The Project Gutenberg eBook of Weltreise. Erster Teil: Indien, China und Japan This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Weltreise. Erster Teil: Indien, China und Japan Author: Various Release date: December 11, 2015 [eBook #50669] Language: German Credits: Produced by Constanze Hofmann, Matthias Grammel, Juliet Sutherland and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK WELTREISE. ERSTER TEIL: INDIEN, CHINA UND JAPAN *** Produced by Constanze Hofmann, Matthias Grammel, Juliet Sutherland and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net WELTREISE-FÜHRER. ERSTER TEIL. MEYERS REISEBÜCHER mit zahlreichen Karten, Plänen, Grundrissen und Panoramen. =Süddeutschland, Salzkammergut, Salzburg u. Nordtirol.= 10. Aufl. Geb. 6 M. =Rheinlande= (von Düsseldorf-Aachen bis Heidelberg). 13. Aufl. Geb. 5,50 M. =Schwarzwald, Odenwald, Bergstraße, Heidelberg und Straßburg= (unter Mitwirkung des Schwarzwald-Vereins). 13. Aufl. Gebunden 2,50 M. =Thüringen und Frankenwald= (unter Mitwirkung des Thüringerwald-Vereins). _=Große Ausgabe.=_ 20. Aufl. Gebunden 2,75 M. ---- _=Kleine Ausgabe.=_ 20. Aufl. Kartoniert 1,75 M. =Harz= und das Kyffhäusergebirge. _=Große Ausgabe.=_ 20. Aufl. Geb. 2,50 M. ---- _=Kleine Ausgabe.=_ 20. Aufl. Kartoniert 1 M. =Dresden, Sächsische Schweiz=, Böhmisches Mittelgebirge und Lausitzer Gebirge (Vereinsbuch des Gebirgsvereins). 9. Aufl. Kartoniert 2 M. =Riesengebirge, Isergebirge und die Gebirge der Grafschaft Glatz= (unter Mitwirkung der Gebirgsvereine). 17. Aufl. Kartoniert 2 M. =Ostseebäder und Städte der Ostseeküste.= 4. Aufl. Gebunden 4,75 M. =Nordseebäder und Städte der Nordseeküste.= 3. Aufl. Gebunden 4,50 M. =Norwegen, Schweden und Dänemark.= 10. Aufl. Gebunden 6,50 M. =Österreich-Ungarn, Bosnien und Herzegowina.= 8. Aufl. Gebunden 7 M. =Deutsche Alpen.= _=Erster Teil=_: Bayerisches Hochland, Algäu, Vorarlberg; Tirol: Brennerbahn, Ötztaler-, Stubaier- u. Ortlergruppe, Bozen, Schlern und Rosengarten, Meran, Brenta- und Adamellogruppe; Bergamasker Alpen, Gardasee. 11. Aufl. Gebunden 5,50 M. ---- _=Zweiter Teil=_: Salzburg--Berchtesgaden, Salzkammergut, Giselabahn, Hohe Tauern, Unterinntal, Zillertal, Brennerbahn, Pustertal und Dolomiten, Bozen. 10. Aufl. Gebunden 5 M. ---- _=Dritter Teil=_: Wien, Ober- u. Niederösterreich, Salzburg, Salzkammergut, Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien, Istrien. 7. Aufl. Geb. 5,50 M. =Der Hochtourist in den Ostalpen=, von _L. Purtscheller_ und _H. Heß_. _=I. Band=_: Bayerische und Nordtiroler, Nordrätische, Ötztaler, Ortler- und Adamello-Alpen. 4. Aufl. Gebunden 6 M. ---- _=II. Band=_: Kaisergebirge, Salzburg-Berchtesgadener, Oberösterreichische, Steirische und Zillertaler Alpen, Hohe und Niedere Tauern. 4. Aufl. Gebunden 4,50 M. ---- _=III. Band=_: Dolomiten, Südöstliche Kalkalpen. 4. Aufl. Gebunden 5,50 M. =Schweiz= (mit den Italienischen Seen). 21. Aufl. Gebunden 7 M. =Paris und Nordfrankreich= (nebst Brüssel). 5. Aufl. Gebunden 6 M. =Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis.= 8. Aufl. Geb. 7,50 M. =Oberitalien und Mittelitalien= (bis vor die Tore Roms), von _Gsell Fels_. 8. Aufl. Gebunden 8 M. =Rom und die Campagna=, von _Gsell Fels_. 7. Aufl. Gebunden 12,50 M. =Unteritalien und Sizilien=, von _Gsell Fels_. 5. Aufl. Gebunden 7 M. =Italien in 60 Tagen= (bis einschließlich Neapel und weitere Umgebung), von _Gsell Fels_. 9. Aufl. Gebunden 9 M. =Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien.= 7. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Griechenland und Kleinasien.= 6. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Ägypten= (Unter- und Oberägypten, Obernubien und Sudân). 5. Aufl. Geb. 9 M. =Palästina und Syrien.= 4. Aufl. Gebunden 7,50 M. =Das Mittelmeer und seine Küstenstädte=, Madeira und Kanarische Inseln. 4. Aufl. Gebunden 6,50 M. =Weltreiseführer.= 2. Aufl. 2 Bände. Gebunden, mit Schutzhülle 25 M. MEYERS REISEBÜCHER. WELTREISE. ERSTER TEIL: INDIEN, CHINA UND JAPAN. ZWEITE AUFLAGE. MIT 22 KARTEN, 39 PLÄNEN UND 2 TAFELN. LEIPZIG UND WIEN. BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT. 1912. Alle Rechte vom Verleger vorbehalten. Vorwort. Die überaus günstige Aufnahme, die unsre »Weltreise« in ihrer ersten Auflage bei dem reisenden Publikum wie bei den im Ausland lebenden Deutschen gefunden hat, beweist, wie sehr die Herausgabe des »Führers« in der von uns gewählten knappen Fassung und handlichen Form dem jetzigen Bedürfnis entsprach. Wir haben daher in der nun vorliegenden zweiten Auflage die Anordnung des Stoffes nicht geändert, sondern die Grundidee des Buches, dem _eiligen_ Reisenden auf einer Reise um die Erde einen zuverlässigen und übersichtlichen Führer an die Hand zu geben, beibehalten und uns in erster Linie auf eine gründliche Durcharbeitung des gesamten Stoffes beschränkt; nur die Routen und Ausflüge, die inzwischen durch Verbesserung der Verkehrswege mehr und mehr an Bedeutung gewonnen haben, sind neu aufgenommen worden. Die Bearbeitung des I. Teils, der Alten Welt, lag wiederum in der bewährten Hand des Verfassers, des Herrn Admiralitätsrats _Georg Wislicenus_ in Berlin, während den amerikanischen Teil des Buches Herr _Max Wiederhold_, Redakteur der »New Yorker Staatsbürgerzeitung«, übernommen hat. Beiden Herren gebührt für ihre mühevolle und sachkundige Arbeit unser wärmster Dank. Wesentlich erleichtert wurde die Herausgabe der neuen Auflage durch die wertvollen und zahlreichen Beiträge, die uns aus aller Herren Länder von ortsansässigen Deutschen zugingen, unter denen wir besonders der Herren Beamten der deutschen Konsulate sowie der Vertreter großer deutscher Handelshäuser und Schiffahrtsgesellschaften gedenken müssen; ihnen reihen sich alle die Reisenden, Touristen wie Berufsreisende, an, die uns ihre Erfahrungen zugute kommen ließen und dadurch es ermöglichten, daß der Text des Buches, auch der entlegensten Orte, bis auf den heutigen Tag richtiggestellt werden konnte. Allen diesen freundlichen Förderern des Unternehmens sei auch an dieser Stelle unser verbindlichster Dank ausgesprochen. Ein größeres Gewicht als in der ersten Auflage des Buches haben wir diesmal auf alle _=landeskundlichen=_ Angaben gelegt, weil wir es für überaus wichtig halten, daß der Weltreisende, der sich ja vor Antritt der Reise an der Hand ausführlicher Werke eingehend unterrichten wird, nochmals an Ort und Stelle in kurzen Zügen über die Eigenart von Land und Leuten nachlesen und sich dadurch das richtige Verständnis für die Verhältnisse des jeweilig bereisten Landes, somit den echten Genuß einer Reise verschaffen kann. Anderseits soll ebenso der weniger gut vorbereitete Tourist auf der Reise, wo ihm ausführliche Literatur selten zur Verfügung steht, in dem »Führer« auch auf dem Gebiete der Landeskunde schnell die nötigste Belehrung finden. Zu dem Zweck hat der Geograph Herr Dr. _W. Gerbing_ in Leipzig das Buch vom geographischen Gesichtspunkt aus durchgearbeitet, indem er jedem Band einen knappen geographischen Abriß beigab oder bereits vorhandene vervollständigte sowie in den einzelnen Routen auf alle charakteristischen Erscheinungen landeskundlicher Art hinwies. Wenn dies auch, um den Umfang des »Führers« nicht zu sehr zu vergrößern, auf Kosten einiger, uns weniger wichtig erscheinender wirtschaftlicher Angaben geschehen mußte, so wird dieser Fortfall wohl weniger vermißt, als jene Bereicherung freudig begrüßt werden. Die äußerst schwierige Frage der _=Schreibweise=_ fremder Ortsnamen haben wir in der Weise zu lösen versucht, daß wir nach Möglichkeit die _ortsübliche_ Schreibweise wählten, d. h. also diejenige, der der Weltreisende zunächst begegnet. In Indien ist daher durchweg die englische, in Niederländisch-Indien die holländische und in Japan die kürzlich eingeführte amtliche Namensschreibung zugrunde gelegt.--Von _=neu=_ aufgenommenen Routen nennen wir, abgesehen von zahlreichen kleinern Ausflügen: _Lahore--Karachi_, von _Penang_ über Land nach _Singapore_, _Hanoï--Yünnanfu_, _Peking--Jehol_, _Dairen_, _Mukden--Söul--Fusan_, ferner _Chicago--Saint Orleans--New York_. Wie der Text, ist auch das gesamte _=Kartenmaterial=_ sorgfältig revidiert sowie durch neue Karten und Pläne ersetzt und bedeutend erweitert worden. Neu sind der zweiten Auflage beigegeben worden die _=Karten=_: _Vorderindien_ (nördlicher Teil und südlicher Teil), _Zentral-Ceylon_, _Penang--Singapore_, _Kiautschou_, _Tōkyō--Fuji-no-yama_, _Japanische Binnenlandsee_, _Zeitenkarte_ (Vereinigte Staaten), _Grand Cañon des Colorado_; ferner die _=Pläne=_ von _Simla_, _Darjeeling_, _Anuradhapura_, _Maduratempel_, _Mandalay_, _Saïgon_, _Soerabaja_, _Hongkong_, _Kanton_, _Manila_, _Schanghai_, _Wladiwostok_, _Dairen_ (Dalny), _Nagasaki_, _Kōbe-Hyōgo_, _Ōsaka_, _Nagoya_, _Yokohama_, _Honolulu_, _San Francisco_, _Buffalo_, _Niagara Falls_, _Milwaukee_, _New Orleans_, _Cincinnati_, _Boston_.--Außerdem fügten wir der Flaggentafel eine neue Tafel der _Hausflaggen_ und _Schornsteinabzeichen_ der größern Schiffahrtsgesellschaften bei, die dem Weltreisenden auf weiter Fahrt oder im Hafen manche erwünschte Auskunft geben soll.--Sehr freudig begrüßt werden wird die aus Gründen möglichst großer Handlichkeit von uns vorgenommene Teilung des »Führers« in zwei mit gesonderten Registern versehene Bändchen: I. Teil: Indien, China, Japan; II. Teil: Vereinigte Staaten von Amerika. An alle Benutzer des »Führers« richten wir zum Schluß die Bitte, durch Mitteilungen ihrer Reiseerfahrungen und etwaiger Berichtigungen zur weitern Vervollkommnung des Buches beitragen zu wollen. Alle derartigen an die »_Redaktion von Meyers Reisebüchern in Leipzig_« gerichteten Beiträge (Beschwerden möglichst unter Hinzufügung schriftlicher Belege) werden dankend entgegengenommen und bei spätern Abdrücken des Buches bestens verwertet. _=Leipzig=_, März 1912. Die Redaktion von Meyers Reisebüchern. Inhalts-Verzeichnis des ersten Teils. Seite Einleitung zur Weltreise 1-20 Reisezeit. Reiseplan S. 2.--Rundreisen. Reisegesellschaft S. 3.--Gesellschaftsreisen. Reiseausrüstung S. 4. --Reisekosten S. 6.--Geldverhältnisse. Reisepaß S. 7.--Zoll. Dampfer S. 8-13.--Post u. Telegraph S. 13.--Zeitvergleichung S. 14.--Sprache. Gasthöfe S. 15.--Landesübliche Ausdrücke S. 16.--Seewesen. Signalwesen S. 17.--Statistisches S. 18-20. I. Vorderindien und Hinterindien: Birma, Straits Settlements, Siam, Indochina, Sumatra und Java. 1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay 22-41 Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille nach Port Saïd S. 22-25.--Port Saïd u. Suezkanal S. 25.--Rotes Meer S. 30.--Suakin S. 33.--Djibouti S. 36.--Eisenbahn Djibouti-Addis-Harrar. Abessinien S. 37.--Aden S. 38. _=Vorderindien=_ 42-52 2. Bombay 53-63 Malabar Hill. Türme des Schweigens S. 60.--Byculla. Elephanta. Ellora S. 61. 3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta 63-96 I. Von Bombay nach Delhi S. 63.--Ahmedabad S. 65. --Ajmer S. 67.--Jaipur S. 68.--Amber S. 69.--Delhi S. 70.--Kutab Minar. Delhi-Umballa-Simla S. 74.-- Delhi-Amritsar-Lahore-Peshawar S. 75.--Von Rawal Pindi nach Srinagar (Kaschmir) S. 78.--Khaiber-Paß. Lahore-Karachi S. 80.--Delhi-Agra S. 82.-- Sikandarah. Fatehpur. Sikri S. 86.--Gwalior S. 87.-- Cawnpore. Lucknow S. 88.--Allahabad S. 89.--Benares S. 90.--Buddh Gaya S. 95. 4. Von Bombay nach Madras 96-104 Mahabaleshwar S. 97.--Bijapur. Hyderabad S. 98. --Secunderabad. Golkonda S. 99.--Tirupati. Madras S. 100. 5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon 104-125 A. Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille, von Brindisi S. 105.--Triest. Die Insel Ceylon S. 106.-- Colombo S. 110.--Mount Lavinia S. 114.--Kandy S. 115.--Peradeniya (Botanischer Garten) S. 117.-- Anuradhapura S. 119.--Adams Peak S. 121.--Nuwara Eliya S. 122.--Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123.--Küstenfahrt rund um Ceylon S. 124.--Point de Galle S. 125. 6. Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling 125-143 Tuticorin. Madura S. 126.--Trichinopoly. Tanjore S. 127.--Ootacamund S. 129.--Mysore. Seringapatam. Bangalore S. 131.--Puri Jagganath S. 133.--Calcutta S. 134.--Darjeeling. Tiger Hill S. 141.--Phalut S. 142. 7. Von Calcutta nach Rangoon. _=Birma=_ 143-155 Birma S. 143.--Rangoon S. 145.--Pegu S. 150.-- Mandalay S. 151.--Von Mandalay nach Bhamo und Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153.--Pagan S. 154. 8. Von Colombo über Penang nach Singapore. _=Sumatra=_ 155-169 Penang (Georgetown) S. 156.--Medan S. 158.--Padang. Merapi S. 159.--Krakatau. Penang-Singapore S. 160.--Taiping S. 161.--Kuala Kubu. Kuala Lumpur S. 164.--Malacca Town S. 165.--Singapore S. 166.-- Johor Bahru S. 169. 9. _=Siam=_. _=Indochina=_ 169-190 Singapore-Bangkok S. 169.--Siam S. 170.--Bangkok S. 171.--Phrabat S. 176.--Ayuthia. Singapore-Saïgon S. 177.--Indochina. Cochinchina S. 178.--Kambodja. Saïgon S. 179.--Saïgon-Angkor-Thom S. 183.-- Saïgon-Hanoï. Annam S. 185.--Hué S. 186.--Haïphong. Alongbucht S. 187.--Hanoï. Tonkin S. 188.-- Hanoï-Yünnanfu S. 189. 10. Von Singapore nach Batavia. _=Java=_ 190-214 Java S. 191.--Batavia S. 195.--Buitenzorg S. 200.-- Sindanglaja. Pangerango S. 202.--Bandoeng. Tangkoeban-Prahoe. Garoet S. 203.--Papandajan. Telaga Bodas S. 204.--Djokjakarta. Prambanan S. 205. --Bora-Boedoer. Magelang S. 206.--Soerakarta. Samarang S. 207.--Soerabaja S. 208.--Pasoeroean S. 210.-- Tosari. Bromo S. 211.--Probolinggo S. 212. =II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea und Japan.= _=Südchina=_ 214 11. Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila 214-240 Südchines. Meer S. 214.--Südchina S. 215.--Hongkong S. 220.--Kanton S. 225.--Macao S. 233.--Hongkong-Manila S. 234.--Philippinen S. 235.--Manila S. 236.-- Baguio S. 240. 12. Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt 240-263 Swatau. Amoy S. 241.--Futschou S. 243.--Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244.--Insel Formosa S. 245.-- Ostchinesisches Meer. Schanghai S. 246.--Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254.--Nanking S. 256.-- Minggrab S. 257.--Nganking. Kiukiang S. 258.-- Hankau S. 259.--Yangtse-Fahrt von Itschang nach Tschungking S. 262.--Tschöngtu S. 263. _=Nordchina=_ 264 13. Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking 265-280 Kiautschou S. 266.--Tsingtau S. 267.--Lauschangebirge S. 270.--Tsinanfu S. 272.--Taischan. Küfu S. 273.--Tientsin S. 275.--Weihaiwei. Tschifu S. 278.--Tongku S. 279. 14. Peking und Umgebung 280-301 Pi-yün-sse S. 294.--Chinesische Mauer. Minggräber S. 296.--Jehol S. 298--Peking-Hankau S. 299.-- Hsiling S. 300. 15. Von Berlin nach Moskau und auf der _=Sibirischen Bahn=_ über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking 301-329 Moskau S. 305.--Omsk S. 313.--Kraßnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315.--Baikalsee S. 316.--Kjachta. Maimatschin. Amurfahrt Strjetensk-Blagowjeschtschensk-Chabarowsk S. 317.--Mandschuria. Charbin S. 318.-- Wladiwostok S. 320.--Chabarowsk. Von Charbin nach Dairen S. 323.--Mukden S. 324.--Peiling S. 325.-- Dairen S. 326.--Port Arthur S. 327.--Von Charbin nach Peking. Yinkou S. 328.--Schanhaikwan S. 329. 16. _=Korea=_ 330-337 Von Mukden nach Söul S. 331.--Tschimulpo S. 332.-- Söul S. 333.--Diamantberge S. 335.--Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336. _=Japan=_ 337 17. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō 347-411 Ostchinesisches Meer S. 348.--Nagasaki S. 349.-- Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoschima. Dasaifu. Hakata S. 353.--Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354.--Shimonoseki S. 355.--Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358.--Kōbe-Hyōgo S. 361.--Eisenbahn von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto S. 365.--Kyōto S. 369.--Von Kyōto über den Hiyeisan zum Biwasee S. 377.--Ōtsu. Hozugawa (Katsuragawa) S. 378.--Katsura no Rikyū. Mamoyama. Eisenbahn von Kyōto über Nagoya nach Yokohama S. 379.--Yamada S. 381.--Futami S. 382.--Kunō-zan S. 383.--Fuji-no-yama S. 384.--Miyanoshita. Über den Hakonesee nach Atami S. 386.--Yokohama S. 388.--Kamakura S. 391.--Enoshima S. 392.--Tōkyō S. 393.-- Nikkō S. 404.--Chūzenjisee S. 407.--Yumotosee. Shiranezan. Kirifuri-no-taki. Nyohō-zan S. 408.--Ikao-Harunasee-Harunatempel S. 409. 18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco 411-423 Stiller Ozean S. 411.--Haiwai-(Sandwich-) Inseln S. 413. --Honolulu S. 416.--Hawai S. 421.--Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 422. Register 424-436 * * * * * _=[Hand] Wem der Umfang des Buches zu groß sein sollte, dem ist die Möglichkeit gegeben, es in zwei selbständige Teile zu zerlegen (Einlegedecken dazu sind in den Buchhandlungen für 50 Pf. zu haben); man zerschneide zu diesem Zweck das Rückenband des Buches zwischen den Seiten 20 und 21, 212 und 213, und erhält dann die Hefte: I. Vorderindien, Hinterindien, Sumatra, Java;-- II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan.=_ Verzeichnis der Karten und Pläne des ersten Teils. Karten. Seite Weltreise, _vor dem Titel_. Länder des Mittelmeers mit den Häfen Port Saïd und Suez 22 Rotes Meer und Suezkanal 30 Asien, Übersicht 40 Ostindien, nördlicher Teil 64 -- südlicher Teil 96 Ceylon, _im Text_ 106 Mittel-Ceylon 114 Hinterindien mit Java 155 Penang-Singapore, _im Text_ 162 Französisch-Indochina 177 China und Japan 215 Hongkong-Kanton-Macao 219 Länder des Gelben Meers 271 Tientsin -- Peking mit Umgebung von Peking 275 Sibirische Bahn 301 Japan 337 Japanische Binnenlandsee 356 Tōkyō -- Fuji-no-yama 384 Ikao-Haruna, _im Text_ 410 Hawai-Archipel mit Umgebung von Honolulu, _im Text_ 414 Weltverkehrskarte 424 Pläne. Port Saïd, auf der Karte 22 Suez, auf der Karte 22 Aden, Lageplan, _im Text_ 38 Bombay 53 Simla, auf der Karte 64 Darjeeling, auf der Karte 64 Delhi, _im Text_ 71 Agra, _im Text_ 84 Benares, _im Text_ 91 Madras, _im Text_ 101 Colombo, _im Text_ 111 Anuradhapura, _im Text_ 120 Tempel in Madura, _im Text_ 126 Calcutta 134 Rangoon, _im Text_ 147 Mandalay, _im Text_ 152 Singapore, Lageplan 166 Bangkok, Lageplan, _im Text_ 172 -- Stadtplan, _im Text_ 174 Saïgon, _im Text_ 180 Batavia, Stadtplan 195 -- Lageplan, _im Text_ 196 Soerabaja, _im Text_ 209 Macao, auf der Karte 219 Hongkong 220 Kanton 226 Manila, Lage- und Stadtplan, _im Text_ 237 -- Plan der innern Stadt, _im Text_ 239 Schanghai, innere Stadt 246 -- Umgebung 252 Tsingtau 267 -- Umgebung 267 Port Arthur, auf der Karte 271 Tientsin, auf der Karte 275 Peking 280 Moskau 305 Wladiwostok, _im Text_ 321 Dairen (Dalny) 326 Nagasaki, _im Text_ 350 Kōbe-Hyōgo, _im Text_ 363 Ōsaka, _im Text_ 366 Kyōto und Umgebung 369 Nagoya, _im Text_ 381 Yokohama 388 Tōkyō 393 Nikkō und Umgebung, _im Text_ 405 Honolulu, _im Text_ 418 * * * * * Flaggentafel 18 Hausflaggen und Schornsteinabzeichen 18 Abkürzungen. abds. = abends. B. = Bedienung. bzw. = beziehungsweise. c. = Cent. d = Pence (engl.). Di. = Dienstag. Dîn., Dinn. = Hauptmahlzeit. $ = Dollar. Do. = Donnerstag. F. = Frühstück. Fr. = Franc (franz.). Fr. = Freitag. Hst. = Haltestelle. km = Kilometer. L. (l.) = links. £ = Pfund Sterling. m = Meter. Die beigefügten Zahlen (75 m) geben die _Höhe über dem Meer_ an. M = Meile (engl., amerik.). M. = Mark. Mi. = Mittwoch. Min. = Minuten. Mitt. = Mittagessen. Mo. = Montag. m. W. = mit Wein. N. = Norden. Nm. = Nachmittag. NO. = Nordosten. nö. = nordöstlich. NW. = Nordwesten. nw. = nordwestlich. O. = Osten. Pens. = Pension (mit Zimmer). Pens. o. Z. = Pension ohne Zimmer. Pes. = Peseta. PTF = Post, Telegraph, Fernsprecher. R. = Route (Abschnitt des Buches). R. (r.) = rechts. S. = Seite. S. = Süden. Sa. = Sonnabend. Seem. = Seemeile. Sh. = Shilling (engl.). So. = Sonntag (u. Festtag). SO. = Südosten. sö. = südöstlich. St. = Stunden. Stat. = Station. SW. = Südwesten. sw. = südwestlich. T.d'h. = Table d'hôte. Tel. od. T = Telegraph. ü. M. = über dem Meer. Vm. = Vormittag. w = Werst (1,06 km). W. = Westen. Z. = Zimmer. Eingeklammerte Buchstaben mit Zahlen, z. B. (C4), (CD5), (F2, 3), sind Verweisungen auf die Quadrate des betreffenden Stadtplans. Die bei den Gasthöfen angegebenen Zimmerpreise verstehen sich für Ein Bett, einschließlich Licht und Bedienung, falls für letztere beide ein besonderer Preis nicht angeführt ist. Die Angaben vor einer Ortsbezeichnung und _in Klammer_, z. B. (18 km) _Batavia_, (1-1/2 St.) _Johore_, bedeuten stets die Entfernung des Orts vom _Ausgangspunkt der Strecke_; die Angaben _ohne Klammer_ im laufenden Text bezeichnen die Entfernung von der _zunächst vorher gemachten Zeitangabe_; z. B. »zuerst zum _Leuchtturm_ 1/4 St., dann durch Wald 1/2 St. nach _Gasturi_ und weiter in 1-1/4 St. zum (2 St.) _Biwa-See_.« Einleitung zur Weltreise. Der Pulsschlag des deutschen Volkes ist auf dem ganzen Erdenrund fühlbar. Deutscher Unternehmungsgeist betätigt sich heutzutage in den fernsten Gegenden der Erde, in den Bergwerken Sibiriens und Koreas wie auf den Zuckerpflanzungen der glücklichen Sandwichinseln mitten im Stillen Ozean. Allerwärts in der Alten wie Neuen Welt findet man angesehene Handelshäuser, große technische Unternehmungen, wissenschaftliche Anstalten, von Deutschen begründet oder von Deutschen geleitet. Nach diesen Plätzen in weiter Ferne spinnen sich unzählige Verkehrsfäden von der Heimat aus, alle sind durch feste Bande deutscher Empfindung mit dem Vaterlande verknüpft; sie sind Brennpunkte, wohin alljährlich jugendfrischer Nachwuchs hinausströmt, um die deutsche Kraft mitten im friedlichen, doch scharfen Wettbewerb zwischen den Völkern der Erde zur Geltung zu bringen und sich selbst da draußen eine Lebensstellung zu schaffen. Diesen Vorkämpfern der Ausbreitung deutschen Wesens in fernen Landen soll der »Weltreiseführer« ein treuer Begleiter und Berater sein; sie in erster Linie werden für ihre Reisen wie auch für die nähere und weitere Umgebung ihres Wirkungskreises das Sehens- und Wissenswerteste in ihm verzeichnet finden. In unsrer Zeit, die unser seekundiger Kaiser das Zeitalter des Verkehrs getauft hat, beginnt aber auch der deutsche Vergnügungsreisende die Scheu vor langer Seefahrt mehr und mehr zu überwinden. Zahlreiche deutsche Weltreisende haben als besten Gewinn ihrer weiten Fahrten weltmännischen Blick und reifes Urteil über das Völkergetriebe unsers Planeten heimgebracht. Seitdem wächst überall in deutschen Landen die Sehnsucht, ferne Länder, Meere und Völker mit eignen Augen zu schauen, Stätten uralter oder junger, überreifer oder unreifer Kultur zu betreten, Lebensart fremder Völker kennen zu lernen, um Vorzüge und Fehler des eignen Kulturlebens an ihnen zu messen und den eignen Gesichtskreis zu erweitern. Darum ist eine Weltreise ein Vergnügen im besten, gediegensten Sinne des Wortes. Schon vor einem Vierteljahrhundert konnte ein bekannter Weltreisender aussprechen, »daß heutzutage eine Reise um die Welt ganz und gar kein Kunststück, sondern vielmehr ein köstlicher, wenn auch mitunter etwas schwer zu erringender Genuß ist«. Inzwischen ist das Reisen auf dem großen Reisewege um die Erde sehr bequem geworden, wenn man die richtigen Gelegenheiten auszunutzen versteht.--Der »Weltreiseführer« gestattet freie Wahl für den besten Weg; er führt durch den Suezkanal nach Vorderindien, Ceylon, Hinterindien, Java, China, Korea und Japan, dann über die Sandwichinseln und San Francisco auf den großen Pacificbahnen nach New York und von da nach Europa zurück; verschiedene Seitenausflüge, z. B. nach Abessinien, Sumatra, Siam und den Philippinen, sind eingeflochten; auch ist der Weg durch Rußland auf der Sibirischen Bahn mit beschrieben, den Reisende, die nur Asien besuchen wollen, zur schnellern Rückreise benutzen werden. Ob die Weltreise ostwärts oder westwärts am zweckmäßigsten auszuführen sei, das hängt davon ab, wann die Reise begonnen wird und welchem Lande der Reisende längern Aufenthalt widmen will. Da die alte Kulturwelt Ostasiens mit ihrem Völkergemisch dem gebildeten Deutschen viel mehr Wunder zu weisen hat als das moderne Amerika, und es wohl logischer ist, mit dem Ausgang der Kultur zu beginnen und mit dem Lande der jüngsten Kulturentwickelung zu schließen, empfiehlt sich die Ostwärtsreise, wie der »Weltreiseführer« sie schildert, weil erfahrungsgemäß die meisten Reisenden gegen Ende der Reise nicht mehr den gleichen Genuß an Reiseeindrücken empfinden. Wer schnell nach Japan reisen und dort längere Zeit verweilen will, tut gut, westwärts, über Amerika, zu fahren, falls er nicht den Landweg über Sibirien vorzieht, der für Ostasien der schnellste Reiseweg ist. Reisende nach Ostindien, Insulindien und Indochina wählen stets den östlichen Reiseweg. =Reisezeit.= Für _Indien_ ist die beste Zeit Mitte November bis Mitte März, für die nördl. Gegenden auch etwas früher und später; unbedingt meiden sollte man den Aufenthalt im April, Mai und Juni, weil ungesund. Für _Ceylon_ ist Mai, September, Oktober, November und für das Gebirge Januar bis März die günstigste Zeit. Für _Java_ empfiehlt sich Mai und Juni (die Regenzeit ist November bis April); für die _Philippinen_ Januar und Februar (Regenzeit August bis Dezember); für _Indochina_ November bis Februar. Für _China_ und _Japan_ ist die beste Zeit der Frühling (in Japan die Zeit der Kirschblüte, April und Mai) und der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, in China auch der Winter bis zum April. =Reiseplan.= Um den in Ostasien meist heißen und nassen Sommer zu meiden, tut man gut, Europa im Hochsommer oder Anfang Herbst zu verlassen, wobei freilich zu beachten bleibt, daß die Fahrt durchs Rote Meer zwischen Port Saïd und Aden, d. h. etwa 5 Tage lang, im Sommer sehr heiß ist; im Golf von Aden trifft man meist frische Winde. Im Oktober, November und Dezember, der Hauptreisezeit, muß man Plätze auf den Dampfern nach Indien und Ostasien schon lange im voraus bestellen. August und September sind die Hauptzeit für Reisen von Europa nach den Vereinigten Staaten, für diese Monate ist Vorausbestellung der Plätze dringend nötig. Wer eine etwa einjährige Reise rund um die Erde machen will, verzichte darauf, alle im Reiseführer beschriebenen Länder Ostasiens zu besuchen. Er wird etwa im August von Triest nach Bombay oder von Genua nach Colombo fahren, dann quer durch Indien nach Calcutta (September und Oktober für Indien), von da über Rangoon und Singapore (November) nach Java (Dezember) und wieder über Singapore nach Saïgon und Hongkong (Januar), dann Schanghai, Tsingtau, Peking (Februar), Hankau, Yangtsefahrt (März), über Schanghai nach Nagasaki, Kobe-Kyōto-Tōkyō-Nikko (April, Mai), Honolulu (Juni), San Francisco-New York (Juli). =Rundreise= nach dem Spezialprogramm der Weltreise 1912 des Reisebureaus der =Hamburg-Amerika Linie=: _=Ostwärts=_ (7-1/2 Monate): Ab Berlin über Triest nach Bombay;--_Vorderindien_ (Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Calcutta, Darjeeling);--von Madras über Trichinopoly, Madura, Tuticorin nach _Ceylon_ (Colombo, Kandy, Nuwara Eliya);--_Singapore_;--_Java_ (Batavia, Weltevreden, Buitenzorg, Garoet, Papandajan, Djokjakarta, Soerabaja, Toesari, Bromo);--_China_ (Saïgon, Hongkong, Canton, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Hankau, Schanghai);--_Japan_ (Kobe, Osaka, Kyōto, Nara, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko);--_Sandwich-Inseln_ (Honolulu);-- _Nordamerika_ (San Francisco, Monterey, Yosemitetal, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Hudson, Washington, Philadelphia, New York);--von New York nach Hamburg. Ausführliche Programme beim Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie erhältlich. =Reiseplan des Norddeutschen Lloyd= für 1912 (etwa 225 Tage): Ab Genua über Neapel, Port Saïd, Suez, Aden nach Colombo-Kandy-Nuwara Eliya, Colombo-Madura, Madras, Bombay, Jaipur, Delhi, Agra, Benares, Darjeeling, Calcutta, Rangoon, Penang, Singapore, Batavia, Buitenzorg, Garoet, Djokjakarta, Batavia, Singapore, Hongkong, Canton, Macao, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tientsin, Peking, Nankou, Peking, Tientsin, Tschifu, Tsingtau, Schanghai, Nagasaki, Kobe, Osaka, Nara, Kyōto, Miyanoshita, Yokohama, Tōkyō, Nikko, Yokohama, Honolulu, San Francisco, Yosemitetal, Monterey, Yellowstone Park, Salt Lake City, Manitou, Denver, Chicago, Niagara Falls, Albany, New York, Washington, Philadelphia, New York, Bremerhaven, Bremen. Wer seinen Reiseplan selbst aufstellen will, lese den »Weltreiseführer« und die unter Reiseliteratur (auch bei den einzelnen Ländern) angegebenen Reisebeschreibungen _vor_ Aufstellung des Plans, um je nach Neigung die Länder auszuwählen, wo bei günstigster Reisezeit längerer Aufenthalt erwünscht ist. Das Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie veranstaltet auch Reisen nach Indien, Ceylon, Java, China, Japan und zurück mit der Sibirischen Bahn nach besonderm Programm. Es ist unmöglich, alle zweckmäßigen Zusammenstellungen für die Weltreise, die in hundertfältiger Weise genußreich ausgeführt werden kann, zu beschreiben; es muß genügen, daß der »Weltreiseführer« alle Haupt- und Nebenwege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten angibt. Mit Hilfe des »Weltreiseführers« kann der Reisende auch unterwegs nach Bedarf und Wahl seinen Plan ändern, Seitenfahrten in seltener besuchte Länder (z. B. Abessinien, Sumatra, Birma, Siam, Philippinen, Korea usw.) ausführen. =Reisegesellschaft.= Solange die Weltreise nicht in Plätze führt, die weit abseits vom Hauptstrom des Reiseverkehrs liegen, können auch Damen unbedenklich allein reisen; besonders gilt dies für alle englischen und amerikanischen Länder wie auch für Niederländisch-Indien und Japan; fast überall reist man dort in den Gebieten des lebhaftem Europäerverkehrs so sicher wie in Deutschland. Nur Ausflüge ins Innere von Ländern wie Birma, Siam, China, Korea und die Philippinen unternimmt man besser mit einem Gefährten zusammen, zumal sich auch dadurch viele Nebenausgaben verringern. =Gesellschaftsreisen= nach festem Plan unternehmen unter andern das _Reisebureau der Hamburg-Amerika Linie_ (Berlin W. 64, Unter den Linden 8) jährlich auf etwa 7-1/2 Monate zum Preise von 11900 Mark (gewöhnlich Mitte Januar beginnend), oder der _Norddeutsche Lloyd_ (Abteilung Passage), Bremen, auf etwa 7-1/2 Monate für 11600 Mark (Schiff und Bahn I. Kl., 50 kg Freigepäck), oder der _Österreichische Lloyd_ nach Ostasien auf etwa 6 Monate für 8000 Mark (Mittelmeer- Reisebureau H. Osc. Cahn & Co. in Hamburg 36, Neuer Jungfernstieg 6, Hauptagentur des Österreichischen Lloyd übernimmt Leitung dieser Weltreisen, stellt auch kombinierte Touren für Einzelreisende zusammen).--Auch unternimmt die _Hamburg-Amerika Linie_ jährlich zwei je viermonatliche =Vergnügungsreisen um die Welt= auf einem ihrer großen Ozeandampfer zum Preise von 2750-34000 Mark (eingeschlossen programmäßige Landausflüge und Eisenbahnfahrt zwischen San Francisco und New York); Abfahrt im November von Neapel ostwärts, im Februar von San Francisco westwärts, Anschluß zur Fahrt zwischen Hamburg und New York auf einem beliebigen Dampfer der Gesellschaft. Ausführliche Prospekte bei der Hamburg-Amerika Linie erhältlich.--Wer sich einer solchen Gesellschaftsreise anschließt, ist aller Sorgen bei den Ausflügen überhoben, muß allerdings auf freie Wahl der Orte und auf längern Aufenthalt an Orten, die ihm besonders gefallen, sowie überhaupt auf Bewegungsfreiheit, die höchste Lust des Reisephilosophen, verzichten; dafür werden ihm in kurzer Zeit viele Sehenswürdigkeiten programmgemäß vorgeführt. Da diese Reisen nur in zusammenpassender Gesellschaft erträglich sind, erkundige man sich vorher genau nach den Teilnehmern der Fahrt. In den genannten Reisebureaus erhält man auch Fahrkarten für selbständige Weltreisen und Auskunft über die neuesten Fahrpläne aller Dampferlinien und Eisenbahnen, die für die Weltreise in Betracht kommen. Die Zweigbureaus sind im Text überall genannt.--Das englische Reisebureau von _Thos. Cook & Son_ (London, E. C. Ludgate Circus) hat Filialen in allen Hauptplätzen der Erde (sie sind im Text des Buches genannt) und unternimmt ebenfalls die Führung von Reisegesellschaften, die aber meist aus Engländern bestehen. Monatlich erscheint _Cook's Ocean Sailing List_ mit praktischen Winken für See- und Weltreisende, deren Beschaffung vor Antritt der Reise sehr zu empfehlen ist, da sie sehr genaue Übersichten über die neuesten Fahrpläne und Fahrpreise bietet, besonders auch für Reisen um die Welt. =Reiseausrüstung.= Je weniger Gepäck, desto besser; indessen muß man für eine Weltreise sich doch gründlicher ausrüsten als für einen Pfingstausflug. Auf Dampfern kann man meist viel Gepäck zu mäßigem Preise mitführen (vgl. S. 12). Unentbehrlich ist ein Kabinenkoffer (90 zu 60 zu 33 cm), für den Gepäckraum ein größerer (bis zu 1/2 cbm Raum); außerdem (möglichst wenig) Handgepäck, am besten feste Ledertasche und Segeltuchsack (für wollene Decke, Stiefel und schmutzige Wäsche). _Herrenkleidung_: zwei bequeme Reiseanzüge aus kräftigem Wollenstoff, ein dunkler warmer, ein heller leichter; ein guter Gesellschaftsanzug aus leichtem schwarzen Kammgarn mit Gehrock, Smoking und Frack, der im Ausland unentbehrlich ist, da überall bei Besuchen, im Klub, an der Tafel auf Dampfern und in bessern Gasthöfen sehr viel mehr auf äußere Form gegeben wird, als dies in Deutschland der Fall zu sein pflegt. Ein Reitanzug aus derber Reithose mit Flanellhemd und Flanelljacke, Leder- oder Wickelgamaschen. Weiße Waschanzüge sind schon im Roten Meer unentbehrlich, daher nehme man etwa vier Paar Jackets nebst Beinkleidern aus gutem Drillichstoff schon von Hause mit; später kann man den Vorrat preiswürdig in Bombay, Colombo, Singapore oder Yokohama ergänzen. Anzüge aus Rohseide (empfehlenswert) erhält man billig in Colombo etc. Reichlichen Vorrat an Unterzeug, wollenes wie leichtes (seidenes kaufe man in China); Netzunterjacken nach Lahmann oder Schießer sind sehr zu empfehlen (sie schützen, wenn oft gewechselt, gegen den »Roten Hund«, einen lästigen, stark juckenden, durch Schweiß und Baden im Salzwasser hervorgerufenen ungefährlichen Hautausschlag, durch Frischwasserwaschung und Einfetten mit Byrolin, Mentholsalbe oder ähnlichen Hautsalben zu heilen); ferner reichlich farbige und weiße Hemdenwäsche (die überall schnell gewaschen und dabei stark verdorben wird), leichte Schlipse, wollene und leichte Strümpfe. An Schuhzeug: zwei Paar derbe, doch nicht zu schwere Reiseschnürstiefel aus braunem Leder; Lackschuhe (für den Frackanzug), weiße Segeltuchschuhe (unterwegs einkaufen); ein Paar schwarze, kräftige Stiefel mit Doppelsohlen, innere Sohle Leder, äußere Sohle Gummi, zum Gebrauch an Bord bei schlechtem Wetter. Reisehut, Klapphut, blaue und weiße Schiffsreisemütze mit Schirm oder Sportmützen (leichte und wärmere), Strohhut; Tropenhelm kauft man in Port Saïd (meist schlecht), in Bombay etc. (sehr gut) in den verschiedensten Formen. Warmer Reisemantel (»Mackintosh«) ist unentbehrlich, leichter Staub- und Regenmantel zweckmäßig; dazu Plaid oder eine seidene oder Kamelhaardecke. Sonnenschirm kaufe man unterwegs. Zwei tüchtige Leibbinden, zwei seidene Halstücher, Glacéhandschuhe (in Stanniol gewickelt oder in kleiner Blechbüchse verlötet, weil sie im feuchten Tropenklima Stockflecke bekommen); Vorrat der Lieblingszigarren (ebenfalls in Blechkasten verlöten!). Visitenkarten mit heimischer Adresse und Lebensstellung (lateinische Buchstaben). Wer einen photographischen Apparat mitnimmt, verpacke die Films oder Platten sorgfältig in Blechbüchse, mit Heftpflaster verklebt, da sie sonst durch Seeluft sehr leiden; auch lasse man nach Aufnahme _bald_ entwickeln, was, ebenso wie das Abziehen, in allen größern Plätzen ausführbar, in China und Japan z. B. sehr gut. _Damenkleidung_ unterliegt verschiedeneren Ansprüchen als die Herrenkleidung. Unentbehrlich ist für Damen ein dickes englisches Reisekleid mit sehr fußfreiem Rock und Paletot, dazu passend in der Farbe Mütze und Blusen; ferner ein weißwollenes oder hell gestreiftes Kostüm mit weißseidener und Batistbluse nebst weißer Mütze für die Seefahrt; ein dunkles Foulard- oder ganz leichtes Alpakakleid für Bahnfahrten in Indien, Japan etc.; ein Nachmittagskleid und zwei Abendtoiletten, darunter eine dekolletiert; drei weiße Waschkleider, einfach gemacht und einige Blusen mehr. Ein warmer Reisemantel (Ulster) und ein gegen Regen imprägnierter Staubmantel, ferner ein leichter Schlafrock für Schiff und Nachtfahrten mit der Bahn. Unterzeugausrüstung ähnlich wie für Herren; Ergänzung für die Tropen ist sehr billig und zweckmäßig in Port Saïd bei _Simon Arzt_ oder in Bombay im _Army & Navy-Basar_ zu kaufen, ebenfalls Tropenhut, Schirm, Schuhe und Razais (baumwollene Steppdecken als Matratze für indische Schlafwagen). An Schuhzeug: ein Paar feste braune Lederstiefel, ein Paar weiße Segeltuchstiefel, je ein Paar braune und weiße Halbschuhe, ein Paar Gesellschaftsschuhe und ein Paar elegante Morgenschuhe (auf dem Schiff zu tragen). Strümpfe hauptsächlich dünn und hellfarbig. Leibbinden sind auch für Damen dringend zu empfehlen und von Port Saïd an zu tragen. Sehr nützlich sind etwa sechs kleine Seidenbeutel zum Anhängen, um nachts Toilettensachen, wie Haarnadeln, Schmucksachen etc. unterzubringen, weil der Raum in der Kabine beschränkt ist und beim Schlingern alles vom Tischchen fällt. In der Toilettenreisetasche sorge man für kleines Nähzeug mit Reserve-Hemd- und Hosenknöpfen etc., für Nagelschere, Pflaster, Verbandwatte und etwas Verbandstoff sowie »russische« Choleratropfen und andre Augenblicksheilmittel in einer kleinen Reiseapotheke zusammengestellt; wobei Chinin und Rizinus nicht vergessen werden sollten. Ein Vorlegeschloß kann zuweilen nützlich sein. Ferner ein kräftiges Taschenmesser mit Kork- und Schraubenzieher nebst Dosenbrecher (für Konservenbüchsen). Revolver oder Browningpistole, in Ledertasche am Gürtel unter der Jacke zu tragen, ist nur außerhalb der Hauptverkehrsgebiete erforderlich; Büchse oder Jagdflinte ist je nach dem Zweck der Reise auszuwählen, doch ist zu beachten, daß die Einfuhr von Waffen in manchen Ländern nur mit obrigkeitlicher Erlaubnis gestattet ist, auch tragen Waffen meist hohen Einfuhrzoll (der beim Austritt nur manchmal zurückvergütet wird). Wer die Handwaffe verheimlicht, kann damit, zumal in den Vereinigten Staaten, in recht üble Lage geraten. Ein gutes Doppelfernglas und ein guter, nicht zu kleiner Kompaß sind unentbehrlich, ein (vorher geprüfter) Aneroid-Barometer (oder Hypsometer) angenehm. =Reiseliteratur.= Für die Vorbereitung zur Reise besonders zu empfehlen: _Victor Ottmann_, Rund um die Welt (Berlin 1905); _Julius Meurer_, Weltreisebilder (Leipzig 1906); _Cäcilie v. Rodt_, Reise einer Schweizerin um die Welt (Neuenburg 1903); _A. G. Plate_, Der ferne Osten (Bremen 1907); _Doflein_, Ostasienfahrt (Leipzig 1906); _Walter Frhr. v. Rummol_, Erster Klasse und Zwischendeck (Berlin 1912); _K. Günther_, Einführung in die Tropenwelt (Leipzig 1911); als medizinischer Ratgeber: _Kohlstock_, Ratgeber für die Tropen (Stettin 1910). Spezielle Literatur ist bei den einzelnen Ländern erwähnt. Die =Reisekosten= richten sich natürlich nach den Ansprüchen des Weltreisenden; man muß 1200-1800 M. monatlich, einschl. Fahrpreise, also für die Gesamtkosten, bei einer etwa sechsmonatigen Reise rechnen; längere Reisen sind entsprechend billiger, kürzere teurer für jeden Monat. Eine Weltreisekarte Tour 1, via Japan und China, des _Norddeutschen Lloyd_ kostet 2695 M., 2 Jahre gültig, nicht übertragbar; mit solcher Karte würde eine dreimonatige Reise um die Erde etwa 5000 M. kosten. Die 7-1/2 monatige Gesellschaftsreise um die Erde des Reisebureaus der _Hamburg-Amerika Linie_ kostet für 1912: 11900 M., Kosten der viermonatigen Vergnügungsreise s. S. 4. =Reisegeld, Geldverhältnisse.= Bargeld nehme man für eine Weltreise wenig mit. Auf den Dampfern gilt das Geld der Landesflagge, also deutsches auf den deutschen Linien etc. Für den Bedarf der ersten Tage versehe man sich mit kleinen Banknoten oder etwas Gold- und Silbergeld des nächsten Hafenplatzes schon im voraus im letzten Abgangshafen oder an Bord beim Zahlmeister oder Obersteward (meist etwas teurer). Beim Geldwechseln unterrichte man sich vorher genau über den Wert des fremden Geldes, bevor man sich den in jedem Hafen an Bord kommenden Wechslern anvertraut. Im übrigen versehe man sich schon in Deutschland mit einem _Weltkreditbrief der Disconto-Gesellschaft in Berlin W._, Unter den Linden 35, oder einer andern größern Bank in Deutschland, der den großen Vorteil bietet, an allen größern fremden Hafenplätzen und Binnenstädten nach Bedarf Geld abzuheben; jedem Weltkreditbrief wird eine Liste von Korrespondenten (bei der Disconto-Gesellschaft am zahlreichsten, etwa 2000) beigefügt, bei denen die Weltkreditbriefe ohne vorhergehendes Avis zahlbar sind, und die auch in andern Angelegenheiten dem Reisenden Ratschläge und Auskünfte erteilen. Im »Weltreiseführer« sind für alle Plätze die Korrespondenten der Disconto-Gesellschaft in Berlin, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig unter »Banken« angeführt. _Reise-Schecks des Reisebureaus der Hamburg-Amerika Linie_ werden in Verbindung mit der Disconto-Gesellschaft vorläufig im Werte von 50 und 100 M. sowie von $ 10, 20, 50 und 100 ausgegeben, als Zahlungsmittel auf der Weltreise. Auch der _Norddeutsche Lloyd_ gibt derartige Schecks aus. Diesen Schecks sind die Gegenwerte der meistbesuchten Länder aufgedruckt (vgl. die Münztabelle); sie werden wie die Weltkreditbriefe an etwa 2000 Bankzahlstellen im In- und Ausland (zum Tageskurs) eingelöst. Der Käufer der Schecks erhält zugleich ein Einführungsschreiben, das er persönlich unterschreiben muß; bei Einlösung eines Schecks ist das Schreiben vorzuzeigen und gleichzeitig die eigene Unterschrift in Gegenwart des die Zahlung leistenden Bankkorrespondenten auf die Rückseite des Schecks zu setzen. Diese Reise-Schecks haben 3 Jahre Gültigkeit, werden aber nur im ersten Jahre bei allen im Einführungsbrief aufgeführten Firmen eingelöst; im zweiten und dritten Jahre können sie nur noch bei der Direktion der Disconto-Gesellschaft in Berlin eingelöst werden; später verfallen sie. =Reisepaß= sollte jeder Weltreisende zur Legitimation bei sich führen. Für Rußland bestehen besondere Vorschriften, auch für den Durchgangsverkehr auf dem sibirischen Landweg, vgl. S. 301. Für Reisen auf Java (S. 194) ist ebenfalls ein Paß vorgeschrieben, in Indochina ist er oft nützlich. In China besorgt der deutsche Konsul des Ankunftshafens einen Reisepaß für die chinesischen Behörden, wenn man ins Innere reisen will; dazu sind auch Visitenkarten in chinesischer Schrift (mit Namen, Rang, Heimat und Reisezweck) erforderlich. Innerhalb eines Landes besorgen auch oft die Gasthöfe die Pässe. =Zollwesen= macht in Asien weniger Schwierigkeiten als bei Reisen innerhalb der europäischen Zollvorschriften. Näheres im Texte des Buches bei den Ankunftshäfen. =Konsulate.= Man suche nach der Ankunft sein Konsulat auf und gebe dort seine Karte ab (schon wegen dahin nachgeschickter Briefe), belästige aber die Konsulatsbeamten nicht mit Kleinigkeiten, suche nur ihre Unterstützung, wo man von fremden Behörden und deren Beamten nicht mit gebührender Achtung behandelt wird. In Ägypten, Siam und China steht der Deutsche unter deutscher Konsulargerichtsbarkeit, sonst überall unter der Gerichtsbarkeit des Landes, wo er sich aufhält. =Eisenbahnen.= Das Reichskursbuch enthält die Fahrpläne für die Sibirische Bahn Berlin-Mandschuria-Wladiwostok, für die Nordchinesische und die Schantung-Eisenbahn. Die Fahrpläne der übrigen Bahnen etc. muß man sich an Ort und Stelle beschaffen. =Dampferlinien.= _Norddeutscher Lloyd in Bremen_ (Abteilung Passage, Papenstraße; Belegung von Dampferplätzen kann auch in dessen Hauptagenturen, z. B. Berlin, Unter den Linden 5/6; ferner durch Reisebureaus, wie das _Weltreisebureau Union_, Berlin, Unter den Linden 22; das _Amtliche Bayerische Reisebureau_ in München, Promenadeplatz 16; _Thos. Cook & Son_, London, E. C. Ludgate Circus; _Schenker & Co._, Wien I, Schottenring, u. a. erfolgen): Reichspostdampfer alle 14 Tage nach Ostasien (abwechselnd von Hamburg und Bremerhaven) über Rotterdam (nur die Dampfer von Bremerhaven), Antwerpen, Southampton, Gibraltar, Genua, Neapel (hier können Reisende von Berlin 14 Tage nach Abfahrt des Dampfers aus Deutschland ihn mit der Bahn noch erreichen), dann über Port Saïd, Suez, Aden, Colombo, Penang, Singapore (Anschluß nach Bangkok und Batavia etc.), Hongkong (Anschluß nach Manila), Schanghai (Anschluß nach Hankau), Tsingtau (nur die Dampfer von Hamburg), Nagasaki (nur die Dampfer von Bremerhaven), Kobe, Yokohama und ebenso zurück (ohne Anlaufen von Rotterdam). Vgl. Reichskursbuch Nr. 697. Außerdem die Australlinie bis Colombo, Reichskursbuch Nr. 707a. Schnellpostdampfer zwischen Bremerhaven und New York alle 8-14 Tage, vgl. Reichskursbuch Nr. 711a in 7 Tagen.--Eine _Weltfahrkarte des Norddeutschen Lloyd_ kostet 2695 M. I. Kl. für Tour 1 via China und Japan; die Reise kann westwärts oder ostwärts gemacht werden, die Fahrkarte ist 2 Jahre gültig und nicht übertragbar. Reiseunterbrechung ist in jedem Hafen gestattet, doch Anmeldung beim Agenten der betreffenden Gesellschaft erforderlich mit Angabe, wann die Weiterreise angetreten werden soll. Anspruch auf freien Platz auf dem Dampfer für die Weiterreise hat der Reisende nicht. Alle Kosten am Lande hat der Reisende selbst zu tragen. Verlust der Weltfahrkarte wird nicht vergütet. Die Weltfahrkarte gibt Anrecht auf einen Platz in Außenzimmern niedrigster Preislage, wenn der Platz rechtzeitig bestellt wird; bei Benutzung eines Innenzimmers tritt keine Preisermäßigung ein. Die Anweisung für die Reise über den Atlantischen Ozean kann in New York durch die Firma Oelrichs & Co. (in Bremen durch den Norddeutschen Lloyd) ohne Nachzahlung auf Wunsch des Reisenden auf eine andre atlantische Linie übertragen werden. Wenn der Weltreisende sich in Gibraltar, Genua oder Neapel ein- oder ausschifft, ermäßigt sich der Preis der Fahrkarte um 88 M. Der Preis erhöht sich um 110 M., wenn man von Port Saïd nach Bombay mit Dampfer des Österreichischen Lloyd fährt. Die Reisekosten von Bombay durch Indien bis Colombo sind in den Fahrpreis nicht mit eingeschlossen. Statt des Reichspostdampfers von Colombo nach Singapore darf man einen Dampfer der British India S. N. Co. (nicht empfehlenswert!) von Calcutta nach Singapore benutzen. Gleiches gilt für die Westwärtsreise, auf der man schon bei der Platzbelegung in Ostasien anmelden muß, falls man die Reise in Singapore, Penang oder Colombo unterbrechen will; Meldung beim Schiffszahlmeister vor Abfahrt von Colombo ist erforderlich, wenn man in Suez oder Port Saïd die Rückreise unterbrechen will. Von Japan nach San Francisco berechtigt die Weltfahrkarte zur Fahrt mit den Dampfern der Pacific Mail S. S. Co. und der Toyo Kisen Kaisha, wobei Reiseunterbrechung in Honolulu (bei den japanischen Schiffen nicht über 30 Tage) zulässig ist. Eisenbahnfahrten in Japan hat der Reisende selbst zu bestreiten. Die Weltfahrkarte gestattet auch, mit Küstendampfer des Norddeutschen Lloyd von Singapore über Bangkok (mit Fahrtunterbrechung dort) nach Hongkong ohne Mehrkosten zu reisen. Für die Bahnfahrt von San Francisco via Chicago oder via St. Louis oder via New Orleans nach New York sind die Reisenden berechtigt, sich einen der vielen auf der Fahrkarte genannten Reisewege auszuwählen; die Reise kann in weniger als fünf Tagen ausgeführt, aber auch an jedem größern Platz unterbrochen werden, wenn man dies dem Zugführer vorher anmeldet. Mahlzeiten und Schlafwagenbenutzung (s. II. Teil, S. 4) hat der Weltreisende selbst zu zahlen. Wenn die Eisenbahnfahrt von San Francisco nach New York nicht in die Weltfahrkarte eingeschlossen werden soll, ermäßigt sich deren Preis um 210 M.--Bei _Einschiffung_ für die Reichspostdampfer in Bremen oder Hamburg müssen die Reisenden am Tage vor der Abfahrt des Dampfers in Bremen (Papenstraße 5/6) oder in Hamburg (Baumwall 3) sich zwischen 10 Uhr vormittags und 5 Uhr nachmittags melden und Verladung des Gepäcks (das vorausgesandt werden kann) veranlassen. In Rotterdam legen die Dampfer (von Bremerhaven kommend) am Rynhaven am Kai an; die Reisenden tun gut, schon am Tage vorher sich bei Wm. H. Müller & Co., Willemsplein 5, zu melden. Antwerpen verlassen die Reichspostdampfer der ostasiatischen Linie Montags, sie liegen am Quai van Dyck 20 und 21; Agentur in Antwerpen von Bary & Co., Place de Meir 23, die Reisenden müssen sich meist schon am Abend vor der Abfahrt einschiffen. Reisende, die die Seefahrt durch die nordeuropäischen Gewässer scheuen, benutzen den _Lloyd-Expreßzug_ (täglich früh 6 Uhr 55 Min. von Altona, Hamburg über Bremen, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden, Straßburg, Basel, Luzern etc. nach Genua in 28 Stunden, Fahrpreis Hamburg-Genua 168,40 M.). Empfehlenswert ist Platzvorausbestellung bei den Lloydagenturen, der Internationalen Schlafwagengesellschaft, bei Thos. Cook, Union-Weltreisebureau oder Schenker & Co. für den Lloydexpreßzug. Das _eingeschriebene_ Gepäck der Passagiere, die mit Lloyddampfer von Genua weiterfahren, unterliegt im Lloydexpreßzug keiner Zollrevision; man mache den den Zug begleitenden Beamten der Internationalen Schlafwagengesellschaft darauf aufmerksam. Diese Beamten übernehmen Überführung des Gepäcks von Genua-Bahnhof an Bord des Dampfers gegen 1,50 Fr. Gebühr für jedes Gepäckstück. Genua verlassen die Reichspostdampfer der Ostasiatischen Linie jeden Donnerstag Mittag 12 Uhr, 1 Stunde nach Ankunft des Lloydexpreßzugs. Wer den Lloydexpreßzug nicht benutzt, schifft sich am besten in _Neapel_ ein; Abfahrt des Dampfers von dort Freitags um Mitternacht, 14 Tage nach Abfahrt aus Deutschland. Während der Bahnfahrt sollten diese Reisenden die Zolluntersuchung ihres Gepäcks an der italienischen Grenze _selbst_ überwachen und sich vergewissern, daß es mit ihrem Zuge wirklich mitkommt, da sonst ihr Gepäck [Hand] _trotz gegenteiliger Zusicherung der Bahnbeamten oft nicht rechtzeitig nach Neapel kommt_! In Neapel melde man sich sofort bei Aselmeyer & Co., Corso Re Umberto I (Rettifilo) Nr. 6; dort erhält man eine kostenfreie Fahrkarte für den Tender, der zu jeder vollen Stunde von Land zum Dampfer fährt. (Genauere Angaben enthält das neueste »Handbuch des Norddeutschen Lloyd für die Reichspostdampferlinien nach Ostasien und Australien«.) _Hamburg-Amerika Linie_ (Hamburg, Ferdinandstraße 58/62 und Alsterdamm 25, Abteilung: Personenverkehr, Reisebureau in Berlin, Unter den Linden 8, s. S. 4). In Ostasien Anschlußlinie (Reichskursbuch Nr. 697) von Schanghai nach Tsingtau, Tschifu und Tongku (Tientsin) sowie nach Dairen; im Winter statt Tientsin nur Dairen (Dalny). Außerdem sind mehrere Dampfer des ostasiatischen Frachtdampferdienstes zur Aufnahme von Reisenden eingerichtet; diese Dampfer laufen von Hamburg nach Penang, Singapore, Manila, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Tongku (Tientsin), Yokohama und Kobe, einzelne auch bis Wladiwostok; auch die Dampfer des arabisch- persischen Dienstes, die Port Sudan, Djibouti, Aden, Maskat, Bender-Abbas, Lingah, Bahrein, Buschir, Basra, Mohammerah anlaufen, nehmen gelegentlich Reisende mit.--Schnelldampfer zwischen Hamburg und New York s. Reichskursbuch Nr. 711 a. _Österreichischer Lloyd_ (Triest, Kommerzielle Direktion; Berlin, Generalagentur: Unter den Linden 47) unterhält die Linien: Triest- Bombay, monatlich zwei-(Mai-August ein-) mal, in 15-16 Tagen; Triest-Calcutta (über Port Saïd, Suez, Port Sudan, Djibouti, Aden, Karachi, Colombo, Madras und Rangoon) in 40-44 Tagen, am 12. und 25. jedes Monats; Triest-Kobe (über Port Saïd, Suez, Aden, Bombay, Colombo, Penang, Singapore, Hongkong, Schanghai, Yokohama, Kobe in 70-72 Tagen) am 27. jedes Monats ab Triest (Reichskursbuch Nr. 700). Auswechselbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes. Billige Fahrpreise: nach Bombay Salonkl. 33,6 und 30 £, je nach Kabinenlage; Intermed.-Kl. 23,6 £, nach Colombo 36 £, nach Rangoon 38,10 £, nach Calcutta 40,3 £, nach Hongkong 44 £, nach Schanghai 47,6 £, nach Kobe und Yokohama 50,1 £. Rückfahrkarten für alle Plätze mit zweijähriger Gültigkeit. (Man wähle eins der neuern Schiffe.) _Messageries Maritimes_ (Paris, Rue Vignon 1; Berlin, Unter den Linden 17/18; Hamburg, Eug. Cellier, Dovenfleet 21) von Marseille jeden zweiten Sonntag über Port Saïd, Suez, Djibouti oder Aden, Colombo, Singapore, Saigon, Hongkong, Schanghai, Kobe nach Yokohama in 38 Tagen, mit Anschlußlinien: Singapore-Batavia in 2 Tagen und Colombo-Pondicherry-Calcutta in 5 Tagen (Reichskursbuch Nr. 699). Außerdem monatlich die Australlinie nach Bombay (Reichskursbuch Nr. 707 b). _Società Nazionale di Servizi Marittimi_ (Rom, Piazza Venezia 11), eine Linie ab Genua am 17. jedes Monats über Neapel, Messina, Catania, Port Saïd, Suez, Aden nach Bombay in 17 Tagen (Reichskursbuch Nr. 701); eine Linie am 18. jedes Monats von Bombay über Singapore nach Hongkong. Ferner: _Stoomvaart Maatschappij Nederland_ (Amsterdam, Prins Hendrikkade 159-160) und _Rotterdamsche Lloyd_ (Rotterdam, Veerkade 8), je alle 14 Tage von Amsterdam und Rotterdam und Anschluß an die Dampfer des Österreichischen Lloyd ab Port Saïd nach Batavia, erstere über Sabang und Singapore, letztere über Padang (Reichskursbuch Nr. 699 a).--_Peninsular and Oriental Steam Navigation Co._ (London, E. C. 122 Leadenhall Street) von London, Marseille und Brindisi wöchentl. nach Bombay, 14tägig nach Singapore, Hongkong und Schanghai (schnellste Fahrgelegenheit Brindisi-Bombay, dann mit Sonderzug nach Calcutta); Erkundigung durch Cooks Reisebureau (Reichskursbuch Nr. 698 u. 707 c).--Für Fahrten im Roten Meer: _Khedivial Mail S. S. & Graving Dock Co._ (Alexandrien) von Suez über Port Sudan oder Dschidda nach Suakin und Aden (Reichskursbuch Nr. 698).--Für Fahrten nach und in Vorderindien: _British India Steam Navig. Co._ (Reichskursbuch Nr. 698).-- Für Fahrten von Antwerpen nach Japan, Korea, Golf von Petschili und Wladiwostok: _Nippon Yusen Kaisha_ (Reichskursbuch Nr. 703).-- Zwischen Wladiwostok und Schanghai sowie Tsuruga: _Russische Freiwillige Flotte_ (Reichskursbuch 705).--_Pacific Mail und Toyo Kisen Kaisha_ von Hongkong über Schanghai oder Manila, Kobe, Nagasaki, Yokohama, Honolulu nach San Francisco (Reichskursbuch 704).-- _Canadian-Pacific S. S. Line_ ab Vancouver, _Nippon Yusen Kaisha_ und _Great Northern S. S. Co._ ab Seattle nach Yokohama, Kobe, Nagasaki, Schanghai und Hongkong (Reichskursbuch Nr. 704), die schnellste Verbindung zwischen Asien und Amerika.--Für Fahrten von New York nach Europa: s. II. Teil, S. 201 (Reichskursbuch Nr. 711 a).--Die zahlreichen Küstendampferlinien sind im Texte des »Weltreiseführers« da, wo sie in Betracht kommen, angeführt. =Allgemeines über die Dampferfahrt.= Die Schiffe sind nicht gleichgroß und bequem; auch die Kabinen jedes Dampfers sind sehr verschieden im Wert, hinsichtlich Lüftung und Sonnenbestrahlung. Für die deutschen Reichspostdampfer sind genaue Preislisten (für jedes Zimmer verschieden) festgesetzt. Man suche stets Außenzimmer (mit Fenster nach außenbords) zu erhalten, und zwar, der Hitze wegen, auf der der Sonnenbestrahlung abgewendeten Seite des Schiffes. Man meide Zimmer in der Nähe der Maschinen und über den Kesselanlagen sowie solche im Vorschiff. Die besten Zimmer liegen in den Decksaufbauten des Mittel- und Hinterschiffs. Je länger die Seefahrt, um so sorgfältiger sei man in der Wahl des Zimmers. Auf englischen Schiffen ist es für Ausländer erfahrungsgemäß sehr schwer, im voraus ein Zimmer zu belegen; man verliert den in Aussicht gestellten guten Platz oft, wenn im letzten Augenblick noch ein englischer Fahrgast sich um denselben Platz bewirbt. Deshalb sollte man stets deutschen und österreichischen Schiffen den Vorzug geben; sogar Engländer und Amerikaner bevorzugen deutsche Schiffe. Im Fahrpreis ist die Verpflegung einbegriffen, auf einigen Linien (z. B. den französischen und italienischen) auch leichter Tischwein. Die Verpflegung ist die guter Gasthöfe (auf deutschen Schiffen sogar »Mastkur« I. Ranges); 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten Signal zur Vorbereitung des Anzugs (Hauptmahlzeiten stets im Gesellschaftsanzug, Gehrock oder Smoking). Früh bringt der Kabinensteward Tee mit Zwieback auf Wunsch in die Kabine; dann 20 Min. Badezeit, die man mit dem Bademeister genau verabreden muß; von 8-10 Uhr Frühstück im Speisesaal (kalte und warme Fleischgerichte etc.); 11 Uhr bringen die Deckstewards Fleischbrühe mit Brötchen; um 12 oder 1 Uhr »Tiffin« (zweites Gabelfrühstück mit mehreren Gängen nach Wahl); um 4 Uhr an Deck Tee oder Limonade mit Gebäck; 7 Uhr »Dinner« (Hauptmahlzeit mit 5-10 Gängen). Auf den Reichspostdampfern vormittags und zum Dinner Konzert der Bordkapelle; abends häufig Tanz und Festlichkeiten, auch Skat mit Bier und amerik. Poker mit Whisky, bis Mitternacht. Die Trinkgelder am Ende der Fahrt sind nicht unbeträchtlich: Obersteward und Kabinensteward (etwa je 1/4), Tafelsteward, Decksteward, Bademeister oder Badefrau, Gepäckmeister und Stiefelputzer (etwa je 1/8 des Gesamttrinkgeldes, das bis Colombo etwa 40 M., bis Yokohama etwa 70 M. insgesamt ausmacht). Je nach Leistungen genügt es auch, etwa 3 M. auf den amerikanischen und 2 M. auf den asiatischen Linien an Trinkgeld für den Tag zu rechnen, wenn man keine besondern Anforderungen (durch Seekrankheit etc.) gestellt hat. Seekranke, die an Mahlzeiten nicht teilnehmen, erhalten nach Bedarf Tee und Gebäck vom Steward im Zimmer oder an Deck, ohne dafür zu zahlen. Nebenausgaben beschränken sich auf Getränke, Wäsche und Speisen außerhalb der Mahlzeiten. _Seekrankheit_ zeigt sich auf großen Dampfern oft nur als leichtes Unwohlsein, ähnlich wie nach zu reichlichem Genuß geistiger Getränke; sie ist bei gehöriger Willensstärke zu überwinden, wenn man ihr von vornherein geringe Bedeutung beilegt. Es empfiehlt sich, dem Magen durch Leibbinde Wärme und Halt zu geben und ihn gut zu füllen, auch zwischen den Mahlzeiten Rostbrot, Schokolade, Kakes, Rotwein zu sich zu nehmen. Andre alkoholische Getränke meide man, ebenso Kaffee, der bei Anwandlung der Krankheit unbedingt Explosionen herbeiführt; dagegen ist Tee mit Zitronenscheiben oder Zitronensaft sehr wohltätig. Man überwinde die ersten Anwandlungen des Übels in frischer Luft an Deck in bequemer Ruhelage (nach Beseitigung beengender Kleidung) in der Mitte des Schiffes; schlechte Luft, Maschinenöl- und Essengeruch werden leicht verhängnisvoll. Riechfläschchen belebt. Bei starken Schiffsbewegungen lasse man die Augen öfters an der unbeweglichen Horizontlinie Ruhe finden. Man liege flach auf dem Rücken und hebe, wenn es schlimm ist, die Beine hoch; dadurch fließt das Blut wieder in das Gehirn zurück. Sicherster Schutz für willensschwache Personen, die sich nicht zusammennehmen können, ist Ruhelage in einer längsschiffs aufgehängten Hängematte. Nahrungsverweigerung erhöht das Unbehagen bei der Seekrankheit. =Kajütsgepäck= für die Fahrt auf Reichspostdampfern nach Ostasien muß den Namen des Reisenden, des Dampfers, des Abfahrttages und des Bestimmungsorts tragen sowie die Bezeichnung: »_Kabine_« oder »_Gepäckraum_«. Gepäckzettel mit Vordruck liefern die Agenturen des Norddeutschen Lloyd. Für Kabinengepäck und Gegenstände, die während der Reise im Verwahrsam und Gebrauch der Reisenden verbleiben, sowie für Gepäckstücke ohne vorschriftsmäßig ausgefüllten Gepäckzettel des Norddeutschen Lloyd übernimmt der Norddeutsche Lloyd keine Verantwortlichkeit. Ansprüche wegen beschädigten oder abhanden gekommenen Gepäcks müssen sogleich nach Ankunft des Dampfers am Bestimmungsorte beim Norddeutschen Lloyd oder dessen Vertreter erhoben werden, wenn der Eigentümer nicht seines Anspruchs auf Schadloshaltung verlustig gehen will. Kaufmannsgüter, Gelder, Wertpapiere, Juwelen und Kostbarkeiten dürfen sich nicht im Gepäck befinden und erklärt sich der Norddeutsche Lloyd für solche Artikel frei von jeder Verantwortlichkeit. Wertsachen sind während der Reise dem Kapitän oder Zahlmeister des Schiffes zur Aufbewahrung zu übergeben. Wein, Bier und Spirituosen dürfen von den Reisenden nicht mit an Bord gebracht werden, solche sind zu den tarifmäßigen Preisen an Bord zu kaufen. Die Mitnahme von feuergefährlichen, explosiven oder ähnlichen Gegenständen ist strengstens untersagt; Zuwiderhandelnde werden für allen Schaden haftbar gemacht und gerichtlich zur Verantwortung gezogen. Jeder Reisende hat Anspruch auf freie Beförderung seines Handgepäcks, eines Stuhls und eines Kabinenkoffers von höchstens 1 m Länge, 0,6 m Breite und 0,4 m Höhe sowie andrer Gepäckstücke mit persönlichen Gebrauchsgegenständen, insgesamt 1 cbm Rauminhalt und 200 kg Gewicht nicht übersteigend (halbzahlende Kinder 100 kg bei 1/2 cbm Raumgehalt Freigepäck), zur Unterbringung im Gepäckraum. Für Gepäck-Überfracht im Gepäckraum wird 50 M. per cbm oder 200 kg berechnet. Mitnahme von Waren als Gepäck ist nicht gestattet. Ähnliche Bedingungen auf den andern Linien des Norddeutschen Lloyd und auf andern Dampferlinien. [Hand] Man achte stets auf sein Handgepäck und lasse Wertsachen nie unbewacht liegen; Abfahrt und Ankunft in Häfen sind bevorzugte Stehltage für »Händler« und Gelegenheitsdiebe! Auch vor Beginn der Seekrankheit alles abschließen! =Seereise-Unfallversicherungen= durch Weltpolicen auf Todes- und Invaliditätsfall (für Hin- und Rückreise und Aufenthalt in überseeischen Ländern), Prämie 80 M. für 1 Jahr und je 10000 M. Versicherungssumme sowie Reisegepäckversicherung (für je 1000 Seemeilen etwa 1/10 Proz. des Wertes) übernimmt die Assekuranz-Abteilung des Norddeutschen Lloyd; ähnlich auch in Cooks Reisebureau. =Post und Telegraph.= Besondere Angaben für die einzelnen Länder findet man im Texte. Briefe und Depeschen adressiere man: _Herrn N. N._, an Bord des Reichspostdampfers ... N. N...., am ... (Datum) von (Neapel) nach (Colombo), Adresse Herren (Agent der Dampferlinie) in (Port Saïd). Man erhält dann die Postsachen bei Ankunft in dem Hafen. Ebenso kann man Briefe etc. an deutsche Konsulate (wo kein deutsches Postamt ist: _Care of Imperial German Consulate in ..._), oder an die Agenturen von Cooks Reisebureau, oder an die Dampferagenturen oder gute Gasthöfe adressieren lassen. Während Landreisen in Indien, Siam, Indochina, Java, China und Japan lasse man sich Briefe nicht direkt nachschicken, sondern beauftrage einen Agenten (z. B. Cook) im Hafenplatz, sie auf Anweisung an bestimmte Plätze nachzuschicken. Briefe im Weltpostverein kosten 20 Pf. Depeschen von Deutschland kosten: jedes Wort (bis 15 Buchstaben) nach: Indien 2,05 M., Ceylon 2,15 M., Singapore 3,60 M., Java 4,10 M., Schanghai 4,55 M., Japan 5 M., San Francisco 1,60 M., New York 1,05 M. Wer viel zu telegraphieren hat, kann viel sparen, wenn er einen _Telegraphenschlüssel_ (z. B. den _Familientelegraphenschlüssel von Carl Bödiker_, Hamburg, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin), mitnimmt. Verabredungen über den Sinn der gekürzten Depeschen sind nicht erforderlich, wohl aber empfiehlt sich vorherige Bestimmung einer abgekürzten Telegrammadresse. _Nachsendungen von Telegrammen, Geld, Paketen etc._ an Weltreisende übernimmt die Firma _Bödiker_ (s. oben; Telegrammadresse, auch für die Filialen in Tientsin und Tsingtau ist »Bödiker«); sie depeschiert mit _Bödikers Familientelegraphenschlüssel_, der sehr beträchtliche Ersparnisse gewährt; erteilt Auskunft, stellt Reisepläne auf, besorgt Kabinenplätze, expediert Gepäck und Mobilar etc. =Zeitvergleichung:= a) Mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) in Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien; b) Osteuropäische Zeit (O. E. Z.) 1 Stunde vor gegen M. E. Z.: Ägypten (Rußland noch 1 Min. früher); c) Ostindische Eisenbahnzeit (Indian Standard Time) 4 Stunden 30 Min. vor gegen M. E. Z. (in den Städten wird nach Ortszeit gerechnet); d) Chinesische Küstenzeit 7 Stunden vor gegen M. E. Z.; e) Japanische Zeit 8 Stunden vor gegen M. E. Z; f) _Pacific Time_ (San Francisco) 9 Stunden nach gegen M. E. Z.; g) _Mountain Time_ (Salt Lake City) 8 Stunden nach gegen M. E. Z.; h) _Central Time_ (New Orleans) 7 Stunden nach gegen M. E. Z.; i) _Eastern Time_ (New York) 6 Stunden nach gegen M. E. Z.; k) Westeuropäische Zeit (W. E. Z.) in England, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal 1 Stunde nach gegen M. E. Z.--Über den Datumwechsel im Stillen Ozean s. S. 412. _Um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit zeigt die Uhr in:_ Moskau 1 Uhr 1 Min. Nm. Port Saïd 1 - -- - - Suez 1 - -- - - Aden 2 - -- - - Bombay 3 - 51 - - Colombo 4 - 19 - - Madras 4 - 20 - - Calcutta 4 - 53 - - Rangoon 5 - 25 - - Penang 5 - 41 - - Bangkok 5 - 42 - - Singapore 5 - 55 - - Irkutsk 5 - 58 - - Saïgon 6 - -- - abds. Batavia 6 - 7 - - Peking 6 - 46 - - Hongkong 7 - -- - - Schanghai 7 - -- - - Tsingtau 7 - -- - - Manila 7 - 6 - - Charbin 7 - 25 - - Wladiwostok 7 - 48 - - Yokohama 8 - -- - - ------------------------------------- Honolulu 0 Uhr 28 Min. früh San Francisco. 3 - -- - - Salt Lake City 4 - -- - - Chicago 5 - -- - - New York 6 - -- - Vm. London 11 - -- - - Antwerpen 11 - -- - - =Sprache.= Die vorherrschende Sprache für Weltreisende ist das Englische; _=nur=_ französische Sprachkenntnisse genügen _nicht_! Verkehrssprache auf den Dampferlinien ist die des Landes ihrer Flagge (auf dem Österreichischen Lloyd ist sie italienisch). Für die fremden Sprachen leisten im Verkehr »=Meyers Sprachführer=« (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig), als Ergänzungen zu Meyers Reisebüchern, ausgezeichnete Dienste. Sie sind eine eigenartige Verschmelzung von Konversationsbuch und Taschenwörterbuch (in äußerst handlichem Format), indem jenes in dieses hineingearbeitet wurde und erst so, durch die _alphabetische Anordnung_ des ganzen Stoffs, wirklichen Nutzen gewährt. Der Reisende findet _im Nu_ das gewünschte Wort, daneben grammatische Anweisungen, lehrreiche Winke über Sitten und Gebräuche und unter leicht zu merkenden Stichwörtern eine Fülle zusammengehöriger Vokabeln und Redewendungen, die ihn befähigen, seine Wünsche richtig auszudrücken und über die landläufigen Themata eine jedermann verständliche Unterhaltung zu führen. Folgende Bändchen sind wichtig für die Weltreise: _Englisch_, geb. 2,50 M.; _Französisch_, geb. 2,50 M.; _Portugiesisch_, geb. 3,50 M.; _Spanisch_, geb. 3 M.; _Italienisch_, geb. 2,50 M.; _Russisch_, geb. 3 M.; _Arabisch_, geb. 3 M.; _Türkisch_, geb. 3 M. =Gasthöfe.= Weltreisende finden in den Gasthöfen ersten Ranges aller großen Hafenplätze Asiens europäische Bequemlichkeit; im Innern der Länder darf man keine hohen Ansprüche stellen. In Indien gibt es nur in Bombay, Colombo und Kandy Gasthöfe, die allen Ansprüchen genügen; im übrigen sind sie mäßig, zuweilen schlecht nach heimischen Begriffen, aber stets den Eigentümlichkeiten des Europäerlebens in Indien angepaßt. Die Häuser sind meist einstöckig mit vielen Veranden und Hallen in tropischen Gärten. An den hellen Speisesaal stoßen die oft dunkeln Wohn- und Schlafzimmer mit Bade- und Toiletteraum nebenan; die Betten sind hart. Bedienung und Reinlichkeit lassen zu wünschen. Man zahlt fast in ganz Ostasien im Gasthof Pension für den Tag und erhält dafür gegen 9 Uhr früh Gabelfrühstück, gegen 1 Uhr Lunch (Tiffin) und gegen 7 Uhr abends Dinner; außerdem Tee mit Brot früh und nachmittags. Das Essen ist sehr gewürzt, am besten Curry mit Reis; Rindfleisch ist schlecht, Hammel und Geflügel sind in ganz Ostasien die Hauptfleischnahrung; Wild ist selten. Man speist nach gemeinsamem Speisezettel an kleinen Tischen, zum Dinner im Gesellschaftsanzug. Getränke: Whisky mit Soda am bekömmlichsten, auch für Damen, Rotweine erträglich (nirgends Weinzwang), Weißweine meist ungenießbar. In den von der indischen Regierung unterhaltenen _Dâk Bungalows_ (Rasthäusern für reisende Europäer) findet man meist bequeme Unterkunft (Bettzeug mitbringen, wie für die Gasthöfe!), auch Baderaum und meist einfache Beköstigung nach fester Preisliste; aber man kann die Plätze in den D. B. nicht vorausbestellen; wer zuerst kommt, erhält zuerst Platz, ist aber verpflichtet, nach 24 Stunden den nächsten Bewerbern Platz zu machen; der Zimmerpreis ist mäßig. Wesentlich besser als in Britisch-Indien sind die Gasthöfe in Niederländisch-Indien, besonders auf Java; sie sind reinlich und luftig, die Verpflegung meist recht gut, Bedienung gut. Den verwöhntesten Ansprüchen genügen die (allerdings nicht billigen) ersten Hotels in Bombay, Singapore, Schanghai, Tsingtau, Peking, Yokohama, Tōkyō, Kyōto, Miyanoshita und Honolulu.--Die _Wäsche_ wird in den Gasthöfen oder durch Vermittelung von deren Manager in ganz Ostasien schnell, gut und preiswürdig besorgt.--Über amerikanische Gasthöfe vgl. II. Teil, S. 2. =Restaurants= findet man nur in Hafenstädten; man ist meist auf die Gasthöfe angewiesen; nach der Karte wird selten bedient. =Bäder= sind in jedem, auch dem minderwertigsten Gasthof zu haben. =Automobile= geben dem Reisenden beste Gelegenheit, in kurzer Zeit viel zu sehen; sie sind in ostasiatischen Städten sehr verbreitet und entweder durch die Gasthöfe oder in den »Automobile« bzw. »Motorcargarages« zu mieten. Erklärung einiger landesüblicher Ausdrücke: a) Für Indien und Ceylon: _Dâk Bungalow_, staatliches Rasthaus für Reisende (s. oben). _Dandy_, Himalaja-Sänfte. _Chota hasri_, Morgentee (»kleines Frühstück«). _Bandar_, Hafen. _Catamaran_, Brandungsfloß. _Dagoba_, buddhist. Heiligenschrein. _Dharamsala_, Pilgerherberge. _Fakir_, mohammedan. Bettelmönch. _Ghat_, Flußtreppe, auch Bergpaß. _Gopura_, Pagodentor. _Jogi_, Hindu-Bettelmönch. _Maidan_, Platz. _Masjid_, Moschee. _Monsun_, Regenzeit (Juni bis Sept.). _Náuch_, ein Tanz. _Pagode_, südindischer Tempel. _Palankin_, Tragstuhl alter Art. _Sahib_, Herr (Anrede für Europäer). _Sarai_, Rasthaus für Reisende. _Kitmitgar_, Diener. _Tonga_, indischer Wagen. _Ekka_, Einspänner, Ochsenwagen. _Tikka Gharri_, Droschke. _Razai_, indische Steppdecke. _Gymkhana_, Spielplatz. _Eurasier_, europ.-ind. Mischling. _Kummurbund_, wollene Leibbinde. _Sampan_, Flußboot (Indochina). b) Für ganz Ostasien: _Bungalow_, Wohnhaus. _Godown_, Lagerraum. _Rikscha_, von einem Mann gezogenes leichtes Wägelchen für einen Fahrgast, bei Regen geschlossen. _Tiffin_, 2. Gabelfrühstück (1-2 Uhr). _Easy chair_ } bequemer Liegestuhl _Long chair_ } aus Bambusgeflecht. _Sedan chair_, Tragstuhl aus Bambus. _Curry_, scharfe, aromatische Tunke. _Peg_, Sodawasser mit Whisky. _Punkah_, Zimmerdeckenfächer. _Bombay duck_, getrockneter Fisch. _Chutney_, scharfes Eingemachtes. _Bund_, Kaistraße am Hafen. _Sarong_ (niederl.-ind.), Hauskleid. _Kabaja_ (niederl.-ind.), Morgenkleid. _Pyjama_, Morgen- und Nachtkleid (Hemdhose; Kombination). _Hock_, Rheinwein. _Sandwich_, belegtes Butterbrot. _Lime drink_, Limonade. _Sado_ (= dos à dos), niederländ.-ind. Droschke. _Spada_ (niederländ.-ind.), Diener. _Soja (Soy)_, japan. Pilztunke. _Curios_, altertümliche Kunst- und Nippsachen etc. _Cloisonné_, Schmelzfarbenkunst. _Kimono_, japanischer Hausrock. _Scrupkin_, Sekt auf Eis. c) Für Japan: _Daibuts_, große Buddhastatue. _Daischi_, buddhistischer Heiliger. _Gohai_, schintoist. Papierstreifen. _Hatoba_, Bootshafen, Landungsplatz. _Kagura_, schintoistischer Tanz. _Kakemono_, Hängebild. _Kawa_, Bach. _Kiku-no-mon_, das kaiserliche Chrysanthemum-Wappen. _Kuruma_ = Rikscha (Djinrikscha). _Kwaisha_ = Gesellschaft. _Kwankoba_, ein Basar. _Mitsu-aoi_, die drei Blätter des Tokugawawappens. _Nippon_ = Japan. _Torii_, schintoistisches Tempeltor. _Yama_, Berg. =Seewesen.= Als Hilfsmittel für die Schiffsführung _=in der Nähe von Land=_ dienen _Landmarken_ (Türme, Berggipfel, Gerüste, sogen. Baken), schwimmende _Seezeichen_ (Tonnen verschiedener Form und Farbe) an den Kanten von Riffen, Sandbänken und »blinden« (unter Wasser liegenden) Klippen, auch _Feuerschiffe_. Nachts warnt die Küstenbeleuchtung auf Leuchttürmen, Feuerschiffen und Leuchttonnen (Fettgas oder elektrisch) vor Gefahren im Fahrwasser. Die Leuchtfeuer unterscheiden sich als Festfeuer (gleichmäßig leuchtend), unterbrochene Feuer (mit zeitweisen Verdunkelungen), Blinkfeuer (aufblinkend mit großen Dunkelpausen) und Blitzfeuer (mit Blitzen von weniger als 2 Sekunden Dauer), ferner als Wechselfeuer (Farbenwechsel rot, weiß oder grün); um verhängnisvolle Verwechselungen zu meiden, brennen auf benachbarten Leuchttürmen verschiedenartige Feuer. Seekarten, Seehandbücher (Beschreibungen der Küste und der Gefahren des Fahrwassers und Anweisungen für die Schiffahrt), Leuchtfeuerlisten sowie Kompaß, Lot, Logg, Sextant und Chronometer dienen dem Kapitän zur Bestimmung des Schiffsorts. Durch Peilungen (Kompaßrichtungen von Landmarken) wird der Schiffsort auf der Seekarte in Sicht von Land bestimmt; der nach dem Kompaß gesteuerte Kurs und die mit dem Logg gemessene Schiffsgeschwindigkeit geben die Versegelung vom gepeilten Abfahrtspunkt. _=Auf hoher See=_ wird die Koppelkurs- oder Loggrechnung berichtigt durch _astronomische Bestimmung_ des Schiffsorts, indem mit dem Sextant Sonnen- oder Gestirnshöhen gemessen, dazu die Chronometerzeiten (nach Greenwich-Zeit) beobachtet werden. Einfachste Bestimmung der geographischen Breite erfolgt durch Beobachtung der Mittagshöhe der Sonne; die geographische Länge wird aus Sonnenbeobachtungen vor- oder nachmittags gefunden, indem man den Stundenwinkel der Sonne aus den Messungen berechnet und die daraus gefundene Ortszeit mit der Greenwich-Zeit des Chronometers vergleicht; der Unterschied ist die geographische Länge. Peilungen des Sonnenauf- und -untergangs geben durch einfache Rechnung die wahre Nordrichtung; mit ihr berichtigt man die Fehlweisung des Kompasses, d. h. die örtliche magnetische Mißweisung und Ablenkung des Kompasses, verursacht durch die Stahl- und Eisenmassen des Schiffs. Das tägliche _Mittagsbesteck_ (geographische Breite und Länge) auf hoher See wird den Reisenden bekannt gegeben. =Signalwesen und Flaggen.= Wichtig für die Seeschiffahrt sind die Signalsysteme zur Verständigung der Schiffe untereinander auf See. Das Signalisieren mit _=Flaggen=_, vom englischen Kapitän Marryat 1848 eingeführt, geschieht mit Hilfe des (in allen Sprachen seefahrender Völker herausgegebenen) _Internationalen Signalbuchs_. Die 26 _Signalflaggen_ des Internationalen Signalbuchs zeigen die Farben Rot, Gelb, Blau und Weiß und sind mit Buchstaben bezeichnet. Die Flaggen können wie folgt zusammengestellt werden: 650 Signale mit je zwei Flaggen, 15600 Signale mit je drei Flaggen und 358800 Signale mit je vier Flaggen. Zum Austausch von Mitteilungen sind nur Signale mit zwei oder drei Flaggen erforderlich. Alle dringenden Mitteilungen, z. B. Gesuche um Aufmerksamkeit, Anzeigen von Gefahr oder Not, Aufforderung zur Hilfeleistung, werden nur mit zwei Signalflaggen gemacht; z. B. bedeutet Signal NC (Flagge N, darunter Flagge C): »Bin in Not, habe unverzügliche Hilfe nötig.« Mit drei Flaggen werden ganze Sätze und Satzteile, mit vier Flaggen geographische Namen, andre (zu buchstabierende) Namen und Schiffsnamen signalisiert. Die Signalgruppen von GQBC bis GWVT sind als Unterscheidungssignale für Kriegsschiffe, die Gruppen von HBCD bis WVTS für Handelsschiffe einer Landesflagge bestimmt. Von jedem Staat werden Listen der eignen Schiffsnamensignale (Unterscheidungssignale) jährlich veröffentlicht. Auf Entfernungen, welche die Farben nicht mehr erkennen lassen, treten an Stelle der bunten Flaggen die _=Fernsignale=_, für die das Signalbuch nur Körper: Ball, Kegel, Zylinder etc., eingeführt hat. Kein Fernsignal besteht aus mehr als drei Zeichen, und höchstens zwei sind von gleicher Form. Die 18 Signalbuchstaben werden durch Fernsignale wiedergegeben, die aus drei Signalzeichen bestehen. _=Nachtsignale=_ werden auf Grund besonderer Vereinbarungen durch Zeigen weißer oder farbiger Lichter, oft auch nach dem Morsesystem durch lange und kurze Lichtblinke gegeben. =Flaggen.= _Handelsschiffe_ sind als solche kenntlich an ihrer (am Heck gehißten) Nationalflagge, die sie im Hafen stets, in See in der Regel nur bei Begegnung von Schiffen führen. Die Reederei erkennt man an der am Großmast gesetzten Reedereiflagge und bei Dampfern auch am Anstrich oder Abzeichen des Schornsteins.--_Kriegsschiffe_ führen die Kriegsflagge am Heck und das Kommandozeichen (Wimpel, Stander, Admiralsflagge) am Topp. Die beifolgenden =Flaggentafeln= geben die Handels- und Kriegsflaggen der seefahrenden Nationen sowie die Reedereiflaggen und Schornsteinabzeichen der wichtigsten Dampfergesellschaften wieder. [Einige nützliche Angaben für Weltreisende.] =Entfernungen in Seemeilen= (1 Seemeile = 1852 Meter). A. _=Von Hamburg nach=_: Cuxhaven 56 Helgoland 90 London 430 Dover 390 Southampton 510 Plymouth 620 Amsterdam 290 Rotterdam 320 Boulogne 420 Havre 500 Ouessant 693 Lissabon 1340 Gibraltar 1614 Marseille 2300 Genua 2469 Neapel 2589 Malta 2594 Brindisi 2926 Port Saïd 3543 Alexandrien 3420 Suez S 3630 Aden S 4929 Bombay S 6576 Colombo S 7030 Calcutta S 8243 Rangoon S 8253 Singapore S 8560 Batavia S 8834 Bangkok S 9354 Saïgon S 9204 Manila S 9883 Hongkong S 10000 Schanghai S 10800 Tsingtau S 11100 Tschifu S 11250 Wladiwostok S 11570 Yokohama S 11450 Nagasaki S 10970 Vancouver M 14673 San Francisco M 13844 New Orleans 5090 Baltimore 3910 Philadelphia 4080 New York 3610 Boston 3444 Quebec 3286 Montreal 3430 B. _=Zwischen andern Häfen=_: Bremerhaven-New York 3555 Harwich-Hoek van Holland 108 Antwerpen-London 191 Calais-Dover 23 Havre-New York 3110 Cherbourg-New York 3070 Liverpool-New York 3040 Southampton-New York 3190 Bordeaux-New York 3187 Genua-New York 4040 -- -Alexandrien 1300 Brindisi-Port Saïd 934 -- -Alexandrien 840 Triest-Port Saïd 1305 New York-Hongkong S 11610 -- - K 13590 -- -Yokohama S 13040 -- - K 15020 New York-San Francisco M 13090 -- -Honolulu M 13200 Colombo-Calcutta 1254 Bombay-Madras 1480 Hongkong-Yokohama 1560 Yokohama-San Francisco 4530 Yokohama-Honolulu 3400 -- -Vancouver 4340 Honolulu-San Francisco 2100 San Francisco-Shanghai 5800 S bedeutet durch den _Suezkanal_, K um das _Kap der Guten Hoffnung_, M durch die _Magalhãesstraße_.--Tabelle B kann mit A zusammen benutzt werden, um noch zwischen andern Plätzen die Dampferwege zu bestimmen. Städte über 500000 Einwohner. New York (1910) 4766883 London (1911) 4522961 Paris (1911) 2846986 Tōkyō (1908) 2186079 Chicago (1910) 2185283 Berlin (1910) 2070695 Wien (1910) 2030850 Philadelphia (1910) 1549008 Moskau (1909) 1459800 St. Petersburg (1909) 1454700 Buenos Aires (1910) 1272124 Osaka (1908) 1226590 Konstantinopel ca. 1200000 Peking (1911) 1017209 Tschöngtu ca. 1000000 Bombay (1911) 972892 Hamburg (1910) 932166 Kanton ca. 900000 Calcutta (1910) 890493 Budapest (1910) 881601 Rio de Janeiro (1908) 858000 Hankau ca. 820000 Tientsin ca. 800000 Glasgow (1911) 783401 Warschau (1909) 764054 Liverpool (1911) 746566 Manchester (1911) 714427 St. Louis (1910) 687029 Boston (1910) 670585 Kairo (1907) 654476 Schanghai ca. 651000 Bangkok (1910) 628675 Tschungking ca. 610000 Sydney (1909) 605900 Neapel (1910) 596000 München (1910) 595053 Leipzig (1910) 587635 Mailand (1910) 584000 Rom (1909) 574666 Amsterdam (1909) 568130 Melbourne (1909) ca. 562300 Cleveland (1910) 560663 Barcelona (1910) 560080 Baltimore (1910) 558485 Madrid (1910) 549416 Dresden (1910) 546882 Pittsburg (1910) 533905 Odessa (1909) 520000 Marseille (1906) 517498 Madras (1911) 517335 Köln (1910) 516167 Breslau (1910) 511891 Sutschou ca. 500000 Vergleichung der Thermometerskalen. ============================== Celsius | Réaumur | Fahrenheit --------+---------+----------- -40 | -32 | -40 -35 | -28 | -31 -30 | -24 | -22 -25 | -20 | -13 -20 | -16 | -4 -15 | -12 | 5 -10 | -8 | 14 -5 | -4 | 23 0 | 0 | 32 5 | 4 | 41 10 | 8 | 50 15 | 12 | 59 20 | 16 | 68 25 | 20 | 77 30 | 24 | 86 35 | 28 | 95 40 | 32 | 104 45 | 36 | 113 50 | 40 | 122 55 | 44 | 131 60 | 48 | 140 65 | 52 | 149 70 | 56 | 158 75 | 60 | 167 80 | 64 | 176 90 | 72 | 194 100 | 80 | 212 ============================== =Windstärke= (Beaufortskala): 0. Still; 1. Leiser Zug; 2. Leichter Wind; 3. Schwacher Wind; 4. Mäßiger Wind; 5. Frischer Wind; 6. u. 7. Starker Wind; 8. Stürmischer Wind; 9. Sturm; 10. u. 11. Starker Sturm; 12. Orkan. Flächeninhalt und Bevölkerung der Staaten über 5 Mill. Einwohner. -------------------------------+-----------+-------------------+------- | Fläche in | | Auf Staaten | qkm | Bevölkerung | 1 qkm -------------------------------+-----------+-------------------+------- Argentinien | 2806400 | 7121822[1] | 2,5 Belgien | 29456 | 7516730 (10)[1] | 255 Kongokolonie | 2382800 | 18000000[1] | -- Brasilien | 8550000 | 20515000[1] | 2,5 China | 11138880 | 426000000[1] | 30 Deutsches Reich | 540778 | 64903423 (10) | 120 Davon: | | | Preußen | 348702 | 40163333 | 115 Bayern | 75870 | 6876497 | 90 Sachsen | 14993 | 4802485 | 320 Württemberg | 19512 | 2435611 | 124 Kolonien | 2658500 | 13920000[1] | -- Frankreich | 536464 | 39252267 (06) | 73 Kolonien | 11319400 | 49286000[1] | -- Großbritannien und Irland | 314433 | 45365599 (11) | 144 Kolonien und Schutzstaaten | 30526214 | 356642113 (01) | -- Davon: Vorderindien | 4860000 | 316084000 (11) | 65 Kanada | 9700600 | 7081869 | 0,7 Australien und Südsee | 8259900 | 6235000 | 0,8 Italien | 286682 | 34686653 (11)[1] | 121 Kolonien | 484050 | 596000[1] | -- Japan | 382415 | 51591361 (11)[1] | 138 Kolonien | 291252 | 17015312 (11)[1] | 58 Mexiko | 1987201 | 15063207 (10) | 8 Niederlande | 33079 | 5857949 (09) | 180 Kolonien | 2045647 | 38101800[1] | -- Österreich-Ungarn | 676077 | 51304249 (10) | 75,9 Persien | 1645000 | 9000000[1] | 5,6 Portugal | 91943 | 5423132 (00) | 59 Kolonien | 2093000 | 8580000[1] | -- Rumänien | 131353 | 5956690 (99) | 45,3 Rußland in Europa | 5744058 | 114847043 (97) | 20 Sibirien und Mittelasien | 16061468 | 13505540 | 1,2 Schweden | 447864 | 5521943 (10) | 12 Siam | 600000 | 7000000[1] | 17 Spanien | 504530 | 19588688 (10) | 39 Kolonien | 238900 | 330000 | -- Türkisches Reich in Europa | 169300 | 6130200 | 36 Türkischer Besitz in Asien | | | und Afrika | 2817800 | 17898700[1] | -- Außerdem Ägypten ohne Sudan | 994300 | 11287359 (07) | 11 Vereinigte Staaten | 7692225 | 91927267 (10) | 11,9 Kolonien und Alaska | 1854287 | 8361963 | -- -------------------------------+-----------+-------------------+------- I. Ostindien, Siam, Sumatra, Indochina, Java. 1. _Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay_ S. 22-41 Von Triest, Brindisi, Genua, Neapel, Marseille S. 22-25. -- Suezkanal S. 26. -- Rotes Meer S. 30. -- Port Sudan S. 32. -- Suakin S. 33. -- Djibouti S. 36. -- Abessinien S. 37. -- Aden S. 38. 2. _Bombay_ S. 53-63 3. _Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach S. 63-96 Calcutta_ Ahmedabad S. 65. -- Ajmer S. 67. -- Jaipur S. 68. -- Amber S. 69. -- Delhi S. 70. -- Kutab Minar. Delhi - Umballa - Simla S. 74. -- Delhi - Amritsar - Lahore - Peshawar S. 75. -- Von Rawal Pindi durch den Baramulapaß nach Srinagar (Kaschmir) S. 78. -- Khaiber Paß. Lahore - Karachi S. 80. -- Delhi - Agra S. 82. -- Sikandarah. Fatehpur Sikri S. 86. -- Gwalior S. 87. -- Cawnpore. Lucknow S. 88. -- Allahabad S. 89. -- Benares S. 90. -- Buddh Gaya S. 95. 4. _Von Bombay nach Madras_ S. 96-104 Mahabaleshwar S. 97. -- Bijapur. Hyderabad S. 98. -- Golkonda S. 99. -- Tirupati. Madras S. 100. -- Mahabalipuram S. 104. 5. _Durch den Suezkanal nach Colombo. Ceylon_ S. 104-125 Von Genua oder Neapel S. 104; von Marseille; von Brindisi S. 105. -- Von Triest, Ceylon S. 106. -- Colombo S. 110. -- Mount Lavinia S. 114. -- Kandy S. 115. -- Peradeniya S. 117. -- Anuradhapura S. 119. -- Adams Peak S. 121. -- Nuwara Eliya S. 122. -- Hakgala. Badulla. Pedrotallagalla. Bandarawela S. 123. -- Küstenfahrt um Ceylon S. 124. -- Point de Galle S. 125. 6. _Von Colombo über Madras (-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling_ S. 125-143 Tuticorin. Madura S. 126. -- Trichinopoly. Tanjore S. 127. -- Ootacamund S. 129. -- Mysore, Seringapatam, Bangalore S. 131. -- Puri Jagganath S. 133. -- Calcutta S. 134. -- Assam S. 140. -- Darjeeling. Tiger Hill S. 141. -- Phalut S. 142. 7. _Von Calcutta nach Rangoon. Birma_ S. 143-155 Oberbirma. Pegu S. 150. -- Mandalay S. 151. -- Von Mandalay nach Bhamo u. Talfahrt auf dem Irawaddy S. 153. -- Pagan S. 154. 8. _Von Colombo nach Singapore. Sumatra_ S. 155-169 Penang S. 156. -- Medan S. 158. -- Padang. Merapi. Krakatau S. 160. -- Malacca S. 161. -- Singapore S. 166. -- Johore S. 169. 9. _Siam. Indochina_ S. 169-190 Von Singapore nach Bangkok S. 169. -- Siam S. 170. -- Phrabat S. 176. -- Ajuthia. Von Singapore nach Saïgon S. 177. -- Indochina. Cochinchina S. 178. -- Cambodja. Saïgon S. 179. -- Cholon S. 182. -- Pnom-penh S. 184. -- Angkor Thom. Anam S. 185. -- Hué S. 186. -- Haiphong S. 187. -- Hanoï S. 188. -- Hanoï - Yünnanfu S. 189. 10. _Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java_ S. 190-212 Java S. 191. -- Batavia S. 195. -- Buitenzorg S. 200. -- Sindanglaja S. 202. -- Bandoeng. Tangkoeban. Garoet S. 203. -- Papandajan. Telaga Bodas S. 204. -- Djokjakarta. Prambanan S. 205. -- Boro-Boedoer. Magelang S. 206. -- Soerakarta. Samárang S. 207. -- Soerabaja S. 208. -- Pasoeroean S. 210. -- Bromo. Tosari S. 211. -- Probolinggo S. 212. 1. Aus Europa durch den Suezkanal nach Bombay. Vgl. die beifolgende Karte. A. Von Triest nach Bombay. =Dampfer des Österreichischen Lloyd= am 1. und 16. jeden Monats (Mai bis August nur am 1.) von _Triest_ über (1305 Seem.) _Port Saïd_ durch den _Suezkanal_ nach (2690 Seem.) _Aden_ und von da nach (4340 Seem.) _Bombay_ in 15-16 Tagen. _=Fahrpreis=_ Triest-Bombay: Salonklasse 33,6 und 30 £ nach Kabine; Intermediateklasse 23,6 £, Deckfahrt mit Kost 10 £. Rückfahrkarten, zwei Jahre gültig, das Anderthalbfache. Reisende, welche die Ausreise voll bezahlt haben, erhalten bei Rückreise innerhalb zwölf Monate 25 Proz. Ermäßigung auf den Fahrpreis der Rückreise. Auswechselbare Rückfahrkarten mit der Messageries Maritimes: von Triest nach Bombay und von da nach Marseille oder umgekehrt Lloyd-Salonklasse --Messageries Maritimes I. Kl. 66,12, 63,12 und 61,12 £; Lloyd-Salonklasse --Messageries Maritimes II. Kl. 53,14 und 51,14 £; Lloyd-Intermediateklasse-- Messageries Maritimes II. Kl. 49,14 £. In =Triest= (_Excelsior Palast-Hotel: De la Ville_, Z. von 3,50 K an; _Delorme_, Z. von 3 K an; _Volpich zum Schwarzen Adler_, ebenso; _Europa_, Z. 2-6 K) legen die Schiffe des Lloyd am Kai an. Die Ausfahrt gewährt ein prachtvolles Landschaftsbild. Die Westseite des _Adriatischen Meeres_ ist flach, einförmig und arm an Buchten und Häfen; die Ostküste ist reich gegliedert, hafenreich, felsig und umsäumt von zahllosen Kalkinseln, denn das Meer ist infolge einer Senkung des Landes zwischen die parallelen Kalkzüge eingedrungen und hat diese teils in Inseln, teils in Halbinseln verwandelt. Wohl infolge des geringen Zuflusses von Süßwasser (außer Etsch und Po nur geringe Küstenflüsse) ist der Salzgehalt der Adria sehr hoch, 3,8 Proz. (sonst Mittel 3,5 Proz.). Ebbe und Flut sind schwach, wie im Mittelmeer überhaupt (1/2-1 m); die durchschnittliche Tiefe beträgt nur 300 m, erreicht jedoch zwischen Bari und Ragusa 1030 m. Das Schiff umfährt die Halbinsel _Istrien_, so daß man nach und nach die Städte _Capo d'Istria_, _Pirano_ mit altem Kastell, _Parenzo_, _Rovigno_ und zuletzt =Pola=, den Hauptkriegshafen der österreich.-ungarischen Marine, meist noch am Horizont auftauchen sieht. Weiter behält man l. die Küste Dalmatiens, reich an vorgelagerten Felseninseln, darunter die weit vorgeschobene bergige Insel =Lissa=, die einen der besten Häfen des Adriameers (Kriegshafen) hat und bekannt ist durch die Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte am 20. Juli 1866, wo der österreich. Admiral Tegetthoff mit der Panzerfregatte Ferdinand Max das italienische Admiralschiff Re d'Italia in den Grund bohrte.--Nach etwa 24 St. Fahrt läuft der Dampfer mit SO.-Kurs durch die nur 70 km breite Meerenge von Otranto, l. die Küste Albaniens mit der Landmarke des über 2000 m hohen Kaps _Linguetta_, des Akrokeraunischen Vorgebirges der Alten, und gelangt aus dem Adriatischen in das _Ionische_ Meer. Weiterhin erblickt man l. die Ionischen Inseln _Korfu_, _Kephalonia_ und _Zante_. Das Schiff durchläuft dann den Golf von Arkadia mit den Bergen Messeniens l., passiert die Westseite der Insel _Kreta_ (_Kandia_) mit großartiger Gebirgskette (bis 2498 m hoch) und durchschneidet dann, außer Sicht von Land, das _Levantische_ _Meer_, um am 5. Reisetag vor (1305 Seem.) =Port Saïd= anzukommen, dessen hoher, schlanker Leuchtturm die einzige Landmarke ist. Port Saïd und Fahrt durch den Suezkanal s. S. 25. B. Von Brindisi nach Bombay. =Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co.= jeden Sonntag abend, sobald die englisch-indische Post eingeschifft ist, von Brindisi nach (930 Seem.) _Port Saïd_, wo die Reisenden auf den über (2325 Seem.) _Aden_ nach (3989 Seem.) _Bombay_ bestimmten Postdampfer umsteigen. Die Expreßdampfer fahren im Anschluß an den »Brindisi-Peninsular and Oriental Limited-Express«, der als Luxuszug jeden Fr. 9 Uhr abds. von London (Charing Cross) abfährt und über Calais, Dijon, Mont Cenis, Turin, Ancona So. gegen Abend ankommt. Der Zug nimmt nur Reisende für den Expreßdampfer der P. & O.-Linie auf. Fahrpreis: London-Bombay nur I. Klasse 57 £ 10 sh. 2 d; Brindisi-Bombay I. 48 £. Näheres in _Cooks_ Reisebureau (London: Ludgate Circus; Berlin: Weltreisebureau Union; Brindisi: Strada Marina). Die Route ist für deutsche Reisende wenig geeignet. In =Brindisi= (_Grand Hôtel International_; _Europa_), dem alten _Brundusium_, dem besten und bedeutendsten Naturhafen der Ostküste Italiens, legen die Schiffe am Kai an.--Das Schiff nimmt SO.-Kurs und folgt der unter A. beschriebenen Fahrt von Triest, um am 3. Tage in (943 Seem.) =Port Saïd= (S. 25) einzutreffen. Weiterfahrt s. S. 27. C. Von Genua und Neapel nach Bombay. =Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi= am 17. jeden Monats von _Genua_ über _Neapel_, _Messina_, _Port Saïd_, _Massaua_, _Aden_ nach (4440 Seemeilen) _Bombay_ in 18 Tagen. Fahrpreis I. Kl. 33,7 £ (Innenkabine 26,14 £), II. Kl. 23,7 £, III. Kl. 11 £; Wein bei Tisch frei. Für Rückfahrkarten und Familien Ermäßigungen. In =Genua= (_Miramare_, Z. von 6 L. an; _Eden Palace_, ebenso; _Bristol_, Z. von 7 L. an; _De la Ville_, Z. von 4 L. an; _Gr. Hôtel Savoia_, ebenso; _Continental_, Z. 4-10 L.; _Central_, Z. 2-4,50 L.) gelangt man mit Boot an Bord. Die Ausfahrt gewährt prächtigen Blick auf die amphitheatralisch aufgebaute Stadt. Das Schiff läuft mit sö. Kurs durch das Ligurische Meer, l. die Insel Elba, passiert Civitavecchia, die Tibermündungen und das über 500 m hohe Vorgebirge _Monte Circello_ (der Mythe nach Wohnsitz der Zauberin Kirke). Dann erscheint am Horizont der Vesuv und die Küste des Golfs von Neapel, in den das Schiff, unweit der (l.) Insel _Ischia_ mit Monte Epomeo vorbeidampfend, einläuft, eins der berühmtesten Landschaftsbilder. Neben dem erdbebenreichen Ischia liegt die Insel Procida, dann folgen am Festland Bajä, Pozzuoli, mit der Vulkangruppe der Phlegräischen Felder dahinter, das Vorgebirge des Posilipp, die Stadt Neapel, beherrscht vom Castel Sant' Elmo, dann Portici, Resina, darüber der Vesuv, weiter Torre Annunziata und jenseits der Sarnoebene die Kalkberge der Halbinsel Sorrent mit den Küstenstädtchen Castellamare und Sorrent, südl. die Insel Capri. (Das Schiff wird von Führern und Händlern überschwemmt, vor denen man sich hüte.) (340 Seem.) =Neapel= (_Grand Hôtel Hauser_, Z. von 6 L. an; _Continental_, Z. 3,50-7 L.; _Haßler_, Z. von 4 L. an; _Café-Restaurant Gambrinus_, Piazza S. Ferdinando), die reichste, belebteste und größte Stadt Italiens mit 596000 Einw. Man hat meist Zeit, eine Promenade an der _Riviera di Chiaja_ (Villa Nazionale) und durch die _Strada di Roma_ (Toledo) zu unternehmen und nach _San Martino_ (10-4 Uhr 1 L., So. 9-2 Uhr frei) hinaufzusteigen (bzw. zu reiten), um die wundervolle *_=Aussicht=_ zu genießen. (Der Norddeutsche Lloyd veranstaltet Führungen durch die Stadt.) Man benutze Taxameterdroschken. Bei der Weiterfahrt läßt das Schiff die Insel _Capri_ l. und steuert dann südl. Nach etwa 16 St. erscheinen die vulkanischen _Liparischen Inseln_, deren nördlichste, _Stromboli_, mit stets schwach tätigem, 920 m hohem Vulkan, man sieht. Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff in die an ihrer schmalsten Stelle nur 3150 m breite *_Straße von Messina_ ein, ein prachtvolles Landschaftsbild! Die Meerenge ist erst in geologisch junger Vergangenheit durch einen Einbruch entstanden, der noch jetzt fortdauert, wie die häufigen und starken Erdbeben beweisen. L. das Städtchen _Scilla_, das antike Scyllaeum, am Abhang des hohen Felsens _Scilla_, an den die Phantasie der Alten den Mythus von dem allen Schiffen Verderben bringenden Seeungeheuer Scylla knüpfte, überragt vom Granitmassiv des _Aspromonte_ (im _Montalto_ 1964 m), bekannt durch den Angriff der Italiener auf den Nationalhelden Garibaldi am 27. Aug. 1862. Vor Scilla, Torre di Faro und an andern Stellen der Straße liegen Stromwirbel, von denen der durch die Gezeitenströmung erzeugte _Charybdis-Strudel_ einer der gefährlichsten für kleinere Fahrzeuge ist; auch Dampfer meiden dessen Nähe. R. das flache _Capo di Faro_ (oder _Peloro_) mit Leuchtturm, die NO.-Spitze Siziliens; im Hintergrund die Trümmer des vom Erdbeben 29. Dez. 1908 zerstörten =Messina=, Provinzhauptstadt Siziliens, in reizender Lage. Gegenüber zeigt sich weiter l. =Reggio=, die Hauptstadt von Kalabrien, wie in einem großen Garten gelegen, doch von Erdbeben besonders arg heimgesucht. L. folgt _Kap Pellaro_, r. die Küste Siziliens, vom 3313 m hohen Ätna beherrscht; dann steuert der Dampfer östl. in die offene See, man behält noch lange den Ätna in Sicht und erblickt nach 24 St. l. die Berge der Insel _Kreta_, überragt vom _Psiloriti_ (2498 m), dem _Ida_ des Altertums. Dann nimmt das Schiff Kurs auf (1410 Seem.) _Port Saïd_ (S. 25). Weiterfahrt s. S. 27. D. Von Marseille nach Bombay. =Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Nav. Co.= jeden Fr. von Marseille über _Port Saïd_ (Anschluß von Brindisi, S. 23) und _Aden_ nach (4545 Seem.) _Bombay_. Umschiffung in Aden mit jedem 2. Dampfer, Fahrzeit etwa 16 Tage, Fahrpreis Marseille-Bombay I. 48 u. 42 £, II. 36 u. 30 £. Anschluß an den _Bombay-Marseille-Expreßzug_, der Do. von London (Victoria-Holborn) abfährt. =Dampfer der Messageries Maritimes= alle 4 Wochen Mi. von _Marseille_ über _Port Saïd_, _Suez_, _Aden_ nach (4545 Seem.) _Bombay_ (und weiter über Colombo nach Australien). Fahrzeit etwa 15 Tage.-- Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. --Direktion der Messageries Maritimes in _Marseille_, Quai de la Juliette 2, Bureau des Passages, Rue Cannebière 16 (Telegrammadr. »Sicorne Marseille«). In =Marseille= (_Grand Hôtel Noailles_; _De Russie et d'Angleterre_, Z. 5-12 Fr.; _De Genève_, Z. 3,50-5 Fr.) legen die Schiffe am Kai an. Bald nach Ausfahrt nimmt der Dampfer SO.-Kurs, den er behält, bis nach etwa 20 St. die Inseln _Korsika_ (l.) und _Sardinien_ (r.) auftauchen, getrennt durch die 12 km breite, flache, klippenreiche und daher nicht ungefährliche _Straße von Bonifacio_, die das Schiff nun passiert. L. auf 60 m hohem Kalkfelsen, an der Südspitze von Korsika, liegt die Stadt _Bonifacio_, mit alten Befestigungen und Leuchtturm.--Der Dampfer nimmt dann Kurs zwischen Sardinien, dessen mäßig hohe Berge mit niedrigem Gestrüpp bewachsen sind, und kleinen Eilanden (l.): erst _Isola della Maddalena_, dann die kahle Felseninsel _Caprera_ (Ziegeninsel), Wohnsitz (1854-82) Garibaldis, der auch dort begraben ist. Das weiße Haus Garibaldis ist im Hintergrund einer kleinen Bucht sichtbar. Das Schiff durchfurcht dann sö. das _Tyrrhenische Meer_; dabei erscheinen die vulkanischen _Liparischen Inseln_ (S. 24). Dann taucht die Küste von Kalabrien (l.) und die von Sizilien (r.) auf, alsbald läuft das Schiff durch die *_Straße von Messina_ (S. 24) und folgt dem S. 24 beschriebenen Kurs; nach 5 Tagen erreicht man (1516 Seem.) =Port Saïd= (s. unten). Weiterfahrt durch den Suezkanal s. S. 27. [Hand] Wer =Ägypten=: Alexandrien, Kairo und die Pyramiden besuchen will, findet Näheres in =Meyers »Ägypten«=. Port Saïd und der Suezkanal. Vgl. die Kartons auf den Karten bei S. 22 und S. 28. =Ankunft.= Die Schiffe ankern nahe am Kai; Ausbooten 1-1/2 Piaster, nachts 2-1/2 Piaster, Gepäck 1 Piaster das Stück, großer Koffer 4 Piaster; Gepäckträger zum Zollamt 2, zum Hotel 3, zum Bahnhof 4 Piaster. =Gasthöfe:= _Savoy_ (Pl. a), Quai François-Joseph, deutsches gutes Haus in schöner Lage; 60 Z. 22, F. 8, Lunch 20, Dîn. 25, Pens. 62 (16 Fr.) Piaster.-- _The Eastern Exchange_ (Pl. b), Rue Sultan Hassan, 13-15 sh.--_Continental_ (Pl. c), Mitte der Stadt, am Schnittpunkte der beiden Hauptstraßen, Faßbierausschank, 10-1/2-12 sh. tägl.--_De la Poste_, Rue Hassan, tägl. von 12 Fr. an.--_Port Saïd Casino_, in schöner Lage an der Hafeneinfahrt, Konzertrestaurant (Mai bis September geöffnet). --=Cafés chantants:= _Eldorado_, Rue du Commerce.--_Café Khédivial_, Quai François-Joseph. =Straßenbahn= durch die Stadt, Europäern nicht zu empfehlen! =Post:= _Französische_ (Pl. 2);--_Ägyptische_ (Pl. 1), beide Rue Sultan Hassan. --Das _=Postwesen=_ in Ägypten ist gut. Briefe läßt man am besten an ein Hotel adressieren.--=Telegraph:= _Englischer_ (für das Ausland), Quai François-Joseph (Pl. 4).--_Ägyptischer_, Rue du Commerce (Pl. 3). =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Rue El Nil, Gerent Rickmers; _Österreich-Ungarn_, Vizekonsul Probizer. =Geld:= _Ägyptisches Pfund_ (= 20,80 M.) zu 100 _Piaster_ (ca. 20 Pf.) zu je 10 _Millièmes_ (ca. 2 Pf.). Ägyptisches Gold sieht man nicht häufig. Dafür gelten englische Pfund Sterling (_Gineh inglisi_ = 97-1/2 Piaster), Zwanzigfrankstücke (_Bento_ [venti] = 77 Piaster) und türkisches Pfund (_lira turk_ = 87-3/4 Piaster). Deutsches Gold ist nur beim Bankier (mit Verlust) zu wechseln, wird aber in den Hotels genommen. Von Silber- und Scheidemünzen kursieren _nur_ ägyptische Stücke: Silbertaler (20 Pi.), 1/2 Silbertaler (10 Pi.), 1/4 Silbertaler (5 Pi.), 2 Silberpiaster, 1 Silberpiaster, 1/2 Piaster in Nickel, 8-Parastücke (ca. 4 Pf.), 4-Parastücke (2 Pf.) in Kupfer und Nickel.--=Banken:= _Deutsche Orient-Bank_; _National Bank of Egypt_; _Anglo-Egyptian Bank_; _Bank of Egypt_; _Comptoir National d'Escompte de Paris_. =Sprache:= Arabisch, doch wird im Verkehr viel Englisch, Französisch und Italienisch gesprochen oder geradebrecht. =Eisenbahn= von _Port Saïd_ über (80 km) _Ismailia_, dann westl. nach (236 km) _Kairo_, tägl. zwei Schnellzüge mit Speisewagen in 4 St., südl. nach (160 km) _Suez_ in 4 St. =Dampferagenturen:= Norddeutscher Lloyd, W. H. Müller & Co.; _Hamburg-Amerika-Linie_, Deutsches Kohlendepot; _Deutsche Ostafrika-Linie_ und zahlreiche Schiffahrtsgesellschaften andrer Nationen. =Port Saïd=, Hauptstadt des ägyptischen Gouvernements Isthmus, im O. der Nehrung, die den Mensalehsee vom Mittelmeer trennt, unter 31° 16' nördl. Br. gelegen, wurde erst im Jahre 1860 beim Bau des Suezkanals gegründet und zählte 1909: 60000 Einw., darunter 23000 Europäer (viele Griechen und Franzosen). Durch die Lage an der Mündung des Suezkanals ist das Geschäftsleben auf den Durchgangsverkehr von Fremden zugeschnitten. Die Stadt, in deren höhern Klassen das französische Element überwiegt, ist regelmäßig angelegt, die neuern Straßen sind mit Bäumen bepflanzt; 2-4stöckige Gebäude haben im europäischen Stadtteil die Holzhäuser fast ganz verdrängt. Ihren Mittelpunkt bildet die _Place Lesseps_ mit Anlagen (zuzeiten Militärmusik). Hauptgeschäftsstraßen sind: _Rue de Commerce_ mit Läden, _Quai François-Joseph_ mit den Konsulaten und Dampferagenturen, _Rue Osman_ mit Banken und Gasthäusern. Sehenswert ist der Hafen, _Grand Bassin Ismaïl_, 8 m tief, dessen Teile, von S. nach N. gezählt, das _Bassin Chérif_, das _Bassin de l'Arsenal_ und das _Bassin du Commerce_ bilden; weitere Hafenanlagen sind im Bau. In den Kohlenlagerplätzen hat auch das _Deutsche Kohlendepot_, G. m. b. H., eine große Niederlage. Am Ostufer des Kanals die Werkstätten der Kanalgesellschaft. Etwas nördl. vor der Stadt, am Kanal- und Meeresufer, der 53 m hohe _Leuchtturm_, mit elektrischem Blitzfeuer, 20 Seemeilen weit sichtbar; außerdem weiße Leuchtfeuer zu beiden Seiten des Kanals und Leuchtbojen mit grünem und rotem Licht. Zwei riesige _Molen_, die östliche 1600 m, die westliche 2250 m lang, beide aus Blöcken, die aus hydraulischem Kalk und Wüstensand bestehen, schützen die Hafeneinfahrt. Der westliche Damm soll die vom Nil ins Meer geführten Schlammmassen, die die Strömung des Mittelmeers nach O. treibt, vom Hafen fernhalten; auf ihm ein 16 m hohes _Standbild Ferdinand von Lesseps'_ (von Frémiet), 1899 von der Kanalgesellschaft errichtet. Östl. vom Hafenkanal sind große Salinen angelegt. Der =Suezkanal=, 1859-69 durch den französischen Ingenieur Lesseps erbaut, hat eine Länge von 160 km, die Breite ist am Wasserspiegel 100-130 m, an der Sohle 38,5 m, die Tiefe 9,50 m; durch Erweiterungsbauten soll die Sohlenbreite auf 45 m, die Tiefe auf fast 11 m gebracht werden. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 19 Mill. Pfd. Sterl., von denen 12800000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Khedive deckte. Letzterm kaufte England 1875 die übernommenen Aktien (177602 Stück im Werte von 3,5 Mill. Pfd. Sterl.) ab. Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1910: 133,7 Mill. Fr., die Ausgaben nur 43,8 Mill. Fr., also Überschuß 89,9 Mill. Fr., wovon 31,6 Proz. Dividende gezahlt wurden. Es benutzten den Kanal 1910: 4533 Schiffe von 16581898 Nettotonnen, darunter 2778 englische, 635 deutsche, 259 holländische, 240 französische, 191 österreichische, 103 russische, 87 italienische, 72 japanische, 34 dänische, 26 spanische, 26 türkische, 25 schwedische, 20 norwegische, 14 griechische, 11 siamesische, 8 amerikanische, 3 ägyptische, 1 belgisches. Die Abkürzung der Entfernungen zwischen Europa und den östlichen Ländern beträgt für die Dampferfahrt nach Bombay von Brindisi und Triest etwa 37, von Genua 32, von Marseille 31, von Liverpool, London, Amsterdam oder Hamburg 24 Tage. Der Kanalzoll beträgt 7,25 Fr. für die Netto-Reg.-Tonne, so daß z. B. ein Dampfer von nur 3000 Ton. 21750 Fr. Kanalzoll zahlt. Die Taxe für Passagiere beträgt 10 Fr. Die Benutzung des Kanals, zu der alle Nationen berechtigt sind, ist Schiffen bis 8,53 m (in nächster Zeit sogar bis 9,45 m) Tiefgang mit elektrischem Leuchtapparat auch bei Nacht gestattet. Die Durchfahrtszeit beträgt 16-22 St. Die Fahrt ist landschaftlich teilweise recht interessant, besonders abends bei Mondschein. Der _Kanal_ durchschneidet die an ihrer schmalsten Stelle nur 112 km breite und ganz flache (in der Linie des Suezkanals nur bis zu 16 m hohe) _Landenge von Suez_, ein verhältnismäßig junges Gebilde, das einst eine Bucht des Mittelmeeres war, aber dann zum Teil mit den Absätzen dieses Meeres, zum Teil mit Sedimenten des Nils ausgefüllt wurde, der in alter Zeit einen Arm weit ostwärts entsandte. Der Südteil der heutigen Landenge ist aus Absätzen des Roten Meeres gebildet. Ihre landfest gewordene Oberfläche wurde darauf von den benachbarten Festlandsteilen aus mit einer Sandschicht überweht und ist heute ebenso sandig und wüstenhaft wie diese. Reste der einstigen Meeresbucht sind der _Menzalehsee_ bei Port Saïd und die übrigen Seen, die der Kanal durchschneidet (siehe unten). Als einzige Landverbindung zwischen zwei gewaltigen Erdteilen mußte die Landenge von Suez, seitdem Menschen sich betätigen, eine sehr wichtige Völkerstraße werden. Der Zugang aus Vorderasien zu dem reichen Niltal führte über sie hinweg, und umgekehrt drangen die Ägypter oft genug über sie nach den alten Kulturländern Syriens und Mesopotamiens vor. Wie oft spielt sie in den Erzählungen der Bibel eine Rolle! Wichtige Handelsstraßen führten seit der ältesten Zeit über sie hinweg, und noch heute wird sie von einem viel benutzten Karawanen- und Pilgerweg zwischen Ägypten einerseits, Palästina und Arabiens heiligen Stätten anderseits gekreuzt. Während die Landenge von Suez so eine wichtige Landbrücke für den friedlichen und kriegerischen Verkehr darstellt, mußte sie umgekehrt schon bald als ein lästiges Hemmnis für die Schiffahrt empfunden werden, und so entstand schon vor mehr als 3000 Jahren (um 1400 v. Chr.) die erste Wasserstraße zwischen dem Mittelländischen und dem Roten Meer, die, wie die Mehrzahl ihrer Nachfolger, vom Unterlaufe des Nil nach dem Nordende des Roten Meeres lief, also weit westlich vom heutigen Kanal. =Kanalfahrt Port Saïd-Suez.= Der Kanal geht von Port Saïd südl. und tritt bei (14km) _Râs el-Esch_ in den fischreichen =Menzaleh-See=, einen flachen, durch eine Nehrung vom Mittelmeer getrennten Strandsee; auf den Sandbänken hausen Millionen von Sumpf- und Wasservögeln (Pelikane, Flamingos). Der Kanal durchschneidet zwischen Dämmen den See in schnurgerader Linie; die östl. Teile sind bereits trocken gelegt, gleiches wird für die westl. beabsichtigt. Am Südende des Sees folgt die Ausweichestelle (44 km) Stat. =El-Kantara= (»die Brücke«), eine niedrige Bodenschwelle, über die seit alters die Heerstraße von Ägypten nach Syrien führte, noch jetzt von Karawanen benutzt. An Stelle der alten Brücke ist jetzt eine Fähre getreten. --Dann tritt der Kanal in den kleinen _Ballâh_-(Dattel)-_See_, durch den ebenfalls Sanddämme gelegt sind. Südl. vom Ballâh-See wird bei (63 km) _El-Ferdân_ und _El-Gisr_ (r.) eine 14 km lange Kalk- und Sandsteinbank, die höchste, nur 16 m hohe Erhebung der Landenge, durchschnitten. Man passiert eine Moschee und eine Schwimmbrücke sowie die Kapelle der _Vierge du Désert_ auf einer Anhöhe. Beim Eintritt in den tiefblauen =Timsâh-= (Krokodil) =See= liegt r. am Kanalufer eine Villa (Chalet) des Vizekönigs; der See war früher eine Lagune mitten in der Wüste; sein erhöhtes Ostufer heißt das Hyänenplateau. Am NW.-Ende des Sees liegt (76 km) =Ismailia= (_Hôtel des Voyageurs_; gute Bahnwirtschaft; PT am Bahnhof), während des Kanalbaues entstandenes, stilles, hübsches Städtchen (7000 Einw.), Zentralamt und Hauptstation der Dampfer der Kanalgesellschaft, durch Eisenbahnen mit Kairo (2-1/2 St.), Suez (2 St.) und Port Saïd (1-1/2 St.) verbunden. Hier mündet der vom Nil bei Kairo kommende _Süßwasserkanal_, der die Ortschaften am Suezkanal mit Trinkwasser versorgt.--Am SW.-Ufer des Timsâh-Sees der _Djebel Marjam_, nach arabischer Sage die Stätte, auf der Mirjam, die Schwester von Moses und Aaron, sieben Tage fern vom Lager der Israeliten zubrachte (4. Mos., Kap. 12). Bei (85 km) _Tusûn_ (r.) ein weit sichtbares Schêchgrab. Der Kanal führt nun durch Sandsteinlagen und erreicht (bei 90 km) die Bahnstat. _Serapeum_ (r.), kleinen, durch den Kanalbau entstandenen Flecken; westl. ein _Darius-Denkmal_ auf einem Hügel zum Andenken an den ältesten Kanalbau. 2 km südl. durchbricht der Kanal harte Kreidefelsen und tritt dann in die blaugrünen =Bitterseen= ein, an deren Ein- und Ausgang je ein Leuchtturm steht; das Fahrwasser ist mit Leuchttonnen und Pfahlbaken bezeichnet. Vor dem Kanalbau lag die Mulde der Bitterseen trocken, am 18. März 1869 lief das Mittelmeerwasser in sie hinein, am 15. Aug. wurde der südliche Damm durchstochen und die Begegnung beider Meere hergestellt. Der Große (nördliche) Bittersee ist ca. 20 km lang; auf dieser Strecke dürfen Dampfer mit »Volldampf« laufen und sich auch überholen, da das Fahrwasser breit genug ist. Eine ausgebaggerte Fahrrinne führt vom Großen in den Kleinen Bittersee, an dessen NW.-Ufer die Ruinen eines andern Perserdenkmals liegen. Nw. sieht man die Hügel und die Bahnstat. von _Geneffe_. Im Kleinen Bittersee sind zwei Anlegestellen für Schiffe. Südl. von den Bitterseen ist harter Boden; bei (139 km) Stat. _Schalûf_ (r.) führt der Kanal durch Sandstein; dann folgen Sandhügel. Der Kanal wird hier breiter, seine Dämme sind höher als vorher. Beim sogen. (150 km) _Campement Madama_ bestehen die Ufer aus festem Mergel und weichem Ton; westl. Ruinen zweier Denksteine mit Inschrift von Darius in Hieroglyphen- und Keilschrift. Eine Wüstenstraße (Pilgerstraße nach Mekka) kreuzt hier auf einer Schwimmbrücke den Kanal. Östl. in einiger Entfernung liegen die Trümmer der alten Stadt _Arsinoë_. Die Ausfahrt aus dem Suezkanal ins Rote Meer mündet an der Ostseite der großen Bai von Suez; die Stadt Suez, die Hafenanlagen von Port Ibrahim, die Ausweichestelle und die Kaianlagen von Port Taufik bleiben r., ebenso die Avenue Hélène (S. 29); l. ein starker Wellenbrecher zum Schutze der Kanalmündung.--(160 km) _Port Taufik_ (_Tewfik_), Ausweiche- und Anlegestelle an der Südeinfahrt des Suezkanals, ist mit Hafenanlagen ähnlich wie Port Saïd ausgerüstet; Einrichtungen zum Bekohlen von Dampfern nahe dem Gebäude der Kanalgesellschaft. Die Dampfer halten hier gewöhnlich etwa 2 St. (160 km) =Suez= (vgl. den Karton auf der Karte »Rotes Meer«). =Gasthöfe:= _Bel Air_, in Stadt Suez, Rue Colmar, am Bahnhof; 22 Z. 4 Fr., Pens. 13 Fr., gut.--_Sinai_, auf Port Taufik, nahe dem Landeplatz der Dampfer; 16 Z., Pens. 13 Fr. =Bierstube:= _Bayer. Bierhalle_, gutes Essen u. Schlafzimmer.--=Cafés:= _Paradies_ und _Mahroussa_ (in beiden Konzert). =Post= (ägyptische), Hauptamt in Port Taufik, Avenue Hélène, Nebenamt in Suez-Stadt, nahe dem Zollamt.--=Telegraph:= Ägyptischer (für Ägypten) in Port Taufik, nahe dem Bahnhof (Suez-Dock), in Suez-Stadt im Gouvernementsgebäude; --_fürs Ausland:_ der englische Telegraph in Port Taufik, neben Hotel Savoy, in Suez-Stadt gegenüber Hotel Bel Air. =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Konsul Geo. Meinecke (zugleich Vertreter des Deutschen Kohlendepots).--_Österreich-Ungarn_, Vizekonsul A. Pacho. =Banken:= _Geo. Meinecke_ (Deutsche Orientbank, Banque Imperiale, Ottomane etc.).--_Bank of Egypt Ltd._ =Eisenbahn= über Ismailia nach (247 km) _Kairo_ in 4-1/2-5-1/2 St. =Dampfschiffagenturen:= _Norddeutscher Lloyd:_ W. H. Müller & Co.; _Hamburg-Amerika-Linie:_ Geo. Meinecke (deutsches Kohlendepot) und viele andre. Auf dem (unbedeutenden) =Basar= schöne Korallen, Muscheln etc. aus dem Roten Meer. Handeln! _Suez_ liegt an der Nordecke des Meerbusens von Suez, eines Busens des Roten Meers, im W. überragt vom Djebel Atakah. Die Stadt, mit etwa 18000 Einw., darunter 2774 Europäer, Sitz eines Gouverneurs, besteht aus dem arabischen Viertel östl. vom Bahnhof, mit einigen unbedeutenden Moscheen, und dem regelmäßig angelegten, sauberen europäischen Viertel westl. und nördl. vom vorigen, mit einigen großen Häusern und Warenlagern. Nw. vom europäischen Viertel die schmutzige arabische Matrosenvorstadt _Arbaïn_.--Im N. der Stadt liegt auf dem Hügel Kôm el-Kolzum ein verfallenes _vizekönigliches Landhaus_ mit schönem Umblick. Von hier nö. die _Mündung des Süßwasserkanals_ mit Schleusenwerk; der Kanal liegt hier 2 m ü. M. Etwas weiter nw. das _Wasserhebewerk_ der Suezkanalgesellschaft; auf dem Ostufer des Süßwasserkanals der frühere _Karawanenlagerplatz_.--Zu den im S. der Stadt weit ins Meer hinausgebauten _Hafenanlagen_ führt ein 3,5 km langer, 15 m breiter _Damm_, auf dem auch die Bahn läuft (stündl. ein Zug zum Port Taufik [»Suês-Docks«]), die den Ankerplatz der Schiffe mit Stadt und Bahnhof verbindet. Der Damm bildet einen aussichtsreichen Spazierweg; östl. sieht man die Berge der Sinaihalbinsel, westl. den Djebel Atakah. Am Ende des Dammes l. das _Bassin der Kanalgesellschaft_ und der _Port Taufik_ am Südausgang des Suezkanals; sodann Gebäude, die, von den Kanallotsen und -beamten bewohnt, ihre Front dem Kanal zukehren und die _Avenue Hélène_ bilden. Am Ende dieser Avenue das von Lesseps errichtete _Standbild des Leutnants Waghorn_ (gest. 1850), eines angeblich in Deutschland geborenen englischen Offiziers, der sein Leben erfolglos der von Lesseps mit Glück durchgeführten Idee gewidmet hatte und im Elend starb. Das Fahrwasser ist von hier nach S. noch 4 km weit durch Pfähle und Bojen bezeichnet. Westl. von der Avenue Hélène liegt das große Hafenbassin _Port Ibrahîm_, mit Trockendock (124 m lang), durch eine mächtige Mauer in den Kriegs- und den Handelshafen geschieden. Eine Bootfahrt im Hafen bei ruhigem Wetter ist lohnend. Der Ausflug nach der am Ostufer des Golfs von Suez gelegenen =Mosesquelle= (_Ain Musa_) erfordert 1/2 Tag mit Dampfpinnasse, sonst einen Tag Zeit und ruhiges Wetter. Man macht ihn entweder zu Esel (20 Pi. sowie 20 Pi. für Überfahrt des Esels) oder fährt mit Dampfpinnasse (1-2 £) in 1 St. hin, oder Segelboot (15 Pi. finden Tag) in 3-6 St. ans Ostufer und geht 3/4 St. durch die Wüste zu den Gärten an der Quelle (nach früherer Annahme das Schilfmeer, das die Juden bei ihrem Zug durch das Rote Meer passierten). Wahrscheinlicher ist es, daß die Israeliten weiter nördlich durch die Bitterseen gewatet sind.-- Die Mosesquelle ist eine kleine Oase, mit salzigbittern Quellen (natronhaltig), die nach der Tradition von Moses durch Hineinlegen eines Baumes aus einer bittern süß gemacht wurden (2. Mos. 15, 23-25). Die Oase ist von Arabern bewohnt, die Gemüsebau treiben. Tagesausflüge zu Kamel oder Esel ins Atâkahgebirge sind für Jäger und Naturfreunde lohnend. Das =Rote Meer= (vgl. beifolgende Karte), ein 2250 km (entsprechend der Entfernung von Berlin bis Batum) langes, aber im Mittel nur 275 km (= Berlin-Sangerhausen) breites Meeresbecken, trennt als ein gewaltiger Graben zwei wüstenhafte Hochländer ganz ähnlichen Charakters, die Libysche Wüste und das Arabische Hochland. Im N. läuft es in die beiden schmalen Zipfel des _Golfs von Suez_ und des _Golfs von Akaba_ aus, im S. wird es durch die nur 26 km breite Einschnürung der Straße von _Bab el-Mandeb_ vom Indischen Ozean geschieden. Dieser grabenartigen Umrißgestalt des Roten Meeres entspricht auch seine Entstehungsweise: es nimmt die Stelle eines in grauer Vorzeit (am Ende der sogen. Tertiärzeit) in die Tiefe gesunkenen Stücks der nordostafrikanischen Wüstentafel ein. Von der gleichen Entstehung ist auch der die SO.-Seite der Sinaihalbinsel begrenzende Golf von Akaba (s. oben), der sich als »Syrischer Graben« in dem landfest gebliebenen Wadi el Araba und dem Jordantale noch weit nordwärts fortsetzt (vgl. S. 32). Die Küsten des Roten Meeres zeigen noch heute seine Natur als Grabenbruch: hinter einem schmalen, flachen Küstensaum (der Tihama), einer jungen Meeresanschwemmung, erheben sich sowohl auf der ägyptischen wie auf der arabischen Seite die Steilabfälle der benachbarten Hochländer, die aus flachgelagerten Schichten von Kreidekalk und tertiärem Sandstein bestehen, durch zahlreiche Trockentäler (Wadis) zerrissen sind und durchaus ein gebirgsartiges Aussehen haben. Der Gebirgscharakter der Küstenabfälle wird noch erhöht durch wirkliche Gebirgszüge aus altkristallinen Gesteinen, die sie namentlich auf der ägyptischen Seite überragen, sowie durch jungvulkanische, gleichzeitig mit dem Einbruch des Roten Meeres aufgequollene Gebirgsstöcke, vor allem in Südwestarabien; zu den erstern gehört der _Sinai_, zu den letztern der _Djebel Schamschan_, die Berge um Aden.--Aber auch unterhalb der heutigen Strandlinie setzt sich der Steilabfall noch fort, so daß das Rote Meer trotz seiner geringen Breite namentlich in seiner nördlichen Hälfte bedeutende Tiefen, bis zu 3000 m, aufweist. Größere Buchten fehlen fast ganz, dafür ragen viele kleine Felsvorsprünge ins Meer hinaus, und teilweise umsäumen zahlreiche Klippen die Küsten, die bei der Wärme des Wassers auch reich an Korallenbauten sind.--Seinen Namen trägt das Rote Meer zu Unrecht; es ist meist tiefblau und nur stellenweise durch nahe der Oberfläche in großen Massen schwebende niedere Organismen (sogen. Plankton) grünlich, gelblich oder rötlich gefärbt. Das Tierleben in dem sehr warmen (bis 34,5°) Wasser ist überhaupt reich, das Meeresleuchten oft prächtig. Das _=Klima=_ des Roten Meeres ist verrufen wegen seiner hohen Temperaturen. Schon Suez an seinem Nordende hat eine Jahrestemperatur von 22°, gehört also bereits der heißen Zone an, aber die südl. Küstenorte sind noch viel heißer, die Insel Perim in der Bab el-Mandeb-Straße hat mit 30° die höchste mittlere Jahrestemperatur von ganz Asien, und Massaua und Assab stehen ihr nicht nach. Als verhältnismäßig schmale Einsenkung zwischen den im Sommer gewaltig erhitzten großen Wüstenflächen Nordostafrikas und Arabiens verwandelt sich das Rote Meer, allseitig zwischen Steilabfälle eingebettet, im Sommer in einen wahren Glutkessel. Das Meerwasser selbst bringt der Luft keine Abkühlung, denn die Meeresoberfläche wird selbst sehr stark erwärmt, und durch die schmale und wenig über 300 m tiefe Bab el-Mandeb-Straße findet das kalte Tiefenwasser des Indischen Ozeans keinen Zutritt. So macht die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Verhinderung nächtlicher Abkühlung nur die Hitze unerträglicher, zumal auch keine stärkeren Luftströmungen herrschen. Die Dampfer sind daher gezwungen, für die Rote Meer-Fahrt arabische, somalische oder chinesische Heizer anzunehmen, und die Reisenden werden häufig von einem lästigen Hautausschlag, dem »Roten Hund«, befallen. Die beste Zeit zur Fahrt durchs Rote Meer ist deshalb der Winter. Regenfälle treten über dem Roten Meer im Sommer fast nie, im Winter selten ein; Stürme bedrohen die Schiffahrt nur selten, doch hat diese in der klippenreichen Küstenzone unter starken Strömungen zu leiden, und die Luft ist oft mit Staub erfüllt, der über den benachbarten Wüstenflächen aufgewirbelt ist. Bei der großen Regenarmut sind die Küsten des Roten Meeres wüstenhaft und schwach besiedelt, Küstenstädte bei der Hafenarmut spärlich vorhanden und von geringer Bedeutung, da auch ihre Hinterländer arm an Menschen und an Erzeugnissen sind. Der gewaltige Verkehr dieser wichtigen Weltverkehrsstraße flutet an den Küsten des Roten Meeres nur vorbei. Dagegen bestand im Altertum ein reger Handel zwischen Südarabien und Ägypten und Palästina (Salomo bezog von der Königin von Saba Weihrauch, Myrrhen etc.). Im Mittelalter hatte Südarabien als Kaffeeproduktionsgebiet eine gewisse Bedeutung, jetzt deckt es aber kaum noch ein Hundertstel des Weltverbrauchs, und der einst wichtige Kaffeeversandhafen Mocha ist ganz vereinsamt. Auch die Küstenplätze der europäischen Kolonien, die an der dem abessinischen Hochlande benachbarten Küste entstandenen sind, vermögen wegen des Fehlens regerer Handelsbeziehungen zum Binnenland und wegen eines mörderischen Klimas vorläufig zu keiner Blüte zu gelangen. Nur das schon außerhalb des eigentlichen Roten Meeres nahe der SW.-Spitze Arabiens gelegene Aden ist als wichtiger strategischer Stützpunkt der Engländer und durch seinen guten Hafen zu größerer Bedeutung gekommen. =Fahrt durch das Rote Meer= (Suez-Aden 1318 Seem.). Auf der Reede von Suez, außerhalb der Kanalmündung (s. S. 29) sind gute Ankerplätze für große Dampfer, doch müssen mehrere gefährliche Riffe, die aber mit Leuchtbaken bezeichnet sind, gemieden werden; das große mittlere Korallenriff _Kalaa el-Kebira_ hat drei rote Gerüstbaken. Die Küsten an beiden Seiten der Suezbai sind kahl und öde; an der Westseite erhebt sich der auffällige _Djebel Atakah_ zu 831 m Höhe. Die Mosesquelle (S. 30) an der Ostseite der Bai erkennt man an den Palmen, die sie umgeben, sowie an der Quarantäneanstalt für Reisende. Bei der Fahrt durch den Golf von Suez halten sich die Schiffe näher der Westküste, die Leuchttürme auf _Râs Safarana_, _Râs Gharib_, auf den _Aschrafi-Riffen_ und auf der _Schadwan-Insel_ hat. Das Land ist an beiden Seiten sichtbar, an der afrikanischen die gleichförmigern Steilabfälle der Wüstentafel, die stellenweise rötliche Färbung haben und im _Djebel ed-Dêr_ 1450 m Höhe erreichen; an der Ostseite, auf der Sinaihalbinsel, erheben sich die »mächtig trotzigen, scharfzackigen Wände« des _Sinai_, ein schönes Alpenland zerklüfteter Felsmassen, das sich hinter wallartigen Vorbergen aufbaut und keine Spur von Pflanzenwuchs zeigt. Der Hauptgipfel, _Djebel Musa_ (2270 m), und der etwas westlichere Gipfel _Djebel Katherina_ (2602 m) treten für das Auge zurück gegenüber der kühnen und großartigen Gestalt des _Djebel Serbâl_ (2050 m), der neuerdings als der Berg der mosaischen Gesetzgebung angesehen wird. Den =Sinai= besucht man vom Hafenplatz =Tor= aus (Quarantäneplatz für heimkehrende Mekkapilger, deren 1907 dort 45000 die Quarantäne durchmachten), von wo man in 2-1/2 Tagen auf Kamelen das _Kloster auf dem Sinai_ erreicht; der Reitweg ist aber sehr schlecht und durch Räuber gefährdet. Nach Tor laufen Postdampfer der Khedivial Mail Line der Linie Suez-Djidda wöchentlich; auch führt ein Reitweg längs der Küste nach Suez. Vom Golf von Suez gelangt man durch die ziemlich enge, mit vielen gefährlichen Riffen an beiden Seiten besetzte _Djobal-Straße_ in das Rote Meer; auf den Aschrafi-Riffen (r.) ein Leuchtturm. Östl. von der Djobal-Straße zweigt längs der Ostküste der Sinaihalbinsel der wenig befahrene _Golf von Akaba_ (S. 30) ab, in dessen Fortsetzung das Jordantal mit dem Toten Meer und dem See Genezareth liegt.-- Am Roten Meer liegen auf ägyptischer Seite ein neuer Phosphathafen in der _Safadjabucht_ sowie der nur monatlich einmal von einem Regierungsdampfer besuchte Handelsplatz =Kossêr= mit 2200 Einw. an der Mündung des Trockentals _Wadi Ambagni_; die Stadt ist sauber und hat eine gute Reede. Eine Karawanenstraße führt nach _Kench_ am Nil nahe bei Karnak. Weiter südl., am Fuße der _Berenice-Berge_ (1350 m), liegt unter dem _Râs Benas_ der gute Ankerplatz _Port Berenice_ dicht bei den Ruinen der altägyptischen Handelsstadt _Berenike_, von Ptolemäus II. Philadelphus gegründet und nach seiner Mutter benannt; eine alte Stationsstraße führte von dort nach Kench. In der Nähe Smaragdminen. Die Umgegend ist reich an Antilopen.--Einer der besten Häfen an der Küste von Nubien ist =Port Sudan= (früher _Mirsa Schêch Barud_ genannt) auf 19° 35' nördl. Br., der durch Eisenbahn und Telegraph mit Suakin und Berber am Nil verbunden ist und im Jahre 1906 eröffnet wurde. Die Einsteuerung in den gut geschützten Hafen ist sehr bequem. Die Hafenanlagen sind modern und mit elektrischen Kohlentransportern, Ladebrücken, Kranen, Werkstätten, Lagerhäusern etc. reich ausgestattet. Port Sudan hat sich schnell zum Haupthandelshafen für den Sudan und Nubien entwickelt; Ausfuhr umfaßt besonders Baumwolle, Gummi, Vieh und Häute. Die junge Stadt hat bereits an 5000 Einw., darunter 1000 Europäer, besitzt Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Post und Telegraph. Zollamt und Bahnhof in der Oststadt, europäische Geschäftshäuser, Gouvernementsgebäude, Schule, Krankenhaus in der Weststadt; Garnison und Polizei. Port Sudan soll gesund sein, trotz großer Hitze im Juni-September. Die Stadt liegt auf baumloser Ebene, im Hintergrund mit malerischer Gebirgsgegend. =Eisenbahn=: Mehrere Züge tägl. in 24 St. nach (792 km) _Chartum_, über (39 km) _Sallom Junction_, von da Anschluß nach (20 km) Suakin. =Dampferlinien=: Wöchentlich ein Dampfer der Khedivial Mail nach _Suez_; außerdem laufen Dampfer der Hamburg-Amerika Linie (Vertreter Geo. Meinecke), des Norddeutschen Lloyd, der British India Steam Nav. Co. und der Società Nazionale di Servizi Marittimi Port Sudan an. =Suakin= (_Sauakin_), bisher wichtigster englisch-ägyptischer Hafen, hat sehr viele Riffe und Inseln vorgelagert, die die drei Einfahrten sehr schwierig machen, so daß 1903 während des Bahnbaues hier 10 Dampfer strandeten. Die Stadt hat etwa 7000 Einw., liegt auf einer Insel mitten in vorzüglicher Hafenbucht, die während des englischen Sudanfeldzugs (1884-91) gegen den Mahdi und seinen Nachfolger als Hauptstützpunkt der kriegerischen Unternehmungen diente, aber auch von den Mahdisten mehrmals belagert und hart bedrängt wurde. Auf dem Festlande liegt die Arabervorstadt _El-Kef_, nach der von Suakin ein Damm führt; die Vorstadt besteht meist aus Lehmhütten, hat mehrere Moscheen aus Lehmziegeln und einen guten Basar. Die Landseite ist durch einen halbkreisförmigen Befestigungsgürtel geschützt. Die Stadt Suakin hat Post und Telegraph, zwei Krankenhäuser, katholische Missionskapelle, mehrere Moscheen. Gouverneur ist der rangälteste englisch-ägyptische Offizier der Garnison. Suakin ist in (20 km) _Sallom Junction_ mit der Bahnlinie Port Sudan-Berber-Chartum verbunden (vgl. _Meyers_ »Ägypten«). Dampfer der Khedivial Mail laufen wöchentlich an und gehen nach Suez, Massaua, Dschidda, Hodêda und Aden alle 14 Tage. Suakin ist wichtig als Einschiffungsplatz der sudanesischen Pilger, die von hier nach Dschidda überfahren. Die Hitze ist im Juni, Juli und August am größten, bei Sandstürmen über 40° C; Sonnenstich und Unterleibstyphus sind dann für Europäer besonders gefährlich. An der wüstenhaften _=arabischen=_ Küste des Roten Meeres liegen folgende Seeplätze und heilige Städte: =Janbo el-Bahr=, auf 24° 5' nördl. Br., ist Anlegeplatz für Pilgerschiffe mit geschützter kleiner Hafenbucht. Die Stadt ist verfallen und ärmlich; das Landtor führt auf den Karawanenweg nach Medina. Die Bewohner sind Araber, Besatzung und Kaimakam (»Landrat«) sind Türken. Der Handelsverkehr nimmt etwas zu; ägyptische, britische und türkische Dampfer laufen den Hafen an. Etwa 200 km östl. von Janbo liegt =Medina=, die Stadt des Propheten mit dem Heiligtum _El-Haram_, einer Moschee auf der Stelle, wo Mohammed starb. Der Zutritt zur Stadt ist Ungläubigen streng verboten, doch haben einige Europäer die Stadt verkleidet besucht und beschrieben (Burton 1852). =Dschidda=, auf 21° 28' nördl. Br., mit etwa 20000 Einw., ist der bedeutendste Seehandelsplatz dieser Küste und Hauptlandungsplatz der zahlreichen Dampfer und Segler mit Mekkapilgern (jährlich etwa 40000). Der Ort hat seine Bedeutung wahrscheinlich durch den Umstand erlangt, daß der Wintermonsun die Segelschiffe von Südosten her gerade noch bis hierher zu treiben vermag; anderseits waren die Schiffer häufig gezwungen, hier länger liegen zu bleiben, um günstigen Wind abzuwarten, und benutzten diese unfreiwillige Muße zu einem Besuche der heiligen Stätte im Hinterlande, der Ka'aba (s. unten), die dadurch bis in weit entfernte Gegenden bekannt wurde. Von See macht die Stadt mit hohen weißen Häusern und vielen Minarets sowie den Türmen und Basteien der Stadtmauer einen großartigen Eindruck. Im Hintergrund erhebt sich hohes Gebirgsland. Dem Ankerplatze vor der Stadt sind gefährliche Riffketten vorgelagert, durch die schwierige Fahrwasser hindurchführen. Vom Seetor am Strande gelangt man durch enge, schmutzige Straßen geradeaus auf den Basar; am Ostende der Stadt liegt das Mekkator. Die Tore bleiben von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen. Die fanatische Bevölkerung ist christenfeindlich; die Einwohner und die Beduinen aus der Umgegend gehen stets bewaffnet; außer einigen Konsuln (England, Frankreich, Rußland, Holland und Österreich) gibt es fast keine Europäer in der Stadt; außerhalb der Stadt lasse man sich nicht sehen und sei auch in der Stadt sehr vorsichtig!--Dampferlinien für den Pilgerverkehr sind die Ocean Steamship Co., die Khedivial Mail, drei britisch-indische und drei niederländische Linien. Telegraph nach Suakin, Medina, Mekka. =Mekka=, die Geburtsstadt Mohammeds und Hauptstadt des Hedschas, liegt etwa 95 km östl. von Dschidda und 400 km südl. von Medina und hat etwa 60000 Einw. Um die _Ka'aba_ (den heiligen schwarzen Stein) zu besuchen, der in der Mitte des Mekkatals in der SO.-Ecke des _Beit Allah_ (Haus Gottes) eingemauert ist, strömen dort jährlich bis zu 100000 mohammedan. Pilger zusammen. Mekka ist Hauptpflegestätte der mohammedanischen Theologie. Die Dampfer im Hauptfahrwasser des Roten Meeres steuern, nachdem sie bei der Insel Schadwan die Djobal-Straße verlassen haben (S. 32), SSO.-Kurs und sichten zunächst nach etwa 6 St. den Leuchtturm (mit neuem Blitzfeuer) der beiden Koralleninseln _Die Brüder_, behalten dann SSO.-Kurs 100 Seem. weiter, bis der Leuchtturm des _Dädalus-Riffs_ in Sicht kommt. Von da 656 Seem. bis zur Insel _Djebel Tair_; dabei sieht man r. die 213 m hohe _St. John-Insel_, die _Elba-Berge_ und andre Gipfel der ägyptischen Küste. Nur einzelne Dampfer nehmen etwa vom 18.° nördl. Br. südl. Kurs, um innerhalb der nördl. _Dahlak-Inseln_ längs der Küste der italienischen Kolonie _Eritrea_ nach deren Haupthafen =Massaua= zu steuern, der, von mehreren Inseln und einer Halbinsel eingeschlossen, einen vorzüglichen Ankerplatz bildet. Die Stadt mit etwa 35000 Einw. liegt auf der gleichnamigen Insel; am Hafen liegen Kaufhäuser, Kaffeehäuser und Kolonialgebäude, Marinewerft, Vorratslager, Marinelazarett. _=Bank=_: _Società Coloniale Italiana_ (Korresp. der Deutschen Bank). Aufblühender Handel, Ausfuhr von abessinischem Kaffee, Elfenbein, Gold, Gummi, Fellen, Perlen u. a. Funkentelegraphenstation, Post und Telegraph. Die Dampfer der Società Nazionale di Servizi Marittimi laufen wöchentlich an. Das Klima ist eins der heißesten auf der Erde, vom Juni bis September sinkt das Thermometer im Durchschnitt nicht unter 30° herab; im April und Mai herrscht Malaria. Der vorzügliche Hafen diente schon 1867/68 Lord Napier (of Magdala) als Landungsplatz und Hauptstützpunkt beim Feldzug gegen Abessinien, wurde später von den Engländern wieder aufgegeben und 1885 von den Italienern besetzt. Eine Eisenbahn führt von Massaua westl. über _Dogali_ nach _Sahati_. Der militärische Statthalter der Kolonie Eritrea wohnt in _Asmara_, etwa 45 km sw. von Massaua. Von Massaua laufen die Dampfer mit sö. Kurs längs der Eritrea-Küste nach =Assab=, dem südlichsten Hafen und Handelsplatz der italienischen Kolonie, von dem ein Karawanenweg nach _Magdala_ in Abessinien führt. Assab liegt auf 13° nördl. Br. in einer durch Inseln und Riffe geschützten Bucht und hat 5000 Einw.; die Einfahrt ist schwierig, besonders durch das Ostfahrwasser. Die italienischen Dampfer laufen Assab an. Schiffe, welche die Hafenplätze der Küste von _Jemen_ besuchen, müssen schon auf dem 20.° nördl. Br. aus dem Hauptfahrwasser des Roten Meeres ostwärts auf die Stadt _el-Lid_ zusteuern und dann das _=Innere Fahrwasser=_ innerhalb der Korallenriffe vor der arabischen Küste benutzen. =El-Lid= liegt auf 20° 7' nördl. Br.; Dampfer des Österreichischen Lloyd besuchen etwa vierteljährlich diesen und die folgenden Hafenplätze, von denen der nächste im S., =Kunfuda=, eine befestigte türkische Stadt mit etwa 10000 Einw., auf 19° 8' nördl. Br. liegt. Beträchtlichern Handel mit Kaffee und Getreide hat die kleinere Stadt =Lohêja=, mit 2000 Einw., auf 15° 42' nördl. Br.; der Ankerplatz liegt etwa 4 Seem. von der Stadt.--Als Quarantäneplatz für indische Pilgerschiffe ist der =Kamaran-Hafen= an der Ostseite der großen Insel _Kamaran_ wichtig. Gegenüber liegt auf dem Festland die Stadt _Saliff_, aus deren Steinsalzwerken viel Salz verschifft wird. Durch den _Kamaran-Paß_ führt die Küstenfahrt dann nach dem wichtigen Handelsplatz =Hodêda= (_Hodeida_) auf 14° 47' nördl. Br.; die aufblühende Stadt hat etwa 45000 Einw. und regen Schiffsverkehr; Ausfuhr: Kaffee, Felle, Korn. Kleiner Schutzhafen für Sambuks und Boote ist neu gebaut. Etwa wöchentlich Dampfer der Khedivial Mail nach Suez und Aden und italienische nach Massaua. Der Telegraph ist selten gebrauchsfähig, man sendet schneller Telegramme mit Dampfer nach Aden. Cholera tritt in Hodêda häufig auf. Der _=Hauptdampferweg=_ führt l. an der 245 m hohen, vulkanischen Insel _Djebel Tair_ vorbei, dann südl. und l. von den _Sebajir-Inseln_. _Djebel Sugur_ und die _Hanisch-Inseln_ werden auf der Ausreise meist r. gelassen, wobei aber die gefährliche _Avocet-Klippe_ auf 14° 22' nördl. Br. gemieden werden muß; sie hat nur 4,6 m Wassertiefe und ist rings von tiefem Wasser umgeben, auch nicht zu erkennen, so daß schon mehrere Dampfer auf ihr Schaden erlitten haben. Die meisten Dampfer steuern durch die _Abu Ail-Durchfahrt_ östl. von Djebel Sugur und halten dann auf Mocha zu, wobei die _Hanisch-Inseln_ r. bleiben.--=Mocha= (_Mokka_) ist von Bord aus an den Minarets und Moscheen zu erkennen; im Hintergrund der Stadt erheben sich hohe Berge, an deren Abhängen der berühmte Kaffee wächst; während nämlich der Küstenstrich selbst wüst und öde ist, empfangen die terrassenförmig abfallenden Gehänge des Hochlandes von Jemen oberhalb von 800 m Meereshöhe ziemlich ergiebige Niederschläge und sind daher reich bewässert und bebaut. Die Gipfel sind meist in Dunstschleier gehüllt. Früher war Mocha wichtigste Handelsstadt von Jemen, ist aber jetzt von Hodêda weit überholt; die Stadt sieht wie ein Trümmerhaufen aus. Die Reede hat viele Riffe.-- Dampfer nach Aden steuern in Sicht von Mocha südl. längs der arabischen Küste durch die _Kleine Straße Bab el-Mandeb_ (S. 30) und dann östl. meist in Sicht der im _Djebel Churruz_ bis 829 m hohen Küste nach _Aden_ (S. 38). =Perim=, englische Insel in der Straße Bab el-Mandeb, ist kahl, felsig und vulkanischen Ursprungs; auf dem 65 m hohen Gipfel der Insel am SO.-Ende liegt eine Lloydsignalstelle, die passierende Schiffe telegraphisch nach London meldet; Telegraphenkabel führen von der Insel nach Aden, Suez, Obock, Assab, Massaua und Suakin. Der bequeme natürliche Hafen an der SW.-Seite der Insel ist an die _Perim Coal Comp._ verpachtet, die ein großes Lager an Kohlen zur Ausrüstung von Dampfern unterhält. Indische Mekkapilger-Schiffe müssen die Insel zur ärztlichen Untersuchung anlaufen. Perim ist strategisch als englischer Flottenstützpunkt wichtig, aber unbefestigt. Zur Brutzeit Schildkrötenfang am Hafen. Dampfer nach Djibouti laufen westl. von Perim durch die _Große Straße Bab el-Mandeb_ zwischen _Râs Sijan_, einem 135 m hohen rötlichen Küstenvorsprung, und den _Sechs Brüdern_ (_Djesiret es-Sawahib_), sechs auffälligen Felseninseln, hindurch, steuern dann um _Râs el-Bir_ herum in den _Golf von Tadjura_, an dessen NO.-Ecke der von Riffen eingeschlossene Hafen von _Obock_ liegt, früher Haupthafen der französischen Somali-Küste, jetzt, weil ungesund, verlassen. Im Innern des Golfs von Tadjura liegen die unwichtigen Handelsplätze _Tadjura_, _Ambabo_, _Sagallo_ und das schwer zugängliche Becken _Ghubbet Charab_. Am SO.-Ausgang des Golfs liegt die Hauptstadt der französischen Kolonie _Somali_. =Djibouti=, Stadt mit ca. 16000 Einw., davon 1800 Europäer, Sitz eines Gouverneurs; zwei deutsche Firmen; Stadt mit steinernen Häusern, gut gebaut. Polizeitruppe von 500 Gallaleuten. =Gasthöfe=: _Continental_ (gelobt);-- _Des Arcades_;--_De France_, Pens. 10-12 Fr.--=Cafés= am _Place du Port_ und am _Place de Menelik_.--=Dampfer=: _Messageries Maritimes_, 14tägig nach Marseille, Ostasien, Australien, Madagaskar und Mauritius; Küstendampfer der _Cie. de l'Afrique Orientale_ nach Aden, außerdem Dampfer des _Österreichischen Lloyd_, der _Hamburg-Amerika Linie_ und der _Cie. Harraise_ etwa monatlich einmal.--=Post u. Tel.= französisch; =Telephon= nach Harrar und andern abessinischen Orten bis Addis-Abeba. --=Eisenbahn= bis Diré-Daua (vgl. S. 37), Fortsetzung bis Addis-Abeba im Bau.--=Geld= französisch: die Eingebornen nehmen auch indische Rupien und Silber-Annas in Zahlung. =Konsulate=: _Abessinischer Konsul_ Ato Joseph, bei dem man vorspreche vor einem Ausflug nach Abessinien zur Ausstellung eines Waffenscheins (gratis). --=Bank=: Filiale der _Banque de l'Indochine_. =Geschichtliches=: Erste französische Niederlassung 1862 in Obock, gekauft vom Sultan Ibrahim Abu Bekr; Kohlenlager wurden erst 1883 dort eingerichtet; 1896 wurde Djibouti Hauptstadt der Kolonie »_Côte Française des Somalis_«. An der Landungsbrücke für Leichter mit Schmalspurbahn liegen die Kohlenlager und Gebäude der Messageries Maritimes. An der kleinern südlichen Landungsbrücke, die dem Bootsverkehr zum Dampfer dient, das Regierungsgebäude. Krankenhaus für Europäer. Trotz der Hitze sind die Gesundheitsverhältnisse für Europäer gut, nur Sonnenstich kommt häufig vor. Größte Hitze im Juli, August und September. Man trage stets Tropenhelm!--Trinkwasser aus Wasserleitung ist nicht einwandfrei, Darmkatarrhe treten häufig auf. Lebhafter Handel mit Elfenbein, Kaffee, Gold und Häuten; Waffenausfuhr nach der arabischen Küste. Handelshäuser am _Place du Port_ und _Place de Menelik_. =Eisenbahn Djibouti-Diré-Daua=, 310 km in 16 St., zweimal wöchentl. Personenverkehr für I. 180, II. 62, III. (nur Eingeborne) 15,50 Fr., Rückfahrkarten mit 8 Tagen Gültigkeit I. 220, II. 75 Fr. Spurweite der Bahn 1 m. Die Bahn durchläuft die wasserarme, hügelige Küstenebene und fährt dann in Trockentälern in das innere Gebirgsland hinein. Nachdem bei (89 km) _Ali Sabiet_ in 734 m Höhe der französische Grenzposten passiert ist, kommt man durch besonders schöne Gebirgslandschaften hindurch. In 831 m Höhe bei (106 km) _Daouanlé_ ein Bahnhofsgasthaus. Das Gebirgsland endet bei (132 km) _Adelé_, die Bahn tritt auf eine unabsehbare, mit einzelnen Büschen und Bäumen besetzte Hochebene, erreicht (190 km) _Col du Harr_ (887 m) und, zuletzt wieder durch Bergland, den vorläufigen Endpunkt in (310 km) _Diré-Daua_ (1100 m), 1905 gegründeter Stadt mit 15000 Einw., darunter 500 Europäer. _=Gasthöfe=_: _Continental_; _De France_; _Vigier_; _Hermelides_; _Michaelides_. _=Geld=_: Mariatheresientaler und Meneliktaler (Bör) = 12-16 Mahalek (abessinische Silbermünze, etwa 12-13 Piaster [Girsch]). Französisches Geld wird in Zahlung genommen. _=Ausflug=_ von Diré-Daua nach _Harar_, 60 km in 1-2 Tagen auf Kamelen, Pferden, Mauleseln oder Eseln; Preis für ein Tier 3-5 Taler. Die gebahnte Straße führt am See Hiramaya (abessinisches Wirtshaus zum Übernachten) vorbei, überschreitet einen Bergpaß von 2030 m Höhe und senkt sich dann nach der Stadt =Harar= (_Hôt. Universel_, Pens. 15 Fr.), die 1856 m ü. M. auf einem Berge liegt und 50000 Einw. hat, davon 8-10000 Abessinier, an 7000 Galla und Somali, Rest Fremde (Araber, Türken, Armenier, Hindus und Griechen). Harar ist alte Handelsstadt, 1886 von Menelik erobert, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, Sitz eines Gouverneurs. Die fünf Tore der Stadt werden bei beginnender Dunkelheit geschlossen und unter keiner Bedingung vor dem nächsten Morgen geöffnet; vor der Stadt ist _keine_ Unterkunft, das Kampieren im Freien ist wegen des Geheuls der Hyänen und Schakale unangenehm. Die Stadt, mit Mauern umgeben, inmitten von Bananenpflanzungen und Kaffeegärten reizvoll gelegen, hat typisch orientalisches Gepräge. Sehr gesundes Klima, gute Wasserleitung. _=Bank=_: _Bank of Abyssinia_, eine Filiale der gleichnamigen Bank in Addis-Abeba. _=Münzwesen=_ s. unter Diré-Daua; PT, Telephon nach Djibouti und Addis-Abeba. _=Konsulate=_: England, Italien sind vertreten. Französisches Hospital. Lebhafter Handel, besonders in Kaffee und Häuten; der Markt wird tägl. von etwa 10000 Angehörigen der Stämme dieser Provinz besucht. Die Umgegend ist sehr fruchtbar, das Klima mild. Etwa 4 St. von Harar Jagd auf Wildschweine etc. Das eigentliche =Abessinien= (_Habesch_, _Äthiopien_), das man bei diesem Ausfluge nicht berührt, umfaßt ein wildzerklüftetes Alpenland mit wald- und wildreichem Tafelland im Innern, mit gesundem europäischen Hochgebirgsklima, geeinigt 1889 vom Negus Negesti (König der Könige = Kaiser) _Menelik_, der infolge schwerer Krankheit im Jahr 1911 von der Regierung zurücktrat. Seitdem ist der (1896 geborne) Enkel Meneliks, _Lidji Jeassu_, König von Abessinien. Die südl. Provinzen werden künftig mit der Bahn erreichbar, die von Diré-Daua westwärts 470 km weiter bis zur Hauptstadt Meneliks, =Addis-Abeba=, im Bau ist. Addis-Abeba, etwa 2400 m ü. M. von Bergen umgeben in der Landschaft _Schoa_ gelegen, zählt ca. 50000 Einw.; etwa 60 km westlicher liegt die zeitweilige Residenz _Addis-Alam_ des Königs. Schoa hat in den Höhenlagen sehr gesundes Klima, doch tropische Regenzeit vom Juni bis September. _=Jagdgelegenheit=_ bei Addis-Abeba am Hawasch-Fluß und an den Robi-Seen auf Nilpferde, Krokodile, Warrans, Löwen, Leoparden, Büffel und Antilopen sowie auf Federwild, wie Marabus, Kuhreiher etc.; zur Jagd sind Empfehlungen und Regierungserlaubnis erforderlich. Aden. Vgl. den untenstehenden Lageplan. [Illustration: Lageplan von Aden.] =Ankunft.= Östl. und westl. von Aden ist die Küste niedrig und sandig, so daß sich die drei Halbinseln _Râs Amran_, _Djebel Hassan_ und _Aden_ scharf hervorheben; die Halbinsel Aden hat viel Ähnlichkeit mit Gibraltar, ihr turmartiger, 541 m hoher Gipfel _Djebel Schamschan_ kommt bei klarem Wetter schon auf 40 Seem. Abstand in Sicht. Die aus dem Roten Meere kommenden Dampfer halten geradeswegs auf die Leuchtbake auf _Elephants Back_ und die Leuchttonnen bei _Steamer Point_ zu. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd ankern meist sw. von den äußern Leuchttonnen im Außenhafen, nur während des stärksten Südwestmonsuns, im Juni, Juli und August, gehen sie des hohen Seegangs wegen in den innern Hafen (oder nehmen in Perim Kohlen). Alle übrigen (kleinern) Dampfer suchen stets den Binnenhafen auf.-- Die meisten Dampfer haben nur 3-6 St. Aufenthalt, man erkundige sich genau nach der Abfahrtszeit, ehe man an Land fährt, und bleibe bei starkem Seegang besser an Bord, weil dann die Bootfahrt nach _Steamer Point_ zeitraubend u. schwierig und rechtzeitige Rückkehr unsicher ist. Der äußere Ankerplatz liegt etwa 2 km vom Lande, die Überfahrt kann 1 St. dauern. Am Landungsplatz hängt ein Bootstarif (in Deutsch, Englisch und Französisch) mit allen Gebühren für Personen und Gepäck. Ein Bootsinspektor ist am Landungsplatz zu finden. --Aden ist Freihafen, Waffen und Munition dürfen nicht eingeführt werden, Weine und Spirituosen zahlen hohen Zoll. =Gasthöfe=: _Grand Hôtel de l'Univers_ (15 Z. 6-10, F. 2, Dîn. 3 sh.);--_De l'Europe_ (Z. 4, F. 1, Déj. 3, Dîn. 4, Pens. 10 sh.) sind die besten Gebäude am Strand von Steamer Point, gut mit Veranden geschützt und bequem eingerichtet; Pens. etwa 8 Rup. tägl. =Post= am Strand von Steamer Point. --=Telegraph= am Landungsplatz; nur Rupies oder englisches Gold wird in Zahlung genommen. Kabel nach Perim und Suez, Bombay, Zanzibar. _Funkentelegraphenstation_ bei Marbut Hill. =Wagen= sind knapp, viersitzige Einspänner; Kutscher hat gedruckten Tarif; bei Zweifel wende man sich an die Polizei an der Landungsbrücke. =Dampferagenturen:= _Norddeutscher Lloyd_, _Hamburg-Amerika Linie_, _Deutsche Ostafrika-Linie_ und _Deutsche Hansa-Linie_, Agentur für alle vorgenannten die Aden Coal Co. (Tel.-Adr. »Cory«).--_Österreichischer Lloyd_, Cowasjee Dinshaw & Br., ferner Agenturen mehrerer nichtdeutscher Dampfschiffgesellschaften. =Dampferlinien= nach Bombay s. S. 22 und nach Colombo S. 105; Deutsche Ostafrika-Linie viermal monatl. nach Mombasa und Daressalam; British India Co. und Messageries Maritimes monatl. nach Mombasa und Zanzibar; Küstendampfer nach Djibouti, Hodêda und Berbera wöchentl. =Geld.= Silberwährung: 1 (indische) Rupie = 16 annas; 1 anna = 12 Pie. Es gibt Silbermünzen zu 1/8, 1/4, 1/2, 1 Rup. (15 Rup. gleich 20 Mark).-- =Bank:= _National Bank of India_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. =Sprache:= Englisch und Arabisch. =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Konsul C. E. L. Kappelhoff jun., nahe der Landungsstelle in Prince of Wales Crescent.--_Österreich-Ungarn_ und _Holland_, zurzeit vom Deutschen Konsulat verwaltet. =Krankenhaus= für Europäer in Steamer Point (European General Hospital mit europäischen Ärzten und Krankenschwestern) oberhalb der Postamtsbrücke auf einem Abhang in guter Lage. =Kaufläden= für Straußenfedern, Felle, Geweihe, Muscheln, Korallen und arabische Kuriositäten. Vorsicht im Einkauf bei den zum Dampfer kommenden Händlern! =Aden=, 54 qkm große, seit 1839 den Engländern gehörende Halbinsel an der Südspitze Arabiens, unter 12° 46' nördl. Br., hängt mit dem Festlande durch einen 1233 m breiten Flachlandstreifen zusammen (s. Plan). Sie besteht aus einer steilrandigen erloschenen Vulkanruine, die im Djebel Schamschan zu 531 m aufsteigt und deren nach dem Meere zu geöffneter Krater das Hafenbecken bildet. Am Ostabhang liegt, von hohen, völlig kahlen Felsmassen umgeben, die _Stadt Aden_, 37 m ü. M., gegenüber der befestigten Insel _Sirah_. Die Hafenstadt (»Steamer Point«) liegt nw. davon an der von Bergen umschlossenen Bai _Tawaji_ (Tawahe). Aden war schon im Altertum (als Adana) und im Mittelalter ein wichtiger volkreicher Handelsplatz, geriet aber später in Verfall, so daß 1838 die Einwohnerzahl auf 600 gesunken war. Die Engländer erstürmten die Halbinsel 1839, befestigten sie stark und machten sie zu einem wichtigen Stützpunkt für den indisch-ostasiatischen Seeverkehr. Auch die Ausfuhr von Kaffee, Aloe, Harz, Federn, Perlen, Häuten und Fellen ist bedeutend (mit Perim 1904/05: 43 Mill. Rupien). Aden mit Schech Othman und Perim hat (1901) 43974 Einw., darunter 23998 Araber, 8631 Inder, 7364 Somali und 2271 Europäer, meist Engländer. Seit Eröffnung des Suezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt als stark befestigte Flottenstation, von der aus der Eingang zum Roten Meere blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der vollen Ausnutzung der günstigen Lage steht nur die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen. Quellen fehlen, und das Trinkwasser muß durch Destillation von Seewasser beschafft werden, wenn die vermutlich schon um 1700 v. Chr. in die Felsen gehauenen, von den Engländern wiederhergestellten Zisternen versagen. Neuerdings wird geplant, eine Wasserleitung vom Festlande bei Lahadsch (Lahedj) herzuführen. Die Halbinsel Aden ist der Präsidentschaft Bombay unterstellt; der politische Resident wohnt am Nordabhang von Râs Tarschein, der Westspitze der Halbinsel. Die Stadt Aden liegt am Ostende, das Geschäftsviertel mit Warenlagern am Innenhafen. Vom Landungsplatz _Steamer Point_ nach _Aden_ fährt man in etwa 3/4 St. In Steamer Point beginnt das Straßenleben der Europäer nach 5 Uhr Nm., wenn die Sonne hinter die Berge tritt; dann versammeln sich die Offiziere und Beamten nebst Familien beim Sportplatz. Die Straße nach Aden führt anfangs am Strand entlang, dann vorbei am Dorfe _Malla_ und durch mehrere Felsentunnel und Festungstore in die _Stadt Aden_, die regelmäßig erbaut ist und nur wenig Grün zeigt. Der _Basar_ ist sehenswert (Fettschwanzschafe, Kamele). Außerhalb der alten Stadt haben die Parsen einen Feuertempel und einen Turm des Schweigens (S. 60) angelegt. Die großen Zisternen liegen in einer Schlucht, wo das Regenwasser von den Bergen zusammenfließt; ihre Umgebung zeigt als einziger Punkt der Umgebung frisches Grün. Etwa 50 Zisternen sind vorhanden, doch bisher nur etwa 13 wieder instand gesetzt; sie liegen stufenförmig übereinander, am SO.-Ende der Stadt bildet ein großes Becken den untern Abschluß. Das Wasser wird auf Eseln und Kamelen zur Stadt geschafft. Die Zisternenanlage ist (auch landschaftlich) die größte Sehenswürdigkeit Adens. Das =Klima= von Aden ist nicht ungesund, doch in der großen Hitze während des Südwestmonsuns kommen Hitzschläge häufig vor. Passagiere von Europa sollten _stets_ mit Tropenhelm an Land gehen! In der kühlen Jahreszeit (Mitte Oktober bis Ende März) hüte man sich vor Erkältungen nach Sonnenuntergang. Gegen Sonne und Staub ist eine graue Sonnenbrille empfehlenswert. Der Regenfall beträgt im Jahresdurchschnitt 58 mm, bleibt jedoch manchmal jahrelang ganz oder fast ganz aus; die mittlere Jahreswärme ist 28° C. Bei längerm Aufenthalt wirkt das Klima sehr erschlaffend. =Fahrt von Aden nach Bombay=, 1650 Seem., in 4-5 Tagen. Um heißes Wetter und Regenzeit zu meiden, wähle man für die Fahrt die Zeit zwischen Ende Oktober und Ende Februar. Mai und September sind heiß; zwischen Mai und September, im Südwestmonsun, steht meist hoher Seegang zwischen Aden und Bombay, dann ist die Überfahrt sehr rauh, naß und unfreundlich. =Der Golf von Aden= und das _Arabische Meer_, der Nordwestteil des Indischen Ozeans, stehen wie das übrige Südasien während des ganzen Jahres unter dem Einfluß der _Monsunwinde_, jahreszeitlicher Luftströmungen, die durch den Temperaturgegensatz zwischen Festland und Ozean hervorgerufen werden. Das Innere der gewaltigen asiatischen Festlandsmasse erwärmt sich im Sommer viel stärker als die umgebenden Meere, kühlt sich aber auch im Winter viel stärker ab. Infolgedessen steigt im Sommer die erhitzte Luft über Innerasien in die Höhe, und die obern Luftschichten fließen gegen die kühlem Meere hin ab, während unten umgekehrt eine Strömung vom Meere zum Lande hin einsetzt. Diese äußert sich über dem Arabischen Meer als Süd- und Südwestwind, als sogen. _Südwestmonsun_, der als Seewind feucht ist und für den größern Teil Indiens die Regenzeit bringt. Die umgekehrte Luftzirkulation tritt im Winter ein; dann herrscht über dem Arabischen Meer der _Nordostmonsun_, ein trockner Landwind, der viel schwächer weht, weil die gegen 6000 m hohe Mauer des Himalaja die Luftmassen aus Innerasien nur in der Nordwestecke Vorderindiens in dieses eindringen läßt. Schwere Wirbelstürme sind im Arabischen Meer seltener als in der Bai von Bengalen und im Chinesischen Meer, kommen aber doch, besonders in den Monaten April, Mai, Juni sowie im November, vor und bringen zuweilen sintflutartigen Regen und Gewitter. Fallen des Barometers um 7-8 mm ist ein sicheres Anzeichen für einen Wirbelsturm, dessen Zentrum meist im Winkel von etwa 6 Strich (= 68°) zur Monsunrichtung fortschreitet. Auch große Dampfer suchen dem Zentrum nach Möglichkeit auszuweichen. Während der Fahrt bietet sich häufiger als im Roten Meere Gelegenheit, fliegende Fische, Delphine und auch Haie nahe am Bug und am Heck des Schiffes zu beobachten; gelegentlich sieht man Tintenfische und Prachtquallen (Siphonophoren), kreisrunde Scheiben von 5-6 cm Durchmesser, wie schwimmende Kokarden, gelber Fleck mit rotem Zentrum. Nach _E. Haeckel_ zeigt das _=Meerleuchten=_ im Arabischen Meere zweierlei Formen: zuweilen erscheinen abends Tausende von größern »Leuchtkugeln«, meist Medusen (_Pelagia_, _Rhizostoma_, _Zygocannula_ u. a.), geisterhaft aus der dunkeln Flut auftauchend und wieder verschwindend; von weitem leuchten sie nur schwach, doch von einer Welle erfaßt, leuchten sie heller auf. Bei der zweiten Form leuchten Milliarden kleiner Krebstiere (Ruderkrebse = _Copepoda_ und Muschelkrebse = _Ostracoda_, von letztern hat eine kleine eiförmige Cythere besonders starke Leuchtkraft); zwischen ihnen sind viele kleine leuchtende Radiolarien und Infusorien, Peridineen und Pyrocysten. Dieses Leuchten des Meerwassers erscheint am prächtigsten in den kämmenden Bugwellen des Schiffes und im Kielwasser oder wenn Delphine dem Schiffe folgen, auch ist es sehr schön zu beobachten, wenn man es zum Baden benutzt und den Strahl einer Pumpe im Dunkeln auf den Körper richtet; dann ist der Badende wie mit Phosphor übergossen.--Land sichtet man gewöhnlich nicht zwischen Aden und Bombay. Die entlegene, selten von Schiffen besuchte Insel _Sokotra_ bleibt meist außer Sicht r.; sie liegt 500 Seem. östl. von Aden und 130 Seem. vor Kap Guardafui. Die über 1400 m hohen Berge der Insel sind meist in Dunst gehüllt, so daß man oft die Insel nicht sehen kann, auch wenn man ihr nahe ist. Der Lloyddampfer »Oder« strandete 1887 bei der Insel im Nebel infolge von Stromversetzung. Etwa 700 Seem. onö. von Aden und 100 Seem. nördl. vom Dampferkurs liegen vor der arabischen Küste die fünf, ebenfalls englischen _Churja-Murja-Inseln_, die im Notfalle geschützte Ankerplätze bieten. --Bei der Ansteuerung Bombays erscheint die niedrige Küste der Insel, auf der die Stadt liegt; ihr höchster Punkt, Malabar Hill, ist nur 55 m ü. M. Näher kommend erkennt man die Back Bay mit der Stadt. Prächtig wird das Landschaftsbild, wenn der Prong-Leuchtturm vor Colaba Point umsteuert ist und der Dampfer in den Hafen von Bombay an der Ostseite der Stadt einläuft. Die Colaba-Kirche, das Taj Mahal Hotel und der schlanke Turm der Universität sind besonders auffällig. Im N. und O. sieht man kleine Inseln, darunter auch _Elephanta_. Die Festlandberge im O. erheben sich bis zu 800 m, auffällig unter ihnen ist der _Funnel Hill (Karnala)_ wegen seiner seltsamen Form und ganz l. der _Cathedral Rock (Bawa Malang)_, auch Mallangadh genannt, dessen Gipfel ein senkrechter Felsenabhang mit einem verfallenen Fort krönt. Vorderindien. Vgl. die Karten S. 64 und 96. =Allgemeines über die Tropen.= Mit Vorderindien oder Ceylon betritt der Weltreisende, der der in unserm Führer beschriebenen Route folgt, zum erstenmal ein auch seinem äußern Ansehen nach _tropisches_ Land. Zwar gehören, rein klimatisch betrachtet, auch das Rote und das Arabische Meer der Tropenzone an, aber die Pracht und Fülle der Pflanzenwelt, die das Wesen und den Hauptreiz der Tropen ausmacht, fehlt den öden Gestaden des Roten Meeres gänzlich. Die Vegetation ist ihrerseits abhängig von den _=Klimaverhältnissen=_, in erster Linie von Temperatur und Niederschlag. Ein allen Tropengebieten der Erde gemeinsames Merkmal ist die _=hohe Temperatur=_, die durch den hohen Stand der Sonne hervorgerufen wird. Zugleich ist aber auch die Schwankung der Temperaturverhältnisse im Laufe des Jahres viel geringer als bei uns, denn der Sonnenstand wechselt viel weniger als in unsern Breiten, und damit bleibt ihre Strahlungskraft und auch die Tageslänge während des ganzen Jahres ziemlich gleich. Der höhere Stand, den das Tagesgestirn am Himmel erreicht, offenbart sich durch die Kleinheit der Schatten, die auch hohe Gegenstände um die Mittagszeit werfen, und vor allem in der Kürze, mit der sich der Auf- und Untergang der Sonne vollzieht. Bei der Steilheit ihres Auf- und Abstieges sind die Übergänge zwischen Tag und Nacht viel plötzlicher als bei uns, und eine eigentliche Dämmerung fehlt fast ganz. Wenn nun auch in einem großen Teile der Tropen trotz der ziemlich gleichbleibenden wärmespendenden Kraft der Sonne ein Wechsel der Jahreszeiten vorhanden ist, so ist dies auf den zweiten Hauptklimafaktor zurückzuführen, die _=Niederschlagsverhältnisse=_. Die Hauptjahreszeiten sind nicht wie bei uns Winter und Sommer, sondern _=Regenzeit=_ und _=Trockenzeit=_. Der Regenfall aber ist wieder abhängig von den Luftströmungen im indischen Klimagebiet, also von den Monsunwinden, die schon (S. 40) erläutert worden sind. Die Niederschläge drücken die Temperaturen herab, und infolgedessen geht die größte Hitze der Regenzeit voraus, tritt also in Vorderindien im März bis Mai ein. Man unterscheidet zwar in Indien gewöhnlich drei Jahreszeiten, nämlich die kühle (während unsers Herbstes und Winters), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit; aber der Unterschied zwischen den beiden ersten ist viel geringer als der zwischen der trocknen und der Regenzeit. Innerhalb dieser Jahreszeiten ist das Wetter in den Tropen viel gleichmäßiger als in Mitteleuropa, dessen Witterung hauptsächlich durch die westöstl. wandernden Gebiete hohen und niedrigen Luftdruckes beherrscht wird. Während bei uns »gutes« und »schlechtes« Wetter so unregelmäßig aufeinanderfolgen, daß man die kommende Witterung kaum über einen Tag hinaus mit einiger Sicherheit voraussehen kann, besteht in den Tropen ein ähnlicher Wechsel nur in den Übergangszeiten zwischen den Jahreszeiten. Innerhalb der letztern aber ist der Witterungsverlauf mit seltenen Ausnahmen Tag für Tag derselbe, so daß man z. B. in Manila in der Regenzeit einen Spaziergang vor oder nach dem täglichen Nachmittagsgewitterregen zu verabreden pflegt. Das Tropenklima bedingt nun überall da, wo zur Wärme auch die Feuchtigkeit kommt, jenes _=üppige Pflanzenkleid=_, das gemeinhin als Hauptcharakterzug der Tropen betrachtet wird. Dieses Pflanzenkleid ist freilich innerhalb der Tropen je nach den Niederschlagsverhältnissen wieder sehr verschieden. Dauerndes Wachstum und das ganze Jahr hindurch fortdauernder Laubschmuck ist dem Tropenwalde nur in _den_ räumlich beschränkten Gebieten beschieden, die Regen zu allen Jahreszeiten empfangen, wie in Vorderindien z. B. am Westabfall des Dekhans und in Sikhim. Der größere Teil der Tropenwälder aber steht zur Trockenzeit ebenso entlaubt da wie unsere Laubwälder zur Winterszeit, und die Trockengebiete haben in den Tropen nicht weniger Steppen- und Wüstencharakter wie in den andern Klimagürteln der Erde auch. Den immergrünen wie den regengrünen Laubwald der Tropen unterscheidet von den Wäldern höherer Breiten vor allem die äußerste Mannigfaltigkeit der ihn bildenden Gewächse, während unsre europäischen Wälder aus nur wenigen Arten zu bestehen pflegen; zwar ist auch im gemäßigten und subtropischen O. Nordamerikas der Wald sehr mannigfaltig zusammengesetzt, aber diese Vielheit von Waldbäumen hat sich auch nur aus einer Periode mit tropischem Klima in unser Zeitalter herübergerettet. Im Tropenwald wird das Durcheinander der Pflanzenarten wieder einigermaßen ausgeglichen durch das Einerlei der ungeteilten, glänzend lederartigen, dunkelgrünen Blätter, die den meisten Tropenbäumen eigen sind. Man bezeichnet den Tropenwald meist schlechthin als _=Urwald=_, und in der Tat ist eine geregelte Forstkultur auch in den unter engerer europäischer Verwaltung stehenden Tropenländern kaum in den ersten Anfängen vorhanden. Trotzdem werden die meisten Reisenden wirklich unberührten »jungfräulichen« Urwald kaum zu sehen bekommen oder wenigstens sein Inneres nicht betreten. Der ursprüngliche, geschlossene Tropenurwald ist in seinem Innern vielfach kaum schwerer zu durchwandern als etwa der Buchenhochwald in unsern Breiten; das Laubdach, gebildet durch die mächtigen Baumkronen und noch verdichtet durch üppiges Lianengewirr, ist so geschlossen, daß unter ihm tiefe Dämmerung herrscht und Unterholz aus Lichtmangel wenig aufkommt. Anders ist es freilich an den sehr zahlreichen Stellen, wo alte, morsch gewordene Bäume gestürzt sind und bei ihrem Fall die Nachbarn mit zu Boden gerissen haben; in diesen Lücken entfaltet sich am Boden sofort der üppigste Pflanzenwuchs, den man nur mit Hilfe des Buschmessers durchdringen kann, und ebenso ist es überall da, wo der Mensch in den Urwald Breschen geschlagen hat, wo er Pflanzungen angelegt und vielleicht zum Teil wieder verlassen, wo er Straßen hindurchgebaut und auf beiden Seiten noch einen Urwaldstreifen niedergeschlagen hat, kurz, an den Stellen, die der Reisende meist berühren wird. Hier und an den ursprünglichen Waldrändern, namentlich entlang den Flußläufen sowie in den niedrigen Sumpfwäldern (in Indien Dschangel genannt), sind die Hauptstandorte für die niedrigern _Palmen_, die _Musazeen_ (Bananen), _Bambusarten_ und andre Gewächse, die uns als besonders charakteristische Vertreter der Tropenflora gelten, die aber doch nur die Kulissen für den Hochwald bilden. Im Hochwald selbst kommen an Palmen nur die ganz hochstämmigen Arten und die Kletterpalmen vor, die mit Hilfe ihrer Haftorgane bis hinauf ins Licht zu gelangen verstehen. Neben deren strickförmigen, blattlosen Stämmen enthält aber der Tropenurwald in seinen untern Partien auch zahlreiche Gewächse, die das Auge erfreuen: das sind die _Epiphyten_, Pflanzen, die an den Stämmen und auf den Bäumen wachsen, ohne doch auf ihren Wirtspflanzen zugleich zu schmarotzen und ihnen Nährstoffe zu entziehen. Sie entsprechen also nicht unsrer einheimischen Mistel, sondern unsern Flechten. Es sind vor allem Bromeliazeen und _Orchideen_, letztere häufig mit prachtvollen, stark duftenden Blüten, die vielerlei interessante Anpassungen an ihre eigenartige Lebensweise zeigen. Ein besonderer Schmuck des Tropenwaldes der höhern Bergzonen sind die hochstämmigen _Baumfarne_, die, zierlichen Palmen vergleichbar, unter den Kronen höherer Bäume anmutige Gruppen bilden.-- Eine besondere Art des tropischen Waldes ist der _Mangrovenwald_, der Flachküsten und die Flußmündungen innerhalb des Bereiches von Ebbe und Flut begleitet. Er hat sich den wechselnden Wasserständen durch Stelzwurzeln angepaßt, zwischen deren Geflecht das Wasser unschädlich ein- und ausströmt. * * * * * =Vorderindien= zerfällt seinem Aufbau nach in drei große Gebiete, die auch in ihrem landschaftlichen Charakter stark voneinander abweichen: das Hochland des Dekhans, das aus sehr alten Gesteinen besteht und schon längst landfest war, als Hindostan und der Himalaja noch vom Meer bedeckt wurden; das Punjab und Hindostan, ein Tiefland jungen Ursprungs, in seinen oberflächlichen Schichten von den mächtigen, dem Himalaja entströmenden Flüssen aufgebaut; und endlich den Himalaja, ein gewaltiges Faltengebirge, dessen Gebiet aber ebenfalls bis ins Tertiärzeitalter hinein vom Meer bedeckt war und das sich somit erst in verhältnismäßig sehr kurz verflossener Zeit emporgerichtet hat. Dieser Entstehungsgeschichte entspricht der allgemeine landschaftliche Charakter der drei Gebiete: Das _Dekhan_, in seinen obern Partien aus flach gelagerten Gesteinsschichten bestehend und seit unvordenklichen Zeiten der nivellierenden Tätigkeit von Wind und Wasser preisgegeben, hat trotz seiner ziemlich bedeutenden Erhebung über das Meeresniveau keinen Gebirgs-, sondern mehr Hochlandscharakter, und nur die Abfälle dieses Hochlandes gegen den Arabischen und den Bengalischen Meerbusen, die sogen. _Ghats_, erwecken den Eindruck von Gebirgen. Entlang diesen Steilrändern ist einst die Fortsetzung des Dekhans in die Tiefe gesunken. Nach N. zu fällt das Hochland langsam ab und geht schließlich ohne schroffen Abfall in die Tiefländer des _Punjabs_, _Hindostans_ und _Bengalens_ über. Ihre weiten Ebenen reichen bis an den Fuß des Himalaja im N. und des Grenzgebirges gegen Beludschistan und Afghanistan im W. Der _Himalaja_ zeigt alle Merkmale eines jungen Faltengebirges. Tiefeingeschnittene, steilwandige Längstäler verlaufen dem Gebirgsrande parallel ostwestl. und sind mit der Ebene durch enge, zuweilen schluchtartige Quertäler verbunden, deren schmale Sohlen fast ganz von rauschenden Flüssen eingenommen werden; Straßen wie Ortschaften sind dann auf die steilen Talflanken angewiesen. Von der Alpenlandschaft unterscheidet sich die Himalajalandschaft vor allem durch das Fehlen eiszeitlicher Spuren unterhalb 2500 m Seehöhe, wie Gebirgsseen, Kare etc. Die Bergketten steigen in so rascher Folge hintereinander bis zur Zentralkette, die die höchsten Gipfel der Erde trägt, auf, daß man vom tropischen Tieflande des östl. Gangesgebietes aus vielfach in nur 75 km Entfernung die Schneegipfel erblickt. Im Westen, z. B. in der Gegend von Simla, sind die mittelgebirgsartigen Vorketten des Himalaja breiter, und die Schneegipfelzone ist weiter zurückgerückt. Für Vorderindien besitzt der Himalaja in zweifacher Hinsicht eine ungeheure Wichtigkeit: einmal hält er die eisigen Winterwinde Zentralasiens ab, die z. B. den in gleicher Breite gelegenen Küstenorten Chinas rauhe Winter bringen, und sodann fangen seine Südhänge gewaltige Niederschlagsmassen auf, die dem nördl. indischen Tiefland in Gestalt der Ströme des Fünfstromlandes (Punjab) sowie des Ganges und des Brahmaputra nebst ihren Nebenflüssen wieder zugute kommen und die Kultivierung weiter Flächen des an sich trocknen nordwestl. Indiens überhaupt erst ermöglichen. =Klima.= Die beste Jahreszeit für den Besuch Indiens bildet unser Winter, etwa von Mitte November bis Mitte März (vgl. S. 2). Dann ist in der Regel nicht nur schönes, regenfreies Wetter, sondern die Temperaturen weichen auch, wie die kleine Tabelle auf S. 45 zeigt, von europäischen Verhältnissen kaum ab. Der _=kühlste=_ Monat, im größten Teile des Landes der Januar, hat an den Küsten des Dekhans immer noch dieselbe Mitteltemperatur wie der _=wärmste=_ Monat in Oberitalien; die Dezember- oder Januartemperatur im Dekhan und auch in Calcutta entspricht der Julitemperatur in Süddeutschland, und erst im mittlern Hindostan und östlichen Punjab sinkt die Wintertemperatur etwa auf die unseres Mai oder Juni herab. Am kühlsten wird es im nordwestl. Winkel Vorderindiens, gegen die afghanische Grenze hin. Im Sommer dagegen muß man im Himalaja schon auf 2000 m Seehöhe hinaufsteigen, um mitteleuropäische Temperaturverhältnisse anzutreffen; auch ist in dieser Jahreszeit die regelmäßige Abnahme der Temperaturen von S. nach N. und NW. nahezu aufgehoben; aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß Agra, Peshawar und Allahabad sogar höhere Julitemperaturen aufweisen wie selbst Bombay und Madras: die weite Entfernung vom Meer und von den Seewinden steigert im Punjab die Temperaturgegensätze zwischen Winter und Sommer in demselben Maße wie etwa in Rußlands Steppen gegenüber Nordwesteuropa. Ebenso ist an diesen Orten auch die tägliche Temperaturschwankung, also der Gegensatz zwischen Mittags- und Nachttemperatur, viel größer als an den Küsten; einer sengenden Mittagshitze steht daher im Punjab in der heißen Jahreszeit wenigstens in den allerersten Morgenstunden eine erfrischende Kühle gegenüber. Im folgenden geben wir (im Anschluß an _Jul. Hanns_ »Handbuch der Klimatologie«) eine kleine Liste der Mitteltemperaturen des wärmsten und des kühlsten Monats an je einem Orte der Hauptlandschaften Indiens sowie an zwei Bergorten am Abhang des Himalaja, in die man sich zurückziehen kann, wenn es im Tiefland zu heiß wird. Die dritte Spalte gibt die hygienisch besonders wichtige mittlere tägliche Schwankung an. ======================================================================== | Heißester | Kühlster | Mittlere | Monat | Monat | tägl. _=Ort=_ | | | Schwankung -------------------------------+--------------+------------+------------ _Vorderindien:_ | | | Bombay (Westküste) | 29,2° Mai | 23,6° Jan. | 6,1° Agra (östl. Punjab) | 34,4° - | 15,6° - | 12,8° Peshawar (Nordwestgrenze) | 32,9° Juni | 9,8° - | 14,7° Simla (2160 m; Vorberge des | | | westl. Himalaja) | 19,4° - | 3,8° - | 6,1° Srinagar (1586 m; Kaschmir) | 22,8° Juli | -0,7° - | 12,2° Allahabad (mittleres | | | Hindostan) | 33,6° Mai | 15,8° - | 13,0° Calcutta (Bengalen) | 29,8° - | 18,4° - | 8,9° Darjeeling (2255 m; Vorberge | | | des östl. Himalaja) | 16,4° Juli | 4,5° - | 6,1° Nagpur (Zentralprovinzen) | 34,7° Mai | 19,5° Dez. | 12,9° Bangalore (920 m; | | | südl. Dekhan) | 27,6° April | 19,7° - | 11,1° Madras (Ostküste) | 31,5° Mai | 24,1° Jan. | 9,1° | | | _Ceylon:_ | | | Colombo | 27,8° - | 26,1° - | 6,4° | | | _Hinterindien:_ | | | Rangoon (Niederbirma) | 29,4° April | 23,7° - | 9,3° Mandalay (Oberbirma) | 31,8° - | 20,4° - | 7,4° Singapore (Malakka) | 27,5° Mai | 25,7° - | -- Bangkok (Siam) | 28,6° April | 23,8° Dez. | -- -------------------------------+--------------+------------+------------ Wie schon oben (S. 40) erwähnt, wird ganz Indien samt den umgebenden Meeren von dem Wechselspiel der _=Monsune=_ beherrscht, im Sommer vom feuchten Südwestmonsun, im Winter vom trocknen Nordostmonsun. Der Sommermonsun ist für den größten Teil Indiens der Regenbringer, wenngleich seine Spenden in den einzelnen Landesteilen sehr verschieden ausfallen; sie sind um so größer, je weniger der Monsun noch abgeregnet und je mehr er zum Aufsteigen an Gebirgen gezwungen ist. Da er nun zunächst das Dekhan von dessen Südwestseite her bis nach Assam und dem Himalaja hin überweht, durch diesen aber abgelenkt wird und nun nach NO. zum Punjab weiterzieht, so sind am regenreichsten die Südwestabdachung des Dekhans, der Himalaja und der davorliegende Landstreifen, namentlich Assam, das auch aus dem Bengalischen Meerbusen direkt die Regenwinde zugeführt erhält. Hier, in den Khasiabergen, liegt bei Cherrapunchi die regenreichste Stelle des Erdballs, die eine jährliche Regenhöhe von 12-1/2 m hat (Deutschland 1/2-1 m). Das Innere des Dekhans und sein Ostabfall sind schon viel regenärmer, und am trockensten ist der Nordwesten des Landes. Die Regenzeit beginnt in Südindien zu Ende Mai oder Anfang Juni und breitet sich im Laufe des Juni über das ganze Land hin aus; ihr Ende fällt im allgemeinen in die erste Oktoberhälfte. Bei der großen Abhängigkeit der =Pflanzenwelt= von den Niederschlägen könnte eine Karte der Niederschlagshöhen Indiens beinahe auch zur Darstellung der wechselnden Üppigkeit des Pflanzenkleides dienen. Eigentlichen tropischen, immergrünen Regenwald tragen nur die Westghats (s. S. 42 die Bemerkungen über die Tropen). Das Innere des Dekhans und dessen Ostabfall sind schon mehr steppenartig und großenteils von lichtem Wald und von Grassavanne überzogen. Hier begegnet man Wäldern aus _Teakbäumen_, die in der Trockenzeit blattlos stehen, und Hainen der schönen _Palmyrapalmen_. Üppiger ist die Vegetation wieder in Assam und in Bengalens Niederungen, die großenteils von dichtem, teilweise sumpfigem Wald bedeckt sind, dem _Jungle_ (Dschangel). In diesen Gebieten wuchert der _Lotos_ in den Gewässern und wächst der _Banyanfeigenbaum_, der aus seinen Ästen rings Luftwurzeln zur Erde sendet und dadurch allmählich einen Säulenhain um sich herum aufbaut, sowie sein Verwandter, der _Bobaum_, ersterer den Brahmanen, letzterer den Buddhisten heilig. In Hindostan wird das Pflanzenkleid westwärts immer spärlicher, die laubabwerfenden Bäume nehmen immer mehr zu, und das Punjab gehört schon ganz dem vorderasiatischen Trockenraum an: _Dattelpalme_, _Mangobaum_ und _Gummiakazie_ sind seine Charakterbäume, die lange Dürrezeiten zu überstehen vermögen, in denen sonst alles oberirdische Pflanzenleben abstirbt. Nur in der Regenzeit bedeckt hier frisches Grün die weiten Ebenen, deren Kultur zum großen Teil nur durch künstliche Bewässerung möglich ist. Das untere Indusgebiet ist sogar großenteils gänzlich wüstenhaft und vegetationslos (Wüste Thar). Eigentliche Höhenzonen der Vegetation sind nur im Himalaja vorhanden, wo hinter einem Sumpfgestrüppsaum, dem Tarai, die untersten 1000 m von tropischem Regenwald bedeckt sind, der in den Flußtälern auch tief ins Gebirge eindringt. Darüber folgt bis 2500 m der schönste Teil des Himalajawaldes, ein äußerst mannigfaltig zusammengesetzter tropischer Gebirgswald, in dessen Gebiet unter anderm auch Simla und Darjeeling liegen. Ihm schließen sich bis 3700 m hinauf nichttropische Wälder an, dann die Zone der _Alpenrosen_ (Rhododendren) und Alpenkräuter bis zur Montblanchöhe, und dann erst beginnt der ewige Schnee. Der Artenreichtum der gesamten indischen Flora wird auf etwa 20000 geschätzt. Die hauptsächlichsten =Charaktertiere= Vorderindiens: _Elefant_, _Tiger_ und _Pfau_, sind Bewohner der Urwälder und Dschangeln, die auch _Affen_, _Tapir_ und _Wildschweine_, verschiedene _Wildrinder_, _Fasanen_, zahlreiche _Papageienarten_, in Südindien außerdem _Nashornvögel_ und _Halbaffen_ (Makis) beherbergen. In den Savannen und lichten Wäldern des Dekhans streifen das _Nashorn_, verschiedene _Antilopenarten_, die _gestreifte Hyäne_, der _Lippenbär_ und das _Schuppentier_ umher. In den Gewässern hausen _Krokodile_ und _Gaviale_. Zahlreich sind die _Schlangen_, namentlich die Giftschlangen (Brillenschlange!) des Dekhans, an deren Biß jährlich etwa 12000 Menschen zugrunde gehen. Der _Löwe_ kommt nur noch in den Gebirgen des Indusgebietes vereinzelt vor. Die =Bevölkerung= ist so dicht wie kaum sonst in einem großen Ländergebiet der Erde, China und Westeuropa ausgenommen. 1901 lebten im eigentlichen Vorderindien auf 3,5 Mill. qkm etwa 280 Mill. Menschen, d. h. 81 auf 1 qkm (Europa ohne Rußland: 4,4 Mill. qkm, 300 Mill. Einw., etwa 70 auf 1 qkm). Die Volksverdichtung Vorderindiens würde aber viel höher sein, wenn nicht selbst jetzt noch, unter der geordneten Verwaltung der Engländer, Pest, Cholera und Hungersnöte (letztere hervorgerufen durch die namentlich im Nordwesten öfters ausbleibenden Regenzeiten und darauffolgende Mißernten) alljährlich zahlreiche Opfer forderten. Trotz der Abgeschlossenheit der Halbinsel, die von zwei Seiten durch schwer überschreitbare Gebirgszüge, von den beiden andern durch inselarme Meere isoliert ist, ist die heutige indische Nation aus sehr mannigfachen Bestandteilen erwachsen, die größtenteils durch die einzige Zugangsstraße zu Lande, die Kabulpforte im NW., eingedrungen sind; erst seit dem 15. Jahrh. kamen sie übers Meer herüber (Portugiesen, Franzosen, Engländer). Zu Beginn der geschichtlichen Zeit kam um 2000 v. Chr. das Viehzüchter- und Kriegervolk der _Arier_, die Träger der Sanskritsprache, aus Iran ins Indusgebiet, und ihnen sind im Laufe von vier Jahrtausenden noch viele Völkerwellen -- Perser, Griechen, Skythen, Araber, Afghanen, Turktataren -- gefolgt. Aber schon die Arier fanden sowohl im Indusgebiet als auch im Gangestal, in das sie vom 14. Jahrh. v. Chr. an vorrückten, zahlreiche ältere Völkerschaften vor, die sie großenteils in die Himalajawälder und ins Dekhan verdrängten. Heute ist daher die Völkergruppierung im wesentlichen die folgende: das ganze Indus- und Gangesgebiet und das nordwestliche Dekhan nehmen die _Hindu_ ein, die im Tropenklima schlaff und weichlich gewordenen und stark mit andern Völkerstämmen vermischten Nachkommen der alten Arier. Den Südostteil der Halbinsel bewohnen die _Drawida_ oder Südindier, häufig auch nach einem ihrer Hauptstämme _Tamulen_ genannt; sie sind länger in Indien heimisch als die Arier. Eine noch ältere Völkerschicht stellen die _Mundavölker_ in der Nordostecke des Dekhans und dem angrenzenden Stück des Gangestales dar, die noch heute auf ziemlich primitiver Kulturstufe leben, und einige Naturvölker Südindiens, besonders die _Toda_ im Nilgirigebirge um Ootakamund (S. 130). _Mongolische_ Völkerstämme, Verwandte der Tibeter, wohnen im Himalaja, sowohl im W., in Kulu und Spiti, wie namentlich im O., in Nepal, Sikhim und Bhutan. Bei einem Ausflug nach Darjeeling kann man sie kennen lernen. Unter den außerordentlich mannigfaltigen Erscheinungsformen der indischen Halbkultur treten besonders das _=Kastenwesen=_ und die _=religiösen Verhältnisse=_ in den Vordergrund. Die _=Kasten=_, die auf die Berufsteilung und auf die Rassenunterschiede zurückgehen, sind unzählige, vom Brahmanen, dem Angehörigen der einstigen arischen Herrenschicht, bis zum verachteten Paria. Äußerlich unterscheiden sich die Kasten durch gewisse Abzeichen in der Tracht. Viel stärker als die Kasten machen sich die religiösen Gegensätze im Volksleben wie in den Volkstrachten bemerkbar. Die _=Religionsgeschichte=_ Indiens ist so reich, wie wohl die keines andern Landes der Erde. Am weitesten verbreitet ist heute der _Brahmanismus_ oder richtiger der Neu-Brahmanismus (_Hinduismus_). Die Idee des Brahma, der Weltseele, geht auf den in den Veden niedergelegten Dämonen- und Naturgötterglauben der alten Arier zurück. Diese Vedenreligion ist einerseits zu einem hochstehenden philosophischen System weitergebildet worden, anderseits aber durch Aufnahme immer neuer Ideen aus den religiösen Vorstellungen der ältern Volksstämme Indiens, wozu namentlich der Seelenwanderungsglaube und die Verehrung von Wischnu und Schiwa und ihrer Gemahlinnen Lakschmi und Kali zu rechnen sind, zu dem heutigen Hinduismus herabgesunken, der sich scheinbar ganz in Äußerlichkeiten, Prozessionen zu den prächtigen Tempeln, religiösen Aufführungen, Bajaderentänzen, Wallfahrten zum heiligen Gangesflusse, Fakirtum, erschöpft und in zahlreiche Sekten zerfällt. Indien ist ferner um 500 v. Chr. die Geburtsstätte des _Buddhismus_ geworden, der aber nach 1200 Jahren dem ältern Brahmanismus wieder hat weichen müssen; nur Tempel- und Klosterruinen halten die Erinnerung an seine indische Blütezeit wach. Bis heute hat sich dagegen der _Islam_ erhalten, der in Nordwestindien über 60 Mill. Bekenner zählt, und in Bombay und Umgegend die an Mitgliederzahl (etwa 95000) kleine, aber einflußreiche Sekte der _Parsen_, d. h. der Anhänger der Lehren Zoroasters (vgl. S. 61). Mohammedaner wie Parsen unterscheiden sich von den Hinduisten scharf durch ihre Kopfbedeckungen, die Mohammedaner durch den Turban, die Parsen durch ihre hohen schwarzen Glanzstoffhüte. =Wirtschaftliche Verhältnisse.= Die Nahrung der indischen Eingebornenbevölkerung ist fast ausschließlich vegetabilisch, und so ist auch der Bodenbau die Grundlage von Indiens Reichtum. _Reis_, _Weizen_, _Hirse_ und _Sorghum_ sind die wichtigsten angebauten Nahrungspflanzen. Davon werden die beiden letztgenannten im Lande verbraucht, während der Reis, die Hauptfrucht des östlichen, besonders des nordöstlichen Indiens (Bengalens und Assams), und der Weizen, der besonders im nw. Trockengebiet und den angrenzenden Teilen des Dekhans und des Gangestales angebaut wird, auch in großer Menge ausgeführt werden. Wichtige Zweige der Bodenkultur gelten den Genußmittel liefernden Pflanzen, nämlich dem _Mohn_ (zur Opiumgewinnung) und dem neuerdings in Assam mit großem Erfolg eingeführten _Teestrauch_. Noch weit bedeutungsvoller ist aber der Anbau von Industriepflanzen, nämlich der _Baumwolle_ in größern Teilen des Dekhans und des Indusgebiets und der _Jutepflanze_ im untern Gangestal und einiger _Ölpflanzen_. Jute und Baumwolle und die daraus hergestellten Waren stehen in der Ausfuhr mit mehr als 1 Milliarde Mark Wert an erster Stelle. Ein nicht geringer Teil der Baumwolle und Jute wird nämlich im Lande selbst verarbeitet, die Baumwolle in Bombay, die Jute in und bei Calcutta; beide Industrien beschäftigen zusammen etwa 400000 Arbeiter, und wenn man von Malabar Hill auf den Fabrikteil Bombays herabblickt, kann man sich nach Manchester versetzt glauben.--Die _=Tierzucht=_ (hauptsächlich Büffel und Buckelrind; das Schwein wird von allen Indern verabscheut) liefert große Mengen Häute sowie die berühmte Ziegenwolle aus Kaschmir. Gegenüber den Produkten der Landwirtschaft treten die des _=Mineralreiches=_ in bezug auf volkswirtschaftliche Bedeutung stark zurück; es werden Gold, Steinkohlen, Manganerze und Petroleum gewonnen sowie Edelsteine, während die früher beträchtliche Diamantengewinnung jetzt nur noch sehr geringfügig ist. * * * * * =Staatswesen.= Das _=Britisch-ostindische Kaiserreich=_ umfaßt an unmittelbaren Besitzungen 2815743 qkm mit 232 Mill. Einw. Die einheimischen Staaten (zus. 1759556 qkm mit 62 Mill. Einw.) sind Vasallen-, Schutz- oder Bundesstaaten; die wichtigsten: Kashmir mit Baltistan, Sikhim, die Fürstentümer der Rajputen und der Mahratten, Hyderabad, Baroda, Mysore, Cochin etc. Die allgemeine Aufsicht des indobritischen Reiches führt (mit Ausnahme von Ceylon, das einen eignen Gouverneur hat) der Generalgouverneur (Vizekönig) in Delhi, dem ein Ausführender und ein Gesetzgebender Rat zur Seite stehen; die Präsidentschaften Madras, Bombay und Bengalen stehen unter selbständigen, nicht vom Vizekönig ernannten Gouverneuren mit besondern Gesetzgebenden Räten, die vereinigten Provinzen von Agra und Audh, das Punjab, Birma und die neue Provinz Behar unter stellvertretenden oder Lieutenant-Governors, endlich die Zentralprovinzen, die nw. Grenzprovinz, Assam, sowie die Andamanen und Nikobaren unter Oberkommissaren.--_=Armee=_ 73668 Mann englische und 166090 Mann einheimische Truppen, außerdem 190000 Mann militärisch organisierte Polizei. =Geschichtliches= (vgl. auch S. 47). Die _=Europäer=_ begannen in Vorderindien alsbald nach Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) festen Fuß zu fassen. Zahlreiche Forts und Faktoreien wurden an den Küsten Indiens durch die Portugiesen gegründet, die gegen Ende des 16. Jahrh. durch die Holländer und Engländer verdrängt wurden. Letztere stifteten 1600 die _Englisch-Ostindische Kompanie_ und kämpften seit dem 18. Jahrh. mit den Franzosen und den einheimischen Fürsten um die Herrschaft in Ostindien. Lord Clive begründete durch den Sieg bei Plassey (26. Juni 1757) über den Nabob von Bengalen die britische Macht in Ostindien. Die englische Macht wuchs dann durch die Kämpfe mit den Mahratten (seit Ende des 18. Jahrh.), die 1818 mit deren Ruin endigten. Ende 1843 wurde auch der Maharadscha Sindiah unterworfen. Das Reich der Sikh im Punjab wurde 1845-46 erobert. Der Aufstand, der im Mai 1857 unter den Sepoys zu Meerut ausbrach und, von den Mohammedanern genährt, sich rasch verbreitete, ward nur durch die größte Energie und Grausamkeit der Engländer bewältigt. Im September wurde Delhi, im März 1858 Lucknow, im Dezember Audh wiedererobert und im Februar 1859 der Aufstand unterdrückt. Schon vorher war 1. Nov. 1858 die Ostindische Kompanie aufgelöst und Ostindien unter Verwaltung der Krone genommen worden. Der Vizekönig Lord Lytton proklamierte 1. Jan. 1877 in Delhi die Erhebung zum Kaiserreich Indien und begann 1878 Krieg mit Afghanistan, in dem ein Grenzstrich am Chaiberpaß erworben wurde. 1886 kam Birma hinzu. =Reiseliteratur für Indien:= _Katharina Zitelmann_, Indien (Leipzig 1905); _Dahlmann_, Indische Fahrten (Freiburg 1908); _Eustace Reynolds-Ball_, The Tourist's India (London 1907); _Murray_, Handbook for Travellers in India, Burma and Ceylon (7. Aufl., London 1911); _O. Kaufmann_, Aus Indiens Dschungeln (Leipzig): _H. Zache_, Mit dem Kronprinzen durch Indien (Berlin 1911); _Winternitz_, Geschichte der indischen Literatur (Leipzig 1909); _Fergusson_, History of Indian and Eastern Architecture (London 1910); _Havell_, Ideals of Indian Art (London 1911). Reisen in Indien. Beste =Reisezeit=, s. S. 2. =Reiseausrüstung= wie für jede Tropengegend. Vm. Leinen- oder Rohseideanzug u. Tropenhelm, nach 4 Uhr leichter wollener Jackettanzug und Strohhut, abds. Frack oder Smoking; schwarzer Rock und Zylinder sind nicht gebräuchlich. Für Winterreisen ins Innere sind dicke Überröcke nötig, dazu wasserdichte Reitmäntel. Man beachte, daß der Abendtau die Kleidung naß macht, und daß Nächte und Morgen kalt sein können, wenn auch der Tag heiß war. Im südlichen Indien und an der Küste genügt leichtere Kleidung; Anzüge erhält man billig und gut überall von tüchtigen Schneidern und in guten Geschäften für europäische Bedürfnisse. Für Gebirgsreisen ist wollenes Unterzeug und lange wollene Leibbinde (»Kummurbund«) unentbehrlich. Derbe Reithosen nicht vergessen; Tropenhelm ist überall in indischen Häfen zu haben. In Ceylon ist leichteste Kleidung erforderlich, nur in den Bergen ist es kühl. Bettzeug (ein Kopfkissen, zwei Steppdecken nebst Laken sowie einige warme Decken, das Ganze in wasserdichtem Sack verpackt) muß man stets mit sich führen, auch auf der Eisenbahn (_Razais_, s. S. 16) und wenn man Bekannte besucht. In den Gasthäusern und den Dâk Bungalows im Innern findet man meist gar kein oder unsauberes Bettzeug. Wegen der Feuchtigkeit schimmeln verpackte Gegenstände leicht, das gesamte Gepäck, Kleidung, Wäsche, Bettzeug, Schuhzeug, muß also oft in der Sonne an trockenen Tagen gelüftet werden, Vorräte und Medikamente etc. müssen luftdicht verpackt sein. Auch Bücher und Papiere sehe man gelegentlich nach, damit sie nicht schimmeln. Moskitonetz findet man in den meisten Hotels und Bungalows vor. =Geld.= Goldwährung; Einheit ist die _Rupie_, 1,33-1,38 Mark. 15 Rupies = 1 £ = 20,40 M. 1 Rup. = 16 annas; 1 anna = 12 Pie (= 4 Pice). Silbermünzen zu 2, 4, 8 annas und 1 Rupie. Nickelmünzen zu 1 anna (etwa 8 Pf.), Kupfermünzen zu 1 Pie, 1 Pice (1/4 anna), 1/2 anna. Goldmünze (Pfund Sterling) kann nur in größern Geschäften gewechselt werden. Der Gold-Mohur (= 16 Rup.) ist nur noch im Sprachgebrauch (wie die englische Guinea) vorhanden. Banknoten zu 5, 10, 20, 50, 100, 500 und 1000 Rupies gibt es von Bombay, Calcutta, Madras und Rangoon, deren Noten über 50 Rupies meist nur in der betreffenden Provinz ohne Abzug genommen werden. Man lasse sich bei größern Summen nur die jetzt für ganz Indien gültigen Banknoten mit _rotem_ Aufdruck, _payable at any office_, geben!--_=Kreditbriefe=_ (_Letters of credit_, _circular notes_), zahlbar bei _Thos. Cook's Offices_, sind für Reisende sehr bequem (vgl. auch S. 7); sie werden von Cook's Banking Department (London, Ludgate Circus) ausgegeben. Die Agenturen wechseln indisches Geld. =Zoll.= Eigne Kleidung ist frei; sonst zahlt alles, auch Bettwäsche und Handtücher, photographische Geräte nebst Zubehör etc., etwa 5 Proz. vom Werte (in Bombay); Sportswaffen 10 Proz.; Tabak, Wein etc. wird ebenfalls höher verzollt; Opium 12 Rupien das Pfund. =Eisenbahn.= Das Bahnnetz ist weit verzweigt, das Reisen trotz der großen Entfernungen bequem und billig. Man sei mindestens 10 Min. vor Abfahrt zur Stelle; auf einigen Hauptstationen sind die Schalter den ganzen Tag offen zum Verkauf von Fahrkarten und zur Gepäckaufgabe. Man benutze stets den neuesten Fahrplan, da häufig Änderungen in den Zeiten und Wegen eintreten. Am besten sind _Newman's Indian Bradshaw_ (9 annas), erscheint monatlich neu; ferner _Indian ABC-Guide_ und _Indian Railway Traveller's Guide_; sie geben auch Auskunft über Fahrposten und andre Fahrgelegenheiten sowie über Flußdampferfahrten und andres mehr. Einen _=Platz=_ im Zuge bestelle man sich, besonders für Nachtfahrten, schon einen Tag oder an der Abgangsstelle des Zugs mehrere Stunden vor Antritt der Reise beim Stationsvorsteher; auf Zwischenstationen so frühzeitig, daß telegraphische Bestellung bei der Abgangsstelle _=vor=_ Abfahrt des Zugs noch möglich ist. Am Zuge weist der Stationsvorsteher (_station master_), nicht der Schaffner, die Plätze an. Wenn man zu viert reist oder vier Fahrkarten I. Kl. bezahlt, kann man ein Abteil für sich haben, in II. Kl. zu sechs. Die Abteile I. Kl. haben geräumige Längssitze und Liegestätten (2 obere, 2 untere), II. Kl. hat noch eine Mittelbank; Waschraum etc. ist neben jedem Abteil I. und II. Kl. Es gibt Damenabteile (_Ladies only_) I. und II. Kl. in allen Schnellzügen und vielen andern Zügen. In Schnellzügen dürfen Reisende I. Kl. drei eingeborne Diener, solche II. Kl. zwei Diener zum Preise III. Kl. in besondern Räumen mitführen. Alle Wagen sind hoch und luftig, mit Doppeldach und Jalousiefenstern. Für richtiges Aussteigen muß man selbst sorgen, die Stationen werden nicht ausgerufen, die Türen auch nicht überall geöffnet. Die Sicherheit des Reisenden und seines Gepäcks ist so gut wie in Deutschland. _=Eisenbahnzeit=_ (_Indian Standard Time_) geht 4-1/2 St. vor gegen mitteleuropäische Zeit, 39 Min. vor gegen Bombay-Ortszeit, 9 Min. vor gegen Madras-Ortszeit, 24 Min. nach gegen Calcutta-Ortszeit. _Man achte also auf die Bahnhofsuhren!_ Die Eisenbahngesellschaften und ihre Fahrpläne rechnen den Tag (wie in Italien) zu 24 St., von Mitternacht zu Mitternacht gezählt (also 12 Uhr ist Mittag, 24 Uhr ist Mitternacht). _=Fahrkarten.=_ Gültigkeitsdauer für Strecken bis 25 M (40 km) 2 Tage, bis 300 M (483 km) 4 Tage, bis 450 M (724 km) 9 Tage, bis 600 M (966 km) 12 Tage, bis 750 M (1207 km) 15 Tage und auf größern Strecken 18 Tage. Außer den einfachen Fahrkarten gibt es zusammengestellte _Fahrscheinhefte (Specimen Tours)_ mit zweimonatiger Gültigkeit, die Fahrtunterbrechung an allen interessanten Plätzen unterwegs gestatten. Bei gewöhnlichen Fahrkarten (_single journey tickets_) ist Fahrtunterbrechung nur für einen Tag für je 100 M (161 km) und auch nur an Orten, die mindestens 101 M vom Abfahrtsort entfernt sind, erlaubt; deshalb sollten sich Vergnügungsreisende stets von _Cooks Reisebureau_ ein Fahrscheinheft (_Specimen Tours_) zusammenstellen lassen, weil sie dann billiger reisen, als wenn sie abschnittweise die Fahrkarten von Ort zu Ort (wo längerer Aufenthalt geplant ist) nehmen. _=Gepäck.=_ Jeder Reisende hat in I. Kl. 1-1/2 maund (etwa 56 kg) frei, in II. Kl. 30 seers (etwa 28 kg). Überfracht kostet zwischen Bombay und Calcutta über Delhi etwa 15 Rup. das maund (für je 37 kg), über Nagpur nur 7 Rup. 6 annas, zwischen Bombay-Delhi, Bombay-Madras, Delhi-Calcutta etwa 7-1/2 Rup. Schweres Gepäck, Deckstühle etc. übergebe man _Cook_ zur Versendung als Frachtgut (etwa halber Preis). Gepäck, das man unterwegs nicht braucht, kann gleich bis zur Endstation aufgegeben werden und lagert dort frei, solange der Fahrschein gültig ist; später kostet Tag und Stück 4 annas Lagergeld. Gepäckaufbewahrung für kurze Zeit auf Zwischenstationen übernehmen die Stationsvorsteher gegen Gepäckschein. _=Handgepäck.=_ Erforderlich für längere Fahrten sind ein wasser- und staubdichter Sack mit Bettzeug (weil Nachtfahrten oft sehr kühl sind), wollene Decken, eine seidene Decke und ein »Razai« (Baumwollsteppdecke, als Matratze dienend, zu 6 Rup., einige weiße Laken und Handtücher, Kopfkissen aus Leder mit Überzug; gesamte Reisebettausrüstung ist in den größern europäischen Geschäften der Hafenstädte für 20-25 Rup. zu kaufen); sehr zu empfehlen ist die Mitnahme von Mundvorrat in geschlossenem Frühstückskorb (_tiffin basket_), auch Rotwein, Sodawasser, einer Flasche mit abgekochtem Wasser zum Mundspülen (in den Zügen _=nicht=_ zu haben), Kognak und Teekocher oder kaltem Tee sowie Körbchen mit Früchten, denn nur die Schnellzüge (_mail trains_) haben zuweilen Speisewagen. Für alle Züge geben die Fahrpläne die Aufenthaltsorte für Frühstück und Mittagessen an, aber die Bahnhofswirtschaften (_refreshment rooms_) sind nur auf Hauptlinien gut, sonst oft schlecht und gesundheitsgefährlich; rohe Milch sollte man stets selbst abkochen. Mahlzeiten bestelle man in den Bahnhofswirtschaften telegraphisch (gratis) beim Zugführer, Schaffner oder Bahnhofsvorsteher voraus, da bei großem Andrang diese Wirtschaften nicht genügend vorbereitet sind; meist wird einige Stationen vorher angefragt, ob Vorausbestellung gewünscht wird. _=Gepäckträger=_ erhalten etwa 2 annas für nicht schweres Gepäck. Die =Gasthöfe= sind in letzter Zeit besser geworden, auch in kleinen Orten findet man jetzt meist gute Hotels. Man erkundige sich unterwegs bei europäischen Geschäftsreisenden, die das Land öfters besuchen, welche Häuser zurzeit am besten sind. Das Reisen ist in Indien nicht unverhältnismäßig teuer, aber man braucht viel Fahrgelegenheit, weil vieles Gehen in der Hitze gesundheitsschädlich ist. Die =Unterkunftshäuser= für Reisende (Dâk Bungalows) in den Dörfern gehören der Regierung; man erkundige sich vorher, ob sie frei sind, meist muß man nach 24 Stunden seinen Platz an Neuankommende abgeben; einzelne haben einen Wärter, der gute Verpflegung (Tee und Eier fast stets vorhanden) liefert sowie Beleuchtung, aber manche sind fast leer und ohne Bedienung. Ein =Reisediener= (Boy) muß mit Sorgfalt, womöglich durch Vermittelung des Konsuls oder eines Reiseagenten (S. 54), am besten durch _Cook_ oder den Hotelmanager ausgewählt werden und zuverlässige Zeugnisse beibringen; man miete nur nach genauer Prüfung des Dienstbuches, gebe außer 10 Rup. für Kleidung keinen Gehaltsvorschuß und nur Geld für kleine Auslagen, die der Boy billiger als man selbst macht. Auch als Dolmetscher muß der Boy dienen. Gute Boys, die Englisch, Singhalesisch, Tamulisch, Hindostanisch und Malaiisch sprechen, sind kaum unter 1-1/2 Rup. tägl. zu haben; es empfiehlt sich (außer wenn man besonders zufrieden ist), den jeweiligen Boy in Indien, Ceylon, Birma, Siam etc. zu entlassen, um Reisekosten (hin und zurück für den Boy) zu sparen. Der gewöhnliche Monatslohn ist 35-40 Rup., worin Selbstbeköstigung inbegriffen, dazu beim Dienstantritt 10 Rup. für »warme Kleidung«. Fahrkarte für den Boy auf den indischen Bahnen kostet ein Viertel der Fahrkarte I. Kl.; Heimreise muß ihm voll gezahlt werden. Einzelne gewandte Reisende mit nicht zu hohen Ansprüchen sehen neuerdings vom Mieten eines Boys ab; sie helfen sich für Gepäck etc. mit den in allen Hotels herumlungernden Boys, die gegen kleines Trinkgeld sehr dienstwillig sind und meist auch etwas Englisch verstehen. Nach Erfahrung einzelner Reisenden sind die Fremdenboys »eine dauernd auf den Geldbeutel ihrer Herren schielende, mit allen Hunden gehetzte Tagediebkaste«-- also ist Vorsicht mit ihnen geboten. Bei gutem Dienst verspreche man ein Extrageschenk zum Schluß. Diener aus dem Innern (_Up-country servants_) sind oft zuverlässiger und billiger als die der Hafenstädte; doch die Madras-Boys gelten als die besten in Indien. Hat man solchen sprachkundigen Eingebornen als Diener, kann man mit englischen Sprachkenntnissen überall auskommen. Den vollen Lohn zahle man erst bei der Entlassung. Die =Verpflegung= ist in Indien meist nicht gut, der Genuß frischer Milch und Butter ist gefährlich, Wasser muß filtriert und abgekocht werden (Filter allein genügt nicht!). Abseits von Hauptreisewegen führe man stets gut gefüllten Eßkorb (_tiffin basket_, in allen Ausrüstungsgeschäften zu haben) und Sodawasser mit, vgl. oben. Die =Lebensweise= soll in allem mäßig sein; nicht zu viel Schlaf; gymnastische Bewegungen zur Förderung des Blutumlaufs nicht versäumen, aber nur morgens vor der großen Hitze; früh aufstehen, zeitig zu Bett. Morgenspaziergänge und -ritte sind am besten, abends kann man sich im starken Tau leicht erkälten. Nach den Mahlzeiten ruhe man! Man bade täglich, aber nie mehr als zweimal. Wollene Leibbinde sollte man namentlich nachts tragen; sie schützt gegen Darmerkrankungen. Nachts schlafe man in Nachtanzug (Pyjamas) aus Rohseide oder leichtem Wollen- oder Baumwollenstoff und nie auf fremden Matratzen oder Kissen ohne reine Bezüge. Man hüte sich vor Zugwind, weil Europäer in Indien viel unter Rheumatismus zu leiden haben, und sitze nicht im Abendtau im Freien! Nicht zu schwere Fleischkost, nicht viel Bier, überhaupt wenig Alkohol. Unreife Früchte und rohe Früchte, deren Wirkung man nicht kennt, saure Weine, auch rohe indische Austern, trotzdem sie wohlschmeckend sind, sollte man stets meiden. Sehr stärkend für den Magen ist der indische Curry mit Reis, auch wenn er dem, der ihn noch nicht aß, zu scharf schmeckt. Sekt auf Ei (»Scrupkin«) wird als Mittel gegen Dysenterie empfohlen. Durchfall soll man nicht gleich stopfen, sondern nur durch Diät (nur Reis essen und gekochtes Reiswasser trinken!) mildern; wo ein Arzt ist, ziehe man ihn rechtzeitig zu Rate, weil er die klimatischen Einflüsse zu beurteilen versteht; auch Verstopfung nicht vernachlässigen! Tee genügt als Stimulans völlig. =Landreisen= sind auf Hauptstraßen im Anschluß an die Bahn mit Postwagen (Dâk) oder andern ortsüblichen Fuhrwerken ausführbar. Die eigne Verpflegung nehme man mit, für die Eingebornen ist fast in jedem Dorfe das Nötigste zu haben. Moskitonetz; übrige Ausrüstung dem Reiseziel anpassen. Chinin ist nötig. Als Vorbeugungsmittel wird Chinin in größerer Dosis (bis zu 1 g) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wöchentlich oder jeden fünften Tag 1/2 g zu nehmen empfohlen; kleine Dosen täglich sind unwirksam. Während Fieberanfall nehme man Phenazetin nach ärztlicher Vorschrift.--_=Empfehlungsbriefe=_ an englische Beamte oder Klubs und an Radschas sind nützlich und bei Reisen in Birma unentbehrlich. =Gefahren für Reisende.= _=Bisse wilder Tiere=_ (Pariahunde, Schakale) muß man, falls Wutverdacht vorliegt, im Pasteur-Institut in Kasauli nahe bei Kalka (S. 75) und in Coonoor (Nilgiris) behandeln lassen. In Bombay wird ein Pasteur-Institut eingerichtet. --Schlangen (namentlich Cobras, Brillenschlangen) zeigen sich gelegentlich (auch noch auf Malabar Hill in Bombay), Europäer verscheuchen die Tiere aber meist durch das Geräusch ihrer Schuhe. Schlangenbisse werden ähnlich wie Kreuzotterbisse behandelt: man verhüte, daß das Gift zum Herzen gelangt, durch Abschnüren des gebissenen Gliedes; die Wunde öffnen, ausbluten lassen, auswaschen mit Lösung von übermangansaurem Kali oder (falls dies nicht zur Hand ist) mit heißem Eisen oder Pulver ausbrennen, dazu tüchtig Bewegungen machen, Alkohol trinken etc., um das Gift »auszuschwitzen«. Als Gegengift erhält man in Indien »Calmette's Antivenene Serum« oder Chlorpastillen. -- Skorpionbisse sind schmerzhaft, aber selten gefährlich; man wasche sie mit Ammoniak oder Essig aus.--Bestreichen mit Eukalyptusöl schützt vor den wegen Malaria-Ansteckung gefährlichen Moskitostichen, die man auch mit Ammoniak oder Essig behandelt. _=Krankheiten=_, denen Reisende in Indien ausgesetzt sind: Cholera (Ansteckung meist durch Wasser); Verstopfung (man nehme Cascara-Tabletten); Durchfall (nie vernachlässigen); Dysenterie; Malariafieber; Augenentzündung; Typhus; Geschlechtskrankheiten. --Die Pest (engl. _plague_) ist fast überall in Indien heimisch, tritt unter den Eingebornen mehr oder minder stark auf, im März am schlimmsten. Europäer bleiben ziemlich verschont, wenn sie nicht in nahe Berührung mit dem Volke kommen. Die religiösen Feste der Hindus tragen viel zur Verbreitung der Pest bei. 2. Bombay Vgl. den beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Die meisten Dampfer ankern auf der Reede; Reisende werden mit Dampfboot gelandet. Zolluntersuchung in der Halle bei der Landungsbrücke. Schußwaffen, auch gebrauchte, zahlen hohen Zoll (s. S. 49), wenn man sie nicht im selben Jahre schon in Indien verzollt hat. Der Zoll wird bei der Abreise gegen Vorzeigen der Quittung (Receipt) zurückerstattet. Meist erhält man schon auf dem Dampfer oder im Zollamt ein Formular, in das jeder Reisende Zahl der Gepäckstücke, Inhalt und Wert anzugeben hat. Wenn das schwere Gepäck innerhalb 24 St. nicht untersucht ist, wird es nach dem städtischen Zollamt (_Town Custom House_; C4) gebracht. 5 St., nachdem die Ankunft eines P. & O.-Dampfers signalisiert ist, gehen Schnellzüge für Durchreisende nach dem Osten ab.--Beauftragte der bessern Hotels sowie von Thos. Cook & Son kommen mit den Zollbeamten an Bord und übernehmen Aufträge zur Besorgung des Gepäcks. Falls der Dampfer nachts ankommt, bleibt man am besten bis Tagesanbruch an Bord. [Hand]Man hüte sich vor aufdringlichen Agenten unbekannter Firmen! =Gasthöfe:= _Taj Mahal Palace Hôtel_ (Pl. e, C5), erstklassiges Prachthotel (meist deutscher Direktor) mit europäischer Einrichtung, der größte und schönste Gasthof in Indien, elektr. Licht, Fahrstühle etc.; 400 Z., Pens. (bei 7 Tagen Aufenthalt) von 10 Rup. an.--_Majestic_ (Pl. e, B5), Wodehouse Road, 95 Z., Pens. 10-25 Rup., modern eingerichtet.--_Great Western Hotel_ (Pl. b, C4), Apollostraße; bequem; Fahrstuhl, elektr. Licht.--_Apollo Hotel_ (Pl. c, B5), Colaba Causeway, nahe dem gleichnamigen Bootshafen. --Die größern Gasthöfe haben =Bars=, an denen man Bier erhält. =Restaurants:= _Victoria Station Restaurant_, im Hauptbahnhof.--_W. B. Green & Co._--_The Apollo Hotel Restaurant_ (Pyrke).--_The Majestic_ (gegenüber Apollo Hotel).--_Mongini_, Church Gate Street.--_Cornaglia_, Konditorei, Meadow Street 83. =Diener.= Je nach Bedürfnis nimmt man sofort nach Ankunft einen Diener (_Boy_), jeder Europäer in Bombay hat ihn; Gehalt vgl. S. 51. Doch können Reisende in Bombay ohne Diener durchkommen, je nach Ansprüchen auf Bequemlichkeit. Über Annahme etc. vgl. S. 51 (wichtig!). =Post, Telegraph, Telephon= (B4) neben dem Victoria Terminus (Hauptbahnhof) und in der Esplanade Road, etwa 10 Min. sw. vom Hauptbahnhof. Ein _Post Office Guide_ und ein _Indian Telegraph Guide_ (zu je 4 annas) sind bei jedem Amt zu haben. =Wagen und Droschken:= Man frage den Hotelportier, wieviel man zahlen soll, weil die Tarife zuweilen unverständlich sind. Die _Autodroschken_ (Taxicabs) haben Fahrpreisanzeiger. =Straßenbahnen= werden von Europäern wenig benutzt; ihre Endpunkte sind Colaba Station und Sailors Home am Südende der Stadt; sie laufen bis zum Nordende der Stadt, über Grant Road, nach Parell und nach den Docks. =Eisenbahnen.= Zwei Hauptlinien: 1) Die _Great Indian Peninsula Railway_ (G. I. P.) vom Hauptbahnhof Victoria Terminus (C3) für Fahrten nach Allahabad, Cawnpore, Lucknow, Agra und Delhi, Benares, Calcutta, Poona, Hyderabad, Madras und nach dem Süden. Schnellzüge nach Calcutta via Jubbulpore in 46 St., via Nagpur in 48 St.--2) Die _Bombay, Baroda & Central Indian Railway_ (B. B. & C. I.), von Colaba Station (B5) für Fahrten nach Ahmedabad, Ajmer, Jaipur, Agra, Delhi, Lahore und nach dem Norden, hat mehrere Bahnhöfe in Bombay; Reisende, die nahe dem Fort wohnen, benutzen _Church Gate Station_ (B4) oder _Colaba Station_ (B5); die auf Malabar Hill oder in Byculla wohnen, benutzen _Grant Road Station_. Man erhält Rundreisekarten bei Thos. Cook & Son, s. S. 54. =Dampfer:= _Österreichischer Lloyd_, Agentur: W. Denso (Telegrammadr.: »Lloydiano-Bombay«, Church Gate Street 50; nach Triest jeden Monat zweimal (Mai bis August nur einmal) in 16 Tagen; ferner nach Colombo, Penang, Singapore, Hongkong und Schanghai monatl.--_Messageries Maritimes_, alle 4 Wochen nach Marseille, Agentur: Hornby Road, Albert Buildings; beide Gesellschaften haben gemeinschaftliche Rückfahrkarten (S. 9).--_Peninsular & Oriental S. N. Co._ (P. & O.), Agentur: 3 Rampart Row; jeden So. nach Brindisi und London, 14tägig nach Colombo, China, Japan und Australien; ähnlich _Ellerman Line_ und _Anchor Line_.--_Società Nazionale di Servizi Marittimi_, Agentur Hornby Road 59, nach Neapel und Genua.--_British India S. N. Co._, Agentur: Mackinnon, Mackenzie & Co., Ballard Road; wöchentl. nach indischen Küstenhäfen, Calcutta, Karachi, dem Persischen Golf, Birma und der Ostküste von Afrika.--_Deutsche Ostafrika-Linie_ (Hamburg), Agentur A. Strandes, 14tägig nach Ostafrika (Daressalam etc.). --Fahrpläne geben die Tageszeitungen. =Bankgeschäfte:= _Hongkong and Shanghai Banking Corporation Ltd._, Church Gate Street 40;--_Chartered Bank of India Australia & China Ltd._, Elphinstone Circle, gegenüber Telegraphenamt. --_National Bank of India Ltd._ (Korr. der Deutschen Bank und der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig), Rampart Row;--Mercantile Bank of India, Esplanade Road; alle Korr. der Berl. Disconto-Gesellschaft. =Sprache.= Englisch wird in allen Hotels, auch in den meisten Rasthäusern (Dâk Bungalows) gesprochen. Von den vielen neuindischen Sprachen, die in den verschiedenen Gebieten Vorderindiens gesprochen werden, ist das _Hindostani_ oder _Urdu_ die verbreitetste; es ist ein Hindudialekt mit vielen persischen und arabischen Beimischungen, auch einigen malaiischen, portugiesischen und englischen Wörtern. Grammatik und Wörterbuch von _Forbes_ (London 1855 und 1846) gelten noch jetzt als beste Sprachführer. Zum Gebrauch für Reisende genügt aber der »_Hindustani Manual for Beginners_« (Times of India-Press, Bombay), der viele Wörter und Sätze enthält; ferner: »_Marlborough's Hindustani Self Taught_« (2 Rup. 4 annas); »_How to speak Hindustani in a Month_« (1 Rup.).--Betreffs der Aussprache englisch geschriebener geographischer Namen sei bemerkt, daß u im allgemeinen wie a gesprochen wird: Kalkatta (geschrieben Calcutta), Dschamna (geschrieben Jumna), Lackno (geschrieben Lucknow) etc. =Reisebureaus, Agenten.= _Norddeutscher Lloyd:_ Thos. Cook & Son.--_Hamburg-Amerika Linie_, Volkart Brothers. --_Thos. Cook & Son_ (B4), Esplanade Road 13 (Lesezimmer); geben »Cooks India. Information for Travellers landing at Bombay and Calcutta« mit Angaben über Reisewege und Fahrpreise heraus, ein sehr nützliches Heft. Fahrkarten sind oft für die Bahn billiger und schneller in Cooks Office zu haben als auf den Bahnhöfen. Cook gibt auch Hotelcoupons, für ganz Indien gültig, aus, seine Fahrkarten können getauscht oder zurückgegeben werden. Es empfiehlt sich, Briefe aus der Heimat an Cook schicken zu lassen, der sie dem Reisenden nach Verabredung nachschickt (Deutsch wird aber im Bureau nicht gesprochen!).--_=Reiseagenten=_, die Reise- und Geldgeschäfte, auch eingeborne Diener besorgen, Briefe nachsenden etc., sind: _Latham & Co._ (empfohlen), Apollo Street; _King King & Co._, Standard Buildings, Hornby Row; _Grindlay, Groom & Co._, Hornby Road. (Vorsicht ist bei Agenten geboten!) =Konsulate:= _Deutsches Reich_ (B5), Konsul Dr. Heyer.--_Österreich-Ungarn_ (B5), Konsul Graf Thurn. =Polizei= (_Police Courts_; C3) gegenüber dem Victoria-Bahnhof. Polizeiwache neben Apollo Hotel. Polizeipräsidium gegenüber Crawford Market. =Bäder= in allen Gasthöfen. Seewasserbäder zum Schwimmen in _Back Bay_ (B5) und _Breach Candy_ (im NW.); Badezeit im Hotel erfragen =Ärzte:= Dr. _Alphons Mayr_ (Deutscher), Konsulatsarzt, Roosevelt House, Apollo Reclamation (gegenüber Taj Mahal Hotel), zu empfehlen.--Zahnärzte: Dr. _Barr_, Mayo Road; Dr. _Davison_, Landsdowne Road. =Apotheken:= _Thompson & Taylor_, Esplanade Road; _Kemp & Co._, Elphinstone Circle (C4), Sassoon House und im Taj Mahal Hotel. =Buchhandlungen:= _Taraporevala_, Meadow Street; _Thacker & Co._; Esplanade Road (B4);--_Combridge & Co._, Esplanade Road.--_Presse:_ _The Times of India_; _The Bombay Gazette_; _Advocate of India_ (Abendblatt). =Photographien:= _Metzker_ (Deutscher, gelobt), Hornby Road, Whiteways Building.--_Bourne & Shepherd_, Esplanade Road 18, liefern Films und Platten jeder Art;--_Clifton & Co._ (Mitbesitzer: Schultz), Meadow Street, sprechen Deutsch. =Geschäftsadressen.= _=Indische Kuriositäten:=_ _Tarachund_, Meadow Street;--_Ramswamy_, ebenda;-- _Hurjimuli_ und in den Läden in der Kalbadevi Road und deren Nebenstraßen. --_=Reiseausrüstung:=_ _Army & Navy Stores_; _Badham & Pile_; _Asquith & Co._; _Whiteway, Laidlaw & Co._; _Hoar & Co._; sämtlich Esplanade Road. =Vergnügungen, Theater= (nur zeitweise): _Royal Opera House_, Queens Road; _Gaiety Theatre_ und _Novelty Theatre_ (BC 3), nahe Victoria-Bahnhof. --_Native Theatre_ (A1), Grant Road.-- _=Öffentliche Musik=_ an bestimmten Tagen im Yacht Club und am »Bandstand« (Musiktempel); Sa. in Byculla, Victoria Gardens; ebenda _Botanischer_ und _Zoologischer Garten_ und _Museum_. =Klubs, Vereine:= _Deutscher Klub_, Kennedy Sea Face.--_Byculla Club_, Bellasis Road, Byculla, mit Schlafgelegenheit. _Bombay Club_, 26 Esplanade.--_Yacht Club_, Apollo Bandar (C5).--_Bombay Gymkhana and Golf Club_, Esplanade Road.--_Ladies' Gymkhana_, The Ridge, Malabar Hill, abds. sehr besucht. =Zeiteinteilung.= 1. Tag Vm.: Wagenfahrt Fort, Europäerstadt und Native Town (Eingebornenstadt), bequem in 4-5 St. zu durchfahren; Nm. 2 Uhr: Mit Cooks Dampfer (s. S. 61) nach Elephanta, zurück 7 Uhr;--2. Tag Vm.: Wagenfahrt nach Malabar Hill zu den Türmen des Schweigens (7-1/2-9) mit Eintrittskarte vom Hotelportier; Nm.: Native Town-Basar »shopping« und Wagenfahrt nach Victoria Gardens und Museum. Abendspaziergang zum Studium des Volkslebens gegen 6 Uhr;--3. und 4. Tag: Ausflug nach Ellora (S. 61);--5. Tag früh: Autofahrt nach Mahim und Vehar Lake. Weitere Ausflüge s. S. 62. =Geschichtliches.= Bombay wurde 1530 vom Sultan Balladur, dem König von Gujarat, an die Portugiesen abgetreten, die dort eine befestigte Handelsfaktorei einrichteten. Bei der Heirat Karls II. von England mit der portugiesischen Infantin Katharina ging Bombay als Mitgift an die englische Krone über, wurde aber schon 1668 der Ostindischen Kompanie gegen einen Pachtschilling von 10 £ jährlich übergeben. Diese Kompanie verstand die günstige Lage des Platzes zu würdigen und auszunutzen; schon 1686 wurde der Sitz der westlichen indischen Statthalterei aus Surate nach Bombay verlegt, gleichzeitig Postamt und Münze errichtet. Durch geschickte Maßregeln, Zoll- und Religionsfreiheit für die Ansiedler, Ausbau des Hafens entwickelte sich der Platz und übertraf schließlich den alten Handelsplatz Surate bedeutend. Im 19. Jahrh. bewirkte die Steigerung der Baumwollausfuhr infolge des nordamerikanischen Sezessionskrieges schnelles Aufblühen Bombays. Seit Eröffnung des Suezkanals ist Bombay die zweite Handelsstadt Indiens geworden, hat aber seit 1896 durch Mißernten und Pest gelitten. Das =Klima= von Bombay ist in der Trockenzeit nicht so heiß wie in andern indischen Plätzen. Der SW.-Monsun (Regenzeit) setzt etwa in der zweiten Juniwoche ein, der Regen dauert regelmäßig bis Ende September. Mai und Oktober sind die heißesten Monate, aber auch dann wird die Hitze durch kühle Seebrise gemildert, anderseits macht sie sich infolge der großen Luftfeuchtigkeit und der geringen nächtlichen Abkühlung oft fühlbarer als im Innern des Landes. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,3° C, zwischen 23,6° im Januar und 29,2° im Mai. Die mittlere jährliche Regenmenge beträgt 1880 mm, wovon 1800 mm allein in der Zeit von Juni bis Ende September fallen. =Bombay=, nach der Göttin Mumba benannt, wichtigster Seehafen der indischen Westküste und Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft des britisch-indischen Kaiserreichs, unter 18° 55' nördl. Br., liegt auf der 55 qkm großen Insel _Bombay_, die durch einen schmalen Sund von den Inseln _Salsette_ und _Trombay_ getrennt ist; von Bombay führen zwei Eisenbahnbrücken und eine Straßenbrücke (_Sion Causeway_) über diesen Sund. Der Ghodbandar-Fluß trennt die Salsette-Insel vom Festlande. Die Südküste der Bombay-Insel ist tief eingebuchtet; die malerische, aber seichte _Back Bay_, mit gefährlichen Riffen, begrenzt die eigentliche Stadt Bombay nach W.; _Malabar Hill_, der SW.-Zipfel der Insel Bombay, schließt die Back Bay nach NW. ab. An der Ostseite der Stadt liegt die Reede mit Ankerplätzen für die größten Schiffe, mit Hafenanlagen, Werften und Trockendocks. Am _Apollo Bandar_ (C5) ist das neue Europäerviertel; dort liegt der Yacht Club. Die Hauptgeschäftsstraße, _Esplanade Road_ (B3, 4), trennt das (östliche) Geschäftsviertel, _The Fort_ (BC3, 4) genannt, von den öffentlichen Gebäuden an der Westseite. Nördl. vom _Victoria-Bahnhof_ (Terminus; C3) dehnt sich bis zu den Fabrikvorstädten _Mazagon_ und _Byculla_, die dichtbevölkerte Eingebornenstadt (_Native Town_ A-C1), aus. Nördl. davon liegt der Vorort _Parel_.--Der gesündeste und malerischste Vorort liegt auf _Malabar Hill_; dort ist das Villenviertel der Europäer und wohlhabender Eingeborner, in dessen Mitte die Türme des Schweigens (S. 60) liegen. Nahe der Südspitze von Malabar Hill, auf _Malabar Point_, steht das Haus des Statthalters (_Government House_) neben dem heiligen Hindutempel von _Walkeshwar_ (S. 60).--Küstenbefestigungswerke liegen auf _Elefanta_, auf _Oyster Rock_ östl. von Colaba, auf _Middle Ground Shoal_, auf _Cross Island_ und auf _Colaba Point_; ferner im W. der Stadt bei _Mahalakschmi_ und auf _Malabar Point_ (man hüte sich, in der Nähe der Festungswerke zu photographieren). Nö. von Malabar Hill, auf _Camballa Hill_ und an dessen Seeseite, _Breach Candy_, liegen ebenfalls Villen. Bombay hatte 1911: 972930 Einw. (davon 20000 Europäer, 50000 Parsen, 2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner). Die Industrie umfaßt Baumwollfabriken, Kunstgewerbe, Holzschnitzereien. Bombay ist Ausfuhrhafen für die Präsidentschaft Bombay und für das westliche Dekhan; die Ausfuhr umfaßt Baumwolle, Getreide (besonders Weizen) und Hülsenfrüchte, Ölsamen, Opium, Schafwolle, Häute und Felle; die Einfuhr Baumwollwaren, Wollen- und Seidenstoffe, Metallwaren, Glas, Porzellan, Leder, Zucker, rohe Seide, Tee u. a. Im Jahre 1909 liefen 897 Schiffe von 1963000 Registertonnen in den Hafen von Bombay ein. _=Rundfahrt=_ (zu Fuß gehen ist für den Europäer gegen die Sitte und wegen der Sonnenhitze gesundheitschädlich, man benutze die billigen Droschken; nur Abendspaziergänge sind üblich und nicht nachteilig). Vor _Colaba Point_, der Südspitze der Halbinsel, auf der die Stadt Bombay erbaut ist, sieht man auf einem Riff den _Prongs-Leuchtturm_, der nachts ein weißes Blinkfeuer zeigt, das wichtigste Hafenfeuer für die Einsteuerung in den Hafen bei Nacht. Auf der äußersten Landspitze liegt der alte englische Kirchhof und nördl. von ihm ein Irrenhaus (_Lunatic Asylum_). Neben einem alten Leuchtturm steht östl. vom Kirchhofe das magnetische, astronomische und meteorologische _Observatorium_. Folgt man der Hauptstraße _Colaba Road_ nördl., so sieht man an beiden Seiten die Kasernen (_Barracks_) der europäischen Besatzungstruppen mit Familienwohnhäusern, Gärten und Schießplätzen; r. liegt eine Landungsbrücke (_Pilots Bandar_) für Lotsenboote sowie der Schuppen für das Rettungsboot. Dicht l. an der Straße folgt dann die hübsche _St. John's-Kirche_ (»Afghan Memorial Church of John the Evangelist«), zum Andenken an den Feldzug in Afghanistan (1838-43) erbaut; der Kirchturm ist zum Teil vom Parsen Cowasjee Jehangir 1864 gestiftet. Eine andre Stiftung der sehr wohltätigen und liberalen Parsen ist das _Parsi-Sanatorium_ l. am schmalsten Teile der Colaba Road, dicht an der Back Bay, mit Palmen umgeben. An dieser Stelle wird die Halbinsel plötzlich breiter; l. breitet sich das neue Villenviertel _Colaba Reclamation_ dicht am Meere aus, das durch die Brücke _Wodehouse Bridge_ mit Queens Road verbunden ist; r. von der Straße liegt das _Sassoon Dock_, das älteste künstliche Hafenbecken, jetzt fast nur zum Landen von Truppen benutzt. Daneben liegen Baumwollager, in denen die Baumwolle, zur Verschiffung in feste Ballen mit hydraulischen Pressen (bis zu 800 Ton. Druck auf jeden Ballen) zugerichtet, aufgestapelt liegt. Ein Baumwollballen hat über 100 Rup. (etwa 150 M.) Wert. Andre Fabriken und Warenlager liegen in der Nähe des Colaba-Bahnhofs, dessen Gleise bis zum Hafen führen. Colaba Station (B5) ist Endpunkt der _Bombay, Baroda & Central Indian Railway_ (S. 53). -- Nördl. von diesem Bahnhof heißt die Hauptstraße _Colaba Causeway_; sie führt am Schuppen der Straßenbahn vorbei, wo der sehenswerte Baumwollmarkt (jährlich über 4 Mill. Zentner) abgehalten wird. L. am Nordende des Colaba Causeway stehen das _Apollo Hotel_ (Pl. c) und das _Majestic Hotel_ an einem großen freien Platz mit dem neuen _Museum_ und den Standbildern des _Königs Eduard VII._ (Pl. 13) und des _Königs Georg IV._ Unweit davon in Wodehouse Road die römisch-katholische Kathedrale und der Wohnsitz des (deutschen) Erzbischofs Dr. Juergens, S.J. -- R. das _Royal Alfred Sailor's Home_ (BC5), Seemannsheim mit Schlafstätten, und einige noch freie Bauplätze, daran schließt sich die _Marinewerft_ (Dockyard, C5), 1767 vom Parsen Lowji Naushir begründet; hier wurden von parsischen Schiffbaumeistern und Zimmerleuten viele vorzügliche große Segellinienschiffe aus Teakholz erbaut; jetzt enthält die Werft 6 Docks und mehrere Schiffbauhelgen. -- Eine Seitenstraße führt vom Seemannsheim sö. nach dem _Apollo Bandar_ (C5), Bootsanlegeplatz mit Flutmesserhäuschen, vor dem das _Haus des Jachtklubs_ (C 5) mit Signalmast steht und vor dessen Strand nur Jachten ankern dürfen; an zwei Abenden der Woche versammelt sich dort bei Musik die »Gesellschaft« Bombays. -- Vom Seemannsheim führt der Weg um den vorerwähnten Platz zur _Rampart Row_, an deren SO.-Ende, Ecke der Marine Street, die 1818 erbaute schottische _St. Andrew's Kirk_ (C4) steht. Daneben der ehemalige Eiskeller aus der Zeit, als das Eis noch in Segelschiffen von Nordamerika nach Indien gebracht wurde. Gegenüber der Rampart Row liegt _Sassoon's Mechanic's Institute_ (Pl. 14, B4), eine Gewerbeschule mit guter Bibliothek (auch für Fremde benutzbar), neben Watson's Hotel. Dicht dabei steht _Elphinstone College_ (B4) zur höheren Bildung Eingeborner, nach dem berühmten Gouverneur Sir Mountstuart Elphinstone benannt und hauptsächlich von dem Parsen Sir Cowasjee Jehangir Readymoney gestiftet, mit Freistellen für begabte unbemittelte Schüler. Die Rundfahrt führt um das Südende des _Institute of Science_ in die Mayo Road, wo der erste Prachtbau r. in venezianisch-gotischem Stil das =Presidential Secretariat= (B 4) ist, der Regierungspalast des Governor und der Members of Council, zugleich die Amtsräume der Finanz- und Rechtsverwaltung. Sw. davon liegt am Strande der Back Bay die Schwimmanstalt (B 5) und die Station für drahtlose Telegraphie; auf dem Platz in der Nähe ist eine Halle für die Musikkapelle, die hier abends spielt. Dahinter einige Sportklubs: _Commercial Gymkhana_, _Princess Victoria Gymkhana_, _Japanese Club_. -- Der nächste Prachtbau neben dem Regierungspalast ist die =Universität= (_University Hall_, B 4), auch von Sir Cowasjee Jehangir gestiftet; ihr prächtiger Glockenturm (oben hübsche Rundsicht über Bombay) ist gestiftet vom Parsen Premchand Raichand und zum Andenken an dessen Mutter _Rajabai Tower_ genannt; die Halle neben dem Turm enthält die Universitätsbibliothek. Diese »Universität« ist nur eine Prüfungsanstalt; Vorlesungen werden nicht gehalten; in den hübschen Gartenanlagen zwischen ihr und Esplanade Road sollen große Prüfungshallen erbaut werden. -- Der nächste Prachtbau, in englischer Frühgotik, ist der _High Court of Justice_ (höchster Gerichtshof, Pl. 6); hinter ihm liegt an der Esplanade Road der Bombayklub (S. 55). Der nächste Bau in Mayo Road ist das _Public Works Secretariat_ (Pl. 7), Regierungsamt für öffentliche Arbeiten (in der Nähe Standbilder von Sir Rich. Temple [Pl. 5] und Lord Reay [Pl. 4]), dessen Vorderseite nach der Querstraße Church Gate Street zeigt, an deren Westende dicht am Strande _Church Gate Station_, Verwaltungsgebäude und Bahnhof der B. B. & C. I.-Bahn, B 4) liegt. Folgt man nördl. der Mayo Road, so passiert man r. das alte _Postamt_ (Post Office, B 4) mit drei weiten Hallen in venezianisch-gotischem Stil (Hauptamt östl. vom Victoria-Bahnhof kürzlich fertiggestellt), dann folgt das modern-gotische _Telegraphenamt_ (Telegraph Office), vor dessen Nordende ein gutes _Marmorstandbild der Königin Victoria_ (B 3/4) von Noble steht, gestiftet von dem indischen Fürsten Khande Rao Gaekwar.--Nun fahre man die Esplanade Road südl. zurück bis zur _Floral-Fontäne_ (Pl. 8), dann l. in die Church Gate Street bis zu dem Platz _Elphinstone Circle_ (C 4) mit Gartenanlagen, vor der =Town Hall= (C 4), die große Versammlungsräume enthält, darunter einen für die wissenschaftliche _Bombay Asiatic Society_, mit großer, 10-5 Uhr auch für Fremde (mit Empfehlungen) geöffneter Bibliothek und Museum mit Gemälden und Standbildern verschiedener Governors. Die _Anthropological Society_ und _Bombay Geographical Society_ sind mit der Bombay Asiatic Society verbunden. Auch Konzerte finden in der Town Hall statt. -- Gegenüber der Town Hall liegt die =Kathedrale=, _Cathedral of St. Thomas_ (Pl. 9, C 4), erbaut 1718; im Schiff historische Gedenksteine: für den Governor Duncan; für Kapitän Hardinge, der 1808 in einem siegreichen Seegefecht fiel; für Oberst Campbell, der die Festung Mangalur monatelang gegen Tippu Sahibs Übermacht hielt; für den Admiral Sir Frederic Maitland, der Napoleon I. auf dem Bellerophon nach St. Helena brachte, u. a. -- Nahebei in der Apollo Street Nr. 6 das kleine Museum der _Natural History Society_. Südl. neben der Town Hall das _Zollamt_ (C 4), wohl das älteste Gebäude Bombays, das 1665 noch portugiesische Kaserne war. Dicht nördl. von der Town Hall die _Münze_ (The Mint, C4); daneben an der Ballard Road ist das _Hafenamt_ (Port Trust, C4) mit Signalmast und vor diesem die alte Landungsbrücke (Ballard Pier, C4); dort werden Sturmsignale und andre Hafensignale gegeben, die am Centre Dock-Signalmast am Victoria Dock wiederholt werden. Nördl. von Ballard Pier wird ein riesiges neues Hafenbecken, _Alexandra Docks_, ausgeschachtet. -- Vor der Münze liegt ein rundes Süßwasserbecken, südl. davon die alte _Zitadelle_ (The Castle, C4), von der nur noch die Seeseite erhalten ist; auf dem Uhrturm fällt täglich 2 Uhr indischer Einheitszeit (Indian Standard Time) der Zeitball zum Uhrvergleich für Schiffe und Stadt. Mit dem Castle verbunden ist ein _Arsenal_ (C4), Zeughaus mit Waffensammlung. Nun zurück durch Church Gate Street zur _Floral-Fontäne_, dann nördl. in die Straße r., die Hornby Row, bis zum _Rathaus_ (Municipal Buildings, BC3) mit 76 m hohem Turm. Daneben in Cruikshank Road das _Polizeigericht_ (Police Court), dann das _Kamahospital_ (Stiftung von Pestonji Hormusjee Kama, für Frauen und Kinder, von weiblichen Ärzten geleitet), weiter _St. Xavier's College_ (Pl. 1, B3), eine vorzügliche Jesuitenschule; weiterhin folgen _Elphinstone High School_, eine Hochschule mit 28 Klassen für den Mittelstand der Eingebornen, wo unterrichtet wird in Englisch, Guzerati, Sanskrit, Latein und Parsisch; daneben _St. Xavier's High School_, von deutschen Patres geleitet, an der Carnac Road. -- Weiter das _Gokaldas Tejpal-Hospital_ (nach dem Stifter benannt), für Eingeborne bestimmt, das jährlich an 13000 Kranke behandelt. Das Eckhaus von Carnac und Hornby Road ist das Polizeipräsidium; ihm gegenüber an der Hornby Road liegt der =Crawford Market= (C2) mit Markthallen, in deren Mitte ein Brunnen, gestiftet von Sir Cowasjee Jehangir Readymoney; sehenswerte Verkaufsstände mit indischen Früchten, Blumen, Gemüsen und Fischen (den Bombay duck [gedörrter Fisch] ißt man zum Curry; sehr gut ist auch der Sargutali oder Pomfret). In derselben Straße folgen die _School of Arts_ (C2), eine 1857 errichtete Kunst- und Kunstgewerbeschule, und daneben, gegenüber dem Victoria-Bahnhof, die _Anjuman-i-Islam School_ (Pl. 3, C3), eine mohammedanische höhere Schule (eröffnet 1893). An der Ostseite der Hornby Road liegt *=Victoria Terminus= (C3), ein gotisch-indischer Prachtbau; er gibt ein Bild vom Reichtum der Stadt und ist einer der schönsten Bahnhöfe der Erde. Gegenüber vom Bahnhof liegt der Neubau des Hauptpostamts und weiterhin, östl. vom Bahnhof, an der Frere Road, liegt das auch für Reisende empfehlenswerte Krankenhaus _St. George's General Hospital_, begründet 1889. Rückfahrt über Esplanade Road zum Hotel. =Native Town= (_Black Town_; A-C1), die Eingebornenstadt, dicht bevölkert, mit meist engen, oft krummen Gassen, beginnt nördl. vom Crawford Market; sehenswerte _Basare_, allerdings mit viel Trödel, aber mit interessantem Menschengetriebe an Indern (Hindus und Mohammedaner), Parsen, Afghanen, Arabern. Man achte auf die verschiedenen Kopfbedeckungen. Gelegenheit zur Teilnahme an parsischen Hochzeitsfesten oder hinduistischen Götterfesten (z. B. zu Ehren der Glücksspenderin Lakschmi) sollte man ausnutzen, um das Volk kennen zu lernen. Mitten im Eingebornenviertel liegt _Pinjrapol_ (B1/2), ein Tierasyl (sehenswert, aber nichts für schwache Nerven), wo altes Rindvieh, Ziegen, Schafe, Esel, Büffel und Hunde das Gnadenbrot erhalten; als Weihgeschenke sind auch gesunde starke Tiere dort. Verschiedene Wasserbehälter mitten in der Stadt sind mit Tempeln umgeben. -- Im nördlichen Teile der Native Town liegt das _Grant Medical College_ (C1), eine medizinische Hochschule zur Ausbildung von Indern zu Ärzten; damit verbunden ist das große _Sir Jamsetjee Jeejeebhoy Hospital_ (für Parsen getrennt, doch auch für Brahmanen und Mohammedaner), ein Hospital für Unheilbare mit Baracken für ansteckende Krankheiten. -- An der Queen's Road, 10 Min. nördl. von Marine Lines Station, sind die _Leichenverbrennungsstätten_ (A2, Hindu Burning Ground), längliche Höfe mit Warteräumen, in deren Mitte auf eisernen Gabelständern der Leichnam mit Holz umgeben wird (bei Reichen kostbare Hölzer!); Asche und Knochenreste werden nachher ins Meer geworfen. =Umgebung:= 1) =Malabar Hill= (etwa 6 km von Colaba Station, zu erreichen mit Wagen vom Hotel aus, oder mit Bahn von Colaba bis Grant Road Station, wo man frühmorgens in der Bellasis Road die Araberställe und -pferde besichtige, die von Arabern nach Bombay zum Verkauf gebracht werden, dann mit Wagen) auf der Halbinsel an der Westseite der Back Bay; Fahrweg dahin sehr schön längs des Strandes. Auf der Südspitze der Halbinsel _Malabar Point_ stehen die Villengebäude des Gouverneurs; in ihrer Nähe eine Batterie. Die Spazierfahrt längs der Westseite des Malabar-Hügels bis nach Breach Candy ist eine der schönsten von Bombay und abends von Wagen und Reitern viel besucht. Auf Malabar Hill ist das gesündeste und vornehmste Viertel mit Villen und Gärten. Dicht beim Gouvernements-Bungalow sind die malerischen Tempelanlagen von _Walkeshwar_, ein berühmtes Hinduheiligtum. Gibbs Road, die nördliche Fortsetzung der Ridge Road, führt nach dem Gipfel des Malabar Hill. Dort nordöstlich der Villenanlage die *=Türme des Schweigens= (_Towers of Silence_), die Begräbnisstätte der Parsen, die größte Sehenswürdigkeit Bombays (Eintrittskarten zur Besichtigung [7-1/2-9, 2-1/2-4-1/2 Uhr] besorgt der Hotelportier). Der Eingang führt durch ein modernes eisernes Tor, eine steinerne Freitreppe hinauf in einen schönen Garten durch eine innere Mauer; von da nimmt ein Parsi-Priester die Führung. Bei dem steinernen Bethaus, in dem das ewige heilige Feuer brennt, hat man einen prächtigen Rundblick über ganz Bombay und die See. Der Führer zeigt ein Modell der Türme. Es sind fünf Türme, die _Hans Meyer_ wie folgt beschreibt: » ... sie können besser runde Terrassen genannt werden. Jeder hat nur einen Eingang, der durch einige Stufen von außen zugänglich ist. Nur den die Leiche begleitenden Trägern und Priestern ist der Zutritt zum Turm gestattet. Die innere Einrichtung ist sehr einfach. Der Turm ist in drei konzentrische Ringe geteilt, in deren jedem eine gewisse Anzahl von Mulden ausgehöhlt ist. In die Mulden des äußern Ringes werden die männlichen Leichen, in die des mittlern die weiblichen und in die des innersten die Kinderleichen gelegt. Nach dem Zentrum hin sind die Ringe etwas geneigt. Dort ist ein runder Schacht in das Mauerwerk eingelassen, in den das Regenwasser abfließt und der später die Gebeine aufnimmt.« Sobald eine Leiche in den Turm gelegt ist, fallen Scharen von Geiern über sie her und fressen in kaum einer Stunde alles Fleisch auf. Beim Ausbruch der Pest mußten mit großen Kosten mehr Geier herbeigeschafft werden. Die Knochen werden in den Schacht geworfen und zerfallen da. Das aus dem Schacht abfließende Regenwasser wird durch eine Kohlenschicht geleitet und desinfiziert, ehe es in See fließt. Der größte Turm hat etwa 7,6 m Höhe und 84 m Umfang.« -- Diese Bestattungsweise der Parsi entspricht dem Gebote des Zendavesta, der Bibel der von Zoroaster gegründeten iranischen Nationalreligion, daß die Elemente nicht durch Berührung mit Verwesungsstoffen verunreinigt werden dürfen, und daß im Tode reich und arm sich begegnen müssen. Auf demselben Bergrücken, der die Türme des Schweigens trägt, liegt der Sportplatz _Ladies' Gymkhana_, mit Tennis- und andern Spielplätzen, abends sehr besucht; Ehrenmitglieder werden zugelassen. -- Nördl. von Malabar Hill liegt _Camballa Hill_ (88 m), ebenfalls mit vielen hübschen Bungalows und Villen besetzt und nahe bei Grant Road Station. Man achte in den Gärten auf Schlangen! 2) =Byculla= (etwa 4 km mit Bahn von Victoria Stat.), an der Parel Road das _Albert- und Victoria Museum_, mit Standbild des Prinzgemahls, im =Victoriapark= (_Victoria Gardens_), einem schönen Botanischen Garten mit Tiergarten; zweimal wöchentl. Militärmusik. -- In =Parel= (4 km nördl. von Byculla, an derselben Bahn) wird der alte Gouverneurspalast als Laboratorium für Pestuntersuchungen benutzt. 3) =Elephanta= (Fahrt von Apollo Bandar mit Cooks Dampfer in 1-1/2 St., 7 Rup. die Person, meist tägl. Nm. 2 Uhr ab Taj Mahal Hotel, Rückkehr 7 Uhr), eine kleine Felseninsel, 9,5 km östl. von Bombay, ist wegen ihres alten Hinduhöhlentempels sehenswert, der aus dem 8. Jahrh. stammt. Prächtige, aber meist heiße Fahrt durch den Hafen. Vom Landungsplatz vor der Ostseite der Insel führen bequeme Steinstufen zu dem Höhlentempel, der etwa 76 m über dem Meere liegt, 43 m breit und lang sowie 4 m hoch ist; er war durch 42 aus dem Felsen gehauene Säulen gestützt, die zum Teil zerstört sind. Gegenüber dem Haupteingang ein 6 m hohes Brustbild der Dreieinigkeit Brahmas, Wischnus und Schiwas; die vielverschnörkelten Riesenreliefs sind schwülstig und ohne künstlerischen Wert, aber die Technik des Baues ist zu bewundern. Giftschlangen sollen zahlreich auf Elephanta vorkommen. Der Hinduname für Elephanta ist _Gharapuri_ (Felsen- oder Höhlenstadt). (Andre Höhlentempel findet man in _Kanhari_ in der Mitte der Insel Salsette; in _Montpezir_, Bahnstation Borivli; in _Jogeshivar_, Bahnstation Goregaon.) 4) *=Ellora= (_Elura_), ein Ausflug auf 2-3 Tage, beschwerlich, aber sehr lohnend; mit Great Indian Peninsula-Bahn von Victoria Station in etwa 9 St. zu erreichen; Fahrpreis I. 14 Rup., II. 7 Rup.; Entfernung 212 M. Erlaubnis zur Benutzung der Rasthäuser (Rest houses) in Ellora erhält man auf Antrag vom Residenten in Hyderabad. -- Die Fahrt zwischen Bombay und Igatpuri ist eine äußerst malerische Strecke und sollte bei Tage gemacht werden; man fahre mit Mittagszug bis Igatpuri dem Schnellzug, der abends fährt, voraus. Bei _Riva_ verläßt die Bahn die Insel Bombay und führt über einen Damm (_Sions Causeway_) nach (10 M) _Kurla_ mit früher berühmten Baumwollmühlen, dann an der Ostküste der Insel _Salsette_ nach (21 M) Stat. =Thana= (_Tanna_; Rasthaus), einer sehr alten portugiesischen Niederlassung (1298 erwähnt schon Marco Polo den damals blühenden Handelshafen), die im 16. Jahrh. blühende Seidenindustrie hatte, jetzt von Katholiken bewohnt; viele portugiesische Nachkömmlinge. Die Bahn führt südl. von Thana über eine Brücke zum Festland und dann am l. Ufer des Usher- und Ulhasflusses nach der sehr alten Stadt (34 M) Stat. =Kalyan= (_Bahnwirtschaft_), wo r. die Madras-Bahnlinie (S. 96) abzweigt. Dann steigt die Bahn nö. hinan auf das Dekhan-Hochland durch den Bergpaß _Thal (Thull) Ghat_; bei (75 M) Stat. _Kasara_ beginnt der Aufstieg mit Berglokomotive, Steigung von 320 m auf 9-1/2 M; er endet bei (85 M) Stat. =Igatpuri=, Sommerluftkurort für Bombay, mit Bungalows für die Bahnbeamten. Man befindet sich hier schon an der Wasserscheide der Halbinsel, die sich von hier an langsam ostwärts nach dem Golfe von Bengalen senkt. Im September ist der Pflanzenwuchs hier sehr schön. -- Dann ebene Strecke mit niedrigen Bergen bis --(117 M) Stat. =Nasik= (580 m); die hochheilige alte Hindustadt am Oberlauf des Godavery, des 1800 km (Rhein 1300 km) langen Hauptflusses des Dekhan (mit 35000 Einw., darunter 1300 Brahmanenpriester), liegt 10 km nw. vom Bahnhof (Straßenbahn dahin; Dâk Bungalow; Tongas zu mieten); sie hat viele sehenswerte Tempel, darunter der _Kapáleshwar_, der _Sundar Narayan_, Rama's Kund; die Missionsschule Sharanpur; die Lena-Höhlentempel in einem Hügel 5 M sw. von Nasik.--Dann folgt (162 M) Stat. =Manmad= (_Manmar_; _Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_), Kreuzungspunkt, wo man in den Zug nach Aurangabad umsteigt; man fährt aber nur bis (212 M) Stat. =Daulatabad=, wo man auf dem Bahnhof speisen kann; man bestelle von Bombay aus vorher beim Stationsvorsteher telegraphisch einen Wagen (Tonga), Preis 12 Rup. Von Daulatabad 16 km Wagenfahrt nach =Ellora= (_Rasthaus_, für jedermann zugänglich, Verpflegung ist mitzubringen). Die berühmten Höhlentempel von Ellora besuchte schon 1306 Aladdin; sie sind in einen halbkreisförmigen, 2,5 km langen Abhang aus dem Fels herausgearbeitet. Am Südende liegen die ältesten buddhistischen Tempel, dann folgen brahmanische, zum Schluß Dschaintempel. Am prächtigsten ist der dravidische Tempel _Kailasa_, aus dem 8. Jahrh.; er ist von einem 45 m breiten und 84 m tiefen Hof umgeben, der innen 32 m hoch ist. Vor dem Hof ist ein steinerner Vorhang mit Riesengestalten Schiwas und Wischnus geschmückt, mit kleinem Eingang in der Mitte. Im Hofe steht der Tempel, aus einem einzigen Felsen gehauen, umgeben von riesigen Steinbildern von Elefanten, Löwen und Greifen. -- 16 Höhlentempel liegen südl. vom Kailasa und fast ebenso viele nördl. Unter den buddhistischen sind wichtig: der _Dherwara_ (der älteste), der _Vichwakarma_, der _Don Tal_ (mit 2 Stockwerken), der _Tin Tal_ (mit 3 Stockwerken). Eine der schönsten Hindutempelhöhlen ist der _Dumar Lena_ (46 m lang und breit). Von diesen Tempeln führt ein Fußsteig (1,5 km) nach den Dschaintempelhöhlen _Jagannath_ und _Indra Sabhas_. [Hand] Wer Ellora gesehen hat, braucht weiter keine Höhlentempel zu besuchen! Etwa 1 km vom Ellora-Rasthaus liegt das besuchenswerte, mit Ringmauer umgebene Städtchen _Roza_ oder _Khuldabad_ (2200 Einw.), 600 m ü. M., Hauptwallfahrtsort für die südindischen Mohammedaner; neben der großen Moschee das unscheinbare Grab Aurangzebs, des letzten bedeutenden Großmoguls (gest. 1707), sowie die Gräber Husan Shahs, des letzten Königs von Golkonda, und Asaf Shahs, des Begründers der jetzigen Dynastie von Hyderabad. Auf dem Hin- oder Rückweg von Ellora fahre man bis zur Bergfeste _Daulatabad_, um den höchsten Punkt der bis 180 m aus der Hochebene aufragenden Basaltfelsen der uralten Zitadelle zu besteigen (Erlaubnis erteilt der Stationsvorsteher von Daulatabad). Dann folge man der Hauptstraße nach (25 km von Ellora) =Aurangabad= (Dâk Bungalow, gut, doch klein; 38000 Einw.), 1610 gegründet, Kaiser Aurangzebs bevorzugte Residenz, jetzt betriebsame Handelsstadt, im Dekhan mit prächtigem Mausoleum der Lieblingsgattin _Rabi'a Durrani_ des Kaisers Aurangzeb (Nachahmung des Taj Mahal in Agra). Außerdem sehenswert der _Pan Chakki_, ein Schrein, die große Moschee und viele holzgeschnitzte Häuserfronten. 5) =Mahim= und =Vehar Lake=, Ausflug von Bombay mit Auto, Vm. über Queen's Road, dann quer durch die Insel Bombay und den sehr schönen *_Palmenwald von Mahim_ in ihrer Mitte, der den Reisenden den ersten großen Eindruck der Tropenflora gibt; am Wege prachtvolle hängende Gärten. Das Dorf Mahim liegt malerisch am Nordweststrande der Insel; dort ist ein 1859 begründetes schottisches Waisenhaus (_Scottish Orphanage_). Mahim ist auch Station der B. B. & C. I.-Eisenbahn (14 km von Bombay). Die Landstraße führt dann über den _Sion Causeway_, einen Damm, auf die Insel Salsette, wo etwa 27 km von Bombay der künstlich aufgestaute See _Vehar Lake_ mit dem großen Wasserwerk der Stadt Bombay; der Weg führt durch dichte Dschungeln, die früher reich an Tigern waren; jetzt sind diese »_man eaters_« (Menschenfresser) dort seltener. Auch andres Wild ist frühmorgens dort zu treffen; der See ist sehr fischreich. 3 km nördl. liegt der Stausee _Tuki Lake_ und nochmals 3 km weiter die 109 Höhlentempel von _Kanhari_ (weniger sehenswert als die von Ellora, S. 62). _=Andre Ausflüge=_ (bei längerm Aufenthalt sehr zu empfehlen!) nach *_Bassein_ (S. 64), *_Matheram_ (S. 96), _Khandalah_ und _Karli_, _Poona_ und *_Mahabaleshwar_ (S. 97). 3. Von Bombay über Jaipur, Agra, Delhi und Benares nach Calcutta. Vgl. die Karten bei S. 96 und 64. =Eisenbahn von Bombay nach Calcutta.= 1) _Bengal-Nagpur Railway_, die kürzeste Verbindung durch die südl. Zentralprovinzen, 1221 M (1965 km), sogen. _Calcutta-Mail_ (Schnellzug) über Bhusawal, Nagpur in 41-3/4 St., Fahrpreise: I. Kl. 91 Rup. 1 anna, II. 45 Rup. 9 annas; Rückfahrkarten I. Kl. 171 Rup. 8 annas, II. Kl. 80 Rup. 8 annas, III. Kl. 15 Rup. 10 annas. Abfahrt von Bombay, Victoria Terminus Stat. mittags, Ankunft Calcutta (Howrah) Vm. 2) _Great Indian Peninsular Railway_ und _East India Railway_, 1400 M (2253 km), sogen. _Midland Route_ durch die nördl. Zentralprovinzen über Nasik, Jubbulpore, Allahabad in 42-1/4 St.; Fahrpreise: I. Kl. 99 Rup. 1 anna; II. Kl. 45 Rup. 14 annas; III. 16 Rup. 6 annas (für Diener). Auf dieser Strecke läuft wöchentlich ein Sonderzug (_Special Train_) mit Speisewagen nach Ankunft des P. & O.-Dampfers in Bombay in 40 St., Fahrpreis 6 £ 12 sh, mit nur 32 Plätzen, daher Anmeldung vor Ankunft in Aden nötig. 3) _Bombay, Baroda and Central Indian Railway_ und _East Indian Railway_ durch Radjputana und Hindustan über Jaipur, Delhi, Lahore, Agra, Allahabad, Benares; die Radjputana-Route kombiniert mit der East India-Route. Es ist der beste Reiseweg für Weltreisende, zugleich die bestgeleitete Bahnlinie Indiens; wo die Unterkunft in den auf dieser Strecke gelegenen sehenswerten Städten zu mangelhaft ist, findet man im Stationsgebäude gute Verpflegung und bequeme Schlafräume (zuweilen etwas lärmend) mit Bädern. Von Bombay nach Delhi. Vgl. die Karten bei S. 96 und 64. =Eisenbahn:= Linie 3) (s. oben). Abfahrt von Bombay von _Colaba Station_ (am besten, um guten Platz zu bekommen, l. sitzen!). Schnellzug bis (849 M, 1367 km) _Delhi_ mit Bombay Baroda & Central Indian-Bahn in 35 St. für I. Kl. etwa 62 Rup. 7 annas, II. Kl. 31 Rup. 4 annas, Diener 8 Rup. Der Reisende gelangt auf dieser Linie aus dem regenreichen, von üppiger Tropenvegetation bedeckten Westküstengebiet des Dekhans, das den Regen bringenden Südwestmonsun aus erster Hand erhält, in immer trockenere Zonen; dementsprechend ändert sich auch die Vegetation, die in Radjputana schon mehr Ähnlichkeit mit der des trockenen Vorderasien hat, als mit der tropischen des südl. und östl. Vorderindien. Die Temperaturverhältnisse ändern sich im Sommer zwischen Bombay und Delhi nicht so sehr, als man es nach der etwa 10 Breitengrade betragenden Entfernung erwarten sollte; dagegen ist der Winter in Bombay ganz bedeutend wärmer als in Agra und Delhi (Januartemperatur in Bombay 23,6°, in Agra 15,6°). Die täglichen Temperaturschwankungen, die für das körperliche Befinden des Menschen besonders wichtig sind, sind in Nordwestindien viel größer als in dem beständig feucht-warmen Bombay. Die Bahn geht von _Bombay_ nördl. längs der Back Bay mit Blick auf Malabar Hill und die Türme des Schweigens, durchläuft die flache Insel Bombay, Dörfer mit Kokospalmen, und kreuzt bei (10 M) _Mahim_ das seichte Meer zwischen den Inseln Bombay und Salsette auf einem Damm (von hier ab vgl. die Karte S. 96). Jenseit des Dammes (11 M) _Bandra_ mit alten portugiesischen Kapellen, beliebtes Seebad mit frischerem Seeklima; ein Ritt längs der Westküste der Insel von Bombay nach Bandra ist sehr lohnend zum Kennenlernen tropischer Natur (s. S. 42).--Die Bahn führt nun nahe längs der Westküste der Insel Salsette nach (18 M) _Goregaon_, dicht am Meer; etwa 2 km nö. vom Bahnhof liegen die Tempelhöhlen von _Jogeshwar_ aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrh.--(22 M) _Borivli_. Von der Stat. _Borivli_ in 1 St. (mit Tonga) über waldige Hügel nach den interessanten Höhlen von _Kanhari_, 109 in Felsen gemeißelte buddhistische Mönchszellen (jetzt verlassen).--Bei (23 M) _Bhayndar_ (_Ghorbandar_) überschreitet die Bahn auf 2 M langer Brücke den _Basseïn Creek_, einen Meeresarm, der die Insel Salsette vom Festlande trennt; jenseits liegt (29 M) Stat. _Basseïn Road_ (Dâk Bungalow). Von Basseïn Road mit Tonga (stets bereit) auf Landstraße südwestl. nach (8 km) *=Basseïn= (Dâk Bungalow, Frühstückskorb mitnehmen, Unterkunft beim Stationsvorstand schriftlich vorausbestellen!), als starke Seefestung 1532 von den Portugiesen angelegt, 1674 von arabischen Piraten geplündert, 1739 von den Mahratten, 1744 und 1780 von den Engländern erobert, den Mahratten aber zurückgegeben, wurde erst 1817 englisch. Das Rasthaus nahe den Ruinen hat Tische und Stühle. Man fährt durch das mächtige Seetor (aus Teakholz, gut erhalten) in das Fort; der Hauptweg führt zur Kathedrale _Matriz St. Joseph_ mit gut erhaltenem Turm. Mitten im Fort liegt die Zitadelle, in ihr die älteste Kirche Indiens, _Nossa Senhora da Vida_, mit sehenswertem Kanzeldach. Im W. Hindutempel und Tank. Zwischen Tank und Municipal Road liegen Kirche und Hospital _Misericordia_, letzteres mit herrlichen Klosterhallen; die Kirchenfront ist das schönste Architekturstück Basseïns. Im Kloster pflegte der heilige Francis Xavier während seiner Besuche 1544 und 1548 auszuruhen. Auch das Landtor _Porto da Terra_ ist sehenswert. (Der Besuch der Ruinen Basseïns wird von Kennern sehr empfohlen!) Die Bahn berührt unbedeutende Stationen. Von (108 M) Stat. _Daman Road_ (Dâk Bungalow) führt eine Landstraße westl. nach (7 M) =Daman=, einer 1531 begründeten, noch jetzt portugiesischen Niederlassung, die zu Goa gehört; kleine befestigte Seehandelsstadt an einem Flusse mit seichter Barre und schlechtem Ankerplatz für Schiffe. -- Weiter nach (115 M) Stat. _Udvada_ mit dem ältesten parsischen Feuertempel in Indien, dessen Feuer aus Persien vor einem Jahrtausend (700 n. Chr.) mitgebracht wurde und seitdem brennt. Es folgt die kleine Stadt (149 M) _Navsari_, Erziehungsort für parsische Priester. -- (167 M) Stat. =Surat= (Dâk Bungalow), Stadt mit 114116 Einw., früher als Hauptort der englischen Handelskompanie im 18. Jahrh. mit über 3/4 Mill. Einw.; viele Moscheen, Hindu- und Parsitempel, große Basare (Intarsien, Sandelholzschnitzereien), Tierspital; Baumwoll- und Seidenspinnereien; da der Hafen von Surat, _Siwalli_, an der Tapti-Mündung eine schlechte Reede und versandete Barre hat, hat Surat seine Bedeutung als Seehandelsplatz längst verloren. -- 2 M weiter überschreitet die Bahn auf langer Brücke den Tapti. -- Vor (204 M) Stat. _Broach_ (_=von hier ab vgl. die Karte bei S. 64=_) führt die Bahn auf einer schönen Brücke über den Nerbudda (spr. narbadda), den 1280 km langen Hauptfluß der Zentralprovinzen, der den Hindus nicht viel weniger heilig ist als der Ganges. Im Spätsommer, gegen Ende der Regenzeit, ist er mächtig angeschwollen. Die kleine Stadt Broach ist sehr alt, hat auch fünf »Türme des Schweigens«. 16 km östl. liegt der Hindu-Pilgerort _Shukaltirth_. -- (248 M) Stat. =Baroda= (gute _Bahnwirtschaft_ mit Schlafgelegenheit), Stadt mit 99376 Einw., am Flüßchen Wiswamitri, Hauptstadt des gleichnamigen Gaekwar-(Kuhhirt-) Staates, mit starker englischer Besatzung, deren Kasernen durch einen hübschen Park von der Eingebornenstadt getrennt sind. In dem alten _Nazar Bagh-Palast_ liegen viele Juwelen, auch zwei Feldgeschütze, deren Rohre aus massivem Gold, die Lafetten aus Silber sind. Weiße Stiere als Geschützbespannung werden nahebei gehalten.--Nw. von Baroda durchläuft die Bahn die ebene, fruchtbare, im Winter kahle und öde, in der Regenzeit aber grüne, parkähnliche Landschaft _Guzerat_, durch die man bei Tage fahren sollte. Besonders die Baumwolle von Guzerat ist berühmt. -- Vom Bahnhof (292 M) _Mehmadabad_ (guter Warteraum im Bahnhof) malerischer Blick auf den Fluß; abends und morgens spielen Affenherden dicht beim Zuge; günstiger Jagdausflug auf schattiger Straße von Mehmadabad nach _Kaira_ (11 km), einer 3-1/2 Jahrtausende alten Stadt; die Umgegend ist reich an Nilgai und andern Antilopen, Affen, wildem Geflügel (Kraniche, Papageien) und Alligatoren. -- Die weitere Bahnstrecke bis nach Delhi ist überreich an schönen Gebäuden und Ruinen. Man erreicht nun (310 M, 496 km) Stat. *=Ahmedabad=, eine der schönsten Städte Indiens, berühmt durch ihre Denkmäler; man sollte wenigstens 24 St. Aufenthalt nehmen (5 Tage genügen kaum zu gründlichem Besuch). =Bahnhof= der _Bombay & Baroda Railway_ beim Kaloopur Gate an der östl. Stadtmauer. -- =Gasthöfe=: _Empire Hotel_, Bhadar, Pens. 10-12 Rup., in guter Lage; _Grand Hotel_, Mirzapur Road, Pens. 7 Rup., einfacher, gelobt. -- =Bank=: Filiale der _Bank of Bombay_. -- =Einkäufe=: Empfehlenswerte Schnitzereien u. Einlegearbeiten. -- =Wagen= in den Hotels; Droschken I. und II. Kl. nach Tarif. _Ahmedabad_, Bezirkshauptstadt mit 215448 Einw. (2/3 Hindu, 1/5 Mohammedaner, viele Dschainas, d. h. Anhänger einer etwa gleichzeitig mit dem Buddhismus entstandenen religiösen Sekte), am l. Ufer des Sabarmatiflusses, mit alten Mauern und Türmen, ist Anfang des 15. Jahrh. von Ahmad Schah, dem zweiten mohammedanischen König von Guzerat, gegründet, war später zur Zeit des Mogulreichs eine der glänzendsten Städte des westlichen Indiens und stets berühmt durch sein Kunsthandwerk; hat bedeutendes Goldwaren-, Seiden- und Baumwollengewerbe. Die Stadt ist reich an schönen Denkmälern, Moscheen, Mausoleen, Dschain- und Hindutempeln und hat echt orientalisches Gepräge; die schmutzigen Straßen haben viele marmorne Futterstellen für Vögel, die Häuser sind reich an Holzschnitzereien. -- Bei einer Rundfahrt sind die Hauptsehenswürdigkeiten: der _Hathi Sing's Tempel_ im Dschainstil, Prachtbau mit reichen, kunstvollen Skulpturen (1848 erbaut) aus weißem Marmor, von einem Vorhof mit 53 Pagodenkuppeln umgeben, auch im Innern (Diener liefern Leinwandüberschuhe, die man aus zeremoniellen Gründen tragen _muß_!) sehr sehenswert; er liegt nahe vor dem Nordtore (_Delhi Gate_) der Stadt, im Grünen, von Affen und Papageien umschwärmt. Östl. davon vor der Stadt die *_Mata Bhawani_ (große Zisterne). -- Man fahre dann durch Delhi Gate südl. am _Manik Burj_ (Rubinbastei) vorbei (l.), die über dem Grundstein der Stadt erbaut ist. -- Am Platz in der Mitte der Stadt liegen die *_Gräber der Königinnen des Ahmad Schah_, ein großer Bau aus schwarzem und weißem Marmor. Gegenüber, mitten auf dem Platze, die Hauptmoschee, *_Jama Masjid_, 1424 von Ahmad Schah erbaut; Eingang von N. auf einer Freitreppe; ihre beiden Minarets wurden im Erdbeben 16. Juni 1819 halb zerstört. -- Ebenfalls ein Prachtbau ist die *_Rani Sepree's Moschee_ nebst Grabdenkmal der Lieblingsgattin Mahmud Bigarah's, am Ende der Straße nahe südl. von den Gräbern der Königinnen, dicht beim _Astoria Gate_, erbaut 1514. Dicht westl. davon liegt _Dastur Khan's Moschee_, erbaut 1486. -- Durch das Astoriator führt ein Weg nach (2,5 km) dem *_Grabmal des Schah Alam_; nahe südl. davon liegt in hübscher Umgebung ein Wasserbehälter. -- Auf der Rückfahrt besuche man östl. vom Weg den großen *_Kankariya-Teich_ mit prächtigen Anlagen, Marmortreppen und Kuppeltoren, 1451 vom Sultan Kutab-ud-din erbaut. -- Am Fluß, mitten in der Westmauer der Stadt, liegt die alte Zitadelle *_Bhadr_ (spr. bödder), 1411 von Ahmad Schah erbaut; an ihrer Ostseite liegt _Azam Khan's Palast_, jetzt Gefängnis. Sehr schön ist das Nordtor des Bhadr; in der NO.-Ecke der Zitadellenmauer liegt die *_Sidi Said's Moschee_ mit reichen Pflanzenornamenten aus Marmor. Etwa 3,5 km sw. der Stadt, jenseit des Flusses, liegt das Prachtmausoleum _Azam and Mu'azzam Khan's Tomb_, aus dem 15. Jahrh. Derselbe Weg führt nach (11 km) *=Sarkhej=, einer prächtigen Sommerpalastruine aus dem 15. Jahrh., vom Sultan Mahmud Bigarah's erbaut, gut erhalten, mit vielen prächtigen Mausoleen, Moscheen und Palästen an einem künstlichen Teich; selten besucht, aber sehr sehenswert. Ein größerer Ausflug von Ahmedabad mit der Bahn durch die Provinz Kathiawar über Viramgam nach (165 M) _Songad_ (bequeme Karawanserei); von da mit Fahrgelegenheit, die der Deputy Assistant Political Agent verschafft, nach dem etwa 24 km südl. von Songad gelegenen Wallfahrtsort *=Palitana=, wo die schönsten, doch selten besuchten Dschaintempel Indiens auf dem *=Satrunjaya= (Heiliger Berg) liegen, eine großartige Tempelstadt, die sich über zwei Hügel und das Tal dazwischen erstreckt. Auf Bequemlichkeit ist unterwegs nicht zu rechnen. Schließt man daran noch den weitern Ausflug nach den Tempeln von *_Girnar_ bei der Bahnstation _Junagarh_ (Dâk Bungalow und staatliches Logierhaus), so muß man 6 Tage für den anstrengenden, aber sehr lohnenden Ausflug rechnen. Die Bahn kreuzt nördl. von Ahmedabad den _Sabarmati_ (_Saburmuttee_) auf einer schönen Brücke und führt dann durch reich bebaute Gegenden des nordwestlichen Guzerat; die Dörfer haben elende Lehmhütten. Nach Überschreiten der Nordgrenze von Guzerat wird die Gegend wieder hügeliger. (425 M) _Abu Road Station_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow). Motorwagen (7 Sitze, 35 Rup., Fahrzeit 1-1/2 St.; ein Sitz 5 Rup., fährt nur für mindestens 4 Personen). Ponies (4 Rup.), Rikschas, Tongas, Ekka (4-1/2 Rup.) sind zu haben. Wagen 24 St. vorausbestellen! Von hier besuche man die 30 km nw. gelegene, 1200-1700 m hohe Berggruppe des *_Mount Abu_. Sie ist der südl. und zugleich höchste Teil des Aravalligebirges, das in 500 km Länge die Grenze zwischen dem nordwestl. Dekhan und dem nordostindischen Wüsten- und Trockengebiet bildet; seine Hänge fangen die Regenwinde ab und haben deshalb eine viel üppigere Vegetation als die umgebenden Niederungen. Es besteht aus sehr alten Gesteinsarten und ist reich an Erzen und Edelsteinen. Guter Weg zu Wagen (Tonga 10 Rup., hin und zurück 18 Rup.), zum Schluß mit Rikscha oder zu Fuß bis zum Kamm (2-1/2 St.). Der Ort =Mount Abu= (_Rajputana Hotel_, gut, Pens. 7 Rup., Platz vorausbestellen!) in 1200 m Höhe ist vielbesuchter Sommeraufenthalt und Sitz der Rajputana-Regierung sowie eines militärischen Sanatoriums. In der Nähe liegen die berühmten, ganz aus Marmor bestehenden *=Dilwarratempel= (11. Jahrh.), Dschaintempel, viel von Reisenden besucht (von 12 Uhr an zu sehen), äußerst lohnend; man benutze Rikscha mit 3 Kulis für 2 Rup. hin und zurück; Paß zum Besuch vom Magistrat in Mount Abu besorgt das Hotel. Von den Dilwarratempeln gelangt man zu Fuß in 2-1/2 St. oder mit Rikscha nach _Achilghar_ (_Achalgrah- Fort_) mit hochgelegenen Tempeln mit schöner Fernsicht. Nach etwa 20 St. Fahrt von Ahmedabad erreicht man (615 M, 990 km) =Ajmer=, _Adschmer_ (496 m ü.M.; _Railway Hotel_, mäßig, vorzügliche Schlafzimmer und Restaurant im Bahnhof; Dâk Bungalow; Club Kaisar Bagh; Bank: Alliance Bank of Simla; Droschken), Stadt mit 86273 Einw., mit Mauer (fünf schöne Tore) umgeben, als Handelsstadt wichtig; Bankgeschäfte für einheimische Fürsten und Baumwollmarkt; im März große Messe »Aruss-Mela«. Aufenthalt 1-2 Tage ratsam. Hauptsehenswürdigkeit ist die _Dargah_, ein Mausoleum aus dem 13. Jahrh., das Grab des mohammedanischen Märtyrers Khwajah Muin-ud-din Chishti (genannt Chodscha-Sahib), der allgemein als Heiliger verehrt wird; das von vielen Pilgern besuchte Grab ist ein viereckiger Bau aus weißem Marmor mit Kuppel; einer der beiden Eingänge hat einen silbernen Bogen. Christen dürfen sich dem Heiligtum nur auf 20 m nähern!--Im alten Fort ist jetzt ein _Museum_ eingerichtet.--Der im 11. Jahrh. angelegte künstliche See _Ana Saugar_ ist mit Marmorbauten umgeben. Auch die Moschee _Arhai-din-ka-jhompra_, um 1200 von Kutab-ud-din aus den Trümmern eines Dschaintempels erbaut, am Hügel außerhalb der Stadt und dicht vor dem Tore nahe der Dargah, ist sehr sehenswert. Oberhalb von ihr vom Gipfel des =Taragarh-Hügels= (1000 m; morgens mit Sänfte oder Pony bequem in 1-1/2 St. zu erreichen) hat man bei der zerfallenen Burg prächtige *Aussicht auf die Stadt und die weite Rajputana-Ebene. --Umgegend und Stadt Ajmer sind sehr malerisch und reich an seltenen Motiven. Die alten Häuser und Straßen sind gut gepflegt, das Straßenleben viel bunter und »indischer« als in Bombay.--Ausflug nach dem heiligen Brahmanensee *_Pushkar_ (11 km; Dâk Bungalow) mit mehreren Tempeln, sehr lohnend; wird im Oktober und November von etwa 100000 Pilgern besucht. Seitentour nach Udaipur. =Eisenbahn= von _Ajmer_ mit der Bombay, Baroda and Central India Railway über (116 M) _Chitorgarh_ nach (185 M) _Udaipur_ in 12-1/2 St. für I. 17-1/2, II. 7-3/4 Rup. (bester Zug abds von Ajmer; man bestelle vorher beim Stationsvorsteher von Ahmedabad oder Ajmer durchgehenden Wagen (keine Nachzahlung), sonst umsteigen in Chitorgarh (Chitorgarh besuche man erst auf der Rückfahrt). *=Udaipur= (620 m; guter Gasthof mit beschränktem Raum, deshalb Vorausbestellung zu empfehlen; _Tongas_ zu haben; Missionsarzt der Church of Scotland am Orte), die wunderbar malerische Hauptstadt des Mewarstaats und Sitz des Maharana (Fürstentitel) _Dhiraj Sir Fateh Singh_, des Hauptes der ältesten indischen Adelsfamilie, gegründet 1568 von dessen Vorfahren, dem Maharana _Udai Singh_, hat jetzt etwa 46000 Einw. und ist mit bastionierten Mauern umgeben. Dr. _J. Schmittmann_ nennt sie eine der schönsten Städte Indiens: »Dort verwirklichen sich die Träume, die man in Europa von der Pracht und dem Farbenreichtum Indiens träumt: das bunte Volksleben und die malerischen Marmorpaläste findet man sonst nirgendwo mehr«.--Sofort nach Ankunft bitte man den englischen Residenten um Erlaubnisschein zur Besichtigung der Paläste, um einen Reitelefanten des Maharanas und ein Boot zum Befahren des Sees; alles wird kostenlos zur Verfügung gestellt (Trinkgeld!). Nähere Auskunft gibt der Wirt des Gasthofs. Die Residency und die Missionshäuser liegen westl. vom Gasthof. Die Hauptstraße der Stadt führt vom _Hathi Pol-Tor_ vorbei an einem Uhrturm und an dem großen *_Jagannath-Tempel_ (1640 erbaut) zum *_Palast des Maharanas_, der in beherrschender Lage einen Hügel krönt. Durch das Große Tor (_Bari Pol_, 1600 erbaut) gelangt man in den Schloßhof, wo viele Elefanten angekettet bereitstehen. Geführt von einem Diener, durchwandert man die vielen sehenswerten Räume des Palastes; von einem Dachgarten *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Nach S. dehnen sich die Gärten des Maharanas aus, nördl. unter dem Palast breitet sich ein märchenhafter See mit kleinen Palmeninseln und Marmorkiosken aus. Zur Kahnfahrt auf dem See nehme man einen Nachmittag und beobachte von einer Insel den Sonnenuntergang. Bei Rückfahrt gegen Mittag ab Udaipur hat man einige Stunden Zeit, die alte Ruinenstadt von *=Chitorgarh= (Dâk Bungalow 1,5 km vom Bahnhof, gut, auch gutes Essen; wegen Erlaubnis zur Besichtigung des Forts und Benutzung eines Reitelefanten schriftlich beim Hâkim, Oberbeamten des Ortes). Die Ruinen liegen auf einem steil abfallenden Hügel von 150 m Höhe (Rudyard Kipling beschreibt das Fort in »_The Naulakha_« und »_Letters of Marque_«). Ein breiter Zickzackweg führt durch mehrere Tore in die Feste hinauf. Man besteige die berühmten beiden Dschaintürme des Ruhmes und des Sieges; der siebenstöckige *_Tower of Fame_ (Sri Allat) soll 896 erbaut sein und ist ebenso wie der 1458 bis 1468 erbaute *_Tower of Victory_ (Jai Stambha) ganz mit interessantesten Skulpturen bedeckt. Von _Ajmer_ führt die Hauptbahnlinie (S. 67) weiter nach: (699 M, 1125 km) Stat. =Jaipur=, _Dschaipur_, _Jeypore_ (482 m; _Jaipur Hotel_ [Bes. Parse], von Deutschen gelobt, Pens. 7 Rup.; _Kaisar-i-Hind-Hotel_, nahe dem Bahnhof, 1,5 km vor der Stadt, leidlich, Pens. 6 Rup.; Wagen, Tongas, Ponies, Elefanten besorgen die Gasthöfe), Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums und Residenz des Maharadscha, eine wunderlich malerische und gesunde Stadt mit 136491 Einw., zwischen Hügeln; viele Tempel und Moscheen, große Bankgeschäfte, Kunstgewerbe für Export und Touristenwaren (Einkäufe in der sehenswerten indischen Kunstgewerbeschule »School of Art« [feste Preise] oder in den Werkstätten von Zoroaster, sonst Vorsicht [tüchtig handeln!]: Emaillesachen, Metallvasen, Schmuckdecken, Teller, Granaten, gelbe Topase); Teppich-, Musselin- und Kattunwebereien. Aufenthalt 2-3 Tage ratsam, um auch Amber (S. 69) besuchen zu können. Eine Mauer mit hohen Türmen und sieben prächtigen Toren umgibt die Stadt. Der Maharadscha hält eignes Militär (Musik geleitet von einem deutschen Kapellmeister); Zeughaus, Geschützgießerei.--_=Rundfahrt=_ vom Hotel 1,5 km zum Bronzetor vor der prächtigen, breiten Hauptstraße, deren Häuser, alle in gleichem Stil, rosa bemalt sind mit weißen Ornamenten; buntes Straßenleben, viele Tauben, interessanter Markt. Der *_Palast des Maharadscha_ (Erlaubnis zum Besuch besorgt das Hotel) mit prächtigem Garten (Teich mit Krokodilen), der siebenstöckigen _Chandra Mahal_, das Hauptgebäude mit dem Audienzsaal Diwan-i-Khas aus weißem Marmor. Östl. davon die berühmte alte _Sternwarte_ des Radscha Jai Singh II. (der Jaipur 1728 gründete und den Namen gab) mit seltsamen Instrumenten. Daneben der große _Marstall_ mit 300 Pferden (viele glasäugige und Schecken, aber nur etwa 10 besserer Klasse) und einigen Elefanten; hier auch die _Zenana_ (Harem).--Ein bizarrer Bau ist der _Hawah Mahal_ (Palast der Winde, von Jai Singh II. erbaut), dessen Front nach der Hauptstraße liegt; Uhrturm und Zeughaus sowie eine Druckerei liegen im innern Palasthof. Östl. vom Audienzsaal ist der von Kolonnaden umgebene Exerzierplatz. Vor dem Haupteingang steht das _Ushwari Minar Swarga Sul_, »das Himmel durchbohrende« Minaret.--An der Stadtmauer ein schöner _Park_ mit Tiergarten (sehr wilde Königstiger) und in der Mitte der Prachtbau _Albert Hall_, ein reichhaltiges =Museum= für alte und neue indische Kunst, nebst naturwissenschaftlichen Sammlungen; es ist eins der größten Museen Indiens und wird durch die Freigebigkeit des Maharadscha fortwährend bereichert.--Man besuche auch das _Maharaja's College_, eine Schule des Maharadscha für etwa 1500 Zöglinge aller Religionen, mit schöner Bibliothek, sowie die _School of Art_, eine indische Kunstgewerbeschule.-- Dicht nö. der Stadtmauer liegen die *=Gedächtnistempel= (_Chhatris_, _Chuttries_) über den Verbrennungsplätzen der Radschas; man nehme einen Führer, da der Weg durch einen verwilderten Park (Schlangen!) führt. Auf dem Hinweg zahllose Affenherden, die man füttern kann (aber Vorsicht; nicht necken oder reizen). Jai Singh's Chhatri ist der schönste.--11 km südl. von Jaipur liegt _Sanganer_, mit altem Palast und Krischna-Tempel. =Ausflug nach Amber= (_Alt-Jaipur_), 8 km von Jaipur in den Bergen des Aravalligebirges gelegen. Erlaubnis zum Besuch erteilt der Resident (durch Vermittelung des Gasthofs); Elefanten durch den Hotelwirt für 10 Rup. (doch ist das Reiten unbequem); bis zu den Bergen fährt man im Wagen. Der Weg ist sehr schön, er führt zwischen Parks und Villen der Radschputen-Aristokratie, Palastruinen (eine mit Krokodilteich) und Kandelaberkaktusgebüschen hindurch in 1 St. bis zu einem freien Platz, wo man den Wagen mit Pferden verläßt (Ochsenwagen fahren bis Amber) und wo event. der Elefant wartet (hier Rasthaus, Essen vorausbestellen, Getränke zu haben). Von hier geht (oder reitet) man auf gutem Weg in 40 Min. bequem bis *=Amber=; oben prächtige Aussicht auf die graue Ruinenstadt von Amber in einer Talsohle und das helle Jaipur in der Ebene. Das alte _Schloß_ ist völlig verlassen, nur einige Fakire hausen in den Ruinen; man reitet bis zum Tor, geht dann durch den großen Hof über Terrassen und Gänge, sieht prächtige Marmorbauten mit Steingitterfenstern, Kiosken, Bädern, Gärtchen in edelstem maurischen Stil.--Amber wurde 1728 wegen Wassermangel oder nach der Überlieferung infolge einer Prophezeiung von Jai Singh II. verlassen, weil die Stadt ein Jahrtausend alt sein sollte und er, um sein Herrscherhaus zu erhalten, eine neue Hauptstadt gründen müßte. In der Zenana (Harem) von Amber hielt sich der letzte mohammedanische Herrscher 928 Frauen, darunter nur 28 Ranis (Königinnen); die Fenster der Zenana sind noch dicht vergittert.--Schon Ptolemäus erwähnt die malerische Schönheit von Amber; nur in Gwalior ist noch ein indischer Palast von ähnlicher Schönheit. =Ausflug nach Gulta.= Mit Wagen durch die Stadt zum Fuß des Berges in 3/4 St., dann 1/2 St. zu Fuß auf guter Straße hinauf und auf der andern Seite hinab 1/4 St. nach *=Gulta=; ein enges Felsental mit 1500 Jahre alten, teils verlassenen Hindutempeln in herrlicher Lage in enger Schlucht mit reizenden Tankanlagen. Zurück auf demselben Wege; für den _sehr_ lohnenden ganzen Ausflug genügt ein Nachmittag. Die Bahn von Jaipur nach Delhi durchläuft in 8 St. die einförmige Ebene des Bangangaflusses und sodann das fruchtbare Hügelland des Staates Alwar und berührt (792 M) Stat. =Alwar= (597 m; _Dâk Bungalow_), Hauptstadt (56740 Einw.) eines Radscha. _Königspalast_ mit wertvoller Bibliothek orientalischer Manuskripte (ein »Gulistan«, von Agha Sahib [angeblich einem Deutschen] geschrieben, der 200000 Mk. wert sein soll!); ferner Zeughaus (reich), Marstall mit 500 Pferden, Mausoleum des Bakhtawar Singh, ein Elefanten-Festwagen, das _Tripuliya_ (Grabdenkmal des Tarang Sultan, gest. 1350), mehrere Tempel. Vom _Fort_, 300 m über der Stadt, prachtvolle Aussicht, man nehme zum Aufstieg eine Sänfte (chair). Tigerjagd in der Umgebung. Nach Überschreiten des Sabiflusses, der hier in der Trockenheit schon versiegt, geht es nun durch die weite Jumna-Ebene bis Delhi. Die Bahn bleibt westl. vom Kutab Minar und den Grabdenkmälern und Ruinen südl. von Delhi, dreht nahe der Stadt nach O. und läuft durch die nw. Stadtmauer beim Kabul Gate in den Hauptbahnhof von (890 M, 1432 km) _Delhi_ ein. Delhi. Vgl. den Plan S. 71. =Ankunft.= Der Hauptbahnhof vereinigt die Linien der _Rajputana Malwa Railway_ (von Jaipur), der _East Indian Railway_ (nach Calcutta) und der _Delhi-Umballa-Kalka Railway_ mit einer Linie nach Lahore. =Gasthöfe=: _Hotel Cecil_ (Hotz, Schweizer), Civil Lines, nahe Ludlow Castle, in schöner, hoher Lage mitten in wohlgepflegten Anlagen, I. Ranges, recht gelobt, auch die Küche, Deutsch gesprochen, Pens. von 7 Rup. an.--_Maidens Metropolitan Hotel_, nördl. vom Bahnhof, ganz gut, Pens. von 7 Rup. an.-- _Grand Hotel_, Civil Lines, Pens. 5 Rup. --_Woodlands Hotel_, bei der St. Jameskirche, Kashmir Gate, Pens. 5-6 Rup. =Post und Telegraph= in der Querstraße östl. vom Bahnhof.--=Droschken= I. und II. Klasse nach Tarif. =Banken=: _Bank of Bengal_.--_Delhi Bank_, letztere Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --=Polizei= in Hamilton Road und nw. vom Kashmir Gate, nahe bei Ludlow Castle.-- Bungalow des Distriktsresidenten nahe bei Kashmir Gate.--=Zeitung=: _The Morning Post_.--=Apotheke=: _Narain & Co._, New Druggist's Hall.--Zwei =türkische Bäder= in der Stadt.--=Photograph=: _Sultan Ahmad Khan_, innerhalb des Delhi Gate.--=Geschäftsadressen.= Indische Kuriositäten: _Imre Schweigar_, Kashmir Gate, große Auswahl von Kunstschätzen; _Jadu Kissen_, am Kashmir Gate, Photographien von Indien; Juweliere in der Hauptstraße Chandni Chauk (besonders Goldfiligran!); ebenda Geschäfte für Emaille-Metallsachen, Elfenbeinschnitzereien (_Rughnat Das_, Kinari Basar) und -malereien, Seidenstickereien, gestickte Schuhe, Kleider, Decken u. dgl.--=Klub=: _Delhi Club_ im Ludlow Castle. =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Besuch des Forts und Königspalastes, der Moscheen Jama Masjid und Kalan Masjid; Nm. Rundfahrt in der Stadt, Basare in der Hauptstraße Chandni Chauk.--2. Tag: Frühzeitig Wagenfahrt nach Firozabad (Asokasäule) und Indrapat, dann zum Mausoleum Humayun's und andern Grabdenkmälern; von da zum Kutab Minar (Essen vorausbestellen!). Rückfahrt Nm. über Jai Singhs Sternwarte. Wagen zum Kutab und zurück 12-16 Rup. den Tag. [Illustration: Plan von Delhi.] =Geschichtliches.= Delhi nimmt geschichtlich den ersten Rang unter den Städten Indiens ein; als _Indraprastha_ (griech. _Indabara_) kommt es schon im »Mahȧbhârata«, dem altindischen Heldengedicht, vor. Der Name stammt von einem Fürsten _Dilu_, der im 1. Jahrh. v. Chr. 10 km stromabwärts einen Burgbau aufführte. Unter einheimischen Fürsten verwüstet, wurde Delhi 1011 n. Chr. von dem Ghasnawidensultan Mahmud erobert und mußte 1052 durch Anang Pal II. neu bevölkert werden. 1193 eroberte Kutab ed-din Eibek, Feldherr des Ghoriden Moizz ed-din, die Stadt. Kutab als Statthalter machte sich 1206 als Beherrscher Hindustans unabhängig und begründete damit die »Sklaven«-Dynastie (1206-90), die in ihrer Hauptstadt Delhi großen Glanz entfaltete. 1290 folgten die tatarischen Dynastien Khildschi und Tughlak, bis 1398 der Mongole Timur Delhi eroberte und niederbrannte. Als die Stadt sich wieder erholt hatte, kam sie 1451 unter die afghanische Dynastie des Bahlul Lodhi; diese stürzte 1526 ein Nachkomme Timurs, Baber, der sich zum Großmogul erklärte. 1739 plünderte Nadir Schah von Persien die Stadt. 1803 wurde Delhi an die Engländer abgetreten. Im Mai 1857 versuchten die Sepoys (eingeborne Truppen) die Herrschaft der Briten abzuwerfen und ermordeten die Europäer; aber 20. Sept. 1857 wurde die Stadt von den englischen Truppen gestürmt und der letzte Scheingroßmogul nach Rangoon verbannt. 1911 wurde anläßlich der Krönung König Georgs V. zum Kaiser von Indien bestimmt, daß der Regierungssitz des indischen Kaiserreichs von Calcutta nach Delhi verlegt werde. _Delhi_ (252 m), Hauptstadt der britischen Division der Provinz Punjab, demnächst Hauptstadt des indischen Kaiserreichs, mit 232859 Einw. (zur Hälfte Hindu, etwa 80000 Mohammedaner), liegt inmitten der steppenartigen Jumna-Ebene, die nur in der Regenzeit mit frischem Grün überzogen ist, am rechten, hohen und aufgemauerten Ufer des schiffbaren Flusses Jumna (Dschamna) und ist rings mit einer hohen und starken Stadtmauer umgeben (mit Graben und Glacis). Die schmutzige, enge SW.-Hälfte ist die Eingebornenstadt; in der andern Hälfte liegen prächtige Bauwerke, darunter im Fort der alte Königspalast (s. unten). Wegen seiner vielen Moscheen und Tempel wird Delhi das »Rom Asiens« genannt. Eine aus der Blütezeit Delhis stammende Wasserleitung wurde von der englischen Regierung wiederhergestellt. Delhi besitzt viele Schulen, Druckereien und Zeitungen. Die Industrie ist nicht bedeutend; berühmt sind die Gold- und Silberarbeiten, Musselin- und Schalweberei und die Schnitzerei. Die Bedeutung von Delhi beruht gegenwärtig auf der Größe des Handels (Indigo, Baumwolle, Seide, Korn, Ölsaaten, Metalle, Salz, Hörner, Häute, Tabak, Zucker, Öle, Gold- und Silberwaren). Die Umgebung ist meilenweit bedeckt mit den Ruinen des _alten Delhi_ oder _Indrapat_, zwischen denen wieder eine Reihe von Dörfern entstanden ist. Unter den vielen zerstörten Palästen, Moscheen und Grabmälern ist am berühmtesten der (14 km südl.) _Kutab Minar_ (S. 74). _=Rundgang.=_ Das stark befestigte =Fort= mit dem alten *=Königspalast=, 1632 von Schah Jahan aus gewaltigen Mauern von rotem Sandstein erbaut, liegt auf einer Anhöhe über dem Flußufer an der Ostseite der Stadt (Besichtigung erlaubt), Haupteingang von der Hauptstraße Chandni Chauk (Silver Street) durch das gewaltige _Lahore Gate_; ein Arkadengang führt geradeaus in die Musikhalle _Nakkar Khana_ (Pl. 1), dahinter die öffentliche Audienzhalle _Diwan-i-Am_ (Pl. 2), mit Marmorthronsockel an der Rückwand (den juwelengeschmückten Pfauenthron, der hier oder im Diwan-i-Khas stand, raubte 1739 Schah Nadir, er steht jetzt in Teheran); nun nach l. durch Quergebäude in die private Audienzhalle *_Diwan-i-Khas_ (Pl. 3), eine offene Marmorhalle von seltenster innerer Schönheit und Pracht, mit vier vergoldeten Marmorkuppeln und Mosaiken, deren Edelsteine leider längst geraubt sind (mit der persischen Inschrift: »Und gibt es ein Eden der Wonne auf Erden---- Du findest es hier! und nur hier kann's Dir werden!«). R. von der Halle liegt der _Saman Burj_ (Jasminturm, Pl. 4) mit märchenhaften Frauengemächern und der _Rang Mahal_ (Pl. 5), eine gemalte Halle. Nördl., also l. vom Diwan-i-Khas, prächtige Marmorbäder (_Akab Baths_, Pl. 6) und westl. daneben die kleine, aber feine *_Perlmoschee_ (_Moti-Masjid_, Pl. 7) aus weißem und grauem Marmor mit Bronzetor und drei Kuppeln, erbaut um 1660 von Aurangzeb, benannt nach jetzt gestohlenen Perlmuttereinlagen. Dazwischen reizende Anlagen mit Marmorterrassen. Jetzt ist der Palast teilweise in Kasernen verwandelt; seit 1904 wird auf Betreiben des damaligen Vizekönigs Lord Curzon (der die schöne Decke im Diwan-i-Khas herstellen ließ) für Erhaltung und Ausbesserung der Meisterwerke indischer und mohammedanischer Architektur von einer ständigen Kommission gesorgt. Statt der frühern Sorglosigkeit ist strenge Aufsicht eingeführt. Ein kleines _Museum_ im Fort enthält besonders Miniaturmalereien der Schule von Delhi unter den Großmoguln. Ausgang durch das sehenswerte _Delhi Gate_ am Südende. --Über die Torbrücke führt ein Fußweg zur Elgin Road, die man kreuzt, um geradeaus durch Khas Road auf den Platz zu gelangen, wo die großartige =Jama Masjid= (_Dschama Masdschid_), die größte Moschee der Erde, steht. Sie erhebt sich auf einem 9,5 m hohen, 140 m breiten und langen Viereck von roten Sandsteinquadern und ist aus weißem Marmor erbaut, der mosaikartig mit rotem Sandstein abwechselt. Den Haupteingang bildet eine prächtige Freitreppe, die Decke drei weiße Marmorkuppeln mit schwarzen Streifen, an jedem Ende der Front ein 45,6 m hohes Minaret (oben prächtiger *Rundblick). Besuch der Moschee am besten Freitag mittags, wo Tausende von Mohammedanern den Platz füllen, um zu beten und die Vorlesung aus dem Koran anzuhören.--Nun südl. nach der Schwarzen Moschee, _Kalan Masjid_, 1386 vom Firoz Schah Tughlak im Stil der ursprünglichen arabischen Moschee erbaut, nahe dem Turkuman Gate.--Zurück denselben Weg und am Dschaintempel (_Jain Temple_) nw. von Jama Masjid vorbei zur Hauptstraße =Chandni Chauk= (_Silver Street_), die vom Lahore Gate des Forts fast 2 km bis zum Lahore Gate der Stadtmauer westl. läuft und mit den besten indischen Kunstgewerbeläden besetzt ist; an ihrem Westende die _Fatehpuri-Moschee_ (1650 aus rotem Sandstein erbaut). In der Mitte der Chandni Chauk ein Springbrunnen, dabei die _Sonahri Masjid_ oder _Goldene Moschee_ mit drei Goldkuppeln; östl. und r. davon der _Moti-Basar_.--Dann östl. weiter und durch die nächste Querstraße l. nach dem prächtigen _Queen's Garden_ mit steinernem Elefanten (aus Gwalior 1645 vom Großmogul Schah Jahan hierher geschafft). An der Nordseite des Queen's Gardens läuft die _Queen's Road_ am Bahnhof vorbei; man folge ihr östl. bis zur ersten Querstraße l., in der Post und Telegraph liegen; dann l. in die _Hamilton Road_, hier r. die Bibliothek, l. das Polizeiamt. =Umgebung=: 1) Fahrt nach =Alt-Delhi= (_Firozabad_). Die Trümmer der alten riesigen Millionenstadt reichen fast 30 km südl. vom jetzigen Delhi; man fahre aus dem südl. Stadttore Delhi Gate südl. am Gefängnis und Irrenhaus vorbei; etwa 4 Min. östl. liegt das alte dreistöckige =Fort Firozabad= (_Kotila_ genannt); auf seinem Dach steht die *_Lat-_ oder _Asoka-Säule_, ein Monolith aus rotem Sandstein, 13 m hoch, mit Inschriften, wovon die zunächst sichtbaren, in etwa 3 m Höhe, im Nagri-Dialekt aus dem Jahre 1524, darüber aber das wichtige Edikt von Asoka, um 255 v. Chr., in den ältesten bisher in Indien bekannten Schriftzeichen abgefaßt sind. Weiter sö. (3 km südl. vom Delhi Gate) die alte _Feste Purana Kila_ (_Indrapat_) mit Tor; innen die stilvolle _Kila Kona-Moschee_ (1541 erbaut).--Etwa 1,5 km südlicher das prachtvolle *_Mausoleum des Großmoguls Humayun_ in einem wohlgepflegten Park; Humayun, Sohn Babers, des Erneuerers der Dynastie Timurs auf dem Thron von Delhi, starb infolge Sturzes von der Treppe in Purana Kila 1556; sein Mausoleum ist eins der prächtigsten Indiens, in ihm sind 150 Mitglieder der Familie der Großmoguln beerdigt.--Nun westl. zum Grabmal des heiligen _Nizam-ud-din Aulia_, einem Säulenprachtbau mit großer Kuppel; man steige aus und gehe durch die Säulenhalle _Chausath Khambe_, in deren Umgebung noch viele stimmungsvolle Grabdenkmäler liegen, darunter westl. vom Chausath Khambe das Grab des Dichters _Amir Khusrau_ (der Papagei von Hindustan), gest. 1315; nahebei das Grab der frommen _Jahanara_, Tochter des Schah Jahan (gest. 1681). Auch das Mausoleum _Safdar Jangs_, etwa 1,5 km westl., ist sehenswert. Dann Rückweg auf der Hauptstraße nach Delhi, an der 3 km südl. vom Ajmer Gate r. (östl.) _Jai Singh's Sternwarte_ liegt (1724 erbaut). Man tut gut, den Ausflug nach Alt-Delhi in Abschnitte (s. die Zeiteinteilung, S. 71) zu teilen wegen der vielen Sehenswürdigkeiten. 2) Fahrt zum *=Kutab Minar=, der größten Sehenswürdigkeit Delhis, etwa 17 km südl. vom Ajmer Gate; beansprucht frühen Aufbruch, dauert etwa 4 St. (Dâk Bungalow, mit gutem Essen, vorhanden, man bestelle aber voraus; während der Reisezeit ist für Essen und Getränke genügend gesorgt, doch für größere Gesellschaften auch dann Vorausbestellung ratsam. Ein etwa 1/2 km vom Gasthaus entferntes Mausoleum ist als Dâk Bungalow für höhere englische Beamte eingerichtet; Reisende mit besondern Empfehlungen können auf Wunsch Erlaubnis zum Übernachten erhalten, um am nächsten Tag die alte Festung _Tughlakabad_ (8 km; s. weiter unten) zu besuchen. Man fährt durch das Ajmer Gate an der Sternwarte Jay Singh's und dem Mausoleum von Safdar Jang (s. oben) vorbei; weiterhin liegt r. vom Wege (3,5 km nördl. von Kutab) der große verfallene Wasserbehälter _Hauz Khas_ (vom Sultan Ala ud-din Khiliji 1293 erbaut) und südl. davon eine Gelehrtenschule und das Grabmal von _Firoz Schah_.--Das *=Kutab Minar= ist ein Riesenminaret (»Polarstern«-Minaret) von 76 m Höhe, 14,5 m unterm und 3 m oberm Durchmesser mit fünf äußern Galerien; 375 Stufen führen zur Turmspitze, von der prächtige *Aussicht auf die Trümmer von Alt-Delhi und über die weite Punjab-Ebene. Neben dem Minaret steht die teilweise verfallene =Moschee Kuwat-ul-Islam= (Bau 1191 begonnen), einst ein Prachtwerk ersten Ranges, im Innern eine Säule aus massivem Schmiedeeisen von 7 m Höhe und 40 cm Durchmesser mit Sanskritinschrift aus dem 3. Jahrh. n. Chr.; vor der NW.-Ecke der Moschee das älteste bekannte indische _Grabmal des Altamsh_ (gest. 1236). Sö. vom Kutab Minar liegt das Tor _Alai Darwazah_, daneben das _Grabmal des Imam Zamin_ und nördl. von dem großen Ala ud-din-Hof, der, mit Resten von Säulengängen umschlossen, die ganze Anlage quadratisch einfaßt, liegt der dicke, runde, niedrige _Turm Alai Minar_ (etwa 1312 erbaut).--Etwa 8 km östl. vom Kutab Minar liegt die alte _Festung *Tughlakabad_ und südl. daneben das schöne _Grabmal des Tughlak_. _=Fortsetzung der Bahnfahrt=_ nach Calcutta (s. S. 82). 1. Seitentour: Delhi-Umballa-Simla. 219 M (352 km) =Eisenbahn=, in etwa 12 St. etwa für I. Kl. 37 Rup., II. Kl. 20 Rup.--Von Delhi nach _Umballa_ zwei Linien: Die westliche kürzere über _Panipat_ bleibt auf dem rechten Jumna-Ufer, die östliche macht einen Umweg über _Meerut_. Man benutze den Schnellzug über (54 M) _Panipat_; der östlichste Teil des Punjab, den man hier durchfährt, wird von vielen kleinern, aus den Vorbergen des Himalaja kommenden Flüssen durchströmt, die sich später in der Tharwüste verlieren. Die Landschaft bleibt flach bis (123 M) =Umballa= (_Ambala_), _Cantonment Station_, Knotenpunkt mehrerer Bahnlinien (_Umballa City_ und _Civil Station_ liegen 9 km westl.), Distriktshauptstadt von 80082 Einw. (1/2 Hindu, 3/8 Mohammedaner); _Lumley's Hotel_, nahe dem Bahnhof, Pens. 4 Rup. _Droschken_ zu haben. Bank: _Alliance Bank of Simla_. Viele englische Läden, Kirchen, Krankenhäuser. Hier umsteigen in den Simla-(Kalka-)Zug, wenn man in einem Lahore-Zug fährt.--Das Land steigt allmählich und trägt gegen den Himalaja hin mit der Zunahme der Seehöhe und damit auch der Niederschlagshöhe immer reichere Vegetation.--(162 M) =Kalka= (730 m; _Dâk Bungalow_; _Lowries Hotel_, daneben PT), der Endpunkt der Hauptbahn, liegt schon in den Vorhöhen des Himalaja. Von hier führt eine Bergbahn in 7 St. hinauf nach (219 M) =Simla= (2159 m; _Hotel Cecil_ [Hotz, Schweizer], I. Ranges, Deutsch gesprochen, vorzüglich, Pens. von 7 Rup. an; _Grand [Peliti's] Hotel_, gut; _Lowries Hotel_, ähnliche Preise; _Longwood Hotel_, Pens. 6 Rup.; _Elysium_; _Metropole_, Pens. von 6 Rup. an; die Preise sind hoch; Banken: _Alliance Bank_, _Delhi & London Bank Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; Klubs; PT bei der Union Church; Zeitung: _Simla News_; Photographen: _Hotz_ (Deutscher), _Bourne & Shepherds_; europäische Schneider- und Modegeschäfte etc. vorhanden). Berühmter Himalaja-Luftkurort, Distriktshauptstadt mit 15000 (im Sommer 30000) Einw., europäisch gebauten Häusern, Palast des Vizekönigs etc. Simla ist eine großstädtisch angelegte europäische Sommerfrische, seit 1864 Sommerhauptstadt Indiens, in der der Vizekönig mit allen Regierungsbehörden sechs Monate jährlich den Amtssitz hat (im Winter in Delhi); es bietet jede Bequemlichkeit für verwöhnte Europäer auch für längern Aufenthalt; Konzerte, Theater, Bälle; Bibliothek, Schulen, auch katholische Schule und Kapelle; Sanatorien und Krankenhäuser. Mittlere Jahrestemperatur 12,8° C (Juni 19,4°, Januar 3,8°; die Jahrestemperatur von Simla entspricht also etwa der der französischen Riviera; doch sind die jährlichen und auch die täglichen Temperaturschwankungen geringer als dort. Darjeeling ist im Sommer nicht unbeträchtlich kühler als Simla). Die Regierungsgebäude liegen auf einem Bergrücken 2180-2450 m ü. M., weit verstreut inmitten des prachtvollen Pflanzenwuchses der subtropischen Bergwaldregion des Himalaja; Laub- und Nadelbäume, besonders prächtige Libanonzedern und Rosen (die noch im November blühen!). Prächtige Fernblicke auf die schneebedeckten Bergriesen des Himalaja. (Man lese Rudyard Kiplings »Under the deodars«.) Die unvergleichliche Naturschönheit Simlas erkennt man erst voll, wenn man Fußmärsche in die Umgegend macht; einer der beschwerlichsten, aber lohnendsten führt nach =Sultanpur= (etwa 88 km in der Luftlinie nördl. Simla, Weg dahin etwa 200 km mit 11 Bungalows-Zwischenplätzen), dort guter Bungalow mit Verpflegung. Sultanpur, die alte Hauptstadt des Sultanats von Kullu, das schon großenteils Hochgebirgscharakter trägt, liegt im Kullutale; Jagdgelegenheit auf Fasanen und andres Wild, in den höhern Bergen auch auf Bären und Steinböcke. 2. Seitentour: Delhi-Umballa-Amritsar-Lahore-Peshawar. 627 M (999 km) =Eisenbahn= von _Delhi_ nach _Peshawar_ in 30 St. für I. Kl. 36 Rup., II. Kl. 18 Rup. Von Delhi nach (123 M) _Umballa_, s. oben. Die Weiterfahrt mit der North Western Railway führt durch einen großen Teil des östl. Punjab; von den fünf Flüssen, nach denen es genannt ist, überschreitet man den Sutlej und seinen Nebenfluß Bias. Die Landschaft ist einförmig und mit Ausnahme der Regenzeit dürr, staubig und kahl; Dattelpalmen und Pappeln machen sich am meisten bemerklich. (278 M) =Amritsar= (_Bahnwirtschaft_, leidlich; _Hotel Cambridge_ [deutsche Besitzerin], Pens. 8 Rup., leidlich; _Hotel Amritsar_ und andre dürftige, weshalb man Amritsar besser von Lahore aus besucht [1-1/2 St. Bahnfahrt] oder den Frühzug von Delhi benutzt und mittags nach Lahore weiterfährt), interessante Stadt mit 152866 Einw. (1/2 Mohammedaner, 3/8 Hindu, 1/8 Sikh; schöne Bevölkerung), in flacher, ungesunder Gegend, aber die reichste und wichtigste Handelsstadt des Punjab (die _Delhi & London Bank Ltd._ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, die letztere auch der Deutschen Bank) und für den Handel mit Kaschmir, Hauptmarkt für Teppiche und Kaschmirschals (man kauft auch in Amritsar Stickereien etc. zu billigern Preisen als sonstwo in Indien, doch muß man tüchtig handeln!); zugleich religiöse und einst auch politische Hauptstadt der Sikh, der durch kriegerischen Geist ausgezeichneten Anhänger einer um 1500 entstandenen religiösen Sekte, deren Lehren zwischen denen des Brahmanismus und des Mohammedanismus zu vermitteln streben; als Volk bilden die Sikh keine Einheit, da sie zum Teil dem Volksstamme der Dschat, zum Teil den Hindu angehören. Das heilige Buch der Sikh, der Granth-Sahib, ist Mittelpunkt des Gottesdienstes und wird deshalb in dem großen *=Goldenen Tempel= _Darbar-Sahib_ fortlaufend vorgelesen. Der Tempel liegt in der Mitte der Stadt, am »Teich der Unsterblichkeit« (= _Amritsar_), mit vergoldeter Kuppel und vier silbernen Türen (Eintritt für Fremde nur in Überziehschuhen durch die Nordtür) sowie schönem Glockenturm. Priester schenken Blumenketten oder Pfauenfedern oder Zuckersaft und erhalten dafür 1 Rupie; zum Dienst am Heiligtum sind mehr als 500 Priester angestellt. Jeder Sikh badet im Teiche. An der Südseite des Teiches liegt der weniger sehenswerte _Darbargarten_ mit Fruchtbäumen und kleinen Pavillons; am Südende der malerische Turm _Baba-Atal_ über dem Grabe des Sohnes des Apostels (Guru) Govind Singh erbaut; die Fakire im Garten werden 7 Uhr abends von den Priestern gefüttert.-- In der Stadt besichtige man die weltbekannte Teppich- und Kaschmirschalfabrik von _Chamba Mal_ und _Devi Sarai_ und den _Kaisar Bagh_, eine moderne Karawanserei, reich an Volkstypen aus Mittel- und Ostasien. =Ausflug= von Amritsar nö. mit der »Amritsar Pathankot Railway« bis (67 M, 108 km) =Pathankot= (_Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_), am Gebirgsfuße; von da mit Tonga (15 Rup., ein Platz 7 Rup.) bis (34 M) _Danera_ (Übernachten im Dâk Bungalow), dann mit Pony (5 Rup.) oder Dooly (9 Rup.) nach (22 M, 35 km) =Dalhousie= (_Strawberry Bank Hotel_; _Springfield Hotel_; _Bull's Head Hotel_), reizender Sommerfrische mit Sanatorium im Waldgebirge, 2350 m ü. M., mit ähnlichen Klima- u. Vegetationsverhältnissen wie Simla. Lohnender Ausflug nach (19 km) _Chamba_ (Dâk Bungalow) in prächtiger Landschaft. Von Amritsar südwestwärts weiter nach dem Bahnknotenpunkt (349 M) =Lahore= (254 m; _Bahnwirtschaft_, gut; _Nedous Hotel_, Pens. 7-8 Rup., gut, sehr erweitert, gegenüber Lawrence Gardens, 3,5 km vom Bahnhof, 1,5 km von der Altstadt; _Faletti's Hotel Cecil_, Pens. von 7 Rup. an, gelobt, neu;--Banken: _Bank of Bengal_; _Alliance Bank of Simla_ etc.--Klubs;--Droschken nach Tarif;-- Zeitungen: »_Tribune_«, »_Civil and Military Gazette_«; Photographen: _Craddock_; _Burke_; _Jadukishan_; mindestens 2 Tage Aufenthalt zu empfehlen), Hauptstadt der Provinz Punjab, nahe dem Raji, dem dritten Fünfstromlandfluß, mit dem östl. gelegenen Garnisonsort _Meean Meer_, 228318 Einw. (120000 Mohammedaner, 70000 Hindu, 7000 Sikh, 5600 Christen), im April 1905 von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Wie Amritsar durch die Sikhs, so hat Lahore durch die Herrschaft der mohammedanischen Mogulkaiser (turktatarischen Stammes) seinen Charakter aufgeprägt erhalten. Die Altstadt mit engen Straßen von Mauern umgeben, mit vielen Moscheen, Karawansereien, Pagoden, Märkten; in der NW.-Ecke der Stadt die _Zitadelle_ (Fort; Besichtigung nur mit Paß, vom Deputy Commissioner zu bekommen) mit Werkstätten, an deren Ostende der _Akbar-Palast_ liegt; im Fort die _Perlmoschee_ (Moti Masjid), daneben der Spiegelpalast _Shish Mahal_ (vom Schah Jahan und Aurangzeb erbaut); östl. davon ein kleiner Sikh-Tempel. Mitten in der Westmauer liegt der weiße Marmorpavillon *_Nau Lakha_. Im Zeughaus alte indische Waffen, auch Kamelgeschütze und merkwürdige Revolverkanonen. Neben dem Turme von _Shish Mahal_ stand im Großmogulpalast noch ein größerer, der _Saman Burj_. Nun östl. zum _Diwan-i-Khas_ (Marmorsäulenhalle), jetzt als Kirche benutzt; östl. davon der Hindupavillon _Akbari Mahal_ (jetzt Apotheke) und der rote Sandsteinbau an der Nordmauer _Khwabgha-i-Kalan_. Mitten im Fort der _Diwan-i-Am_ (jetzt Kaserne), östl. davon ein Hospital.--Die _Bank of Bengal_ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank. _=Rundfahrt=_. Vom Bahnhof durch die europäische Villenstadt sö. von der Eingebornenstadt durch Empress Road über _Charing Cross_, vorbei am _Government House_ (früher Mausoleum des Muhammed Kasim Khan, Vetter des Kaisers Akbar); dann westl. durch Upper Mall Road zum _Lawrence Garden_, Botanischem Garten mit Raubtierhaus; l. bleibt _Lawrence Hall_ und _Montgomery Hall_ mit Porträtsammlung; dann r. am _Punjab Club_ und an der _Kathedrale_ vorbei (in deren Nähe das Telegraphenamt); dann l. am _Postamt_ und den *_Museen_ (Punjabsammlungen verschiedener Art, besonders die reichhaltigste Sammlung von »Gandharaskulpturen«, etwa 2400 Nummern) nach den _Anarkali Gardens_; hier ein lange als christliche Kirche benutztes _Grabmal der Anarkali_ (»Granatblüte«), Favoritin des Kaisers Akbar, von ihm lebendig eingemauert, weil sein Sohn Salim sie liebte; Salim (der spätere Kaiser Jahangir, dessen Lieblingsresidenz Lahore war) erbaute 1615 das Mausoleum. Sehr interessant ist der _Anarkali-Basar_.--Dann nördl. an den Regierungsgebäuden, Schulen, Krankenhäusern und dem protestantischen Kirchhof vorbei über die Schiffbrücke des Raviflusses nach (9 km) _Shah-Dara_. Man kreuzt die Bahn und sieht l. einen Kuppelbau, das _Grab des Asaf Khan_; dann r. in einen Park mit prächtigem Marmorpflaster zum *_Grabmal des Kaisers Jahangir_, einem Quadratbau mit vier 30 m hohen Minarets in den Ecken, aus weißem Marmor und rotem Sandstein 1627 erbaut; man beachte die Feinheit der Steinskulptur der weißen Marmoreinfassung des Grabmals. Rückfahrt durch das Westtor der Stadt über die _Esplanade_ nach dem _Fort_ (s. oben).--Sehenswerte Moscheen sind die von _Wazir Khan_ (mit sehr schöner Kachelfassade), die Goldene Moschee _Sonahri Masjid_ und die Hauptmoschee _Jama_ (oder _Badshahi_) _Masjid_. In der englischen Niederlassung ist ein Schwimmbad. Die Umgebung von Lahore ist durch vom Ravi abgezweigte Kanäle bewässert. =Ausflug= von Lahore nach den _Shalimar Gardens_ (4 km onö. vom Hauptbahnhof) auf der »Grand Trunk Road«, l. (3 km) das Tor des Rosengartens _Gulabi Bagh_ (von Sultan Beg, Admiral des Schahs Jahan, erbaut) und gegenüber, 1 km sö. von der Straße, das Grabmal des Baumeisters _Ali Mardan Khan_ (der 1637 für Schah Jahan die Shalimar-Gärten anlegte). Die einst weltberühmten, leider verfallenen *=Gärten von Shalimar= haben drei Terrassen mit 450 Fontänen. In ihrer Umgebung, besonders südl. der Straße, liegen noch andre, teilweise ebenfalls sehenswerte Gärten. Die Fahrt mit der North Western Railway von Lahore nach Peshawar (288 M in 17-1/2 St.) berührt (391 M von Delhi) _Gujranwala_, Geburtsort Randjit Singhs (geb. 2. Nov. 1780, Maharadscha, genannt »Löwe des Punjab«).--Bei (452 M) _Jhelum_ (Dschilam) überschreitet die Bahn den vierten der Punjabflüsse und tritt bald darauf aus dem Tiefland in das Mittelgebirgsland, das sich in etwa 500 m durchschnittlicher Seehöhe hier in großer Breite dem Himalaja vorlegt. Man sieht im N. die bis 4730 m hohen Schneegipfel Kaschmirs.--(523 M) =Rawal Pindi= (520 m; _Flashman's Hotel_, gut, Pens. 8 Rup.; _Limetree Hotel_, am Bahnhof; _Imperial Hotel_, Havelock Road, Pens. 8 Rup.; _Rawal Pindi Hotel_; _Mellors Hotel_ u.a. _Droschken_ nach Tarif; Banken: _Alliance Bank_, _Commercial Bank of India_), eine junge Stadt mit 86248 Einw. (1/2 Mohammedaner), starke Festung und größte Militärstation des nördl. Indiens (6 Regimenter und 5 Batterien), liegt am r. Sohanufer; Handel mit Kaschmir. =Von Rawal Pindi nach Srinagar in Kaschmir.= 195 M = 314 km; einer der besten Zugänge nach Kaschmir, in 3 Tagen auf guter Landstraße zurückzulegen; dreisitzige Tonga 124 Rup., ein Sitz 48 Rup. (geliefert von der Firma _Dhaujibhoy & Son_, Hin- und Rückfahrt 228 Rup.); die Posttonga fährt nachts nicht; Ekkas für Diener und Gepäck 22 Rup. Die Reise ist für mindestens 8tägigen Aufenthalt in Kaschmir sehr lohnend, aber sehr anstrengend; die Tonga ist ein zweiräderiger, niedriger Karren mit drei Sitzen, Gepäck kann wenig mitbefördert werden. Man muß 3 Tage lang je 10 St. mit 1/2 St. Mittagspause in schlecht gefedertem, unbequemem Wagen, der fast nur im Galopp fährt, mit häufigem Pferdewechsel, sich zusammenrütteln lassen. Der starke Staub verursacht leicht Augenentzündung. Im Winter ist die Fahrt der Kälte wegen nicht ratsam. Man kann auch in bequemern Landauern fahren, die aber sehr teuer sind und 4 Tage brauchen. Die Dâk Bungalows unterwegs sind meist gut, haben aber nur leere Bettgestelle, also Reisebettzeug mitnehmen! Ausflüge von Srinagar in das Alpenland erfordern Zelt, Feldküche, Ponies zum Reiten und Gepäcktragen; diese Ausrüstung wie auch Träger können in Srinagar durch _Cockburn's Agency_ beschafft werden (am besten vorher briefliche Abmachungen). Man fährt über (37 M) =Murree= (2300 m; _Powell's Hotel_; _Rowbury's Hot._), einen Höhenluftkurort mit europäischer Temperatur, mit Sanatorien und Kasernen, hinter denen sich 2700 m hohe Berggipfel erheben; im Sommer sind viele britische Truppen hier in der Sommerfrische. Dann Abstieg in das tief eingeschnittene, enge Durchbruchstal des Jhelum (Dschilam) nach (64 M) _Kohala_ (guter Dâk Bungalow); von hier talaufwärts (das Tal ist im Sommer so heiß, daß Dattelpalmen gedeihen, und man am besten frühmorgens oder abends fährt; im April und Mai prächtige Schneegebirgslandschaft) über eine Hängebrücke (Zoll!) über (75 M) _Dulai_ (guter Dâk Bungalow) nach (85 M) _Domel_ (guter Dâk Bungalow), wo das Tal eine scharfe Biegung nach SW. macht, aber immer noch eng bleibt, über (99 M) _Garhi_ (guter Dâk Bungalow) und (108 M) _Hatti_ in wild-schöner Landschaft nach (119-1/2 M) _Chagoti_ (Dâk Bungalow über der Drehbrücke); dann folgt (133 M) _Uri_ (guter Dâk Bungalow) und (146 M) _Rampur_ (Dâk Bungalow), von da ebene Straße nach (162 M, 261 km) _Baramula_ (guter Dâk Bungalow), kleinem Ort am untern Ende des weiten Hochgebirgsbeckens von Kaschmir, das einst von einem großen See eingenommen war; hier mieten Reisende, die längere Zeit in Kaschmir bleiben wollen, ein Hausboot (Preis je nach Größe und Einrichtung mit Bootsleuten 30-150 Rup. monatlich) zu schönen Ausflügen auf dem großen _Wularsee_ und nach Srinagar. Von Baramula fährt man in 3 St. mit Wagen (Hausboot braucht dazu einen Tag) nach (195 M, 314 km) =Srinagar= (1600 m), d. h. _heilige Stadt_, auch _Suradjnagar_ oder _Kaschmir_ genannt, Stadt mit 126358 Einw. (5/6 Mohammedaner), Sommerresidenz des Maharadscha von Kaschmir und Jammu, im prachtvollen Kaschmirtal am Jhelumfluß gelegen. _=Unterkunft=_: _Dâk Bungalow_; _Nedou's Hotel_, sehr gut; viele Besucher leben in Hausbooten oder Zelten; beste Zeltplätze im _Chenar Bagh_ für Junggesellen, im _Munshi Bagh_ und _Ram Bagh_ am r. Flußufer nahe der englischen Kirche; ferner am Dal-Den im _Nasim Bagh_. Der Agent des Maharadscha gibt Auskunft für Reisende über Unterkunft, Preise, Kulis etc.; _Cockburn's Agency_ besorgt Boote, Zelte und jede andre Ausrüstung; englische Ärzte in den Missionen und beim Residenten, wo man auch amtliche Vorschriften für das Reisen im Lande erhält. _=Bank=_: _Punjab Bank_. _=Leihbibliothek=_ vorhanden. _=Photographen=_: _Millais_; _Jadu Kishan_.--Die Stadt hat enge, oft übelriechende Straßen mit Holzhäusern, darin eine prächtige, aus Zedernholz mit reichen Schnitzereien hergestellte Hauptmoschee (_Jama Masjid_). Man besteige zunächst den Hügel *_Takht-i-Suleiman_ (300 m über der Stadt), auf dem ein Tempel steht; eine gerade Pappelallee führt hinauf, oben prachtvoller Blick auf das »Glückliche Tal«. Auch der Aufstieg auf den 76 m hohen Festungsberg _Hari Parbat_ im N. der Stadt ist sehr lohnend. _=Bootsfahrt=_ auf dem malerischen _Dal_ (_City Lake_) nö. der Stadt, vorbei an den schwimmenden Gärten (man lese Thomas Moore: »Light of the Harem« und »Lallah Rookh«) nach _Nishat Bagh_ am Ostufer, dann nach dem vom Schah Jahangir erbauten Lustschloß _Shalimar Bagh_ in der NO.-Ecke des Sees mit Reiherstand, von da zum »Garten des Segens« _Nasim Bagh_ am NW.-Ufer und zurück am Dorfe _Hazrat Bal_ vorbei, am Westufer nach S. durch den Kanal unterhalb Hari Parbat und den Nasim Bagh-Kanal nach dem Dal Gate. --_=Ausflug=_ von Srinagar auf verschiedenen Wegen, zuerst mit Boot, dann zu Wagen nach (ca. 26 km) =Gulmarg= (Schatten der Rosen), in einem Tage, einer kühlen, etwas feuchten Sommerfrische (_Nedou's Hotel_, gut; Besucher wohnen auch in Holzhütten oder Zelten), 2590 m ü. M., mit Ausblick auf den 8120 m hohen _Nanga-Parbat_. Die _=Eisenbahn=_ führt von Rawal Pindi weiter, zuletzt hinab in das hier breite Industal und bei (581 M) _Attock_, nahe der Vereinigungsstelle des Kabulflusses mit dem Indus (Stat. _Attock Bridge_, Dâk Bungalow), über den 200 m breiten _Indus_ auf einer fünfbogigen Gitterbrücke. Das starke Fort _Attock_ beherrscht den Zugang zu Vorderindien von NW. her; alle Eroberer Indiens, so Alexander d. Gr. 326 v. Chr., Timur 1397, Schah Nadir 1738 u. a., drangen durch das Kabultal und über Attock ein, daher ist die kleine Festung noch jetzt strategisch wichtig. Die Bahn bleibt nun in der Ebene des Kabulflusses, passiert =Peshawar=, die Hauptstadt der neuen nordwestlichen Grenzprovinz und Sitz eines High Commissioner, in ungesunder Lage, mit ziemlich extremen Temperaturverhältnissen (Juni 32,9°, Januar 9,8°, gelegentlich kommen Fröste vor), 97392 Einw. (3/4 Mohammedaner), engen, gewundenen Gassen, vielen Basaren für den wichtigen Durchfuhrhandel von Kabul, Buchara und Zentralasien, dem alten Palast _Bala-Hissar_, mit vielen Moscheen und den Resten einer berühmten mohammedan. Akademie. Im _Museum_ reiche archäologische Funde: »Gandharaskulpturen« aus der Umgegend, besonders aus Sari Bohlol, 40 km nö. von Peshawar.--3,5 km westl. liegt der Endpunkt der Bahn, (627 M, 999 km) _Peshawar Cantonment Station_ (Dâk Bungalow; _Flashman's Hotel_, Pens. 7 Rup., nahe dem Bahnhof; _Droschken_ nach Tarif; _Bank_ Punjab Banking Co.--_Geschäfte_ für mittelasiatische Waren in der Stadt: _Safdar Ali_; _Haji Rahman_); in öder Ebene das an die Stadt gelehnte englische Truppenlager (über 20000 Mann), Stützpunkt für Unternehmungen gegen Afghanistan. Peshawar verdient trotz mangelhafter Unterkunft mehrtägigen Aufenthalt schon wegen des Ausflugs zum Khaiberpaß, dessen Besuch leider seit 1910 auf _einen_ Wochentag beschränkt ist. =Ausflug= nach dem *=Khaiberpaß=, der südl. des unzugänglichen Durchbruchs des Kabulflusses den Safed Kuh, das Grenzgebirge zwischen Afghanistan und Indien, überschreitet und die Verbindung zwischen Afghanistan und der indischen Nordwestprovinz herstellt. Zu seinem Besuch ist eine Erlaubnis des »Political Officer in charge« in Peshawar nötig. Ausflug zu Wagen (14 Rup.) 5 St. hin und zurück, interessant sowohl landschaftlich wie wegen des regen Karawanentreibens. Man fährt auf guter Straße bis zum (17 km) _Fort Jamrud_ (501 m; Dâk Bungalow), am Ostende des Passes, mit starker englischer Besatzung. Der nach Afghanistan führende _Khaiberpaß_ zieht 53 km lang in Windungen bis 1011 m Höhe über das Gebirge; er ist nur Dienstags und Freitags für Karawanen geöffnet, wird dann vom Afridi-Stamm (_Khaiber Rifles_) bewacht, die auch die befestigten Posten (26 km) _Ali Musjid_ (730 m) und _Landi Kotal_ (520 m) besetzt halten. In Ali Musjid, wo die englischen Befestigungen gegen Afghanistan beginnen, muß man leider umkehren. Die Fahrt des deutschen Kronprinzen bis Landi Kotal war eine besondere Höflichkeit. Neuerdings dürfen sogar englische Offiziere nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Oberkommandierenden (zurzeit General James Wilcocks) bis Landi Kotal reisen. Die wilde, malerische Landschaft des Passes ist sehr sehenswert.--Eine Eisenbahn von Peshawar bis Landi Kotal ist im Bau. 3. Seitentour: Lahore--Karachi. =Eisenbahn=: _North Western Railway_ von Lahore über Mooltan und Hyderabad (Sindh) nach (784 M) Karachi, Schnellzug in 24 St. für I. Kl. 58 Rup. 6 annas, II. Kl. 29 Rup. Die »Industalbahn« führt durchweg durch Gebiete, die viel mehr vorderasiatischen als indischen Charakter tragen. Die beiden großen Landschaften, die sie durchfährt, das Punjab und das Sindh, sind wirtschaftlich geeint durch den Indusstrom, klimatisch einander ähnlich als Trockengebiete, die nur spärliche und unregelmäßige Regen empfangen und großenteils geradezu wüstenhaft sind. Die von O. her ziemlich nahe an das untere Industal herantretende Wüste Thar soll streckenweise die Sahara an Öde und vollkommener Vegetationslosigkeit übertreffen. Der Indus hat für das Sindh eine ähnliche kulturelle Bedeutung wie der Nil für Unterägypten, aber es bestehen doch gewisse schwerwiegende Unterschiede: während die alljährliche Anschwellung des Nils, die auf der Regenzeit in Innerafrika beruht, regelmäßig und ruhig verläuft, nimmt die des Indus nicht selten dadurch stürmischen Charakter an, daß sich der normalen Sommerflut, die durch die Schneeschmelze im obern Einzugsgebiet des Stromes erzeugt wird und im Unterlauf ihren Höhepunkt im Juli erreicht, noch Regenwasserwellen aufsetzen, die auf den Sommerregen im Punjab beruhen. Dadurch ist der Mensch gezwungen worden, den Strom in Dämme einzuschließen. Die befruchtende und befeuchtende Wirkung der Indusfluten kann daher nur durch Vermittelung von Kanälen erfolgen, die zahlreich vom Strome abgezweigt sind. Sie ermöglichen, daß ein etwa 20 km breiter Kulturstreifen den Indus begleiten kann. Ähnlich liegen die Verhältnisse längs der Punjabströme, doch sind hier die Kulturstreifen nicht so breit, und die Hochwasserbetten sind durch breite Kies- und Schotterflächen bezeichnet. Die Erträgnisse dieser Kulturstreifen, in denen die Dattelpalme vielfach der auffallendste Baum ist, wie das Kamel das häufigste Nutztier, wo Akazien, Pappeln, Tamarisken und andre Gewächse trockner Zonen gehölzbildend auftreten, sind mannigfaltig: Baumwolle, Ölsaaten, Zucker, Indigo, namentlich aber Weizen, dessen Anbau in neuerer Zeit rasch zugenommen und das Aufblühen von Karachi, das als Ausfuhrhafen dient, verursacht hat. Als Verkehrsstraße hat der Indus trotz seines geringen Gefälles im Unterlaufe nur wenig Bedeutung, weil die Arme des Deltas, mit dem er mündet, für Schiffe unbenutzbar sind; denn auch darin ist der Indus gegen den Nil benachteiligt, daß er nicht wie letzterer in ein ruhiges Meer, sondern in ein solches mit lebhafter Gezeitenbewegung mündet. Durch die Flut werden die massenhaften Sinkstoffe immer wieder flußaufwärts getragen und verschlämmen die Mündungen. Die Dampfschiffahrt reicht daher nur von Tatta am Hauptmündungsarm bis Mooltan am Jilam. Den Hauptverkehr vermittelt die Industalbahn. Von Lahore (S. 76) führt die Bahn über (116 M) _Harapa_, einen kleinen Ort, wo Alexander d. Gr. einen Sieg erfocht, nach der sehr alten Stadt (207 M) _Mooltan_ (Erfrischungs- und Warteraum, Dâk Bungalow) mit alten Grabdenkmälern, 85708 Einw., meist Mohammedaner; wichtiger Stapelplatz für die an Bodenerzeugnissen reiche Umgebung. Ein Stück südl. davon passiert die Bahn das alte Bett des Biasflusses, der jetzt weit oben in den Sutlej mündet, früher aber diesem parallel in den Jilam floß. Weiter auf der (270 M) _Adamwahanbrücke_ von 1287 m Länge über den Sutlejfluß nach (272 M) _Bahawalpur_ (Dâk Bungalow), Hauptstadt eines Eingebornenstaates mit 15000 Einw. (4/5 Mohammedaner), mit sehenswertem Palast des Nawab. Bei (488 M) Rohri _zweigt_ die Bahnlinie nach Belutschistan und Afghanistan ab; Rohri liegt malerisch am l. Ufer des Indus auf felsiger Höhe, die 4-5stöckigen Häuser haben flache Dächer mit Geländern; die große Moschee (Jama Masjid) ist ein schöner roter Ziegelbau, die drei Kuppeln mit Porzellanziegeln gedeckt. Bei Rohri sind die großen Bewässerungsschleusen des _Eastern Nara-Kanals_. (674 M) =Hyderabad (Sindh)=, _Haidarabad_ (guter Dâk Bungalow im Cantonment; _Brind's Hotel_; _Bank of Bengal_; Droschken nach Tarif), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh der Präsidentschaft Bombay, am Beginn des Indusdeltas gelegen, mit 75964 Einw. (Hindus und Mohammedanern), 6 km östl. vom Indus, wahrscheinlich von Alexander d. Gr. gegründet, hat Industrie in Seidenstickereien, Juwelier- und Lacksachen. Sehenswürdigkeiten sind das alte, sehr unregelmäßig geformte _Fort_ mit dem alten Palast Mir Nasir Khans, jetzt Absteigequartier hoher britischer Offiziere; vom Fort über dem Torweg interessanter Ausblick auf den Basar mit buntem Völkergemisch. Auf dem Nordende des Hügels der Stadt sind die Grabmäler der Kalhoras- und Talpura-Fürstengeschlechter. Die Bahn kreuzt nun den Indus und führt nach (784 M) =Karachi= (mehrere Bahnhöfe; wer nicht sofort an Bord des Dampfers muß, steige Station Frere Street, auch Cantonment Station genannt, aus). =Gasthöfe=: _Paul's Hotel_, dicht bei Frere Street Station, gut;--_The Devon Villa Hotel_, gut. =Banken=: _National Bank of India_; _Bank of Bombay_ etc. =Klubs=: _Sindh Club_; _Gymkhana, Ladies Club_; _Golf Club_. =Zeitung=: »_Sindh Gazette._« =Konsulate=: Deutsches Reich: Konsul _A. Thöle_; Österreich-Ungarn: Konsul _W. U. Nicholas_, Vizekonsul _K. S. Anderson_. =Dampfer=: _Österreichischer Lloyd_ (Anderson & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano«), monatlich nach Triest in 20 Tagen; _Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa_ (Bremen); _British India Steam Nav. Co._ (Mackinnon, Mackenzie & Co.), wöchentl. nach Europa und Bombay sowie nach dem Persischen Golf; _Messageries Maritimes_ (H. Curjel Bombay Co.), monatl. nach Marseille; außerdem noch andre britische Linien. =Geschäfte=: _Sadar Bazaar_, gut. _Karachi_ (Kurrachee, Karatschi), Distriktshauptstadt der Provinz Sindh, mit 159270 Einw., am äußersten Nordwestende des Indusdeltas (nahe dem Fuße des Pabgebirges, des Grenzgebirges gegen Belutschistan, gelegen), ist trotz seiner Entlegenheit zum größten Teile Indiens und trotz seines steter Versandungsgefahr durch die Sinkstoffe des Indus unterliegenden Hafens der drittgrößte Seehafen Indiens geworden (1910 liefen 525 Schiffe mit 758000 Reg.-Ton. ein), weil es unter der Herrschaft der Engländer (seit 1842) als Hauptausfuhrhafen des Punjabs dient; Einfuhr von Eisenbahnmaterial, Stückgütern, Metallen, getrockneten und gesalzenen Fischen etc.; Ausfuhr von Baumwolle, Weizen, Wolle, Ölsaat, Häuten, Apothekerwaren, Pferden. Die Stadt hat Handelskammer, Baumwollpressen, Eisenwerke, Schiffswerft mit Trockendock, Kohlenlager. Der Seehafen ist durch Wellenbrecher geschützt und mit modernen Kaianlagen, Ladebrücken etc. gut versehen. Die vorgelagerte Halbinsel _Manora_ ist durch mehrere Küstenforts verteidigt. Die Eingebornenstadt nahe am Hafen ist eng gebaut und stark bevölkert; der europäische Stadtteil weiter aufwärts am Layarifluß macht einen ganz modernen Eindruck, weitläufig und regelmäßig angelegt, mit vielen schönen Gebäuden, darunter die _Frere Hall_ mit Bibliothek, Ball- und Versammlungssälen. Sehenswürdigkeiten enthält die Stadt nicht, doch wird sie infolge ihrer Handelsbedeutung besucht. B. Von Delhi nach Agra. =Eisenbahn=: _East Indian Railway_ von _Delhi_ über _Aligarh_ nach _Agra_ in 6 St. für I. Kl. etwa 11, II. Kl. 6 Rup.; --_Great Indian Peninsula Railway_ (»Agra-Delhi Cord Line«) über _Muttra_ in 4-1/2 St. (Speisewagen). Die Great Indian P. R. ist die direkte Linie; sie hält sich in der Nähe des r. Jumna-Ufers, an dem sowohl Delhi wie Agra liegen. Die East Indian R. beschreibt einen Bogen durch das Gebiet zwischen Jumna und Ganges und überschreitet zweimal die Jumna. Sie durchfährt in ihrer ganzen Erstreckung die »Vereinigten Provinzen« (Agra und Audh), während die Great Indian zunächst den Südostzipfel des Punjabs durchläuft. Obgleich das Land mit Hilfe der Kanäle, die seit 100 Jahren namentlich in dem zwischen dem Ganges und der Jumna gelegenen Gebiete angelegt worden sind, reich angebaut ist, macht sich die Trockenheit des Klimas in den der Regenzeit unmittelbar vorhergehenden Monaten (Februar bis Mai) durch große Dürre und Staubplage recht bemerkbar. Von _Delhi_ (S. 70) führt die East Indian Railway zunächst nach (78 M) =Aligarh= (_Kellner's Refreshment and Sleeping Rooms_, am Bahnhof, bequem für kurzen Aufenthalt, auch Schlafgelegenheit; guter _Dâk Bungalow_), Distriktshauptstadt und sehr alte Festung, die die Stadt _Koil_ schützt; mit dieser zusammen 63715 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner), Sitz des _Anglo-Oriental College_ zur Erziehung vornehmer Mohammedaner. Anfang Februar hier eine sehenswerte Messe. Beim dritten Meilensteine (5 km) südl. von Aligarh an der Straße ein riesiger heiliger Banyanfeigenbaum (_Ficus religiosa_), und in dessen Nähe ein Malteserkreuz zur Erinnerung an einen Überfall englischer Truppen während des Aufstandes 1857.--Bei (127 M) _Tundla Junction_ (Bahnwirtsch.) muß man event. in den Zug nach Agra umsteigen, der in entgegengesetzter Richtung auf einer andern Linie noch 24 km westl. bis Agra läuft. Dicht vor Agra führt die Bahn auf großartiger vierbogiger Brücke über den Jumna-Fluß. Fährt man mit der Great Indian Peninsula Railway, so empfiehlt sich der Besuch von (89 M) _Muttra_ oder _Mathura_ (Dâk Bungalow), uralter Stadt (schon Ptolemäus bekannt) von 60000 Einw., am r. Jumna-Ufer. Muttra wurde 1017 vom Afghanenfürsten Mahmud seiner kostbarsten Tempelschätze beraubt, ist noch heute mit der kleinern, 10 km stromauf an der Jumna gelegenen Stadt _Brindaban_ (einem hochheiligen Wallfahrtsort der Hindus) einer der Hauptsitze der Brahmanen, mit zahlreichen Tempeln, in denen der Krischnakult gepflegt wird. Bootfahrt auf der Jumna, wo morgens Tausende vor den Tempeln baden (ein kleines Benares). (142 M, 228 km) =Agra= (204 m), Ankunft _Fort Station_ oder (über Muttra) auf _Cantonment (Road) Station_, 10 Min. von den Gasthöfen. =Gasthöfe=: _Hotel Cecil_ (Hotz, Schweizer), I. Ranges, Deutsch gesprochen, sehr gelobt, Pens. von 8 Rup. an. -- _Laurie's Great Northern Hotel_ (20 Min. sw. vom Bahnhof), Pens. 7 Rup.-- _Metropole._ -- _Savoy_, Pens. 6 Rup. -- Guter _Dâk Bungalow_ nahe dem Postamt am Drummond Road. -- Speiseräume im Bahnhof. -- =Droschken= nach Tarif. -- =Post u. Tel.= nahe beieinander, 2,5 km südl. vom Bahnhof. -- =Polizeiämter= 1 km nw. vom Bahnhof. -- =Geschäftsadressen=: _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. -- Teppichfabrik _Otto Weylandt_ (deutscher Besitzer), nahe I'timad-ud-daulah. -- Schals, Gold- und Silberstickereien: _Ganeshi Lall & Sons_, Johari-Basar. -- Seifenstein und Marmormosaik: _Nathoo Ram_, gegenüber Agra College. -- Miniaturmaler: _Badri Pershad._ -- Photograph: _Priya Lal._ =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Fort, Nm. Fahrt nach Sikandarah, abds. nach Dinner *Taj Mahal (bei Mondschein); -- 2. Tag: Vm. Taj Mahal (bei Sonnenaufgang), dann Fahrt zum I'timad-ud-daulah-Grab, zu Weylandt (Teppichfabrik) und Chinika-Roza-Grab, Nm. 2 Uhr mit Auto (Pers. 10 Rup.) in 1 St. nach Fatehpur-Sikri; -- 3. Tag: Nochmals Fort und Stadt. =Geschichtliches.= Unter dem Lodhikönig Nizam Iskander (1488-1517) ward Agra, damals noch ein Dorf, Residenz; 1526 wurde es von Baber, dem Begründer des mohammedanischen Reiches der Großmoguln, genommen, der es jedoch wieder an die Afghanen verlor. Erst Akbar besetzte es 1559 dauernd und machte es zur Hauptstadt. Schah Jahan I. (1632-56) errichtete die Prachtbauten. Aber schon Aurangzeb (1656-1706) verlegte die Residenz nach Delhi, und nach seinem Tode wurde die Stadt von den Dschat, Persern, Afghanen etc. verwüstet, bis die Ostindische Kompanie sie den Mahratten nahm. Während des Sepoyaufstandes im Juli 1857 wurden die Engländer im Fort belagert, aber am 10. Okt. vom Oberst Greathed entsetzt. [Illustration: Plan von Agra.] _Agra_, Hauptstadt der Division Agra, hat mit der Garnison 182419 Einw. (2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, einige tausend Christen), starke Industrie in Schuhen, Pfeifen, Goldtressen und schönen Mosaikarbeiten sowie lebhaften Handel mit baumwollenen und feinen wollenen handgeknüpften Teppichen (die Fabrik des Deutschen, Herrn Otto Weylandt, ist sehr sehenswert) und bearbeiteten Steinen. Agra besitzt vier Colleges und ist Sitz der obersten Divisionsbehörden. --Die Stadt liegt in dem großen Bogen, den die schiffbare _Jumna_ (Dschamna) hier nach O. macht; in der Tiefe des Bogens das Fort, südl. davon die Kasernen und nw. die Regierungsgebäude, dazwischen die besser als in andern indischen Städten gebauten Eingebornenviertel. Agra ist reich an Prachtbauten im reinsten maurischen Stil, die auf die Zeit zurückgehen (Mitte des 17. Jahrh.), da die Stadt die Residenz der mohammedanischen Großmoguln (turktatarischen Stammes, mit persischer Umgangssprache) war. _=Rundgang=_: Das *=Fort= (zweimaliger Besuch von je 2-1/2-3-1/2 St. sehr lohnend, es ist das schönste und mannigfaltigste seiner Art in Indien), aus rotem Sandstein etwa 1568 von Akbar begonnen, von seinem Sohn Jahangir fortgesetzt (die meisten Bauten stammen vom Schah Jahan, dem kunstsinnigen Enkel des großen Kaisers), berührt mit dem Nordturm das rechte Jumna-Ufer; seine Mauern sind fast 21 m hoch; sein »Water Gate« (Pl. 2) ist geschlossen, Haupteingang von NW. durch das _Delhi Gate_ (Pl. 1); außerdem am Südende das _Amar Singh Gate_ (Pl. 3). Innerhalb des Delhi Gate ist noch ein zweites Tor, _Elephant Gate_ oder _Hathi Pol_. Geradeaus geht man über den Mina-Basar zur *_Perlmoschee_ (_Moti Masjid_, Pl. 4), der schönste weiße Marmorbau mit drei Kuppeln und prächtiger Vorhalle, in deren Mitte ein Marmorbecken.--R. von der Moschee der große Zeughausplatz, vor dessen Ostseite die große öffentliche Audienzhalle _Diwan-i-Am_ (Pl. 5), mit Thronstufen in der Mitte. Einige Stufen führen nun in den großen =Palast Schah Jahans= (Pl. 6), der aus vielen prächtigen Einzelbauten von weißem Marmor besteht; zunächst vorbei am _Machhi Bhawan_ zur kleinen dreikuppeligen »Edelsteinmoschee« (_Naginah Masjid_), für die Königinnen bestimmt; darunter lag ein Basar, wo die Hofdamen Einkäufe machten. Oberhalb nach dem Fluß auf offener Terrasse ein schwarzer Thron; südl. davon die Hausmoschee des Kaisers (_Mina Masjid_) und weiterhin die wunderbar schöne Privataudienzhalle _Diwan-i-Khas_ mit Ausblick auf den Fluß und die Gärten (1637 erbaut). Im kleinsten Marmorsaal wurde der von seinem Sohn Aurangzeb entthronte Jahan 7 Jahre gefangen gehalten, gepflegt von seiner Tochter Jahanara; Jahan starb im kleinen Pavillon (mit schönen Fenstern), die Augen nach dem Taj Mahal (s. unten) gerichtet. Eine Treppe führt zum _Saman Burj_, eigentlich _Jesamine (Yâsmin) Burj_ (Jasminturm, Wohnung der Favoritsultanin), mit Springbrunnen in einem schönen Pavillon; südl. daneben der »Goldene Pavillon« mit vergoldetem Dach und Frauengemächern; westl. von diesen Pavillons lagen die Marmorbäder der Prinzessinnen; von da durch den Weingarten (_Anguri Bagh_) gelangt man zu dem _Shish Mahal_ (Spiegelpalast) in der NO.-Ecke des Gartens. Der alte, sehr sehenswerte, aus rotem Sandstein erbaute _Jahangir Mahal_ (oder _Akbar-Palast_) am Südende der übrigen Bauten ist gut erneuert und hat prächtige Sandsteinornamente. -- Nahe vor dem Delhi Gate nw. jenseit der Bahn liegt die _Hauptmoschee_ (_Jama Masjid_), erbaut 1644 vom Schah Jahan zu Ehren seiner Tochter Jahanara; nördl. davon die _Kalan Masjid_, älteste Moschee in Agra. -- Von da fahre man über die Eisenbahnbrücke nach dem prachtvollen *_Mausoleum von I'timad-ud-daulah_, einem reichgeschmückten weißen Marmorbau mit Mittelkuppel und vier Ecktürmen mitten in herrlichem Park; es enthält sieben Gräber, in der Mitte das des Wesirs Ghiyas Beg, Schwiegervaters Schah Jahangirs und Vaters der Nur Jahan. -- Die Hauptsehenswürdigkeit Agras (etwa 3 km sö. von den Gasthöfen) ist der **=Taj Mahal= (kurz _Tadsch_ oder _Tadschmahal_ = Kronpalast, eigentlich _Taj bibi ka Roza_ = Grab der Kronendame), »ein Traum in Marmor«, am r. Ufer der Jumna; es ist das aus weißem Marmor ausgeführte und auf einer 18 m hohen Plattform ruhende _Mausoleum Schah Jahans_ (regierte 1628-58) und seiner Lieblingsgattin Mumtaz-i-Mahal (Stolz des Palastes, gest. 1629), mit weithin sichtbarer Kuppel von 18,8 m Durchmesser, woran 20000 Arbeiter 22 Jahre unter Leitung des Baumeisters Austin von Bordeaux gearbeitet haben sollen. Der Taj ist vielleicht das schönste und stimmungsvollste Denkmal ganz Indiens und gilt für edler als die Alhambra und andre berühmte maurische Bauten. Im Innern, umschlossen von einem zart in Marmor ausgeführten Gitterwerk, stehen zwei Kenotaphe, die wie die Wände reich mit Blumen aus kostbaren Steinen und mit anmutigen Ornamenten geschmückt sind. Umgeben ist das Gebäude von einem prachtvollen Garten, in dem herrliche Zypressen und ein langes, geradliniges Wasserbecken mit vielen Springbrunnen liegen. Der Eingang zum Taj ist durch das _Taj Ganj Gate_, das zu dem prächtigen großen *Torweg (_Great Gateway_) des Gartenhofs führt (mit 26 Marmorkuppeln!); außerhalb eine schöne Karawanserei und andre Gebäude aus rotem Sandstein. Es ist dringend zu empfehlen, den Taj mehrmals, und womöglich einmal bei Mondschein, zu besuchen. NB. Die Hotels wissen die Zeiten, wann der Taj bis Mitternacht geöffnet bleibt! Im Mausoleum beten und bringen Blumen zu den Sarkophagen Vertreter aller Religionen Indiens, Hindus, Buddhisten, Mohammedaner und Parsi. =Ausflüge=: 1) Nach =Sikandarah=, mit Wagen in 3/4 St. Man fährt durch die Eingebornenstadt, vorbei am _Central Jail_ (Hauptgefängnis; Besichtigung der Teppichwebereien der Gefangenen empfehlenswert, man schicke seine Karte dem Inspektor), dann etwa 6 km nw. Der Weg führt an vielen Gräbern vorbei; in Sikandarah liegt das _Mausoleum Begum Miriam_, der angeblich christlichen Frau Maria des Kaisers Akbar, ein zweistöckiger roter, zurzeit recht verwahrloster Sandsteinbau; im Unterstock 40 Kammern, im Oberstock ein weißer Marmorkenotaph. Ein prachtvolles Tor aus rotem Sandstein, mit Einlagen von weißem Marmor führt zum *_Grabe Akbars_; von den Minarets zu Seiten des Tores schöne Aussicht bis nach Fatehpur-Sikri. Ein breiter Weg führt zum Mausoleum, einem vierstöckigen Pyramidenbau, die untern drei Stockwerke von rotem Sandstein, das oberste aus weißem Marmor; auf der Plattform steht der weiße Marmorkenotaph genau über der Stelle, wo unten im Kellergeschoß sein Sarkophag, umgeben von andern Gräbern, steht. Am Nordende des *Kenotaphs eine 1 m hohe *Marmorsäule, auf der lange Zeit der berühmte Diamant »Koh-i-Nur« lag, bis ihn der persische Eroberer Nadir Schah raubte (jetzt gehört er zum britischen Kronschatz). -- In einem modernen Hause in Sikandarah befindet sich ein _Waisenhaus_. Man tut besser, Sikandarah früher als den Taj zu besuchen. 2) Westwärts nach (38 km) *=Fatehpur-Sikri= (_Dâk Bungalow_, neu und groß, mit guter Verpflegung, für längern Aufenthalt eingerichtet; für kurzen Aufenthalt Frühstückskorb vom Hotel mitnehmen!) mit Wagen (25 Rup. in 3-1/2 St.) oder Automobil (45 Rup., einzelne Sitze bei Fahrten, die das Hotel unternimmt, 10 Rup., in 1 St.) auf guter, schattiger Landstraße, von Akbar d. Gr. angelegt, wie die alte verlassene Residenzstadt selbst, deren Paläste noch sehr gut erhalten sind. Durch das Agra-Tor einfahrend, sieht man r. von der Straße die alte Münze, gegenüber die Schatzkammer, dann fährt man in den Kaiserpalast hinein, vor den _Diwan-i-Am_; l. liegen die Räume der Sultana und daneben der Dâk Bungalow (wo man auf Wunsch meistens auch einen Führer erhält); gegenüber sind türkische Bäder. In der NO.-Ecke des Palastes ist das Haus der türkischen Königin; am Nordende des Hofs eine schöne Privataudienzhalle _Diwan-i-Khas_, südl. davon der _Panch Mahal_ (ein »Damenheim« oder Zenana) und sw. von diesem das kleine _Haus der Miriam_ (Akbars angeblich christlicher Gattin, einer Prinzessin von Jaipur) mit Garten und Bad; westl. davon das geschmackvolle _Birbal's Haus_. Ferner sind zu erwähnen der Turm _Harem (Hiran) Minar_, mit steinernen Elefantenzähnen geziert, über den Gräbern des kaiserlichen Lieblingselefanten, und die Grabmoschee (weißer Marmor in rotem Sandstein) des heil. *_Salim Chistis_ in der Nähe des großen _Siegestors_ und dieses selbst. 3) Südwärts nach *=Gwalior=; von _Agra Road Station_ mit der _Indian Midland Railway_ durch steiniges, hügeliges Gebiet, die nördl. Ausläufer des Malwaplateaus, das schon zum Dekhan gerechnet werden muß, über (35 M) _Dholpur_ und 6 km weiter südl. über eine schöne Brücke aus rotem Sandstein über den Fluß _Chambal_ (_Chumbul_) nach (76 M, 122 km) *=Gwalior= (161 m; _Gwalior Hotel_ [von einem Parsen geführt], außerdem staatliches Fremdenhaus _Musafir Khana_, in dem Unterkunft nur bei Empfehlung und Vorausbestellung zu haben ist. Reitelefanten durch Hotelmanager zu bestellen, Bakschisch an den Führer. Droschken, mäßig, zu haben [im Notfall Sänfte nehmen]), Hauptstadt des Vasallenstaats der Mahratten, hat mit der neuen Garnisonstadt _Lashkar_ 89154 Einw. (5/6 Hindu, 1/6 Mohammedaner), liegt in einer Flußebene zwischen den Ausläufern des Malwaplateaus und hat schmutzige Häuser. Vor den Toren der alten Stadt steht die schöne Hauptmoschee _Jama Masjid_; in der Stadt der prachtvolle *_Palast des Maharadschah_ (einer der schönsten in Indien) sowie mehrere Dschaintempel. Die berühmte *=Festung Gwalior= erhebt sich auf einem 110 m hohen senkrechten Sandsteinfelsen (oben 1900 m lang und 600 m breit) an der Westseite der Stadt; sie ist noch jetzt eine der stärksten Indiens. Am NO.-Ende die sechstürmige Zitadelle. Im Innern der Festung sind Acker und Wasserbecken, für 15000 Mann Besatzung ausreichend. Wahrscheinlich wurde sie 275 n. Chr. gegründet von Suraj Sen, der den Sonnentempel baute; jahrhundertelang war die Feste Herrschersitz, viel bestürmt und selten erobert. Englische Truppen nahmen die Festung 1803, 1844 und 1858; 1886 wurde sie an den Maharadschah übergeben. Zum Besuch der Feste ist keine Erlaubnis erforderlich, man schreibt sich ins Fremdenbuch am Eingang ein; der Leiter (»Keeper«) des Fremdenhauses (Musafir Khana) sorgt für Bereitstellung des Elefanten, falls der Maharadschah geneigt ist, solchen für Besucher zur Verfügung zu stellen. Vom Fremdenhaus fährt man bis zum Fuße der Feste, dort wartet dann der Elefant für den steilen Aufstieg. Ein steiler Weg führt durch folgende sechs Tore in die Feste: _Alamgiri Gate_ (das nördlichste Tor, 1660 erbaut), *_Badalgarh_ (oder _Hindola_) _Gate_, ein schöner Hindubau; r. steht dicht unter dem Felsen der Festung der _Gujari Mahal_, Schloß der Königin von Man Sing, schon sehr verfallen; _Bhairon_ (oder _Bansur_) _Gate_, 1485 erbaut; dann das _Ganesh Gate_ mit dem Taubenhaus (_Kabutarkhana_) davor und einem Hindutempel daneben; nun vorbei an dem Felsentempel _Chatar-bhuj-mandir_ (erbaut 876), ein Wischnuheiligtum mit Wasserteich (in dessen Nähe sehr alte Skulpturen), durch das _Lakhshman Gate_ weiter hinauf längs der Ostseite der Paläste zum »Elefantentor« _Hathiya Pol_ (_Paur_), neben dem das _Hawa Gate_ in den _Man Singh Mandir_ führt, der, 1486-1516 erbaut, bunte Mosaikwände hat. Nördl. schließen sich noch vier Paläste an: _Vikram Mandir_, _Karan Mandir_, _Jahangiri Mahal_ und _Shah Jahan Mahal_ am Nordende der Feste. Von den elf Hindutempeln der Feste ist der mittelste, _Teli-ka-Mandir_ (Anfang des 12. Jahrh.), der sehenswerteste; er ist dem Schiwakult gewidmet, auf höchster Berghöhe mit prächtiger *Aussicht erbaut und um 1880 wiederhergestellt. -- Die Felsenskulpturen an den Abhängen der Feste, besonders die südwestl. Gruppe in der Schlucht _Urwahi_, sind ebenfalls sehr sehenswert, weil einzig in ihrer Art in ganz Nordindien; die meisten Skulpturen, im 13. Jahrh. hergestellt (laut Inschrift aus den Jahren 1440, 1453, 1497 etc.), wurden unter dem ersten Großmogul Babar zum Teil stark beschädigt. Es sind fünf Gruppen. Das durchfahrene Gebiet gehört zu den reichsten Kulturgebieten Indiens; Audh, der Ostteil der »Vereinigten Provinzen«, ist schon so weit in Kultur genommen, daß die Wälder großenteils (außer im nördl. Randgebiet gegen den Himalajastaat Nepal hin) verschwunden sind und mit ihnen auch viele wilde Tiere, wie der Tiger. Dabei hat das Land, das großenteils von Natur genügend befeuchtet ist (der künstlich bewässerte Anteil des Kulturlandes wird, je weiter ostwärts, um so kleiner), schon ganz tropischen Charakter. C. Von Agra über Cawnpore, Lucknow und Allahabad nach Benares. =Eisenbahn=: Agra-Cawnpore in 5-1/2 St.; Cawnpore-Lucknow in 2 St.; Lucknow-Allahabad in 5-1/2 St.; Allahabad-Benares in 3-1/2 St.; Agra-Allahabad in 9 St. Von _Agra Fort Station_ (S. 83) mit der East Indian Railway (am besten mit Nachtzug, der etwa 3/4-12 Uhr abfährt) über die prächtige Jumna-Brücke mit 16 Bogen nach (15 M) _Tundla_; dort meist umsteigen in den von Delhi kommenden Zug, dann östl. weiter über _Ferozabad_ nach (72 M) Stat. =Etawah=, _Itawah_ (Bahnwirtschaft mit Gastzimmer; _Dâk Bungalow_, 1 km vom Bahnhof), Stadt mit 40000 Einw. in malerischer Lage zwischen Schluchten und Abhängen am Nordufer der Jumna, mit schöner Hauptmoschee; *Aussicht vom teilweise zerstörten Fort auf dem Hügel über der Stadt; unterhalb vom *_Fort Bathing Gats_ am Flußufer. -- Die Bahn erreicht im weitern Verlaufe das rechte Gangesufer bei (158 M, 254 km) Stat. =Cawnpore=, _Khanpur_ (Bahnwirtsch., gut; _Civil and Military Hotel_, gut; _Empress Hotel_, Pens. 7-9 Rup.; _Victoria Hotel_; die _Bank of Bengal_ und die _National Bank of India Ltd._ sind Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank; _Droschken_ nach Tarif), Knotenpunkt von fünf Bahnlinien und an der untern Einmündungsstelle des östl. Gangeskanals in den Ganges gelegen, mit enger, schmutziger Eingebornenstadt von 197170 Einw. (1/4 Mohammedaner), wo auf den Basaren gute Früchte, Leder- und Juwelierarbeiten feilgehalten werden und interessantes Leben und Treiben herrscht. Die Stadt ist ohne andre Sehenswürdigkeiten als solche, die an den Aufstand erinnern; in Cawnpore ließ Nana-Sahib im Mai und Juni 1857: 446 englische Soldaten, Frauen und Kinder hinmorden, wofür die Engländer im November weit blutigere Rache nahmen. Wo General Wheeler sich gegen Nana-Sahib verschanzt hatte, steht die _Memorial Church_; etwa 3 km nördl. liegt nahe dem Gangesufer der _Memorial Garden_ mit _Gedächtnisbrunnen_, in dessen Mitte ein Friedensengel (von Marochetti) aus Marmor. =Seitentour.= Von Cawnpore mit der Indian Midland Railway oder mit einer Zweiglinie der Oudh and Rohilkhand Railway über die Ganges-Eisenbahnbrücke durch die reichbebaute Ebene von Audh nach (44 M, 71 km) Stat. =Lucknow= oder =Lakhnau= (122 m; Bahnwirtschaft; _Wutzler's Royal Hotel_ [Bes. Deutscher], eins der besten in Indien, 2-1/4 km vom Bahnhof; _Savoy and Imperial Hotel_, Abbott Road, Pens. 7 Rup.; _Civil and Military Hotel_; _Prince of Wales Hotel_; mehrere Klubs; _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Droschken_ nach Tarif), Knotenpunkt von 6 Bahnlinien, Stadt mit 264049 Einw. (1/3 Mohammedaner), am _Gumti_, einem schiffbaren l. Nebenflusse des Ganges; großstädtisches Leben, aber weniger sehenswert als Delhi und Agra. Auch die großen Prachtbauten von Lucknow sind architektonisch dürftig; von Engländern ebenso wie Cawnpore nur wegen der Ruinen und Gedächtnisstellen aus der Aufstandszeit (es wurden hier 2000 Engländer getötet) besucht. -- _=Rundfahrt=_: Nw. von der _Residency_, den Regierungsgebäuden, liegt im _Machhi Bhawan Fort_ die interessante große Halle _Great Imambarah_ in altem Palast, jetzt Zeughaus; man gelangt dann über die _Iron Bridge_ zum Lichttempel _Hussainabad_, der nur von außen sehenswert ist. In der Nähe der interessante _Kaisar Bagh_ (Kaisergarten mit Palästen). In der Stadt sind die Basare, besonders der _Nakhkhas_ oder Vogelbasar, sehenswert. Filigran- und Goldschmiedearbeiten, Pfeifenmacher, Tonfiguren. Auch die Elefantenställe der Regierung sind sehenswert sowie das Museum (bis 3-1/2 Uhr offen; Fr. geschlossen) mit buddhistischen Reliquien aus Muttra (S. 83) etc., und viele schöne Gärten. Von _Cawnpore_ weiter mit der »East Indian Railway« sö. nach (277 M, 445 km) =Allahabad= (61 m; _Kellner's Rooms_, am Bahnhof, mit guter Schlafgelegenheit, Chota-hazri im Zimmer, andre Mahlzeiten in der Bahnwirtsch.; _Laurie's Great Northern Hotel_, Pens. 6 Rup.; _Central Hotel_; _Bank of Bengal_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Droschken_ nach Tarif; die Zeitung »_Pioneer_« ist eine der wichtigsten in Indien, »_Pioneer Mail_« Wochenausgabe für Europa). Besuch von Allahabad ist nur bei reichlicher Zeit zu empfehlen; Benares, Agra und Delhi bieten weit mehr indische Kulturbilder. =Geschichtliches.= Allahabad kommt um 250 v. Chr. unter dem Namen _Prayâga_ (»Opferstätte«) vor. Akbar baute 1572 hier sein Fort _Ilâhabâs_, das Schah Jahan I. (1632-56) dann Allahabad (»Stadt Gottes«) nannte. Die Stadt gehörte zum Reiche des Großmoguls, bis sie 1753 durch den Wesir Safter Jang von Audh erobert ward. Aber schon 1765 wurde sie von den Briten besetzt und dem Großmogul Schah Alam zur Residenz angewiesen. Nachdem dieser 1771 Allahabad verlassen hatte, überließen es die Engländer durch den Vertrag vom Jahre 1773 dem Naib von Audh, der es endlich an die Ostindische Kompanie abtrat. Die Stadt _Allahabad_, Hauptstadt der Nordwestprovinzen, mit 172032 Einw. (etwa 2/3 Hindu, 1/3 Mohammedaner, 6000 Christen), liegt auf der Landzunge an der Mündung der Jumna in den Ganges, an deren Spitze das große, von Akbar erbaute, von den Briten umgestaltete _Fort_ liegt (Besichtigung nur mit Erlaubnis der Militärbehörde; längere Wagenfahrt dazu erforderlich); es umschließt Kasernen, Pulvermagazin, Arsenal für 30000 Mann, die berühmte Säule des _Asoka_ (240 v. Chr.), einen unterirdischen Tempel mit dem ewigen Feigen- oder Banyanbaum. Allahabad besteht aus dem engen Eingebornenviertel mit ärmlichen Lehmhütten neben prächtigen Palästen und dem schönen, gartenreichen europäischen Viertel. Hervorragende Bauten hat die Stadt wenige, z. B. den Palast des Gouverneurs, Kasernen, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude, die Große Moschee, das Serail von Khusru zur unentgeltlichen Aufnahme von Reisenden, den _Khusru Bagh_ (mit malerischem, hohem Festungstor, durch das man in die gepflegten Gärten mit drei Mausoleen gelangt), katholische und anglikanische Kirche, Bibliothek und Museum, Stadthaus, das Muir Central College, das große Zentralgefängnis zu Náini. Allahabad ist berühmter Wallfahrtsort, wo sich, um im Ganges zu baden, im Dezember und Januar 250000, alle 12 Jahre aber eine Million Pilger versammeln. Dann wird hier die _Magh Mela_, eine religiöse uralte Messe, abgehalten. Mit der Bahn über (363 M) _Mughalo Sarai Junction Station_ (Speiseraum im Bahnhof), hier umsteigen! Dann über die fast 1,5 km lange Stahlbrücke über den Ganges nach (373 M, 560 km) _Benares_ (82 m). Benares. Vgl. den Plan S. 91. =Ankunft= auf _Cantonment Station_ der Oudh and Rohilkhand Railway; auch direkt von _Lucknow_ (S. 88) über (88 M) _Fyzabad_ und (118 M) _Jampur_ nach (199 M, 320 km) _Benares_; letztere Strecke ist etwa 88 km kürzer. =Gasthöfe= (beide liegen 4,5 km landeinwärts vom Ganges und von der Eingebornenstadt): _Clark's Hotel_, 25 Z., Pens. von 7 Rup. an, gelobt; _Hôtel de Paris_, 60 Z., gelobt; beide Hotels mit Garten.--=Bank=: _Bank of Bengal_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --=Führer= zum Besuch der Eingebornenstadt und Basare sind unentbehrlich wegen der engen, wirren Straßen.--=Wagen= besorgt das Hotel, Zweispänner 8 Rup. für 1, 4 Rup. für 1/2 Tag; _Droschken_ nach Tarif; empfohlenen Fremden stellt zuweilen der Maharadschah von Vijayanagrum seinen Staatswagen.--=Kuriositäten=: Seidenstickereien, Schals, Messinggefäße, indische Nippsachen, Malereien, Goldschmiedearbeiten in den Basaren der Eingebornenstadt. =Geschichtliches.= Benares war schon im 6. Jahrh. v. Chr. der Mittelpunkt der Religion des Buddha, der hier zuerst »das Rad seiner Lehre drehte«, was durch eine riesige Stûpa (Reliquienbehälter) 5 km nördl. von Benares der Nachwelt überliefert wurde. Später, nach dem Untergang des indischen Buddhismus, war es einer der Hauptsitze des Brahmanismus und wurde dann nach seiner Einnahme durch die Mogulkaiser (1194) 600 Jahre lang von Mohammedanern beherrscht. Diese vermochten den Brahmanismus nicht ganz zu unterdrücken, der sich seit dem 18. Jahrhundert, nach dem Sturz der Herrschaft der Großmoguln, rasch von neuem erhob und heute in Benares wieder eine der Hauptpflegestätten brahmanischer Philosophie verehrt. So ist Benares durch die Mannigfaltigkeit der in seinen Mauern gepflegten Religionen wie seiner Denkmäler religiöser Baukunst eine der merkwürdigsten Städte der Erde geworden: Buddhismus, Brahmanismus und Islam haben ihre Andachtsstätten hier errichtet, Brahmanismus (Hindu-Religion) und Islam blühen noch heute, dazu der Schiwa-Kult, der in ziemlich starkem Gegensatze zum Brahmanismus steht, da seine Anhänger (die Lingaiten, nach dem Symbol des Schiwa, dem Lingam, genannt) die Vorrechte der Brahmanen verwerfen, und schließlich die Sekte der Dschain, die ebenso alt wie der Buddhismus ist und diesem in mancher Hinsicht ähnelt. =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vor Sonnenaufgang Stromfahrt auf dem Ganges vom Dasaswamedh Ghat aufwärts mit Besichtigung der Leichenverbrennungsstätte Manikarnika Ghat, der Aurangzeb-Moschee und des nur vom Boot aus besuchbaren Nepalese-Tempels (Boot für 2 St. 3 Rup.--Frühstück mitnehmen). Nach Frühstück mit Boot zum Affentempel, Goldenen Tempel, kleine Aurangzeb-Moschee, andere Tempel, den _Brass Market_ (Messingarbeiten sind Spezialität von Benares). Dann Lunch im Hotel; nachher Fahrt nach Sarnath (Museum).--2. Tag: Droschkenfahrt zum Kuhtempel Annapurna, dann verschiedene Tempel, Brunnen des Wissens, Anand-Bagh-Garten, Annie Besant's Hindu College (theosophische Gesellschaft), Basare in der Eingebornenstadt.--Nm. Fahrt nach Belipur, Spazierfahrt im englischen Viertel. [Illustration: Plan von Benares.] _Benares_ (82 m), _Banaras_, _Warânasi_ (»im Besitz des besten Wassers«, früher auch _Kasi_ genannt), Bezirkshauptstadt mit 209331 Einw. (vorwiegend Hindu), ist seit 2-1/2 Jahrtausenden Hauptsitz brahmanischer Gelehrsamkeit und als heiligste Stadt der Hindu der besuchteste indische Wallfahrtsort. Viele reiche Hindu haben sich hier Paläste erbaut, wo sie ihre letzten Tage hinbringen; wer in der heiligen Stadt in der Gunst der Brahmanen stirbt, ist sicher, unmittelbar in den Schoß der Gottheit aufgenommen zu werden. Täglich pilgern Tausende, an Festtagen Hunderttausende hierher, um im Ganges Gebete und Waschungen zu verrichten oder Krüge mit dem Wasser des heiligen Stromes zu füllen, das bis zur Südspitze Indiens getragen wird; seine Versendung ist ein wichtiger Industriezweig. Kranke lassen sich hierhertragen, um angesichts des heiligen Stromes zu sterben. Benares hat 1454 meist kleine Hindutempel, 272 Moscheen, mehrere Dschaintempel, einen buddhistischen Tempel. NB. _Eintritt in alle Tempel, außer Affentempel und Kuhtempel, ist Europäern verboten!_ Die prächtigste Ansicht gewährt die Stadt von dem 540-780 m breiten Ganges aus, an dessen weitem Bogen sie sich hinzieht. Alle andern Gebäude überragt die _Moschee Aurangzebs_ mit ihren schlanken, 35 m hohen Minarets. Ein mächtiger Bau ist auch die 1693 errichtete Sternwarte (s. unten). Zwischen Paläste und Tempel drängen sich elende Hütten, das Innere der Stadt ist ein Gewirr enger, schmutziger Gassen. Das saubere englische Viertel (_Sikraul_) enthält eine Kirche, ein Hospital, Kasernen, 3 höhere Schulen, 3 englische Missionsanstalten, eine Bank. Die durch den Fremdenverkehr geförderte Industrie erzeugt Seidenstoffe, Schals, Gold- und Silberstickereien, Juwelierwaren, Messinggefäße (berühmt auf dem Messingmarkt, _Brass market_), Lackwaren. Der Handel, unterstützt durch Dampfschiffahrt auf dem Ganges und die Bahnen, vertreibt heimischen Zucker, Indigo, Salpeter und führt europäische Waren ein. Benares enthält eine höhere Hindu- und eine höhere Sanskritschule, das Benaresinstitut, eine Gesellschaft meist eingeborner Männer, und die Carmichael-Bibliothek. Die Stadt zeigt das indische Leben unverfälscht; _Hans Meyer_ sagt von Benares: »Da ist der unfaßbare Wust bizarrer Häuser und Häuschen. Da sind die Hunderte und aber Hunderte von wunderlichen Tempeln mit Kuppeln, Pagoden, Götzenfratzen, Rüsselschnörkeleien, mit farbigen, silbernen, kupfernen und goldenen Anhängseln und Bedachungen. Da sind die massiven, aus dem Strom aufsteigenden Paläste der einheimischen Prinzen und Radschas, da tobt und windet sich die endlose Menschenmenge aus dem Gewühl enger Gassen nach dem heiligen Fluß und zurück ... --Heilige Stiere wandeln an den Häuserreihen entlang und setzen die Gemüsekrämer in Schrecken, Affen sitzen auf den Sonnenzelten u. Dachgesimsen, schreiend, fressend oder spielend, unter Tamburin- und Schellenbegleitung werden Götzen auf Tragbahren herumgeschleppt, feierlichen Aufzügen begegnet man in jeder Straße.« An Festtagen ist das Menschengewühl beängstigend: trotz der Scheu der Hindu vor Europäern empfiehlt es sich, einen indischen Schutzmann (gegen guten Bakschisch) zur Begleitung mitzunehmen und keine Innenräume der Tempel zu betreten. _=Rundfahrt=_ durch die _Eingebornenstadt_, 3 km vom englischen Viertel. Man kann über _Belipur_ fahren und dort den _Palast des Maharadschah von Vijayanagrum_ besichtigen, falls Erlaubnis erteilt wird; *Aussicht vom Terrassendach des Palastes über den Ganges; man sieht Aurangzebs Moschee und den Goldenen Tempel. Dicht beim Palast liegen Dschain-Tempel.--Etwa 1 km südl. vom Palast liegt der _Durga-Tempel_, der finstern Gattin Schiwas geweiht, die täglich blutige Opfer (früher Menschen, jetzt Ziegen) fordert, *=Affentempel= genannt, weil darin die heiligen Hum-man (Semnopithecus entellus) zu Hunderten hausen; der Tempel aus rotem Stein mit gelben Ornamenten ist umgeben von hohen Mauern; im Haupteingang ein Raum mit Musikinstrumenten: Glocken, Trommeln, Tamtams u. a.; neben dem Tempel ein schöner Wasserbehälter.-- Man fahre bis zum _Dasaswamedh Ghat_, eine der heiligsten Pilgerstätten von Benares (»Ghât« sind die mit Tempeln, Palästen, Pavillons und Badeplätzen eingefaßten langen Badetreppen, die zum Gangesufer führen), wo Brahma zehn Pferde geopfert haben soll.-- In der Nähe die =Sternwarte=, ein schöner Bau mit seltsamen Instrumenten (darunter ein Mauerquadrant Bhittiyantra, zwei große Steinkreise, zwei Samrat Yantra zur Bestimmung der Polhöhe, ein Chakrayantra zur Bestimmung der Deklination, ein Digamsayantra zur Azimutbestimmung).--Auf dem Wege zum Dasaswamedh Ghat liegt der Tempel des Regengottes _Dalbhyeswar_, dessen Abbild in einen Wasserbehälter versenkt wird, solange der Gott seine Pflicht versäumt; seine Gefährtin _Sitala_ heilt die Blattern.--Am bequemsten steigt man vom Dasaswamedh Ghat in ein Boot (flacher Prahm mit Stühlen, von etwa sechs Mann gerudert) und läßt sich zunächst eine Strecke stromauf rudern, um die etwa zwei Dutzend Ghats oberhalb von Dasaswamedh Ghat vom Strom aus zu betrachten; unter ihnen gehört das _Asi Ghat_ (das äußerste stromaufwärts, 1. von oben) ebenfalls zu einer der fünf heiligsten Pilgerstätten in Benares. Eins der schönsten und besuchtesten ist das _Shivala Ghat_ (6. von oben); viele _Yogin_ (Dschogin), d. h. brahmanische Büßer (meist mit den Fakiren, den indisch-mohammedanischen Büßern verwechselt), sieht man auf den Badetreppen, deren Bußübungen schon in den Sanskritwerken beschrieben und angeordnet sind. Beim _Machan Ghat_ (9. von oben) ist eine Leichenverbrennungsstätte, die aber weniger berühmt als die unten beschriebene beim Manikarnika Ghat ist.--Beim _Kedar Ghat_ (11. von oben) liegt der _Kedarnath-Tempel_ mit vielen Heiligtümern, dem Brunnen _Gauri Kund_ und dem _Mansarovar_-Wasserbehälter, umgeben von 60 Heiligenschreinen. Beim _Chauki Ghat_ (12. von oben) werden unter einem Pippalbaum Schlangen verehrt; viele Schlangenbilder ringsum.--Die Stufen des (13. von oben) _Chatr Ghat_ oder _Rajah Ghat_ führen zu einem großen Rasthause für Fremde, vom _Rajah Amrita Rao_ erbaut.--Beim _Komeshwar Ghat_ (14. von oben) steht der _Mondtempel_, der jede Krankheit heilt. Eine der ältesten Badetreppen ist _Chausathi Ghat_ (20. von oben); die malerischste ist das _Munshi Ghat_ (22. von oben) mit schönem Bau am obern Ende. _Dasaswamedh Ghat_ (s. oben) ist das 25. von oben, stromabwärts daneben liegt _Man Nandat Ghat_. Wenn Zeit, oder bei zweiter Fahrt fahre man stromabwärts längs der untern Hälfte der Ghats bis zur Schiffbrücke. [Hand]_=Zur Beachtung=_: Unmittelbar vor Sonnenaufgang ist die Stromfahrt am lohnendsten, weil dann das Baden und Beten der Büßer und Pilger am lebhaftesten ist, während Vm. die Ghats von Händlern mit Blumen, Obst, Futter (für die heiligen Kühe) etc. besetzt sind. Bei Sonnenaufgang steigen zahllose Brahmanenpriester ins Wasser, dann folgen die Pilger und daran schließen sich Andachten vor den Priestern an; alles feierlich und schön, auch das züchtige Baden der Hindumädchen. Beim _Bachhraj Ghat_ (27. von oben) ist ein _Shivala-Götzenbild_, daneben ein Hundebild; ein Brahmane mit Pfauenwedel beschützt durch sein Wedeln die Besucher vor bösen Geistern und fordert dafür Opfergeld. In der Nähe werden täglich Hunde gefüttert, an Festtagen mit Butterkuchen und Zucker. Vom _Mir Ghat_ (28. von oben) aus kann man nur zu Boot den _Nepalese-Tempel_ besuchen; malerisch, aber mit sehr derb-naturalistischen Schnitzereien; viel von Frauen besucht, um Nachkommenschaft zu erbitten. Hinter dem Tempel eine sehenswerte Ringkämpferschule.--Zwischen _Lalita Ghat_ und _Jal Sain Ghat_ (31. von oben) liegt der berühmte =Goldene Tempel=, dem _Bisheshwar_ (Bisheshwar = Herr der Welt) geweiht, einer der ältesten und wichtigsten Tempel für den Lingam-(= Phallus-)Kult zur Ehre Schiwas, dessen Kuppeln mit dünnem Goldblech gedeckt sind, der aber leider in Gassen und Mauern eingebaut ist. Gegenüber dem Eingang verkauft ein Priester Opferblumen; man gebe Bakschisch, wenn er Blumen oder andres als Geschenk überreicht. Der Bisheshwar-Tempel gilt als der heiligste Hindutempel in Indien, weil er an der Stelle steht, wo das Gangeswasser am heiligsten ist.--Neben dem goldenen Turme des Bisheshwar-Tempels steht der rote, kegelspitze _Mahadeo-Tempel_, umgeben von zahlreichen kleinen Spitzkuppeln, _Sikras_ oder _Vimanas_ genannt, wie sie bei Hindutempeln häufig sind. Zwischen beiden Tempeln hängen neun prächtige Glocken an steinernem Rahmenwerk. Im Hofe auf einer Plattform stehen aufrechte, ziemlich formlose Steinklötze (Lingam), uralte Gegenstände der Anbetung. --Im Viereck zwischen dem Goldenen Tempel und der schönen *=Aurangzeb-Moschee= (*Aussicht von den Minarets, eine steile Mitteltreppe führt bis zum Dache) liegt auch die kleine _Aurangzeb-Moschee_ und der *_Brunnen des Wissens_, _Gyan Kup_, in dem Schiwa sitzen soll; ein Götzenbild soll von einem Priester hineingeworfen sein, daher riesiger Pilgerzustrom zu dem stinkigen Wasser; man hüte sich, in das Gedränge von Pilgern, Frauen und Kühen auf der Plattform des Brunnens zu kommen. Interessante Pilgerbräuche sind beim Brunnen zu beobachten. Der Blick in den Brunnen ist nur Hindu erlaubt, und nur barfuß.-- Dicht außerhalb des Goldenen Tempels ist der _Sanichar-Schrein_ und einige Schritte weiter der Tempel der Nahrung spendenden Göttin _Annapurna_, bei dem sich viele lästige Bettler aufhalten; je ein Schrein des Tempels ist der Sonne, dem Elefanten- und Glücksgotte Ganesh, dem Gauri Shankar und dem Affengotte Hanuman geweiht. --Zwischen diesem Tempel und dem Weissagungstempel, _Sakhi Vinayak_, ist ein seltsames rotes Standbild von Ganesh mit silbernen Händen und Rüssel auf einer Plattform.--Eins der fünf größten Heiligtümer von Benares, von Hindupilgern stets besucht (am stärksten im November), ist das *=Manikarnika Ghat= (33. von oben); über seiner Treppenflucht steht der _Manikarnika-Brunnen_, voll fauliger Blumenopfer zum Himmel stinkend, aber von Millionen Pilgern jährlich besucht.--Daneben steht der _Tarkeshwara-Tempel_ und an dessen Wasserseite die größte _Leichenverbrennungsstätte von Benares_ (Anblick und Geruch für schwache Nerven nicht zu empfehlen!), wo ohne Feierlichkeit die Leichen zunächst ans Ufer mit den Füßen ins Wasser gelegt werden, dann von den Angehörigen der (oft nur kleine) Scheiterhaufen errichtet wird. Sechs Mann der untersten Kaste (Domra, die aber reich werden wegen ihres Monopols des Scheiterhaufenansteckens, wofür sie bis 1000 Rup. Abgabe erhalten) heben auf Bambusstangen den Toten aus dem Fluß, einer flößt ihm den letzten Trunk Gangeswasser ein, dann wird er auf den Scheiterhaufen gelegt und dieser angezündet. Während das Feuer brennt, werden die Körperteile nach Bedarf mit Bambusstangen ins Feuer gestoßen; schließlich wird die Asche, oft auch nur halbverkohlte Stücke, in den Fluß geworfen. Totenkult kennt der Brahmane nicht, die Leiche ist ihm nur unreiner Stoff, der zur Läuterung der Seele von den Elementen vernichtet werden muß. Trotz der Leichenwäsche baden und trinken die Hindu unmittelbar stromabwärts davon im Fluß, weil die Stelle als besonders heilig gilt. Weiter stromabwärts liegt das allmählich sinkende _Sindhia's Ghat_ (34. von oben); groß und schön ist _Ghosla Ghat_ (37. von oben).-- Oberhalb _Panchganga Ghat_ (39. von oben) erhebt sich die stolze _Aurangzeb-Moschee_ (S. 94), mit zwei Minarets.--Viele heilige Kühe benutzen das _Gai Ghat_ (42. von oben), wo auch ein steinernes Kuhstandbild steht.--Nebenan das _Trilochana Ghat_ soll zwischen seinen Türmchen besonders heiliges Wasser haben.--Das unterste (47.) ist das _Raj Ghat_, neben der Schiffbrücke.--Von da kann man zu Wagen noch den _Palast Nandeshwar Kothi_ des Maharadschah von Benares (mit hübschem Garten) auf der Rückfahrt durch Grand Trunk Road sehen (historisch merkwürdig). Vom Affentempel (S. 92) fahre man, falls Zeit genug, in den =Anand-Bagh-Garten=, wo im 19. Jahrh. der Heilige von Benares, _Swami Saraswati_, lebte, dessen Schüler, gelehrte Panditen, die zu seinen Ehren errichtete _Sanskritschule_ leiten.--Das =Hindu College=, wo Frau Annie Besant ihre Theosophie unter jungen Hindu-Mystikern verbreitete, ist des Besuchs wert; es ist in einem Palast des Maharadschah von Benares.--Auch das christliche _Missionswaisenhaus_ (von einer Deutschen geleitet) wird manchem sehenswert sein. =Ausflüge=: 1) Nach =Sarnath=, 6,5 km nördl. von Benares, der Stätte, wo die alte Stadt Benares stand und Buddha lehrte; der Weg führt über die Barnabrücke und längs der Ghazipur Road bis zum 3. Meilenstein, dann l.; bald kommen zwei Türme, einer auf einem Hügel, in Sicht. Ein Turm (39 m hoch) liegt in einem frühern Wildpark, wo Buddha mit seinen fünf Jüngern im Beginn seiner Lehrtätigkeit lebte und später (im 11. Jahrh.) ein großes buddhistisches Kloster stand; er ist von Asoka als _Tope_ oder _Dhamek Stûpa_ erbaut und enthält im Innern Buddhabilder und Reliquien; er gilt als besterhaltener Tope in Bengalen. Nicht weit davon ein zweiter Turm (33 m hoch), ebenfalls eine ehemalige Stûpa.--Westl. von Dhamek Stûpa liegt ein Dschaintempel, bei dessen Ostende der Torso eines Buddhagötzen; in der Nähe ein Brunnen, _Ranis Bad_. In Sarnath finden jetzt Ausgrabungen statt, ein archäologisches _Museum_ ist im Entstehen. --2) Nach =Ramnagar= (dazu vorher Erlaubnis beim Sekretär des Maharadschah einholen) am Gangesufer; beim Ramnagar Ghat Überfahrt über den Strom; vom Palast *Blick auf Benares. Ein Wasserbehälter liegt 2 km nö. vom Palast, daneben ein Tempel. D. Eisenbahn von Benares nach Calcutta. 487 M (784 km) =East Indian Railway= von _Benares_ bis _Calcutta_ Schnellzug in 14-1/2 St. für I. Kl. etwa 36, II. Kl. 18 Rup.--Die Fahrt geht durch die regenreichen, echt tropischen, äußerst fruchtbaren (vor allem Reis-, Mohn-, Indigo- und Jute-Anbau) und dicht besiedelten, aber auch cholera- und fiebergefährlichen Ebenen _Bengalens_ bis an den Westrand des ausgedehnten Gangesdeltas. Von _Benares_, Cantonment Stat., über die prächtige, fast 1,5 km lange stählerne Brücke nach (10 M) _Mughal Sarai_ (Bahnwirtschaft; man erkundige sich, ob Umsteigen nötig); von da nach (149 M) =Bankipur= (52 m; _Bahnwirtschaft_; guter _Dâk Bungalow_, nahe Bahnhof), am rechten Gangesufer, mit dem Grab Schah Arganis (wo bei dem Maharremfest 100000 Menschen zusammenströmen); es ist westliche Vorstadt und Sitz der Behörden der großen Handelsstadt =Patna= (53 m; _Dâk Bungalow_) mit 136470 Einw.; Patna hat neun Geschäftsviertel mit vielen Basaren; Handel mit Opium, Indigo, Töpfer- und Baumwollwaren. _Bank of Bengal_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft in Bankipur. Patna war 450 v. Chr. die wichtigste Stadt Indiens, jetzt schmutzig und eng, ohne Sehenswürdigkeiten. =Seitentour= nach *=Buddh Gaya=. Mit der Patna Gaya Railway von _Bankipur_ südl. nach (57 M, 92 km) Stat. =Gaya= (_Dâk Bungalow_, fast 2 km vom Bahnhof, Wagen 2-1/2 Rup. für 1/2 Tag), Stadt mit 71288 Einw.; 5 km östl. vom Bahnhof liegt ein Hindutempel und 2,5 km von diesem der Tempel _Bishn Pad_ (Wischnus Fußtritt) in der alten Stadt. Hauptziel für Buddhaforscher und Archäologen ist der =Tempel von Buddh Gaya= (11 km südl. von der Stadt Gaya), eine neunstöckige Pagode (nahebei ein Dâk Bungalow. Betten, Essen und Sodawasser mitbringen!); er ist 543 v. Chr. erbaut und ist als Wiege des Buddhismus die heiligste Stätte für einen großen Teil der Menschheit; von Pilgern viel besucht. Der Tempel ist voll von Überlieferungen aus dem Leben Buddhas. Man fährt in 2 St. bis vor den Tempel, meist durch schattige Straße; zur Besichtigung etwa 1-1/2 St. erforderlich. Asoka umgab den Tempel mit prächtiger Pfeilermauer (älteste indische Skulpturen: Kentauren, Lotosornamentik, Seejungfrauen, märchenhafte Krokodile mit Elefantenohren, Pferdekopfmenschen). Hinter dem Tempel auf einer Plattform der heilige _Bo-_ oder _Pippalbaum_ (_Ficus religiosa_). In der Nähe der Palast eines Maharadschah, wo Fremde um 4 Uhr empfangen werden.--Nw. ein kleiner, sehr alter Tempel mit stehendem Buddhastandbild. Von Bankipur sö. weiter nach (305 M, 490 km) Stat. _Madhupur_. Ausflüge von hier ins _Parasnath-Gebirge_ auf tempelreicher Pilgerstraße bis 1365 m ü. M. in malerischer Landschaft mit vielen Aussichtspunkten; Eisenbahn (24 M, 39 km) bis _Giridh_, dann guter Fahrweg 29 km bis zum Fuß der Berge; Träger zum Aufstieg (2-3/4 St.) sind in _Madhuban_ zu haben. Dann über (366 M) Stat. _Raniganj_, am Ostende der großen Kohlenfelder von Bengalen (viele Fossilien, besonders Farren, ähnlich denen in den australischen und englischen Kohlenflözen, sind dort gefunden). --Bei (463 M) _Hooghly Junction Station_ überschreitet die Eastern Bengal Railway auf schöner Brücke den Hooghly-Fluß, während unsre East Indian Railway auf dem rechten Ufer bleibt und über (466 M) _Chandernagore_ (S. 139) und _Serampore_ die Endstation (487 M, 784 km) =Calcutta=, _Howrah Terminus_ (S. 135), erreicht. 4. Von Bombay nach Madras. Vgl. die Karte S. 96. =Eisenbahn= von Bombay nach (793 M, 1278 km) Madras: Great Indian Peninsula Railway und Madras and Southern Mahratta Railway nächster Weg; Schnellzüge (mail trains) mit durchgehenden Wagen I. und II. Kl. in 32 St. für I. Kl. etwa 59, II. Kl. 29-1/2 Rup. Die Bahnstrecke führt in sö. Richtung quer durch das südl. _Dekhan_, dessen Aufbau man gut verfolgen kann: die schmale westl. Küstenebene, den hohen gebirgsartigen Westrand, das langsam gegen O. sich senkende Hochland, das keinen eigentlichen Gebirgscharakter trägt, und den im Verhältnis zu den Westghats niedrigen Ostrand, dem aber eine breite Küstenebene vorgelagert ist.--Der Einfluß der wechselnden Niederschlagshöhen macht sich in der Vegetation geltend, die am üppigsten an den feuchten Westghats, auf dem Hochland aber streckenweise beinahe steppenartig ist. Von _Bombay_ (S. 53), Victoria Stat., bis (34 M) _Kalyan_ s. S. 61; hier zweigt die Madraslinie sö. ab, erreicht (54 M) _Neral_ (gute Bahnwirtschaft mit Bädern etc.). =Kleinbahn= von Neral in 2 St. nach (13 M) *=Matheran= (Gasthöfe: _Rugby Hotel_, in freier Lage; _Gymkhana Hotel_, mit schöner Aussicht; _Granville Hotel_; Reitpferde zu haben), 800-1100 m ü. M.; sehr lohnender und beliebter Ausflug von Bombay, vgl. S. 63 (im Sommer Sa. bis Mo. stark besucht), bewaldetes Hochland mit prachtvollen Ausblicken auf wilde Felspartien, in die Ebene und bis zum Meer. Schönste Punkte: *_Panorama Point_ im N., *_Chaux Point_ im S.; außerdem lohnend zu besuchen: _Louisa Point_ und _Alexandra Point._ Nun steigt die Bahn nach Maschinenwechsel bei (62 M) _Karjat_ das _Bore Ghat_ (550 m; Wasserscheide) steil (1:42 bis 1:37) hinauf durch schöne Gebirgslandschaft (bei Tage fahren!). Bei 410 m ü. M. hält der Zug, um die Maschine ans andre Ende zu setzen, und erreicht dann (78 M) Stat. =Khandala= (550 m; _Dâk Bungalow_ am Rande der Schlucht; _Glendale Hotel_, gut; _Khandala Hotel_; _Convalescent Hospital_ der All Saints-Schwestern), schöne Sommerfrische (Wasserfall von 90 m Höhe, sehr schön in der Regenzeit) der reichen Bewohner Bombays. Nahebei liegt (80 M) =Lonauli= (_Lanauli_ oder _Lonavla_; Bahnwirtschaft; zwei Gasthöfe 5 Min. vom Bahnhof), der Platz, von wo man nach dem Höhlentempel von Karli in Tonga fährt. Der *=Höhlentempel (Karli Cave)=, einer der größten und besterhaltenen Indiens, ist in eine fast senkrechte, über 250 m hohe Felswand 38 m tief hineingearbeitet; er liegt etwa 3,5 km nw. vom Dâk Bungalow und 11 km vom Bahnhof Karli (ebenso weit vom Bahnhof Lonauli). Der Bau erinnert sehr an frühchristliche Kirchen mit Chor etc.; er ist wahrscheinlich um 200 v. Chr. errichtet und künstlerisch ausgeschmückt.-- 5 km südl. vom Karli-Bahnhof liegen die alten Hügelfestungen _Lohogarh_ und _Visapur_.--Andre sehr alte Höhlentempel liegen 3 km südl. von Karli in _Bhaja_ und in _Bedsa_, 9 km östl. von Bhaja. Von Lonauli mit der Hauptbahnlinie über (85 M) Karli (Dâk Bungalow) durch malerische Landschaft mit blühenden Dörfern.-- (119 M) =Poona=, Puna (554 m; _Connaught Hotel_, bestes; _Royal Family Hotel_; _Napier Hotel_ und _Poona Hotel_; _Bombay Bank_; _Droschken_ nach Tarif; _Automobile_ nach Mahabaleshwar der _West India Motor Co._, 3 Pers. 75 Rup., 6 Pers. 120 Rup.; Zeitung: »_Deccan Herald_«; Photographen: _Metzker_, _Stewart_; europäische Geschäfte; _Western India Club_ u. a.), ein Hauptsitz der Brahmanenkaste, mit Angehörigen über ein Drittel der einheimischen Bevölkerung), alte Mahrattenhauptstadt, jetzt Residenz des Gouverneurs von Bombay während der Regenzeit und das größte Militärkantonnement für die Bombay-Armee, seitdem die Pest in Bombay herrscht (ist aber auch nicht pestfrei), hat 157666 Einw., berühmte Gold- und Silberarbeiten; auch Fächer und Tonfiguren sind zu kaufen. =Ausflüge=: 1) Mit Wagen (sehr anstrengend) nach (24 km sw.) =Sinhgarh=, einer berühmten Hügelfeste in schöner Landschaft.--2) Nach *=Mahabaleshwar=. Mit Auto (s. unter Poona) oder der »Southern Mahratta Railway«, die bei Poona abzweigt, bis (109 km) Stat. _Wathar_ (Bahnwirtsch., Mittagessen vorausbestellen!); von da mit vorausbestelltem Wagen (beim Postagenten in Mahabaleshwar für 20-30 Rup.) in 5 St., schöner, doch sehr anstrengender Bergweg; durch (29 km) _Wai_ (guter Dâk Bungalow), schönes Landstädtchen mit riesigem Banyanbaum in 13 km Entfernung am Fuße des Hügels Wairatgarh (der 30 Ar Schatten wirft); dann ins Gebirge steigend durch das große, von Europäern viel bewohnte Dorf _Panchganni_ nach (64 km) *=Mahabaleshwar= (1438 m; _Race View Hotel_, Pens. 7 Rup.; _Fountain Hotel_, ebenso, beide gut, *Aussicht; _Mahabaleshwar Hotel_; _Ripon Hotel;_ Klub mit Schlafgelegenheit; Postagent [Mail Contractor] _Ardeshir Framjee_, in Poona Civil Lines), eine gesunde und regenreiche Sommerfrische; in der Nähe die _Yena-Wasserfälle_ und die *Aussichtspunkte _Lodwick Point_ und _Elphinstone Point_. An letzterm stürzt der Felsen etwa 600 m sehr steil zum Tiefland ab. Prachtvoller Ausblick gegen Sonnenuntergang auf die wilde Felslandschaft und das Meer. Ausflug von Mahabaleshwar nach _Pratabgarh_; hübsche Fahrt 10 km zum Fuß des Felsenhügels, dann steiler und schwieriger Aufstieg zu der malerischen Burg des Mahrattenkönigs Shivaji; _Pratabgarh_ ist um 1656 erbaut. Von Poona führt die Eisenbahn weiter durch bergige Gegend über (283 M) Stat. =Sholapur= (483 m; _Dâk Bungalow_), Stadt mit 55212 Einw., nach (292 M) _Hotgi Junction Station_. =Seitentour= mit der »Southern Mahratta Railway« nach (59 M, 95 km) Stat. *=Bijapur=, _Vidjajapura_ im Sanskrit = Siegesstadt (510 m; _Dâk Bungalow_, in der Stadt; _Bahnwirtsch._; Tongas 2 Rup. für 1 Tag), Distriktshauptort mit 17000 Einw. Bijapur, eine uralte Siedelung, gelangte erst unter den Fürsten der Adil Shahi-Dynastie (1489-1686) zu hoher Blüte als Millionenhauptstadt, die in ihren hohen Steinmauern einst 1600 Moscheen und viele prächtige Paläste einschloß; begründet 1489 vom Adil Shah Jusaf Khan, verlor sie die Selbständigkeit durch den Mogulkaiser Aurangzeb. Sehenswert der runde _Dom Gol Gumbaz_ dicht beim Bahnhof (innerhalb der Stadtmauer; seine Grundfläche ist größer als die des Pantheon in Rom); die _Hauptmoschee Jama Masjid_; ferner das Schloß _Gagan Mahal_ und das Mausoleum (_Ibrahim Roza_) von Ibrahim II. Adil Shah nebst Königin Taj Sultana, ein großes Fort mit 109 Türmen innerhalb der Ringmauer, u. a. Die Umgebung der Stadt ist sehenswert. Hinter Hotgi tritt die Bahn in das Gebiet des größten Vasallenstaats des britisch-indischen Kaiserreichs, in das Reich des Nizam von _Hyderabad_ (11-1/2 Mill. Einw., 82000 engl. QM.; die Dynastie regiert seit 1740), und führt durch gutbewässerte Ebenen über die Stadt (353 M) _Gulbarga_ (Dâk Bungalow) nach (376 M) _Wadi Junction Station_ (427 m; Bahnwirtsch.); Umsteigen in die »Nizam's State Railway« und über (420 M) Stat. _Tandur_ (Bahnwirtsch.) nach (491 M) =Hyderabad=, _Haidarabad_ (620 m; _Bahnwirtsch._; _Montgomery Hotel_, gegenüber dem Bahnhof, gut, Pens. 7 Rup.; _Brind's Hotel_, Pens. 7 Rup.; wegen Hotelwagen vorher vereinbaren; _Droschken_ nach Secunderabad I. Kl. 1 Rup. die Stunde, 9 Rup. den Tag, II. Kl. 4-1/2 Rup. den Tag), Hauptstadt des Nizam mit 499840 Einw. sehr verschiedener Völkerschaften (Hauptsprachen: Telugu und Mahratti, außerdem hört man Kanaresisch, Hindustani, Hindi, Marwori, Gondi u. a.) und dem buntesten *_Straßenleben_ von malerischstem Reiz, mit beachtenswerten *_Basaren_ (_Bidriwork_, d. h. Silbereinlegearbeit aus Bidri). Die Bevölkerung trägt noch Waffen. Die Stadt liegt am Musi-Flusse zwischen Gärten und ist mit einer bastionierten Mauer umgeben. Im Herbst 1908 wurde die Stadt durch Überschwemmung des Flusses infolge von Dammbrüchen der oberhalb gelegenen Stauseen schwer geschädigt. Baumwoll- und Papierfabrikation bedeutend. _Bank of Bengal_ (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft).--_=Rundfahrt.=_ Zum Besuche der Sehenswürdigkeiten in Hyderabad und Golkonda hole man (vor der Rundfahrt morgens im gewöhnlichen Anzug) bei der Palastwache am Palast des Nizam einen Erlaubnisschein der Adjutantur Sr. Hoheit des Nizam; der Besuch gilt dem Flügeladjutanten (Empfehlungen sind wertvoll); gewöhnlich schickt der Adjutant den Paß durch einen Soldaten; man kann auch durch die Hotels Erlaubnisscheine auswirken. Die englische _Residency_ liegt außerhalb der Stadtmauern in _Chadar Ghat_; zwischen ihr und der Stadt ist eine 180 m lange Granitbrücke, die _Oliphant Bridge_. Man kreuze den Fluß über die nächste nach W., die _Afzal Ganj Bridge_, dann gelangt man durch das _Afzal Ganj Gate_ in eine breite Straße, die fast durch die ganze Stadt führt. In der Nähe des Tores liegt die _Afzal Ganj-Moschee_ mit vier Minarets neben dem städtischen Hospital; etwa 100 m innerhalb des Tores ist der Palast des berühmten Ministers Sir _Salar Jang Bahadur_ (gest. 1883), der dem Lande viel genützt hat.--Weiter in der Hauptstraße trifft man an einer Straßenkreuzung, wo jede Straße mit einem 15 m hohen Bogen überwölbt ist, auf den _Char Minar_, eine alte Gelehrtenschule mit vier schlanken Minarets, 1591 erbaut.--Östl. davon liegt die _Mecca-Moschee_, groß und finster, mit vier Minarets und sechs Bogen.--Der _Nizam's Palast_ liegt westl. vom Char Minar; er ist modern eingerichtet und reichlich mit unzugänglichen, durch sechsfache konzentrische Einfriedigung von der Stadt getrennten Harems versehen, und noch reichlicher mit Dienerschaft. Man besuche den Elefantenhof, wo meist etwa 60 Elefanten angefesselt stehen. Am 5. Muharreni (erster Monat des mohammedanischen Jahres) findet der _Langar_, ein Umzug der gesamten Truppen des Nizam um den Palast, statt (der Nizam und gegen 100000 Einw. der Hauptstadt sind Mohammedaner). --Sehenswerter ist der _Felikan-Palast_ (_Falak Numa_), 1 km südl. von der Stadt, mit reizendem Terrassengarten, auf einem Hügel mit *Aussicht; es ist ein moderner Prunkbau zur Aufnahme fürstlicher Besucher (im Innern ein Saal mit Lachspiegeln).--_Öffentlicher Garten_ mit kleinem Zoologischen Garten (Fr. Abend Konzert). 10 km nördl. von Hyderabad (Bahn dahin) liegt =Secunderabad=, _Sikanderabad_ (_Montgomery Hotel_, sehr gut, Pens. 7 Rup.; _Brind's Parade Hotel_; _Wagen_ 10 Rup. für 1 Tag, nach Golkonda und zurück 12 Rup.), das stärkste Militärlager der Engländer im mittlern Indien, weitläufig auf 50 qkm angelegt; mehrere Kantonnements sind in der Nähe in _Bolaram_ und _Trimalgiri_ (mit befestigtem Rückzugslager). Hier stehen etwa 10000 Mann englische Truppen. Der _Parade Ground_ liegt südl. vom Bahnhof. =Ausflug= nach =Golkonda=, 11 km nw. von Hyderabad. (Man besorge sich vorher Erlaubnisschein, s. oben.) Von Secunderabad 1-1/2 St. Wagenfahrt durch eine Gegend voller einzelner, oft seltsam geformter Granitblöcke. Ein Granithügel trägt das alte _Königsschloß von Golkonda_, durch eine 4850 m lange Mauer mit über 80 Basteien aus Granitblöcken und 2, früher 8 Toren, von breitem Graben umschlossen. Im Granittor prüft die Wache den Erlaubnisschein, dann führt eine steile, zum Teil zerfallene Treppe zwischen Ruinen von Palästen und Moscheen zum 130 m hohen Gipfel, auf dem der Königspalast mit flachem Dach (Aussicht) liegt.--In der Ebene nördl. und östl. vom Schloß liegen 18 gut erhaltene, granitene Mausoleen der Kutab Shahi-Dynastie mit stattlichen Kuppeln; eins der höchsten ist das der Sultanin _Haiyat Baksh Begum_ (gest. 1617). Schöner ist das Grab ihres Mannes, des Sultans _Muhammad Kuli Kutab Shah_ (gest. 1612). Von Hyderabad Rückfahrt mit »Nizam's State Railway« nach (121 M) _Wadi_ (S. 98), dort umsteigen in den Madraszug der »Great Indian Peninsula Railway«. Man fährt dann durch eine weite Ebene mit Granitblöcken über (385 M von Bombay) _Nalwar_ und auf 1170 m langer Brücke über den Fluß _Kistna_, südl. von (427 M) _Krishna_, nach (443 M) _Raichur_ (400 m; Bahnwirtsch., Dâk Bungalow), Stadt aus dem 14. Jahrh., mit sehenswertem Nord- und Westtor; von der hohen Zitadelle *Aussicht. Hier beginnt die »Madras Railway«; sie führt über (486 M) Stat. _Adoni_, uralte Stadt aus dem 10. Jahrh. v. Chr., mit dem größten Baumwollenmarkt im Dekhan, und über den wichtigen Bahnknotenpunkt (518 M) _Guntakal_ (Bahnwirtschaft), dann vorbei an der Hügelfestung südl. (r.) von (536 M) _Gooty_ (Bahnwirtschaft), ferner über die Stationen (566 M) _Tadpatri_ und (632 M) _Cuddapah_ (beide mit Bahnwirtschaft) nach (710 M) _Renigunta_ (im Bahnhof Wirtschaft und Schlafzimmer, vorher brieflich beim Station-Master anzumelden!). =Kleinbahn= von Renigunta nach (13 km) =Tirupati= (Dâk Bungalow), Stadt mit 14000 Einw., stets mit Pilgern gefüllt. Etwa 13 km vom Bahnhof steht auf dem siebengipfeligen heiligen Hügel _Tirumala_ (760 m) eine sehr alte _Pagode_ (die heiligste Hügelpagode in Südindien). Der Aufstieg ist schwierig. Der Nordaufstieg führt vom Dorfe _Balapilli_ durch dicke Dschungeln und über Hügel, wo Tiger und Panther vorkommen sollen. Auf dem 7. Gipfel, _Sri Venkataramanachellam_, erhebt sich die Pagode zwischen Mango-, Tamarinden- und Sandelholzbäumen (Eintritt ist für Europäer nicht erlaubt). Hier auch ein Bungalow für europäische Besucher. Von Renigunta führt die »Madras Railway« über den Knotenpunkt (751 M) _Arkonam_ (Bahnwirtschaft) nach (793 M, 1278 km) _Madras_. Madras. Vgl. den Plan S. 101. =Ankunft zur See.= Der auch beim besten Wetter stark brandende flache Strand ist eingefaßt mit europäischen Häusern, die sich vom Grün der Gummibäume, Bananen, Palmen, Banyanbäume malerisch abheben. Die Dampfer ankern im Hafen; die Landung geschieht in flachen Booten, sogen. Masulas; Taxe 2-1/2 Rup., für Jollen 1 Rup. Die Boote landen an der Landungsbrücke. Hafengeld für Gepäck 1 Rup. pro Tonne, mindestens 4 annas, Tragelohn für jeden Kuli 2-4 annas. Zollabfertigung im Zollamt am Hafen. =Ankunft am Bahnhof.= Von _Colombo_ über Tuticorin kommend, steigt man am Hauptbahnhof der _South Indian Railway_, _Egmore Stat._, aus, Bahnwirtschaft; von _Bombay_ kommend, steigt man an der _Central Station_ der _Madras and Southern Mahratta Railway_ aus; beide Bahnhöfe liegen 1,5 km voneinander. Von _Calcutta_ Ankunft auf der _Central Station_. =Gasthöfe=: _Hôtel d'Angelis_, Mount Road; 40 Z., Pens. 10 Rup., gut, neu eingerichtet, beste Küche.--_South Indian Railway Hotel_, mit dem Bahnhof verbunden; 80 Z.--_Spencer's Hotel_, Mount Road; Pens. 10 Rup.-- _Connemara_, mäßig.--_Prince of Wales_, Pens. 6 Rup., in guter Lage dicht an der Mount Road.--_Victoria_, Pens. 6 Rup.--_Elphinstone Hotel._--_Elphinstone Branch Hotel_ (Egmore) u. v. a.-- NB. Die Häuser am Hafen in der »George Town« sind nicht zu empfehlen! Tägl. Pens. 5-10 Rup.--=Restaurant=: _D'Angelis_, Mount Road, gute Küche, auch Zimmer. =Post.= Hauptamt (_General Post Office_) in George Town, nahe dem Hafen; ein andres Amt etwa 1/2 km westl. vom Connemara Hotel. NB. Man gebe Briefe eigenhändig am Postamt auf. --=Wagen.= Wegen der großen Entfernungen auch innerhalb der Stadt miete man für den ganzen Tag.-- =Straßenbahnen= (elektrische) zwischen den Vorstädten und den Hauptpunkten der alten Stadt. =Eisenbahnen=: _South Indian Railway_ (Egmore Station) nach Tuticorin (und Colombo); _Madras and Southern Mahratta Railway_ (Central Station u. a.) nach Bangalore, Goa, Poona, Hyderabad, Bombay (S. 100-96); nach Calcutta (S. 135). =Dampfer=: _Österreichischer Lloyd_, monatl. nach Colombo und Calcutta; Agentur: Volkart Brothers; auch für _Messageries Maritimes_;--nach Colombo und Calcutta: _British India Steam Nav. Co._, wöchentl., Agentur: Binny & Co.; nach Rangoon und Singapore dieselbe wöchentl.;--nach Penang und Singapore: _British India Steam Nav. Co._ alle 14 Tage.--Agent des Norddeutschen Lloyd: _Carl Simon Söhne_. [Illustration: Lageplan von Madras.] =Banken=: _National Bank of India Ltd._, I. Line Beach, Korr. der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.--_Chartered Bank of India, Australia & China_, Esplanade.--_Mercantile Bank of India Ltd._, Armenian Street. Alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.-- =Reisebureau=: _Binny & Co._--=Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul M. Miersch.--_Österreich-Ungarn_, Konsul E. Steiner.--=Polizei=: _Egmore Police Court_, Pantheon Road. =Ärzte=: Dr. _Niblock_; Dr. _Giffard_; Dr. _Robertson_.--=Zahnärzte=: _Badcock_; _P. Furnival_.--=Apotheken=: _Smith & Co._, Mount Road und Esplanade; _Maclure_, Mount Road, u. a.--=Krankenhaus=: _General Hospital_, nahe Central Station. =Buchhandlungen=: _Higgenbotham & Co._; _Combridge & Co._, beide Mount Road.--=Photographien=: _Wiele & Klein_; _Del Tufo_, beide Mount Road. =Geschäftsadressen=: Optiker: _W. E. Smith & Co._; _Lawrence & Mayo_, beide Mount Road.--Kleidermacher: _Moses & Co._; _Smith & André_; _Oakes & Co._, sämtlich Mount Road.--Reiseartikel: _Spencer & Co_.--Juweliere: _Orr & Sons_; _T. R. Tawker & Sons_, beide Mount Road.--=Zeitungen=: _Madras Mail_; _Madras Times_; _Hindu_; _Madras Standard_. =Zeiteinteilung.= Für die Stadt Madras, Museum, Botanischer Garten und Marina genügt 1-1-1/2 Tag. Madras ist aber ein guter Platz, um die südindischen Tempelanlagen in Trivalur, Conjeeveram, Mahabalipuram, Tanjore (S. 127) sowie die Nilgiri-Berge (S. 128) zu besuchen. =Geschichte.= Fort St. George in Madras wurde 1639 von den Engländern erbaut; die Agentur der Englisch-Ostindischen Kompanie wurde 1653 Präsidentschaft; die Stadt hatte Anfang des 18. Jahrh. schon etwa 300000 Einw., wurde 1746 von La Bourdonnais erobert, fiel aber im Aachener Frieden 1748 wieder an England zurück. In den Kriegen gegen Haidar Ali wurde Madras hart bedrängt, entwickelte sich später aber zur dritten Handelsstadt Ostindiens. =Klima.= Im Sommer heiß und trocken, aber ungefährlich, im Winter gesund. März bis Oktober, wo der SW.-Monsun weht, sind heiß und trocken, Regenzeit im NO.-Monsun, Oktober bis Dezember. Das Einsetzen des NO.-Monsuns Mitte Oktober ist meist von heftigen Stürmen begleitet. Heißeste Monate sind Mai und Juni (Mitteltemperatur etwa 31,5° C), kühlste (aber nicht kalt) Dezember bis Februar (Mitteltemperatur etwa 24,3° C). [Hand] _Man trinke kein Leitungswasser, sondern nur Sodawasser!_ =Madras= (_Madrissa_, d. h. Hochschule, oder _Mandar-raj_, von den Eingebornen _Chennapatnam_ genannt), Hauptstadt der _Presidency of Madras_ (_of Fort St. George_), wichtigster Platz an der Koromandelküste und drittgrößte Seestadt Indiens, hat 517335 Einw. und ist Sitz des Gouverneurs. Die Stadt zieht sich 15 km am flachen Strande hin und ist mit den Vorstädten 6 km breit. In der Mitte des Strandes liegt das alte _Fort St. George_ (auch _White Town_ genannt), worin das _Grand Arsenal_ mit historischer Waffensammlung, ferner die Kasernen der europäischen Truppen, die _St. Mary's Church_ und die Regierungsgebäude. Die _Esplanade_ trennt das Fort von der _George Town_, dem Eingebornenviertel und Geschäftsviertel mit engen, schmutzigen Straßen; davor am Strande liegt der durch zwei Wellenbrecher gebildete Hafen mit Zollamt, Hafenamt, Postamt, Bank of Madras, Geschäfts- und Warenhäusern. Auch größere Schiffe können jetzt nach Umbau des Hafens in diesem ankern.--Südl. vom Fort zieht längs des Strandes die Hauptpromenade, _The Marina_, hin, die auf der _Napier's Bridge_ über den _Cooum-Fluß_ führt; hinter der Marina liegt etwa 1 km sw. vom Fort das _Government House_ (Palast des Gouverneurs) mit Park und südl. davon der _Chepauk Park_, mit dem alten Palast der Nabob von Karnatik, jetzt _Board of Revenue_.--Westl. vom Fort liegen das _Pacheappah's College_, eine Stiftung des reichen Hindu _Pacheappah Mudelliar_, ferner das _General Hospital_.--Westl. von der _Central Railway Station_ ist der schöne öffentliche _People's Park_, ein Volkspark mit Musikpavillon, Tennisplätzen und Tierkäfigen.--Vom Government House führt die 11 km lange _Mount Road_, die Hauptstraße für europäische Geschäfte, sw. nach _St. George Cathedral_, neben der der kleine, aber schöne *_Botanische Garten_ liegt, und weiter nach _Little Mount_, wo der heilige Thomas den Märtyrertod erlitten haben soll, und schließlich nach dem etwas größern Hügel _St. Thomas Mount_ oder _Great Mount_, auf dessen etwa 90 m hohem Gipfel eine alte, jetzt armenische _Kirche_ (1547 von Portugiesen erbaut) steht; in ihr ein 1111 Jahre altes nestorianisches Kreuz mit Inschrift von 801.--In der katholischen _Kathedrale St. Thomé_ am Südende der Marina sollen die Gebeine des heiligen Thomas ruhen.--In der _Pantheon Road_ liegt das _Museum_, daneben das _Victoria Technical Institute_ (s. unten); 1,5 km westl. davon das 1792 gegründete _Madras Observatory_ (Sternwarte), wo der Nullpunkt der trigonometrischen Aufnahme Indiens ist, und wo die _Standard Time_ (die indische Ortszeit) bestimmt wird. _=Rundfahrt=_. Morgens zunächst durch das _Fort St. George_, dessen Waffensammlung im Grand Arsenal nur für Kenner Interesse bietet, über die _Esplanade_ nach dem Hafen (sehenswerte Landungsbrücke), von da nach dem _People's Park_, wo man die Tigerkäfige und Markthalle besichtigt. Dann nach der _Pantheon Road_ zum *=Government Central Museum=, tägl. geöffnet 6-1/2 Uhr früh bis 5 Uhr abds. (der erste So.-Nm. im Monat nur für eingeborne Frauen!); es enthält unter anderm eine gute Sammlung von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen des Chinin sowie von südindischen Pflanzenfarbstoffen; ferner südindische ethnographische Altertümer; große Sammlung von Gipsmasken indischer Rassen und naturhistorische Sammlung. Dann in das *=Victoria Technical Institute=, einen schönen mohammedanischen Bau, tägl. geöffnet von 7-1/2 früh bis 6 Uhr abds. (außer Di.), staatliche Verkaufsstätte für alle Kunstprodukte Südindiens, auch für gute und preiswerte Antiquitäten. Dann durch _Harris Road_ und über _Harris Bridge_ zur _Mount Road_, an deren Ecke in prächtigem Park (mit Rudeln halbzahmer Gazellenantilopen) das _Government House_ liegt; nun sw. durch den mit europäischen Geschäften besetzten Teil der Mount Road, vorbei an der Statue des Generals _Neil_ vor dem Eingang zum Klub, an der _St. George Cathedral_ (l.) vorüber zum *=Botanischen Garten=, neben der Kathedrale, nicht sehr groß, aber recht geschmackvoll angelegt, mit von Schlingpflanzen umrankten Lusthäuschen und schilfumsponnenen Teichen, auf denen prächtige Lotos und Victoria Regia blühen. Viele seltene Prachtbäume, Hibiscus tiliaceus, Pompelmus, Teakbaum u. v. a.--Wenn Zeit vorhanden, fahre man über _Little Mount_ bis _Great Mount_ (s. oben) und durch den Ort _Mailapur_ (_St. Thomé_), mit vielen indischen Tempeln und nur von Brahmanenpriestern und ihren Familien bewohnt, richte sich aber so ein, daß man vor 1/2-5 Uhr Nm. bei der _St. Thomé Cathedral_ am Strand ist, um von da nordwärts auf die zwischen 5 und 6 Uhr abds. belebte Promenade am Meer, die *_Marina_, zu fahren und dabei auch den an Gazellen reichen _Chepauk Park_ zu besichtigen. Man kann auch vom Botanischen Garten direkt durch die Cathedral Road nach der Marina gelangen. An der Marina liegt auch ein kleines, aber sehenswertes _Aquarium_ mit farbenprächtigen und merkwürdigen Fischen. =Ausflüge= (alle landschaftlich wenig lohnend, aber zu interessanten Kunstdenkmälern führend): 1) Nach =Trivalur= (_Trivellore_) mit »Madras and Southern Mahratta Railway« (26 M in 1-1/2 St.) zum Besuch einer großen _Tempelanlage_ mit 5 äußern und 2 innern Gopuras, einer unvollendeten 1000-Säulenhalle (688 stehen noch) und vielen sehenswerten Heiligtümern. 2) Nach =Conjeeveram= (das südindische Benares) mit derselben Bahnlinie (in 3 St. über _Arkonam_), eine der 7 heiligen Städte, mit 40000 Einw.; 3 km vom Bahnhof liegt der _Ekambarah Swami_ geweihte große _Saiva-Tempel_, an dessen Südseite eine 57 m hohe zehnstöckige Gopura, durch die man eintritt; innen l. eine 1000-Säulenhalle (nur noch 540). Außerhalb der Umfassungsmauer nach O. ist ein hoher kunstvoller Wagen mit schweren Holzrädern. In das Allerheiligste (_Vimanah_) darf kein Europäer, kann sich aber an den Naúch-Tänzerinnen in nächster Nähe ergötzen. Etwa 3 km weiter liegt der _Wischnutempel_ in _Little Conjeeveram_, in dem man die kostbarsten Geschmeide und mit Edelsteinen besetzte Goldketten der Statuen der Gottheiten besichtigen kann. (Wer Madura und Trichinopoly gesehen, kann sich diese beiden Ausflüge sparen.) 3) Nach *=Mahabalipuram=, sehr lohnend; man lasse durch den Hotelbesitzer die Fahrt sowie Ausrüstung mit Lebensmitteln gut vorbereiten. _Mahabalipuram_ (guter Dâk Bungalow) liegt am Meeresstrande, etwa 56 km südl. von Madras. Man fährt (NB. mit gut gefülltem Frühstückskorb!) zunächst mit Wagen bis (9 km) _Guindy Bridge_, nahe Little Mount; von dort fährt man in Booten (jedes Boot etwa 10 Rup., trägt 2 Reisende ohne Diener) auf dem _Buckingham Canal_ 12-14 St., am besten nachts, bis gegenüber vom Dorfe _Balipitham_. Man kann auch von Madras (Egmore Station) mit der _South Indian Railway_ nach (35 M) _Chingleput_ (guter Dâk Bungalow) fahren, vorher den Station-Master benachrichtigen, der das Nötige bestellt; man fährt von Chingleput mit Tonga (2-1/2 Rup.) über _Tirukalikundrum_ zum Kanal und von da mit Boot weiter. Man steigt an der Ostseite des Kanals aus, wo sich aus dem flachen Strandgürtel ein niedriger Rücken Gneisfelsen erhebt. Dort liegen, aus dem Stein gehauen, die berühmten *=Sieben Pagoden= (_Seven Pagodas_), teils sehr alte Nischentempel, reich mit Skulpturen geschmückt, dann auch freistehende Pagoden und kolossale Skulpturmonumente (Elefanten, Affen und andre Tiere). Hier ist die ganze Brahminenlehre in Stein dargestellt, zum Teil in weit über ein Jahrtausend alten Denkmälern. Die ganze Anlage war eine uralte Brahminen-Freistätte, wie sie (nach _W. Gallenkamp_) rätselhafter und weniger bekannt nirgends in Indien anzutreffen ist. Bootsrückfahrt am besten wieder nachts, wobei man sich gegen Moskitos mit Netz und Rauch schütze. 4) Nach =Ootacamund= (sehr lohnend), s. S. 128. 5. Aus Europa durch den Suezkanal nach Colombo. Die Insel Ceylon. Vgl. die Karte S. 107. A. Von Genua oder Neapel nach Colombo. =Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd= (abwechselnd von _Bremerhaven_ oder _Hamburg_ ausgehend, über Rotterdam, Antwerpen, Southampton, Gibraltar in 14 Tagen nach Genua) gehen jeden zweiten Do. von =Genua= (_Lloyd-Expreß_, s. S. 9), dann über (336 Seem.) _Neapel_, (1446 Seem.) _Port Saïd_ und den _Suezkanal_ in 17 Tagen (von Neapel) nach (4934 Seem.) =Colombo= (Ankunft So. oder Sa.). Die Schiffe gehen weiter nach _Singapore_, _Hongkong_, _Schanghai_, _Nagasaki_ oder _Tsingtau_, _Kobe_ und _Yokohama_. Fahrpreis von _Bremen_ oder _Hamburg_ nach _Colombo_ I. Kl. 1170 M., II. 765, III. 405 M. (hin und zurück I. Kl. 1760 M., II. 1145, III. 605 M.); von _Genua_ oder _Neapel_ I. Kl. 1080 M., II. 720, III. 360 M. (hin und zurück I. Kl. 1625 M., II. 1080, III. 540 M.; Näheres s. neuestes Handbuch der Reichspostdampferlinien des Norddeutschen Lloyd, erscheint zweimal jährlich). Die Reichspostdampfer laufen von _Neapel_ (S. 23) in 4 Tagen nach (1110 Seem. von Neapel) _Port Saïd_ (S. 25), dann durch den _Suezkanal_ über (1197 Seem.) _Suez_ und durch das _Rote Meer_, wie S. 31 u. 36 beschrieben, nach (2505 Seem.) _Aden_ (S. 38); von da mit östl. Kurs durch den Golf von Aden; die Reichspostdampfer nehmen dann den stets sichern Weg nördl. um die Insel _Sokotra_ (S. 41), die nicht immer in Sicht kommt (sie hat keine Leuchtfeuer), während einzelne andre Dampfer _Kap Guardafui_ (Râs Assir), dessen Abhänge von O. gesehen einem schlafenden Löwen gleichen, ansteuern und dann südl. von den kleinen Inseln und Sokotra auf die Südspitze Vorderindiens, _Kap Comorin_, zusteuern. Die Reichspostdampfer laufen mit OSO.-Kurs meist durch den _Neungrad-Kanal_ nahe nördl. an der Koralleninsel _Minikoi_ vorbei, deren Leuchtturm eine gute Landmarke ist; oder auch durch den _Achtgrad-Kanal_ südl. von Minikoi (vgl. die Karte bei S. 96). Nachts sind nahe über dem südl. Horizont die schönen Sternbilder des Südlichen Kreuzes sowie des Schiffs zu sehen. Dann südl. vom _Kap Comorin_ entlang. Bei der Annäherung an Colombo begegnet man zuweilen schon den einfachen Fischerbooten mit viereckigen Segeln und Ausliegern, ehe die schönen Berglinien der Küste von Ceylon auftauchen; später sieht man dunkleres Vorland. Die große Hafenstadt erkennt man früher an den vielen Schiffsmasten und Schornsteinen als an den Häusern, die größtenteils zwischen üppigem Pflanzenwuchs (namentlich Kokospalmen) verborgen liegen. Der hohe Leuchtturm und der Palast des Gouverneurs südl. davon sind deutlich zu erkennen. Charakteristisch ist schon von weitem der 2241 m hohe Adamspik östl. von Colombo.--(4934 Seem. von Genua, 7570 Seem. von Bremerhaven) _Colombo_; Ankunft s. S. 110. B. Von Marseille nach Colombo. =Messageries Maritimes=, jeden 2. So. von _Marseille_ (S. 24) über (1510 Seem.) _Port Saïd_ und (1597 Seem.) _Suez_, abwechselnd über (2881 Seem.) _Djibouti_ (S. 36) oder über _Aden_ nach (5098 Seem.) _Colombo_ in 16 Tagen. Über auswechselbare Rückfahrkarten mit dem Österreichischen Lloyd s. S. 22. (Die Dampfer gehen weiter nach _Singapore_, _Hongkong_, _Schanghai_, _Yokohama_.) =Peninsular and Oriental Co.=, von _Marseille_ jeden 2. Fr. über _Port Saïd_ und _Aden_ nach _Colombo_ in 15 (von Brindisi in 13) Tagen; Fahrpreis ab Brindisi I. Kl. 48 £. (Die Schiffe gehen weiter nach Australien.) =Orient Line= jeden zweiten Do. von _Marseille_ über _Neapel_, _Port Saïd_, _Suez_ nach _Colombo_ in 17 Tagen. Fahrpreis ab Neapel I. Kl. 34-48 £ (weiter nach Australien). C. Von Brindisi nach Colombo. =Expreßdampfer der Peninsular and Oriental Co.= (vgl. S. 23) haben in _Port Saïd_ Anschluß an die von Marseille (s. oben B.) kommenden Dampfer derselben Gesellschaft, mit denen _Colombo_ in 13 Tagen erreicht wird. D. Von Triest nach Colombo. =Österreichischer Lloyd= (vgl. S. 22), am 12. und 25. jedes Monats über (1305 Seem.) _Port Saïd_, _Suez_ (2700 Seem.), _Aden_, dann abwechselnd über _Karachi_ oder _Bombay_ in etwa 30 Tagen nach _Colombo_. Fahrpreis: Salonklasse 36 oder 32 £, Intermediate Kl. 26 £. Umtauschbare Rückfahrkarten mit den Messageries Maritimes (S. 22) mit 24 Monaten Gültigkeit.--Diese Lloyddampfer gehen weiter abwechselnd über _Madras_, _Rangoon_ nach _Calcutta_ oder über _Penang_, _Singapore_ nach _Hongkong_, _Schanghai_, _Yokohama_, _Kobe_. Die Insel Ceylon. =Ceylon= (im Sanskrit _Singhala_ [»Löwenwohnort«], bei den Eingebornen _Lankadiva_, arabisch _Serendib_), britische Insel im Indischen Ozean, an der Südspitze von Vorderindien, von dem sie durch den _Golf von Manár_ und die 93 km breite _Palkstraße_ getrennt wird, ist von N. nach S. 445 km (München-Magdeburg) lang, bis 235 km (Ulm-Passau = 250 km) breit und 66000 qkm (Bayern 76000 qkm) groß. Ceylon besteht in seinem südl. Hochland aus denselben alten Gesteinen wie das Dekhan und bildete wohl, bevor das dazwischenliegende Landstück in die Tiefe sank, einen Teil des Kontinents, nach dem jetzt wieder im NW. der Insel die sogen. _Adamsbrücke_ (S. 124), ein junges Gebilde aus verkittetem Meeressand, hinzieht. Fast das ganze nördliche Drittel der Insel ist eine prächtig bewaldete Ebene; ein breiter Gürtel von Tiefland umgibt auch das Bergland des südl. Teils, das im Durchschnitt 650 m hoch ist. Auf der innern Hochebene _Nuwara Elya_ erheben sich zahlreiche Einzelgipfel, darunter der 2241 m hohe _Adam's Peak_ (S. 121), der _Pedrotallagalla_ (2538 m), der _Kirigalpolla_ (2387 m), der _Totapolla_ (2353 m). Zwischen den Bergen dehnen sich schöne und fruchtbare Täler aus. Die Nordküste und die mit Kokospalmen bedeckte Westküste sind flach, die Süd- und Ostküste steil und felsig; hier bietet der vorzügliche Hafen von _Trincomalí_ Raum und Schutz für die größte Flotte. Die Flüsse sind nur zur Regenzeit wasserreich, der bedeutendste ist der _Mahawelli Ganga_, 330 km lang und zur Hälfte schiffbar. Ceylon besteht in seiner Hauptmasse aus archäischen Gesteinen, nur in den ausgedehnten flachen Landstrichen im N. herrschen junge quartäre Bildungen (Meeressand, Madreporenkalk etc.) vor. Berühmt sind die Lager von Edelsteinen (Saphir, Rubin, Zirkon, Spinell, Granat, Turmalin, Katzenaugen etc.), die aus den alten Gesteinen des Berglandes ausgewaschen sind und nun im Schwemmlande der Flüsse gefunden werden. --Die _=Bevölkerung=_ beträgt (1911) 4,1 Mill. Seelen, darunter 2,7 Mill. Singhalesen und 1 Mill. Tamulen. Daneben zählte man 1904 224719 Mauren (d. h. Indo-Araber), 23312 Eurasier oder Burghers (Mischlinge von Europäern und Singhalesinnen), 11207 Malaien, 9583 Europäer und 21115 Araber, Afghanen etc., dazu wenige Tausend Weddas (S. 108). Die Herkunft der _Singhalesen_ ist noch ganz unsicher; meist nimmt man an, daß sie arischen Ursprungs, also Verwandte der Hindu und unter Umgehung der ganz Südindien erfüllenden Drawida (Tamulen) auf dem Seewege von Nordwestindien her nach der Insel gekommen seien. [Illustration: Karte von Ceylon.] Sie sind mittelgroß, mit feinen, regelmäßigen Zügen und hübsch gebaut, namentlich die Frauen oft überraschend schön. Die Hautfarbe wechselt von Hellbraun oder Olivenfarbe bis ins Schwarze; die Augen sind bisweilen lichtbraun, das Haar (in dem auch die Männer stets Kämme tragen) meist schwarz (selten blond), lang und seidig. Polygamie ist selten. Einfache Kleidung, fast nur vegetabilische Nahrung, Wohnung in Hütten (oft hoch auf Bäumen). Die Toten werden beerdigt. Das Kastenwesen ist hier nie in der Weise wie auf dem Festlande ausgebildet gewesen; an Stelle der dortigen, auf Rassenunterschiede zurückgehenden Kasten bestehen Berufskasten, von den vornehmen Goiwansa bis herab zu den aus jeder sonstigen Gemeinschaft ausgeschlossenen Rodiya. Die Singhalesen haben wohl einst die ganze Insel besessen, sind aber dann von den vom Festlande nachdrängenden südindischen Drawidas (Tamulen) auf den größern Südwestteil beschränkt worden. Der älteste und interessanteste Bevölkerungsteil der Insel sind die _Weddas_; sie sind noch kleiner als die Singhalesen, doch schlank, haben es nie über einen sehr geringen Grad materieller Kultur hinaus gebracht (sehr geringe Kleidung, mit Bogen und Pfeil bewaffnete Sammler und Jäger), doch haben sie eine verhältnismäßig hochentwickelte Sprache und ein strenges Sittengesetz. Heute sind sie auf wenige tausend Seelen zusammengeschmolzen und von der Regierung in einigen Dörfern im SO. der Insel fest angesiedelt. Herrschende _=Religion=_ ist der Buddhismus, dem eine glanzvolle Priesterschaft vorsteht; doch ist auch hier die ursprüngliche Lehre Buddhas verloren gegangen. Die Tamulen sind meist Verehrer Schiwas, die Mauren Mohammedaner. 1891 zählte man 1877043 Buddhisten, 615932 Schiwaanbeter, 211995 Mohammedaner, 302127 Christen. Das =Klima= Ceylons ist rein tropisch, d. h. gleichmäßig feuchtheiß; nur mit der Erhebung über den Meeresspiegel nimmt die Temperatur ab (Jahrestemperatur von Colombo an der Küste 26,7°, von Kandy in 500 m Seehöhe 24,2°, von Nuwara Eliya in 1900 m Höhe 14,1°). Der kühlste und der wärmste Monat weichen in Colombo nur um je 1,1° bis 1,2° von jener Mitteltemperatur ab. Die _=Niederschläge=_ sind auf der ganzen Insel nicht gering, da auch der Nordostmonsun, der auf dem Festlande trocken ist, sich vor dem Eintreffen auf der Insel über dem Golf von Bengalen mit Feuchtigkeit beladen hat. Jedoch ist die Westseite der Insel regenreicher als die Ostseite, und erstere empfängt merkwürdigerweise in der Zeit des Nordostmonsuns (Winter) mehr Niederschläge als zur Zeit des Südwestmonsuns (Sommer), den sie doch aus erster Hand erhält. Colombo hat zwei Regenzeiten, eine im Frühjahr (Höhepunkt Mai) und eine im Herbst (Höhepunkt Oktober). Die trockensten Monate (Januar, Februar und August) empfangen immer noch so viel Niederschläge wie deutsche Orte in den Sommermonaten. Die Ostküste hat vorwiegend Winterregen (Höhepunkt Dezember) und einen relativ trocknen Sommer (April bis September). Zeiten fast ununterbrochenen Regens und stürmischen, gewitterreichen Wetters sind die ersten Wochen nach dem Ausbruche des neuen Monsuns, also durchschnittlich Mai und Oktober; in den Zwischenzeiten ist das Wetter besser. Für die Westküste ist die Zeit des Nordostmonsuns, der als Landwind nach Colombo kommt und Krankheitserreger aus dem Innern der Insel mitbringt, gesundheitsgefährlich; man tut in dieser Zeit gut, möglichst rasch das Bergland des Innern aufzusuchen.-- Dank dem feuchtheißen Klima ist das _=Pflanzenkleid=_ Ceylons von einer solchen Üppigkeit, daß die Insel mit Recht immer wieder als das _Urbild tropischer Landschaft_ gepriesen und geschildert wird (vgl. _K. Günther_, Einführung in die Tropenwelt. Leipzig 1911. Mit einer Karte von Ceylon. Auch als Führer bei einem Aufenthalt auf der Insel zu empfehlen). Freilich ist nur der West- und Südteil der Insel ursprüngliches Regenwaldland, der Ostteil aber mehr von parkartigem, lichterem Trockenwald bestanden. Zum großen Teil hat außerdem der Wald den Kulturen weichen müssen, denn Ceylon ist etwa ebenso dicht bevölkert wie das gleichgroße Ost- und Westpreußen. Doch bietet gerade die vorgeschrittene Kultivierung der Insel bequeme und gefahrlose Gelegenheit zum Studium der Tropennatur, der Botanische Garten von Peradeniya (S. 117) eine Zusammenstellung von Tropenpflanzen, wie sie sonst nur in Java (S. 200) wiederzufinden ist.--_=Ackerbau=_ ist Hauptbeschäftigung; Reis, Früchte, Fisch und Gemüse sind die Hauptnahrung der Eingebornen. Die Insel ist die Heimat der Zimtbäume (Cinnamomum ceylanicum), der Piper-Arten (Chavica Roxburghii) und vieler Kukurbitazeen, während zahlreiche Kulturgewächse andrer Länder zugleich eine fruchtbare Stätte gefunden haben.--Früher wurde viel Kaffee gebaut; seitdem aber dessen Pflanzungen durch den Pilz Hemileia vastatrix vernichtet worden sind, sind die Teeplantagen an deren Stelle getreten; Tee ist jetzt der wichtigste Ausfuhrartikel der Insel. Außerdem sind wichtig: Kakao, Tabak, Zimt (Regierungsmonopol), Kautschuk, Baumwolle, Kokosöl. Die Viehzucht ist beträchtlich. --Die Landstraßen sind für Automobilfahrten geeignet.--_=Tierwelt:=_ Der in Indien weitverbreitete Tiger fehlt (wahrscheinlich ausgerottet), während der Panther noch vorkommt. Der Lippenbär (Ursus labiatus) ist ein Charaktertier Ceylons. Der Elefant ist wild und gezähmt vorhanden und spielt als Last- und Reittier eine wichtige Rolle. An Reptilien ist die Familie der Schildschwänze (Uropeltidae), von Amphibien die interessante Blindwühle (Ichthyophis glutinosus) zu nennen. Die Küsten werden manchmal von der indischen Seekuh (Halicore) besucht, im Golf von Manár wird Perlenfischerei (stark zurückgegangen) ausgeübt. =Geschichtliches=: Schon die Griechen und Römer kannten das an Edelsteinen und Gewürzen reiche, von ihnen _Taprobane_ genannte Ceylon. Die Insel wurde seit 543 v. Chr. von Fürsten beherrscht, die aus Nordindien stammten, und von denen bis 1815 im ganzen 165 herrschten. 245 v. Chr. wurde die Lehre des Buddha in Ceylon eingeführt. Im 8. Jahrh. ließen sich mohammedanische Araber auf Ceylon nieder. Seit 1505 begannen die Portugiesen regelmäßigen Verkehr mit Ceylon, machten sich aber so verhaßt, daß der König die Holländer zu Hilfe rief. Die Portugiesen wurden 1632-58 verdrängt, und die Holländer besetzten das Küstenland. Im Kriege zwischen England und Holland wurde Ceylon von den Engländern besetzt und 1802 förmlich an sie abgetreten; 1815 wurde die Insel nach Beseitigung des eingebornen Fürsten englische Kronkolonie; ihre Verwaltung ist durchaus unabhängig von der des festländischen Vorderindien. =Reisepläne für Ceylon.= Auf 3 _=Tage=_. 1. u. 2. Tag: Colombo und Fahrt nach Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Colombo, Kelanitempel, Museum, Mount Lavinia.--_=Auf 5 Tage.=_ 1. Tag: Peradeniya und Kandy. 2. u. 3. Tag: Nuwara Eliya mit Pedrotallagalla. 4. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 5. Tag: Colombo mit Mount Lavinia.--_=Auf 10 Tage.=_ 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Peradeniya und Kandy. 3. Tag: Kandy, Zahntempel, Lady Horton's Walk. Nm. Fahrt nach Matale, dort über Nacht. 4. Tag: Post über Dambulla nach Anuradhapura. 5. Tag: Anuradhapura. 6. Tag: Rückfahrt über Dambulla und Matale nach Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 8. Tag: Nuwara Eliya, Besteigung des Pedrotallagalla. 9. Tag: Rückfahrt über Kandy nach Colombo. 10. Tag: Colombo.--_=Auf 14 Tage.=_ 1. Tag: Colombo. 2. Tag: Fahrt nach Nuwara Eliya. 3. Tag: Nuwara Eliya. 4. Tag: Besteigung des Pedrotallagalla. 5. Tag: Fahrt nach Kandy und Peradeniya. 6. Tag: Kandy. 7. Tag: Fahrt nach Matale. 8. Tag: Fahrt nach Dambulla, Felsentempel. 9. Tag: Fahrt nach Anuradhapura. 10. u. 11. Tag: Anuradhapura. 12. Tag: Rückfahrt mit Bahn nach Colombo. 13. Tag: Bahnfahrt nach Point de Galle und zurück. 14. Tag: Colombo. [Hand] Wer die Kosten nicht scheut, mache die Reise durch Ceylon (oder einen Teil derselben) mit _=Automobil=_, durch Cook & Son oder die Hotels in Colombo (s. unten) zu beschaffen, womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen; man benutze möglichst leichte Wagen mit besten Reifen. Benzin ist in jedem größern Ort zu haben. Colombo. Vgl. den Plan S. 111. =Ankunft zur See.= Die Postdampfer machen an den Tonnen im Hafen von Colombo fest, der durch Wellenbrecher gut geschützt ist. Boote mit Händlern, Zauberern umschwärmen sofort das Schiff und kommen an Bord (Kabine abschließen, da die Tamulen tüchtig stehlen!). Die Landung geschieht mit Tendern der Dampfergesellschaften (frei) oder mit kleinen Booten; man achte auf sein Gepäck und weise die unverschämten Forderungen der Bootsführer zurück. 10 Min. Fahrt bis zur Landungsbrücke am Südende des Hafens kostet 1/4 Rup. = 25 cents, nach 7 Uhr Nm. 40 cents; dort liegt das Zollamt; Zolluntersuchung für Vergnügungsreisende meist ohne Schwierigkeit, die Zollbeamten sind höflich und gefällig. Beim Zollamt nehme man eine Rikscha zur Fahrt nach dem Gasthof. =Gasthöfe=: _Galle Face Hotel_ (deutscher Direktor: G. Peters), an der Galle Face Esplanade, etwa 2 km vom Landungsplatz, in schöner, ruhiger Lage am Meer, mit Garten und Seeterrasse, für längern Aufenthalt geeignet, gut geleitet; 250 Z., Pens. 10-15 Rup. (Pens. vorher vereinbaren!), Z. 4, Tiffin 1-1/2 Uhr 2,50 Rup., Dinner 7-1/2 Uhr 4 Rup.; Schwimmbad.--_Grand Oriental Hotel_, beim Zollamt an der Landungsbrücke bequem gelegen, Küche gerühmt; 154 Z. 4-6, Lunch 2-1/2, Dinner 4, Pens. 10 Rup.--_Bristol Hotel._-- _British India Hotel_, schöne Lage am Meer neben dem Fort, II. Ranges, aber von einzelnen Herren viel besucht, Pens. 5 Rup.--_Mount Lavinia Grand Hotel_, s. S. 114. Man beachte, daß alle Gasthöfe auf Ceylon zeitweise stark überfüllt sind, z. B. bei Rennen und Sportwochen in Nuwara Eliya (S. 122), bei Besuch größerer Reisegesellschaften etc., daher ist stets Voraussicherung der Unterkunft im Innern Ceylons sehr zu empfehlen! =Post u. Tel.=: Queen's Street, 5 Min. vom Landungsplatze.--=Telephon= in allen Gasthöfen und Geschäften. =Wagen= und =Rikschas= nach Tarif (s. unten). =Straßenbahnen=: Zwei Linien; eine führt vom Landungsplatz nach Kelani, die andre südl. nach Borella. Beide werden fast nur von Eingebornen und Mischlingen benutzt; Fahrpreis I. Kl. 10 cents die engl. Meile. =Kraftwagen= (für 2-6 Reisende) zu Ausflügen ins Innere sind durch _Cook's Office_ oder die Hotels und bei Walker Sons & Co., Fort, zu mieten; bei andern Unternehmern sollen die Preise sehr willkürlich sein (man kann ungefähr 1-1/4 Rup. für jede engl. Meile rechnen).--=Postautomobilverbindungen= (vgl. die Karte S. 107), meist recht gut, bestehen auf der Insel Ceylon bereits viele Linien und werden fortwährend vermehrt; man erkundige sich bei der Postverwaltung. =Eisenbahnen.= _Hauptbahnhof_ (_Maradana Junction_) der Linie nach Kandy sowie über Anuradhapura nach Jaffna, etwa 2 km osö. von der Landungsbrücke.-- _Fort Station_, am Hafen, dient der Linie über Mount Lavinia nach Point de Galle und Matara.--_=Eisenbahnzeit=_ wie in Indien, S. 50. Fahrpläne (_Fare tables_) auf allen Stationen für 10 cents, enthalten auch Tarife für Wagen und Rikschas für alle Orte. Europäer fahren stets nur I. Kl. So. weniger Züge als wochentags. [Illustration: Colombo 1:60000] =Dampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ (Agentur Freudenberg & Co., Tel.-Adresse: Nordlloyd-Colombo) alle 2 Wochen nach Ostasien über Penang und Singapore bzw. nach Europa, alle 4 Wochen nach Australien.--_Österreichischer Lloyd_ (Agentur Darley, Butler & Co.), nach Bombay, Calcutta, Ostasien und Europa. --_Messageries Maritimes_ (Agent P. de Bure, Telegrammadresse: Messageries-Colombo), nach Indochina, Ostasien, Australien, Europa; Zweiglinie nach Pondichéry und Calcutta.--Außerdem zahlreiche englische Linien (_Peninsular & Oriental Co._, _Orient Line_, _British India Line_, _Bibby Line_ etc.) nach allen europäischen, indischen und ostasiatischen Häfen. Fahrpreise und Fahrpläne sind häufig Änderungen unterworfen. =Geld.= Landesmünze für Ceylon ist die Rupie (S. 49), geteilt in 100 cents. Im Umlauf sind folgende Geldstücke: Pfund Sterling englisch in Gold = 15 Rup.; Silbermünzen zu 1 Rup., 50, 25 und 10 cts.; Nickel zu 5 cts.; Kupfer zu 1, 1/2 und 1/4 cts. Papiergeld: 1000, 100, 50, 10 und 5 Rup.-Scheine. Schecks werden nur solche auf Ceylon-Bankhäuser in Zahlung genommen. _=Kreditbriefe=_, vgl. S. 7. Indisches Papiergeld ist nur mit Verlust anzubringen, dagegen wird indisches Silbergeld genommen, nur nicht die Zwei-Annasmünzen. =Banken=: _Freudenberg & Co._, Korr. der Deutschen Bank, Dresdner Bank, Disconto-Gesellschaft und Deutsch-Asiatischen Bank;--_National Bank of India_, Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig;--_Chartered Bank of India, Australia & China;_ --_Hongkong & Shanghai Bank;_-- _Mercantile Bank of India Ltd.;_ sämtlich Korrespondenten der Berliner Disconto-Gesellschaft.--Größere Beträge lasse man sich hauptsächlich in 50 und 100 Rup.-Scheinen, _nicht_ nur kleinen (5 und 10), zahlen. =Sprache.= Das Singhalesische (Elu) ist mit Indisch durchsetzt, daneben ist auch das Tamul (Sprache der Tamulen) vorherrschend, außerdem Hindostani. Die Nachkommen der Portugiesen sprechen verdorbenes Portugiesisch, die Mauren verdorbenes Arabisch. Die kirchlichen und philosophischen Schriften der (buddhistischen) Singhalesen sind in Pâlisprache abgefaßt. =Tempelgelder.= In buddhistischen Klöstern und Tempeln liegt meist ein Fremdenbuch aus; man trage sich ein und gebe dabei (für 1-2 Personen) 1 Rup., weise dann andre Gabenforderungen ab. =Reisebureau=: _Thos. Cook & Son_, 1 Victoria Arcades, York Street; besorgt auch Automobile (womöglich schon von Aden aus telegraphisch zu bestellen); hier sind Reisehandbücher (_Cook's Handbook Ceylon_) zu haben.-- =Führer= tragen dunkelblaue Röcke mit grünen Aufschlägen und müssen Zeugnis und Tarif (_pocket register_) vorzeigen; Lohn für die erste Stunde 50 cts., jede Stunde mehr 25 cts. Man sehe sich vor bei der Wahl des Führers. =Literatur=: _Henry W. Cave_, The Book of Ceylon, reich illustriert (Lond. 1908); _Norddeutscher Lloyd_, Automobiltouren auf Ceylon (Bremen 1910). =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul Reinhart Freudenberg.--_Österreich-Ungarn_, beauftragter Konsul R. Freudenberg. =Polizeiamt=: Belästigungen und unverschämte Forderungen von Kutschern, Kulis etc. melde man sofort dem nächsten Polizisten; die Polizei ist streng und gefürchtet. =Ärzte=: Prof. _Castellani_ u. Dr. _Gordon_ im Galle Face Hotel; _Llewellyn Thomas_; _Jas. Craik_; _J. Rockwood_; Zahnarzt Dr. _Sidney Same_.--=Apotheke= im Warenhaus _Cargill's & Apothecaries Co._ =Buchhandlungen=: _H. W. Cave & Co._ (Reisehandbücher für Ceylon) und im Warenhaus _Apothecaries Co._ =Photographien=: _Plate_ (Deutscher), hat hübscheste Ansichten, verkauft Films etc. und entwickelt; _Colonial Photographic Co._, Victoria Arcade, Fort (gegenüber Grand Oriental Hotel), auch Films und Platten etc.--_Colombo Apothecaries Co._, neben Grand Oriental Hotel; stellen Reisenden Dunkelkammer frei und haben Ansichten, Volkstypenbilder etc.--_Skeen & Co._, Chatham Street. =Geschäftsadressen=: In der Geschäftsstraße an der Landungsbrücke Basare mit Teppichen, Ebenholzschnitzereien, Sandelholzsachen, Gold- und Silbersachen, geschliffene Steine; beim Einkauf besonders von Steinen ist Vorsicht geboten, da vieles unecht ist, und man stets stark herunterhandeln muß. Schildpattschmucksachen, Mondsteine, Katzenaugen, Kuriositäten, Ebenholzsachen etc. bei _D. F. de Silva_, Chatham Street 7, und _Don Theodori & Co._, Chatham Street 40. Steine gut und reell (aber handeln!) bei _Caffoore_ im Bristol Hotel. =Vereine=: _Deutscher Verein._--_Colombo Club_, Galle Face Esplanade.-- _Golf Club._ =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Vm. Fahrt durch die Stadt nach Kelani; Nm. nach Mount Lavinia.--2. Tag: Victoria Park und Museum. Längern Aufenthalt benutze man zum Ausflug ins Gebirge. =Geschichtliches.= Colombo wurde 1505 von den Portugiesen zur Handelsniederlassung gemacht, dann 1518 befestigt. Nach langer Belagerung eroberten die Holländer 1658 den Platz und befestigten ihn stark. 1796 bemächtigten sich die Engländer des guten Seehafens, der erst seit den 70er Jahren des 19. Jahrh. an Stelle von Point de Galle zu Bedeutung gelangte. =Klima= (vgl. S. 108). Die Sonnenwärme in der freien Sonne ist in Colombo fast stets so groß, daß Europäer sich durch Tropenhelm und Tropenkleidung, Sonnenschirm und Sonnenbrille etc. dagegen schützen müssen. _Man meide es, ohne dringende Ursache zwischen 10 Uhr Vm. und 4 Uhr Nm. auszugehen!_ Sonnenstich und andre Schäden sind besonders bei frisch aus Europa gekommenen Fremden nicht selten; Alkoholgenuß ist vor Sonnenuntergang zu meiden. Man richte sich bei längerm Aufenthalt nach der Lebensweise gebildeter, am Orte akklimatisierter Europäer! =Colombo=, von den Engländern zur Hauptstadt Ceylons gemacht, hat etwa 180000 Einw., meist Singhalesen (S. 106), dann Tamulen (von der Malabarküste), die kräftiger und arbeitsamer sind, und Mauren; ferner Parsen, Juden, Malaien und Mischlinge. Das Volksleben ist bunt und sehr interessant.--Die Stadt liegt unter 6° 56' nördl. Br. an einer Bucht, die durch einen 1,5 km langen Hafendamm nach W. und einen Wellenbrecher nach N. gegen Seegang geschützt wird. Ein großes Trockendock sowie andre Einrichtungen zur Ausbesserung von Seeschiffen sind vorhanden. Nördl. von der Hafenbucht mündet der Fluß _Kelani_ (Kelaniya Ganga). Das europäische Viertel am SW.-Ende des Hafens hat ein _Fort_, neben dem der hohe _Leuchtturm_, zugleich Uhrturm, steht; dicht dabei die Zeitsignalstation und südl. davon ein freier Platz, die _Esplanade_, an der die Residenz des Gouverneurs, _Queen's House_ (Pl. 1), mit der Vorderseite nach See liegt. Kasernen liegen südl. vom Palast. Colombo besitzt mehrere Kirchen, Buddha- und Schiwatempel, ein Museum, zwei Bibliotheken und große Wasserwerke, die das Wasser 48 km weit herleiten. Die Eingebornenstadt _Pettah_ mit engen Straßen liegt nö. vom Europäerviertel längs der Ostküste des Hafens.--Der Handel von Colombo ist sehr bedeutend, da fast die ganze Einfuhr (Reis, Kohlen, Baumwollwaren, gesalzene Fische etc.) sowie die Ausfuhr (Tee, Zimt, Kokosöl, Kokosnüsse, Kaffee, Graphit, Chinarinde, Kopra, Kautschuk etc.) für Ceylon über Colombo geht. Er befindet sich fast ganz in englischen Händen. _=Rundfahrt=_ (mit Rikscha) durch die Stadt kann fast planlos geschehen, weil Colombo reich an malerischen Wegen ist; man beachte, daß das Geschäftsleben sich nahe dem Hafen abspielt. Von der Landungsbrücke der Boote gelangt man in die _York Street_; l. Marmorstandbild der Königin Viktoria, r. Grand Oriental Hotel und l. Victoria Arcades. Dann am Postamt (Pl. 2) vorbei über die Esplanade zum Galle Face Hotel. Weiter am Strand entlang an den Kasernen vorbei zum Standbild von Sir E. Barnes, dann r. an einem alten holländischen Glockenturm (Pl. 4) vorbei über den Marktplatz mit dem Rathaus (_Town Hall_, Pl. 5). Dort führt l. die _Sea Street_ zu zwei malerischen kleinen Hindutempeln, während nach r. die _Wolfendahl Street_ zu der alten hochgelegenen holländischen _Wolfendahl-Kirche_ führt (*Aussicht auf Stadt und Hafen). Dann nö. weiter nach der katholischen _Kathedrale St. Lucia_ und an andern Kirchen vorbei zu dem (r.) schönen Hause _Uplands_ und weiter durch die malerische Fischervorstadt _Mutwal_ bis zum Fluß und zurück durch _Grand Pass Road_ bis _Skinners Road_, nun l. diese Allee entlang bis zum Maradanabahnhof; von hier westl. bis zum Süßwassersee und an diesem entlang zum Gasthof zurück.--Ein andrer Rundweg führt vom Galle Face Hotel über die Brücke, dicht hinter dem Hotel, nach _Slave Island_ und dann am Rande des malerischen Sees vorbei an dem hübschen Wohnsitz des kommandierenden Generals für Ceylon in den _Victoria Park_. Man beachte vorher den kleinen malerischen Buddhatempel über dem See, ungefähr gegenüber vom Generalshaus. Der Park liegt auf dem Platz alter Zimtgärten (_Cinnamon Gardens_) und ist reich ausgeschmückt. Im Park das *_Museum_ (1877 erbaut), das wertvolle historische, kultur- und naturhistorische Sammlungen für Ceylon und eine Bibliothek enthält; originelle Sammlung _Kandy-pottery_ (wunderliche Tonfiguren), ferner Teufelstänzermasken gegen jede Krankheit; Inschriftensteine aus Anuradhapura (von den deutschen Gelehrten Dr. Goldschmidt und Dr. Müller entziffert); ein Buddhazahn. Auf dem Flur ein Riesenlöwe aus Pollonarua, der als Königsthron diente, und ein *Fenster aus den Ruinen von Yapahoo. Vor dem Museum ein Standbild des Gouverneurs Gregory. =Ausflüge=: 1) =Kelaniya=. Wagenfahrt (etwa 1 St. hin) zunächst durch die enge, heiße und staubige Eingebornenstadt _Pettah_ (etwa 6 km), dann über den Kelanifluß und durch Kokospalmenpflanzungen bis (10 km) zu einem alten _Buddhatempel_ (1240 erbaut über einem 306 v. Chr. errichteten Reliquienschrein des Prinzen Yatalatissa) mit im Nirwana weltfernen Buddha, dem die weißen Blüten des Sakakibaums dargebracht werden. Beim Maivollmond hier großes Tempelfest. Auf der Rückfahrt kann man gegen SO. einen Umweg machen (2 St. Fahrt). 2) *=Mount Lavinia= mit der _Sea Coast Railway_, deren sechs Bahnhöfe in Colombo sind: _Pettah_, _The Fort_ (beim Hafen), _Slave Island_ (etwa 1/2 km vom Galle Face Hotel), _Kollapitiya_, _Bambalapitya_ und _Wellawatta_; die Bahn fährt teils durch Palmenwald, teils am Strand nach (11 km) *=Mount Lavinia= (_Grand Hotel_, Z. von 3 R. an, Tiffin 2-1/2, Dinn. 3, Pens. von 7 Rup. an), in entzückender Lage am Meer auf malerischem Vorgebirge. In der Nähe ein Buddhatempel. Sehr beliebter Ausflugsort, auch für längern Aufenthalt. Die Fahrt dahin im Wagen (Einsp. 10 Rup.) vom Galle Face Hotel an der Kollapitiya (Colpatty) Road entlang durch reizende Eingebornenvororte und Palmenhaine, fortgesetzt im Schatten, ist sehr lohnend.--Die Bahnlinie führt weiter über _Point de Galle_ (S. 125) nach _Matara_. 3) *=Negombo=, 37 km nördl. von Colombo, lohnender Automobilausflug (Eisenbahn von Colombo über Ragama, außerdem zweimal tägl. _Coach service_ (_Autobus_), etwa früh 7 Uhr und 2 Uhr Nm. ab Colombo, Fahrzeit 3-1/2 St., ab Negombo etwa früh 7 Uhr und 3-3/4 Uhr Nm. Fahrpreis 3 Rup.) an der Westküste Ceylons durch malerische Dörfer, Kokospalmenwälder und Zimtgärten, für Künstler und Liebhaberphotographen eine Fülle landschaftlicher Schönheit bietend; die kleine Hafenstadt _Negombo_ mit vorzüglichem Rasthaus hat 20000 Einw.; sie liegt zwischen Meer und Lagune, zeigt altholländischen Charakter mit Kanälen und verschiedenen Bauten (altes Tor, sehr malerisch). [Illustration: Mittel-Ceylon. Maßstab 1:1000000] Von Colombo nach Kandy. =Colombo-Kandy Railway= vom Hauptbahnhof; Morgenschnellzug bis (75 M = 121 km) _Kandy_ 3-3/4 St., I. Kl. hin und zurück 9 Rup., Abfahrt von Kandy Nm., Ankunft in Colombo gegen Abend. _Cooks Reisebureau_ gibt Rückfahrkarten I. Kl. 15 Rup. einschließlich 1. und 2. Frühstück im Speisewagen und Wagenfahrt in Kandy. Für eine kurz dauernde Inselreise nehme man Rückfahrkarte Colombo-Kandy, fahre mit Morgenzug, steige in Peradeninya aus, mit nächstem Zug weiter; von Kandy Rückfahrkarte nach Nurelia, auch Rückfahrt mit beiden Karten bis Polgahawela, dort Fahrt unterbrechen (Bescheinigung nötig), dann mit Rückfahrkarte Polgahawela-Anuradhapura und schließlich zurück nach Colombo. Man achte darauf, daß von Nurelia das Gepäck richtig bis Anuradhapura aufgegeben wird (sagen, daß man Fahrkarte in Polgahawela nachkauft). Die Bahnfahrt in die kühle Gebirgsgegend ist allen zu empfehlen, die unter der Tropenhitze gelitten haben; wer von Kandy weiter ins Gebirge hinauf will, nehme warme Kleidung und wollene Decken mit! Wer Zeit hat, widme mindestens eine Woche dem tropischen Berglande. Die genußreiche Fahrt führt zunächst über den Kelanifluß und weiter durch herrliche Tropenlandschaften mit vielen Palmenarten und Riesenblumen (Talipot), Brotfruchtbäumen, Jak, Frangipani etc. über (9 M) _Ragama_ (von hier Zweigbahn nach Negombo, s. S. 114) und _Mahara_ (mit Steinbrüchen für den Hafenbau) nach (16 M) _Henaratgoda_; 1,5 km vom Bahnhof sind die _Government Tropical Gardens_ (für Botaniker wichtig!) für tropische Pflanzen. Dann fährt die Bahn etwa 26 km durch dichten Kokospalmenbestand nach (34 M) _Ambepussa_, schon im Hügelland in ungesunder Sumpfgegend gelegen, wo dichte Dschungeln die Bahn umgeben. Dann folgen angebaute Flächen, Kokospalmen und Teepflanzungen. --(45 M) _Polgahawela_ (Bahnwirtschaft und gutes Rasthaus; 74 m); hier zweigt l. die Northern Railway nach Anuradhapura (S. 119) ab. Unsre Bahn führt weiter nach (52 M) _Rambukkana_, wo der Aufstieg ins Gebirge beginnt. Die Bahn steigt nun 22 km lang mit 1:45 Steigung bis zu 517 m Höhe. Prächtiger Pflanzenwuchs und überraschende Ausblicke (_Sensation Rock_) an jeder Biegung der Bahn; viele Tunnels und senkrechte Felswände, an denen die Bahn entlang führt. Zuweilen Blick auf das Tiefland von Colombo, dann über zerklüftete Täler. Bei (65 M) _Kadugannawa_ ist die Höhe des Ghats erreicht, die Luft wird schon kühler. Jenseit des Bahnhofs sieht man den Belungalahügel (775 m), der früher als Wachtposten diente. Nun senkt sich die Bahn wieder 40 m bis nach (71 M) _Peradeniya_, mit den berühmten *_Royal Botanic Gardens_ (S. 117); hier teilt sich die Bahn, die Hauptlinie läuft südl. ins Gebirge, eine Zweiglinie nördl. über Kandy nach Matale.--Die Bahn fährt am Botanischen Garten vorbei nach (75 M) =Kandy= (512 m; _Queen's Hotel_, gut, 112 Z. von 3 Rup. an, Lunch 2-1/2, Dinn. 4, Pens. 8-25 Rup.; _The Firs Hotel_, am See reizend gelegen, Pens. 7-15 Rup.; _Florence Villas Hotel_, klein, aber bequem, Pens. 5 Rup.; _Wagen_ in den Hotels, eine Fahrt Vm. oder Nm. 4-1/2-6 Rup.; Klub, am See; _=Banken=_: _Mercantile Bank of India Ltd._ und _National Bank of India Ltd._ [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank]; Reisebedarf bei _Miller & Co._; _Cargills_; photographische Artikel bei _Apothecaries & Co._ und _Skeen & Co._; Ärzte: Dr. _Hay_, Dr. _Anderson Smith_), die alte singhalesische Hauptstadt von Ceylon, mit 26519 Einw., darunter viele Europäer, malerisch an einem kleinen, vom Gebirge halbumschlossenen See gelegen; hat einen 1600 erbauten, jetzt halbverfallenen großen Königspalast, 4 Hindutempel, 12 Buddhatempel, darunter den sehr heiligen mit dem Zahn Buddhas (Dalaba). Abgesehen vom Eingebornenviertel ist Kandy modern angelegt; während die Eingebornenhäuser dicht beieinander auf der Talsohle stehen, sind die Bungalows der Europäer rings an den Berghängen im Grünen versteckt. Vor Queen's Hotel breitet sich der malerische See von Kandy aus. Das Klima von Kandy ist erfrischend, obgleich bei Tage die Hitze noch empfindlich wird; Abende und Nächte sind kühl; Zimmertemperatur im Dezember 20-25° C.--Der Zahntempel zu Kandy, *=Dalaba Maligawa=, ist eins der großen buddhistischen Heiligtümer; durch eine zinnengekrönte Umfassungsmauer mit Graben gelangt man in eine große Vorhalle und von da in den innern Hof, wo auf niedrigem Unterbau der eigentliche Tempel, die _Vihara_, steht (zudringliche Priester und Bettler, man gebe einmal eine Kleinigkeit; vgl. Tempelgelder S. 112). Man steigt auf enger Treppe ins Allerheiligste, wo die Reliquie auf silbernem Tischchen unter glockenförmigem, goldenem Behälter, der mit Diamanten und Perlen besetzt ist und auf goldener Lotosblume ruht. (Der »Zahn Buddhas« soll so groß wie ein Krokodils-, Ochsen- oder gar Elefantenzahn sein; über seine Echtheit bestehen um so mehr Zweifel, als die Reliquie 1560 in portugiesische Gewalt fiel und vom Erzbischof von Goa feierlich verbrannt wurde, trotzdem der König von Pegu 20 Mill. Francs Lösegeld geboten haben soll; König Wikrama Bahu von Ceylon ließ aber bald darauf durch Priester verkünden, der echte Zahn sei gerettet, die Portugiesen hätten einen falschen verbrannt.) Die Reliquie wird selten gezeigt.--Die bunten Fresken im Tempel stellen die Höllenstrafen, besonders für die Untugenden des weiblichen Geschlechts, dar.-- Sehenswert sind die kostbar gebundenen heiligen Schriften auf präparierten Talipotpalmblättern in einem achteckigen Pavillon des Tempels (man gebe dem Priester 1 Rup. für die von ihm überreichten Buddhasprüche auf solchem Palmenblatt).--In der Nähe ist in kleiner Kapelle ein großer Buddha zu sehen. Neben dem Tempel steht der renovierte Königspalast (jetzt Besitz des Gouvernements, von dem Gouvernementagenten bewohnt; sehenswert ist die alte Audienzhalle mit herrlich geschnitzten Säulen, jetzt Gerichtssaal, ferner ein _Museum_ mit altsinghalesischer Kunst (dort wird vor den Besuchern gewebt, geschnitzt etc.). Spazierfahrt über _Lady Horton's Walk_ und _Lady Gordon's Walk_ ist gegen Abend sehr lohnend; der Weg führt rings um den See und den Talkessel an den Höhen hinauf mit vielen prächtigen Ausblicken auf Kandy und das Tal des Mahawelli Ganga. _Gregory Road_ führt durch herrlichen Wald mit Ausblicken auf den See. _Lady Black's Walk_ führt nach Peradeniya.--Eine Rikschafahrt gegen Abend bis zum Flusse nach dem Elefantenkral bietet Gelegenheit, (zahme) Elefanten baden zu sehen; dann fahre man über die Mahawelli Ganga-Brücke bis zu dem interessanten Dorfe _Katugastota_. In einem Park in Kandy liegt der schöne Wohnsitz (_King's Pavillon_) des Gouverneurs von Ceylon. [Hand] _Schlangen kommen in der Umgegend von Kandy vor, besonders Cobra und Carawilla, auch_ _Blutegel und Skorpione_, die sich im Unterzeug festsetzen, weshalb man nach Spaziergang auf Rasen oder in weglosem Wald und Garten nachsehen sollte. Solange man auf Kieswegen und Straßen bleibt, besteht keine Gefahr! =Ausflug= nach (5 km) *=Peradeniya= (gutes _Rasthaus_ mit Betten), mit Bahn in 10 Min. zu erreichen, am besten mit Wagen (1/2 St.) durch eine hübsche Vorstadt von Kandy, wo jedes Haus von Palmen, Brotfruchtbäumen und Kaffeebüschen umgeben ist und auf den Dächern Ananas wachsen. Am Bahnhofswege liegen die Bungalows der am Botanischen Garten angestellten Naturforscher. Die *=Royal Botanic Gardens in Peradeniya=, gegründet 1819, sind 60 ha groß und enthalten eine nahezu vollständige Sammlung aller wichtigen Tropenpflanzen der Erde. (Ein guter Plan des Gartens nebst Führer ist am Eingang zu 25 cts. zu bekommen.) Der Garten enthält Denkmäler der verdienten Direktoren Dr. _Gardiner_ und Dr. _Thwaites_. Einzelne Singhalesengärtner sind gute Führer für den Park.--Den Eingang bildet ein großer Dom alter Gummibäume (Ficus elastica) mit wirren, freiliegenden Wurzeln. Vor dem Portal stehen drei Baumriesen: ein Mahagonibaum, ein südamerikanischer Fruchtbaum (_Chrysophyllum_) und ein Nutzholzbaum (_Pterocarpus indicus_) aus Birma. Man fahre nun langsam durch den Garten und steige gelegentlich aus, um kleine Ausflüge zu Fuß auf den Promenadenwegen seitlich von den Fahrwegen zu machen. Zu beiden Seiten der Einfahrt stehen zwei mächtige westafrikanische Ölpalmen (_Elaeis guineensis_), dicht dabei eine Gruppe einheimischer und fremder Palmen: die Kokospalme (_Cocos nucifera_); _Areca Catechu_: die kubanische Königspalme (_Oreodoxa regia_); die Dattelpalme (_Phoenix dactylifera_) aus Nordafrika; _Areca concinna_; _Loxococcus rupicola_ und die wundervolle Coco de mer (_Lodoicea sechellarum_) von den Seychellen, deren Frucht früher als heilkräftig galt. Der _Mahawelli Ganga_ umgibt mit einer starken Windung den Park von drei Seiten. Eine lange, gerade Allee von hohen, schattigen Bäumen mit vielen Zierblumen dazwischen führt quer durch den größten Teil des Parks; von ihm zweigt sich ein andrer Fahrweg ab, der zur Wohnung des Direktors, auf kleiner Anhöhe gelegen, führt; dieser Bungalow ist von den seltensten Pflanzen mit den farbenprächtigsten Blüten umgeben. Sehr sehenswert ist der *_Farngarten_ an einem Bach im Schatten großer Bäume mit den seltsamsten kleinen und Riesenfarnen; ferner die Orchideen, blühenden Schlingpflanzen, Lianen, Trompetenblumen, Ipomoeen (Trichterwinden), die _Bauhinia scandens_ und _racemosa_ (wie ein Ankerkabel aussehend). Am Ufer des Mahawelli Ganga stehen hohe Bambusgebüsche, darunter der bis 40 m hohe birmanische Riesenbambus (_Dendrocalamus giganteus_), dessen Wurzelschößlinge nach der Regenzeit (im Juni) austreiben und in 2-3 Monaten diese enorme Höhe erreichen. In der Nähe ist eine prachtvolle Oreodoxa-Palmenallee. In einem Teich wachsen Lotosblumen, Wasserrosen und andre Nymphäen sowie die mächtige _Victoria regia_; in der Nähe Nutzpflanzen: Kakao-, Kaffee- und Gewürznelkensträucher, Zimtbäume, Vanille, Erythroxylon coca (Kokain), Manihot (Tapioka), Pfeffer, Sagopalmen, Indigo- und Jutepflanzen, Citronellagras u. a.; ferner eine Muskatnußbaumallee. Auch die tropischen Giftbäume sind vertreten; der javanische Upas (_Antiaris toxicaria_), der Pfeilgiftbaum (unter den man sich nicht stellen soll) u. a., ferner verschiedene Gattungen von Kautschuk- und Guttaperchabäumen (_Castilloa elastica_, _Hevea brasiliensis_); außerdem prächtige Gruppen von Agaven, Cycas, Eucalyptus und (am Ende des Gartens) seltsamen Pandanusarten. Von merkwürdigen Pflanzen seien noch erwähnt: die _Mimosa pudica_, die insektenfressenden _Nepenthes_-Arten mit riesigen kannenähnlichen Blättern, der nachts seine Blätter schließende südamerikanische Regenbaum (_Pithecolobium Saman_), der Sandbüchsenbaum (_Hura crepitans_), dessen Früchte mit lautem Knall platzen, der Kanonenkugelbaum (_Couroupita guianensis_). Von den zahllosen Palmenarten ist eine der schönsten die in mehreren Alleen angepflanzte, in Ceylon heimische Talipotpalme (_Corypha umbraculifera_); ihr kerzengerader weißer Stamm wird mehr als 30 m hoch, ihre Gipfelkrone entwickelt riesige Blattfächer; im Alter zwischen 50 und 80 Jahren blüht die Palme ein einziges Mal und stirbt dann ab. Sehr interessant ist der sogen. »Baum der Reisenden« (_Ravenala madagascariensis_), eine prächtige Musazee, die in ihren Blattscheiden schmackhaftes, kühles Wasser ansammelt. Der Garten ist voll tropischer Vögel, Eichhörnchen und Fliegender Hunde. Im Garten ist ein sehenswertes *_Museum_ (tropische Hölzerarten, Pflanzenfasern, Drogen, getrocknete Früchte u. a.) und daneben eine _botanische Versuchsstation_ (sehenswert, mit riesigem Garten für sich, Direktorwohnung und Wirtschaftsgebäuden) für landwirtschaftliche, chemische und zoologische Untersuchungen (auch für Mikroskopie und Photographie), dessen Benutzung auf Antrag beim Direktor des Gartens (_J. C. Willis_) auch fremden Forschern gestattet wird. Man fährt vom Hauptgarten in kleinem Boot über den Fluß und meldet sich im Kontor des Direktors, nachdem man sich an der Landungsstelle in ein Buch eingeschrieben hat. Gegenüber vom Bahnhof eine Teepflanzung nebst Fabrik und in der Nähe die Kakaopflanzung _Gangaruva_. =Ausflug= nach =Lanka Telika=. Die Umgebung von Kandy bietet Gelegenheit zu lohnenden Ausflügen, worüber »_Burrow's local guide to Kandy_« Auskunft gibt. Rikschafahrt (etwa 1-1/2 Rup.) zum Mahawelli Ganga, dann mit Fähre übersetzen und 20 Min. zu Fuß zum Felsentempel (_Rock temple_), wo in Granithöhle ein 10 m langer schlafender Buddha aus dem Felsen gehauen, grell bemalt.--Drei ganz verschiedene Buddhatempel kann man besuchen, indem man von Kandy zunächst 8 km auf der Straße nach Kadugannawa zu fährt, dann auf schmalem Pfad reitet, zunächst zu dem neuen, aber schön zwischen Felsenhängen gelegenen Tempel von _Gadaladenya_, dann zu dem alten, halbverfallenen Tempel von _Galangolla_ und schließlich zu dem architektonisch seltsamen, auf dem Gipfel eines Felsens erbauten Tempel von _Lanka Telika_. Den Wagen trifft man auf Verabredung wieder 14 km von Kandy auf der Straße nach Gampola. Von Kandy nach Anuradhapura. =Northern Railway= von _Kandy_ über _Polgahawela_ nach (111 M) _Anuradhapura_ in 5-1/2 St. Von Colombo direkt in 5-3/4 St. Von Kandy nach (30 M) _Polgahawela_ s. S. 115. Von hier geht die Northern Railway nördl. über (43 M) =Kurunegala= (_Rasthaus_), der Hauptstadt der NW.-Provinz, die auf einem vereinzelten, über 300 m hohen Felsen mitten in der Ebene liegt (*Aussicht).--Nicht weit nö. das alte Buddhistenkloster _Ridi Vihare_, sehr malerisch auf einer Anhöhe.--Weiter führt die Bahn über (70 M) _Maho_ (von hier Ausflug nach [7 km, davon etwa 2 km Fußweg durch Dschungeln] =Yapahu=, wo einer der malerischsten alten Tempel, der _Malagawa_, früher Aufenthalt des heiligen Zahns von Buddha, liegt; der Tempel hat prächtige Treppenanlagen und seltsame Fenster mit reichem Bildhauerschmuck; man bitte den Station Master der Abfahrtstation in Maho-Station einen Wagen [Bullock car] telegraphisch vorauszubestellen).--Die »Northern Railway« führt weiter nach (111 M) _Anuradhapura_ (s. unten) und über den _Elephant Pass_ (Meerenge) nach (230 M) _Jaffna_ (S. 124) an der Nordspitze Ceylons sowie bis zur Hafenstadt (241 M) _Kankesanturai_ (s. 124); Fahrzeit von Colombo bis Jaffna 12-1/2 St., bis Kankesanturai 13 St. Um das Innere Ceylons kennen zu lernen, fährt man von _Kandy_ am besten, wenn man die Kosten nicht scheut, mit Privatautomobil (s. S. 110), eine herrliche Fahrt, bis Anuradhapura auf guter Fahrstraße; oder zunächst mit der Bahn nach (26 km) _Matale_ (Rasthaus gut, Ankunft vorausmelden; Verpflegung zu haben), einem blühenden Dorf mitten in Teepflanzungen. Von Matale nach Dambulla fährt täglich ein Postautomobil (etwa 10 Uhr Vm. ab) in 4-1/2 St., Fahrpreis 6 Rup., von da weiter nach Trincomali in 18 St., Fahrpreis 15 Rup. Der Weg führt bald hinter Matale an dem sehenswerten Buddhatempel _Alu Vihara_ vorbei, dessen Kloster über der Straße malerisch zwischen Felswänden liegt. Kurzer Aufenthalt in (48 km) _Nalande_ (Rasthaus gut, mit Verpflegung, liegt unter einem riesigen Tamarindenbaum versteckt); dann folgt schöne Berglandschaft, bis (72 km) _Dambulla_ (Rasthaus so gut wie ein Gasthof), großem Dorf am Abhang eines dunkeln Felsens mit Höhlentempel. (Ausflug mit Automobil oder Bullockcar nach (24 km) *=Sigiri=, senkrechter Felsen mit herrlichen Ruinen aus der Ebene aufsteigend, einst starke Feste, aus dem 5. Jahrh., mitten im Wald; nach Sigiri floh König Kasyapa, nachdem er seinen Vater Dhatu Sena ermordet hatte. Der Rasthauswart von Dambulla hilft bei Anordnungen für den Ausflug; in Sigiri ist auch ein Rasthaus.) Dann mit Privat-Bullockcar (beim Rasthauswart in Dambulla vorausbestellen) weiter auf hoher Brücke über den _Mirisgoni Oya_ nach (93 km) _Kekerawa_ (gutes Rasthaus); von hier kann man auf gutem Fahrweg (13 km) den großen Wasserbehälter von _Kalawewa_ besuchen (Staudamm erbaut im Jahre 460 vom König Dhatu Sena), der mehr als 100 Dörfer und die Stadt Anuradhapura mit Wasser versorgt. Von Kekerawa durch einförmigen Wald über (113 km) _Tirapane_ (Rasthaus) nach (135 km) =Anuradhapura= (_Hotel Anuradhapura_, gut, Pens. 10 Rup.; Führer und Auskunft zu haben; in der Nähe wohnt der englische Government Agent; Postautomobil tägl. nach Trincomali, gegen 2 Uhr mitt. vom Hotel, Fahrpreis etwa 30 Rup.; man erkundige sich vorher, vgl. S. 110), jetzt großes Dorf, ehemals Hauptstadt von Ceylon, wurde um 500 v. Chr. vom König Anurado erbaut (von Ptolemäus _Annurogrammum_ genannt) und war dann viele Jahrhunderte die prächtigste Kultusstätte des Buddhismus. Der chinesische Pilger _Fa Hiam_ schilderte 412 n. Chr. seinen Besuch der Stadt; er staunte über »die Pracht der Bauwerke, den Reichtum der edelsteinbesetzten Statuen, die überwältigende Größe der Dagobas, die Zahl der Priester, die in der Stadt mehr als 5000, im Kloster zu Mihintale an 2000 betrug«. Etwa 2 Jahrhunderte später schreibt das singhalesische Buch Lankawistariyaye: »Die Entfernung vom Haupttor zum Südtor beträgt 4 Stundenmärsche, ebenso vom Nord- zum Südtor. Hauptstraßen sind die Mondstraße, die König Hingururek-Straße und die Mahawellastraße, deren erstere an 11000 Häuser zählt, viele davon zwei Stockwerke hoch. Kleinere Straßen gibt es unzählige. Der Palast hat lange Reihen von Gebäuden, manche 2-3 Stockwerke hoch, und seine unterirdischen Gänge sind von großer Ausdehnung« (nach _Hans Meyer_). Mit den Einfällen der Tamulen und Malabaren verschwand die Stadt aus der Geschichte und wurde von Urwald überwachsen; seit 1872 hat der Gouverneur Gregory das Dickicht lichten und die wichtigsten Ruinen freilegen lassen. [Illustration: Plan von Anuradhapura.] _=Rundfahrten=_ am besten mit Wagen (Bullockcar) 1) im Innern der Ruinen (inner circle), 2) im »Außenring« (outer circle), 3) nach Mihintale; nach Bedarf aussteigen. Zuerst besuche man die Palastruine _Lowamahapaya_ (»Brazen Palace«, d. h. Bronzepalast [Pl. 1], genannt), ein Wald von etwa 1000 monolithischen vierkantigen Pfeilern in Reihen von 40 zu 40 (mit 9 Stockwerken und 1000 Klausen vor 2000 Jahren vom König Datagamana für die Priester erbaut). Dahinter steht eins der größten buddhistischen Heiligtümer, der Riesenbaum (umgeben von einer Mauer) _Siri-maha Bodhin Wahanse_, _der heilige Bo-Baum_ (Pl. 2), ein Abkömmling des Baumes, unter dem Gautama erleuchtet (d. h. Buddha) wurde; der Baum stammt aus Buddh Gaya (S. 95), wurde 245 v. Chr. vom König Dewananpiya Tissa gepflanzt, ist also der älteste historische Baum auf der Erde; Priester beschützen ihn und verschenken (Gegengeschenk angebracht) seine Blätter. Der Weg führt dann zurück vorbei an umgestürzten Buddhabildern, Wischnustieren etc. nach den _sieben Dagobas_ (erbaut vom 4. Jahrh. vor bis zum 3. Jahrh. nach Chr.), die im Umkreis von 2 St. über das alte Stadtgebiet verstreut sind; sie heißen nach der Größe _Abhayagiriya_ (Pl. 3; jetzt nur noch 100 m, früher 123 m hoch), _Jaytawanarama_ (Pl. 8), _Ruwanwella_ (_Ruanwelli_; Pl. 6), _Miriswetiya_ (Pl. 7), _Thuparama_ (Pl. 4), _Lankarama_ (Pl. 9) und _Kujjatissamara_ (Pl. 5). Die Thuparama, die älteste, ist mit drei Reihen geschmückter Säulen umgeben, enthält das rechte Schulterblatt Buddhas als Reliquie. Die Ruwanwella-Dagoba (140 v. Chr. erbaut) hat noch künstlerischen Wert, ihre Terrasse ist mit Altären, Götterbildern und Säulen wie der Vorhof eines klassischen Tempels bestellt; darunter sind zwei männliche, zurzeit infolge Einsturzes der Seitenwand verschüttete Statuen den ältesten Erzeugnissen griechischer Kunst zur Seite zu stellen. Stellenweise stört ungeschickte Ausbesserung (nach _Hans Meyer_).--Auch die großen alten _Badebecken_ in der Umgebung der Stadt, die zur Wasserversorgung und als königliche Bäder dienten, _Pokunas_ genannt, sind sehenswert, namentlich die großen von _Tissawewa_ (Pl. 10), _Nuwerawawa_ und _Basawakulam_ (Pl. 11); in der Nähe des erstern ist der kleine Felsentempel _Isuruminiya_. Sehenswert sind auch eine _Buddhastatue_, der _Pfauenpalast_, die _Mondsteine_ etc. (vgl. »Baudenkmäler aus ältester Zeit in Ceylon«, nach dem Englischen des Henry W. Cave, deutsch von Anna, Gräfin von Zech, Berlin 1901). 13 km östl. von Anuradhapura liegt der heilige Felsenhügel *=Mihintale= (Rasthaus), gekrönt von zwei sehr alten Dagobas und völlig bedeckt mit Ruinen von Tempeln, Klöstern und Einsiedeleien. Die Chaussee dahin führt durch Dschungeln; man sieht im Walde Dschungelhühner, Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien, Affen. _Rasthaus_ am Fuße des Hügels. Eine riesige Freitreppe von fast 2000 Stufen führt in drei Fluchten zum Gipfel, vorbei an der kleinen seltsamen _Ambastalawa-Dagoba_, welche die Asche des Buddhaapostels Mahindo, 3. Jahrh. v. Chr., enthält, von 50 Säulen mit dem Bilde der heiligen Gans umgeben (man besichtige auch das aus dem Felsen gehauene schöne Badebecken _Naka Pokuna_ und die Felsenzelle, _Mahindos Bett_ genannt, wo der Apostel schlief) und zur _Mahaseya-Dagoba_ (vom König Bhatiya Tissa über einem Schrein erbaut, der ein Haar von Buddhas Stirn enthält). Ein Pfad führt um die Dagoba, der prächtigen *Ausblick auf den Wald, die Dagoba von Anuradhapura und die fernen Berge von Matale gewährt. _=Rückfahrt=_ von Anuradhapura am besten mit der Northern Railway (S. 118) direkt nach Colombo oder _Kandy_; man kann aber auch von Anuradhapura mit Postautomobil (s. oben) über (53 km) _Horawapotana_ (Rasthaus) und (80 km) _Pankulam_ (Rasthaus), mit den heiligen heißen Quellen von _Chimpiddi_, nach (105 km) _Trincomali_ (S. 124) durch wilde Tropenlandschaft fahren, von da zurück nach _Colombo_ (S. 110). Von Kandy nach Nuwara Eliya. =Eisenbahn= von _Kandy_ in 6 St. nach _Nuwara Eliya_; Speisewagen im Zug. In der Reisezeit im Oktober bis Februar Zimmer vorausbestellen! Man versehe sich mit warmer Kleidung und wollenen Decken; die Zimmer werden geheizt. --Die Gebirgsfahrt ist sehr reizvoll; man beobachtet die Änderung des Pflanzenwuchses innerhalb kurzer Strecken: Tropenwald, Teepflanzungen, angepflanzte Eucalyptus, Grevillea, Casuarina; in feuchten Tälern Baumfarne, Moose, Flechten; in 2000 m Meereshöhe weite Strecken mit niedrigem Rhododendron, einzelne hohe Farnbäume, hochstämmiger Laubwald und hohe pinienähnliche Keenabäume (Calophyllum tomentosum), Aloen, auch noch Tee- und Chinchonapflanzungen sowie Reisfelder. Die Bahn führt von _Kandy_ (S. 115) über _Peradeniya_ (S. 117) nach (34 M) =Hatton= (_Hatton Hotel_; _Adams Peak Hotel_, Pens. 8 Rup.; Arzt _Dr. Thomas_ in [7 km] Norwood; _Hatton Bank;_ Wagen und Reitpferde zu haben), 1263 m ü. M.; nahebei große Teepflanzungen in den Tälern von _Dickoya_, _Dimbula_ (wo bis 1870 reiche Kaffeepflanzungen lagen, die durch einen Pilz, Hemileia vastatrix, zerstört wurden) sowie in _Maskeliya_. =Besteigung= des =Adam's Peak= (2262 m) von Hatton aus (32 km) am bequemsten, auch schon von Damen ausgeführt, obgleich nicht ungefährlich. Besteigung ist nur lohnend, wenn der Himmel ganz wolkenfrei ist, also meist im Februar und März. Der zuckerhutförmige Gipfel ist allen Religionen heilig (vgl. _Haeckels_ »Indische Reisebriefe«); auf ihm wölbt sich ein kleiner Tempel über der _Sripada_ (heiligen Fußstapfe). Die Pilger verehren hierin je nach ihrem Bekenntnis die Fußspur Adams, Schiwas, Buddhas oder des heiligen Apostels Thomas; es herrscht dabei erstaunliche Eintracht zwischen allen Bekennern. Nach arabischer (mohammedanischer) Sage soll Ceylon das Paradies gewesen sein, aus dem Adam vom Engel auf den Berg getrieben wurde, wo Adam so lange stand, bis sein Fuß sich in den Gneisfelsen bohrte; seine Tränen flossen zu einem kleinen See zusammen, dessen Wasser noch heute als wundertätig und heilwirkend gilt. Ehe Buddha in den Himmel zurückkehrte, berührte sein Fuß zum letzten Male den Gipfel des _Samanala_ (so wird der Adam's Pik von den Buddhisten genannt). Ähnliches erzählen die Tamulen und Malabaren von Schiwa, die Christen vom heiligen Thomas. Die erste Beschreibung einer Besteigung des Piks stammt vom arabischen Arzt Ibn Batuta (1340); schon damals führten zwei Pilgerwege hinauf: der rauhe beschwerliche Baba- (Adams-) Weg und der bequemere Mama-(Evas-) Weg; ersterer führt zuletzt auf eingehauenen Stufen eine steile Felswand hinauf, für die fromme Pilger Festhalteketten gestiftet haben; die letzte ist die »Kette der Erkenntnis«, weil sie plötzlich einen Ausblick in einen Abgrund gewährt (nach _Cäcilie von Rodt_, »Reise einer Schweizerin um die Welt«). Wenn man von Kandy Wagen, Träger und Führer vorausbestellt, kann man die Besteigung von Hatton in einem Tag ausführen; doch übernachtet man gewöhnlich in einer Hütte auf dem Gipfel, um den Sonnenaufgang und dabei den merkwürdigen Schatten des Piks zu sehen. Proviant mitnehmen! Der Aufstieg wird jährlich von Tausenden von Pilgern jedes Alters und Geschlechts ausgeführt, ist aber für Personen, die an Schwindel leiden, nicht völlig sicher! Man fährt mit Wagen von Hatton bis (22 km) _Laxapana_ (guter Gasthof); dann ist noch Reitweg etwa 5 km (Pferde mitnehmen von Hatton). Tragsessel sollen in Laxapana zu haben sein. Der steile Aufstieg von etwa 460 m führt anfangs noch durch Teepflanzungen auf ausgetretenen Wegen zum Tempelchen auf dem Gipfel. Von Hatton führt die Bahn zunächst etwas bergab nach (41 M) _Talawakele_ und steigt von da gleichmäßig nach (54 M) _Nanuoya_ (1613 m), dann umsteigen und auf Zweiglinie mit weiterer Steigung von 280 m in zahlreichen Windungen bis zur Endstation (61 M, 98 km) =Nuwara Eliya=, englisch abgekürzt _Nurelia_ (1893 m; wegen Vorausbestellung der Unterkunft vgl. S. 110! _Grand Hôtel_ [deutscher Manager P. Werner], 122 Z. von 3-1/2 Rup. an, Lunch 2, Dinner 3, Supp. 1-1/2, Pens. [wenigstens 3 Tage] von 11 Rup. an, gut; _St. Andrews Hotel_ [deutscher Besitzer Humbert], Pens 8-10 Rup., einfacher, aber gut und in bester Lage; _New Keena House_, kleines Familienhaus, zum Grand Hôtel gehörig, Pens. 12 Rup., 18 Z.; außerdem Pensionshäuser und Klubhaus; _National Bank of India Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank), auf einer Hochebene gelegen, besteht aus vielen, zum Teil im Wald oder Garten versteckten Bungalows, darunter der Sommersitz des Gouverneurs. Von November bis April ist es von den Europäern auf Ceylon sehr besucht; in dieser Zeit heiße Tage, aber kalte Nächte. Von Mitte Mai bis Mitte September im SW.-Monsun nasses und kaltes Wetter; Mitte Oktober bei Eintritt des NO.-Monsuns Regen und Sturm. Das Klima ist sehr feucht, aber im Gegensatz zum Tropenklima sehr gesund und erfrischend, die Gegend fieberfrei; Luftwärme im Jahresmittel 14,1° C, im Januar 13,1°, im Mai 15,5°, im Juli 13,8°, im Oktober 14,4°; gelegentlich tritt Frost auf, aber die Sonnenwirkung ist doch stets kräftig. 202 Regentage im Jahre.--Nahe bei Nurelia eine Teefaktorei (_Naseby Estate_), wo man die Bearbeitung des Tees beobachten kann (interessant). Längerer Aufenthalt in Nuwara Eliya bietet Ausflüge zu Pferde oder im Wagen auf der Hochebene nach dem _Rambodapaß_ (hin und zurück 10 km; jenseit des Passes Teefaktoreien, Betrieb gern gezeigt); um den See (10 km); um die _Moon Plains_ (15 km); 2 Tage fordert ein Ausflug zu Pferd nach den _Horton Plains_ (großes Rasthaus, sehr gut, Platz vorausbestellen), 45 km von Nuwara Eliya, in wilder Gebirgsgegend an schroffen Abhängen. Herrlicher *Blick in der SW.-Ecke (2100 m) von Horton Plains, bei »_World's End_«, senkrecht 1500 m hinab ins Tiefland. Man hüte sich vor dem weichen Moorgrund, der bei Nuwara Eliya häufig vorkommt. (Horton Plains und Elk Plains sind Eldorados für Jäger: Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen, Fasanen, sogar Leoparden.)--Vom Grand Hôtel 3/4 St. bequemer Weg auf den _Single Tree Hill_, herrliche Rundschau (man nehme einen Jungen zur Führung mit, um sich nicht zu verlaufen).--Von Nuwara Eliya mit der Bahn 3/4 St. (zu Wagen 1 St.) nach =Randapola= (2070 m), herrlicher Blick ins Tiefland. =Ausflug= nach =Hakgala=, 10 km sö., mit Wagen (Zweisp. 6 Rup. hin und zurück; Rikscha 3,30 Rup.) am malerischen See entlang nach dem kleinen Botanischen Garten von =Hakgala=, der sehr malerische Ausblicke auf die Hakgala-Berge bietet. Von den Terrassen sieht man hinter einem tiefen Tale den _Mamuna-Pik_.--Von Hakgala östl. guter Fahrweg über (21 km) _Wilson's Bungalow_ (gutes Rasthaus) durch tiefe Täler über (42 km) _Etampitiya_ (gutes Rasthaus) nach (60 km) =Badulla= (gutes _Rasthaus_), der Hauptstadt der Provinz Uva, einer der ältesten und malerischsten Städte Ceylons, mitten zwischen Teepflanzungen. =Besteigung= des *=Pedrotallagalla= (engl. _Pidauru Talagala_; 2538 m), des höchsten Berges auf Ceylon, nicht zu versäumen; von Nuwara Eliya aus sehr bequem zu Fuß (auch für Damen) in 2 St. auszuführen. Der sehr gute Promenadenweg führt am Keena House vorüber durch hochstämmigen Rhododendronwald mit Keenabäumen zwischen dichtem Gestrüpp von wilden Rosen und Farnen über verschiedene Bäche durch Dschungeln. Oft trifft man Scharen schwarzer Affen. »Die Spitze trägt eine kreisrunde Steinmauer mit einem trigonometrischen Signalkreuz. Die *Aussicht trifft ringsum auf Bergland; von unten blinkt der See von Nuwara Eliya herauf, um den sich die Häuschen als dunkle Punkte gruppieren; die Straßen winden sich wie Schlangen in die Berge« (_Hans Meyer_). Auch der Adam's Peak und das Meer sind bei klarem Wetter zu sehen. Da der Berg Wetterscheide ist, trifft man oben meist sehr kalten Wind (also zuletzt langsam steigen und oben Decke oder Mantel benutzen!). Achtung beim Abstieg, der lehmige, feuchte Boden ist oft sehr schlüpfrig. =Ausflug= nach =Bandarawela=: Mit der Bahn von Nuwara Eliya über (16 km) _Nanuoya_ (S. 122) und weiter über (49 km) _Haputale_ (Rasthaus) und den höchsten Punkt der Bahn (1896 m) nach (71 km) =Bandarawela= (guter _Gasthof_), einer aufblühenden Sommerfrische, einfacher als Nuwara Eliya, aber mit dem angenehmsten Klima; von hier mit Postwagen über (23 km) _Dikwella_ nach (etwa 30 km) _Badulla_ (s. vorher). Von Bandarawela sehr schöne =Autofahrt= (s. S. 110) über _Haputale_ (s. oben) nach (24 km) _Haldamulla_ (Rasthaus)--von hier Seitenweg nach _Koslande_ (Rasthaus), am sehr schönen _Naulawasserfall_ vorbei in das Jagdgebiet von _Wellawaya_ (Rasthaus), dann zurück nach Haldamulla und auf der Hauptchaussee weiter über (37 km) _Beliholoya_ (Rasthaus) in romantischer Landschaft nach (56 km) _Balangoda_ (Rasthaus); von da durch prächtige, abwechselungsreiche Tropenflora nach (102 km) *=Ratnapura= (gutes Rasthaus), Provinzhauptstadt mit berühmter Edelsteingewinnung (Katzenaugen, Rubine, Türkisen, Opale, Saphire, Topase) durch Auswaschung des Lehmbodens; schönste Landschaftsbilder bieten Blicke vom Gipfel des Forts, von der Hängebrücke und der Circular Road; nahebei auf dem Saumpfad, der von der Brücke nach Gilimale führt, prächtiger *Ausblick auf den Adam's Peak (S. 121), der auch von Ratnapura aus bestiegen werden kann: Man reitet bis (11 km) _Gilimale_, einem großen Dorf, wandert von da zu Fuß über (8 km) _Palabaddala_, Pilgerhaltestelle, steigt dann steil nach (21 km von Gilimale) _Heramitipana_ (großer Pilgerbungalow) am Fuß des Peaks und hat dann noch 5 km steilen Aufstieg zum Gipfel (S. 121). Von Ratnapura Rückfahrt über _Pussella_, _Avisawella_, _Hanwella_ und _Kaduwella_ (Orte mit Rasthäusern) nach Colombo. Die =Rückfahrt= von _Nuwara Eliya_ nach _Kandy_ über (64 km) _Gampola_ (Rasthaus), Wagenfahrt auf guter Straße meist bergab, bietet bessere Gelegenheit als die Bahnfahrt, die Veränderungen des Pflanzenwuchses nach der Höhenlage zu beobachten. Etwa halbwegs in _Ramboda_ (gutes Rasthaus mit Verpflegung) liegt etwa ein Dutzend schöner Wasserfälle nahe beieinander. Von _Gampola_ mit der _=Bahn=_ zurück nach _Kandy_. Nach _Lanka Telika_ s. S. 118. Küstenfahrt rund um Ceylon. =Dampfer= der _Ceylon Steamship Co._ (Agent _Walker, Sons & Co._, Colombo) von _Colombo_ jeden zweiten Mi. u. Fr. Nm. abwechselnd nach Norden oder nach Süden; Fahrzeit etwa 8 Tage; Fahrpreis 125 Rup. Die Nordrundfahrt führt zunächst nach =Pambam= auf dem Westende der Insel Rameswaram, am Westende der _Adamsbrücke_, einer 23 km langen Kette kleiner Inseln und großer Riffe zwischen der Westspitze der Insel _Manár_ und der Ostspitze der flachen, sandigen Insel _Rameswaram_ (Eisenbahnüberbrückung nach Indien im Bau). Nach mohammedanischem Glauben soll Adam über die Adamsbrücke aus dem Paradiese (Ceylon) vertrieben sein. Pambam liegt an der einzigen Durchfahrt (_Pambam Passage_) zwischen dem Golf von Manár und der Palkstraße. *=Rameswaram= (_Ramisseram_), Überfahrt von _Mandapam_ (Endpunkt der Zweigbahn von Madura, S. 126) mit Dampfboot, hat den schönsten drawidischen *Tempel Indiens mit berühmten Heiligtümern, die von großen Pilgerscharen besucht werden. Der große Tempel steht im nördl. Teil der Insel, südl. von ihm liegt ein Frischwassersee; besonders schön sind die fast 120 m langen Tempelhallen. Von Pambam nordwärts dampfend, erreicht man am nächsten Morgen _Kankesanturai_, den Hafen von =Jaffna= (_Rasthaus_), einer blühenden Stadt mit alten holländischen Forts und Kirchen, Sitz amerikanischer Missionsgesellschaften. Jaffna hat sehenswerte Hindutempel sowie schöne Umgebung. _=Eisenbahn=_ von Jaffna über _Pallai_ nach _Anuradhapura_ (S. 119).--_Point Pedro_, der nächste Anlegeplatz des Dampfers, bietet nichts.--Dann steuert der Dampfer sö. =Trincomali= (_Rasthaus_); Postautomobile nach Anuradhapura (S. 119) und Dambulla (S. 119), wichtiger Kriegshafen in der Geschichte der Seekriege des 17. und 18. Jahrhunderts, wurde 1622 den Malabaren von den Portugiesen entrissen, 1639 von den Holländern erobert, 1673 den Franzosen, 1674 den Holländern, 1782 den Franzosen, 1783 den Holländern und schließlich von den Engländern seit 1795 behauptet. Im innern Hafen eine Marinewerft; der Ort ist stark befestigt und hat etwa 10000 Einw. Guter Fahrweg nach (92 km) Anuradhapura (S. 119).--In der nächsten Nacht läuft der Dampfer nach =Batticaloa= oder _Baticalia_ (_Rasthaus_), Hauptstadt der Ostprovinz Ceylons, mit berühmten Webereien, auf einer Insel in einem tief einschneidenden Meeresarm; im Gewässer nahe der Stadt leben die berühmten _=singenden Fische=_ (Cerithium palustre), eine Art Muschelfisch, deren volle, sonore Töne man in den Nächten vor und nach Vollmond im Boot belauschen kann (sehr wirkungsvoll, wenn man das Ohr durch einen Stock oder Zweig mit dem Wasser verbindet).-- Der Dampfer fährt weiter nach =Hambantota= (_Rasthaus_), einem kleinen, schlechten Hafen; in dessen Nähe an der Küste nö. liegt (34 km) =Kirinde= (_Rasthaus_), von wo ein Weg nach (13 km) _Tissamaharama_, einer der ältesten verlassenen Königsstädte von Ceylon mit sehr alten, sehenswerten Ruinen, führt. 13 km nö. von Kirinde liegt =Palutupane= (_Rasthaus_), ein vorzüglicher Platz zur Jagd auf Elefanten, Büffel, Bären, Leoparden, Rehwild und Fasanen; in den Dschungeln trifft man viele sehr alte Ruinen. Von Palutupane guter Reitweg nach (209 km) _Batticaloa_ (s. oben). Das Waldgebiet des Flusses _Yala_ ist besonders schön.--Von Hambantota läuft der Dampfer nach =Matara= (_Gasthof_ und bequemes _Rasthaus_), einer großen blühenden Stadt, Endpunkt der Küstenbahn nach Colombo.--Nach kurzer Dampferfahrt erreicht man =Point de Galle= (_Oriental Hotel_), meist nur _Galle_ genannt, sehr alte Seefestung mit 30000 Einw., aber schlechter Reede, daher seit dem Hafenbau von Colombo nicht mehr Dampferknotenpunkt. Die Umgebung ist sehr schön, der Palmenbestand wird als schönster auf Ceylon gerühmt. Landungsplatz an der Nordseite des Hafens. Mehrere Buddhistenklöster sind sehenswert.-- Rückfahrt von Galle nach _Colombo_ mit Dampfer oder mit Bahn (119 km) über _Bentota_, _Kalutara_ und _Mount Lavinia_. 6. Von Colombo über Madras(-Ootacamund) nach Calcutta. Darjeeling. Vgl. die Karten bei S. 96 und 64. =Dampfer= der _British India Steam Nav. Co._ meist mangelhaft, Verpflegung etc. mäßig. Von =Colombo= nach (180 Seem.) =Tuticorin= in 13 St., dann =South Indian Railway= nach (443 M, 713 km) =Madras= in 22 St. Abfahrt von Colombo gegen Abend, Ankunft in Tuticorin etwa 7 Uhr Vm.; Ankunft in Madras (Egmore) am nächsten Morgen; Fahrpreis Tuticorin-Madras I. Kl. etwa 28, II. 14 Rup. Zusammengestellte Fahrscheine, 2 Monate gültig, sind nur in Cook's Office zu haben, desgleichen solche für 2 Monate, mit Erlaubnis, überall die Reise zu unterbrechen, für die Fahrt von Colombo über Madras nach Calcutta. Fahrzeit Madras-Calcutta 43 St. auf der neuen Ostküstenroute (_New East Coast Route_). Eisenbahnzeit (_Standard Time_) ist 9 Min. früher als Madras-Ortszeit. (Über indische Bahnverhältnisse s. S. 49.) In allen Schnellzügen ist bei Tage Eis und Selterwasser zu bekommen. Die Bahnwirtschaften der South Indian Railway sind meist gut. [_Eisenbahn nach Indien über die Adamsbrücke_ ist im Bau (vgl. S. 124); die neue Linie wird über Anuradhapura (S. 119) führen und bei Medawachehiya nach Manár abzweigen, dann über Rameswaram nach Mandapam und Madura; dort Anschluß an die South Indian Railway, die über Döndigul und Trichinopoly nach Madras führt. Die Linie soll in einigen Jahren in Betrieb kommen.] =Dampfer Colombo-Madras=: _British India Steam Nav. Co._ wöchentlich, wobei sie Küstenhäfen anlaufen. =Österreichischer Lloyd= monatl. von _Colombo_ über _Madras_ (3 Tage) und _Rangoon_ (8 Tage, 2 Tage Aufenthalt) nach _Calcutta_ in 14 Tagen. =Dampfer Colombo-Calcutta=: wie nach Madras; außerdem: _Messageries Maritimes_, monatliche Zwischendampfer laufen Pondichéry an;--_Peninsular & Oriental Co._ Zwischendampfer alle 14 Tage. =Geographisches.= Die Ostküste der vorderindischen Halbinsel, die _Koromandelküste_, ist ganz flach, sandig, teilweise mit Dünenzügen besetzt, von Nehrungen begleitet und ohne alle natürlichen Häfen. Die Flüsse des Dekhans schütten vor ihr meist Deltas auf, ein Zeichen dafür, daß die Küste in langsamer Hebung begriffen ist. Hinter ihr breitet sich bis zum Abfalle der Ostghats eine durchschnittlich 100 km breite, sandige Küstenebene aus, die außerhalb der Regenzeit meist dürr und gelb aussieht und zum Teil nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden kann. Sie ist reizlos und ungesund. Landschaftliche Schönheiten bieten sich dem Reisenden erst wieder dar, wenn er die Nilgiriberge (S. 128) aufsucht. Auf der Überfahrt von _Colombo_ in NW.-Richtung über den _Golf von Manár_ hat man meist bewegte See; man sieht christliche Fischerboote mit rotem Kreuz im Segel und mit Ausliegern. Die Dampfer ankern in _Tuticorin_ 8 km außerhalb vom Lande, die Landung geschieht auf kleiner Dampfbarkasse, die bei bewegter See 3/4 St. bis zum Landungsplatze fährt. In Tuticorin _=Zolluntersuchung=_ (S. 49); für Waffen jeder Art, auch Jagdgewehre, ist Zoll zahlbar und Passierschein erforderlich. [Illustration: Grosser Tempel in Madura.] =Tuticorin= (_Robert's Hotel_, gut; _Royal Hôtel_; _Dâk Bungalow_; _Bahnwirtschaft_; wenn der Dampfer verspätet eintrifft, wird Frühstück im Zuge angerichtet), Stadt mit 28000 Einw., Baumwollpressen und Spinnerei; _National Bank of India Ltd._, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Die frühere Perlfischerei ist jetzt nur noch unbedeutend (die Perlen haben keine gute Farbe). In der Nähe der Stadt große Salzfaktorei.--Hier beginnt die _South Indian Railway_ (die Wagen stehen auf der Landungsbrücke); sie fährt über (19 M) _Maniyachi_ in 5 St. durch die sandige Küstenebene nach (99 M) *=Madura= (148 m; _Bahnwirtschaft_ mit 9 Betten, gut; guter _Dâk Bungalow_, am Bahnhof; _Bank of Madras_. Fahrgelegenheiten knapp, zeitig bestellen; _Einkäufe_: Messingsachen und Gewebe in Seide und Wollmusseline, tüchtig handeln), Distriktshauptstadt mit 105984 Einw., einst Hauptstadt des Königreichs _Karnatak_. Madura, das »Athen« Südindiens, mit großartigen Trümmern und gut erhaltenen Tempeln, gilt als sehenswerteste Stadt Indiens nächst Benares (S. 90). Der *=große Tempel Meenachi= (1,5 km westl. vom Bahnhof) ist das größte religiöse Bauwerk der Erde und bildet eine kleine Stadt für sich; er ist von neun »Gopuras« (reich mit Bildsäulen geschmückte pyramidale Turmbauten, Eingangstore für die Gottheiten) umgeben, deren höchste 46 m hoch ist. Am Nordende liegt die berühmte _Halle der 1000 Säulen_ (_Sahasrastambha Mandapam_), von denen nur drei fehlen. Hunderte von Priestern halten sich in den vielen großen Räumen ständig auf. Die westl. Anlage ist Schiwa geweiht, hier _Sundareshwar_ genannt; die östl. der _Minakshi_, der fischäugigen Gattin Schiwas. Innerhalb des letztern Tempeltores liegt der gemalte Säulengang der _Ashta Lakshmi_, nach acht Statuen dieser Göttin benannt, die das Dach stützen. In der Nähe der Wasserbehälter (_Teppa Kulam_) »Tank der goldenen Lilien« (_Swarna pushpakarini_), umgeben von einem Säulengang. Es ist schwierig, sich im Tempel zurechtzufinden, man nehme einen Führer und besuche die Anlage zweimal, wenn Zeit vorhanden, womöglich einmal abends, bei wunderbarer Beleuchtung durch Tausende von Öllämpchen, besonders bei hohen Festtagen (z. B. Anfang Dezember); auch kann man sich den Juwelenschatz zeigen lassen (Auslegung kostet bei Vorausbestellung 15 Rup.), ziemlich sehenswert. Prächtig ist die neue Halle _Tirumala's Choultry_ östl. vom Tempel.--Der stilvolle _königliche Palast von Tirumala Nayak_ (2 km westl. vom Bahnhof) dient als englisches Regierungsgebäude.--Nördl. von der Stadt liegt jenseit des _Vaigai-Flusses_ das _Tamkam_, eine Arena für Kämpfe mit wilden Tieren, auch vom König Tirumala erbaut, jetzt Steueramt.-- 5 km östl. vom Bahnhof und nördl. vom Fluß ist ein Teppa Kulam (heiliger Wasserbehälter), in dessen Mitte eine Insel mit Tempelanlage; schöne Fahrstraße führt durch prächtige Banyanallee dahin. Der größte dieser Banyanbäume (_Ficus indica_) beschattet eine Fläche von 55 m Durchmesser. Die Bahn führt von Madura über (138 M) _Dindigul_ (Bahnwirtschaft), Stadt mit Tabakmanufaktur und alter Felsenfestung, nach (184 M) _Trichinopoly Junction Station_ (Bahnwirtschaft). =Zweigbahn= (nach Erode) nach (3 M) =Trichinopoly=, _Tritschinapalli_ (66 m; _Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_, 1,5 km vom Bahnhof; _Robert's Hotel_ in Cantonment; Spencer & Co.'s Erfrischungsräume, gut; Schlafgelegenheit im Bahnh.), Stadt von 104721 Einw., aus 17 Dörfern bestehend; Gold- u. Silberarbeiten, Webereien, Tabakmanufaktur. Nahe dem Bahnhof, im Fort am Nordende der Stadt, erhebt sich ein schroffer, 83 m hoher Felsen, Zugang zur Treppe von der Südseite, am Eingange steinerne Elefanten und Säulen; 290 weiße, steile Stufen führen hinauf; oben ein kleiner Tempel mit prächtiger *Aussicht auf Stadt, Tempel, Palmenhaine, im Hintergrund Gebirge. Adler und Geier umstreichen den Felsen.--_=Ausflug=_ mit Wagen nach (3 km) _Sri Rangam_ über die Brücke des Coleroon (_Cauvery_); etwa 1,5 km nw. von der Brücke liegt der große _Tempel von Sri Rangam_ mit schöner Umgebung, ähnlich der Tempelanlage in Madura. Eine der Hallen ist mit Edelsteinen geschmückt. Ein schöner, kleinerer _Tempel des Jambukeshwar_ liegt noch 1,5 km weiter. --Sehenswert sind auch die _Anikuts_, Dämme im Coleroon zur Bewässerung, etwa 15 km westl. und östl. von Trichinopoly. --Seitentour von Trichinopoly nach _Ootacamund_ s. S. 128. Von Trichinopoly Junction fährt der Schnellzug in 1-1/4 St. nach (226 M) *=Tanjore=, _Tandschur_ (111 m; _Bahnwirtschaft_ mit Schlafgelegenheit für 10-12 Pers.; unbequemer _Dâk Bungalow_ am Bahnhof, östl. vom Kleinen Fort, wo Ponys und Bullockwagen zu haben), Stadt mit 58000 Einw., Kunstgewerbe in Gold und Silber, Kupfer, Teppichen, Seide, an der Wurzel des Cauvery-(Coleroon-)Deltas gelegen. Der _Palast der Prinzessin von Tanjore_ im Großen Fort ist etwa 1550 erbaut; im dritten Hof ein achtstöckiger Bau, früher Waffenkammer; im Versammlungsraum (Teluga Durbar) ein Standbild des letzten Radschah und eine Sanskritbibliothek von 18000 Handschriften, davon 8000 auf Palmblättern.--Der _Große Tempel von Tanjore_ im Kleinen Fort ist der älteste und schönste Bau dieser Art, er stammt zum Teil aus dem 11. Jahrh., ist später erneuert und aus einem Wischnuheiligtum in einen Schiwatempel verwandelt worden; in der NW.-Ecke der äußern Umfassungsmauer ist der prächtige Schrein (_Subrahmanya Kovil_) des _Karttikeya_, des Kriegsgottes und Sohnes von Schiwa, des Schutzheiligen der Brahmanen; Pilger trinken das über die Statue des Gottes gegossene Wasser. Im Tempel zahllose Lingam, auf dem Vorhof ein *Riesenbulle.--Die _Schwartz's Church_ ist zum Andenken an einen alten dänischen Missionar erbaut; daneben der _Shivaganga Tank_ mit kleinem Park. Von Tanjore über (250 M) =Kumbakonam= (_Bahnwirtschaft_; _Dâk Bungalow_); Stadt mit 60000 Einw. und großer elfstöckiger Pagode, in deren Nähe der _Mahamokam Tank_, umgeben von 16 kleinen malerischen Pagoden, liegt, der nach dem Volksglauben alle 12 Jahre vom Ganges Wasser bekommt.--Dann über (290 M) _Chidambaram_ (Dâk Bungalow, 2,5 km vom Bahnhof), Stadt mit den ältesten südindischen Tempeln und Pagoden, nach (299 M) _Porto Novo_, der ersten portugiesischen Niederlassung an der Koromandelküste; die Bahn läuft längs des Strandes bis (316 M) =Cuddalore=, Stadt mit 52000 Einw., Indigo- und Zuckerfabrikation, Handel mit Reis und Zucker; der südliche Bahnhof, _Old Town Station_, hat Bahnwirtschaft, die 3 km nördlichere _New Town Station_ ist näher dem Dâk Bungalow und den Behörden. Dampferstation der British India Steam Nav. Co. Für Weltreisende ist der Ort ohne Belang.--Bei (345 M) _Villupuram_ (Dâk Bungalow; Bahnwirtschaft) Zweigbahn westl. (24 M) nach der französischen Stadt _Pondichéry_, deren Besuch nicht lohnt; dann über (409 M) _Chingleput_ (Zweigbahn nach Conjeeveram, S. 104) nach (443 M) =Madras= (_Egmore Station_), S. 100. _=Fortsetzung der Bahn=_ vgl. S. 132. Seitentour nach Ootacamund. Vgl. die Karte bei S. 96. A. =Eisenbahn= von =Madras= mit der _South Indian Railway_ über (302 M) _Podanur_, dann mit Zweigbahn nach _Mettupalaium_ und mit Gebirgsbahn (_Nilgiri Mountain Railway_) über _Coonoor_ nach _Ootacamund_ (29 M von Mettupalaium) in 18-1/2 St. (336 M), ungefährer Fahrpreis I. Kl. 31, II. 16 Rup. --B. =Eisenbahn= von =Trichinopoly= über _Erode Junction_ (umsteigen!) und _Podanur_ über Coonoor nach (198 M) Ootacamund, in etwa 17 St. für etwa I. Kl. 22, II. 11 Rup.--Zusammenstellbare Fahrscheine besorgt Th. Cook's Office. Die _Nilgiriberge_, durch eine breite Senke von dem südlichern Kardamumgebirge getrennt, aber nordwärts mit dem Dekhan (Staat Mysore) unmittelbar zusammenhängend, sind der südl. Eckpfeiler des gebirgigen Westrandes (Westghats) des Dekhans. Sie bilden einen Gebirgshorst, dessen allseitig steil abfallende bewaldete Flanken von schluchtartigen Erosionstälern zerfurcht sind, während sich oben ein verhältnismäßig wenig zerschnittenes Hochplateau ausdehnt, mit breiten, flachen Tälern und parkartiger Vegetation. Von _Trichinopoly_ (S. 127) schmalspurige Eisenbahn bis (88 M; 243 M von Madras) _Erode Junction_ (165 m; Bahnwirtschaft; gute Schlafgelegenheit im Bahnhof); umsteigen auf die Hauptlinie der _South Indian Railway_ (Madras-Calicut-Mangalore); die folgenden Entfernungen sind von Madras gerechnet. In (302 M) _Podanur_ zweigt unsre Linie nach den Nilgiribergen r. ab (man frage, ob Umsteigen nötig!) und erreicht, allmählich durch prächtige Gegend ansteigend, über (305 M) _Coimbatore_ (436 m), Stadt mit 40000 Einw., in der Nähe die schöne Pagode von _Perur_, den Endpunkt der Hauptbahn (327 M) _Mettupalaium_ (_Matipolliam_; Bahnwirtschaft), 451 m ü. M. Von hier führt eine schmalspurige Zahnradbahn (Nilgiri Mountain Railway), l. sitzen!, durch herrliche Gebirgslandschaft mit wilden Bächen und Wasserfällen, Ausblick auf blaue Berge und dichtbewaldete Hügel, nach (344 M) =Coonoor= (1860 m; _Bahnwirtschaft_; _Glenview Hotel_ [deutscher Besitzer Wutzler], Pens. von 6 Rup. an; _Gray's Hotel_; _Hill Grove Hotel_; sämtlich gut; Pasteursches Institut für Südindien), eine besuchte, windgeschützte Sommerfrische mit etwa 18° C mittlerer Jahreswärme und 1400 mm Regenmenge im Jahr; _Sim's Park_ und Umgegend sehr schön, besonders der etwa 11 km entfernte, 90 m hohe _Kartairi-Wasserfall_.--Von Coonoor fährt die Zahnradbahn über _Wellington_ (Militärlager 5 km von Coonoor) und mehrere kleine Haltestellen durch prächtige Berglandschaft aufwärts in 1-1/2 St. nach (356 M) _Ootacamund_, _Utakamand_, kurz _Ooty_ oder _Uti_ genannt, der besten Sommerfrische Südindiens, 2390 m ü. M., mit 13,5° C mittlerer Jahreswärme (Januar 11,6°, April 16,1°). =Gasthöfe=: _Sylk's Hotel_, Inhaber G. D'Angelis & Son, Madras.--_Rosemount Hotel._--_Shoreham House_, empfohlen, Pens. 5 Rup. im Vorfrühling.-- _Farrington_; _Fir Crove_; _Centre Hotel_. --=Post= u. =Tel.= nahe der St. Stephanskirche und dem NO.-Ende des Sees.-- =Wagen= (Tongas) für Ausflüge; Ponys zum Reiten.--=Bank=: _Bank of Madras._ --=Sanatorium= ist während des Sommers im Betrieb, dann sind auch =Ärzte= anwesend.--=Buchhandlung= und Geschäfte für europäische Bedürfnisse; =Photograph=: _Wiele & Kleine_. _Ootacamund_ ist die Hauptgesundheitsstation der Präsidentschaft Madras; im Sommer haben der Gouverneur und der Höchstkommandierende ihre Amtssitze hier. Die Bungalows des Ortes liegen weit verstreut in einem von Bergen umgebenen flachen Tale, der größte Teil von Ooty liegt nördl. und nö. von dem schönen (künstlichen) See (2201 m), der 2,5 km lang ist. Ortsvorsteher (Municipal Office), Postamt, Buchhandlung und europäische Läden liegen nö. vom Basar der Eingebornen, etwa 1 km nördl. vom NO.-Ende des Sees. Etwa 3 km südl. vom See liegt _Lawrence Asylum_, eine Knabenschule mit Turm. Das Regierungsgebäude (_Government House_) liegt etwa 1 km nö. vom Postamt; dicht dabei der prachtvolle *_Botanische Garten_, der in einer Reihe Terrassen ansteigt und neben der indischen auch die europäische und australische Flora berücksichtigt; Heliotrope erreichen hier 3 m Höhe und 9 m Umfang, eine Verbena-Art wird 6 m hoch. Am obern Hang des Talkessels ist eine Chinchonapflanzung (Chinarindenbaum, Lieferant des Chinins); auch Tee-, Eukalyptus- und Lorbeerpflanzungen finden sich in der Umgebung von Ooty, die sich durch wundervollen, parkartigen Pflanzenwuchs auszeichnet. =Ausflüge= (stets Mundvorrat mitnehmen!) mit Tonga und zu Fuß sind sehr lohnend; der höchste Gipfel Südindiens, der 2628 m hohe _Dodabeta_, liegt etwa 4 km östlich vom See von Ooty: oben meteorolog. Observatorium: *Aussicht. --Um den merkwürdigen, aussterbenden Stamm der =Todas=, der hellfarbigen, großen, kräftigen Ureinwohner der Berge mit kühner Adlernase und fast europäischen Gesichtszügen, kennen zu lernen, muß man ihre Ansiedelungen, _Mands_, etwa 4 halbrunde Hütten, aufsuchen oder ihren heiligen Mand, die pyramidenförmige Strohhütte, _Tiriri_ genannt, in der nur der Priester (_Pālāl_) mit seinem die heilige Büffelherde bewachenden und die Butter bereitenden Diener (_Kawilāl_) haust. Im Tiriri wird die heilige Büffelschelle aufbewahrt, als Sinnbild der Hauptgottheit, des Hiriadewa; dieser bringen die Priester Gebete (wobei sie den rechten Daumen auf die Nasenspitze halten und mit den übrigen gespreizten Fingern die Stirn berühren). Die Todas sind dem Christentum völlig unzugänglich. Man ist jetzt geneigt, sie für einen Zweig der drawidischen Völkergruppe zu halten, der sich hier in abgeschiedener Bergeinsamkeit besonders rein erhalten konnte, also das Urdrawidatum repräsentiert. Auf verschiedenen Hügeln, besonders auf dem _Karoni Hill_, 5 km südlich von Ooty, findet man die sonderbaren Steinkreise der Todas, _Phins_ genannt, die Reliquien, Urnen und hübsche goldene Ornamente enthalten. Ein heiliger Ort der Todas ist der _Murkurti Peak_ (2560 m), etwa 32 km westl. von Ooty, wovon aber nur 13 km im Wagen zurückgelegt werden können, den Rest muß man reiten (man nehme reichlich Lebensmittel und Jagdgewehr mit). Der Weg folgt den Windungen des Pavakflusses bis zur Gabelung mit dem _Paikari-(Pykara-)Fluß_; man folgt dann letzterm bis zu seiner Quelle, die nur 2,5 km vom Gipfel liegt. Die Westseite des Gipfels fällt schroff etwa 2000 m tief ab. (Vorsicht, da der Boden am Rande sehr locker und unsicher ist!) Oben *Aussicht auf den _Kundah_ (2240 m) und den _Avalanche Hill_ (2590 m). (Andre lohnende Ausflüge nach dem _Ranga Swami_-Tempel, den Wasserfällen auf dem _Sigur Ghat_ und bei _U-Yal-Hatti_.) Den Rückweg von Ootacamund nimmt man am bequemsten über _Coonoor_ nach _Madras_, s. S. 100. =Von Ootacamund durch das Nilgirigebirge und das südliche Dekhan über Mysore und Bangalore nach Madras;= für Jagdfreunde und kräftige Wanderer sehr lohnend, aber anstrengend. Man miete in Ooty einen Bullockcar (etwa 40-45 Rup.) und lasse sich vom »Transitman«, dem Fuhrunternehmer, schriftlich die Bezahlung, auch für den Ochsenwechsel unterwegs, quittieren, versehe sich mit reichlichen Lebensmitteln (Konserven), Getränk und Jagdgewehr, Matratze und Decken und fahre nur in den kühlern Morgen- und Abendstunden. Diese Fahrt fordert von Ooty nordwärts etwa 80 km bis _Nanjangud_ 3 Tage; etwa alle 8 km werden die Ochsen gewechselt, in elenden Dörfchen; zwischen 10 und 4 Uhr Rast im Schatten. Die 1. Tagereise führt durch Hochland mit Tiroler Landschaftsbildern, sodann senkt sich die Straße am Nordabfall des Nilgirigebirges in Zickzacklinien bis zum einsamen Bungalow von _Sigur_, wo man übernachtet.--Die 2. Tagereise führt durch die Vorberge des Nilgirigebirges durch fast unbewohnte Gegend; gute Jagd auf Dschungelhühner, Holztauben, Falken, zuweilen auch auf große schwarze Adler und Eulen; ferner auf Antilopen, Sambarhirsche, Wildschweine, Stachelschweine (sehr wohlschmeckend!), Hasen, Steinböcke (sehr scheu!), Marder, Schakale, zuweilen auch auf schwarze Bären und Panther. Zwischen dem mannshohen Gras und in den Dschungeln trifft man auch nicht selten auf Königstiger. Übernachtung im Bungalow von _Goondloped_.--Die 3. Tagereise führt wiederum durch gutes Jagdgebiet, abends erreicht man =Nanjangud= (_Nandschangad_), Stadt mit sehr heiligem Tempel, wo im März dreitägiges Wagenfest stattfindet; Endpunkt der _Madras and Southern Mahratta Railway_; man benutze womöglich noch den Abendzug nach (15 M) =Mysore=, _Maisur_ (770 m; _Dâk Bungalow_; _Bahnwirtschaft_; _Gordon Hotel_, gut; _Royal Hotel_), Hauptstadt des gleichnamigen Staates, mit 68111 Einw., am Fuße des Chamundihügels, auf dem ein Tempel steht, wo bis zur Zeit von Haidar Ali Menschen geopfert wurden; auf dem Wege zum Gipfel steht ein riesiger _Nandi_ (heiliger Stier des Schiwa). Alter und neuer Palast des Radschah. Marstall, Zoologischer Garten. Ausflug nach =Seringapatam= (wo keine Schlafgelegenheit für Europäer und [Hand] der großen Fiebergefahr wegen dringend vor Übernachten dort gewarnt wird) mache man mit Wagen von Mysore. _Seringapatam_ (_Srirangapattan_), die alte Hauptstadt des Staates Mysore, liegt auf einer Insel des Flusses Cauvery (Kaveri), hat nur noch 2000 Einw., zur Zeit Tippu Sahibs aber 150000. Im Mausoleum ruhen Haidar Ali und sein Sohn Tippu Sahib. Die Stadt ist nach dem sehr alten Tempel _Vishnu Sri Rangam_ genannt. Der Besuch der engen, ungesunden Stadt hat geschichtliches Interesse. Die _Madras and Southern Mahratta Railway_ führt über (54 M) =Maddur= (_Bahnwirtschaft_), unbedeutende Stadt mit zwei großen Wischnutempeln, _Narasinh Swami_ und _Varada Raja_. Von hier Ausflug mit Tonga (10 Rup., 24 St., Vorausbestellung nötig) nach den Cauvery-Wasserfällen (lohnend in der Regenzeit; elektrische Kraftstation für das Kolargoldfeld), südlich nach (27 km) _Malvalli_ (Dâk Bungalow), dann 20 km nach dem »See von Siva«. Die Wasserfälle sind bei der Insel _Sivasamudram_ während der Regenzeit eine 1 km breite Wasserfläche; Höhe der Fälle etwa 90 m. Von Maddur fährt die Bahn in 3 St. durch welliges Gelände mit bizarren Felsbrocken, Maisfeldern und Palmenwäldern nach (102 M, 164 km) =Bangalore= (916 m; _City Station_ mit Bahnwirtschaft; _West End Hotel_, 45 Z., Pens. 6-8 Rup.; _Cubbon Hotel_, 36 Z., Pens. 5 Rup.; _Bowring Hotel_; _Cunningham Hotel_; _Droschken_ nach Tarif; _Motorwagen_ der _Indian Cycle & General Engineering Co._, Stafford House, und des _Motor House_, South Parade; Bank of Madras), Hauptstadt des Vasallenstaates Mysore, mit 159046 Einw.; stark besetzte Militärstation und wichtiger Handelsplatz für Getreide, Baumwolle und Teppiche. Bangalores dichtbevölkerte Altstadt (_Petta_) hat enge, krumme Straßen, viele Moscheen und Hindutempel, in einem eine berühmte Statue der Göttin der Schönheit; südl. davon liegt das alte _Fort_ mit dem _Arsenal_, im NO. das englische Viertel mit vielen Kirchen, der Wohnung des britischen Residenten für Maisur, Regierungsgebäude, Central College, Zentralgefängnis. Außerhalb der Stadt liegt der neue _Palast des Maharadschah_ und der schöne Park _Lal Bagh_ mit Botanischem Garten. Bedeutend ist die Teppichweberei, Anfertigung von goldenen und silbernen Tressen, Gerberei. Die Stadt liegt im Grünen, das aber weniger tropisch als in Madras ist; man sieht Ahorn und Pappeln. Bangalore ist als gesunde Stadt mit angenehmem Klima beliebter Ruhesitz für englisch-indische Pensionäre. 1) =Ausflug nach den Cauvery-Wasserfällen= mit Motorwagen von Bangalore (s. oben) teurer, aber schneller und bequemer als von Maddur mit Tonga (s. unter Maddur). 2) =Ausflug nach den *Gersoppa-Fällen= von Bangalore mit der Bahn (Poona-Linie) über (131 M) _Birur_ (umsteigen; in 9 St., Rückfahrkarten I. Kl. 24, II. 12 Rup.) nach (169 M) =Shimoga= (_Dâk Bungalow_), Distriktshauptstadt mit 8000 Einw., am l. Ufer der Tunga; Manganeisengruben in der Nähe; von da mit Motorwagen (in Bangalore vereinbaren und Platz bestellen bei der Indian Cycle etc. Co.; 4 Personen je 38, 3 je 50, 2 je 75 Rup.; die Gesellschaft trifft auf Bestellung auch Fürsorge für Unterkunft und Verpflegung, Tag 10 Rup.). Der Ausflug dauert von Shimoga je einen Tag hin und zurück mit Automobil; für Reisende mit Bullock-Tonga sind Rasthäuser in (24 km) _Ayanur_, (48 km) _Anantpur_, (74 km) _Sagar_, (88 km) _Talgappe_ und (104 km) *_Gersoppa-Fälle_ (auch _Gairsoppa_ oder _Jog Falls_ genannt); die vier Wasserfälle des _Sharasvati_-Flusses sollen zu den schönsten der Erde rechnen, der erste (_Radschah_ genannt) fällt 240 m fast senkrecht hinab, der zweite (_Roarer_) hat zwei Stufen, der dritte (_Rocket_) besteht aus vielen kleinen Fällen, der vierte (_Dame Blanche_) aus einer Reihe von Strudeln. Das Landschaftsbild mit dem Felsenbett und Uferdschungeln ist großartig; die malerische Wirkung wechselt mit dem Sonnenstand; Felsentauben umflattern die Fälle, Regenbogen überspannen das Flußtal. Dicht bei den Fällen sind zwei Bungalows für Fremde, deren Wächter auch einfache Nahrung kochen: doch nehme man reichlich Lebensmittel und Getränk mit. Zur Fahrt nach Madras in Bangalore City Stat. umsteigen, dann über (145 M) _Bowringpet Junction_ (Zweigbahn [10 M] nach _Marikuppam_, mit Goldminen des Kolargoldfeldes) nach (189 M) _Jalarpat Junction_ (Bahnwirtschaft; umsteigen in den Zug nach Madras, dann über (241 M) _Katpadi_ (Bahnwirtschaft; 6 km südl. die Tempel von _Vellore_, an einer Zweigbahn, die auch nach _Villupuram_, S. 128, führt); ferner über (256 M) _Ranipet_ (Stat. für die [8 km südl.] geschichtlich interessante Stadt _Arcot_, die schon Ptolemäus erwähnt) und über (279 M) _Arkonam_ nach (321 M) _Madras_ (S. 100). Von Madras nach Calcutta. =Madras and Southern Mahratta Railway= vom Zentralbahnhof in =Madras=, Schnellzug Vm. mit durchgehenden Wagen bis (1032 M, 1661 km) =Calcutta= (Howrah Stat.) in 43 St. für I. Kl. 91, II. 44 Rup. 4 annas; Gepäcküberfracht (S. 50) pro maund 6 Rup. 4 annas. (Wegen Änderungen des Abfahrtbahnhofs erkundige man sich vorher.) =Geographisches.= Die Bahnfahrt längs der flachen Ostküste des Dekhans bietet landschaftlich wenig, ist aber doch weniger einförmig als die durch die Gangesebene. Der östliche Küstenstreifen der vorderindischen Halbinsel ist gut angebaut; da die natürliche Feuchtigkeit dazu vielfach nicht ausreichte, sind zahlreiche Kanäle angelegt, die das Flußwasser überallhin verteilen. Der Bahnbau hat zahlreiche Brücken nötig gemacht; denn das Dekhan dacht sich nach O. hin ab, und die Zahl der in die Bai von Bengalen mündenden Wasserläufe ist deshalb sehr groß. Meist sind es kleinere Flüsse, die von den Ostghats, dem östl. Randgebirge des Dekhans, herabkommen, aber dazwischen auch einige große, nahe der Westküste der Halbinsel entspringende Ströme: Kistna, Godavery, Mahanadi. Der größte von ihnen ist der Godavery, 150 km länger als der Rhein und mit einem Einzugsgebiet von der Größe Preußens. Die Verkehrsbedeutung aller dieser Flüsse ist gering. Die großen Ströme laufen in Deltas aus, die besonders fruchtbar sind, aber von der Bahn umgangen werden müssen. Der Küstenstrich selbst ist hafenlos, sandig, vielfach mit Dünen besetzt, aber mit Kokos- und Palmyrapalmen bewachsen. Mehrfach sind große Haffe entstanden, so nahe nördlich von Madras, und der Chilkasee (S. 133). Küstenstädte von Bedeutung fehlen. Von _Madras_ fährt man über (23 M) _Ponneri_ (Bahnwirtschaft) nach (85 M) _Gudur_ (Bahnwirtschaft) und (110 M) _Nellore_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow, gut), in dessen Hindutempel römische Münzen aus dem 2. Jahrh. gefunden wurden, Stadt von 30000 Einw., am Pennar-Fluß, Missionsquartier; dann über (130 M) _Bitragunta_ (Bahnwirtschaft) und (182 M) _Ongole_ (Bahnwirtschaft) über den breiten Kistna-(Krischna-)Fluß nach (268 M) _Bezwada Junction_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow), Stadt mit 12000 Einw., Bahnknotenpunkt für Hyderabad (S. 98) und Bellary; in der Nähe der Höhlentempel _Undavilli_ und der _Amararshnaraswami-Tempel_, 1361 erbaut, und andre Sehenswürdigkeiten für Reisende, die noch nicht tempelmüde sind.--Bei (305 M) _Ellore_ (Bahnwirtschaft), mit Teppichwebereien, ist der Vereinigungspunkt der Kistna- und Godaverykanäle; die Bahn überschreitet später auf großer Brücke den 3,5 km breiten _Godaveryfluß_ und erreicht gleich darauf die alte Orissa-Königsstadt (361 M) _Rajahmundry_ (Radschamandry; Bahnwirtschaft); etwa 40 km flußaufwärts durchbricht der Godavery die Ostghats in landschaftlich schönen Schluchten.--Bei (392 M) _Samalkot Junction_ führt r. eine Zweigbahn (8 M) nach der kleinen Hafenstadt _Cocanada_ (Hotel Viktoria) mit Reede für Küstendampfer. --Der Schnellzug fährt über (426 M) _Tuni_ (Bahnwirtschaft) nach (485 M) _Waltair_ (Bahnwirtschaft; von hier Zweigbahn [3 km] nach dem kleinen, geschützten Hafenplatz _Vizagapatam_ [Dâk Bungalow], mit 41000 Einw., in hübscher Lage).--Dann über (522 M) _Vizianagram_ (Bahnwirtschaft), Hauptstadt eines der größten Zanindari-Staaten mit schönem Palast des Maharadschah, und (656 M) _Berhampore_ (Bahnwirtschaft) nach (686 M) _Rambha_, am Südende des schönen _Chilkasees_, eines Haffes, an dessen Ufern man vielerlei Wild, in der kühlen Jahreszeit viele Arten Wasserhühner sieht. (749 M) _Khurda Road_ (Bahnwirtsch.), Bahnknotenpunkt. =Zweigbahn= von _Khurda Road_ nach (28 M) *=Puri Jagganath= (_Hotel Seaside_, gelobt, 10 Z., Pens. 6 Rup., 2 Pers. 10 Rup.; _Dâk Bungalow_), Küstenstadt von 20000 Einw., berühmt wegen des _Krischna-Heiligtums_, zu dem im Juni, bei dem großen Wagenfeste (_Rath Dschatra_), Hunderttausende von Pilgern aus ganz Indien wallfahren. Am Südende der Stadt, deren Hauptstraße fast nur aus heiligen Bauten besteht, liegt der große _Haupttempel_, der dem Wischnu-Krischna als Dschaganath (Weltherr) geweiht ist, und dessen Inneres nur von Hindu betreten werden darf; man besichtige den Tempel vom Dach eines Gasthauses (für Eingeborene) gegen Trinkgeld; drei hölzerne Blöcke mit verzerrten Gesichtern bedeuten Krischna, seinen Bruder Balabhadra und seine Schwester Subhadra; für diese drei Götzen sind 14 m hohe Wagen mit 16 Rädern von 2 m Durchmesser vorhanden, auf denen sie beim Fest von den Pilgern zum Gartenhaus gezogen werden.--Der Haupttempel ist von etwa 120 kleinen Tempeln für alle indischen Gottheiten umgeben, die mit einer hohlen innern und einer großen, mit vier Gopuratoren versehenen hohen äußern Mauer umgeben sind, wovon letztere ein Quadrat von 225 m Seitenlänge umschließt. 18 Feste werden im Tempel abgehalten, davon ist das Wagenfest das 10. im Jahre. Vor dem östl. oder Löwentor steht eine prächtige Säule mit Statue des Aruna. Am Strandstreifen _Swarga Dwara_ (Himmelstor) baden die Pilger. Die Bahn fährt von Khurda Road über (760 M) _Bhubaneswar_ (mit vielen alten Tempeln, mehr als 500 Heiligenschreinen und Höhlentempeln in der Umgegend) und über (778 M) _Cuttack_ (Bahnwirtsch.; Dâk Bungalow), Hauptstadt von Orissa, am obern Ende des Mahanadideltas, dann weiter über die Flüsse Mahanadi und Brahmani nach (850 M) _Bhadrak_ (Bahnwirtsch.), (888 M) _Balasore_ (Bahnwirtschaft; Dâk Bungalow) und (960 M) _Kharagpur_ (Bahnwirtsch.) nach (1032 M, 1661 km) =Calcutta=, _Howrah Stat._ Calcutta. Vgl. den beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Calcutta liegt am linken Ufer des _Hooghly_ (Hugli), des westlichsten Seitenarms des Gangesdeltas, und zwar 130 km oberhalb des Golfes von Bengalen, 83 Seem. oberhalb der untersten Deltainsel _Saugor_ (berüchtigt wegen ihres Tigerreichtums, es sollen hier jährlich an 2000 Eingeborne von Tigern getötet werden). Die Einsteuerung ist besonders bei Nebel sehr schwierig. In der Nähe des _Pilot's Ridge_-Feuerschiffs kommt der Lotse an Bord. Große Dampfer können nur bei Hochwasser über die Barren im Flusse einlaufen. Das Wasser ist schmutziggelb. Die Ufer zeigen niedriges, schlammbedecktes Gebüsch, Dschungeln und Grasflächen; den Fluß beleben Möwen, Seeschwalben, später auch Weihen, Sumpf- und Landvögel. Etwa 34 Seem. flußaufwärts von Saugor liegt am l. Ufer (r.) _Diamond Harbour_, das Cuxhaven Calcuttas. Von hier führt die »Eastern Bengal State Railway« von _Diamond Head_ in etwa 2 1/2 St. nach (38 M) _Beliaghatta Stat._ in Calcutta.--Etwa 10 Seem. oberhalb Diamond Head liegt am rechten Ufer (l.) die uralte kleine Stadt _Tamluk_, im 5. Jahrh. ein wichtiger Seehafen. Etwas oberhalb liegt die gefährlichste Barre, die »James and Mary-Bank« (mit nur etwa 3 m Tiefe bei Niedrigwasser). Weiter stromaufwärts wird der Pflanzenwuchs an den Ufern immer üppiger; man sieht Dörfer, Pagoden und Tempel, Anlegeplätze für Flußboote mit hohen Treppenterrassen, und hinter der scharfen Krümmung bei _Hangman Point_ erblickt man aus 11 km Abstand die Häuser von Calcutta. Nun erscheint l. der prächtige Botanische Garten, r. _Garden Reach_ (A 6), die großen _Kidderpur-Docks_ (B 6), in denen die Frachtdampfer neben den Warenspeichern liegen. Auch der Fluß dient als Hafen und ist oft mit Schiffen stark gefüllt. Der Hafenmeister bestimmt den Liegeplatz für die Schiffe; wenn kein Kai frei, muß man vom Strom im Boot fahren und landet am besten am Chandpal Ghat, an der NW.-Seite vom Fort William; dort Zollabfertigung, falls nicht schon vorher an Bord erledigt, was meist der Fall sein wird (vgl. S. 49). Jeder Reisende erhält vom Zollbeamten einen Paß, ohne den er sein Gepäck keinem Wagen übergeben darf. Zollpflichtige Güter werden ins Zollamt (_Custom House_; Pl. 4, C 3) nahe der Hooghlybrücke geschafft. =Ankunft am Bahnhof=: Von Bombay (S. 53), Benares oder Madras (S. 100) kommend, in _Howrah Station_ (C 3) am r. Hooghlyufer, dicht bei der Schiffbrücke; von Darjeeling oder aus Assam kommend, in _Sealdah Station_ (E 4) an der Ostseite der Stadt, nahe Bow Bazar Street; von Diamond Head in _Beliaghatta (Mutla) Stat._, unmittelbar südl. von Sealdah Stat. =Gasthöfe=: _Continental_ (Italiener F. A. Boscolo), Chowringhee Road 9/12 am Maidan (D 4).--_Great Eastern_, Old Court House Str. 1/3 (D 4); größtes Haus, renoviert, Essen gut.-- _Grand Hotel_ (Frau Mack, österreich. Manager Mayer), Chowringhee Road, 150 Z., Pens. von 10 Rup. an; von Deutschen besucht.--_De Paris_, 27 Dhurrumtollah (D 4).--_Spence's Hotel_, 4 Wellesley Place (CD 4). Pension in allen je nach Jahreszeit und Zimmer 8-20 Rup.--[Hand] Man beachte, daß die Reisezeit von Mitte Dezember bis März zusammenfällt mit der Heimreisezeit der in Indien ansässigen Europäer und mit der Hauptfestzeit an Bällen, Wettrennen etc. in Calcutta, daher sollte man beizeiten Zimmer vorausbestellen. =Boarding Houses= gibt es viele, allerdings wenig gute; zu empfehlen das von _Mrs. Monk_ (Middleton Row 11); _Mrs. Walter's_ (Russel Street 6-9) und _Mrs. Pell's_ (Camac Street 1). Man zahlt meist 175 Rup. für den Monat oder 7 Rup. für den Tag Pension, doch in der Reisezeit bis 10 Rup. und mehr, dann ist Vorausbestellung zu empfehlen. =Restaurant= und =Konditorei=: _Peliti_, Esplanade, East 10. -- _Bristol Hotel_, Chowringhee Road, gute Billards; weniger für Damen. =Post u. Tel.=: _Post Office_ (Pl. 2, C4), Ecke Dalhousie Square und Koila Ghat Street. --_Telegraph Office_ (Pl. 3, D4), Ecke von Dalhousie Square South und Old Court House Street. =Wagen=: _Carriages_ (Landauer), _Einspänner_ (billig) und _Ticca gharis_ (Droschken) nach Tarif. =Automobile= für Tage, Wochen oder Monate stellt die _French Motor Car & Electric Co._, Bentinck Street 55. =Straßenbahnen=, elektrische mit vielen Linien, billig und bequem. =Eisenbahnen=: 1) Von _Howrah Station_ (Pl. 10, C3) geht die _East Indian Railway_ nach Benares und bis Peshawar (S. 80); nach Bombay via Jubbulpore (S. 63) od. via Nagpur (S. 63); die _Madras and Southern Mahratta Railway_ nach Madras und Tuticorin (S. 126).--2) Von _Sealdah Station_ (E4) die _Eastern Bengal State Railway_ nach Darjeeling (S. 141) und Assam (S. 140) sowie von _Beliaghatta (Mutla) Station_ nach Diamond Head. =Dampfer=: _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: _Schröder, Smidt & Co._), Old Court House Str. 6/7 (Pl. 30, D4), mit fremdem Zwischendampfer oder Bahn bis Colombo, von da mit Reichspostdampfer nach Europa; mit Zwischendampfer bis Singapore, von da mit Reichspostdampfer nach Ostasien.-- _Österreichischer Lloyd_ (Agent: _R. de Calò_) zweimal monatlich über Madras, Colombo, Bombay, Aden, Suez nach Triest in 31 Tagen.--_Messageries Maritimes_ (Agent: _Grézoux_, Hare Street 5-6), Zwischendampfer alle 4 Wochen über Pondichéry nach Colombo.-- _Peninsular & Oriental Steam Nav. Co._ (Agent: _R. A. A. Jenkins_, Strand 19) alle 14 Tage über Colombo nach Europa; ebenso über Singapore nach Ostasien.--_British India Steam Nav. Co._ (Agent: _Mackinnon, Mackenzie & Co._, Strand 16) wöchentlich nach allen indischen Häfen und Colombo; dreimal wöchentlich nach Rangoon.-- _River Steam Nav. Co._ (Agent: _Mac Neill & Co._, Clive Ghat Street 2), Flußdampfer nach Assam etc. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank,_ 32 Dalhousie Square (Pl. 31, C4).-- _National Bank of India Ltd._, Clive Str. Beide Korr. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; ferner _Chartered Bank of India, Australia and China_, Council House Street 5.--_Hongkong and Shanghai Banking Corporation_, Dalhousie Square 31, beide mit Zweigstellen in Hamburg.--Für Reisende besorgt auch _Cook's Office_ (s. unten) Bankgeschäfte, Kreditbriefe etc. =Reisebureaus=: _Thos. Cook & Son_ (Pl. 3, C4), Old Court House Street 11, gegenüber dem Telegraphenamt. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Auckland Place 3 (Pl. 28, E5), Generalkonsul _Prinz Heinrich XXXI. Reuß j. L._, Durchl., Vizekonsul Dr. Remy; deutsches Konsulat (Pl. 28a, CD3), Clive Row 9, Konsul Hans R. Schuler.-- _Österreich-Ungarn_, Generalkonsulat, Theatre Road 36 (Pl. 29, E5), Generalkonsul Dr. Ferd. Freyesleben, Vizekonsul W. R. Czerwenka.--=Deutscher Klub= (Pl. 32, D5), Elysium Row 13, einer der schönsten im Osten. Besuch 6-8 Nm.--=Polizeiamt= (Pl. 9, D3), Bow Bazar Street. =Ärzte=: Dr. _H. Finck_, 19 Camac Str., der einzige deutsche Arzt.--Dr. _A. Caddy_, Harrington Str. 2.--Frauenärzte: Dr. _Peck_, Harrington Str. 6.-- Miß _Baumler_, Chowringhee Road 15.-- =Zahnärzte=: _Miller_, Chowringhee Road 35.--_Woods_, Chowringhee Road 25. --=Apotheken=: _Bathgate & Co._, Old Court House Street.--_R. Scott Thomson & Co._, Government Place 15.-- _Smith, Stanistreet & Co._, Dalhousie Square, u. a.--=Krankenhäuser=: _Presidency General Hospital_ (D6); _Eden Hospital_ (D3) u. a. =Buchhandlungen=: _Thacker, Spink & Co._, Government Place (CD4).-- _W. Newman & Co._, Dalhousie Square. --=Zeitungen=: »Englishman«; »Statesman«; »Indian Daily News« u. a.-- =Photographien=: _John Blees_ (Kodaks, frische Films etc.), Chowringhee Road, neben Grand Hotel.--_Johnston & Hoffmann_, Chowringhee Road 22 (D4/5).--_Bourne & Shepherd_, Chowringhee Road 8. =Theater=: _Theatre Royal_ (Pl. 14, D4), Chowringhee Road, zum Grand Hotel gehörig.--_Opera House_ (Pl. 15, D4), Lindsay Street.--Indische Theater meist in Beadon Street. =Geschäftsadressen=: Optiker: _Lawrence & Mayo_; _Solomons & Co._; _Lazarus_. --Kleiderhändler: _Ranken & Co._, _H. Clark & Co._, Old Court House Street 5, und andre Firmen, sämtlich Old Court House Street.--Reiseartikel: _Whiteaway, Laidlaw & Co._, Esplanade, East 7.--Jagdgewehre etc.: _Manton & Co._, Old Court House Street 13 und Mangoe Lane 1.--_F. Schonert & Co._ (Deutsche), Konserven, Wein, Zigarren; besorgen Ausrüstung für Jagd- und Bergausflüge (gleich als Trägerlasten verpackt).--Indische Juweliere: _Esoofally, Hiptoolla & Co._, Chowringhee Road 6-2 und Radha Bazar 9-10; _Hamilton & Co._, Old Court House Street; _Boseck & Co._, Wellesley Place.--Hindubuchhändler: _Shambhu Chandra Addy_, Wellington Street. =Zeiteinteilung=: 1. Tag: Botanischer Garten, Museum, Eden-Garten.--2. Tag: Basare, Zoologischer Garten, Kidderpur Docks.--Zum Ausflug nach _Darjeeling_ rechne man mindestens 4, besser 10-14 Tage. Ausflüge nach _Assam_ fordern mehrere Wochen.-- Nach _Puri Jagganath_, vgl. S. 133, mindestens 2 Tage. =Geschichte.= Calcutta wurde 1686 durch englische Kaufleute, die der Mogulstatthalter von Bengalen aus ihrer Faktorei Hugli vertrieben hatte, im Dorfe Tschatanati gegründet, das mit Kali Ghat (daher der Name) die Stelle der heutigen Stadt einnahm. Am 20. Juni 1756 wurde der Ort durch Suradsch ed Daulah eingenommen, wobei 146 englische Gefangene in das »Black Hole« eingesperrt wurden, in dessen engem Raum 123 während der Nacht umkamen. Nachdem aber Clive 2. Jan. 1757 die Stadt zurückerobert hatte, hob sich Calcutta rasch wieder. 1772-1911 war es Sitz der britisch-ind. Regierung. =Klima.= Die Lage Calcuttas im feuchtheißen, von dichter Vegetation bedeckten Gangesdelta, nur 6 m über dem Meeresspiegel, ist gesundheitlich wenig günstig. Cholera und Fieber sind endemisch, doch ist in der Europäerstadt an sanitären Einrichtungen das Mögliche geleistet. Man unterscheidet drei Jahreszeiten: die heiße von Mitte März bis Mitte Juni, die Regenzeit bis Ende September und die kühle Jahreszeit von November bis Anfang März. Der Sommer ist wegen seiner feuchten Hitze sehr ungesund, deshalb leben alle wohlhabenden Europäer, soweit es die Geschäfte erlauben, von Ende März bis Oktober in der Sommerfrische in _Darjeeling_ (S. 141) oder _Simla_ (S. 75), wo dann auch der Vizekönig residiert. Als höchste Temperatur wurde 42,3°, als niedrigste 6,8° gemessen, als Durchschnitt im heißesten Monat (Mai) 30°, im kältesten (Januar) 18°. Sehr stark ist der Regenfall; Zyklone (Wirbelstürme), die gewaltige Sturmfluten im Hooghly hervorrufen, richten durch Windwirkung und Überschwemmung gelegentlich große Verheerungen an; neben Cholera und Malaria (s. oben) ist in Calcutta seit 1902 auch die Pest stark aufgetreten. =Calcutta= (spr. kalkatta; der Name bedeutet: Flußtreppe [Ghat] der Kali, einer Göttin) ist im Gegensatz zu den zahlreichen uralten indischen Kulturstädten eine Gründung der Europäer und in einer von Natur sehr ungünstigen Umgebung (nahe dem Westrande des sumpfigen, ungesunden Gangesdeltas am Hooghlyufer, weit über 100 km vom Meer entfernt) erst emporgeblüht, nachdem 1772 der unbedeutende Ort zum Sitze des Generalgouverneurs erhoben worden war. Seitdem hat die vortreffliche strategische und kommerzielle Lage der Stadt ihre Wirkung entfaltet, und heute ist Calcutta, das »Hamburg« Indiens, der Hauptausfuhrhafen des Landes und eine wichtige Industriestadt geworden, deren weitere Entwickelung auch durch die 1911 beschlossene Verlegung der Zentralregierung nach Delhi nicht sehr wesentlich beeinflußt werden wird. Es besteht aus drei Hauptteilen: die White town, die Europäerwohnstadt, vom Charakter einer europäischen Großstadt, und die Black town, die schmutzige Eingebornenstadt, liegen auf dem l. Hooghlyufer. Ihnen gegenüber zieht sich die Fabrikstadt Howrah hin. Die eigentliche Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, enthält die Esplanade, den _Maidan_ (CD5), an dem das =Fort William=, 1773 erbaut, einen Raum von 3 km Umfang einnimmt, mit großem Arsenal, 619 Geschützen und 25000 Mann. Im N. des Maidan der Palast des Vizekönigs und das Rathaus. Die Stadt hat 27 protestantische (St. Paulskathedrale), 8 katholische Kirchen, ein theistisches Gotteshaus der _Brahma Samaj-Sekte_, aber keine orthodoxen Hindutempel; ferner zahlreiche Denkmäler. Die Bevölkerung beträgt: 890493 (mit Vorstädten 1216514) Köpfe (davon ca. 2/3 Hindu, ca. 30 Proz. Mohammedaner und etwa 6000 Europäer). Die Industrie ist auf _Howrah_ (B2, 3) konzentriert. Mit diesem hatte Calcutta 1902: 26 Jutefabriken (die Hauptindustrie) mit 15132 Webstühlen und 80000 Arbeitern, 8 Baumwollspinnereien mit 324038 Spindeln, Papierfabriken, Zuckerfabriken, Indigofabriken etc. Der Staat besitzt eine große Geschützgießerei in Kosipur. Großartig ist der _Handel_, er wertete 1906/07: 1300 Mill. Rupien. Aus Deutschland kam 1902 für 11159460, dorthin ging für 82683580 Mark Ware. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Jute und Jutesäcke, Opium, Tee, Reis, dann Häute, Baumwolle, Ölsaaten, Indigo, Rohseide, Gummi. Kohle wird aus Calcutta stark ausgeführt (1905: 7 Mill. Ton.). Der Hafen für sehr große, schwerbeladene Schiffe ist _Diamond Harbour_ (S. 134); die meisten Schiffe können bis zur Stadt gelangen, deren Hafen sich 16 km lang am Ufer hinzieht. Die über den Hooghly nach Howrah führende Schiffbrücke wird zu bestimmten Stunden geöffnet. Es liefen 1910: 539 Schiffe mit 1550000 Reg.-Ton. ein. Die Stadt besitzt zahlreiche Bildungsanstalten, darunter das Hindu College, Sanskrit College, Medical College, die berühmte _La Martinière_ (Stiftung eines französischen Abenteurers, der 1808 als Millionär starb), einen prächtigen Botanischen und Zoologischen Garten, ist Sitz der _Asiatic Society of Bengal_ (Park Street 57, gegründet 1784, mit Bibliothek von 15000 Bänden, Münz-, Gemälde- und Büstensammlung), des Lieutenant-Governors von Bengalen, vieler Verwaltungsbehörden, eines katholischen Erzbischofs, eines anglikanischen Bischofs und andrer Behörden. _=Rundfahrt.=_ Man beginne morgens mit der _Chowringhee Road_ (D4/5), wo gute Geschäfte sind und am Nordende der _Dhurrumtola-Basar_ (Pl. 16, D4) liegt. Nun zur *=Esplanade= (CD5), dem _Maidan_, Exerzierplatz und Promenade der eleganten Welt; an dessen Nordseite vorbei, r. zwischen dem _Palast des Vizekönigs_ (CD4; Government House, erbaut 1804) und dem _Rathaus_ (Town Hall; Pl. 1, C4) über den _Dalhousie Square_ (CD4) und durch die Eingebornenstadt zur _Hooghly-_ (Schiff-)_Brücke_ (C3), von deren Mitte prächtiger Blick über die Ufer, belebt mit Schiffen und Booten sowie mit Badenden auf den Treppen der Ghats; auf dem rechten Ufer sieht man _Howrah_ (B2, 3) mit Bahnhof, Werften, Docks und Fabriken. Von der Brücke zurück und nach Süden am linken Ufer entlang; r. Anlegebrücken der Seedampfer (Export and Import Jettis), l. vorbei am _Zollamt_ (Custom House; Pl. 4, C3), dem _Generalpostamt_ (Pl. 2, C4), der Bank of Bengal (Pl. 8, C4), dann l. der sehenswerte *=Eden-Garten= (C4), ein hübscher kleiner Park, von den Misses Eden, den Schwestern Lord Aucklands, angelegt und 1856 mit einer birmanischen Pagode aus Prome geschmückt, am besten abds. (6-7 Uhr Militärmusik) zu besuchen. Der weitere Weg, _The Strand_ (C4), führt dann westl. am großen _Fort William_ (S. 136, nichts Sehenswertes) vorbei, läßt _Prinsep's Ghat_ r., dann über _Hastings Bridge_ auf die _Garden Reach Road_ (BC6), die am Nordende des _Kidderpur-Docks Nr. 1_ (B6) vorbeiführt; man fahre nun nach l. längs der Westseite dieses Docks, besichtige dort das Löschen und Laden der zahlreichen Frachtdampfer (sehenswert!) und fahre über die Brücke zwischen Dock Nr. 1 und 2 zurück durch Kidderpur zum _Zoologischen Garten_ (C6) mit Prachtexemplaren von Königstigern, Orang-Utans, schwarzen Panthern, Fasanen etc., der auch als Picknickplatz beliebt ist (Konzerte So., Eintr. 1 Rup.).--Sw. liegt das _Meteorologische Observatorium_, südl. von ihm der Palast _Belvedere_ (C6) des Lieutenant-Governors mit schönem Park und nahe sö. davon die _Agri-Horticultural Gardens_. Vom Zoologischen Garten fährt man auf der _Zeerut Bridge_ (CD6) über den _Tolly Nullah-Kanal_ (CD6), dann r. vorbei am _Rennplatz_ (Race Course; C5/6), wo das ganze Jahr Wettrennen stattfinden, dann schräg über den _Maidan_, vorbei an der _Victoria Memorial Hall_ und den Standbildern von Lord Dufferin (Pl. 21) und Outram (Pl. 26), zum =Imperial Indian Museum= (Pl. 6, D4; Chowringhee Road 27 und 28; guter Katalog am Eingang zu haben; geöffnet 10-4 bzw. 5 Uhr), 1866 erbaut; es enthält wertvolle Fossilien- und Mineraliensammlungen (darin prächtige Edelsteine aus dem Bundelkund und Südindien), ferner eine Antiquitätensammlung, besonders buddhistische Altertümer aus der Tope von Bharhut, aus Muttra und Gandhara (Punjab), die zum Teil griechisch-klassische Schönheit erreichen. In einem Anbau, vom ersten Stock des Museums zu erreichen, eine sehenswerte kunstgewerbliche Sammlung. In der Fossiliensammlung beachte man den Hyänenbär (Hyänoarktos), den Amphikyon, den Machairodos (Säbelzahntiger mit 18 cm langen Zähnen), die Siwalikkatze (so groß wie ein Tiger), den Megaloscelornis (ein Siwalikstrauß); ferner Knochen vom Dinormis, den Kolossochelys (eine Siwalik-Riesenschildkröte) und viele andre Seltenheiten.-- Zum _=Botanischen Garten=_ (11 km sw., Wagenfahrt in 1-1/2 St. hin, auch den ganzen Garten besichtigt man im Wagen, insgesamt 1/2 Tag Zeit nötig, 9 Rup.) fährt man über die Hooghlybrücke, am Bahnhof Howrah vorbei, dann l. südl. am r. Flußufer auf dem Grand Trunk Road durch die Vororte _Howrah_, _Ramkrishnapur_ (B4) und _Sibpur_ nach den *=Government Botanical Gardens= (A5, 6), die am rechten Hooghlyufer gegenüber dem _Garden Reach_ (A6) liegen. Es sind herrliche Parkanlagen mit tropischen Bäumen, Blumenparketts, Sträuchern, Wiesenflächen, Teichen und Bewässerungskanälen. Breite Fahrstraßen durchkreuzen den Park. Am NW.-Eingang stehen drei Prachtbäume, ein Banyanbaum in der Mitte, je ein Bobaum (Ficus religiosa, unter dem Buddhas Erleuchtung stattfand) an jeder Seite; ersterer ist den Brahmanen, letztere sind den Buddhisten heilig! Eine Palmyrapalmenallee führt nach r., eine Mahagonibaumallee nach l.; man bleibe auf der mittlern Fahrstraße, die durch Kasuarinenbäume mit Kletterpalmen darauf in die Palmenpflanzung führt. Dann gelangt man über eine Brücke r. in den Blumengarten mit Orchideenhäusern etc. Ein breiter Weg führt dann zum Flußufer, das man l. läßt, um auf den *_großen Banyanbaum_ (Ficus indica) zuzufahren, der mit mehreren hundert stammartigen Luftwurzeln eine Fläche von 80 qm mit etwa 300 m Umfang bedeckt; man geht unter dem Baum, der von weitem wie ein dichtbewaldeter Hügel aussieht, wie in einem Gehölz spazieren. Westl. vom _Botanical Garden Ghat_ (A5), wo man mit Boot über den Hooghly nach Garden Reach ans linke Ufer sich übersetzen und von da mit Wagen über Kidderpur-Docks (S. 138) zurückfahren läßt, liegt das Direktorgebäude (_Superintendent House_) am Fluß, und in seiner Nähe das berühmte große Herbarium mit etwa 40000 Pflanzen (vom Direktor Dr. Wallich um 1829 angelegt) nebst Bibliothek. Dem Botanischen Garten ist unter anderm die Akklimatisation und Kultur der Teepflanze im Himalaja und in Assam zu danken. Ausflug auf der Bahn nach =Chandernagore= (_Hôtel de France_, gute Weine), einer 30 km nördl. von Calcutta gelegenen kleinen französischen Kolonie. Von Calcutta nach Darjeeling Vgl. die Karte bei S. 64 =Eisenbahn= von =Calcutta= nach (379 M) _Darjeeling_ in 19-1/2 St. für I. Kl. 49 Rup. 12-1/2 annas; II. Kl. 24 Rup. 14-1/4 annas; Rückfahrkarten mit 14 Tagen Gültigkeit I. Kl. 66 Rup. 6 annas, II. Kl. 33 Rup. 3 annas. Schnellzug: ab Calcutta Nm.; an Darjeeling Mitt.; Bettzeug, wollene Decken und warme Kleidung, auch Schleier oder Rauchbrille mitnehmen. Schlafplätze für den Nachtzug von Sara Ghat aus am besten bei Cook & Son vorausbestellen oder telegraphisch von Calcutta aus.--Die Bahnwirtschaften sind verhältnismäßig gut; bei der Rückfahrt Dinner in Siliguri. --Bei der Ankunft in Siliguri (auf der Bergfahrt) sichere man sich sofort einen Platz in der Kleinbahn, ehe man zum Morgenkaffee in den Wartesaal geht. =Geographisches.= Durch die heißen, ziemlich einförmigen und kahlen, aber vortrefflich angebauten Ebenen Unterbengalens, die von dem gewaltigen, in seiner Breite fast unüberschaubaren Ganges durchflossen werden, geht es bis an den Fuß des Himalaja. Ein Saum von dicht verfilztem, ziemlich niedrigem Sumpfwald (Tarai) umkleidet ihn und leitet bald in üppigen tropischen Regenwald über, der die untern Berghänge verhüllt. Bei etwa 1000 m Seehöhe beginnt der prächtige subtropische Bergwald mit seiner mannigfaltigen Zusammensetzung (die aber von der des östl. Himalaja in der Gegend von Simla ziemlich stark abweicht) aus mancherlei Laubbäumen, Palmen, Bambus etc., zu denen weiter oberhalb noch die schönen Baumfarne treten. Darjeeling selbst bietet gute Gelegenheit zum Studium dieses Waldes wie der mongolischen Bevölkerung des indisch-tibetischen Grenzgebietes (eine große Straße führt von hier nach Tibet hinein) und des Aufbaues des Himalaja aus einer Reihe schmaler paralleler Gebirgsketten (vgl. S. 44). Von _Sealdah Stat._ im O. von Calcutta mit der »Eastern Bengal State Railway« vorbei am Vororte (5 M) _Dum-Dum_ (spr. damdam), bekannt durch seine Gewehrmunitionsfabrik, in der zuerst die berüchtigten Dum-Dum-Geschosse mit Sprengwirkung angefertigt wurden; dann über (14 M) _Barrackpur_, mit Landsitz des Vizekönigs und alten Kasernen, nach (46 M) _Ranaghat Junction_ (Bahnwirtsch.) und über (58 M) _Bogoola_ (Bahnwirtsch., 10 Min. Aufenthalt zum Nachmittagstee) nach (103 M) _Poradaha Junction_ (von hier Zweigbahn [47 M] nach _Goalanda Ghat_, nahe der Vereinigung des Ganges mit dem Brahmaputra, dann mit Flußdampfer und Bahn über _Dacca_, die alte Hauptstadt Bengalens, nach dem Seehafen _Chittagong_).--Die Bahn erreicht den Ganges bei (120 M) _Damukdia Ghat_; hier umsteigen auf die Dampffähre, die in 25 Min. über den sehr breiten Gangeshauptstrom setzt; währenddessen Abendessen an Bord. Die Dampffähre landet bei (132 M) _Sara Ghat_ gegen 21 Uhr; man beachte an den Wagentüren des Zugs die Zettel mit Namen, wenn man telegraphisch Schlafplatz bestellt hat. Dann mit der »Northern Bengal State Railway« in kleinen Wagen von 1 m Spurweite über (156 M) _Nattore_ (bei Rückfahrt wird hier stark geläutet zum Wecken der Fahrgäste, ehe sie zur Fähre kommen) nach (244 M) _Parbatipur_ (Bahnwirtschaft). =Abstecher nach Assam=; _Zweigbahn_ von Parbatipur nach (90 M) _Dhubri Ghat_, dann Dampferfahrt (wegen Anschluß vorher bei Cook erkundigen!) auf dem =Brahmaputra=, dem »indischen Rhein«, in 4 Tagen nach =Dibrugarh= (123 m; _Dâk Bungalow_), das schon nicht mehr allzu weit von der Austrittsstelle des Brahmaputra aus dem Himalaja entfernt liegt. Der Brahmaputra, ein gewaltiger Strom, fließt durch Assam in einem weiten bewaldeten Tale, meist in zahlreiche Arme aufgelöst. Bei Gauhati (s. unten), wo er nicht geteilt ist, ist er 1-1/2 km breit. Sein Hochwasser, gespeist aus der Schneeschmelze im fernen Tibet und aus den gewaltigen Regenmengen, die im Sommer über Assam niedergehen, reicht von Mitte März bis in den September. Nahe seinem l. (südl.) Ufer beginnen die Vorhügel der Khasiaberge, eines schönen, niederschlagsreichen u. gut bewaldeten Gebirges mit reichen Teepflanzungen. An der Südseite, südl. von Shillong, liegt Cherra Punji, der regenreichste Ort der Erde (jährlicher Niederschlag 11600 mm). Die Brahmaputrafahrt gibt Gelegenheit zu Ausflügen nach _Shillong_, Hauptquartier der Regierung von Assam, 1200 m ü. M., und in die prächtigen Waldberge des _Khasiagebirges_; sie sind aber beschwerlich, langwierig und teuer; nähere Auskunft gibt _Cook's Office_ in Calcutta. Von Parbatipur weiter über (305 M) _Jalpaiguri_ nach (328 M) =Siliguri= (_Bahnwirtsch._, gut; _Dâk Bungalow_). Hier beginnt die _Darjeeling-Himalayan Railway_, eine kleine Gebirgsbahn von 60 cm Spurweite, sehr schmale Wagen, I. und II. Klasse geschlossen oder offen. Rauchbrille oder Schleier zum Schutz gegen den Rauch der Lokomotive sowie warme Decken sind erforderlich. L. sitzen, ein Eckplatz im offenen Wagen gewährt beste Aussicht, man schwebt aber zuweilen über Abgründen; der Mittelplatz ist weniger zugig. Der Temperaturwechsel macht sich stark fühlbar, je höher die Bahn steigt; die Fahrt (51 M) dauert 6 St., anfangs durch Flachland mit Feldern, bald aber Aufstieg in dichtem Urwald (der sogen. »Tarai«) meist längs der alten Fahrstraße; in den Dschungeln hausen Tiger, Elefanten, Rhinozerosse, Leoparden und andres Wild. An Waldlichtungen sieht man auch zuweilen Holz schleppende gezähmte Elefanten. Man übersieht Schluchten mit Himalajazedern (Cedrus Deodara), Palmenwäldern, Feigen- und Mandelbäumen und riesigen Rhododendronbüschen. Bei scharfen Kurven sind Schleifen (_loops_) angelegt, an andern Stellen Kopfstationen (Spitzkehren), wo die Lokomotive an das Ende des Zugs gesetzt wird. In größerer Höhe werden die Zedern und Eichen seltener, häufiger die Baumfarne (_Ferntree_, bis 10 m hoch, wie Palmen aussehend).--In (360 M) =Kurseong= (_Bahnwirtsch._, gut; _Clarendon Hotel_; _Dâk Bungalow_), einem Hauptplatz der Teeplantagen, etwa 1500 m ü. M., ist 19 Min. Aufenthalt zum Frühstück. Der Wald macht Teepflanzungen Platz. (Auf der Rückfahrt kann man von Kurseong einen Teil des Abstieges auf einem Richtweg zu Fuß machen, sehr lohnend; man erkundige sich beim Station Master in Kurseong.)--Auf dem weitern Anstieg wird es kühl. Bald hinter Kurseong erster Blick auf den Kanchanjanga (8582 m), dann noch einmal kurz vor Ghoom.--In (376 M) _Ghoom_, 2600 m ü. M., erreicht die Bahn den höchsten Punkt; gelegentlich Ausblicke auf die Himalaja-Bergkette, dann bergab nach (379 M) =Darjeeling= (2184 m), tibetan. _Dar-rgjas-glin_ (d. h. Land des diamantenen Donnerkeils des Lamas), Stadt mit 13000 Einw., Endstation der Bahn. =Gasthöfe=: _Woodland's Hotel_, gut. --_Woodland's Annex Hotel_, sehr gut, Pens. 8-15 Rup., 2 Pers. 14-18 Rup., Abfahrt 24 St. vorher anmelden.-- _Boscolo's Hotel Oakfield_ (neu), am Chaurasta; _Central Hotel_ (neu), Post Office Road, gut, Pens. von 5 Rup. an. --_Drum Druid Hotel._--_Grand Hotel Rockville_, das ganze Jahr geöffnet; 44 Z., Pens. von 8 Rup. an.--_Jones Hotel_ und _Restaurant_.--_Boardinghouses Ada Villa_; _Bellevue_; _Himalaya Cottage_.--=Droschken= nach Tarif.-- =Photographen=: _Baar_, Deutsch-Österreicher; _Burlington Smith_.--=Bank.=-- =Apotheken.=--=Antiquitäten= bei verschiedenen Firmen.--=Skating Rink=, bei der Kirche, gegen Abend Konzert. _Darjeeling_, Hauptstadt des gleichnamigen britisch-indischen Distrikts, an der Grenze von Sikhim, zwischen Nepal und Bhutan, liegt auf den Vorbergen des Himalaja, ist Sommersitz des Lieutenant-Governors von Bengalen, vielbesuchte Sommerfrische (für Reisende, die in Benares oder Calcutta einen Malariaanfall erleiden, ist schleunigste Reise nach Darjeeling die beste und schnellste Kur) mit dem vorzüglichen _Eden-Sanatorium_, mehreren Schulen und einem Pensionat zur Ausbildung von Forschungsreisenden und Dolmetschern. Mittlere Jahrestemperatur 11,5° C (Januar 4,5°, Juli 16,4°), größte Kälte-6,7°, größte Wärme etwa 27° C. Das Klima ist regenreich (3200 mm, etwa das Fünffache wie in Deutschland); die Regenzeit beginnt Anfang Juni. Die Hauptstraße _The Mall_ mit Musikhalle (April bis November spielt Mi. und Sa. Musik) führt zum _Observatory Hill_; dort *Aussicht über die Bergketten von Sikhim hinweg auf den _Kanchanjanga_ (8582 m) und andre Gipfel des Himalaja (großartigste Hochgebirgslandschaft der Erde). In den Basaren und auf dem Markt *Sonntag früh interessantes Volksleben (Mongolen, Tibetaner, Bhutias, Leptschas, Lopos, Nepalesen neben Hindu, Parsen u. a.). Da die Gebirge bei Tage häufig durch Nebel verdeckt sind, suche man die Aussichtspunkte bei Sonnenauf- oder -Untergang auf.--Etwa 1,5 km östl. und 300 m steil bergab liegt das malerische Dorf _Bhutia Busti_ mit tibetanischem Tempel, vor dem mannsgroße bunte Gebetsmühlen stehen (auf den Papierstreifen der Mühlen steht das Gebet: »Om mani padme hum' = O, du Kleinod im Lotos, Amen!«; jede Umdrehung rechnet als ein Gebet!). Auf dem Rückwege sieht man eine Stûpa (oder Dagoba = Grabhügel), umgeben von weißer Mauer.-- Der _Botanische Garten_ unterhalb des Eden-Sanatoriums enthält eine Sammlung von Himalajapflanzen, auch schöne Sammlung von Himalajaschmetterlingen, -vögeln und Eiern. =Ausflüge=: 1) Nach *=Tiger Hill= (2600 m), 10 km vor Darjeeling, 500 m Steigung auf Reit- oder Fußwegen, mit Führer in 2 St.; am besten zu Pferde (im Gasthof bestellen, hin und zurück etwa 5 Rup.), Damen im Tragstuhl. Äußerst lohnend! Um den Sonnenaufgang zu beobachten, ist Aufbruch mit Laternen früh 4 Uhr nötig. Man nehme Feldstecher mit! Bei günstigem Wetter (früh am wenigsten Wolken oder Nebel) ist der Sonnenauf- oder -Untergang unvergleichlich großartig; man übersieht die Hochgipfelkette des Himalaja vom _Mount Everest_ (8750 m) im NW. in riesigem Bogen über den _Kanchanjanga_ (8582 m) und _Donkia Ri_ (7051 m) bis im O. an die Grenze von Bhutan und Tibet; überraschend ist die Schärfe der Umrisse wie das wunderbare Farbenspiel auf den Schneeflächen. Die Schneegrenze liegt bei 4500 m. Der *Blick auf den Himalaja ist das wunderbarste Hochgebirgsbild der Erde. 2) Nach =Phalut= (3600 m), 82 km nördl. von Darjeeling, quer durch Sikhim; beschwerlich, da der Weg quer zu den ostwestl. laufenden Bergketten verläuft, aber sehr lohnend für Alpentouristen zu Fuß, mit Führer, der, zugleich Koch und Dolmetscher, tägl. 2 Rup. erhält, und mindestens 10 Kulis zum Proviant- und Gepäcktragen, für Tag und Mann 12 annas; man kann auch Saumpfade benutzen, dazu ein Pony (mit Wechsel) 4 Rup. tägl. oder für Damen eine Dandy, Tragstuhl mit stellbarem Wachstuchdach nebst 8 Kulis zum Tragen; in dieser Art kostet der Ausflug, in 6-7 Tagen mit dem empfehlenswerten Führer _Nadar Sirdar_ und 27 Kulis gemacht, für ein Ehepaar etwa 250 Rup. mit Trinkgeldern etc. Wenn man von Phalut über Rinchinpong durch Sikhim zurückkehrt, dauert der Ausflug 10 Tage: Woodlands Hotel übernimmt die Ausrüstung, Stellung der Pferde etc. für zwei Personen für 440 Rup.; mit Trinkgeldern und Getränken kann man dann 500 Rup. rechnen. Proviant besorgt F. Schonert & Co. in Calcutta, Anwerbung der Pferde und Kulis der zuvorkommende Manager des Woodland-Hotels. Wer selbst die Ausrüstung übernehmen will, nehme einen Führer an (zu empfehlen auch _Keschur Sing Markar_), der auch Pferde etc. stellt. Ohne Führer kann man weder mit den Pferden (die im Gebirge leicht erkranken) noch mit den Kulis fertig werden, die Sprachkundige zur Beaufsichtigung erfordern. --Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows muß vorher in Darjeeling beim _Deputy Commissioner_ eingeholt werden, und zwar je ein Paß für Ausreise und Rückreise für jeden Bungalow, den man besuchen will. Man tut gut, die Kulis mit den Lebensmitteln einen Tag vorauszuschicken. Mitnahme von Verbandstoffen und einer Hausapotheke sowie Jagdgewehren ist zu empfehlen. Die erste Tagereise führt durch einsame Täler und über größere Höhen als Darjeeling bis zum Dâk Bungalow von (37 km) _Tanglu_ (3070 m; jede Person über Nacht 1 Rup. und 2 annas für Brennholz), auf einem schroffen Bergvorsprung mit *Aussicht mitten im Wald. Zweite Tagereise durch wunderbare Gebirgslandschaft über Berg und Tal nach dem Dâk Bungalow von (61 km) _Sandakphu_ (_Sindukphu_), 3630 m, mit prachtvollem *Ausblick auf Mount Everest und Kanchanjanga. Dritte Tagereise über stellenweise schmalen Berggrad zum Dâk Bungalow von (82 km) _Phalut_ (3600 m). Vor Sonnenunter- und -Aufgang besteige man den höchsten Vorsprung des Bergrückens (etwa 3660 m), wo fünf spitze Steinhaufen mit tibetanischen Inschriften stehen. Die Bergriesen erglühen rosig (Alpenglühen); man befindet sich nur noch einen Tagesmarsch vom Kanchanjanga entfernt, sieht diesen Bergriesen dicht vor sich, dazwischen ein Labyrinth von Tälern unter gigantischen Abhängen, tief unten Dschungeln; *_=Blick auf Mount Everest.=_ Wer weiter in die Gletscherwelt des Himalaja eindringen will, studiere vorher die Reiseberichte von _Freshfield_ im »Alpine Journal« und von Dr. _K. Boek_ in dessen Werk »Indische Gletscherfahrten«; sie rüsteten ihre großen Gebirgsreisen in Darjeeling aus.--Rückreise von Phalut: 1. Tag nach Sandakphu, 2. Tag bis Tanglu, 3. Tag Ankunft in Darjeeling. _Viel schöner ist die Rückreise durch das Land Sikhim_ in 5 Tagen: 1. Tag von Phalut über den Dâk Bungalow von (10 km) _Chiabhanjon_ (3150 m) nach dem Dâk Bungalow von (21 km) _Dentam_ (2000 m); 2. Tag bis Dâk Bungalow von (40 km) _Pamiongchi_ (1500 m); 3. Tag bis Dâk Bungalow von (56 km) _Rinchinpong_ (1520 m); 4. Tag bis Dâk Bungalow von (75 km) _Chakang_ (1550 m); 5. Tag zurück nach (107 km) Darjeeling (2180 m). 3) Nach =Teesta Bridge=, 2 Tage zu Pferd, etwas anstrengend (Paßerlaubnis für Benutzung der Bungalows vorher in Darjeeling beim _Deputy Commissioner_ und beim _Executive Engineer_ einholen), am 1. Tag zum Bungalow von (12 km) _Badatam_ (760 m), dort übernachten, dann durch das Teesta-Tal über _Teesta Bridge_ (Dâk Bungalow; 210 m) und (27 km) _Pashoke_ (Dâk Bungalow; 1000 m), zurück nach Darjeeling. Man kann auch von Darjeeling über Pashoke ins Teesta-Tal hinabreiten, dann über Teesta Bridge (dort im Bungalow übernachten) nach _Riang_ (Dâk Bungalow) und (51 km) _Kalithora_ (Dâk Bungalow; 170 m) nach Siliguri (S. 140) reiten und von da mit der Bahn nach Darjeeling oder Calcutta zurück. (Näheres siehe »Meine indische Reise« von _Eugenie Schaeuffelen_, Berlin 1906.) 7. Von Calcutta nach Rangoon. Birma. Vgl. Karte S. 155. =Dampfer Calcutta-Rangoon=, 787 Seem.: _British India Steam Nav. Co._ (Agent _Mackinnon, Mackenzie & Co._, Calcutta, Strand 16), dreimal wöchentlich, So. Di. Fr., in 50 St. für I. Kl. 75, II. Kl. 37-1/2 Rup. Fahrkarte Calcutta-Singapore mit 4 Wochen Unterbrechung in Rangoon I. Kl. 150, II. Kl. 75 Rup. Verpflegung und Platzbesorgung für deutsche Reisende lassen zu wünschen; man bestelle durch Cook Plätze voraus. Von _Calcutta_ fährt man den Hooghly abwärts (S. 134), durchquert den innersten Teil des Golfs von Bengalen mit SO.-Kurs bis zum _Kap Negrais_, dann mit östlichem Kurs an den Mündungen des _Irawaddy_ (spr. iráwadi) entlang, die sich durch lehmfarbige Trübung des Seewassers ebenso wie die Gangesmündungen weit außerhalb der Küste kenntlich machen. Schließlich steuert man mit NO.-Kurs in den _Golf von Martaban_ bis zur Mündung des _Rangoonflusses_, auf dem das Schiff aufwärts nach (787 Seem.) _Rangoon_ (S. 145) fährt. =Birma= (oder _Barma_, engl. _Burma_) erstreckt sich zwischen 27° und 10° nördl. Br. von der Ostküste des Golfs von Bengalen aus nordwärts in die hinterindische Halbinsel hinein. _Niederbirma_ (_Lower Burma_) ist seit 1826 und 1852, _Oberbirma_ (_Upper Burma_) erst seit 1886 englisch. Zu letzterm rechnen noch Luschai- und Katschinland sowie die Schanstaaten, so daß die gesamte jetzige Provinz Burma, die einen Teil des Kaiserreichs Indien bildet, etwa 613000 qkm (Deutsches Reich 540778 qkm) mit 10500000 Einw. umfaßt. Oberbirma und auch die Gebirgszüge Unterbirmas sind noch wenig erforscht, so daß Touristenreisen im Lande sich auf die wenigen unten beschriebenen Linien beschränken müssen. Das ganze Land gliedert sich in nordsüdlich verlaufende Gebirgsketten und dazwischen eingesenkte Täler, von denen nur eins, das untere Irawaddytal, eine große Ebene bildet, die sich südwärts durch die Deltabildung des Flusses noch ständig vergrößert. Der zweite große Strom des Landes, der Salween, der wie der Irawaddy fern im N. im Grenzgebirge Tibets seinen Ursprung hat, durchfließt bis zu seiner Mündung ein verhältnismäßig schmales Gebirgstal. Das _=Klima=_ weicht von dem Vorderindiens wenig ab. Wie dort unterscheidet man drei Jahreszeiten: die kühle (Mitte November bis Anfang März), die heiße (März bis Mai) und die Regenzeit. Das Küstengebiet wird von Ende Mai bis Anfang Oktober durch den Südwestmonsun mit großen Regenmengen überschüttet. Landeinwärts läßt die Regenfülle, abgesehen von den Gebirgen, rasch nach, da ein küstennaher Gebirgszug einen großen Teil der Feuchtigkeit abfängt. Die _=Temperatur=_ nimmt in der kühlen Jahreszeit landeinwärts ab (Rangoon Januar 23,7°, Mandalay 20,4°), in der heißen aber zu (Rangoon April 29,4°, Mandalay 31,8°). Die _=Vegetation=_ des Küstengebiets ist sehr üppig; die Inseln des Irawaddydeltas sind großenteils von Sumpfwald und Röhricht bedeckt, die Berge von tropischem Regenwald. Die dichten Wälder, die einen großen Teil des Innern bedecken, bestehen vielfach aus Teakbäumen, die weniger Regen bedürfen; ihr Holz bildet einen Hauptausfuhrgegenstand; daneben gibt es Feigen- und Magnolienbäume sowie Brotfruchtbäume. _=Tierwelt=_ wie in Ostindien, dazu vier Arten Nashörner. Vögel und Reptilien sind sehr farbenprächtig. _=Bevölkerung.=_ Das herrschende Halbkulturvolk der _Birmanen_ ist wohl ein Mischvolk aus mongolischen, vorderindischen und malaiischen Elementen. Sie sind klein, hellbraun, wohlgestaltet, sehr lebhaft und geschäftlich rührig, gegen Fremde meist höflich und gastfrei, aber unzuverlässig und verschlagen. Männer und Frauen sind sehr putz- und vergnügungssüchtig und in ihrem Leben und Gebräuchen wesentlich von den Hindu verschieden. Die _=Kultur=_ ist vom benachbarten Vorderindien aus stärker beeinflußt als von China her. Aus Vorderindien ist sowohl der Brahmanismus gekommen, der zahlreiche schöne Tempelbauten, namentlich in Oberbirma, hinterlassen hat, wie auch der heute herrschende Buddhismus, der übrigens mit brahmanischen Ideen ganz durchsetzt ist. Jeder Mann muß eine Zeitlang als Mönch leben; Klöster, _Phoongyi-Kyaung_, findet man in jeder Stadt und jedem Dorf, ältere sind oft prächtig aus Teakholz geschnitzt und mit Spitztürmen, _Pyathats_, geziert. Die Priester, kahlgeschoren und mit gelben Seidengewändern, sind hochangesehen, worauf der Reisende stets Bedacht nehmen muß, um sich vor Unannehmlichkeiten zu bewahren. Der Oberpriester, _P'ha-T'hena-Baing_, ein hoher Reichswürdenträger, hat seinen Sitz in Mandalay. Die Tempel, _Phra_, sind Prachtbauten, die Pagoden stets pyramidenförmig. Die Priester sind gegen höfliche Fremde sehr artig und zeigen alles gern. Öffentliche Theateraufführungen (_Pwe_), die abds. 8 Uhr im Freien beginnen und oft über Nacht dauern, sind sehenswerte Volksfeste. Den _kulturellen Mittelpunkt_ des Landes bildet das _=Irawaddytal=_, in dessen Ebenen große Mengen von Reis, Baumwolle, in viel geringerm Umfang auch Erdnüsse, Tabak, Zuckerrohr und Sesam gebaut werden; die Ausfuhr von Reis (nach China) ist sehr stark. Im nördl. Gebiet kultiviert man Mais, Weizen, Hirse, Hülsenfrüchte, Ölsaat; im Gebirge auch Tee, der teils als Gemüse gegessen, teils eingesalzen zur Getränkbereitung benutzt wird. Viehzucht ist unbedeutend, man hält nur Zug- und Lasttiere: Pferde, Büffel, Elefanten, Rinder. Wichtig ist der _=Bergbau=_ auf Edelsteine (besonders Rubine und Saphire), Petroleum und Kohle. Der _=Handelsverkehr=_ findet vorwiegend auf den schiffbaren Flüssen statt, auf dem Irawaddy mit Dampfern der Irawaddy Flotilla Co. bis Bhamo, 1180 km von der Mündung, und auf dem Chindwin. Außerdem mehrere Bahnlinien, s. S. 145 und 150. Der Ostteil Oberbirmas wird von dem wilden Gebirgslande der sogen. _Schanstaaten_ eingenommen, die erst in ihrem Nordteil durch die bis nahe an die Grenze der chinesischen Provinz Yünnan führende Eisenbahn ein wenig erschlossen, im ganzen aber noch ziemlich unerforscht sind. Die Staaten der Schanvölker, die dieses Gebiet hauptsächlich bewohnen, stehen zu England im Verhältnis von Schutzstaaten. Die Schan sind ein Naturvolk, aber mit einer nicht ganz geringen Kultur, und leisten im Ackerbau (Tee und Baumwolle) und Viehzucht Tüchtiges. Sie sind mongolischen Ursprungs, also Verwandte der Chinesen. Beste _Reisezeit_ nach der Regenzeit, etwa von Mitte November bis Ende Februar; aber auch der März ist oft noch angenehm kühl und sehr geeignet für Ausflüge. Die Hauptreize einer Reise ins Innere Birmas bestehen in der Fahrt auf dem majestätischen Irawaddystrom, die den Genuß der Tropennatur unter den angenehmsten Verhältnissen ermöglicht, und im Studium der äußerst liebenswürdigen Bewohner und ihrer Kultur, besonders ihrer religiösen Bauwerke. Rangoon. Vgl. den Plan S. 147. =Ankunft zur See.= Bei _China Bakir_ kommt der Lotse an Bord, dann dampft man auf dem _Rangoonfluß_ (dem östlichsten Mündungsarm des Irawaddy) aufwärts und ankert nach etwa 2 St. Fahrt vor der Stadt, 24 Seem. oberhalb der Mündung. Beide Flußufer zeigen reichen Pflanzenwuchs; von weitem sieht man Schornsteine und die goldglitzernde Dachspitze der Shwe Dagon-Pagode, später erkennt man Warenschuppen und Holzlager und Häuser der Stadt. Landung erfolgt mit Dampfbarkassen der betr. Dampfergesellschaft oder mit Booten der Eingebornen (»sampans«; 4 annas für 10 Min. Fahrt). Bei hohem Wasserstand legt der Dampfer am Ufer vor der Mitte der Stadt an. Zolluntersuchung wie in Indien (S. 49); von indischen Häfen kommende Reisende haben keinen Zoll zu zahlen. =Gasthöfe=: _Minto Mansions Hotel_, im Cantonment nahe Gymkhana; 80 Z., neu und besteingerichtet, gute Verpflegung, Din. 3 Rup., Pens. 9-15 Rup., Oktober bis April 15-17 Rup.--_Strand Hotel_ (Pl. a), in schöner Lage, empfohlen. --_Royal_ (Pl. b), Pens. von 10 Rup. an.--_Criterion Hotel._--Viele =Boarding Houses=: _Allendale_, im Cantonment, _Aberdeen House_ u. a.; Pens. 5-11 Rup. Vorausbestellung von Zimmern ist zweckmäßig. Man kann auch auf den Irawaddy-Dampfern gut übernachten. --=Restaurants= in den großen Gasthöfen; ferner _Chiesa_, italienische Konditorei; _Vienna Bakery_, Fytche Square. =Post u. Tel.= in Strand Road. =Wagen=: _Ticca gharries_ nach Tarif. Man beachte, daß die Kutscher meist »Madrassis« sind, die Hindostanisch verstehen, aber weder Straßen-noch Geschäftsnamen kennen! Man nehme den Stadtplan mit! =Straßenbahnen= (elektr. Bahn mit 2 Klassen). Eine Linie von Strand Road zur großen Shwe Dagon-Pagode; eine andre zum Dalhousie Park, eine dritte Linie nach Pazundaung. =Eisenbahnen=: _Burma Railway_, Hauptlinie nach Mandalay und Myitkyina mit Zweiglinien nach Moulmein, Myingyan, Alon, Lashio und Katha; außerdem Linie Rangoon-Prome mit Zweiglinie nach Bassein (vgl. Karte »China und Japan« und die bei S. 155). Der Hauptbahnhof (Terminus) liegt Ecke Phayre Street und Montgomery Street; die Prome-Linie hat noch Nebenstationen bei Godwin Road, Prome Road und Alon sowie eine große Station im Vorort Kemmendine; die Mandalay-Linie hat den Bahnhof Pazundaung.--Lokalverkehr besteht zwischen Rangoon-Hauptbahnhof-Pagoda Road-Lanmadaw-Cantonment-Gymkhana-Mission Road-Kemmendine-Kamayut-Okkyin-Tamaing-Gyogon und Insein und zurück. =Dampfer=: _British India Steam Nav. Co._ (Agent Bulloch Bros., Strand Road), nach Calcutta 3mal wöchentl.; nach Madras (Fahrzeit 4 Tage), nach Tavoy und Mergui, nach Penang und Singapore wöchentl. -- _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: Krüger & Co., Ltd., Tel.-Adr. »Nordlloyd, Rangoon«), durch Zweiglinie der British India Steam Nav. Co. alle 14 Tage nach Penang (Fahrzeit 3 Tage, Aufenthalt in Penang etwa 3 Tage), dort Anschluß an die aus- und heimreisenden Reichspostdampfer. -- _Bibby Line_, nach Colombo alle 14 Tage (Fahrzeit 4 Tage).--_Österreichischer Lloyd_ (Agent Società an. Coloniale di Trieste, Tel.-Adr.: »Lloydiano-Rangoon«), einmal monatl. nach Calcutta (von Colombo und Madras kommend) und von da nach Triest.--_Henderson Line_, 14tägig über Port Said nach London. =Geld= wie in Indien, s. S. 49; aber indisches Papiergeld muß in Birma mit Verlust gewechselt werden; Banknoten des Rangoon Treasury gelten in ganz Birma. 1 £ = 15 Rup. -- =Banken=: _Bank of Bengal_, Strand Road. --_Hongkong and Shanghai Banking Corporation_; Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. -- _National Bank of India_, Phayre Street; Korr. der Deutschen Bank; alle drei der Berl. Disconto-Gesellschaft. -- _Nederlandsche Handels Maatschappij._ -- _Cook's Office_ (s. unten) besorgt ebenfalls Bankgeschäfte. Die =Sprache= der Birmanen ist ein Glied der indochinesischen Sprachfamilie. Man beachte _Judson_, »Grammar of the Burmese language« und dessen »Dictionary«. Englisch wird jedoch in den Gasthöfen und auf den Eisenbahnen gesprochen. =Theater=: Reisende europäische Gesellschaften geben zuweilen in der _Jubilee Hall_ in Pagoda Road Vorstellungen. -- Nationale Vergnügungen (Pwes) suche man zu erkunden: _Zat Pwe_ ist Vorstellung mit Gesang, Tanz und Ulk; _Yokthwe Pwe_ ein Marionettentheater; _Yein Pwe_, Ballettänze mit Musik und Gesang, finden nur bei besondern Festlichkeiten statt, sind frei (werden vom Veranstalter des Festes bezahlt) im Freien von 8 Uhr abds. die Nacht hindurch. =Reisebureau.= _Thos. Cook & Son_, östl. Ecke der Phayre Street und Merchant Street (Tel.-Adresse: »Coupon, Rangoon«), besorgt zusammenstellbare Fahrscheine für alle Ausflüge mit Bahn oder Flußdampfer und erledigt auch alle Geldgeschäfte. (Nützlich ist _Cook's Handbook Burma_.) -- _Scott & Co._, Merchant Street. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul C. Kauffeld. -- _Österreich-Ungarn_, Konsul Michael Sevastopulo. -- =Deutscher Klub= in Commissioners Road. =Polizeiamt= in der Pagoda Road beim Bahnübergang und an andern Plätzen. =Ärzte=: Die Zivilärzte im Cantonment; Dr. _de Souza_, Dalhousie Street; Dr. _Pearse_, Dr. _Pedley_, beide Signal Pagoda Road. Die Ärzte haben Sprechstunden in den Apotheken.--=Zahnärzte=: Dr. _Panhans_ (deutsch), Solay Pagoda Road; _Osborn_ (Amerikaner), Phayre Street.--=Apotheken=: _De Souza & Co._, Dalhousie Street 215.--_Rangoon Medical Hall_, Merchant Street 72. --=Krankenhaus=: _General Hospital_ in der Commissioners Road; Ärzte: Major _Barry_, Major _Röst_. =Buchhandlung=: _Myles Standish & Co._, Merchant Street 75.--=Zeitungen=: _Rangoon Gazette_; _Rangoon Times_; _Burma Herald_.--=Photographien=: _P. Klier & Co._, Signal Pagoda Road 3 und Merchant Str., Ecke der Phayre Street. --_D. A. Ahuja_ (für photographische Artikel), Sule Pagoda Road. =Geschäftsadressen.= Reiseartikel und europäische Bedürfnisse: _Laidlaw & Whiteway_.--_Rowe & Co._, Fytche Square.--_Watson, Allen & Roberts_, Merchant Street 73.--_W. Macfie &_ _Co._, Merchant Street 16.--Kuriositäten, Ebenholzschnitzereien, Elfenbein-, Gold- und Silberwaren: _Klier & Co._, Merchant Str., Ecke der Phayre Street.--Goldschmiede und Holzschnitzer in Godwin Road; gute Schnitzarbeiten liefert auch das Hauptgefängnis (_Central Jail_), Old South Boundary Road; Buddhafiguren in Bronze und Alabaster und andre Spezialitäten im Vorort Kemendine.--=Basare=: _Suratee Bazaar_ in China Street.--_Rangoon Bazaar_ gegenüber; außerdem öffentliche Märkte (_Municipal Bazaars_), Strand Road u. in Kemendine. =Zeiteinteilung für Birma.= a) _=Für 10 Tage=_ (die gewöhnliche Zwischenzeit zwischen zwei Dampferabfahrten): Ankunftstag früh Stadt Rangoon, Nm. Bahnfahrt nach Katha, von da am 3. Tag früh mit Dampfer nach Bhamo;-- 4. Tag Bhamo;--mit demselben Expreßdampfer am 5. Tag früh zurück, Nm. an Katha, mit Bahn von da nach Mandalay;--6. Tag: Mandalay;--7. Tag: früh ab nach Gokteik Gorge, Nm. dort an;--8. Tag: Vm. ab Gokteik Gorge nach Rangoon;--9. Tag: abds. Ankunft Rangoon;--10. Tag: Vm. Rangoon, mitt. Abfahrt mit Dampfer. b) _=Bei längerm Aufenthalt:=_ 1. Tag: Rangoon;--2. Tag: Bahnfahrt nach Mandalay;--3. u. 4. Tag: Mandalay; --5. Tag: Amarapura und Ava; --6. u. 7. Tag: Gokteik Gorge;-- 8. Tag: Bahnfahrt nach Katha;--9. Tag: Dampferfahrt nach Bhamo;-- 10. Tag: Bhamo;--11. bis etwa 20. Tag: Dampferfahrt Bhamo-Mandalay-Prome-Rangoon. Der Reiseplan ist abhängig vom Fahrplan der Irawaddy Flotilla Co. =Geschichte.= Der Platz, wo Rangoon steht, ist seit alters heilig durch die Shwe Dagon-Pagode. In den Kämpfen zwischen den Ländern Ama und Pegu vertrieb der Bauer Alompra die Bewohner Pegus und machte 1753 Rangoon zur Hauptstadt der letzten Königsdynastie von Birma. Der Übermut des Königs Phagyidan führte zum Kriege mit England, Rangoon wurde 1824 von den Engländern erobert, aber erst 1852 zur Hauptstadt von Britisch-Birma gemacht. Seitdem hat sich die Stadt zu einem wichtigen Ausfuhrhafen für Reis und Teakholz entwickelt. [Illustration: Lageplan von Rangoon.] _Rangoon_, Hauptstadt von Britisch-Birma und Sitz des Lieutenant Governor's, mit 234881 Einw., liegt auf 16° 47' nördl. Br. am Ostrande des Irawaddydeltas, am linken Ufer des _Rangoonflusses_ (Hlaing), des östlichsten Mündungsarmes des Irawaddy, dicht oberhalb der Einmündung des _Peguflusses_ und nach O. begrenzt von dem schmalen Wasserarm _Pazundaung Creek_ (an dessen Ufern die meisten Reismühlen liegen). Die Stadt ist weitläufig gebaut mit regelmäßigen Straßen. Im W. liegt das _Chinesenviertel_, im NW. das _Cantonment_, zugleich Europäerviertel, mit breiten Straßen und schönen Gärten sowie vielen Kasernen. Im nördlichen Teile dieses Viertels liegt die große Tempelanlage der _*Shwe Dagon-Pagode_ (s. unten) und östl. davon der prächtige _*Dalhousie Park_ mit den _*Royal Lakes_. Südl. angrenzend der _*Victoria Park_, in dem sich die _Agri-Horticultural Gardens_, das kleine _Phayre Museum_ und der _Zoologische Garten_ befinden. Erwähnenswerte Gebäude sind das Seemannsheim (_Sailor's Home_) und der _Chinesische Tempel_ in Strand Road, das _Sekretariat_ in der Dalhousie Street, das _General Hospital_ in Commissioners Road, das _Gouvernment House_ in Kemmendine Road, die _Kathedrale_ und das _Rangoon College_ mit Bibliothek, alten Pali- und Birmahandschriften auf Palmenblättern in China Street. Nicht alle Straßen haben Namen und Hausnummern, was das Zurechtfinden in der Stadt erschwert. Die Sägewerke für Teakholz (in denen Elefanten zum Lastentragen verwendet werden) liegen meist in Aloon, am Westende der Strand Road. Man versäume nicht, die arbeitenden Elefanten (wood piling elephants) am Fluß anzusehen, früh 6-9, dann 3 Uhr bis abends. _=Rundfahrt.=_ Morgens 1/2-8 Uhr beginne man mit den Basaren (S. 146), insbesondere dem _Suratee Bazaar_ in der China Street und dem _Municipal Bazaar_ am Strand; dann ist die beste Zeit, um die Tätigkeit der sehr geschäftsgewandten, Riesenzigarren rauchenden interessanten Birmaninnen zu bewundern; die Basare werden viel besucht, nur um Erkundigungen einzuziehen, zu schwatzen und zu flirten. Dann fahre man durch China Street bis zur Commissioners Road, in diese l. zum sehenswerten neuen _General Hospital_, gegenüber das _Rangoon College_ und der _Deutsche Klub_; von da weiter zum _Central Jail_ (eins der größten Zuchthäuser im britischen Reich), das Verkaufsräume der Sträflingsarbeiten (meist schöne Holzschnitzereien) hat und auch innen sehenswert sein soll; Erlaubnis zur Besichtigung beim Superintendent im Gefängnis.--Dann durch Dalhousie Street bis zum Fytche Square, wo die achteckige _Sule-(Solay-)Pagode_ steht; ihr äußerer Bau ist kaum 70 Jahre alt, aber die Stûpa im Innern soll aus dem 1. Jahrh. stammen und schließt noch eine kleinere Stûpa von der Königin Schinsobu ein. Auf der Terrasse der Pagode interessante Reliquienschreine und Statuen.--Die Hauptsehenswürdigkeit Rangoons, die =*Shwe Dagon-Pagode=, besichtigt man am besten 4 Uhr Nm. Man fährt vom Strand durch China Street und Pagoda Road bis vor ihren nach S. gelegenen Haupteingang. Sie ist der heiligste Buddhatempel in ganz Hinterindien, wahrscheinlich fast 2-1/2 Jahrtausende alt (588 v. Chr. erbaut) und steht mitten auf befestigten Terrassen auf einem Hügel des Pegu Jomagebirges. Eine schöne Allee führt von der Stadt zum Haupteingang mit reich verziertem, von fabelhaften Ungetümen aus weißem Stuck bewachtem Tor, zu dem man auf breiter Freitreppe hinansteigt. Auf der Treppe Verkäufer aller Art; Gebetfähnchen, Opferkerzen, Puppen, Tempelblumen, Gongs und Glocken, Eßwaren, dazu Führer und Bettler in Menge. Innerhalb des Tores öffnet sich der farbenprächtige Tempelplatz, in dessen Mitte die große, im untern Teil mit Blattgold, im obern Teil mit Goldplatten bedeckte Pagode über achteckiger Grundfläche von 413 m Umfang sich in vielen Abstufungen flaschenförmig 98 m hoch erhebt. Ihre Spitze trägt als Herrscherzeichen ein goldenes Schirmgestell, reich mit Edelsteinen, besonders den prächtigen birmanischen Rubinen, verziert und mit goldenen und silbernen Glöckchen behängt, und »_Ti_« genannt; der letzte Ti von 14 m Höhe und 4 m Durchmesser und 1,2 Mill. Mk. Wert wurde 1871 vom König Mindun Min von Oberbirma gestiftet. Acht Haupthaare Gautamas (Buddhas) im Innern der Pagode werden von unzähligen Pilgern jährlich verehrt. Die Vergoldung der Pagode ist verschwenderisch dick, die Edelsteine, mit denen die Pagode und ihre zahlreichen Buddhastatuen und andern Figuren u. Tempel früher geschmückt waren, sind seit Besitznahme des Landes durch die Engländer fast sämtlich verschwunden. Die Pagode (auf deren Sockel noch im Jahre 1903 ein wilder Tiger, der sich zur Stadt verlaufen hatte, geschossen wurde) ist rings umgeben von kleinern Tempeln und Altären mit Buddhastatuen aus Teakholz geschnitzt oder aus Stuck oder Marmor; dazwischen stehen Elefanten, Löwen und phantastische Manotthika-Figuren aus Stein und reichem Holzschnitzwerk, ferner heilige Pfosten, wie Flaggenstangen mit langen Eisenbändern, und gekrönt mit dem Adler Wischnus, Karaweik; dazwischen wachsen heilige Bo-Bäume und Palmyra-Palmen.--Diese seltsame Tempelanlage wird von Priestern und Mönchen, Bettlern, Musikanten, Wahrsagerinnen, hübschen, aber geschwätzigen Weibern, Krähen und Hunden bevölkert, während stets zahllose Glöckchen läuten. Man besuche dieses »Märchenbild« öfters und zu verschiedenen Tages- und Abendstunden und wird stets neue Reize entdecken.--Am Osteingang steht die fast 40 Tonnen schwere Glocke, die in den Fluß fiel, als die Engländer sie als Beute mitnehmen wollten, später aber wieder von den Birmanen gefischt und zum Tempel gebracht wurde. Noch vor Sonnenuntergang sollte man eine Spazierfahrt durch den künstlerisch angelegten =*Victoria Park= mit _Zoologischem Garten_ und _Agri-Hortikultur-Garten_, dann durch den schönen _Dalhousie-Park_ um den _Royal Lake_ herum machen, der durch Bougainvillea-Hecken eingerahmt ist und kaum 1 km östl. von der großen Pagode liegt; die goldene Pagodenspitze ist im Hintergrund des Parks zu sehen.--Um _birmanische Klöster_ kennen zu lernen, wende man sich an den liebenswürdigen alten Mönch _Uthilawuntha_, der dicht beim Bahnhof Pazundaung eine gute Schule leitet und gern europäische Besucher empfängt. Dort ist man in der Nähe der Reismühlen, deren Besichtigung zu empfehlen ist; Erlaubnis wird meist gern gegeben. =Ausflüge:= 1) Nach dem =Victoria-See=, etwa 13 km nördl. der Stadt, an der Landstraße (in der trocknen Jahreszeit sehr staubig) nach Prome; die Landschaft ist hübsch, man fährt durch große, schattige Ananasgärten zurück auf der Kokine-Straße, insgesamt 24 km in etwa 4 St.--2) Nach =Syriam=, wo die Raffinerien der _Burma Oil Co._ liegen, mit Dampfbarkasse, von der Landungsbrücke beim Zollamt, Strand Road, etwa 5,5 km östl. zum l. Peguufer, wo eine Landungsbrücke ist; das jetzige Dorf war die erste portugiesische Ansiedelung in Birma, später holländische Faktorei (1631-77); Ruinen dieser Niederlassung sind noch zu sehen. --10 km von Syriam steht eine große Pagode auf einem Hügel.--3) Nach _Pegu_ (sehr lohnend) s. unten. Von Rangoon nach Oberbirma. Zusammenstellung von Fahrscheinheften besorgt _Cook's Office_ in Rangoon (S. 146); z. B. die Tour Nr. 5 für 10 Tage: Bahnfahrt Rangoon-Mandalay-Katha; Dampferfahrt Katha-Bhamo-Mandalay-Prome; Bahnfahrt Prome-Rangoon; Fahrpreis I. Kl. 157-3/4, II. Kl. 83 Rup. =Burma Railway=, Expreßzug von _Rangoon_ (ab 11 Uhr Vm.) nach (386 M, 620 km) _Mandalay_ (an früh) in 20 St., für I. Kl. 30 Rup. 3 annas, II. Kl. 18 Rup. 1-1/2 annas. (Man achte auf sein Gepäck und verriegele das Abteil, wenn man schläft, es wird viel gestohlen!)-- Die Bahn läuft nicht in der Irawaddy-Ebene aufwärts, sondern wendet sich über die südl. Ausläufer des die Irawaddy-Ebene ostwärts begrenzenden _Pegu-Yoma-Gebirges_ dem zwischen diesem und dem ostbirmanischen Gebirgslande verlaufenden breiten Talzuge zu. Dieser wird in seinem größern Südteile (von Yamethin ab) durch den _Sittangfluß_ südwärts zum Golf von Martaban entwässert, im Nordteil aber nordwärts durch den _Isamonfluss_, der bei Ava (S. 153) in den Irawaddy mündet. Abfahrt in _Rangoon_ vom Terminus (Phayre Street) über (1 M) _Pazundaung Stat._ durch wasserreiches, gut bebautes Flachland, aus dessen üppigem Pflanzenwuchs viele Pagoden aufragen. (47 M) =Pegu= (_Bahnwirtsch.;_ Wagen zu haben), Stadt von 14000 Einw., angeblich 573 begründet, war im 16. Jahrh. eine blühende Großstadt, wovon noch sehenswerte Spuren vorhanden. Vom Bahnhof sieht man an der Westseite die ruhende Riesenfigur Buddhas, den _Shwethayaung_ (55 m lang, 15 m hoch) und nahebei die 1476 erbaute Ordinationshalle für Mönche, _Kalyanisima_, mit Pali- und Talainginschriften, sowie die _Kyaikpun-Pagode_ mit vier Buddhafiguren, 27 m hoch, mit den Rücken gegeneinander sitzend. Größtes Heiligtum ist die _Shwemodo-Pagode_, auf einem Hügel malerisch gelegen und von 128 kleinen Pagoden umgeben. In der SO.-Ecke der Stadtmauer steht die _Shweaungyo-Pagode_, *Aussicht über Pegu und Vorstädte. --Etwa 1,5 km westl. liegt die _Shweguzale-Pagode_ mit 64 Buddhafiguren, 1588 erbaut. (Zur Besichtigung von Pegu fahre man mit dem Frühzug von Rangoon ab, dann hat man bis zur Ankunft des Expreßzugs etwa 4 St. Zeit.) Der Expreßzug fährt dann über (88 M) _Pyuntaza_, (166 M) _Toungoo_, (226 M) _Pyinmana_, (275 M) _Yamethin_, (306 M) _Thazi Junction_ (Zweigbahn nach Myingyan am Irawaddy), (359 M) _Kyaukse_, sämtlich mit Bahnwirtschaften, nach (383 M) _Myohaung Junction_ (Zweigbahn nach Amarapura, S. 153). =Zweigbahn= von hier nö. nach (181 M) =Lashio=, Hauptstadt der nördl. Schanstaaten, und _Kung-Lon_ am Salween, nahe der Grenze der chinesischen Provinz Yünnan. Ein sehr empfehlenswerter 1-1/2tägiger Ausflug von Mandalay (s. unten) führt auf dieser Zweigbahn mit Kehren durch sehr schöne Gebirge (ähnlich Darjeeling, S. 141) bis (83 M) =**Gokteik Gorge= (Rasthaus der Bahngesellschaft auf vorherige Anmeldung beim Station Master der Abfahrtstation verfügbar, doch nehme man Lebensmittel mit), einer großen Schlucht in wunderbarer Landschaft, überbrückt von einem der höchsten Bahnviadukte der Erde, einem Meisterwerk der Technik, etwa 700 m lang, 100 m hoch, auf etwa 15 schlanken Pfeilern. Darunter eine herrliche Schlucht, worin der Fluß die Felswand in einer Höhle mit zahllosen Stalaktiten und Stalagmiten durchbricht; man steigt steil etwa 300 m zur Höhle hinab, deren Ein- und Ausgang man sieht; sie ist etwa 1200 m lang, 100 m hoch und 60 m breit. Fahrzeit von Myohaung bis _Gokteik Viaduct_ etwa 8 St., bis _Lashio_ etwa 23 St., weil der Zug in (124 M) _Hsipaw_ übernachtet, auch auf der Rückfahrt von Lashio. Der Expreßzug von Rangoon erreicht nach 20 St. (386 M) _Mandalay_. Mandalay. =Gasthöfe:= _Salween House Hotel_, Pens. 12 Rup.--_Gale's Hotel_, neben dem Postamt, beide mäßig.--Schlafgelegenheit auch im _Dâk Bungalow_, gut, gegenüber dem Bahnhof (nur mit Erlaubnis des Distriktskommissars), und im _Upper Burma Club_ im Palastviertel, wenn man Empfehlung hat (auch Damen können eingeführt werden). Wer mit Dampfer weiterfährt, kann sofort auf dem Dampfer (sehr gut) wohnen. =Wagen:= Minderwertige Ticca gharries zu festen Preisen.--=Dampfer= der _Irawaddy Flotilla Co._ zweimal in der Woche flußaufwärts bis _Bhamo_, flußabwärts bis _Rangoon_.--=Bank:= _National Bank of India_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank in Berlin.--=Theater:= Gelegentlich sehenswerte Yein Pwes (S. 146).--=Ärzte:= mehrere englische.-- _Apotheken:_ _Burma Medical Hall;_ _Mandalay Medical Hall._--=Zeitungen:= _Mandalay Herald_; _Mandalay Times_.-- =Photograph:= _Johannes & Co._ =Geschäftsadressen:= Reiseartikel und europäische Bedürfnisse: _Moses & Friends_; _E. Solomon & Co._; _Rowe & Co._ Kunstsachen: _Samuels_. Seidenstoffe (feinste, handgewebte Seide der Erde): _Makkim_. Die Stadt _Mandalay (Pattaniapura)_, 96 m, hat 183816 Einw. und war 1857-85 Hauptstadt des Königreichs Birma; die Stadt besteht aus drei ineinandergeschobenen Vierecken, von denen die innern noch mit Mauern umgeben sind. Stark befestigt und bewacht ist das englische Cantonment, _*Fort Dufferin_ genannt, das alte Palastviertel, von den Birmanen »Mitte des Weltalls« genannt, vom König Mindon Min 1857 erbaut; die alten Paläste des Königs, der Königinnen, die geheime Ratskammer, das Königskloster, die Audienzhallen sind mit reich vergoldeten Schnitzereien geziert und werden von den Engländern als Regierungsgebäude und Kasernen benutzt. Das _Government House_ liegt im großen Wachtturm auf der Mauer des Palastviertels. Eine 2,5 km lange, 9 m hohe weiße Zinnenmauer umgibt die Königsstadt, über den sie umschließenden Graben führen fünf Brücken, davon die nördliche, die »Brücke des Todes«, nur für Leichenzüge. Im breiten Wassergraben wachsen rote Lotosblumen. Schöne Reste von Ziergärten. Von einem runden Aussichtsturm überblickt man das Palastviertel.--Vom _*Mandalayhügel_ prachtvoller Überblick über die _*450 Pagoden_ (jetzt 729 kleine weiße Pavillonpagoden, die am Fuße des Hügels einen großen Mitteltempel umgeben); man sieht bis Amarapura (S. 153); in der Nähe das _Glasskloster_.--Nahe dem Bahnhof das schönste und größte Kloster von Birma, das _*Goldene Kloster der Königin_ (mit unzähligen Tis, phantastischen Figuren, Balkonen und Säulenpfosten, ein Musterwerk birmanischer Holzschneidekunst), Priester dienen gern als Führer. In derselben 85. Straße liegt die _Saik Yah Theehahpagode_ mit großer Marmorfigur Buddhas.--Der _*Basar_ ist wegen seiner Volkstypen sehenswert, und weil man sehr gute Seidenstoffe und gelegentlich auch Antiquitäten preiswert kauft; Gelegenheit zu photographischen Aufnahmen des Volkslebens.-- [Illustration: Plan von Mandalay.] Die =*Arrakanpagode= (_Maha Myat Muni_) ist nächst der Shwe Dagon in Rangoon (S. 148) die heiligste und größte in Birma; ihr sehr schönes, berühmtes bronzenes Buddhastandbild soll nach der Legende von Buddha selbst zusammengefügt sein; es ist 1784 von Akyab über die Berge nach Mandalay geschafft. (Sehr besuchter Wallfahrtsort.)--Außerdem enthält Mandalay noch viele Sehenswürdigkeiten, deshalb ist mehrtägiger Aufenthalt für Reisende, die birmanisches Leben kennen lernen wollen, sehr empfehlenswert. _Rundfahrt:_ Bei wenig Zeit beginne man mit der Arrakanpagode, dann zum Goldenen Kloster der Königin, dann Saik Yah Theehahpagode, Fort Dufferin und Mandalayhügel mit den 729 Pagoden und dem Glasskloster. Man beachte, daß der Basar gegen 1/2-5 Uhr Nm. schließt. =Ausflüge:= 1) Nach den Hügeln von =Yankintaung=, zu Pferde (weil schlechter Weg für Wagen), etwa 8 km östl. von Mandalay; man sieht viele Klöster und Pagoden und ein Buddhastandbild in einem tiefen Bodenspalt.--2) Nach den Hügeln von =Maymyo=, zunächst mit der Bahn bis (31 M) _Thondaung_ an der Lashiozweigbahn, dann mit Reitgelegenheit in die Berge, zurück über Stat. _Maymyo_ (42 M von Mandalay) mit der Bahn.--3) Nach =**Gokteik Gorge= vgl. S. 150.--4) Nach =*Amarapura= (mit Bahn über Myohaung [S. 150], 10 km von Mandalay, Stationsvorsteher von Amarapura besorgt ortskundigen Führer); diese alte Hauptstadt von Birma ist voll malerischer Ruinen von Königspalästen und Pagoden, unter letztern die _Shinbinkugyi-Pagode_ und die schöne _Patawdawgyipagode_ auf fünf Terrassen, mit teilweise humoristischen und grotesken Marmorreliefs. Südl. vom _Taungthamansee_ ist ein riesiger sitzender Buddha, der _Mahasakyavansa_.-- 5) Nach =Ava=, 6,5 km sw. von Amarapura, am Zusammenfluß des Irawaddy mit dem Bergfluß Mjitnge, älteste Hauptstadt von Birma, mit vielen Pagoden, aber wenig alten Ruinen.-- 6) Nach =*Mingoon= (10 km oberhalb Mandalay) mit Lokaldampfer, am r. Irawaddy-Ufer stromaufwärts. In Mingoon eine unvollendete Riesenpagode mit der größten (nicht gesprungenen) Glocke der Erde, von 81 Ton. Gewicht; sie ist 4 m hoch und hat unten 5 m Durchmesser; die Glocke ist in einem Pavillon nahe über dem Erdboden aufgehängt und muß mit schweren Balken durch neun Mann geläutet werden. Von Mandalay nach Bhamo und zurück nach Rangoon. [Hand]Abfahrtstag ist abhängig vom Dampferfahrplan!--=Burma Railway= über (3 M) _Myohaung Junction_ und (6 M) _Amarapura_ nach (9 M) _Amarapura Shore Stat._, Überfahrt auf Fährdampfer über den Irawaddy nach (13 M) _Sagaing_, Distriktshauptstadt mit vielen sehenswerten Pagoden (Erlaubnis zum Besuch erteilt der Deputy Commissioner in Sagaing), am r. Irawaddy-Ufer. --Dann mit der Bahn durch Prärien und Dschungeln, an Hügeln vorbei über (66 M) _Shwebo_, (112 M) _Kanbalu_ und (166 M) _Wuntho_, sämtlich mit Bahnwirtschaft, und durch die malerische Schlucht zwischen (181 M) _Nankan_ und (197 M) _Meza_ nach (212 M) _Naba Junction_ (Bahnwirtschaft); von hier Zweigbahn nach (227 M) =Katha=, am rechten Irawaddy-Ufer in schöner Landschaft. [Die Hauptbahnlinie führt nördl. weiter bis (344 M) =Myitkyina=, einem wichtigen Ort für den Karawanenverkehr mit Tibet und China, am r. Irawaddy-Ufer, von wo bei günstigem Flußwasserstand ein kleiner Dampfer durch prächtige Landschaft und die »Erste Stromenge« (_First Defile_) abwärts nach _Bhamo_ läuft.] Von Katha mit Dampfer der _Irawaddy Flotilla Co._ (I. Kl. sehr gute Verpflegung und gute Kammern) flußaufwärts durch die »Zweite Stromenge« (_Second Defile_), eine schmale Felsenstraße, nach =Bhamo= (107 m) am l. Ufer des Irawaddy (1180 M oberhalb seiner Mündung), einem von verfallenen Palisaden umgebenen Handelsplatz mit 14000 Einw., an der Karawanenstraße nach der chinesischen Provinz Yünnan, deren Grenze 50 km östl. liegt; auf dem Basar verkehren die Bergvölker der Schanstaaten und aus Katschin. Sehenswert ist die _Theindawgyi-Pagode_ (spr. tenndotschi) und das reichgezierte chinesische _Joß-Haus_ am Nordende der Hauptstraße. Ein schöner Weg (1-1/4 St. zu Fuß) führt auf der Landstraße nach China durch Dschungeln zu den _Sojima-Pagoden_; unterwegs begegnet man vielen Karawanenzügen und Schan- und Katschin-Leuten. Man übernachtet und ißt auf dem =Dampfer=, der nach Einnahme der chinesischen Ladung seine =*Talfahrt auf dem Irawaddy= beginnt, die in 1-1/2-2-1/2 Tagen nach _Mandalay_ führt, wenn niedriger Wasserstand nicht unvorhergesehenen Aufenthalt verursacht. Unter den Ortschaften, die der Dampfer anläuft, ist am l. Ufer =Thabeitkyin= (guter Dâk Bungalow), der Hafen für die Rubinengruben in _Mogok_, etwa 80 km östl. Früh gegen 6 Uhr geht ein Motoromnibus (Fahrpreis I. Kl. 30, II. 15 Rup., Europäer können II. Kl. fahren, da für Eingeborne noch III. Kl. da ist) in 6 St. nach _Mogok_ (guter Dâk Bungalow). Besichtigung der Rubinenminen erfordert einen Tag. Meist kann man mit dem nächsten Dampfer weiter fahren. Wer Zeit hat, kann die Irawaddyfahrt von Mandalay nach Bhamo auf Frachtdampfer machen, Verpflegung und Unterkunft ist gut; diese Dampfer halten längere Zeit an vielen Plätzen, haben auch Basar an Bord, der von den Eingebornen überall zu Einkäufen viel besucht wird. Rückfahrt wie oben mit Expreßdampfer. In _Mandalay_ (S. 151) haben auch die Expreßdampfer meist einen Tag Aufenthalt; dann Weiterfahrt auf dem Irawaddy, vorbei an den Pagoden und Ruinen von Amarapura (S. 153) und Ava (S. 153) l. und Sagaing (S. 153) r.--Erste Anlegestelle ist l. in =Myingyan= (74 m), einer großen Baumwollenhandelsstadt, die durch Zweigbahn mit der Hauptlinie Rangoon-Mandalay verbunden ist. Zwischen Myingyan und Nyaungu mündet von r. der Chindwin, der größte Nebenfluß, der ebenfalls für Dampfer schiffbar ist. In _Nyaungu_ (Regierungs-Bungalow) schiffen sich die Reisenden für Pagan aus. =*Pagan=, am l. Ufer des Irawaddy, alte heilige Hauptstadt von Birma vom 5.-13. Jahrh., mit vielen Tempelruinen, deren jetzt noch etwa tausend vorhanden sind, darunter das älteste Denkmal indischen Stils, die _*Kyaukku Onhmiu-Pagode_, mit reicher und sehr grotesker Ausschmückung und fast arischem Buddhabildnis. Ebenfalls aus grünlichem Sandstein ist der _Maunha-Palast_ erbaut, der im Thronsaal feine Schnitzereien zeigt. Die zahlreichen Pagoden in Pagan weisen andre Bauart auf als in Niederbirma; sehenswert sind die _*Ananda-_, _Sinbinthayaung-_, _Gaudapallin-_ und _Thapinyu-Pagoden_ aus dem 11. und 12. Jahrh. Man besteige die Terrasse einer der höchsten Pagoden, um die Trümmerstadt Pagan zu überblicken. (NB. Zur Besichtigung von Pagan und Benutzung des Regierungs-Bungalows in Nyaungu ist die Erlaubnis des Deputy Commissioner in Myingyan erforderlich!)-- Ungefähr 50 km wsw. von Pagan erhebt sich der Vulkan _Popa_ etwa 1400 m über die Irawaddy-Ebene. Beim Anlegeplatz _Yenangyaung_ (l. Ufer) sind die wichtigen Petroleumquellen der _Burma Oil Co._; das Petroleum wird durch eine Röhrenleitung direkt in die Schiffe geführt. Die Flußufer zeigen auffällige fossile Baumstämme am Grund. In hübscher Landschaft die Stadt _Minbu_ (r.); einige Minuten vom Landungsplatz liegen Schlammvulkane. Dann folgt r. _Minhla_, alte befestigte Grenzstadt; von hier bis etwa 160 km weiter abwärts durchläuft der Irawaddy dicht bewaldetes Hügelland, das stellenweise an die Rheinufer erinnert. In schönster Landschaft liegt am l. Ufer, am Fuße schöner Hügel. =Prome=, schon vor Christi Geburt Hauptstadt eines großen Königreichs, mit etwa 27000 Einw.; Eisenbahn nach Rangoon. Die größte Pagode in Prome, die _Shwe Sando_, erhebt sich auf einem Hügel etwa 300 m sw. vom Bahnhof; sie ist völlig vergoldet und etwa 55 m hoch und umgeben von 83 kleinen vergoldeten Tempeln; am Eingang zwei Löwenungeheuer. Ebenfalls sehenswert sind die _Shwe Mokto-_ und _Shwe Bongan-Pagode_, letztere am rechten Ufer. Etwa 10 km östl. von Prome die Ruinen der alten Stadt _Sirikhetra_, jetzt _Yathemyo_ genannt, und etwa 25 km südl. von Prome die _Shwe Nattaung-Pagode_ auf einer Anhöhe. --Flußabwärts von Prome bei _Thomboo_ ein hoher, senkrechter Uferfelsen, der reich mit Buddhabildern in Nischen versehen und von einer Pagode gekrönt ist.--Der Dampfer passiert die Städte _Myanoung_, _Henzada_, _Donabew_; bei _Yandoon_ beginnt das Delta des Irawaddy, die Gegend ist ganz flach und reich bebaut; reichster Ort ist _Maubin_. In der Mündung des _To-Flusses_ (oder _China Bakir_) biegt der Dampfer in Sicht der offenen See scharf nach l. in den _Bassein Creek_, durch den man nach kurzer Fahrt in den _Rangoon_-Fluß und zur Mandalay Wharf in _Rangoon_ gelangt. _=Eisenbahn Prome-Rangoon=_ (259 km, in 10 St. für I. Kl. 12 Rup. 9 annas, II. 7 Rup. 8-3/4 annas) Schnellzug ab Prome abds. über (84 M) _Letpadan Junction_, Bahnwirtschaft [Zweigbahn r. nach (115 M) =Bassein=, wichtiger Seehafen für die Reisausfuhr, in ungesunder Lage am Bassein-Flusse, mit 30000 Einw.; deutsches Konsulat; sehr alte _Shwe Mudo-Pagode_] nach (161 M) =Rangoon= (S. 145). 8. Von Colombo über Penang nach Singapore. Sumatra. Vgl. beifolgende Karte »Hinterindien«. =Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd= alle 14 Tage von _Colombo_ in 6 Tagen über _Penang_ (etwa 5 St. Aufenthalt) nach _Singapore_. Fahrpreise: Colombo-Penang I. Kl. 214-1/2, II. 165 Rup., Colombo-Singapore I. Kl. 274-1/2, II. 181-1/2 Rup. Rückfahrkarte 1-1/2facher Preis.--=Österreichischer Lloyd= einmal monatl. von _Colombo_ über _Penang_ in 8 Tagen nach _Singapore_. Fahrpreise: Colombo-Penang Salonklasse 110 Rup., Colombo-Singapore Salonklasse 132 Rup.--=Messageries Maritimes= alle 14 Tage von _Colombo_ direkt nach _Singapore_; =Peninsular and Oriental Steam Nav. Co.=, ebenso. =Stoomvaart-Maatschappij Nederland= alle 14 Tage von _Suez_ (in 14 Tagen) über _Sabang_ (in 3 Tagen) _nach Singapore_ (in 17 Tagen von Suez).-- =British India Steam Nav. Co.= von _Calcutta_ (S. 134), _Madras_ (S. 100) und _Rangoon_ (S. 145) über _Penang_ nach _Singapore_. Von _Colombo_ (S. 110) geht der Dampfer zunächst an der Südküste von Ceylon entlang, nahe an Point de Galle (S. 125) vorbei, läuft dann an der Südseite des Golfs von Bengalen, auf 6° nördl. Br. entlang, östl. auf _Atchin Head_ (seemännischer Name der Nordspitze der Insel Sumatra) zu, wobei auch die südlichste Insel der _Nikobaren_, Groß-Nikobar, meist nicht in Sicht kommt. Auf der kleinen Insel _Poeloe Weh_, die einen guten Leuchtturm trägt und dichtbewaldete Hügel zeigt, liegt mitten in tropischem Urwald der wichtige niederländische Kohlenhafen =Sabang= (S. 158), der von mehreren niederländischen Dampferlinien regelmäßig besucht wird; in der Nähe sind noch mehrere kleinere Inseln dem gebirgigen Nordende Sumatras vorgelagert, dessen 1726 m hoher kegelförmiger _Goldberg (Seulawai Agam)_ weithin sichtbar ist.--Der Kurs bleibt auch weiterhin östl., bis die _Insel Penang_ in Sicht kommt, die auf etwa 5-1/2° nördl. Br. 5 km vor der Küste der Halbinsel _Malakka_ liegt und den Nordeingang in die Malakkastraße bezeichnet; sie liegt 1268 Seem. von Colombo, 360 Seem. von Singapore. =Straits Settlements= sind die englischen Niederlassungen an der Straße von Malakka, die eine Kronkolonie mit etwa 1 Mill. Einw. bilden; es sind: _Penang_ mit _Wellesley_, _Dindings_, _Malacca_ und _Singapore_; dazu eine Anzahl malaiische Schutzstaaten (_the Federated Malay States_), nämlich Pérak, Selángor, Negri Sembilan und Pahang, deren Sultane durch englische Residenten überwacht werden, sowie fünf andre Malaienstaaten: Kedah, Kelantan, Trengganu, Johor und Perlis, deren Sultane durch englische Ratgeber (Adviser) beeinflußt werden. Sehr viele Chinesen wandern in die »Straits« ein, um sich als fleißige Arbeiter und tüchtige Geschäftsleute meist schnell zu bereichern. Gewonnen wird Kaffee, Zucker, Pfeffer, Zinn und Zinnerz, Bauholz, Tapioka, Sago, Rohgummi, Kopra, Gold etc., Gesamthandel 1909: 14,3 Mill. £. Regierungseinnahmen 2,9 Mill. £ Penang (Georgetown). =Ankunft zur See.= Die schöne, mit Wald und Palmen bewachsene, bis 834 m hohe =Insel Penang= (_Prince of Wales Island_) umsteuert der Dampfer, um zwischen der Insel und dem Festland auf der Reede zu ankern oder, während der Sumatra-Tabakernte (Dezember bis März), am Kai festzumachen. An der Malakkaküste ist flacher Strand mit Palmenwald, dahinter erheben sich mehrere Bergketten, darunter der Kedah Peak; dieses Gebiet ist die ebenfalls englische Provinz _Wellesley_ und der Malaienstaat Kedah. Die Dampfer halten meist nur 5 St., im Dezember bis März länger (bis 12); man erkundige sich genau nach der Abfahrtszeit, ehe man mit dem Tender des Nordd. Lloyd (Überfahrt frei) oder mit Sampan an Land fährt (einfache Fahrt 10 cents). Penang ist Freihafen, daher keine Zollbelästigung; Spirituosen einzuführen ist verboten. =Gasthöfe:= _Eastern and Oriental Hotel_, in guter Lage am Strande, Farqhar Street 10. -- _Raffles Hotel_, mit Restaurant; -- _Crag Hotel;_ -- _Sea View Hotel;_ -- _Hôtel de l'Europe;_ -- _Runnymede Hotel;_ in allen Pens. von 8 Rup. an. -- =Post u. Tel.= -- Kabel nach Medan, Madras, Bangkok und Singapore. -- =Wagen:= _Tikka gharries_ oder _Hackney Carriages_. -- =Rikschas.= -- =Elektrische Straßenbahn.= =Dampfer= (vgl. S. 155): _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: Behn, Meyer & Co. Ltd., Tel.-Adresse: Nordlloyd Penang). -- _Österreichischer Lloyd_ (Agent: Schmidt, Küstermann & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano Penang«). -- _Stoomvaart Mij. Nederland_ und _Koninkl. Paketvaart Mij._ (Agent: Hüttenbach, Liebert & Co.); _Messageries Maritimes_ (Agent: Boustead & Co.); _Peninsular & Oriental Co._ (Agent: Gilfillan, Wood & Co.); _British India Steam Nav. Co._ (Agent: Hüttenbach, Liebert & Co.). -- =Ortszeit.= Penang rechnet nach der Zeit von Singapore. =Eisenbahn= s. S. 161. =Geld:= vgl. S. 167. -- =Banken:= _Hongkong & Shanghai Banking Corporation;_ -- _Nederlandsche Handels-Maatschappij._ Beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. -- _Chartered Bank of India, Australia & China._ Beide letztere Korrespondenten der Deutschen Bank. -- =Sprache:= vgl. S. 167. -- =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Vizekonsulat (Behn, Meyer & Co.) in der Office des Nordd. Lloyd. -- =Zeitungen:= »_Pinang Gazette_«; »_Straits Echo_«. Das =Klima= ist tropisch heiß, im Mittel etwa 27° C, doch bis 33° und mehr, morgens kühl bis 16°; auf den Bergen im Mittel 21° C. Der Niederschlag ist groß, Dezember bis März sind verhältnismäßig trocken, im Sommer zwei Regenzeiten, die kleinere im Mai, die Hauptregenzeit von August bis Oktober. =Penang= (_Pulu Pinang_ = Insel der Betelpalme), von den Engländern _Georgetown_ getauft, Stadt mit etwa 150000 Einw. (meist Chinesen, Klings [Arbeiter aus Vorderindien] und Malaien), gehört seit 1785 den Engländern, liegt auf 5° 25' nördl. Br., hat saubere Straßen, auch im Chinesenviertel, und ein feines europäisches Villenviertel mit prächtigen Gärten am Race Course und am Hafen; dort liegt das _Postamt_ mit großer Halle sowie das alte Fort mit Signalstation. Sehenswert sind die _Markthallen_ und Beach Street; in Chulia Street und Campbell Street sind _Teehäuser_ und ein _chinesisches Theater_. Penang hat lebhaften Handel und starke Zinn- und Sago-Ausfuhr. 1910 liefen 2355 Schiffe mit 2956000 Reg.-Ton. in den Hafen ein. -- _=Rundfahrt=_ nach dem =*Botanischen Garten= mit Wagen von Downing Street l. an der Schule vorbei durch schattige Straßen des Villenviertels zur Northam Road, dann am Rennplatz vorbei, durch M'calister Road, Sepoy Lines zum Eingang des Gartens, der zwar klein, aber vorzüglich gepflegt und mit seltenen, üppigen Pflanzen bestellt ist. Er liegt etwa 5 km vom Hafen in einem von hohen Felsen umgebenen Talkessel; ein hoher Wasserfall bewässert ihn. In reizvollen Gruppen findet man zahlreiche seltene Tropenpflanzen, insbesondere prächtige Orchideen, Gewürznelkenbäume (_Caryophyllus aromaticus_), Farne, _Ravenala_ (Baum der Reisenden aus Madagaskar) u. a. -- Neben dem Eingange zum Garten führt ein teilweise steiler Weg auf den =*Crag Hill=, von dessen Gipfel (834 m) _=*Aussicht=_ über die Insel, den Hafen und das Meer; der Weg ist bis zum Fuße des Hügels 5 km, der Aufstieg 7 km lang; Tragstühle erhält man am Fuß des Hügels; Auf- und Abstieg im Tragstuhl 4 St. (eine Bahn hinauf ist im Bau). Auf dem Gipfel das _Crag Sanitarium_ (Hotel; kleine Zimmer, gute Verpflegung). Man sollte den Aufstieg, wenn man irgend Zeit hat, nicht unterlassen. -- Auch ein Besuch des =*Großen chinesischen Tempels= in Ayer Itam (am Endpunkte der elektrischen Straßenbahn) ist sehr zu empfehlen; Führung durch den Priester, der auch Erfrischungen anbietet; man gebe Tempelspende (1 $). Ein längerer Aufenthalt (etwa eine Woche) auf der landschaftlich sehr schönen Insel Penang, die etwa halb so groß ist wie der Bodensee, ist sehr genußreich. -- _=Fortsetzung der Route=_ s. S. 160. Seitentour Penang-Sumatra. 1) =Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd= von Penang dreimal in 14 Tagen, sw. die Malakkastraße querend, nach _Belawan_ (Deli) in 16 St. -- Außerdem =Dampfer= der _Koninklijke Paketvaart Maatschappij_ (Fahrpläne veränderlich). =Sumatra= ist die zweitgrößte der Sundainseln. Bei einer Längserstreckung von 1650 km (= Kopenhagen-Neapel) ist es mit den benachbarten kleinern Inseln etwa so groß wie die vier deutschen Königreiche zusammengenommen. Den Westteil der Insel durchzieht ein landschaftlich schönes Gebirge, das als die Fortsetzung des westbirmanischen Küstengebirges und des Inselbogens der Andamanen und Nikobaren gilt und von einer Anzahl zum Teil noch tätiger Vulkankegel überragt wird. Der Ostteil der Insel wird von einem vielfach sumpfigen und ungesunden Flachland eingenommen. -- Das _=Klima=_ ist rein tropisch (der Äquator durchschneidet die Mitte der Insel), die Temperatur äußerst gleichmäßig, die Westseite noch bedeutend regenreicher als die Ostseite. Keine Jahreszeit kann als trocken bezeichnet werden, doch hat die Nord- und Ostküste vorwiegend Herbst- und Winterregen, während an der Westküste Höhepunkte des Niederschlags auf den April und den Oktober bis November fallen; Februar und Juli sind auf der ganzen Insel relativ trocken. -- Die _=Vegetation=_ ist von echt tropischer Üppigkeit, doch ist das Waldkleid des Gebirges bei weitem nicht so lückenlos, wie man es bei den hohen Niederschlägen erwarten sollte; große Flächen sind von Savannen eingenommen, die zum Teil vielleicht erst dem Menschen, der den Urwald rodete, ihre Entstehung verdanken. Das östl. Tiefland ist dagegen, soweit nicht sumpfig, großenteils von Urwald eingenommen, da das ungesunde Klima eine stärkere Besiedelung nicht gestattet. -- Die _=Tierwelt=_ ist sehr reich und der des hinterindischen Festlands so nahe verwandt, daß die Abtrennung von ihm erst in ganz junger geologischer Vergangenheit erfolgt sein kann. Nashorn, Elefant und Tiger sind vorhanden, dazu der Orang-Utan und zwei andre große Affenarten (Gibbons), Halbaffen (Makis), Tapir, Argusfasan und viele andre, weniger hervortretende. --_=Bewohner=_ der Insel sind die _Malaien_, deren auf Pfählen errichtete Dörfer (Kampongs) überall zwischen Reis- und Baumwollfeldern sich verstecken. Daneben gibt es noch Reste älterer Bevölkerungsschichten, wie die _Bataker_, die noch ein reines Naturvolk sind. -- Die wichtigsten _=Welthandelsprodukte=_ sind Tabak und Kaffee, von denen der erstere im östl. Flachlande, der letztere im westl. Gebirgsland am besten gedeiht. Die beiden unten beschriebenen Routen führen nach dem Bezirke des besten Tabaks (Delideckblattabak) und des besten Kaffees (um Medan in den Padangschen Hochlanden). Daneben liefert die Insel noch zahlreiche wertvolle Wald- und Bodenprodukte, vor allem Kohle und Petroleum. Sumatra beginnt erst seit kurzer Zeit einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung zu nehmen, da die Holländer, denen es gehört, lange Zeit ihre Haupttätigkeit dem benachbarten Java zuwandten und bis in die letzte Zeit hinein sich mit den ungebärdigen Gebirgsstämmen des Nordteils der Insel, des Malaienstaates Atjeh, in blutigen und kostspieligen Guerillakämpfen herumschlagen mußten. Nachdem _Atjeh_ jetzt unterworfen ist, wird es rasch ein wertvolles Plantagengebiet werden, doch ist die Insel dem Touristenverkehr noch fast nicht erschlossen. [Hand]Für Reisen auf Sumatra ist Erlaubniskarte nötig, die vom Justizdepartement ausgestellt wird und durch das deutsche Konsulat zu beschaffen ist. =Belawan-Deli=, der Hafen von Deli, liegt Penang gegenüber an der flachen Nordküste Sumatras, an der Mündung des _Koeala Belawan_, dessen Ufer mit Mangroven bewachsen sind. Nur kleine Dampfer können über die Barre und ankern dicht beim Bahnhof der _Delibahn_; Zollamt auf der Landungsbrücke. Übernachten in Belawan ist wegen Malariagefahr ungesund; man fahre 1/2 St. mit der Bahn nach _Kampong Besar_, wo der Agent des Norddeutschen Lloyd zuvorkommend für Unterkunft sorgt. Die Europäer wohnen meist in _Laboean Deli_ und _Medan_. Der Zug fährt bald nach Ankunft des Dampfers in etwa 2 St. über die 380 m lange Brücke über den Fluß und durch Tabakfelder hindurch nach (etwa 20 km) =Medan= (_Orange Hotel_; _Medan Hotel_; PT; Klub: _De Witte Sociëteit_), Hauptstadt des Residenten der Ostküste von Sumatra und eines eingebornen Sultans, mit etwa 15000 Einw. Große chinesische und andre Geschäfte, Hauptort der Tabakausfuhr. Bank: _Nederlandsche Handels-Maatschappij_, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft. Deutsches Konsulat (Konsul Karl Hick). Mehrere Bahnlinien führen ins Innere des Ostküstengebiets von Sumatra. Sehenswert ist der _Palast des Sultans_ und der chinesische _Tempel_. Die sehenswerten _Tabakpflanzungen_ der Deli-Maatschappij werden meist mit chinesischen Kulis bearbeitet. Die Tabakblätter erfahren eine außerordentlich umständliche und sorgfältige Behandlung, bis aus ihnen die vortrefflichen Delideckblätter entstanden sind. Im Gebirge kann man die _Batak-Stämme_ (s. oben) kennen lernen und hat Gelegenheit zu Jagden auf Elefanten, Tiger etc. 2) =Dampfer des Rotterdamsche Lloyd= fahren alle 14 Tage über _Marseille_, Port Said, Suez in 20 Tagen direkt nach _Padang_. -- Die =Stoomvaart Maatschappij Nederland= alle 14 Tage von _Genua_ in 20 Tagen direkt nach _Sabang_, _Singapore_, _Batavia_. In Sabang direkter Anschluß an die =Dampfer der Koninklijke Paketvaart Maatschappij=, die alle 14 Tage im Anschluß an die Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd von _Penang_ über _Sabang_ nach _Padang_ in 7 Tagen fahren. Der Dampfer fährt von _Sabang_ (S. 155) längs der gebirgigen, landschaftlich sehr schönen Westküste Sumatras, läuft unterwegs mehrere unbedeutende Hafenplätze an, passiert nun den Äquator (S. 191) und steuert dann in die von felsigen Hügeln umgebene _Koninginnen-Bai_ (unter etwa 1° südl. Breite), deren Ufer dicht bewaldet sind und malerische Dörfer (Kampongs) zeigen. Dann legt der Dampfer an den schönen Kais im _Emmahaven_ dicht am Bahnhof (mit Bahnwirtschaft) an; alle 2 St. fährt ein Zug in 17 Min. für 1/4 Fl. auf 100 m langer Brücke über den Padangfluß nach =Padang= (_Oranje Hotel_, Pens. 5-6 Fl.), Hauptstadt des niederländischen Gouvernements Westküste von Sumatra, in flacher Gegend an der Mündung des Padangflusses. Diese älteste Niederlassung der Niederländer auf der Insel (seit 1666) ist Sitz der obersten Zivil- und Militärbehörden, eines deutschen Konsuls (Joh. Schild) und vornehmster Ausfuhrplatz für die reichen Produkte (Kaffee, Stuhlrohr, Zimt, Muskatnüsse, Gummi, Benzoe, Häute, Kopra, Tabak, Gambir) der Westhälfte von Sumatra, mit 47607 Einw., darunter 5103 Chinesen, 1784 Europäer. Bank: _Nederlandsche Handels-Maatschappij_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. Padang ist mit den Hafenplätzen Emmahaven und Pulu Ajer sowie mit dem Hochlande durch Staatsbahn verbunden. Das Europäerviertel ist eine ruhige, anmutige Gartenstadt mit angenehmem Klubleben (zwei _Sociëteiten_). Die Besteigung des nahen _Affenbergs_ (_Goenoeng' Monjet_) bietet schöne *Aussicht auf die Stadt und das Meer. =Ausflug= ins =Padangsche Oberland= mit dem »Staats Spoorweg« (teilweise Zahnradbahn) zunächst durch reich mit Reisfeldern, Bananenpflanzungen und Kokospalmen bebaute Ebene (zuletzt ansteigend) bis _Kajoe-Tanam_ (143 m), von da (mit Zahnradhilfe) durch die prachtvolle Schlucht _Anei-Kloof_ von 15 km Länge (das tropische Gegenstück zur Gotthardstraße von Göschenen nach Andermatt!); l. Ausblick auf die Vulkanriesen _Tandikat_ (2438 m) und _Singgalang_ (2877 m), r. auf den Ambatjang (959 m); l. der 25 m hohe _Ajer-Mantjoer-Wasserfall_. Auf dem Hochland sieht man den _Merapi_ (s. unten) vor sich; vorbei an vielen Kampongs, mit zierlichen Reisscheunen (_rankiang_) seltsamer Bauart, gelangt man nach 4 St. Fahrt nach =Padang-Pandjang= (_Hotel Merapi_, klein, aber gut) am Knotenpunkt der Bahn (man lasse sich in den sehr angenehmen Militärklub einführen). Von Padang-Pandjang führt die Zahnradbahn, 19 km, in 1-1/4 St. am Vulkan Merapi (s. unten) vorbei nach =Fort de Kock= (921 m; _Sawah-Hotel_, 2 Min. vom Bahnhof), Hauptort des Padangschen Oberlands; von hier beste Gelegenheit zu vielen lohnenden Ausflügen: zum interessanten Malaiendorf _Kota-Gedang_; zum Wasserfall von _Soengei-Poear_, am Hange des Merapi; zu den Grotten von _Kamang_, 12 km vom Fort de Kock; mit Karre nach dem frischen Schwimmbad (4-1/2 km) _Soengei Tanang_.--*Schöner Tagesausflug vom Fort de Kock über _Simpang_ nach (18 km) _Matoer_ (Rasthaus), von da mit Karre nach =Padang-Galanggang=, hier prächtiger Ausblick auf den _*Manindjau-See_. Zurück durch das seltsame =*Karbouwengat= nach (15 km) Fort de Kock.--Zur Besteigung des noch tätigen Vulkans =*Merapi= (2891 m) fährt man mit Karre (_bendy_) am besten von Fort de Kock 1 Uhr Nm. in 4 St. über Soengei-Poear zum Rasthaus _Pagolèan_ (1800 m), dort übernachten. Früh 5 Uhr Aufstieg steil in 2-1/2 St. zum Krater (_Kapoendan_). Oben kalter Wind! Prächtige _=*Aussicht=_ frühmorgens, sonst meist bewölkt. Von Fort de Kock mit der Bahn oder durch schönere Landschaft mit Karre (7 Fl.) nach _Paja-Kombo_ (kleiner, guter Gasthof, Ankunft telephonisch von Fort de Kock melden!); der *Markt hier So. früh ist berühmt (malaiische Waffen, Kleider, Schmucksachen), noch berühmter die Schönheit der Frauen des Ortes. Von hier mit Karre für 3 Fl. in etwa 2 St. zu dem riesigen Wasserfall *_Batang-Harau_. Schöne Wege auch nach _Fort van der Capellen_. Von Padang-Pandjang (s. oben) führt die Bahn längs des Nordufers des 21 km langen, schönen Bergsees _Singkarah_ in etwa 4 St. nach =Solok= (387 m; einfacher _Gasthof_); von hier durch abwechselungsreiche prächtige Berglandschaft in das Tal von _Sawah-Loentoe_, Bahnfahrt etwa 1-1/2 St.; Besichtigung der mit javanischen und malaiischen Kulis und Sträflingen betriebenen _Oembilin_-Kohlengruben, wo täglich bis 1000 Ton. gefördert werden. Alle Ausflüge in das kühle Hochland von Padang sind von unvergleichlichem Reiz. Von Padang nach Batavia. Mit Dampfern des »Rotterdamsche Lloyd« und der »Koninklijke Paketvaart Mij.« über _Benkoelen_ und vorbei an der vulkanischen Insel =Krakatau= (_Poeloe Rakata_), die bei einem Ausbruch durch eine gewaltige Explosion am 27. Aug. 1883 zum größern Teil vernichtet wurde, während durch die Auswurfmassen die umliegenden Küsten und Fahrwasser verändert, durch eine gewaltige Flutwelle etwa 40000 Menschen getötet, Schiffe hoch ins Land hinein geworfen wurden etc. Die Explosion war das in seinen Wirkungen am weitesten reichende vulkanische Ereignis, das jemals bekannt geworden ist. Sie wurde wahrscheinlich dadurch hervorgerufen, daß Meerwasser in das Innere des durch vorhergehende Eruptionen teilweise ausgeräumten Magmaherdes Zutritt fand und sich durch die hier herrschende hohe Temperatur in Dampf verwandelte. Die Wirkungen waren furchtbar. Eine in der nähern Umgebung der Explosionsstelle bis zu 30 m hohe Meeresflutwelle verwüstete die Küsten der umliegenden Inseln, namentlich Javas und Sumatras, wurde aber an allen Küsten des Indischen Ozeans und sogar noch an der Westküste Nordamerikas (San Francisco) und stellenweise am Atlantischen Ozean wahrgenommen. Der Schall der Explosion drang bis nach Ceylon, Saigon, Neuguinea und Australien. Ungeheure Massen von Asche (zerstäubte Lava) und Bimsstein wurden ausgeworfen und bedeckten nach dem Niederfallen eine Fläche größer als das Deutsche Reich; die feinsten Staubteilchen wurden bis zu 60 km Höhe emporgeschleudert und von Luftströmungen um die ganze Erde herumgeführt, überall Monate hindurch merkwürdige optische Erscheinungen-- Blaufärbung der Sonne, den »Bishopschen Ring« um diese und prachtvolle Dämmerungserscheinungen--hervorrufend. Die durch die Explosion erzeugten Luftwellen umkreisten mehrmals die ganze Erde, wozu sie jedesmal etwa 36 St. brauchten. Jetzt sieht die zersprengte Kraterinsel wie eine Haifischflosse aus, schroff abstürzend nach einer Seite und hier einen prächtigen Durchschnitt durch einen Vulkanberg zeigend, soweit nicht die Vegetation schon wieder davon Besitz genommen hat. Nach Passieren der Insel Krakatau läuft der Dampfer nun durch die Sundastraße nahe an der Insel _Dwars in den Weg_ vorbei um die NW.-Ecke Javas, die _Sankt Nikolaas-Huk_, ostwärts längs der Küste und an kleinen grünen Inseln vorbei nach =Batavia= (S. 195). Von Penang nach Singapore. A. Über See. Der Dampfer (S. 155) fährt in Sicht der Küste von Malakka anfangs mit südlichem, dann südöstlichem Kurs vorbei an den kleinen Häfen _Port Weld_ (S. 163), _Telok Anson_ (S. 164), _Port Swettenham_ (S. 165), _Port Dickson_ (S. 165) und _Malacca Town_ (S. 165), die alle Bahnanschluß nach dem Innern haben, zur Verschiffung von Gummi und Zinn.--Die Fahrt durch den südlichen, engsten Teil der Malakkastraße, _The Straits_, führt zwischen Korallenriffen und Koralleninseln vorbei am Kap _Tanjong Bulus_, dem südlichsten Punkte des asiatischen Festlandes, und nördl. von den größern, zum Teil vulkanischen _Riouw-Inseln_ nach =Singapore= (S. 166). B. =Über Land= (vgl. die Karte S. 162). =Eisenbahn.= Mit der _Federated Malay States Railway_ tägl. 8 Uhr früh von Penang in 23 St. für I. Kl. $29,83 nach (465 M) Singapore; Schlaf- und Speisewagen (F. 75 c., Tiffin 1, Dinn. $1,50) im Zuge; Freigepäck 133 Pfund engl.; man achte auf richtige Abfertigung des Gepäcks. Die Bahnfahrt gibt Gelegenheit, die landschaftlich sehr schöne, noch wenig bereiste Halbinsel Malakka mit ihren großartigen Zinngruben und Gummiplantagen kennen zu lernen. Man sollte 10-14 Tage für die lohnende und interessante Tour verwenden. Moskitonetz mitnehmen! Der Westteil der =Malaiischen Halbinsel= (_Malakka_) ist der Typus eines Tropenlandes, reich befeuchtet durch den Südwestmonsun, mit hoher, äußerst gleichmäßiger Temperatur und entsprechend üppigem Pflanzenkleid. Ein dichtbewaldetes Gebirge mit nordsüdl. verlaufenden Bergketten durchzieht die Halbinsel, erreicht aber nicht sehr große Höhen. Als höchste Erhebung gilt der 2172 m hohe _Kerbau_, den man am 2. Tage der unten beschriebenen Fahrt durch die Halbinsel etwa 50 km östl. läßt. Das Gebirge enthält mit die größten Zinnlagerstätten der Erde. Zinnerz bildet denn auch den Hauptausfuhrgegenstand der Halbinsel, daneben Waldprodukte, vor allem Guttapercha (auch schon aus Pflanzungen gewonnen) und Kopal, sowie Gewürze. -- Die _=Bevölkerung=_ ist, wie in ganz Hinterindien, stark gemischt, doch überwiegt in den heutigen Bewohnern der niedrigem Landesteile der malaiische Einschlag bei weitem, während in den entlegenem Gebirgsgegenden noch Naturvölker hausen, wie vor allem der Stamm der blasrohrbewaffneten _Sakei_ (S. 164). Die Städte bergen noch zahlreiche Bauwerke, die unter dem Einfluß altindischer, brahmanischer Kultur entstanden sind; umgekehrt findet jetzt in immer stärkerm Maße chinesische Einwanderung statt. -- In den unten angeführten malaiischen Ortsnamen bedeutet _Bukit_ Berg, _Gunong_ Gebirge, _Kuala_ Mündung, _Pulo_ Insel. _=Zeiteinteilung für 9 Tage=_: 1. Tag: früh ab Penang, Fahrt unterbrechen (3 St.) in Taiping, dann nach Kuala Kangsar;--2. Tag: nach Ipoh; --3. Tag: nach Kuala Kubu;--4. Tag: nach Kuala Lipis;--5. Tag: nach Kuala Lumpur;--6. Tag: Kuala Lumpur;--7. Tag: über Seremban nach Kuala Pilah und zurück nach Seremban;--8. Tag: nach Port Dickson, zurück über Seremban nach Malacca Town;--9. Tag: nach Singapore. [Illustration: Penang-Singapore.] Von Station Penang (S. 156) fährt eine Dampfbarkasse der Bahngesellschaft von der Fahrkartenausgabe am Hafen (wo auch Gepäckannahme) in 1/2 St. zur Festlandstation _Prai_. Von hier geht nun die Bahn durch Reisfelder, Zuckerpflanzungen etc. über die englische Grenzstation (25 M) _Parit Buntar_ (Rasthaus, tägl. $1,50, Verpflegung $2,50), durch die künstlich bewässerte, fruchtbare Ebene des Krian-Distrikts im Staat Perak bis (34 M) _Bagan Serai_ (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), hier Oktober bis März früh und abends Gelegenheit zur Schnepfenjagd; weiter über _Bukit Merah_, wo die Bahn durch einen Hügel schneidet und ein Bewässerungs-Staubecken kreuzt, durch hügeliges Land vorbei an den größten (von über 4000 Chinesen bedienten) offenen Zinngruben der Erde, zwischen _Krian Road Station_ und (53 M) _Kamunting_ nach (56 M) =Taiping= (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), einer der malerischsten Malaienstädte, mit schattigen Straßen voller gelb blühender Angsena-Bäume (_Pterocarpus indicus_), einem englischen und einem chinesischen Viertel. Auf einem Hügel das Haus des britischen Residenten für Perak, oberhalb der roten Gebäude des Staatsgefängnisses und nicht weit von dem weißen *_Museum_ (_Perak State Museum_) mit sehenswerten zoologischen, geologischen und ethnographischen Sammlungen der Malaiischen Halbinsel. Nahe dem Sportplatz (_Recreation Ground_) mit zwei Klubhäusern (_Perak Club_ und _New Club_) liegt ein sehr schöner öffentlicher Garten mit See, in der Nähe ein schöner Wasserfall. Vom Schießplatz der malaiischen Garnison führt ein guter Weg am Teegarten-Bungalow vorbei durch Dschungeln auf den *_Larut-Hügel_, mit schönen Ausblicken auf die Perak-Landschaft; auf dem Gipfel sieben Bungalows. -- Schwierig und unsicher ist von da der Aufstieg zum _Gunong Hijan_ (1448 m), der weite Aussicht bieten soll (man erkundige sich vorher und nehme Führer mit). Für Ärzte ist das Eingebornen- Krankenhaus beim Bahnhof sehenswert. =Zweigbahn= von Taiping über (7 M) _Matang Fort_, das im britischen Perak- Feldzug 1876 Hauptstützpunkt war, nach (11 M) =Port Weld=, Seehafen für kleine Dampfer am Sungi Sengar Besar, wo Zinn aus- und Reis eingeführt wird; tägl. Dampfer nach Penang. Die Hauptlinie führt von Taiping durch schöne Hügellandschaft über _Bukit Gantang_ mit Fortruine (Umgegend reich an Tigern), steigt dann durch mehrere Tunnels auf die Höhe eines Passes und über eine eiserne Brücke mit schönem Ausblick auf die hohen Felsen von _Gunong Pontok_, deren Höhlen die schwarze Ziegenantilope bewohnt, über (71 M) _Padang Rengas_ nach (79 M) =Kuala Kangsar= (Rasthaus $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt und Residenz des Sultans Idris von Perak (ein hochgebildeter Mohammedaner, ausgezeichneter Herrscher und Vater seines Landes) und des britischen High Commissioner der Verbündeten Malaienstaaten, am r. Ufer des Perak-Flusses, der die untere Stadt öfters überschwemmt; höher liegen die drei Paläste des Sultans, Regierungsgebäude und die Häuser der britischen Beamten sowie die malaiische Hochschule _Malay College_, nach dem Muster der Eton-Schule; ferner eine *_Kunstschule_ (wo schöne Silberarbeiten etc. zu kaufen sind). Empfehlenswerte Erfrischung ist ein Elefantenritt auf gutem Weg (5 km) nach einem flachen Wasserfall, wo man baden und dabei den Fall hinabgleiten kann. Menggelunchor nennen die Malaien diesen Sport (man bade nicht ohne Badehose oder ähnliches).--Beliebt sind Ausflüge mit Hausbooten von Kuala Kangsar auf dem Perak-Flusse stromab bis Telok Anson (S. 164); sie fordern aber mindestens 3-4 Tage (Hausbootmiete nach Übereinkunft, mit Hilfe des Distriktsoffiziers, sieben Mann Besatzung erhalten je 50 c. tägl., man gibt etwas Vorschuß zum Einkauf von Nahrung; ein Steuermann nach Übereinkunft; für Damen ist ein richtiges, geschlossenes Hausboot erforderlich). Moskitonetze u. Verpflegung, auch Getränke und Jagdgewehre sind mitzunehmen. Wegen der Krokodile sei man sehr vorsichtig beim Baden, befolge genau den Rat des malaiischen Steuermanns. Nachts ankert man meist mitten im Strom, um die Malariastechmücken (Anopheles) zu meiden. Unterwegs ist reichlich Jagdgelegenheit auf Schnepfen, Enten, Krokodile etc., am besten bei _Parit_, _Bota_ und _Pulau Tiga_; Fischen mit malaiischen Netzen. Rückkehr von Telok Anson s. S. 164. Die Bahn führt von Kuala Kangsar bei (83 M) _Enggor_ zur Pontonbrücke über den Perak-Fluß, dann über (93 M) _Sungei Siput_ und (101 M) _Chemor_ nach (111 M) =Ipoh= (Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50, und ein Gasthof), aufblühende Handelsstadt im Kinta-Tal, gesund gelegen, Mittelpunkt der Zinngruben, deren Besichtigung sehenswert ist, da nach allen Systemen mit chinesischen Kulis und elektrischen Maschinen dort gearbeitet wird.--In der Umgebung, bei _Gunong Rapat_ und _Sungei Raia_, schöne Kalksteinfelsen mit sehenswerten chinesischen Felsentempeln. In Ipoh originelle *malaiische, tamilische und chinesische Theater.--Im Kinta-Distrikt leben an den Abhängen des 2172 m hohen _Gunong Kerbau_, etwa 35 M östl. von Ipoh, die _Sakei_, ein Stamm scheuer Ureinwohner hellerer Hautfarbe, die noch lange Blasrohre (sumpit) mit vergifteten Bolzen benutzen und nackt in offenen Pfahlhütten leben. Die Bahn führt von Ipoh über mehrere kleine Stationen nach (149 M) _Tapah Road_ (Rasthaus); Zweigbahn nach (35 M) =Telok Anson=, einem Hafen für Zinnausfuhr am Perak-Fluß mit Küstendampferverkehr nach Penang und Singapore; Telegraph. Durch reich angebautes Plantagenland, dann durch dichte Dschungeln und Wälder mit tropischen Nutzhölzern über unbedeutende Stationen nach (221 M) =Kuala Kubu=, kleiner, hübsch gelegener Malaienstadt im Staate Selangor. =Ausflug= von hier mit Motoromnibus der Bahngesellschaft (vorausbestellen) auf guter Landstraße durch das malerische Gebirge und durch wilde Dschungeln über (44 M) _Raub_ (Rasthaus) nach (ca. 60 M) =Kuala Lipis= (gutes Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 2,50), Hauptstadt des Staates Pahang am Jelai, Nebenfluß des Pahang-Flusses. Der Sultan residiert in _Pekan_ (Rasthaus) an der Mündung des Pahang, wohin man von Kuala Lipis mit malaiischem Hausboot in etwa einer Woche gelangen kann. (Dieser ganze wilde und romantische Ausflug von Kuala Kubu quer durch die Halbinsel Malakka bis zum Südchinesischen Meer ist anstrengend und nicht ohne Gefahren, daher nicht für jeden Weltreisenden zu empfehlen! Er bietet aber Naturschönheiten und große Jagdgelegenheit seltener Art.)--Von Pekan ist zuweilen Gelegenheit, mit Küstendampfer nach Singapore zu gelangen, aber die Einschiffung ist bei Nordostmonsun (Oktober bis März) oft wegen hohen Seegangs auf der Barre der Flußmündung unmöglich; Rückkehr von Pekan über Land oder auf dem Fluß sehr langwierig; vielleicht kann man im Notfall über _Kuantan_ (Rasthaus; Hafen im Bau) Dampfer erreichen oder mit Automobil auf der (zum Teil 1911 noch im Bau begriffenen) Straße nach _Benta_ an der Straße Kuala Lipis-Kuala Kubu zurückkehren. (Man ziehe vor solchem Ausflug Erkundigung bei den englischen Behörden in Kuala Kangsar und Kuala Lipis ein.) Von Kuala Lipis mit Motoromnibus zurück nach Kuala Kubu. Von Kuala Kubu führt die Bahn über (235 M) _Serendah_, (241 M) _Rawang_, Bahnhof für den Ort _Bandar Baharu_, und (254 M) _Batu_, lauter Minenstädte, nach (259 M) *=Kuala Lumpur= (_Station Hotel_, neu, am Bahnhof, Pens. von $ 6 an, mit Restaurant; _Empire Hotel_ und ein Rasthaus, tägl. $ 1,50, Verpflegung $ 1,50), Hauptstadt der Malaiischen Bundesstaaten mit etwa 35000 Einw., in schöner Lage, mit prächtigen Gärten im europäischen Viertel und verhältnismäßig kühlem Klima. Residenz des britischen »Resident General« der Malaiischen Bundesstaaten. Vor einem schönen öffentlichen Park mit See das _Museum_ mit reichen zoologischen (besonders Vögel und Fische) und ethnographischen (besonders Tonwaren und Matten) Sammlungen. Kuala Lumpur ist für längern Erholungsaufenthalt geeignet, hat gute Basare, Hospital etc.--_=Ausflüge=_ nach (26 km) _Dusun Tua_, einem Bungalow mit heißer Quelle in malerischer Landschaft an einem Fluß, wo man tropisches Tierleben beobachten kann (fliegende Eidechsen, fliegende Hunde, Affen etc.). =Zweigbahn= von Kuala Lumpur durch den mit Gummiplantagen bestandenen Klang-Distrikt nach (etwa 18 M) _Klang_ (Rasthaus beim Bahnhof), Residenzstadt des Sultans von Selangor, Mittelpunkt des Gummihandels, durch ein Hügelfort mit britischer Garnison beherrscht, und von da nach (etwa 6 M) =Port Swettenham= (Rasthaus, Post und Tel.), dem modern ausgebauten wichtigsten Hafen für Küstendampfer zwischen Penang und Singapore, mit beträchtlichem Seeverkehr; Dampfer nach Penang und Singapore. Von Kuala Lumpur weiter durch Gummiplantagen über (274 M) _Kajang_ (Rasthaus), einem hübschen Dorf mit Zinngruben, nach (302 M) =Seremban= (Rasthaus), Hauptstadt des Malaienstaates Negri Sembilan, in ähnlich schöner Lage wie Kuala Lumpur, auch mit britischem Viertel. =Ausflug= von Seremban mit Motoromnibus auf malerischem Weg über das Gebirge nach (24 M) =Kuala Pilah= (Rasthaus), Residenz des Yam Tuan von Sri Menanti, dessen *_Palast_ (_Astana_) in einem prächtigen Seitental 8 km von Kuala Pilah liegt. Die Stadt Kuala Pilah liegt am Muar-Fluß und an einer Zweigbahn nach Gemas (S. 166); auf dem höchsten Hügel (*Aussicht) in der Stadt ist das Amtsgebäude des britischen Residenten; in der Hauptstraße der Stadt ein Standbild des ersten britischen Residenten, Martin Lister, von Chinesen gestiftet. Zurück mit Motoromnibus nach Seremban oder mit Wagen (Gharries) auf ebenfalls schönem Gebirgsweg nach Tampin (s. unten). =Zweigbahn= von Seremban in 1-1/2 St. nach (etwa 22 M) =Port Dickson= (Rasthaus), auch _Arang Arang_ genannt, Hafen für Küstendampfer, mit guter Seebadegelegenheit, beste Badezeit 5-1/4--6-1/4 Uhr Nm.; man übernachte im Port Dickson Sanitarium (Platz vorausbestellen), dicht am Badestrand. Die Bahn führt von Seremban weiter durch gut bebaute Obstgärten und Reisfelder und stark bevölkerte, wohlhabende Malaiendörfer über _Pedas_, _Rembau_ und _Chengkau_ nach (334 M) _Tampin_ (Rasthaus). _=Fortsetzung der Route=_ S. 166. Von hier Zweigbahn (22 M) nach =Malacca Town= (Rasthaus am Bahnhof, dem Seebad am nächsten; andres Rasthaus an der Seeseite der Stadt), wichtiger Seestadt und Hauptausfuhrhafen der Malaienstaaten, mit etwa 95000 Einw. Malacca Town liegt auf 2° nördl. Br. und ist die älteste europäische Niederlassung auf der Halbinsel, 1511 von den Portugiesen unter Albuquerque begründet und zu einem wichtigen Gewürzhandelsplatz gemacht, 1641 von den Niederländern und 1795 von den Engländern erobert, dann 1818 zurückgegeben, aber 1824 gegen Benkoelen von den Niederländern wieder eingetauscht. Man trifft noch Nachkommen der Portugiesen sowie die portugiesische Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Gipfel des St. Pauls-Hügels, neben dem Leuchtturm am l. Ufer der Mündung des Malacca-Flusses. Der Hügel ist mit alten Festungswerken umgeben. Mehrere Brücken führen über den Fluß zu dem Stadtteil des r. Ufers. Malacca Town ist Sitz der Regierung des britischen Malacca-Territoriums (Teil der Kolonie Straits Settlements, vgl. S. 155). Am Fuß des St. Pauls-Hügels liegen Schulen (darunter die sehenswerte Chinesenhochschule des Dr. Morrison), Post und Telegraph, Gericht, Krankenhäuser etc.; sehenswert ist an der Seeseite _Albuquerques Tor_. Die Stadt ist ziemlich gesund, obgleich etwas wärmer als Singapore. --Etwa 8 km westl. von Malacca Town liegt der hübsche Badeort *_Tanjong Kling_ (Regierungsbungalow, Erlaubnis zur Benutzung für Seebadezwecke erteilt die Public Works Office in Malacca Town). Malacca Town hat durch Inseln geschützte Reede; lebhafter Verkehr von Küstendampfern nach Penang, Port Swettenham, Port Dickson und Singapore. _=Fortsetzung der Hauptroute.=_ Von Tampin (S. 165) führt die Bahn über einige unbedeutende Stationen nach (364 M) _Gemas_, Grenzstation des Staates Negri Sembilan (Zweigbahn von Gemas im Betrieb über _Rompin_ nach [22 M] _Bahau_, von da im Bau nach _Temerloh_ im Staat Pahang; Zweigbahn von Bahau nach [12 M] _Kuala Pilah_ [S. 165] im Betrieb), und durch Urwald und Dschungeln des Staates Johor über mehrere kleine Ortschaften nach (450 M) _Johor Bharu_ (S. 169); von da Fährdampfer nach _Woodlands_ (s. unten) und Bahn nach (465 M) _Singapore_. Singapore. Vgl. beifolgenden Plan. =Ankunft.= Die Ansteuerung des Hafens ist wegen vieler gefährlicher Riffe und Bänke vor der Hafeneinfahrt schwierig; Handelsdampfer laufen zum Teil, die Reichspostdampfer stets in den engen Hafen innerhalb der Inseln und machen meist am _Tanjong Pagar-Kai_ dicht am Lande fest. Am Landungsplatze stehen europäische und malaiische Diener von allen Gasthöfen sowie reichliche Fahrgelegenheiten (Wagen und Rikschas, auch elektr. Straßenbahn). Fahrt bis zur Stadt etwa 20 Min. Keine Zolluntersuchung, aber Waffen dürfen ohne Polizei-Erlaubnis nicht eingeführt werden! =Gasthöfe=: _Raffles' Hotel_, Beach Road 2, nahe der Esplanade, 130 Z. --_Hôtel de l'Europe_ (Pl. 13), an der Esplanade, in besserer Lage. Küche in beiden mäßig, Pens. etwa $ 8.-- _Hotel Adelphi_, Colman Street, 100 Z., Pens. von $ 5 an.--_Hôtel de la Paix_, Colman Street 3, 40 Z. $ 2-3, Tiffin 1-1/4, Dinn. 1-1/2, Pens. $ 6-8.--_Hotel van Wijk Co. Ltd._, Stamford Road 2, 80 Z. 2, F. 1, Lunch 1, Dinn. 1,50, Supp. 2, Pens. $ 5-6, Küche gelobt. --Die meisten Gasthöfe sind zugleich =Restaurants=. =Post= (Pl. 18), an der Südseite der Cavanagh-Brücke neben der Börse. --=Telegraph=, Robinson Quai. Kabel führen nach Penang, Saigon, Labuan, Soerabaya und Batavia.--=Wagen=: _Tikka gharries_ oder _Hackney Carriages_ nach gedrucktem Tarif.--=Rikschas= ebenfalls mit fester Taxe.--=Reitpferde= zu haben.--=Straßenbahnlinien= (s. den Plan), auch von Europäern benutzt.-- =Eisenbahn=: _Singapore & Kranji Railway_ (Bahnhof Tank Road), vom Landungsplatz der Postdampfer in 25 Min. mit Straßenbahn zum Bahnhof, von da in 1-1/4 St. bis zur Endstat. _Woodlands_ (von wo Fährboot nach Johor mit Anschluß an die _Federated Malay States Railway_, S. 161). =Dampfer=: _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: Behn, Meyer u. Co., Tel.-Adr. »Nordlloyd Singapore«): Reichspostdampfer alle 14 Tage nach Ostasien und Europa; Anschlußdampfer nach Bangkok und Deli sowie nach Britisch-Nordborneo, Makassar, Menado (auf Celebes), Süd-Philippinen und Neuguinea (über Batavia)--_Koninklijke Paketvaart Maatschappij_ (Agent: J. Deandels & Co.): Anschlußdampfer an die deutschen Reichspostdampfer nach u. von Batavia, Samarang und Soerabaya. --_Stoomvaart Maatschappij Nederland_ (Agent: J. Daendels & Co.) alle 14 Tage nach Batavia und nach Europa über Sabang.--_Österreichischer Lloyd_ (Agent: Rautenberg, Schmidt & Co.), monatlich einmal nach Ostasien und Europa.--_Messageries Maritimes_ (Agent: C. Tournaire; Telegrammadresse: »Messageries Singapore«) alle 14 Tage über Saigon nach Ostasien und über Colombo nach Europa; Anschlußdampfer nach Batavia. --_Peninsular & Oriental Co._ alle 14 Tage nach Ostasien und Europa, mit Anschlußlinien nach Java, Sumatra, Celebes u. a.--_British India Steam Nav. Co._ alle 14 Tage nach Vorderindien. =Geld.= Einheitsmünze ist der _Straits-Dollar_ ($) = 2,40 Mark oder 2 sh. 4 d.; Silbermünzen außerdem zu 50, 20, 10, 5 cents. 1 $ = 100 cents. Außerdem Kupfergeld.--=Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Korr. sämtlicher deutschen Großbanken.--_Hongkong & Shanghai Banking Corporation_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft.--_Chartered Bank of India, Australia & China._-- _Nederlandsche Handels-Maatschappij._ Beide letztere Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank. =Sprache= ist malaiisch, die allgemeine Verkehrssprache Hinter- und Insulindiens. =Theater=, malaiische sind besuchenswert. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Generalkonsul Feindel, Vizekonsul Dr. Saunier. --_Österreich-Ungarn_, Dr. Erwin Ritter von Zach.--=Deutscher Klub=, sehr schön gelegen. =Polizeiamt=: South Bridge Road und North Bridge Road, letzeres nahe dem Hôtel de l'Europe.--=Ärzte=: an 30; deutsche Ärzte Dr. _Werner_, Medical Hall; Dr. _Wertheim_.--=Zahnarzt.=-- =Deutsche Apotheken.=--=Krankenhaus=: _General Hospital_.--=Buchhandlungen=: _Kelly & Walsh_, Raffles Place.--_Fraser & Neave._--=Zeitungen=: _Straits Times_; _Government Gazette_; _Singapore Free Press_; _Colonial Press_. Einige malaiische, tamulische und chinesische Zeitungen. =Photographieren= von Festungswerken (die oft _nicht_ zu erkennen sind) ist streng verboten und wird mit 1 Jahr Zuchthaus bestraft, da Singapore Kriegshafen ist. (Deutsche Liebhaberphotographen werden mit Vorliebe böser Absichten verdächtigt!) =Einkäufe=: Korallen, Muscheln, Korbstühle, Ananas frisch und konserviert (sehr billig). =Zeiteinteilung.= 1. Tag: Markt in der Chinesenstadt, Museum, Botanischer Garten, Esplanade.--2. Tag: Fahrt nach Johor.--3. Tag: Ausflug nach dem Sea View Hotel, östl. von Singapore, an der See. =Geschichte.= Das alte Singapura soll in der 2. Hälfte des 12. Jahrh. von dem aus Sumatra eingewanderten Radschah Sang Nila Utama begründet sein; sein Nachfolger Sikander wurde von den Javanen vertrieben und gründete die Stadt Malakka, während die javanischen Herrscher zum Islam übertraten (jetzt Hauptreligion der Malaien) und das Sultanat Johor begründeten. Sir Stamford Raffles drang darauf, daß das im Anfang des 19. Jahrh. zum Seeräuberschlupf gewordene Singapore englisch werde; 1819 wurde die britische Flagge auf der Insel gehißt, entwickelte sich aber erst mit dem Aufblühen der Dampferfahrt zu einem der wichtigsten Stapelplätze und Stützpunkte für den Seeverkehr nach und von Ostasien. Das =Klima= ist heiß, doch nicht ungesund, mit sehr gleichmäßiger Temperatur, auch für Kinder gut. Mittlere Jahrestemperatur etwa 27° C; höchste im Jahre vorkommende Temperatur durchschnittlich 38°, die niedrigste 17,5°. Stürmisches Wetter herrscht meist beim Monsunwechsel (SW.-Monsun im April bis Oktober), aber nur kurze Zeit. Die Regenmenge ist beträchtlich (2350 mm); es regnet in Schauern mindestens zweimal alle 3 Tage, am stärksten im November und Dezember. Dem Regen ist der üppige Pflanzenwuchs zu danken. Die Sonne geht stets gegen 6 Uhr auf und unter. =Singapore= (bedeutet entweder Löwenstadt = singa puru, oder Raststadt--sing gah pura), die Hauptstadt der Straits Settlements (S. 155), liegt auf der gleichnamigen Insel unter 1° 16' nördl. Br., mithin nur 141 km vom Äquator. Die vorzügliche Lage am Hauptseeweg von Europa nach Ostasien sowie zwischen dem Golf von Bengalen und der Chinasee und in der Nähe der großen Sundainseln und der Philippinen haben die Stadt, die schon frühzeitig zum Freihandelsgebiet erklärt wurde, zu einem blühenden Stapelplatz für den Seehandel und einem wichtigen Kohlen- und Ausrüstungshafen für zahlreiche, stetig wachsende Dampferlinien im Indischen und Stillen Ozean gemacht. Für die englische Kriegsflotte ist Singapore ein wichtiger Stützpunkt außerhalb der europäischen Gewässer. Es ist seestrategisch äußerst günstig gelegen.--Die Stadt zeigt europäisches Großstadtgepräge und hat etwa 250000 Einw., davon sind 4/5 Chinesen, 1/8 Malaien, 3/80 Europäer (etwa 250 Deutsche) und Eurasier, 3/80 Indier (insgesamt 3/4 Männer, 1/4 Frauen); darunter auch Klings (Arbeiter aus Vorderindien), Araber, Armenier, Parsen, Juden, Birmanen, Siamesen etc. Die Chinesen spielen also der Zahl nach die Hauptrolle; sie leben hier nicht nur als Kulis und Kleinhändler, sondern auch ein großer Teil des Handels liegt in ihren Händen.--Der neue _Hafen_ von Singapore ist nach S. durch die Inseln _Blakan Mati_ und _Pulubrani_ geschützt, mit guten Kaianlagen, Kohlenlagern und Warenschuppen reichlich versehen. --Die _=Ausfuhr=_ umfaßt Zinn, Kautschuk, Pfeffer, Stuhlrohr, Reis, Tapioka, Kopra, Sago, Lack, Patschuli, Zitronellaöl; Einfuhr: Kohle, Petroleum, Eisenwaren, Baumwollwaren. 1908 liefen 5187 Schiffe mit 6984980 Reg.-Ton. in den Hafen ein.-- Das Stadtgebiet teilt sich in die Chinesenstadt, das Europäerviertel und das Malaienviertel. Drei Hügel, _Pearls Hill_ (49 m), _Government Hill_ (48 m), gekrönt vom Palast des Gouverneurs, und _Mount Sophia_ (33 m), überragen die Stadt. Gegenüber der Reede liegen die europäischen Geschäftshäuser, einige Klubs und nahe der _Johnston Pier_ die _Börse_ (Pl. 17) und das _Postamt_ (Pl. 18). Auf der _Esplanade_ steht das Gymkhana-Klubhaus und in der Mitte ein Standbild des _Sir Thomas Stamford Raffles_ (Pl. 10), gegenüber die _St. Andrews-Kathedrale_ (Pl. 7). Von der Esplanade führt die High Street nw. zu dem alten _Fort Canning_ (jetzt Signal- und Salutstation); sw. von diesem liegt am linken Ufer des Singaporeflusses der _Kampong Malacca_ und ihm gegenüber auf einer Insel der _Kampong Saigon_. Die Chinesenstadt liegt südl. vom Flusse, den viele Brücken überschreiten; sie enthält viele Buddhatempel, chinesische Läden und einen großen Basar. Viele reiche Chinesen haben außerhalb der Stadt prächtige Besitzungen. _=Rundfahrt.=_ Morgens fahre man über die Cavenaghbrücke in die Chinesenstadt auf den *_Markt am Raffles Quai_ oder einen andern Markt, wo seltsame Fische, andre Seetiere und Tropenfrüchte, wie Ananas, Mango, Mangustins, Rambutans, Brotfrucht, Zuckerrohr u. v. a. verkauft wird; dann nach Wahl durch einige enge Straßen der Chinesenstadt westl. zur Havelock Road, über die Brücke r. durch _Kampong Saigon_ und _Kampong Malacca_, nördl. durch Mirabeau Road, Tank Road und Orchard Road, oder Tank Road über _Government House Hill_ (nahe am Gouvernementshaus vorbei), Cavenagh Road, Bukit Timah Road (an alten Friedhöfen vorbei), Scotts Road (am Teutonia Club vorbei) und Orchard Road zum *=Botanischen Garten= (Fahrt 1 St. nnw. vom Dampfer-Anlegeplatz), der auserlesene tropische Bäume und Gewächse zeigt, z. B. Sago- und Kokospalmen, Muskatnußbäume, Kaffeebäume, Kroton- und Kakaobäume, Bananen (auch die _Ravenala_ aus Madagaskar, Baum der Wanderer), Farne (darunter die zierlichen Baumfarne), Lianen, Orchideen, Calamus-Rotang (spanisches Rohr) etc. Nm. zwischen 4 und 5 Uhr besucht die vornehme Welt Singapores den Botanischen Garten; Rückfahrt durch _Orchard Road_, eine prächtige Allee, zum _Raffles Museum_ (Pl. 9), 1887 begründet, mit naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen und wissenschaftlicher Bibliothek. Vor Sonnenuntergang besuche man die _Esplanade_ und _Raffles Plain_, den Sportplatz, wo um diese Zeit eleganter Wagenkorso stattfindet. =Ausflüge=: 1) Nach =Sea View Hotel= 9 km östl. vom Postamt in Singapore, im Palmenwald an der See, mit Ausblick auf die östl. Einfahrt zur Reede. Man fährt dahin mit Wagen G der Straßenbahn, ab Tanjong Pagar durch die Hauptverkehrsstraße der Stadt, oder mit Automobil oder Wagen.--2) Nach =Johor=; täglich fünf Züge der »Singapore and Kranji Railway« vom Bahnhof Tank Road in etwa 1-1/4 St. nördl. nach _Woodlands_. Fahrplan in der Zeitung; die Bahn führt durch das nw. Villenviertel der Stadt, dann durch Malaiendörfer, Gärten, Ananasfelder und Wälder an die Nordküste der Insel Singapore; ein kleiner Dampfer fährt von da über den schmalen Wasserarm _Selat Tabray_ in 8 Min. auf das Festland der Malakkahalbinsel und landet vor dem kleinen Orte =Johor-Bahru= (_Johore Hotel_, am Strande, modern, preiswürdig, elektr. Licht, gute Verpflegung; 41 Z. 2, F. 1,50, Lunch 2, Dinn. 2, Pens. $ 6-7), der neuen, mit Grün umgebenen Hauptstadt des Sultans von Johor in malerischer Lage. Mit Rikscha fährt man zu dem auf der Höhe gelegenen *_Palast des Sultans_ (_Istana_), umgeben von schönem Palmenpark; er enthält nüchtern-europäisch eingerichtete Empfangsräume; sehenswert sind die wertvollen Waffen und mancherlei malaiisches Rüstzeug. Schöner Blick von der Anhöhe, auf der die große neue _Moschee_ nahe dem Palaste steht. Im Park einige Käfige mit Raubtieren. Im Chinesenviertel des Ortes Johor ist eine *_Spielbank_ mit kleinen Spieltischen; So. Nm. großer Betrieb (englischen Offizieren verboten!); daneben ist ein _chinesisches Theater_ (mit lärmender Musik). Im Ort ein _Postamt des Sultans_ mit eignen Johor-Briefmarken (für Sammler!). 9. Siam. Indochina. Von Singapore nach Bangkok. Vgl. die Karte bei S. 155. =Anschlußdampfer des Norddeutschen Lloyd= gehen bald nach Ankunft des Reichspostdampfers von _Singapore_ in 4-5 Tagen nach _Bangkok_. Das Schiff geht mit östlichem Kurs um die SO.-Spitze der Halbinsel Malakka ins Südchinesische Meer (S. 214), dann mit NNW.-Kurs an mehreren kleinen Küsteninseln, darunter die 1050 m hohe Insel _Tioman_, vorbei längs der Ostküste der Halbinsel Malakka, die zuletzt beim _Kap Laboha_ (Labuan) auf etwa 4-1/2° nördl. Br. gesichtet wird; östl. von diesem Kap liegt die 283 m hohe Insel _Teng-gol_. Dann gelangt man in den _Golf von Siam_, dessen Ostseite die Küste von Kambodja bildet; im innern, nördlichsten Teile des Golfs passiert man r. beim _Kap Liant_ (r.) kleine grüne Inseln, ehe das Flachland des Menamflusses in Sicht kommt. Die Menammündung ist nur für kleinere Dampfer mit etwa 4 m Tiefgang zugänglich, weil eine seichte Barre ihr vorgelagert ist; größere Schiffe müssen auf der Reede von Koh ti Chang oder Ang Hin ankern. Das Fahrwasser ist mit Seezeichen und Leuchtfeuern gut versehen, ein Feuerschiff bezeichnet die Barre. Die Flußfahrt (s. die Karte auf S. 172) dauert 3 St. und zeigt schon die Reize des seltsamen Landes; in der schönen Landschaft tauchen die weißen, sonderbaren Tempelbauten, _Wat_ genannt, mit vergoldeten Spitzen und merkwürdigen Giebeln auf. Am linken Ufer liegt die Zollstation _Paknam_ (PT, Zollamt, Bahnhof, Bahn nach Bangkok) mit einem Küstenfort. Auf dem Fluß ist reger Verkehr von Fischerbooten, kleinen Dampfern und Seglern. Die Ufer zeigen Reisfelder, Dörfer, Zuckerplantagen, Fischbuhnen, Fischereihallen und Festungswerke zwischen Palmen. Gegenüber von Paknam sieht man zwei Inseln mit dem Fort _Sua-Son-Lek-Tin_ (Tiger mit verborgenen Klauen) und prächtige Tempelbauten (_Wat Phra-tschedi_), zu denen im Oktober beim Thot Kathin-Fest siamesische Pilger wallfahren. Weiter aufwärts liegt an einer Schleife des Flusses der Ort _Paklat_; man passiert erst _Unter-Paklat_, umfährt große Orangegärten am rechten Ufer und erreicht dann _Ober-Paklat_ in der Nähe großer Palmenhaine. Die gute Landstraße _Chareun Krung_ führt von Paklat nach (etwa 16 km) Bangkok. Bei der nächsten Biegung des Flusses gelangt man vorbei an Schiffswerften und Docks, an Gärten und Reismühlen im Vorort _Bang Koläm_, und biegt an der letzten Krümmung in das Stadtgebiet von _Bangkok_ ein, wo die Kriegsschiffe und Königsjachten vor Anker liegen, neben zahllosen schwimmenden Häusern; dahinter moderne Fabrikschlote und siamesische Tempel. =Siam= ist ein unabhängiges Königreich (Pufferstaat) zwischen dem englischen Birma im W. und dem französischen Indochina im O., das letzte Gebiet Hinterindiens, das noch nicht unter europäischer Herrschaft steht; es umfaßt heute nur noch das Gebiet des Menamflusses und einen Teil der Halbinsel Malakka, etwa 314000 qkm mit 6,7 Mill. Einw. Die allermeisten Reisenden werden ihren Besuch auf Bangkok nebst Umgebung und Ayuthia beschränken, d. h. auf den untersten Teil der Menamebene, die von diesem Fluß aufgebaut ist und noch jetzt alljährlich von ihm weithin überflutet wird. Der Menam hat einen viel kürzern Lauf (700-800 km) als die andern großen Flüsse Hinterindiens; er entspringt im Nordteil Siams, dem gebirgigen Laosland, das die südl. Fortsetzung der Schanstaaten Ostbirmas bildet, und durchfließt in seinen untern Teilen eine große Ebene, die ebenso ein Kulturzentrum geworden ist wie die Ebene des Irawaddyflusses, Unterbirma. Das _=Klima=_ der Menamebene ist tropisch-warm, wenn auch nicht so gleichmäßig wie in Penang und Singapore. Die Niederschläge werden auch hier vom SW.-Monsun gebracht, der von Ende April bis September weht; bald nach seinem Beginn (im Mai) und gegen sein Ende zu (im September) sind die Regen am stärksten. Dementsprechend beginnt auch der Menam Ende Mai oder Anfang Juni zu steigen und verbreitet sich von Anfang August bis zum November weithin über die umgebende Niederung, ihr fruchtbaren Schlamm und die nötige Feuchtigkeit für die Reiskultur zuführend. Da die Niederschläge und die Überschwemmungshöhe von Jahr zu Jahr ziemlich stark schwanken, haben die Siamesen zur Regelung der Überflutungen zahlreiche Kanäle (_=Klongs=_) angelegt. Das herrschende _=Volk=_ des Landes, die _Siamesen_, sind ein Mischvolk wie alle Völker Hinterindiens, doch überwiegt der mongolische Einschlag bei ihnen. Sie sind klein und kräftig, aber als Buddhisten ziemlich indolent, sehr abergläubisch und vergnügungssüchtig; die Frauen sind tüchtiger als die Männer. Musik, Theater, Tierspiele und Geldspiele sind sehr beliebt, jede Gelegenheit wird benutzt, um Feste zu feiern (vgl. S. 176). Neben den Siamesen spielen im Wirtschaftsleben Siams die _Chinesen_ eine wichtige Rolle. Während die Siamesen vor allem dem Reisbau, der in Siams Volkswirtschaft bei weitem die wichtigste Rolle spielt, obliegen, haben die Chinesen die Verarbeitung und Verwertung des Reises in Händen und sind Handwerker und Arbeiter. Auch einige 1000 Europäer leben im Land als Regierungsbeamte und Kaufleute; zum Teil sind sie mit der Ausbeutung der Teakholzwälder Nordsiams beschäftigt. _=Staatsreligion=_ ist der Buddhismus, der durch seine zahlreichen Priester und Mönche (jeder Siamese muß, wie der Birmane, eine Zeitlang als Mönch leben) wie durch seine prunkvollen Tempelbauten und vielen Feste und Aufzüge dem öffentlichen Leben das Hauptgepräge gibt. Die Tempel Ayuthias, der alten Hauptstadt, zeichnen sich vor denen des übrigen Indiens dadurch aus, daß sie sich nach oben hin nicht verjüngen, sondern aus einer Anzahl von Stockwerken gleichen Umfanges bestehen. Das Hauptmerkmal der religiösen Bauten Bangkoks ist die Überladenheit mit allerlei Schmuck. Der _=Hauptverkehr=_ in der Menamebene findet trotz neuerdings angelegter Bahnen noch zu Wasser statt; der Handelsverkehr zu Lande nach den südl. Schanstaaten in Birma und nach der chinesischen Provinz Yünnan (S. 189) erfolgt durch Karawanen, die von der wichtigsten Stadt Obersiams, Chiengmai, ausgehen; diese Stadt liegt im wichtigsten Teakholzbezirk an der obern Schiffahrtsgrenze des Maping, des Hauptnebenflusses des Menam. Die jetzige Dynastie beherrscht Siam seit 1782. Der König _Maha Vadjiravudh, Phra Mongkut Klao_, geb. 1. Jan. 1881, in London erzogen, regiert seit 24. Okt. 1910. Das Heer ist europäisch geschult. Zur Flotte gehören 1 Kreuzer, einige Kanonenboote und Torpedofahrzeuge etc. Landesflagge ist rot mit dem _=Weißen Elefanten=_, dessen Heiligkeit aus der frühesten buddhistischen Geschichte stammt. (Gautama, d. i. Buddha, ging als weißer Elefant in den Leib seiner Mutter ein.) Zu den Titeln des Königs gehört auch der »Herr des Weißen Elefanten«. Wird ein »weißer« Elefant (d. h. nur heller grau als die andern) gefangen, dann wird er mit großen Festlichkeiten in den königlichen Marstall aufgenommen. Bangkok. Vgl. die Pläne S. 172 und S. 174 sowie die Karten S. 155 und 177. =Ankunft zur See.= Die Dampfer ankern auf dem Menamflusse, die Landung geschieht mit Sampans am l. Ufer, wo der Hauptteil der Stadt liegt. =Gasthöfe=: _Oriental Hotel_, am Flußufer, mäßig und nicht billig; schickt Motorboot zum Dampfer.--_Hôtel de l'Europe_, ganz mäßig.--_Bristol Hotel und Restaurant_ (Deutscher, C. Prüfer), gelobt, sauber, preiswert, deutsches Faßbier, Pens. 6, monatl. 150 Tikals; Treffpunkt deutscher Kapitäne.-- Pension in den Gasthöfen 8-12 Tikals (Frühst. 8 Uhr, Tiffin 12 Uhr, Dinner 7 Uhr). =Post=: Siamesisch. Briefe und Karten gebe man auf der Post ab, nicht in die Straßenbriefkasten.--=Telegraph=: Überland nach Birma, Singapore und Indochina.--=Telephon= in den Gasthöfen etc. =Wagen=: Europäische Droschken und Rikschas (die Kutscher verstehen nicht englisch). =Straßenbahn=: elektrisch, führt vom südlichen Vorort _Bāng Koläm_ durch die New Road bis zur Königsstadt. =Eisenbahnen=: Von Bangkok nach (20 km) _Paknam_ und nach (264 km) _Korat_ mit Zweigbahn nach Paknam-Poh; über Rat-buri nach (152 km) _Petscha-buri_ (deutsche Ingenieure); Staatsbahn nach (63 km) _Patriu_; Privatbahn nach (33 km) _Tacheen_ und weiter nach (34 km) _Meklong_ an der Westküste des Golfs von Siam. (Die deutschen Eisenbahnbaumeister kennen das Land; Auskünfte nur bei der Staatsbahn.) =Ortszeit= von Bangkok 5 St. 42 Min. vor gegen M.E.Z. =Dampfer=: _Norddeutscher Lloyd_ (Agent: A. Markwald & Co., Telegr.-Adresse: »Nordlloyd, Bangkok«) etwa zweimal wöchentlich nach und von Singapore und Hongkong, mit I. Kl.-Kabinen. --_Messageries fluviales de Cochinchine_, alle 14 Tage über _Schantabun_ (Siam), Samit und Pulo Condor nach (510 Seem.) _Saïgon_.--Auf dem _=Menam=_: _Siam Steam Packet Co._ täglich nach _Ayuthia_ (in 8 St.) und _Muong Angton_; wenn der Wasserstand es zuläßt, auch bis _Muong Paknam-Poh_. =Geld.= Silbermünzen: 1 _Tikal_ (oder Bat = 15 g Silber) hat etwa 1,54 M. Wert; man rechnet 5 Tikals = 4 $ mexikanisch, 1 Tikal = 100 Satang. Auch 10-, 5- und 1-Cents-Stücke werden geprägt. Einige Banken geben Banknoten aus. Bei schwierigern Geldgeschäften wende man sich womöglich stets an das Konsulat. [Illustration: Lageplan von Bangkok.] =Banken=: _Hongkong & Shanghai Banking Corporation_, Korr. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; _Chartered Bank of India, Australia & China_, Korr. der Deutschen Bank; _Banque de l'Indo-Chine_; alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. _Siam Commercial Bank._ =Sprache=, _Tai_ genannt, ist einsilbig und verwandt mit dem Chinesischen, doch kommen auch mehrsilbige Wörter aus dem Sanskrit und Pali vor. Vgl. _Wershoven_, Lehr- und Lesebuch der siamesischen Sprache und deutsch-siamesisches Wörterbuch, Wien 1892. --=Zeitungen=: »_Bangkok Daily Mail_«; »_Bangkok Times_«; »_Siam Observer_«.-- =Theater=: siamesische und chinesische. --=Konsulate=: _Deutsches Reich_, Gesandter Frhr. v. d. Goltz; Vizekonsul Frhr. Rüdt v. Collenberg. --_Österreich-Ungarn_, der deutsche Vertreter. --Deutsche unterstehen in Siam deutscher Gerichtsbarkeit. Paß erforderlich. -- =Deutscher Klub.= --=Amerikanische Mission= (gibt sehr liebenswürdig Auskunft über Land und Volk). --=Polizei= gegen Fremde im allgemeinen zuvorkommend, event. rufe man sofort den Schutz des Konsulats an. =Ärzte=: Leibarzt des Königs und die deutschen Ärzte Dr. Schäfer und Dr. Hintze. =Geschäftsadressen=: Gute europäische und chinesische Läden in der New Road; beim Einkauf von Rubinen und Saphiren ist Vorsicht geboten; die besten Edelsteine gehen roh zum Schleifen nach Europa. Deutscher Juwelier, auch Curios: _F. Grählert & Co._ Auch ein deutscher _=Photograph=_ (_Rob. Lenz & Co._) sowie zwei deutsche _=Apotheken=_: Bangkok Dispensary (_R. Schulz_) und Tatten Dispensary (_M. Mannsfeldt_) sind in Bangkok. =Zeitteilung.= 1. Tag: Wagen- und Bootsfahrt durch die Stadt, Märkte besuchen, Nm. New Road und Dusit-Park. --2. Tag: Vm. Tempel, Nm. Palastviertel.--3. Tag: Ausflug nach Ayuthia. Zum Kennenlernen Siams sind 14 Tage Zeit gut zu verwerten. =Klima.= Die Gesundheitsverhältnisse sind nicht sehr gut, da die Stadt auf flachem, feuchtem Boden erbaut und von zahlreichen Kanälen durchzogen ist, die allen Unrat aufnehmen und bei niedrigem Wasserstand sehr schlimme Gerüche aussenden. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26,7° (Dezember 23,8°, April 28,6°). Man unterscheidet, wie in Indien, drei Jahreszeiten: die kalte Zeit vom November bis Februar, die heiße im März und April und die Regenzeit von Ende April bis in den Oktober hinein. Die kalte Zeit mit vorwiegendem NO.-Wind bringt nach warmen Tagen recht kühle Nächte, so daß man sich vor Erkältungen sehr hüten muß, und ist fast regenlos. Die Wärme nimmt dann rasch zu und wird im April namentlich dann sehr unangenehm, wenn die Seebrise ausbleibt. Der gegen Ende April einsetzende SW.-Monsun bringt auch hier die Regenfälle, die am heftigsten zu Beginn (Mai) und gegen Ende seines Wehens (September) fallen. Die Gesamtregenmenge ist vergleichsweise gering (1500 mm), da das Gebirge Malakkas viel Feuchtigkeit abfängt. =Geschichte.= Nach Zerstörung der alten Hauptstadt Ayuthia 1767 durch die Birmanen wurde das Dorf Bangkok Hauptstadt des chinesischen Feldherrn Phya Tak, der dort seine Dynastie begründete, aber 1782 durch den siamesischen Chan Phya Chakkri entthront wurde; amtlich heißt die Stadt deshalb noch _Si Ayuthia Mahä_ = große, erhabene Stadt. Nach Abschluß der Handelsverträge mit England, den Vereinigten Staaten und Preußen (um 1861) entwickelte sich Bangkok zur wichtigsten Handelsstadt; ihr schnelles Aufblühen wurde durch den 1910 verstorbenen König Tschulalongkorn tatkräftig und erfolgreich gefördert. 1893 erzwangen 2 französische Kanonenboote die Durchfahrt durch die Küstenbefestigungen und bedrohten Bangkok; seitdem sichert die Eifersucht der europäischen Großmächte dem Lande vorläufig die Unabhängigkeit. =Bangkok= (»Stadt der Obstbäume«), Hauptstadt von Siam, mit 628675 Einw. (darunter über 100000 Chinesen) und 18 km Umfang, unter 13° 45' nördl. Br., beiderseits des Menam, 33 km oberhalb dessen Mündung. Wichtiger Seehafen für Ausfuhr von Reis, Teakholz, Büffelhäuten etc.; 1908 liefen 830 Schiffe mit 774424 Reg.-Ton. ein. Die Ufer haben Landungsanlagen; die siamesische Flotte liegt beim Königspalast an Bojen, fremde Kriegsschiffe ankern gegenüber Oriental Hotel. Bangkok besteht aus einer innern, mit 10 m hoher Zinnenmauer umgebenen und einer äußern Stadt. Die Häuser liegen meist in Gärten, sind am Ufer aus Holz oder Bambus und auf Pfählen gebaut, sonst jetzt auch aus Stein erbaut, während früher Stein außer von Europäern nur zu Tempeln und Klöstern, deren Bangkok an 700 besitzt, und bei den königlichen Palästen verwendet wurde. Viele schwimmende Häuser auf Bambusflößen werden in den die Stadt durchziehenden Kanälen an Pfählen festgebunden, mit Kramläden oder Werkstätten; da viel Marktverkehr auf dem Wasser, ist der Fluß sehr belebt. [Illustration: Stadtplan von Bangkok.] In der innern Stadt liegt der =Palast des Königs= (s. unten) hinter einer hohen Mauer von 1300 m Umfang; der Boden im Innern ist ganz mit Marmor- und Granitfliesen belegt; inmitten des Hofes erhebt sich, von einem spitzen, vergoldeten Turm überragt, der _Mahāprasāt_, die Halle, in der der König ausländische Gesandte empfängt; in einem weitern Saal erteilt der König Gehör.-- Der schönste Schmuck Bangkoks ist die _Pagode Wat Tscheng_ (S. 176), die sich in Terrassen bis zu einer Kegelspitze verjüngt. Mit den Pagoden sind stets Klöster verbunden, wo oft 200-300 Mönche wohnen, außerdem Güter, Höfe, Teiche, Tempel und Kapellen, alle umschlossen von einer großen Mauer.--Besuchswert ist auch die _Vajirañan-Bibliothek_ (Dir. Dr. O. Frankfurter), 1881 gegründet, mit wertvollen Handschriften.--Die _=Bevölkerung=_ besteht aus Tai oder Siamesen, ferner Birmanen, Chinesen, Malaien, Leuten aus Laos, Pegu, Annam, Kambodja.--Die heimische _=Industrie=_ ist seit Zulassung des Fremdhandels sehr gesunken, nur der Bau von Flußschiffen und Dampfern, mit Maschinen aus Europa, noch bedeutend; ferner besteht in Bangkok eine Gesellschaft für elektrische Anlagen, viele Reisschälmühlen, Dampfsägewerke. Bangkok ist Mittelpunkt des aufblühenden Außenhandels von Siam. _=Rundfahrt durch die Stadt.=_ Das siamesische Leben und das Treiben auf den Märkten sieht man auf Fluß- und Kanalfahrten mit Dampfbarkasse oder Sampan oder mit Wagen zunächst morgens nach dem 2 km langen Hauptbasar _Talāt Noï_, wo das Völkergemisch erstaunlich ist, oder nach dem kleinern Basar _Talāt Vat Koh_; die meisten Fremden, besonders Chinesen, trifft man auf dem Basar *=Sampeng= im SO. der Stadt, mit vielen Verkaufsstellen von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, mit Niederlagen von Buddhafiguren und Götzenbildern; auch chinesische Spielhöllen fehlen nicht. Von den vielen, meist prächtigen Tempeln sind die schönsten im Palastviertel. (NB. Zutritt zum Palastviertel und zu dem großen Tempel sowie zum Museum ist nur gegen besondere Erlaubnis gestattet, die man durch Konsul oder Empfehlung erlangt.) Das *=Palastviertel=, wohin man durch die New Road mit Wagen fährt, besteht aus vielen großen und kleinen Gebäuden, in deren Mitte der _Palast des Königs_ (s. oben), ein moderner Prachtbau mit siamesischem Dach, liegt. Wer gut empfohlen ist, erhält junge vornehme Siamesen (die fertig Englisch sprechen) als Führer. Es empfiehlt sich, Nm. gegen 5 Uhr zum Palast zu fahren; dann findet dort meist Promenadenkonzert statt. Hinter dem Empfangspalast liegt das Königshaus _Khāng Nai_, worin der König wohnt. Im Marstall werden die »weißen« Elefanten (schmutzig hellgrau oder graubraun mit weißen Flecken auf den Ohren, vgl. S. 171) gezeigt; sie nehmen mit Dankverbeugung Zuckerrohr.--Prächtig ist der Tempel *_Wat Phra Käo_ (Tempel der Kleinodien), dessen Hauptbau _Phra Ubosat_ verschwenderisch reich an Goldmosaik ist; sein Hauptaltar, der eine Buddhafigur aus Jaspis mit Kopf aus Smaragd trägt, ist mit Gold und Edelsteinen übersät, die Türen sind mit Perlmutter eingelegt, die Ziegeln vergoldet etc. Zahlreiche Phratschedis (kegel- und pyramidenspitze kleine Pagoden) umgeben den Haupttempel; unter ihnen ist die _Si Rathana Phratschedi_ außen bis zur Spitze mit Goldmusiv bekleidet.-- In der Nähe liegt der Krönungstempel _Putaprang Phrasat_ und daneben der feine Pavillon _Phra Mondop_. Phantastische Figuren schmücken die Eingänge der Tempel; oft sieht man den Vogelmensch _Khrut_, aus Bronze, obere Hälfte Mensch, untere Vogel, mit spitzer Kopfbedeckung und Maske und grüner Fayencerüstung, daneben fast europäische Groteskfiguren, Antiken, Elefanten, Affen, Tiger, Pferde und Adler. Um die Altäre stehen Vasen mit betäubend duftenden Tempelblumen: Ylang-Ylang, Plumeria und Tuberosen, dazu Weihrauch, hell- und dunkelgelb gekleidete Priester mit Ylang-Ylangblüten in der Hand, Blumen und Reis opfernde Frauen and Kinder. Außerhalb des Palastes liegt das _Museum_, eine Schatzkammer von Edelsteinen und chinesischem Porzellan. Daneben ein als Museum benutzter Tempel mit vielen Buddhafiguren.--Südl. vom Schloß sind Staats- und Wirtschaftsgebäude und Gartenanlagen mit Kiosken; am Menamufer ist ein Wasserpavillon und Anlegeplatz für Boote.--Im nördlichen Teile liegen das Ministerium des Auswärtigen, die Münze und die Druckerei. In der Nähe hat König Tschulalongkorn den schönen _Dusit-Park_ (Paradiespark) angelegt, wo gelegentlich bei elektrischem Licht Musik spielt und Feste gefeiert werden; in der Nähe ist ein großes *_siamesisches Theater_, wo nur junge Mädchen meist sehr phantastische Stücke aus der indischen Göttersage spielen.--Von den vielen Tempelanlagen ist *=Wat Tscheng= mit dem 70 m hohen _Phraprangturme_ weithin sichtbar; von der obersten Galerie prächtige Aussicht. Den Mittelbau krönen vier Türmchen, aus deren Nischen dreiköpfige Elefanten hervortreten. --Ebenfalls weithin sichtbar erhebt sich über einer Baumgruppe auf einem Hügel der _Wat Saket_.--Die größte Tempelanlage nahe dem Königsviertel ist der _Wat Poh_ mit 49 m langer, schwer vergoldeter liegender Buddhafigur, auf deren mit Perlmutter eingelegten Fußsohlen die 64 Zeichen der Schönheit und Bilder aus Buddhas Leben dargestellt sind.--Noch zu erwähnen ist der _Wat Radschabophit_ mit den Grabmälern der Königskinder; _Wat Sutat_ mit Riesenbuddha, dem 72 überlebensgroße Jünger gegenüber sitzen; der Palast _Sarānrom_ mit schönen Fresken. =Siamesische Volksfeste.= Das Hauptfest _Kathin_ (Besuch der Tempel) ist im Oktober; der König besucht am ersten Tage zu Wagen, die beiden nächsten zu Fuß oder in prächtigem vergoldeten Tragstuhl mit militärischem Aufzug die Tempel, wobei die ganze Stadt festlich geschmückt ist, an den folgenden vier Tagen in seiner 50 m langen grotesken Galeere _Rüa Pratinang_, von 60 Ruderern bewegt, mit etwa 40 märchenhaft ausgerüsteten Prachtbarken, worin die Prinzen und der Hofstaat folgen, mit Musik und Gesang der Ruderer die Tempel auf dem rechten Flußufer. Wenn diese Aufzüge zu Ende sind, beginnen die Volksfeste mit Illumination, Feuerwerk und phantastischen Aufzügen.--Andre Feste sind: die Zeremonie des Haarknotenabschneidens bei den Königskindern; die Verbrennung verstorbener Prinzen und Prinzessinnen, wo die Festlichkeiten: Paraden, Umzüge, Feuerwerke, Laternentänze, Theater- und Marionettenvorstellungen, meist drei Tage dauern, u. a.--Ähnlich, mit märchenhafter Illumination des Palastes, der Stadt und der Kriegsschiffe, wird der Geburts- und Krönungstag des Königs gefeiert. =Ausflüge=: 1) Nach =Phrabāt= (oder _Prabat_), einem berühmten Wallfahrtsort, 16 km nördl. von Bangkok auf einem Berg. Eisenbahn (nach _Lop buri_) bis (102 km) _Tarna_, von da mit Straßenbahn noch 20 km. Phrabāt ist ein Kloster, das in vergoldetem Turm auf mit Silberplatten belegtem Fußboden hinter silbernem Gitter eine heilige Fußspur Buddhas, mit goldenem Geschmeide bedeckt, enthält; im Hintergrund eine Buddhafigur unter goldenem, mit Edelsteinen verziertem Thronhimmel. 2) Nach *=Ayuthia=, 70 km nördl., sehr lohnend, Führer und Mundvorrat mitnehmen! _=Eisenbahn=_ von Bangkok nach _Ayuthia_ in 2 St.; der Bahnhof in Ayuthia liegt 1/2 St. von den Ruinen und dem Elefantenkral. Empfehlenswerter ist die *_Fahrt auf dem Menam_ mit selbstgemietetem kleinen _=Dampfer=_ der Siam Steam Packet Co.; man muß für Verpflegung selbst sorgen. Fahrzeit zu Berg etwa 10-12 St., zu Tal 6-9 St. Auf der Flußfahrt beobachtet man siamesisches Leben auf den schwimmenden Häusern; die Ufer sind mit wohlhabenden Dörfern, Gärten und Reisfeldern bestanden. Grüne Ufer findet man beim königlichen Sommerschlosse _Bang Pha-in_ (auch mit der Bahn zu erreichen; zum Besuch ist Erlaubniskarte erforderlich, 4-5 Tage vor dem Ausflug beim Konsulat zu bestellen), mit schönen Gärten, zierlichen Pavillons, Elefantenstall, Bädern etc., auch einen Buddhatempel in gotischem Kirchenstil! Nun teilt sich der Fluß, der östliche Arm führt zum Ort =Ayuthia=; man landet beim *_Elefantenkral_, Riesenzaun aus 3-4 m hohen und 1/2 m dicken Teakholzpfosten, die etwa 1/2 m voneinander in die Erde gerammt sind; mit zahmen weiblichen Elefanten werden die wilden Herden aus den Dschungeln der Umgegend in die Nähe des Krals gelockt, dann durch eine Treiberkette mit Geschrei, Tamtam, Fackeln und Schüssen in den Kral getrieben. Der König sieht dem Eintreiben auf hohem Pavillon zu. Dann besorgen zahme Elefanten das Zähmen der wilden, von denen die schönsten in den Marstall des Königs kommen (noch im Anfang des 19. Jahrh. sollen bis zu 6000 Kriegselefanten an den Schlachten in Hinterindien teilgenommen haben), die übrigen als Arbeitstiere bei den Holzfällern, an Sägemühlen und Bauunternehmer verkauft werden.--Die malerischen Ruinen der alten Hauptstadt (ihre Blüte war 1350-1767) liegen auf einer Insel von 8 km Umfang, die mit Zinnenmauer umgeben war; kleine Kanäle führten vom Fluß in die Stadt; am schönsten sind die Trümmer des alten Palastes mit *Riesenbuddha und die der königlichen Tempel. Am Südende der Stadt hatten die Niederländer eine Handelsfaktorei, gegenüber die Portugiesen und französischen Jesuiten, die eine Zeitlang sehr einflußreich waren. Von einem vierstöckigen Wachtturm guter Überblick über Alt- und Neu-Ayuthia; der neue Ort _Krungkao_ mit etwa 20000 Einw. ist eine Pfahlbautenstadt, in der man mit Sampan in die Läden und Spielhöllen, viele in schwimmenden Hütten, fährt.--Etwa 6 km von der Stadt liegt in der Ebene die sehr hohe und daher sehr heilige Pyramide oder Phratschedi _Palavi_, umgeben von Sümpfen, daher nur im Sampan oder auf Elefanten zu erreichen; oben *Aussicht; im dritten Stockwerk eine riesige vergoldete Buddhafigur. 3) Nach =Lopburi=, etwa 50 km stromauf von Ayuthia am Menam, mit Dampfer; der Ausflug soll sehr anstrengend, aber auch sehr lohnend sein (Auskunft bei den deutschen Eisenbahnbaumeistern in Bangkok). Von Singapore nach Saïgon. Vgl. beifolgende Karte. =Messageries Maritimes= alle 14 Tage von _Singapore_ in 2 Tagen nach (648 Seem.) _Saïgon_; außerdem eine 14tägige Zweigdampferlinie zwischen _Saïgon_ und _Singapore_, wo die Dampfer Anschluß haben: nach Europa mit den deutschen Reichspostdampfern oder holländischen Dampfern, nach Ostasien mit englischen Dampfern.-- Von Saïgon Anschlußdampfer alle 8 Tage über _Quinhone_ und _Tourane_ nach _Haïphong_. Die Fahrt von _Singapore_ geht mit NNO.-Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214), vorbei an der Granitinsel _Pulo Condor_, Strafkolonie für Anamiten und Chinesen, mit Leuchtturm. Bei _Kap Saint-Jacques_, dem SW.-Ende des Gebirgsbogens von Anam, kommt die Küste von Cochinchina in Sicht; das Kap ist ein oben kahler, unten dichtbewaldeter Bergrücken (mit Leuchtturm), an dessen Fuß ein Seebad mit Sanatorium für Offiziere und Beamte (Hôtel de la Plage) liegt. Auf den Höhen starke Küstenbefestigungen. (NB. Man hüte sich, diese zu photographieren, wenn man auf einem französischen Dampfer fährt!) Hübsche Spazierwege sind in der Umgebung des Seebades; in der Nähe liegt eine Pagode an einer Stelle, wo ein Walfisch gestrandet, 1848 von anamitischen Fischern erbaut. Dann fährt der Dampfer in dem schmalen und sehr gewundenen _Donnaï-Fluß_ 60 km zwischen flachem Sumpflande, dichten Dschungeln, dann Reisfeldern, Bananen- und Palmenhainen. Bei der Einfahrt in den _Saïgonfluß_ sieht man die roten Türme der Kathedrale der Stadt _Saïgon_; auf dem Fluß ist wenig Verkehr. =Indochina.= Der östl. Teil Hinterindiens ist unter dem Gesamtnamen Indochina französisches Kolonialgebiet unter einem Generalgouverneur (in Hanoï), das sich in folgende sechs Gebiete gliedert: _Cochinchina_, _Cambodja_, _Anam_, _Laos_, _Tonkin_ und _Kwangtschou_; letzteres liegt außerhalb Hinterindiens an der Ostseite der südchinesischen Halbinsel Leitschou. Cochinchina und Tonkin stehen unter unmittelbarer französischer Verwaltung, Laos und Anam haben noch einheimische Fürsten, die von französischen Oberresidenten geleitet werden. Das ganze Gebiet umfaßt etwa 800000 qkm (annähernd = Deutsches Reich und Österreich) mit 16 Mill. Einw. Es enthält im S. und im NO. zwei Ebenen, die des _Mekong_ und des _Roten Flusses_ (Songkoi); erstere umfaßt Cochinchina und den Hauptteil von Cambodja, letztere das Zentrum von Tonkin. Der Hauptteil des französischen Besitzes aber ist Gebirgs- und Hochland und gliedert sich in die Kordillere von Anam und die dahinterliegenden Plateaus und Stufenlandschaften von Laos.--_=Klimatisch=_ gehört ganz Indochina dem südasiatischen Monsungebiet an, doch unterliegt der jährliche Klimaverlauf in den verschiedenen Landesteilen ziemlich starken Abweichungen, von der beständig feuchtheißen Sumpfniederung von Cochinchina bis zu dem schon viel extremern Klima Tonkins und den rauhen Hochebenen des innersten Laoslandes und von dem Sommerregen Saïgons bis zu dem Herbst- und Winterregen von Huë.--Auch die _=Vegetationsverhältnisse=_ sind sehr verschieden, vom tropischen Regenwalde bis zur Wüstensteppe einiger trockener Kalkplateaus im Laoslande.--Die bekanntesten Vertreter der _=Tierwelt=_ sind hier wie im übrigen Hinterindien Elefant, Tiger, Panther und der Gibbonaffe. --Die beiden Tiefebenen sind zugleich Mittelpunkte der _=Kultur=_ und Volksverdichtung und wichtige Reisbaugebiete; Reis bildet den Hauptgegenstand der Ausfuhr, dem erst in weitem Abstande Zinn, Fische und Bodenbauprodukte folgen.--Die _=Bevölkerung=_ teilt sich wie im übrigen Hinterindien in Halbkulturvölker, die die leichter zugänglichen Landesteile, namentlich die Küsten und Flußebenen, bewohnen, und in Gebirgsstämme, die noch nicht über das Naturvölkertum hinausgekommen sind. Körperlich und in ihrem Kulturbesitz sind alle diese Völker, wie es der von den Franzosen ihrem Kolonialbesitz gegebene Name sehr glücklich ausdrückt, sowohl von Indien wie von China her vielfältig beeinflußt worden, in diesem Teile Hinterindiens naturgemäß mehr von dem näherliegenden China aus, wie denn auch heute die Chinesen einen wichtigen Bevölkerungsteil ausmachen. Doch haben sich für den alten Einfluß der indischen Kultur auch in diesem Teile Hinterindiens glänzende Zeugen in den Ruinen von Angkor-Thom in Cambodja (S. 185) erhalten. =Cochinchina= besteht in der Hauptsache aus dem feuchtheißen und ungesunden, aber sehr fruchtbaren und für den Reisbau vorzüglich geeigneten Delta des gewaltigen _Mekongstromes_, das sich rasch weiter ins Meer hinausschiebt und vom Mekong allsommerlich von neuem überschwemmt und befruchtet wird. Ein Stauwerk zur Regelung des Flutverlaufes, wie es die Engländer in Ägypten bei Assuan errichtet haben, brauchten die Franzosen nicht zu bauen, weil der Mekong ein riesiges natürliches Regulierungsbecken im _Tonlé-sap_, einem See, der die Mitte des Beckens von _Cambodja_ einnimmt, besitzt. Bei der Hauptstadt von Cambodja, _Pnom-Penh_, beginnt das Mekongdelta mit einem zu diesem See führenden Arm, der während der sommerlichen Hochflut des Stromes der Seemulde einen bedeutenden Teil des Mekongwassers zuführt, so daß der Tonlé-sap im Sommer von 110 auf 200 km Länge, von 1 auf 12 m Tiefe und von 3000 auf 25000 qkm Fläche wächst. Im Herbst, wenn der Mekong fällt, beginnt der Tonlé-sap sich wieder zu entleeren und führt Cochinchina im Winter die nötige Feuchtigkeit zu. --Ein Netz von Kanälen regelt den Zu- und Abfluß des Wassers in der Mekongtiefebene, besonders im Delta, das, so groß wie das rechtsrheinische Bayern, flach und sumpfig, fast ganz dem Reisbau gewidmet ist. Das nw. von Cochinchina angrenzende =Cambodja= ist in seinem Hauptteil eine Beckenlandschaft, deren Mittelpunkt der Tonlé-sap bildet. Um die Sumpflandschaften in der Umgebung dieses Flachsees, die dichte Waldungen mit vielen Kautschuk liefernden Gewächsen tragen, reihen sich fruchtbare Reisbaugebiete, die nur in der Regenzeit überschwemmt sind. Weiter nach außen folgt eine Steppenzone mit Lateritboden und endlich eine niedrige Gebirgsumrahmung, die wieder bewaldet ist; sie besteht im SW. aus dem Küstengebirge, bis 1000 m hoch, und im N. aus dem _Pnom-dangrek_, dem Steilabfall des nördl. gelegenen Plateaus von Nieder-Laos. Das feuchtheiße _=Klima=_ Cochinchinas ist als sehr wenig günstig bekannt. Man unterscheidet auch hier drei Jahreszeiten, die kühle, die heiße und die Regenzeit; letztere dauert vom Mai bis zum November, solange der SW.-Monsun weht, und erreicht ihren Höhepunkt im September; sie bringt täglich Gewitter. Gesundheitlich am gefährlichsten ist die Zeit nach der Regenzeit, bis der Boden ausgetrocknet ist. Saïgon hat eine mittlere Jahrestemperatur von 27,4°, am kühlsten ist der Dezember mit 25,4°, am wärmsten der April mit 29,3°, die Wärmeschwankung ist also sehr gering. Cochinchina umfaßt 57000 qkm mit 2,9 Mill. Einw., Cambodja 175000 qkm mit 1,2 Mill. Einw. Seine Hauptstadt ist Pnom-Penh, wo der König Sisowath residiert. Die Hauptmasse der _=Bevölkerung=_ Cochinchinas wird von _Anamiten_ gebildet, die als vorzügliche Reisbauern, Handwerker und Soldaten gerühmt werden, den ganzen Handel jedoch, wie die Siamesen, den Chinesen überlassen haben. =Reisen in Indochina.= Beste Zeit ist Dezember bis Februar. Der Sommer ist nur an der Küste und im Hochgebirge erträglich. Paß ist von Nutzen; chinesische Diener müssen mit Paß versehen sein. Für längere Reisen ins Innere sind mehrere Diener nötig, die sorgfältig ausgewählt werden müssen; Koch und Dolmetscher der Landessprache ist nötig. In Anam verschafft man sich Träger beim Ortsvorstand oder Postverwalter. Europäer finden an Orten, wo Gasthäuser fehlen, meist im Gemeindehaus Unterkunft. Bei Schwierigkeiten wende man sich an die anamitischen Behörden und, wenn nötig, an den französischen Residenten. Man reist, wo es keine Pferde gibt, meist im Tragsessel oder im Palankin; Sessel ist vorzuziehen. Zur Ausrüstung gehören Feldbett, Zelt, Moskitonetz, Medikamente gegen Malaria und giftige Stiche, Lebensmittel und Kochgeschirr. Unterwegs sind Eier und Geflügel zu haben. Man benutze nach Möglichkeit die Flußdampfer. =Reiseliteratur=: _Gräfin Montgelas_, Bilder aus Südasien (München 1906); _Madrolle_, Indo-Chine (Paris 1902). Saïgon. Vgl. den Plan S. 180. =Ankunft zur See.= Der Dampfer macht an einer Landungsbrücke fest; Zolldurchsicht ist streng. Man fährt mit Rikscha in 15 Min. zum Gasthof. [Illustration: Plan von Saïgon.] =Gasthöfe=: _Grand Hôtel Continental_, Rue Catinat; 100 Z. 4, F. 0,75, Déj. 2, Dîn. 3, Pens. von $ 8 an; zu empfehlen. --_De l'Univers_, Rue Turc; 70 Z., Dîn. $ 1,50, Pens. $ 4-9.-- _Des Nations_, Boulevard Charner, ganz bescheiden.--_Des Colonies_, Rue Nationale, nur als Restaurant zu benutzen. =Restaurants=: _Grand Hôtel Restaurant de l'Hôtel de Ville_, guter Mittagstisch $ 1,50.--=Cafés= sind viele vorhanden. =Post und Telegraph=: Place de la Cathédrale.--=Telephon= im Stadtgebiet. =Wagen=: Zweispänner und Einspänner (_Malabar_) nach Tarif (Fahrt nach _Cholon_ 70 bzw. 50 c.).--=Rikschas= (_Poussepousse_) nach Cholon 40 c., hin und zurück mit 1 St. Aufenthalt 80 cents.-- =Sampans= (Boote) mit zwei Ruderern nach _Cholon_ 40 cents. =Dampfstraßenbahn=: Nach (6 km) _Cholon_ zwei Linien, davon eine bis (5 km) _Bin-dong_; eine nach (18km) _Hok-mon_ mit Zweiglinien nach Da-kao. --=Eisenbahnen=: Von Saïgon über _Cholon_ nach _Mytho_ 71 km; von Saïgon über _Bienhoa_ und _Giaray_ (79 km) nach _Tanh-linh_, 132 km, und nach _Phanthiet_ soll an der Küste bis _Vinh_ (im nördl. Anam) geführt werden (dann Anschluß bis Yünnanfu in China, S. 189). =Automobile= werden bei den guten Straßen viel, auch zu Postfahrten (z. B. nach _Tay-ninh_ [100 km nw.], nach [23 km] _Bienhoa_ und [120 km] _St.-Jacques_) verwendet. Automobile zum Besuch der Umgebung sind zu mieten, einschl. Chauffeur $ 30 für den Tag. =Dampferagenturen=: _Messageries Maritimes_: de Baillou (Tel.-Adresse: Messageries Saïgon).--_Messageries fluviales de Cochinchine._--_Norddeutscher Lloyd_: Speidel & Co. (Tel.-Adresse: Speidel, Saïgon). =Geld.= Amtlich französisches Geld: 1 Fr. =100 Centimes; im Landesverkehr ist die Hauptmünze der Dollar (_Piastre_ genannt) zu 100 cents; vgl. S. 219. Ein Silberdollar etwa = 2 Fr. 15 c. = 1,80 Mk.--=Banken=: _Banc de l'Indo-Chine_, Korr. der Deutschen Bank.--_Hongkong & Shanghai Banking Corporation_, beide am Kai des Arroyo chinois, beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft.--_Chartered Bank of India, Australia and China._ =Sprache= der Anamiten ist einsilbig, isolierend mit sechs Tonakzenten und stark mit chinesischen Lehnwörtern durchsetzt. Grammatik von _Dignet_ (Paris 1897) und _Dirr_ (Wien 1894), Wörterbuch (anamitisch-französisch) von _Bonet_ (Paris 1899-1900). In den Gasthöfen, Bahnhöfen und Agenturen wird Französisch und Englisch gesprochen. =Theater.= _Théâtre municipal_, französische Truppe, Spielzeit Oktober bis April, Vorstellungen am Di. Do. Sa. So., Logenplatz $ 2, Fauteuil $ 1,50.-- _Anamitische Theater_, sehenswert! =Militärkonzerte=: Mi. abds. am Boulevard Charner, So. Nm. im Jardin de Ville oder Jardin Zoologique. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul Reinsdorf.--_Österreich-Ungarn_, Konsul Franz Fischer.--=Deutscher Klub.=-- =Polizeiamt=: Ecke Quai du Commerce und Boulevard Charner. =Ärzte=: französische Zivil- u. Militärärzte. Großes _Militärhospital_.--=Buchhandlungen=: _Schneider_, im Continental Hotel; _Rey & Curiol_; _Claude_, die beiden letztern Rue Catinat.--=Zeitungen=; _Opinion_; _Courrier Saïgonnais_; _Nam-ky_. --=Geschäfte= in der Rue Catinat. =Zeiteinteilung=: 1. Tag: Vm. Markt, Stadt und Zoologischer Garten; Nm. nach Cholon und zurück.--2. Tag: Ausflüge in die Umgebung.--3.-10. Tag (oder länger): Reise über Pnom-penh nach Angkor-Thom. =Geschichte.= Die anamitische Ortschaft wurde von Chinesen besiedelt; 1789-1811 war Saïgon Hauptstadt des anamitischen Kaisers Hia-long, der, durch den Taysonsaufstand aus Hué vertrieben, erst 1811 wieder sein altes Reich eroberte. Seitdem nennen die Anamiten die Stadt _Gia-dinh_; 1790 befestigte Oberst Ollivier, ein Franzose im Dienste Anams, die Stadt. 1859 nahm Admiral Rigault de Genouilly Saïgon, das bis 1902 Hauptstadt Indochinas blieb und wichtiger Kriegshafen wurde. =Saïgon=, Hauptstadt von Cochinchina, liegt nahe dem Ostrande des Mekongdeltas, 55 km vom Meer entfernt, am r. Ufer des Saïgonflusses, der im Gegensatz zu den verschlammten Mündungsarmen des Mekong für Dampfer befahrbar ist, auf 10° 40' nördl. Br. und hat etwa 51000 Einw., darunter 5500 Franzosen, 300 andre Europäer und 12000 Chinesen. Die Stadt ist sorgfältig und geschmackvoll gebaut mit reinlichen Straßen, der Sumpfboden ist durch Kanäle trockengelegt. Als Hafen dient der Fluß; Warenschuppen und Kohlenlager der Messageries Maritimes (BC5) liegen am Südende, die Marinewerft mit großem Trockendock am Nordende der Stadt. An die Marinewerft grenzt der Zoologische und Botanische Garten (BC1, 2); letzterer reicht bis zu der großen _Zitadelle_ (mit europäischen Kasernen; B2). Von der Ostseite der Zitadelle führt der breite _Boulevard Norodom_ (AB2, 3) zu dem mitten in großem Park gelegenen _Palast des Gouverneurs_ (A3), hinter dem sich der _Volkspark_ (A4; _Jardin de Ville_) anschließt. Saïgon hat eine große _Kathedrale_ (A3) in romanischem Stil, eine Sternwarte, mehrere Schulen und verschiedene Denkmäler. Das Klima ist für Europäer nicht gesund. Hauptausfuhr: Reis, gesalzene Fische, Baumwolle, Pfeffer, Gummi, Kopra, Häute, Felle, Hörner und Kautschuk. Einfuhr: Textilwaren, Maschinen, Chemikalien u. a. -- _=Rundfahrt.=_ Um das Volksleben kennen zu lernen, fahre man frühmorgens auf den Markt (B4; _Marché_) in der Nähe des Arroyo chinois, dann durch die hübschen Anlagen des _Jardin de Ville_; nördl. von diesem Volkspark liegt das _Collège Chasseloup-Laubat_ (A3), wo Eingeborne als Dolmetscher ausgebildet werden; dann nach r. um den Park des Gouverneurs herum durch den _Boulevard Norodom_, vorbei r. am _Denkmal Gambettas_ (A3) und der Kathedrale, l. der Zitadelle, zum _Botanischen Garten_ (_Jardin Botanique_), der reich an tropischen Zier- und Nutzpflanzen ist (mit Baumschule und botanischer Versuchsstation); im daranschließenden _Zoologischen Garten_ (_Jardin Zoologique_) sind sehr große Königstiger, Leoparden, Bären, Elefanten, Pelikane sowie Schlangen. Nm. besuche man die Promenaden in der Umgebung (A1; _Tour de l'Inspection_), wenn man das Villenviertel und die vornehme Welt Saïgons sehen will. =Ausflüge=: 1) Nach der Eingebornenstadt =Cholon=, 5 km sw. Dampfstraßenbahn (2 Linien) alle 20 und 30 Min. in 14 Min.; Eisenbahn in 9 Min.; oder mit Wagen auf verschiedenen Wegen. Man fährt am Arroyo chinois entlang durch die anamitischen Vororte, vorher am Hospital von _Choquan_ über mehrere Brücken über den mit Sampans und Dschunken besetzten Arroyo (Kanal). -- Ein andrer Weg, die »Route stratégique«, führt vorbei an europäischen Gärten sowie an chinesischen und anamitischen Gemüsegärten; dann vorüber an den Trümmern einer Königspagode bei der _Ferme des Mares_ (einem Landgut) und über die _Gräberebene_ (_Plaine des tombeaux_) mit vielen Grabhügeln. =Cholon= (_Bahnwirtschaft_; _Café de Paris_, Avenue Jaccareo.--Juweliere: _Chan Binh_, Rue Gia-long 78; _Ngo Phuoc_, Rue des Jardins 47; _Taquang Thanh_, Rue de Canton 80; Holzschnitzereien, Möbel mit Perlmuttereinlagen; Stickereien: _Duyet-hoa Xuong_, genannt _O-chau_, Rue de Canton 73), Stadt von 138000 Einw., die wichtigste Gewerbe- und Handelsstadt von Cochinchina und Hauptstapelplatz für den Reishandel; von Chinesen 1780 gegründet, sieht Cholon ganz chinesisch aus, mit chinesischen und anamitischen Theatern und buntem Straßenleben sowie mehreren Pagoden. Das Drachenfest wird jährlich wie in China sehr gefeiert.-- In der Nähe von Cholon liegt die Tonwarenfabrik _Caï-maï_. 2) _=Eisenbahn=_ über (23 km nö.) _Bienhoa_ (am Donnai) nach dem 800 m hohen, prächtig bewaldeten Berge =Nui-Chuachan=, mit Observatorium und landwirtschaftlicher Versuchsstation, unweit des derzeitigen Endpunktes der Bahn (Giaray). Man nehme Verpflegung mit. 3) Mit _=Automobil=_: a) Über Bienhoa nach den Wasserfällen des _Donnai_, oberhalb _Trian_, 48 km; Mundvorrat mitnehmen.--b) Über Bienhoa und _Baria_ (Gasthof) nach _Kap St.-Jacques_ (S. 177), 120 km.--c) Nach (30 km nördl.) _Thudau mot_ (Gasthof, gute Küche) am Saïgonfluß, Hauptstadt der wegen intensiver Tropenkulturen bekannten Provinz gleichen Namens. Seitentour: Von Saïgon über Pnom-Penh nach Angkor-Thom. Vgl. die Karte auf S. 177. Für Weltreisende lohnt der Besuch Saïgons nur, wenn damit eine Reise nach Cambodja (beste Zeit November, Dezember, Januar) zum Besuch der berühmten _Khmer-Bauten in Angkor-Thom_ verbunden wird. Die _Société des Études Indochinoises_, an deren Spitze gebildete Franzosen stehen, welche die Reise nach Angkor selbst gemacht haben (Adresse im Museum und in der Stadtbibliothek zu erfragen), macht sich eine Ehre daraus, den Reisenden mit Auskünften zu helfen. Die Dampfergesellschaft _Messageries fluviales_ hat zwei Ausflüge eingerichtet (Nr. 1 für 8 Tage zu 350 Fr., Nr. 2 für 12 Tage zu 450 Fr.) nach folgender =Zeiteinteilung=: _=Ausflug für 8 Tage=_: Dampferabfahrt von Saïgon Do. abds. (man kann auf eigne Kosten, I. Kl. $ 2,55, II $ 1,70, Fr. Nm. mit Bahn ab Saïgon fahren nach [71 km] =Mytho= [_Hotelrestaurant Viol_], wichtige Hafenstadt in der Cua Tieu-Mündung des Mekong-Deltas mit 6950 Einw.; Ausfuhr von Reis, Mais, Tabak und Kopra. In Mytho erreicht man den Dampfer);-- Sa. früh Ankunft in Pnom-Penh;-- So. früh ab Pnom-Penh;--Mo. früh an Siem-Reap-Mündung, mittags an Angkor-Wat, Tempelbesuch;--Di. früh nach Angkor-Thom, Nm. Rückkehr nach Angkor-Wat;--Mi. früh ab Angkor, nachts an Pnom-Penh;-- Do. ab Pnom-Penh Vm.;--Fr. früh an Saïgon. _=Ausflug für 12 Tage=_: Fr., Sa., So. wie vorher;--Mo. Angkor-Wat; --Di. Angkor-Thom;--Mi. Preah-Khan; --Do. Ta-Prohm;--Fr. Bat Choum;--Sa. Me-Bom etc.;--So. Abfahrt und nachts an Pnom-Penh; --Mo. ab Pnom-Penh;--Di. früh an Saïgon. Die Zeiten stimmen gut mit den Dampfergelegenheiten nach und von Hongkong und Singapore. Die =Khmervölker= bilden den östlichen Zweig der Austroasiaten, einer sehr alten Bevölkerungsschicht Südasiens, die im Gesichtstypus zwischen den Mongolen und den Malaien steht, aber mit keiner dieser beiden Völkergruppen näher verwandt ist. Die heutigen Khmer (die Cambodjaner) sind liebenswürdig, friedlich, heiter, gastlich, sehr wahrheitsliebend, mit starkem Nationalgefühl, stehen aber in ihren wirtschaftlichen Leistungen weit hinter den Anamiten zurück. Ihre Ehen meist monogamisch, die Frauen sehr frei; der Bräutigam dient um die Braut und lebt im Hause der Eltern der Frau. Die Blütezeit ihrer _=Kunst=_ und die Zeit ihrer politischen Vormachtstellung liegen weit zurück. Ihre Kunst blühte im 10.-14. Jahrh. und war eine Tochter der vorderindischen (neubrahmanischen) Kunst; von dieser hat sie die Grundlagen für die bauliche Anordnung ihrer Pagoden und Paläste übernommen, diese aber durchaus selbständig und glücklich weiterentwickelt, so daß Bauten entstanden sind, die sowohl durch die Großartigkeit der Gesamtanlage wie die Schönheit der Einzelteile und den reichen Schmuck an Bildwerken noch heute als Ruinen unser Staunen wachrufen und sehr vorteilhaft von der überladenen neusiamesischen Baukunst abstechen. Besonders merkwürdig ist das Durcheinander brahmanischer und buddhistischer Darstellungen und Götterbilder in diesen Tempeln, die als brahmanische Verehrungsstätten errichtet, aber später vom Buddhismus in Besitz genommen worden sind. Das _Khmer-Reich_ begründete in der zweiten Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr. der sagenhafte Held _Preah Thong_ (lebt noch in Volksliedern), der die jungfräuliche Königin _Neang_ heiratete. Ende des 5. Jahrh. führte _Kambu_, ein indischer oder nach Indien verbannt gewesener cambodjanischer Prinz, indische Religion und Sitten ein; ihm folgten andre bedeutende Herrscher, deren Reich sich auf ganz Hinterindien bis an den Golf von Bengalen und auf die Malakkahalbinsel ausdehnte; 811 wurde die prächtige Hauptstadt _Angkor-Thom_ eingeweiht, die nach noch vorhandenen chinesischen Schilderungen nirgends ihresgleichen gehabt hat. Die Erbauung von _Angkor-Wat_ unter König _Suryavarman II._ fällt schon in den Beginn des Verfalls (12. Jahrh.); 200jährige blutige Kriege zwischen Cambodja und den Thaï (jetzigen Siamesen und Laoten) im 13.-15. Jahrh. verursachten den Zusammenbruch des Khmer-Reiches, dessen Hauptstadt Angkor-Thom 1462 nach dreimaliger Zerstörung endgültig verlassen wurde. Die zur Herrschaft gelangten _Thaï_, die dem Buddhismus anhingen, machten Angkor-Wat zum buddhistischen Heiligtum (ob es im Khmer-Reich nur Tempelstadt oder auch Königspalast war, ist zweifelhaft, doch wahrscheinlich). Cambodja hütet die alten Überlieferungen des Khmer-Reiches; die alte hohe Kultur ist noch überall sichtbar und unterscheidet das interessante, noch zu wenig bekannte Land sehr von allen andern hinterindischen Ländern. Von Mytho (s. S. 183) fährt man mit Flußdampfer über _Vinhlong_, hübsche Niederlassung am r. Ufer, und über _Sadec_, den »Garten von Cochinchina«, vorbei an Ortschaften in fruchtbaren Niederungen mit bergigem Hinterland und erreicht =Pnom-Penh= (_Grand Hôtel_ [Unterbringung im Hotel auf Kosten der Messageries fluviales. Das Hotel gibt für den Aufenthalt in Angkor einen Boy als Koch sowie Proviant, Wein und Mineralwasser mit. Zur Stadtbesichtigung ist 1 Tag Zeit]; _Banque de l'Indo-Chine_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; Post und Tel.; viele französische Geschäfte; Agent des Norddeutschen Lloyd: _Speidel & Co._), Hauptstadt des Königreichs Cambodja mit 46000 Einw., darunter 360 Europäer (meist Franzosen), 6800 Chinesen; einige Stadtteile haben modernen Zuschnitt, im Khmerstil gebaut. Viele Spielhöllen, von Chinesen geleitet, wo »ba-quan« gespielt wird. Eine große Allee führt parallel zum Flusse durch die Stadt zum *_Königspalast_, mit vielen Gebäuden mit Perlmutterornamentik, großem Thronsaal mit Deckengemälden (Nymphen und Göttinnen). Sehr sehenswert ist das Ballett der Bajaderen des Königs, mit anmutigen Körperbewegungen von klassischer Schönheit. Mitten in der Stadt liegt der *_Pnom_, ein Hügel mit einer 986 erbauten Pagode, umgeben von schattigem _Volkspark_ mit Käfigen wilder Tiere und Vogelhäusern. Prächtige Steintreppe mit Löwen- und Kriegerfiguren führt zur Pagode, *Aussicht auf Fluß und Umgegend. Modern sind das _Heiligtum des großen Bonzen_ und der _Königstempel Vaht Phrakeo_; auch die Leichenverbrennungsstätte ist sehenswert. Die Fahrt geht von Pnom-Penh in den Ausfluß des _Tonlé-sap_ (S. 179) und erreicht den großen See bei _Kompong Luong_, dem Landungsplatz für den 6 km westlichern alten Königssitz _Ou-dong_, mit seltsamen Mausoleen und einem Riesenbuddha sowie mehreren reich mit Figuren, Reliefs etc. geschmückten Pagoden. Am r. Ufer liegt flußaufwärts das Malaiendorf _Lo-vek_ und 8 km westl. davon die Ruinen von _Lo-vek_, einer noch ältern Hauptstadt Cambodjas als Ou-dong. Am NW.-Ende des großen Sees liegt die Mündung des _Siem-Réap_; dort liegen l. Sampans bereit für Reisende und Gepäck. Man fährt etwa 4-1/2 St. mit Sampan je nach Wasserstand den kleinen Fluß hinauf, bis man die Ochsenkarren erreicht, die den Reisenden zum _Rasthause_ (ganz neu, mit 10 Z. und 14 Betten sowie Speisesaal) bei _Angkor-Wat_ bringt; Mitnahme von Decken für die zuweilen sehr kühlen Morgenstunden im Boot ist zu empfehlen. Nm. Besuch des wenige Schritte vom Rasthaus entfernten, noch gut erhaltenen, von Prea-ket Mealea im J. 57 n. Chr. erbauten Tempel *=Angkor-Wat=, etwa 3 km nördl. von Siem-Réap; er steht in einem Park, zeigt viele brahmanische Inschriften, Denkmäler, seltsame Tiergestalten, Säulenhallen, große Gopuratürme, prächtige Tore etc. Von da Besuch des Königspalastes von *=Angkor-Thom=, 4 km nördl. vom Rasthaus; er ist von einem Mauerviereck mit 4 km Seitenlänge umgeben, das fünf Tore mit Türmen und Terrassen hat; im Innern stehen sonderbare Zeugen der alten Khmerkunst: der _Bhan-yong_ (_Bayon_), ein mehrstöckiger Hallenbau mit 14 Türen sowie andere fast rätselhafte Bauwerke, die als Paläste und Tempel dienten. Nach Angkor-Wat wallfahrten jetzt noch zahlreiche Pilger; die Tempelstätten werden von Priestern gepflegt. Die ganze Umgegend ist reich an Tempelruinen. Die Dampfer fahren noch weiter bis _Battambang_ am Seng-ke; die Stadt ist des Handels wegen wichtig, hat auch viele alte Tempel im Innern und in der Umgegend. Von Pnom-penh nach =Khôn= (276 Seem.) auf dem Mekong aufwärts mit Dampfern der »Messageries fluviales« im August bis Dezember in 4 Tagen, zurück in 18 St. Auf dem obern Mekong Dampfer je nach Wasserstand bis _Pak-moun_, dann Bootsfahrt in 15 bis 20 Tagen bis _Luang-prabang_ im obern _Laos_. Sehr interessante und landschaftlich lohnende Fahrt durch das meist ziemlich enge, stellenweise schluchtartige, tief (bis 1000 m) ins Gebirge eingesenkte, aber infolgedessen auch ziemlich heiße Mekongtal. Die Strombreite wechselt zwischen 1/2 km und 50 m; mehrfach sind Stromschnellen zu überwinden. Man treffe Vereinbarungen mit den »Messageries fluviales«. Von Saïgon nach Haïphong und Hanoï. =Messageries Maritimes= alle 8 Tage von _Saïgon_ nach _Tourane_ für I. Kl. 128, II. 89-1/2 Fr. und weiter nach _Haïphong_ für I. 192, II. 140 Fr. Dann 101 km =Eisenbahn= von Haïphong nach _Hanoï_. =Anam.= Das unter französischer Oberherrschaft stehende Königreich _Anam_, 160000 qkm groß mit 5,5 Mill. Einw., Hauptstadt Hué, besteht größtenteils aus Gebirgsland, das im südlichen Teil steil unmittelbar zur Küste abfällt und erst von Hué ab nordwärts einer schmalen, sehr fruchtbaren Küstenebene Raum läßt. Die etwa 1200 km lange Küste von Anam ist der Schiffahrt sehr ungünstig; häufig von Stürmen und im Herbst und Winter von starker Brandung heimgesucht, bietet sie in ihrem südlichen Teil durch Felsriffe, im nördlichen durch Sandbarren der Annäherung von Schiffen gefährliche Hindernisse, enthält aber viele gute Häfen, darunter die _Bucht von Tourane_; Tourane hat sich schnell zur Hafenstadt für die etwa 80 km nördl. gelegene Hauptstadt _Hué_ entwickelt, die ihrerseits ihre Vorrangstellung der Lage am Südende der Küstenebene und am Ausgangspunkte eines bequemen Überganges über das Gebirge hinüber nach _Laos_ (Paß von Ailao, 410 m) verdankt. Das Gebirge, die »Kordillere« von Anam, erhebt sich durchschnittlich bis 600 oder 700 m, doch mit einigen Gipfeln auf 2500 m. Es zeigt zwar eine Reihe von durch tiefe Täler getrennten Ketten, ist aber wahrscheinlich nicht, wie die Gebirgsketten des westlichen Teils von Hinterindien, ein Faltungsgebirge, sondern durch Bruchbildung entstanden; es besteht meist aus alten und widerstandsfähigen Gesteinen und ist gut bewaldet. Nordwärts von Hué beherbergt es noch viele Naturvölker. Das _=Klima=_ der nördlichem Küstenstrecke Anams weicht von dem Cochinchinas ziemlich stark ab; der jährliche Temperaturverlauf ist weniger gleichmäßig, der Winter kühler, die heiße Zeit um einige Monate verschoben (Hué Jahr 25,4°; Februar 19,7°, Juni und August 29,5°), die Regenzeit wird nicht vom SW.-Monsun, sondern vom NO.-Monsun gebracht und fällt in die Monate September bis Dezember, Höhepunkt im Oktober. Die Seefahrt vom Kap Saint-Jacques (S. 177) längs der Küste von Anam bietet vom Leuchtturm des Kap _Padaran_ (mit Blitzfeuer von 32 Seem. Sichtweite) schöne Gebirgslandschaft. Ein sehr schöner Hafen liegt in der Bucht von _Cam-ranh_, der als Schutz bei stürmischem Wetter dient. Manche Dampfer laufen den Hafen von _Nha-Trang_ an, in dessen Laboratorium 1897 Dr. Yersin den Pestbazillus entdeckte. Man passiert dann _Kap Varella_ mit Leuchtturm und gelangt nach _Quinhone_, Hafenplatz in einer großen geschützten Bucht; in der Ebene viele Baudenkmäler der Khmer (S. 183); 18 km nw. liegt die Zitadelle von _Binh-dinh_ (15000 Einw.). Auf 16° 15' nördl. Breite erreicht man die schöne Bucht von =Tourane= (_Tourane Hôtel_ oder _Hôtel Morir_, 40 Z. 4, Ged. 3,50, Pens. 12 Fr.;--_Banque de l'Indo-Chine_, Korr. der Deutschen Bank und der Berliner Disconto-Gesellschaft); moderne Stadt (vgl. S. 185) mit 4300 Einw. (100 Europäer); Ausfuhrplatz der Kohlengruben von _Nang-Son_; _=Eisenbahn=_ von hier über _Hué_ nach _Quangtri_, 175 km. Im Volkspark Skulpturen von Khmerbauten. Der Hafen mit 8 m Wassertiefe liegt 3/4 St. von der Stadt. Ausflug im Palankin mit Trägern (durch die französische Residentschaft vorher zu bestellen), die alle 10 km gewechselt werden (Preis 10 c. für jeden Mann), über den 470 m hohen Bergkamm _Col des Nuages_ bis (107 km) _Hué_; soll sehr lohnend sein. Schneller gelangt man mit der _=Eisenbahn=_ (s. S. 185) nach =Hué= (_Grand Hôtel Guérin Hué_), Hauptstadt des Königreichs Anam, mit 50000 Einw., auf 16° 35' nördl. Br. am l. Ufer des _Huong-giang_ oder Huéflusses; gegenüber liegt die französische Oberresidentschaft (_Résidence supérieure_) und ein kleines französisches Viertel. Sehenswert sind die Königsstadt und die Königsgräber, zur Besichtigung ist Erlaubnis durch die Residentschaft zu erwirken. Der *_Palast_ des Königs _Duy-Tan_ ist mit hoher Mauer umgeben, viele Gebäude liegen innen in Gärten. Die Stadt umgibt die Königsstadt, hat viele Pagoden, Schulen, Zeughäuser und ist mit Festungsmauern nach Vaubans System umgeben. Gewerbe und Handel sind unbedeutend. Bahn nach _Hanoï_. Beim Ausflug nach den *_Königsgräbern_ (1 Tag, Mundvorrat mitnehmen!) fährt man von Hué im Wagen bis zum Fluß und nimmt hier Sampan zum Besuch der flußaufwärts gelegenen Gräber (es ist verboten, durch die Mittelpforte der Mausoleen einzutreten, die nur für den König da ist). Man besichtigt zuerst das Mausoleum von _Gia-long_, dann das hervorragend schön gepflegte von *_Minh-mang_ (mit Gärten). Dann zurück zum Wagen und Besichtigung der interessanten Totenstadt von *_Tu-duc_ in der Nähe von _Thieu-tri_. Von Tourane (s. oben) steuert der Dampfer mit NNW.-Kurs durch den Golf von Tonkin auf die kleine Insel _Hon-dau_ mit Leuchtfeuer zu, die vor der _Cua-Cam-Mündung_ des Roten Flusses liegt; r. läßt man die _Norwayinseln_ mit 22 Seem. weit sichtbarem Blitzfeuer, die den großem Inseln vor der Alongbucht vorgelagert sind. Bei =Do-Son= (_Grand Hôtel_; _Doson Hôtel_, gut), 22 km so. von Haïphong, ist auf einer Halbinsel ein hübsches, vielbesuchtes Seebad mit vielen Villen angelegt. In die Mündung des _Cua-Nam-trieu_, dem neuen Hauptfahrwasser nach Haïphong, das durch den _Dinh-Vu_-Durchstich mit dem Cua-Cam (oberhalb dessen Mündung) verbunden ist, können jetzt große Dampfer bis 8,5 m Tiefgang einsteuern. =Haïphong=, Stadt mit 27000 Einw., ist der Haupthafen von Tonkin, wie Saïgon der von Cochinchina ist, und hat in seiner Lage Ähnlichkeit mit jenem; es liegt nicht im Delta des Hauptflusses von Tonkin, des Roten Flusses, dessen Mündungsarme zum Teil wie die des Mekong verschlammt sind, sondern etwas seitlich am Zusammenfluß des _Song Tam-bac_ mit dem _Cua-Cam_, 37 km vom Meere. =Gasthöfe=: _De Commerce._--_De l'Univers_, beide ersten Ranges; einfacher _De Marseille_; _De l'Europe_.--=Post u. Tel.=--=Telephon= nach Hanoï; Kabel nach Saïgon und Hongkong.--=Eisenbahn= nach Hanoï und weiter, vgl. unten. --=Dampfer=: _Messageries Maritimes_ nach Saïgon und Marseille; _Correspondances fluviales du Tonkin_ nach Hanoï zweimal wöchentl., außerdem nach vielen Plätzen in Tonkin; _Norddeutscher Lloyd_: Agent Speidel & Co.-- =Geld=: S. 181.--=Banken=: _Banque de l'Indo-Chine_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; _Hongkong Shanghai Banking Corporation_; _Chartered Bank of India, Australia and China_ (Agent Speidel & Co.). =Sprache=, vgl. S. 181.--=Theater= mit französischer Truppe; Societé musicale. --=Ärzte=: _Dr. Forest_; _Mazot_.-- =Apotheken=: _Brousmiche_; _Pharmacie Coupard_.--=Buchhandlung=: _Schneider_. --=Zeitungen=: _Courrier de Haïphong_ etc.--=Photographen=: _Bonal & Co._; _A-kit_, Rue du Commerce 3; _A-dong_, Rue du Commerce 59. Die Stadt macht europäischen Eindruck; an den Flußufern liegen Warenschuppen und Schiffswerften, gute Kai-Anlagen und ein Trockendock. Haïphong ist Ein- und Ausfuhrhafen für Tonkin und die chinesische Provinz Yünnan, bis zu deren Hauptstadt eine Eisenbahn führt. Deutsche Frachtdampfer der Hamburg-Amerika Linie und der Reederei Jebsen laufen Haïphong regelmäßig an. Ausfuhr: Reis, Zinn, Farbhölzer (Gambir), Mais, Paddy (ungeschälter Reis), Maniok (Manihot), Galmei (Zinkspat), Wolfram. Außer einem Denkmal Jules Ferrys keine Sehenswürdigkeiten. =Ausflug= in die *=Alongbucht= und den *=Faitsilong-Archipel= ist sehr lohnend, doch beschwerlich; man fährt am besten mit Küstendampfer von Haïphong bis _Hongay_ (kleiner Gasthof) und mietet dort einen großen Sampan (mit Schlafgelegenheit); bequemer, doch teurer ist das Mieten einer Dampfbarkasse in Haïphong. Zur Fahrt ist ein ortskundiger Schiffer unentbehrlich. Thos. Cook's Office in Hongkong stellt Heckraddampfer für 2-4tägigen Ausflug von Haïphong aus; Kosten nach Zahl der Teilnehmer. Die grotesken Felseninseln der Bucht sind Naturwunder größter Sehenswürdigkeit, besonders folgende: _Ile de la Surprise_, _Grottes des Merveilles_, _le Cirque_, _le Tunnel_ (2 km lange, enge Tropfsteinhöhle, durch die man hindurchfährt) und viele andre seltsam geformte, meist steile Klippen und Inseln, deren grüne Kalkfelsen mit Orchideen, Gräsern und Gebüsch prachtvoll bewachsen ist. Vor der Fahrt beschaffe man sich Seekarten der Bucht beim Hafenkapitän in Haïphong. Photographien sind in Haïphong und Hanoï zu haben. _=Eisenbahn=_ nach Hanoï, 101 km in 3 St. 40 Min. für I. $ 7,07, II. $ 5,05. Man fährt um Haïphong herum, dann über eine 90 m lange Drehbrücke durch die Flußniederung vorbei an der Zitadelle von (44 km) _Haïduong_, Stadt mit 8000 Einw., 25 m hohem Uhrturm und schönem Park; dann über (60 km) _Cam-giang_, (76 km) _Lac-dao_ und (95 km) _Gia-lam_ und über die prächtige, 1682 m lange Brücke _Pont Doumer_ über den Roten Fluß nach =Hanoï=, Hauptstadt Indochinas, auch _Kescho_(d. i. Markt) genannt. =Gasthöfe=: _Grand Hôtel Métropole_, Boulevard Henri Rivière, gute Pens. 15-25 Fr. -- _Hanoï-Hôtel_, Rue Paul Bert. -- _De la Paix_, Rue Paul Bert. -- _Du Lac_, Rue Jules Ferry.--=Post u. Tel.=: Square Paul Bert. -- =Telephon=, auch nach Haïphong. -- =Elektrische Straßenbahn= von Place de Négrier nach Bac-moi-phuong, _Village du Papier_ und Tan-ap; I. Kl. 5 cents. -- =Eisenbahn=: nach _Haïphong_; nach _Lang-son_ und noch 465 km über die chinesische Grenze bis Yünnanfu soll zum Yangtse-Tal geführt werden (S. 189); nach _Ninh-binh_ im Bau bis Vinh und weiter nach Anam; im Bau nach _Sontay_. -- =Dampfer= der _Correspondances fluviales_ nach Haïphong, Nam-dinh und Laokay. -- =Bank=: _Banque de l'Indo-Chine_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. -- =Theater=: _Théâtre municipal_, französische Truppe am Boulevard Amiral Courbet; chinesisches Theater. -- =Konzerte=: Militärmusik Do. abds. Square Paul Bert, So. Nm. im Botanischen Garten; _Société philharmonique_. --=Militärhospital.= -- =Buchhandlungen=: _Schneider_; _Crébassac_, beide Rue Paul Bert. -- =Zeitungen=: _Avenir du Tonkin_; _Indépendance tonkinoise_; _Indo-Chinois_; _Tribune_; _Revue indochinoise_. =Geschichte.= Hanoï wurde angeblich 767 n. Chr. von Chinesen gegründet und lag damals dem Meere ganz nahe, ist ihm aber durch Anwachsen des Flußdeltas entrückt worden. 1427 wurde Hanoï durch die Le-Dynastie Hauptstadt von Anam und Tonkin. Infolge Vertrags von 1874 wurde neben zwei andern Häfen auch Hanoï dem Fremdhandel eröffnet und ein französischer Konsul mit militärischer Bedeckung in der Stadt zugelassen, die in dem Kriege von 1882 beschossen, besetzt und mit Tonkin 1883 unter französisches Protektorat gestellt wurde. =Tonkin.= Die Ebene des _Roten Flusses_ oder _Songkoi_, dessen Mittelpunkt Hanoï bildet, ist nur so groß wie Sachsen oder Baden, aber von den Bewohnern mit chinesischem Fleiß bestellt und darum sehr volkreich. Die Reisproduktion des Songkoideltas würde freilich noch viel bedeutender sein, wenn der Songkoi nicht während seines Hochwassers, das seinen Wasserstand um 8-9 m erhöht, häufig ausbräche und sich ein neues Bett suchte; auch die Ausbildung des die Wasserverteilung im Delta regelnden Kanalnetzes ist infolge dieser Unbeständigkeit des Flusses zurückgeblieben.-- Das _=Klima=_ Tonkins ist insofern dem Cochinchinas ähnlich, als die Regenzeit wie dort vom SW.-Monsun gebracht wird und in den Sommer fällt (Höhepunkt Juli). Dagegen macht sich die nördlichere Lage im Winter schon ziemlich bemerkbar: die Junitemperatur beträgt noch 28,7°, aber die Februartemperatur nur noch 16,5°, der mittlere jährl. Tiefstand der Temperatur 6,7°. Die Stadt _Hanoï_, unter 21° 2' nördl. Br. am r. Ufer des Songkoi, 175 km von dessen Mündung, malerisch gelegen, ist terrassenförmig angelegt, mit breiten, modernen Straßen und hübschen Promenaden, hat schöne Wohnhäuser, Geschäftshäuser, Villen und große moderne Magazine (Debeaux frères, Union commerciale indo-chinoise etc.) im europäischen, andre Häuser aus Stein und Ziegeln im chinesischen Stil. Hanoï ist Sitz des französischen Generalgouverneurs und Oberresidenten, mit 103188, mit Nachbarorten 150000 Einw., darunter 2000 Chinesen, 1088 Europäer (ohne Militär). Die eingeborne Industrie erzeugt Baumwollen- und Seidenstoffe, schöne Seidenstickereien, Perlmutterarbeiten (Inkrustationen), Filigranarbeiten aus Gold und Silber, lackierte Waren. Der Handel, meist in den Händen von Chinesen, neuerdings auch von Europäern, ist bedeutend; Ausfuhr: Reis, Zuckerrohr, Seide, Mais, Bohnen, Schellack, Erze. Fahrzeuge können bis Hanoï hinaufgelangen, Boote (in der guten Jahreszeit auch Dampfschaluppen) bis Laokay. Außerhalb der Stadt liegt die hohe alte, für den damaligen Herrscher von Anam nach Vaubans System durch französische Offiziere erbaute Zitadelle mit schöner Pagode, Wohnungen der Mandarinen, Kasernen, Magazinen, Arsenal, Schatzkammer etc.--_=Rundfahrt.=_ Morgens besuche man die _Markthallen_ in der Eingebornenstadt, in der Rue du Riz; dicht dabei, in der Rue des Voiles, ist die _Pagode des Kriegsgottes Ba Mã_ mit *Bronzestatue auf Drachenthron. Beim Teich von _Truc-bach_ liegt die *_Pagode des Großen Buddha_ mit schöner Riesenbronzestatue Buddhas; auch die Pagode der beiden Schwestern _Trung_ (_Trung-Liet_, zweier tonkinesischer Jungfrauen von Orléans, die Anam 38 n. Chr. vom chinesischen Joch befreiten) ist sehenswert. Im Kleinen See (_Petit Lac_) liegt die *_Pagode de l'île de Jade_ (auch _Ngoc Son_ genannt). Von da fahre man an der _Kathedrale_ vorbei zum *_Museum_ beim Bahnhof am Boulevard Gambetta, worin Baudenkmäler der hinterindischen Kunststile gesammelt sind; in Nebenhallen sind permanente Ausstellungen von Kunst-, Gewerbe- und Handelsgegenständen. Vor dem Museumsplatz steht am Boulevard Gambetta ein schönes _Denkmal_ (von Rivière): »Frankreich beschützt Indochina«.--Nun zum _Botanischen Garten_ (_Jardin Botanique_), in dessen Mitte der kleine Hügel _Nui-sa_ liegt; oben *Aussicht über Stadt und Roten Fluß. Außer Pflanzensammlung findet man Käfige mit Tigern, Hirschen, Vögeln, Schlangen etc.--Neben dem Botanischen Garten liegt in schönem Park der _Palast des Generalgouverneurs_.--Südl. vom Botanischen Garten die Lotospagode _Chua Mot-cot_, aus dem 11. Jahrh.-- Die bis zur Hauptstadt der benachbarten chinesischen Provinz Yünnan seit 1910 fertiggestellte Bahn (s. unten) ermöglicht einen bequemen Besuch des südwestlichen China. Von Hanoï nach Yünnanfu. Vgl. die Karte bei S. 215. =Eisenbahn=: Die _Tonkin-Yünnanbahn_ (von der Compagnie française de chemin de fer de l'Indochine et du Yunnan erbaut und 1. April 1910 dem Verkehr übergeben) verbindet die Tiefebene von Tonkin durch das großartige Erosionstal des _Songkoi_ (Roter Fluß) mit der südwestlichsten chinesischen Provinz _Yünnan_. Wegen der prächtigen Naturbilder und der zahlreichen kühnen Bauwerke dieser Gebirgsbahn ist ihre Befahrung zu empfehlen trotz zurzeit noch vorkommender Betriebsstörungen. [Hand] Über Fahrzeiten, Fahrpreise, Unterkunft etc. erkundige man sich in Hanoï oder Haïphong. Den größern Ostteil der =chinesischen Provinz Yünnan= bildet ein im Mittel 2000 m hohes, von Gebirgszügen überragtes Kalksteinhochland, das wegen seiner Wasserarmut eine ziemlich dürftige Vegetation hat; die Bergzüge tragen jedoch vielfach Laub- und Nadelwälder. Die Talmulden sind teilweise mit rotem Ton, den Zersetzungsprodukten des Kalksteins, ausgekleidet und zuweilen von Seen eingenommen. --Das _=Klima=_ soll für Europäer angenehm sein. --Die _=Bevölkerungszahl=_ beträgt nur 12 Mill., darunter einige beinahe unabhängige Stämme der Ureinwohner (_Lolo_ und _Lissu_). Etwa ein Drittel der Bewohner sind Mohammedaner (_Panthoi_ oder _Choitsu_), die nichtchinesischer Herkunft, aber stark mit Chinesen vermischt sind. Letztere machen die Hauptmasse der Bevölkerung aus. Infolge seiner Abgelegenheit sind in Yünnan besonders häufig Aufstände gegen die Zentralregierung erfolgt, zuletzt der große Mohammedaneraufstand 1853-72.-- Der Hauptreichtum des Landes liegt in seinen _=Bodenschätzen=_, vor allem Zinn, Zink, Kupfer, Silber, Gold, Kohlen und Salz sowie Edel- und Halbedelsteine (Rubine, Saphire, Jade, Jadeit, Nephrit). Durch den Bau der Yünnanbahn haben sich die Franzosen die Ausbeutung dieser Erzlager gesichert (englisch-französisches Bergwerkssyndikat). Der Westteil Yünnans steht durch Tragtierkarawanen in regem Handelsverkehr mit Birma und Siam, der Nordteil mit Suifu am Yangtse (S. 254). Von _Hanoï_ (S. 188) über eine große Eisenbahnbrücke auf das l. Ufer des _Songkoi_ und durch den obersten Teil der angebauten Deltaebene bis zur Austrittsstelle des Songkoi aus dem Gebirge. Das Tal des Mittellaufes des Flusses ist 1000-1200 m tief in das regenreiche Gebirgsland von Obertonkin eingeschnitten und größtenteils mit Urwald bedeckt, der zahlreiches Wild birgt; der Strom ist trotz mancher Stromschnellen in der Regenzeit (Sommer) mit großen Schiffen aufwärts bis Laokay zu befahren. Die Bahn folgt dem Songkoital bis (296 km) =Laokay=, dem französischen Grenzort, an der Mündung des Bergflusses Namti in den Songkoi; wichtiger Handelsplatz; kleine Zitadelle, erzreiche Umgebung.--Über den _Namtifluß_ nach dem chinesischen Grenzort _Hokeon_ (d. h. Flußmündung). Dann beginnt der 180 km lange Aufstieg zum Hochlande von Yünnan, im Tale des Namti aufwärts, mit Hilfe von 78 Tunneln und 123 Brücken, davon 24 Tunnel und eine zwischen zwei Tunnel eingeschaltete Brücke auf einer 15 km langen Strecke (Boucle, Schleife), die zur Überwindung eines Talkessels dient, bis--(476 km) _Möngtse_ (1370 m), Stadt mit etwa 12000 Einw., seit 1889 dem Fremdenhandel geöffnet; in der Umgebung Zinn-, Silber- und Bleibergwerke. Weiter nordwestwärts wieder über zahlreiche Brücken und Tunnel über _Tschikai_ und die Kreishauptstadt _Lin-ngan_ (1380 m), sodann über einen Gebirgszug ins Tal des _Holiukiang_, des Hauptquellflusses des Hsikiang (S. 254), und in diesem aufwärts auf die Hochfläche von _Hsin-hsing_ (1643 m), zuletzt um den See _Tienschi_ (1950 m) herum nach (773 km) =Yünnanfu= (1960 m), Hauptstadt der Provinz Yünnan und Amtssitz des Generalgouverneurs von Yünkwei (Provinzen Yünnan und Kweitschou); Missionsstation, Telegraph nach Tschungking (S. 263) und weiter nach Mittelchina sowie nach Birma; berühmte Seidenstoffe und Teppiche. 10. Von Singapore nach Batavia. Die Insel Java. Vgl. den Karton auf der Karte von »Hinterindien« bei S. 155. =Koninklijke Paketvaart Maatschappij=: Von _Singapore_ innerhalb 24 St. nach Ankunft des Reichspostdampfers des Norddeutschen Lloyd aus Europa nach _Batavia_. Außerdem wöchentlich ein Dampfer direkt von _Singapore_ nach _Batavia_ in 2 Tagen. Rundreisekarten Singapore-Batavia-Soerabaja-Singapore I. $ 90, II. $ 54. =Stoomvaart Maatschappij Nederland= alle 14 Tage von _Singapore_ nach _Batavia_ in 2 Tagen. =Messageries Maritimes= alle 14 Tage im Anschluß an die ostasiatische Hauptlinie von Europa, in 2 Tagen von _Singapore_ nach _Batavia_. Die Fahrt von Singapore nach Batavia führt durch die Riouwstraße zwischen den Inseln _Batam_ r. und _Bintang_ l., passiert dann die »Linie« (den Äquator), zuweilen durch »Linientaufe« (Fest der Schiffsbesatzung mit Begießung von Wasser äußerlich und Rum innerlich) gefeiert, und geht an bewaldeten Inseln des _Riouw-_ und _Lingga- Archipels_ mit südlichem Kurs meist durch die schmale _Bangkastraße_, zuweilen zwischen den Inseln Bangka und Billiton durch die _Gasparstraße_. Die Zinninsel _Bangka_ ist flach mit etwa 700 m hohen Bergen, ihr Hauptort _Muntok_ am Westende wird von Dampfern angelaufen. _Billiton_ (_Blitong_) ist ebenfalls bergig, bis 600 m hoch und reich an Zinn und Eisen; der Hauptort _Tandjong-Pandang_ liegt an der Westküste. Bei der Ansteuerung der Bataviabai ist der weiße Leuchtturm auf einer kleinen Insel auffällig; die Küste ist flach, die hohen Berge des Hinterlandes geben ein prächtiges Bild, sind aber häufig im Dunst verdeckt. Die Insel Java. Vgl. die Karte bei S. 155. =Java=, die kleinste, aber wichtigste der Großen Sundainseln, ist der reiche und stark bevölkerte Hauptsitz des _niederländisch-ostindischen Kolonialreiches_, das insgesamt 1,9 Mill. qkm (das 3-1/2fache des Deutschen Reiches) umfaßt, aber nur 38 Mill. Einw. zählt. Der Besuch Javas ist äußerst lohnend wegen der reichen tropischen Pflanzen- und Tierwelt, der zahlreichen Vulkane, der interessanten, freundlichen Bevölkerung, der buddhistischen und brahmanischen Denkmäler und des Charakters der Insel als einer ungewöhnlich blühenden tropischen Pflanzungskolonie. Die gute niederländische Verwaltung hat dafür gesorgt, daß die ganze Insel bequem und gefahrlos bereist werden kann. Die Insel erstreckt sich von der Sundastraße im W. in 1060 km Länge bei 70-200 km Breite bis zur Balistraße im O. und ist mit Nebeninseln, Madoera etc., 131500 qkm groß. Bis zur jüngern Tertiärzeit befand sich an der Stelle von Java wahrscheinlich eine Gruppe von kleinern Inseln; dann begannen an zahlreichen Stellen vulkanische Ausbrüche, deren Auswurfsmassen (meist Schlamm und Asche, wenig Lava) den Archipel zu der heutigen langgestreckten Insel zusammenschweißten. So zeigt das heutige Java ein etwa 1000 km langes Gebirgsrückgrat, dem zahlreiche Vulkankegel aufgesetzt sind; gegen die Nordküste senkt es sich zu einem hügeligen Flachlande, das sich von der Ebene Ostsumatras (S. 157) durch die geringe Ausdehnung des Sumpflandes sehr vorteilhaft unterscheidet. Der Landschaftscharakter wird, namentlich im Südteile der Insel, ganz von den _=Vulkangipfeln=_ beherrscht; es gibt ihrer weit über 100, von denen fünf noch in jüngster Zeit tätig waren, während viele andre wohl nur scheinbar erloschen sind. Sie ordnen sich in einer Längsreihe und mehreren Querreihen an. Die Höhe der Vulkane ist sehr verschieden; 45 von ihnen sind höher als 2000 m, am höchsten ist der _Semeroe_ mit 3680 m. Sie zeigen meist nicht Spitzkegel-, sondern mehr Flachkegelform, ihre Krateröffnungen haben teilweise mehrere Kilometer Durchmesser, und ihre Abhänge sind von regelmäßig angeordneten Regenrinnen zerfurcht und förmlich gerippt. Das =Klima= ist entsprechend der Nähe des Äquators und der Inselnatur des Landes äußerst gleichmäßig. Die mittlere Jahrestemperatur von Batavia beträgt 26°, von der die höchste und die niedrigste durchschnittlich im Jahr vorkommende Temperatur nur um je 6,5° abweichen. Es gibt demzufolge nur zwei Jahreszeiten, die feuchte und die trockne, die auf den beiden Längsseiten der Insel entgegengesetzt sind: auf der Nordseite fällt die Regenzeit in unsern Winter (Dezember bis Februar), die Zeit des NW.-Monsuns, auf der Südseite in unsern Sommer (April bis Oktober), die Zeit des SO.-Monsuns; letzterer liefert bedeutend mehr Feuchtigkeit. Das Innere hat keine ausgeprägte Regen- und Trockenzeit. Im Hochland entsprechen die Temperaturen etwa den Mai- und Junitemperaturen in Süddeutschland: Tosari, 1780 m hoch, hat 16° Jahrestemperatur, als kältesten Monat den August mit 15°, als wärmsten den Januar mit 17° (in dieser Umkehr des jährlichen Temperaturganges offenbart sich die Lage auf der Südhalbkugel der Erde!). Das Klima des Hochlandes ist für den Europäer durchaus zuträglich, nur das des feuchtheißen, fiebergeschwängerten Küstenstrichs (also auch der Städte Soerabaja und Batavia) ist gefährlich. Die =Pflanzendecke= ist infolge der beständigen feuchten Wärme und der Regenfälle sehr üppig und läßt sich in den Mangroven- und Sumpfgürtel der Küste, die Flachlandvegetation, in der besonders Palmen und Bambus hervortreten, den tropischen Regenwald der untern Berghänge, den tropischen Gebirgswald und die Strauchvegetation der höchsten Gipfel gliedern. Ein nicht geringer Teil des Waldgebiets wird von Savannen eingenommen, die mit mannshohem _Alang-Alanggras_ bestanden sind. Ein großer Teil des ganzen Landes ist in Kulturland, Reisfelder der Eingebornen und Pflanzungen der Europäer, verwandelt. Die =Tierwelt= Javas weicht von der des hinterindischen Festlandes und Sumatras schon ziemlich stark ab. Zwar beherbergt die Insel noch den Tiger, das Nashorn und den Gibbonaffen, aber der Elefant, der Tapir, der Orang-Utan und der schöne Argusfasan fehlen ihr. Trotzdem ist die Fauna noch sehr reich, besonders an Affen, Vögeln (Pfau, Nashornvögel etc.) und prächtigen Schmetterlingen. Andre bekannte Bewohner der Insel sind Fliegende Hunde, Panther, wilde Hunde (Canis rutilans), Banteng (Bos banteng), Wildschweine (Sus ritlatus und verruccosus), Hirsche, sehr viele Schlangen, darunter Pytons, Eidechsen, Leistenkrokodile und Kaimane. Die =Bevölkerung= Javas beträgt (1905) etwa 30 Mill. (darunter 65000 Europäer und Mischlinge, 300000 Chinesen und 19000 Araber) und ist mit 229 auf 1 qkm beinahe doppelt so dicht wie im Deutschen Reiche (vgl. S. 20); dabei ist etwa ein Fünftel der Insel (Küstensümpfe, Alangsteppen, Bergwälder) noch Wildnis, und Großstädte gibt es nur drei. Die Hauptmasse der Bevölkerung besteht aus _Malaien_ und sondert sich in zwei verschiedensprachige Hauptgruppen, die _Sundanesen_ im W. der Insel, klein (1,57 m), untersetzt, kräftig, mit groben Gesichtszügen, und die etwas größern (1,61 m), feiner gebauten, hübschern _Javaner_ im O., zu denen man auch die Bewohner der Nachbarinseln Madoera und Bali rechnet. Die Malaienbevölkerung Javas ist freundlich, bescheiden und unterwürfig, willig, aber nicht ausdauernd im Fleiß und für größere Anstrengungen ungeeignet und läßt sich von den eingebornen Fürsten und den Holländern völlig leiten; die natürliche Hinterlist und Rachsucht der Malaien kommt verhältnismäßig wenig zum Durchbruch. Die eigne Kultur der Malaien ist nicht gering, freilich auch von Vorderindien aus seit alters stark beeinflußt. Hausgewerbe sind Weberei und das _Batiken_, bei dem man weiße Arabesken und andre Muster auf farbigem Stoff dadurch erzeugt, daß man die Stellen, die weiß bleiben sollen, durch Aufgießen von Wachs vor dem Gefärbtwerden schützt. Hauptbekleidungsstück ist der _Sarong_, ein um den Unterkörper geschlagenes Tuch. Bei der Herstellung der auf Pfählen errichteten Häuser und der Gerätschaften finden Bambus und Rotangstricke die vielseitigste Verwendung. Unter den Vergnügungen spielen _Hahnen- und andre Tierkämpfe_ sowie _Schatten- und Puppenspiele_ (Wajang), in denen unter Orchesterbegleitung namentlich Szenen aus alten Heldenepen aufgeführt werden, die Hauptrolle. Hauptnahrungspflanze ist der Reis; seine Kultur erfolgt mit Hilfe des Wasserbüffels von den kleinen weilerartigen Dörfern (Kampongs) aus, die mit allerlei Fruchtbäumen (Kokos-, Areka-[Betelnuß-] und Sagopalmen) umpflanzt sind. Unter der fremden Bevölkerung spielen außer den Europäern die _Chinesen_ und die _Araber_ die Hauptrollen. Erstere betätigen sich als Großkaufleute und Pflanzer, vor allem aber als Kleinhändler. Die Araber spielen als Wucherer, religiöse Fanatiker und Unruhestifter eine sehr unliebsame Rolle. Die _Europäer_ sind als Beamte, Soldaten, Kaufleute und Pflanzer auf der Insel. Der europäische _=Plantagenbau=_ steht in hoher Blüte und liefert für den Welthandel mannigfaltige Produkte, deren Zahl von den in Buitenzorg und Boeboelat bestehenden botanischen Gärten und Versuchsstationen noch immer zu erhöhen gesucht wird. Die Hauptkulturen liefern für den Welthandel Kaffee (besonders im trocknen Osten), Tee (viel, aber nicht gut), Kakao, Zimt, Zucker (aus den Zuckerrohrpflanzungen der östl. Ebene), Pfeffer, Reis, Kopra, Indigo, Cochenille, Tabak (in Mitteljava), Chinarinde (im feuchten Gebirgslande Westjavas) etc. Monopol der Regierung sind: Seesalzgewinnung, Sammeln der eßbaren Schwalbennester, Opiumverkauf, Pfandhäuser, dann Teakholzschläge der Tectona grandis in den Staatsforsten (Djattiwälder). Die =Industrie= umfaßt viele Reismühlen und Zuckerfabriken, eine Chininfabrik, eine Petroleumraffinerie, Arrakbrennereien, Seifen-, Eis- und Mineralwasserfabriken und 52 Druckereien. _=Eisenbahnen=_ sind auf Java (1909) 4200 km (einschließlich Nebenbahnen) im Betrieb. =Verwaltung.= Die Insel Java ist in 23 Residentschaften geteilt. An der Spitze jeder Residentschaft steht ein mit großer Machtvollkommenheit ausgestatteter Resident mit Assistent-Residenten und Kontrolleuren, sämtlich Niederländer, dagegen sind die Vorsteher der Regentschaften, Distrikte und Dessa (Gemeindebezirke, aus mehreren Kampongs bestehend) angesehene Eingeborne, von denen die der beiden ersten von der Regierung ernannt, die der letzten von den Gemeinden gewählt und vom Residenten bestätigt werden. In den beiden »Fürstenländern« Soerakarta und Djokjakarta regieren einheimische Fürsten unter Oberaufsicht des Residenten. Der Landbesitz einer Dessa ist Gesamteigentum der Gemeinde und wird jährlich neu verteilt. Jeder Grundbesitzer hat Grundsteuer zu entrichten und Frondienste zu leisten. =Geschichte.= Java erscheint schon bei seinem ersten Auftreten in der Geschichte (um 100-200 n. Chr.) als hochkultiviertes Land. Später wanderten aus Nordindien _Hindu_ ein, die zwar als Rasse nicht bestehen blieben, sondern in den Malaien aufgingen; aber sie beeinflußten die Kultur und besonders die religiösen Verhältnisse sehr stark und gewannen auch vielfach die politische Herrschaft. Noch heute gehören die Ruinen sowohl der buddhistischen (Boro-Boedoer; S. 206) wie der brahmanischen religiösen Bauwerke mit zu den schönsten Beispielen indischer Bauweise. Politisch zerfiel die Insel in eine Reihe von Hindureichen. Bis Ende des 15. Jahrh. war das mächtigste Reich das von _Madjapahit_. Um 1400 wurde von arabischen Kaufleuten der Islam eingeführt; Mohammedaner gründeten die Reiche _Bantam_ und _Mataram_ und eroberten Madjapahit um 1480. Bei Ankunft der Europäer auf Java bestanden hauptsächlich die Reiche _Bantam_, _Jakatra_, _Tscheribon_ und später _Mataram_, das mächtigste von allen. Um 1520 hatten die Portugiesen Handelsverbindungen mit den Eingebornen angeknüpft; aber 1596 erschienen die Holländer, verdrängten die Portugiesen und siedelten sich an. Sie bemächtigten sich Jakatras, erbauten 1619 Batavia, wußten die einheimischen Fürsten durch Zwiespalt zu schwächen und zu unterwerfen und verjagten auch die Engländer, die ebenfalls Kolonisationsversuche gemacht hatten. 1684 nötigten sie den Sultan von Bantam, ihnen seine Hauptstadt einzuräumen; um 1700 wurde Tscheribon unterworfen, und 1742 ward Bantam ein Lehen der Holländisch-Ostindischen Kompanie. Vom Kaiser von Mataram gegen die Makassaren und Maduresen zu Hilfe gerufen, zwangen ihn die Holländer in ein Lehnsverhältnis. 1755 teilten sie das Reich in zwei Hälften, deren eine sie dem rechtmäßigen Erben gaben, der nun den Titel _Susuhunan_ führte, während sie über die andre einen Seitenverwandten des Kaisers mit dem Titel _Sultan_ setzten. Die Fürsten wurden in strengster Abhängigkeit erhalten und mußten an ihren Höfen holländische Residenten aufnehmen, auch dulden, daß die Holländer bei ihrer Residenz ein Fort besetzt hielten. 1811 kam die Insel in den Besitz der Engländer. Nach dem Pariser Frieden erhielten die Holländer 1815 Java zurück. Eine der gefährlichsten Erhebungen war die 1825 von Diepo-Negoro; 1846, 1848-49 und 1908 mußten gegen die benachbarte Insel Bali Kriegszüge unternommen werden. =Literatur=: _J. Veth_, Java, geographisch, ethnologisch, historisch (Haarlem 1896-1903); _J. Giesenhagen_, Auf Java und Sumatra. Streifzüge und Forschungsreisen im Lande der Malaien (Leipzig 1901); _Haeckel_, Aus Insulinde (Leipzig 1908). Reisen in Niederländisch-Indien. Beste =Reisezeit= ist Mai und Juni. =Ausrüstung.= Reiseanzug im Gebirge wie in Deutschland, da die Nächte kalt und der Witterungswechsel oft schroff ist. An der Küste und in der Ebene ist Tropenausrüstung unentbehrlich, dazu Gesichtsschleier, baumwollenes Unterzeug, reichlich Wäsche, seidene oder leinene Jackettanzüge, dazu Tropenhelm. Abends trägt man in den Klubs und ersten Hotels geschlossene weiße Anzüge; für Festlichkeiten leichter Frackanzug ohne Futtereinlagen. Pyjamas und Sarong. In den Hauptplätzen auf Java kann man jede Ausrüstung zu mäßigen Preisen beschaffen. Weiße Anzüge in Singapore $ 2-1/2, in Batavia beim europäischen Schneider 8-10 Fl., beim Chinesen 6 Fl., in 24 St. herstellbar. Verpackung der Vorräte muß gegen Feuchtigkeit und Kakerlaken schützen, also am besten in Blechbüchsen. =Geld= wie in den Niederlanden, 1 _Silbergulden_ (Fl.) etwa = 1,70 Mk. = 100 _cents_ oder 10 _dubbeltjes_. -- _=Goldmünzen=_: 10-Guldenstücke. -- _=Silbermünzen=_: _Rijksdaalder_ = 2-1/2 Fl., _gulden_ = 1 Fl., _halve gulden_ = 1/2 Fl., _kwartgulden, kwartje_ = 1/4 Fl., _dubbeltje_ = 1/10 Fl. -- _=Kupfermünzen=_: 2-1/2, 1 und 1/2 cent. -- _=Banknoten=_ der Niederländisch-Indischen Regierung und der Javasche Bank sind vollwertig, Banknoten des Mutterlandes (Niederlande) gelten etwas geringer. Falsche Rijksdaalder, Gulden und 1/2-Guldenstücke sind häufig! =Verkehrssprache=: Für die niederländisch-indischen Namen beachte man, daß _oe_ = u im Deutschen, _ou_ = au, _ui_ = eu, _ij_ = e-i; für Kenner des Plattdeutschen macht das Holländische keine allzu großen Schwierigkeiten; die gebildeten Holländer verstehen meist Deutsch. -- Die _=javanische Sprache=_, die von der Bevölkerung Mittel- und Ostjavas (im W. der Insel spricht man Sundanesisch, im O. viel Maduresisch), d. h. von etwa 18 Mill. Menschen gesprochen wird, ist ein Zweig des malaiisch-polynesischen Sprachstammes. Sie ist die Tochter der altjavanischen oder sogen. _Kawisprache_ und enthält viele Lehnwörter aus dem Sanskrit. In der Umgangssprache ist der Unterschied zwischen der vertraulichen und der höflichen Rede ungemein scharf ausgeprägt. Die _=javanische Schrift=_ hat sich entwickelt aus der alten Kawischrift, die einer altertümlichen indischen Schrift entstammt. Die beste Grammatik des Javanischen ist _T. Roordas_ »Javaansche grammatika« (Amsterd. 1855), in kürzerer Fassung desselben »Beknopte javaansche grammatika« (das. 1875, 4. Aufl. 1893), Javanisch-Niederländisches Wörterbuch, ebenfalls von _T. Roorda_. »Praktische Grammatik der javanischen Sprache« von _Bohatta_ (Wien). -- Im Verkehr ist die _=malaiische Sprache=_ sehr üblich (s. unter Singapore, S. 167); ein sehr nützlicher Sprachführer ist für Deutsche: _Hüttenbach_, Anleitung zur Erlernung der malaiischen Sprache (Verlag von J. Haltermann, Medan-Delhi, S. 158, Sumatra), auch in Batavia zu haben, Preis 1 Fl. =Lebensweise= vorsichtig wie in Indien (s. S. 51). Märsche, Ritte nur morgens anzuraten; in der heißesten Tageszeit bleibe man im Hause oder ruhe im Schatten. Bad morgens und nach Bedarf nachmittags. [Illustration: BATAVIA.] =Gasthöfe= gibt es jetzt auch in den kleinern Städten, sie sind meist recht gut, mit luftigen Zimmern, vorzüglichen Betten, Moskitonetzen. Empfohlen wird telegraphische Bestellung der Zimmer (nach kurzem Code des Touristenbureaus). -- Die über das Land verteilten staatlichen =Rasthäuser= (ähnlich den brit.-ind. Dâk Bungalows), die sogen. Pesanggráhans, dienen nur den niederländ. Staatsbeamten und sind von Reisenden nur mit Erlaubnis der Provinzregierung zu benutzen. =Eisenbahnen= (staatlich) sind in I. Klasse bequem und sauber, größere Bahnhöfe mit guten Wirtschaften, auf kleinern sind stets Früchte zu haben. (Man reist viel angenehmer als in Indien!) Nachts fahren keine Züge. Europäer benutzen auf Java auch die II. Klasse; in einigen Zügen Speisewagen. Freigepäck 30 kg, Handgepäck darf nur 20 kg wiegen. =Führer= für Niederländisch-Indien: »Guide through Netherlands India of the Royal Packet Company«, herausgegeben von der Koninklijke Paketvaart Maatschappij (Amsterdam 1903). =Touristenbureau= in Weltevreden (Batavia) und Rijswijk, Gang Pool, gibt freie Auskunft, verschafft Karten und Fahrpläne (Sprechzeit 7-1/2-1 u. 4-1/2-7-1/2 Uhr), gibt auch den Reiseführer »_Trips in the Isle of Java_« heraus. =Paß.= Zum Reisen auf Java ist eine vom Residenten auszustellende »_Toelatingskaart_« erforderlich. Das Touristenbureau (s. oben) soll ermächtigt sein, diese Karte sofort auf Wunsch auszustellen. Für Reisen auf Sumatra, Borneo, Molukken, Celebes ist Reiseerlaubnis nötig, die vom Justizdepartement ausgestellt wird und durch das deutsche Generalkonsulat zu beschaffen ist. Batavia. Vgl. den Lageplan S. 196 und den beifolgenden Stadtplan. =Ankunft zur See.= Die meisten Dampfer laufen in den durch zwei lange Molen geschützten Hafen von _Tandjong-Priok_ ein, der etwa 9 km östl. vom alten Hafenkanal vor der Stadt Batavia liegt. Aber auch die Bai von Batavia, in der die größten Dampfer und Segler mit feuergefährlicher Ladung ankern, ist durch Riffe und Inseln gut gegen Seegang geschützt; von den Dampfern auf der Reede gelangt man mit Dampfbarkassen zum Hafen. Die Dampfer der Koninklijke Paketvaart-Maatschappij, überhaupt alle Passagierdampfer, machen stets dicht am Kai im Hafen fest. Gepäck-Kulis erhalten 10 cents für jedes Stück; zunächst etwas umständliche (aber loyale) Zolluntersuchung im Zollamt (Zoll 6 Proz. vom Wert). Zur Einfuhr von Waffen bedarf es einer vorherigen Erlaubnis des Residenten. Gezogene Gewehre unter 9-1/2 mm Kaliber und ebensolche Repetierpistolen dürfen nur mit Erlaubnis des Generalgouverneurs eingeführt werden, deshalb empfiehlt es sich, solche größern Kalibers mitzunehmen. --Der Bahnhof zur Fahrt nach Batavia liegt neben dem Zollamt. Man kann sich telephonisch Gasthofswagen zum Bahnhof _Noordwijk_ in _Weltevreden_ bestellen; dann nehme man Fahrkarte bis dahin; nach 20 Min. umsteigen in Stat. _Batavia_, in der Unterstadt. Wer in _Alt-Batavia_ zunächst Geschäfte hat (Geldwechseln), steige schon da aus. Neuerdings ist Weltevreden direkt mit Tandjong-Priok durch Bahn verbunden; man nimmt Fahrkarten bis Stat. _Kemajoran_ in Weltevreden. =Gasthöfe= liegen in Weltevreden; _Hôtel der Nederlanden_ (deutscher Bes. Merten) in Rijswijk, in bester Lage (Pl. 1, B4), empfohlen; 100 Z., Pens. 6-10 Fl.; stellt Auto.--_Hôtel des Indes_ (Pl. 2, B4), Molenvliet; 150 Z., gut, gelobt, Pens. von 6 Fl. an.--_Grand Hôtel Java_ (G. G. Lion), Rijswijk (Pl. 3, B4) bei Stat. Noordwijk; 70 Z., F. 1, Lunch 1,50, Din. 2, Pens. 6 Fl.--_Hôtel Wisse_ (Pl. 4, B4), Noordwijk, Ecke Molenvliet. --Bescheidener: _Hôtel Ort_ (Pl. 5, B4), Molenvliet; Z. 2,50-4 Fl. Überall Pension tägl. von 6 Fl. an, bei längerm Aufenthalt billiger; Deutsch wird meist gesprochen. Neben europäischem Gabelfrühstück die gute »_Reistafel_«, Curryreis mit vielen scharfen Zutaten: Huhn, Fisch, Gemüse, Früchte etc., sehr gesund und nahrhaft. =Pensionen=: _Tramzicht_; _Weltevreden_; _Molenvliet_; alle in Molenvliet Ost. =Restaurant=: _Restaurant-Hôtel der Nederlanden_ in der Benedenstad. =Post=: In der Benedenstad, nahe Stat. Batavia, in Binnen-Nieuwpoortstraat (A2); in Weltevreden, Schoolweg, neben dem Theater und auf Rijswijk, Tanah abang, nahe Klub Harmonie, geöffnet 8-6 Uhr, an Posttagen bis 8 Uhr abds. Poste restante-Briefe gehen zum Postamt Weltevreden.-- =Telegraph= im Postamt. Kabel nach Singapore, Banka und über Billiton nach Borneo.--=Telephon= in allen Gasthöfen; öffentliches Amt in Kali Besar Unterstadt. =Wagen=: _Sádo_ (aus: dos-à-dos); auch gedeckte Wagen (_ebro_ und _ropo_), 1 St. 1 Fl.; Sänften (_planki_) nur in der Unterstadt. --Gasthofswagen. =Automobile= stellen Hotel der Nederlanden, Hotel des Indes, Hotel Wisse, ferner »_Het Centrum_« (Noordwijk) und _Fuchs_ (Parapatan und Tanah abang). [Illustration: Lageplan von Batavia.] =Straßenbahnen=: Dampftram (_trem setum_) von der Unterstadt bis Meester-Cornelis alle 10 Min.--Elektrische Bahn nach Rijswijk und Tanah abang (A5) alle 10 Min. =Eisenbahnen=: _Staatsspoor_ (»S. S.«) nach Oberstadt (Pasar Senèn, C5), Meester-Cornelis, Bekasi, Keedoenggedeh und je eine Linie nach Tandjong-Priok und Anjer.--_Nederland. Indie Spoorweg_ (»N. I. S.«) zur Oberstadt (Stat. Noordwijk und Koningsplein), Meester-Cornelis und nach Buitenzorg, von da Anschluß an das große staatliche javanische Bahnnetz, [Hand] Man kaufe den neuesten Fahrplan! =Dampferagenturen=: _Norddeutscher Lloyd_, Behn, Meyer & Co. (Tel.-Adr.: Nordlloyd Batavia. Passagekontor Kali Besar West.--_Koninklijke Paketvaart Maatschappij_; _Stoomvaart Mij. Nederland_, beide Weltevreden, nahe Sluisbrug, auch Kali Besar Ost und Tandjong-Priok.--_Rotterdamsche Lloyd_: Internationale Crediet- en Handelsvereeniging »Rotterdam« in Weltevreden, nahe Sluisbrug und Kali Besar Ost.--_Messageries Maritimes_: Reynst & Winju (Tel.-Adr.: Messageries-Batavia), Kali Besar Ost. =Reisebureau=: Weltevreden, Koningsplein (O5), besorgt Fahrkarten etc.; vgl. auch S. 195: »Touristenbureau«. =Banken=: _Javasche Bank_ (A2), gegenüber der Post in der Unterstadt.-- _Nederlandsche Handel-Maatschappij_, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.-- _Nederlandsch-Indische Handelsbank_, Unterstadt und Noordwijk.--_Nederlandsch-Indische Escompto Maatschappij_ (Wechselstube in der Oberstadt bei Sluisbrug und in Tandjong-Priok am Landeplatz).--_Chartered Bank of India_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --_Hongkong & Shanghai Banking Corporation_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft u. der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; die beiden letzten in Kali Besar West. =Theater= (C4) am Komedieweg. =Konzerte= in der Harmonie und im Konzertgarten am Waterlooplein, So. 5-1/2 bis 6-1/2 Uhr Nm., auch abds. im Botanisch-Zoologischen Garten (C5). =Konsulate=: _Deutsches Reich_, in Weltevreden, Koningsplein West, nahe dem Museum, Generalkonsul Dr. Lettenbauer; Sekretär Schleifenbaum. Tel.-Adr.: »Germania«.--_Österreich-Ungarn_, Konsul Th. Quellhorst, Noordwijk, gegenüber Java-Hôtel.--_Schweiz_, Konsul A. E. J. Buß (in Firma Maintz & Co.), Kali Besar West. =Vereine=: _Deutscher Turnverein_.-- Vornehmster niederländischer Klub: _Harmonie_, Rijswijk; Militärklub _Concordia_, Waterlooplein (C4). =Ärzte.=--=Apotheken.=--=Krankenhäuser=: Militärhospital am Hospitaalweg (C5); Diakonissenhaus _Tjikini_. =Buchhandlungen=: _G. Kolff & Co._, Batavia, Benedenstad, Kali Besar 24. --In Weltevreden: _Noordwijk_, gegenüber dem Java-Hôtel.--_H. M. van Dorp & Co._, Benedenstad, gegenüber dem Bahnhof der N. I. S. (Reiseführer vorrätig).--=Zeitungen=: _Het Bataviaasch Nieuwsblad_; _Java Bode_; _Het Nieuws van den Dag_. =Photographen=: _Charls & van Es_; _Koene & Co._ (beide Firmen deutsch).-- =Geschäftsadressen=: _van Arcken & Co._, Uhrmacher und Juwelier.--Verkaufsstelle für Kuriositäten, Landeserzeugnisse »_Ost und West_« (staatlich unterstützt) in Weltevreden, nahe der Harmonie. =Zeiteinteilung für Java.= _=Auf 7 Tage=_: 1. Tag Batavia; 2. Tag Buitenzorg; 3. Tag Fahrt nach Garoet; 4. Tag Besteigung des Papandajan; 5. Tag Bandoeng; 6. Tag Besteigung des Tangkoeban Prahoe; 7. Tag Rückfahrt nach Batavia.--_=Auf 14 Tage=_: 1. Tag Batavia; 2. Tag Buitenzorg; 3. Tag Fahrt nach Maos; 4. Tag Djokjakarta; 5. Tag Ausflug nach Boro-Boedoer; 6. Tag Fahrt nach Soerabaja; 7. Tag Fahrt nach Pasoeroean und Tosari; 8. Tag Besteigung des Bromo; 9. Tag Rasttag in Tosari; 10. Tag Rückfahrt nach Soerabaja; 11. Tag Fahrt nach Maos; 12. Tag Fahrt nach Garoet; 13. Tag Besteigung des Papandajan; 14. Tag Rückfahrt nach Batavia. Andre Reisepläne im Touristenbureau in Batavia und bei den Agenturen von Thos. Cook & Son in andern Plätzen (nicht in Batavia) zu erkunden.--Wer die reizende, weiche javanische Landschaft, über die ein lichtes wunderschönes Grün gebreitet ist (daher »Smaragdinsel«), aus dem die großen vereinzelten Vulkanpyramiden aufsteigen, genießen will, mag gern einen Monat auf Java verwenden. =Geschichte.= Der niederländische Generalgouverneur Pieter Both legte 1610 bei Jakatra eine Faktorei an, die der berühmteste seiner Nachfolger, Jan Pieterzoon Coen, anstatt Amboinas 1619 zur Residenz machte. Von den Engländern unterstützt, versuchten 1618 die Fürsten von Bantam und Jakatra die niederländische Besatzung zu vertreiben; doch 1619 besiegte Coen den Fürsten von Jakatra und besetzte sein Reich. Ein Fort wurde zum Schutz der nun Batavia getauften Stadt angelegt, das alle Angriffe des Susuhunan von Mataram, des Herrschers über Zentral- und Ostjava, überstand und sich schnell entwickelte. Als aber infolge eines Erdbebens 1699 die Mündung des Tjiliwong verschüttet und das Uferland sumpfig wurde, verlegte 1809 der Generalgouverneur Daendels die Residenz nach der 6 km landwärts gelegenen Ebene von _Weltevreden_ und ließ die Befestigungswerke abtragen. 1811 wurde die Stadt von den Engländern besetzt, aber 1816 an die Niederlande zurückgegeben. =Batavia=, Hauptstadt Niederländisch-Ostindiens und der gleichnamigen Residentschaft Javas, mit (1905) 138500 Einw. (darunter über 8000 Europäer und 28000 Chinesen), liegt nahe dem Westende der Nordküste, unter 6° 7' südl. Br., an der Südseite einer geräumigen, durch 17 kleine Koralleninseln geschützten Bai und am Flüßchen Tjiliwong, inmitten ausgedehnter Reisfelder und Kokospflanzungen. Die Unter- oder Altstadt (_Benedenstad_, AB2) enthält das große Stadthaus, eine Kirche, die Javasche Bank, die Zollgebäude, ein für Chinesen und ein für Eingeborne bestimmtes Hospital sowie ein Gefängnis für letztere, die Magazine der Regierung und der Niederländischen Handelsgesellschaften, die Kontore und Speicher der großen Handelshäuser und der Schiffsagenturen, ist aber nur noch von Malaien, Javanen, Arabern und Mauren, Mischlingen und Chinesen (im chinesischen Kampong) bewohnt, während die Europäer ihre ehemaligen Wohnhäuser in der Unterstadt nur während der Geschäftsstunden aufsuchen, sonst aber in dem neuen Stadtteil _Weltevreden_ (= Wohlzufrieden; C4/5) wohnen, wohin der fast 4 km lange, gleichfalls europäische Stadtteil _Molenvliet_ (AB3) über die Stadtteile _Noordwijk_ und _Rijswijk_ (B4) hinüberführt. Die luftigen großen Häuser, mit Veranden, liegen getrennt zwischen Zierbäumen. In Rijswijk das großartige Harmoniegebäude, das Palais des Generalgouverneurs, südl. angrenzend der schöne Rasenplatz _Koningsplein_ (B4, 5), der ringsum von schönen Gebäuden, darunter die armenische Kirche, das Gebäude der Naturhistorischen Vereinigung, das Museum der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften und die Wilhelmskirche, umgeben ist. An die NO.-Ecke von Koningsplein schließt sich die Zitadelle _Prinz Frederik Hendrik_ (B4) und das neue Gebäude der _Koninklijke Paketvaart Maatschappij_. Östl. vom Tjiliwong liegen um den großen Platz _Waterlooplein_ (C4) die römisch-katholische Kirche, das Theater, die Freimaurerloge, das Gefängnis für Europäer, das Regierungsgebäude (_Het Paleis_), das Laboratorium, Infanterie- und Artilleriekaserne (Kavallerie im Stadtteil Rijswijk); südl. das große Militärhospital und das Arsenal (C5). Hieran schließen sich die von Eingebornen und Chinesen bewohnten Kampongs.-- Die Industrie beschränkt sich auf Kalkbrennerei, Ziegelfabrikation, Töpferei, Gerberei und Destillation von Arrak; Hausindustrie ist die Matten- und Korbflechterei, Batiken etc. Der Fluß Tjiliwong ist in ein Kanalnetz zerlegt, von dem Batavia durch- und umzogen wird. Da in der seichten innern Reede nur flachgehende Schiffe ankern können, hat man 9 km östl. bei _Tandjong-Priok_ einen Hafen angelegt, der durch Kanal, Eisenbahn und Fahrstraße mit Batavia verbunden ist.--Ausfuhrartikel sind Kaffee, Zucker, Tabak, Gewürze, Pfeffer von Sumatra, Zinn aus Bangka und Billiton, Damaraharz, Indigo, Reis, Rotang, Gambir, Kopra, Bambushüte, Häute, Tee, Arrak, Palm- und Kajeputöl, Teakholz, Büffelhörner und Büffelhäute, Chinarinde, Kampfer, Kassia, Sandel- und Sapanholz, Tamarinden, während die Einfuhr in europäischen Manufakturen, Eisen, Luxusartikeln, Wein, Butter, Konserven besteht. Die Hälfte des Umsatzes fällt auf das Mutterland. Der Schiffsverkehr ist lebhaft.-- Zu den Bildungsanstalten gehören das Gymnasium Wilhelm III., je eine höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen, 13 andre Regierungsschulen, 5 Privatschulen, die Parapatan-Waisenstiftung. Für Nichteuropäer bestehen 30 Schulen, außerdem 1432 mohammedanische Schulen. Eine medizinische Bildungsanstalt für eingeborne Ärzte (Doctors Djawa) ist am Militärhospital. Weiter sind zu nennen die Batavische Gesellschaft für Künste und Wissenschaften (1778 gegründet), die Gesellschaft für indische Sprach-, Länder- und Völkerkunde, die Gesellschaft für Landbau und Industrie, die Gesellschaft für Minenwesen (mit großen mineralogischen Sammlungen).--Batavia ist Sitz des Generalgouverneurs und der höchsten Regierungs-, Gerichts- und Militärbehörden, eines katholischen Erzbischofs, einer Handelskammer.--Die Umgebung ist bedeckt mit den von Eingebornen und Chinesen bewohnten Dörfern (Kampongs) inmitten ausgedehnter Kokospflanzungen und Reisfelder. _=Rundfahrt.=_ Früh zwischen 6 und 9 Uhr fahre man durch die schönen Straßen von Weltevreden im Wagen (durch Tanah abang, Kebon Sirih, Tjikini, Pegangsaan, Matraman, Kramat, Waterlooplein, Koningsplein) oder um 6 Uhr mit der Dampfstraßenbahn in die Benedenstad und gehe zum _Kleine Boom_ (A1) durch das alte Tor des Bataviakastells, wo die alte Kanone _Merians besar_ (oder _djagoer_) liegt, die von der eingebornen Bevölkerung als Fruchtbarkeitsspenderin verehrt wird. Nicht weit davon ist der sehenswerte Fischmarkt _Pasar Ikan_; dann über eine Zugbrücke und durch _Kali Besar_, wo die alten holländischen Kaufhäuser stehen; zurück zur Straßenbahn durch das chinesische Viertel (A2). Dann kann man Kaufleute etc. in der Altstadt im Geschäftsviertel besuchen, hierauf fahre man zum *=Museum= (B5) am Koningsplein (8-3 Uhr geöffnet, Mi. und So. frei); es enthält eine vollständige javanische ethnographische Sammlung: Häusermodelle, Hausgerät, Waffen, interessante Musikinstrumente, besonders das Gamelang (16 Kupferplatten über zwei Bambustragbalken, in C-Dur ohne halbe Töne), große und kleine Gongs in Holzgerüsten, groteske Wajang-Puppenfiguren für das javanische Schattenspiel, kunstvolle Sarongs, bunte Stroharbeiten, Modelle von Folterwerkzeugen und Hinrichtungsarten; in einer Schatzkammer sind Schmucksachen, mit Edelsteinen besetzte Kris, ein goldener Sultansthron. Auch die Archäologische Sammlung ist sehenswert; berühmt ist die *_Münzensammlung_. Vor der _Bibliothek_ (Mi. und Sa. 7-1/2-9 Uhr Vm., So. 8-11 Uhr) steht ein kleiner Bronzeelefant (Geschenk des Königs von Siam).--Nach der Reistafel, zwischen 1-5 Uhr Nm., ruhen alle Holländer der Hitze wegen, die Straßen sind leer; nach 5 Uhr unternehme man Spazierfahrten in den prächtigen Straßen Weltevredens (s. oben) zu den Plätzen, wo die Musik spielt und die vornehme Welt Batavias promeniert. Dabei sieht man die Denkmäler von Jan Pieterzoon Coen, den Begründer der Stadt, das Waterloo-Denkmal mit Löwen, ein Siegesdenkmal mit Eisernem Kreuz, das Denkmal des Generals Michiels, letztere drei auf dem Waterlooplatz. Von Batavia nach Buitenzorg. Eisenbahn (am besten mit Morgenschnellzug, etwa 7 Uhr) von Batavia, Stat. Noordwijk, in etwa 1-1/4-2-1/2 St., für I. Kl. 4-3/4, II. 3-1/4 Fl. Man fährt durch Reisfelder und Obstgärten, Kaffeeplantagen und üppige Wälder mit hohen Palmen, Tamarinden, Banyans, Bananen, Farnen und Bambusgebüschen. Herrliche Ausblicke auf das Bergland Javas; die Bahn steigt durch die Vorberge bis (62 km) _Buitenzorg_. =Führer= für Buitenzorg: Dr. _W. Burck_, »Wandelingen door den Botanischen tuin«, auch in deutscher Übersetzung zu haben; »Gids van Buitenzorg en Omstreken«, Verlag von Gr. Kolff & Co. in Batavia; Führer des Touristenbureaus (S. 195). =Buitenzorg= (spr. beutensorch, d. h. Ohnesorge = Sanssouci), 263 m ü. M. (_Hôtel Bellevue_, sehr gerühmt, man nehme eine »bergkamer«, Zimmer nebst Veranda, mit Aussicht aufs Gebirge [Vulkan Sálak], Pens. tägl. 6-8 Fl., Wagen am Bahnhof, man fährt 10 Min. durch die Allee Djalan besar; _Hôtel du Chemin de Fer_, am Bahnhof, Pens. 6 Fl., Restaurant), ist eine vornehme, entzückende Villenstadt, seit 1746 Residenz des Generalgouverneurs, mit Klubhaus, protestantischer Kirche, großem Markt, Rennplatz. Vor dem schönen Palais des Generalgouverneurs liegt eine große Wiese mit Gazellen und Hirschen. Zwischen 2 und 5 Uhr Nm. meist Gewitter mit starkem Regen in Buitenzorg, wonach man sich mit den Ausflügen einrichten muß. Mehrere Besuche erfordert die Hauptsehenswürdigkeit, der *=Botanische Garten=, der wissenschaftlich wertvollste, schönste und reichhaltigste Tropengarten der Erde, begründet 1817 von dem deutschen Botaniker _Kaspar Georg Reinwardt_, 1880-1909 unter Leitung des Prof. Dr. _Melchior Treub_, seit dessen Tod ist Dr. _H. J. Wigman_ Direktor; ihm untersteht ein Stab von 24 meist niederländischen Naturforschern, die in Laboratorien arbeiten. Zum Garten gehören ein großartiges Herbarium, eine botanische Bibliothek von 20000 Bänden, ferner der Kulturversuchsgarten von _Tjikömöh_ (72 ha, etwa 1/2 St. Fahrt von Buitenzorg) und der Gebirgsgarten von _Tjibodas_ (mit Urwald 313 ha). Zum Besuch der Laboratorien und Sammlungen ist Erlaubnis im Kontor am Haupteingang einzuholen. Plan des Gartens erhält man gratis im Kontor. Der Garten ist nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordnet, Art bei Art, bietet aber trotzdem wunderbare landschaftliche Bilder. Durch das alte Steintor beim Chinesischen Marktplatz am Haupteingang, wo die Direktorialgebäude etc. liegen, gelangt man in eine vom Hortikulturist Teysmann 1828 angepflanzte Allee; jeder der hellen Riesenstämme trägt eine Schlingpflanze, meist Aroïdeen und Orchideen, darunter die Riesenorchidee _Grammatophyllum speciosum_ (die bis 3000 Blüten gleichzeitig hat!) und _Philodendron_ mit durchlöcherten Blättern. R., hinter dem Hause des Torwarts, findet man die riesige Liane (_Entada scandens_). In dem Fahrweg, der nach r. führt, wächst die _Amherstia nobilis_ mit roten Blütenzweigen und großen, flachen Schoten, ferner die _Saracca_ mit gelbem Blütenbüschel; in der Nähe _Pithecolobium_ und ein sehr großer Schattenbaum, _Schizolobium excelsum_. L. vom Wege stehen Farngruppen und ein Baum mit auffällig runder Krone, _Xanthophyllum vitellinum_ (eine Polygalee); auch die schraubenförmig gewachsenen Pandanus-Arten sind sehr bemerkenswert. In der Nähe, unter den Zykadeen, ist eine große Orchideenkultur unter schattenspendenden Bäumen, der _Plumeria acutifolia_, der auf javanischen Kirchhöfen vielfach angepflanzt ist.-- In der prächtigen Palmensammlung r. vom Seitenfahrwege fällt an einer Wegecke die ungewöhnlich hohe und schlanke Niboeng-Palme (_Oncosperma filamentosa_) auf, und weiterhin die rote Pinang (_Cyrtostachys Rendah_), dann die stachlige _Zalacca_, die aufrechtwachsende Königspalme (_Oreodoxa_) aus Brasilien, verschiedene _Phoenix_-Arten, darunter die Dattelpalme (_Ph. dactylifera_), viele Varietäten von Kokospalmen (_Cocos nucifera_), die Ölpalme (_Elaeis Guinensis_), Sagopalmen (_Metroxylon_) und die berühmte Coco-de-mer (_Lodoicea Sechellarum_) mit riesigen Wedeln und eigenartigen großen schwarzen Früchten. Von den Palmen l. stehen tropische Nadelbäume, Araukarien, Damara-Arten mit breiten blattartigen Wedeln u. a.--Im untern Garten, am Tjiliwong-Flusse, wachsen Mangroven (_Rhizophorae_), in der SO.-Ecke die _Sonneratia acida_, ein Sumpfriesenbaum, wie die Mangroven, mit Luftwurzeln, und der ägyptische Papyros (_Cyperus papyrus_).--Weiterhin am Fluß, nahe dem Badeplatz des Generalgouverneurs, stehen Myrtazeen, darunter Gewürznelkenbäume, Djamboes und Eukalyptus; gegenüber die Lontarpalme, der Eisenholzbaum und Ficus-Arten.--Am Nordende des Gartens findet man den Advokaatbaum, verschiedene Zimtbaumarten, Kroton- und Cearagummibäume, dazwischen Kassavasträucher (_Manihot utilissima_, »Mandiok«); in der Nähe Eisenholzbäume, der Paranußbaum (_Bertholletia excelsa_), blühende _Barringtonia_, Sandelholzbäume und verschiedene zu den Anonazeen gehörende indische Fruchtbäume sowie süßduftende Magnoliazeen. Gleichzeitig Blüten und Früchte trägt der _Stelechocarpus Burahol_; schönen Duft verbreitet die _Myristica Horsfieldii_. Zwischen den Diospyros-Arten (Ebenholzbaum, Kaki-Fruchtbaum, _Styrax Benzoin_ und Gutta percha) und giftigen Apocyneen sieht man nahe dem Palast des Generalgouverneurs die _Kigelia pinnata_ (mit wurstförmigen, etwa 40 cm langen und 10 cm dicken Früchten) und in einem Teich, am Nordende der alten Allee, die riesige _Victoria regia_, am Ufer die zierliche _Urostigma Rumphii_. Zwischen _Sapindus Rarak_ (Frucht als Seife verwendbar) und andern Sapindazeen, wie das _Filicium decipiens_ aus Ceylon, die amerikanische _Cecropia_; in der Nähe ein kleiner Teich mit Nymphäen, beschattet von einer riesigen _Ficus elastica_ (mit Luftwurzeln). In der Nähe Mahagonibäume, ein _Urostigma giganteum_ und der Cocabaum (_Erythroxylon Coca_).--Am untern Ende der großen Allee steht ein Baum mit Früchten wie Wachskerzen (_Parmentiera cerifera_).--Am Ende des großen Teiches mit schönen Lotosblumen steht der sogenannte »Baum der Reisenden«, die imposante Musazee _Ravenala Madagascariensis_.--Eine prächtige Livingstonia-Palmenallee führt zum Rosengarten, wo ein Denkmal Teysmanns steht. In der Nähe Rohrarten und der giftige Upasbaum nahe dem Orchideenhause; dort findet man außer zauberhaften Orchideen auch Passifloren, Maranten, Calatheen, Bromeliazeen, Dieffenbachia- und Anthurium-Arten. --(Haeckel, Haberlandt, Giesenhagen u. a. haben den Botanischen Garten ausführlich beschrieben.) * * * * * _=Ausflug=_ nach =Gadok=, etwa 12 km von Buitenzorg, zu Wagen auf guter Landstraße, vorbei an malerischen malaiischen Dörfern (Kampongs) über _Batoe-Toelis_ (Inschriftenstein) mit schönem Ausblick auf die Umgegend. Ausflug nach _Sindanglaja_ (S. 202), etwa 30 km von Buitenzorg, mit Wagen soll lohnend sein. Von Buitenzorg durch die Preanger-Regentschaften nach Soerabaja. =Eisenbahn= (vgl. S. 196) von _Batavia_ (Weltevreden) nach _Soerabaja_ I. Kl. 39,25, II. Kl. 25 Fl.--_=Touristenkarte=_: Batavia-Soerabaja-Pasoeroean-Soerabaja (60 Tage gültig) I. Kl. 55,35 Fl.--_=Rundreisekarten=_: Batavia-Djokjakarta-Batavia (30 Tage gültig) I. Kl. 60,95 Fl.; Batavia-Garoet-Batavia (30 Tage gültig) I. Kl. 28,20 Fl.-- _=Speisewagen=_ in den Zügen zwischen Batavia und Soerabaja sowie im Java-Expreß Bandeng-Soerabaja; Mahlzeiten 1,50 Fl.--Da nachts keine Züge fahren, dauert die Reise bis zum Ostende der Insel 3 Tage. Man kaufe den neuesten Fahrplan. Die _Javanische Staatseisenbahn_ (von Buitenzorg ab) »Staatsspoor« (S. S.), die Java in der ganzen Länge durchzieht, läuft von _Buitenzorg_ durch Hügelland über Brücken und Viadukte erst nach S., übersteigt den Paß zwischen dem _Sálak-Vulkan_ (2215 m) und dem dreigipfeligen _Gedeh-Vulkan_ (3023 m), wendet sich dann nach O., durchläuft Kaffee- und Teepflanzungen und Wälder mit schönem Blick auf die südlichen Vorberge (r. sitzen!) und erreicht nach 4 St. Fahrt (60 km) =Soekaboemi= (d. h. Entzücken der Welt), 650 m ü. M. (_Hotel Sela Batoe_, mit Schwimmbad, Familienpavillons, Billardsaal, *Aussicht auf Baros und den Gedeh, 28 Z., F. 1, Lunch 1,50, Dîn. 2,50, Pens. 6 Fl., gelobt; _Viktoria Hotel_ [deutscher Besitzer Lenné], in Park mit Einzelvillen, Pens. 6 Fl.; Wagen am Bahnhof). Der entzückende, als Erholungsaufenthalt beliebte Ort, zu längerm Aufenthalt geeignet, mit Rivieraklima, liegt in den _Preanger-Regentschaften_, der größten, reichsten und landschaftlich reizvollsten Residentschaft Javas, mit etwa 21000 qkm und 2 Mill. Einw.; Männer und Frauen haben auffallend schöne Körperformen. Das _Javanische Märchentheater_ (vgl. S. 192) ist sehenswert. In der Nähe (10 Min.) das gute Hotel und Sanatorium _Sela Batoe_ (1700 m).--_=Ausflüge=_ mit Wagen (3-6 Fl.) nach dem Kratersee *_Sitoe Goenoeng_ (1300 m); zum Wasserfall _Tjibeureum_ von 130 m Höhe; zur Barosbrücke (Aussicht); zum schmucken Javanendorf _Tjisaët_ u. a. Die Bahn führt weiter durch einen Tunnel und über eine kleine Schlucht nach (100 km) _Tjiandjoer_ (579 m; guter Gasthof), unbedeutendem Ort in einem heißen Talkessel voller Reisfelder; _=Fortsetzung der Bahn=_ s. unten.--Von hier fährt man, ohne sich aufzuhalten, mit Sádo (4-5 Fl.) oder Wagen (11 Fl.) auf prachtvollem Bergweg nach *=Sindanglaja= (1074 m; _Hotel Sindanglaja_, in herrlicher Lage, Pens. 6 Fl., vorzüglich, Arzt), einer ausgezeichneten Sommerfrische. In der schönen Umgebung liegt das (20 Min.) Sommerschloß _Tjipanas_ des Generalgouverneurs; nahebei heiße Quellen zum Baden. Vom _Poentjak_, dem höchsten Punkte der Landstraße nach Buitenzorg, hat man schöne *Aussicht über das Preangerland; schöner Ruheplatz etwas weiterhin am _Telaga Warna_ (d. h. Farbe wechselnder See, 200 m Tiefe). =Ausflüge.= Die Umgegend bietet Gelegenheit zu schönen Ausflügen: nach =Kandang-Badaq= (d. h. Nashorns Lust), eine Schutzhütte mit Ausblick in den Bergen, 2392 m ü. M., in 2-1/2 St. zu erreichen, mit Pony und Kulis als Führer und Wegbahner durchs Dickicht; von da in 1-1/2 St. auf den Gipfel des Vulkans =Pangerango= (_Mandalawangi_, 3022 m) oder auf den gefährlichern Kraterrand des =Gedeh= (2962 m), zu dessen Besteigung man bei Vollmond abds. von Sindanglaja aufbreche, um bei Sonnenaufgang oben anzukommen; großartige *Aussicht und seltsam geformter, riesiger Krater von 250 m Tiefe und 700 m Breite. Wegen Ausrüstung und bester Zeit zum Aufstieg hole man Rat im Hotel.--Beim Abstieg vorbei an dem Wasserfall des _Koeripan_-Wildbachs in tiefer Schlucht. --Von Sindanglaja aus besuche man den 14 km entfernten botanischen Berggarten =Tjibodas= (1425 m), zu Pferd oder mit Sänfte; hier ist ein herrlicher Park mit Zedern, Araukarien, Baumfarnen, Grasbäumen (_Xanthorrhoea australis_); dahinter ein Urwald mit drei 130 m hohen Wasserfällen, Lianen, Vogelnestfarnen, grauen Gibbonaffen und Felswänden.--Ferner Ausflüge nach _Goenoeng Kasoer_; nach den Wasserfällen von _Tjibeureum_, _Tjikoendoel_ und vielen andern Punkten. Von Tjiandjoer (S. 202) führt die Bahn (r. sitzen!) über einen Viadukt über den _Tjisokan_-Fluß, r. prachtvoller Wasserfall, dann über die Schlucht des _Tjitaroem_-Flusses und über den Goenoeng Mesighit an steilen Abhängen entlang in das Tal hinunter nach (160 km) =Bandoeng= (700 m; _Hotel Preanger_, Pens. 6 Fl.; _Hotel Homann_, 50 Z., Pens. von 6 Fl. an; beide sehr gut; deutsche Zeitungen; Wagen am Bahnhof; _Hotel Wilhelmina_, Mitte der Stadt, Pens. 5 Fl.), Hauptstadt der Preanger-Regentschaften mit etwa 22000 Einw., breiten Straßen mit Villen, vor dem großen Platze das luftige Regierungsgebäude (Mesighit), nebst Park; in der Nähe der Markt (pasar), ein Seminar für javanische Lehrer und ein Rennplatz (Rennen im Juli), von dem aus guter Blick auf die südlichen Bergketten. Bei Bandoeng ein Sanatorium. Gute Badeanstalt mit frischem Bergwasser in _Tjiampelas_, etwa 3 km vom Regierungsgebäude, mit Sänfte (1/2 Fl.) in 20 Min. zu erreichen (Bad 10 cents). Fahrt in 1/2 St. (2-1/2-3 Fl.) zum Wasserfall _Tjoeroeg_ (13 m hoch), landschaftlich schön. Besteigung des =Tangkoeban-Prahoe= (2075 m). Aufbruch von Bandoeng abds. (oder frühmorgens) mit Wagen auf guter Kunststraße über eine Bambusbrücke bis (24 km) _Lembang_ (Hotel Bergzicht, deutscher Besitzer, Pens. 5 Fl, bei längerm Aufenthalt billiger, ein Monat 120 Fl.); dort Reitpferd nach dem Krater für 3,50 Fl., Sänfte 5 Fl. Nun vorbei an Chinarindenbaumpflanzungen im dichten Urwald bergauf; nach 2 St. erreicht man einen 2 km langen und 1 km breiten, 200 m tiefen Krater; bald erblickt man westl. daneben noch einen kleinern Krater von etwa 100 m Tiefe. Der größere, _Kawa Ratoe_ (2000 m), ist noch tätig, aus der braunen Schlammfüllung steigen Schwefeldämpfe auf; am Ostrande sind Solfataren mit schönen Schwefelblumen. Die Wand zwischen beiden Kraterbecken ist schmal, man hüte sich vor dem Abrutschen! Der Abstieg, auch mit Führer in den westlichen Krater, _Kawa Oepas_ (Giftkrater), ist gefährlich und sehr ermüdend. Vom Rande des _Tangkoeban-Prahoe_ (d. h. gekentertes Boot) *Aussicht über Krawang auf die Sunda-See vor der Nordküste Javas. Von Bandoeng durch das malerische (200 km) _Tjitjalengka_, in prächtiger Gebirgslandschaft mit zahlreichen Vulkanen, noch steigend bis (220 km) _Tjibatoe_ (850 m; umsteigen in die Zweigbahn nach Garoet). _=Fortsetzung der Hauptroute=_ S. 204. =Zweigbahn= (20 km) südl. nach =Garoet= (710 m; _Touristenhotel Papandajan_ [Bes. A. Hacks, Hamburger, steht mit Rat und Tat zur Seite, sorgt in allem für seine Gäste], vortrefflich, empfohlen, mit Badeanstalt, 20 Z., Pens. 6 Fl.; _Van Horcks Hotel_, Pens. 5 Fl., schöner Garten, gelobt; _Klub_, für Fremde zugänglich; _Automobile_ zum Besuch der Ausflugsorte), Bergstädtchen in schönster Lage, Gelegenheit zu schönen Spaziergängen; Fahrt in 40 Min. zum malerischen See *_Sitoe Bagendit_, Überfahrt über den See auf bedachtem Floß nach der andern Seite, wo man einen Hügel besteigt, von dem aus Blick auf 7 große Vulkane (in der Umgebung von Garoet sind 14 Vulkane, von denen der _Goenoeng-Goentoer_ [Donnerberg; 2244 m] der unruhigste ist. Fahrt in 1-1/2 St. (3 Fl.) zum Wasserfall _Tjitis_ am Fuße des Goenoeng-Goentoer. Besteigung des =Papandajan= (2600 m). Aufbruch früh 5 Uhr von Garoet mit Dreigespann-Wagen (5 Fl.) in 2-1/2 St. Trabfahrt bis zum Dorfe _Tjiseroepan_ (1222 m), 18 km südl. von Garoet; dort (Mundvorrat mitnehmen oder Frühstück [2 Fl.] in _Villa Pauline_) mit vorausbestellten Pferden (3,50 Fl.), für Damen Tragsessel (_Tandu_, 3,50 Fl.), Führer (75 cts.) und Kuli (50 cts.) aus dem Rasthause (_pesanggrâhan_) an Datura-Hecken entlang und dann im dichten Urwald steil bergauf; in etwa 2-3 St. gelangt man an einen gelblichen Hang von Lavagestein und Schwefelasche, dann zu Fuß durch eine abgestürzte Kraterwand in einen dampfenden Kraterkessel, der von drei Seiten noch Wände hat; aus zahllosen Spalten dringen zischend Säulen gelblicher Schwefeldämpfe empor. Unter Vorantritt der Führer kann man den Kraterboden stellenweise betreten, aber Vorsicht! der Boden ist hohl und bricht stellenweise leicht durch, auch kann man bei umspringendem Winde von den Schwefeldämpfen stark belästigt werden. Der Kraterrand wurde abgesprengt bei einem mächtigen Ausbruch des Papandajan 1772, wobei 40 Dörfer verwüstet und 3000 Menschen umkamen. Gute Bergsteiger sollten vom Kraterbecken an der Windseite bis zum obersten Kraterrande (noch 270 m höher) steigen, wo sie vom geodätischen Signal in 2600 m Höhe prächtige *Aussicht über die Gebirgsketten haben, soweit der Schwefeldampf es zuläßt. Am Fuße des Kraters liegt das _Todestal_ (s. unten). Auf- wie Abstieg sind wegen des lockern Lavagerölls schwierig. Ausflug zum =Telaga Bodas=. Aufbruch früh 5 Uhr von Garoet mit Wagen (hin und zurück 3,50 Fl.) bis (11 km) _Wanaradja_, dort Reitpferd (4,50 Fl.), Tragsessel mit 4 Kulis (5,50 Fl.) und Führer (1 Fl.); man steigt durch Kaffeepflanzungen und Urwald bis 1724 m ü. M. und erreicht dann den von hohen Kraterwänden eingeschlossenen _Weißen See_ (_Telaga Bodas_), dessen milchige, grünlichweiße Farbe durch Schwefel und Alaun erzeugt ist. Man kann in 1/2 St. um den fast runden See von 600 m Durchmesser herumgehen, der den Krater des _Geloenggoeng_ ausfüllt, und sieht dabei einen Wasserfall, heiße Quellen und eine Solfatara. Seit 1822 hat kein Ausbruch stattgefunden. Beim Abstieg geht man durch das 150-250 m tiefere kleine _Todestal_ (_Pedjagolan_) an der NW.-Seite des Berges, von Gebüsch umgeben, mit kahlem, graugelblichem Boden, auf dem giftige Gase lagern, die kleine Tiere sofort töten. Ausflug zum =Tjangkoewang-See=. Früh 1/2-6 Uhr mit Dreispänner (10 Fl.) über (9 km) _Tjiboejoetan_ (Badeplatz mit kaltem Wasser) und _Tjitjapar_ (kalter Schwimmplatz) zum See von *_Lèlès_ (_Tjangkoewang_): von da zurück am See _Sitoe Bagandit_ (s. oben) vorbei und über _Tjipanas_ (heiße Quellen) nach Garoet (Ankunft gegen 1 Uhr mittags). Besteigung des *=Kawa Kemodjang=, eines sehr aktiven Kraters, mit prächtiger Aussicht und auf großartig schönem Weg zu erreichen. Aufbruch 1/2-5 Uhr vom Hotel mit Dreispänner (4-5 Fl.) zum Dorf _Tjiparai_; von da mit Reitpferd (3 Fl.) oder Tragstuhl (4 Fl.) nebst Kuli zum Tragen der Frühstückstrommel und Führer. Rückkehr nach Garoet gegen 3 Uhr Nm. Die _=Hauptbahnlinie=_ führt von _Tjibatoe_ (S. 203) weiter über Tjamis bergab durch die fruchtbare Ebene von _Tasik-Malaja_, den üppigsten Teil des Preanger-Landes, und dann durch die Tiefebene der Residentschaft Banjoemas durch wildreiche Dschungeln und Sümpfe nach (380 km) =Maos= (guter _Gasthof_ am Bahnhof u. a.), wo die Züge von Batavia und Soerabaja kreuzen. Der _Java-Expreßzug_ geht von Bantoeng früh ab, kommt Nm. in Djokjakarta und abds. in Soerabaja an. [Hand] Man schütze sich in dieser Malariagegend besonders vor Moskitostichen durch Schleier und Rauchen! =Zweigbahn= von Maos nach =Tjilatjap=, ein unbedeutender Seehafen und verrufenes Fiebernest, an der landschaftlich schönen Südküste Javas, der die lange »Blumeninsel« (_Noesa Kembangan_) vorgelagert ist. Weiter über _Gombong_, _Koboemen_, _Koeto Ardjo_; nach 5-1/2 St. Fahrt (560 km) =Djokjakarta= (meist kurz _Djokja_ genannt; _Hotel Toegoe_ [A. Herscheit], am Bahnhof, 40 Z., F. 1, Dej. 1,50, Din. 2, Pens. 5-6 Fl., gelobt; _Hotel Centrum_; _Hotel Mataram_, alle drei nahe dem Bahnhof), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats, Sitz des Sultans und eines niederländischen Residenten mit starker Garnison im holländischen Fort _Vredenburg_ und etwa 60000 Einw., davon 4000 Chinesen und 2000 Europäer. Der Sultanssitz, _Kraton_, ist ein mit 4 m hohen und 5 m breiten Mauern umgebenes Stadtviertel, in dessen Straßen 15000 zum Hofstaat des Sultans gehörige Javaner leben; mitten im Kraton, hinter zwei Toren und Gittern, ist der Palast des Sultans mit großem Harem. (Erlaubnis zum Besuch des Kraton ohne Audienz wird durch den Residenten gern erlaubt, wenn man ein kurzes Schreiben an ihn rechtzeitig einreicht; beste Besichtigungszeit Vm.; die Residentschaft stellt einen niederländischen Unterbeamten, der Deutsch spricht, zur Führung). Das Stadtleben ist sehenswert. -- _=Rundfahrt.=_ Vom Gasthof morgens mit Wagen 3 Fl.) durch eine Allee zum *_Waterkastell_, die Ruine eines mit Graben umgebenen märchenhaften Lustschlosses mit Bädern, Teichen, Irrgärten, Hallen und Türmen. (Man nehme einen Jungen als Führer.) Dann weiter über den großen Paradeplatz, wo sich abends bei Militärmusik die Europäer zeigen, in den _Kraton_ (soweit ohne Erlaubnis zugänglich), ein Labyrinth von Höfen, Gärten und Tempeln, Häusern, Leibwachträumen, Elefantenställen, Leopardenkäfigen etc. Der Platz vor dem Schloß ist schön, die Schlösser sind nicht sehenswert. Man versäume nicht, über einen Markt in der Stadt (pasar) zu fahren und das Malen der Sarongs (_Batiken_) vor den Hütten anzusehen. =Ausflüge=: 1) Nach =Prambanan=; mit der Bahn (Rückfahrkarte I. 1,75, II. 1 Fl.) von Djokja in 40 Min. nach dem Dorf Prambanan, der dritten Station der Bahnlinie Djokja-Solo, dann zu Fuß oder mit Wagen in 1/4 St. zum alten *=Hindutempel von Prambanan=; beim Tempel gutes Rasthaus mit Kaffeehaus. Drei Mauern umgeben die riesige Anlage; mitten zwischen 157 kleinen Dagobas stehen auf quadratischer Terrasse acht große Tempel, gopuraartige Aufbauten mit breiten Treppen. Der größte Tempel hat noch zwei Seitentreppen, im obern Tempelraum ist eine Schiwafigur, im Nebenraum seine Gattin Durga auf getötetem Stier; die Javanen nennen das schöne Erzbild »Lora Djonggrang«, eine Märchenprinzessin, der sie Frucht- und Blumenopfer bringen. Im dritten Tempelraum ist der elefantenköpfige Sohn beider, Ganesa. In einem andern Tempel ist ein großen Reichtum spendender steinerner Zebustier. Das Schönste sind die kunstvollen, oft naiv-lustigen Steinfriese an den Außen- und Innenwänden der Haupttempel; sie stellen die brahmanische Götterlehre und das indische Epos Ramâyana dar; vorzüglich erhalten ist die Geschichte vom treuen Affen Hanumân. Der Nebentempel zeigt groteske Darstellungen zu Ehren der Göttin der Fruchtbarkeit. Die Tempelanlage gilt als Grabstätte der alten hindustanischen Kaiser von Mataram, etwa im 8. Jahrh. erbaut. -- Rückweg zum Bahnhof nehme man über die _Tausend Tempel_ (_Tjandi Sèwoe_), 20 Min. nördl., mit einem großen Mitteltempel, umgeben von 240 kleinen in vier Reihen; der Haupttempel ist beim Erdbeben 1867 beschädigt, zeigt aber noch vorzügliche Götterbilder; erwähnenswert sind die schönen Frauenfiguren an den Treppenmauern der Westseite, die eine Vision Buddhas darstellen. (Beschreibung des Tempels von Dr. _Groneman_ beim Tempelwächter zu haben.) 2) Nach *=Boro-Boedoer= (wer in Djokja mit Mittagsschnellzug ankommt, hat auf dem Bahnhof sofort Anschluß mit der Dampfstraßenbahn nach Moentilan), 32 km nw.; 2 St. Fahrt mit Automobil (stellt Hotel Toegoe für 65 Fl. für 5 Personen, hin und zurück über Magelang); oder mit Dampfstraßenbahn, vom Bahnhof Djokja abgehend, nördl. durch gut bebautes Land, meist Reisfelder, Dörfer mit Märkten, bis nach (25 km) _Moentilan_; von da mit Zweispänner (3,5 Fl.; Dreispänner [7 Fl.] kaum nötig, Fuhrwerk bestelle man unterwegs beim Zugführer oder beim Bahnhofsvorstand) in das Hochland von Kadoe, das »Paradies von Java«, in dessen Mitte der wunderbare Tempel von Boro-Boedoer liegt, umgeben von Bergen, darunter die Vulkane _Merapi_ (2875 m) und _Merbaboe_ (3145 m). Man fahre zuerst zum Vortempel _Tjandi-Mendoe_, mit Riesensteinbild Buddhas. Etwa 4 km weiter, nach 15 Min. Fahrt, erreicht man nach Überschreiten eines Flusses den Hügelrücken, worauf, gegenüber dem Haupttempel, das (14 km) _Rasthaus_ (_pesanggrâhan_) mit Wirtschaft (gut zum Essen und Übernachten) steht. Wenn Zeit ist, übernachte man dort, weil Sonnenunter- und -aufgang in Boro-Boedoer unvergleichlich schön sind. Der Tempelwächter ist ein Deutscher.--Der große *=»Tempel« von Boro-Boedoer= ist das großartigste buddhistische Bauwerk auf Java, erbaut im 8. oder 9. Jahrh., 1907-11 durch die Regierung gut renoviert. Er ist kein eigentlicher Tempel, sondern ein kuppelförmiges Denkmal ohne Innenraum zum Andenken Buddhas (Stupa). Auf quadratischer Grundfläche von 153 m Seitenlänge erhebt sich »jenes in Terrassen aufsteigende, seltsam grandiose Bauwerk, das an Mächtigkeit alle andern buddhistischen Tempelbauten so weit überragt, wie das Land, in dem es steht, an Schönheit den Standort jener übertrifft« (_Hans Meyer_). Der Unterbau besteht aus fünf 20-eckigen, von 1,5 m hohen Steinmauern eingefaßten Terrassen übereinander, jede mit reichverziertem Tor in der Mitte, neben dem Treppenstufen zur höhern Terrasse hinaufführen. Alle Terrassen sind mit Buddhafiguren, Löwen und Stieren und reichen Ornamenten geschmückt. Über der obersten 20eckigen Terrasse erheben sich noch drei kreisrunde, die je 32, 24 und 16 (insgesamt 72) sitzende Buddhafiguren unter offenen (teilweise eingestürzten) Kuppeldächern (Dagobas) tragen. Als Krönung des ganzen Baues steht auf der obersten 37 m hohen Terrasse eine 6 m hohe Dagoba; sie enthielt früher einen Buddha, der jetzt vor dem Tempel steht. Leider sind viele Steinfiguren barbarisch verstümmelt; man zählt über 400 Buddhabilder. Von den 1500 Basreliefs sind fast 1000 noch gut erhalten und bilden den künstlerisch wertvollsten Teil des Ganzen; man erkennt auf ihnen Segelschiffe mit zwei Masten, prächtige Rüstungen, Speichenräder. *_=Aussicht=_ prächtig von der Kuppel des Tempels, besonders bei Sonnenauf- und -untergang! (Beschreibung des Tempels von Dr. _Groneman_ ist beim Tempelwächter zu haben; ausführlicher ist das Werk: »Die Buddhalegende in den Skulpturen des Tempels von Bôrô-Budur« von _C. M. Pleyte_, mit 120 Abbildgn., Amsterdam, Verlag de Bussy.) Vom Tempel zurück kann man mit der Dampfstraßenbahn ab Moentilan 16 km nach =Magelang= (_Hôtel Loze_) fahren und von da mit Wagen in die Hochebene von _Diëng_ (2171 m; gutes Rasthaus), die mit dem amerikanischen Yellowstone Park (II. Teil, S. 151) verglichen wird.--Sehr schön ist die Wagenfahrt (17-20 Fl.) von Magelang durch das paradiesische *_Kedoetal_ über den _Pinggit-Paß_ (686 m) nach (35 km) =Ambarawa= (_Hotel van Rheeden_, genannt _di Atas_, gute Verpflegung, Pens. 4 Fl.; _Hotel di Bawa_), einem idyllischen Landstädtchen; von dort Eisenbahn nach Samarang (s. S. 207). Von Djokjakarta fährt die Bahn durch Reisfelder und große Dörfer am Fuße des Vulkans Merapi entlang, r. die scharfzackigen Felsen der südlichen Gebirge, nach dem Bahnknotenpunkt (620 km) =Soerakarta= oder _Solo_ (104 m; _Hotel Slier_, weit vom Bahnhof, Wagen zu haben), Hauptstadt des gleichnamigen Vasallenstaats mit 109459 Einw., darunter etwa 5000 Chinesen und 1200 Europäer, Sitz des Susuhunan (Kaisers) des ehemaligen Reiches von Mataram und des von diesem unabhängigen Prinzen _Mangkoe Negoro_ sowie eines beide überwachenden niederländischen Residenten. Der _Kraton_, die Kaiserstadt, ist mit hohen Mauern umgeben; Eintrittserlaubnis erhält man durch ein Schreiben an den Residenten. Gelegenheit zur Teilnahme an Hoffesten mit interessanten, Jahrhunderte alten Hofbräuchen und schönen Tänzen der kaiserlichen _Bedojohs_ (Tänzerinnen fürstlicher Abkunft), dazu Gamelang-(Orchester-) Spiel, »wajang-wong« (Schattenspiele; vgl. S. 192) und »topèng« (Maskentanz). Der Kaiser erscheint stets von Zwergen, Lanzen- und Schildträgern und großem Hofstaat umgeben. (Gesuche um Audienz müssen vom Generalgouverneur befürwortet sein und mindestens vier Tage voraus beim niederländischen Residenten in Soerakarta angemeldet werden.)--_=Rundfahrt=_ durch die Stadt sehr lohnend wegen des bunten Volkslebens; morgens besuche man den Markt (pasar). Sehenswert der schöne Palast (_dalem_) des Prinzen Mangkoe Negoro, mehrere Tigerkäfige und der Elefantenstall des Kaisers; kleiner Zoologischer Garten mit schönen Schlangen, Affen und Tigern. Prächtige Tamarindenalleen führen zum holländischen Fort _Vastenburg_, in der Mitte des Europäerviertels. Auch das lebhafte Chinesenviertel ist besuchenswert. =Von Soerakarta nach Samarang.= Von der Hauptroute zweigt eine nördliche Linie ab und führt über _Goendih_ und _Kedoengdjatti_ (Zweigbahn nach Ambarawa, s. oben) nach (125 km) =Samárang=, Seehafenstadt mit 96000 Einw. (5000 Europäer). =Gasthöfe=: _Hôtel du Pavillon_, am Bodjongweg, Pens. 5,5-6,5 Fl.;--_Hôtel Jansen_, Heerenstraat, beide gut.-- _Hôtel Tjandi_, für längern Aufenthalt, oberhalb der Stadt, Dampfstraßenbahn bis Djomblang, dann mit (voraus zu bestellendem) Gasthofswagen hügelaufwärts. Viele =Pensionen=; gute =Restaurants=. =Post u. Tel.= neben dem Rathaus, =Telephon= neben dem Rathaus.--=Wagen= zu haben.--=Straßenbahnen=: vom Bahnhof zur Zentralstation und von da am Rathaus vorbei den Bodjongweg entlang zur Wohnung des Residenten; vom Bahnhof durch Oengaran-Allee südwärts bis Djomblang.-- =Eisenbahn= nach _Cheribon_ (Anschlußstrecke nach Krawang im Bau, zur Herstellung einer direkten Linie Batavia-Samarang) und über Soerakarta nach _Soerabaja_.--=Dampfer= der _Koninklijke Paketvaart Mij._, wöchentlich in 2 Tagen nach und von Batavia und in 1 Tag nach und von Soerabaja Landung in Samarang mit Dampfbarkassen (2 Fl.) oder Segelprauen (1-1/2 Fl.). Im Westmonsun ist die Landung oft gefährlich. --=Dampferagenturen=: _Norddeutscher Lloyd_, C. A. Bertsch (Tel.-Adr.: Nordlloyd, Samarang); _Rotterdamsche Lloyd_, Internationale Credieten Handelsvereeniging »Rotterdam«; _Stoomvaart Mij. Nederland_ und _Koninklijke Paketvaart Mij._; _Messageries Maritimes_. =Bank=: _Javasche Bank_; _Nederlandsche Handels-Maatschappij_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank.--=Konsulat=: _Deutsches Reich_: Generalkonsulat in Batavia. Die alte Stadt Samarang, nahe der Mündung des Ngaran oder Samarangflusses, war bis 1824 befestigt, wovon noch das _Fort Prins van Oranje_ erhalten ist. Der neue Stadtteil liegt hauptsächlich an der von Kanarienbäumen und Tamarindenbäumen beschatteten _Bodjong-Allee_. Im Stadtgarten Mi. und So. Konzert. Eine Oberstadt liegt auf einem 100 m hohen Hügel etwa 3,5 km südl. von Samarang in _Tjandi_; dorthin führt die schöne Oengaran-Allee bis _Djomblang_, einen Teil des Chinesenviertels durchschneidend. Lohnende Wagenfahrt nach dem chinesischen Felsentempel _Gedong Batoe_. Am Westende der Stadt liegt das arabische und javanische Viertel, das bei Westmonsun früher oft überschwemmt wurde. Samarang bietet wenig für Vergnügungsreisende, ist aber der zweitgrößte Handelsplatz Javas; lebhafte Ausfuhr von Kaffee, Zucker, Kopra, Indigo und Büffelhäuten. =Von Soerakarta nach Soerabaja= führt die Hauptbahnlinie durch die mitteljavanische Ebene zwischen den nördlichen Hügelketten und den südlichen Vulkangebirgen hindurch nach (95 km) _Madioen_ (Hotel Madioen) und weiter über (175 km) _Djomblang_ und (215 km) _Modjokerto_ nach (265 km) =Soerabaja= (_Surabaya_), Seehafenstadt mit (1905) 163611 Einw., darunter 8000 Europäer und 11200 Chinesen. =Ankunft zur See.= Mit Dampfer der _Koninklijke Paketvaart Mij._ von Batavia dampft man, wenn im SO. der weiße Leuchtturm von Soerabaja in Sicht und der Lotse an Bord, durch das schwierige und sehr seichte Fahrwasser der _Madoera-Straße_, r. Java, l. die gebirgige, von den unzuverlässigen Maduresen bewohnte, mit üppigem Grün bewachsene Insel _Madoera_, vorbei an vielen ins Wasser hineingebauten Fischerdörfern, vor denen zahllose Fischerprauen segeln oder treiben, auf die mit Dampfern und Seglern meist dichtgefüllte Reede von Soerabaja, wo der Dampfer bei dem weißen Wachtschiff ankert, dicht beim Landungsplatz _Oedjong_, an der Mündung des Flusses _Kalimas_, beim _Wilhelminatoren_. Man landet im Tambangan (Ruderboot, wie Sampan) für 1/2 Fl. beim Zollamt (kleine Boom), wo stets, auch wenn man von Batavia kommt, Zolluntersuchung stattfindet; Einfuhr von Schußwaffen ist nur mit Erlaubnis (S. 195) gestattet. Viel Gepäck lasse man mit Boot zum Gasthof schaffen; sonst nehme man beim Zollamt einen Wagen. =Ankunft am Bahnhof=: Man steige womöglich an Hst. _Stat. Goebeng_ bei Simpang aus, oder an Hst. _Soerabaja_ (Kotta), je nach Wahl des Gasthofs. =Gasthöfe=: _Oranje Hotel_, am Simpangweg; 72 Z. mit Bad u. Telephon, modern, Pens. 7-12 Fl., Auto.--_Hotel Embong Malang_ (_Wijnveld_), gut; 40 Z., Pens. 6 Fl., am Djalan Embong-Malang, nahe Stat. Goebeng.--_Hotel Sarkies_, Pens. 6 Fl.--_Hotel Simpang_, am Simpangweg; 40 Z., Pens. 6 Fl.--_Hôtel des Indes_, in der untern Stadt; 50 Z., Pens. 5 Fl.--_Hotel-Pension van Vlooten_, Simpang.--_N. V. Hotel & Pens. v. d. Blij_, Embong Malang, Pens. 5 Fl.--=Restaurants=: _Restaurant Grimm_ und _Hellendoorn_, die besten Kaffeehäuser auf Java, nahe dem Stadtpark und Stat. Soerabaja (Kotta).--=Bierhaus= eines Chinesen, beim Bültzingslöwen-Denkmal, europäisches Faßbier. =Post u. Tel.= nahe dem Stadtbahnhof. --=Telephon= ebenda.--Kabel nach Celebes, Singapore, Australien, Borneo.--=Wagen=: Zweisp. (_Kosongs_) sind kaum teurer als Sádos.--=Straßenbahn=: vom Hafen zum Südende der Vororte.--=Eisenbahn=: nach Batavia über Soerakarta, nach Samarang etc. [Illustration: Plan von Soerabaja.] =Dampfer= der Koninklijke Paketvaart Mij. wöchentl. in 3-4 Tagen nach und von Batavia über Samarang. --=Dampferagenten=: _Koninkl. Paketvaart Mij._, Geschäftshaus: Willems Kade.--_Norddeutscher Lloyd_, Behn, Meyer & Co., Societeitstraat (Tel-Adr.: Nordlloyd, Soerabaja).-- _Rotterdamsche Lloyd_, Internationale Crediet-en Handelsvereeniging »Rotterdam«. --_Stoomvaart Mij. Nederland._ --_Messageries Maritimes_, Anemaet & Co. =Banken=: _Javasche Bank_; _Nederlandsche Handels-Maatschappij_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; _Hongkong & Shanghai Banking Corporation_; _Chartered Bank of India, China & Australia_; _Ned. Ind. Escompto Mij._, Korrespondent der Deutsch-Asiatischen Bank (Behn, Meyer & Co.). =Theater=: Javanische und chinesische im Hafenviertel, sind nicht empfehlenswert. --=Zeitung=: »_Soerabaja Handelsblad_«. =Konsulate.= _Deutsches Reich_: Konsul G. Rademacher.--_Österreich-Ungarn_: Vizekonsul Bernhard Wolf. --=Vereine=: _Simpangsche Societeit_ (_Club_) und _Concordia_, beide international; _Deutscher Verein_ (eignes Haus in Genteng, deutschen Reisenden sehr zu empfehlen).--=Ärzte=: Dr. _Grün_, Genteng; Dr. _van Steden_, ebenda; Dr. _van Hasselt_, Simpang Doekoe.--=Zahnarzt=: Dr. _Schöppe_, Kaliassin.--=Apotheke=: _De Vriendschap_, Dir. P. C. Gilde in Aloen-Aloen.--_Simpangsche Apotheke_, Simpang.--=Krankenhäuser=: Militärkrankenhaus, auch für Zivilisten; Zivilkrankenhaus Ngemplak. _Soerabaja_ ist die erste Handelsstadt Niederländisch-Indiens und liegt auf 7° 14' südl. Br. Am schönsten ist das Stadtviertel _Simpang_ mit dem *_Simpang_- und _Scheepsmakerspark_ und schönen Villen, darunter das Haus des Residenten. In der Nähe des schönen Restaurant Grimm ist ein Denkmal zu Ehren des tapfern freiwilligen Krankenträgers _v. Bültzingslöwen_. In der eigentlichen Stadt stehen die Häuser nahe beieinander, auch sind die Wohnungen, Geschäftsräume, Läden der Europäer kaum von denen der Eingebornen getrennt, infolgedessen die Straßen schmutzig und häßlich sind. Reger Handelsverkehr herrscht auf dem Flusse _Kalimas_, an dem die Warenspeicher und großen Exportgeschäfte liegen. Am Nordende der Stadt liegt das alte _Fort Prins Hendrik_, nördl. davon am Hafen eine große Marinewerft mit Trockendocks und vielen Werkstätten sowie dem Kasino _Modderlust_. Der Handelshafen wird neu ausgebaut. Für Vergnügungsreisende bietet Soerabaja nichts. Der Handel der Stadt ist sehr bedeutend, Ausfuhr umfaßt Zucker, Tabak, Kaffee, Kopra; Einfuhr europäischer Waren ist groß.--Nahe südl. von Soerabaja liegen am Strande von Kalangandjar zwei _Schlammvulkan_-Hügel. (Von Soerabaja beste Dampfergelegenheiten zu Ausflügen nach Borneo, Celebes und den Molukken.) Von Soerabaja auf den Bromo. =Eisenbahn= bis _Pasoeroean_; dann mit =Sádos= (Zweispänner) für 2-1/2 Fl. in 1-1/2 St. nach _Pasrepan_ und weiter mit =Bergwagen= für 3 Fl. (2 Personen) nach _Poespo_. Von hier zu Fuß oder zu Pferd (auch Tragsessel für Damen) in 3 St. nach _Tosari_, wo man übernachtet, um am andern Morgen vor Sonnenaufgang die Besteigung (am besten zu Pferd) des _Bromo_ unternimmt. Man kann auch an bestimmten Tagen mit =Automobil= von Soerabaja nach Tosari fahren (Mi. und Sa. Nm. für 75 Fl., zurück Do. und Mo. früh für 60 Fl.) [Hand] In Pasoeroean oder Soerabaja bestelle man telegraphisch Zimmer für die Nacht in Tosari, weil oben oft alles besetzt ist; der Agent in Pasoeroean besorgt auch Karten für 6 Fl. zur Fahrt nach Tosari. Von Soerabaja mit der Bahn (Automobilverbindung s. oben) über _Sidhoardjo_ und _Bangil_ in etwa 3 St. nach (65 km) =Pasoeroean=, »Betelgarten« (_Marine-Hotel_; _Hotel Morbeck_), einer hübschen Hafenstadt mit 35000 Einw. (500 Europäer), Hauptstadt der gleichnamigen Residentschaft, die bei _Malang_ den besten Kaffee und Tabak Javas sowie Zucker und Indigo liefert. Bank: Nederlandsche Handels-Maatschappij (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft). Von Pasoeroean im Sádos-Zweispänner (s. oben) durch schattige Alleen auf guter Straße durch das Dorf _Gondang-wètan_, mit lebhaftem Markt, in 1-1/2 St. nach _Pasrepan_ am Fuße des Berges; von da mit kleinem Bergwagen (s. oben; wenig Gepäck, wollene Decke und Überzieher mitnehmen!) durch dichten tropischen Urwald steil bergauf nach _Poespo_ (kleiner Gasthof und Sanatorium), 630 m. Nach Einnahme des Reistafelfrühstücks geht man in 3 St. hinauf bis _Tosari_; wem die Hitze zu groß, nehme Reitpferd (2 Fl.) nebst Saumpferd (2 Fl.) für Gepäck (größere Koffer werden von Poespo durch Kulis [je 60 cts.] hinaufgetragen), oder für Damen Tragsessel (3,60 Fl.) mit 6-8 Trägern (je 60 cts.). Ein guter Weg führt in vielen Windungen bergan durch den mit großen schwarzen und grauen Affen und überraschend buntfarbigen Vögeln belebten Urwald, zuletzt durch Felder, mit europäischen Gemüsen und Kartoffeln, Mais und Zwiebeln. =Tosari= (1777 m; _Sanatorium Tosari_, 1845 begründet, Dir. und Arzt Dr. _Fangmann_, vorzüglich, angenehme Geselligkeit, Zimmer telegraphisch vorausbestellen, Telephon nach Pasoeroean, Pasrepan und Poespo, 104 Z., F. 2, Lunch 2, Din. 2,50, Pens. 7 Fl.; noch etwas höher das _Kurhaus Tengger_ [1840 m], Inhaber _J. Elfferich_, Z. 5-6 Fl.), die höchste Sommerfrische Javas, wird wegen seines frischen und trocknen Bergklimas (Luftwärme zwischen 10 und 20° C) viel von Erholungsbedürftigen besucht. Schöner »europäischer« Garten am Kurhaus. Im April und Mai sowie Oktober und November ist Tosari am stärksten besucht. Spaziergang zum *_Nymphenbad_ mit prächtigem Wasserfall in 40 Min. =Besteigung des Bromo.= Von Tosari Aufstieg zum *=Bromo= (2300 m) möglichst früh vor Sonnenaufgang zu Pferde (besser als im Tragsessel); zu Fuß hin und zurück ist etwas anstrengend, da man sowieso zu Fuß klettern muß. Führer 90 cts.; Zeit zur Besteigung etwa 3-4 St. Die Gegend zeigt anfangs europäisch-alpinen Pflanzenwuchs (Wolfsmilch, Brombeeren, Kamillen, Rhododendron, Alpenveilchen, Edelweiß, Baldrian, Erdbeeren, Vergißmeinnicht etc.). Auf halber Berghöhe prächtiger Ausblick nach S., auf den höchsten Berg Javas, den Vulkan _Semeroe_ (3676 m), dessen ovaler Riesenkrater von 9 km Durchmesser in 2125 m Höhe mit Asche ausgefüllt ist (nur der Kilaueakrater, S. 422, ist noch größer). Nach etwa 2 St. Ritt erreicht man den _Moenggal-Paß_ (2482 m); der Weg teilt sich, l. erreicht man nach kurzer, steiler Steigung eine kleine Fläche, auf der eine Hütte steht; dort, am innern, schroffen Abhang, *Blick auf den etwa 200 m tiefer liegenden _Sandsee_ des alten _Tengger-Vulkans_, dessen Riesenkrater von etwa 8 km Durchmesser mit Sand gefüllt ist; im Sandsee (_Dasar_) erheben sich vier kleine Vulkankegel: der _Widodarèn_, der _Giri_ (von N. gesehen, hinter ersterm), der stets tätige _Bromo_ und der alleinstehende _Batok_. Nun etwa 200 m mühsamer Abstieg (Pferde besser führen) zum Sandsee, dann Ritt über den Sand in 3/4 St. westl. und nw. um den Fuß des Batok zum Fuße des Bromo bis zu der neuen Steintreppe, die mit etwa 250 Stufen zum obern Kraterrand führt, wo die Pferde mit Kulis zurückbleiben. Dann Aufstieg zum obern Kraterrand des =Bromo= (2300 m). Auf 3/4-Höhe hört man schon das grollende Donnern und Dröhnen des Bromo; man glaubt, der Krustenrand zittere. Oben ist eine breite Fläche, wo man das von den Kulis heraufgebrachte Frühstück verzehrt. Ein etwa 1/2 m breiter Fußpfad (nur Schwindelfreien zu empfehlen) führt in 1 St. um den 200 m tiefen Kratertrichter herum, dessen Anblick _Hans Meyer_ wie folgt beschreibt: »Aus dem Boden heben sich wiederum zwei kleinere Kegel, die zurzeit von kleinen, schmutziggrünen Teichen ausgefüllt sind und bisweilen große Blasen treiben. Dicht daneben aber gähnt unter einem überhängenden Fels ein feuriger Schlund, so furchtbar großartig, daß die Phantasie eines Höllenbrueghel keinen greulichern Höllenschlund hätte ersinnen können. Daraus fährt sausend, zischend und heulend eine Glutflamme, angefacht wie von Tausenden von Hochofengebläsen und tobend, daß man mühsam seine fünf Sinne zusammenhalten muß, und hoch über uns verdichten sich die Wasserdämpfe zu jener weißen Wolke, die wir schon vom Rande des großen Kraters aus beobachtet hatten. Ich machte trotz der Einwendung meines Führers einen Versuch, in den Krater hinabzuklettern, fand aber an der abschüssigen Wand und in dem nachrutschenden Sandschlamm so wenig Halt, daß ich schleunigst umkehrte.« In der Nähe von Tosari liegt ein *_Tenggeresen-Dorf_, dessen Bambushütten viele kleine Kammern haben. Die Tenggeresen sind Ureinwohner, die noch der alten javanischen Naturreligion treu geblieben sind; sie sind ein sittsamer, friedlicher und fleißiger Volksstamm, deren Andachtsstätte der Bromo ist, in dessen Sandmeer sie sich an jedem zwölften Vollmond mit ihren Priestern (Dunkun's) in Festkleidern versammeln, dort Gelübde erfüllen (z. B. Tänzerinnen tanzen lassen); schließlich wird auf ein Zeichen des Oberpriesters unter Vorantritt aller Priester von Tausenden von Männern, Frauen und Kindern der etwa 220 m höhere Kraterrand des Bromo erstürmt; oben werden als Opfer Früchte, Hühner, Kleider, Münzen, Kuchen niedergelegt, von den Priestern gesegnet und dann in den Krater geworfen (wobei Jungen aber im innern Kraterrand auffangen, was sie fassen können). Das Opfer gilt für die Seelen der Verstorbenen, die ein Fegfeuer im Bromokrater durchmachen müssen, ehe sie auf den Gipfel des benachbarten, 1000 m höhern Seméroe, wo ihr Gott-Vater Batoro Guru lebt (die Walhalla!), gelangen. Wer vom Tengger-Gebirge noch mehr sehen will, kehrt nicht nach Tosari zurück, sondern reitet durch den Sandsee nach dem Passe von _Ngadisari_, nach etwa 200 m Aufstieg wird der Oberrand des Tenggerberges wieder erreicht, auf dessen äußerm sanften Hang das von grünen Wiesen und Bäumen umgebene höchste Tenggeresendorf =Ngadisari= liegt. Nach 1-2 St. gelangt man weiter auf landschaftlich sehr schönem Gebirgsweg (mit vielen steilen Abhängen und schwierigen Stellen) nach =Soekapoera=, wo man in dem prachtvoll gelegenen Rasthaus, _pasanggrâhan_, übernachtet (gute, reine Betten). Man telegraphiere schon von Tosari zum Residenten von Pasoeroean um Erlaubnis zum Übernachten im Rasthaus. In Soekapoera bestelle man telegraphisch von Probolinggo einen Wagen zum Fuß des Gebirges. --Am andern Morgen recht früh zu Wagen (6 Fl.) in etwa 6 St. nach =Probolinggo= (_Hotel Egener_, gut), Bahnstation und kleiner, malerischer Seehafenplatz mit 8000 Einw., an der Madoerastraße, mit schönen Tamarinden-Alleen. Von hier zurück mit der Eisenbahn (100 km) über _Soerabaja_ (S. 208) nach _Batavia_ (S. 195). * * * * * Von Tosari sind sehr viele schöne Ausflüge auf guten Pferden (Tarif im Sanatorium) zu machen; die Leitung des Sanatoriums gibt Auskünfte und besorgt alles. Man muß stets sehr früh aufbrechen, da mittags meist Nebel eintritt. Sehr schön und bequem ist der Ritt nach dem *_Penandjaan_ (2780 m); man hat das Sandmeer tief unter sich und schaut in den Bromokrater hinein. Prächtiger Rundblick! II. China, Philippinen, Sibirische Bahn, Korea, Japan. 11. _=Südchina=_: _Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila_ S. 214-240 Südchines. Meer S. 214. -- Südchina S. 215. -- Hongkong S. 220. -- Kanton S. 225. -- Macao S. 233. -- Von Hongkong nach Manila S. 234. -- Philippinen S. 235. 12. _Von Hongkong nach Schanghai. Yangtse-Fahrt_ S. 240-265 Swatau. Amoy S. 241. -- Futschou S. 243. -- Kuschan. Jungfu. Ningpo S. 244. -- Insel Formosa S. 245. -- Ostchines. Meer. Schanghai S. 246. -- Yangtse-Fahrt Schanghai-Hankau-Itschang S. 254. -- Nanking S. 256. -- Minggrab S. 257. -- Kiukiang S. 258. -- Hankau S. 259. -- Itschang S. 262. -- Tschungking S. 263. 13. _=Nordchina=_: _Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking_ S. 265-280 Kiautschou S. 266. -- Tsingtau S. 267. -- Lauschangebirge S. 270. -- Tsinanfu S. 272. -- Küfu S. 273. -- Tientsin S. 275. -- Weihaiwei. Tschifu S. 278. -- Tongku S. 279. 14. _Peking und Umgebung_ S. 280-301 Große Chinesische Mauer S. 295. -- Minggräber S. 296. -- Jehol S. 297. -- Peking-Hankau S. 299. 15. _Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen u. Peking_ S. 301-329 Moskau S. 305. -- Tomsk S. 314. -- Krassnojarsk. Jenissei. Irkutsk S. 315. -- Baikalsee S. 316. -- Amurfahrt Srjetensk-Chabarowsk S. 317. -- Charbin S. 318. -- Wladiwostok S. 320. -- Chabarowsk S. 323. -- Von Charbin nach Dairen S. 323. -- Mukden S. 324. -- Chienshan. Dairen S. Port Arthur S. 327. -- Von Charbin nach Peking S. 328. 16. _=Korea=_ S. 330-337 Von Mukden nach Söul S. 331. -- Tschimulpo S. 332. -- Söul S. 333. -- Von Söul nach Fusan und Shimonoseki S. 336. 17. _=Japan.=_ _Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Osaka, Kyōtō nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō_ S. 341-411 Ostchines. Meer S. 348. -- Nagasaki S. 349. -- Eisenbahn Nagasaki-Moji. Kagoshima. Dazaifu. Hakata S. 353. -- Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe S. 354. -- Shimonoseki S. 355. -- Eisenbahn von Kōbe über Osaka und Nara nach Kyōtō S. 356. -- Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe S. 358. -- Kōbe-Hyōgo S. 361. -- Kyōtō S. 369. -- Über den Hiyei-zan zum Biwasee S. 377. -- Hozugawa S. 378. -- Momoyama. Eisenbahn von Kyōtō nach Yokohama S. 379. -- Yamada. Futami S. 382. -- Kunozan S. 383. -- Fuji-no-yama S. 384. -- Mianoshita. Über den Hakonesee und den Jikkokutoge nach Atami S. 386. -- Yokohama S. 388. -- Kamakura S. 391. -- Enoshima. Kanazawa S. 392. -- Tōkyō S. 393. -- Nikkō S. 404. -- Chuzenjisee S. 407. -- Yumotosee. Nyohō-zan S. 408. -- Ikao. Harnausee. Harunatempel S. 409. -- Asama-yama S. 411. 18. _Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco_ S. 411-423 Stiller Ozean S. 411. -- Haiwai- (Sandwichs- Inseln) S. 413. -- Honolulu S. 416. -- Kilauea. Mauna Kea. Mauna Loa S. 420. Südchina. China wird durch das Tsinlinggebirge und seine niedrigere östl. Fortsetzung, das Hwaigebirge, die sich aus Innerasien heraus bis nahe an die Meeresküste bei Nanking erstrecken, in zwei Hauptteile zerlegt, Südchina und Nordchina, die sich in den mannigfachsten Beziehungen unterscheiden. =Südchina=, auf dessen Betrachtung wir uns zunächst beschränken, umfaßt von den 18 Provinzen, in die das eigentliche China geteilt ist, folgende zehn: _Yünnan_, _Szetschuan_ und _Kweitschou_ im SW., _Kwangsi_ und _Kwangtung_ im SO., _Hunan_, _Hupeh_ und _Kiangsi_ in der Mitte, _Fukien_, _Tschekiang_ und den _Südteil von Nganhwei_ im NO. Für den Weltreisenden kommen fast nur die Küstenprovinzen Kwangtung (mit Kanton und Swatau), Fukien (mit Amoy und Futschou) und Tschekiang (mit Ningpo und Hangtschou) sowie die Provinzen des untern Yangtsegebiets: Kiangsu, Nganhwei (Anhwei) und Hupeh in Betracht. Die Küstenprovinzen Südchinas sind, abgesehen von der Delta-Ebene des Hsikiang, an der Kanton und Macao liegen, fast ganz von Gebirgsland erfüllt, das sich mit meist von SW. nach NO. streichenden Ketten hinter einer insel- und buchtenreichen, trotz Verschlammung der Buchten nicht hafenarmen Küste erhebt. Die Längstäler dieses Gebirgslandes werden von gut schiffbaren und durch niedrige Talwasserscheiden miteinander in bequemer Verbindung stehenden Flüssen durchzogen, deren bedeutendster der gegenüber Hongkong mündende _Hsi-kiang_ ist. Die Flüsse stellen die besten Verkehrswege des Landes dar, da Eisenbahnen noch fast ganz fehlen und Landstraßen nicht vorhanden sind. Der Landverkehr ist vielmehr ausschließlich auf Saumpfade angewiesen und auf Fußwege, auf denen Menschenkraft als wichtigstes Transportmittel verwendet wird. =Klima.= In gleicher Breite wie das nördl. Drittel Vorderindiens gelegen, hat Südchina doch ein viel rauheres Klima als dieses abnorm warme Gebiet, weil ihm die schützende nördl. Gebirgsschranke fehlt. Ganz Ostasien steht ebenso wie Südasien unter der klimatischen Wechselwirkung zwischen der großen asiatischen Landmasse, deren Inneres sich im Winter stark abkühlt und im Sommer stark erhitzt, und den viel gleichmäßiger temperierten Randmeeren; es hat also Monsunklima (vgl. S. 40). Der sommerliche SW.-Monsun, der weiter nordostwärts in S.- und SO.-Monsun übergeht, ist auch hier warm und bringt Trübung und Regen; der winterliche NW.-Monsun weht dagegen in ganz Ostasien viel stärker als der Sommerwind, ist kalt, sehr trocken und bringt heiteres Wetter. So haben nur Hongkong und Kanton noch ein einigermaßen tropisches Klima mit feuchtheißem Sommer, aber regenarmem und ziemlich rauhem Winter; weiter nordostwärts wird der Temperaturgegensatz zwischen Sommer und Winter immer stärker, die Sommerhitze erreicht überall noch tropische Höhe, während im Winter schon im Hinterland von Swatau unterm Wendekreis die Berge bis tief hinab gelegentlich in Schnee gehüllt sind. Die =Pflanzendecke= hat gleichfalls nur im S. noch tropischen Charakter mit Palmen, Bananen, Bambus u. dgl.; weiter nordostwärts und im Gebirge spielen immergrüne, hartblätterige (subtropische) Gewächse die Hauptrolle, unter denen die Kamelien und deren Verwandter, der Teestrauch, die bekanntesten sind. Die ursprüngliche Vegetation tritt jedoch stark zurück hinter den Kulturgewächsen, denn die Küstenprovinzen sind äußerst dicht bevölkert und sogar die Berghänge bis zu 1500 m hinauf mit Hilfe von _=Terrassenkultur=_ in Benutzung genommen. Außer Nahrungspflanzen, unter denen Reis, Mais, Hirse und andre Getreidearten, Zuckerrohr, Hülsenfrüchte und Gemüse die Hauptrolle spielen, werden besonders Baumwolle, der Teestrauch und der Maulbeerbaum (für die Seidenraupenzucht) kultiviert. Ebenso ist auch von der freilebenden höhern =Tierwelt= außer den schönen Fasanen wenig mehr zu merken. Die =Chinesen= und ihre Werke werden daher fast überall für den Besucher Chinas im Vordergrunde des Interesses stehen. Seitdem sie seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus Innerasien in ihr heutiges Land vorgedrungen sind, das (mit Ausschluß der Mandschurei, der Mongolei, Ilis und Tibets) etwa 4 Mill. qkm umfaßt (annähernd 7-1/2mal so viel wie das Deutsche Reich), haben sie dieses in ein Kulturland zu verwandeln verstanden, wie kein anderes Volk der Erde seinen Wohnsitz. Die Fruchtbarkeit und das dem Ackerbau günstige Klima sowohl des lößbedeckten Nordteils des Reiches wie des lößfreien Südteils wiesen von jeher auf den Ackerbau als die natürliche Grundlage der Volkswirtschaft hin, und die rasch zunehmende Volksverdichtung zwang zu immer weiterer Ausdehnung des Kulturlandes und zu immer sorgfältigerer Ausnutzungsweise desselben, die heute geradezu als »Gartenbau« bezeichnet werden kann. Die starke Volksvermehrung (die große Zahl der Kinder ist eine der auffälligsten Erscheinungen im menschenwimmelnden China) hat ihren Hauptgrund in der den Grundzug der chinesischen Volksreligion bildenden Ahnenverehrung, welche die Darbringung von Ahnenopfern durch männliche Nachkommen verlangt und auch die Ärmsten zu frühzeitiger Heirat zwingt. Die Gesamtbevölkerung Chinas soll nach der letzten Volkszählung (1910) reichlich 400 Mill. betragen, was einer mittlern Volksdichte von 100 entspräche (Deutsches Reich 1910: 65 Mill. auf 541000 qkm, Dichte 120). Doch ist diese Zahl wohl zu hoch angenommen. Indem so die Lebensbedingungen für den einzelnen auf dem gegebenen Raum immer knapper wurden, sind höchste Genügsamkeit und ausdauernder Fleiß (Sonntag in China unbekannt) Haupteigenschaften des Chinesen geworden; der chinesische Bauer ernährt sich und seine Familie von einem uns Europäern winzig erscheinenden Stückchen Land, der Kuli von einem lächerlich geringen Arbeitslohn. Das namentlich im N. stark kontinentale Klima mit seinen plötzlichen Witterungsschwankungen vertilgte alle weichlichen Individuen und hat die Chinesen durch natürliche Auslese gegen Witterungseinflüsse unempfindlich gemacht; sie sind das einzige Volk der Erde, das in _=allen=_ Klimaten arbeitsfähig bleibt; daher die weite Verbreitung chinesischer Kulis. Trotzdem die Chinesen ein Ackerbauvolk sind und der Bauernstand (außer den Akademikern) als der höchste gilt, wohnen sie nur in einzelnen Landesteilen auf dem Lande verstreut; meist drängen sie sich vielmehr in großen, volkreichen Dörfern und in mauerumgürteten _=Städten=_ zusammen, den Plätzen der großen Märkte, des Warenaustausches und des Handels, in denen der lebhafte Handelsgeist des Volkes seine Wirkungsstätten findet. Das enge Zusammenwohnen und die starke Konkurrenz in diesen Wohnplätzen hat als sehr unangenehme Eigenschaften Hinterlist und Unreinlichkeit sowie anderseits eine einseitig materielle Lebensauffassung hervorgerufen. Der maßlose nationale Hochmut des Chinesen, der ihn auch in uns Europäern nur »Barbaren« sehen läßt, und die Erstarrung ihrer Kultur, die sich erst in allerjüngster Zeit zu lösen beginnt, finden ihre Erklärung in dem Umstande, daß China, das »Reich der Mitte«, stets von kulturell tieferstehenden Völkern umgeben war und alle seine Bedürfnisse selbst erzeugte, so daß es sich Jahrtausende hindurch nach außen ganz abschließen konnte. Die chinesische =Volksreligion= sieht, wie bereits oben erwähnt, ihren Endzweck in der Verehrung der Ahnen und des Herrschers. Ihre philosophische Weiterbildung hat sie im _Konfuzianismus_, der Lehre des _Kungfutsze_ (551-478 v. Chr.), gefunden, dessen noch heute im höchsten Ansehen stehende Philosophie den einzelnen lehrt, sich nur als Glied der Gesamtheit zu betrachten und dessen Wohle sich unterzuordnen. Der Buddhismus hat in China, so weit seine Klöster dort auch verstreut sind, nie eine große Rolle zu spielen vermocht. Der Islam zählt etwa 30 Mill. Anhänger in entlegeneren Teilen des Reiches. Sehr gering sind auch die Aussichten auf Ausbreitung des Christentums unter diesem ältesten Kulturvolk Asiens; nur die Jesuiten haben einst (um 1600) große Erfolge erzielt, aber nur, weil sie dem Volke ihren Ahnenglauben und die Verehrung des Kungfutsze ließen. Die gegenseitige Eifersucht der verschiedenen christlichen Konfessionen, Sekten und Richtungen, die heute noch alle Anstrengungen der Missionen illusorisch machen, haben schon damals das Werk der Jesuiten zerstört: gerade als der kaiserliche Hof in Peking im Begriffe stand, zum Christentum überzutreten, wurden die Jesuiten dank den Einflüsterungen der Dominikaner und Franziskaner vom Papst zurückgerufen. Heute zählt man unter den Chinesen etwa 1 Mill. katholische und 150000 protestantische Christen, die vorwiegend den untern Volksklassen angehören. Die ganzen =staatlichen Verhältnisse= sind zurzeit in stärkster Umbildung begriffen; den Hauptanteil an dieser Umwälzung haben die Südchinesen. Das Beamtenheer der _Mandarinen_ erfährt seine Ausbildung auf rein formalistischem Wege durch das Studium der Klassiker. Die darin erlangten Kenntnisse werden durch Prüfungen nachgewiesen, an denen jedermann teilnehmen kann. Es herrscht Ämterkauf. Die Amtssitze der höhern Beamten (die durch kleine Knöpfe auf den Mützen und Stickerei des Brustlatzes gekennzeichnet sind) tragen die Bezeichnung fu (z. B. Singanfu, Tschifu). =Geschichte.= Ursprünglich war China von unzivilisierten Stämmen bewohnt; um 2600 v. Chr. drangen die Stammväter der heutigen Chinesen aus Zentralasien in das nordwestchinesische Lößgebiet ein. Singanfu in der heutigen Provinz Schensi wurde ihre Hauptstadt. Sie brachten aus ihren trocknen Ursitzen die Teekultur und die Berieselungskunst mit. Im Laufe langer Zeiten dehnten sie ihre Herrschaft über das ganze heutige China und noch weiter aus, wurden aber später vielfach von fremden Dynastien unterworfen, die teils von W., teils von N. kamen. Im ersten nachchristlichen Jahrtausend waren es vor allem tungusische Stämme, die aus der nördl. Mandschurei ins Liautal (um Mukden) gelangt waren und nun durch die schmale Pforte von Liauhsi (vgl. S. 329) nach Nordchina vordrangen. Am bekanntesten unter ihnen sind die _Kitan_ geworden, die die in China von 905-1125 n. Chr. herrschende _Liau-Dynastie_ begründeten; auf sie geht die Bezeichnung Chinas als _Kitai_ zurück. Zu Anfang des 13. Jahrh. wurde China ein Teil des gewaltigen Reiches der _Mongolen_, und _Kublai Chan_, der Enkel Dschingis Chans, machte Peking zu seiner Hauptstadt und begann den Bau des gewaltigen Kaiserkanals (S. 265); Marco Polo stand längere Zeit in seinen Diensten. Schon 1356 machte sich aber ein chinesischer Priester, _Tschuyüentschang_, zum Herrn von Nanking und begründete 1368 als Kaiser die einheimische _Ming-Dynastie_, die bis 1644 herrschte, dann aber dem tatkräftigen jungen Chan der gleichfalls von N., aus dem Liautal, gekommenen tungusischen _Mandschu_ weichen mußte, der als Kaiser _Schuntschi_ die _Tsing-Dynastie_ begründete. 1662 wurden die Holländer aus Formosa vertrieben, das sie 1625 besetzt hatten. Im 17. und 18. Jahrh. wurden vereinzelte Niederlassungen der Russen, Franzosen und Engländer geduldet. Wichtig für die Eröffnung des Handelsverkehrs mit Europa war der Opiumkrieg 1840-42, in dem die Engländer Hongkong erwarben und die Öffnung der Häfen Kanton, Amoy, Futschou, Ningpo und Schanghai erzwangen. Ernstlich bedroht wurde die Tsing-Dynastie durch den Taiping-Aufstand, dessen Führer _Hung-Siutsuen_ Anhang unter christenfreundlichen Chinesen fand, sechs Provinzen und 1853 die alte Hauptstadt Nanking einnahm. Bald darauf geriet die kaiserliche Regierung in Krieg mit England und Frankreich; 1860 wurde Peking besetzt, der Sommerpalast geplündert und zerstört und China zu Handelsverträgen mit allen Seemächten gezwungen. Dann unterstützten aber die Engländer und Franzosen die chinesische Regierung gegen die Taiping, deren letzte Stütze, die Stadt Nanking, 1864 genommen wurde. Im Krieg um Korea zwischen Japan und China 1894/95 verlor letzteres Formosa und die Pescadores-Inseln. 1897 nahm Deutschland als Sühne für die Ermordung zweier Missionare die Kiautschoubucht, 1898 Rußland Port Arthur und Talienwan, Frankreich Kwangtschou und England Weihaiwei und Nord-Kowloon bei Hongkong; hierdurch entstand eine fremdenfeindliche Stimmung, die zu der Boxerbewegung führte. Nach Zerstörung der Takuforts am 17. Juni 1900, Ermordung des deutschen Gesandten (20. Juni), Befreiung des Landungskorps unter Admiral Seymour und Entsatz Tientsins wurde Peking am 14. Aug. genommen. Seit dem Ausbruch der Revolution im Herbst 1911, welche die Stürzung der monarchischen Dynastie und republikanische Verfassung anstrebt, ist das chinesische Reich in innere Wirren verwickelt; europäische Streitkräfte schützen Leben und Eigentum der fremden Staatsangehörigen. =Reiseliteratur für China=: _v. Richthofen_, Schantung und seine Eingangspforte Kiautschou (Berlin 1898); _E. Tiessen_, China (Berlin 1902); _W. Grube_, Religion und Kultus der Chinesen (Leipzig 1910); _M. v. Brandt_, 33 Jahre in Ostasien (Leipzig 1901); _G. Wegener_, Zur Kriegszeit durch China 1900/01 (Berlin 1902); _Madrolle_, Chine du Sud; _Ders._, Chine du Nord (Paris 1904). Reisen in China. Reisepaß für die chinesischen Behörden besorgt der deutsche Konsul im Ankunftshafen; man tut gut, sich mit Visitenkarten in chinesischer Schrift zu versehen (die Namen, Rang, Heimatsort und Reisezweck angeben). Das Gepäck ist zu beschränken, weil die Verkehrsverhältnisse schlecht sind. Am bequemsten reist man in Südchina auf Flußdampfern und Flußbooten (gemieteten »Hausbooten« [Sampans] oder Dschunken); letztere sind auch bei Kanalfahrten zu gebrauchen, aber die Reise geht langsam vonstatten, flußaufwärts mit Ziehleuten. Landreisen am besten zu Pferde, viel unbequemer sind die Maultiersänfte und der zweiräderige Reisekarren (ohne Federn!); letzterer ist für größeres Gepäck unentbehrlich, doch gibt es Fahrstraßen nur vereinzelt und nur in Nordchina; Südchina kennt außer den Wasserstraßen nur Saumpfade und als Transportmittel nur Menschen und Tragtiere. Wenn man die Karre mit eignen Feldbettstücken polstert, ist sie allenfalls erträglich. Reittiere kauft man am besten, Packtiere (Maultiere) mietet man. v. Richthofen empfiehlt die Benutzung von Reit- und Packtieren für alle Landesteile von Nordchina; man kann mit ihnen auf Fußwegen auch Berge übersteigen. Gute Maultiere leisten die besten Dienste. Moskitonetz ist im Sommer unentbehrlich. Im Winter sorge man für warme Kleidung, Decken und mit Schaffell gefütterten Mantel sowie hohe, derbe Wasserstiefel. Laterne, großer Vorrat an Stearinlichten, europäisches Tischgerät, Glas und Porzellan zwischen Filzplatten verpackt, Kochgerät. Der Diener muß europäisch kochen können, die chinesische Kost ist ungesund, nur gekochter Reis und Brot sind frisch brauchbar. Hühner, Enten und deren Eier sind billig, Rind- und Hammelfleisch nur in Städten, wo Mohammedaner wohnen und in den Städten mit größern Europäerkolonien; die Chinesen selbst verwenden das Rind nur als Zugtier. Chinesisches Schweinefleisch ist wegen großer Verbreitung der Trichinose ungenießbar. Zum Mundvorrat nehme man reichlich Fleischextrakt, gepreßte Gemüse, Kakao, Tee (schwarzen, die Chinesen trinken grünen), kondensierte Milch. Über den Verkehr mit der Bevölkerung hole man sich vorher bei Landeskennern Rat; niemals vergesse man, daß man sich unter einem Kulturvolk befindet. In größern Orten mache man dem Gemeindevorsteher Besuch; wenn er Geschenke schickt, gebe man dem Hauptdiener etwa so viel, wie die Lebensmittel wert sind. =Geld.= In Hongkong werden Silbermünzen zu 1 $ (Dollar), 50, 20, 10 und 5 cents geprägt; 1 _Hongkong-Dollar_ = 100 cents = 1,78-1,95 M., je nach dem Kurs. Post und Telegraph nehmen nur Hongkong-Dollar sowie Noten der Lokalbanken, kein englisches Geld etc. Im Geschäftsverkehr ist der _Tschop-Dollar_ (mit meist rotem chinesischen Geschäftsstempel versehener Kanton-Dollar), auch »old und new Mexican Dollar«, dem Hongkong-Dollar ungefähr gleichwertig. Höheren Wert, etwa 2-2,40 M., hat der echte _Mexikanische Dollar_, der überall an der chinesischen Küste vollwertig ist (man hüte sich vor falschen Dollars, die am Klang kenntlich sind!); der Hongkong-Dollar ist nur in Hongkong, Kanton, Swatau, Amoy und Singapore vollwertig, an andern chinesischen Plätzen wird er gar nicht oder nur mit Verlust genommen. Kupferstücke von 20 Käsch gelten nur im südlichen China. Auch mit dem Papiergeld ist Vorsicht geboten; manche Noten sind nur in Hongkong und dem südlichen China vollwertig, während man (selbst bei Scheinen der Hongkong-Shanghai Bank, die in Hongkong ausgestellt sind) in Schanghai 10 Proz. und mehr Verlust erleidet. Deshalb erkundige man sich vor größern Geldabhebungen bei zuverlässigen Bankgeschäften, ob das aufgenommene Geld auch im nächsten Hafen noch vollwertig ist. Im chinesischen Reiche laufen als =Münzen= die _Tungtsien_, _Sapeken_ oder _Käsch_ um, das sind auf einer Seite bezeichnete Rundstücke aus Kupfer mit Zinn, Blei und Zink, von ungleicher Größe und Dicke mit vierkantigem Loch. Je 100 werden zu einem _Mahs_ oder _Tsiën_ aufgereiht und 10 Schnüre zu einem _Liang_ oder _Tael_ gebündelt. Diesem wurde ein Kegel fast reinen Silbers (engl. sycee) von in Schanghai 34,246 g Gewicht gleichgesetzt; aber man erhält für solches Tael 750-2000 Käsch, je nach dem Platzkurs. In _Haikuan-Tael_ von 38,246 g oder bei vertragsmäßig 1-1/3 Unze Avoirdupois = 37,799 g werden die Zölle bezahlt. 1 Haikuan-Tael = 1-1/2 mexikan. Dollar = etwa 2,95 M. = 0,70 amerikan. Dollar. Als wirkliche Münzen, jedoch vielfach verunstaltet, benutzt man mexikanische und andre Dollars, die seit 1873 auch in Kanton geprägt werden und hier 24,494 g fein wiegen sollen; dieser Dollar von Kanton, = 4,409 M. Silber, erhielt 1890 Gültigkeit im ganzen Reiche, wird aber, wie die übrigen Edelmetallmünzen, außerhalb der Vertragshäfen in der Regel gewogen. Größere Barzahlungen erfolgen in gestempelten Silberbarren von meist 50 Tael. Außerdem zahlt man in Goldblättern, deren Feinheit der Goldschmied in chinesischer oder englischer Schrift beglaubigt. Alle diese Wertzeichen haben gegeneinander veränderlichen Kurs. Den Geldverkehr mit Europa und Amerika vermitteln in den Vertragshäfen ansässige =Banken=. Von den chinesischen Bankgeschäften sind die wichtigsten u. sichersten die »Schansi-Banken« (Hsihao). Der Zinsfuß beträgt durchschnittlich 10-15 Proz. Die chinesischen Banken geben eigne Noten aus. Allein in Tientsin emittieren gegen 300 Banken solche. Sie haben ungefähr die Größe europäischer Banknoten, sind auf starkes, grobes Papier gedruckt und mit einer Menge Stempel versehen, um Fälschungen zu verhüten. Die Noten lauten auf 100-10000 Käsch. =Sprache.= Mit chinesischen Dienern, Geschäftsleuten, Boys spricht man meist das _Pidgin English_ (Geschäftssprache), ein Gemisch aus Englisch, Portugiesisch und Chinesisch, bei den europäischen Wörtern stets l statt r, also plople statt propre = rein. Beispiele: Gut so, macht nichts, genug = maskee; Art und Weise = fashion; Ort, Gegend, Haus = side; holen, kaufen, bekommen = catch; bring' mir = catch this side; holen = makee come; oben = topside; trage hinauf = catch topside; schnell = tschop; sofort = tschop-tschop; sehr gut (Nr. 1) = numbel one; haben Sie bekommen = have gott?; ich oder er kann oder darf nicht = no can do!; der Herr weiß schon = master savee; Kellner, hol' einen kräftigen Träger, der mir meine beiden Koffer sofort hier heraufbringt, hast du verstanden? = boy! makee come numbel one side kuli tschop-tschop two piecee topside must have this side! savee?; Wünscht der Herr Frühstück? = Master wantchee tschau-tschau? Ich will sofort eine Selterwasser haben = My wantchee soda, tschop-tschop!; Whisky und Soda, ich verstehe = Whisky soda! My savee!; Bring' Champagner her = champaign-lai!; das Wasser gehört nicht dem Herrn, es gehört ihm, und er will Geld dafür = Water no belong master, water belong he, he wantchee money!; Du bist ein sehr schlechter Diener = You belong very bad boy; Verstand = savee-box; es ist sehr schlecht (kaput, zerrissen, verdorben etc.) = belong bad; ich weiß nicht = my no savee; Ich bin ein Deutscher = My belong German. Die _Sprache der Chinesen_ ist unter allen Kultursprachen die einfachste. Sie besteht nur aus einsilbigen Wörtern. Ihr fehlen alle Beugungen, jede Unterscheidung von Haupt- und Zeitwort, jede Wortbildung überhaupt, außer Zusammensetzung der Silben. Die Bedeutung der Wörter im Satz wird durch ihre Stellung hervorgebracht. Die Umgangssprache zerfällt in zahlreiche Dialekte, die in Aussprache und Artikulation so voneinander abweichen, daß sich die Angehörigen verschiedener Provinzen oft kaum verstehen. Allgemein verbreitet ist dagegen das sogen. _Kwānhoá_ (Hochchinesisch) als Sprache der Gebildeten und als Verkehrssprache. Die chinesische _Schrift_ ist aus einer Bilderschrift hervorgegangen.--Über _Namenschreibung_ vgl. S. 281. Für Erlernung der wichtigsten hochchinesischen Worte und Redewendungen zu empfehlen: »Konversationsbuch für die Reise und den Selbstunterricht« von _Hsüeh Chi Tschong_. 11. Von Singapore nach Hongkong. Kanton. Macao. Philippinen: Manila. Vgl. die Karte S. 155 und die beifolgende Karte. =Reichspostdampfer des Nordd. Lloyd= (S. 166) von _Singapore_ alle 14 Tage Fr. oder Sa. in 5 Tagen nach (1437 Seem.) _Hongkong_, für I. Kl. 8 £ 16 sh., II. Kl. 6 £ 12 sh. Rückfahrkarte 1-1/2facher Preis. -- =Österreich. Lloyd= monatl. einmal von _Singapore_ nach (1448 Seem.) _Hongkong_ in 6 Tagen. -- =Messageries Maritimes= alle 14 Tage von Singapore über (648 Seem.) _Saïgon_ (S. 179) in 7 Tagen nach (1582 Seem.) _Hongkong_. -- =Peninsular and Oriental Co.= von _Singapore_ alle 14 Tage in 6 Tagen nach (1440 Seem.) _Hongkong_. Von _Singapore_ führt der kürzeste Seeweg mit NNO.-Kurs etwas westl. an den holländischen _Anambas-Inseln_ vorbei, dann in Sicht der französischen Inseln _Great Catwick_ und _Cécir de Mer_, weiter während des SW.-Monsuns mit nördlichem Kurs unter der Küste von Annam entlang, wobei _Kap Padaran_ mit Leuchtfeuer eine gute Ansteuerungsmarke bildet, und westl. von den _Paracel-Inseln_ vorbei, dann vom 17.° nördl. Br. ab mit NO.-Kurs nach _Hongkong_. Dieser Weg ist der beste für die Monate April bis September; trotzdem laufen viele Dampfer während des ganzen Jahres von Cécir de Mer mit nordöstl. Kurs zwischen den _Paracel-Inseln_ und Riffen und der großen, mit gefährlichen Riffen besetzten _Macclesfield-Bank_ hindurch, obwohl dieser mittlere Seeweg etwas länger ist. Bei starkem NO.-Monsun macht der Dampfer gewöhnlich einen östlichen Umweg, weil dann im östlichen Teile des Südchinesischen Meeres schwächerer Gegenwind als nahe vor der Küste von Annam vorgefunden wird. Bei der Annäherung an Hongkong kommen kleine Inseln, dann die schön geformte hohe Felseninsel _Hongkong_ (S. 222) in Sicht. Von den vorgelagerten _Ladronen_ und _Kaipong-Inseln_ ist die 448 m hohe _Große Ladronen-Insel_ an ihrer Bergkuppe zu erkennen; die Insel _Paktsim_ (Kaipong-Inseln) zeigt die auffälligen _Eselsohren_, zwei fast senkrechte, 286 m hohe spitze Gipfel. Die vorgelagerte, 30 m hohe _Gap-Klippe_ trägt einen weißen Leuchtturm (mit Blinkfeuer von 18 Seem. Sichtweite), von dem aus ankommende Dampfer telegraphisch nach Hongkong gemeldet werden. Bei der Annäherung an den _Tschukiang_ (Perlfluß) oder _Kantonfluß_, dem die _Insel Hongkong_ inmitten einer Gruppe kleiner Felseninseln östl. vorgelagert ist, trifft man meist auf große Flottillen kleiner Fischerdschunken. Die _Gap-Klippe_ r. lassend, steuert der Dampfer mit nördlichem Kurs östl. von der _Lingting-Insel_ auf die _West-Lamma-Durchfahrt_ zu und dann r. drehend durch die _Sulphur-Durchfahrt_ zwischen _Green Island_ und der Insel Hongkong auf die _Reede von Hongkong_, die einen geschützten Hafen bildet. Das =Südchinesische Meer= (_Nanhai_) erstreckt sich von der Halbinsel Malakka bis zur Formosa-Straße (vgl. beifolgende Karte). Der südliche Teil wie auch die Golfe von Siam und Tonkin haben weniger als 200 m Tiefe, während im nordöstlichen Teil, zwischen den Philippinen und Hongkong, mehr als 4000 m Wassertiefe gefunden sind. Sehr gefährliche Korallenriffe findet man an vielen Stellen, besonders ausgedehnt westl. von der Insel _Palawan_ bis 110° östl. L. Im nördlichen Teile liegen die _Paracel-Inseln_, umgeben von Riffen und Bänken; östl. davon die große _Macclesfield-Bank_ u. a. Die Strömungen im Südchinesischen Meere sind von den herrschenden Winden abhängig: während des SW.-Monsuns setzt der Strom zwischen Singapore und Hongkong sowie unter der Küste von Annam nnö., während des NO.-Monsuns ssw. Der SW.-Monsun beginnt im Golf von Tonkin Mitte April und weht im Juni, Juli und August überall zwischen Singapore und Hongkong. Der NO.-Monsun ist am stärksten und gleichmäßigsten im Januar, Februar und März. In der zweiten Hälfte des SW.-Monsuns treten vor dem Golf von Siam, der Küste von Indochina und dem Golf von Tonkin häufig heftige Gewitterböen mit dunklem Gewölk auf. _Taifune_ kommen im Mai bis November, doch meist nur im August, September und Oktober vor; bei westlichem Sturm ist die Gefahr, in die Mitte des Taifuns zu geraten, für Schiffe, die von Singapore nach Hongkong fahren, nicht groß, weil man sich wahrscheinlich an der linken Seite der Sturmbahn befindet und nur beizudrehen braucht, bis das Wetter besser und der Wind sw. geworden ist. Wenn der Barometerstand sich wenig ändert, kann das Sturmgebiet an seiner Südseite umsteuert werden, mit südlichen und östlichen Kursen. Bei südlichem Wind kann man den Kurs beibehalten, muß sich aber hüten, der Sturmmitte zu nahe zu kommen. Am unsichersten ist die Lage des Schiffes, wenn der Sturm aus Richtungen zwischen NO. über N. bis NNW. weht. Nur wenn der Wind dann nach l. dreht, oder wenn er gleich aus NNW. beginnt, kann man mit SW.-Kurs abhaltend sicher sein, der gefährlichen Sturmmitte zu entgehen. Hongkong. Vgl. die beifolgenden Pläne. =Ankunft zur See.= Der Hafen ist stark belebt mit großen Dampfern, deren täglich bis zu 60 ein- und auslaufen (vgl. S. 223). Die Hafenstadt _Victoria_ baut sich am Fuße des Pik der Insel Hongkong stufenweise auf, ihre weißen, palastartigen Häuser liegen zwischen schönen Gärten mit grauem Felsenhintergrund. Alle großen Dampferlinien haben Festmachetonnen für Dampfer; die deutschen Reichspostdampfer legen an dem Pier von _Kowloon_ an; Ausschiffung erfolgt mit Dampfbarkassen der Gasthöfe oder mit Sampan (1/2 St. Fahrt, 10 cents jede Person). Da Hongkong Freihafen ist, findet keine Zolluntersuchung statt. =Gasthöfe=: _Hongkong Hotel_, 170 Z., Pens. $ 6-12. --_Grand Hotel_ (deutscher Besitzer), Pens. von $ 5 an. -- _King Edward Hotel_, Ice House Street, sehr mäßig (indischer Manager); 85 Z., F. 1, Lunch 1,25, Dinn. 1,25, Sup. 1, Pens. $ 6-12. -- _Astor House Hotel_, Queen's Road Central. -- _Peak Hotel_, nahe dem Endpunkte der Drahtseilbahn auf dem Pik, für Fremde zu empfehlen, die Zeit haben, außerhalb der Stadt zu wohnen; Pens. von $ 5 an. -- _Connaught Hotel_, Main Street; 90 Z., Pens. $ 5-15, monatl. $ 90-100. -- _Grand Carlton Hotel_ (Familienpension), Ice House Road 8 u. 10, Pens. von $ 4 an. -- _Thomas Hotel._ -- _Kowloon Hotel._ -- _Privatpension Kingsclerc_, Kennedy Road, gelobt (deutsche Besitzerin G. Sachse). =Cafés= (mit kalter Küche): _Weismann_, Des Voeux Road. -- _Wiener Café_, Queen's Road. =Post=: Queen's Road, beim Uhrturm; Briefe nach Deutschland 10 cents, Postkarten 4 cents. -- =Telegraph=: New Praya, Connaught Road. Die Preise für Telegramme schwanken nach dem Dollarkurs. -- _=Kabel=_ nach Saïgon, Labuan, Manila, Schanghai und Macao. -- =Telephon.= =Wagen= gibt es nicht. =Elektr. Straßenbahn= von _Westpoint_ bis _Shankiwan_ am Meeresufer entlang, in 60 Min. für 40 cents, Teilstrecken 5 cents. Umsteigen bei _Happy Valley_. =Tragstühle= (_chair_) mit 2 Trägern, nach Tarif: in der Stadt 1/2 St. 20 cents, 1 St. 30 cents, 3 St. 70 cents; für den Tag $ 1; außerhalb der Stadt mit 4 Trägern: 1 St. 60 cents, 3 St. $ 1, für den Tag $ 2. Im Bergdistrikt die Hälfte höher. =Rikschas=: 1/4 St. 5 cents, 1/2 St. 10 cents, 1 St. 15 cents, jede Stunde mehr 10 cents. -- =Drahtseilbahn= (_Peak tramway_) von Garden Road zum Pik in 7 Min., einfache Fahrt 30 cents, Hin- u. Rückfahrt 50 cents; von 7-1/2 Uhr früh bis 8 Uhr abds. alle 10 u. 15 Min.; von 8-11-1/4 Uhr abds. jede 1/2 St. -- =Fahrräder=: Verleihgeschäft in Queen's Road Central, westl. von New Praya. -- =Pferde= zu mieten in Kennedy Stables. =Flußdampfer.= 1) _=Nach Kanton=_: _Hongkong, Canton and Macao Steamboat Co._ 3mal tägl. (außer So.), 8 Uhr Vm. und 9 u. 10,30 Uhr Nm.; Fahrpreis $ 8, jede Mahlzeit $ 1-1/2, F. 9 Uhr, Tiffin 1 Uhr, Dinner 7-1/2 Uhr. Schlafkabine, wenn frei. _Französische Dampfer_ (vorzuziehen!) jeden Abend 5-1/2 Uhr (außer So.), Fahrpreis $ 5, Mahlzeit $ 1-1/2; Schlafkabine. -- 2) _=Nach Macao:=_ _H. C. & M. S. Co._ tägl. (außer So.) abds., Fahrpreis $ 4; _Wing-on Steamship Co._ jeden Morgen 8 Uhr, Fahrpreis $ 3; Sonntags Sonderschiffe hin und zurück $ 2, Aufenthalt ca. 4 St. =Fährdampfer= (_Ferry launch_) von _Hongkong_, Ice House Street, nach dem nördl. gegenüberliegenden _Kowloon_, Godown Wharf, in 9 Min. für 15 cents; von 5-1/2 Uhr früh bis 7-3/4 Uhr abds. alle 10 Min., bis 9-1/4 Uhr jede 1/4 St., bis Mitternacht jede 1/2 St. =Seedampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ (Agentur: Melchers & Co., Queen's Building I., Tel.-Adresse »Nordlloyd-Hongkong«) alle 14 Tage nach Schanghai und Japan, ebenso nach Singapore und Europa; Anschlußdampfer über Manila, Angaur, Jap, Friedrich-Wilhelmshafen, Rabaul und Brisbane nach Sydney. -- _Österreichischer Lloyd_ (Agentur: Sander, Wieler & Co., Tel.-Adr.: »Lloydiano Hongkong«) monatlich nach Schanghai, Yokohama, Kobe sowie über Singapore nach Europa. -- _Messageries Maritimes_ (Agentur: de Champeaux, Tel.-Adr.: »Messagerie-Hongkong«) alle 14 Tage über Schanghai, Kobe nach Yokohama, ebenso über Saïgon, Singapore nach Europa. -- _Peninsular and Oriental Co._ alle 14 Tage nach Europa und über Schanghai nach Japan. -- _Pacific Mail Steamship Co._, _Great Northern S. S. Co._, _Toyo Kisen Kaisha_ und _Nippon Yusen Kaisha_ etwa alle 10 Tage über Japan nach San Francisco. -- Nach den Philippinen (Manila) vgl. S. 234. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Tel.-Adr. »Teutonia«, Queen's Road Central Nr. 7, Korr. sämtlicher deutschen Großbanken; -- _Hongkong-Shanghai Bank_ und _Banque de l'Indochine_, beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. =Theater=: Im Winter zuweilen eine europäische Truppe; außerdem chinesische, eins (_Koshing_ in Queen's Road West), wo stets gespielt wird, auch Singspielhallen; mitunter Promenadenkonzerte am Drahtseilbahnhof. =Reisebureau=: _=Thos. Cook & Son=_, Des Voeux Road Central 16, gibt gratis: »_Information for Travellers landing at Hongkong_«; liefert Fahrkarten für Führung und Fahrt nach Kanton, empfehlenswert. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul Dr. E. A. Voretzsch, Wyndham Street 8 u. 10, etwa 5 Min. von Blake Pier, mit Lesezimmer für deutsche Seeleute. -- _Österreich-Ungarn_, Konsul Ritter v. Wiser, Princes' Buildings. -- =Deutscher Klub= »Germania«, Kennedy Road, nahe Union Church und Drahtseilbahn; _Hongkong Club_ (engl.), am Hafen, Connaught Road, New Praya. -- =Deutscher Gottesdienst= (deutscher Pfarrer) in der Kapelle des Berliner Findelhauses, So. 11 Uhr. -- =Deutsche Schule=, Kennedy Road, hinter Union Church. =Polizei=: Hauptamt (Central Police Station) Old Bailey Street, südl. vom katholischen Dom. =Deutsche Ärzte=: Dr. _Müller_; Dr. _Justi_, Mansion House; Dr. _Hoch_. -- =Deutsche Apotheke=: _Medical Hall_ (Inhaber E. Niedhardt & H. Kammel), Ecke Ice House Str. u. Des Voeux Road. -- =Krankenhäuser=: _Civil Hospital_, Queen's Road West; _Peak Hospital_. =Buchhandlungen=: _Kelly & Walsh Ltd._ -- _W. Brewer & Co._ -- =Presse=: _Hongkong Daily Press_; _China Mail_; _Hongkong Telegraph_; _South China Morning Post_. -- =Photographien=: Viele Geschäfte, die auch Platten und Films in gutem Tropenverschluß liefern, z. B. _Long Hing & Co._, Queen's Road Central. [Hand] Das Photographieren der Festungswerke und Marineanlagen ist streng verboten. =Geschäftsadressen=: Queen's Road ist Hauptgeschäftsstraße. _=Optiker=_: _Charles J. Gaupp & Co._ (deutsch), Alexandra Building. -- _N. Lazarus_, im Hongkong Hotel. -- _=Zigarren=_, _=Ansichtskarten=_: _Kruse & Co._ (deutsch), Mansion House. -- Warenhaus _Lane Crawford & Co._, Ecke Ice House Street und Chater Road. -- _=Kleider-=_ und _=Wäschehändler=_: _Tak Cheong_, Queen's Road Central; _Bon Ton_, D'Aguilar Street 2. -- Curios und japanische Waren: _Kun & Komor_, Hongkong Hotel Building (sehr gut); _Loong Shing Co._, Queen's Road Central 26. -- Seidenspitzen und Grasleinen: _Madame Flisch & Co._ -- Blackwood-Möbel: _Lok-Hing_; _Kwong Hing_. -- Porzellan: _Wing Hing_. -- Juwelier _J. Ullmann & Co._, Queen's Road Central 34, gegenüber Hauptpost. -- Silbersachen: _Wang Hing_; _Wing Nam_, sämtlich Queen's Road Central. -- Man kauft sehr preiswürdig schöne Seidenstickereien, Goldstickereien auf Seide u. Samt, Grasleinenstickereien, Blackwood-Kunstmöbel und andre Kunstschnitzarbeiten in Elfenbein, Ebenholz, Speckstein, Cloisonné-(Metallemaille-)Kunstsachen, Bronzen, Silberarbeiten verschiedenster Art, goldene Ringe etc., Eisenschmiedearbeiten, Korb- u. Strohflechtereien, mottensichere Kampferkisten, chinesische Bilder auf Reispapier und in Öl etc. =Zeiteinteilung= auf 5 Tage. I. Tag: Hongkong, Fahrt auf den Peak; Queen's Road; Nachtfahrt nach Kanton. -- 2. Tag: Kanton. -- 3. Tag: Kanton. -- 4. Tag: Früh Rückfahrt nach Hongkong; Nm. Park und Promenade Kennedy Road oder Bowen Road (Wasserleitung). -- 5. Tag: Vm. Happy Valley, Nm. Einkäufe. -- _=Auf 8 Tage=_: 1.-4. Tag wie vorher. -- 5. Tag: Früh nach Macao. -- 6. Tag: Macao, Nm. Rückfahrt nach Hongkong. -- 7. Tag: Happy Valley, Nm. Einkäufe. -- 8. Tag: Fahrt auf den Peak, zu Fuß Nm. zurück. =Hongkong=, chines. _Heung Kong_ (»Tal der reichen Wasser«), britische Insel östl. der Einfahrt in den Kantonfluß, ist 15 km lang, 7-8 km breit, 75 qkm groß mit (1905) 377850 Einw., von denen nur 17977 Nichtchinesen (Engländer, Portugiesen, Inder, etwa 300 Deutsche etc.). Dazu kommt auf der gegenüberliegenden Halbinsel _Kowloon_ (Kaulun) ein seit 1898 gepachtetes Gebiet von 974 qkm mit 85011 Einw. Die ganz aus Granit und Basalt bestehende Insel erhebt sich im _Victoria Peak_ 551 m ü. M. Das Klima kann mit einer mittlern Jahrestemperatur von 22° (Februar 14,3°, Juli 27,6°) noch als tropisch bezeichnet werden, wenn auch die jährliche Temperaturschwankung schon stark (absolute Extreme etwa 35° und 2°) ist. Doch hat Hongkong unter den kalten trocknen Landwinden nicht so stark zu leiden wie das benachbarte Festland. Die Regen fallen hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Europäern ist das Klima Hongkongs nicht sehr zuträglich; die angenehmste Zeit ist November bis Januar, August und September sind wegen der feuchten Hitze sehr ungesund. Die Pflanzenwelt war auf der Felseninsel ursprünglich dürftig, trägt aber nun in den von den Engländern geschaffenen Gartenanlagen tropischen Charakter. Auch vermag Hongkong seinen Bedarf an Gemüse sowie etwas Reis, Yams, süße Kartoffeln zu erzeugen; Mango-, Birn- und Orangenbaum sind heimisch. Von Tieren finden sich die Wildkatze, Ameisenfresser, zahlreiche Vögel, Landschildkröte, einige Schlangen (auch giftige), das Holzwerk zerstörende Termiten (»weiße Ameisen«). Taifune richten zuweilen großen Schaden an. Die Hauptstadt der Insel, =Victoria=, an der Nordküste, ist in 7 km Länge terrassenförmig am Abhang des Gebirges aufgebaut, hat einen Palast des Gouverneurs, Stadthaus, Theater, Museum, Bibliothek, Kasernen, Marinehospital, Marinedepot, Marinedock, Sternwarte, Kohlenmagazine, ist Sitz eines anglikanischen Bischofs, des Vizeadmirals der englischen Flottenstation für China (etwa 60 Schiffe), des kommandierenden Generals der Truppen (139 Offiziere, 3659 Mann), hat eine Polizeitruppe von 1018 Mann (Engländer, Sikh, Chinesen) und 83 öffentliche und mehrere private Schulen, darunter eine deutsche Vorschule der deutschen Kirchen- und Schulgemeinde. Die Stadt ist sehr reinlich und ordentlich, unregelmäßig gebaut ist nur das westliche Chinesenviertel. -- Die Industrie ist jung; Werft und Dock in Kowloon, zwei große Zuckerraffinerien, Baumwollspinnerei, Stuhl-, Hanfseil-, Zement- und Seifenfabrik; berühmt sind die Hongkongstühle aus geflochtenem Rattan (span. Rohr). Die Bedeutung der Stadt liegt in Handel und Schiffahrt; die Insel beherrscht den Zugang zur Mündung des Hsikiang, des Hauptflusses und Hauptverkehrsweges Südchinas, und hat vor Schanghai die sichere Lage voraus. Als Freihafen begünstigt, steht es mit Europa und den Seehäfen des Stillen und Indischen Ozeans in lebhaftem Verkehr. Die Einfuhr umfaßt Reis, Zucker, Baumwolle, Opium, Salz, Öl, Tee, Seide; da Hongkong Umschlagshafen ist, werden dieselben Waren auch wieder ausgeführt. _=Rundfahrt=_ (in den untern Straßen mit Rikscha, in den obern mit Tragstuhl). Vom Landungsplatz bei der Ice House Street in die große Geschäftsstraße _Queen's Road Central_, vorbei am _Stadthaus_ (City Hall), neben dem mehrere Bankgebäude stehen, weiterhin der Uhrturm neben dem _Postamt_ und vorbei an der _Zentralmarkthalle_ bis zur Queen's Road West im Chinesenviertel; von da am Hafen längs Connaught Road oder durch eine der obern Straßen, z. B. Holywood Road, zurück zum Park (_Public Gardens_), an dessen Nordseite in schönem Garten der _Palast des Gouverneurs_ liegt. In der Nähe ist der Bahnhof der Drahtseilbahn (S. 221), die hinaufführt nach *=Victoria Peak= (551 m); Auffahrt sehr malerisch mit prächtigen Ausblicken; vom obern Bahnhof führt eine Treppe zum _Peak Hotel_; der Weg r. führt an Kasernen vorbei zum Gipfel mit Signalstation (20 Min.), wo herrliche *Aussicht auf das Meer im S. mit den Inseln und auf den Hafen. Zurück gehe man die steile Peak Road bergab, oder wende sich vom obern Bahnhof nach l. um die kleine Bergkuppe nach O. und kehre auf Bowen Road zur Stadt zurück. Oder man steigt sw. hinab vorbei am Wasserbehälter und dem französischen Kloster _Pok Fulum_ (Erholungsstation) und wendet sich um die SW.-Ecke der Insel, erreicht nach etwa 3 St. anstrengendem Marsche die Chinesenstadt und kehrt auf der Game Road oder Bonham Road zurück. Man beachte, daß alle diese Wege, da sie viele Windungen und Zickzacklinien machen, länger sind, als man sie vom Gipfel des Peak schätzen kann. Den Peak besuche man öfters, lasse sich nicht durch trübes Wetter abhalten, da man oben stets reine, frischere Luft (und gute Verpflegung im Hotel) findet. Auf allen Wegen kann man sich ohne Führer auf den Zickzackwegen leicht verlaufen und zu sehr großen Umwegen gezwungen sehen. Auch hüte man sich, einen photographischen Apparat zu zeigen. -- Schöne Spaziergänge bieten _Kennedy Road_ und _Bowen Road._ -- _=Ausflug=_ nach _Happy Valley_ mit Rikscha oder elektrischer Straßenbahn bis Stat. »Bowen Road«, bis Robinson Road, dann l. auf der schönen Bowen Road 6 km; oder (event. im Tragstuhl) vom Uhrturm am stattlichen _Army Hospital_ vorbei bis zum _Rennplatz_ (Race course), an dessen Westseite nebeneinander der mohammedanische, katholische, protestantische, parsische und hindustanische _Friedhof_ liegen. An Renntagen im Frühjahr versammelt sich ganz Hongkong auf dem Rennplatze; die Gasthöfe und Klubs haben Tribünen dort. In der Nähe liegt der Spielplatz (_Recreation Ground_) des Golf Club und östl. davon der hübsche _East Point Hill._ Rückfahrt am bequemsten durch das östliche Chinesenviertel (_Wanshai_), vorbei am _Royal Naval Hospital,_ und durch die Queen's Road East, an der r. die englische _Marinewerft_ mit Werkstätten, Vorratslagern und Trockendock liegt. -- Mit Fährdampfer (S. 221) in 9 Min. hinüber nach _Kaulun_ (_Kowloon_); Rikschas sind zu haben; dort liegen die großen Waren- und Kohlenlager, Werftanlagen mit Docks und Kasernen für englisch-indische Truppen. Der Ort ist ohne Sehenswürdigkeiten, aber wichtig für den Seehandel. Etwa 3 km nördl. liegt der chinesische Fischereihafen _Yaumati_, wo auch Dschunken gebaut werden. =Eisenbahn Kaulun-Kanton= (170km; I. Kl. $ 5,40, II. 2,70; Fahrzeit des Schnellzugs 5 St.). Die 1910 fertiggestellte Bahn beginnt im Nordzipfel der östl. an Kowloon grenzenden _Hongham Bay_. Um Raum für die Bahnhofsanlagen und Kais zu gewinnen, mußte ein Teil der Bucht zugeschüttet werden. Die vorgelagerte Bergkette durchschneidet die Bahn in dem 2198 m langen Beacon Hill-Tunnel und läuft am _Tolohafen_ entlang in NW.-Richtung über _Lofa_, wo das chinesische Gebiet beginnt, und _Schaklung_ (der einzigen Station des Schnellzugs) nach _Kanton_ (S. 225). 1. Seitentour: Hongkong-Kanton. =Dampfer=, s. S. 221 (die französischen Schiffe haben bessere Küche, die englischen bessere Kabinen); 90 Seem.; Fahrzeit etwa 7 St. bei Tage, 12 St. nachts. Für die Nachtfahrt Schlafkoje vorausbestellen. Eilige fahren am besten nachts nach Kanton, verbringen hier den Tag und kehren 5 Uhr abds. mit dem gleichen Dampfer nach Hongkong zurück, da Nachtlager in Kanton nicht zu empfehlen. Ankunft Mitternacht, man schlafe auf dem Dampfer bis früh. -- Cook & Son geben Fahrkarten für Kanton einschl. Dampferfahrt und Führung aus; zu empfehlen. -- =Eisenbahn= s. oben. Die Fahrt ist landschaftlich schön; zunächst mit westl. Kurs zwischen den Inseln _Mahwan_ und _Lantao_ durch, dann nördl. in die 30 km breite Mündung des _Kantonflusses_, eigentlich eine Meeresbucht, die von W. her durch das Delta des Sikiang schon großenteils ausgefüllt ist. Man sieht anfangs nur einzelne kleine Inseln, bis die kahle Küste mit geschwungenen Berglinien näher tritt, das Wasser gelb wird und die Ufer in der _Bocca Tigris_ zusammentreten; diese Enge wird von Inseln gebildet, auf denen chinesische Küstenwerke, meist verfallen, zu sehen sind. Durch die Enge gelangt man in den _Perlfluß_, dessen Ufer gut bebaut sind; man sieht in der Ebene Bananen, Obstbäume und Reisfelder. Zum Abgeben von Post und Reisenden stoppt der Dampfer bei =Whampoa= (_Huangpu_), chinesischer Stadt mit verfallenen Werftanlagen, Marine- und Militärakademie, Torpedo- und Seeminenabteilung; es ist der Ankerplatz für große Seeschiffe mit Ladung für Kanton. Weiter oberhalb wird das Fahrwasser flach (3,5 m Tiefe). Die Zahl der Dschunken und Sampans nimmt zu, das Getümmel und Getöse wirkt sinnverwirrend; die Dampfpfeife muß ununterbrochen heulen, um eine schmale Fahrrinne zu erzwingen. Einzelne Türme von Kanton erscheinen: etwa 100000 Kantonesen leben auf dem Wasser in Booten aller Art, in zehnfachen Reihen dicht nebeneinander. Schmutzige Holzhütten und ärmliche Steinhäuser, Speicher, Pagoden, einzelne Gärten, ein Stück Stadtmauer mit Wachttürmen, das ist der Anblick der Riesenstadt vom Fluß aus; das schönste Wahrzeichen ist der Turm der französischen Kathedrale. Kanton. Vgl. die Karte S. 226. =Ankunft.= Der Dampfer legt im Stadtgebiet nicht weit von der Insel Schamien an; man gelangt mit Tragsessel oder wegen des Gepäcks mit Sampan (5-10 cents) nach dem Gasthof. Für eintägigen Aufenthalt (genügt!) vermittelt der Dampferkapitän Führer mit Tragsessel; der Dampfer gibt Tiffin mit (das man an der fünfstöckigen Pagode verzehrt), in der Stadt erhält man nichts für Europäer Eßbares. =Gasthof=: _Hotel Victoria_, auf der Insel Schamien; 20 Z., Pens. $ 8-12, Ged. $ 1-1/2, Hausboot zum Dampfer 50 c.; als Nachtquartier nicht zu empfehlen. Die sogen. _Blumenboote_ (_Flower Boats_), wo halb chinesische, halb europäische Gastmahle zu haben waren, sind 1909 abgebrannt und nicht erneuert worden. [Hand] Europäer werden dringend davor gewarnt, sich ohne Begleitung bekannter Chinesen in einem Boot auf dem Fluß aufzuhalten! =Post=: Deutsches, englisches, französisches, japanisches Postamt auf der Insel Schamien, chinesisches in der Stadt. -- =Telegraph= chinesisch auf Schamien. =Tragsessel= (_chair_) mit 3 Trägern $1-1/2-2-1/4 für den Tag. -- =Sampans= (Boote) für Flußfahrten nach Zeit, etwa $ 1 stündlich. =Dampfer= nach _Hongkong_: Abfahrt 8 Uhr Vm. (Fahrzeit 7 St.); 5 Uhr Nm. (Fahrzeit 7-12 St.). Fahrpreise: englische Dampfer $ 8, französische 5, chinesische 4, ohne Mahlzeiten; -- nach _Macao_: jeden Wochentag 8 Uhr Vm. für $ 5; -- nach den Vertragshäfen _Samschui_ und _Wutschau_ am Westfluß dreimal wöchentl., für $ 15, hin und zurück $ 25. =Eisenbahn=: Kanton-Samschui in 2 St.; Kanton-Hankau im Bau, 90 km im Betrieb; Kanton-Kaulun (S. 224). [Illustration: Plan von Kanton.] =Banken=: _Hongkong & Shanghai Banking Corp._; _Banque de l'Indochine_, Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Deutsch-Asiatische Bank_ im Hause der Herren Arnold Karberg & Co.; _Carlowitz & Co._, Korr. der Deutsch-Asiatischen Bank, sämtlich auf der Fremdenniederlassung Schamien. =Fremdenführer= sind unentbehrlich, man nehme aber nur solche mit guten Empfehlungen durch Vermittelung von Thos. Cook in Hongkong (s. S. 221), der die alte Führerfamilie _Ah-Cum_ (_John_ und _Ah-On_) als zuverlässigste empfiehlt, oder des Dampferkapitäns oder des Gasthofs; sie erhalten etwa $ 2 und einen Tragsessel für den Tag, größere Gesellschaften nach Übereinkunft; man überträgt ihnen am besten die Gestellung der Tragsessel nebst je drei Kuli (zu etwa $ 2); Besichtigungsplan verabrede man vorher mit dem Führer womöglich mit Hilfe eines ortsansässigen Europäers. Der Führer ist auch bei Einkäufen nicht gut zu entbehren, aber nicht stets zuverlässig; auch chinesische Speise- und Spielhäuser kann man mit ihm besuchen. [Hand] Wegen des oft fremdenfeindlichen Pöbels gehe man nicht ohne Führer und Tragsessel in die Stadt und meide jede Volksansammlung. Besuch öffentlicher Hinrichtungen ist des gebildeten Europäers unwürdig und ekelhaft. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul. Dr. W. Rößler, Dolmetscher Tigges. =Klub=: _Canton Club_, auf Schamien, international für Europäer, Einführung durch Mitglieder. =Krankenhaus=: Ein französisches und ein amerikanisches Hospital. =Einkäufe=: Die Gewerbe liegen meist gassenweise zusammen. Man findet: Jade-Schmucksachen (Nephrit), Silber, alte und neue Seidenstickereien, Specksteinschnitzereien, Schwarzholz- und Elfenbeinschnitzereien u. a. Die Preise sind meist billiger als in Hongkong und Schanghai; viele der dortigen Waren werden in Kanton hergestellt, doch ist in Schanghai die Auswahl für europäischen Geschmack leichter. Für Europäergeschmack bestimmte Waren (Seide, Silber, Elfenbein) in der Sai Hing Gei (2 Minuten von der Brücke). =Kanton=, _Canton_ (chines. _Kwang-tschou-fu_), die wichtigste Handelsstadt Südchinas, zweitgrößte Stadt des chinesischen Reiches und Hauptstadt der Provinz Kwangtung, liegt unter 23° 8' nördl. Br. am l. Ufer des _Perl-_ oder _Kantonflusses_, nahe dem Nordrande des Sikiangdeltas, in einem Gebiete, das noch üppige, tropenartige Vegetation besitzt, aber im Winter zuweilen schon Nachtfröste erleidet. Durch sein Straßenleben ist es die interessanteste Stadt Chinas. Die Stadt ist von der üblichen rechteckigen Backsteinmauer (nebst Graben) umgeben, die hier 10 km lang, 12 m hoch und an der Krone 7 m breit ist, und zerfällt in die dem Fluß zugekehrte Neustadt und die durch Mauer mit Graben von ihr getrennte, fünf Sechstel der Gesamtfläche einnehmende alte Tatarenstadt. Hervorzuheben sind hier die Yamen (Residenzen) des Generalgouverneurs und des Tatarengenerals, das Kungfutszekollegium und der kaiserliche Tempel, die Fünfstockpagode, 120 andre Tempel, eine Moschee, mehrere buddhistische Klöster, die Münze, der große Exerzierplatz und die französische katholische Kirche. Neu- und Weststadt sind das Geschäftsviertel. Ein interessantes Wirrwarr von Straßen, Gassen, Sackgassen und Wassergraben, 1,2-4 m breit, mit Granitquadern belegt, darunter meist Wasser- oder Schlammgräben, darüber von April bis Oktober Strohmatten oder »Himmelsfenster« (mosaikartige Schiebefenster aus Muschelschalen), darin Menschenknäuel wie in keiner andern Großstadt (vor den Essenszeiten in den Märkten!), Gewimmel, Gelärm, Geschrei, Geruch. Auf dem flachen, durch zahllose Kanäle durchkreuzten Ufer (außerhalb der Mauer), auf Pfahlbauten, sowie in den bis nahe an die Flußmitte verankerten Booten der »Wasserstadt« wohnt gleichfalls eine zahlreiche Bevölkerung. Die Fremdenniederlassung befindet sich auf der Insel _Schamien_, die, ehemals eine Schlammbank, 1859-61 erhöht und ummauert wurde und jetzt mit ihren breiten Banyanalleen angenehmen Eindruck macht; die Engländer erhielten 4/5, die Franzosen 1/5. Unter den erstern haben sich auch Deutsche, Amerikaner, Niederländer niedergelassen. Die Einwohnerzahl wird auf 900000 angegeben, darunter 2000 Mönche und Nonnen (9/10 buddhistische); mehr als 100000 Menschen wohnen auf etwa 84000 Fahrzeugen im Strom. -- Als Industriestadt nimmt Kanton in China den ersten Rang ein als Hauptsitz der Seidenspinnerei und -weberei und Seidenstickerei, durch Borten- und Schnurenfabrikation, Färberei, Glasbläserei, Glas- und Steinschleiferei, Lackwaren- und Papierfabrikation, Holz- und Elfenbeinschnitzerei, Möbelschreinerei; in der Umgebung beschäftigt die Seiden-, Metall- und Porzellanindustrie ganze Dörfer, zur Zeit der Zuckerernte arbeitet ein großer Teil der Bevölkerung in den Zuckermühlen. -- Der Handel Kantons liegt zum größten Teil in englischen und deutschen Händen. Werden die meist für Kanton bestimmten, in Kaulun und Lappa verzollten Waren eingerechnet, so beläuft sich der Gesamtwert des Handels von Kanton auf etwa 900 Mill. Mark. Hauptposten der Ausfuhr sind Tee, Rohseide und Seidenwaren (für 31,4 Mill. Taels), Matten, Zucker, Kassia, Porzellan, Feuerwerkskörper; der Einfuhr Opium (für 5,3 Mill. Taels), Baumwollenzeuge, Baumwollengarne, Wollwaren, Metalle, Petroleum, Kohlen, Erdnüsse. Der Handel wird stark durch Hongkong beeinflußt, wo der Schwerpunkt des auswärtigen Geschäfts liegt. -- Stadt und Hafen sind durch Forts und Batterien geschützt; auf den im N. der Stadt gelegenen Bergen liegen fünf kleine Forts, auf der Südseite vier, darunter _Dutch Folly_, jetzt Station für drahtlose Telegraphie, auf einer kleinen Felseninsel mitten im Fluß, am Westende der Insel Whampoa das Haukwa-, Napier- und Barrierenfort. Die Forts an der Bocca Tigris (S. 225), mit vielen Geschützen bewaffnet, aber ungeschickt gebaut, wurden in den Kämpfen mit England 1841, 1847 und 1857 leicht genommen. Das _=Klima=_ von Kanton zeigt starke Extreme, das Thermometer steigt im Sommer bis 38° C und sinkt im Winter bis 4,5°, Schnee und Eis sollen als Seltenheit vorgekommen sein (z. B. 1893). _=Rundfahrt=_ mit Führer (S. 227) und im Tragsessel (kaltes Frühstück sowie an Kleingeld etwa $ 2 für Priester und Händler mitnehmen, dessen Verteilung man dem Führer überlasse; Trinkgelder nur, wo Wächter Türen öffnen: im Wa Lam Tse, in der Fünfstockpagode, in Tsans Ahnenhalle, etwa 5-10 cents). Beim Gasthof über die Brücke in die engen Gassen der Chinesenstadt. Durch die Schuhmacherstraße geradeaus zum _Hung Sing-Tempel_, dort r. in die Ha Gao Po (Hauptstraße für chinesische Seidenstoffe, am Anfang der Straße, r., Läden mit Sänften für Hochzeiten- und Begräbnisse), dann l. durch die Sai Loi Tso Te (Schwarzholzmöbel mit Marmor- und Perlmuttereinlagen) zum *=Tempel der 500 Götzen= (_Wa Lam Tse_; »Tse« = buddhistische, »Kün« = taoistische Klöster). Am Eingang die sagenumsponnenen Torwächter, buntbemalte Figuren aus gebrannter Erde hinter schmutzigen Holzgittern. Erste Halle: die drei Buddha. Zweite Halle: siebenstöckige Marmorpagode, Geschenk des Kaisers Kien Lung. Dann l.: _Halle der 500 »Lohan«_ (Schüler Buddhas): 500 lebensgroße Tonfiguren sitzen in langen Reihen an den Wänden. Dem Eingange gegenüber Kaiser Kien Lung in goldschimmerndem Gewande. Rechts von ihm zeigt der Tempelwächter »Marco Polo«. Wer will, kann sich die Priesterwohnungen ansehen. Zurück zur Ha Gao Po, durch die Ta Tung Gei (chinesische Banken, Apotheken; Seidenfaden) nach der Tsong Yün Fong (Seidenstickereien, Bilder in Schwarzholzrahmen). In Nachbarstraßen alle Arten Laternen. Die nächste Straße, Dai Sann Gei, ist eine Haupthandelsstraße (Elfenbein, Kuriositäten, Fächer; Nephrit = »Jadestone« fast nur hier echt zu haben). In der Parallelstraße Ho Bunn Gei Schwarzholzmöbel, Musikinstrumente und Felle. Durch das »_Tor der Tugend_« (_Kwai Tak Mun_) in die =Altstadt=. Am Tor viele Läden mit Käfigvögeln, Schlangen, Affen und anderm Getier. L. durch die Dai See Gei in das Mandschuviertel. Hier der »_Tempel der fünf Genien_« (_Ng Sin Gunn_). »Die fünf Genien flogen auf Rammblöcken durch die Luft nach Kanton. Die Balken wurden in Steine verwandelt und hier aufbewahrt«. Eine große Glocke (5000 kg schwer) hängt hier: »ihr Klang bringt Unglück über die Stadt«; 1857, bei der Belagerung durch Franzosen und Engländer, schlug eine Granate ein Stück aus ihr heraus und machte sie tönen. Im Tempelhof eine Fußspur Buddhas. -- Nordwestl., ganz nahe, die älteste Moschee (_Wai Sing Tse_) in China, um 626 gegründet; über ihr der »Nackte Turm« (_Kwong Tap_) als Minaret; die Moschee soll von einem Onkel Mohammeds gebaut sein, dessen Grab sich in einer andern der drei Moscheen Kantons befindet. In der Nähe der »Kwong Tap« wohnen meist Mohammedaner, deren Gesamtzahl auf 3000 angegeben wird . -- Nördl. anschließend das Reservat der Bannertruppen, auch Mandschu. Ihre Häuser sind meist klein, unordentlich, weiß gestrichen mit schwarzgemalten »Querbalken« über der Tür. Keine Läden hier, die Männer sind Soldaten, Wächter oder ohne Gewerbe. Die Mandschufrauen fallen durch lange, hellblaue Gewänder auf, während Chinesenfrauen Obergewänder, die nur bis zum Rumpfende reichen, tragen. -- Nach N., durch die Fa Tap Gei nach der *=Blumenpagode= (_Fa Tap_, richtiger »Geschmückter Turm«, im Gegensatz zum»Nackten Turm«, Kwong Tap), einem achtseitigen, neunstöckigen, rosaübertünchten Turm von 51 m Höhe; 505 n. Chr. erbaut; ins Innere kein Zutritt. -- Weiter nördl. bis zum großen Nordtor (_Dai Pak Mun_); unterwegs hübscher Blick auf das Wachthaus über dem Tor. -- Von hier besuche man ein »=Totenhaus=« (z. B. das Buddhistenkloster _Sao San_). Ein hof- oder gartenartiger Raum, oft im Anschluß an ein Kloster, ist mit Längs- und Quermauern durchzogen, an jeder Wandseite liegen Zimmerfluchten; das Ganze gleicht einer Miniaturstadt aus kleinen viereckigen Grabkapellen. Gegen Eintrittsgeld und jährliche Miete lassen reiche Leute hier ihre Toten niederlegen, bis der Wahrsager Ort und Zeit für die Beerdigung bestimmt hat, was Jahrzehnte dauern kann. Die Ausstattung des Raumes ist verschieden; meist ist in der Mitte ein Altartisch, dahinter hängt ein Vorhang oder Teppich zum Verhüllen des Sarges. Auf oder neben dem Altar sind Opfergefäße, Räucherstäbchen, Speisen, große Figuren aus buntem Papier, an den Wänden Bilder, an der Decke hängen Lampen und, senkrecht oder wagerecht, gestickte oblongische Läufer. Oft ist auch ein Diener anwesend, wohnt oder schläft in einem Nebenraum der »Totenstadt« und sorgt für frisches Essen und Wasser. »Bei Kindersärgen steht Spielzeug, bei Frauensärgen Spiegel, Salbentöpfe, kostbare Kleider. Zuweilen wird der Tote betrogen und erhält Speisen aus Wachs, die haltbarer sind. In manchen Kapellen lesen in weiße Trauerkleider gehüllte Chinesen aus Folianten laut Totengebete, während ein buddhistischer Priester den Takt in Pentametern auf einer kleinen Topftrommel schlägt« (nach _Hans Meyer_). Die Herstellung der Papierwaren für Toten- und Opferkult (Papierblumen, -sänften, -treppen, -figuren, -tabakspfeifen, -geld, -opferschnitzel) ist eine bedeutende Industrie der Stadt. Nahe beim Nordtor der _Kun Yam-Berg_, einer der heiligen Orte Kantons. Kun Yam ist die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit (Sanskrit _Avalokitêshvara_) und eine der häufigsten Bildsäulen hier. 1858-62 war am Berg das Hauptquartier der Engländer und Franzosen. Unten das Taoistenkloster _Sam Yün Kung_, einer der saubersten und schönsten Tempel der Stadt; eine lange Flucht breiter Granitstufen führt empor zum Kun Yam-Tempel; vom Tempelhof schöner Blick über die Stadt. -- Zwei Minuten weiter die =Fünfstockpagode= (_Ng Tsang Lao_), keine Pagode, sondern ein mächtiger Burgturm von Hausgröße, rechteckig, fünfstöckig, aus rotem Gestein, die Simse weit vorspringend, erbaut unter dem ersten Ming-Kaiser (zwischen 1366 und 1399). Vom Obergeschoß weiter *Ausblick: Im S. die Stadt, der Perlfluß als schimmerndes Band, an seinen Ufern zwei Neunstockpagoden, in der Ferne die _Sai Siu-Hügel_. Im O. und W. die dörferbesäte Ebene, im N. und NO. dicht hinter der Stadtmauer die »Weißen Wolkenberge« (ein andrer heiliger Ort; hier findet der Totenkult sein letztes Ziel: vom Fuße bis zum Gipfel liegen die Hufeisengräber neben- und übereinander). Im Oberstock zwei Bildsäulen: _Kun Yü_ und _Wan Tsèng_ (heilig gesprochener Kultusminister aus dem 7. Jahrh.), denen die Prüflinge opfern, um gut zu bestehen. Höhe und Lage auf der schon an sich 10 m hohen Stadtmauer machen die Fünfstockpagode zu einer Landmarke. Die Chinesen sagen: Kanton gleicht einer mächtigen Dschunke, die Fünfstockpagode ist der Hintermast mit gespreiteten Segeln, die Blumenpagode der Vordermast (Zeichen des steigenden Handels und steigenden Wohlstandes der Stadt). Auf der _Stadtmauer_ (zu Fuß) oder durch die Stadt (in Sänfte) nach dem kleinen Nordtor (_Siu Pak Mun_). Geradeaus, immer nach S., bis zur Hauptstraße der Altstadt, der etwa 1 St. langen _Wei Ngoi Gei_ (»Straße der Wohltätigkeit und Liebe«), dann r. zum »=Tempel des Schreckens=« (_Sing Wong Miu_, »Sing Wong« ist der Schutzgott der ummauerten Städte, deshalb findet sich sein Tempel ebenso in jeder Stadt wie der des Kungfutsze). Der _Sing Wong Miu_ ist ein typisch-kantonesischer Tempel: klein, neuerdings renoviert. Er wird von Frauen, Landleuten, Soldaten besucht, gleichzeitig von »Bauernfängern«; Bettler, Spieler, Wahrsager, Hausierer drängen sich hier, zumal an Festtagen. An den Wänden des Hofes werden die Strafen der buddhistischen Hölle in Bildern vorgeführt (r. und l. je fünf). »Da wird ein Kerl lebendig in Öl gesotten, während grausige Ungeheuer die Glut des Ofens anfachen; dort wird ein armer Sünder aufgeschraubt wie ein Korkzieher, an andrer Stelle wird ein Bösewicht Zoll für Zoll zerstückelt, am dritten Ort ein andrer unter einer Riesenglocke zu Tode geläutet, und so geht es fort durch alle erdenklichen Stufen der raffiniertesten Grausamkeit« (_Hans Meyer_). Das Ganze erinnert an ein Panoptikum. Dem Sing Wong-Tempel gegenüber durch die Fu Hog Tung Gei nach dem *=Kungfutsze-Tempel= (_Kuong Tsao Fu Hog Kung_). Kanton hat drei Kungfutsze-Tempel, dieser ist der erste. An bestimmten Tagen im Frühling und Herbst versammeln sich hier alle Zivil- und Militärbeamten, an ihrer Spitze der Generalgouverneur. Die Verehrung des großen Weisen besteht im Räuchern, Verbrennen von Kerzen, Opfern von Reis, Wein, Fleisch, Musik, Niederknien u. a. -- Nicht weit davon, in der _Söng Mun Dai Gei_ (Hauptstraße der chinesischen Buchhändler) die *_Wasseruhr_. Sie besteht aus vier Kupferkübeln, die auf Stufen stehen. Das Wasser tropft von einem zum andern; im untersten schwimmt ein Anzeiger, der angibt, wie lange das Wasser fließt. Nach 12 St. wird es ins oberste Gefäß zurückgegossen. Erbaut wurde die Wasseruhr um 1320. -- Nördl. zurück zur _Wei Ngoi Gei_ und diese entlang bis zum _Westtor_ (_Sai Mun_). Auf dem Weg mehrere Yamen (Amtsgebäude). Das Schatzmeistersyamen (der Einmündungsstelle in die Wei Ngoi Gei gegenüber), dann ein wenig weiter, r., das Präfektsyamen, zuletzt das des Tatargenerals (die Straße führt durch die großen Tore des Vorhofs, l. eine Wand mit dem kaiserlichen Drachen). -- Nach Schamien zurück durch die Sap Tsat Po und Sap Bat Po (wichtige Handelsstraßen, hier auch viele europäische Waren). _=Kürzere Rundfahrt=_: Wem diese Fahrt zu lang ist, gehe von der Ha Gao Po zum Westtor und hier auf die Stadtmauer: schöne Blicke auf den Tempel der fünf Genien, den »Nackten Turm«, die Blumenpagode, den Kun Yam San, die Fünfstockpagode. (Vom Nackten Turm auf der Stadtmauer zum Großen Nordtor; uralte Geschütze auf der Stadtmauer, Schweine und Hühner liegen darunter, menschliche Faulenzer schlafen darauf, daneben kochen die Wächter ihr Essen; auch l. durch die Mauerluken manch hübsches Bild; bis zum Großen Nordtor 25 Minuten zu Fuß, vom Tor aus gehe man wie bei der ersten Fahrt beschrieben.) Zwei hervorragend schöne Gebäude erfordern weitere Ausflüge: 1) =die Ahnenhalle der Familie Tsan=. Man fahre mit der Nordbahn (7 Min.) nach der ersten Station Hgai Chim. L. vom Bahnhof die Hochschule der beiden Kuong-Provinzen (mauer- und grabenumzogenes Viereck, mit vielen Gebäuden und Baumgruppen, einer kleinen Stadt ähnlich). Mit Sänfte nach der Ahnenhalle (15 Min.), einem der schönsten Gebäude in Südchina, drei Reihen Hallen hintereinander. Überreiche Stuckarbeiten an Dach und Mauerwerk, die weiten stillen Höfe erinnern an die Alhambra; in der letzten Halle viele kleine Ahnentafeln. -- 2) =Der Kungfutsze-Tempel des Pünjü-Distrikts= (_Pun Yü Hog Kung_), großer Bau, prächtig gelbrotes Ziegeldach, ornamentale Drachen über dem Eingang zur Haupthalle (nur an Kungfutszes Geburtstag geöffnet, sonst Eingang durch Seitentüren), im Innern seltsame Riesenfigur des großen Philosophen. -- Daneben die Amtsgebäude des Pun Yü-Magistrat; Besuch der Gefängnisse (Erlaubnis des Beamten!) nicht uninteressant. Die Schauerszenen, früher häufig, sind jetzt unterdrückt. Am Flußufer der _Richtplatz_, in »Friedenszeiten« werden hier Töpfe getrocknet. Soviel Hinrichtungen am Tage stattfinden, soviel Holzkreuze werden vorher dort etwas erhöht aufgebaut; das Schauspiel (meist Kopfabschlagen) ist widerlich. -- Unter den vielen Tempeln der Stadt sind noch zu erwähnen: der _Medizintempel_, vor dessen Eingang eine vergoldete Holzschnitzerei hängt; im Innern schöne Reliefs und im Nebensaal 60 Götzenbilder, von denen jedes ein Jahr des Menschenlebens und der 60jährigen Kalenderperiode darstellt; vor jedem steht eine Vase zum Opfern von Räucherkerzen. Eine kreisrunde Tür führt in einen andern Saal mit zwei Altären. -- Einer der ältesten Tempel, 362 erbaut, liegt im NW. der alten Stadt, nahe der Blumenpagode, im _Kloster der glänzenden Elternliebe_ (_Kwang hiao tse_); er hat zwei kleine siebenstöckige, eiserne Türme mit Inschriften aus dem 10. Jahrh. -- Bemerkenswert ist noch der _Kaiser-Tempel_ (_Wan tscheu kong_) ein Staatsgotteshaus, wo die Zivil- und Militärbeamten Kantons an Kaisers Geburtstag, beim Neujahrsfest und bei Verheiratung des Kaisers Festgottesdienst abhalten. Auf dem kahlen Altar steht eine Tafel, auf der der goldene Namenszug des Kaisers auf grünem Lack angebracht ist. -- Für weitere Auskunft ist zu empfehlen: »_A Guide to the city and suburbs of Canton, by Dr. Kerr_« (Hongkong, Kelly and Walsh). =Ausflug.= Kanton gegenüber, am Südufer des Perlflusses, die Vorstadt =Honam= auf gleichnamiger Insel; Bootsbauerei, Hauptsitz der Mattenindustrie, etwa 200000 Einw. Mit Sampan fährt man (nicht ohne ortskundigen Europäer!) über den Fluß. Sehenswert sind eine große _Tempelanlage_ (_Hoi tswang tse_) im _Kloster des Meer-Banners_, zu der man durch eine lange Reihe von Toren und Holzstatuen gelangt, zwei Hauptpagoden und drei riesige Buddhafiguren; am interessantesten sind die vielen Bonzen, die man in ganzen Rotten trifft (listige Augurenphysiognomien). -- Dann fährt man flußaufwärts zur Insel =Fati=, gegenüber von Schamien, wo sehenswerte _Ziergärten_ liegen; sie enthalten außer vielen Blütengewächsen, Palmen, Dracaenen auch absonderliche Buschpflanzen, die zu allerlei Figuren (Menschen, Drachen, Fische, Fächer u. a.) zurechtgestutzt sind, denen mit Glas und Porzellanansätzen nachgeholfen wird; sehr eigenartig sind auch die Miniaturlandschaften, meist Berge mit Häusern, Grotten, Brücken, Menschen, Bäumen. Bei der Wasserfahrt kann man gelegentlich beobachten, wie Priester auf großen Dschunken Andachten abhalten; auch das Treiben auf dem Wasser, das Familienleben in den Fahrzeugen bietet Sehenswertes. Am angenehmsten sind Fahrten mit »Hausboot« der auf Schamien ansässigen Europäer; sie sind für Ausflüge zu Wasser bestimmt. 2. Seitentour: Hongkong-Macao. =Dampfer=, s. S. 221. 40 Seem.; Fahrzeit etwa 3-1/2 St., Ausflug auf 1 Tag (besser 2 Tage). Fahrpreis $ 4; So. Sonderschiffe hin und zurück $ 2, 6 St. Aufenthalt (genügt für Rickschafahrt, Besuch der Spielhöllen und aller Sehenswürdigkeiten). (NB. Man kann auch von Kanton direkt nach Macao in etwa 8 St. fahren [Fahrpreis $ 5], doch sind die Dampfer [S. 225] sehr klein, daher bei Seegang unbequem.) Die Fahrt von _Hongkong_ ostwärts, je nach dem Wetter dicht längs der Nord- oder Südküste der großen Insel _Lantao_, ist reizvoll; dann durch die ziemlich offene Mündung des _Kantonflusses_, vorbei an kleinen Inseln nach dem versandenden Hafen von Macao, der an landschaftlicher Schönheit mit Hongkong wetteifert, trotzdem die Felsenhalbinsel Macao nur 100 m hoch ist. Auf dem Fort _Nossa Senhora da Guia_ steht der erste europäische Leuchtturm, der in China brannte; die Hügel tragen alte Festungswerke. Die kleine Stadt sieht von See mit ihren Kirchen, Terrassen, Arkaden und Balustraden malerisch aus. Im Hafen liegen meist nur Fischerfahrzeuge. Macao (vgl. den Karton auf der Karte S. 219). =Gasthöfe=: _Hotel Boa Vista_, über der Stadt in schönster Lage, Rua do Tanque do Mainato 1, gut, allein zu empfehlen; Pens. $ 8. -- _Macao-Hotel_ an der Grande Promenade, mäßige Preise. -- =Post u. Tel.= (Kabel) portugiesisch. -- =Rikschas=: 1 St. 10 cents in der Stadt, 15 cents außerhalb. -- =Tragsessel= mit 2 Trägern ein Weg 15 cents; 6 St. 50 cents; für den Tag $ 1. -- =Dampfer=: nach _Hongkong_ tägl. früh, Sa. und So. 2mal tägl., für $ 4-2; nach _Kanton_ Mo. Mi. Fr. früh. -- =Sprache= portugiesisch, doch kommt man mit Englisch überall durch. -- =Geld= portugiesisch; 1 _Milreis_ (1000 _reis_) etwa 4,53 M., also 100 reis = 45 Pf. Es gelten Banknoten der Hongkong-Schanghai Banking Co. und das in Hongkong umlaufende Kleingeld. Der Goldkurs schwankt täglich. -- =Spielhöllen= (mit Roulette): _Fantam_; _Wong hang_; _Wong wo_; Einsatz von $ 1 an, man gewinnt beim »fan tam« den vierfachen Einsatz, weniger 10 Proz.; Spielzeit den ganzen Tag, das Spiel ist primitiv (man wird enttäuscht sein). =Macao= wurde 1517 von den Portugiesen besetzt und diente einst als alleiniger Vermittelungsplatz des europäischen Handels mit China. Seitdem aber die Fremden in Kanton selbst Zutritt gefunden, und vollends, seitdem die Engländer die Insel Hongkong und die Halbinsel Kaulun besetzt haben, ist Macao als Handelsplatz völlig bedeutungslos geworden, zumal auch der Hafen durch die Sinkstoffe des Hsikiang ganz verschlammt ist. Der Besuch des Ortes lohnt aber auch heute noch wegen seiner herrlichen, an Monte Carlo erinnernden Lage auf einer kleinen Felsenhalbinsel und wegen der zahlreichen Zeugen der einstigen portugiesischen Kolonialherrlichkeit. Es ist kein größerer Gegensatz denkbar als zwischen dem reichen Leben, das in Honkongs Straßen und Hafen pulsiert, und dem menschenleeren Macao. Die Portugiesen selbst haben hier wie überall in ihren Kolonien ihr Volkstum nicht rein erhalten, sondern sind zu einer Mischrasse herabgesunken. Der Baucharakter der Europäerstadt ist dagegen noch rein portugiesisch. -- Das _=Klima=_ ist im Sommer weniger heiß, angenehmer und gesünder als auf Hongkong. =Macao= (spr.-kāu) liegt 60 km westl. von Hongkong auf einer felsigen Halbinsel, die eine nur 100 m breite Landzunge mit der flachen chinesischen Insel _Heongschan_, des Südteils des Hsikiang-Deltas, verbindet. Die Grenzmauer, deren Tor früher chinesische Soldaten bewachten, ist jetzt verfallen. Macao hat 63991 Einw. Der Handel ist sehr im Niedergang (Waffenschmuggel) und ganz in Händen von Chinesen. -- Die _Stadt Macao_ ist malerisch auf einer Hügelreihe erbaut, die bis 100 m vom Strand aufsteigt; die Straßen sind vielfach steil. Auf den Höhen mehrere alte Forts, die mit je einer Kompanie Festungsartillerie und Infanterie besetzt sind. Macao scheidet sich in die regelmäßig gebaute portugiesische (jetzt verödete) Stadt mit fünf Kirchen, darunter die St. Pauls-Kathedrale, zahlreichen Kapellen und (seit 1834 aufgehobenen) Klöstern, aber auch nicht minder zahlreichen Spielhöllen, und das chinesische Viertel mit großem Basar und engen, schmutzigen Gassen. Macao ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines chinesischen Mandarins und Hauptsitz der französischen Missionen in China. -- Der äußere _Hafen_ ist ungenügend geschützt, zwei innere Häfen sind eng und verschlammen, daher nur für Flußdampfer und Dschunken brauchbar, während große Seeschiffe 9-10 km von Macao ankern müssen. Eingeführt wird aus China: Seide, Matten, Tee, Zucker, Schweine, Tabakblätter, Bambus; aus Hongkong: Reis, Erdnußöl, Petroleum, Kohle, Mehl. Ausgeführt werden nach China Opium, Baumwollengarn und Reis. -- Die Portugiesen erhielten bereits 1557 gegen jährliche Zahlung von 500 Taels an China das Recht zur Niederlassung; diese Summe wurde bis 1848 entrichtet. -- Seit 1845 ist Macao Freihafen, konnte sich aber neben Hongkong nicht behaupten, besonders seit 1873 der Kulihandel verboten wurde. _=Rundfahrt in der Stadt=_ mit Rikscha vom Gasthof Boa Vista hinunter in die Hauptstraße der Stadt, _Praia Grande_, wo der _Palast des Gouverneurs_ und andre Regierungsgebäude liegen und am Nordende ein _Park_, in dem Nm. Musik spielt, während ganz Macao dort promeniert. -- Dann l. den Berg hinauf zur Ruine der _São Paolo-Jesuitenkirche_ mit schönem Portal und etwas weiterhin zum _Camões-Garten_, wo der verbannte Dichter seine »Lusiaden« vollendet haben soll und eine Büste des Dichters steht, mit mehreren Inschriften, darunter einer sehr stimmungsvollen Widmung eines Franzosen. -- Ein guter Weg, die Avenida Vasco da Gama, führt nördl. zur chinesischen Grenze; auf einer Anhöhe sieht man einen terrassenförmigen Parsenfriedhof. -- Jenseit des kleinen Grenztores 8 km weiter liegt eine reiche chinesische Besitzung mit sehenswertem Park.--In dem fleißigen, aber häßlichen Chinesenviertel von Macao ist eine Opiumfabrik sehenswert. -- Die _=Spielhöllen=_ (_Casa do Jogo_, _Gambling saloon_) liegen meist in der Rua da Felicidade. Macao gewährt wegen seiner idyllischen Ruhe und malerischen Umgebung genußreichen Aufenthalt für 2-8 Tage. -- 26 km von Macao liegen die heißen Quellen von _Yo muh_. =3. Seitentour: Hongkong-Manila= (vgl. Karte s. 155). =Dampfer= der _China Navigation Co._ und der _Indo-China Steam Navigation Co._ (wöchentl.), der _Philippine Steamship Co._ (14tägig) laufen von Hongkong nach Manila (640 Seem.) in 2-1/2 Tagen; Fahrpreise veränderlich, je nach Güte der Dampfer $ 30-50, Hin- und Rückfahrt $ 50-80. Der _Norddeutsche Lloyd_ (Austral-Japan Linie) läuft Manila alle 28 Tage an. Es ist notwendig, einen Paß bei sich zu haben, der vom amerikanischen Konsul in Hongkong visiert ($ 1 Gold) wird. Bei der Passagebelegung in Hongkong wird von allen Dampferlinien die auf den Philippinen verlangte Immigration Tax von 8 Pesos = $ 4 Gold hinzugerechnet. Bleibt der Reisende weniger als 3 Monate auf den Philippinen, kann er diese Summe durch die Agentur der Linie, mit der er nach Manila fuhr, reklamieren. Das Beste ist, dies 14 Tage oder 3 Wochen vor der Abreise zu veranlassen, da es solange dauert, bis das Zollamt den Betrag zurückzahlt. Die Fahrt von _Hongkong_ (S. 220) mit südöstl. Kurs durch das Südchinesische Meer (S. 214) ist sowohl im NO.-wie im SW.-Monsun des Seeganges wegen unbequem und besonders unruhig beim Monsunwechsel. Bei Ansteuerung der Westküste von _Luzon_ erkennt man meist zuerst den 1070 m hohen _Monte Agudo_ auf der Halbinsel, hinter der die kleine Bucht von _Subic_ liegt, und erst später die 1300 m hohe _Sierra de Mariveles_ auf der großen Halbinsel, die die große Bai von Manila nach W. abschließt. Zwischen dem Kap Mariveles und der gefährlichen Klippe _La Monja_ und der 1 km östlichern Felseninsel _Corregidor_ (mit Leuchtturm; diese Insel und die Inseln Caballo, Carabao, Fraile in der Einfahrt sind sehr stark befestigt) hindurch steuert man in die geräumige Bucht ein, deren Küstenumfang etwa 150 km mißt. Der Leuchtturm auf der San Nicholas-Bank bleibt r., dann erscheint r. die flache Waldküste von _Cavite_, und voraus sieht man auf künstlichem Ufer neue große Gebäude der Manila Hotel Co., des Army und Navy Club und Elk Club, dahinter die düstern Festungsmauern, Kirchtürme und Häuser der Stadt _Manila_, im Hintergrunde die Höhen von _San Mateo_. Die =Philippinen=, die nördlichste Inselgruppe des Indischen Archipels, im W. vom Chinesischen Südmeer, im O. vom Stillen Ozean begrenzt, besteht aus 3146 größern und kleinen Inseln, darunter die größten: _Luzon_, _Mindanao_, _Samar_, _Negros_, _Palawan_, _Mindoro_, _Leyte_, _Cebu_, _Bóhol_, _Basilan_, _Panay_, _Masbate_, mit (einschließlich der Suluinseln) 296310 (Italien 286682) qkm Gesamtfläche. Die Küsten sind meist zerrissen und von Korallenriffen umrahmt. Die Inseln werden von dichtbewaldeten Bergketten durchzogen, die, wo sie nicht von Laven, Aschen und Tuffen der Vulkane überdeckt sind, aus kristallinischen Schiefern bestehen. Die zum Teil noch tätigen Vulkane bilden zwei Reihen, eine östliche, die mit dem erloschenen _Butulan_ (1097 m) auf Mindanao beginnt und sich über die erloschenen Vulkane _Malutun_ (2000 m) und _Apo_ (3200 m) bis zu der erst 1871 entstandenen, 1627 m hohen Insel _Camiguin_ und bis zu dem _Bulusan_, dem 2530 m hohen, noch tätigen _Mayon_ oder _Albay_ in Südluzon fortsetzt, und eines westliche, die von dem _Cotaboto_ auf Mindanao über den tätigen _Canloon_ (2497 m) auf Negros und über den _Halcon_ (2700 m) auf Mindoro bis zu den Vulkanen bei Manila hin und weiter nördl. sich erstreckt. Einige Vulkane sind erst in jüngster Zeit entstanden, Erdbeben sind ziemlich häufig. Der Reichtum an Metallen ist groß, aber noch wenig ausgenutzt, Gold ist auf fast allen größern Inseln nachgewiesen; einige zwanzig amerikanische Gesellschaften sind an der Arbeit. Mit Gold kommen Silber, Platin (Kizal), Eisen, Kupfer, Blei und Zink (Camarines) vor, außerdem Zinnober, Schwefel, Petroleum, Steinsalz, Kaolin u. a. Das wichtigste Fossil ist eine treffliche Braunkohle, die auf der Insel Batan gefördert und von den Küstendampfern viel benutzt wird. Das _=Klima=_ ist ein tropisch-insulares Monsunklima mit gleichmäßig hoher mittlerer Wärme und zwei Jahreszeiten, einer Regen- und einer Trockenzeit. Die Periode des NO.- Monsuns (Oktober bis April), der für die Nord- und Ostküsten regnerisch ist, ist die kühlere, die des SW.-Monsuns, der hauptsächlich der Westseite Regen bringt, die wärmere Jahreszeit. Die Verteilung der Regen über das Jahr ist an den einzelnen Orten je nach ihrer Lage zu den Gebirgszügen sehr verschieden; Manila hat seine Regenzeit, in der jeden Nachmittag ein starker Gewitterregen niedergeht, vom Juni bis September. Sprichwörtlich (aber übertrieben): 6 Monate Staub, 6 Monate Schlamm. Manila: Januar 25°, Mai 28,6°; mittlere Jahresextreme 36,3° und 17,1°; Regenmenge 1927 mm (davon Juni bis November 1700 mm). Der Wechsel der Monsune (Mai-Juni und September-Oktober) ist mit heftigen Wirbelstürmen verbunden. Die nördlichen Inseln sind häufiger, die südlichen seltener furchtbaren Zyklonen (Taifunen) ausgesetzt. Die _=Pflanzenwelt=_ ist die malaiisch-tropische der Sundainseln und besonders reich an Palmen; die Tierwelt gehört zwar ebenso der malaiischen an, doch fehlen ihr fast sämtliche, auf den übrigen Sundainseln allgemein verbreitete Großtiere; die Raubtiere sind nur durch eine Viverre und eine Marderart vertreten. Die _=Bevölkerung=_ zählt (1909) 8189760, davon 30000 Amerikaner, 100000 Chinesen, 650000 Negritos, d. h. Ureinwohner, die in den entlegenern Gebirgsteilen leben; die Hauptmasse der Eingebornen besteht aus (stark mit fremdem Blut gemischten) Malaien mit zahlreichen Stämmen. Eine große Rolle spielen die Mestizen (Mischlinge aus Malaien und Spaniern). Die christlichen Malaien von Luzon nennt man Tagalen. Sie haben die Niederungen und Gebirge zwischen ihren unter Kokospalmen versteckten Pfahlbaudörfern gut angebaut mit Nahrungspflanzen (vor allem Reis), Zuckerrohr, Tabak und der Bananenart Musa textilis, der Lieferantin der Manilahanffasern. Gewerbebetriebe: Schnitzarbeiten, Manilahanfverarbeitung zu Stoffen und Matten; Trepang- und Perlenfischerei, Entenzucht. Ausfuhr: Manilahanf, Kopra, Zucker, Tabak, Kaffee, Farbholz, Ilang-Ilang, Aloefaser, Gold. Der Straßenbau in den Provinzen schreitet rüstig vorwärts. Auf Luzon sind bis jetzt 600 km, auf Cebu 110 km, auf Panay 125 km Eisenbahnen im Betrieb. Unter dem Zivilgouverneur stehen das Oberhaus, bestehend aus neun von Washington aus ernannten Beamten, das Unterhaus aus 81 gewählten Abgeordneten, ferner die 40 Provinzen mit vom Volke gewählten Gouverneuren; die Städte haben Selbstverwaltung. _=Geschichtliches.=_ _Magalhães_ entdeckte und besetzte die Inseln 1521 und taufte sie Inseln des heiligen Lazarus; 1543 wurde der Name nach dem Kronprinzen (spätern König Philipp II.) in »Islas Filipinas« umgeändert. 1645 erlitten die Philippinen ein schweres Erdbeben. Im 18. Jahrh. begannen die Spanier eifrige Plantagenwirtschaft und Missionstätigkeit durch geistliche Orden (Augustiner, Dominikaner und Jesuiten); die Ordensgeistlichen machten sich durch Härte verhaßt, so daß seit 1876 Aufstände unter Führung aufgeklärter Filipinos kein Ende nahmen. Nach Beendigung des spanisch-amerikanischen Kriegs 1898 trat Spanien die Philippinen an die Vereinigten Staaten ab, die aber in der kurzen seitdem verflossenen Zeit trotz großer Geldopfer die schweren, dem Wirtschaftsleben der Inseln durch die spanische Mißwirtschaft geschlagenen Wunden und das tiefgewurzelte Mißtrauen der Eingebornen gegen die weißen Beherrscher noch nicht beseitigen konnten. Die Eingebornen sind auch jetzt noch recht unruhig. Beste _=Reisezeit=_ Januar und Februar. =Manila= (vgl. den Plan S. 237). =Ankunft zur See.= Seedampfer ankern innerhalb des Wellenbrechers, Küstendampfer im Pasigfluß. Schiffe bis zu 10 m Tiefgang können Passagiere und Ladung in den beiden Landungshallen absetzen. Strenge Zolluntersuchung; Waffen werden, solange keine Erlaubnis zum Tragen eingeholt ist, zurückbehalten. =Gasthöfe= (sehr mäßig): _Delmonico Hôtel_, das beste am Platz, Deutsch gesprochen; -- _Hôtel Métropole_, Plaza Goiti; -- _Hôtel Bay View_, San José, Ermita; -- _Hôtel de France_, Escolta, in allen Pens. 5-10 Pesos. -- _Manila Hotel_, modern, im Bau.--_H. Wechsler_, deutsche Gastwirtschaft und Bierhalle, Anloague (an der deutschen Flagge kenntlich); Mitt. $ 1 (2,10 M.). =Post.= Brief nach Deutschland 10, Postkarte 4 centavos, über Sibirien (besonders zu vermerken) 20 u. 8 centavos. =Telegraph=: _Eastern Extension_, überall hin; _Pacific Cable Co._ nach Manila, Schanghai und San Francisco. Sämtliche Philippinen-Inseln sind durch Kabel miteinander verbunden. =Mietswagen= kosten für die erste St. 40 cts., jede folgende St. 30 cts. -- =Elektrische Straßenbahn= bis Malabon und Fort Mac Kinley. -- =Eisenbahn= von Manila nach Camp I und San Fernando mit Zweigbahnen, Manila-Batangas, Manila-Cavite, Manila-Antipolo, etwa 600 km. =Dampfer=: Nach Hongkong s. S. 234; -- _Great Northern Steamship Co._, monatl. über Hongkong, Schanghai nach Seattle; -- _Pacific Mail S. S. Co._ (Agentur Castle Bros. Wolf & Sons) und _Tojo Kisen Kaisha_, monatl. über Hongkong, Schanghai nach San Francisco; -- _Norddeutscher Lloyd_ (Agentur Behn, Meyer & Co., Ltd., Tel.-Adr. Nordlloyd Manila), alle 4 Wochen nach Australien und Neuguinea; -- Küstendampfer der _Philippine Steamship Co._ (Agentur Warner, Barnes & Co.), nach allen Inseln des Archipels. -- Außerdem Agenturen der _Hamburg-Amerika Linie_, _Messageries Maritimes_ u. a. [Illustration: Karte der Umgebung und Lageplan von Manila.] =Geld=: 1 Peso = 1/2 $ Gold (Vereinigte Staaten, II. Teil, S. 2) = 2,10 M. -- =Banken=: _Hongkong & Shanghai Banking Corporation_ und _Chartered Bank of India, Australia & China_; beide Korrespondenten der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Deutschen Bank; _International Banking Corporation_; _Banco Español Filipino_. =Sprache.= Mit Englisch kommt man gut aus. =Vergnügungen=: Militärkonzerte an der Luneta (Reede), Hahnenkämpfe etc. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Dr. Zitelmann, Calle Real 346, Malate etc. --_Österreich-Ungarn_, Konsul Peter Krafft. =Deutscher Klub=: General Solano 402, San Miguel, im Villenviertel; von seiner Terrasse *Aussicht. Die =Polizei= ist gut; die amerikanischen Polizisten geben höflich Auskunft und zeigen den Weg. =Deutscher Arzt=: _Dr. Bartels_, Calle Marina 67, Ermita. =Deutsche Apotheken=: _Stahl & Rümcker_, Escolta 83; _Santos & Jährling_, Plaza Goiti. =Zeitungen.= _=Englisch=_: _Manila Times_, Abendzeitung; _Cablenews American_, _Daily Bulletin_, Morgenzeitungen. _=Spanisch=_: _El Comercio_, _El Mercantil_. =Sehenswürdigkeiten=: Kathedrale und die alten Kirchen in Intramuros, Museen, alte Festungswälle in Cavite, Bilibid Prison. =Geschäftsadressen.= Viele deutsche Kaufleute leben in Manila; man frage im Gasthof nach dem »Directory«. =Zeiteinteilung.= Für Manila genügen einige Tage; für Ausflüge nach Baguio 4 Tage, nach den Majayjay-Fällen 3 Tage, zur Insel und dem Vulkan Taal 4 Tage, nach Sibul Springs 3 Tage, nach Los Baños 1-1/2 Tag. =Geschichtliches.= Manila wurde 1572 begründet, 1590 als Festung ausgebaut; 1643 wurde es von den Holländern, später von asiatischen Piraten und aufständischen Eingebornen bedroht, aber nie eingenommen. Am 1. Mai 1898 erzwang der amerikanische Admiral Dewey die Einfahrt in die Bucht von Manila, zerstörte in der Bucht von Cavite das aus kleinen, alten Schiffen bestehende spanische Geschwader und blockierte Manila von der Seeseite, während die verbündeten Filipinos sie von der Landseite einschlossen, so daß die spanische Besatzung 13. Aug. 1898 kapitulieren mußte. Auch während der Kämpfe, die bald zwischen den Amerikanern und den Filipinos ausbrachen, wurde Manila wiederholt von letztern angegriffen. =Manila=, Hauptstadt und Haupthandelshafen der Philippinen, liegt im Südteile der größten, nördlichsten Insel des Archipels, Luzon, am Ostufer der prächtigen Bai von Manila, unter 14° 35' nördl. Br., hat 234409 Einw. (Tagalen, Mestizen, Spanier und etwa 30000 Ausländer, meist Chinesen), macht den Eindruck einer südeuropäischen Stadt. Die meisten Häuser sind wegen der Erdbeben aus Holz (nur das Erdgeschoß aus Stein), aber darum den Wirkungen der Wirbelstürme preisgegeben; der letzte Zyklon (1882) verwüstete in einer Stunde die halbe Stadt. Manila besteht aus der alten, von moosbewachsenen Ringmauern umgebenen innern Stadt (_Intramuros_) und den durch eine Stein- und drei eiserne Brücken mit dieser verbundenen Vorstädten (_Extramuros_). Erstere, am l. Ufer der Pasig, hat gerade Straßen, Palast des Erzbischofs, Rathaus, 10 reichgeschmückte Kirchen, viele Klöster, Hospitäler, Kasernen, Observatorium (von dem berühmten Meteorologen und Taifunspezialisten Jesuitenpater _José Algué_, Verfasser des Werks »The Cyclones of the Far East«, vorzüglich geleitet). Die innere Stadt, an die sich die Vororte _Ermita_, _Paco_ und _Malate_ und das _Fort Santiago_ eng anschließen, ist Sitz des Zivilgouverneurs und des obersten Gerichtshofs und hat nur etwa 20000 Einw. [Illustration: Manila, Plan der Innern Stadt.] Die Vorstädte _Binondo_ und _Santa Cruz_ am r. Pasigufer sind Sitze des europäischen, amerikanischen und chinesischen Handelsverkehrs, dagegen blüht in dem von Mestizen und Fremden bewohnten _Tondo_ der Kleinhandel. Hauptindustrie ist Zigarrenfabrikation und Verarbeitung von Manilahanf; daneben Verfertigung von Nanking, Flechtarbeiten, Teppichen, Goldschmiedearbeiten und andern Metallwaren; durch europäische und amerikanische Unternehmer sind Zuckerraffinerie, Maschinenfabriken, Brennereien und Zündhölzchenfabrik entstanden. Der Handel liegt meist in den Händen von Engländern, Deutschen und Amerikanern. Die Einfuhr umfaßt Baumwollengewebe, Eisenwaren, Petroleum, Seiden- und Wollwaren, Papier, Kohlen, Kupfer, Reis, Wein, Schirme etc., Ausfuhr Zucker, Hanf, Tabak, Zigarren, Kopra, Kokosnußöl u.a. Der Handel richtet sich größtenteils nach den Vereinigten Staaten und England. Von Unterrichtsanstalten besitzt Manila eine Universität, höhere Schulen, Lehrerseminar für Eingeborne, Sternwarte, bürgerliches und militärisches Hospital. Das Klima ist trotz Feuchtigkeit gesund (Durchschnittstemperatur 27°, Januar 25°, Mai 28,6°), Cholera und Pest aber haben zahlreiche Opfer gefordert. Zyklone und Erdbeben haben die Stadt wiederholt schwer heimgesucht. --_=Rundfahrt.=_ Man besuche die Geschäftsstraße _La Escolta_; sie ist Hauptsitz des Handels- und Schiffsverkehrs, lebhafter Verkehr bei Geschäftsschluß an der großen Pasigbrücke, Puente de España; von dort wandert man zum Strande. Der _Bagumbayan_ und die _Luneta_, wo Militärmusik spielt, sind beliebte Spaziergänge. Auf der _Plaza_ steht das _Standbild Isabellas II._, in der Nähe der alten Festung, bei der Brücke, die _Magalhães-Säule_ und vor dem frühern erzbischöflichen Palast, jetzt Sitz des amerikanischen Truppenbefehlshabers, das _Denkmal Karls IV_. Sehenswert sind die Zigarrenfabriken und die Barbierläden sowie die Vororte der Eingebornen, die Tabakpflanzungen, Bambushaine und Kokospalmenhaine in der Umgebung. =Ausflüge=: Lohnend ist ein Ausflug nach dem Kratersee _Laguna encantada_ (bezauberter See) und nach dem Wasserfall in der prächtigen Schlucht bei _Santa Cruz_ (bequem mit Auto, die Stunde 4-6 Pesos), ferner nach dem Kriegshafen _Cavite_ mit Bahn in 1-3/4 St., zurück mit Fährdampfer 1 St.; mit Bahn westl. nach _Laguna de Bay_ zum Kurort _Los Baños_ (gutes Hotel) mit heißen Quellen; in die Berge von _San Mateo_, _Montalbani_ und _Antipolo_. [Hand] Vor größern Ausflügen ziehe man Erkundigungen über den Reiseweg ein. =Ausflug nach Baguio= (4 Tage erforderlich): Mit Frühzug der _Dagupan Railway_ nordwärts Manila durch die Provinzen Rizal, Bulacan, Pampanga, Tarlac und Pangasinan, gut angebautes, ebenes Land mit Reis- und Zuckerrohrfeldern, dann durch Wälder von Nipa-Palmen und sandige Moore mit 5-8 m hohem Cogan-Gras. Hinter _Dagupan_ steigt die Bahn etwa 100 m zum vorläufigen Endpunkt _Camp One_; hier beginnt das Gebirgsland der Provinz _Benguet_ (man fährt ab Camp One mit staatlichen Gebirgsautomobilen); die Benguet-Landstraße steigt in der Talschlucht des Bued-Flusses durchschnittlich 1: 25 etwa 40 km in prächtigem Alpenpanorama empor; erste Haltestelle (20 km) _Twin Peaks_ (Bungalow mit Erfrischungen). Von da in 2 St. auf großartigem Weg zum Gebirgskamm (eine der schönsten Landschaften der Erde); halbwegs hört die Tropenflora auf, Myrten und Nadelholz beginnen, die Luft wird kühl. Man sieht r. einen Durchhau nach _Camp John Hay_ und erreicht 100 m weiter _Hill Side_ (*Aussicht) und bald darauf *=Baguio= (_Hotel Pines_, gelobt, in prächtiger Lage), die Sommerresidenz der amerikanischen Beamten mit frischem, gesundem Bergklima, 1456 m ü. M., in schönster Landschaft gelegen, als Kurort sehr beliebt. Die höchste in 4 Jahren beobachtete Temperatur beträgt nur 26,4°, die niedrigste 6,8°, die Niederschlagsmenge aber nicht weniger als 4000 mm, der meiste Regen fällt im Mai-Oktober, Dezember-März sind ganz trocken.--Etwa 5 km weiter liegt _Gibraltar_ und weiter l. _Topside_, die Residenz des Zivilgouverneurs mit Park und Sportplatz. L. vom Hotel liegt der Bezirk _Brook Side_. 12. Von Hongkong nach Schanghai. Die Yangtse-Fahrt. Vgl. die Karte S. 215. =Dampfer= (Österr. Lloyd, Messageries Maritimes und P. & O. Line) in 3-4 Tagen von Hongkong nach Schanghai, vgl. S. 221.--Die =Reichspostdampfer= (s. S. 245 B.) gehen von _Hongkong_ in 3 Tagen nach (870 Seem.) _Schanghai_ und laufen auf der Rückreise zur Teezeit _Futschou_ an. Fahrpreise Hongkong-Schanghai I. Kl. $ 66, II. Kl. $ 44.--Außerdem _Pacific Mail Steamship Co._, _Canadian Pacific Steamship Co._, _Toyo Kisen Kaisha_ und _Nippon Yusen Kaisha_.--Nach _Formosa_ gehen Dampfer der _Osaka Shosen Kaisha_ über Swatau, Amoy und Futschou nach (930 Seem.) _Schanghai_ in 7 Tagen.-- =Küstendampfer= (s. unten A.), darunter die _Deutsche Reederei M. Jebsen_, die _Douglas Steamship Co._, die _Indo-China Steam Nav._ u. a., berühren Swatau, Amoy, Futschou und Ningpo. Näheres in den Tageszeitungen in Hongkong. A. Die =Küstenfahrt= zwischen Hongkong und der Yangtse-Mündung wird nur von kleinen Dampfern ausgeführt, da der große Bogen der südchinesischen Küste zwar außerordentlich viele Buchten besitzt und zum Teil in Inselscharen aufgelöst ist, aber wenige tiefe Häfen besitzt. Die Buchten sind entstanden, indem das Land sich senkte und das Meer in die Täler des bisherigen Küstenlandes eindrang; nachträglich sind sie zum Teil durch Sinkstoffe der Flüsse wieder verschlammt worden. So bestehen auf der ganzen langen Strecke nur drei bedeutendere Hafenorte, bei denen wie bei Kanton Flußmündungen die Stelle von Häfen vertreten: Swatau, Amoy und Futschou. Sie alle haben es nicht zu größerer Bedeutung bringen können, weil ihre Hinterländer zwar sehr reich und mit guten Wasserwegen ausgestattet, aber nicht allzusehr ausgedehnt, sondern gegen das Innere durch eine höhere Gebirgsschranke abgeschlossen sind. Kleinere, dem Fremdenhandel zugängliche Häfen sind Santuao, Funing, Wentschou.--Man verläßt Hongkong durch den _Lyemun-Paß_, läuft zwischen den Küsteninseln und nahe unter Land bis zum _Kap Gute Hoffnung_ (_Good Hope Cape_), 50 m hoch, mit kleinem weißen Leuchtturm an der Mündung des _Han-Flusses_; zwischen Inseln und Klippen steuert man durch das Zuckerhut-Fahrwasser (_Sugarloaf Channel_) über die Barre in den mit Fischerbuhnen besetzten Fluß und gelangt nach 1 St. Fahrt nach (175 Seem.) =Swatau= (_Astor House Hotel_, Pens. $ 6-12; _Swatow Hotel_, an der Landestelle, mäßig), _Scha-tou_, Hafenstadt der Provinz Kwangtung, dem fremden Handel seit 1858 geöffnet, auf 23°22' nördl. Br., also etwa unterm Wendekreis gelegen, mit etwa 48000 Einw. (unter 250 Ausländern etwa 30 Deutsche), hat bedeutenden Seeverkehr, namentlich als Mittelpunkt der Rohrzuckererzeugung, und europäische Niederlassungen an beiden Ufern des Hanflusses 8 Seem. innerhalb der Mündung; deutsches Konsulat (Dr. v. Borch) und deutsches Postamt am Nordufer, größere Niederlassung auf der Insel _Kakchioh_ am Südufer zwischen schönen tropischen Gärten und felsigen Hügeln; je ein (internationaler) Klub auf jedem Ufer (Einführung durch Mitglied). Einkäufe: Zinkteebüchsen, Zigarrenkasten, Grasleinengewebe, Fächer und Curios. Chinesische Flußdampfer fahren bis zu der volkreichen Industriestadt _Tschautschoufu_ (_Chaochowfu_; bis hierher auch Eisenbahn, 48 km, täglich 3 Züge) und _Kityang_, dem Mittelpunkte des Zuckerrohrbaues. Auf dem Fluß im Winter Jagdgelegenheit auf Wildenten und Wildgänse etc. Nördl. von Swatau gelangt man in die _Formosastraße_, die im NO.-wie SW.-Monsun meist starken Seegang hat; man fährt in Sicht der Küste an vielen Inseln vorbei und biegt, nachdem man die _Nantai Wuschan-Pagode_ auf 524 m hohem Berggipfel erblickt hat, in eine weite Bucht; im Innern liegt (310 Seem.) =Amoy= (_Hsiamen_, in der Provinz Fukiën), dem fremden Handel seit 1842 geöffnet, auf etwa 24° 30' nördl. Br., mit 114000 Einw. (30 Deutsche), Sitz eines Titu (Admirals), eines Taotai und eines Haifangting (Seepräfekt), auf der Insel _Amoy_, die, 15 km lang und 11 km breit, von 400000 Menschen in 136 Ortschaften bewohnt ist und an der Mündung des Drachenflusses (_Kiulungkiang_) liegt. Letzterer bildet eine gute Wasserstraße ins Hinterland. Die Bedeutung des Ortes als Handelsplatz ist stark zurückgegangen, seitdem Japan die gegenüberliegende große Insel Formosa besetzt hat und der Verkehr zwischen dieser und dem Festland gering geworden ist. Die Innenstadt, in der die Yamen der chinesischen Beamten liegen, ist mit Mauern umgeben. Vor dem Südtor eine alte Ehrenpforte mit Steinfiguren, die eine im 17. Jahrh. vom Vizekönig in Futschou empfangene holländische Gesandtschaft darstellen, und Inschriften, wonach den Holländern gestattet wurde, in Amoy Handel zu treiben. Reste der Mauern um die alte holländische Niederlassung hinter dem New Amoy Dock. Amoy wurde 1544 von Portugiesen besucht; später war den Spaniern dort der Verkehr gestattet.--Bei _Amingkang_, Dorf 1 km südl. von Amoy, liegt das _Grab des Prinzen Lu Wang_, der 1660 auf der Flucht vor den Mandschus in Amoy starb, daneben zwei Steinfiguren und ein steinernes Pferd, die Symbole der Abstammung vom Herrscherhaus.--An den Bergabhängen ein weißer Grabstein neben dem andern, aus der Taiping-Rebellion herrührend. --Gegenüber Amoy die alte _Nan tai wu-Pagode_.--Vier große Forts verteidigen die Stadt.--Im Hafen sehr lebhafter Handelsverkehr; Einfuhr hauptsächlich Opium und Baumwollwaren, Ausfuhr schwarzer Tee und Zucker. _Eisenbahn nach Tschangtschoufu_ (_Changchowfu_) im Bau. Gelegenheit zu billigen Einkäufen (man muß stark handeln!) chinesischer Kuriositäten: Katzenaugen, Schnitzereien aus Pfirsichkernen, hölzerne Götzenfiguren, Speckstein. Sehenswert sind auch die Fabriken für Spitzen, künstliche Blumen, Porzellan und Seide, die Markthallen, Malerwerkstätten und der Fischmarkt, Teehandlungen. Amoy ist eine der schmutzigsten Städte Chinas, man nehme Riechsalz mit; auch herrschen Cholera und und Pest dort häufig.--Gegenüber dem Hafen von Amoy liegt =Kulangsu=, eine kleine Insel mit der sehr gesunden und malerischen internationalen Fremdenniederlassung unter eigner Verwaltung, dem _Sea view Hotel_ und dem _New Amoy Hotel_, dem _Amoy Club_, der _Masonic Hall_, dem _Deutschen Postamt_, ferner den Banken: _Hongkong & Shanghai Banking Co._ (Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft) und _National Bank of China/_; _Deutsches Konsulat_ (Konsul Dr. Merz). Spaziergang (2 St.) rund um die malerische Insel auf bequemem Weg, beliebte Promenade der Europäer, die auf Kulangsu international zusammenhalten und sehr gastfrei sind. =Ausflüge= von Amoy (Überfahrt mit Sampan von Kulangsu; man nehme Führer vom Hotel mit, nach der Landungsstelle bei der Asiatic Petroleum Co.) zum =Weißen Hirsch- und Tigertempel= in schöner Landschaft, in 1 St. auf gutem Weg mit Ausblick auf Stadt und Hafen.--Unterhalb des Tigertempels lag der _Wackelstein_, ein schwerer, früher beweglicher (jetzt umgeworfener) Felsen.--Beim Rennplatz, vom Seeräuberkönig _Koxinga_ (der Mitte des 17. Jahrh. die Holländer aus Formosa verdrängte) angelegt, liegt der _Lamputan-Tempel_. Vor dem Tempel stehen von Schildkröten getragene Grabsteine berühmter Chinesen; hinter dem Tempel ein Park mit Grotten. Im Innern des Tempels stehen in der großen Vorhalle vier riesige Holzbildwerke, r. ein Lautenspieler, daneben ein Krieger in goldenem Panzer, gegenüber zwei andre Tempelwächter, von denen einer eine Schlange erdrückt, der andre eine Pagode in der Hand hält. Im Heiligtum steigt man eine Treppe hinauf in eine Halle, wo ein milder Buddha einer goldenen Lotosblume entsteigt, ihm zur Seite betende Gestalten. An den Wänden stehen hinter Glas Götzenbilder. Auf der Bergkuppe oberhalb des Tempels *Aussicht. Lohnend ist auch ein Ausflug etwa 20 Seem. flußaufwärts zu der 330 m langen, aus gigantischen Steinblöcken erbauten Brücke, deren Bau ein technisches Wunder darstellt. Ferner zu empfehlen eine Fahrt auf der zum Teil schon im Betriebe befindlichen Bahnlinie von Amoy nach der großen Binnenstadt Tschangtschoufu. _=Die Küstenfahrt von Amoy=_ nordwärts führt an der Westseite der _Formosastraße_ (S. 245) zwischen vielen Inseln und durch die _Haitanstraße_ (innerhalb der großen Insel _Haitan_) zur Mündung des _Minflusses_. Die Einsteuerung in den Fluß ist sehr schwierig und geht über zwei Barren zur _Pagodenreede_ (_Pagoda Anchorage_), wo eine siebenstöckige Pagode auf der Insel _Losing_ steht; am Westende der Insel chinesische Marinewerft mit Trockendock. Die Ufer sind sehr malerisch und von hohen steilen Felskuppen begleitet; hohe Berge bilden das Nordufer. Nachdem der Dampfer geankert, fahren die Reisenden mit einer Dampfbarkasse in 2 St. flußaufwärts nach (510 Seem.) =Futschou= (_Brockett's Hotel_; _W. Brand's Boarding House_, für längern Aufenthalt zu empfehlen, in der Fremdenniederlassung auf der Insel _Nantai_, wo das Dampfboot anlegt; _Foochow Club_; _Hongkong & Shanghai Bank_, _Chartered Bank of India_ [beide Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, letztere auch der Deutschen Bank in Berlin]; _Deutsches Konsulat_ [Konsul G. Siemssen]), engl. _Foochow_ (in der Volkssprache _Hoktschiu_), Hauptstadt der chines. Provinz Fokiën, am l. Ufer des schiffbaren Minflusses, 32 km von dessen Mündung, von malerischen Hügeln umgeben, in fruchtbarer Ebene, eingeschlossen von 9 m hohen, 4-7 m dicken Mauern, auf unebenem Boden unregelmäßig, aber typisch »chinesisch« erbaut, hat 630000 Einw., wovon 10000 Mandschu, die ein ummauertes Viertel bewohnen, und 200 Europäer (18 Deutsche) in der Vorstadt _Nantai_ in schönen Villen mit Gärten auf dem r. Ufer. Die Vorstädte ziehen sich bis an den Fluß, der eng besetzt ist mit schwimmenden Wohnungen; über ihn führt eine 301 m lange Brücke (die »Brücke der 10000 Lebensalter«), die längste in China, die auf 40 Pfeilern mit bis 14 m langen Steinplatten ruht. Futschou ist Sitz des Vizekönigs von Mintsche (Fokiën und Tschekiang), des Gouverneurs von Fokiën und des Oberbefehlshabers der Mandschutruppen; es hat große Bauwerften für Dschunken, Fabriken für Seiden- und Baumwollengewebe und Papier, auch ein deutsches Dampfsägewerk, und ist seit langem nächst Hankau der erste Teemarkt Chinas für die Ausfuhr. Für Einkäufe zu beachten: Seifenstein-Kunstgewerbe, gute und sehr originelle Lacksachen, künstliche Blumen, Schnitzereien aus Teeholzwurzeln, Silbersachen. Ferner werden Papier und Holz aus-, Opium, Baumwolle, Wollwaren, Garne, Metalle, Kerosen eingeführt. Zwei Dampferlinien laufen zweimal wöchentl. nach Hongkong.-- Futschou wurde 1842 dem Fremdenhandel geöffnet; 1884 wurde hier eine Abteilung der chinesischen Flotte durch französische Kriegsschiffe vernichtet. In der Teezeit (Juni bis November) legen die von Ostasien zurückkehrenden Reichspostdampfer in Futschou an.-- _=Rundgang=_ nur in Sänfte ausführbar (vgl. Kanton, S. 225), auch des Schmutzes wegen. Über die Brücke (auf ihr kann man den Fischereibetrieb mit Kormoranen beobachten) gelangt man durch die Südvorstadt, vorbei an den Niederlassungen der amerikanischen, Methodisten- und Dommikanermissionen, durch das Südtor in die Stadt. Dicht innerhalb des Tores liegt r. der _Tempel des Kungfutsze_ (Tempel der Literatur), dahinter in der SO.-Ecke der Stadt das Mandschuviertel. --An der mittlern Hauptstraße, die vom Südtor zum Nordtor führt, liegen der _Yamen des Vizekönigs_ und andre Paläste.-- Nahe dem Westtore liegt der _Tempel des Kaisers_, im nördl. Stadtviertel ist eine Prüfungshalle für Beamte und in deren Nähe ein Tempel der Schutzgötter der Stadtmauern. Von der nördl. Stadtmauer, nahe der siebenstöckigen roten Pagode, hat man guten Überblick über die Stadt. Interessanter *Rundgang auf der Stadtmauer um die Stadt (6-8 St.).--Der Garten des deutschen Konsulats am Siemssen-Bund mit schönen Orchideen ist Reisenden gern geöffnet. Futschou nebst Umgegend bietet vielerlei Lohnendes für eine Woche Aufenthalt. Das Klima ist gesund; Taifune sind selten. =Ausflüge=: 1) Nach dem =Kuschan= und nach =Kuliang=, Sommerfrische der Europäer im schönsten Hochwald mit 20° C im Sommer; erfordert 1 Tag. Man fährt mit Sampan oder Hausboot flußabwärts, landet am l. Ufer und steigt auf bequemem Weg (etwa 3000 Stufen) bergan zum buddhistischen _Mönchskloster_ (in halber Berghöhe, in 1 St. zu erreichen), das über 200 Mönche aus allen Gegenden Chinas beherbergt. Im Kloster herrscht überraschende Sauberkeit; man sieht praktisch-moderne große Speisesäle und Küchenanlagen mit Wasserleitung, Kesseln u. Backöfen. Im Haupttempel thront Fo (Buddha) auf großem Altar, umgeben von vielen Untergöttern. Tierstallungen und Fischteich liegen neben dem Kloster. (Man gebe dem führenden Mönch ein Geldgeschenk.)--Vom Kloster Aufstieg auf schmalem Fußweg auf die Höhe des _Kuschan_, wo die Wohnhäuser der europäischen Sommerfrischler liegen. Auf dem Bergkamm prächtige *Aussichten. Der 885 m hohe Gipfel des _Kuschan_ hat im Februar zuweilen eine Schneekappe.-- 2) Zum =Leitschikloster= (Kloster der Lehre vom alten Stein des Westens), nahe beim Nordende der Insel Nantai, im 9. Jahrh. vom heiligen Tukma gegründet; es liegt nahe dem Minfluß in uraltem Park, umgeben von Bergen. Das Heiligtum hat sehr viele Statuen. --3) Dreitägiger Ausflug den Nebenfluß =Jungfu= aufwärts, der bei der Mitte der Südseite der Insel Nantai in den Min mündet; malerisch bewaldete Ufer mit Wasserfall, Bambuswald und heißen Quellen; man besuche das *_Yungfu-(Yuenfu-)Kloster_, den _Bambu Creek_, die Schwefelquellen (_Pokau_) und steige bergauf bis *_Banker's Glen_.--4) Lohnende Ausflüge können mit Hausbooten oder Dampfbarkassen gemacht werden, aufwärts bis _Schuikou_ (_Shuikow_), Stadt 40 Seem. oberhalb Futschou am Zusammenfluß des Minkiang und Hsiangki. Auf der _=Küstenfahrt=_ werden nördl. von Futschou zuweilen die unbedeutenden Vertragshäfen _Santuao_ (8000 Einw.) in der Samsabucht, 10 km östl. von der größern Stadt _Ningteh_, und _Wentschou_ (_Wenchowfu_; 80000 Einw.) angelaufen; Wentschou am Wukiang, einem Fluß, der durch den Sanpwan-Paß zwischen Inseln angesteuert wird; die Stadt zeichnet sich durch Sauberkeit aus, ist aber geschäftlich still.--Dann steuern die Küstendampfer durch den _Nimrodsund_ in den landschaftlich schönen _Tschusanarchipel_ am SO.-Ende der großen Hangtschoubucht hinein, laufen zuweilen den Ankerplatz von _Tinghai_ auf der Hauptinsel an und dampfen von da in die Mündung des _Yungflusses_, wo sie je nach dem Wasserstand vor der befestigten Hafenstadt _Tschinhai_ (mit 26000 Einw.) ankern oder weiterlaufen bis zum Hafen von =Ningpo=, Stadt mit 400000 Einw. in der Provinz Tschekiang, auf 29° 53' nördl. Br., ist Sitz eines Taotai (etwa Regierungspräsident). Die Bewohner sind fleißig, klug und friedlich, die Straßen reinlich. Zahlreiche Tempel, buddhistische Mönchs- und Nonnenklöster, Erziehungsanstalten und Versammlungshäuser. Die Chinesenstadt liegt auf der Halbinsel zwischen den Flüssen _Yujao_ und _Funghwa_, die zusammen den _Yung_ bilden. Über beide Flüsse führen Schiffbrücken. Die _Fremdenniederlassung_ (Gasthof; Campoklub; britisches Konsulat; Dampfer nach Tschinhai, Schanghai zweimal tägl. etc.) liegt nö. von der Chinesenstadt auf der Halbinsel zwischen dem Yungfluß und dem Yujao. Ningpo war 1522-42 portugiesische Niederlassung und wurde 1842 dem Fremdhandel als erster Hafen eröffnet. Klima wie Schanghai, doch gesünder. Einfuhr: Woll- und Baumwollwaren, Opium, getrocknete Früchte; Ausfuhr: Tee, Baumwolle, Seidenwaren, Matten, Hüte, Fächer, getrocknete Fische (Tintenfische). Lebhafter Dampferverkehr.--_=Rundgang.=_ Die 860-873 erbaute Stadtmauer ist 8 m hoch, 5 m breit und hat 8 Tore. Das älteste Bauwerk ist der im 9. Jahrh. erbaute sechseckige, siebenstöckige _Himmelsturm_ (_Tienfengta_), auf dessen Plattform eine Wendeltreppe mit 150 Stufen führt. Aus dem 12. Jahrh. stammt der _Tempel der Himmelskönigin_ (_Tiengheukong_), ein Heiligtum der Seefahrer; er zeigt sehr schöne Skulpturen. Von Ningpo gehen die Küstendampfer nördl. durch die _Hangtschou-Bai_ und folgen dem Dampferweg zur Yangtsemündung nach _Wusung_ und (930 Seem.) _Schanghai_ (S. 246). * * * * * B. Die =Reichspostdampfer= fahren von _Hongkong_ nö. durch die =Formosa-= (oder =Fukiën-=)=Straße=, außerhalb (östl.) der _Ockseuinseln_ und der _Turnaboutinsel_ östl. Haitan (beide mit Leuchttürmen). Diese Gewässer sind reich an Seetieren; man kann Menschenhaie, auch Hammerhaie, Walfische und große Fliegende Fische sowie Delphine beobachten, außerdem große dunkelbraune Möwen und andre Vögel. Die See ist meist lebhaft bewegt, so daß sich bei nicht seefesten Reisenden zuweilen nochmals Seekrankheit einstellt; dann empfiehlt es sich, die frische Luft an Deck als bestes Heilmittel zu genießen, denn auf der Höhe von Swatau tritt man beim Überschreiten des Wendekreises des Krebses aus dem Tropengürtel in die gemäßigte Zone. Der NO.-Monsun bringt frischkühles Wetter. Die Ostseite der Formosastraße bildet die Insel =Formosa=, von den Chinesen und Japanern =Taiwan= genannt, 395 km lang und etwa so groß wie Ostpreußen. Abgesehen von der kultivierten Küstenniederung im W., die von Chinesen bewohnt wird, ist die Insel noch sehr wenig bekannt. In dem gebirgigen, bis über 4000 m aufsteigenden Innern wohnen malaiische Stämme, wohl auch noch ältere Stämme bisher nicht sicher erforschter Herkunft. Seit 1895 gehört die Insel den Japanern, die Eisenbahnen, Landstraßen und Telegraphen angelegt haben. Wichtigster Seehafen ist _Kiirun_, am Nordende der Insel, mit vorzüglichem, von den Japanern stark befestigtem Hafen, Hauptstadt ist _Taihoku_ mit etwa 100000 Einw.--Ein Besuch der landschaftlich sehr schönen Insel ist wohl lohnend, wird aber wohl kaum für den flüchtigen Weltreisenden in Betracht kommen, zumal die Unterkunftsverhältnisse auf der Insel noch sehr primitiv sind und der Reisende vielfach auf die Gastfreundschaft ortsansässiger Kaufleute u. a. angewiesen ist. Vor der Westküste von Formosa liegen die basaltischen _Pescadoresinseln_ (japanisch _Hōko rettō_), die auf der Insel _Ponghau_ (_Hōko tō_) den vorzüglichen Schutzhafen _Makung_ (_Makyū kō_ oder _Bakō kō_) haben, der als japanischer Flottenstützpunkt ausgebaut ist; sein Besuch ist Europäern nicht erlaubt. Nördl. von Turnabout erreicht man das =Ostchinesische Meer=, das ähnliche Windverhältnisse wie das Südchinesische Meer (S. 220) hat; doch weht der NO.-Monsun im November und Dezember als voller Sturm. Die besten Monate sind Februar, März und April mit meist heiterm Himmel. _Taifune_ sind im Mai bis September nicht selten, Hauptzeit ist August, September und Oktober. Im Ostchinesischen Meer ist die Bahnrichtung der Taifune meist nördl. bis nö. (doch kommen auch andre Richtungen vor), deshalb sind die gefährlichen Windstriche andre als im Südchinesischen Meer, und dementsprechend ändern sich die Regeln zur Vermeidung der Sturmmitte.--Von Turnabout steuern die Postdampfer östl. der Insel _Hieschan_ und dann zwischen den Felseninseln _Tongting_ und _Piting_ durch; dann wird der Leuchtturm der _Steepinsel_ angesteuert und zwischen dieser Insel und andern durch auf die 118 m hohe südlichste _Bonhaminsel_ (mit Leuchtturm) zugedampft. Nachdem die _Bonhamstraße_ zwischen den Bonhaminseln und der Insel _Pirie_ durchlaufen ist, steuert man auf die kegelförmige, etwa 80 m hohe _Gützlaffinsel_ (mit Leuchtturm) zu, die wichtigste Ansteuerungsmarke für die Yangtsemündung; sie ist Signalmeldestelle für Schiffe, fünf Telegraphenkabel landen auf der Insel, davon laufen zwei nach Schanghai, eins nach Amoy, zwei nach Nagasaki. In der Nähe der Insel sichtet man das _Tungscha-Feuerschiff_, das auf der großen Yangtsebank die Einfahrt in die seichte Flußmündung bezeichnet; dort kommt der Lotse an Bord (falls er nicht schon in Hongkong sich einschiffte) und führt den Postdampfer in die an schmutziggelbem Wasser kenntliche Mündung des Riesenstroms, des _Yangtsekiang_, hinein, wo man anfangs nur Feuerschiffe und Seezeichen, später l. auch einen ganz flachen und öden Küstenstreifen sieht. Große Dampfer ankern bei niedrigem Wasserstand im Huangpu auf der Reede von =Wusung= (_Woosung Forts Hôtel_), als Vorhafen für Schanghai wichtig, liegt an der Mündung des _Huangpu_ in den Yangtse; die alte Stadt ist durch Überschwemmungen zerstört; jetzt sieht man nur einige Häuser und Lagerschuppen. Die 16 km lange Bahn nach Schanghai wurde 1876 erbaut, 1877 durch fanatische Chinesen zerstört (die in der Lokomotive eine Verhöhnung des Drachengottes sahen) und erst 1898 neu gebaut. Am Flusse sind Schiffbauwerften. Chinesische Kanonenboote und Zollkreuzer liegen vor Wusung. Schanghai. Vgl. beifolgende Pläne. =Ankunft zur See.= Die Postdampfer laufen jetzt meist durch das ausgebaggerte _Asträa-Fahrwasser_ bis Schanghai; müssen sie gelegentlich in Wusung ankern, so befördern sie ihre Reisenden mit Tendern (Dampfbooten) nach _Schanghai_; da in der Hauptreisezeit die Gasthöfe in Schanghai oft überfüllt sind, tut man gut, auf seinem Dampfer zu bleiben, wenn man erst Nm. in Wusung ankommt und nicht Zimmer telegraphisch von Hongkong vorausbestellt hat.--Die fast zweistündige Fahrt im Huangpufluß bietet wenig Sehenswertes, da die Ufer flach und eintönig sind; der Dschunkenverkehr auf dem Fluß ist sehr lebhaft. Vor Schanghai wimmelt der Fluß von Fahrzeugen und Schiffen. Am l. Ufer liegt die Stadt an der starken Krümmung des Flusses. Man passiert zuerst Schiffswerften, Petroleumniederlagen, Fabriken, besonders Baumwollspinnereien und dann das Stadtviertel Hongkiu und landet meist am Bund, gegenüber den Geschäftshäusern und Dampferagenturen an einem neuen Ponton. Zolluntersuchung findet bei der Landung statt; verboten ist Einfuhr von Waffen und Munition, Morphium, Kokain. =Ankunft mit der Bahn= von _Wusung_, etwa jede 2. St. in 30 Min. für I. 60, II. 40 cents, nur bis 8 Uhr Nm.; Bahnhof in Schanghai in Hongkiu, mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn zum Gasthof in 15 Min. =Gasthöfe=: _Hotel Kalee_ (geleitet von Alfr. Mildner, Deutscher, sehr aufmerksam), Ecke Kiukiang Road und Kiangse Road, 130 Z. (Bad bei jedem Zim.), Pens. $ 6-10; sehr beliebt und zu empfehlen. --_Astor House_, Ecke Broadway, gegenüber dem deutschen Generalkonsulat, vergrößert, sehr komfortabel, I. Ranges, Pens. $ 7-10.-- _Palace Hotel_, am Bund, Ecke Nanking Road, besonders amerikanischer Verkehr, Pens. $ 9.--_Hôtel des Colonies_, im französischen Viertel, Rue du Consulat, 80 Z., Pens. $ 5-12. =Pensionen=: _Leechu_ (Frau A. Lührs), Quinsan Gardens 6-7; Frau _H. Diederichs_, North Szechuan Road 11-12; Frau _M. Schütz_, North Szechuan Road 15; Frau _A. Schubert_ (Mount Pleasant), North Honan Road 24. =Restaurants=: _Rich. Neumann_, Astor Road (nahe dem Astor House), Frühstücksstube (Schlächterei), vorzüglich. --_Café Riche_, Rue Montauban.-- _Sweetmeat Castle-Konditorei_, Nanking Road 36.--_Social Shanghai Tea Rooms_, Kiangse Road 39.--_=Teehäuser=_: _Mandarinenteehaus_ in Alt-Schanghai.-- _=Gartenwirtschaften=_: _St. Georges Farm_, Ende der Bubbling Well Road. --_Point-Hotel_, 4 km vom Astor House. =Post=: _Deutsches Postamt_, Ecke Szechuan Road und Foochow Road; außerdem englisches, französisches, amerikanisches, russisches, japanisches und chinesisches Postamt.--=Telegraph= am Bund, Deutsch-Niederländische Telegraphengesellschaft im deutschen Postamt. Landlinien nach Peking, Hankau etc. =Wagen= jeder Art sind zu mieten; Rikschas, 1 Meile 5, 1 St. 25 cents; Sampans (Boote), 1/2 St. 25 cents.-- =Reitpferde= sind zu mieten, auch =Fahrräder= (1 St. 50 cents).--=Automobile= $ 6 je 1 St. =Straßenbahnen=: mehrere Linien; eine französische nach Zikawei, mit Zweiglinie nach Lokawei; im Internationalen Settlement Linien nach Bubbling Well, Railway Station, Public Park und Yangtsepoo (sehr gut und regelmäßig). =Dampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ (Agent: Melchers & Co., Tel.-Adr.: »Nordlloyd Schanghai«), alle 14 Tage nach Europa bzw. Japan, jeder 2. Dampfer über Tsingtau.--_Hamburg-Amerika Linie_ Schanghai-Tsingtau-Dienst (Agentur Kiukiang Road 2a), zweimal wöchentl. nach Tsingtau. Dieselben Reichspostdampfer jeden Mi. nach Chefoo-Tientsin, jeden Sa. nach Dairen-Tientsin und zurück (laufen im Winter Dairen statt Tientsin an).--_Yangtse-Linie_ (Agenten: Melchers & Co.), wöchentl. nach Hankau, dorthin auch englische, französische, chinesische und japanische Linien, so daß fast jeden Tag ein oder mehrere Dampfer fahren.-- _Österreichischer Lloyd_ (Agent: Sander Wieler & Co.), einmal monatl. nach Kobe und Yokohama sowie nach Europa.--_Messageries Maritimes_ (eigne Agentur, Tel.-Adr. Messageries Schanghai), alle 14 Tage nach Kobe und Yokohama sowie nach Europa.--_Peninsular & Oriental Co._, alle 14 Tage nach Japan und Europa. --_Pacific Mail Co._ und _Toyo Kisen Kaisha_, etwa 10tägig nach San Francisco, _Canadian Pacific Co._ (gelobt), etwa alle 3 Wochen nach Vancouver (alle drei Linien über Yokohama).-- Direkte Postdampfer der _South Manchurian Railway_ (Bureau der Nippon Yusen Kaisha oder bei Ackermann & Co.) zweimal wöchentl. nach Dairen (S. 326) zum Anschluß an die sibirische Route (kürzeste Verbindung mit Europa in 16 Tagen).--[Hand] Man beachte, daß der Überfahrtspreis nach Amerika der gleiche bleibt, wenn man erst in Yokohama an Bord geht.--Außerdem wöchentl. japanische Dampfer nach Japan und Korea.--NB. Die Zeitungen in Schanghai enthalten tägliche Listen über die Fahrzeiten und Bestimmungshäfen aller Dampferlinien, auch für die chinesischen, japanischen, englischen und französischen Flußdampfer auf dem Yangtse und die Küstendampferlinien. Bevor man aber fremde Linien benutzt, erkundige man sich bei deutschen Firmen. =Eisenbahnen=: 1) Nach _Wusung_ (S. 246).--2) Über Sutschou (_Soochow_) und _Tschinkiang_ (_Chinkiang_) nach _Nanking_, durch an Seiden-, Reis- und Baumwollbau reiche Gegend; Schnellzug in 2 St. nach Sutschou, in 7 St. nach Nanking. Fahrgäste der Lloyddampfer nach und von Hankau dürfen die Strecke Schanghai-Nanking oder zurück mit der Bahn fahren.--3) Nach _Hangtschou_ (_Hangchow_) s. S. 252. =Geld= (s. S. 217) empfiehlt sich nur so viel zu wechseln, wie man am Platze braucht, und zwar bei einer europäischen Bank.--=Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Bund 14 (Hauptgeschäft, mit Filialen in Berlin, Hamburg, Tsingtau, Calcutta, Hongkong, Tientsin, Peking, Singapore, Tsinanfu, Hankau, Yokohama und Kobe), Korresp. der Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig; vermittelt Bankgeschäfte nach allen Plätzen der Erde. Man erbitte dort Auskunft über die Geldverhältnisse.--_Hongkong & Shanghai Bank. Corp._, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft.--_Chartered Bank of India, Australia & China_, Korr. der Deutschen Bank in Berlin. --_International Banking Corporation._ --_Sino Belgian Bank._--_Imperial Bank of China._--_Nederlandsche Handels Maatschappij._--_Yokohama Specie Bank._ =Sprache=: Chinesisch, vgl. S. 218; in Gasthöfen und im Handelsverkehr wird überall Englisch, oft auch Deutsch gesprochen. =Theater=: Im Winter spielen zuweilen durchreisende europäische Gesellschaften oder Dilettanten (Deutscher Theaterverein sowie je eine englische und französische Gesellschaft) im _Theatre Lyceum_ (nahe dem englischen Konsulat, Soochow Road).--_American_ _Cinematograph_ und _Victoria Hall_ jeden Abend Spezialitätenvorstellung. _Symphoniekonzerte_ der vorzüglichen städtischen Kapelle (deutscher Kapellmeister Prof. Buch) in der Stadthalle, Nanking Road, So. Nm. 4-1/2-6 Uhr, Eintritt frei, nur im November bis Juni, sehr besucht!--_Chinesische Theater_ in Canton Road, Foochow Road, Hankow Road und am chinesischen Bund. --_Teehäuser_ mit »Singsong Girls« (chinesische Sängerinnen) in der Foochow Road, sehr interessant. =Fremdenführer= (nötig) im Gasthof zu erhalten oder am Eingange zur Chinesenstadt (Preis nach Vereinbarung, etwa 50 cents). =Reiseführer=: _C. Fink_, Führer durch Nord- und Mittelchina (sehr zu empfehlen!); _The Palace Hotel_: Guide to Shanghai. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Generalkonsul Wirkl. Legationsrat von Buri, Konsul Dr. Ney, vier Vizekonsuln, zwei Dolmetscher etc., Whangpoo Road 9 und 10, an der Einmündung des Soochow Creek, gegenüber Astor House. --_Österreich-Ungarn_, Generalkonsul Dr. Bernauer, Avenue Paul Brunat. =Klubs=: Deutscher Klub _Concordia_ (mit Lesezimmer und Bibliothek), am Bund, sehenswert.--_Shanghai Club_ (international), am Bund (Pl. 13). In beiden sind für Mitglieder und eingeführte Herren sehr bequeme, modern eingerichtete Zimmer zum Wohnen zu mieten.--_Shanghai Race Club_; _Masonic Club_; _Deutscher Gartenklub_, Avenue Paul Brunat; englischer _Country Club_, Bubbling Well Road--alle mit eignen Klubhäusern. =Polizei=: _Central Police Station_, Ecke Foochow Road und Honan Road. =Deutsche Ärzte=: Dr. _Krieg_, Dr. _v. Schab_, Dr. _Kurt Schultze_, Dr. _Gerngroß_, Dr. _Birt_, sämtlich nahe dem deutschen Generalkonsulat und Astor House, außerdem Dr. _Blumenstock_, Dr. _Liese_. _=Zahnarzt=_: Dr. _Mosberg_, Kiukiang Road 2.--=Apotheken=: _Pharmacie de l'Union_ (Inhaber Voelkel & Schröder, deutsch), Nanking Road 37.--_Bubbling Well Dispensary_ (deutsch), Ecke Nanking Road und Lloyd Road.--_Watson & Co._--_Medical Hall, Llewellyn Co._, Nanking Road 4.--=Krankenhäuser=: _General Hospital_, North Soochow Road.--_Victoria_; _Nursing Home_. =Buchhandlungen=: _Max Noeßler & Co._, Nanking Road 38, deutsche, auch englische und französische Literatur. --_Kelly & Walsh_, Bund.--_Öffentliche Bibliothek_ in der Stadthalle, Nanking Road.--=Zeitungen=: _Ostasiatischer Lloyd_ (Chefredakteur C. Fink, Nanking Road 24a, Sprechzeit 9-12 Vm.), erscheint einmal wöchentlich, mit täglicher Ausgabe europäischer und asiatischer Depeschen. Täglich erscheinen: _North China Daily News_, _Shanghai Times_ und _Echo de Chine_ morgens. _Shanghai Mercury_ und _China Gazette_ abds.--- Fremde Wochenschriften: _North China Herald_ u. a.; chinesische Zeitung: _Hsieh-ho-pao_ etc. =Photographien=: _Mactavish & Lehmann_, gegenüber Astor House; _Burr Photo Co._ und mehrere chinesische Firmen, von denen _Ying Cheong & Co._, Canton Road, als beste gilt (entwickeln Liebhaberaufnahmen).--_Denniston & Sullivan_ (Amerikaner), Nanking Road. =Geschäftsadressen=: Optiker, Uhrmacher und Juwelier: _C. Ismer & Co._ (deutsch); _Hirsbrunner & Co._, beide Nanking Road.--Schneidergeschäft: _Wilck & Mielenhausen_, Nanking Road 26.--Reiseausrüstung: _Weeks & Co._; _Hall & Holtz_; _Lane, Crawford & Co._; _Whiteaway, Laidlow & Co._, sämtlich Nanking Road.--Seidenhaus: _Laou Kai Fook & Co._, Ecke Kiukiang Road und Honan Road 8/9.--Silberwaren: _Luen Wo_, Nanking Road.--Japanwaren und Kuriositäten: _Kuhn & Komor_, Nanking Road 2, im Palace Hotel. --Holzschnitzereien: am Broadway. --Rohseide, Pongeen, Spitzen etc.: _Industrial Mission Depot_ (Deutsch gesprochen), Nanking Road 21.--Grasleinensachen: _Young La Woo_, Broadway A, Nr. 1288. =Zeiteinteilung= für Schanghai und für die Yangtsefahrt: Schanghai 2-4 Tage; Hangtschou 3 Tage; Schanghai-Nanking und zurück 2 Tage; Schanghai-Hankau und zurück 12 Tage. [Hand] Weltreisende tun gut, von Schanghai zunächst nach Tsingtau zu fahren, von da mit Bahn über Tsinanfu-Tientsin nach Peking, von da mit Bahn nach Hankau, zurück mit Yangtsedampfer bis Nanking, von da mit Bahn nach Schanghai, dann direkt nach Japan. =Geschichtliches.= Der Hafen von Schanghai war schon im 10. Jahrh. wichtig und wurde unter den Mandschus 1292 Unterpräfektur (hien). Die Stadtmauern wurden 1522-66 erbaut. Im 17. Jahrh. gründeten die Jesuiten die Niederlassung Zikawei; der Minister Zi Kwangki, Freund des Jesuiten P. Ricci, hatte das Land geschenkt; als er mit Familie zum Christentum übertrat, wurden die Missionare vertrieben, und der Orden erhielt erst durch den Vertrag von Nanking seinen Besitz wieder. Im Opiumkrieg zerstörte die englische Flotte am 16. Juni 1842 die Wusungforts und nahm Schanghai. Durch den Vertrag von Nanking wurde Schanghai dem Fremdhandel geöffnet, und den sich ansiedelnden Engländern, Franzosen und Amerikanern wurde Landgebiet in Erbpacht zugewiesen, wofür dem Kaiser von China jährlicher Zins zu zahlen ist. Während des Taipingaufstandes, der das reiche Hinterland von Schanghai besonders hart betraf und großenteils entvölkerte, wurde die Stadt 1853 und 1861 von den Rebellen bedroht, aber durch englische und französische Truppen geschützt. Die Stadt entwickelte sich schon während des Aufstandes günstig, weil viele reiche chinesische Kaufleute in der Fremdenniederlassung Schutz fanden. Später wurden die 1843 begründete englische und die seit 1848 bestehende amerikanische Niederlassung zu einer Gemeinde (_International Settlement_) vereint; sie werden von einem Gemeinderat (Municipal council) geleitet, in dem die Engländer die Mehrheit haben, aber auch Deutsche und Amerikaner sitzen. Die seit 1847 bestehende französische Niederlassung (_Concession française_) bildet eine eigne Gemeinde. Während des Boxerkriegs waren starke englische, deutsche, französische, japanische und russische Truppen zum Schutze der reichen Handelsstadt gelandet. =Schanghai= (d. h. »oberhalb des Meeres«), die wichtigste internationale Seehandelsstadt Ostasiens, verdankt ihre Bedeutung der Lage nächst der Mündung des Yangtse, der wichtigsten Wasserstraße Chinas. Da an den flachen Ufern der Mündungsstrecke des Riesenflusses selbst wegen der Schwankung in der Wasserführung des Stromes und des starken Unterschiedes von Ebbe und Flut keine Mündungsstadt entstehen konnte, so ist diese seitwärts 14 Seem. oberhalb der Mündung des Wusung- oder Huangpu-Flusses entstanden. Letzterer dient als einzige Ausmündung sämtlicher Kanäle und Flußläufe des flachen und tiefgelegenen, aber außerordentlich fruchtbaren und dichtbevölkerten Gebietes zwischen dem untersten Yangtse und der Hangtschoubucht, das sowohl nach dem Yangtse wie nach dem Meere zu eingedeicht ist. In den unter chinesischer Verwaltung stehenden Stadtteilen leben etwa 175000 Chinesen. In den beiden Fremdenniederlassungen wohnten 1910 zusammen 548137 Chinesen, ferner 15006 Nichtchinesen, darunter 4779 Briten, 3466 Japaner, 1088 Deutsche, 114 Österreicher und 76 Schweizer. Unmittelbar außerhalb der Fremdenniederlassungen haben sich noch etwa 5000 Japaner angesiedelt. Wirtschaftlich stehen Engländer, Deutsche und Amerikaner den andern Nationen weit voran. Die Stadt verfügt über ein gutbewaffnetes Freiwilligenkorps, eignes Polizeikorps und Feuerwehr. Die Straßen der Fremdenniederlassungen sind gut gepflegt, weitläufig und meist rechtwinklig zueinander angelegt. Am Flusse liegt eine breite Uferstraße, _Bund_, mit Bäumen und Rasenplätzen, wo die großen Dampferlinien eigne Landungsbrücken haben. An der Stadtseite des Bund erheben sich stattliche Gebäude: das _Zollhaus_ am Eingang in die Hankow Road; ihm gegenüber die _Deutsch-Asiatische Bank_; nördl. davon der Prachtbau der _Russisch-Chinesischen Bank_, dann die Chartered Bank und die Yokohama Specie Bank; Ecke der Yinkee Road der Prachtbau des *_Deutschen Klubs Concordia_, 1906/07 im Renaissancestil erbaut, das schönste Klubhaus in Ostasien. Am Nordende des Bund liegt die _Masonic Hall_ (Freimaurerhalle). Dazwischen südl. vom Zollamt liegen Geschäftshäuser europäischer Großkaufleute, die Hongkong & Shanghai Bank, das Telegraphenamt und der sehr schöne *Neubau des _Shanghai Club_ im Barockstil (Pl. 13). Dahinter sowie nördl. und südl. vom Bund dehnen sich die Stadtteile der Fremdenniederlassungen aus, die sämtlich mit Kanalisierung und elektrischem Licht versehen sind. Die Stadt hat vorzügliche Schulen, darunter die 1911 errichtete deutsche _Kaiser-Wilhelm-Schule_ an der Weihaiwei Road (Vorschule, Realgymnasium, höhere Mädchenschule), eine große englische Bürgerschule, Mittelschulen für Chinesen, eine _deutsche Medizinschule_ (1907 von deutschem Kuratorium gegründet) zur wissenschaftlichen Ausbildung chinesischer Ärzte, große moderne Krankenhäuser für Europäer und Chinesen, unterhält Sportplätze am Beginn der Bubbling Well Road und im Hongkiu Park. Elektrische Straßenbahnen durchziehen die Hauptstraßen. Am Beginn der Bubbling Well Road liegt der Rennplatz, Eigentum des Shanghai Race Club. Im Stadtviertel _Hongkiu_ ist eine _deutsche evangelische Kirche_. Im französischen Viertel ist die große katholische St. Josephskirche. Schanghai ist Sitz eines katholischen und eines anglikanischen Bischofs, eines englischen Gerichtshofs _Supreme Court of China_ (zur Schlichtung von Streitsachen, in denen Engländer die Beklagten sind) sowie eines amerikanischen Obergerichts, des Statistischen Amts der chinesischen Seezollbehörde sowie einer Abteilung der Royal Asiatic Society.--Die _Chinesenstadt_ liegt südl. vom französischen Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat große Vorstädte, in denen am Wasser auch Warenlager (_Godowns_) europäischer Kaufleute liegen. Der Handelsverkehr ist sehr lebhaft, eingeführt werden Baumwollenstoffe, Opium, Petroleum, Kohlen, Maschinen u. a., ausgeführt besonders Seide, Tee, Borsten, Federn, Hanf, Moschus, Galläpfel, Strohgeflechte, Rhabarber, Wachs, Häute und Talg. Schanghai ist der wichtigste Umschlagsplatz für alle Erzeugnisse Chinas, weil es durch den Yangtsestrom mit vielen wichtigen Provinzen gute Verkehrsverbindung hat. _=Rundfahrt=_ (mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn). Im _Internationalen Viertel_ ist der _Bund_ die besuchteste Promenade; mehrere Denkmäler stehen im nördl. Teil, eins für _Sir Harry Parkes_ vor der Nanking Road, dann das *_Iltisdenkmal_ (zum Andenken an die Besatzung des am 23. Juli 1896 vor Kap Schantung gestrandeten deutschen Kanonenboots) und in dem kleinen Park (_Public Garden_) am Nordende des Bund ein englisches Kriegerdenkmal (The ever victorious army) sowie ein Standbild von Margary; dort im Sommer Nm. oder abds. dreimal wöchentl. zuweilen Musik der 50 Mann starken Stadtkapelle (deutscher Kapellmeister, Prof. Buch).--Hauptgeschäftsstraße ist die _Nanking Road_ mit sehenswerten Markthallen, in deren Verlängerung, _Bubbling Well Road_, der Rennplatz nebst andern Sportplätzen sowie eine Gartenwirtschaft (_St. George's Farm_) und ein europäischer Friedhof liegen.--Das Villenviertel im W. der Stadt ist neuerdings weit ausgebaut, eine Spazierfahrt durch die hübschen Alleen ist wegen des internationalen Treibens sehr interessant. --Im frühern Amerikanischen Viertel ist _Broadway_ die Geschäftsstraße, an deren Ende Seide- und Baumwollwebereien liegen. Ein Teil von Hongkiu ist Villenviertel.--In das _Französische Viertel_ gelangt man vom Südende des Bund auf einer Brücke über den Yangkingpang-Kanal, die Fortsetzung des Bund nach S. bildet der _Quai de Wampoo_, an dem dicht bei der Brücke ein _Wettersignalturm_ steht, der die Wetterberichte und wichtigen Taifunwarnungen des vorzüglichen meteorologischen Observatoriums der Jesuiten im benachbarten Zikawei veröffentlicht; die Wetterkarten für das ostasiatische Gebiet hängen dort (täglich erneut) aus; außerdem _Zeitball_ (Pl. 14) sowie Wetter- und Sturmwarnungssignale. Die ersten Gebäude am Quai de Wampoo sind die Banque de l'Indochine, das Geschäftshaus der deutschen Firma _Melchers & Co._ (Agenten des Nordd. Lloyd etc.), das Gebäude der Messageries Maritimes, das französische Konsulat und das Gebäude der französischen »Mission étrangère«. Dann gelangt man zum _Quai de France_, wo viele Lagerhäuser (Godowns) liegen. Hauptstraße der »Concession Française« ist die _Rue du Consulat_, in der das Rathaus (Hôtel de la Municipalité) mit dem Denkmal des Admirals Protet und das Hôtel des Colonies liegen. Durch die Rue du Consulat und die Avenue Paul Brunat führt die elektrische Straßenbahn nach Zikawei. Durch die neuen Stadtteile der Französischen Niederlassung führen elegante Villenstraßen, so die 11 km lange _Avenue Paul Brunat_, an der auch der Deutsche Gartenklub liegt. Zahlreiche Straßen vermitteln den Verkehr zwischen der Französischen und der Internationalen Niederlassung.--Die _Chinesenstadt_ grenzt dicht an das Französische Viertel, ist mit Mauern umgeben und hat so enge (schmutzige) Straßen, daß man sie nur zu Fuß oder mit Sänfte besuchen kann (im Sommer wegen der übeln Ausdünstungen nicht zu empfehlen). Einige Tempel sind sehenswert, besonders die Kungfutsze-Pagode und der Tempel der Stadtgötter, in dessen Nähe das auf einem Teich erbaute alte Teehaus Husingting nebst Mandarinenklub steht; Marktplatz und Werkstätten, wo Schnitzereien hergestellt werden, besuche man im Vorbeigehen. Man nehme einen Führer, da es sehr schwierig ist, sich in den engen Gassen zurechtzufinden. Wenn man Kanton gesehen hat, kann man sich den Besuch der Chinesenstadt von Schanghai ersparen. =Ausflüge=: 1) Nach *=Zikawei=, einer großartigen Niederlassung der Jesuiten, 8 km östl. von Schanghai, mit elektrischer Bahn (einsteigen bei Melchers & Co.), Einspänner ($ 3) oder Rikscha auf ebener Straße; auf den Feldern vor der Stadt viele Gräber. Man fährt dann in einen Park und durch steinernen Torbogen in den Klostergarten mit Säulenhalle. Die große Anlage von _Zikawei_ besteht aus vielen Gebäuden, darunter das Gebäude des Bischofs von Kiangnan, ein Seminar, Jesuitenkollegium, große Bibliothek, Museum und Wetterwarte, Waisenhaus für Chinesenmädchen mit Klosterschwesternschule (sehenswert; 1000 Personen im Kloster, 35 Nonnen; Stickereien, Klöppeleien werden gefertigt und billig verkauft), Kapelle und Karmeliterkloster, ein Waisenhaus für Chinesenknaben mit Druckerei, Maler- und Bildhauerschule; die hier zum Verkauf gestellten Schnitzereien sind sehr begehrt und preiswert. In der Wetterwarte (zum Besuch ist Erlaubnis _vorher_ einzuholen) wirken die Jesuitenväter, insbesondere der berühmte Meteorolog P. Froc zum Besten der gesamten Schiffahrt in den ostasiatischen Gewässern; ihre Taifunwarnungen, die mit auf den Beobachtungen der Observatorien von Hongkong, Manila und neuerdings Tsingtau beruhen, sind wohl die sichersten Wettervorhersagen, die überhaupt irgendwo gemacht werden. Daher hat jeder Ostasienreisende alle Ursache, diese Tätigkeit zu bewundern und den gelehrten Vätern zu danken für die Fürsorge, die jedem Weltreisenden zugute kommt, da alle Schiffe sich nach den Sturmwarnungen von Zikawei richten. Hauptklimadaten für Zikawei nach 34jährigen Beobachtungen: Mitteltemperatur des Jahres 15°, des Januar 3,1°, des Juli 26,9°. Mittlere Jahresextreme 37,2° und -7,4°. Jährliche Niederschlagshöhe 1118 mm. Die Jesuitensternwarte in Zose liegt 20 km von Zikawei auf einem 100 m hohen Hügel. Vom Turm der Wetterwarte in Zikawei hat man gute Aussicht über die Umgegend.--Auf dem Weg nach Zikawei kommt man am _Lihungtschang-Tempel_ vorbei, in dessen Garten ein Bronzedenkmal für den chinesischen Staatsmann _Lihungtschang_ (in Europa angefertigt) steht. In der Nähe von Zikawei (Spaziergang 1/2 St. durch saubere Dörfer) liegt hinter einem dreistöckigen Torbau mit Drachenbildern die siebenstöckige Pagode _Lischuangta_ in _Longhua_ nahe dem Wusungufer (vom obersten Stock *Aussicht über die Flußebene; Besteigung aber zurzeit unmöglich, da die Treppen zerfallen sind). Von dort Rückfahrt mit Wagen (den man vorher hinbestellen muß) am _Kiangnin-Arsenal_ vorbei (Besuchserlaubnis _vorher_ einholen!). Diese Fahrt sowie der Gang von Zikawei nach Longhua sind sehr lohnend zur Zeit der Pfirsichblüte. 2) =Hangtschou=, tägl. mit der Bahn, Mittagsschnellzug (Speisewagen) ab Schanghai in 6 St.; oder mit Dampfbarkassen, hübsche Fahrt an malerischen Ortschaften vorbei und unter gewölbten Brücken hindurch, über den Vertragshafen _Sutschou_ (einst eine Millionenstadt, aber in der Taipingrevolution schrecklich verwüstet) oder direkt nach _Kiahsing_, von da auf dem _Kaiserkanal_ nach =Hangtschou=, Hauptstadt der Provinz Tschekiang, mit etwa 350000 Einw., dem Fremdhandel seit 1896 geöffnet. Englisches Konsulat. Große Seidenwebereien und Werkstätten für kostbare Goldstickereien. Die Stadt hat 10 Tore und 35 Li (= 20 km) Umfang. Seit 1650 besteht in der NW.-Ecke der Stadt ein befestigtes Mandschuviertel. Mitten in der Stadt der Stadthügel (City Hill) mit Tempeln und schöner Rundsicht. In der Nähe liegt der große, von Bergen eingerahmte _Sihu_ (Westsee) mit Trümmern prächtiger Bauwerke; am See auf einem Hügel liegt die alte Pagode _Paoschuta_, auf dem See die Insel _Kuschan_ mit Kiosken, Tempeln und Palast. (Marco Polo hat die ganze Anlage als eine der prächtigsten in China seinerzeit beschrieben.) Viele Tempel und Klöster sind in der Umgebung des Sees, darunter die sogen. Hinduklöster. Als der Mönch Odoric im 13. Jahrh. Hangtschou besuchte, wurden hier am Fuße des Berges zahlreiche Affen mit Menschengesichtern von den Priestern gefüttert, die die Seelen edler Menschen sein sollten.-- Andre berühmte Tempelanlagen liegen im nahen _Tienmuschan_ (»Gebirge der Himmelsaugen«). 3) *=Flutbrandung (Bore) des Tsientangkiang=, bei Voll- und Neumond, am sehenswertesten zur Tag- und Nachtgleiche (21. März, 23.-24. Sept.), eine großartige Naturerscheinung, die man am besten von der Pagode bei _Haining_ beobachtet; man gelangt dahin von Hangtschou mit der Bahn bis _Lining_, von da auf bequemen Wegen mit Rikscha nach (20 km) _Haining_, am l. Ufer des Tsientangkiang, etwa 45 km unterhalb Hangtschou; dort besteige man die Pagode. Bei Haining tritt die Flutbrandung zwar fast mit jeder Flut ein, erreicht aber nur zur Springzeit (Voll- und Neumond) große Höhe und Geschwindigkeit; dann bildet sie eine 3-8 m hohe, steile Kaskade schäumenden Wassers in gerader, 2 km langer Linie quer über den Fluß; die gewaltige Wassermasse nähert sich mit Dampfergeschwindigkeit unter starkem Rauschen. Man beachte, daß das Phänomen zur Tag- und Nachtgleiche in Haining schon einige Stunden vor Voll- und Neumond eintritt. 4) =Saddle Islands=, eine malerische Gruppe von 25 Felseninseln und zahlreichen Klippen, ist die nördlichste Gruppe des großen _Tschusan-Archipels_, der beim Nimrodsund (S. 244) beginnt und der großen Bai von Hangtschou vorgelagert ist; die größten Inseln sind _North Saddle_, _South Saddle_, _East Saddle_, die wie auch viele kleinere von fleißigen Fischern bewohnt sind. Bäume wachsen nur an einigen geschützten Stellen, sonst sieht man nur Gestrüpp zwischen den Felsen. Während der Fischzeit (April, Mai, Juni) beleben Tausende von Fischerdschunken aus Ningpo und Wentschou und unzählige Sampans die Inselgewässer. Gefangen wird besonders Tintenfisch in riesiger Menge; der Fang wird ausgeweidet und auf den Klippen in der Sonne getrocknet, aber nur bis Mitte Juni, dann ist der durch dieses Verfahren erzeugte Gestank vorbei. =North Saddle= wird jetzt als Seebad und Sommerfrische besucht; Dampfer laufen in 7-8 St. von Schanghai dahin (Entfernung 84 Seem.). Der höchste Gipfel (238 m) von North Saddle ist bequem zu besteigen und gewährt prächtige *_Aussicht_ über die Inselgruppe. Drei gute Buchten ermöglichen, in ruhigem Wasser mit Sampan zu landen; sehr malerisch ist die Südostbucht. Auf dem Nordende steht ein Leuchtturm (europäische Wärter). Die Insel bietet Erholungsbedürftigen beste Gelegenheit zum Seebaden, Fischen, Segeln, Klippenklettern. Der Bau eines Sanatoriums auf North Saddle ist geplant.--Wegen Dampfergelegenheit, Unterkunft und Verpflegung erkundige man sich in Schanghai beim Coast Inspector des Kaiserl. Chinesischen Seezollamts. 5) =Sutschou= (_Soochow_), an der Bahnlinie Schanghai-Nanking und am Kaiserkanal, Hauptstadt der Provinz Kiangsu, seit 1896 dem Fremdhandel geöffnet, mit 500000 Einw. (vor der Taipingrevolution 1 Mill.) und lebhaftem Seidenhandel. Von Sutschou Gelegenheit mit Boot und Sänfte zu Ausflügen in die Hügel der Umgebung; gerühmt werden die Hügel _Fan-fen-san_ mit den Gräbern der Fan-Familie, der _Goldhügel_, der _Tien-bing-san_, der _Ling-gan-san_ (südl. vom Fan-fen-san) mit berühmter alter Pagode und Ruinen alter Paläste der Könige Wu und Yueh; ferner der _Schang-fang-san_ (der Flutfluchthügel, wo das Volk des Königs Wu sich bei Überschwemmung gerettet haben soll), der berühmte _Hung Schan_, alle mit zahlreichen altchinesischen Bauwerken. Man benutze dabei die Karte »_Country round Soochow_«, von Thomas Ferguson, in Schanghai zu haben, und lese vorher »_History of Soochow_« von Dr. A. P. Parker (Schanghai). Auf dem Yangtsekiang von Schanghai nach Hankau und Itschang. Vgl. die Karte bei S. 215. =Dampfer= der _Deutschen Yangtselinie_ (etwa wöchentl. einmal), der _China Merchant's Co._ sowie englische, französische und japanische laufen auf dem Yangtsekiang von _Schanghai_ nach (1085 km) _Hankau_, so daß jeden Tag einmal, oft zweimal, Fahrgelegenheit ist. Fast alle Dampfer sind gut eingerichtet und bieten gute Verpflegung. Die Fahrtdauer (bis Hankau etwa 4 Tage) ist vom Wasserstand im Yangtse abhängig (s. unten). Die Fahrpreise sind bei _Melchers & Co._ sowie den Agenturen der fremden Linien in Schanghai zu erfahren. Da die Dampferfahrkarten auch für die Bahnfahrt Schanghai-Nanking und zurück gültig sind, empfiehlt es sich, um Zeit zu gewinnen, diese (wenig lohnende) Strecke mit der Bahn, Fahrzeit 7 St., zu machen. Wegen Anordnung des Reisewegs für _Weltreisende_ durch Nordchina vgl. S. 249; man beachte, daß die Bergfahrt nach Hankau zeitraubend ist, daher sollte man womöglich nur von Hankau zu Tal nach Schanghai fahren. Der =Yangtsekiang=, der Hauptfluß Südchinas, ist mit einer Länge von ungefähr 5000 km (Donau 2860 km) und einem Stromgebiet von 1,9 Mill. qkm (dem 10fachen des Rheingebiets) einer der mächtigsten Ströme der Erde. Er kommt wie die Hauptzuflüsse seines Oberlaufs aus dem Hochgebirge Osttibets und fließt in seinem ganzen Oberlauf in tiefeingeschnittenem Tal ungefähr südwärts, bis er an der Nordgrenze von Yünnan ostnordöstl. Richtung annimmt, die der Mittel- u. Unterlauf durch die Provinzen Szetschuan, Hupe, Nganhwei und Kiangsu im großen ganzen beibehält. Leider erfüllt der Yangtse die Aufgabe, einen bequemen Weg durch die schwer überschreitbaren Gebirgsketten des innern Südchina zu bieten, wegen zahlreicher Stromschnellen nur während der kurzen Perioden mittlern Wasserstandes im Frühjahr und Herbst, so daß von der Austrittsstelle aus dem innern Gebirgslande bei Itschang bis zu dem äußerst fruchtbaren, dichtbesiedelten und ertragreichen »Roten Becken« der Provinz Szetschuan hinauf Dampfschiffverkehr erst seit 1909 versuchsweise hat eingerichtet werden können. Um so größere Bedeutung hat der Strom in seinem immer noch 1700 km langen (deutsche Elbstrecke 740 km) Unterlaufe von Itschang (S. 262) an, wo er zwar auch noch vielfach durch Bergland fließt, aber mit gleichmäßig geringem Gefälle. Mit seinen Nebenflüssen bildet er hier innerhalb eines der reichsten Teile Chinas ein weitverzweigtes, vortreffliches Wasserstraßennetz. Große Seeschiffe können bei Flußhochwasser im Sommer bis Hankau hinauf fahren. Eine ganze Reihe volkreicher und wichtiger Städte sind daher an seinem Unterlauf entstanden: Tschinkiang (großer Nahrungsmittelhandel), Nanking, Wuhu (Reis), Kiukiang (Tee u. Porzellan) und vor allem die Städtegruppe Hankau-Wutschang-Hanyang; weiter oben Yautschou, Tschangscha, Tschangte und Itschang. Im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze eingesetzt hat, beginnt der Strom zu steigen und erreicht seinen Höchststand, der das winterliche Niedrigwasser in eingeengten Strecken des Mittellaufs bis 30 m, bei Hankau 15 m, bei Kiukiang noch um 14 m übersteigt, erst im Juli oder August, weil ihm auch die Sommerregen viel Wasser zuführen. Da auch die Nebenflüsse im Sommer Hochwasser haben, so würde die Anschwellung im Unterlaufe des Yangtse noch stärker sein, wenn nicht zwei große Flachseen, der _Poyangsee_ und der _Tungtingsee_, die Hauptwassermassen dreier großer rechtsseitiger Nebenflüsse, des _Kan_, des _Hsiang_ und des _Yüen_, aufnähmen und nur allmählich wieder abgäben, so wie regulierende »Talsperren« größten Stiles wirkend. Die Fahrt auf dem untern Yangtse und den angrenzenden Strecken seiner Nebenflüsse ist zwar keineswegs reizlos, doch vermag sie große landschaftliche Schönheiten nur stellenweise zu bieten; solche steigern sich erst in dem großartigen Durchbruchstale oberhalb Itschang. Die Reize einer Yangtsefahrt beruhen hauptsächlich auf dem großen Verkehr und den interessanten Städtebildern und auf den interessanten Einblicken in das Wirtschaftsleben des chinesischen Volkes. Die Fahrt von _Schanghai_ führt zunächst flußabwärts bis _Wusung_ (S. 246), dann in den über 30 km breiten Mündungstrichter _Yangtsekiang_ (die Chinesen nennen den Strom _Ch'ang-chiang_, spr. tscháng-djang, d. h. Langer Strom). Die ersten 160 km aufwärts von Wusung fährt man in dem Ästuar wie auf einem großen gelben See, dessen Ufer nur stellenweise sichtbar werden. Von den Häusern sieht man nur die Dächer, ihr unterer Teil ist hinter Deichen verborgen, die die Dörfer der Flußniederung gegen Überschwemmung schützen. Nur die Lotsen vermögen sich durch die vielen Bänke im Fahrwasser hindurchzufinden; die jährlichen Überschwemmungen ändern die Fahrrinnen fortwährend, schwemmen Inseln an oder reißen Uferstrecken fort. Landmarken bilden Pagoden auf Hügeln, so die _Pauschanpagode_ nahe bei Wusung, oder Baumgruppen und Gerüstbaken, so r. auf der großen, flachen Insel _Tsungming_. Nach etwa 16 St. Fahrt zeigen beide Ufer Hügel. Bei den mit einer Pagode gekrönten _Langschanhügeln_ (110 m hoch), einem besuchten Wallfahrtsort mit vielen Tempeln, wird der Strom schmäler, die Berge werden höher, beim _Huangschan_ ist der Fluß kaum 1400 m breit, am r. Ufer liegen 6 Forts, am l. Ufer gegenüber der Stadt _Kiangyin_ (Stadtmauer 1506 erbaut) noch drei Batterien. Hier ist der Telegraph von Schanghai nach Peking mit Kabel durch den Yangtse geführt. Oberhalb erweitert sich das Bett, der Kurs führt an Wäldern, Feldern und vielen Dörfern vorbei; der Fluß ist mit Dschunken und Dampfern reich belebt. Weithin sichtbar ist die siebenstöckige _Tschusanpagode_ auf dem Gipfel eines hohen Berges mit Fichtenwald; am Fuße des Berges liegt eine zweite befestigte Flußsperre mit acht Batterien, Kuppelfort und kasemattiertem Erdwerk, in der Nähe ein Militärlager. Vor Tschinkiang wird die Landschaft sehr malerisch; mitten im Strom liegt die _Silberinsel_ (_Tsianschan_; ähnlich der Böcklinschen Toteninsel), deren bewaldeter Hügel eine niedrige Pagode und andre Tempelanlagen trägt; auch hier Festungswerke am Südende der Insel und an beiden Ufern. (260 km) =Tschinkiang= (chines. _Chên-chiang_, spr. djö́n-dyáng), seit 1861 Vertragshafen mit 184000 Einw., als Handelsstadt wichtig, weil sie an der Kreuzung des _Kaiserkanals_ mit dem Yangtse liegt, der von Peking nach Hangtschou läuft und 1100 km lang ist (zwischen Peking und Tschinkiang 800 km); jetzt ist der Kanal allerdings stark verfallen und ohne Bedeutung für den Handelsverkehr zwischen Süd- und Nordchina. Seit 1907 ist Tschinkiang Station der Bahnlinie Schanghai-Nanking. Anlegebrücken für die Flußdampfer. Die Stadt hat eine Fremdenniederlassung (deutsches Postamt; Agentur von _Melchers & Co._) oberhalb der Chinesenstadt am Hügel Yintai-schan mit gut gepflegtem Bund mit Bäumen und ist mit starken Mauern umgeben. Der Kaiserkanal (s. oben), der den Yangtse ohne Schleusen kreuzt, bildet einen Teil des Festungsgrabens. In der Umgegend Jagd auf Wildschweine und Fasanen. Der schönste Punkt der Umgebung ist die *_Goldinsel_ (_Kinschan_) dicht oberhalb der Fremdenniederlassung am r. Ufer, die noch 1823 am l. Ufer und 1842 mitten im Fluß lag; an ihrem Westabhang ein großes buddhistisches Kloster mit Pagode. Die Fahrt geht weiter an der hohen, siebenstöckigen Pagode von _Yitsching_ (_Jitschöng_) am l. Ufer vorbei; die Stadt ist Hauptplatz für den Salzhandel. Dann werden die Ufer flach, am r. Ufer zeigt der Hintergrund bewaldete Berge; auf einem hohen Berge am l. Ufer steht die _Ninganschan-Pagode_. Die Gegend wird immer fruchtbarer. Auf dem r. Ufer hohe Zyklopenmauern über Hügeln, auch mehrere Pagoden und Schornsteine einer Marinewerft, sowie der Löwenhügel (_Schetseuschan_), mit modernen Batterien bewaffnet; dann erreicht man _Hsiakuan_ (zwei europäisch geleitete Gasthöfe), die Ufervorstadt von (330 km) =Nanking= (chines. [»Südresidenz«] _Chiang-ning-fu_, spr. dyáng-ning-fú), Stadt mit 267000 Einw., darunter etwa 160 Europäer (14 Deutsche), am r. Yangtseufer in hügeliger Gegend, seit 1899 dem Fremdhandel geöffnet; es war die uralte Kaiserstadt Chinas seit 200 v. Chr. bis 1404 und blühte am meisten in den ersten Zeiten der Ming-Dynastie, seitdem schwand ihre Größe; 1854 wurde sie im Taipingaufstand zerstört (wobei auch der berühmte, 165 m hohe Porzellanturm völlig zugrunde ging); heute ist sie zwar als Handelsplatz von Tschinkiang überflügelt, aber als Sitz des Generalgouverneurs der Provinz Kiangsu, Anhui und Kiangsi sehr wichtig (zurzeit Regierungssitz der Revolutionäre), hat Provinzialhochschule (Nanking ist der literarische Mittelpunkt Chinas, mit großen Büchereien und Druckereien), Militärstation, drei Militärschulen, Marineschule und Arsenal, zahlreiche Missionen. Die rege Industrie stellt aus der hier wachsenden Baumwolle den als »Nanking« bekannten Stoff her; berühmt ist der Nankinger Seidenbrokat. _Eisenbahnen_ nach Schanghai (S. 248), Bahnhof in Hsiakuan bei der Dampferbrücke, und von _Pukow_ (gegenüber Hsiakuan am l. Ufer) nach Tsinan am Hoangho (und weiter nach Tientsin), davon 110 km im Betrieb; die ganze Strecke soll im Herbst 1912 fertig sein. Das Fremdenviertel vor dem Nordtor der Stadt, in Hsiakuan, dient wegen ungesunder Lage fast nur als Geschäftsviertel; fast alle Fremden wohnen innerhalb der Stadtmauer. P und T in Hsiakuan und Nanking. _Deutsches Konsulat_ (Konsul: Dr. Wendschuch) liegt 4,5 km vom Hafen, an der r. Seite der Hauptstraße in Nanking; deutscher Arzt 9 km vom Hafen, kann telephonisch gerufen werden. Nanking ist mit Mauern umgeben, die bis zu 15 m hoch und 56 km lang sind. Aus der Ufervorstadt _Hsiakuan_ gelangt man auf einer guten Straße über eine Brücke, die über einen Kanal führt, durch das stattliche Tor _Yifongmen_ in die Stadt Nanking; der südliche Stadtteil enthält noch Reste der Mauer, die den von den Taipings zerstörten Palast der Ming-Dynastie umgab; man benutze Wagen (am Hafenplatz zu haben, täglich $ 3-4) oder Rikscha, da die Entfernungen sehr groß sind, z. B. bis zur französischen Jesuitenmission 8,5 km vom Landungsplatz. Im SO. der Stadt liegt das moderne chinesische Geschäftsviertel, sehr belebt, mit engen Straßen. Im O. das ehemalige Mandschuviertel, weitläufig gebaut, mit dem Palast (Yamen) eines Bannergenerals, der als Stellvertreter des Kaisers sogar den Generalgouverneur überwacht. Östl. vom Mandschuviertel lag die alte »Rote verbotene Stadt«, in der die Ruinen des Palastes der Mingkaiser liegen. Im N. Gärten, Reis- und Gemüsefelder innerhalb der Stadtmauern, dazwischen überall Grabdenkmäler, auch ein öffentlicher Garten und eine Rennbahn. Die Gebäude der Ersten chinesischen allgemeinen Landesausstellung von 1910 dienen weiter einer Dauerschau für Unterrichtswesen und Industrie der Provinz Kiangsu. Gegenüber Nanking liegt _Pukou_ (_Pukotschöng_), Endstation der Bahn nach Tientsin und Peking (s. oben). =Ausflug= zum =Minggrab= (bei schlechtem Wetter nicht ratsam). Von der Mitte Nankings braucht man gut 1-1/2 St. mit Rikscha für den Hinweg, der durch das Tor Tschaoyangmen führt. Die Gräberstraße beginnt mit einem dreibogigen Tor, hinter dem eine höhere Torhalle folgt, die am Abhang eines heiligen Gräberhügels liegt, um den nun der Weg, die groteske »Geisterallee«, herumführt; paarweise stehen die steinernen Ungeheuer zu beiden Seiten des Wegs, Pferde, Löwen, Kamele, Elefanten; dann folgen die Steinbilder von Militär- und Zivilmandarinen. Dahinter liegen die Grabanlagen. Die ursprünglichen Grabanlagen sind im Taipingaufstand 1854 vernichtet worden; die jetzigen Gebäude sind nur eine notdürftige Kulisse, die der Kaiser Tsait'ien errichten ließ, um darin alljährlich den Manen des großen Gründers der Ming-Dynastie opfern zu lassen. Im zweiten Hof vom Kaiser K'ang Hsi (1662-1723) verfaßte Inschriften zur Erinnerung an seinen Besuch der Stätte; der hinterste Hof mündet in einen Tunnel, der zu einer Terrasse mit roter Mauer führt. Dahinter erhebt sich ein bewaldeter Hügel, in dem der Kaiser Hungwu (1368-98) ruht. Die Flußfahrt aufwärts führt an der _Fasaneninsel_ vorbei, wo im Herbst gute Jagd ist, und weiterhin an der Stadt =Taiping=, am r. Ufer, schon von weitem an einer siebenstöckigen Pagode zu erkennen; die Stadt war der Herd des großen, nach ihr benannten Aufstandes (1852-64) der christenfreundlichen Chinesen gegen die Tsing-Dynastie, ihre Mauern sind 810 erbaut.--Dann folgt (413 km) =Wuhu=, Stadt mit 129000 Einw., 1 km landeinwärts, mit Mauern umgeben, am r. Ufer des Yangtse, Vertragshafen seit 1877, als Handelsplatz wichtig, weil es durch Wasserwege mit großen Handelsstädten, besonders mit dem Teestapelplatz _Taipinhsien_, ferner mit den wichtigen Seidenhandelsplätzen _Nanling_ und _Kinghsien_ sowie mit _Ningkuofu_ verbunden ist. Einfuhr: Opium und Baumwollwaren; Ausfuhr: Seidengewebe, Tee und Steinkohlen, vor allem aber Reis, der in riesigen Mengen verfrachtet wird. Die europäische Niederlassung liegt auf Hügeln unterhalb der Chinesenstadt, bisher nur von der amerikanischen Methodistenmission besiedelt. Agentur der deutschen Firma Arnhold, Karberg & Co. ist in Wuhu. Wuhu hat elektrische Beleuchtung. Eisenbahn von Wuhu nach _Kuangtetschou_ ist im Bau und soll bis Hangtschou (S. 252) weitergeführt werden. Oberhalb Wuhu wird das Flußbett enger, das l. Ufer zeigt hohe Berge. Etwa 3 km unterhalb (512 km) _Tatung_ (Dampferstat.), Stadt am r. Ufer, steht die auffällige Pagode _Kiangschanki_ auf 30 m hohem, überhängendem Steilufer.--Weiter oberhalb am l. Ufer (588 km) =Nganking= (_Ankingfu_), Hauptstadt der Provinz Anhui, von großen Mauern umgeben, mit 40000 Einw. und einer der schönsten siebenstöckigen Pagoden Chinas; obgleich nicht Vertragshafen, dürfen die Dampfer doch anlegen sowie Reisende und Güter aus- und einschiffen. --16 km nnö. von Nganking, beim Dorfe _Huoschangkiao_, liegt eine berühmte Pagode am Eingang einer Tropfsteinhöhle. Die Gebirge der Umgegend sind reich an landschaftlicher Schönheit, besonders im Frühjahr, wenn die Azaleen, Rhododendren und Glycinen blühen; im Herbst und Winter Jagdausflüge auf Fasanen, Enten, Gänse, Hasen, Ziegen, Füchse und Panther.--Weiter flußaufwärts zeigt die mit Mauern umgebene Stadt _Tungliu_ am r. Ufer zwei siebenstöckige Pagoden, davon eine auf einem Hügel.--Die malerischste Stelle des untern Yangtse ist bei *=Siaukuschan= (»kleiner Waisenknabe«), einer 90 m hohen Granitinsel mit großen Tempelanlagen, Laubwald und einer Pagode auf dem Gipfel; gegenüber, am r. Ufer, liegt der 200 m hohe _Kingtseschan_ (»Spiegelberg«), von dem ein 30 m hoher Granitfels in das Strombett vorspringt. Etwa 3 km oberhalb Siaukuschan am r. Ufer auf schroffem Felshang die befestigte Stadt _Pengtse_, der Stammort der Familie _Lihungtschangs_.--An der Mündung des _Poyangsees_, dessen Zuflüsse in die reiche Provinz Kiangsi führen, liegt die befestigte Stadt (714 km) _Hukau_ mit 10000 Einw.; sw. von ihr sieht man 1400 m hohe Berge. Reis, Weizen, Seide, Baumwolle, Indigo, Tee und Zucker werden in Menge mit Dschunken aus dem Poyangsee zum Yangtse, meist nach Kiukiang, verschifft. --24 km oberhalb Hukau am r. Yangtseufer liegt (738 km) =Kiukiang=, Stadt mit 36000 Einw., Vertragshafen seit 1862, vor dem Taipingaufstand sehr reich. Die Fremdenniederlassung mit etwa 100 Europäern (britisches Konsulat, Missionen) liegt oberhalb der Chinesenstadt, deren Mauer am Yangtseufer 0,5 km lang ist. Russische Ziegelteefabrik. In der Chinesenstadt gute Silberschmiede, die hübsche Sachen in chinesischem und europäischem Geschmack anfertigen (Adresse auf dem Flußdampfer zu erfahren). Hauptausfuhr: Porzellan der kaiserlichen Manufaktur in Tschingtetschen, Kiungtschau-Teesorten. In der Nähe liegt _Kuling_, eine von Missionaren gegründete europäische Sommerfrische (über 900 m hoch) mit etwa 130 Häusern und Telegraph, mit Sänften zu erreichen. Regelmäßige Verbindung mit Dampfbarkassen durch den Poyangsee und den Kankiang nach _Nantschang_ (P und T, Missionen), der Hauptstadt der Provinz Kiangsi. Eisenbahn Kiukiang-Nantschang im Bau. Von hier wichtige Straße des Eingebornenhandels auf dem für Boote schiffbaren _Kankiang_ aufwärts bis fast zur Quelle, über einen niedrigen Paß (_Meiling_; 300 m) herüber zu einem schiffbaren Nebenfluß des _Peikiang_ und diesen abwärts nach _Kanton_ (S. 225).--Oberhalb Kiukiang liegt am l. Ufer die Stadt (779 km) _Wusüeh_, Dampferstat.; etwa 13 km weiter erreicht man das Eiserne Tor des Yangtse, _Pwanpienschan_, wo bewaldete Berge das Strombett einengen; die Enge ist beiderseits stark befestigt.--Sehr schön ist auch die Strecke zwischen den Städten _Kitschou_ und _Schiwuiyao_ (Ausfuhrhafen der Eisenerze der von Deutschen angelegten Staatsbergwerke von _Tiehschanpu_ und der Kohlengruben in _Huangsanschi_). --Bei der Stadt _Wutschang_ am r. Ufer liegen die Sischanhügel, während gegenüber bis zu der mit Mauern umgebenen, an Hügeln gelegenen Stadt _Huangtschoufu_, Dampferstat., das Ufer flach ist. Die letzte Strecke bietet nichts Besonderes, bis viele Schornsteine und Masten die Annäherung an die drei großen Städte _Hankau_, _Hanyang_ und _Wutschang_ an der Mündung des Hanflusses in den Yangtse ankünden.--(960 km) _Hankau_. Hankau. =Ankunft auf dem Yangtse.= Man sieht zuerst am l. Ufer den Flußbahnhof, dann die Fremdenniederlassungen. Die Flußdampfer legen an Landungsbrücken an dem breiten, mit Bäumen bepflanzten Bund (Kai) an. =Ankunft mit der Bahn= von Peking auf dem Bahnhof in der französischen Niederlassung. =Gasthöfe=: _Boemers Hotel_ (deutscher Wirt), neu, am Bund, 22 Z., Pens. $ 6-8, gute Verpflegung.--_Terminus-Hotel_, am Bahnhof, teuer. =Post=: _Deutsches Postamt_, mit Telephonnetz; =Telegraph=.--=Rikschas, Wagen, Ponys= und Sänften sind zu haben. =Eisenbahn=: _Hankau-Peking_ ist im Betrieb (s. S. 280); die Bahnfahrt Hankau-Berlin über Peking dauert 15 Tage; die Linien _Hankau-Kanton_ und _Hankau-Tschöngtu_ sind im Bau und auf Teilstrecken schon im Betrieb. =Dampfer=: Tägl. nach _Schanghai_, vgl. S. 247; etwa 3mal wöchentlich nach _Itschang_ (S. 262) mit englischen, chinesischen und japanischen Dampfern; durch den Tungtingsee nach Tschangte, Tschangscha und Hsiangtan mehrmals wöchentlich japanische und chinesische Dampfer. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_ (Korresp. der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig und der Deutschen Bank; _Hongkong-Shanghai-Bank_; _Banque de l'Indochine_; _Chartered Bank of India, Australia & China_; alle vier Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft; _Russisch-Chinesische Bank_. =Konsulat=: _Deutsches Reich_, Konsul Müller, am Bund.--=Deutscher Arzt=: Dr. _Röse_.--=Apotheke=: _Watson_.-- =Geschäftsadressen=: Deutsche Großkaufleute am Orte: Arnhold, Karberg & Co., Melchers & Co., Siemssen & Co., Carlowitz & Co., Schlichting, Schwarz Goumer & Co., Bornemann & Co., Schwartzkopff & Co., Adolf Krämer, Max Mittag, Siemens-Schuckert-Werke. Deutsche Handwerker.-- Deutsche, englische, russische, französische und japanische Niederlassungen. =Hankau= (engl. _Hankow_, chines. _Hàn-Kŏū_;, d. h. Mündung des Han), Vertragshafen seit 1861, bildet zusammen mit Hanyang und Wutschang einen der wichtigsten Wohnplätze der Erde, dessen Gesamteinwohnerzahl auf etwa 1,5 Mill. geschätzt wird; davon entfallen auf Hankau 820000, auf Wutschang 400000, auf Hanyang 200000. Die drei Orte gruppieren sich derart um die Mündung des Hankiang in den Yangtsekiang, daß Hanyang im spitzen Winkel oberhalb der Einflußstelle, Hankau im stumpfen Winkel unterhalb der Einmündung, Wutschang aber gegenüber auf dem r. Yangtseufer liegt; Hanyang und Wutschang liegen etwas erhöht auf hügeligem Gelände, Hankau tief und flach. Nur Hanyang und Wutschang sind mauerumgürtete Städte; Hankau hat trotz seiner großen Volkszahl und Handelsbedeutung nur den Rang eines offenen Marktfleckens. Jeder der drei Orte hat seine besondere Bedeutung: Hankau ist in erster Linie Großhandelsplatz, Wutschang Lokalhandelsplatz, Hanyang als Hauptstadt der Provinz Hupe Verwaltungsplatz. Die Entwickelung einer Millionenansiedelung an dieser Stelle war dadurch bedingt, daß die Mündung des Han in den Yangtse den räumlichen Mittelpunkt und das natürliche Verkehrszentrum Mittelchinas bildet, das bisher der Knotenpunkt der großen Handelsstraßen war und künftig der großen Eisenbahnlinien sein wird; außerdem ist es der küstenfernste Punkt Chinas, der von größern Seeschiffen erreicht werden kann und daher in _direktem_ Verkehr mit den Überseeländern steht, die mit China Handel treiben; liegen doch alljährlich während der Teeernte im Mai Dutzende großer Seedampfer und bis zu 3000 Dschunken vor Hankau. Durch den obern Yangtsekiang, der noch 800 km aufwärts für Flußdampfer, 2000 km für Boote fahrbar ist, und durch den Hankiang zieht es die Produkte von Szetschuan und Hupe, durch den Yüenkiang und Hsiangkiang die von Kweitschou und Hunan an sich und wird für die Reichtümer dieser Provinzen zum natürlichen Stapelplatz und Umschlagsort. Die Ausfuhr umfaßt Tee, Seide, Eisenschienen, Bohnen und Bohnenkuchen, Erze, Sesamsaat, Häute, Tabak, Holzöl, Baumwolle, Talg, Wachs, Gallnüsse u. a. Die Einfuhr: Opium, Baumwoll- und Wollwaren, Kohlen, Seife, Glas, Eisenwaren, Lampen, Petroleum, Kriegsmunition u. a. Der Teehandel ist hauptsächlich in russischen Händen; im Gesamthandel Hankaus ist der deutsche Anteil bedeutender als der englische (244 Deutsche leben in Hankau). Auch als Industriestadt entwickelt sich Hankau, es besitzt Baumwollspinnereien, ein sehr leistungsfähiges modernes Eisen- und Stahlwerk, das etwa 20000 Arbeiter beschäftigt, Gewehr-, Geschütz- und Patronenfabrik in Hanyang, Streichholzfabrik, fünf russische Ziegelteefabriken, sechs Albuminfabriken (vier deutsche), zwei Münzen in Wutschang, Nagel- und Nadelfabrik, Papierfabriken, Lederfabrik, Grasleinenfabrik, Seidenweberei, Elektrizitätswerk, Getreidemühlen, Tuchfabrik, Zementfabrik, Exportschlachterei, Bauwerft für Flußdampfer (Yangtse Engeneering Work) etc. Die deutsche Niederlassung hat vorzügliche Kaianlagen.--In der _Chinesenstadt_ ist sehenswert das _Klubhaus der Schansi-Gilde_, der die reichen aus der Provinz Schansi stammenden Bankiers angehören, mit dem Tempel des Kriegsgottes _Kuan Ti_ (als »Kuan Yü« berühmter Feldherr des 2. Jahrh. v. Chr., im 12. Jahrh. selig gesprochen und 1594 vom Kaiser Wan Li als »Kuan Ti« unter die Götter versetzt; er ist Schutzpatron der Schansi-Leute), fünf großen Theaterbühnen und stattlichen Klubräumen. (Erlaubnis zur Besichtigung leicht, event. durch das Konsulat zu erhalten.) [Hand] Man vermeide es, bei Umzügen und Volksfesten in die engen Straßen der Chinesenstadt zu gehen! =Ausflüge= (auf je 1/2 Tag): 1) Zu Boot nach dem sogen. =Joss House Hill= bei Hanyang mit Tempeln des Flußgottes und des sagenhaften Kaisers Yü (s. S. 261).--2) Zu Boot nach dem =Shêchan= (spr. schōĕ-chan), »Schlangenberg« in Wutschang, weithin kenntlich an dem seinerzeit vom Gouverneur Tuan-fang zum Empfang fremder Gäste in europäischem Stil aufgeführten (aber nie benutzten) Backsteingebäude mit Turm, das wie eine Kirche aussieht. Dahinter eine am Berg ansteigende Tempelanlage mit Kultusstätten verschiedener Gottheiten. Hindurchgehen! Oben ein _Teehaus_ mit Terrasse und herrlicher *Aussicht über die Dreistadt Wutschang-Hanyang-Hankau. Kleine Trinkgelder öffnen alle Türen. Die obere Anlage heißt Huàng-has-lŏū, d. h. »Turm des gelben Kranichs«. Hinter dem Empfangsgebäude eine 1868 vom Generalgouverneur Kuan Wên errichtete Kopie (das Original ist bei Hèng choufou in Hunan) der berühmten Inschrifttafel des großen Yü (2207 bis 2197 v. Chr.) mit der sogen. Kaulquappenschrift, das sagenumwobene älteste Denkmal der chinesischen Literatur. Von =Hankau nach Itschang= hat man mehrmals wöchentlich Fahrgelegenheit mit englischen, japanischen und chinesischen Dampfern (vgl. S. 259). Oberhalb Hankau fließt der Yangtse mit zahlreichen großen Windungen (zu deren Abschneidung ein Kanal von Hankau nach Schasi [Piënhokanal] besteht) teils inmitten einer großen Ebene, teils an deren Rand; auf der linken Seite ist er daher meist von einem Deich begleitet. Die Schiffe laufen zunächst die große Handelsstadt (150 km) =Hsingti= an, dann (250 km) =Yotschau=, Stadt mit 20000 Einw., Vertragshafen seit 1898, am Einfluß des großen _Tungtingsees_ in den Yangtse. Die Stadt ist auf Anhöhen erbaut und mit Mauern umgeben, zum Westtor führt eine Steintreppe vom Ufer. In der Hafenvorstadt südl. von Yotschau eine schlanke Pagode. Die Fremdenniederlassung, mit Seezollamt, P u. T, liegt malerisch auf einer roten Sandsteinanhöhe nördl. vom Dorfe _Tschenglin_ (_Chengling Settlement_), etwa 7 km unterhalb Yotschau. Der Ort ist sehr schön, gesund und der kühlste am mittlern Yangtse. Alle Dampfer zwischen Hankau und Itschang laufen Tschenglin an, ebenso die Dampfer, die im Sommer nach Tschangscha laufen. Die Eisenbahn (im Bau) Hankau-Kanton wird Yotschau berühren. Der =Tungtingsee= ist etwa 110 km lang und 55 km breit; er nimmt die großen r. Nebenflüsse Hsiang und Yüen auf, die im Sommer für kleine Dampfer schiffbar sind. Der See ist das obere Staubecken des Yangtse, bei den Sommerüberschwemmungen stehen viele Ortschaften unter Wasser, im Winter verliert er völlig das Aussehen eines Sees und wird zu einer welligen Schlickebene, die von einem Netz schmaler Wasserläufe durchsetzt ist. Nur der Hsiang hat ein tiefes Flußbett durch den See gegraben. Der _Hsiangkiang_ mündet in der Südostecke des Tungtingsees; an ihm liegt etwa 210 km oberhalb Tschenglin die wichtige Handelsstadt =Tschangscha=, Hauptstadt der Provinz Hunan mit etwa 300000 Einw.; ihre Mauern haben 9 km Umfang und sieben Tore, die mit Ausnahme des Westtors bei Dunkelwerden geschlossen werden. Die Straßen sind breit und zeigen schöne Geschäfte, viele Tempel und Gildehallen. Vor der Ostmauer steht eine große Militärschule. Tschangscha ist seit 1904 Vertragshafen, Fremdenviertel soll außerhalb der Nordmauer angelegt werden. Britisches Konsulat; chinesische Gasthöfe; Missionen; gute Polizei; P u. T. Industrie: Streichholzfabriken, Bambus-, Lack- und Neusilberwaren; zwei Antimonraffinerien, Kupfer- und Silbermünze. Ausfuhr: Tee, Reis, Bauholz, Kohlen, Baumwolle. _Dampfer_: englische, chinesische und japanische regelmäßig nach Hankau und Hsiangtan. Die im Bau begriffene Bahnlinie Kanton-Hankau berührt Tschangscha; die erste Teilstrecke _Tsaoschan-Tschütschou_ (_Chuchow_) ist seit Ende 1910 im Betrieb, die Strecke Tschangscha-Tschütschou (70 km) sollte 1911 fertig werden. Oberhalb Yotschau (s. oben) laufen die Yangtsedampfer den Vertragshafen (450 km) =Schasi=, mit 96000 Einw., P u. T, Mittelpunkt der Webebezirke, am l. Ufer an; er ist Hafenplatz für die 10 km nw. gelegene große Stadt =Kintschau=, mit über 100000 Einw. Etwa 6 km oberhalb Schasi mündet, von S. kommend, der _Taipingkanal_ in den Yangtse. Weiter oberhalb passiert man die große Stadt (525 km) =Tschikiang= mit rotem Sandsteinufer in gebirgiger Gegend; 17 km oberhalb liegt ebenfalls am r. Ufer die Stadt =Ituhien= an der Mündung des _Tsinkiang_ in den Yangtse. Nun zeigen die Yangtseufer schroffe Sandsteinhänge. Ein Kloster auf 376 m hohem Berg am l. Ufer und eine siebenstöckige Pagode künden die Annäherung an (575 km) =Itschang=, Stadt mit 70000 Einw. (80 Europäer), Vertragshafen seit 1876, am l. Ufer, mit Mauern eingefaßt. Viele europäische Firmen haben hier chinesische Agenten. Deutsches Konsulat, deutsches Postamt wird von Hankau verwaltet. Bahn von Itschang nach Wanhsien im Bau, soll bis Tschungking geführt werden.-- Man besteige den Itschang gegenüberliegenden Berg, von den Fremden »die Pyramide« genannt; schöne Aussicht über die Umgebung.-- Tagesausflng (event. im Tragstuhl) nach dem (3 St.) Höhlentempel _Lungwang-tung_ (»Grotte des Drachenkönigs«) mit unterirdischem See. =Von Itschang nach Tschungking= (740 km) bietet die Fahrt auf dem Yangtse (Eisenbahn, s. oben) wegen gefährlicher Stromschnellen oft große Schwierigkeiten. Nachdem frühere Versuche, eine Dampferverbindung herzustellen, fehlgeschlagen waren, hat von März bis Dezember 1910 der Flußlotse, der englische Kapitän Plant, mit dem chinesischen Dampfer Shutung (mit Prahm im Schlepp) einen etwa 14tägigen Verkehr aufrechterhalten (Fahrpreise für Bergfahrt, 6-9 Tage, I. Kl. $ 50, Talfahrt [2-4 Tage] I. Kl. $ 25). Vorausbestellung der Fahrkarten in Itschang ist zu empfehlen. Sehr lebhaft ist dagegen, weil der Yangtse die einzige Verkehrsader zwischen den östlichen Provinzen und der reichen Provinz Szetschuan (50 Mill. Einw.) bildet, der Dschunkenverkehr, der die gesamte Güterbeförderung und den größten Teil der Personenbeförderung zwischen Itschang und Tschungking besorgt; letztere erfolgt auf »Passagierbooten«, die die Strecke in der günstigsten Reisezeit (von Oktober bis Mai bei niedrigem Wasser) in 25-32 Tagen zurücklegen; Boote mittlerer Größe enthalten 3 Zimmer, Küche und Gepäckraum; der Fahrpreis beträgt 150-200 Taël. Konserven und Getränke sind aus Hankau mitzubringen, Fleisch und Gemüse ist unterwegs erhältlich. In Itschang empfiehlt sich die Mitnahme eines Rotbootes, d. h. Rettungsbootes (durch Vermittelung des Konsulats von der Ortsbehörde zu erlangen). Die Fahrt durch das tiefeingeschnittene Erosionstal ist landschaftlich äußerst lohnend; eine der von NO. nach SW. streichenden Bergketten nach der andern wird durchbrochen, ihre hohen Steilabstürze wechseln mit den flachen Einmündungen, der dazwischen liegenden Täler, Talengen mit Talweiten. _Friedr. Hirth_ (seinerzeit Seezolldirektor in Tschungking) berichtet von seiner Reise wie folgt: »Die Reise ist im ganzen kaum gefährlicher als eine Seereise, trotz der reißenden Stromschnellen, deren man täglich mehreren begegnet. Die Landschaft ist während eines großen Teils der Reise großartig und stets interessant. Man denke sich die Sächsische Schweiz mehrfach übereinander getürmt und die Elbe um das Drei-bis Vierfache verbreitert, um sich ein Bild von den berühmten '_Gorges_' von Itschang zu machen, so heißen bei den Engländern jene Engpässe, durch die sich der große Strom bis zu einigen Tagereisen oberhalb Itschang hindurchzwängt. Zwischen Itschang und Kweitschoufu überschreitet man die Grenze von Szetschuan. Die Mitte der Reise bildet die Stadt _Wanhsien_, ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel in Ost-Szetschuan«, mit schönen Straßen, Läden, Tempeln und Pagoden, auf einem Hügel; Bahn nach Itschang im Bau, nach Tschungking und weiter nach Tschöngtu geplant; etwa 1000 Handwebstühle sind in der Stadt in Betrieb; in den nahen Bergen Kohlengruben. Ein Telegraph führt von Itschang über Wanhsien nach Tschungking und Tschöngtu und von dort über _Ja-tschou_ nach _Tachienlu_ (tibetanisches Grenzgebiet); von Tschungking nach _Suifu_. (740 km) =Tschungking= (Unterkunft nur in chinesischen Gasthäusern), Stadt mit 610000 Einw., seit 1890 Vertragshafen, die Handelsmetropole der Provinz Szetschuan, liegt am l. Yangtseufer (über 2500 km oberhalb Schanghai) an der Einmündung des _Kialingkiang_ halbinselförmig auf einer 30 m hohen Felsplatte. Die Umgebung ist sehr malerisch, im S. am r. Ufer liegt der heilige Berg _Tuschan_, wo der mythische Kaiser Yü seine Gattin heiratete. --_=Konsulate=_: _Deutsches Reich_, Konsul Weiß; ferner Großbritannien, Frankreich, Japan und Amerika.-- _=Post=_: _Kaiserl. Chinesische Post_ und ein _Französisches Postamt_.--_=Krankenhäuser=_: _Deutsche Poliklinik_ (unter Leitung eines Stabsarztes); englisches, französisches und amerikanisches Missionshospital (letzteres mit Frauenabteilung).--_=Fremde Firmen=_: _Arnhold, Karberg & Co._ und _Carlowitz & Co._, beide deutsch; englische: _Mackenzie & Co._ und _British-American Tobacco Co._--_=Ladengeschäfte=_: ein französisches, das Konserven und Spirituosen vertreibt, ein amerikanisches, Apotheke und Gebrauchsgegenstände. --_=Klub=_: _Seezoll-Klub_ mit Billardzimmer. P u. T.-- Tschungking ist der Hauptflußhafen und -handelsplatz für das »Rote Becken« von Szetschuan, ein von schiffbaren Flüssen durchzogenes, dicht besiedeltes (40 Mill. Einw., 250 auf 1 qkm) Hügelland von 800-1000 m Durchschnittshöhe, das sehr fruchtbar ist und günstiges Klima hat. Seine Hauptprodukte, die von Tschungking zur Ausfuhr kommen, sind: Seide, Häute, Moschus, Rhabarber, Opium, Wolle, Borsten, Gallnüsse, Ziegenfelle; Einfuhr: Baumwollengarn, Wollenstoffe. Etwa 1600 Dschunken verkehren jährlich in Tschungking. Der Yangtse wird oberhalb Tschungking bis _Pingshanhien_ (westl. von Suifu) befahren; er ist noch weiter schiffbar, aber unsicher wegen der Überfälle durch unabhängige Lolostämme. (Vgl. _H. Hackmann_, An den Grenzen von China und Tibet; Halle a. S. 1904.)-- Lohnend ist ein Ausflug von Tschungking nach der Provinzhauptstadt =Tschöngtu=, die auf einer der besterhaltenen Straßen Chinas in 10-12 Tagen zu erreichen ist, am besten im Tragstuhl (Tragkulis erhalten für die ganze Reise 4000 Käsch oder etwa $ 4). Die Gasthöfe sind verhältnismäßig sauber und billig, Kosten des Nachtlagers 300-1000 Käsch; Moskitonetz und Insektenpulver sind unentbehrlich. Tschöngtu, Sitz des Generalgouverneurs und der obersten Provinzialbehörden, mit etwa 600000 Einw., liegt nicht weit vom Fuße des das Rote Becken im N. begrenzenden Hochgebirges in einer sehr fruchtbaren Ebene, die etwa halb so groß ist wie die Oberrheinische Tiefebene. Es ist das »Paris Chinas« und gilt als die gebildetste, reinlichste und schönste Stadt des ganzen Reiches. Die Stadt zerfällt in die chinesische, die Tataren- und die (ehemalige) Kaiserstadt. In letzterer sind die Räume des Arbeitsamtes (einer Art Industrieschule). In der Tatarenstadt mandschurische Bevölkerung mit kleiner Mandschurengarnison. Die Zahl der Ausländer ist gering, da Tschöngtu nicht Vertragshafen. Außer drei Konsuln (deutschem, englischem und französischem) und einigen Ausländern (meist Japanern) in chinesischen Diensten wohnen dort nur Missionare. Mit den Missionen sind Hospitäler verbunden. (Vgl. _A. Genschow_, Unter Chinesen und Tibetanern, Rostock 1905.) Etwa 60 km nw. von Tschöngtu, am Rande der Ebene, wo der Min aus dem Gebirge tritt, liegt =Kuanhsien=, berühmt durch das mehr als 2000 Jahre alte Bewässerungssystem, dem die Tschöngtuebene ihre Fruchtbarkeit verdankt. Von dort aus werden die unzähligen künstlichen Kanäle, die die ganze Ebene durchziehen, mit Wasser versorgt. Die Öffnung der Dämme bei Kuanhsien erfolgt im Frühjahr unter großem Zeremoniell. Dem Begründer dieser Bewässerungsanlage ist dort einer der prächtigsten Tempel Chinas errichtet worden. Ausflug (etwa 5 Tage) nach dem heiligen Berge =Omi= (3380 m), einem der interessantesten und schönsten Punkte Westchinas. Nordchina. =Nordchina= unterscheidet sich in seinem ganzen Landschaftscharakter von Südchina sehr stark. Schon die Oberflächengestaltung ist ganz anders; denn während Südchina größtenteils aus Gebirgsland besteht, bildet den wichtigsten Teil Nord Chinas ein Flachland: die 300000 qkm einnehmende (Preußen 350000 qkm) _Große Ebene_, die das weit ins Nordchinesische Meer vorspringende, Bayern an Größe gleichende _Gebirgsland von Schantung_ umschließt. Erst westl. der Großen Ebene beginnt zusammenhängendes Gebirgsland. Mehr noch unterscheidet sich aber der Norden des »Reiches der Mitte« vom Süden durch seine Kahlheit. Außer Nutzbäumen (Obst- und Maulbeerpflanzungen) und Gräberhainen gibt es keine holzigen Gewächse mehr, alles ist ausgerodet. Nackt steigen die Granitberge von Schantung empor, waldlos das Gebirge im N. von Peking; kahl, einförmig, im Winter geradezu trostlos ist auch die Große Ebene. Sogar die Graswurzeln rauft der Chinese mit eigens dazu hergestellten Gerätschaften aus, denn die Bevölkerung ist dicht, der Winter kalt, die Kohle teuer und das Brennmaterial rar. Eine dritte Haupteigenschaft Nordchinas, sein Reichtum an Löß, jener lehmartigen, aber ungeschichteten und kalkreichen, äußerst fruchtbaren Bodenart, die in trockenem Klima durch Verwitterung entsteht und vom Wind fortgetragen und in Tälern und an Berghängen abgelagert wird, tritt dem Weltreisenden nur in der gelben Farbe des Gelben Meeres, des Hoangho, d. h. des Gelben Flusses, und des Peiho, entgegen. Der _Hoangho_ durchfließt vor seinem Eintritt in die Große Ebene diejenigen Gebirgsländer, die hauptsächlich von einer dicken Lößdecke verhüllt sind; er bringt daher so viel gelösten Löß in die Ebene mit hinaus, daß er nicht nur gelb aussieht und auch das Meer, in das er mündet, weithin gelb färbt, sondern daß er sein Bett immer wieder über seine Umgebung erhöht und, trotzdem er von den Chinesen in Dämme eingeschlossen wird, ständig die Neigung hat, seitwärts auszubrechen. Diese Neigung wird noch erhöht durch die starke Anschwellung, der er, wie der Yangtsekiang, allsommerlich unterliegt. So kann es nicht wundernehmen, daß der Hoangho in den letzten 2-1/2 Jahrtausenden neunmal seinen Unterlauf gewechselt hat; sein jetziges Bett, das am Gebirgslande von Schantung nördl. vorbeiführt, hat er erst seit 1852 inne; von 1280-1852 floß er südostwärts und mündete halbwegs zwischen Schanghai und Kiautschou. Solche Laufwechsel des Stromes und auch schon Dammbrüche bilden für die dicht bevölkerte Ebene natürlich immer furchtbare Ereignisse; bei dem letzten Ausbruch im Jahre 1887 wurden 22000 qkm (etwa = Westfalen oder Schlesien) überschwemmt, und 1,5 Mill. Menschen kamen ums Leben. So wertvoll also der Yangtse für China ist, so unnütz, ja verderblich ist ihm der Hoangho, um so mehr, als er wegen zu großen Gefälles auch im Unterlauf kaum schiffbar ist. Das =Klima= Nordchinas ist wie das des übrigen Ostasien ein reines Monsunklima; im Sommer herrscht feuchtwarmer Seewind, im Winter kalter und trockner Landwind. Die Regenzeit fällt daher in den Sommer; der Winter ist, je weiter nach Norden, um so trockner. Die Temperatur bleibt im Sommer durch ganz Nordchina trotz seiner Erstreckung durch neun Breitengrade gleich hoch, nur an den Küsten wird sie durch die Seenähe etwas gemildert (Julitemperatur in Schanghai 26,9°, in Peking 26,6°, in Tsingtau aber nur 23,4°). Dagegen nimmt sie im Winter nordwärts stark ab (Januartemperatur in Schanghai 3,1°, in Peking-4,7°, in Tsingtau aber nur-0,4°, wieder wegen der Seenähe). Man sieht schon aus diesen wenigen Zahlen, daß das Klima nordwärts immer extremer, der Unterschied zwischen Sommer und Winter immer schroffer wird; unsre Kolonie Kiautschou ist klimatisch noch recht begünstigt. =Bodenwirtschaft.= Die Große Ebene sowohl wie das gebirgige Schantung sind dicht besiedelt, denn die Ebene ist, von einigen sandigen Strichen abgesehen, fruchtbar, und die feuchtheißen Sommer gestatten meist noch den Anbau empfindlicher Pflanzen, wie des Reises und der Baumwolle; außerdem werden eine Menge andrer Nahrungspflanzen (namentlich auch Bohnen), Ölpflanzen (Erdnuß) und Obstarten gezogen; der Teestrauch kommt nur im SW. der Großen Ebene noch fort, die Seidenraupenzucht ist weit verbreitet, doch wird der gewöhnliche, auf dem Maulbeerbaum lebende Seidenspinner im Gebirgslande Schantungs durch zwei andre Arten vertreten, deren Raupen auf Eichen leben und die sogen. Schantungseide liefern. Die Berghänge Schantungs werden, soweit sie nicht nackter Felsboden sind, mit Terrassenkultur bewirtschaftet. Die einzelnen Familien besitzen, wie in Südchina, meist nur sehr kleine Grundstücke, die entsprechend intensiv ausgenutzt werden. An guten _Häfen_ sind auch die Küsten Nordchinas, die teils sandig und flach, teils felsig und steil sind, nicht reich, und von diesen ist wieder die Mehrzahl während einiger Wintermonate durch Eis gesperrt; »eisfrei« sind nur unsre Kiautschoubucht und das erst neuerdings benutzte Tschinwangtao am Nordostzipfel des Gelben Meeres, dem Golfe von Liautung. Der Hauptweg für den Warenverkehr zwischen Süd- und Nordchina war in frühern Zeiten der _Kaiserkanal_, der vom Kaiser Kublai Chan (1280-95), dem Gründer Pekings, angelegt wurde, von Hangtschou südwestl. von Schanghai bis Tientsin reicht, aber im Winter gleichfalls großenteils zufriert und stark verfallen ist. Der _Landverkehr_ erfolgt auf schlechten Straßen mit Lasttieren (Kamelen, Maultieren, Ponys), auf zweiräderigen, ungefederten, stark gebauten Karren, und für Waren auch auf Schubkarren, die zum Teil mit Segeln versehen sind. Der Weltreisende wird von diesen unbequemen Transportmitteln aber kaum Gebrauch machen müssen, da das _Eisenbahnnetz_ Nordchinas die wichtigsten Städte bereits sämtlich miteinander verbindet. Folgende Hauptlinien bestehen: von der Küste des Gelben Meeres (Tongku, nahe der Peihomündung) über Tientsin nach Peking; von Tongku nordostwärts über Schanhaikwan nach Mukden und den Häfen der Halbinsel Liautung; von Peking über das Nankaugebirge und Kalgan nach Suijuenwan in der Mongolei; von Peking entlang dem Westrande der Großen Ebene und zuletzt über das Waigebirge nach Hankau am Yangtse (S. 259); von Tientsin durch den Ostteil der Großen Ebene und den Westteil des Gebirgslandes von Schantung nach Pukou gegenüber Nanking (diese Strecke ist erst teilweise dem Verkehr übergeben, soll aber im Herbst 1912 fertig sein); endlich von Tsingtau nach Tsinanfu, der Hauptstadt Schantungs, die an der vorgenannten Strecke liegt. 13. Von Schanghai nach Tsingtau, Tientsin und Peking. Vgl. die Karten S. 215 und 275. =Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie= »Admiral v. Tirpitz« und »Staatssekretär Kraetke« jeden So. ab Schanghai über (390 Seem.) Tsingtau und (550 Seem.) Dairen nach (690 Seem.) Tientsin, Fahrzeit 4 Tage; Rückfahrt von Tientsin jeden Sa. oder So.--Ferner Dampfer »Gouverneur Jaeschke« und »Sikiang« jeden Mi. von Schanghai über Tsingtau und (500 Seem.) Tschifu nach Tientsin, Fahrzeit 5 Tage; Rückfahrt von Tientsin jeden Mi. oder Do. Im Winter (Dezember-März) ist der Hafen von Tientsin durch Eis geschlossen, dann laufen die Dampfer nach Dairen oder Tschinwangtao (von da mit Bahn nach Tientsin). Fahrpreise: von Schanghai nach Tsingtau I. Kl. $ 33, II. 20, hin und zurück $ 50 und 30; nach Tschifu I. 35, II. 20, hin und zurück 55 und 33; nach Dairen I. 45, II. 27,50, hin und zurück 67,50 und 41,25; nach Tientsin I. Kl. $ 60, II. 33, hin und zurück $ 90 und 50. (Der Wert des mexikanischen Dollars schwankt nach dem Silberkurs, z. B. Anfang 1903 = 1,66 M., Anfang 1907 = 2,40 M., zurzeit 2,35 M.). =Eisenbahn= von _Tsingtau_ nach _Peking_ s. S. 271; der Landweg ist besonders im Winter zu empfehlen, wenn die Schiffahrt nach Tientsin durch Eis gesperrt ist. Fahrt von _Schanghai_ nach _Wusung_ S. 246; die Yangtsemündung wird durch das nördl. Fahrwasser verlassen, das nahe an der 60 m hohen Insel _Schaweischan_ (mit Leuchtturm) vorbeiführt. Die niedrige Küste kommt bald aus Sicht, das Wasser bleibt aber gelb gefärbt, solange der Kurs die seichten Bänke nördl. vom Yangtse kreuzt. Nach etwa 30 St. taucht das _Lauschangebirge_ (S. 270) auf, dessen Ost- und Südseite fast unmittelbar aus dem Meere bis 700 m ansteigt; die Hauptkette hat über 1000 m Höhe, der höchste Punkt, der _Lauting_, 1130 m. Die Küste in der Umgebung der Kiautschoubucht ist kahl, ebenso sehen die vorgelagerten Inseln _Tschalientau_ (Leuchtturm mit starkem Blitzfeuer) und Taikungtau aus. Später erkennt man die Einfahrt in die _Kiautschoubucht_ zwischen dem _Kap Jaeschke_ an der Südseite, hinter dem sich ein 166 m hoher Hügel erhebt, und der niedrigen Halbinsel _Yunuisan_ an der Nordseite unmittelbar vor der felsigen Halbinsel, auf der die Stadt Tsingtau (S. 267) liegt, deren stattliche europäische Häuser aus großer Entfernung zu erkennen sind. =Kiautschou.= Das am 14. November 1897 besetzte, der Verwaltung des Reichsmarineamts (Gouverneur: Kapitän z. S. Meyer-Waldeck) unterstellte deutsche Schutzgebiet umfaßt die große Kiautschoubucht bis zur Hochwassergrenze, die darin liegenden Inseln Yintau und Huangtau und die den Eingang zur Bucht bildenden Halbinseln sowie einige kleinere Inselchen; das ganze landfeste Gebiet ist nur etwa 550 qkm groß (Staat Hamburg 415 qkm). Eine 50 km breite »neutrale Zone« umgibt es. Der wichtigste Teil des Schutzgebietes ist die nördl. Halbinsel, nahe deren Spitze die Stadt Tsingtau angelegt worden ist. Die Kiautschoubucht selbst ist zwar groß u. vor Stürmen ziemlich geschützt, aber kein guter Naturhafen, da sie großenteils ganz flach ist; nur der Eingang und die diesem naheliegenden Teile sind tiefer, der Handelshafen ist auf der Innenseite der Tsingtau-Halbinsel durch Errichtung eines großen halbkreisförmigen Steindammes und Molen künstlich geschaffen. Tsingtau ist in erster Linie der politische Stützpunkt Deutschlands in Ostasien; doch hat es auch alle Aussicht, ein wichtiger Handelshafen zu werden, obgleich ihm die Wasserwege nach dem Binnenlande, die Hongkong bez. Kanton und Schanghai groß gemacht haben, fehlen; dieser Mangel wird aber zum Teil durch die Schantungeisenbahn ersetzt, die für den Zugang zum nördl. Teil der Großen Ebene eine breite, hinter der Kiautschoubucht sich öffnende Senke im Gebirgslande von Schantung benutzen konnte, und durch die Eisfreiheit des Hafens ausgeglichen. Das schon obenerwähnte, für nordchinesische Verhältnisse angenehme Sommerklima hat Tsingtau rasch zu einem beliebten Seebad für die Europäer ganz Chinas werden lassen. In den wenigen Jahren, die seit der deutschen Besitzergreifung verflossen sind, ist unter den Gouverneuren Rosendahl, Jaeschke und Truppel an Stelle des armseligen, verseuchten Fischerdörfchens Tsingtau eine gesunde, mit allen modernen Einrichtungen versehene Europäerstadt mit zahlreichen öffentlichen Gebäuden und neben ihr, in der Nähe des Hafens, das Chinesenviertel Tapautau emporgewachsen. Die kahlen Berghöhen der Umgebung beginnen unter der Pflege der deutschen Forstverwaltung sich zu begrünen, und ein reger »Bergverein« sorgt für die touristische Erschließung des Lauschan mit dem Mecklenburghaus (S. 270).-- Vgl. _Gg. Wegener_, Das Kiautschougebiet (in Hans Meyer, Das Deutsche Kolonialreich, Band II). Tsingtau. Vgl. beifolgende Karte mit Plan. =Ankunft zur See.= Der Dampfer steuert durch die 3 km breite Einfahrt zwischen Kap Jaeschke (l.) und Yunuisan-Leuchtturm (r.) in die Kiautschoubucht hinein, dann um die Tonne des Hufeisenriffs (r.) herum durch die Baggerrinne in den großen, neu angelegten Handelshafen, an dessen Kai festgemacht wird. Das Hafengebiet ist Freihafen; Tsingtau selbst gehört seit 1906 zum chinesischen Zollgebiet, doch ist Privatgepäck von Reisenden zollfrei. Zollabfertigung durch das chinesische Seezollamt an der Grenze des Freihafengebiets (C 2). =Gasthöfe=: _Prinz Heinrich_ (Pl. B5), Kaiser-Wilhelm-Ufer; 90 Z., F. $ 1, Ged. 1,50, Pens. $ 5-10, monatl. von $ 100 an.--_Strandhôtel_ (D3), an der Auguste-Viktoria-Bucht (Kurhaus, geöffnet Mai-Oktober); 30 Z., F. $ 1, Ged. 1,50, Pens. $ 8-12, Monatspreise billiger. --_Central_ (Pl. B5), 30 Z., Pens. $ 5-6.--_Metropole_, Friedrichstr. 260; 15 Z., Pens. $ 3-4.--_Familienpension Luther_, Hohenloheweg, Pens. $ 6. Küche gerühmt.--_Pension Frau Mohrstedt_; _Pension Frau Röper_, beide billiger und Irenestraße. =Restaurants=: _Hotel Kiautschou_, Ecke Friedrich- und Prinz-Heinrich-Straße. --_F. Vogt_, Friedrichstr.--_Zum Pschorrbräu_ (_Dachsel_), echte Biere, Küche gut, Tirpitzstr.--_Haase_, Friedrichstr. --_Zur Börse_, Schantungstr.-- _Lehmann_, Schantungstr.--_Bahnrestaurant_, Hohenzollernstr.--=Café=: _Keining_, Friedrichstr., auch Konditorei. =Post, Tel. und Telephon= (Pl. B5), Albertstraße. Telegraphenkabel nach Schanghai und Tschifu. =Wagen= liefern _J. Richardt_ und _A. W. Heinzel_, Speditionsgeschäfte.-- =Reitpferde= (chines. Ponys) ebenda.-- _Rikschas_ I. und II. Kl. sind reichlich vorhanden. _Automobile_ sind zu mieten. _Eisenbahn_ (Bahnhof A5) von Tsingtau über _Kiautschou_ und _Weihsien_ in 11-1/2 St. nach (412 km) _Tsinanfu_ (S. 272); Zweigbahn nach _Poschan_. (Direktion der _Schantung-Eisenbahn_ in Berlin, Behrenstr. 14.) Die Strecke Tsinanfu-Tientsin (335 km) der _Tientsin-Pukou-Eisenbahn_ ist bis auf die Hoanghobrücke fertig (vgl. S. 275 und Reichskursbuch Nr. 706). =Dampfer= (S. 265): jeden Di. u. Sa. nach Schanghai, jeden Di. u. Fr. nach Dairen und Tientsin. Einmal monatl. direkter Reichspost-(Lloyd-)Dampfer nach und von Deutschland. Außerdem Fahrgelegenheiten mit englischen, chinesischen und japanischen Passagierdampfern (Fahrpläne in den Tageszeitungen).--_Hamburg-Amerika Linie_, Agentur Friedrichstr.--_Norddeutscher Lloyd_, Agent Melchers & Co., Kaiserstraße (Tel.-Adr.: »_Nordlloyd, Tsingtau_«). =Münzwesen und Geldverhältnisse= chinesisch, vgl. S. 219; deutsche Nickelmünzen zu 5 u. 10 Cents; chinesische 5-, 10- u. 20-Centsstücke werden nur mit 10-20 Proz. Verlust genommen. Silbergeld: Mexikanische Dollars; Banknoten der Deutsch-Asiatischen Bank zu $ 50, 20, 10, 5, 1.--=Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_ (Pl. B5), Kaiser-Wilhelm-Ufer (Zentrale in Berlin, Behrenstr. 14); Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.--_Hongkong & Shanghai Banking Corporation_, Agentur: Arnhold, Karberg & Co. =Theater=: ein chinesisches. =Klub=: _Tsingtau-Club_ (Einführung durch Mitglied erforderlich), am Kaiser-Wilhelm-Ufer. =Fremdenführer=: »Führer für Tsingtau und Umgebung« von Dr. _Fr. Behme_ und Dr. _M. Krieger_ (4. Aufl., Wolfenbüttel 1911); in den Buchhandlungen in Tsingtau und auf den deutschen Dampfern zu haben (auch eine englische Ausgabe). =Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs= (Vorsitzender _H. v. Kropff_) erteilt Auskünfte und gibt den _Führer des Verkehrsausschusses_ (Preis 30 Cents) heraus.--=Bäder=: Seebad mit Strandhotel (s. oben).--=Ärzte=: Mehrere Marineärzte; Zivilarzt Dr. _Wunsch_, Prinz-Heinrich-Straße; Zahnarzt _Buchinger_, Friedrichstraße.--=Rote Kreuz-Apotheke=, Prinz-Heinrich-Straße (Pl. B5). --=Krankenhäuser=: Vorzügliches _Marinelazarett_ mit Frauenpavillon; _Faber-Krankenhaus_, für Europäer (Pl. B4); _Faber-Hospital_ (C2), für Chinesen. =Buchhandlungen=: _Paul Lindner_; --_E. Rose_, beide Friedrichstraße.-- Deutsch-chinesische Druckerei und Verlagsanstalt _Walther Schmidt_, auch Buchhandlung, Friedrichstr. 410, gibt heraus die Tageszeitung: »Tsingtauer Neueste Nachrichten« nebst Wochenausgabe »Kiautschou-Post« (Redakteur H. v. Kropff).--=Photograph=: _F. Takahashi_, Friedrichstr.--_Photographische Gebrauchsgegenstände_ liefert die _Rote Kreuz-Apotheke_, Prinz-Heinrich-Straße. --Das Photographieren von Festungswerken ist wie in Deutschland verboten. =Geschäftsadressen.= Optiker und Uhrmacher: _Fischer_, Ecke Prinz-Heinrich- und Albertstr.; Kleiderhändler: _Paul Heinrich_, Friedrichstr.; Warenhäuser: _Sietas Plambeck & Co._; _Schwartzkopf & Co._, Hohenzollernstr.; _Baumann_; _Grill_, beide Friedrichstr.; Konserven und Materialwaren: _Boedicker & Co._; _O. Linke_, Prinz-Heinrich-Straße; China- und Japanwaren in Lack, Seide und Porzellan: _Singtai & Co._, Friedrichstr.; _Cheap Jack & Söhne_, chinesisches Seidenhaus, Kiautschoustraße. =Konsulate=: _Vereinigte Staaten von Amerika_, Diederichsweg, Konsul _Mac Nelly_; _England_, bei Firma _Cornabé, Eckford & Co._, Ecke Schansi- und Tsinanstr.; _Rußland_, Vizekonsul _Kropatschek_, Bismarckstraße. =Tsingtau= (»grüne Insel«), die Hauptstadt des deutschen Kiautschougebiets, hat (1910) 38000 Einw., darunter 1600 Europäer (ohne 2500 Mann Militär), im Landgebiet wohnen 127000 Chinesen; die Stadt liegt auf 36° 4' nördl. Br. (wie Gibraltar) zwischen Hügeln auf der Halbinsel an der Ostseite der Kiautschoubucht. Sämtliche Hafenanlagen, städtischen Anlagen, Wege und Bahn sind deutsche Arbeit, mit deutschem Gelde geschaffen. Der _Handelshafen_ (BC1; _Großer Hafen_ genannt, im Gegensatz zum _Kleinen Hafen_ [B2], der dem Dschunken und Bootsverkehr dient) mit großem Schwimmdock nimmt Schiffe jeder Größe auf, seine Kaianlagen sind mit Bahngleisen, Warenschuppen und mit einer größern Reparaturwerft versehen. Die Stadt ist weitläufig und gesund angelegt; an der _Tsingtaubucht_ liegen das deutsche Geschäftsviertel (BC2, 3) mit dem alten Yamen, Lazarett und Kasernen (C3). Nördl. davon erstreckt sich bis zum Kleinen Hafen das Chinesenviertel _Tapautau_ (C2, 3) mit Markthalle und Missionsanstalten. Zwischen _Tapautau_ und dem Handelshafen sind die Lagerhäuser und Bureaus der großen Exportfirmen. Östl. vom Yamen liegt das Villenviertel an der _Auguste-Viktoria-Bucht_ (D3). In der _Tsingtaubucht_ (BC3) sind mehrere Landungsbrücken für Boote. Die Gesundheitsverhältnisse von Tsingtau sind dank der guten hygienischen Einrichtungen die besten an der ganzen ostasiatischen Küste geworden, daher und wegen des angenehmen Sommerklimas wird die Stadt von europäischen Badegästen aus allen Häfen Ostasiens als Seebad besucht. Die _Gouvernementschule_ (C5) ist ein Reformrealgymnasium (1910 mit 170 Schülern und 10 Lehrern) in 9 Klassen (Vorschule, Sexta bis Sekunda); Alumnat für Auswärtige bei einem Oberlehrer sowie in einzelnen Familien. Die deutsche _Mädchenschule_ wird von Franziskanerinnen geleitet. Die _Kiautschoubibliothek_ umfaßt bereits etwa 30000 Bände, im Lesezimmer liegen 70 deutsche und englische Zeitungen und Zeitschriften aus. Die _meteorologische Station_ (Direktor Dr. _Meyermann_; ein großes Observatorium, Geschenk des Flottenvereins, ist Anfang 1912 in Benutzung genommen) auf dem Wasserberg (BC4) gibt tägliche Wetterkarten heraus. Mehrere _Krankenhäuser_ sind von den Missionen eingerichtet. _=Rundgang.=_ Vom Kaiser-Wilhelm-Ufer führt in der Richtung der _Tsingtau-Landungsbrücke_ (C3), in deren Nähe das Haus des Tsingtau-Clubs steht, die Friedrichstraße nach N.; an ihr liegt r. das 1902 eröffnete _Seemannshaus_ (B4), zur Erholung für die Mannschaften des Kreuzergeschwaders und der Garnison bestimmt. Westl. von der Tsingtau-Landungsbrücke liegt die am 25. Okt. 1909 eröffnete *_Deutsch-Chinesische Hochschule_ (B3), die nach Anmeldung beim Leiter, Prof. Keiper, dem frühern Dozenten an der Universität in Peking, besichtigt werden kann. Die Hochschule bezweckt, jungen Chinesen mit genügenden Vorkenntnissen ihrer Mutterschrift etc., was ein chinesischer Studieninspektor beaufsichtigt, staatswissenschaftliche, technische, medizinische oder land- und forstwissenschaftliche Ausbildung nach deutscher Lehrmethode und in deutscher Sprache zu geben. (Von 200 Angemeldeten bestanden 93 die Aufnahmeprüfung; 17 wurden dazu noch bedingt eingestellt, insgesamt 110; die Neubauten der Hochschule rechnen auf 520 Zöglinge.) Am Nordende der Friedrichstraße liegt r. die Markthalle (B4); hinter ihr beginnt das Chinesenviertel _Tapautau_ (B4), durch das die Schantungstraße zum _Kleinen Hafen_ (B2) führt, von dem man auf der Rechternstraße längs des Strandes zum großen _Handelshafen_ (BC1) gelangt. Vom _Bauhafen_ (C2) vor dem Handelshafen gelangt man auf der Westpaßstraße vorbei am _Faberhospital_ (C2) und der _evangelischen Missionsanstalt_ bis in die Nähe des _Gouvernementslazaretts_ (C2), doch benutze man den Fußweg, der vorher l. nördl. von Villa Crusen auf den _Diederichsberg_ (99 m) hinaufführt; oben bei der Signalstation (C4) *Aussicht über Stadt und Hafen. (Die Station zu betreten ist verboten!) Abstieg nach S. vorbei am _Diederichsstein_ (mit Felsinschrift zum Andenken an die Besitznahme durch den Admiral v. Diederichs); in der Nähe das neue _Gouverneurswohnhaus_ (D5), 1906/07 erbaut. Der Fußweg mündet unterhalb des Lazaretts, in der Nähe der neuen _evangelischen Christuskirche_ (C5), in die Bismarckstraße, von der r. am Hohenloheweg das stattliche _Gouvernementsgebäude_ (B5) liegt. Man folgt der Bismarckstraße, an der l. die alte Gouvernementsschule und ehemalige Kapelle, die neue Gouvernementsschule (s. oben) und unterhalb davon bei den »Fünfzehn Eichen« ein der Meeresgöttin geweihter _Tempel_ (C5) steht, worin eine Figur dieser Göttin nebst andern Figuren und Malereien sehenswert sind. Man biegt nun l. und folgt dem Kaiser-Wilhelm-Ufer zum alten _Yamen_ (C5), dem frühern Sitz des chinesischen, dann provisorischer Amtssitz des deutschen Gouverneurs, mit bemerkenswerter _Fengschuimauer_ (zum Schutz gegen Wind- und Wassergeister) vor dem Eingang; auf der Innenseite ein Bild des Ungeheuers Tan. Von da fahre man mit Rikscha nach S. und längs des Auguste-Viktoria-Ufers zum Badestrand (D3), wo im Sommer wöchentl. zweimal Nachm. die Militärmusik spielt; dahinter breitet sich das Villenviertel von Tsingtau aus. Vom Seebad führt die Iltispaßstraße über den Exerzierplatz und l. vorbei am _Europäerfriedhof_ (mit Denkmal des Gouverneurs Jaeschke und des Missionars und Sinologen E. Faber) am Fuße des _Bismarckbergs_ (D2), dann r. an den Iltiskasernen auf guten Wegen auf den _Iltisberg_ (E2; 4 km von Tsingtau) mit sehenswertem *Forstgarten und mehreren Aussichtspunkten sowie Granitfelsen (»Mausefalle« 2/3 km östl. von den Kasernen). Beachtenswert ist die durch die deutsche Marineverwaltung ausgeführte Aufforstung der früher kahlen Berge. Bückweg am _Bismarckberg_ entlang, über den Europäerfriedhof und an den (r.) _Bismarckkasernen_ (D2) vorbei durch die Ostlagerstraße zur Stadt zurück. Tsingtau, ursprünglich nur als Flottenstützpunkt gedacht, ist eine mustergültige Schöpfung der deutschen Marineverwaltung, die von deutschen Weltreisenden als »Kleinod unseres Volksgeistes« bezeichnet wird, das deutschen Baustil, deutsche Behaglichkeit, Sauberkeit und Ordnungsliebe im fernen Osten rühmlichst zur Geltung bringt. Kein Weltreisender sollte versäumen, diese zukunftsreiche deutsche Siedelung zu besuchen! Ein =Ausflug= in den =Lauschan=, zwei Tage, zu Wagen (hin und zurück $ 12) oder zu Pferde, auf guter Fahrstraße, ist landschaftlich sehr lohnend und gewährt gute Einblicke in den Charakter des Berglandes von Schantung. Der Hauptast des Lauschan (»beschwerliches Gebirge«), der die höchsten Gipfel (Lauting, 1130m = Brockenhöhe, Steinerne Säge, Fünffingerspitze) trägt, zieht nordsüdl. an der Ostgrenze des Schutzgebietes entlang und fällt ostwärts steil zur großen Lauschanbucht ab. Westwärts sind ihm einige Seitenäste mit tiefen Tälern dazwischen vorgelagert. Trotz seiner geringen Höhe macht das Gebirge einen sehr unwirtlichen, beinahe alpinen Eindruck; steil steigen die nackten felsigen Hänge der Granitberge zu zackigen Graten auf, ihre untern Teile sind von mächtigen Trümmerhalden umhüllt. Kahl und waldlos ist alles, fast jede Vegetation ist den brennholzsuchenden Chinesen zum Opfer gefallen, nur ganz niedrige, struppige Kiefernholzschonungen bestehen hier und da. Auch in den Tälern findet man Grün nur in der Nähe der Ortschaften und um die Tempel und Klöster. Nördl. über (4 km) _Taitungtschen_, durch malerische Dörfer und über Höhen nach (15 km) _Litsun_, großem Marktflecken mit Bezirksamt am gleichnamigen Fluß; von da östl. am r. Flußufer entlang über _Tschengtan_ nach (21 km) _Hsiaho_, dann über den Bergrücken östl. weiter nach (24 km) _Nanlungkou_, von da östl. über (26 km) _Hanho_ ins Lauschantal nach (28 km) _Tschiuschui_ und dann flußaufwärts, vorbei am Tempel (30 km) _Tschiuschui-an_ mit Bambushain bis zum (33 km) _Tempelpaß_ (447 m), wo in prächtiger Gebirgsgegend das =Deutsche Genesungsheim= (_Mecklenburghaus_, zugleich Gasthof mit mäßigen Preisen) für das Kiautschougebiet liegt; Aussicht aufs Meer und ins Lauschantal. Man übernachte im Genesungsheim und gehe am nächsten Morgen 2 km bergab ins Peischahotal nach (35 km) _Peitschiuschuimiau_, Kloster mit schönen Kiefern- und Bambuspflanzungen; südl. vom Kloster liegen sechs Landhäuser von Europäern. Man folgt nun dem Peischahotal aufwärts bis (37 km) _Schuangschywu_, dann steigt l. ein Fußweg zum (39 km) _Tempel Waldfrieden_ (Gelegenheit zum Übernachten, der Schlüssel zu den dem Bergverein Tsingtau gehörigen Räumen im Genesungsheim); von da auf bezeichnetem Fußweg zum (43 km) _Kuhpaß_ (961 m) am deutschen Grenzstein Nr. 5, dann südl. weiter zum (47 km) _Lauting_ (1130 m), dem höchsten Gipfel des Lauschan, schon außerhalb des Schutzgebiets; von da führt ein bezeichneter Fußweg zur (51 km) _Irenenbaude_, dem steinernen Haus des Bergvereins Tsingtau (bequeme Unterkunft, im Sommer geöffnet, sonst Schlüssel im Genesungsheim). Von der Irenenbaude führt ein bezeichneter Fußweg zum Genesungsheim zurück; von andern Wegen führt einer nach _Schuangschywu_, einer nach _Schatstykou_ südl. durch das _Prinzental_ und ein dritter nach _Tschiu-schui_ über den Mattenstock. Alle Wege im Lauschan sind rot-weiß-rot und mit Nummer bezeichnet.--Für Wanderungen im Lauschan benutze man die Wegkarte des »Bergvereins«; der Gebirgswart des Vereins (zurzeit Obersekretär _Bergemann_) erteilt gern Auskunft. A. Von Tsingtau über Land nach Peking. Von _Tsingtau_ bis (412 km) _Tsinanfu_ mit der =Schantung-Eisenbahn= in 11-1/2 St. für I. Kl. $ 14, II. $ 7; keine Rückfahrkarten (vgl. Reichskursbuch 706). --Von Tsinanfu bis (335 km) Tientsin mit der =Tientsin-Pukou-Eisenbahn= in 10-3/4 St., tägl. in jeder Richtung ein Zug; bis Fertigstellung der Hoanghobrücke bei Tsinanfu Überfahrt über den Fluß auf Fähren (vgl. Reichskursbuch 706). Von Tientsin bis Peking s. S. 277. Die _Schantung-Eisenbahn_ soll für unsre Kolonie die fehlende Schiffahrtsstraße ins Hinterland ersetzen, den Ausfuhr- und Einfuhrhandel aus der Provinz Schantung und dem nördl. Teil der Großen Ebene nach Tsingtau lenken und vor allem auch die Kohlenlager von Fangtse und Poschan erschließen. Die Schantung-Eisenbahngesellschaft, die die Bahn erbaut hat und seit 1. Juni 1904 betreibt, beutet als »Schantung-Bergbaugesellschaft« auch die Kohlenfelder aus. Das Gebirgsland von Schantung öffnet sich gerade im Hintergrunde der Kiautschoubucht zu einer hügeligen Senke, die einen bequemen Zugang nach Tsinanfu, der Hauptstadt Schantungs, gewährt. Die =Provinz Schantung=, die man durchfährt, ist, trotzdem sie großenteils gebirgig ist, außerordentlich dicht bevölkert (im Durchschnitt 258 Bewohner auf 1 qkm, in Deutschland nur 120); trotzdem sie als metallreich gilt, beruht ihr Hauptreichtum doch auf der Landwirtschaft, die außer Nahrungsmitteln auch Baumwolle und Opium hervorbringt, dem Obstbau und der Seidenzucht. Die Bevölkerung ist kräftig, intelligent und dem Fortschritt zugeneigt. Die beiden großen chinesischen Philosophen Kungfutsze und Mengtse entstammen ihr. Zahlreiche, von Karren und Schubkarren reich belebte Straßen durchziehen das Land. Die einzige Industrie ist die Strohflechterei, die auch stark exportiert. Vom Bahnhof in Tsingtau (S. 267) an der Prinz-Heinrich-Straße (B3) fährt die Bahn um das Nordende der Stadt am Kleinen Hafen und großen Handelshafen vorbei, dann längs der Küste der Kiautschoubucht über den Haipofluß nach dem Dorf--(8 km) _Syfang II_; gute Gartenschänke (_Paradiesgarten_, Molkerei [Kusserow]), Ausflugsort der Tsingtauer; in der Nähe schöner Totenhain.--Weiter nach (18 km) _Tsangkou_, Dorf mit Gartenlokal (Bang), bequemem Ausflugsort, in dessen Nähe die große Seidenspinnerei der Deutsch-Chinesischen Seidenindustriegesellschaft (Kolonialgesellschaft) liegt, die jetzt außer Betrieb ist, doch neu verpachtet werden soll.--Die Bahn wendet sich dann in großem Bogen, viele reiche Dörfer berührend, westl. und erreicht nach 2-1/4 St. (81 km) =Kiautschou=, unansehnliche Stadt mit etwa 84000 Einw., außerhalb des deutschen Schutzgebiets, aber in der neutralen Zone. Vom Bahnhof führt ein Weg zum Nordtor; innerhalb dessen l. ein Wohnhaus für die Bahnbeamten, gegenüber die evangelische Mission (Missionar Töpper), r. ein kleiner Tempel; jenseit des Bahnhofs liegt die ehemalige Kaserne der deutschen Besatzung. Vom Nordtor sw. gelangt man in einen schönen Park (Lotos, Bambus etc.), dann zum _Tempel des Gottes der Reichtümer_, von da zum Tempel der Himmelskönigin, ferner zum _Literaturtempel_ und dem verwahrlosten (meist geschlossenen) _Kungfutszetempel_ mit Drachen auf den Dachfirsten. Das Yamen des Unterpräfekten liegt nahe dem Westtor, in seiner Nähe die Prüfungshalle. Außerhalb des Osttores der _Tempel des Kriegsgottes_. Im NW. der Stadt die katholische Mission. Hinter Kiautschou durchläuft die Bahn fruchtbare Gegend mit hübscher Landschaft.--(107 km) =Kaumi=, lebhafte Marktstadt, 20 Min. vom Bahnhof, mit hohen Mauern, sehenswerten Läden, Tempeln und schönem *Mandarinengrab. 15 Min. vom Gasthof liegt auf einem Hügel mit Park die Kaserne der ehemaligen deutschen Besatzung, in der jetzt ein chinesischer Hauptmann sowie die deutsche evangelische Mission (mit Schule und Krankenhaus) wohnen.--Bei (183 km) Stat. =Fangtse= liegt 20 Min. südl. das große Kohlenbergwerk nebst Wäscherei und eine Brikettfabrik der deutschen Schantung-Bergbaugesellschaft. Die Kohle eignet sich leider nur zum Hausbrand, nicht zum Verbrauch auf Schiffen.--Die Bahn führt durch das Tal des Weiho, überschreitet diesen und seinen Nebenfluß Yunho auf eisernen Brücken. Man sieht Obstpflanzungen, bewaldete Hügel und einen schönen Zypressenhain bei _Nanliu_; die Dörfer werden dichter, die Häuser sehen wohlhabender aus.-- (196 km) =Weihsien=, lebhafte Handelsstadt, von Mauern umgeben, mit deutschem Postamt und amerikanischer Missionsstation (Lou tao yüan); der Pailangho fließt mitten durch die Stadt. Die Gewerbe sind straßenweise geordnet.--Dann führt die Bahn über (220 km) _Tschanglo_ nach (255 km) =Tsingtschoufu=, Stadt mit 35000 Einw., Stammsitz der Ming-Dynastie mit amerikanischer Mission. Vom Bahnhof führt eine breite Straße in die Hauptstraße der Chinesenstadt, in deren Nähe die Mandschustadt liegt. Im Kloster _Tschinglungtse_ (4 km) eine große *Tempelanlage.--Die Bahn führt nun über (270 km) _Tschotien_ nach (302 km) _Tschangtien_. =Zweigbahn= von hier nach (43 km) =Poschan=, nach v. Richthofen der industriellsten Stadt in China in schöner Landschaft. In Poschan sind alte Kohlenbergwerke, ferner eine Glasfabrik nach europäischem Muster (gläserne Schnupftabakfläschchen von Poschan sind berühmt); auch wird dort der Schmelz für das Pekinger »Cloisonné« gewonnen. Die deutsche Schantung-Bergbaugesellschaft besitzt in _Hungschan_ (7 km nw. von der Bahnstation _Tsetschuan_, 32 km von Tschangtien) einen Förderschacht für Fettkohle. Die Hauptbahn läuft über (320 km) _Tschoutsun_, Haupthandelsplatz für Schantungseide, Tussah genannt, nach (406 km) _Tsinanfu-Ost_, dann um die Stadt herum nach (409 km) _Tsinanfu-Nordwest_ bis zum Endpunkt der Bahn, dem (412 km) _Westbahnhof_ von =Tsinanfu= (_Hotel Trendel_, am Westbahnhof, mäßig, Pens. $ 5; Gasthaus des Schlächtermeisters _Stein_, nahe dem Bahnhof, bescheiden, sauber, gelobt), Hauptstadt der chinesischen Provinz Schantung und wichtige Handelsstadt der Kreuzungsstelle des Hoangho mit dem Kaiserkanal, Sitz des Gouverneurs, mit etwa 360000 Einw., Hochschule, Rechtsakademie, Lehrerseminar, Gewerbeschule (mit Ausstellung der in der Schule hergestellten Gegenstände), Polizeischule, Kadettenschule und Arsenal; die Stadt hat elektr. Licht und Telephon. _Deutsches Konsulat_, Konsul Dr. Betz. =Zeitteilung=: Bei eintägigem Aufenthalt besichtige man die heißen Quellen, den Lotosteich und mache einen etwa vierstündigen Ausflug zum Tausend-Buddha-Berg. Sehenswert sind der *=Lotosteich= (_Ta ming hu_) im N. der Stadt mit Tempeln und Ahnenhallen am Rand und auf den Seeinseln und hübschen Ausblicken (Bootsfahrt); die _Provinzialbibliothek_ mit alten Relief- und Inschriftensteinen am Seeufer; das Provinziallandtagsgebäude; die *=heißen Quellen= (Pai tu tsuan), in denen das die Straßen durchfließende heiße Wasser entspringt, mit altem Quellentempel, worin ständiger Markt abgehalten wird, in der südl. Vorstadt; ganz im S. die weitläufige Anlage der Englischen Baptistenmission mit Medizinschule und Museum; vor dem neuen Westtor (_Pu li men_) der stattliche Neubau des Ober- und Landgerichts, dahinter das Mustergefängnis, an der zur Handelsniederlassung am Westbahnhof führenden Straße; in der Niederlassung liegen das _Deutsche Konsulat_ (Konsul Dr. Betz), das große Verwaltungsgebäude der Tientsin-Pukou-Eisenbahn, das _Sanatorium Dr. Kautzsch_, Niederlassungsamt; _Deutsches Postamt_ im Westbahnhof. Bank: _Deutsch-Asiatische Bank_ (Korresp. der Deutschen Bank). =Kleinere Ausflüge= in die Berge im S. zum *=Tschien fo schan= (_Tausend-Buddha-Berg_), buddhistischem Wallfahrtstempel über der Stadt mit hübschem Blick auf die Umgebung bis zum Hoangho; in hochromantischer Talschlucht im Gebirge; nur mit Führer zu Fuß durch die Berge in 3-1/2 St. oder zu Pferd auf Umweg um das Gebirge herum in 2-1/2 St. =Ausflug= zur =Geburtsstadt und dem Grabe des Kungfutsze=. Von Tsinanfu mit der Südlinie der Tientsin-Pukou-Bahn in etwa 3 St. nach (etwa 70 km) _Taianfu_ (Bahnhofshotel) mit den sehenswerten Tempeln der _Pihiayüen kün_ und des _Taimiau_. Von da Besteigung des *=Taischan= (1550 m), des schönsten Punktes von Schantung, hochberühmter, alter heiliger Wallfahrtsberg, Aufstieg 4 St., Abstieg 3 St.; mit Bergsänften für Tag und Träger 1000 Käsch (etwa $ 0,40) und Trinkgeld, vier Träger erforderlich. Der Weg führt von Taianfu an der Ostmauer des Taimiau entlang nach der Stadtmauer, außerhalb nach W. durch den großen Ehrenbogen _Taitsungfang_ (16. Jahrh.), der den Anfang des berühmten Treppenwegs (etwa 6000 Stufen) zum Gipfel bildet, dann zwischen Zypressen, Tempeln, Toren, Gedenksteinen und Raststellen bergauf; viele Ausblicke in zerklüftete Gebirgslandschaft. Der obere Teil der »Treppe zum Himmel« schmiegt sich wie eine Riesenschlange an die steile Felswand; oben hinter dem ersten Tor hält _Kuanti_, der Kriegsgott, die Wacht. Auf einem Sattel zwischen zwei Kuppen sind Unterkunftshütten: die Hochfläche ist übersät mit Tempeln; der schönste Tempelpalast mit hohen Toren, Trommel- und Paukenturm, Höfen und Pavillons ist der Himmelsmutter (_Pihiayüen kün_) geweiht: auf schwerem Sockelbau mit Freitreppe erhebt sich ein Kungfutszetempel; alle Anlagen überragt der Tempel des Edelsteinkaisers (_Yühuangti_) auf dem höchsten Gipfel am Nordrand des Berges. Herrlicher Blick auf den Fluß _Tawönho_, die Stadt Taianfu in der Ebene und das Trümmerfeld ähnliche Gebirge nach O., N. und W. vom »Lebensgipfel« aus. In der Nähe berühmte Felseninschrift aus der Zeit der Tang-Dynastie (7. Jahrh.); man kann im Gebirge in einem Kloster übernachten. Von Taianfu gelangt man weiter mit der Bahn nach (etwa 130 km) _Yentschoufu_, von da zu Pferd oder zu Fuß nach (18 km) *=Küfu= am Fuß des großen Schantunger Gebirgsdreiecks, wo _Kungfutsze_ (Confucius) 551 v. Chr. geboren wurde und 478 starb; den größten Teil der Stadt nimmt die großartige Anlage des _Kungfutszetempels_ ein. Durch fünf Vorhöfe und hallenartige Tore, mit Inschriften und Gedenksteinen geschmückt, führt der breite Weg zum Hauptheiligtum _Tatschengtien_ (»Zur großen Harmonie«) des Kungfutszetempels mit gelb glasiertem, doppeltem Dach, auf dessen First Fabeltiere die bösen Geister fernhalten; die marmornen Monolithsäulen des Tempels (16. Jahrh.), auf denen Wasser, Berge und Wolken mit den beiden nach dem Edelstein greifenden Drachen in erhabener Arbeit gemeißelt sind, stehen auf 3 m hoher Plattform; die Tempelhalle ruht auf roten Hartholzsäulen; in der Halle stehen fünf geschnitzte Schreine mit Opfertischen, im mittlern erhebt sich die goldglänzende Statue des Kungfutsze mit kaiserlichen Insignien, am seltsamen Zeremonienhut 12 grün- und rotseidene Quasten mit Perlen, zu den Füßen die Seelentafel mit Inschrift: »Tschescheng siensche Kungtse schen-wei« (d. h. des allerheiligsten hehren Lehrers Kungtse geistiger Thron). Im Schrein l. Jenfutse, der Neffe, und Tsesetse, der Enkel des Weisen, r. die andern Hauptschüler Tsengtse und Mengtse (Mencius). Um den Haupthof liegen mauerumzogene Unterkunftshäuser für die Kaiser und ihr Gefolge, in denen sie sich fastend auf die Opfer vorbereiteten, ferner kleine Tempel für die Eltern und Vorfahren des Weisen, Hallen für die geweihten Musikinstrumente, Übungsräume für die Musikanten etc. Kleiner ist der Tempel des Jenfutse, hinter dem in einem noch viel kleinern Tempel der Frau des großen Schülers geopfert wird. Nahebei eine gute chinesische _Herberge_. In Küfu residiert das gegenwärtige Haupt der Familie, der _ »heilige Herzog« Kun_ (_yen scheng kung_), der 74. direkte Nachkomme des Kungfutsze. (Ausführliche Schilderungen und Abbildungen der Sehenswürdigkeiten auf dem Taischan und in Küfu in: »_Studien und Schilderungen aus China_«, Nr. I: _Der Taischan_; Nr. II: _Heiligtümer des Konfuzianismus_; Verlag der katholischen Mission in Yentschoufu, zu haben in den Buchhandlungen in Schanghai und Tsingtau.) Der Weg von Küfu zum einfachen und schlichten Grab des Weisen führt durch den *_Geisterweg_, dessen Allee aus der Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) stammen soll. Marmorbogen, mit Löwen geschmückt, überspannen den Weg, an dem Kioske mit Inschriften stehen. Man gelangt in einen urwaldähnlichen Totenhain; die spitzen Grabhügel der Verwandten des Kungtse sind dicht überwachsen. Durch einen alten Ehrenbogen und über eine spitzbogige Brücke erreicht man ein Torgebäude, hinter dem der Ehrenweg beginnt, der an den großen Steinfiguren der »hochehrwürdigen Oheime« zu seiten einer Rauchopferschale vorbei zum Grabhügel des »_Allerheiligsten_« führt, der, mit Gestrüpp bewachsen, einen großen, nach S. gerichteten Grabstein voll altertümlicher Schriftzeichen mit schwerem Opfertisch zeigt--das *_Grab Kungfutszes_, umgeben von den Gräbern seiner nächsten Verwandten. Sehr anstrengend, aber lohnend, ist der Rückweg von Küfu in östl. Richtung über das Gebirge nach Poschan (S. 272) mit einräderigen Reisekarren (wheelbarrows, in Pidgeon: bibalos), von je zwei Kulis gezogen; drei Tagereisen bis Poschan, auf schmalen Gebirgspfaden, an Abgründen vorbei, über den Poschanpaß (mit steinerner Ehrenpforte), auf sehr schlechten, mit Steingeröll übersäten Wegen. Unterwegs viele schöne Ausblicke. In Poschan sehenswerte Glasbläsereien und Töpfereien. Rückfahrt von Poschan mit der Schantung-Bahn nach Tsingtau. _Kungfutsze_, der bedeutendste Staats- und Sittenlehrer Chinas, griff, um der Zerrissenheit Chinas in viele kleine Einzelstaaten abzuhelfen, auf den altchinesischen Ahnenkultus und die alten Schriften der chinesischen Weisen zurück, erklärte als vornehmste Pflicht den unbedingten Gehorsam des Sohnes gegen den Vater, des Untertanen gegen den Kaiser als Statthalter Gottes; außerdem lehrte er die Tugenden Menschlichkeit, Rechtlichkeit, Schicklichkeit, Weisheit und Treue. Die weitgehende chinesische Elternverehrung ist durch ihn noch gefördert worden. In verschiedenen Büchern stellte er die Aussprüche der Kaiser des Altertums und ihrer Ratgeber zusammen. Trotzdem er kein Religionsstifter war, wurden nach seinem Tode ihm zahllose Tempel geweiht und Gedenkopfer dargebracht. Einer der schönsten Tempel Chinas ist in Küfuhsien ihm zu Ehren errichtet und mit Inschriften, Vasen und Schnitzereien aller Zeiten geschmückt. In der Stadt führen etwa vier Fünftel der Einwohner seinen Namen, darunter der Herzog von Kung, der sein direkter Nachkomme ist.--_Mengtse_ (_Mencius_), der berühmteste aus der Schule des Kungfutsze hervorgegangene Philosoph, geb. 372 v. Chr., gest. 289, hat seine Lehren in frischer, lebendiger Form in sieben Büchern zusammengefaßt, die zu den klassischen Schriften Chinas rechnen (auch ins Englische und Französische übersetzt). Seine Nachkommen werden seit zwei Jahrtausenden in dem Nachbarorte _Tschouhsien_, der Heimat des Mengtse, in einem heiligen Wald von Eichen und Zypressen begraben. =Von Tsinanfu nach Tientsin= weiter mit der Tientsin-Pukou-Bahn (S. 271), einer wichtigen Bahnlinie, die künftig Schanghai über Nanking (Überfahrt über den Yangtse mit Fährdampfer nach Pukou S. 256), Tsinanfu und Tientsin mit Peking verbindet, die Bahn ist auf der nördlichen, mit deutschem Geld und von deutschen Firmen gebauten Hauptstrecke (Tsinanfu-Tientsin) bereits im Betrieb, trotzdem die Hoangho-Brücke, deren Fundamentierung ungeheure Schwierigkeiten machte, voraussichtlich erst Ende 1912 betriebsfertig wird (Fährdampfer über den Hoangho vgl. S. 271). Die Nordstrecke zwischen Tsinanfu und Tientsin berührt keine großen Städte und führt durch den Nordteil der Großen Ebene über 30 meist kleine Stationen; etwa 120 km nördl. von Tsinanfu trifft die Bahn bei _Tötschou_ den Kaiserkanal (_Nan yün ho_) und hält sich dann bis Tientsin nahe östl. von ihm. Tientsin. Vgl. den Plan auf beifolgender Karte. Der =Bahnhof= liegt am l. Peihoufer nahe der eisernen Brücke, die in die Fremdenniederlassungen führt. Man beachte, daß man in Stat. _Tientsin Settlement_ aussteigt; der zweite, nördliche Bahnhof _Tientsin City_ liegt am Nordende der Chinesenstadt. =Gasthöfe=: _Astor House_ (Pl. 1; deutsche Leitung), Victoria Road, im Englischen Viertel, gegenüber dem Victoriagarten, gelobt, Pens. $ 5-10, für ein Ehepaar $ 12.--_Imperial Hotel Ltd._, Rue de France, 50 Z., Pens. $7.--_Hôtel de la Paix_ (Pl. 2), Rue du Consulat, 40 Z., Pens. $ 5-8.--_Queen's Hotel_, Victoria Road, 20 Z., Pens. $ 4-7. =Post=: Deutsches Postamt (Pl. 7).-- =Telegraph.=--=Wagen=, =Rikschas= und =Reitpferde= sind zu haben.--=Eisenbahnen=: _Nordchinesische Bahn_ nach Peking, Tongku, Mukden und Yingkou (S. 328); _Tientsin-Pukou-Bahn_ im Betrieb bis Tsinanfu (S. 272) mit Anschluß nach Tsingtau (S. 267) und bis Taianfu (S. 273).--=Dampfer= vgl. unter Tongku, S. 279. Dampfer-Agenturen: _Norddeutscher Lloyd_, Melchers & Co. (Telegr.-Adresse: Nordlloyd-Tientsin); _Hamburg-Amerika Linie_, Carlowitz & Co. =Elektr. Straßenbahn= durch die Chinesenstadt, die österreichische, italienische, russische, französische und japanische bis zur englischen Niederlassung. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_ (Pl. 3), Korresp. der Allg. Deutschen Credit-Anstalt in Leipzig; _Hongkong & Shanghai Banking Corporation_ (Pl. 5), beide Korresp. der Deutschen Bank; _Chartered Bank of India_ (Pl. 4), alle drei Korr. der Berliner Disconto-Gesellsch. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Konsul Legationsrat Knipping; Vizekonsul Freih. v. Grote.--_Österreich-Ungarn_, Konsul M. Kobr und Dr. F. Stumvoll. --=Deutscher Klub=: _Concordia_, in der deutschen Konzession; _Tientsin Club_, Victoria Road. =Deutscher Arzt= und drei Krankenhäuser für Europäer sowie ein Lazarett des Deutschen Ostasiatischen Detachements mit Tollwut-Impfstation.-- =Deutsche Apotheke=: _S. J. Betines & Co._ --=Deutsche Buchhandlung=: _Aug. Michels;_ Zeitungen: »Tageblatt für Nordchina«; »Peking and Tientsin Times«; »Courrier de Tientsin«.--=Photograph=: _F. Scholz_.--=Photographische Gegenstände=: in der Deutschen Apotheke. --=Geschäftsadressen=: _E. Lee_; _Wolff & Kierulff_ (beide deutsch); _Hall & Holtz_ (englisch); _A. H. Jaques_ (engl.), alle drei Victoria Road, für allgemeine Ausrüstung. =Geschichtliches.= Tientsin ist die Hauptstadt des Vizekönigs der Provinz Tschili; hier wurden 1858 und 1860 die ersten Handelsverträge mit europäischen Mächten abgeschlossen. Infolge chinesischen Vertragsbruchs wurde 26. Aug. 1860 die Stadt von den Engländern und Franzosen genommen. 1870 Niedermetzelung der Europäer. Im Boxeraufstand wurden die europäischen Niederlassungen vom 17. Juni bis 13. Juli 1900 von chinesischen Truppen belagert; an den heftigen Kämpfen nahmen die Marinemannschaften der Seymour-Expedition teil, die am 10. Juni zum Entsatz der belagerten Gesandtschaften in Peking ausgezogen war, aber durch chinesische Truppen zum Rückzug nach Tientsin gezwungen wurde, wo sie am 26. Juni nach schweren Verlusten wieder eintraf. Die deutschen Streitkräfte zählten 21 Offiziere, 4 Ärzte, 757 Mann (Schiffsbesatzungsteile und 3. Seebataillon); außerdem kämpften in Tientsin 3500 Russen, 1800 Engländer, 500 Amerikaner, 300 Franzosen, 150 Japaner, 100 Italiener, 75 Österreicher. Am 11. Juli standen 12650 Mann europäische und japanische Truppen in der Stadt, denen es bald gelang, die chinesischen Belagerungstruppen zu vertreiben. Seitdem war Tientsin Hauptstützpunkt für die Unternehmungen gegen Peking und wurde erst 1902 den Chinesen zurückgegeben. =Tientsin=, wichtigste Handelsstadt Nordchinas, seit 1860 dem Fremdhandel geöffnet, liegt auf 39° 10' nördl. Br. (etwa wie Lissabon) am Zusammenfluß des Peiho mit dem Hunho (Hsiho); von O. mündet der Lutaikanal, von W. der Kaiserkanal bei der Chinesenstadt in den Peiho, so daß Tientsin der wichtigste Stapelplatz für den Durchgangshandel aus den Provinzen Tschili, Schensi, Schansi, Kansu, Turkistan, Mongolei und einen Teil der Mandschurei ist. Das Hinterland hat die Größe Europas mit etwa 100 Mill. Einw. Tientsin hat etwa 800000 Einw. 1909 liefen 952 Schiffe mit 1159000 Reg.-Ton. den Hafen von Tientsin an. Der untere Peiho ist nur für kleine Dampfer und Dschunken befahrbar. Die _Chinesenstadt_ (Altstadt) ist ein Rechteck, früher rings von Zinnenmauern umschlossen, die von der provisorischen Regierung (1900-02) zum Teil niedergelegt wurden, um breiten Straßen Platz zu machen. In den großen Vorstädten auf beiden Flußufern und an den Kanälen ist der Sitz des lebhaftesten Handelsverkehrs. Alle chinesischen Stadtteile sind schmutzig und ungesund, doch haben sich die hygienischen Verhältnisse seit der europäischen Verwaltung durch Anlage eines Wasserwerks etc. verbessert. Die deutschen Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie gelangen bei günstigem Wasserstand bis zu den Fremdenniederlassungen der Stadt; der Peiho, dessen Mündung bei Tongku (S. 279), der Hafenstadt von Tientsin, etwa 75 km osö. liegt, friert zwischen Ende November und Mitte März zu, als Hafen für Tientsin und Peking dient in dieser Zeit Tschinwangtau (S. 329). Der Kaiserkanal ist nur für Fahrzeuge mit 1 m Tiefgang schiffbar.-- Die _Fremdenniederlassungen_ (_Tientsin Settlement_) der Deutschen, Engländer, Franzosen und Japaner liegen am r. Peihoufer, gegenüber und südl. vom Bahnhof, zu dem über den Fluß eine eiserne Brücke führt. Die Russen, Italiener, Österreicher und Belgier haben ihre Konzessionen am l. Ufer. Die 1896 begründete deutsche Niederlassung (mit Kriegerdenkmal für die im Jahre 1900 Gefallenen) ist die südlichste und hübscheste der ganzen Villenstadt, von der das englische Viertel mit Rathaus und kleinem Museum im _Anglo-Chinese College_ hauptsächlich Geschäftsviertel ist. Die französische Niederlassung wurde während des Boxerkriegs fast ganz zerstört; in ihr liegt ein Krankenhaus und das chinesische Zollamt. Die japanische Niederlassung liegt in der südlichsten Vorstadt der chinesischen Stadt.--_=Rundfahrt=_ durch die Chinesenstadt mit Rikscha, Wagen oder Straßenbahn; die Werkstätten der Handwerker, meist straßenweise dieselben Gewerke, sind vielfach sehenswert. Gelegenheit zu Einkäufen von Fellen, besonders von Tigern und Leoparden. Es ist nicht ratsam, nach Sonnenuntergang sich in der Chinesenstadt und ihren Vorstädten aufzuhalten. Sehenswert sind außer dem _Yamen_ des Vizekönigs etwa noch der dem Gedächtnis Lihungtschangs gewidmete Tempel sowie verschiedene Theater und Versammlungshallen der großen Gilden. Vom Turm des Astor House Hotel überblickt man Stadt und Umgegend. =Von Tientsin nach Peking= (140 km) mit der _=Nordchinesischen Eisenbahn=_, tägl. 3 Züge in 3 St. (Reichskursbuch Nr. 706). Der Bahnhof Tientsin Settlement liegt neben der russischen Niederlassung; jenseits liegt ein großes Gräberfeld, um das die Bahn im Bogen über die Brücke des Lutaikanals und durch den Außenwall nach Stat. _Tientsin City_ führt. Man sieht l. das Arsenal von _Hsiku_ (Schauplatz der Kämpfe des Seymourschen Korps am 22. Juni 1900), erreicht (11 km) _Peitsang_ (Kämpfe am 21. Juni und 5. Aug. 1900) in öder, melancholischer Landschaft. Dicht vor (26 km) _Yangtsun_ überschreitet die Bahn den Peiho; man sieht Dörfer, Getreide-(meist Mais-)Felder, dazwischen zahllose Erdhügel, die Gräber sind, auch strichweise Grün und gelangt über (41 km) _Lofa_ nach (60 km) _Langfang_, dem äußersten Punkt, den Seymour erreichte; heftige, zwar siegreiche, aber erschöpfende Kämpfe am 14. und 18. Juni 1900, unter Beteiligung deutscher Marinetruppen (»the Germans to the front«).--Bei (95 km) _Huangtsun_ beginnt das mit Mauern eingehegte Gebiet des kaiserlichen Wildparks _Nun-yüan_ (»Südgarten«), volkstümlich _Haitze_, der reich an Hirschen und Damwild war und fast bis Peking reicht; dient als Truppenübungsplatz.-- Bei (112 km) _Fêngtai_ zweigt nach SW. die Bahnlinie Paotingfu-Hankau ab (S. 299). Bald erblickt man l. Berge und dann l. die Mauern der Chinesenstadt, deren alter Bahnhof _Machiapu_ vor dem Südtore nicht mehr benutzt wird, die Bahn durchbricht die Südmauer der Chinesenstadt, geht durch deren schwach bebauten östl. Teil, biegt in der NO.-Ecke der Chinesenstadt nach l. und läuft westl. außerhalb der Mauer der Mandschustadt zum Endbahnhof am Wassertor (140 km) _Peking-Tschiën-mönn_ (S. 280) dicht beim Gesandtschaftsviertel. B. Von Tsingtau über See nach Peking. Der Dampfer (vgl. S. 265), von Tsingtau (S. 267) mit nö. Kurs abfahrend, umsteuert das niedrige SO.-Vorgebirge von Schantung, auf dem ein Leuchtturm vor den Riffen warnt; in der Nähe liegt der _Iltisfriedhof_, wo die Besatzung des in nächster Nähe im schweren Taifun 23. Juli 1896 gestrandeten deutschen Kanonenboots »Iltis« ihre Ruhestätte hat; der Friedhof hat schmiedeeisernes Gitter mit Kaiseradler, in der Mitte eine Porphyrsäule. Dann erblickt man die scharfen, zerklüfteten, bis 277 m hohen felsigen Hügel des _Schantungvorgebirges_ (_Tatschingschan_) und steuert mit WNW.-Kurs in das _Gelbe Meer_ zwischen Nordchina und Korea. Westl. vom Schantungvorgebirge liegt im Schutze einer Insel der Hafen von =Weihaiwei= (_King's Hotel_, 60 Z., Pens. $ 6; _Clark's Hotel_), englischer Freihafen ohne Handelsbedeutung. Ursprünglich chinesischer Kriegshafen, wurde Weihaiwei im Februar 1895 vom Marschall Oyama von der Landseite erobert und blieb bis 1898 als Faustpfand in japanischem Besitz; 1898 wurde es von der chinesischen Regierung an England verpachtet, das aber seit dem Bündnis mit Japan und der Vertreibung Rußlands aus der gegenüberliegenden Halbinsel Liautung (Hafen Port Arthur) nur wenig Wert mehr auf diese Besitzung legt, um so mehr, als der Hafen selbst schlecht und die Verbindung mit dem innern China sehr mangelhaft ist. Der Ort ist aber gesund und hat angenehmes Sommerklima, er dient daher ähnlich wie Tsingtau als Erholungsort und Seebad. Die Stadt liegt auf einem Bergabhang an der Westseite der Bucht. In der Umgebung sind heiße Schwefelquellen. Von Weihaiwei steuert man auf die _Kungkungtauinseln_ zu, die der Reede von Tschifu vorgelagert sind; auf der größten Insel steht ein Leuchtturm. Die Schiffe ankern auf der Reede innerhalb der Inseln so nahe den Landungsbrücken, als ihr Tiefgang es gestattet; der Hafen ist durch keine Mole geschützt und das Landen bei Nordwind schwierig und oft unmöglich (der Bau eines Wellenbrechers ist begonnen). =Tschifu= (_Chefoo_), chinesischer Vertragshafen in der Provinz Schantung, seit 1862 dem Fremdhandel geöffnet. =Gasthöfe=: _Astor House Hotel_ (österreichischer Direktor, französischer Koch), mit Terrasse am Strande, neu, empfehlenswert, Z. von $ 3,50 an.-- _Beach Hotel_, mit Terrasse am Strande, Pens. $ 4-8.--=Deutsches Postamt= mit =Telegraph= und Kabel nach Tsingtau, Tientsin, Schanghai etc. =Telephon= unter chinesischer Verwaltung.--=Sampan= (Boote) 10-25 c. von der Reede an Land. Die Gasthöfe schicken ihre Boote zu den Postdampfern.--=Eisenbahn= über _Töngtschoufu_ an der Miautau-Straße nach _Weihsien_ (S. 272) mit Anschluß an die Schantungbahn ist geplant.-- =Dampfer= nach Tsingtau, Tientsin (tägl.), Schanghai (tägl.), Korea (Tschimulpo, Fusan), Dairen, Japan und Wladiwostok. Agentur des _Norddeutschen Lloyd_: Anz & Co. (Tel.-Adr.: Nordlloyd-Chefoo). --_Hamburg-Amerika Linie_ (Tel.-Adr.: Halinie-Chefoo), Agentur: H. Diederichsen & Co.; Postdampfer Schanghai-Tsingtau-Tschifu-Tientsin wöchentl.--=Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Agentur: Anz & Co.; _Russisch-Asiatische Bank_, Korr. der Deutschen Bank.--=Deutscher Konsul= Dr. Lenz, 10 Min. von den Landungsbrücken auf dem Jentaihügel, nahe der _Signalstelle_ (Sturm- und Schiffsmeldesignale). Österreichischer Vizekonsul Baron v. Babo.--Französisches =Hospital=.--Internationaler =Chefoo-Club=. _Custom-Club._ Das =Klima= von Tschifu ist an sich gesund, aber Fieber und Dysenterie kommen auch unter den Europäern vor; Cholera und Pocken sind in der Chinesenstadt stets zu finden. Man meide das Brunnenwasser und das rohe Obst. Im Mai herrschen heiße Südwinde (bis 40° Wärme), Juli bis August heiße Regenzeit, im Winter häufig heftige Schneestürme, im Februar bis 10° Kälte. Die Stadt Tschifu, sehr schön von Bergen umgeben, hat 75000 Einw., darunter 300 Europäer; das Europäerviertel liegt am Strand an und auf dem Signalhügel. Als Tschifu im Jahre 1862 dem Fremdhandel geöffnet wurde, hatte es wegen einer durch den Hoangho verursachten Überschwemmung, einer Störung im Betrieb des Kaiserkanals und des Taipingaufstandes Aussichten auf eine gute Entwickelung. Diese Hoffnungen haben sich wegen der mangelhaften Verbindungen mit dem Innern Chinas nicht erfüllt, und in neuester Zeit ist Tschifu vom günstiger gelegenen Tsingtau rasch überflügelt worden. Der Handel mit Rohseide, Seidenstoffen (Pongées), Spitzen (in Seide und Baumwolle) belief sich 1909 auf etwa 200 Mill. M. 38 Seidenspinnereien. Schule der China-Inland-Mission mit 300 Schülern. Mehrere Missionsanstalten. Berühmte Obstkulturen, Weinbau (The Chang yu Pioneer Wine Co., Leiter ein Österreicher, Baron v. Babo). Die zum Teil ummauerte Chinesenstadt ist schmutzig und wenig sehenswert. Spaziergang auf die höchste Hügelkuppe (405 m) mit kleiner Pagode bei Tschifu bietet *Aussicht über das Meer und das gebirgige Hinterland. Im Sommer wird Tschifu von europäischen Badegästen und amerikanischen, französischen und chinesischen Kriegsschiffen besucht. Tschifu ist Durchgangshafen für die nach N. fahrenden Dampfer. _=Dampferfahrt.=_ Aus dem Gelben Meere dampft man von Tschifu durch die mit Inseln reich besetzte Straße von Petschili in den _Golf von Petschili_ (_Tschili_), dessen nördlichster Teil _Liautunggolf_ heißt. Im Winter kann die Fahrt sehr kalt und stürmisch sein; meist benutzen die Dampfer die _Tschangschan-Durchfahrt_, wobei die Große Bambusinsel (Tatschuschan) etwa 4 Seem. und die Kleine Bambusinsel (Siautschuschan) r. und die Insel _Tschangschan_ l. bleiben und dann das Blinkfeuer der Insel Hauki nahe passiert wird. Das Land an der Peihomündung ist so flach und niedrig, daß man nur die Schiffe auf der Reede, das Feuerschiff und r. den Leuchtturm auf der Insel Schaluitien sieht. Kleine Dampfer werden vom Lotsen über die _Takubarre_ gebracht, während große auf der _Reede_, 8 Seem. seewärts von Taku, ankern; die Reisenden werden mit Dampfbarkassen in 1 St. an Land gesetzt. Bei der Einsteuerung in den Fluß sieht man die am 17. Juli 1900 während der Wirren eingenommenen _Takuforts_, bei deren Beschießung sich das deutsche Kanonenboot »Iltis« unter Korvettenkapitän Lans hervorragend auszeichnete; die durch Kapitän z. S. Pohl eroberten Forts sind jetzt gänzlich zerstört und dürfen nicht wiedererbaut werden; hinter dem alten Südfort am r. Ufer liegen die Lotsenhäuser der europäischen Takulotsen. Nach zwei scharfen Biegungen in der flachen Flußniederung des Peiho (vgl. beifolgende Karte), wo viele wagerecht drehende Windmühlen (Salzmühlen) die seichten Salzbecken mit Seewasser zur Salzgewinnung speisen, nahebei hohe Salzlager, vorbei am großen Fischerdorf _Taku_, erreicht man =Tongku= (_Station Hotel_; _Hôtel du Louvre_, französische Küche, 12 Z., Pens. $ 6; _Bahnwirtschaft_), Hafenstadt für Tientsin und Peking, zugleich Ausgangspunkt der Bahnlinien nach Peking und Yingkou (Inkau), ein schmutziges Nest, in dem vorläufig noch deutsche, englische, japanische und französische Truppenposten stehen. Passagierdampfer landen an den Anlegebrücken nahe dem Bahnhof. Agentur des _Norddeutschen Lloyd_ in Tongku (Taku): Melchers & Co. Außer den S. 278 angeführten deutschen Dampfern nach Tschifu, Tsingtau und Schanghai laufen japanische, englische und chinesische ebendahin und nach Nagasaki, Kobe, Dairen, Antung (am Yalu), Tschimulpo und Hongkong. Man beachte, daß die nach Japan verkehrenden Dampfer meist klein, daher bei schlechtem Wetter recht unbequem sind; Weltreisende sollten möglichst die Vorschläge S. 249 beachten, also von Berlin mit der Bahn über Peking-Hankau nach Schanghai reisen und von da mit großem Postdampfer nach Japan. Da außerdem für die Fahrt Tientsin-Japan meist wenig Kabinen I. Klasse verfügbar sind, muß man frühzeitig vorausbestellen. =Von Tongku nach Peking= mit der _=Nordchinesischen Bahn=_ in 1-1/2 St. für I. $ 1,6o, II. $ 1. (Die meisten Bahnbeamten sind Chinesen.) Haltestellen sind _Hsinho_ und _Künliangtschöng_; nach schneller Fahrt durch die im Winter eintönige, im Sommer meist mit Kauliang, einer bis 3 m hohen Hirseart, bestandenen Ebene der Peihoniederung am l. Ufer des Flusses erreicht die Bahn (43 km) Stat. _Tientsin Settlement_.--Weiter nach Peking vgl. S. 277. 14. Peking und Umgebung. Vgl. beiliegenden Plan. =Ankunft.= Die beiden Kopfstationen der _Nordchinesischen Bahn_ und der _Peking-Hankau-Bahn_ liegen östl. und westl. vom Haupttor Tchiën-mönn. Vom Mukdenbahnhof erreicht man das Hôtel des Wagons-Lits zu Fuß in 3 Min. durch das »Water Gate«. Vom Hankaubahnhof fährt man in Rikscha 10 Min. zum Hotel durch das Tchiën-mönn. Hausdiener der Gasthöfe sind am Bahnhof. =Gasthöfe=: _Grand Hôtel des Wagons-Lits_ (deutsche Leitung), I. Haus, mit allem Komfort, 100 Z., Pens. $ 8-12, oft überfüllt, daher telegraphische Vorausbestellung (»Wagonlits-Peking«) dringend anzuraten.--_Hôtel du Nord_ (deutscher Inhaber O. Ludwig), beim Tore Hatamönn, billiger, aber (sehr primitiv) in alten Chinesenhäusern.-- _Hôtel de Pékin_ (italienische Leitung), am Nordglacis.--Chinesische Gasthöfe sind für europäische Reisende unbewohnbar. Chinesische Speisehäuser (stets ungemütlich und schmutzig) zeigt der Führer. Vorher zu Hause essen! =Telegraph= in der Telegraph Lane (vgl. Plan). =Postanstalten=, deutsche, französische, japanische, russische, im Gesandtschaftsviertel. =Wagen= besorgen die Gasthöfe, ebenso =Rikschas=. =Automobile= zu Fahrten zum Sommerpalast (1 St.), Zoologischen Garten (1/2 St.). =Führer= (Erklärungen mit Vorsicht aufzunehmen) besorgen die Gasthöfe, desgleichen =Reittiere= und =Tragstühle= zu Ausflügen. =Eisenbahnen=: _Nordchinesische Bahn_ (Imperial Railways of North China) nach Tientsin (S. 277) und nach Mukden (S. 324) mit Anschluß an die _Südmandschurische Bahn_ (Reichskursbuch 706) über Charbin-Irkutsk-Moskau nach Berlin (S. 301); die _Mongolische Bahn_ (Imperial Peking-Kalgan Railway) nach Suiyüan (S. 295) und die _Peking-Hankau-Bahn_ oder _Peihan-Bahn_ (Reichskursbuch 706; Imperial Ching-Han Railway) nach Hankau (S. 259 u. 299). =Geld= s. S. 219. Viel falsches Silber- und Kupfergeld ist im Umlauf.--=Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_; _Hongkong & Shanghai Banking Corporation_; beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft, erstere auch der Deutschen Bank in Berlin und der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. Ferner (seit 1910) _Russisch-Asiatische Bank_; _Yokohama Specie Bank_; _Banque de l'Indo Chine_, sämtlich in der Gesandtschaftsstraße. =Theater=: In der Chinesenstadt, die besten in dem 1900 niedergebrannten Stadtteil sw. vom sogen. Kaisertor in der Straße Dà-schi-laol und ihren Parallelstraßen. Theater alten Stils am Fleischmarkt Jóū-schi, sö. vom Kaisertor. Beste Plätze auf der Galerie; Mitnahme eines Führers ratsam. =Reisebureau= der Schlafwagengesellschaft im Hôtel des Wagons-Lits.-- Führer: _Boy-Ed_, Peking und Umgebung, $ 2,20, und andre Führer in englischer Sprache im Hotel des Wagons-Lits käuflich. =Gesandtschaften= (meist an der Gesandtschaftsstraße): _Deutsches Reich_, Gesandter Se. Exzellenz Wirkl. Geh. Rat Graf v. Rex (Sommersitz in Peitaiho). --_Österreich-Ungarn_, Ritter v. Kuczynski. =Deutscher Arzt=: Stabsarzt Dr. _Gelinsky_, deutscher Gesandtschaftsarzt.-- =Deutsches Krankenhaus= und Militärlazarett nördl. der deutschen Offiziershäuser. --=Deutsche Apotheke=: _J. Betines & Co._ im amerikanischen Hospital an der Hatamönnstraße, gegenüber Hôtel du Nord. Französisches Krankenhaus _St.-Michel_ in der Gesandtschaftsstraße. =Geschäftsadressen.= Deutscher Photograph: _M. Hartung_, gegenüber deutschem Offizierskasino; japanischer (gut) _Yamamoto_, neben Direktion der Peking-Hankau-Bahn;--Reiseausrüstung etc.: _Kierulff & Co._ (deutscher Inhaber Krüger), Gesandtschaftsstraße; _H. Bahlke_ (deutsch), Hatamönnstraße, neben Hôtel du Nord; _L. Wanniek_ (Österreicher), ebenda;-- chinesische Geschäfte in der Hatamönnstraße und in der Chinesenstadt. =Zeiteinteilung= für 10 Tage. 1. Tag: Gesandtschaftsviertel und Abendspaziergang auf der Mauer.--2. Tag: östliche Mandschustadt bis zum Gelben Tempel.--3. Tag: westliche Mandschu- und Kaiserstadt.--4. Tag: Chinesenstadt.--5. und 6. Tag: Ausflug zum kaiserlichen Sommerpalast (geöffnet jeden 5., 15., 25. chinesischen Datums, 3 Tage vorher bei Gesandtschaft einschreiben) und in die Westberge. --7.-10. Tag: Ausflug nach der Großen Mauer und den Minggräbern. --Ganz flüchtige Reisende brauchen 2 Tage für Peking, 1 Tag Sommerpalast und 3 Tage für den Ausflug zur Großen Mauer und den Minggräbern. Vgl. auch Zeiteinteilung auf S. 294.--Zu genaueren Studium der Stadt nehme man mindestens 4 Wochen Aufenthalt. [Hand] Für _=Umschreibung der chinesischen Laute=_ mit lateinischen Buchstaben befolgt jeder Schriftsteller über chinesische Dinge sein eignes System. Im folgenden sind die chinesischen Worte in der praktischen Umschreibung nach dem System Sir Thomas Wade's wiedergegeben, dessen Hauptregel ist: die Vokale wie im Deutschen, die Konsonanten wie im Englischen zu sprechen. Da viele Abweichungen vorkommen, ist die Aussprachebezeichnung in eckigen Klammern [] beigefügt; man merke: alle Laute wie im Hochdeutschen mit folgenden Besonderheiten: y = j in Jahr, jung; j = französisch j in Journal, Jongleur; h = ch in Bach, Loch; ch = ch in China, Chemie; ie stets getrennt sprechen i-ĕ (nicht wie langes i), ebenso ou, das entweder ŏ-ū oder ō-ū lautet; w wie englisch w (nicht wie deutsches w). * * * * * =Geschichtliches.= Die ältesten Nachrichten sind vom Jahr 1121 v. Chr., als ein Nachkomme des berühmten Kaisers Huang Ti mit der Stadt _Chi_ [Dyi] belehnt wurde. Vom 8.-3. Jahrh. v. Chr. ist Chi die Hauptstadt des Königreiches _Yên_ [Yĕn]. Unter der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) heißt die Stadt _Yu-chou_ [Yó-djŏu]. 936 wurde sie von den aus Liaotung hereinbrechenden Kitan-Tataren erobert, die als Liao-Dynastie über Nordchina herrschten und die Stadt im Gegensatz zu ihrer nördlichen Hauptstadt _Liaoyung Nanking_ = »Südliche Hauptstadt« nannten. Seit jener Zeit ist Peking mit kurzen Unterbrechungen die Residenz geblieben. Als 1125 die Chin-[Dyin]-Tataren die Liao vertrieben hatten, wurde Peking unter dem Namen _Chung-tu_ [Djúng-du] ihre Hauptstadt. 1215 vertrieb der mongolische Eroberer _Djingis Khan_ die Chin und machte Peking zur Hauptstadt einer Provinz seines Reiches. Sein Enkel _Kublai Khan_ verlegte 1264 die Residenz der mongolischen Kaiser von Karakorum nach Peking und erweiterte 1267 die alte Stadt, die er _Ta-tu_ [Dá-du, »Große Hauptstadt«], mongolisch _Khanbaligh_, »Stadt des Khan«, nannte. Zugleich errichtete er ein System von Peking ausgehender, fester Straßen. Der Grund, einen so exzentrisch gelegenen Platz zur Hauptstadt des gewaltigen Reichs zu machen, mag in der sichern Lage der Örtlichkeit beruht haben. Vom Meere her drohten in frühern Zeiten keine Gefahren, und nach N. und W. genoß Peking schon durch die schwere Überschreitbarkeit des in diesen Richtungen liegenden Gebirgslandes einen guten natürlichen Schutz, der durch das großartige Befestigungssystem der »Großen Mauer« noch erhöht wurde. 1368 vertrieb _Hung Wu_, der erste Kaiser der einheimischen Ming-Dynastie, die Mongolen aus China und änderte den Namen des eroberten Peking in _Pei-p'ing-fu_ [Bè-ping-fú], residierte aber selbst in Nanking. 1409 verlegte der dritte Mingkaiser _Yung Lo_ die Residenz von dort nach _Pei-p'ing-fu_, das nun zum erstenmal den Namen _Peking_ (chines. Pei-ching [Bé-dying]) erhielt. Dieser Name ist in Europa allgemein bekannt geworden durch die zu jener Zeit zum erstenmal eintreffenden Jesuitenmissionare, die den Namen Peking ihren Karten einverleibten. Die Chinesen selbst nennen Peking einfach _Ching_ [Dying] = »Hauptstadt«; amtlich heißt es _Shun-tien-fu_, und in der gelehrten Schriftsprache hat es seinen alten Namen _Yên_ behalten. 1644 wurde die Stadt von den Mandschu beim Sturze der Ming-Dynastie geplündert, 1662 und 1730 von Erdbeben heimgesucht. 1728 gründeten hier die Russen eine Kolonie Peking; englische Gesandte residierten hier zeitweise seit dem Opiumkrieg (S. 216), französische, italienische, deutsche folgten 1861. Am 12. Okt. 1860 wurde die Stadt nach leichten Gefechten und einem Bombardement der Nordmauer vom Gelben Tempel aus den englisch-französischen Truppen für einen Tag geöffnet. Man begnügte sich mit einem kurzen Demonstrationsmarsch durch die An-ding-mönn-Straße, zerstörte aber den Sommerpalast, um die Ermordung der englischen Parlamentäre zu rächen. Anfang Juni 1900 erreichte die Boxerbewegung Peking. Vom 12. Juni bis 14. Aug. war die Stadt von allem Verkehr mit der Kulturwelt abgeschnitten (vgl. S. 276). Nach der Einnahme blieb Peking über 1/2 Jahr von den verbündeten Truppen besetzt. Neuerdings soll der Sitz der republikanischen Regierung nach Nanking verlegt werden. =Peking= (»nördliche Hauptstadt«), Hauptstadt des chinesischen Reiches mit 1017209 Einw., Residenz des Kaisers, unter 39° 45' nördl. Br. (etwa wie Madrid), 37 m ü. M., in der nördl. Ausbuchtung der Großen Ebene, 150 km vom Meer, nahe dem mauerartigen Abfall des Nankougebirges, zwischen den Flüssen Hunho und Peiho und von drei Bächen durchflossen, die, zum Kanal vereinigt, bei Tungtschou in den Peiho münden. Das Klima ist ziemlich stark kontinental (vgl. S. 264), der Winter so kalt wie in Ostpreußen, der Sommer so heiß wie in Konstantinopel; die Regen (633 mm im Durchschnitt) drängen sich auf die Sommermonate (namentlich Juli und August) zusammen, den größten Teil des Jahres über herrscht arger Staub, die Luft ist fast stets dunstig. Hunho und Peiho sind von Dezember bis Februar gewöhnlich zugefroren. Die Stadt, deren Mauer eine Fläche von 63,5 qkm umschließt, war nur noch ein Schatten früherer Pracht, ist aber jetzt in neuem Aufblühen begriffen, hat neben alten schlechten auch viele neue gute Straßen, dabei viele Ruinen einst bedeutender Bauwerke (meist 1900 zerstört), elende Häuser; große Flächen sind verödet oder nicht bebaut. Peking besteht aus zwei durch eine 9 m hohe und sehr breite Mauer getrennten Teilen: der von den Fremden so genannten _Tataren_- oder _Mandschustadt_ und der _Chinesenstadt_. Als 1644 die Mandschu Peking erobert hatten, verteilten sie das Gebiet der Nordstadt unter sich und zwangen die Chinesen zur Auswanderung nach der Südstadt; heute wohnen aber viele Chinesen in der Tatarenstadt. Die Chinesen selbst nennen die erstere _Nei-ch'êng_ [Nétschong], »Innere Stadt«, und die letztere _Wai-ch'êng_ [Waí-tschong], »Äußere Stadt«. Die nördlichere _Tataren_- oder _Mandschustadt_ bildet ein nahezu regelmäßiges Rechteck mit einer 23,6 km langen Mauer von 13 m Höhe und oben 11 m Breite, die von 9 Toren durchbrochen wird, von denen drei zur Chinesenstadt führen und über denen, wie über den vier Ecken, 30 m hohe Pavillons aufsteigen. Doch sind die meisten verfallen, ebenso wie die Wälle und der 18 m breite Graben. Die Tatarenstadt besteht aus drei Teilen: den innersten Kern bildet die _Rote Verbotene Stadt_ (Tzĕ-chin-ch'êng [Dsè-dyin-tschong]), so genannt nach der sie umschließenden roten Mauer; es ist die Residenz des Hofes, umgeben mit breitem Wassergraben. Um die Verbotene Stadt zieht sich die gleichfalls durch eine Mauer abgeschlossene _Kaiserstadt_ (Huang-ch'êng [Huáng-tschong]), in der sich meist Behörden und Beamtenwohnungen befinden; sie ist dem freien Verkehr eröffnet mit Ausnahme der Westseite, wo Militärposten den Eingang zu den Kaiserlichen Westgärten absperren. Im W. der Kaiserstadt liegt die neue Reichsuniversität, die aber in etwa 2 Jahren auf ein umfangreiches Gelände vor der Nordmauer der Tatarenstadt übersiedeln soll. Um die Kaiserstadt lagert sich dann als dritter Gürtel die eigentliche _Innere Stadt_. Hier liegen im SO., nahe der Mauer, die 1900 zum Teil zerstörten Gesandtschaftsgebäude Deutschlands, Österreich-Ungarns, Rußlands, der Vereinigten Staaten, Englands, Spaniens, Japans, Frankreichs, Italiens, der Niederlande und Belgiens; der Ketteler-Gedenkbogen (S. 284); die Sternwarte, das Waiwupu (Ministerium des Auswärtigen), das neue Parlament (an Stelle der alten Prüfungshallen; S. 289), die ungeheuern Vorratskammern für den Reis der Bannerleute, der große Lamatempel, der Tempel des Confucius, die Halle der Klassiker, der Paukenturm und Glockenturm, im W. der Tempel der Kaiser, der Tempel der weißen Pagode. Ferner der Neubau des Palais des Prinzregenten. Eine 1901 neuaufgebaute Südkathedrale _Nan-tang_ liegt am Schun-dschĭ-mönn, eine Ostkathedrale _Dung-tang_ nördl. vom Gesandtschaftsviertel. Die englischen und amerikanischen protestantischen Missionen haben mehrere Krankenhäuser. Nahe dem Waiwupu errichtete die chinesische Regierung 1883 die Schule der westlichen Wissenschaften (Tungwênkuan) mit europäischen Dozenten, Bibliothek und Druckerei, auch _Peking-Universität_ genannt, die aber 1900 mit allen Bücherschätzen abbrannte. --Die _Kaiserstadt_ umschließt mit 4-6 m hohen, oben 16 m dicken und 7 km langen Mauern mit vier Toren zwei künstliche Seen, aus deren Ausschachtungen zwei Hügel, darunter der 66 m hohe, aussichtsreiche _Kohlenhügel_ (S. 287) gebildet sind. Hier die neue katholische _Kathedrale St. Sauveur_ (seit 1883), der _Peitang_ (Bétang = Nordkathedrale), Sitz des apostolischen Vikars von Peking und Nordtschili, ein Seminar, Schule, Buchdruckerei und ein Hospital der Schwestern de la Charité. Die ältern chinesischen Bauten, zum Teil 1900 zerstört, haben meist modernen Bauten, wie den Kasernen der Gardetruppen, Schulen und Regierungsgebäuden, Platz machen müssen. Die Dächer des Palastes sind gelb (die Farbe des kaiserlichen Hauses).--Die innerhalb der Kaiserstadt gelegene _Rote Verbotene_ _Stadt_, benannt nach der sie umgebenden roten Ziegelmauer, hat vier reichgeschmückte Tore, vier große Repräsentationshallen für verschiedene Staatsaktionen, Privatgemächer, Paläste der Frauen und Prinzen, Wohnungen der zahlreichen Dienerschaft (ca. 3000), Kasernen der Leibgarden, Gärten, Ställe, die Bureaus des Staatsrats und des Großsekretariats etc., eine kaiserliche Bibliothek (1900 verbrannt). --An die Tatarenstadt schließt sich südl. die _Chinesenstadt_ mit einer aus Chinesen und Mandschus gemischten Bevölkerung, wo alle Warenhäuser und Verkaufsbuden, die große Buchhändlerstraße und auch die Tempel des Himmels und des Ackerbaues liegen; der erstere gilt für den schönsten Tempel Chinas.--Die Straßen sind rechtwinklig angelegt; die schönste, jetzt modern makadamisiert, führt vom Südtor der Chinesenstadt bis zu dem der Verbotenen Stadt. Peking beginnt jetzt eine Selbstverwaltung und hat schon ein städtisches Wasserwerk; die Ordnung wird durch ein starkes Polizeikorps aufrechterhalten. Die Garnison besteht aus einem Teil der Gardedivision, deren Rest bei den Sommerpalästen liegt. Zwei Divisionen moderner Truppen stehen im Jagdpark südl. Peking und im Nordpark bei Tching-ho an der Kalganbahn. Die europäischen Gesandtschaften haben seit den Wirren 1900/01 Wachen eigner Truppen, die während der Revolution 1911/12 verstärkt wurden.--Die Industrie beschränkt sich auf Porzellan, Cloisonnée (die beste Werkstätte von Yang-Tien-Li ist in einer Nebenstraße nördl. vom Kettelerdenkmal), Edelsteinschleiferei, seit 1906 auch ein Elektrizitätswerk. Nicht unbedeutend ist der Buchhandel. _=Rundgang.=_ Wegen der großen Entfernungen muß man auch in der Stadt Wagen oder Rikschas benutzen. Beim Besuch der Sehenswürdigkeiten hat man mit der orientalischen Aufdringlichkeit der Chinesen gegen Fremde zu rechnen, daher tut man gut, sich eines vom Gasthof empfohlenen Führers zu bedienen; kleine Trinkgelder (10 c.) öffnen alle Türen; ob eine Sehenswürdigkeit zugänglich ist oder nicht, erfährt man im Hotel.--Vom Bahnhof gelangt man durch das _Wassertor_ in das _Gesandtschaftsviertel_; geradeaus führt die Kanalstraße r. am _Deutschen Postamt_ vorbei und r. in die Gesandtschaftsstraße (an der Ecke das Grand Hôtel des Wagons-Lits), wo man r. bald die _Deutsche Gesandtschaft_ erreicht, in deren Garten ein Kreuz zum Andenken an den am 20. Juni 1900 ermordeten Freiherrn v. Ketteler steht. Gegenüber liegen die Japanische und Französische Gesandtschaft, beide mit Postämtern; weiter östl. an der Gesandtschaftsstraße die deutschen Offizierswohnhäuser; r. die deutsche _Walderseekaserne_. In der Schwarzhoffstraße (l.) das _deutsche Militärlazarett_. Am Ostende der Gesandtschaftsstraße liegt in der Hatamönnstraße das _Hôtel du Nord_ und in dessen Nähe die amerikanische Mission nebst Krankenhaus. Nun biege man l. in die Hatamönnstraße ein, die in gerader Linie nach N. durch die ganze =Mandschustadt= führt; an ihr liegt r., an der Nordostecke des Gesandtschaftsviertels, der _Östliche Triumphbogen_ (»der östliche einfache Bogen«, [Dung-dan paí-lŏū]), dann folgt 0,5 km nördl. der _Ketteler-Ehrenbogen_, 1903 vom chinesischen Reich zur Sühne erbaut an der Stelle, wo der deutsche Gesandte ermordet wurde; l. der _Palast des Prinzen Yü_, r. in einer Querstraße das _Waiwupu_ (Auswärtiges Amt). In der Hatamönnstraße, 1,5 km nördl. weiter, liegen die _vier Triumphbogen_ (»die vier östlichen Bogen« [Dung-ssĕ paí-lŏū]), in deren Nähe l. der 1902 abgebrannte Lamatempel _Lung-fu-ssĕ_ (»Tempel des unendlichen Glücks«, 1451 erbaut); hier Wochenmärkte am 9., 10., 19., 20., 29. und 30. Tage jedes chines. Monats. Am Nordende der Hatamönnstraße liegt etwas westl. der =Kungfutszetempel= (_Confucius_, chines. _Kuo-tzĕ-chien_ [Guò-dsĕ-dyién], »Akademie des Landesphilosophen«), einfach und vornehm gehalten, mit zahlreichen Votivtafeln. Die alten Zypressen in den Höfen stammen noch aus den Zeiten der Yüan- und der Ming-Dynastie (1206- 1368, 1368-1644). Im Frühjahr und im Herbst wurden in der Haupthalle den Manen des alten Weisen und seiner Schüler von den höchsten Beamten Opfer dargebracht, und jeder Kaiser opfert einmal nach seinem Regierungsantritt persönlich und stiftet darauf eine aus vier goldenen Zeichen auf blauem Grunde bestehende Votivtafel. Seitdem Kungfutsze 1906 von der Kaiserinregentin Tzĕ-hsi Himmel und Erde gleichgestellt wurde, muß der Kaiser oder sein Vertreter jährlich einmal opfern. Die Votivtafeln der neun Herrscher der gegenwärtigen Dynastie hängen in der Haupthalle, in deren Mitte vor einem Opfertische die _Seelentafel des Kungfutsze_ (chinesisch K'ung Tzĕ [Kúng Dsĕ], d. h. der Meister K'ung) steht, mit der mandschurischen und chinesischen Inschrift: »Seelentafel des allerheiligsten Vorfahren und Lehrers Kungfutsze«. Die Seelentafeln seiner vier Hauptschüler stehen paarweise davor. _Tsêng tzĕ_ [Dsóng-dsĕ] schrieb die »Große Lehre«, das erste der vier kanonischen Bücher; _Mencius_ (Mêng-tzĕ [Móng-dsĕ]) das nach ihm benannte vierte dieser Bücher; _Tzĕ ssĕ_ [Dsĕ-ssĕ] verfaßte die »Lehre von der Goldenen Mitte«und _Yĕn Hui_ (Yen-húi) die »Gespräche des Kungfutsze«. Die Seelentafeln sechs weniger berühmter Philosophen stehen auf jeder Seite, darunter die des Chu Hsi (Dju-chi), des bekannten Denkers der Sung-Dynastie im 12. Jahrh.-- Auf jeder Seite des Vorhofes liegt eine Halle mit den Seelentafeln berühmter Philosophen der Schule des Kungfutsze. Auf der Oststeite die Tafeln von 78 tugendhaften, auf der Westseite die von 54 gelehrten Männern; 86 davon waren Schüler des Meisters. Im _=Hofe=_ sechs viereckige rote Pavillons mit Dächern von Ziegeln im kaiserlichen Gelb und Steininschriften im Innern. Darauf berichten die großen Mandschukaiser K'ang Hsi, Yung Chêng und Ch'ien Lung ihre Eroberungen im 18. Jahrh.: 1704 K'ang Hsi: Eroberung der westlichen Mongolei; 1726: Yung Chêng: Eroberung von Kukunor; 1750 Ch'ien Lung: Eroberung des Landes der Miao in Hunan u. Kweitschou; 1760 Ch'ien Lung: Eroberung der Dsungarei; 1760 Ch'ien Lung: Eroberung von Turkestan; 1777 Ch'ien Lung: Unterwerfung der eingebornen Stämme in Szetschuan.--Im Torwege zu diesem Hofe liegen die berühmten _Steintrommeln_ (die schwarz und unscheinbar aussehenden Originale hinter einem rot angestrichenen Holzgitter auf der Nordseite des Tores); sie werden zuerst im 7. Jahrh. erwähnt, sollen 2500 Jahre alt sein und das älteste erhaltene chinesische Schriftdenkmal darstellen. Sie enthalten in altertümlicher Schrift eine poetische Darstellung der Jagdzüge des Königs Hsüan Wang. Kaiser Ch'ien Lung hat aus weißem Marmor Nachbildungen der alten Trommeln anfertigen und südl. vom Tor aufstellen lassen. Im _=Vorhofe=_ wurden ehemals die alle drei Jahre wiederkehrenden höchsten literarischen Examen in Mattenzelten abgehalten. Zur Erinnerung an jedes Examen wurde eine Steintafel mit dem Namen der jeweilig Graduierten errichtet, die hier den Titel eines »chin-shih« (dyín-schĭ) erwarben. Die ältesten drei Tafeln stammen noch aus der Zeit der Yüan-Dynastie (1206- 1368). Es ist jedenfalls das älteste Doktorenalbum der Welt. Westl. anschließend an den Kungfutszetempel liegt die von den Fremden so genannte =Klassikerhalle=, chines. _Pi-yung-kung_ [Bi-yung-gúng], etwa »Palast der vollendeten Harmonie«, erbaut vom Kaiser Ch'ien Lung (1736-96). Am Eingang zum innern Hof ein schöner Torbogen mit farbigen glasierten Ziegeln und Kacheln. In den offenen Hallen, die den Hof umziehen, ist der authentische Text der neun Klassiker auf weißen Marmortafeln eingegraben. In dem Pavillon inmitten des Hofes pflegte der Kaiser seine eignen Gedichte und Aufsätze den höchsten Gelehrten des Landes jährlich einmal vorzulesen. Unter seinen Nachfolgern ist das Gebäude nie mehr benutzt worden. (Trinkgeld in jeder dieser Anlagen 10 c. die Person; unverschämte Mehrforderungen sind gelassen zu ignorieren). --3 Min. östl. liegt der von den Fremden so genannte =Lamatempel=, chines. _Yung-ho-kung_ [Yùng-hōŏ-gúng], »Palast des harmonischen Friedens«, eine weitläufige, prächtige Anlage, ursprünglich das Kronprinzenpalais des spätern Kaisers Yung Chêng (1723-1736), bewohnt von etwa 400 Lamas der tibetischen Gelben Kirche, sämtlich mongolischer Abkunft (keine Chinesen!), unter der Leitung tibetischer Oberpriester. Haupt des Klosters ist ein sogen. »Lebender Buddha« (Hūo-fōŏ), d. h. die jeweilige Reinkarnation eines tibetischen Heiligen; doch residiert dieser seit Jahrzehnten in Dolonnor (acht Tagereisen von Peking) in der Mongolei und besucht nur gelegentlich im Winter die Hauptstadt. Der wirkliche Leiter des Klosters ist ein tibetischer Abt. Die Anlage enthält schöne Hallen, Pavillons mit kaiserlichen Inschriften, tibetische Gebetsmühlen, sehr schöne Altarschnitzereien und in der letzten Haupthalle ein angeblich aus einem einzigen Stück Sandelholz gefertigtes, 14 m hohes Monumentalbild des aufrechtstehenden »Bodhisattva Maitrêya«, des buddhistischen Messias, der als fünfter und vollendeter Buddha unsrer Kalpa, des gegenwärtigen Weltzeitalters, erscheinen wird, um unsre Welt zu erlösen. Da die Größe der menschlichen Natur mit wachsender Sittenreinheit zunimmt, wird der Bodhisattva erst zum Buddha werden, wenn unsre Nachkommen so groß sind wie sein Bild! Sehenswert sind die dreimal täglich stattfindenden Gebetsübungen der Mönche (Messelesen in tibetischer Sprache. Wunderbare tiefe Stimmen, tiefes d!). Nicht hineingehen und nicht stören! Bei jeder Halle die Person höchstens 10 c. Trinkgeld, Mehrforderungen ignoriert man; den Bettlern im Vorhofe nichts geben!--Nun wende man sich westl. durch eine der Querstraßen zum *=Paukenturm= (_Ku-lou_ [Gú-lŏū]), von Kublai Khan erbaut, dann abgebrannt und in vergrößertem Maßstabe von Yung Lo aus Ziegelsteinen neu errichtet (früher nur Holzbau). Die großen Pauken wurden früher als Alarmsignale geschlagen; eine bronzene Wasseruhr ist seit 1900 verschwunden. Schöne *Aussicht über ganz Peking, doch des schlechten Abstiegs wegen nur schwindelfreien Personen zu empfehlen. -- Gleich nördl. davon der _Glockenturm_ (Chung-lou [Djúng-lŏū]), vom Kaiser Ch'ien Lung 1740 erbaut, um eine der berühmten fünf Riesenglocken des Ming-Kaisers Yung Lo darin aufzuhängen; die Glocke wird nicht mehr geschlagen. Von der obern Terrasse gleichfalls schöne Aussicht, doch unbequemer Aufstieg. -- Nun folge man der breiten Straße, die südl. zum _Tor des irdischen Friedens_ (_Ti-an-mên_ [Di-an-mönn]) oder Hintertor (_Hou mên_ [Hŏū-mönn]) der =Kaiserstadt= führt; wenn man am Ende der Straße den Ahnentempel (Pl. 1) erreicht, biege man l., vorbei an den Leichenhallen der kaiserlichen Familie (r.; Pl. 12) und der kaiserlichen Nebenfrauen (l.; Pl. 13), zur =Reichsuniversität= (chines. _Ta-hsüeh-t'ang_ [Dà chüĕ-táng]), ein Alumnat für 500 Studenten, geleitet von einem Rektor und 7 Prorektoren für 7 Fakultäten, einige deutsche, englische, amerikanische und französische Dozenten neben vielen eingebornen Professoren, die größtenteils im Auslande studiert haben; Bibliothek, Sammlungen und Druckerei. Zur Universität gehört das _Dolmetscherseminar_ nahe dem »Östlichen Friedenstor« (1910 eröffnet für 300 Studenten). -- Westl. von der Universität erhebt sich der =Ching-shan= (Dying-schan), »Aussichtsberg«, von den Fremden nach einer alten chinesischen Sage _Kohlenhügel_ genannt, weil er angeblich aus Kohlen besteht, die für den Fall einer Belagerung Pekings dort aufgestapelt liegen sollen; in Wahrheit besteht er aus den Erdmassen, die bei Anlage der künstlichen Teiche in den Kaiserl. Westgärten ausgehoben worden sind. An einem inzwischen abgestorbenen Baum am Ostabhange des Hügels erhängte sich 1644 der letzte Mingkaiser Ch'ung Chêng (Tschúng-djong), als der Rebellenführer Li Tzĕ-ch'êng [Li Dsĕ-tschóng] die Westmauer der Tatarenstadt erstürmt hatte. Das Gebiet des Chingshan gehört zur Verbotenen Stadt und ist für Besucher unzugänglich. -- Sw. liegen die gleichfalls unzugänglichen =Kaiserlichen Westgärten= (_Hsi yüan_ [Chi-yüen]) mit den _Ssan-hai_, oder »Drei Meeren«, d. h. drei Lotosteichen. Am Nordteich der berühmte _Lamatempel_ (Pl. 23) mit Kolossalfigur eines tausendarmigen Bodhisattva Avalokitêsvara und eine Halbinsel mit weithin sichtbarer weißer _Pagode_, in deren Nähe ein Altar der Schutzgottheit des Seidenbaues errichtet ist, an dem die Kaiserin nach altem Herkommen mit den Damen des Hofstaates alljährlich einmal opfert. -- An der Südwestecke des Mittelteiches lag der seinerzeit vom Feldmarschall Grafen von Waldersee bewohnte _Palast der Kaiserinregentin_, der am 18. April 1901 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel. An seiner Stelle stehen jetzt geschmacklose Gebäude, in denen die verstorbene Kaiserinregentin Tzĕ-hsi das diplomatische Korps in Audienz empfing. Inmitten des Südteiches liegt der von den Fremden so genannte _Inselpalast_, (Pl. 8), in dem der Kaiser Kuang Hsü 1898-1900 von der Kaiserinregentin gefangen gehalten wurde; er diente später gelegentlich zu Audienzzwecken. Die Westgärten gehören zur Verbotenen Stadt und sind nicht zugänglich. -- Zwischen Nord- und Mittelteich führt die _Marmorbrücke_ (Pl. 9) zu einer breiten Allee, die durch das »Westliche Friedenstor« aus der Kaiserstadt in die Mandschustadt führt; an der breiten Allee, von den Franzosen 1901 angelegt und Avenue Voyron genannt, liegt r. (nördl.) *_Peitang_ [Bétang], der Sitz des französischen Erzbischofs und der Lazaristenmission mit der Kathedrale _St.-Sauveur_ und mehreren Klöstern und Schulen, die während der Belagerungszeit 1900 von einer Handvoll französischer und italienischer Matrosen tapfer gegen den chinesischen Pöbel verteidigt wurden. Die =Rote Verbotene Stadt= (unzugänglich) ist mit einer 3584 m langen rotbraunen Mauer umgeben (s. oben) und durch einen 30 m breiten Wassergraben von der Kaiserstadt getrennt; nur vier Brücken, je eine von jeder Seite, führen über den Graben. Die europäischen Truppen haben 1900 arg in der Roten Stadt gehaust und viele kostbare Kunstwerke zerstört. Gebäude, Tempel und Gärten stammen meist aus der Zeit der großen Mandschukaiser (1662-1796), doch reicht die ursprüngliche Anlage bis auf Kublai Khan (1260-95) zurück; sie haben geschweifte, reichverzierte Dächer mit gelben Ziegeln, deren Giebel mit goldenen Drachen gekrönt sind.--Am Westende der Gesandtschaftsstraße gelangt man südl. zum _Chêng-yang-men_ [Djòng-yang-mönn], dem »Tor der senkrecht gegenstehenden Sonne«, d. h. _Südtor_, von den Fremden =Kaisertor=, volkstümlich _Tchiën-mönn_, »Vorderes Tor«, genannt; die im Juni 1900 abgebrannten Turmaufbauten sind 1905/07 wiederhergestellt. Diesem mittlern Südtor der Mandschustadt liegt im N. das Haupteingangstor des Kaiserpalastes _Da-Tching-mönn_, d. h. »Tor der Großen Mandschu-Dynastie«, unmittelbar gegenüber. Weiter nach N. zu folgt dahinter ein langer Vorhof bis zum Südtor der Kaiserstadt, »Tor des himmlischen Friedens« genannt; von da führt noch ein weiterer Vorhof zwischen Anlagen und durch das »Tor der Erhabenheit«, neben dem l. der »Altar der Götter des Landes und der Feldfrüchte« (Pl. 3), r. der _Ahnentempel des Kaisers_ (Pl. 2) steht, über eine reichgeschmückte Brücke und durch das _Mittagstor_ (_Wumönn_) in die Rote Verbotene Stadt. Die großen Mittelplätze sind durch Tore und Hallen abgeteilt. Man gelangt durch das »Tor der Eintracht« (_Taihomönn_) in die »Halle der höchsten Eintracht«(_T'ai-ho-tien_ [Taì-hōŏ-dién]), dann in die »Halle der mittlern Eintracht« (_Chung-ho-tien_ [Djung-hōŏ-dién]) und schließlich in die »Halle der beschützten Eintracht« (_Pao-ho-tien_ [Bào-hōŏ-dién]); diese Hallen dienen lediglich als Repräsentationsräume bei bestimmten Staatsaktionen, so der T'ai-ho-tien zur Neujahrs- und Geburtstagsgratulation vor dem Kaiser, der Chung-ho-tien zur Aufbewahrung der Staatssiegel und der Bao-ho-tien als Prüfungshalle beim Palastexamen. Vom nördl. Vorhof der letzten Halle führt das »Tor der himmlischen Reinheit« (Pl. 3) in den _Palast der himmlischen Reinheit_ (_Ch'ien-ch'ing-kung_ [Tchiĕn-tching-gúng]), worin in der Morgenfrühe die fünf Mitglieder des Staatsrats dem Kaiser oder dem Regenten Vortrag halten. In dieser Halle finden auch seit 1901 die großen Audienzen statt, die fürstlichen Gästen oder dem diplomatischen Korps erteilt werden. Bestimmte Wohnungen des Kaisers etc. gibt es nicht. Die ewige Attentatfurcht bewirkt, daß schon seit alten Zeiten die Mitglieder der kaiserl. Familie in den weiten Palastgründen tageweise von Haus zu Haus ziehen. Die verstorbenen Majestäten wohnten in einem der Pavillons der Westgärten oder des Sommerpalastes; östl. von den Wohnungen der Nebenfrauen des Kaisers, getrennt durch das »Tor des Kriegsgottes« (Pl. 4), liegen die Wohnungen und Paläste der kaiserlichen Frauen und südl. davon die Wohnungen der kaiserlichen Kinder. Außerdem liegen im nördl. Teile der Verbotenen Stadt die Wohnungen der Dienerinnen, Eunuchen, die Seidenlager, Pelzlager, Theatersäle, Pagoden und verschiedene andre Paläste. *_Spaziergänge auf der Südmauer_ der Mandschustadt sind sehr zu empfehlen; 1910 ist vom diplomatischen Korps ein Promenadenweg mit Ruhebänken zwischen Tchiën-mönn und Hada-mönn angelegt. Ein Aufgang zur Mauer liegt am Südende der Sodenstraße, die gegenüber der _St.-Michelkathedrale_ von der Gesandtschaftsstraße südl. führt, ein zweiter westl. vom Wassertor hinter der Russisch-Asiatischen Bank. Man geht westl. auf der Mauer bis zum Wassertor und Tchiën-mönn; östl. gelangt man über das Hadamönntor auf der Mauer am deutschen Friedhof vorbei bis zum SO.-Eckturm, dann noch 3/4 km nördl. bis zur _Kaiserlichen Sternwarte_ (_Kuanhsiang t'ai_ [G'wàn-chiang-taí]), erbaut 1279 unter Kublai, geleitet im 14.-17. Jahrh. von arabischen Astronomenfamilien, dann von den Jesuiten, deren berühmter Astronom P. Verbiest (gest. 1688 in Peking) die alten mongolisch-arabischen Instrumente durch kunstvolle, zeitgemäßere Armillarsphären, Azimutalkreise, Sextanten und einen Himmelsglobus ersetzte. Einige dieser Instrumente wurden 1901 nach Potsdam gebracht; der Himmelsglobus ist 1905 durch eine (allerdings nur 1/3 so große) Nachbildung ersetzt worden. Die Franzosen haben die von ihnen seinerzeit fortgenommenen Instrumente 1905 zurückgegeben. (Von der frühern Existenz der in Deutschland befindlichen zeugen nur die leeren Steinsockel.)--Dicht nördl. von der Sternwarte lagen die _Großen Prüfungshallen_ (_Kung-yüan_ [Ging-yüan]) mit mehreren tausend Zellen, wo alle drei Jahre aus dem ganzen Reiche die bereits doppelt geprüften Anwärter ihr Staatsexamen und »den Doktor machten«, d. h. den Titel »Chü-jên« [Dyü-jön] erwarben, der Anrecht auf die Beamtenlaufbahn gab (die alten Examina sind 1905 abgeschafft worden). Das Gebäude wurde 1900 von den fremden Truppen zerstört und wird gegenwärtig zum Bauplatz für das 1912 zu eröffnende Parlament hergerichtet. Ein deutscher Architekt baut hier das Oberhaus (_Schang-i-yüan_) und das Unterhaus (_Chia-i-yüan_) des modernen China. Zum Besuch der =Chinesenstadt= fährt man mit Rikscha durch das Tchiën-mönn südl. in die breite, gepflasterte Tchiën-mönn-Straße, an der 2,5 km vom Tor r. der von den Fremden so genannte =Ackerbautempel=, chines. _Hsien-nung-t'an_ [Chièn-nung-tán], »Altar des ersten Ackerbauers«, d. h. des sagenhaften Kaisers Shên-nung [Schönnung] (2838-2698 v. Chr.) liegt, eine große, mit prächtigem Park und einer 3450 m langen Mauer umgebene Anlage, die vom Kaiser Chia Ch'ing [Dyiá-tching] der Ming-Dynastie (1522-67) erbaut und unter Kaiser Ch'ien Lung [Tchien-lúng] (1736-96) der regierenden Mandschudynastie erneuert wurde. Es bestehen vier Kultusstätten: der eigentliche Altar des Shên-nung, eine Tempelhalle des Jahresgottes (Tai-sui-tien [Tai-ssōē-dién]), eine ebensolche des Planeten Jupiter (Mu-hsing-tien [Mù-ching-dién]) und die Halle Pei-tien [Bé-tièn], wo der Kaiser in jedem Frühjahr seine Kultushandlungen beginnt. Vor einer Terrasse das Feld, das der Kaiser an einem bestimmten Tag im Frühjahr mit den Prinzen des kaiserlichen Hauses, den höchsten Beamten der Stadtverwaltung und einer Anzahl der ältesten Greise Pekings eigenhändig bestellt; der Kaiser zieht mit dem Pfluge drei, die übrigen Teilnehmer an der feierlichen Handlung je eine Furche und streuen symbolisch Reis-, Weizen- und Hirsekörner darüber. Der früher benutzte kunstvolle Bronzepflug ist 1900 verschwunden und jetzt durch einen plumpen, gelb angestrichenen Holzpflug ersetzt worden. Während der Okkupation von 1900/01 diente die Tempelanlage den amerikanischen Truppen unter General Chaffee als Quartier.--Priester gibt es hier, wie in allen kaiserlichen Tempeln, nicht, da der Kaiser in diesen der einzige Priester ist. (Trinkgeld an die führenden Aufseher 10-20 c.) Gegenüber liegt der schönste und großartigste Tempel Pekings, der von den Fremden sogen. *=Himmelstempel=, chines. _T'ien-t'an_ [T'ien-tán], »Altar des Himmels«, eine gewaltige Anlage von einer 5750 m langen Mauer umgeben, unter der Regierung des Mingkaisers Yung Lo (1403-25) erbaut; sie diente dem Kult des Himmels und der Erde, bis Kaiser Ch'ien Lung im 18. Jahr seiner Herrschaft (1754) einen besondern »Altar der Erde« (Ti-t'an [Di-tán]) im Norden Pekings vor dem Tore An-ting-mên [An-ding-mönn] erbaute. Durch das nördl. Tor der äußern Westmauer gelangt man durch eine Allee schöner alter Zypressen zum Tore der innern Mauer. Hinter diesem erblickt man zunächst r. ein von einem Graben umzogenes Gebäude, die _Halle der Enthaltsamkeit_ (Chai-kung [Djaí-gung]), woselbst der Kaiser die Nacht vor dem Opfer fastet; sehenswerter Thronsessel im Hauptraume. -- Dann sö. zum _großen Hauptaltar_, chines. _Yüan-ch'iu_ [Yüĕn-tchió], »Runder Hügel« oder Nán-t'an, =Südaltar= genannt, ganz aus weißem Marmor erbaut und von Marmorbogen umgeben. Hier opfert der Kaiser als »Sohn des Himmels« alljährlich zur Zeit der Wintersonnenwende als Hoherpriester seines Volkes und erfleht den Segen des Himmels für das kommende Jahr. Auf der obersten Plattform werden zur Zeit des Opfers eine Anzahl Zelte aus dunkelblauem Tuch errichtet, in die auf vergoldeten hölzernen Thronsesseln die Seelentafeln des »Allerhöchsten Himmlischen Herrschers«, des Jahres, der Gestirne, der Sonne, des Mondes und der 8 kaiserlichen Ahnen des regierenden Hauses stehen. Vor allen Tafeln stehen Opfertische mit den verschiedensten Sorten von Fleisch, Wildbret, Fischen, Sämereien, Früchten und Backwerk. Während der Kultushandlung, die die kaiserliche Kapelle auf eigenartigen, kunstvoll gearbeiteten Instrumenten mit einer uralten Sakralmusik begleitet, kniet der Kaiser allein auf der obersten Plattform, während die übrigen Terrassen und der Hof mit den Prinzen und den höchsten Würdenträgern besetzt sind. Insgesamt nehmen an dem 3/4 St. vor Sonnenaufgang beginnenden Opfer mehrere hundert Personen teil, die sich schon am vorhergehenden Tag aus der Stadt dorthin begeben und teils in den ausgedehnten Wohnhausanlagen, teils in Zelten übernachtet haben. Dieser Südaltar ist der eigentliche »Altar des Himmels« und der Hauptpunkt der ganzen Anlage. Die oft gehörte Behauptung, die Chinesen hielten ihn für den Mittelpunkt der Erde, gehört ins Gebiet der vielen Fabeln, die sich während der Okkupationszeit von 1900/01 gebildet haben. -- Am Fuße des Altars stehen neun große eiserne Becken, je eins beim ersten Opfer eines jeden Kaisers der regierenden Dynastie gestiftet, in denen grobe weiße Seidenstoffrollen verbrannt werden. -- Nahe sö. vom Altar ein aus grünglasierten Ziegeln erbauter Brandopferofen (liáo-lu), in dem jedesmal ein schwarzer Stier verbrannt wird. Die zur Tempelwirtschaft gehörende Herde schwarzer Stiere kann man oft auf den weiten Grasflächen weiden sehen. -- Wenig nördl. vom Südaltar ein Pavillon, in dem die Kultusgeräte aufbewahrt werden. (Kein Zutritt!) Man wende sich nun nördl. Auf einer mit mächtigen Steinquadern belegten breiten Terrasse gelangt man zum *=Nordaltar=, chines. _Ch'i-ku-t'an_ [Tchi-gu-tán], »Getreideopfer-Altar«, genannt; auf ihm erhebt sich ein stattliches rundes Gebäude, einer der schönsten Bauten Pekings, _Ch'i-nien-tien_ [Tchi-niĕn-dién], »Jahresopfer-Halle«, genannt. Hier pflegte der Kaiser ehemals alljährlich im Frühjahr um eine glückliche Ernte zu beten. Seitdem das Gebäude aber 1852 infolge eines Blitzschlags abbrannte, ist das Ernteopfer stets gleichfalls auf dem Südaltar abgehalten und die an Stelle der alten neuerbaute Halle nie benutzt worden. Der Pavillon nördl. davon enthält die Kultusgeräte.--Bei der Besetzung im Jahre 1900 lag die britisch-indische Kavallerie des Generals Gaselee im Himmelstempel. -- (Trinkgeld an den führenden Aufseher je 10-20 c.) Außerdem sind in der Chinesenstadt sehenswert die Hauptgeschäftsstraße Dà-schĭ-lărl, die Buchhändlerstraße _Liu-li-ch'ang_ [Lèo-li-tscháng] mit Kuriositätenläden und sw. davon der _Buddhatempel Fà-yüan-ssé_, der älteste Tempel Pekings, 645 erbaut.--Nahe der Buchhändlerstraße ist eine sehenswerte Cloisonnéfabrik (S. 284). Ausflug zu den kaiserlichen Sommerpalästen und in die Westberge. Etwa 2-3 Tage, mit Nachtlager in den Klöstern am »Tempel der blaugrünen Wolke« und am Miaofengschan. Der alte Sommerpalast allein ist eine kleine Tagestour. Alle größern Ausflüge suche man in Gesellschaft zu machen, Herren zu Pferde (tägl. $ 2), Damen in Maultiersänfte (tägl. $ 4); oder in Tragstühlen, die der Gasthof besorgt; dazu nehme man Reitknechte nach Bedarf, einen Führer (tägl. $ 2), einen Koch (tägl. $ 0,75) sowie eine Pekingkarre (tägl. $ 2) mit Mundvorrat und Getränk sowie Matratzen und Decken mit. Die Gasthöfe besorgen die Ausrüstung. Unterwegs regelt der Führer alle Ausgaben. Chinesische Herbergen trifft man unterwegs. Man verläßt die Mandschustadt durch das nordöstliche Tor, _Andingmönn_, und gelangt, den _Tempel der Erde_ (_Di-tan_) r. lassend, zum *=Gelben Tempel= (_Huang-ssĕ_), etwa 25 Min. nördl. von der Stadtmauer, einer großen Tempelanlage mit prachtvollen Marmorbauten inmitten alter Parkanlagen, von Kaiser Ch'ien Lung zu Ehren des ihn zu seinem 70. Geburtstage 1780 besuchenden Tashi Lama erbaut; er besteht aus drei Teilen; das mittlere, arg zerfallene Gebäude in halb tibetischem Stil diente dem heiligen Mann aus Tibet, der im Rang nur dem Dalai Lama nachsteht, zur Wohnung, die östl. Tempelanlage _Tung-huang-ssĕ_ [Dùng-huang-ssĕ] als Privatkapelle. Als der Heilige 1781 an den Blattern starb, ließ der Kaiser seine Kleider westl. des Wohnpalastes beisetzen und darüber aus weißem Marmor eine schöne Pagode errichten, während der Leichnam in einem vergoldeten Sarge nach Tibet geschickt wurde. Pagoden sind buddhistische Grabdenkmäler, die in ihren fünf Hauptabschnitten die fünf Elemente darstellen und die Auflösung des Körpers in die fünf Elemente versinnbildlichen sollen. An der Pagode schöne Reliefs, die wunderbare Geburt des Heiligen, seine Lehrtätigkeit, Tod und Wiedergeburt als Buddha darstellend, 1900 leider von japanischen Soldaten arg verstümmelt. --Der Gelbe Tempel war 1861 das Hauptquartier Lord Elgins, als die Engländer und Franzosen das Tor An-ding-mèn bombardierten, durch das sie später einzogen.--Dicht östl. vom Gelben Tempel das von der chinesischen Regierung für den Dalai Lama gebaute Absteigequartier (_Dalai-lama chĭng-yung_), wo der tibetische Heilige im Jahre 1908 wohnte. Zu sehen: seine Reisewagen, sein Altar, von ihm gesegnete Gegenstände. Eintritt gegen Trinkgeld erlangbar. 10 Min. nördl. davon der kleine, unscheinbare Tempel _Tsan-tan-ssĕ_ mit den Leichen der im Yung-ho-yung verstorbenen Mönche, die hier in viereckigen, ca. 1 qm großen Holzkisten in einer der Stellung des Embryo im Mutterleibe entsprechenden Körperhaltung (buddhistische Lehre der ewigen Wiedergeburt!) aufgestapelt und gelegentlich im Vorhofe verbrannt werden. Die Aschensäcke hängen an den Wänden der Haupthalle in groben gelben Beuteln; sie werden gelegentlich nach dem Wallfahrtsort Wu-tai-schan in der Provinz Schansi geschickt und dort beigesetzt. Nur für starke Nerven, namentlich bei warmer Witterung! Vom Oktober bis Februar pflegen die nach Peking aus der Mongolei kommenden Tributgesandtschaften in den großen Karawansereien beim Gelben Tempel abzusteigen. Daher heißt diese ganze Gegend der =Mongolenmarkt=. Zwischen dem Gelben Tempel und der Stadt Peking liegt der alte Exerzierplatz der mandschurischen Bannertruppen, wo die kriegerischen großen Kaiser K'ang Hsi, Yung Chêng und Ch'ien Lung von einem noch zu erkennenden Sandhügel in der Mitte Heerschau hielten. Zurzeit wird hier der Bau der neuen Reichsuniversität vorbereitet (Alumnat mit Colleges nach amerikanischem Vorbild). Zu Pferde etwa 20 Min. wnw. weiter erreicht man den =Tempel der Großen Glocke= (_Ta-chung-ssĕ_ [Dá-djung-ssĕ]) mit einer der 5 Riesenglocken, die der Ming-Kaiser Yung Lo (1403-25) gießen ließ, 1578 erbaut. Sie ist innen und außen mit dem Text einer Hymne auf Amitabha Buddha in chinesischen und Sanskritschriftzeichen bedeckt. Den besten Eindruck von der gewaltigen Größe der Glocke erhält man, wenn man sich unter sie stellt. Wer den Umweg von 2-3 St. über den Gelben Tempel und den Tempel der Großen Glocke scheut, gelangt am besten zu den Sommerpalästen, wenn er Peking durch das Nordtor der Westmauer, das _Hsi-dschi-mönn_ [Chí-dji-mönn] verläßt. [Wer Eile hat und sich mit derselben Straße zum Hin- und Rückweg begnügt, fährt im Automobil oder Wagen die neue große Chaussee über _Hai-dien_.]--10 Min. westl. von Hsi-dschi-mönn der 1907 eröffnete _Botanische_ und _Zoologische Garten_ mit europäischem Restaurant, Teehaus und einem Absteigequartier der verstorbenen Kaiserin-Regentin. (Eintritt in die botanische und zoologische Abteilung pro Person je 8 Kupfercents, Besichtigung des kaiserlichen Hauses pro Person 20 c.; auf guter Straße in Wagen, Auto oder Rikscha bequem zu erreichen.) Vor dem Tor überschreitet man die Mongolische Bahn (S. 280). L. von einer über einen Kanal führenden Steinbrücke liegen die Bootshäuser für die kaiserlichen Dschunken, in denen sich die Majestäten auf dem Kanal von einem kleinen Raddampfer zum Sommerpalast schleppen ließen. Am vielfach gewundenen Kanal entlang schöner Weg bis zu dem von einem indischen Buddhistenmissionar in hindustanischem Stil erbauten Tempel _Wù-t'a-ssĕ_ (»Fünf-Pagoden-Tempel«), jetzt verfallen und verlassen. Nach etwa 1/2 St. neben einer Schleuse der nach 1900 wieder schön hergerichtete Tempel _Wan-shou-ssĕ_ [Wăn-shŏū-ssĕ] mit sehenswerten Höfen und Hallen.--Unmittelbar westl. daneben das Absteigequartier der Majestäten _Hsing-kung_ [chíng-gung], die hier auf der Fahrt nach dem Sommerpalast rasteten und der Schleuse wegen die Boote wechselten; sehenswert, da alle Wohnräume vollständig eingerichtet und die Höfe gegen Trinkgeld zugänglich sind.--Da der weitere Weg am Kanal entlang bald durch Militärposten versperrt wird, verlasse man den Kanalweg und biege durch den westl. vom kaiserlichen Absteigequartier gelegenen Torbogen nach N. ab. Bei dem Marktflecken _Hai-tien_ [Hai-diĕn] erreicht man die von Peking zum Sommerpalast führende Straße und gelangt auf ihr, an den neuen Kasernen der Gardedivision und den Sommersitzen der Prinzen und hohen Würdenträger vorbei, zum (15 km) sogen. *=Alten Kaiser-Sommerpalast=, _Yüàn-ming-yüán_ (»Park des Vollendeten Glanzes«), einst die Sommerresidenz des großen Ch'ien Lung (1736-96), der hier 1793 die erste englische Gesandtschaft unter Lord Macartney empfing. Der Palast wurde 1861 zur Strafe für die Gefangennahme und Ermordung der englischen Parlamentäre von den verbündeten Engländern und Franzosen gänzlich ausgeplündert (ganze Schiffsladungen von Kunstwerken gingen nach Europa) und in barbarischer Weise zerstört; die Ruinen geben nur ein schwaches Bild der vergangenen Pracht. Für den Europäer interessant sind die Überreste der von den französischen Jesuitenmissionaren nach Vorbildern von Trianon und Versailles erbauten Rokokobauten, Labyrinthe u. dergl. Der schöne Park ist »heimlich« gegen Trinkgeld von einer Seitentür an der Westmauer wieder zugänglich.-- An verschiedenen prinzlichen Sommersitzen vorbei führt die große Steinstraße weiter zum sogen. =Neuen Sommerpalast=, _I-ho-yüan_ [I-hōă-yüán, »Park des Alterfriedens«], von den Fremden nach dem in ihm liegenden Hügel _Wan-shou-shan_ [Wàn-schŏū-schăn, »Kaisersgeburtstagsberg«] genannt (Wan-shou heißt eigentlich »10000 [mal] hohes Alter«), weil der Begründer dieses Sommersitzes, Kaiser K'ang Hsi (1662-73), zum Andenken an den 60. Geburtstag seiner Mutter auf der Spitze des Hügels einen Tempel erbauen ließ. Auch diese Sommerresidenz wurde 1861 von den Engländern und 1900 von den verbündeten Truppen zerstört und ausgeplündert; sie ist neuerdings zum Teil aufgebaut und dient dem Hofe während der wärmern Monate zum Aufenthalt. (Besichtigung am 5., 15. und 25. jedes chinesischen Monats gestattet, man melde sich spätestens drei Tage vorher bei der Gesandtschaft an, der Eintritt nur gegen auf Namen des Inhabers lautende Karte gestattet; Trinkgeld pro Person $ 1, Kahnführer extra.)--Etwas westl. liegt der ebenfalls von Kaiser K'ang Hsi angelegte älteste der kaiserlichen Sommergärten _Ching-ming-yüan_ [Dyìng-ming-yüăn, »Park des ungetrübten Glanzes«], gleichfalls 1861 und 1900 zerstört, mit dem Hügel _Yü-ch'üan-shan_ [Ü-tchüen-schăn, »Berg der Nephritquelle«]. Auf der Spitze des Hügels die weithin sichtbare Pagode _Yü-fîng-t'a_ [Ü-fong-tá], von wo man eine herrliche *_=Aussicht=_ über die kaiserlichen Sommergärten, die Pekinger Ebene und in die nahen Westberge hat. Der Eintritt ist gegen Trinkgeld 50 c. (für 1-2 Pers.) unschwer zu erlangen und solchen zu empfehlen, denen Besuch des Sommerpalastes wegen Zeitmangel unmöglich. Am Fuße des Hügels entspringt unterhalb eines Tempelchens die =Nephritquelle=, die die künstlichen Teiche der kaiserlichen Gärten, den nach Peking führenden Kanal und die Stadtgräben und Teiche der Hauptstadt bewässert, deren weiterer Abfluß dann der in den _Peiho_ [Bai-hōŏ, »Weißer Fluß«] mündende _T'ung-chou-_ [Túng-djŏū-] _Kanal_ ist. Über der Quelle die von Kaiser K'ang Hsi verfaßte Inschrift »Erste Quelle der Welt« und ein Lobgedicht des Herrschers über die Köstlichkeit des Quellwassers. -- Südl. vom Quellteiche die noch erkennbaren Grundmauern des Sommerpalastes der Kaiser der Chin [Dyin-] Dynastie (1115-1234). Westl. vom Yü-ch'üan-shan-Hügel erblickt man in den Schluchten der =Westberge= (_Hsi-shan_ [Chi-schan]) zahlreiche malerisch gelegene Klöster und die bis zu den Berggipfeln laufenden Mauern des kaiserlichen =Jagdparkes Ch'ing-i-yüan= [Tching-yi-yüan, »Park des lautern Behagens«], gleichfalls 1861 und 1900 arg mitgenommen, aber mit seinen Ruinen und Gartenanlagen immer noch sehr sehenswert. Der anschließende Berg heißt =Hsiang-shan= [Chiáng-schan, »Duftberg«]; die Sage berichtet, daß auf diesem Berge Shun, der letzte Sproß der Liao-Dynastie, die 1125 von den Chin vernichtet wurde, begraben ist.--Unweit nördl. liegt das Kloster *=Pi-yün-ssĕ= [Bi-yün-ssĕ, »Kloster der nephritgrünen Wolken«], reich an herrlichen Marmorbauten; es wurde zur Zeit der mongolischen Yüan-Dynastie (1280-1364) gegründet, doch stammen die schönen Bauten meist aus dem 18. Jahrh., wo das Kloster ein Lieblingsaufenthalt der großen Mandschukaiser war. Einen sonderbaren Eindruck macht die _Halle der 500 Lo-han_ [Lōŏ-han], das sind buddhistische Heilige; 500 überlebensgroße, aus Lehm geformte und vergoldete Figuren sitzen an den Wänden und in der Mitte einer ausgedehnten Halle. In einer Seitenhalle sind Hölle und Paradies in Tonfiguren dargestellt, die 18 Martern und 9 Belohnungen im Jenseits. Am Fuß der Berge von Pi-yün-ssĕ und Hsiang-shan ein Besichtigungsplatz der alten Mandschutruppen mit Pavillon des Kaisers, Beobachtungsterrasse der Kommandanten am Ende der Bogenschießbahn und einer Stadtmauersilhouette für Eskaladierübungen.--NW. von Pi-yün-ssĕ, von Bäumen halb verdeckt, liegt das schöne Kloster _Yü-huang-t'ing_. Weiter nö. liegt in einem Seitental das =Kloster Wo-fo-ssĕ= [Wōŏ-fōŏ-ssĕ], das »Kloster des liegenden Buddha« mit der Kolossalfigur des Buddha moribundus, die den geschichtlichen Gautama Buddha Sakhyamûni in dem Augenblick seines Eingehens in das Nirwana darstellt. -- Nö. das Kloster =Yi-kuan-ssĕ= [Yi-gūăn-ssĕ], in dessen Nähe das Grab des nicht anerkannten Ming-Kaisers Ching Ti [Dyíng-di], der sich 1450-57 der Herrschaft bemächtigt hatte, nachdem sein Bruder, der Kaiser T'ien Shun [Tiĕn-schún] in der Schlacht bei T'u-mu-pu als Gefangener in die Hände der Mongolen gefallen war. -- Nw. von Yi-kuan-ssĕ in einer Schlucht das sehenswerte Kloster =Pao-tsang-ssĕ= [Bào-dsang-ssĕ], 1439 von einem Lama aus Tibet gegründet, Sommerquartier der Eunuchen des Palastes. -- Auf den anliegenden Bergabhängen fallen einige sonderbare Bauwerke in tibetischem Stil auf; sie sind von Kaiser Ch'ün Lung errichtet, bevor er die Eroberung Tibets begann, damit sich seine Gardetruppen im Erstürmen hochgelegener tibetischer Häuser üben sollen. Die Chinesen nennen diese Bauten _Hsi-tsang-tien_ [Chi-dsung-diĕn, »Tibetische Hallen«]. Südl. von allen bisher genannten Klöstern liegt am Abhange der Westberge die Klosteranlage =Pa-ta-ch'u= [Bà-da-tschú] mit den Sommerquartieren der englischen Gesandtschaft. Hat man mehrere Tage zur Verfügung, so empfiehlt sich auch folgende Tour: 1. Tag: Von Peking an den kaiserlichen Sommergärten vorbei über _Wang-êrh-shan_ [Wàng-örl-schan] (schwieriger Paß! sonst Umweg um den Berg herum) nach _Hei-lung-t'an_ [Hè-lung-t'án, »Teich des Schwarzen Drachen«] mit Tempel und hübschem Quellteich. Hier Frühstück. Dann weiter über das Kloster _Wên-ch'üan-ssĕ_ [Wö̆n-tchüĕn-ssĕ, »Tempel der warmen Quellen«] mit heißen Schwefelquellen und primitiven Badeeinrichtungen, nach dem schönen Kloster _Ta-chüeh-ssĕ_ [Dá-dyüĕ-ssĕ, »Tempel der großen Erleuchtung«], früher Sommerquartier der deutschen Gesandtschaft. 2. Tag: Zu Fuß mit Führer auf ziemlich beschwerlichem Bergpfad (zweimaliger Auf- und Abstieg) in etwa 4-6 St. nach dem berühmten Wallfahrtsort =Miao-fêng-shan= [Miāŏ-fong-schăn], wo man am besten übernachtet; rüstige Fußgänger können auch nach Ta-chüeh-ssĕ zurückkehren. 3. oder 4. Tag: Zurück nach Peking. Empfehlenswert ist auch die folgende oft erprobte Tour: 1. Tag: Entweder zu Pferde von Peking über _T'áng-shan_ (Besichtigung der Quellen, des kaiserlichen Gartens und Frühstück) nach _Ch'an-p'ing-chou_ [Tschàng-ping-djŏū], wo leidliches chinesisches Gasthaus, oder mit der Mongolischen Bahn nach _Nankou_ und von dort zu Fuß oder mit Esel nach _Ch'ang-p'ing-chou_.--2. Tag: Besichtigung der _Ming-Gräber_ (S. 296). Frühstück am besten mitnehmen und Picknick bei den Gräbern. Dann am Fuße der Berge entlang nach _Nankou_ (S. 295).--3. Tag: Durch den sogen. _Nankou-Paß_ bis zur _Großen Mauer_ (S. 296). Aufstieg auf der l. Seite, da r. die Mauer teilweise zerstört ist. Frühstück in einem der Türme, dann zurück nach (ca. 20 km) _Nankou_. --4. Tag: Mit der Bahn zurück nach Peking oder zu Pferde am Fuße der Westberge entlang nach dem Kloster _Ta-chüeh-ssĕ_ (s. oben).-- 5. Tag: An den kaiserlichen Sommergärten vorbei zurück nach Peking (vgl. oben). Ausflug nach der Großen Chinesischen Mauer und den Minggräbern. Vgl. den Karton auf Karte S. 275. Man rechne 2-3 Tage. 1. Tag: =Eisenbahn= (Mongolische Bahn, 1909 bis Kaigan, 1911 bis Suiyüen, 510 km von Peking, eröffnet. In Kalgan _Railway Hotel_ wie in Nankou; Fahrzeit 11 St., Fahrpreise Peking-Kalgan: I. Klasse $ 8,10, II. Kl. $ 5,40; Bahnhof vor dem NW.-Tor Hsi-dschi-mönn, wohin mit Auto, Wagen oder Rikscha) tägl. früh etwa 8,40 Uhr (Fahrplan ändert oft!) in 3 St. bis _Ching-lung-chiao_ (Tching-lung-tchiāo) am Fuße der Großen Mauer (der Aussicht wegen stelle man sich auf die vordere Plattform, die Lokomotive schiebt, mehrere Tunnels). Von hier geht man etwa 1/2 St. bis zum Tor der Mauer. Rückfahrt mit der Bahn 6,43 Uhr Nm. ab Ching-lung-chiao (oder auf von Nankou aus vorausgeschickton Eseln) nach (44 km von Peking) =Nankou=, wo man im _Railway Hotel_ (gelobt, Pens. $ 6) übernachtet. -- 2. Tag: Früh 1/2-5 Uhr auf Eseln zu den Minggräbern, zum Tiffin ins Hotel zurück und 12,30 Uhr Mitt. Eisenbahn zurück nach Peking. -- Ausrüstung wie S. 291 beschrieben. Der Ausflug führt in das nordwestl. von Peking sich hinziehende Gebirge, den _Nankouschan_, das infolge der rostförmigen, durch Bruchbildung entstandenen Anordnung seiner Höhen dem Verkehr und im besondern der großen Karawanenstraße, die von Peking über Kalgan durch die Gobi nach Urga, der Hauptstadt der Mongolei, und weiter über Kjachta nach Sibirien (und Europa) führt, große Schwierigkeiten bereitet. Auch der Bau der Bahn von Peking über den Nankoupaß nach Kalgan hat technisch große Schwierigkeiten verursacht. Anderseits besitzt Peking im Nankouschan eine starke natürliche, durch die Große Mauer noch künstlich verstärkte Sicherung. Der Warenaustausch zwischen China und der Mongolei, der früher ausschließlich und auch heute noch größtenteils durch Kamelkarawanen, erfolgt, ist sehr bedeutend; die Mongolei liefert an China vor allem die Produkte ihrer Viehzucht, China der Mongolei in erster Linie Tee. -- Bis Nankou ist die Gegend eine einförmige Ebene, dann beginnt ein landschaftlich schönes Tal. Die Berge sind baumlos. Man verläßt die Mandschustadt durch das NW.-Tor _Têschêng-mên_ [Dōĕ-schong-mönn, »Tor der siegreichen Tugend«], am Gelben Tempel (S. 291) und weiter nördl. am alten Mongolenwall _T'u-ch'êng_ [Tú-tschong] des Khan Balik vorbei durch sandige Gegend über (10 km) _Ching-ho_ [Tsching-hōŏ], nw. nach (23 km) =Sha-hô= [Schá-hōŏ, »Sandfluß«], mit chinesischer Herberge; vorher über eine schöne Marmorbrücke und hinter dem Ort eine siebenbogige Brücke. Die Straße, auf der man malerische mongolische Kamelkarawanen sieht, führt nnö. weiter, vorbei an (36 km) =Ch'ang-p'ing-chou= [Tschăng-ping-djŏū] (gute chinesische Gasthäuser), einer großen, alten, mit hohen Mauern umgebenen Kreishauptstadt.--Von hier aus kann man auf bequemem Weg (7 km nördl.) die _Minggräber_ (S. 296) erreichen, doch empfiehlt es sich, zunächst über (44 km) Stat. =Nan-kou= [Nán-kŏū] (210 m; Quartier im neuen _Railway Hotel_, am Bahnhof, gelobt, Pens. $ 6) zu fahren. Die Bahn fährt weiter; nach dem ersten Drittel des Passes vorbei an der Talsperre =Chü-yung-Kuan= [Dyü-yung-gwan] (200 m); dort ein Torturm (1258 erbaut), auf dem Hindureliefs, Buddhafiguren und siebenköpfige Schlangen und zwei Inschriften von 1345 in sechs Schriften: Sanskrit, Tibetanisch, Mongolisch, Uigurisch, Nuchên und Chinesisch.--Etwa 4 km aufwärts liegt die zweite Talsperre =Shang-kuan= [Scháng-kwan] (450 m). Etwas weiter aufwärts tauchen die ersten Bruchstücke der Großen Mauer auf. Vom Bahnhof _Ching-lung-chiao_ (s. oben) erreicht man zu Fuß in ca. 1/2 St. die Paßhöhe =Pataling= (=Nankoupaß=) [Bà-da-ling, »die acht großen Berggipfel«], 633 m ü. M., wo die _Große Mauer_ den Paß kreuzt. Die =Große Chinesische Mauer= (_Wanlitschangtschöng_ = Mauer von 10000 Li, d. h. chinesischen Meilen, mongolisch _Jagan Kerme_ = weiße Wand), das mächtigste Bauwerk der Erde, 2450 km lang, ist in drei Zeitabschnitten erbaut, zuerst zur Zeit der Punischen Kriege (von dieser Mauer sind nur Reste übrig), dann zur Zeit Karls des Großen als »äußere Mauer« von Schanhaikuan (S. 329) bis zum Hoangho, den sie auf nahezu 40° nördl. Br. an der Grenze der Mongolei erreicht, von wo sie in sehr unregelmäßiger Linie westl. läuft und jenseit Kantschou auf etwa 39° nördl. Br. und 100° östl. L. in der Provinz Kansu endet. Diese Mauer ist nw. und nördl. von Peking doppelt (die Mauer bei Pataling ist im 15. Jahrh. von den Ming gebaut), so daß man etwa 130 km nw. von Pataling bei _Kalgan_ nochmals auf eine Mauer trifft, von der aber nur noch Ruinen der Wachttürme erhalten sind. Außerdem lief eine zur Zeit Rudolfs von Habsburg von einem Mingkaiser erbaute, jetzt gänzlich verschwundene »innere Mauer« von Schanhaikuan nö. durch die Mandschurei als Palisadenwall. Die Mauer ist überall etwa 16,5 m hoch, unten 8 m, oben 5 m und mehr breit, mit guter Straße auf ihrer Plattform, mannshoher Brüstung auf beiden Seiten und regelmäßige Zinnen, Basteien und etwa alle 100 m Wachttürme; die Mauer windet sich malerisch über Bergkämme (bis 1700 m ü. M.), durch Täler und Abgründe. Jetzt stehen die Tore der Mauern offen und unbewacht; stellenweise liegen alte Geschützrohre in den Wachttürmen. Zweck der Mauer war der Schutz gegen Einfälle der Hunnen und Mongolen. Man besteige die Mauer westl. (l.) vom Tor, Aufstieg bei der eingestürzten Stelle, gehe dann etwa 1/2 St. bis zum höchsten Wachtturm, von dem man prächtige *Aussicht über die Mauer, den Engpaß und die Gebirge hat. Etwa 4 km nö. unterhalb der Mauer liegt die ummauerte Stadt =Ch'a-tao= [Tschá-dao] (491 m; Herberge), wo man zur Not übernachten kann. Von da führen die Eisenbahn und eine Karawanenstraße nach =Kalgan= (_Tschangkiakou_; 200 km von Peking), 825 m ü. M., etwa 70000 Einw.; Kalgan ist wichtiger Handelsplatz an der äußern Doppelmauer, an der Handelsstraße nach _Kjachta_, dem alten Überlandweg von Europa nach Peking. Die Mongolische Bahn, die durch die Mongolei hindurch an das sibirische Eisenbahnnetz angeschlossen werden soll, war Mitte 1911 bis _Suiyüen_, 290 km über Kalgan hinaus, betriebsfertig. Nach Besichtigung der Mauer kehre man nach _Nankou_ zurück (20 km von Pataling), wie oben angegeben, übernachte hier und reite am nächsten Morgen am Fuß der Berge östl. 8 km zu den *=Minggräbern= (_Mingling_). Sie liegen, je etwa 1 km voneinander entfernt, in einem halbkreisförmigen Tal am Fuße der dieses einschließenden Berge. Die Straße dorthin ist prachtvoll geschmückt durch Marmortore und überlebensgroße Marmorstatuen. Der erste *Torbogen (1541 erbaut) gilt als einer der schönsten Chinas und ist mit sehr feinen Marmorskulpturen geschmückt. Jenseits einer halbverfallenen Brücke erreicht man einen großen roten Torbogen, _Ta-hung-mên_ [Dà-hung-mö̆nn, »Großes Rotes Tor«]. Von hier führt ein mit Steinfliesen belegter Weg (1537 angelegt) zum dritten Torbogen, der von 4 Drachensäulen getragen wird (1426 erbaut); hinter ihm beginnt eine seltsame, mit Steinbildern besetzte Straße, zwischen jedem Paare sind etwa 50 Schritt Zwischenraum; den Anfang machen 4 Löwen, 4 Einhörner, 4 Kamele, 4 Kilin (Fabeltiere) und 4 Pferde, dann folgen 12 Menschenfiguren, und zwar 4 Militärmandarine, 4 Zivilmandarine und 4 Priester. Wieder schließen sich Torbogen an; dahinter liegt mitten zwischen hohen Bäumen der große Grabtempel *=Ch'ang-ling= [Tschang-ling] des Kaisers Yung Lo [Yung Lōŏ], 1403 bis 1425, von hoher Mauer umgeben (Einlaß $ 1 dem Wächter). Zwölf andre, kleinere Kaisergräber und viele Gräber kaiserlicher Frauen, Nebenfrauen, Prinzen u. Prinzessinnen (zus. über 30) liegen, ebenfalls mit Grün geschmückt, in der Umgebung des großen Grabtempels. Der Eingang zum Tschang-ling, ein dreifaches Tor, führt in einen Vorhof, von dem Marmortreppen durch Torbogen in eine riesige Tempelhalle mit 40 rotlackierten, 10 m hohen und 1,3 m dicken Holzsäulen führen, in deren Mitte eine Ahnentafel steht. Dahinter liegt noch ein Hof mit Torbogen und Altar sowie mehreren Blumenvasen und Marmorkandelabern, an dessen Hinterwand ein viereckiger Turm vor einem runden Grabhügel steht. Das Grab liegt vermauert in einem kleinen hohen Tempel mit geschweiftem Dach; von beiden Seiten führen ansteigende Marmorgalerien empor zum ersten Stock des Tempels, der über dem Grab ein Gemach mit Riesengedächtnissäule trägt. Rückweg nach Nankou (Rückfahrt nach Peking oder Weiterfahrt nach Chinglungchiao oder Kalgan mit Bahn) oder, falls Reittier oder Sänfte zur Verfügung, bis zum ersten Torbogen, dann südl. etwa 7 km auf bequemem Weg nach _Ch'ang-ping-chou_ (S.295), wo man übernachten kann, falls man nicht Zeit hat, noch bis _Schaho_ (Bahnstation 20 km südl. von den Minggräbern) zu reiten.--Lohnend ist auch am vierten Tage der Weg von Ch'ang-ping-chou sw. nach (etwa 15 km) =T'ang-shan= (»Berg der warmen Quelle«), Dorf am Fuß des gleichnamigen Berges, Quartier im Dorftempel. Dabei liegen die Gärten und Ruinen eines Palastes des Kaisers King Hsi, in denen eine heiße Schwefelquelle von mehr als 50° C entspringt; die Quelle ergießt sich in zwei mit Marmorbalustraden umgebene Becken, in denen man baden kann. In der Nähe sehenswerte Reste des Palastes. --Rückweg über Schaho (von da mit Bahn) oder direkt nach (etwa 45 km) _Peking_, Andingmönn (S. 291). Ausflug nach Jehol (Tschöngtöfu). Vgl. die Karte bei S. 271. Man rechne etwa 10 Tage, sorge in Peking für gute Reittiere und kräftige Zugtiere für die Gepäckkarren, nehme Feldbetten, reichlich Konserven und Getränke mit; als Geld Peking-Dollars und Kleingeld.--Die Unwegsamkeit des Gebirgslandes im N. und W. von Peking tritt auf diesem Ausfluge noch weit stärker in Erscheinung als auf dem Wege nach dem Nankoupaß. _=1. Tag=_: früh 6 Uhr Aufbruch, durch das Nordosttor der Tatarenstadt Peking, Tungtschimönn, auf staubiger, schlechter Kunststraße in nnö. Richtung durch eintönige Gegend in 4 St. nach (14 km) _Sunho_ (Frühstücksrast); 2 km hinter Sunho über den Fluß _Wenyüho_, dann r. an der ummauerten Kreisstadt (30 km) _Schunyi_ vorbei zur Kleinstadt (37 km) _Niulanschan_, wo die Berge, die die Pekinger Ebene nach N. abschließen, näher an die Straße herantreten; Nachtquartier im chinesischen Gasthaus des Dorfes (48 km) _Taloschan_ (_Da-lo-schan_). _=2. Tag=_: 7 Uhr Aufbruch, auf schlechtem Weg, der sich den östl. Bergen nähert, zur Kreisstadt (60 km) _Miyün_, durch deren Osttor man weiter nach (72 km) _Mengtschiaying_ (_Mudsia-yü_) gelangt (Mittagsrast bis 2 Uhr); Nm. erreicht man die Berge und passiert den ersten Rücken. Der Weg bleibt nahe westl. vom Fluß _Tscháuho_. Nachtquartier im chinesischen Gasthaus der ummauerten Kleinstadt (93 km) _Schihsiatschĕng_ (158 m ü. M.). _=3. Tag=_: 6 Uhr Aufbruch, durch das Nordtor auf steinigem Weg; viel Geröll und sehr steile Hohlwege, so daß die Karren mit Mühe hinaufkommen; nach 3 St. Eintritt in das Gebirge _Heischan_, auf dessen Kamm man die Türme der =Großen Chinesischen Mauer= (S. 296) erkennt. Der Weg führt bergan durch großartige Landschaft über einen Paß (232 m), dann bergab zum Tal des Flusses Tscháuho: 15 km von Schihsiatschĕng tritt der Weg an das r. Ufer, man setzt mit Fähre über den hier 3/4 km breiten Tscháuho und erreicht nach weitern 2 km die malerisch am steilen l. Ufer gelegene ummauerte Kleinstadt (111 km) *=Kupeikou= (_Gubei-kóu_); hier Frühstücksrast. Unmittelbar hinter der nördl. Vorstadt von Kupeikou tritt die Große Mauer im Engpaß dicht an beide Flußufer heran; man kann ihre großartigen Windungen über den Gebirgskamm weithin überschauen, trotzdem sie teilweise stark zerfallen ist. Durch die Mauer dicht am l. Flußufer führt die Straße in die Mongolei, deren Südostzipfel staatlich zur chinesischen Provinz Tschili rechnet. Durch ein steiniges, kahles Tal, von mächtigen Bergen eingeschlossen, belebt von Kamelkarawanen, Reihern und Raubvögeln, gelangt man vorbei am zerfallenen chinesischen Schloß _Lienhsienfeng_ nach (143 km) _Schanschykoa_; hier Nachtquartier in einfacher Herberge. _=4. Tag=_: 6 Uhr Aufbruch, auf felsiger Straße steil (bis 30 und 35° Steigung) bergan in engem Tal; neben der Straße führt der Telegraph nach Jehol. Bei einem schwierigen Paß in der wilden Landschaft muß die Karre abgeladen, das Gepäck getragen werden; dann wird ein freundlicheres Tal durchquert und wieder ein steiler Paß in felsiger Landschaft (898 m hoch) überschritten. Weiter bergab und bergauf, an tief eingeschnittenem Flußbett entlang und durch großartige Schluchten nach der Kreisstadt (178 km) _Lwanping_; hier Nachtquartier im chinesischen Gasthaus. Vor der Stadt ein europäisches Steindenkmal für Missionare (1900 ermordet). Nachts hört man die Glocken durchziehender Karawanen. _=5. Tag=_: 6-1/2 Uhr Aufbruch durch das Osttor; gleich hinter der Stadt überschreitet man den Fluß _Lwanho_ auf 80 m langer, primitiver Brücke. Dann führt die in den Felsen eingeschnittene Straße in großartiger Berglandschaft sehr steil bergauf über einen Paß und ebenso steil bergab (Karrenräder feststellen!) durch Wald in ein gut bebautes Tal. Gegen 10 Uhr sichtet man den kaiserlichen Park, der Jehol krönt, nach 1 St. erreicht man (206 km) =Jehol= (_Dschehol_, chin. _Tschöngtöfu_), sehr alte Präfekturstadt mit angeblich 250000 Einw., Sitz eines Tatarengenerals und eines Futai (beiden schicke man Visitenkarte); die frühere Sommerresidenz der Mandschukaiser, ein prächtiger Palast in großem Park mit herrlichen Bäumen auf einer Anhöhe über der Stadt, ist nicht zugänglich. Sehr sehenswert ist der gut erhaltene großartige =Lamatempel=, vom Kaiser K'ang Hsi (1662-1722) im Stil des Palasttempels von Potala in Lhassa (Tibet), der Residenz des Dalai Lama, erbaut; die Dächer der Tempelanlage sind teils vergoldet, teils mit kaiserlichen gelben Ziegeln gedeckt; die gut erhaltenen Wände sind mattrot. (Der Besuch dieses Tempels entschädigt reichlich für die Mühen der Reise; vgl. _O. Franke_, Beschreibung des Jehol-Gebiets [Leipzig 1902].) _=Rückreise=_: Reittiere und Karren schickt man am besten nach Peking zurück, um selbst in offenem Boot (tägl. $ 5) mit Platz für ein Feldbett, 3 Ruderknechte und einen Diener (Boy) zurückzureisen. Das Boot mietet man in Jehol (oder 10 km sö. am Fluß Lwanho beim Ort _Wang-ba-gr_, an begangener Karawanenstraße). Die Bootsfahrt talwärts des Lwanho ist sehr interessant, führt anfangs durch enge Felsschluchten (ähnlich dem Yangtse oberhalb Itschang, vgl. S. 262), passiert die Große Mauer beim Dorf _Pantsiakou_ mit starken Windungen, gelangt dann in ein breiteres Tal, vorbei an der ummauerten Stadt _Tsienan_; unterhalb der großen Stadt _Yungpingfu_ treten die Berge wieder dicht an den Fluß, der bei Lwantschou die Küstenebene erreicht. Je nach Wasserstand und Stromgeschwindigkeit gelangt man in 3-6 Tagen zur Bahnstation _Lwantschou_ (S. 329) der Nordchinesischen Bahn, von wo man in etwa 4 St. nach Tientsin (S. 275) fährt. Von Peking nach Hankau. (Vgl. die Karten bei S. 271 u. 215.) Die =Peihan-Eisenbahn= (_Imperial Peking Hankow Railway_, auch _Ching-Han Railway_ genannt), 1209 km, tägl. Frühzug (gegen 7 Uhr) in 12-1/4 St. bis Tschangtöfu (von da Frühzug in 10-3/4 St. bis Tschoumatien, von da wieder Frühzug in 10 St. bis Hankau, also 3 Reisetage). Jeden Di. Expreßzug mit Schlafwagen in 30 St., ab Peking früh 9,20, an Hankau Mi. 3 Uhr Nm.; Fahrpreis für den Expreßzug Peking-Hankau I. Kl. $ 65,40, II. 43,60; für gewöhnliche Züge I. Kl. $ 43,50, II. 29. Abfahrt vom Bahnhof der Ching-Han [Dying-Han], d. h. Peking-Hankau-Bahn, westl. vom Kaisertor. Die Bahnlinie führt am Westrande der Großen Ebene entlang, nahe dem mauergleichen Randabfalle des westl. Gebirgslandes, der bis zum Hoanghodurchbruch südwärts als _Taihangschan_ bezeichnet wird; er ist dadurch entstanden, daß der östl. Teil des einst weiter ausgedehnten Gebirgslandes in die Tiefe sank; die Große Ebene befindet sich jetzt an seiner Stelle. Der Gebirgsrand wird von den Flüssen in engen Schluchten durchbrochen und bereitet dem Verkehr zwischen dem Westen und dem Osten (auch dem Bau der Bahn nach Tayüenfu) große Schwierigkeiten; als Verkehrsweg sehr wichtig ist infolgedessen der _Hoanghodurchbruch_, der zwar der Schiffahrt wenig Nutzen, aber Raum für eine große Verkehrsstraße bietet und jetzt auch schon von einer Bahnlinie benutzt wird. Die Große Ebene greift hier in einem spitzen Winkel ins Gebirgsland ein. Wie die Berge waldlos und kahl, so ist auch die Ebene in ihrem nördl. Teil steppenhaft und außerhalb der zahlreichen Dörfer fast baumlos. Je weiter man aber nach S. kommt, um so freundlicher wird die Landschaft; schon in der Gegend des Austritts des Hoangho aus dem Gebirge, einer der fruchtbarsten und dichtest besiedelten in ganz China, wechseln die Felder der Chinesen vielfach mit Baumgruppen, Obstpflanzungen, Gräberhainen u. dgl., dann werden am südl. Honan die subtropischen Hartlaubpflanzen immer häufiger, Teestrauch und Bambus erscheinen, und das Landschaftsbild nähert sich dem Südchinas immer mehr. Die Bahn führt hier an den östl. Ausläufern des Tsinlingschan (S. 300) entlang und übersteigt schließlich das Hwaigebirge (Hwaijangschan), das, wie S. 215 angegeben, als Fortsetzung des Tsinlingschan das östl. Nord- und Südchina scheidet, und erreicht bald darauf Hankau. Die Bahn tritt aus der Chinesenstadt beim Tore _Hsipienmön_ (Chí-biĕn-mö̆nn) zwischen dem _Tempel des himmlischen Friedens_, T'iĕn-ning-ssĕ, (l.) mit zwölfstöckiger Pagode, der ältesten in Peking, in schönem Park, und dem taoistischen _Kloster der Weißen Wolken_, To-yün-kuan, (r.), fährt bei (7 km) _Wanghailóŭ_ am Rennplatze (l.) vorbei und überschreitet auf 450 m langer, 15bogiger Brücke den Hunho; l. sieht man in 5 km Abstand die sogen. *=Marco Polo-Brücke=, von dem berühmten venezianischen Reisenden Marco Polo zuerst beschrieben (chines. _Lu-kou-ch'iao_ [Lú-gōŭ-tschiáo, »Schiffgrabenbrücke«]), 1189-94 aus Marmor erbaut; sie hat 11 Bogen und trägt auf dem Steingeländer je 140 Säulchen mit Löwenfiguren auf jeder Seite; die Brückenköpfe bilden zwei Pavillons mit gelben Ziegeldächern, unter denen kaiserliche Inschriften auf Tafeln stehen. -- Bei (21 km) _Ch'ang-hsin-tien_ (Tschàng-chin-diĕn) sind die Eisenbahnwerkstätten. --Von hier Ausflug auf Eseln in 3 St. zum _Kloster Chich-tai-sze_ [Dyīĕ-tai-ssĕ], aus der Zeit der Tang-Dynastie (8. oder 9. Jahrh.), mit breiten Terrassen, alten Bäumen und interessanten Tempeln am Gebirgshang; es ist jetzt Sommerquartier der deutschen Gesandtschaftswache. (Von hier 2 St. zu Esel zum Kloster _Tan-chê-sze_ [Tàn-djōĕ-ssĕ].) Eisenbahn weiter über (31 km) _Lianghsiang-hsien_ [Liang-chiang-chiĕn], Kreishauptstadt, und über (64 km) _Cho-chou_ [Djōŏ-djŏū], eine sehr alte, um 200 v. Chr. gegründete Stadt mit großen Mauern, nach (84 km) _Kao-pei-tien_ [Gàŏ-bê-diĕn]. =Zweigbahn= von hier nach (35 km) _Liang-yu-chuang_ ([Liàng-yō-djwáng]; bei diesem Tempel steht der Sarg des 1908 verstorbenen Kaisers Kuang Hsü bis zur endgültigen Beisetzung vorläufig aufgebahrt. Das ca. 6 km davon gelegene Mausoleum [sehr interessante Bauart!] soll in etwa 4 Jahren fertig sein); dann zu Esel etwa 1 St. nach *=Hsiling= [_Chi-ling_], den »Westgräbern« der herrschenden Dynastie (Besichtigung gestattet), wo man beim Kommandanten Meh-dajen gegen Gastgeschenk (Wein, Kaffee, Sekt, Zigaretten) gute, saubere Unterkunft im Fremdenzimmer findet; zum eignen Gebrauch Feldbett und in der heißen Zeit Moskitonetz mitnehmen. Wer Zeit hat, sollte im Frühling oder Herbst mehrere Tage auf den sehr lohnenden Ausflug verwenden. Dann mit Pony durch schöne Landschaft bergan zum _Tze-ching-kuan_ [Dsĕ-dying-gwăn] mit Gasthaus und Tempel; von der Mauer des Passes (501 m) *Aussicht auf die Große Mauer (S. 296). Hier fanden am 28. und 29. Okt. 1900 Gefechte deutscher Truppen unter Major v. Förster statt. (Von Hsi-ling bis Tze-ching-kuan und zurück sind 40 km, also eine anstrengende Tagestour; nur mit Pony, den man aus Peking mitbringen muß.) Die _=Hauptlinie=_ läuft von Kaopeitien über (92 km) _Tinghsinghsien_ und (122 km) _An-su-hsien_ nach (146 km) =Paotingfu= [_Báu-ding-fu_], Hauptstadt der Provinz Tschili, mit 80000 Einw.; die Stadt ist seit 1402 mit Mauern umgeben und hat seit 1901 eine Universität.-- Eisenbahn weiter über (178 km) _Wangtuhsien_ nach (262 km) =Tschöngtingfu= [_Dschĕng-ding-fu_], einer großen, mit Mauern umgebenen Kreisstadt, Sitz eines Bischofs der katholischen Lazaristenmission und des sehenswerten Klosters _Tafouo_, erbaut 586, mit großem bronzenen Buddhastandbild, einer großen Gebetmühle, sehr alten Wandgemälden und einem Standbilde der Göttin der Fruchtbarkeit. =Zweigbahn.= Von Schikiatschwang bei Tschöngtingfu führt eine schmalspurige Gebirgsbahn (_Cheng-Tai Railway_) durch den Südzweig der Großen Mauer in etwa 1000 m Paßhöhe und durch die malerischen Landschaften des unwegsamen Taihangschan über _Pingtingtschou_ (950 m) und _Schouyang_ (1480 m) nach (243 km) =Taiyüenfu= (930 m), mit etwa 250000 Einw., am Fönnho, einem Nebenfluß des Hoangho, am Nordrand eines fruchtbaren, lößerfüllten Talbeckens, Hauptstadt der Provinz Schansi, mit berühmten Unterrichtsanstalten, Kunststickereien, Weinbau und Waffenfabriken. Die =Provinz Schansi= enthält gewaltige Eisen- und Kohlenlager, die aber aus Mangel an Verkehrsmitteln noch fast nicht ausgebeutet werden können; auch der Ackerbau steht wegen der hohen Meereslage nicht sehr in Blüte. Trotzdem wohnen in Schansi die reichsten Leute Chinas, da seine Bewohner den Warenaustausch zwischen Südchina und der Mongolei vermitteln (eine wichtige Handelsstraße, auf der unaufhörlich Kamel- und Maultierkarawanen mit Salz, Tabak, Mehl etc. verkehren, durchzieht die Provinz von N. nach S.) und dadurch einen sehr regen Handelsgeist erworben haben; sie leben daher in ganz China als Bankiers (Angehörige der »Schansigilde«) und kehren später als reiche Leute zurück. Landschaftlich ist die Gegend von Taiyüenfu schon richtiges, gelbes Lößland. Die _=Hauptlinie=_ fährt von Tschöngtingfu über _Schuntöfu_, eine alte, mit Mauern umgebene Stadt, dann über (507 km) _Tschangtöfu_ und _Weihweifu_, kreuzt bei (614 km) _Hsinhsiang_ die Bahnlinie von Taokou nach _Tsinghua_, den Kohlengruben der Provinz Schansi, und erreicht nahe vor (694 km) _Tschöngtschou_ (_Chengchow_) den _Hoangho_, der auf einer 2700 m langen Brücke überschritten wird. In Tschöngtschou kreuzt die Hauptbahn die Bahnlinie von Kaiföngfu nach Honanfu (_Pienlo Railway_ genannt, der Anfang der großen chinesischen Mittellandbahn [_Central Trunkline_], die ostwärts nach Tschinkiang [S. 255], westwärts über Tschöngtu [S. 263] und Suifu [S. 263] bis Yünnan geführt werden soll). Tschöngtschou liegt an der Stelle, wo der Hoangho, der oberhalb zwischen hohen senkrechten Lößwänden fließt, von diesen verlassen wird, wo also die untere, durch die häufigen Laufverlegungen berüchtigte Strecke des Stromes beginnt. Hier war es denn auch, wo am 28. Sept. 1887 der angeschwollene Hoangho den rechtsseitigen Deich ganz unvermutet durchbrach und sich durch die Talebene des Schaho dem Hwaiho zuwälzte, halb Honan u. Ngauhwei unter Wasser setzend. =Abstecher nach Honan und Kaiföng.= Von Tschöngtschou auf der Piënlo-Eisenbahn _=westwärts=_ am Nordrande des bis 2665 m hohen Gebirges _Sungschan_ entlang über (20 km) _Yungtsō_ und (60 km) _Kunghsien_ nach (120 km) =Honanfu= (165 m), am Loho, dem r. Nebenfluß des Hoangho, als alte Kaiserresidenz früher _Loyang_ genannt; in ihrer Umgebung viele prächtige Gartenanlagen und Grabmäler alter chinesischer Kaiser. -- Von Tschöngtschou _=ostwärts=_ führt die Piënlo-Linie über (30 km) _Tschungmou_ nach (60 km) =Kaiföng= (_Piëntschöng_), Hauptstadt der reichen, fruchtbaren Provinz Honan mit 160000 Einw., 15 km südl. vom Hoangho in gut bewässerter Ebene gelegen, mit Mauern von 14 km Umfang. Der 40 km lange Außendeich, der die Stadt umgibt, obgleich auch die Hoangho-Ufer eingedeicht sind, bezeugt eindringlich die stete große Gefahr, in der diese fruchtbare Gegend beständig schwebt. Im nördl. Teil der Stadt liegt ein ummauertes Mandschuviertel. Kaiföng hat zahlreiche Pagoden, sechs Moscheen und Reste einer einst blühenden (chinesisch-)jüdischen Gemeinde. Der Gouverneur von Honan und viele Provinzialbehörden residieren in Kaiföng; wichtig ist der Handel mit Getreide und Salz. Über (901 km) _Tschumatien_ und _Hsinyangtschou_ (von hier Verbindungsbahn über Föngyang nach der Tientsin-Pukou-Bahn [S. 275] im Bau) tritt die Bahn in das Gebirge _Hwaiyangschan_, in dessen Granit sie auf 50 km Länge eingeschnitten ist; in 200 m Meereshöhe durchbricht ein 350 m langer Tunnel das Gebirge und erreicht dann bald (1209 km) =Hankau= (vgl. S. 259). 15. Von Berlin nach Moskau und auf der Sibirischen Bahn über Charbin nach Wladiwostok, Dairen und Peking. Vgl. die Karten bei S. 301, 215 und 271. =Reiseweg= von Berlin über Thorn, Alexandrowo, Warschau, Moskau (oder über Wirballen, St. Petersburg, Jekaterinburg), Tscheljabinsk, Irkutsk, Mandschuria nach Charbin; von hier östl. weiter nach Wladiwostok (Dampfer nach Japan) und südl. über Mukden nach Dairen (S. 323; Dampfer nach Tsingtau und Schanghai) oder Peking (S. 328) oder Söul (S. 331). =Fahrzeiten=: Berlin-Moskau (1949 km) 37 oder 40 St.; Moskau-Mandschuria (6532 w) 8 Tage; Mandschuria-Wladiwostok (1605 w) 1-1/2 Tag, insgesamt (401 km und 8137 w) mit Aufenthalt rund 11 Tage. Expreßzüge bis Peking in 12 Tagen von Berlin; bei günstigem Dampferanschluß in Dairen kann man die Reise Berlin-Tsingtau in etwa 13 Tagen, nach Schanghai in 14 Tagen machen. =Fahrkarten=: Von Berlin nach Moskau Nordexpreß nur I. 130,50 M., Berlin-St. Petersburg I. 115,05 M.; von Moskau nach Irkutsk I. Kl.-Fahrkarte mit allen Gebühren 167,70 Rubel, II. Kl. 110,50 Rubel. Von Moskau bis Charbin I. 279,25, II. 182,39 Rubel; bis Wladiwostok I. 328,50, II. 213,82 Rubel. Beim Lösen der Fahrkarte ist anzugeben, ob man »Raucher«, »Nichtraucher«, »Damenabteil« und »untern Schlafplatz« oder »obern« haben will. Die Schlafwagengesellschaft gibt folgende _direkte Fahrkarten_ aus: Berlin-Charbin (über Moskau I. 581,20, II. 367,40 M.), Berlin-Wladiwostok (über Moskau I. 673, II. 424,75 M.), Berlin-Nagasaki (über Moskau und Wladiwostok I. 785,35, II. 537,05 M.), Berlin-Schanghai (über Moskau und Dairen I. 847,95, II. 599,75 M.). Die direkten Fahrkarten über St. Petersburg kosten I. ca. 35, II. ca. 22 M. mehr. Direkte Fahrkarten Berlin-Peking und Berlin-Tsingtau werden demnächst eingeführt. =Nordexpreß und Schlafwagen.= Di. geht ein Nordexpreß von Berlin, Bahnhof Friedrichstr., frühmorgens nach Warschau in 10 St., bis Moskau in 37 St. Speisewagen und Schlafwagen laufen zwischen Berlin und Alexandrowo sowie Alexandrowo-Warschau und Warschau-Moskau, ferner Moskau-Irkutsk. Do. u So. je ein Nordexpreß von Berlin über Königsberg, Wirballen nach (1641 km) St. Petersburg mit Speise- und Schlafwagen in 30 St. Näheres, auch wegen Vorausbestellung der Schlafplätze und Fahrkarten, bei den Agenturen der Internationalen Schlafwagengesellschaft in Berlin (Unter den Linden 57/58), Warschau (Wolowa-Straße 42), St. Petersburg (Newsky-Prospekt 22), Moskau (Semlianoj Val, Jakovlevsky, Periulok, Haus Roop log 4), Irkutsk (Ecke Troitzkoje-Straße und Spasso Luterianskoe), Charbin, Wladiwostok, Mukden, Peking (Grand Hôtel des Wagons-Lits), Dairen, Tschimulpo und Söul: Rondon & Co. =Die Sibirischen Luxuszüge= (_Transsibérien-Expreß_) gehen Mi. und Mo. abds. ab _Moskau_, und zwar Mi. mit Luxuswagen der Schlafwagengesellschaft, Mo. mit guten Salonwagen der russischen Staatsbahn (Kronswagen genannt). Ankunft der Züge in _Irkutsk_ Di. und Fr. Ein Kronszug geht Sa. Vm. ab St. Petersburg über Tscheljabinsk, an in Irkutsk Fr. Von _Irkutsk_ laufen wöchentl. drei Luxuszüge nach _Charbin_ und _Wladiwostok_; ab Irkutsk Fr. So. Di.; in Charbin Mo. Mi. Fr.; in Dairen Di. Do. Sa.; in Peking Mi. Fr. Sa.; in Wladiwostok Mo. Mi. Fr. Ausführliche Angaben und den neuesten Fahrplan dieser Luxuszüge enthält der »Guide français et russe du Transsibérien-Express«, zu haben bei den Agenturen der Internationalen Schlafwagengesellschaft, bei denen man auch Plätze vorausbestellt. Im Frühling und Sommer sind die Züge so besetzt, daß man gut tut, _einige Wochen vorher_ Plätze bei der Internationalen Schlafwagengesellschaft vorauszubestellen! Das _Deutsche Reichskursbuch_ (Nr. 608) enthält den Fahrplan für diese Züge bis Wladiwostok, Dairen und Peking. Abfahrten von Berlin Di. früh mit Nordexpreß, Fr. abds. mit Schnellzug über Moskau, Do. abds. mit Nordexpreß über St. Petersburg. Wer gemächlicher, interessanter und billiger (von Berlin bis Wladiwostok für ca. 200 M.) reisen und unterwegs das russisch-sibirische Volksleben kennen lernen will, benutze auf der Sibirischen Bahn den dem Lokalverkehr dienenden, aber von Tscheljabinsk bis Irkutsk durchfahrenden =Postzug= (je 1 Zug tägl.). Er bietet gleichfalls Schlafgelegenheit, und durch Verständigung mit dem Schaffner kann man es ganz bequem haben. Auf allen größern Stationen werden gute Eßwaren feilgehalten. Die Benutzung dieses Postzugs ist jedoch nur Russisch Sprechenden zu empfehlen. =Wagenwechsel= in Alexandrowo, Warschau (Nordexpreß nicht, Bahnhofwechsel vgl. S. 304), Moskau (Bahnhofwechsel vgl. S. 305), Irkutsk; für Dairen noch in Changchun (S. 324), für Peking noch in Mukden. =Einrichtungen der Wagen.= I. Kl. ist blau, II. gelb, III. grün. Die russischen Schlafwagen sind besser als die deutschen. Waschraum ist überall vorhanden, aber oft mangelhaft; im Speisewagen des Sibirischen Luxuszuges befindet sich auch eine Badekammer. Gummiwaschbecken, Wasserkanne, Handtuch und Seife, Wäsche, Kopfkissen, wollene Decke, zuverlässige Handlaterne halte man selbst bereit. Man tut gut, sich durch Zahlung von 1/2 Fahrkarte, 1/2 Schnellzugzuschlag und einem vollen Schlafwagenzuschuß ein kleines Abteil (nur in I. Kl.) für sich zu nehmen, was viele Vorteile hat, auch am besten gegen Diebstahl etc. sichert, da man das Abteil verschließen kann. Auf der Sibirischen Bahn wird sehr viel gestohlen; insbesondere achte man auf Brieftaschen und Pässe. Während der Mahlzeiten im Speisewagen lasse man vom Schaffner sein Abteil verschließen. Alleinreisende Damen müssen in jeder Hinsicht, auch gegen fremde Mitreisende, _sehr vorsichtig_ sein! In der Mandschurei entferne man sich nicht zu weit vom Bahnhofe. Geld nehme man wenig mit, sondern Kreditbriefe an deutsche Firmen oder Banken, z. B. Deutsch-Asiatische Bank in Schanghai. Kunst & Albers in Wladiwostok etc. Vorausbestellung der Plätze ist anzuraten (s. oben). Die Lüftung der Wagen läßt oft viel zu wünschen übrig. =Eisenbahnzeit= ist für die russischen Fahrpläne bis nach Wladiwostok Petersburger Zeit, d. h. 1 St. 1 Min. vor gegen M. E. Z., ebenso auf den Bahnhöfen bis Mandschuria, von da ab Charbiner Zeit, d. h. 7 St. 25 Min. vor gegen M. E. Z. =Bahnpersonal= ist sehr höflich und auch meist zuverlässig; die Schaffner verstehen zuweilen etwas Deutsch, ebenso die Kellner des Speisewagens. Unter den mitreisenden Russen werden stets einige Deutsch verstehen und liebenswürdig Hilfe leisten bei Verständigungsversuchen. Fahrtunterbrechungen muß man sofort dem Stationsvorstand melden, außerdem vor Fortsetzung der Reise die Fahrkarte am Schalter abstempeln lassen. =Verpflegung= soll im Speisewagen des Luxuszugs gut sein, in den Kronszügen besser (gut bürgerlich und preiswürdig), aber da die Bedienung knapp, muß man _frühzeitig bestellen_ und doch oft länger als 1 St. warten. Wenn der Zug stark besetzt ist, wird Frühstück und Mittag in zwei Folgen gereicht; bei der Folge, mit der man anfängt, bleibt man für die ganze Reise. Auf Stationen mit _größerm Aufenthalt_ (nur wenige) kann man in russischen Delikatessen: Kohlsuppe, Kaviar, Stör, Lachs, Sardellen etc., schwelgen. Empfehlenswert ist gelegentlich ein echter Wodka (Regierungsschnaps); unabgekochtes Wasser meide man wie Gift. Für die Fahrt durch die Mandschurei und China halte man Vorrat an Konserven, Kakes, Schokolade, Rotwein, Zitronen oder Fruchtsaft; dazu Geschirr. Reiseapotheke ist im Speisewagen; ein Schlafwagenführer jedes Zugs ist als Krankenwärter ausgebildet. Ärztliche Hilfe telegraphisch auf großen Stationen bestellen. =Gepäck= nehme man so wenig wie möglich mit, da die Gepäckfracht sehr teuer ist, man auch sehr viel Scherereien beim Zoll und beim Umsteigen hat; man schicke großes Gepäck 4-6 Wochen früher mit Frachtdampfer (der Hamburg-Amerika Linie oder des Norddeutschen Lloyd) voraus nach dem zweckmäßigsten ostasiatischen Hafenplatz. Gepäck aus Deutschland nach Moskau vorausschicken, ist sehr unzweckmäßig, teuer, macht auch große Zollschererei. Freigepäck 50 kg auf Fahrkarten, die außerhalb Rußlands gelöst sind, in Rußland nur 24-1/2 kg. Zuschlag für je 4 kg von Moskau nach Wladiwostok 2,69 Rubel, bis Schanghai 2,89 Rubel. Handgepäck wird viel in die russischen Schlafwagen mitgenommen. =Zolldurchsicht= ist meist sehr streng, erfolgt auf Hinfahrt in Alexandrowo (russisch) und Mandschuria (chines.), auf Rückfahrt in Mandschuria (russisch) und Alexandrowo (deutsch). Gepäckträger besorgt das aufgegebene Gepäck an die Zollschranke, wenn man ihm den Gepäckschein gibt. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, nehme man nur bereits getragene Kleider, Wäsche, Stiefel, Handschuhe etc. mit; man meide das Mitnehmen von Zeitschriften und Zeitungen, da diese zur Zensur zurückbehalten werden; sogar zum Einwickeln benutze man kein Zeitungspapier. Zigarren (bis 100 Stück) und Tabak sind nur in angebrochener Kiste zollfrei, ebenso Mundvorrat an Wein etc. Waffenerlaubnis ist durch die Kaiserliche Botschaft in St. Petersburg mindestens einen Monat vorher einzuholen; für Fahrrad oder Automobil ist der Zoll an der Grenze zu hinterlegen, er wird bei späterm Nachweis der Wiederausfuhr zurückerstattet. Spielkarten, Schießpulver u. a. werden mit Beschlag belegt. =Paß= muß in Deutschland vom russischen Konsul visiert sein und gilt sechs Monate. Die Paßvorschriften in Rußland sind sehr streng: an der Grenzstation Alexandrowo wird der Paß von einem Gendarmen abgenommen, nach der Zollbesichtigung des Gepäcks fordert man sich den Paß zurück. Wer keinen vorschriftsmäßigen Paß hat, muß sofort nach Deutschland zurück. Für Israeliten gelten besondere Vorschriften. In jeder Stadt, wo man sich aufhält, muß der Paß zur Polizei geschickt werden zur Anmeldung. Man trage ihn stets bei sich und fordere sofort den Beistand des deutschen Konsuls, wenn man Schwierigkeiten mit russischen Behörden hat. Für längern Aufenthalt als sechs Monate in russischem Gebiet gelten besondere Vorschriften; man reicht den Paß der Gouvernementskanzlei ein, erhält dafür einen russischen Aufenthaltsschein für ein Jahr. Auch muß der Paß durch die Polizeibehörde vor der Abreise aus russischem Gebiet mit Erlaubnisvermerk versehen sein, daß man abreisen darf; wer einen russischen Aufenthaltsschein hat, muß vor der Abreise einen Reisepaß lösen. Wer aus Deutschland nach Ostasien oder umgekehrt nur durch Rußland hindurchfährt, bedarf außer dem Eintrittsviso des russischen Konsuls (in Deutschland oder Ostasien) keiner Erlaubnis zum Verlassen Rußlands; der Vorweis einer durchgehenden Fahrkarte Berlin-Peking etc. genügt. =Geld.= Man rechnet in ganz Rußland nach _Rubel_ zu 100 _Kopeken_. 100 Rubel Papier kosten 215-216 M. Geprägte Münzen laufen um: in Gold 15, 10, 7-1/2, 5 Rubel (15 und 7-1/2 sind selten); in Silber l Rubel und 50, 25, 20, 15, 10, 5 Kopeken; in Kupfer 5, 3, 2, 1 Kopeken. Papiergeld: 500, 100, 50, 25, 5, 3 und 1 Rubel. Die Moskauer Banken zahlen auf Schecks nur nach Eingang des Avis; außerdem sind sie So. und noch in der Woche an sehr vielen russischen Feiertagen geschlossen. Wer nicht längern Aufenthalt in Moskau nimmt, lasse sich also kein Geld dahin zur Auszahlung überweisen. =Entfernungsangaben= in Rußland nach _Werst_ (abgekürzt »w«) = 1,067 km. =Russische Sprache.= Die Mitnahme von _Meyers Russischem Sprachführer_ (3 M.) ist dringend anzuraten. Da die Sprache sehr schwierig ist, tut man gut, außerdem vorher in Deutschland einige Stunden Unterricht in Lesen und Aussprache zu nehmen. Von Berlin nach Moskau. =Eisenbahn= von Berlin über Thorn, Alexandrowo und (627 km) Warschau nach Moskau 1949 km in 37 (Nordexpreß, s. S. 302) und 40 St. Von _Berlin_ nach (401 km) _Alexandrowo_ (Bahnwirtschaft, gut), russischem Grenzplatz; Paß- und Zolldurchsicht, etwa 1-1/4 St. Aufenthalt. Nun Fahrt durch die öde Weichselebene Polens über (34 w von Alexandrowo) _Wloclawek_ (Bahnwirtschaft), alte Stadt mit 30000 Einw., und (86 w) _Kutno_(Bahnwirtschaft) nach (148 w) _Skierniewice_, Ort der Dreikaiserzusammenkunft im Jahre 1884 im Schloß südl. der Bahn; dann (211 w) =Warschau=, Hauptstadt Polens mit 764054 Einw.; Ankunft auf dem _Wiener Bahnhof_ am r. Weichselufer. Nur der Nordexpreß (S. 302) wird auf Verbindungsbahn nach dem Brester (Moskauer) Bahnhof überführt; zu den Schnellzügen muß man mit Droschke (ca. 1/2 St. Fahrt) zum andern Bahnhof fahren. Das nach Moskau oder weiterhin aufgegebene Gepäck geht stets bis Moskau durch, ebenso umgekehrt. =Gasthöfe=: _Hôtel Bristol_;--_Hôtel de l'Europe_, 235 Z. 1,50-15 R.;--_Hôtel Brühl_, Kotzebuestr. 12; 65 Z. 1,50-4,50, F. 0,40, Dej. 1, T.d'h. 1,25 R., und viele andre.--=Cafés=: _Nitsche_ im Hôtel Bristol; _Lourse_ im Hôtel de l'Europe; _Jackowski_ im Sächsischen Garten u. a. --=Post=: Wareckiplatz; =Tel.=: Kotzebuestraße 3.--=Droschken= nach Tarif.-- =Generalkonsulate=: _Deutsches Reich_, Aleja Jerozolimskaja 45, Freiherr von Brück; _Österreich-Ungarn_, Aleja Jerozolimskaja 23, Konsul Maurig v. Sarnfeld. --=Agentur= der Schlafwagengesellschaft im Hotel Bristol.--=Sehenswert=: Königl. Schloß; Krakauer Vorstadt mit Kirche der heil. Anna, Denkmal Adam Mickiewiez'; Sächsischer Platz mit Alexander-Newskij-Kathedrale, Sächsischem Schloß, Brühlschem Palais und *Sächsischem Garten (mit Sommertheater). Das Lustschloß *Lazienki mit schönem Park und allenfalls noch das Lustschloß Belvedere. Abfahrt von Warschau vom Brester Bahnhof durch waldige Gegend über (246 w) _Nowo-Minsk_, (295 w) _Siedlec_ (Bahnwirtschaft), (321 w) _Lukow_ (Bahnwirtschaft), nach (410 w) _Brest-Litowsk_ (Bahnwirtschaft), Stadt mit 53300 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtiger Bahnknotenpunkt und Festung. Nun durch die Wälder »Weißrußlands« über (502 w) _Beresa_ (Bahnwirtschaft) und (599 w) _Baranowitschi_ nach (731 w) _Minsk_ (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Minsk, mit 107600 Einw. (zur Hälfte Israeliten); wichtige Handelsstadt mit Messe im März.--(807 w) _Borissow_ (Bahnwirtschaft), längs der Rückzugstraße des französischen Heeres und jenseit der Station auf langer Brücke über die _Beresina_, nahe der Stelle, wo Napoleon I. auf dem Rückzug am 25.-29. Nov. 1812 mit schweren Verlusten sein Heer bei _Studjenka_ über den Fluß setzte.--(931 w) _Orscha_ (Bahnwirtschaft).--(1043 w) _Smolensk_ (Bahnwirtschaft), Hauptstadt des Gouvernements Smolensk, mit 57100 Einw., in malerischer Lage am Dnjepr, die Bahnhöfe am r. Ufer; die sehr alte Stadt war Schauplatz vieler Kämpfe und zeigt noch alte Mauern.--(1101 w) _Jarzewo_ (Bahnwirtschaft).--(1207 w) _Wjasma_ (Bahnwirtschaft mit berühmtem Honigkuchen), Stadt mit 20000 Einw.--(1266 w) _Gshatsk_ (Bahnwirtschaft).--(1322 w) _Borodino_ (Bahnhofsmuseum), am Schlachtfelde vom 7. Sept. 1812, der »Schlacht an der Moskwa«.--(1332 w) _Moshaisk_ (Bahnwirtschaft), an der Moskwa, vorbei am _Ssawin-Storoschewskij-Kloster_ am hohen Moskwa-Ufer, dann bei _Kunzewo_ über diesen Fluß. Nun erscheinen die Kuppeln der »heiligen Stadt«, man erreicht (1435 w) _Moskau_. Moskau. Vgl. beifolgenden Plan =Ankunft=: Brester Bahnhof im NW. der Stadt; Omnibus der Gasthöfe zur Stelle. Nur der Nordexpreß (S. 302) wird Mi. abds. auf Verbindungsbahn zum Kursker Bahnhof überführt, wo der sibirische Zug bereitsteht, ebenso umgekehrt. Bei Ankunft mit Schnellzug muß man vom Brester nach dem Kursker Bahnhof fahren. Der sibirische Zug fährt vom Kursk-Nishnij-Nowgoroder Bahnhof ab, etwa 5 km östl. vom Brester Bahnhof. =Gasthöfe=: _Hôtel Métropole_ (Pl. a), Theaterplatz.--_Hôtel National_ (Pl. b), Ecke Twerskaja u. Mochowaja (nahe dem Kreml, für Damen am geeignetsten); 170 B. von 3 (mit Bad 6) R. an, F. 0,75, Gab.-F. 1,50, Mitt. 2,25, Omn. 1 R.: ZH.--_Hôtel Berlin_ (Schweizer Wirt), Roschdestwenka, deutsches Familienhaus; 150 Z. 2-4,50, F. 0,60, Gab.-F. 0,75, Mitt. 1,75, Omn. 0,75 R.; ZH.-- _Hôt. Billo_ (Pl. c), Bolschaja Lubjanka 9; II. Ranges, aber gut, deutsche Bedienung, Faßbier, deutscher Verkehr u. a. --=Restaurants=: _Eremitage_, Trubnajaplatz. Ferner im _Hôtel Billo_, _Hotel Berlin_, _Hôtel National_ und _Praga_ (Arbol). --=Café=: _Filippow_, Ecke Twerskaja und Glinitschtschewskij Per. =Hauptpost=: Mjaßnitzkaja; =Telegraph= daneben.--=Wagen=: Droschken. (Iswoschtschik), zweisitzig, vom Bahnhof zur Stadt 60-80 Kop.; außerdem Lichatschi, Kaleschen, Troiken und Landauer. --=Straßenbahnen= nach allen Richtungen, jede Teilstrecke 5 Kop. =Banken=:_J. W. Junker & Co._, Kusnezkij Most, für Reisende besonders empfohlen.--_Nordische Bank_, Iljieka, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft. --_St. Petersburger Internationale Handelsbank_, Korresp. der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig. =Theater=: Die _kaiserlichen Theater_; das _Große_, _Kleine_ und _Neue_, alle drei am Theaterplatz; _Theater Korsch_; verschiedene Varietétheater. _Zirkus Salamonski_, Zwetnoi-Boulevard. =Konsulat=: _Deutsches Reich_, Konsul Dr. Kohlhaas, Archangelski Pereulok, Haus Konstantinow; 11-3 Uhr: Vizekonsul Dr. Hauschild.--_Österreich-Ungarn_, Generalkonsul Ritter v. Puscariu, Moltschowska, Serebranny Perenlok. --_Schweiz_, Konsul Luchsinger, Stary Gostinny Dwor.--=Polizei=: Twerskoi-Boulevard.--=Ärzte=: DDr. _Rein_; _Taube_; _Goldendach_; Chirurg: Dr. _v. Schiemann_; Augenarzt: Dr. _Engelmann_; Zahnarzt: _Adelheim_.--=Apotheke=: _Ferrein_, Nikolskaja.--=Krankenhaus=: Evangel. Hospital (deutsch). =Buchhandlung=: _Lang_, Kusnezkij Most.--=Photographien=: _Avanzo_; _Daziaro_, beide Kusnezkij Most.--=Pelzhändler=: _Ssorokoumowskij & Söhne_, Iljinka; _Bjelkin_, Kusnezkij Most (wer im Winter durch Sibirien reist, muß mit Pelzen versehen sein!).--=Russische Holzarbeiten=: _Sojus_, Neglinnaja, Ecke Kusnezkij Most, Deutsch gesprochen. =Zeiteinteilung.= 1. u. 2. Tag: Kreml, Jungfernkloster, Sperlingsberge, Neßkutschnypark; 3. Tag: Besuch der Stadt, Rumjanzewmuseum, Erlöserkirche und Tretjakowgalerie. =Geschichtliches.= Moskau wird schon 1147 erwähnt; 1328 wurde es Hauptstadt des Großfürsten Iwan Danilowitsch Kalita, der die Stadt befestigte. 1382 verbrannte der Tatarenchan Tochtamysch die Stadt, die erst unter Iwan III. (1462-1503) zur aufblühenden Hauptstadt des Moskowiterreichs wurde, aber unter Iwan IV., dem Schrecklichen (1533-84), viel durch Feuer und tatarische Überfälle (letzter 1591) zu leiden hatte. Moskau blieb Hauptstadt auch unter den Romanows, bis Peter I., der Große, 1703 St. Petersburg gründete und sein Hoflager 1711 dahin verlegte. Am 14. und 15. Sept. 1812 besetzte Napoleon I. Moskau; schon am 14. steckten die Russen die Stadt in Brand, die bis zum 21. zu drei Viertel niederbrannte; am 19. Okt. mußte Napoleon aus Mangel an Lebensmitteln den Rückzug antreten. _Moskau_ (142 m), alte russische Hauptstadt und zweite kaiserliche Residenz, die bedeutendste Handelsstadt Rußlands und Hauptsitz der russischen Industrie, mit 1459800 Einw. (darunter über 15000 Deutsche), liegt an der Moskwa und ist Sitz eines Generalgouverneurs, zweier Korpskommandos, einer Universität und vieler andrer hoher Schulen etc. Die Mitte der Stadt bildet der _Kreml_ (S. 307); von ihm laufen strahlenförmig die meist krummen Straßen (mit meist nur zweistöckigen Häusern) aus, die durch drei Ringstraßen verbunden werden. Nö. vom Kreml liegt das Stadtviertel _Kitajgorod_ (d. h. Chinesenstadt), Sitz des Großhandels; Kreml und Kitajgorod bilden die innere Stadt (»Gorod« = Stadt) und sind noch mit der 1534 erbauten weißen Mauer umgeben, nach der der neue, die innere Stadt umschließende Stadtteil _Bjelojgorod_ (d. h. Weiße Stadt) benannt ist, der vornehmste Stadtteil mit vielen öffentlichen Gebäuden und Palästen. Um die »Weiße Stadt« schließt sich der Stadtteil _Semljanojgorod_ (d. h. Erdstadt), nach dem alten Erdwall benannt, auf dem jetzt die Sadowaja (d. h. Gartenstraße) angelegt ist, die diesen Stadtteil nach außen begrenzt. Außerhalb davon liegen die Vorstädte, in denen Fabriken, Kasernen, Bahnhöfe und die Wohnungen der ärmern Bevölkerung liegen. Moskau hat 434 Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Das russische Volksleben ist in Moskau viel ursprünglicher und »russischer« als in St. Petersburg, das Straßenleben ist lebhaft, der Besuch der Märkte sehr zu empfehlen. _=Rundfahrt.=_ Hauptziel ist der *_Kreml_. Man fahre vom Theaterplatz (wo das Hôtel Métropole liegt) durch die _Iberische Pforte_, zwei spitztürmige Torwege, zwischen denen die sehr heilige _Kapelle der Iberischen Mutter Gottes_ mit berühmtem wundertätigen Heiligenbild steht (Vorsicht vor Taschendieben!). Innerhalb der Pforte liegt r. das _Historische Museum_ (11-3 Uhr, außer Sa. und an Festtagen). Sö. der _Kraßnaja-_ oder _Rote Platz_ mit dem _Denkmal Minins und Knjas Poscharskijs_ und der _Schädelstätte_ (_Lobnoje Mjesto_), Hinrichtungs- und Empfangsplatz etc.; sö. die _Basiliuskathedrale_ (1679 vollendet); an der Ostseite des Platzes die _Handelsreihen_ mit etwa 1000 Geschäftsräumen. (In der Seitenstraße l., Warwarka, liegt das _Haus des Bojaren Romanow_, worin der erste Romanow, Zar Michail, geboren wurde.)--Von der Basiliuskathedrale südl. über den Waßiljewskajaplatz längs der Kremlmauer zur _Moskwaretzkijbrücke_ und über diese r. auf den _Sophienkai_ (Ssofijskaja Nabereshnaja), von beiden bester *Überblick über den Kreml. Weiter über die große Kamennijbrücke, dann r. durch den schönen _Alexandergarten_ längs der Westseite des Kreml, an dem die riesige _Stadtmanege_ liegt, die als Exerzierhaus, Ausstellungs- und Festraum dient; dahinter die _Kaiserliche Universität_ (1755 begründet), mit gegen 10000 Studenten, Sternwarte, Bibliothek, Botanischem Garten und Zoologischem Museum. Dann r. um die Nordspitze des Kreml herum, am Historischen Museum vorbei, nochmals über den Roten Platz zum Haupteingang des *=Kreml=, die Stadtburg und ältester Teil von Moskau, 43 m über dem l. Steilufer der Moskwa, umgeben von einer 1487 erbauten, 2 km langen, 20 m hohen Zinnenmauer mit 5 Toren und 18 Türmen. Es ist ein besonderer Stadtteil, »das Nationalheiligtum der Russen, dessen Gesamteindruck an Originalität die kühnsten Erwartungen übertrifft; Kirchen, Paläste und Klöster reihen sich in bunten Farben aneinander, keine Kuppel gleicht der andern; von seltener Pracht, einem kolossalen Gold- und Bilderreichtum ist das Innere der Kirchen«. (Elisabeth v. Öttingen.) Man betritt den Kreml durch die »heilige Pforte« (Sspáßkija Woróta), auch _Erlösertor_ genannt, über dessen Eingang als Heiligtum des Kremls ein Erlöserbild angebracht ist ([Hand] beim Durchschreiten des Tores nehme man den Hut ab!), und das auf den _Zarenplatz_, den Hauptplatz des Kremls, führt; hier r. die _Michaelskirche_, mit Relief des heil. Georg mit dem Drachen (Schutzpatron [und Wappen] von Moskau); dahinter das _Wosneßenskij-Nonnenkloster_ (Himmelfahrtskloster), 1389 von der Großfürstin Eudoxia begründet; dann die blau gestrichene _Katharinenkirche_ und im Klosterhof die _Wosneßenskij-Kathedrale_ mit fünf goldenen Kuppeln (1519 erbaut), mit zahlreichen Grabmälern von Zarinnen und Großfürstinnen. Dann folgt r. das _Kleine Palais_, erbaut von Katharina II. L. gegenüber das große _Denkmal Alexanders II._ (1898), dahinter die _Konstantinkirche_. Westl. ans Kleine Palais schließt sich die _Alexiuskirche_, darin in silbernem Sarkophag die wundertätigen Gebeine des heil. Alexei; anstoßend das _Tschudowkloster_ (Kloster der Wunder), 1358 vom Metropolitan Alexei gegründet, mit roten Mauern; und im Klosterhof die _Kirche des Erzengels Michael_ von 1503. Am Westende des Zarenplatzes der fünfstöckige, 97 m hohe Glockenturm *_Iwan Welikij_ mit vergoldeter Kuppel, im Erdgeschoß zwei Kirchen; Besteigung des Turms bei klarem Wetter sehr zu empfehlen (doch nicht, wenn an Feiertagen die 33 Glocken des Turms geläutet werden!); man spende 20 Kop. in die Sammelbüchse; die *_=Aussicht=_ über ganz Moskau ist märchenhaft fremdartig. Vor dem Turm steht die Riesenglocke _Zar-Kolokol_, 400 Zentner schwer, 8 m hoch, mit 20 m Umfang, am Unterrand 56 cm dick (größte Glocke der Erde: vgl. S. 153); daneben das 1737 beim Absturz der Glocke herausgesprungene Stück (über 2 m hoch). Hinter eisernem Gitter der _Kathedralenplatz_, dessen Hauptkirche die *_Uspenskij-(Mariä Himmelfahrts-)Kathedrale_, 1475-79 vom Bologneser Fioraventi erbaut, mit großer Mittelkuppel und vier kleinen Kuppeln; in ihr werden die Zaren gekrönt und die Metropoliten geweiht. Das Innere bunt und prächtig, aber geschmacklos. Südl. die _Archangelskij-Kathedrale_ (des Erzengels Michael), mit den Grüften aller Großfürsten u. Zaren bis vor Peter d. Gr. Westl. auf der Höhe des Kremls die _Blagowjeschtschenskij-(Mariä Verkündigungs-)Kathedrale_, 1397 erbaut, die Tauf- und Trauungskirche der Zaren, mit dem *_Großen Palast_ (Besichtigungserlaubnis erteilt der Polizeimeister, man nehme den Paß mit, im Notfall genügt Visitenkarte) verbunden, der, 1838-49 erbaut, drei große Paradesäle und 700 Zimmer enthält. Zum Großen Palast gehören: der _Terem-(Belvedere-)Palast_, 1636 erbaut; die _Granowitaja Palata_ (Facettenpalast), 1491 erbaut, jetzt Bankettsaal bei der Kaiserkrönung; die *_Schatzkammer_ (_Oruscheinaja Palata_, d. h. Rüstkammer; Mo. Mi. Fr. 10-1 Uhr) mit den Kronjuwelen, Rüstungen, Waffen etc.; im Hof die _Spaßnaboru-_ (Erlösers am Walde-)_Kirche_, älteste Kirche des Kremls (13. Jahrh.). Südl. von der Schatzkammer das _Borowizkija-Tor_, durch das Napoleon I. 1812 einzog. Nördl. der _Marstall_ und der grün gestrichene _Potjeschnij Dworez_ (Vergnügungspalast), jetzt Kommandantur; gegenüber im _Kavalierhaus_ die Kanzlei des Polizeimeisters. Dann folgt r., gegenüber dem _Troizkija-Tor_, die große _Kremlkaserne_, vor der 20 alte Kanonen stehen, darunter r. das »Einhorn«, 1670 gegossen, etwa 240 Zentner schwer, und l. die riesige »Zar-Puschka«, 1586 gegossen, 780 Zentner schwer, Kaliber ca. 1 m. Zwischen der Kaserne und dem großen Palast liegen die Häuser der Hofgrenadiere, die Hofküche, das Offizierhaus und östl. davon das große _Synodalgebäude_, 1450 als Patriarchenpalast gebaut, darin (2. Stock) die Zwölf-Apostelkirche, die Apostel-Philippskirche (darin ein Stück vom Kreuz und Rock Christi) und die Bibliothek. Nördl. das _Arsenal_, vor dem 875 eroberte Kanonen lagern (darunter 123 preußische und 366 französische); gegenüber das _Gerichtsgebäude_, 1771 von Katharina II. erbaut. Davor in der Mitte des Platzes ein Denkmal für den hier 1905 ermordeten Großfürsten Sergius Alexandrowitsch. Nördl. das _Nikolskija-Tor_, durch das man den Kreml verläßt und wieder auf den Roten Platz gelangt. Andre Sehenswürdigkeiten sind das *_Rumjanzewmuseum_ (Di. bis Sa. 11-3 Uhr; 20 Kop.), sw. vom Alexandergarten, ein stattlicher Säulenbau mit der Inschrift: »Dem Wohle der Aufklärung«; enthält Bibliothek (700000 Bände), Gemäldegalerie, Münzsammlung, *Nationaltrachten, Altertümer.--Sw. die *_Erlöserkirche_, 1839 bis 1883 von Thon erbaut, die schönste Kirche der Stadt, mit fünf vergoldeten Kuppeln, die Hauptkuppel 102 m hoch; ein Prachtbau mit reichem und schönem Schmuck.--Von da sw. durch die Pretschistenka und die Bolschaja Zarizynskaja, in der r. das _Jungfernfeld_ (wo angeblich dem Tatarenchan die als Tribut zu liefernden Jungfrauen vorgeführt wurden), jetzt Volksfestplatz, auf dem die großen _Universitätskliniken_ stehen.--Am Ende der Straße das *_Nowo Djewitschij-(Jungfern-)Kloster_, umgeben von hoher Mauer mit Schießscharten, Zinnen und Türmen, 1524 erbaut. Peter d. Gr. sperrte hier seine herrschsüchtige Schwester Sophie ein und ließ vor ihrem Fenster 300 Strelitzen aufhängen; Napoleon I. besuchte das Kloster 1812 und wollte die Kirche sprengen lassen, in der die Grabmäler von Eudoxia, der ersten Frau Peters d. Gr., und die seiner Schwestern Sophie und Katharina sind.--Dann fahre man südl. zur Fähre an der Moskwa, setze nach dem rechten Ufer über und steige in 20 Min. auf die *_Sperlingsberge_ (_Worobjewy Gory_); oben bei dem guten Gasthaus Krynkin die schönste *Aussicht über die Stadt Moskau; Napoleon I. betrachtete von hier 14. Sept. 1812 zuerst die Stadt.--Von hier (event. mit der Straßenbahn) durch die Kaluschskaja zum *_Neßkutschnypark_, dem schönsten Park Moskaus, in dem das kaiserliche _Alexandraschloß_ liegt.--Weiter nö. durch die Kaluschskaja über den Kaluschskajaplatz und durch die Bolschaja Jakimanka zur Kleinen Kamennybrücke, von der r., in die Wodootwodnaja einbiegend, in der fünften Quergasse r. die berühmte *_Tretjakowgalerie_ (10-3 Uhr, außer Mo. und an hohen Feiertagen) in der Lawruschinskijgasse liegt; sie enthält viele Bilder russischer Maler, so von W. Wereschtschagin, Schischkin, Aiwasowskij, Ssurikow (franz. Katalog 40 Kop.). Weiter östl. über die _Tschugunnybrücke_ und _Moskworezkijbrücke_, dann r. durch die Moskworezkaja zum _Kaiserlichen Findelhaus_ (Do. u. So. 1-4 Uhr), 1764 von Katharina II. erbaut, erzieht auf Dörfern etwa 30000 Kinder und nimmt selbst etwa 2500 auf.--Nun nördl. über den Warwarskaja und _Iljinskajaplatz_, vorbei an der Plewnakapelle und dem _Polytechnischen Museum_, dann über den _Lubjanskajaplatz_ zurück zum Theaterplatz. =Umgebung=: Zum *Petrowskijpark (5-6 km nw. vom Theaterplatz) entweder mit Straßenbahn oder zu Wagen von der Iberischen Pforte nw. durch die 3 Werst lange _Twerskaja_, eine Hauptgeschäftsstraße Moskaus mit schönen Läden, vorbei am Palast des Generalgouverneurs (l.); beim Twerskija-Tor l. das _Puschkindenkmal_ und r. gegenüber das _Sstrastnoi-Nonnenkloster_ (1654 erbaut). Weiter durch die eintorige Triumphpforte zu Ehren Alexanders I. auf der St. Peterburgskoje Chaussee, vorbei am Rennplatz (l.) und dem großen _Chodynskojefeld_ (wo beim Volksfest der Krönung Nikolaus' II. 1400 Menschen ums Leben kamen) zum *=Petrowskijpark=; Endpunkt der Straßenbahn vor dem _Petrowskijschloß_, umgeben von hoher Mauer mit Schießscharten und Türmen. Der Park hat sehr besuchte Restaurants (_Mauretania_, gut, aber teuer, ebenso _Yard_, _Strelna_), Sommertheater, Badehäuser und Landhäuser. Von Moskau nach Charbin. Die =Sibirische Bahn=. Von den großen Verkehrswegen, die Europa mit Ostasien verbinden, ist der Landweg ostwärts durch den asiatischen Kontinent hindurch der bei weitem kürzeste, aber trotzdem der jüngste. Seine späte Anlage ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, als was für ein unwirtliches, wenig versprechendes Land Sibirien früher galt, und wie große Kosten der Bau einer so langen Bahnlinie, die größtenteils durch wenig kultiviertes Gebiet führte, erfordern mußte. Als sich die russische Regierung zu dem gewaltigen Werk entschloß, hatte sie zwar, außer strategischen Zwecken, die Belebung des direkten Warenverkehrs zwischen Rußland und dem »fernen Osten« viel mehr im Auge als die wirtschaftliche Hebung Sibiriens und die Schaffung einer neuen Personenverkehrslinie; aber infolge der Verschiebung der politischen Verhältnisse durch den russisch-japanischen Krieg hat die Bahn für den Warenverkehr heute nur geringe Bedeutung, um so größern Wert dagegen für die wirtschaftliche Erschließung und Besiedelung der durchfahrenen Länderstrecken und für den Personen- und Postverkehr nach China und Japan erlangt. _=Landschaftlich=_ bietet die Sibirische Bahn nicht allzuviel; große Strecken müssen sogar als sehr einförmig bezeichnet werden, vor allem führt fast der ganze Westteil der Bahnstrecke bis ostwärts zum Ob, abgesehen von der Durchquerung des Uralgebirges, durch einförmiges Flachland, das nur durch die von den Flüssen geschaffenen breiten Täler ein wenig gegliedert wird. Das r. Steilufer der Wolga, dem man von Sysran bis Samara nahebleibt, bildet mit seinem etwa 300 m hohen Abfall die größte Unregelmäßigkeit im Relief dieser ganzen Strecke. Die Flußsysteme konnten in diesen großen Flachländern eine ungewöhnlich mächtige Ausbildung erfahren, und so bilden die großen Ströme, die man in Rußland wie in Westsibirien mehrfach zu überschreiten hat, die wichtigste Abwechselung in dem Einerlei der Landschaft. Die Überbrückung dieser breiten Ströme wurde durch den im Frühjahr einsetzenden Eisgang, der oft ein großartiges, wildes Schauspiel bietet, ganz besonders erschwert. Der Ostteil der Sibirischen Bahn führt großenteils durch Gebirgsland, das meist Mittelgebirgscharakter hat; nur die Gebirgsumrandung des Baikalsees ist ziemlich wild. Im größten Teil ihres Verlaufs, von Moskau bis Tschita, schwankt die _=Breitenlage=_ der Bahn nur innerhalb enger Grenzen, die von denen Norddeutschlands kaum abweichen: der nördlichste Punkt, Atschinsk in Mittelsibirien, liegt etwas nördl. vom 56.°, der südlichste, im Chiloktal in Transbaikalien, etwas nördl. vom 51.° Erst von Tschita an wendet sich die Bahn südostwärts und erreicht schließlich südeuropäische Breite. Trotz dieser gleichmäßigen Breitenlage ändert sich das _=Klima=_ längs der Bahn sehr stark, was sich am besten an den Mitteltemperaturen des wärmsten und des kältesten Monats erkennen läßt. Diese betragen: in Berlin 18,1° und -0,4°, in Warschau 18,8° und -3,4°, in Moskau 18,9° und -11,0°, in Tomsk in Westsibirien (etwas nördl. von der Bahnlinie) 18,7° und -19,6°, in Irkutsk 18,4° und -20,8°, in Nertschinskij Sawod (im transbaikalischen Bergland, 660 m ü. M.) 18,5° und -29,7°. Die Sommerwärme nimmt also ostwärts eher noch zu, während die Winterkälte viel strenger wird; das Klima wird also ostwärts immer extremer, immer kontinentaler. Das sibirische Klima ist übrigens bei weitem nicht so schlimm als sein Ruf, denn die Winterkälte ist leicht zu ertragen infolge der Windstille und Trockenheit der Luft bei meist klarem, heiterm Himmel und kräftigem Sonnenschein. Auch das _=Pflanzenkleid=_ Sibiriens verrät wenig von den strengen Wintern, abgesehen von dem Fehlen der meisten Laubbäume. Je länger der Frost die Vegetation zur Ruhe verurteilt, um so kräftiger laufen die Lebensvorgänge im kurzen Sommer ab. Schon im Ural sind viele unsrer Wiesenpflanzen viel üppiger als bei uns entwickelt, und die Gegend von Irkutsk wie auch Transbaikalien sind berühmt wegen ihres fast die ganze warme Jahreszeit über andauernden Blütenflors. Das von der Bahn durchfahrene Gebiet eignet sich, soweit die Bodenbeschaffenheit es zuläßt, überall zum Getreidebau. Wie schon oben erwähnt wurde, hat die Sibirische Bahn einen ungeahnten Aufschwung in der _=Besiedelung=_ Südsibiriens hervorgerufen, das sich bei weitem wertvoller und kulturfähiger erwiesen hat, als man noch vor kurzem geglaubt hatte. Die russischen Bauern strömen, seitdem sie nicht mehr mühselig auf dem »Großen sibirischen Trakt«, der alten Straße nach Sibirien, ostwärts wandern müssen, scharenweise in Russisch-Asien ein, zurzeit vor allem in dem äußerst fruchtbaren westsibirischen Schwarzerdebezirk und in Transbaikalien; aber auch in die Küstenprovinz am Stillen Ozean sucht die Regierung recht viele Einwanderer zu ziehen. Die wirtschaftliche Entwickelung Westsibiriens hat daher jetzt einen geradezu stürmischen Charakter, was sich am besten in dem raschen Anwachsen von Orten wie Omsk und Nowo Nikolajewsk erkennen läßt. Eine starke Verschleuderung natürlicher Schätze Sibiriens und der östlichen Länder, vor allem des Waldreichtums, geht mit der raschen Besiedelung leider Hand in Hand. Auch die ursprüngliche, meist nomadische Bevölkerung Sibiriens wird immer weiter zurückgedrängt, zum Teil auch vom Russentum aufgesogen, und der eilige Reisende wird von ihr wenig mehr zu sehen bekommen als die Burjäten des Baikalgebiets, die sich am besten der neuen Kultur anpassen. Ebenso ist Sibirien lange nicht mehr in dem Maße wie früher Sträflingsland. Nicht nur treten die Deportierten an Zahl gegenüber den freien Ansiedlern immer mehr zurück, sie werden jetzt auch nach entferntern Gegenden, besonders Sachalin, verschickt. Trotzdem bilden die Gefängnisse noch heute wichtige Gebäude in den meist dorfähnlich gebauten sibirischen Städten. _=Baugeschichte.=_ Die Sibirische Bahn, mit 8137 Werst (8682 km) die längste, etwa ein Drittel des Erdumfangs messende Bahnlinie der Welt (die Union Pacific 5357 km), wurde von der russischen Regierung 1891 begonnen; 1892 war die Strecke Ufa-Slatoust fertiggestellt; 1894 folgte die Überführung der Bahn über den Ural bis nach Tscheljabinsk, 1897 die Fortsetzung bis Tomsk, 1899 bis Irkutsk; 1897 wurde auch die Ussuribahn zwischen Chabarowsk und Wladiwostok fertig. In der Gebirgsgegend des Baikalsees entstanden große Schwierigkeiten; man führte die Bahn zunächst von Irkutsk zum Baikalsee, baute gleichzeitig vom gegenüberliegenden Ufer bei Myssowaja die Bahn weiter bis nach Strjetensk. Nun war die erste Verbindung bis Wladiwostok fertig, die zwar überall durch russisches Gebiet führte, aber noch mehrere Dampferstrecken einschloß: der Baikalsee wurde auf Dampfern gekreuzt, von Strjetensk führten flache Flußdampfer die Schilka abwärts in den Amur und von da bis Chabarowsk, dann fuhr man mit der Ussuribahn nach Wladiwostok. Aber die Unregelmäßigkeiten im Flußwasserstand machten diese Reise sehr langwierig. Ein 1896 mit China geschlossener Vertrag ermöglichte es den Russen, die Amurfahrt auszuschalten und die Mandschurische Bahn quer durch die Mandschurei über Charbin nach Wladiwostok zu bauen, mit der Abzweigung von Charbin über Mukden und Yinkou nach Dairen; letztere Strecke wurde am 1. August 1903 eröffnet. Die 3109 Werst (3317 km) lange Strecke von Sysran bis Kraßnojarsk ist in 11 Jahren, die 4016 Werst (4284 km) lange Strecke Kraßnojarsk-Dairen in 4 Jahren erbaut worden. Die Baukosten sollen durchschnittlich 100000 Rub. für 1 Werst, in Summa über 800 Mill. Rub. betragen. Spurweite ist die russische Normalspur von 1,524 m, die Strecke ist eingleisig, mit Steigungen bis 1:17. Während des russisch-japanischen Krieges wurde die Bahn um das Südende des Baikalsees (Baikalgürtelbahn, 244 Werst) herumgeführt, um das lästige Überführen der Reisenden und der Fracht über den mehrere Monate fest gefrornen See zu vermeiden. Seit 1906 ist die Strecke wesentlich verbessert; viele Ausweichestellen sind geschaffen, ein zweites Gleis ist zwischen Ufa-Slatoust und Omsk-Irkutsk im Bau. Ferner ist im Bau die Linie Tjumen-Omsk, wodurch direkte Verbindung nach St. Petersburg geschaffen wird. Nach dem Krieg ist die Strecke Changchun-Dairen als Südmandschurische Bahn (S. 323) unabhängig von Rußland geworden und steht unter japanischer Leitung. Der _sibirische Luxuszug_ (S. 302) verläßt Moskau auf dem Kursk-Nishnij-Nowgoroder Bahnhof (nahe dem Ostende der Ssadowaja); wegen Vorausbestellung des Platzes vgl. S. 302. Der Zug besteht nur aus einem Wagen I., zwei Wagen II. Kl. und einem Speisewagen und ist im Frühling und Herbst meist stark besetzt. -- Nach der Abfahrt sieht man r. das malerische _Andronow-Mönchskloster_ auf dem Steilufer der Jausa, 1366 vom Metropoliten Alexei begründet, mit fünf Kirchen. Der Zug fährt durch fruchtbares Land über (93 w) _Sserpuchow_ (Bahnwirtschaft) nach (182 w) =Tula= (_Bahnwirtschaft_), Hauptstadt des Gouvernements Tula, mit 132000 Einw., Silberindustrie (Tulasilber ist kaukasisch und hier weniger als in Moskau zu haben) und Fabriken für Samowars und Zuckerbrot; Gewehrfabrik; Kreml aus dem 16. Jahrh. -- Weiter (240 w) _Uslowaja_ (Bahnwirtschaft). Die Bahn tritt in das Gebiet der südrussischen fruchtbaren »Schwarzerde«, der Wald tritt zurück. -- (380 w) _Rjashsk_ (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 5000 Einw., an der Chupta. -- An reichen Dörfern (mit berühmten Gestüten) vorüber. -- (502 w) _Morschansk_ (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 26000 Einw., an der Zna.-- Durch fruchtbares Land nach (753 w) =Pensa= (_Bahnwirtschaft_), Hauptstadt des Gouvernements Pensa, mit 67900 Einw., an der Mündung der Pensa in die Ssura schön gelegen; berühmt wegen der schönen Tücher aus Ziegenwolle; deutsch-luther. Kirche. -- Hinter (989 km) _Sysran_ (Bahnwirtschaft) nähert sich die Bahn der Wolga, tritt bei (1003 w) _Batraki_ dicht an deren r. Ufer, das sogen. Bergufer, und kreuzt 8 w weiter die Wolga auf der mächtigen, 1435 m langen _Alexanderbrücke_ (1876-80 erbaut). Der breite Strom ist stets von Dampfern, Kähnen und großen Holzflößen belebt, die bis zum Kaspischen Meere fahren. Am Ufer sind Behälter für Petroleum und Naphtha, die Heizstoff für Dampfer und Lokomotiven abgeben. -- Auf dem flachen l., sogen. Wiesenufer weiterfahrend, erreicht man nach einigen Stunden (1120 w) =Samara= (_Bahnwirtsch._; Gasthof: _Bolschaja Zentrálnaja_ in der Dworjanskaja 125; deutscher Vizekonsul W. Koenitzer), Hauptstadt des Gouvernements Samara mit 96400 Einw., am l. Wolga- und r. Samaraufer, mit deutsch-luther. Kirche, lebhaftem Getreidehandel und berühmten _Kumys-Kuranstalten_ auf den Hügeln in der Umgegend. -- Die Bahn führt nun durch das Tal der Samara, das r. Berge zeigt, nach (1158 w) _Kinel_ (Bahnwirtschaft); hier Abzweigung der Bahn über Orenburg, Taschkent, Samarkand und Merw nach Kuschk an der afghanischen Grenze.--Dann an mehreren unbedeutenden Stationen vorbei durch zum Teil sandiges Steppenland, außer von Russen auch von Baschkiren, Tataren, Kalmücken und Kirgisen bewohnt, und auf 640 m langer Brücke über die _Bjelaja_ nach (1609 w) =Ufa= (_Bahnwirtschaft_: Verkauf uralischer Halbedelsteine; Vorsicht vor Gesindel in der Umgegend des Bahnhofs!), Hauptstadt des Gouvernements Ufa mit 58800 Einw., im 16. Jahrh. zum Schutz gegen die Baschkiren gegründet, am r. Steilufer der Bjelaja gelegen (schöner Landschaftsblick von der steilen Höhe über dem Birkenwäldchen beim Bahnhof); dicht beim Bahnhof viele Naphthabehälter, in der Nähe Herden der Baschkirennomaden. Die hölzernen Häuser der Stadt sind wie Schwalbennester an steile Hügel gesetzt, Treppen führen von Haus zu Haus. Ufa hat 27 Kirchen, 38 Schulen, 6 Banken, 3 Zeitungen und 1 Theater. --Hinter Ufa tauchen im O. die Vorberge des Ural auf, bedeckt von Tannenwäldern mit eingesprengten Birkenhainen; je mehr man sich dem Gebirge nähert, um so wilder wird die Gegend. -- (1707 w) _Ascha-Balaschewskaja_ (Bahnwirtschaft). -- Vorbei an vielen Eisenhütten in malerischer Gegend durch das Tal des Sanjabachs, an dem sich im Halbkreis das große Dorf _Menjardi_ hinzieht. Wilder Hochwald mit Anemonen, Dotterblumen, Himmelsschlüsseln von in Mitteleuropa unbekannter Üppigkeit begleitet die Bahn bergaufwärts; zwischen hohen Felseinschnitten gelangt man über (1793 w) _Wjasowaja_ (323 m; Bahnwirtschaft) auf die Höhen des Uralgebirges nach -- (1909 w) =Slatoust= (392 m; _Bahnwirtschaft_; mäßige Unterkunft bei _Lusgin_ oder Frau _Semjonowa_, Z. 1 Rub., vorausbestellen!), hübscher Bergstadt (etwa 2 w vom Bahnhof) an dem Flüßchen Aï, das hier die Hauptkette des südl. Ural, den Taganai, durchbricht; 21000 Einw. Kaiserliche Eisen-, Gußstahl- und Waffenfabriken, von deutschen Schmiedemeistern eingerichtet. Arsenal (wochentags 9-3 Uhr Besichtigung gestattet). Deutsch-luth. Kirche.--Von Slatoust steigt die Bahn an Bergseen und schön mit Tannen bewaldeten Abhängen vorbei nach (1927 w) _Urshum_ (564 m); etwa 1/4 w weiter steht r. der _Grenzobelisk_ mit der Inschrift »Europa-Asia« (hier jedoch nur geographische, keine Verwaltungsgrenze!) auf dem höchsten Punkte der Bahn. Nun eilt der Zug in die westsibirische Ebene hinab, vorbei an (1970 w) _Miaß_ am _Ilmenskijsee_, mit Goldgruben in der Nähe, und erreicht den eigentlichen Anfangspunkt der Sibirischen Bahn (2060 w) =Tscheljabinsk= (232 m; _Bahnwirtschaft_; _Hôtel Eremitage_), wo von l. die direkte Bahn von St. Petersburg (vgl. S. 301) über Perm und Jekaterinburg einmündet. Die Stadt, mit 39400 Einw., 4 w vom Bahnhof; am Bahnhof Auswandererbaracken für russische Bauern, die nach Sibirien übersiedeln. Viele Tataren, Sarten und Baschkiren betteln am Bahnhof. Lebhafter internationaler Verkehr; auf dem Markt (wohin man mit zweisitzigen kleinen Wagen, Tarantás, fährt) hat man Gelegenheit zum Einkaufen von Edelsteinen aus dem Ural (jedoch Vorsicht! vieles ist gefälscht); Volkstheater. Von Tscheljabinsk fährt man zuerst durch die unwirtliche »Gorkaja«, unkultiviertes Steppenland mit Mooren und Salzseen; nach einiger Zeit beginnt aber fruchtbares, großenteils schon mit russischen Bauern besiedeltes Schwarzerdeland. Über (2177 w) _Schumicha_ (Bahnwirtschaft) und _Syrjanka_, wo die Verwaltungsgrenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Rußland überschritten wird, nach (2301 w) _Kurgan_ (Bahnwirtschaft), rasch aufblühender Stadt am l. Ufer des Tobol, 1-1/2 w vom Bahnhof; Kotzebues Verbannungsort 1800; lebhafter Butterhandel, von Dänen ins Leben gerufen. -- Etwa 6 w weiter auf 470 m langer Brücke über den _Tobol_, dann durch Sumpfgegend nach (2550 w) =Petropawlowsk= (138 m; _Bahnwirtschaft_), 3 w vom Bahnhof die Kreisstadt Petropawlowsk mit 37900 Einw. (viele Mohammedaner), am r. Ufer des _Ischim_, 1752 begründet zum Schutz gegen die Kirgiskosaken. In der Stadt ein Tauschhof mit zahlreichen kleinen Läden; lebhafter Vieh- und Fellhandel, Schlächtereien, Gerbereien, Wollwäschereien; hübscher Stadtgarten; deutscher Apotheker. Viele kirgisische Nomadenkarawanen kommen aus der Steppe nach Petropawlowsk. -- Nun folgt einförmige Steppe; (2677 w) _Isil-Kul_ (Bahnwirtschaft). -- Weiterhin über den _Irtysch_ (Nebenfluß des Ob) auf 685 m langer Brücke. (2806 w) =Omsk= (87 m; _Bahnwirtschaft_; Zweigbahn stündl. nach der 3 w südl. gelegenen Stadt; Tarantás dahin 50 Kop., _=Gasthöfe=_: _Hotel Rossija_, _Saizew_, Dworzowaja; _Schtschepanowskij_, Nikolskajaplatz), aufblühende Stadt mit 84400 Einw., Sitz der Verwaltung des Generalgouvernements der Steppe, mit starker Garnison, hat ein ethnographisches _Museum_ auf dem Basarplatz; deutsch-luther. Kirche; deutscher Vizekonsul Oskar Nolte, Moskauer Reihe. -- Handel mit Butter, Konserven aus Flußfischen, Getreide und Mehl. In Omsk verbüßte der Dichter Dostojewski 1849-53 seine Haft. In der Umgegend viele Kosakendörfer. =Dampfer= von Omsk auf dem Irtysch abwärts in 4-5 Tagen nach =Tobolsk= (Gasthof _Kommertscheskaja_), Hauptstadt des Gouvernements Tobolsk mit 22000 Einw. und ethnographischem Museum im Jermakgarten. -- Von Omsk den Irtysch aufwärts in 4-5 Tagen nach =Semipalatinsk=, Hauptstadt der gleichnamigen Steppenprovinz mit 31800 Einw. (die Hälfte Mohammedaner) und geographischem Museum; von hier Poststraße nach Taschkent. Die Bahn führt von Omsk durch Malariagegend (gegen Mücken und Moskitos Schutzfenster schließen, Moskitonetz beim Schlafen benutzen!). -- (2964 w) _Tatarskaja_ (Bahnwirtschaft). -- (3109 w) _Kainsk_ (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., meist verbannten Israeliten, 12 w nördl. vom Bahnhof; Ackerbau, Viehzucht, Branntweinbrennerei und Gerberei. -- Hinter (3384 w) _Kriwoschtschekowo_ auf 792 m langer Brücke über den _Ob_ nach (3392 w) =Nowo-Nikolajewsk= (_Bahnwirtschaft_) am r. Obufer, mit angeblich über 60000 Einw., mit amerikanischer Schnelligkeit wachsender Umschlagsplatz zwischen dem Verkehr auf der Sibirischen Eisenbahn und dem Dampferverkehr auf dem Ob. Dampfer laufen von hier nach Tomsk, Barnaul (Hauptort des altaischen Minenbezirks mit 30000 Einw., zahlreichen Hüttenwerken, Oberbergamt und Bergbauschule) und Biisk. Der Ob bildet ungefähr die Ostgrenze des Steppenlandes. Die Bahn führt, zum Teil durch dichten Urwald, nach (3606 w) _Tajga_ (257 m; Bahnwirtschaft). =Zweigbahn= in 3-1/2 St. nach (74 w) _Mescheninowka_, wo man aussteigt, weil der Stadt Tomsk näher als der Bahnhof (82 w) von Tomsk. =Tomsk= (148 m; _Hôtel Rossija_, empfohlen; _Hôtel de l'Europe_; Iswoschtschik bis 75 Kop.; _Post_ und _Tel._; Potschtamskaja; Russisch-Asiat. Bank), Hauptstadt des Deutschland an Größe gleichkommenden Gouvernements Tomsk mit ca. 100000 Einw., am r. Steilufer des _Tom_, die einzige Universitätsstadt Sibiriens (etwa 600 Studenten), mit tüchtigen, vielfach in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften, verschiedenen Museen, technologischem Institut und andern modernen Fachschulen; Bischofssitz mit 20 russ. Kirchen. Die Stadt ist mit amerikanischer Regelmäßigkeit gebaut, hat einige große Geschäftshäuser (darunter mehrere deutsche), jedoch großenteils dorfartiges Aussehen. Lebhafter Flußverkehr. Im nahen _Kolywanschen Erzgebirge_ am Ob, 368 m ü. M., ein Steinschleifwerk für Porphyr, Jaspis, Marmor. Von Tajga (s. oben) weiter durch mit Urwald (russisch »Tajgá«) bedecktes kohlenreiches (aber noch nicht ausgebeutetes) Hügelland über (3745 w) _Mariinsk_ (Bahnwirtschaft) nach (3933 w) _Atschinsk_ (Bahnwirtschaft), Stadt mit 7000 Einw., die nördlichste von der Sibirischen Eisenbahn erreichte Stelle (in der Breitenlage des mittlern Jütlands), am Tschulym und an der Poststraße, die südl. nach (330 w) _Minussinsk_ (Gasthof; Mittelpunkt des Getreidegebiets und Minenbezirks des südl. Gouvernements Jenisseisk) führt. Das Hügelland geht in Gebirgsland, die Ausläufer des Sajanischen Gebirges, über, die Fahrt wird malerischer. Die niedrige (ca. 315 m hohe) Wasserscheide zwischen Ob und Jenissei überschreitet man erst ganz kurz vor letzterm Fluß bei der Station _Katscha_ und erreicht bald darauf (4100 w) =Kraßnojarsk= (d. h. »Rote Klippe«; 160 m; _Bahnwirtschaft_; _Hôtel Rossija_; _Métropole_, Familienhotel, Deutsch gesprochen; Iswoschtschik zur Stadt 40 Kop.; _Internationales Telegraphenamt_ für Telegramme in europäischer (nicht russischer) Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des Gouvernements Jenisseisk am l., rotgefärbten Steilufer des Jenissei mit 30500 Einw., technische Eisenbahnschule, Stadtpark mit Wirtschaft, Museum; lutherische Kirche. Wichtiger Flußhafen für die Dampferfahrt auf dem Jenissei. Die Stadt (halbwegs zwischen Moskau und Wladiwostok) war früher großenteils mit Verbrechern besiedelt. In der Datsche Tarakanowka hat der Besitzer Judin eine Bibliothek von 100000 Bänden, insbesondere Literatur über Sibirien. Der =Jenissei=, mit 4750 km Länge der größte Strom Sibiriens, entsteht in der nordwestlichen Mongolei und fließt als Ulukhem nw. zur russischen Grenze, wo er, das Sajanische Gebirge in Katarakten und Stromschnellen durchbrechend, sich nordwärts zum Eismeer wendet. Bei Kraßnojarsk ist der Jenissei durchschnittlich vom Mai bis Mitte November eisfrei. Schiffbar ist der fischreiche Strom, und mit Barken, Segelschiffen und Dampfern bis zur Mündung befahren, von Minussinsk an auf 2966 km. Die bedeutendsten Städte am Jenissei sind: Minussinsk, Kraßnojarsk, Turuchansk u. Dudinsk; der nördlichste dauernd bewohnte Ort ist Krestowsk, r. an der Mündung. Von Kraßnojarsk führt eine prächtige, 925 m lange Brücke mit sechs Bogen über den Jenissei und dann durch moskitoreiche Gegend über (4327 w) _Kansk_ (Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 8000 Einw. und Goldwäschereien, am _Kan_, und über diesen Fluß auf 255 m langer Brücke nach (4353 w) _Ilanskaja_ (Bahnwirtschaft) und (4434 w) _Kljutschinskaja_ (388 m), dann über die goldführende _Birjussa_ nach (4633 w) _Nishne-Udinsk_ (413 m; Bahnwirtschaft), Kreisstadt mit 6000 Einw., mitten in den Ausläufern des Sajanischen Gebirges, an der Uda. -- Nun steigt die Bahn durch fruchtbares Land, von fleißigen buddhistischen Burjäten bevölkert, nach (4743 w) _Tulun_ (498 m; Bahnwirtschaft), dem höchsten Punkte der Strecke Tscheljabinsk-Irkutsk. -- Hinter (4873 w) _Sima_ auf 468 m langer Brücke über die _Oka_ und dann durch schwarzgrünen Tannenwald mit *Ausblick r. nach S. auf die schneebedeckten Berge des Sajanischen Gebirges (Grenzgebirge zwischen Sibirien und der Mongolei), über (5012 w) _Polowina_ (538 m; Bahnwirtschaft; Kohlengebiet) ins Tal der Angara, des Ausflusses des Baikalsees, und talauf, vorbei am (r.) _Wosneßenskij-Mönchskloster_ (1672 gegründet), nach (5108 w) =Irkutsk= (445 m; _Bahnwirtschaft_; _Grand Hôtel_ [Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft]; _Métropole_; Iswoschtschik zur Stadt 75 Kop.; _Internationales Telegraphenamt_ für Telegramme in europäischer [nicht russischer] Sprache; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, unter 52° 17' nördl. Br. (etwas südlicher als Berlin), am l. Ufer der Angara, in die hier der Irkut mündet, mit 84000 Einw. Irkutsk hat sehr rauhes Klima (bei einem Sommer wie Paris steigt die Winterkälte nicht selten bis-37°, das Jahresmittel beträgt nur-0,4°), breite Straßen, 23 griechisch-katholische (darunter schöne Kathedrale der Mutter Gottes von Kasan), eine römisch-katholische und eine deutsch-lutherische Kirche, Gymnasium, 3 höhere Mädchenschulen, 2 Technische Schulen, 1 Seminar, 2 Militärschulen, Theater, 5 Zeitungen, Arbeits- und Findelhaus, Stadtkrankenhaus (mit deutschem Leiter, Dr. v. Bergmann) und bedeutenden Handel zwischen Ostasien und Rußland. Im Dezember Messe. Irkutsk, das eine Sektion der Russischen Geographischen Gesellschaft mit vielen Sammlungen besitzt, gilt als geistiger Mittelpunkt Sibiriens.--Der Ort wurde 1652 als Handelsposten durch Kosaken begründet, wuchs schnell, hat aber, seit die Verschiffungen von chinesischem Tee nach baltischen Häfen zunahmen, an Bedeutung verloren. Durch eine Feuersbrunst wurde Irkutsk 1879 fast zerstört, ist aber schöner wieder aufgebaut. -- Die Stadt gilt als sehr unsicher. Vom Bahnhof hat man den besten Überblick über die Stadt, zu der eine große Schwimmbrücke führt. In Irkutsk beginnt die _=Transbaikalbahn=_, daher Wagenwechsel (die Strecke Irkutsk-Mandschuria ist von der Russisch-chinesischen Bahngesellschaft an die Schlafwagengesellschaft für die Expreßzüge verpachtet; auf dieser Strecke sollen häufig alte schmutzige Wagen laufen, auch Verspätungen um mehr als 6 St. bis Wladiwostok nicht selten sein.) Die Bahn bleibt jenseit Irkutsk am r. Ufer der aus dem Baikalsee kommenden Angara und erreicht bei (5170 w) _Baikal_ den Baikalsee. Der =Baikalsee= (russ. _Swjátoje More_, mongol. _Dalai Nor_, »heiliges Meer«), der drittgrößte Binnen- und größte Gebirgssee Asiens, 476 m ü. M., 623 km lang, 15-82 km breit, hat 34180 (Sachsen u. Württemberg zusammen 34507) qkm Fläche. Der langgestreckte, durchschnittlich 250 m tiefe See besteht aus zwei Becken, deren südlichstes bis 1430 m tief ist, so daß der Grund des Sees bis gegen 1000 m unter den Meeresspiegel hinabreicht. Der Baikalsee ist durch Einbruch entstanden; er wird von schroffen, 1400 m hohen Felswänden umrahmt, im W. vom Baikalgebirge, im O. vom 1800 m hohen Bauntigebirge, die in vielen Vorgebirgen in den See vorspringen. Von den in den See mündenden Flüssen verläßt die schiffbare untere Angara den See am SW.-Ufer wieder. Das Wasser des Sees hat im Juli in 4 m Tiefe eine Temperatur von 5°. An Fischen ist der See sehr reich, namentlich an Herbstlachsen (Salmo omul), die durch Jenissei und Angara aus dem Eismeer heraufkommen, und von denen jährlich etwa 500000 Stück gefangen werden (daher der tatarische Name Baikul, d. h. Reicher See). Von größern Wassertieren findet man eine Seehundsart (Callocephalus), deren Auftreten, 1000 km von der nächsten Meeresküste entfernt, sehr merkwürdig, aber auch heute noch nicht endgültig geklärt ist. Man neigt zu der Annahme, daß der See, der auch sonst eine sehr eigenartige Fauna beherbergt, mit dem heutigen Eismeer nicht in früherer Verbindung gestanden hat, sondern daß die Seehunde den Lachsen bis hier herauf nachgegangen sind. Der tektonische Ursprung des Sees bekundet sich durch häufige Erdbeben, so 1861 u. 1862. Die Schiffahrt wird durch heftige Winde gefährdet, doch verkehren Dampfer während der achtmonatigen eisfreien Zeit; der lebhafteste Verkehr findet aber im Winter auf der 1-1,5 m starken Eisdecke statt. Während früher die Reisenden mit Fährdampfern (im Winter mit Schlitten) nach Myssowaja am Südufer des Sees übergesetzt wurden, führt seit 1906 die Baikalgürtelbahn um das felsige Südufer des Sees; sie ist mit großen Schwierigkeiten und sehr hohen Kosten hergestellt; allein auf der 85 km langen Strecke vom Bahnhof Baikal bis nach Kultuk sind 32 Tunnel von zusammen 6 km Länge und 210 Kunstbauten (Brücken, Durchlässe, Überführungen) errichtet. Man fährt von Baikal über (5359 w) _Tanchoi_ (auf allen Bahnhöfen besonders dieser Strecke hüte man sich vor Diebstählen!) nach (5413 w) _Myssowaja_ (477 m), auch _Myssowsk_ genannt; die Bahn bleibt noch bis (5458 w) _Possolskaja_ in der Nähe des Baikalsees und steigt dann im Tale der Selenga nach (5567 w) _Werchne-Udinsk_ (544 m; Bahnwirtschaft; Gasthof), Kreisstadt mit 8000 Einw., mit großer Garnison und wichtiger Teemesse. Von hier führt die alte _=Poststraße=_ (nebst Telegraph) im Selengatal weiter aufwärts nach _Troizkossawsk_ und (185 w) =Kjachta= (732 m), russische Grenzstadt und von 1689-1860 einziger russischer Grenzhandelsplatz, über den der Karawanentee aus der nur 200 m südlicheren chinesischen Grenzstadt =Maimatschin= geführt wurde. Die Poststraße, jetzt wenig benutzt, führt weiter über _Urga_ (1290 m) durch die Wüste _Gobi_ und über _Kalgan_ (S. 296) nach _Peking_. Eine Bahn längs der Poststraße nach Kalgan ist geplant. In romantischer Landschaft steigt die Bahn nun im Tale der _Uda_, dann südöstl. abbiegend weiter bis (5701 w) _Petrowski sawod_ (803 m; Bahnwirtschaft), vorbei an Mongolen- und Burjätendörfern, dann im malerischen Tale des _Chilok_ zu den sanftsteigenden Höhen des _Jablonoi_ oder Apfelgebirges über (5840 w) _Chilok_ (805 m; Bahnwirtschaft) und durchläuft hinter (5993 w) _Sochondo_ (944 m) einen Tunnel, der am Westende die Inschrift: »Zum Atlantischen Ozean«, am Ostende: »Zum Großen Ozean« trägt, da der Bergkamm die Wasserscheide bildet zwischen dem Nördlichen Eismeer und dem Stillen Ozean (Jenissei und Amur). Nun senkt sich die Bahn über (6016 w) _Jablonowaja_ (846 m; Bahnwirtschaft) durch das enge _Ingodatal_ nach (6086 w) =Tschita= (656 m; _Bahnwirtschaft_; _Hôtel Métropole_; Iswoschtschik zur Stadt 50 Kop.; Russisch-Asiatische Bank), 1851 gegründete Hauptstadt Transbaikaliens mit 55500 Einw., Maschinenwerkstätten und *Museum; die hübsche Umgebung erinnert an Heidelberg. -- Dann fährt man über den Fluß Tschita auf 160 m langer Brücke und im Ingodatal abwärts über (6142 w) _Makkawejewo_ (Bahnwirtschaft) nach (6180 w) _Karimskaja_ (605m; Bahnwirtschaft), Bahnknotenpunkt. =Amurfahrt Strjetensk-Chabarowsk= (2116 w). Von _Karimskaja_ führt eine ältere Bahnlinie im Ingoda- und Schilkatal abwärts über (183 w) _Nertschinsk_ (Bahnwirtschaft), das jetzt bedeutungslose, früher aber durch seine Blei- und Silberbergwerke berühmte, als Sträflingsort berüchtigte Städtchen, nach (266 w) =Strjetensk= (_Bahnwirtschaft_; _Gasthof Dalnij Wostok_; _Mikulitsch_, beide nahe der Dampferlandestelle; Iswoschtschik 1 Rub.; Banken: Sibirische Bank; Russisch-Asiatische Bank), Stadt mit 10000 Einw., am l. Ufer der Schilka. Von Strjetensk laufen Postdampfer auf der untern Schilka und dem Amur von Mai bis September alle 5 Tage in 6 Tagen bis =Blagowjeschtschensk= (_Grand Hôtel_; Banken: _Kunst & Albers_; Sibirische Bank; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt der Provinz Amur mit 57500 Einw., am l. Ufer des =Amur= an der Sejamündung; von dort mit größern, bequemen Dampfern in 5 Tagen bis _Chabarowsk_ (S. 333). Die Fahrt stromauf von Chabarowsk bis Strjetensk dauert etwa 12-13 Tage und ist nicht zu empfehlen. Der _Amur_ entsteht aus dem Zusammenfluß der _Schilka_ mit dem _Argun_ beim _Fort Ustj Strjelka_; er bildet streckenweise die Grenze gegen China und mündet nach 4480 km langem Lauf unterhalb Nikolajewsk, gegenüber dem Nordende der Insel Sachalin. Geplant ist der Bau einer Amurbahn von Strjetensk nach Chabarowsk. Die Transbaikalbahn führt von Karimskaja über einen 885 m hohen Bergrücken nach (6229 w) _Burjatskaja_ (Bahnwirtschaft), dann durch gewelltes, ödes Steppenland, den Nordzipfel der Mongolei, von Kosaken und Burjäten bewohnt, über (6274 w) _Aga_ (Bahnwirtschaft) und an einem buddhistischen Burjätenkloster vorbei über (6319 w) _Olowjannaja_ (Bahnwirtschaft) und (6412 w) _Borsa_ und über die russisch-chinesische Grenze nach (6532 w) =Mandschuria= (_Mandschuli_; 650 m; _Bahnwirtschaft_; _Gasthof Zentralnaja_, nahe dem Bahnhof), chinesischer Grenzstadt mit 12000 Einw. (in der Mehrzahl Russen); hier bei der Hinfahrt chinesische, bei der Rückfahrt russische Zolldurchsicht. -- Mandschuria ist der Anfang der in russischen Händen befindlichen _=Ostchinesischen Bahn=_ (_Chinese Eastern Railway_), deren Gebiet die Mandschurei bis zur russischen Grenzstation Pogranitschnaja (S. 320), ferner die südliche Linie von Charbin bis Changchun (S. 324) mit Zweigbahn nach Kirin umfaßt und deren Bahnhöfe gegen die häufigen Angriffe der Chunchusen-(chinesischen Räuber-) Banden von russischen Soldaten bewacht werden und zum Teil befestigt sind. Von hier an wird nach _Charbiner Zeit_ gerechnet, die 6 St. 24 Min. vor gegen Petersburger und 7 St. 25 Min. vor gegen M.E.Z. ist. Die Bahn führt durch gleichmäßiges Steppenland (man sieht Pferdeherden, Kamelkarawanen) über (6708 w) _Chailar_ (Hailar; Bahnwirtschaft) und (6785 w) _Jakschi_, Wachtposten, allmählich das _Chingangebirge_, den Grenzwall zwischen der Mongolei und der Mandschurei, hinan; bei (6872 w) _Irekte_ (875 m) wird noch eine Lokomotive vorgespannt wegen der nun starken Steigung, durch enge Täler nach (6881 w) _Chingan_; 4 w weiter führt ein 3 km langer Tunnel, 961 m ü. M., durch den höchsten Gebirgskamm unter dem 1060 m hohen Dschedynpaß; dann geht es steil abwärts nach (6904 w) _Buchedu_ (Pu-ha-to; 673 m; Bahnwirtschaft), im Tale des _Jali_. Bevor man die Steppe wieder erreicht, noch malerische Ausblicke auf die Berge bei Barim. Dann durch größere Dörfer bei Tschalantun über (7049 w) _Nin-zy-schan_ (264 m) und über den _Nonni_ nach (7155 w) Stat. _Zizikar_ (_Tsitsihar_ oder _Buchoi_; Bahnwirtschaft; Gasthof) selbst, die Hauptstadt der chinesischen Außenprovinz Holungkiang, mit 80000 Einw., liegt 25 w nördl. am Nonni und ist durch Kleinbahn mit der Station verbunden. [Hier soll das chinesisch-amerikanische Bahnprojekt von Aigun (vom r. Amurufer nahe Blagowjeschtschensk in der Mandschurei) nach Kintschou (S. 318, an der Bahnlinie Mukden-Tientsin) von N. nach S. die Mandschurei durchschneiden.] -- Dann durch wildreiche, fast unbewohnte Steppe mit unbedeutenden Haltestellen, aber vor Charbin durch gut bebautes Land und schließlich auf 948 m langer Brücke mit 8 Bogen über den mächtigen, von zahlreichen Dampfern belebten (auf 1180 km Länge schiffbaren) _Súngari_ nach (7408 w) =Charbin= (_Harbin_; 152 m; gute _Bahnwirtschaft_; _Grand Hôtel_; _Métropol Hôtel_; _Orient Hôtel_, sämtlich in der Neustadt, die beiden ersten nahe dem Bahnhof; _Hôtel Sibir_; _Hôtel de Commerce_, in der Geschäftsstadt, Verpflegung überall gut, Unterkunft mäßig; Bankgeschäft von _Kunst & Albers_; Russisch-Asiatische Bank [Korrespondent der Deutschen Bank]; Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft: im Grand Hôtel; Direktion der [russischen] Ostchinesischen Bahn [Präsident General Horváth], Zweigbureau der Südmandschurischen Bahn; chinesischer Zollkommissar [Watson]; _deutscher Konsul_: L. Heintze; _Handelshäuser_: Kunst & Albers; Tschurin & Co.; Samsonowitsch & Agéjeff; _Kommissionsgeschäft_: Comptoir belge d'importation et d'éxportation; _Spediteur_ A. G. Roubinraut), internationale Handelsstadt in der chinesischen Mandschurei, am r. Ufer des Sungari, 1896 gegründet als Eisenbahnknotenpunkt, früher ein Dorf, jetzt eine Stadt von über 50000 Einw. (buntgemischte Bevölkerung, in der die Russen und Chinesen überwiegen). Die Stadtverwaltung liegt in den Händen der Ostchinesischen Bahn. Die vollkommen russischen Charakter tragende Stadt zerfällt in drei Teile: die _Altstadt_, sö. vom Bahnhof, die erste Niederlassung aus Lehmhäusern für den Bahnbau, wozu einige Handelshäuser und eine kleine Kirche kamen. Die moderne _Neustadt_ (_Nowoje Charbina_), westl. vom Bahnhof, auf einer vor dem Fluß geschützten Hochfläche, noch in der Entwickelung; für die Eisenbahnverwaltung, P u. T, Hospitäler, Beamtenwohnungen, Gasthöfe etc. bestimmt. Die Straßen und die sanitären Verhältnisse sind noch sehr schlecht. In der _Hafenstadt_ (_Pristan_) hinter der Eisenbahnbrücke am Fluß sind Fabriken und Werkstätten für die Eisenbahn, kaufmännische Niederlassungen, der Sitz der Polizei etc.; hier herrscht das meiste Leben. Östl. vom Pristan liegt das durch den Pestausbruch 1910 berüchtigte Chinesenviertel _Fudsjadjan_ (_Fudatien_). Haupthandel und Ausfuhr in Ölbohnen. Im russisch-japanischen Krieg war Charbin Hauptstützpunkt der russischen Armee.--Dampfer verkehren auf dem Sungari von Charbin talwärts bis Chabarowsk (S. 323) und bergwärts bis Kirin (S. 324). Von Charbin nach Wladiwostok. Vgl. die Karte bei S. 301. Der sibirische Luxuszug (S. 302) führt vom Hauptbahnhof (smaragdgrün in einer Art von Sezessionsstil) in _Charbin-Neustadt_ östl. über (9 w) Hst. _Alt-Charbin_ durch weite Strecken gut (vor allem mit Rüben) bebauten Ackerlandes über (58 w) _Aschichö_, mit Zuckerfabrik, dann an einem Marmorbruch vorbei, durch Sumpfstellen mit mannshohem Wollgras und durch von Fasanen bevölkerte Gehölze nach (153 w) _Imjampo_, beliebtem Sommeraufenthalt mit Datschen (Landhäusern), guter Brauerei und Jagdgelegenheit auf Hochwild, weiter über den Gebirgszug Tschangkwanhai nach (255 w) _Chandaochezy_ (Bahnwirtschaft), Ort mit 10000 Einw.; dann auf 300 m langer Brücke über den _Mutankiang_ (nicht weit südl. die chinesische Handelsstadt _Ninguta_ mit etwa 20000 Einw.; T) und nun ansteigend in schroffen Tälern des in der Nähe der Bahn schon großenteils entwaldeten ostmandschurischen Mittelgebirges durch drei Tunnel bis 640 m ü. M., dann wieder hinab nach (402 w) _Mulin_ (Bahnwirtschaft). Die Landschaft wird immer schöner, bis man, die Mandschurei verlassend, den russischen Grenzort (512 w) _Pogranitschnaja_ (460 m; Bahnwirtschaft; russische Zollbesichtigung), Endpunkt der Ostchinesischen und Anfang der _=Ussuribahn=_, erreicht; letztere führt durch sechs Tunnel abwärts über die Grenzfestung (538 w) _Grodekowo_ in grüner Ebene nach (628 w) _Ketrizewo_ (Bahnwirtschaft), Knotenpunkt, wo l. die Bahn nach Chabarowsk abzweigt; in 2 w Abstand sieht man die Kuppeln der Kathedrale von =Nikolsk-Ussuriisk= (_Gasthof Koslow_; Russisch-Asiatische, Sibirische Handelsbank; Warenhaus von _Kunst & Albers_), Kreisstadt mit 23000 Einw. und stärkster Garnison des Amurgebiets, in sehr fruchtbarer Gegend, mit guter Jagd auf Wildschweine, Maralhirsche etc. Dann steigt die Bahn im Felsental des _Suifun_ in dichtbewaldete Höhenzüge; an einer scharfen Biegung erster *_=Blick auf die Amurbucht=_; l. hinter _Nadeschdinskaja_ liegen Kohlenbergwerke; dann führt die Bahn am Strande der Amurbucht entlang, l. an den Datschen (Landhäusern) der reichen Wladiwostoker vorbei und durch die Chinesenstadt zu dem ganz nahe dem Hafenkai gelegenen Hauptbahnhof von (730 w) =Wladiwostok= (_Bahnwirtschaft_), am Japanischen Meer. Der Bahnhof trägt die Aufschrift: »Von St. Petersburg bis Wladiwostok 9876 Werst« (Entfernung von Moskau 8137 w). =Ankunft zur See.= Die Postdampfer steuern die Insel _Askold_ mit rotem Leuchtturm an, laufen dann auf den weißen Leuchtturm der Insel _Skrypleff_ zu und steuern durch den _Östlichen Bosporus_ zwischen _Kasakewitsch_ (Russeninsel) und dem Murawiew-Vorgebirge hindurch, biegen dann r. in eine der Kieler Förde sehr ähnliche, durch viele Küstenbefestigungen geschützte Bucht, in deren innerstem, nach O. gekrümmtem Teil, dem _Goldenen Horn_, der gegen Wind und Seegang geschützte Hafen von Wladiwostok liegt. An seiner Westseite ist nahe am Bahnhof ein Kai mit Liegeplätzen für etwa acht Dampfer. Die Postdampfer der _Freiwilligen Flotte_ haben eignen Kai. Dampfer, die keinen Platz am Kai bekommen, ankern nahe vor der Stadt, Ausschiffung der Reisenden erfolgt dann mit Booten an bequemen Landungsbrücken. =Gasthöfe=: _Hotel d'Allemagne_ (_Deutsches Hotel_), Mitte der Stadt, Ecke der Kitaiskaja- und Pekinskaja-Straße, modern eingerichtet, Pens. 8-9 Rubel, gelobt. -- _Grand Hôtel_, am Bahnhof. -- _Goldenes Horn_, Aleutskaja 45.--_Zentralnaja_, Swetlanskaja.--=Restaurants=: _Deutsches Restaurant Müller_, Swetlanskaja, gelobt. -- _Unterberger_; _Goldenes Horn_; _Swetlanka_, sämtlich Swetlanskaja. -- =Cafés=: _Kokin_. -- _Jegorow_, Swetlanskaja. =Post u. Tel.= an der Swetlanskaja. Telegraphenkabel nach Nagasaki. -- =Wagen=: Iswoschtschik vom Bahnhof zur Stadt 25 Kop. (Gepäck 20 Kop.), einzelne Fahrt 25 Kop., in die Vorstadt 50 Kop.; stündl. 80 Kop. Nachts doppelte Taxe. -- =Eisenbahn= über Charbin nach Europa (S. 309): Expreßzüge: Mi. ab Wladiwostok der _Transsibirien-Expreß_ in 9-1/2 Tagen bis _Moskau_, mit Anschluß an den _Nordexpreß_ (S. 302) Moskau-Berlin (Fahrzeit 37 St.); außerdem So. ab Wladiwostok ein Zug bis Irkutsk (Wagenwechsel) mit Anschluß nach Moskau und ein Zug Fr. ab Wladiwostok wie vorher, doch mit Anschluß nach St. Petersburg; sämtlich Züge der Internationalen Schlafwagengesellschaft; nach Chabarowsk, S. 323; nach Dairen, S. 323; nach Peking, S. 328. -- =Dampfer=: _Hamburg-Amerika Linie_ über Hongkong monatlich (Agentur: Kunst & Albers); -- _Nippon Yusen Kaisha_ nach Nagasaki, Korea, Port Arthur und Schanghai wöchentlich; -- _Russische Freiwillige Flotte_ Do. und Sa. in 2 Tagen nach _Tsuruga_ (Japan); -- Sa. über _Nagasaki_ (2 Tage) nach _Schanghai_ in 4 Tagen; -- _Osaka Shosen Kaisha_ Di. in 2 Tagen nach Tsuruga (Reichskursbuch 705). [Illustration: Plan von Wladiwostok.] =Banken=: _Kunst & Albers_, Swetlanskaja, Korresp. der Deutschen Bank.-- _Russisch-Asiatische Bank_, Aleutskaja, Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft, der Deutschen Bank und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig.--=Theater=: 3 russische und 3 chinesische; Singspielhalle im »Goldenen Horn« u. a.--Agent der Internationalen Schlafwagengesellschaft: _Marcerou & Schreter_, Swetlanskaja 60. --=Konsulate=: _Deutsches Reich_, Swetlanskaja, Konsul Dr. Stobbe.--_Deutscher Gesangverein_ (es leben viele Deutsche in angesehenen Stellungen in Wladiwostok).--=Polizeiamt=: Pekinskaja. --=Zollamt=: Swetlanskaja.-- =Städtisches Krankenhaus.=--=Warenhaus= großen Stils von _Kunst & Albers_, liefert jegliche Reiseausrüstung u. a. _Wladiwostok_ (»Beherrscherin des Ostens«, früher Port May) wurde 1860 gegründet, war 1868-1901 Freihafen und hat 90162 Einw. (davon über ein Drittel Chinesen, Japaner und Koreaner). Die Stadt liegt auf 43° 7' nördl. Br. (etwas südlicher als Florenz) auf der Halbinsel zwischen der Ussuribucht und der Amurbucht in malerischer Landschaft, deren natürliche Bergumwallung sehr stark befestigt ist (1500 Geschütze, die auf 80 km verteilt sind), da die Stadt der einzige gute Seehafen und Flottenstützpunkt Rußlands in Ostasien ist, denn überall weiter nördl. bis zur entlegenen Amurmündung ist die Küste durch das mauerähnliche Sichotaalingebirge vom Binnenlande völlig abgeschlossen und fast hafenlos. Nur hier am Südende der russischen Küstenprovinz ist der Küstengebirgsbogen unterbrochen und öffnet sich das Land mit einer buchtenreichen Küste (Riasküste) frei zum Meer. Leider ist der Hafen von Wladiwostok 4 Monate durch Eis gesperrt; als Kriegs- und Handelshafen ist er gut ausgerüstet. Längs der Nordküste des Goldenen Horns zieht sich die Hauptstraße _Swetlanskaja_; die Häuser sind meist aus Stein, nur zum Teil noch aus Holz gebaut. Die Neubauten zeigen modernern Renaissancestil, z. B. das Admiralitätsgebäude, der Palast des Gouverneurs, das Geschäftshaus von Kunst & Albers und das reichhaltige _Museum_ (Di. Fr. So. 10-4 Uhr geöffnet). An der Südseite der Swetlanskaja liegt in hübschem Garten das Haus des Chefs der Marinestation, weiter östl. der _Marineklub_, mit Bootslandungsbrücken am Hafen. In der Hauptstraße die _Uspenskij-Kathedrale_. Das _Institut für Ostasiatische Sprachen_ liegt an der Puschkinskaja; ebenda die deutsch-lutherische Kirche. Bei den Landungsbrücken am Hafen steht das Denkmal des Admirals Newelskoi, der die Amurmündung am 13. Aug. 1850 auf eigne Faust besetzte, mit der Inschrift: »Wo die russische Flagge weht, da soll sie nie wieder sinken« (Ausspruch des Zaren Nikolaus I.). Gegenüber dem Warenhaus der in ganz Ostasien bekannten deutschen Firma _Kunst & Albers_ an der Swetlanskaja liegt ein schönes Wohnhaus für den Leiter des Geschäfts, mit großem Speisezimmer für die Angestellten des Geschäfts, mit Billards etc. In der Marinevorstadt das Marinehospital, daneben die großen Trockendocks und Werftanlagen der Marine.--Die Gewerbtätigkeit beschränkt sich auf Holzschneidemühlen, Ziegeleien, Maschinenwerkstätten, Brauereien. Der deutsche Einfuhrhandel ist sehr beträchtlich, es verkehren mehr deutsche als englische Schiffe im Hafen; ausgeführt werden Felle, Sauerkraut, Seekohl, Bauholz, Salzfische, Lebertran.--Das _Goldene Horn_ ist etwa von Mitte Dezember bis Mitte April zugefroren, doch halten Eisbrecher eine Fahrrinne frei; aber außerhalb des Hafens behindern dann oft große Treibeismassen die Schiffahrt. Die Witterung entspricht etwa der von St. Petersburg, trotzdem Wladiwostok auf etwa derselben geographischen Breite wie Florenz liegt; Luftwärme im Januar-15° C, im Jahresmittel 4,3° C; im Sommer kommen etwa +30° C, im Winter etwa-30° C vor.--_=Rundgang.=_ Man fahre durch die Swetlanskaja und besteige dann die steile Anhöhe oberhalb des _Observatoriums_, von wo prächtiger *Fernblick über das Goldene Horn, Stadt und Hafen; man sieht bis zur Insel Askold, die im SO. auftaucht. Dann besuche man den Wochenmarkt an der Amurbucht, am Westende der Swetlanskaja, und mache mit kleinem Hafendampfer eine _Hafenrundfahrt_ (zweimal tägl., Fahrzeit etwa 2-1/2 St.), die bis zur Insel _Kasakewitsch_ führt; auch lohnt eine Fahrt mit Dampfer oder Segelboot bei gutem Wetter nach der Insel _Askold_, wo die sibirischen Maralhirsche gehegt und gefüttert werden und Goldbergwerke im Betrieb sind.--Die Umgegend bietet Gelegenheit zu Fahrten in die landschaftlich sehr schönen Berge und Wälder; vor der Stadt ist eine gemütliche deutsche Brauerei. =Von Wladiwostok nach Chabarowsk= führt die Ussuribahn in etwa 16 St. über (102 w) _Ketrizewo_ (S. 320), von da nö. im Tale des Suifun, dann durch Steppenland und auf 255 m langer Brücke über den _Ussuri_ nach (340 w) _Murawjew-Amurskij_ (Bahnwirtschaft). Hinter der 255 m langen _Imanbrücke_ bei (387 w) _Iman_ (Bahnwirtschaft) tritt die Bahn in schöner Hügellandschaft dicht an die Grenze der Mandschurei und läuft im Tale des Ussuri r. über (498 w) _Bikin_ (Bahnwirtschaft) durch Wald und über viele Brücken nach (716 w) =Chabarowsk= (96 m; _Bahnwirtschaft_; Gasthöfe: Deutsches Hotel und Restaurant von _Peter Moller_, empfohlen; _Hotel Chabarowsk_; _Rossija_; Iswoschtschik zur Stadt 60 Kop.; Banken: _Kunst & Albers_; Russisch-Asiatische Bank), Hauptstadt der Seeprovinz des russischen Amurgebiets, mit 25000 Einw. (1/4 Chinesen), am r. Steilufer des Amur, noch 800 km oberhalb seiner Mündung, zum Teil auf Felsterrassen erbaut. Nahe dem Palais des Generalgouverneurs liegt das *_Museum_ der Russischen Geographischen Gesellschaft (Do. So. 12-4 Uhr); nahebei im _Stadtgarten_ das Standbild des Grafen Murawjew-Amurskij. Die Stadt hat Kadettenschule, Eisenbahnschule und treibt wichtigen Pelzhandel (besonders Zobelfelle). Warenhaus: _Kunst & Albers_. =Postdampfer= von Chabarowsk Mitte Mai bis Anfang Oktober (andre Dampfer unregelmäßig): a) in 4 Tagen auf dem Amur abwärts nach (940 w) =Nikolajewsk= (_Gasthof_; Warenhaus: _Kunst & Albers_), Seehafenstadt mit 8000 Einw., nahe der Mündung des Amur in den Amurgolf; b) auf dem Amur aufwärts über _Blagowjeschtschensk_ nach _Strjetensk_, vgl. S. 317. Von Charbin nach Dairen. Vgl. die Karten bei S. 215 u. S. 271. Von Charbin zweigt eine Linie der =Ostchinesischen Bahn= nach S. ab (von den Russen bis Port Arthur, S. 327, gebaut, jetzt nur bis Changchun noch russisch; die Südstrecke ist im Frieden von Portsmouth 1905 an Japan abgetreten und bildet jetzt das Hauptstück der =Südmandschurischen Bahn=. Von den sibirischen Expreßzügen (S. 316) wird ein Wagen in Charbin abgezweigt und läuft durch bis Changchun; Durchreisende können in diesem Wagen in Charbin übernachten. Fahrzeit Charbin-Changchun 9 St., Changchun-Mukden 6-1/2 St., Mukden-Dairen 8 St. Über diese Strecke geht zurzeit der Hauptpersonenverkehr zwischen Europa und China (besonders nach Peking, Hankau, Schanghai, Tsingtau etc.), aber auch ein großer Teil des Verkehrs nach Japan (besonders nach Nagasaki). Über direkte Fahrkarten vgl. S. 302. Vom _Charbin_-Hauptbahnhof (S. 318) führt die Bahn durch fruchtbares Land mit Weizen-, Kartoffel-, Raps- und Maisfeldern; zahlreiche Wachttürme schützen die Bahnstrecke; bei (115 w) _Dalatschao_ führt eine 735 m lange Brücke über den Sungari. -- (152 w) _Jaomönn_ (Bahnwirtschaft). Nahe hinter der russischen Grenzstation _Kwangtschöngtse_ mit russischer Garnison erreicht man (222 w) =Changchun= (_Tschangtschun_; _Yamato Hotel_, komfortabel, Pens. 9-12 Yen, gegenüber Bahnhof, mit Büfett; -- _Yokohama Specie Bank;_ -- _Russisch-Asiatische Bank_), Knotenpunkt der Ostchinesischen, Südmandschurischen und Kirin-Changchun-Bahn. Von Charbin kommend hier umsteigen in den bereitstehenden Expreßzug der _=Südmandschurischen Bahn=_ (I. Kl. vorzügliche Pullman-Wagen, II. Kl. entspricht der III. Kl. in europäischen Zügen). Zeitwechsel, südmandschurische Zeit ist 23 Min. später als Charbinzeit (S. 318). Die alte Stadt mit 130000 Einw., 6 w südl. vom Bahnhof, mit lebhaftem Vieh- und Bohnenhandel. Changchun hat chinesische Garnison; die neue, von den Japanern am Bahnhof angelegte Stadt in europäischem Stil entwickelt sich schnell und hat japanische Garnison. [Zweigbahn östl. nach (120 w) _Kirin_, wichtigster Handelsstadt der Mandschurei für Holz, Bohnen, Tabak, mit 100000 Einw., von Mauern umgeben, am Sungari.] Hinter Changchun treten l. die Vorberge der Ostmandschurischen Gebirge an die Bahn; bei (39 M = Miles von Changchun) _Gungchuling_ steigt die Bahn bis 209 m ü. M., senkt sich aber wieder bei (145 M) _Tiahling_, Handelsstadt mit 50000 Einw., am _Liauho_, und erreicht (189 M) =Mukden= (chines. _Fengtien_), alte Hauptstadt des frühern mandschurischen Reiches (mit etwa 175000 Einw.) und daher Stammsitz der bisher in China herrschenden Mandschudynastie, deren erste Kaiser hier noch zeitweise residierten. =Gasthöfe=: _Astor House Hotel_, in der innern Stadt, deutsche Leitung, 10 Z., recht gelobt, gute Küche, Pens. $ 8.--_Yamato Hotel_, japanische Leitung, im japanischen Stationsgebäude, Pens. 9-12 Yen. =Wagen=: Droschken, Rikschas, chinesische Karren.--=Pferdebahn= bis zur innern Mauer. =Eisenbahnen=: _Südmandschurische Bahn_ (japanisch) nach Changchun (und mit der Ostchinesischen Bahn weiter nach Charbin), nach Dairen und nach Antung (von wo weiter nach Söul, Fusan); _Nordchinesische Bahn_ (chinesisch) nach Tientsin und Peking. Japanischer wie chinesischer Bahnhof liegen 5 km westl. von der Stadt entfernt. =Bank=: _Yokohama Specie Bank_ (Korrespondent der Deutschen Bank) in der innern Stadt. =Deutsches Konsulat=, Konsul Dr. _Heintges_, Dolmetscher Dr. _Siebert_. Mukden ist Sitz des Generalgouverneurs (Vizekönigs) der Mandschurei, der zugleich Gouverneur der Provinz _Fengtien_ ist, und eines Bannergeneralleutnants. Starke Garnison moderner Truppen. Rings um Mukden fanden Ende Februar und Anfang März 1905 die blutigen Kämpfe statt, in denen die Russen durch die Japaner zum Rückzuge nach dem Norden gezwungen wurden. Die äußere Stadt ist von einem 18 km langen Lehmwall, die innere von einer starken Mauer, mit je 8 Toren, umgeben. In der Nähe des japanischen Bahnhofs eine der vier Eckpagoden der Stadt von indischem Charakter, -- Die größte Sehenswürdigkeit ist der *=Kaiserpalast=; er liegt in der innern Stadt, in der Nähe des Astor House Hotels. Der letzte Kaiser, der ihn zeitweilig noch bewohnt hat, war Chienlung (1736-96). Der Palast ist in den Jahren 1907-09 wieder vollständig neu aufgebaut worden. Im Thronsaal steht noch der alte, in Holz geschnitzte Thron. In einem besondern Gebäude wird die Chronik des kaiserlichen Hauses aufbewahrt, die aber unzugänglich ist; gezeigt werden einzelne Stücke aus dem kaiserlichen Schatz: Gewänder, Helme, Waffen des Kaisers Chienlung, Stickereien, Gemälde, Porzellane, Nephritsachen u. a., ferner in einer besondern Abteilung eine große Menge Porzellan des kaiserlichen Haushalts. Einlaßpässe sind durch die Konsulate zu besorgen. Östlich schließt sich an den Palast ein Pavillon, in dem die Kaiser Audienz erteilten, mit den zugehörigen Gebäuden an. =Ausflüge=: Nach dem =nördlichen Kaisergrab Peiling=, etwa 6 km nördl. der Stadt, mit Droschke oder Rikscha, Einlaßpässe durch die Konsulate. Das Grab liegt in einem Walde, der hinter der Anlage schöne Nadelholz- und Eichenbestände hat. Durch die ziemlich verfallene äußere Tierallee zu dem meist verschlossenen Südtor, das mit seinen lebhaften Farben in der grünen Umgebung sehr malerisch wirkt. Man fährt nach l. um die Umfassungsmauer herum zum Westeingang, durch den man den von Strandkiefern gebildeten düstern *_Grabhain_ betritt, in die innere, mit Platten belegte Tierallee, die an dem Südtor (s. oben) beginnt und von steinernen Säulen und Tierfiguren, Himmelshunden, Pferden, Kamelen und Elefanten, eingefaßt wird. Den Abschluß der Allee bildet ein Gebäude mit schöner Kassettendecke, das eine riesige, aus einem Kalkmarmorblock gehauene Schildkröte enthält, die auf ihrem Rücken einen zweiten Monolithen trägt, in den die Lebensgeschichte des hier ruhenden Kaisers Taitsung (gest. 1643), des Vaters des ersten chinesischen Kaisers aus der Mandschudynastie, in Mandschurisch, Mongolisch und Chinesisch eingehauen ist. -- Durch ein von einem turmartigen Aufbau gekröntes Tor in den innern Hof, der von einer hohen, breiten Steinmauer mit Ecktürmen umgeben ist. Die Dächer sämtlicher Gebäude sind aus den gelben Ziegeln kaiserlicher Bauten hergestellt. R. und l. auf dem innern Hof einige Gebäude für Mitglieder des kaiserlichen Hauses. In der Mitte auf erhöhter Terrasse, zu der eine Drachentreppe führt, die _Ahnenhalle_ mit den Tafeln Taitsungs und seiner Familie. Dahinter vor dem Eingang zum eigentlichen Grabe steht die sogen. _Geistermauer_ mit aus Stein gefertigtem Opfergeräten; dann durch einen Gang durch die Mauer des innern Hofes zu dem vermauerten Eingang des Grabhügels. Man steigt nun auf die Mauer und gelangt zu einer Halle mit kassettierter Decke, die einen Stein mit dem Namen Taitsungs in den oben erwähnten drei Sprachen enthält. -- Nach N. hat man den mit einem Rundgang versehenen _Grabhügel_ vor sich; er ist von einem verkrüppelten Baum gekrönt, der eine alte Familienlegende des kaiserlichen Hauses versinnbildlicht; im Hintergrund eine künstliche, mit Bäumen bepflanzte Erdhügelkette, die den Einfluß der bösen Geister des Nordens abhalten soll. -- Auf der Mauer geht man dann zum Eingang des innern Hofes zurück. Das =Ostgrab Tungling= in der Nähe des Dorfes _Tungling_ ist von Mukden etwa 18 km entfernt und nur sehr beschwerlich zu Pferde oder mit chinesischer Karre zu erreichen. Die Anlage ist ähnlich wie die des »Peiling«, nur wirkt die ganze Umgebung malerischer durch die Lage auf natürlichen Hügeln und durch die Nähe des Hunho (Fluß). Begraben ist dort der Vater Taitsungs, Tientsung (gest. 1636). Die Südmandschurische Bahn führt dicht hinter Mukden auf 736 m langer Brücke über den _Hunho_, Nebenfluß des Liauho nach (199 M) _Suchiatun_ [von hier Zweigbahn über _Chienchinchai_ nach (34 M) _Fushun_ am Hunho, wo die großen Kohlengruben der Südmandschurischen Bahn mit modernen Einrichtungen bis zu 5000 t täglich Kohlen fördern; 1/4 St. vom Bahnhof, jenseit des Hunho, liegt die alte Stadt Fushun]. Weiterhin über den _Shaho_, an dessen l. Ufer (205 M von Changchun) _Shaho_, kleine, aus dem japanisch-russischen Krieg bekannte Stadt. [Von hier Ausflug zu Fuß ostwärts 3 St. am Shaho entlang zum Besuch der Schlachtfelder vorbei am Nowgorod- und Putilow-Hügel bis an den Fuß des Taschan (Turm- oder Pagodenberg genannt), dort fahre man von Station der Kleinbahn Mukden-Antung nach Mukden zurück.] Die Bahn führt weiter über (216 M) _Yentai_, dessen Kohlengruben, 10 km vom Ort, von der Bahngesellschaft ausgebeutet werden, nach (230 M) _Liaoyang_ (Bahnwirtschaft), ältester Stadt der Mandschurei mit 55000 Einw. und schönem *_Lama-Turm_, erbaut im 3. Jahrh. n. Chr.; 1372 wurde die Stadt mit Mauern umgeben; berühmte Branntweinbrennerei (Samschu); Hauptquartier der japanischen Bahntruppen. In der Schlacht bei Liaoyang, 30. Aug. bis 4. Sept. 1905, führte Kuropatkin seinen berühmten Rückzug aus.-- Weiter über Haicheng nach (256 M) _Tangkangtzu_ (Stadt mit heißen Quellen; _Gold Spring Hotel_). =Ausflug= (sehr lohnend) von Tangkangtzu etwa 16 km östl. von der Bahn zum Kloster *=Chienshan= (_Tschienschan_) mit etwa 60 sehr alten buddhistischen Tempeln auf felsigen Hügeln in sehr malerischer Landschaft; besonders sehenswert ist die Tempelanlage der Drachenquelle (_Lungtschuankuan_) und der Tempel der Mildtätigkeit (_Wuliangkuan_), beide mitten in Waldeseinsamkeit. Schon der Kaiser Taisung (627-649) der Tang-Dynastie soll die Naturschönheit des Tschienschan bewundert haben. Weiter nach (288 M) _Tashihchiao_ (_Daschitschau_; Bahnwirtschaft). Hier Zweigbahn r. nach (13-1/2 M) _Yingkou_ (S. 328), nur bis ans l. Ufer des Liao, dort übersetzen (bei Eisgang im Winter zuweilen unmöglich) zum Anschluß an die Nordchinesische Bahn. Die Bahn führt über (306 M) _Kaiping_ (_Kaitschou_), Stadt mit wichtigem Handel in Puppen der wilden Seidenraupe und Seide, tritt nahe an die Küste des Liaotunggolfs und läuft am Westabhang der Gebirge der Liaotunghalbinsel entlang über (326 M) _Hsiungyuehcheng_ (ganz guter japanischer Gasthof; heiße Quellen im Flußbett des Hsiungyueh), weiter, die Halbinsel schräg durchquerend, über (359 M) _Teliszu_ (Niederlage des Generals Stackelberg 15. Juni 1904 gegen General Oku) und (371 M) _Wafangtien_ (Bahnwirtschaft), zur unbedeutenden Hafenbucht (388 M) _Pulantien_ (früher Port Adams) am Liaotunggolf, Grenzort des japanischen Südwestzipfels der Liaotunghalbinsel. --(414 M) _Chinchou_ (_Kintschou_) an der gleichnamigen Bucht am Liaotunggolf, wo 26. Mai 1904 die erste Schlacht stattfand, die Port Arthur vom russischen Heer abschnitt, und weiter über den Isthmus, der zur Kwangtunghalbinsel führt, an der Bucht von _Talienwan_ über (429 m) _Choushuitzu_, Zweigbahn nach Port Arthur (S. 327), nach (436 M) =Dairen= (früher _Dalny_), wichtigem japanischen Handelshafen auf 38° 56' nördl. Br. (wie Kalabrien), an der großen Bucht Talienwan (Dairenwan) der Koreabai, mit etwa 60000 Einw. (die Hälfte Chinesen). Der Platz ist wichtig als Endpunkt der Südmandschurischen Bahn und für den Postdampferverkehr nach China und Japan im unmittelbaren Anschluß an die Expreßzüge der Sibirischen Bahn. Vgl. beifolgenden Plan. [Illustration: Dairen.] =Gasthöfe=: _Yamato Hotel_ der Südmandschurischen Bahn, komfortabel, sehr gelobt, Pens. 9-12 Yen; _Rioto-Hotel_; _Iwaki-Hotel_ u. a.--=Post u. Telegraph.= --=Wagen=: Droschken, Hotelwagen, Rikschas. =Straßenbahnen= (elektr.) durchziehen die ganze Stadt. =Eisenbahnen=: Südmandschurische Bahn (S. 324) nach Mukden und Port Arthur. =Dampfer= der Südmandschurischen Bahn (_South Manchurian Railway Co._ in Dairen: Tel.-Adr.: »Mantetsu-Dairen«), Anschluß an jeden Expreßzug von Moskau nach Schanghai; _Osaka Shosen Kaisha_ und _Nippon Yusen Kaisha_, Anschluß nach Korea, Nordchina und Japan mehrmals wöchentlich; _Reichspostdampfer der Hamburg-Amerika Linie_ nach Tsingtau, Schanghai und Tientsin (S. 265). =Geld= wie in Japan s. S. 342.--=Bank=: Zentrale der _Yokohama Specie Bank_ für die Mandschurei. =Deutsches Konsulat= geplant. =Klubs=: Internationaler Dairen Club; Dairen Golfing Association; Seemannsheim. =Ärzte=, tüchtige, Deutsch sprechende japanische Ärzte im modern eingerichteten Central Railway Hospital. _Dairen_, von den Russen nach großartigem Plan unter Aufwendung großer Geldmittel, aber erst in den Grundzügen angelegt, ist zwar in den letzten Jahren unter japanischer Verwaltung als Hauptausfuhrhafen für die Südmandschurei stark aufgeblüht, doch macht auch heute noch ein großer Teil des Stadtgebiets mit den breiten, nur mit vereinzelten Häusern besetzten Straßen einen recht öden Eindruck. Nur die vom Hauptplatz ausstrahlenden zehn modernen Straßen sind voll bebaut und belebt. Hauptsächlich werden Kohlen und Bohnen ausgeführt. Schon 1909 führte Dairen etwa die Hälfte der mandschurischen Bohnenernte (geschätzt auf 1 Million Tonnen) aus; die Bohnen und Bohnenkuchen gehen nach Japan, Amerika und England in solchen Mengen, daß der Weltschiffahrtsmarkt der Trampdampfer bereits stark durch die Bohnenausfuhr beeinflußt wird. In Dairen sind die Generaldirektion und Werkstätten der Südmandschurischen Bahn. Die Stadt hat elektrische und Gasbeleuchtung sowie gute Straßen. Der Hafen ist mit Trockendock und modernen Kaianlagen ausgestattet, aber den Nordwinden ausgesetzt und noch nicht genügend ausgebaggert. Zementfabrik und große Bohnenmühlen nahe Choushuitzu, auch andre Fabriken. Mehrere ausländische Firmen, auch einige deutsche, sind in Dairen ansässig. Das Klima ist gesund, im Juli bis 33°, im Januar bis -17°. Außerhalb der eigentlichen Stadt liegen das Chinesenviertel und zwei Vergnügungsplätze für japanischen Geschmack: Fushimipark und Yoshiwara. Die Umgegend von Dairen bietet Seebäder am Gelben Meer im Sommerbadeort _Star Beach_ (Strandhotel der Südmandschurischen Bahn, billig, gelobt), mit Sommerhäusern. Etwa 5 km sö. von Dairen liegt die Sommerfrische _Laohutan_ (Roko-tan), etwa 8 km sw. _Kokusekisho_ (Blackstone Rock), am Fuß des Berges Dairen Fuji, an sehr schönem Strand mit phantastischen Felsformen; gute Fahrwege führen zu diesen Plätzen. =Von Dairen nach Port Arthur= führt die Bahn über (7 M) _Choushuitzu_ u. (15 M) _Hsiachiahotzu_ (_Kakakashi_) mit sehr schönem Badestrand am Tschiligolf. (39 M) _Port Arthur_ (japanisch _Ryōjunkō_; Gasthöfe: _Yamato Hotel_ der Südmandschurischen Bahn in der Neustadt, komfortabel, gelobt, Pens. 9-12 Yen; _Astor House_; _Asahi Hotel_; _Seirinkan_. --_Yokohama Specie Bank_; Droschken, Hotelwagen, Rikschas zu haben; japanische Dampfer nach Tschifu), starkbefestigter Kriegshafen (Photographieren und Zeichnen in der Nähe von Befestigungen ist streng verboten!) auf der Kwangtunghalbinsel, mit nur noch etwa 15000 Einw., davon 10000 Chinesen, aber fast keine Europäer, vom chinesischen Vizekönig Lihungtschang um 1880 angelegt, vom japanischen Heer unter Oyama am 24. Nov. 1894 erstürmt, dann 1895 an China zurückgegeben, 1898 von Rußland »gepachtet« und durch neue, fast sturmfreie Forts stark befestigt, im russisch-japanischen Krieg von den Japanern unter General Nogi seit 6. Juni 1904 belagert und nach schweren verlustreichen Kämpfen am 2. Jan. 1905 zur Übergabe gezwungen (General v. Stössel war der Führer, General Kondratenko [gefallen 1. Dez. 1904] die Seele der Verteidigung), wobei 546 Geschütze u. 20 Kriegsschiffe (darunter 4 Schlachtschiffe) erbeutet wurden. Jetzt ist die Stadt Sitz des japanischen Generalgouvernements und aller Militär- und Marinebehörden für das Kwangtunggebiet. Port Arthur liegt in einer tiefen Einbuchtung des Gelben Meeres mit nur 300 m breiter Einfahrt, auf 38° 48' nördl. Br. (etwa wie Lissabon). Der 4 qkm große, innere, das ganze Jahr eisfreie Hafen ist von Bergen umgeben, die nach der Seeseite starke Befestigungen tragen; er ist jetzt zum Teil als Handelshafen für Ausfuhr der Fushunkohlen (S. 325) freigegeben. Die Neustadt mit dem europäischen Stadtteil und Regierungsgebäuden liegt westl. vom Bahnhof (der dicht am Hafen liegt), ist aber jetzt fast völlig verödet, der Handel hat fast aufgehört; die Altstadt, zumeist Chinesenstadt, liegt östl. davon. In den Läden der Altstadt Kriegserinnerungen zu haben. Die Umgebung, insbesondere die Küsten, sind reich an schönen Landschaftsbildern. Die im Krieg von den Japanern erstürmten Befestigungen, besonders das Nordfort des _Tungchikuanshan_ (Osthahnenkamm und der 203 m-Hügel sind sehr sehenswert. Nahe der Stadt ein japanisches Kriegsmuseum mit vielen Modellen und Erinnerungen; westl. davon das japanische Kriegerdenkmal, als Leuchtturm gebaut u. mit Tempel, und weiter nw. jenseit der Bahn das russische Denkmal (englischer Führer mit Karte: _Descriptive and historical sketch of Port Arthur_ im Gasthof zu haben). Die teilweise nicht wieder aufgebaute Hauptlinie der Befestigungen wird, von Militärs aller Länder viel besucht. Nur die Seefront darf nicht besichtigt werden. Von Charbin nach Peking. Vgl. die Karten bei S. 215 und S. 271. =Ostchinesische Bahn= von Charbin nach _Changchun_ und von hier =Südmandschurische Bahn= nach _Mukden_, vgl. S. 324. Von Mukden nach (524 M) _Peking_ zweigt die =Nordchinesische Eisenbahn= (_Imperial Railways of North China_) westwärts ab; Schnellzüge ab südmandschurischer Bahnhof in Mukden im Anschluß an die Expreßzüge von Charbin (S. 323), Fahrzeit Mukden-Peking 23 St., Fahrpreise I. $ 31,70, II. 19,85, Zuschlag für Luxusexpreß $ 7 bzw. 5. --Über direkte Fahrkarten Berlin-Peking (rund 11090 km) vgl. S. 302. Bahnfahrt von Charbin nach Mukden vgl. S. 324. Von Mukden fährt die Nordchinesische Bahn in westl. Richtung durch die steppenartige Liaoebene, die nicht besonders fruchtbar, aber wichtig durch ihre riesigen Schweineherden ist, die bis Peking exportiert werden, und überschreitet den Liaoho. Dann südwestl. weiter in der Liaohoebene nach _Koupangtze_. =Zweigbahn= südl. nach =Yingkou=, _Inkau_, _Niutschwang_ (_Hotel Manchuria House_; 30 Z., Pens. $ 8), dem wichtigsten Handelsplatz der südl. Mandschurei, auf 40° 44' nördl. Br., etwa 26 km oberhalb der Mündung des Liaoflusses in den Golf von Liaotung in der mandschurischen Provinz Schöngking; Yingkou hat etwa 52000 Einw. und ist seit 1858 dem Fremdhandel geöffnet, aber nur für kleinere Seeschiffe erreichbar. Landungsbrücken für Seeschiffe bei der europäischen Niederlassung am l. Ufer. Der Bahnhof der chinesischen Nordbahn liegt am r. Ufer, der Bahnhof der südmandschurischen Bahn (die 30 km östl. bei _Tashihchiao_ in die Hauptlinie Charbin-Mukden-Port Arthur [S. 326] mündet) am l. Ufer. _Russisch-Asiatische Bank_; _Yokohama Specie Bank_ (Korrespondent der Berliner Disconto-Gesellschaft), beide Korrespondenten der Deutschen Bank.--_Deutsches Konsulat_ (Vizekonsul J. Jaspersen).-- _=Dampfer=_ der _Nippon Yusen Kaisha_ nach Taku, Tschifu, Tschimulpo, Nagasaki, Moji etc.; _China Merchants-Dampfer_ nach Taku, Tschifu und Schanghai wöchentlich Agenten des _Norddeutschen Lloyd_: Bandinel & Co. --Der Liaofluß ist für Flußfahrzeuge bis nach Mukden schiffbar. An ihm liegt 48 km stromaufwärts die alte Chinesenstadt _Niutschwang_ (Ying-tse-kou), mit bedeutendem Handel. Die Hauptbahn läuft von Koupangtze südwestl. weiter über _Kintschou_ (_Chinchowfu_, vgl. S. 318) und _Ningjuen_ durch die schmale, zwischen der Nordwestseite des Golfs von Liaotung und dem Gebirge sich entlangziehende hügelige Küstenebene (Liaohsi), die als einzige bequeme Verbindung zwischen der Mandschurei und der Großen Ebene eine wichtige Rolle in der Geschichte Chinas gespielt hat (vgl. unten). (261 M) =Schanhaikuan= (_Railway Hotel_), nahe am Meer, stark befestigte, 1368 erbaute chinesische Grenzstadt; hier beginnt die große Chinesische Mauer (S. 296) und steigt in malerischen Zickzacklinien, mit Wachttürmen besetzt, auf die Kämme der Hügelketten im Hinterlande; Höhe der Mauer etwa 10 m, Breite oben 8 m und mehr. Die ebenfalls ummauerte Stadt liegt westl., also innerhalb der Großen Mauer. Einen bessern Schutz bieten jetzt fünf moderne Forts. Der Bahnhof liegt vor dem Südtore der Stadt und etwa 4 km vom Meer. Mehrfach sind Völkerstämme, aus Norden und Nordosten stammend, in der =Liaoebene= zeitweise seßhaft geworden, dort erstarkt und später durch Liaohsi nach China vorgedrungen. So eroberte um 900 n. Chr. der Stamm der _Kitan_, tungusischer Herkunft, Nordchina und begründete dort die von 905-1125 regierende Liaodynastie, der bis 1234 die stammverwandte Kin-Dynastie folgte. Die später in China zur Herrschaft gelangten Mongolenkaiser suchten daher die schmalste Stelle von Lioahsi durch eine das Ostende der Großen Mauer bildende Befestigungsanlage, das »Große Tor« (_Schanhaikuan_) gegen weitere Einfälle vom Liaotale her zu schützen. Trotzdem wurde Liaohsi noch einmal die Einfallspforte für fremde Eroberer, nämlich für den jetzt noch in China herrschenden tungusischen Stamm der _Mandschu_, die 1584 ins Liaotal kamen, 1616 Mukden und 1644 an Stelle von Mukden Peking zu ihrer Hauptstadt machen konnten. Bei (281 M) Stat. _Tangho_ liegt =Tshinwangtau= (_Resthouse Hotel_, bequem, 9 Z., Pens. $ 5), seit 1898 dem Fremdhandel geöffneter kleiner Hafen mit guter Landungsbrücke, 5000 Einw.; im Winter (November bis März), wenn die Takubarre gefroren ist, landen hier die für Tientsin bestimmten Postdampfer.--Die Bahn entfernt sich nunmehr von der Küste und geht über _Peitaiho_ (Seebad) und _Tschangli_ nach =Lwantschou= (_Lanchow_), alter Hauptstadt der Han-Dynastie, am r. Ufer des Lwanho, an dem etwa 160 km flußauf Jehol (S. 298) liegt. [Etwa 17 km nördl. von Lwantschou liegt die alte große Stadt Yungpingfu.]--Dann folgt _Kaiping_ und (355 M) =Tangschan=, Stadt mit 40000 Einw. und wichtigen Kohlenbergwerken der chinesischen Regierung. Nun weiter über _Lutai_ und _Peitang_ nach (394 M) =Tongku=. Weiterfahrt nach Peking S. 280 und 277. 16. Korea. Vgl. die Karten bei S. 271 und 337. Die =Halbinsel Korea=, im NW. durch das wegen seiner rostförmigen Gliederung schwer überschreitbare Gebirgsland von Liaotung und den Yalufluß, im NO. durch die bis 2450 m hohe Schranke des Tschangpaischan wirksam vom asiatischen Festland abgeschlossen, war seit alter Zeit ein Zankapfel zwischen China und Japan und zuletzt Rußland gewesen, hat sich aber meist selbständig erhalten, bis es 1910 japanische Kolonie geworden ist. Die ganze Ostseite der Halbinsel fällt steil, felsig und fast buchtenlos ins Japanische Meer ab, die Süd- und Westseite sind niedriger, offen, stark gegliedert und inselreich, aber schwer zugänglich, da alle die Felseninselchen und Buchtenränder in einen dicken Schlammantel gehüllt sind. Die Halbinsel hat drei verkehrsreiche Hafenplätze, Tschimulpo im W., Fusan im S., Gensan im O. Das Innere ist meist mit Hügel- und Gebirgsland erfüllt; von der Ostküste aus erhebt sich steil ein Gebirgszug, der nicht über 1500 m hoch ist und nach S. niedriger wird, aber wegen hoher (900-1000 m) Pässe auf große Strecken schwer überschreitbar ist. Nach W. fällt er in einem buckligen, einförmigem Berg- und Hügelland langsam ab. Größere _=Flüsse=_ konnten sich auf der Halbinsel nicht entwickeln, und die auf der Westseite vorhandenen kommen als Wasserstraßen höchstens so weit in Betracht, als die hohen Gezeitenwellen des Gelben Meeres in ihnen aufwärtsdringen. Dazu ist ihre Wasserführung sehr schwankend, und die nördlichen frieren im Winter zu. Dies gilt auch für den Yalu, den 800 km langen Grenzfluß gegen NW., der sich an seiner Mündung auf 4 km verbreitert, aber nur auf 60 km schiffbar (auf eine viel größere Strecke allerdings flößbar) ist. Korea liegt in der Breite Unteritaliens und Algeriens, aber der Winter ist in Mittelkorea keineswegs so mild wie in Algier oder Malta, sondern so rauh wie in Königsberg. Freilich ist er in der Mandschurei und im Liaotale noch viel strenger, die Winterkälte nimmt südwärts rasch ab (Januartemperatur in Charbin-18,7°, in Mukden -13,6°, in Tschimulpo-2,6° [Königsberg i. Pr.-2,9°], in Fusan 4,2°; dagegen in Malta und Algier 11,9°). Nordkorea ist den ganzen Winter über in Schnee gehüllt, im S. fällt Schnee nur auf den Bergen. Die Sommer sind in ganz Korea, Nordchina und der Mandschurei ungefähr gleich heiß, mit einer Mitteltemperatur des Juli oder August von etwa 24-25°, und zugleich die Zeit der Hauptniederschläge, die von Juli bis September fallen. Das _=Pflanzenkleid=_ der Halbinsel wechselt vom S. zum N. stark wegen der Verschiedenheit in der Strenge der Winter. Im Südteile erscheinen schon immergrüne Pflanzen, wie Kamelien und Bambus. Das Waldkleid der Berge ist aber schon sehr stark gelichtet, und im trocknen Winter sieht daher ganz Süd- und Mittelkorea steppenartig kahl aus, während der warmfeuchte Sommer eine üppige Vegetation hervorbringt. Wald- und wildreich sind noch die Gebirge des Nordteils der Halbinsel und besonders des Nordostens; sie tragen unten Laub-, oben Nadelwälder. Die _=Bevölkerung=_ ist, entsprechend der zentralen Lage der Halbinsel zwischen der Mandschurei, China und Japan, eine mongolische Mischrasse von sehr alter, aber stark herabgekommener Kultur. Das einst hochstehende Kunstgewerbe (Porzellan und Metall) ist ganz verschwunden. Die Kleidung der untern Stände ist weiß, die der Vornehmen farbig; die Frauen leben streng abgeschlossen. Die obern und untern Stände unterscheiden sich sehr scharf durch Typus, Kleidung und Kasten. Die Vornehmen haben schöne, feine Gesichtszüge und für Mongolen stattliche Körpergröße und tragen bunte Gewänder; die Gesichtszüge des niedern Volkes, das helle Kleider tragen muß, sind viel gröber, im N. tungusenähnlich mit flacher Nase und vorstehenden Backenknochen. Die Koreaner haben eine eigne mehrsilbige _=Sprache=_ mit chinesischen Lehnwörtern, aber Buchstabenschrift (vgl. _Imbault-Huart_: »Manuel de la langue coréenne parlée«; Paris 1889). Die Sittenlehre des Kungfutsze ist weit verbreitet, doch auch der Buddhismus hat noch Bedeutung. Viele Mönchs- und Nonnenklöster findet man in den Gebirgen. Das Unterrichtswesen gleicht dem japanischen; die Kunst des Lesens und Schreibens ist allgemein verbreitet. Die Grundlage der koreanischen _=Volkswirtschaft=_ bildet der Ackerbau, weniger die Viehzucht, sowie an der Küste der Fischfang. Da der Ackerbau ganz im Gegensatz zum chinesischen in sehr primitiver Weise betrieben wird, so ist die Volkszahl nicht groß; sie beträgt jetzt auf 218650 qkm 9-3/4 Mill. Menschen (davon 126168 Japaner, 12332 Chinesen, 464 Amerikaner, 153 Engländer, 87 Franzosen, 33 Deutsche, 40 andre Europäer). Angebaut werden vor allem Reis, Hülsenfrüchte und Getreide sowie im N. die vor allem in China als Allheilmittel sehr geschätzte Ginsengwurzel. Der Teestrauch wird nicht kultiviert, da die Koreaner, im Gegensatz zu den Chinesen und Japanern, keine Teetrinker sind; dagegen wird die Seidenraupe gezogen, und von Nutzpflanzen sind die Baumwolle und der Tabak im S. verbreitet. _=Geschichte.=_ Die Legende vom Ursprung des Königreichs Korea greift bis 2333 v. Chr. zurück; später bestanden verschiedene, sich befehdende Königreiche, bis Korea von 109 v. Chr. bis 314 n. Chr. zum erstenmal unter chinesische Gewalt fiel. Seit 37 v. Chr. bis 668 n. Chr. kämpften drei Königreiche um ihre Unabhängigkeit gegen China und Japan, später mit Japan gegen China. Von 668-935 blühte das Land geeinigt auf; von 918-1392 wurde es von der eingebornen Wang-Dynastie beherrscht, wobei die buddhistischen Priester und der Adel zu großem Einfluß gelangten, was viele Aufstände erzeugte; gleichzeitig wurden die Herrscher durch Heiraten von Mongolenprinzessinnen allmählich zu Mandschus. Kriegsschauplatz fremder Mächte war Korea zuerst 1268-1280, als Kublai Chan gegen Japan kämpfte. Seit 1392 gelangte infolge eines Palastaufstandes eine ältere Dynastie zur Herrschaft, die das Land Tschausian nannte; 1394 wurde Söul Hauptstadt. 1592-98 blutiger Krieg mit den gelandeten Japanern; 1627 und 1637 überfielen die Mandschu das Land und brachten es in Abhängigkeit zur Tsing-Dynastie. Trotzdem verstand Korea sich nach außen abzuschließen. Erst 1876 wurden für Japan einige Häfen geöffnet, 1884 auch für europäische Staaten. 1894 wurde das Land japanischer Kriegsschauplatz gegen China (wobei 1895 die Mutter des Kaisers von Korea von Japanern ermordet wurde), 1904 gegen Rußland. Seit 1910 ist Korea japanische Kolonie unter dem Namen Chosen (spr. tschosön, d. h. Land der Morgenröte). Der Generalgouverneur residiert in Söul. Die führende Aristokratie wurde dem japanischen Adel angegliedert, der Kaiser von Korea nach Japan ins Exil geführt. Der Besitz Koreas war für Japan eine Lebensfrage; es braucht das wenig bevölkerte Land als Siedelungskolonie. Von Mukden nach Söul. NB. Bester Weg für Japanreisende, welche die Seefahrt scheuen, vgl. S. 334. Mit der =Südmandschurischen Bahn= (S. 324) von Mukden nach _Antung_, 186 M, Fahrzeit 7 St., von da mit der =Koreanischen Bahn= (_Korean Railway_) über die seit 1912 betriebsfertige Eisenbahndrehbrücke über den Yalu nach _Söul_, 312 M von Antung, Fahrzeit 12 St. Die Strecke Mukden-Antung, während des russisch-japanischen Kriegs als Kleinbahn schnell gebaut, ist inzwischen auf normale Spurweite ausgebaut; durchgehende Züge von Mukden (wie für die Strecke nach Dairen, vgl. S. 324) sollen seit 1912 im Betrieb sein. Es wird empfohlen, sich für die Bahnfahrt mit Lebensmitteln für drei Tage und reichlich mit warmen Decken zu versehen. Sie führt durch das Gebirgsland des nördl. Liaotung, das, aus den verschiedensten Gesteinen aufgebaut, eine entsprechende Mannigfaltigkeit der Oberflächenformen zeigt und, um als landschaftlich schön bezeichnet werden zu können, nur des Waldmantels großenteils entbehrt. Die Bahn führt von Mukden südostwärts, schneidet die Kohlenbahn nach _Fushun_ (S. 325), dann über (47 M) _Penchihu_, eine ruhige Kleinstadt mit Kohlenfeldern in der Nähe, tritt ins Gebirge _Föngschuiling_ mit sehr malerischer Landschaft zwischen (58 M) _Chiaotou_ und (84 M) _Lienshankuan_; 16 km westl. davon der im Kriege hart umstrittene Paß _Motienling_.--In (98 M) =Tsaohokou= (Gasthöfe: _Nisshin_, japanisch, teuer; außerdem ein chinesischer, beide mäßig) bleibt der Zug liegen bis zum nächsten Morgen, dann über (120 M) _Chiumuchuang_ und (136 M) _Chikuanshan_ in steilem Gelände nach (150 M) =Fenghuangcheng=, Stadt mit 8500 Einw., in deren Landschaft man den vielgipfeligen _Phönixberg_ (Fenghuang = Phönix) erblickt.--Bei (172 M) _Wulungpei_ werden heiße Quellen passiert, dann erreicht man (186 M) =Shahochen=, chinesische Stadt mit 21490 Einw., und daneben, nur durch einen Graben von der alten Stadt getrennt, (189 M) =Antung= (_Anju_, _Ngantung_), die neue japanische Hafenstadt mit 5264 Einw., am r. Ufer, 8 km oberhalb der Yalu-Mündung; der Hafen wird von Dschunken und kleinen Küstendampfern viel besucht. Gasthöfe: _Kikuya Hotel_; _Gempokan_; _Yokohama Specie Bank_. _=Konsulate=_: Amerika, England und Japan sind vertreten. Chinesische Zollstation. Aus dem waldigen Hinterland werden auf dem Yalu große Mengen Holz herabgeflößt; Antung ist der Sitz der _Yalu Timber Co._ (japanisch-chinesischer Betrieb).--Das Flußgebiet des Yalu (Japan. Amunyoku Kan) ist mit Urwald bestanden und 90 km aufwärts von Antung bis Chanson (Changseng) für Küstendampfer, 370 km aufwärts bis Maserhshan trotz Stromschnellen für kleine Dschunken schiffbar. =Von Antung nach Söul.= Die Koreanische Staatsbahn (Expreßzug nur an bestimmten Tagen, mit Speisewagen, Fahrpreis Antung-Söul etwa 20 Yen; koreanische Bahnzeit ist 30 Min. später als südmandschurische, vgl. S. 324), die dem japanischen Generalgouverneur in Söul unterstellt ist, führt von Antung (s. oben) über die neue Yalu-Brücke nach _Shin-Gishu_ (_New Wiju_) am l. Yalu-Ufer, Stadt mit etwa 15000 Einw., davon 1/3 Japaner; Handel mit Goldsand, Fellen und Ginseng (Kraftwurzel); Hafen für Küstenfahrzeuge; in der Nähe Goldwäschereien. Bei _Pingyang_ (_Phyöngyang_), Provinzialhauptstadt mit 43000 Einw., am r. Ufer des hier nur für kleine Fahrzeuge schiffbaren Taitongkang; von hier Zweigbahn nach dem Seehafen _Chinampo_ an der wattenreichen Mündung des Taitongkang mit etwa 1000 Einw., dem Fremdhandel seit 1897 geöffnet, aber von geringer Handelsbedeutung; japanische Dampferlinien nach koreanischen, japanischen und nordchinesischen Häfen.--Die Hauptlinie führt über _Kaiseng_ und _Lungshan_ nach (312 M von Antung) =Söul= (S. 333).--[Hand] _=Anschlußstrecke=_ _Söul-Fusan_ nebst Dampferanschluß nach _Shimonoseki_ s. S. 337. Tschimulpo. =Ankunft zur See.= Von _Tschifu_ (S. 278) kommend, fährt man an Weihaiwai (S. 278) vorbei und dann auf die bis 125 m hohen Inseln zu, die der koreanischen Küste auf etwa 37-1/2° nördl. Br. vorgelagert sind; man steuert dann durch schwieriges, klippenreiches Fahrwasser zwischen vielen Inseln hindurch auf die Reede, wo die großen Dampfer etwa 4 km sw. vom Hafen ankern, während kleine im innern Hafen nicht weit von der Landungsbrücke für die Boote ankern. Man benutzt Sampan oder Dampfboot zum Landen, Preis etwa 1 Yen. Zollamt an der Landungsbrücke. =Gasthöfe=: _Yinsen Club Hotel_.--_Steward Hotel._--=Post u. Tel.=--=Rikschas=, Tragstühle, Reitpferde sind zu haben. --=Eisenbahn= nach Söul, 7 Züge tägl. in 1-1/2 St.; Bahnhof im europäischen Stadtteil am Hafen. Agent der Internationalen Schlafwagengesellschaft für die Sibirische Bahn: _L. Rondon & Co._ =Dampfer=: _Hamburg-Amerika Linie_ nur gelegentlich.--_Nippon Yusen Kaisha_ 14tägig über Fusan, Nagasaki nach Kobe und nach Tschifu.--Andre japanische Dampferlinien nach Japan, Tschifu, Dairen, Port Arthur.--Agentur des _Norddeutschen Lloyd_ und der _Hamburg-Amerika Linie_ im Hause Karl Wolter & Co. =Geld= wie in Japan, vgl. S. 342. =Banken=: _Karl Wolter & Co._, Korresp. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Chartered Bank of India, Austr. & China.--_Hongkong & Shanghai Banking Co._--=Sprache=: s. S. 330. Englisches _Missionshospital_ und japanische _Krankenhäuser_.--Größtes Handelshaus ist die deutsche Firma _Karl Wolter & Co._--_Tschimulpo Club._ _Tschimulpo_ (Japan. _Chemurupo_), als Seehafen für die Hauptstadt Söul die wichtigste Hafenstadt Koreas, ist seit dem russ.-japanischen Kriege bedeutend gewachsen und hat jetzt etwa 30500 Einw. (15000 Koreaner, 13100 Japaner, 2000 Chinesen, 50 Europäer), ist seit 1883 dem Fremdhandel geöffnet und war vorher ein armseliges Fischerdorf. Jetzt sind hier eine japanische, eine chinesische sowie eine internationale Niederlassung im Aufblühen. Letztere ist die größte, sie nimmt einen Teil der Wasserseite, wo der Bau eines mit Schleuse geschlossenen Hafenbeckens geplant ist, sowie das ganze Hinterland ein; hier liegt auf einem Hügel mitten in schönen Gartenanlagen das schloßartige Haus des Hrn. Wolter, Chefs des Handelshauses _Karl Wolter & Co._, sowie das neue stattliche Haus eines Engländers. Von der Höhe *Aussicht auf Stadt und Hafen. Die Umgebung ist gebirgig, doch gut bebaut. Die Flußfahrt nach Söul ist langwierig, doch stellenweise sehr malerisch. Etwa 10 km sö. von Tschimulpo liegt die alte Stadt _Intschön_, deren Mauern aus der Zeit vor Christi Geburt stammen. =Eisenbahn Tschimulpo-Söul= (1-1/2 St. für I. 1,41, II. 0,94 Yen; Gepäck 15 sen für 20 Pfund, dann 5 sen für je 20 Pfund mehr). Abfahrt vom Hafenbahnhof in Tschimulpo; Hst. _Saalij_ am SO.-Ende der Stadt, hinter der französischen Kirche, für das koreanische Viertel. Dann Fahrt durch die Ebene über _Pup-hyöng_ nach (30 km) _Eitoho_, wo r. die Südkoreanische Bahn (S. 336) nach Fusan abzweigt. Hinter (34 km) _Nodol_ auf einer Brücke mit 10 Bogen über den _Hangangfluß_. -- (37 km) _Yungsan_, wichtiger Flußhafen, mit katholischer Kirche; dann mehren sich die Dörfer, die Bahn läuft in die Hauptstadt. _Nandaimun_ am Südtor und weiter zur (42 km) Endstat. _Saidaimun_ am Westtor, dicht an der Stadtmauer von =Söul= (sprich schaul, ssaul oder siul), d. h. Hauptstadt, japanisch _Keijo_, chinesisch _Wangking_. =Gasthöfe=: _Sontag Hotel_, in der Legation Street, nahe den Konsulaten und gegenüber dem Club; 25 Z., französische Küche, Pens. 7-8 Yen. -- _Astor House Hotel_ (früher Station Hotel), am Bahnhof; 20 Z., Pens. 6-1/2-8 Yen. =Post u. Tel.= japanisch. --_Rikschas_ (50 sen stündl.), Sänften, Reitpferde sind zu haben. -- =Straßenbahnen=: 1. Von der Westvorstadt durch die Hauptstraße und das Osttor zum Grabe der Kaiserin; 2. Von Tjongno nach Ryong-san. -- =Eisenbahnen=: nach _Tschimulpo_ (s. oben); Südbahn nach _Fusan_ 750 km; Nordbahn über Pingyang nach Antung (S. 332) mit Anschluß an die Mukden-Antung-Linie der Südmandschurischen Bahn (S. 324) und damit an die Sibirische Bahn (S. 316). Bester Reiseweg für Japanreisende, die das Seefahren nicht vertragen und auf diesem Wege, indem sie von Söul mit Bahn weiter bis Fusan (S. 336) fahren, nur die kurze Überfahrt von Fusan nach Shimonoseki, _etwa 7 St. Seefahrt_, durchzumachen brauchen. Im Bau Zweigbahnen nach _Kunsanpo_ und _Mokpo_ in Südwestkorea sowie die strategische Linie Söul-Gensan (Wönsan). Geplant ist eine Querbahn von Pingyang nach Gensan. -- =Geld= wie Japan (S. 342).--_Banken_: _Bank von Korea_, mehrere japanische. -- =Sprache=: S. 330. -- =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Generalkonsul Dr. Krüger. -- Internationaler _Club_. -- Japanisches _Krankenhaus_. -- Zeitung: »Seoul Preß« (Regierungsorgan). -- Europäische Geschäfte und Agenturen. _Söul_ ist seit 1394 Hauptstadt und geistiger Mittelpunkt Koreas; es liegt auf etwa 37,5° nördl. Br. (wie Sevilla), etwa 4 km nördl. vom rechten Ufer des Hangang in einer kesselförmigen Mulde und ist von Bergen bis zu 800 m Höhe eingeschlossen, auf deren Abhängen sich die mächtigen steinernen Stadtmauern von mehr als 20 km Länge hinziehen. Innerhalb der Stadtmauern erhebt sich der steile, 400 m hohe _Nordberg_ (_Puksan_) und der 260 m hohe, dichtbewaldete _Südberg_ (_Namsan_), an dessen Fuß das japanische Stadtviertel liegt. Außerhalb der 8 Tore von Söul liegen noch große Vororte. Die Stadt ist sehr weitläufig gebaut, zwei Hauptstraßen führen von N. nach S. und von O. nach W. hindurch. Die Stadt hat 230939 Einw. (davon 35000 Japaner, 2000 Chinesen und 100 Europäer). Das Klima ist kontinental, bis 36° C im Sommer, -15° C im Winter; beste Jahreszeit zum Besuch sind Frühjahr und Herbst, da dann auch die Landschaft besonders schön und regenfrei ist.--_=Rundfahrt.=_ Man besichtigt zunächst bei der Einfahrt vom Bahnhof die mächtige _Stadtmauer_ nebst Torpagode des Südwesttors mit tiefer Torwölbung. Von dem Platz, auf dem der Himmelsaltar (_Wenku_) steht, gelangt man zum _Neuen Kaiserpalast_, mit Seitenflügeln, zwischen denen die Anfahrtstraße zum Haupteingang liegt; die Stirnwand hat 3 Torbogen, vor denen 2 riesige, bizarre Steinlöwen stehen; das geschwungene Dach hat dunkelgrüne Ziegel; im innern Hof l. ein Gartenpalast, r. Beamtenwohnungen (Adelsgenossenschaft).--Man fahre dann an den Häusern der fremden Gesandtschaften vorbei zum Westtor, bei dem nördl. der _Maulbeerpalast_ (_Kjenghökung_) steht, 1616 erbaut, jetzt eine ausgebrannte Ruine.--Von da durch die östl. Hauptstraße zum _Glockenpavillon Tjongno_, dessen Glocke 1396 gegossen wurde und seitdem abends und morgens das Schließen und Öffnen der Stadttore ankündete; die Glocke hat etwa 3 m Durchmesser und 3-1/2 m Höhe. Der Glockenpavillon liegt in der Mitte der Stadt im koreanischen Geschäftsviertel; dort sind große Basare und die besten Kramläden. In der Nähe die alte weiße _Marmorpagode_ mit 13 Stockwerken (14. Jahrh.) und im Hofe eines Hauses ein alter Grabstein auf dem Rücken einer Schildkröte.--Dann folgt man der östlichen Hauptstraße bis zum Ahnentempel _Htaimyo_, biegt dann l. und gelangt zum _*Alten Kaiserpalast_ (_Tschyangkekkung_), dessen riesige Anlage sich bis zu den Hügeln beim Nordtor ausdehnt und viele prächtige Granitbauten in einem schönen Park enthält (zum Besuch vorher Erlaubnis durch den deutschen Konsul auswirken); der Palast ist der glänzendste Bau rein koreanischen Stils und enthält eine prachtvolle Audienzhalle, einen schönen Thronsaal und geschmackvolle Pavillons an den Lotosteichen des Parks. In dem Kiefernpark wurde auf einer Stelle, die einem Musikpavillon ähnelt, die Leiche der von den Japanern ermordeten Kaiserinmutter 1895 verbrannt.-- Nö. vom Alten Palast liegt der 1764 erbaute Tempel _Kyengmokung_ und nördl. von diesem der aus dem 14. Jahrh. stammende _Kungfutszetempel_ (_Munmyo Munsyeng Wangmyo_), mit uralten Bäumen im Hofe.--In wenigen Minuten gelangt man nun zum prächtigen Nordosttore der Stadt, vor dem in dem Bonzenheim _Höngtyen_ in einem Nebensaale sehenswerte Gemälde der buddhistischen Hölle (_myeng pu tyen_) sind.--Nur wenig weiter liegt das Grabmal einer Königin, _Tjöngröng_, die 1396 starb und 1409 dort beerdigt wurde, ein merkwürdiger Bau in schöner Lage.--Außerhalb der Stadtmauern liegen viele Königsgräber in entzückender Landschaft. Sehr lohnend ist ein Ausflug (3 St.) auf der westwärts laufenden Südmauer der Stadt bis an ihren höchsten Punkt; dort *Aussicht über Stadt, Gebirge und bis Tschimulpo. =Ausflüge= in die landschaftlich reizvolle Umgebung zu Pferde, besonders nach den fünf Präfekturfestungen, werden sehr empfohlen. Nach _Pukhan_ etwa 12 km nördl. vom Westtor; nach _Kwangdschu_ (Zitadelle von _Namhan_) etwa 25 km sö. vom Südosttor von Söul auf einem Berge, 1626 erbaut, mit neun Klöstern kriegerischer Bonzen, einem Königspalast, verschiedenen Yamen und Tempeln. Man braucht 2 Tage, übernachte (gegen Geldgeschenk) in einem der gastfreien Klöster. Der Ausflug in die =*Diamantberge= erfordert etwa 8-14 Tage Zeit, Ausrüstung mit Reitpferd und etwa 2 Packpferden nebst Führer und Mundvorrat, Bettzeug etc. (Nach Fertigstellung der südl. Bahnstrecke der Linie Söul-Gensan benutze man diese bis Kimsöng.) Man reitet auf der großen Landstraße, die von Söul nordostwärts nach _Gensan_ führt (Bahn im Bau), am 1. Tage 50 km bis _Yongpöng_, am 2. Tage etwa 60 km bis _Kimsöng_ (d. h. Goldstadt), ein verfallener Ort. [Von hier 30 km wnw. lag das Goldbergwerk =Tangkukae= eines deutschen Syndikats in waldigen, wasserreichen Bergen, seit 1906 wieder aufgelassen.]--Von Kimsöng wende man sich zu Fuß östl. in die Berge über mehrere steile Pässe zum reißenden Fluß _Thaetsingang_, dann im Tale von dessen Nebenfluß nach NO.; bald führt ein schmaler Felspfad über eine Bergkette und wieder hinab in ein enges Tal, bis man auf dessen Paß die gewaltige Bergmasse der Diamantberge von Korea, mit dem höchsten Gipfel =Kimkangsan= (1830 m), erblickt, zu denen man auf ausgetretenen, aber doch oft schwierigen, von vielen Pilgern besuchten Felspfaden gelangt. Mehr als 100 buddhistische Tempel und Pagoden sind auf den Hängen und in den Tälern der Diamantberge, meist in sehr malerischer Lage. Die koreanischen Mönche, die dort teils als Einsiedler, meist aber in großen Klöstern hausen (sie griffen 1592 zu den Waffen und halfen die Japaner aus dem Lande schlagen), sind sehr gastfrei (aber arm und anspruchslos) und dienen gern als Führer. --Von Kimsöng bis zum Kloster =Tschanganso= (Tempel des ewigen Friedens) kann man Packpferde mitführen. Dort übernachte man und klettere am nächsten Morgen (in starken koreanischen Leinenstrümpfen mit zähen Bastschuhen und festem Bergstock) mit Führern am Bergstrom bergauf, zum Teil an fast senkrechten Felswänden empor und am Kloster _Piohunsa_ (Tempel der Erklärung der Gebote) vorbei. An der Felswand hoch über dem Weg haust in einem Tempelchen eine alte Nonne. Nach 3 St. Steigen gelangt man zu einem Kloster im Urwald. Bei einer Lichtung sieht man eine Buddhafigur an hoher Felswand, aus dem Felsen herausgehauen. Bald erreicht man den 1340 m hohen Kamm der Kette, der 790 m über dem Kloster Tschanganso liegt; einige felsige Kuppen in der Nähe sind noch höher. Wunderbare *_=Aussicht=_ bis zum Japanischen Meer und über die Gebirgsketten. Anstrengender Abstieg durch prächtige Eichen- und Buchenwälder, vorbei an einem buddhistischen Friedhof in einer runden Lichtung, in dessen Nähe das größte und älteste Kloster *=Yüchömsa= (Tempel der Ulmenberge) liegt, wo man übernachtet.--Am 5. Tage auf bequemem Wege zurück nach _Tschanganso_, am 6. nach _Kimsöng_, am 8. oder 9. nach _Söul_.--Auf Gasthofsverpflegung muß man in dieser wilden Natur verzichten. (Nach Dr. _O. Franke_.) Von Söul nach Fusan und Shimonoseki. Mit der =Südkoreanischen Bahn= (_Fusanbahn_) nach _Fusan_, 445 km, Fahrzeit etwa 10 St., Fahrpreis I. 14,70, II. 10,29 Yen, gute Expreßzüge mit Speisewagen.--Von Fusan mit =Dampfer= der japanischen Staatsbahnen nach _Shimonoseki_, täglich früh und abends, 122 Seem., Überfahrtszeit 7-10 St.; große, bequeme Schiffe, direkter Anschluß. --Söul-Shimonoseki, Fahrzeit 22 St.; Fahrpreis I. 26,70, II. 17,29 Yen; Söul-Kobe, Fahrzeit 37 St. für I. 32,70, II. 21,79 Yen; Söul-Tōkyō, Fahrzeit 53 St., für I. 41,98, II. 26,46 Yen. Rückfahrkarten für diese Strecken 20 % weniger als das Doppelte. Von Söul (Saidaimun, s. S. 333) führt die Bahn über (12 km) _Eitoho_ (Abzweigung der Linie nach Tschimulpo, s. S. 333), (50 km) _Suigen_, ummauerte Stadt am Fuße bewaldeter Hügel, (93 km) _Seikwan_, mit Schlachtfeld aus dem japanisch-chinesischen Krieg von 1894; hinter der Stadt setzt die Bahn auf 116 m langer eiserner Brücke über den Anjogawa, weiter über (211 km) _Shinsen_, Sommerfrische mit 72 m hohem, schmalem Wasserfall, erreicht in (243 km) _Shufurei_ den höchsten Punkt im Gebirge, dann (323 km) =Taiku=, große ummauerte Stadt mit etwa 46000 Einw. (davon 1000 Japaner).-- Weiterhin folgt (428 km) _Sanroshin_. =Zweigbahn= über den breiten Fluß _Rakutōko_ nach (24 km) =Masanpho= (japanischer Gasthof), wichtigem, im Ausbau begriffenen japanischen Kriegshafen mit Marinewerft, Trockendocks, mit etwa 40000 Einw., in einer malerischen Förde, von Bergen umschlossen, mit vorzüglicher Reede. Die Hauptlinie erreicht (445 km) =Fusan= (_Pusan_), den zweitwichtigsten Seehafen Koreas mit 46000 Einw. (die Hälfte Japaner); _Hotel Oike_, _Hotel Fusan_, in beiden Pens. etwa 6 Yen; zwei japanische Banken. Japanische Dampferlinien nach Shimonoseki, Nagasaki, Wladiwostok, koreanischen und nordchinesischen Häfen. Das deutsche Handelshaus Karl Wolter & Co. ist in Fusan vertreten; außerdem viele japanische, chinesische und einzelne europäische Firmen. In der japanischen Stadt Militärhospital, PT. Fusan ist mit saubern Straßen gut angelegt, mit Wasserleitung, elektrischer Beleuchtung, schönen Läden, großen Reisspeichern versehen und besitzt ein sehenswertes *_Handelsmuseum_. Ein Telegraphenkabel führt nach der japanischen Insel Kyūshū. Der Hafen ist durch Inseln geschützt, im Binnenhafen sind Anlegebrücken für die Postdampfer. Ausfuhr umfaßt hauptsächlich Reis und Bohnen. Das Klima ist sehr gesund, die Temperatur schwankt zwischen 35° und -5° C; Taifune sind selten. Fusan ist beliebt als Seebad. Die bergige Umgegend ist sehr malerisch; 2 km nördl. von der Stadt liegt nahe der Bahn bei _Fusan-Chin_ ein ummauertes koreanisches Schloß aus dem 17. Jahrh. =Von Fusan nach Shimonoseki= (Dampferverbindung vgl. S. 336) läuft der Dampfer mit osö. Kurs quer durch die 120 Seem. breite =Koreastraße=, die Verbindungsstraße zwischen Japanischem und Ostchinesischem Meer, passiert r. _Maru saki_, das Nordende der bis 666 m hohen Inselgruppe _Tsushima_, in deren Nähe 27. und 28. Mai 1905 die russische Flotte vom japanischen Admiral Togo fast völlig vernichtet wurde, und erreicht nach 7-10stündiger Fahrt (122 Seem.) =Shimonoseki= (S. 355). Japan. Das Kaiserreich =Japan= im äußersten Osten Asiens, das =Nippon= oder =Nihon= der Japaner, bei Marco Polo _Zipangu_ genannt, chines. _Dschipönnkwo_, das »Land der aufgehenden Sonne«, erstreckt sich in einer langen, aus drei großen Bogen mit 3850 großen und kleinen Inseln und Klippen bestehenden Reihe zwischen den verhältnismäßig flachen ostasiatischen Randmeeren und dem rasch zu außerordentlich großen Tiefen (bis 8500 m) absinkenden Stillen Ozean über 30 Breitengrade, von Formosa bis Schumschir, der nördlichsten der Kurilen. Die Inselreihe gliedert sich in sechs Gruppen: 1) _Alt-Japan_ zwischen Colnett- und Tsugarustraße, in ältester Zeit _Ō-yashima_ (»die großen acht Inseln«) genannt, die Inseln Hondo (Honshū), Kyūshū, Shikoku, Awaji, Sado, Okishima, Iki und Tsushima umfassend. 2) Die Insel _Yezo_ (_Yeso_), seit der Restauration _Hokkaidō_ genannt, nördl. von Hondo zwischen der Tsugaru- und der Lapérousestraße. 3) Die _Kurilen_ (Japan. _Chishima_, »Tausendinseln«), 36 größere Inseln zwischen Yezo und Kap Lopatka. 4) Die _Ryū-kyū-Inseln_ (_Luchu_, _Liukiu_), amtlich _Okinawa_, zwischen der Colnettstraße und der Insel Formosa. 5) Die Insel _Taiwan_ oder _Formosa_ (S. 245) und die _Pescadores_ (S. 245). 6) Die _Bonininseln_, jetzt _Ogasa-wara-shima_ genannt, im Stillen Ozean. Hierzu kommen seit 1905 die Halbinsel _Kwangtung_ mit _Dairen_ (Dalny) und Port Arthur, die südliche Hälfte von _Sachalin_, sowie neuerdings _Korea_. --Die Gesamtfläche des Landes beträgt 454868 qkm (Deutsches Reich 540742 qkm).--Für den Besuch seitens der Weltreisenden kommt im allgemeinen nur der Süden und die Mitte von Alt-Japan, bis nordwärts zur Mitte von Hondo, in Betracht. Auf diese allein bezieht sich daher die nachfolgende kurze Schilderung der Landesnatur. --Alt-Japan ist ganz vorwiegend ein Gebirgsland von sehr mannigfaltiger Gesteinszusammensetzung u. sehr verwickeltem Bau, der schon in der unregelmäßigen und zerrissenen Gestalt der Inseln zum Ausdruck kommt. An dem Aufbau des Landes haben außer Massen- und Schichtgesteinen aller Altersstufen auch jungvulkanische Ablagerungen einen bedeutenden Anteil, Vulkankegel beherrschen im mittlern Hondo die Landschaft. In dem vulkanischen Gürtel, der den Stillen Ozean umgibt, bildet Japan ein wichtiges Glied mit etwa 20 ab und zu noch tätigen und Hunderten von erloschenen Vulkanen. Von erstern liegen Asotake und Kirishima (Ausbruch 1896) auf Kyūshū, Asamayama, Shirane-san und Bandaisan im mittlern Hondo, Komagatake auf Yezo. Zu den erloschenen oder ruhenden gehören viele Gipfel auf Hondo, wie der berühmte _Fuji-no-yama_, dessen beschneiter Gipfel in die Lüfte ragt (S. 384). _Erdbeben_ sind sehr häufig und ein Zeichen dafür, daß die Verschiebungen in der Erdrinde, denen auch die Vulkane ihr Dasein verdanken, hier am Außenrande des asiatischen Festlandsockels noch fortdauern. In Hondo erreicht das Land in einigen vulkanischen Gipfeln (_Fuji-san_ oder _Fuji-no-yama_ 3778, _Ontake_ 3185 m) seine höchste Erhebung und in der Meridiankette zwischen den Provinzen Shinano und Hida, den »japanischen Alpen«, den großartigsten Gebirgscharakter; mauerartig ansteigender Granit und zerklüftete Porphyrmassen erheben sich hier im _Yatsugatake_, bis 2932 m, während die Paßübergänge (1800-1900 m) fast nie ganz schneefrei werden. Gipfel von 2200 m Höhe und mehr sind im mittlern Hondo zahlreich; dagegen bleiben alle Berge der Hauptinsel westl. des Biwasees und der Bucht von Owari unter 2000 m. Das =Klima= ist gesund. Es steht, wie in ganz Ostasien, unter der Herrschaft der Monsunwinde, also warmer, feuchter Südwinde im Sommer, kalter und lebhafter NW.-Winde im Winter. Von dem Klima des benachbarten Festlands unterscheidet es sich aber vorteilhaft durch wärmere Winter, die in erster Linie dem mildernden Einfluß der Meeresumgebung verdankt werden. Die _=Niederschläge=_ sind nicht in dem Maße wie in Nordchina auf wenige Sommermonate zusammengedrängt, sondern mehr über das ganze Jahr verteilt und anderthalb bis dreimal so reichlich wie in Deutschland. Hauptregenzeiten sind Mitte Juni bis Mitte Juli sowie September und Oktober. Die dazwischen liegenden anderthalb Monate sind trockner und heiß (Mitteltemperatur des August im Süden und in der Mitte von Alt-Japan 25,5-27°, die Maxima erreichen etwa 37°). Die tiefsten im Winter vorkommenden Kältegrade sind durchaus mäßig (in Nagasaki-5°, in Kyoto -12°), aber für die Japaner in ihren unheizbaren Holzhäuschen immerhin empfindlich. Januar und Februar sind in Hondo etwa so warm, wie in Süddeutschland der März, in Kyūshū noch wärmer. Der Winter ist also bedeutend kühler als in den in gleicher Breite liegenden Mittelmeergebieten und bringt dem südl. Kyūshū (auf gleicher Breite mit dem Nildelta) gelegentlich noch Frostnächte und Schnee, den Gebirgen überall und im N. auch dem Flachlande große Schneemassen, doch keine hohen Kältegrade. Die Temperaturverhältnisse der Hauptbesuchsmonate April und Mai entsprechen etwa denen des Mai und Juni in Mittel- u. Süddeutschland. Der September ist erheblich wärmer, der Oktober nur wenig kühler als unser Juli. Das =Pflanzenkleid= Japans ist infolge der milden Winter und feuchtheißen Sommer üppiger als sonst irgendwo unter gleicher Breite. Die Vegetation der niedrigeren Teile von Kyūshū, Shikoku und der Südhälfte Hondos trägt subtropischen Charakter, gegen die Südspitze hin mit Anklängen an die Tropen. Immergrüne Sträucher (Kamelien, Teestrauch, Rhododendren, Buchsbaum etc.) und Bäume walten hier vor, daneben spielen Nadelbäume --Kiefern und die schönen Kryptomerien sowie der merkwürdige Gingkobaum --eine wichtige Rolle, außerdem der Lackbaum und im Süden der Bambus. Zwergpalmen kommen auf der Westküste von Hondo nordwärts bis Tōkyō fort, eigentliche Palmen nur im Süden am Kyūshū. Das Waldkleid ist zwar in der untern, subtropischen Zone bis auf schöne Tempelwälder großenteils beseitigt, aber in den Gebirgen noch überall erhalten. Die =Bevölkerung= betrug im eigentlichen Japan, ausschl. Formosa 1910: 50751919 Ew. Die Japaner sind, wenn man von den Ainu, den Ureinwohnern der Insel Yezo (vgl. S. 343), absieht, heute ein einheitliches Volk nach Sprache, Sitte und Lebensweise, ursprünglich aber wohl ein Mischvolk, da sich außer der mongolischen Grundmasse auch mancherlei malaiische Einflüsse nachweisen lassen. Sie sind von kleinem, kräftigem Wuchs. Wie in Korea kann man einen feinern, vornehmen und einen gröbern, gewöhnlichen Typus deutlich unterscheiden. In der Entwickelung des Volkes spielte die Trennung nach _=Ständen=_ eine wichtige Rolle. Diesen Ständen nach gab es 1903: 5055 Kwazoku (Edle), 2167389 Shizoku (alte Kriegerkaste, Samurai) und 44560397 Heimin (spr. hēmin, gewöhnliches Volk). Die _Kwazoku_ (»Blume der Familien«) sind entstanden aus der Vereinigung des frühern Hofadels (Kuge) mit dem Feudaladel (Daimyō). Nach der Beseitigung des Feudalwesens wurden 1884 fünf Adelsrangstufen geschaffen; danach gab es im Jahre 1908: 15 _Kō_ oder Fürsten, 36 _Kō_ oder Marquis, 100 _Haku_ oder Grafen, 374 _Shi_ oder Vicomtes und 379 _Dan_ oder Barone, im ganzen 904 (man sagt _Kōshaku_, _Hakushaku_ etc.) Adelsfamilien. Die _Shizoku_ (moderner Name für _Samurai_) waren bis zum Anfang der Meijizeit die Beamten und erblichen Krieger der Feudalherren, zu deren Vorrechten das Schwertertragen und das Bauchaufschlitzen (Harakiri oder Seppuku) als freiwilliger Selbstmord nach Ehrverletzung und als reinigende Selbstbestrafung nach verübtem Verbrechen gehörten; heute stellen sie zum Teil die Offiziere und höhern Staatsbeamten. Das gewöhnliche Volk, für das erst seit 1868 der Name _Heimin_ im Gegensatz zu den Shizoku üblich ist, war in der Tokugawaperiode (1600-1868) in drei Klassen geteilt, dem Range nach von oben nach unten: _Hyakushō_ (Bauern), _Shokunin_ (Handwerker) und _Akindo_ (Kaufleute). Unter dem Volk stand noch eine verachtete Pariaklasse, die _Eta_ (Abdecker, Gerber, Lederarbeiter, Totengräber).--Die Japaner besitzen hervorragende geistige Eigenschaften. Zu rühmen sind der Reinlichkeitssinn (Waschen und heißes Baden ist sehr beliebt) und natürliche Anstand, das im allgemeinen höfliche Benehmen, das heitere Familienleben, die Ehrerbietung der Kinder gegen Eltern, die Freude an den Schönheiten der Natur, das hohe Bildungsstreben und die bewunderungswürdige Vaterlandsliebe. --Das japanische _=Haus=_ macht mit seiner leichten, luftigen Bauart, den Eindruck, als ob es einem wärmeren Klima entstamme, denn es hat nur dünne Holzwände, keine richtige Heizung (nur Kohlenbecken) und anstatt fester Zimmerwände verschiebbare Mattenwände. Der Hausbau ist somit besser an die häufigen Erdbeben als an die klimatischen Bedingungen angepaßt. Der Hausrat beschränkt sich auf Schränke und wenige Gebrauchs- und Schmuckgegenstände (Matten; Vasen, Hängebilder). Große Brände sind in den Städten häufig.--Der Japaner lebt mäßig. _=Nahrungsmittel=_ sind vornehmlich in Wasser gekochter Reis, Hirse (im Gebirge), Hülsenfrüchte, Knollengewächse und Pilze, ferner Fische, Krusten- und Weichtiere; Brot, Milch, Butter und Käse waren unbekannt, Fleischspeisen wenig in Gebrauch. Zur Würze dienen Sojabohnen und Curry, gesalzene Rettiche (_Daikon_), Früchte der Eierpflanze (_Nazu_), Gurken u. a., als Genußmittel grüner Tee ohne Zutat, Reisschnaps (_Sake_) und Tabak, den beide Geschlechter gern rauchen.--Die _=Kleidung=_ der Landbevölkerung, aus Baumwollenstoff und mit Indigo gefärbt, besteht oft nur aus einem Kittel und engen Hosen; bei Regenwetter trägt der Bauer einen eigentümlich aussehenden Mantel aus Stroh. Bei den Wohlhabenden spielen hellfarbige, schön gemusterte Baumwollen- und Seidenstoffe die Hauptrolle. Ein schlafrockähnliches Oberkleid, der _Kimono_, wird von Männern und Frauen getragen, er ist das eigentliche Nationalgewand und nur im Schnitt der Ärmel und im Gürtel bei beiden Geschlechtern verschieden. Zur bessern Kleidung gehört eine weite Hose (_Hakama_) und ein halblanger paletotartiger Überwurf (_haori_); Schüler und Schülerinnen tragen gleichfalls Hakama. Die Füße sind entweder nackt, oder bei besserer Bekleidung in ganz kurze, nur bis zu den Knöcheln reichende weiße oder dunkelviolette Strümpfe (_Tabi_) gehüllt; als Schuhwerk dienen Holzschuhe (_Geta_) und Strohsandalen (_zōri_ und _waraji_), deren Riemen vorn zwischen der großen und der zweiten Zehe festgehalten werden, weshalb bei den Tabi auch die große von den übrigen Zehen getrennt ist. Die vornehmere männliche Bevölkerung, besonders die Beamten, tragen mehr und mehr europäische Tracht. Ein unentbehrlicher Gebrauchsgegenstand der Frauen ist der Fächer. =Religion.= Die Japaner haben sich schon früh vom Natur-zum Ahnenkult erhoben, der in der göttlichen Verehrung der _Kami_ oder Geister berühmter Fürsten, Helden, Gelehrter neben zahlreichen untergeordneten Göttern besteht. Im Gegensatz zu dem vom Ausland eingeführten Buddhismus (_Butsu-dō_) hat man der ursprünglichen Nationalreligion den Namen _Shintō_ (»Weg der Götter«, _shin_ = _kami_) gegeben. Eine bestimmte Glaubens- und Sittenlehre fehlt dem Shintō ursprünglich; seine Sittenlehre ist vermischt mit der Moralphilosophie des Kungfutsze und andrer chinesischer Weisen. Die Shintōtempel oder »Schreine« (_Miya_, _Yashiro_, _Jinja_) reinen Stils, einfach und schmucklos, aus naturfarbenem oder rotgestrichenem Holz erbaut, bestehen aus zwei Teilen, dem _Honden_ (_Shinden_) oder Sanktuarium mit dem Sinnbild der Gottheit, und dem _Haiden_ (»Gebetshalle«). Auf dem Altartisch und anderswo stehen _Gohei_, Stöckchen mit zickzackförmigen weißen Papierstreifen, eigentlich symbolischer Ersatz für Opfergaben; vor den Schreinen galgenförmige Portale, _Torii_. Der in vielen Miya sichtbare Metallspiegel ist dem Buddhismus (Shingonsekte) entlehnt. Den Göttern werden Speise- und Trankopfer dargebracht; die Tempelfeste (_Matsuri_) sind vielfach große Volksfeste. Wer sich durch Tapferkeit, Gelehrsamkeit oder Wohltätigkeit auszeichnet, kann nach seinem Tod unter die Götter versetzt werden. Die Shintōpriester haben nur im Amt besondere Tracht, es gibt für sie kein Zölibat und keine Klöster; ihre Würde ist erblich. 1903 zählte man 196400 Shintōtempel und etwa 100000 Shintōpriester bei zwölf verschiedenen Sekten. Mächtigen Einfluß auf den Kamidienst hat der Buddhismus ausgeübt, der in der Mitte des 6. Jahrh. n. Chr. nach Japan gelangte, sich schnell verbreitete u. im 13. Jahrh. zur höchsten Macht entfaltete. 1903 gab es in Japan zwölf buddhistische Sekten mit 72000 Tempeln und gegen 200000 Bonzen. Hauptsitz der buddhistischen Hierarchie ist Kyōto (S. 369). Zwischen Shintōismus und Buddhismus bestand früher keine scharfe Scheidung, da der _Shintō_, wenige Kultstätten wie Yamada in Ise und Kizuki in Izumo ausgenommen, sich mit dem Buddhismus amalgamiert hatte (_Ryōbu-Shintō_). Erst seit der Meijizeit (S. 344) ist wieder eine reinliche Trennung vorgenommen und der Shintō zur Staatsreligion erklärt worden. Doch herrscht trotzdem kein Gewissenszwang. Der Kaiser ist als theoretischer Nachkomme der höchsten Shintōgottheit, der Sonnengöttin _Ama-terasu_, der shintōistische Oberpriester des Landes und fungiert als solcher bei gewissen Staatsfesten, die in der Heiligen Halle (Kashiko-dokoro) des Palastes stattfinden. -- Eine prägnante Darstellung des Wesens des Shintō von _Florenz_ und des japanischen Buddhismus von _Haas_ in »Kultur der Gegenwart«, Abteilung Orientalische Religionen (Leipzig, Teubner, 1906). -- Das Christentum wurde bereits 1549 durch den Jesuiten Franz Xavier nach Japan gebracht und verbreitete sich schnell, wurde aber, nachdem auch hier wie in China die Dominikaner und Franziskaner Unfrieden gestiftet hatten, bis 1638 wieder ausgerottet und bei Todesstrafe verboten. Jetzt werden der christlichen Mission keine Hindernisse bereitet, aber die Bekehrten gehören meist dem niedern Volk an, und man darf sagen, daß dem Christentum in Japan kaum eine Zukunft blüht. =Japanische Kunst.= Am wenigsten entwickelt ist die Architektur. Die buddhistischen Tempel gehen auf chinesische Vorbilder zurück; die Shintō-Schreine reinen Stils, wie die von Ise, Kizuki etc. lehnen sich dagegen an die Struktur des primitiven japanischen Hauses an. Die Wohnhäuser sind meist aus Holz, Geflechten aus Bambusrohr und Fachwerk, mit Papierfenstern und Schiebetüren, bisweilen auf gemauertem Unterbau. Auch die Plastik hat sich, abgesehen von den Bildern buddhistischer Gottheiten, auf die Kleinkunst in Bronze, Ton, Elfenbein, Holz etc. beschränkt.--Ihre höchste Blüte hat die japanische Kunst in der Malerei erreicht, sowohl selbständig als für dekorative Zwecke (Porzellan, Fayence, Lackarbeiten), deren Anfänge vor mehr als 1000 Jahren aus China hierher gelangt sind. Die Raum- und Luftperspektive sind dem japanischen Maler fast unbekannt. Ferner fehlt das Verständnis für das Helldunkel. Das natürliche Spiel der Lichter und Schatten gibt der Japaner nicht wieder, er kennt keine Glanzlichter und Reflexe, sondern sucht durch konventionelle Schatten und Hilfsmittel den Gegenständen die Wirkung des Plastischen zu geben. Da er in einem schwarzen Gegenstand, einem Gewand, einem Vogel, nicht durch Abtönung des Schattens und Lichtes zu modellieren weiß, wird den Faltenlinien ein weißer Grund gegeben, oder es werden die Innern Umrisse weiß ausgespart. Der japanische Maler malt nur auf Seide und Papier, und zwar mit Tusche oder Wasserfarben, die mit Leim versetzt sind. Nach der Form teilt man die Bilder in _Kakemono_ (hängende Dinge), in _Makimono_ (gerollte Dinge) und in _Oribon_ (Klappbücher). Auch die faltbaren Wandschirme (_Byōbu_) haben in der Malerei eine Rolle gespielt. Das Kakemono ist ein schmaler und hoher Papier- oder Seidenstreifen, der auf zähes Papier geklebt und oft mit farbigen Brokatstoffen umrahmt ist. Die Makimono sind niedrige Streifen von beliebiger Länge, die aufgerollt bewahrt werden.--Die Malerei steht im innigsten Zusammenhange mit dem Kunstgewerbe, das von ihr befruchtet wird und ebenfalls aus China gekommen, aber durch die höhere Intelligenz des japanischen Volkes künstlerisch verfeinert worden ist. Vornehmlich werden die Lackmalerei, die in Japan ihre überhaupt höchste Ausbildung erfahren hat, die Keramik, das Email, die Bronzeindustrie, die Waffenschmiedekunst, die Schnitzerei in Holz, Elfenbein, Knochen und Stein, die Weberei und Färberei gepflegt. Von den Porzellanen sind die aus der Provinz Kaga, aus der Provinz Hizen, nach dem Ausfuhrhafen »Imari-Ware« genannt, das Seladonporzellan aus Sanda und die Setoware, von den Fayencen das durch seine durchsichtige Glasur ausgezeichnete Steingut aus Satsuma beliebt. Ihren reich entwickelten Farbensinn haben die Japaner in der Dekoration von Gefäßen etc. aus Porzellan, Steingut und Kupfer mit Schmelzfarben (Zellenschmelz, Email cloisonné), in der Färbung von Kupferlegierungen durch Beizen und im Tauschieren von Bronzen und Eisenarbeiten mit Silber, Gold und farbigen Legierungen bewährt. Eine Spezialität der Metallindustrie sind die oft reich geschmückten Schwertzieraten (Tsuba = Stichblätter etc.), die eifrig gesammelt werden. (Vgl. _Brinckmann_, Kunst und Handwerk in Japan, Berlin 1889; _Münsterberg_, Japanische Kunstgeschichte, 3 Bände, 1907; _Cohn_, Stilanalysen, 1908; _Seidlitz_, Geschichte des japanischen Farbenholzschnitts, 1897; _Kurth_, Utamaro, 1907, Harunobu 1910, Sharaku 1910; _Brockhaus_, Netsuke, 1910.) [Hand] Einkäufe japanischer Kunsterzeugnisse führt man am besten in Kyōto und Tōkyō aus. =Sprache.= Die japanische Schrift- und Umgangssprache ist aus einem heimischen Idiom, der _Yamato-Kotoba_, durch Beimischung vieler chinesischer Lehnwörter (in verdorbener Aussprache) hervorgegangen, ähnlich wie das moderne Englisch aus dem Angelsächsischen unter Beimischung normannisch-französischer Bestandteile entstanden ist. Die Japaner bedienen sich zum Schreiben der chinesischen Wortzeichen (ji, kanji), haben diese aber durch eine eigene Silbenschrift (_Kana_, zwei Systeme, aus chinesischen Zeichen abgeleitet) ergänzt. Die in den letzten Jahrzehnten wiederholt aufgetretenen Bestrebungen zugunsten der Einführung der europäischen (lateinischen) Schrift haben bislang wenig Erfolg aufzuweisen.-- Auch wer nur wenige Wochen in Japan zubringt, sollte sich die Mühe geben, einige Redensarten zu lernen, um außerhalb der großen Städte sich verständlich zu machen. Für längern Aufenthalt sind einige, übrigens leicht zu erwerbende Sprachkenntnisse unbedingt nötig. Zu empfehlen hierfür sind _Plauts Japanische Konversations-Grammatik_ (Heidelberg 1904), _Der kleine Toussaint-Langenscheidt, Japanisch_ (Berlin 1910) sowie die englischen _Kelly und Walsh's Handbooks_ im Taschenformat. Grammatiken gibt es von _J. Hoffmann_ (1877, veraltet); _B. H. Chamberlain_, A Handbook of Colloquial Japanese, 1908; _Lange_ (2. Aufl., Berl. 1906); Wörterbücher von _Hepburn_ (1886), _Brinckley_ (1896), _Jukichi Inouye_ (1909) und viele andre kleine, auch japanisch-deutsche Wörterbücher, meist wenig befriedigend. =Wirtschaftsleben.= Die Grundlage der japanischen Volkswirtschaft bildet der _=Ackerbau=_, und zwar im Klein- und Zwergbetrieb. 41 Proz. der Bodenfläche dienen ihm. Hauptfrucht ist der _Reis_, dessen Kultur durch die reichlichen Frühsommerregen und die darauffolgende Hitze sehr begünstigt wird. Außerdem baut man Getreide und Bohnen, Obst und Südfrüchte, allerlei Industriepflanzen (Baumwolle, Papiermaulbeerbaum, Indigo etc.). Wichtig ist die Kultur des Teestrauches und des Maulbeerbaumes zur Zucht der Seidenraupe. -- Die _=Viehzucht=_ nimmt zwar neuerdings rasch zu, ist aber noch gering, und man bekommt nur wenig frische Milch und Fleisch zu kaufen. -- Die _=Waldbestände=_ Japans sind noch sehr groß und reich an Steineichen, Tschujabäumen, Kampferbäumen und Kryptomerien. Ein neues Forstgesetz steuert dem frühern Raubbau. -- Der _=Bergbau=_ fördert vor allem Kupfer, außerdem Gold, Silber, Eisen, Schwefel, Steinkohlen u. a. Auch Petroleum wird gewonnen. -- Die _=Fischerei=_, besonders die Seefischerei, ist wichtig für die Volksernährung. -- Die _=Jagd=_ spielt keine Rolle. -- Die _=Industrie=_ blühte, solange Japan nach außen abgeschlossen war, hauptsächlich als Kunsthandwerk. Massenproduktion und Großindustrie haben sich aber seit der Öffnung des Landes dank der Gelehrigkeit der Japaner und dem unüberlegten Entgegenkommen der Weißen rasch entwickelt, und Japan strebt in vielen Industeriezweigen jetzt schon nach Selbständigkeit. Die Herstellung von Seiden- und Baumwollenstoffen, Porzellan, Lackwaren, Stahl- und Kupferarbeiten steht in hoher Blüte. Die Hauptfabrikstädte sind Tōkyō, Kyōto, Hyōgo, Nagasaki, Kanazawa, Nagoya und Ōsaka. -- _=Handel.=_ Dem fremden Verkehr geöffnete Vertragshäfen sind Yokohama, Nagasaki, Hakodate, Niigata, Hyōgo (Kobe) und Osaka, wo fremde Konsulate bestehen. Haupteinfuhrartikel: Baumwolle, Ölkuchen, Reis, Zucker, Petroleum, Wollengewebe, Eisenwaren, Maschinen etc., in Summa 1909: 394,2 Mill. Yen; Hauptausfuhrartikel: Rohseide und Seidenwaren, Baumwollengarn, Baumwollwaren, Kohlen, Kupfer, Tee etc., in Summa 1909: 413,1 Mill. Yen. Der Haupthandelsverkehr geht nach Großbritannien, Britisch-Indien, den Vereinigten Staaten, China, Deutschland etc. =Münzwesen.= In Japan besteht seit 1897 Goldwährung, doch bekommt man Goldmünzen selten zu sehen; _1 Yen_ (Gold) hat 100 _sen_; _1 sen_ hat _10 rin_. 1 Yen nach Berliner Kurswert ungefähr 2,09 M. Im Verkehr sind an Goldmünzen: 20, 10 u. 5 Yen; Silbermünzen: 50, 20, 10 sen; Nickelmünzen: 5 sen; Kupfermünzen: 2, 1, 1/2 sen. Papiergeld (viel im Umlauf) 1, 5, 10, 100 Yen und größere Scheine. Falsches Geld ist selten. Bei Reisen über Land fern von großen Städten nehme man hauptsächlich Papiergeld mit, aber nicht größere Scheine als 10 Yen, weil das Wechseln in kleinern Städten oft sehr schwierig ist. Fremde Banknoten kann man nur bei Bankgeschäften und Geldwechslern in Nagasaki, Kōbe und Yokohama wechseln. =Staatsverfassung.= Japan ist seit 11. Febr. 1889 eine konstitutionelle erbliche Monarchie, deren Haupt »Tennō« (veralteter Name Mikado) in Tōkyō residiert. Der Kaiser hat die Entscheidung über Organisation des Heeres, der Flotte und der Zivilverwaltung und übt mit den zehn Ministern und einem Geheimen Rat (_Sūmitsu-in_) die vollstreckende Gewalt aus. Der Landtag (_Kokkai_) besteht aus einem Herrenhaus (_Kizoku-in_) und einem Abgeordnetenhaus (_Shūgi-in_). Das Herrenhaus (364 Mitglieder) bestand im Dezember 1910 aus 200 Mitgliedern des Adels (von ihren Standesgenossen gewählt), nämlich 14 Prinzen von Geblüt, 13 Fürsten, 30 Marquis, 17 Grafen, 70 Vicomtes, 56 Baronen, ferner 121 vom Kaiser Ernannten und 43 Vertretern der höchsten Steuerzahler. Das Abgeordnetenhaus zählt 379 Mitglieder, die bezirksweise von allen männlichen Untertanen, die wenigstens 10 Yen Steuern zahlen, öffentlich zu wählen sind. Nicht wählbar sind Offiziere, Priester und die meisten Beamten. Die Landtagsmitglieder erhalten Diäten (2000 Yen pro Jahr).--In der Verwaltung bestehen Tōkyō, Osaka und Kyōto als Großstadtbezirke (Fu), außerdem 43 Landbezirke (Ken) unter Gouverneuren (Hokkaidō und Ōkinawa nicht eingeschlossen); diese Bezirke zerfielen Ende 1908 in 538 Gun oder Kōri (Kreise) mit 61 Städten, 1140 Landstädtchen (Flecken) und 10751 Dörfern. Die Namen der frühern Provinzen sind jedoch noch vielfach in Gebrauch.-- Die Rechtspflege (früher willkürlich und grausam) ist jetzt nach europäischen Rechtsgrundsätzen umgestaltet. Die Richter werden vom Kaiser oder vom Justizminister ernannt und sind unabsetzbar. _=Heer und Flotte.=_ Der Kriegsdienst war früher ein Vorrecht der Samurai, seit 1889 besteht allgemeine Wehrpflicht nach deutschem Muster; das Oberkommando führt der Kaiser, Bewaffnung nach europäischem Muster. Stärke der japanischen Armee 1911: 9820 Offiziere im Frieden, wozu im Krieg 12200 Reserve- und Landwehroffiziere treten; 255000 Mannschaften im Frieden, 740000 im Krieg außer Reserveformationen; 24000 Pferde (Kriegsstärke nicht bekannt); 990 Feldgeschütze im Frieden, Kriegsstärke etwa 1400.--Die vorzügliche Flotte verfügte 1911 über 13 Linienschiffe, 13 Panzerkreuzer, 2 Küstenpanzerschiffe, 12 geschützte Kreuzer, 4 Avisos, 58 Torpedobootszerstörer, 69 Torpedoboote, 12 Unterseeboote; im Bau waren noch 3 Linienschiffe, 4 Panzerkreuzer, 3 geschützte Kreuzer. Personal der Flotte 48000 Mann. Heer und Flotte haben ihre offensive Kraft im Kriege gegen Rußland bewährt. =Geschichte.= Von den ältesten Bewohnern Japans haben sich nur geringe Spuren in Form von Wohngruben erhalten. Jünger sind schon die Ainu, Verwandte der weißen Rasse, die mindestens ganz Hokkaido bewohnten, bis sie durch Einwanderer mongolischer Rasse, die von Korea herüberkamen, zurückgedrängt wurden. Die politische Einigung erfolgte im 7. Jahrh. v. Chr. durch _Jimmu Tennō_, den Stammvater des heute noch regierenden Herrscherhauses. Der Tennō wurde unumschränkter Herrscher, die Provinzen wurden von Statthaltern verwaltet; Hauptstadt war 719-784 Nara, 794-1868 Kyōto. Der Mikado, mit dem chinesischen Titel »Tenshi« (Himmelssohn) und »Tennō« (himmlischer Herrscher), überließ aber allmählich die Regierungsgeschäfte ganz seinen Beamten und zog sich von der Öffentlichkeit zurück, so daß die Macht der Statthalter wuchs, die vielfach untereinander kämpften; seit dem 12. Jahrh. verwüsteten Bürgerkriege fünf Jahrhunderte das Land, der Kaiser wurde Spielball der Parteien. Gegen Ende des 12. Jahrh. vereinigte _Yoritomo_ aus der Minamotofamilie die gesamte Zivil- und Militärgewalt in seiner Hand (Sitz in Kamakura), ließ sich vom machtlosen Mikado 1186 zum Polizeiminister, 1192 zum Sei-i-tai Shōgun (der die Barbaren besiegende große Feldherr) machen; diese Würde des Shōgunats blieb erblich. Aber nach Yoritomos Tod wiederholte sich am Hofe des Shōguns wie vorher am Hofe des Mikado die Erscheinung des Hausmeiertums, die Shikken (die ersten Beamten der Shōgune) rissen die Macht an sich. Erst im 14. Jahrh. gelang es _Ashikaga Takauji_, das mächtige Shōgunat der Ashikaga zu begründen, das von 1335-1573 dauerte; der Mikado war nur Schattenkaiser. Gegen Ende des 15. Jahrh. bildete sich unter den Territorialfürsten, den _Daimyō_, ein starker Kriegsadel (Buke), der die Ursache vieler Bürgerkriege wurde. In der 2. Hälfte des 16. Jahrh. gelang es _Ōta Nobunaga_ und _Toyotomi Hideyoshi_, die Ruhe im Lande herzustellen, die Macht des letzten Ashikaga-Shōgun und den Übermut der buddhistischen Bonzen zu brechen. Spätere Fehden zwischen den Daimyō endeten mit der Schlacht bei Sekigahara 1600; der Sieger, _Tokugawa Ieyasu_, begründete das Shōgunat der Tokugawa, das bis 1868 bestand. Fortan lag der Schwerpunkt der japanischen Politik in Yedo (jetzt Tōkyō), wo die Tokugawa-Shōgune regierten. Unter der Herrschaft der Tokugawa entwickelte sich die japanische Kultur in langem Frieden zu hoher Blüte, die Stände nahmen die S. 339 gegebenen Formen an. Aber das Drängen der fremden Mächte auf Öffnung des Handels mit dem bisher gänzlich abgeschlossenen Japan wurde für die Shōgune verhängnisvoll; nach Abschluß der Handelsverträge mit den Vereinigten Staaten und den europäischen Mächten (1854-61) verlangten die Gegner des unfähigen Shōguns Iesada die Vertreibung der fremden Barbaren und versicherten sich dabei der Zustimmung des Mikado. Gewaltakte der Daimyō von Satsuma und von Chōshū wurden 1864 durch die Beschießung von Kagoshima durch eine englische Flotte und von Shimonoseki durch eine englisch-französisch-holländisch-amerikanische Flotte gerächt, wobei die Daimyō ihre Machtlosigkeit gegen die fremden Barbaren erkannten, aber nun erst recht alle Mittel anwandten, um die alte Mikadoherrschaft wiederherzustellen. Am 9. Nov. 1867 gab der letzte Shōgun freiwillig seine Gewalt dem damals kaum 15jährigen Mikado Mutsuhito zurück. Nun richtete der Mikado am 6. Nov. 1868 eine moderne Regierung, die Periode der Erleuchteten Regierung (Meiji) ein, nach der seitdem die Jahre amtlich gezählt werden, also 1912 = 45. Jahr Meiji; am 26. Nov. 1868 verlegte der Mikado seine Residenz von Kyōto nach Yedo, das seitdem Tōkyō (Hauptstadt des Ostens) heißt. Aus dem bisherigen mittelalterlichen Feudalstaat ging ein neuzeitlicher Beamtenstaat mit monarchischer Spitze hervor. Die alte Ständeordnung wurde aufgehoben, der Adel reformiert, Eisenbahnen, Telegraphen, Dampferlinien wurden begründet, Heer und Flotte europäisch bewaffnet und geschult, Schulzwang eingeführt, Universität und wissenschaftliche Institute wurden begründet. Unzufrieden waren nur die 400000 Samuraifamilien, die die Aufhebung ihrer Privilegien, besonders des Schwertertragens, als persönliche Schmach empfanden, und die, ebenso wie die großen Daimyō, mit 10 Proz. ihrer frühern Einkünfte abgefunden wurden. So entstanden mehrere Aufstände, deren gefährlichster, der Satsuma-Aufstand 1877, unter dem tapfern _Saigō Takamori_, erst nach 8 Monaten unterdrückt werden konnte und die Staatsfinanzen gänzlich erschöpfte. Um den Samurai Mitwirkung bei der Regierung zu gewähren, wurde 1889 das japanische Parlament eingerichtet und 1890 zuerst eröffnet. Noch bessere Gelegenheit, die Unzufriedenheit der patriotischen Samurai zu beheben, boten die siegreichen Kriege gegen China 1894 und 1900 sowie besonders gegen Rußland 1904, die für Japan großen Gebietszuwachs (Formosa, Korea, Sachalin, Kwangtunghalbinsel mit Port Arthur und Dalni) brachten. Seit dem Abschluß des Bündnisses mit England (am 30. Jan. 1902) rechnet Japan zu den Großmächten; durch den Sieg über Rußland ist Japans politische Bedeutung als ostasiatische Vormacht zur vollsten Geltung gelangt. Die =Literatur= enthält Arbeiten über Reichsgeschichte, große Enzyklopädien, Länderbeschreibungen etc. und erzeugt geschichtliche, moralische, geographische Werke, Gedichte, Romane und Novellen, Schauspiele etc. in Menge, zum Teil illustriert. Vgl. _K. Florenz_, Geschichte der japanischen Literatur (Leipzig, 2 Bände, 2. Aufl. 1910); _Aston_, Japanese Literature, London 1899; _B. H. Chamberlain_, Japanese Poetry, London 1910; _K. Florenz_, Dichtergrüße aus dem Osten; Weißaster, ein Epos; Japanische Dramen (sämtlich Leipzig, Amelangs Verlag, illustriert und in Japan hergestellt).-- _=Zeitungen=_: Die erste Tageszeitung erschien 1872; 1900 betrug die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften 944. Es besteht nominell Preßfreiheit, doch sind die Gesetze sehr streng und gestatten leicht die Unterdrückung einer Zeitschrift. * * * * * =Reisepläne für Japan.= _=Auf 14 Tage.=_ 1. Tag: Kōbe; 2. Tag: Nara; 3. u. 4. Tag: Kyōto; 5. Tag: Bahnfahrt über Nágoya nach Miyanóshita; 6. Tag: Miyanóshita und Hakonesee; 7. Tag: Bahnfahrt über Enóshima und Kamákura nach Yokohama; 8. Tag: Bahnfahrt über Tōkyō nach Nikkō; 9. Tag: Nikkō; 10. Tag: Bahnfahrt nach Tōkyō; 11. u. 12. Tag: Tōkyō; 13. u. 14. Tag: Yokohama. Bei sehr knapper Zeit mag man auf Osaka und Kōbe verzichten und für Yokohama nur 1 Tag ansetzen. Einkäufe japanischer Kunsterzeugnisse besorge man in Kyōto und Tōkyō. _=Auf 3 Wochen.=_ 1. Tag: Nagasaki; 2. Tag: Bahnfahrt u. Fähre nach Shimonoseki; 3. Tag: Bahnfahrt nach Kōbe mit Unterbrechung in Miyajima (oder 2. u. 3. Tag Dampferfahrt durch die Binnenlandsee nach Kōbe); 4. Tag: Hyōgo u. Kōbe; 5. Tag: Ōsaka; 6. Tag: Nara; 7. u. 8. Tag: Kyōto; 9. Tag: Biwasee und Stromschnellen; 10. Tag: Bahnfahrt nach Nagoya; 11. u. 12. Tag: Miyanóshita und Hakonesee; 13. Tag: Bahnfahrt über Enóshima u. Kamákura nach Yokohama; 14. Tag: Bahnfahrt nach Nikkō; 15. u. 16. Tag: Nikkō; 17. Tag: Bahnfahrt nach Tōkyō; 18. u. 19. Tag: Tōkyō; 20. u. 21. Tag: Yokohama. _=Auf 4 Wochen=_: 1. u. 2. Tag: Nagasaki; 3. u. 4. Tag: Fahrt nach Kōbe (s. vorher), 1/2 Tag in Miyajima; 5. u. 6. Tag: Hyōgo und Kōbe; 7. Tag: Ōsaka; 8. Tag: Nara; 9. u. 10. Tag: Kyōto; 11. Tag: Biwasee u. Stromschnellen; 12. Tag: Bahnfahrt nach Nagoya; 13. u. 14. Tag: Miyanóshita u. Hakonesee; 15. Tag: Bahnfahrt über Enóshima und Kamákura nach Yokohama; 16. Tag: Bahnfahrt nach Nikkō; 17. u. 18. Tag: Nikkō; 19. Tag: Chuzenjisee; 20. Tag: Bahnfahrt nach Maebashi und Pferdebahn nach Ikao; 21. Tag: Ikao; 22. Tag: zu Fuß nach Harunasee und Haruna; 23. Tag: zu Fuß nach Myōgi und Bahnfahrt nach Tōkyō; 24., 25. u. 26. Tag: Tōkyō; 27. u. 28. Tag: Yokohama. _=Auf 5 Wochen=_: wie vorher, nach dem 14. Tage schalte man eine Besteigung des Fuji mit Fußwanderungen in dessen Umgebung ein, wozu 7 Tage bequem ausreichen. =Reisezeit.= Um Japan mit Ruhe kennen zu lernen, empfiehlt sich ein Aufenthalt von mehreren Monaten. _=Beste Reisezeit=_ für Japan ist der Frühling, die Zeit der Kirschblüte, oder der Spätherbst von Mitte Oktober bis Mitte Dezember, die Zeit der Chrysanthemumblüte. Sommer und Spätsommer sind regnerisch, ersterer auch heiß. Des Seeklimas wegen muß man auch im Spätfrühling zwischen wunderbar schönen Tagen noch mit stürmischem und regnerischem Wetter rechnen. Ins Hochgebirge gehe man nicht vor Mai. Februar und März sind am wenigsten zu empfehlen. =Führer.= Wer nur wenige Wochen für Japan Zeit hat, sollte sich, um möglichst viel zu sehen, für die ganze Zeit einen Führer nehmen; Vermittelung von Führern (auch Deutsch sprechenden) durch die Hotels oder die Welcome Society of Japan (s. unten). Man bestellt den Führer an den ersten Ort, an dem man Japan betritt.-- Führer tägl. etwa 4 Yen (außer der Fahrt). Gasthofspreise 8-10 Yen tägl.; Vorausbestellung von Zimmern in der Reisezeit ratsam. =Welcome Society of Japan= (_Kihin kai_), eine vornehme Gesellschaft zur Unterstützung des Fremdenverkehrs, begründet 1893, mit der Präsidialstelle in Tōkyō (Adresse Tōkyō-Handelskammer, Nr. 1, Itchome, Yuraka-cho, Kojimachi-ku) und Zweigstellen in Yokohama und Kōbe (Präsident Marquis Hachisuka, Vizepräsident Baron E. Shibusawa) nimmt fremde Reisende gegen 3 Yen Gebühr als Mitglieder auf und gibt mit der Mitgliedskarte eine Karte, das vorzügliche Reisebuch »Guidebook of Japan« (5. Aufl. 1910) und andre Veröffentlichungen in englischer Sprache aus. Die Mitgliedschaft erwirkt Zutritt zu manchen Sehenswürdigkeiten, Behörden und Unterrichtsanstalten in Tōkyō, Kyōto etc., die Nichtmitgliedern unzugänglich sind. Für längern Aufenthalt empfiehlt es sich sehr, der Gesellschaft beizutreten. Die Gesellschaft verschafft auch zuverlässige Führer, Dolmetscher und gut erzogene japanische Gesellschafterinnen für reisende Damen. =Gasthöfe.= In allen größern Städten gibt es europäisch eingerichtete Hotels (Pensionspreis tägl. 4-10 Yen und mehr). In kleinern Landstädten findet man halb europäische oder sehr gute japanische Gasthöfe, meist sehr sauber, oft mit etwas europäischer Kost. Im japanischen Gasthof zahlt man 1-3 Yen für Abendbrot, Schlafraum und Frühstück; es ist üblich, kurz nach Ankunft im japanischen Gasthof 1-2 Yen Trinkgeld (chadai = Teegeld) zu geben, wonach der Gast eingeschätzt wird. Auch in _Rasthäusern_, einfachen Häuschen oder Hütten an schönen Landschaftspunkten, zahlt man etwas chadai, z. B. für eine Schale Tee 10-20 sen. =Verkehrsmittel.= Die _=japanischen Eisenbahnen=_ sind ordentlich; das Bahnnetz besteht zwar aus Schmalspurbahnen, ist aber weitverzweigt (8000 km Länge, fast alles Staatsbahnen), so daß man alle sehenswerten Orte mit der Bahn oder im Anschluß an die Bahn mit Dampfern erreichen kann. Man kaufe stets den monatl. erscheinenden _Tedzuka's Railway and Steamship Guide_ (30 sen); in den großen Städten geben die Touristenagenturen oder Gasthöfe europäisch gedruckte (aber häufig falsche) Fahrpläne heraus. -- _=Eisenbahnzeit=_ ist die Zeit des 135.° östl. L., mithin 8 St. vor gegen Mitteleuropäische Zeit; sie gilt für ganz Japan. -- _=Fahrkarten=_ der _Tōkaidōbahn_, der _Sanyō-_ und der _Kwansei-Eisenbahn_ gelten für 50-100 Miles 2 Tage, darüber für je 100 Miles einen Tag länger; Fahrpreis I. Kl. etwa 4 sen für 1 Mile. Verkehrssteuerzuschlag (_Tsūkō-zei_) zu den Fahrpreisen I. (II.) Kl. bis 50 Miles 5 (3), bis 100 Miles 20 (10), bis 200 Miles 40 (20), über 200 Miles 50 (25) sen; Schnellzugzuschlag bei den Hauptschnellzügen I. Kl. bis 50 Miles 1 Yen, über 150 Miles 1,50 Yen; II. Kl. 60 sen und 1 Yen. Europäer fahren meist I. Kl.; in II. Kl. hat man oft Gelegenheit, japanische Sitten genauer kennen zu lernen, was aber, wenn die Hitze groß und Kinder im Abteil, nicht immer nach jedermanns Geschmack ist. Abteile für Nichtraucher sind selten vorhanden. -- _=Schlafwagen=_ (mäßig) findet man nur in den Schnellzügen der Sanyōeisenbahn, der Tōkaidōbahn und der Nihonbahn (Tōkyō nach Aomori). Auf der Sanyō- und Tōkaidōbahn kostet im gewöhnlichen Schlafwagen ein Bett für die Nacht 4 Yen außer der I. Klasse-Fahrkarte, im kombinierten I. Klasse- und Schlafwagen auf der Sanyō-, Tōkaidō- und Nihonbahn 3 Yen; auf der Sanyōbahn im kombinierten II. Klasse- und Schlafwagen wird für ein Unterbett 20 sen, für ein Oberbett 40 sen als Zuschlag zur Fahrkarte II. Kl. erhoben. Schlafwagenbillette möglichst 2-3 St. vor Abfahrt bestellen! -- _=Speisewagen=_ führen die Schnellzüge der Sanyō-, Tōkaidō- und Nihonbahn, Speisen à la carte oder Table d'hôte sowie Getränke. Auf der Kwanseibahn sind zwischen Osaka und Nagoya Verkäufer europäischer Gerichte und Getränke im Zuge. Wenn kein Speisewagen im Zuge ist (man erkundige sich), geben die Gasthöfe gute Proviantschachteln mit. -- _=Bahnwirtschaften=_ europäischer Art nur in _Kameyama_; aber fast auf jedem Bahnhof sind Verkäufer von Lebensmitteln in saubern kleinen Holzschachteln (10 sen und mehr; »bentō« genannt) mit Papierserviette, Eßstäbchen und Holzlöffel; man erhält eingemachte Früchte, gesalzene Fische, Wurzelgemüse, Reis. Flaschenbier (teuer), Tee und Limonade (man hüte sich vor Eiswasser!) sind überall zu haben. -- _=Gepäck=_ bis 100 Pfund in I., 60 in II. ist frei, Überfracht nach Taxe; man achte darauf, daß das Gepäck mit dem richtigen Zettel versehen und der Zettel gut festklebt! Auch auf dem Ankunftsbahnhof kümmere man sich um sein Gepäck! Gepäckträger haben rote Mützen (daher _akabōshi_ genannt). Neben den Eisenbahnen ist die sehr gut ausgebildete _=Küstenschiffahrt=_ das Hauptverkehrsmittel. Auf den _=Landstraßen=_ kommt man mit Hilfe der von Kulis gezogenen _=Rikschas=_ auf ebenem Gelände überraschend schnell vorwärts. =Feiertage= für alle Ämter, Banken, Schulen etc. sind: 1., 3., 5. Jan.: Neujahrsfest (Shiunen Shuku-jitsu); 30. Jan.: Todestag des verstorbenen Kaisers (Kōmei Tennō-sai); 11. Febr.: Thronbesteigung des ersten Kaisers Jimmu Tennō (Kigen-sétsu); 21. März: Frühlingsgleiche (Shunki Kōrei-sai); 3. April: Todestag von Jimmu Tennō (Jimmu Tennō-sai); 23. Sept.: Herbstgleiche (Shūki Kōrei-sai); 17. Okt.: Herbstdankesfest (Kanname-matsuri); 3. Nov.: Kaisers Geburtstag (Tenchō-setsu); 23. Nov.: Herbstfest (Niiname-matsuri). Ortsfeiertage sind später erwähnt. =Reisen in Japan.= Reisezeit s. S. 345. Für den Sommer braucht man leichte Kleidung, für den Winter warme wie in Deutschland; Tropenhelm, Sonnenschirm und Moskitoschleier sind im Sommer zu gebrauchen. Die Gasthäuser im Innern Japans haben selten Heizung. Leichtes Schuhzeug in den Ortschaften, und nur solches, das man schnell und bequem aus- und anziehen kann (also nicht zum Schnüren), weil man bei jedem Besuch eines Hauses oder Tempels die Schuhe ausziehen muß, um die japanischen Sitzmatten nicht schmutzig zu machen. Man würde einen groben Verstoß begehen und sich Unannehmlichkeiten aussetzen, wenn man diese Sitte nicht beachtet. Die japanischen Strohsandalen sind empfehlenswert auf glattem Gestein; doch muß man die dazu passenden Socken tragen und den Strang mit Baumwolle bewickeln, der zwischen die große und zweite Zehe geklemmt wird. Wer von Reis, Eiern und Fisch allein nicht leben kann, muß sich ins Innere Lebensmittel mitnehmen; auch Wein ist nicht zu bekommen, doch mäßiges Bier in den meisten Städten. Currypulver und Soya macht die Reisgerichte schmackhafter. Wasser sollte man stets nur abgekocht trinken, besser aber nur Tee.--In der Ebene benutze man Rikschas (jap. _Jinrikĭsha_ oder _Kuruma_), die Wege sind gut. Mit Reit- und Packpferden hat man viel Schwierigkeiten. Im Gebirge gehe man zu Fuß und nehme Träger für das Gepäck. Radfahren ist nur auf einzelnen Landstraßen zu empfehlen; für Automobile sind nur wenige Landstraßen mäßig geeignet. Man sorge für wenig Gepäck in kleinen Stücken, mit Ölpapier gegen Regen geschützt für Bergbesteigungen. Man nehme einen zuverlässigen, empfohlenen Führer (s. oben) oder Diener an. Bei Reisen ins Innere nehme man Insektenpulver, Kampfer, Seife, reichlich Lichte und Laterne, Handtücher, Decken, ein Kopfkissen mit. Man beachte, daß warme Bäder den Europäern in Japan besser bekommen als kalte. Heiße Bäder werden viel und fast überall genommen. Man sei auch unterwegs stets mit Visitenkarten versehen; selbst in kleinen Landstädtchen wird man gelegentlich Deutsch sprechende Ärzte, Apotheker und Techniker finden. [Hand]Man sei stets höflich und zuvorkommend und nie ungeduldig; Heftigkeit macht keinen Eindruck auf die Japaner. Man verschaffe sich Empfehlungen an Behörden und versäume nie, Besuche auch bei Japanern im Gesellschaftsanzug zu machen. Frackanzug ist unentbehrlich. [Hand]_In den japanischen Häfen und Befestigungen sowie 12 km im Umkreis außerhalb davon ist das Photographieren streng verboten_; dazu gehören Nagasaki, Moji, Shimonoseki, Miyajima, Amanohashidate, Kamakura und Hakodate etc. (Die Karte der Welcome Society, Preis 50 sen, gibt genaue Auskunft.) =Reiseliteratur für Japan=: _Joseph Lauterer_, Japan, das Land der aufgehenden Sonne (Leipzig 1907); _Franz Doflein_, Ostasienfahrt (Leipzig und Berlin 1906); _Basil Hall Chamberlain_, Things Japanese (London 1898); _Murray_, Handbook for Travellers in Japan (London 1907); A Guide-book for Tourists in Japan, herausgegeben von der _Welcome Society of Japan_ (5. Aufl., Tōkyō 1910). 17. Von Schanghai nach Nagasaki, durch die Binnenlandsee nach Kōbe, über Ōsaka, Kyōto nach Yokohama, Tōkyō und Nikkō. Vgl. die Karte bei S. 337. =Reichspostdampfer des Nordd. Lloyd= (S. 247) von _Schanghai_ alle 14 Tage in 1 Tag nach (412 Seem.) _Nagasaki_ für I. Kl. 77, II. Kl. 48,40, III. Kl. 22 M.; weiter nach (389 Seem.) _Kōbe_ und (719 Seem.) _Yokohama_. Außerdem ein Zweigdampfer der Austral-Japan-Linie des Nordd. Lloyd monatl. einmal von _Hongkong_ in 6 Tagen nach (1600 Seem.) _Yokohama_, von da nach 1 Tag Aufenthalt in 1-1/2 Tag nach (346 Seem.) _Kōbe_, oder umgekehrte Folge. --=Österreich. Lloyd= von _Schanghai_ monatl. einmal in 5-6 Tagen direkt nach (1031 Seem.) _Yokohama_, von da in 1-1/2 Tag nach (346 Seem.) _Kōbe_.-- =Messageries Maritimes= von _Schanghai_ alle 14 Tage in 3-4 Tagen nach (755 Seem.) _Kōbe_, von da in 1-1/2 Tag nach (346 Seem.) _Yokohama_.--=Peninsular and Oriental Steam Navig. Co.= (Zwischendampfer) unregelmäßig etwa alle 14 Tage bis 4 Wochen von _Hongkong_ über _Schanghai_ nach _Yokohama_.-- =Canadian Pacific Railway and Steamship Line= alle 14 Tage von _Hongkong_ über _Schanghai_, _Nagasaki_ und _Kōbe_ nach _Yokohama_.--=Pacific Mail S. S. Co.= und =Tōyō Kisen Kaisha= gemeinschaftlich abwechselnd alle 7-10 Tage von _Hongkong_ über _Schanghai_, _Nagasaki_ und _Kōbe_ nach (2002 Seem.) _Yokohama_. (Für die Fahrpreise beachte S. 411 u. 423.)--=Japanische Dampfer.= Nippon Yūsen Kaisha: monatl. von _Hongkong_ über _Schanghai_, _Moji_, _Kōbe_ nach (1101 Seem.) _Yokohama_; _Ōsaka Shōsen Kaisha_ monatlich von _Schanghai_ nach _Japan_. Von _Schanghai_ (Ausfahrt S. 266) führt der kürzeste Seeweg mit ONO.-Kurs quer durch das Ostchinesische Meer (s. unten und S. 246) zwischen den Inseln l. _Torishima_ und r. _Meshima_ (shima = Insel) hindurch nach _Nagasaki_ (S. 349); oder mit östlichem Kurs durch die _Van Diemenstraße_ zwischen den Inseln _Kyūshū_ und _Tanegashima_ hindurch, dann nö. bis vor den _Kiikanal_ (_Linschotenstraße_) und durch diese nördl. in die _Ōsakabucht_ nach _Kōbe_ (S. 361); oder schließlich nö. bis zur nördlichsten der _Sieben Inseln_ (_Shichi-tō_), die _Ōshima_ oder _Miharayama_ heißt, und dann nördl. durch den _Uragakanal_ in die _Tōkyōbucht_ nach _Yokohama_ (S. 388). Das =Ostchinesische Meer= (_Tunghai_) erstreckt sich von der Formosastraße bis zur Koreastraße; seine Nordgrenze gegen das _Gelbe Meer_ (_Hwanghai_) liegt zwischen der nördlichen Yangtsemündung und der Insel _Quelpart_, seine Ostgrenze nach dem Stillen Ozean hin (von dem es ein Randmeer ist) bilden die _Ryū-kyū-Inseln_. Es ist überall tief und frei von besondern Gefahren für die Schiffahrt, abgesehen von den _Taifunen_ (S. 220 u. 246). Das Gebiet, in dem diese entstehen, liegt zwischen den Marshallinseln und den Philippinen sowie auch zwischen den Bonininseln und den Ryū-kyū-Inseln. Ziemlich selten beginnen sie aber auch nahe westl. von den Philippinen. Gegen Anfang und Ende des Jahres halten sie sich mehr im südl. Gebiet, in der Haupttaifunzeit mehr im mittlern und nördl. Gebiet. Nördl. von der Linie zwischen der Yangtseinündung, der Van Diemenstraße und den Bonininseln sind die Bahnrichtungen der Taifune in der Hauptzeit nördl. bis nö. Regeln zum Erkennen der Bahnrichtung eines Taifuns sowie zum Manövrieren, um der sehr gefährlichen Sturmmitte zu entgehen, sind in den deutschen Seehandbüchern des Reichsmarineamts und der deutschen Seewarte enthalten (diese Bücher sind an Bord aller deutschen Dampfer). Über _Sturmwarnungsdienst_ in Ostasien vgl. S. 252 unter Zikawei. In allen japanischen Häfen besteht ein sehr gut geregelter Wetterbeobachtungs- und Sturmwarnungsdienst; vorzügliche tägliche Wetterkarten für die ostasiatischen Gewässer werden vom Meteorologischen Institut in Tōkyō herausgegeben, auf denen Wetterdepeschen von der chinesischen Küste, von Formosa und den Philippinen mit verwertet werden. Das internationale Zusammenwirken zum Schutze der Seefahrenden ist in Ostasien wesentlich weiter entwickelt als in Europa, dank der Tätigkeit der Jesuitenväter in Zikawei und Manila sowie der japanischen, englischen (Hongkong) und der deutschen (Tsingtau) Regierung.--Die Linie Yangtsemündung-Van Diemenstraße bezeichnet ungefähr die Nordgrenze des _Monsungebiets_; man trifft daher bei der Reise von Schanghai nach japanischen Häfen veränderliche Winde, und zwar im Winter vorwiegend mäßige bis frische NW.-Winde, die viel Kälte aus dem Innern Asiens bringen, im Sommer vorwiegend schwache Südwinde. Die _Meeresströmung_ ist auf der westl. Hälfte des Weges schwach und veränderlich, auf der östl. nordöstlich unter dem Einfluß des _Kuro-shiwo_ (Schwarzstrom), eines warmen Stroms, der am stärksten längs der Süd- und Ostküste der japanischen Inseln, aber auch vor Nagasaki und im südl. Teil der Koreastraße fühlbar ist und sich durch blaues Wasser auszeichnet, während die aus dem Golf von Petschili von November bis April ausströmende kalte, südl. gerichtete chinesische Küstenströmung trübes, gelbliches Wasser führt. Auf der Dampferfahrt sieht man bei der Annäherung an die japanische Küste zuerst l. die bergigen _Gotoinseln_, deren größte und südwestlichste, _Fukae_, etwa 460 m hoch ist und an ihrer SW.-Spitze den Leuchtturm von _Ose Saki_ trägt; nach etwa 3 St. Fahrt kommen die Berge der Hauptinsel _Kyūshū_ in Sicht, man steuert auf den Leuchtturm von _Iwo Shima_ zu, der auf einem kahlen Gipfel steht; die Insel bleibt r., sie zeigt bis 107 m hohe Hügel. Nun führt östl. Kurs auf die äußere Einfahrt der Förde von _Nagasaki_ zu, zwischen den Inseln _Kamino Shima_ und _Papenberg_ (_Takaboko_), beide l., und _Kagenoo_, r. hindurch. Auf _Naginata Saki_, der Nordspitze von Kagenoo, steht wieder ein Leuchtturm. Etwa 2 km nö. liegt die eigentliche, nur 550 m breite Einfahrt in die nach NO. etwa 3,5 km tief einschneidende Hafenbucht von _Nagasaki_. Das Landschaftsbild zeigt eine neue Welt: reich gegliederte Küste mit Felsen und Bergen, deren Abhänge Nadelwälder bedecken; dazwischen verstreut liegen am Strande Fischerdörfer, einzelne Hütten, auf den Höhen Tempel und zierliche Landhäuser. Man glaubt auf einem Gebirgssee zu fahren. Überraschend wirkt bei Sonnenschein die Buntheit der japanischen Ansiedelungen zwischen dem grünen Gehölz. Im Hintergrund r. liegt die Stadt in einem Seitentale, zieht sich aber auch an den Anhöhen hinauf; gegenüber, l., liegen Schiffswerften und große Trockendocks (_Mitsubishi Dock Yards_). Nagasaki. Vgl. beifolgenden Plan. =Ankunft.= Die Dampfer ankern sw. von der frühern Insel _Deshima_, etwa 5-10 Min. Bootsfahrt nach der Landungsbrücke beim Zollamt; Ausschiffung geschieht meist stündlich auf kleinen Dampfbooten gratis, sonst jederzeit mit Sampan (Ruderbooten): 1 Pers. ohne Gepäck 20 sen, je ein Gepäckstück 5 sen; man landet beim Zollamt. Die _=Zolldurchsicht=_ ist streng, man hüte sich, etwas zu verheimlichen; getragene Kleider etc sowie gebrauchte Sportsachen, Fahrräder, Kameras zum eignen Gebrauch sind zollfrei, auch wird üblich je eine Kiste Zigarren und Zigaretten zollfrei durchgelassen, aber sonst darf Tabak, weil Staatsmonopol, nicht eingeführt werden; alle Handelssachen müssen verzollt werden. An japanischen Festtagen (S. 346) ist das Zollamt geschlossen. =Gasthöfe=: _Cliff House_, Pens. tägl. 4-6 Yen.--_Bellevue_, 3-5 Yen.--_De France_, 2,50-4 Yen.--_Du Japon_, 3,50-5 Yen. =Restaurants.= Europäisches Essen: in obigen Gasthöfen.--Japanisches Essen: _Fukiro_ in Suwa Matsunomori; --_Koyote_ in Kami Chikugo Machi;--_Fujite_ in Ima Machi. Als Getränk zu empfehlen: Sake (Reiswein), warm; sonst Bier. =Post und Telegraph= am Bund (Hafenstraße). Das japanische Postwesen ist nach europäischem Muster eingerichtet. --=Telephon= 5 sen für 5 Min. innerhalb der Stadt. =Rikschas= (_Kuruma_): 1 St. mit 1 Kuli 25 sen, jede St. mehr 7-1/2 sen; 1 Tag 1 Yen; für 2. Kuli doppelter Preis; auf schlechten Wegen 10 sen mehr stündl. --=Sänften= (_Kago_), unbequem, doch für Damen bei Bergbesteigungen brauchbar; =Tragstühle= (_Chairs_) etwas bequemer. --=Reitpferde.= =Eisenbahn= nach (262 km) _Moji_, an der Shimonosekistraße, in 7-10 St., I. 5,30 Yen, II. 3,18 Yen; hat durch Fährdampfer nach Shimonoseki Anschluß an das Bahnnetz von Nippon, also nach Miyajima, Kōbe, Ōsaka, Yokohama etc.; nach Kagoshima und Oita auf Kyūshū. [Illustration: Plan von Nagasaki.] =Dampfer= (vgl. S. 347) nach Schanghai wöchentl. einigemal;--_Ōsaka Shōsen Kaisha_ und _Nippon Yūsen Kaisha_ nach Moji, Kōbe und Yokohama wöchentl. einigemal; nach Formosa (Kilung) 14tägig; nach Korea (Fusan, Tschimulpo, Gensan), Dairen (Dalny), Port Arthur (Ryōjunkō) monatl. 4mal; nach Tschifu, Taku etwa 14tägig; nach Niutschwang 2mal wöchentlich; nach Wladiwostok wöchentlich. Außerdem kleine Dampfer mit wechselndem Fahrplan nach den Nachbarhäfen und Inseln, z. B. nach den Gotōinseln wöchentl., nach Sasebo tägl.; nach Kagoshima 2mal wöchentlich etc.-- Dampferagenturen: _Norddeutscher Lloyd_: H. Ahrens & Co. Nachf. (Tel.-Adr.: »Nordlloyd«);--_Hamburg-Amerika Linie_: C. E. Boeddinghaus (Tel.- Adr.: »Paketline«); außerdem mehrere englische, amerikanische, russische und japanische Linien.--Abfahrt und Ankunft aller Dampfer werden in der »Nagasaki Press« tägl. angezeigt. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, --_Hongkong-Shanghai-Bank_; beide Korresp. der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig.--_Yokohama Specie Bank_ (_Shōkin-Ginkō_), Korresp. der Deutschen Bank. =Theater=: _Maizuru-za_, Shin-Daikumachi. =Fremdenführer= durch Vermittelung der Gasthöfe; sie erhalten etwa 2-1/2 Yen tägl. für 1-2 Pers., 1/2 Yen für jede Person mehr, dazu Verpflegung und freie Fahrt. Wer etwas Japanisch versteht, tut besser, einen Diener (Boy), der kochen kann, auf Reisen ins Innere mitzunehmen. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Amt am Bund, Konsul Dr. Ohrt; ferner britisches, amerikanisches und russisches Konsulat. =Vereine=: _Nagasaki Club_, am Bund; _International Club_ in Deshima. =Ärzte=: Ein amerikanischer Arzt. Von den japanischen haben einige in Deutschland studiert.--Katholisches _Krankenhaus St. Bernard_. =Zeitung=: »_Nagasaki Press_«, täglich. =Photographen=: _Tamemasa_, Moto Kago-machi; _Ueno_ in Deshima; _Tenyōkwan_ in Shikkui Machi. =Geschäftsadressen=: Hauptgeschäftsstraßen sind die Moto Kago-machi und deren Verlängerung bis zur Moto Shikkui Machi sowie deren Querstraßen Hamano Machi, wo alle Spezialitäten Nagasakis käuflich sind: Schildpattwaren bei _Yesaki_ in Imauwono Machi und _Sakata_ in Moto Kago-machi u. a. (man hüte sich vor Nachahmungen aus Kuhhorn!); Lackrahmen bei _Yamamoto_ in Moto Kago-machi; Porzellan bei _Koransha_ in Deshima; japanische Curios (Raritäten) bei _Sato_ in Moto Kago-machi und _Ikeshima_ in Togiya Machi. Es empfiehlt sich aber, mit Einkäufen bis Kōbe, Kyōto, Yokohama und Tōkyō zu warten, wo Auswahl reicher und Preise häufig billiger. [Hand] _Photographieren_ ist in Nagasaki streng verboten! Vgl. S. 347. =Nagasaki= (_Nangasaki_), Hauptstadt der Provinz Hizen und des Regierungsbezirks (ken) Nagasaki, dem Fremdenverkehr geöffneter Hafen an der Westküste der Insel Kyūshū, unter 32° 43' nördl. Br. (etwa wie Jerusalem), am Ende einer langen, schmalen Bucht prächtig gelegen, einer der tiefsten und sichersten Häfen von Japan, auf drei Seiten von 300-400 m hohen Hügeln, auf der vierten, westlichen, durch die Insel Takaboko geschützt, von deren steiler Höhe nach einer Legende einst viele hundert Christen hinabgestürzt worden sein sollen, von den Holländern deshalb Papenberg (»Pfaffenberg«) genannt. Die Stadt hat (1909) 177000 Einw., darunter 300 Europäer und Amerikaner und 700 Chinesen; die Straßen sind eng, auch im Chinesenviertel, doch ist das Fremdenviertel an der Küste und auf den Hügelabhängen geräumig und sauber. Öffentliche Anstalten: Hospital, medizinische Schule, zwei Handelsschulen, Taubstummen- und Blindenanstalt, Schiffswerft (drei große Trockendocks der Mitsubishi-Gesellschaft), Gefängnis, Land- und Oberlandesgericht, mehrere Missionsgesellschaften. Der Handel tritt jetzt gegen den von Yokohama, Moji und Kōbe weit zurück. Die Einfuhr besteht hauptsächlich aus Ölkuchen und Knochen (als Dungmittel), Rohbaumwolle, Reis, Maschinen, Schiffbaumaterial und Petroleum (über 8 Mill. Yen). Die Ausfuhr umfaßt Meereserzeugnisse (ohne Fische) und Pilze nach China, Kohle und Holzkohle, Kartoffeln und Gemüse sowie Papier. Der Hafen war zuerst den Portugiesen, seit 1639, und bis 1859 nur den Holländern und Chinesen geöffnet. Die erstern hatten auf der künstlichen, jetzt infolge Aufschüttungen im Innern der Stadt liegenden ehemaligen Insel _Deshima_ ihre Warenlager nebst Gefängnis, während die chinesische Faktorei, von einer Mauer umschlossen, im Innern der Stadt lag.--_=Rundfahrt.=_ Von der Landestelle oder vom Gasthof fahre man mit Rikscha am _Bund_ (Hafenstraße) entlang, wo europäische Häuser (Konsulate, Geschäftshäuser etc.) stehen, nach _Deshima_ oder durch die Hauptgeschäftsstraße _Moto Kago-machi_, entweder gleich zum Ō-Suwa-Tempel oder, wenn hinreichend Zeit, zunächst nach der nahen _Tera Machi_ (Tempelstraße), an der eine Reihe buddhistischer Tempel liegen, dahinter am Hang des Kasagashirabergs malerische alte Friedhöfe. Der Aufstieg durch die Grabanlagen bis zum Berggipfel (schönster *Ausblick in Nähe der Stadt) ist außerordentlich lohnend; er liegt auf dem Weg zum berühmtem, viel besuchten *=Ō-Suwa-Tempel= und Park. Dieser Shintōtempel, der gegenüber Kasagashira über den Terrassenstraßen der Stadt am Hange des Kompiraberges im Hintergrund des Hafens liegt, wird auf mächtiger Freitreppe unter prächtigen _Torii_ (Tempeltoren) aus Stein und Bronze erreicht; man steigt hinauf zum Tempelgarten, der wie der untere Tempelhain durch sehr alte Kampferbäume und Kiefern beschattet ist.--Von der ersten Terrasse gelangt man r. zum _Matsunomoritempel_ (mit berühmten Holzschnitzereien).--Bei weiterm Aufstieg über die Freitreppe sieht man auf dem Tempelhof vor dem Ō-Suwa-Tempel ein großes bronzenes Pferd, Weihgeschenk eines Daimyō, dabei allerhand Kriegstrophäen; die Tempelanlage zeigt verschiedene Hallen und Nebengebäude, Priesterwohnungen, Opferplätze etc. Das letzte Tor führt zu einem einfachen Hauptgebäude nach Art eines Shintōtempels; dahinter und l. liegt der _Ō-Suwa-Park_ mit guter *Aussicht über den Hafen. Unterhalb des Parks liegt das sehenswerte _Handelsmuseum_. Tempelfeste, die in Nagasaki durch feierliche Umzüge besonders prunkvoll begangen werden, sind: das _Suwa no Matsuri_ oder _Kunichi_, am 7., 8. und 9. Okt., mit Tänzen von Kindern und Geishas; das _Bon Matsuri_, ein Totenfest (Allerseelen) auf den Kirchhöfen an den Berghängen im August mit charakteristischen Laternenprozessionen; das _Gion Matsuri_ im Juli. Interessant ist auch das nicht religiöse _Drachenfest_ im April auf dem Gipfel des _Kompira-yama_, zu dem man vom Ō-Suwa-Tempel in 3/4 St. hinaufsteigt; *Rundblick oben noch schöner und umfassender. =Ausflüge=: 1) Mit Rikscha (2 Kulis, 2 Yen) in etwa 1-1/2 St. nach (8 km sö.) *=Mogi= (_Gasthof Katsutaro_, F. 1, Lunch u. Dinn. je 1,50, Z. 3,50 Yen, und _Nagasaki-Hotel_), einem malerischen Fischerdorf am _Golf von Obama_. Der Weg führt über einen Bergsattel (oben Teehaus) mit schöner Aussicht auf den Hafen, dann bergab durch ein schönes Tal. Von Mogi fährt ein kleiner Dampfer tägl. in 3 St. nach =Obama= (_Hotel Ikkaku-rō_, Pens. 3 Yen; _Obama Hotel_), einem hübschen Fischerort an der Ostküste des Obamagolfs. Von Obama Besteigung des =Unzen-dake= (oder _Onsenga-take_, 1483 m); zuerst 1-1/2 St. steil bergan zu einem Teehaus, dann in 1-1/2 St. auf ebenerm Wege nach _Shinyu-Unzen_ (Yumei- u. Shinyu-Hotel, Pens. 3 Yen), einem kleinen Badeort mit heißen Schwefelquellen, umgeben von Wald. Von da in etwa 4 St. beschwerlicher Aufstieg auf meist schlechtem Wege auf einen der drei Gipfel des Unzen-dake, mit Vorliebe auf den Fugen-dake. Die Besteigung fordert 2 Tage Zeit: 1. Tag bis Shinyu-Unzen, 2. Tag Aufstieg und zurück nach Obama.--2) Fahrt nach (9 km) =Aba= über den Bergpaß des *_Himitoge_, etwa 5 km östl. von Nagasaki, mit schöner Aussicht über den Golf von Obama (1-1/2 St. Spaziergang dorthin schon lohnend). Vom Fischerdorf Aba gelangt man in 1 St. über Yagami zum _Kwannontempel_, mit einem durch seine Azaleenblüte berühmten Park und Wasserfall. Ein schöner, aber beschwerlicher Weg führt in 3 St. nach Mogi. * * * * * =Eisenbahn Nagasaki-Moji (und Kagoshima)= 262 km in 7 St.--Der Bahnhof in Nagasaki liegt am innersten Ende des Hafens. Man fährt über (5 km) _Michinoo_ (in der Nähe das Solbad _Urakami no Onsen_ in hübscher Gegend, wo in _Narutaki_ der Japanforscher v. Siebold lebte) nach (29 km) _Isahaya_ am SO.-Zipfel der Ōmurabucht, dann an deren Ostküste entlang über (42 km) _Ōmura_, das früher Sitz eines Daimyō war und noch dessen Schloß zeigt, ferner über (77 km) _Haiki_ (von hier Zweigbahn nach [9 km] _Sasebo_, wichtigem Kriegshafen mit Marinewerft), dann (96 km) _Arita_ (alte Porzellanindustrie mit Verkaufsläden, deren Erzeugnisse, _Arita-yaki_, vom 13 km entfernten Hafen _Imari_ ausgeführt werden, daher _Imari-Porzellan_ genannt) nach (104 km) =Takeo= (Gasthöfe: _Tōkyō-ya_; _Tōyōkwan_; _Hill-side Hotel_), Stadt mit heißen Quellen und öffentlichen Bädern, von schönen Bergen umgeben. Dann über (123 km) _Ushizu_ (Zweigbahn zum Kohlenausfuhrhafen _Karatsu_ [Gasthof Hakataya; tägl. Dampfer nach Fusan, Korea] mit heißen Seebädern) nach (132 km) =Saga= (_Gasthof Matsukawaya_), alte Stadt mit Ahnenschloß des Nabeshimageschlechts und dem schönen _Shimbabapark_ mit Mausoleen und Lotosteichen. --(156 km) _Tosu_. _=Zweigbahn=_ (Kyūshū-Südbahn) von Tosu über _Kumamoto_ (Gasthof Togiya; 60000 Einw., Hauptstadt einer Präfektur; östl. der 1500 m hohe Vulkan Aso-take mit 20 km langem Ringwall nach (200 km) =Kagoshima= (Gasthöfe: _Okabe_; _Ikebata_; europ. Speisehaus _Kakumeikwan_), Hauptstadt eines Ken und der japan. Provinz Satsuma, an der SW.-Küste der schönen Bai von Kagoshima gelegen, Sitz eines Gerichtshofs; Fabriken für weltberühmte Fayence und Waffen, Baumwollspinnerei und 63700 Einw. Früher Residenz des mächtigen Daimyō von Satsuma, Shimazu, wurde es 1864 durch eine englische Flotte beschossen und fast ganz zerstört. Die Umgebung der Stadt bietet schöne Spaziergänge. Die Umgebung des Kagoshimagolfs ist ein ganz vulkanisches Gebiet und als das Nordende des vulkanischen »Kurilenbogens« zu betrachten. Nö. des Golfs, von der Bahn durchschnitten, erhebt sich das Vulkangebirge des _Kirishima-yama_ (1688 m) mit Kratern, Solfataren usw.; im Golfe selbst, der Stadt gegenüber, liegt die aus einem Vulkan bestehende Insel _Sakura_ (900 m), und am Westausgange des Golfs der Vulkan _Kaimon_ (920 m). Südl. der Bucht das sogen. _Satsumameer_, in dem eine Anzahl z. T. erst zwischen 1780 und 1800 entstandener Vulkaninseln liegt. Heiße Quellen nahebei. _=Hauptbahn.=_ Von Tosu nordwärts durch Hügelland nach (171 km) _Futsukaichi_, Station für die historisch berühmte Pilgerstadt *=Dazaifu=, 2 km nördl. vom Bahnhof, mit alten Shintō-Tempelanlagen, _Temmangū_ (sehenswerte Bronzefiguren), früher Hauptstadt der Generalstatthalter der Insel Kyūshū, deren berühmtester, Sugawara-no-Michizane, hier 903 als exilierter Kanzler gestorben, noch jetzt als Gott der Kalligraphie unter dem Namen Tenjin verehrt wird. (Sein Bild auf den Zehn-Yen-Scheinen.) Die Bahn erreicht dann wieder die Küste bei--(186 km) =Hakata= (Gasthof _Matsushimaya_, mit europ. Essen), Hafenstadt der alten Stadt _Fukuoka_ mit schönem alten Schloß und Stadtpark sowie berühmten Seidenwebereien (für _Hakata-ori_ und _E-ori-komi_, Bild-Einweberei), Takatoriporzellan, Tonfiguren Hakata ningyō; Medizinschule. Im Stadtpark ein Denkmal zum Andenken an den 6. Shikken von Kamakura, Hōjō Tokimune, unter dessen Regentschaft 1274 und 1281 die Angriffe des mongolischen Eroberers Kublai-Chan (japan. Koppitsu-retsu) abgeschlagen wurden. Etwa 2 km vom Park liegt der prächtige Shintōtempel _Hakozaki Hachiman-gū_; etwa 5 km weiter ein sehr alter Tempel, der Göttin Benzaiten geweiht, an prächtigem Aussichtsplatz; am Strand unterhalb des Tempels liegen Bruchstücke einer versteinerten Kiefer, der Sage nach die Masten der Dschunke der Kaiserin Jingō, die hier bei der Rückkehr aus dem siegreichen Feldzug gegen Korea um 200 n. Chr. Schiffbruch erlitten haben soll. Auf dem Rückwege besuche man den buddhistischen Tempel _Sōfukuji_.-- Nach dem Besuch des Hakozaki Hachimantempels mit großem steinernen Torii und schönem Nadelwald kann man zur Weiterfahrt die Bahnstation (190 km) _Hakozaki_ benutzen; die Bahn bietet sehr schöne Blicke aufs Meer (_Genkai Nada_) zwischen der Insel Ikishima und der Shimonosekistraße und steigt zwischen (218 km) _Akama_ und (230 km) _Ongagawa_ bis 90 m ü. M. über einen Bergkamm mit schönen Aussichten r. und gelangt dann über (250 km) _Kokura_, eine lebhafte Geschäftsstadt, früher Daimyōsitz (Abzweigung der _Kyūshūbahn_, fertig bis Usa, im Bau bis =Oita= [Gasthof _Yaoya_], einem beträchtlichen Handelsplatz und Seehafen, in dessen Nähe in schöner Landschaft die heilkräftigen heißen Bäder von _Beppu_ [Gasthof Hinako] liegen), nach (262 km) =Moji= (S. 355). Von Nagasaki durch die Binnenlandsee nach Kōbe. Die *=Fahrt durch die Binnenlandsee= ist ein Glanzpunkt der Reise in Japan.--=Dampfer=, vgl. S. 349. Fahrzeit der großen Dampfer 28-32 St.; lohnender, aber zeitraubender (bis zu 6 Tagen) ist die Fahrt mit japanischen Küstendampfern, die viele Häfen der Binnenlandsee anlaufen. Fahrpläne geben die japanischen Zeitungen in Nagasaki und Kōbe sowie die Agenturen der Nippon Yūsen Kaisha und Ōsaka Shōsen Kaisha. Aus dem Hafen von _Nagasaki_ (S. 349) dampft man zunächst mit nw. Kurs längs der Küste von Kyūshū an mehreren hohen Klippen und den Inseln _Ikeshima_ und _Hikishima_, beide l., vorbei bis zu der mit Kiefern bestandenen und gut bebauten Insel _Matsushima_, die r. bleibt. Nun führt NW.-Kurs zwischen den Inseln _Sakitoshima_ r. und _Ōdateshima_ l. und nahe r. am Leuchtturm auf der gefährlichen Klippe _Fukuse_ vorbei auf die Südspitze der großen Insel _Hiradoshima_ zu, die von den Dampfern meist r. gelassen wird, trotzdem an ihrer Westküste oft heftiger Seegang steht. Aber die zwar gut geschützte _Hirado-_ oder _Spexstraße_ zwischen der Ostküste der Insel Hirado und der Westküste von Kyūshū hat eine sehr enge, vieler Klippen wegen gefährliche Stelle an ihrem Nordende, die nur bei hellem Tage und mit sehr erfahrenen Lotsen benutzt werden kann; die meisten Dampfer ziehen den kleinen Umweg westl. um Hiradoshima vor. Die Insel _Hirado_ ist wegen ihres blauweißen Porzellans berühmt und war im 16. u. 17. Jahrh. der Sitz holländischer und englischer Handelsfaktoreien. Die Stadt _Hirado_, am Nordende der Spexstraße, zeigt noch die malerischen Ruinen eines Daimyōschlosses. An der Westküste der Insel Hirado durchläuft man die kaum 400 m breite _Obreestraße_ (_Ikutsuki no Seto_), die die Südspitze der Insel Ikutsuki vom Kap _Tobusaki_ der Insel Hirado trennt; diese nur sehr kurze Enge liegt 53 Seem. von Nagasaki. Mit NO.-Kurs wird das Nordende von Hirado umsteuert, wobei die Inseln _Dōshima_ und _Atsushi no Ōshima_ l. bleiben. Man gelangt nun in den mit vielen Inseln besetzten östl. Teil der _Koreastraße_, den Schauplatz der Seeschlacht bei _Tsushima_ am 27. und 28. Mai 1905, in der die russische Flotte unter Admiral Roshestwenski vom japanischen Admiral Tōgō nahezu vernichtet wurde; dann dampft das Schiff durch die Ikistraße zwischen _Ikishima_ l. und _Madarashima_ und andern Inseln r. längs der NW.-Küste von Kyūshū, allmählich östl. Kurs aufnehmend; viele Fischerfahrzeuge beleben die See. Im NO. erhebt sich eine dunkle Bergkette, man sieht weiße Leuchttürme auf den Inseln _Rokuren_, _Takenoko_ und _Manaita Iwa_, das Fahrwasser zwischen den Inseln wird enger, große Leuchttonnen bezeichnen die Fahrrinne zwischen Sandbänken; man nähert sich der _Meerenge von Shimonoseki_, die zwischen den Inseln Kyūshū und dem Westende von Nippon oder Hondo die stark befestigte Westeinfahrt zur Binnenlandsee bildet. Über die entzückende Landschaft dieser Straße schreibt _Hans Meyer_: »Allmählich löste sich die scheinbare Landmauer in einen Haufen von Inseln auf, die sich wie Kulissen hintereinanderschoben und durch die Aufeinanderfolge von bunten, niedlichen See- und Küstenbildern, von kleinen lachenden Buchten, netten Dörfchen und Wäldchen ganz den Eindruck gelungener Theaterdekorationen machten; eine Miniaturlandschaft, wie sie naiver und freundlicher nur vorgestellt werden konnte, wenn man sommerliche Farben aufgetragen dachte. Nach einer weitern halben Stunde erreichten wir die Einfahrt zur Inlandsee, einen Meereskanal, der völlig einer bewaldeten Bergpartie der Mosel oder des Neckars gleicht. Und von nun ab folgte eine Menge unbeschreiblich schöner Landschaftsbilder so schnell, daß man nur immer zu schauen und wieder zu schauen hatte und doch nicht müde wurde, denn alles ist wie aus Einem Guß, nichts ist unverständlich, nichts düster.«--Bald öffnet sich die Enge zu einer breitern Bucht, der Dampfer ankert mitten zwischen den Hafenstädten Moji und Shimonoseki, 150 Seem. von Nagasaki. =Moji= (Gasthof _Ishidaya_; man suche lieber das Sanyō-Hotel in Shimonoseki zu erreichen), rasch aufblühende Hafenstadt am Nordende der Kyūshū-Eisenbahnen (Nagasaki-Moji, s. S. 353), in der Nähe große Kohlenlager; Ausfuhr von Kohlen. Die Umgegend ist stark befestigt, um die Binnenlandsee zu sperren. Von der Reede von Moji aus beschoß 1864 die Flotte der verbündeten Engländer, Nordamerikaner, Franzosen und Niederländer das Dorf Dan-no-ura und Fort Maeda (jetzt englisches Konsulat auf einem Berg) an der Binnenlandsee bei Shimonoseki als Strafe für die Zerstörung eines amerikanischen Handelsschiffs und zur Erzwingung von Handelsverträgen. =Shimonoseki= (Photographieren verboten!), auch _Bakan_ genannt (Gasthöfe: _Sanyō Railway Hotel_, europ., gelobt; _Daikichi_, _Shumpanrō_), am Nordufer der Meerenge, mit starken Küstenbefestigungen. _Deutsches Konsulat_, Konsul Dr. W. Müller. Eisenbahnfährdampfer in 15 Min. nach Moji. Die Umgegend bietet hübsche Waldspaziergänge. Hier wurde 17. April 1895 der Friede zwischen Japan und China geschlossen.--Shimonoseki ist westl. Endpunkt der Sanyōeisenbahn, die auf der Hauptinsel Hondo meist längs der Nordküste der Binnenlandsee bis Kōbe läuft; Bahnfahrt Shimonoseki-Kōbe vgl. S. 358. Die *=Japanische Binnenlandsee= (_Seto no uchi_ [d. h. »Zwischen den Meerengen«] oder _Naikai_) wird von den Inseln Hondo (Nippon), Kyūshū und Shikoku umschlossen, steht einerseits durch die Shimonoseki- (oder Van der Kapellen-) Straße mit der Koreastraße, anderseits durch die Bungostraße und den Kiikanal (Linschotenstraße) mit dem Stillen Ozean in Verbindung, ist sehr seicht und mit vielen, meist vulkanischen Inseln besät. Sie ist wahrscheinlich durch Einbruch während der Tertiärzeit entstanden. Die Japaner teilen die Binnensee in fünf offene, durch Inselketten oder Meerengen voneinander geschiedene Seeflächen, die von W. an heißen: _Suwō Nada_, von der Shimonosekistraße östl. bis zur Insel Iwaishima; _Iyo Nada_, nö. bis Nakashima; _Mishima Nada_, nö. bis Ōshima; _Bingo Nada_, nö. bis Shōzushima; _Harima Nada_, östl. bis Awajishima; östl. davon liegt als sechste Teilsee der Golf von Ōsaka, auch _Izumi Nada_ genannt. Die Inseln der Binnenlandsee sind meist gebirgig und reich bewaldet, ebene Stellen sind mit Städten, Dörfern, Gehöften, Tempeln, Daimyōburgen und Reisfeldern besetzt; viele Berghänge sind urbar gemacht und terrassenförmig bebaut. Unzählige Fischerboote beleben das Inselmeer, oft zu ganzen Flottillen vereint, die den Dampfern die Durchfahrt erschweren; Dschunken treiben lebhafte Küstenfahrt. -- Der Dampfer steuert aus der Shimonosekistraße mit SO.-Kurs in die _Suwō Nada_, wobei man r. die bis 1600 m hohen Gebirge der NO.-Küste von Kyūshū erblickt. Etwa 13 Seem. von Shimonoseki, d. h. etwa nach 1 St., wird der Kurs osö., man läßt _Himeshima_ r. und hält auf _Yashima_ zu. Von der Südspitze dieser Insel (63 Seem. von Shimonoseki) wird der Kurs onö., man gelangt in die _Iyo Nada_, hat l. viele malerische Inseln in nächster Nähe und erreicht bald (92 Seem. von Shimonoseki) den Ankerplatz von =Mitsugahama=, auch _Mitsu_ genannt (Gasthof _Kubota_, Pens. 5 Yen; Eisenbahn stündl. nach Matsuyama in 1/2 St., Dampfer nach Beppu [S. 354], Oita, Hiroshima [S. 359], Ōsaka etc.), auf der Insel Shikoku, Hafenplatz für die Antimonausfuhr aus dem nahen Bergwerk von _Ichi-no-kawa_, während die Kupferausfuhr aus dem alten Bergwerk von _Besshi_, das jährlich etwa 5000 Tonnen liefert, meist über den kleinen Hafen _Niihama_ geht, der etwa 28 Seem. östl. von Mitsugahama liegt. Nahe östl. von Mitsu liegt der geschütztere Hafen _Takahama_ (Gasthof _Yūshinsha_), Endpunkt der Iyobahn. Man fahre mit der kleinen Bahn nach (5 km) =Matsuyama= (Gasthöfe: _Kidoya_, 30 Z. 1, F. 0,50, Lunch 1, Din. 1,50 Yen; _Shioya_), stille, alte Hauptstadt der Provinz Iyo der Insel Shikoku, sehr sauber, 37842 Einw. Mitten in der Stadt erhebt sich eine alte *_Daimyōburg_, 1603 von dem Geschlecht der _Hisamatsu_ erbaut und vorzüglich erhalten; Erlaubnis zum Besuch vorher bei der Präfektur (Kenchō) einholen! Der nur zum Reiten oder Sänftetragen bestimmte Weg führt steil auf den mit prächtigen Kiefern bewachsenen Burgberg; auf halber Höhe liegt ein schöner Tempel, von dessen Haupteingang eine Prachttreppe zur Stadt hinabführt. Auf dem Berggipfel steht man plötzlich vor einer etwa 15 m hohen schrägen Zyklopenmauer, um die man herumgeht, um den Eingang, etwa fünf im Zickzack hintereinander gelegene Tore, zu finden; hinter jedem Tor ein Vorhof, umschlossen von hohen Mauern. Dann erst gelangt man in den Hofraum der Burg, der in der Höhe der Krone der Umfassungsmauern liegt; im Hofe liegen die Wohngebäude der Samurai, der Vasallen des Daimyō, inmitten von Obstpflanzungen, Gärten und Feldern. An der Südecke erhebt sich auf einer zweiten, gleichhohen Zyklopenmauer der Prachtbau des Daimyōschlosses in mehreren Stockwerken, mit turmartigen Ecken verziert. Prachtvolle *Aussicht vom Schloß auf die Binnenlandsee und die Gebirge von Shikoku. 2 km östl. von Matsuyama liegt das älteste japanische Mineralbad =Dōgo= (gute Gasthöfe: _Funaya_; _Chakin_) mit hübschem Park und öffentlichen Bädern; man benutze nur das schwächste Mineralbad _Ichi-no-yu_ für Gesunde (die andern sind für Hautkranke). In Dōgo kauft man das hübsche weiße Fayence Tobeyaki. Von Mitsugahama durch die Meerenge östl. von der Insel _Gogo Shima_, während der Hauptdampferweg zwischen Shimonoseki und Kōbe durch die _Tsuru Shima Seto_, eine Enge zwischen Gogo Shima r. und den Insebi _Naka_, _Musuki_ und _Nokotsuna_ (l.) hindurch in die _Mishima Nada_ führt. Mit nö. Kurs an der Nordwestküste von Shikoku entlang bis _Mitarai_, einem engen, landschaftlich schönen Schutzhafen zwischen den Inseln _Ōsakishima_ oder _Mitarai_ und _Okamura_. Von hier mit SO.-Kurs bis zum Kap _Ōsumi Bana_; dann gelangt man mit sö. und südl. Kurs durch die mit vielen Inseln besetzte Enge _Kurushima no Seto_ in die _Bingo Nada_, an deren Westende auf Shikoku die Hafenstadt =Imabaru= oder =Imabari= (Gasthof _Asahiya_) mit altem Schloß (1602 vom Daimyō Tōdō Takatora erbaut) sehr malerisch liegt. Nun führt onö. Kurs zwischen den Inseln _Takaikami_ (l.) und _Oki Shima_ (r.) hindurch und in das dichte Inselgewirr hinein, das am Ostende der Bingo Nada die Fahrt landschaftlich reizvoll, aber nautisch schwierig macht; man fährt dabei dicht unter der Südküste der Insel _Hiro Shima_ (nicht zu verwechseln mit der Stadt Hiroshima, S. 359) entlang. Hier liegt an der Nordküste von Shikoku r. vom Dampferkurs =Tadotsu= (Gasthof _Hanabishi_; Dampfer tägl. in 2-1/2 St. zur Bahnstation _Onomichi_, S. 360), lebhafte Hafenstadt; in einigen Stunden erreicht man von hier mit Rikscha _Byōbu-ga-Ura_, den vermutlichen Geburtsort des berühmten Buddhapriesters Kōbō Daishi (*Aussicht). -- Die Eisenbahn führt von Tadotsu nach (13 km) =Kotohira= oder _Kompira_ (gute Gasthöfe: _Toraya_; _Bizenya Hotel_, 12 Z., Pens. 3 Yen), Pilgerstadt mit dem berühmtesten Heiligenschrein von Shikoku und der _Goldenen Halle_ (_Kondō_), von Kōbō Daishi im 9. Jahrh. gegründet, jetzt aber zum Shintōtempel mit dem Namen _Asahi no Yashiro_ (»Schrein der aufgehenden Sonne«) umgetauft, eine großartige Tempelanlage mit vielerlei Sehenswürdigkeiten, das Ziel vieler Wallfahrten. Tempelfeste sind am 8.-10. Sept. (Shiogawa Matsuri) und am 10. und 11. Okt. (Hauptfest, sehr sehenswert), außerdem kleinere am 10. jeden Monats. -- Eine zweite Bahnlinie führt von Tadotsu über (5 km) _Marugame_ (Gasthof _Tamagawa-rō_), Stadt mit Daimyōburgruine nahe dem Bahnhof und kleinem Seehafen, nach (32 km) =Takamatsu= (_Takamatsu Hotel_; Dampfer nach vielen Plätzen der Binnenlandsee), Hafenstadt und Hauptstadt der Provinz Sanuki, mit 37430 Einw., Daimyōburgruine am Strand; in der südl. Vorstadt der schöne Landschaftsgarten *_Kuri-bayashi Kōen_ mit phantastischen Kiefern. Lohnender Ausflug auf den *_Yashimayama_ (etwa 4 km) an der Ostseite des Hafens, ein Vorgebirge, wo im 12. Jahrh. eine große Seeschlacht zwischen den Anhängern der Minamoto und Taira geschlagen wurde; eine Dampferfahrt in 1 St. nach der idyllischen Bucht _Uchi no Umi_ auf der Insel _Shōzu-(Shōdo-)Shima_ ist sehr empfehlenswert. Der Hauptdampferweg führt um die Südküste der Insel _Shōzu-Shima_ herum in die _Harima Nada_ und durch diese mit nö. Kurs durch die Meerenge _Akashi no Seto_ am Nordende der Insel _Awaji Shima_ in den schönen _Golf von Ōsaka_ (Idzumi Nada) und dort längs der Küste von Hondo zur Reede von _Kōbe_ (S. 361), 234 Seem. von Shimonoseki. Eisenbahn von Shimonoseki nach Kōbe. =Eisenbahn.= Die _Sanyōbahn_ läßt von Shimonoseki nach Kōbe tägl. einen Schnellzug laufen; er legt die Strecke von 350 km in 14-1/2 St. zurück; die Durchgangswagen haben elektrisches Licht und Dampfheizung; Speisewagen in den Schnellzügen, Schlafwagen in den Nachtzügen. In jedem Wagen ist ein »Boy« zur Bedienung der Reisenden. --Die Reisenden I. und II. Kl. der Dampfer der _Nippon Yūsen Kaisha_ können diese Bahn ohne Mehrkosten benutzen, wenn sie vorher eine Austauschfahrkarte (interchangeable ticket) lösen. Dasselbe Vorrecht genießen die Reisenden der Great Northern S. S. Co. und Tōyō Kisen Kaisha zwischen Kōbe u. Nagasaki. [Hand] Man gebe das Gepäck auf für die _Sannomiyastation_ in Kōbe und beachte, ob man richtig verstanden ist! Die Bahn folgt dem altberühmten _Tokkaido_, der »alten Heerstraße«, durch das Hügelland des südl. Küstengebiets von _Chiogoku_, wie die westl. Halbinsel von Hondo heißt. In Chiogoku, das Mittelgebirgscharakter hat, fehlen jungvulkanische Gesteine fast ganz. Der Schnellzug (r. sitzen!) verläßt _Shimonoseki_ (S. 355) in nö. Richtung, gegenüber _Dan-no-ura_, dem Orte der größten Seeschlacht in den japanischen Geschlechterkämpfen 1185, wo Yoshitsune die bisher allmächtigen Taira besiegte. Dann folgt (14 km) =Chōfu= oder _Toyoura_ (Gasthof _Shin-ichi_), Grabstätte des Mikado Chū-ai Tennō, gest. 201, dessen Frau Jingō Kōgō, die japanische Semiramis, nach seinem Tode Korea erobert haben soll.--(69 km) _Ogōri_; von hier erreicht man mit elektr. Bahn in 1-1/2 St. (11 km) =Yamaguchi= (Gasthof _Fujimara_) mit Daimyō Mōri-Schloß und den heißen Quellen von _Yuda_, Mittelpunkt des japanischen Christentums gegen Ende des 16. Jahrh. Auf dem Hügel Kameyama ein Park mit Reiterstatuen der Familie Mōri.--Dann (87 km) _Mitajiri_ (guter Gasthof _Kashiwagi_ am Bahnhof), ein hübscher Hafenort, in dessen Nähe, in _Miyaichi_ (Gasthof _Fujimura_, mit Rikscha zu erreichen), der _Matsu-zaki-jinja_, ein berühmter Schrein des Gottes Tenjin auf malerischem Hügel mit *Aussicht, liegt.--Die Bahn folgt nun der Küste, führt über (114 km) _Tokuyama_ (Gasthof _Matsumasa_) mit Brikettfabrik für die japanische Marine, zu dem malerischen Hafen (150 km) _Yanaitsu_, dann immer dicht am Strande, zum Teil auf einem Damm und über den Nishikigawa nach (183 km) _Iwakuni_ (Gasthof _Komehei_), lebhafter Gewerbestadt mit schönem Park und Tempel, berühmt wegen der 230 m langen und 24 m hohen seltsamen Bogenbrücke _Kintaikyō_, zuerst 1673 vom Daimyō Kikkawa Motonobu erbaut und stets in alter Form erneuert. (203 km) *=Miyajima= (_Mikado Hotel_, europäisch, Pens. etwa 8 Yen; _Momiji Hotel_; Gasthof _Iwaso_; auf der Insel, mit Sampan in 20 Min., mit Dampfboot in 10 Min. zu erreichen), eine heilige Insel dicht am Strand, auch _Itsukushima_ (d. h. heilige Insel) genannt, gehört zu den _Sankei_ (den drei Hauptsehenswürdigkeiten Japans). [Hand] Von Kōbe kann man auch mit Dampfer der Osaka-Shimonoseki-Linie der Osaka Shōsen Kaisha in etwa 22 St. für I. Kl. 5,30, II. 3,15 Yen (jede europäische Mahlzeit 1 Yen extra) die Fahrt hierher machen, die infolge Anlaufens von elf kleinen Zwischenplätzen (darunter Takamatsu, Onomichi und Kure) sehr lohnend ist. =Miyajima= ist etwa 550 m hoch, felsig und dicht bewaldet, mit prächtigen Aussichtspunkten und malerischen Tälern; viel zahme Hirsche; Teehäuser und Fischerdörfer; früher durfte niemand auf der Insel geboren werden oder sterben. Jetzt beliebte Sommerfrische mit Seebad und Wallfahrtsplatz. Die *_Tempel_ der Insel sind meist den drei Töchtern des (schintoistischen) Meergottes Susanoo geweiht, weshalb die Torii (Tempeltore) und auch die Tempelanlagen vielfach im Meere stehen. Der erste Tempel wurde im 6. Jahrh. erbaut. Die Tempel sind sehr sehenswert, enthalten groteske Schnitzereien und alte Bilder. Interessant ist das Anzünden aller Opferlaternen gegen Abend (man bestelle es bei einem Bonzen für etwa 2-4 Yen). Die große Tempelhalle _Senjōjiki_ auf einer Anhöhe l. vom Haupttempel soll Hideyoshi aus einem einzigen Kampferbaum erbaut haben; sie diente seinem Kriegsrat vor dem großen Seezug gegen Korea am Ende des 16. Jahrh. In einem Tempel auf einem Berggipfel wird das von Kōbō Daishi (S. 357) angezündete heilige Feuer gehütet. Die Bahn fährt von Miyajima weiter längs der Küste; (225 km) =Hiroshima= (Gasthöfe: _Kikkawa_; _Mizoguchi_, in beiden europäisches Essen), Hauptstadt der Provinz Hiroshima, mit 121196 Einw., eine sehr lebhafte Gewerbestadt (für Lack, Bronze und andres Kunsthandwerk) an der Mündung des Ōtagawa sehr malerisch gelegen; Eisenbahn nach dem (5 km) Hafenort _Ujina_ (Gasthof _Naganuma_; Dampfer 3mal tägl. nach Takahama, S. 356). Rundfahrt durch die Stadt mit Rikscha zunächst zum Landschaftspark *_Sentei_ des Asanogeschlechts, in dessen Nähe ein fünfstöckiger Wartturm (tenshu) fast der einzige Rest des alten Daimyōschlosses ist (Zutritt verboten); neben dem alten Schloß liegt der Stadtpark Kōen mit der Tempelanlage _Nigi-tsu-Jinja_. Überall sieht man das Wappen der Asano, zwei gekreuzte Falkenfedern, nach dem auch der Hügel _Futabayama_ (oben schöne *Aussicht und kleine Teehäuser) hinter dem Tempel benannt ist. -- Ausflug mit Dampfer nach _Kure_ (Gasthof Miyoshi), etwa 8 Seem. ssö. von Ujina, einer wichtigen Marinestation und Kriegswerft (Erlaubnis zur Besichtigung nur durch den Marineminister zu erwirken); auf der kleinen Insel _Etajima_ die kaiserliche Marineschule. Hinter Hiroshima verläßt die Bahn die Küste und läuft durch gebirgiges Land über (250 km) _Hachi-kon-matsu_ und (274 km) _Kōchi_, erreicht dann die Küste wieder bei (296 km) _Mihara_ (Gasthof Go-un-rō), Stadt mit Daimyōburgruine, und läuft längs der Meerenge, die die vorgelagerte Insel _Mukōjima_ bildet, nach -- (307 km) =Onomichi= (Gasthof _Hamakichi_; Dampfer nach Tadotsu tägl. in 3 St.), lebhaftem Hafenplatz mit schönen alten Tempeln, deren schönste _Senkōji_ und *_Saikokuji_ (auf dem Gipfel eines steilen Hügels, auf den eine schier endlose Treppe führt; oben *Aussicht). -- Dann verläßt die Bahn kurze Zeit die Küste und erreicht -- (328 km) =Fukuyama= (Gasthöfe: _Kurisada_; _Yoshino-Kadan_, am Bahnhof, 7 Z., Pens. 3 Yen), Hauptstadt der Provinz Bingo mit *_Daimyōburg_ (Besichtigung erlaubt); etwa 10 km südl. liegt der malerische Hafen _Tomo_ (Gasthof _Marutsune_), geeignet zu Bootsausflügen nach _Abuto_ (Tempel der Kwannon) und nach den Inseln _Benten-jima_ und _Sensuitō_ (Seebad), gegenüber vom Kwannon-Tempel, 4,5 km westl. von Tomo. -- Weiterhin berührt die Bahn die Küste nur bei (343 km) _Kasaoka_ und erreicht dann -- (386 km) =Okayama= (Gasthöfe: _Miyoshi-Kadan_, nahe beim Bahnhof; _Jiyūsha_; Zweigbahn nach _Tsuyama_), Hauptstadt der Provinz Bizen, mit 81025 Einw.; neben dem alten, jetzt als Schule benutzten Daimyōschloß (die »Rabenburg«) der weitberühmte Garten *_Kōraku-en_, eine echt altjapanische Anlage mit Hügeln, Seen, zahmen Kranichen, Brücken und Pavillons; Gymnasium (Kōtōgakkō), Medizinschule und das größte Waisenhaus Japans. =Ausflug= von _Samban_, dem Hafenort für Okayama (3 km südl.), mit Dampfer in 1-1/2 St., dazu 1/2 St. Bootsfahrt nach der großen Insel _Shōdoshima_, wo man einen Tag zubringt, um mit Rikscha und zu Fuß einige der 88 heiligen Plätze der Insel, z. B. die Felsen von _Kankake_, den Wasserfall _Nishi no taki_, die Höhle der Göttin Beuten in _Gōtō_, zu besuchen. Auskunft und Führer besorgt die Agentur der Dampfer (funa-donya) an der Landungsbrücke. Gelegenheit zum Übernachten in den Hauptorten _Tonoshō_ und _Fuchizaki_.--Über _Uchi no Umi_ vgl. S. 358. Hinter Okayama bleibt die Bahn der Küste fern und führt über unbedeutende Plätze durch bergige Landschaft nach--(475 km) =Himeji= (Gasthof _Akamatsu_; europ. Speisehaus: _Daishika_; _Toyo_, Bierhalle; Zweigbahn nach _Ikuno_, mit Silberminen, und nach den heißen Quellen von _Kinosaki_, auch _Yushima_ genannt [Gasthof Ōmeikan], schöne Sommerfrische), Hauptstadt der Provinz Harima mit 36509 Einw. und lebhaftem Handel; sehenswerte *_Daimyōburg Rojō_, vorzüglich erhalten, fünfstöckig, oben *Aussicht (Erlaubnis zum Besuch beim Kenchō, Präfektur, in Himeji oder Kōbe vorher einholen), gegründet 1339 von _Akamatsu Sadanori_, geschichtlich berühmt, jetzt Kaserne einer Division.--Hinter Himeji ist bei (483 km) _Sone_ (_Amida_) Gelegenheit zu Ausflügen mit Rikscha nach den Stranddörfern _Sone_ und _Takasago_ (Gasthof _Shikataya_); in der Nähe die sehr alten, heiligen Kiefern _Ai-oi no Matsu_ (die »zusammenwachsenden Kiefern«, als Symbole der Langlebigkeit und der ehelichen Treue in der japanischen Poesie oft genannt) und andre in Literatur oder Geschichte berühmte Örtlichkeiten (z. B. das Tal _Ichi-no-tani_, wo 1184 große Schlacht zwischen den Minamoto und Taira) sowie ein Tenjintempel; man erreicht nach kurzer Rundfahrt die Bahn wieder bei (491 km) _Kakogawa_. Nun nähert sich die Bahn der Küste und erreicht sie bei (511 km) _Akashi_ (Gasthof _Yebisuya_; europ. Speisehaus: _Jiyūtei-Restaurant_), mit hübschem Shintōtempel zu Ehren des alten Dichters Hitomaro und großer Daimyōburgruine, auch Nullmeridian für die japanische Zeit.--Dann folgen die hübschen Seebäder (515 km) _Maiko_ (Gasthof Manki-rō); (520 km) _Shioya_ (Oriental's Seaside Villa) und (523 km) _Suma_ (Gasthof Hoyōin), wo viele Europäer aus Kōbe Sommerwohnung haben.--Nun folgen die Vorstadt (525 km) _Takatori_, dann (528 km) _Hyōgo_ und _Kōbe-Hauptbahnhof_ und schließlich (530 km) Bahnhof _Sannomiya_ von Kōbe. Kōbe-Hyōgo. Vgl. beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Von _Shimonoseki_ durch die Binnenlandsee kommend, vgl. S. 356; von _Schanghai_ außen herum vgl. S. 347. In die Linschotenstraße steuert man mit südlichem Kurs hinein, wobei das hohe Kap _Murotosaki_ und die bergige Landspitze _Hi no Misaki_ (mit Leuchtturm) die besten Landmarken sind. Weiter innen erkennt man bald die scharfen Gipfel von _Numashima_, _Tomagashima_ und die Kuppe des _Takayama_, des höchsten Berges im südlichen Teile der Insel Awaji. Durch die mit zwei Inseln besetzte _Izumistraße_ (_Tomagashima suido_) steuert man dann in die _Izumi Nada_ (den _Golf von Ōsaka_) ein und ankert nach kaum 2 St. auf der schönen malerischen Reede von =Kōbe=, hinter deren flachen Küste sich die bis 914 m hohen Berge erheben. Ausschiffung mit Dampfbooten der Schiffsagenturen oder Hotels 1-2stündl. frei oder mit Sampan, etwa 20-50 sen für eine Person je nach Entfernung (Tarif auf Tafel der Landungsbrücke). Zolldurchsicht (S. 349) für Schiffsreisende, die aus dem Auslande kommen, im Zollamt der _East Hatoba_ (östl. Bootshafen) beim Fremdenviertel. =Gasthöfe=: _Tor Hotel_ (deutscher Leiter), Prachtbau I. Ranges, auf dem Hügel schön gelegen, Garten, Pens. von 8 Yen an; sehr zu empfehlen, Auto zur Stadt frei. -- _Oriental_, Kyō-Machi 80 (Neubau am Bund), Pens. von 8 Yen an. -- _Mikado_, in der Nähe des Kōbe-Bahnhofs, 15 Min. Rikschafahrt von der Fremdenniederlassung, II. Ranges; ebenso _Pleasanton_, _California_ u. a. -- =Restaurants=: _Grill Room_ im Oriental Hotel sowie bei Sannomiya und Kōbe-Station; japanisch: _Nishimura_, Gotō. -- _Tokiwa-Kadan_, beim Kōbe-Bahnhof, oder _Nishi-Tokiwa_, beim Suwayama, Teehäuser für japanische Gastmahlzeit mit Tanz (vorauszubestellen, teuer). =Post= (_Sannomiya Postoffice_) in der Fremdenniederlassung Nr. 33. -- =Telegraph= neben der Sannomiya-Bahnstation (s. oben). -- =Rikschas= 1 St. 25 sen mit 1 Kuli, 50 sen mit 2 Kulis; jede Stunde mehr 20 sen, für 2 Kulis doppelt; 1/2 Tag 1 Yen, 1 Tag 1,50 Yen; bei Dunkelheit 20 Proz., bei Regenwetter 30 Proz. mehr; innerhalb der Stadt kleinere Taxe, für die man an den Bahnhofsausgängen Tickets lösen kann. =Wagen= (Mikado Hotel): Einspänner 1/2 Tag 3 Yen, 1 Tag 5 Yen; Zweispänner (3-4 Pers.) 1/2 Tag 5 Yen, 1 Tag 9 Yen. =Elektrische Stadtbahn= vom Bahnhof Hyōgo nach Kōbe am Settlement vorbei; vom Hyōgo-Bahnhof nach Suma, alle 5-10 Min. =Eisenbahnen=: Hauptbahnhof am Südende der Stadt, nahe bei Hyōgo; für die Fremdenniederlassung ist der Bahnhof _Sannomiya_ am nächsten, weshalb man Fahrkarte stets nach dieser Station lösen soll. Von Kōbe fährt die Sanyōbahn nach _Shimonoseki_ (S. 355), die Tōkaidōstaatsbahn nach _Tōkyō_ (S. 393). =Dampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ (Agentur H. Ahrens & Co. Nachf., Bund Nr. 10, Tel.-Adresse »Nordlloyd«), 14tägig mit Dampfer der Europa-Linie über Nagasaki oder Tsingtau nach Europa sowie nach Yokohama; mit Dampfer der Austral-Japan-Linie jede 4. Woche nach Australien über Hongkong, Manila und Neuguinea, oder nach Yokohama. -- _Hamburg-Amerika Linie_ (Agentur C. Illies & Co.). -- _Österreichischer Lloyd_ (Agentur Samuel, Samuel & Co.), monatl. nach Schanghai. -- _Messageries Maritimes_ (Agentur G. Abily, Mayemachi Nr. 8), 14tägig nach Yokohama und Europa über Schanghai. --_Peninsular & Oriental Co._ (Itomachi Nr. 109).--_Nippon Yūsen Kaisha_ (Agentur gegenüber American Hatoba), 14tägig nach Hongkong, zweimal wöchentlich nach Schanghai und Yokohama. --_Canadian Pacific R. & O. St. S._ (Agentur Mayemachi Nr. 14), 1-2mal monatl. nach Vancouver bzw. nach Schanghai und Hongkong über Nagasaki. --_Pacific Mail_ und _Tōyō Kisen Kaisha_ (Agentur Kyōmachi Nr. 83 u. 81), abwechselnd etwa 3mal monatl. nach Yokohama, Honolulu, San Francisco, Nagasaki, Schanghai, Hongkong und Manila.--_Nippon Yūsen Kaisha_ fährt an der Küste; auch nach Europa, Australien und Seattle (Vereinigte Staaten).--_Ōsaka Shōsen Kaisha_ im japanischen Binnenmeer und nach Formosa und Dalny (Port Arthur).-- _Agentur der Russischen Freiwilligen Flotte_: Samuel, Samuel & Co. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Kyōmachi 25.--_Yokohama Specie Bank_, Sakaye Machi 8.--_Chartered Bank of India, Australia & China_, alle drei Korr. der Deutschen Bank.-- _Hongkong & Shanghai Bank_, Bund 2, Korr. der Allgem. Deutschen Creditanstalt in Leipzig. Alle vier Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. =Theater=: _Daikokuza_.--_Bentenza_ in Hyōgo auf dem Minatogawa; ebenda Kinematographen und Vergnügungsplätze. =Fremdenführer=: _Oriental Guides Society_, 163 Kitanagasa Nichōme. (Führer tägl. 4 Yen für 1-3 Pers., 1 Yen für jede Person mehr); _Kōbe Kaiyūsha_, 4 Sannomiya-chō, Nichōme, Preis ebenso. =Deutsches Konsulat=: Higashi Machi Nr. 115; Konsul _Thiel_.--=Deutscher Klub= _Concordia_ (gutes Lesezimmer), am Ostende der Fremdenniederlassung (Settlement);--_Kōbe Club_ (international), ebenso. Tennis, Cricket, Rowing und Athletic Club. Cricket- u. Tennisplatz. --_Deutscher Arzt_: Dr. _Quosig_, Ahashi Machi Nr. 39 in Kōbe; internationales =Krankenhaus=.--Deutsche =Apotheke=, Harimamachi Nr. 7 im Kōbe Building. =Polizei= am Nordende der Fremdenniederlassung; Hafenpolizei an der American Hatoba. =Buchhandlungen=: _Thompson & Co._, Division Street 3 (für Kelly & Walsh, Schanghai): für deutsche Bücher: _Kawase_, Motomachi.--=Zeitungen= (in englischer Sprache): _Japan Chronicle_; _Kōbe Herald_.--=Photographen=: _Ichida_ (für Porträte), Motomachi, 2 chōme.-- _Tamamura_ (für Landschaften, Volksszenen), Uramachi, Nordende der Fremdenniederlassung. =Geschäftsadressen.= Japan. Kunstsachen: _Harishin_;--_Hamada_, beide Motomachi, 2 chōme.--Silbersachen: _Nambu_ und _Chodaisha_, Motomachi, 2 chōme.--Porzellan: _Shintō Kaisha_, Motomachi, 2 chōme; _Taniguchi_ u. a., ebendaselbst.--Bambusarbeiten: _Iwamoto_, nahe beim Nankotempel.--Seide: _Matsumoto_, Motomachi, 3 chōme.-- Lackwaren: _Nakamura_ (roter Loochoo-Lack), Motomachi. =Spediteur=: _J. A. Christensen & Co._, Nakamachi 38, gegenüber der Post. =Kōbe=, erster Einfuhrhafen Japans und Hauptstadt des Hyōgo-Ken (Präfektur) in der Provinz Settsu, an der Südküste der Hauptinsel (Hondo), 36 km westl. von Ōsaka, mit dem es durch Eisenbahn sowie durch elektrische Bahn verbunden ist, bildet mit dem westlicher gelegenen _Hyōgo_ eine Doppelstadt von 387915 Einw. _Kōbe_ ist eine neue Stadt mit tiefem, in großartigem Ausbau begriffenem Hafen, an dem entlang das Fremdenviertel (_Settlement_) mit seinen Geschäftshäusern und Villen und 3328 (davon etwa 250 Deutsche und 2000 Asiaten) eingewanderten Fremden sich ausbreitet, die nahen Hügellehnen hinansteigend. _Hyōgo_, die ältere Stadt, mit rein japanischem Charakter, ist ein sehr alter Seehafen, der schon im 12. Jahrh. blühte. 1868 dem Fremdenhandel eröffnet, hat es seitdem großen Aufschwung genommen, ist Sitz vieler Handelsgesellschaften (122 europäische und amerikanische Firmen, 4 europäische Banken), hat viele Reisschälmühlen, eine große Baumwollspinnerei, viele Zündhölzerfabriken und andre Fabriken. [Illustration: Plan von Kōbe-Hyōgo.] Die Mitsu Bishi Co. besitzt zwei große Docks in Wada bei Hyōgo, die Kawasaki Co. Docks und Schiffsbauanstalt in Kōbe. Die Einfuhr umfaßt Rohbaumwolle, Musselin, Eisenwaren, Maschinen, Petroleum, Zucker, die Ausfuhr Reis, Tee, Baumwollengarn, Seide, Fische, Kampfer, Zündhölzer, Porzellanwaren, Schirme. Die Stadt ist sehr gesund für Europäer, die Umgebung sehr reizvoll. Die deutsche Einfuhr betrug 1910 rund 50 Mill. Mk.--_=Rundfahrt.=_ Von Kōbe zunächst durch das Fremdenviertel und über den _Bund_ zum *_Ikutatempel_, oberhalb des Bahnhofs Sannomiya zwischen Kampferbäumen und Kryptomerien versteckt, erbaut im 3. Jahrh. von der Kaiserin Jingō Kōgō nach ihrem Sieg über Korea; von da nach den Wasserfällen Nunobiki (s. unten) und zurück zum Fremdenviertel, dann nach W. durch die Hauptgeschäftsstraße Motomachi nach dem Hauptbahnhof Kōbe zu. Wenig sehenswert ist der _Nanko_-(_Minatogawa_-) _Tempel_ nördl. vom Hauptbahnhof, in dessen Nähe ein Aquarium und ein Basar liegen.--Dann fahre man über eine der Brücken nach _Hyōgō_ zum *_Nōfukujitempel_, berühmt durch den großen _Bronzebuddha_, japan. _Daibutsu_, eine riesige Bronzefigur von 16 m Höhe und 26 m Leibumfang (1891 vom Papierfabrikanten Nanjo Shōbei gestiftet); im Innern des 2,5 m langen Gesichts, durch Treppen zugänglich, ein Altar für den Lichtgott Amida; wie im großen Tempel, hängen auch im Innern des Daibutsu viele Metallspiegel, Weihgeschenke frommer Stifter.--In der Nähe der _Shinkōjitempel_ mit künstlerischer Bronzefigur des Amida vor einem Lotosteich. Gegenüber ein _Denkmal des Kiyomori_ aus dem Tairageschlecht, des einst allmächtigen Premierministers (gest. 1181). --In der Nähe liegt der _Seifukujitempel_, und 10 Min. südl. die Landzunge _Wada no Misaki_, mit schönem Blick aufs Meer.--Auf der Rückfahrt besichtige man den Shintōtempel _Wada no Myōjin_.-- Auch ein _Handelsmuseum_ (_Shōhin Chinretsujo_) ist in Kōbe neben dem Sannomiyatempel. =Ausflüge=: Vom Fremdenviertel nördl. auf der breiten Takemichistraße in 20 Min. zu den beiden hübschen Wasserfällen von _Nunobiki_, der untere _Men-daki_ (weiblicher Wasserfall), der obere _On-daki_ (männlicher Wasserfall) genannt, beide mit Teehäusern; weiter durch ein Tor in 10 Min. zu einem schönen Stausee. Auch auf dem Hügel _Suwayama_, 8 Min. westl. vom Tor Hotel, liegt ein Teehaus mit *Aussicht.-- 300 m östl. vom obern Fall auf schmalem Bergpfad (schwer zu finden!) oder 20 Min. weiter östl. hinter dem Friedhof Kasugano auf breitem Weg weitergehend, gelangt man in etwa 2 St. zum höchsten Gipfel bei Kōbe, den *=Mayasan= (750 m), auf dem ein Tempel der Maya (Buddhas Mutter), irrtümlich _Mondtempel_ genannt, steht; prächtige *_=Fernsicht=_ über den Golf von Ōsaka; Teehäuser beim Tempel. Abstieg in 1-1/2 St. bis Kōbe.--Bequemer ist der Aufstieg auf den Bergkamm hinter dem _Suwayama_ (etwa 1/2 St.), auch auf Bergpfaden hinter dem Tor Hotel zu erreichen; *Aussicht.--Im Tale westl. vom Suwayama steigt man in etwa 1 St. zum *=Futatabi-san= (500 m), mit schöner Tempelanlage auf dem Gipfel und vorzüglicher *Aussicht.--Ausflüge nach _Akashi_ (S. 360), _Maiko_ (S. 361), _Shioya_ (S. 361). Mit Rikscha (2 Mann) in 40 Min. nach Gomotera, dann zu Fuß oder mit Tragstuhl (3 Mann zu je 60 sen) auf den Kamm des =Rokkosan= (850 m), 8 km lang (Bergrücken westl. hinter Kōbe, oben 60 Sommerhäuser der Fremden, Golfklub und schlechte Teehäuser. Im Sommer auch zu Pferd (1,30 Yen) oder zu Fuß von Oishi (elektr. Bahnstation) über _Gomo_ nach Rokkosan. _=Elektr. Eisenbahn=_ über _Nishinomiya_ und dann mit Rikscha; oder Eisenbahn über (26 km) _Kanzaki_ (s. unten), dann Zweigbahn in 3/4 St. nach =Takarazuka= (_Takarazuka Hotel, Tansan Hotel_), Sommerfrische mit vorzüglichen heißen Bädern und dem berühmten Tansanmineralwasser. Von der nächsten Bahnstation _Namaze_ (hübscher, aber beschwerlicher) oder auch von Sanda mit Rikscha in 1-1/4 St. nach =Arima= (_Arima Hotel_; einf. Gasthöfe: _Sugimoto_; _Masuda_), Sommerfrische der Fremden von Kōbe, etwa 430 m ü. M., in hübscher Landschaft gelegen; heiße Bäder; Ausflüge zum _Takotori_ mit schöner Aussicht über das japanische Binnenmeer; ferner elektrische Bahn über _Nishimomiya_ zum _Kabutoyama_ (Bismarckhügel genannt wegen vier einsamer auf seinem runden Gipfel aufragender Bäume) und lohnender Fußweg von _Oishi_ (Station der elektr. Bahn) über _Gomo_ nach _Rokkosan_ (s. oben). Von Kōbe über Ōsaka und Nara nach Kyōto. Die Tōkaidō-_=Staatsbahn=_ führt vom Bahnhof Sannomiya in _Kōbe_ über (26 km) _Kanzaki_ durch Flußniederung nach (33 km) =Ōsaka= (früher _Naniwa_), zweite Stadt des Reiches und mit Tōkyō und Kyōto eine der drei Fu oder großen Hauptstädte, an der Mündung des Yodogawa in die Idzumi Nada (Golf von Ōsaka). =Gasthöfe=: _Ōsakahotel_, 12 Z., aber mäßig, Pens. etwa 7 Yen, im Nakanoshimapark, 10 Min. vom Tōkaidōstaatsbahnhof. --_Nippon-Hotel._-- =Restaurants=: europäische: _Shinkaite_, _Naniwa_, empfohlen; japanische: _Hanaya_ u. a. -- =Stadtbahn= umgibt die Stadt, mit vielen Stationen, darunter _Umeda_ (nahe dem Ōsakahotel), der Hauptbahnhof für Kōbe, Shimonoseki, Kyōto, Nagoya und Yokohama; _Minatomachi_-Bahnhof für Nara, Nagoya; _Namba_-Bahnhof für Sakai, Hamadera, Wakayama und der Hafenbahnhof _Ajikawaguchi_. -- =Eisenbahnen= nach _Kōbe_, _Kyōto_, _Wakayama_, _Maizuru_ und _Nara_. -- =Elektr. Bahnen= 50 km Stadtbahnnetz; Fernbahn nach Kyōto (Keihandensha) und nach Takarazuka mit Zweiglinie nach dem Ahorndorf _Mino_. -- =Dampfer= der Nippon Yūsen Kaisha und der Ōsaka Shōsen Kaisha nach allen japanischen, koreanischen und chinesischen Häfen. -- =Banken=: nur japanische. -- =Theater= (gut): Fünf große im Dōtombori-Stadtviertel; Geishavorstellungen. -- =Photographische Apparate=: _Kuwada_, Shinsaibashi. -- =Geschäftsadressen.= Satsumaporzellan: _Yabu Meizan_, 197 Naka Nichōme, Dōjima; -- Seidenstoffe: _Takashimaya_, Shinsai-bashi-suji; -- Kunstsachen: _Yamanaka_, Kōraibashi und Naniwabashi-dōri. -- Gute Geschäfte aller Art in Shinsai-bashi-suji; auch die Basare (Kwankoba), besonders _Furitsu Hakubutsu-jō_ nahe Umedabahnhof, sind gut. _Ōsaka_ liegt in der Deltaebene des Jodogawa und wird von vielen Kanälen durchschnitten (»japanisches Venedig«), hat berühmte Tempel, ein schön gebautes, aber unbedeutendes Fremdenviertel in Kawaguchi, die Ruine eines alten Schlosses und (1910) 1226590 Einw. Für den Binnenverkehr ist Ōsaka die erste Handelsstadt des Reiches, namentlich für Reis, Baumwolle und Seidenwaren. Neuerdings verliert Ōsaka seinen spezifisch japanischen Charakter aber sehr rasch, obgleich wenig Europäer hier wohnen, und entwickelt sich immer mehr zu einer von hastigem Leben erfüllten rauchigen Industriestadt; große Textilindustrie (Baumwollspinnereien, Teppichwebereien) und Zündholzfabriken. [Illustration] Im J. 1909 zerstörte ein Brand mehrere Stadtviertel zwischen Nakanoshima und Umeda-Bahnhof. Ein großer _Hafen_ ist fertig, muß aber wegen Versandung jährlich gebaggert werden und wird vorläufig meist nur von kleinen Dampfern angelaufen. Die Stadt ist wegen ihres Sumpfgrundes nicht gesund, Epidemien sind nicht selten. -- _=Rundfahrt.=_ Vom Gasthof fahre man mit Rikscha über die große _Naniwa-bashi Brücke_ (r. schwimmende Teehäuser im Fluß) zum *_Temmangū_ (Tempel des Gottes _Tenjin_), im 10. Jahrh. erbaut, dessen kleiner Heiligentempel _Taishi_ schöne Bronzen und Schnitzereien enthält, auch eine fünfstöckige Pagode und ein Tempel der Kwannon (Göttin der Gnade), ein Teich mit Schildkröten und Störchen. Tempelfeste am 25. Juli und 25. Okt. -- Eine andre große Tempelanlage, _Sakura-no-miya_, ist gegenüber der großen _Kaiserlichen Münze_ (_Zōheikyoku_; Besuch interessant). -- Sö. davon liegt die Hauptsehenswürdigkeit, die große Daimyōburg *=O-shiro= (Erlaubnis zum Besuch erteilt das _Ōsaka Fu_, Stadtamt, 1/4 St. vom Gasthof; So. geschlossen, Sa. nur bis mittags), ein mächtiges, finsteres, fünfstöckiges Schloß (tenshu) mit gewaltigen Granitmauern, jetzt Riesenkaserne, früher Shōgunsitz, 1538 von Hideyoshi erbaut, zugänglich durch ein einziges Bronzetor; von der obersten Plattform schöne *Aussicht über Stadt und Umgebung. -- Von der Burg fährt man mit 2 Kulis durch Tee- und Maulbeerpflanzungen zur Tempelanlage von *=Tennōji=, im SO. der Stadt, um 600 begründet; durch das Südtor eintretend, liegt r. der _Taishi-dō_ (Schrein des Gründers, des Kronprinzen _Shōtoku-taishi_, der sich in der Regierungsära der Kaiserin Suiko um Einführung des Buddhismus und der chinesischen Kultur hochverdient machte), gegenüber l. der Schrein mit der Seelengeleitglocke (Indō no kane), weiterhin eine Halle mit Steinbecken, in das aus steinerner Schildkröte Wasser fließt; dahinter ein Teich mit Schildkröten, daneben eine Tanzbühne, die zum _Rokuji-dō-Tempel_ führt. In der Nähe eine fünfstöckige Pagode mit sehr urwüchsigen Holzschnitzereien, ebensolche im Bethaus daneben.--Rückfahrt durch das Vergnügungsviertel _Dōtombori_, das nachts besonders belebt ist; Schaustellungen aller Art, Seiltänzer, Schießbuden, Zuckerbäckerbuden, Affenbuden, eine Straße voller Theater etc. (das St. Pauli von Ōsaka!). -- Nicht weit davon liegen in Shinsai-bashi-suji zwei Tempel der buddhistischen Hongwanji-Sekte: _Higashi Hongwanji_, 1615 erbaut, und _Nishi Hongwanji_, mit schönem Torweg (Chrysanthemumarabesken!) und Amida-Altar. Unterwegs besichtige man eine Werkstätte der Satsuma-Porzellanmaler und besteige den siebenstöckigen Turm _Ryō-un Kaku_. Sehenswert sind auch die Shintōtempel _Kōzu-no-miya_ und _Ikudama Jinja_ sowie der Blumengarten von _Kichisuke_, besonders im November zur Chrysanthemumausstellung (Kwangiku-en, Chrysanthemumschaugarten). =Ausflüge= mit der Nankaibahn vom Bahnhof _Namba_ nach (5 km) =Sumiyoshi= mit berühmtem, den drei Meergöttern geweihtem und besonders von Seeleuten und Fischern aufgesuchtem Tempel; ferner nach (10 km) =Sakai= mit schönem Seestrand (Teehäuser) und (63 km, 2-1/2 St. Fahrt von Ōsaka) =Wakayama= (_Gasthof Fujigen_; europ. Speisehaus _Shugatei_) mit schöner *_Daimyōburg_ (Eintrittsgeld), dem Tempel von *_Kimii-dera_, 770 erbaut, mit prächtiger Aussicht auf den Strand von *_Waka-no-ura_, ein nach japanischem Geschmack, der sich mehr für das Sanftliebliche als für das Wildromantische u. Gewaltige entscheidet, idealschönes Landschaftsbild; man fährt mit Rikscha dahin zunächst nach _Ashibe-no-ura_ (Gasthof); andre Lieblingspunkte von Waka-no-ura sind: _Imose-yama_, _Shio-gama_, _Tamatsu-shima_, _Tengu-yama_ (*Aussicht), der Hügel von _Dejima_ und _Gongen-yama_ (*Aussicht). Vom Bahnhof Minatomachi in _Ōsaka_ fährt man durch liebliche Landschaft (an Thüringen erinnernd) über (11 km) _Yao_ (mit berühmtem Tempel auf dem Hügel _Shigi-sen_) nach (24 km) _Ōji_ (Zweigbahn nach _Takada_ und _Sakurai_); dann folgt (41 km) =Nara= (_Nara Hôtel_, 75 Z., prächtig gelegen, im Winter geschlossen; halbeurop. Gasthof: _Kikusui-rō_, am Park, recht gelobt; Teehaus _Musashino_, mit europ. Küche), jetzt eine stille Stadt, altertümlich und idyllisch, mit 34000 Einw., die rote Lacksachen, Tusche und Waffen anfertigen; früher, von 709-784 Hauptstadt Japans, während der Glanzzeit des japanischen Buddhismus, daher die prächtigen, gut erhaltenen Tempel. -- Zahllose Läden mit Reiseandenken, da Nara von Japanern sehr viel besucht wird. -- _=Rundfahrt=_ vom Gasthof in den riesigen _Naturpark_, in dem die Hügel Mikasa und Wakakusa liegen und vorzügliche Wege von Tempel zu Tempel führen. An der Südseite des Mikasayama führt ein Weg in urwaldähnlichen Forst. Tausendjährige Baumriesen säumen die Wege ein und beschatten die Tempelanlagen; Kryptomerien, andre Kiefern, Kampferbäume, Steineichen, Glyzinien in prächtigen Formen; Rudel von kleinen Hirschen folgen der Rikscha und lassen sich mit flachen Kuchen, die Verkäufer feilbieten, füttern. Zahlreiche Bronze- und Steinlaternen bezeichnen die Tempelanlagen, deren Bauten alle rot lackiert sind. Zuerst besucht man den 767 erbauten Tempel *_Kasuga-jinja_, am obern Ende einer romantischen Schlucht (Tempelfest am 17. Dez.); r. vom Haupttempel, am Ende einer langen Laternenallee, steht der *_Wakamiyatempel_, wo stets junge Mädchen bereit sind, unter Aufsicht und Musikbegleitung alter Priester (für 1,50 Yen »Opfergeld«) den uralten *Tempeltanz »Kagura« in seltsamer Tracht zu tanzen. Auf dem Hofe des Haupttempels verschiedene Heiligtümer, darunter ein Wunderbaum, der an einem Stamme sieben Pflanzen, Kamelien, Kirschen, eine Wistaria u. a., dicht verwachsen miteinander, trägt. (Wer Zeit hat, steige [180 m Steigung] auf den Gipfel des Mikasa-yama hinter dem Kasugatempel, oben bei einem Stein schöne *Aussicht.) Vom Kasugatempel gelangt man zu dem halbverfallenen Tempel _Tamuke-yama no Hachiman_ und zu dem schönen Tempel _Ni-gwatsu-dō_, schon 752 erbaut und der Göttin Kwannon geweiht, 1898 erneuert; in der Nähe im Tempelhof _Tōdaiji_ die 732 gegossene *_Riesenglocke_ von 37 Tonnen Gewicht (das Anschlagen kostet 5 sen). Hügelabwärts gelangt man dann zu einer Tempelanlage, in deren Haupthalle große Buddhafigur aus Bronze, _Daibutsu_, von über 16 m Höhe, 749 erbaut (der älteste in Japan), der Kopf im 16. Jahrh. erneuert, die Göttin Roshana (Skr. Vairochana) darstellend; im Vorhof schöne Bronzelaterne. Hinter dem Daibutsu im Gehölz das frühere kaiserliche Vorratshaus *_Shōsō-in_, jetzt durch sein Alter zum Archäologischen Museum geworden (Besichtigung nur ausnahmsweise gestattet). Man gelangt vom Daibutsu durch die Tore _Nitenmon_ und _Niō-mon_ (mit Riesenfiguren der _Ni-ō_, der beiden Tempelwachtgötter Indra und Brahma, gegen 1095 vom Künstler Kwaikei geschnitzt) zum *Museum (_Hakubutsu-kwan_) mit vielen wertvollen Altertümern. Dahinter liegt am Wege l. der Tempel *_Kōfukuji_, 710 begründet, doch 1717 zum Teil verbrannt. =Ausflüge von Nara.= Nach dem berühmten romantischen Waldkloster *=Kōya-san=: 3 St. Bahnfahrt bis _Kōya-guchi_ an der Linie nach Wakayama, dann Rikscha über den Fluß zum Fuß des Bergs und 4 St. Aufstieg; oben Übernachten als Klostergast (gegen 4-6 Yen Gastgeschenk!). Die Sehenswürdigkeiten des Klosters _Kongō-buji_ (816 gegründet von Kōbō Daishi) beanspruchen 1/2 Tag Zeit (sehr lohnend). Wer Zeit hat und gut zu Fuß ist, wandere zurück durch prächtige wilde Wälder über _Dorogawa_ (58 km) und _Yoshino_ (Gasthof _Kadoya_), berühmt zur Kirschblüte, die man von _Hitome Senbon_ (d. h. 1000 Bäume mit einem Blick) genießt; nahebei der Bergtempel _Zōōdō_. Ausflug in 1/2 Tag nach _Hōryūji_ (Station der Bahn nach Ōsaka), dem ältesten Buddhatempel in Japan, 607 von Shōtoku-taishi erbaut; wertvolle Tempelschätze; Ausflug von Hōryūji in 3/4 St. Rikschafahrt nach dem Tempel _Yakushi-ji_, wo einige prachtvolle alte Bronzen koreanischer Arbeit. Von Nara läuft die Kyōto-Nara-Bahn in 2 St. durch sehr gut angebaute hügelige Landschaft mit Teepflanzungen (die in der wärmern Jahreszeit zum Schutz gegen den Sonnenbrand mit Bastmatten überdeckt werden; der beste Tee Japans wird hier gewonnen), Bambus- und Maulbeerwäldchen und vielen hübschen Dörfern zum (42 km) Bahnhof _Shichijo_ (gute Bahnwirtschaft) von _Kyōto_. Kyōto. Vgl. beifolgenden Plan. =Gasthöfe=: _Miyako Hôtel_ (E3), Awata-guchi, mit herrlicher Aussicht über nördl. Stadt und Gebirge, europäisch, mehr für den Sommer, gut geführt; Informationsbureau und Handbuch für Reisende im Hotel; Deutsch gesprochen; 100 Z. von 2 Yen an, F. 1, Lunch 1,50, Dinn. u. Sup. je 2, Pens. von 6 Yen an.--_Kyōto Hôtel_ (C3), gegenüber dem Rathaus, in Kawara Machi, mehr für den Winter, hat Zimmer mit Bad; Pens. von 6 Yen an, F. 1, Lunch u. Din. 1,50 Yen. Beide schicken Vertreter zum Bahnhof.-- Japanische Gasthöfe: _Nakamura-rō_, Gion.--_Tawaraya_; _Hiiragiya_ und _Sawabun_, sämtlich in Fuyachō (C3, 4). =Restaurants=, europäische, zahlreich; japanische: _Tawaraya_; _Hachi-shin_; _Hirano-ya_ u. a. =Post, Tel., Fernspr.= (BC3, 4), Sanjō-dōri Higashi-no-Tōin.--=Rikschas= haben Polizeitaxe, die auf jedem Zahlzettel (Ticket) steht; diese Zettel erhält man nur am Bahnhof. =Wagen= (Landauer und Victoria) im Kyōto- und Miyako-Hotel. =Straßenbahnen= durch die Stadt und nach Fushimi, vgl. den Plan. Fahrpreis für jede Teilstrecke von etwa 0,8 km ist 2 sen.--=Eisenbahnen=, vier Staatsbahnlinien: Nach Maipuru, Ōsaka, Nara und Tōkyō (S. 393). Neue Bahn über Ayabe nach Maipuru (für Ama-no-Hashidate). --=Elektrische Bahnen= nach Ōsaka und nach Arashiyama fertig, nach Ōtsu und dem Biwasee im Bau. =Banken=: _Kyōto Shōko Ginkō_, _Kyōto Ginkō_, _Dai-ichi Ginkō_, _Nippon Ginkō_ und andre. =Theater=: Mehrere gute in Shin-Kyōgoku u. eins in Shijō Hashizume. =Fremdenführer=: Durch die Gasthöfe erhält man Führer der _Oriental Guides Society_ (_Tūyū tsūben kyūkwai_) zu 4 Yen tägl. für 1-2 Pers., 50 sen für jede Pers. mehr; dazu die Reisekosten. Ausführliche Beschreibung von Kyōto und Umgegend enthält das Buch: _Kyōto, Japan_, zusammengestellt vom Stadtrat von Kyōto, und die guten Handbücher (englisch) des Kyōto- und Miyako-Hotels. Vgl. S. 345. =Reisebureau= in Furumonzen, Telegrammadresse »Advisory«. Vgl. S. 345. =Polizei= im Präfekturgebäude (B2), Shimodachiuri, westl. vom Kaiserpark. =Buchhandlung=: _Daikokuya_, gegenüber dem Kyōto-Hotel; _Nankōdō_, in Sanjōdōri, westl. der Brücke; _Maruzen_, östl. vom Postamt, in Sanjōdōri.-- =Zeitungen=: Fünf japanische. =Photographen=: _Nakai_, beim Giontempel. --_Hori Marumi_, Tera Machi.-- Photographische Apparate: _Asanuma & Co._, Minami Bukkoji Machi. =Geschäftsadressen.= Porzellan: _Kinkōzan Sōbei_, Sanjō, östl. von Shirakawabashi; _Yasuda_, am Shirakawa. --Stickereien: _Nishimura Sozaemon_, Sanjō, Karasu-maru; _Iida Shinshichi_, Karasumaru, Takatsuji.--Cloisonné-Sachen: _Namikawa Yasuyuki_, Sanjō, Kita-ura, Shirakawa-bashi; _Kin-un-ken_, Sanjō-dōri, Shirakawa-bashi.--Bronzen und Stahl: _Kuroda_, Tera Machi Shijō sagaru; _Jōmi Eisuke_, Tera Machi, Shijō; _Nogawa Noboru_, Shijō, östl. von Tera Machi; _Komai Otojiro_, Furumonzen, Yamato-ōji; _Inouye_, neben Kinkōzan. --Lackwaren: _Nishimura Hikobei_, Tera Machi Ayanokōji.--Fächer: _Hirano Kyūgoro_, Tominokōji, Gojō; _Nishida_, Higashi-no-Tōin, Shichijō-- Puppen: _Shimizu Katsuzō_, Tominokōji, Shijō.--Farbenholzschnitte: _Matzuki_, Shimmonzen.--Alte Kunstsachen: _Ikeda Seisuke_, Shimmonzen 114; *_Benten Co._, Shimmonzen; _Hayashi Shinsuke_, Furumonzen 39; _Yamanaka_, Sanjō Goten mae. Viele andre in der Straße Manjūji-dōri.--Man besuche in Kyōto die Hauptwerkstätten der größern Geschäfte! =Zeiteinteilung=: 1. Tag: Kaiserpalast, Nijōburg und Katsura-rikyū-Sommerpalast. --2. Tag: Tempel Higashi-Hongwanji, Nishi-Hongwanji, Sanjūsangendō, Hōkōji, Yasakapagode, Giontempel. --3. Tag: Hōzugawa-Stromschnellen, Arashiyama, Kinkakuji, Kitano Tenjin.--4. Tag: Shugakuin-Sommerpalast, Hiyeisan, Chūdōkloster, Sannōtempel, Sakamoto-Karasaki-Ōtsu. --5. Tag: Museum, Gewerbeausstellung, Sporthalle, Kaufläden in der Stadt.--6. Tag: Tempel: Inari, Kiyomizudera, Chion-in, Awatapalast, Maruyamapark.--7. Tag: Keage, Nanzenji, Eikwandō, Ginkakuji; Shinnyodō, Yoshidayama, Kurodani; abds. Shijōbrücke und Kyōgoku.-- [Hand]Bei nur kurzem Aufenthalt nehme man einen Führer, gebe ihm aber genau an, was man sehen will, damit man durch allzuviele Tempelbesichtigungen nicht ermüdet wird; die im Text mit * bezeichneten Tempelanlagen genügen, um ein Bild des japanischen Rom zu geben. =Festlichkeiten und Sehenswürdigkeiten nach der Jahreszeit.= Beste Besuchszeit für Kyōto ist Anfang März bis Ende Mai sowie von Mitte September bis Mitte November; Pflaumenblüten sieht man Anfang März in Momoyama, in Fushimi, im Kaiserpark; dann folgt bis Mitte April die Pfirsichblüte im Maruyamapark, in Momoyama; in der *_Kirschblütenzeit_ im April besuche man den Kaiserpark, den Maruyamapark, Arashiyama, den Hiranotempelgarten und andre Plätze sowie das Theater, um den »Kirschblütentanz« zu sehen. Im Mai Päonien- und Azaleenblüte, im Herbst Chrysanthemumblüte. --_Gewerbe- und Kunstausstellung_ in Okazakichō ist 2 Monate im Frühjahr geöffnet.--*_Miyako-odori_ (Residenztanz) findet in der Sing- und Tanzschule Kaburenjō in Hanami-kōji, Gion Machi vom 1. April an 4 Wochen lang tägl. von 5 Uhr Nm. bis 10 Uhr abds. statt; 36 Geisha tanzen in seltsamen Kostümen, andre Mädchen spielen dazu »shamizen« und »tsuzuki«.-- _Kamogawa-odori_, ein ähnlicher Tanz im Teehausviertel zwischen Shijō und Sanjō, beginnt 1. Mai und dauert 16 Tage.--*_Aoifest_ der Kamotempel am 15. Mai ist die größte Shintōfeierlichkeit (besteht seit dem 6. Jahrh.); 8 Uhr morgens Prozession in alten Kostümen vom Haupttor des Kaiserpalastes; bei Ankunft des Festzugs in Shimo-gamo religiöses Konzert mit Tempeltanz, später ebenso in Kami-gamo.--Andre _Tempelfeste_ am 15. März (Gedächtnistag Buddhas), 8. April (Geburtstag Buddhas), Anfang Mai zweitägiges _Inarifest_, am 3. März das Puppenfest (_Hina-matsuri_) für Mädchen, am 5. Mai das Knabenfest (_Tango-sekku_).--Im Juli und August Lotosblüte im Kaiserpark, Ogurasee, Tōji.--Im Sommer die beliebte Volksunterhaltung _Shijō-Suzumi_, am Westufer des Kamogawa auf hölzernen Plattformen im Flusse gesellige Zusammenkünfte mit Geishatänzen. --In _Arashiyama_ Bauerntänze 14.-16. Aug.--Am 17. und 24. Juli *_Gionfest_ (seit 870 jährlich) im Tempelbezirk der innern Stadt.--Am Abend des 16. Aug. Illumination (Daimonji) der Berghöhe Nioi-ga-dake östl. von Kyōto.--Auch der Herbst ist sehr schön in Kyōto. _Vollmondfest_ im September oder Oktober, in Momoyama, Arashiyama oder Uji. 15. Sept. _Hachimanfest_, Otokoyama; 1.-4. Okt. _Zuikifest_ im Kitanotempel; 12. Okt. _Ochsenfest_ in Uzumasa; 20. Okt. _Ebisufest_ in Kenninji Machi.--_Heianjingūfest_ mit historischem Festzug am 22. Okt.-- *_Chrysanthemumblüte_ im Oktober und November.--_Neujahrsfest_ dauert sieben Tage, manche Tempelfeste währen sogar zehn Tage.--_Sportklub_ (E3), Nm. belebt; Bogenschießen; Schwerterfechten und Jūjitsu. =Kyōto=, Hauptstadt der Provinz Yamashiro, mit (1908) 408410 Einw., Hauptsehenswürdigkeit Japans, liegt in einer fruchtbaren Ebene, durchflossen vom Kamogawa, über den mehrere schöne Brücken führen. Die Stadt ist sehr regelmäßig gebaut, hat gerade, reinliche Straßen, innerhalb des Weichbildes 82 Shintō-Schreine und 878 vielfach verfallene Buddhatempel (Kyōto wird das »Rom Japans« genannt), zwei große hölzerne Paläste des Mikado und der Shōgune und bedeutende Industrie in Seidengeweben, Silber-, Bronze- und Emailwaren, Porzellan und Steingut, die den ersten Rang in Japan behauptet. Kyōto ist die geeignetste Stadt zum Studium japanischer Kunst und Kultur sowie der feinsten Erzeugnisse des Kunsthandwerks, daher auch am geeignetsten zum Einkauf guter (meist freilich kostbarer) Japansachen.--Kyōto gilt als eine der gesündesten Städte Ostasiens, mit mildem Klima. Das Straßenleben ist noch altjapanisch, ebenso das Sommerleben an und auf dem Flusse Kamogawa. Die Umgebung der Stadt ist reich an schönen Landschaftsbildern, die Bevölkerung im allgemeinen fremdenfreundlicher als z. B. in Tōkyō und Ōsaka. =Geschichtliches.= Kyōto war von 794 n. Chr. bis 1868 Residenz des Mikado von Japan, ehe dieser nach Tōkyō übersiedelte, von 1336-1572 auch Residenz der Shōgune aus dem Hause Ashikaga, denen es die Blüte seiner Metall-, Papier- und Lackindustrien verdankte. Bei den Portugiesen und Holländern hieß Kyōto im 16. und 17. Jahrh. _Meaco_ (Japan. _Miyako_ = Hauptstadt). Nach der Verlegung der Residenz des Mikado nach Yedo, das deshalb den Namen Tōkyō (»Ostresidenz«) erhielt, kam für Kyōto die Bezeichnung Saikyō (»Westresidenz«) in Anwendung. 1895 fand in Kyōto eine Landesausstellung statt. 1899 wurde dort eine Universität gegründet. _=Rundfahrt.=_ Wer den Erlaubnisschein hat, ausgestellt vom kaiserl. Hausministerium in Tōkyō, für Deutsche auf Empfehlung ihrer Botschaft in Tōkyō oder von Konsulaten in Japan (Antrag mit Angabe der Namen der Schlösser, deren Besichtigung erbeten wird, _schriftlich frühzeitig_ stellen!), besucht zunächst den *=Kaiserpalast= (_Gosho_; BC2) im nördl. Teil Kyōtos, eine große Anlage hölzerner, einstöckiger Bauten, umgeben von Gärten und Plätzen mit Bäumen. Die Palastanlage ist mit einer hohen Mauer mit Ziegeldach umgeben, die ringsum das Abzeichen der kaiserlichen Parkmauern, fünf weiße Linien, trägt; die Mauern umschließen ein 250 m breites und 450 m langes Viereck mit sechs Toren. Durch den Erlaubnisschein erhält man bei der Schloßverwaltung einen Führer, der zu einem der kleinen Westtore führt (_Mi Daidokoro Gomon_), wo man im alten Wartezimmer der Daimyō sich im Palastfremdenbuch einschreibt und die Führung durch die Paläste, Hallen und Pavillons beginnt. Dem Südtor (_Kenreimon_) zunächst liegt der große Thronsaal =Shishinden=, wo 1868 der jetzige Kaiser gekrönt wurde: in der Mitte der Thron mit Silberdraperien, an der Hinterwand die Bilder von 32 chinesischen Gelehrten. Dr. G. Wegener empfiehlt, alle Bilder im Palast nach japanischer Art auf den Matten sitzend zu beschauen, weil sie für niedrigen Augenpunkt bestimmt sind.--Dann zur Festhalle =Seiryō-den=; im Mittelraum _Hirugoza_ ein Thron mit Seidenvorhängen, in den Nebenräumen des Kaisers Schlafkammer, Eßzimmer, Baderaum etc. nach alten Vorbildern eingerichtet mit seidenen Paneelen und schönen Malereien.--Nun folgt =Tsune-goten=, »gewöhnliche Residenz« (die in der Regel nicht gezeigt wird), der Wohnpalast vieler Generationen von Mikados seit dem 13. Jahrh. (der Neubau von 1854 entspricht genau der alten Bauweise), dessen Mittelraum drei übereinander liegende Zimmer hat, das oberste für den Mikado, die untern für die Leibdienerinnen, an die sich jeder erst wenden mußte, um den Herrscher zu sprechen. Alle diese und die Nebenräume sind reich an stilvollen Wandschirmgemälden. Das Schlafzimmer des Mikados zeigt Bambus-Tigerdekoration. --Ein langer Gang führt nun zum =Ko-Gosho=, dem »kleinern Palast« für Empfänge von Fürsten und intime poetische Festlichkeiten; darin sind drei sehr geschmackvoll geschmückte Räume, mit Aussicht auf einen Landschaftsgarten.-- Nun folgt das _O Gakumon-jo_, des Mikados Arbeitszimmer, mit reichen Malereien; dann _Goryōden_, eine Speisehalle, und _On Mima_, »erlauchte drei Zimmer«, die Halle für den Hofstaat, mit Gemälden im Tosastil; schöner Blick auf den Garten mit Lotosteich, reichgeschmückten Pavillons und Felsenhügel. --Am nördlichsten liegt der =Palast der Kaiserin=, am Tor _Sakuheimon_; auch in dessen vornehm-einfachen Räumen bilden die Wandschirmgemälde den Hauptschmuck.-- Im östlichen Teil des Parks liegt der Palast =Sentō-Gosho= (C 2), seit 1629, zuerst vom Mikado Go-Mi-no-o benutzt, für abgedankte Herrscher bestimmt; der *Park zeigt hier mächtige Baumriesen, einen See mit Inseln und Brücken und Felsen mit Wasserfällen, eine wildromantische Anlage.--In der Nähe liegt der Palast _Ōmiya-Gosho_. --Andre Bauten in der Umgebung des Kaiserpalastes sind die Paläste des Prinzen Kuni no miya im W., des Prinzen Katsura no miya im N.; die Verwaltung der kaiserlichen Schlösser im SW. und im S. das meteorologische Observatorium (C 2, 3). Sw. vom Kaiserpalast liegt das berühmte Shōgunschloß =*Nijō no Shiro= (_Nijō-jō_; AB 3), 1603 von Tokugawa Ieyasu erbaut, in dem die Beherrscher des Mikados hausten. In den ersten Jahren nach der Restauration wurde es zu Verwaltungszwecken benutzt und die künstlerische Ausschmückung vielfach rücksichtslos beschädigt; 1883 aber wurde es unter dem Namen _Nijō no Rikyū_ (Nijō-Sonderpalast) in die Zahl der kaiserlichen Schlösser aufgenommen und seitdem sorgfältig erhalten. Eine hohe steinerne Zyklopenmauer nebst 10 m breitem Graben umgibt die Nijōburg. Das Haupttor an der Ostseite (_Higashi Otemon_) ist von dunkeln Pinien beschattet und mit reichvergoldeter Schnitzerei geziert (Kraniche, Schmetterlinge, Drachen, Phönixe und Päonien-Ornamentik). Innen ist noch eine zweite Mauer, _Ninomarū_ mit Bauten, deren Haupttor _Karamon_ aus der Palastruine auf dem Momoyama (S. 379) stammt und nach S. liegt; seine reichen Schnitzereien und Metallzierate sind vom Künstler Hidari Jingorō. Der zweite innere Eingang, _Okuruma-yose_, ist grotesk gemalt. _=Cäcilie von Rodt=_ schreibt über den Stil dieser prächtigen Burg: »In dem Palast sind es die Ramma, eine Art Fries, die Seitenwände und Decke verbindet, die meine volle Bewunderung erregten. Aufs reichste und durchsichtigste geschnitzt, zeigen sie auf der einen Seite eine Pfauengruppe, auf der andern einen Päonienzweig, und das, ohne die eine oder andre Zeichnung im mindesten zu beeinträchtigen oder zu verwirren. Die Wände leuchten in Goldgrund. Tiger stürzen aus hohen Bambusbüschen hervor, lebensgroße Adler thronen auf weitästigen Matsu, Palmen scheinen ihre Federkronen leise zu neigen, Reiher gravitätisch einherzuwandeln. Alles ist in kühnen, großen Zügen entworfen, ganz verschieden von der gewohnten japanischen Miniaturmalerei. Saal reiht sich an Saal, Zimmer an Zimmer, überall Goldmalerei, überall vergoldete Beschläge, denen meistens noch die drei Asarumblätter, das Wappen der Tokugawa-Shōgune, eingraviert sind. Die Decken sind alle kassettiert und aus dem dunkeln schönen Holze der Kryptomerien gefügt.« Die Gemälde stammen meist von _Kanō Tan-yū_ und seinen Schülern. Der 1. Palast ist der größte, neben dem obern Saal ist ein Jungpinienzimmer und ein Lotoszimmer. -- Im 2. Palast bilden große Pinien und wilde Tiere den Schmuck.--Im 3. Palast ist die Empfangshalle _Ohiroma_, wo auf dem toko (erhöhtem Fußboden) der Shōgun die Daimyō empfing. Die Ramma der Halle ist hervorragend. Daneben liegt das Sagopalmenzimmer. -- Der 4. Palast ist der prächtigste; in der erhöhten »Schwarzen Halle«, _Kuroshoin_, fanden große Empfänge statt. -- Der 5. Palast am Nordende war die Wohnung des Shōguns. Hauptraum ist die »Weiße Halle«, _Shiroshoin_, mit Landschaften von Kanō Sadanobu; daneben liegen vier ähnliche Zimmer, in deren einem das berühmte Bild »die schlafenden Finken« ist. -- Der prächtige Garten hat schöne Kaskaden. -- Der Hauptwachtturm _Hommaru_ liegt westl. von der Mauer Ninomaru: in seiner Nähe ist der Palast der Prinzessin Katsura-no-miya. Vgl. die Angaben über Japanische Kunst, S. 340. Man fahre nun südl. zur Anlage des Tempels =Honkokuji= (AB 5), der als Hauptsitz der Hokke- oder Nichirensekte im 14. Jahrh. von Kamakura hierher verlegt wurde; in der Haupthalle ein Schrein mit dem heiligen Kanon der Sekte, von ihrem Gründer Nichiren geschrieben, auf dem Altar Buddha und andre Götter; im Tempelpark der Schrein des tapfern Kriegshelden Katō Kiyomasa, daneben die Gräber seiner Frau und seiner Tochter. Im Kloster am Nordende die uralte Bibliothek _Kyōzō_ mit sämtlichen heiligen Schriften des Buddhismus (_Issaikyō_). Hauptschatz des Tempels ist ein mythologisches Bild, _Mandara_, mit Mandarinenten (oshidori), dessen Brokatfassung von einem Kleid der berühmten chinesischen Favoritin Yōki Hi stammen soll. -- Südl. gegenüber liegt der prachtvolle Doppeltempel *=Nishi-Hongwanji= (d. h. Westlicher H.) (AB 5), der, 1272 von der Tochter des Stifters Shinran-Shōnin der Shin- oder Montosekte erbaut, einen Stadtteil mit schönen Anlagen für sich bildet; die Haupthalle _Hondō_ enthält im Hauptschrein ein Bild des Buddha Amida, daneben Inschriften mit den Namen des Kaisers und seines kaiserlichen Vaters. In der Tempelhalle _Daishidō_, 1645 erbaut, ist ein Bild des Kenshin-Daishi (diesen Titel erhielt Shinran-Shōnin nach seinem Tode), daneben hängen die Bilder aller Erbäbte des Tempels. In der großen Halle (mit 300 Matten) _Ohiroma_ hält der Abt (jetzt Graf Otani) Empfänge. Die einflußreiche Shinsekte strebt vor allem den Zusammenschluß aller Buddhisten in China, der Mongolei und Tibet, Hinterindien etc. unter japanischer Führung an und entfaltet zu diesem Zweck eine umfangreiche Missionstätigkeit. Sehenswert ist der Naturpark _Tekisui-en_ in der SO.-Ecke der Tempelanlage; über ihrem Teich erhebt sich der dreistöckige »Pavillon der treibenden Wolken« _Hiunkaku_ mit schönem Bild des Berges Fuji im Oberstock. -- Östl. liegt die Tempelanlage *=Higashi-Hong-wanji= (B 5), deren Riesenbauten mit geschweiften Doppeldächern schon bei der Ankunft am Bahnhof auffallen; die Haupthalle ist der größte Tempel Japans, 64 m lang, 58 m breit und 38 m hoch und ruht auf 96 mächtigen Holzsäulen von 0,5 m Durchmesser. Die innere Halle, _Sakunai_ (d. h. »innerhalb der Absteckung«), ist nur für die Priester und Betende hohen Ranges, das Volk muß außerhalb des Geländers, im _Gwaijin_, bleiben. Im innersten Allerheiligsten, _Naijin_, ist eine kleine geschnitzte Figur des Kenshin-Daishi in einem goldenen Schrein; der Altar zeigt Bilder der Erbäbte. _Hondō_, die kleinere Tempelhalle, hat eine geschnitzte Amidafigur auf dem Mittelaltar. Der Tempel ist seit dem ersten Bau von 1602 viermal vom Feuer zerstört, aber stets schöner aufgebaut worden; zum letzten Bau wurde von frommen Frauen Haar zu mehreren Tauen gestiftet, mit denen die mächtigen Balken hochgezogen wurden; eins dieser Taue aus Frauenhaaren, das im Tempel gezeigt wird, ist 110 m lang und hat 40 cm Umfang! Östl. vom Haupteingang zur Tempelanlage liegt der hübsche Park _Shōsei-en_, meist _Kikokutei_ (C 5) genannt, umgeben von einer Kikokuhecke. -- Nun fahre man über die südlichste Kamogawabrücke zum Kwannontempel *=Sanjūsangendō= (CD 6), »Halle der 33 Ken oder Zwischenräume« (zwischen den Pfeilern der langgestreckten Halle, Länge 121 m, Breite 17,5 m), erbaut 1132 vom abgedankten Mikado Goshirakawa in seinem Palastviertel mit 1001 Statuen der 1000äugigen und 1000händigen Kwannon. Der erste Tempel verbrannte 1248 und wurde 1266 vom Mikado Kameyama wieder erbaut und 1662 vom Shōgun Ietsuna erneuert. In Reih' und Glied (elf Reihen hintereinander) stehen jetzt gut ausgerichtet auf schräg ansteigendem Podium in der düstern Halle tausend 5 Fuß hohe vergoldete Statuen der sogen. elfgesichtigen 1000händigen Kwannon; zählt man die kleinen Götzen in den Heiligenschreinen, auf Stirn und Händen der großen mit, so soll man auf 33333 Bilder kommen. Die 5 m hohe sitzende Mittelfigur stellt ebenfalls die 1000händige Kwannon dar; um sie herum steht ihr Gefolge von 28 Untergöttern (_Bushū_). Früher trieben die Samurai Bogenschießsport in der langen Halle; ihre Treffertafeln hängen noch im Tempeleingang. -- Neben diesem seltsamen Tempel liegt das *=Kaiserliche Museum= (_Teikoku Kyōto Hakubutsukwan_; CD 5), ein moderner Bau von 1895, mit sehr alten historischen Kunstschätzen, tägl. geöffnet von 8-4 Uhr im Winter, 7-1/2-5-1/2 im Sommer, außer am 10., 20. und Letzten jeden Monats und 20. Dez. bis 1. Jan.; im Vorraum alte buddhistische Figuren und Masken, im nächsten Raum hölzerne und bronzene Statuen; l. vom Eingang Stickereien und Verschiedenes; r. vom Eingang alte Lacksachen, Porzellan; in den andern Räumen: kaiserliche Gewänder, Sänften, der Mikadothron Michōdai, Musikinstrumente, Münzen, Priester- und Schauspielerroben, Teezeremoniegerätschaften, Rüstungen und Waffen, besonders Schwerter; alte Handschriften, Kakemonos und Wandschirme. -- Westl. vor dem Museum liegt der runde, mit Steinmonument gekrönte _Mimizuka_, »Ohrenhügel«, wo Tausende von Koreanern abgeschnittene Ohren aus dem Feldzug von Hideyoshi (1592 u. ff.) ruhen. Östl. hinter dem Museum liegt der Shintōtempel _Toyokuni-jinja_ (D 5), in dem der Geist des berühmten Taikō Toyotomi Hideyoshi verehrt wird (geb. 1535, unterwarf die rebellischen Provinzen, wurde Regent, eroberte Korea und starb 1598). -- Nahebei liegt die Tempelanlage *=Hōkōji= (CD 5), 1586 von Hideyoshi gegründet, mit riesiger *_Buddhabüste_ aus Holz, 13 m hoch, die Nase 2 m lang, eine geschmacklose, unvollendete Schnitzarbeit. Im Vorhof hängt eine *_Riesenglocke_; das Läuten mit Schwingklotz kostet 2 sen für jede Person. -- Nördl. liegt die *_Yasakapagode_ (D 5), fünfstöckig, 50 m hoch auf einer Anhöhe in schöner Landschaft am Ostende der Stadt (Aufstieg unbequem, oben *Aussicht auf die Stadt), 1618 erbaut mit sehr originellem Dach; sie diente früher als Wachtturm und enthält ein sehr altes Bild Shakas. -- Etwas nördl. liegt der berühmte *=Giontempel= (D 4; richtiger _Yasakajinja_ genannt), 869 gegründet, in dem _Susano-o no Mikoto_, der unbändige Bruder der Sonnengöttin Ama-terasu, verehrt wird. Dieser buddhistisch beeinflußte Shintōtempel ist der besuchteste von Kyōto, daher von vielen Verkaufsbuden umgeben; Tempelfeste am 1. und 15. jedes Monats, das große Gionfest am 17. und 24. Juli. Der Haupttempel, 1654 erbaut, hat in der SO.-Ecke eine _Kagura-dō_ (Halle für die an Götterfesten aufgeführten Pantominen, den Tanz Kagura). Im Anbau am Westende, _Ema-dō_, hängen Weihbilder für die Götter. Im Tempelpark steht zwischen alten Bäumen ein großer heiliger Kirschbaum. -- Das Stadtviertel in der Umgebung des Tempels, _Gion Machi_, ist voller Vergnügungshäuser, Teehäuser etc. -- Nahe nö. vom Giontempel liegt der *=Chion-in-Tempel= (DE 4), eine der größten Tempelanlagen der Gegend, nördl. vom Maruyamapark, errichtet von der Jōdosekte, begründet 1211 von Enkō Daishi, und von Tokugawa Ieyasu und Iemitsu zur jetzigen Anlage ausgebaut. Die Haupthalle _Hondō_ enthält im Mittelschrein ein geschnitztes Buddhabild; hinter ihr die Versammlungshalle _Senjōjiki_ (»Halle der 1000 Matten«); östl. davon das Kloster Hōjō, durch einen prächtigen Garten in zwei Teile geteilt; seine Zimmer sind nach den sie schmückenden Meisterbildern der Kanōschule (Storch, Kranich, Pflaume, Chrysanthemum etc.) benannt. Die Gänge, _uguisu-bari_ (Nachtigallfluren), geben beim Gehen melodische Geräusche. _Seishidō_ ist der ursprüngliche Chion-in-Tempel, _Soshi-byō_ das Grab des Gründers; im _Kwachōbunko_ sind die Tempelschätze aufbewahrt. Im _Gongendō_ sind Bilder von Shōgunen. Der Glockenturm enthält die 1633 gegossene größte *Glocke Japans, 5,5 m hoch, 3 m Durchmesser, 30 cm dick und 7400 kg schwer. Das Haupttor _Sammon_ des Tempels ist reich geschmückt; von seiner Galerie *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Der Tempelgarten ist voller Kirschbäume. -- Nördl. vom Chion-in-Tempel liegt der kleine _Shōren-in-Tempel_ (D 4), dessen Leiter früher stets ein Prinz als Haupt der Tendaisekte war; viele alte Schriftstücke von Mikados sind im Schatze des Tempels. -- Nahebei liegt der _Awatapalast_ (E 4), erbaut 879 und bis 1868 von einem kaiserlichen Prinzen als Abt bewohnt. -- Nahe nördl. unterhalb des Miyakohotels liegt der _Zoologische Garten_ (E 3), ferner ein stets geöffnetes _Gewerbemuseum_, _Shōhin-shinretsujō_ (E 3; Malereien, Stickereien, Porzellan-, Bronze- und andre meist neue Kunstsachen mit Angabe des Preises und Verkäufers), die neue städtische Bibliothek und das Gebäude der jährlich im April und Mai geöffneten *_Gewerbeausstellung_ (E 3). Zwischen beiden die _Sporthalle des Sportklubs_ Bushū-Kwai (Präsident ein kaiserl. Prinz), wo Bogenschießen, Schwerterfechten, Jūjitsu geübt wird; Nachm. sehr belebt, Eintritt erlaubt; vom 4.-7. Mai dort große Wettkämpfe. Nahebei die große Anlage des _Daikyoku-den_ oder _Heian-jingū_, eine getreue Nachbildung des Tempels im ersten Kaiserpalast zu Kyōto vor 1100 Jahren. -- Weiter nördl. die Gebäude der _Kaiserlichen Universität_ (D 2; mit vier Fakultäten: Medizin, Literatur, Rechts- und Ingenieurwesen) und andrer Schulen im alten Samuraiviertel Yoshida, dabei der niedrige _Yoshidayama_ mit Shintōtempeln und prächtigem Rundblick.--Östl. davon liegt am Fuße des Daimonjiyama der =Ginkaku-ji= (E 1) am NO.-Ende der Stadt, 1479 als Landsitz vom abgedankten Shōgun Ashikaga Yoshimasa erbaut (dort entwickelte er das heute noch übliche Teezeremoniell, _Cha-no-yu_, zur höchsten Vollendung), nach seinem Tode 1490 in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Im alten Gebäude _Tōkyū-dō_ ist der berühmteste Teezeremoniellraum Japans (nach dem Kanon 4-1/2 Matten groß); Wände und Schieber tragen berühmte Gemälde von Kanō Motonobu, Ōkyo, Sōami und Kanō Einō. Im Mittelraum Bilder der Kwannon und des Yoshimasa in Priestergewändern. Paneele von Buson und Taigadō in andern Räumen; prächtige Kakemonos, Kuriositäten und Zeremoniellteegerät in einem Pavillon. Daneben eine Buddhahalle. -- Im südlichen Garten steht der feine Silberpavillon _Ginkaku_, eine Nachbildung des von Yoshimitsu (Großvater Yoshimasas) erbauten _Kinkaku_, in einem der schönsten Landschaftsgärten Japans mit Teich, Insel, Brücken, ausgewählten Pflanzen und Felsen. Zwischen Ginkaku-ji und dem Miyakohotel liegen am östl. Bergrand die sehenswerten Tempelanlagen von _Shishigatani_, _Eikwandō_ und _Nanzenji_; bei letzterm _Keage_, die schiefe Ebene zwischen dem obern und untern Kanal, wo Boote auf Schienen hinaufgezogen werden. Zwischen dem östl. Bergrand und dem Yoshidayama die schönen Anlagen der Tempel _Kurodani_ (»dunkles Tal«, ein Kloster, im 12. Jahrh. von Hōnen Shōnin gegründet, mit der historischen Fichte _Yoroikake no Matsu_) und _Shinnyodō_ (mit wertvollen Gemälden). Um den Yoshidayama viele Grabhügel früherer Kaiser (Misasagi). Am Abhange des _Higashi-yama_ (E 4, 5) liegt nahe südl. vom Awatapalast der reizende =Maruyamapark= (D 4) mit vielen Teehäusern und mehreren Tempeln.--Südl. liegt in malerischer Landschaft auf Pfahlunterbau am Berghang der größte Kwannontempel *=Kiyomizudera= (DE 5), 780 vom Priester Enchin gegründet; durch das rote Haupttor _Niō-mon_ steigt man auf Treppen hinauf, beim obern Tor *Aussicht auf die Stadt. Zwei dreistöckige Pagoden und eine grüne große Glocke stehen neben dem Tor. Die Haupthalle, _Hondō_, steht auf hohem Holzpfeilergerüst; in ihrem Schrein ist das Bild der elfgesichtigen, 1000händigen und 1000äugigen Kwannon; eine breite Veranda, _Butai_, schwebt über dem Abhang. Östl. vom Haupttempel der schöne Park _Nan-en_ oder _Shin Takao_ mit Wasserfall zum Baden der Wallfahrer, an der Nordseite der Garten _Hoku-en_, beide mit vielen schönen Plätzen; die Straße zum Tempel enthält lauter Porzellanläden. --Etwa 3 km südl. liegt der =Inaritempel= (kaiserlicher Shintōtempel 2. Grades), mit der elektr. Straßenbahn bequem zu erreichen; um die ganze Anlage zu sehen, ist über 1 St. Weg durch Torii zu machen, doch kann man abkürzen. Der Tempel ist der Reisgottheit _Inari_ geweiht, 711 gegründet und das Urbild aller andern Inaritempel des Landes, die, wie er, sämtlich rot gestrichen sind. Sein Park erstreckt sich über einen Hügel mit zahllosen Heiligtümern und einigen Fuchsbauten. Am innern Eingang zwei große steinerne Füchse (Diener und Boten Inaris). Vom Gipfel *Aussicht auf Stadt und Umgegend. Die Tempelfeste im Februar und April sind sehr sehenswert.--Der _Tōji-in_ oder _Osttempel_ mit Pagode rührt noch aus der Zeit der Stadtgründung her. Vor dem Nordende der Stadt liegt nicht weit vom Kaiserpark der alte Shintōtempel =Shimogamo= (Unterer Kamo, eigentlich _Kamo-Mi-oya-jinja_, »Schrein der Kamo-Ahnen«, CD 1), vom kaiserl. Haushalt unterhalten, eine vornehme Anlage, gegründet 677, mit prächtigem uralten Park, worin zwei heilige, durch einen Ast miteinander verwachsene Sakakibäume von Frauen viel besucht werden, um Ehefrieden zu erflehen.--Eine schöne Kiefernallee führt zu dem 3 km nördlichern Tempel =Kamigamo= (Oberer Kamo), der in der Kirschblüte viel besucht wird. Das große Aoifest wird am 15. Mai in Shimogamo und Kamigamo glänzend gefeiert. Vor dem NW.-Ende der Stadt liegt dicht am Hanazonobahnhof der große Tempel =Myōshinji= (1 der Umgebungskarte) der Zensekte, früher Altenteil des Mikado Hanazono im 14. Jahrh. Die Tempelhallen enthalten wertvolle Wandschirme, Kakemonos, Lackbüchsen etc.; im Park stehen prächtige alte Kiefern, eine vom Jahre 1462. -- In der Nähe der =Kitano Temmangū= (_Tenjin_), kaiserlicher Tempel (2 der Umgebungskarte), 947 gegründet, 1605 neugebaut, architektonisch schön mit heiligem Garten. -- Gegenüber der sehr alte Shintōtempel =Hirano-jinja= (3 der Umgebungskarte), fünf Göttern geweiht, mit zur Kirschblütenzeit vielbesuchtem Park. -- Nahe nördl. liegt in waldgrüner Umgebung der _Goldene Pavillon_, *=Kinkakuji= (eigentlich _Rokuon-ji_), 1397 vom abgedankten Shōgun Ashikaga Yoshimitsu erbaut als Buen retiro, dann buddhistischer Tempel der Zensekte, steht zum Teil im Wasser eines Sees in schönem Garten und hat eine dreistöckige Pagode mit vergoldeten Statuen von Amida, Kwannon und Seishi, von Unkei geschnitzt, in der Mitte des Unterstocks. Mönchsstatuen des Musōkokushi und Yoshimitsu auf den Seitenaltären. Im Mittelstock eine Kwannonfigur und vier Dämonenkönige. Der Oberstock war innen ganz vergoldet, wovon nur noch Spuren sichtbar. Reizender Blick vom Pavillon auf den Garten; der »Spiegelsee« (_Kyōko_) ist mit dichtem Gehölz umgeben. Man beachte die von den größten Meistern gemalten Schiebetüren, Faltschirme und Kakemono. Auf dem Hügel im nördlichen Garten steht ein Teezeremonienhäuschen vorbildlichen Stils, das _Sekka-tei_. Ausflüge von Kyōto. Vgl. Karte auf dem Plan von Kyōto. 1) =Über den Hiyei-zan zum Biwasee=, lohnende Tagestour, etwas Mundvorrat mitnehmen. Vom Kyōtohotel (C 3) fährt man mit Rikscha über die *_Sanjōbrücke_ (CD 3/4; hölzern mit Steinpfeilern in rein japanischem Stil), vorbei an der Universität und durch das Dorf _Shirakawa_ (E 1/2) auf gutem Weg, etwa 6 km zum kaiserlichen Sommerschloß =Shūgakuin-rikyū= (nur mit Erlaubnisschein, wie Kaiserpalast, S. 371, zu besichtigen, der Schein gilt nur für die Schlösser, die auf ihm verzeichnet sind!), 1629 dem abgedankten Mikado Gomizunoo vom Tokugawa-Shōgunat angewiesen. In dem prächtigen Park liegen drei feine kleine Paläste, _Ochaya_ (»erlauchte Teehäuser«, wegen ihres Baustils) genannt, jedes mit Garten für sich. Das mittlere ist am reichsten mit Kunstschätzen ausgestattet. Das oberste liegt nahe dem Drachenteich, _Yokuryōchi_, umgeben von einem Labyrinth von Inseln, Halbinseln, Klippen, Brücken, Gehölzen. In den reizenden Anlagen mit Treppen und Pavillons am Berghang sieht man den größern »männlichen« und den »weiblichen« Wasserfall, _Odaki_ und _Medaki_. Eine Hofdame leitete die Anlage des Parks. -- Nö. von den Sommerpalästen steigt man steil zu Fuß oder mit Tragstuhl mit zwei Kulis, etwa 4 km auf den Gipfel des *=Hiyei-zan= (580 m), wo prachtvolle *Aussicht auf den Biwasee und das Tal von Kyōto (oben sollte man frühstücken!). Die Steinfigur auf dem Berggipfel stellt den ersten buddhistischen Abt von Hiyei-zan, _Dengyo Daishi_, dar (lebte um 800), der nach dem Kaiserpalast in Kyōto hinstarrt. Bei ungünstigem Wetter Unterkunft in einer Teehütte auf dem Abstieg nach Sakamoto; östl. vom Gipfel liegen die alten buddhistischen Klöster _Kompon-chūdō_ und _Kōdō_, deren Mönche in den Bürgerkriegen des Mittelalters so mächtig waren, daß der Mikado Shirakawa den Ausspruch tat: »Nur dreierlei in meinem Reich kann ich nicht meistern: die Gewässer des Kamogawa, Glücksspiele und die Bergmönche!« In Kyōto zwangen die bewaffneten Mönche den Hofstaat, ihre Forderungen anzunehmen. Die alten Bergtempel sind nur noch zum Teil erhalten. -- Auf dem Abstieg nach Sakamoto (5 km vom Hiyei-zan) trifft man auf die große Shintōtempelanlage _Sannō_ (_Hiyoshi_), in stiller, romantischer Lage. Einige Minuten weiter erreicht man das Dorf =Kami Sakamoto= (Speisehaus Fuyō-en) und südl. davon am Biwasee das Dorf _Shimo Sakamoto_. Von da südl. weiter längs des Westufers des *=Biwasees= (_Biwa-ko_), von der Größe des Genfer Sees, etwa 100 m ü. M., ein Einbruchsbecken füllend, berühmt durch landschaftliche Schönheit. [Die japanische Poesie spricht von den acht Schönheiten von Ōmi (_Ōmi Hak-kei_) des Landes, worin der Biwasee liegt: Herbstmond vom Ishiyama gesehen; Abendschnee auf dem Hirayama; Abendrot zu Seta; Abendglocke von Miidera; von Yabase zurücksegelnde Boote; heller Himmel mit Brise in Awazu; Nachtregen in Karasaki; Wildgänseflug in Katata.] Kleine Dampfer verkehren auf dem Biwasee zwischen den Ortschaften. Etwa 2 km südl. vom Dorf Shimo Sakamoto steht beim Dorfe =Karasaki= eine tausendjährige heilige Riesenkiefer von 11 m Umfang und 88 m Ausdehnung der Zweige, doch nur 27 m Höhe. Hütte (Genji-no-ma) der Dichterin Murasaki Shikibu (lebte um das Jahr 1000) und Teehaus nahebei. Weiter längs des Seeufers 4 km nach =Ōtsu= (Gasthof: _Hakkeikan_, halbeurop.), größte Stadt am Biwasee, mit 39595 Einw., an der Tōkaidōstaatsbahn (1/2 St. Fahrt bis Kyōto), Bahnhof _Baba_ am Ostende der Stadt. Auf einem Hügel westl. der Stadt steht der buddhistische Tempel *=Miidera=, 675 begründet und der Kwannon geweiht. Oberhalb davon ein Kriegerdenkmal (Obelisk) aus dem Satsuma-Aufstand 1877; dort *Aussicht über den See. Die Glocke im Tempelpark soll einst ein Riese auf den Hiyei-zan getragen haben.-- Von Ōtsu führt der 1885-94 vom Baron Kitagaki erbaute, 11 km lange _Biwaseekanal_ nach Kyōto durch einen 2436 m langen und zwei kürzere Tunnel. Die etwa 1-1/4stündige Bootsfahrt auf dem Kanal von Ōtsu nach Kyōto ist zu empfehlen; oder man fahre mit Rikscha (10 km) auf der alten Heerstraße _Tōkaidō_ in 2 St., vorbei am Grabhügel des Kaisers Tenji, bewachsen mit Kiefern, mitten in Reisfeldern, dann südl. am Kanal entlang nach Kyōto zurück. Statt der Bergtour über den Hiyei-zan kann man auch mit Rikscha (2 Mann) nach (15 km) Miidera fahren, von da zur (4 km) Karasaki-Kiefer (s. oben), auf dem See mit Dampfer nach _Ishiyamadera_, mit schöner *Aussicht vom Tempelplatz auf hohem Felsabhang; dann mit Rikscha oder zu Fuß zum (5 km) Bahnhof Ishiyamadera und zurück mit Bahn. 2) =Zu den Stromschnellen des Hōzugawa= (früher meist _Katsuragawa_ genannt). Man fahre mit Rikscha zum Bahnhof Nijō(A 3, 4) am Westende der Stadt, von da mit _=Eisenbahn=_ durch sehr malerisches Gelände in etwa 3/4 St. nach _Kameoka_, dann in 10 Min. mit Rikscha zum Dorfe _Hōzu_, wo man ein Boot besonderer Bauart mit 4-5 Ruderern für 6,50 Yen (für 6 Pers.) mietet (Nm. für jeden Mann 50 sen mehr!). Über die Fahrt schreibt _Julius Meurer_: »Die Fahrt selbst ist hochinteressant, aber nicht ganz harmlos, denn der Wildbach ist reißend und sein Bett voller Felsblöcke und Steine, zwischen denen hindurchzusteuern nur der Kraft und Geschicklichkeit der japanischen Bootsführer, dieser gebornen Schiffer, möglich ist. Es soll bei diesen tollen Fahrten fast nie ein Unglück vorkommen. Landschaftlich ist die Fahrt entzückend, wir glaubten uns in unsre Alpen versetzt.« Man fährt etwa 1-1/2 St. bis zu dem dreistöckigen Teehause _Sangenya-Arashiyama_ (gute Küche). Von hier Rückfahrt mit Rikscha (zwei Kulis) in 1 St. nach Kyōto oder in 1/4 St. zum Bahnhof _Saga_, von da mit Bahn nach Nijōbahnhof oder mit der Elektrischen zum Westende der Stadt. Wenn Zeit, lasse man sich mit dem Boot zur Bergseite hinübersetzen, wo hübsche Teehäuser liegen. 3) Zum kaiserlichen Sommerpalast *=Katsura no Rikyū=, nahe dem untern Hōzugawa, fährt man in etwa 1 St. von Kyōto auf der Straße westl. vom Nishi Hongwanjitempel (S. 373; Erlaubnis wie für den Kaiserpalast erforderlich!), mit prachtvollem Landschaftspark, umgeben von uralten Bäumen und Bambuswald. Die Sommerhäuser im Park sind im vornehmsten Cha-no-yu-Stil (Teezeremoniell) ausgeführt. Durch drei Tore gelangt man in die Empfangshalle _Okuruma-yose_, dann zur alten Halle _Kosho-in_, dann zur Mittelhalle _Chūsho-in_, mit feinstem Bilderschmuck in drei Räumen. Unter den Pavillons sind der des »glitzernden Mondes« (_Geppa-rō_), der der »Blumenbewunderung« (_Shōkwa-tei_), der der »Harfe in der Kiefer« (_Shōkin-tei_), dann die Wartehalle _Machiai_ und der Inselpavillon _Enrin-dō_ sowie die Villa _Shōiken_ zu bewundern. Der Park gilt als schönste Zieranlage Japans, er enthält 7 Pavillons, 16 Brücken, 25 Steinlaternen. 4) Zum =Momoyama= fährt man von Kyōto, Shichijōbahnhof (B 6), in 1/2 St. nach =Fushimi=, der Flußhafenvorstadt von Kyōto, oder besser bis zum Bahnhof _Momoyama_; noch besser benutzt man die Elektrische, die von der Gojōbrücke nach Ōsaka fährt. Man besteigt den kleinen Hügel, auf dem früher ein großes Kaiserschloß lag; _Kinjō-Kaku_ (Pavillon des Goldenen Schlosses) auf dem Gipfel des =Momoyama= ist noch teilweise erhalten, von hier *Aussicht. In der Nähe nw. der Grabhügel des Kaisers Kwammu, Gründers von Kyōto. 5) Vom Bahnhof Nijō (A 3) in 3 St. nach =Maizuru= (Photographieren verboten!), Marinestation am Japanischen Meer, von da mit Dampfer in 1 St. (Fahrpreis 50 sen), oder mit Rikscha in 2-1/2 St. auf schönen (der Riviera ähnlich) Wegen nach =Miyazu= (_Hotel Araki_), gutem Seehafen, in dessen Nähe (2 km) eins der drei berühmtesten Landschaftsbilder Japans liegt, die *=Ama no Hashidate=, »Himmelsbrücke«, eine schmale, mit Bäumen bewachsene felsige Riffbrücke; man fahre mit Boot (60 sen) von Miyazu nach _Ichinomiya_ und steige 10 Min. nach _Ipponmatsu_ hinauf, dort beste *Aussicht. Eisenbahn von Kyōto nach Yokohama. Die Bahn Kyōto-Nagoya kreuzt das Becken des Biwasees, übersteigt sodann den Bergzug, der die nur 90 km breite Einschnürung Hondos zwischen der Wakasa- und der Owaribai nordsüdl. durchzieht und erreicht die Deltaebene des Kisogawa, in der Nagoya liegt. -- Mit der Tōkaidōstaatsbahn fährt man (l. sitzen!) vom Kyōtohauptbahnhof _Shichijō_ (Bahnwirtschaft) über (3 km) _Inari_ (S. 376), (8 km) _Yamashina_ nach (16 km) _Baba_, Bahnhof für _Ōtsu_ (S. 378), dann über das Südende des Biwasees, wobei man r. die alte berühmte lange Brücke (_Seta no Nagahashi_) bei _Seta_ sieht, dann nordöstl. nahe dem Seeufer über (26 km) _Kusatsu_ und (66 km) _Hikone_ (Gasthof Rakuraku-tei, mit europäischem Essen) mit Daimyōburg l. auf bewaldetem Hügel, weiter durch schöne Berglandschaft mit vielen Ausblicken auf den Biwasee nach (72 km) _Maibara_, wo die Bahn den See verläßt, sich östl. ins Gebirge wendend. =Zweigbahn=: Von Maibara nördl. in 2 St. nach (67 km) =Tsuruga= (_Tsuruga Hôtel_), einem sehr lebhaften, wichtigen Seehandelshafen, von wo dreimal wöchentlich Dampfer der Ōsaka Shōsen Kaisha und der Russischen Freiwilligen Flotte (Agentur N. Federoff, Tel.-Adr. »Flot«) nach Wladiwostok laufen, mit Anschluß an die Sibirischen Luxuszüge (S. 301); Fahrkarten für alle europäischen Hauptstädte sind in der Agentur Tsuruga zu bekommen. (Fahrzeit bis Wladiwostok zwei Nächte und einen Tag.) Sehenswert ist in Tsuruga der große Shintōtempel _Kebi-jinja_ mit schönem Torii; Ausflüge zum _Kanagasaki-jinja_ und zur Insel _Bentenjima_ (4 km). Von Maibara weiterfahrend, sieht man l. öfter den Gipfel des _Ibuki-yama_ (etwa 1300 m), eines der »Sieben hohen Berge« Mitteljapans. Starke Steigung bis (83 km) _Nagaoka_, dann bergab bis (94 km) _Seki-ga-hara_ (altes Schlachtfeld und Sperrfeste der Heerstraße) und weiter in ebenem, gut bebautem Lande über (108 km) _Ogaki_, mit Daimyōburg r. und Blick auf den fernen _Hakusan_ (2680 m) l., nach (122 km) =Gifu= (Gasthöfe: _Tamaiya_; _Tsu-no-kuni-ya_, beide 20 Min. vom Bahnhof), Hauptstadt der Provinz Gifu mit 40168 Einw., berühmt durch seine Fabrikation von Papierlaternen und Papier (Minogami); vom Hügel nö. der Stadt *Aussicht; in der Umgegend viel Seidenraupenzucht. In der Nähe, auf dem Nagarafluß, *Fischfang mit Kormoranen. -- Hinter Gifu kreuzt die Bahn den _Kisogawa_ und läuft durch fruchtbare Reisfelder nach (153 km) =Nagoya= (_Nagoya Hôtel_, 30 Z., Pens. 6-10 Yen tägl., europ., gut; jap. Gasthof _Shinachū_; schöne Teehäuser: _Tōyō-kwan_; _Shin Kimpa_; Theater: _Misono-za_, _Suehiro-za_; Porzellan: _Tashiroya_, _Suzuki_, _Katō_; Cloisonnéarbeiten: _Hayashi_, _Kumeno_, _Andō_, _Kawaguchi_; Curios: _Nakarin_, _Asahina_), Hauptort des Aichi Ken und der Provinz Owari, an der seichten Bucht von Owari, Bahnknotenpunkt, in der Tokugawazeit Sitz der Daimyō von Owari. Die Stadt hat ein großes Schloß des frühern Daimyō (jetzt Kaserne), Präfektur, Hospital, Postamt in europäischem Baustil, großen Tempel und nahezu 400000 Einw., die Rohseide, schöne Stickereien, Emaillierung von Kupfer und Porzellan anfertigen, auch das Porzellan von Seto vertreiben. _=Rundfahrt.=_ Mit Rikscha zur großartigen *=Daimyōburg= _Rikyū_ (_O Shiro_), umgeben von Zyklopenmauern mit seltsam bedachtem, fünfstöckigem Hauptbau, 1610 erbaut, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Japans. Die geschweiften Dächer sind gekupfert, der Bau ist aus Holz. Oben *Aussicht auf Stadt und Meer. Wer mit Erlaubnisschein (S. 371) versehen, kann die kaiserlichen Gemächer besichtigen, mit kostbaren Goldlackschiebewänden, Alkoven (Tokonoma), Wandschirmen, Kakemono erster Künstler, mit geschnitzten Kasten etc. aus Kampfer- und Kamelienholz, und schönsten Bronzekunstwerken (Malerei meist Kanōschule). Den von Tan-yū mit chinesischen Szenerien dekorierten prächtigsten Raum benutzte der Shōgun, wenn er den Daimyō des Owarigeschlechts besuchte. Die Anlage der Burg erkennt man vom Oberstock; im Schloßgraben wird zahmes Wild gehegt. (Trinkgeld wird vom Schloßwart meist nicht angenommen.)-- Sehenswert ist auch der vornehm-stolze buddhistische Tempel *_Higashi Hongwanji_, abgeschlossen von hohen Mauern, mit uralten Kiefern im Tempelhof. Das doppeldachige Torhaus hat drei reichgeschmückte Portale, die Haupthalle ist ein Meisterwerk modernen Tempelbaues mit vielen Kunstschätzen im Innern. -- An der NO.- Grenze der Stadt liegt der Tempel der _Go-hyaku Rakan_, beachtenswert wegen einer ergötzlichen Sammlung von 500 etwa 60 cm hohen Holzfiguren, Jünger Buddhas (Rakan) darstellend, auf einer Hintergalerie aufgestellt, alle in Ausdruck, Haltung und Attributen voneinander verschieden. [Illustration: Plan von Nagoya.] =Ausflug nach Yamada= (=Ise=) nach S., entlang der Westseite der großen Owaribucht. Mit der Kwansaibahn 60 km bis _Kameyama_ (Wirtschaft Arakiya am Bahnhof, mit europ. Essen); dann umsteigen in die Sangubahn nach (117 km) =Yamada= (_Gonikaihotel_, ganz gut; _Yamadahôtel_, beide 10 Min. vom Bahnhof, europäisch, Pens. 4-5 Yen; Japan. Gasthof _Aburaya_; Museum, Besuch empfohlen; schöne Teehäuser, dort graziöse und religiöse Tänze »Ise Ondo« 3,50 Yen, »Shō Kagura« 5 Yen, »Dai Kagura« 10 Yen, »Dai-dai Kagura« 20 Yen; in den Straßen wird »O Sugi O Tama« für 5 sen getanzt), stark besuchter Wallfahrtsort mit 29000 Einw., den am 17. Febr., 14. Mai, 17. Juni, 14. und 17. Okt., 23. Nov., 17. Dez. Tausende von Pilgern besuchen. Reinigungsfest (_Ō-barai_) am Letzten jeden Monats. Man nehme Rikscha für den ganzen Tag (etwa 1,70 Yen), fahre vom Gasthof zum *=Gekū= (»äußerer Schrein«), einer großen shintōistischen Tempelanlage in schönem Park, der Erd- und Nahrungsgöttin _Ukemochi-no-Kami_ geweiht, mit vielen Heiligtümern; die Hallen zeigen noch die älteste und einfachste japanische Tempelbauart, unbeeinflußt vom chinesischen Stil. ([Hand] Man hüte sich, den weißen Vorhang an dem strohgedeckten Tor, gegenüber dem Eingangstor, zu berühren, durch den Vorhang dürfen nur Mitglieder der Kaiserfamilie gehen; der japanische Minister Freiherr Mori hob den Vorhang 1888 mit seinem Stock und wurde deshalb in Tōkyō kurz darauf von dem strengen Shintōisten Nishino Buntarō ermordet; das Grab des sofort erschlagenen Mörders aber ist eine Pilgerstätte ihm Gleichgesinnter geworden.) Die ganze Tempelanlage wird alle 20 Jahre abgebrochen und nebenan auf freiem Platz wieder aufgebaut (letzter Neubau und Einweihung [_Sengū_] im Oktober 1909). Die eigentliche Tempelanlage liegt hinter der Halle für die Kaguratänze. Die Pilger, die täglich Lebensmittel als Opfer bringen, erhalten Amulette, --Vom Tempel fährt man weiter auf bequemem Weg etwa 8 km nach *=Futami-ga-ura= (Gasthöfe: _Taiyōkan_, _Futami Hotel_, 50 Z. mit Seebad), Dorf in malerischster Lage an der Owaribucht; hier sieht man die Klippen _Me-oto-ishi_ (Mann und Frau Fels), verbunden durch ein Strohseil, das die eheliche Vereinigung symbolisiert, aber auch Seuchen fernhalten soll.--Nach erfrischendem Seebad 8 km weiter auf schönem, hügeligem Weg nach =Toba= (Gasthöfe: _Ōsaka-ya_, 20 Z., einfach; _Kinbokan_), stillem Hafenstädtchen, von wo man den nicht hohen *_Hiyori-yama_ besteigt, dessen Aussicht über das Meer, den Fuji-no-yama, Hakusan und viele andre Berge berühmt ist.-- Gegenüber von Toba, auf der Insel _Tōshi-jima_, wie auch an andern Orten derselben Inselprovinz, sind die Weiber als Taucherinnen tätig, um Quallen und Seegras zu fischen.--Gute Fußgänger sollten auf dem Rückweg den *_Asama-yama_ (400 m) besteigen; auf dem Gipfel, beim Teehaus _Tōfuya_, wundervolle Aussicht auf Meer und die Berge Mitteljapans. Man steige bis zum _Oku-no-in_ des heiligen Berges, der Aussieht wegen, dann sehr schöner Abstieg, wieder am Teehaus vorbei, in der Richtung auf das Dorf _Uji_ zu und zum *=Naigūtempel=, dem heiligsten Tempel Japans, der Sonnengöttin Amaterasu geweiht, mitten in einem *Hain alter Kryptomerien u. Kampferbäume am Isuzuflüßchen. Eine große, in Weihaiwei erbeutete Kanone liegt dort als Weihgeschenk für die Göttin. Die Tempelanlage ist ähnlich dem Gekūtempel, aber größer; sie wurde 1909 umgebaut. Ausflug in die Japanischen Alpen. Die sogen. =Japanischen Alpen= (der Ausdruck ist insofern recht unglücklich, als das Gebirge weder im Aufbau noch nach den äußern Formen mit unsern europäischen Alpen Ähnlichkeit hat) sind für den Geologen und Geographen besonders interessant, weil sie in dem Teile Hondos liegen, wo die »sinische« und die »sachalinische« Streichrichtung in der Gebirgsauffaltung einander begegnen. Die ältern Gesteine von Nordhondo sind von Kräften zusammengepreßt und aufgefaltet, die von W. und O. her wirkten, so daß nordsüdlich verlaufende Gebirgszüge entstanden; in Westhondo wirkten die gebirgsbildenden Kräfte in andrer Richtung, so daß hier von WNW. nach OSO. (wie in Südchina, daher sinische Streichrichtung) gerichtete Bergzüge entstanden. Sehr verwickelt ist die Gestaltung des Gebirgsbaues natürlich in Mittelhondo, zwischen Nagoya und Tōkyō, um so mehr, als in diesem Gebiet auch eine sehr starke vulkanische Tätigkeit einsetzte. Von den unten genannten Hauptgipfeln der Japanischen Alpen sind der Ontake und der Norikura aus jungvulkanischem Gestein (Trachyt) aufgebaut, der Yarigatake im Hidagebirge aus Granit. Auch pflanzengeographisch ist das hohe Gebirgsland im N. von Nagoya sehr interessant. Die höchsten Gipfel und selbst die hohen Pässe werden selten ganz frei von Schnee, doch gibt es keine Gletscher. Man fährt mit der neuen Nakasendōbahn nordostwärts durch hügeliges Gelände über eine niedrige Wasserscheide ins Tal des Kisogawa und in diesem aufwärts über _Nakatsu-gawa_ und Oukushima, dann über einen Paß ins Tal des Saikawa nach _Shiojiri_ (Gasthof Kawakami), dort schließt die Kōbulinie an, die über _Kōfu_ (Präfekturstadt mit 44188 Einw.) laufend in Tōkyō, Bahnhof Iidamachi, endet. Gute Unterkunft in _Fukushima_ (Gasthöfe: Tawaraya und Tsudaya); von hier schöner Weg (9 km) nach _Agematsu_ (Gasthof Hakuchi) in sehr schöner Berglandschaft; von hier oder von Fukushima über _Ōtaki_ Ersteigung des *=Ontake= (3185 m), des zweithöchsten Gipfels Japans; Entfernung von Fukushima bis zur Unterkunftshütte nahe beim Gipfel etwa 37 km, bei Frühaufbruch in einem Tag zu machen. Im Juli bis September (beste Zeit zur Besteigung) sind viele Hütten für Pilger auf dem Bergweg, ähnlich wie auf dem Fuji-no-yama (vgl. wegen Ausrüstung etc. S. 384). Ein andrer schöner Weg führt von _Tsumagō_ bei Nakatsugawa über _Hirose_ und _Ōdaira-tōge_ über einen Gebirgszug nach _Iida_ (Gasthöfe: Shōgodō, Ryūshi-kwan), eine blühende Landstadt; von da mit Rikscha (10 km) nach _Tokimata_ (Gasthof _Umenoya_); dann mit Boot die *_Tenryugawa-Stromschnellen_ in großartiger Landschaft in 10-20 St. etwa 150 km stromab bis nahe zur Stat. _Hamamatsu_ (Gasthof Ōgomeya) der Tōkaidōbahn. Besonders großartig, aber beschwerlich, nur im Sommer und mit wenig Gepäck ausführbar ist die Partie durch das Herz der Japanischen Alpen: 1. Tag: Von Shimashima bei Matsumoto (nördl. von Shiojiri im Saikawatal; Gasthof Marumo, gelobt) über _Shirahone_ und den _Abotōge_ (1840 m) nach dem Badeort _Hirayu_, mit Besteigung des _Norikura_ (3075 m, sehr lohnend); 2. Tag: Von Hirayu nach _Funatsu_ (Nakaya Hotel, Gasthof Ōya); von hier Rikschaweg nach _Toyama_ (Toyama Hotel) an der Westküstenbahu; 3. Tag: Von Funatsu nach (28 km) _Gamada_; 4. Tag: Von Gamada nach _Kamikoji_ (mit Besteigung des Yarigatake und Hodakayama); 5. Tag: Von Kamikoji über den Tokugotōge (2400 m) nach Shimashima zurück. Näheres vgl. _W. Weston_, Mountaineering and Exploring in the Japanese Alps 1891 till 1894, Preis 0,50 sen. Von Nagoya führt die Bahn durch wildes Gebirge mit vielen Tunneln, häufig Fernblicke auf den Fuji, nach (193 km) _Okazaki_, Geburtsort des großen Shōguns Ieyasu; zwischen (225 km) _Toyohashi_ und (231 km) _Futagawa_ steht ein Bronzebild der Kwannori l. auf einer Felsenspitze. Bei (241 km) _Maizaka_ erreicht die Bahn die hier flache Küste, l. liegt eine große Lagune, im Hintergrund Berge, r. sieht man die Brandung des Stillen Ozeans. Dann über (261 km) _Hamamatsu_ (gute Gasthöfe am Bahnhof) und (290 km) _Kakegawa_ nach (354 km) =Shizuoka= (_Daitōkwan Hotel_, europ., gelobt, Pens. 7 Yen tägl.; _Kiyō-kwan_), Hauptstadt der Provinz Suruga mit 48744 Einw. und bedeutender Lackindustrie, Bambusflechtwerk und Teebau in der Umgegend. Sehenswert sind die buddhistischen Tempel _Rinzaiji_, _Sengen_ (von dessen 105 Stufen hohem Oku-no-in *Aussicht) u. _Hodai-in_. Ausflug mit Rikscha nach (12 km) *=Kunō-zan=, einer sehr alten Tempelanlage auf einem Hügel, nicht weit vom Meere, zu der etwa 1000 steile Stufen hinaufführen (bei heißem Wetter trotz des Baumwuchses unbequem). Man glaubt eine Bergfestung zu sehen; Führer ist für den Zickzackweg nötig. Oben großartige *Aussicht. Die erste Tempelhalle ist der Stall des heiligen (hölzernen) Pferdes, davor ein heiliger Brunnen, weiter r. ein Trommelturm, l. ehemaliger Standort einer von den Shintōeiferern entfernten fünfstöckigen Pagode; noch höher der Kaguratanzplatz und die Schatzkammer mit kostbaren Rüstungen und Priestergewändern, dann die außen rote Haupthalle, innen gold und schwarz, mit Bildern der 36 Dichterheiligen (die Bonzen erwarten Geldgeschenke). Auf der höchsten Höhe der achteckige Grabstein des Shōguns Ieyasu, der hier begraben lag, ehe das Mausoleum zu Nikkō für ihn errichtet wurde.--Abstieg zum Dorf _Nekoya_ (Gasthof Ishibashi), dann mit Rikscha 11 km zum Bahnhof =Okitsu= (_Tōkai Hotel_, halbeurop.). Von _Shizuoka_ mit der Bahn weiter über _Okitsu_ (s. oben) längs der Küste der schönen *_Surugabucht_ über (364 km) _Kambara_, dann durch Zuckerrohrfelder und bei (368 km) _Iwabuchi_ über die Brücke des _Fuji-kawa_ (hier schönster *Anblick des Fuji) durch Marschland längs des Strandes bis (393 km) _Numazu_ (Seebad); dann biegt die Bahn nördl. nach (402 km) _Sano_ (1,6 km vom Bahnhof ein Gasthof am schönen Wasserfall _Sano-no-taki_) und erreicht (417 km) =Gotemba= (_Gasthof Furokan_, am Bahnhof _Gotembakwan_; beide europ. Essen), alte Stadt in dem Plateau, das vom Fuji-no-yama zum Hakonegebirge herüberführt, Station für die Besteigung des Fuji (von Yokohama mit der Bahn in 3 St. zu erreichen).-- Der berühmte Vulkan *=Fuji-no-yama= (oder =Fuji-san=, kurz _Fuji_; das von den Fremden allgemein gebrauchte Wort _Fuji-yama_ ist unjapanisch!), der höchste und heiligste Berg Japans, oft als Motiv der japanischen Malerei (Hokusai) und Dekorationskunst verwendet, erhebt sich als regelmäßige Pyramide mit abgestumpfter Spitze bis 3778 m. Die ebenmäßige Form des Berges wird nur durch einige kleine parasitäre Krater und durch radiale Wasserrinnen etwas gegliedert. In den Gipfel ist ein Krater von 500 m Durchmesser und 180 m Tiefe eingesenkt. Seit 1708 ruht der Vulkan, darf aber keineswegs als ganz erloschen gelten. Der letzte Ausbruch von 1707/08 war sehr heftig und lieferte in der Hauptsache Asche, die namentlich das ganze südwärts gelegene Gebiet bis 3 m hoch bedeckte. An der Südostseite des Berges öffnete sich eine Spalte, der Lava entquoll; sie bildete den parasitären Kegel _Hōei-zan_, an dem man beim Aufstieg von Gotemba aus vorüberkommt. Die Kultur steigt in Suruga auf der Südseite (viel Teebau) 600-700 m hoch; dann folgt blumenreiches, baumloses Gebiet (Hara) bis 1500 m, Wald bis 2400 m, dann die Krummholzregion bis 2600 m und schließlich die Region der Hochgebirgsflora, die aus arktischen und alpinen Pflanzenarten gemischt ist. Der Gipfel ist nur im Juli und August schneefrei und wird dann jährlich von 16-20000 buddhistischen Pilgern erstiegen. Der Berg und Umgebung sollen in einen Staatspark umgewandelt werden. Der Fuji-no-yama ist der auffallendste Gipfel in einer Reihe von Vulkanen und aus jungvulkanischem Material aufgebauten Bergen, die sich, längs einer Gebirgsspalte emporgequollen, durch Mittelhondo von SW. nach NO. hindurchzieht und südwestwärts bis zu den Bonininseln und den Marianen zu verfolgen ist. In nächster Nähe des Fuji-san gehören zu diesen vulkanischen Erhebungen der Ashitakayama und das Hakonebergland, weiterhin die Halbinsel Izu zwischen der Suruga- und der Odawarabucht und die Shitshito (7 Inseln) südl. der letztern, von denen mehrere tätige Vulkane sind. Die =Besteigung des Fuji= von Gotemba aus erfordert zwei Tage Zeit; nur vom 15. Juli bis 10. Sept. sind die Unterkunftshütten (Nachtlager 1 Yen) geöffnet; beste Zeit 25. Juli bis 10. Aug. Europäische Lebensmittel: Konserven, Tee, Schokolade, Hartbrot und Wein bringe man aus Kōbe oder Yokohama reichlich mit (weil man bei Nebel tagelangen Aufenthalt haben kann); auch warme Kleidung und Wolldecken (letztere kann man auch in Gotemba mieten, aber sie sind vielbenutzt!). Auf dem Gipfel friert es nachts im heißesten Sommer! Führer (gōriki) tägl. 1-1/2-3 Yen, Träger, Pferde mit europ. Sattel erhält man in Gotemba (von Gotemba ein Pferd bis Umagaeshi 1,50, bis Tarōbō 2,10, bis Nigōme 2,50 Yen). Wenn Zeit, braucht man nicht in Gotemba zu übernachten, sondern kann mit Straßenbahn noch 10 km weiter nach _Subashiri_, am Osthang des Fuji, fahren, von wo der Aufstieg etwas bequemer sein soll. Sowohl von Gotemba als von Subashiri breche man sehr früh (gegen 2 Uhr) auf, um beim Aufstieg den Sonnenaufgang zu genießen. Von Gotemba reitet man bis _Tarōbō_ (1830 m) oder bis _Nigōme_ (d. h. »Zweite Station«); von Subashiri reitet man bis zum _Umagaeshi_ (d. h. »Pferde zurücklassen«), läßt die Pferde dort, die besonders nach dem anstrengenden Abstieg auf dem Rückweg sehr zustatten kommen. Am meisten benutzt wird jetzt der Weg von Gotemba über _Nakabata_ und Tarōbō; er ist in zehn Stationen geteilt, Tarōbō (16 km von Gotemba) ist Nr. 1 in etwa 1830 m ü. M. In Tarōbō rüste man sich mit Bergstock (Fujistock), hohen Gamaschen, Strohsandalen (unter die eignen Bergschuhe gebunden!) und bei unsicherm Wetter mit Strohregenmantel (Bauerntracht) aus. Nun langsam stetiger Aufstieg. Man beachte, daß die besten Unterkunftshütten des Gotembaweges auf Nr. 5, 6, 8 und 10 (Gipfelstation) sind (Übernachten kostet 1-1,20 Yen). Station Nr. 3 liegt 2160 m ü. M., von da über Nr. 4 (2420 m) bis Nr. 5 (2640 m) führt der Weg um den _Hōei-zan_-Gipfel; auf Nr. 5 halte man Mittagsrast. Nun beginnt der mühsame und steile Aufstieg; statt der bisher feinkörnigen Lava steigt man über große lose Brocken; bei Nr. 6 (2840 m) führt ein Seitenweg auf den _Hōei-zan_ (nicht verlaufen!). Bei Hütte Nr. 8 (3230 m) stärke man sich mit heißem Tee für den letzten, anstrengendsten Aufstieg über lose Asche und Lavablöcke; in den Spalten findet man Schneereste, Schneefelder fehlen. Auf Nr. 10 (3778 m), dem Gipfel, sind drei bequeme steinerne Hütten, wo man sich sofort Schlafplätze sichere; sind alle besetzt, muß man um den Gipfel herum nach der Subashiri-Wegseite, etwa 1/2 km nördl. gehen, um dort Schlafplätze zu suchen. Wenn Zeit, steige man noch in den Krater hinab, wo noch heißes Wasser fließt und Dämpfe aufsteigen. Der Abstieg in den Krater erfordert 1/2 St., der Aufstieg 3/4 St.; man nehme Führer mit! Vor Sonnenuntergang ziehe man warme Kleidung in der Hütte an und beobachte dann von einer Kuppe den Sonnenuntergang, ebenso den Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Bester Aussichtspunkt (auch für den Sonnenaufgang) ist der höchste Gipfel _Kenga-mine_; die *_=Aussicht=_ auf Hakonesee (S. 386), Fujikawa, Surugabucht etc. ist großartig.--Dann Abstieg (nicht rutschen, wie die Japaner!) auf demselben Wege in 5 St. über _Tarōbō_ (Pferde besteigen) nach Gotemba.-- Auf dem Subashiriweg sind die besten Stationen _Chujiki-ba_, 1 km unterhalb Nr. 1, ferner Nr. 2, 6 und der Gipfel. Bei Nr. 9 ist der Heiligenschrein _Mukai-Sengen_ (»Willkommen heißende Sengen [Göttin des Fuji-Berges]«). Von _Gotemba_ führt die Bahn im Bogen um das Hakonegebirge durch wilde Gebirgslandschaft mit vielen Tunneln und Brücken über (436 km) _Yamakita_ (Gasthof Asahiya; 1/2 St. vom Bahnhof der 60 m hohe Wasserfall _Hirayama-no-taki_), dann bergab im Tal des Sakawa-gawa nach (452 km) =Kōzu= (Gasthof _Kōzu-kwan_), Ort am Strande der schönen _Odawarabucht_ (von Yokohama 1-1/2 St. Fahrzeit), r. die Halbinsel _Izu_, im Meere die Vulkaninsel _Ōshima_ und l. das Küsteninselchen _Enoshima_ (S. 392). -- Man fährt von hier mit elektrischer Straßenbahn in 1 St. auf der alten Heerstraße Tōkaidō vorbei an dem freundlich am Seebadestrand gelegenen, aus einer ganzen Häusergruppe bestehenden Gasthof _Shōtō-en_ (jap. und europ.) und über die Brücke des breiten _Sakawa-gawa_ zur geschichtlich berühmten Seestadt =Odawara= (Gasthof _Koiseya_), wo die Straßenbahn vor der Mauerruine der alten Burg hält. Im malerischen Burghain liegt ein 1900 erbautes Schloß des Kronprinzen (kein Zutritt). 10 Min. weiter im Hayakawatal erreicht die Bahn =Yumoto= (Gasthof _Fukuzumi_, zum Übernachten wähle man den Gasthof _Suzuki_, 45 Z., Pens. 3-5 Yen, im benachbarten Dorfe Tōnosawa, 1/2 km talaufwärts, beide Orte mit heißen Bädern). Nun mit Rikscha in 1 St. (mit zwei Kulis etwa 50 sen) oder zu Fuß, Gepäck tragen lassen, in anmutiger Berglandschaft, zuletzt mit starker Steigung über _Dōgashima_ (heiße Quellen und Wasserfall) nach =Miyanoshita= (420 m; _Fujiya Hôtel_, europ., gut, Pens. tägl. 7 Yen, für 2 Pers. 11 Yen, heiße Bäder frei, sehr geeignet zum Erholungsaufenthalt; _Hôt. Naraya_; _Umeya Hotel_, jap.; Photograph _Shima_, neben Fujiya Hôtel), beliebter Sommerfrische für Europäer im Talkessel des _Hayakawa_, in schöner Umgebung mit vielen Spazierwegen, reinster Luft, schwach salzhaltigen heißen Quellen (für Rheumatiker). Miyanoshita liegt mitten im =Hakone-Gebirge=, das durch den Sattel von Gotemba mit dem Fuji-no-yama zusammenhängt. Wie unsre Karte sehr schön zeigt, besteht es in der Hauptsache aus einem großen Ringwall, einer alten Vulkanruine, in dem wieder ein kleineres Vulkangebirge aufsteigt, ähnlich wie der heutige Vesuvgipfel innerhalb der Somma. Der ringförmige Graben zwischen beiden ist im W. vom Hakonesee ausgefüllt. Nach O. gegen Odewara hat der Ringwall eine Öffnung, durch die die Straße über Yumoto heraufführt. =Umgebung von Miyanoshita.= Nach _Kiga_ (1/4 St. talauf) zum _Goldfischteehaus_, oberhalb davon an steilem Hang das Teehaus _Miharashi_, d. h. »schöne Aussicht«; 1/4 St. weiter das Dorf _Miyagino_ an beiden Ufern des Hayakawa; auf den *_Sengenyama_ hinter dem Fujiya Hôtel 1/4 St. bis zum Gipfel (mit Teehaus u. *Aussicht); nach _Kowaki-dani_ (Mikawaya Hôtel, halbeurop., 78 Z., Pens. von 5 Yen an, verhältnismäßig gute Küche, Schwefel- u. Eisenbäder; Kaikatei Hotel) 1/2 St.; nach _Gora_ (heiße Quellen). -- =Ausflüge= (1/2 Tag}: Auf den _Myōjōgatake_ (_Mukōyama_) gegenüber Miyanoshita (anstrengend). -- Auf den *_Kamiyama_ (1440 m), den höchsten Gipfel des _Hakone_-Gebirges; Aufstieg 2-1/2 St., zum Teil ohne Weg (für Damen nicht geeignet); großartige *Aussicht auf die Surugabucht, die Sagamibucht und den Fuji. -- Auf den _Otome-tōge_ (Jungfernpaß) zu Pferd (1/2 Tag 2 Yen, 1 Tag 3 Yen), in Sänfte (mit 4 Kulis hin und zurück 3,20 Yen) oder zu Fuß 12 km bergauf über das Dorf _Sengoku_ (von hier Aufstieg in 1 St. zum _Kintokisan_ mit schöner Aussicht), wo der Aufstieg zum Paß beginnt; oben Blick auf die Ebene vor dem Fuji. NB. Wer von Miyanoshita aus den Fuji besteigen will, reitet über diesen Paß nach Gotemba (S. 384). =Von Miyanoshita über den Hakonesee nach Atami= (Pferd 3-1/2 Yen, Kuliträger je 1,50 Yen, Fußgänger nehmen Strohsandalen unter die Stiefel), etwa 25 km, wofür 7 St. Zeit mit Ruhepausen nötig. Der steile Bergpfad führt an _Kowaki-dani_ und am _Bentenyama_ (*Aussicht) vorbei nach (6 km) =Ashinoyu= (874 m; Gasthöfe: _Matsuzakaya_, europ. Betten und Essen; _Kinokuniya_), besuchter Badeort mit heißen Schwefelquellen (gegen Hautleiden und Rheumatismus), öde Umgebung, kühl und nebelreich im Sommer. --Der Weg ist weiterhin eben, l. drei Steindenkmäler für die beiden Nationalhelden Gebrüder Soga und die schöne Kurtisane Tora Gozen, und nahebei r. halb vom Gebüsch verdeckt ein Felsblock mit den Bildern der *_Ni-jū-go Bosatsu_ (25 buddhistische Heilige), 1293 in den Stein gehauen. Etwas weiterhin liegt am Wege ein Felsen mit dem Riesenrelief *_Rokudō no Jizō_ (Schutzheiliger der Reisenden etc.), vor dem am 23. Aug. ein Fest gefeiert wird.--Nun bergab zum *=Hakonesee= (_Ashi no ko_), ein 6 km langer Bergsee am SW.-Abhang des Kamiyama (s. oben); man erreicht zuerst das kleine Dorf =Moto-Hakone= (Gasthof _Matsuzakaya_ auf einer Terrasse am See, europ., empfohlen; Pens. 4-5 Yen tägl., in dessen Nähe am Tōkaidō Teehäuser und der japanische Gasthof _Tsujiya_. Dann auf einer hügeligen Halbinsel ein kaiserliches Sommerschloß (Rikyū) in europ. Bauart (kein Zutritt), mit bestem Blick über den See zum Fuji. Die Kryptomerienallee des Tōkaidō führt vom Schloß zum Ort *=Hakone-machi= (725 m; _Hakone Hôtel_, halb europ.), mit fleißigen Holzschnitzkünstlern, in herrlicher Lage am See, 11 km von Miyanoshita. Man suche die See-Ecke, in der sich der Fuji spiegelt (_Hakone no saka-Fuji_) auf. Europäische Familien nehmen Sommerwohnung im Ort, führen Hausstand mit eigner Dienerschaft. --Seitwärts vom Tōkaidō liegt 1/4 St. von Hakone der stimmungsvolle Tempel *_Gongen_, zu dem Stufen mit prächtiger Kryptomerienallee hinanführen, in uraltem Wald von Pinien, Eichen, Föhren, Ahorn, Kastanien, mit Farren; viele Torii und Steinlaternen. Unterhalb des Tempels stand am Tōkaidō bis 1871 das alte Straßensperrtor (_Hakone no seki_), wo die nach Yedo (Tōkyō) Reisenden (auch der erste europäische Japanreisende Kaempfer 11. März 1691) die Pässe vorzeigen mußten. --Von Hakone kann man auf dem alten Tōkaidō über das Dorf _Hata_ (Wirtschaft) zu Pferd oder in Sänfte bequem in 4 St., zuletzt durch schöne Landschaft zurück nach _Yumoto_ (S. 386), gelangen. Auf dem Hakonesee Bootsfahrten. Nach der Mittagsrast in Hakone südl. bergauf und bergab (Führer unentbehrlich) zum *=Jikkoku-tōge= (Zehnprovinzenpaß), 980 m, mit prächtiger *Aussicht auf den Stillen Ozean und zehn japanische Provinzen sowie auf den Fuji. Die Paßhöhe liegt etwa 10 km von Hakone, etwas weiter unterhalb ein Teehaus; dann folgt steiler Abstieg etwa 4 km nach =Atami= (_Atami Hôtel_, europ.; _Fujiya_ und andre jap.), besuchtem Badeort (Hauptzeit im Winter) an der Meeresküste, mit heißen Quellen und einem *_Geiser_ (_Oyu_); er sprudelt alle 4 St. mitten im Ort aus der Erde hoch, ist aber gefaßt und hat eine Inhalationshalle (Kyūkikwan) für Kehlkopf- und Lungenleidende. Der Geiser wurde schon 749 vom buddhistischen Abt Mangwan besucht. Vor Atami liegt die Insel _Ōshima_ mit Vulkan. --Von Atami am nächsten Tage mit Kleinbahn (_Keiben Tetsudō_) in etwa 3 St. 28 km längs der _Japanischen Riviera_ an der gebirgigen Küste der schönen Odawarabucht, vorbei an den malerischen Fischerdörfern _Izusan_, _Yugawara_ (4 km landein heilkräftige Thermen gleichen Namens), _Yoshihama_, _Fukuura_, _Manazuru_ (am gleichnamigen Kap), _Enoura_, _Nebukawa_ und _Komekami_ (sämtlich mit Teehäusem zum Erfrischen) nach _Odawara_ (S. 385): von da in 1/2 St. mit elektr. Straßenbahn nach _Kōzu_. Von _Kōzu_ (S. 385) führt die Tōkaidōstaatsbahn über (484 km) _Ōfuna_ (Zweigbahn nach Kamakura, S. 391) nach (502 km) _Yokohama_ (S. 388), wo Fernschnellzüge nicht am Hauptbahnhof, sondern auf dem Vorortbahnhof _Hiranuma_, 3 km nördl. von der Stadt, halten. * * * * * =Dampferfahrt Kōbe-Yokohama= in etwa 28 St. Von _Kōbe_ (S. 361) mit SW.-Kurs durch die Idzumi Nada (S. 358) und die malerische _Yurastraße_ zwischen dem Ostkap von _Awaji-shima_ und der kleinen Insel _Tomoga-shima_ hindurch, dann südl. bis Kap _Hiino Misaki_, von da durch den Kiikanal sö. längs der Küste nach (100 Seem.) Kap _Shiwo Misaki_ mit Leuchtturm; nahebei die mit Fischerdörfern dicht besetzte Insel _Ōshima_, Mittelpunkt des japanischen Walfischfanges, von der ab durch den Stillen Ozean auf Kap _Irosaki_ (Südspitze der Halbinsel Izu an der Ostseite des Surugagolfs) mit ONO.-Kurs gesteuert wird, bis der Leuchtturm der (174 Seem.) Felseninsel _Mikomoto_ umsteuert ist; diese Fahrt wird oft durch Seegang unbequem. Nun läuft der Dampfer zwischen der Ostküste von Izu und der vulkanischen _Vriesinsel_ (_Oshima_) mit dem 760 m hohen, stets rauchenden Vulkan _Mihara_ durch und mit nö. Kurs in den Uragakanal ein, der in den Golf von Tōkyō führt; in ihm liegt der (348 Seem.) Hafen von Yokohama. Yokohama. Vgl. den beifolgenden Plan. =Ankunft zur See.= Von _Kannonsaki_, dem Kap am NW.-Ende des Uragakanals, in dessen Nähe die Seestadt _Uraga_ (S. 392) liegt, steuert man am Kriegshafen _Yokosuka_ (S. 392) l. vorbei mit nw. Kurs in den Hafen Yokohama, wobei man öfter den Fuji (S. 384) sieht. Der Dampfer läuft dann durch die großartigen Molenbauten in den gut geschützten Hafen. Die Postdampfer des Nordd. Lloyd und der Canadian Pacific legen an dem neuerbauten Kai und neuen Zollschuppen (Zolldurchsicht; vgl. S. 349) der Nippon Hatoba, die der Messageries Maritimes an der etwa 600 m langen Pier im südl. Teil des Hafens an, was bequemes Ausschiffen der Reisenden ermöglicht; Aus- und Einbooten fällt weg. An der Wurzel dieser Brücke liegt an der _English Hatoba_ (Bootshafen) das alte _=Zollamt=_ (hier Zolldurchsicht für an der Pier anlegende Dampfer). Ausschiffung mit Sampan von nicht am Kai oder Pier anlegenden Dampfern etwa 25 sen 1 Pers., mit Gepäck 50 sen. =Ankunft mit der Bahn=, von Kōbe kommend (S. 361), am Hauptbahnhof der Tōkaidōbahn nahe der Nippon Hatoba und der neuen Zollschuppen; Fernschnellzüge halten nur auf dem Vorortsbahnhof _Hiranuma_. =Gasthöfe=: _Oriental Palace Hôtel_, Bund 11 (Pl. a, E 3), gut eingerichtet, gutes Essen; 80 Z. mit Bad, Ged. 1, 1,50 u. 2, Pens. von 7 Yen an; Dampfpinasse zu jedem Dampfer, Wagen zu haben. -- _Grand Hôtel_ (A.-G., amerikan. Manager), Bund 18-20 (Pl. b, E 3), Dampfpinasse zu jedem Dampfer, Pens. 7-10 Yen. -- _Club Hôtel_, Bund 5 (Pl. c, D 3), älter und weniger gut eingerichtet (Neubau beabsichtigt), Pens. 5-10 Yen; Dampfpinasse zu jedem Dampfer. -- _Royal_, Mainstreet 87 (Pl. a, E 3); 50 Z., Pens. 4-5 Yen; Kegelbahn. -- _De Paris_, Mainstreet 80 (Pl. d, D 3), gute Küche, deutscher Verkehr. -- _Wright's Hotel_, Waverley House Nr. 40 (Pl. f, D 3); 30 Z., Pens. 4,50-6 Yen; Dampfpinasse zu jedem Dampfer. -- _The Pleasanton_, Nr. 17 (Pl. g, E 3). -- _Windsor_, Nr. 32. -- _Imperial_ (A. Richter), Yama-shita-cho 133a (Pl. h, D 3), 10 Z. zu 1, F. 0,80, Ged. 1,20, Pens. 4 Yen; bescheiden (Seeleute). -- _Bluff Hôtel_, Bluff 2 (Pl. i, E 5). -- _Mankako_, Sakai-chō 36, japan., billig. =Restaurants= in den meisten Gasthöfen; außerdem am Hauptbahnhof, 1 Treppe. -- Japanisches Essen: _Chitose_, in Sumiyoshi-chō, Roku-chōme und _Yaomasa_, in Aioi-chō, San-chōme. -- =Teehaus= »Zu den 101 Stufen«, sehenswerte Fremdenbücher; altberühmt. =Brauerei=: _Kirin_, Bluff 123, die bedeutendste Brauerei Japans, deutscher Braumeister (E. Eichelberg). =Post, Telegr. und Fernspr.=: Hauptamt und Präfektur (Kenchō) im Raum zwischen dem Fremdenviertel und der japanischen Stadt, nahe beim Zollamt. -- Kabel über Bonininseln nach Guam (Marianen). =Rikschas= nach fester Taxe, stündl. 30 sen mit 1, 60 sen mit 2 Kulis. -- =Straßenbahnen= mehrere Linien, eine über Kanagawa bis Tōkyō, vgl. den Plan. -- =Reitpferde= zu haben. =Eisenbahnen.= Die Tōkaidōstaatsbahn führt nach Tōkyō und Kōbe mit Zweiglinie nach Yokosuka und Anschlüssen an das japanische Bahnnetz; vgl. S. 345. =Dampfer=: _Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd_ alle 14 Tage Sa. über Kōbe und Nagasaki oder Tsingtau nach Schanghai und Europa; Agentur: H. Ahrens & Co. Nachf., Waterstreet 29; (Tel.-Adresse: Nordlloyd); Spediteure: Helm Brothers, Bund 43, und Nickel & Co., Nr. 40. -- _Hamburg-Amerika Linie_ (Agentur: C. Illies & Co.), Tel.-Adr.: »Paketline«. -- _Österreichischer Lloyd_, monatlich über Kōbe nach Europa; Agenten Samuel Samuel & Co., Nr. 27. -- _Messageries Maritimes_, alle 14 Tage über Kōbe nach Europa; Agent P. de Champmorin, Bund 9. -- _Chargeurs Réunis_, etwa alle vier Wochen nach San Francisco, Mexiko etc.; Agent Oppenheimer Co., Yamashita-chō 167. -- _Peninsular & Oriental Co._, etwa alle 14 Tage bis 4 Wochen über Schanghai nach Europa; Agent Abbot, Bund 15. -- _Canadian Pacific Railway & Ocean Steamship Service_, je alle 14 Tage über Kōbe, Nagasaki und Schanghai bis Hongkong u. nach Vancouver; Agent Payne, Bund 14. -- _Pacific Mail S. S. Co._, u. _Tōyō Kisen Kaisha_, abwechselnd alle 7-10 Tage über Kōbe, Nagasaki und Schanghai bis Hongkong und über Honolulu nach San Francisco; Agent Howard, Waterstreet 4 (wegen der Fahrpreise beachte S. 347). -- _Nippon Yūsen Kaisha_ (Billettagentur Bund 10), jeden 3. Tag nach Otaru, anlaufend alle Häfen der japanischen Westküsten, und nach Kōbe; alle 14 Tage nach Europa über Schanghai, nach San Francisco u. nach Australien; monatlich nach Bombay. -- _Great Northern S. S. Co._, über Manila nach Hongkong u. nach Seattle; Agentur Nippon Yūsen Kaisha, Bund 10. -- Abfahrtszeiten aller Dampfer enthalten die Tageszeitungen! =Gepäck= kann gut und sicher gegen geringe Abgabe in dem eisernen Schuppen der Neuen Kaianlage (Nippon Hatoba) gelagert werden; man wende sich an die Landungsagenten des Norddeutschen Lloyd. =Banken=: _Deutsch-Asiatische Bank_, Nr. 180. -- _Yokohama Specie B. Ltd._ (japan. _Shōkin-Ginkō_), Minami Nakadōri; beide Korr. der Deutschen Bank. -- _Hongkong & Shanghai Bank_, Nr. 2. -- _Chartered Bank of India, Australia & China_, Nr. 179. Alle vier Korr. der Berliner Disconto-Gesellschaft. -- _Russo-Asiatic Bank_, Nr. 77, und viele andre. Alle nur von 10-3 Uhr, Sa. nur 10- 12 geöffnet. =Theater=: _Minato-za_, Sumiyoshi-chō. -- _Hagoromo-za_, Hagoromo-chō. -- Singspielhallen in Basha-michi-dōri und Isezaki-chō. -- Europäische =Konzerte= und Theateraufführungen gelegentlich im Gaiety Theatre, Bluff 257. =Polizei=: Hauptamt im Kenchō. -- =Fremdenführer= der _Oriental Guides Society_, Tōyō Tsūben Kyōkwai, Yamashita-chō 32, erhalten 2,50 Yen tägl. für 2 Pers., 50 sen tägl. mehr für jede weitere Pers., dazu freie Reise und Verpflegung. -- _Kaiyūsha_ (Guides' Association), Motomachi, Itchōme 76 (Telephon Nr. 829), 3 Yen tägl. für 1-2 Pers., 50 sen für jede Pers. mehr, dazu Reise- und Verpflegungskosten. =Reisebureau=: _Thos. Cook & Son_, Water Street 32. -- _International Sleeping Car Co._, Bund 6. =Konsulate=: _Deutsches Reich_, Bund Nr. 17; Generalkonsul v. Syburg. -- _Österreich-Ungarn_, Konsul Koller. -- =Deutscher Klub=: _Germania_, Mainstreet Nr. 235; Einführung durch ein Mitglied; Lesezimmer, Kegelbahn, Billards. -- _Yokohama United Club_, Bund 4b. -- Freimaurerloge (_Masonic Temple_), Mainstreet 78. =Ärzte=: Dr. _Reidhaar_ und Dr. _Paravicini_ (Office: Mainstreet 74). -- =Zahnarzt:= Dr. _F. Wolf_, Mainstreet 50 I, 9-5 Uhr. -- =Deutsche Apotheke= (_Normal Dispensary Ltd._), Mainstreet 77, _L. Kiefer_. -- _Bretts Pharmacy_ von _Brett & Co._, Mainstreet 60. -- _North & Rae_, Mainstreet 79. =Buchhandlungen=: _Geiser u. Gilbert_, Mainstreet 77; deutsches Haus. -- _Kelly & Walsh_, Mainstreet 60. -- _Maruya_, Benten-dōri. -- =Zeitungen=: _Deutsche Japanpost_, Redaktion Yamashita-chō 60 (Mainstreet), wöchentlich, jede Nr. 40 sen. -- Tagesblätter: _Japan Daily Advertiser_ (jetzt in Tōkyō herausgegeben), _Japan Gazette_, _Japan Herald_, _Japan Mail_, _Japan Times_ (in Tōkyō). -- Wochenschriften: _Box of Curios._ -- =Photographen=: _Tamamura_, Benten-dōri 2. -- _Kimbei_, Honchō-dōri. -- _Farsari_, Waterstreet 32. =Geschäftsadressen= (man kaufe in Yokohama Seide, Altertümer, Elfenbein): Europ. Reiseausrüstung: _Lane, Crawford & Co._, Mainstreet 59. -- Mundvorräte für Reisen: _Curnow_, Mainstreet 82, _Langfeldt Co._, Mainstreet 71, _Lane Crawford_. -- Ausfuhr von Japan. Pflanzen und Samen: _L. Boehmer & Co._, Bluff 28; -- _Nursery Company_, Nakamura Bluff. -- Huthandlung: _Omiya & Co._, Sakaichō 24, 25, 32. -- Japanische Kunstsachen (Curio Dealers): _Arthur & Bond_, Waterstreet 38, _Samurai Shōkwai_, Honchō Itchōme, und viele andre. -- Seide: _Iida Takashimaya_, Mainstreet 81; -- _Nozawaya_, Benten-dōri; -- _Yamamoto_, Benten-dōri 1 und Honchō-dōri 17; -- _Shieno_; Honchō-dōri 19; _Iwata_, Honchō, und viele andre. -- Cloisonné-Sachen: _Gotō_, Uchida-machi. -- _Musashiya_, Honchō-dōri. -- Bronze: _Katō_, Benten-dōri, _Hashimoto_, Ōtamachi. -- Porzellan: _Tashiroya_, Benten-dōri; -- _Watano_, Benten Bashi 8; -- _Matsuishiya u, Echigoya_, Honchō-dōri. -- Spielsachen: _Nagai_, Honchō-dōri. -- Bambussachen: _Moriyasu_, Benten-dōri; -- _Tanabe_, Motomachi. -- Papierwaren: _Hasegawa_, Hōrai-chō; -- _Ishii_, Ōtamachi. =Yokohama=, bedeutendster Ausfuhrhafen Japans, liegt auf 35° 36' nördl. Br. (etwa wie Tanger), inmitten der wichtigsten Tee- und Seidebezirke, an der SO.-Küste der Insel Hondo, am SW.-Ufer der _Yokohama-Bai_, einem westlichen Einschnitt der _Tōkyō_- oder _Yedobai_, 37 km von der Einfahrt in diese durch die Uragastraße und ist durch Eisenbahn mit dem 22 km nnö. gelegenen Tōkyō verbunden. Es hat eine gute Reede und ein großes Hafenbecken, das von zwei Wellenbrechern mit durch zwei Leuchttürme gekennzeichneter Einfahrt eingeschlossen ist und an dem ein 600 m langer Hafendamm (Pier), große neue Kais mit geräumigen Lager- und Zollschuppen, drei Trockendocks und ein Schwimmdock (Yokohama Dock Co.) etc. angelegt sind. An den breiten Kai mit kleinern Wellenbrechern, die die _English Hatoba_ (»Hafen«) und _French Hatoba_, letztere nur für kleine Fahrzeuge bestimmt, bilden, schließt sich die regelmäßig angelegte Stadt, die in drei Teile geschieden ist. Im östlichen liegen die großen europäischen Waren- und Bankhäuser, Gasthöfe und Klubhäuser, im mittlern die Präfektur, das Stadthaus, Hauptpost- und Telegraphenamt (besondere Gebäude für die Auslandpost), Zollhaus etc. in großen Gebäuden; im westlichen die japanische Stadt aus den üblichen Holzhäusern, dazwischen hier und da die mit dicken Lehmwänden gepanzerten feuersichern Speicher (_Dozō_), worin bei Feuersbrünsten alle wertvolle Habe untergebracht wird. Die Stadt, bis 1855 ein kleines Fischerdorf, wurde damals infolge der mit dem Ausland geschlossenen Verträge dem fremden Handel geöffnet und entwickelte sich seitdem zur ersten Handelsstadt Japans mit (1911) 419630 Einw., darunter 9923 Fremde (6217 Chinesen, 1590 Engländer, 813 Amerikaner, 436 Deutsche, 258 Franzosen, 138 Portugiesen, 114 Schweizer). Es ist Sitz einer Handelskammer, eines kaiserlichen Laboratoriums für Hygiene und hat mehrere Kirchen, eine deutsche Schule und Kirche im »Deutschen Haus« (Bluff 25), mehrere englische Schulen sowie das _St. Joseph's College_ (von franz. Patres geleitet); ferner mehrere japanische Krankenhäuser, das _Yokohama General Hospital_ für Europäer (Bluff 82) und je ein deutsches, englisches und amerikanisches Marinelazarett. -- Die Ausfuhr umfaßt Seide und Seidenstoffe, Tee, Kupfer, Holzwaren, Porzellan, Streichhölzer, Lackwaren; die Einfuhr Baumwollengarne, Woll- und Baumwollenstoffe, Zucker, Petroleum, Alkohol, Indigo, Metallwaren. _=Rundfahrt.=_ Man fahre durch die Waterstreet und Mainstreet der Fremdenniederlassung (_Yamashita-chō_), wo sich die besten Läden zu Einkäufen, wie Seidenstoffe und Seidenstickereien, Lacksachen, Bronzen, Cloisonné, Satsuma- und andres Porzellan, japanische Altertümer und Kunstsachen, Elfenbeinschnitzereien etc., befinden. Zu billigern Einkäufen hat man bessere Gelegenheit im japanischen Stadtteil, Honchō-dōri und Benten-dōri. Am _Bund_, der Hafenstraße, liegen das deutsche Konsulat, der United Club und die größten Hotels. Nachmittags fahre man auf den _Bluff_ (_Yamate-chō_), am Südende der Stadt, wo in hübschen Gärten die Villen der Europäer und Amerikaner liegen; dort auch das deutsche Marinelazarett (Bluff 40). Am Südende der Mainstreet gelangt man über die Brücke _Maita Bashi_ zur 101-Stufentreppe, die steil auf den Bluff führt, oben bei einem altberühmten Teehaus schöne *Aussicht über Stadt und Hafen. Vom Bluff schöne Spazierfahrten südl. über _Kitagata_ zur _Mississippibucht_; mehrere gute Teehäuser am _Mandarin-Bluff_; in _Hommoku_ viele Teehäuser und guter Badestrand, auch in _Takigashira_ dicht am Strande, in lebhaften Fischerdörfern; an der Mississippibucht schön gelegen ein deutsches Gartenrestaurant (an Stelle des 1911 abgebrannten Makado-Hotels, Besitzer C. Hahn). Weiterhin um den Rennplatz herum (bei Negishi) ein schön bewaldeter Weg mit lieblichen Landschaftsbildern; zurück über _Nakamura_ oder _Kuraki_. Seitentour: Yokohama-Kamakura-Enoshima-Kanazawa-Uraga. Man rechne für Kamakura und Enoshima und zurück nach Yokohama 1 Tag, außerdem für Kanazawa 1 Tag, Uraga 1 Tag, Misaki 2 Tage. Mit der Tōkaidōbahn vom Hauptbahnhof in Yokohama sö. über (4 km) _Hodogaya_ und (13 km) _Totsuka_ nach (18 km) _Ōfuna_, wo man meist in die Zweiglinie umsteigen muß, die in die Sagami-Halbinsel nach Yokosuka führt; erste Station ist *=Kamakura= (_Kaihin-in-Hôtel_, gelobt, großartiger Neubau, europ., in einem Piniengehölz in _Yuigahama_, 1/4 St. mit Rikscha oder Hoteldroschke, am schönen Strand der Sagamibucht; _Mitsuhashi_, Japan. Gasthof, ebenfalls gut), alte Hauptstadt Ostjapans im 12.-15. Jahrh., jetzt ein stilles Dorf und beliebter Sommerausflug, berühmt durch den *_Daibutsu_, eine große und schöne, sitzende Buddhafigur aus Bronze, 15 m hoch, 30 m Umfang, Gesichtslänge 2,6 m, Nasenlänge 1,1 m; die Figur ist 1252 erbaut, ihr Tempelumbau ist zweimal, 1369 und 1494, durch Erdbebenflutwellen zerstört worden und seitdem nicht erneuert; im Innern Altäre und eine Treppe bis zu halber Höhe der Statue (Trinkgeld dem führenden Bonzen). Der Daibutsu steht in einem schönen Tempelpark mit Bambus, Kiefern, Kirschbäumen u. dgl.; seitwärts ein hübscher Lotosteich. Ein Seitenweg führt auf eine Anhöhe mit schöner *Aussicht zum _Kwannontempel_ (_Hase no Kwannon_), mit braungoldiger Figur der Göttin in einer dunkeln Nische, die der führende Bonze mit Kerzen beleuchtet; dicht beim Tempel ist der steile Abhang _Inamura-ga-saki_. Der _Hachimantempel_ (Tempel des Kriegsgottes), 1073 von Minamoto Yoriyoshi in Yuigahama erbaut, wurde 1193 von Yoritomo auf den Hügel _Tsuru-ga-oka_ verlegt, wo er jetzt steht. Vom Strand aus führt eine prächtige Kiefernallee und breite Steintreppe mit drei Torii hinauf. In der Nahe ein 1000jähriger Ichōbaum (Gingko biloba, eine Konifere, scheinbar Blätter tragend) von fast 6 m Umfang, neben dem der Shōgun Sanetomo 1218 ermordet wurde. Hinter dem Hachimantempel eine reichhaltige Waffensammlung. -- Unter den vielen kleinern Tempeln im Gelände von Kamakura ist der _Ennōji_ erwähnenswert, mit berühmter Holzfigur (_Arai-no-Emma_) des Höllenfürsten _Emma-Ō_, geschnitzt von Unkei; die Figur wird nur auf besonderes Verlangen vom Bonzen (gegen Trinkgeld) gezeigt. Auch ein heiligen Tauben geweihter _Tempel_, dessen Tauben so zahm sind wie auf dem Markusplatz in Venedig, ist sehenswert. Von Kamakura fährt man mit elektr. Straßenbahn etwa 6 km erst durch eine malerische Schlucht, dann längs des Strandes der prächtigen Sagamibucht durch die Dörfer _Koshigoe_ und _Katase_ zur heiligen Insel *=Enoshima= (Gasthöfe: _Iwamoto-in_ u. _Ebisuya_ im Dorfe; _Kinkirō_ höher über dem Dorfe, besser), die bei Niedrigwasser durch eine trockene Sandbank mit dem Lande verbunden ist; eine schmale, hölzerne Brücke führt zur Insel. Auf ihr das malerische Fischerdorf _Enoshima_ (Seebad), wo Muscheln, Korallen und maritime Seltenheiten feilgeboten werden; ferner ein Wäldchen, Tempelhaine und Gärten. Die Insel ist der Glücksgöttin Benten geweiht (welche die Insel von einem Drachen befreite, indem sie ihn heiratete!). In der 113 m langen und im Eingang 9 m hohen Höhle an der Seeseite (in der der Bentendrache hauste) stehen Verkaufsbuden und kleine Shintōschreine. -- Den Rückweg von Enoshima kann man mit Rikscha oder elektr. Bahn über das Seebad _Kugenuma_ (Gasthof Kōshōkwan) nach (4 km) Stat. _Fujisawa_ und von da mit Bahn nach Yokohama nehmen. Von Yokohama kann man auch mit Rikscha (2 Mann) auf 10 km ebenem und dann 8 km hügeligem Weg über den Ort _Seki_ nach Kanazawa fahren; hinter Seki, beim Orte _Tanaka_, führt r. ein Seitenweg von 3 km auf den Hügel _Mine_, oben prächtige *Aussicht; dann führt der Weg von Tanaka durch liebliche Landschaft (»Plains of Heaven«, Himmelsebenen von den Fremden genannt) zum Teehaus _Nokendo_, das unter der »Pinsel-Wegwerfe-Kiefer« _Fude-sute-matsu_ steht (nach der japanischen Legende vom Künstler, der einst seinen Pinsel verzweifelt hier fortwarf, weil er die allzu schöne Landschaft nicht malen konnte). Bald wird das Seebad =Kanazawa= (Gasthöfe: _Chiyo-moto_; _Azumaya_) an der kleinen Mutsurabucht erreicht, berühmt durch das *Landschaftsbild _Hakkei_ vor dem Dorfe. In der Nähe, bei _Nojima_, liegt ein besuchter Päoniengarten (mit 300jährigen Pflanzen). Von Kanazawa kann man mit Rikscha längs der Küste der Tōkyōbucht nach Yokohama zurückgelangen, etwa 30 km. An der Ōfunazweigbahn (S. 391) ist die nächste Station hinter Kamakura _Zushi_, der Bahnhof für das reizende Seebad _Hayama_ (Gasthöfe: _Hirayama Hotel_; _Chōjaen_), das 2,5 km sw. von Zushi an der Sagamibucht liegt. Etwa 3 km sö. von Hayama liegt das vorzügliche Seebad *_Chōjasaki_ mit gutem Gasthof; in der Nähe ein Winterschloß des Kronprinzen. Endstation der Ōfunazweigbahn ist =Yokosuka= (Photographieren verboten! Gasthof: _Mitomiya_; europ. Restaurant: _Kaiyō-ken_, nahe der Marinewerft), wichtige Marinestation mit großer Werft und Stadt von 25000 Einw.; auf dem Hügel 1/2 St. vom Bahnhof *Aussicht und Grab von Will. Adams, des ersten Engländers, der von 1600 bis 1620 in Japan lebte. Von Yokosuka fährt man mit Rikscha auf schönem Wege (halbwegs in _Ōtsu_ eine Wirtschaft an gutem Badestrand) 7 km bis =Uraga= (_Gasth. Tokudaya_ in Higashi-Uraga), Hafenstadt an beiden Seiten einer schönen, schmalen Bucht, mit zwei großen Trockendocks und lebhaftem Schiffsverkehr; Dampfergelegenheit nach Tōkyō täglich; Fahrzeit 4 St. Von Uraga Ausflug mit Rikscha 16 km nach =Misaki= (_Gasth. Aoyagi_) am Südende der Sagamihalbinsel; etwa 3 km nördl. davon liegt das Maritimbiologische Laboratorium (_Misaki Rinkai Jikken-jō_) der kaiserlichen Universität von Tōkyō. -- Von hier kann man längs der Küste der Sagamibucht mit Rikscha 20 km nach _Chōjasaki_ (s. oben) und dann über _Zushi_ nach _Yokohama_ zurückgelangen. * * * * * =Eisenbahn Yokohama-Tōkyō= (29 km), die älteste Bahnstrecke Japans, 1872 eröffnet, jetzt zur Tokaidōbahn gehörig; Fahrzeit 28-54 Min. Vom Hauptbahnhof über die Vorstadt (3 km) _Kanagawa_ (das einst an Stelle des jetzigen Yokohama dem Fremdhandel diente) _Higashi-Kanagawa_ (Zweigbahn nach _Hachiōji_), _Tsurumi_, _Kawasaki_, _Kamata_ (Irisgärten), _Ōmori_ nach (24 km) _Shinagawa_ (umsteigen, wer die Vorortbahn oder die Nordbahnen von Tōkyō benutzen will). Die Fahrt bietet l. schöne Ausblicke auf den Fuji (S. 384), auf Dörfer, Brücken, Reisfelder und Kirschbaumpflanzungen (während der Blütezeit ein liebliches Bild). Kurz vor Tōkyō r. Ausblick auf die Tōkyōbucht und die Hafenbefestigungen (alte, von Niederländern gebaute Forts). Dann durch Vorstädte mit vielen Fabrikschornsteinen und vorbei am Shibapark und dem Sommerpalast Hama Rikyū zum Hauptbahnhof (_Shimbashi_) von (29 km) _Tōkyō_. Tōkyō. Vgl. beifolgenden Plan. =Ankunft mit der Bahn=, von Yokohama kommend am Shimbashibahnhof, von Nikkō kommend am Uenobahnhof, 7 km nördl. von ersterm; über Stadtbahn s. unter Eisenbahnen. =Gasthöfe=: _Imperial_, japanisch _Teikoku Hotel_ genannt (A.-G.; Pl. a), unter japanischer Leitung, nahe dem Kaiserpalast, dem Shibapark und den Gesandtschaften in Uchiyamashitachō, 5 Min. mit Rikscha vom Shimbashibahnhof; 100 Z. 4-15, F. 1, Lunch 1,50, Dinn. 2, Pens. 7-20 Yen; vergrößerter Neubau in der Nähe, für 250 Z., beabsichtigt. -- _Central_ (im Fremdenviertel), Tsukiji 12 (europ. Leitung); 25 Z., Pens. 5-8 Yen. -- _Seiyōken_, in Tsukiji, Uneme-chō 33 und im Uenopark. -- _Atago_ (Tōkyō Hôtel) auf dem Atago-Berge (berühmte Fernsicht), sehr gut, Pens. 5 Yen. =Restaurants=: Europäisches Essen: _Shimbashi-Bahnwirtschaft_ (eine Treppe hoch im Bahnhof). -- _Yūraku-en_, gegenüber dem Bahnhof, von europäischen Kaufleuten besucht, gutes Essen.-- _Fūgetsu-dō_, Minami Nabe-chō, bei der Ginza-Straße. --_Seiyōken_, im Uenopark, gut. -- _Kwagetsu Kwadan_, am Ende der Mukōjima-Allee. -- _Sanen-tei_, im Shibapark. -- _Fujimi-ken_, auf dem Kudanhügel (gegenüber Shōkonshapark), mit Zweighaus nahe der britischen Gesandtschaft. -- _Matsumoto-rō_, Hibiyapark. -- Japanisches Essen: _Shin-Kira_, Kobiki-chō, Nähe des Shimbashibahnhofs. -- _Yaozen_, in San-ya, Asakusa. -- _Yaomatsu_, in Mukōjima; _Hirasei_, in Fukagawa. -- _Tokiwaya_, in Hamachō, Kyū Hana-Yashiki. =Post, Telegr. u. Fernspr.=: Hauptamt Yedo-bashi, Nebenämter in jedem Stadtteil. =Wagen=: _Tōkyō Basha Kaisha_, beim Shimbashibahnhof; _Toda_, im Grundstück des Imperial Hôtel; andre Gesellschaften in Tsukiji und Kanda. Preise: Victoria einspänn. 1/2 Tag 3,50, 1 Tag 6 Yen; zweispänn. 1/2 Tag 5, 1 Tag 7-8 Yen; Landau zweispänn. 1/2 Tag 5,50-6, 1 Tag 9-10 Yen. -- =Automobile=: _Ōkura Motor Car Co._, _Tōkyō Motor Car Co._ (Yūraku-chō 1, chōme 3), _Yamaguchi_, Tsukiji, sehr teuer, für Fahrten innerhalb der Stadt wenig empfehlenswert. -- =Rikschas= werden allgemein benutzt. Preise stündl. wenigstens 20 sen mit 1 Kuli, 40 sen mit 2 Kulis (vorher ausmachen); das Imperial Hôtel hat bestimmten gedruckten Tarif für Entfernungen. Zweckmäßig ist es, am Shimbashibahnhof eine Rikschafahrkarte mit Preisangabe für die betreffende Strecke zu nehmen und Kuli rufen zu lassen. -- =Straßenbahnen= in zahlreichen Linien fast nach allen Punkten der Stadt (sehr zu empfehlen), von Shimbashi ohne Umsteigen nach Ueno, Asakusa, Shinagawa etc.; Fahrpreis überallhin 5 sen (Fahrscheinhefte mit Ermäßigung; man verlange vom Schaffner Umsteigebillett, _nori-kae-gippu_, wo erforderlich). =Eisenbahnen=: Vom _Shimbashibahnhof_ die Tōkaidōbahn nach Yokohama und Kyōto. Von der _Gofuku-bashi-Station_ im Zentrum der Stadt (unweit Nippon Ginkō) die Ringbahn, die innerhalb der Stadt als Hochbahn läuft, nach der Karasumori-Station beim Shimbashibahnhof, von da durch die Vororte nach (26 km) Akabane an der Nordbahn und von da nach dem Ueno- Bahnhof. -- Von der _Yorozuyobashi-Station_ (Kanda, bei Suda-chō) die Stadtbahn nach Shinjiku (Anschluß an die Ringbahn), von da nach Kōfu. -- Vom _Ueno-Bahnhof_ die Nordbahn nach Nikkō und (735 km) Aomori sowie nach Mito (Ostküstenbahn) und Sendai. -- Vom _Ryōgoku-Bahnhof_ eine Linie nach Chiba, Ohara etc.; vom _Asakusa-Bahnhof_ über Kanegafuchi nach Ashikaga und Isezaki (Tōbubahn). -- Fahrpläne in den Hotels. -- _The East Asiatic Commercial Intelligence Institute of the South Manchuria Railway Company_, in Tōkyō, Azabu-Mamiana Nr. 4, gibt Auskunft über die unter japanischer Verwaltung stehende Südmandschurische Bahn, vgl. S. 324. =Dampfer= (klein und unbequem) tägl. nach Yokosuka, Uraga (S. 392) und allen Plätzen im Golf von Tōkyō. =Banken=: _Yokohama Specie Bank_ (Korresp. der Deutschen Bank, der Berliner Disconto-Gesellschaft und der Allg. Deutschen Creditanstalt in Leipzig); _Nippon Ginkō_ (»Bank von Japan«) und viele andre. =Theater=: _Kabukiza_ (Pl. 22), Kobiki-chō. -- _Meijiza_, Hama-chō. -- _Hongō-za_, Haruki-chō. -- _Tōkyō-za_, Misaki-chō. -- _Shintomi-za_, Shintomi-chō. -- Ganz in europäischem Stil das _Yūraku-za_ und das 1911 eröffnete moderne Theater _Teikokuza_, in der Yūraku-chō (Zentrum der Stadt, unweit Imperial Hôtel, gegenüber der Rückseite des Kaiserpalastes. Ringkampfspiele bei _Ekō-in_, Honjō, je 10 Tage im Frühling und Winter. -- =Teehäuser= (mit Tanzaufführungen): _Kōyō-kwan_ (_Red Maple Club_) im Shibapark, Einführung besorgt der Gasthofsbesitzer. -- _Nakamura-rō_, in Ryōgoku. -- (NB. Die großen Theater mit berühmten Schauspielern sind im Sommer geschlossen; in jedem Theater spielen entweder nur Männer oder [seltener] nur Frauen, man frage vorher.) =Reisebureaus:= _T. Minami & Sons_, Tourist Agency, Rogetsu-chō 3, Shibaku (Fernsprecher: Amt Shimbashi, Nr. 3370), besorgt Fahrkarten für alle Dampferlinien und Bahnen; stellt Reiseführer, besorgt Post, Telegramme, Bankgeschäfte, Gepäck; hält Reisehandbücher vorrätig, gibt »_The Excursion Journal_« heraus (beachtenswert!). -- _Welcome Society_, Yūrakuchō Itchōme 1 (in der Tōkyō-Handelskammer; vgl. S. 345). -- »_Guide-Book for Tourists of Japan_« der Welcome Society, 5. Aufl. 1910 (gut). -- _The Musashino_, Monatsschrift für Fremdenverkehr, herausgegeben vom Imperial Hôtel (ein Heft 10 sen). -- =Fremdenführer:= _G. Iguchi_, Meguro Shinfuji 1; Liste andrer, auch Deutsch sprechender Führer im Hotel; vgl. auch S. 345. =Gesandtschaften:= _Deutsches Reich_ (Pl. 1), Botschafter _Graf Rex_. -- _Österreich-Ungarn_ (Pl. 2): Botschafter _Freih. Call v. Rosenburg_. -- _Schweiz:_ Gesandter _de Salis_. =Polizei= in jedem Stadtviertel. =Arzt:= Dr. _Teusler_ im _St. Luke's_ Hospital. -- Die Professoren der medizinischen Fakultät der kaiserl. Universität sprechen sämtlich Deutsch und sind fast alle in Deutschland ausgebildet; darunter sind gute Spezialisten. =Buchhandlungen:= _Z. P. Maruya & Co. Ltd._ (_Maruzen Kabushiki Kaisha_), Nihombashi, Tōri Sanchōme. -- _Geiser u. Gilbert_, deutsch, Kanda-ku, Kaji-chō 23. -- _Kyōbunkwan_ (Methodist Publishing House), Ginza Shichōme. -- _Nankōdō_, Hongō, deutsche Bücher. -- _Hasegawa_, Shitaya-ku, Kami-Nogishi 17 (jap. Kunstdrucksachen); für farbige Holzschnitte: _Kobayashi_, Asakusa Komakata. -- =Zeitungen:= _Japan Times_ (tägl.; jap.); _Japan Advertiser_ (amerik.-engl.); vgl. auch Yokohama, S. 389. =Klubhaus= der _deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens_: Kanda, Imagawa-kōji Itchōme 8, unterm Kudanhügel. Daselbst sehr wertvolle Bibliothek über Ostasiatica. =Deutsche Stube= mit Bücherei und Leseraum ist im Seminar für fremde Sprachen eingerichtet. =Photographen:= _Oka_, Kojimachi, Dotei sambancho 8 (spricht Deutsch). -- _Maruki_, Azabu. -- _Okamoto_, Ginza, Sanchōme (nahe dem Shimbashibahnhof); auch Kakemonoverkauf und Dunkelkammer verfügbar. -- _Ogawa_, Kyōbashi Hiyoshi-chō 13. -- Photographische Artikel: _Asanuma & Co._, Honchō Nichōme. -- _Kimbei_, Takekawa-chō, Ginza. =Geschäftsadressen:= Basare (_Kwan-kōba_) mit festen Preisen an der Shimbashibrücke, im Shibapark, im Uenopark (_Shōhin Chinretsu-jō_) etc. -- Europäische Lebensmittel: _Kameya_, Ginza Takekawa-chō. -- Japanische Kunstsachen (Curio dealer): _Ikeda_, Owari-chō Nichōme 13; _Jōkō_, Kyōbashi Yomi-chō; _Kōko-Dō_, Nakabashi Izumichō, und viele andre in Naka-dōri (parallel zur Hauptstraße zwischen Kyōbashi und Nihombashi). -- Elfenbeinschnitzereien: _Maruki_, Sukiya-chō Nihombashi 6; _Toyama Shōten_, Ginza, Nichōme, Kyōbashiku; _Kaneda_, Naka-dōri. -- Cloisonné-Sachen: _Ando_, Motosukiya-chō Ginza; _Namikawa & Co._, 8 Shin-Yemoncho, Nihombashi; _Ueda_, 2 Saegi-chō, Kyōbashi. -- Porzellan: _Mikawaya_, Owari-chō, Itchōme; _Kōno_, 18 Shiba Tamachi, Shichōme (für Satsuma). -- Bronzewaren: _Mikawaya_, Sotokanda, Hatago-chō Itchōme; _Miyao_, 1 Nihombashi, Hon-Shirokane-chō. -- Silberwaren: _Miyamoto Shoko_, Kyōbashi, Yazaemon-chō 2. -- Gemälde, Kakmonos, Farbenholzschnitte etc.: _Suwa_, Tatami-chō 2, nahe Kyōbashi; _Shimbi Shein_, Shinsakawa-chō 13. -- Lacksachen: _Kuhei Hayashi_, Nihombashi, Muromachi; _Kuroeya_, Tōri Itchōme. -- Bambusarbeiten: _Fujimura_, Kojimachi Itchōme. -- Seidenstoffe: _Iida, Takashimaya_, 1 Nishikonya-chō, Kyōbashiku; _Mitsukoshi_, Nihombashi, Suruga-chō; _Shirokiya_, an der Nihombashibrücke; _Mizushima_, Honchō Itchōme; _Hattori_, nahe Imperial Hôtel; _Nishimura_ u. a. -- Alte Seidenstickereien: _Shimizu_, 1 Inabachō, Higashi-Naka-dōri; _Iwamoto Denshichi_, Naka-dōri; _Morita_, Nihombashi Sanai-chō 8. -- Fächer: _Haibara_, 1 Nihombashi, Tōri Itchōme. -- Spielsachen: _Jikkendana_ (Ausstellung am 3. März, Mädchenfest, und 5. Mai, Knabenfest). =Zeiteinteilung=: 1. Tag: Shōkonshatempel, Uenopark nebst Museum, Asakusa-Kwannontempel. -- 2. Tag: Shibapark, Red Maple Club und Gräber der 47 Rōnin. -- 3. Tag: Geschäftsstraßen, Atagoyama, Mukōjima und Yoshiwara. (Das altberühmte ist aber im Frühjahr 1911 durch Brand vollständig vernichtet worden. Man richte sich nach der Jahreszeit, wegen der Blüten- und Tempelfeste.) =Festlichkeiten=: Von den vielen Tempel- und Volksfesten sind die sehenswertesten: am 17. u. 18. jedes Monats _Kwannonfest_ im Asakusatempel; 9. April _Feuergang (Hiwatari)_ im Ontake-jinja, Imagawa-kōji, Kanda; 17. April: _Tōshōgūfest_ im Shiba- und Uenopark; 18. April: _Sanja Matsurifest_ in Asakusa; etwa 20. April: _*Sakura- (Kirschblüten-)Fest_ im Kaiserpark (Einladungen bewirkt die Botschaft, Anzug: Gehrock und Zylinder oder Uniform, Damen elegante Promenadentoilette); 6.-8. Mai: Shōkonsha-Fest mit Rennen und Ringkämpfen etc. in Kudan; 3.-14. Juni: _Tennō Matsurifest_ in Shinagawa, Yotsuya, Asakusa; Mitte Juli (oder Anfang August): _Kawa-birakifest_, Eröffnung des Sumida-gawa, in Ryōgoku; 9. u. 10. Juli: _Shiman Rokusen Nichifest_ im Asakusatempel; 15. Sept. _Kanda Myōjin_ in Kanda; 17. Sept.: _Feuergang (Hiwatari)_ im Ontaketempel; 11.-20. Sept.: _Shimmei Matsuri_ im Shibapark; 12. u. 13. Okt.: _O Eshikifest_ in Ikegami und Hori-no-uchi. Anfang November: _Chrysanthemumfest_ im Aoyamapalast des Kronprinzen (nur auf Einladung); 3. Nov: Geburtstag des Kaisers, Parade auf dem Rempeiba; 22.-28. Nov.: _O kō Mairi_ und im November _Tori no Machi_ beim Asakusatempel. -- _=Messen=_ (_ichi_) am 17. und 18. Dez. im Asakusatempelbezirk, am 22. und 23. in Shiba; Näheres gibt die »Japan Times« bekannt. =Tōkyō= (auch _Tōkei_, spr. _tōkē_, »Osthauptstadt«), Hauptstadt des japanischen Reiches und Residenz des Kaisers, früher _Yedo_ genannt, am NW.-Ende der seichten _Tōkyōbucht_ (Yedobucht; daher Yokohama die Hafenstadt von Tōkyō trotz dessen Lage am Meer) und am Südende der größten Ebene Hondos, an der Mündung des Sumidagawa, über den fünf große Brücken (Azuma-, Umaya-, Ryō-goku-bashu, Ōhashi, Eitai-bashi) führen, durchschnitten von Kanälen, Ausgangspunkt von Bahnen nach sechs Richtungen. Die Stadt, mit 2186079 Einw., wird von dem Sumidagawa in zwei Teile geschieden, einen kleinern östlichen, der bis zum Nakagawa reicht, und einen größern westlichen, den eine Mauer bis zum Fluß und zur Tōkyōbucht umgibt, und der den _Palast des Kaisers_ (S. 397) enthält. Diesen Stadtteil umschließt ringsum die eigentliche Stadt, zum größten Teil noch aus einstöckigen Holzhäusern bestehend, daher sehr ausgedehnt und oft durch Feuersbrünste heimgesucht. Die Geschäftshäuser in den Hauptstraßen bestehen daher gewöhnlich aus feuersichern Lehm- oder Backsteinspeichern, und auch die vornehmern Privatwohnungen sind meist mit solchen Dozō versehen (ähnlich im ganzen Lande). Unter den seltenen großartigern Gebäuden japanischer Bauart sind zu nennen einige prächtige buddhistische Tempel mit kunstvoller, vergoldeter Holzschnitzerei, Klöster, Grabdenkmäler der letzten Shōgune in Shiba und Ueno (S. 398). Im westl. Teil der Stadt wohnen die Botschafter von Deutschland (Pl. 1), England (Pl. 3), Rußland etc., und hier steht unweit Shimbashi der _Palast Hamagoten_, der für fremde fürstliche Gäste des Kaisers bestimmt ist. Tōkyō ist Sitz der Regierung, des höchsten Gerichtshofs, des kaiserlichen Gardekorps und der ersten Division der Armee und der geistige Mittelpunkt des Reiches. Außer einer kaiserlichen Universität (_Teikoku Daigaku_, in Hongō gelegen) besitzt es mehrere stark besuchte Privatuniversitäten, ein Realgymnasium (Erste Kōtō-Gakkō), eine höhere Normalschule, Blinden- und Taubstummenanstalt, Handelsakademie, Gewerbeschule, Ackerbau- und Forstschule, Musikschule, zahlreiche Mittelschulen, Lehrerseminare etc., eine kaiserl. Akademie der Wissenschaften mit 60 vom Kaiser ernannten Mitgliedern, eine Kunstschule und ein Museum im Uenopark, eine öffentliche Bibliothek von 300000 Bänden, eine zweite von 30000 Bänden in europäischen Sprachen, Geographische Gesellschaft, 316 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die »Transactions of the Asiatic Society of Japan« und die »Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens«. Die sehr bedeutende Industrie erzeugt namentlich Seiden- und Lackwaren, Fayence, Porzellan, Email; es bestehen große Schiffswerften und Maschinenbauwerkstätten. Der Handel mit dem Inland ist sehr bedeutend, während der mit dem Ausland meist über Yokohama geht. Die Stadt ist seit 1869 dem Fremdenverkehr geöffnet. -- _Yedo_ ist aus einem Fischerdorf entstanden, bei dem 1456 Ōta Dōkwan ein großes Schloß baute; die Stadt blühte erst auf, als der erste Tokugawa Shōgun Ieyasu 1603 seine Residenz hierher verlegte. _=Rundfahrt.=_ Vom Shimbashibahnhof, hinter dem nach der Seeseite der kaiserliche Sonderpalast _Hama-Rikyū_ liegt, wo gegen Ende April jedes Jahres das kaiserliche Kirschblüten-Gartenfest abgehalten wird (Einladungen dazu, wie im November zum Chrysanthemumfest im Akasaka-Palast, vermitteln die Botschafter bei rechtzeitiger Meldung), fahre man mit Rikscha l. und nördl. in das Stadtviertel, in dem die Ministerien (in nüchternem, europäischen Stil erbaut) liegen; man fährt am Stadtgraben entlang bis zum _Tōkyō-Klubhaus_ (Pl. 5), gegenüber dem Imperial Hôtel. Nahe beim Hotel der weite, erst in neuester Zeit angelegte Stadtpark =Hibiya-Kōen= mit Restaurants _Matsumoto-rō_ und _Sankyōtei_, sowie der _Hibiya Daijingū_, eine Nachbildung des Großen Schreins von Ise. Auf einem Hügel liegt r. der _Palast des Marquis Nabeshima_, des frühern Daimyō von Hizen, lange Oberzeremonienmeister des kaiserlichen Hofes. Gegenüber auf bewaldeter Anhöhe steht der _Sannōtempel_. -- Neben ihm beginnt das vornehmste Stadtviertel _Nagata-chō_, mit den Palästen der Prinzen Kitashirakawa und Arisugawa, den Gebäuden des Auswärtigen Amts, des Generalstabs (Pl. 6) und der fremden Gesandtschaften. Innerhalb dieses sogen. _Daimyōviertels_ (_Daimyō Kōji_) liegt auf niedrigem Hügel, mit breitem Wassergraben und zyklopischen Mauern umgeben, das =O-Shiro= oder =Schloß= mit dem =Kaiserpalast=, das Schatzamt und andre Ministerien, Wohngebäude und prachtvolle Gärten, wo einst die frühern Daimyōs mit Gefolge residierten. Der Kaiserpalast (Zutritt nur bei Audienzen und Festlichkeiten durch Vermittelung der Botschaft, sonst dem Publikum unzugänglich), 1889 neu erbaut, hat viele Empfangsräume, meist durch Kristallglasschiebetüren getrennt, mit Seidentapeten und reichgemalten Holzdecken, viele Räume vornehm-einfach, andre, z. B. die Banketthalle, reich vergoldet. Die Möbel stammen zum Teil aus Deutschland. Der Park ist reich an Kirschbäumen. -- Auf dem Platze gegenüber der Schloßbrücke Nijūbashi steht das 1900 errichtete Bronzestandbild des kaisertreuen Feldherrn _Kusunoki Masashige_ (gest. 1336). -- In der Nähe das 1910 errichtete Denkmal des Marquis Itō (berühmter Staatsmann und 1906 bis zu seiner Ermordung [1909] Generalgouverneur von Korea). In der Nähe die sehenswerte Regierungsdruckerei _Insatsu Kyoku_ (Pl. 12) und mehrere Ministerien. -- Nahe nördl. von der Nordbrücke, die zum Kaiserpalast führt, liegt der *_Shōkonshatempel_ (»Schrein zur Einladung der abgeschiedenen Geister«, auch _Yasu-kuni-jinja_, »Schrein des friedlichen Landes«, genannt) auf dem flachen _Kudanhügel_, ein 1869 erbauter Shintōtempel reinen Stils, in welchem die Manen der im Restaurationsjahr 1868, in der Saga-Unruhe 1874 und in der Satsuma-Rebellion 1877 auf kaiserlicher Seite Gefallenen, sowie der im chinesisch-japanischen (1894/95) und russisch-japanischen (1904/05) Feldzuge gebliebenen Krieger von Staats wegen verehrt werden; vor ihm ein riesiger bronzener Torii; hinter ihm ein schöner Park. Gleich r. vom Tempel liegt das Waffenmuseum, *_Yūshūkwan_ (geöffnet von 8-4 Uhr im Sommer, 9-3 Uhr im Winter, Eintritt 3 sen), mit sehenswerter Sammlung altjapanischer Waffen, besonders prächtiger Schwerter, Rüstungen, Schloßmodelle, und vielen Beutestücken aus dem chinesischen und dem russischen Kriege. Die den Rennplatz vor dem Tempel durchziehende Doppelreihe granitener Laternen wurde 1878 vom japanischen Adel gestiftet; hier steht auch die Bronzestatue des Patrioten Ōmura, das erste in Japan errichtete Denkmal (1892) dieser Art. Am Fuße des Hügels Kudanzaka steht der _Ontakeschrein_ (Pl. 11), in dem der Feuergang am 9. April und 17. Sept. ausgeführt wird. -- Nun über den äußern Graben zum _Hōhei Kōshō_ (Arsenal, Gewehrfabrik) im Koishikawa-Distrikt. Zutritt nur mit Erlaubnis der Militärbehörden. Zum Arsenal gehört der schönste Landschaftsgarten Tōkyōs, der *_Kōraku-en_, einst Besitztum des Fürsten von Mito, im 17. Jahrh. von einem chinesischen Literaten, der beim Zusammenbruch der Ming-Dynastie in Japan Zuflucht fand, angelegt. -- Nicht weit davon die _Jūjitsu_-Schule des Prof. Kanō; im N. des Distrikts der *_Botanische Garten_ (_Shokubutsu-en_) der kaiserl. Universität, ebenfalls ein alter Daimyōpark mit schönen Landschaftsbildern (täglich bis 4 Uhr geöffnet; Pflanzenverkauf).--Im äußersten NW. des Koishikawa-Distrikts liegt der Buddhatempel _Gokoku-ji_ mit Priesterseminar der Shingon-Sekte; der Hauptschatz des Tempels, ein ungeheures Kakemono von Kanō Yasunobu (Buddhas Eingang ins Nirvana), wird nur im April gezeigt. Dahinter die neuen Begräbnisplätze der kaiserlichen Familie (nicht zugänglich). -- Östl. vom Botanischen Garten im Hongōdistrikt die _kaiserliche Universität_ (_Teikoku Daigaku_), mit (Sept. 1909) 5699 Studenten, verteilt in sechs Fakultäten: Medizin, Rechts- und Staatswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, Philosophie, Geschichte, Literatur, Agrikultur (letztere hat ihre weit ausgedehnten Grundstücke in der Vorstadt Komaba). Vorlesungen in japanischer Sprache, die fremden Professoren und Lektoren dozieren aber in deutscher (deutsche Literatur und deutsches Recht), englischer und französischer Sprache; ebenda die Universitätskliniken. -- Nö. davon die Blumengärten von _Dango-zaka_ (große Chrysanthemenausstellung im November). Darstellungen aus der japanischen Geschichte mit lebensgroßen Puppen in Chrysanthemumkleidern). -- Von der Universität fährt man um den Lotosteich *_Shinobazu no Ike_ herum zum südlichen Haupteingang in den *=Uenopark=, beliebten Ausflugsort, besonders während der Kirschblüte; vor dem Hügel führt r. eine Treppe auf eine Anhöhe, von der schöne Aussicht nach dem Asakusatempel hin und über die Stadt; l. ein kleiner buddhistischer Kwannontempel. -- Dann zurück zum Hauptweg, der durch die berühmte *_Kirschenallee_ führt; l. liegt der Lotosteich, auf dessen kleiner Halbinsel ein Heiligenschrein der Göttin Benten. -- Etwas weiterhin das *_Seiyōken-Hotel und Speisehaus_ mit schönem Blick über den Teich und die Universitätsbauten. Dicht neben dem Speisehaus ist ein _Daibutsu_, ein Bronzebuddha von 6,5 m Höhe aus dem Jahre 1660. -- Weiterhin l. ein Tor mit Kugelspuren aus der Schlacht im Uenopark 1868; dahinter eine große Steinlaterne (eine der drei größten Japans) aus dem 17. Jahrh. -- In der schönen Kryptomerienallee eine alte Pagode und am Ende einer Reihe von Steinlaternen der den Manen des Ieyasu geweihte _Tōshōgū_-Schrein. Das prachtvolle, geschnitzte und vergoldete Tor davor ist 1890 restauriert worden; das gleiche soll mit dem Tempel geschehen. Der Hauptweg führt zum *=Ueno-Museum= (_Hakubutsukwan_), geöffnet 8-5 Uhr im Sommer, 9-4 Uhr im Winter, geschlossen 25. Dez. bis 4. Jan. und alle Montage; Eintritt 5 sen. Im _=Eingang=_ Riesentrommel, Palankine etc.; r. naturhistorische Sammlung (Tosahähne mit 4,4 m langen Schwanzfedern!), darüber im _=1. Stock=_ schöne Kakemono und Wandschirme. -- L. vom Eingang _historische Sammlung_: 1. Zimmer: alte Handschriften und Drucke, Karten etc.; 2. Zimmer: Tempelgebrauchssachen (goldene _tokko_), auch sehr alte Handschriften und alte christliche Erinnerungen; 3. Zimmer: (Endraum) prähistorische Funde: Steinpfeilspitzen etc., Kupferglocken und -spiegel, Rüstungen, alte Topfwaren; im Nebenraum prähistorische _maga-tama_ und _kuda-tama_ (Schmucksachen). -- Im _=Treppenhaus=_ alte kaiserl. Staatskarren für Ochsengespann und Modell der _Tenchi Maru_ (Staatsbarke der Shōgune); im Mittelraum alte kaiserliche Gewänder, Thronhimmel; l. in Nebenräumen Kunstsammlung: Kakemono, Makimono, Fächer, Masken, Bilder und Zeichnungen, Lack-, Bronze- und Porzellankunstsachen (schöne Stücke!). -- Im Endraum Musikinstrumente, Zubehör für das Teezeremoniell und Spiele; dahinter Waffen, alte Büchsen, Miniaturpagoden (_Hachiman-tō_) u. a. Der einzeln stehende schöne _=Neubau=_, l. vom Eingang, genannt _Hyōkei-kwan_, ist eine Stiftung des Volkes für den Kronprinzen zur Vermählung. Das _=Untergeschoß=_ enthält eine hochinteressante Sammlung japanischer, chinesischer und koreanischer Töpfereien, das Obergeschoß häufig gewechselte wertvolle Malereien, besonders Kakemono und Faltschirme. Vom Museum führt r. ein Weg zur _Kunstschule_ (_Bijutsu Gakkō_), Eintritt nur auf Empfehlung gestattet. In der Nähe die staatliche _Musikschule_, die jährlich mehrmals größere europäische Konzerte veranstaltet, und an der auch europäische (meist deutsche) Musiklehrer wirken; eine _Volksbibliothek_ und _Lesehalle_ (Toshokwan) und die Gelehrtenakademie _Gakushi Kwai-in_ sowie ein kleiner _Zoologischer Garten_ (_Dōbuts-en_, Eintritt 4 sen). -- Von der Lesehalle führt r. eine Allee zu den _Shōgungräbern_ (_Go Reiya_): Haupttor geschlossen, l. führt eine Seitenpforte zum Priesterhaus, wo ein Priester gegen Spende in die prächtigen Tempelgebäude hineinführt, die reich an Malereien sind und hinter denen die Grabmäler von sechs Shōgunen der Tokugawafamilie (des 4., 5., 8., 10., 11. und 13. Shōguns) liegen. -- Im Uenopark auch der Basar _Shōhin Chinretsu-jō_, mehrere Hallen für moderne Kunstausstellungen sowie der buddhistische Tempel _Ryō Daishi_ (_Jigen-dō_). -- Östl. vom Uenobahnhof liegt die große Tempelanlage _Higashi Hongwanji_ (volkstümlich _Monzeki_) der buddhistischen Montosekte, 1657 erbaut, jetzt mit eisernem Netzwerk zum Schutz gegen Feuerbrandstücke aus der Umgebung; der Haupttempel ist innen und außen mit Schnitzereien reich geschmückt. -- Etwas nö. davon steht der große buddhistische Tempel _Sensōji_, meist *=Asakusa Kwannon= genannt; die goldene Statuette der Gnadengöttin Kwannon im Tempel wurde nach der Legende im 6. Jahrh. an der Sumidagawamündung aufgefischt (die Statuette wird nie gezeigt, sie soll nur 5 cm groß sein; eine größere neuere Nachbildung steht vor dem Hauptaltar und wird am 23. Dez. gezeigt. Der Tempel ist sehr volkstümlich, mehr »Wurstelprater« als Heiligtum, stets stark besucht: vor dem Tempel Buden mit tauchenden Meerjungfern, Ziege mit fünf Beinen, Akrobaten, Momentphotographen, dressierten Affen, Zweikampfspielen, dann Verkaufsbuden mit Taubenfutter (die Tauben sind zahm wie auf dem Markusplatz in Venedig), Quacksalbermedizinen, Zuckerzeug, Spielsachen, Eßwaren aller Art etc. (Vorzügliche Gelegenheit, das Volksleben zu beobachten.) So. Nm. und am 17. und 18. jedes Monats ist der Tempel am stärksten besucht. Vor dem zweistöckigen Tempeltor sind Figuren der Tempelwächter (Ni-ō) hinter Holzgittern; l. ist ein Fudōschrein, und davor ein Jizōschrein mit Gebetsrad (goshō-guruma) ähnlich den tibetanischen, doch im Gebrauch verschieden. Im Tempelhofe steht r. auf einer Anhöhe die _Asakusaglocke_, deren Ton die Gottheit anruft. In der Haupthalle des Tempels sind so viele Laternen, Fahnen, Götzenbilder, chinesische Trommeln, daß man im Hintergrunde kaum die Figur der Kwannon entdecken kann; der Zugang zu deren *Hochaltar ist gegen Spende durch einen der Bonzen zu erreichen; auf der Rückseite des Hochaltars (Ura Kwannon) sind schöne Wandgemälde (selten!) auf Lackgrund. In der Ecke r. im Haupttempel ist die berühmte sitzende Figur des Helfers und Heilers aller Kranken, des Gottes _Binzuru_ (als Verehrer des Weibes wird er meist außerhalb des Allerheiligsten aufgestellt). L. von den Tempelgebäuden steht auf dem öffentlichen Platze, _Asakusa Kōenchi_, der zwölfstöckige, 67 m hohe Turm *_Ryō-un-kaku_ (Pl. D 2), im Volksmund _Jū-ni-kai_ (zwölf Stock) genannt, 1890 erbaut, von dem man großartige *Aussicht über die Stadt hat. -- Etwa 1/2 km nördl. liegt das weltbekannte *=Yoshiwara= mit ganzen Straßen von zwei- und dreistöckigen »Mädchenhäusern«, nach der Straße mit Gittern, hinter denen man die Huldinnen in den verschiedensten altjapanischen Kostümen bewundern kann (auch für Damen sehenswert!). In dem Stadtteil herrscht vorzügliche Ordnung und Polizeiaufsicht. _Yoshiwara_, d.h. »Schilfgefilde«, ist der individuelle Name nur dieses Freudenviertels (generelle Bezeichnung _yūkaku_) in Tōkyō. Im Frühjahr 1911 ist das ganze Yoshiwara ein Raub der Flammen geworden. Es ist zwar neu im Entstehen begriffen, wird aber nie wieder die alte Pracht erreichen.--Am l. Ufer des Sumidagawa, gegenüber von Asakusa Kwannon, läuft die berühmte *_Kirschbaumallee von Mukōjima_ etwa 2 km nordwärts; am Anfang der _Satake Yashikigarten_, ein Muster japanischer Landschaftsgärtnerei, ehemals einem Daimyō, jetzt der Dai Nihon-Bierbrauerei gehörig, ferner der »Garten der 100 Blumen« (sehenswert). Am Ende der Allee gutes europäisches Restaurant (_Kwagetsu Kwadan_); am Ufer des Flusses hübsche Teehäuser; dort Volksfest während der Kirschblüte. Vom Shimbashi-Bahnhof führt eine lange, enge Straße, anfangs _Hikage-chō_, dann _Shimmei-mae_ genannt, mit vielen Läden, zum Haupttor (_Daimon_) des **=Shibaparks= (_Shiba Kōenchi_), an dem r. der _Kwankōba_, einer der besten Basare Tōkyōs (mit festen Preisen) liegt. Der Park hat prächtige uralte Kryptomerien und ist mit Bronze- und Steinlaternen geschmückt. Die sechs buddhistischen _Shibatempel_ rechnen zu den Hauptwerken der japanischen Kunst; sie enthalten die Grabdenkmäler von sechs Shōgunen aus dem Tokugawageschlecht, sind reich ausgestattet mit Schnitzereien, Seidenstickereien, Stoffmalereien und Lackkunstsachen, besonders in Goldlack. (Man widme den Vormittag eines schönen Tages der Besichtigung.) Die Todesjahre der hier begrabenen Shōgune sind 1632 (Shōgun Hidetada), 1713 (Ienobu), 1716 (Ietsugu), 1761 (Ieshige), 1853 (Ieyoshi) und 1866 (Iemochi). -- Unmittelbar gegenüber vom Basar (Kwankōba) liegt der Eingang zum Grabmal der Shōgune _Ietsugu_ und _Ieshige_; ein prächtiges Tor (_Ni-ten Mon_) führt in einen Hof mit von Daimyōs gestifteten Steinlaternen, am andern Ende ist das Tor der kaiserlichen Tafel (_Choku-gaku Mon_), mit Goldinschrift; Drachen umringeln das Tor, durch das man in den innern Tempelhof mit 212 Bronzelaternen gelangt, wo r. ein Glockenturm, l. eine Zisterne mit heiligem Wasser liegt. Ein drittes Tor (_O Kara Mon_) mit Galerien und einer Kolonnade schwarzer Pfeiler führt zum Tempeltor, das prächtige Schnitzereien (den auf- und absteigenden Drachen, _Nobori-ryū_ und _Kudari-ryū_ zeigt. Eintritt in die Tempelhalle (Schuhe ausziehen!) gegen Spende von 20 sen an den Wächter. Jede Halle ist dreiteilig: äußeres Oratorium (_Haiden_), Korridor (_Ai-no-ma_) und Allerheiligstes (_Honden_); alles reich in Gold und Farben. Der Altar besteht aus Goldlack und Bronze mit Figuren der Shōgune (die nie gezeigt werden) und Götterfiguren (Kwannon, Benten, Shi-Tennō). Überall als Ornament das Dreiblattwappen _Kamo-aoi_ der Tokugawafamilie. -- Dann gelangt man durch einen schönen Hof mit Bronzelaternen zu einer Steintreppe, die zu den pagodenähnlichen, einfachen Grabmälern führt. Die Särge sollen 6 m unter den Denkmälern liegen. -- Man verläßt diesen Tempel durch das Tor Chokugaku Mon, gelangt dann r. durch eine Reihe Steinlaternen wieder an ein prächtig geschnitztes Tor, hinter dem ein ähnlicher Tempel mit den Grabmälern der Shōgune _Ienobu_, _Ieyoshi_ und _Iemochi_ liegt (wer Zeit hat, besichtige auch diese Anlage, da sie noch prächtigern Kunstschmuck zeigt). -- Eine kleine Seitentür r. führt von da in den Hauptweg, in dem l. hinter dem alten großen Tore (_Sammon_) der =Zōjōjitempel= liegt; eine steile Treppe führt in den Oberstock des Tempels, worin Figuren von Shaka (= Buddha) mit Fugen und Monju in Gold, zu den Seiten buntfarbige Figuren der 16 Heiligen (Rakan) stehen. Die große Glocke r., Priesterwohnungen l. Die Haupthalle (Hondō) des Tempels ist leider am 3. März 1910 infolge fahrlässiger Brandstiftung darunter nächtigender Bettler ein Raub der Flammen geworden. -- Der kleine Tempel dahinter, _Gokoku-den_, enthält die vom Shōgun Leyasu hochverehrte »Schwarze Statue« (_Kuro-Honzon_) des Amida (Amitābha) von Eshin, eingeschlossen in Goldschrein. -- Aus der Zōjōjianlage gelangt man durch eine Tür r. zum Totentempel _Ten-ei-in_, mit prächtig vergoldetem Allerheiligsten, worin die Schreine der Gemahlinnen und einer Genossin der Shōgune stehen. -- Von diesem Tempel gelangt man zum *=Tempel des Shōgun Hidetada=, dessen Allerheiligstes mit feenhafter Pracht ausgeschmückt ist, ebenso wie die von Goldlack strotzende achteckige Halle *_Hakkaku-dō_, die das Grabmal Hidetadas enthält, in dessen Schrein aber nur ein Bild des Shōgun und seine Totentafel, während sein Leib unter dem Pflaster ruht. -- Kehrt man nun zum Hauptweg zurück, so gelangt man r. bald zu einem großen Tor, das zum _Tempel Ankoku-den_ führt, dessen Halle schöne Gemälde zeigt. Obwohl der Bauart nach buddhistisch, wird der Tempel als Shintōschrein betrachtet, was durch die _Gohei_ (Papierstreifen, shintōistisches Emblem) gekennzeichnet wird. Am 17. jedes Monats wird hier der Shōgun Ieyasu als Shintōgott Tōshōgū verehrt; dann wird sein hölzernes Bildnis gezeigt. -- Hinter dieser Tempelanlage erhebt sich der kleine Hügel *_Maruyama_, von dem schöne *Aussicht über die Tōkyōbucht. -- Neben der geschlossenen _Pagode_ am Abhang des Hügels steht das Standbild des Kartographen _Inō Chūkei_; von da geht man zum kleinen Tempel der Benten auf dem Inselchen des Lotosteiches und weiterhin zum *_Red Maple Club_ (_Kōyō-kwan_), ein japanisches Teehaus und Restaurant, bekannt durch vorzügliches japanisches Essen und schöne Tanzaufführungen (auf Bestellung _Kōyō-odori_ »Rotahorntanz«, 10-35 Yen). Auch der Shibapark ist am schönsten während der Kirschblüte. -- Nicht weit vom Maple Club liegt der kleine Hügel *_Atagoyama_, zu dem eine steile »Männertreppe« (_Otoko-zaka_) und eine bequeme »Frauentreppe« (_Onna-zaka_) hinaufführen; oben steht das europäische _Atago-Hotel_ (Tōkyō-Hotel) und ein *Aussichtsturm, von dem man den Fuji, das Hakonegebirge und die Tōkyōbucht überblickt. -- In der Nähe liegt _Ōkura's Kunstmuseum_, das bedeutendste Privatmuseum Japans (Erlaubnis zum Eintritt erbitten). -- Etwa 2 km südl. vom Red Maple Club, halbwegs nach Shinagawa hin, liegen auf dem Friedhof des buddhistischen Tempels _Sengakuji_ die _Gräber der 47 tapfern Rōnin_ (_Shi-jū-sh'chi Shi_), Nationalhelden Japans, die in echter Vasallentreue den Tod ihres Herrn rächten und dann das Todesurteil des Shōgun -- Harakiri (Bauchaufschlitzen) -- vor dem Grabe ihres Herrn im Jahre 1701 an sich vollzogen. Alljährlich wandern noch heute Tausende zu den Gräbern und ehren die Helden durch Verbrennen von Weihrauch und Abgabe ihrer Visitenkarten. Innerhalb des Tempeltors werden die Schwerter und Rüstungen der Rōnin gezeigt; die Gräber liegen an der r. Seite eines kleinen viereckigen Hofs. Im westl. Teil der Stadt liegt der ganz in europäischem Stil gebaute und ausgestattete _Akasakapalast_, die Residenz des Kronprinzen. In dem sich daran anschließenden herrlichen Landschaftsgarten wird im November, der Zeit der Kikublüte und des roten Ahorns, das kaiserliche Chrysanthemum-Gartenfest abgehalten. Daneben liegt der _Aoyamapalast_. -- Weiter hinaus gegen W. gelangt man zum großen Paradeplatz (_Aoyama Rempeijō_) und den weitausgedehnten Aoyamafriedhöfen. Man versäume nicht, durch die Hauptgeschäftsstraße _Ginza_ zu fahren, die etwas nördl. vom Shimbashi-Bahnhof bis zur Brücke _Kyōbashi_ führt, und durch ähnliche breite Straßen über die neugebaute massive _Nihombashi_ (r. davon die _Yedobashi_, woselbst das Hauptpostamt) zur _Suda-chō_ (wichtiger Kreuzungspunkt der elektrischen Bahnen) und weiter bis zum _Uenopark_ und Uenobahnhof fortgesetzt wird; die Geschäftsstraße _Naka-dōri_ mit vielen Altläden läuft der Fortsetzung der Ginza parallel. In der Nähe das _Handelsmuseum_ des Handels- und Ackerbauministeriums (Kōbiki-chō; geöffnet vom 8. Jan. bis 24. Dez., außer an Tagen nach nationalen Festtagen, von 9-4 Uhr, 10. Juli bis 10. Sept. von 8-2 Uhr; Eintritt frei). Morgens ist auch der Fischmarkt in _Nihombashi_ (Pl. 9) sehenswert; von da östl. gelangt man zur größten Brücke Tōkyōs, _Ryōgokubashi_, die über den Sumidagawa zum buddhistischen Tempel _Ekō-in_ führt; hier das Amphitheater _Kokugi-kwan_, wo im Januar und Mai große Ringwettkämpfe stattfinden. Etwa 1,5 km nördl. davon liegt der Shintōtempel _Kameido_ (ein _Temman-gū_, d. h. Schrein des vergöttlichten Sugawara-no-Michizane) mit sehr schönem Park, besonders sehenswert Ende April, wenn die Glyzinien (Wistarias, japanisch _Fuji_) blühen; im Teich werden Karpfen und Schildkröten gefüttert. In der Nähe der Pflaumengarten von Kameido (_Ume-yashiki_), Anfang März viel besucht. Nicht weit davon beginnt die Kirschenallee von Mukōjima (S. 400).--Von der Azumabrücke stromaufwärts erreicht man mit Rikscha in 40 Min. _Horikiri_, sehenswert zur Zeit der Irisblüte. -- Bei _Ōji_ (zweite Station vom Uenobahnhof, 15 Min. Fahrt) der _Taki-no-gawa_ mit herrlichen roten Ahornbäumen (November). -- Im W. von Tōkyō: _Ōkubo_ (30 Min. mit Bahn von Iidamachi-Station) zur Zeit der Azaleenblüte; _Koganei_ (1-1/2 St. von Iidamachi-Station), herrliche Kirschblütenalleen, etwa eine Woche später als Uenopark zu besuchen. -- Im SW. _Meguro_ (an der Ringbahn) mit Fudōtempei, angenehm im Sommer. -- Im S. _Ōmori_, zweite Bahnstation von Shimbashi, 15 Min., mit bekanntem Pflaumengarten, _Hakkei-en_, von wo schöne Aussicht über die Tōkyōbucht; von da etwa 1,5 km nach _Ikegami_, einem der schönsten Punkte in der Umgebung Tōkyōs. Im Kloster Hommon-ji daselbst starb 1282 der buddhistische Heilige Nichiren; großes Volksfest zu Ehren des Heiligen am 12. und 13. Okt. (Teehäuser _Tamba-ya_ und _Akebono-rō_). -- Wer buddhistisches Leben näher kennen lernen will, mache einen Ausflug nach =Narita= (etwa 2-1/2 St. mit der Sōbubahn vom Bahnhof Ryōgoku-bashi) zum Fudōtempei _Shinshōji_ (Gasthof _Wakamatsu-ya_). Von Tōkyō nach Nikko. =Eisenbahn=, Abfahrt mit der Nordbahn (_Nippon Tetsudō_) vom Uenobahnhof, Fahrpreis I. 3,40 Yen, II. 2,04 Yen, Fahrzeit etwa 5 St. L. sitzen! -- Man fährt über (10 km) _Akabane_, hier Anschluß der Ringbahn für Reisende, die, von Yokohama kommend, in Shinagawa in die Ringbahn (Suburban Railway) umgestiegen sind. Die Bahn folgt meist der alten Landstraße _Ōshu Kaidō_, deren alte Kiefern- und Zedernalleen man vom Zuge aus sieht; l. der Fuji, r. der stets dampfende Asama. Über (20 km) _Urawa_ und (27 km) _Ōmiya_ (Gasthof _Takashimaya Banshorō_, Ōmyia machi), mit schönem Shintōtempel Hikawa Jinja, gelangt man nach (54 km) _Kurihashi_, wo eine schöne eiserne Brücke über den _Tonegawa_ führt. Dann über (61 km) _Koga_, einem alten Daimyōsitz, nach (77 km) =Oyama= (_Gasthof Izukura_; Zweigbahnen nach Maebashi, S. 408, und nach Mito); und über (92 km) _Ishibashi_ nach (106 km) =Utsunomiya= (_Gasthof Shirokiya_), alter Daimyōstadt mit großem Shintōtempel _Nikkō Daimyōjin_. Hier _=umsteigen=_ (im Sommer auch ein durchgehender Zug) in die Zweigbahn nach Nikkō, die über (112 km) _Togami_ und (120 km) _Kanuma_, dann mit Blick auf die Gebirge von Nikkō meist längs der alten Kaiserstraße _Reiheishi Kaidō_ über (129 km) _Fubasami_, bergauf über (140 km) _Imaichi_ nach (146 km) _Hachiishi_, dem Bahnhof von _Nikkō_ führt. Nikkō. Vgl. den Plan S. 405. =Ankunft.= Vom Bahnhof fährt man mit Rikscha durch das lange Dorf _Hachiishi_ bergauf in etwa 20 Min. durch herrliche Baumalleen und die mit Läden dicht besetzte Dorfstraße, dann über den rauschenden Bergstrom Dayagawa, über den zwei Brücken führen, von denen aber die rote _Mihashibrücke_ nur vom Kaiser benutzt werden darf, 4 km bis zum Fuße des Tempelbergs, wo das Nikkō Hotel liegt. =Gasthöfe=: _Kanaya Hotel_, 15 Min. vom Bahnhof, in prächtiger Lage, vortrefflich, gute Küche; 80 Z., F. 1, Lunch 1,50, Dinn. 2, Supp. 1,25, Pens. von 6 Yen an; heiße und kalte Bäder, Telephon Nr. 1. -- _Nikkō Hotel_, 20 Min. vom Bahnhof, am Fuß der Tempel in schöner Lage, gelobt; 57 Z., Pens. von 4,50 Yen an; Tel.-Adr.: »Arai Nikkō«. -- Japanische Gasthöfe: _Konishiya_; _Kamiyama_. =Rikschas= und für die Bergwege Sänften (kago), Tragstühle (Chairs) und Reitpferde nach fester Taxe zu haben. -- =Führer= in den Hotels zu haben, tägl. 2 Yen, für Ausflüge 2,50 Yen; sie besorgen die Einlaßkarten für die Tempel (Eintritt 80 sen). Mitglieder des _Hokō-kwai_ (Nikkō Preservation Society, 5 Yen Jahresbeitrag) haben stets freien Zutritt zu allen Tempeln. Die Grabdenkmäler der Shōgune sind von 8-4 Uhr offen, man muß beim Betreten der Hallen die Schuhe ausziehen. -- =Tempelfeste= am 17. April, 1. und 2. Juni und 17. Sept. =Geschäftsadressen=: Kunstsachen (Spezialität: Aquarellmalereien, Tischdecken, Landschaften etc.): _Kobayashi Sasaya_, Kobayashi Shōichiro, bei der roten Kaiserbrücke; _Otake_, Shōbikwan. Viele Läden mit Photos, Holzschnitzereien, Gemälden und Fellen. =Nikkō= (610 m), Stadt mit 3500 Einw. in der Provinz Shimotsuke, ist ein berühmter Wallfahrtsort mit herrlichen Tempeln in reizender, vielbesuchter Umgebung am Abhänge des vulkanischen Gebirges _Nikkōzan_ (Berge des Sonnenglanzes) oder Nikkogebirges, am Fuße des erloschenen Vulkans Nantaisan. Die Tempelstadt stammt aus dem 8. Jahrh. und wurde vom 2. Shōgun der Tokugawafamilie zur Grabstätte seines berühmten Vaters _Ieyasu_ (gest. 1616) gewählt; 1651 wurde hier noch der 3. Shōgun, _Iemitsu_, begraben. Nikkō ist beliebter Sommeraufenthalt und zeigt Anfang November prächtige Laubfärbung der Ahornbäume. Ein japanisches Sprichwort sagt: Brauche nicht das Wort großartig, bevor Du Nikkō gesehen! (»Nikkō wo minai uchi wa, kekkō to iu na!«). _=Rundgang.=_ Man besucht zuerst den Palast (_Hombō_) des Abtes, meist =Mangwanji= (auch _Rinnōji_) genannt; l. an der Allee der Westseite dieser Anlage steht ein kleiner Palast _Chōyōkwan_, Sommeraufenthalt der kaiserlichen Prinzessinnen Tsune-no-Miya und Kaneno-Miya. In der Mangwanjianlage steht die »Halle der drei Buddhas« (_Sambutsu-dō_) mit großen vergoldeten Figuren des Lichtgottes Amida in der Mitte, r. die 1000händige Kwannon und l. die pferdeköpfige Kwannon. Dahinter im Landschaftsgarten die kupferne Pfeilersäule *_Sōrintō_, 1643 gegen den Einfluß böser Geister errichtet. Breite Stufen führen zu dem 1618 vom Daimyō von Chikuzen gestifteten granitenen Torii und zum *=Ieyasutempel=, vor dem l. eine 31 m hohe, fünfstöckige Pagode steht. [Illustration: Nikkō und Umgebung.] Durch das Tor _Ni-ō-mon_ (die buddhistischen Ni-ō sind aber durch die shintōistischen Ama-inu und Koma-inu ersetzt worden) gelangt man in den Tempelhof; oben am Tore sieht man das Fabeltier _Baku_, das gegen böse Träume schützt, und andre Tierschnitzereien: Löwen, Einhörner, _Takujū_ (sprachbegabte Fabeltiere, die nur in der Ära tugendhafter Fürsten erscheinen sollen), Elefantenköpfe, Tapire, Tiger etc. Im Hof stehen Vorratshäuser für Festgerät und Tempelschätze. L. vom Tor eine große Kōyamakikonifere, die Ieyasu als kleine Topfpflanze gepflegt und auch auf Reisen stets bei sich getragen haben soll. Daneben der Stall für den heiligen Schimmel, dessen Tor die Affenschnitzerei (_Sambiki-saru_) zeigt. Sehr schön ist das Weihwasserbecken (_On Chōzuya_) aus einem Granitstück mit Drachendachschmuck. Dahinter steht eine Archivhalle, _Kyōzō_ (_Warai-dō_), mit buddhistischen Schriften in prächtigen Rotlackbüchergestellen. Im Innern Engelsbilder. Mitten im Hof ein bronzenes Torii mit dem Tokugawawappen in Gold. Treppenstufen führen zum zweiten Hof, in dem zwei Steinlöwen, ein Glockenturm und eine Glocke sowie Bronzelaternen aus Korea, ein holländischer Kandelaber und ein Trommelturm stehen. -- Am Ende l. steht der _Yakushitempel_, der innen sehr farbenprächtig ist. Von hier führen Treppenstufen zu dem prächtigen Tore _Yōmeimon_, von dem ein Pfeiler absichtlich, um den Neid der Götter zu meiden, fehlerhaft geformt ist; er heißt _Ma-yoke no Hashira_ (Böses abhaltender Pfeiler). Verschiedene Säulenkapitelle und Architrave zeigen Einhorn- und Drachenköpfe, das Balkongeländer zeigt spielende Kinder (_Karako-asobi_). Durch dieses Tor gelangt man in den Festhof, in dem l. die Halle zur Aufbewahrung der schweren Palankine, worin die Geister von Ieyasu, Hideyoshi und Yoritomo bei Prozessionen umhergetragen werden; daneben ist eine Reliquienausstellung; r. hat man die Bühne für den heiligen _Kaguratanz_ (vgl. S. 368), der sehr sehenswert ist und gegen Geldopfer von der Priesterin ausgeführt wird. Einige Stufen führen durch das Chinesische Tor (_Kara-mon_) zum Vortempel (_Haiden_; Schuhe ausziehen!) mit Shintōgerät, Gohei und rundem Spiegel, und von da durch prächtige Korridore zum _Honden_ (Allerheiligsten), dessen Seitenkapellen aber geschlossen sind. Zu *=Ieyasus Grabmal= gelangt man vom Kara-mon und an der Kagura-dō (Tanzbühne) vorbei an ein Tor an der Ostseite mit der berühmten Schnitzerei von Hidari Jingorō, »die schlafende Katze« (_Nemuri no Neko_); dann führt eine lange Steintreppe von etwa 200 Stufen zu dem Hügelgrab. Das Grabmal ist sehr einfach, ein hellfarbiger Bronzeguß, der einer kleinen Pagode ähnelt. Davor steht ein niedriger Steintisch, worauf ein riesiger bronzener Storch steht, der im Schnabel einen Messingleuchter trägt; daneben ein Rauchopferanzünder und eine Vase aus Bronze, mit Lotosblüten und Blättern geziert. -- Nachdem man das Mausoleum des Ieyasu wieder verlassen hat, wendet man sich r. und gelangt durch die Allee und einen Torii zum Shintōtempel =Futaara Jinja=, begründet 782 und dem Friedensgott Ōnamuji geweiht, in dessen _Honden_ alte Schwerter, Lacksachen, Magatama (S. 399), Kostüme etc. zu sehen sind. In einer Ecke des Tempelhofs steht die Bronzelaterne _Bakemono Tōrō_, 1292 geschenkt, die nachts öfters Teufelsgestalt annahm, bis ein tapferer Krieger ihr den noch sichtbaren Schwerthieb über den Deckel gab. -- Nach l. hinabsteigend, erreicht man zwei rotlackierte buddhistische Tempel (_Futatsu-dō_), durch gedeckte Galerie verbunden, deren größerer Amida geweiht ist. Innen viele buddhistische Bildnisse sowie die Gebeine von Yoritomo (daher der Tempel auch _Yoritomo-dō_ heißt); ein zweites Grab von Yoritomo ist aber in Kamakura (S. 391). -- Durch die Galerie gelangt man in eine Allee, die zum Grabe des Abtes _Jigen Daishi_ (auch _Tenkai Daisōjō_ genannt) führt, das indische Stupaform hat und von lebensgroßen Steingötzen bewacht wird; l. davon führt eine Treppe zu den einfachen Gräbern der 13 Prinzäbte von Nikkō. -- R. vor der großen Steintreppe liegt das Priesterhaus _Ryūkō-in_, dessen erstes Tor, ein _Ni-ō-mon_ (mit zwei Paaren Ni-ō, das eine Paar aus dem obenerwähnten Ni-ō-mon des Ieyasu-Tempels hierher versetzt) zum =Grabmal des Iemitsu= führt, vorbei an einem granitenen Wasserbecken mit Drachendach, dann eine Steintreppe hinauf zum Tore _Niten-mon_; drei Treppen höher liegt das Teufelstor _Yasha-mon_, dahinter der Grabtempel, von dem r. eine Treppe auf den Grabhügel führt. Das Grabmal ist aus Bronze, ähnlich dem des Ieyasu; die Bronzetore tragen Sanskritinschriften. Die _=Umgebung=_ von Nikkō ist reich an schönen Spazierwegen, für die meist Führer nicht erforderlich sind. =Ausflüge=: 1) Zum *=Chūzenjisee=, der beliebteste Ausflug, im Mai und Oktober besonders schön; zu Fuß 4-1/2-5 St. (zurück 2-1/2-3 St.), zu Pferde (2-1/2 Yen) oder in Rikscha (3 Kulis 3-1/2 Yen), mit Sänfte (4 Kulis 4 Yen) in 3-1/2 St. Unterwegs mehrere Teehäuser zum Rasten. Diesen Ausflug (am 4. Okt. 1904) beschreibt _Karl, Prinz von Hohenzollern_: »In der erquickenden Morgenkühle schritten wir rüstig einher auf gutem Sträßchen, l. den schäumenden Dayagawa und bewaldete Höhen, r. schroffere Hänge, von bewaldeten Schluchten durchzogen. Das Sträßchen führt 1-1/2 St. in mäßiger Steigung aufwärts bis zum ersten Teehaus (_Misawa_). Nun verengt sich die Schlucht, und an Stelle der grünen Hänge treten schroffe Abhänge und Felswände, von denen Wasserfälle ihre Sprühregen erfrischend herabsenden. Die Steigung wird größer, und bei einer Biegung haben wir zum erstenmal den Blick auf die kupferrot bis violett gefärbten Flanken des 2483 m hohen _Nantaizan_. Wir verlassen den über kleinere Felsabsätze sich donnernd überstürzenden Dayagawa und biegen in die trümmererfüllte Schlucht des _Hannyabaches_ ein; eine starke und kurze Steigung, und wir stehen senkrecht 60 m über dem Hannya auf der Felsterrasse des zweiten Teehauses (_Naka no Chaya_). Worte können den herrlichen Blick, der sich dem Auge bietet, schwer schildern; er ist lieblich, ernst und großartig zugleich. Nach N. blicken wir in zwei Felsschluchten, deren Bäche sich uns zu Füßen vereinigen. Die eine zerreißt die Hänge des 1560 m hohen, in scharfem Horn endenden _Tanzaiyama_, der oben eine Rasenkappe trägt; in dieser stürzt der Hannyabach 40 m über eine senkrechte Wand, den _Hannyadaki_ (Wasserfall) bildend; 300 m l. davon, durch bewaldeten Rücken getrennt, hat sich der _Hodobach_ eine noch großartigere Schlucht in die Felsflanken des Nantaizan gegraben, in der er vor seiner Vereinigung mit dem Hannyabach den wasserreichen, sehr hübschen _Hododaki_ bildet. Im W. rauschte mehr als 100 m unter uns der Dayagawa in seiner Felsschlucht. Auf ordentlich gehaltenen Wegen geht es mäßig steigend durch schönen Wald, Tannen und Bergahorn, aufwärts an den Ausläufern des Nantaizan empor, bis wir in 1 St. das dritte Teehaus erreichen. Der Blick in die Dayagawaschlucht ist großartig; fast 600 m unter uns sieht man den Fluß wie eine milchige Masse zwischen finstern Tannen und Felswänden hindurchrasen, und der Steilabsturz des Tanzaiyama scheint ihm den weitern Weg versperren zu wollen. Doch aufwärts! Nach 100 m weitern Steigens befinden wir uns auf einem Sattel, und dumpfes Donnern schlägt an unser Ohr. In lichtem Walde schreiten wir fast eben rüstig vorwärts und biegen (l.) auf einen Fußpfad ab, der sehr steil uns auf eine mit Geländer versicherte Felskanzel führt. Wir stehen vor einem herrlichen Schauspiel. Vor uns stürzt in einem gewaltigen Sprunge (80 m tief) der Dayagawa als Ausfluß des Chūzenjisees in einen Felskessel. _Kegon-no-taki_ heißt dieser herrliche Wasserfall. Noch 1/4 St. haben wir zu gehen, und wir stehen am blauen Spiegel des Sees von Chūzenji.« =Chūzenji= (_Lake Side Hotel_, gute europ. Küche, Mitt. 1-1/2 Yen, Pens. von 5 Yen an, Privattelephon zum Kanaya Hotel in Nikkō; jap. Gasthof _Komeya_; europ. Boote auf dem See tägl. 2 Yen, 1 St. 50 sen; jap. Boote stündl. 40 sen), Ort am gleichnamigen See, 1316 m ü. M., eingebettet zwischen Bergen von 1600-2483 m Höhe, beliebte Sommerfrische für Europäer, im Juli und August von etwa 10000 buddhistischen Pilgern besucht, die den erloschenen Vulkan =Nantaizan= (2483 m) besteigen. Der Aufstieg führt durch das Tempeltor am Ende des Dorfes (den Japanerinnen ist der heilige Berg verboten!), ist sehr steil und erfordert 3 St., oben besonders bei Sonnenaufgang wundervolle Aussicht. Man beginne mit Laternen zu steigen und nehme Strohsandalen unter die Stiefel! Bei klarem Wetter kann man den Fuji sehen. Ausflug zum =Yumotosee=, von Chūzenji mit Rikscha (2 Mann, 2 Yen) in 2 St. oder zunächst in 1 St. im Boot über den 6 km langen und 2,5 km breiten malerischen =Chūizenjisee= nach _Shōbu-no-Hama_, von da zu Fuß in 10 Min. zum Drachenkopfwasserfall (_Ryūzu-ga-taki_) und quer durch die große Schlachtfeldheide (_Senjō-ga-hara_), auf dem 1389 die Ashikaga-Shōgune gegen die südliche Mikadodynastie kämpften, eine von Wäldern eingefaßte Einöde, in 1-1/2 St. vorbei am »heißen« Wasserfall _Yu-no-taki_ zum schönen =Yumotosee=, an dessen Nordende das Dorf =Yumoto= (1520 m; _Namma Hotel_, europ., Pens. 3,50-5 Yen, und andre japanische), mit zehn heißen Schwefelquellen, alles öffentliche Bäder. -- Von Yumoto Aufstieg zum (1889 noch tätigen) Vulkan =Shiranesan= (2680 m), in 4-1/2 St. mit Führer, sehr steil und beschwerlich; 1 voller Tag erforderlich zur Besteigung, da die Gipfelbesichtigung Zeit fordert; Lebensmittel und Wasser mitnehmen! -- Von Yumoto kann man auch bequemer als von Chūzenji in 4-1/2 St. auf den Gipfel des _Nantaizan_ (S. 407) gelangen, doch nur mit Führer. Der Rückweg von Chūzenji nach Nikkō dauert kaum 2-1/2 St. 2) Zum =Kirifuri-no-taki=. Von der roten Kaiserbrücke _Mihashi_ steigt man zunächst am r. Ufer des Dayagawa bis zu dem Stromwirbel _Gamman-ga-fuchi_, wo an schroffer Felswand das Sanskritwort _Hâmmam_ steht; in der Nähe mehrere luftige Teehäuser und 40 Amidafiguren in einer Reihe; von da zurück zur nächsten Brücke und durch den zierlichen Landschaftsgarten _Dainichi-dō_ um den Fuß des Hügels _Toyama_ (Aufstieg in 3/4 St., oben prächtige *Aussicht) herum in 1-1/4 St. zum fast 100 m hohen Staubnebelwasserfall _Kiri-furi-no-taki_. Vom Teehaus auf dem Hügel über dem Wasserfall schöner Blick auf den Fall und von dem Felsblock über dem Teehaus großartige *Aussicht; ein rauher, steiler Pfad führt zum Fuße des Wasserfalls. 3) Die Besteigung des =Nyohō-zan= (2470 m) erfordert von Nikkō aus einen vollen Tag, sehr früher Aufbruch nötig; der bequemste Weg führt über den _Fujimi-tōge_; man kann bis zu den Torii am Berghang reiten (Träger für Mundvorrat und Wasser etc. mitnehmen, Strohsandalen, warme Decken). Von Nikkō führt der Weg bis zum ersten Hause r. unterhalb _Urami_ und ist dann auf 6 km Strecke sehr schlecht (im Dunkeln nicht zu machen), dann mehrere Kilometer durch Wald, der 2 km vom Fuße des Nyohō-zan zauberhaft schön wird. Nach 3 St. erreicht man die Torii, dann windet sich der Pilgerpfad meist unter dem Schatten schöner Bäume in 2-1/2 St. zum Gipfel des Nyohō-zan, auf dem ein Schrein des Gottes Onamuji steht. Prächtige *Aussicht über das Gebirge. Abstieg in 3 St. -- Ein andrer Weg führt von Nikkō über die »Sieben Wasserfälle« (_Nana-taki_), er ist beschwerlicher, aber noch schöner, erfordert 5-1/2 St. Zeit zum Aufstieg. (Nur bis Nana-taki und zurück kann der Weg in 5-6 St. gemacht werden.) Zur Besteigung auf jedem der beiden Wege ist ein zuverlässiger Führer erforderlich. Von Nikkō nach Ashio, Ikao, Haruna, Myōgi und Karuizawa. A. Entweder auf der _=Eisenbahn=_ (in etwa 6 St.) von Nikkō über _Utsunomiya_, nach (69 km) _Oyama_ (S. 403), dort umsteigen in den Zug der Ryōmōlinie nach (151 km) =Maebashi= (Gasthof _Shiroiya_; europ. Speisehaus _Akagi-tei_), wichtige Handelsstadt für Rohseide mit 34000 Einw., am l. Ufer des _Tonegawa_, alter Daimyōsitz. -- Von hier mit _=Rikscha=_ in 15 Min. bis zum Endpunkt der _=Straßenbahn=_ (die auf Vorausbestellung bei der »Basha Tetsudō Kwaisha« auch Wagen am Bahnhof bereitstellt), dann mit dieser in etwa 1-1/2 St. bis _Shibukawa_, von da in 2 St. mit _=Rikscha=_ (2 Kulis) bergauf nach _Ikao_ (s. unten). B. Oder _zu Fuß_ frühmorgens (mit Gepäckträger als Führer) von Nikkō in 2 Tagen (67 km Fußmarsch) sw. längs des Abfalls des Nikkōgebirges durch das Tal des Watarasegawa; am 1. Tag auf schlechten Wegen über den (13 km) _Hosootōge_ mit 1250 m Paßhöhe. Beim Dorfe _Miko-uchi_ folge man der l. abbiegenden Bergwerksbahn, weil deren Weg meist besser sein soll; man erreicht gegen Mittag (30 km) =Ashio= (700 m; _Hotel Chōwakwan_, 24 Z., Pens. 4-7 Yen, europ. Küche), Ort mit berühmtem Kupferbergwerk, in einem tiefen Tal. Die drei Bergwerke sind: _Honzan_, das größte, nördl. von Ashio; _Kotaki_ westl. und _Tsudo_ dicht beim Gasthof. Der Betrieb ist lebhaft und modern, in Privatbesitz (_Furukawa & Co._, Tōkyō) und sehenswert. Man übernachte in Ashio nach Besichtigung des nächsten Bergwerks. Wenn man 1 Tag länger in Ashio bleiben kann, besteige man den =Kōshin-zan=, dessen Klippen etwa 10 km nw. von Ashio, bei _Bessho_, 1370 m ü. M., sehr sehenswert sind. Von _Mi-harashi_ schöner Blick in die Tiefe. Die Klippen tragen Namen: _Sanjū-sangen_ sind der Kwannon geweihte Abhänge; _Kinoko-seki_, die Pilzklippe; _Yagura-seki_, die Mauertürme; (_Urami-ga-taki_, ein Wasserfall); _Goshiki no seki_, die Fünffarbenklippe etc. Auf dem Gipfel _Oku-no-in_ (1660 m) sind 3 Höhlen mit Heiligenschreinen. Abstieg von da in 2-1/2 St. Nur Schwindelfreie können den anstrengenden Weg, der oft an Abgründen vorbeiführt, machen. Von Ashio frühmorgens Wanderung durch das romantische Tal des _Watarase-gawa_ abwärts über (40 km) _Sōri_ (Gasthof) nach (49 km) _Gōdo_ (Gasthof Tamaya, Mittagessen). Nm. weiter über (53 km) _Hanawa_ (Gasthof) nach (67 km) =Ōmama= (_Hotel Hayashi-rō_, am Bahnhof; _Toyoda-kwan_, in der Stadt), einer langgestreckten Stadt am Fuße des Akagisan. -- Von hier mit _=Eisenbahn=_ (25 km) in 3/4 St. nach (92 km) _Maebashi_ (S. 408); von da mit Rikscha, wie oben beschrieben, nach. =Ikao= (_Ikao Hotel_, europ.; _Budayu_; _Ishizaka_, europ. Küche, u. a., jap.; gutes Teehaus), kleiner Bergstadt am NO.-Abhang des Harunasan, 760-826 m ü. M. Die malerische Hauptstraße besteht aus Treppenstufen; westl. hinter den Häusern liegt der steile Abhang _Yusawa_, wo ein Gießbach schäumt. Ikao ist beliebte Sommerfrische, reich an schönen Aussichten auf das Nikkōgebirge und das Tal des Tonegawa und besitzt heiße, eisenhaltige Quellen von 45° C. Spaziergänge in prächtiger Gegend nach _Yumoto_ (1/4 St.); auf den _Kompirasan_ (1/4 St.); nach _Mushi-yu_ (3/4 St.); über (1/4 St.) _Nanae-no-taki_ (siebenfacher Wasserfall) zum (1 St.) _Benten-daki_; nach _Mizusawa no Kwannon_ (3/4 St.). Von Ikao steil bergauf 7 km zum =*Harunasee= (etwa 1000 m), einem Kratersee zwischen Felswänden mit vorzüglichen Lachsen. Am Südufer entlang (gutes Teehaus, wo man übernachten kann) und l. 1/2 km hinauf gelangt man zum _Tenjin-tōge_, einer Paßhöhe von etwa 1100 m mit schöner *Aussicht, wo ein kleines Teehaus _Haruna_ liegt. 4 km steil abwärts steht in prächtigem Wald in freundlichem, idyllischem Tal der kleine =*Tempel von Haruna= mit kunstvollen Holzschnitzereien. Etwas unterhalb des Tempels ragt die merkwürdig geformte Klippe _Kurakake-iwa_, auf; einige Minuten weiter liegt das Dörfchen, wo die Frauen und Kinder der Priester wohnen. -- Nun bergab auf schönem Wege über _Sannokura_ nach (32 km von Ikao) _Matsuida_ (Bahnhof der Karuizawabahn); von da mit Rikscha etwa 4 km in das kleine Dorf =Myōgi= (Gasthöfe: _Hishiya_, 25 Z., Pens. 1-3 Yen), in prächtiger Felsengegend am Fuße steiler, bewaldeter Bergzacken; über dem Dorfe nahe dem Gasthof eine alte malerische _Tempelanlage_ aus dem 10. Jahrh.; von der Haupthalle führt eine Steintreppe zum _Oku-no-in_ (Allerheiligsten). Von da steigt der Fels steil an. [Illustration: Ikao-Haruna.] Tüchtige Felskletterer können mit zuverlässigem Führer (aus Myōgi) und Strohsandalen nebst Bergstock zu dem an langer Stange befestigten Buchstaben (chines. dai = groß), der wie A aussieht, hinaufklettern, der auf dem Bergzacken =Haku-un-zan= (Gipfel _Myōgi Jinja Chōjō_ genannt) aus Bambusstangen aufgerichtet ist. Die Kletterei ist gefährlich und ohne Anseilen nicht anzuraten; man braucht gut 2-1/2 St. bis zum Gipfel und muß lange Strecken von Baum zu Baum hochklettern; zuletzt ist ein enger Kamin zu überwinden. Auf der Haku-un-zan-Spitze prachtvolle *Aussicht über Berge und Wälder des _Myōgi-san_ bis nach Haruna. Der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg. -- Weniger gefährlich ist der Aufstieg zum =Daikoku-san=, 2-1/2 St. von Myōgi (Führer nötig), und zum =Kinkei-san=, ungefährlich, erst 1 St. eben nach dem Dorfe _Sugawara_, dann 1-1/2 St. steiler Aufstieg. Rückweg von Myōgi nach _Matsuida_, von da mit der Bahn über (6 km) _Yokokawa_ nach (19 km) =Karuizawa= (_Mikaza Hotel_, _Karuizawa Hotel_, _Mampei Hotel_, _Auston Hotel_, sämtl. Pens. 3-9 Yen), Dorf und beliebte Sommerfrische für Europäer aus Yokohama und Tōkyō auf einer Hochebene 1150 m ü. M.; im Sommer Klubs, Konzerte, Bälle. Von hier sehr lohnende, aber anstrengende Besteigung des höchsten aktiven japanischen Vulkans, des =*Asama-yama= (Führer erforderlich); man reitet in 2-1/2 St. (Pferd mit europ. Sattel 3 Yen) zum Fuße (18 km); in _Oiwake_, etwa 10 km unter dem Krater, ist im Sommer Unterkunftsstation im Betrieb; das Donnern des Lavastroms wird als großartig geschildert. Zurück mit der Bahn über (25 km) _Takasaki_ (Gasthof am Bahnhof), eine blühende Gewerbestadt am Karasugawa, alter Daimyōsitz, und (96 km) _Ōmiya_ (S. 403) nach (125 km) _Tōkyō_ (S. 393) und von da zurück nach _Yokohama_ (S. 388). 18. Von Yokohama über Honolulu nach San Francisco. =Dampfer= der _Pacific Mail Steamship Co._ in San Francisco und der _Toyo Kisen Kaisha_ in Yokohama, Generalagent in Hamburg: Rud. Falck, Amerikahaus, abwechselnd etwa alle 7-10 Tage von _Yokohama_ in etwa 10 Tagen nach (3400 Seem.) _Honolulu_ und von da nach 12-24 St. Aufenthalt in etwa 6 Tagen nach (2100 Seem.) _San Francisco_; Gesamtweg 5500 Seem. Fahrpreis von Yokohama (oder von Manila, Hongkong, Schanghai, Nagasaki und Kobe) nach London, Liverpool oder Southampton I. Kl. £ 71,10; Rückfahrkarte I. Kl. für 6 Monate £ 120, für 2 Jahre £ 125. [Hand] Die in Japan gemachten Einkäufe schicke man direkt nach Europa, da deren Einführung in Amerika hoher, rigoroser Besteuerung unterliegt. Der =Stille Ozean= (_Pacific_) hat seinen Namen 1521 von Ferd. Magalhães erhalten, der ihn vom Feuerland bis zu den Philippinen in etwa 100 Tagen durchquerte, ohne stürmisches Wetter zu erleben. Schon 1513 hatte Bilbao ihn die _Südsee_ genannt, ein Name, der noch jetzt für den südlicheren inselreichen Teil des Ozeans bei den Seefahrern allgemein üblich ist. Der Stille Ozean ist das größte Weltmeer; er bedeckt fast ein Drittel der Erdoberfläche. Seine größte bisher aufgefundene Tiefe von 9636 m liegt sw. der Marianen. Zwischen Japan und dem gegenüberliegenden Teil Nordamerikas beträgt die Meerestiefe im allgemeinen 5000-5500 m, bei der Annäherung an Nordamerika sinkt sie etwas, östl. der japanischen Inseln erreicht sie dagegen im »Kurilengraben« auf große Strecken mehr als 6000 m. Unter den _=Winden=_, die über dem Stillen Ozean wehen, ist der wichtigste der _Nordostpassat_, dessen Nordgrenze im Sommer etwa unter 33°, im Winter unter 25° nördl. Breite liegt. Die Passatwinde (engl. trade-winds; der Name Passat kommt vom span. passata = Überfahrt) wehen in den Meeren zu beiden Seiten des Äquators gegen die Zone der stärksten Erhitzung hin; dort steigt die erwärmte Luft auf und von beiden Seiten wird beständig Luft zum Ersatz herangesaugt, so daß zwei Zonen sehr gleichmäßig gegen den (thermischen) Äquator wehenden Windes vorhanden sind. Die Passatluftströmung wird aber durch die Erddrehung abgelenkt und tritt daher auf der Nordhalbkugel nicht als reiner Nordwind, sondern als NO.-Wind auf. Da die Zone der größten Erwärmung mit dem Sonnenstande wandert, so verschiebt sich auch die Zone des Passats vom Nordsommer zum Nordwinter südwärts. Innerhalb der Passatzone weht ein zuweilen recht kräftiger, aber stetiger Wind, der der Schiffahrt, auch der Dampfschiffahrt, natürlich viel willkommener ist als die unregelmäßigen Windverhältnisse der weiter nördlicher liegenden Zone mit ihren wandernden Luftdruckwirbeln und den diese begleitenden Stürmen. So ist es erklärlich, daß die _=direkte Strecke=_ von San Francisco nach Yokohama, die, 4530 Seem. lang, im _größten Kreise_ den Ozean überschreitet und ostwärts nur etwa 14 Tage, westwärts (wegen östl. Stromversetzung durch den Kuro Siwo, s. unten) 17 Tage beanspruchen würde, von den Dampferlinien gemieden wird; denn sie erreicht unter 170° westl. Länge eine höchste Breite von 48° (nur 300 Seem. südl. der Alëuten) und führt durchweg durch das meist windige, häufig stürmische Gebiet außerhalb der Passatgrenze. Dagegen macht der Seeweg über Honolulu zwar einen Umweg nach S. zu, erreicht aber im Sommer schon in etwa 145° östl. L. die Zone des NO.-Passats und verbleibt in ihr bis etwa 130° westl. L.; im Winter, in dem die Nordgrenze des Passats südlicher liegt, hat man zwar auf dem ersten Drittel des Wegs von Yokohama nach Honolulu mit stürmischen Westwinden zu rechnen, kommt aber weiterhin meist durch ruhige und vor allem auch warme Gebiete, so daß der Weg über Honolulu in jeder Jahreszeit empfehlenswert ist. An _=Meeresströmungen=_ trifft man östl. von Japan auf die mächtige warme Strömung des _Kuro Siwo_, das pazifische Gegenstück zum Golfstrom. Weiter östl. ist auf der südl. Route von Meeresströmungen nicht viel zu bemerken, da man sich in dem neutralen Gebiet zwischen dem westwärts gerichteten Nordäquatorialstrom und der östl. Fortsetzung des Kuro Siwo bewegt. Die _=Oberflächentemperatur des Meerwassers=_ ist auf dem größten Teile der Fahrt im Jahresmittel höher als 20° C, erst gegen die kalifornische Küste hin nimmt sie rasch ab, da hier kaltes Auftriebwasser aus der Meerestiefe zur Oberfläche empordringt. Die Lufttemperatur ist auch im Winter nicht sehr rauh; in Hawaii erreicht man ja noch einmal die Tropen.--Das durchfahrene Gebiet ist reich an Walen und andern Seetieren, besonders Schweinsfischen (Delphine, Tümmler), sowie an Albatrossen und Seeschwalben. * * * * * Von _Yokohama_ (S. 388) steuert man aus der Tōkyōbucht, wie S. 388 beschrieben; vom Südkap _Noshima saki_, der Einfahrt in den Uragakanal, dampft das Schiff mit etwa Süd-zu Ostkurs in den Stillen Ozean, bis man die =Datumgrenze=, 180° L., in etwa 30° nördl. Br. schneidet. Der 180. Längengrad (östl. u. westl. von Greenwich, dem Nullmeridian für die Seekarten) ist die Zeitrechnungsgrenze der Erdbewohner. Wer der Sonne entgegenfährt, also ostwärts reist, hat wegen seiner Eigenbewegung auf der Erdkugel in östl. Richtung kürzere Tage und würde beim Schluß der Reise einen Tag früher nach Europa kommen, als dort der Kalender angibt, weil er infolge seiner Erdumsegelung eine Umdrehung der Erde um die Sonne, also einen Tag mehr erlebte als die zu Hause Gebliebenen; deshalb wird der Tag, an dem man, ostwärts fahrend, den 180. Längengrad überschreitet, zweimal gerechnet, um die Übereinstimmung mit der Kalenderrechnung wiederherzustellen. Wer westwärts reist, muß einen Tag ausfallen lassen, wenn er den 180. Längengrad überschreitet, um mit dem Kalender in Übereinstimmung zu bleiben. Die Datumgrenze war bisher auf vielen Inseln des Stillen Ozeans verschieden, je nachdem die ersten Entdecker von O. (Spanier) oder von W. (Portugiesen) die Inseln erreicht hatten; so stimmte z. B. das Datum auf den Philippinen noch bis Ende 1844 mit dem Datum Amerikas überein; Verkehrsrücksichten führten dann zur Annahme des ostasiatischen Datums (vgl. die Zeittafel, S. 14). Vom 180. Längengrad führt osö. Kurs gut nördlich an kleinen Koralleninseln und Riffen entlang, deren westlichste, die Insel _Kuré_ oder _Ocean Island_, auf 28° 26' nördl. Br. und 178° 30' westl. L. ein unbewohntes Korallenatoll von etwa 5 Seem. Durchmesser ist. Etwa 50 Seem. östl. liegt das etwas größere Korallenatoll _Midway Island_, bewohnt, mit Leuchtturm auf etwa 14 m hoher Düne, Telegraphenstation und Landungsplatz des großen amerikanischen Kabels, das von San Francisco über Honolulu, Midway Island und Guam nach den Philippinen führt. Fast 80 Seem. östl. liegt das Atoll _Hermes-Riff_ (_Pearl Reef_) von etwa 15 Seem. Länge. 145 Seem. sö. davon liegt die von großen Korallenriffen umgebene _Lisiansky-Insel_ (unbewohnt) und 120 Seem. östl. von dieser die bis 15 m hohe, 2 Seem. lange _Laysaninsel_ (bewohnt) mit kleinem Leuchtfeuer, das aber nur im Winter brennt. Weiter nach OSO. liegen das _Maroriff_, die 50 m hohe _Gardnerinsel_, dann eine 37 m hohe Inselklippe, die von großen, gefährlichen Riffen umgeben ist und _French Frigate Shoal_ genannt wird. Östl. davon liegt auf 23° 36' nördl. Br. und 164° 40' westl. L. die bis 90 m hohe _Neckerinsel_, eine vulkanische, etwa 1/2 Seem. lange und sehr schmale Felseninsel mit meist steilen Küstenabhängen (unbewohnt). Der Kurs des Dampfers führt zuweilen nicht weit nördl. von dieser Insel vorbei und dann nahe südl. von der etwa 210 Seem. östlichern, fast ebenso langen, aber 275 m hohen Insel _Nihoa_ (oder _Modu Manu_, auch _Bird Island_ genannt) vorbei, deren Westgipfel, _Millers Pik_, nach W. fast senkrecht 275 m steil ins Meer abfällt; auch die Nordseite der Insel ist sehr steil, während man an der Südseite in der Adamsbucht landen kann. Etwa 190 Seem. osö. von Nihoa erscheint die westlichste Insel der Hawaii-Inseln, _Niihau_; zwischen dieser und der Insel _Kauai_ führt die _Kumukahistraße_ an der Waimeabucht (S. 420) vorbei, um die Südspitze von Oahu nach _Honolulu_ (S. 416). Die =Hawaii-= oder =Sandwichinseln= liegen auf etwa zwei Drittel des Weges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, 2000 km von der nächsten Inselgruppe und 4000 km vom nächsten Festland entfernt, zwischen 18° 57'-22° 16' nördl. Br., also wenig südl. vom Wendekreis, nahe der Nordgrenze der Tropen, und 154° 49'-160° 33' westl. L. Sie bestehen aus acht größern, bewohnten Inseln: _Niihau_, _Kauai_, _Oahu_, _Molokai_, _Lanai_, _Maui_, _Kahulaui_ (_Kahoolawe_) und _Hawaii_, und einigen kleinern, unbewohnten Felseilanden, und umfassen insgesamt 16702 qkm Landfläche (Baden 15068 qkm), die Hauptinsel Hawaii allein zwei Drittel davon. Die Inseln sind gebirgig und erheben sich auf Maui bis 3058 m und auf Hawaii bis 4208 m (Mauna Kea). Sie sind ein Werk vulkanischer Kräfte und längs einer in der Längsrichtung des Archipels verlaufenden Spalte emporgequollen. Die Gesteine sind fast durchaus jungvulkanisch, nur an einzelnen Stellen tritt Korallenkalkstein auf. Auch Korallenriffe sind nicht stark ausgebildet, am wenigsten an den Küsten der Hauptinsel Hawaii, die überhaupt den Eindruck macht, als sei sie die jüngste Insel der Gruppe. [Illustration: Karte des Hawaii-Archipels.] Trägt sie doch auch die beiden einzigen heute noch tätigen Vulkane der Gruppe, den Mauna Loa (4168 m) und den Kilauea (1231 m). -- Mit Hawaii betritt der Weltreisende noch einmal ein tropisches Land. Das _=Klima=_ ist mild und angenehm; das ganze Jahr hindurch weht der Nordostpassat (vgl. S. 411), der im Winter durch südliche (»kranke«) Winde geschwächt ist. Die Niederschlagsverhältnisse wechseln auf den Inseln sehr stark und oft auf ganz geringe Entfernungen. Die dem Passat zugewendeten Ostabhänge erhalten sehr viel Regen, und zwar am meisten im Winter. Dagegen sind die im Windschatten liegenden Inselteile, also vor allem die Süd- und Westseiten, im allgemeinen trocken, ja zum Teil wüstenhaft. So hat auch Honolulu selbst wenig Regen und seine Umgebung ist von Natur ziemlich kahl; dagegen wird die hinter der Stadt aufsteigende Gebirgswand durch den jeden Tag auftretenden Seewind genügend befeuchtet. Oberhalb einer von 600-1200 m wechselnden Höhe bis höchstens 2400 m aufwärts sind die Berge der hawaiischen Inseln meist in Wolken (»Passatwolken«) gehüllt, über diese Wolkenschicht ragen die großen Vulkane Hawaiis in die klare Luft hinaus. Soweit die Inseln gut befeuchtet sind, tragen sie ein üppiges _=Pflanzenkleid=_ von tropischem Charakter und großer Eigenart; neun Zehntel aller vorkommenden Pflanzenarten sind endemisch. Auf die tropischen Niederungen, die an der Küste Kokospalmen, Pandanus etc. tragen, folgt von 300-2000 m die Waldzone, die am schönsten in ihrem mittlern Teil zwischen 700 und 1800 m ist, wo sie viele Baumfarne enthält. Andre bekannte Bestandteile des Waldes sind die _Koa_ (Acacia Koa) und der fast ausgerottete _Sandelholzbaum_ (Santalum album). Die im Regenschatten liegenden Teile der Inseln tragen eine sehr dürftige Vegetation, zum Teil sind sie fast wüstenartig. -- Auch ein großer Teil der _=Tierwelt=_ Hawaiis ist endemisch; dazu kommen polynesische und amerikanische Formen. Unter den Vögeln sind der berühmte, fast flügellose Moho ganz, der Mamo fast ganz ausgerottet; beide lieferten das Material zu den schönen gelben Federmänteln der Eingebornenhäuptlinge. Säugetiere waren auf den Inseln mit Ausnahme einer Fledermaus ursprünglich nicht vorhanden. -- Die _=Bevölkerung=_ der Inselgruppe wurde 1910 auf 191900 geschätzt, darunter 1/5 Eingeborne, 1/20 Mischlinge, 3/20 Chinesen, 2/5 Japaner, 1/5 Weiße. Die Chinesen und Japaner sind meist als Arbeiter im Lande; die hohe Zahl der Japaner bereitet der amerikanischen Regierung große Sorgen. Wegen des Überwiegens männlicher Chinesen und Japaner sind 2/3 der Gesamtbevölkerung männlichen, nur 1/3 weiblichen Geschlechts. Die eingeborne Bevölkerung, die 1779: 300000 Seelen gezählt haben soll und sich 1823 noch auf 142000 belief, nimmt schnell ab (1900 nur noch 30000) und wird in absehbarer Zeit wohl ganz ausgestorben sein. Die _Hawaiier_, meist _Kanaken_ genannt, sind ein schönes polynesisches Volk, von dem nicht sicher bekannt ist, wann und von woher es nach dem entlegenen Archipel gelangt ist. Es hatte zurzeit der Ankunft der Weißen eine achtungswerte Kultur erreicht, verstand z. B. durch Anlage von Kanälen das Wasser aus den Bergen in die trocknen Ebenen zu leiten und diese ertragfähig zu machen. Die Kanaken bauen Taro, süße Kartoffeln, Yams, Zuckerrohr, Bananen, Kürbisse, früher auch den Papiermaulbeerbaum zur Herstellung des Rindenstoffes Tapa und die Kawapflanze (Piper methysticum) zur Bereitung des bei allen Polynesiern beliebten berauschenden Getränks. Außerordentlich geschickt sind sie als Schiffer und Fischer. Sie waren ein kriegerisches Volk und lieben heute noch Faust- und Ringkämpfe, Wettläufe, das Brandungsschwimmen, Musik, Gesang und Tanz. Sonst aber ist von ihren alten Sitten und Eigenarten nicht viel übrig; sie tragen europäische Kleidung und sind »zivilisiert« und »Christen« geworden. Der Schulbesuch ist obligatorisch; es bestanden 1908: 205 Schulen mit 694 Lehrern und 23445 Schülern. Man zählte 1908 etwa 200 Kirchen; ein anglikanischer und ein katholischer Bischof residieren in Honolulu. Wichtigste _=Erwerbszweige der=_ auf den Inseln ansässigen _=Weißen=_ sind Plantagenbau sowie Schaf- und Rindviehzucht. Etwa der 20. Teil der Inseln ist kulturfähig; der Lavaboden wird durch Verwitterung sehr fruchtbar; die fast ganz in deutschen Händen befindliche Insel Kauai zeichnet sich besonders aus. Gebaut wird namentlich Zuckerrohr auf 51 Zuckerplantagen mit 40500 Arbeitern; 1906 wurden 426000 Longtons Zucker ausgeführt. Das Zuckerrohr wird 2-11 m hoch und bis 8 cm dick. Da es auf der SW.-Seite von Oahu (wo Honolulu liegt) an Regen fehlt, so sind zahlreiche große Pumpwerke angelegt; die deutsche Firma Hackfeld treibt täglich 300000 hl Wasser 190 m hoch hinauf. An zweiter Stelle steht der Reisbau, von Chinesen, und der Kaffeebau, von Japanern betrieben; ferner werden Bananen und köstliche Ananas gezogen, und aus der Sisalagave wird sogen. Manilahanf hergestellt. Der _=Handel=_ richtet sich vorwiegend nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Einfuhr besteht in Manufakten, Eßwaren, Bauholz, Maschinen, Tabak, Metallwaren, Spirituosen, Kali (aus Staßfurt), Ammoniak u. a.; die Ausfuhr in Zucker (1908 für 39,8 Mill. $), Kaffee, Reis, Bananen, Ananas, Häuten, Fellen, Wolle, Honig u. a. Fast der ganze Handel geht über Honolulu. _=Eisenbahnen=_ bestehen auf Hawaii (ca. 150 km), Maui (25 km), Oahu (175 km) und Kauai (19 km), zusammen ca. 370 km, Telegraphen und Telephon finden sich auf den Hauptinseln, die jetzt auch durch drahtlose Telegraphie untereinander verbunden sind. Kabel nach den Vereinigten Staaten und nach Manila. _=Geschichte.=_ Die Inselgruppe wurde 1527 zuerst von strandenden Spaniern, dann 1555 von Juan Gaetano entdeckt; Cook suchte sie 1778 auf und benannte sie nach seinem Gönner, dem Grafen John Sandwich (Cook wurde auf Hawaii 14. Febr. 1779 erschlagen). Damals war die Gruppe unter drei Staaten verteilt, die nach langen Kriegen durch Kamehameha von Hawaii, den »Napoleon der Südsee«, 1795 zu Einem Staat vereinigt wurden. Kamehameha I., der Große (1781-1819), hob den Handel, ordnete die Verwaltung und bereitete die Einführung der christlichen Lehre vor, die unter seinem Sohn Kamehameha II. (1819-24) erfolgte. Die ersten (protestantischen) Missionare kamen 1820 von Amerika. Kamehameha III. (1824 bis 1854) gab dem Lande 1840 eine Konstitution. Mit Kamehameha V. starb 1872 der letzte männliche Nachkomme des ersten Kamehameha; man wählte zum Nachfolger Lunalilo, einen Enkel Kamehamehas I., und nach dessen Tod David Kalakaua (1874-91), unter dem das Reich zwar Fortschritte machte, sich aber auch große Schulden aufbürdete. Als er kinderlos starb, folgte ihm seine Schwester Liliuokalani. Ihr Versuch, die Verfassung abzuändern, hatte 1893 eine Revolution zur Folge: 17. Jan. wurde Hawaii zur Republik erklärt; doch bereits 1897 vollzog sich der von der amerikanischen Partei auf Hawaii längst erstrebte, von Japan vergeblich bekämpfte Anschluß an die Union (Flaggenheißung 1898), und seit 14. Juni 1900 ist Hawaii ein Territorium der Vereinigten Staaten, mit einer Volksvertretung, die aus einem Senat von 15 Mitgliedern und einem Repräsentantenhaus von 30 Mitgliedern besteht. Der Gouverneur, sein Sekretär und die Richter aller Gerichtshöfe werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt. Die Exkönigin erhielt 1903 von der Union eine Entschädigung zugebilligt. Hauptstadt und Regierungssitz sowie Haupthafen ist _Honolulu_ auf Oahu; der einige Kilometer nw. davon gelegene _Pearl Harbour_ ist zu einem wichtigen Stützpunkte für die Flotte der Vereinigten Staaten ausgebaut (s. S. 420). Honolulu. =Ankunft zur See.= Von Yokohama kommend, steuert man durch die Kaulaka-Straße längs der Südküste der Insel Kauai auf die Südküste der etwa 120 Seem. osö. gelegenen Insel _Oahu_ zu; von San Francisco kommend, steuert man mit SW.-Kurs auf die SO.-Spitze der Insel Oahu zu und durch die _Kaiwi_-Straße an die Südseite der Insel. In beiden Fällen erblickt man schon von weitem den 1228 m hohen Gipfel des _Kaala_ an der Westküste der Insel und erkennt beim Näherkommen das schroffe Vorgebirge _Diamond Head_, einen alten Vulkan (233 m) mit Leuchtturm an der Südspitze der Insel, etwa 7 km sö. von Honolulu. Vor der Hafeneinfahrt sieht man die schöne Gartenstadt sich terrassenförmig am Berghang erheben, r. liegt der _Puowaina_ oder _Punch Bowl Hill_, fast 150 m hoch, ebenfalls ein alter Vulkan; hinter der Stadt erheben sich die Gipfel _Konahuanui_ (946 m) und _Lanihuli_ (846 m). Die enge Einfahrt durch das Korallenriff ist schwierig und sehr interessant; die tiefe Rinne ist kaum 100 m breit, so daß dicht r. und l. vom Schiff gewaltige Brandung (auch bei gutem Wetter) über das Riff rauscht und schäumt. Fahrwassertonnen und Baken bezeichnen die Ränder der Riffe. Nach wenigen Minuten gelangt der Dampfer in ruhiges Wasser und ankert in dem vorzüglich geschützten Hafen direkt an der Werft oder festen Landestelle. _=Zollbehandlung=_ wie in amerikanischen Häfen (II. Teil, S. 1). Mit Schiffsbooten oder Booten der Kanaken werden die Reisenden nur bei Quarantäne gelandet. =Gasthöfe:= _Pleasanton Hotel_ (Besitzerin Witwe des deutschen Konsuls H. A. Isenberg; Direktor E. G. Duisenberg), Ecke Punahou Street und Wilder Avenue, mit Logierhaus in herrlichem Park, feines Haus, von Deutschen sehr gelobt, Schwimmbad (Süßwasser), deutsche Küche; Pens. von $3 an (für Monat Ermäßigung). -- _Moana Hotel_ (deutscher Direktor J. H. Hertsche), am Strand von Waikiki (mit elektr. Straßenbahn 30 Min. Fahrt), Seebad in großartiger Brandung, Seesteg und schöne Terrassen; 150 Z., Pens. von $5 an. -- _Alexander Young Hotel_ (dieselbe Leitung wie Moana und Royal Hawaiian), mitten in der Stadt, modern und feuerfest, mit Dachgarten (Aussicht); 250 Z. von $2 an, keine Pension. -- _Royal Hawaiian Hotel_ (Leitung wie vorher), nahe dem vorigen, mit schönem Garten; 125 Z. von $1,50 an, keine Pension. -- Einfacher: _Seaside Hotel_, am Strand von Waikiki (elektr. Straßenbahn in 30 Min.), Pens. von $2,50 an. -- _Boarding Houses_ sehr zahlreich: _Hau Tree_, Waikiki, Pens. von $2,50, Woche von $15 an. -- _Cassidy_, Waikiki; _Cressaty's_, ebenda; _The Donna_, Beretania Street; -- _Vida Villa_, _Mrs. Gray_, _Mrs. McDonald_, sämtlich King Street, ähnliche Preise. _Möblierte Zimmer_: Woche $3-7, Monat 10-25; Nachweis im Reisebureau (s. unten). -- =Restaurants:= _Alexander Young Café_ und _Union Grill_, King Street (nahe Fort Street); Lunch 50 cts. =Post:= Ecke Bethel Street und Merchant Street; vgl. den Plan. -- =Telegraph:= _Intern. Island Wireless Telegraph Co._, Fort Str., zwischen Queen und Merchant Str. -- _Commercial Pacific Cable Co._, im Alexander Young Building, Bishop Str. -- =Telephon= fast nach jedem Privathaus. -- Telegraphenkabel nach San Francisco und über Midway Island und Guam nach Manila, Japan, Schanghai, Menado etc. =Wagen= (Droschken) und =Automobile= nach (hoher) Taxe. -- =Straßenbahn= (elektrisch, 5 cts.) führt mehrere Linien durch die weitläufig gebaute Stadt überallhin, zum Kapiolanipark und nach Waikiki. -- =Reitpferde:= $2,50 für 1/2 Tag. =Eisenbahn= (Bahnhof am Nordende der Stadt) längs der Südküste und Westküste der Insel Oahu und um deren Nordkap bis zur Laiebucht; etwa 110 km; Zweigbahn von Pearl Harbour nach Wahiawa in der Mitte der Insel. =Dampfer:= _Pacific Mail Steamship Co._ und _Toyo Kisen Kaisha_ alle 7-10 Tage nach Japan, China, Manila und San Francisco. -- _Matson Navigation Co._ etwa 14tägig nach San Francisco. -- _Oceanic S. S. Co._ alle 20 Tage nach San Francisco. -- _Canadian-Australian Royal Mail S. S. Co._ monatlich nach Vancouver und über Suva (Fidschi-Inseln) nach Australien. =Geld= wie Nordamerika, vgl. II. Teil, S. 2. =Banken:= _Bishop & Co._; _Yokohama Specie Bank_ (beide Korr. der Disconto-Gesellschaft, Berlin); _Bank of Hawaii_ u. a. -- =Deutsches Geschäftshaus:= _H. Hackfeld & Co._ u. a. =Reisebureau:= _The Hawaii Promotion Committee_ (Sekretär Wood) gibt bereitwilligst jede Auskunft über Ausflüge, Dampferfahrpläne etc., auch in deutscher Sprache. =Sprache:= Englisch wird fast allgemein verstanden. =Theater:= vorhanden. -- =Konzerte= einer guten hawaiischen Kapelle unter Leitung eines deutschen Kapellmeisters tägl. außer Fr. im Stadtpark. [Illustration] =Konsulate:= _Deutsches Reich_, Konsul W. Pfotenhauer. -- _Österreich-Ungarn_, Konsul). -- =Vereine=: _Pacific Club_; _Commercial Club_; _University Club_. -- =Polizei=: _Police Station_ schräg gegenüber dem Postamt in Merchant Street. =Ärzte=: Dr. _G. F. Straub_ (Deutscher) und 40-50 andrer Nationalität. -- =Krankenhaus= am Ostende der Stadt. =Zeitungen:= _Pacific Commercial_; _Advertiser_; _Hawaiian Star_; _Evening Bulletin_; erscheinen täglich. =Zeitteilung=: 7 Tage Honolulu. -- Ausflüge nach den Inseln Kauai (Waimea) und Hawaii (Hilobucht, Kilauea) sind abhängig vom Fahrplan der sechs Dampfer der hawaiischen _Inter-Island Steam Navigation Co._ und erfordern etwa je 4-7 Tage. =Honolulu=, Hauptstadt der Hawaii-Inseln, unter 21° 18' nördl. Br. und 157° 50' westl. L., an der Südküste der Insel Oahu, deren vorgelagerte Korallenriffe einen für die größten Schiffe brauchbaren Hafen bilden, liegt sehr schön, von Laub- und Fruchtwäldern umrahmt und von schön geformten Bergen überragt. Es ist Sitz der Regierung, eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, hat breite, mit Lava oder Korallenkalk belegte und mit Mangobäumen, Akazien, Mimosen, Palmen eingefaßte Straßen, einen 1882 vollendeten königlichen Palast, jetzt Regierungssitz (Kapitol), ein großes Parlamentsgebäude, viele Schulen, Waisenhaus, amerikanisches Missionsseminar, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung, Feuerwehr, 7 Zeitungen und etwa 45000 Einw. (davon 10000 Weiße). Die Industrie (Eisengießerei, Maschinenwerkstätten, Schiffbau) und der sehr bedeutende Handel liegen in den Händen der Weißen. Honolulu ist eine wunderbar schöne Gartenstadt, _einer der schönsten Punkte der Erde_, und verdient unbedingt einen Besuch, wenn es auch eigentliche Sehenswürdigkeiten wenig gibt. Es ist zu einem Erholungsaufenthalt sehr geeignet und wegen seines milden, fast das ganze Jahr gleichbleibenden Klimas (Mitteltemperatur des Januar 21,2°, des August 25,3°, höchste im Jahr durchschnittlich eintretende Temperatur 30°, niedrigste 13° C; Niederschlagsmenge gering) ein besuchter Luftkurort für Lungenkranke. Die Vegetation weist alle Arten von Palmen auf, in langen Hecken blüht die »Königin der Nacht« und im Wasser zahllose Lotosblumen. Charakteristisch für Honolulu ist der Sonnenregen; bei schönstem Sonnenschein fällt feiner Wasserstaub, der wie Millionen Perlen glänzt. -- _=Rundfahrt.=_ Da Droschken teuer, benutze man die verschiedenen Linien der elektrischen Straßenbahn, um die weitläufig gebaute Stadt, deren Straßen meist reizende Gärten zeigen, kennen zu lernen. Vor dem alten Königspalast (einem einfach-stattlichen Verandenbau) steht ein Denkmal des Königs Kamehameha I., des Großen. Sehenswert ist das _Polynesische Museum_ (_Bernice Pauahi Bishop Museum_) mit ethnographischer Sammlung, das ein vollständiges Bild der Kanakenkultur gewährt. Von da fahre man zum _Kapiolanipark_ am Meeresstrand, in dessen Nähe das Strandhotel Moana liegt. Dann zu Fuß auf den etwa 150 m hohen _Punch Bowl Hill_, einen alten Vulkan, der guten Überblick über Stadt und Umgebung gewährt. Lohnende Ausflüge zu Pferd auf den 600 m hohen _Mount Tantalus_ (oben prachtvolle *Aussicht) oder nach dem Vorort _Kaimuki_ zwischen Bergen hinter Diamond Head. Vor dem Kapiolanipark am Strand von Waikiki (die elektrische Bahn führt in 20 Min. [5 cts.] dahin) liegt das hochinteressante =Aquarium=, mit tropischer Meeresfauna. -- Lohnend ist eine Rundfahrt (Wagen oder Auto) um den _Diamond Head_ (230 m), einen alten Krater, auf dem der Leuchtturm und starke Befestigungswerke zum Schutz der Hafeneinfahrt liegen. -- Den Abend verbringe man im Seebad von _Waikiki_ (Moana Hotel). =Ausflüge=: 1) Zur *=Palischlucht= mit Auto, Wagen oder zu Pferd, erfordert 1/2 Tag; man fährt im _Nuuanutal_ etwa 11 km bergauf; das Tal ist reich an Farren und Bäumen (Bananen, Königspalmen); oben prachtvolle *Aussicht. Der Paß ist eine tiefe Felsschlucht, die dadurch eine traurige Berühmtheit erlangt hat, daß Kamehameha I. bei den Kämpfen um die Aufrichtung seiner Alleinherrschaft über die Inseln das Heer der Oahuleute über den Steilabsturz in den Tod jagte. Heute führt eine gute Straße zwischen den steilen, rötlichen, bis 900 m hohen Felswänden durch. Die Zunahme der Niederschlagshöhe vom Stadtgebiet zum Paß beträgt auf 9 km Entfernung nicht weniger als 2800 mm (von 850 mm auf 3650 mm). Auf der Nordostseite steil bergab zur Nordküste der Insel nach dem kleinen Fischerdorf und Hafen _Kaneohe_, 16 km von Honolulu, umgeben von Zuckerrohrpflanzungen am klippenreichen Strand. 2) Nach *=Haleiwa= mit der _Oahu Railway_ morgens gegen 9 Uhr oder Nm. gegen 3 Uhr, Fahrzeit 2-1/2 St. rings um die Süd- und Westküste der Insel, stets dicht am Strand entlang, vorbei an grünen Tälern (mit Reisfeldern, Sisal- und Bananenpflanzungen) nach (56 M) =Haleiwa= (_Haleiwa Hotel_), reizend gelegenem feinen Strandhotel mit Seebad, Pens. $ 3-4, wöchentl. $ 21; für Ruhebedürftige zu längerm Aufenthalt sehr empfohlen. Rückweg mit Wagen (im Hotel zu haben) in 1-1/2 St. durch die größten _Ananaspflanzungen_ der Erde im Mitteltal der Insel nach (18 M) _Wahiawa_, dann mit der Bahn in 1 St. nach Honolulu. Sehr lohnend ist der Ausflug nach Haleiwa mit Automobil, als =Rundfahrt um die Insel= (1 Tag erforderlich; 1-4 Pers. $ 50, jede Person mehr $ 5) auf guten Straßen, hin über die Palischlucht (s. unter 1), Lunch im Haleiwa Hotel, dann zurück über Wahiawa, Besichtigung des im Ausbau begriffenen, schon für große Kriegsschiffe benutzbaren Kriegshafens =Pearl Harbour=, wo große Trockendocks und Marinewerften im Bau sind; er gilt als Flottenstützpunkt gegen Japan. 3) Zur =Insel Kauai= fährt ein Dampfer in 16 St. von Honolulu Di. Nm. nach den Häfen _Nawiliwili_, _Koloa_, _Eleele_, _Makaweli_ und _Waimea_ (Fahrpreis $ 7); in letzterm landet man mit Eingebornenboot auf dem Strande (zuweilen nasse Fahrt). Dann Wagenfahrt durch das malerische Waimeatal, wo deutsche Zuckermühlen und Zuckerrohrpflanzungen. -- =Kauai=, die nordwestlichste und älteste Insel der Hawaiigruppe, 48 km lang, 42 km breit, 1515 qkm groß, mit etwa 23000 Einw., darunter viele Deutsche, in deren Händen viele Pflanzungen sind. Kauai, das mit der von zahllosen Seevögeln bevölkerten Nachbarinsel _Nihoa_ oder _Niihau_ früher eine einzige Insel gebildet zu haben scheint, besteht aus Basalt, dessen Verwitterungsboden sehr fruchtbar ist; neuere vulkanische Erscheinungen fehlen. Die Insel hat herrliche Waldungen, üppigen Pflanzenwuchs (»Garteninsel«) und steigt in den breiten, mit sumpfigen Waldungen bedeckten _Waialeale_ zu 2000 m auf. Die teilweise mit Korallenriffen besäumte Küste hat gute Häfen: im S. _Waimea_ (_Bay View Hotel_; sehenswert _Olokele Canyon_, eine großartige Felsschlucht, das »russische Fort« über dem Hafen, der _Manawaiopuna_, ein Wasserfall bei Hanapepe etc.; in _Lihue_ [_Hotel Fairview_] die _Wailua-Fälle_ u. a.) und _Koloa_, im N. die _Hanaleibucht_ (in Hanalai: _Deverill's Hotel_, Seebad, in sehr schöner Landschaft; Ausflug nach Wainiha, den Haena-Höhlen und nach Hanakapiai). Gebaut werden Zuckerrohr, Reis, Ananas, Bananen; auch Viehzucht. Eine gute Fahrstraße führt fast um die ganze, landschaftlich sehr schöne Insel. Wo kein Gasthaus, findet man meist gute Unterkunft bei den sehr gastfreien Bewohnern. Seitentour: Honolulu-Hawaii. =Dampfer= der »Inter Island Steam Navigation Co.« (Queen Street, nahe Fort Street) von Honolulu Di. Mitt. in 22 St. nach _Hilo_, an Mi. Vorm. 10 Uhr; Lunch im Hotel; Besuch des Wasserfalles. -- =Eisenbahn= ab Hilo 2-1/4 Uhr Nm. nach _Glenwood_; von Glenwood Omnibus ab 4 Uhr Nm. zum _Hotel Volkano House_, Ankunft 7 Uhr abds. -- Zurück Fr. Vm. nach Glenwood und Hilo; Dampfer nach Honolulu an Sa. Vm. -- Rundtour $ 42, dafür I. Klasse Dampfer, Bahn, Omnibus und 2 Nächte und 1 Tag im Hotel _Volcano House_. =Hawaii=, die größte und südöstlichste der Hawaii-Inseln, ist 150 km lang, 120 km breit, 10398 qkm groß und hat 46843 Einw. Die NO.-Küste ist zwar den herrschenden Winden ausgesetzt, besitzt aber in der Hilobucht die beste Reede der Insel. Die Westküste hat leidlich gute Häfen bei _Kealakeakua_ (wo Cook am 14. Febr. 1779 erschlagen wurde, jetzt dort ein Denkmal für ihn), _Kailua_ und _Kawaihae_. Das völlig vulkanische Inselland steigt vom schmalen Küstensaum schnell zu einer Lavahochebene an, aus der sich fünf vulkanische Bergmassen erheben. Zwei dieser Vulkane können als ganz erloschen gelten: der 1678 m hohe _Kohala_ im N., von dem nur noch Ruinen vorhanden sind, und die höchste Erhebung der Insel, der 4200 m hohe _Mauna Kea_. Der im W. liegende Hualalei hat 1801 seinen letzten Ausbruch gehabt. Noch heute sind in kurzen Zwischenräumen tätig der 4168 m hohe _Mauna Loa_ und der _Kilauea_ (1231 m), beide im S. der Insel. Was diese Vulkane von allen andern Vulkanen der Erde unterscheidet, ist die Ruhe, mit der ihre Eruptionen vor sich gehen (Seltenheit von Erdbeben), und die große Dünnflüssigkeit ihrer basaltischen Lava sowie das fast völlige Fehlen von Tuffen und Aschen. Die Dünnflüssigkeit der Lava hat zur Folge, daß die Vulkanberge Hawaiis nur flachschildförmig sind im Gegensatz zu den viel steileren Kegelbergen etwa des Fuji-no-yama oder der Vulkane von Java. Indem die Lava sich weit ausbreitete, füllte sie die Zwischenräume zwischen den einzelnen Vulkanen zum Teil aus, so daß das Innere von Hawaii ein einheitliches, etwa 1200 m hohes Tafelland bildet, das nur gegen die Küsten meist steil abfällt. Ebenso sitzt der Kilauea der SW.-Seite des Mauna Loa als schwache Erhebung auf, obgleich seine Ausbrüche mit denen des Loa gar nichts zu tun haben. Die Ausbruchstätigkeit unterscheidet sich beim Mauna Loa und beim Kilauea sehr scharf dadurch, daß ersterer Lavaströme aussendet, letzterer aber nicht. Die Lavaströme des Loa, die an den Seiten des Gipfels austreten, bewegen sich infolge ihrer Dünnflüssigkeit sehr rasch vorwärts, selbst auf ganz schwach geneigter Unterlage, und erreichen bis zu 45 km Länge. Ganz anders ist die Tätigkeit des vielbesuchten =Kilauea=; er zeichnet sich gerade dadurch aus, daß die vulkanische Tätigkeit sich auf den Raum des Kraters selbst beschränkt, daß (mit geringen Ausnahmen) auch in den Ausbruchsperioden weder Lava nach außen abfließt, noch Asche oder Bomben ausgeworfen werden, so daß die Vorgänge im Krater aus nächster Nähe gefahrlos beobachtet werden können. In dem flachen Gipfel des Kilauea ist ein großer steilwandiger länglicher Krater eingesenkt, die Mündung des in die Tiefe führenden, der flüssigen Lava zum Aufsteigen dienenden Schachtes. Nur selten, in Zeiten starker Tätigkeit, ist ein größerer Teil der Kraterinnenfläche von frisch aufgestiegener, glutflüssiger Lava angefüllt und bildet einen einzigen Glutsee. Für gewöhnlich aber nimmt den Kraterraum eine Erstarrungskruste aus erkalteter Lava ein, die man gefahrlos bis an den Rand der kesselförmigen Vertiefungen (in der Gegenwart nur der 80 m tiefe, 370 m lange und 305 m breite _Halemaumau_, d. h. Haus des Feuers) begehen kann, in denen die flüssige Lava auf und ab wogt. Vom niederschlagsreichen NO.-Abhang der Insel ziehen viele Bäche, häufig Wasserfälle bildend, zum Meer; dieser Teil der Insel wie auch die Südküste sind sehr fruchtbar (Kokospalmen, Mangobäume, Bananen, Bambus); die trockne Westküste sowie das mit Lava bedeckte Innere sind unfruchtbar, zum Teil wüstenhaft, doch findet man auch dort viele verwilderte Schweine, Ziegen und Rinder. Große Zucker-, Kaffee- und Orangenpflanzungen bedecken die Küstenlandschaften. Man fährt von Honolulu längs der Südküste der Inseln _Molokai_ (mit Niederlassung [in _Kalaupapa_, wo der Dampfer Post abgibt] für Aussätzige, Leprakranke, unter denen ein französischer Priester in freiwilliger Abgeschlossenheit für Lebenszeit wirkt), dann durch die Auaustraße zwischen Molokai und dem Westende von Maui l. und der Nordküste der Insel _Lanai_ r., dann längs der SW.-Küste von _Maui_ und durch die Alakeikistraße zwischen Maui l. und der kleinen Insel _Kahoolawe_ r. nach _Upolu Point_, dem Nordkap der großen Insel Hawaii, dann längs deren Nord- und NO.-Küste nach der Hafenbucht von _Hilo_ (_Byronbai_), 190 Seem. von Honolulu, die durch vorgelagerte Riffe einigermaßen gegen Seegang geschützt ist. =Hilo= (_Hilo Hotel_) ist der Hauptort der Insel Hawaii, mit etwa 4500 Einw. (meist Chinesen und Japaner). In der Umgebung Zuckerrohrbau. Etwa 3 km westl. von Hilo ist der berühmte, 25 m hohe Regenbogenwasserfall des _Wailuku_. =Ausflüge=: Zum =Kilauea= (1231 m). Man nehme wärmere Wollkleidung (da morgens und abds. kühl), Regenmantel und Schirm mit. Von Hilo (Lunch im Hotel) mit Kleinbahn in 1 St. nördl. über (20 km) _Olaa_, eine große Zuckerrohrpflanzung. Vom Endpunkte der Bahn, _Glenwood_, fährt man mit vierspännigem Omnibus durch Baumfarnwälder bergan, mit Ausblicken nach dem 35 km östl. liegenden Vulkan Mauna Loa zum _Hotel Volcano House_ (für längern Aufenthalt geeignet), wo man übernachtet. Das Hotel liegt nahe dem NO.-Ende des Kilaueakraters (vgl. S. 421), dessen Rand hier nicht mit einem einzigen Steilabsturz, sondern treppenförmig absinkt, so daß die Kraterinnenfläche bequem zu erreichen ist. Von hier zu Fuß (Reitweg; Pferd $ 2, für Damen ratsam) in 1-1/4 bis 1-1/2 St. nach dem Lavasee _Halemaumau_. -- 1/2 St. östl. vom Volcano House liegt der Einsturzkessel _Kilauea-iki_, mit 230 m hohen, bereits üppig bewachsenen Rändern.-- [Hand] Das Hinabsteigen in den Kilaueakessel ist ohne Führer nicht ratsam! -- Lohnend soll ein eintägiger Fußmarsch oder Ritt rings um den Krater sein. Ein Automobilweg (»Jack Atkinson Road«, scherzhaft »Road to Hell« = Höllenweg, genannt) führt vom Volcano House Hotel um den Krater herum bis zum Halemaumau. Dicht beim Hotel liegen die sogen. _Schwefelbänke_ (_Sulphur banks_), wo aus roter Erde _flüssiger Schwefelstrom_ aufquillt und sich an der Luft verdichtet; die Kristalle funkeln _seltsam_ im Sonnenschein. Tagesausflug vom Volcano House nach den _Sechs Kratern_ (_The Twins_, Zwillingskrater; _Pun Huluhulu_ mit prächtiger Aussicht auf Mauna Kea und Mauna Loa; _Two Orphans_, zwei kleine Krater im Wald; *_Kamakaopuhi_, Aalauge, der interessanteste); Rückweg durch schattigen Wald 12 km nach Volcano House. Die Besteigung des =Mauna Kea= (4210 m) und des =Mauna Loa= (4170 m) erfordert gründliche Vorbereitungen, Anwerbung von Trägern etc., ist daher kostspielig und zeitraubend. Von Honolulu nach San Francisco. Die etwa 6tägige Dampferfahrt von Honolulu nach San Francisco, die meist von gutem Wetter begünstigt ist, führt um Diamond Head (S. 420) herum längs der SW.-Küste der Insel Oahu durch die _Kaiwi_-Straße zwischen _Makapuu Point_, dem Ostkap von Oahu, und _Kalaau_, dem Westkap von Molokai hindurch und dann mit ungefähr onö. Kurs durch den östl. Stillen Ozean auf die 48 km westl. von der San Francisco-Bai gelegenen _Farallones-Inseln_ (»Pfeilerfelsen«) zu, drei granitische Felsen, 81 Hektar groß, Niststätte zahlloser Vögel, deren Eier für den Markt in San Francisco gesammelt werden. Vor den Farallones sichtet man die hohen Berge der kalifornischen Küste des amerikanischen Festlandes bei klarem Wetter schon aus 50 Seem. Abstand vom Lande. An der Nordseite des Golfes ist die _Reyes-Huk_ ein auffälliges Hochland. Ferner erkennt man den 1330 m hohen _Helenaberg_ (30 Seem. landwärts) und den 1180 m hohen _Diabloberg_ (30 Seem. onö. vom Goldenen Tor); vgl. II. Teil, S. 25. Von dem _Tamalpais-_ oder _Tafelberg_ (s. II. Teil, S. 33) erkennt man drei Gipfel, wovon der westliche am höchsten, der mittlere am niedrigsten und der östliche am schärfsten ist. Auch die kegelförmige Insel Südost-Farallon, deren Gipfel (_Sugarloaf_ = Zuckerhut) 100 m hoch ist und einen 9 m hohen, kegelförmigen Leuchtturm trägt, ist leicht zu erkennen; sie bleibt l., man läuft dann auf das Feuerschiff vor der Barre von San Francisco zu, läßt es r. und steuert durch das berühmte *_Goldene Tor_ (_Golden Gate_, II. Teil, S. 25), eine Meerenge (vgl. den Plan II. Teil, S. 26), in die herrliche *Bai von San Francisco (II. Teil, S. 31); l. kahle Berge, r. Cliff House (II. Teil, S. 33) hinter mächtigen Klippen, auf denen sich Seelöwen sonnen. Dann dreht der Dampfer r. in den Hafen von =San Francisco= (II. Teil, S. 25). * * * * * =Von Yokohama nach Vancouver= laufen Schnelldampfer der Empressklasse der _Canadian Pacific Steamship Line_ (in Montreal; Agent: Karl Flügge, Hamburg, Alsterdamm 8) im Sommer alle drei, im Winter alle vier Wochen in 12 Tagen von _Yokohama_ nach _Vancouver_ (4300 Seem.), vgl. Reichskursbuch Nr. 704, als schnellste Verbindung zwischen Ostasien und Nordamerika und weiter über die Canadian Pacificbahn auch mit Europa. Sofort nach Ankunft der »Empress«-Dampfer von Yokohama fährt der »Overseas Limited« (ein Sonderzug der Canadian Pacific R. R.) mit den Passagieren I. Kl. von _Vancouver_ nach _Quebec_, im Sommer, oder nach _St. John_, N. B., im Winter ab, zum Anschluß an die Atlantischen »Empress«-Dampfer, auf denen man _Liverpool_ nach 22 Tagen Fahrt von Yokohama ab erreicht. (Ebenso in umgekehrter Richtung.) Fahrpreise I. Kl. von Yokohama (oder Kobe, Nagasaki, Schanghai, Hongkong, Manila) und über Kanada nach Liverpool (Southampton oder London) £ 71,10 (1480 M); Rückfahrkarte auf 6 Monate I. Kl. £ 120, auf 2 Jahre £ 125; II. Kl. (12 Monate gültig) über Kanada £ 74, über New York £ 78. Eine Reise um die Welt: London, Liverpool oder Southampton nach Quebec, Montreal, New York, Boston, Halifax oder St. John, N. B.: von dort Canad. Pacific R. R. nach Vancouver, Dampfer nach Yokohama, Schanghai oder Hongkong; dann mit Dampfer des Norddeutschen Lloyd oder P & O Line über Colombo und Suezkanal zurück; Preis der Rundreise, 2 Jahre gültig, £ 131,10 ohne, 137,10 mit Verpflegung und Schlafplatz auf der Canadian Pacific R. R. =Von Yokohama nach Seattle=, der kürzeste Dampferweg zwischen Japan und Nordamerika, laufen Dampfer der _Nippon Yusen Kaisha_ in Tōkyō 14tägig (Fahrpreise von Yokohama über Kanada nach London I. Kl. £ 56, II. Kl. £ 39; Agent: P. Günther, Hamburg, Mattentwiete 1) und der _Great Northern Steamship Co._ in St. Paul (Minn.) monatlich (Fahrpreis von Yokohama oder Hongkong etc. nach London I. Kl. £ 71,10; Rückfahrkarte für 6 Monate Landaufenthalt £ 115,10, für 2 Jahre gültig £ 121; Agent wie vorher). -- Die Schiffe haben gleichen Kurs wie die nach Vancouver und laufen auch in die San Juan de Fuca-Straße ein, l. die Insel Vancouver, r. der Mount Olympus (2480 m). Dann geht das Schiff nach _Vancouver_ (II. Teil, S. 188) nördl., das nach _Seattle_ (II. Teil, S. 146) durch den Pugetsund südl.; Fahrzeit etwa 15 Tage. -- Außerdem die _Osaka Shosen Kaisha_ in Ōsaka, etwa monatlich nach _Tacoma_ (II. Teil, S. 147; Fahrzeit: Hongkong bis Takoma 32-38 Tage! Billige Linie). Register. A. Aba 353. Abessinien 37. Abu Ail, Durchfahrt 35. -- Road Station 66. Abuto 360. Acheen Head 155. Acht Grad-Kanal 105. Adamsbrücke 124. 106. =Adams Peak 121.= 106. Adamwahanbrücke 81. Addis-Abeba 37. -- -Alam 37. Adelé 37. =Aden 38.= 105; Golf 40. Adoni 100. Adriatisches Meer 22. Adschmer, s. Ajmer. Affenberg 159. Aga 318. =Agra 83.= Agudo, Monte 234. Ahmedabad 65. Ai-oi no Matsu 360. Ajer-Mantjoer Wasserfall 159. Ajmer 67. Akaba, Golf 30. 32. Akabane 403. Akama 354. Akashi 360. -- no Seto 358. Alakeikistraße 422. Albay 235. Alëuten 412. Alexanderbrücke 312. Alexandrowo 304. Aligarh 83. Ali Sabiet 37. =Allahabad 89.= Alongbucht 187. Alt-Delhi 73. Alu Vihara 119. Alwar 70. Amarapura 153. 154. Ambabo 36. Ambarawa 206. Ambepussa 115. Amber 69. 68. Amida 360. Aming-Kang 242. =Amoy 241.= Amritsar 76. Amur und Amurfahrt 317. 323. Amurbucht 320. 323. Anambas-Inseln 214. Anantpur 132. Anei-Kloof 159. Angara 315. Angkor-Thom 185. -- -Wat 185. =Annam 185.= 178. Antung 332. =Anuradhapura 119.= Apo 235. Arabisches Meer 40. Arashiyama 379. Arcot 132. Argun 317. Arima 360. Arita 353. Arkonam 100. 132. Asamayama 411. 382. Aschichö 319. Aschrafi-Riffe 32. Ashibe-no-ura 367. Ashinoyu 386. Ashio 409. Askold 320. 323. Asmara 35. Asoka-Säule 89. Assab 35. Atami 387. Äthiopien 37. Atschinsk 314. Attock 79. Atushi no Ōshima 354. Ava 153. Avalanche Hill 130. Avisawella 124. Awaji Shima 358. 387. Ayanur 132. Ayuthia 177. B. Baba 379. Bab el-Mandeb, Straße 30. 35. 36. Badasam 143. Badulla 123. Bagan Serai 161. Baguio 240. Bahawalpur 81. =Baikalsee 316.= Balangoda 123. Balapilli 100. Balasore 133. Balipitham 104. Bambusinseln 279. Bandara 64. Bandarawela 123. Bandar Baharu 164. Bandoeng 203. Bangalore 131. Bangka 191. =Bangkok 171.= Bang Koläm 170. Banker's Glen 244. Bankipur 95. Baramula 79. Baranowitschi 305. Baroda 65. Barrackpur 139. Basilan 253. Bassein (Birma) 155. -- (Indien) 64. Batam 189. Batang-Harau 160. =Batavia= (Java) =195.= Bataviabai 190. Baticalia 124. Batok 211. Batraki 312. Battambang 185. Batticaloa 124. Batu 164. Bawa Malang 41. Belawan-Deli 158. Beliaghatta Stat. 134. Beliholoya 123. =Benares 90.= Benares-Calcutta 95. Bengalen, Golf von 134. 143. Benguet 240. Benkoelen 160 Bentendaki 409. Benten-jima 360. Bentenyama 386. Beppu 354. Berber 33. Berenice-Berge 32. Beresa 305. Beresina 305. Berhampore 133. Berlin-Moskau-Wladiwostok 301. Besshi 356. Bezwada Junction 132. Bhadrak 133. Bhamo 153. Bharoch 65. Bhayandar 64. Bhubaneswar 133. Bienhoa 182. Bijapur 98. Bikin 323. Billiton 191. Bingo Nada 356. 357. Binh-dinh 186. =Binnenlandsee, Japanische 356.= 354. Bintang 189. Birjussa 315. =Birma 143.= Bismarckberg 269. Bitragunta 132. Bitterseen 28. Biwasee und Kanal 378. Bjelaja 312. Blagowjeschtschensk 317. 323. Blakan Mati 168. Blitong 190. Bocca Tigris 225. Bogoola 139. Bohol 235. Bolaram 99. =Bombay 53.= Bombay-Calcutta 63. Bombay-Madras 96. Bonhaminsel u. Straße 246. Bonifacio und Straße 25. Bonininseln 337. Bore Ghat 97. Borissow 305. Boro-Boedoer 206. Borodino 305. Borsa 318. Bowringpet Junction 132. Brahmaputra 140. Brest-Litewsk 305. Brindaban 83. Brindisi 23. Brindisi-Bombay 23. Brindisi-Colombo 105. Broach 65. Bromo 211. Brüder, Die 34. Buchedu 318. Buchoi 318. Buckingham Canal 104. Buddh Gaya 95. =Buitenzorg 200.= Bukit Gantang 163. Bulusan 235. Burjatskaja 318. Butulan 235. Byobu-ga-Ura 357. C. (vgl. auch unter K). =Calcutta 134.= Calcutta-Darjeeling 139. Calcutta-Rangoon 143. =Cambodja 179.= Cam-giang 188. Camiguin 235. Camp John Hay 240. Camp One 240. Cam-ranh 186. Canloon 235. Cantonment Station 74. Capi di Faro (Peloro) 24. Capri 24. Cauvery 128. 131. Cavite 240. 235. =Cawnpore 88.= Cebu 235. Cécir de Mer 219. =Ceylon 106.= Chabarowsk 323. 317. Chagoti 79. Chailar 318. Chakang 143. Chandaochezy 319. Chandernagore 96. 139. Changchun 324. Ch'ang-hsin-tien 299. Changling 297. Ch'ang-p'ing-chou 295. 297. =Charbin 318.= Charbin-Dairen 323. Charbin-Peking 328. Charbin-Wladiwostok 319. Ch'a-tao 296. Chemor 163. Chiabhanjon 142. Chiaotou 332. Chidambaram 128. Chienchinchai 325. Chienshan 326. Chilka-See 133. Chilok 317. Chimpiddi 121. China Bakir 155. Chinchou 326. =Chinesische Mauer, Große 296.= Chingan u. Gebirge 318. Chinglepul 104. Chingleput 128. Chittagong 139. Chochou 300. Chofu 358. Chojasaki 392. Cholon 182. Choushuitzu 326. Churja-Murja-Inseln 41. Chü-yung-kuan 295. Chuzenji u. See 407. 408. Cocanada 133. =Cochinchina 178.= Coimbatore 129. Colaba Point 56. Col de Nuages 186. -- du Harr 37. Coleroon 128. 131. =Colombo 110.= Colombo-Kandy 115. Colombo-Madras-Calcutta 125. Colombo-Singapore 155. Comorin, Kap 105. Confucius, s. Kungfutsze. Conjeeveram 104. Coonor 129. Corregidor 235. Cotaboto 235. Crag Hill 157. Cua-cam 187. Cua-Nam-trieu 187. Cuddalore 128. Cuddapah 100. Cuttack 133. D. Dacca 139. Dädalus-Riff 34. Dagupan 240. Dahlak-Inseln 34. Daibutsu 391. Daikokusan 410. Daimyo 343. =Dairen= (Dalny) =326.= Dal, Dalgate 79. Dalatschao 324. Dalhousie 76. Dalny, s. Dairen. Daman, Daman Road 64. Dambulla 119. Damukdia Ghat 139. Danera 76. Da-no-ura 358. Daouanlé 37. =Darjeeling 141.= Daulatabad 62. Dazaifu 353. =Delhi 70.= Delhi-Simla 74. Dentam 142. Deshima 349. 352. Dhubri Ghat 140. Diamantberge 335. Diamond Harbour 134. -- Head (Honolulu) 416. -- -- (Calcutta) 134. Dibrugarh 140. Dickoya 121. Dieng 206. Dimbula 121. Dindigul 127. Dindings 155. Diré Daua 37. Djebel Atakah 32. -- Churruz 35. -- ed-Dêr 32. -- Katherina 32. -- Musa 32. -- Schamschan 30. -- Sugur 35. -- Tair 34. 35. Djesiret es-Sawahib 36. =Djibouti 36.= Djobal-Straße 32. Djokjakarta 205. Djomblang 207. Dogali 35. Dogashima 386. Dogo 357. Domel 79. Donabew 154. Donkia Ri 142. Donnaifluß 178. 183. Doshima 354. Do-Son 187. Drachenfluß 241. Dschaipur, s. Jaipur. Dschehol, s. Jehol. Dschidda 33. Dulai 79. Dum-Dum 139. Dusun Tua 164. Dutch Folly 228. Dwars in den Weg 160. E. Eitoho 333. Elba-Berge 34. Elephanta 61. 56. Elephant Pass 118. El-Kantara 27. El-Lid 35. Ellora 61. 62. Ellore 133. Emmahaven 159. Enggov 163. Enoshima 392. 385. Eritrea 34. Erode Junction 128. Eselsohren 219. Etajima 359. Etampitiya 123. Etawah 88. Everest, Mount 142. F. Faitsilong-Archipel 187. Fangtse 272. Farallones-Inseln 422. Fasaneninsel 257. Fatehpur-Sikri 86. Fati, Insel 232. Fenghuangcheng 332. Fêngtai 277. Fengtien 324. Ferozabad 88. Firozabad 73. Foochow, s. Futschou. Formosa, Insel 245. 337. Formosastraße 245. 241. Fort Canning 168. -- de Kock 159. -- Nossa Senhora da Guia 232. -- van der Capellen 159. Fubasami 403. Fuchizaki 360. Fujikawa 384. Fujimitoge 408. =Fuji-no-yama 337.= Fujisawa 392. Fujiyama, s. Fuji-no-yama. Fukae 349. Fukiën-Straße 245. Fukuoka 353. Fukuse 354. Fukushima 383. Fukuyama 360. Fünffingerspitze 270. Fusan 336. Fushimi 379. Fushun 332. Futabayama 359. Futagawa 383. Futami-ga-ura 382. Futatabisan 364. =Futschou 243.= Futsukaichi 353. =G.= Gadaladenya 118. Gadok 201. Gairsoppa Fall 132. Gampola 124. Ganges 91. Gangesdelta 134. 136. Gap-Klippe 219. Gardnerinsel 413. Garhi 79. Garoet 203. Gasparstraße 191. Gaya 95. Gedeh, Vulkan 202. Gegutempel 382. Gelbes Meer 348. 277. Geloenggoeng 204. Gemas 166. Gensan 335. Genua 23. Genua-Bombay 23. Genua-Colombo 104. =Georgetown 156.= Gersoppa-Fälle 132. Gharapuri 61. Ghoom 141. Ghorbandar 64. Ghubbet Charab 36. Gia-lam 188. Gifu 380. Gilimale 123. Giri 211. Giridh 96. Goalanda Ghat 139. Gobi, Wüste 317. Godaveryfluß 133. Goenoeng-Goentoer 204. Gogo Shima 357. Gokteik Gorge 150. 153. Goldenes Horn (Wladiwostok) 320. 322. Goldinsel 255. Golkonda 99. Gomo 364. Gondang-wetan 211. Gooty 100. Goregaon 64. Gotemba 384. Goto 360. Gotoinseln 349. Great Catwick 219. Green Island 220. Grodekowo 320. Gshatsk 305. Guardafui, Kap 105. Gubei-kóu 298. Gudur 132. Gujranwala 78. Gulbarga 98. Gulmarg 79. Gungchuling 324. Gunong-Hijan 163. -- Rapat 163. Guntakal 100. Gute Hoffnung, Kap 241. Gützlaffinsel 246. Guzerat 65. Gwalior 87. H. Habesch 37. Hachi-hon-matsu 359. Hachiishi 403. Haidarabad, s. Hyderabad. Haïduong 188. Haiki 353. Haikwan-Tael 219. Haining 253. =Haiphong 187.= Haitanstraße u. Insel 243. Hakata 353. Hakgala 123. Hakkei 392. Hakone u. See 386. Hakonegebirge 386. Hakone-machi 387. Hakozaki 354. Hakusan 380. Haku-un-zan 410. Halcon 235. Haldamulla 123. Haleiwa 420. Halemaumau 422. Hamamatsu 383. Hambantota 124. Hanaleibucht 420. Han-Fluß 241. Hangangfluß 333. Hangman Point 134. Hangtschou 252. Hangtschou-Bai 245. Hangtschou-Bucht 245. Hanho 270. Hanisch-Inseln 35. =Hankau 259.= Hankau-Itschang-Tschungking 261-263. =Hanoi 188.= 186. Hanoi-Yünnanfu 189. Hanwella 124. Hanyang 259. Happy Valley 224. Haputale 123. Harapa 81. Harima Nada 356. 358. Harrar 37. Hata 387. Hatti 79. Hatton 121. Hauki-Insel 279. =Hawaii-Inseln 413.= Hayama 392. Heischan 298. Helenaberg 423. Henaratgoda 115. Henzada 154. Heongschan 233. Heramitipana 124. Hermes-Riff 413. Hieschan 246. Hikishima 354. Hikone 379. Hilo u. Bucht 422. Himeji 360. Himeshima 356. Himitoge 353. Hino Misaki 361. 387. Hirado u. Insel 354. Hirayu 383. Hiro Shima 357. Hiroshima, Stadt 359. Hiyei-zan 377. Hiyori-yama 382. Hodêda (Hodeida) 35. Hodogaya 391. Höhlentempel 62. 97. Hokeon 190. Hokkaido 337. Hōko-rettō 245. Hoktschiu 243. Holinkiang 190. Honam 232. Honanfu 301. Hon-dau 187. Hondo 337. Hongay 187. Hongham Bay 224. Hongkiu 247. 250. =Hongkong 220.= 219. Hongkong-Kanton 224. Hongkong-Macao 232. Hongkong-Manila 234. Hongkong-Schanghai 240. =Honolulu 410.= Honolulu-Hawaii 421. Honolulu-San Francisco 422. Hooghly 134. 137. 143. -- Junction Stat. 96. Horawa potana 121. Horton Plains 123. Hosootoge 409. Hotgi Junction Stat. 98. Hozu Hozugawa 378. Hsiachiahotzu 327. Hsiaho 270. Hsiho 276. Hsiku 277. Hsiling 300. Hsingti 261. Hsinho 280. Hsinyantschou 301. Hsipaw 151. Huangpu 225. -- Fluß 246. Huangschan 255. Huangtschoufu 259. Huangtsun 277. =Hué 185.= Hugli, s. Hooghly. Hukau 258. Hunho 276. 282. 325. Huonggiang 186. Huoschangkiao 258. Hwaijangschan 301. =Hyderabad 98.= Hyderabad (Sindh) 81. =Hyōgo 361.= I. Ibukiyama 380. Ichi-no-kawa 356. Ichi-no-tani 360. Igatpuri 62. Ihelum 78. Ikao 409. Ikeshima 354. 355. Ikutski 354. Ilanskaja 315. Ilmenskijsee 313. Iltisberg 269. Iltisfriedhof 277. Imabari (Imabaru) 357. Iman u. Brücke 323. Inari 379. =Indien 42.= =Indochina 178.= Ingodotal 317. Inkau, s. Yinkou. Ipoh 163. Irawaddy 143. 154. Irekte 318. Irenenbaude 270. =Irkutsk 315.= Irosaki 387. Irtysch 313. Isahaya 353. Ischim 313. Ishibashi 403. Isil-Kul 313. Ismailia 28. Itawah 88. Itschang 262. Itsukushima 359. Ituhien 262. Iwabuchi 384. Iwakuni 358. Iwo Shima 349. Iyo Nada 356. Izu 385. Izumi Nada 356. 358. Izumistraße 361. J. Jablonoigebirge 317. Jablonowaja 317. Jaeschke, Kap 266. Jaffna 118. 124. =Jaipur= (Dschaipur) =68.= Jai Sing's-Sternwarte 69. Jakschi 318. Jalarpat Junction 132. Jali 318. Jalpaiguri 140. Jamrud, Fort 80. Janbo el-Bahr 33. Jaomönn 324. =Japan 387.= =Japanische Binnenlandsee 356.= 354. -- Riviera 387. Jarzewo 305. Ja-tschou 263. =Java 191.= Jehol 298. Jemen 35. Jenissei 315. Jezo, Insel 337. Jikkokutoge 387. Jitschöng 256. Jogeshwar 61. 64. Jog-Fall 132. Johor-Bahru 169. Joss House Hill 260. Jumna-Brücke 88. Jungfu 244. K. Kabutoyama 365. Kadugannawa 115. Kaduwella 124. Kageno 349. Kagoshima 353. Kahovlawe 422. Kahulaui 413. Kaiföng 301. Kailua 421. Kaimon 353. Kainsk 314. Kaiping 326. Kaipong, Inseln 219. Kaira 65. Kaisergräber von Peiling 325. Kaiserkanal 255. 276. Kaitschou 326. Kaiwistraße 416. 422. Kajoe-Tanam 159. Kakchioh 241. Kakogawa 360. Kalaau 422. Kalawewa 119. Kaigan 296. 317. Kalimasfluß 210. Kalithora 143. Kalka 75. Kalkutta, s. Calcutta. Kalyan 61. 96. Kamakura 391. Kamaran, Hafen, Paß, Insel 35. Kamata 393. Kambara 384. Kameyama 381. Kamino Shima 349. Kami Sakamoto 378. Kamiyama 386. Kampong Malacca 168. -- Saigon 168. Kamunting 161. Kan 315. Kanagasaki-jinja 380. Kanagawa 393. Kanazawa 392. Kanchanjanga 141. Kandang-Badaq 202. =Kandy= (Ceylon) =115.= Kandy-Anuradhapura 118. Kandy-Nuwara-Eliya 121. Kaneohe 420. Kanhari 61. 64. Kankesanturai 124. 118. Kannonsaki 388. Kanpur, s. Khanpur. Kansk 315. =Kanton 225.= Kantonfluß 219. 225. 232. Kanuma 403. Kanzaki 365. Kao-pei-tien 300. Kap Bulus 161. -- Buru 161. -- Gute Hoffnung 241. -- Jaeschke 266. -- Laboha 169. -- Liant 169. -- Padaran 219. -- Saint Jacques 217. -- Varella 186. =Karachi 82.= Karasaki 378. Karatsu 353. Karbouwengat 139. Karimskaja 317. Karli, Karli Cave 97. Karnatak 126. Kartairi-Wasserfall 129. Karuizawa 410. Kasakewitsch 320. 323. Kasaoka 360. Kasara 62. Käsch 219. Kaschmir 79. Kasi 90. Katha 153. Katpadi 132. Katscha 315. Katsuragawa 378. Katsura-no Rikyu 379. Katugastota 226. Kauai 420. 413. Kaulun 222. 224. Kaumi 271. Kawa Kemodjang 204. -- Oepas 203. -- Ratoe 203. Kawaihae 421. Kawasaki 393. Kealakeakua 421. Kedoengdjatti 207. Kedoetal 206. Keijo 333. Kekerawa 119. Kelaniya 114. Keneh 32. Kescho 188. Ketrizewo 320. 323. Khaiber-Paß 80. Khandala 97. =Khanpur 88.= Kharagpur 133. Khasia-Gebirge 140. Khôn 185. Khurda Road 133. Kialingkiang 263. Kiangschanki 258. Kiangyin 255. =Kiautschou 266.= Kiikanal 348. Kilauea 422. Kimkangsan 335. Kimsöng 335. 336. Kinel 312. Kinghsien 257. Kingtsechan 258. Kinkeisan 410. Kintaikyo 359. Kintokisan 386. Kintschau 261. Kintschou, s. Chinchou. Kirifuri-no-taki 408. Kirigalpolla 106. Kirin 324. Kirinde 124. Kisogawa 380. Kistna 99. Kityan 241. Kiukiang 258. Kiulungkiang 241. Kjachta 317. 296. Klang 164. Kljutschinskaja 315. =Kōbe-Hyōgo 361.= 362. Kōbe--Ōsaka--Nara--Kyōto 365. Kōbe--Nagasaki 358-354. Kōbe--Shimonoseki (Eisenbahn) 361-258. Kōbe--Yokohama 387. Kochi 359. Kock, Fort de 159. Koeripanfall 203. Kofu 383. Koga 403. Kohala 79. Kokura 354. Kolywansches Erzgebirge 314. Kompira 357. Kompirasan 409. Kompong Luong 184. Konahuanui 417. Koninginnen-Bai 159. =Korea 330.= Koreastraße 354. Korfu 22. Korsika 25. Koshinsan 409. Koslande 123. Kossêr 32. Kota-Gedang 159. Kotohira 357. Kowaki-dani 386. Kowloon, s. Kaulun. Koya-san 369. Kōzu 385. Krakatau 160. Kraßnojarsk 315. Kreta 22. 24. Krian Road Station 161. Krishna 99. Kriwoschtschekowo 314. Krungkao 177. Kuala Kangsar 163. -- Kubu 164. -- Lipis 164. -- Lumpur 164. -- Pilah 165. Kuangtetschou 257. Küfu 273. Kugenuma 392. Kuhpaß 270. Kulangsu 242. Kuliang 244. Kumamoto 353. Kumbakonam 128. Kumukahistraße 413. Kundah 130. Kunfuda 35. Kungfutsze 273. 217. Kungkungtau-Inseln 278. Künliangtschöng 280. Kunō-zan 383. Kupeikou 298. Kure 359. Kuré 413. Kurgan 313. Kurihashi 403. Kurilen 337. Kurla 61. Kuro-shiwo 348. Kurseong 140. Kurunegala 118. Kurushima no Seto 357. Kusatsu 379. Kuschan u. Gebirge 244. Kutab Minar 74. Kutno 304. Kwala Belawan 158. Kwangdschu 335. Kwang Tschou 178. Kwangtschöngtse 324. Kwantung 337. =Kyōto 369.= Kyōto--Yokohama 379. Kyūshū 348. L. Laboean--Deli 158. Lac-dao 188. Ladronen-Inseln 219. Laguna de Bay 240. Laguna encantada 240. =Lahore 76.= Lahore--Karachi 80. Lakhnau 88. La Monja 235. Lamputan-Tempel 242. Lanai 413. 422. Landi Kotal 80. Langfang 277. Langschanhügel 255. Lanihuli 417. Lanka Telika 118. Lantao, Insel 225. 232. Laokay 190. Laos-Staaten 178. 185. Laotse 217. Lashio 151. Lashkar 87. Lat-Säule 73. Lauschangebirge 270. 266. Lauting 270. 266. Lavinia, Mount 114. Laysan-Insel 413. Leitschikloster 244. Lembang 203. Letpadan Junction 155. Leyte 235. Lianghsianghsien 300. Liang-yu-chuang 300. Liaoyang 326. Liauho 324. Liautunggolf 279. Lienshankuan 332. Lihungtschang 258. Lingga-Archipel 191. Ling-gan-san 253. Lingting-Insel 219. Linguetta, Kap 22. Lining 253. Lin-ngan 190. Linschotenstraße 345. Liparische Inseln 25. Lissa 22. Litsun 270. Liukiu 337. Lofa 277. Lohêja 35. Lohogarh 97. Lonauli 97. Lopburi 176. Los Baños 240. Losing 243. Lotosteich 272. Lo-vek 184. Luang-prabang 185. =Lucknow 88.= Lukow 305. Lungtschuankwan 326. Lungwang-tung 262. Lutai 329. Luzon, Insel 234. Lwauping 298. Lwantschou 329. Lyemun-Paß 241. M. =Macao 238.= Macclesfield Bank 219. 220. Machiapu 277. Madarashima 355. Maddur 181. Madhuban 96. Madhupur 96. Madioen 207. =Madras 100.= 125. Madras-Calcutta 132. Madura 126. -- Insel 208. Madurastraße 208. Maebashi 408. 409. Magdala 35. Magelang 206. Mahabaleshwar 97. Mahabalipuram 104. Mahamokam Tank 128. Mahara 115. Mahavili Ganga 106. Mahim 62. Maho 118. Mahwan, Insel 225. Maibara 379. Maiko 361. Maimatschin 317. Maisur 137. Maizaka 383. Maizuru 379. Makapuu Point 422. Makkawejewo 317. Makung 246. Malabar Hill 56. 60. 41. Malacca Town 165. =Malakka = u. Straße =155.= Malang 211. Malutun 235. Malvalli 131. Mamuna Pik 123. Manaar, Insel 124, Golf 125. 106. Manaita Iwa 355. Manazuru 387. =Mandalay 151.= Mandalay-Bhamo 153. Mandapam 124. Mandschurei 318. 329. Mandschuria 318. =Manila 236.= Manindjan-See 159. Maniyachi 126. Manmad (Manmar) 62. Manova 82. Maos 204. Marco Polo 61. -- -- -Brücke 299. Mariinsk 314. Marikuppam 132. Maroriff 413. Marseille 24. Marseille-Bombay 24. Marseille-Colombo 105. Martaban, Golf 143. Marugame 357. Marusaki 337. Masanpho 336. Masbate 235. Maskeliya 121. Massaua 34. Matale 119. Matang Fort 163. Matara 125. 114. Matheran 96. Mathura 83. Matipolliam 129. Matsuida 410. Matsushima 356. Matsuyama 356. Maubin 155. Maui 413. 422. Mauna Kea 422. 421. -- Loa 422. 421. Mayasan 364. Maymyo 153. Mayon 235. Mecklenburghaus 270. =Medan 158.= Medina 33. Mehmadabad 65. Mekka 34. Mekong 178. Mengtse 274. 217. Menjardi 312. Menzale-See 27. Merapi (Java) 206. -- (Sumatra) 159. Merbaboe 206. Mescheni nowka 314. Meshima 347. Messina 24. 25. Mettupalaium 128. Miass 313. Michinoo 353. Midway Island 413. Mihara 359. 387. Miha-rashi 409. Miharayama 348. Mihashi 408. Mihintale 121. Mikomoto 387. Miko uchi 409. Millers Pik 413. Minbu 154. Mindanao 235. Mindoro 235. Mine 392. Minfluß 243. Minggrab (b. Nanking) 257. Minggräber (Peking) 296. Minhla 154. Minicoi 105. Minsk 305. Minussinsk 314. Mirsa Schêch Barud 32. Misaki 393. Mishima Nada 356. Mitajiri 358. Mitarai 357. Mitsu 356. Mitsugahama 356. Miyagino 386. Miyaichi 358. Miyajima 359. Miyako 371. Miyanoshita 385. Miyazu 379. Miyün 297. Mocha 35. Modji 287. 286. Modjokerto 207. Modu Manu, Insel 413. Moenggal-Paß 211. Möngtse 190. Moentilan 206. Mogi 352. Mogok 154. Moji 355. 354. Mokka, s. Mocha. Molokai 413. 422. Momoyama 379. Monte Agudo 234. Montpezir 61. Mooltan 81. Moon Plains 123. Morschansk 312. Mosesquelle 30. 32. Moshaisk 305. =Moskau 305.= Motienling, Paß 332. Moto-Hakone 387. Mount Abu 67. -- Diablo 423. -- Everest 142. -- Lavinia 114. Mughal Sarai Junction, Station 90. 95. =Mukden 324.= Mukojima 360. Mulin 319. Munok 190. Murawjew-Amurskij 323. Murkurti Peak 130. Murotosaki, Kap 361. Murree 78. Musuki 357. Mutankiang 319. Muttra 83. Myanoung 154. Myingyan 150. 154. Myitkyina 153. Myōgi 410. Myohaung Junction 150. 153. Mysore 137. Myssowaja (Myssowsk) 317. My-tho 183. N. Naba Junction 153. Nadeschdinskaja 320. Nagaoka 380. =Nagasaki 349.= Nagasaki-Binnenlandsee-Kōbe 354. Nagasaki-Moji 353. Naginata Saki 348. Nagoya 380. Naigutempel 382. Naka 357. Nakatsugawa 383. Nalande 119. Nalwar 99. Namsan 334. Nandaimun 333. Nanga-Parbat 79. Nangasaki, s. Nagasaki. Nanhai 220. Naniwa 365. Nanjangud 131. =Nanking 256.= Nank'ou 295. Nankoupaß 296. Nanling 257. Nanlungkou 270. Nantaisan 407. Nantai Wuschan-Pagode 241. 242. Nanuoya 122. Nara 368. Narita 403. Narutaki 353. Nasik 62. Nattore 140. Naulawasserfall 123. Navsari 64. Neapel 23. 105. Neapel-Bombay 23. Neapel-Colombo 104. Neckerinsel 413. Negombo 114. Negrais, Kap 143. Negros 235. Nekoya 384. Nellore 132. Nertschinsk 317. Neun Grad-Kanal 105. Ngadisari 212. Nganking 258. Nha-Trang 186. Nihoa-Insel 413. Nihou 337. Niihama 356. Niihau 413. =Nikko 404.= Nikobaren 134. Nikolajewsk 323. Nikolsk-Ussuriisk 320. Nimrodsund 244. Ningjuen 329. Ningganschan-Pagode 256. Ningkuofu 257. Ningpo 244. Ningteh 244. Ninguta 319. Nippon (Japan) 337. Nishimomiya 365. Nishne-Udinsk 315. Niulanschan 297. Niutschwang, s. Yinkou. Nodol 333. Noesa Kembangan 205. Nokotsuna 357. Nonni 318 Nordchina 264-265. North Saddle 253. Norwayinseln 187. Noshima saki 412. Nowo-Minsk 305. Nowo-Nikolajewsk 314. Nui-Chuachan 182. Numashima 361. Numazu 384. Nunobiki 364. Nun-yüan 277. Nurelia 122. =Nuwara Eliya 122.= 106. Nyohozan 408. O. Oahu 413. Ob 314. Obama u. Golf 352. Obock 36. Obreestraße 354. Ockseuinseln 245. Odateshima 354. Odawara 385. Oedjoeng 208. Ofuna 387. 391. Ogaki 380. Ogasawarashima 337. Ogori 358. Oita 354. Oiwake 411. Oji 368. Oka 315. Okamura 357. Okayama 360. Okazaki 383. Okinawa 337. Oki Shima 357. Okitsu 384. Oku-no-in 409. Olaa 422. Omama 409. Omiya 403. 411. Omori 393. Omsk 313. Omura 353. Ongagawa 354. Ongole 132. Onomichi 360. 357. Ontake 383. Ootacamund 129. Ooty 129. Orscha 305. =Ōsaka 365.= -- Golf 361. 365. 356. 358. 348. Ōsakishima 357. Ose Saki 349. Oshima 348. 385. 387. Oshu Kaido 403. Ostchinesisches Meer 348. 246. Östlicher Bosporus 320. =Ostindien 48.= Osumi Bana 357. Otometoge 386. Ōtsu 378. 392. Ou-dong 184. Oyama 403. 408. Oya-shima 337. P. =Padang 159.= Padang-Batavia 160. Padang-Galanggang 159. Padang-Pandjang 159. Padang-Rengas 163. Padangsches Oberland 159. Padaran, Kap 186. Pagan 154. Pagodenreede 243. Paikarifluß 130. Paja-Kombo 139. Pak-moun 185. Paknam 170. Paklat 170. Paktsim 214. Palabaddala 124. Palatupana 124. Palawan 220. Palischlucht 420. Palkstraße 106. Pambam 124. Pamiongchi 142. Panay 235. Pangerango 202. Panipat 74. Pankulam 121. Pantsiakou 298. Paoschan-Pagode 255. Paotingfu 300. Papaudajan 204. Papenberg 349. Paracel-Inseln 219. 220 Parasnath-Gebirge 96. Parbatipur 140. Parell 56. 61. Parit Buntar 161. Pashoke 143. Pasoeroean 210. Pasrepan 211. Pataling 296. Pathankot 76. Patna 95. Pattaniapura 151. Pazundaung Creek 148. Pedjagolan 204. Pedrotallagalla 106, 123. Pegu 150. Pegufluß 148. Peiho 228. Peiling 325. Peitaho 329. Peitang 329. Peitsang 277. =Peking 280.= Peking-Chinesische Mauer 298. Peking-Hankau 299. Peking-Jehol 297. Peking-Kjachta 317. Pellaro, Kap 24. Penandjaan 212. =Penang 156.= Penang, Insel 155. Penang-Singapore 160. Penang-Sumatra 157. Penchihu 332. Pengtse 258. Pensa 312. =Peradeniya 117.= 115. Perim, Insel 35. 31. Perlfluß 214. Perur 129. Pescadores 337. Pescadoresinseln 245. Peshawar 80. -- Cantonment Stat. 80. Petropawlowsk 313. Petrowski sawod 317. Petschili, Straße u. Golf 279. Pettah 113. Phalut 142. =Philippinen 235.= Phrabat 176. Pidauru Talagala 123. Pinggit-Paß 206. Pingshanhien 263. Piohunsa 336. Pirie 246. Piting 246. Pnom-Penh 184. 179. Podanur 128. Poeloe Rakata 160. -- Weh 153. Poentjak 202. Poespo 211. Pogranitschnaja 319. Point de Galle 125. 114. -- Pedro 124. Pola 22. Polgahawela 115. Polowina 315. Pondichery 128. Ponghau 246. Ponneri 132. Pont Doumer 188. Poona 97. Poradaha Junction 139. =Port Arthur 327.= -- Berenice 32. -- Dickson 160. 164. -- May 322. -- Saïd 25. 24. 23. 105. -- Sudan 32. 33. -- Swettenham 160. 164. -- Tewfik 28. -- Weld 160. 163. Porto Novo 128. Poschan 272. Possolskaja 317. Poyangsee 258. Prabat 176. Prai 161. Prambanan 205. Preanger-Regentschaften 202. Prinzental 270. Probolinggo 212. Prome 154. Prongs Leuchtturm 56. Psiloriti 24. Pukhan 335. Puksan 334. Pulo Condor 177. Pulubrani 168. =Pulu Pinang 156.= Puna 97. Punjab 44. 81 Pup-hyöng 333. Purana Kila 73. Puri Jagganath 133. Pushkar 67. Pussella 124. Q. Quangtri 186. Quelpart 348. Quinhon 177. R. Radschputana-Ebene 67. Ragama 115. Raichur 100. Rajahmundry 133. Rakutōko 336. Rambha 133. Ramboda 124. Rambodapaß 123. Rambukkana 115. Rameswaram 124. Ramnagar 95. Rampur 79. Ranaghat Junction 139. Randapola 123. =Rangoon 145.= 155. Rangoon-Calcutta 145-143. Rangoon-Oberbirma 150. Rangoonfluß 143. 145. 148. Raniganj 96. Ranipet 132. Râs Bab el-Mandeb 30. -- Benas 32. -- el-Bir 36. -- Gharib 32. -- Safarana 32. -- Sijan 36. Ratnapura 123. Rawal Pindi 78. Rawang 164. Reggio 24. Renigunta 100. Riang 143. Ridi Vihare 118. Rinchinpong 142. Riouw-Archipel 191. Riouw-Inseln 161. Rjashk 312. Rohri 81. Rokkosan 364. Rokuren 355. Rompin 166. Roter Fluß 178. Rotes Meer 30. 105. Ryojun Ko 327. Ryu-Kyu-Inseln 348. 337. S. Saalij 333. Sabang 155. 158. Sachalin 337. Saddle Islands 253. Sa-dec 184. Safarana 32. Saga 353. 379. Sagaing 153. Sagallo 36. Sagamibucht 392. Sagar 132. Sahati 35. Saidaimun 333. =Saïgon 179.= Saïgon--Pnom-Penh--Angkor--Thom 185. Saïgon--Haiphong--Hanoï 185. Saïgon--Singapore 177. Saïgonfluß 178. Saint John-Insel 34. Sakai 367. Sakava-gawa 385. Sakitoshima 354. Sakura 353. Sakurai 368. Sálak-Vulkan 202. Salsette, Insel 55. 61. Samalkot Junction 133. Samar 235. Samara 312. Samarang 207. Samban 360. Sandakphu 142. =Sandwich-Inseln 413.= Sankei 359. Sankt Nikolaas-Huk 160. San Mateo 235. Sano 384. Sanroshiu 336. Santuan 244. Sanyoeisenbahn 358. Sara Ghat 140. Sardinien 25. Sarkhej 66. Sarnath 95. Sasebo 353. Saten 224. Sauakin 33. Saugor 134. Sawah-Loentoe 159. Schadwan-Insel 32. Schamien 225. =Schanghai 246.= 255. Schanghai--Hankau (Yangtsefahrt) 254. Schanghai--Hongkong 245-240. Schanghai--Japan 347. Schanghai--Tsingtau--Tientsin--Peking 265. Schanhaikuan 329. Schansi 300. Schanstaaten 144. =Schantung 271.= Schantungvorgebirge 277. Schaschi 261. Schaweischan 266. Schiwuiyao 258. Schnikou 244. Schoa 37. Schuangschywu 270. Schumicha 313. Schuntöfu 300. Schunyi 297. Sealdah 139. Sebajir-Inseln 35. Sechs Brüder 36. Secunderabad 99. Seikwan 336. Seki 392. Seki-ga-hara 380. Semeroe 211. 191. Semipalatinsk 314. Sengenyama 386. Sengoku 386. Sensuito 360. Sentei 359. Serampore 96. Seremban 165. Serendah 164. Serendib 106. Seringapatam 131. Seta 379. Seulawai Agam 155. Shah-Dara 77. Sha-ho 295. 326. Shahocheu 332. Shalimar 78. -- Bagh 79. Shang-fang-san 254. Shanghai, s. Schanghai. Shang-kuan 296. Shêchan 260. Shibukawa 408. Shichijo 369. Shichi-to 348. Shillong 140. Shimoga 131. Shimonoseki 355. Shimonoseki--Kōbe (Eisenbahn) 358. Shimo Sakamoto 378. Shinagawa 393. Shinsen 336. Shinyu-Unsen 352. Shiojiri 383. Shioya 361. Shirakawa 377. Shiranesan 408. Shiwo Misaki 387. Shizuoka 383. Shodoshima 360. Sholapur 98. Shoto-en 385. Shozushima 360. 358. Shufurei 336. Shukaltirth 65. =Siam 170.= Siaukuschan 258. =Sibirische Bahn 301.= Sieben Inseln 348. Siedlec 305. Siem-reap 184. Sierra de Mariveles 234. Sigiri 119. Sigur 130. Sikandarah 86. Sikiang 215. 233. Silberinsel 255. Siliguri 140. Sima 315. Simla 75. Sinai 30. Sinaihalbinsel 29. 32. Sindanglaja 202. 201. Sindukphu 142. =Singapore 167.= 161. Singapore-Bangkok 169. Singapore-Batavia 190. Singapore-Hongkong 219. Singapore-Saïgon 177. Singgalang 159. Singhala 106. Singkarah 159. Single Tree Hill 123. Sinhgarh 97. Sischanhügel 259. Sitoe Bagendit-See 204. -- Batoe 202. -- Goenoeng 202. Sivasamudram 131. Siwalli 64. Skierniewice 304. Skrypleff 320. Slatoust 313. Smolensk 305. Sochondo 317. Soekaboemi 202. Soekapoera 212. Soengai-Poear 159. -- -Tanang 159. =Soerabaja 207.= Soerakarta 207. Sokotra 41. 105. Solo 207. Solok 159. Sone 360. Songkoi 178. 190. Sori 409. =Söul 333.= Sperlingsberge 309. Spexstraße 354. Srinagar 79. Sri Rangam 127. Srirangapattam 131. Sserpuchow 311. Steamer Point 38. Steepinsel 246. =Straits Settlements 155.= Strjetensk 317. 323. Stromboli 24. Studjenka 305. Suakin (Sauakin) 33. Suantuau 244. Sua-Son-Lek-Tin 170. Subic 234. Suchiatun 325. Su-chou 248. =Südchina 215.= Südchinesisches Meer 220. 169. 177. Südsee 411. Suez 29. 105, Golf 32. 105. =Suezkanal 26.= 105. Suifu 263. Suifun 319. Suigen 336. Sulphur-Durchfahrt 220. Sultanpur 75. Suma 361. =Sumatra 157.= 158. Sumidagawa 396. Sumiyoshi 367. Sundastraße 160. Sungari 318. Sungsi-Kaia 163. -- Siput 163. Sunho 297. Suradjnagar 79. Surat 64. Surugabucht 384. Sutschou 253. Suwayama 364. Suwo Nada 356. Swatau 241. Swatoje More 316. Syfang II 271. Syrivun 149. T. Tachienlu 263. Tadjura 36. Tadotsu 357. Tadpatri 100. Tafelberg 423. Taianfu 273. Taiku 336. Taiping 257. 161. Taipingkanal 261. Taipo 224. Tair, Djebel 34. 35. Tairen Wan, s. Dairen. Taischan 273. Taitungtschen 270. Taiwan (Formosa) 337. Taiyuenfu 300. Tajga 314. Taj Mahal 85. Takaboko 349. 351. Takada 368. Takahama 356. Takaikami 357. Takamatsu 358. Takarazuka 365. Takasago 360. Takasaki 411. Takatori 361. Takayama 361. Takenoko 355. Takeo 353. Taku, Takuforts 279. Talawakele 122. Talgappe 132. Talienwan 326. Taloschan 297. Tanaka 392. Tanchoi 317. Tandikat 159. Tandjong-Pandang 191. Tandjong-Priok 195. Tandschur, s. Tanjore. Tandur 98. Tanegashima 348. Tangfang 329. Tangho 329. Tangkangtzu 326. Tangkoeban-Prahoe 203. Tangkukae 335. T'ang-shan 297. Tanjore 127. Tapah Road 164. Taragarh-Hügel 67. Tarna 176. Tasik-Malaja 204. Tatarskaja 314. Tatung 257. Tawaji, Bai 39. Teesta Bridge 143. -- -Tal 143. Telaga Bodas 204. -- Warna 202. Teliszu 326. Telok Anson 160. 164. Temerloh 166. Tempelpaß 270. Tengger 211. -- Vulkan 211. Tenggeresen 212. Teng-gol 169. Tengyau 270. Tenjintoge 409. Tenoyugawa-Stromschnellen 383. Thabeitkyin 154. Thaetsingang 335. Thana 61. Thazi Junction 150. The Straits 161. Thudau mot 183. Tiahling 324. =Tientsin 275.= Tientsin--Peking 277. Tientsin Settlement 280. 276. Tiger Hill 141. Timsah-See 28. Tinghai 244. Tioman 169. Tirapane 119. Tirukalikundrum 104. Tirumala 100. Tirupati 100. Tissamaharama 124. Tjandi 208. Tjangkoewang-See 204. Tjiampelas 203. Tjiandjoer 202. Tjibatoe 203. Tjibodas 203. Tjilatjap 205. Tjipanas 202. 204. Tjiseroepan 204. Tjisokanfluß 203. Tjitaroemfluß 203. Tjitis 204. Tjitjalengka 203. Tjoeroeg 203. Toba 382. Tobol 313. Tobolsk 314. Tobusaki 354. Todas 130. Todestal 204. To-Fluß 155. Togami 403. Tokaido 378. Tokuyama 358. =Tōkyō 393.= Tōkyō--Nikkō 403. Tōkyō, Golf 388. 390. 396. 348. Tolohafen 224. Tomagashima 387. Tomo 360. =Tomsk 314.= Tongku 279. Tongschan 329. Tongting 246. =Tonkin 188.= 178. Tonosho 360. Tor (Sinai) 32. Torishinia 347. Tosari 211. Toshi-jima 382. Tosu 353. Totapolla 106. Totsuka 391. Tourane 186. 177. Toyama 408. Toyohashi 383. Toyoura 358. Trian 183. Trichinopoly 127. 128. Triest 22. 23. Triest--Bombay 22. Triest--Colombo 106. Trimalgiri 99. Trincomalie 124. 121. 106. Trivalur 104. Trombay, Insel 55. Tsachokou 332. Tsangkou 271. Tschalientau 266. Tschanganso 335. 336. Tschangli 329. Tschanglo 272. Tschangscha 261. Tschangschan-Durchfahrt 279. Tschangtöfu 300. Tschangtschun 324. Tschánho 296. Tschautschoufu 241. Tscheljabinsk 313. Tschengtan 270. =Tschifu 278.= Tschikiang 262. Tschimtschun 224. =Tschimulpo 333.= Tschinglungtse 272. Tschingwantau 329. Tschinhai 244. Tschinkiang 255. Tschita 317. Tschiu-schui 270. Tschöngtingfu 300. Tschöngtou 263. Tschop-Dollar 219. Tschouhsien 274. Tschoutsun 272. Tschukiang 219. Tschumatien 301. Tschungking 263. Tschusanarchipel 244. 253. Tschusanpagode 255. Tsientangkiang 253. =Tsinanfu 272.= =Tsingtau 267.= Tsingtau--Tsinanfu 271. Tsingtschoufu 272. Tsinkiang 262. Tsinling-Gebirge 215. Tsumago 383. Tsungming 255. Tsuruga 379. Tsurumi 393. Tsuru Shima Seto 357. Tsushima 337. Tughlakabad 74. Tula 311. Tulun 315. Tundla 88. -- Junction 83. Tunghai 348. Tungling, Ostgrab 325. Tungliu 258. Tungscha-Feuerschiff 246. Tungtingsee 261. Tuni 133. Turnaboutinsel 245. Tuticorin 125. Twin Peaks 240. U. Uchino Umi 358. Uda 317. Udvada 64. Ufa 312. Uji 382. Ujina 359. Umballa 74. 75. Undavilli 133. Unzentake 352. Upolu Point 422. Uraga 392. 388. Uragakanal 348. 388. 390. 412. Urakamino Onsen 353. Uralgebirge 312. Urami 408. Urawa 403. Urga 317. Uri 79. Urshum 313. Ushizu 353. Uslowaja 312. Ussuribahn 323. 320. Ussuribucht 322. Ussurifluß 323. Ustj Strjelka 317. Uti 129. Utsunomiya 403. 408. V. Van Diemenstraße 348. Varella, Kap 186. Vellore 132. Victoria (Hongkong) 223. -- Peak 222. Victoriasee 149. Vidjajapura 98. Villupuram 128. Vinh-long 184. Vizagapatam 133. Vizianagram 133. Vorderindien 42. Vriesinsel 387. W. Wackelstein 242. Wadi Junction Stat. 99. Wafangtien 326. Wahiawa 420. Waikiki 420. Waimea 422. Waka-no-ura 367. Wakayama 367. Waltair 133. Wanaradja 204. Wang-ba-gr 298. Wangking 333. Wanshien 262. =Warschau 304.= =Weihaiwei 278.= Weihsien 272. Weißer Hirsch- u. Tigertempel 242. Wellawaya 123. Wellesley 155. Wellington 129. Werchne-Udinsk 317. Westberge 293. Westgräber 300. West-Lamma-Durchfahrt 219-220. Whampoa 225. Widodaren 211. Wjasma 305. Wjasowaja 313. =Wladiwostok 320.= Wladiwostok-Chabarowsk 323. Wloclawek 304. Wolga 312. Wönsan 334. Wöntschou 244. Woodlands 169. World's End 123. Wosnessenskij-Kloster 315. Wuhu 257. Wulungpei 332. Wusüeh 258. Wusung 246. 245. Wutschang 259. Y. Yamada 381. Yamaguchi 358. Yamakita 385. Yamashina 379. Yanaitsu 358. Yandoon 154. =Yangtsefahrt 254.= Yangtsekiang 246. 254. Yangtsun 277. Yankintaung 153. Yao 368. Yapahu 118. Yashima 356. Yashimayama 358. Yatsugatake 338. Yaumati 224. Yedobai 390. Yenangyaung 154. Yentai 326 Yeso, s. Yezo. Yezo, Insel 337. Yingkou 328. Yitsching 256. Yodogawa 365. =Yokohama 388.= Yokohama-Kōbe 387. Yokohama-Kyōto 387-379. Yokohama-San Francisco 423. Yokohama-Tōkyō 393. Yokohamabai 390. Yokosuka 392. 388. Yongpöng 335. Yotschau 261. Yüchömsa 336. Yuda 358. Yünnan, Prov. 189. =Yünnanfu 190.= Yumoto 385. -- und See 408. 409. Yunfukloster 244. Yungfluß 244. Yungpingfu 298. Yungsan 333. Yunuisan 266. Yurastraße 387. Z. Zikawei 252. Zizikar 318. Zushi 392. Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig. _Für Reise und Haus._ [Illustration: Werbung] _Arabisch_ _geb._ 3 _M._ _Dän.-Norwegisch_ - 3 - _Englisch_ - 2,50 - _Französisch_ - 2,50 - _Italienisch_ - 2,50 - _Neugriechisch_ - 2,50 - _Portugiesisch_ - 3,50 - _Russisch_ - 5 - _Schwedisch_ - 3 - _Spanisch_ - 3 - _Türkisch_ - 3 - * * * * * =Meyers Sprachführer= bieten als Verschmelzung von _Konversationsbuch_ und _Taschenwörterbuch_ den großen Vorzug, daß man sich mit ihrer Hilfe in der Sprache fremden Landes ohne besondere Vorkenntnis ausdrücken und eine jedermann verständliche Unterhaltung führen kann. Man findet _im Nu_ das gewünschte Wort, daneben Warnung vor üblichen _Sprachfehlern_, _grammatische_ Anweisungen, lehrreiche Winke über _Sitten_ und _Gebräuche_ und eine Fülle _zusammengehöriger_ Vokabeln und Redewendungen. Korrekt in der Sprache und praktisch in der Anlage, sind diese Führer vortreffliche Helfer _auf der Reise und im Haus_. Münzen-Umrechnungstabelle. ========================================================================== | Man erhält ungefähr für Name des |-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ Landes |Wert in| 1 Mark | 1 Tael |1Pfd.St.|1 Frank|1 Lira |1 Gold- | | |=deutsch=|=chines.=|=eng- = |=fran-=|=itali-=| Yen | | |=deutsch=|=chines.=|=lisch= |= zös.=|= en.=|=japan.=| ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Deutsch-=|Mark zu| | | | | | | =land= |100 Pf.| -- |M. 3,10 |M. 20,40|M. 0,80|M. 0,80 |M. 2,10 | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =China[A]=|Tael zu| | | | | | | |1000 | Tael | | Tael | Tael | Tael | Tael | | Cash | 0,323 | -- | 6,580 | 0,258 | 0,258 | 0,674 | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ |Pfd. | | | | | | | | Sterl.| | | | | | | =England= |zu 20 | | | | | | | |Shill. | 1 sh. |3 sh. 2d.| -- |9-1/2d.|9-1/2 d.|2 sh.1d.| |zu 12d.| | | | | | | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ |Frank | | | | | | | =Frank-= |zu 100 |Fr. 1,25 |Fr. 3,875|Fr.25,50| -- Fr. 1,00|Fr.2,612| =reich= |Centi- | | | | | | | |mes | | | | | | | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ |Lira zu| | | | | | | =Italien= |100Cen-| L. 1,25 |L. 3,875 |L. 25,50|L. 1,00| -- |L. 2,612| |tesimi | | | | | | | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Japan= |Gold- | | | | | | | | Yen | | | | | | | |zu 100 |Yen 0,48 |Yen 1,48 |Yen 9,76|Yen0,38|Yen 0,38| -- | | Sen | | | | | | | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Nieder-= |Gulden | | | | | | | =lande= |zu 100 | | | | | | | |Cents |Fl.0,585 |Fl.1, 92 |Fl.12,00|47 cts.| 47 cts.|Fl.1,225| ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Nord-= |Dollar | | | | | | | =amerika= |zu 100 | 23,5 | 73 Cents| Doll. | 18,8 | 18,8 | 48 | |Cents | Cents | | 4,80 | Cents | Cents | Cents | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Österr.-=|Krone | | | | | | | =Ungarn= |zu 100 |Kr. 1,176|Kr. 3,845|Kr.24,00|Kr.0,94|Kr. 0,94|Kr.2,457| ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Ost-= |Rupie | | | | | | | =Indien= |zu 16 | | | | | | | |Annas |11 Annas |2 Rupies |14Rupies|9 Annas|9 Annas |1 Rupie | |zu 12 | | | | | | | |Pies | 5 Pies |3 A. 5 P.|9 A.1 P.| | |4A. 11P.| ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Portugal=|Milreis| | |4 Mil- | | | | |zu 1000| | | reis | 176 | |459-4/5 | | Reis | 220 Reis| 682 Reis|493 Reis| Reis |176 Reis| Reis | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ |Rubel | | | | | | | =Rußland= |zu 100 |46,3 Kop.|1,43 Rub.| 9,49 | 37 | 37 Kop.| 97 Kop.| |Kopeken| | | Rub. | Kop. | | | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ |Peseta |1 Peseta |3 Pesetas| | | | 2 | =Spanien= |zu 100 | 25 Cts. |87,5 Cts.| 25,5 | 1 | 1 | Pesetas| |Cente- | | | Pes. | Peseta| Peseta | 61,25 | |simas | | | | | | Cts. | ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ =Türkei= |Piaster|5 Piaster| 17 | |4 | 4 | 11 | |zu 40 |22 Para | Piaster |113,3 P.|Piaster| Piaster| Piaster| |Para | | 8 Para | |18 Para| 18 Para| 24 Para| ----------+-------+---------+---------+--------+-------+--------+--------+ ========================================================================= | Man erhält ungefähr für Name des |-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ Landes |Wert in| 1 Gulden |1 Dollar | 1 Krone | 1 Rupie | 1 Milreis| | | =nie- = |=ameri-= |=öster-= | =indisch= | =portu-= | | | =derl. = |=kan. = |=reich.= | | =gies. = | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Deutsch-=|Mark zu| | | | | | =land= |100 Pf.| M. 1,70 | M. 4,25 | M. 0,85 | M. 1,40 | M. 4,54 | ----------+-------+----------+-------------------------------+----------+ =China[A]=|Tael zu| | | | | | |1000 | Tael | Tael | Tael | Tael | Tael | | Cash | 0,550 | 1,370 | 0,275 | 0,452 | 1,465 | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ |Pfd. | | | | | | | Sterl.| | | | | | =England= |zu 20 | 20 d. | 4sh. | 10 d. | 1 sh. 4 d.| 4 sh. | |Shill. | | 2 d. | | | 5-1/2 d.| |zu 12d.| | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ |Frank | | | | | | =Frank-= |zu 100 | Fr. 2,12 | Fr. 5,30|Fr. 1,065| Fr. 1,75 | Fr. 5,675| =reich= |Centi- | | | | | | |mes | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ |Lira zu| | | | | | =Italien= |100Cen-| L. 2,12 | L. 5,30 | L. 1,065| L. 1,75 | L. 5,675 | |tesimi | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Japan= |Gold- | | | | | | | Yen | | | | | | |zu 100 | Yen 0,80 | Yen 2,04| Yen 0,40| Yen 0,76 | Yen 2,16 | | Sen | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Nieder-= |Gulden | | | | | | =lande= |zu 100 | -- |Fl. 2,50 | 50 cts. | 82,5 cts. | Fl. 2,67 | |Cents | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Nord-= |Dollar | | | | | | =amerika= |zu 100 | 40 Cents | -- | 20 Cents| 33 Cents |106,8 Cts.| |Cents | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Österr.-=|Krone | | | | | | =Ungarn= |zu 100 | Kr. 2,00 | Kr. 5,00| -- | Kr. 1,65 | Kr. 5,34 | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Ost-= |Rupie | | | | | | =Indien= |zu 16 | | | | | | |Annas | 1 Rupie | 3 Rupies| 10 Annas| -- |3 Rupies | |zu 12 | 5 A. 6 P.| 7 Pies | 9 Pies | |3 A. 10 P.| |Pies | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Portugal=|Milreis| | | | | | |zu 1000| 374 Reis | 936 Reis| 187 Reis| 308 Reis | -- | | Reis | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ |Rubel | | | | | | =Rußland= |zu 100 | 78 Kop. |1,96 Rub.| 39 Kop. | 65 Kop. | 2,1 Rub. |Kopeken| | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ |Peseta | | 5 | | | 5 | =Spanien= |zu 100 |2,12 Pes. | Pesetas | 1,062 | 1,75 Pes. | Pesetas | |Cente- | | 30 Cts. | Pes. | | 67,5 Cts.| |simas | | | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ =Türkei= |Piaster| 9 | 23 |4 Piaster| 7 Piaster | 25 | |zu 40 | Piaster | Piaster |28,75 | 30 Para | Piaster | |Para | 17 Para | 24 Para | Para | | 9 Para | ----------+-------+----------+---------+---------+-----------+----------+ ================================================== | Man erhält ungefähr für Name des |-------+----------+---------+---------+ Landes |Wert in| 1 Rubel |1 Peseta |1 Piaster| | | |=spa-= |=tür-= | | | =russ. = |=nisch= |=kisch= | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Deutsch-=|Mark zu| | | | =land= |100 Pf.| M. 2,16 | M. 0,80 | M. 0,18 | ----------+-------+----------+---------+---------+ =China[A]=|Tael zu| | | | |1000 | Tael | Tael | Tael | | Cash | 0,71 | 1,370 | 0,275 | ----------+-------+----------+---------+---------+ |Pfd. | | | | | Sterl.| 2 sh. | | | =England= |zu 20 | 2 d. | 9-1/2 d.| 2-1/3 d.| |Shill. | | | | |zu 12d.| | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ |Frank | | | | =Frank-= |zu 100 | Fr. 2,68 | Fr. 1,00|Fr. 0,225| =reich= |Centi- | | | | |mes | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ |Lira zu| | | | =Italien= |100Cen-| L. 2,68 | L. 1,00 | L. 0,225| |tesimi | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Japan= |Gold- | | | | | Yen | | | | |zu 100 | Yen 1,05 | Yen 0,38| Yen 0,08| | Sen | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Nieder-= |Gulden | | | | =lande= |zu 100 | Fl. 1,229| 47 cts. |Fl. 0,105| |Cents | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Nord-= |Dollar | | | | =amerika= |zu 100 | 49 Cents | 18,8 | 4,25 | |Cents | | Cents | Cents | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Österr.-=|Krone | | | | =Ungarn= |zu 100 | Kr. 2,54 | Kr. 0,94|Kr. 0,212| ----------+-------+----------+---------+---------+ =Ost-= |Rupie | | | | =Indien= |zu 16 | | | | |Annas | 1 Rupie | 9 Annas | 2 Annas | |zu 12 | 5 A. 8 P.| | 1 Pies | |Pies | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Portugal=|Milreis| | | | |zu 1000| 476 Reis | 176 Reis| 39-13/20| | Reis | | | R. | ----------+-------+----------+---------+---------+ |Rubel | | | | =Rußland= |zu 100 | -- | 37 Kop. | 8 Kop. | |Kopeken| | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ |Peseta | 2 | | | =Spanien= |zu 100 | Pesetas | -- | 22,5 | |Cente- | 61 Cts. | | Cts. | |simas | | | | ----------+-------+----------+---------+---------+ =Türkei= |Piaster| | 4 | | |zu 40 | 12 | Piaster | -- | |Para | Piaster | 18 Para | | ----------+-------+----------+---------+---------+ FUSSNOTEN [1] Nach Berechnung oder Schätzung. [A] Der in den chinesischen Küstenplätzen umlaufende =Mexikanische Dollar= hat ungefähr den Wert eines japanischen Gold-Yen (s. unten). Anmerkungen des Bearbeiters: Unterschiedliche Schreibweisen von (z.B.) Hotel und Hôtel resultieren aus unterschiedlichen Sprachen. U.a.: Deutsch, Englisch, Französisch, etc. Fettdruck markiert durch: =...= Kursivschrift markiert durch: _..._ Gesperrter Text markiert durch: _=...=_ Die inkonsistente Verwendung von Bindestrichen im Original wurde beibehalten. ^ beschreibt das darauf folgende Zeichen als Exponenten. [Hand] beschreibt eine zeigende Hand auf den darauf folgenden Text. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK WELTREISE. ERSTER TEIL: INDIEN, CHINA UND JAPAN *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for an eBook, except by following the terms of the trademark license, including paying royalties for use of the Project Gutenberg trademark. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the trademark license is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. Project Gutenberg eBooks may be modified and printed and given away—you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. START: FULL LICENSE THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK To protect the Project Gutenberg™ mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase “Project Gutenberg”), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg™ License available with this file or online at www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg™ electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg™ electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg™ electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg™ electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. “Project Gutenberg” is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg™ electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg™ electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg™ electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation (“the Foundation” or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg™ electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is unprotected by copyright law in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. 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Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you ‘AS-IS’, WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate. While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. 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