The Project Gutenberg eBook of Tagebuch eines bösen Buben This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Tagebuch eines bösen Buben Author: Metta Victoria Fuller Victor Release date: June 13, 2014 [eBook #45956] Language: German *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TAGEBUCH EINES BÖSEN BUBEN *** E-text prepared by Norbert H. Langkau and the Online Distributed Proofreading Team (http://www.pgdp.net from page images generously made available by Internet Archive/American Libraries (https://archive.org/details/americana) Note: Project Gutenberg also has an HTML version of this file which includes the more than 200 original illustrations. See 45956-h.htm or 45956-h.zip: (https://www.gutenberg.org/cache/epub/45956/pg45956-images.html) or (https://www.gutenberg.org/files/45956/45956-h.zip) Images of the original pages are available through Internet Archive/American Libraries. See https://archive.org/details/tagebucheinesb00victiala TAGEBUCH EINES BÖSEN BUBEN [Illustration] Delphin-Verlag München Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von J. Bolstiber. Die Bilder zeichnete Eugen Osswald. Druck von C. Brügel & Sohn A.G., Ansbach 17.--20. Tausend Tagebuch Wie er es begann Ich wahr gestern 8 Jar alt un Mamma sagte zu mir: »Schorschi, was fir ein Geburtstagspresennt mechstu gern habn?« Ich sagte »ein Tagbuch«, weil alle meine große Schwestern eins habn un ich dachte, das ich auch schon groß genug dazu bin. Also kaufte Mamma mir eins. Weil ichs aber ganz richtig anfangn wollt', schlich ich henauf in Lilys Zimmer und wollte ein bischen aus ihren henausschreibn, aber sie hat es in ihrn Schreibtisch eingeschperrt un ich brauchte greßlich fiel Zeit einen Schlissl der dazu paßt zu suchn. Wi ich enlich einen gefundn hadte un Lil grad zu Besuch aus war, setzte ich mich nieder un schrib eine Seite ab, so gut als ich konnte. Ich hab drei Schwestern, die alle ein Tagbuch habn, in das sie jedn Abens heneinschreibn, wenn sie sich die Haare henuntergenommen un in der Lade heneingelegt habn, außer die welche sie eingewiklt habn. Heute Abens also kommt Herr Willi Schmidt, so ein großer heßlicher alter Junggesell, der beina jeden abens zu Lil auf Besuch kommt un iber dem meine Schwestern immer hinter seinen Rickn lachn un ich bin grad in' Sallohn mit mein' Tagbuch un er fragt mich was ich bekommen hab un gibt mir ein Schtick Kandeszucker un ich zeig' ihm mein' Tagbuch un er list es laut for zu Lil un Elsbett die sehr fein aufgeputzt grad in Zimmer warn: »Ich winsche, der alter Willi Schmidt mechte liber zuhaus bleibn. Am Sonntag abens war er wider da. Ich werde ihm nie un nie un nimmermehr auch nur ein bißchen lib habn, aber Mamma sagt, er is reich un ich muß ihm annehmen, wenn er um mich anhelt. Oh wi grausam is es mich zu so einen falschn Schpiel zu feranlassen! Es scheint, als ob mir das Herz brechn mißte. Was fir schreklich große rote Hende er nur hat un er kann fon nichs andern schprechn, als wifiel Häuser er hat un seine Krawatte is fon greßlicher Geschmacklosigkeit. Ich winschte er wirde wegbleibn un dem Ding ein Ende machn. Wi er letztn Sonntag abens fortging wollte er mich kissn aber ich mechte ebnsogern einen Krebs kissn wi ihm. O er is so ferschidn fon meinen sißn, sißn Montague de Jones. O warum is Montague nur ein armer Beamter! Ich kann dises Elend nich lenger mehr ertragn. Montague is eifersichtig un macht mir die bitterste Vorwirfe. O was fir ein Betrug is dises Lebn! Ich bin es mid.« Lil krisch die ganze Zeit un wollte es packn, aber Herr Schmidt hilt es in der Hehe un las das ganze; dann sagte er zu mir: was schreibst du solchn Unsinn? aber ich sagte es is kein Unsinn, es is aus Lils Tagbuch un ich glaube Lil weiß genug, um sich eins zu haltn -- und er nimmt seinen Hut un Schtock und Elsbett sagt zu mir: »Da has du wider was schönes angerichtet, Schorschi!« Lil wollte mich packn, aber ich bickte mich un lif weg. Ich hab noch keinen Jungen so leicht in der Patsche kommen gesehn, wi ich. Die ganze Familje is zornig auf mir und sagt ich hab die Heirat hintergetribn un sie um gute hunderttausend Doller gebracht, aber ich seh nich ein, wiso ich schuld sein soll -- blos weil ich ein paar Zeiln aus Lils Tagbuch abgeschribn hab? Eins is sicher -- das ibrige fon disn Buch wird fon meiner eigner Erfindung sein, gut oder schlecht. Mir ekln di Narrnsachn in dise Medchentagbicher. Heit war so ein Lerm deswegn zuhaus, das ich gar nich sah, wi ich mein Essn krign soll, so ging ich fischn. Es war nich trib, so wolltn sie nich anbeißn. Ein Mann kommt forbei un sagt: »Was angebissn, Sehnchen?« Ich winsche, die Leite mechtn mich nich Sehnchen rufn -- es macht mich withend. Deswegen schrie ich: »Ferdammter Fisch!« Un er sagt: »Was fir ein godtloser Junge!« Un ich sag: »Ach was, der Fisch is auf den Damm.« Un er kratzte sich am Kopf un ging weg. Grad biß einer an un ich lehnte mich zuweit heniber und fiel henein. Ich schwamm iber den Damm un flog henein in die Mihle und grad ibers Rad, aber nich früer, wi ich zur Schleise kam, dachte ich, ich glaube, sie wern traurig sein, wenn sie Schorschi nich mehr habn wern, ihm zu scheltn. Ich weiß aber nich mehr was ich dachte, wi sie mich herauszogn, weil ich so totgetrenkt war, wie eine Maus; aber sie rolltn mich auf einer Kiste un blisn mir mit einen Blasbalg in mein innerliches un ich kam zu mir un fragte: »Habt ihr mein Fischzeig gerettet?« Ich weiß nich, warum Mamma weinte, wie sie mich nachaus brachtn, denn da wars ja schon forbei un das sagte ich ihr auch. Ich war greßlich froh, das ich heneingefalln bin, weil sie driber ganz fergeßn habn, auf mir bös zu sein. Lil brachte mir Budterbrod un sehr gutn Tee un am abens gingen alle henunter und wickltn mich in der Deke ein, das ich glaubte ich muß erschtickn. Deswegen schtand ich auf un zog mein neies Gewand an -- das andre war zum trocknen. Un weil sie mich gewiß gescholtn hedtn, das ich aufgeschtandn bin, schlich ich in Sallohn un ferschteckte mich hintern Vorhang fom Feranderfenster. Ich wahr so mid, das ich gleich einschlief un wi ich aufkam, herte ich Schtimmen un bemerkte das es Susann un ihr Ferehrer war, die zusamm am Sofa saßn. Elsbett hakte am Peano am andern End fom Zimmer. Lil war drobn, weil sie wußte, das Herr Schmidt nich mehr kommen wird. »Wir werdn wartn missn,« sagte er, »filleich ein Jar. Der alter Doktor Bradley braucht einem jungen Mann, um die Fahrtn zu machn un er hat ferschprochn mich auf disn Fall zu nehmen. Kanns du wartn auf mich mein Lib? Du wirst Geduld habn missn,« sagte er. »Du auch mit mir,« sagte Susann un dann lachtn sie. »Wir tetn besser es fir dem Moment als tifes Geheimniß zu betrachten,« sagte er. »Ja,« sagte sie, »wahrhaftig! Es is die beste Polletik lange Ferlobungen geheim zu haltn -- es kennte irgend etwas dazwischn kommen, weiß du!« Un dann schprang sie auf, wi wenn er auf sie geschossen hedt un lif durchs Zimmer un setzte sich noch grade recht auf einen Sessl, weil ein par Leite herein kamen und dann noch ein par. Alle wolltn wissn, wi es dem armen kleinen Schorschi geht un dann kam Mamma und sagte, ich bin weggelaufn un sie is greßlich besorgt ich hab das Dellirum in meinen Kopf un mein Gehirn is filleich angegriffn. So gab ich also dem Vorhang einen Schwups un schprang herfor wi wenn ich Hipf-Frosch schpiln mecht un es wahr zum lachn, wi sie schrien. »Oh Schorschi, Schorschi!« seifzte die arme Mamma, »du wirst noch mein Tod sein -- ich weiß, du wirst.« »Warstu die ganze Zeit unter den Feranderfenster?« fragte Susann un wird rot un blaß. »Natirlich,« sag ich un winke ihm und wink' ihr. »Ich wußte, das Erlichkeit die beste Polletik is,« fing ich an, »aber warum is es die beste Polletik es nich zu sagn, wenn ihr ferlobt seid, wi du früer gesagt hast?« Dann warf mich Susann henaus aus den Zimmer un wi wir schon bei der Thir warn schrie ich noch: »Laß mein Arm los! Ich geh schon, brauchst mich nich zu schtoßn. Sag Su, warum bistu so fom Sofa aufgeschprungn, wi di Leite geklinglt habn? Hat Doktor Moor --« Aber sie hilt mir die Hand forn Mund un schlug die Thir zu. »Ich mechte dich so gern auspeitschn, als ich je wieder essn mecht, Schorschi,« sagt sie und fengt zum weinen an: »so mit der Thire ins Haus zu falln, du schlechter, schlechter Junge!« »Mit was fir einer Thire?« frag ich. »Doktor Moor wird dirs nie ferzeihn!« un schluchst, wi wenn ihr ihr einzges Schtickchen Kandis in Brunnen gefalln wer. »Wir wolltn, das kein Mensch for den nechstn seks Monathn etwas dafon weiß.« »Es tut mir leid, das ichs getan hab, Susi,« sagte ich, »ich werds auch nimmer tun, wenn du zu weinen aufherst. Aber was hab ich denn eigentlich angeschtellt? Wenn ich gewußt hedt, das der Doktor so leicht erschreckt, so wer ich wirklich nich so schnell herausgeschprungen. Ich mecht so einen Menschn nich heiratn, der so leicht erschreckt. Er mecht fielleich gleich in Ohmach falln, wenn er in der Nacht ein weißes Leintuch zum trocknen aufgehengt siht. Ich glaub nich an Geschpenster, glaubs du?« Wi ich das sag kommt Mamma und schleppt mich wider henauf in mein Bed und sagt Betti -- das Stubnmedchen -- soll bei mir bleibn bis ich schlaf, un ich bat Betti, das in mein Tagbuch zu schreibn, weil ich so mid un schlefrig wahr. Bettis Libhaber hat rote Haare und schielt. Ich guckte eimal durchs Gangfenster un sah wi er mit ein Aug auf Betti un mit einen auf der Kechin schaute -- die is so launisch, wi man nur sein kann -- un ich winschte, ich mecht auch schieln, dann kennt ich mit ein Aug ins Buch schaun un mit ein Aug auf Tommy Fuller, wenn er Nadln in die Benke schteckt wo sich die Jungen hinsetzn wolln. Schielaugn wern der greßter Schpaß fir Jungen, die in der Schul gehn missn. Betti gehnt, wi wenn ihr der Kopf abfalln mecht. So muß ich schlissn. Die Photographien Ich bin beina eine Woche zu krank gewesn, um in mein Tagbuch zu schreibn. Ich wahr krank, weil ich mich ertrenkt hab un weil ich aus den Bed aufgeschtandn bin, wi ich schwitzig war. Doktor Moor war zweimal jedn Tag bei mir. Er wahr so gut zu mir, das es mir leid tut, ich hab ihm damals so erschreckt. Ich herte heit früh Elsbett zu Lil sagn, sie ist froh, das ich krank bin un sie hofft, das ich mindestens ein Monath krank sein werd, damit ein bischen Fridn im haus is. Ich mechte nur wissn, warum Medchen ihre kleine Brider nich gern haben. Ich bin doch wirklich gut zu Beß. Wenn ich gesund bin geh ich zweimal in Tag zur Post fir ihr. Ich hab im ganzn nich mehr als drei Brife fir ihr verlorn. Famohs! Bin ich froh, das sie's nich weiß! Heute nachmittag wahr mir schon so gut, das ich aufschtehn wollte un wi Betti mitn Nachmahl kam, kroch ich aus dem Bed un ferschteckte mich hinter der Thir. Ich hadte Mammas Schahl um un wie sie hereinkam, schprang ich herfor un bellte wi wenn ich ein großer schwarzer Hund wer -- un dise unforsichge Persohn leßt die Tasse auf der Erde falln. So eine Bescheerung! Di Porzlanschale gebrochn, die Suppe aufn Teppich ferschidtet un die ganze Familje kam heraufgelaufn, weil sie so schrie, wi wenn das Haus in Feier wer. Ich wußte nicht, das Betti so eine Gans is. Alle scholtn sie mich -- das tun sie immer. Ich glaube, wenn ich gesund bin, werd ich dafonlaufn un ein Biffljeger wern oder auf ein Schiff gehn. So is ein Junge nie behandlt worn -- so ungerech. Heut erlaubtn sie mir in der Decke eingewiklt im Lehnschtuhl zu sitzn. Aber das wahr mir bald fad, so bat ich Betti mir ein Glas Eiswasser zu holn um meinem Durscht zu leschn un wi sie draußn war, tummlte ich mich un lif weg in Lils Zimmer heniber um mir alle di Fotografin fon di hibschn junge Menner anzuschaun, die sie in der Lade hat. Die Medchen warn alle im Sallohn druntn, weil Fräuln Miller zu Besuch da wahr. Betti kam mich suchn aber ich verschteckte mich im Kabenett hinter einen altn Reifrock. Wi sie weg wahr kam ich wider hervor un unterhilt mich wirklich sehr gut. Einige fon di Fotografin warn rickwerts beschribn, wi zum Beischpil: »Eingebildeter Narr!« »Oh wi siß!« »Er wollte, ich nich!« »Ein herziger Schatz!« »Was fir ein Mund!« »Portreht eines Affn!« Zwei Dutzn dafon, welche ich kannte, schteckte ich ein, um ein bischen Schpaß zu habn, wenn ich gesund bin. Ich machte die Lade wider zu, sodas Susann nich merkt, das ich sie genommen hab. Mir wahr, als ob ich nimmer in das heßliche Zimmer zurickgehn kennt, so fad war es mir schon un ich dachte ich kann mir hir die Zeit fertreibn un schpiln, ich bin ein junges Medchen. So zog ich also Susis altes Kideparih an un einem Unterrok mit einen langen Schlepp' un ihr blauseidnes Kleid, nur war es nich groß genug um der Taillje. In der Lade fand ich ein paar kleine Lockn die machte ich mir auf der Schtirn mit Gummirabi fest un dann sah ich etwas rotes in einer Schale un ferbte mir die Wangen damit. Wi ich fertig wahr, rutschte ich am Treppngelender hinunter un plumpste grad auf Fräuln Miller, di sich fon meine Schwestern empfehln wollte. So ein Geschrei, das sie machtn! »Mein bestes blauseidnes, du Teufl fon einen Jungen!« sagte Su. Fräuln Miller drehte mich zum Licht un sagte so siß wi Honig: »Woher has du nur di hibschn rotn Wangen, Schorschi?« Susann machte mir ein Zeichn, aber ich ferschtand sie nich. »Ich fand etwas rotes in Susanns Lade,« sagte ich un sie lechlte so recht hemisch un sagte: »Oh!« Meine Schwester sagt, sie is eine greßliche Schwetzerin un wird in der ganzn Schtatt erzehln, daß sie sich schminkn was gar nich wahr is weil die Schale zufellig dort wahr um Rosn auf Kartnpapir zu machn, un das is nichs schlechtes. Ich blib in Susanns Kleid hengen, wi ich die Schtige henauf gehn wollte un riß dem Vorderteil mittndurch. Sie war so ergerlich, daß sie mich orfeigte. »Aha Susi,« sagte ich zu mir, »du weißt nichs fon die Fotografin die ich aus deiner Lade genommen hab!« Manche Leite glaubn kleine Jungen habn nur Ohrn um sie zu orfeign -- meine Schwestern wengstens tuns. Wenn sie nur wißtn was fir finstere und deßprahte Gedankn kleine Jungen habn, mechtn sie sorgsamer mit ihnen umgehn -- es regt sie auf, wi wenn man mitn Schtock in der Kotlake herumrihrt. Ich gab nach -- aber warte nur bis morgn! Heut lißn sie mich zum Frühschtick henunter kommen. Ich hadte alle dise Bilder in meine Taschn geschteckt un wi ich aufpasse das ich unbemerk wegschleichn kann, sagt Lily: »Was macht denn deine Taschn so herausschtehn?« »Oh ferschidnes!« sagte ich, und sie lachte. »Ich hab geglaubt, du hast filleich Bicher und Kleider eingeschteckt un willst weglaufn un ein indjanischer Heiptling wern,« sagte sie. Ich ferried nichs, sondern sagte: »Ich will in den Hinterhof gehn un ein bischen schpiln.« Gut, ich lif also in der Schtadt henunter un hadte einem prachfolln Schpaß. Ich ging zu alle Orgenahle fon die Fotografin. [Illustration] »Halloh Schorschi! Wider gesund?« sagte der erster zu den ich ging. Oh du mein Gott! Wenn ich groß genug bin wird mein Schnurbart nich so aufgewikst sein wi seiner, hoff ich. Er is in einen Ladn un ich bettelte ihm, mir eine hibsche Krawatte zu schenken un wi er fragte: »Sin deine Schwestern gesund?« fischte ich seine Fotografih heraus un gab sie ihm. Es war die mit »Eingebildeter Narr!« auf dem Rickn geschribn. Die Medchen hadten seinen Schnurbart doplt solang ausgezogn un ihm iber das ganze Gesicht lachn gemacht. Er wurde so rot wi Feier un dann schrie er zu mir: »Wer hat das getan, du Nichsnutz?« »Ich glaube die Geschpenster,« sagte ich so erns wi eine Nachteile un machte das ich fortkam, weil er auschaute wi wenn gleich das Gewidter losgehn mecht. Der nechster Platz, wo ich hin kam, wahr eine Matrjahlwarnhandlung wo ein andrer junger Mann wahr. Er hadte rotes Haar un Sommerschprossen aber er schien sich selbs fir einer Schönheit zu haltn. Ich sagte: »Halloh Peters! Gutn Morgn!« Er sagte: »Ich winsch ebnfalls, Schorschi. Iß du Rosinen gern? Da, nimm dir.« Jungen, die drei hibsche Schwestern habn, gehts iberall gut, bemerke ich. Ich nahm mir eine große Hanfoll Rosinen un ein par Nisse un setzte mich zum essn auf den Ladntisch, bis ich auf einmal, wi wenn mirs grad einfalln mecht, in der Tasche greif, seine Fotografih henausnehm, drauf schiele un sage: »Das siht aber ganz so aus wie sie, sag ich!« »Laß sehn!« sagte er. Ich wollte ers lang nich un dann gab ich sie ihm. Die Medchen hadtn Sommerschprossn iber das ganze Gesicht gemacht. Das wahr die, bei welcher sie auf dem Rickn geschribn hatn »Er wollte, ich nich«. Sie hadtn sein Haar so rot angemahlt wi einen Hahnenkamm. Er wurde ganz bleich, wi er es in der Näe sah. »Das is eine brennende Schande,« sagte ich, »fir dise Damen, sich so iber ihre Ferehrer lustig zu machn.« »Schau das du fortkommst!« sagte Peters. Ich packte noch schnell ein Bindl Rosinen und ferschwand ruig. Er wahr withend! Herr Hofmann is ein Avokat un hat ein Bihro auf den Platz bein Gerichtshaus. Ich kenn ihm sehr gut, weil er offt zu uns kommt. Er is ein greßlich komischer Mensch un so schteif, man mechte glaubn, er schaut ob der Mond aus grinen Käs gemacht is, wi di Leite sagn, weil er so in der Luft guckt. Er hat eine tife, tife Schtimme beina bis in seine Schtifl henunter. Das Hertz schlug mir wi ich hinkam, so firchtete ich mich. Aber ich wollte den Schpaß doch bis zuend sehn un so fragte ich ihm: »Is das Wunderthir heite ausgeschtellt?« »Was meins du?« fragte er un schaute auf mir henunter. [Illustration] »Susann sagte, wenn ich ins Bihro fon Herrn Hofmann geh, so kann ich sehn wofon das das Bild is,« sag ich un gib ihm seine eigne Fotografih beschribn mit »Das große Wunderthir«. Es is greßlich schpaßig, die Gesichter der Leite zu sehn, wenn sie ihre eigne Fotografihn anschaun. In einen Nuh hob er dem Fuß auf, aber ich wich ihm noch grad zurecht aus. Ich herte ihm etwas brummen wi »anzeign wegn Beleidegung«. Ich glaube er sollte sie liber wegn effentlicher Gewalttetigkeit anzeign, weil sie mich immer orfeigt. Ich winschte sie mecht eingeschperrt wern, da gescheh ihr recht. Wenn ich noch lenger schreib, so komm ich nich for Mitternach ins Bed. Ich muß schon gehnen wie in schterbender Fisch. So, lebwohl mein Tagbuch, bis nechstesmahl. Die Bilder hab ich alle noch formittag zurickgegebn. Ich glaube, das wird einen Schpektakl gebn. Ich muß beina zerplatzn for lachn, wenn ich an dem Menschn denk dem ich »Das Portreht eines Affn« zurickgegebn hab. Er schaute so wunderlich aus. Ich glaube er weinte. Wi ich zum Essn nachaus kam, queltn sie Mamma grad, ihnen zu erlaubn, nechste Woche Gesellschaft zu gebn. Ich glaube nich, das einer fon die junge Menner kommen wird, die Medchen werdn auf ihnen ferzichtn missn. Mir ligt garnix dran. Was nehmen sie sich solche Freiheitn mit meine Ohrn heraus, wenn sie wolln, ich soll gut zu ihnen sein. P. S. Ich wette die Ohrn klingen ihnen heite wi mir noch nie. Die Gesellschaft Oh Godt! Oh Godt! Was fir eine Welt is das! Kleine Jungen sin zum Ferdruß geborn, wi di Funkn zum in der Heh flign. Es is iber einer Woche seit ich das Herz gehabt hab in mein Tagbuch zu schreibn. Armes Tagbuch! Du Zeige meines gebrochenen Herzns, zu dir komme ich um Trohst. Auf deine Bletter will ich mein Leid aufschreibn. Es schmerzt mich noch jetz, grad auf den Sessl zu sitzn, aber deinetwegn will ichs zu ertragn suchn. Es kommt alles fon den Tag her, wo ich den Menschn ihre Fotografihn zurickbrachte. Die Medchen queltn also die Mamma grad, eine Gesellschaff zu gebn un Mamma ferschprach es ihnen enlich, sodas sie sehr lustig wahrn un anfingn die Liste von denen herauszuschreibn, die sie einladn wolltn. Sie wahrn alle drei so ämsig wi Bihnen und ich war ganz braf un saß auf einen Sessl un herte ruig zu weil ich so mid wahr, wi es auf eimal klinglt un nimand andrer hereinkommt als Tante Betsey die in Hoppertown wohnt un uns zweimal in Jar besucht. Meine Schwestern warn ganz außer sich, weil sie wußtn, das sie eine Woche dableibt un bei der Gesellschaff sein wird. Lily machte ein böses Gesicht wi sie es herte. »Heßliche alte Persohn,« sagte sie, »immer kommt sie zur ungelegestn Zeit.« »Sie bleibt sicher hir,« sagte Elsbett, »wenn sie dafon hert, un wird wider ihr altes grines Seidnkleid tragn mit den gelbn Kopfputz un ihre lila gewirkte Handschuhe.« »Sie wird uns greßlich langweiln,« sagte Susann. Ich glaube Tante Betsey is reich, aber so altmodisch, das man glaubn mechte, si is grad aus der Arche gekommen mit die Thire zu zwei un zwei nur Tante Betsey muß allein gehn weil sie eine alte Jungfer is. Wi ich also herte, das sie hofftn sie wird nich zur Gesellschaff bleibn, hoffte ich es wirklich auch. Um die Wahrheit zu sagn, ich hadte ein schlechtes Gewissn wegn dise Fotografihn di ich aus Rache zurickgegebn hab. Oh es is schrecklich ein schlechtes Gewissn zu habn, es wägt wi Blei. Ich winsche ich hedte es nich getan aber es nitzt nichs um fergossener Milch zu weinen un so hab ich beschlossn etwas fir meine Schwestern zu tun, um es gut zu machn. Nach dem Tee wahr ich allein mit der Tante im Vorsaal un sagte zu ihr: »Tante, mechst du meine Schwestern gern glicklich machn?« »Was meins du?« fragte sie. »Weil, wenn du wolltest,« sag ich, »bitte fahr nachaus befor Gesellschaff is. Sie wolln dich den Abend nich hir habn. Ich herte sie so sagn. Erzehl aber nich das ich dirs gesagt hab, Tante, sondern fahr nur ruig nachaus den Tag for nechstn Donnerstag un ich wer dir mein Lebnlang dankbar sein.« Ich glaube es wahr nich schön fon ihr, zornig zu wern, wenn ich so heflich zu ihr redete -- un ganz gemein war es, gleich heneinzulaufn um es zu erzehln, wenn ich sie ausdriklich gebetn hadte, es nich zu ferratn, was sie aber tat so schnell sie nur konnte, un den nechstn Tag wahr sie auf und davon un sagte sie wird uns nie un nie un nimmermehr besuchn. Aber das is noch nich alles. Es scheint mein Papa hadte Geld fon ihr ausgeborgt, weil die Zeitn so schlecht sin un sie machte ihm Forwirfe, das er Gesellschaffn mit ausgeborgten Geld gibt. Der ganzer Zorn fon alle fiel auf mir armen 8 Jar altn Jungen. Un noch was andres fiel auf mir. Ich will dir nich di Schande antun, libes Tagbuch un heneinschreibn, was, es is genug wenn ich sag das sie das Kind ferdorbn habn, obwohl sie dem Schtock nich schpartn. Betti bedauerte mich un machte mir ein weiches Kissn aus einen altn Polster. Ich will nich ausgehn, damit die Jungen nich merkn es is was passihrt -- die Zeit fergeht greßlich langsam. Ich mechte mir nichs draus machn Robinson zu sein. Wenn ich eimal groß wer, un einen kleinen Jungen hab, ich wer ihm nich so behandln. Ich mechte ihm nich beschtrafn fir etwas, was er gar nich tun wollte, sondern ihm dreimal in Tag mit Schaumkuchn fittern un seine eltern Schwestern nich so grob zu ihm schprechn lassn, als wer er ein Monstrem. Die ganze Zeit war ich nich ruig wegn die Fotografihn. Ich glaubte jedn Augnblick, es muß herauskommen, was ich angeschtellt hab. Ein Tag nach den andern ferging, enlich kam der Gesellschaffsabend. Betti zog mir mein neies Gewand an, band mir meine schönste Krawatte um un schittete mir einen Liter parfehm auf mein Taschntuch, meine Schwestern predigtn mir eine halbe Schtunde, wi ich mich benemen muß wenn ich nich zubett geschikt wern will un lissn mich enlich in Sallohn kommen. Das ganze Haus war beleichtet, iberall warn Bukehs un ein Mann war da zum Klawirschpiln. Der Mund wesserte mir, wenn ich an dem Gefrornen dachte un den Kuchn, die Oranschen und das Scheleh, die Hihner un belegte Butterbröder die in Schpeißzimmer warn. Die Medchen schautn greßlich hibsch aus, in Weiße Kleider, die Loknwikl herausgenommen, die Augn hell un Blumen im Haar. Die Gesellschaff kam an. Alle die jungen nobln Damen aus den Ort die zu uns kommen flegn, kamen -- die Uhr schlug nein -- der einzger Herr der da war, war Doktor Moor, der Susann heiratn wird. Meine Schwestern fingn an unruig auszuschaun. Ich zidterte in meine Schue. Der Kerl bei den Peano schpilte un schpilte. Ein par fon die Medchen faßten sich um der Taillje und walztn herum aber es schin ihnen nich sehr zu gefalln. Die Uhr schlug halb zehn!!! Oh wi mein schlechtes Gewissn mich henunterdrickte! Ich sagte zu mir selbs: »Die Bombe is geladn, die Lunte angeschteckt, jetz kann sie platzn!« Die Geste fingen zu wispern an un meine Schwestern schautn aus als ob sie sich am libstn in ein Mausloch ferkrichn wolltn. Dann klinglte es auf eimal draußen sehr laut -- alle Gesichter glentzn, aber es wahr nur Betti, die eine Karte brachte un sie meinen Schwestern gab. Es war aber keine »Absage« nur eine Fotografih, die sie beschribn hadtn un die in ihrer Schreibtischlade zu sein flegte. Die Glocke klinglte nocheimal -- noch eine Foto! Na, die Ssene! Die Glocke klinglte noch zwanzigmal un jedesmal wahr es eine andere un noch eine un noch eine. Zuletz kamen zwei junge Menner. Ich wußte augnblicklich warum sie kamen. Auf ihre Kartn war geschribn: »Oh du herziger Junge« un »Zu schön, zu prechtig, um zu dauern!« Der wahr in einen Schuhgeschefft aber er ferschtand dem Witz nich. Sie tanzten ein par Lanzjehs mit drei Herrn un finf Damen. Fräulein Hopkins kicherte die ganze Zeit un meine Schwester weinte beina. Das Nachtessn war ausgezeichnet, aber ich wußte die Gesellschaff wahr ferdorbn. Ich fihlte mich so unruig, das ich bei der finften Tasse Gefrornes aufhern mußte. »Wenn ich wißte, wer es getan hat,« herte ich Susi zum Dokter sagn, »ich könnte ihn ermordn! Un ich wirde es auch! Ein gemeiner, feigherziger ränkischer Scherz! Ich hasse solche Scherze! Sie sind nun alle böse auf uns. Wir kennen es nie mehr gutmachn. Wir werdn in einer andre Schtadt zihn missn. Ich werd es nie mehr wagn, mich auf der Schtraße zu zeign. Ich winsche ich kennte herausfindn, wer es tat!« »Filleich kann Schorschi hir uns Auskunff gebn,« sagte der Dokter un schaute mir scharff ins Gesicht. »Oh nein,« sagte ich. »Hechstens wars Hektor. Ich hab ihm ein par Fotografihn zum kaun gegebn, filleich hat er sie auf der Schtraße falln lassn.« »Dann hadtest du sie also?!« sagte sie ganz heftig. Das Unglick war geschehn. Ich lif dafon un legte mich schlafn. Ich wollte nich dabei sein, wi di Leite weggingn. Ich lag un denkte un denkte lange Zeit. Ich wußte, das mich jetz wider Prigl erwartn. Ich habe mich noch nich fon die Wirkungen der forign erholt. Mir schin als kennte ich die harte Prifung nich iberschtehn die mich in der Frih erwartet. Ich konnte keinem Momment schlafn. Ich war entschlossn fortzurennen. Tante Betsey wohnte nur finfzig Meiln per Bahn fon unsern Ort. Ich wahr einmal dort. Ich hadte zwei Doller in meiner Schparkasse. Der Mond schin so hell wi Tag. Ich schtand auf, un zog mich an, nahm meine Schparkasse kroch die Schtige henunter so leise wi eine Maus, machte mir die Thir auf un war draußn. Ich lif so schnell ich nur konnte zum Deppoh. Es wurde schon hell. Ein Lastzug schtand auf der Weiche un blis Dampf aus. Ich paßte di Gelegenheit ab un kroch in einem leern Wagn. Zimlich bald klinglte es -- wir warn am Weg! »Lebt wol meine Freinde!« sagte ich. »Ihr werdet euch nich mehr mit disn bösn Jungen ergern. Er geht un wird sich duckn, bis der Sturm voriber is!« Dann machte mich das Wackln fon den Wagohn sehr schlefrig un ich dachte, ich will ein bischen schlafn un ich werde morgn erzehln, wi ich aufwachte. * * * * * »Wer is das?« fragte eine raue Schtimme. »Ich bins, der kleiner Schorschi,« sagte ich. »Ich will meine Fart bezahln. Hir is meine Schparkasse mit zwei Doller drin, nehmen sie sich henaus wifil sie bekommen.« Ein großer Mann mit einer Laterne schaute mir sehr erns an. »Wi komms du da herein?« fragte er. »Ich lief fon zuhaus weg, weil ich immer etwas anschtell. Ich sollte gepriglt werdn, weil ich den jungen Leitn di Fotografihn zurickgegebn hab, auf di meine Schwestern geschribn hadtn. Sind sie der Bremser?« »Natirlich!« sagt er un lacht. »Wo wills du auschteign?« »Hoppertown,« sag ich. »Un ich glaub ich wer dortbleibn bis ich groß bin, weil sons meine Schwestern alle als alte Jungffern schterbn.« Der Bremser war sehr freinlich un setzte sich mir gegniber un sagte das ich ihm erzehlen soll. Wir unterhiltn uns gans gut un er erklärte mir alles am Wagn. Ich glaube, ich mechte auch Bremser wern wenn ich groß bin. * * * * * Die Flucht Ich hab letztn Abens zimlich kurz abgebrochn, weil eine Maus in meinen Schlafzimmer kam un ich fersuchte sie zu fangen. Ich zerbrach mein Lawor wi ich einen Schu auf ihr hinschmis. Aber die Maus erwischte ich nich. Also gut, der Bremser un ich unterhiltn uns sehr gut. Ich erzehlte ihm fon meine Schwestern, fon Tante Betsey un fon allen. Es tat ihm leid um mir; er wollte kein Geld fon mir fir der Fart nehmen. Er sagte wi er in meinen Alter war bekam er jedn Abens reglmeßig Prigl un ich soll mich nur dran gewehnen un mir nix draus machn. »Der Frosch gewehnt sich dran geschundn zu wern,« sagte er, »hindre nur die Ferlobungen deiner Schwestern nich, wenns dir meglich is; Ferehrer sin heuer rar. Der Krig in Europa hat unter die Menner aufgereimt.« Den Bremser werd ich bis zu meinen Todestag libhabn, er war so gut zu mir. Es war filleich nein Uhr formittag wi wir zu den Platz kamen, wo ich ausschteign wollte; wir schittltn uns noch die Hende un sagtn Adjeh, wi wenn wir schon alte Freunde wern. Ich glaube ich wers aufgebn Biffljeger zu wern un liber Bremser sein, wenn ich groß bin. So ein famohses Lebn! Man kann ganz umsons fahrn sofiel man will. Bei den Deppoh warn ein par Jungen, die sehr erschtaunt wahrn, mich aus den Lastzug ausschteign zu sehn. Sie schtelltn sich mir for und ich dachte ich kennte noch ein bischen schpiln, befor ich Tante Betsey sage, das ich hergekommen bin, um bei ihr zu bleibn. Ich fand aber, das es sehr schlechte godtlose Jungen warn, die gar keine Erziung hadtn. Sie nahmen mir meine Schparkassa weg zerrissn mir mein neus Gewand un warfn mit Schmuz, so das ich mich nich anschaun lassn konnte. Ich dachte an etwas, das in einen Buch fon mir schteht: »Nimm dich for fremde Hunde inach!« Es war schon Midtag wi ich zu Tante Betsey kam. Ich hatte nich bemerkt das ich hungrig wahr bis ich die gebackenen Pastehtchen roch. Sie aß ganz allein zu Midtag, wi ich herein kam. »Großer Godt! Schorschi Hacker!« schri si un liß ihr Messer so fest aufn Teller falln, das ein Stick fom Rand herausbrach. »Woher komms du? Was ist mit deinen Gewand geschehn? Wer hat dir das Gesicht so zerkratzt? Das ist doch --!« »Tante Betsey,« sagte ich, »ich will nich lügn, ich bin dafongelaufn.« »Dafongelaufn! Dafongelaufn fon deinen libn Heim, fon deinen gutn Papa, deiner theiern Mamma, deinen brafen Schwe--« Hir herte sie pletzlich auf, wi wenn ihr was im Hals schteckn geblibn wer. Sie erinnerte sich gewiß, wie sie sie nich zur Gesellschaff habn wolltn. »Ich wundre mich nich,« sagte sie dann, »dise Medchen sin genug, um jedermann aus dem Haus zu treibn. Erzehl mir alles, mein armes Kind!« Ich erklehrte ihr also die ganze Geschichte. Ich sagte ihr auch, das mir das Hertz blutet, das ich sie damals bei uns so bös gemacht hab. Wi ich ihr fon die Fotografihn erzehlte, glänztn ihre Augn, so erfreut wahr sie, das meine Schwestern in der Patsche warn. »Es wahr nich recht fon dir, Schorschi,« sagte sie, »aber Bubn bleibn nun eimal Bubn. Es freut mich, das du zu mir gekommen bist. Geh nur hinaus in der Kiche un wasche dich und dann komm schnell zurick sonst wern die Hihnchen kalt.« »Versprichs du mir, Tante, ihnen nich zu schreibn, wo ich bin?« »Wenn sies nich erfahrn, bis ichs ihnen schreib,« sagte sie kurz, »wirst du bei mir bleibn, bis du groß bist.« Man siht sie hadte einem Haß auf meine Leite, weil ich ihr erzehlt hadte, daß sie sie nich zur Gesellschaff wolltn. Sie schtopfte mich so foll, das ich schon bein dridtn Schtick Pastehte nich mehr weiter konnte un besserte mir meine Jacke aus un wahr so gut zu mir als man nur sein kann. Lange for fier Uhr kam fon Papa ein Tellergramm: »Ist Schorschi dort?« Tante tellergrafiert zurick: »Was meins du?« So wußtn sie also nich ob ich war oder nich. Ich habe fergessen zu sagn, das ich mein Tagbuch mitgebracht hadte in mein Taschntuch eingebundn un ein reines Hemd un ein par Schtrümpfe. Es war Tante Betseys Lawor das ich zerbrach, wi ich das Mäuschen fangen wollte. Es wahr aus so schpaßgen blauen Porzllan -- das Lawor, nich das Mäuschen -- un Tante wahr sehr bös. Ich firchtete sie wird mich deswegn nachaus schickn. * * * * * Ich bin nun schon 2 Tag hir, sie behelt mich nur um meine Leite zu ergern, aber oh! sie laßt mich arbeitn, wi ein Schklafe. Es wird mir schon zu fad. Ich muß Schnitzl aufklaubn un sogar die Fisoln aufbindn -- eine waare Schande! bei uns zuhaus macht das die Kechinn. Sie leßt mich nich mit die andern Jungen schpiln. Zwei mahl hab ich mich schon zum Deppoh geschlichn um den Bremser zu suchn, er soll mich mit zuricknehmen. Er wird es tun, das weiß ich sicher. Heimweh is etwas schreckliches. * * * * * Fier lange, lange Tage un Nechte! Wi langsam die Zeit kricht, wi eine Schneke! Ich bin deschpart, kein Geld, keine Freinde un keine Gelegnheit den Bremser zu sehn. Heut hab ich zwelf Virtl Heidlbeern klaubn missen un mein Schtolz fertragt eine solche Ernidregung nich. Oh kennt ich noch eimal die Heimath meiner Kindheit sehn ich were ein brafer Junge! Umsons sin dise traurige Gedankn! Warte! -- Hurrah! Ich hab eine Ideh! Ich wills nich in mein Tagbuch schreibn, weil ich glaube das Tante Betsey es list wenn ich nich zuhaus bin. * * * * * Oh glicklicher Junge! Wider zuhause! Trenen ferdunkln meine Augn, wenn ich an die Ssene denk, wi mein Fater mich in Triumf nachaus brachte. Meine Mutter schluchste, meine Schwester kißtn mich, selbs di Kechin weinte un Betti hilt sich die Schirze for die Augn. Die ganze Schtadt hat solches Aufsehns fon mir gemacht als ob ich der armer Kaptehn Roß wer. Bein Deppoh warn eine große Menge Leite um mich zu erwartn. Nein so was! Papa wahr so zornig auf der Tante, das er kein Wort mit ihr redete, wi er mich holn kam, weil alle Leite sagtn ich muß tot oder geschtohln sein. Wi ich das Geld zum tellergrafihrn bekam, war so: sie schickte mich Heidlbeern klaubn zum einmachn, aber ich verkaufte sie un ging zum Deppoh un tellergrafihrte: »Ich bin bei Tante Betsey -- bitte, bitte, komm un hol mich nachaus. Dein Sohn Schorschi.« Meine Schwestern sin greßlich libe Medchen. Ich will nie, nie wider so lang ich leb etwas thun, was sie ergert. Ich bin fest beschlossn den Fater unsres Lands zum Forbild zu nehmen und wenn ich groß wer, ein berihmter un guter Mensch zu sein. Der neuer Predger kam heut Abens zu uns zum Tee. Er heißt Ehrwirdn Nebnezer Slokum. Er is 26 Jar alt wi er selbs gesagt hat. Er is bleich tregt weiße Fatermerder un hat Medchen un Zuckerbeckerein sehr gern, wi ich bemerke. Er patschte mir aufn Kopf -- ich kann es nich ausschtehn am Kopf gepatscht zu wern, das paßt fir Jungen fon drei oder fier. Ich denke er macht sich angenehm zu Lil aber sie will ihm nich habn. Die einzge Sehle auf der Erde um die sich Lil kimmert is Montag de Jones. Heut formidtag trug ich ihm 1 Brif hin. Sie gab mir ein 10 Centschtick wenn ich ferschprech niemandn dafon zu sagn. Er schrib einen andern zurick un gab mir auch 10 Cent. Lil wartete in Hof, wi ich zurickkam. Sie schtekte dem Brif schnell in der Tasche un lif henauf. Was hat das zu bedeitn? Nach den Tee gingn wir alle im Sallohn. Herr Slokum fragte mich ob ich gern Gummizuckerl esse, weil ich grad eins in den Mund schteckte. Wir warn allein bein Fenster. Ich sagte ja un das ich mir immer kaufe, wenn Herr de Jones mir Geld gibt, weil ich ihm einen Brif fon meiner Schwester Lil gebracht hab. Was machte ihm nur so grin im Gesicht wi ich das sagte? Un dann fragte er, wi oft ich mir kaufe un ich sagte, jedn Tag. Er seifzte ein bischen, wi wenn er zufil gegessn hädt un bald darauf sagte er, er muß nachaus gehn un eine Predig schreibn. Oh Gott! So etwas! Eimal schimpftn sie nich auf dem armen Schorschi un prigltn ihm nich un schicktn ihn nich bei hellen Licht zubed. Pa sagt er wird mir nechste Woche ein Welozipeh kaufn. Es scheint ich hab mich sehr nitzlich gemacht wenn ich auch erst 8 Jar alt bin. Letztn abens, wi ich in mein Tagbuch geschribn hadte un nich ein bischen schlefrig war ging ich in Lilys Zimmer um mir eine fon ihre Umhilln zu nehmen um Betti zu erschrekn, da fihlte ich auf eimal etwas in der Tasche, was ein Brif wahr, den ich las. Es schtand drin: »Der Wagn wird heut Abens neun Uhr an der Ecke wartn -- schleiche forsichtig henaus, alles wird gut gehn. Laß mich nich fergebns wartn, theierste Lil.« »Was is das?« sagte ich. »Es is beina neun. Ich will hingehn un zuschaun.« Ich hengte die Umhille zurick in dem Kastn, kroch iber der hintere Treppe und kam auf der Gasse. Ich ferschteckte mich hinter ein Faß mit Asche. Richtig schtand mein Wagn an der Ecke. Eine Menute schpeter kam meine Schwester Lil im Regnmantl mit einen Bündl in der Hand. Herr de Jones schprang aus den Wagn, half ihr henein, schlug die Thir zu und fort warn sie. Der Kutscher haute auf die Ferde, wi wenn es hinter ihm brennte. Ich lif so schnell ich nur konnte zuhaus, platzte henein wo die Leite saßn un schnappte: »Ihr thetet besser, euch zu beeiln, wenn ihr sie noch erwischen wollt. Ich glaube man sollte dem Kutscher einschperrn, weil er die Ferde so priglt.« »Wofon sprichs du?« sagte Mamma. »Oh nichs. Nur Lil ist mit ihm in einen Wagn dafongelaufn. Sie gehn nach Platville um sich traun zu lassn. Ich hab sie wegfahrn gesehn.« Dann sagte Papa etwas sehr schlechtes. Elsbett lif henauf in Lils Zimmer, um zu sehn ob ich die Wahrheit gesagt hab. Ich wurde zubett gejagt wi immer wenns einen Schpaß gibt, un wi ich heut aufkomm un zum Frühschtick henuntergeh war meine libe Lil wider mit den andern bein Tisch un nach den Frühschtick sagte sie zu mir: »Oh Schorschi, wi konntes du uns nur ferratn!« und fengt auf eimal laut zu weinen an. Ich winsche, ich hedts nich getan. »Er wußte nicht, daß sie geladen war« In unsern Haus ist ein Unfall passihrt. Mir wirde es nich sehr zur Ehre gereichn, wenn ich erzehlte, wer Schuld wahr. Ich bin ein entsetzlicher Junge. Dir, mein Tagbuch will ich alle meine Sindn geschtehn. Ich wollte es ja gar nich tun. Ferdin ich also dafir Schelte? Ich winschte die großn Leite mechtn mich nich immer so schimpfn. Ich bin ein schreklicher Junge aber nich absichtlich, es passihrt nur grad so. Jetz is die ganze Schtadt withend auf mir. Papa sagt er erwartet, das ich ins Gefengnis muß. Oh mein theires Tagbuch has du je gedacht das dein kleiner Eigenthimer in dem Kerker kommen wird? Oh es is greßlich den Kirchnforschteher un den Richter un das alte Fräuln Harkneß so die Schtirn auf sich runzln zu sehn, als wenn man ein herzloser Ferbrecher wer -- wenn man es nich eimal hat tun wolln. In der Frih wahr ich ein sehr brafes Kind ich schpilte dribn bei Hansi Braun und nichs geschah -- außer das ich bein Essn dribn blib, obwohl Hansis Mudter es nich wollte und dann kam er heriber un wir unterhiltn uns sehr gut. Wir warn obn in Mammas Zimmer wi sie zu Besuch aus wahr. Ich schtellte einen Sessl aufn Tisch un kraxlte henauf zu den oberstn Bredt fon den Kamihnschrank un nahm ein par Medezinflaschn un gab es Henschen zu kostn, weil er sagte es schmekt gut. Aber dann war er pletzlich ganz blaß un so krank in seinen Magn das er nich wußte ob er auf di Fiße oder aufn Kopf schteht. Also liß ihm Betti eine Schale schmutzign warmen Wasser mit Senf heneingemischt trinkn, so ein schreklicher Saft, das er alles wider henausschmeißn mußte un dann wahr ihm gut. Wi Betti um den Senf ging, gukte ich in Papas Tasche un fand dort so eine schpaßige Pestole. Hansi sagte es is ein Rewolwer un ich verbot ihm ein Wort zu sagn un lif un ferschtekte ihm unter meinen Polster. [Illustration] »Wir wolln uns damit Schpaß machn, wenn dir wider ganz gut is,« sagte ich aber er mußte nachaus gehn nachdem er gebrochn hadte, sein Kopf tat ihm so weh. Ich liß die Pestole unter meinen Polster weil ich mich firchtete Betti kennte sie sehn. Ich wollte meine Schwestern damit erschrekn, weil ich nich glaubte das sie geladn is, aber sie werdn doch erschrekn, wi wenn sie were. Medchen schrein immer wi toll, wenn sie eine Flinte oder Pestole sehn. Also Herr Slokum kam wider zum Tee. Predger sin am libstn dabei zum Tee zu kommen, es is ihre halbe Arbeit herumzugehn un mit die Damen zu schpeisn. Ich blib ferschtekt. Pa mußte zu einer Fersammlung und Mamma ging sehn wi es Hansi geht. Susann ging mitn Dokter schpazirn un Elsbett un Lil gabn acht das der Predger in Sallohn nich einschlaft. Lily hadte seit den Abend wi sie weggelaufn war kein Wort zu mir gesprochn. Sie is gar nich mehr wi sie früer wahr, sie war so gut wi ein Junge zu einen Witz oder Schpaß, jetz mecht ich mich nich wundern, wenn sie einen Farrer heiratn mecht, so erns is sie. Ich winsche ich hedte das damals nich ausgetratscht, sie sagt, sie hedte mich zu sich genommen wenn sie Herrn Jones geheiratet hädte. So schwindn meine Hoffnungen eine nach der andere -- das is eine traurige Welt. »Nun,« sagte ich, »jetz will ich henauf schleichn un die Pestole holn, in Sallohn heneingehn un sie ein bischen aufschtörn. Sie is nich geladet. Oh was fir ein Schpaß, sie so quitschn zu hern! Betti,« sagte ich, »borg mir dein Umhengtuch, ein par Menutn, ich will Indjahner schpiln.« Sie treimte nich in entferntsten fon einen Rewolwer un lieh mir ihr Tuch. Ich wiklte mich henein, nahm einen Schtock auf der Schulter schtatt einer Flinte un kroch hinauf, ganz leise damit sie nich bemerkn, das Indjahner ihr Lager umzingeln. Ich machte die Thir ganz, ganz leise auf un gukte henein. Der Predger un Elsbett warn am dribern Ende fon Zimmer am Sofa. Lil schtikte an einer Lampntatze, alles wahr ruig -- die Schtunde war gelegen, der Moment war gekommen un mit einen unmenschlichn Geheil schtirzte ich in ihr Lager schrie dreimal »Hurra!« zilte mit der Pestole un sagte: »Ibergebt euch oder ich schise!« Elsbett schlug die Hende for die Augn un kreischte un kreischte, Lily schtand auf un sagte gans sanff: »Schorschi, oh Schorschi gib sie weg! Si is geladn!« »Ibergib dich, blasser Heiptling!« antwortete ich un tanzte runderum un zilte immer mit meiner Waffe auf dem Predger. »Oh Schorschi!« bat Lil un kam näer, »hör auf, hör auf!« »Ich werde dem blassn Heiptling auf dem Krigsfade tetn!« sagte ich. Schlecht wi mir is, muß ich doch lachn, wenn ich mich erinner, wi Herr Slokum iber der Sofalehne schprang un henunterkroch. Lily packte meinen Arm. Ich schittlte sie ab un feierte. Ach theires Tagbuch, muß ich dir noch mehr sagn? Das alte Ding war doch geladet! Das wahr ein greßlicher Irrtum, dem ich machte. Wer wirde gedenkt habn, das sie ganz fertig geladn war, das sie losgehn mußte wi ich nur dem Dricker berihrte? Die Kugl ging durch der Sofalehne wi wenn gar keine dagewesn wer un ferletzte Herrn Slokum grade auf der Schtirn, und machte eine große un gefehrliche Wunde, wenigstns sagt der Dokter so. Jetz ligt er obn in den bestn ibrign Zimmer. Der Doktor is bei ihm un noch fiele andre Leite. Er sagt gar nichs, weil er nich schprechn kann, er is bewußtlos. Ich bin sicher, kein andrer Junge kann sich schlechter driber fihln wi ich. Ich winschte ich hedte das alte Ding nie angegriffn. Wozu war es iberhaupt geladet? Ich bin in mein Zimmer eingeschperrt un soll for einen Monath nich herausgelassn wern. Zehn zu eins, wenn er schtirbt sind sie gemein genug un lassn mich nich zum Begrebniß gehn. Sie solltn nich so hart sein zu dem kleinen Schorschi, ich wußte nich, das sie geladn wahr! Oh Godt! oh Godt! Warum macht so ein kleines Schtickchen fon einer Kugl so fil Unrue im Kopf! Ich bin froh es wahr nich Lil, sie is ein so libes Medchen. Si kißte un besemftigte mich wi ich so fest schrie, es schteckte mir ein Klumpn in der Kehle. Ich dachte ich muß erschtickn, so erschrokn un engslich war ich. Alle außer ihr schautn so finster auf mir, wi wenn ich der Teufl wer. Wenn ich jemals ein Mann werd, werd ichs hoffentlich besser wissn als den kleinen Hansi zu vergifftn oder auf dem Predger zu schißn. Aber ich werde es nie nie werdn, denn wenn ich im Gefengnis komme un aufgehengt werd kann ich nich lebn um groß zu wern. Oh was fir ein Gedanke! Ich weinte mich gestern Nacht in Schlaf. Diser Tag wahr tausnd Meiln lang. Brod un Wasser zum Frühschtik, Brod un Wasser zu Midtag, Brod un Wasser am Abens, keine Sehle zu schprechn, die Thir zugeschperrt. Ich muß nur schnell mein Leid ausschittn, denn es demmert schon un mir is keine Lampe erlaubt -- nich eimal eine Kertze oder ein Zindholz. Sie habn mich allein gelassn damit ich meine Sinde in finstern mit Schweign bisse. Oh Betti, Betti komm! Horch, ich here wispln bein Schlißlloch -- wer is das? Es war meine Schwester Lil. »Schorschi,« sagte sie grad durchs Schlißlloch, »armer Junge, fihl dich nich so schlecht, es geht ihm besser.« -- »Hurrah!« schrie ich. »Es ging nich bis ins Gehirn. Das Sofa brach die Gewalt der Kugl. Sie wurde fon Schtirnbein aufgehaltn un Dokter Moor nahm sie henaus. Jetz sitzt er im Bed un ißt Tee un Butterbrod. Er wird in ein oder zwei Tagn nachaus gehn kennen.« »Ich winsche, ich kennte Tee un Butterbrod essn.« »Lily du bist ein gutes Medchen. Heirate dem Herrn Slokum nich, denn er helt in Feier nich schtand. Wenn das foriber is, will ich dir helfen Montagu zu heiratn un alles tun, was du ferlangst. Bitte, Lil, wills du zu Papa gehn un ihm bittn, mir ein Licht zu erlaubn? Sag ihm es is grausam kleine Jungen richn zu lassn, wi man Waffln beckt, wenn sie selber keine kriegn solln. Sag der Kechin, sie soll di Kichnthir zumachn, damit ich nich weiß das Eier un Schinkn zum Frihschtik kommen. Wird mein Eichhernchen reglmeßig gefittert? Ich glaube Hektor denkt, ich bin tot.« »Sage der Mamma, ich firchte das ich krank werd, ich habe so ein unheimliches Gefihl auf den Bodn fon mein Magn.« Ich sage Lil is ein fortreffliches Medchen! Sie hat einen Schlissl zu meiner Thir gefundn un mir ein neues Buch, ein großes Schtick Kuchn un eine Kerze gebracht. Der Kuchen schmekte greßlich gut. Wenn man Robinson Kruso in ein Zimmer eingeschperrt hädte, wer er dort geblibn? Nein er hädte fersucht, sich zu befrein. Wenn ich eine Schere hädte mechte ich meine Bedtdeke zerschneiden zu ein Seil zusammknüpfn un mich fom Fenster henunterlassn. Ich fand keine Schere, aber ich konnte das Leintuch ganz leicht zerreißn. Ich machte ein langes Seil band ein Ende an den Handgriff fon der Schreibtischlade, der nebenan schtand, kroch aus den Fenster hilt mich fest an den Seil wi die Leite tun, wenn das Haus brennt und liß mich henunter. Was dann geschah, kann ich nich sagn, denn wi mein Kopf an der Hofmauer anschlug, wußte ich eine gute Weile nichs fon mir. Kann sein, das die Schreibtischlade herausrutschte, kann sein, die Ticher warn nich fest genug zusammgeknipft, alles was ich weiß is, das ich zuers die Schterne sah un dann -- wahr alles schwarz wi die Nacht. Fater sagte wi ich wider zu mir kam: »Er is unferbesserlich. Ich gebe ihm auf, es is alles umsons. Oh wi schade, das er wider zu sich gekommen is!« Nun, warum krigtn sie mich dann? Ich habe es nich ferlangt. Warum krigtn sie nich einen gutn kleinen Jungen fon Frau Meyer anschtatt so einen schlechtn, schlechtn Jungen wi mich? Ich glaub wenn Papa bei Brod un Wasser eingeschperrt, war wi ein Strefling in Zuchhaus, mechte er die Leintücher noch erger zerreißn wi ich. Große Leite sin sehr ungerecht zu Kindern. Unter dem Tisch Ich weiß nich warum Susann immer so eilt, wenn die Post kommt. Man kennte glaubn sie mecht schterbn, wenn sie ihre Brife nich finf Menutn, nachdem die Post kommt ferschlungen hat. Ich muß aufhern Kugl zu spiln oder was ich grad tu, un direk zur Post hin gehn -- es leg mir ja nix dran, wenn sie mir nur ein Schpil ferdorbn hedt, aber sie hat mir wengstens 3 hundert ferpatzt. Ich kann dise Post nicht auschtehn. Heut schikte sie mich wider, wi gewehnlich. Ich war in große Eile; ich hadte Tommi Tilden ferschprochn hinter der Scheune fon seinen Fater zu kommen um ihm das Taschnmesser abzukaufn, das ihm sein Onkl Ben bein Wegfahrn geschenkt hadte un ich firchtete er mechte es einen andern Jungen ferkaufn. Weil also nur 1 Brif fir Susann da wahr, un noch dazu nich eimal fil drinschtehn konnte, so ein kleiner rosafarbner war es, dachte ich, ich kann ihm lesn un wenn er nich sehr wichtig is, wegwerfn un mich nich noch damit ergern, das ich deswegn zuhaus laufn muß. Der Postmeister un ein par andre Kerle lachtn wi si sahn das ich ihm aufriß. So einen Brif hab ich noch nie gesehn; die Seitn warn klein aber ganz klein follgeschribn un dann noch driber geschribn un die Eckn auch noch follgeschmirt. Ich wollte die Zeit nich mit solchn Unsinn lesn ferbringen un gab ihm den Postmeister zurick zum aufhebn, bis jemand fon unsre Leit kommt ihn zu holn. Un jetz is wider der Schpetakl fertig. Wie gewehnlich bin ich wider schuld. Un grad nur, weil der Postmeister eine sehr alte Schwester hat di so neigirig wahr den Brif zu lesn un das Medchen, die ihm geschribn hadte, fragte Susann aus Schpaß: »Sin dise Fleschchen Haarfarbe, die mit der Post kommen, wirklich fir Fräuln Hornbleser?« Das is seine Schwester. Sie wahr so wild wi eine Humml und ferplauschte sich das sie den Brif gelesen hadte un so ein Schkandal war noch nich da. Sie is bös auf Susann. Susann is bös auf sie, un beide sin bös auf mich. Medchen sin immer bös aufeinand, wegn irgend was. Ich glaub schon gar nich mehr, das ich noch ein brafer Jung wern kann. Ich wer greßlich froh sein, wenn ich einmal groß bin. Ich glaube aber nich das ich eimal heiratn wer. Jungen die Schwestern habn, wissn fiel zu fiel. Diese Medchen, welche schpet am Nachmittag in Sallohn henunterkommen sin nich diselbn die ich immer obn in ihrn Zimmer sehe, eingewiklt in ihre Frisihrmentl, die par Haare rikwerts am Kopf zu einen Knotn zusammgewiklt un di Haarwikl herausschtehn wie Herner, wenn sie sich das Gesicht mit Budtermilch waschn un mir schaffn ich soll ihnen die Zeitung heraufbringen. Ich mechte nur wissen was sie mit alle dise Zeitungen machn? Kann sein sie machn sich ein Sammelbuch. Ich hab mir eins gemacht. Es is hibscher wi mein Tagbuch, foll fon schpaßge Sachn. Ich hab die Bilder zun heneinpickn aus Papas Bicher in der Biblotek herausgeschnidtn. Er weiß es aber noch nich. Die machn mein Sammelbuch greßlich hibsch. Man mechte lachn, wenn man eins siht, das ich gestern herausgeschnittn hab. Es wahr ein Bub unter einen Tisch. Er zwikt den Ferehrer fon seiner Schwester mit der Zuckerzange in Fuß un alle schpringen in der Hehe -- so eine Beschehrung! Ich werd es auch machn. Morgn kommt Herr Prim zu uns zum Essn. Ich herte Papa zur Mamma sagn er wolle fersuchn ihm das Haus un Grundschtick in der Schmidtschtraße zu verkaufn. Er is so ein Schtock -- grad der passenste es zu probihrn. Die Kechin wahr schreklich widerlich, weil sie ein feines Midtagmahl herrichtn sollte. Sie wollte mir die Masche nich bindn un liß mich nich in der Kiche henein, wi die Sachn fertig warn. Un justament will ich in der Kiche sein du heßliches altes Ding! sagte ich. Ich schtellte mich, wi wenn ich henibergehn wollte zu Henschen aber ich tats nich un ferschtekte mich in der Schpeiskammer hinter der Thir. Zimlich bald kam sie herein mit so einer Woschingtn Torte di so gut sin wenn sie grad fertig sind lauter Krehm inwendig un lauter Schichtn fon Kuchn mit Krehm dazwischen bis obn henauf un sie schmiß sie aufn Tisch und brummte: »So will ich hoffn, das wird der gnä' Frau eimal recht sein.« Dann ging sie henaus un ich blib ganz ruig wi eine Maus, bis sie draußn wahr. Unsre Schpeiskammer hat ein Fenster. Ich schtellte die Torte henaus auf dem Gesims, kledterte henaus, pakte sie un machte mich auf un dafon. Ich ferschtekte sie im Holzschupfn, holte Hansi un sie schmekte uns ausgezeichnet. Wi schon nichs mehr da war, wischte ich mir den Mund ab un ging in Sallohn, wo alle wahrn. »Schorschi,« sagte Mamma so siß wie Zukker, »du kanns gehn un mit Hansi schpiln, bis wir gegessn habn.« »Gut,« sagte ich. Aber ich hadte andre Plähne. Ich kroch unter dem Tisch in Schpeiszimmer; das Tischtuch ging bis auf dem Fußboden un ferschtekte mich ganz. Ich hadte die Zukkerzange, ein Gabl un ein Bischl weiße Weintraubn di ich fon den Aufsatz genommen hadte un machte mirs bekwehm. Sie kamen herein un setztn sich nider un Herr Prim sagte das Tischgebet. Er hadte Schue an un so zwikte ich ihn leise in dem Knechl grad genug das er glaubn konnte eine Schpinne beißt ihm. Un wi er sagte: »Wir dankn dir, o Herr --« herte ich Susann kichern aber sie wußte nich weshalb er es so schpaßig sagte. Herr Prim is ein schreklich heflicher Mensch. Er hädte nich um der Welt untern Tisch gegriffn um zu schaun was es wahr, un ich kitzlte ihm, wi ein Insek, das henauf un henunter kricht -- er bewegte seinen Fuß un zapplte, wi wenn er Sank Veitstantz hätte, aber er liß sich nichs dafon merkn. Das Midtagmahl dauerte greßlich lang, aber es lag mir nix dran, ich war nich hungrig, ich hadte zufil Torte gegessn. Dann herte ich die Medchen zu Mamma wispeln und dann sagte sie: »Ich bin in greßliche Ferlegnheit Herr Prim. Die Katze hat das Dessehr aufgefressn. Sie werdn sich mit den Gefrornen, Obst un Kaffeh begnign missn.« Dann schprachn Papa un Herr Prim wegn den Haus miteinand. Er sagte er wolle es um den Preis nehmen un werend sie redtn sagte er auf einmal: »Haltn sie Hunde?« »Nur eine Dogge,« sagte Papa. »Ich dachte es were einer untern Tisch,« sagte er. »Oh nein,« sagte Papa. »Winschen sie Kaffeh mit Sahne oder nur schwarz?« fragte Mamma. »Ich bitte um schwarzen,« sagte er. Er is schreklich anschtendig. Grad da pakte ich ihm mit der Zange bein Schihnbein un zwikte ihn tichtig hinein. »Au! Au! Au!« schrie er un schprang auf. Die Kaffehschale schmiß er auf die gleserne Tasse mit Eingemachtes, der Kaffeh war auf den Tischtuch ferschidtet, die Tasse, die Schale un der Teller wahrn zerbrochn -- so was! Ich weiß ich wurde ganz blaß. Ich wollte ihm nich so fest zwikn aber das Mallehr war geschehn. »Ich krig di Hundswut! O weh!« kreischte Herr Prim. »Ferdammter Hund! Schikn sie schnell um dem Dokter das er es herausschneidet. Mir hat immer geahnt, ich werd an der Wasserscheu schterbn un jetz bin ich gebissn -- ich bin gebissn! Oh Godt, mein Fuß! Schikn sie schnell um den Dokter oder es is zu schpet! Oh wi schreklich an diser greßlichen Krankheit zugrund zu gehn, oh! oh! oh!« Die Medchen schprangen alle auf Sessln un schrien. Ich winschte der Fußbodn mechte auseinand gehn un mich in dem Keller falln lassn, aber er tat es nich. Papa machte die Thir auf um den tolln Hund henauszujagn schtieg auch auf einen Sessl un schtocherte un schtocherte mit den Schtock untern Tisch un schrie: »Henaus mit dir, marsch!« bis er mid wahr. Pletzlich kam ihm ein Gedankn, er schtig henunter hob das Tischtuch auf und gukte. »Es is nur der nichtsnutzige Junge! Schorschi komm herfor! wozu tates du das, du Schlingl? Ich bin sehr böse auf dir. Geh auf dein Zimmer un warte dort bis ich Zeit hab, mich mit dir zu bescheftign. Du solls schtreng beschtraft wern. Gut, gut, Freund Prim, immer noch besser fon einen schlechtn kleinen Jungen gefoppt zu wern, als die Wasserscheu habn, was? Setzn sie sich, setzn sie sich! Geht fon den Schtühln herunter, Medchn. Frau, schenke eine andre Schahle Kaffeh fir unsern Gast ein.« Aber der alte Kerl war withend wi ein Heuhopser nahm seinen Hut un ging weg. Sie sagn Papa machte das Gescheft meintwegn nich -- immer bin ich schuld. Was soll man anfangen wenn man so ein schlechter Junge is? Ich krigte greßliche Prigl. Ich fihle mich heut Abens sehr nidergeschlagn, theires Tagbuch. Alle sin aufgebracht über mir armen Kerl, wenn ich nur das geringste tu. Man mechte denkn ich bin ein blutiger Mörderer. Ich winsche sie wern alle fort außer Susann un Betti. Betti is gut. Sie brachte mir Mammas Migrehnschtift und Susanns Glizerihn un ein par Salbn fon ihr un eine Tasse Gefrornes. Wenn ich iberhaup eimal ein Medchen heirat, so is es Betti. Wenn sie abbrechn will mit den rothaarign Schuft, den sommerschprossign Milchmann der sie heiratn un eine Milchwirtschaff anfangen mecht, so mecht ich sie gleich heiratn wenn ich groß bin. Ein Medchen das einen Jungen durch Dick und Dinn hilft, das is ein Medchen fir mich. * * * * * Ich glaube Papa wahr ergerlich das er mich for drei Tagn so fest priglte weil er mich gestern abens in der Schtadthalle mitnahm, wo Hermann seine Forschtellungen gibt. Er is ein Prestidigatehr ein Mensch der wunderbahre Zauberein macht, wi wenn er der alte Teufl selber wer. Man kann nich sehn wi ers macht. Ich gab greßlich gut Obach, aber ich konnte ihm nich dabei erwischn. Ich winsche, ich wißte wi ers macht. Ich glaube ich kann ein par fon die Kunsschticke selbst machn. Wenn ich groß bin werd ich auch einer, ich mein Zauberer -- ein par sin wirklich sehr leicht. Ich werde das mit die Eier un den Taschentuch probihrn, un das Schwertschluckn un fon einer Dame di Uhr ausborgn un noch ein par andere Kunsschticke. Die Medchen wern iberrascht sein zu sehn, das ihr kleiner Bruder es auch kann. Ich werde mich heimlich ibn bis ich die schwarze Kunst kann un dann wer ich im Sallohn einen Tisch aufschtelln un meine Schwestern und ihre Ferehrer Kartn ferkaufn un ihnen zeign, wi mans macht. Ich bin froh, das es mir eingefalln is ein Zaubrer zu wern. Ich glaub, das Geschefft wird mir gefalln. Der kleine Prestidigitateur So ein Schpetakl wahr noch nich da, wi die letztn par Tage in unsern Haus. Filleich kann ich eher ein Zirkusreiter wern aber der Fersuch ein Magjer zu sein is mir follschtendig mißlungen. Es ging doch nich so leicht wi ich mir forschtellte. Es schaut sehr leicht aus, wenn man sith wi ers macht, aber wenn mans selbs probihrt is man sehr entäuscht. Ich hoffte den Abens nachdem ich mit Papa bei Hermann gewesn wahr selber eine Forschtellung gebn zu kennen. Lotti Herbst un 2 andre Medchn warn zu besuch bei meine Schwestern. Ich ging in der Schpeiskammer un anglte mir ein Dutzen Eier. Mit Lotti Herbst wahr noch ein junger Mann gekommen, so ein rechtes Gigerl aus Nuyork. Ich hadte schon die Eier un weil ich nur noch einem Hut brauchte wi Hermann, so nahm ich seinen fon Hutrechn in Forzimmer -- es wahr so ein glenziger Biberhut fon der neueste Mohde. Ich schlug die Eier in den Hut un stellte meine Sachen auf einen kleinen Tisch im Hinterzimmer, so das ich Zaubrer schpiln konnte und dann rif ich: »Bitte nur hereinschpazihrt meine Herrn un Damen! Hir is der berihmte Zauberkinstler un Prestegatehr Hermann zu sehn! Antreh blos 26 Cents!« Sie lachtn alle un kamen henein. Der junge Gigerl gab mir 25 Cent fir alle zusamm. Ich pakte den Hut schittlte ihn un sagte: »Meine Herrn un Damen, das sin di ferzauberte Eier!« Sie gucktn alle hinein un sahn die Eier in einen Quatsch. Der Kerl wußte nich, das es sein Hut wahr un meine Schwestern dachtn zuers nich un so lachtn sie alle. »Ich bitte nur genau hinzuschaun!« »Ja,« sagten sie. »Un jetz sin sie wider ganz -- hokuspokus --« sagte ich un schittlte sie ganz so wi der Zaubrer, aber die ferteiflte Eier wolltn nich wider zusammgehn. Ich mußte es enlich aufgebn. Der Gigerl lachte wi wenn er erschtikn mißt, aber wi ich sagte, ich bin sehr besorgt das ich ihm seinen Hut so beschmihrt hab, weil er jetz nichs zum nachausgehn hat, wurde er greßlich geschwind ganz erns; sein Gesicht war filleich 3 Fuß lang un er schaute auf mir, wi wenn er mich auffressn wollt. Elsbett jagte mich henaus Susann sagte sie wird es Papa erzehln un so gehts immer -- ein unschulger kleiner Junge kann nich das geringste tun ohne das er henausgeworfn oder hin und her geschtoßn wird. Offt un offt hab ich mir schon gewinscht, so ein kleiner Junge aus Gummi lasti zu sein. Am nechstn Tag wollte ich die Forschtellungn im Schtall gebn. Ich ernidrigte den Antreh auf 1 Cent. Alle Jungen kamen herein. Ich hadte Mammas Uhr di ich aus ihrer Schreibtischlade genommen hadte, wi sie bein Essn war -- un den Mörser un Schtößl in den die Kechin immer Nisse un Mandln schtoßt. Ich sagte: »Will eine Dame so gütig sein un mir ihre goldne Uhr leihn?« wi Hermann gefragt hadte un Hansi den ich umsons hereinkommen lassn hadte sagte: »Ich will ihnen meine borgn« un gab mir Mammas Uhr di ich deswegn früer in seiner Tasche geschtekt hadte un ich nahm sie un zerschtampfte sie in Mörser. Sie war schreklich schwer zu zerschtoßn -- nur das Glas ging ganz leicht. Zuletzt mußte ich einen Schtein nehmen. Dann sagte ich: »Sie sehen, meine Herren, die Uhr is follkommen zerschtampft?« Sie schrien alle: »Ja, ja!« Ich nahm sie un hilt sie eine Menute hintern Rickn un dann zeigte ich sie ihnen wider. Ich wahr sehr erschrokn wi ich sah, das sie noch immer zerschtampft war un nich wider zusammengehn wollte, so hibsch wi sie früer wahr. Die Jungen warn auch erschrokn un so ferschtektn wir sie in der Krippe damit die Leute glaubn, das Prinz -- das is unser Ferd -- sie aus der Lade genommen un zerkaut hat. »Du hast aber das Schwert nich geschlukt!« schrie der kleine Willi Braun. Ich sagte ich hedte kein Schwert, um es zu schlukn. »Geht es nich mit einen Taschnmesser?« fragte Bob Schmidt. Ich sagte ich wills probihrn. Dann machte er sein großes Taschnmesser auf un gab mirs heriber. Ich versuchte es zu schlukn aber ich wirgte greßlich dran -- das Blut kam mir aus den Mund, bis Bob schrie: »Laß es nur gehn! Du bist ein Zaubrer? Nicht einen Heller wert!« Alle Jungn sagtn ich hab sie beschwindlt un ich muß ihnen das Antreh zurickgebn. So tat ich es auch -- die Zunge tat mir greßlich weh un wurde so dick, wie nur was. Ich war so zornig wi eine Humml, weil sie so fon mir redetn un ging ins Haus zurick. Mamma fragte mich, was ich denn am Mund habe. Ich sagte, filleich is es fon di rotn Ribn die wir zu Midtag hatn. Mir wahr der ganzn Nachmidtag nich sehr gut. Die Zunge brannte mir wi Feuer un ich wahr sehr engslich wegn Mammas Uhr. Wi wir bein Tee saßn un ich den Biskitt in meinem Tee eintauchte, weil meine Zunge so zerschnidtn wahr, kommt Sam herein -- unser Kutscher -- direk in das Schpeiszimmer mit der Kechin un Betti un helt die Uhr in der Hand. Alle schautn hin un dann auf mir. Warum nur grad auf mir? »Ich fand sie in der Krippe!« keichte Sam und gab sie Mamma. »Mamma,« sagte ich, »ich glaube Prinz muß sie aus der Lade genommen un zerkaut habn. Laß mich schaun, ob ich noch seine Zehne am Deckl eingedrikt sehn kann.« »Oh mein Kind, mein Kind, mein Kind!« sagte Mamma, »errinners du dich nich an der Erzehlung fon deinen Namensbruder den kleinen Schorschi Woschten un seiner Axt?« dann schaute si nochmals auf der Uhr fing zum Weinen an un ging henaus. »Wi bis du dazu gekommen?« fragt mein Fater so erns, das ich zidtern mußte. Aber ich will liber den Forhang iber der haarschtreibende Ssene falln lassn, wi man in die Geschichtnbicher immer sagt. Ich will deine Seitn mein Tagbuch nich mit den beflekn, was dann geschah. Genug wenn ich sage das mein einzger großer Gedanke in der nechste Woche wahr: »Oh wenn ich nur Edisen wer um ein Patent zu bekommen, kleine Jungen aus Gummielasti zu machn!« Wenn ich groß werde un Familje hab, werd ich sie nich fir das beschtrafn, was sie gar nich tun wolltn. So eine Ungerechtkeit is genug, das ein Junge sein Nachthemd un die Zahnbirschte zusammpakt un dafonlauft zu die Indjahner. Warum gingen sie nich eine andre Uhr kaufn? Es sin noch genug in den Juwelihrladn fon Herrn Goldschmitt, anschtatt so einen Schpetakl deswegn zu machn. Schlißlich habn sie doch etwas andres zu denkn gefundn, als das Schorschi so ein böser Junge is. Si sin so gemithlich un gutmithig jetz wi ein Korb foller Schnitzl. Di alte Tante fon Montag de Jones in Irrland is geschtorbn un hat ihm finftausend Fund hintergelassn. Ich weiß nich was fir Fund das sind -- kann sein fon Geld, das wer greßlich fiel. Er un Lily solln jetz heiratn. Papa sagt er hat immer gedacht, Montag ist ein netter junger Mann -- blos zu jung zum heiratn. -- So is alles wider gut. Ich will fersuchn bis nach der Hochtzeit ein sehr brafer Junge zu sein, weil Lil mich zu sich in ihr Zimmer nahm, un mit Trenen in di Augn zu mir sprach un mir einen Golddoller gab, ich soll fersuchn bis nach der Hochtzeit nichts anzuschtelln, weil alle in solche Eile sin un so fiel zu tun habn un sie winschte di Hochtzeit mechte ruig foribergehn, ganz ohne einen Zufall. Lil is ein gutes Medchen. Ich hab sie am libtsn. Ich will fersuchn ihr zu folgn damit ich bei ihr wohnen darf wenn sie ihre eigne Wirtschaff hat. Sie sagt, ich darf. Sie wird ein kleines Zimmer eigens fir mich habn mit einer Brummsäge, ein Feßchen Negl, un alle Werkzeige. Ich denke ich werde Montag nich erzehln, das sie sich das Haar mit Teerseife bleicht um es so goldfarbig zu machn -- es wahr früer so schwarz wi Kohle. Oh Godt! bin ich froh! so eine Menge Kuchn! Die Leite fon kleinen Hans habn keine Hochtzeit wi wir. Heut hat er sich eimal duckn missn! Ich wahr so beschefftigt, das ich schon greßlich lang nich in mein Tagbuch geschribn hab. Ich glaube manchmal sin kleine Brider sehr nitzlich, wenn man sie nur heflich bidtet. Meine Fiße sin so mid, wenn ich zu Bed geh, weil ich den ganzn Tag laufn muß um Schpuln Zwirn, Seide, Kattuhn, Nadln, Muster, Citrohnen, Rosihnen, zur Post, zu Herrn de Jones mit Brifchen un so weiter. Ich wollte, ich kennte sie abschnalln wi der alter Willi Giles um abens tut. Morgn is der großer Tag, wo die Hochtzeit sein soll. Ich muß nur schnell schlafn gehn, damit ich frih auf bin. Nun is alles foriber. Ich wahr sehr zeitlich auf un ganz munter. Sie solltn um elf Uhr in der Kirche heiratn. Die Kechin un alle hadtn zu fiel zu tun um mir Frihschtik zu gebn. Sie sagte: »Nimm dir selbs Brot un Budter. Ich hab schreklich fiel zu tun.« Ich wußte nich, das kleine Jungen Budterbrot essn missn, wenn ihre Schwestern heiratn. Ich ging hinein, wo sie eine große lange Tafl aufgeschtellt hadtn mit Blumen un Salat, Kuchn, Austern un noch fiele andre Sachn. Weil ich schtehnblib konnte ich noch 2mal so fiel essn, als wenn ich mich nidergesetzt hedte. Es wahr nimand da. Ich ferschittete einen Krug mit rotn Wein am Tischtuch. So ein großer Flek! so ein Geruch fon Wein! Ich lif so geschwind ich nur konnte henaus, damit sie denkn Betti hat es ferschittet. Betti sagte »komm laß dich anzihn!« un zog mich dann an, gab mir ein Knopflochbukeh un ein Taschntuch, das mir aus der Brusttasche herforschaute un glänzige Schue. »Setz dich nider,« sagte sie, »bleib ruig sons beschmutzt du dir di Kleider wider.« Ich saß eine kleine Weile ruig aber dann schlipfte ich zu Henschen henüber ein bischen zu schpiln damit die Zeit fergeht. Henschen sagte »da is eine hibsche große Lake, wo wir unsre Schiffe schwimmen lassn kennen« aber dabei schtiß er mich, das ich heineinplumste aber da wahr ich doch gewiß nich schuld dran. Wi ich nachaus kam mußtn sie alle wartn bis man mir die alte Kleider angezogn hadte un Mamma weinte wegn den Tischtuch, aber sie sagte weil ihre Tochter weggeht, un Papa wischpelte mir zu »er wird mit mir schprechn, wenn alles foriber is«. Lil wahr wunderhibsch, wi sie die Treppe henunterkam, mit den weißn Kleid, die Wangen so rot wie Rosn un einem großn weißn Schleier ganz über ihr. Auch Susann wahr sehr hibsch. Sie war Kranzljungffer. Herr de Jones sah aus als kennte er nich glaubn, das Oktober is, so heiß un unbekwem wahr ihm, er schtig auf Lilys Schleppe un zerriß si, so das sie sie mit einer Nadl festschtekn mußte, er wunderte sich wo sein Hut is un hadte ihm am Kopf un zerriß fir par Glassehandschuhe beim Anzihn, in solcher Eile war er. Dann schpendelte ich Tante Betseys rotseidnes Taschentuch hintn an seinen Rok un nimand bemerkte es bis er den Kohrgang henaufgehn wollte. Alle lachtn ein bischen un der Dokter riß es henunter. Er glaubte es will ihm wer etwas sagn blib schtehn un schaute zurik un Lil merkte es nich un ging forwerts. Alle Leite lachtn jetz laut un er wurde so rot wi ein Krebs. Das machte ihm ganz ferlegn un wi der Predger dem Ring ferlangte liß er ihm falln un er rollte weg bis unter der Kanzl un Susann mußte einen fon ihre herborgn. Jetz konnte er schon keinen fon andern unterscheidn un ging mit Tante Betsey aus der Kirche. Lil sagt ich soll dafir büßn un nich mit ihr kommen. Mir ligt nichs dran. Ich werd meinen Bruder fon ihre Brife erzehln die ihr der andre Kerl zurikgeschikt hat, der forgen Winter immer bei uns wahr, weil sie so kokett is. Ich werd ihm erzehln wi sie sich immer das Schulterblatt auschtopfft un was fir Launen sie hat. Es wahr der selber Predger auf den ich geschossn hadte, der sie jetz ferheirate. Er hat eine Narbe auf der Schtirn un sah greßlich bleich aus. Wir gingen alle im Schpeisezimmer wi wir nachaus kamen. Ich glaube es warn Serwjetten ausgebreitet wo ich den Wein ferschidtet hadte. Es warn eine Menge Hochtzeitstortn. Sie trankn Tohste un Tohste. Die Leite warn sehr gut aufgelegt; einer gab mir ein Glas Wein un sagte: »Nun Schorschi, trinke auf die Gesundheit deiner Schwester!« Ich sagte: »Meine Schwester, die sich heut ferheiratet hat, soll lebn! Megn ihre kleinen Jungen nie gepriglt wern oder bei den Haarn gezogn oder sich di Fiße ablaufn, wi ihr kleiner Bruder!« Sie mußtn sich zum Zug eiln. Elsbett warf dem Wagn ihrn Pantoffl nach. Alle sagtn Lebwohl. Deswegn fermißtn sie mich nich un ich benitzte die Gelegnheit un trank alln Wein aus den sie stehn lassn hadtn. Wi Mamma kam um mich zu suchn lag ich untern Tisch un mir wahr greßlich schlecht. Ich fragte sie ob ein Erdbebn wahr. Sie sagte warum? Ich erzehlte ihr das der Bodn sich umgedreht hat un das ich nich schtehn konnte un die Sessl un der Tisch drehtn sich herum, wi wenn sie auch nich schtehn kenntn. Dann rif sie Betti, mich henaufzutragen un zubed zu legn un seifzte un seifzte, wi wenn ihr das Hertz brechn mißte un sagte: »Oh, Schorsch, was wirs du nun beginnen!« »Mich ins Bed legn, Mamma!« sagte ich un das war doch wahr. Herr Wilkins fährt mit seiner Schwester aus Tante Betsey wahr zur Hochtzeit gekommen, trotzdem sie so bös war. Sie machte Lil ein Präsennt mit einer seidne Bedtdeke di si selbs zusamm gepatzt hadte. Ich sagte ihr aber, das ich glaube Lil wird entäuscht sein, weil sie hofft das Tante Betsey ihr ein silbernes hibsches Teeserwiß bringen wird. Unsre Elsbett is nach der Tante genannt um dem Namen in der Familje zu erhaltn aber nach wen Betti unser Medchen genannt is, das weiß ich nich. Ich will sie eimal fragn wenn ich dran denk. Die Tante schprang so wild herum wi eine Henne mit abgeschnidtnen Kopf -- si sagte, sie glaubt, wenn sie Elsbett ein Teeserwiß schenkn wird, so ist es genug. Sie wirde ihr Geld einen Waisnhaus fermachn un sie solltn nich einen Heller dafon berihrn, wenn eine seidne Bedtdeke nich gut genug fir Lil is. Sie hedte Elsbett etwas gegebn, weil sie nach ihr benannt is, aber Schorsch Woschten hedte mir auch ni etwas geschenkt trotzdem ich sein Namensbruder bin. Elsbett sagte ich hedte wider unitzn Schpetakl gemacht, un nun wirde sie nichs bekommen wenn sie dem Dokter heiratet. Sie sagte ich sei ein Schternfried. Ich fragte sie was das is: ob es so wi ein Eichernchen oder eine Glukhenne is? -- sie sagte es hat 2 Fiße un eine schreklich schnelle Zunge. Zu uns kommt jetz immer ein neuer junger Mann. Ich glaube er kommt wegn Elsbett. Ich fragte Betti ob sie das auch glaubt un sie sagte ja. Sie tetn besser, ihm sehr heflich zu behandln, si is schon so alt, es is rein lecherlich -- 23 den letztn Mai! Ich herte Mamma eimal zu ihr sagn, sie geht durch dem Wald un wird sich zuletz einen krummen Schtekn aufklaubn -- aber ich weiß nich, was das heißt. Der neie junge Mann heißt Wilkins. Letztn Abend ging ich in Sallohn wi er un Elsbett mit einand redetn un ging hin zu ihm un schaute ihm genau an. Nein, is der aber schpaßig! Elsbett winkte mir, ich soll fortgehn. Ich wußte sie schenihrt sich es laut zu sagn un so machte ich mich nix wissn. »Wi gehts dir, kleiner Mann?« sagte er. »Ich bin kein kleiner Mann,« sagte ich, »ich bin ein Bub. Glaubn si ich bin der Tom Deimling oder sons ein Zwerg?« Er lachte. Ich fragte ihm: »Was is das, was so glenzt, wenn sie lachn? Is es Gold, wi das, was der Zahnarz in Elsbetts Zehne schtekte?« »Du bist ein schpaßiger Junge,« sagte er, aber er lachte nich, so das ich nich sehn konnte was in seinen Mund so glenzte. »Si sin auch schpaßig,« sagte ich. »Was habn sie denn auf den andern Aug, es bewegt sich ja gar nich? Is es aus Glas?« »Du bist wirklich roh,« sagte Elsbett. »Geh fort oder ich werds Mamma erzehln.« Ich ging ein bischen fort, kam aber gleich wider zurick, weil ich wissn wollte, warum sich sein andres Aug nicht bewegt un schtand un gukte auf ihm bis Elsbett wi sie schpeter sagte beina fortlaufn wollte. »Schorschi,« sagte sie so siß wi Torte, »wills du nich so freindlich sein un Betti sagn, si soll Kuchn un Lemonade bringen?« Ich kam gleich wider zurick, wi ich ihrs gesagt hadte un schaute noch fester auf ihm, weil ich nich begreifn konnte was mit sein Aug wahr. Sein Haar war schreklich rot. Elsbett enschuldigte sich dann, um eine Menute ins andre Zimmer zu gehn un wi sie herauskam, sagte sie: »Schorschi, du solls sofort zu Mamma kommen.« Also mußt ich heneingehn un Mamma sagte, es sei greßlich unheflich Besuche so anzuschtarrn. »Aber Mamma,« sagte ich, »warum ziht er das Aug nich auf, damit es sich bewegt, wie das andre?« Große Leite sin schreklich unferninftig zu Kindern. Schtatt mirs zu erklern sagte si: »Es is Zeit, zubedt zu gehn Schorschi!« Herr Wilkins kommt regelmeßig jedn andern Abens. Der Dokter un Susann sitzn in Forderzimmer er un Elsbett in Hinterzimmer. Warum sitzn si nich alle zusamm? Er will morgn nachmittag mit Elsbett ganz allein ausfahrn. Ich glaube sie hedtn mich auch fragn kennen ob ich mit will. Ich glaube ich werde just mit fahrn! Es wer sehr schpaßig, wenn ich mich untern Sitz ferschtekte un zuhör, was er sagt, er hat so eine zwitschige Schtimme. Ich wer fersuchn, obs geht. Ich mechte Hansi mitnehmen aber es wird nich genug Platz sein. Herr Wilkins kam um 4 Uhr for das Haus mit einen neun Zweireder, ein schwarzes Ferd mit fergoldetn Geschirr forgeschpannt. Ich schtand beim andern Eck fom Haus un gab Obach un wi er eine Menute ins Vorhaus ging um zu sagn das er da is, schprang ich aufn Wagn kroch unter dem Sitz un gab das Leder wider for, das man mich nich sehn konnte. Meine Kni warn sehr eingezwengt. Ich legte mich so gut ich konnte un hilt mich schtill wi der Tod werend si einschtign. Er pakte die Zügl un fort wahrn wir. Das Ferd, das flog nur so, bis wir filleich 8 Meiln for der Schtadt warn. Es tat mir greßlich leid das ich mitgekommen wahr, weil ich sehr mid wurde, so eingepreßt in den engn Kastn. Oh, wi mir alles weh tat! Wi es kihl wurde nach Sonnenuntergang lif das Ferd nich mehr so schnell, es ging so langsam das ich glaubte ich muß schterbn. Ich hadte ein dikes Pack Rakettn un ein par Zindhelzer in der Tasche, aber weil ich hern wollte was er zu ihr sagte, liß ich si damals noch nich los. Ich war so mid das ich nich eimal denkn konnte ob seine Augn gleich sind. »Meine siße, siße Elsbett!« sagte er, wi wenn si ein Babi fon filleich 6 Monath wer. Meine Schwester sagte kein Wort. »Sie sind mir nich bös?« Grad wi wenn da was dran gewesn wer, bös driber zu sein! Ich glaube, er dachte, so ein altes Medchen mechte sich nich gern wi ein kleines Kind behandln lassn. Un dann sagte er so eine Menge siße Sachn wi wenn si ein Zuckerladn wer -- so was hab ich noch nich gehert! Ich dachte: »Herr Wilkins, wenn sie deine Ohrn so gezogn hedt, wi meine, mechst du ihr nich Teibchen oder Engl sagn.« Dise Medchen di ihre kleine Brider so puffn un schtoßn, wern ni zornig, was auch die großn Jungen immer machen, das hab ich schon bemerkt, aber ich dachte mir, ich sag ihm liber nichs, soll er sie habn, wenn er so ein Narr sein will. »Das Schnittwarngeschefft geht jetz gut,« sagte er, nachdem er sie mehr als 1 Dutznmal einem Engl genannt hadte, »und ich glaube wir kennen es wagn so um Weihnach herum Hochtzeit zu haltn.« Dann sagte Elsbett: »Ich habe ni fiel fon lange Ferlobungen gehaltn, Karl, un wenn sie glaubn zu Weihnacht, so will ich fersuchn, bis dahin fertig zu wern.« Dann sagtn sie eine Menute oder 2 nichs un ich herte etwas ein bischen Zwitschn. Kann sein, es wahr das Rad. Ich glaube es war es. Die Kni tatn mir so weh das ichs nich sicher sagn kann. Mir wahr so kalt un mir hungerte un die Ellbogn warn mir so eingezwikt das ich dachte ich werd Herrn Wilkins erschrekn damit er heununterschpringt. »Es is irgend was untern Sitz,« sagte Elsbett. »Oh barmherzger Himmel! Oh Karl, es is gewiß ein Hund!« »Firchtn si sich nich,« sagte er, »ich will sie mit meinen Lebn be-- Auh! auh! was kann das nur sein?« »Oh haltn sie das Ferd! Lassn sie mich henunter!« schrie Elsbett. »Lassn sie mich sehn, was es is,« sagte Herr Wilkins. Er fihlte unter dem Sitz. Seine Hand schtreifte an meinen Haaren. Ich biß ihm ein bischen in der Hand, damit er denkt es is ein Hund. »Es is ein Hund!« schrie er, »ein withender Hund! Er hat mich gebissn! Oh ich werde toll werdn!« Damit hopste er aus den Wagen un liß meine Schwester allein drin sitzn. (Das zeigt, wi gern er sie hadte!) »Die Zeit is gekommen,« dachte ich, »um ein bißchen Schpaß zu habn. Er soll nich mehr einschteign. Das Ferd soll erschrekn un mit mir un Elsbett dafonrennen un dann wer ich herfor krichn un es aufhaltn.« Also zindete ich ein Schtreifholz an, hilt die Rakettn dazu un schmiß si dem Ferd unter die Fiße, das es dafonlif wi der Teifl. So eine Rakette wahr noch nich da -- psch-zsch-psch-zsch krrrrr -- krach -- bum! bum! Elsbett kreischte, Herr Wilkins jammerte, das Ferd lif in greßtn Karreh -- so was hat die Welt noch nich gesehn! Ich wahr selber greßlich erschrokn. Ich kroch herfor un wollte die Zügl pakn aber sie warn henuntergefalln zum Ferd un es wahr schon so finster wi Pech. Ich erwartete nichs andres, als das wir beide erschlagn wern. Bum-burum-bum! fort ging es eine Meile nach der andere! Herr Wilkins war auf der Schtraße geblibn -- weit, weit hintn. Elsbett krisch bei jedn Hopser den das Vih machte. Es wahr aber wirklich schreklich. Enlich kamen wir zu der Schtadt, wo schon licht war. Leite lifn heraus un wolltn uns aufhaltn. Nach einer Weile lif das Ferd direk in dem Mietschtall wo es hingeherte. War das nich ein gescheites Ferd? Dort schtand es ganz schtill un zidterte. Di Leite halfn uns aus den Wagn. Dann sagte ich zu Elsbett: »Warum has du nur so geschrin? Es war doch nich so gefehrlich!« »Schorschi, bis du es? Ich glaubte es sei ein toller Hund, der mich die ganze Zeit beißn wollte. Was hat denn dann dem Lerm gemacht? Ich hab mich noch ni im Lebn so gefirchtet. Du nichsnutziger godtloser Junge! Du hedtest mein Tod sein kennen! Du solls aber heute den Schtock geherig zu kostn bekommen! Ich glaube, das ich mich nie, nie fon disn Abend erholn werd. Oh Herr Mietschtallbesitzer wolln sie nich ein andres Ferd nehmen un zurick fahrn um Herrn Wilkins -- er is irgendwo an der Schtraße ein par Meiln hinter uns. Oh was fir ein Wunder das wir nich in 10 000 Schtike zerschmedtert worn sind! Oh, ich werde ohmechtig! Du greßlicher schlechter unruiger Junge, schau was du angeschtellt hast! Papa wird dir heut schon helfn.« »Ich wollte nichs böses tun,« sagte ich, »ich kroch unter dem Sitz um zu hörn, was Herr Wilkins sagn wird. Ich glaube, wenn ich ein Medchen Engl nenne, mecht ich nich henausschpringen, um sie mit einen withenden Hund allein lassn. Oho, er wird die Wasserscheu krign, was? Filleich hat er sie schon, er is greßlich gebissn! Kann sein, das sich sein andres Aug bewegt, wenn er Kremfe krigt. Wenn er schon toll wird, so will ich hoffn, noch for Weihnach, Fräuln Elsbett --« Ich konnte nich ausredn, weil sie mir die Hand forn Mund hilt. Die Menner grinstn un ich mußte nachausgehn, weil Elsbett mich puffte. Sie saßn bein Tee wi wir hereinkamen. Die Sachn rochn so gut un ich wahr schreklich hungrig, aber ich hadte ein schweres Herz -- ich wußte ich wers krign. »Follkommen unferbesserlich!« sagte Papa, wi Elsbett fertig wahr. »Du gehst zubedt, bis ich bereit bin, mit dir zu ferhandln.« Wi ich langsam un sorgnfoll die Treppe henaufging herte ich Susann un den Dokter lachn, wi wenn sie erschtikn mißtn -- ich weiß nich woriber. Betti schlipfte so gegn nein Uhr zu mir un brachte mir ein gutes warmes Nachmahl. Betti is ein Juwehl. Sie kann Herrn Wilkins auch nich leidn -- weniger noch wi ich. Sie sagt es is schreklich, wi oft ich in der Patsche komme, so ein unschulger kleiner Junge, der gern ein Muster sein mecht. Si erzehlte mir, das Herr Wilkins grad zurikgekommen is, greßlich schmutzig un die Schtifl zerrissn wi er aus den Wagn schprang. Ich fragte sie ob sich sein Glasaug schon bewegt. Sie sagte sie will Mamma bittn, Papa zu sagn, das er mich dismal nich priglt. So, nun lebwohl mein Tagbuch. Ich bin zur letzte Seite gekommen. Ich hab dir alle meine Hoffnungen un Besorgnisse erzehlt -- wi Lil in ihren sagt. Libe Lily, di helt jetz selber Haus. Ich will sie nechste Woche besuchn, wenn ich meine Schtrafe iberleb. Betti is sehr beschefftigt mir Watte in di Hosn un dem Rock einzunehn, so das ich schwache Hoffnung hab, di Prigl zu iberlebn. Ich bete, das ichs mechte. Ich here meinem Fater auf der Treppe -- fahr wohl mein Tagbuch! Ich hab einen Plahn zu entwischn. Dir will ich ihm erzehln. Ich will in die untre Schreibtischlade krichn, dort wird er mich nich suchn. Betti wird di Lade bis auf einen Zoll zumachn, das ich atmen kann. Oh was fir ein Schpaß, Papa eimal dran zukrign! Wenn ich nich genißt hedte, er hedt mich um der Welt nich gefundn. Warum muß man nur grad immer nißn, wenn man nich will? Das Nißn kam mir theier zu schtehn -- aber ich laß den Forhang falln, die Ssene is zu schreklich um beschribn zu wern. Ich hab noch 2 dike Bindl Rakettn ibrig -- Rache is siß -- wenn Papa heut nacht nich pletzlich aufwacht un Mamma fregt -- »Is das ein Erdbebn oder der Tag des jingstn Gericht?« will ich nich Schorschi Hacker heißn! Er hilft seinen Schwestern auf dem Jahrmarkt Kleine Medchen sin der reine Unnitz. Sie sin zu nichs zu gebrauchn wi kleine Jungen. Eines is jetzt mit ihrer Mamma auf eine Woche bei uns. Sie heißt Milly Dennis. Meine Mamma ferschprach mir ein Welozoped, wenn ich braf bin so lang si hir sind. Ich will mich bemihn, so fest ich kann. Das is das sexte Mal das mir ein Welozoped ferschprochn worn is, wenn ich braf bin un immer passihrt was, das ich es nich krieg. Man sagt Unfelle kommen in den bestn Familjehn for un ich glaube unsre Familje muß greßlich gut sein, weil bei uns immer was passihrt. Ich hoffe es wird nichs forkommen, solang Milly hir is denn wenn ich ein Welozoped hab, kann ich in einer Menute eine Meile weit sein un das is greßlich fiel. Ein Tag fon die siebn is langsam foriber gegangn. Wir schpiltn mit einer Puppe, weil Milly ein weißes Kleid anhadte un ihre Mutter ihr nich erlaubn wollte es zu zerknilln. Es wahr eine feine Tocke -- Flora hiß sie -- beina so groß wi Milly selbs. Ich wollte gern wissn was ihre Augn immer so auf- un zugehn macht un ich endekte daß es 2 Schtike Blei auf einen Drat in Kopf drin wahrn, aber jetz is sie schieläugig wi nur was, un Milly weinte, blos weil ich so ein nettes Loch in Kopf obn gemacht hadte -- Medchen sin solche Kinder! Grad weil die Augn ein bischn krumm sind! Eimal ging sie Zucker holn damit wir Teegesellschaff schpiln kennen; wi sie zurickkam lag eine greßliche Menge Sägschpehne am Teppich, die aus Floras Magn herauskamen, weil ich sehn wollte womit sie so schreit. Mamma sagt, ich muß ihr eine neie Puppe fir mein Geld kaufn un das is wirklich gemein. Ich hab mirs auf einem Bogn un Feile geschpart. Ich hab gehert, es sin keine wilde Truthehne in der Gegnd aber Herr Petus iber der Schtraße hat eine Menge zahme un zum probihrn sin die gut genug. Ich kennte in seinen Feld ferschtekt lign, bis ich zum Schuß komm -- tote Truthehne erzehln keine Geschichtn. Aber ich muß weiter erzehln. Theires Tagbuch mechstu glaubn, das mir das das Herz schwer macht wofon ich geschribn hab? Mechstu glaubn ich bin nich imschtand auch nur einem Tag fon die sibn ohne gewehnliches Pech zuzubringn? Ich kann es nich ertragn, selbs dir die Gefihle mitzuteiln die meinem Busn bedrickn, wi Lil in ihrem sagte. Aber ich hab ferschprochn dir nichs zu ferschweign. Gut also, wir schpiltn Teegesellschaff un Besuch bis es mir fad wahr un Milly war zohnig weil ich sagte es is Medchengeschpil was es auch wahr un ich sagte zu ihr: »Es is schon schpeht un unsre Leute wern filleich erst in einer Schtunde nachmahln. Ich schlag for, wir schpiln fon armen Scharl Roß.« Sie sagte, sie mechte es ganz gern. Mamma un Frau Dennis wahrn zu Besuch gegangn, Elsbett half der Kechin Kuchn bakn, weil wir Gesellschaff hadtn un es war nimand da, der mich dem armen Scharly entführn sah, so nahm ich ihm -- das heißt sie -- in mein Zimmer un sie zog ihr weißes Kleid aus un mein andern Anzug an, um ein Bub zu sein. Dann nahm ich meinen Mahlkastn mischte ein bischen gebrannte Sjenna un malte si wi wenn sie ein Neger wer, greßlich braun. Dann schlipfte sie die Schtign henunter un ging hinaus auf dem Trottoar un ich schtekte Bettys Schehre in der Tasche un zog meinen Eilwagn zum Forderthor un wi ich bei ihr forbeikam, sagte ich: »Mechstu filleich ein bischen ausfahrn, kleiner Junge?« Un sie sagte: »Oh ja, ich danke, sehr gern,« un schtig ein. Dann zog ich den Wagn so schnell ich laufn konnte bis wir aus den Ort draußn auf einen ganz einsamen Platz warn. »Schteig aus,« sagte ich, »ich muß dir dise lange Haare abschneidn, damit sie dich nich mehr als ihrn kleinen Jungen widererkennen.« »Mamma wird es nich gern habn, das du mein Haar abschneidst,« sagte sie un das kleine Bibchen fing zu weinen an, aber ich schnidt ihr alle ganz dicht bein Kopf ab, sons hädtn sie sie zu leicht wider erkannt. Sie schrie un schrie, aber ich machte mich nichs hern, weil ich schpiln wollte das sie ferlorn is. Es wahr ein triber Tag un es fing grad zu regnen an. Es wahr ganz dunkl wi ich zuhause kam. Sie warn alle beim nachmahln, der Kuchn wahr glasihrt und schaute ferlockend auf dem hungrign Jungen. »Oh da sin sie,« sagte Mamma un schaute ganz erleichtert aus. »Wo ist Milly, Schorschi? Sag ihr sie soll zum Essn kommen un du komm auch. Es is Platz fir beide.« »Oh wir schpiln Scharl Roß un Milly is ferlorn.« »Wo is sie ferlorn?« sagte Mamma un lechelte. »Oh filleich eine Meile fon hir,« sagte ich un setzte mich zun Tisch. Aber sie schprangen alle auf, wi wenn der Blitz eingeschlagn hedte un es hadte doch nur grad ein bischen gedonnert. »Schprichs du im Erns?« fragte Papa un pakte mich bei der Axl, das ich glaubte ich muß schrein, so fest hilt er mich. »Ja Papa. Wir wolltn es schpiln un sie wahr Scharly un ich war der Kerl der ihm enfihrte un ich liß sie ein gutes Schtik fon hir schtehn, damit man sie nich leicht findn kann. Ich bin jetz engslich weil es regnet, wi mit Heigabln. Ich glaube wenn ihr ein Schtikchen auf der Nordschtraße hinausgeht un in alle Zauneckn schaut, werdet ihr sie gleich findn.« Keiner außer mir aß auch nur einem Munfoll Nachmahl. Frau Dennis schlug die Hende zusamm un sagte ihr Kind wird sich zu tod firchtn, sie erschrekt so for Blitz un Donner un sie wirde dem Tod dafon habn, das sie so durchneßt wird -- alles zusamm zehlte sie filleich ein Dutzen Sachn auf fon di sie schterbn mißte, wenn man sie nich gleich findet. Aber ich sah gar nich ein, das man so eiln muß, sie wahr doch nich fon Zucker oder Saltz, aber ihre Mamma wahr greßlich aufgeregt. »Du bist ein böser, Böser, BÖSER Junge,« sagte Susann, un riß mir den Kuchn for der Nase fort wi ich mir ein Schtick nehmen wollte. »Wi kanns du die Frecheit habn, dich hir ruig niderzusetzn, wenn der armer kleiner Engl draußn ist in der kaltn kaltn Nacht! Was schaut da aus deiner Tasche heraus, du kleiner Thunichgut?« »Nichs, nur Millys Haar,« sagte ich. »Ich mußte ihrs abschneidn sons hedtet ihr sie daran erkannt. Ihr mißt wissn, sie is ferkleidet. Ihr dürft kein Medchn suchn, sondern einen Jungen, ihr Haar is so kurz un sie is so sonnferbrannt, ihr werdet glaubn, sie is ein Westindejahner. Wenn ihr einem kleinen zerlumptn Bubn begegnet mit meine alten Kleider an, das ist sie.« Frau Dennis setzte sich fest auf dem Platz nider, wo sie grad schtand. Mamma schpritzte ihr Wasser im Gesicht un weinte selbs un Papa nahm eine Laterne un Susi un filleich firzig fon die Nachbarsleite gingen mit. Das wahr mir eklhaff. So ein Lerm! Aber es war eigntlich schpaßig, ganz wi wenn sie wirklich ferlorn gegangen wer -- so natirlich wi das Lebn. Ich mußte mein Essn schtehn lassn un mit ihnen gehn um den Platz zu zeign. Es war wirklich schkandelös, wi sie fon mir redtn, wi wenn ich gar nich dabei gewesn wer, un einer erzehlte den andern, das ich der schlechste Bub bin, der nur je auf der Welt war un immer was anschtell. Ein Junge kann gar nichs schpilln ohn Unrue zu machn, weil sie sagn ich thu es mitfleiß un es is doch immer grad nur ein Zufall. Ich bin so gesorgt, wi ich nur sein kann -- ich hädte es doch nich gethan, wenn ich gewußt hädte, es is schlecht! Ob es mich filleich besser macht, wenn ich zu Herrn Slokum geh un ihm bidte fir mich zu betn? Ich will ihm das nechstemal fragn, wenn er zu Elsbett kommt. Frau Dennis will morgn frih gleich nach dem Frihschtik wegfahrn »sie kann meinem Anblik nicht fertragn«, sagt sie, weil es regnete wie Milly ferlorn ging. Ich glaube das Haar wird ihr wider wachsn, wenn es auch wirklich kurz abgschnittn is -- ich hab ihr ja nich dem Kopf abgeschnittn! Ich wurde auch naß, wi ich sie suchn ging, aber mich umarmtn un kißtn sie nich, oder machtn mir heißn Tee mit einer Menge Zucker un gabn mir kein Firsich un Krem oder lißn mich aufn Sofa lign, das ich di ganze Gesellschaff sehn kann. Nein, mich jagtn sie in meinen Zimmer, wi wenn ich ein Hund wer un Papa sagte er wird bald bei mir sein. Hm! Ich weiß was das heißt. Ich werde mir aber eine Barrekahde baun, wi sie in Paris gemacht habn, wi dort Krig wahr. Wenn sie mich erwischn, wird es nur iber die Trimmer fom Waschkastn un Schreibtisch sein. Ich will leise in der Schpeiskammer schleichn un mir Kuchn un eine kalte Zunge holn, dann kann ich ganz gut eine Belagrung aushaltn. Pst! mein Tagbuch! Alles is fertig zum Kampf! Der Proweant is hereingebracht, di Thire ferschperrt, das Bedt dagegn geschtemmt, der Schreibtisch aufn Bedt un ganz obn drauf der Schpigl. So, jetz kommt Papa un klopft ich soll ihm heneinlassn. Ich will mich so schtill haltn, wi klein David in der Höhle. Ich winsche irgnd eine freindliche Schpinne mechte for meiner Thir ihr Netz machn, das der Feind es siht un glaubt ich bin nich drin. Wenn er die Thir filleich aufbricht, das mecht einen Krach gebn! Ich mechte wissn, wi lang man fon einen großen Kuchn lebn kann. Es wirde ihnen ehnlich schaun, zu sagn, wenn der Schpigl gebrochn wird, ich habs getan -- wirklich alles, alles thut der böse Junge! »Nach Regn kommt Sonnschein!« Drei Tage wahr alles finster -- jetz is lauter Sonnschein -- Fride is beschlossn -- die Belagrung aufgehobn -- fir dismal is klein Schorschi der Siger. Sie sagtn, sie wirdn mich nich berihrn, wenn ich heraus komm un ich wahr froh driber, denn der Hunger nagte an meine Eingeweide un so wurdn di Mebl geredtet -- di Barrekahde wurde fortgeräumt. Frau Dennis is mit Milly nachaus gefahrn. Mitwoch un Donnerstag soll bei unsern Kirchschpiel Jahrmark sein. Das is der Grund, warum sie so angenehm sind -- sie brauchn meine Hilfe. Ich hadte heute Nacht Zahnwe in meine Fiße, ich hab so fiel herum laufn missn. Es wird ein sehr lustiges Fest wern. Susi hat verschprochn mir 10 Kartn fir di Drehorgl zu kaufn wenn ich braf bin, ihnen helfe un nichs anschtell. Ich dreh so gern auf den Werkl! Ich kennt mir damit den Lebensunterhalt ferdinen un meine Eltern nich mer zur Last falln. Wenn ich ein Werkl un einem Affn hädte, mechte ich alle Idehn aufgebn ein Bremser zu wern. Der Jahrmark is enlich foriber. Die Lichter vergliht Die Blumen verbliht. Der erster Abens ging wunderbar foriber. Nih hadt es einem bessern Jungen gegebn. Ich hadte ein Knopflochbukeh un ferkaufte finfcent Zigarrn um 20 Cent -- das wahr ein hibscher Profet, sagte Susi un sie weiß das ich sechzig Schtik ferkaufte, wirklich ein gutes Geschefft. Auch wahr ein junger Mann aus der Schtadt bei den Fest -- er glaubte er is ein neier Robinson -- »König fon alles, was er erblikte« aber di Medchen machtn sich nichs aus seiner Dummheit, weil er das Geld ausgab wi Wasser un so lachtn sie sich in der Faust un lißn sich ihm aufblasn wi ein Fau, schmeichltn ihm un krigtn ihm dran sibn Nadlpolster un 8 Teekesselhalter zu kaufn un noch eine Menge solche Sachn, di ein junger Mann ni braucht. Ich glaube, meine Schwestern wundertn sich, wi nitzlich sich klein Schorschi machn kann. Der 2te Abens ferging auch ganz gut. Es wahr schon di hechste Zeit fir mich die Orgl zu drehn -- ich konnte es nich mehr aushaltn. Es wahr schon sehr schpeht un so sagte ich zu ein paar junge Damen: »Mechtn sie filleich mein Schpringinkerl sehn?« Sie sagtn »ja« un ich nahm es aus der Tasche un schtellte es auf dem Tisch un heraus schprang eine Maus die ich nachmittag heneingeschtekt hadte -- eine kleine, winzige unschulge Maus. Ich frag dich, mein Tagbuch, war es meine Schuld, das sie aufschprangn, dafon lifn un den Tisch umwarfn das die Lampe zerbrochn wurde un das Petroljum iber alle Sachn rinnen machte? Warum erschrektn dise dummen Medchen iber einer Maus? Wenn sie sich ferninftig benommen hedtn, wer nichs passihrt. Sie leschtn es nich eimal aus, so wenig Besinnung hadtn sie. Ein paar Leute filn fon der Schtige hinunter un sie drengtn un quetschtn so, das ein paar beschedigt wurdn. Es wahr ein reines Wunder, das kein Lebn ferlorn ging. Es tut mir leid, das der hibscher junger Mann sich den Fuß gebrochn hat, er war in solche Eile daß er iber das Gelender schprang -- das hette er doch nich zu tun brauchn. Meine Schwestern habn sich die Kleider greßlich zerrißn. Sie hadtn nich Zeit die Geldlade mitzunehmen un so gingen 250 Doller in Flammen auf. Der Schade in der Schtadthalle sagt man is 3 tausend. Medchen sin so dumm! wegn einer kleinen Maus! [Illustration] Schorschi Hacker -- das bin ich -- is natirlich wider an allen Schuld. Die Birger fon unsern Ort wolln eine Petezjohn an Papa schreibn, mich in einer Erziungsanschtald zu schikn. Herrn Müllers Geschefft fing Feuer fon der Schtadthalle un brannte auch ab; aber es mechte mir nich fiel dranlign wenn nich meine Handorgl mit ferbrannt wer, die ich hedte drehn dirfn. Ich hadte 10 Kartn dazu. Sie schpilte mehre Schtike. Es is eine greßliche Schande, sie so ferbrennen zu lassn -- dise Medchen machn sich wirklich rein lecherlich! -- Die Überraschungs-Gesellschaft Papa wollte mich in ein Inschtetut gebn aber Mamma sagte: »Nein, er wird so zurikgeschikt wern, also wozu?« weil die Birger habn wolltn, ich soll fort gehn. Der hibscher junger Mann, der sich dem Fuß gebrochn hat, kann wider ausgehn un das is sehr ergerlich weil mir die gutn Sachn, die ihm meine Schwestern immer schicktn, sehr abgehn wern. Der Mund wessert mir, wenn ich dran denke. Ehrwirdn Herr Slokum kann seine Harfe schon auf dem Weidenbaum hengen, denn Betty erzehlte mir gestern abens im fertraun, Elsbett is schterblich ferlibt in dem Schtadtjungn un Betty ferschteht sich drauf -- sie weiß selbs wi das is. Sie hat einem rothaarign Ferehrer, der so ausschaut, wi einer fon den Kirbissen mit einer Kerze drin, mit denen ich sie immer schreke, wenn sehr finster is. Ich glaube sie sollte nich dafor erschrekn -- sie sind das follkommne Ebnbild fon ihren Ferehrer. Herr Jenner, dessn Fuß wider gut is, wahr gestern abens hir, Elsbett besuchn; er sagte er muß morgn in der Schtadt zurick, aber er wird widerkommen. Elsbett wisplte mir zu, es ist schon Zeit zu Bedt zu gehn un so sagte ich: »Gute Nacht Herr Jenner!« un ging so ruig henaus wi ein Lamm, schlich aber dann zurik ins fordre Zimmer un legte mich aufs Sofa, weil ich noch so wach wahr, wi ein Habich un herte Elsbett sagn: »Bleibn sie bis Freitag Herr Jenner; Donnerstag soll eine Iberraschungsgesellschaff feranschaltet wern un ohne sie wolln wir nich gehn. Ich mechte den kleinen Schorschi nicht um der Welt hir habn -- ich firchte, er wirde wider was anschtelln -- das is der Grund, weshalb ich es ihnen nich sagte, bis er zu Bedt war. Er soll bei Richter Bell sein un wir werdn uns sehr gut unterhaltn.« Er sagte, er wirde ihr zulib bleibn un drikte ihre Hand wi wenn sie eine Oransche wer. Es muß wahr sein was Betty sagt, sie werdn gewiß heiratn. Ich wollte eine Papirkugl auf ihnen schmeißn, aber ich dachte es is besser wenn ichs nich thu, damit Elsbett nicht denkt ich hab fon der Iberraschungsgesellschaff gehert un lag ganz ruig. Er fragte sie, ob sie mit Herrn Slokum ferlobt is. Sie sagte sie wirde ihm nich heiratn un wenn er der einziger Mann auf der Welt wer, weil sie nich gut genug is fir die Frau fon einen Predger. Dann fragte er, ob sie filleich gut genug is, um seine Frau zu wern? Ich weiß nich was sie sagte, sie redete so leise, aber er aß sie beina auf, wie wenn si fon Zucker wer un ich schlif ein. Alles wahr finster, wi ich aufkam un ich schlich so leise hinauf als ich konnte, aber die Schtige krachte un Papa schtirzte heraus un feierte die Pestole ab. Die Kugl riß mir ein kleines Schtick fon meinen rechtn Ohr henunter un machte mich di Treppn henunterfalln so das Papa glaubte er hat dem Einbrecher erschossn. Er nahm die Lampe un Susi un Elsbett schperrtn ihre Thirn zu un schrien inwendig un er un Mamma kamen herunter wo ich ganz zusammgerollt lag un sie rif: »Oh Gott es is unser liber kleiner Schorschi! Oh mein Sohn mein Sohn!« Papa seifzte, wi wenn er getroffn gewesn wer, Mamma sah das Blut auf meinen Gesicht un schrie: »Er is tot!« Aber ich wahr nur ferwundet wi ein Soldat un schprang auf un sagte: »Es is mir nichs geschehn« un dann hadte Mamma wider hesterische Kremfe. Nein so was! Mein Ohr wurde ferbundn un ich wurde zubedt gelegt, wi es schon licht war. Betty brachte mir mein Frihschtik aber nich eimal ihr erzehlte ich fon der Iberraschungsgesellschaff. Mamma weinte wider ein bischen, wi sie zu mir kam, um nachzusehn. Ich quelte sie, bis sie mich aufschtehn liß. Wi ich angezogn wahr, schlipfte ich unbemerkt henaus lif zu Richter Bell hiniber, fragte nach Fräuln Anna un erzehlte ihr, es keme heut Abens eine große Gesellschaff zu ihnen un sie sollte nur so iberrascht wi meglich sein. Sie lachte un sagte, sie wollte -- sie war froh das ichs ihr erzehlte, weil sie jetz ihre Haarwikl nich herausnehmen wollte bis abens un di Polsterdekn aufbreitn un dem Medchen sagn sie soll unter den Bedtn herforkehrn. Dann ging ich un ladete Frau Tuckins ein, die in Tagarbeit geht un Willi Giles der Weichnwerter bei der Eisnbahn, is mit nur 1 Bein un die Wittwe Robinson di immer unsre Kiche anschtreicht un die zwei Grünmedchen die Schneiderinnen sind -- oh, eine ganze Menge Leute, wi im neun Testerment schteht, das man einladn soll, wenn man Gesellschaff gibt -- un sie warn alle froh un ferschprachn zu kommen un den ganzn Tag nichs auszuplauschn. Die Leute, di ich eingeladet hadte, kamen alle sehr zeitlich. Sie warn früer da als alle andere un Richter Bell glaubte es is ein Auflauf weil er ausgegangen wahr un Fräuln Anna war so zohnig, das sie ihren Hut aufsetzte un fortging. Also nahm di Iberraschungsgesellschaff ihren Kuchn un Krem un di Musik un kam damit zu uns heriber, wo sie sich sehr gut unterhiltn. Papa wahr greßlich ergerlich, weil er un Richter Bell Freinde sind. Er wunderte sich, wer das wider angeschtellt hat. Aber ich dachte, es is doch nich schön, das alle dise Leite weggehn mußtn ohne belegte Buttersemmel oder Kuchn wi wir hadtn! Ich glaube es erzehlte ihm jemand, das es Schorschi war, ders getan hat, weil er so scharf auf mir schaute das ich dachte ich werd ein bischen in den Hof gehn un schaun ob der Mond untergegangen is. In den Hof war eine fremde Katze. Sie wahr weiß un schwarz geferbt. Ich sagte: »Miez, miez, miez!« aber sie lief dafon. Es roch greßlich so das ich es nich aushaltn konnte un ich ging deswegn henein. Die Leute warn im Schpeiszimmer un nahmen grad Erfrischungen un so ging ich auch henein. Sie schprangen auf un schrien wi wenn ich ein wildes Thir wer. »Oh geh henaus, geh henaus!« Die Dahmen nahmen ihre Taschnticher form Gesicht wi wenn sie Zahnwee hädtn. Papa pakte mich bei der Schulter un fihrte mich henaus im Schtall setzte mich auf einen Heihaufn un sagte ich soll dort bleibn bis di Gesellschaff fort is. Das wahr schreklich gemein. Ich herte die Musik schpiln aber ich hadte noch gar nichs gegessn, es war kalt un finster da drin un so ein Geruch das ich beina geschtorbn wär. Betty kam nach einer Weile heraus un brachte mir ein Schtik Kuchn. Wi sie das Thor aufmachte, scheinte der Mond herein, so das ich sehn konnte wer er wahr. »Betty, libe Betty,« sagte ich foller Freude, »da bin ich.« »Oh,« sagte sie, »ich kennte dich mit der Nase findn, Schorschi un wenns noch so finster wer!« un sie lachte, das sie beina zerplatzt wer. Aber ich wahr nich zohnig, weil es so lib fon ihr wahr mir an disn traurign Plaz etwas zu essn zu bringen. Ich fragte sie ob sie bei mir bleibn will, aber sie hadte zufil zu thun. Sie sagte sie wird mir so schnell sie nur kann mein andres Gewand bringen. In einer halbe Schtunde filleich, brachte sie mirs un sagte ich soll heneinkommen wenn ich angezogn bin. Betty is ein fortreffliches Medchen, das muß ich wirklich sagn. Ich kam ein bischen früer henein, befor di Gesellschaff ging. »Du mußt mit fremde Katzn keine Freundschaff schlißn, Schorschi,« sagte Dokter Moor. Alle nektn mich. Herr Jenner fragte mich, ob ich mein Taschntuch mit Eßbukeh eingeschpritzt hab? Papa aber sagte ganz erns: »Schorschi hastu disem Gesindelpak gesagt, zu Richter Bell heniberzukommen?« Grad da, befor ich antwortn konnte, wahr draußn auf eimal ein firchterlicher Schpektakl -- alte Hefndekl, Trompettn, Herner un Feifen, genug um einem firs ganze Lebn taub zu machn. Alle schautn auf mir, wi wenn ich der schuldiger Ferbrecher wer. »Was is das schon wider?« schtehnte Mamma. Dismal wahr aber mein Gewissn rein. »Ich weiß nich Mamma, filleich is es eine Katznmusik?« Nun weißt du, libes Tagbuch, ich hadte zu ein paar Kerle, di bein Depoh warn, gesagt, sie bekommen Kuchn un Wein, wenn sie zu Richters gehn un der Iberaschungsgesellschaff eine Saranahde machn, un si hadten dort gehert es is in unsern Haus un warn deswegn heribergekommen. So ein Narrnthurm, was sie machtn, hat di Welt noch nich gesehn -- es warn filleich 3 Dutzen fon ihnen da. Wenn ich gewußt hedte, die Gesellschaff wird zu uns kommen, hedte ich sie nich eingeladet. Dokter Moor ging henaus, um die Leite zu beruigen, die grad wi lauter Teufl heiltn un schrien un kam mit die Finger in die Ohrn wider herein. »Sie werden ihnen etwas geben missn, um sie los zu werdn,« sagte er. Mamma ging henaus, um Kuchen zu holn, aber die Gesellschaff hadte alles aufgegessn un es wahr keine Zeit mehr, frischn zu bakn un ein Bursche schmiß grad einen Schtein durchs Sallohnfenster -- sie brilltn noch mehr -- es war mir sehr leid, das ich dise gemeinen Kerle etwas fon der Saranahde gesagt hadte. Dann sagte enlich Elsbett es were ein großer Fruchtkuchn draußn in der Forratskammer fir das Dankfest un sie wirde ihm holn; also schikte Papa den Kuchen un eine Menge Wein henaus mit einer Emfehlung un wi sie das aufgegessn hadtn, schrien sie dreimal »Hurrah der kleiner Schorschi soll lebn!« un wolltn nich eher fortgehn, bis ich eine Rede halte. Ich war firchterlich erschrokn aber Papa sagte: »Du hast uns in die Patsche gebracht, mein Junge -- jetz schau, wi du uns wider herausbringst!« Dr. Moor setzte mich also auf seiner Axl un trug mich henaus. Ich fermute ich war blaß, aber wie sie anfingen zu lachn un zu kreischn wurde ich zohnig un sagte ganz laut zu ihnen: »Mitbirger,« sagte ich, wi ich fon Papa in der Schtadthalle gehert hab, »wir habn heite Abens 2 unerwartete Besuche zu unsere Iberaschungsgesellschaff gehabt -- Einer kam im Hinterhof, es war ein Schtinkthir. Der anderer kam im Forderhof, das war di Katznmusik. Ich weiß nich, welchen ich dafon liber hab. Gute Nacht!« [Illustration] »Du wirst noch eines Tags ein Folksredner wern, mein Sohn,« sagte Papa, wi sie so ruig weg gegangen warn wi Lemmer un lachte un lachte sofil, bis er aufherte wegn der Geschichte bes zu sein mit mir, aber meine beste Kleider sind runihrt, sie sind im Gartn begrabn ich kann morgn nich in der Sontagsschule gehn. Es tut mir sehr leid, denn ich wollte Harry Hauk mein Federmesser bringen, weil er mir die Gummilastieidekse dafir gebn wollte, di er fon seiner Tante bekommen hat ich wollte Betty erschrekn. Nechste Woche is Dankfest. Ich hoffe un bete, meine Kleider solln dann nich mehr begrabn sein, denn wir erwartn unsre ganze Ferwanschaff zum Essn un iber nacht. Es wird sehr lustig sein. Dankfest is die beste Zeit fom Jahr außer Weinach, das is noch besser. Kinder habn alle Weinachtn so gern. Ich weiß etwas dafon, was nich wahr is, aber ich wer es nich ferratn. Man mechte gar nich glaubn was fir eine Menge gute Sachn in Fleischpastehtn sind, wenn man sie ißt -- Fleisch, Äpfl, Fett, Zibebn, Zitrohne, Liköhr, Muschkatnuß, Zimmt, Eierschaum -- in manche auch Schnupftaback. Die Kechin liß mich zuschaun. Ich hadte die Schnufftabackbixe fon Hansis Großmama di ich mir ausborgte ohne das sies wußte. Es schaute greßlich genau wi Zimmt aus un ich schmiß den ganzn henein wi di Kechinn in der Schpeise ging. Ich hoffe es is gut in Pastehtn. Oh, das wahr ein beschefftigter Tag! Elsbett nahm mich iber nachmittag mit aufs Land. Es war ein Junge dort un eine Menge Nisse auf die Bäume im Wald un Kihe. Wir klaubtn uns auf sofil wir wolltn. Er erzehlte mir wi di Schlangen sich ein neues Gewand anzihn. Das is merkwirdig! Ich hadte noch mein altes an, weil ich Nisse suchn ging un mein andres noch eingegraben is. Eimal kann ich dich zumachn, mein Tagbuch ohne deine Bledter mit einen traurigen Zufall zu beflekn. Sie sagtn ich bin ein sehr brafes Kind. Elsbett is in einen Bognschitzn-Klubb in unseren Ort. Si nahm ihren Bogn un Feile mit um draußn zu schißn, weil dort sofil Plaz is. Wie sie mid wahr, borgte ich un der andre Junge uns ihm aus. Elsbett gab ihm uns, wenn wir nich auf das Haus zu oder auf etwas lebendiges schißn wolln. Wir gingen auf der Weide un machtn ein Schtik Zeitung auf einen dikn Baum fest anschtatt eine Zilscheibe; aber dise ferfluchte Küe schpazirtn immer so herum un grad wenn wir auf dem Zeitungspepir ziltn, waklte eine mit den Schweif un ging langsam bei den Baum foriber wi wenn sie ferrikt wern, oder gar kein andrer Plaz da zum Promenihrn. Zuletz traf einer fon di Feile die beste Ku fon dem Jungen seinen Fater grad im Aug wi sie sich niderlegn wollte un sie schtiß noch einmal aus un gab dem Geist auf. [Illustration] Ich firchte wenn die Kuh nicht zum Melkn im Schtall kommt, wird sein Fater nicht mehr denkn Schorschi Hacker is so ein anschtänger kleiner Kerl! Aber ich wollte es ja nich thun -- nein, wirklich nich! Ich zilte auf keinem einzign Ding außer der Zeitung, un wenn dise dumme Kuh grad foribergeht, wessn Schuld is es -- ihre oder meine? -- -- -- -- Er geht zur Kirche Manchmal leßt mich Dokter Moor zu ihm in sein Gescheft kommen un ein bischen dort schpiln, er hat ein sehr schnelles Ferd un einen leichtn Einschpenner aber er will mich nich allein dort lassn, weil runderum sofil giffge Medezinen schtehn. Gestern mußte man ihm plezlich rufn -- ein Mann hadte einen Anfall un er sagte zu mir: »Schorschi, du bleibs in den Sessl, bis ich zurikkomm!« Ich saß schtill bis ich gehnen mußte, wi wenn mir der Kopf abfalln mecht -- dann kam das alte Fräuln Baxter herein schaute durch ihre Brilln scharf auf mir un fragte wo der Dokter is. »Ein Mann hat einem Anfall bekommen, kann ich ihnen filleich mit etwas dihnen Fräuln?« sagte ich sehr heflich. »Du, Schorschi Hacker?« sagte sie in so wegwerfign quitschign Ton. »Du mechtest mich vergifftn, wenn ich dumm genug wer dichs zu lassn. Alles was ich brauche is ein bischen Medezin un ich hedte so keinen Doller dafir bezalt.« Dabei gukte sie herum auf alle Flaschn un Sachn -- man sagt sie is schreklich neidisch, der reine Geizkragn -- un sah eine Flasche mit Seidlezpulwer, ging schnell hin nahm ein blaues un ein weißes un legte finf Cent am Tisch. Auf den Tisch schtandn ein paar Gleser un ein bischen Eiswasser un in einer Schaale Zucker. Ich fragte sie ob ich ihr das Pulwer mischn soll. Sie dachte sie kann den Zucker dabei umsons bekommen un sagte ja. Ich machte es sehr siß in 2 Gleser un sagte sie soll zuers das blaue un dann das weiße trinkn un sie tat es auch. In filleich einer Menute hadte sie auch einem Anfall -- Oh einen schreklichn Anfall! Ich kann mir nich forschtelln, wofon es kam, die Pulver warn ganz richtig. Si fil grad zurik un wurde so schwarz im Gesicht, wi wenn si Dinte geschlukt hedte; sie wer beina zutot erschtikt. Ich rannte henaus auf der Schtraße um den Dokter zu suchn, aber ich sah ihm nirgns. Ich sagte einige Leute, Fräuln Baxter schtirbt in unsrer Potheke un sie ranntn henein un paktn sie auf un legtn sie am Sofa; ihre Brilln warn zerbrochn, ihr Kleid auseinand gerissn un die Trenen kamen ihr aus die Augn, wi wenn sie bei ein Begrebnis wer. Sie fragtn sie, was denn geschehn is; sie sagte sie hat es nich richtig eingenomen -- die Eksplosjohn war in ihren Magn anschtatt in den Glas losgegangen -- ich glaube sie hadte recht. Sie zahlte 5 Cent fir das Seidlezpulwer, aber ein par neie Augngleser kostetn ihr filleich 50 -- sie erschparte nich so fil dabei, wi si glaubte. Si schittlte ihrn grinen Regnschirm zu mir, wi sie wegging, wi wenn ich schuld wer -- warum wollte sie den Dokter betrign? Unter den Tisch wahr eine Lade, in der war ein hibsches Morrekoetwi. Ich glaubte es is ein Schmuck drin aber wi ich nachschaute, warns lauter kleine Messer un Sachn. Sie warn so scharf wi nur meglich. Dann kam ein kleines Medchen herein mit 25 Cent un ein Schpahn in der Hand, ich glaube sie is auf einen Treppngelender hinuntergeglitscht. Ich sagte sie soll wartn, der Dokter wird sehr bald kommen, aber sie sagte es tut greßlich weh un ich sagte: »Wenn du schtillhaltst, will ich ihn herausschneidn« aber das kleine Ding hilt nich schtill. Sie zukte grad zur unrechte Zeit, so das ich ihr grad iber der Hand einen schreklichn Schnitt machte. Wer sie ruig gewesn, es wer nich passihrt. Das Blut rann iber dem ganzen neun Teppich un ich sagte ihr deswegn, sie soll schnell zu ihrer Mutter laufn un es sich ferbindn lassn. Es war schon so schpeht un ich wahr so hungrig, das ich nich wartn konnte bis der Dokter zurikkommt un di Flekn am Teppich siht. Aber ich firchtete, das Dibe einbrechn un schtehln, wenn ich weggeh, deswegn schleppte ich das Schkelett aus der Kammer, setzte er im Sessl un schtekte ihm ein medezinisches Enschtrument in der Hand. Dann nahm ich ein bischen Fosfer aus einem Fleschchen heraus, machte damit ein paar Augn auf Papir un schtekte es in seinen Kopf. Es wahr firchterlich anzuschaun -- genug um jedem Einbrecher zu erschrekn, un so firchtete ich nich die Potheke unter der Wache fon dem Skelett zu lassn un ging nachaus nachmahln. Jetz sagt der Dokter, ich soll nich wider auf der Potheke Obach gebn, weil das alte Fräuln Baxter withend is un Emmeline Elder krank ligt mit Gehirnenzindunk weil sie schnell in der Potheke lif um ein bischen Kloreform fir Zahnweh un dem totn Kerl mit di Knochn un die glenzign Augn sitzn sah, weil es schon finster wahr un sie schrie laut un fil in Ohnmacht. Wie sie wider zu ihr kam war sie ganz allein mit den Schkelett un schrie nocheimal un ferlor di Besinnung. Dann kam der Dokter zurik, un brachte sie zu sich, aber si hat jetz Fiber un schreit die ganze Zeit -- aber deswegn brauchn sie doch auf mir nich zu schimpfn ich schtellte es fir Einbrecher auf un nich fir Medchen un das war ganz recht. Ich fergaß fon den Jungen zu erzehln der hereinkam mit Zahnweh. Es tat ihm so weh, das ers nich aushaltn konnte bis ich das Schkelett herausgeschleppt hadte und er half mir es am Sessl zu setzn un ich liß ihm aus der Kloreformflasche richn un er roch dran un ich sagte ihm er soll sich ein bischen aufs Saktuch gißn es wird ihm dann nich mehr weh tun. Er legte sich aber grad zurik un liß die Flasche falln. Sie zerbrach un er wollte mir nich antwortn wie ich ihm fragte ob der Zahn noch weh tut also ging ich fort un liß ihm dort, weil es so schtark fon Kloreform roch, das ich weggehn mußte. Er un Emmeline lagn beide bewußtlos dort, wi der Dokter zurikkam. Es tut mir leid, das di Flasche zerbrochn is, denn sie wahr 3 Doller wert un der Bub schtarb beina -- aber ich hoffe er hadte kein Zahnweh mehr. Ich dachte nich, Emmeline wird for den Ding erschrekn, das ich doch nur fir Reiber aufgeschtellt hadte. Der Dokter sagt es muß troz allen doch ein Dib hereingekommen sein, weil die Schachtl mit di Gummizukerl weg is. Aber Hansi un ich wissn gut, wo si is, hinter der Scheine. Morgn is Dankfest. Aber ich werd den ganzen Tag kein Schtikchen Pastehte krign, weil der Schnupftaback fon Hansis Großmutter so ein greßliches Quatsch aus unsrer Pastehte machte, das wir die ganze fortschmeißn mußtn. Es is noch eine Menge Apfeltorte un Kuchn da aber ich soll doch nichts bekommen. Ich glaube, das is wirklich gemein. Ich hab Torte ganz besonderst gern. Meine Schwester Elsbett is so schtolz, weil sie Herrn Wilkins fortgeschikt hat der seit damals nich bei uns war, wi das Ferd dafon lif, un dafir Herrn Jenner gekrigt hat, das man beina kein Wort zu ihr schprechn kann. Unsre libe Lil is gestern gekommen, um morgn bei uns zu sein. Sie fragte ob ich noch so schlimm bin, wi früer, weil sie mich gern auf eine Woche nachaus nehmen mecht. Ich mechte sehr, sehr gern gehn. Warum hetzn sie alle auf, zu sagn, ich bin ein nichsnutziger Junge? Wir habn alle unsre Fehler. Ich habe ein paar, wi andre Leite auch. Bin ich godtlos, weil ich nich wußte, das Schnufftaback die Pastehte runihrt, oder das alte Fräuln Baxter zischn wird, wi ein Feierwerksrad fon 4. Juli wenn sie ihre Sachn nich mischt, befor sie sie schlukt? Jeder Mensch muß erst eine Menge Sachn aus eigner bittre Erfarung kennen lernen. Lily sagt, ich soll mit ihr kommen un wenn ich auch allen Schnikschnak zerbrech, was sie mitgebracht hat; sie wahr immer so ein liber Kerl; sie weiß, kleine Jungen habn ihre unruige Mommente, wi große Leite. Libes Tagbuch, auf deine Seitn beschliße ich feierlich morgn ein so brafer Junge zu sein, wi nur meglich, damit ich mit Lil nachaus fahrn darf. Ein Tag soll iber meinen Kopf gehn in Rue un Fridn; formittag will ich in der Kirche gehn un nachmittag lesn in der Sonntagsbibloteck. Ich wer mein Gewand nich beschmuzn un so anschtendig sein, wi man nur sein kann. Tante Betsey is auch hir. Papa schrib ihr einen Brif un sagte ihr, sie soll wider gut sein, un an unsern Dankfesttruthahn mitessn -- un so is sie gekommen. Sie gab mir ein Goldschtik, wi sie kam, auch Herr Jenner kommt aus der Schtadt zum Essn -- er is jetz einer fon unsrer Familje. Elsbett sagt, sie winscht, das die Tante ihm siht -- sie denkt gewiß an dem silbernen Teeserwiß. Lilly hat mir ein schpaßiges Schpilzeig mitgebracht, es is kinesisch -- es schtekt in einen kleinen Schtik Tuch un wenn man di Nadl schnell wegziht, schpringt etwas schwarzes heraus durch das halbe Zimmer, beina wi eine Schlange. Ich habe schon die Kechin un alle damit erschrekt, es macht sie schrein, weil es so schnell herausschpringt. Montagu brachte mir so eine Menge Zukerl, das ich glaub ich werd morgn garnichs zu Mittag essen kennen. Ich hab ihm auch sehr gern -- er will, ich soll mit ihnen zurikfahrn. Dankfest is gekommen un wider foriber. Ich werde nicht mit meiner ferheiratete Schwester nachausfahrn. Du mußt mich enschulgen, libes Tagbuch, die Trenen in meine Augn machn, das ich so krumm schreib. Ich schtand zeitlich auf un schtrengte mich sehr fest an, ein solcher Prachjunge zu sein, wi in die Bicher schteht. Nach den Frischtik trug ich ein paar Zukerl zu Hansi heniber. Seine Mutter hat ein Babi, das for filleich 2 Wochn gekommen is; ich schteckte ihm eine Zukerflaume in Mund, wi die Amme nich hinschaute weil es beim Essn so schpaßig war, das wir lachn mußtn, aber der kleine Dummrian wollte es schlukn, befor es zerkaut wahr un wirgte so dran das die Amme erschrekte un es am Kopf schtelln mußte un seine Mutter schikte mich direk nachaus. Ich ging zur Schtadt henunter um mir etwas fir mein Goldschtik zu kaufn aber di Ledn warn alle geschperrt un so kaufte ich Pat Finegans jungen Bulldock um 2 Doller aber ich blib ihm einem schuldig. Wi ich zuhaus kam, wahr es Zeit in der Kirche zu gehn. Ich ferschtekte meinen Hund im Schtall un ging nebn Lil die so hibsch ausschaute un ein so ellgantes Kleid anhadte, das ich schtolz war auf ihr. Herr Slokum betete ein schrecklih langes Gebet, so das ich ganz schlefrig un hungrig wurde. Ich winschte, ich hedte das kinesische Schpilzeig nicht in der Tasche mitgenommen, weil mir so fad wahr, das ich es auf dem Pult herauslegte um zu schaun ob es nich zerbrochn is, aber di Nadl ging pletzlich ganz zufellig heraus un befor ich es wußte flog das lange schwarze Ding grad durch der Kirche un paschte Herr Slokum auf der Nase, weil er die Augn beim Gebet zugemacht hadte. Dann purzelte es henunter im Kohr un zapplte, wi wenn es lebendig wer. Die junge Dahmen, die ihm Kohr singen glaubtn es is eine Schlange un schprangen alle auf ihre Sitze -- so was in der Kirch wahr doch wirklich unanschtendig! Wie sie bemerkte was es war kam einer feierlich herfor, putzte seine Brilln un sagte: »Dise godtlose schenliche Person, di einem solchn Scherz im allerheiligstn feribn kann, is zu ferdorbn um zu wissn, wi schlecht sie is. Ein solches schenliches Betragn is zu nidrig fir uns, um beachtet zu wern -- Laßt uns singen!« Ich glaubte ich muß im Fußbodn fersinkn, weil alle auf mir schautn als ob sie wißtn, wer es gethan hat. Ich liß mein Gesangbuch falln, weil ich mich so eilte, das Lid zu findn un wi ich mich bikte, es aufzuhebn, fil mir die Pestole aus der Tasche, die mir Pat Finegan gelihn hadte, anzuschaun ob ich sie filleich kaufe un ixplodihrte. So ein Knaller! Papa pakte mich bei der Schulter un fihrte mich den Gang henunter auf den Fridhof setzte mich sehr fest auf einem Grabschtein un sagte: »Schorschi, du bis ein schweres Kreiz. Du bist ein Schkandal fir deiner Familje. Ich bin mit meinen Ferschtand zuend, was ich mit dir anfangen soll!« un ging auf un ab un schtehnte, wi wenn ihm die Schue drikn mechtn. Ich wußte auch nich was er mit mir anfangen soll -- ich war deschpraht. Zuletz sagte ich: »Ich winschte ich wer mit dem Zirkus weggelaufn, der hir war, jetz is zu schpeht im Jahr fir das, Papa -- filleich is es besser ich wer ein Mischonehr wi Herr Slokum wern will. Wenn mich dann di Kannebahln aufessn, wirstu nich mehr fon meine Streiche beunruigt wern. Ich winsche ich mechte die Mahsern bekommen un schterbn, wenn ich nich gut genug bin zu lebn. Ich winsche ich wer in Gefengniß eingeschperrt oder fest angebundn, damit solche Sachn nich mehr passihrn kennen, di dich so schtehnen machn.« »Das is das richtige!« rif Papa erleichtert aus. »Ich werde dich anbindn, mein Birschchen!« Un er marschirte mit mir zuhaus befor die andern aus der Kirche gingn un band mich im Holzschupfn an einem Balkn an un di Hende hinter mir wi die Kechin den Truthahn zum bratn anbindet. Ich herte die Teller klappern un roch das Essen, wi alle zuhaus warn -- so langsam is mir di Zeit noch nie fergangen. Ich hadte eine greßliche Freide wi ich Hansi im Hof feifn herte. Ich rif ihm leise. Er segte den Schtrik auseinand un band mir di Hende los. »Plausche nichs zu meine Leite aus, Hansi« sagte ich. »Ich nehme mein Eichhernchen un meinen Bulldok un will irgendwohin gehn, wo die Leite noch nich wissn, wi schlecht ich bin.« Er wird ein Einbrecher »Halloh!« sagte einer so ruhig wi nur was, »wohin geht der junger Mann so eilig?« Es wahr ein Landstreicher. Er saß unter einen Baum bei der Schtraße un aß eine ganze Fleischpastehte. Ich wahr filleich schon 2 Schtundn gelaufn. Mein Eichhernchen hadte ich in der Tasche aber mein Hund wahr nich mit, weil er durchging wi ihm Pat Finegan fiff, wi wenn ich nich einen Doller fir den kleinen Dib bezalt hette -- so ein unerlicher Hund! »Selber Halloh!« sagte ich. »Setz dich nider, ruh dich aus un eß ein Schtik fon meiner Pastehte,« sagte er. »Danke schön,« sagte ich, »sehr gern,« denn ich war greßlich hungrig so das ich glaubte meine Fiße wern mich keinen Schritt weiter tragn. »Wo gehstu hin?« fragte er wi ich aufgegessn hadte. Ich wußte, Lanstreicher sin selber nich sehr gut, so dachte ich, ich kann ihm die ganze Wahrheit erzehln. »Ich bin fon zuhaus weggelaufn weil ich so ein schlechter Junge bin das sie sich iber mir schemen.« »Oh,« sagte er, »du bist ein schlechter Junge! So, so!« un lachte. »Was has du angeschtellt, Junge? Jemand umgebracht oder in einen Ladn eingebrochn?« »Ach nein, so was nich, Herr Lanschtreicher,« sagte ich »aber ich komm immer in der Patsche, wi wenn ich der schlechste Bub fon der Welt wer. Wenn ich einen Affn un eine Drehorgel hedt, so kennt ich mich selbs erhaltn un meine Eltern brauchtn sich nich zu ergern mit mir.« »Ich habe sie alle 2,« sagte er sehr schnell. »Sie sind im Wald hintn mit ein paar fon unsre Leite. Du solls beides habn, wenn du hinkommen un bei uns bleibn willst. Wir habn ein prächges Lebn, reißn Äpfl un Nisse fon die Bäume un kochn unser Essn in einen Kessl auf einen großn Feuer.« Also sagte ich, ja ich will fersuchn wi es mir gefellt. Im Wald warn finf andre Kerle die greßlich ausschautn. Es tat mir leid das ich dort war, aber sie lachtn, patschtn mir am Kopf un sagtn »oh was fir ein brafer Junge bis du!« Aber es war kein Feuer dort auch kein Kessl un kein Affe aber sie hadtn eine Drehorgl un gabn mir Brot un Käs un wi es dunkl war legtn wir uns nider. Mir wahr so kalt, das ich weinte, denn da warn keine Betti mich warm einzuwikln, aber ich liß ihnen nich merkn das ich weinte. Zimlich bald schlif ich ein aber sie wektn mich auf un sagtn: »Komm mit, wir missn jetz maschirn, wenn du ein guter Junge bist un heut nach tust was wir dir sagn is dein Glik gemacht. Wenn du aber nich genau tust was wir dir sagn, so erlebst du morgn nich mehr die Sonne aufgehn zu sehn!« Keine Zunge kann sagn was ich fihlte, wi ich dise schrekliche Worte herte. Wir gingen bis ich so mid wahr, das ich die Fiße kaum aufhebn konnte. 2 fon ihnen blibn zurik un wir kamen in einen Ort wo Häuser auf beidn Seitn schtandn. Es war greßlich finster un fing zu schneien an un wir gingen in einem Hof. Die Menner wischpeltn mir zu, wenn ich schpreche oder Lerm mache, werdn sie mich zutot wirgn. Sie wolltn mich durch ein kleines Fenster schibn un ich sollte sehr leise zur Forhausthir oder zur Kichnthir krichn, aufrigln un sie heneinlassn. Es wahr eine Menge Gold in den Haus das sie habn wolltn. Sie machtn die Rigl fon einen kleinen winzign Fenster auf, hobn mich henauf un schtopftn mich durch -- so eine eklige Quetscherei! »Hir sin ein paar Zindhelzchen,« wischpelten sie. »Zinde sie an un such den Weg zu einer Thire. Wenn du einen Laut fon dir gibst werdn sie dich als Einbrecher fangen un du wirst als ein Dib aufgehengt.« Der kalter Schweiß schtand auf meiner Schtirn -- meine Glider zidtertn. Was wirde meine theire Mamma sagn, wenn sie wißte, ihr kleiner Sohn is ein Einbrecher! Ich wahr weggelaufn um ein guter Junge zu wern un jetz war ich noch 1000 mal schlechter wi früer. Das is schon mein Pech. »Tumml dich, du da!« brummte eine raue Schtimme durchs Fenster. Ich zindete ein Zindhelzchen an. Es ging aus. Ich zindete ein anres an un schaute herum. * * * * * Hm! Diser schlechte Junge Schorschi Hacker wahr heute der Lewe der Schtadt. Selbs der Predger hat mir die Hand geschitlt, weil die Leite fro sind, das dise schreklichen Menschen gefangen un im Gefengnis geworfn sind. Sie habn filleich 20 Häuser in ferschidene Pleze ausgeraubt. Die Sachn un das Silber fand man ferschtekt in einen holen Baum, wo ich ihnen zeigte, das dise Kerle im Wald gegessn hadtn. Ich will dir alles erklern, theires Tagbuch. Wi ich das Zindhelzchen anzindete schaute ich herum un sah unsre eigne Forratskammer, di Schirze fon der Kechin auf einen Nagl un die Reste fon Flaumenkuchn auf einen Teller. Mein Herz schlug fest, ich tastete di Schtige henauf, es war pechfinster aber ich wußte den Weg! »Oh Papa,« schrie ich, »steh auf un erschieß sie, bitte! damit sie Schorschi nich erwirgn kennen!« So eine Ssene! Anfangs ferschtandn sie mich nich. Montagu schtirzte heraus, di Dinsleute kamen aus der Dachschtube herunter, sie hattn 2 Pestoln un eine Schißbixe, wi sie auf den Feind herausschtirztn. Erst konnten sie sie nicht finden aber dann wecktn sie den Scheriff auf un holtn ein par Ferde heraus. Es wurde schon Tag un sie nahmen mich mit, den Weg zu zeigen. Sie erwischtn alle 5 un so glaub ich, ich werd nich wider mit Lanschtreicher gehn, sondern zuhaus bleibn un anschtendig sein. Es is schon eine Woche, das ich nich in dem Tagbuch geschribn hab. Weihnacht kommt immer näer. 2 Tage nach Dankfest ging ich mit Lilly nachaus um eine Woche bei ihnen zu bleibn. Sie haltn nich selber Haus, sie wohnen im Hotell. »Benimm dich so anschtendig, wi du nur kannst!« sagte Lil zu mir. »Es sind eine Menge feine Leute in dem Haus. Ich winsche nicht, mich meines kleinen Bruders schemen zu missn.« »Wissn sie, das ich ein böser Junge bin?« fragte ich sie. »Nein un sie solln es auch nie erfahrn, wenn du es nich selbs ferrätst!« Das Mitagmal wahr fertig, wi wir hinkamen, wirklich ein großartiges Mitagmahl -- eine Menge Genge un zuletz Gefrornes un di Diner die bei Tisch bedintn warn grad so heflich zu mir wi zu den andern erwaksnen Leutn. Wisawi uns bei Tisch war ein kleines Medchen, in einen Seidnkleid mit Glassehanschuhe un einer Rosascherpe -- ein sehr hibsches Medchen. Ich schaute sehr fest auf ihr heniber un sie grad so oft auf mir. Montagu erzehlte mir, die Kinder werdn dann im Sallohn tanzn un wenn ich tanzn will wird er mich heneinnehmen. Minna hiß das kleine Medchen. Ich unterhaltete mich ausgezeichnet. Sie wahr sehr gefellig zu mir un ich tanzte ein paarmal mit ihr. Ich dachte mir ich werde Betty doch nich heiratn mag sie noch so gut zu mir sein. Wenn ihr schiläugiger Bursche sie nich heiratet, wird sie eine alte Jungffer wern missn. Ich erzehlte Minna, das ich denke ich werde Betty nie heiratn. Sie schaute auf ihre Pantofln herunter aber sie sagte nichs. Ich schtellte dismal rein gar nichts an außer das ich eimal den Fuß plezlich ausschtrekte, so das ein Junge driber fil -- aber das wahr in Schpaß. Ich schlif auf einen Diwan in Lils Zimmer weil das Hotell ganz foll war. Wi ich auf kam, war noch sehr zeitlich; ich schtand leise auf, zog mich an un schlipfte hinunter um mir die Schtadt anzusehn. Es war ein großer Ort, fil greßer wi unsrer. Ich konnte Schiffe un Wasser sehn un fragte deswegn einen Mann. Er sagte es is der Hudsonschtrom. Dann ging ich henunter um zu sehn was sie dort machn. Eine Menge Leute gingen auf das Schiff un so ging ich auch mit, blos um ein bischen herumzusehn un den Mann beim Rad etwas zu fragn. »Wann fehrt es ab?« fragte ich ihn. »Is ebn abgefahrn,« sagte er. Un wirklich! Das Rad schpritzte wi nur was. Das Brett war hereingezogn. »Bitte schön, ich mechte hinunter!« sagte ich. Er lachte un antwortete: »Du wirst ein bischen wartn missn!« »Kann ich nicht meiner Schwester tellergrafihrn? Sie wird glaubn, ich bin ferlorn gegangen.« Er wahr ein ganz ordenehrer Kerl. Alles was er sagte, war: »Gibs nich!« un dann grinste er, wi wenn ihm etwas kizlte. Ich schpirte die Threnen kommen, aber ich wollte ihm nich zeign das mir so weinerlich wahr. So fiff ich also. Mir war kalt. Ich hadte nich gefrihschtikt. Ich hadte kein Geld fir der Fart un hadte Heimwee. Ich glaube ich war ganz blau, denn er sagte mir bald darauf ob ich nich in der Kabine gehn will es is eingeheizt dort. Also ging ich. Es warn eine Menge Herrn un Damen drin. Erst bemerktn sie mich nich aber nach un nach fragtn sie mich wem ich geher. Ich sagte ich bin aus Irrtum mitgenommen worn; sie warn besorgt um mich un fragtn mich so fil iber meinen Namen un wo ich wohne, das ich ihnen zuletz fon meinen Tagbuch erzehlte un was ich fir ein schlechter Junge bin, das ich immer in der Patsche komm, wenn ichs gar nich tun will un das Lil jetz denkn wird ich bin ein schreklich godtloser Junge das ich dafongelaufn bin un ich wollte doch nur das Wasser anschaun un warum die Reder sich immer so drehn. Eine Dame rif den Aufwerter er soll mir was zum Frihschtik bringen. Dann sagte mir ein Herr wenn ich ein Tellergramm schreibn will, so wird ers selber wegschikn wenn wir in der Stadt kommen. Si gabn mir ein Schtik Papir un einen Bleischtiff un ich schrib: »Libe Lil -- ich wollte es nich thun. Das Schiff is schuld dran. Seit nich beunruigt. Klein Schorschi is ganz munter. Ich komm abens mit den Bod zurik. Bitte, sag ihnen sie solln mit den Essn wartn bis ich komm!« Der Herr gab dem Aufwerter einen Doller, damit er auf mir acht gibt un sagte mir ich soll den ganzen Tag in der Kabine bleibn un ich werd ganz sicher sein. Sie schidtltn mir die Hand zum Abschid, wi si fom Schiff gingen. So eine Menge Schiffe war noch nie da! Es wahr Mitag. Das Boot sollte um 3 zurikfahrn. Es war fad, weil das Boot nich mehr fuhr. Ich aß ein paar Äpfl die sie mir gegebn hadtn, befor sie Mitagessn gegangen warn. Plezlich dachte ich an Herrn Jenner. »Ich glaube es wird noch Zeit genug sein, hinzugehn, befor das Boot wegfehrt,« sagte ich zu mir selbs un so schlipfte ich henaus ohne eine Wort zu den Aufwertern zu sagn aus Angs, sie mechtn es mir ferbitn. Großer Godt! Wi ich aus disn Holzkastn auf der Schtraße kam, glaubte ich, es muß wo brennen -- so ein Gedrenge! Ich ging iber die Schtraße un schaute auf die Schilder nach Herrn Jenners Namen aber ich sah ihn nicht un fragte deswegen einen Mann, ob er nich so gut sein mechte mir zu sagn, wo Herr Jenner wohnt? »Weiß nicht, Junge,« war seine Antwort, »frag einen Pollezeimann.« -- Ich ging ein bischen weiter, dann sah ich einen Beckerladn ging henein un ferlangte ein paar Feffernisse. »Wi fiele?« fragte die Frau. »Villeich 9,« sagte ich. Dann dankte ich ihr sehr heflich un wollte henausgehn aber sie fing zu schrein an, das sich ein Bär gefirchtet hädt. »Wo is das Geld, du kleiner Schufft?« Also erzehlte ich ihr das ich ferlohrn bin un legte die Feffernisse zurik un ging sehr traurig henaus. Ich fragte jedem den ich solang aufhaltn konnte wo das Boot is un wo Herr Jenner wohnt. Solche ungebildte Leute warn noch nich da! Keiner wußte es. Ich sah auf einem Kirchturm das schon 4 Uhr wahr un fing zu weinen an weil die Fiße mir so weh tatn. Ein großer diker Mann in einen blaun Rock pakte mich bei der Axl. »Was gibts junger Mann?« »Oh Herr,« sagte ich, »ich winsche ich wer nich auf das Boot henaufgegangen un ich winsche ich wer nich fom Boot henuntergegangen un ich winsche die Leite in der Schtadt wern nich so dumm. Sie kennen einen kleinen ferirrtn Jungen nich einmal sagn wo Herr Jenner wohnt. Ich bin der kleiner Schorschi Hacker der immer in der Patsche kommt, aber ich kann ni etwas dafir. Wenn das Boot nich weggefahrn wer, befor ich es wußte, wer ich nich ferlorn gegangen. Ich wollte es wirklich nich thun.« »Gut Schorschi,« sagte er, »wenn du ferlorn bist, missn wir fersuchn dich wider zu findn.« Der Herr war sehr gut zu mir nur wollte er alles aus mir herausfragn. Er fragte mich sofil das ich kaum mein Nachmahl essn konnte. Die Leute in der Schtadt essn im Keller -- so eine schundige Angewohntheit! Dise Nacht schlif ich fest auf einer Pritsche, so ein schpaßiges Bett wi eine Schachtl! Irgendwer wekte mich auf mit Schluchzn wi wenn ihm das Herz brechn mißt. Ich setzte mich auf un rib mir di Augn. »O du nichsnutziger schlimmer sißer Junge,« rif Lil. Sie war ganz blaß nur ihre Augn warn rot. Montagu war auch da. Sie warn mit der Eisenbahn hergekommen, wie das Boot ohne mir zurikkam. Ich fragte sie ob Minna besorgt is, weil ich ferlorn gegangen bin? habn sie mit dem Nachmahl gewartet? warum weins du? Sie sagte sie weint, weil sie mich enlich gefundn hedte. Ich sagte ihr sie is eine libe dumme Gans. Sie hedte weinen kennen, wenn sie mich nich gefundn hedte -- aber jetz is ja alles wider gut un sie soll den Leutn zuhaus nich erzehln, das ich wider was angeschtellt hab -- ich hab es nich gern gethan. Also schidtlte ich den Herrn in den blaun Rock die Hand un ladete ihm ein eimal zu kommen un mich zu besuchn un Montagu nahm uns in einer Restaurazjon um den ibrign Abens zu ferbringen -- aber ich hab Lil (im fertraun) erzehlt, ich glaube nich, das Herr Jenner so ein bedeitender Mensch is, wi Elsbett glaubt, sons wirdn die Leite in Nujork mehr fon ihm gewußt habn. -- -- -- -- -- -- -- Der letzte Strohhalm Ich hab alle Jareszeitn gern, besonderst Weinach weil es meistens so lustig is. Di Kechin is zo giftig weil sie Feffernisse backn muß un Fruchtkuchn oder Gefligl filln, das ein Junge nich eimal ein Pak Zibebn oder ein Schtik Zimmt nehmen kann ohne das sie ihm anschnappt wi eine Feierrakette. Sie will mir nich erlaubn mit di Muskattnisse Kugl zu schpiln oder den Leffl abzulekn mit den sie den Teig umrihrt oder mein Drumm Kreide auf ihrn nei'n Reibeisn abzureibn oder irgend ein bischen Schpaß in der Kiche zu habn. Ich muß die ganze Zeit draußn bleibn -- es richt so gut drin, es is hart fir einen Jungen. Elsbett un Susi wolln zu Neujahr Besuch empfangen. Sie sagn es macht schreklich fiel Unbekwemlichkeit alle Tag Besuch zu bekommen un eingemachte Austern forzubereitn oder Kaffeh un kaltes Huhn un Kuchn un immer die neu'n Kleider anzuhabn. Ich glaube ich sollte ein par fon die Kerle bidten den andern zu sagn, wegzubleibn, weil meine Schwestern sagn, es macht sofil Unrue. Ich hab schon seit mehr als einer Woche ein Gedankn in Kopf. Ich war in obern Schtock un unten. Gestern probihrte ich aufs Dach zu krichn un im Schornstein henunter zu gukn, aber es war so schlipfrig das ich beina henuntergerollt wär un mich erschlagn hedt, so daß ich es aufgebn mußte. Ich untersuchte den Kamihn in Mammas Zimmer ganz genau. Ich kann bei meinen Lebn nich einsehn, wi der alter Kerl durch so ein enges Loch henunterkommen kann. Wenn er filleich schtekn bleibt, das wer ein greßliches Mallehr. Ich winsche, ich wißte, was er mir bringen wird. Ich weiß, was mir meine Schwestern gebn wern, weil ich in eine Schachtl gegukt hab unter einer andern Schachtl in den Kastn in ihren Zimmer un ich sah ein par Schlidtschue fon ungefehr meine Greße eine greßlich hibsche Schreibmappe un ein par Taschnticher mit G. H. eingeschtikt. Also erzehlte ich dem Dokter Moor in fertraun, daß Susi ihm das hibscheste Rauchschakett schtikt, was man sich nur denkn kann, weil ich durchs Schlißlloch gukte un sie dran arbeitn sah. Er sagte: »Du bist ein trauriger Schurke, Schorschi.« Aber ich bin gar nich traurig, außer wenn Papa sagt: »Geh in dein Zimmer un warte bis ich komm.« Das macht mich erns. Ich bin aber doch ein bischen traurig, weil Sankt Klaus sich nich durch unserm Schornschtein durchzwengn kennen wird. Es ligt mir immer im Kopf. Ich kann es nich abschidtln. Ich fragte Papa, ob er nich filleich die Maurer kommen lassn will un ihm greßer machn lassn, aber er schidtlte den Kopf. Er sagte, er hofft der alter Klaus wird gescheid genug sein un sich selbs in ach zu nehmen. Ich glaub es wer sehr schad wenn den altn Kerl was passihrn mecht -- so fiele andre Kinder mechtn entäuscht sein in den Häusern, wo er noch nich wahr. Ich hab in unsern Rauchfan henaufgeschaut un glaub wenn ein par Zigl draußn wern, kennt er so bekwem in unser Haus schlipfn, wi nur was. -- -- Weinach war kein sehr hibscher Tag in unsern Haus -- lang nich so hibsch wi ich erwartete. Ich lag den ganzen Tag krank in Bedt un auch noch 3 Tage schpeter. Mamma wahr auch krank. Kann sein, das ich eine Menge Geschenke bekommen hab. Ich weiß nich genau. Es war damals so ein schrekliches Durcheinand. Mir scheint, es passihrte wider ein Zufall am Weinachsabend in unsern Haus. Es wahr filleich nein Uhr. Lil un Montagu un Herr Jenner un alle warn in Sallohn. Wir hadtn Nisse un Äpfl un Kuchn un Mamma sagte ich thete besser, zeitlich zubedt zu gehn, denn wenn Sank Klaus kommt un mich wach findet, geht er wider weg. Also ging ich die Treppe henauf, aber so langsam wi eine Schneke weil ich nich ein bischen mehr schlefrig war wi Herr Jenner. Finf Menutn, nachdem ich iber der letzn Schtufe gegangn war, war auf einmal ein so lauter Krach wi wenn die Welt einschtirzn mecht -- etwas traf mich am Kopf, das tat schreklich weh -- sie sagn ich wußte filleich 6 Schtunden lang nichs fon mir. Es schihn, als were der Kamihn in Mammas Zimmer in 1000 Schtike zerschprungn un ein Zigl hadte mich auf der Seite fon meinen Kopf getroffn -- es is ein Wunder, das ich nich erschlagen wurde, denn di Zerschterung is follkommen. Alle Glasscheibn sin gebrochn, der Schpigl zertrimmert, die Decke is abgefalln un der Teppich is ganz naß, weil di Wasserleitung zerschprungn is. Die Mamma is for Schrekn krank geworn. Papa sagt, es is ein Wunder, das das ganze Haus nich in Fransn gegangen is. Wi ich zu mir kam, wundertn sie sich wiso es geschehn wahr. Ich sagte, filleich hadte Sank Klaus ein paar Rakettn in seinen Sak un sie gingn los. Dokter Moor sagte: »Ja, das muß es gewesn sein!« Dann sagte Papa: »Schorschi, wozu has du Schißpulwer in dem Kahmin geschidtet?« Ich schrie: »Oh Papa! Ich wollte es nich thun -- ich wollte es wirklich nich thun! Ich hab nur eine Teeschale foll heneingeschidtet, grad nur genug um drei oder fier Zigl henauszublasn, damit er ein bischen weiter wird. War da etwas schlechtes dabei, Papa?« »Oh nein Schorschi,« sagte er ganz schpettisch, »nein, durchaus nichs. Die Repratuhr wird mich mehr kostn wi 3000 Doller, un warscheinlich ligt dir nichs dran, das Mamma krank is un du keine Weinachsgeschenke bekommst.« Ich bin sehr nidergeschlagn, seit er das gesagt hat. Ich mache meiner Familje schrekliche Auslagn. Es is ungenehm bei so kaltn Wetter in Haus arbeitn zu lassn, un was am ergstn is, ich bekomm die Presennte nich, auf di ich mich schon seit ein par Wochn freue. Bei die Bemerkungen, die einige Leite machn, seh ich, das sies liber gehabt hedtn, wenn ich schtatt alles andre in der Luft gegangen wer. Papa sagt, es wird ihm unmeglich sein, seine Fersicherung in diser Schtadt noch eimal zu erneiern, er wird in der Haupschtadt gehn missn, wo sie noch nichs fon mir wissn. Erwaksene Leite sin sehr unferninftig, sie glaubn, Kinder solln alles wissn, befor sie es ausprobihrt habn. Jimmy Black war heit bei mir un sagte, ich hedte den Rauchfang nich weiter zu machn gebraucht, weil Sank Klaus iberhaupt nur Papa un Mamma sin. Ich fragte Susi deswegn, aber sie sagte Jimmy is ein Narr. Er zeigte mir das neie Messer, das er gekrigt hat. Ich wollte schaun, ob es wirklich scharf is un schnidt ein Loch ins Bedtuch aber Betti ferschprach mir, sie wird es schtopffn. Meine Schwestern sin sehr besorgt, das das Haus noch for Neijahr reprihrt wird. Ich glaube sie brauchtn sich nich zu sorgn weil ich den jungen Leiten unten bei der Post am Tag for Weinach sagte, sie tätn besser uns nich zu besuchn -- es is zufil Unrue. Ich redte meine Schwestern gern for alle Unrue, wenn ich kann. Die Beile auf meinen Kopf ferschwindet schon nach un nach. Dokter Moor sagt, ich kann morgn schon ausgehn. Es is eine ausgezeichnete Schlidtenbahn, der Schnee is 1 Fuß tif -- alle Jungen un Medchen unterhaltn sich un die Gleckchen klingln. Ich bin schreklich ergerlich, das meine Schlidtschue ferlorn sin weil der Rauchfang in der Hehe ging. Übermorgn abens soll eine Beschenkgesellschaff bei Predgers sein -- nich bei Herrn Slokum -- bein andern. Sie hoffn es wird sehr gut ausfalln, weil di Schtraße gut is un weil Feiertag is. Die Frau fonn Predger wahr bei uns, um zu sehn wies mit mein Kopf schteht un sie un Mamma redetn fon der Beschenkung. Ich herte wi si so mit ein bischen Lachn sagte, sie hofft, es wird ihr jemand eine Bikse Schterke bringen, weil ihre gar ist un ihr Mann gern schteife Kregn hat. Ich glaube ich werd morgn zu Peters henibergehn un ihm fon der Schterke sagn, er hat ein Gemischtwarngescheft. -- -- Theires Tagbuch, leb wohl, ich muß fort -- mein Koffer is gepakt. Betti un Mamma habn geweint, das ihre Augn rot sind. Ich soll wegfahrn in einer Schule filleich 100 Meiln weit un in dem Brif schteht: »Ein gesundes Heim auf den Lande fir einige Knabn. Meßige Bedingungn, gute Narung, sorgfeltiger Unterrich.« Ich bedauer di, wohin ich komm, weil ich so ein Monstrem bin, das meine Schwestern withend sind. Mein Fater sagt, ich bin ein Schadnschtifter -- ein noch nich dagewesner Schadnschtifter, aber Betti sagt, es is eine brennende Schande einem armen ferlassnen kleinen Jungen fortzuschikn in einer Erziungsanschtalt. Unsre Leute wolltn mich nich zur Beschenkgesellschaff mitnehmen -- ich quelte sie drum, weil ich sehn wollte, was jeder mitbringt, es is so spaßig, un so ging ich allein for ihnen hin. Der Predger wahr grad mitn Nachmahl fertig, aber sie lißn mich dort bleibn. Herr Peters kam un brachte Schterke. Herr Blackland kam un brachte Schterke. Herr Jones brachte Schterke. Herr Robinson brachte Schterke. Alle brachtn Schterke. Zuers lachtn di Leite fom Predger, aber wis so fortging wurdn sie zohnig un enlich sagte er ganz erns: »Wenn das ein Scherz is, meine Freinde, so is es ein sehr armseliger.« Un dann schautn sie alle zu mir hiniber, wo ich grad ein Fotografialbum anschaute un sagtn: »Schorschi hats uns gesagt!« Ich hadte es nur getan, weil ich sie sagn herte, sie braucht welche. Ich dachte ich will machn, das sie ihr genug bringen. Ich dachte nich, das ich dafir ferdin bein Ohr genommen un for die Erfrischungen nachaus geschikt zu wern. Manche Leite wern froh gewesn wenn sie's gehabt hedtn Schterkpudig damit zu machn. Ich bin ganz entmutigt das zu thun, was di Leute wolln. Am nechstn Tag wahr große Schlidtnfahrt. Nimand ladete Elsbett ein mitzufahrn, weil sie ferlobt is un ihr Ferlobter is in der Schtadt. Ich herte wi sie sagte, sie mechte greßlich gern mitfahrn un weil ich zufellig bein Ladn fon den Kerl wahr, den si den Laufpaß gegebn hat, wi ihm das Ferd durchging fragte ich ihm, ob er Elsbett nich auf der Schlidtnpartih mitnehmen mecht? Er sagte: »Nein, das mecht ich nich, un wenn sie das einzige Frauenzimmer auf der Welt wer!« Elsbett hedte mich nich dafir zu klapsn gebraucht, das ich ihm fragte -- weil ichs nur that, weil sie so gern mitwollte. Nechstn Tag war Neijahr. Zu unsern Haus kam aber gar kein Besuch, di Medchen warn schon außer sich for wartn. Eine Menge junge Leute gingen foriber, ein paar kamen auch zum Haustohr aber sie kamen nich herein, weil ich einen Korb an den Griff fon der Glocke angebundn hadte, di Kartn hineinzuschmeißn, damit meine Schwestern keine Unrue habn. Gegen Abens pakte mich Elsbett bei der Axl un sagte: »Schorschi, du hast wider was angeschtellt -- schau mir grad in die Augn un sag mir, was du getan hast!« Ich schaute ihr grad in die Augn. »Ich habe gar nichs gethan, nur eich fon der Unrue befreit, die Besuche zu emfangen.« »Was has du getan?« widerholte sie un schidtlte mich fester un fester. »Ich hab nur ein par Worte geschribn, un in der Zeitungsekspedezjon getragn, wi die andern Leite machn, wenn sie was anonzihrn wolln.« Dann haschte Elsbett nach der Zeitung fon gestern un las alles schnell durch bis sie zu der Anonznschpalte kam un dort schtand: An alle di es angeht: Di Fräulein Hackers wolln Neijahr nich zuhaus sein, weil ihre Gesundheit sehr schwach is, sie habn immer Hiftschmerzn wenn si ihr neies Seidnkleid tragn un es macht greßlich fiel Unbekwemlichkeit eine feine Tafl herzurichtn, Austern sind teuer, es zalt sich nich aus, denn di junge Menner sin iberhaup sehr seichte Geschepfe -- sie bidtn fir heier um Enschulgung. Susi Hacker. Elsbett Hacker. Susann schaute iber der Schulter fon Elsbett, alle 2 warn so rot wi Feier -- dann so bleich wi Kreide un setztn sich zugleich nider, wi auf ein Kommander. Es wahr so schtill, wi wenn man mittn in der Nacht aufkommt, die Gleckchen klingltn lustig draußn un eine Menge junge Leite gingen frehlich bei unsern Haus forbei. »Schorschi, fon diser Schtunde an ferleigne ich dich!« schnappte Susi zuletz. »Das is zufil! zufil! Ich werde meinem Kopf ni wider aufrech tragn kennen! Das is der letzte Schtrohalm!« So fil ich sehn konnte, war iberhaupt kein Schtroh da -- ich wollte meine Schwestern blos freie Zeit machn. Medchen sin sehr undankbahr, sie ferdinen es nich das ihr kleiner Bruder sie lib hat un 25 Cent fon seinen eignen Geld ausgibt, fir ihnen eine Anonnze in der Zeitung zu gebn! Ich dachte, wenn di junge Leute nich kommen, werd ich eine Menge Kuchn habn un Bonbons un alles was sie nich essn kennen, weil si nich da sind. Anschtatt das habn sie mich henausgeworfn un mir geschafft obn zu bleibn. Neijahr war der lengster Tag fon alle in meinen Lebn; wenn die Katz nich hereingekommen wer wo ich wahr, ich glaube ich wer ferrikt geworn. Katzn erzehln einem Jungen nich die ganze Zeit, er is unausschtehlig un ich fermute Fräuln Elsbett wird seh ibrascht sein, wenn sie ihre Hutschachtl aufmacht um den nei'n Hut fir der Kirche aufzusetzn un di Katz schpringt heraus -- ich hab sie gestern heneingeschtekt. So, nun noch eimal lebwohl. Ich will in der Schule sehr braf sein. Ich hab Mamma ferschprochn, ihr keine Schande zu machn, wenn ich kann. Ich hab mein Eichhernchen in der Tasche geschtekt, nimand weiß, das ichs mitgenommen hab. Ich mecht wissn ob di Bubn lachn mechtn wenn ich es das erstemahl wenn ich zun Frihschtik komm am Tisch schtell? Oh Godt, wi einsam fihl ich mich. Der alter Herr auf den nechstn Sitz schlaft fest. Ob er aufschpringen mecht, wenn ich ihm mit einer Nadl heneinschtech, un ob ihm di Augngläser henunterfalln mechtn? Ein großer Fortschritt Wi traurig is es Heimwe zu habn! Lezte Nacht war ich lang, lang wach -- mehr wi einer halbe Schtunde -- un dachte an Betti un ihrn schilaugign Ferehrer zuhaus in unsrer Kiche. Un hir war ich -- ein armer kleiner Bub, ferbannt fon den Heim seiner Fäter, so krank un mid fon der Welt, mir schmekte nich einmal das Ingwerbrot, das sie uns zum Nachtmahl gabn. Oh Mamma, schike her un laß deinen armen Schorschi nachaus holn! Ich kann es nich ertragn wi der Professer Pitkins iber mein bukschtabirn redet. Ich kann das gehakte Fleisch un den Haferbrei nich fertragn, den sie zum Frihschtik habn. Ich kann di Ferhehnungen fon die großn Jungen nich fertragn. Mir scheint, sie denkn ein kleiner Bub hat nich mehr Gefihl wi eine Krete. Einer Krete kann man den Kopf abschneidn un sie macht sich nichs draus. Ich glaube das is greßlich schpaßig -- nur muß man sie zuerst erwischt habn! »Besondre Sorge wird fir jingre Schiler getragn,« stand in den Zirkulah. Frau Pitkins schidtlte meinen Fater di Hand: »Ich will ihm eine Mutter sein,« sagte sie un das machte mich sehr ergerlich. Ich will sie nich bemihn damit. Ich bin doch kein Babi; ibrigns sagt auch Mamma nich, ich bin mirrisch, wenn ich blos Heimwe hab, un wi soll ich nich wenn sie mir bein Essn ein Werterbuch am Sessl legn, damit ich henauf kann un ferschtohln immer iber mir lachn? Wi di einen Jungen queln is genug ihn ferrikt zu machn. Ich bin so mit Schneballn beschmissn, wi wenn ich ein Zaunfahl wer, Betti mechte weinen, wenn sie's sehn kennt. Mein seidnes Halstuch is weg, meine Fäußlinge sin am Dach, weil di Katze sie hinaufschlepte wi sie sie ihr am Kopf schtektn. Ich hab aber nich ein bischen geweint. Sie kennen mich nich unterkrign. Jack Benze sagt, ich bin ein fester Kerl un er wird zu mir haltn. Er is ein sehr großer Junge un so hab ich wenigstens einen Freind. Oh wi schreklich, so weit weg zu sein, fon alle di man gern hat, grad wenn Fleischpastehtn un Nisse reif sind! Wenn ich auf die 3 Fesser foll siße Apfl in unsern Keller denk, is mir, als ob ich wegflign mißt. Frau Pitkins is eine sehr dike Dahme, aber ich weiß nich wiso das kommt, hechstens sie eßt allein zwischn di Malzeitn. Ich sitz nebn ihr bein Tisch auf den Werterbuch fon Webster, damit ich höer bin. Heut frih wollte ich sehr heflich sein, wi der ferbige Kellner in den Hotell wo Lilly wohnt un schprang schnell fon Werterbuch henunter, wi sie aufstand, um ihr den Sessl wegzuschtelln, aber sie wußte nich, das ich so heflich bin un setzte sich dummerweis wider nider. Sie setzte sich richtig aufn Fußbodn. Oh so ein Bumpser! Aber war es rech das sie zohnig wurde un sagte ich hab es zu fleiß getan? Sie will jetz an meine Leite schreibn das ich der schlechste Junge in der Schule bin, nur muß sie noch ein Tag oder zwei wartn, bis sie wider gesund is. Sie is greßlich unwohl. Wenn si Porzlan gewesn wer, so wer sie zerbrochn. Ich hab angefangen Gografih zu lernen. Dort schteht di Erde is rund, aber ich kanns nich sehn. Wir habn eine große Erdkugl im Schulzimmer. Man kann sie mit der Hand umdrehn. Ich muß mit meinen Messer ein Schtik herausschneidn, weil ich schon lang wissn mecht, ob sie inwendig hol is oder ob der Schmutz ganz durch un durch geht. Ich lerne auch Ritmetik. Es is ein komisches Buch. Es schteht drinn, wenn Henschen sibn Drachn hat un Karl 2 mal so fil, so hat er 14 un das is doch zu fil fir einen Jungen, hechstens es is sehr windig un di Schnire gehn auseinand. In Merz is di Zeit zum Drachnschteign. Wenn ich aber auf disn Plaz bleibn muß, firchte ich, wer ich nich fiel Lust dazu habn. Ausgekochter Reis mit Sirupp is so entmutignd, das ich Betti schreibn werd wi ich ihr ferschprochn hab -- sie hat immer so fil Entresse fir dir gehabt libes Tagbuch -- der Kechin zu sagn sie soll mir eine Schachtl schikn un Betti soll ihr helfn Zibebn klaubn, damit keine Zeit ferlorn geht. Hir is auch ein Fräuln. Sie prift die kleinen Jungen. Ich hab sie sehr gern aber Jack Benze sagt, sie is eine alte Jungffer. Was is dabei, wenns sie's is? Sie heißt Fräuln Haven. Ich glaube sie hat mich auch gern. Ich hab ihr in Fertraun erzehlt, das sie zuhaus sagn ich bin ein schlechter Junge, aber ich thus nicht mitfleiß. Sie bedauert mich sehr. Sie hat gesagt, ich soll in ihr Zimmer kommen, wenn mir einsam is. Ich glaube ich wer heut abens zu ihr gehn. Betti sagt immer, Freitag is ein Unglikstag -- ich glaub es is wahr. Alle Bubn sin jetz bein Nachmahl nur ich nich. Ich soll keins bekommen. Es is sehr traurig, schon in der ersten Woche Schtrafe zu bekommen wenn man in einer fremde Schule is. Wenn sich eimal ein Junge fest geplagt hat, nich zu thun, was er nich thun wollte, so bin ich der Junge. Ich bin zu den Beschluß gekommen, das ich ein Unglikskind bin. Kann sein, wenn ich taub un schtumm wer, un nich sehn kennt, das mir dann nich sofiel Zufälle passihrn mechtn. -- -- -- -- -- -- -- -- Professor Pitkins hat Schnupfn. Man sollte ihm nur nißn un nißn hern -- aber er hat sich in einem großn rotseidnen Schnupftuch eingebundn un das is doch besser wi garnix. Frau Pitkins ligt noch immer in Bedt, aber sie hat um mir geschikt un mir noch eimal gesagt, das ich ein schlechter, schlechter Junge bin. Ich winschte, sie mecht mir etwas neies erzehln. Sie weinte, wi wenn sie Zahnwe hedt, wi sie mir sagte, sie firchtet es wird der Tod fon Professor sein. Ich sagte: »Wenn es sein Tod is wird dann die Schule geschlossn un ich nachaus geschikt? Oh Freude iber Freude! --« wi die Kinder singen. Sie sagte: »Du bist ein herzloser, kleiner Teifl!« Ich glaube, das is nich herzlos, wenn ich nachaus kommen will. Das mitn Professor wahr aber so: Filleich eine Schtunde gestern nach den Tee ging ich im Schpeiszimmer schaun, ob das Medchen fergessn hat, den Kuchn wegzutragn. Es wahr greßlich warm dort, weil sie es auch als Wohnzimmer benitzn. Professor Pitkins lag ausgeschtrekt auf einen Diwan hinter den Ofn mit einen Buch aber ohne zu lesn, weil er fest eingeschlafn wahr. Frau Pitkins war nich da weil sie noch immer in Bedt ligt fon damals, wi sie sich auf der Erde setzte. Wir warn ganz allein. Die Kuchn warn eingeschperrt. Ich ging ganz nah zu ihm hin um zu schaun, warum er so schpaßig schnacht. Ich firchtete mich nich er wahr ja fest eingeschlafn! Ich glaubte zuers es tut ihm was we, weil er so schnachte; wenn man Wasser aus eine Flasche gißt un zugleich dazu feifft, is es ganz dasselbe. Auf einmal bemerkte ich, das sein Kopf obn ein bischen abgefalln wahr. Ich erschrekte zuers, weil ich glaubte er wird dran schterbn. Ich lif henauf zu Jack Benze un erzehlte es ihm. Er sagte: »Ah, was! er tragt eine Pericke, die Pericke is ein bischen henuntergeruscht.« Ich fragte ihm, was das is, eine Pericke? Er sagte, es is das, was di Indejahner herunterschneidn, wenn sie einen Menschen schkalpirn. Ich fragte: »Is denn der Professer Pitkins schkalpirt worn?« Er sagte: »Nein, aber es wer ihm recht geschehn damit. Er is so gemein -- schkalpirn is noch fil zu gut fir ihm.« Jack hadte so fil zu tun, mit seiner lateinsche preprazjon das ich zurikkroch ins Schpeiszimmer. Die Messer lagn am Tisch, 1 bei jedn Teller. Ich nahm ein Messer un schlich zum Professer hin so leise wie eine Maus. Ich fihrte das Messer rund um seinem Kopf herum, wi ich gelesn hab, das die Rotheite es machn, un nahm ihm den Schkalp greßlich langsam herunter damit er nich dabei aufkommt. Dann kroch ich auf Hende un Fiße iber dem Teppich, wi wenns Gras wer. Er wachte nich auf un so schlich ich in der Forhalle henaus, schprang auf un rannte in das lange Zimmer, wo di Bubn lernten. »Uff! Uff!« heilte ich, aber ich durfte nich sehr laut schrein. »Ich habe ihm dem Schkalp abgenommen! Wenn ich ein Girtl hedt, mecht ich mir ihm anhengen!« So ein Schpetakl war noch nich da wi dise Kerle machtn. »Hurrah! Hoch Schorschi! Du wirs ausgeschlossn wern!« »Der Professer wird greßlich withend sein!« »Wi kanns du dich das unterschtehn?« »Behalt sie nur, Schorschi!« »Laß schaun wi sie aussiht!« Ich gab sie herum. Wir hadtn einen firchterlichn Schpaß damit. Ich probihrte mir sie an, un alle andern setztn sie auch auf. Dann setztn sie sie mir wider auf un schtelltn mich auf den hohn Tisch un schrien: »Halte eine Vorlesung, Schorschi!« Also schtekte ich di Hand hintern Rikn, wi wenn es di Frakscheßl fom Professer wern, hustete, reisperte mich un sagte: »Hem! Meine Herrn, ich mechte heite ihre Aufmerksamkeit auf das Thirreich lenkn, welches fon alle greßn un Artn is. Der Elefant is filmal greßer wi der Floh, aber der Floh ibertrifft ihm, wenns zum Hipfn kommt. Ich mechte nich winschn, das mir ein Ellefant am Rikn auf- un abschpazirt, wenn ich schlaf. Ich will sie heit nich lenger aufhaltn meine Herrn, weil ich weiß, das sie Schorschi Hacker, dem kleinsten Jungen in der Schule mit Schneeballn bewerfn mechtn.« Dann lißn sie mich herunterschteign. Jack Benze wispelte mir zu ich soll sie liber zurikgebn, un ich sagte, ich will. Aber grad, wi ich am Gelender herunterglitschte, um es zu tun, kam der Professer sehr schnell im Forhaus. Ich konnte mich wirklich nich mehr aufhaltn. Der Schtekl fon meine Schue traf ihm grad im Mund un er blutete ein bischen un die Zehne filn ihm heraus. Das wahr zu dumm. Ich wußte nich, das seine Zehne herausfalln kennen, -- un dann ibrigns kann ich nichs dafir. Wi er sich das Blut abwischte, schlipfte ich ins Zimmer un schmiß die Perike schnell in Ofn, denn er warh so zonig, das ich mich nich zu sagn traute, ich hab sie ihm mit den Messer heruntergeschnidtn. Das obere fon sein Kopf schaute aus wi das Straußei das mein Kusehn mitgebracht hat; er fragte mich, wo seine Perike is? Ich fragte ihm, ob er glaubt, es wahr die Katz? Er schidtlte mich so greßlich fest, das ich weinen mußte, dann sagte ich, filleich habn di Indejahner einen Einfall gemacht un ihm schkalpirt, wi er treimte. O, wi finster schaute er drein! Er liß alle Bubn zusammrufn. Keiner konnte ihm sagn, was mit seinen Kopf geschehn is. Ich sagte, filleich habn di Rattn es in ein Loch geschlept. Er wurde immer withiger un withiger un dann fing er zu nißn an. Wi ich ihm nißn herte, tat er mir leid, das ich das alte Ding ferbrannt hab. Ich wußte nich, das ein großer Mensch so leicht Schnupfn krigt. Ich sagte ihm er soll sich liber ins Bedt legn un ein Semfpflaster am Kopf gebn. Er sagte, wenn es nich so bald nach di Feiertage wer, mecht er die Schule aufhebn; solche godtlose Jungen ferdinen Schtrafe. Er were beina sicher, das ich es getan hab, un er wirde es bald herausfinden un dann wehe den Schuldign! Ich dachte das Mamma mir gesagt hadte, wi schlecht es is eine Lige zu sagn. Ich drikte mein Weinen henunter: »Herr Professer, die andern Jungen sin nich schuld -- es wahr die Katz. Ich hab sie damit schpiln gesehn, wi ich druntn war, um zu schaun, ob Brigitt die Kuchn eingeschperrt hat un ihr zu sagn sie solls liber thun, damit die andern nich naschn.« Der Herr Professer setzte seine Augngleser auf un schaute eine gute Weile auf mir, greßlich scharff, wi wenn ich so ein Wirmchen wer, di man unter den Mikreschkob anschaut. Mir wahr, wi wenn ich zu nichs einschrumpfn mecht. Es war notwendig fon etwas andern zu reden un ich fragte ihm: »Sin sie kaalkepfig geborn Herr Professer? Hat ihre Amme fergessn, ihnen Zehne zu bringen? Warum hat sie ihnen nich ein Paar Augn mit lebnslenglicher Garantih gebracht, damit sie nich Gleser aufsetzn missn, um einen Jungen fon meiner Greße zu sehn? Es thut mir sehr leid, das si schnupfn habn, aber ich glaube nich, das sie schon alt genug sin um zu schterbn, ohne deswegn so ein Schpetakl zu machn?« Er wurde so rot wi ein Krebbs un runzlte firchterlich di Schtirn -- ich glaub, er wollte was sehr schtrenges sagn, weil er anfing: »Du bis der impertenenteste kleine -- haptschi! den ich je -- haptschi!« Dann kehrte er sich schnell um un ging henaus, weil di Jungen in ihre Taschnticher kichertn -- er geht heut den ganzn Tag mit eingebundnen Kopf herum -- er schaut nich aus wi ein Professer. Sie sagn, er hat um einer Pericke tellgrafihrt, man soll sie ihm heut abens Perekspreß schikn. Di Jungen habn heut frei, un so glaubn sie, es is alles recht, aber ich bin in mein Zimmer eingeschperrt mit Brot un Sirupp un das is nidertrechtig. Ich weiß nich wi ich disn langweilgen Tag ferbracht hedt, wenn ich nich ein Ofnrehrnloch im Fußbohn gesehn hedt, zugedekt mit einen kleinen rundn Schtik Blech. Wi ich durchgukte, wahr es grad iber den Schreibtisch fon Frau Pitkins auf den eine Menge Sachn lagn; ich bog mir eine Schteknadl um, un band sie an einer lange Schnur, di ich in der Tasche hadte un schpilte fischn, um mir die Zeit zu fertreibn. Ich hab eine Menge komische Fische gefangen: ein paar Brasleh, ein Schpitzndekchen fom Nadlpolster, ein paar schreklich schpaßige Leckchen, sibn Haarnadeln ein paar Kregn un Manschettn, drei Dekchen, eine Flasche Odekolon, an der ein blaues Band gebundn wahr, wo sich die Nadl sehr leicht einhakte, eine Puderbikse -- nur das der Dekl herunterfil un der Puder sich auf alles anschidtete, so das ich schnell das Loch zudekte, damit ichs nich bekomm, weil ichs ferschidtet hab. Libes Tagbuch, ich muß jetz an Mamma schreibn, wifil ich schon Gografih un andre Sachn gelernt hab. Sie mechte nich glaubn, das ich so Heimwe hab, das sie mir über schnell eine Fruchttorte schikn kennt. Ich bin so fortgeschridtn in bukschtabirn un gutes Betragn, das sie noch eine Krehmtorte dazu gebn kennt. Er wird Kleptomane Es is merkwirdig wi fiel ein Junge lernt, wenn er in einer Erziungsanschtalt geht. Arthur Braun hat mir gezeigt, wi man Papirkugln schmeißn kann, so das nimand bemerkt, wer es geworfn hat. Willi Wilson hat mir gezeigt, wi man nachn Schlafngehn wider aufschteht un eine Menge Schpaß macht; auch wi man di Antwortn auf einen Zettl schreibn kann, un ins Buch legt, damit man nich so fil zu lernen braucht. Kopfrechen is greßlich schwer -- man muß alles im Kopf machn -- un hat Kopfwe wenn man Schlidtschu laufn will. Auf der Tafl is es fiel leichter, weil man da dem Professer aufzeichnen kann, wenn man nich grad zusammaddirn muß. Un auch Frau Pitkins kann man sehr dik malen, nur muß mans geschwind abwischn, befor sie einem dabei erwischt, weil es sie schreklich zohnig macht, wenn man sie breiter zeichent, als sie lang is. Gestern erwischte sie mich dabei. Ich mußte mich in der Mitte fon Zimmer schtelln mit einer Narrnkappe fon ferbiges Papir am Kopf. Ich machte mir nix draus, nur Betti wird zohnig sein, wenn ich ihr schreib, wi sie mich behandln. Ich sagte ihr, ich trage es noch liber wi eine Perike -- sie wurde so rot wie Feier. Mir scheint, sie habn was gegn mir, wegn den Zufall, der mit der Perike passihrt is -- un er hat doch jetz eine beßre dafir bekommen! Sie sin bereit, jedesmal auf dem armen Schorschi herzufalln, wenn was schif geht. Ich wahr es nich, der di Dinte fon ein End fom Zimmer zum andern geschidtet hat -- es is ungerech, mich deswegn zu scheltn, wenn alles was ich gethan hab, war, das ich das Dintnzeig der Katze am Schwanz angebundn hab -- die Katz hat die Dinte ferschidtet, nich ich. Der Professer sagt, wenn so etwas noch eimal passihrt, wer ich sußpendihrt. Ich fragte Jack, was das heißt »sußpendihrt«? Er sagte mir, ich soll in den dikn Werterbuch nachschaun, auf den ich bein Essn immer sitz, dort schteht: »befestign an etwas obn befindlichn; aufhengen.« Oh, was fir ein Geschik fir einen kleinen Jungen! Ich habe geglaubt, nur elende Merder wern aufgehengt. Fräuln Haven sagt, ich werd nich aufgehengt, nur nachaus geschikt, un das will ich ja grad; aber sie sagt Mamma un di Schwestern wirdn sehr bes driber sein -- er were eine Schande -- nein so was! wi kann das eine Schande sein ihren eignen kleinen Bruder widerzusehn? Aber ich hab dem Fräulein ferschprochn braf zu sein un so was nich wider zu thun. Sie hat einen Bräutegam. Ich hab seine Fotografih gesehn. Ich erzehlte ihr fon Lil un Montagu un fragte sie, wann sie heiratn wird. Sie sagte, sie weiß nich, wann ihr Schiff enlich gliklich in dem Hafn einlaufn wird -- ich glaube er muß ein Seemann sein. Ich sagte ihr, es thut mir leid, wenn sie gewartet hedt, bis ich groß bin hedte ich sie selber geheiratet. Sie is fiel hibscher wi Frau Pitkins. Ich glaube sie is hir nich gliklich, weil sie weinte, wie ich in ihr Zimmer kam, aber filleich hat si grad Fefferminzzeltl gegessn, da kommt einem auch manchmal das Wasser in di Augn. Frau Pitkins hat große Angs for Einbrecher, di Jungen sagn, es is nich eine Nacht, wo sie dem Professer nich aufwekt un schreit er soll aufschtehn, es sin Einbrecher im Haus. Ich wißte nich wozu, hechstens wenn sie di Jungen schtehln wolln. Es is schad, das er so offt umsons aufschtehn soll, ohne einem zu findn, un so war letzte Nacht wirklich einer unter ihrn Bedt. Er wartete bis sie fest eingeschlafn wahrn. Frau Pitkins schnahcht im Schlaf, wi wenn man Wasser aus einen Krug ausgißt. Auf eimal kam sie auf un wispelte: »Pitkins! Pitkins! Es sin Einbrecher unterm Bett!« Er sagte: »Unsinn! Schlaf nur.« »Es is einer!« sagte sie. »Ich schpir, wi er sich unter der Matraze herum bewegt. Pitkins, schteh auf! Feier! Merder! Dibe! Oh Pitkins, zind ein Licht an!« Er sagte ihr, sie is eine Nerrin. Grad den Augnblik schtiß der Reiber mit den Rikn auf der Matraze unter ihm. Er schprang auf dem Fußbodn, wi ein Gummiballn. Sie wollte ihm nach un schnappte dabei um Luft, aber sie purzlte um, un wahr so erschrokn, das sie nich wider aufschtehn konnte un schrie dabei, der Einbrecher bringt sie um, er helt sie bei der Gurgl. Deswegn lif Herr Pitkins schnell im Forhaus un rif Jack Benze un noch ein paar große Jungen. Sie machtn Licht. Es war zum lachn wi sie ausschaute mit di Haare in Papir gewiklt un mit einer flanellne Nachtjake. Jack leichtete unter dem Bedt. Es war nimand druntn, weil ich mich in finstern henausgeschlichn hadte un schon fest schlif wi Jack zurikkam. Jetz is wider alles ruig. Dises eimal wahr der kleiner Schorschi nich in der Affehr ferwiklt. Frau Pitkins hat ihre Busnnadl un seine Hemdknepfe in einer Kassa in der Schtadt geschikt. Ich hoffe es wird ihnen nix passihrn. Es were ein schreklicher Ferlust. Ach! zu denkn das Schorschi der Libling seiner Mutter so ein langes ekliches Ding sen soll wi ein Kleptomahner! Das is das neiste Ereignis. Ich bin einer. Gestern mußte ich den ganzen Tag mit einen Papir auf der Schtirn herumgehn auf dem geschribn wahr: »=Kleptomahner=.« Das heißt, man kann sich nich zurikhaltn Sachn zu nehmen. Wi ich dazu kam, einer zu sein, war so. Ich hab dir erzehlt theires Tagbuch, fon den Ofnrehrnloch iber Frau Pitkins ihrn Schreibtisch. Gut, sie besuchtn meinen Koffer so gut wi di fon die andern Jungen um herauszufindn, ob es Radtn warn oder Geister, oder was es wahr. Das war eine schöne Bescheerung, was sie alles in meinen armen kleinen Koffer fandn! Frau Pitkins Lohrnette, Schpitznkragn, Schönheitswasser, 2 Schteknadlpolster, 6 Taschnticher, 1 Kideparih, 1 Flederwisch, 1 Redekühl un eine Briftasche mit 50 Cent drin, ein zugebundnes Pakett, das si grad eingekauft hadte, ein par neie Kamaschn un zuletz aber nich als wenigstes Professer Pitkins silberne Uhr un seine neie Perike, um die er tellergrafihrt hadte, wi ich seine alte im Ofn schtekte, un di er unforsichger Weis am Schreibtisch lign liß, wi er in der Badwanne schtig un fon der sich niman erklern konnte, wiso sie ferschwundn wahr, hechstens das di Radtn sie ferschleppt habn, un das war ein schwerer Ferlust. Sie kostete 20 Doller, außer das es noch so ungenehm wahr, bei kaltn Wedter so kaalkepfig zu gehn. Also sagtn sie, ich muß ein Kleptomahner sein. Aber ich mechte wissn, wi ein kleiner Junge mit einer Nadl an einer Schnur iber einen offnen Ofnrehrnloch schtehn soll, ohne zu fischn, wenn di Lufft rein is! Ich wollte die Sachn ja zurikgebn, wenn Gelegnheit is, aber sie sagn ein Kleptomahner gibt oft die Sachn wider zurik un das macht es noch klahrer, das ich einer bin. Also is das Loch zugeschtopft worn un alles is wider so fad wi früer. Jedn Freitag ziht der Professer einen reinen Kragn an un di Leite kommen nachmittag aus dem Ort zur Prifung. Ein paar Jungn lesn Aufsetze for, ein paar sagn Gedichte auf, di sie auswendig gelernt habn un mehre sagn zusammen etwas auf. An den Tag birstet Fräuln Haven mir di Haare un kißt mich un sagt ich bin sehr hibsch in meinen neun Gewand. »Nun sei ein brafer Junge, Schorschi, un ich wer schtolz auf dir sein!« Ich hab sie so lib, wi meine Schwestern, außer Lilly. Ich hoffe ihr Schiff wird bald im Hafn laufn. Ich werd sie besuchn, wenn es is. Ich mechte wissn, ob sie auf den Schiff wohnen wird. Ich hoffe. Heute sollte ich etwas aufsagn. Ich schtig auf dem Podeum, machte eine Ferbeigung un sagte es sehr laut. Frau Pitkins hadte mir es aufgeschribn. Es war iber der Schule. Sie schrib mir auf: »Wi gliklich sin unsre Schultage! Di gliklichsten unsres Lebens. »Kleine Jungen, deren Eltern es aufwendn kennen, ihre Kinder in eine gute Schule zu gebn, solltn der Forseung sehr dankbar sein. Die armen Kinder der Schtraße sehnen sich fergeblich nach solchem Glik. Wir soltn es uns zu Herzn nehmen solang unser Geist jung un emfindlich is: -- Unsre Nazjohn ferdankt ihre Greße nur ihren forziglichen Erziungsmittln, unter welchn di Erziungsanschtalt fir Knaben zur Forbereitung fir die hehern Schulen den ersten Rang einimmt.« Das hadte Frau Pitkins geschribn. Ich hab es hir zum abschreibn in mein Tagebuch. Ich kann nich lign. Ich iberschrib es also, wi ich es habn wollte un las es sehr laut und schnell for. Sie wußte nich das ich es abgeendert hadte: »Die Schule. Die Schule is schreklich. Kleine Jungen dern Eltern si in der Schule schikn, sin zu bedauern. Die armen Kinder auf der Schtraße unterhaltn sich besser. Sie schpiln fon frih bis abens templhipfn un Kugeln. Ich mechte liber ein Schtraßnjunge sein. »Erziungsanschtaltn sin die schlechsten. Budter oder Eingemachtes krigt man nur eimal, Haferbrei is mehr da zum essn, als sons was. Man muß auf dem Kopf in der Ecke schtehn wenn man nur das geringste thut. Wenn ich groß wär un eine Schule hädt, ich wer nich so widerlich, wi Frau Pitkins. Das is alles was ich fon der Schule weiß.« Ich glaub die Leite fandn es fir sehr gut fir so einen kleinen Jungen. Alle lachtn; der Professer un Frau Pitkins lachtn auch, aber so, wi wenns ihnen weh thäte. Wi sie wegwarn, un ich mir grad die Rihmen auf meine Schlidtschue festmachte, damit ich den ibrign nachmittag noch ein bißchen Schpaß hab, kam Frau Pitkins zu mir un sagte sehr siß: »Du brauchs dich nich zu bemihn mit deine Schlidtschue, Schorschchen, du kanns den ibrigen nachmidtag im Schulzimmer bleibn un addihrn. Warum has du das abgeendert, was ich geschribn hab, du godtloser Junge? Du mußt fon Natur aus ferdorbn sein. Wenn dein Fater fir 2 Jungen bezaln mecht, wer es noch kein Ersatz fir di Mihe so einen schlechtn Jungen bei sich zu habn, der die andern Schiler ferdirbt!« [Illustration] Sie fiehrte mich zum Schulzimmer, schtiß mich henein un ferschperrte die Thir. Ich hadte mich die ganze Woche auf Freitag gefreit. Ich konnte hern, wi di andern Jungen jauchztn un sich unterhiltn. Das Feier wahr ausgegangen. Ich hadte so Heimwe, das ich glaubte ich muß in 10 tausend Schtike zerschpringen. Bei jeder Zal di ich addihrn wollte, fihln mir die Trenen auf der Tafl, das ich den Schwamm gar nich in Wasser zu tunkn brauchte. Meine Finger warn so schteif, das ich das Ofnthirl aufmachte um zu schaun, ob das Feier noch brennt -- es wahr grad nur eine Kohle mehr drin. Ich zerriß ein Schreibheft un legte das Linjahl drauf; es brannte wunderschehn. Ich schmiß noch eine Menge Rithmetikhefte drauf bis mir ganz warm wahr. Wi ich aber die Ofnrehre fest machn wollte, fihl das alte rostige Ding herunter. Ich konnte sie nich mehr festmachen. Der Rauch wahr greßlich. Ich schrie, weil es so in die Augn biß; dann fing ich an zu erschtikn. Ich pumperte an der Thir un rif Frau Pitkins sie soll mich herauslassn. Aber sie wahr mit den Schlißl in der Tasche in der Schtadt gegangen. Fräuln Haven sagte ich soll ein Fenster aufmachn un den Kopf henausschtekn, bis sie einen Mann findet, der aufmachn kann. Aber die Fenster warn fest eingefrorn un wolltn sich nich rihrn. Fräuln Haven draußn wahr greßlich außer sich. Sie schrie herein: »Schlage ein Fenster ein, Schorschi, befor du erschtikst!« Ich fihlte mich ganz erleichtert, wi ich das herte. In zehn Menutn war nich eine ganze Scheibe in alle 5 Fenster. Ein Mann kam un brach di Thir auf. Der Professer war bleich for Wut, wi er di Ferwistung sah. »Warum has du alle Scheibn zerbrochn, du kleiner Dummkopf?« fragte er mich. »Ich werde eine Woche brauchn, das Zimmer wider in Ordnung zu bringen. Ich werde die Rechnung aber schon deinen Fater schikn!« »Adonijab,« sagte Frau Pitkins, »glaubs du nich es wer gescheiter den Jungen gleich mit der Rechnung zu schikn? Wir sind runihrt, wenn wir ihm bis zum Termihn behaltn. Er is erger wi die egiptischn Plagn. Ich winsche, ich hedte ihm schleifn gehn lassen. Filleich wer er eingebrochn un hedte sich ertrenkt.« Nimand scheint mich zu brauchn. Meine Leite habn mich hergeschikt weil sie mich nich zuhaus habn wolln, un jetzt winscht Frau Pitkins, ich wer tot. Ich hab mirs iberlegt, was ich tun wer. Ich hab eimal in der Zeitung gelesn: »Ein gesunder Knabe zu adobtihrn gesucht.« Ich werde der Zeitung einen Brif schreibn, damit mich jemand adobtihrt. Ich will sagen ich bin gesund. Es wird sich nimand treimen lassn wi schlecht ich bin. Sie werdn mich fir einen gutn kleinen Jungen haltn. Schön angefoppt! Ich wers heut abens schreibn. Jack wird mirs zur Zeitung tragn: »Ein gesunder Junge winscht adobtihrt zu wern. Auf gute Behandlung wird mehr gesehn als auf Bezahlung.« Er wird ausgeschlossen Das wahr eine Ssene letztn Abens wi ich nachaus kam! Sie hadtn dem Konduktehr gesagt er soll acht auf mir gebn, um die letztn Worte fon den Professer warn: »Gebn sie nur gut acht auf dem Jungen, Konduktehr! Er is ein ganz schreklicher Kerl. Ich mußte ihm fon meiner Akademih auschlißn.« Un wie er kam, mein Billeh einzwikn, lachte er zu mir. »Was has du gethan, Birschchen, das du ausgeschlossn worn bist? Du schaust so unschulg drein, wi ein Lamm. Man sollte nich glaubn, das du so ein godtloser Junge bist!« Un patschte mir dabei am Rikn. »Oh, ich hab eine ganze Menge greßliche Sachn angeschtellt,« antwortete ich ihm. »Ich machte dem Professer sehr große Auslagn in Perikn, aber es war immer nur ein Zufall -- ich hab nie etwas zufleiß gethan, nie! -- es war nur Pech. Ich bin sehr ungliklich,« figte ich dazu mit einen tifn Seifzer. »Aber der letzter Zufall der mir passihrt is, hat den Faß den Bodn eingeschlagn -- das heißt, der Frau Pitkins.« »Gut,« sagte er, »wenn ich fertig bin komme ich zurik un du kannst mir erzehln, wi dir das passihrt is.« Also kam er dann zurik un setzte sich auf der andere Helfte fon Sitz. »Mechtn sie glaubn, Herr Konduktehr,« sagte ich, »das man einen kleinen Jungen -- einem wirklich gutn hibschn, kleinen Jungen ausschlißn kann, blos weil er ein Schtikchen rohe Pastehtnrinde aus der Kiche genommen hat?« »Das wer wirklich zufihl,« sagte er so ein bischen in Gedanken. »Nun, sie habns getan!« sagte ich. »Alles was ich gemacht hab is, das ich ein Schtikchen genommen hab filleich so groß wi meine 2 Feiste -- es wär nich mehr gewordn wi ein Schtik, so groß als Frau Pitkins fir gesund fir einen Jungen helt. Ich nahm es henauf in mein Zimmer, weil der Professer in der Schtadt untn ein Fisotgihforlesung haltn mußte zu woltetign Zwek. Frau Pitkins war ganz allein un ich pakte die Gelegnheit bein Schopff, wi sie in der Kiche war un der Kechin sagte sie soll die Eier zu den Fischn zum Frischtik nich ferschwendn un schmirte mir den Teig um das ganze Gesicht wi wenn ich eine Pasthete wer un machte ein Loch hinein, wi die Kechin thut, wo mein Mund war. Dann schlich ich in Frau Pitkins ihr Zimmer, setzte mich auf einem Sessl in der Ecke un nahm ein Leintuch iber mir, so das es bis auf der Erde henunterging. Es wahr finster im Zimmer, un wi sie heneinkam mit der Lampe fihl das Licht grad auf dem Geist. Si fing zu schrein an un lif dafon. Alles wer ganz gut gegangen un nichs geschehn, nur liß das dumme Fraunzimmer die Lampe falln un sie machte einen großn Fettflek am Teppich un ihr Kleid fing zum brennen an. Sie wär ferbrannt, aber Jack schmiß im Forhaus seinen Iberrok iber ihr un sie hadte grad nur eine Blase auf der Hand, aber das Kleid wahr hin -- es war ein ganz neies -- un for Angs krigte sie hesterische Kremfe un sagte, sie weiß jetz ganz gut, warum meine Mutter mich in der Schule geschikt hat, aber sie mechte mich nich um 10 000 Doller in Gold behaltn. Es wahr mir sehr leid, um ihr neies Kleid un ich wollte ihr mein golnes finfdollerschtik gebn, damit sie sich ein andres kaufn kann. Sie nahms aber nich. Sie sagte, sie wird es schon auf der Rechnung schreibn. Oh Godt, oh Godt! Was wird Papa sagn, wenn er die Rechnung siht! Es sin mir so fihle Mallehre passihrt! Immer bin ich in der Patsche!« »Herr Konduktehr, brauchn sie keinen Jungen fon meiner Greße um Zeitungen auf der Bahn zu ferkaufn, oder Schinknsemmel oder Malzbombon? Ich mechte mich gern selbs erhaltn kennen, ich hob schon sofihle Auslagn gemacht!« Er sagte, zu den Geschefft braucht man greßere Jungen. »Un jetz mein Junge,« sagte er, »bleib ruig auf deinen Sitz, da has du eine Zeitung mit Bilder, schau sie dir an. Ich werde manchmal schaun kommen, wies dir get.« Ich bedankte mich sehr heflich bei ihm. Grad wi er im nechstn Wagn gehn wollte, kam ein Junge mit Bombons. Ich kaufte 4 Pak un gab ihm einen Doller. Ich dachte mir ich wer das Geschefft auch probihrn, un wi er fort wahr, schprang ich auf, ging den Gang henunter un rif »Bombons gefellig!« wi er. Die Leite lachtn, aber keiner wollte kaufn, ich machte also die Thir auf un ging auf der Pladtform weil ichs im nechstn Wagohn probihrn wollte. Es wahr greßlich windig un ich glaube di Wagohns wakltn sehr schtark, weil das nechste, was ich weiß, is, das ich aus einen Schneehaufn herauskroch. Meine Ohrn warn foller Schnee, mein Mund auch -- es war schreklich! Der Zug wahr schon weit weg -- er fuhr wi der Blitz -- un ich wahr ganz allein auf einen Feld. Fräuln Haven weinte, wi ich aus der Schule wegmußte un gab mir ein Schtik Kuchn auf den Weg mit; ich hadte es in der Tasche un nahm es heraus un aß es. Auch ein Pak Bombon hadte ich, un hilt es noch immer fest in der Hand. Ich dachte mir, ich werde es essn un wenn ich schon zutot ferhungern muß, wird es wenigstens nich so bidter sein -- wi ich auf eimal ganz erschtaunt seh, wi der Zug rikwerts kommt, wi ein Krebs. Ich mußte lachn; der Konduktehr, alle Bremser, der Inschenehr un der Heizer alle lehnten sich heraus, um meine Schtike zu suchn un di Fenster wahrn offn un di Passachihre schtektn die Kepfe hinaus. Filleich 200 Leite kamen heraus, wi der Zug schtehn blib. Der Konduktehr war so bleich wi ein Geschpens aber wi er mich Bombons essn sah, wurde er ganz schreklich zohnig. »Schau, das du henaufkommst!« sagte er, »ich hab schon 10 Menutn ferseimt. Geh henauf, du kleiner Schlingel! Was machst du für Schpeße mit uns?« »Es tut mir sehr leid, Herr Konduktehr,« sagte ich. »Ich wers nich wider tun. Ich wollts gar nich thun, ich bin nich schuld, nur der Wagn -- er waklte so.« Er schtiß mich henauf un es wahr firchterlich ungenehm, wi di Dahmen alle iber mir weintn un meine Hende un Fiße angriffn ob ich nich zerbrochn bin. Ich mußte alle Gedankn an dem Bombongeschefft fir den Momennt aufgebn aber ich nahm mir for etwas anzufangen um mich selbs zu erhaltn, wenn mir noch eimal etwas passihrt. Du sihst, libes Tagbuch, ich durfte den Konduktehr nich erzehln weswegn ich wirklich ausgeschlossn worn bin, weil er geglaubt hedte, ich habs zufleiß getan. Nur ein sehr, sehr beser Junge konnte an einer Dahme wi Frau Pitkins, so ein impertenentes Wallentin schikn. Das, welches ich an Fräuln Haven schrib hadte 2 Taubn drauf un es wahr so: »Ich wer fersuchn, besser zu wern un alles thun, was Sie winschn fon Ihren, sie libendn kleinen Freind =Schorschi=.« Frau Pitkins bekam eins, worauf schtand: Rot is di Rose Das Feilchen blau, Aber wi Essig So sauer die Frau. [Illustration] Kann sein, das Jack es geschikt hat, aber sie sagte, es is meine Schrifft. Es lag ihr nichs an den Brifchen; das war noch gar nichs. Weßwegen sie einen Schpektakl machte wahr das: Irgnd ein Junge hadte ein Schtik Fleisch auf einem Fischhakn geschteckt un damit ihre Maltehserkatz gefidtert, aber auch das hedte noch nichs gemacht, aber er wahr auch in der Glaskugl fischn gewesn un zog alle Goldfische heraus, doch das hedte sie noch ertragn kennen, wenn er nich am Sonntagnachmidtag schleifn gegangen un in einem Loch eingebrochn wer so das man ihm ohne Atem herauszihn mußte, un er ein solches Quatsch machte mit seinen nassn Gewand, das sie sagte ihre Nerfn kommen in einer traurign Ferfassung. Sie wahr ganz weg. Sie konnte es nich mehr aushaltn -- besonderst wi er sich am nechstn Tag das Gesicht un die Hende mit Dinte schwarz machte den Kichbesen nahm un im Schornschtein fom Wohnzimmer henaufkledtern wollte, aber henunterfihl un sich eine Beile am Kopf schlug, so groß wi ein Gansei -- aber das alles hedte sie fergebn un fergessen, wenn er nich ein Schtik Papir auf ihrem Rikn geschpendlt hedte, auf den schtand: »Das is das Faß, welches bein letztn Tropfn iberging.« Aber das wahr nur Schpaß un sie hedte sich nichs draus gemacht, wenn er nich alle die komische Vögl aus den Werterbuch herausgeschnidtn un alle in einer lange Reie auf der Wand hinter seinen Bedt aufgepikt hedt, damit er was zur Unterhaltung hat, wenn er zeitlich aufkommt -- un wenn er nich di goldnen Augngleser fom Professer zerbrochn hedt, wi er sie der Eile in der Biblotehk aufsetzte, so das sie henunterfihl, un sich enlich nich angewehnt hedte, genau so wi der Professer zu hustn un wi er nur in ihr Zimmer heneingeschikt wurde um seine Gografih besser zu lernen nahm er ihre Nachjacke zog sie dem Pintsch an un machte ihm heuln, das er weglif un sie durch dem ganzn Ort schlepte. Wi also der Konduktehr zurikkam, hadte er schon fergessn, wegn die ferseimten 10 Menutn zohnig zu sein. Nein, wi das alte Ding fortsaußte! Aber ich dachte es is besser, wenn ich nich mehr fon den früeren rede un er sagte: »Junge es is ein großes Glik, das du auf einem Schneehaufn gefalln bist! Das kenntes du nich zum 2. mal fersuchn. Ich glaube, du bist zum Hengen geborn.« Dann erzehlte ich ihm, wi ich damals in dem Frachwagohn dafonlif un fon den freundlichn Bremser. »Wenn sie zuhaus ergerlich sin, weil ich zurikkomm, werd ichs ihnen sagn lassn Herr Konduktehr« sagte ich, »dann mechte ich bei ihnen wohnen.« »Da wirds dir nich sehr gut gehn,« sagte er, »ich bin ein alter Jungesell.« »Desto besser,« sagte ich, »so wird ihre Frau nich dabei sein, um uns zu ergern. Meine Schwestern sin wirklich libe hibsche modische Medchen, aber einen Jungen wolln sie garnix erlaubn. Sie lassn mich nich Balln schpiln im Sallohn, wenns regent, oder mich unterhaltn wi ich will. Sie mechtn mich gern auf einen Sessl fon Pech festsezn, damit ich nich aufschtehn kann.« »Sagn sie, Herr Konduktehr, habn sie denn einen Korb bekommen, das sie noch Jungesell sind?« Er seifzte un schaute ein bischen traurig aus. Aber bald wahr er wider lustig un fragte mich ob meine Schwestern bein Deppoh sein wern um mich zu erwartn. Ich wußte es nich un konnte ihm keine Antwort gebn. »Ich hädte sie gern ein bischen gesehen,« sagte er. »Wir sin schon da, mein Junge.« Etwas kam mir in der Kehle, wi ein Schtik Knochn. Ich schaute eifrig henaus, wi ich das Schild sah iber Peters Ladn un den Weichnwerter mit den helzernen Bein un das Deppoh -- ich hedte geweint, wenn ich die Trenen nich fest zurikgedrikt hedte. Der Herr Konduktehr schtand beim Trittbrett, damit ich sicher henunterkomm un da wahr Susi, greßlich hibsch mit einen nei'n Hut un einen Sillskinnmantl un Elsbett, wirklich auch sehr lib un sie wollte mich umarmen un kissn un rif: »Oh Schorschi, du nichsnutziger, schlechter, liber, guter Junge laß dich kissn!« Ich sagte: »Herr Konduktehr, das sin meine Schwestern aber sie sin schon beide ferlobt. Das tut mir leid eiretwegn. Adjeh, kommen sie eimal un besuchn sie uns. Sind meine Schwestern nich hibsch?« un er griff am Hut un lachte un der Inschenehr un der Bremser un alle rifn: »Hurrah! Adjeh Schorschchen!« un das war sehr heflich fon alle. Betti war auch drunten bein Deppoh un lachte un weinte, wi eine Gans. »Du hast uns sehr gefelt Schorschi, es wahr schreklich ruig zuhaus un kein schlechter Junge da, der uns was zu tun gegebn hädt.« »Wirklich, das is wahr,« sagte Susann. »Wir habn ein fedtes Kalb geschlachtet fir den widergefundnen ferlornen Sohn -- es is schon gekocht un schteht am Tisch« -- aber es wahr nich eimal Kalbfleisch, sondern gebakener Truthahn mit Sulz runderum, gereste Austern, kalter Schinken, schwimmende Insl, Kuchn, Eingemachtes -- eine ganze Menge. Ich aß, wi wenn ich nichs als gederrte Apflpastehte gegessen hädt, seit ich fon zuhaus fort bin, nur Papa schaute erns drein, wi er die Rechnung fom Professer las un Mamma wurde ganz blaß, wi ich dem Dokter erzehlte, wi ich fom Wagohn heruntergeschmissn worn bin. Dokter Moor war sehr erfreit mich zu sehn -- auch unser Hund, er kommt oft zu uns, weil er un Susi im Frihjar heiratn solln. Nach dem Nachmahl sagte Papa: »Schorschi, ich winsche, das du jetz ein neies Lebn beginns, du wirst jedn Tag elter. Fersuche, nich so fihle Dummheitn anzuschtelln. Denke zweimal, befor du einmal handlst --« di Thir fihl grad zu un wollte dem Hund den Schwanz einzwikn un er rif schnell: »halte sie auf, Schorschi!« aber ich wartete, weil ich zuers 2 mal denkn wollte, un den Hund sein Schwanz war weg. Der Dokter sagt, ich soll bei ihm Medezihn schtudirn bis ich groß bin. Sein Etwi, wo er di Medezihnen drin hat, war in der Tasche fon seinen Iberzier im Forhaus, un ich dachte mir, das is eine gute Gelegnheit, gleich zu doktern anzufangen un nahm ein bißchen weißes Pulwer aus einen kleinen Fleschchen un gab ein winziges bischen meinen Eichhernchen ein. Heite nachmitag hab ich es begrabn -- Hansi wahr bein Begrebnis. Oh, wi hibsch un gemithlich is mein Zimmer! Wi siß hab ich letzte Nach getreimt! Betti is fedter wi je -- sie is ein sehr libes Medchen. Mein Herz is foll. Ich will fersuchn, nie, nie wider was anzuschtelln, so lange ich lebe un atme un damit gute Nach, mein Tagbuch. NB. Hansi un ich nahmen Susanns Arbeitskestchen, das der Dokter ihr zu Weinach geschenkt hat, um mein Eichhernchen drin zu begrabn. Ich glaube, Susi wird es nich recht sein, aber der arme Benny muß doch einen Sarg habn -- es wahr ein sehr hibscher Sarg. »Mein Gott, es war die Katze!« Dokter Moor un Susi habn ihre Ferlobung aufgehobn. Es is ein schreklicher Ferlust fir Susi, weil sie die ganze Auschtattung schon fertig hadte. Ich firchte, sie wird aus der Mohde kommen, befor sie einen andern findet, der so gut is wi der Dokter, der ein ausgezeichneter Mensch is, wi ich glaube, un die Mohdn weksln so schnell. Der Hochzeitkuchn soll aber nich ferderbn, solang Hansi un ich wissn, wo er aufgehobn is. Es is ein prachfoller Kuchn un sehr nitzlich fir einen Jungen, wenn er schleifn geht, oder bis zum Nachmahl nich nachaus kommen will. Letzte Woche wahr wider eine Anzeige in der Zeitung -- Susi weinte deswegn bis ihre Augn so rot warn, wi Hansis wi ich rotn Feffer in den Backofn fon seiner Mutter schtreite. Ich glaube, schwarzer Feffer hedte nich so rot gemacht. Die Anzeige wahr so: »Große Aufregung herrscht in der bessere Gesellschaff iber ein Gericht, das eine gewisse Heirat in fornehmstn Kreise nich schtattfindn soll. Nach unsrer posetiwn Kenntnis sind die Einladungen gedrukt un beina alle verteilt, aber di Beteiligtn schprechn nich miteinand. Die Uhrsache dises pletzlichn Wechsls im Programm is nich in der Öffntlichkeit gedrungen -- sofihl is gewiß, das es nich die Schuld des Herrn is.« Arme Susi, du dauerst mich! Wi fro bin ich, das sie nich fermutet ihr Bruder setzte es in der Zeitung! Ach, wi traurig is es, ein schlechtes Gewissn Tag fir Tag mit sich herumzutragn. Ach! ich bin di Uhrsache, das dise Ferlobung aufgehobn wurde. Alles wer fridlich un ruig, hedte Susi nich einen so schlechtn Jungen zun Bruder. Un denoch glaub ich, das diser Edisn oder wi er heißt mehr Schuld is wi ich. Warum setzte er sich hin un plagte sich, bis er das ellektresche Licht erfundn hadte? Sie habn nemlich alle dafon geschprochn, un wi fihl sich Herr Edisn damit ferdinen wird un was es fir ein Ding is un der Dokter erzehlte, das er eine Badterih in seinen rikwertign Ladnzimmer hat, was ich schon wußte, weil er mich eimal den Griff in der Hand nehmen liß un es wahr sehr schpaßig -- deswegn erzehlte ich es Henschen in der Frih, un er un ich wartetn bis der Dokter in seinen Zweiradler wegfuhr un dann klettertn wir durch das Fenster in den rikwertign Ladn un ich goß ein bischen aus einer Flasche henein, wi der Dokter es gemacht hat und gab Henschen di Griffe zu haltn un er schprang in der Lufft un fihl dann nider un schtrekte sich aus. Ich schrie, er soll die Griffe auslassn, aber er sagte kein einziges Wort, wi wenn er tot wer un ich nahm ihm die Griffe aus der Hand un sagte ihm er soll sich aufsetzn, aber er herte mir nich zu un ich firchtete mich, weil ich ihm sehr lib hab un holte ein paar Menner, die auch durchs Fenster kledtern mußtn. Sie schpritztn ihm mit Wasser an un sagtn ich bin ein schlechter Junge -- sie glaubtn ich hab ihm umgebracht un trugn ihm nachaus un seine Mudter wollte nich einmal schprechn mit mir. Ich glaube, sie hädte dankbahr sein solln, das er enlich nach langer, langer Zeit zu sich kam. Fom Dokter krigte ichs greßlich. Er sagte, ich runihre ihm seine ganze Prakses -- di Leite firchtn sich, seine Medizihnen zu nehmen aus Angs, ich habe die Hende dabei gehabt -- un das ich ein so liber, kleiner Junge bin, wi nur meglich, wenn ich mich anschtendig benehm, aber ich soll seine Sachn nich anrihrn. Ich sagte ihm, es thut mir sehr leid -- ich werde es auch nich wider thun. Ich wollte mein Ferschprechn auch wirklich haltn un wi ich das nechstemal bei ihm wahr, bemerkte ich eine Maus di immer in un aus ihren Loch kroch. Ich dachte, ich will ihm eimal eine Gefellikeit thun, weil ich ihm schon sofihl Schadn gemacht hab -- un wi er am Abens zu uns zum Tee ging, schtekte ich die Katze im Ladn, damit sie schnell di Maus fangt un der Dokter sie nich sehn soll. Er ging zu Susi auf Besuch nach dem Nachmahl un ich fermutete, er wird zimlich lang dort bleibn. Wi er zur Potheke zurikkam, wo er im rikwertign Zimmer schlaft, herte er die greßlichste Katznmusik, wi wenn 1000 Katzn jammern mechtn. Er schperrte die Thir auf un zindete so geschwind er nur konnte ein Licht an. Arme Miez! Die Maus war auf der Stellasch geschprungen, un sie ihr nach, weil alle Flaschn heruntergeschmissn un zerbrochn wahrn -- so eine Beschehrung war noch nich da! die heßliche Medezihn auf seinen neien, hibschn Teppich -- aber der armen Miezekatze gings am schlechstn. Eine Flasche mit Witreol war zerbochn un sie hadte dem Fuß heneingeschtekt, kein Wunder, das sie miaute un herumschprang wi ferrikt, so das sie dem Dokter wi er hereinkam grad ins Gesicht fuhr, aber er hob zum Glik den Arm auf -- das redtete ihm die Augn -- so das sie blos seine Nase un Schtirn zerkratzte -- das machte ihm so komisch ausschaun am nechstn Tag -- un wi er sie zuletz abschittlte, schprang sie direk zur Thir un nimand hat sie seitem gesehn. Das schrekliche Witreolöl fraß ein großes Loch im Teppich, was noch nich so arg gewesn wär aber es fihl auf dem Sofa, befor es auf dem Fußbodn rollte un goß eine Menge fon den greßlichn Schtoff über seinen neien Anzug, dem man ihm am selbn Tag gebracht hadte un in dem er heiratn sollte. Er wahr ganz runihrt. Ich glaub es wer noch nich so schlecht gegangen -- arg wi es wahr -- nur fing Susi, wi er am nechstn Morgn kam, um den Unfall zu erzehln, so zu lachn an, wi sie sein Gesicht foll Hefftpflaster sah un seine Nase 2 mal so groß wie gewehnlich, un sie lachte un lachte wi wenn sie nich aufhern kennt, bis er sagte: »Es mag fir sie Schpaß sein, Fräuln Hacker, fir mich is es der Tod. Ich habe genug fon ihren kleinen Bruder gehabt un auch fon ihnen -- wenn das der ganze Dank is fir das, was ich schon hab ertragn missn. Ich glaube nich das ich in di Familjeh eines Jungen wi Schorschi heiratn werde. Un so lebn sie wohl Fräuln Hacker -- fir immer!« un er schlug di Thir sehr fest zu un ging so schteif weg, wi wenn er gefrorn wer. Dann aber ferging Susi das Lachn -- aber es wahr alles umsons -- er wahr nich bei uns seitdem, un das is 2 Wochn her; so schikte ich also ferschtohln di Anzeige zu der Zeitung un sie wird gewiß heneingesetzt wern. Die ganze Familjeh is withend auf mir wegn der Katze un ich hab es doch nur in der bestn Absich gethan. Wer hedte es foraus wissn kennen, das Susann als alte Jungffer schterbn wird, blos weil ich di Katz in der Potheke fon ihren Bräutegamm liß, um eine Maus zu fangen? Das is nun einmal mein Pech. Ich bin ein sehr ungliklicher Junge. Susi ißt nich eimal sofihl wi ein Vogl zum lebn braucht un Elsbett orfeigt mich jedes mahl, wenn sie nur nah genug kommt, grad als ob der Dokter auch nur ein bischen früer zurikkäm, wenn sie mich orfeigt. Susann sagt, sie kennte ihm alles fergebn, bis auf dise Anzeige in der Zeitung: »es wahr nich die Schuld des Herrn.« Gut, war es filleich? Das sagte ich ihr auch, aber ich hoffe un bete, das sie es nich endekt, wer es gethan hat. Ich hab schon genug angeschtellt, ohne erwischt worn zu sein; das were der Kipflpunkt. Gestern hadte Susi wider ein bischen zu weinen, di Medchen warn in ihren Zimmer un ich ferschtekt in ihrer Kammer nebnan, weil ich grad einen fon ihre Gummischue in Schtreifn zerschnidt, um mir einen Balln draus zu machn, un ich herte wi Elsbett ihr sagte, das man sich erzehlt der Dokter ginge jedn Abns zu Agnes Schtein. Fon Agnes sagt man sie is das hibscheste un modischte Medchen in der Schtadt. Unsre Lil is ferheiratet un weg; un so wahr Susi firchterlich eifersichtig un weinte bis sie nich mehr konnte un wollte nich zum Nachmahl henuntergehn, so das ich nich wußte wi ich aus der Kammer herauskommen soll. Ich glaubte ich muß zutot hungern, aber wi es sehr finster wahr schlipfte ich henaus, so schtill wi eine Maus. Wi sie ihrn Gummischuh nich fandn, sagte Elsbett immer, eine Ratte muß ihm weggeschlept habn, um drin zu schlafn. Wi ich allein mein Nachmahl aß, nur mit Betti, di mir ein Schtik Pastehte brachte, die sie nich mehr zum Essn brauchte, iberlegte ich mir, ich bin zu schlecht etwas zu essn, außer Pastehte un noch ein Schtikchen Kuchn, wenn Susi sich obn mit langsamen ferhungern selbsmordn will, un dachte mir, wenn ich irgend was thun kann, um das Unglik gut zu machn, das ich angeschtellt hab, so will ichs thun. Ich sagte zu Betti: »Sage den Leutn, sie solln nich besorgt um mir sein -- ich geh nur zu einen Freund un bin in einer halbn Schtunde wider zurik.« Damit schlipfte ich aus den hintern Thor. Filleich 10 Menutn schpeter leutete ich bei Richter Schtein. »Is Fräuln Agnes zuhaus?« fragte ich. Sie sagte ja un so fragte ich, ob ich sie einen Momment sehn kann. Sie sagte: »Geh nur in den Sallohn hinein.« Ich nahm dem Hut ab un ging henein. Fräuln Agnes wahr bei den Peano, großartig angezogn, das Haar herausgeputzt, di Wangen rot. Sie fing zu lachn an, wi sie mich sah. »Wi gehts dir, Schorschchen?« sagte sie. Ich sagte: »Fräuln Agnes, kennen sie Pinafohr?« »Oh ja, sehr gut!« sagte sie. »Erinnern sie sich an dem rihrenden Schtik, wo er sagt: »Mein Godt! es wahr di Katze!« Das is grad dasselbe, wi es in Ladn fom Dokter war. Un jetz Fräuln Agnes, glaubn sie es is ehrnhaff un gerecht fon ihm, meiner Schwester das Herz zu brechn, blos weil di Katz ein paar fon seine schundige Medezihnflaschn zerbrochn hat? Ich mechte das sie ihm heit abens sagn, wenn er herkommt, das ich ihnen erzehlt hab, das Susi nich zu der Helfte fon di Malzeitn kommt, sie hat den ganzn Apptit ferlorn un die Kleider sin ihr schon alle zuweit. Der Grund warum sie lachte is, weil sie einen hesterischn Anfall hadte, so erschrekt war sie un hesterische Leite missn lachn, wenn sie auch noch so wenig Lust dazu habn. Es is eine Schande, wi er sie behandlt hat un ich will ihm wegn gebrochnen Freschprechn ferklagn, so wahr ich lebe un atme, un wenn ich groß bin muß er sich mit mir duellihrn, er wird mir nich auskommen!« Grad da hilt mir jemand fon rikwerts di Hand aufn Mund hob mich dann in der Hehe un setzte mich auf der Aksl un wi ich henunterschau, wahr es der Dokter selbs! So was! »Nein, Schorschi,« sagte er, »wir wolln uns nich duellihrn, wir wollns liber gut sein lassn un wider Freundschaff schlißn. Mir gehts grad so wi deiner Schwester. Ich glaub, das beste was ich thun kann is, das ich mit dir nachaus geh un ihrs selber sage, wenn Fräuln Schtein uns enschuldign will.« Also gingen wir. Wie wir dort wahrn, sagte ich: »Gehn Sie im Sallohn, Herr Dokter, ich will henaufgehn un sie rufn. Sie weint sich obn in finstern die Augn aus. Die Leite sin im Wohnzimmer.« Dann lif ich henauf, schprang in ihr Zimmer un schrih: »Wo bis du Susi? Du solls schnell hinunterkommen. Im Sallohn is eine Auschtellung. Das große Wunder hir is fon Barnem ausgekommen!« Sie pakte mich so fest bein Arm, das er noch jetz blau un schwarz is. »Was sags du, Schorschi?« fragte sie ganz atemlos. »Ich sage, wer zuletz lacht, lacht am bestn.« Dabei flog si schon die Treppn hinunter wi der Wind. Ich lif so schnell nach, wi ich konnte, aber ich kam nich so schnell henunter als ich wollte, weil ich schtehn blib, um die Uhr im Forhaus aufzuzihn, aber sie zerbrach, weil sie den Tag früer aufgezogn worn wahr un jetz wird sie wahrscheinlich reprihrt wern missn; wi ich enlich henunterkam, wahr eine Ssene im Sallohn! -- aber ich lasse dem Forhang falln. Schorschi schteht mommentahn in hoer Gunst. Sie brummtn nich eimal, wi sie das greßliche Loch in den Hochtzeitkuchn sahn, das irgend eine Maus gemacht hat. »Wir kennen einen andern machn,« sagte Susann ganz gleichgilltig. Die Zermonih soll for sich gehn, wenn das Flaster fon dem Dokter seiner Nase geht. Er macht einen Drachen und läßt ihn steigen Rosa Prinz wird eine Gesellschaff gebn; sie is schon ein großes Medchen, un die Gesellschaff soll an ihren zehntn Geburtstag sein. Sie sagt sie werdn eine großartige Unterhaltung habn, jemandn, der Klawihr schpilt zum tanzn, un ein wirkliches Abendessn auf einer langen Tafl -- nich nur so herumgetragn, aber sie weiß nich ob sie mich einladn darf, weil ich noch zu jung bin un so schlecht. Ihre Mudter sagt, sie soll mich liber auslassn. Ich sagte ihr, sie is in Irtum, ich bin jetz ein Musterjunge, sie soll nur meine Mutter fragn, ob ich nich die letzte Zeit schreklich braf wahr; es is gemein mich nich einzuladn un ich werde sie auch nich einladn, wenn ich meine Gesellschaff gebe un Mamma hat mir ferschprochn, das ich es darf, wenn ich fortfahr braf zu sein. Also hat sie mich eingeladn un ich darf gehn. Es is morgn abens. Ich geh jetz in unserer Schtadtschule; ich hoffe mich in lesn un schreibn schnell zu ferbessern, der Lehrer sagt, ich bin gescheit genug um eimal Presedent zu wern, wenn ich nur aufmerksam sein mecht, aber es sin hunderterlei Sachn in der Schule, um einen zerschtreit zu machn, mehr als man glaubn mechte, wenn man nie in der Schule gegangen is. Im Winter sin keine Flign da, aber man hat genug zu thun mit Papirknedl im Mund zu machn un ferschtohln herum zu schaun was ein andrer Junge einen fir Zeichn macht un das nimmt eine Menge Zeit weg oder den Lehrer auf der Tafl zu zeichnen mit einer dike Nase un es schnell wegzuleschn, wenn mans in der Hehe gehaltn hat. Oder einen Apfl zu essn unter der Bank, weil es ferbotn is oder dem Lehrer nerwehs zu machn, weil der Griffl bein Schreibn durchaus kratzt. Ich hab sehr wenig Zeit for lauter lernen, aber es noch immer besser, wi in einer Erziungsanschtalt geschikt zu wern. Elsbett sagt das Haus is ein Paradihs, wenn ich in der Schule bin -- ich fragte sie, ob auch Engl in den Paradihs sin, weil ich keine sehn kann. Ich hab sie gebettlt, sie soll mir einen Drachn machn, aber sie hat keine Zeit bis di Hochtzeit forbei is. Alle Jungen habn Drachen, es is jetz die richtige Zeit dazu; es is zu dumm, herumzulaufn un zuzuschaun, wi die andern Jungen ihre schteign lassn. Ich denke, ich wer in dem Ladn gehn un mir 2 Schtekn kaufn un mir selber einen Drachn machn; ich kann ihm obn in meinen Zimmer machn; ich nehm mir Papas Gummirabi, Mammas Schehre ein paar Zeitungen un den Wollknäul. Ich will ihm machn, befor ich in der Frih in der Schul geh. Heute Abens gibt Rosa Prinz ihre Gesellschaff. Ich bin sehr einsam un sitze in meinen Zimmer mit der Thire fon außn zugeschperrt. Ich glaube, sie wern sehr lustig sein, bei ihrn feinen Nachmahl -- ich hab keins bekommen -- nich ein Schtikchen hab ich seit den Gablfrihschtik gegessn un das wahr um 11 Uhr. Ich bin ganz hol inwendig, wi eine Tromml. Aber was ligt dise herzlose Eltern dran, ob ich leide? Sie sin groß -- ihre Fersuchungen sin foriber, nimand schperrt sie ein un ferriglt die Thir hinter ihnen un sagt, sie bekommen heut kein Nachmahl, wenn sie krank sin un hungrig un elend; nimand orfeigt sie, wenn sie's nich besser gewußt habn, keiner schafft ihnen lesn un Gramattik lernen, wenn sie fortgehn wolln un sich ein bischen Schpaß machn; sie missn nich im Sessl ruig sitzn un nie den Mund aufmachn, wenn Gesellschaff kommt, un sie tratschn gleich alle Neuikeitn aus, die sie wissn. Ich hab heut frih den Drachn gemacht, wi ich gesagt hab. Ich wahr sehr zeitlich auf un schlich in di Schtrümfe hinunter um mir die Sachn zu holn, damit ich die Leute nich aufwekk. Ich holte mir keine Helzer fom Zimmermann, weil ich Papas seidnen Regnschirm sah un mir dachte, di Fischbeiner davon sin gut genug dazu; so schlich ich im Forhaus, nahm sofihl Fischbeiner heraus, wi ich brauchte un dann schnitt ich di Seide henunter um den Schweif draus zu machn -- den hab ich zuers gemacht -- oh! einen langen, langen! Dann schnitt ich dem Drachn zu un pikte ihm. Bis zum Frihschtik wahr er fertig un ich ferschtekte ihm untern Bedt bis ich in der Schule geh. Ich kam zufellig disn formitag sehr schpet in der Schule -- eigntlich kam ich erst hin, wi die Schule am nachmitag aus wahr un der Lehrer nachaus ging. Es dauerte so lang bis ich den Drachn probihrt hadte, das ich nich früer hinkommen konnte. Die Schnur wahr iber einer Meile lang un natirlich dauerte es sehr lang bis ich die ganze nachgelassn un wider aufgewiklt hadte un das machte es so schpet. Deswegn schtellte sich der Lehrer bei uns un fragte nach ob der kleiner Schorschi krank is weil er heut nich in der Schul wahr, un so kams heraus. Also wi ich in der Schul gehn wollte lißn die Jungen ihre Drachn schteign un ich liß meinen wider schteign; es war ein sehr fester Wind un sie gingen prachfoll in der Hehe, aber meiner fihl auf der Hauptschtraße einen Ferd am Kopf, das sich for jeder Dummheit schrekte, selbs for einen Drachn un es lif fort wi der Blitz un schmiß den Mann henunter grad mit den Schedl auf einen Barrejehrfahl un das wahr zu dumm, weil der Fostn abrach wi nix. Ich firchte sie werdn einen neu'n aufschtelln missn. Der Mann is erschlagn sagn sie, aber ein pahr glaubn, er wird wider zu sich kommen. Wenn ers thut, so hoffe ich, er wird nich wider so dumm sein un ein scheues Ferd einschpannen -- es is immer gefehrlich. Ein Mann sagte mir, ich soll nich wider auf der Haupschtraße Drachn schteign lassn. Ich ging also henunter zum Depoh, weil ich weiß, di Maschienen wern nich scheu for Drachn un liß ihm schteign. Guter Godt! wi er in der Hehe flog. Henschen sagte, er fligt grad so wi ein Vogl, ich liß ihm di Schnur ein bischen haltn. Wir hadtn greßlich fihl Schpaß damit, nur blib er an einen hohn Baum hengen, wi ich ihm aufwikln wollte un wir konntn ihn nich herauskrign. Wir probihrtn un probihrtn un weil ich 10 Cent in der Tasche hadte, di mir der Dokter gestern abens gegebn hat, so sagte ich zu Henschen, wenn er hinaufkricht un ihm herunterholt, so geb ich ihm di zehn Cent. Ich wollte nich gern selber hinaufkrichn, weil mir Mamma gesagt hat, ich soll nie auf einem hohn Baum klettern -- ich kennte henunterfalln. Hansi sagte, er firchtet sich. Ich sagte: »Unsinn, Hansi! Ich wußte nich das du so ein Feiglin bist. Du kanns dir eine Menge Bretzln fir di 10 Cent kaufn.« -- Dann kledterte er hinauf, aber er wahr noch nich di Helfte obn, wi er ausliß oder ein Ast abrach un er herunterpurzlte; so mußte ich den Drachn obn lassn, was wirklich gemein wahr -- am erstn Tag, wo ich ihm gemacht hab. Hansi tat sich beim henunterfalln ein bischen weh. Sein Fuß is gebrochn; er wird sex Wochn im Bedt lign missn. Dokter Moor hat ihm eingerichtet un zwischen Helzer oder sowas geschtekt. Armer Hansi, ich mechte ihm schreklich gern sehn un fragn wi es is, aber seine Mamma will mich nich zu ihm lassn. Betti hat mir erzehlt, das sie gesagt hat, wenn Hansi gesund is wolln sie fortzihn fon da, sie will sein Lebn nich in der gefehrlichn Nachbarschaff fon so einen schlechtn, schlechtn Jungen wi ich bin, reskihrn. Si is wirklich gemein; ich hab ihm lib un mecht ihm nich um der Welt weh tun. Ich wußte nich, das er henunterfalln wird. Wenn er sich fest gehaltn hedt, wi ich ihm früer gesagt hab, hedte er sich den Fuß filleich nich gebrochn un ich hedte ihm die 10 Cent gegebn. Ich winsche ich kennte ihm sehn, wi schpaßig er auschaut in Schtekn eingebundn. Betti sagt, Mamma is so unwol, das sie sich zubedt legn muß; warum legt sie sich zubedt? Ihr Fuß is doch nich gebrochn. Manche Leite sin so dumm, das man gar nich weiß, was man fon ihnen denkn soll. Betti sagt auch, das Papa schreklich withig is, wegn seinen bestn Regnschirm; sie habn die Schtike in meinen Zimmer gefundn, so das sie gleich wußtn, ich hab ihm zerschnittn. Wi ich nachaus kam, pakte er mich bei der Schullter, schtiß mich henauf in mein Zimmer un ferschperrte di Thir; nimand nich eimal Betti hat mir etwas zu essn gebracht. Ich winsche Familjen hedtn keine schlechtn Kinder, di in der Patsche kommen un dann hungern missn un so ein schrekliches Gefihl im Magn habn, nachdem sie sich den ganzn Tag bein Schpiln geplagt habn. Wenn ich wißte wo der Thirschutzferein is ich mechte ihnen schreibn, wi ich behandlt wer. Hansi is noch zu klein um zu der Gesellschaff eingeladn zu wern, also braucht er sich nichs draus zu machn, wenn sein Fuß gebrochn is. Er wird Scheleh bekommen, Eingesottnes un Hihnersuppe un eine Menge gute Sachn. Oh, wi hungrig ich bin! Ich winsche ich were Hansi. Ich winsche, ich were bei Rosas Gesellschaff un kennte Gefrornes essn. Ich winsche ich were in Robinson Krusohs Hitte un kennte gerestete Muschln essn. Ich winsche es mechte ein Brotfruchbaum in meinen Zimmer waksn. Wenn ich noch eine Lampe hedte, kennt ich wenigstns fon so gute Sachn lesn, aber sogar in mein theires Tagbuch muß ich bei Mondschein am Fensterbredt kritzln -- jeder Trost is mir weggenommen. Ich wer mich ins Bedt legn un fersuchn, fon den schiffbrichign Matrohsn zu treimen, der auf das Schiff geholt un gefittert un bewirtet wurde -- besser wi der arme Schorschi. Der erste April Ich habe gestern un forgestern Nacht nich zuhaus geschlafn weil ich meiner libn Lil einen unerwartetn Besuch machte, un so konnte ich nich in dir schreibn, libes Tagbuch. Weiß du libes Tagbuch forgestern wahr der erster Tag fon Monath Aprill. Sie nennen ihm den Aprillsnarrntag. Die Jungen erzehltn alle schon die ganze Zeit was sie machn wolltn, aber ich wahr so ruig wi eine Eule un Papa sagt, di denkt greßlich fihl. Es war schreklich fad, seit Hansi sich den Fuß gebrochn hat weil seine Mudter mir nich erlaubte zu ihm zu gehn -- sie hat immer eine geladete Pestole bei sich, sagn sie -- ich sehnte mich nach ein bißchen Schpaß. Alle sagn, die Schtadt is greßlich fad, wenn Schorschchen nichs anschtellt, sie winschn, seine Schwester wer schon ferheirat, damits ein Ende hat, un sie wirds auch nechste Woche sein, wenn nichs inzwischn passihrt; aber ich will zun 1. Aprill zurikkommen. Sie habn eine neue Schtadthalle gebaut, nachdem die andre abgebrannt is, weil ein paar dumme Medchen iber einer Maus schrien mit einer großn Gloke drinn, di sehr fest leitet, wenn irgendwo ein Feier is. Also gut, am Abens früer aß ich gut zum Nachmahl un schtekte noch ein hibsches Schtik fon den Hochtzeitkuchn ein; ich wollte nemlich unter einer Bank ferlorn gehn, werend der Messikeitsferein eine Fersammlung hilt un ein ganz gemein ausschauiger Kerl ihnen forpredigte un sagte, er wisse selbs wi das were. Ich schenkte einen andern Jungen mein Taschnmesser un ein Schtik Kuchn, damit er mit mir ferlorn geht. Wir hadtn eine Menge Schpaß nachdem der Schlißer di Lichter ausgelescht un das Thor ferschperrt hadte. Ich hab gehert, Mamma saß die ganze Nacht auf, un das wahr sehr dumm fon ihr -- sie hedte wissn kennen, das mir nichs passihrt. Wir wartetn un wartetn, bis wir einschlifn un dann kam ich auf un wisplte: »Willi, es ist Zeit -- es is beina taghell. Komm gehn wir.« Wir tastetern uns bis zu den dikn Schtrik hinter die Schtign un zogn so fest wir nur konntn, wi wenn di ganze Schtadt in Feier wer. Alle Leite schprangen aus di Bedtn un zogn sich in schrekliche Eile die Kleider an. Wir hertn sie herumlaufn un schrein: »Wo is es?« »Sihst du es?« Oh, das wahr ein Schpaß! In 10 Menutn warn die Schtraßn so foll wi bei einer Prozeßjohn. So schnell wi der Schlißer nur seine Schtifl anzihn konnte, kam er wi ferrikt hereingelaufn. Es war schon ganz hell, so das er uns sehn konnte aber er blib mit aufgerissenen Mund schtehn, wi wenn wir Austern wern. Ich fragte ihm, ob er denn nich weiß, was fir ein Tag heit is, un er wurde so zohnig das er mich schittlte bis ich glaubte, mein Kopf is eine Klapperbixe. Aber der junger Herr Spring, der Awokat, lachte un sagte: »Lassn sie die Jungen gehn, un machen sie sich nichs draus, alter Bursche, das sie gefopt worn sin wi alle ibrign auch. Brawo, Jungens, ihr habt di ganze Schtadt drangekrigt! Ich fir mein Teil will mich mit eich fertragn.« Also gingen di Leite wider zuhaus un nahmen sich mehr zeit ihre Tojlett zu machn, besonners Fräuln Hauk di zufellig ihre Zehne fergessn hadte un Herr Apronz der keine Zeit mehr gehabt hadte, sich di Loknwikl aus di Hare zu nehmen. Ich ging mit Papa zuhaus, der nich ein bischen scheltete un bein Frihschtik sagte Elsbedt: »Schorschi, du mußt sehr hungrig sein, weil du so zeitlich aufwahrst, da has du ein paar Fannkuchn.« Ich hab frischgebakne Fannkuchn sehr gern zun Frihschtik un so biß ich hinein. »Was fir ekliche, harte, alte Fannkuchn,« sagte ich nach einer Weile un die ganze Familje lachte, wi nur was -- es wahrn mit Baumwolle ausgeschtoffte Leinwandfannkuchn in Eier getaucht un gebakn un sie wolltn mir kein einzges Schtikchen fon etwas andern zu essn gebn. Ich hadte in der Zeitung fon den Witz mit der Briftasche gelesn. Ich dachte es wird Schpaß gebn wenn ichs selbs probihr -- man leßt eine alte Briftasche auf der Schtraße falln un gibt ach wer sie aufklaubt. Wi ich also henauf ging mir di Hare birstn, befor ich in der Schul geh, schlipfte ich in Mammas Zimmer un nahm ihre Briftasche aus der Schreibtischlade. Es wahr nur eine Banknothe drin un deswegn schtopfte ich sie hibsch rund mit braunen Papir aus un ging zeitlich weg, damit ich mir noch ein bischen Schpaß machn kann, befor di Schul anfengt. Ich legte es auf den Flaster un ferschtekte mich hinter einer großn Kiste, weil ich einen greßlichn altn Vagabundn kommen sah un wirklich bemerkte er di Briftasche, schtopfte sie in seine Tasche un machte sich so schnell ausn Schtaub, das er gar nich mehr hinkte, wi wenn er nich eimal lahm wer. »Warte, du alter Schufft,« sagte ich, »wi wirs' du dich gifftn, wenn du sie aufmachst!« Dann schlenderte ich zu den Tellergrafnbiroh, weil ich den Beamtn dort kenn, er is ein guter Freind fon mir, weil er schterblich in Elsbett ferlibt is un ich borgte mir ein Kuwehr un einen Bogn Papir aus, wi er grad nich hinschaute un ging bald darauf fort, weil ich zu Jim Schwarz hinrennen mußte, der fihl besser schreibn kann wi ich un liß mir drauf schreibn: »Dokter Moor, kommen sie schnell, Lilly sehr krank -- bereits aufgegebn. Montagu« un gab es einem Bubn, es in der Potheke zu tragn, grad so, das er noch zum nechstn Zug zurechkommt, wenn er sich tummelt; dann lif ich henunter zur Schtatzjohn un ferschtekte mich hinter einem Frachwagn, wi er zun Zug gelaufn kam. Oh, wi ich lachn mußte! Es wahr ein greßlich guter Witz. Ich wußte, das Tellergrafnpapir wird ihm glaubn machn, es is Erns. Jetz wahr es so zu schpet in der Schul zu gehn un so konnt ich auch schon den ganzn Tag wegbleibn. Ich nahm meinen Golddoller un pikte ihm mit Schusterpech am Flaster, wi ich gesehn hab, das mans mit Pennys macht. Eine Menge Leite ferbrenntn sich di Finger aber dann kam ein großer Junge nahm ein Taschnmesser, kratzte ihm ab, machte eine lange Nase un lif weg -- fui Teifl! Ich heiß das nich besser wi schtehln. Dann ging ich beim Mihldamm foriber un schtekte den Kopf in Frau Jerns Haustor un fragte sie, ob sie schon weiß, das ihr kleiner Benny im Teich gefalln is -- un sie fing zu schrein an, wi wenn sie ferrikt gewesn wer un fihl am Fußbodn -- so eine Nerrin! -- als ob sie nich hedte dran denkn kennen, das der erster Aprill wahr. Ich war firchterlich hungrich um der Zeit, wegn di baumwollenen Fannkuchn un setzte mich auf einem Baumschtumpf um meine Zehnerjause zu essn di Betti mir fir der Schule mitgegebn hadte. Es wahr ein reizendes faschihrtes Schnitzl, was ich sehr, sehr gern esse. Ich biß ein großes mundfoll ab -- es war aus Segschpehne un schwarzn Feffer gemacht -- so ein eklicher Quark! Ich weiß wers getan hat, es war Elsbett un so schmiß ich es weg un ging weiter bis ich zu den Blumengertner kam, der mich noch nich kennt, weil er noch nich lang hir is un ging henein. Ich hadte di Karte fon der Tellergrafnbeamtn, di ich mir mit den Papir zugleich ausborgte un ich sagte zu den Gertner: »Nehmen sie ihr bestes un greßtes Bukeh, filleich um finf Doller, schtekn sie dise Karte henein un schikn sies gleich fort zu Fräuln Elsbett Hacker. Die Rechnung bringen sie nur ins Tellergrafnbiroh.« Also that ers. Wi ich henaus kam ging Fräuln Agnes grad foriber. Ich lif ihr nach un sagte: »Fräuln Agnes, sie habn ihr feines Schpitztaschntuch ferlorn.« Aber sie drehte sich nich um, weil sie sich erinnerte, das der erster Aprill is un so schtekte ich es in der Tasche, weil sie es im erns ferlorn hatte. Jetz wahr ich aber schon ganz deschpraht hungrich un ging zum Kaufmann Peters um mir um 1 Cent Erdnisse zu kaufn weil man fir so wenig Geld sadt dafon wern kann. Ich kaufte mir auch ein par Rosihnen, Käs, Ingwerbekerei, Raketten un ein Fund Dattl un liß es auf unsrer Rechnung schreibn. Ich setzte mich auf dem Zahltisch un lachte iber Peters Witze un unterhilt mich sehr gut. Er erzehlte mir was er fir Schtreiche gemacht hat, wi er noch ein Bub wahr. Auf eimal schprang er in der Hehe, wi wenn man auf ihm geschossn hedt. »Was is das?« schrih er. Ein diker, schwarzer Bach rann iberall am Fußbodn zwischn die Fesser un Kistn herum. »Filleich hat das Siruppfaß ein Loch bekommen,« sagte ich. Er schaute scharff auf mir aber ich biß ruig in meinem Kes henein; also lif er un wirklich hadte so eine unachsame Persohn es rinnen lassn. Filleich 20 Liter fon den dikn Safft ronnen iberall herum. Ich wahr schreklich ergerlich -- so eine Ferschwendung fon Sirrup! »Ich wette, du hasts gethan, du Schlingl!« sagte Peters. Er wollte mich pakn, ich wich aus, er trat in dem Sirupp schtolperte un bumste nider. So was hab ich noch nich gesehn, wi der anschaute, wi er aufschtand! Ich blib aber nich lang dort ihm zuzuhern, was er sagte -- Mamma hat mir immer gesagt, ich soll fortgehn, wenn die Leite schlechte Dinge redn un so ging ich fort. Dann wahr mir eine Weile sehr fad. Ich schtrolchte langsam weiter, un suchte ob ich nich etwas seh womit ich mich unterhaltn kann, bis ich zu den neu'n Bahndurchgang kam, wo di Arbeiter di Felsn schprengtn; aber sie warn grad bein essn, weil es mittag wahr un ich dachte ich kennte mir ein bischen Schpaß machn mit einer Kanne Pulver, di sie schtehn lassn hadtn. Es wahr eine neie Brike da -- so einen Krach hab ich noch nie gehert was sie machte, wi sie in der Luft ging. Ich wer sicher erschlagn worn, wenn ich nich im Tunell gewesn wer. So ein Danf! Uj! Di Luft wahr ganz foll dafon. Man konnte kaum di Leite sehn, wi sie hergelaufn kamen un das wahr ein Glik fir mir, weil ich mich firchtete wi's forbei war un ich ferschtekte mich den ganzen nachmittag bis zum Nachmahl. Es is sehr schlecht, Lign zu sagn, un ich thue es seltn. Wi ich hereinkam, schprang Mamma auf un umarmte mich. »Ich firchtete du seist mit in der Luft geflogn,« sagte sie atmlos, »weil du nich in der Schul warst un wir dich nich findn konntn. Oh, Schorschi es is etwas schrekliches passihrt -- di neie Eisenbahnbrike flog in der Luft -- has du di Ixplosjohn gehert?« Ich sagte ich hab etwas gehert um der Zeit wi Donner. »Das wahr es,« sagte sie. [Illustration] »Wi is es geschehn?« fragte ich. »Es is unerklerlich -- nimand weiß es.« »Filleich,« sagte ich, »habn dise unforsichtige Arbeiter es mit ihre Pulwerkannen gemacht.« Papa kam hinein un sagte es heißt di Uhrsache wahr eine Dinnamytixplosjohn. »Es is ein Jammer,« figte er dazu, »so eine kosbare Brike!« Dann gingen wir alle zum Nachmahl. »Es is sonderbar,« sagte Susi, »der Dokter war heut kein einzges Mahl hir. Ich ferschteh das nich!« Elsbett hadte einen Liljenschtrauß auf ihrn Kleid schtekn eine Rose in Haar, sie war schön angezogn un schaute so schtolz drein wi ein Trutthahn. »Woher has du sofihl Blumen, Elsbett?« fragte ich sie. »Oh, es hat sie jeman geschikt,« sagte sie, un wurde ganz rot in Gesicht. »Aperpoh, Schorschi, has du filleich meine Briftasche gesehn? Ich bin sehr besorgt, weil ich sie nich findn kann. Es wahr eine 100 Dollernothe drin, mein Brautgeschenk fir deiner Schwester. Ich firchte irgnd ein Einschleicher hat sie geschtohln.« Eine ein 100 hundert Dollernothe! Ich glaubte ich muß ohnmechtig wern un trank ein folles Glas kaltes Wasser bis ich mich sofihl gesammlt hadte, das ich sagn konnte: »Libe Mamma, ich dachte es is eine 1 Dollarnothe, ich hoffe, der Wagabund wird sie zurikbringen, wenn er siht, was drin is. Ich wollte ihm nur zum 1. Aprill fopn.« Die ganze Famili wurde blaß -- Mamma schtehnte. Susann sagte: »Oh Godt!« wi auf eimal di Gloke klingelte un Betti den Papa eine Rechnung fon Kauffmann brachte fir ein halbes Faß Sirupp fon den der junger Herr Schorschi den Hahn umgedreht hat un fir einen nei'n Anzug, ein Fund Dattl un 2 Loht Kes. Wehrend der Papa es las, kam der Dokter herein; er schaute sehr erns aus, wi wenn er mid un ergerlich wer. »Wo wars du den ganzn Tag?« rif Susi un schprang hin un umarmte ihm so fest, das ich glaubte, sie will ihm durchaus erwirgn. »Frag dem kleinen Engl, der da sitzt,« sagte er. »Schorschi,« schrie Susann, »was unter der Sonne un dem Mond has du wider angeschtellt nach deinen feierlichen Ferschprechn, dich anschtendig zu benehmen?« »Es gibt nur ein Midtl das ihm kurihrn kann,« sagte der Dokter greßlich erns, »un mit ihrer Erlaubniß, Papa, will ich es nach dem Nachmahl an ihm probihrn. Ich will ihm eine tichtige Dosis Pilln gebn, dann ihm zur Ahder lassn, ein Semfflaster iber den ganzn Rikn legn un auf der Brust eine Reie Blutegl setzn -- dann werd ich ihm klorohformihrn un ihm beide Fiße abschneidn, das wird seine Schlechtigkeit auf eine Weile zur Rue bringen. Ist es ihnen recht?« Papa sagte ja. Also lif ich sehr schnell in der Kiche un borgte mir fon Betti einen Doller aus fir der Fahrkarte un rannte zum Deppoh henunter, so das ich um 10 Uhr nacht bei Lil wahr. Sie wahr grad zu Bedt gegangen, aber sie schtand auf un machte mir am Sofa ein sehr bekwemes Bedt. Oh, wi sie lachte, wi sie mir erzehlte, was fir Augn der Dokter machte wi er hereingerannt kam un sie beim Fenster sitzn un nehn sah! Aber sie scheltete auch un liß mich fersprechn, es nie wider zu thun wenn auch der erster Aprill is. Sie sagte, »tetliche Witze sin sehr dumme, schlechte un beleidigende Dinge.« So dachte ich also, es is besser, wenn ich nichs fon der Brike sage, es tut mir wirklich sehr leid. Ich hab zusammgerechent un glaub, es zalt sich nich aus. Peters Rechnung 25 Doller. Bukeh 5 " Mammas Berse 100 " Die Fahrkarte firn Dokter 2 " Meine detto " Eisnbahnbrike 30 000 " Dennoch glaub ich is es nich recht einen kleinen Jungen die Fiße abzuschneidn, weil er den erstn Aprill gern hat. Ich bat Lil dem Dokter zu schreibn, er soll mir noch eimal ferzeihn; er sagt ein einziges mahl will ers noch probihrn. NB. Elsbett wahr so zohnig, das sie nich mal schprechn wollte mit mir, wi ich zuhaus kam -- warum hat der dumme Tellergrafnkerl nich die Rechnung bezalt, un's Maul gehaltn? Wie er sich sein Ponny verdiente Es is keine Sehle in Haus außer mir, Elsbett un di Dinsbotn weil Papa un Mamma auf einer Woche zu Lil auf besuch gefarn sind un der Dokter un seine Braut sin im Hotell. Mamma sagte, sie hofft, Schorschi wird werend der Zeit nichs anschtelln -- sie wirde zidtern so lang sie weg is -- aber ich fersicherte ihr, sie soll sich nicht sorgn ich will so gut un braf sein als der Tag lang is, reglmeßig in der Schule gehn un direk nachaus kommen, wenn die Schul aus is, meiner Schwester folgn un mich anschtendig benehmen. Papa sagt, wenn ich wirklich so braf bin, wi ich ferschprech, so will er dran denkn mir das Ponni zu kaufn, das der Fleischer ihm fir fierzig (40) Doller ablassn wollte. Ich mechte liber ein Ponni als 6 Beissikl. Ich hab jede Nacht fon ihm getreimt, seit der Fleischer mir dafon erzehlt hat -- es is eine kleine Schenheit. Ich wer mich anschtrengen so fest ich kann, so gut zu sein, wi Pastehte. Betti sagt es kommt alles nur auf dem Fersuch an, es is leicht eine Woche lang ein guter Junge zu sein, wenn mans nur probihrt -- aber ich seh nich ein, wiso sie's weiß, sie wahr doch nie ein Junge -- aber ich wills fersuchn. Ein lebendiges Poni mit einen Sattl un Zaum dazu is es wert eine Woche lang keine Hunde mit Schteine zu werfn oder hinter der Schule zu gehn. Nechste Woche wer ich ganz schtolz auf der Haupschtraße henunterreitn un meine Schwester Susi im Hotell besuchn. Ich wer ein genaues Proterkoll aufnehmen fon meinen gutn Betragn. [Illustration] Papa un Mamma sin schon iber Nacht weg. Gestern wahr ich zimlich braf. Ich hab den Schpigl in Mammas Zimmer zerbrochn, aber das wahr nur ein Zufall. Ich un Karlchen schpiltn Balln drin un machtn die Thir zu um Elsbett nich zu schtehrn. Der Balln schprang greßlich hoch, weil sofihl Gummi drauf wahr das ich fon Elsbetts zerschnittene Überschue drauf gewiklt hadte, -- er zerschlug den Schpigl un schmiß eine Odekolonnflasche um, die sich auf dem neien Iberzug ferschidtete, un wir gingen hinaus un schpiltn im Hof weiter. Betti wird erschtaunt sein, wenn sie's nechstemahl heneinkommt. Es fing zum trepfln an un wir gingen deswegn hinein un ich sagte zu Elsbett, er un ich wolln am Dachboden schpiln gehn. Es wahr sehr hibsch obn nur wahr auf manche Pletze kein Fußbodn, nur ein Flaster un wi ich schaun wollte ob es mich ertragt, brach es ein un das ganze Flaster fihl in dem leern Schlafzimmer -- zu dumm! Mertl macht so einen Schtand auf einen Teppich un auf seidne Bedtdekn. Ich wer nich draufgeschtign, wenn ich gewußt hedte, es kann mich nich ertragn. Es war ein alter Koffer foll Brife obn un ich gab Karlchen filleich 100 zum zusammpikn auf einen Drachn. Die ibrign nahmen wir un machtn ein Feier in so einen schpaßign altn Ofn aber er war am Bodn zerbrochn, so das das Feier durchfil, aber wir leschtn es aus; ich lif un holte schnell meinen Waschkrug un goß drauf bis es ferlescht war un ich glaube ich werd mein Ponni doch bekommen. Es wahr nich fiel Mallehr passihrt. Wir kamen in Großpapas alte Kleider zum Essn herunter un Betti mußte sie zuriktragn un das wahr ein Glik, weil das Feier noch nich ganz ausgegangen war. Wir hadtn alle Hende foll zu tun bis wir es ausleschtn. Elsbett sagt, ich muß wie ein guter Junge zeitlich zubedt gehn; so ging ich um 8. Man mechte es nich glaubn, aber wi ich filleich eine Schtunde schpeter henunterging um mir ein Glas Wasser aus den Krug im Schpeiszimmer zu holn, sah ich durch das Schlisslloch den Tellergrafnbeamtn neben Elsbett auf den Sofa sitzn, un wi ich pletzlich »Bu--uh!« schri, schprang er auf wi wenn er glaubte eine Lokomotive kommt hereingefarn. Elsbett schtand auf un machte die Thir auf, aber ich wahr nich mehr da sondern holte mir Wasser aus den Schpeiszimmer un sie machte wider zu un setzte sich auf der andere Seite fon Zimmer nider. Meine Eltern sin schon 2 Tage un Nechte fort. Ich fersuch noch immer braf zu sein. Ich sagte den Fleischer, er soll mein Poni gut fidtern, damit ich es in gutn Zuschtand bekomm un er ferschprach mirs auch. Ob ich filleich einen Ritt drauf probihrn will? Ich sagte ja. Ich kam schreklich schpet in der Schule aber ich werds Elsbett nicht erzehln. Ich hilt bei den Tellergrafnbiroh an, weil eine Menge Leite dort schtandn, weil grad Zeit wahr zum Zug. Ich schtig nich fom Poni henunter sondern schrih nur »Halloh!« »Selber Halloh!« rif der Beamter durch den kleinen Fenster. Dann fragte ich ihm, warum meine Schwester fon den Sofa aufgeschprungen is un sich auf der andern Seite fon Zimmer gesetzt hat, wi ich nur ein bischen »buuh!« durchs Schlisslloch schrie. Er wurde rot wie Feier, weil der ganze Haufn Leite zu lachn anfing, wi wenn sie zerschpringen mißtn. Wi ich mit den Ponni zum Fleischer zurikkam, schpilte ich ein bischen mit seinen kleinen Jungen. Wir schpiltn, er is das Kalb un ich bin der Fleischer, aber ich glaube, wenn sein Fatter nich bald gekommen wer hädte sich das Kalb zutot erwirgt, weil es so fest an den Schtrik zerrte, aber dafir konnte ich nichs, es wahr das Kalb was zerrte -- ich hilt nur den Schtrik fest. Der Fleischer sagte ich tete besser in der Schule zu gehn un so ging ich. Elsbett hadte mir gesagt, ich soll keine Jungen mehr mit nachaus bringen, also brachte ich die kleine Flora Adams. Es wahr sehr windig un wir gingen hinaus in den Hof, meinen neu'n Drachn schteign zu lassn. Der Dokter hatte mir ihm gemacht; er is sehr groß un hat eine sehr schtarke Schnur, weil er zerrt, wi ein Roß, wenn er schteigt un ein schtarker Wind is. Er ging prachfoll in der Hehe. Ich hadte greßliche Angs, das ich ihm nich allein erhaltn kann un sagte zu Flora, sie solle mir helfn. Ich band ihr die Schnur um der Taillje un sagte ihr sie soll sich fest an den Holzschupfntor anschtemmen. Di Katz rannte um der Eke un ich sagte: »um Gotteswilln, halt ein bischen allein, ich will di Katz ibern Zaun haltn, damit Hansis Hund zohnig wird.« Auf eimal, wi der Schwanz fon der Katz schon so lang wahr, wi mein Arm un der Hund dribn greßlich heilte, herte ich einen entsetzlichn Schrei un wi ich mich umschaute, sah ich Flora wi der Blitz in der Hehe gehn, wi wenn sie ein Fogl wär. Ich wollte ihre Schue pakn aber ich wahr nich geschwind genug. Der greßlicher Drachn war ihr zu schtark geworn. Ich glaube, sie hat sich nich fest genug angeschtemmt. Ich war sehr erschtaunt, wi leicht er sie hinaufzog. Befor ich »Ene, bene Tintnfaß« sagn konnte, wahr sie schon iber den dreischtekign Haus fon Herrn Schattek. Sie schaute greßlich schpaßig aus. Ich glaube, die Leite wundertn sich, wiso sie flog, weil man die Schnur gar nich sehn konnte. Das alte Fräuln Pendler erzehlte Elsbett schpeter sie hadte ganz fest geglaubt, der jingster Tag is gekommen. Die ganze Schtadt sagt, das Kind is auf wunderbahrer Weise fon einen greßlichn Tod geredtet worn. Grad wi sie iber den Haus fon Schattek wahr, riß die Schnur un sie fil auf dem Dach, das zufellig ein flaches mit einen Gelender runderum wahr, so das sie leicht heraufschteign un sie holn konnten. Sie wahr nich ein bischen ferletzt, aber mein prachfoller Drachn wahr weg. Ich glaube ihre Leite missn mir einen andern gebn, denn wenn sie sich festgehaltn hedt, wi ich ihr gesagt hab hedte sie mir ihm nich ferlorn. Betti hat das Loch in der Deke bemerkt, aber ich hab ihr gesagt di Rattn missn es durchgefressn habn. Es wahr zu fad nachdem Flora nachaus gegangen war, ohne Drachn un so ging ich ein bischen schpazirn. Es wahr warm un angenehm, ein bischen windig -- grad so ein Wetter wo einen Jungen gleich einfellt, er kennte fischn gehn. Ich kauffte mir ein paar Angl un eine Schnur bei Peters un ging langsam weiter bis ich zu den Mihldamm kam, wo ich im letztn Frihjar beina ertrunkn wer. Es wahr schon Zeit zum Nachmahl aber ich wußte Betti wird mirs schon aufhebn un so machte ich mir nichs draus. Ich grub mir ein par Regnwirmer aus, un angelte zuers eine Menge Unkrautt, dann erwischte ich beina 2 Weißfischl -- nur kamen sie mir wider aus -- aber wies finster wurde fing ich einem wirklichn lebendign Ahl -- einen großn dikn Kerl, beina so dik wi ein Krokerdill -- un ich nahm ihm mit nachaus zum Frihschtik aber zuers machte ich noch einen Schpaß damit. Ich trug ihm in Sallohn, wi niman drin wahr un rollte ihm am Peano zusamm, wi eine große schwarze Schlange un ging dann Nachmahl essn. Betti zindete die Lampn an un meine Schwester kahm herunter, aufgeputzt, wi wenn sie Gesellschaff erwartet, setzte sich zum Peano un fing zu singen an: »Tralalara, di ganze Welt is wunderschehn, Tralalara, die Welt is wunder-- Oh! Oh! -- I! i! i! i! i! i! Oh! Oh! Iiiiii! --« noch nich dagewesn! Eine Lokermotiwfeiffe mechte sich Schemen so zu kreischn wi sie tat. Ich selber lif henein, um zu sehn was los is. Auch di Kechinn un Betti kamen gelaufn. Elsbett lif auf uns zu grad so wi eine Katz in Angs auf der Mitte fon der Schtraße. »Es is etwas auf dem Peano, glaube ich,« sagte ich zur Kechin un sie ging hin aber sehr lanksam un gukte. Ich wahr filleich iber 2 Schtunden so taub wi ein Schtok, wi dise dummen zwei Fraunzimmer krischn. Ein paar Nachbarn kamen herein un fragtn uns, was denn los is. »Nix, ein Ahl,« sagte ich. »Was?« sagtn sie. »Ein guter Ahl,« sag ich un lach. »Ich glaube die Weiber sin nerwes geborn, so einen Lerm zu machn iber einem Ahl, den sie ganz ohne zu schrein, essn wern, wenn er auf der Schissl ligt.« Sie sagtn ich bin ein schlechter Junge, meine Schwester so zu erschrekn, sie wirds filleich noch eine Woche lang schpihrn. So gets immer -- immer bin ich schuld, auch wenn die eltere Schwester einem Ahl nich fon einer schwarze Schlange kennt! * * * * * Meine theiern Eltern sin schon drei Tage un Nechte weg. Ich komm zimlich gut forwerts, obwol sich meine Schwester ergert, das ich alle Tag fischn geh -- gestern wider in meinen bestn Gewand das ich anzog weil wir frei hadtn un der Lehrer besuch erwartete. Wenn ich gewußt hedt, das ich ausbleibn wer, hedt ich die andern Kleider angezogn, weil ich die neun' schreklich zerriß, un mir den Rok mit Teer einschmirte, wi ich damit auf dem Wagohnrad anschtreiffte, weil ich unter den Wagohn wahr un die Nadl herauszog damit das Rad weg rollt un di Meelfesser zerschpringen un das Mehl herumfligt. Es wahr ein großer Schpaß. Drei Fesser zerschprangen. Ich krigte sehr fihl Mehl auf mir, weil ich drin schpilte, wi die Fesser zerbrochn warn un das is nich besonders gut fir neie Kleider. Ich konnte nich fihl Fische fangen, ich hadte eine Menge anre Sachn zu thun. Ich kam um fier Uhr zuhaus un ging fon rikwerts hinein in mein Zimmer un zog meine alte Kleider an, damit Elsbett nich schimft. Elsbett is ein greßlicher Feiglin. Sie firchtet sich for so Reiber seit Papa und Mamma weg sind, das sie bei Nacht nich schlafn kann un deswegn sitzt sie mit den Tellergrafnbeamtn bis um 12 in Sallohn. Dann geht sie henauf in ihr Zimmer, schaut runderum, unters Bedt leßt die Lampe brennen un traut sich die ganze Nach nich einzuschlafn. Ich weiß nich warum grad Medchen solche Feiglinne sind. Also ich wahr sehr hungrig, wi ich zum Nachmahl nachaus kam. Meine Schwester schaute schtreng auf mir: »Schorschi,« sagte sie, »der Lehrer wahr wider hir un hat erzehlt, das du nich in der Schule warst. Wo wars du den ganzn Tag?« »Fischn,« war meine Antwort. »Wann wills du dann ornlich schreibn un lesn lernen, wenn du so die Zeit ferschwenderst? Brings du filleich noch eine Schlange nachaus?« Ich sagte nein. Eine is genug. »Schorschi, ich hab ein par junge Leute auf den Abend eingeladn, ich bin so einsam. Geh, zih dir den neu'n Anzug an, benimm dich anschtendig un ich will dir erlaubn bis 10 aufzubleibn.« »Was richt da so?« sagte sie schnifflnd, wi ich im Sallohn kam. »Oh Schorschi, was has du mit den neuen Rok angefangen!« Aber es kamen grad ihre Freindinnen un so konnte sie nichs mehr sagn. Ich wahr so mid, das ich den ganzn Abend sehr schtill un heflich wahr, nur wi Betti das Bredt mit Lemonahde un Kuchn brachte, schtrekte ich zufellig den Fuß aus, das sie driber schtolperte un di Lemonad iber alles auschidtete. Betti is ein sehr ungeschiktes Medchen. Aber mich schikten sie zubedt. Ich glaube ich wahr filleich seit 2 Schtunden eingeschlafn wi ich auf einmal durch ein greßliches Geschrei aufkomm, wi wenn das Haus brennen mecht. Ich schtand auf un gukte auf den Gang hinaus. Elsbett schtirzte in ihrn Nachkleid heraus schtiß mich zurik un drehte den Schlissl hinter uns um. »Oh Schorschi,« echzte sie, »es is ein schreklicher großer Reiber unter meinen Bedt!« Sie riß mein Fenster auf un schrie: »Hilfe! Merder! Feier!« bis ein par fon die Nachtbarn am Thor klopftn un ich henunter gehn mußte ihnen aufmachn. Elsbett un die Kechin un Betti schtirztn henunter un warfn sich den Leitn in di Arme. »Was is geschehn?« fragtn die Nachtbarn. »Ein Mann is unter meinen Bedt, ich hab ihm so deutlich gesehn wi bei Tag. Oh, gehn sie nich ohne Waffn hinauf, er wird sie ermordn!« Also gingen 2 henauf; 2 blibn bei Elsbett, weil sie sich so fest an ihnen hengte, das sie dableibn mußtn. Ich ging mit hinauf in das Zimmer fon meiner Schwester. Forsichtig guktn sie unter dem Bedt. Ja, es wahr ein Mann druntn! Sie zogn ihm herfor. Er liß sich zihn. Er feierte nich eimal seine Pestole ab. Hansis Fater schtand mit einen Sessl bereit ihm das Hirn einzuschlagn, wenn er Widerschtand leistn will. Wi sie ihm herforgezogn hadtn, schautn sie auf mir. »Schorschi, das has du wider angeschtellt!« »Gut,« sagte ich. »Elsbett wahr so sicher, das sie einen Reiber unterm Bedt findn wird, das ich ihr zum Schpaß einen henunterschtekte. Schaut er nich natirlich aus? -- nur habt ihr die Schtibel unterm Bedt lassn.« Der Reiber warn Papas Kleider mit Schtroh ausgeschtopft. Papa un Mamma sin schon 4 Tage weg aber Elsbett hat ihnen tellergrafihrt, sie solln heit Abens zurikkommen. Sie sagt noch 24 Schtunden mit ihren bösn Bruder wärn ihr Tod. Ich weiß nich gewiß, ob ich mein Poni doch bekomm, nach all die Anstrengungen eimal gut zu sein. Es scheint sie habn irgend ein Forurteil gegn mir. Er geht zur Hochzeit Ich bin kein schlechter Bub mehr. Oh nein, ich bin jetz ein elender godtloser Junge! Weil ich reglmeßig in der Sonntaxschule un in der Kirche geh, un weil ich genau dasselbe thu, was der Predger thut, deswegn bin ich ein godtloser, ruchloser Junge. Oh Godt! wozu mich noch anschtrengen! Ich bin es mid, fortwerend umsons gut sein zu wolln. Wenn die ganze Schtadt withig is auf einem armen unschulgen kleinem Jungen, der noch nich eimal nein Jahr alt is, wenn der Herr Dekahn un der Inschpekter un der Predger sich iber ihm ergern, was soll er da anfangen? Ich hab mirs iberlegt -- ich will noch eimal weglaufn. Ich will dismal noch weiter gehn -- als zu Tante Betsey. Die Schtadt wird ruig sein, wenn ich weg bin. Sie wern nimand mehr zu ferleimdn habn -- hechstns den, der zum Presedentn gewehlt is. Mir scheint, sie sin grad so schlecht, wi ich. Gestern wahr Sonntag nachmidtag; es war ein schener heller Tag, die Grasmickn sangen -- auch die Fresche. Ich fragte Mamma, ob ich ins Weldchen gehn darf mir ein paar Hollundergertn zu Feifferl abzuschneidn. Sie sagte ja, wenn ich braf un ruig bin, weil es Sonntag is. Es wahr sehr angenehm in Wald, un es warn auch ein paar kleine Medchen da, die Blumen suchtn. Der Bach wahr tifer wi gewehnlich, weils so fihl geregnt hadte, deswegn fragte ich Minni Braun un Luzi Willer ob sie nich gern sehr sehr gute Kinder un rech fromm sein mechtn. Sie sagtn ja. Also sagte ich, ich werde sie ganz so gut wi der Predger taufn. Es is Sonntag, also grad die rechte Zeit -- wollt ihr eich taufn lassn? Anne Sprigs lachte, aber ich sagte, das is schlecht fon ihr -- sie muß sehr erns sein -- sie un Lise kennen am Ufer schtehn un singen, wi sichs gehert. Ich sagte zu Minni un Luzi sie solln sich nich firchtn, wenn das Wasser kalt is. Sie sagtn »oh nein!« Un dann sagtn wir alle das Gebet sehr erns. Es tat mir leid, das Minni ihre beste blaue Scherpe umhadte un Knepflschue -- das Wasser runihrt die Sachn so -- aber sie wahr so taffer wi ein kleiner Lewe -- sie schrie nich ein bischen un schtreibte sich auch nich sonder schaute so siß drein wi ein Engl, wi ich sie henaus liß. Aber oh je! wi fing sie zun zidtern an un es wahr kein Schahl da, das man sie hedte einwikln kennen -- ich eilte mich deshalb noch Luzi schnell zu taufn. Mir scheint, ich eilte mich ein bischen zufil -- wir rutschtn beide auf die glitscherign Schteine aus un fihln um un Luzi wirgte wi nur was un konnte nich mehr aufschtehn -- das Wasser ging so schnell das es sie wi eine Feder mitriß. [Illustration] Es is ein Glik, das sie nich ganz ertrunkn is, weil die Medchen schrien wi besessn un ein paar Menner kamen gelaufn zogn sie heraus nahmen ihre eigne Recke herunter un wikltn si un Minni ein un trugen sie so schnell nachaus, wi sie nur konntn. Niman dachte dran, etwas um mir zu werfn un ich zidterte doch so, das ich beina nich gehn konnte. Oh wi mir di Zehne klappertn! Ich hab seitdem einen wehn Hals un kann nichs essn, außer Haferschleim un weiche Sachn; sie sagn es is gescheit, mir besn Jungen geschiht gaz rech! Es nitzt nichs, wenn ich noch so off sag, das ichs nich im Schpaß gemacht hab -- ich glaub ich wers aufgebn ein Predger oder Dokter zu wern -- wenn mein Hals wider gut is, weiß ich schon was ich thu -- aber nur ruig, theires Tagbuch, nur ruig! Minni un Luzi lign krank im Bedt -- eine hat die Breine die andre Lungenentzindung -- aber ich herte den Dokter zu Susann sagn, sie sind außer Gefar, also wozu der ganze Schpektal? Man kennte glaubn ich hab die ganze Welt umgedreht un alle kleinen Medchen falln herunter. Ich dachte ihre Eltern werns gern habn, wenn sie fromm sind -- anschtatt das erzehlt mir Betti in Fertraun, das Herr Willer sich eine greßliche heßliche Hunspeitsche gekauft hat un mich gut durchgerbn will, wenn ich das erstemal auf der Schtraße komm. Er is ein schundiger, heßlicher, gemeiner, alter Kerl! Er is fiermal so groß wi ich un es is eine Feigheit einen um sofiel kleinern zu prigln. Wenn Dokter Moor zu mir kommt, mir den Hals zu pinsln, wer ich ihn fragn, ob er mein Sekundann sein will. Ich glaube der alte Willer wird sich nich traun, mich zu prigln, wenn er hert, der Dokter is auf meiner Seite. * * * * * Ich fragte dem Dokter heut, ob er mein Sekundann sein will. Er sagte: »Wills du dich duellihrn, Schorschi?« un lachte. Ich sagte ihm, das der alte Willer sich eine Hunspeitsche gekaufft hat, aber ich glaube, das es mir zukommt, die Waffn zu wehln. Er sagte, das glaubt er auch -- was ich also wehln wirde? Ich dachte un dachte -- zuletz iberlegte ich mir, er is so file greßer wi ich, das ich mich liber ferschtekn will, bis seine Wut foriber is. Ich sagte also dem Dokter, ich will durch den hintern Geßchen in der Schule gehn, damit Herr Willer mich nich erwischt. Er sagte, das er selber glaube: »Klugheit is der beßre Teil der Tapfferkeit«; aber ich wer doch ein paar Schteiner in der Tasche schtekn, das ich immer forbereitet bin. Ich weiß nich wie so ein kleiner Kerl wi ich sich seines Lebns freun soll, bei der Pestole fon Henschens Mutter un Herrn Willers Hunspeitsche! Es is eine Schmach un Schande wi ich fon hoch un nider behandlt wer. Wenn ich wißte ob Seeleite oder Trapper das beste Lebn habn, so kennt ich meine Forbereitungen machn -- so muß ich bis nach der Hochzeit wartn um durchzugehn, das is bis ibermorgn. Ich hoffe, mein Hals wird gut sein bis dorthin, damit ich bei den Gastmahl dabei sein kann. Es were eine Schande fir einen Jungen mit meinen Appetitt einen wehn Hals zu habn, wenn seine Schwester heiratet. Ich wollt ich kennt jemandn meinen Hals ferkaufn. Kranksein is schreklich fad. Mamma sagt, was ich fon den armen Hansi denke, der seks Wochn im Bedt lign muß? Ich sagte ich bin froh, das ich nich er bin. Ich bin nich so dumm auf einem Baum zu kledtern um einen Drachn zu holn. Ich weiß nich, was ich anfangen soll, damit die Zeit fergeht. Ich bin ganz gesund, nur schtekt etwas in meiner Schlukrehre; aber Betti will mich nich anzihn lassn, sie hat meine Kleider aus'n Zimmer genommen -- wenn ich ein guter brafer Junge bin, darf ich morgn aufschtehn. Ich muß schaun, das ich bis zur Hochzeit gesund bin. Betti erzehlte mir, mit den dummen Tellergrafnbeamtn, der nich gescheit genug wahr, Elsbett glaubn zu machn, das er die Blumen beschtellt hat, is wider alles gut un er is ferlobt mit Elsbett. Betti hat so fiel zu thun, das sie herumfligt, wi eine Henne mit einen abgeschnittenen Kopff -- selbs Mamma wahr heut blos eimal bei mir, so eine Hochzeit gibt schreklich fiel Erger. Oh wi fiel Schpaß geht mir ferlorn, hir eingeschperrt un die andern so beschefftig wi di Bihnen. Ich herte heut frih den Dokter un Susann im Forhaus lachn, nachdem er bei mir wahr meinen Hals ansehn. Er sagte: »Sein Hals is kaum ein bischen schlecht, aber ich will ihm glaubn machn, das er gefehrlich krank is, bis wir sicher verheiratet sin mein Kind. Der bester Platz fir einen Jungen wi er is das Bedt« un meine Schwester lachte un sagte: »Es is eigentlich ein schlechter Schpaß fir dem armen Schorschi,« aber er sagte: »Er ferdint es, weiß Godt was passihrt, wenn der Bub dazwischn kommt.« Ich hab gebritet iber dem, was ich gehert hab. Es is ein schmachfolles Konplott mich aus den Weg zu bringen. Ich glaubte er is mein Freund! Un Susi is mit in den Konplott! Ich glaube kein Junge is noch je so schlecht behandlt worn. Er hat mir Brechwurtz gegebn, das ich mich krank fihln soll! Ich soll in Bedt lign un Brechwurtz bekommen schtatt Kuchn un Krehm un Salaht un Hendl un schtatt guter Unterhaltung auf der Hochtzeit. Ich dachte der Dokter is ein anschtendiger Mensch aber mir scheint er is ein greßlicher Heichler. Macht nichs, es gehern 2 dazu. * * * * * Also meine Schwester is schon Frau Dokter Moor. Sie sin auf der Hochzeitreise in unbekannte Lender. Es is Fride un Rue im Haus un Bettis Fiße kennen sich ausruhn. Sie sagte, sie thun ihr weh wi Zahnschmerzn, wi sie sich zu Bedt legte -- forderhand fir einer Woche -- aber Susann gab ihr fier fon ihre alte Kleider, die nich gut genug fir einer Braut warn, un die habn die Schmerzn prachfoll kurihrt. Ich hadte trotz allen eine sehr gute Unterhaltung auf der Hochzeit. Dokter Moor liß mich im Bedt lign, un gab mir Brechwurtz, alle 4 Schtundn eimal, aber ich schpukte es jedesmal aus. Ich blib aber in Bedt un echzte un schtellte mich greßlich krank un wi wenn ich nich schlukn kennt. Ich las dem ganzn Robinson un die Familje Robinson 3 mal, wi keiner schaute un am nachmitag fon der Forschtellung -- di sehr nobl um finf Uhr wahr -- kam Mamma herauf zu mir un sagte es tut ihr sehr leid, das ich nich mitkommen kann un auch dem Dokter, aber es were nich gut schon aufzuschtehn. Oh wi ich lachte, wie sie draußn wahr! Denselbn Momment hadte ich auch schon meinen Plahn fertig ihm grad so firn Narrn zu haltn, wi er mich wollte. Ich konnte keine Kleider findn, außer ein paar zerißne Hosn in die ich den ganzn Winter den Higl hinuntergerutscht bin, weil Betti sie alle fortgetragn hadte, un meine Pantoffl aber es ging ganz gut, weil ich mir eine Deke fon Bedt nahm un durch den Gang in ein Hinterzimmer schlipfte -- fon dort kledterte ich auf das Dach fon der Kiche un auf der Regnrehre hinunter ibern Zaun un rannte wi der Blitz durch die Gasse, weil schon keine Zeit mehr zu ferlirn wahr, dann durch eine Hintergasse un bis ich sicher wahr lif ich schnurgrad zur Kirche. Die Leite warn noch nich drinnen -- ich war zufleiß so frih gekommen -- aber der Meßner hadte schon aufgeschperrt un fing an die Lichter anzuzindn un wi er sich umdrehte, schlipfte ich hinein ferkroch mich unter der Kanzl un wiklte mich in der Deke ein, wi wenn es das weiße Gewand fon den Predger wer un lag ruig. Ich war schtill wi eine Maus, wehrend der ganze Zeit, in der die ganze Befelkerung fon der Schtadt in der Kirche hereinschtrömte. Jeder Sitz wahr angefropft, obwol ich sie nich sah, herte ich sie doch raschln un wispern. Nach langer langer Zeit, wi mir schon die Knie wehtatn, herte ich enlich sagn »da kommen sie!« Herr Slokem kam for der Sakrestei herein, die Orgl schpilte sehr sanff un die Zermonih fing an. Ich wartete bis zu der Schtelle wo er sagt: »Wenn jemand gerechte Grinde oder Hindernisse diser Ehe forzubringen hat --« dann schprang ich grad auf der Kanzl un sagte laut un deitlich: »Ich habe, Herr Geißlicher.« So eine Menge fon iberraschte Gesichter hab ich noch nie gesehn. Die meistn fon ihnen schtandn auf un die Weiber krischn, wi wenn ich ein Bär wer. Susi wurde so bleich wi ein Geschpens un pakte den Dokter bein Arm, wi wenn si sich firchtn mecht, das er ihr fortlauft. Mamma un Papa un der Dokter echztn ein bischen -- ich glaub sie fihltn sich entmutigt. Wi Herr Slokem noch heraufschtarrte um zu sehn, wer es is, redete ich schnell weiter, weil ich firchtete, das sie mich nich ausredn lassn. »Ich mechte wissn ob es schön is gegn einen kleinen Bubn einen Dokter zum Schwager krign, der herzlos genug is, forzugebn, das er krank is un ihm Brechwurtz zu gebn um ihm im Bedt zu haltn, damit er nich mitkommen kann, wenn seine leibliche Schwester heiratet?« Oh wi sie alle lachtn, nur unsre Leite nich. Es is sehr heßlich auf solcher Weise in der Kirche zu lachn, wi si tatn. Ich bin filleich ein schlechter Junge aber ich lache oder wisple seltn in der Kirche. Dokter Moor schaute grad herauf un sagte: »Komm nur herunter Schorschi un nimm dir einen Fordersitz. Du schlägst mich jedesmal. Ich werds nich wider thun.« »Gut,« sagte ich, »Herr Slokem die Forschtellung kann weiter gehn, aber ich bitte um Entschuldgung, das ich nich herunter kommen kann, weil Betti mein Sonntaxgewand ferschtekt hat -- ich will bleiben, wo ich bin.« So wurdn sie enlich ferheiratet, aber ein paar unanschtendige Persohnen fingen grad bei die feierlichstn Schtelln zu lachn an. Ich glaube, theires Tagebuch, meine Familje hat eine Lekzejohn bekommen -- nich so ungerecht gegn einen zu sein, der manchmal etwas anschtellt, aber meistns sich anschtrengt ein guter Junge zu sein; seitdem bin ich sehr gut behandlt worn. Keiner scholt mich ein Wort, sondern sie nahmen mich im Wagn wi wir nachaus fuhrn un Betti gab mir gleich meine Kleider, so das ich mich zum Essn fertig machn konnte. Lilly un Montagu setztn mich zwischn ihnen, un gabn mir alles gute zum essn. Ich wahr greßlich hungrig nach so fihl Tee mit Butterbrod. »Schorschi,« sagte Lil, »ich sehe du bist noch nimmer so schlimm, wi früer« un sie lachte un lachte. Aber ich herte dem Dokter zu Susann sagn, das er seine Absich in betreff ihres zusammenwohnens mit uns geendert hat -- sie mißten im Hotell wohnen. Ich mecht nur wissen, warum? Im Löwenkäfig Der Doktor sagt es is noch nich die richtige Zirkußsesohn, aber nechstn Freitag kommt doch einer. Er hat mir 50 Cent gegebn, damit ich hineingehn kann. Der Dokter is ein ferflu-- liber guter Bruder. Ferflucht is gemein -- es is gut genug, wenn man Kugl schpillt, aber nich fir ein Tagbuch. Ich lern jetz hibsch schnell. Ich lese die Zirkußplakäter, damit ich besser bukschtabirn lern. Manchmal komm ich deswegn zu schpet, aber sie sin intressanter wi das zweite Lesebuch. Ich kann bukschtabirn: »Akrobat,« »Saltomortale« un noch ein paar lange Werter fon die ich for ein par Tage noch nichs wußte. Ich glaube, wenn in der Schule anschtatt Lesebicher Zirkußplakäter wärn, mechtn die Schiler schneller lernen. Es is ein Zirkuß un Menascherih zugleich. Auf dem Plakat schteht, Kinder kennen dort Nathurgeschichte lernen mit alle der wunderbare Ferschidnheit der Thire un die Eltern un Lehrer wern gebetn ihnen einem Tag freizugebn. Heit wahr ich bei der Tafl draußn un sollte eine Zaal durch einer andre diwidihrn; die Bubn lachtn alle un der Lehrer sagte erns: »Georg Hacker, du bekomms 10 Punkte fir ungeheriges Betragn!« Ich wußte nich was geschehn war, bis ich auf der Tafl schaute. Aber was wahr da anschtatt eine Zahl! Ein großer diker Ellefant mit seinen Rissl! Ich glaub, ich muß an der Natuhrgeschichte gedacht habn. Papa sagt, wenn ich disn Freitag nich ein gutes Fleißbichl nachaus bring, so wird er mir nich erlaubn, zu gehn. Ich hoffe er wird mir Geld gebn, damit ich gehn kann, weil ich die 50 Cent, die mir der Dokter gegebn hat, fir Karlchens Taschnmesser ausgebn mußte -- meines hab ich fir Jimmys Balln ferteischlt, weil es der greßte war. Der Fleischer hat das Ponni dem Richter fir seiner Tochter ferkauft. Papa sagt, es hat ihm mehr gekostet als die 40 Doller die das Ponni gekostet hedte, die Beschedigungen reparihrn zu lassn, wi er nachaus kam. Das is immer mein Pech. Wenn irgendwas im Haus geschiht, bin ichs immer, ders getan hat. Wenn ich fon der Kanohne herausgeschossn wern mecht, oder ein Reiter auf den ungesadtlten Ferd wer, gings mir besser. Mann sollte glaubn, erwaksene Leite mechtn sich firchtn, das ihre Kinder ihnen dafonlaufn un Seiltenzer oder Trapehzkinstler wern, wenn sie zuhaus so elend gemacht wern. Auf dem Plakaht is das herzegste kleine Poni, was ich je gesehn hab, mit einen Jungen fon meiner Greße. Ich war gestern di ganze Nacht auf, weil ich sofihl dran dachte. Offt un offt bin ich zubedt geschikt worn wegn irgnd einen kleinen Zufall. Alle sin gegn mir. Ich schau immer, das ich nich in der Patsche komm, aber unsre Schtadt is so foll dafon, das ich nich anders kann. Ich wer ausgelacht un ferschpottert, als wenn ich der schlechste Junge auf der Erde wär. Der Gemeinderath droht meinen Fatter, mich zu beschteiern. Fir einen Hund zahlt man 1 Doller; sie sagn fir mich muß er mindestens 1000 Doller im Monath = 12 000 im Jahr bezahln. Ich wer der Prozeßjohn filleich eine Meile for der Schtadt engegn gehn. Karli un ich gehn mitsamm. Der arme Hansi! Sein Fuß wird nich frih genug gut sein, das er auch gehn kann. Es tut mir sehr leid, das er nich im Zirkuß gehn kann. Ich weiß ganz genau, was er fihln muß. Papa gab mir gestern 50 Cent, weil ich fir ihm herumgelaufn bin, aber ich firchte, ich wer den Ferehrer fon Elsbett fragn missn, was er tun wirde, wenn er gern im Zirkuß gehn mechte un kein Geld hedte, weil ich meines fir 3 Porzjohnen Gefrornes ausgegebn hab -- Oransch, Wanillje un Lehmoni. Es wahr gestern abens so heiß un ich wollte gern wissn, welches mir am bestn schmekt, un Mamma sagt ich soll nich zweimal fon demselbn ferlangen. Also sagte ich gestern dem Tellergrafnbeamtn ob er Zirkusse gern hat, weil ich sie sehr, sehr gern seh aber kein Geld hab mir den Antreh zu bezaln. Er sagte es tut ihm sehr leid -- aber er schenkte mir keins. Wenn Elsbett ihm heiratet, wird sie's sehr schlecht habn -- er is ein Geizkragn. Ich sah ihm zu Elsbett winkn, wi ich fon dem Zirkus redete -- ein nobler Mensch winkt nich. Zuletz mußte ich Papa sagn, ich will den Gartn fir 50 Cent ausjetn -- 2 Schtundn lang, weil Sam krank is, der in unsern Gartn arbeitet. Papa sagte ja. Es regnte ein bischen un wi ich fon der Schule zuhauskam, arbeitete ich, wi ein Schklafe, bis der Tee fertig war. Godt, wi mid wahr ich! Ich glaubte, mein Rikn is gebrochn, aber Elsbett sagte, es is lang nich so fihl Plage, wi iber den Rikn fon di Jungen bockschpringen -- das zeigt, wi wenig junge Medchen wissn. Papa kam nach den Nachmal hinaus, um zu schaun, wifiel ich gearbeitet hab -- mechstu es glaubn, libes Tagbuch, das ich alle junge Zwibl ausgerissn hadte, trozdem Papa mir ausdriklich gesagt hadte, welches welches ist. Mir scheint, ich wer nie die 50 Cent bekommen, um in den Zirkuß zu gehn. * * * * * Theires Tagbuch, ich kann ebnsogut mit den Anfang anfangen. Der Zirkuß is gekommen un wider fort wi ein schener Traum. Karli un ich gingen ihnen engegn. Wir warn so aufgeregt, wi wenn wir dazu gehert hädtn. Zuers lifn wir mit den Wagn, wo die Musikk wahr dann wolltn wir foraus laufn un das ganze bei uns forbeimaschihrn lassn -- Rinozerösser, Hippotamusse, 2 lebendige Ellefantn, einen Schiraffn der so einen schpaßign Schlukhals hat, weil er den ganzn Weg hinunter schmekn kann, wi gut es is, einen firchterlichn Tiger, 2 schrekliche Lewn, die sie dazu haltn, damit ein Kerl ihnen den Kopff ins Maul schtekt, um zu probihrn ob sie beißn wolln, dann ferschidne wilde Bestjen zwischn die auch ein par sehr hibsche Medchen warn -- fiel hibscher wi Susi un Lil, auf den Rikn fon den Ellefanten un fon den bukligen Dingern auf welche die Kamehlhaarschahle waksn -- ich weiß nich wi sie heißn. Es wahr fiel hibscher, wi die letzte Milletärparahde am 4. Juli. Ich kam um mein Essn -- aber ich fergaß ganz dran, hungrig zu sein, weil ich zusehn mußte wi di Kerle das Zelt aufschtelltn un wi ich nachaus kam, hadte ich grad nur Zeit das Schtik Pasthehte zu essn, das mir Betti aufgehobn hadte. Sie leihte mir 10 Cent auf Ingwerkuchen zum Ellefantnfittern un 5 Cent um mir ein Glas Lemonahde zu kaufn un dann wahr ich schon weg, wi der Bliz. Ich dachte nich dran, was mir noch alles passihrn wird, befor ich wider nachaus komm. Elsbett wollte auch abens gehn -- ich brauch nich zu sagn mit wem. Ich fragte Mamma, ob sie auch gehn wird, aber sie sagte, sie macht sich nichs draus. Es is sonderbahr, das Leite so alt wern kennen, das ihnen schon gar nichs mehr dran ligt, wenn der Zirkus in der Schtadt kommt. Wi ich bei Peters Ladn foriberging, fiel mir ein ich kann gleich ein Loth rotn Feffer kaufn. Ich kann ihn brauchn, wenn ich eimal helfn muß Gullasch machn. Ich kauffte auch ein par Schtik Bekerei fir den Ellefantn un dann ging ich zeitlich hin, damit ich noch die Thire sehn kann, befor der Zirkuß anfangt. Es wahr greßlich, greßlich komisch zuzuschaun wi die Affn nißtn. Ich lachte mich beina in Schtike. Der Werter sagte, irgndein beser nichsnutziger Junge muß Feffer in ihrn Kefig geschtreit habn un wenn er ihm erwischt, wollte er ihm hinauswerfn un arretihrn lassn. Er wahr so zornig wi nur was un so ging ich heniber zu die Ellefantn. Ich gab dem großn ein Schtik Kuchn, aber Ellefantn sin so undankbar wi Republikn -- (sihe mein Schullesebuch) -- un er hadte es nur grad henunter geschlukt, wi mir etwas passihrte -- ich wußte nich was -- meine Zehne klappertn zusamm, wi wenn ich Wirfl schpiln mecht, un bums! flog ich in der Hehe bis zu der Schpitze fon den Zelt -- ich glaubte, jetz is es aus mit den armen kleinen Schorschi, aber ich fihl zum Glik grad in einen Wagn foll Loe, dem sie in den Kreis henein schittn wolltn. Der nidertrechtige Ellefant wahr gifftig geworn, blos weil ich ein kleines winziges bischen Feffer in seinem Kuchn gegebn hadte. Der Werter mußte sich geherig plagn, bis er ihm wider ruig machte. Er schittlte die Faust zu mir un sagte es lege ihm nix dran, wenn ich mir den Kopf eingeschlagn hedte -- ibrigns wahr er so obn ein bischen geschwolln, un ich fihlte mich so seltsam un setzte mich deßwegn auf meinem Platz um zu wartn, bis die Forschtellung anfangt. Ich wahr es mid, freindlich zu die Thire zu sein. Der Kopf tat mir ein bischen weh aber ich hadte einen fergnigten Nachmitag. Die Forschtellung wahr wunderbahr -- kein Schwindl -- un der dummer Auguß war großartig. -- Ich glaube, ich wurde rot wi er for alle Leite auf mir zeiget un sagte: »Was fir eine Ehnlichkeit hat der kleine Junge mit Jonaß?« Der Schtallmeister konnte es nich erratn. »Der Ellefant hat ihm ausgeworfn,« sagte er. Die Leite lachtn aber er muß die Bibl sehr schlecht kennen -- es wahr doch kein Ellefant der den Jonaß auswarf -- aber es ligt nichs dran, ich unterhilt mich doch sehr gut. Das dressihrte Poni war wunderbahr un wi die junge Damen durch die Reifn schprangen -- es schauerte einen dabei. Oh wi ich dise kleinen Jungen beneiderte die Burzlbeime machtn un am Kopf fon ihren Fater schtandn! Ich seifzte, das mein Fater kein Akrobaht is. Ich glaube ich kennt grad so gut auf seinen Kopf schtehn wi sie, wenn er nur das Haus ferkaufn mecht un zum Zirkuß ginge -- aber er hat gar keinen Ergeitz. Wenn ich groß bin, kann ich mir meine Profeßjohn selber wehln. Ich wahr nich mißig wehrend sie schpiltn. Ich dachte nach. Nich mehr fon meiner ganze Faterschtadt ausgelacht wern; nich mehr ein par 100 mal in Tag ein böser Bub genannt wern, keine Schule mehr -- kein auszankn! Ich werde das Zirkußgeschefft lernen. Nach der Forschtellung ging ich Susann besuchn. Ich hoffte sie wird mich zum Nachmahl einladn, weil sie im Hotell wohnen, un wenn wir essn gehn, kann sein, das ich ein par fon dise Kerle ein Trikoh seh -- aber sie missn sich wahrscheinlich selbs kochn. Ich war enteuscht. Ich sagte zum Dokter, wenn ich 50 Cent hedte, mechte ich wider zur Abendforschtellung gehn aber Susi sagte: »Nein, eimal is genug un du wirdest zu schpet nachaus kommen.« Ich lungerte herum, bis ich sie weggehn sah; sie gingen mit die andern jungen Leute am Abens. »Nun Schorschi, mein Junge lauf direk nachaus, sei ein guter Junge, damit Mama nich besorgt is!« sagte Susann. Ich hadte Zeit. Mein Plahn war fertig. Ich schpilte mit den Jungen auf der Schtraße bis filleich 9 Uhr; dann schlipfte ich henaus zum Hotellschtall, lif kwer durch, kam hinter den großn Zellt herfor, wo alle Wagn schtandn, die nich drinnen warn, kraxlte in einem fon dise Wagn un wiklte eine Deke oder was es war um mir, damit sie mich nicht endekn un lag un wartete. Ich wußte sie wirdn um 2 in der Nacht wegfahrn; ich herte, wi die Menner es sagtn. Ich wollte mitgenommen wern; dann am nechstn Tag, wenn sie mich findn, wollte ich sagn, ich bin ein Weisnknabe un will das Geschefft lernen. Dann wern sie mich aufnehmen un auf die Plakether druckn lassn: »Der kleiner Schorschi, das Wunderkind, dessn Produksjohnen in der Akrobatih alles dagewesne ibertreffn.« [Illustration] Ich muß eingeschlafn sein, obwohl ich mich fest anschtrengte, wach zu bleibn. Wi ich aufwachte, war der Wagn in Bewehgung. Ich konnte di Schterne scheinen sehn un das machte mir ein bischen Heimwe, aber ich blib ganz ruig, weil ich nich wollte, das sie mich früer findn, als bis wir sehr weit weg sind, damit sie mich nich mehr zurikschikn kennen. Ich konnte nich mehr fest einschlafn; der Wagn waklte un der Kutscher schrie greßlich zu die Ferde, wenn er zohnig war. Dann auf eimal kam ich ganz auf -- es fing an licht zu wern un ich konnte die Zeine un die Bäume sehn. Ich bewegte mich ein bischen, weil mir die Fiße so schteif warn un dann brillte etwas! Das Hertz schtand mir schtill un dann klopfte es so laut, das es mir wi 1000 Donner in die Ohrn klang. Ich traute mich nich zu bewegn un die Fiße tatn mir greßlich weh. Ein bischen schpeter drehte ich meinen Kopf um filleich ein Zoll un ich sah einen Lewen. Ich wahr in seinen Kefig. Er lag gans ausgeschtrekt, di Nase auf die Fotn un blinzlte mit seine gelbn Augn auf mir, wi wenn er sich denkte, es is ein guter Witz. Oh mein Tagbuch, wenn ich auch so alt wer, wi Metuslem ich werd nie, nie das Gebrill fergessn, das er dann machte! Werter kennen es nich beschreibn. Un da lagn wir, ich, der kleine Schorschi zusamm mit den Lewen. Es wurde lichter un lichter. Er lag un blinzlte zu mir, wie wenn es Schpaß wer. Ich konnte nich hinschaun. Wenn ich mich nur das kleinste bischen bewegte, so brillte er. Ich war gelehmt fon Schreken. Ich sagte meine Gebete noch un nochmal. Ich dachte an Mamma, an Lily, an Betti, wie gut alle zu mir sind un wi godtlos es fon mir is wegzulaufn un der Lewe blinzlte jedesmahl wi wenn er sagn mecht: »Zu schpet! Du hedtes früer dran denkn solln, kleiner Schorschi; warte nur bis zu meiner Früschtikzeit. Du wirst nur 2 Bissn machn, wenn ich hungrig bin.« Oh es war greßlich! Die Zeit ferging schreklich langsam. Es wurde heller Tag. Dann fing der Lewe an, mit den Schweif zu wedln un sich das Maul zu lekn. Ich glaube, ich wurde ohmechtig. Wi ich zu mir kam, lag ich auf den Gras. Ein par Menner schtandn um mir; die ganze Prozeßjohn war schtehn geblibn. Irgndwer hadte mir Wasser im Gesicht geschidtet. Ich setzte mich auf un fragte: »Hat er mich doch nich aufgefressn?« »Fiehl hat nich gefehlt,« sagte der Kutscher. »Wi um Gotteswilln bis du in den Kefig fon Zihcero gekommen?« Ich erzehlte ihm, wi ich in den Wagn kraxlte, weil ich das Zirkusgeschefft lernen wollte. Alle dise grobn Kerle lachtn un sagtn ich soll nachaus gehn zu meiner Mutter. »Du kannst noch fon Glik sagn,« sagte der Kutscher. »Wir lißn den altn Zicero in seinen Kefig, weil er krank wahr, aber wi bis du hineingekommen?« Ich erzehlte ihm, das ich etwas aufmachte, was ich fir eine Thir hilt, ich drehte einen Griff um un machte die Thir auf un hinter mir wider zu -- es war eine Schibthir un ich legte mich ganz ruig nider. Dann erzehlte er mir, das er den Lewen brilln herte un beim zurikschaun mich im Kefig sah un zutot erschrokn wahr. Er holte mich, so schnell er nur konnte, heraus; er mußte den Lewn mit seiner Peitsche prigln. So fuhr ich also mit ihm auf dem hoen Kutschbok bis zu der nechste Schtadt un dann gab ich das Zirkußgeschefft foller Ekkl auf. Ich kam schpet nachmitag mid un mit Fußschmerzn zuhaus an. Die Leite warn erfreit, ihren schlechtn Jungen wider zurik zu sehn. Sie emfingen mich, wi den ferlornen Sohn. Es war kalter Schinkn da, gebakne Erdepfl un Waffln mit Sirupp zum Tee. Ich glaub, es hat mir noch nie so gut geschmekt. Unser Haus is ein sehr angenemes Haus un mir scheint, es ligt mir nich mehr sofihl dran, auf den Kopf fon meinen Fater zu schtehn, wi früer. Pianofor hat Recht: Die abgeschepffte Milch als Sahne sich ferschtellt -- Es sind die Dinge nie wofir der Mensch sie helt. Er wird enterbt Onkel Samson is zu Besuch bei uns; er is gans alt un schwach un greßlich schpaßig, nur sagt Mamma, ich darf es nich sagn, das er schpaßig is, weil er reich is un ein alter Jungesell un kann sein, das er mir sein Geld hinterleßt, wenn ich braf bin solang er hir is. Ich weiß, was ich thu, wenn er schtirbt un mir sein Geld hinterlaßt. Ich kaufe mir dann das Poni fom Fleischer! Ich winsche er mechte sich tummeln un schterbn, weil Bobs Fater dafon geschprochn hat, das Poni zu kaufn. Er hat einen ganz kaalen Flek iber dem ganzn Kopf un is so taub, das man schrein muß, wi eine Lokermotiwfeife damit er einen hert oder man muß ganz na zu ihm hingehn un in seiner Ohrtrompete hineinschrein. Unser Lehrer hat erzehlt, wir habn Trommln in die Ohrn, aber Onkl Samson muß eine Trompete habn, weil seine Tromml schon hin is. Sie is dinn auf den einen End un dik auf den andern un wi ich in der Schule ging, redete ich ein bischen henein: »Onkl bis du wirklich zäh?« Er schien erschtaunt. »Was meins du, mein Kind?« fragte er. »Weil Elsbett sagt du bist so zäh, wi die Rinde fon einen Baum, aber es gibt doch auch Rinde di fon selbs aufspringt. Ich mechte gern einen Doller habn, um Willi Wilke seinen Eilwagn abzukaufn, damit ich der Kechin Schpehne nachaus bringen kann, un sie das Unterzindholz erschpart.« Anschtatt mir dem Doller zu gebn machte er ein finstres Gesicht un sagte: »He? He? deine Schwester sagt, ich bin zäh? So, so! Warte du Schlange! Ich wollte ihr ein hibsches Seidnkleid schenkn, aber jetz wer ich mirs noch iberlegn. Leute di kein Geld habn, glaubn immer, die andern die es habn, missn damit herumwerfn, wi wenn es Wasser wär.« Er schnarrte un brummte noch fort un gukte dabei durch seine Brilln auf mir wi wenn ich ausgeschtellt wer aber den Doller gab er mir nich. Weil ich firchtete er is bös, wollte ich ihm wider fergnigt machn un sagte durch der Trompete: »Mamma hat gesagt, mach dir nichs draus, Elsbett, wenn dein Onkl ein Geizkragn is, umso besser fir uns -- es wird mehr Geld fir uns ibrig bleibn, wenn er es nich verschwendert --« aber er wahr so schlecht aufgelegt, das es ganz so wahr, wi wenn man eine Katz nach der ferkehrte Seite schtreichlt -- er schprang auf, humplte herum un brummlte etwas zu sich selbs, so das ich froh war wegzukommen un ich nahm mein Früschtik un ging bein Deppo forbei in der Schule um zu sehn, was bei der Eisnbahn neies gibt. Wi ich aus der Schul nachaus kam, pakte mich Mamma bei der eine Axl, Elsbett bei der andre un fragtn mich was ich dem Onkl erzehlt hab, das er den ganzn Tag so zohnig war. Ich sagte ihnen, sie solln nich besorgt sein, ich hab ihm gar nix erzehlt. »Du mußt ach gebn, Schorschi,« sagte Mamma, »oder du wirs wider was anschtelln. Pst! mach keinen Lerm, er schleft auf dem Diwan im Wohnzimmer, lauf henaus un schpile un sei ein brafer Junge.« Ich tat, was sie sagte, wi es sich fir kleine Jungen gehert. Wi ich im Hof hinauskam bemerkte ich, das das Wohnzimmerfenster offn wahr. Ich schlich leise hin un gukte henein. Seine Augngleser lagn am Fensterbret. Ich probihrte sie nur ein bischen Karo auf, weil ich wissn wollte, ob ein Hund durch Brilln besser siht, aber er schprang damit iber dem Zaun, weil er eine Katz herte un wi er zurikkam, o Godt! wo warn die Augngleser? Ich traute mich nich iber dem Zaun, sie zu suchn, weil Hansis Mutter eine geladne Pestole hat, um mich zu erschißn, wenn sie mich siht. Sie warn mit Gold eingefaßt, un es tat mir sehr leid, das Karoh sie ferlorn hadte. Hunde denkn doch nie dran, wi fihl Geld die Sachn kostn! Der Onkl schlif ruig weiter mit den Mund offn un machte einen Lerm, wi wenn sein Schlund eine Flasche wer, aus der Wasser herausrinnt un hate ein großes rotes Saktuch ibern Kopf. Es wahr eine sehr große Fersuchung fir mir, zu probihrn, ob mein Fischzeig lang genug is, um bis zum Diwan zu reichn -- wirklich ich mußte es probihrn -- un so schteckte ich eine Brummflige auf der Angl un hilt sie aus Schpaß iber dem Mund fom Onkl. Ich hoffte nich das ich einen Fisch fangen wer -- im Ernst nich -- aber der Arm wurde mir ganz mid, weil ich den Schtekn haltn mußte un aus Fersehn kam ihm der Hakn im Mund un grad da nißte er im Schlaf un machte den Mund zu. Ich probihrte sehr langsam den Hakn herauszuzihn -- aber das abscheiliche Ding wollte nich nachgebn -- nur mein Onkl gab nach, weil ich zuletz so erschrokn wahr, das ich so fest zog, bis er fom Diwan henunterfihl. Oh, wi er krisch! Ich liß dem Schtock falln un flog wi der Blitz hinaus zu der Scheine, wo ich mich im Hei ferkroch, das mich niemann fir langer Zeit findn konnte. Es wahr schon finster, bis ich enlich in der Kiche ging. Die Kechin rihrte grad Haferschleim um auf den Herd. Wi sie mich bemerkte, schaute sie mich an, wi wenn sie mich durchbohrn mecht. »Oh du grausamer godtloser Junge!« sagte sie, »wi kam es dir nur im Kopf deinen Onkl so mitzuschpiln? Er kann schterbn, der Dokter hadte genug zu tun, es aus der Zunge hinauszuschneidn un sie is so wund un weh, das er wochn un wochn lang nur fon Haberschleim wird lebn missn, un so alt un schwach, wi er is, kann er schterbn, fon die Folgn deiner Grausamkeit.« »Brigitt,« sagte ich in fertraulichn Flistern, »wenn ich den Fleischer sagt, mein Onkel schtirbt, glaubs du, das er das Poni noch ein par Tage fir mich aufhebt?« Sie hilt eine Weile die Hende in der Hehe, dann setzte sie sich un lachte un lachte. »Schorschi du bist erger wi ein Kannebahle!« sagte sie. Ich glaube es war herzlos fon ihr, so zu lachn, wenn mein Onkl krank im Haus ligt, aber manche Leite habn gar kein Gefihl. * * * * * Es is schon ein par Tage seit mein Onkl fon den Fischhakn in seiner Zunge krank wurde; der Dokter sagt, es geh' ihm schon besser. Elsbett sagt, er is withend auf mir. Heute, wi er schon aufsitzn konnte, wollte er ein neus Testerment machn. Er ferlangte Papir, Dinte un seine Augngleser. Ich hadte Betti in Hansis Gartn hinibergeschikt, sie aufzuklaubn, aber beide Gleser warn herausgegangen un ich nahm deswegn di Gleser aus dem Augnglas fon meiner Schwester, die kurzsichtig is, un machte die Brille fom Onkl wider forziglich gut. Ich traute mich nich in sein Zimmer, weil er noch immer zohnig auf mir wahr, aber ich war so engslich wegn den Poni, das ich mir dachte, ich muß das Testerment hern, ob ich der Erbe bin oder nich un ich schlipfte hinter Betti henein, wi sie seinen Haberschleim heneintrug und kroch so leicht unters Bedt wi nix un wi ich eine Weile dort gelegn war, kam Herr Notahr Grau un sie ferschperrtn di Thire, riktn den Tisch zu den großn Fotell beim Bedt un schtelltn die Tinte un einen großn Bogn Papir drauf; dann setzte sich mein Onkl die Augngleser auf un filleich in einer Menute seifzte er schreklich un sagte: »Mein Augnlicht is genzlich weg! Was soll ich anfangen? Dise Gleser paßtn mir fortrefflich -- ich konnte durch ihnen sehn so klahr wi der Tag un jetz is alles trib -- ein Nebl! Oh Godt! Der Schlag den mir der schlechte Junge fersetzte muß mein Augnlicht zerschtert habn! Ich bin schtokblind. Oh Godt!« »Kann sein, das die Gleser nich rein sind,« sagte der Notahr. »Ich will sie putzn, Herr Samson.« Also putzte er un putzte aber mein armer Onkl konnte nich besser sehn. »Das is ein harter Schlag,« sagte er. »Ich werde dem jungen Schurkn ohne einen Heller abfindn. Auch meine Schwester, die Heichlerin -- mich einen Geizhals zu nennen! -- soll nich einen Cent bekommen. Auch Fräuln Elsbett nich, meine Nichte weil sie gesagt hat, das ich zeh bin. Ja, Notahr, ich habe mich entschlossen, mein Geld dem Fersorgungshaus fir bejahrte Leite zu fermachn. Keiner fon den Hackers soll einen Doller dafon berihrn. Ich wahr zuers ganz eingenommen von den kleinen Burschn, aber er is genzlich ferdorbn -- er wird noch einestags im Gefengnis kommen -- Geld wirde ihm nur ferderbn. Er hat runde hundert 1000 Fund ferlorn durch seine Schpeße mit seinen altn Onkl.« Oh Godt, ich bin ein greßlich ungliklicher Junge! Ich blib schtill wehrend sie schwatztn un schribn un schribn; dann machte der Notahr die Thir auf un rif jemandn henein, das Testerment als Zeige zu unterschreibn un alles wahr foriber. Es war heiß unter den Bedt. Ich wahr mid un das erste, was ich fon mir wußte war, das ich eingeschlafn wahr. Wi ich aufkam, wahr alles finster wi ein Haufn schwarze Katzn. Ich herte ihm schnarchn un kroch deswegn leise herfor, griff mit der Hand forsichtig unter seinem Polster, wohin ich ihm das Testerment hadte schtekn hern -- es wahr noch dort -- auch seine Uhr un Briftasche -- ich nahm alles in mein Zimmer um ihm tichtig zu erschrekn, den abscheilichn altn Gauner, seinen eignen kleinen Neffn zo zu ferleimdn! Ich schtekte die andern Sachen zwischn meine Matratzn, zindete ein Licht an un hilt das Testerment henein bis es Feier fing un »zu Asche zerbreklte« wi ich in einer Geschichte gelesn hab; ich ferbrannte mir die Finger un liß ein par Schtikchen falln, aber ich blis die Flamme ganz leicht aus, es wahr gar nichs geschehn, nur meinen neuen Sommerschilehn, die man mir heute nachaus gebracht hadte -- es war durch 3 dafon ein großes Loch gebrannt. Ich ging henunter un sah das erst 8 Uhr war. Meine Leite hadtn geglaubt, das ich lang draußn gewesn bin Ball schpiln. Betti gab mir ein Schtik kaltn Reisauflauf un ein Schtik Kuchn un ich ging schlafn. So gegn Mitternach war ein greßlicher Lerm im Haus. Onkl Samson wekte die ganze Famili auf mit seinen Geschrei, das er ausgeraubt worn is. In der Nacht war keine Rue mehr. Seine goldne Uhr 2 hundert Doller wert un seine Briftasche mit 3 hundert drin wahr ein bischen zu fihl! Er war gans wild. Es war ein Fenster offn un Papa dachte, es muß jeman hereingeschtign sein un die Sachn genommen habn. Je wilder der Onkl wurde, desto tauber war er auch un alle mußtn ihm in der Ohrtrompette schrein -- -- so was! Es scheint unsre Familje kommt immer in der Patsche -- mir scheint andre Familjen habn nich so fihl Unrue. In der Nacht konnte nichs mehr geschehn, un zuletz gingen alle schlafn wi schon Tag wurde. For den Früschtik trug ich die Uhr un die Briftasche den Onkl zurik. Ich erzehlte ihm, das ich glaube, der Dib muß Angs bekommen un sie falln habn lassn, aber das Papir konnte ich nich finden, un er gab mir 10 Cent un sagte ich bin doch kein so schlechter Junge wi er glaubte un er kenne ein anres Testerment schreibn, wenn er wider gesund is, es kennte sein, das er doch nich sein ganzes Geld dem Fersorgungshaus hinterlaßt. Dann redete ich sehr freindlich zu ihm durch der Ohrtrompette. Ich fragte ihm, wi lang Leite fon seinen Alter gewehnlich lebn, denn wenn er bald schterbn sollte, so mechte ich ihm bittn mir fierzig Doller zu hinterlassn, damit ich mir das Poni kaufn kann -- ich hab mich immer nach einen Poni gesehnt. Ich erzehlte ihm, das Elsbett gesagt hat er is ein alter Unruemacher, weil sie so laut schprechn muß, das ihr der Hals weh tut, aber ich mache mir nix draus laut zu schprechn -- es is schpaßig in ein so Ding heneinzuschrein wi ein Tellerfohn. Ich fragte ihm ob er noch nich probihrt hat mit die Zehne zu hörn un ob er weiß, das Tante Betsey bös auf Papa is un ihm kein Geld leihn will un sagt unsre Leite sin ferschwendrisch. Ich erzehlte ihm, das Lil un Montagu einen Schtreit hadtn un das der Dokter Moor wird hungern missn, wenn er nich bald mehr Prakses bekommt un unsre Kechin is nich so nett wi sichs geherrt, un mein Papa is sehr jezornig; das Papa es nich gern hadte, das er kam, den Sommer mit uns zu ferbringen, aber Mamma sagte es were ganz recht un wir werdn schon bezalt wern dafir; un wi Betti immer zu mir brummt, weil sie ihm nich gern die Knepfe an die Kamaschn anneht un ihm bedint, weil er zu geizig is um ihr hier un da einem Doller fir ihre Ekstraarbeit zu gebn. Er schien mir gern zuzuhern, manchmal grinste er, wi wenn ihm etwas kitzlte; aber fon Mamma hab ichs heut nachmitag schreklich gekrigt, das ich meine Zunge hab so laufn lassn -- sie sagte, ich hab schon genug Unheil angeschtellt -- ich kann es nie allen Leitn recht machn. Zun Beischpil, gestern Abens warn der Tellergrafnbeamter un Elsbett im Forderzimmer, Betti war weg weil sie Ausgang hadte, un Elsbett sagte zu mir: »Schorschi, wenn die Schmidtmedchen heut Abens kommen, sag ich bin nich zuhaus, der Onkl is krank un Mamma hat zu thun.« Sie kamen wirklich. Ich lif henaus, wis leitete. Sie fragtn ob jeman zuhaus is. Ich sagte: »Nein, der Onkl is krank, Mamma is bei ihm, weil er sein Testerment macht un Elsbett hat mir geschafft zu sagn, sie is nich zuhaus, weil sie mit ihrn Ferehrer, den Tellergrafnbeamtn in Forderzimmer zu tun hat. Er unterrichtet sie in tellerfonihrn.« Das fordere junge Medchen kicherte grad heraus un heut nachmitag riß mich Elsbett beim Haar, wi nur was. Sie sagte, die ganze Schtadt weis schon fon ihr un dem Tellerfohn, das sie sich schemt, den Kopf for der Thire zu schtekn. Is es nich schwer fir einen kleinen Jungen, zu wissn, wi ers den Leutn recht machn soll? Ein fatales Experiment Mein Bruder Montagu is gegangen un hat das komischte Ding fon der Welt gemacht -- ein Babi gekaufft! Er hat 20 Doller dafir gegebn, halb genug um mir ein Poni zu kaufn, der Narr un noch dazu bloß ein Medchen. Er sagt, wenn er einen Jungen gekauft hedte, kennte er eimal so schlecht wern, wi der kleine Schorschi un das is wahr -- ein böser Junge in der Familie is genug, um sie beschefftigt zu haltn. Aber die letzte Zeit bin ich ein brafes Kind gewesn. Ich bin nur eimal zu schpet in der Schule gekommen seit Montag, heit is Mitwoch un das is doch gewiß schön. Ich hab nur eimal in diser Woche dem Lehrer eine Krete unter der Lade gelegt; sie hipfte herfor un er sprang in der Hehe, wi wenn er selber eine Krete wär. Ich hab nur 2 mal Klettn in Kathis Haar geschtekt -- sie mußte ein bischen abschneiden damit sie sie herunterkrigt. Sie soll nich so eitl sein auf ihr Haar -- kleine Medchen werdn sehr leicht eitl, hab ich gehert. Onkl Samson wollte im Hotell wohnen, aber ich hab mich so gebessert, das er beschlossn hat, einsweiln bei uns zu bleibn. Ich erzehl ihm immer schpeter, was unsre Leite leise sagn, wenn sie wolln das er es nich hert. Er is greßlich neigierig, was die Leite sagn. Ich kann ihm nich mehr Fergnign machn, als wenn ich ihm alles erzehl, was sie ihm schimpfn: alter Knicker, alter Geldsak, alter Geizkragn, alter Lebfirimmer un solches. Er sagt ich bin ein gescheiter Kerl fir mein Alter un er wird mich nich fergessn auf mir zu denkn. Er is noch immer sehr besorgt um seine Augn, weil die Gleser fon Susann ihm nich passn. Aber um zu den Babi zurikzukommen, wi immer in die Bicher schteht. Ich hab es gesehn -- nein, so was! Warum habn sie sich nich wengstens eins ausgesucht, das krichn kann, un Hare am Kopff hat un mit seinen kleinen Onkl Kugl schpiln kann? Dises hir is durch un durch bledsinnig mecht ich sagn, außer das es ein Indjahner is -- warum habn sie nich ein weißes Kind gekauft, damit es anschtendig is wenn es groß wird? Ich fragte meine Schwester: »Zu was fir einen Schtam gehert es?« Sie sagte: »Wahrscheinlich zu den Kickepuhs.« So eine Schande fir di Hackers! Ich glaub sie habn es genommen, weil es billig wahr oder das letzte. Lily umarmt es un kißt es, wi wenn es das sißeste fon alle Babis wär. Sie is zornig wi ein Heuhopser auf mir, weil ich ihm eine Schpennadl heneinschtekte um zu probihrn ob es filleich ein Gummibabi is. Ich glaube sie wird ein Preisbokser wern, wenn sie groß wird -- sie schlug un traf mich heit frih grad ins Aug wi wenn sie Lekzejohn genommen hedt; ich war ganz erschtaunt, wi fest sie hinhaute. Lil is jetz ebn auf Besuch bei uns, zuhaus, um das Kind herumzuzeign un ich bin deßwegn meistns draußn; ich hab es nich gern, wenn Kinder schrein un dann is jetz auch bald der 4. Juli un wir Jungen habn eine Menge Schpaß im foraus mit Knallrakettn un ehnliche Sachn. Meine 2 zugeheirate Brider, der Tellergrafnbeamter un Onkl Samson gebn mir genug Taschngeld, so das ich mehr Rakettn hab wi die andern Jungen un deswegn sin sie alle sehr freindlich un heflich zu mir. Auf der Wise for der Schtadthalle schteht eine alte Kanohne. Sie wird am 4. in der frih 100 mal abgefeiert. Ich un Karli un ein par andre Jungen habn ein Haufn Pulwer un wir wolln etwas schpaßiges machn, was der Mann im Zirkuß gemacht hat -- bald, ich glaube morgn. Es is ein tifes Geheimnis aber dir will ichs erzehln libes Tagbuch. Der Kerl im Zirkuß schoß einen Mann aus einer Kanohne heraus. Unsre Kanohne is nich groß genug fir einen Mann, aber fir ein Babi is es sehr bekwem, wenn es klein is. Wir wolln uns also Lil ihres ausborgn, weil es sehr klein is. Aber sie darf es nich wissen, weil sie so drauf Ach gibt, wi wenn es ein Eih wer! Wir wolln Wache haltn, bis es dunkl wird un wenn sie es schlafn gelegt hat un in dem Sallohn hinuntergeht, soll ich mich henaufschleichn, es in seiner Deke einwikln un hinunterbringen, dann machn wir uns auf un davon. Di Kanohne is schon geladn mit einer Menge Pulwer un filleich 20 Kugeln, die wir selber machtn. Wir nahmen ein Schtik Bleirohr aus unsern Wasserbehelter, schmeltzn es un es sind hibsche Kugln, so groß wi eine Walnuß. Ich hoffe es wird den Babi nich sehr weh thun -- ich glaube wengstens -- der Mann den sie aus der Kanohne geschossn habn, wahr nich ein bischen ferletzt. Jimmy Braun will sich das Federbedt fon seiner Großmutter ausborgn, damit wir es dort heneinschißn. Wenn das Babi aus der Kanohne geschossn is, werd ich es schnell nachaus tragn un dann wolln wir noch ein Freidnfeier mit Teerfesser machn -- es is ein großartiger Schpaß. * * * * * Ich winsche die Leite mechtn sich um ihre eignen Sachn kimmern un kleine Jungen auch hier un da einen Schpaß habn lassn. Unser Plahn war ganz gut ausgefihrt -- soweit das wir das Babi aus den Haus trugn un ganz leicht in der Kanohne schtekn. Alles wahr fertig nur mehr die Lunte hinzuhaltn, un ich wollte schon das Kommanderwort zum Abfeiern gebn, wi wir auf eimal ein so greßliches Geschrei hern, das man hedte glaubn kennen, es hat sich jeman die Finger zerkwetscht un Montagu schrie: »Schorschi, Schorschi, halt ein!« Un da war Papa un Mamma un Susann un Lil un Montagu un Betti un die Kechin in folln Galopp, wi wenn sie um ihr Lebn laufn mißtn, un Montagu riß das Babi aus der Kanohne un Lil fiel nider in Ohmacht wi tot un Susann krigte hesterische Kremfe -- so ein Schpetakl wegn einen Schmarrn fon einen Ding, was for alln nich eimal wert wahr, das man es kaufft! Ibrigns hadtn wir nich die geringste Absich ihm weh zu thun -- das Federbedt war ganz gut feßgemacht. Mir scheint, Betti wahr so gemein gewesn in dir zu schaun, libes Tagbuch, was ich gestern abens heneingeschribn hab un wi sies gelesn hadte lif sie henein, ob das Babi wirklich fort is un wi sie es nich fand, brachte sie das ganze Haus in Aufruhr. So ein Lerm wegn nichs! Ich halte nich mehr sofiel fon Betti wi früer. Sie hadte kein recht zu lesn, was ich geschribn hab, obwol Lil sagt, sie segnt sie, das sies gethan hat, was wär sons mit ihrn sißn, sißn Babi geschehn. * * * * * Der fierter Juli ferschpricht ein beschefftigter Tag zu wern in unsrer Nachbarschaff. Der Gemeinderat wird Kanohnen abfeiern un die Glokn leitn lassn un wird am Abns um 500 Doller Feierwerk losgehn lassn -- Rakettn, remische Lichter, Kathrinenreder, Treangeln. Bei Tag soll ein großes Piknik sein un das Milletähr maschiert um zehn un alle Fereine mit un noch ein par andre Sachn gehn los, wi die Schtepsl fon Schampanjerflaschn. Ich werd mich gut unterhaltn. Fon finf Uhr frih bis Mitternach wer ich sofihl zu thun habn wi eine Bihne mit lauter Unterhaltungen. Ich hab Papa feierlich ferschprechn missn, das ich nich mit Pulwer schpiln wer -- den Jungen, die Pestoln habn nich auf 10 Schritt in der Näe komm, keine Pestole abfeiern will, un er hat mir ein par schöne Feierwerke gekauft, außer di 2 Pack Rakettn, was ich noch hab. Ich kann sofihl ich will auf eimal loslassn. Es tut mir leid, das ich kein Pulwer habn darf -- aber Papa sagt, er winscht nich das sein einzger Sohn die Finger oder das Augnlicht ferliert, was nich angenehm wer, das is richtig. Ich soll keine brennende Fresche auf kleine Medchen werfn, was sehr schlecht is zu thun, weil ihre Kleider Feier fangen kennten un sie ferbrennen. Ich darf mit ihnen zum Piknik gehn aber ich bin greßlich unbeschlossn, was ich thun soll. Ich mechte liber die Milletährparahde sehn, un mit der Musik maschiern, aber Susi un unsre Kechin machn eine greßliche Menge fon gute Sachn fir dem Piknik. Wenn ich an die Trommln denk un an das mitmaschiern gleich hinter ihnen, glaub ich, ich werde zur Parahde gehn -- wenn ich den Rosinenkuchn un die jungen Hendl beim bratn rich un den gekochtn Schinkn un Scheleh, bin ich fest beschlossn zum Piknik zu gehn. Ich glaube der Kongreß sollte dem 4. Juli eine Woche lang dauern lassn, dann kennte ich zu beides gehn. Ibrigns habn wir schon eine Menge Schpaß im forhenein. Alle Artn fon Budn zihn um der Zeit in der ganzn Umgebung herum. Der kleine Hans darf wider ausgehn, aber seine Mutter will ihm nich erlaubn, mit mir zu schpiln -- es is eine große Fersuchung fir Hansi. Es thut mir leid um ihm. Unter die Auschtellungen in der forige Woche wahr wider ein Zauberer; Papa wollte mich aber nich hingehn lassn. Er sagt, solche Dinge sin anschtekig wi Maasern. Morgn -- am Tag for den 4. soll punk 3 Uhr ein Ballohn fom Folksplatz aufschteign. Ein Mann wird drin sitzn -- es wird sehr intressan sein. Unser Lehrer sagt, es macht das Gesez fon der Schwere zunichs, weil ein Ding, was leichter is, wi die Luft nich untn bleibn will, wenn man es nich haltet. Gas is leichter wi Lufft, also wird der Mann ihm mit Gas filln, heneinschteign, den Schtrik abschneidn un in der Hehe schteign, wi nur was -- höer un höer -- Oh! es muß prachfoll sein! Ich mechte mein neies Taschnmesser drum gebn, wenn ich mitfahrn kennt. Wenn er mich mitnimmt, gehe ich mit ihm. * * * * * Hurrah! Ich gehe! Ich legte die Feder nider un rannte zum Hotell henunter -- ich sagte, meine Schwester Susi besuchn -- aber ich bemihte mich, dem Professor zu sehn, dem der Ballohn gehert un er sagte, wenn meine Eltern mir die Erlaubnis gebn, mechte er sich ein Fergnign draus machn, mich mitzunehmen. Oh, wird das nich ferfl-- wunderbahr sein? Ich hoffe meine Eltern wern nich so grausam sein un nein sagn. Es wird eine ganz neie Erfarung sein, die noch wenig Jungen fon meinen Alter gemacht habn. Wi schpaßig wird nur die Welt ausschaun, wenn ich so hoh schteig, das die Leite nich greßer wi Flign sin! Ich glaube ich wer meine Eltern nich fragn, aus Angs, das sie nein sagn. Ich wer so hingehn un mir das Glik nich auskommen lassn. Sie werdn ein par papirne in der Nacht fom fiertn schteign lassn, aber sie sin mit unsern nich zu fergleichn. Ich weiß, ich wer heut nacht treimen, das ich henausfall, mein Kopf is so foll dafon. Es war greßlich schpaßig for den Professer einzuschteign un allein in der Hehe zu gehn. Ich kennt hingehn, wohin ich will -- ganz frei -- der erster Junge fon meinen Alter, der je dem Aufschtig allein gemacht hat. Filleich kann ich bis Schikago kommen, dort mich henunterlassn un mit den Eilzug nachaus fahrn. Ich hab mir immer gewinscht, Schikago zu sehn. Oder wenn ich obn blib, bis die Erde sich herumgedreht hat, kennt ich einen Schimmer fon Kinah erwischn, das auf der andere Seite is. Ich mechte gern einen Sak foll Sand henunterschmeißn, un einen Kinehsen erschrekn, der grad seinen Drachn schteign laßt, damit er 20 Fuß in der Hehe schpringt, un die Schnur fon seinen Drachn auslaßt. Ich hab morgn frih noch sehr fiel mit den Professer zu schprechn, damit ich weiß, wi man dem Ballohn lenkt. -- * * * * * Ich schprang heniber in dem Gartn, wi Hänschens Mutter in der Schtadt druntn wahr un suchte un suchte, bis ich die herausgefallene Gleser fon Onkls Brille fand. Ich brachte ihm also ein bischen Augnwasser in einen Fleschchen un sagte ihm er soll sich abns damit die Augn einreibn. In der frih hadte ich schon sein Augnglas mit die altn Gleser hergerichtet un er konnte so gut sehn wi früer un schenkte mir einen Golddoller, so fergnigt wahr er. Er hat ein andres Testerment fir mich gemacht, weil ich ihm nie erzehl, wi ich ihm hinter seinen Rikn schimf -- er sagt, ich bin ein brafer kleiner Junge. Un jetz, mein Tagbuch, will ich dich in meinen Schreibtisch einschperrn, damit di neigierige Betti nichs fon den Ballohn list un meine Plehne noch in Keim erschtikt. Gute Nach! Ich muß mein Gebet sagn un schlafn gehn. Ich hoffe, der liber Gott wird enschuldign, das ich so schlecht bin, aber ich will es ja nie thun, es passihrt mir grad immer. * * * * * Im Ballon Mein theires, theires Tagbuch, is es meglich, das ich dich wider seh? Es is mehr als ich erwartet hab, nach den was ich alles mitgemacht hab. Ich glaub, Robinson Krusoh un Schill Wern winschtn, das sie in meine Schue geschtekt hedtn, aber fir einen kleinen Bubn fon meinen Alter is es kein Schpaß, allein in einen Ballohn aufzuschteign -- fihl merkwirdiger, als ich geglaubt hab. Es is greßlich lustig fir eine Menute un eine halbe, aber dann is es einfach firchterlich. Ich fragte Betti, ob mein Haar weiß geworn is -- ich dachte, es is. Ich bin sicher, das ich nimehr das sorglose unforsichge Kind sein wer, wi befor ich dise Fahrt gemacht hab. Ja, fir einer Menute oder so was is es wunderbahr, gans, gans allein in einen Ballohn zu sein, in der Hehe zu gehn, wi der Blitz, mit den Taschntuch zu wehn un auf die Leite zu schaun, wi sie immer kleiner wern, den Zug zu sehn, wi er kricht, wi eine Schneke, wi die Felder un Flisse un Bäume un Zäuner immer kleiner un kleiner wern -- aber oh! wi einsam is ein kleiner Junge, wenn er filleich iber einer Meile geschtign is un kann das ferteiflte Ding nich aufhaltn, das nich einen Heller wert is, un es is nichs runderum um ihm außer nichs, un es is ihm so kalt, das seine Finger schteif sin; aber der Professer hadte einen kleinen Korb in der Gondl geschtellt mit ein paar belegte Butterbröter un ein kleines Fleschchen mit irgnd einen Liköhr, also nahm ich einen Schlucker, weil mir so kalt wahr un es brannte wi Feier; dann dachte ich mir, es is besser, ich klettre gleich auf dem Schtrik henauf, weil meine Finger schon weicher wahrn un schneide ein Loch oder zwei in das eingeschnirte Ding, wi ich eimal gelesn hob, damit es aufhert, weiter nach Grehnland zu gehn. Godt! Godt! man hedte nich geglaubt, es is in seks oder sibn Schtundn der fierter Juli, sondern man hedte sicher gesagt, es is Weinach. Ich bin fro, meine Schwestern warn nich da um zu schrein un zu kreischn, wi ich auf den Seil henauf kletterte, das Taschnmesser in der Hand, weil ich hedte falln kennen. Es wahr ein kitzliches Geschefft, aber ich wer sons zutot erfrorn, also machte ichs fertig, meiner Seel! Ich schnitt 2 Lecher henein, kletterte am Schtrik henunter, aß ein Brot un nahm seinen Rok um mir, der in der Gondl wahr un legte mich schlafn. Wi ich aufwachte, treimte ich grad, ich lig im Bedt un Betti wekt mich auf, aber ich setze mich bald auf un schaute herum, was neies gibt. Es wahr Nach. Der Mond scheinte prachfoll. Ich flog so ruig wi nur was iber etwas, was so glenzend un gladt war, wi Silber; wi ich näer kam, was sehr bald wahr, weil der Ballohn lanksam fihl, sah ich, das es ein Seh war oder der Ozejahn. Dann fihlte ich, das es forbei wahr mit mir un ich ferdamt bin, ertrenkt zu wern un das Mamma nie wissn wird, was aus ihrn einzign Sohn geworn is. Es wahr mir sehr schlecht. Ich dachte auf alle Zufelle, die mir schon passihrt sin -- wi fihl Angs ich schon meine libn Eltern gemacht hab un zog un zog, um einen fon die Secke mit Sand herauszuschmeißn, wi mir der Luftschiffer gesagt hat, das man tut, um ihm heher gehn zu machn, aber sie wahrn zu schwer fir dem kleinen Schorschi. So gab ich mich in mein Schicksaal un aß noch 2 fon di ibrign belegte Bröter. Dann schaute ich iber der Kante fon der Gondl un sah einen schwarzn Flek in den glenzendn Wasser. Ich sagte zu mir »das is ein Walfisch« aber in wenger als 5 Menutn sah ich, das es eine sehr kleine Insel wahr, filleich so groß, wi ein Felld, un befor ich »Schniki-Schnaki« sagn konnte, senkte sich der Ballohn grad wi ein Vogl auf einem Baum nider -- er schlepte sich noch schnell genug fort, das mann hette Angs habn kennen -- aber ich schprang henaus, wi der Blitz, pakte das Seil, das ich abgeschnidtn hadte, wi wir aufschtign un band es um ein armes kleines Tannbeimchen, grad groß genug um ihm zu erhaltn -- un da wahrn wir! Ich machte ihm mit einer Menge Knepfe fest an, damit er mir nich filleich einen Schtreich schpilt un fortfligt un dann schtig ich in der Gondl un legte mich nider, weil es dort sehr wahrm war un ich ganz hin un schlefrig wahr. Wi ich aufwachte, wahr es heller Tag. Ich schtand auf un hilt eine Runschau. »Halloh, Schorschi,« sagte ich, »das is ein guter Wiz! Schiffbrichig auf einer einsame, wiste Insl! Oh, wenn ich mein Tagbuch dahedt, was fir eine Menge kennt ich heneinschreibn! Ich muß gleich anfangen un ein Inwentarjum aufnehmen fon alles, was ich hab mir eine Hitte zu baun un dafon zu lebn.« So aß ich also noch 2 fon di Buderbröter, das nur eins ibrig blib. Ich wahr greßlich hungrig un in große Fersuchung auch das lezte zu essn, aber ich widerschtand. Ich wahr schreklich durstig also wahr das erste was ich machte nach Wasser suchn. Es wahr eine Menge runderum um der Insl, aber ich firchtete, es is gesalzn. Es war aber kein anres da, also watete ich henein un kostete es, um zu sehn, wo ich wahr, ob im Mittlozejahn oder in einen fon die Seehn zwischn die Fereinigtn Schtaatn un Kannada -- es wahr Sißwasser. Dann ging ich an der Arbeit, meine Sachn zu redtn, un eine Hitte zu baun, wi Robinsohn Krusoh -- aber ach! ein Ballohn is kein Pennifeifferl wehrt nebn einen Schiff -- es wahrn keine Negl da -- kein Schiffszwihbak -- keine Schtike altes Eisn -- kein eingesaltznes Fleisch -- aber ich trestete mich damit, das ich mich entschloß das alte Ding selbs schtatt einer Hüte zu benuzn. Dann wollte ich mir einen Fahlzaun runderum machn um die wilde Thire abzuhaltn, aber es warn keine Fähle da un sofihl ich bemerkn konnte auch keine wildn Thire. Also ging ich weiter um rund um der Insl zu gehn un auf dem nassn Sand zu schaun, ob ich die Schpuhren fon Kannebahln entdeke. Ich ging ein gutes Schtik, ohne Schpuhrn zu findn oder Kannohs im Wasser. Dann ging ich zurik un auf dem Weg fand ich ein sichres Zeichn fon Ziwelesazjohn, das mir das Hertz schlagn machte -- ein alter Zinnkrug, rostig un ferbogn, aber ich dachte ich darf ihm nich wegwerfn ich kennte ihm noch sehr gut brauchn; ich fillte ihm also mit Wasser, damit ich eine Belagrung aushaltn kann, wenn di Kannebahln kommen. Jetz wahr mir schon sehr heiß un ich wahr mid. Ich kroch in der Gondl aß mein einziges ibriges Brot, trank ein bischen Wasser un wi ich mich erinnerte, das es der glohrreicher Fierter wahr, un di Leite jetz ihr Piknik habn un mahschirn un Kannohnen abfeiern un so famohsn Schpaß habn, un das ich nichs mehr zum Nachmahl zu essn hab, un auch das Feierwerk nich sehn kann un auf einer wiste Insl ferhungern wer, weinte ich ein bischen, obwohl ich fersuchte, so taffer zu sein, wi Leite in einer solche Lage sein missn. Ich konnte aber nichs dafir, obwol ich blinzlte un blinzlte um die Trehnen zurikzuhaltn -- das blinzln nitzte nichs. Ich schlif ein wenig un dann fihlte ich mich ein wenig besser. Ich fragte mich selbs: »Was wirde Robinson Krusoh jetz thun?« »Ah,« sagte ich, »er wirde einen Schtekn nehmen un einem Kerb heneinschneiden um die Tage zu bezeichnen, damit er weiß, wifihl Tage er da wahr.« Also machte ich einem Schtok fest, schnidt einen Kerb henein un den ibrign nachmitag gab ich 8, ob kein Schiff insich kommt. Es kahm kein Schiff insich. Ich fand ein paar Muschlschahln, aber es warn keine Muschln mehr drinn. Ich wahr sehr hungrig. Es wurde finster un ich kroch in der Gondl dekte mich mit den andern seinen Rok zu un schlif die gantze Nach ruig, ich wahr so mid un bang. Es wurde morgn. Ich hadte ein schmahles Frihschtik fon Wasser. Mein Magn tat mir so wee, das ich mich erinerte, das die Indejahner sich den Girtl enger machn um das nagn fom Hunger auszuhaltn; aber ich hadte keinem Girtl, also liß ich es nagn. Ich schnidt noch einem Kerb in dem Schtok un ging herum, um filleich einen Brodfruchbaum zu findn, aber es wahrn keine auf der Insl. Es wahr nichs da, als Sand un kleine ferkriplte Tannbeime -- mein Magn tat mir greßlich weh. Ich dachte, wi offt ich Karoh ganz unbekimmert meine Fleischpastehte gegebn hab. Ich hedte gern gewust, was unsre Leite heut zum Nachmahl habn, un ob sie noch nach dem kleinen Schorschi suchn. Filleich sin sie fro, das sie ihm los sin, er wahr so ein Tunichgut. Sie werdn ihm nie findn, un wenn sie auch ein Monath oder ein Jaar lang suchn. Oh, wenn kleine Jungen weglaufn fon einen hibschn freindlichn beqwemen zuhaus, wi wenig wissn sie da, was sie alles erduldn missn, wenn sie auf einer einsame Insl geschtrandert sin! Ich fuhr fort hungrich zu sein. Ich dachte auf eine große Menge Dinge -- besonderst auf Waffl mit Honig. Ich schaute auch noch immer nach einen Schiff aus. Die Sonne ging unter. Ich fihlte mich schlechter un schlechter. Ich schtand bei den Ufer -- auf eimal sah ich eines, nich weit weg -- ein Schiff meine ich. Ich lif un holte meinem gekerbten Schtok, band mein Taschntuch dran un wehte, aber ich hedte mich nich zu plagn brauchn; sie erzehltn mir schpeter, das sie grad auf das selltsame Ding losschteiertn, das auf dem Baum gebundn wahr. Es war schon beina finster, wie sie näer kamen, ein Boht henunter lißn un drei Menner heneinschtign un zum Ufer ruderten. »Halloh!« rifn sie, wie sie mich sahn. »Selber Halloh!« sagte ich, sehr fro, das sie da wahrn. »Nun, ich will in der Lufft geblasn sein!« sagtn sie »hat man so was je erlebt!« »Ich habs,« sagte ich, »aber auch ers nur eimal -- im ernst. Habt ihr was zu essn auf eiern Schiff? Mein Ballohn fihl hir, wo nich eimal ein Brodfruchbaum oder ein Schtikchen Wassermelohne wakst. Ich ferhungere schon.« Un dann wahr mir das weinen sehr na, aber ich hedt es nich um der Welt getan, sonder blib fest un fragte sie: »Seid ihr amerkansche oder englische Matrosn?« Sie sagtn sie sin englisch un gehern zu Kannada, aber sie farn grad nach Bufflo, ob ich mit ihnen farn will? Sie namen mich allso aufs Schiff, wo ihr Kapetehn grad beim Nachmahl wahr; er wahr sehr heflich. Er sagte ich soll mich nur zu ihm setzn, ganz ohner Zermonih. Es wahrn gebakne Fische da, gebratne Erdepfl, Brod un Budter un Kaffeh. Ein ausgezeichntes Essn, aber ich hab gelesn, das Leite, die geredtet wern, anfangs nur sehr wenig essn solln, un so dankte ich ihm schon bein fiertn Mahl fir Fisch un Eier un Erdepfl un herte auch schon bein finftn Schtik Fleisch zu essn auf. Er schikte auch die Leite um den Ballohn, nachdem ich ihm erzehlt hadte, wem er gehert un das er ein paar tausnd Doller gekostet hat. Er wahr sehr freindlich zu mir un ich wer ihm dankbahr sein, bis ich groß bin. Wir brauchtn 4 Tage un Nechte bis wir nach Bufflo kamen, aber ich ferbrachte die Zeit sehr angenem mit die Matrosn die mich zu ihrn Libling machtn, weil sie nichs fon meinen gutn Ruf wußtn. Ich erzehlte ihnen fon meine Schwestern, fon den neien Babi, den Tellergrafnbeamtn un eine Menge Sachn, die sie interessihrtn un sie erzehltn mir fon der Sehschlange, den Wasserniksen un andre Mehrwunder, wi man einen Matrosnknootn macht, auf dem Maßbaum klettert un so fort. Ich schtrengte mich an, so wenig Unrue zu machn, wi nur meglich, aber ich fihl 2 mahl auf einen tifn Plaz im Wasser iberbord, das sie mir nachschpringen mußtn un ich ferlor Bens silberne Uhr, die ihm seine Mudter geschenkt hat im Wasser, aber ich ferschprach ihm eine bessre, wenn ich nachaus komm. Die Matrosn tettowirtn mir einen Anker un ein Schiff auf dem Arm damit mich meine Eltern widerkennen, wenn ich das nechste mahl ferlorn geh. Es tat mir ser leid, wi wir nach Bufflo kamen, fon ihnen Abschid zu nehmen. Ich umarmte un kißte sie alle, un fergoß ein pahr Trehnen, un sie schribn ihrn Nahmen auf mit einen schönen Schwung drunter un gabn mirs zum Andenkn. Der Kapetehn fihrte mich zur Baan un sagte dem Konduktehr es wird fir mich gezalt wern, wenn ich hinkomm -- wi wenn ich ein Pakett pernachnam wer. Ich fuhr un für dem ganzn Tag un es wurde grad finster wi ich zu unsrer Schtatsjohn kam. Ich hadte mir fom Kapetehn ferschprechn lassn, das er nich tellergrafihrt, das ich komm, weil ich die Familjeh iberaschn wollte. Ich schlipfte henunter un ging durch der rikwertige Gasse nachaus, um zu sehn, was sie sagn wern, wenn ich komm, befor sies wissn. Oh, wi mein Herz klopffte, wi ich näer kahm! Es schin mir, als ob ich ein pahr Jare -- ein Jar 100 wegewesn wer! Ich ging leise im Hinterhof un gukte durchs Schpeiszimmerfenster. Jeh! Was fir eine Menge gute Sachn warn da zum Nachmahl! aber sie saßn alle um dem Tisch wi Mumjen un aßn nich sofihl das es die Arbeit fon der Kechinn wert wahr. Mamma hilt sich ein Taschntuch zu die Augn, Elsbett war blaß un redete nichs, Betti schluchste, wi sie Lil un Montagu das Brot brachte -- so eine Gesellschaff! Also schprang ich grad auf das offne Fenster, wi ein Gummilastiballn un sagte: »Ihr mechtet einem bessern Apptit habn, ihr Leite, wenn ihr auf einer wiste Insl geschtrandert wert, wi ich wahr. Oh Godt! wi hungrich bin ich -- gebt mir was zu essn!« Großer Godt! -- Aber ich kann es nich beschreibn -- ich will dem Forhang iber der Ssene falln lassn. Nur eines is mir besonderst aufgefalln -- di Familjehn fon schlechte Bubn scheinen grad so fro, wenn sie die ferlohrnen widersehn, wi wenn es nich so greßliche Kinder wern. Aber ich hab eine gute Lekzejohn bekomen un ich wer mich tichtig anschtrengen, damit ich mehr ferdin das Betti mich halb zutot wirgt un sagt sie will mich nur umarmen. Selbs das komische kleine rote Babi lachte, wi es seinem Onkl Schorschi sah. P. S. Es is gut, das der Kapetehn den Ballohn mitgenommen hat; der Luffschiffer hat meinen Fater um sibn 1000 Doller ferklagt, aber jetz wird alles, was Papa bezahln muß, nur fir die Flekn sein, die man dort aufnehn muß, wo ich mit meinen Taschnmesser die Lecher heneingeschnidtn hab. Meine Schwestern wolln den Kapethen eine seidne Faane un jedn fon meine Freinde, den englischn Matrosn eine silberne Uhr schikn; sie sin greßlich lib (meine Schwestern). Auf der Lokomotive Onkl Samson is so mid, bei uns zu sein, das er weggegangn is. Er is ganz aufgeblasn fortgegangen un hat mir nich eimal ein Poni geschenkt, das ich mich an ihm erinner. Es wahr mir sehr ungenehm mich fon meinen libn Onkl trennen zu missn, befor er mir das Poni gekauft hat. Wenn ich es hedte, wirde ich dem Onkl nich so schwer fermißt habn. Er wollte nich for den Herbs weg fahn, aber unerwartete Umschtende habn seine Abreise beschleinigt. Es sin jetz Ferjenn un wir Jungen habn genug Zeit zu schpiln; also machtn wir ein Ausstellung im Schtall fon Karlis Fatter, zwei nachmitage Antreh 3 Cent, große die Helfte. Karli wahr ein Affe, Harri wahr ein Behr un ich wahr das große »Wunderthir«. Wir hadtn noch anre Thire un ein pahr Abteilungn. Ich ging zun Rasehr un liß mir dem Kopf rasihrn un dann ferbte mir Karli das Gesich un die Hende dunklbraun. Er mußte wirkliche echte Farbe nemen, die fon Gidter ibrig geblibn wahr, weil wir nichs anres hadtn un ich schaute ganz gut aus damit. Es wird aber dem ganzn Sommer dauern bis es henuntergeht un ich kann nich in der Kirche gehn. Ich erkenn mich selbs nich, wenn ich im Schpigl schau. Elsbett sagt, es is ergerlich, bein Essn an denselbn Tisch mit einen Negerjungen zu sitzn. Sie glaubt, ich soll mit Betti essn, aber Betti will auch nich an einen Tisch sitzn mit einen Wunderthir, un so laßt mich Mamma obn, wenn eine Gesellschaff da is. Aber Onkl wahr withig -- grad nur, weil ich seine falsche Zehne ein bischen ausborgte, damit ich wilder ausschau, un sie im Brunnen fon Karlchens Leitn falln liß, wi wir trinkn gign. Es wahr dahmals sehr heiß. Ich wollte sie nich falln lassn. Er is sechtzig Fuß tif un der Mann der henunterschtig konnte sie nich findn. Sie wahrn aus Golld un kostetn eine Menge Geld un der Onkl ferhungerte beina, biß er di andern krigte. Er tat mir beim Essn ser leid, aber er wollte keine Enschulgungen fon einen so schlechtn Jungen anehmen. Gleich wi er di andern bekahm, aus Nikl oder Gummilasti oder was es wahr, das er sich auf der Schtraße zeign konnte, liß er einen Wagn holn, un liß sein Gepek ins Hotell fihrn. Nemlich Harri hadte einen kleinen Esl, den wir als Ellefantnbabi habn wolltn un so mußte ich dem Kahschmierschahl fon meiner Schwester ausborgn, wi sie nichs dafon wußte, um ihm iber ihm zu breitn. Aber er mußte auch einem Rissl habn, sons wer die gantze Auschtellung ferdorbn gewesn un wir fandn nichs anres, das gepaßt hedte, außer die Ortrompete fon meinen Onkl. Aber die paßte ausgezeichnt, wi wir sie feßgemacht hatn, was ganz leich ging. Wi wir ihm noch ein bischen dikere Fiße gemacht hadtn, aus den Dekn fon Karlchens Faters Ferd un ihm dem rotn Schahl henumgebundn hadtn, wahr es so genau ein Ellefantnbabi wi nur was -- ganz so gut wi das Filadelfibabi. Es wahr allein 3 Cent wehrt, es anzuschaun. Aber der Onkl konnte fir ein pahr Tage nich fihl hern, weil der Esl fergaß, das er ein Ellefant wahr un wi toll herumschprang un seinen Rissl iberall heneinzwengte wi wenn er ein richtiger Pakknecht gewesn wer. Das un seine Zehne zusamm wahr zufihl fir seiner Geduld -- er wahr so withig, das Mamma weinte. [Illustration] Ich weiß nich, ob er wirklich gegangen wer, nur namen wir seinem bestn seidnen Anzug, dem er in Jahpann bekommen hat un zogn ihm Karlchen an, damit er ein Tirke is un bandn ihm sein rotes Taschntuch als einem Turbahn um, un es kahm ein bischen Farbe drauf, wi wir zufellig dem Farbtopff im Schtall umschidtetn, un das Gewand war ruhnirt -- er wahr schade, weil es sehr hibsch wahr, lauter seidne Blumen. Karlchen hedte nich so unforsichtig sein solln. Es wahr aber eine famohse Auschtellung. Es kamen 13 Bubn un drei Medchen henein. Wir habn 50 Cent eingenommen di wir fir armen Schklafen hergebn wolln. Mir ligt nichs drann, das der Onkl im Hotell wohnen gegangen is. Betti erzehlte mir im Fertraun, das er ihr schon zuwieder is. Er sagt ich hab ein großes Glik ferscherzt durch meiner schlechte Aufihrung -- aber ich glaub ich brauch kein Glik; ich hab eine Menge Schpaß un genug zum essn. Ich wollte ihm nich ergern, wi ich den bestn Zopff fon meiner Schwester mit Schusterpech auf dem kaaln Flek auf seinem Kopf pikte -- ich wollte nur sehn, ob er wi ein Kinehser anschaun wird, aber manche Leite ferschtehn gar keinem Schpaß. Elsbett sagt, ich hab ihr ihrn Zopff ruhnirt, der 10 Doller kostet. Wozu tragt sie also einen? Di Medchen mechtn es beqwemer habn bei den heißn Wedter, wenn sie sich frisihrn mechtn, wi ich. Wenn so ein Medchen nich ½ fon ihrer Zeit ferbringen kann, sich fir ihrem Verehrer schehn zu machn, ligt ihr nichs am ganzn Lebn. Ich erzehlte den Tellergrafistn das Elsbett gestern abns befor sie im Sallohn kam, henaufgegangen is um ihre Frisuhr zu pudern un aufzusetzn un sich die Augnbraun zu bemaln -- un das ihr des Hahr greßlich ausgeht. Ich glaube, sie wird bald kaal sein; wi sie immer Sommenschprossn hat, bis sie sich mit Zitronglitzerin einreibt. Ich wollte ihm grad erzehln, das sie immer sofihl Hihneraugn hat, wi sie hereinkam. Heit abens klinglte es bein Hausthor un Betti wahr einkaufn gegangn; meine Schwester schaute durchs Gukloch un sagte: »Oh Schorschi, es sin dise noble Leute, di ich lezte Woche besucht hab. Es is ein greßlich liber junger Mann in der Familje. Betti is fort. Du sihst grad aus, wi ein kleiner Negerbedinter. Weiß du was -- geh zum Tohr un fihr sie anschtendig herein un dann bleib draußn. Sie wern nich lang hirbleibn.« Ich machte also di Thir auf, mit einen Krazzfuß, wi dise Bedintn in Hotell un bekomplimirte sie sehr heflich zum Sallohn. Dann blib ich draußn, wi mir Elsbett gesagt hadte. Nur wahr es mir zu einsam in Wohnzimmer un so schlipffte ich bald drauf im Sallohn un ging hin zun Schterreskop um durchzugukn. »Schorsch,« sagte meine Schwester leise, »zih dich zurik.« »Wozu?« sagte ich. »Ah so, das hab ich ganz fergessn! Aber was ligt drann, sie wern sehn, das es dein kleiner Bruder is, wenn ich auch ein Mulatter bin. Du kanns mich nich fir einen Bedintnjungen ausgebn.« Dann schautn sie erschtaunt drein un meine Schwester mußte ihnen erklehrn, wi ich mich angeschtrichn hab un das die Farbe nich henuntergehn will un sie sagten: »Ach ja, wir habn gehert fon ihm; wahr das nich der junger Mann, der allein im Ballohn aufgeschtign is un so weiter?« [Illustration] Ich glaub die ganze Schtadt redet fon mir, weil mir ein pahr Zufelle passihrt sin. Wo ich geh un schteh, wer ich ausgelacht. Es ekelt mir auf der Schtraße zu gehn, alle die Kerle foppn mich. Sie heißn mich jetz nich anderst als das »Wunderthir«. Ich winsche, die Farbe mechte henuntergehn. Ich wer mich fon Betti mit Sand abreibn lassn. * * * * * Es nitzt nichs. Mein Schpaß is ein bischen zu weit gegangn. Ich wer so verschpottert un gefoppt un ausgelacht, das ich es nich un nich aushaltn kann. Ich glaub ich wer zur Tante Betsey fortlaufn un dortbleibn bis es herunterget. Es zalt sich nich aus eine Woche nach der andere ein Wunderthir zu sein. Im erns meine Tante wird mich filleich nich eimal erkennen. Ich wer mich ihr fermithn als ein kleiner Negerjunge, der fir Kost un Qwatihr Brommbern klaubn will. Ich hoffe, wenn di Schul im Sepptember anfangt, wer ich wider weiß sein. Wenn ich die Schtraße henuntergeh bitn mir dise Kerle Kokusnisse an. Dokter Moor nennt mich das fehlende Glid. Sie sagn, sie wern ein Supschkripzjohn ereffnen um mir die Farth zu bezaln, weil sie mich zu Darrwien schikn wolln. Sie glaubn, si sin greßlich witzig! Ich ging im Konzertt un sie lißn mich nich eimal bei meiner leibliche Schwester sitzn, nur auf der Gallerih! Es eklt mir schon. Das nechste Mahl wenn Karlchen eine Auschtellung macht, kann er selber das Wunderthir sein. * * * * * Es geht schon an manche Schtelln henunter un sie rufn mich »Leopahrd!« Es is schreklich, was fir Folgn etwas habn kann, wenn man nich im geringstn dran denkt. Ich hab mir immer gedacht, ich mecht gern ein Inschenehr sein, wenn ich kein Matros oder Pfahdfinder sein kann. Ich bin sehr gern bein Deppoh untn. Di Leite dort sin sehr freindlich zu mir, nur manchmahl neckn sie mich sehr. Sie habn offt iber mein Pech gelacht, wenn sie dafon gehert habn, aber jetz is ihnen das Weinen näer, wi das lachn. Willi Bellow is ein Inschenehr auf einen Laßzug, der hir immer schtehn bleibt -- er is einer fon meine bestn Freinde. Er wollte mich einmal auf seine Maschihne nemen, wenn er auf den Nebngleiße is un auf dem Persohnenzug wartn muß un mir alles erklehrn, was ich wissn will; allso wahr ich gestern mit ihm un fragte ihm, wi man sie laufn macht un er zeigte mirs. »Du kenntest sie beina selbs lenkn, was, Junge?« sagte er, un dann meinte er un der Heitzer, sie hedtn noch Zeit in dem Wartsahl um der Eke zu gehn, un sich ein Pakl Taback zu holn befor der Pesohnenzug kommt un gingn auch. Willi half mir henunter un sagte mir ich soll heniberlaufn zum Schtattsjohnshaus, damit mir kein Mallehr passihrt. Aber ich wollte gern wissn, wi sich das alte Ding bewegt un schprang henauf, wi er nich hin schaute, weil er ein Glas Sodawasser trinkn mußte un zog das kleine Ding herum, das er mir gezeigt hadte, un befor ichs wußte, wahr sie in Bewegung. Ich schrie, sie soll schtehn bleibn, aber es wahr umsons. Das heßliche Ding lif nur noch schneller. Der Inschenehr un der Heitzer lifn heraus -- so was hab ich noch nie gesehn, wi bleich sie durch dem Schmuz auf ihrn Gesicht wahrn -- sie lifn wi ferrikt aber die Lokermotive kam ihnen for so leicht wi nix. Ich sah die Leite rennen un die Hende ringn un dachte an dem Tag, wo ich im Ballohn aufgeschtign bin un mir wahr greßlich schlecht. Dann wahr ich weit draußn im Feld un zog alle dise Frachwagohns hinter mir un errinerte mich, das der Persohnenzug in finf Menutn ankomt, un ich wahr so erschrokn, das ich nich eimal dran denkn konnte, sie aufzuhaltn, weil ich grad direk auf dem Zug losfuhr un ich wußte er kommt mir engegn un ich dachte nur: »Was fir ein Kracher!« Es wahr erger wi im Ballohn, an alle die Leite zu denkn, die im andern Zug warn. Ich weinte un seifzte, aber das nutzte nichs. Ich winschte, ich wer nich zum Deppoh gegangen, wi Mamma mir geschafft hat. Ich dachte auf alles schlechte, was ich schon angeschtellt hab un wi Onkel Samson dreinschaute, wi ich ihm erzehlt hab, das ich seine Zehne hab im Brunnen falln lassn un wi sich Elsbett ergerte, wi ich in der Monscheinnacht letzte Woche unterm Peano wahr wi er sie fragte ob sie nie früer gelibt hat un sie sagte: »Nihmals!« un ich herforschri: »Oh, was fir eine Lige! Elsbett, erinners du dich nich an der Ausfart damals, wi das Ferd dafonlif?« Aber die ganze Zeit flog ich forwerts wi der Bliz bis ich wußte, das ich seks Meiln weit wahr, weil ich zu der nechste Schtatsjohn kam -- ich konnte sie sehn, un auch das der Persohnzug dort schtand un die Leite auf den Perrohn -- oh es wahr ein greßlicher Augnblik! [Illustration] Un dann, filleich eine Menute schpeter, flog ich forbei, wi aus der Kanohne geschossn -- dann wahr ein greßlicher Lerm, wi fon zerreißn un zerbrechn un etwas schlug mir am Kopff wi wenn es withend iber mir wär. Betti hat mir das alles erzehlt, weil ich ein pahr Schtunden lang nichs fon mir wußte. Wi ich zu mir kam, lag ich auf einer Bank im Deppoh mit der ganzn Familjeh um mir herum. Dokter Moor sagte ich leide an Gehirnschittrung aber er glaubt, ich wer dafonkommen -- ich bin schwer umzubringen, das is ein Schade. Elsbett sagte, er soll sich schemen un das wahr gut fon ihr, wenn ich denke, wi ich sie behandlt hab -- damals wi ich unter dem Peaner kroch. Ich will es nie, nie widertun! Es scheint, das Willi, wi er seinen Zug dafonrennen sah, schnell zur Schtattsjohn heniberlif, un zu den Tellergrafnbeamtn sagte: »Tellergrafihrn sie, so schnell wi der Bliz nach Hartfort sie solln die Weiche umschtelln!« un er tat es, weil er nich wußte das ich obn wahr, un wenn er es gewußt hedte, so wers auch kein Unterschid gewesn, wi Willi sagt, denn so gern er mich auch hat, wenn es 30 oder 40 Menschnlebn gallt, konnte er nich zaudern. Sie brachtn es grad zuschtand, di Weichn umzuschtelln un den Persohnzug zurikzuhaltn, wi ich auch schon forbeisauste un in das Frachhaus iber der Schtraße heneinfuhr. Alle glaubtn, ich wer in Schtikchen zerschmedtert sein, aber ich hadte nur eine dike Beile am Kopf un einen schwartzn Flek am Arm -- ich wurde gliklicherweis in einen Wagon geschmissn, der mit Baumwollnballn fir die Fabrick beladn wahr. Die ganze Schtadt brummt, das ich nich erschlagn worn bin -- sie sagn ich bin ein gefehrlicher Schadnschtiffter un sie winschn, ich wer tot. Die Maschiene is totahl hin, 7 Frachwagn zerschmedtert un eine Menge Frachgiter zerschtert. * * * * * Ich hadte grad so weit geschribn, wi Betti heraufschlich un mir erzehlte, sie habn eine Schtadtfersamlnug abgehaltn un beschlossn mich im Kerker zu werfn. Sie sagt es is so geschribn worn: »Sintemal Georg Hacker ein unferbesserlicher Junge un auf mancherlei Waise die Uhrsache fon großn Ferlust un Schaden fir die Schtadt is, wurde beschlossn: I. das er fir 6 Monathe im Landgefengniß zu ferwahrn is, damit Fride un Ordnung in der betribtn Gemeinde widerhergeschtellt wird, II. das der Familje unser Mitgefihl kundgegebn aber gegn dem Ferbrecher unnachsichtliche Schtrenge geibt wird.« Betti sagt, sie erzehlt es mir, damit ich noch entwischn kann, da sie nich for morgn um mir kommen wern. Also leb wol, mein Tagbuch, leb wol auf langer Zeit! [Illustration] Ich bin noch nich beschlossn, ob ich nach Bufflo auf das Schiff gehn soll, wo mich di englische Matrosn ser gern aufnehm wern oder ob ich bleibn un im Gefengniß gehn soll. Es is hart fir einen kleinen Jungen, der ni in seinen Lebn Unrech tun wollte -- ein unglikliches Kind, dem ein pahr Zufelle passihrt sin -- im Kerker gehn zu missn. Betti hat feierlich ferschprochn, mir jedn Tag einem Korb mit Pastehte un Kuchn zu bringen. Ich glaub es wird kein schlechter Plaz sein, damit di Farbe einsweiln henuntergeht un mir die Hare waksen. Ich glaube, ich wer dort geschtreiffte Kleider tragn missn. Gut, ich muß mich damit zufridn gebn. * * * * * P. S. Es is alles nur eine Fopperei. Der Dokter hats aufgebracht, um mir Angs zu machn. Sie kennen mich nich im Gefengniß werfn, aber sie wolln mich nechstes Mahl wegn Dibschtahl einschperrn, wenn ich wider mit einen Frachzug durchgeh. Ich wers nimmer thun. Eine solche Lekzejohn is ganz genug. Ich wer fon nun an nichs beses mehr tun. Elsbett will heit abns eine Gesellschaff zum Krokett einladn. Ich winsche, ich kennt jemandn mihtn, der ihr sagt, das wir di Balln fon beide Schpile ferbraucht habn, um einem tirkischen Bazahr aus Karlchens Fahlzaun zu machn -- damals wi wir die Auschtellung machtn. Bei den Wasserfällen Enlich bin ich doch ein ser brafer Junge. Ich habe Henschens Mutter gesagt, wi leid es mir tut das ich so unforsichtig wahr un ihm den Fuß gebrochn hab. Ich hab in Sakunasche bereit, was ich tat, wi ich die Maus ausliß un diese alberne Medchen die Schtadthalle inbrand setztn, so eine Ausgabe fir di Schteierzahler. Ich kennte nich dazu bewegt wern im Ballohn zu fahrn, nich wenn man mirs umsons erlaubn mecht. Nein, wirklich nich. Ich hab mich sehr bekert selbs meine Schwester Elsbett sagt, sie erkennt ihrn kleinem Bruder kaum wider. Der Grund dafon is, das mir ein schreklicher Zufall passihrt is, der leich hedte sehr erns wern kennen -- nur das es nich geschen is -- mir kommen die Threnen in die Augn, wenn ich denk, wi sich meine Mutter gekrenkt hedt, wenn ihr einzger Sohn auf so einer schrekliche Weise durch Ertrinkn ums Lebn gekommen wer. Weißt du libes Tagbuch, ich hab nemlich mit meine Eltern einen Sommerausfluhg gemacht. Wi Mamma sagte, wahrn Lily un Susann fort, Elsbett ferlobt (Tellergrafnbeamter) so das sie sich auf ihre Lorbehrn ausrun konnte; sie fihlte sich gans erschepfft mit di Familjensorgn -- besonderst Schorschi, weil sie die Woche nie ganz iberwindn konnte, wo er im Ballohn ferlorn wahr un sie dachte Papa kennte sie zu ihrer Gesundheitt auf Reisn mitnemen, un er schlug die Nigijara Wasserfelle for un wir alle sagtn, es sei eine großartige Ideh. Nur Elsbett schtreibte sich un sagte, sie leßt si nich fort, wenn sie mich nich mitnemen. Sie sagte, sie will nich ferantwortlich sein fir das, was geschiht, wenn ich zuhaus bleib un Papa fort is. Elsbett is famohs; sie weiß was was is. Ich lif gleich henaus im Hof un schtellte mich aufn Kopf wi sie sagtn, das sie mich wern mitnehmen missn. Karoh kam dazu un waklte mit seinen Schweif un ich sagte: »Karoh, kusch dich un bleib ruig un du solls auch mitfahrn,« was ihm sehr fergnigt machte. Wir fuhrn am nechstn abns, nachdem es schon dunkl wahr, damit wir werend der Nach fahrn. Karoh un Elsbett, ihr Ferehrer un noch ein pahr kamen mit zum Deppoh um uns wegfahrn zu sehn. Es wahr ein Ekspreßzug, der anhilt um Wasser zu schepffn, un wi er hereinfuhr wi der Blitz, fing Mamma an sich zu sorgn un unruig zu sein, wi di Fraun immer thun. »Schorschi! Schorschi! Du wirs zurikgelassn wern! Wo is nur der Junge? Wenn du schon so anfengst, so winsche ich, wir wern gar nich gegangn. Muß du immer wartn bis der Zug wider in Bewegun is, befor du einschteigst, mein Kind?« »Es is alles rech,« antwortete ich, wi wir uns auf unsre Sitze gesetzt un uns bekwem gemacht hadtn, un ein pahr Meiln weit warn, »ich blib nur zurik, um Karoh an der Akse fom letztn Wagn anzubindn -- er wollte greßlich gern mit uns kommen.« Dann lehnte sie sich zurik, schaute aus, wi wenn ihr unwol wer un fing an zu schrein: »Haltet den Zug an! Haltet den Zug!« »So ein Lerm!« »Was gibts denn?« »Wer is ferlezt?« »Zihn sie an der Allarmglocke!« »Wir fahrn in einen andern Zug hinein!« »Mein Godt, ein Zusammschtoß!« Di Fraun schrin, die Menner warn blaß, ein pahr zogn an der Klingl, der Zug ging immer langsamer un der Konduktehr schtirzte henein: »Wer hat dem Zug angehaltn? Was gibts?« »Mein Sohn hat unsern Hund an den letztn Wagn gebundn,« echste Mamma. »Oh, redtn sie ihm, wir habn ihm fihle Jaare gehabt un habn ihm sehr lib!« Der impertenenter Konduktehr schaute auf mir, wi wenn er mich aufressn wollt. »Ich winschte, der Junge wer selbs an der Akse angebundn worn,« brummte er; aber er bemihte sich umsons, es wahr nich sofil fom Hund mehr ibrig, das es sich auszahlte, dem Eilzug deswegn anzuhaltn -- nur ein Schtik Schnur un 1 Ohr. Es that mir sehr leid um Karoh, weil er ein sehr treier Hund wahr. Ich dachte, es wird ihm frein, mitzukommen. Wenn ich schnachn mecht, wi manche Leite thun, ich mechte nie in meinen Lebn reisn. Papa sagt es is eine Betriegerei, drei Dollars fir einer Abteilung im Schlafwagn zu zahln un dann nich imschtand sein, schlafn zu kennen. Diese Persohn wahr in der obern Abteilung iber meiner, un ich fersuchte ihm aufhern zu machn, damit meine arme Mamma ein bischen schlafn kann. Ich tappte henum un schtekte ihm eine Schpennadl bis zum Kopf in Arm, dann legte ich mich geschwind zurik un schlif so fest ein, das er nich wußte, was ihm weh getan hat, wi er in dem Gang henausschprang. »Diner! Diner!« schrie er, »es will mich jemann ermordn un ausraubn!« »Unsinn,« sagte der Diner, »Sie habn filleich Albdrikn gehabt.« »Kann sein,« sagte ein Kerl fon der andre Seite, »weil er sich selbs heiser geschnacht hat.« Dann schtektn ein pahr den Kopf herfor un lachtn un er kletterte wider zurik un lag filleich eine Schtunde oder so was ruig. Ich wahr greßlich durstig, wi ich immer bin, wenn ich auf der Eisnbahn fahr un grad wi alles wider ruig wahr, mußte ich rufn: »Sie, Diener, bitte bringen sie mir ein Glas Wasser.« Er brachte mir eins, aber ich war noch immer durstig. Ich wollte die Leite nich noch eimal mit meinen Rufn schtern, so schlipffte ich ganz leise henaus un nahm mir selber. Dann ging ich wider ganz ruig zurik un kroch wi eine Maus ins Bedt, wi mir auf eimal ein solches Geschrei grad ins Ohr kam, das ich beina um der Fernunff kam un ich wurde henausgeschtoßn un flog wi das Donnerwetter am Gang henunter. Jede lebende Sehle im Wagn schtekte dem Kopf herfor. Der Diner klaubte mich auf un schidtlte mich, wi wenn er glaubte ich bin ein schtaubiger Rok un ein Frauenzimmer, die ihre falsche Zehne untern Pollster hadte un ganz kaalkepfig wahr seifzte un weinte un sagte, sie hat geglaubt ich bin ein Mann. Mir scheint ich wahr in einen unrechtn Kupeh gekommen. Aber nach un nach legtn sich alle wider schlafn un alles wahr Fride un siße Treime bis es Tag wurde. Es is sehr schlecht, wi Menner fluchn, wenn sie zornig sin -- Damen thun das nich. Di Menner in unsern Schlafwagn sagtn greßlich schlechte Sachn, wi sie sich in der Frih anzihn wolltn un grad fir nix; nur das der armer Diner ihre Schue durcheinander gemischt hadte in einer ganze Konfuhsjon -- keiner hadte seine eigne oder 2 gleiche. Der Diner sagte, sie wahrn alle ganz recht, nachdem er sie gepuzt hadte un ein Par fon ihnen schautn deswegn ganz wild auf mir armen Schorschi, der sich grad anzog, so samft wi Marichens Lamm, aber ach! es is sehr fiel Ungerechtikeit in der Welt, wi die Bicher sagn. Es tut mir sehr leid, das Karoh nich gelebt hat, um die Wasserfelle zu sehn. Die Werter fehln mir. Sie sin außerornlich unmeßlich in der Greße un mann kann den Lerm ein par Meiln weit hern. Es is ein Regnbogn un ein par anre intressannte Sachn in der Gegnd. Die Felle habn fier Seitn -- die Außnseite, die Innenseite (wo man henuntergehn kann) di kanahdische un die amerkansche Seite. Es is ein Bild fon ihnen in meiner Gografih aber es fehlt bei den das Getehs wi Donner, das sie bei Tag un Nach machn. Ich glaube, wenn Herr Barnem sie mit auf Reisn nemen kennt, wi den Tom Deimling un sie in alle große Schtedte ausschtelln mecht, sie wern sehr beleerend fir kleine Bubn, weil sie die Greße der Natuhr fon der beste Seite zeign. Aber di Fihrer sin risig theier. Papa sagt ihre Forderungen sin noch schtaunenswehrter wi die Nigiarafelle. Er hedte keinen Fihrer mitnehmen solln. An dem Tag, wi wir hinkamen, wollte grad ein Franzohse auf einen Seill kwer iber di Felle gehn. Mamma sagte, er muß toll sein, aber mir schin es nich so -- er schaute ganz gutmithig aus, wi ich ihm sah. Sie wollte nich hingehn un bat Papa mich auch nich einem einzgen Momment aus die Augn zu lassn -- nein, nich einem einzgen! Er fersprach ihr, das er mich festhaltn wird, wi Pech un so liß sie uns gehn, werend sie sich niderlegte, um ein bischen zu schlafn weil sie in der Nach im Schlafwagn so geschtert worn wahr. Es wahr ein famohser Schpaß, wirklich ganz aufregnd, ihm in einen Korb hinibergehn zu sehn -- dann in den Schtrimpfn mit der englische un amerkansche Fahne -- un zuletz fragte er, ob filleich jemann einen hibschn kleinen Ausfluhg in einen Schibkarrn hinibermachn will? Er wollte eine Persohn sicher heniberbringen oder 500 Doller zaln, wenn er es nich imschtand is, un sie ertrinkn. Ich dachte es were hibsch, sicher heniberzukommen, oder wenn nich, das Geld zu krign. Papa redete eiffrig mit einen Herrn, dem er unferhofft bei die Felle getroffn hadte. Ich sah das er nich ach gab un schlipffte leise weg zu den Kinstler un wisplte ihm zu, ich will mit ihm gehen. »Söhnchen,« sagte er, »es wird dir nich leid thun, denn du wirs dein Lebnlang berihmt sein. Denk dir nur! der einzge kleine Junge der je in einen Schibkarrn iber die Schtromschnelln gefihrt worn is.« So schtig ich also ein un er gab mir 2 kleine Fahnen zum haltn un sagte: »Mach nur die Augn zu, wenn du schwindlig wirst, iberlaß nur alles anre mir, du bist grad so sicher, als wenn du in deinen Federbedt zuhaus legst.« Aber der heßlicher Pollezeibeamter kam hin un schtiß mich henaus un fragte, wo meine Eltern sin -- er wollte sie arretihrn lassn, wegn Grausamkeit gegn Kinder -- un Papa kam gelaufn un wollte dem Franzohsn peitschn. So kam ich um meiner Fart. Es wahr zu dumm. Mamma sagte, sie will mich nich einen Augnblik aus ihre Augn lassn, so lang wir beim Nigjarra sin. Es machte sie schaudern das ich so mit genauer Not der Gefahr engangn wahr. Den nechstn Tag kaufftn wir ein Nadlpollster fir Elsbett fon di Indjahnerfraun un einen Bogn un Feile fir mich un fuhrn zur Zigninsl, aber ich sah dort gar keine Zige. Man mechte es nich glaubn, wi schnell dort das Wasser geht. Wenn mann ein Schtik Papir oder Gras heneinwirfft, dann siht mans. Es wahr auch eine Dame dort, prachfoll angezogn di einen greßlich komischn Moppshund mit einem rosaband trug un sie liß mich mit ihm schpiln un ihm eine Weile haltn um sich ein bischen auszuruen. Ich weiß um alles in der Welt nich wis passihrte, aber wi sie auf etwas schaute, was Mamma ihr zeigte, fihl Nelly (das is der Mopps) ins Wasser. Ich sah grad nur fir eine halbe Sekkunde eine rosa Schleife, dann sah ich nichs mehr. Man hedte glaubn kennen, es is ein Bubi wi sich das Fraunzimmer benahm! Wenn Papa sie nich feßgehaltn hedt, ich glaub sie wer dem Mopps nachgeschprungen. Weil sie nun nich konnte, krigte sie Krempfe un man mußte sie im Hotell tragn. »Du unforsichger Junge!« sagte Mamma, »das is der zweite, seit wir fon zuhaus fort sin!« Ich weinte beina selbs -- so ein herzeges kleines Geschepff, refarbig mit einen lokign Schweif un einer schpaßige schwarze Schnautze; aber ich beruigte mich damit, das ich jetz wußte, das Wasser macht fast eine Meile in der Sekkunde. Der Wissnschaff missn Opfer gebracht wern, sagt mein Leerer. Aber es is Zeit, mein Tagbuch, das ich dir fon meinen eignen knappn Entwischn erzehl. Ich wahr in tetliche Gefar. Das Blut erschtarrt mir, wenn ich nur drann denk. Wenge Jungen fon meinen Alter kennen so ein Erlebniß erzehln. Die Wasserfelle sin groß -- sehr groß -- risig, aber es ligt mir nichs drann, sie noch eimal zu sehn, hechstns mit einen Redtungsgirtl. Am 2ten Tag wi wir Fische zu midtag hadtn fihl mir ein, das es schpaßig sein mißte, in dem Fluß zu fischn un ich blib ruig, bis Mamma mich in ihr Zimmer nahm, un mir sagte, ich soll mir ein Buch nemen un einsweiln lesn, wehrend sie ihre Sjesta helt, wi jedn nachmitags. Zimlich bald schlif sie ein. Ich schaute aus den Fenster -- der Himml war blau, die Sonne schihn hell. Ich sehnte mich, draußn zu sein. Ich kroch auf dem Feranderdach, glischte auf einer Seile henunter, kauffte mir in einen kleinen Ladn iber der Schtraße ein par Angl un lif weg. Ich ging weit am Fluß hinauf, wo das Wasser ganz ruig un langsam floß. Dort setzte ich mich nider un fischte. Ich fing aber nichs un ging noch ein gutes Schtik weiter henauf -- bis ich zu einer Mihle kam, wo ein kleines Boht in einer Buch angebundn wahr. Es schaute nimann, also borgte ich mir das Boht aus. Ich dachte, ich wer heniberrudern un schaun, ob auf der kanahdische Seite mehr Fische sin. Wi ich ein kurzes Schtik hinausgerudert wahr, fing das Unglick mit den ferteifltn Boht schon an -- es drehte sich herum un irgnd etwas riß mir die Ruder aus der Hand, grad wi wenn ein pahr Hende henaufgereicht un sie mir fortgezogn hedtn. Ich flog so schnell den Fluß hinunter, das ich an dem Mopps mit den Rosaband denkn mußte, aber mir scheint dismahl hadte ich nich sofihl Intresse an der Wissnschaff -- ich fergaß zu rechnen, wi geschwind es ging un fing an zu schtaunen, was ein kleiner Junge alles denkt, wenn er iber dem Niagjarafall fligt, um zu ertrinkn. -- Es wahr mir schlecht im Magn un ich winschte, ich wer zurik in Mammas Zimmer, ruig mit den Buch in der Hand, wi ein brafer Junge. * * * * * Ich sehe aus di Zeitungn, das das damals ein sehr aufgeregter Tag wahr am Nigijarra. Ein pahr Menner sahn einem kleinen Jungen in einen kleinen Boht eine einsahme Farth den Niagjarra henunter machn; sie lifn un schrihn, aber das half nichs. Anre Leite sahn das Boht un schrihn un lifn, aber auch das half nichs. Der tafferste Mensch auf der Welt hedte den kleinem Jungen nich helfn kennen. Weiter un weiter ging es. Oh es wahr greßlich! greßlich! Er schtrekte seine arme, kleine Hende aus zu den Leitn am Ufer. Er machte die Augn zu un sagte ein Gebeht. Er ferschprach seinen Fatter un Mutter zu ehrn, seiner Schwester zu folgn un nih wider in einer Patsche zu kommen, un ein brafer Junge zu wern. Ich glaube die Forseung herte dem kleinen Schorschi un wollte es noch eimal mit ihm probihrn. Wenn alle schlechte Jungen frih schterbn mechtn, so blib keiner ibrig um groß aufsuwaksn un Presedennt fon die fereinigte Schtaatn zu wern. Das Boht fom kleinen Schorschi rannte auf einem scharfn Felsn un blib dort schtekn. Die Leite schtandn zu hunderte am Ufer un schtarrtn auf ihm, wi wenn er ausgeschtellt wer. Ein Mann rif ihm zu, sich anzuhaltn un das wahr sehr gescheit. Die Sonne ging langsam unter un er dachte, wi firchterlich es sein muß in finstern unterzugehn; er glaubte seine theire Mutter zu sehn, wi si mit den Hendn winkte un ihm Kisse zuwarrf. Oh, wi sehr winschte er, er hedte ihr immer gefolgt! Wi traurig wirde es sein Lils Babi nih widerzusehn. Er winschte, er hedte nih fersucht, es aus der Kanohne zu schißn. Das warn ein pahr fon di Gedankn des armen Jungen. Ich weiß nich genau, wi es gescha, aber der kleiner Schorschi wurde geredtet. Der Franzohse that es. Sie schossn ein Seill iber dem Fluß un machtn es auf beidn Seitn fest; dann ging der Franzohse auf dem Seill qweriber, bis iber das Boht, warf eine Schleife iber Schorschi un sagte ihm, er soll sie sich unter der Aksl fest machn un nur ganz ruig bleibn; dann zog er ihm henauf, befal ihm di Augn zuzumachn un schtillzuhaltn -- Forsich wirde das ibrige tun. Un er brachte es fertig. So eine Ssene! So ein Hurrageschrei un gejauchze! Mamma umarmte dem Seilltenzer, wi wenn er ihr lang ferlorner Bruder wer un fihl wi tot in Ohmach un di Leite brachtn sie un mich im Hotell. Papa gab ihm auf der Schtelle einem Scheck fir 500 Doller un sagte, er is ein taffrer Kerl. Aber Papa sagte mir innsgeheim, er glaubt, es kostet mer mich großzuzihn, als ich werth bin -- er hedte gelesn, das es 5000 Doller kostet, ein gewehnliches Kind zu erzihn, aber ich hedte ihm bis jetz schon finfmahl mehr gekostet -- abgesehn, was ich noch anre Leite gekostet hab, un di Bricke, die ich in der Lufft geschprengt hab un die Schtadthalle. Ich glaube, er hedte mich nich gleich am erstn Abns fon meiner wunderbahre Redtung scheltn solln -- aber so sin schon undankbahre Eltern. Mamma hadte in der Nach noch ein pahr Ohmachsanfelle; der Dokter sagt, der Schrek hedte sie tetn kennen, sie wirde es fir langer Zeit nich iberwindn. Ich hedte wirklich das Boht nich genomen, wenn ich nich gans unschuldig ein bischen fischen un meinem Fater mit ein par Fische hedte iberaschn wolln, un das Wasser schaute so gladt un ruig aus. Das ergste dran is, das ich mein neies Taschnmesser ferlohrn hab -- es wird nie gefundn wern, weil ich es dort falln liß, wo das Wasser schreklich schnell geht. Wir kahmen so schnell nachaus am nechstn Tag, als wir nur konntn un Mamma ligt jetz zu Bedt. Es war thericht fon ihr, so zu erschrekn, befor sie wußte ob ich geredtet wern kann. Es schihn fir dem Franzohsn ganz leicht mich zu redtn -- obwol es das lezte fom kleinen Schorschi gewesn wer, wenn das Boht nich an dem Felsn hengn geblibn wer. Jetz also hat mich Elsbett ferschprechn lassn das ich mich ender un ich hab es auch -- follkommen; un weil du jetz, libes Tagbuch, schon follgeschribn bist, will ich dir auf lang Lebwol sagn, bis ich ein anres bekomm. Fertrocknet is di Dinte mir, es fehln mir di Gedankn -- Meine Lib allein zu dir, di wird nimmer wankn. =Schorschi.= NB. Die Leite sin schreklich aufgeregt wegn die Wahln. Mein Papa is einer fon di Schtimmenzehler un ich un Henschen habn einen Plahn gemacht, damit wir ein bischen Schpaß habn. Ich will es nich erzehln, befor es losgeht. Wir habn ein Teerfaß un eine Menge Zindhelzer hinter der Scheine. Kann sein, das wir Mulys Kalb bratn, wenn si nich wi gewehnlich am Markplatz einem ganzn Oksn bratn -- aber nur nichs aus plauschn! Wir wolln unsre Familjen iberaschn. Er beteiligt sich an den Wahlen Ich weiß nich, ob ich jetz noch mit den kleinen Hans ferkehrn darf, un Lischen sagt, si wundert sich, das ich mit einen kleinen Jungen fon seinen Alter umgeh, -- ich muß mit greßern Jungen ferkehrn. Sie is beina elf, hibsch wi ein Bild; so große schwartze Augn, so modisch! Di is eimal herausgeputzt, sag ich! Sie is auf Besuch bei uns, un Mamma sagt, das is gescheit, sie is elter un kann mich dafon abhaltn, Dummheitn zu machn. Ich kann ihr das Hahr nich abschneidn, weil es schon abgeschnidtn is un so sin wir gute Freinde. Mir scheint, sie hat mich sehr gern un ich hab sie greßlich lib. Sie hat eine Manihr ihre Frisuhr zu tragn, di zum schtaunn is. Ich fragte Betti gestern abens -- in fertraun -- was mein Hertz so geschwind gehn macht, wenn Lischen im Zimmer kommt un sie lachte un lachte, wi wenn es sehr schpaßig wer, das zu fragn un dann sagte sie: »Weiß du nich Schorschi?« un ich sagte »Nein!« un sie sagte: »Nun, du kleiner Narr, du bißt ferlibt!« Aber sie ferschprach es nimann zu erzehln, weil ich es auch nie erzehlt hab, wenn sie ihrn jungen Mann in der Kiche Kuchn gegebn hat. So is es also ein Geheimniß zwischn mir un Betti, bis ich Gelegnheit hab es Lischen zu sagn, un ich hab Zeit genug, weil sie ein pahr Wochn bleibt. Dokter Moor gab mir 50 Cent, damit ich ihm das Ferd halte, wi der Mann krank wahr un ich ging mit ihm herum, es lif aber weg un zerbrach den Wagn ein bischen. Er mußte das Ferd ferkaufn, aber mir wahr nich fihl geschehn un so gab ich ihm di 50 Cent nich zurik. Ich kauffte ein prachfolles Bukeh um das Geld un schenkte es Lischen. Ich gab ach, ob sie rot wird, weil Betti sagte es is ein Zeichn, das sie mich auch libt. Sie wurde aber nich roht un ich firchte, es is deßwegn, weil ich so schpaßig ausschau mit den langen Schtreifn Hefftpflaster iber der Nase, wo mir di Haut abgeschundn worn is, wi das Ferd durchging -- aber was is die Libe eines Medchens wert, wenn sie einem Jungen nich grad so lib habn kann mit einen Schtikchen Heffpflaster? Es ferlezt meine Gefihle tif, wi sie immer lacht, wenn sie auf mir schaut. Es tut mir leid, das ich di 50 Cent an eine solche hertzlose ferschwendert hab. Es is ein Junge da dribn iber der Schtraße -- er is zwelf un hat ein Gesicht foll fon Sommerschprossn un ein neies blaus Gewand, wi wenn er was wer, un so bin ich ausgeschtochn. Gut, laß sie laufn. Ich wer nich mehr so eiffrig mit Heflichkeiten gegen ihr sein. Ibrigens hab ich sofil mit die komendn Waln zu thun, das ich wenig Zeit zun Ferlibtsein hab. Es wahr schön, so lang es dauerte. Es is große Aufregung in unsrer Schtadt. Man mechte sie kaum erkennen; iberall fladtern Fanen, schpiln Musikbandn un sin Fakllichproßejohnen un in der neu'n Schtadthalle wern Redn gehaltn. Ich denke, weil sie sofihl Schpetakl damit machn, es wird sicher einer oder der anre fon di Kandedahtn gewehlt wern -- filleich beide. Es wer zu dumm, sofil Geld fir nix auszugebn. Mein Fater sagt es is gut fir uns Jungen, Polletik zu ferschtehn anzufangen, solang wir noch jung sin -- die Zukunff hengt an jung Amerka. Ich schtimme iberein mit ihn. Ich hab mein bestes getan, di gute Sache zu ferdern. Papa sagt, wenn jeder sofil getan hedte, wi der kleiner Schorschi, so wer das Land nich mehr zu redtn. Das is ein großes Wort, aber ich verdin es. Ich wahr nich einem Abnd mißig, seit di Wahln angefangen habn. Ich hab mich heiser geschrihn, bin mit den Haufn maschirt, hab die Kanohne am Plaz abgefeiert, hab mit jeden Bubn in der Nachbarschaff fon meiner Greße oder kleiner geraufft, un hab den Mennern geholfn Holtz zu schlepn zu di Freudnfeier. Es is wahr es sin mir ein pahr Unglicke zugeschtoßn, un ein pahr Zufelle passihrt; aber ich glaub, der Presedennt wird trotz alln gewehlt wern. Meine Schwester Elsbett un ein pahr anre fon unsre noblen junge Damen habn eine Supschkripzjohn ereffnet, um eine prachfolle Faane fir di Freiwillgn zu kaufn, di mit der Fakllichprozeßjohn zur Parade gehn wolln. Sie wahr 12 Fuß lang, aus Seide gemacht, mit ihrn Nahmen in geschtiktn Bukschtabn drauf, di die Damen selbs machtn -- eine wunderbahre Faane! Der Faklzug wahr gestern abns. Die Freiwillgen kamen am nachmitag in der Schtadthalle zusamm, um die Faane aus die schönen Hende fon die hibschesten Medchen zu emfangen. Der kleine Schorschi wahr der Lewe des Tages. Er wurde auf einer Pladtform geschtellt, auf der alle Dahmen prachfoll geputzt schtandn, um eine Rede zu haltn, die Faane in der Hand bis der Hauptmann herauf kahm un seine Rede hilt un fon der Hand des kleinen taffern Jungen (das bin ich) die Faane nam, so das ein par Damen weintn, weil sie so ergriffn wahrn un ich nahm mein Taschntuch herfor, das zufellig foll Schnufftaback wahr, so das der Hauptmann jedesmahl, wenn er anfing fon den amerkanschen Adler zu schprechn, sagte »der großer amerkanscher Hapschi-dler« oder »Tschi-dler« oder »Krr-adrll« oder sons einem Unsinn, grad wi wenn man einem Fogl kennen mecht, der Krr-tschi-tschi-haptschi-dler heißt, bis alle lachtn un klatschn un schrihn, das man sein eignes Wort nich herte, un der armer Offezihr wahr so roht wi Feier un seine Augn foll Trehnen, so das er dem Faanenschtok nich sah, dem ich ihm hinhilt, das er ihm pakt, sonder den seidnen Sonnenschirm fon meiner Schwester nam un damit henunterschtig. Die Leite wußtn nichs fon den Schnufftaback; sie dachtn, er hat pletzlich die Fiehseiche bekommen. Sie schrien dreimahl Hurra, was ihm doch hedte zufridn machn solln un nich sagn, er wird den armen Schorschi den Kragn umdrehn, wenn er ihm draußn erwischt. Der großer Faklzug ging ganz gut ab. Es wahr eine hibsche Geschichte -- filleich 2 Meiln lang oder noch mehr, weil sie rund um di Häuser gingen, so das es gar kein Ende hadte. Es wahrn ein par hundert Leite in den Zug un di Fakln machtn sich wunderbahr. Die Musikk wahr ausgezeichnt, nur die große Trommel wahr ferschtimmt -- irgnd ein nichsnutzger Junge hadte ein Loch heneingeschnidtn un ein pahr Katzn heneingeschtekt -- den Katzn geschah nichs, aber die Trommel wahr hin. Ich wer es nich widermachn. Gleich hinter die Freiwillgen kam eine Schwadrohn fon kleine Burschn zu Ferd mit Scherpn un Fakln -- ein prachfoller Anblikk. Es wer ganz gut gegangen, nur ich kam zun Unglick mit meiner Fakl so na zu der neue Fahne, die di Freiwillgen gantz schtolz trugn, das sie zu brennen anfing. Ich wahr sehr neigierig, ob Seide auch brennt. Ich wahr ganz erschtaunt, das sie wirklich brannte. In filleich 2 Sekkundn wahr sie in einer firchterliche Flamme un noch 2 mehr, wo wahr da di Faane? Ich weinte beina, weil Elsbett un die ibrign sich damit geplagt habn. Es wahr ein Dempfer auf der ganze Feier. Ich mußte zu meine Fersn Zufluch nemen -- das heißt zu di fon meinen Poni -- weil sie drohtn, wenn si mich erwischn, wirdn sie mich in einem Tehrfaß schtekn, das sie zun Freidnfeier anzindn wolltn. Ich sag dir, mein Tagbuch, den Abns liß ich mich nich wider blikn. Ich sagte zu Henschen: »Was ligt dran, gebn wir selbs eine Forschtellung!« »Gut,« sagte er. Ich sagte: »Du schtitzt mich un ich krich durchs rikwertige Fenster in der Schtadthalle -- es is offn -- dort lign eine Menge Feierwerke fir das große Fest nechste Woche. Ich will ein par --« Er schtizte mich un ich kledterte ganz leicht henein un reichte ihm 3 Dutzn große Rakettn heraus, filleich hundert remische Lichter, eine Menge Katrinenreder un Schlangen -- alles was ich dachte, das wir abfeiern kennen. Dann borgtn wir den Schibkarrn fom Schließer aus, un fihrtn alles zum Deppoh -- ein großer Junge half uns un wir unterhiltn uns ser gut. Di ganze Schtadt lif fon den Freidnfeier weg, um zu schaun, was bein Depoh los is un nur ein pahr Sachn, fon die wir nich wußtn, wi wir si loslassn solln ferletztn ein par Leite. Ich wurde in der Lufft geblasn, aber ich fiel auf dem Dach fon einen Frachwagohn un schlug mich ein bischen an, meine Nase blutete un rickwerts am Kopff hab ich eine Beile un ein bischen Pulwer in Gesich, woriber Lischen noch mehr lacht, aber ich bin geredtet un Henschen un ich wolln uns morgn oder ibermorgn noch einen andern Schpaß machn. Mein Fater is in dem nechstn Ort gegangen, um ein par große Redner in der freie Lufft zu hern. Er sagt, die Leite wolln zum gutn Schluß dann ein Folksfest abhaltn un einen ganzn Oksn bratn. Eine Menge Obswein un anre gute Sachn solln dazu draußn im Freien gegessn un getrunkn wern, damit es mehr Schpaß macht. Ich wer gern mitgegangen, aber er sagte, einem Jungen, der so ausschaut, nimmt er nich mit -- wahr ibrigns ich letztn Abns sehr schlecht -- un er wollte mich zur Schtrafe zuhaus lassn. Ich wahr sehr einsam un fiff deßwegn auf Henschen, er soll iber dem Zaun kledtern wenn seine Mutter nich schaut un ich sagte: »Hansi, wenn wir einen Oksn hedtn, kenntn wir uns selbs ein Folksfeß abhaltn -- wer das nich ein Schpaß?« Er sagte, es were ein greßlicher Schpaß, nur habn wir keinem Oksn. Dann sagte ich: »Weiß du, man kann doch einer Katz auf sehr ferschidner Manihr das Fell abzihn -- komm nur hinter der Scheine, un ich will dir was zeign, Hansi.« Das wahr filleich um 4 Uhr. So gegn sex sah meine Mamma irgnd einen helln Schein befor sie di Lampn anzindete. Alles wahr rot un hell wi der Tag. Sie lif zum Fenster un schrih: »Oh, Elsbett, Elsbett, der Schtall brennt!« Aber sie irrte sich. Es wahr nur ein großes Feier, das ich un Hansi zu unsern eignem priwahtn Folkfeß angezindet hadtn. Es is wahr, das der Ek fom Kuhschtall Feier fing, aber das leschtn di Nachbarn gleich aus. »Die Ku is geredtet,« sagte Elsbett, »aber mein Godt, wo is denn das libe kleine Kelbchen?« »Was is das?« schrih Mamma un wurde ganz bleich. »Schorschi, du schlechter nichsnutziger grausamer Junge, sag mir dem Momment, wo -- oh, du godtloser Junge!« »Es is nur, weil Hansi un ich ein Folksfeß machn,« sagte ich. »Was?« schrih sie. »Ein Folksfeß, Mamma. Wenn große Leite einen Oksn bratn, so glaub ich, kennen wir Jungen ganz gut ein kleinwinziges Kalb nemen. Es is beina schon fertig -- wollt ihr alle dableibn un ein Schtikchen kostn? Wir habn auch eine Menge Obswein aus Henschens Keller. Wir wolln es ganz genau so machn, wi di großn.« »Habt ihr das arme Ding lebendig gebratn?« schrih meine Schwester. »Aber was, Elsbett, sihs du denn nich, das wir es tot gebratn habn?« Es is sonderbahr, wi wenig manche Medchen wissn. Es is unferninftig fon Mamma, so einen Schpetakl zu machn, wegn einen elendn kleinen Kalb. Hansi wurde nachaus geschikt un keiner fon uns beidn krigte nich eimal zu kostn dafon -- aber Papa konnte sich follschtopffn, so fihl er wollte, das weiß ich. Je älter ich wer, desto mehr Ungerechtigkeit erleb ich. NB. Hansi erzehlte mir heit frih in fertraun, das er fergessn hat, dem Haan umzudrehn, weil er sich firchtete, das di Kechin im erwischt, un so is das ganze Faß foll Obswein ausgelauffn. Aber ein Trohst is uns doch geblibn. Ich herte Papa sagn, das es hibsch fihl Geld kostet dem Presedenntn zu wehln. Er sagte, es were ihm auch geschikt worn un gesagt, er soll es auf dem Plaz ferwendn, wo es am meistn nitzt. Ich glaube, das Kalb un der Obswein missn in di Ausgabn fir die Waal eingerechnet wern. Alles, was ich bedauer is nur, das sie nich auf dem Plaz ferwendet worn sin, wo sie am meistn genitzt hedtn -- weil mir un Hansi nich erlaubt wurde, sie zu essn un zu trinkn. Wir wern aber nechste Woche noch eine Menge Schpaß habn. Der sommerschproßige Junge is heite frih dreimahl for unsern Haus auf un ab gegangen. Wenn Karoh nich auf der Eisnbahn getetet worn wer, mecht ich ihm auf ihm hetzn. Er mischt sich in Politik Libes Tagbuch, weißt du, das Lischen gestern in dem Brunn gefalln is? So ein Geschrei un Gekreisch hab ich noch nich gehert, wi im ganzn Haus wahr, di Leite lifn, um sie herauszuzihn, befor sie ertrunkn is un der Knech fon Hansis Fater kam so schnell wi er nur konnte, mit der Leitter heriber. Er liß sie henunter un fischte sie auf un brachte sie heraus un Elsbett pakte sie un Mamma rif ihr un der Kechin zu, nur schnell ein pahr Dekn zu wermen, weil sie so fom Wasser triffte un riß Elsbett das arme Kind weg -- un zuletz fandn sie, das sie sich nich hedtn so zu tummln brauchn -- es wahr gar nich Lischen, sondern ein falsches Medchen, das ich gemacht un heneingeworfn hadte -- ich schaffte Lischen ruig hinter den Holtzschupfn lign zu bleibn, werend ich es heneinschmiß un dann schrih: »Oh, oh, oh! sie wird ertrinkn, oh armes Lischen!« Dann kamen sie gelaufn un sahn die Stropuppe im Brunnen un machtn dem greßlichstn Schpetakl. Es wahr wirklich ungerech fon Papa mich ohne Nachmal in meinem Zimmer zu schikn, weil die Leite ein falsches Medchen nich erkennen, wenn sies so sehn. Ich sagte ja nich, das sie ihm Brunn is, ich sagte nur: »Armes Lischen, oh! oh!« Un jetz hat jemann den Dekl offn gelassn un di Katz fihl henein, aber ich wahr zohnig un sagte kein Wort un heit is ein großes Gesuch um di Katz -- was is nur geschehn mit ihr? -- ich wer mich nich bemihn, es zu erklern, sie wern es bald genug wissn, wenn das Wasser fon ihre Iberbleibsel richt. Ich winschte, der Schleicher fon driber der Schtraße wer heneingefalln un hedt sich das neie blaue Gewand runihrt. Elsbett erwartet ein par Freindinnen auf dem Abnd un firchtete sich, der Englkuchn wird ihr in Ofn ferbrennen un deßwegn mußte sie zu mir henaufkommen. Betti hadte Ausgang un die Kechin wollte sie nich fortschikn, un deßwegn fragte sie mich, ob ich ihr nich henunterlaufn will in der Zukerbekerei um ein Fund Makkrohnen un drei Firtl Gefrornes, Schoklat un Wanillje gemischt. Natirlich sagte ich gleich ja -- es is doch fiel besser, um Gefrornes henunterzulaufn, als im Zimmer eingeschperrt zu sein un zu hungern un druntn die Jungen jauchsn zu hern, wi sie zum Freidnfeier hinlaufn. Sie gab mir 2 Doller um fir die Erfrischung zu zaln un ich machte, das ich fortkahm. »Aber Schorschi, bleib nich eine Sekkunde lenger als finfzehn Menutn aus, das Gefrorne zerflißt, wi nur was; komm nur direk so schnell zurik, als deine Fiße dich tragn kennen un sei ein brafer Junge -- bleib nich am Weg schtehn, wir wartn alle auf dem Gefrornen; denk nur, was fir ein fergengliches Ding Gefrornes is; des Abns is warm, wills du dich eiln, sofihl du kanns, liber Schorschi?« Schwestern kennen greßlich siß sein, wenn sie ihre kleine Brider zu irgndwas brauchn. Ich lif auf dem ganzn Weg un schaffte ihnen nur schnell die Makkrohnen einzupakn un das Gefrornes in der Eiskanne zu gebn, damit ich so schnell wider zuhaus bin, wi Elsbett mir gesagt hat. Aber wi ich zuhaus kam -- so eine Beschehrung! Die Kanne wahr foll einer schwabbliche gelbe Soß un ein kleines Hindchen hadte die ganzn Makkrohnen gefressn un sogar das Papir zerkaut -- aber an den Papir lag mir nich sofihl. Es is wirklich selltsam, wi etwas so einschrumfn un einschrumfn kann, wi Gefrornes. Ich glaube, es is so eingeschrumft, weil ich zu nah bein Freidnfeier wahr. Es wahr eine prachfolle Flamme -- ein paar Tehrfesser un ein altes Faß fon blauen Erdwax. Henschen un ich un noch eine Menge Jungen heiftn das Holtz aufeinand, so schnell wir nur konntn. Es dauerte mehr wi eine Schtunde. Wir blibn bis es aus wahr, so eine Hetz! Mir tats nur leid, das Elsbett um ihre Erfrischung gekommen is. Wenn ich gewußt hedt, was ich tun wer, hedt ich di 2 Doller aufhebn un eine Menge Rakettn dafir kaufn kennen. Der junger Herr lachte un sagte: »Oh wenn sich nur Schorschi bein Freidnfeier gut unterhaltn hat, machn sie sich nichs aus den Gefrornen, Fräulein Hacker!« Aber Elsbett weinte beina. Deßwegn sagte Matilld Robinson, sie will iber Nach bei uns bleibn -- sie is Elsbetts beste Freindinn, seit Susi dem Dokter geheiratet hat -- un wi lang di Medchen aufblibn, nachdem die Gesellschaff fort wahr! ich glaub sie missn so schlefrig sein, das sie heit den ganzn nachmitag schlafn wern. Es wahr ein Holtzfeier in Kamihn, weil es abns schon kihl is. Sie setztn sich direk am Kamihntepich. Zuers namen sie sich die Haarlokn henunter, dann schmissn sie die Halbschu herunter un machtn es sich beqwem; dann fingen sie an, fon die Burschn zu redn. Godt! wi sie schnattertn! un Elsbett sagte Matild soll ihre erste Brautjungffer sein un dann redetn sie ein bischen leise un sie sagte: »Nein, Matilld, sag mir die Warheit -- ich weiß, du biß schterblich ferlibt in ihm -- firchte dich nich, mirs zu erzehln -- ich wers nich weitersagn!« Un Matild fing zu weinen an un zu seifzn un sagte: »Oh Elsbett, er kimmert sich gar nich um mir, un ich libe schon dem E-er-er-erdbodn, auf dem er tridt. Ja, das tu ich. Ich glaub-aube er is gre-re-reßlich lib. Aber ferathe keiner lebende Sehle ein Wo-o-ort. Es wirde mein To-od sein, wenn Ka-a-arl Grin auch nur treimen mecht, wi ich ihm libe.« Es is ein Wunder, das ich nich den Forhang henunterriß un mich feratete. Aber ich blib ganz ruig, weil ich wußte, das Elsbett mich greßlich bei die Haare ziht, wenn ich mich erwischen laß, un so schlif ich ein, un wi ich aufwachte, wahrn sie fort un ich schlipffte auch henauf. Heit frih ging ich auf einen großn Umweg in der Schule um zu sehn, was los is, un mir di Ruihnen fon den gestrign Freidnfeier bei Tag anzuschaun, wi ich eine große Menge Leite bei der Schtadthalle bemerkte, auf der Treppe un auf den Seitnweg un herte wi sie fon einer Parahde un noch einen Faklzug redetn. Dann sah ich Karl Grin mit einer Menge junge Leite, die Freiwillge sin, sons hedte ich gar nich an dem gedacht, was die Medchen sagtn. Es is ein Glick, das ich ihm sah, weil jetz alles gut is. Ich sagte: »Hallo, Herr Grin!« Er sagte: »Halloh, Schorschchen, wi gehts den Gefrornen heite?« Dann erzehlte ich ihm alles, wi di Medchen aufblibn un sich das Hahr kemmtn un fon ihm redetn un was Matilld gesagt hat, un zeigte ihm, wi sie weinte -- die andern Kerle lachtn, aber Karl wahr so zohnig, wi nur was un sagte: »Schtill, Schorschi, du bist ein roer Junge, Dinge zu erzehln, di du zufellig gehert hast!« Ich sagte: »Ich dachte, sie wern es gern wissn wolln, un sie heit abns besuchn un ihr sagn, sie soll nich mehr weinen,« un so glaub ich auch, das er heit abns hingehn wird. Mir scheint, mein Fatter redet oder denkt jetz fon nichs anres als Polletick. Mir scheint, er gibt sich sehr fihl Mihe um dem Land. Er sagt es kommt auf dem Hund. Ich fragte, auf was fir einen Hund. Er sagte, er meint damit, das es in Schtike geht. Ich glaubte, er meint ein Erdbebn, wie in meiner Gografih, schteht, aber wi ich ihm nocheimal fragte, sagte er: »Ach was, ich meinte, wir wern durchfalln.« Ich wollte wissn, wohin wir falln wern -- filleich falln wir durch bis Kinah un zerqwetschn ihnen ihre Zepffe, weil ich einen Redner hab sagn hern, die Kinehsn missn gehn un ich dachte, Papa is in Angs das Amerka durch un durchfallt bis auf Kinah. Er sagte, ich bin ein Narr, un nich alt genug um di kinehsische Frage zu ferschtehn. Aber mir scheint es is genug Schpaß in der Polletik, solche Trannsperente, Latehrnen un Faanen un Fersammlugn un Redn un Faklzige un Freidnfeier, das man genug damit zu tun hat. Es bleib mir nich ½ so fihl Zeit ibrig, um meine Kenntnisse zu ferweitern, wi ich nethig hedte dazu; mein Leerer sagt, ich muß reglmeßig in der Schule kommen, sons bleib ich ein Dumkopff. Ich muß fersuchn reglmeßiger zu gehn, weil er sons heriber kommt un es den Papa sagt, wenn ichs nich tu. Gestern fersuchte ich, reglmeßig in der Schule zu gehn, aber ich hadte einen schreklich ween Hals un Kopfwe, so das ich mein Frihschtik gar nich essn konnte; Mamma war in Angs; sie glaubte es is Difftritis. Sie gab mir ein bischen Medezihn un sagte, sie wird um dem Dokter Moor schikn, wenns nich besser wird; aber um halb zehn wahr mir schon ganz gut, un Betti gab mir deßwegn 10 oder 12 Buchweitznkuchn, die sie mir aufgehobn hadte un ich schlipffte aus dem rikwertign Thor um in der Schule zu gehn. Ich dachte, ich wer bein Depoh forbeigehn um di Freiwillign in dem Zug einschteign zu sehn. Sie solltn um halb elf nach Bluewill zu der großn Feier farn. Bluewill is filleich 16 Meiln fon hir. Es sollte grosartig zugehn. Bluewill is am Seh. Gereste Austern, Gullasch, Obswein, ein Zellt, ein Haufn Leite, eine Kanohne, Feierwerk, eine Blechmusikkbande -- wirklich, wi ich in den Gedrenge zu den Depoh kahm un der Zug einfuhr konnte ich gar nichs dafir, das sie mich di Schtufn henauf in einen Wagohn heneindrengtn. Das Gedreng wahr so arg, das ich mich durchaus nich durchzwengen konnte, um in der Schule zu gehn. Befor ich es noch wußte, wahr ich obn eingezwikt in den Gang, der Zug in Bewehgun un keinem Cent in der Tasche, um fir meiner Fart zu bezaln. Jedesmahl wenn der Konduktehr durchging, ferschtekte ich mich anderswo, aber nach einer Weile sah er mich doch un fragte wo ich meine Karte hab. Dann erzehlte ich ihm, wi ich hereingedrengt worn bin, wi ich grad in der Schule gehn wollte, un ein pahr sagtn: »Oh, es is nur Schorschi, er kommt warscheinlich mit um uns unsre anre Fahne zu ferbrennen!« Un der Konduktehr sagte: »Oh es is Schorschi Hacker, der is es!« un lachte un ging foriber un in einer Weile kamen wir an, un ich schtig mit die ibrign ab. Es wahr so gut wi ein fierter Juli. Es wahr ein bischen kihl an der Kiste, aber zwei risige Feier machtn es wider gut -- eines, um Gullasch zu kochn un eines um die Muschln zu restn. Außer uns warn filleich noch 1000 Leite dort. Die Bande schpilte, ein par Herrn hiltn Redn un dann sangen wir ein pahr Lider un feiertn die Kanohne ab. Ich konnte di Redn nich zuhern, weil ich sehr fihl zu tun hadte den Kessl mit Gullasch foll machn zu helfn un einen großn Haufn Schteine heiß zu machn um die Muschln zu restn. Ich hadte kein Geld un so wollte ich mir mein Essn ferdinen. Ich wollte einen Pack Sehgras, um es um di Muscheln bein Restn zu legn. Es wahrn Fesser un Fesser foll dafon da, un ein Faß foll dikn Schiffszwihbak zum Gullasch un eine Menge Zwibl, Erdepfl, Schweinfleisch, Saltz un Feffer. Ich kann nich sagn, wi es passihrte, aber wi ich das Faß mit den Zwihbak rollte, kuglte das runde Ding grad ins Wasser, un schwamm filleich 100 Elln henaus, grad wi wenn es direk nach Eiropa wegfarn wollt; dann plantschte es zurik un ein Mann watete hinein, aber es schwabblte auf un ab un es dauerte sehr lang befor er es erwischte -- ich glaub, er hedte einen Fischkahn nemen solln -- aber er erwischte es enlich, aber es wahr durch un durch mit Sehwasser follgesogn. Das Saltz un der Feffer wahrn auch drin, aber zun Glik machte es dem Schweinfleisch nichs. Sie mußtn das Gullasch ohne Salz un Feffer machn. [Illustration] Es erinnerte mich an der Geschichte in meinen Lesebuch mit den Mitagessn fon den armen Mann. Deßwegn sagtn di Leite, ich soll liber nich in der Näe kommen, bis alles fertig is. Ich un noch ein Junge gingen an der Kiste ein bischen schpazirn un wir fandn ein totes Thir; das ganz so ausschaute, wi ein Esl. Es wahr an der Kiste geschwemt worn. Ich hadte eine Menge in der Polletik gelesn un gehert, fon Esln di gleich for Wut kochn, un so dachte ich, dem kann man ganz gut dazu brauchn. So sagte ich dem anren Jungen, er soll gut Ach gebn, bis sie die Muschln zum Restn gegebn habn, un wir wikltn es in Sehgras ein un wartetn, bis die Menner weggegangn warn, um Obswein zu trinkn, un dann schleptn wir es mit aller Krafft hin un lissn es obnauf auf die Muschln plumpsn un legtn noch mehr Segras drauf, damit sie so fiel fon einen kochendn Esl habn, als sie brauchn -- nur wahr der gebratn -- aber ich glaube, er muß krank gewesn sein, wi er schtarb, oder wahr es schon zu lang, oder sons etwas. Wi sie das Sehgras henunternamen, um ihre Muschln zu essn -- na, es is einfach greßlich, mehr wi 1000 hungrige Leite zohnig auf sich zu sehn, wenn man nichs anres wolln hat, als ihnen einem gutn Bissn gennen; aber ein Mann lachte un sagte er is froh, das der Esl enlich tot is. Ich firchte, sie hadtn wenig mehr zu essn, außer Obswein, bis sie in der Schtadt tellergrafihrtn un ihnen ein pahr kalte Lebnsmitl herausgeschikt wurdn. Aber di Feier wahr famohs; di Musikk schpilte un wi es finster war, kam eine große Menge belegte Budterbröter un anre Sachn un nachdem er aufgegessn wahr, sollte ein großes Feierwerk sein, nur fing der Wagn Feier in den alles aufgepakt wahr un alles ging zusamm in der Lufft, un das wahr wirklich zu dumm, weil es in ganzn nich mehr wi 3 Menutn dauerte un man di einzelne Figurn nich gut sehn konnte. Es wahr noch ein Glick, das die Leite auf der andern Seite fon Depoh warn, sons hedte noch jemann mit in der Hehe gehn kennen. Ein Kerl pakte mich bei der Schultter un fragte ob ichs getan hab? Er wollte mich einen Pollezeiman ibergebn, aber einer fon unsre Freiwilligen kam un fihrte mich weg -- es wahr Karl Grin, in dem Matilld schterblich ferlibt is; er setzte mich auf der Eisenbahn, bezalte mir die Fahrt un sagte, ich soll nur ach gebn un auf der richtige Schtattsjohn ausschteign. »Du darffs nich lenger bleibn, deine Leite wern sich um dir sorgn un es is gefehrlich fir dir, in den Gedrenge zu bleibn; du has dich als solcher Schadnschtiffter gezeigt, das ein pahr dich auf der Schtelle aufknipfn wolln, un ein pahr mechtn dich liber ein bischen in der Seh eintauchn, damit du dirs merkst, un ein pahr wolltn, das du ein Schtik fon den gerestetn Esl essn sollst, allso is es besser, du gehst nachaus,« sagte Karl. Allso ging ich. Das heißt, ich fuhr richtig weg, aber ich wahr ganz erschepfft, un schlif im Wagohn ein: un wi ich aufkam, wahr Mitternach -- tife finstre Mitternach, un der Konduktehr sagte: »Sehnchen, schteh auf, wir sin schon in Filadelfja. Wohin fahrs du?« Er ist entmutigt Keinem Freind in der große Schtadt! Kein Penni in der Tasche! Un dazu tife Miternach! Oh was fir ein Trugh sin alle unsre Erwartungn! Ich dachte auf alle di kleinen Jungen fon die ich gelesn hab, das sie ferlorn gegangen sin. Ich erinerte mich, das es in diser selbe Schtadt wahr, wo der arme Scharl Roß geschtohln worn is. Ich glaub ich muß einen hesterischn Anfall gehabt habn, weil ich so weinen un seifzn mußte, wi wenn mir das Hertz brechn mecht. Gewehnlich schenihr ich mich zu weinen, weil es so auschaut, wi wenn ich ein Babi oder ein Weib wer, aber ich hadte schreklich Heimwe un firchtete mich auch ein klein winziges bischen, das irgnd was passihrt un meine arme Mamma ihr libes Kind nich mer siht. Eine Dahme herte mich seifzn un lente sich forwerts un sagte: »Armer kleiner Junge, was is dir gescheen, has du filleich Magnschmerzn? Da sin Fefferminzzeltchen, nimm dir ein pahr.« Dann erzehlte ich ihr fon den gerestn Muschln -- das ich in dem Wagohn heneingedrengt worn bin, wi ich in der Schule gehn wollt un dann in den Zug eingesetzt worn bin um nachaus zu farn un einschlif un wi der Bliz bei unsrer Schtadt forbeifuhr one es zu wissn, un das ich kein Geld hab un das Mamma sich so ängstegn wird um mir. Sie wahr zehr freindlich zu mir. Sie sagte, ich soll mit ihr nachaus komen un iber Nach bleibn un in der frih wirdn wir tellergrafihrn damit Papa kommt un mich hohlt. Ich dankte ihr ser heflich -- ganz wi es sein muß -- un fragte sie, ob sie filleich kleine Jungen zuhaus hat, mit di ich schpiln kann, bis mein Fater komt. Sie sagte nein, sie were nich ferheiratet; aber ich fragte sie ja nich ob sie ferheiratet is oder nich -- ich wollte bloß wissn, ob sie einem Bubn oder Medchen hat, mit die ich schpiln kann. Ich glaub sie wahr krank, weil ein Wagn auf ihr wartete, wi wir ankahmen un der Kutscher griff sehr erehrbitig am Hut, aber mich schaute er sehr neigirig fon obn bis untn an, wi wenn ich der Babi-Ellfant wer, oder was ehnliches. Dann sagte di Dahme: »Michl, dises Kind is ferirrt oder geschtohln, wir missn heut nacht fir ihm sorgn, un morgn ganz zeitlich an seine Freinde tellergrafihrn.« -- »Er is ein hibscher sißer kleiner Junge,« sagte Michl, »ich will hoffn, er is nich fon zuhaus wegelaufn, wi manche fon ihnen thun.« -- »Ich will fir ihn gutschtehn,« sagte di Dahme. Un in ihrn Haus wahr es wirklich famohs. Oh, fihl hibscher, wi unsres! Sie legte mich in einem hibschn, weichn Bedt in einen kleinen Zimmer neben ihrn, un liß di Thir offn, damit ich mich nich einsam fihl. Ich schlif in filleich 5 Sekkundn ein. Meine Fiße tatn greßlich weh, aber ich wahr zu mid, um mir was draus zu machn. Wi ich aufkam war heller Tag; ein nettes Schtubmedchen, ganz wi Betti, sagte zu mir: »Hir is das Badzimmer. Das gnä Fräuln sagt, sie mechtn liber zuers badn. Ich hab das Wasser in der Wanne grad recht gemacht -- schtehn sie nur auf un fersuchn sies. Das gnä Fräuln sagt, sie mechtn nich mit die Glasgriffe schpiln. In ½ Schtunde wird das Frihschtick fertig sein. Wenn sie angezogn sin, kommen sie henunter in den Sallohn.« Ich hadte ein prachfolles Bad, nur wurde die Wanne so foll fon heißn Wasser, das ich bald herauschpringn mußte -- ich konnte es nich mehr zurikdrehn, je mehr ich drehte, desto mehr rann es, un wi ich mich angezogn hadte, das ich henausgehn un das Medchen rufn konnte, rann schon zimlich fihl iber dem Fußbodn. Gliklicherweis ging sie grad durch der Fluhr, sons wer di Deke runihrt worn, -- das Medchen sagt sie is grad gefreskot worn. Ich firchte, es machte ihr ein bischen Mihe, so fihl Wasser aufzuwischn. Ich ging in dem Sallohn henunter; di Dahme wahr noch nich dort, allso schaute ich aus dem Fenster. Auf den Trottoah schpilte ein sehr hibsches kleines Medchen. Ich machte das Fenster auf, kletterte henaus un schprang henunter. Sie sagte: »Oh je!« Dann sagte sie: »Wer bis du, ich wußte nich das Fräul Ward einen kleinen Jungen im Haus hat.« Ich erzehlte ihr, wiso es kahm. Es that ihr sehr leid um mir; aber sie sagte, wenn ich zu einer Feier un ferlorn gehn wollte un solches, so hedte ich mein anres Gewand anzihn missn un nich meinen Schulanzug tragn. Wir schpiltn ein bischen un dann mußte sie in der Schule gehn. Ich ging ein Schtikchen mit ihr, bis sie sagte, ich soll liber zurikgehn, sons geh ich wider ferlohrn; sie zeigte mir, wo ich zurikgehn soll, aber ich probihrte un probihrte un probihrte un konnte das Haus nich findn. [Illustration] Ich wahr firchterlich hungrich. Ich glaub, ich leitete filleich an 200 Hausglokn -- aber an lauter unrechte. Das Nagn fon Hunger fing an greßlich zu wern. Grad da sa ich sie zu meiner große Freide bei einen Fenster schtehn. Sie schidtlte den Kopf un sagte, sie firchtet, ich bin unferbesserlich -- ich hedte nich wegehn solln -- besonderst nich aus den Fenster -- ich hedte einen Krazzer auf ihre nein Tapethn gemacht un es hedtn Einbrecher hereinkommen kennen, befor es zugemacht wahr. Ich baht, sie soll mir dises eimal ferzeihn. Ich wollte nich ferlohrn gehn, aber ich wollte mit den kleinen Medchen beim nechstn Tohr schprechn. Sie sagte, dismal will sie -- ob ich nich frihschtiktn gehn will? Sie fihrte mich im Schpeisezimmer un setzte sich zum Tisch werend der Diner mich bedihnte. Ich erzehlte ihr eine Menge fon mir. Sie schrib sich dem Nahmen fon meinen Fater un fon mir auf. Ich erzehlte ihr fon Lil un den Babi -- wi ich es abschißn wollte un fon Beß un ihrn Ferehrer -- un fon meine Erfarungen im Ballon letztn Juli, un fon Mammas un meinen Ausfluhg zu die Wasserfelle un ferschidne anre Sachn, un das ich mir ein Tagbuch halt. Ein pahrmal lachte sie un ein pahrmal hilt sie die Hende for Schrekn in der Hehe. Aber der Narr fon einen Diner schprang in der Schpeiskammer un lachte, das ihm die Knepffe fon der Weste abschprangen hinter der Thir. Mir schmekte es. Allso sagte sie wi ich fertig wahr: »Georg, ich geh jetz deinen Leitn tellergrafihrn, zu kommen un dich abzuholn. Ich laß dich bei Peter, meinen Diner; ich hoffe du wirst ein guter Junge sein, bis ich zurikkomm. Da has du ein hibsches Buch zu lesn. Du kanns hir im Schpeiszimmer bleibn un lesn, bis ich komme. Ich werde in wenger als einer Schtunde zurik sein.« Sie patschte mir am Kopf, gab mir das Buch un ging henaus. Peter reimte den Tisch auf un dann ging er in der Schpeisekammer um das Silberzeig zu putztn un die Gleser zu waschn. Es wahr ein hibsches Zimmer. Die Sonne schihn herein. Es wahrn zwei Föglkefige dort un di Fögl sangen lustig. Fräuln Wards besonrer Libling, eine glatte, große schekige Katze lag auf den Teppich for den Kamihn in den ein kleines Feier wahr. Werend ich lahs gab ich ach wi si in der bewußte Weise auf die Kanarihfögl blinzlte. Das Buch wahr sehr fad; ich dachte ich wer liber zuschaun, was die Katze macht. Ich reichte nur ein bischen in der Hehe, machte die Thire fon einen Kefig auf un las noch ein Schtikchen un schaute dann wider wi die Katze blinzlt. In filleich einer Menute kam der Fogl heraus un flog im Zimmer herum un liß es sich so wol sein. Ich glaub es is grausam Vögl in einem Kefig einzuschperrn, so das sie nich herumflign kennen. Ich las noch ein schtikchen mit einen Aug auf der Katze un pletzlich schprang sie auf, wie ich grad dachte, sie wird jetz einschlafn. Die Kanarjen in den Kefig machtn einen schpaßign Lerm. Peter kam herein, aber es wahr zu schpet -- dise heßliche große dike faule schekige Katz hadte dem armen kleinen unschulgen Fogl erwirgt; zeine Federn flogn nur so herum. »Das gnä Fräuln wird dirs schon gebn, junger Mann,« sagte Peter, »es wahr der bester Senger von alle. Es wird ihr das Hertz brechn, sie hadte dem kleinen Dick so gern.« Grad da herte ich die Fluhrthir aufmachn. Ich wurde roht un blaß. Ich winschte, ich wer zuhaus gewesn. Fräuln Ward kam lechlnd henein. »Ich hab Antwort bekommen, Georg,« sagte sie. »Dein Fater wird mit den 5 uhr Zug kommen,« un dann fihl ihr Blik auf dem armen totn Fogl, dem Peter auf den Tisch gelegt hadte. »Wer tat das?« fragte sie ergerlich. »Es tut mir greßlich, greßlich leid, Fräuln Ward, wirklich sehr leid. Ich dachte, der kleine Dick wird gern ein bischen herumflign wolln. Ich kann, ich kann nich lign. Die Katz hat es getan -- heßliches, altes Ding.« [Illustration] Sie setzte sich nider un nam dem totn Vogl un weinte iber ihm, bis mir wahr, als ob ich am libstn in Erdbodn fersinkn mecht. »Du hast mir das Herz gebrochn, Georg, es tut mir leid, das ich dich letzte Nach mit nachaus nahm. Mein armer Dick wahr alle bösn Jungen der ganzn Kristnheit wert.« Dann fing ich auch zum weinen an un erzehlte ihr, wie offt ich winsche, ich wer tot oder lebte auf einer wiste Insl, damit ich meine Freinde nich in so fiele Patschn bring. Das ich mich immer anschtreng ein brafer Junge zu sein, aber immer bis zun Hals in der Patsche schtek, bis ich mich schenihr, auf der Schtraße zu gehn; dann sagte sie, sie will fersuchn mir noch dismal zu ferzeihn, allso fragte ich sie, warum sie nich selbs ein par Jungen hat, damit sie sich dran gewehnt, sie im Haus zu sehn. Sie sagte, sie is sehr fro, das sie keine hat -- sie will ihr Geld fir die armen Heidn hinterlassn. Ich fragte sie, ob sie eine alte Jungffer is? Un sie lachte un sagte, ein pahr roe Leite nennen sie so. Ich fragte, ob di Herrn sie nich besuchn kommen, aber grad da kamen ein pahr Dahmen zu Besuch un sie mußte im Sallohn gehn. »Ich werde nich lang weg sein -- hir is Papir un Bleischtiff, zeichne liber am Papir als mit deine nassn Finger auf das Fenster. Fersuch die Zeit so geduldig zu ferbringen, wi du kannst, wir wern gablfrihschtikn, wenn di Dahmen fort sin; berihr die Kefige nich mehr un sei ein brafer Junge.« Ich hadte das Papir bald follgezeichnt un schaute dann auf der Katz un bemerkte, wi ehnlich ihr Rickn einer Lankarte wahr, di Flekn wahrn die Welteile un Insln, die weißn Pletze wahrn die Ozjahne. Es solltn die Nahmen draufschtehn, dachte ich mir. Ich machte das Schireisn sehr heiß um zuers die Linjen fon der Lenge un Breite draufzuzeichnen, damit es natirlicher auschaut, aber ich hadte filleich erst 2 Linjen gezeichnt, wi sie zu schpukn un zu mijaun anfing un Peter aus der Schpeiskammer kam, um zu schaun, was hir so richt un di Katz wollte nich schtillhaltn, un schprang grad auf der Wandschtellasch un schmiß eine blaue Kinesische Wase henunter, die schon seit ein par hundert Jare in der Familje wahr. »Da schau her, Birschchen,« sagte Peter greßlich erns, »drei Sachn wahrn da, auf die unser gnä Fräuln etwas hilt -- ihr Kanahrivogl, die schekige Katz un der blaue kinehsische Krug. Der Kanahrifogl is tot, die Katz is fersengt un der Krug is auf lauter Schplitter zerbrochn. Wenn ich du wer ich mechte den Hut aufsetzn un draußn wartn, bis mein Fater mich abholn kommt.« Er sagte es so erns un feierlich, das ich in meine Schue zidterte. »Fräuln Ward is sehr gut,« fur er fort, »aber ich firchte, sie wird dich zur Schtatsjohn zurikschikn. Wenn sies nich tut, so sollte sie wengstens.« »Laß mich in der Kiche wartn,« sagte ich. »Hm! Di Kechin will keinen Jungen herumschtreichn lassn, wo sie is.« »Dann will ich gehn un in meinen Schlafzimmer bleibn,« sagte ich, weil ich mich zu sehr schemte un zu engslich wahr, um die Dahme wider sehn zu wolln. Ich ging in mein Zimmer un schperrte mich ein. Fräuln Ward schikte um mich, ich soll Gablfrihschtikn kommen. Ich schrih durch dem Schlißlloch, ich hab Heimwe un will nichs essn. Ich glaub sie wahr schon mid fon einen solchn Jungen, weil sie mich ruig obn liß. Ich weinte ein bischen, aber wi ich dachte, es wird bald 6 uhr sein, wahr mir wider besser. Ich machte das Fenster auf un schaute henauf un henunter um zu sehn, ob das kleine Medchen schon fon der Schule nachaus kommt. Ich sah, daß auf ein par Häusern Fahnen draußn wahrn, allso dachte ich, ich wer auch eine aufhißn. Auf meinen Bedt war eine rote seidne Decke, die nahm ich herunter un schpendelte sie der ganzn Lenge nach auf einen Bret, das ich unter den Bedt herfornam un hengte es zun Fenster henaus. Bald kamen eine Menge Leite die Schtufn henauf un leitetn an der Glocke. Ich herte eine fon die Weiber sagn: »Ich hab nich gedacht, daß Fräuln Ward eine Auktzjohn in ihrn Haus habn wird. Sie muß inbegriff sein, nach Eiropa zu gehn. Ich hab mir immer gewinscht in das Haus heneinkommen zu kennen, un jetz is es enlich meglich.« Filleich 20 oder 30 Leite wahrn schon beisamm, bis Peter zu den Thor kam un herauf un herunter un iberall hinschaute, bis er meine rote Fahne sah un seine Faußt schidtlte um zu meiner Thir heraufkam un mir befahl, di Fahne einzuzihn; dann nahm er di Faane herein, schlug das Fenster zu un sagte ich bin »fohlkomen greßlich!« Un Fräuln Ward kam herein so ein bischen weinend un lachend zugleich un schaute auf ihrer Uhr un sagte: »Godtseidank, Peter es is schon fier.« Un dann fihrte sie mich henunter un schaffte mir ein risiges Schtik Kuchn essn, un 2 Krehmkuchn un eine Schale Kompoht un setzte sich nebn mir un hilt mich feß bei einer Hand -- wi wenn ich ein Drachn wer un sie firchtete ich wirde ohne Erlaubnis un Follmach dafonflign -- un sie sagte, sie wundert sich, das meine Mamma noch lebt; un grad 20 Menutn nach 5 uhr klinglte es un ich herte di Schtimme fon meinen Papa. Er dankte ihr 10 000 mahl un sagte, er hofft, ich hab ihr nich zu fihl Mihe gemacht, zu was sie mit einen schwachn Lechln antwortete un er schaute scharf auf mir fon Kopff bis zu Fuß un dankte ihr nochmals. Allso schlang ich meine Arme um ihrn Hals un umarmte un kißte sie un sagte ihr, wi sehr lib ich sie hab, un ich winschte, das sie sehr bald kommt un mich un Mamma besucht; un wir beide fergossn ein pahr Trehnen un selbs Peter schidtlte mir die Hand un ich wahr auf den nachausweg. Papa fuhr auf den ganzn Weg sehr erns un ich auch. Ich fermute, er dachte, was er mit einen so schlechtn Jungen anfangn soll, werend ich mich wunderte, wiso es kommt, das ein unschulges Kind, das immer fersucht ein Engl zu sein, so offt in der Patsche kommen soll un einen solchn Ruf habn. Ich scheme mich schon in dir zu schreibn, libes Tagbuch, so fihle Irrthimer un Sorgn un so will ich dir auf lang, lang lebwohl sagn, bis ich follkommen ein so brafes Kind bin, wi die kleinen gutn Jungen, fon denen in die Bicher schteht. * * * * * * Anmerkungen zur Transkription Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originaltextes wurden übernommen, nur offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Der Originaltext enthält über 200 kleine und 22 seitengroße Illustrationen. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TAGEBUCH EINES BÖSEN BUBEN *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. 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