The Project Gutenberg eBook of Erste Gedichte This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Erste Gedichte Creator: Rainer Maria Rilke Release date: September 30, 2010 [eBook #33821] Most recently updated: March 30, 2024 Language: German Credits: Produced by Marc D'Hooghe *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK ERSTE GEDICHTE *** ERSTE GEDICHTE Von RAINER MARIA RILKE LEIPZIG IM INSEL-VERLAG MCMXIII LARENOPFER IM ALTEN HAUSE Im alten Hause; vor mir frei seh ich ganz Prag in weiter Runde; tief unten geht die Dämmerstunde mit lautlos leisem Schritt vorbei. Die Stadt verschwimmt wie hinter Glas. Nur hoch, wie ein behelmter Hüne, ragt klar vor mir die grünspangrüne Turmkuppel von Sankt Nikolas. Schon blinzelt da und dort ein Licht fern auf im schwülen Stadtgebrause.-- Mir ist, daß in dem alten Hause jetzt eine Stimme "Amen" spricht. AUF DER KLEINSEITE Alte Häuser, steilgegiebelt, hohe Türme voll Gebimmel,-- in die engen Höfe liebelt nur ein winzig Stückchen Himmel. Und auf jedem Treppenpflocke müde lächelnd--Amoretten; hoch am Dache um barocke Vasen rieseln Rosenketten. Spinnverwoben ist die Pforte dort. Verstohlen liest die Sonne die geheimnisvollen Worte unter einer Steinmadonne. EIN ADELSHAUS Das Adelshaus mit seiner breiten Rampe: wie schön will mir sein grau er Glast erscheinen. Der Gangsteig mit den schlechten Pflastersteinen und dort, am Eck, die trübe, fette Lampe. Auf einer Fensterbrüstung nickt ein Tauber, als wollt er durch den Stoff des Vorhangs gucken; und Schwalben wohnen in des Torgangs Luken: das nenn ich Stimmung, ja, das nenn ich--Zauber. DER HRADSCHIN Schau so gerne die verwetterte Stirn der alten Hofburg an; schon der Blick des Kindes kletterte dort hinan. Und es grüßen selbst die eiligen Moldauwellen den Hradschin, von der Brücke sehn die Heiligen ernst auf ihn. Und die Türme schaun, die neueren, alle zu des Veitsturms Knauf wie die Kinderschar zum teueren Vater auf. BEI ST. VEIT Gern steh ich vor dem alten Dom; wie Moder weht es dort, wie Fäule, und jedes Fenster, jede Säule spricht noch ihr eignes Idiom. Da hockt ein reich geschnörkelt Haus und lächelt Rokoko-Erotik, und hart daneben streckt die Gotik die dürren Hände betend aus. Jetzt wird mir klar der casus rei; ein Gleichnis ists aus alten Zeiten: der Herr Abbé hier--ihm zuseiten die Dame des roi soleil. IM DOME Wie von Steinen rings, von Erzen weit der Wände Wölbung funkelt, eine Heilge, braungedunkelt, dämmert hinter trüben Kerzen. Von der Decke, rundgemauert, schwebt ob eines Engels Kopfe hell ein weißer Silbertropfe, drin ein ewig Lichtlein kauert. Und im Eck, wo Goldgeglaste niederhangt in staubgen Klumpen, steht in Schmutz gehüllt und Lumpen still ein Kind der Bettlerkaste. Von dem ganzen Glänze floß ihm in die Brust kein Fünkchen Segen.... Zitternd, matt, streckts mir entgegen seine Hand mit leisem: "Prosim!" IN DER KAPELLE ST. WENZELS Alle Wände in der Halle voll des Prachtgesteins; wer wüßte sie zu nennen: Bergkristalle, Rauchtopase, Amethyste. Zauberhell wie ein Mirakel glänzt der Raum im Lichtgetänzel, unterm goldnen Tabernakel ruht der Staub des heilgen Wenzel. Ganz von Leuchten bis zum Scheitel ist die Kuppel voll, die hohle; und der Goldglast sieht sich eitel in die gelben Karneole. VOM LUGAUS Dort, seh ich Türme, kuppig bald wie Eicheln und jene wieder spitz wie schlanke Birnen; dort liegt die Stadt; an ihre tausend Stirnen schmiegt sich der Abend schon mit leisem Schmeicheln. Weit streckt sie ihren schwarzen Leib. Ganz hinten sieh St. Mariens Doppeltürme blitzen. Ists nicht: Sie saugte durch zwei Fühlerspitzen in sich des Himmels violette Tinten! DER BAU (1) Die moderne Bauschablone will mir wahrlich gar nicht passen. Hier, dies alte Haus darf fassen reiche, weite Steinterrassen, kleine, heimliche Balkone. Und die weitgewölbten Decken, die so günstig sind den Lauten, Nischen rings, die eingebauten, draus die Arme sich der trauten Dämmrung dir entgegenstrecken. Alle Mauern breiter, stärker und aus echten Quaderkernen;-- traun, das Gruseln könnt ich lernen, seh ich auf die Zinskasernen aus dem kleinen, Stillen Erker. IM STÜBCHEN (2) Traut ists, wenn verstohlen heulen im Kamine wilde Winde in der Stube; ganz gelinde tickt auf dem barocken Spinde fort die Stockuhr mit den Säulen. Dort, die kleine Silhouette zeigt die alte Tracht der Locken, tief im Fenster steht ein Rocken, und vergeßne Töne stocken im verlassenen Spinette. Immer noch hegt die Postille, daß an ihrem Geist erfrische jung und alt sich, auf dem Tische, und der Spruch ob jener Nische lautet: "Es gescheh Dein Wille...." ZAUBER (3) Oft seh ich die heimliche Stube belebt, so lebhaft erzählen die Wände; ein liebliches Mädchen, halb Kind noch, hebt dort zu der Madonna die Hände. Ein tüchtiger Junge beim Vater steht, der viel zu des Hauses Gewinn tat. An huben sie flüsternd das Abendgebet, und Mutter läßt ruhen das Spinnrad. Da deucht mich, es wird wohl das Auge naß sogar der Madonna im Rahmen. Ich lausche:--Laut von des Vaters Baß ertönt das versöhnende: "Amen". EIN ANDERES (4) Naht der Sohn mit schwerem Schritt seinem Vater. Schwer die Zunge.... "Wirklich, was, ein Bräutchen, junge?! Vorwärts, nur herein damit!" Und da steht zum erstenmal jetzt das Mädchen rot und stille; und der Vater putzt die Brille: "Teufel! Gut war deine Wahl!" Und er streckt die Arme aus, und das Bräutchen nimmt verlegen seinen Kuß und seinen Segen.... Davon weiß das alte Haus. NOCH EINES (5) Auch dem blonden Kinde kam es In sein Herz, sein waldseereines, wie das dunkle Ahnen eines großen Glückes oder Grames. Und die Mutter ließ das Rädchen stocken.--"Kind, was macht dich leiden?" Stürmisch schluchzend schwieg das Mädchen: doch verstanden sich die beiden. Kurz darauf: Am Pförtchen pochte junger Herr.--"Wollt ihr euch?"--Pause.-- Ob!--Wer da noch fragen mochte!?-- So geschahs im alten Hause. UND DAS LETZTE (6) Still heut die Stube.--Weiß wie Kalk ist Frauchens Antlitz. Müd und lustlos ihr feuchtes Auge; halb bewußtlos lehnt sie bei Vaters Katafalk. Zuseiten ihr der Gatte kann sie trösten mehr in keiner Weise; nun faßt er ihre Hände leise und sieht sie ernst und bittend an. "Mein Mütterchen, nimm diesen Strauß!" tönt türher hell das Wort des Kleinen; da glimmt ein Lächeln durch ihr Weinen, und Trost geht durch das alte Haus. IM ERKERSTÜBCHEN (7) Nicht zu sehn das Alltagstreiben, flieh ich--wie wenn ich ein Strauß war,-- in das alte, alte Haus her; lang dann seh ich nicht hinaus mehr durch die breit verbleiten Scheiben. Schlichtheit war der Väter Aussaat, Glück die Frucht, die sie gefunden; sitz so träumend manche Stunden dort im Polsterstuhl, im runden, mitten in Urväterhausrat. DER NÖVEMBERTAG Alter Herbst vermag den Tag zu knebeln, seine tausend Jubelstimmen schweigen; hoch vom Domturm wimmern gar so eigen Sterbeglocken in Novembernebeln. Auf den nassen Dächern liegt verschlafen weißes Dunstlicht; und mit kalten Händen greift der Sturm in des Kamines Wänden eines Totenkarmens Schlußoktaven. IM STRAßEN KAPELLCHEN Bei St. Loretto da brennt ein Licht vorm Bilde im Straßenkapellchen; und um das Wandbild schmiegen sich dicht Blechblumen mit farbigen Kelchen. Die Heiligen machen ein übel Gesicht; denn der Sturmwind, der hastige Knab, hat nicht Achtung für sie; bei Loretto das Licht schaut fromm in den dämmernden Sabbat. DAS KLOSTER Im Dämmerdustgeschwel ist schon die Stadt zerronnen hoch steht das Haus der Nonnen des Ordens von Carmel. Der Abend hüpft hangab vorbei mit Feuergarben und windet tausend Farben um jeden Fensterstab. Er schmückt das düstre Haus umsonst mit Lichtgeglänze; So sehen frische Kränze auf Leichensteinen aus. BEI DEN KAPUZINERN Es hat der Pater Guardian vom Klosterschnaps mir angeboten; ich kenn ihn schon, den dunkelroten, der alle Toten wecken kann. Der Pater sucht den Schlüssel, klein, dort, wo des Sacktuchs Zipfe blauten, und holt den Schatz, den selbstgebrauten, hervor aus dem Reliquienschrein. Und wie er einschenkt, lacht er feist und spricht: "Zu Staub sind die Gebeine, die einstens ruhten in dem Schreine, doch uns erhalten blieb----der Geist!" ABEND Einsam hinterm letzten Haus geht die rote Sonne schlafen, und in ernste Schlußoktaven klingt des Tages Jubel aus. Lose Lichter haschen spät noch sich auf den Dächerkanten, wenn die Nacht schon Diamanten in die blauen Fernen sät. JAR. VRCHLICKÝ Ich lehn im Armstuhl, im bequemen, wo oft ich Ungemach vergaß, müd nicken krause Chrysanthemen im hohen Venezianergläs. Ich las in einem Band Gedichte gar lange; wie die Zeit entschwand! Jetzt erst im Abenddämmerlicbte leg ich sie selig aus der Hand. Mir ist, von göttlichen Problemen hätt ich die Lösung jetzt erlauscht,-- hat mich der Hauch der Chrysanthemen, hat mich Vrchlickýs Buch berauscht? IM KREUZGANG VON LORETTO Still ist es in dem Kreuzgang, in dem alten, wo über krausen Säulenarabesken herniederschaun aus halb verwischten Fresken geheimnisvolle Heiligengestalten. Wo eine Wachsmadonna, die man zeiht so manchen gnadenvollen Heilmirakels, prangt hinterm grauen Glas des Tabernakels im silberübersäten Seidenkleid. Spannt über Blättergold Spätsommerhaar sich draußen auch im Klosterhof Lorettos,-- vor einem Bild im Stile Tintorettos steht selig still ein junges Liebespaar. DER JUNGE BILDNER Ich muß nach Rom; in unser Städtchen kehr ich aufs Jahr mit Ruhm zurück; nicht weinen; sieh, geliebtes Mädchen, ich mach in Rom mein Meisterstück. Er sprachs; dann zog er fort im Rausche durch jene Welt, die er erhofft; doch war ihm, seine Seele lausche auf einen innern Vorwurf oft. Die Unrast trieb ihn heim, die arge: Er bildete mit nassem Blick sein armes, fahles Lieb im Sarge, und das--das war sein Meisterstück. FRÜHLING Die Vögel jubeln--lichtgeweckt--, die blauen Weiten füllt der Schall aus; im Kaiserpark das alte Ballhaus ist ganz mit Blüten überdeckt. Die Sonne schreibt sich hoffnungsvoll ins junge Gras mit großen Lettern. Nur dorten unter welken Blättern seufzt traurig noch ein Steinapoll. Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanz hinweg das gelbe Blattgeranke und legt um seine Stirn, die blanke, den blauenden Syringenkranz. LAND UND VOLK ...Gott war guter Laune. Geizen ist doch wohl nicht seine Art; und er lächelte: da ward Böhmen, reich an tausend Reizen. Wie erstarrtes Licht liegt Weizen zwischen Bergen, waldbehaart, und der Baum, den dichtgeschaart Früchte drücken, fordert Spreizen. Gott gab Hütten; voll von Schafen Ställe; und der Dirne klafft vor Gesundheit fast das Mieder. Gab den Burschen all, den braven, in die raube Faust die Kraft, in das Herz--die Heimatlieder. DER ENGEL Hin geh ich durch die Malvasinka die Kinderreih, wo sanft und gut die kleine Anka oder Ninka in ihrem letzten Bettchen ruht. Auf einem schmalen Schollenhügel kniet, ganz versteckt in hohem Mohn, mit staubigem, gebrochnem Flügel ein Engelchen aus rohem Ton. Das flügellahme Kindchen flößte mir Mitleid ein,--das arme Ding.... Da, sieh! Von seinen Lippen löste sich leicht ein kleiner Schmetterling.-- ALLERSEELEN I Rings liegt der Tag von Allerseelen voll Wehmut und voll Blütenduft, und hundert bunte Lichter schwelen vom Feld des Friedens in die Luft. Sie senden Palmen heut und Rosen; der Gärtner ordnet sie mit Sinn-- und kehrt zum Eck der Glaubenslosen die alten, welken Blumen hin. II "Jetzt beten, Willi,--und nicht reden!" Mit großem Aug gehorcht der Knab. Der Vater legt den Kranz Reseden auf seines armen Weibes Grab. "Die Mutter schläft hier! Mach ein Kreuz nun!" Klein Willi sieht empor und macht, wie ihm befohlen. Ach, ihn reuts nun, daß er am Weg heraus gelacht! Es sticht im Auge ihn--wie Weinen.... Dann gehn sie heimwärts durch die Nacht; ganz ernst und stumm. Da lockt den Kleinen beim Ausgang jäh der Buden Pracht. Es blinkt durch den Novembernebel herüber lichtbeglänzter Tand; er sieht dort Pferdchen, Heime, Säbel und küßt dem Vater leis die Hand. Und der versteht. Dann gehn sie weiter.... Der Vater sieht so traurig aus.-- Doch einen Pfeiferkuchenreiter schleppt Willi selig sich nach Haus. BEI NACHT Weit über Prag ist riesengroß der Kelch der Nacht schon aufgegangen; der Sonnenfalter barg sein Prangen in ihrem kühlen Blütenschoß. Hoch grinst der Mond, der schlaue Gnom, und neckend streut er das Gesträhne der weißen Silberhobelspäne hernieder in den Moldaustrom. Da plötzlich, wie beleidigt, hat zurückgerufen er die Strahlen, weil er gewahr ward des Rivalen: der Turmuhr helles Stundenblatt. ABEND Der Abend naht.--Die klare Zone der Stirne schmückt ein goldner Reifen, und tausend Schattenhände greifen verstohlen nach der roten Krone. Die ersten, blassen Sterne liebeln ihm zu; er steht hoch am Hradschine und schaut mit ernster Träumermiene die Türme und die grauen Giebeln. AUF DEM WOLSCHAN Am Abend des Tages von Allerseelen I Die dürren Äste übergittern des Himmels abendblasse Scheiben; und über Grüfte, reich mit Füttern geschmückt, geht Wehmut, und es zittern die Lichter durch das Blättertreiben. Im müden Blau, im regungslosen, schwimmt fern der Mond. Die Lebensbäume, die seine blanke Stirne kosen, sind schwarz. Der Duft von welken Rosen schleicht her wie Geister toter Träume. II Ferner Lärm vom Wagendamm.-- Hier keimt Friede und Vergessen, zwischen zweien Grabzypressen hangt der Mond wie ein Tam-Tam. Schlägt die Ewigkeit nicht sacht jetzt daran mit schwarzem Schwengel? Bange schaut ein Marmorengel in das Aug der Spätherbstnacht. WINTERMORGEN Der Wasserfall ist eingefroren, die Dohlen hocken hart am Teich. Mein schönes Lieb hat rote Ohren und sinnt auf einen Schelmenstreich. Die Sonne küßt uns. Traumverloren schwimmt im Geäst ein Klang in Moll; und wir gehn fürder, alle Poren vom Kraftarom des Morgens voll. BRUNNEN Ganz verschollen ist die alte, holde Brunnenpoesie, da aus Tritons Muschelspalte eine klare Quelle lallte, die den Gassen Sprache lieh. Abends bei den Röhrenkasten sammelte sich Paar um Paar, weil der Quelle lieblich Glasten und ihr Laut der tiefgefaßten Neigung süßes Omen war. Aber als durch Menschenmühn dann Wasser treppen aufwärts stieg, und kein Paar kam: Misogyn dann ward der Gott; es schlich sich Grünspan in die Muschel,--und er schwieg. SPHINX Sie fanden sie, den Schädel halb zerschlagen, in starrer Hand das heiße Rohr von Stahl. Die Menge gaffte.--Bis der Rettungswagen sie brachte in das gelbe Stadtspital. Nur einmal hat das Aug sie aufgeschlagen.... Kein Brief!, kein Name, nur ein Kleid, ein Schal; dann kam der Arzt mit seinem leisen Fragen und dann der Priester.--Sie blieb stumm und fahl. Doch spät bei Nacht, da wollt sie etwas sagen, gestehn ... Doch niemand hörte sie im Saal. Ein Röcheln.--Dann ward sie herausgetragen, sie und ihr Schmerz.-- Und draußen steht kein Mal. TRÄUME Es kommt die Nacht, reich mit Geschmeiden geschmückt des blauen Kleides Saum;-- sie reicht mir mild mit ihren beiden Madonnenhänden einen Traum. Dann geht sie, ihre Pflicht zu üben, hinfort die Stadt mit leisem Schritt und nimmt, als Sold des Traumes, drüben des kranken Kindes Seele mit. MAITAG Still!--Ich hör, wie an Geländen leicht der Wind vorüberhüpft, wie die Sonne Strahlenenden an Syringendolden knüpft. Stille rings. Nur ein geblähter Frosch hält eine Mückenjagd, und ein Käfer schwimmt im Äther, ein lebendiger Smaragd. Im Geäst spinnt Süberrhomben Mutter Spinne Zoll um Zoll, und von Blütenhekatomben hat die Welt die Hände voll. KÖNIG ABEND Wie König Balthasar einst nahte, die Stirn vom Kronenreif erhellt, so tritt im purpurnen Ornate der König Abend in die Welt. Der erste Stern führt ihn wie jenen bis an den fernsten Hügelsaum; dort findet Mutter Nacht er lehnen mit ihrem Kind im Arm, dem Traum. Dem bringt er just, wie jener Weise des Orients, das Gold, gehäuft,-- das Gold, das uns der Knabe leise erlösend in den Schlummer träuft. AN DER ECKE Der Winter kommt und mit ihm meine Alte, die an der Ecke stets Kastanien briet. Ihr Antlitz schaut aus einer Tücherspalte froh und gesund, ob Falte auch bei Falte seit vielen Jahren es durchzieht. Und tüchtig ist sie, ja, das will ich meinen; die Tüten müssen rein sein, und das Licht an ihrem Stand muß immer helle scheinen, und von dem Ofen mit den krummen Beinen verlangt sie streng die heiße Pflicht. So trefflich schmort auch keine die Maroni. Dabei bemerkt sie, wer des Weges zieht, und alle kennt sie--bis zum Tramwaypony; sie treibts ja Jahre schon, die alte Toni.... Und leise summt ihr Herd sein Lied. HEILIGE Große Heilige und kleine feiert jegliche Gemeine; hölzern und von Steine feine, große Heilige und kleine. Heilge Annen und Kathrinen, die im Traum erschienen ihnen, baun sie sich und dienen ihnen, heilgen Annen und Kathrinen. Wenzel laß ich auch noch gelten, weil sie selten ihn bestellten; denn zu viele gelten selten-- nun, Sankt Wenzel laß ich gelten. Aber diese Nepomuken! Von des Torgangs Luken gucken und auf allen Brucken spuken lauter, lauter Nepomuken! DAS ARME KIND Ich weiß ein Mädchen, eingefallen die Wangen.--War ein leichtes Tuch die Mütter; und des Vaters Fluch fiel in ihr erstes Lallen. Die Armut blieb ihr treu die Jahre, und Hunger ward ihr Angebind; so ward sie ernst.--Das Lenzgold rinnt umsonst in ihre Haare. Sie schaut die lächelnden Gesichter der Blumen traurig an im Hag und denkt: der Allerseelentag hat Blüten auch und Lichter. WENNS FRÜHLING WIRD Die ersten Keime sind, die zarten, im goldnen Schimmer aufgesprossen; schon sind die ersten der Karossen im Baumgarten. Die Wandervögel wieder scharten zusamm sich an der alten Stelle, und bald stimmt ein auch die Kapelle im Baumgarten. Der Lenzwind plauscht in neuen Arten die alten, wundersamen Märchen, und draußen träumt das erste Pärchen im Baumgarten. ALS ICH DIE UNIVERSITÄT BEZOG Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr so müheschwer vorüberrollte; nun endlich bin ich, was ich wollte und was ich strebte: ein Skolar. Erst "Recht" studieren war mein Plan; doch meine leichte Laune schreckten die strengen, staubigen Pandekten, und also ward der Plan zum Wahn. Theologie verbot mein Lieb, könnt mich auf Medizin nicht werfen, so daß für meine schwachen Nerven nichts als--Philosophieren blieb. Die Alma mater reicht mir dar der freien Künste Prachtregister,-- und bring ichs nie auch zum Magister, bin was ich strebte: ein Skolar. SUPERAVIT Nie kann ganz die Spur verlaufen einer starken Tat; dies lehrt zu Konstanz der Scheiterhaufen; denn aus tausend Feuertaufen steigt der Hochgeist unversehrt. Bis zu uns her ungeheuer ragt der Reformator Hus, fürchten wir der Lehre Feuer, neigen wir uns doch in scheuer Ehrfurcht vor dem Genius. Der, den das Gericht verdammte, war im Herzen, tief und rein, überzeugt von seinem Amte,-- und der hohe Holzstoß flammte seines Ruhmes Strahlenschein. TROTZDEM Manchmal vom Regal der Wand hol ich meinen Schopenhauer, einen "Kerker voller Trauer" hat er dieses Sein genannt. So er recht hat, ich verlor nichts: in Kerkereinsamkeiten weck ich meiner Seele Saiten glücklich wie einst Dalibor. HERBSTSTIMMUNG Die Luft ist lau, wie in dem Sterbezimmer, an dessen Türe schon der Tod steht still; auf nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer, wie der der Kerze, die verlöschen will. Das Regenwasser röchelt in den Rinnen, der matte Wind hält Blätterleichenschau;-- und wie ein Schwarm gescheuchter Bekassinen ziehn bang die kleinen Wolken durch das Grau. AN JULIUS ZEYER Du bist ein Meister;--früher oder später spannt sich dein Volk in deinen Siegeswagen; du preisest seine Art und seine Sagen,-- aus deinen Liedern weht der Heimat Äther. Dein Volk tut recht,--nicht, voll von wahngeblähter Vergangenheit, die Hand im Schoß zu tragen, es kämpft noch heut und muß sich tüchtig schlagen, stolz auf sich selbst und stolz auf seine Väter. Es hat dein Volk sich seine Ideale noch nicht versetzen lassen zu den Sternen, die unerreichbar sind und Sehnsucht glasten; du aber mahnst, ein echter Orientale, es möge in dem Ringen nicht verlernen auch im Alhambrahof die Kunst zu rasten. DER TRÄUMER I Es war ein Traum in meiner Seele tief. Ich horchte auf den holden Traum: ich schlief. Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief, und wie ich träumte, hört ich nicht; es rief. II Träume scheinen mir wie Orchideen.-- So wie jene sind sie bunt und reich. Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfte ziehn sie just wie jene ihre Kräfte, brüsten sich mit dem ersaugten Blute, freuen in der flüchtigen Minute, in der nächsten sind sie tot und bleich.-- Und wenn Welten oben leise gehen, fühlst dus dann nicht wie von Düften wehen? Träume scheinen mir wie Orchideen.-- DIE MUTTER Aufwärts die Theaterrampe rollen dröhnend die Karossen, abseits unter trüber Lampe steht ein altes Weib verdrossen. Nur wenn jäh ein Hengst mal scheute, wars, daß sie zusammenschrecke; niemand aus dem Strom der Leute sieht die Alte in der Ecke. An die neue "Größe" dachte, von ihr sprach man nur.--Die Güte eines Grafen, hieß es, brachte herrlich ihr Talent zur Blüte. Später. Jubelstürme hallten in den Schlußklang der Trompeten.... Aber draußen kams der Alten, heimlich für ihr Kind zu beten. UNSER ABENDGANG Gedenkst du noch, wie guter Dinge wir wallten durch das Nusler Tal; zwei kleine, blaue Schmetterlinge verflattertcn im Abendstrahl. Am Häuschen lehnte die Melone dort--wie auf einem Bilde Dows, und herrlich mit der Kuppelkrone hob sich das Haupt der Karlshofs. Im West war noch der Weizen golden, blaugrün verdämmerte der Kohl; die ersten weißen Sternendolden umzitterten den Himmelspol. KAJETAN TÝL Bei Betrachtung seines Zimmerchens, das auf der böhmischen ethnographischen Ausstellung zusammengestelt war. Da also hat der arme Týl sein Lied "Kde domov můj"--geschrieben. In Wahrheit; Wen die Musen lieben, dem gibt das Leben nicht zuviel. Ein Stübchen--nicht zu klein dem Flug des Geistes; nicht zu groß zur Ruhe.-- Ein Stuhl, als Schreibtisch eine Truhe, ein Bett, ein Holzkreuz und ein Krug. Doch wär er nicht für tausend Louis von Böhmen fort. Mit jeder Fiber hing er daran.--"Ich bleibe lieber," hätt er gesagt, "kde domov můj." VOLKSWEISE Mich rührt so sehr böhmischen Volkes Weise, schleicht sie ins Herz sich leise, macht sie es schwer. Wenn ein Kind sacht singt beim Kartoffeljäten, klingt dir sein Lied im späten Traum noch der Nacht. Magst du auch sein weit über Land gefahren, fällt es dir doch nach Jahren stets wieder ein. DAS VOLKSLIED Nach einer Kartonskizze des Herrn Liebsdier Es legt dem Burschen auf die Stirne die Hand der Genius so lind, daß mit des Liedes Silberzwirne er seiner Liebsten Herz umspinnt. Da mag der Bursch sich süß erinnern, was aus der Mutter Mund ihm scholl, und mit dem Klang aus seinem Innern füllt er sich seine Fiedel voll. Die Liebe und der Heimat Schöne drückt ihm den Bogen in die Hand, und leise rieseln seine Töne wie Blütenregen in das Land. Und große Dichter, ruhmberauschte, dem schlichten Liede lauschen sie, so gläubig wie das Volk einst lauschte dem Gottes wort des Sinai. DORFSONNTAG Im Wirtshaus auf den blanken Dielen schwingt sich die Jugend frisch und laut, des Burschen Hand, so hart von Schwielen, drückt die des blonden Mädchens traut; bierfrohe Musikanten spielen ein Lied aus der "verkauften Braut". "Trinkt zu! Ich will euch heut besolden." Der Pfarrherr. Der liebt muntern Geist. Und wie er nach dem Tanz die Holden zu seinem Tische kommen heißt, da geht der Abend draußen, golden, und lacht durch alle Fenster dreist. MEIN GEBURTSHAUS Der Erinnrung ist das traute Heim der Kindheit nicht entflohn, wo ich Bilderbogen schaute im blauseidenen Salon. Wo ein Puppenkleid, mit Strähnen dicken Silbers reich betreßt, Glück mir war; wo heiße Tränen mir das "Rechnen" ausgepreßt. Wo ich, einem dunklen Rufe folgend, nach Gedichten griff, und auf einer Fensterstufe Tramway spielte oder Schiff. Wo ein Mädchen stets mir winkte drüben in dem Gräfenhains.... Der Palast, der damals blinkte, sieht heut so verschlafen aus. Und das blonde Kind, das lachte, wenn der Knab ihm Küsse warf, ist nun fort; fern ruht es sachte, wo es nie mehr lächeln darf. IN DUBIIS I Es dringt kein Laut bis her zu mir von der Nationen wildem Streite, ich stehe ja auf keiner Seite; denn Recht ist weder dort noch hier. Und weil ich nie Horaz vergaß, bleib gut ich aller Welt und halte mich unverbrüchlich an die alte aurea mediocritas. II Der erscheint mir als der Größte, der zu keiner Fahne schwört, und, weil er vom Teil sich löste, nun der ganzen Weit gehört. Ist sein Heim die Weit; es mißt ihm doch nicht klein der Heimat Hort; denn das Vaterland, es ist ihm dann sein Haus im Heimatsort. BARBAREN Ich weiß von einem Riesenparke dort, wo die Stadt sich schon verliert; jetzt nagt die Axt an seinem Marke, sie sagen: er wird parzelliert. Das ist der Fürstenpark Clam-Gallas, der Mietskasernen weichen soll, der war doch wie ein Hain der Pallas der raunenden Orakel voll. Jetzt stürmen sie, die Uhgeweihten, den Ort, den kein Profaner sah: Es übertönt der Lärm der Zeiten das Götterwort der Pythia. SOMMERABEND Die große Sonne ist versprüht, der Sommerabend liegt im Fieber, und seine heiße Wange glüht. Jach seufzt er auf: "Ich möchte lieber...." Und wieder dann: "Ich bin so müd...." Die Büsche beten Litanein, Glühwürmchen hangt, das regungslose, dort wie ein ewiges Licht hinein; und eine kleine weiße Rose tragt einen roten Heiligenschein. GERICHTET "Am Ring" stand einst ein Blutgerüst, lang ist es her; doch wenn der Schein des runden Monds das Rathaus küßt, dann wallen aus dem heilgen Teyn Gerichtete in Geisterreihn ... Weh wer sie sah! Viel Herren fielen auf dem Ring; die Herren finden Ruhe nicht;-- sie zogen eines Nachts: Es ging voran Herr Christus, groß und licht, mit ernstem, traurigem Gesicht ... Und einer sahs! Der war ein Maler. Und im Flug malt er, wie er geschaut, den Ring. Er malt den ganzen Geisterzug, dem ernst voran Herr Christus ging. Er malt ... bis ihn ein Fieber fing ... Jetzt ist er tot.-- DAS MÄRCHEN VON DER WOLKE Der Tag ging aus mit mildem Tone, so wie ein Hammerschlag verklang. Wie eine gelbe Goldmelone lag groß der Mond im Kraut am Hang. Ein Wölkchen wollte davon naschen, und es gelang ihm, ein paar Zoll des hellen Rundes zu erhaschen, rasch kaut es sich die Bäckchen voll. Es hielt sich lange auf der Flucht auf und zog sich ganz mit Lichte an;-- da hob die Nacht die goldne Frucht auf: Schwarz ward die Wolke und zerrann. FREIHEITSKLÄNGE Böhmens Volk! In deinen Kreisen weckt ein neuer Genius alte, heiße Freiheitsweisen, und die mahnen nicht mit leisen Worten, daß dein Fesseleisen ganz zerschmettert werden muß. Diese Streitpoeten blasen lockend; und in Stücke haun kannst du, Volk, in deinem Rasen des Gesetzes Marmorvasen, doch du kannst aus ihren Phrasen keine Zukunft dir erbaun. Tief in Herz und Sinn in treuer Hoffnung senk die Liedersaat, sind dir deine Dichter teuer, daß daraus ein Lenz, ein neuer, keime.--Was dann blieb vom Feuer, das entflamme dich zur Tat. NACHTBILD Auch auf der Theaterrampe wird es stille nach und nach.-- Eine eitle Bogenlampe schaut sich in ein Droschkendach. Auf dem leeren Gangsteig zucken Lichter.--Sehn nicht dort am Haus helle Dachmansardenlucken wie verweinte Augen aus? HINTER SMICHOV Hin gehn durch heißes Abendrot aus den Fabriken Männer, Dirnen,-- auf ihre niedern, dumpfen Stirnen schrieb sich mit Schweiß und Ruß die Not. Die Mienen sind verstumpft; es brach das Auge. Schwer durchschlürft die Sohle den Weg, und Staub zieht und Gejohle wie das Verhängnis ihnen nach. IM SOMMER Im Sommer trägt ein kleiner Dampfer auf Moldauwogen uns nach Zlichov zu jenem Kirchlein, hoch und frei. Im blauen Nebel schwindet Smichov;-- zur Rechten Flächen braun von Ampfer, zur Linken stolz die "Loreley". Wir legen an; und sieh, ein Alter begrüßt uns leiernd: "Hej, Slovane!" Am Friedhofsrand dann lehnen wir. Hoch blaut des Himmels Prachtzyane, und unser Träumen hebt, ein Falter, auf Sonnenflügeln sich zu ihr. AM KIRCHHOF ZU KÖNIGSAAL (aula regis) Auf schloß das Erztor der Kustode. Du sahst vor Blüten keine Gruft. Der Lenz verschleierte dem Tode das Angesicht mit Blust und Duft; da stieg wie eine Todesode ein Trauermantel in die Luft. Wir sahn ihn beide und wir schwiegen.... Rings feierte Mittsommerlicht, in den Syringen summten Fliegen.-- Da lag ein Schädel vor uns dicht; aus seinen leeren Augen stiegen verkümmerte Vergißmeinnicht. VIGILIEN I Die falben Felder schlafen schon, mein Herz nur wacht allem; der Abend refft im Hafen schon sein rotes Segel ein. Traumselige Vigilie! Jetzt wallt die Nacht durchs Land; der Mond, die weiße Lilie, blüht auf in ihrer Hand. II Am offnen Stubenfenster lehn ich und träume in die Nacht hinauf; das Mondlicht windet silbersträhnig sich um den schwarzen Kirchturmknauf. Sehn wenig Welten aus den Fernen auch durch den engen Hof ins Haus,-- es füllte Licht von zehen Sternen ein ganzes, dunkles Leben aus. III Horch, der Schritt der Nacht erstirbt in der weiten Stille; meine Schreibtischlampe zirpt leis wie eine Grille. Goldig auf dem Bücherstand glühn der Bände Rücken: zu der Fahrt ins Feenland Pfeiler für die Brücken. IV Sie hat, halb Kind, einst eine Nacht beim toten Mütterlein verbracht und hat geweint und hat gewacht;-- dann gingen Jahre, Jahre sacht: nie hat sie jener Nacht gedacht. Und dann kam eine andre Nacht. Da hat von Glut und Sünd entfacht die rote Lippe Lust gelacht, doch plötzlich--wie durch höhre Macht dacht sie der Nacht der Leichenwacht. DEK LETZTE SONNENGRUSS Zu einem Bilde des Benes Knüpfer Die Sonne schmolz, die hehre, ins weiße Meer so heiß. Zwei Mönche saßen am Meere, ein blonder und ein Greis. Der sann: Geh ich einst rasten, so friedlich mög es sein-- und jener: Des Ruhmes Glasten sollt mir mein Sterben weihn. KAISER RUDOLF Hoch auf seiner Himmelswarte über einer Sternenkarte sitzt der Kaiser Rudolf dort, forschend, ob der langerharrte Flugstern, der die Weisen narrte, streifen würde diesen Ort. Und er fragt den Astrologen, der am hohen Himmelsbogen alle Wanderwege weiß: "Wird von Unglück der betrogen, den der Stern hineingezogen in den unheilvollen Kreis?" Und der Alte weicht ihm leise aus: "Der Stern zieht seine Gleise, Herr, im fernen Ätherreich!" Und gen Süden sieht der Weise;-- und der Kaiser schaut die Kreise seines Globen, ernst und bleich.-- Und von Süden kommt Verderben, kommt Matthias.--Eilge Erben lassen ihm nur den Hradschin; und der Kaiser spricht im herben Spott: "Mir bleibt nichts, als zu sterben, denn schon bin ich tot für 'ihn'. Alter! Laß den Bück uns heben! du hast recht, die Sterne schweben hoch ob allem Erdenbann; aber--die nach ihnen streben, knüpfen selbst ihr dunkles Leben an die lichten Lose an!--" AUS DEM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGE Kohlenskizzen in Callots Manier 1. KRIEG Feinster ist die Welt geworden,-- darum Dörfer rasch entloht! und die Welt ist grau;--drum rot färbt sie durch das Morden! Bauer! Bittest um dein Leben? Nimm dirs! Aber bei uns bleib! Herrgott hat dir Ochs und Weib nur für uns gegeben. Laß den Teufel Felder pflügen; sieh, wir haben stets genung! Vorwärts--einen Werbetrunk aus den vollen Krügen! 2. ALEA JACTA EST "... Tod oder Sold!" Und jetzt die Trommel schnell her. Auf das Trommelfell Würfel gerollt. So wird dem Lohn, der unsre Streiche sucht. Sieh, der Baum, reiche Frucht trägt er doch schon! Solltest schon längst hängen dran, Kamerad! Drum ists nicht jammerschad, wenn du dann hängst! 3. KRIEGSKNECHTS-SANG Lag auf einer Trommel nackt, kaum zwei Spannen lang, und der rauhe Trommeltakt war mein Wiegensang. Wild zu wettern taugte ich damals schon im Zorn, meine Milch, die saugte ich aus dem Pulverhorn. Damals taufte jeden gut der Korp'ral; beim Schopf nahm er ihn, goß Schwedenblut heiß ihm übern Kopf. 4. KRIEGSKNECHTS-RANG Bei uns gibts nicht Edelinge, die was gelten durch ihr Blut, jedes Rang ist jedes Klinge, und sein Wappen ist der Mut. Wer nur immer kühn sein Schwert hält den Schild von Schande rein, wer noch gestern unterm Heer zog, Herzog kann er morgen sein. 5. BEIM KLOSTER Was gibts?--Eine Klosterpforte?-- Ei, Potz Blitz! Eine Tür von dieser Sorte renn ich ohne viele Worte ein mit meiner Nasenspitz! Auf das Tor ein fester Stempel.... Pfaffe, komm! Jetzt heraus mit deinem Krempel, paar Monstranzen zum Exempel und paar Kelche: wir sind fromm. Laß jetzt dein: Peccavi, pater.... Leucht zum Wein uns mit deiner Nase, frater, dorten kannst du uns ein Rater, und ein "Seelensorger" sein! 6. BALLADE Gestern zogen wilde Horden durch das Dörfchen hin mit Morden, und ein Mädchen sinnt jetzt still: Ist der Liebste untreu worden, weil er heut nicht kommen will?-- Draußen schrien die Dohlen. Mädchen ging mit bleicher Wange durch das Haus.--Sie harrte lange, und des Nachts floh sie der Schlaf. Und sie schlich hinaus zum Hange, wo sie stets den Teuren traf. Ängstlich schrien die Dohlen. Und die Nacht war schwarz, die schwüle, fern nur brannte eine Mühle.... Weinend wählt die matte Maid sich gar weiches Kraut zum Pfühle und entschlief in lauter Leid. Schrieen noch die Dohlen? Spät erwacht sie. Nebel grauten rings--soweit die Augen schauten.... Weh!--Was sie ein Kraut geglaubt, ist das Haar an ihres Trauten blutigem, zerschelltem Haupt.-- Schrecklich schrien die Dohlen. 7. DER FENSTERSTURZ "Naht Verrat mit leisem Schritte, ungerächt, bei der Madonna, bleibt er nicht! Nach alter Sitte zu den Fenstern!" schrie Colonna. "Schont den Popel! doch die andern, jeder eine feige Natter, aus den Fenstern laßt sie wandern! Mitleid?--Werft ihn mit, den Platter!" Bange hangt am Fensterstocke Martinitz noch.--Da Geröchel: Turn schwingt seine Degenglocke und zerschmettert ihm die Knöchel. Und zum nächsten: "Sag, wie heißt er, Böhmens Herr? du sollst mirs deuten!" "Graf von Turn!"--"Der Bürgermeister lasse alle Glocken läuten!"-- 8. GOLD "Dein Wams, Geliebter, ist voll Gold. Wo hast das Gold du her?"-- "Da schaust du, Kind, das ist mein Sold, kein Obrist hat wohl mehr!" "Nein, das ist gutes, rotes Gold, das kann dein Sold nicht sein!" "Beim Spielen war das Glück mir hold, und da ward alles mein!" "Ist wirklich alles dein--das Gold, gesteh,--und ists kein Trug?"-- "Nun, Würfel haben mit gerollt und jetzt laß es genug!" "Und gibst du mir auch von dem Gold?" "Das weißt du!"--"Nein, du Schelm, just auf der Stelle, sieh, ich wollt, du füllst mir deinen Helm!" "Es sei!"--"Wies durch die Finger bebt, der Glanz gefällt mir gut!-- ... Schau, was dir da am Finger klebt, kam das vom Golde?--Blut!"--.... 9. SZENE Du kniest am Markstein, Alter, sprich!-- Das ist kein Heilgenbild!" "Kein Bild?--Ich bet.--Es faßte mich das Schicksal gar so wild." "Hast du kein Haus, hast du kein Land, das deiner Hände braucht?" "Das Land zerstampft, das Haus verbrannt, sieh hin--gewiß--es raucht." "Was bauts nicht wieder auf dein Sohn und hilft dir aus der Not?" "Mein Sohn zog in den Krieg davon, jetzt ist er sicher tot."-- "Was streicht dir deines Haares Schnee der Tochter Hand nicht, weich?"-- "Der bracht ein Troßbub Schand und Weh, da sprang sie in den Teich."-- "So sieh mir ins Gesicht!--Und brach das Herz dir auch vor Graus...." * * * * * "Ich kann nicht, Herr, ein Kriegsknecht stach mir beide Augen aus." 10. FEUERLILIE Winters, ab die Äste krachten, keine Bäche konnten frieren, weil die Fluten Blutes ihren Pulsschlag immer neu entfachten. Als die Zeit kam, da die Blume aufwacht und der Vogel flötet, sprang die Lilie selbst gerötet aus der todgedüngten Krume. 11. BEIM FRIEDLAND Heimgekehrt von Schlacht und Schlag freut sich Obrist und Gemeiner; denn jetzt hält der Wallensteiner wieder seinen Hof zu Prag. Just ließ frei den Turn er ziehn; das war so von seinen Trümpfen einer.--Drauf ward Nasenrümpfen Mode ... dort bei Hof zu Wien. Laßt sie zetern. Friedlands Heer muß nicht darben und nicht dürsten,-- und aus Knechten macht er Fürsten, unser Herzog.--Wer kann mehr? 12. FRIEDEN Prag gebar die Mißgestalt dieses Krieges, der voll Tücke hauste.--Auf der Karlsbrücke starb er, dreißig Jahre alt. Endlich riß das Eisenstück nur dem Acker eine Schramme, und vom Kirchturm schlug die Flamme in den trauten Herd zurück. BEI DEN URSULINEN Geh mittags zu den Ursulinen, wenn man den Armen Speise trug, da siehst du, wie in müde Mienen die Not schrieb ihren Namenszug. Da siehst du Stirnen, die schon frühe des Schmerzes Eisenreif umschloß, und Wangen, die der Dunst der Brühe mit falscher Röte übergoß. Du hörst, wie leisem Dankesworte sich Fluch bald, bald Gebet gesellt: so brandet an der Klosterpforte das ganze Elend dieser Welt. AUS DER KINDERZEIT Sommertage auf der "Golka".... Ich, ein Kind noch--Leise her, aus dem Gasthaus klingt die Polka, und die Luft ist sonnenschwer. Sonntag ists.--Es liest Helene lieb mir vor.--Im Lichtgeglänz ziehn die Wolken, wie die Schwäne aus dem Märchen Andersens. Schwarze Fichten stehn wie Wächter bei der Wiesen buntem Schatz; von der Straße dringt Gelächter bis zu unserm Laubenplatz. An die Mauer lockt uns beide mancher laute Jubelschrei: drunten geht im Feierkleide Paar um Paar zum Tanz vorbei. Bunt und selig, Bursch und Holka, Glück und Sonne im Gesicht!-- Sommertage auf der "Golka",-- und die Luft war voller Licht.... RABBI LÖW "WESER Rabbi, hoher Liva, hilf uns aus dem Bann der Not; heut gibt uns Jehova Kinder, morgen raubt sie uns der Tod. Schon faßt Beth Chaim nicht die Scharen, und kaum hat der Leichenwart eins bestattet, nahen andre Tote; Rabbi, das ist hart." Und der Rabbi; "Geht und schickt mir einen Bocher rasch herein--" So geschiehts; "Wagst du nach Beth Chaim diese Nacht dich ganz allein;" "Du befiehlst es, weiser Meister?" "Gut, so hör, um Mitternacht tanzen all die Kindergeister auf den grauen Steinen sacht. Birg dich dorten im Gebete, und wenn Furcht dein Herz beklemmt, Streif sie ab: Du raubst dem nächsten Kinde kühn sein Leichenhemd, raubst es,--bringst es her im Fluge, her zu mir! Begreifst du wohl?" "Wie du heißest tun mich, Meister, tu ich!" klingt die Antwort hohl. Mitternacht und Mondgegleiße,-- ... und es stürzt der totenblasse Bocher bebend durch die Gasse, in der Hand das Hemd, das weiße. Da jetzt ... sind das seine Schritte?... Jach kehrt er zurück das bleiche Antlitz: weh, die Kindesleiche, folgt ihm nach, im Aug die Bitte: "... Gib das Linnen, ohne Linnen lassen mich nicht ein die Geister...." Und der Bocher, halb von Sinnen, reicht es endlich seinem Meister. Und schon naht der Geist mit Klagen.... "Sag, was sterben hundert binnen Tagen?--Kind, du mußt es sagen, früher darfst du nicht von hinnen." So der Rabbi.--"Wehe, wehe," ruft der Geist, "aus unserm Stamme haben zwei entehrt der Ehe keusche, reine Altarflamme! Hier die Namen!--Sucht nicht fremde Ursach, daß euch Tod beschieden...." Und der Rabbi reicht das Hemde jetzt dem Kinde: "Zieh in Frieden!" Kaum, daß aus dem Nachtkelch maijung stieg der Tag in rosgem Licht, hielt der Rabbi schon Gericht,-- und der Unschuld ward Befreiung. Mit der Geißel des Gesetzes brandmarkt er die Sünderstirn;-- langsam löste jedes Hirn ich vom Bann des Fluchgenetzes. Manches Paar war da erschienen, dankerfüllt, daß Gott verzieh, und der Weise segnet sie.-- Freude lag auf aller Mienen. Nur der Bocher warf, der bleiche, sich im Fieber hin und her.... Doch nach Beth Chaim lange mehr trug man keine Kindesleiche. DIE ALTE UHR Bald hättest, alte Rathausuhr, du nimmer dürfen Stunden weisen; sie hätten bald in altem Eisen versplittert deine letzte Spur. Der Geizhals hart zum letztenmal sein Haupt gewiegt in starrem Trotzen, zum letztenmal der Tod mit Glotzen geschwungen seinen Sensenstahl. Dann hätt der Hahn auch ausgekräht. Und heut noch kräht er; freilich heiser, noch nickt der Geizhals fort, und leiser droht ihm des Todes Majestät. KÄMPFEN I Ein heißer Eid, ein gramerpreßter, der leicht von jungen Lippen rinnt, der machte zur barmherzgen Schwester fast über Nacht ein blondes Kind. Des jungen Lebens Wellen fließen fortan durch Krankenstuben still; es träumt ihr Herz noch vom Genießen, wenn auch das Aug es leugnen will. Denn mit der Strenge der Asketen drängt sie zurück, was in ihr quillt, und geht um Kraft nach Emaus beten zum wunderstarken Gnadenbild. SIEGEN II Der Tag beginnt sich kaum zu lichten; "Heut sei im Glauben stark wie nie und geh mit Gott an deine Pflichten: Es ist ein Fall von Diphtherie...." Sie pflegt und küßt den kleinen Kranken, und doch packt ihn der Tod beim Hals.... Spät rafft sie auf sich, heimzuwanken, erfröstelnd in dem Schutz des Schals. Als man vorbei beim Kloster gestern den Kleinen trug ins Bett von Lehm, klang aus der "Kirche von den Schwestern" ganz leis ein Totenrequiem.... IM HERBST Ein Riesenspinngewebe, zieht Altweibersommer durch die Welt sich;-- und der Laurenziberg gefällt sich im goldig-bläulichen Habit. Weil er so mild herübersieht, sucht müd, gestützt auf Strahlenkrücken, die Sonne hinter seinem Rücken schon frühe ihr Valladolid. DER KLEINE "DRATENÍK" Kommt so ein Bursche, ein junger, Mausfallen, Siebe am Rücken, folgt mir durch Gassen und Brücken: "Herr, ich hab 'türkischen Hunger'. Nur einen Krajcar, nur einen für ein Stück Brot, milost' pánků!" Da!--Und er stammelt mir Dank zu, doch läßt nicht Ruh er den Beinen. Lebt nicht von bloßem Gelunger.-- Riecht an den Türen den Braten und muß die Pfannen doch drahten-- leer:--das macht 'türkischen Hunger'. IN DER VORSTADT Die Alte oben mit dem heisern Husten, ja, die ist tot.--Wer war sie?--Du mein Gott, sie gab uns nichts,--ihr gab man Hohn und Spott.... Kaum, daß die Leute ihren Namen wußten. Und unten stand der schwarze Kastenwagen. Die letzte Klasse; als der Totenschrein sich spreizte, stieß man fluchend ihn hinein, und dann ward rauh die Türe zugeschlagen. Der Kutscher hieb in seine magern Mähren und fuhr im Trab so leicht zum Friedhof hin, als wenn da nicht ein ganzes Leben drin voll Weh und Glück und tote Träume waren. BEI ST. HEINRICH Hart am Kirchenaltargitter, wo die Ampel flammt, die matte, schlaft ein alter, alter Ritter unter grauer Wappenplatte. Lebend hielt er hoch sein Wappen, sorgte immer für sein Blinken;-- weiß er, daß mit schmutzgen Schlappen alte Weiber drüber hinken? MITTELBÖHMISCHE LANDSCHAFT Fern dämmert wogender Wälder beschatteter Saum. Dann unterbricht nur hie und da ein Baum die falbe Fläche hoher Ährenfelder. Im hellsten Licht keimt die Kartoffel; dann ein wenig weiter Gerste, bis der Tann das Bild begrenzt. Hoch überm Jungwald glänzt so goldig-rot ein Kirchturmkreuz herüber aus Fichten ragt der Hegerhütte Bau;-- und drüber wölbt sich ein Himmel, blank und blau. DAS HEIMATLIED Vom Feld klingt ernste Weise; weiß nicht, wie mir geschieht.... "Komm her, du Tschechenmädchen, sing mir ein Heimatlied."-- Das Mädchen läßt die Sichel, ist hier mit Husch und Hui,-- setzt nieder sich am Feldrain und singt: "Kde domov můj".... Jetzt schweigt sie still. Voll Tränen das Aug mir zugewandt,-- nimmt meine Kupferkreuzer und küßt mir stumm die Hand. * * * * * TRAUMGEKRÖNT (1897) KÖNIGSLIED Darfst das Leben mit Würde ertragen, nur die Kleinlichen macht es klein; Bettler können dir Bruder sagen, und du kannst doch ein König sein. Ob dir der Stirne göttliches Schweigen auch kein rotgoldener Reif unterbrach,-- Kinder werden sich vor dir neigen, selige Schwärmer staunen dir nach. Tage weben aus leuchtender Sonne dir deinen Purpur und Hermelin, und, in den Händen Wehmut und Wonne, liegen die Nächte vor dir auf den Knien.... TRÄUMEN I Mein Herz gleicht der vergessenen Kapelle; auf dem Altare prahlt ein wilder Mai. Der Sturm, der übermütige Geselle, brach längst die kleinen Fenster schon entzwei; er schleicht herein jetzt bis zur Sakristei und zerrt dort an der Ministrantenschelle. Der schrillen Glocken zager Sehnsuchtsschrei ruft zu der längst entwöhnten Opferstelle den arg erstaunten fernen Gott herbei. Da lacht der Wind und hüpft durchs Fenster frei. Doch der Erzürnte packt des Klanges Welle und schmettert an den Fliesen sie entzwei. Und arme Wünsche knien in langer Reih vorm Tor und betteln an vermooster Schwelle. Doch längst schon geht kein Beter mehr vorbei. II Ich denke an: --Ein Dörfchen schlicht in des Friedens Prangen, drin Hahngekräh; und dieses Dörfchen verloren gegangen im Blütenschnee. Und drin im Dörfchen mit Sonntagsmienen ein kleines Haus; ein Blondkopf nickt aus den Tüllgardinen verstohlen heraus. Rasch auf die Türe, die angelheiser um Hilfe ruft,-- und dann in der Stube ein leiser, leiser Lavendelduft.... III Mir ist: ein Häuschen wär mein eigen; vor seiner Türe saß ich spät, wenn hinter violetten Zweigen bei halb verhalltem Grillengeigen die rote Sonne sterben geht. Wie eine Mütze grünlich-samten steht meinem Haus das moosge Dach, und seine kleinen, dickumrammten und blank verbleiten Scheiben flammten dem Tage heiße Grüße nach. Ich träumte, und mein Auge langte schon nach den blassen Sternen hin,-- vom Dorfe her ein Ave bangte, und ein verlorner Falter schwankte im schneeig schimmernden Jasmin. Die müde Herde trollte trabend vorbei, der kleine Hirte pfiff,-- und in die Hand das Haupt vergrabend, empfand ick, wie der Feierabend in meiner Seele Saiten griff. IV Eine alte Weide trauert dürr und fühllos in den Mai,-- eine alte Hütte kauert grau und einsam hart dabei. War ein Nest einst in der Weide, in der Hütt ein Glück zu Haus; Winter kam und Weh,--und beide blieben aus.... V Die Rose hier, die gelbe, gab gestern mir der Knab, heut trag ich sie, dieselbe, hin auf sein frisches Grab. An ihren Blättern lehnen noch lichte Tröpfchen,--schau! Nur heute sind es Tränen,-- und gestern war es Tau.... VI Wir saßen beisammen im Dämmerlichte. "Mütterchen", schmeichelteich, "nicht wahr, du erzählst mir noch einmal die schöne Geschichte von der Prinzessin mit goldnem Haar?"-- Seit Mütterchen tot ist, durch dämmernde Tage führt mich die Sehnsucht, die blasse Frau; und von der schonen Prinzessin die Sage weiß sie wie Mütterchen ganz genau.... VII Ich wollt, sie hätten statt der Wiege mir einen kleinen Sarg gemacht, dann wär mir besser wohl, dann schwiege die Lippe längst in feuchter Nacht. Dann hätte nie ein wilder Wille die bange Brust durchzittert,--dann wärs in dem kleinen Körper stille, so still wie's niemand denken kann. Nur eine Kinderseele stiege zum Himmel hoch so sieht,--ganz sacht.... Was haben sie mir statt der Wiege nicht einen kleinen Sarg gemacht?-- VIII Jene Wolke will ich neiden, die dort oben schweben darf! Wie sie auf besonnte Heiden ihre schwarzen Schatten warf. Wie die Sonne zu verdüstern sie vermochte kühn genug, wenn die Erde lichteslüstern grollte unter ihrem Flug. All die goldnen Strahlenfluten jener Sonne wollt auch ich hemmen! Wenn auch für Minuten! Wolke! Ja, ich neide dich! IX Mir ist: Die Welt, die laute, krank hat jüngst zerstört ein jäh Zerstleben und mir nur ist der Weltgedanke, der große, in der Brust geblieben. Denn so ist sie, wie ich sie dachte; ein jeder Zwiespalt ist vertost: auf goldnen Sonnenflügeln sachte umschwebt mich grüner Waldestrost. X Wenn das Volk, das drohnenträge, trabt den altvertrauten Trott, möcbt ich weiße Wandelwege wallen durch das Duftgehege ernst und einsam wie ein Gott. Wandeln nach den glanzdurchsprühten Fernen, lichten Lohns bewußt;-- um die Stirne kühle Blüten und von kinderkeuschen Mythen voll die sabbatstille Brust. XI Weiß ich denn wie mir geschieht? In den Lüften Düftequalmen und in bronzebraunen Halmen ein verlornes Grillenlied. Auch in meiner Seele klingt tief ein Klang, ein traurig-lieber,-- so hört wohl ein Kind im Fieber, wie die tote Mutter singt. XII Schon blinzt aus argzerfetztem Laken der holde, keusche Götternacken der früherwachenden Natur, und nur in tiefentiegnen Talen zeigt hinter violetten, kahlen Gebüschen sich mit falschem Prahlen des Winters weiße Sohlenspur. Hin geh ich zwischen Weidenbäumen an nassen Räderrinnensäumen den Fahrweg, und der Wind ist mild. Die Sonne prangt im Glast des Märzen und zündet an im dunkeln Herzen der Sehnsucht weiße Opferkerzen vor meiner Hoffnung Gnadenbild. XIII Fahlgrauer Himmel, von dem jede Farbe bange verblich. Weit--ein einziger lohroter Strich wie eine brennende Geißelnarbe. Irre Reflexe vergehn und erscheinen. Und in der Luft liegts wie ersterbender Rosenduft und wie verhaltenes Weinen.... XIV Die Nacht liegt duftschwer auf dem Parke, und ihre Sterne schauen still, wie schon des Mondes weiße Barke im Lindenwipfel landen will. Fern hör ich die Fontäne hallen ein Märchen, das ich längst vergaß,-- und dann ein leises Apfelfallen ins hohe, regungslose Gras. Der Nachtwind schwebt vom nahen Hügel und trägt durch alte Eichenreihn auf seinem blauen Faltcrflügel den schweren Duft vom jungen Wein. XV Im Schoß der silberhellen Schneenacht dort schlummert alles weit und breit, und nur ein ewig wildes Weh wacht in einer Seele Einsamkeit. Du fragst, warum die Seele schwiege, warum sies in die Nacht hinaus nicht gießt?--Sie weiß, wenns ihr entstiege, es löschte alle Sterne aus. XVI Abendläuten. Aus den Bergen hallt es wieder neu zurück in immer mattern Tönen. Und ein Lüftchen fühlst du flattern von dem grünen Talgrund her, ein kaltes. In den weißen Wiesenquellen lallt es wie ein Stammeln kindischen Gebetes; durch den schwarzen Tannenhochwald geht es wie ein Dämmern, ein jahrhundertaltes. Durch die Fuge eines Wolkenspaltes wirft der Abend rote Blutkorallen nach den Felsenwänden.--Und sie prallen lautlos von den Schultern des Basaltes. XVII Weltenweiter Wandrer walle fort in Ruh.... also kennt kein andrer Menschenleid wie du. Wenn mit lichtem Leuchten du beginnst den Lauf, schlägt der Schmerz die feuchten Augen zu dir auf. Drinnen liegt--als riefen sie dir zu: versteh!-- tief in ihren Tiefen eine Welt voll Weh.... Tausend Tränen reden ewig ungestillt, und in einer jeden spiegelt sich dein Bild! XVIII Möchte mir ein blondes Glück erkiesen; doch vom Sehnen bin ich müd und Suchen.-- Weiße Wasser gehn in stillen Wiesen, und der Abend blutet in die Buchen. Mädchen wandern heimwärts. Rot im Mieder Rosen; ferneher verklingt ihr Lachen.... Und die ersten Sterne kommen wieder und die Träume, die so traurig machen. XIX Vor mir liegt ein Felsenmeer, Sträucher, halb im Schutt versunken, Todesschweigen.--Nebeltrunken hangt der Himmel drüber her. Nur ein matter Falter schwirrt rastlos durch das Land, das kranke.... Einsam, wie ein Gottgedanke durch die Brust des Leugners irrt. XX Die Fenster glühten an dem stillen Haus, der ganze Garten war voll Rosendüften. Hoch spannte über weißen Wolkenklüften der Abend in den unbewegten Lüften die Schwingen aus. Ein Glockenton ergoß sich auf die Au.... Lind wie ein Ruf aus himmlischen Bezirken, Und heimlich über flüstervollen Birken sah ich die Nacht die ersten Sterne wirken ins blasse Blau. XXI Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge Silber sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind. Weit wie mit dichtem Demantstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube, der leise seine Wunder tut. XXII Wie eine Riesenwunderblume prangt voll Duft die Welt, an deren ßlütenspelze, ein Schmetterling mit blauem Schwingenschmelze, die Mainacht hangt. Nichts regt sich; nur der Silberfühler blinkt.... Dann trägt sein Flügel ihn, sein frühverblaßter, nach Morgen, wo aus feuerroter Aster er Sterben trink.... XXIII Wie, jegliches Gefühl vertiefend, ein süßer Drang die Brust bewegt, wenn sich die Mainacht, sternetriefend, auf mäuschenstille Plätze legt-- Da schleichst du hin auf sachter Sohle und schwärmst zum blanken Blau hinauf, und groß wie eine Nachtviole geht dir die dunkle Seele auf.... XXIV O gabs doch Sterne, die nicht bleichen, wenn schon der Tag den Ost besäumt; von solchen Sternen ohnegleichen hat meine Seele oft geträumt. Von Sternen, die so milde blinken, daß dort das Auge landen mag, das müde ward vom Sonnetrinken an einem goldnen Sommertag. Und schlichen hoch ins Weltgetriebe sich wirklich solche Sterne ein,-- sie müßten der verborgnen Liebe und allen Dichtern heilig sein. XXV Mir ist so weh, so weh, als müßte die ganze Welt in Grau vergehn, als ob mich die Geliebte küßte und sprach: Auf Nimmerwiedersehn. Als ob Ich tot wär und im Hirne mir dennoch wühlte wilde Qual, weil mir vom Hügel eine Dirne die letzte, blasse Rose stahl.... XXVI Matt durch der Tale Gequalme wankt Abend auf goldenen Schuhn,-- Falter, der träumend am Halme hangt, weiß nichts vor Wonne zu tun. Alles schlürft hei! an der Stille sich.-- Wie da die Seele sich schwellt, daß sie als schimmernde Hülle sich legt um das Dunkel der Welt. XXVII Ein Erinnern, das ich heilig heiße, leuchtet mir durchs innerste Gemüt, so wie Götterbildermarmorweiße durch geweihter Haine Dämmer glüht. Das Erinnern einstger Seligkeiten, das Erinnern an den toten Mai,-- Weihrauch in den weißen Händen, schreiten meine stillen Tage dran vorbei.... XXVIII Glaubt mir, daß ich, matt vom Kranken, keinen lauten Lenz mehr mag,-- will nur einen sonnenblanken, wipfelroten Frühherbsttag. Will die Lust, die jubelschrille, nicht mehr in die Brust zurück,-- will nur Sterbestübenstille drinnen--für mein totes Gluck. * * * * * LIEBEN I Und wie mag die Liebe dir kommen sein? Kam sie wie ein Sonnen, ein Blütenschnein, kam sie wie ein Beten?--Erzähle: Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los und hing mit gefalteten Schwingen groß an meiner blühenden Seele.... II Das war der Tag der weißen Chrysanthemen,-- mir bangte fast vor seiner schweren Pracht.... Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen tief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise,-- ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis wie eine Märchenweise erklang die Nacht.... III Einen Maitag mit dir beisammen sein, und selbander verloren ziehn durch der Blüten duftqualmende Flammenreihn zu der Laube von weißem Jasmin. Und von dorten hinaus in den Maiblust schaun, jeder Wunsch in der Seele so still.... Und ein Glück sich mitten in Mailust baun, ein großes,--das ists, was ich will.... IV Ich weiß nicht, wie mir geschieht.... Weiß nicht, was Wonne ich lausche, mein Herz ist fort wie im Rausche, und die Sehnsucht ist wie ein Lied. Und mein Mädel hat fröhliches Blut und hat das Haar voller Sonne und die Augen von der Madonne, die heute noch Wunder tut. V Ob dus noch denkst, daß ich dir Äpfel brachte und dir das Goldhaar glatt strich leis und lind? Weißt du, das war, als ich noch gerne lachte, und du warst damals noch ein Kind. Dann ward ich ernst. In meinem Herzen brannte ein junges Hoffen und ein alter Gram.... Zur Zeit, als einmal dir die Gouvernante den "Werther" aus den Händen nahm. Der Frühling rief. Ich küßte dir die Wangen, dein Auge sah mich groß und selig an. Das war ein Sonntag. Ferne Glocken klangen, und Lichter gingen durch den Tann.... VI Wir saßen beide in Gedanken im Weinblattdämmcr--du und ich-- und über uns in duftgen Ranken versummte wo ein Hummel sich. Reflexe hielten, bunte Kreise, in deinem Haare flüchtig Rast.... Ich sagte nichts als einmal leise: "Was du für schöne Augen hast." VII Blondköpfchen hinter den Scheiben hebt es sich ab so fein,-- sternt es ins Stäubchentreiben oder zu mir herein? Ist es das Köpfchen, das liebe, das mich gefesselt hält, oder das Staubchengetriebe dort in der sonnigen Welt? Keins sieht zum andern hinüber. Heimlich, die Stirne voll Ruh schreitet der Abend vorüber.... Und wir? Wir sehn ihm halt zu.-- VIII Die Liese wird heute just sechzehn Jahr. Sie findet im Klee einen Vierung.... Fern drängt sichs wie eine Bubenschar: die Löwenzähne mit blondem Haar betreut vom sternigen Schierling. Dort hockt hinterm Schierling der Riesenpan, der strotzige, lose Geselle. Jetzt sieht er verstohlen die Liese nahn und lacht und wälzt durch den Wiesenplan des Windes wallende Welle.... IX Ich träume tief im Weingerank mit meiner blonden Kleinen; es bebt ihr Händchen, elfenschlank, im heißen Zwang der meinen. So wie ein gelbes Eichhorn huscht das Licht hin im Reflexe, und violetter Schatten tuscht ins weiße Kleid ihr Kleckse. In unsrer Brust liegt glückverschneit goldsonniges Verstummen. Da kommt in seinem Sammerkleid ein Hummel Segen summen.... X Es ist ein Weltmeer voller Lichte, das der Geliebten Aug umschließt, wenn von der Flut der Traumgesichte die keusche Seele überfließt. Dann beb ich vor der Wucht des Schimmers so wie ein Kind, das stockt im Lauf, geht vor der Pracht des Christbaumzimmers die Flügeltüre lautlos auf. XI Ich war noch ein Knabe. Ich weiß, es hieß: Heut kommt Base Olga zu Gaste. Dann sah ich dich nahn auf dem schimmernden Kies ins Kleidchen gepreßt, ins verblaßte. Bei Tisch saß man später nach Ordnung und Rang und frischte sich mäßig die Kehle; und wie mein Glas an das deine klang, da ging mir ein Riß durch die Seele. Ich sah dir erstaunt ins Gesicht und vergaß mich dem Plaudern der andern zu einen, denn tief im trockenen Halse saß mir würgend ein wimmerndes Weinen. Wir gingen im Parke.--Du sprachst vom Glück und küßtest die Lippen mir lange, und ich gab dir fiebernde Küsse zurück auf die Stirne, den Mund und die Wange. Und da machtest du leise die Augen zu, die Wonne blind zu ergründen.... Und mir ahnte im Herzen: da wärest du am liebsten gestorben in Sünden.... XII Die Nacht im Silberfunkenkleid streut Trâume eine Handvoll, die füllen mir mit Trunkenheit die tiefe Seele randvoll. Wie Kinder eine Weihnacht sehn voll Glanz und goldnen Nüssen,-- seh ich dich durch die Mainacht gehn und alle Blumen küssen. XIII Schon starb der Tag. Der Wald war zauberhaft, und unter Farren bluteten Zyklamen, die hohen Tannen glühten, Schaft bei Schaft, es war ein Wind,--und schwere Düfte kamen. Du warst von unserm weiten Weg erschlafft, ich sagte leise deinen süßen Namen: Da bohrte sich mit wonnewilder Kraft aus deines Herzens weißem Liliensamen die Feuerlilie der Leidenschaft. Rot war der Abend--und dein Mund so rot, wie meine Lippen sehnsuchtheiß ihn fanden, und jene Flammen, die uns jäh durchloht, sie leckten an den neidischen Gewanden.... Der Wald war stille, und der Tag war tot. Uns aber war der Heiland auferstanden, und mit dem Tage starben Neid und Not. Der Mond kam groß an unsern Hügeln landen, und leise stieg das Glück aus weißem Boot. XIV Es leuchteten im Garten die Syringen, von einem Ave war der Abend voll,-- da war es, daß wir voneinander gingen in Gram und Groll. Die Sonne war in heißen Fieberträumen gestorben hinter grauen Hängen weit, und jetzt verglomm auch hinter Blütenbäumen dein weißes Kleid. Ich sah den Schimmer nach und nach vergehen und bangte bebend wie ein furchtsam Kind, das lange in ein helles Licht gesehen: Bin ich jetzt blind?-- XV Oft scheinst du mir ein Kind, ein kleines,-- dann fühl ich mich so ernst und alt,-- wenn nur ganz leis dein glockenreines Gelächter in mir widerhallt. Wenn dann in großem Kinderstaunen dein Auge aufgeht, tief und heiß,-- möcht ich dich küssen und dir raunen die schönsten Märchen, die ich weiß. XVI Nach einem Glück ist meine Seele lüstern, nach einem kurzen, dummen Wunderwahn.... Im Quellenquirlen und im Föhrenflüstern da hör ichs nahn.... Und wenn von Hügeln, die sich purpurn säumen, in bleiche Bläue schwimmt der Silberkahn,-- dann unter schattenschweren Blütenbäumen seh ich es nahn. In weißem Kleid; so wie das Lieb, das tote, am Sonntag mit mir ging durch Staub und Strauch, am Herzen jene Blume nur, die rote, trug es die auch?... XVII Wir gingen unter herbstlich bunten Buchen, vom Abschiedsweh die Augen beide rot... "Mein Liebling, komm, wir wollen Blumen suchen." Ich sagte bang: "Die sind schon tot." Mein "Wort war lauter Weinen.--In den Äthern stand kindisch lächelnd schon ein blasser Stern. Der matte Tag ging sterbend zu den Vätern, und eine Dohle schrie von fern-- XVIII Im Frühling oder im Traume bin ich dir begegnet, einst, und jetzt gehn wir zusamm durch den Herbsttag, und du drückst mir die Hand und weinst. Weinst du ob der jagenden Wolken? Ob der blutroten Blätter? Kaum. Ich fühl es: du warst einmal glücklich im Frühling oder im Traum.... XIX Sie hatte keinerlei Geschichte, ereignislos ging Jahr um Jahr-- auf einmal kams mit lauter Lichte.... die Liebe oder was das war. Dann plötzlich sah sies bang zerrinnen, da liegt ein Teich vor ihrem Haus.... So wie ein Traum scheints zu beginnen, und wie ein Schicksal geht es aus. XX Man merkte: der Herbst kam. Der Tag war schnell erstorben im eigenen Blute. Im Zwielicht nur glimmte die Blume noch grell auf der Kleinen verbogenem Hute. Mit ihrem zerschlissenen Handschuh strich sie die Hand mir schmeichelnd und leise.-- Kein Mensch in der Gasse als sie und ich.... Und sie bangte: Du reisest? "Ich reise". Da stand sie, das Köpfchen voll Abschiedsnot in den Stoff meines Mantels vergrabend.... Vom Hütchen nickte die Rose rot, und es lächelte müde der Abend. XXI Manchmal da ist mir: Nach Gram und Müh will mich das Schicksal noch segnen, wenn mir in feiernder Sonntagsfrüh lachende Mädchen begegne.... Lachen hör ich sie gerne. Lange dann liegt mir das Lachen im Ohr, nie kann ichs, wähn ich, vergessen... Wenn sich der Tag hinterm Hange verlor, will ich mirs singen ... Indessen singens schon oben die Sterne.... XXII Es ist lang,--es ist lang.... wann--weiß ich gar nimmer zu sagen.... eine Glocke klang, eine Lerche sang-- und ein Herz hat so selig geschlagen. Der Himmel so blank überm Jungwaldhang, der Flieder hat Blüten getragen,-- und im Sonntagskleide ein Mädchen, schlank, das Auge voll staunender Fragen.... Es ist lang,--es ist lang.... ADVENT (1898) ADVENT Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt, und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin--bereit, und wehrt dem Wind und wächst entgegen der einen Nacht der Herrlichkeit. GABEN AN VERSCHIEDENE FREUNDE Das ist mein Streit: Sehnsuchtgeweiht durch alle Tage Sehweifen, Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen rief in das Leben greifen-- und durch das Leid weit aus dem Leben reifen, weit aus der Zeit! Du meine heilige Einsamkeit, du bist so reich und rein und weit wie ein erwachender Garten. Meine heilige Einsamkeit du-- halte die goldenen Türen zu, vor denen die Wünsche warten. Der Bach hat leise Melodien, und fern ist Staub und Stadt; die Wipfel winken her und hin und machen mich so matt. Der Wald ist wild, die Welt ist weit, mein Herz ist hell und groß; es hält die blasse Einsamkeit mein Haupt in ihrem Schoß. Ich liebe vergessene Flurmadonnen, die ratlos warten auf irgendwen, und Mädchen, die an einsame Bronnen, Blumen im Blondhaar, träumen gehn. Und Kinder, die in die Sonne singen und staunend groß zu den Sternen sehn, und die Tage, wenn sie mir Lieder bringen, und die Nächte, wenn sie in Blüten stehn. Warst du ein Kind in froher Schar, dann kannst du's freilich nicht erfassen, wie es mir kam, den Tag zu hassen als ewig feindliche Gefahr. Ich war so fremd und so verlassen, daß ich nur tief in blütenblassen Mainächten heimlich selig war. Am Tag trug ich den engen Ring der feigen Pflicht in frommer Weise. Doch abends schlich ich aus dem Kreise, mein kleines Fenster klirrte--kling-- sie wußtens nicht. Ein Schmetterling, nahm meine Sehnsucht ihre Reise, weil sie die weiten Sterne leise nach ihrer Heimat fragen ging. PFAUENFEDER: in deiner Feinheit sondergleichen, wie liebte ich dich schon als Kind. Ich hielt dich für ein Liebeszeichen, das sich an silberstillen Teichen in kühler Nacht die Elfen reichen, wenn alle Kinder schlafen sind. Und weil Großmütterchen, das gute, mir oft von Wünschegerten las, so träumte ich, du Zartgemute, in deinen feinen Fasern flute die kluge Kraft der Rätselrute-- und suchte dich im Sommergras. Oft denk ich auf der Alltagsreise der Nacht, und daß ein Traum mir frommt, der mir mit Lippen, kühl und leise, die schwüle Stirne küssen kommt. Dann sehn ich mich, die Sterne glänzen zu sehn.--Der Tag ist karg und klein, die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen und könnte eine Sage sein. DAMIT ICH GLÜCKLICH WÄRE-- das müßte sein von jenen blanken Lenztagen einer, da die Kranken man vor die dunklen Türen bringt. Im Flieder ist ein Spatzenzanken, weil keinem rechter Sang gelingt. Der Bach, dem alle Bande sanken, weiß nicht, was tun vor Glück, und springt bis aufwärts zu den Bretterplanken, dahinter Beete, kiesumringt, und Blumenblühn und Birkenschwanken. Und vor dem Häuschen, goldbezinkt, um das der Frühling seine Ranken wie liebeleise Arme schlingt-- ein blondes Kind, das in Gedanken das schönste meiner Lieder singt. An manchem Tag ist meine Seele still: Ein Gotteshaus, draus alle Beter gingen. Ein Engel nur wehrt mit den goldnen Schwingen dem Weihrauch, der mit seinen leisen Ringen den Jubel seiner Arme fesseln will. Verträumte Heiligenbilder dunkeln drin in ratlos-sehnendem Erhörenwollen: Sie warten auf den Sonntag mit den vollen Gestühlen und dem großen Orgelrollen-- und blasse Ampeln schwanken her und hin. Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt in euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen, um Beifall bettelt und um Würde wirbt, und endlich arm ein armes Sterben stirbt im Weihrauchabend gotischer Kapellen,-- nennt ihr das Seele? Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit, in der die Welten weite Wege reisen, mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit und will hinauf und will mir ihnen kreisen.... Und das ist Seele. Die hohen Tannen armen heiser im Winterschnee, und bauschiger schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser. Die weißen Wege werden leiser, die trauten Stuben lauschiger. Da singt die Uhr, die Kinder zittern: Im grünen Ofen kracht ein Scheit und stürzt in lichten Lohgewittern,-- und draußen wächst im Flockenflittern der weiße Tag zur Ewigkeit. Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann preßt er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus; die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen und innen horchen sie hinaus. Das Wetter war grau und grell; der Abend ist lichter und leiser. Sicher kommt irgendein Kaiser: Alle Häuser sind hell. Und so festlich und weich war das Abendgebimmel; die Alten schaun in den Himmel, und die Kinder sind reich. Sonne verlodert am Himmelsrain. Durch ernteverarmte Krumen waten die Weiber feldein. An den verschimmernden Schienenreihn beim Bahnhüterhäuschen, sommerallein, sinnen Sonnenblumen. Du arme, alte Kapelle mit deiner verstaubten Zier-- der Frühling baut eine helle Kirche neben dir. Viel frierende Frauen hinken in deine Weihrauchruh, draußen die Kinder winken allen Rosen zu. Die Mädchen singen: Alle Mädchen erwarten wen, wenn die Bäume in Blüten stehn; wir müssen immer nähn und nähn, bis uns die Augen brennen. Unser Singen wird nimmer froh, fürchten uns vor dem Frühling so: Finden wir einmal ihn irgendwo, wird er uns nicht mehr erkennen. Lehnen im Abendgarten beide, lauschen lange nach irgendwo. "Du hast Hände wie weiße Seide...." Und da staunt sie: "Du sagst das so...." Etwas ist in den Garten getreten, und das Gitter hat nicht geknarrt, und die Rosen in allen Beeten heben vor seiner Gegenwart. Eine der weißen Vestageweihten lächelte Gnade dem Todbereiten, löste ihm von der Stirn die Schmach. Dann sehnte sie wie eine Sklavin dem Schreiten des todbefreiten, Schulter breiten Epheben nach. Im Kreise der Barone der König ritt zur Jagd. Ihm wohnte in roter Krone ein einsamer Smaragd. Da gibts unter hellen Hufen Wege so weit und weiß; keiner hört Hilfe rufen, und der Mittag ist heiß.... Ob einer den König erkannte? Die Dohlen im Abend schrien. Die allerkühnste spannte den Flug schon über Ihn: Auf des Königs Stirne brannte ein einsamer Rubin. Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit. In blanken Sälen schleichen leise Schauer. Todkrank krallt das Gerank sich an die Mauer, und alle Wege weltwärts sind verschneit. Darüber hängt der Himmel brach und breit. Es blinkt das Schloß. Und längs den weißer Wänden hilft sich die Sehnsucht fort mit irren Händen.... Die Uhren stehn im Schloß: es starb die Zeit. Irgendwo muß es Paläste geben, drin die Fenster von Staub verschnein; in der Säle hallende Reihn tauchen tote Tage hinein: Gestalten wallen, es warnt der Schrein; und kein lustiger Leuchterschein reicht In das einsame Seltsamsein.... Dorten wollen wir Feste gehen-- märchenallein. Im Schlosse mit den roten Zinken wär ich so gern des Abends Gast. Die Fenster glühn, die Falten sinken, und meine weißen Wünsche winken mir aus dem lodernden Palast. Ich will durch lange Hallen schleichen und in die tiefen Gärten schaun, die über alle Marken reichen. Und Frauen lächeln an den Teichen, und in den Wiesen prahlen Pfaun.... Einmal möcht ich dich wiederschauen, Park, mit den alten Lindenalleen, und mit der leisesten aller Frauen zu dem heiligen Weiher gehn. Schimmernde Schwäne in prahlenden Posen gleiten leise auf glänzendem Glatt, aus der Tiefe tauchen die Rosen wie Sagen einer versunkenen Stadt. Und wir sind ganz allein im Garten, drin die Blumen wie Kinder stehn, und wir lächeln und lauschen und warten, und wir fragen uns nicht, auf wen.... Es kommt in prunkenden Gebreiten der Abend wie ein leiser Gott. Den Rappen vor! Jetzt will ich reiten durch purpurbunte Einsamkeiten in bügelleichtem Träumertrott. Ich atme tief. Ich werde Kaiser. Mein heiler Helm ist losgeschnallt, und meine Stirne streifen Reiser und rauschen so. Und leiser, leiser hallt Huf und Ruf im roten Wald. Horch, verhallt nicht ein scheuer Schrei von den Hängen her? Aus dem morschen Klostergemäuer kann der Abend nicht mehr. Er sucht sich wund an der Wand. Und mit hilfloser Hand in das Säulengedränge, in ewige Gänge, wirft er den Brand. Feuer.-- In schlichtem Gewand flieht er, der Heimkehr singender Heuer leise gesellt, ins verlöschende Land. Der König Abend weiß sich schwach und satt, und ihm geschieht: Er schenkt sein Gold dem jungen Bach, der einem Hirtensingen nach in Menschen lande zieht. Jetzt ist der Bach ein Königskind. Er jubelt laut Alarm und gibt den wunden Krumen blind sein Gold.--Und wo die Hütten sind, dort ist er wieder arm. Der Tag entschlummert leise,-- ich walle menschenfern.... Wach sind im weiten Kreise ich--und ein bleicher Stern. Sein Auge licht durchwoben ruht flimmernd hell auf mir, er scheint am Himmel droben so einsam, wie ich hier.... FAHRTEN VENEDIG I Fremdes Rufen. Und wir wählen eine Gondel, schwarz und schlank: Leises Gleiten an den Pfählen einer Marmorstadt entlang. Still. Die Schiffer nur erzählen sich. Die Ruder rauschen sacht, und aus Kirchen und Kanälen winkt uns eine fremde Nacht. Und der schwarze Pfad wird leiser, fernes Ave weht die Luft,-- traun: Ich bin ein toter Kaiser, und sie lenken mich zur Gruft. II Immer ist mir, daß die leisen Gondeln durch Kanäle reisen irgend jemand zum Empfang; denn das Warten dauert lang, und das Volk ist arm und krank, und die Kinder sind wie Waisen. Lange harren die Paläste auf die Herren, auf die Gäste, und das Volk will Kronen sehn. Auf dem Markusplatze stehn möcht ich oft und irgendwen fragen nach dem fernen Feste.... III Mein Ruder sang: Poppé, fahr zu! Ein Volk von Sklaven drängt sich im Hafen um nüchterne Feste, und die Paläste können nicht schlafen. Poppé, fahr zu! Eisige Ruh in Marmorgliedern, mit matten Lidern erschauern die Plätze. Im Gassennetze betteln die Niedern. Poppe, fahr zu! Sag mir, weißt du noch von den Toten, die hier geboten in köstlichen Kronen? Wo sie jetzt wohnen, die Purpurroten? Poppé, fahr zu! IV Ave weht von den Türmen her, immer noch hörst du die Kirchen erzählen; doch die Paläste an stillen Kanälen verraten nichts mehr. Und vorbei an der Traumesruh ihrer schlafenden Stirnen schwanken leise Gondeln wie schwarze Gedanken dem Abend zu. ENGLAR IM EPPAN Später Weg. Die Hütten kauern, und das dumpfe Dorf schläft ein. Ernste Türme seh ich dauern, weit aus weißen Blütenschauern wächst ihr Weltverlorensein. Abendbrand in brachen Zinnen, und der Wind fährt durch den Saal. Und für wen im Burghof drinnen immer noch die Brunnen rinnen-- keiner weiß es dort im Tal. TENNO Der Kirchhof hoch im Sommerschnee gehört zum Berghof hin; wie über einem Hochlandsee wacht Frieden über ihn. Da weiß kein Blühn vom Frühlingsstrahl. Der Rasen schüchtert frühfrostfahl, die Kreuze arm, die Hügel kahl, und sacht und selten wächst die Zahl: einmal. Der Weg ist schlecht, der Weg ist schmal. Im kleinen Dorf ist kleine Wahl und kleines Glück und kleine Qual,-- drum läuten sie so fern im Tal: einmal,--einmal,--einmal.-- CASABLANCA Am Berge weiß ich trutzen ein Kirchlein mit rostigem Knauf, wie Mönche in grauen Kapuzen steigen Zypressen hinauf. Vergessene Heilige wohnen dort einsam im Altarschrein; der Abend reicht ihnen Kronen durch hohle Fenster hinein. ARCO Die Hochschneezinne, schartig scharf, loht auf wie eine Mauerkrone, in die der lachende Nerone, der Morgen, seine Fackel warf. Und wie die Flammen bis ins Blau sich zu verblühten Sternen strecken, erwacht das Tal in schönem Schrecken und taucht empor aus Traum und Tau. I MULINI Du müde, morsche Mühle, dein Moosrad feiert Ruh, aus der Olivenkühle schaut dir der Abend zu. Der Bach singt wie verloren Menschenlieder nach, tiefer über die Ohren ziehst du dein trutziges Dach. BODENSEE Die Dörfer sind wie ein Garten. In Türmen von seltsamen Arten klingen die Glocken wie weh. Uferschlösser warten und schauen durch schwarze Scharten müd auf den Mittagsee. Und schnellende Wellchen spielen, und goldene Dampfer kielen leise den lichten Lauf; und hinter den Uferzielen tauchen die vielen, vielen Silberberge auf. KONSTANZ Dem Tag ist so todesweh Müd gießt er aus goldenen Kelchen Wein in den Bergesschnee. Hoch schüchtert, scheu wie ein Reh, ein Stern überm Uferschleh, und ziere, zitternde Weilchen gittern den Abendsee. FUNDE Wenn wie ein leises Flügelbreiten sich in den späten Lüften wiegt,-- ich möchte immer weiter schreiten bis in das Tal, wo riefgeschmiegt an abendrote Einsamkeiten die Sehnsucht wie ein Garten liegt. Vielleicht darf ich dich dorten rinden, und zage wird dein erstes Mühn die wehen Wünsche mir verbinden, du wirst mich führen tief ins Grün-- und heimlich werden weiße Winden an meinem staubigen Stabe blühn. Ich möchte draußen dir begegnen, wenn Mai auf Wunder Wunder häuft, und wenn ein leises Seelensegnen von allen Zweigen niederträuft. Wenn bis zum Wegkreuz auf, zum schlanken, Jasmin die weißen Arme streckt und lind den ewgen Wehgedanken der Stirne Christi überdeckt. Ich mußte denken unverwandt, wie ich einst zwischen schwarzen Pinien den tiefen Frühling sinnen fand, als ich vor deiner Schönheit stand und durch der Scheitel dunkle Linien dein Antlitz träumte wie ein Land. Es schlich von deiner Lippen Saum ein Lächeln auf verlornem Pfade-- ganz leis. Die andern merktens kaum. So weht ein Blatt vom Blütenbaum: Nur einer schaut die Frühlingsgnade, und der sie schaut, ist wie im Traum. Fremd ist, was deine Lippen sagen, fremd ist dein Haar, fremd ist dein Kleid fremd ist, was deine Augen fragen, und auch aus unsern wilden Tagen reicht nicht ein leises Wellenschlagen an deine tiefe Seltsamkeit. Du bist wie jene Bildgestalten, die überm leeren Altarspind noch immer ihre Hände falten, noch immer alte Kränze halten, noch immer leise Wunder walten-- wenn längst schon keine Wunder sind. Du bist so fremd, du bist so bleich. Nur manchmal glüht auf deinen Wange ein hoffnungsloses Heimverlangen nach dem verlornen Rosenreich. Dann sehnt dein Auge, tief und klar, aus allem Müssen, allem Mühen ins Land, wo nichts als stilles Blühen die Arbeit deiner Hände war. Weißt du, ich will mich schleichen leise aus lautem Kreis, wenn ich erst die bleichen Sterne über den Eichen blühen weiß. Wege will ich erkiesen, die selten wer betritt in blassen Abendwiesen-- und keinen Traum, als diesen: Du gehst mit. Bei dir ist es traut: Zage Uhren schlagen wie aus weiten Tagen. Komm mir ein Liebes sagen: aber nur nicht laut. Ein Tor geht irgendwo draußen im Blütentreiben. Der Abend horcht an den Scheiben. Laß uns leise bleiben: Keiner weiß uns so. Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein. Schau, ich will nichts, als deine Hände halten und still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit: An ihren morgenroten Molen sterben die ersten Wellen der Unendlichkeit. Du, Hände, welche immer geben, die müssen blühn von fremdem Glück. Zart wie ein zartes Birkenbeben, bleibt von dem gebenden Erleben ein Rhythmenzittern drin zurück. Das sind die Hände mit den schmalen Gelenken, die sich leise mühn; und wüßten die von Kathedralen, sie müßten sich in Wundenmalen vor allem Volke heiligblühn. Bist gewandert durch Wahn und Weh, kommst aus meinen dunkelsten Tagen, hast dir eine Brücke geschlagen bis zu mir über Schuld und Schnee. Lenkst mich lächelnd mit leisem Gebot, und auf kronengoldenen Locken trägst du flüchtige Federflocken in den fröhlichen Frühlingstod. Will dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die Stadt. Nur die weit aus den kalten Gassen zu zweien gehn und sich bei den Händen halten-- dürfen ihn einmal sehn. Und dieser Frühling macht dich bleicher, in weite Wiesen will dein Fuß, dein Lied wird leis, dein Wort wird weicher, und deine Hände werden reicher mit jedem Wink, mit jedem Gruß. Du holst aus düfteschwüler Lade dein Konfirmandenkleidchen dreist und trägst es in die wilden Pfade und schmückst dich für die große Gnade, die deine Seele blühen heißt. Mir ist: ich muß dir den Brautnachtstrauß weit aus dem Abend bringen. Ich geh in die goldene Stunde hinaus, und die Fenster leuchten am letzten Haus, drin spielende Kinder singen. Und ich geh an dem einsamen Haus vorbei, drin singende Kinder wohnen, und mein Wandern wächst und wächst in den Mal und kann nicht zurück,--und die Blüten, verzeih, die wind ich mir alle zu Kronen. Bist du so müd? Ich will dich leise leiten aus diesem Lärm, der längst auch mich verdroß. Wir werden wund im Zwange dieser Zeiten. Schau, hinterm Wald, in dem wir schauernd schreiten, harrt schon der Abend wie ein helles Schloß. Komm du mit mir. Es soll kein Morgen wissen, und deiner Schönheit kuscht kein Licht im Haus.... Dein Duft geht wie ein Frühling durch die Kissen: Der Tag hat alle Träume mir zerrissen,-- du, winde wieder einen Kranz daraus. Du: ein Schloß an wellenschweren, atlasblassen Abendmeeren-- und in seinen säulenhehren Sälen warten Preis und Prunk, uns zu ehren: Weil wir beide wiederkehren-- ohne Kronen und mit leeren Händen-- aber jung Purpurrote Rosen binden möcht ich mir für meinen Tisch und, verloren unter Linden, irgendwo ein Mädchen finden, klug und blond und träumerisch. Möchte seine Hände fassen, möchte knieen vor dem Kind und den Mund, den sehnsuchtblassen, mir von Lippen küssen lassen, die der Frühling selber sind. Ein Händeineinanderlegen, ein langer Kuß auf kühlen Mund, und dann; auf Schimmer weißen Wegen durchwandern wir den Wiesengrund. Durch leisen, weißen Blütenregen schickt uns der Tag den ersten Kuß,-- mir ist: wir wandeln Gott entgegen, der durchs Gebreite kommen muß. Du willst dir einen Pagen küren? Mich komm erküren, Königin. Mir klingt aus alten Aventüren ein Sang in Saitenspiel und Sinn. Ich will ins weiße Schloß dich führen, in dem ich selber König bin, und singen hinter tausend Türen für meine weiße Königin. Abend hat mich müd gemacht, und in meinen Sinnen schrillen kleine Wünsche mit den Grillen. Wo das blasse Land verflacht, liegen lauter weiße Villen hinter roter Rosenpracht. Liegen wie auf leiser Wacht weiße Villen an dem stillen Uferrand der Frühlingsnacht. Was reißt ihr aus meinen blassen, blauen Stunden mich in der wirbelnden Kreise wirres Geflimmer? Ich mag nicht mehr euren Wahnsinn schauen. Ich will wie ein Kind im Krankenzimmer einsam, mit heimlichem Lächeln, leise, leise--Tage und Träume bauen. Mir war so weh. Ich sah dich blaß und bang. Das war im Traum. Und deine Seele klang. Ganz leise tönte meine Seele mit, und beide Seelen sangen sich; Ich litt. Da wurde Friede tief in mir. Ich lag im Silberhimmel zwischen Traum und Tag. Wie meine Träume nach dir schrein. Wir sind uns mühsam fremd geworden, jetzt will es mir die Seele morden, dies arme, bange Einsamsein. Kein Hoffen, das die Segel bauscht. Nur diese weite, weiße Stille, in die mein tatenloser Wille in atemlosem Bangen lauscht. Und du warst schön. In deinem Auge schien sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen. Und Hoheit hüllte wie ein Hermelin dich ein: So kam dich meine Liebe krönen. Und meine nächteblasse Sehnsucht stand, weißbindig wie der Vesta Priesterin, an deines Seelentempels Säulenrand und streute lächelnd weiße Blüten hin. Du hast so große Augen, Kind. Du siehst gewiß oft nachts Gestalten, die, fremd und bleich, in marmorkalten Traumhänden rote Kronen halten, um die ein Leuchten leise rinnt. Dann ist dein Blick am Tag wie blind und deine Seele wie zerspalten, dann bangt dir vor den Alltagsalten, wenn Wünsche sich in dir entfalten, die allen andern Wahnsinn sind. Dann ist die Sehnsucht dir erwacht, stolz zu entfliehn den eitlen Schreiern, die plump, mit Händen, blöd und bleiern, auf deiner Silberseele leiern das irre Lied, das sterblich macht; zu fliehn in eine blaue Nacht, drin alle Wipfel lauschend feiern; der Glieder Hymne zu entschleiern und scheu im Schoß von weißen Weihern zu finden ihre nackte Pracht. Du sahst in hohe Lichthofmauern und spieltest still in dumpfem Raum, es lag ein unverstandnes Trauern auf deinem blassen Kindheitsträum. Und deine Tage waren bleiern, die Mutter krank, der Vater roh; und manchmal kam ein Krüppel leiern-- dann lauschtest du und weintest so. Was kann dir nun der Sommer taugen? Müd, wie mit scheuem Schwingenschlag, durchirren deine Heimwehaugen den uferlosen Sonnentag. Sie war: Ein unerwünschtes Kind, verstoßen auch aus der Mutter Nachtgebet, und ewig fern von jenem Großen, das gebend durch die Zeiten geht. Sie wünschte wenig--und nur selten kam wie ein Weinen über sie nach einem Land mit Purpurzelten, nach einer fremden Melodie, nach weißen Wegen, die nicht stauben-- dann bog sie Rosen sich ins Haar, und konnte doch nie Liebe glauben, auch wenn es tief im Frühling war. Wenn ich dir ernst ins Auge schaute, klang oft dein Wort so kummerkrank, wie eine leise Liebeslaute, die einsam einst ein Meister baute, als seine Seele Sehnsucht sang. Sie lernte seither leichte Lieder und tönte gern zu Tag und Tanz,-- da greift ein Träumer ihre Glieder: und wie erwachend weint sie wieder das Heimweh ihres Heimatlands. Ja, früher, wenn ich an dich dachte, wie Wunder wars: ein Mai erwachte um dich im Aureolenglänz, und meine Sehnsucht träumte sachte um deine Stirne einen Kranz. Jetzt seh ich dich; du senkst dein Weinen ins Herz den herbstverhangnen Hainen, schleicht an den bleichen Meilensteinen ein wunder Sonnenuntergang. Ich ging durch ein Land, durch ein trauriges Land. Wie auf leerer Wiege ein Wiegenband lag der blasse Fluß auf dem flachen Sand, darüber aus nassem Nebelgewand reckte die Weide die Totenhand. Mir war so traurig. Ich starrte und stand. Ich sah dich kauern am Wegesrand. Einst hab ich dich und das Glück gekannt. Du weintest wühlend und unverwandt, und ich fragte dich: Ist das dein Heimatland? Du nicktest, du nicktest wie traumgebannt.... Da hab ich dich wieder wie einst genannt; doch dein Bild zerrann mir, dein Bild entschwand. Die Pappeln kohlten im Abendbrand, und der Tod ging rot durch dein Heimatland. Weißt du, daß ich dir müde Rosen flechte ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt-- Siehst du den Mond, wie eine silberechte Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt: ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt-- Das ist das Zeichen toter Liebesnächte. Fühlst du die Rosen auf der Stirne sterben? Und jede läßt die Schwester schauernd los und muß allein verdarben und verderben, und alle fallen fahl in deinen Schoß. Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und groß. Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben. Kannst du die alten Lieder noch spielen? Spiele, Liebling. Sie wehn durch mein Weh wie die Schiffe mit silbernen Kielen, die nach heimlichen Inselzielen treiben im leisen Abendsee. Und sie landen am Blütengestade, und der Frühling ist dort so jung. Und da findet an einsamem Pfade vergessene Götter in wartender Gnade meine müde Erinnerung. Wo sind die Lilien aus dem hohen Glas, die deine Hand zu pflegen nie vergaß? Schon tot? Wo ist die Freude deiner Wangen hin, die wie ein ganzer Lenz zu prangen schien-- Verloht? Und wo ist unser Glück so groß und rein, das hell dein Haar wie ein Madonnenschein Umspann? Auch das ist tot. Heut weinen wir ihm nach, und morgen kommt der Frost uns ins Gemach-- Und dann? MÜTTER Ich sehne oft nach einer Mutter mich, nach einer stillen Frau mit weißen Scheiteln. In ihrer Liebe blühte erst mein Ich; sie könnte jenen wilden Haß vereiteln, der eisig sich in meine Seele schlich. Dann säßen wir wohl beieinander dicht, ein Feuer surrte leise im Kamine. Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht, und Friede schwebte ob der Teeterrine so wie ein Falter um das Lampenlicht. Mir ist oft, daß ich fragen müßt: Du, Mutter, was hast du gesungen, eh deinem blassen, blonden Jungen der Schlaf die Wangen warm geküßt? Hattest du damals sehr viel Gram? Und weißt du, wie du aufgesprungen, wenn deinem blassen, blonden Jungen im tiefen Traum ein Weinen kam? Ich gehe unter roten Zweigen und suche einen späten Strauß. Weiß nicht vor Glück wo ein und aus, mir ist so neu, mir ist so eigen: Mein Lieb ist müd und ist zu Haus. Jetzt ist mein Mädel erst recht eitel, seit sich sein Mieder weiter zieht, und seit ein Wunder ihm geschieht: Bald hat es breite braune Scheitel und sitzt und singt ein Wiegenlied. Leise weht ein erstes Blühn von den Lindenbäumen, und, in meinen Träumen kühn, seh ich dich im Laubengrün hold im ersten Muttermühn Kinderhemdchen säumen. Singst ein kleines Lied dabei, und dein Lied klingt in den Mai: Blühe, blühe, Blütenbaum, tief im trauten Garten. Blühe, blühe, Blütenbaum, meiner Sehnsucht schönsten Traum will ich hier erwarten. Blühe, blühe Blütenbaum, Sommer wird dirs zahlen. Blühe, blühe, Blütenbaum. Schau, ich säume einen Saum hier mit Sonnenstrahlen. Blühe, blühe, Blürenbaum, balde kommt das Reifen. Blühe, blühe, Blütenbaum, meiner Sehnsucht schönsten Traum lehr mich, ihn begreifen. Singst ein kleines Lied dabei, und dein Lied ist lauter Mai. Und der Blütenbaum wird blühn, blühn vor allen Bäumen, sonnig wird dein Saum erglühn, und verklärt im Laubengrün wird dein junges Muttermühn Kinderhemdchen säumen. Und reden sie dir jetzt von Schande, da Schmerz und Sorge dich durchirrt,-- o, lächle, Weib! Du stehst am Rande des Wunders, das dich weihen wird. Fühlst du in dir das scheue Schwellen, und Leib und Seele wird dir weit-- o, bete, Weib! Das sind die Wellen der Ewigkeit. DER BLONDE KNABE SINGT: Was weinst du, Mutter? Ist das Spind auch bettelleer,--sei gut! Ich bin dein blondes Kronenkind, und du hast Edelblut. Ich schaute ja, du weißt es nicht,-- wie du so oft noch spät beim morgenmatten Lampenlicht dein Königskleid genäht. So bist du eine Königin, und sei nicht bang und zag-- und bis Ich erst krafteigen bin, kommt unser Königs tag. DIE MUTTER: "Liebling, hast du gerufen?" Es war ein Wort im Wind. "Wie viele steile Stufen sind noch bis zu dir, mein Kind?"-- Da fand ihre Stimme die Sterne, fand aber die Tochter nicht. Im Tale in tiefer Taverne löschte ein letztes Licht. Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß, wilder, wie Strüme, die schäumen, wilder, wie Sturm in den Bäumen. Und leise läßt sie die Stunden los und schenkt ihre Seele den Träumen. Dann erwacht sie. Da steht ein Stern still überm leisen Gelände, und ihr Haus hat ganz weiße Wände-- Da weiß sie: Das Leben ist fremd und fern-- und faltet die alternden Hände. INHALT LARENOPFER (1896) Im alten Hause Auf der Kleinseite Ein Adelshaus Der Hradschin Bei St. Veit Im Dome In der Kapelle St. Wenzels Vom Lugaus Der Bau Im Stübchen Zauber Ein anderes Noch eines Und das letzte Im Erkerstübchen Der Novembertag Im Straßenkapellchen Das Kloster Bei den Kapuzinern Abend Jar. Vrchlický Im Kreuzgang von Loretto Der junge Bildner Frühling Land und Volk Der Engel Allerseelen I. II. Bei Nacht Abend Auf dem Wolschan I II Wintermorgen Brunnen Sphinx Träume Maitag König Abend An der Ecke Heilige Das arme Kind Wenns Frühling wird Als ich die Universität bezog Superavit Trotzdem Herbststimmung An Julius Zeyer Der Träumer I II Die Mutter Unser Abendgang Kajetan Týl Volksweise Das Volkslied Dorfsonntag Mein Geburtshaus In dubiis I. II. Barbaren Sommerabend Gerichtet Das Märchen von der Wolke Freiheitsklänge Nachtbild Hinter Smichov Im Sommer Am Kirchhof zu Königsaal (aula regis) Vigilien I. II. III. IV. Der letzte Sonnengruß Kaiser Rudolf Aus dem Dreißigjährigen Kriege. 1. Krieg 2. Alea jacta est 3. Kriegsknechts-Sang 4. Kriegsknechts-Rang 5. Beim Kloster 6. Ballade 7. Der Fenstersturz 8. Gold 9. Szene 10. Feuerlilie 11. Beim Friedland 12. Frieden Bei den Ursulinen Aus der Kinderzeit Rabbi Löw Die alte Uhr Kämpfen Siegen Im Herbst Der kleine "Drateník" In der Vorstadt Bei St. Heinrich Mittelböhmische Landschaft Das Heimatlied TRAUMGEKRÖNT (1897) Königslied Träumen I. Mein Herz gleicht II. Ich denke an: III. Mir ist: ein Häuschen wär mein eigen IV. Eine alte Weide trauert V. Die Rose hier, die gelbe VI. Wir saßen beisammen VII. Ich wollt, sie hätten statt der Wiege VIII. Jene Wolke will ich neiden IX. Mir ist: Die Welt X. Wenn das Volk, das drohnenträge XI. Weiß ich denn, wie mir geschieht XII. Schon blinzt XIII. Fahlgrauer Himmel XIV. Die Nacht liegt duftschwer XV. Im Schoß der silberhellen XVI. Abendläuten XVII. Weltenweiter Wandrer XVIII. Möchte mir ein blondes Glück erkiesen XIX. Vor mir liegt ein Felsenmeer XX. Die Fenster glühten XXI. Es gibt so wunderweiße Nächte XXII. Wie eine Riesenwunderblume XXIII. Wie, jegliches Gefühl vertiefend. XXIV. O gäbs doch Sterne XXV. Mir ist so weh, so weh, als müßte XXVI. Matt durch der Tale XXVII. Ein Erinnern, das ich heilig heiße XXVIII. Glaubt mir LIEBEN I. Und wie mag die Liebe II. Das war der Tag III. Einen Maitag mit dir beisammen sein IV. Ich weiß nicht, wie mir geschieht V. Ob dus noch denkst VI. Wir saßen beide in Gedanken VII. Blondköpfchen hinter den Scheiben VIII. Die Liese wird heute IX. Ich träume tief im Weingerank X. Es ist ein Weltmeer voller Lichte XI. Ich war noch ein Knabe XII. Die Nacht im Silberfunkenkleid XIII. Schon starb der Tag XIV. Es leuchteten im Garten die Syringen XV. Oft scheinst du mir ein Kind XVI. Nach einem Glück XVII. Wir gingen XVIII. Im Frühling oder im Traume XIX. Sie hatte keinerlei Geschichte XX. Man merkte: der Herbst kam XXI. Manchmal da ist mir XXII. Es ist lang ADVENT (1898) Advent. Es treibt der Wind GABEN Das ist mein Streit Du meine heilige Einsamkeit Der Bach hat leise Melodien Ich liebe vergessene Flurmadonnen Warst du ein Kind in froher Schar Pfauenfeder: in deiner Feinheit Oft denk ich auf der Alltagsreise Damit ich glücklich wäre An manchem Tag ist meine Seele still Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt Die hohen Tannen atmen heiser Der Abend kommt von weit gegangen Das Wetter war grau und grell Sonne verlodert am Himmelsrain Du arme, alte Kapelle Die Mädchen singen Lehnen im Abendgarten beide Eine der weißen Vestageweihten Im Kreise der Barone Ein weißes Schloß in weißer Einsamkeit Irgendwo muß es Paläste geben Im Schlosse mit den roten Zinken Einmal möcht ich dich wiederschauen Es kommt in prunkenden Gebreiten Horch, verhallt nicht ein scheuer Der König Abend weiß sich schwach Der Tag entschlummert leise FAHRTEN Venedig I. Fremdes Rufen II. Immer ist mir, daß die leisen III. Mein Ruder sang IV. Ave weht von den Türmen her Englar im Eppan Tenno Casablanca Arco I mulini Bodensee Konstanz FUNDE Wenn wie ein leises Flügelbreiten Ich möchte draußen dir begegnen Ich mußte denken unverwandt Fremd ist, was deine Lippen sagen Du bist so fremd, du bist so bleich Weißt du, ich will mich schleichen Bei dir ist es traut Die Nacht holt heimlich Du, Hände, welche immer geben Bist gewandert durch Wähn und Weh Will dir den Frühling zeigen Und dieser Frühling macht dich bleicher Mir ist: ich muß dir den Brautnachtstrauß Bist du so müd? Ich will dich leise leiten Du: ein Schloß an wellenschweren Purpurrote Rosen binden Ein Händeineinanderlegen Du willst dir einen Pagen küren? Abend hat mich müd gemacht Was reißt ihr aus meinen blassen, blauen Mir war so weh. Ich sah dich blaß und bang Wie meine Träume nach dir schrein Und du warst schön. In deinem Auge schien Du hast so große Augen, Kind Du sahst in hohe Lichthofmauern Sie war: Ein unerwünschtes Kind Wenn ich dir ernst ins Auge schaute Ja, früher, wenn ich an dich dachte Ich ging durch ein Land Weißt du, daß ich dir müde Rosen flechte Kannst du die alten Lieder noch spielen Wo sind die Lilien aus dem hohen Glas MÜTTER Ich sehne oft nach einer Mutter mich Mir ist oft, daß ich fragen müßt Ich gehe unter roten Zweigen Leise weht ein erstes Blühn Und reden sie dir jetzt von Schande Der blonde Knabe singt Die Mutter Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK ERSTE GEDICHTE *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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