The Project Gutenberg EBook of Briefe von Goethe an Lavater, by 
Johann Wolfgang von Goethe

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Title: Briefe von Goethe an Lavater
       Aus den Jahren 1774 bis 1783

Author: Johann Wolfgang von Goethe

Editor: Heinrich Hirzel

Release Date: August 4, 2015 [EBook #49593]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK BRIEFE VON GOETHE AN LAVATER ***




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Briefe
von
Goethe
an
Lavater.

Aus den Jahren 1774 bis 1783.

Herausgegeben
von
Heinrich Hirzel.

Nebst einem Anhange und zwei Facsimile.

Leipzig,
Weidmann’sche Buchhandlung.
1833.

Vorwort.

Die nachfolgenden Briefe von Goethe an Lavater wurden dem Herausgeber von Freunden in Zürich, welche nicht genannt seyn wollten, zur öffentlichen Mittheilung anvertraut. Ebendenselben verdankte er die chronologische Anordnung der Briefe, denen häufig das Datum, wenigstens die Jahrszahl fehlt. Nur ihrer umsichtigen und unverdrossenen Bemühung konnte es gelingen, durch Nachsuchen und Vergleichen mit Papieren, die außer ihnen niemanden zugänglich waren, diesem Uebelstand großen Theils abzuhelfen.

Wie die Briefe hier gedruckt vorliegen, so sind sie geschrieben. Selbst Orthographie und Interpunction sind fast unverändert beibehalten worden. Nur sehr wenige, auf reine Familien-Angelegenheiten sich beziehende Stellen, deren Mittheilung nicht das geringste Interesse für das größere Publikum haben konnte, mußten aus Rücksichten für Lebende zurück gehalten werden.

Uebrigens ist der Brief, mit welchem die Sammlung schließt, zwar der letzte der vorhandenen, aber keinesweges der letzte, den Lavater von Goethe empfangen hatte. Gleicherweise mögen den zwei ersten Briefen noch mehrere vorangegangen seyn. Aber auch diese haben sich bis jetzt nicht auffinden lassen.

Die Verlagshandlung wird für den beigefügten Anhang keiner Entschuldigung bedürfen. Ohne Zweifel gehört der erste Brief zu den ältesten handschriftlichen Denkmalen von Goethe. Später, während die Physiognomik gedruckt wurde, stand Goethe mit Reich fortwährend in Briefwechsel. Bloß zum Zeugniß dieser lebendigen Theilnahme an der Physiognomik sind aus der ansehnlichen Zahl einige Briefe hier abgedruckt worden.

Ueber alles Dieses und noch viel Anderes, worüber die Freunde Goethe’s und Lavaters nach Lesung dieses Büchleins Aufschluß verlangen möchten, gedachte der Herausgeber in seinem Vorwort zu berichten. Aber der Tod überraschte ihn während des Druckes der Briefe. Er starb in Zürich im Februar dieses Jahres, im 66sten Jahr seines Alters, schmerzlich beweint und vermißt von Allen, denen das Glück seines Umgangs zu Theil ward. Er war der Verfasser der in 3 Auflagen erschienenen „Eugenia’s Briefe“.

Die Herausgabe dieser Goethe’schen Briefe hat seine letzten Stunden beschäftigt, und gewiß werden die Freunde Goethe’s dieselbe als ein Verdienst um die deutsche Literatur betrachten.

Die Verlagshandlung.

Briefe
Goethe’s
an
Lavater.

1.

An Lavatern.[1]

Bruder, was neckst du mich wegen meines Amusements. Ich wollt ich hätt eine höhere Idee von mir und meiner Bestimmung, so wollt ich weder meine Handlungen Amusements nennen, noch mich statt zu handeln amüsiren. Doch du hast deinen Zweck erreicht.

An Pfenninger.

Danke dir lieber Bruder für deine Wärme um deines Bruders Seeligkeit. Glaube mir es wird die Zeit kommen da wir uns verstehen werden. Lieber Du redest mit mir als einem Unglaubigen, der begreifen will, der bewiesen haben will, der nicht erfahren hat. Und von all dem ist gerade das Gegentheil in meinem Herzen. Du wirst viel Erläuterung finden in dem Msbt. das ich Euch bald schicke. Bin ich nicht resignirter im Begreifen und Beweisen als ihr? Hab ich nicht eben das erfahren als ihr? — Ich bin vielleicht ein Tohr dass ich euch nicht den Gefallen thue mich mit euern Worten auszudrücken, und daß ich nicht einmahl durch eine reine Experimental Psychologie meines Innersten, euch darlege daß ich ein Mensch bin und daher nichts anders sentiren kann als andre Menschen, daß das alles was unter uns Widerspruch scheint nur Wortstreit ist der daraus entsteht weil ich die Sachen unter andern Combinationen sentire und drum ihre Relativität ausdrückend, sie anders benennen muß. Welches aller Controversien Quelle ewig war und bleiben wird.

Und daß du mich immer mit Zeugnissen packen willst! Wozu die? Brauch ich Zeugniß daß ich bin? Zeugniß daß ich fühle? — Nur so schäz, lieb, bet ich die Zeugnisse an, die mir darlegen, wie tausende oder einer vor mir eben das gefühlt haben, das mich kräftiget und stärket.

Und so ist das Wort der Menschen mir Wort Gottes es mögens Pfaffen oder Huren gesammelt und zum Canon gerollt oder als Fragmente hingestreut haben. Und mit inniger Seele fall ich dem Bruder um den Hals. Moses! Prophet! Evangelist! Apostel, Spinoza oder Machiavell. Darf aber auch zu iedem sagen, lieber Freund geht dirs doch wie mir! Im einzelnen sentirst du kräfftig und herrlich, das Ganze ging in euern Kopf so wenig als in meinen.


[1] Diese Zeilen fallen, gleichwie der nächstfolgende, an Lavaters Seelenfreund, den Diakon Pfenninger gerichtete Brief, obschon ohne Datum, in die Zeit vor Lavaters Abreise nach Frankfurt. Diese fand Statt am 12. Juni 1774. Man sehe Goethes Werke 26r. Bd. S. 266, von den Worten an: „Unser erstes Begegnen war herzlich, u. s. w.“

A. d. H.

2.

An Lavatern.

Dein Schwager bringt dir nichts. Doch will ich verschaffen daß ein Mspt. dir zugeschickt werde. Denn bis zum Druck währts eine Weile. Du wirst grosen Teil nehmen an den Leiden des lieben Jungen den ich darstelle. Wir gingen neben einander, an die sechs Jahre ohne uns zu nähern. Und nun hab ich seiner Geschichte meine Empfindungen geliehen und so machts ein wunderbares Ganze.

Da schick ich dir ein Profil. Der Kerl (sagt man) war Steuermann, hat in der Sklaverey zu Tunis viel ausgestanden, und zieht nun in der Welt herum Mitleiden zu erregen. Ich hab ihn nach dem Leben gezeichnet. Das ist nur indeß flüchtige Copie davon, das Original drückt besser den Eigensinn im Leiden, und das niedergedrückte einer starken Menschheit aus. Du sollsts auch haben.

Die Stirn Höhe ist übertrieben. Oder vielmehr sas er zu Zeiten mehr als Profil, da wölbte es sich so stark. Adieu Bruder ich bin nicht laß, so lang ich auf der Erde bin erobre ich wenigstens gewiß meinen Schritt Lands täglich! Steiner hat gefunden daß mein Portrait das du hast nicht ich sey. Er ist ein gar lieber Mann.

Am 26. Apr. 1774.

3.

Zimmermann ist fort, und ich bin bis zehn Uhr im Bette liegen blieben um einen Catharr auszubrüten, mehr aber um die Empfindung häuslicher Innigkeit wieder in mir zu beleben, die das gottlose Geschwärme der Tage her ganz zerflittert hatte. Vater und Mutter sind vors Bett gekommen, es ward vertraulich diskurirt, ich hab meinen Thee getrunken und so ists besser. Ich hab wieder ein Wohngefühl in meinen vier Wänden, wie lange es währt.

Z. und ich waren trefflich zusammen — du stellst dirs vor. Und hätte dir vieles zu sagen. Sein Betragen gegen dich bleibt besser unentschuldigt, es ist besser daß einem so was unerklärlich bleibt — ich habe ihn sehr darüber gepeinigt, ob er gleich mit einer Captat. benev. die Geschichte anfieng. Seine Tochter ist so in sich, nicht verriegelt, nur zurückgetreten ist sie, und hat die Thüre leis angelehnt. Es würde sie ein leise lispelnder Liebhaber eher als ein pochender Vater öffnen. Es that ihm sehr weh dich so geängstet zu haben, und du Guter es wird dir nicht das Leztemal so gegangen seyn.

C’est le Sort d’un Amour extreme

De faire toujours des Ingrats.

Mir wird ie länger ie mehr das Treiben der Welt und der Herzen unerklärlich. Einzelne Züge die sich überall gleichen, und doch nie daran zu denken daß der große menschliche Kopf ein Ganzes der Menschen Wirthschafft übersehen werde.

Hab gestern ein Bisgen über die vier Wahnsinnigen und Brutus geklimpert. Bruder wie schwer ists das todte Kupfer zu beleben, wo der Charackter durch mißverstandene Striche nur durchschimmert, und man immer schwankt warum das was bedeutet und doch nichts bedeutet. Beym Leben wie anders!

Es giebt der Zerstreuungen die Menge. Der Herzog von Weimar ist hier, wird nun bald Louisen davon tragen. Könntest mir nicht einen Storchschnabel senden. Grüs Bäben, sie soll mir doch etwas über sich und dich schreiben!

Ich bin seit 14. Tagen ganz im Schauen der grosen Welt!

Juny 1775.

G.

4.

Lieber Bruder, Louisens Portrait das ich für dich in Händen habe, sollst ehestens erhalten. Ich hab ihr geschrieben. Das Gedicht an sie, ist das Beste was du je gemacht hast.

Gott segne deinen Buben, dein Weib und alles. Mein Vater macht ihr eine Galanterie in die Wochen, nehmts freundlich auf.

Schick mir doch auch ehestens was für die Physiogn. Ich sizze in Ofenbach, wo freilich Lilli ist. Ich hab sie von dir gegrüst. Ich schicke dir ehestens ihre Silhouette weiblich. Mach ihr etwas in Versen das sie im Guten stärcke und erhalte. Du kannst Guts thun, und du willst.

Den 14. August.

Gestern waren wir ausgeritten. Lilli, Dorwille und ich. Du hättest den Engel im Reitkleide zu Pferde sehen sollen! In Oberrad wartete die übrige Gesellschaft auf uns, und ein Gewitter trieb die alte Fürstinn von Waldeck mit ihren Töchtern der Herzogin von Curland, und der Fürstinn von U. in unser Haus und Saal. Da sie mich erkannten, wurde gleich viel nach dir gefragt, und die alte Fürstinn hat mit solcher Wahrheit und Wärme von dir geredt daß mirs wohl wurde. Sie sagte, wenn ihm heute nicht die Ohren klingeln, so halte ich nicht viel auf seine Ahnungskrafft, an uns liegt die Schuld nicht. Sie läßt dich herzlich grüßen.

Lilli grüst dich auch! —

Und mir wird Gott gnädig seyn. B., ich bin eine Zeit her wieder fromm, habe meine Lust an dem Herrn, und sing ihm Psalmen von denen du ehestens eine Schwingung erhalten sollst.

Ade.

Ich bin sehr aufgespannt, fast zu sagen

über

doch wollt ich du wärest mit mir, denn da ist wohl seyn in meiner Nachbaarschafft.

Schreibe doch du auf was du wolltest daß ich für dich sähe, wenn ich nach Italien gieng.

im July 1775.

G.

5.

1775.

Freitag den 21. Dez. Nach einem herrlichen Wintertag, den ich meist in freyer Luft Morgens mit dem Herzog, Nachmittag mit Wielanden zugebracht habe, ziemlich müd und ausgelüfftet von der Eisfahrt, siz ich bey W. und will sehen was ich an dich zusammen stopple über die mir geschickten Cap. der Phis: — kurz genug und wills Gott bündig und treffend, das ist alles. Denn Ausspinnens ist jezt nicht Zeit, der ich in verbreiteter Wirthschafft, und Zerstreuung von Morgens zu Nacht umgetrieben werde. Wieland hat mir seine Gefühle gegeben, und so wird alles gut werden. Ich geh auch wohl nach Leipzig, hast du nun da was so schreibe bey Zeiten und laß michs ausrichten.

Weiter braucht der Herzog einen Generalsuperintendenten. Er fragte mich drum, ich nannt ihm Herdern. Der wie du vielleicht weißt noch nicht ganz gewiß nach Göttingen geht. Der Herzog trug mir auf dich zu fragen: wen du vorschlügst? sag mir also ein Wort hierüber, und wen du sonst in Ermangelung Herders vorschlagen könntest.

Ich bin hier wie unter den Meinigen, und der Herzog wird mir täglich werther, und wir einander täglich verbundener.

Grüs mir alles! Von Paßavant hab ich liebe Briefe. Auch von Zimmermann, der mir deinen guten Muth meldet.

Morgen geh ich über Jena nach Waldeck, wilde Gegenden und einfache Menschen aufzusuchen. Addio. Mir geht alles nach Herzenswunsch, auch Dir geh es so.

G.

Bäben kann sich auch wieder einmal erheben mir zu schreiben. Grüs dein Weib. Sey mir nicht gar zu Lakonisch.

6.

Wie du missest soll dir wieder gemessen werden, sey wegen der Phis. ausser Sorgen. Ich bin noch in Türingen, immer höchstens anderthalb Tagreisen von Leipzig. Will schon machen und leiten. Wieland erkennt dich. Ich bin dein. Thomasele mir nicht. Ich lerne täglich mehr steuern auf der Woge der Menschheit. Bin tief in der See.

Erfurt d. letzten des Jahrs 75.

G.

7.

Lieber Br. sey nur ruhig um mich, und ermatte dich nicht Müdling ohne Noth, ich hab all deine Phisiognomik. Aber der 2 Theil wird zuviel stärker, wie ich’s iezt überlege, und will drum mit Reichen reden daß das auch gut werde.[2] Verlaß dich — Ich bin nun ganz eingeschifft auf der Woge der Welt — voll entschlossen: zu entdecken, gewinnen, streiten, scheitern, oder mich mit aller Ladung in die Luft zu sprengen. Aber laß mich von dir hören! es ist nicht genug daß du mich liebst. Ob das gleich alles ist, auch durch Amanuenses ist schon gut.

d. 6. März 76. Weimar.

G.


[2] Siehe den Anhang.

8.

Weil ihr lieb wart und habt mir gleich geschrieben, so auch von mir hier eine Ejakulation die ihr freundlich mögt aufnehmen.

Lieber Bruder daß du nicht willst Ständigkeit kriegen, nicht kannst kriegen, ängstigt mich manchmal wenn ich peccata mundi im Stillen trage. Ich bin nun seit einem Jahr in ganz decidirten moralisch politischen Augenblickes-Verhältnissen und mein Herz das mir so treu und du — Nun es soll so seyn — über C... und L... sey ruhig, wo die Götter nicht ihr Possenspiel mit den Menschen treiben, sollen sie doch noch eins der glücklichsten Paare werden wie sie eines der besten sind, nichts menschliches steht dazwischen, nur des unbegreifflichen Schicksaals verehrliche Gerichte. Wenn ich dir erscheinen und dir erzählen könnte was unschreibbar ist, du würdest auf dein Angesicht fallen und anbeten den der da ist, da war und seyn wird. Aber glaub an mich, der ich an den Ewigen glaube. Grüß alles und Kaysern. Lenz ist unter uns wie ein krankes Kind, und Klinger wie ein Splitter im Fleisch, er schwürt, und wird sich herausschwüren leider.

d. 16. Sept. 76.

G.

Schick mir zeitig etwas zum dritten Theil. Gern sollst du haben was ich geben kann, in der unendlich beweglichen Welt in der ich lebe tausend Beobachtungen! und in einem guten Augenblick schöpf ich dir die Butter ab! — &c. — Valleney auch nicht! — Genug was ich kann! — —

Allwills Briefe sind von Frch. Jakobi — nicht von mir. —

Taglang Nachtlang stand mein Schiff befrachtet.

Günstger Winde harrend sas mit treuen Freunden

Mir Geduld und guten Muth erzechend

Ich im Hafen.

Und sie wurden mit mir ungeduldig:

Gerne gönnen wir die schnellste Reise

Gern die hohe Fahrt dir. Güter-Fülle

wartet drüben in den Welten deiner,

Wird rükkehrendem in unsern Armen

Lieb und Preis dir.

Und am frühen Morgen wards Getümmel

und dem Schlaf entiauchzt uns der Matrose;

Alles wimmelt alles lebet webet,

Mit dem ersten Seegenshauch zu schiffen.

Und die Segel blühen in dem Hauche.

Und die Sonne lokt mit Feuerliebe.

Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken.

Jauchzen an dem Ufer alle Freunde

Hofnungslieder nach im Freudetaumel,

Reisefreude wähnend wie des Einschiffmorgens

Wie der ersten hohen Sternennächte.

Aber Gottgesandte Wechselwinde treiben

Seitwärts ihn der vorgestekten Fahrt ab,

Und er scheint sich ihnen hinzugeben,

Strebet leise sie zu überlisten

Treu dem Zwek auch auf dem schiefen Weege.

Aber aus der dumpfen grauen Ferne

Kündet leisewandelnd sich der Sturm an,

Drükt die Vögel nieder aufs Gewäßer

Drükt der Menschen schwellend Herze nieder.

Und er kommt. Vor seinem starren Wüthen

Streicht der Schiffer weis die Segel nieder.

Mit dem angsterfüllten Balle spielen

Wind und Wellen.

Und an ienem Ufer drüben stehen

Freund und Lieben, beben auf dem Festen:

Ach warum ist er nicht hier geblieben!

Ach der Sturm! Verschlagen weg vom Glüke!

Soll der Gute so zu Grunde gehen!

Ach er sollte! Ach er könnte! Götter!

Doch er stehet mannlich an dem Steuer.

Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen;

Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen.

Herrschend blikt er in die grimme Tiefe

Und vertrauet landend oder scheiternd

Seinen Göttern.

Den 11. Sept. 76.

G.

9.

Deinen Abraham erwart ich freundlich. Weiß zwar kein Wort wie ich ihn hätte dramatisiren dörfen, doch will ich deiner Poesey gern förderlich und dienstlich seyn.

Ueber die Platten hab ich nur so was hingeworfen, damit der Band fertig werde. Wenn du mich nur anbläsest, denn ich sage dir, was du von mir begehrest, dazu sieh bald.

Gestern tief in dem Getreibe der Meßgeleits-Zeremonien, fiel mir Ariostens Wort vom Pöbel ein: Werth des Todes vor der Geburt.

Hättest du mir Neuton geschickt — der wäre gesät und geerndtet worden. Du mußt mich kennen lernen wenn du mich brauchen willst, du bist zwar dadrinnen sonst ein feiner Schelm, aber ich will dichs noch weiter lehren.

Pestaluz hat mir seine Ankunft melden lassen.


Deinen Abraham hab ich nun. Deinet will ihn drucken, und ich will thun dran wie mirs um’s Herz ist, bin ich doch nicht weder in Abrahams Fall noch Isaacks — das Stück wird gute weite Wirkung thun. Will auch einen Würzruch drein dämpfen hier und da meines Fäßleins, denk ich.

Pestaluz war sehr gut. Ich sagt ihm gleich ich wünschte du kenntest deine Landsleute besser und sie dich besser — — Er redete ganz für dich — ohne aber. Gott geb aus einem feinen Herzen.

1776.

G.

10.

Ich habe zwey Pakete von dir erhalten, dazwischen eine Lücke war; sieh nach. In meinem iezigen Leben weichen alle entfernten Freunde in Nebel, es mag so lang währen als es will, so hab ich doch ein Musterstückgen des bunten Treibens der Welt recht herzlich mitgenossen. Verdruß, Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abentheuer, Langeweile, Haß, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und Unversehnes, Flaches und Tiefes, wie die Würffel fallen, mit Festen, Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt; es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bey dem allem l. Br., Gott sey Dank, in mir und in meinen wahren Endzwecken ganz glücklich. Ich habe keine Wünsche als die ich wirklich mit schönem Wanderschritt mir entgegen kommen sehe.

Es ist dein Schicksal daß ich an dir diese Freude nicht erleben soll. Leb wohl, grüs alles.

Vor Weimar im Garten
d. 8. Jan. 77.

G.

Lied
des Phisiognomischen Zeichners.

O daß die innre Schöpfungskrafft

Durch meinen Sinn erschölle!

Daß eine Bildung voller Safft

Aus meinen Fingern quölle!

Ich zittre nur, ich stottre nur,

Ich kann es doch nicht lassen;

Ich fühl, ich kenne dich, Natur,

Und so muß ich dich fassen.


Wenn ich bedenk wie manches Jahr

Sich schon mein Sinn erschliesset,

Wie er, wo dürre Haide war,

Jezt Freudenquell geniesset;

Da ahnd ich ganz Natur nach dir,

Dich frey und lieb zu fühlen,

Ein lustger Springbrunn wirst du mir

Aus tausend Röhren spielen;

Wirst alle deine Kräfte mir

In meinem Sinn erheitern,

Und dieses enge Daseyn hier

Zur Ewigkeit erweitern.

G.

11.

Da hast du von dem herrlichen Lindau einige Blätter. Zimmerm. schreibt mir er sey todt, ich glaube kein Wort davon. Deine Phis. geht immer richtig durch meine Hände, ich kann nichts dafür thun als hie und da ausstreichen. Bey Raphael hab ich einen grosen Schnitt gemacht und mir selbst von einem Tag zum andern versprochen den Riß wieder auszufüllen, es ging aber nicht.

Ich lebe ganz glücklich in anhaltendem Reiben und Treiben des Lebens, und bin stiller in mir, als ie, schreibe niemanden, höre von niemanden, mich kümmert außer meinem Kreis nun gar nichts.

Kaufm. ist wieder da, ich hab ihn nur einen Blick gesehn, er sitzt bey Lyndern auf dem Gute.

Linnaeus Petern erwart ich mit dem Frühjahr, ich will sehn obs glückt was ich mit ihm vorhabe. Herder ist wohl und vergnügt.

Leb wohl, grüs dein Weibele, Buben und Kaysern.

W. d. 19. Febr. 77.

G.

Nachts in meinem Garten, in einem warmen Stübgen, da mir draußen über Schnee und hellen Mondenschein, Waldhörner übers Thal herüber blasen.

12.

Da schicke ich dir Briefe von Peter Baumgartner die du weiter spediren sollst. Mich machts lachen, daß er zum Anfang einen Spiesruthen lauffen, und einen ausprügeln sieht, das er, wie er sagt, nicht wieder sehen mag. Der Junge ist nun mein, und wenn ichs recht kann, so soll er, wenn ich die Augen zuthue, oder ihn verlasse, oder er mich, von niemandem abhängen, weil er von allem abzuhängen fühlen muß. Adio man sagt immer was Dummes wenn man was allgemeines, oder was künftig zu thuendes sagt.

Schreib mir auch ein Wort von Lindaus Vermächtniß für den Buben, ich denke wir werden kein Kraut damit fett machen.

Schreib mir auch ein Wort von dir. Sag Kayser daß ich ihm das Verlangte schicken werde. Adio.

Weimar d. 14. August
1777.

13.

Der Jacobis Portrait sind angelangt, ich schick sie dir aber nicht, sie sind abscheulich. Friz grüßt dich sehnlich, und wird dir von hier aus schreiben.

Der Herzog hat mir sechs Schädel kommen lassen, habe herrliche Bemerkungen gemacht, die Ew. Hochwürden zu Diensten stehn, wenn dieselben sie nicht ohne mich fanden.

Cassir doch, ich bitte dich, die Familientafel von uns, sie ist doch scheuslich. Du prostituirst dich und uns. Meinen Vater laß ausschneiden, und brauch ihn als Vignette, der ist gut. Ich bitte dich inständig drum. Mit meinem Kopf mach auch was du wit, nur meine Mutter soll nicht so dastehn. Hast du noch einige Abdrücke, schick mir sie mit denen um die ich auf beyliegendem Zettel bitte — es ist nur der Vater herauszuschneiden.

Hier Linien von Fettmilchs Kopf. Das Kurz- und starrsinnige drückt sich auf dem schlechten Kupfer, wovon es genommen ist, noch stärker, hat auch zugleich etwas Thierisch-niedriges, das der Umriß nicht hat. Was hältst du von der Idee? wär in Silhouetten herrlich auszuführen. Du kennst Hogarths Schönheitslinie von der Verzerrung bis zum Leblosen. Der reine Punkt der Schönheitslinie ist die Linie der Liebe, Stärke und Schwäche stehn ihr zu beyden Seiten. Liebe ist der Punkt wo sie sich vereinigen. Gieb mir Beyträge dazu, und wir wollen ein herziges Kapitelgen machen, vielleicht kein ganz unreiner Faden aus dem grosen Gewebe ausgezogen.

Ich schicke dir hier eine Bouteille Himbeerensafft. Grüs mir Herr Schmoll.

Der Friede Gottes, der sich täglich mehr an mir offenbaret, walte auch über dich und die deinigen, und daß dein Glaube unüberwindlich werde. Sieh hier wieder daß er mich überwindet. Ich hab deinen Brief, und sende dir sogleich was über Homer. Adieu! Ich will dir einige Sachen zeichnen und schicken.

1778.

14.

An Herrn Caspar Lavater nach Zürich.

Thun d. 8. Oktbr. 79.

So nah bin ich bey dir l. Br. wie dir der Ruf schon wird gemeldet haben.

Wir sind im Begriff auf die Gletscher so weit es die Jahrszeit erlaubt zu gehen. Dann solls noch durch einen Umweg zu dir.

Schreibe mir doch mit umlaufender Post nach Bern in den Falken ein Wort ob etwa in Bern Lausanne Genf Luzern Zug &c. einige Menschen sind, die du kennst und die zu kennen mir auch Freude machte, ich will sie besuchen und von dir grüsen und dir ihre Grüse bringen.

Ja lieber Bruder dich wieder zu sehen, ist einer meiner beständigsten Wünsche diese vier Jahre her und wird nun auch bald erfüllt.

Ich habe dir viel zu sagen, und viel von dir zu hören, wir wollen wechselsweis Rechnung von unserm Haushalten ablegen, einander seegnen, und für die Zukunft stärken, wieder ganz nah zusammenrudern und uns freuen daß wir noch in einer Luft athemholen. Von dem was ich mitbringe unterhalt ich dich nicht im Voraus.

Mein Gott dem ich immer treu geblieben bin hat mich reichlich geseegnet im Geheimen, denn mein Schicksal ist den Menschen ganz verborgen, sie können nichts davon sehen noch hören. Was sich davon offenbaren läßt, freu ich mich in dein Herz zu legen. Adieu Bruder. Bisher sind wir glücklich gereist, bete auch daß uns die himmlischen Wolken günstig bleiben, und wir an allen Gefahren vorüber gehn.

G.

Sonntag d. 10ten denk ich sollst du diesen Brief haben und Dienstag den 12 könnte nach der Postrechnung ein Brief von dir wieder in Bern seyn. Auf alle Fälle schreibe so bald du kannst.

15.

Lieber Bruder, deine Leute hier hab ich meist gesehen, Kirchbergern noch heut Abend spät anderthalb Stunden auf seinem Landhaus gesprochen. Es ist ein Mann mit dem sich gut reden läßt und ich habe die Zapfen meiner Gefäse, wie er angeklopft hat, gar freundlich ausgezogen, und mir auch dagegen von dem seinigen reichen lassen. Auf alles was er gefragt hat, hab ich ihm in meiner Art geantwortet, und durch Gleichnisse und Anschlagen wurden wir bald bekannt. Auch hab ich ihm hie und da mehr gesagt, als er gefragt hat, denn es hängt alles gar hübsch bey ihm zusammen und er hat für sein Alter und daß er viel für sich durchdacht hat, eine schöne Gelenksamkeit der Gedanken.

Nun wirds weiter gehn. Verschiedene Packete sollen an dich geschickt werden, hebe mir sie auf. Wir gehen auf Lausanne und Genv. Bey Neuburg sind wir schon gewesen und thut mir leid die G*** nicht zu sehen, ich schick ihr deinen Brief. Wenn du mir was noch zu sagen hast, so schicks an Toblern den ich gewiß aufsuche. Von Genf hörst du weiter von mir.

Was der treue Cameralische Okulist mit dem Br. Herzog will, versteh ich außer dem Zusammenhang nicht. Wenn’s so ist wie ich vermuthe, mag er’s immer noch ein Paar Jahrhunderte aufschieben, und es soll auch dann wills Gott nicht passen. Es ist nur seit man den Kazzen weisgemacht hat, die Löwen gehören in ihr Geschlecht, daß sich ieder ehrliche Hauskater zutraut er könne und dürfe Löwen und Pardeln die Tazze reichen und sich brüderlich mit ihnen herumsielen die doch ein vor allemal von Gott zu einer andern Art Thiere gebildet sind. Adieu. Eh wir Zürich nahen hörst du mehr von mir.

Bern d. 17. Okt. 79.

Grüs dein Weib und die kleine, es soll mich wundern ob und wie wir uns verändert finden.

16.

Genf d. 28ten Okt. (1779)

L. Br. Deinen Brief hat mir Tobler gegeben, der mich nur in Gegenwart Diodatis gesprochen hat, wo’s ihm nicht so von der Brust will, und ich bin auch nicht so in Gesellschaft mich aufzuknöpfen. Wir ziehen langsam, bis jetzt noch mit schönem Glück und Vorteil, sind vorgestern in der Vallée du lac de Joux und auf der Dole gewesen beym schönsten Wetter und Umständen. Heut warten wir das trübe in Genv ab.

Noch weis ich nicht wenn wir kommen, du sollst noch mehr von mir hören. Ich halte sonst viel vom überraschen, diesmal ist das Herumziehen eh wir uns sehn auch gut. Nicht allein vergnüglich sondern geseegnet uns beyden soll unsre Zusammenkunft seyn. Für ein Paar Leute die Gott auf so unterschiedne Art dienen sind wir vielleicht die einzigen, und denke wir wollen mehr zusammen überlegen und ausmachen, als ein ganz Concilium mit seinen Pfaffen, Huren und Mauleseln. Eins werden wir aber doch wohl thun daß wir einander unsere Partikular-Religionen ungehudelt lassen. Du bist gut darinne aber ich bin manchmal hart und unhold, da bitt ich dich im Voraus um Geduld. Denn z. E. da hat mir Tobler deine Offenb. Joh. gegeben, an der ist mir nun nichts noch als deine Handschrift, darüber hab ich sie auch zu lesen angefangen.[3] Es hilft aber nicht, ich kann das göttliche nirgends und das poetische nur hie und da finden, das Ganze ist mir fatal, mir ists als röch ich überall einen Menschen durch der gar keinen Geruch von dem gehabt hat der da ist A und O. Siehst du l. Br. wenn nun deine Vorerinnerung grade das Gegentheil besagt und unterm 24 September 1779!! da werden wir wohl thun, wenn wir irgend ein sittsam Wort zusammen sprechen, ich bin ein sehr irdischer Mensch, mir ist das Gleichniß vom ungerechten Haushalter, vom verlohrnen Sohn, vom Säemann, von der Perle, vom Groschen &c. &c. göttlicher (:wenn ie was göttlich’s da seyn soll:) als die sieben Botschafter, Leuchter, Hörner, Siegel, Sterne und Wehe. Ich denke auch aus der Wahrheit zu seyn, aber aus der Wahrheit der fünf Sinne und Gott habe Geduld mit mir wie bisher. Gegen deine Messiade hab ich nichts, sie liest sich gut, wenn man einmal das Buch mag, und was in der Apokalypse enthalten ist, drückt sich durch deinen Mund rein und gut in die Seele, wie mich dünkt. Das willst du da, wozu denn aber die ewigen Trümpfe, mit denen man nicht sticht und kein Spiel gewinnt, weil sie kein Mensch gelten läßt. Du siehst, Bruder, ich bin immer der alte, dir wieder von eben der Seite wie vormals zur Last. Auch bin ich in Versuchung gewesen das Blatt wieder zu zerreissen. Doch da wir uns doch sehn werden so mag es gehn.

Vom Herzog sag ich dir nichts voraus, noch haben ihn die gescheutsten Leute falsch beurtheilt. Du sollst ihm das Haupt salben wie mit köstlichem Balsam und ich will mich mit dir im stillen über ihn freuen; denn weil Gott außer der Sonne und dem Mond und den ewigen Sternen, lass ich neuerdings niemand zu Zeugen des was mich freut oder ängstet.

Du bist ein bescheidener Mensch daß du nur eine Ahndung von meinem Biß auf das neue Systema naturae in deinen Gliedern gespürt hast. Sey nur ruhig, alter Paradiesvogel, man darf dich wohl mit anderm rarem Vieh für gleiches Geld sehen lassen.

Dein Strumpfwürker ist von Frankfurt aus besorgt und wird sein Geld haben. Nun leb wohl. Es ist spät verzeih mir mein Wesen, und sieh an dem Brief wie wohl mir’s ist dir nahe zu seyn, und nach der ganzen Schweiz noch den reinen Eindruck von dir mit fortzunehmen.

Grüs dein Weib, sey hübsch fleisig, vor 14 Tagen kommen wir noch nicht. Du hörst indeß wieder von mir. Ich liebe dich wie ich lieben kann.

d. 29. früh.

NB. In Lausanne habe ich die gar liebliche Br. zwey mal gesehn, und über sie den Bruder vernachlässigt und den Dubois vergessen. Sie war so artig mir wenigstens glauben zu machen, daß ich sie interessire, und ihr mein Wesen gefalle, und das glaubt man diesen Sirenen gerne. Mir ist herzlich lieb daß ich nicht an Matthäis Platz bin denn es ist ein verfluchter Posten das ganze Jahr par devoir wie Butter an der Sonne zu stehn.

Grüs mir herzlich die Sch. und Pfenninger und Kaysern. Was von Fueslin bey dir ist zu sehn verlangt mich sehnlich. Adieu. Schreib mir doch ein Wörtchen auf Luzern früh oder spat find ich’s da.


[3] In diesem Briefe spricht Goethe — was zu Verhüthung von Mißverständnissen nicht unbemerkt gelassen werden darf — von der homiletischen Bearbeitung der Offenbarung Jesu an Johannes, welche Lavater bald nach seinem Antritte des Diakonates zu St. Peter in Zürich (1778) für seine wöchentlichen Abendpredigten zu erklären anfing. Um eben diese Zeit aber bearbeitete L. in der Vollkraft seines Geistes und folgend dem Triebe seiner rastlosen, man möchte beynahe sagen, übermenschlichen Thätigkeit dasselbe Buch auch poetisch in einem Gedichte, welches im Jahr 1780, unter dem Titel: Jesus Messias oder die Zukunft des Herrn, in vier und zwanzig Gesängen, in Zürich ans Licht trat. Siehe Lavaters Lebensbeschr. von seinem Tochtermann G. Geßner, Bd. II. S. 222. u. ff. Auf dieses poetische Werk beziehn sich die, mit den vorliegenden gar sehr contrastirenden, Aeußerungen Goethes im 17, 20. u. 21ten Briefe.

A. d. H.

17.

Genf den 2. Nvbr. 1779.

Eh ich von hier weggehe noch einige Worte lieber Bruder eh wir uns tiefer in die Gebirge verlieren in die wir unter Garantie des Herrn de Saussure einen Versuch wagen, von hier aus gehts in die Savoiischen Eisgebirge und ins Wallis.

Deine Offenbahrung hat mir viel Vergnügen gemacht. Ich habe sie recht und vieles davon mehr als einmal gelesen. Schon da Tobler mir sagte du habest darüber von Amtswegen gepredigt, gabs mir ein ganz neues Interesse, denn ich konnte nun mehr begreifen, wie du mit diesem Buche so lange beschäftigt, es ganz in dich hinüber empfunden hast und es in einem so fremden Vehiculo ohne fremden, vielmehr eigentlich heterogenen Zusaz wieder aus dir heraus quellen lassen konntest, denn nach meiner Empfindung macht deine Ausmahlung keinen andern Eindruk als die Original Skize macht, wenigstens einer Seele aus diesem Jahrhundert, wo man die Ideen die du hineinlegst selbst von Kindheit an größtentheils hinein zu legen pflegt. Die Arbeit selbst ist dir glücklich von statten gangen, einige trefliche Züge der Auslegung und Erfindung sind drinne. Ausgemahlt sind viele Stellen ganz treflich, besonders alle die der innern Empfindung von Zärtlichkeit und Kraft, w. z. B. die Verheissung des ewigen Lebens, das Weiden der Schaafe unter Palmen, das siegende Gefühl der Engel, eh und indem sie die Schlacht anfangen. In einigen Gestalten und Gleichnissen hast du dich auch gut gehalten, nur schwinden deine Ungeheuer für mich zu schnell in allegorischen Dampf auf, doch ist auch dies wenn ichs recht bedenke das klügste Theil das du ergreiffen konntest. Es ist mir leid daß ich die zwölf folgenden Gesänge nicht gleich habe. Bey dieser Gelegenheit lies ich mir den griechischen Text wieder geben und sah auch Piscators Uebersezung an.

Nun noch ein herzlich Wort der Sehnsucht an dich, und der Hoffnung, sie wird alle Tage stärker. Lass uns ia einander bleiben, einander mehr werden, denn neue Freunde und Lieben mach ich mir nicht.

Mit Toblern weis ich nicht wies war. Er hat wohl Nähe und Vertrauen zu mir. Aber leider fühl ich meine 30 Jahr und Weltwesen!! schon einige Ferne von dem werdenden, sich entfaltenden, ich erkenns noch mit Vergnügen, mein Geist ist ihm nah aber mein Herz ist fremd. Grose Gedanken die dem Jüngling ganz fremd sind, füllen iezt meine Seele, beschäftigen sie in einem neuen Reiche, und so komm ich nicht als nur geborgt nieder ins Thal des Thaus und der Morgenbegattung lieblicher Turteltauben. Er sagt dir vielleicht wies ihm mit mir war. Wohl ists uns zusammen nicht worden.

Adieu guter. Meine Seele ist immer bey dir.

G.

18.

d. 14. Nov. 79.
Auf dem Gotthart bei den Capuzinern.

Eh wir absteigen dir einen guten Morgen l. Br.

Seit Genf haben wir das Thal Chamouny durchstrichen, sind von da ins Wallis gefallen habens aufwärts ganz durchzogen und sind endlich über die Furka hier angekommen. Mit dem preiswürdigsten Glücke durch die erhabensten Gegenden. Nun l. Br. gehts nach dir zu. Den 19. od. 20. bin ich bey dir, und so steht mir das liebste von der ganzen Reise noch vor. Mache mir ein Bett zurechte daß ich allenfalls bey dir übernachte. Grüs deine Frau und theile meine Freude.

G.

19.

Ich kann nicht weiter gehn ohne dir über eine Idee zu schreiben die mir sehr am Herzen liegt. Du weißt wie wichtig in vielem Betracht diese Reise dem Herzog gewesen ist, und wie gewiß eine neue Epoche seines und unsers Lebens sich davon anfängt. Wenn wir nach Hause kommen, so lebt er wieder in seinen Gärten und Gebüschen fort, dorthin an einen schönen Plaz möcht ich ihm ein Monument dieser glücklich vollbrachten Reise sezen, das ihm in guten Augenblicken eine fröhliche Erinnerung wäre. Es sind auch Nebenabsichten dabey. Ueberall spielt man iezt mit Monumenten und Urnen, deren leere Hälse und Bäuche ihm immer fatal gewesen sind. In den kleinen Anlagen die er gemacht hat, steht noch gar nichts dergleichen, dieses wär’ das erste und wahrhafftig wahre, denn wir haben unterwegs mancherley Anlaß gehabt, dem guten Glück einen Stein der Dankbarkeit zu wiedmen, und das ex voto ist keine blose Phrase. Wir haben bey uns einen Bildhauer, einen Mann von leichtem Begriff und schneller Hand, der sich täglich durch das Studium der Natur und der Antike bessert, dem es aber an Imagination fehlt, und der wenn man ihm so was überläßt, wie andere seines gleichen in den neuen, leeren Decorations Gusto verfällt. Zu diesem Monument habe ich in meinem Kopf allerley Gedanken und Bilder herum getrieben, und mir etwas, was ich durch die Künstler die um mich sind, könnte zusammen posseln lassen herbey gesucht, doch seh’ ich zum Voraus, es wird eine Plakerei geben, und am Ende doch was Schwaches und Halbes herauskommen. Immer, seitdem mich der Gedanke beschäfftigt, habe ich gewünscht: du möchtest Füeßly bereden können, daß er aus seinem ungeheuren Reichthum etwas zu diesem guten Werke herüber gäbe! das ist der einzige Weeg, wenn alsdann unser Bildhauer nicht ganz von Gott verlassen ist, daß wir etwas auserordentliches und wills Gott vollkommenes kriegen können.

Mein erster Gedanke war so: Ich wollte dem Monument eine viereckigte Form geben, etwas höher als breit, wie man in den alten Ueberbleibseln dergleichen Steine mit einem eingekerbten Dach findet. Von drey Seiten sollte iede eine einzelne bedeutende Figur, und die vierte eine Innschrifft haben.

Zuförderst sollte das gute heilsame Glück stehen, durch das die Schlachten gewonnen und die Schiffe regiert werden, günstigen Wind im Naken, die launische Freundinn und Belohnerin kecker Unternehmungen mit Steuerruder und Kranz; im Felde zur Rechten hatte ich mir den Genius, den Antreiber, Wegmacher, Wegweiser, Fakelträger muthigen Schrittes gedacht. In dem Felde zur Linken sollte Terminus, der ruhige Grenzbeschreiber, der bedächtige, mäsige Rathgeber stillstehend mit dem Schlangenstabe einen Gränzstein bezeichnen — Jener lebend rührig vordringend, dieser ruhend sanft, in sich gekehrt, zwey Söhne einer Mutter — der ältere iener, der iüngere dieser. Das hinterste Feld hatte die Innschrifft:

FORTUNAE
DUCI REDUCI
NATISQUE
GENIO
ET
TERMINO
EX VOTO.

Du siehst was ich für Ideen dadurch zusammenbinden wollte. Es sind keine Geheimnisse noch tiefe Räthsel, aber sowohl auf dieser Reise als im ganzen Leben sind wir diesen Gottheiten sehr zu Schuldnern geworden. Das erstemal daß wir nach einer langen, nicht immer fröhlichen Zeit aus dem Loche in die freye Welt kommen, zusammen den ersten bedeutenden Schritt wagen, gleich mit dem schönsten Hauche des Glücks fortgetrieben zu werden, in der späten Jahrszeit, alles mit günstiger Sonne und Gestirnen. Den ganzen Weg den wir machen begleitet von einem guten Geiste, der überall die Fackel vorträgt, hierhin ladet, dorthin treibt, daß wenn ich zurücksehe wir, zu so manchem das unsere Reise ganz macht, nicht durch unsere Wege und Wollen geleitet worden sind, und dann am Ende, daß wir auch durch den schönen Glückssohn bedeutet wurden, wo wir aufhören sollten, wo wir einen Gränzbogen beschreiben, und wieder zurückkehren sollten, das wieder einen unglaublichen Einfluß auf unsere Zurückgelassenen hat, und haben wird. Das alles zusammen giebt mir eine Empfindung die ich nicht schöner zu ehren weis, als womit alle Zeiten durch die Menschen Gott verehrt haben.

Im Beywesen und Verzierungen dacht’ ich manches anzubringen was eine Schweizerreise, deren bester Theil zu Fuß gemacht worden, bezeichnete. Wanderstab mit Eisen beschlagen, und mit Gemshorn zum Knopf. Gott weiß was weiter.

Meine Gedanken wollt ich einigen Künstlern mittheilen, sie hinüber, herüber mit ihnen durchtreiben, und sehen ob ihnen einer vielleicht einen bessern Körper gebe. Seitdem ich aber bey dir Fueßlis lezte Sachen gesehen habe, kann ich dich nicht loslassen, du mußt versuchen ob du ihn bewegen kannst eine Zeichnung dazu zu machen. Den Gedanken und Entzweck weißt du, den sag ihm ganz rein und einfach, und da es ihm fatal seyn muß, wenn ihm iemand was vorerfinden oder angeben will, so geb ich gern meine Form des Ganzen, meine einzelnen Figuren, und die Innschrifft dazu auf, wenn er sich des Dings annehmen will. Er wird gewiß die Idee stärker, gröser, treffender und neuer ausdrücken. Du müßtest ihn bitten, er mag nun bey meinem Vorschlag bleiben oder nicht, daß er eine bestimmte Zeichnung von der Form des Ganzen mit den Masen gäbe; auch so von den einzelnen Figuren, und sie auf eine Weise zeichnete daß sich leicht ein Basrelief darnach arbeiten liese. Vielleicht sind ihm, der alles mit Geist und Feuer durcheinander arbeitet, die einzeln stehenden Figuren widrig, er bringe sie zusammen auf eins wenn er will, allenfalls nehme er statt des Vierecks eine runde Form, doch das würde freilig wieder bey der Ausführung in Stein mehrere Hindernisse geben. Noch muß ich dir dabey sagen, daß wir einen auserordentlich schönen lichtgrauen sanften Stein, der an den Marmor gränzt und keiner Witterung weicht, zu dieser Arbeit haben. Du müßtest Fueßlien bitten, daß er selbst die Größe vom ganzen Monument nach seinen Gedanken angäbe, daß man allenfalls, um es etwas aus dem Auge zu rüken, auf einen Rasen gegen ein Felsstück sezen könnte. Genug er denke sich das wie ers wolle so wird es gut sein, und wir haben so viel und mancherley Stücke Steine vorräthig, daß wir zum Zusammensezen des Ganzen nicht verlegen sein werden. Sieh, ob du etwas über ihn vermagst, und ob du der frölichen Zeiten, die wir wieder gelebt haben, immer gegenwärtiges Siegel dadurch auf unsere Wohnung drucken kannst. Wenigstens hat er gewiß in seinem Leben manchen Strich gemacht, der nicht so erkannt und ihm so gedankt worden ist, als wie das so ich durch dich hoffe.

Welchen Preis er auch auf diese Arbeit sezen möge, ist völlig einerley. Nun ist aber noch ein Hauptpunkt, nemlich die Geschwindigkeit. Ich wünsche es diesen Winter fertig zu bringen, und auf das Frühjahr zum ersten Willkomm mit den Blüthen und Blättern aufzustellen. Versuche also, ich bitte dich, deine Wunderkräfte, um mir zu verschaffen was nicht ein eitler Wunsch ist. Schaff daß er es macht, und schnell macht, und kröne mir auch dieß Jahr und sein Glück mit diesem lezten Zeichen.

Nov. 1779.


Ob Fueßli später die gewünschte Zeichnung noch machte, ist mir unbekannt, aber daß wenigstens im Frühjahr 1780 zu Lavaters großem Leidwesen, auf wiederholte Bitten, noch keine Antwort darüber von F. da war, ist gewiß.

Anm. d. H.

20.

Weimar den 7. Febr. 1780.

Ich muß dir von dem was bisher vorgefallen Nachricht geben. Angekommen ist, ausser deinem letzten Transp. von dem du schreibst wo bei der Corregge ist, alles ganz glüklich. Der Hamilton zulezt, und zugleich dein Paquet mit der Abschrift der Offenbahrung. Ich muß sagen ie mehr ich die ersten Capitel lese, ie mehr gefallen sie mir, auch finden sie bei iedermann Beifall. Nicht so ist es mit der zweiten Hälfte des Buchs. Ich glaube aber auch zu finden, worinn mich andere bestärken, daß die andre Hälfte des Buchs bei weitem nicht den Werth wie die erste hat. Ihr habt, wie ich höre, eure Stimmen über Herders Buch viritim gesammelt und ihm zugeschikt. Ich habe sie noch nicht zu sehen gekriegt.

Deine Albrecht Dürers, Martin Schön und Lukas von Leiden, die du von Toggenburg und von Heideggern hast, sind alle schon recht schön von ihren alten Papieren los gelößt und warten nur darauf bis der lezte Transport deines eignen ankommt um wieder in recht schöner Ordnung aufgetragen zu werden. Ich hoffe du sollst an dieser Sammlung, wenn sie fertig ist ein Vergnügen haben. Ich werde dir ieden Meister besonders halten und von denen wo ichs wissen kann den Werth der Blätter und Abdrüke bestimmen. Bei der Albrecht Dürerischen Sammlung will ich so viele Blätter als mir Stüke fehlen frei lassen und die Nummern drauf schreiben, daß du sie wenn du sie künftighin überkommst nur einkleben darfst. Von den Martin Schöns und Lukas von Leiden kenn ich keinen kompletten Catalogus kann es also damit nicht eben so machen. Einige Blätter, die dem Herzog in seiner Sammlung fehlen, werd ich dir zurükbehalten, dafür wirst du aber die er doppelt besizt und die ich sonst für dich auftreiben kann bei den deinigen mit eingeheftet finden. Das getuschte Portrait von dir, das in der Offenbahrung lag hab’ ich sogleich als wenn dus vor mich hineingelegt hättest angenommen. Es ist wenn man sich erst mit der Trokenheit und Bestimmtheit verglichen hat, wie mich dünkt, ein sehr gutes Bild.

Ich bitte dich mir auf das baldeste ein kleines producibles Avertissement zu schreiben deine französische Phisiognomik betreffend, so wohl, welchen Weeg du einschlägst das Buch dem Publiko nüzlich zu machen, als auch vorzüglich wie viel man dafür bezahlen soll und wenn man das Buch erhalten wird, was ich dir alsdann auf diese bestimmte Anzeige für Subscribenten verschaffen kann will ich gern thun, denn gegenwärtig scheut sich iedermann, sich in ein Werk einzulassen das so weit wie dein teutsches Werk führen und so theuer zu stehen kommen könnte.


Wenn wir einander etwas zu Gefallen thun können wollen wir’s thun und andre ungeplagt lassen.

Semlers ganzen Brief an dich mögt ich sehen.

Ich habe vierzehn Tage eine Art von Catharfieber gehabt und muß noch iezo mit meiner Arbeit ganz sachte zugehen. Vergiß doch ia nicht mir die Lotte kopieren zu lassen. Schmieds Bibel wirst du haben.

Die Cenci und zwei Gluks warten auf einen Fuhrmann.

Grüse deine Frau und deine Kleinen, Bäben und Pfenningern. Schreib mir manchmal was du machst daß wir beisammen bleiben.

G.

NB.

Einige meiner Freunde denen ich sagte du hättest dem Buche wollen Messiade Johannis zum Titel geben, haben ihn sehr schiklich gefunden, sie sagen zwar auch mit mir dass der Seitenblik auf Klopstock einen Augenblick anstose, es sey aber weil doch dieses Buch weit mehr als ein anderes und in deiner Behandlung tausendmal mehr als Klopst. Gedicht den Messias vergöttre, ein guter Gedanke dies Buch Messiade zu heissen, und dadurch das Licht auf den Leuchter zu stecken. Thu was du meinst. Ich habe oft für lauter Recht würklich unrecht.

G.

21.

Weimar den 6. Merz 1780.

Es ist nun lieber Bruder alles nach und nach angekommen und ich vermisse nichts als den schönen Hieronymus des Herzogs von Füeslien gekauft. Hast du ihn etwa aus dem Rahmen gethan und unter die andern Kupfer gelegt? Unter deinen sind vier Abdrücke von diesem Stück, doch keiner der mir so schön däucht als die Erinnerung von ienem. Deine lezten Albrecht Dürers sind endlich auch angekommen, sind beim Buchbinder der sie los weicht und es soll nicht lange mehr währen so sind sie in Ordnung, doch hätt’ ich geglaubt du wärst reicher als du nicht bist. Ich will dir deswegen gleich ein Verzeichnis der fehlenden schiken damit du von deiner Seite, wie ich von der meinigen arbeiten kannst, sie zusammen zu schaffen. Denn ich verehre täglich mehr die mit Gold und Silber nicht zu bezahlende Arbeit des Menschen, der, wenn man ihn recht im Innersten erkennen lernt an Wahrheit Erhabenheit und selbst Grazie nur die ersten Italiener zu seinesgleichen hat. Dieses wollen wir nicht laut sagen. Lukas von Leyden ist auch ein allerliebster Künstler.

An dem Bild der Madonna in Egypten das du geschikt hast ist alles vortreflich wo die Spur der ersten Hand noch sichtbar ist. Und wenn es nicht so viel von Ausbesserern übermahlt wäre sollt es ein unschäzbar Bild seyn. Laß mir doch lieber Bruder einen Riß von eurer Dörrmaschine machen und einen kleinen Aufsaz darüber fertigen.

Für die Skize von Füesly dank ich dir recht herzlich.

Heideggern magst du im Namen des Herzogs danken. Was soll des Menschen Zuthulichkeit? Ich glaube es ist das gescheutste man läßt ihm einmal ein paar hübsche Landschaften von Krause ausführen und schickt’s ihm dagegen.

Ich habe selbst eine schöne Sammlung von geistigen Handrissen, besonders in Landschaften, auf meiner Rükreise zusammengebracht, passe doch ein wenig auf, dir geht ia so viel durch die Hände, wenn du so ein Blat findest, woraus die erste schnellste unmittelbarste Aeusserung des Künstlergeistes gedrukt ist, so laß es ia nicht entwischen wenn du’s um leidliches Geld haben kannst. Mir macht’s ein besonders Vergnügen. Deine Offenbahrung findet überall vielen, und den rechten Beifall, wegen des übrigen sei unbesorgt; dein Buch muß sein und bleiben was es ist. Meine Grillen gehören nicht hierher, denn wenn mir auffällt daß durch den Text so wohl als durch deine Arbeit die rasche Gesinnung Petri worüber Malchus ein Ohr verlohr durchgehet, so hat das bei tausend und tausenden nichts zu bedeuten. Ich will auch nicht behaupten daß mein Gefühl das reinste ist, ich kann mich aber nicht überwinden den Inhalt des Buchs für evangelisch zu halten. Jezt da es andre lesen und mir sagen wie es ihnen vorkommt, seh ich erst recht die trefliche Art wie du es behandelt hast und dein poetisches Verdienst bei der Sache ein. Schreib mir doch wer der Rammont in Colmar ist der an Petern noch was zu fordern hat. Ich habe endlich das Geld gekriegt und auf der Frankfurter Messe wird unser Banquier auch die Schuld an Salis berichtigen, obgleich das was er von Thomas Feurern zu fordern hat, das nicht ich sonder Lindaus Erben zu bezahlen haben, zurückbleibt.

Halte künftighin meine Briefe hübsch in Ordnung und laß sie lieber heften wie ich mit den Deinigen auch thun werde, denn die Zeit vergeht, und das wenige was uns übrig bleibt wollen wir durch Ordnung Bestimmtheit und Gewißheit in sich selbst vermehren. Daß du so geplagt bist mit kleinen Geschäften ist nun einmal Schicksal. In der Jugend traut man sich zu daß man den Menschen Palläste bauen könne, und wenn’s um und an kömmt so hat man alle Hände voll zu thun um ihren Mist beiseite bringen zu können. Es gehört immer viel Resignation zu diesem ekeln Geschäft, indessen muß es auch sein.

Steiner ist nicht zu uns gekommen, sondern wie ich höre in Dresden. Ich habe die zwei Carolin an Herdern bezahlt der sie ihm übermachen wird. Grüse Bäben, ich schreib und schike ihr bald. Grüse Frau und Kinder, und was Kayser dir giebt schicke mir bald.

Adieu

G.

Dein Br. vom 26. kommt noch vor Abgang dieses. Verdirb nichts an der Apokalypse. Werke des Gedankens feilt und säubert man nie genug, aber so was verliert wenn du das weg nimmst was Auswuchs scheinen könnte. Ich müßte zu weitläufig werden um etwas bestimmtes zu sagen, ich weis es ia du verstehst mich. Es thut dein Werk den Menschen wohl und zeugt von dir.

Daß du mit meinem Inri nichts gemeines hast versteht sich, ich dachte nicht daß dus lesen würdest. Es sind so viel Stufen, Gruppen, Treppen und Thürgen von deiner Giebelspize bis zu so einem Hauswinkelgen, die du Gott sey Dank nie auch nur aus Neugierde heruntergehen kannst.

Adieu! Adieu!

Der Herzog hat sich die Haare abschneiden lassen, es ist eine ganz neue Dekoration, ich will dir zum Spas die Silhouette schicken.

Des armen schlesischen Schaafs erbarme sich Gott und des Lügenpropheten der Teufel.

G.

22.

Deine Briefe und Beylagen habe ich erhalten. Hier schicke ich dir einige neue treffliche Bogen von Hamann. Ich weiß nicht ob dich die Sache interessirt; auf alle Fälle wirds viel Vergnügen machen.

Deine Albrechts sind nunmehr schön geordnet, Bertuch hat sie aufgetragen und numerirt. Auf der Leipziger Messe hat dir der Herzog noch einige Kupfer von deinen fehlenden gekauft, worunter Marienbilder sind die dir fast ganz abgehen.

Suche du übrigens durch das Treiben Jehu so viel du kannst von dieser Sammlung zusammen zu bringen; wenn du sie auch schon hättest, so schadets nichts, es ist vielleicht ein besserer Abdruck, und auf alle Fälle kann man sie vertauschen. Denn das versichere ich dir, ie mehr man sich damit abgiebt, und beym Handel auf Kopie und Original acht geben muß, desto größere Ehrfurcht kriegt man für diesem Künstler. Er hat nicht seines Gleichen.

Das Manuskript das beiliegt sind einzelne flüchtige Bemerkungen des Statthalters von Dalberg. Schreib doch wenn du Muse hast, deine Gedanken auf den Rand, und schick mirs wieder zurück. Ermuntere ihn und gieb ihm einige Wincke, wo du es nöthig glaubst — er ist sehr für die Phisiognomick passionirt, kommt viel in der Welt herum, und kann, wie mirs vorkommt, auch von seiner Seite dir einigermaßen nüzlich seyn. Er wird das was er bey seinem Umgang mit der Welt zu bemerken glaubt, nach und nach aufzeichnen.

Wenn ich an deiner Statt die lateinische Oration halten müßte, ich gäbe mir nicht die Mühe die du dir giebst; ich machte den Entwurf dazu, lies mir sie machen, und läs sie ab — und hielts gar nicht geheim, denn am Ende ists doch nur ein Talent, und ich sehe nicht ein wie man von mir prätendiren könnte bey einer Feierlichkeit die pedantische Prätension auszuhängen, und auf einem Instrument Solo zu spielen, das ich in zwölf Jahren nicht in die Hand genommen hätte.

Von dem Herzog schick mir Abdrücke so viel du willst, das Kupfer ist nun schon wieder etliche Schritte weiter vom Original in einen ganz fremden Charackter hinein.

Halte doch ja das was du für den Herzog und mich auslegst in Ordnung. Meine Auslagen für dich sind auch aufgeschrieben; Laß uns etwa Johanni abrechnen, und auch so wieder ein neues Hembd anziehen.

Grüse deine Frau und Kinder, und wenn dein Knabe gelegentlich schreibseliger wird, so laß mir ihn manchmal etwas von euerer Haushaltung schreiben, wie’s ihm vor die Feder kömmt.

An Bäben gieb Inliegendes, vielleicht erhält sie einen Brief mit der reitenden Post noch eh’r als du dieses.

G.

Weimar den 1. May 1780.

Haben so viele Krieger im Kupfer in der linken Faust das Schwert, mag wohl unser Engel den Stern auf der rechten Brust haben.

23.

Du bist immer braver als man denkt, weil du doch immer das Aeußerste thust — aber deßwegen noch kein Poet.

Laß mich bald hören daß du wieder wohl bist. Ein Geistlicher auf dem Harz hat geweisagt daß ihr alle untergehn sollt vom Gotthart bis an den Mayn.

Der Fürst v. Dessau der dir selbst sagen will, daß er dich liebt und schäzt, ist auch einer von denen die sich jezo verwundern daß man sich von dem falschen Propheten die Eingeweide konnte bewegen lassen. Alle auf die der Kerl gewirkt hat, kommen mir vor wie vernünftige Menschen, die einmal des Nachts vom Alp beschwert worden sind, und bey Tage sich davon keine Rechenschafft zu geben wissen.

Vielleicht schick ich dir ehstens ein Portrait von dem Herzog Bernhardt aus dem hiesigen Hause, um mirs von Lipsen stechen zu lassen. Wenn er aber, wie du schreibst, balde verreist, so muß ich damit einen andern Weeg nehmen. Ich scharre nach meiner Art Vorrath zu einer Lebensgeschichte dieses als Helden und Herrschers wirklich sehr merckwürdigen Mannes, der in seiner kurzen Laufbahn ein Liebling des Schicksaals und der Menschen gewesen ist, zusammen und erwarte die Zeit wo mirs vielleicht glüken wird ein Feuerwerk draus zu machen. Seine Jahre fallen in den dreissigjährigen Krieg. Sein und seiner Brüder Familien-Gemälde interessirt mich noch am meisten da ich ihren Urenkeln, in denen so manche Züge leibhaftig wieder kommen, so nahe bin. Uebrigens versuche ich allerley Beschwörungen und Hocus pocus um die Gestalten gleichzeitiger Helden und Lumpen in Nachahmung der Hexe zu Endor wenigstens bis an den Gürtel aus dem Grabe steigen zu lassen, und allenfalls irgend einen König, der an Zeichen und Wunder glaubt, in’s Bockshorn zu jagen.

Das Kupfer nach Juel’s[4] Bild ist sehr fatal. Nicht eben an der Physiognomie, aber mir kommts vor, als wenn ein Geist hätte wollen eines guten Freundes Gestalt anziehen, und hätte damit nicht zurecht kommen können, und guckte einen aus bekannten Augen mit einem fremden Blick an, so daß man zwischen Bekanntschaft und Fremdheit in einer unangenehmen Bewegung hin und wieder gezogen wird.

Die apokalyptischen Vignetten sind sehr kleinlich gegen den grosen Innhalt und deine grose Manier.

In weniger Zeit wird Herr v. Knebel der bey dem Prinzen Constantin ist, und nun eine kleine Reise für sich macht, zu dir kommen; du wirst viel Vergnügen in seinem Umgange haben, und begegne ihm wohl.

G.

Weimar d. 5. Juny 1780.


[4] Juel war ein dänischer Maler, der sich um diese Zeit in der Schweiz aufhielt. Der Name ist aber in der Handschrift nicht ganz deutlich.

24.

Mit Verlangen erwart’ ich die Fortsezung deiner Briefe über Wasern. Biß iezt sind nur die zwei ersten angekommen. Es geht mit dieser Sache, wie mit allen wichtigen Begebenheiten, iedermann spricht davon und urtheilt drüber und niemand ist davon unterrichtet. Lipsen erwarten wir. Du wirst wohl thun mir etwas von dem Plane zu schreiben, den du mit ihm hast, worauf er ausgeht und wohin er geht.

Mochels Urne hab’ ich auch gelesen, oder vielmehr etlichemal hin und her geblättert, denn durchzulesen war ich’s nicht im Stande. Dein Lob ist übertrieben. Wie kannst du sagen: Vortreflich geschrieben? da der Verfasser weder Freiheit im Begriff noch im Stil hat, es sind Seiten wo die Perioden so in einander geknüttet sind, dass man sie etliche mal lesen muß um zu rathen, was er will. Ich will nicht sagen daß es schlecht geschrieben, aber es ist doch so eng! und an den Hauptpunkten sind ihm die Gedanken wie weggeschnitten. Die Armseeligkeit sieht, wie einzelne Felsgen aus einem grossen See, hier aus der weitläuftigen Märte von Stuben-Experimental-Psychologie heraus, daß man gar wohl schliessen kann, auf was vor einem Grund und Boden das Gewässer ruht. Kaufmannen hätte man noch weit treffender schildern können, und was von dir und seinen übrigen Freunden gesagt ist läßt sich noch sehr halten, ich wollte allenfalls den Spargel schon tiefer aus der Erde herausgehoben haben, dieser Ehrenmann ist billig genug, ihn nur so weit er grün ist und hervorgukt abzuschneiden.

Herder hat wieder einen Preiß in Berlin gewonnen, wie du wohl schon aus den Zeitungen wissen wirst. Ich hab die Abhandlung noch nicht gelesen. Es war zu gleicher Zeit in einem andern Fach einer aufgestellt den er auch hätte gewinnen können wenn er nur gewollt hätte.

Wieland ist gegen dich sehr gut gesinnt. Er hat seine Launen und bedenkt, sonderlich in Prosa, nicht immer alles was er schreibt. Ich weis es zwar nicht, aber es ist möglich, daß dir zu Ohren gekommen ist, er habe in einer und der andern Stelle dich zu necken geschienen, es ist aber gewiß nichts als höchstens eine Art von humoristischem Leichtsinn, der sich dieses und ienes ohne Consequenz erlaubt. Ich habe ihn geradezu selbst drüber gefragt und er hat mich versichert daß er sich keiner als guter Gesinnungen gegen dich bewußt sey.

Sein Oberon wird, so lang Poesie Poesie, Gold Gold und Crystall Crystall bleiben wird, als ein Meisterstück poetischer Kunst geliebt und bewundert werden.

Daß der alte Bodmer, der einen grosen Theil des zurückgelegten 18ten Jahrhunderts durchgedichtet hat, ohne Dichter zu sein, über eine solche Erscheinung wie der Schuhu über eine Fakel sich entsezt, will ich wohl glauben. Der arme Alte, der sich bei seinem ewigen Geschreibe nicht Einmal durch den Beifall des Publici hat anerkannt gesehen, was doch weit geringern als ihm passirt ist, muß freilich bei allen solchen Produktionen einen unüberwindlichen Ekel empfinden. Ob Oberon dir etwas sein wird glaub ich nicht, davon ist aber auch die Rede nicht. Von Hirzeln hab’ ich den zweiten Theil seines philosophischen Weltweisen nicht erhalten, sag ihm daß ich darüber betrübt bin, es ist aber eine Lüge, denn es ist mir scheuslich, was dieser Mensch von sich giebt.[5]

Der Prophet der euch den Untergang drohet heißt Ziehen war Pfarrer zu Zellerfeldt auf dem Harz. Er ist vor kurzem gestorben. Die Erdbeben die er vorausgesagt hat sind eingetroffen. Was ich noch von ihm gesehen habe daraus scheint mir ein tiefes Gefühl, aber eine kurzsinnige, durch ausgebreitete Belesenheit nicht aufgeheiterte Combinationsart hervorzuscheinen. Er hängt alles an einander, und citirt die Bibel wie die Evangelisten das alte Testament.

Grüs deine Frau und Kinder. Ich wünsche dir herzlich wieder ein bleibendes Geschöpf mehr ins Haus, und ihr Gesundheit und guten Muth zur Schwangerschafft.

Schicke die Zeichnung der Dörrmaschine. Einandermal laß uns akkordiren eh wir bestellen. Ich dächte wir könnten das gelernt haben.

Grüs Bäben. Sie mag mir ia die Composition von Kaysern auf meine Wassertropfen schicken. Laß dir Wasers Nachrichten angelegen seyn, auch eine Silhouette von ihm. Knebeln gönnst du gewiß was du von Zeit entübrigen kannst.

Wären wir nur um 100 Stunden näher. Schreibe mir oft daß man sich lebendig bleibt.

Passe ia auf die Dürers auf.

Die Genci ist angekommen leider ein wenig verschoben, laß künftig die Packer aufmerksamer seyn. Die Kupfer meist verwischt. Auch an den Füslis. Wofür ich dir danke. Lebe aber und abermal wohl, und laß uns einander stärken im Edlen, und erhalten im Licht, denn des lumpigen und dämmrigen ist gar zu viel in der Welt.

d. 3. Juli 80.

G.

NB. Ich bin Freimaurer geworden! Was sagt ihr dazu?


[5] Hans Caspar Hirzel † 1803, bekannt durch seine Schriften: „Wirthschaft eines philosophischen Bauers (Kleinjogg)“ und „Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen.“

25.

Mir ist herzlich lieb, daß du uns durch Kn. näher kommst. Gewiß ist, daß an so einem kleinen Orte, wo eine Anzahl wunderbarer moralischer Existenzen sich an einander reiben, eine Art von Gährung entstehen müsse, die einen lieblich säuerlichen Geruch hat, nur gehts uns manchmal wie einem der den Sauerteig selbst essen sollte. Es ist eine böse Kost. Aber wenn es in kleiner Portion zu anderem Maal gebracht wird, gar schmackhaft und heilsam.

Daß du Freude an meiner Iphigenie gehabt hast, ist mir ein außerordentlich Geschenk. Da wir mit unsern Existenzen so nah stehen, und mit unsern Gedanken und Imaginationen so weit aus einander gehn, und wie zwey Schützen, die mit dem Rücken an einander lehnend, nach ganz verschiedenen Zielen schießen; so erlaub ich mir niemals den Wunsch, daß meine Sachen dir etwas werden könnten. Ich freue mich deswegen recht herzlich, daß ich auch mit diesem wieder ans Herz gekommen bin.

Adieu. Die Dürers schick ich gleich wenn die, die du dazu schicken willst, einrangirt sind. Du hast recht ich treibe die Sachen, als wenn wir ewig auf Erden leben sollten.

Knebeln inliegendes.

Ich bin neugierig, ob du an der Apokalypse nichts verdorben hast. Mir ists neulich so gegangen, daß ich habe aus einem Stück ein Duzzend Verse heraus korrigirt, die ich, da es der Herzog zu sehen kriegte, wieder restituiren mußte.

Grüse Bäben. Schicke von Wasern bald. Adieu Bester. Der Herzog grüßt.

d. 24. Jul. 80.

G.

Wir werden zwar in unserm Leben keine grosse Phisiognomen werden, doch thust du wohl, wenn du uns auch etwas mittheilest. Bei Gelegenheit von Wielands Oberon brauchst du das Wort Talent als wenn es der Gegensatz von Genie wäre, wo nicht gar, doch wenigstens etwas sehr subordinirtes; wir sollten aber bedenken, daß das eigentliche Talent nichts sein kann als die Sprache des Genies. Ich will nicht schikaniren, denn ich weiß wohl, was du im Durchschnitt damit sagen willst, und zupfe dich nur beym Ermel. Denn wir sind oft gar zu freigebig mit allgemeinen Worten, und schneiden, wenn wir ein Buch gelesen haben, das uns von Seite zu Seite Freude gemacht, und aller Ehren werth vorgekommen ist, endlich gern mit der Scheere so grade durch, wie durch einen weisen Bogen Papier. Denn wenn ich ein solches Werk auch bloß als ein Schnitzbildgen ansehe, so wird doch der feinsten Scheere unmöglich, alle kleinen Formenzüge und Linien, worinn der Werth liegt, heraus zu sondern. Es ist nachher noch eins, was man nicht leicht an so einem Werke schäzt, weil es so selten ist; daß nemlich der Autor nichts hat machen wollen und gemacht hat als was eben da steht. Für das Gefühl, die Kunst und Feinheit so vieles wegzulassen gebührt ihm freilich der größte Dank, den ihm aber auch nur der Künstler und Mitgenosse giebt.

Was deine dickhirnschaaligen Wissenschaftsgenossen in Zürich betrift und was sie von Menschen die unter einem anderen Himmel gebohren sind, reden, bitt ich dich, ia nicht zu achten. Die größten Menschen die ich gekannt habe, und die Himmel und Erde vor ihrem Blick frei hatten, waren demüthig und wußten, was sie Stufenweis zu schäzen hatten. Solches Kandidaten und Klostergesindel ziert allein der Hochmuth. Man lasse sie in der Schellenkappe ihres Eigendünkels sich ein wechselseitiges Conzert vorrasseln. Unter dem republikanischen Druck und in der Atmosphäre durchschmauchter Wochenschriften und gelehrter Zeitungen würde ieder vernünftiger Mensch auf der Stelle toll. Nur die Einbildung, Beschränkung und Albernheit erhält solche Menschen gesund und behaglich.

G.

Sage Kaysern, daß ich indeß auf 12 Exemplare subscribire. Grüse B.

26.

Weimar den 8. August 1780.

Die Kiste ist wirklich angekommen, und ich finde den Riß sehr schön und gut. Er ist just nicht wohlfeil, aber der Preis ist so ungeheuer nicht, wie du ihn machst. Deswegen wirst du künftig hin so gut sein und immer gleich schreiben, was eine Sache kostet, damit man nicht inzwischen denke es gelte Haut und Haar. Nun aber bitte ich dich, denn es fehlt noch die Hauptsache, der Proceß wie es gemacht wird, wie viel Zeit man braucht, wie viel Leute dabey angestellt sind u. s. w.

Mit grosem Verlangen sehe ich dem Waserischen Ende entgegen, nimm dich zusammen so bald möglich, und schick mirs.

Unter den neuen Kupfern die du geschickt hast waren vier bis fünf Albrecht Dürers die du noch nicht besasest, und einige bessere Abdrücke, ich hab sie schon eingeordnet, und du erhältst sie nächstens. Der Holzschnitte sind noch zu wenig. Unterdeß habe ich auch von Martin Schön und Luckas von Leiden sehr gute Sachen die dein gehören, diese sollen nach und nach auch zierlich zusammengebracht werden, und folgen.

Ferner schicke ich dir mit der fahrenden Post das Manuskript das der alte Bodmer verlangt hat; der Herzog hat sich dafür bey dem Herzog von Gotha verbürgt, und es kommt ihm hauptsächlich darauf an daß du eine Sicherheit zu erhalten suchst, das Buch wenn der Alte stirbt ohne Umstände aus dem Nachlasse heraus nehmen zu können. Ueberleg es, und händige es ihm nicht anders als gegen einen Schein aus.

Knebeln ist es im Ursern Thale ganz wohl geworden, ich glaube er blieb drey Tage drinn.

Mit dem zweyten Portrait des Herzogs ist es wieder ein Unglück; man verkauft doch sonst die grosen Herrn in den schändlichsten Karikaturen. Das Unglück bey diesem ist aber, daß es mit Geist in eine ganz fremdes Wesen übergetragen ist. Die ganze Welt wünscht nichts mehr als ein Bild vom Herrn, und wenn ich diese iemand anbiete, so ist als wenn sie Brod verlangten, und ich gäb Ihnen einen Stein.

Schreibe mir was vom Befinden deiner Frau. Adieu Lieber!

G.

27.

Ostheim vor d. Rhön, August 1780.

Erst heute erhalte ich deine Briefe vom 2ten und 9ten dieses Monats, wir sind in einigen entfernten Aemtern gewesen des Fürstenthums Isenach, und sahen verschiedene neue, gute und nüzliche Veranstaltungen in der Nähe, die seit vergangenem Frühjahr im Werck sind.

Das Tagewerck das mir aufgetragen ist, das mir täglich leichter und schwerer wird, erfordert wachend und träumend meine Gegenwart, diese Pflicht wird mir täglich theurer, und darinn wünscht ich’s den größten Menschen gleich zu thun, und in nichts größerm. Diese Begierde, die Pyramide meines Daseyns, deren Basis mir angegeben und gegründet ist, so hoch als möglich in die Luft zu spizzen, überwigt alles andere, und läßt kaum augenblickliches Vergessen zu. Ich darf mich nicht säumen, ich bin schon weit in den Jahren vor, und vielleicht bricht mich das Schicksaal in der Mitte, und der Babylonische Thurm bleibt stumpf unvollendet. Wenigstens soll man sagen es war kühn entworfen, und wenn ich lebe, sollen wills Gott die Kräffte bis hinauf reichen.

Auch thut der Talismann einer schönen Liebe womit die St. mein Leben würzt sehr viel. Sie hat meine Mutter, Schwester, und Geliebten nach und nach geerbt, und es hat sich ein Band geflochten wie die Bande der Natur sind.

Adieu Liebster, bleibe mir nah im Geist. Mit den Dürers die langsam gehen, kommen Blumen und Kräuterbüschel die ich am Weg sammle. Laß sie nur wenige sehen, und nur keinen prätendirenden Schriftsteller, die Buben haben mich von ieher aus und nachgeschrieben, und meine Manier vor dem Publiko lächerlich und stinckend gemacht.

Schicke mir was dich däucht.

Auf deine Offenbarung wart ich, deine Veränderungen sollen mir Unterhaltung mit dir und ein Studium ächter Kritik seyn.

Herder fährt fort sich und andern das Leben sauer zu machen.

Der Herzog ist sehr gut und brav. Wenn ich nur noch einigen Raum für ihn von den Göttern erhalten kann. Die Fesseln an denen uns die Geister führen, liegen ihm an einigen Gliedern gar zu enge an, da er an andern die schönste Freiheit hat.

Seitdem ich keine Phisiognomische Prätension mehr mache, wird mein Sinn sehr scharf und lieblich, ich weiß fast in der ersten Minute wie ich mit den Leuten dran bin.

Im Phisiognomischen sind mir einige Hauptpunkte deutlich geworden, die dir wohl längst nichts neues sind, mir aber von Wichtigkeit wegen der Folgen.

Hab ich dir das Wort

Individuum est ineffabile

Woraus ich eine Welt ableite, schon geschrieben?

Wegen des Bodm. Manuscripts ist es gut. Grüße B. und deine Frau.

G.

28.

Bestelle beyliegenden Brief an Knebeln sorgfältig, es ist Geldswerth drinn. Ich bin dir immer nah und mir ists wohler daß du uns näher und näher geworden bist.

Brankoni ist so artig gewesen und ist auf ihrem Rückweg über Weimar gegangen. Ich habe sie anderthalb Tage bewirthet, und herum geführt, u. s. w. Sie ist liebenswürdig wie immer, und grüßt dich herzlich.

Wie ist die Gesundheit deiner Frau? Leb wohl und schreib mir bald, es sey was es wolle. Grüs alles. Adieu lieber Mensch!

W. an meinem 31. Geburtstag,
den 25. Aug. 80.

G.

29.

Deine Schrift über Wasern ist nunmehro ganz bey mir angekommen, und ich danke dir in meinem und in vieler Menschen Namen daß du dir diese Mühe geben wollen. Es ist ein Meisterstück von Geschichte und ich darf dir wohl sagen, daß du, als Mensch, Bürger und Schriftsteller mich mehr dabey interessirt hast, als der Held selbst. Ich meine noch nie soviel Wahrheit der Handlung, solchen psychologischen und politischen Gang ohne Abstraktion beysammen gesehen zu haben; und eins von den größten Kunststücken, das dich aber die Natur und der Ernst bey der Sache gelehrt hat, ist iene anscheinende Unparteylichkeit, die sogar widrige Fakta mit der größten Naiveté erzählt, iedem seine Meinung und sein Urteil frey zu lassen scheint, da sich doch am Ende jeder gezwungen fühlt, der Meinung des Erzählers zu seyn. Du hast in allem Sinne sehr wohl gethan in dieser Sache auch ein Wort mit zu reden, es ist ein schön Monument für die Nachkommenschaft und dein Vaterland hat dafür Dank zu sagen. Was das große Publikum betrift, so hätte es um dessentwillen weniger bedurft, alle honnette Leute, die außerordentlich für Wasern portirt sind, haben gleich kreuzige! geschrien, so bald ich ihnen versicherte, er habe noch neben her gestohlen und falsche Obligationen gemacht, auf dieses hat man ihn ohne weiters dem Henker übergeben und die Herren von Zürich völlig entschuldiget und so thu’ ich deinen Willen indem ich den Besten das Manuscript vorlese, und den andern einen Auszug erzähle, der nach ihrem Sinne ist. Ueber den Menschen selbst ist nichts zu sagen. Ich wenigstens habe mit der Beschreibung davon genug, und ergötze mich am Anschauen desselben wie an der Beschreibung und Abbildung eines andern Meerwunders ohne ihn klassifiziren oder drüber pragmatisiren zu wollen. Schlözer spielt eine scheußliche Figur im Roman, und ich erlaube mir eine herzliche Schadenfreude, weil doch sein ganzer Briefwechsel die Unternehmung eines schlechten Menschen ist.

Ich danke dir für den Thomas Morus, er ist ganz vortrefflich gezeichnet. Wollte Gott Lips hätte bey seinem schönen Talent auch einen solchen Sinn an der Natur. Meine Iphigenie mag ich nicht gern, wie sie jezo ist, mehrmals abschreiben lassen, und unter die Leute geben, weil ich beschäftigt bin, ihr noch mehr Harmonie im Stil zu verschaffen und also hier und da dran ändere. Sei so gut und sag das denenienigen zur Entschuldigung, die eine Abschrift davon verlangten. Ich habe es schon öfters abgeschlagen.

Lebe wohl lieber Mensch und fahre fort mit uns zu leben. Knebel ist angekommen, und hat dich wieder recht lebhaft zu uns gebracht. Adieu. Schreib mir auch einmahl wieder einen ausführlichen Brief.

d. 13. Oktbr. 80.

G.

Eben erhalt ich deinen Brief vom 30. 7br. Für die Schöne und dich ist mir’s leid daß ihr euch nicht gesehen habt. Es ist eine schöne Sache ums sehn. Wollte Gott ich wäre dir die Hälfte näher und könnte alle Jahr dich einmal acht Tage haben.

Daß du über mich glauben magst ohne zu sehn ist mir sehr lieb. Du wirst auch wenig sehn. Gewiß auch hast du recht daß der Gedanke im Menschen das Beste ist von dem Capital, das er doch hat und wie mit wuchern möchte, um es aufs tausendfältige zu treiben, es entstehe draus Gewinnst oder Verlust.

Den guten Lands und Hausvater würdest du näher, mehr bedauern. Was da auszustehen ist spricht keine Zunge aus. Herrschaft wird niemand angebohren, und der sie ererbte, muß sie so bitter gewinnen als der Eroberer, wenn er sie haben will, und bitterer.

Es versteht dieß kein Mensch der seinen Würkungskreis aus sich geschaffen und ausgetrieben hat.

Danke für die SilhouettenAuslegung, hier ist wieder eine. Du thust mir eine Wohlthat, ich schicke dir wenn du mir antwortest manchmal solch ein Gesicht. Ich hab ohne Bestimmtheit unendlich ähnlich Gefühl zu dem deinen.

30.

Auch wieder lieber Bruder einige Worte nach dem A. B. C.

a) Die Kupfer die noch hier sind, wäre mir lieb wenn du sie dem Herzog überliesest, er sammlet iezt und hat schöne Freude und Sinn dran. Für dich sind unter der ganzen Menge höchstens ein halb Duzzend Lukas von Leyden schäzbaar. Dagegen will ich dir die Albrecht Dürer was mir in die Hände kommt ausantworten.

b) Gott seegne dich für deine Freude an meiner Künsteley. Ich kanns nicht lassen ich muß immer bildeln.

c) Deine Waserische Geschichte gehört eben recht dir, weil sie so aus Noth dem innersten entrissen ist.

d) Lies doch wo du Zeit findest das Diarium der Revolution in Neapel durch Masaniello; wenn du es noch nicht kennst. Dir gewiß wie mir unschäzbar.

e) Das von Herdern kenn ich nicht.

f) Hast du denn selbst eine Iphigenie?

g) Laß mir wo möglich durch Bäben ein näher Wort sagen wie dir ist. L. Br. laß uns immer näher zusammenrücken. Die Zeit kommt doch bald wo wir zerstreut werden, in die Elemente zurückkehren aus denen wir genommen sind.

h) Täglich wächst der Herzog und ist mein bester Trost.

i) Was thust du für Gera? Du Treiber.

k) Ich sammle neuerdings zur Mineralogie, will mir dein Bruder Docktor etwas von seinem Ueberfluß zukommen lassen, so macht mirs viel Vergnügen. Kannst du mir sonst so was ohne viel Umstände verschaffen, so thus. Es müßte wohl eingepackt nach Frankfurt an meine Mutter mit einem Fuhrmann geschickt werden, daß das Porto nicht so hoch käme.

l) Dank für die Worte über die Silhouette. Es ist eine edle Seele und liebt dich wie man lieben kann. Schick mir doch dein Bild für sie, ich hab ihr meins geborgt.

m) Grüße Frau und Kinder und alles.

n) Schreib mir immer es sey was es wolle.

o) Gieb meine Sachen der Bäben, die weiß womit hin.

Adieu!
Goethe.

d. 3. Nov. 80.

31.

1781.

Du hast deinen Husten wieder? wie gehts —

Ich bin auch zeither kranck, meist ohne es zu sagen, daß niemand frage, und der Credit aufrecht bleibe. Ich halt es offt mit den Zähnen wenn die Hände versagen. Sonst geht alles recht gut, die Herzoginn giebt uns Hoffnung zu einem Prinzen, der Herzog wächst schnell, und ist sich sehr treu.

Ich lade fast zu viel auf mich, und wieder kan ich nicht anders. Staatssachen sollte der Mensch der drein versezt ist sich ganz wiedmen, und ich möchte doch so viel anders auch nicht fallen lassen.

Den 19. Febr.

Soweit war ich als dein Brief kam. Du hast den C. gesehen laß mir doch durch Bäben wenigstens etwas ausführliches sagen, es ist dächt ich der Mühe werth.

Die lezten Tage der vorigen Woche habe ich im Dienste der Eitelkeit zugebracht. Man übertäubt mit Maskeraden und glänzenden Erfindungen offt eigne und fremde Noth. Ich tracktire diese Sachen als Künstler und so gehts noch. Reime, bey dieser Gelegenheit gemacht, schickt dir vielleicht Kayser. Wie du die Feste der Gottseligkeit ausschmückst, so schmück ich die Aufzüge der Thorheit.

Kayser läßt sich gut an, ich hoffe sein Leben hier soll ihn geschmeidiger machen. Er hat Gelegenheit in seiner Kunst manches zu sehen und zu hören.

Uebrigens wollte Gott daß wir nicht so weit auseinander wären! Adieu lieber Bruder antworte mir bald. Grüse Frau und Kinder und Pfenningern. Bäben schreib und schick ich nächstens, sie soll mir meine Sachen wieder schicken, es sind die einzigen Abschriften.

G.

32.

Den 18. März 1781.

Die Stille von Sonntagsfrüh will ich benutzen um mich mit dir mein Lieber zu unterhalten.

Was du mir in dem Brutus schenktest hast du wohl gewußt. Ich danke dir tausendmal. In der Mäßigkeit und Mittelmäßigkeit des Lebens tritt eine solche Erscheinung ungeheuer würkend auf. Wir legens aus, daß es der Moment sey wo er den Geist sieht. Ist’s so gemeynt? Deine Auslage ersez ich mit Freuden.

Auf die überschickten Gemählde wart ich mit Schmerzen, das Grose ist so selten. Halten wir die Trümmer der Statuen so wehrt, klauben wir sie aus dem Greuel der Verwüstung und der Restauration so ängstlich hervor, warum nicht Gemählde.

Es ist mir leid daß dir in meinem didacktischen Briefe etwas mißfallen hat. Ich habe die Art wenn eine Sache auseinander zu sezzen ist grade mit dem Schwerdt drein zu gehn, es offt zu scharf, und nicht immer fein genug zu nehmen. Zu diesem Fehler bekenn ich mich im allgemeinen, ziehe auch in diesem Falle das ab, und zweifle nicht an meinem Glauben an dich Ganzen.

Du machst mir wohl da du sagst daß du gesund seyst. Erhalt uns Gott lange auf dieser schönen Welt, und in Kraft ihr zu dienen und sie zu nutzen. Mit mir stehts auch gut. Besonders innerlich. In weltlichen Dingen erwerb ich täglich mehr Gewandtheit, und vom Geiste fallen mir täglich Schuppen und Nebel daß ich denke er müßte zulezt ganz nackend dastehn, und doch bleiben ihm noch Hüllen genug.

Die Mannssilhouette will mir verständig, wohl einsehend, fest, fein, und kältlich scheinen. Sag mir mehr und recktifizire, fern von dir und deinem Einfluß lern ich täglich zurück.

Calliostro ist immer ein merkwürdiger Mensch. Und doch Stock Narr mit Kraft, und Lump so nah verwandt. Ich darf nichts drüber fragen. Ich bin über diesen Fleck unbeweglich. Doch lassen solche Menschen Seiten der Menschheit sehen, die im gemeinen Gange unbemerkt blieben.

Daß du meiner mit Br. im Guten gedacht hast erfreut mich. Das gewisse Andenken guter Menschen hat einen grösern Einfluß auf unser Leben, Charackter und Schicksaal als man sonst den Sternen zuschreibt.

Ueber Peter im Baumgarten ein besonderes Blätgen das du an Tscharner schicken kannst.

Hast du des alten Königs Schrift über die D. Litteratur gelesen und was sagst du dazu? Lessings Tod hat mich sehr zurückgesezt, ich hatte viel Freude an ihm, und viel Hoffnung auf ihn.

Nun weis ich bald nichts mehr.

Kayser ist recht gut hier, er hört und sieht viel Musick und Menschen. Ich habe Absichten mit ihm, davon mehr wenn sie reifer sind.

Grüs Bäben! Ihr bin ich lange einen Brief schuldig. Leb wohl. Grüs Frau und Kinder und sage mir etwas von ihnen.

Nun fang ich wieder an zu leben da um mich herum alle Knospen sich zu regen anfangen. Adieu. Nochmals Dank für den Brutus.

G.

33.

Zum Morgengruß erhalt ich deinen Brief vom 31. März.

In dem Buche des Erreurs et de la vérité das ich angefangen habe, welche Wahrheit! und welcher Irrthum! Die tiefsten Geheimnisse der wahrsten Menschheit mit Strohseilen des Wahns und der Beschränktheit zusamen gehängt.

In der Silhouette hätt ich so viel innerliches nicht gesucht, mehr sinnliches.

Wenn ich vom alten König höre ist mirs als wenn mich der Prediger auf einen hohen Berg führte, und mich dort einen Trauerblick auf die Menschen und ihre Herrlichkeit thun hiese. Dem Kayser gönne ich allen Seegen. Gieb acht! gieb acht! sein Kopf steht gut. Irr ich nicht sehr, so fehlts am Herzen, das zum grosen Menschen, zur That wie zur Kraft, unentbehrlich ist, und durch Vernunft nicht zu ersezzen ist.

Die nächsten Wochen des Frühlings sind mir sehr geseegnet, ieden Morgen empfängt mich eine neue Blume und Knospe. Die stille, reine, immer wiederkehrende Leidenlose Vegetation tröstet mich oft über der Menschen Noth, ihre moralischen noch mehr phisischen Uebel.

Hast du bey deiner Reise durch Colmar auf einen jungen Grafen Wartensleben geachtet, seine Mutter schrieb dir einmal über ihn? Sag mir etwas was du dich von ihm erinnerst.

Die Gemählde erwart ich also stündlich von Leipzig und freue mich sehr darauf. Grüß Frau und Kinder.

den 9. Apr. 81.

G.

34.

Wenn ich ein Quartblat von dir sehe, ergözze ich mich iederzeit, Dank für deine beyden Briefe.

Ueber die Gemählde möcht ich wohl gegenwärtig mit dir sprechen wie über vieles! Warum sind wir so ferne.

Daß dir meine Büste lieb war macht mir grose Freude um meinet und des Künstlers willen. Der Herzog schickt sie dir, wie auch den crayonirten Kopf — sag ihm etwas über Beydes.

Ja lieber Bruder du könntest mich schon von manchem fliegenden Fieber des Grimms reinigen, was könnte nicht die Liebe des Alls wenn es lieben kann wie wir lieben. In mir reinigt sichs unendlich, und doch gesteh ich gerne, Gott und Satan, Höll’ und Himmel, die du so schön bezeichnest, in mir Einem. Oder vielmehr, mein lieber, mögt ich das Element woraus des Menschen Seele gebildet ist, und worin sie lebt, ein Feegfeuer nennen, worinn alle höllischen und himmlischen Kräfte durcheinander gehn und würcken.

Ueber Woldemars Kreuzerhöhungsgeschichte kann ich dir nichts sagen, das Facktum ist wahr. Eigentlich ists eine verlegene und verjährte Geschichte, eine Albernheit, die du am besten ignorirst. Wenn ich Papier und Zeit verderben möchte, so könnt ich dir wohl das nähere sagen, es ist aber nicht der Mühe werth. Sehn wir uns wieder und es fällt dir ein, so frage. Da du mich kennst, solltest du dir’s in Ahndung erklären können. Der leichtsinnig trunkne Grimm, die muthwillige Herbigkeit, die das halb gute verfolgen, und besonders gegen den Geruch von Prätension wüthen, sind dir in mir zu wohl bekannt. Und die nicht schonenden launigen Momente voriger Zeiten weist du auch.

Viel von diesem allem wird verschlungen in thätiger Liebe. Vielleicht von den Erreurs de la vérité ein andermal mehr. Möchtest du mir auch von deinem innern etwas entdecken!

Tobler ist gar lieb, ich kann offen gegen ihn seyn. Knebel hat ihm Quartier gegeben. Es wird dir auch wohl thun durch ihn von uns zu hören. Er erinnert mich in Momenten recht lebhafft an dich. Besonders wenn er munter und scherzhaft wird.

Ists wahr, was ich in den Zeitungen lese, daß der Abbt Raynal den drey ersten Eidgenossen auf der Imgrütlins Wiese ein Monument will aufrichten lassen? Der 30. Fus hohe Obelisk wird sich armselig ausnehmen zwischen der ungeheuren Natur. Was sich der Mensch doch mit seiner Nadelspizze von Marmor einbildet, ich hoffe es soll nicht zu Stande kommen. Ihr Monument ist eure Constitution.

Adieu liebster der Menschen. Spreche manchmal einen Seegen auf meine Büste, daß ich auch das geniese. Schreibe mir viel, und stihl dir eine Viertelstunde für mich. Ich heise Legion, du thust vielen wohl wenn du mir wohl thust.

den 7. May 1781.

G.

35.

Ehe ich auf einige Zeit von hier weggehe, muß ich dir noch einmahl schreiben. Zuförderst danke ich dir, du Menschlichster, für deine gedruckten Briefe. Es ist natürlich daß sie das Beste von allen deinen Schrifften seyn müssen. Wie du vorausgesehen hast, nehmen dir viele, und auch gute Menschen, diesen Schritt übel, doch du weist am besten was du thun kannst, und fühlst wohl daß dir erlaubt ist was keinem. Das Menschliche und dein Betragen gegen Menschen darinnen ist höchst liebenswürdig, und mich macht es recht glücklich, daß ich keine Zeile anders lese als du sie geschrieben hast, daß ich den inneren Zusammenhang der manichfaltigen Aeuserungen erkenne. Denn für den eigentlichen Menschenverstand, was man gewöhnlich so nennet, und worauf eine gewisse Gattung von Köpfen die andere modelt, ist und bleibt auch hierinn wie in allen deinen Sachen, manches unverständlich. Selbst deinen Christus hab ich noch niemals so gern als in diesen Briefen angesehen und bewundert. Dein 122. Brief über dich selbst ist vortrefflich, und du verfehlst deines Endzweckes nicht, dich durch diese Aeuserungen deinen Freunden und Liebsten immer näher zu bringen, vor ihnen immer wahrer und ganzer zu erscheinen.

Deine Poesien, davon mir Reich ein Ex. verehrt hat, sind auch mir als Aufschluß deines Innersten, und als Bild deines äusern Lebens sehr willkommen. Mit gutem Vorbedacht hast du sie deinen Freunden gewidmet, denn sie schließen sich so an deine Individualität an, daß niemand der dich nicht liebt, und nicht kennt, eigentlich was damit zu machen weiß.

Unser Bildhauer hat eine vortreffliche Büste von Herder gemacht, davon dir auch ein Abguß zugeschickt werden soll. Du wirst, auch ohne ihn zu kennen, an ihrer wahren Unwahrheit wieder deine grose Freude haben.

Was die geheimen Künste des Caliostro betrifft, bin ich sehr mistrauisch gegen alte Geschichten. Glaube mir, unsere moralische und politische Welt ist mit unterirdischen Gängen, Kellern und Cloacken miniret wie eine grose Stadt zu seyn pflegt, an deren Zusammenhang, und ihrer Bewohnenden Verhältnisse wohl niemand denckt und sinnt, nur wird es dem, der davon einige Kundschafft hat, viel begreiflicher, wenn da einmal der Erdboden einstürzt, dort einmal ein Rauch aufgeht aus einer Schlucht, und hier wunderbare Stimmen gehört werden.

Ich habe der Schultheß den Anfang eines neuen Dramas geschickt, lies es auch wenn du Zeit findest, und zeigt mir es sonst niemand. Tobler wird dir geschrieben haben seitdem er von uns weg ist, wir haben ihn gar lieb gewonnen, und es ist ihm bey uns so wohl gewesen, als unter seinen Umständen möglich war.

Grüse deine Frau, und gedenckt meiner am braunen Tische. Grüse auch Pfenninger und die Orells.

Schließlich bitte ich dich fortzufahren, mir mit deinem Geiste und deiner Art wohl zu thun und nüzlich zu seyn, und mir, wenn du etwas über, vor, oder wider mich weist, es nicht zu verheelen, sondern wie bisher, und wo möglich noch mehr, eine gute und lebendige Wirckung unter uns zu erhalten.

Weimar den 22. Juny
1784.

G.

36.

Arbeiten und Zerstreuungen haben mich abgehalten dir früher für deinen Brief zu danken.

Ich bin geneigter als iemand noch eine Welt außer der sichtbaren zu glauben und ich habe Dichtungs- und Lebenskraft genug, sogar mein eigenes beschränktes Selbst zu einem Schwedenborgischen Geisteruniversum erweitert zu fühlen. Alsdann mag ich aber gern, daß das alberne und eckelhafte menschlicher Exkremente durch eine feine Gährung abgesondert und der reinlichste Zustand in den wir versezt werden können, empfunden werde.

Das mir überschickte Portrait gefällt mir ausnehmend wohl, und zeigt von einem männlichen Mahler. Es ist wohlgesehen und wohl angelegt, Schade daß er nicht Zeit gehabt hat es weiter auszuführen. Der Charackter scheint mir sprechend und die Stellung gut gemahlt zu seyn. Nur hat es mich wundern müßen, daß einige unbefangene Personen, und besonders ein Kind, das sehr wohl organisirt, und in allen seinen Urtheilen über sinnliche Dinge höchst zuverläßig ist, es nicht erkannt haben. Ich machte darüber meine Betrachtungen, besonders da der Knabe auf einige verwandte Gesichter rieth, und ich glaube es liegt vorzüglich in der Farbe und in der mehreren Männlichkeit und Stärke der Züge die das Original freilich nicht hat. Genug es gefällt mir so wohl, daß ich es für mich behalten werde und danke dir also auf das Beste dafür.

Knebel ist hier weg und wird sich diesen Winter bey den Seinigen aufhalten. Er ist die Ursache daß Tobler so lange gezögert hat. Dieser wird nun bey dir angelangt seyn und dir mehr von uns erzählen können und mögen als in vielen Briefen ichs nicht thun könnte, und dürfte. Ich wünsche daß es ihm bey euch wohl gehen möge, welches, da er durch den Genuß der weitern Welt ziemlich verwöhnt seyn mag, vielleicht im Anfange schwerer halten wird.

Mit dem nächsten Postwagen geht an B. der vollendete zweyte Ackt meines Taßo ab. Ich wünsche daß er auch für dich geschrieben seyn möge.

Die Unruhe in der ich lebe läßt mich nicht über dergleichen vergnüglichen Arbeiten bleiben, und so sehe ich auch noch nicht den Raum vor mir die übrigen Ackte zu enden. Es geht mir übrigens wie es den Verschwendern geht, die in dem Augenblicke, wenn über Mangel an Einnahme, überspannte Schulden und Ausgaben geklagt wird, gleichsam von einem Geiste des Widerspruches außer sich gesezt, sich in neue Verbindungen von Unkosten zu stürzen pflegen.

Auf deinen Pilatus bin ich sehr begierig, schicke wenn du kannst und willst ein Stück davon.

Die Frau von der Lühe habe ich in Gotha gesehen. Sie findet sich nach ihrer Art daselbst wohl. Er ist eine sehr gute Art Menschen, verständig und gewißenhafft. Man legt ihm keine Hinderniße bey seiner Erziehung in den Weg, und der Herzog beträgt sich auf das Beste gegen ihn.

Auf unserer Zeichnungsakademie habe ich mir diesen Winter vorgenommen mit den Lehrern und Schülern den Knochenbau des menschlichen Körpers durchzugehen, sowohl um ihnen als mir zu nuzen, sie auf das merckwürdige dieser einzigen Gestalt zu führen und sie dadurch auf die erste Stufe zu stellen, das bedeutende in der Nachahmung sichtlicher Dinge zu erkennen und zu suchen. Zugleich behandle ich die Knochen als einen Text, woran sich alles Leben und alles menschliche anhängen läßt, habe dabey den Vortheil zweimal die Woche öffentlich zu reden, und mich über Dinge die mir werth sind mit aufmerksamen Menschen zu unterhalten. Ein Vergnügen welchem man in unserm gewöhnlichen Welt-, Geschäfts- und Hofleben gänzlich entsagen muß. Diejenigen Theile die abgehandelt werden, zeichnet alsdenn ein ieder und macht sie sich zu eigen. Dabey habe ich mir vorgenommen das Wort Phisiognomik und Phisiognomie gar nicht zu brauchen, vielmehr die Ueberzeugung davon durch die ganze Reihe des Vortrages einem jeden einleuchten zu laßen.

Vielleicht kann dir etwas von dem was ich bey näherer Betrachtung der thierischen Oekonomie bemerke, zu deinen Arbeiten in der Folge einen nüzlichen Beytrag geben.

Weimar den 14. Nov. 1781.

G.

37.

Du hattest l. Bruder eine Abschrifft meiner Iphigeni für den General Koch verlangt, ich schlug es ab, weil ich sie noch einmal durchgehn wollte, dieß ist, zwar leider nach meinen Umständen nur flüchtig geschehen.

Gegen Weynachten kann eine Abschrifft fertig seyn. Willst du sie nun an den General schicken? oder soll ich es thun?

Im lezten Fall schreibe mir wo er sich aufhält, seinen Tittel, ob er die Exzellenz hat &c. daß man mit einem solchen Fremden in Curialibus nicht anstose. Lebe wohl, schreibe mir bald und liebe mich. Mit meinem Leben rückt es starck vor, und ich fange nun bald an zu begreifen warum wir, sobald wir uns hienieden einzurichten angefangen haben, wieder weiters müssen. Tausendmal Adieu.

d. 26. Nov. 81.

G.

38.

Deinen Brief erhalte ich so eben, und da ich daraus sehe, daß deine französische Phisiognomick bald fertig werden wird, bewegt mich dies, dir gleich wieder zu schreiben. Habe die Güte mir zwölf von den ersten Exemplaren zuschicken zu lassen, ich getraue mir diese, vielleicht noch mehrere abzusezzen. Nur wünsche ich freilich sie gleich zu Anfang zu haben wenn das Buch herauskommt und Sensation macht.

Tobler wird dich näher zu uns bringen als viele Briefe nicht thun würden. Man ist niemals im Stande, dem Freunde das von sich zu schreiben, was ihme am intereßantesten wäre, weil man eigentlich selbst nicht weiß, was an einem intereßant ist.

Grüße Toblern und Pfennigern recht herzlich.

Den Taßo werdet ihr nun haben.

Von Knebels Hegire hat wohl Tobler gesprochen.

Lebe wohl, schreibe und schicke bald.

Weimar den 3. Dez. 1781.

G.

39.

Der Fürst Dessau, der uns heute sehr angenehm überraschte, hat sich wie ich hoffte sehr gut mit dir gefunden, ich gönne dir, daß du diesen merkwürdigen Sterblichen auch hast kennen lernen. Da die Nachricht kam du seyst in Frankfurt sagte die Herzoginn er kommt gewiß, der H. er wird wohl kommen, und ich sagte ich glaub es nicht. Leider war meine Divination die richtigste. Schön, sehr schön wäre es gewesen. Nun es konnte wohl nicht seyn.

Du verwendest und verthust manchen Augenblick, gönne mir auch über Menschen und Sachen, die du auf dieser Reise gesehen hast, ein Wort, ich verdiens und brauch es. Ich muß wieder eine Anmuthung von dir haben wie mir der Fürst heute gegeben hat.

Da ich zwar kein Widerkrist, kein Unkrist, aber doch ein dezidirter Nichtkrist bin, so haben mir dein Pilatus und so weiter widrige Eindrücke gemacht, weil du dich gar zu ungebärdig gegen den alten Gott und seine Kinder stellst. Deinen Pilatus habe ich sogar zu parodiren angefangen, ich habe dich aber zu lieb um mich länger als eine Stunde damit amüsiren zu können.

Darum laß mich deine Menschenstimme hören, damit wir von der Seite verbunden bleiben, da es von der andern nicht geht.

Von mir hab ich nichts zu sagen als daß ich mich meinem Beruf aufopfere, indem ich nichts suche, als wenn es das Ziel meiner Begriffe wäre.

Damit du einen Faden habest, so bitt ich dich um Worte über

Prinz Ferdinand.
Erbprinz von Hanau.
Marckgraf v. Baden.
Marckgräfinn.
Edelsheim.
Fürst v. Dessau vor allen.
Seinen Sohn.
Waltersee.
Pfeffel.
Lersé.
Caliostro.
Brankoni.
Bode.
Frau von Diede.
Etwa iemand neues &c.

Treibe Tischbein daß er mir balde näher antwortet. Der Herzog von Gotha ist ungeduldig zu wissen wie und wann er nach Italien gehn will.

Segne ihn noch recht ein auf Treue und Wahrheit, Reinheit und Reinlichkeit.

Ich möchte gerne das Portrait das er von dir gemacht hat, behalten.

Lebe wohl und gedenke meiner in Liebe.

W. d. 29. Jul. 82

G.

40.

Lieber Bruder. Knebel liebt dich so zärtlich als man kan, und nimmt weit nähern Antheil an den zartgesponnenen Saiten deines Wesens als mir selbst, bey meiner rohern Natur nicht gegeben ist. Er hat mir zuerst nach seiner Rückkunft mit sehr treffender Wahrheit verschiedene Dinge an dir, mit denen ich nicht recht stimmen kan, so schön zurecht gelegt, daß ich seit der Zeit inniger mit dir bin als iemals — und seine theilnehmende Seele hat mir zu Beobachtung vieler Schattirungen in dir geholfen; der ich mir selbst überlassen gewisse Strahlenbrechungen zu starck und andere zuwenig sehe.

Wenn dir recht ist was ich dir hier sende, so fahr ich fort; ich muß meinen Ton halten, unsre beyde zu vermischen geht nicht, aber so nach einander mags seine Würkung thun. Gott erhalte dich.

Ich bin dein immer bewegter, im höchsten und niedrigsten, in Weisheit und Thorheit umgetriebener

den 23. Aug. 82.

G.

41.

Weimar den 4. Oktober 1782.

Vor das viele Gute was du zeither an uns gethan hast, habe ich dir noch nicht danken können, und auch iezo habe ich nicht so viel Sammlung um dir etwas dagegen von dem meinigen zu geben, denn daß man immer von dir empfängt bist du gewohnt.

Die kurze Schilderung der Personen die du auf deiner Reise im Fluge berührtest, hat mir viele alte Bekanndtschaften neu und mich auf unbekante aufmerksam gemacht. Was du von dem Fürsten von Dessau sagst bestätigt mein Verhältniß zu diesem würdigen Manne noch mehr. Zwar sind wir bisher einander noch nichts geworden, und ich bin alle Tage auch gegen gute und trefliche Menschen weniger andringend, genug wenn man weiß daß eine schöne und große Natur irgendwo existirt, und daß man sie, wie es so tausendfältig geschieht, nicht verkennt.

Der erste Theil deiner Bekenntniße, wie ich sie nennen will, hat mir großes Vergnügen gemacht. Es ist immer sehr intereßant dergleichen zu lesen, ob ich gleich wieder dabey die Bemerkung gemacht habe, daß wenn ich so sagen darf, der Leser eine eigene psychologische Rechnungsoperation zu machen hat um aus solchen Datis ein wahres Facit heraus zu ziehen. Ich kann meine Idee iezo nicht auseinander legen, nur so viel davon: Das was der Mensch an sich bemerkt und fühlt, scheint mir der geringste Theil seines Daseyns. Es fällt ihm mehr auf was ihm fehlt, als das was er besizt, er bemerkt mehr was ihn ängstiget, als das was ihn ergözt und seine Seele erweitert; denn in allen angenehmen und guten Zuständen verliert die Seele das Bewußtseyn ihrer selbst, wie der Körper auch und wird nur durch unangenehme Empfindungen wieder an sich erinnert; und so wird meistentheils, der über sich selbst und seinen vergangenen Zustand schreibt, das enge und schmerzliche aufzeichnen, dadurch denn eine Person, wenn ich so sagen darf, zusammenschrumpft. Hierzu muß erst wieder das, was wir von seinen Handlungen gesehen, was wir von seinen Schriften gelesen haben chymisch hinzugethan werden und alsdann entsteht erst wieder ein Bild des Menschen, wie er etwa mag seyn oder gewesen seyn. Dieß von vielen tausend Betrachtungen Eine.

Daß du mir in deinem Briefe noch einmahl den innern Zusammenhang deiner Religion vorlegen wolltest, war mir sehr willkommen, wir werden ia nun wohl bald einmal einander über diesen Punkt kennen und in Ruhe laßen. Großen Dank verdient die Natur, daß sie in die Existenz eines ieden lebenden Wesens auch so viel Heilungskraft gelegt hat, daß es sich, wenn es an dem einen oder dem andern Ende zerrissen wird, selbst wieder zusammenfliken kann; und was sind die tausendfältigen Religionen anders als tausendfache Aeußerungen dieser Heilungskraft. Mein Pflaster schlägt bey dir nicht an, deins nicht bey mir, in unsers Vaters Apotheke sind viel Recepte. So habe ich auf deinen Brief nicht zu antworten, nichts zu widerlegen, aber dagegen zu stellen habe ich vieles. Wir sollten einmahl unsere Glaubensbekenntniße in zwey Colummen neben einander sezen und darauf einen Friedens- und Toleranzbund errichten.

An Tischbeinen habe ich heute geschrieben und ihn an dich gewiesen. Du wirst meinen Brief wohl verstehen, aber er nicht ganz; ich kann ihm weder gewähren noch verschaffen, was er gerne mögte, denn der Herzog von Gotha siehts anders an und hat seine festgesezten Begriffe über die Sache, auf die ich weiter nicht wirken kann. Rede ihm ia zu, daß er sich besonders gegen Reifensteinen leidlich beträgt, denn dieser Mann hat Einfluß auf die Großen. Freylich mag dem guten Tischbein, der Gott sey Dank in weltlichen Dingen noch nicht geübt ist, so ein Verhältniß ganz und gar fatal und unerträglich scheinen; indeß ist immer besser er weiß so etwas voraus, und richtet sich einigermaßen darnach, als daß er in seinem Wesen hingeht und wir in einem Jahr den Lärmen haben. Es wird ohnedies nicht ganz ohne alles abgehen; du weißt es am besten lieber Bruder, daß wo Menschen zusammen zu schaffen haben, es mehr oder weniger Friktion giebt. Je älter man wird desto gewißer sieht man das wie und wo voraus und kann sie doch weder bey sich selbst noch andern immer, so gerne man wollte verhüten. Besonders treib ihn daß er fortkommt, denn der Herzog ist schon über das Zaudern und über meine Vorstellungen, die ich nicht gespart habe, verdrießlich. Wenn wir unter einander etwas haben, so können wir herüber hinüber markten, ein großer Herr will gehorcht seyn. Sie sind nicht alle wie der Herzog von Weimar, der ieden gerne auf seine Weise das Gute thun läßt und doch daran Theil nimmt. Adieu Bruder! Ohne Berührung sagst du ist keine Religion; ohne Berührung ist keine Freundschaft. Lebe herzlich wohl alter Christe und grüße Bäben.

G.

Sag mir doch gelegentlich ein Wort über das Portrait Karls des fünften von Albrecht Dürer, das du bey Merck gesehen hast, wir haben es gegenwärtig hier. Es ist ganz herrlich, ich mögte auch dich drüber hören.

42.

Frau von Langefeld mit ihren beyden Töchtern und Hr. v. Beulwiz aus Rudolstadt werden dir l. Bruder Kraft dieses empfohlen, und das Maas des Guten was du ihnen geben willst und kannst, deinem Gefühle und den Umständen überlassen in denen sie dich antreffen werden.

Weimar d. 7. Apr. 83.

G.

43.

Ohne Datum.

Sonntag Nachts. Ich will wenigstens wieder einmal einen Brief an dich anfangen, daß wir uns nur einmal wieder berühren. Eine herrliche Mondennacht! ich bin über die Wiese nach meinem Garten eben herausgegangen, habe mich in Nachtdämmer gelezt und denke an dich. — Lieber Br. daß du just so geplagt seyn mußt zur Zeit da ich so glücklich bin, da mir das Schicksal einen ganz reinen Moment bereitet, daß ich nicht müßig sey, eine würkende Entfaltung für die Zukunft. Gute Nacht.

Montag d. 26. heut ist deine Büste von Frankfurt angekommen glücklich, hat mir viel Freude gemacht. Hier hast du einen Schatten vom Herzog. — Ich fühl’ erst iezo wie weit wir aus einander kommen sind, ich kann dir nichts schreiben. Resultate und Abstraktionen mag ich nicht, Geschichten und Einzelnheiten kann ich nicht.

Freytag d. 30. Ich will dir nur das grade schicken. Denn mehr kann ich doch jezt nicht sagen. Grüs Bäben, Dank der Herzlichen für ihren Brief. Hier ein paar Zeilen meines Gefühls auf dem Türinger Walde geschrieben d. 3. Aug. Morgends unter dem Zeichnen.

Dem Schicksaal.

Was weis ich was mir hier gefällt

In dieser engen kleinen Welt

Mit leisem Zauberband mich hält!

Mein Carl und ich vergessen hier

Wie seltsam uns ein tiefes Schicksal leitet

Und, ach ich fühls, im Stillen werden wir

Zu neuen Scenen vorbereitet.

Du hast uns lieb du gabst uns das Gefühl:

Daß ohne dich wir nur vergebens sinnen,

Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl

Voreilig dir niemals was abgewinnen.

Du hast für uns das rechte Maas getroffen

In reine Dumpfheit uns gehüllt,

Daß wir, von Lebenskraft erfüllt,

In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen.

Ade, grüs Kaysern, dank ihm für die Musik. Denkt denn dein Wibele noch an mich und hat sie mich noch lieb. Der Gr. Wartensleben hab ich gerathen ihren Sohn nach Dessau zu thun. Hier ihre Silhouette.

Schreib mir doch!

G.

Was sagst du zu dieser durchs Verkleinern und Ausschneiden noch unendlich verrenkten Weiblichkeit?

Anhang
einiger Briefe
von
Goethe
an den Buchhändler
Reich.

Franckf. am 20. Febr. 70.

Theuerster Herr Reich,

Es giebt gemischte Empfindungen, die Mendelsohn so richtig zeichnen, und Wieland so süsse mahlen kann, und von denen wir andre schweigen müssen. Davon war es eine die mich überfiel, als ich Ihren lieben Brief, mit dem angenehmsten Geschencke erhielt.

Nichts war mir neu. Denn dass Wieland so ein Autor ist, dass Sie so ein Verleger und so gütig gegen mich sind, das weiss ich seitdem ich Sie und Wielanden kenne; allein in dem Grade! unter diesen Umständen! war mir alles neu. Meine Danckbarkeit werden Sie leicht nach dem Werth Ihrer Freundschafft, nach der Fürtrefflichkeit des Buchs, und nach dem Vergnügen messen können, das man in dieser Franckfurter Hungersnoth des guten Geschmacks, sehr lebhafft fühlen muss, wenn man ein neues Buch geschwind in die Hände kriegt. Und auch darum lasse ich meine Erkenntlichkeit gerne schweigen; denn wahrhaftig Sie müssten sehr müde werden Dancksagungen anzuhören, wenn Ihre besondere Gütigkeit, nicht gleich iedem den Sie verbinden, ein ehrfurchtsvolles Stillschweigen auflegte.

Oesers Erfindungen haben mir eine neue Gelegenheit gegeben, mich zu seegnen, dass ich ihn zum Lehrer gehabt habe. Fertigkeit oder Erfahrung vermag kein Meister seinem Schüler mitzutheilen, und eine Uebung von wenigen Jahren, thut in den bildenden Künsten, nur was mittelmässiges; auch war unsre Hand, nur sein Nebenaugenmerck; er drang in unsre Seelen, und man musste keine haben um ihn nicht zu nutzen.

Sein Unterricht wird auf mein ganzes Leben Folgen haben. Er lehrte mich, das Ideal der Schönheit sey Einfalt und Stille, und daraus folgt, dass kein Jüngling Meister werden könne. Es ist ein Glück wenn man sich von dieser Wahrheit nicht erst durch eine traurige Erfahrung zu überzeugen braucht. Empfehlen Sie mich meinem lieben Oeser.

Nach ihm und Schäckespearen, ist Wieland noch der einzige, den ich für meinen ächten Lehrer erkennen kann, andre hatten mir gezeigt dass ich fehlte, diese zeigten mir wie ichs besser machen sollte.

Meine Gedancken über den Diogenes werden Sie wohl nicht verlangen. Empfinden und schweigen ist alles was man bei dieser Gelegenheit thun kann; denn so gar loben soll man einen grosen Mann nicht, wenn man nicht so gros ist wie er. Aber geärgert habe ich mich schon auf Wielands Rechnung, und ich glaube mit Recht. Wieland hat das Unglück offt nicht verstanden zu werden, vielleicht ist manchmal die Schuld sein, doch manchmal ist sie es nicht, und da muss man sich ärgern wenn Leute ihre Missverständnisse dem Publicko für Erklärungen verkaufen. Jüngst sagte ein Recensent: die Rede vom Mann im Monde sey eine feine Satyre auf die Philosophie der damaligen Zeiten, und ihre Thorheit. Wem könnte so was einfallen? doch ia! Er hat einen Gesellschaffter an dem Uebersetzer des Agathon. Tableau des moeurs de l’ancienne Grece! So ohngefähr wird der Tittel seyn. Ich glaube der Mensch hielte das Buch für eine Archaiologie.

Ich weiss nicht ob sich W. auch drüber ärgert, wenigstens hätte er’s Ursach.

Wenn Sie diesem grosen Autor, Ihrem Freunde schreiben, oder ihn sprechen, so haben Sie die Gütigkeit, ihm einen Menschen bekannt zu machen, der zwar nicht Mann’s genung ist seine Verdienste zu schätzen, aber doch ein genung zärtliches Herz hat sie zu verehren; mit dessen aufrichtigster Empfindung er sich auch nennt,

Ihren ergebensten Diener
Goethe.

Hochedelgebohrner
insonders Hochzuehrender Herr.

Es ist mir sehr angenehm gleich mit dem Anfange des Neueniahrs Gelegenheit zu finden Sie an Ihre alte Gewogenheit gegen mich zu erinnern. Lavater trägt mir auf Ihnen beigehenden Anfang des Phisiognomischen Manuscripts zu übersenden mit dem es folgende Bewandniß hat. Die Uebersezung der Einleitung habe ich zu besorgen, dahingegen Sie die Fragmente selbst von p. 7. an von Herrn Hubern übersezen laßen werden. p. 17. wo ein † mit Bleistifft gezeichnet stehet, wie auch p. 21. werden vielleicht noch einige Zusäze eingesandt werden, sollten diese aber außen bleiben, so ist an beiden Orten zur Nachricht der Sezer schon angemerkt daß diese Zeichen auf weiter nichts Beziehung haben. Wollten Sie mir den Empfang dieser Papiere gefälligst berichten, und zugleich etwa sonst einiges zu Beförderung und Ausführung dieses Werks gehöriges mir zu wißen thun, so will ich alles mit dem besten Eifer besorgen, da ohnedem die Spedition des Manuscripts meistens durch meine Hände gehen wird, da ich denn öfters die Ehre haben werde Sie derienigen Hochachtung zu versichern mit der ich mich nenne

Frankfurt den 2. Jenner
1775.

Ew. Hochedelgeb.
ganz ergebensten Diener
Goethe.

Frankfurt den 14. Hornung 1775.

Ihr leztes geehrtes Schreiben habe durch Herrn Jonas richtig erhalten, wie auch gestern die Probebogen die ich sogleich weiter spediren werde. Wegen der Vignetten hab ich schon an Lavatern geschrieben. Der Judas nach Holbein ist nicht Vignette sondern große Platte, und ich glaube zuverläßig der Christus auch, ob ich ihn gleich noch nicht gesehn habe, doch das sollen Sie mit einander hören. Vielleicht hat Ihnen Herr Jonas geschrieben was wir auf ihr leztes vor das erste vorgekehrt. Da das Bücher-Commissariat eine förmliche Anzeige verlangt, so wird solche der Herr Bruder in Büdingen verfertigen, worinne die Darlegung des vierten und fünften Theils Gellertischer Schrifften, den klarsten und einfachsten Beweis gebrochener Kayserl. allerhochster Verfügung abgiebt, da ich denn gerathen habe, dass man von der Commission ein Requisitionschreiben an den Magistrat verlangen soll, wordurch derselbige in Obliegenheit gesezt wird wenigstens vorerst gegen den Schiller zu verfahren. Was die Niederlage der Sächsischen Bücher allhier betrifft, sehe ich die Sache zu wenig ein, als dass ich eine gegründete Meinung darüber fassen könnte, schweer würde es immer seyn einen Buchhändler dazu zu finden und zu engagiren. Was ich in dieser Sache dienen kann werd ich mit viel Vergnügen thun. Belieben Sie mich nur mit gefälliger Nachricht und Weisung zu versehen.

Mit der gestrigen Post sind abermals Zugaben zu dem neunten Phisiognomischen Fragmente an Sie abgegangen, wobei zugleich ein Einschluß an Hrn. Prof. Oeser ist den ich gütig abzugeben bitte.

Goethe Dr.

Ich bitte Sie lieber Hr. Reich mir unschweer zu melden, wie lange Zeit ich habe biss ich wieder etwas Manuscript zu schicken brauche — die Ursache ist die — Aus Lavaters Hand liegt nun alles fertig bey mir, aber ich möchte noch einige Zugaben machen, woran ich würcklich angefangen habe — Indessen kann alles wenns seyn muss stündlich an Sie abgehn. Leben Sie recht wohl.

Erfurt d. 28. May 1775.

G.

Das noch zu Beendung des XXII Fragments abgehende Blat sende nächstens. Bitte mir zu melden wie viel Bogen abgedruckt sein und wieweit Sie mit dem Mspt. kommen sind. Ich habe noch sehr viel in Händen und fürchte der zweyte Theil möge zu starck werden.

Weimar d. 10. Merz 1776.

Goethe.

 

Anmerkungen zur Transkription

Fußnoten wurden am Ende des jeweiligen Abschnitts gesammelt.

Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt. Im Original g e s p e r r t hervorgehobener Text wurde in einem anderen Schriftstil markiert. Textstellen, die im Original in Antiqua gesetzt sind, wurden in einer anderen Schriftart markiert.

Die kräftig variierende und inkonsistente Schreibweise und Grammatik des Originals wurden weitgehend beibehalten. Beibehalten wurde insbesondere auch die teilweise Verwendung von "i" an Stelle von "j", da sie vermutlich dem Originalmanuskript entspricht und auch vom ursprünglichen Herausgeber so wiedergegeben wurde. Offensichtliche Auslassungen von Satzzeichen wurden stillschweigend korrigiert. Alle weiteren Änderungen sind hier aufgeführt (vorher/nachher):






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Johann Wolfgang von Goethe

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