The Project Gutenberg eBook of Weißt Du wieviel Sternlein stehen?

This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook.

Title: Weißt Du wieviel Sternlein stehen?

Author: Gertrud Ingeborg Klett

Illustrator: Anneliese von Lewinski

Release date: March 17, 2022 [eBook #67644]

Language: German

Original publication: Germany: J. F. Schreiber, 1911

Credits: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF (https://scripta.bbf.dipf.de) and The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK WEISST DU WIEVIEL STERNLEIN STEHEN? ***

Anmerkungen zur Transkription

Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.

Cover

Weißt Du
wieviel Sternlein stehen?

Nach Entwurf von Anneliese von Lewinski

Verse von Gertrud I. Klett

Signet

Verlag von J. F. Schreiber in Eßlingen und München


[2]

Wenn rings die Erde schlafen will
Dann zieht mit Goldlaternen
Ein schimmernd Völklein, still, ganz still
Aus blauen Wolkenfernen.
Die Sternenkinder sind erwacht
Vom Schlaf im Paradiese,
Und spielen jetzt die lange Nacht
Auf ihrer Himmelswiese.

[3]

[4]

Sie gehn zu zwei, sie gehn zu drei,
Sie gehn in ganzen Herden –
Dazwischendurch kommt – hei, juhei!
Ein Wagen gar mit Pferden!
Mein Herr Polarstern tut sich groß,
Fährt wie ein Fürst spazieren,
Geleitet – höfisch-tadellos –
Von Fackelträgern vieren.

[5]

[6]

Dort fahren auf dem blauen See
Im Wolkenschiff zwei Wichtchen –
Die Segel sind so weiß wie Schnee,
Am Mastkorb steckt das Lichtchen.
Und da, am Ufer, hocken sie
Mit güldnen Angelruten,
Und manch ein Fischlein locken sie
Aus seinen kühlen Fluten.

[7]

[8]

O weh, o je – was tappst daher
Mit plump-gespreiztem Gange?
In Silberpelz ein großer Bär! –
Herr Mond – wird dir nicht bange?
Doch Meister Petz sachtmütiglich
Tappst leise zwinkernd weiter –
Und lustig zausen ihm das Fell
Die kleinen Sternenreiter.

[9]

[10]

Da plötzlich fährt es durch die Nacht
In einem Flammenbogen.
In seines Schweifes Feuerpracht
Kommt ein Komet gezogen.
Gleich einem Schwert zerteilt er keck
Die ganze Sternenherde,
Und manche purzeln gar vor Schreck
Kopfüber auf die Erde.

[11]

[12]

Jetzt macht der Mond ein bös Gesicht:
»Du, pack dich auf der Stelle!
Stör’ du mir meine Kinder nicht,
Verbummelter Geselle! –
Und ihr, ihr Kleinen, marsch, nach Haus!
Schon rötet sich’s im Osten –
Und käm’ Frau Sonne gar heraus –
Das könnt’ was Schönes kosten!«

[13]

[14]

Da huschen sie ins Wolkentor
In ihren Saal, die Sternchen.
St. Petrus zieht den Vorhang vor:
»Jetzt putzt fein die Laternchen!«
Mit Wolkenwatte, frisch und weiß,
Mit Fingern, kleinen, flinken,
Da reiben sie in hellem Schweiß
Die Lichtlein, bis sie blinken.

[15]

[16]

Und ist das schwere Werk vollbracht,
Dann geht’s – husch, husch! – zu Bette!
Dann schlafen süß, die ganze Nacht,
Die Sternlein um die Wette.
Doch wenn die Erde schlafen will,
Ziehn sie aus Wolkenfernen,
Ein schimmernd Völklein, still, ganz still
Mit ihren Goldlaternen.

[17]