Boccaccio This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license. Title: Boccaccio Author: Hesse, Hermann Release Date: February 26, 2013 [EBook #42213] Language: German Character set encoding: US-ASCII *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK BOCCACCIO *** Produced by Jana Srna, Enrico Segre, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net. DIE DICHTUNG BD. VII _BOCCACCIO VON_ _HERMANN HESSE_ ---------------------------------------------------------------- _DIE DICHTUNG_ *EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN* HERAUSGEGEBEN VON _PAUL REMER_ BUCHSCHMUCK VON HEINRICH VOGELER ---------------------------------------------------------------- Bisher sind erschienen: Band I. Henrik Ibsen von Paul Ernst Band II. Anzengruber von J. J. David Band III. Victor Hugo von H. v. Hofmannsthal Band IV. Liliencron von Paul Remer Band V. Leo Tolstoj von Julius Hart Band VI. Hoelderlin von Hans Bethge Band VII. Boccaccio von Hermann Hesse Band VIII. Cervantes von Paul Scheerbart Band IX. Gottfried Keller von Ricarda Huch In Vorbereitung: Ebner-Eschenbach von Gabriele Reuter Klaus Groth von Timm Kroeger Kleist von Wilhelm Hegeler Oscar Wilde von Hedwig Lachmann Eduard Moerike von Gustav Kuehl Paul Verlaine von Stefan Zweig Theodor Fontane von Franz Servaes Lenau von Leo Greiner Hebbel von Wilhelm von Scholz Richard Dehmel von Gustav Kuehl Theodor Storm von Paul Remer Wilhelm Raabe von Hans Hoffmann ---------------------------------------------------------------- _Jeder Band elegant kartoniert M. 1.50_ _Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50_ ---------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------------------------- _DIE DICHTUNG_ *EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN* HERAUSGEGEBEN VON _PAUL REMER_ BUCHSCHMUCK VON HEINRICH VOGELER ---------------------------------------------------------------- In Vorbereitung: Goethe von Otto Erich Hartleben Shakespeare von Franz Servaes Heine von Wilhelm Holzamer Grillparzer von Wilhelm Hegeler Maeterlinck von Anselma Heine Schiller von Fritz Lienhard Richard Wagner von Hans von Wolzogen Jens Peter Jacobsen von Hans Bethge Ricarda Huch von Hedwig Bleuler-Waser Swinburne von John Henry Mackay Eichendorff von Gustav Falke Turgenjeff von Carl Hauptmann Alfred de Musset von Rudolph Lothar E. T. A. Hoffmann von Richard Schaukal Franz von Assisi von Hermann Hesse Gerh. Hauptmann von Hermann Stehr Conr. Ferd. Meyer von Wilhelm Holzamer Novalis von Willy Pastor Wilhelm Busch von Richard Schaukal Die Sammlung wird fortgesetzt. Es sind einhundert Baende vorgesehen. ---------------------------------------------------------------- _Jeder Band elegant kartoniert M. 1.50_ _Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50_ ---------------------------------------------------------------- FUeR BUeCHERLIEBHABER WURDEN DIE ERSTEN ZWANZIG EXEMPLARE DIESES BUCHES AUF ECHTES BUeTTENPAPIER GEDRUCKT UND HANDSCHRIFTLICH NUMERIERT. DER PREIS DIESER IN ORIGINAL-COLLIN-LEDER GEBUNDENEN LUXUS-AUSGABE BETRAeGT 10 MARK. SIE IST DURCH ALLE BUCHHANDLUNGEN ZU BEZIEHEN ALLE RECHTE VORBEHALTEN BOCCACCIO VON HERMANN HESSE ZWEITES TAUSEND VERLEGT BEI SCHUSTER & LOEFFLER BERLIN UND LEIPZIG DER SIGNORA MARIA IN ERINNERUNG AN UNSERN SPAZIERGANG IM MUGNONETAL IN VEREHRUNG ZUGEEIGNET! ... conciossiecosache le buone novelle sempre possan giovare, con attento animo son da ricogliere, chi che d'esse sia il dicitore. Decamerone, giornata prima. [Illustration: FLORENZ. Nach einem alten Holzschnitt] Verehrte Herrschaften und vor allem Ihr, schoene und angebetete Damen! Es ist ueblich, dass demjenigen, der ein schoenes Geschenk oder Kleinod ueberbringt, ein guter Dank und Lohn zuteil wird; und so werdet auch Ihr, wenn ich Euch einen reichen Schatz ohne allen Anspruch auf Gewinn oder Lohn uebergebe und anpreise, es freundlich aufnehmen und mir im stillen Dank dafuer wissen. Dies tue ich aber, indem ich Euch das Buch meines Freundes Giovanni Boccaccio aus Florenz in die Haende lege; denn Ihr werdet, sofern Ihr es verstaendig leset, in demselben eine solche Fuelle von schoenen, klugen, erfreulichen, ruehrenden und laecherlichen Geschichten entdecken, wie sie vielleicht ausserdem kein anderes Buch irgend eines Dichters enthaelt. Seid Ihr nie an einem schoenen, warmen Tage im Fruehsommer an einem fremden Garten vorueber gegangen? Ihr waret allein und verdrossen, und aus dem Garten brachte der Wind den Geruch von Rosen und Orangeblueten, das Silbergetoen einer plaetschernden Fontaene, die Klaenge einer Guitarre und das von Gelaechter unterbrochene Plaudern froehlicher junger Leute zu Euch heraus. Da ergriff Euch Traurigkeit und eine maechtige Sehnsucht, hinein zu gehen, die staubige Landstrasse mit gruenem Rasen und Blumenbeeten zu vertauschen, die Lieder der Saenger und die frohen Gespraeche der Gluecklichen anzuhoeren und Eure Sehnsucht an all der Heiterkeit und Freude nach Herzenslust zu ersaettigen. Wohlan, Ihr werten Leute, hier ist das Tor des Gartens: es ist geoeffnet, und aus den Bueschen dringt Bluetenduft, Gelaechter, Liedergesang und Saitenspiel. Tretet ein, nehmet Platz, saettiget Euer Verlangen! Hoeret Ihr gerne schoene Lieder an? Oder habt Ihr Lust, Euch eine traurige Liebesmaere erzaehlen zu lassen? Oder freut es Euch, einen Witz, eine Posse, eine kraeftige Anekdote zu vernehmen? Oder von Beispielen des Edelsinns und hoechster Tugend zu hoeren? Traget Ihr Verlangen nach vielfaeltigen und unerhoerten Abenteuern, oder mehr nach galanten Historien, bei welchen die Damen erroeten und sich, der guten Sitte halber, ein wenig entruestet stellen? Ihr alle moeget eintreten, und jeder wird finden, wonach er sich sehnte. Denn die hundert Geschichten des edlen Herrn Boccaccio sind so beschaffen, dass sie die Juenglinge zum Entzuecken, die Maedchen zum Erroeten oder zur Ruehrung, die Maenner zum Lachen, die Weisen zum Nachdenken noetigen. Man findet in diesen Geschichten die verschiedenen Arten der menschlichen Natur und Temperamente, der Liebe und Freundschaft, der Schicksale in Leben und Sterben, alles auf eine anmutige und wahrhaftige Art erzaehlt und dargestellt. Fuer Kinder von zartem und unerfahrenem Alter sind sie nicht geeignet, auch nicht fuer bloed gewordene Greise, auch nicht fuer Leute von feindseliger, kleinlicher und muerrischer Sinnesart. Ausser diesen aber moegen sie von Jungen und Alten jeder Art mit grossem Vergnuegen und gewiss auch nicht ohne Nutzen gelesen werden. Ehe ich weiter von diesem merkwuerdigen Buche mit Euch rede, will ich aber erzaehlen, wer eigentlich jener Herr Boccaccio war (denn er ist leider schon seit laengeren Zeiten verstorben), und wie er das Dekameron geschrieben hat. Wer jemals auch nur die kleinste Novelle von ihm gelesen hat, der kann nicht daran zweifeln, dass jener ein echter Florentiner war. Denn wenn es auch einem Fremden vielleicht moeglich gewesen waere, die schoene und glaenzende florentinische Sprache so vollkommen zu erlernen, so wuerde ihm doch immer noch der bewegliche, kecke und witzige Geist des geborenen Florentiners mangeln, den man nicht lernen kann. Denn wohl haben in spaeteren Zeiten auch manche weichliche Neapolitaner, leichtsinnige Mailaender, traege Venetianer und plumpe Sienesen huebsche Novellen geschrieben; allein diese alle hatten den Boccaccio zum Lehrmeister, welcher der Vater und Urheber dieser Kunst gewesen ist. Wenn man nun bedenkt, in welcher Zeit das Buch Dekameron verfasst wurde, so begreift man leicht, weshalb die Stadt Florenz seine Heimat sein musste. Diese reiche und praechtige Stadt, welche auch heute noch eine der schoensten auf Erden ist, befand sich eben zu jener Zeit zwar in mancherlei Kaempfen und politischen Noeten, jedoch begann sie schon sichtbar nach jener unvergleichlichen Bluete hinzustreben, welche sie hundert Jahre spaeter erreichte. So erfreute sie sich einer emsigen und gluecklichen Taetigkeit auf allen Gebieten und nahm nicht weniger im Handel als in den Kuensten taeglich an Ruhm und Gluecke zu, waehrend das maechtige Rom klaeglich darnieder lag, indem der Papst samt seinem ganzen Hofhalte sich nach Avignon in der Provence verzogen hatte. Es war von Florenz sowohl der beruehmte Petrarca als der grosse Dichter Dante gebuertig, obwohl dieser in der Verbannung gestorben war, wie denn auch infolge bestaendiger Buergerkriege des Petrarca Familie vertrieben war und in Arezzo lebte. Und was die Florentiner an jenem goettlichen Dichter gesuendigt hatten, suchten sie desto eifriger zu suehnen, indem sie damals und noch lange nachher eine grosse Zahl von Gelehrten, Dichtern, Kuenstlern und anderen Maennern beherbergten, deren Ruhm ihrer Stadt zur Ehre gereichte und sie gewuerdigt hat, bis auf diesen Tag die eigentliche Geburtsstaette des rinascimento zu heissen. Zugleich unterhielten die Kaufleute einen grossen Verkehr nach allen Laendern der Welt, und es lebten viele Florentiner Buerger als Haendler und Geldwechsler in Rom, Neapel, Mailand, Paris, Byzanz, London, Flandern, auf Sizilien, Malta, Kreta, Cypern und anderwaerts, von wo nicht nur Geld und Wohlstand, sondern auch mannigfaltige Nachricht und Kunde fremder Gegenden, Sitten und Begebenheiten taeglich in die Stadt kamen. Aus einer so beschaffenen Zeit und Stadt entstammte also der Verfasser des Dekameron. Aber dennoch ist er nicht in Florenz oder in dem benachbarten Certaldo, von wo sein Geschlecht herkam, geboren. Vielmehr fuegte es das Schicksal, das ja stets der groesste Dichter gewesen ist, dass das Leben dieses weitbekannten Novellenerzaehlers in einiger Dunkelheit und nicht anders als eine Abenteuernovelle begann. Hoeret denn, Ihr lieben Herren und Damen, das Wenige, was man vom Leben dieses herrlichen Dichters heute noch weiss, denn leider ist es lange nicht so viel, als man wuenschen moechte! Aus dem Staedtchen Certaldo im Elsatal gebuertig, lebte zu Florenz ein Kaufmann namens Boccaccio. Er war ein fleissiger und kluger, allein auch geldgieriger und leichtfertiger Mensch, welcher zahlreiche Handelsreisen teils fuer fremde, teils fuer eigene Rechnung unternahm, wobei er ebenso sehr fuer seinen Vorteil wie fuer sein Vergnuegen zu sorgen verstand, jedoch nach Art der Kaufleute auch oefteren Zufaellen und Glueckswechseln ausgesetzt war. Laengere Zeit war er an dem grossen Bankgeschaefte des altberuehmten Hauses der Bardi beteiligt, welches auch in Paris, wie in anderen Staedten, eine Filiale besass und hohes Ansehen genoss. Diesem Pariser Hause hat unser Kaufmann eine Zeitlang vorgestanden, und wenn er dabei sich als einen tuechtigen Handelsmann erwies, so liess er doch in dieser grossen und ueppigen Hauptstadt auch sein Vergnuegen nicht ausser Augen. [Illustration: Jugendbildnis BOCCACCIOS] Wenigstens sah er daselbst eines Tages eine junge und sehr huebsche Witwe, welche ihm ueberaus wohlgefiel und deren Gunst er sogleich zu erwerben sich bemuehte. Dies tat er denn auch, als ein gewiegter Mann, auf jede Weise, indem er sich fuer einen Edelmann ausgab, was ihm bei seiner huebschen Gestalt sehr wohl gelang. Er spielte den Feinen und trat nicht anders auf, als wenn er der Sohn des vornehmsten Hauses gewesen waere, obwohl er im Grunde wenig mehr als ein baeuerisch gebildeter Geldwechsler war. Bald hatte er die Augen der schoenen Witwe auf sich gelenkt und sie seinen ehrerbietigen Bitten zugaenglich gemacht, und da er ihr mit vielen Schwueren die Ehe versprach, sah er sich in kurzem am aeussersten Ziel seiner Wuensche angelangt. Zu beiderseitigem Vergnuegen erfreuten sie sich laengere Zeit ihrer Liebe ohne Hindernisse, und gewiss haette der Florentiner noch lange nicht an die Rueckkehr nach seiner Heimat gedacht, waere nicht infolge dieser Liebschaft jene Witwe nach Jahresfrist mit einem huebschen Knaeblein niedergekommen. Dieses passte keineswegs in die Plaene des leichtsinnigen Italieners, und da die Dame ausser ihrer Schoenheit keine Reichtuemer besass, verliess er, ohne sich seiner Schwuere mehr zu erinnern, sie und die Stadt Paris in aller Stille und begab sich als ein lediger Mann nach Florenz zurueck, wie es stets die Art solcher Leute war, sich um eine leere Flasche und um eine schwanger gewordene Geliebte mit keinem Blicke mehr zu bekuemmern. Das Knaeblein aber, das die arme Frau im Jahre 1313 gebar, war Giovanni Boccaccio. Von Schmerz und Sorge entkraeftet, lebte die unglueckliche Dame nur noch wenige Jahre, und nach ihrem Tode ward Giovanni in zartem Knabenalter nach Florenz zu seinem Vater gebracht. Dort besuchte er eine gute Schule, erwarb sich einige Kenntnis der lateinischen Sprache und waere am liebsten bei den Buechern sitzen geblieben, um sich ganz den Studien hinzugeben. Aber kaum war er etwa dreizehn Jahr alt, so nahm ihn der Vater zu sich, lehrte ihn die notwendigsten Handgriffe und Rechenkuenste der Handelsleute und uebergab ihn sodann einem Geldwechsler, damit er bei diesem die Kaufmannschaft erlernen sollte. Sechs Jahre blieb er denn bei diesem Gewerbe, ohne jedoch etwas Erkleckliches zu lernen oder gar den Handel lieb zu gewinnen. Vielmehr lief er ueberall hin, wo er Verse singen oder vortragen hoeren konnte, und lernte viele Stuecke aus den grossen Gedichten des Dante und des Virgil auswendig, welche ihn hoechlich begeisterten und mit einer unausloeschlichen Liebe zur Poesie erfuellten. Am Ende dieser sechs Jahre sah jedermann deutlich, dass Giovanni in die Handelschaft passte wie der Fisch aufs Trockene. Dies sah auch der Vater wohl ein und beschloss daher, seinen Sohn den Studien an Universitaeten zu widmen, und zwar waehlte er fuer ihn das Studium des kanonischen Rechts, indem es ihm als einem klugen Manne schien, es sei mit diesem Handwerk nicht wenig Geld zu verdienen, wenn einer es ordentlich verstehe. Weil aber Giovanni um diese Zeit sich eben in Neapel befand, schien es dem Vater am wohlfeilsten, dass er dort seine Studien abmache, ohne dass er geahnt haette, welcherlei Kenntnisse derselbe sich dort erwerben wuerde. Es war naemlich Neapel zu jener Zeit gewiss die allerueppigste Stadt in ganz Italien, zumal da gerade unter dem Koenige Robert die Einwohner eines laengeren Friedens genossen, woran sie nur schlecht gewoehnt waren. Von dem Leben bei Hofe brauche ich wenig zu sagen, indem jedermann die Namen der sechs Neffen des Koenigs, sowie seiner Schwaegerin, der sogenannten Kaiserin von Konstantinopel, und seiner Enkeltochter Johanna kennt, welche saemtlich durch alle Welt einen boesen Leumund hatten. Vorab jene Johanna fuehrte ein ueberaus freches und tadelnswertes Leben, hatte ihres Gatten Bruder zum Buhlen und nahm ihn spaeter, nachdem sie sich des andern durch Mord entledigt hatte, ohne paepstlichen Dispens zum Gemahl. Auch sonst war in der Stadt, zumal unter den Edelleuten, ein vergnuegliches Schlemmen, auch Hader und kleinere Mordtaten im Schwang, und bei Hofe war laengst zwischen echten Kindern und Bastarden weder von den Vaetern, noch von anderen mehr zu unterscheiden. An diesem Hofe, wo er noch zu Lebzeiten des Koenigs von seinem jungen Landsmanne Niccolo Acciajuoli eingefuehrt wurde, ging nun das Studentlein ab und zu. Daselbst war mit Festen, Mahlzeiten, Ball, Tanz und Maskenscherzen ein verschwenderisches Leben, und gewiss hat Boccaccio niemals irgend eine ueppige oder luesterne Geschichte erzaehlt, welche er nicht in Neapel viel toller und gruendlicher selbst mitangesehen hatte. Dass er auf dem Gebiete der gelehrten Studien (das Latein ausgenommen) etwas Erhebliches geleistet oder den Grad eines Doctoris juris canonici erlangt haette, wird nirgends berichtet. Statt dessen legte er damals den Grund zu seiner tiefen Kenntnis der menschlichen Leidenschaften, da er von hervorragenden Beispielen der Verschwendung und Habgier, des Aberglaubens, der Wollust, der Gefraessigkeit, Mordgier, Verschlagenheit und Eitelkeit rings umgeben war. Am gruendlichsten jedoch unterzog er sich dem Studium der Liebe, deren Leiden und Freuden er bis zur Neige an sich selber erfuhr. Eines Tages naemlich, um die Zeit der Ostern, vermutlich im Jahre 1334, erblickte er in einer Kirche zu Neapel die Dame, welche sein Herz zu Lust und Pein von da an jahrelang gefangen hielt. Diese war Donna Maria, die natuerliche Tochter des Koenigs Robert, welche fuer eine Tochter des Grafen von Aquino galt und mit einem angesehenen Edelmann vermaehlt war. Die schoene und vornehme Dame betrachtete bald auch von ihrer Seite den huebschen jungen Florentiner mit Teilnahme und ist eine lange Zeit, nicht ohne Gewissensbisse und Furcht vor ihrem Eheherrn, seine Geliebte gewesen. So genoss, wie in der schoensten Abenteuernovelle, der Bastard eines kleinen Kaufmanns die Tochter eines grossen Koenigs. Ueber alledem liess Boccaccio das kanonische Recht unbehelligt in den Pergamentrollen schlummern und vom Lehrstuhl ertoenen. Er trieb nach seiner Neigung Latein und Astrologie, im uebrigen wandte er sich der heiteren Seite des Lebens zu und ward nach Kraeften seiner Jugend froh. Er verfasste in diesen Jahren, zumeist fuer seine Geliebte, eine unglaubliche Menge von Gedichten und mehrere Romane, von welchen heute niemand mehr redet. In diesen legte er seiner Dame den Namen Fiammetta bei, und noch manche Jahre spaeter hat er in wehmuetiger Liebeserinnerung diesen Namen einer von den Damen des Dekameron gegeben. Ohne Zweifel ist jene Zeit die heiterste und gluecklichste in seinem Leben gewesen. Allein wie wir sehen, dass auch den goldensten Tagen zu frueh die Sonne sinkt, so nahm auch diese Lust zu ihrer Zeit ein Ende. Im Jahre 1341 befahl der Vater seinem Sohne, nach Florenz zurueckzukehren, und nach laengerem Zoegern machte dieser sich unmutig auf den Heimweg. Der Alte, fuer den Giovanni ohnehin keine allzu starke Zaertlichkeit empfand, hatte inzwischen auch noch eine gewisse Monna Bice Bostichi geheiratet, worueber der heimkehrende Sohn nicht eben erfreut war. Es geschahen jedoch weit schlimmere und wichtigere Dinge, ueber welchen er diese kleineren Sorgen vergass. Es war die Zeit, in welcher der in Florenz so uebel beleumdete Herr Gautier von Brienne, genannt Herzog von Athen, sich fuer eine kurze Zeit zum Tyrannen der Stadt emporschwang. Dieser war ein frecher Abenteurer und hatte im Solde der Republik gegen Pisa gedient, warf sich nun aber mit Hilfe des niedrigsten Poebels zum Herrscher auf und schluerfte die Monate seiner Herrlichkeit zuegellos wie ein Trunkener den letzten Becher. Die Stadt und das ganze Staatswesen drohten in Truemmer zu gehen. Boccaccio, ein unbestechlicher Republikaner, hat das Schicksal des Herzogs von Athen, der mit Schimpf von der Buergerschaft vertrieben wurde, in einer Abhandlung beschrieben. Nun schienen ihm allmaehlich die Zustaende in Florenz und im vaeterlichen Hause so wenig ertraeglich, dass er schon im Jahre 1344 von neuem nach Neapel ging. Die Rechtsgelehrtheit hatte er schon frueher aufgegeben. Und so genau er auch im Dekameron die Pest in Florenz geschildert hat, ist er zurzeit derselben doch nicht daselbst gewesen, sondern in Neapel, wo freilich der schwarze Tod nicht weniger grauenhaft wuetete. Es starb damals auch seine Geliebte Maria, und er widmete ihrem Tode zwar einige trauernde Verse, jedoch war seine urspruenglich so heftige Leidenschaft mit den Jahren erloschen. Es scheint ausserdem, als habe Donna Maria ihn schon frueher wieder fahren lassen, obwohl er in seiner Erzaehlung "Fiammetta" das Gegenteil darstellt. Nicht lange darauf starb auch sein Vater, und er musste wieder nach Florenz zurueckkehren. Von da an erblicken wir sein Bild veraendert; sein Leben verlief ohne heftige Erschuetterungen, und er alterte als ein tuechtiger und angesehener Buerger. Im Alter von ungefaehr 40 Jahren schrieb er sein unsterbliches Dekameron, und man koennte glauben, er habe alle seine Schalkhaftigkeit und froehlich lachende Untugend darin liegen lassen. Nur noch einmal widerfuhr ihm eine bittere Liebesgeschichte. Er verliebte sich heftig in eine vornehme Witwe, welche ihm aber einen boesen Possen spielte. Naemlich sie stellte sich, als waere sie geneigt, die Wuensche des Dichters zu erfuellen, und benutzte alsdann die erste Gelegenheit, ihm eine Nase zu drehen und ihn unter dem Hohngelaechter all ihrer Bekannten und Freunde klaeglich heimzuschicken. Das war Boccaccios letzte Liebe. Im uebrigen, da der Vater ihm eine kleine Erbschaft hinterlassen hatte, lebte er als ein stillgewordener Mann und widmete sich allerlei gelehrten Studien. Den Griechen Leontius Pilatus hatte er, um seine Sprache zu lernen, ueber zwei Jahre lang bei sich im Hause. Oefters uebernahm er im Dienste der Stadt politische Auftraege und Ambassaden, unter anderem besuchte er dreimal als Gesandter den Papsthof zu Avignon. Mit grossem Eifer forschte er dem Leben und den Schriften des Dante nach, den er ungemein verehrte. Mit dem etwas aelteren Petrarca, welcher damals von sich selber und von jedermann fuer den groessten lebenden Dichter gehalten wurde, pflegte er eine edle und herzliche Freundschaft und war untroestlich, als dieser im Jahre 1374 starb. Aber das Leben dieses merkwuerdigen Mannes, dessen Anfang ein Abenteuer und dessen erste Haelfte ein Hymnus der Liebe zu sein scheinen, verwandelte sich zum Schlusse noch in eine fromme Posse. Noch als ein ruestiger Mann hatte er das Dekameron geschrieben, welches bald auf schalkhafte, bald auf leidenschaftliche Art dem Dienste schoener Frauen huldigt und ueber Moenche und Priester unerschoepflichen Hohn ergiesst. Nicht gar viel spaeter aber gelang es einem schwindelhaften Moenche, namens Ciani, ihn zu bekehren, und zwar vermittelst einer nicht einmal sehr durchtriebenen Bauernfaengerei, und von da an hoerte man ihn seine schoensten Werke nie anders denn als verwerfliche Jugendsuenden und Verirrungen bezeichnen. Noch viel schlimmer aber und laecherlicher ist es, dass der vormalige Schalk und Weiberfreund in seinen aelteren Tagen zu einem argen Frauenveraechter ward und ein Buch mit dem Titel Corbaccio geschrieben hat, in welchem man, wenn man Lust hat, hunderte von schimpflichen, grausamen, hasserfuellten und anklagenden Reden ueber die Weiber finden kann -- dazu in einer Redeweise, welche an Unflaetigkeit auch die kuehnsten Stellen seiner frueheren Werke zehnmal uebertrifft. Das sollte seine Rache an jener grausamen Witwe sein; allein der Dichter tat damit, wie wir es oft sich ereignen sehen, nur einen Schnitt ins eigene Fleisch. Eine spaete Ehre ward ihm zuteil, indem er nach mannigfachen Studien und Reisen im Jahre 1373 zum oeffentlichen Ausleger der goettlichen Komoedie des Dante zu Florenz ernannt wurde, wofuer er jaehrlich hundert Goldgulden bezog. Diese Vorlesungen hielt er unter grossem Zulaufe in der Kirche Santo Stefano bis kurz vor seinem Tode. Er starb am 21. Dezember 1375, zweiundsechzig Jahre alt, und wurde ehrenvoll bestattet. Die Liebe zu der grossen Dichtung des Dante verlieh seinen spaeteren Tagen, trotz des boesen Corbaccio, noch eine gewisse ehrwuerdige Glorie. Fuer die nachfolgenden Jahrhunderte aber ist er wieder der Geschichtenerzaehler mit der Schelmenmiene geworden, und dem heutigen Geschlecht ist an einem einzigen Witz aus einer seiner Novellen mehr gelegen als an der ganzen Gelehrsamkeit und Ehrbarkeit seines ehrenvollen Alters. Ueber die Dichtergroesse des Boccaccio, welchen man gerne den dritten unter den grossen italienischen Poeten nennt, steht in vielen Buechern viel geschrieben, was alles zu wiederholen nicht vonnoeten ist. Er war unter denen, welche jemals kunstgerechte Novellen verfasst haben, nicht nur der Erste, sondern indem er diese scheinbar geringe Kunst frueher als irgend ein anderer betrieben, ja eigentlich erfunden hat, uebte er sie sogleich mit einer solchen Vollendung aus, dass er von keinem seiner unzaehligen Nachfolger uebertroffen oder auch nur erreicht werden konnte. Nicht weniger gross ist aber sein Verdienst um die italienische Sprache, welche er nicht etwa nur verschoenert und ausgeschmueckt, sondern in gewissem Sinne eigentlich neu geschaffen hat. Denn obwohl schon lange vor ihm der Florentiner Dante das groesste und schoenste italienische Gedicht verfasst hat, war doch das Gebiet der Erzaehlung und die Prosasprache ueberhaupt noch von keinem mit einiger Kunst gepflegt worden, indem die Gelehrten haeufig lateinisch geschrieben hatten. Die muendliche Sprache des Volks, welche in Florenz mit besonderer Schoenheit und Reinheit gebraucht wird, hat Boccaccio als der Erste in seinen Erzaehlungen mit ihrer natuerlichen Anmut und Mannigfaltigkeit verwendet und zugleich mit so grosser Kunst gepflegt, dass sie in seinen Haenden sich in etwas ganz neues und herrliches verwandelte. In den Buechern des Dekameron zu lesen, ist fuer einen, welcher seine Lust an einer schoenen und lebendigen Sprache hat, nicht anders als ein Wandeln unter bluehenden Baeumen und als ein Baden in einem reinen Gewaesser. Die Worte klingen so frisch, als waeren sie soeben erschaffen und vorher noch in keinem Munde gewesen; in jedem kleinen Satze springen klare, lachende Quellen auf, und die Saetze tanzen bald leicht und zierlich, bald rollen sie toenend und wohllaut hin. Vielen will es scheinen, es habe Boccaccio zuweilen seiner Sprache Gewalt angetan, und es mag ein wenig Wahrheit daran sein. Waehrend er die Worte aus der Sprache des Volkes von Gassen und Maerkten nahm, bildete er hinwieder den Bau seiner Perioden vornehmlich nach dem Muster der roemischen Redner und Autoren, zumal des Cicero, den er ungemein verehrte. Dadurch mag vielen, auch wenn sie der heutigen italienischen Sprache maechtig sind, das Lesen des Dekameron ein schweres und muehsames Werk erscheinen. Allein es ist nicht nur der Anfang dieses Buches der langen Perioden wegen schwieriger zu lesen als die Folge, sondern es pflegen ohnehin nach einigen Versuchen die meisten an dieser Sprache ein solches Gefallen zu finden, dass sie schnell einige Uebung darin erlangen. Und vornehmlich darf derjenige, welchem etwa das Lesen des Dante zu schwerster Muehsal gereichte, so dass er ermuedet davon abliess, durchaus nicht fuerchten, hier auf dieselben Schwierigkeiten zu stossen. Kurzum, wer einigermassen italienisch versteht, moege sich nicht scheuen, das Dekameron im originalen Texte zu lesen.* Sobald er nur einige Uebung erlangt hat, wird ihm ueber den Seiten dieses Buches sein, als hoere er Voegel zwitschern, Kinder lachen und Wasser rauschen, eine solche innere Kraft und freudige Lebensfuelle ist in dieser Sprache verborgen. [*] Wodurch aber niemand von der Lektuere einer Uebersetzung abgeschreckt werden soll! Vor den zahlreichen verkuerzten und verstuemmelten Ausgaben aber sei dringend gewarnt! Das Dekameron muss notwendig unverkuerzt gelesen werden. Zur Zeit ist die einzige vollstaendige, uebrigens ganz vortreffliche deutsche Uebersetzung die von Schaum, deren neue Ausgabe in drei Baenden 1903 im Insel-Verlag in Leipzig erschienen ist. Was das Dekameron als Dichtung anbelangt, so ist es ueberaus merkwuerdig zu sehen, wie alle Kraefte und Vorzuege des Dichters, welcher ja auch eine nicht geringe Zahl von anderen Werken geschrieben hat, in diesem einen Hauptwerke sich schoen und harmonisch vereinigen. Die frueheren, allmeist in Neapel entstandenen Dichtungen des Meisters handeln fast ohne eine einzige Ausnahme von der Liebe, und die Erzaehlung "Fiammetta" ist bei weitem die schoenste unter ihnen. Jedoch weiss in allen diesen Dichtungen Boccaccio nichts anderes darzustellen als seine eigenen Gefuehle und Liebesgedanken, ohne genuegende Mannigfaltigkeit, und die Verse, soweit es sich um solche handelt, sind mit grossem Fleisse, aber geringer Erfindungskraft dem Muster des Petrarca nachgeformt, wie denn stets die jungen Poeten solche Beruehmtere nachzuahmen bestrebt waren. Von diesen Dichtungen erwecken mehrere eine Ahnung von seinem spaeteren Werke, als habe die Idee desselben ihm schon laengere Jahre am Herzen gelegen. [Illustration: BOCCACCIOS Handschrift] Aber wie ein frischer und tuechtiger Mann erst in den Jahren der voelligen Reife die schwere Kunst des Lebens lernt, die darin besteht, dass der einzelne Mensch seine Schicksale und Gefuehle gleich der Welle im Meer ansehen und mit heiterer Bescheidenheit im groesseren Leben der Gesamtheit verbergen kann, so besann sich auch dieser Boccaccio erst in spaeteren Jahren, als schon die Leidenschaft seiner Jugendzeit verglommen war, auf alle seine Kraefte. Was er von Kind auf, aus seiner Bastardkindschaft her, und alsdann in Florenz und Neapel und auf manchen Reisen erfahren hatte, wurde nun zu ploetzlicher Klarheit erhoben und im stillen entbunden. Nicht weniger die Leiden und die Wollust der Frauenliebe als der Zauber des Reisens und Schauens, die Erlebnisse und Sitten der Studenten ebenso wie die Sorgen und Plagen der Kaufleute, die Gebraeuche, Tugenden und Laster derer, die bei Hofe und die in der Wechselbank und die auf den Maerkten oder zu Schiffe leben und ihr Brot zu erwerben suchen, die Eigenschaften der Narren wie der Weisen, die Lebensart der Priester, der Richter, der Soldaten, der Seefahrer, der Frauen, der Dirnen sowie alles Ernste, Schoene, Seltsame, Laecherliche und Traurige des menschlichen Lebens, soweit nur jemals ein Mensch es erfahren und beobachtet hat -- dieses alles zog er nun aus seinem Gedaechtnisse hervor. Gewisslich sind von den hundert Erzaehlungen des Buches Dekameron nur sehr wenige von Boccaccio selbst erfunden worden. Vielmehr hatte er die einen erzaehlen hoeren, die anderen selbst erlebt oder sich zutragen sehen, andere auch aus alten Sagen und Liedern und Fabeln genommen. Nur ein Tor moechte wuenschen, er haette sie alle selbst sich ausgedacht. Im Gegenteil ist es einer der groessten Vorzuege des Dekameron, dass es gleich einem Speicher oder Juwelenschrank die Erfahrungen und Schicksale unzaehliger Menschen und Zeiten in sich beschlossen haelt. Viele von den Geschichten kamen aus dem Morgenlande, aus Griechenland und aus Frankreich, Spanien und Germanien her, viele sind schon sehr alt gewesen, andere wieder erst von gestern. Dass aber ein einzelner Mann diese zahllosen kleinen Stuecke in seinem Gedaechtnis gesammelt, alsdann geordnet und verbessert und am Ende zu einem grossen, wundervollen Ganzen zusammengesetzt hat, dazu in einer von ihm selbst geschaffenen, vollkommenen Sprache -- und das Ganze so ebenmaessig, rein und klar und in sich selber einig, als waere alles am selben Tag und aus demselben Geist entstanden -- dieses ist, so oft man es auch betrachte, ein fast unbegreifliches Wunder. Begebenheiten und Lehren, Spaesse und weise Erfahrungen, die eine uralt, die andere frisch von der Gasse, die eine von Hofe, die andre aus dem Bettelvolk, die eine arabischen, die andre deutschen, die dritte franzoesischen Ursprungs, lustige und klaegliche, edle und gemeine, diese alle zusammen zu einem einzigen praechtigen Werk vereinigt, aneinander gefuegt und wie die Steine eines Geschmeides jede die Nachbarin hebend und verzierend, und dennoch jede einzelne bis in die geringsten Teile mit aller Kunst und Sorgfalt ausgebaut und zur Vollkommenheit gebracht! Wahrlich, wenn Boccaccio in seinem Leben eine grosse Torheit und Suende begangen hat, so war es, als er sein unsterbliches Werk selber als eine muessige und leichtfertige Jugendarbeit und Verirrung verleumdete. Allerdings genoss er zu seinen Lebzeiten den meisten Ruhm nicht um der Novellen, sondern um seiner gelehrten Werke willen, von welchen heute nur noch die Vita di Dante einigen Wert hat. Dennoch zaehlte er zu den unterrichtetsten Maennern seiner Zeit, und indem er einen schoenen lateinischen Stil schrieb, sich sehr um die alten Autoren bemuehte und auch die damals nur wenig gepflegte Kenntnis des Griechischen auszubreiten bestrebt war, hat er ebenso wie Petrarca einen ruhmvollen Anteil an der Begruendung des italienischen rinascimento. Von der Beschaffenheit, Einrichtung und Konstruktion des Dekameron will ich spaeter sprechen. Ueber das Schicksal desselben ist wenig zu sagen, als dass es -- unendlichen Anklagen und Verleumdungen zum Trotze -- schon nach kurzer Zeit ueber mehrere Laender verbreitet war, auch seither in vielen Uebersetzungen und hunderten von Ausgaben immer wieder gedruckt worden ist. Ungluecklicherweise ist keine Handschrift der Novellen von der eigenen Hand des Boccaccio erhalten geblieben, und lange Zeit wurde mit dem Texte so nach Willkuer umgesprungen, dass es erst spaeter fleissigen Gelehrten gelang, ihn so ziemlich wieder auf den status quo ante zu bringen. Das Dekameron hat haeufige Wiedergeburten im Geiste anderer grosser Dichter und Kuenstler gefeiert. Gleichwie in dem Schauspiel "Nathan der Weise" die dritte Novelle, von den drei Ringen, eine neue Gestalt annahm und wieder Tausende erfreute, so haben frueher und spaeter viele andere, vor allem Shakespeare, aus dem Schatze des Florentiners geschoepft, dessen Spuren in zahlreichen Dichtungen aller Voelker zu finden sind. Nicht weniger haben die Zeichner und Maler sich an ihm vergnuegt und viele seiner Novellen in Bildern dargestellt; und noch im Jahre 1849 hat der britische Malermeister Millais aus der Novelle vom Basilikumtopf (Tag 4, Novelle 5) eine Szene in einem beruehmten Gemaelde abgebildet. Der vielen anstoessigen Stellen wegen hat man schon frueher des oefteren sogenannte verbesserte und purgierte Ausgaben veranstaltet. Was in solchen Faellen, zumeist von geistlichen Herren, am Text verballhornt und geschaendet worden ist, laesst sich leicht denken. Dabei kuemmerte man sich uebrigens wenig um die derben und heiklen Stellen, sondern vor allem um jene, in welchen Boccaccio der Geistlichkeit unliebsame Wahrheiten gesagt hat. Einmal, ums Jahr 1570, wurden zu Florenz vier Herren ernannt zu der Aufgabe, das Dekameron endgueltig von allen gegen die Satzungen der Kirche verstossenden Stellen zu saeubern. Da wurden, wo immer es noetig schien, aus den Moenchen Buerger und Ritter, aus den Nonnen Edeldamen gemacht, zwei von den Novellen wurden zu einem mysterioesen Unsinn verbessert, und als nach langer Muehe die Ausgabe vollendet war, zeigte es sich, dass den Herren eine der heitersten Geschichten durch die Finger geschluepft war, und jenes Dekameron hatte statt hundert nur neunundneunzig Novellen. Ausserdem ist das Buch haeufige Male "fuer die Jugend" ediert worden und wird es in Italien "per giovani modesti" heute noch. Besonders schlimm erging es ihm mehr als hundert Jahre nach seines Verfassers Tod, zur Zeit des wohlbekannten oder uebelbekannten Savonarola. Dieser wuetende und vermutlich geisteskranke Moench, welcher nach Kraeften dazu beitrug, Florenz und Italien dem Untergang naeher zu bringen, hat ausser einer Menge von anderen schoenen Dingen auch sehr viele Exemplare des Dekameron oeffentlich verbrennen lassen. Wo jedoch eine kraeftige Quelle aus der Erde gebrochen ist, hat das Verbauen und das Exorzieren niemals viel geholfen, und es ist schwerer, etwas geistig Lebendiges zu ertoeten, als etwas Totes wieder zum Leben zu bringen. So hat denn auch Boccaccio manche Zeitgenossen und Nachfolger gehabt, deren erloschenen Ruhm die Gelehrten mit unsaeglichen Muehen bis auf heute herueber geschleppt haben, indessen er selber inmitten aller Keulenschlaege am Leben blieb und heute noch den gleichen Glanz und Zauber hat wie seinerzeit. Indem ich dieses schreibe, traeumt mir von einem Cypressenbaum am Huegelabhang zwischen Vincigliata und Settignano, wo ich vor Zeiten zum erstenmal, im Grase liegend, das koestliche Buch genoss. Es lief ein lauer Wind talab, mit Bluetenduft von Limonen und Mandeln beladen, es lag ein suesses Licht ueber Florenz und allen Bergen, und es sang aus einem fernen Garten eine welsche Laute herueber, allein ich sah es nicht und hoerte es nicht; ein suesserer Duft und ein viel koestlicherer Klang stieg mir aus den gelben Blaettern des alten Buches zu Haeupten. Das Buch Dekameron ist auf eine solche Art eingerichtet, dass seine hundert Novellen an zehn Tagen von zehn jungen und edlen Leuten erzaehlt werden, und darunter sind sieben Maedchen und drei Juenglinge. Auf diese Weise kommt daher jede Novelle nicht aus unbestimmter Ferne, sondern frisch aus dem Munde eines jungen Erzaehlenden zu uns her geklungen. Und ueberdies ist also diese Zahl von hundert Geschichten und Schwaenken von einer lebendigen Erzaehlung umflochten, hat auch jeder von den zehn Tagen seine besondere Art und Faerbung. Die Erfindung des Boccaccio ist diese: Zur Zeit des schwarzen Todes, welcher die Stadt Florenz im Jahre 1348 heimsuchte, waren in dieser Stadt alle frueheren Ordnungen und Gewohnheiten vollkommen aufgeloest. Es lagen in den Haeusern, auf den Treppen und vor den Tueren, ja in allen Gassen da und dort teils Tote, teils Todkranke umher, und die Gefahr der Ansteckung war so gross, dass Eltern und Kinder, Brueder und Schwestern einander flohen und die Erkrankten einsam und ohne Pflege dahinsterben liessen, welche Zustaende Herr Boccaccio im Beginn seines Buches mit der groessten Genauigkeit und Sichtbarkeit uns schildert. Bei solcher grausamen Verwirrung und Schrecknis trafen sich eines Morgens sieben junge Damen in der herrlichen Kirche Santa Maria Novella, welche zwar damals noch der beruehmten Wandmalereien des Ghirlandajo entbehrte, aber auch schon zu jener Zeit eine der schoensten Kirchen von Florenz gewesen ist. Diese Sieben, da sie sich unter gemeldeten Umstaenden nicht allein in bestaendiger Todesgefahr, sondern auch jeglicher Freude und Lustbarkeit durchaus beraubt sahen, beschlossen auf den Rat der Pampinea, welche die Aelteste von ihnen war, sich in Gesellschaft auf das Land zu begeben und dort einige Zeit in Ruhe und heiteren Gespraechen zu verweilen, wobei sie die gegenwaertige Trauer und Bangnis ein wenig vergessen koennten. Und siehe, waehrend sie noch ueber einige etwa passende Begleiter und ueber den Ort ihres Aufenthaltes beratschlagten, traten drei edle Juenglinge in dieselbe Kirche, von welchen jeder in eine unter diesen Damen verliebt war. Ihnen eroeffnete Pampinea, welche mit einem derselben verwandt war, ihr Vorhaben und forderte sie auf, als Fuehrer und Kavaliere mit ihnen zu kommen; und sogleich waren die jungen Herren, wie man sich denken kann, von Herzen gern dazu bereit. Auch diejenigen von den Maedchen, welche anfaenglich einige Scheu gehabt hatten, freuten sich nun darueber, denn es war sogleich vereinbart worden, dass Sitte und Ehrbarkeit in jeder Weise gewahrt blieben. Also begab sich diese huebsche und froehliche Gesellschaft edler junger Leute aus der Stadt und hatte die Wahl des Aufenthaltes zwischen gar vielen Landsitzen, denn infolge der Pest stand auch auf dem Lande alles leer und verlassen. Nur zwei Meilen weit vor den Toren fand sie denn auch auf einem Huegel gelegen einen Palast in der schoensten Umgebung, von Blumenmatten, wohlriechenden Gebueschen und Baeumen und fliessendem Wasser umkraenzt, mit Garten, Hof und Brunnen; auch waren Saele, Kammern und Keller wohl versehen. Hier liessen sie sich mit grossem Vergnuegen samt ihrer mitgebrachten Dienerschaft nieder, und der Juengling Dioneus war der Erste, welcher allen vorschlug, die Sorgen in der Stadt dahinten zu lassen und sich, so lange es ihnen gefiele, heitere Tage zu machen. Alsbald schien es ihnen, auf den Rat der Pampinea, gut, dass an jedem Tage einer aus der Gesellschaft zum Koenige ernannt wuerde, welcher die uebrigen samt der Dienerschaft zu beherrschen und alles zum Wohlbehagen und zu guter Unterhaltung dienliche anzuordnen habe. Und es wurde fuer diesen ersten Tag als Koenigin die Pampinea gewaehlt. Diese wieder bestimmte einen aus der Dienerschaft zum Seneschall, andere zum Aufwarten, zum Kochen und zu sonstigen Diensten, wie in einem wohleingerichteten Hofstaat. Hierauf begab sich jedermann, wohin er wollte, und betrachtete die schoenen Gaerten, Saele, Lauben, Wiesen, Brunnen und Quellen, bis es Zeit zu Tische war. Die Tafel war voll von trefflichen Speisen und ganz mit Ginsterblueten bestreut, es fehlte nicht an blanken Glaesern noch an Handwasser und weissem Linnengedeck. Nach der Mahlzeit aber suchte jeder sich einen Ort zur Ruhe und schlief eine Weile, bis die Koenigin aufs neue alle zusammen berief und auf einen schattigen Rasenanger fuehrte. Nachdem sie ein wenig getanzt und gesungen hatten, standen wohl Schach- und Damenbretter und genug andere Spiele bereit, allein der Koenigin und auch allen anderen schien es unterhaltsamer und erfreulicher, dass jeder eine Geschichte, die er wisse, vortrage. So erzaehlte also jeder eine nach seinem Belieben, und am Ende der zehn Novellen war es Abend geworden, und sie beschlossen diesen ersten Tag damit, dass Emilia eine schoene Canzone sang, waehrend Lauretta einen Tanz dazu auffuehrte, von Musikinstrumenten begleitet. Darauf uebertrug die Koenigin ihr Regiment an Philomena, und diese huebsche und kluge junge Dame ordnete an, es sollten am Tage ihrer Regierung solche Geschichten erzaehlt werden, in welchen einer aus grossem Unheil unerwartet doch noch entrinnt und ein glueckliches Ziel erreicht. In einer aehnlichen Weise verliefen alle zehn Tage und zwar in dieser Ordnung: Erster Tag: Unter der Koenigin Pampinea erzaehlt ein jeder, was ihm beliebt und einfaellt. Zweiter Tag: Unter der Koenigin Philomena werden die Schicksale solcher vorgetragen, welche unerwartet aus grossem Unheil zu neuem Gluecke hervorgingen. Dritter Tag: Unter der Koenigin Neiphile spricht man davon, wie einer durch Scharfsinn ein ersehntes Ziel erreichte oder etwas Verlorenes zurueck gewann. Vierter Tag: Unter dem Koenig Philostratus redet man von Verliebten, deren Liebe ein tragisches Ende nahm. Fuenfter Tag: Unter der Koenigin Fiammetta werden Geschichten erzaehlt, in welchen Liebende nach allerlei Hindernissen und Unfaellen doch noch zum Gluecke gelangen. Sechster Tag: Unter der Koenigin Elisa ist die Rede von schnellen und witzigen Ausspruechen, Antworten und Neckereien. Siebenter Tag: Unter dem Koenige Dioneus werden Streiche erzaehlt, welche Ehemaennern von ihren Weibern gespielt wurden. Achter Tag: Unter der Koenigin Lauretta spricht man von Streichen und Possen, welche so wohl Eheleute wie beliebige andere Personen einander gespielt haben. Neunter Tag: Unter der Koenigin Emilia traegt ein jeder vor, was ihm behagt. Zehnter Tag: Unter dem Koenig Pamphilus ist die Rede ausschliesslich von Taten des Edelmutes und der Hochherzigkeit. Ausserdem dass jede dieser hundert Novellen durch die Art und Person dessen, der sie erzaehlt, einen besonderen Ton und eine eigene Art von Anmut gewinnt, sind die Erzaehlungen unter einander noch auf vielfache und zierliche Weise verbunden. Denn indem zumeist ueber die soeben vorgetragene Novelle sich ein kuerzeres oder laengeres Gespraech in der Gesellschaft entspinnt, knuepft alsdann der nachfolgende Erzaehler fast immer an dieselbe an und bringt eine Historie zum Vortrag, welche das angeschlagene Thema von einer neuen Seite beleuchtet und deutlicher macht, jedoch ohne dass hierdurch jemals der Anschein der Eintoenigkeit erweckt wuerde. Denn bei mancher Aehnlichkeit des Themas ist dennoch jede von diesen Novellen von allen anderen scharf unterschieden, und es gibt keine zwei darunter, die man so leicht mit einander verwechseln koennte. Naechstdem aber ist jeder Schatten von Gleichfoermigkeit auch noch durch andere feine Kuenste vermieden worden, indem z. B. Dioneus, welcher der Hauptspassvogel der Gesellschaft ist, stets mit voellig unerwarteten neuen Einfaellen dazwischen tritt, auch allerlei Anspielungen und Neckereien zwischen den Erzaehlenden vorfallen. [Illustration: DIE KIRCHE SAN STEFANO IN FLORENZ] Dazu kommt, dass jeder von den zehn Tagen seine eigene Geschichte hat, mit allerlei kleinen Zwischenfaellen, so dass wir ausser den taeglich erzaehlten zehn Geschichten auch die uebrigen Beschaeftigungen und Lustbarkeiten der Gesellschaft erfahren. Daneben ist der Ort, an welchem sie sich aufhaelt und welchen sie zwischenein auch wechselt, mit Hainen, Teichen, Baechen, Blumen, Wild und Fischen stets auf das Anmutigste und Lebhafteste geschildert, wodurch im Gemuet des Lesenden teils ein fortwaehrendes Behagen, teils auch eine milde, angenehme Sehnsucht nach solchen auserlesen koestlichen Gegenden erregt wird. Denn der Dichter hat dieselben zwar einigen Oertern aehnlich gebildet, welche man in der Naehe von Florenz und namentlich im Tal des Mugnone antrifft, allein dennoch hat er sie in solcher Art geschmueckt und dargestellt, wie es nur ein wahrer Kuenstler vermag, so dass sie alle etwas Verschoentes und wahrhaft Paradiesisches an sich tragen. So ist denn unter den zahlreichen Buechern, in welchen ein Einzelner viele verstreute Erzaehlungen gesammelt hat, in aller Welt kein einziges, welches irgendwie an Schoenheit und Kunst dem Dekameron vergleichbar waere. Der es seinerzeit geschrieben hat, tat es zum Trost der ungluecklichen Liebenden und vornehmlich zur Erfreuung der Frauen, welchen denn auch das ganze Werk in einem vortrefflichen Prologe zugeeignet ist. Man hoert gar haeufig sagen, das Dekameron sei ein unanstaendiges und verwerfliches Buch. Und diejenigen, welche dies sagen und gerne predigen, sagen es zum Teil nach dem blossen Hoerensagen, zum Teil aber kennen sie das verwerfliche Buch sehr gut und lesen es in der Stille haeufig. Was nun die Unanstaendigkeit betrifft, welche stets in Buechern viel heftiger als im Leben bekaempft wird, so kann und mag ich sie keineswegs leugnen. Als ich einstmals in demselben Tal des Mugnone, wo es seinen Schauplatz hat, das Dekameron in einem schoenen Fruehlingsmonat ganz durchlas, pflegte ich der Waerme wegen frische Limonen dazu zu speisen. Und nun hatte ich die Gewohnheit, dass ich bei jeder Novelle, die mir unanstaendig erschien, einen Limonenkern in meine Tasche steckte, und als ich ganz zu Ende gelesen hatte, zaehlte ich neununddreissig solche Kerne. Hiernach waere denn etwas mehr als ein Dritteil des Dekameron von unanstaendiger Beschaffenheit. Obwohl ich glaube, dass gerade diese neununddreissig Novellen zu den schoensten und ergoetzlichsten gehoeren, will ich doch den Inhalt derselben nicht zu verteidigen unternehmen. Es ist eine Ordnung der Natur, dass die Menschen gleich anderen lebenden Geschoepfen ihre Art nicht (wie manche Pflanzen tun) sich durch Knollen fortsetzen, sondern in zwei Geschlechter zerfallen, woraus beiden Teilen ebenso wohl viel Vergnuegen als haeufiger Kummer entsteht. Und es ist eine andere Ordnung (diese jedoch nicht von der Natur), dass die meisten wohlgesitteten Menschen diese natuerlichen Dinge zwar billigen und ihren Gesetzen folgen, aber durchaus nicht davon gesprochen wissen wollen. Und auch noch viele, welche muendlich nicht selten davon zu sprechen und zu hoeren pflegen, sehen es doch in gedruckten Buechern nicht gerne. Unser Novellenbuch hat das Bestreben und die Eigenschaft, ein Spiegel des wirklichen Lebens zu sein. Wie ich fuer sicher glaube, hat wohl an der Haelfte aller wichtigen menschlichen Begebnisse, Leidenschaften, Schicksale, Freuden und Leiden das Verhaeltnis der Geschlechter grossen Anteil. Wenn nun das Geschichtenbuch des Boccaccio nur zu einem Dritteil von solchen Stoffen handelt, ist es also doch immer noch um ein Erkleckliches anstaendiger und schamhafter als das Leben selber. Ausserdem sind diese Stoffe von den Erzaehlern teils so zart und mit guten Nutzanwendungen vorgetragen, teils so fein und erheiternd mit Witz und Wortspiel verziert, teils auch so burlesk und drollig, dass ihnen die natuerliche Gemeinheit zum guten Teil genommen ist und dass sie bei gesunden und vernuenftigen Lesern gewiss keinen Schaden anzurichten vermoegen. Dazu kommt, dass neben diesen anderen so viele Geschichten voll Reinheit und Edelsinn stehen, ja auch unter denen, welche ausschliesslich von der Liebe handeln, finden sich nicht wenige Beispiele von seltener Keuschheit, Treue und Ehrbarkeit. Ueberdies war der Meister ehrlich genug, jeder Geschichte ihren kurzen Inhalt in Ueberschriften voranzustellen, so dass, wer gewisse Dinge verabscheut, die davon handelnden Novellen ungelesen ueberschlagen kann. Ein besonderer Vorwurf wird ungerechter Weise dem Dekameron darueber gemacht, dass die einzelnen Geschichten von Erzaehlern beiderlei Geschlechts berichtet werden und dass die jungen Damen nicht nur manche derbe Posse mit anhoeren, sondern auch selbst solche erzaehlen. Mir ist zwar nicht bekannt, weshalb die Frauen so viel mehr als die Maenner vor jenen Dingen Scheu haben sollten, auch kann man jeden Tag sehen, dass dem in Wirklichkeit nicht so ist; dennoch hat auch hierfuer der Meister sich fein und deutlich entschuldigt, indem fast jede Novelle im Beginn oder am Schlusse einleuchtend erklaert, warum und in welcher Absicht sie erzaehlt sei. Die Einfuehrung der Erzaehlungen heiklen Inhalts hat Boccaccio auf eine ungemein heitere und kluge Weise gegeben. Unter den drei Juenglingen der Gesellschaft befindet sich einer namens Dioneus, ein Witzemacher, Spoetter und Schalk vom reinsten Wasser. Dieser nun ist der erste, welcher am ersten Tage es wagt, eine sogenannte saftige Geschichte vorzutragen, und er behaelt sich das Recht vor, ohne Zwang jedesmal gerade das zu erzaehlen, was er im Augenblick besonders unterhaltend faende. Dieser Dioneus faehrt denn auch stets, ohne sich sonderlich an das vorgeschlagene Thema zu halten, in der begonnenen Art fort, und unter den zehn von ihm erzaehlten Novellen sind nur zwei, die nicht anstoessig waeren, und auch von diesen beiden ist noch die eine, obwohl frei von Liebesabenteuern, voll von anderen kraeftigen Scherzen und Spoettereien. Die erste von Dioneus erzaehlte Posse, worin ein Moench sich in die Liebe einer Dirne mit dem Abte teilt, erregt bei den Damen Erroeten und Schelten. Allmaehlich wagen es nun auch die beiden anderen Juenglinge, Aehnliches vorzutragen, bei den Maedchen ueberwiegt bald das Gelaechter den Unwillen, und nach und nach entschluepft auch ihnen da und dort eine derbe Historie, bis am Ende die Scheu ganz ueberwunden ist und alle ihren natuerlichen Eingebungen folgen, so dass zuletzt auch von den Damen jede wenigstens eine oder zwei derartige Anekdoten zum Besten gegeben hat. Dioneus freilich bleibt hierin obenan, nicht nur was die Anzahl, sondern auch was die Staerke seiner Possen betrifft. Welcher Novelle in dieser schlimmen Hinsicht der Vorrang gebuehre, mag jeder fuer sich entscheiden. Aber auch davon abgesehen, dass alle diese von der sinnlichen Liebe handelnden Stoffe mit vieler Schoenheit und Kunst vorgetragen werden, sind Reden und Benehmen der zehn jungen Leute im uebrigen so ehrbar und tadelfrei, dass man wohl sehen kann, wie Reden und Tun zweierlei Dinge sind und wie Freimuetigkeit sich mit guter Sitte sehr wohl vertraegt. Darin koennte sogar mancher von den Erzaehlern der hundert Novellen viel Nuetzliches lernen. Im Ernst moechte ich keinem klugen Leser raten, die unanstaendigeren Novellen des Dekameron voellig zu ueberschlagen. Wer selbst von guter und reinlicher Natur ist, wird gewiss das wirklich Unsaeuberliche von selber liegen lassen. Davon abgesehen, offenbart sich aber gerade in einigen der derberen Geschichten die Art des Boccaccio am besten, so dass man in ihnen ebenso die grosse Anschaulichkeit und Wahrheit der Darstellung wie die Lebendigkeit der Sprache bewundern muss. Es sind von Alters her die Florentiner in Witzworten, Anspielungen und schalkhaften Wendungen der Rede sehr geuebt gewesen und sind es auch heute noch in hohem Grade. Da nun Boccaccio in jenen Anekdoten und Possen durchaus dieselbe Sprache redet wie das florentinische Volk auf der Gasse, zeigen dieselben ihrem Inhalte zum Trotz haeufig eine Anmut und Natuerlichkeit, welche fast nie von anderen Schriftstellern erreicht wurde. Wer noch weiteres zur Verteidigung des armen Giovanni gegen fromme Vorwuerfe fuer notwendig haelt, moege seine eigenen Rechtfertigungen lesen, welche am ausfuehrlichsten in der Einleitung, sowie in der Vorrede zum vierten Tage und im Epilog sich finden. Wohl dem, der dessen nicht bedarf und sich frohen Herzens des dargebotenen reichen Genusses erfreut! [Illustration: BOCCACCIO nach einem Gemaelde von Andrea del Castagno] Uebrigens sind die Novellen des Boccaccio vor Zeiten keineswegs vornehmlich deshalb so getadelt worden, weil sie oefters in freimuetiger Weise von den Vergnuegungen der Liebe handeln; denn von diesen Dingen wurde in jenen Zeiten viel natuerlicher und freier gesprochen, als es heute Sitte ist, wo man zwar in allen Verderbtheiten grosse Uebung hat, aber davon zu reden sich gewaltig scheut. Auch ist sowohl die deutsche wie die englische Literatur der aelteren Zeit reich an Unflaetereien, neben welchen die boesesten Stellen des Boccaccio noch wie Gebete klingen. Vielmehr zielten die vielen Anklagen damaliger Zensoren fast ausschliesslich darauf, dass im Dekameron haeufig, wie man meinte, die heilige Religion und Kirche angetastet und verhoehnt werde. In dieser Hinsicht ist nun freilich die heutige Zeit weniger eilig zum Verdammen geneigt. In Wirklichkeit findet man in dem ganzen Werke keine noch so kleine Stelle, welche wider die Religion gerichtet waere oder die Absicht haette, sie zu verspotten. Im Gegenteil ist oefters von goettlichen Gesetzen und vom christlichen Glauben in den aufrichtigsten und glaeubigsten Ausdruecken die Rede. So wird auch von der Gesellschaft der Zehne jedesmal der Freitag und Samstag mit Strenge gefeiert, und an diesen Tagen hoeren wir weder von Geschichtenerzaehlen noch von sonstigen Lustbarkeiten. Was aber uns heute billig und gerecht erscheint, damals jedoch zu grosser Verdammung gereichte, das ist der Umstand, dass Boccaccio bei jeder Gelegenheit von Priestern, Moenchen und Nonnen, auch von Aebten, Bischoefen, Prioren und hohen geistlichen Herren mit der kuehnsten Freimuetigkeit gesprochen hat. Er tat dieses teils, indem er die unanstaendigen und lasterhaften Handlungen, wenn er solche berichtet, fast immer solchen Klerikern in die Schuhe schob, teils redete er aber auch unverhuellt in den strengsten und heftigsten Ausdruecken ueber Priester und Moenche. Von diesen sagt er, ausser an vielen anderen Orten, in der siebenten Novelle des dritten Tages: "Sie schreien ueber die Ueppigkeit gegen die Maenner, damit, wenn sie diese sich vom Halse geschafft haben, die Weiber fuer die Schreier zurueckbleiben. Sie verdammen den Wucher, damit sie, wenn der Suender durch ihre Haende den ungerechten Gewinst zurueckerstattet, sich vorher daraus die weitesten Kutten machen lassen und Bistuemer und Praelaturen kaufen koennen. Sie predigen lauter Gutes -- aber warum? Damit sie selbst das tun koennen, was, wenn sie es den Weltlichen nicht verboeten, sie nicht tun koennten! Wenn du den Weibern nachlaeufst, so kann der Frater nicht bei ihnen ankommen. Wenn du nicht geduldig bist und Beleidigungen vergibst, so darf der Frater es nicht wagen, dir in's Haus zu dringen und deine Familie zu beschmutzen. Ich habe in meinem Leben tausende von ihnen gesehen, welche nicht allein weltliche Frauen, sondern auch solche aus den Kloestern liebten, verfuehrten und besuchten, und das waren jene, die den meisten Laerm auf den Kanzeln machten." Von den allerhoechsten Kirchenfuersten aber handelt die von Neiphile erzaehlte zweite Novelle des ersten Tages. Naemlich einem reichen und redlichen juedischen Kaufmann zu Paris, namens Abraham, liegt sein Herzensfreund dringlich an, er moechte doch die Taufe nehmen und Christ werden, um nicht der ewigen Seligkeit dereinst ledig zu bleiben. Der Jude, als ein sehr verstaendiger Mann, sieht dessen Richtigkeit wohl ein und beschliesst, nach Rom zu reisen und daselbst des Papstes und der Kardinale Art und Sitten wohl zu beobachten, ob sie wirklich als die Hueter und Verkuendiger eines so erhabenen Glaubens zu schaetzen seien. Vergebens sucht der erschrockene Freund, welcher allzuwohl weiss, wie es in Rom aussieht und zugeht, ihn abzuhalten. Abraham besteht auf seinem Entschluss und zieht nach Rom, und was er dort zu sehen bekommt, ist Laster ueber Laster, Habgier, Herrschsucht, Neid, Wollust, Unflat und derlei mehr. Allein der kluge Jude, da er endlich wieder nach Paris heimkehrte, laesst sich zum unendlichen Erstaunen seines Freundes trotzdem taufen. Denn, sagt er, wenn der Papst und alle seine Oberhirten und Unterhirten seit langer Zeit alle statt Gotte dem Teufel dienen und sich Muehe geben, Christi Lehre in den Kot zu treten, diese aber dennoch besteht und lebt und sich ausbreitet, so muss sie wahrlich von Gott sein, sonst waere sie laengst ertoetet und von der Erde verschwunden. Ich weiss nicht, ob diese Anekdote jemals dem Doktor Luther zu seiner Zeit bekannt worden ist. Wenn er sie aber gehoert hat, so weiss ich gewiss, dass er seine grosse Lust daran gehabt hat. Zum Schoensten und Holdesten, was im Dekameron, ja ueberhaupt bei irgend einem beruehmten Dichter zu finden ist, zaehlen jene Novellen, in welchen die Schicksale tragischer Liebe, und jene, in welchen Taten des Edelsinns und der Seelengroesse berichtet werden. Schon Petrarca, welcher im uebrigen kein grosser Bewunderer des Dekameron war, hat an einer derselben (es ist die letzte Novelle, die zehnte des zehnten Tages) ein solches Gefallen gefunden, dass er sie nicht bloss jedermann und immer wieder erzaehlte, sondern sie auch, zum Zwecke weiterer Verbreitung, mit eigener Muehe ins Lateinische uebersetzt hat. Nicht minder schoen und ruehrend ist jene schon erwaehnte Erzaehlung vom Basilikumtopfe, handelnd von der Liebe und dem Tode zweier unschuldiger junger Leute, welche nicht nur jenes Bild des Malers Millais, sondern auch eine schoene Dichtung, verfasst von dem Englaender Keats, veranlasst hat. Vielleicht das Zarteste und Edelste aber, das man sich nur ersinnen kann, ist die Geschichte, welche am fuenften Tage Fiammetta erzaehlt, von dem jungen Edelmanne Federigo Alberighi und seinem Falken. Es wuerde mir eine Suende scheinen, diese Novelle anders als mit des Boccaccio eigenen Worten wieder zu erzaehlen, wozu hier nicht der Ort ist. Diese Erzaehlung stellt, ohne ein einziges ueberfluessiges Wort, eine edle und treue Liebe dar, welcher kein Opfer je zu gross ist, und ist mit einer so feinen, wehmuetigen Einfalt erzaehlt, dass es schwerlich sonst je einem Dichter gelungen ist, mit so bescheidenen Worten das Herz des Zuhoerers so maechtig zu ergreifen. [Illustration: Mittelfeld des Titelblatts der 1492 zu Venedig erschienenen Druckausgabe des Dekameron.] [Illustration: BOCCACCIOS Standbild von Passaglia in Certaldo] Ungemein lieblich erscheint mir auch der kleine Traum eines Liebenden, welchen in der sechsten Novelle des vierten Tages Gabriotto traeumte. Ihm war im Traum, als wandle er mit seiner Geliebten irgendwo im Freien umher, und diese friedvolle Lust erschien ihm in einem merkwuerdigen Bilde, wie er erzaehlt: "Es kam mir vor, als befaende ich mich in einem schoenen und reizenden Walde, in welchem ich jagte und eine so schoene, liebliche Hindin gefangen hatte, wie man nur je eine gesehen hat; es schien mir, als waere sie weisser wie Schnee und mir in kurzer Zeit so zahm geworden, dass sie sich gar nicht von mir trennte. Dagegen kam es mir vor, als waere sie mir auch so lieb geworden, dass, ob sie gleich nicht von mir ging, sie ein goldenes Halsband um den Hals zu tragen schien, das ich an einer goldenen Kette in den Haenden hielt." -- In eben derselben Erzaehlung ist es ueberaus schoen und ruehrend zu lesen, wie ein Maedchen ihren toten Geliebten auf ein feines Tuch aus Seide legt, ihm einen Kranz von Rosen um die Stirne flicht und auch den ganzen Leichnam ueber und ueber mit Rosen zudeckt. Neben solchen Schoenheiten findet man aber auch eine Menge von merkwuerdigen Schilderungen sowohl aus der Natur, wie aus dem Leben der Menschen. Ueber die Verpflichtungen und Gewohnheiten der Kaufleute in fremden Seestaedten, wie sie ihre Ware im Hafenmagazin unterbringen und versichern, berichtet die Einleitung der Novelle von Salabaetto (achter Tag, zehnte Novelle). In derselben Geschichte erfaehrt man auch einiges ueber das Leben und Gebahren der schlauen und betruegerischen Dirnen von Palermo. Von dem so sehr beruehmten Maler Giotto kommt eine Anekdote in der fuenften Novelle des sechsten Tages vor. Von einem Pfleger und Kenner reiner toskanischer Weine, welche auch heute noch so koestlich munden, hoeren wir am selben Tage in der zweiten Novelle. Eine praechtige Beschreibung koestlicher Tafelfreuden im Freien, wobei die noetigen Fische unter den Augen der Gaeste im Gartenteich von schoenen Maedchen mit der Hand gefangen werden, findet man in der sechsten Novelle des zehnten Tages. Auch von Zauber- und Schlafmitteln, Arzneien und Kuren, sowie von Schwarzkuenstlern und Taschenspielern ist hier und dort die Rede, nicht weniger von Reise und Schiffahrt, von Bettlern, von Kuenstlern, von Spassmachern und Schmarotzern bei Hofe, von Jagd und Tanz, vom Verlieben durch Hoerensagen, von Hochzeiten und Festen, von Richtern und Henkern. Wenn einer ueber die Beschaeftigungen und Lebensweise der verschiedensten Menschen und Staende zu jener Zeit Genaues erfahren will, der wird in den saemtlichen Werken der Gelehrten nicht so viel finden und lernen wie in diesem Buche, welches das Treiben und Gebahren der Menschen von damals treuer und deutlicher als ein Spiegel vor unsre Augen stellt. Dazu gehoert auch seine Schilderung der schrecklichen Pest, welche mit Recht als ein Meisterstueck angesehen wird. Der beruehmte Herr Machiavelli, da er am Ende des zweiten Buches seiner Istorie Fiorentine dieser Schreckenszeit, gedenkt, enthaelt sich einer weiteren Beschreibung und redet nur von "der Pest, welche Messer Boccaccio mit so herrlicher Beredsamkeit geschildert hat und durch welche die Stadt mehr als 96000 Einwohner verlor." Und sicherlich hat selten ein so entsetzliches Unglueck eine so koestliche Frucht getragen wie die grosse Pest von Florenz, zu deren Andenken das Dekameron geschrieben worden ist. Nachdem wir betrachtet haben, in welcher Weise Boccaccio von der Liebe, von der Religion, von edlen Taten und vom taeglichen Leben aller Staende redet, bleibt uebrig, zu einem froehlichen Schlusse auch noch der Schelmenstuecke, Witzworte und Possen des Zehntagebuches zu gedenken. Was diese betrifft, so kann man sagen, dass in den Schwaenken des Dekameron der witzige Florentiner Geist sich selber uebertroffen habe. Denn wenn schon ohnehin die Florentiner jederzeit Freunde von Schalkspossen als auch wahre Muster im Erzaehlen derselben und in sonstigen Witzen gewesen sind, so hat Boccaccio diese muntere Kunst wahrhaft unuebertrefflich verstanden. Unter denjenigen seiner Nachfolger, welche ihm mit dem groessten Gluecke nacheiferten und es ihm in manchem gleichzutun schienen, hat kein einziger in so hohem Masse diese Gabe besessen, komische Dinge in wenigen Worten mit Grazie und feinem Humor vorzutragen. Auf diesem Gebiete hat es dem Dichter gewiss noch weniger als auf anderen an Stoff gemangelt, denn an Witzbolden, Schelmen, Schalksnarren und ihren Stuecklein ist die Stadt Florenz schon von fruehen Zeiten her unglaublich reich gewesen, und auch jetzt noch hoert man in ganz Italien nirgends so viele drollige oder bissige Scherzworte, Schimpfnamen, Spottreden und Wortspiele wie in Florenz, und es ist gut, dass die Fremden sie nicht alle verstehen. Von zahllosen Beamten, Malern, Gelehrten, Baumeistern, Goldschmieden, Bildhauern und andern hochberuehmten Florentinern sind uns aus allen Jahrhunderten eine Menge von Streichen und lustigen Anekdoten ueberliefert. Man braucht sich nur etwa an Brunelleschi, den Erbauer der Domkuppel, zu erinnern, der die fabelhafte Ulkerei mit dem dicken Tischler anstellte, oder an den grossen Lorenzo dei Medici, genannt il Magnifico, welcher zu seinen Zeiten einer der beruehmtesten Fuersten der ganzen Welt gewesen ist und doch noch Zeit und Laune genug hatte, um mit groesster Ueberlegung dem Arzt Manente einen hoechst durchtriebenen und gruendlichen Streich zu spielen, wie es uns Herr Antonio Francesco Grazzini, beigenannt il Lasca, erzaehlt hat. So gab es auch zu Boccaccios Zeiten manche Streichemacher in seiner Vaterstadt, und unter ihnen standen, neben dem lustigen Witzbold Michele Skalza, obenan die beiden Maler Bruno und Buffalmacco, samt ihrem Freunde Maso del Saggio. Diese haben teils ihrem sehr einfaeltigen Freunde Calandrino, der gleichfalls ein Maler war, teils dem Arzte Simone, teils anderen, eine Menge Schabernack angetan. Denn kaum hat am achten Tage des Dekameron das Fraeulein Elisa ein Stuecklein von ihnen erzaehlt, so fallen sogleich mehreren Zuhoerern andere solche Streiche der beiden ein, welche sie unter vielem Gelaechter mitteilen. Diesen Kameraden Bruno und Buffalmacco gelang es einst, dem guten Calandrino ein fettes Schwein zu stehlen, ihm weis zu machen, er haette es sich selber gestohlen, und sich von ihm noch dafuer bezahlen zu lassen, dass sie reinen Mund hielten. Damit nicht genug, machten sie ihn ein andermal in eine Dirne verliebt, knoepften ihm Geschenke fuer dieselbe ab und holten dann, als er endlich sich seiner Liebe erfreuen wollte, im fatalsten Augenblick seine wuetende Frau herbei. Was soll man aber dazu sagen, dass sie bei einer anderen Gelegenheit es verstanden, diesem selben Calandrino einzubilden, er sei schwanger, und ihn, nicht ohne ein ordentliches Entgelt dafuer zu nehmen, nach einigen Tagen durch eine Schuessel Haferschleim vor der Niederkunft bewahrten? Ewig unvergesslich und laecherlich aber ist des famosen Dioneus Historie von Bruder Zippolla, die er am sechsten Tag erzaehlt. Dies Stuecklein spielt in Certaldo, der Heimat des Hauses Boccaccio. Der Bruder Zippolla ist, um die guten Einwohner wieder einmal ordentlich zu schroepfen, zum Almosensammeln nach Certaldo gekommen und hat den Bauern versprochen, er werde ihnen in der Kirche eine wunderbare Reliquie zeigen, naemlich eine Feder des Engels Gabriel. Indes er aber die Messe liest, entwenden ihm einige Spassvoegel die mitgebrachte Papageienfeder und legen statt derselben ein paar Kohlen in sein Kaestchen. Alsdann haelt er eine herrliche Predigt zum Preise des Engels Gabriel, wie er aber die Feder nehmen und vorzeigen will, findet er sein Reliquienkaestchen voller Kohlen. Sogleich beginnt er eine neue Rede, worin er eine schwindelhafte Reise durch allerlei Schlaraffenlaender erzaehlt, wobei er bis zum Patriarchen von Jerusalem gelangt. Dann faehrt er fort: "Der Patriarch zeigte mir so viele heilige Reliquien, dass ich sie unmoeglich alle herzaehlen kann. Doch um Euch nicht ganz trostlos zu lassen, will ich wenigstens von einigen sagen. Er zeigte mir zuerst die Zehe des heiligen Geistes, so ganz und unversehrt, wie sie nur je gewesen ist, und den Haarbueschel des Seraph, der dem heiligen Franziskus erschien, und einen der Fingernaegel der Cherubim, und eine der Rippen des beilaeufig zu Fleisch gewordenen Verbum, und etliche der Kleider des allein selig machenden Glaubens, und einige von den Strahlen des Sternes, der den drei Weisen aus Morgenland erschien, und ein Flaeschlein voll Schweiss von dem heiligen Michael, als er mit dem Teufel stritt, und noch anderes mehr. Und weil ich ihm einen Gefallen tat, schenkte er mir einen von den Zaehnen des heiligen Kreuzes, und in einer kleinen Flasche etwas von dem Tone der Glocken im Tempel Salomonis, die Feder des Engels Gabriel, ausserdem aber gab er mir noch einige Kohlen von denen, auf welchen der allerheiligste Maertyrer Sankt Laurentius gebraten wurde." Und so noch lange weiter. Dann zeigt er den ergriffenen Landleuten statt der Papageienfeder die Kohlen und erntet reiche Gaben. Die Leute draengen sich inbruenstig gegen den Altar, um die Reliquie nahe zu sehen, und Bruder Zippolla malt jedem ein grosses, fettes Kohlenkreuz aufs schoene Sonntagskleid. Weltberuehmt ist ja auch der Einfall jenes Kochs, welcher in der Kueche das eine Bein eines gebratenen Kranichs wegnimmt, was sein Herr bei Tische mit Zorn bemerkt. Der Koch in seiner Angst behauptet, es sei eine Eigenschaft der Kraniche, dass sie nur ein Bein haetten. Nachher geht der Herr mit ihm ins Freie, wo sie bald einige Kraniche erblicken, die alle auf einem Beine stehen. "Seht Ihr wohl?" sagt der Koch freudig. Da klatscht der Herr in die Haende, so dass die Voegel fluechten und dabei ihre beiden Beine zeigen. "Schau, dass Du gelogen hast!" ruft er zornig und will den Koch zuechtigen. Der sagt jedoch: "Herr, es ist Euer Fehler. Haettet Ihr vorher bei Tische auch so geklatscht, gewiss haette dann auch jener Kranich ein zweites Bein herausgestreckt." Der Herr muss lachen und kann nicht umhin, ihm zu verzeihen. Es nimmt kein Ende. Da ist die wunderliche Geschichte von der Priesterhose (Tag IX, Nov. 2), des Skalza Witz von den "Baranci" (Tag VI, Nov. 6), die tolle Nachtherberge im Mugnone-Tal (Tag IX, Nov. 6) und eine Menge anderer. Wenn man sie liest und sein unendliches Vergnuegen daran hat, koennte man wohl zuweilen meinen, es passierten heutzutage niemals mehr so drollige und gepfefferte Geschichten. Aber dem ist freilich nicht so, sondern diese Sorte von Abenteuern ist unsterblich, und ich selber koennte Euch mancherlei von dieser Art, was ich selber erlebt und gesehen habe, erzaehlen, wenn ich von der herrlichen Kunst und Gabe des grossen Giovanni Boccaccio auch nur den zehnten Teil besaesse. [Illustration: HERM. HESSES SCHRIFTEN] ROMANTISCHE LIEDER. Bei E. Pierson, Dresden 1898 HERMANN LAUSCHER. Bei R. Reich, Basel 1901 GEDICHTE. Bei G. Grote, Berlin 1902 PETER CAMENZIND. Bei S. Fischer, Berlin 1904 *Insel-Verlag -- Leipzig -- Lindenstrasse 20.* ---------------------------------------------------------------- Das Decameron des Giovanni di Boccaccio Neue, vollstaendige Taschenausgabe in drei Baenden unter Zugrundelegung der _Schaum_schen Uebertragung von 1823; durchgesehen und vielfach ergaenzt von _D. Carl Mehring_. Zweifarbiger Titelrahmen und Einbandzeichnung von _Walter Tiemann_. Gewoehnliche Ausgabe auf feinem duennem englischen Papier. Preis brosch. M. 10.--, in drei braune Lederbaende gebunden M. 15.--. Diese, von berufenster Hand durchgesehene und vielfach ergaenzte neue Ausgabe ist die einzig vollstaendige im Handel befindliche. Aeusserlich wird dieselbe in handlichster und bequemster Form eine Freude sein fuer jeden, der ein Buecherherz hat. ---------------------------------------------------------------- Zu beziehen durch alle Buchhandlungen ---------------------------------------------------------------- Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig ---------------------------------------------------------------- _DAS THEATER_ *EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN* HERAUSGEGEBEN VON DR. CARL HAGEMANN MIT BUCHSCHMUCK VON E. M. _LILIEN_ ---------------------------------------------------------------- Im Anschluss an die "Dichtung" erscheinen: Bd. I. Der grosse Schroeder von Prf. B. Litzmann Bd. II. Bayreuth von Prf. W. Golther Bd. III. Josef Kainz von Ferd. Gregori Bd. IV. Albert Niemann von Prf. R. Sternfeld Bd. V. Das Burgtheater von Dr. Rud. Lothar Bd. VI. Adalbert Matkowsky von Philipp Stein In Vorbereitung: Wilhelmine Schroeder-Devrient von Dr. C. Hagemann Goethe als Theaterleiter von Philipp Stein Ludwig Barnay von Dr. Heinr. Stuemcke Lessing als Dramaturg von Prf. B. Litzmann Das Cabaret von Dr. Hanns H. Ewers Die Devrients von Dr. H. H. Houben Iffland von Dr. E. A. Regener Laube und Dingelstedt von Dr. C. Hagemann Das Theatre francais von A. Moeller-Bruck Die Meininger von Karl Grube Diese Sammlung wird fortgesetzt ---------------------------------------------------------------- _Jeder Band elegant kartoniert M. 1.50_ _Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50_ ---------------------------------------------------------------- Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig ---------------------------------------------------------------- _DAS KUeNSTLERBUCH_ *EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN* HERAUSG. VON FRANZ HERMANN MEISSNER ---------------------------------------------------------------- Bisher erschienen: Band I. ARNOLD BOeCKLIN Band II. MAX KLINGER Band III. FRANZ STUCK Band IV. HANS THOMA Band V. FRITZ VON UHDE Band VI. FRANZ VON DEFREGGER Band VII. G. FRED. WATTS Band VIII. ADOLPH V. MENZEL Band I-VI und VIII sind von Franz Hermann _Meissner_, Band VII von Jarno _Jessen_ Diese Sammlung wird fortgesetzt Jeder Band ist reich illustriert ---------------------------------------------------------------- _Jeder Band gebunden in Einband von Hans Thoma M. 3.--_ ---------------------------------------------------------------- *Herrose & Ziemsen, Wittenberg.* Anmerkungen zur Transkription Das aus dem Dekameron (aus der Einfuehrung zur neunten Novelle des ersten Tages) stammende Zitat am Anfang des hier vorliegenden Werkes ist ungenau: conciossiecosache sollte gewoehnlichen Ausgaben zufolge _con cio sia cosa che_ zitiert werden. (Der wesentlich Fehler liegt in der Buchstabenfolge _sie_ in der Mitte des Wortes.) Im selbigen Zitat fuegte Hesse das aus dem vorangehenden, nicht zitierten Satzteil stammende Wort novelle zur Herstellung des Kontextes ein. Hesses Schreibweise einiger Namen von Figuren des Dekameron weicht vom italienischen Original ab und ist hier wie von Hesse gewaehlt belassen worden. In der folgenden Liste wird die italienische Originalschreibweise in Klammern aufgefuehrt: Michele Skalza [*Scalza*], Bruder Zippolla [*frate Cipolla*], Baranci [*Baronci*]. Der folgende Druckfehler wurde korrigiert: - *Seite 38, Zeile 12:* _schon fruehe des oefteren_ ----> schon frueher des oefteren *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK BOCCACCIO *** A Word from Project Gutenberg We will update this book if we find any errors. This book can be found under: http://www.gutenberg.org/ebooks/42213 Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf . Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. 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