krisken), sw. v. kreischen (auch vom bratenden Fleische).
krispel, Frauenputz, wahrscheinlich ein langer Schleier.
krisselen, sw. v. kratzen, einen kratzenden Ton hervor bringen; vom Schreiben: durchstreichen, tilgen.
kristallen-kiker, Leute, die aus einer Kristallkugel oder einem gläsernen Prisma wahrsagen.
kristen, 1. adj. christlich. 2. subst. Christ.
kristendôm, m. das Christsein (Getauftsein); die gesamte Christenheit.
kristenen, sw. v. zum Christen machen, taufen.
kristenheit, de k. hebben, getauft sein.
kristêr, Klistier.
krite, Hausgrille, Heimchen.
krite, f. Kreide; up k., in de krite, auf Borg.
kriten, sw. v. mit Kreide bezeichnen.
kriten, st. v. schreien, heulen.
kriten, sw. v. krît, krêt erregen, streiten.
kritich, kreidig.
krît-snôr, eine mit Kreide bestrichene feinere Sorte Bindfaden.
kritz, m. Kritz (mit der Feder).
kroch, (krächzender) Rabe oder Krähe (Dohle).
krôch = koog? im Dithm. ein Stück Weide- oder Saatland, das eingehegt ist (mit Zaun, Wall oder Graben).
krôch, krûch, m. Wirtshaus, Schenke; krôch holden, das Wirtshaus besuchen = zechen (vgl. schole holden, die Schule besuchen); Krug-, Schenkgerechtigkeit.
krôch-dach, Tag, an dem man ins Wirtshaus geht.
krochen, sw. v. grunzen, krächzen etc.
krôch-gank, das Gehen in das Wirtshaus (zum Einlager).
krôch-vader, Herbergsvater.
krode, f. Kröte.
kroden, kruden, sw. v. krot machen, in rechtlichen Anspruch nehmen, Klage erheben; (meist refl. mit Gen.) sich mit etwas befassen, sich kümmern um, jem. belästigen.
kroden-duvel, Krötenteufel? (als Schimpf- und Fluchwort), bufo.
kroden-sone, Krötensohn (als Schimpfwort).
krodigen, sw. v. refl. sich mit etwas zu schaffen machen, sich kümmern.
krofliate, gariofilata (d. i. caryophyllum).
krogen, sw. v. 1. einen Krug, eine Schenke halten. 2. zechen.
kroger, m. Besitzer eines krôchs, Landbesitzer.
kroger, kruger, m. Wirt, Gast-, Schenkwirt; fem. krogersche.
kroke, krake, f. Falte, Runzel, ruga.
krokele, krakele, f. Falte, Runzel.
krokele, (Raben)gekrächz.
krokelen, sw. v. runzeln, Falten machen.
kroken, sw. v. runzeln.
kroken, sw. v. Vieh weiden (frz. croquer).
krokeraftich, faltig, gerunzelt.
krokinge, das Runzeln.
krolen, sw. v. gröhlen, laut schreien.
krome, f. Krume.
krom(e) = krân(e), Krahn (Hebewerkzeug)?
krome = krame, Kramladen, institerna.
kromen, sw. v. in Krumen zerbrechen.
kromer = kremer, institor.
krôn, krân, m. 1. Kranich. 2. (wegen der Ähnlichkeit mit einem Kranichhalse) Krahn (Hebewerkzeug).
kronachteliken, klag-, murrhaftig.
kronachticheit, Widerspruchssucht, Murrköpfigkeit.
kron-asche, die beste Asche.
krone, f. 1. Krone. 2. Kronleuchter. 3. Platte des Kopfes = krune. 4. eine Münze.
krôn- (krân)dreger, Krahndreher.
kroneke, Turnierspiess (nicht scharf), (Gabelspiess?); kronekenspere, Speere (oben mit einer Krone oder Knopf versehen), die stumpf sind. Vgl. krônlein-gestech, hastiludium.
kronen, sw. v. krönen, eine Krone oder einen (Jungfern)kranz aufsetzen, vittare.
kronen, sw. v. brummen, murren, schelten, murmurare, queri.
kronen-hovet (= krone), Kronleuchter.
kronigen, sw. v. krönen.
kroninge, Murren, Widerspruch.
kroninge, Krönung.
krôns- (krâns)beren, Kranichbere, Preisselbere.
krôns-nibbe, Kranichschnabel, origanum.
krop, m. 1. Rumpf (im Ggs. zu den Gliedern), Leiche. 2. (runder) Auswuchs, Kropf, struma; bes. am Halse der Vögel. 3. Schlund, ruma.
krop, Vieh = krûp.
krop (kroppe), ein Gebäck, eine Art Kuchen mit Fleischfüllung, Pastete, bes. zur Fastenzeit, Krapfen.
krop, m. kleines, hölzernes Hahl, Topf (um Speisen warm zu halten).
kropel(e), kropelink, m. = krop, Krapfen, artocrea.
kropel(e), Krüppel = krepel.
kropelink, kleiner Stockfisch?
kropelroster, der kropele (Krapfen) röstet oder backt.
kroppen, sw. v. den Kropf füllen, voll füttern.
kroppen, sw. v. (techn. Ausdruck der Schmiede) krumm biegen.
kropwale, Wälscher mit einem Kropf, Cretin?
kros, spitz, scharf.
krôs, krûs, m. und n. Kanne, Trinkkanne, Krug.
krosam = krotsam?
krosate, eine (goldene) Münze, aureus cruciger.
krose, kruse und krosele, krusele, Knorpel, Weichbein, cartilago.
krôs(e)ken, Krüglein.
krosel, Werkzeug der Glaser, um kleine Glaszacken abzukneipen.
krosinge (ndl. crusinge), Spundloch?
krosnats, eine Münze = krosate?
krospel, Knorpel, cartilago.
krossen, sw. v. brechen, splittern.
krôt, krût, n. Hindernis. Belästigung, Beschwerde, Not.
krôt-sam, was krôt verursacht, lästig, beschwerlich.
krouwel (kru-, kra-, krauwel), m. Gabel mit hakenförmigen Spitzen, Kreuel, fuscinula, tridens.
krouwel-krum, krumm, wie ein Kreuel.
krubbe, kribbe, f. Krippe.
krucke, krocke, f. (gekrümmtes Stück), 1. Werkzeug, um etwas zusammen zu scharren oder umzuwenden, tractula. 2. Krücke, Krückstock.
krucken, krocken, sw. v. mit der krucke umwenden oder behandeln, rechen, tractulare.
krude-brôt, Brot mit Kümmel oder sonstigem Gewürz.
krude-heren, die der Apotheke vorgesetzten Ratmannen.
krude-kerke, Kräuterbüchse in Form einer Kirche?
kruden, sw. v. würzen.
kruden = kroden.
krudenere, Gewürz-, Spezereihändler, Apotheker.
kruder = krudenere, herbularius.
krude-vat, Behältnis für das krût.
kruft, f. Krypta.
kruke, f. Krug, urceus; Dem. krukelken, urceolus.
krul, m. Haarschopf, cirrus; gekräuseltes Haar.
krullekoken, aufgerollter Kuchen.
krullen, sw. v. kräuseln, crispare.
krum, krumm; krum-halse, mit krummem Halse.
krumme, f. Krümmung, Windung.
krummen, sw. v. 1. krümmen. 2. krumm werden.
krumster, -stert, eine kleine Münze, bes. in fries. Gegenden (= 2 Bremer sware, 4 witte u. ä.).
krune, f. Tonsur.
krunke, f. Falte, Runzel, Krause.
krunkelen, sw. v. faltig machen, crispare.
krûp, krôp, n. Vieh, bes. Rindvieh.
krupen, st. v. kriechen.
krûs, kraus; wirr, verschlungen.
kruschen, sw. v. kreischen.
kruse, f. Krause; das Gekröse, Bauchfett, omentum.
krusecheit, (Krausheit), Wamme, Wampe, palearium.
kruse-dôk, gefälteltes Tuch, Halskrause.
kukor = kukuks-ôr?
kruse-krol, Krauslock, Krauskopf.
krusel(e), m. eine kleine, hängende Lampe (von gekraustem Metall, gewöhnlich Eisenblech), cicendulum.
krusel-brade, Kräuselbraten (im Herbst gegessen, wenn die Handwerker wieder anfangen, bei Licht – kruseln – zu arbeiten).
krusemen, sw. v. 1. kraus machen, quetschen, zerdrücken, ersticken? 2. intr. ersticken?
krusen, sw. v. kraus machen, kräuseln.
krusen (kruseln), Spundloch, obdella.
krût, krude, n. 1. (grünes) Kraut. 2. Gewürz, Spezerei jeder Art, Confect. 3. Pulver (bussenkrût).
krûtbêr, Gewürzbier.
krût-hof (krût-tûn), Garten für Kräuter.
krût-horn, Pulverhorn.
krût-molle, Pulvermühle.
krût-schovele, Gewürzschaufel.
krût-wiginge, Krautweihe; de dach der k. ist der 15. Aug., Himmelfahrt Mariä.
kruze (kruce, kruse), n. 1. Kreuz; dat cruce geven over, (vom Papste) den Kreuzzug gegen jem. predigen; dat k. kussen, ein Rechtsgeschäft (namentlich Friedensschluss) bestätigen, was nach orientalischem Ritus durch Küssen des Kreuzes geschah; to deme k. krupen, bildl.: nachgeben; als Grenzzeichen (snâtkruze); Zeichen der Marktfreiheit; das Kreuz auf die Thüre (oder das Streitobject) heften war ein Zeichen der overhore gegen ungehorsame Schuldner, oder eine Polizeistrafe. 2. Kreuzzug, Pilgerfahrt; dat k. lêsten, eine Pilgerfahrt unternehmen. 3. als Kalendertag: Christi Himmelfahrt.
kruze-bant, Kreuzband.
kruze-boge, stählerne Armbrust, engl. crossbow.
kruze-bôm, 1. Wunderbaum, ricinus communis, palma cristi. 2. Kreuz-, Drehbaum?
kruze-brêf, Friedensurkunde.
kruze-broder, Kreuzbruder = Kreuzfahrer (bes. die Tempelherren).
kruze- (kruzes)dach, des h. cruzes dach ist 1. die Kreuzesfindung, inventio crucis, 3. Mai. 2. Kreuzerhöhung, exaltatio crucis, 14. Septbr. – Die cruce-dage sind 1. Montag, Dienstag und Mittwoch in der Kreuzwoche. 2. dann übertragen alle Tage der Kreuzwoche.
kruze-dracht, Kreuztragung, Prozession mit Kreuzen; Bild der Kreuztragung.
kruze-gank, Kreuzgang (in Kirchen, Klöstern etc.).
kruze-gortze? = gortzingel?
kruze-here, Kreuzherr, Mitglied der 3 religiösen Ritterorden.
kruze-holt, Kreuzholz (die kreuzweis gelegten Balken, auf denen der Mühlenständer ruht?)
kruze-kussinge, das Kreuzküssen, Bestätigung eines (Friedens)vertrages; der (Friedens)vertrag selbst.
kruze- (krus)linge, kreuzweise.
kruze-munten, Bild oder Schrift (cruis of munt, d. i. moneta, Schrift) aufwerfen, Glücksspiel mit Geldstücken.
kruzen (krusen), sw. v. kreuzigen.
kruce-penninge, denarii cruciales (Abgabe an den Bischof ad cruces).
kruze-schult = krucepennink (Geldabgabe an einen Propst).
kruzes-segen, der Segen, ein Gebet, das der Mund leise spricht und die rechte Hand mit dem Zeichen des h. Kreuzes beschliesst.
kruze-tuch, Kreuzzügel.
kruze-vedder, Feder des Kreuzvogels, Kreuzschnabels?
kruze-volt, kreuzweis gefalten.
kruze-weke, die mit dem Sonntag vocem jucunditatis beginnende Woche, die zweite Woche vor Pfingsten.
kruze-, kruzel-werk, Quergebäude, ins Kreuz gearbeitetes Haus; Transsept.
kruze-wise, kreuzweise.
kruze-wort, Kreuzwurz, herba s. crucis; pes leporis.
kubbendroppe, Tropfenfall von der kubbing (Verlängerung des Strohdaches; die ans Haus gebaute Stallung, appendix tugurii)?
kuckelerie (= gukelerie), Gaukelei.
kudde, n. und f. Heerde, Schar (derselben Art), zunächst von Tieren, dann auch von Menschen.
kudde, kodde, Ferkel.
kuddeken, Häuflein.
kude, kudung, Tausch.
kudel, Behälter (Tasche für Geld, Speise etc.).
kuden, sw. v. tauschen, = kuten.
kuderwalischen, sw. v. kauderwälsch sprechen.
kuffe (küffe, kiffe), f. kleines, schlechtes Haus.
kuffener, kiffner, der Bewohner einer kuffe, kiffe.
kukedûs, Gockeldaus? (etwas ausgezeichnetes in der Untüchtigkeit?)
kukelhân, Gockelhahn; Name eines Bieres.
kuken, n. Küchlein, bes. junges Huhn.
kukuk, m. Kukuk.
kukukes-lof, Sauerampfer, acetosa.
kukukes-lôk, Kukukslauch, Sauerampfer, alleluja in apoteca.
kukukes-love, Kukuksglaube, d. h. falscher, Teufelsglaube.
kûlbars, Kaulbarsch.
kulde, s. kolde.
kulderinge, das Laichen der Fische.
kulder- (kuller)tît, Laichzeit.
kule, (Kaul)quappe.
kule, f. 1. Keule; Mörserkeule; Dichthammer der Schiffszimmerleute; Kolben; Stange. 2. ein keulen- (kugel-)artiges, bauchiges Gefäss? urceus. 3. Hode. 4. Beule, Geschwulst, Gichtknoten.
kule, f. Grube, Vertiefung, Loch; bes. das Grab.
kule-bodel, (der Büttel mit der Keule = kolvendreger,) Feldhüter.
kuleken, Grübchen.
kûl-ende, Giebel (?) am Bauernhause.
kulengrever, Totengräber.
kulere, Steinbrecher?
kulich, voll Löcher; lochartig.
kulink, Kau-, Keuling, ein Fisch, eine Quappenart, gobias niger, capotenus.
kulitze, Wende? wendischer Kürschner?
kulk, m. Kolik.
kulle, swm. Kapuze (aus mlat. cucula).
kulle (= kule), Dem. kulleken, Hode.
kulmit, n. ein livländisches Mass (für Salz, Getreide etc.), 10 = 1 lôp.
kûl-pumpen, ein Spiel der Hanseaten in Bergen (Hans. Gesch. Bl. 1877, 142).
kulter = kolte.
kum, m. (vgl. kump), ein rundes Gefäss, Behälter; Cisterne.
kume, adj. von geringer (Lebens)kraft, matt; kumer nôt, mit genauer Not, mühsam.
kume, adv. mit Mühe und Not, kaum, vix.
kume, (Falck, Staatsb. Mag. 9, 705), lies kuven; vgl. Neocor. Dithm. Chronik 1, 405.
kum-hûs (= kumphûs), Haus, wo die Kumpen, runde Tröge (zum Walken des Tuches), stehen.
kumich, krank, schwach.
kumme, f. rundes, tiefes Gefäss, Schale; grösseres Wasserbehältnis.
kummeltur (-dur), kummendur = komendur, Comthur.
kummer, m. (Bau)schutt, rudus.
kummer (kumber), m. 1. Not, Mangel, Bedrängnis. 2. im rechtl. Sinne: Beschlagnahme, arrestum.
kummer-brêf, Arrestbrief, Urkunde, um etwas mit Arrest belegen zu können.
kummerachtich, kümmerlich, ermangelnd.
kummerachticheit, Mangel, Not.
kummeren, sw. v. im rechtl. Sinne: mit Arrest belegen.
kummerich, kümmerlich, arm.
kummeringe, Beschlagnahme.
kummerlik, mit Besorgnis.
kummer-lôs, arrestlos, frei.
kummer-pennink, Arrestgeld.
kump, m. (grösseres) Gefäss, gew. von Holz, bes. in der Mühle, um das Wasser zu sammeln; Kufe.
kumpân, kumpen, m. Genosse, Gefährte, College, socius.
kumpanie (-penie), Gesellschaft, Genossenschaft.
kumpen(e)sche, Genossin, Gefährtin, socia.
kumpere, m. der kumpen macht, Fassbinder, Küfer.
kumpest, Eingemachtes, bes. eingemachter Kohl, Sauerkraut; auch der weisse Kohl selbst.
kumpest-kôl, Sauerkohl.
kumpst, komst, f. Ankunft.
kumpstlik, kumstichlik, künftig.
kumpter, kumpster, Comthur (bes. des deutschen Ordens).
kunde, m. 1. dem etwas bekannt ist. 2. der bekannt ist, notus.
kunde, f. Kunde, Bekanntschaft.
kunde-brêf, Fehdebrief, worin Fehde angekündigt wird.
kundes-man, Mann, der Kunde hat, Führer auf dem Wege.
kundich, 1. act. kennend, wissend; weise, klug. 2. bekannt; de kundige rulle, die Pergamentrolle, die Polizeigesetze enthaltend, die jährlich öffentlich verlesen (gekündiget) wurde.
kundich-brêf, Verfassung, Statuten.
kundicheit, Klugheit, Geschicklichkeit, List; Uebermut, Anmassung, Hochmut.
kundigen, sw. v. 1. verkündigen, ansagen, proclamieren. 2. vorladen, citieren.
kundinge, kundiginge, Veröffentlichung, Bekanntmachung.
kunkel, m. eine Art kleiner Schiffe.
kunkel-tunne? s. Ztschr. f. Hamb. Gesch. 6, 527 f.
kunne, f. eine Anzahl von 5 (Fellen).
kunne (kunde), n. und f. Geschlecht, Art.
kunnen, konnen, konen, unr. v. 1. können, sich worauf verstehen (das Obj. durch mit (mede), oder Accus.). 2. können, phys. und moralisch vermögen.
kunne-quarte, ein Quart (Weins) zur Probe?
kunst, f. das Können, sow. das Wissen als die Fertigkeit.
kunst, f. = kumst, Ankunft.
kunstavel (comes stabuli, frz. connétable), ursp. wol, der seine militärische Bürgerpflicht zu Pferde leistet; Patrizier, Junker, Mitglied der patrizischen Gelagsbrüderschaft; junger, wolhabender Lebemann.
kunstener, kunster, der eine Kunst (Handwerk) versteht; bes. der Geheimmittel weiss, Zauberer etc.
kunstich, gelehrt, klug, geschickt.
kunsticheit, Geschicklichkeit.
kunstigen, adv. geschickt.
kunstiger, Künstler.
kunstlik, künstlich, geschickt; kunstverständig; adv. kunstliken.
kunt, kund, bekannt.
kunte, f. weibliche Scham; Hure.
kuntlik, offenbar, bekannt.
kunt-lippe, Schamlefze.
kuntôr, n. 1. Schreib- (eig. Zähl)tisch, Pult. 2. Kontor, Geschäftszimmer. 3. Niederlassung hansischer Kaufleute.
kuntôr-maker, Tischler.
kun(t)-, kon(t)schop, 1. Kenntnis, Kenntnisnahme; Bekanntschaft, Freundschaft, Umgang; Kundschaft im kaufm. Sinn. 2. mündl. und schriftl. Zeugnis über eine Sache, von der man Kunde hat, Bekundung, Beglaubigung. 3. concr. die Gesamtheit der (erfahrenen) Leute, die etwas bezeugen. 4. Gerichtsgebühr, Recognition (für ein gerichtl. Zeugnis).
kuntschoppen, sw. v. Kundschaft, Bekanntschaft, Freundschaft machen; auskundschaften.
kuntschopper, Kundschafter.
kupe = kope, Kufe, grosses (offenes) Fass.
kuper, Küfer, Fassbinder.
kûp-vat, Fass in Kufenform.
kurch = mhd. kurc, ausgezeichnet?
kur(e), m. Späher; Wächter auf dem Turme; Turmbläser; Spielmann.
kuren, sw. v. spähend schauen; techn. Ausdruck der Jägerei: dem Wilde auflauern; überh. auflauern, speculari.
kuresser (korisser, ku-, koritzer, koritz), m. ital. corazza, Kürass.
kûr-hûs, Wächterhaus; Ausstich oder Erker an einem Wahrturm.
kûr-lôs, ohne Munterkeit, krank, schwach.
kurnisser = kuresser.
kurren, sw. v. knurren, brummen, murmurare.
kurrer-spel, eine Art Bretspiel; vielleicht Drehscheibe.
kurringe, das Murren, murmuratio.
kurtesan(e), m. Höfling, bes. am päpstlichen Hofe; Gesandter des Papstes.
kurtesane, f. Beischläferin.
kûr-wechter, der Wächter, der von einer Warte (kure) zu spähen hat; speculator, Turmwächter, Turmbläser.
kus, m. Kuss, osculum.
kûsch, unflect. auch kûs, keusch; kûs(c)heit, Keuschheit.
kus! Interj. (Scheuchruf an Hühner).
kuse, f. 1. Keule, clava. 2. Backenzahn, dens molaris.
kusel (kesel), m. Kreisel, trochus; ein Goldschmidtsgerät?
kuselen, sw. v. kreisend im Wirbel drehen.
kus-sadel, Sattelkissen, Sattel ohne Baum.
kusse = kûtze.
kussen, sw. v. küssen.
kussen, n. Küssen (Kissen).
kussen-blat, Küssendecke.
kussen-têke, Küssenüberzug, -zieche.
kût, kute, n. (u. f.?) das weiche, knochenlose im Tierkörper, Eingeweide, Rogen, pulpa, polygranum; Wade, sura (jetzt f.)
kût, Wechsel, Tausch.
kutel-bank, die Bank, auf der der Schlächter seine Waren auslegt.
kutel-hof, ein Hof, wo Kutteln, Gedärme ausgewaschen werden; Schlachthof, fartorium.
kuten, sw. v. sprechen, schwatzen?
kuten, sw. v. tauschen; wechseln, cambire.
kuten, sw. v. (das kût ausnehmen) töten, schlachten, mactare.
kuter, Schlachter, Wurstmacher (eig. der das kût verarbeitet, fartor).
kuter-bank, -blok, Fleischbank, wo kût verkauft wird, mactabulum.
kuter-hof, Schlachthof.
kuter-, kût-hûs, Schlachthaus, carnificina.
kuterie, Schlächterei, carnificina.
kuter-koven, Schlachthaus, laniena.
kutseln, sw. v. kitzeln (mehr hochd.).
kuven, n. Kufe, Kübel.
kutze, kutz-wagen, Kutsche.
kûtze, kûsse, f. eine Art Bettstelle.
labben, sw. v. lecken; unappetitlich essen oder trinken.
labûr, Arbeit, lat. labor.
lach, n. 1. (was liegt) Leiche? 2. Lager, Lagerstätte. 3. Gelage, Festlichkeit, Gastmahl.
lach, lag, loch, n. 1. Gesetz, Statut. 2. (gesetzmässige) Willens-Erklärung.
lach, das Lachen, cachinnus, risus; enen lach togen, lächeln.
lachaftich, lächelnd; fröhlich.
lach-beden, gesetzmässig (zum Verkauf) ausbieten.
lach-broder, Gelagsbruder, Mitglied einer Trinksodalität.
lach-, lage-dach, Gerichtstag = dinge-dach; die an demselben angestellte Klage; Gerichtstermin.
lach-delen, ein gesetzliches Urteil sprechen.
lach(e)lik, lächelnd; lächerlich; fröhlich.
lachen, hüpfen, springen? mhd. lecken.
lachen, sw. v. lachen; lachende (mit lachendem munde), frei und ungezwungen.
lâchen sw. v. = laken, tadeln?
lachinge, das Lachen.
lachter = laster, Schimpf. (mehr mnl.)
lach-soken, gesetzlich oder gerichtlich verfolgen und überführen.
lach- (loch-)tugen, nach dem Gesetze bezeugen oder erklären.
lach-felling, Urteil, Verurteilung.
lackeritze, Lakritzen, liquiritium.
lactwarige, lactuarie, Latwerge, electuarium.
ladder = ledder, Leder.
laddern, ledern.
laddich = leddich.
lade, f. Kiste, Schrein; bes. die Lade der Aemter und Bruderschaften zur Aufbewahrung von Documenten; Innung mit gemeinschaftlicher Kasse; die Form, in der Steine gebacken werden; Laffette für ein Geschütz.
lade, f. Zweig, Spross; Nachkomme.
lade-brêf, 1. Gildebrief. 2. Citationsbrief.
ladeke, Lattich, lactuca.
laden, st. und sw. v. laden, ein-, vorladen.
laden, st. v. beladen, belasten; refl. sich mit etwas (Gen.) beladen, übernehmen.
laden-krût, in Laden oder Kisten aufbewahrtes Gewürz.
lader, 1. Einlader. 2. Auflader.
ladinge, 1. Vorladung. 2. das Tragen, Belastetsein.
la-dunkel, Arroganz, Dünkelhaftigkeit.
la-dunklik, der sich etwas dünken lässt, arrogant.
lage, f. 1. Lage, Gelegenheit. 2. Gelage? 3. lauerndes Liegen, Nachstellung, Hinterhalt, insidiae.
lage, f. Fässchen (Legel).
lage-leggen, Nachstellungen bereiten.
lage-legger, Nachsteller, insidiator.
lage-legginge, f. Hinterhalt, insidiae.
lagen, sw. v. im Hinterhalte liegen, nachstellen, auflauern, insidiari.
lages-broder = lachbroder, Zechgenosse.
lahen-tûn, wahrsch. ein Zaun aus lôn (= Ahorn, Alhorn).
lak, n. (m.?) Fehler, Mangel, Gebrechen; Makel, Tadel.
lak, schlaff, lose, nicht fest.
lak, (von Gefässen, Schiffen etc.) leck.
lake, f. Lache; Sumpf, sumpfige Wiese.
lake, f. Salzbrühe, salsugo.
lake, ein Gewürz?
laken, n. 1. Tuch, Zeug, meist aus Wolle gewebt (selten Leinewand). 2. als bestimtes Mass (44, 30 etc. Ellen). – Bildl.: dat l. recken, die Kosten hergeben.
laken, sw. v. verachten, tadeln.
laken, sw. v. abnehmen, minder werden.
laken-berêder, der die Tücher krimpt, rauht und schert.
laken-gespan, Laken-, Wandrahm.
laken-maker, -meker, Tuchmacher, pannifex.
laken-scherer, Tuchscherer, pannirasor.
laken-snider = wantsnider.
laken-striker, Lakenstreicher, der die Aufsicht darüber führt, dass die Laken ihre gehörige Länge haben.
laken-wardein, Tuchwardein.
lake-rede, Mühle, wo Laken fertig gemacht wird – walkemole? lies lakenrêde?
lakheit, Leckheit.
lakinge, Abnahme, Verminderung, Verlust.
lak-mâl, Fleck, fehlerhafte Stelle.
lak-rêp, Tau aus Riedgras, Leesch.
lam, flect. lames, lahm.
lam, flect. lammes, Lamm.
lamelse = lemelse, Lähmung.
lamen, sw. v. = lemen, lähmen, lahm machen.
lamen, Gebrechen?
lami (Zusammenziehung der Solmisationssilben la und mi), traurig, kläglich; up ên lami ûtgân, ûtlôpen, kläglich enden.
lam-laken, Tuch aus Lammwolle?
lam-mage, Lammesmagen.
lammen, sw. v. »Lamm« sagen.
lampacie, Grindwurz, rumex acutus?
lampe, f. Lampe, Leuchte.
lamprêde, -preide, Lamprete.
lam-suchtich, gichtbrüchig.
landen, sw. v. landen, ans Land bringen, an Land kommen; auch refl. sik l.
landes-dach, Versammlung des Landes, Landtag.
landes-dink, (allgemeines) Landgericht.
landes-knecht, Bewaffneter zu Fuss (im Dienst eines Landesfürsten).
landes-rât, das allgemeine Landgericht.
lande-werdes, land-wert, land(ein)wärts.
lange, f. Länge.
lange, Langfisch (Stockfischart).
lange, langen, adv. lange Zeit; bi l., seit langer Zeit.
langede, f. Länge.
langelachtlich, -aftich, länglich, oblongus.
langen, sw. v. 1. langen, reichen. 2. erlangen, erreichen.
langes, adv. u. präp. längs, der Länge nach, entlang; vor langes, seit längerer Zeit; van rugge l., a retro.
langicheit, Länge.
lank, lang; vom Wein, Bier etc. zäh, fadenziehend, pendulus; dat lenger lîf hebben, länger leben, den andern überleben; lank sîn, es lange machen, säumen, zaudern.
lank, adv. u. präp. längs, entlang; bi dike l., längs des Deiches; bi huse l. (verkopen), hausierend (verkaufen); lank landes; lang de tafeln, die Tische entlang; lank den wech; lank de weken, die Woche hindurch.
lankaftich, länglich.
Lank-barden, Lombardei; lank-barts, -bersch, lombardisch; l. not, wälsche Nuss, avellana.
lank-beidich, lange wartend, langmütig.
lanke, die Seite zwischen den Rippen und der Lende, Weiche, lumbus; überh. Seite; die Seite des Wassers, wo man zu fischen pflegt, stagnum.
lank-halich, -holich, länglich.
lankheit, 1. Länge. 2. Langsamkeit.
lankhelde, in de l. slân, in die Länge ziehen.
lank-helvet, langgestielt.
lank-herdich, lange dauernd.
lank-levich, -levelich, lange lebend oder dauernd.
lank-modich, langmütig.
lank-ovel, Krankheit in der Lanke, Pleuresie.
lank-peper, piper longum, die halbreifen Fruchtstände von chavica officinarum.
lanksam, -sem, -sum, adj. u. adv. lange dauernd; langsam, säumig.
lanksamich, langsam.
lanksemen, -sumen = lanksam, adv.
lank-verdich, langsam fertig, träge.
lank-wagen, das Stück Holz, womit das Vorder- und Hinterteil des Wagens verbunden wird.
lank-want, eine Art Tuch (gemeiner Sorte).
lank-warich, lange während, dauernd.
lank-wilich, adj. u. adv. lange dauernd.
lank-worpel, länglich.
lanne, f. Stange oder Blatt (Blech) von Metall oder anderem Stoffe, lamina; Kette oder Gürtel, aus den einzelnen Stäbchen (Gliedern) gemacht oder aus Metallblech getrieben.
lannen-golt, dünn geschlagenes Gold (Goldblech, Goldschaum?)
lanste, s. lantsete.
lant, n. 1. Land (Ggs. Wasser), Acker, Boden. 2. Land (Ggs. Stadt). 3. Land, Provinz, District, bes. das Heimatsland. 4. die Bewohner eines Landes. 5. ein bestimtes Mass von Aeckern (etwa 400 Ruten); überh. Grundstück.
lant-art, das Land, aus dem man herstammt, Geburtsland, Heimat; überh. Gegend, Ort.
lant-bede, allgemeine Landessteuer.
lant-bo, Landbebauer, Colon (aus d. Dän.).
lant-bodel, Büttel für das Land.
lant-dink, Land-, allgemeines Gericht, generale terrae judicium.
lant-drossart, Landdrost.
lante, die Holzunterlage, auf welche das Blei des Daches genagelt ist?
lant-gank, Landung, Gang ans oder ins Land (bes. des Raubes wegen).
lant-gedelik, landesüblich.
lant-gelt, Grundzins, terragium.
lant-genote, Landesgenosse = lantsate.
lant-grave, Graben um das Land zur Befestigung gezogen.
lant-gulde, Rente von Landbesitz.
lant-gût, Vermögen, Besitz, in Ländereien bestehend.
lant-hagen, Einzäunung des Landes = lantwere.
lant-hêre, 1. Eigentümer des Grundes, Grundherr. 2. Landesherr. 3. der vornehmste Vasall in einem Lande, der die Gerichtsbarkeit ausübt.
lant-hode, -hude, Landeshut, Behütung und Beschützung des Landes.
lant-holder, Statthalter.
lant-jacht, allgemeine Verfolgung (eines Räubers oder Diebes).
lant-knecht, lictor = lantbodel, ein Unterbeamter der Landvögte.
lant-kôp, landesüblicher Kauf(preis).
lant-kummerdure, Landes-Comthur.
lant-lage, Landeskind, Einheimischer.
lant-loftich = lantlopig.
lant-loper, der das Land durchläuft, Landstreicher, erraticus, vagus.
lant-lopich, 1. das Land durchstreifend. 2. landläufig, im Lande üblich; dat l. gerichte, das zuständige (landesübliche) Gericht.
lant-lôs, des Landes verlustig; heimatlos.
lant-man, 1. Eingesessener eines gewissen Bezirks, Landesgenosse, compatriota. 2. selten im heutigen Sinn: Landbewohner (Ggs. Städter oder Bürger).
lant-mêre, f. allgemeines Gerede.
lant-mêrich, landkundig.
lant-prank, Hausirhandel?
lant-recht, 1. das in einem Lande geltende Recht. 2. Landgericht. 3. die Pflichten, welche das Landrecht verlangt.
lant-reise, (Kriegs)zug ins Land hinein.
lant-rekel, Bauernhund.
lant-rider, berittener Polizeidiener, der das Land bereitet.
lant-roringe, das Grundruhrrecht.
lant-ruchtich, im Lande bekannt.
lant-rumich werden, das Land verlassen.
lant-sake, m. der das Land befehdet, Landschinder, Wegelagerer.
lant-sammelt, n. Versamlung des Landes; lies lantsammelent?
lant-sate, -sete, verkürzt lanste, 1. Landeseingesessener (als adj. landsässig). 2. freier Einwohner eines Landes, aber ohne eigenen Grundbesitz, Pächter eines fremden Grundstückes. 3. allgem. Unterthan, der dem Herrn zu Diensten verpflichtet ist.
lant-schade, m. Landschädiger, Wegelagerer.
lant-schat, Landschoss, Hufensteuer.
lant-schêde u. lant-schêdinge, Land(es)grenze.
lant-schop, f. 1. Landschaft, Gegend. 2. die Einwohnerschaft eines Landes, bes. die adliche.
lant-schri(e?), m. Landgeschrei, öffentliches Aufgebot der Bevölkerung zum Kriege etc.
lant-schumer, Landstreicher.
lant-sede, Landessitte, -gewohnheit.
lant-sedel, m. der Landsasse, = lantsete.
lant-sedelik, -sedich, landesüblich.
lant-seggent, n. Volksgerede.
lant-seten, im Lande eingesessen.
lant-sworen, Landesgeschworner.
lant-tal, -tale, landesübliches Verhältnis; na l., pro rata parte.
lant-towe, Landfesting, Tau, mittels dessen das Schiff am Lande befestigt wird?
lant-val, Einfall ins Land? Landung?
lant-vare, Kaufmann der zu Lande reist (Ggs. watervare).
lant-varer, Landstreicher, Bettler, vagabundus.
lant-varink (-verink, -verdink, -verich, -verer), m. ein im Lande umherziehender (fahrender) Krämer, Kaufmann oder Handwerker; Landstreicher.
lant-veste, 1. Landwehr. 2. Landesordnung, Landgericht. 3. die Verfestung eines Verbrechers, Verurteilung in die Landflüchtigkeit.
lant-volginge, Verpflichtung beim allgemeinen Aufgebot zu folgen.
lant-vrede, 1. der allgemeine Friede, treuga. 2. concr. die den Landfrieden zu wahren und zu schützen haben. 3. Landesvertheidigung.
lant-vrouwe, 1. Landbewohnerin. 2. Landesherrin.
lant-wacht = lant-hode.
lant-were, f. die Vertheidigung des Landes; concr. die zur Befestigung eines Landes oder einer Stadt aufgeführten Werke; Territorialgrenze.
lant-were, m. Wächter der lantwere, Grenzwächter.
lant-werunge, 1. die im Lande übliche Gewährleistung. 2. = lantwere.
lant-winner, Landmann, Bauer.
lant-witlik, landkundig.
lant-wîf, einheimisches Weib vom Lande.
lapen, sw. v. lecken, schlürfen, lambere.
lappe, m. Stück, Fetzen Tuches oder Leders etc.; das weiche Bauchfleisch der Tiere, bes. des Rindviehes.
lappe, m. der läppisch ist, Laffe, Narr.
lappen, sw. v. durch Aufsetzen eines Flickens, Lappens ausbessern, aus Stücken zusammensetzen; überh. ausbessern.
lapper, Flicker.
lapperie, f. Flickstücke, Kleinigkeiten.
laqueien-water, aqua aquilejae.
lare, f. = lere, disciplina; laren, sw. v. = leren.
lare-bôm, Lor(beren)baum.
las, lasch, müde, matt, lassus.
las, m. (lasche, f.) keil- oder zwickelförmiger Streifen; laschen, Laschen ansetzen.
las, m. Lachs.
las-garn, Lachsnetz.
las-gelt, Lachsgeld; d. h. Geld als Ablösung des früher in natura gelieferten Lachses.
lasich = losich, matt.
las-kule, Lachskolk.
las-mânt, Lachsmonat, Januar.
las-snider, Lachsschneider, Lachsverkäufer.
last, m., seltener n. u. f. 1. Last; Auftrag. 2. Beschwerde, molestia, spec. Process.
last, f. (Plur. lasten und leste), Last, ein bestimtes Quantum von Waren, nach der Gattung derselben verschieden.
lastadie, -ige, (= ladestat, contr. lâstat, Ort, wo die Schiffe beladen und entladen werden?) 1. Schiffszimmerwerft, navale. 2. die unnütze Schiffslast, Ballast, saburra (aus engl. lastage, frz. lestage?).
lasteken und lasten, eine Art Pelzwerk (vom gemeinen Wiesel, Schneewiesel).
lasten, sw. v. belasten; refl. sich belasten womit, etwas übernehmen.
laster, m. und n. Spott, Hohn, Verachtung, Lästerung; was zu tadeln ist, Fehlerhaftes.
lasterbarheit, Beschimpfung.
laster-brôk, Schandhose, Schandkleid, cubraca.
lasteren, sw. v. an der Ehre kränken, tadeln, schwächen, conviciari, vituperare.
lasterich, höhnend, schmähend.
lasteringe, Lästerung, Beschimpfung.
laster-kosen, sw. v. beschimpfend reden, lästern.
laster-kosinge, Schmährede.
lasterlicheit, Beschimpfung.
lasterlik, beschimpfend.
laster-mâl, tadelhafte Stelle, Fleck, Fehler.
lastich, lestich, schwer (von Gewicht); lästig, beschwerlich.
lasticheit, Lästigkeit, Beschwerde.
lastinge, Belastung, Last.
lastiven, eine Art Formstein.
lastlik, lestlik, lästig, beschwerlich.
last-tol, Zoll, der von jeglicher Last erhoben wird.
lat, m., late, swm. der hörige Diener, litus, lito.
lat, flect. lates, 1. lässig, träge; der zu spät oder zu langsam etwas thut. 2. spät; lateren (leteren) jares, lateren dages, anno, die sequente (crastino); de latere dach bezeichnet auch die Octave; z. B. lateren twelften = 20. Januar. vnser vrouwen dach der lateren ist der 8. Septbr. (Ggs. der êrren, 15. Aug.) der nächste, zweite oder dritte Gerichtstag (latere dach, laterdach). dat lateste, leste, das Ende (des Lebens); to deme latesten, zuletzt, int, ant leste, zuletzt.
late, adv. spät; latest, latesten, letzthin, jüngst, neulich.
lât(e), f. Krug, urceus.
lât(e), n. Benehmen; Gebärde.
late = lode, Spross.
late-kop, Schröpfkopf.
late-lude, die Laten, Lassen; vgl. lat I.
laten, st. v. 1. intr. aussehen, ein (ge-)lât haben. 2. trans. lassen, loslassen; verlassen; unterlassen, nicht thun; zulassen, einräumen; ablassen von etwas, aufgeben; hinter-, zurücklassen; überlassen (bes. zur Entscheidung); zum Schlusse festsetzen, beschliessen; (it laten) eine Sache wohin bringen oder unterbringen, etwas mit ihr anfangen; die Rechtsansprüche aufgeben; veräussern ohne Vorbehalt von Eigentumsrechten; zur Ader lassen. 3. refl. sik l. in, sich in eine Sache einlassen, anfangen; sik l. up, sich verlassen, vertrauen auf. Anm.: Constr. mit Acc. (Dat.) c. Inf. Präs. oder Partic. Perf.
later, der zur Ader lässt, minutor.
lât-gût, Lassgut, (kündbares) Zinsgut.
lât-hof, ein Hof zu Zins ausgethan.
latinge, Ueberlassung; gerichtl. Cession eines Eigentums.
latink, lattink (zu dink, Gericht) = botdink.
lât-iseren, Lasseisen, Instrument zum Aderlassen.
latke, (Frauen-Kleidungsstück) Ueberschlag, Kragen?
lâtlik, verzeihlich.
laton (lattun), Messing, frz. laiton.
lât-recht, Laten-, Lassenrecht, das Dominium über einen laten.
lat-rîs (= lotrîs), Spross, Lodenreis; junger Baum.
latte, Latte, tegula; latten dragen, verzagt, furchtsam werden.
latten, sw. v. mit Latten belegen.
latten-nagel, Nagel mit plattem Kopfe.
lattuke (lattike), Lattich.
lat-verdich, lassfertig, träge.
lat-verdicheit, Lässigkeit, Trägheit.
lauw (law), lau; lau(w)heit, Lauheit.
lauwen, sw. lau werden.
lauwe, m. Löwe (louwe).
laf (lip, lebbe), n. Mittel, um Milch (zur Käsebereitung) gerinnen zu machen (bes. aus Kälbermagen bereitet), coagulum; laf-emmer, Labeimer; laf-sak, Häutchen (Blase) mit Lab.
lave, f. Labung.
lavel-bêr (= lovelb.), Verlobungsfest.
laven, sw. v. laben, erquicken.
laven, sw. v. Milch durch Lab gerinnen machen.
laven, sw. v. (= loven), geloben.
lave- (lâf)nisse, Erquickung.
lavêren, sw. v. lavieren (eig. u. bildl.).
lavinge, Labung.
lawant (vgl. luwant), Leinewand.
lazarie, lazerheit, Aussatz (Krankheit des Lazarus).
lazers, aussätzig.
lê (lêhe), f. grössere Sense.
lê (lêhe), f. (n.) die Seite unter dem Winde, d. h., wo der Wind nicht herkommt.
lêbar(e), lêbart, m. Leopard; auch Löwe?
lebinge? lies lêvinge, Beliebung?
lêch, lêge, 1. niedrig; lêch water, der tiefste Stand der Ebbe. 2. niedrig, schlecht, gemein (auch im moral. Sinn).
lechelen (leghelen, lechelken), n. kleines Fass, Tönnchen.
lechelik, lachend, höhnend.
lêchen, leichen, sw. v. sein Spiel mit jem. treiben, betrügen, täuschen, sophisticare; aus dem Hochdeutschen.
lêcherie, leicherie, Täuschung, Betrug.
lêchinge, Betrügerei, sophistria.
lêchlicheit, Täuschung oder Lüge.
lechlik (= legelik), bequem, gelegen.
lecht, s. licht.
lecken, sw. v. mit den Füssen hintenausschlagen (löcken).
lecken, sw. v. lecken, stillare; factit. lecken lassen, destillieren.
lecker, m. Begier, Lust.
lecker, leckerich, üppig lebend, leckerhaft (häufig subst. Schmarotzer, Lotterbube); von Sachen: schmackhaft.
leckerer, Lotterbube = lecker.
leckericheit u. leckerie, Leckerhaftigkeit; leckeres, üppiges Leben.
leckerliken, -rigen, adv. den Gaumen kitzelnd: üppig, wollüstig, lotterhaft.
leckerwarte, Lakritzen, electuarium.
leck-koken ist wol assim. aus: lefkoken, Lebkuchen.
leck-wîn, vappa, vile vinum, quod ex faece exprimitur.
ledder, leder (contrah. leer), ladder, n. Leder.
ledder, f. Leiter; bes. die Wagenleiter, die leiterförmige Seitenwand des Wagens; die Galgenleiter; als Folterinstrument.
ledder-touwer, Lederbereiter, Lohgerber.
led(d)ich, laddich, 1. frei, ledig, solutus. 2. müssig, unbeschäftigt; vom Acker: unbearbeitet. 3. von Sachen: leer; eitel, nichtig. 4. im rechtl. Sinne: zur freien Verfügung stehend, erledigt, unverliehen; (von Pers.) frei, ungebunden.
leddicheit, 1. Ruhe, Freisein von Arbeiten, Müssiggang. 2. im rechtl. Sinne: a. die Öffnung einer Burg. 3. das Servitut, das ein ledichman zu leisten hat.
leddich-gank, Müssiggang.
leddich-genger, Müssiggänger.
leddichlik, frei, unbehindert; adv. -like(n).
leddichman, homo ligius absolutus, freier Vasall, der dem Herrn zu Kriegsdienst und Beistand verpflichtet war.
leddigen, sw. v. 1. los, ledig, leer, nichtig machen. 2. befreien, (eine Stadt) entsetzen. 3. refl. sich frei machen, sich freie Zeit schaffen für etwas, sich hingeben. 4. im rechtl. Sinne: von Verpflichtungen frei machen, erledigen; brêf l., eine Schuldurkunde tilgen.
led(d)igere, Müssiggänger.
leddiginge, Befreiung, Lösung, Busse, Ersatz.
lêde, leide, f. Leid, Schmerz, (Ggs. leve); Herzensangst, Bangigkeit.
lêde, leide, adv. (Ggs. leve); leid; mi is lede, mir ist leid, widerwärtig; bes. mir wird angst und bange, ich fürchte, vereor. Vgl. leide und lêt.
lede-ganz, vollständig, unverletzt; bes. von Siegeln und Urkunden.
ledeghere (= leddichhere?), dominus ligius, Lehnsherr (Ggs. leddichman).
ledeken, n. eine kleine Lade.
lede-lichte, artecira brana (Gliedweich?).
lêdelik = lêtlik, hässlich, widerwärtig.
ledelike(n), gliedlich, Glied für Glied, membratim.
lêdel-weke, Leid- (Leidens)woche, (Karwoche von Palmarum bis Ostern)?
lede-mate, n. 1. Gliedmass des Körpers. 2. Mitglied einer Körperschaft.
leden, sw. v. zerglieden, zerstücken.
lêden, leiden, sw. v. 1. leid machen, verleiden. 2. intr. leid sein.
leder-kalk, calx viva.
lede-wêk, Beta silvestris (Gliedweich).
lede-wêkicheit, Gliederweichheit, -erschlaffung.
ledich, mit Gliedern versehen; vom Korne, das schon Blätter gesetzt hat.
ledunge = leddiginge, das Ledig-, Freimachen, Ersatz.
lege, Laie, laicus.
lege (= gelege), Belegenheit.
lêgede, Niedrigkeit, niedrig gelegener Ort, Niederung.
legede, 1. = legerholt? 2. Lagebalken, in den die Ständer gesetzt werden.
legelicheit, f. Belegenheit, Lage, Beschaffenheit.
legelik, lechlik, 1. belegen, situs. 2. gelegen, bequem, opportunus.
legen = legel, Fässchen.
lêgen (leigen), st. v. lügen; l. heten, jem. einen Lügner nennen (eine strafbare Schelte).
legenicheit u. legenheit, Be-, Gelegenheit, Beschaffenheit, Sachlage.
leger, legger, n. 1. das Sichniederlegen; concr. der Ort, wo man sich niederlegt, Lager, Aufenthalt. 2. das Einlager, obstagium. 3. Beherbergung des Herrn, seiner Familie, seiner Mannen etc.
legeraftich (-achtich), 1. bettlägerig. 2. der im Einlager als Geisel liegt.
legercheit, Beschaffenheit?
legeren, s. v. 1. machen, dass etwas liegt; l., sik l., sich lagern, seinen Aufenthalt nehmen. 2. aufhören machen, beilegen; den sank l., den Gottesdienst einstellen; sik l., aufhören. 3. im rechtl. Sinne: erlegen, ersetzen, wieder gut machen, bezahlen, entschädigen.
leger-gelt, Geld für das Liegen (z. B. der Schiffe).
leger-holt, der Abfall in den Waldungen, das Leseholz, trockene Zweige.
legerich, bettlägerig.
legeringe, 1. Belagerung. 2. Erlegung, Bezahlung. 3. Niederlegung, -werfung.
legerlik, gelegen.
leger-stede, Lagerstätte; Grabstätte.
legge, lege, f. 1. das Niederlegen, die Niederlage; Lage; Klippenlage, Untiefe. 2. Erlegung (von Geld). 3. das Niederlegen, Abgeben einer Erklärung, depositio?
legge, m. = leie, Laie, laicus.
leggelen, s. lechelen.
leggelen; Bothe, Chron. der Sassen fol. 75: leggelde; lies: Veggelde (Vechelde bei Braunschweig)?
legge-luchte, viell. eine Leuchte, die nicht zum Tragen (wie Handleuchter, Stockleuchter), sondern zum Hinsetzen auf den Tisch bestimt ist.
leggen, sw. v. 1. legen; dale l., niederlegen, zerstören; (auch ohne dale: niederlegen, einstellen = legeren). 2. ersetzen. 3. ansetzen, bestimmen, wofür verwenden (anlegen); anrechnen. 4. in der Schiffersprache: das Schiff wohin richten, fahren (in de see, to der stad etc.); to hope l. mit, angreifen. 5. in der gerichtl. Sprache: jem. legen, d. h. das Einlager halten lassen. Refl. sich niederlegen, lagern; mit tegen, wedder: sich wenden, zum Angriff, sich widersetzen; mit van: sich wenden von, aufgeben.
legge-schip, Liege-, Wachtschiff; Fischerboot zum Legen der Netze?
leghant, ein Edelstein (jâchant, hyacinthus?).
legie(n), f. Legion (gew. zu 6666 angegeben).
lei, leie, leige, Art und Weise.
lei-broder, Laienbruder.
leide (lêde), f. Linie (d. h. Leine) oder Tau, woran eine Anzahl Angelschnüre und Haken befestigt sind.
leide, Gang? (vgl. lide).
leide, adv. als Interj. zum Ausdruck des Schmerzes; gew. im Comparativ leider (Ggs. lever) häufig mit to verb. (to leider! proh dolor!) Vgl. lêde u. lêt.
leide, m. Führer.
leide (lêde), n. 1. Geleite, Führung. 2. das sichere Geleit, salvus conductus; Schutz eines Fremden. 3. die Abgabe, die für sicheres Geleit den leidesheren gezahlt wird.
leide-bôk, Buch zum Aufzeichnen (das »leitet«), registrum.
leide-brêf, Geleitsbrief.
leide-, lei-gelt, Geleitsgeld, Abgabe für sicheres Geleit gegeben.
leide-hunt, Leit-, Jagdhund, der am Seile geführt die Fährte des Wildes aufsucht.
leide-lage, f. das Legen eines Hinterhaltes. Lies leide lage?
leiden (lêden), sw. v. 1. leiten, führen. 2. bes. das sichere Geleit, den salvum conductum, geben. 3. führen (ein Leben etc.); im gerichtl. Sinne: enen tuch l., einen Zeugen (oder Zeugnis) vorführen, producieren.
leider (lêder), m. Führer.
leides(ch), von Leiden; laken oder want (oder allein leidesch), Tuch aus Leiden, ein beliebter Kleiderstoff.
leide-sêl, Leitseil.
leides-hêre, Führer; Geleitsherr.
leides(lêdes-)man, leide-man, Geleiter, Führer; bes. der das obrigkeitliche Geleit repräsentiert und eventuell geltend macht.
leide-staf, Leitstab; Führer.
leide-stern, Leitstern, Polarstern.
leide-wech, Leitweg.
leidich, 1. Leid verursachend, widerwärtig, molestus. 2. in Leid befindlich.
leidigen, sw. v. geleiten.
leidinge, f. Verletzung.
leid- (lêd)inge, f. (leidink m.) 1. Führung, Leitung (Führer). 2. concr. Wasserleitung; Geleit, Zug.
leie, Laie, laicus.
leie (leide, leige), Fels, Stein, bes. Schiefer.
leie-mark, eine Münze, = 12 Schill.
lei-, leien-decker, Schieferdecker.
leiesch, laiisch, laicus.
lei-monnik, Laienbruder, -mönch.
leischap, f. die Laienschaft, Gesamtheit der Laien.
lei- (le-, leit)schap, Bauerschaft (eig. Flur-, Feld-, Weidegenossenschaft).
leise, Besatz (an Kleidern)?
leise (loise, lose, loische), f. Kirchengesang, geistliches Lied; dann überh. Gesang, auch weltl. Art.
(leisen-) loisen-broder, Kreuzbruder, Flagellant.
leisich, lêsich, freundlich, schmeichlerisch. Davon das Subst. leisicheit.
leisten, s. lêsten.
leitlik, dem Geleite gemäss; anständig.
leitsam, beschwerlich.
leiûn, eine Münze (= 14 Sch. 6-8 Pfg. Lüb.)
lêk (leck, leik), m. das Laichen; (Fisch)laich; bes. in Zus. heket-, stint-, blei-lêk.
lêk, laicus, Laie; ên lêkman, Laienbruder; dat lêke volk, lêke lude.
leke-bint, Band (welches?)
lêken, sw. v. hüpfen, springen?
lêke-tît, Laichzeit.
lêkinge (leckinge), die Laichung.
lêlicheit = lêde-, lêtlicheit, Hässlichkeit.
lêlik = lêde-, lêtlik, hässlich.
lêm, m., lême, swm. Lehm, Thon.
lemede (lembte), f. Lähmung.
lemelse (lemesle), f. Lähmung.
lemen, sw. v. lähmen, die Kraft schwächen; verletzen.
lêmen, von Lehm, lehmig.
lêmen, sw. v. mit Lehm bestreichen.
lêmen- (lêm-)decker, der mit Lehm deckt, beschmiert.
lemenisse, lemesse, f. Lähmung.
lêmenterer, Lehmarbeiter. Aus lêmen-werchter?
le- leime(n)t, Kerzendocht.
lêmer, Lehmarbeiter.
(lemel, lomel,) lemmelen, n. Messer-, Degenklinge, lamella.
lemich, (von Personen) träge?
lêmich, lehmig.
lêm-, lêmen-klicker, Lehmarbeiter, Mauermann (auch Topfbäcker?)
lemmeren, adj. vom Lamm.
lemmer-tege, (- d. i. tegede) Lämmerzehnten.
lemmer-tît, Lämmerzeit (= fröhliche Maienzeit).
lem-slach, Schlag, der lähmt.
lêm-staken, Flechtwerk von Zweigen und Pfählen, mit Lehm dazwischen.
lêmunt, m. Leumund, Ruf.
lêm-wase, Soden von Lehm.
lêm-werter (d. i. werchter), Lehmarbeiter.
lên, n. Lehn; (obrigkeitliche) Verleihung eines Amtes, eines Zunftrechtes.
lende, Lende.
lenden, sw. v. 1. intr. aufhören, enden; häufig verb. enden unde lenden. 2. tr. aufhören machen, zu Ende bringen. 3. refl. aufhören.
lendener, n. Hosengürtel, lumbale.
lenderie, f. Land-, Grundstück.
lên-dach, lên-dink, Lehngericht.
lêne = lêninge.
lênen (lêhenen), leinen, sw. v. 1. leihen; zu Lehn geben. 2. belehnen.
lenense, n. woran man sich lehnt, reclinatorium.
lêner, Verleiher, Lehnsherr.
lên-erve, lên-erf-gename, Lehnserbe.
lene-wand, Leinwand.
lenge, Länge, Länge der Zeit; ein langes Seil, das um grosse Packen (Heu, Stroh, Holz etc.) geschlagen wird, um sie heraufzuziehen.
leng(e)de, f. Länge; up de l., auf die Dauer; endlich.
lengelaftich, länglich.
lengen, sw. v. verlängern, hinausschieben.
lenger, Hinhalten, Zögern.
lên-gût, feudum.
lên-hêre, Lehnsherr.
lêninge, 1. das Leihen, Belehnung. 2. das durch die Belehnung erhaltene Recht. 3. Das geliehene Gut.
lênisch, lênsch, lêns, zum Lehn gehörig, feudalis; l. were = lênware; in l. weren hebben, zu Lehn (nach Lehnsrecht) besitzen.
lenk, (Compar. zum Adv. lange) länger, diutius.
lenken, sw. v. lenken, biegen, richten. sik l., einlenken, nachgeben; na, in, sich wenden, sich schicken.
lenket, mit Gelenken versehen.
lenk- (lenge-)hake, Kesselhaken mit (Gelenken) Einschnitten zum Auf- und Niederschieben.
lenksem = lanksam.
lênliken, nach Lehnsrecht.
lên-man, Lehnsmann.
lên-penninge, Lehnsabgabe.
lên-recht, 1. Lehnrecht, Inbegriff der Lehnssatzungen. 2. der Inbegriff der Befugnisse einer Lehnsperson. 3. Lehngericht.
lensen, sw. v. das Schiff in der Richtung des Windes laufen lassen.
lente (lenten), linte, m. u. f. der Lenz, Frühling.
lenten, sw. v. worauf achten? bedenken?
lenthudisch? (von einem Kahn).
lentliken, (verstümmelt aus all-entliken) allmählich, nach und nach.
lent-sake, d. i. lendet sake, Sache, die zu Ende gebracht, beigelegt ist.
lent-want, Leinewand.
lên-vrouwe, Lehnsherrin.
lên-ware, -were, f. 1. Lehnsgewere, die Belehnung von Seiten des Lehnsherren, die Sicherung des Lehnsempfängers in seinem Recht. 2. die aus der Belehnung entspringende Lehnspflicht.
lên-warschup, die Verleihung u. Übertragung des Lehns.
lepe = lepeler?
lepel (leppel), m. Löffel; den l. upsteken = sterben.
lepel-bort, lepel-bret, Brett, worauf man die Löffel steckt.
lepeler, Wasservogel mit löffelähnlichem Schnabel.
lepel-voder, Löffelfutteral.
lepper, m. Altflicker.
lêr, n. Wange, Backe.
lêre (lare), f. Lehre, Unterricht.
lêre-bode, (Lehrbote) Lehrjunge.
lêre-kint, Schüler; Lehrjunge.
lêre-knape, Lehrjunge, Lehrling.
lêre-knecht, Lehrling.
lêren, sw. v. 1. lehren (mit Acc. u. Dat. der P.). 2. lernen.
lêrich, gelehrig, zum Lernen eifrig und geschickt.
lêringe, Lehre.
lêr-kussen, Wangen- oder Backenküssen.
lernen, sw. v. = leren.
lêrsam, gelehrig.
lêrse (contrah. aus lederse), f. ledernes Beinkleid, weiter, hoher Stiefel.
lerve, f. Larve.
les, n. (was man liest?) Legende; Vers.
lêsch, Ried, Schnittgras, Schilf, carectum.
lesche, leske (vgl. ahd. lesa, ruga), Runzeln an Stirne, Händen und Füssen.
lêsche, leische, das Gemächt (inguen); hochd. Leiste.
leschen, st. u. sw. v. erlöschen; auslöschen.
lê-seise, eine grosse Sense.
lese-mester, Lector im Kloster, Prof. der Theol. und Philos.
lese-misse, die s. g. stille Messe.
lêsen, st. v. verlieren.
lesen, st. v. 1. lesen, sammeln. 2. lesen; Gebete lesen; hersagen, beten (auch ohne Geschriebenes vor sich zu haben); lesen over, beten für; überh. sprechen, reden, berichten.
lesinge, Lese, Ernte.
leslik, leserlich, lesbar.
lest, Superl. zu lat, letzte; adv. l., lesten, zuletzt, jüngst.
lêst, m. (Knochen)exostose am untern Teile des Pferdebeines.
lêst, lêste, Leisten, calopodium.
lesten, sw. v. (der letzte sein?) säumen, zögern? Lies letten?
lêsten, leisten, sw. v. 1. leisten, einer Verpflichtung nachkommen, sie erfüllen; dach l., auf erfolgte Citation sich stellen; sich als Geisel stellen zum Einlager, »Geiselschaft leisten«, obstagium servare. 2. l. vor, sich verbürgen.
lesterliken, auf schändliche Weise.
lêst-, leistinge, Geiselschaft, Einlager, obstagium.
lestink, der letzte Eimer einer vlôt Salzsole.
lêt, n. Lied.
lêt, leit, n. Leid, Schmerz.
lêt, leit, leid (Ggs. lêf), betrübend, böse; der einem leid, verhasst ist. Vgl. lêde und leide.
letanie, Litanei.
leter, Comp. zu lat.
let-holt, s. lit-holt.
lêtlicheit, Hässlichkeit, Widerwärtigkeit.
lêt- (leit-, lêde)lik, Leid, Widerwillen erregend, hässlich, gräulich; adv. lêtliken.
lêt-, leit-sage, m. Geleiter, Führer; im Schiffswesen: Lootse.
lêt-sagen, sw. v. geleiten.
lêt-saginge, Geleitung.
letsel, n. Hindernis.
lêt-spreker, Liedsprecher, Spielmann, Schauspieler, gannio; der höhnische, spitzige Reden führt.
letten, sw. v. morari. 1. trans. hinhalten, aufhalten, hindern, sunder oder ane letten, unverzüglich. 2. intr. sich aufhalten, zögern, säumen; l. up, sich betrachtend wobei aufhalten, aufmerken.
letterie, der Gebrauch der Lettern, Charactere, zur Zauberei.
lettinge, Behinderung, Hindernis; ane l., unverzüglich.
lêt-vordrîf, Leidvertreib = Freude.
letze, f. 1. Ende, die äusserste Verteidigungslinie. 2. Abschied, Abschiedsgeschenk.
letzen und letzigen, sw. v. verletzen.
lêf, adj. und adv. lieb, wert; vom Preise: hoch, teuer; also lêf he dat gût hadde, so hoch er den Wert oder Preis des Gutes taxierte.
lêve, f. 1. Freude, Lust, Liebhaben, Gunst; mit lêve entw. gern, freiwillig, oder gesund und wohl; mi geschut, wert lêve, mir wird etwas Liebes, Freudiges zu Teil, ich werde froh. 2. Liebe, in heutigem Sinn (dann gewöhnlicher lêvede, lêfde); in der Anrede: juwe lêve, »Ew. Liebden«.
lêve = (bu)lêvinge.
leve-dage, Lebenszeit.
lêvede, lêfde, f. Liebe.
levekaste (d. i. -koste), Gelage der Gilde? lies lovelkoste, Verlobungsfeier?
lêveken, n. Liebchen.
leve-koke, Lebkuchen, dünner Honigkuchen.
lêve-kosen, sw. v. freundlich, liebreich zureden, liebkosen.
lêven, sw. v. intr. lieb sein; tr. lieb machen; auch = belêven, belieben, z. B. rades l., Rat pflegen, sich mit jem. beraten.
leven, sw. v. 1. intr. leben. 2. tr. erleben; bes. den dôt l., den Tod jemandes erleben, ihn überleben.
lêven, loven, sw. v. zurück-, hinterlassen (bes. beim Tode).
levendich, lebendig; von Urkunden: nicht mortificiert, noch gültig (so auch levende brêve).
levendige = levendage, Lebenszeit.
lêve- (lêf)nisse, Freundlichkeit, Gabe und Geschenk aus Freundlichkeit.
leven(t), n. Leben; (Mönchs)orden.
lêver! (Ggs. leider!) Interj. der Verwunderung.
lever, f. Leber.
leverancie, f. Livrée.
lever-blome, ambrosiana; hepatica.
lêve-reden, sw. v. liebreich, freundlich reden mit jem.
leveren, sw. v. gerinnen, dick (libberich) machen, coagulare.
leveren, leverêren, sw. v. liefern, ab-, ausliefern; bildl. (eine Schlacht) liefern.
leveringe, Überlieferung, Tradition eines verkauften Gegenstandes.
lever-sê, Lebermeer, sagenhaftes, geronnenes Meer.
lever-sole, Lebersülze?
lever-stock, s. lubestikel.
lêf-erve = lîf-erve, Leibeserbe.
lever-wort, Leberwurz, epatica.
lêf-getal, angenehm, beliebt = lêf-talich.
lêfhaftich, liebreich, freundlich.
lêf-hebbelik, liebreich, freundlich.
lêf-hebber, Liebhaber, Freund.
lêf-hovet, (Liebhaupt) geliebte Person, Angehöriger; bes. von Verstorbenen gesagt.
lêf-licheit, Freundlichkeit.
lêflik, freundlich, gutwillig; adv. lêfliken.
lêf-maken, sw. v. liebmachen; als lêfmodicheit jem. etwas geben.
lêf-modigen, adv. mit lêfmôt, gern.
lêf-modicheit, 1. Liebe, Freundlichkeit. 2. Abgabe, »Erkenntlichkeit«.
lêf-môt, freundlicher Sinn; Freundlichkeit, freundliche Gabe.
lêf-ogen, sw. v. liebäugeln, schmeicheln.
lêf-oger, Schmeichler.
lêf-talich, 1. pass. beliebt, angenehm, gratus. 2. act. der sich liebenswürdig benimmt, amabilis.
lêf-talicheit, Freundlichkeit, Zärtlichkeit.
lêwer(i)ke, f. Lerche.
lexie, lexe, f. Lection.
lêwe, m. Löwe.
libant? (Teil des Harnisches).
liberie, Bücherei, Bibliothek.
lîc-hame, lîcham (lîkam), n. u. m. Körper, Leib, bes. der tote Leib; dat hillige l. des heren, die Hostie.
lîchamich, -lik, körperlich, leiblich; adv. lîchamliken.
lîch-genam, lîchnam = lîcham.
licht, lecht, n. Licht; Kerze.
licht, lecht, leuchtend, hell; adv. lichte.
licht, 1. leicht von Gewicht; leicht beweglich, behende. 2. leichtsinnig, leichtfertig.
lichte, adv. 1. auf leichte Weise. 2. leichthin, leichtsinnig. 3. vielleicht, wahrscheinlich. 4. ungefähr.
lichte, f. Leichtigkeit.
lichte, f. Band, Riemen, um zu heben, collare bajulorum.
licht(e)lik, leicht, unbedeutend.
lichteliken, adv. 1. mit Leichtigkeit. 2. vielleicht. 3. milde, sanft.
lichten, sw. v. auf-, in die Höhe heben.
lichten, lechten, sw. v. hell, Tag werden.
lichter, als Mass für Tuch (von unbekannter Grösse).
lichter lochene, (abs. Gen.) adv. lichterloh.
licht(e)-schip, Leichterschiff.
licht-, lecht-greve, (Lichtgraf) Aufseher über die Lichte (dat geluchte), Verwalter der Einnahmen und Ausgaben.
licht-hertich, der leichten Herzens, Sinnes ist.
lichticheit, Leichtigkeit; leichtsinniges, leichtfertiges Wesen.
lichtinge, Empor-, Aufhebung; Erleichterung, Nachlass.
licht-kaker (d. i. koker), Lichtköcher, -behälter.
licht-maker, Lichterzieher.
licht- (lecht-, lucht-)misse, Lichtmesse.
licht-mone (d. i. mome), Lichtmuhme, Aufseherin über die Lichte.
lichtnisse, Erleichterung.
licht-, lecht-pipe, Pfeife, Röhre, Tülle, um Licht, Kerzen, darauf oder hineinzustecken.
licht-ramen, Lichtrahmen (zum Trocknen der gegossenen Lichte?)
licht-verdich (vardich), leicht fertig, geschickt, hurtig; leicht, schnell.
licht-verdicheit, Leichtfertigkeit.
licht-, lecht-vinder, Lichtaufseher (obrigkeitl. Amt der Hansa in Nowgorod).
licht-vorich, leicht beweglich; leichtfertig.
licht-voricheit, Leichtfertigkeit, Leichtsinn.
licht-vrouwe, Lichterzieherin (= lichtmakersche).
licht-wiunge, Lichtmess.
licke-mulen, sw. v. die Lippen mit der Zunge lecken.
licken, sw. v. lecken, lambere, lingere.
lickerer, der gerne leckt.
licke-tappe, (der den Zapfen, Stöpsel, leckt) Leckermaul.
lide, f. Weg, Gang.
lidelicheit, Leidensfähigkeit; Leiden.
lidelik, lîtlik, 1. leidensfähig, passibilis. 2. leidlich, erträglich, das oder den man leiden mag, angenehm.
liden, st. v. gehen, vorübergehen, vergehen; in geleden tiden, in vergangenen Zeiten; kortes leden, jüngst. m. Acc. entlang, vorbeifahren an, von Schiffen. ênen wech liden, einen Weg gehen; jare l., Jahre verleben.
liden, st. v. 1. leiden, erdulden. 2. sich gefallen lassen, leiden, leiden mögen, gestatten; liden mit, womit zufrieden sein, es hingehen lassen. – Refl. sich gedulden, sich genügen lassen, sich behelfen; möglich sein, angehen.
liden, sw. v. leiten, führen. l. unde leiden.
lident, pl. lidende, Leiden.
lident, prtcp. als adv., sehr.
lider(e), der leidet; Angeklagter; en l. sîn, sich etwas gefallen lassen.
liderlik = lidelik, 1. erträglich, annehmbar; geduldig. 2. elend, jämmerlich, leidensvoll.
lide- (lît)sam, 1. leidend, schwach. 2. geduldig, verträglich. Adv. lidesamlik.
lidesamheit, Geduld.
lidesamich, geduldig, tolerans; gelinde, mild.
lidich, 1. act. der sich etwas gefallen lässt, geduldig. 2. pass. was man sich gefallen lässt, angenehm, lieblich.
lidinge, das Leiden.
lien (lihen, ligen, liggen), st. v. 1. leihen. 2. zu Lehn geben.
lien (ligen), sw. v. bekennen, angeben, aussagen.
lien = liggen?
liggen (lichen), st. v. 1. liegen; l. wedder, dagegen liegen, bekämpfen; liggende orkunde, schriftliches Zeugnis. 2. liegen in Geiselschaft oder Gefangenschaft. 3. l. an, worauf beruhen, gelegen sein; daran oder darauf verwendet sein; l. up sik sulven, selbständig sein. – Part. gelegen, beschaffen.
ligger, Lieger, Auslieger (auf einem Schiffe, des Fanges etc. halber); der sich zeitweise wo aufhält, bes. der Factor oder Commissionär eines Kaufmannes in einer andern Stadt.
liginge, Belehnung.
liinge, Bekenntnis, Aussage.
lîk (lîch), n. (selten f.) Leiche.
lîk, n.? Saum- oder Kantentau des Segels.
lîk(lîch), 1. gleich, eben, gerade, nicht krumm; gleich, ähnlich, aequalis; liker wise, gleicher Weise, gerade so. 2. gerecht, billig. – l. mit Gen. bezeichnet in der Distribution gleichartiges, z. B. aller lîk, jeder einzeln, man(ne)lîk (malk), männiglich, jedermann.
lîk, like, n. (selten f.) 1. Gleichheit, Gleichnis. 2. Billigkeit; lîk dôn, das thun, was die Billigkeit verlangt; Ausgleichung, Genugthuung, Sühne (von streitenden Parteien); – Mit Präp. to like, zugleich, zusammen, im liken, imgleichen, ebenfalls; (en like, gleich, entsprechend); mit like, mit Fug und Recht.
lîk-belde, Bild (Gleichnis), imago.
lîk-bore, Totenbahre.
lîk-dorn, Dorn im Fleische; Hühner- oder Elsterauge an den Zehen; Gerstenkorn am Auge.
like und liken, adv. 1. in gerader Richtung. 2. auf gleiche Weise, ebenso. 3. gleichmässig = evene; like liggen, passen, bequem sein, gefallen. 4. gerecht und billig.
like-bordich, zu gleichen Lasten, gleichmässig.
likecheit, lîkheit, f. 1. Gleichheit. 2. Gerechtigkeit.
like-dage, Vergleichung, Aussöhnung.
like-dêlen, gleich, d. i. gerecht und billig, mit gleichem Masse teilen, bes. von der Verteilung der gemachten Kriegsbeute.
like- (liken-, lîk-)dêler, Gleichteiler, der gleichmässig, gerecht und billig verteilt. likendeler nannten sich die Seeräuber (Vitalienbrüder) in der ersten Hälfte des 15. Jh., weil sie ihre Beute gleichmässig unter sich verteilten.
likelik, gleich, billig, gleichmässig; adv. likeliken.
likemere (lîk und emere?), Rotlauf? Rose?
likenen, liken, sw. v. 1. gleich machen, equare; Masse und Gewichte dem obrigkeitlichen Masse gleich machen, eichen; im Deichwesen: die Dossierung eben und schlicht machen. 2. vergleichen. 3. versöhnen, schlichten.
likenisse, f. 1. Gleichnis. 2. feierlich geschmückte Totenbahre, feretrum cum panno. 3. Vergleich. 4. Streichholz, womit man ein gefülltes Mass abstreicht.
lîk-entwei, zu gleichen Teilen.
like-parten, sw. v. gleich teilen.
likes-an, ununterbrochen, in Einem Zuge.
like-wol, gleichwol, trotzdem.
lîk-getouwe, Toten-Bahre, funebrium.
lîk-glas, Glaswalze, Plättglas, um Leinewand schlicht zu machen.
lîk-hûs, Halle vor der Kirche, Vorkirche, Vestibul, porticus.
likinge, 1. Gleich-, Ebenmachung; die Schlichtung der Deichdossierung. 2. Vergleich.
lîk-lawe (-la, -lave, -lauwe), Kennzeichen im Fleische, Narbe, cicatrix, vibex.
lîk-mêtich, gleichmässig; geziemend.
lîk-stên, Leichenstein.
lîk-stucke, ein Kleiderstoff? oder Kleidungsstück? (Decke, Bettdecke, Matratze, lodix?)
lîk-têken, Merkmal, Narbe einer Wunde; Kennzeichen, Indicium.
lîk-wech, Leichenweg.
lîk-werdich, gleichwürdig, -wertig.
lîk-wort, Gleichnis.
lillen (lellen), lilleken, sw. v. saugen.
lîm, m. und n. Leim.
limat, -met, ein (Getreide)mass (= Himten?).
limpe, f. und m. Angemessenheit, Mass, Glimpf, modus; das angemessene Benehmen.
lim(pe)licheit, limpicheit = limpe.
lim(pe)lik, limpich, angemessen, mässig, passend, aptus, decens; adv. limpeliken.
limpen, sw. v. passend, angemessen machen, aptare.
lîm-pot, Leimtopf.
lîm-rode, Leimrute.
lîm-stange, Leimstange, -rute.
lîm-stenger, einer der mit der Leimstange, -rute läuft; bildl.: Bezeichnung eines Gecken, der Mädchen nachläuft.
lîm-stengerie, geckenhaftes Benehmen.
lîn, n. und m. Flachs, Leinen.
linde, Linde.
linde, (gelinde) weich.
linden, vom Lindenholz; l. kole, Kohle von Lindenholz zum Pulver.
line, f. Leine, Strick.
linen, von Leinen.
linen-recht, leinenrecht, d. h. schnurgerade.
lingen, sw. v. gelingen, glücken.
lîn-, lilaken, das Bettuch, auf dem man liegt, linteamen.
link, (selten) link; gew. im Comparativ, linkere hant etc.
...link, Plur. ...linge, die Zugehörigkeit bezeichnend.
lin(ne)-, lenne-, lent-want, n. und m. Leinewand; l. snider, der Leinewand zum Verkaufe ausschneidet.
linne-wever, Leineweber.
lint, n. plattes Band des Frauenzimmers, es sei schmal oder breit.
lint-hasen, leinene Strümpfe.
lip, Lab, um Milch gerinnen zu machen.
lipen, sw. v. eine lipe, d. h. eine dicke Unterlippe machen (und dabei die Zunge weisen), ein schiefes Maul (oder auch Auge) gegen jem. machen.
lire, Leier; lirersche, liricina.
lirechtich, rasend, thöricht, lirus.
lisam, leise. (aus lîdsam? lîssam?)
lîse, adv. leise.
lîsliken, adv. leise.
lîs-punt, d. i. lives-punt, talentum livonicum, liefländisches Pf. = 14 Pfund.
list, f. Geschicklichkeit, Klugheit, gew. im Plur.
lîste, f. und m. (n?) 1. Leiste, Rand, Besatz (eines Kleides etc.), Einfassstreifen, auch von Metall. 2. die eingewebte Saalleiste des Tuches. 3. Raum der Strasse zwischen Rinnstein und Haus; Trottoir.
lîsten, sw. v. mit Leisten, Saalbändern etc. versehen.
listicheit, Klugheit, Schlauheit.
listigen, sw. v. betrügen.
listigen, adv. auf kluge, schlaue Weise.
lit, let, n. 1. Deckel, operculum. 2. Fensterladen (der aufgezogen als Verschluss und niedergelassen als Verkaufstisch dient); die Verkaufsstelle, die Bude selbst.
lit, let, n. 1. Glied des Körpers. 2. Glied einer Kette. 3. Glied einer Verwandtschaft etc.
lît, f. Abhang, Senkung, sumpfige Niederung.
lite, Lette, Thonerde, glaria.
lit-growinge, Dickwerden, Anschwellung eines Gliedes.
lit-holt, Deckelholz (Bodenholz).
lit-hure, Ladenmiete.
lît-, lî-, lîk-kôp, Leitkauf, Weinkauf, d. h. der Trunk (Obstwein, lît oder anderes Getränk) beim Abschluss eines Handels oder Vertrages zur Bekräftigung getrunken; Drangeld (z. B. Gebühren bei der Aufnahme in eine Innung).
lit-mate, (-mete), n. 1. Gliedmass, Glied (des Körpers etc.). 2. Mitglied (des Rates etc.), Helfer.
lit-smalinge, das Schmalwerden, Einschrumpfen der Glieder.
lit-water, Gliedwasser.
lîf, n., selten m. 1. Leib, entw. der ganze Leib, oder spec. der hohle Leib, Bauch. 2. Leben. 3. Lebensunterhalt. 4. Lebenszeit.
lîf-achtich, den Leib betreffend.
lîf-arste, Leibarzt.
lîf-berginge, Lebenserhaltung; soviel Nahrung und Kleidung, als eben zum Leben hinreicht.
liven unde leven, sw. v. leiben und leben.
lîf- (lives-)erve, Leibeserbe.
lives, livesch, liefländisch; lives punt (gew. contrah. lîspunt) = 14 Pfund.
lîf-gedinge, n. Vertrag über den Lebensunterhalt, bes. einer Witwe; lebenslängliche Rente oder Pension; das Gut, aus dem diese Rente fliesst, vitalicium, dotalicium.
lîf-gewin, Leibgewinngut (beim Ableben des Besitzers hatte der Erbe dem Herrn ein Gewinngeld zu zahlen).
lîf-las, (?) Lebensverlust (= lîflôs?).
lîf-latinge, Belassung (Anweisung) zum Lebensunterhalt.
lîflik, leiblich; lîflike rente, Leibrente; das Leben behaltend (Ggs. dôtlik).
lîf-lôs, ohne Leben, tot.
lîf-lucht, Leibesluft, Blähung, ventuositas.
lîf-nare, -neringe, f. Leibesnahrung.
lîf-rente, lebenslängliche Rente.
lîf-sake, Sache, wobei es sich ums Leben handelt.
lîf-tît, Lebenszeit.
lîf-tucht (lîf-getucht), f. Nahrung, womit man den Leib aufzieht; Einkünfte, die eine Person Zeit ihres Lebens geniesst; bes. die lebenslängliche Rente einer Witwe, Witthum; das Grundstück, das die Rente liefert.
lîf-varwe, fleischfarbenes Zeug?
lîf-fodinge = lîftucht.
lo (loch, loge, lage, loye), n. und m. Gehölz, Busch; Waldwiese, Waldaue, niedriger Grasanger.
lo (lowe, louwe), lo acker, louwenstuck (Ackerstück, wo früher Wald gestanden hat?).
lo, n. Lohe, Baumrinde, bes. der Eiche (zum Gerben des Leders).
lo, lowe, f. Flamme, Lohe.
lo-amt, Lohgerber-Amt.
lobbe (lubbe), Manschette, dicke Hand- oder Halskrause; dicke, hängende Lippe; auch bez. eines grossen Hundes und des Stockfisches (koninges-lobben und gemeine lobben), strumulus.
lo-bodene, f. Lohkufe, Lohbottich.
locate, Unterlehrer, hypodidascalus.
lôch, n. Stätte, bes. Dorfstätte, Kirchdorf.
lôch-, logene, lôche, f. Flamme.
lôchenen, sw. v. flammen, lohen.
lôchenen (lôchen, loken), sw. v. 1. in Abrede stellen, leugnen; verleugnen. 2. jem. Lügner heissen, ihn Lügen strafen.
lochte-man, (?) Richtmann, Zunftvorsteher.
locke, f. Lockung.
locke-huve, Lockkorb, um Bienenschwärme zu fangen.
lock-vinke, Lockfinke (-vogel).
lodder (loder, loderer), m. lockerer Mensch, Taugenichts, Possenreisser, Gaukler, scurra, histrio.
lodder-bove, Lotterbube = lodder.
lodder-holt, ein Holz, welches Lotterbuben trugen, Narrenpritsche.
lodderie, Wesen eines lodders, Bubenhaftigkeit.
lodderlik, lotterhaft, scurrilis.
lod(d)ie, -dige, Leichterschiff (a. d. Russ.).
loddink, lothdink, (ô?) c. Art Landgericht erster Instanz. Vgl. lating.
lode, Fetze, Lappen, sarcimen.
lode (loe, loge), quercula major, Gamanderlein, Frauenbiss. Vgl. loie.
lode, lade, f. Jahres-Schössling, Spross, Zweig.
lode (= lôt), n. u. f. (Blei)kugel; Senkblei; Gewichtsstück.
lode-bolte, eine mit Blei ausgegossene Keule, plumbata.
lode-isern, Lötheisen, compaginale.
loden, sw. v. 1. löthen. 2. mit dem Senkblei (dem Lothe) untersuchen. 3. bleierne, gestempelte Merkzeichen an das Tuch hängen.
loden (lodigen), sw. v. sprossen.
loder (der loden, Fetzen, macht?) (sartor?)
loderen, sw. v. in Fetzen (loden) zerreissen.
lodich, löthig; rein, von ungemischtem Metall, vollhaltig, fein.
lodicheit, Schwere?
lodigen, adv. vollwichtig.
lod-war, (ô?) beschornes Schaffell.
lod-wort, (ô?) anagallis.
loen, sw. v. gerben, cerdare.
loer (lower), lorer, Gerber, cerdo; bes. Rotgerber, Corduanarbeiter.
loge (logge), f. Lauge, lixivium.
loge (= loige?), schlaff, laxus.
logenaftich, lügnerisch; adv. -aftigen.
logenbarliken, auf lügnerische Weise.
logen-bat, Lügenbad.
logen-brille, Lügenbrille.
logen-dreger, der Lügen umherträgt, nugigerulus.
logene (loggene, logge), f. Lüge.
logenêre, Lügner.
logenlik, lügenhaft.
logen-mêre, Lügen-märe, Fabel.
logen-tal, Lüge (s. tal).
logen-talisch, lügenhaft.
logike, s. loike.
lo-hûs, Gerberhaus (Verkaufsstelle für Lohgerber).
(loi?), pl. lois, Gesetz, lex, frz. loi. Vgl. los.
loiart, Faulpelz.
loie, Jurisprudenz.
loie, gamandria. Vgl. lode.
loi(e), träge, faul.
loie, (erweicht aus lode), f. der bleierne Stempel, welcher an die bei der Wardierung gut befundenen Tücher gehängt wurde.
Loie, Loige, verkürzt aus Eligius (Elogius), Patron der Schmiede; das Gildefest der (Gold)schmiede.
loien (= loden), sw. v. mit der Bleimarke, loie, versehen, stempeln.
loien (lugen), sw. v. brüllen, bes. vom Rindvieh.
loieren, sw. v. träge sein mit etwas, verzögern, hinaus schieben.
loieringe, das Hinausschieben, Verzögern.
loigheit, Trägheit.
loike, loyca, loyeke, logike, f. Logik.
loinen, sw. v. (contr. aus logenen) leugnen.
loise, s. leise.
lo-isern, Instrument zum Glätten, Schabe, scabrum.
lok, gen. lockes, Loch.
lôk, Lauch.
loken, s. lôchenen.
lo-ketel, Lohekessel (zum Gerben).
lôc-fesen, conuleima. Vgl. Diefenbach Gloss. lat.-germ. unter colimenta, dipsane.
lolle-, lulle-broder, Lollbruder, Lollhart, Mitglied des Vereins von Begharden für Krankenpflege und Totenbestattung. Es gab auch lollesustern.
lollerie, das leise Singen, Murmeln.
lolliken, sw. v. = lollen, leise murmeln oder singen; auf der Schlauchpfeife blasen, lulellare.
lolliken-pipe, Schlauch-Sackpfeife, lulella.
loll-klôster, Kloster für Lollbrüder und Lollschwestern.
lom-, lumbard, Lombarde; der Geld auf Zinsen ausleiht. Lumberdie, Lombardei.
lomech, maceries, Steinwand.
lomeke, lumeke, Bachbunge, Lünekraut, Glümecke.
lometik = lomeke? lies wîn-etik?
lommeren, sw. v. lermen.
lommeringe, Lerm, tumultus.
lo-mole, Lohmühle.
lôn, n. Lohn.
lonen, sw. v. lohnen.
lonen (= loinen), contr. aus logenen, leugnen.
lonen-holt, Holz von (Spitz-) Ahorn.
loninge, Löhnung.
lônsam, lohnend.
lôp, m. 1. Lauf; in dem lope bliven, verloren gehen; in dem lôp sîn, den Durchfall haben. 2. Zulauf. 3. Art und Weise, Gewohnheit.
lôp, lopen, m. hölzernes Gefäss von kleinerem Inhalt, kleiner Scheffel (als Gemäss für Korn, Salz, Butter etc.); vom Garne ist l. eine Anzahl von 10 Gebinden.
lôp-asse, laufende Achse.
lôpelinge = lopinge, Lauf des Wassers, von Ebbe und Flut.
lopen, st. v. 1. laufen; lopende wîf, meretrix; brünstig (läufisch) sein, catulire; lopen laten, Getränke bei Kleinigkeiten verkaufen, verzapfen. 2. sich belaufen; ebenso refl.
loper, 1. Läufer, (Brief)bote. 2. Läufer, so heisst in der Seemannssprache der eine von zwei in dieselbe Linie fallenden Gegenständen, der dem Vorbeifahrenden näher ist und deshalb zu laufen scheint. 3. Fussgänger, leichte Truppen. 4. Scheiben-, Blocktau.
lopisch werden, wild werden (von Pferden, die durchgehen).
lôp-line, Scheiben-, Blocktau?
lôp-mâl, stadium.
lôp-platz, Laufplatz, Sammelplatz für geworbene Soldaten.
lôp-schute, Schimpfname für ein Mädchen, das gerne herumläuft.
lôr-bere, Lorbeere; lôrberenbôm, Lorbeerbaum.
loren, sw. v. (Leder) gerben. lorer, Gerber.
lôr-olie, Lorbeeröl.
los, m. u. n. Luchs.
los (ô?, pl.?), Gesetz, lex, statutum. Vgl. loi.
lôs, los, 1. frei, ledig von etwas; ungültig, nicht bindend; nicht einer Zunft angehörend, vagierend; l. werden von einem verliehenen Gute; frei, erledigt werden; l. sterven, vallen, durch den Tod frei, erledigt werden. 2. los, locker; ohne Inhalt, und (moral.) leichtfertig, treulos, arglistig, betrügerisch, vanus; lose wîf, meretrix.
lôs (altn. lâs), n. Vorhängeschloss.
lôs-bôk, Loosbuch. Aus d. Hd.
losche, Leder auf der einen Seite rot, auf der andern weiss, rubicorium.
loschen, luschen, sw. v. löschen.
lôs-dreger, Träger, der ungebunden ist, nicht in einem Mietsverhältnis zu einem Herrn steht?
lôs-driven, st. v. sich herumtreiben.
lôs-driver, der sich herumtreibt; Tagelöhner ohne feste Arbeit.
lôs-driftich, lose, ungebunden umherstreifend.
lose, f. Losung, Erkennungszeichen (Zeichen oder Wort).
lose (loise, loitze), Gesang = leise.
lose, f. 1. Lösung eines Rätsels. 2. Lösung, Aufkündigung eines Pfandes, Capitals, Wiederkauf; de l. kundigen, ein Pfand, Capital aufkündigen.
lose-brêf, Lösebrief, Urkunde über eine lose.
loseken, eiserne Klammer? grosser Hammer, Schlägel?
lose-kundinge, Loskündigung (Wiedereinlösung, Wiederkauf) geliehener oder versetzter Gegenstände, Rente etc.
losen, sw. v. 1. intr. los, frei werden; eilen, eilig sein; v. Gewässern: Abfluss haben, sich ergiessen. 2. tr. los machen, öffnen; durch Zahlung lösen, redimere (Gefangene, Rente, Schuld etc.); den kâk l., sich durch eine Geldstrafe vom Pranger lösen; einlösen (kaufen); zu friedlicher Lösung bringen. 3. refl. sich lösen; v. Winter, zu Ende gehen. 4. intr. Stuhlgang haben.
losen, adv. betrügerisch, zum Schein.
loser, Löser, Ablöser, Erlöser.
lôs-genger, Müssiggänger = leddich-genger.
lôsheit, Schelmerei, Büberei.
lôs-hocker, Müssiggänger, vagabundus.
lôs-holt, das zum Fensterkreuz gehörende Querstück; Holz, das zu Verschalungen u. Vertäfelungen gebraucht wird.
lose-weder, Widder (aries), der zur Zahlung einer Schuld gegeben wird?
losich, matt, träge, schlaff; adv. losigen.
losicheit, Mattigkeit, Trägheit.
losinge, 1. Lösung, Öffnung. 2. Befreiung, Absolution; Entsatz. 3. Einlösung verpfändeter Gegenstände (oder Capitalien, Renten etc.). 4. Der Preis für eine Ablösung (z. B. des Zehnten), Preis überh. 5. Die Wiedereinlösung eines verkauften Gutes, das Recht des Wiederkaufes, jus retractus.
lôs-man, Lootse (= lôtsman).
lôs-jungere, Hörige, die in keiner Genossenschaft stehen, solivagi.
loske, n.? Boot.
lôsliken, locker; obenhin, nicht ernst und strenge; betrügerisch.
lossen, sw. v. (v. los = lôs) ent-, ausladen, löschen: 1. intr. v. Schiffer u. v. Schiff. 2. trans. ên schip l., guder (Waren) l.; de reise l., die Seereise vollenden.
losse-schip, Lichter, Leichterschiff.
lo-stoter, der Lohe stösst in einer Lohmühle.
lot, lôt, n. Loos; ein Stück (Landes etc.) durchs Loos oder Teilung erhalten.
lôt, n. Blei; alles aus Blei gemachte; Bleimarke, Kugel, Senkblei; als Gewicht: halbe Unze; als Münze: der sechszehnte Teil einer Mark (so gewöhnlich).
lôt-busse, Feuergewehr, aus dem (bleierne) Kugeln geschossen werden.
lotdink, s. loddink.
lôt-drunke, Gelage der lotgilde?
lote, Rechen, Harke, tractula.
lote-gelt, Abgabe für die verloosten Verkaufsstellen.
lotel-tît, Zeit wo man lot d. i. Schoss bezahlt, oder wo man die Verkaufsstände verloost.
loten (laten), lotten, sw. v. loosen.
lote-stede, f. bestimmte Stellen der Verkaufsstände.
lôt-gêter, Kugel-, Bleigiesser.
lot-gilde, welche Gilde?
lotinge, das Loosen.
lôt-kolve = lôtkuse, librilla.
lôt-kuse, eine Keule von Blei oder ein mit Blei ausgegossener (plombierter) Stock.
lôt-line, Leine an dem Senkblei.
lôt-penninge, Abgabe in Bergwerken für die Benutzung des Wassers.
lôt-, (lât-)rîs, Lodenreis, Pflänzling, junger Baum.
lôt-schillink, ein gerichtliches Strafgeld.
lôts-man, Lootse.
lotten, sw. v. loosen; lottinge, das Loosen.
lot-visch, Lotfisch (eine Art Makrele).
lôt-werpen, das Loos werfen; lôt-werpinge, sortilegium.
louwant, s. luwant.
louwe (lauwe, lowe, lewe), m. Löwe; als Münze (lion d'or) = 2 Goldgulden; Giessgefäss in Form eines Löwen. louwinne, Löwin.
lôf, m. die Seite, von welcher der Wind herkommt, Luvseite.
lof, gew. n. Lob, Preis; Tedeum; das Preisen, Anbieten der Waare; to love unde to bode komen, in Handel kommen.
lôf, n. (Plur. lovere u. love), Laub; Schuppen von Gold und Silber in Gestalt des Laubes.
lôf, Verlaub, Erlaubnis.
lof = lovede, Gelübde, Versprechen.
lova, louwe, Hinterlassenschaft, Erbe.
lôfachtich, glaubwürdig.
lôf-bloiinge, Laub- (Baum)blüte.
lôve, sw. m. 1. Glaube, Vertrauen; der (christl.) Glaube. 2. Gelübde; Gelöbnis der Treue, Handtreue, Gutsagen, Versprechen, Eid, Lehnseid. 3. Credit, fides.
lôve-brêf, Beglaubigungs-, Credenzbrief.
love-dans, eine Art öffentlichen Tanzes, corrogacio, coraula.
lovede (lovete, lofte), n. (u. f.) 1. Lob, Preis. 2. Gelübde, Versprechen, gegenseitige Vereinbarung, Festsetzung, Statut. 3. Verlöbnis, Verlobung.
(lovede-) lofte-stant, Vereinbarung, Vertrag.
lovel-bêr, Verlobungsfeier.
lovelicheit, Löblichkeit.
lovelik, lavelik, löblich, gut.
lôvelik, lôflik, glaublich.
lovelink, der dem geistlichen Stande gelobt ist.
lôve-, lôf-lôs, der vom christl. Glauben abfällt; der sein Versprechen nicht hält, treulos; der keinen Glauben verdient, creditlos. Subst. lôve- (lôf-) lôsheit.
loven (laven), sw. v. 1. loben, preisen; Waren zum Kaufe ausbieten. 2. geloben, versprechen; zur Ehe versprechen, verloben, sponsare; loven vor, gut sagen für, sich verbürgen. Refl. sik l. in oder to, ein Gelübde thun zu etwas; sik l. tosamende, sich durch gegenseitiges Gelöbnis verbinden.
lôven, sw. v. glauben, vertrauen; m. Dat. d. P. und Gen. oder Acc. d. S. oder mit der Präp. in, an. 2. erlauben.
loven, sw. v. Laub bekommen, sich belauben.
loven-, lôf-becken, metallenes Becken (aus dünnem Blech).
lôven-breker, der sein Gelübde, sein Versprechen nicht hält.
lôven-brokich, wortbrüchig.
lovene, love, f. Laube, d. i. bedeckte Halle, bes. der offene Gang am obern Stockwerk eines Hauses, vorzüglich an öffentlichen Gebäuden, Rathäusern etc., Gallerie; Balkon, bes. über dem Wasser.
lofengel, lavendula.
love-, lof-nisse, Gelöbnis, Versprechen.
lovere (laver), der sich für einen andern verbürgt, Gutsager, Bürge bei Versprechungen und Mitunterzeichner von Urkunden.
lôvere (loyver), Gläubiger, creditor.
lovere (Plur. von lôf) u. loverken, Laubwerk, kleine Blätter von Metall, als Geschmeide getragen.
lovêren, lavieren.
lovesam, löblich.
lôvesam, glaubwürdig.
love-sank, Lobgesang.
lôvesch, gläubig; rechtgläubig, christlich (nicht heidnisch); creditfähig.
lôf- (lôve-)gût, hinterlassenes Gut.
lovich, gelobt. dat lovighe lant, Palästina.
lôvich, gläubig.
lovie, lovige, lovinge, Laube, s. lovene.
lovinge, Gelöbnis, Versprechen.
lôf-krôch, freie Bierschenke des Holzaufsehers.
lôfliken = lêfliken, liebreich, freundlich.
lôf-rote (-rate) u. lôf-rotinge, Laubhütte, das jüdische Laubhüttenfest.
lôf-salich, glaubwürdig.
lof-tutinge, Lobpreisung (übertriebene).
lôf-vorsch, Laubfrosch.
lôf-ware = echtware? Berechtigung zur Holznutzung in der Gemeindemark?
lôf-werdich, glaubwürdig, zuverlässig.
lo-water, Loh-, Gerbewasser, frunium.
low-bôk, Gesetzbuch. Aus d. Dän.
lowent, s. luwant.
lower, Nachwein, Trester.
lo-werk, Gerberei.
lubben, sw. v. 1. verschneiden, entmannen, spadonare. 2. vergiften.
lubbe-pîl, lubbe-schot, vergiftetes Geschoss.
lubbe-stock, Ligusticum Levisticum.
Lubisch, Lübisch, Lübekisch.
lûch, flect. luges, m. Sumpf, Moor, Bruch.
lucht, locht, link, sinister; gew. im Compar. luchter, lochter.
lucht, f. Luft; Geruch, Duft.
lucht = lecht.
lucht, f. Lichtöffnung, Fenster, fenestrale.
lucht, f. das obere Stockwerk eines Hauses, auf dem Korn etc. und Holz gelagert sind, Boden.
luchte, lochte, f. Leuchte, Laterne; Leuchtturm.
luchte, luchteke, das Kraut eufrasia.
luchte-, luchter-bôm, Baum oder Gestell für die Lichter (Kerzenstall).
luchten = lichten, sw. v. aufheben.
luchten, lochten, sw. v. tr. u. intr. leuchten; blitzen.
lucht-endes, linker Hand oder Seite, links.
luchte(n)-maker, Leuchter-, Laternenmacher.
luchter, m. Leuchter.
luchter-pipe, f. Pfeife oder Röhre, Tülle, in welche das Licht gesteckt wird.
luchte-schute, kleines Leichterfahrzeug.
luchte-stern, Leuchtstern.
luchte-vat, Gefäss für ein Licht (= luchterpipe); Laterne.
luchtich, luftig, aerius; übrtr. windig (von Personen).
luchtich, Nebenf. von luttik.
luchtich, 1. act. erhellend, erleuchtend. 2. pass. erhellt, erleuchtet.
luchtinge, lichtinge, 1. Erleuchtung. 2. das Leuchten, coruscatio; der Blitz.
luchtlik (= luchtich, luttik), klein, zart.
luchtnisse, Helligkeit.
lucht-venster, Bodenfenster.
lücke (im Schlesw.), ein eingekoppeltes (eingehegtes) Stück Land.
lucke, n. 1, Loos, Schicksal, das so oder so fällt. 2. das glückliche Schicksal, Glück.
lucke-gelt, Glücksgeld? (Gabe an Geld zum Brautgeschenk).
lucke-leser, Weissager, sortilegus.
luck(e)lik, glücklich; adv. luck(e)liken.
lucken, sw. v. glücken; sik l., sich zufällig ereignen.
lucke-pot, Glückstopf.
lucke-rat, Glücksrad; Fortuna.
luck(h)aftich, Glück bringend, glücklich; adv. luckhaftichliken.
luck(e)-salich, -sêlich, glücklich.
luck(e)-sal-, -sêlicheit, Glückseligkeit.
luck(e)sam, glücklich, erfolgreich.
luck(e)samheit, Glück, Erfolg.
luck(e)samich, glücklich; adv. luckesamigen.
luck(e)-samicheit, Glück.
lucke-worp, Glückswurf, basilius.
luckich, glücklich.
luckicheit, Glück.
lude, f. Laut. ener lude, einstimmig, einträchtig.
lude, adv. laut.
lude, n. das klare, dünne (?)
lude-hier, Leutebetrüger.
ludelik, deutlich, klar; ehrlich.
luden, sw. v. 1. intr. laut sein oder werden, einen Laut von sich geben; laut sagen, bes. schreien; lauten, Inhalt haben; luden laten, verlauten lassen, öffentlich bekannt machen (auch refl.). 2. läuten, beläuten, durch Läuten zusammen rufen.
luden-sleger, Lautenschläger. Lies t st. d?
luder, m. liederlicher Kerl.
luder, m. Läuter.
luder(e), f. u. m. Kindes-Windel.
lude-salich, s. lûtsalich.
lude-tal, Zahl der Leute.
lude-wech, der Leute Weg, öffentliche Heerstrasse.
ludinge, das Läuten.
luft (= lucht, licht), leicht?
luft, f. Luft.
lufte, lofte, plur. die Läufte, Ereignisse in ihrer Aufeinanderfolge, Zeitumstände.
luftich, kundig, geschickt.
lugen, s. loien.
luggich, träge, schläfrig.
luke, f. Öffnung in den Boden und Wänden der Häuser und Schiffe, die mit einer (Fall)thüre geschlossen wird.
luken, st. v. ziehen, zupfen; zuziehen, schliessen.
lukken-pipe = lollikenpipe. Lies lulk?
lulkendei, n. = lollikenpipe.
lumbel, lummel(en), lummelte, Eingeweide der Tiere, als Lunge u. Leber, intestina; auch: Lendenfleisch, lumbalis.
lummer, n.?
lundisch, feines, englisches Tuch (aus London).
lune, f. (Voll)mond; Mondphase; bildl., auch lûn, m. Laune, Veränderlichkeit.
lune-kater, launischer Kater, launenhafter Mensch.
luneke, herba beccabungae s. anagallis aquatica.
lune-mût(?), Leumund.
lunen, sw. v. = allunen, mit Alaun gerben.
lune-winkel, Schmollwinkel.
lunge, f. Lunge.
lungerie, müssiges Umhertreiben, Bettelei.
lungen-krût, lung-wort, Lungenkraut, pulmonaria muscosa.
lunink, m. Sperling; luninges-krût, an