The Project Gutenberg EBook of Die Deutschen Familiennamen, by Albert Heintze

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Title: Die Deutschen Familiennamen

Author: Albert Heintze

Release Date: February 1, 2019 [EBook #58804]

Language: German

Character set encoding: UTF-8

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE DEUTSCHEN FAMILIENNAMEN ***




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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1903 erschienenen Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und altertümliche Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert; fremdsprachliche Zitate wurden nicht korrigiert.

Vereinzelt wurden Namen und Namensteile alphabetisch nicht korrekt eingeordnet; die originale Reihenfolge der Begriffe wurde dennoch beibehalten. Zu einigen Verweisen im enzyklopädischen Teil des Buches existiert keine Entsprechung. Verschiedentlich wurden Seitenzahlen in Verweisen dem gegebenen Inhalt angepasst. Die ‚Berichtigungen‘ am Ende des Buches wurden bereits in den Text eingearbeitet.

Hochgestellte Zahlen in geschweiften Klammern, z. B. {17}, verweisen auf Beispiele der altdeutschen Namensbildung, von welchen verschiedene ausgewählte Formen im Abschnitt 5, ‚Weiterentwickelung der altdeutschen Personennamen. Ihre Lebenskraft.‘ vorgestellt werden.

Die Fußnoten wurden an das Ende des ersten Teils (‚Abhandlung‘) verschoben.

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Albert Heintze,

Die deutschen Familiennamen.

Die
Deutschen Familiennamen

geschichtlich, geographisch, sprachlich.

Von

Prof. Albert Heintze,
Verfasser von „Gut Deutsch“.

Zweite verbesserte und sehr vermehrte Auflage.

Halle a. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses.
1903.

Alle Rechte vorbehalten.

[S. v]

Vorwort
zur ersten Auflage.

Nachdem in den letzten Jahrzehnten eine ganze Literatur über die deutschen Eigennamen erblüht ist, habe ich den Versuch gemacht, die wesentlichsten Ergebnisse der bisherigen Forschungen, soweit sie die Familiennamen betreffen, einem größern Kreise, dem der Gebildeten überhaupt, in möglichst übersichtlicher und handlicher Form darzulegen. Demgemäß schildert der erste Teil dieses Buches zusammenhängend die deutschen Familiennamen nach ihrer Entwickelung und ihren Klassen, während der zweite Teil eine lexikalische Zusammenstellung der wichtigsten Bildungselemente (und Namen) enthält.

Die Grundlage dieser Darstellung bilden zunächst die einschlagenden Werke von Förstemann, Pott, Abel, Stark, Andresen, denen sich für die Namen der zweiten und dritten Schicht der freilich oft unkritische Vilmar anreiht. Wenig Ausbeute lieferten im allgemeinen die Namenbücher, welche den Wohnungsanzeiger irgend einer Hauptstadt, meist in ziemlich oberflächlicher Art, behandeln. Als entschieden wertvoller erwiesen sich dagegen einige Arbeiten in Jahresberichten höherer Schulen.

Besondere Aufmerksamkeit habe ich auf ein bisher weniger berücksichtigtes Gebiet, nämlich auf die geographische Verteilung der Familiennamen verwendet. Das bezügliche Material lieferten hauptsächlich, während der letzten Kriege (von 1866, 1870–71), die Verlustlisten der preußischen und deutschen Heere, aus welchen ich viele tausende von Namen zu diesem Behufe mit Vorsicht ausgezogen und geordnet habe.

Auf einem so schwierigen Gebiete, wie die Behandlung und Erklärung der Eigennamen ist, kann nur durch vereinte Kräfte vieler größere Sicherheit gewonnen werden. Daher gestatte ich mir an alle, welche sich für diesen Zweig unserer Sprache und Kultur interessieren, die Bitte, mich brieflich durch Beiträge, insbesondere durch Berichtigung etwaiger Fehler, die sich in meiner Arbeit finden, freundlichst zu unterstützen.

Und so möge denn dieses Buch, auf welches ich im Lauf der Jahre so manche Stunde verwendet habe, zum bessern Verständnis unserer Familiennamen und damit auch zur Belebung echt deutschen Sinnes an seinem bescheidenen Teile beitragen!

[S. vi]

Vorwort
zur zweiten Auflage.

Das ganze die deutschen Familiennamen behandelnde Schrifttum, insbesondere die vielen in letzter Zeit erschienenen Einzelschriften auszuschöpfen, konnte auch bei dieser neuen Auflage nicht meine Absicht sein. Durch eine solche Erweiterung wäre das Buch übermäßig angeschwellt und somit auch für einen größeren Kreis übermäßig verteuert worden. Immerhin sind mehrere tausend Namen dem Lexikon neu eingereiht, unter steter Bevorzugung des Gesicherten und Feststehenden.

In der Abhandlung ist vornehmlich die Übersicht der landschaftlichen Verteilung der Familiennamen weitergeführt und auf einen großen Teil des hochdeutschen Sprachgebietes ausgedehnt worden.

Für freundliche Unterstützung sage ich besonderen Dank den Herren Archivrat Dr. Jacobs in Wernigerode, Gymnasial-Rektor Prof. Erbe in Ludwigsburg, Prof. Dr. Cascorbi in Münden, Prof. Böhme in Stolp.

Stolp in Pommern, im Juli 1903.

A. Heintze.

[S. vii]

Inhalt.

 

I. Abhandlung.

Seite
  Einleitung 3
 1. Die Elemente der deutschen Familiennamen (dreifache Schicht) 9
 2. Die Personennamen überhaupt — ein Spiegel des Volksgeistes. Namen der Griechen, Römer, Israeliten 9
 3. Die altgermanische Namenwelt 12
 4. Übereinstimmung der deutschen Namengebung mit der griechischen 19
 5. Weiterentwickelung der altdeutschen Personennamen. Ihre Lebenskraft 20
 6. Fremdsprachige (kirchliche) Namen 24
 7. Das Festwerden der Namen: Bildung der Familiennamen 26
 8. Altdeutsche Vollnamen als Familiennamen 30
 9. Sproßformen der altdeutschen Vollnamen als Familiennamen:  
  a) Kürzungen und Verkleinerungen 32
  b) Genetivische Namen 34
10. Kirchliche Personennamen als Familiennamen 36
11. Familien-Namen der dritten Schicht:  
  a) Stand und Gewerbe 39
  Werkzeuge und Kleidungsstücke 44
  Speisen 46
12. Familiennamen der dritten Schicht:  
  b) Eigenschaften 47
  Körperteile 49
  Satznamen 50
13. Familiennamen der dritten Schicht:  
  c) Herkunft und Wohnstätte 53
  Adelsnamen 58
  Häusernamen 59
14. Würdigung der deutschen Familiennamen nach Gehalt und Form 62
15. Latinisierungen 63
16. Jüdische Namen 66
17. Französierungen, Polonisierungen und andere Metamorphosierungen der Neuzeit 68
18. Geographische Verbreitung der deutschen Familiennamen 70
[S. viii] 19. Genauere Angabe der Verteilung der Familiennamen:  
  a) Niederdeutschland 73
  b) Oberdeutschland 78
20. Stillstand oder Bewegung in der Namenwelt? 84
  Beilage 1. Godeberaht 85
   „   2. Entwickelung einer Namenreihe während der Neuzeit 87
   „   3. Fremdsprachige Namen in Deutschland:  
  a) Slawische 88
  b) Littauische 90
  c) Romanische 91

 

II.

 
  Namen-Lexikon 93

I.
Abhandlung.

[S. 3]

Einleitung.

Unsere Geschlechts- oder Familien-Namen erscheinen uns, wenn wir genauer nach ihrem eigentlichen Sinne fragen, in der weitaus größten Zahl rätselhaft und unverständlich. Denn was bedeuten Namen wie z. B.: Hildebrand, Gundlach, Odebrecht, Rüdiger, Amelung? Ist das nicht, wie wenn eine Reihe von Rittern vor uns aufmarschierte, aber alle mit geschlossenem Visier? Oder kürzere Namen wie: Renz, Wenz, Benz, Bopp, Dapp, Rapp, Rupp, Dromtra, Krumtum, Zumtrum! Wird uns da nicht zu Mut, als ob wir einen Chor wunderlicher Kobolde sähen, die uns neckend umhüpfen?

Nun, wir wollen es einmal versuchen, ob wir den Rittern ihr Visier nicht öffnen, ob wir die neckischen Kobolde nicht zwingen können, daß sie uns standhalten und Namen und Abkunft sagen.

Denn ein merkwürdig und wunderlich Ding ist es im Grunde doch, daß der Mensch in seinem Namen so einen Begleiter durch das Leben erhält, der ihm stets mit geschlossenem Visier zur Seite geht, einen Gefährten, der ihn von der Wiege bis zur Bahre geleitet, siebenzig, achtzig Jahre lang, und dennoch in seinem Wesen nicht erkannt wird, stets nur sein Äußeres, nie sein Inneres aufweist — dessen wahre Gestalt also verborgen bleibt. Und doch bewahren wir den unerkannten Begleiter so sorgsam, wir dulden es nicht, daß er in irgend etwas verkürzt werde, daß ihm ein Buchstab, sollte er auch für die Aussprache nichts verschlagen, genommen oder zugesetzt werde, wir bewahren den Namen mit allen unorthographischen ck und tz und dt.

So wachen wir sorglich über die äußere Gestalt und Hülle, und um den inneren Gehalt und Kern sollten wir uns nicht bekümmern, nie danach fragen?

Etwas Bedeutungsloses ist ein solcher Name jedenfalls nicht, so sinnlos und bedeutungsleer er auch vielfach scheinen mag. Es ist kein leerer Schall, welcher rein der Willkür und der Laune des Zufalls sein Dasein zu verdanken hätte. Etwas — das kann hier im voraus versichert werden — etwas bedeutet von Hause aus ein jeder Name, und dieser Satz behält seine Wahrheit auch gegenüber den tausenden unserer Familiennamen, die uns so dunkel und unverständlich klingen.

Aber wie hat denn Sinn und Bedeutung der Namen so sehr entschwinden können? — Das hat mehr als einen Grund. Vor allen[S. 4] Dingen liegt es am Alter der Familiennamen. Dieselben sind fest geworden in der zweiten Hälfte des Mittelalters, also vor mindestens 500–600 Jahren. Damals sind sie fest geworden, d. h. während bisher der Name vom Vater auf den Sohn wechselte, wie noch jetzt bei uns die Vornamen, so befestigte sich nunmehr allmählich in der Familie ein Name, der vom Vater auf den Sohn überging und an dem ganzen Geschlechte haften blieb. Diese Entwickelung trat allerdings erst vor etwa einem halben Jahrtausend ein; die Namen aber, welche sich damals als Familiennamen festsetzten, sind nicht erst damals auch entstanden, sondern gehen, als Personennamen, meist weit höher hinauf, bis in die Zeiten der Völkerwanderung — es braucht hier nur an die hervorragendsten Gestalten des Nibelungenliedes erinnert zu werden, an Siegfried, Hagen, Gunther, Dietrich, Rüdiger, Namen, die wir sämtlich, wenn auch vielleicht ein wenig verändert, in der Gegenwart als Familiennamen, zum Teil auch als Vornamen häufig finden. Einzelne reichen noch höher hinauf, bis zu den Anfängen der germanischen Geschichte, wie sie uns in freilich lückenhafter Kunde Griechen und Römer überliefert haben, ja über Armin und Marbod hinauf in Zeiten, da wohl noch kein Germane Fuß und Speer auf den Boden des nachmaligen Deutschland gesetzt hatte.

Nun haben aber die Eigennamen mit der stetigen Weiterentwicklung der Sprache nicht gleichen Schritt gehalten, sie sind je länger je weniger mitgegangen, zumal seit sie als Familiennamen festgeworden. Die Veränderungen, welche die Sprache zu erleiden gehabt, haben sie als das geheiligte Eigentum des einzelnen nicht gleichmäßig mitgemacht, sie sind stehen geblieben; die Stürme der Zeiten, welche die alten Sitten und Weisen hinweggefegt, haben sie nur wenig berührt. So stehen die Namen da gleich den Ruinen der Ritterburgen, als Zeugen einer vergangenen Zeit. Die alten Wortformen sind untergegangen in dem sonstigen Gebrauch der Sprache, manche Stämme und Wurzelwörter ganz abhanden gekommen, wie Zweige eines Baumes, ganze Stämme verdorren; doch in den Namen sind sie noch da, wenn auch dem Verständnis entrückt. So verstehen wir von dem Namen Hildebrand die letzte Silbe wohl noch, was heißt aber hilde? Hier gibt uns unser Neuhochdeutsch nicht mehr Aufschluß, wir müssen weiter hinaufsteigen, zum Altdeutschen, um den Schlüssel für diesen noch jetzt gar nicht seltenen Namen zu holen. Hild heißt Kampf, Schlacht, also Hildebrand: Kampfesbrand, Schlachtenbrand — gewiß ein trefflicher Name für einen Helden, der wie verzehrendes Feuer um sich her wütet in der Schlacht! Ähnlich ist es mit der Silbe mar, berühmt, in Waldemar (berühmt im Walten), Germar (speerberühmt), sowie mit rud, welches gleichfalls berühmt bedeutet, in Rudolf, Rüdiger. So könnten der verschollenen Stämme noch gar manche aufgeführt werden; andere haben wenigstens ihre Bedeutung geändert, wie schalk (ursprünglich „Knecht“), und wir als geborene Deutsche[S. 5] müssen bei den Gelehrten Rat suchen, um uns diese urdeutschen Namen wie fremde erklären zu lassen. Es ist Moos darum gewachsen, Rost hat sich auf das Metall gelegt und will mit behutsamer Hand entfernt sein, ehe uns wieder der edle, reine Metallglanz entgegenstrahlt.

So nehmen denn die Eigennamen eine besondere, eine Ausnahmestellung in der Sprache vor allen anderen Wörterklassen ein; sie gehen nicht mit der Zeit mit, sie kümmern sich nicht darum, ob man sie versteht, sie haben ihre eigenen Formen, die nicht angetastet werden dürfen, ja ihre eigene Rechtschreibung.

Aber es ist nicht allein das hohe Alter der Namen und ihre von daher großenteils bewahrte Form, wodurch sie so dunkel und rätselhaft, fast hieroglyphengleich geworden sind — auch die mannigfachen Mundarten, in welche sich das Deutsche spaltet, tragen dazu bei, die Bedeutung der Familiennamen zu verhüllen. Als diese sich bildeten, waren die verschiedenen Mundarten Deutschlands noch in vollerer Blüte, eine allgemein herrschende Schriftsprache war noch nicht vorhanden. So setzten sich denn auch die Familiennamen für jede Landschaft zunächst in der dort verbreiteten Mundart fest. Sieht man sich z. B. die lange Reihe pommerischer Namen aus der Zeit Herzog Bogislaws X. an, wie sie Klempin in seinen „Diplomatischen Beiträgen zur Geschichte Pommerns“ aufstellt, so wird man alles, was darin an Namen deutsch ist, eben als niederdeutsch erfinden: Apenborch, Benekendorp, van deme Berghe, Bilrebeke, Blome, Boddeker, Bokholt usw. Als nun nach Luther das Hochdeutsche auch im Norden allmählich als Schriftsprache durchdrang, wurden diese „plattdeutschen“ Namen allerdings zum größten Teile dem neuen Lautsystem angepaßt, aber doch nicht ausnahmslos: viel Niederdeutsches blieb und bleibt stehen. So schimmert die ursprüngliche mundartliche Grundlage für ganz Niederdeutschland in den Familiennamen noch überall durch in Formen wie: Schulte, Möller, Flashaar, Niebuhr (neben Neubauer), Voß, Utermöhlen („aus der Mühle“), Cassebaum (halbniederd. = Kirschbaum) usw. Dahin gehört besonders auch die große Zahl von Verkleinerungsformen auf ke, die meist von einheimischen oder auch ausländischen Vornamen herrühren, z. B. Gerike von Gerhard, Jahnke von Johannes. Im Oberdeutschen finden wir statt dessen die Endung el, auch z, z. B. Dietel, Dietz für Dietrich. Diese und viele andere Verkleinerungswörter, oder wenn man will „Schmeichelformen“, die sich vorzugsweis als Familiennamen festgesetzt haben, erfordern zu ihrer Entzifferung, wenn dieselbe mehr als ein bloßes Raten sein soll, Kenntnis der Dialekte und ihrer oft höchst eigentümlichen Formen. Wer möchte z. B. durch bloßes Vermuten darauf kommen, daß Hiesel aus Matthias, Gilles aus Ägidius, Grolms aus Hieronymus entstanden ist! Nicht minder macht sich dies geltend bei der zahlreichen Klasse der von Beschäftigungen, von Amt und Gewerbe entlehnten Familiennamen, da[S. 6] die Bezeichnungen gerade auf diesem Gebiete landschaftlich oft sehr verschieden sind.

Nicht genug, daß die Mundarten ihre Einflüsse geltend gemacht haben — alles das ist immer doch noch deutsch — aber auch von außerhalb der Grenzen unserer Sprache sind bedeutende Einströmungen erfolgt. So wenig das jetzige deutsche Volk ein ganz ungemischtes ist, so wenig sind die Familiennamen durchweg deutsch. Vor allem ist die Beimischung der Slawen hervorzuheben. Diese erfüllten bekanntlich, von den Zeiten der Völkerwanderung her, den ganzen Osten Deutschlands bis zur Elbe und Saale. Als sie endlich wieder zurückgedrängt wurden, blieben doch viele in ihrer seit so langer Zeit eingenommenen westlichen Heimat sitzen und wurden erst allmählich und nicht überall germanisiert. Diese Grundlage des Slawischen auch in längst wieder deutsch gewordenen Strichen tritt wie in den Ortsnamen, so auch in den Familiennamen hervor, ein bedeutender Bruchteil ist slawisch: wendisch, polnisch — selbst Tschechen dringen aus Böhmen herauf. Vor allen kenntlich sind die polnischen Namen auf ski, wie Lichnowski, Kosinsky; nicht minder aber sind slawisch, meist eben von den entsprechenden Ortsnamen entlehnt, die Namen auf ow (mit stummem w): Passow; die auf itz: Miltitz, vergröbert itsch: Delitzsch; die auf in: Schwerin — nicht zu vergessen die mit slawa (Ruhm) selbst zusammengesetzten Personennamen: Bogislaw, Bugslaff, zuletzt Butzlaff (mit lang zu sprechendem u, „Gottesruhm“).

Dann ist ein, wenn auch lange nicht so starker, doch immerhin in Anschlag zu bringender Bruchteil romanischen Blutes aufgenommen worden, hauptsächlich aus Frankreich, in den Auswanderern, welche unter Ludwig XIV. ihres protestantischen Glaubens wegen ihr Vaterland als „Réfugiés“ verlassen mußten und in Deutschland liebevolle Aufnahme und eine neue Heimat fanden. Daher nun französische Familiennamen, wie Palmier, du Mesnil, de Convenant.

Zum Schluß verdient noch Erwähnung, daß selbst das Littauische, so entlegen es dem Völkerverkehr ist, sein Fähnlein gestellt hat, z. B. Kaprolatis, Adomeit. In Berlin sind littauische Namen nicht selten, und in Königsberg gar wimmelt es von ihnen.

So sind denn slawische Elemente von Ost und Südost, littauische von Nordost, romanische von West und Südwest eingedrungen und zwar in bedeutendem Maße. Man mache die Probe an irgend einer Namenreihe — eines Regierungskollegiums, eines Stadtverordneten- oder Lehrerkollegiums — in dem östlichen Deutschland, und man wird selten die Namen rein deutsch finden.

Wir haben es also in der Welt der Familiennamen, wie sie gegenwärtig in Deutschland ist, mit einem Gemisch nicht bloß aus verschiedenen Zeitaltern und Mundarten, sondern sogar aus ganz verschiedenen Sprachen[S. 7] zu tun. Dadurch wird begreiflicherweise die Erforschung der Namen außerordentlich erschwert. Denn wer vollkommen gerüstet ans Werk gehen wollte, um die in Deutschland jetzt vorkommenden Familiennamen zu erklären, müßte eine sehr umfassende Sprachkenntnis besitzen, nicht allein des Deutschen nach seinen Verzweigungen und des Romanischen, sondern vor allen Dingen auch des Slawischen, und zwar in seinen verschiedenen Mundarten.

Aber selbst wer diese umfassende Sprachkenntnis besäße, würde doch noch genug Hindernisse zu überwinden haben und oft mutlos das kritische Messer sinken lassen. Ja, wenn die Namen in reiner, unverfälschter und unentstellter Form vorlägen! Aber wieviel Entstellungen, Verstümmelungen und besonders Umdeutungen haben sie sich müssen gefallen lassen trotz aller beanspruchten Unantastbarkeit, die fremden zumal, die man nicht verstand! Butzlaff statt Bogislaw (Bugslaff) ist noch nicht arg; wenn aber Warneking (Verkleinerungsform von Werner) sich in Warnkönig, wenn Christian sich einerseits in Kirschstein, anderseits in Kasten, Bley gar sich in Pflaumbaum wandeln konnte, so sieht man, daß hier Dinge möglich und häufig sind, die bei den Gemeinnamen (Appellativen) glücklicherweise zu den größten Seltenheiten gehören.

Das alles sind unabsichtliche Entstellungen; es kommt aber auch vor, daß der Träger eines Namens in bewußter Weise diesen Namen, weil er ihm nicht zusagt, umändert und entstellt, z. B. ein Faßbinder nennt sich Vasbender, ein Knieriem schreibt sich wenigstens Cnyrim. Das ist ein harmloses Vergnügen; ganz anders ist es, wenn jemand seinen ehrlichen deutschen Namen verachtet, weil er eben nur deutsch ist, und ihn in ein fremdartiges Gewand hüllt, damit er vornehmer klinge. In der Art versündigten sich besonders die Gelehrten im 16. und 17. Jahrhundert, indem sie ihre untadeligen deutschen Namen latinisierten, ihnen eine zuweilen recht schlotterige Toga umwarfen. Weil man dabei ziemlich willkürlich und gewaltsam verfuhr, so ist die Rückübersetzung häufig schwierig. Olearius z. B. kann die Übersetzung von drei Namen sein: Öhlmann, Öhler, Öhlenschläger. Andere sind gar nicht mehr nach ihrer Bedeutung zu entziffern.

So haben denn gar mannigfache Einflüsse verschleiernd und verdunkelnd auf die Familiennamen eingewirkt. Dieselben sind, um es nochmals zusammenzufassen: 1. das Alter der Namen, das nach Jahrhunderten, zum Teil nach Jahrtausenden zu berechnen ist, und in Verbindung damit die verschiedenen Entwickelungsstufen der Sprache; 2. der trübende Einfluß der Mundarten; 3. die Mischung mit fremden Sprachelementen; 4. Mißverständnisse und willkürliche Entstellungen. Daher ist es denn auch kein Wunder, wenn die große Mehrheit der Familienbezeichnungen uns so unverständlich ist, wenn die tausende und aber tausende von Namen, die unter diesen Einflüssen zusammengekommen sind, das[S. 8] Bild eines dichtverschlungenen Urwaldes darbieten, in welchem man fast bei jedem Schritt auf Schwierigkeiten und Hindernisse stößt.

Aber diese Schwierigkeiten, so groß sie zum Teil sind, dürfen von der Betrachtung der Familiennamen und ihrer Erforschung nicht zurückschrecken. Das verbietet — abgesehen von dem Interesse, welches es doch für den einzelnen haben muß, die Bedeutung seines Namens zu wissen — die Wichtigkeit des Gegenstandes überhaupt. Die Eigennamen (Personen- und Ortsnamen) bilden einen Teil der Sprache, und zwar in den altdeutschen Namen den ältesten, den unsere Sprache überhaupt als erhalten aufzuweisen hat. Wenn man nun die übrigen Wörterklassen betrachtet, ihre Bildungsgesetze erforscht und darstellt, so sind die Eigennamen dabei nicht zu übergehen, ihnen gebührt dieselbe Aufmerksamkeit. Auch in ihnen webt und wirkt der Geist der Sprache. Wollte man sie beiseite lassen, so würde die Kenntnis der Sprache an einer bedeutenden Lücke leiden, ein großes Gebiet wäre unerhellt.

Das ist die Bedeutung, welche die Namenkunde nach der sprachlichen Seite hat. Aber in der Sprache spiegelt sich der Geist des Volkes, und in ganz besonderem Maße gerade in den Namen. Ihren Stolz und ihre Sehnsucht, ihren Glauben und ihren Aberglauben, ihre ganze Lebensanschauung haben ursprüngliche Völker, wie das germanische, in ihre Namen gelegt. Und weiter, auch die späteren Entwickelungen im Leben des Volkes, in Sitten und Einrichtungen, Zuständen und Anschauungen lassen hier ihren Niederschlag zurück, so daß wir ein gutes Stück unserer Kulturgeschichte an den Familiennamen herabbuchstabieren können. Dieselben gleichen den Versteinerungen der Urzeit: aus den Umwälzungen früherer Perioden sind sie übrig geblieben als Zeugen von dem, was einstmals war. Freilich ist es schwer und oft gar nicht mehr möglich, die Bedeutung mancher Namen zu ergründen; aber wo es möglich ist, da erschließen sich uns ganz neue, unverfälschte Quellen für die Erkenntnis der Denk- und Sinnesart unseres Volkes in längst vergangener Zeit. So ist es denn keine undankbare Mühe, es ist eine schöne und nach mehr als einer Seite hin lohnende und fruchtbringende Beschäftigung, in diese reiche Welt der Namen zu gehen, das nur schlummernde Leben in den scheinbar kalten und toten Zeichen wieder zu erwecken, der stillen Sprache zu lauschen, die sie, die unsere Vorfahren durch sie zu uns reden.

„Vergangenheit entsteigt dem dunklen Grab
Und gibt uns manche wundersame Kunde.“

[S. 9]

1.
Die Elemente der deutschen Familiennamen (dreifache Schicht).

Die deutschen Familien- oder Geschlechtsnamen sind als solche, wie schon in der Einleitung hervorgehoben ist, verhältnismäßig jung; erst im Ausgange des Mittelalters, im 12. bis 14. Jahrhundert, haben diese vom Vater auf den Sohn vererbenden Bezeichnungen sich allmählich festgesetzt. Die Elemente jedoch, aus welchen sich damals die Familiennamen gebildet, gehen meist viel weiter zurück; es lassen sich darin drei Schichten unterscheiden, die sich wie Geschiebe eines Gebirges auf- und ineinander gelagert haben. Diese sind:

1. alteinheimische, ursprünglich heidnische Personennamen, d. h. nicht forterbende Benennungen einzelner Personen (z. B. Albrecht und Arnold);

2. später dazugekommene fremde Personennamen aus christlicher Zeit (z. B. Peter und Paul).

Beide Klassen haben das gemein, daß sie von Hause aus Personen- oder Einzelnamen gewesen sind und auch nach ihrem Festwerden (als Familiennamen) großenteils noch daneben als Personen-, d. h. nunmehr Vornamen, verwendet werden. Zu ihnen gesellt sich nun aber

3. eine dritte Klasse von Bezeichnungen, ursprünglich nur unterscheidende Zusätze zu den Personennamen der beiden ersten Schichten: Namen jüngster Periode (z. B. Weber und Wittenberg).[1]

Betrachten wir zunächst die beiden ersten Schichten genauer, um ein möglichst anschauliches Bild von den Grundlagen zu gewinnen, auf denen die Bildung unserer Familiennamen beruht.

2.
Die Personennamen überhaupt — ein Spiegel des Volksgeistes.
Namen der Griechen, Römer, Israeliten.

Daß in den Eigennamen eines Volkes sich der Geist dieses Volkes, der Charakter desselben in seiner Eigentümlichkeit abspiegele, nicht minder[S. 10] als in seinen Sitten und Taten, dieser Satz gilt in besonderem Maße von den ältesten Namen, welche sich bildeten, da das Volk noch unberührt von fremden Einflüssen, in voller Selbständigkeit sich entwickelte. So redet eben durch die Namen die uralte Vergangenheit zu der Gegenwart, die Vorfahren reden durch sie zu den nachkommenden Geschlechtern und enthüllen ihnen ihren Geist und Sinn.

Werfen wir zum Beweise einen vergleichenden Blick auf die drei Völker, welche für uns die Hauptvölker des Altertums sind, die Griechen, die Römer und die Israeliten, so treten uns hier die allerbezeichnendsten Verschiedenheiten entgegen.

Das edle, hochbegabte Volk der Griechen zeigt auch in seinen Personennamen eine reiche Phantasie, einen idealen Schwung. Die Namen gehen überwiegend auf das Geistige, auf edle Eigenschaften und Beschäftigungen. Das beweist die Fülle der Namen, die auf kles (Ruhm) endigen: Perikles (sehr berühmt), Sophokles (durch Weisheit berühmt), Themistokles (durch Gerechtigkeit berühmt), Kallikles (durch Schönheit berühmt) — oder die mit der Silbe kle anfangen: Kleophanes (ruhmstrahlend). Viele beziehen sich auf das Vorangehen und Erster sein, gleichsam Bezeichnungen für Männer, die jenen homerischen Wahlspruch: „Stets der Beste zu sein und vorzustreben den andern“ in sich zur Verkörperung gebracht haben. So die mannigfachen Bildungen von Aristos (der Beste), ferner Namen wie Poliarchos (Stadtherrscher), Agesilaos (Volksführer), Eurysthenes (weit gewaltig) — auch Thrasybulos (kühn im Rat), Megistophron (das Größte denkend). Auf Kampf und Sieg gehen Nausimachos (zu Schiffe kämpfend), Nikophanes (siegprangend). Wie jedoch jene homerischen Helden das Wort ebenso trefflich zu handhaben wissen wie das Schwert, so stellt sich neben die kriegerischen Namen eine fast ebenso lange Reibe von Namen, welche die Beredsamkeit feiern, z. B. Aglaophon (herrlich redend), Anaxagoras, Protagoras — letztere zum Beweise, wie hoch der Grieche seine Agora, die Volksversammlung, hielt. Aber in der Reihe dieser edlen und ruhmwürdigen Eigenschaften ist auch die Götterfurcht unvergessen; den Beweis geben die vielen mit Theos (Gott) zusammengesetzten Namen, wie Theodotos (gottgegeben), Timotheos (Ehregott), dazu mannigfache Ableitungen von den Namen einzelner Gottheiten, von Dionysos (Bacchus): Dionysios, von Hera (Juno): Herodotos, von Apollon: Apollonios. Im Einklange damit stechen unter den Tieren in der Namengebung hervor der Löwe, das königliche Tier, in vorgeschichtlicher Zeit in Griechenland einheimisch: Leon, Timoleon, das edle Roß, dem Poseidon heilig, in besonders zahlreichen Namen: Hippias und Hipparchos, Hippokrates, Philippos, Aristippos.

Während so die griechischen Personennamen ein ideales, poetisches Gepräge haben, indem edle, meistens geistige Eigenschaften in ihnen anklingen, bilden dazu den allerschroffsten Gegensatz die Römer. Hier ist[S. 11] von Poesie und Idealität wenig zu finden; die römischen Namen haben ein durchaus prosaisches Gepräge und bewegen sich meist in einer sehr niederen Region. Zunächst halten sie sich an die erste und hauptsächlichste Beschäftigung der alten Römer, den Ackerbau: Agricola (Landbauer), Fabius, Cicero, Piso (Bohnen-, Erbsen-, Wickenmann),[2] und in Zusammenhang damit an die Viehzucht: Porcius (Schweinezüchter), Asinius (Eselzüchter). Schon hierbei kann es befremden, daß die großen Römerhelden keine edleren Namen führten als Bohnenmann, Erbsenmann, Schweinemann. Doch mögen wir diese Namen trotz ihrem Erdgeruche noch gelten lassen, da der Ackerbau die Grundlage des römischen und überhaupt jedes italischen Gemeinwesens war und derselbe allewege eine hochehrenwerte Beschäftigung ist. Es ist freilich etwas Hausbackenes und Massives,[3] aber doch immer etwas sehr Praktisches und Solides in den Namen dieses Schlages. Aber was soll man zu der langen Reihe der Namen sagen, die von äußerlichen Zufälligkeiten und Gebrechen hergenommen sind, wie Niger, Rufus, Flavius, Livius (der Schwarze, der Rote, der Gelbliche, der Bläuliche), Longus, Paullus, Crassus, Macer (der Lange, der Kleine, der Dicke, der Magere), Calvus (der Kahlkopf), Capito (der Großkopf), Naso (der Nasenkönig), Paetus (der Schieler), Caecus (der Blinde), Balbus (der Stammler), Claudius (der Lahme), Plautus (der Plattfuß), Scaurus (der Klumpfuß) — die Reihe ist fast endlos, ich breche ab, um nicht durch fernere Aufzählung zu ermüden. Ist es doch, als käme man in ein Lazarett oder eine orthopädische Anstalt! Das Äußerste jedoch in nüchterner Prosa und Armut an Erfindungsgabe leisten die Zahlnamen: Secundus, Tertius, Quintus, Sextus (mit mehrfachen Ableitungen wie Sextius, Octavianus), die bloß herzählen, daß jemand der zweite, dritte usw. Sohn seines Vaters sei. Welche geistige Armut, wenn ein Vater seinem Kinde nichts weiter im Namen mitzugeben weiß, als daß es Nr. 2, Nr. 3 ist!

Diese Namen, welche eben die römische Namengebung beherrschen, verraten einen großen Mangel des römischen Geistes, eine starke Einseitigkeit der Anschauungs- und Auffassungsweise. Fürwahr, man braucht nur diese Namenliste anzusehen, um kühnlich zu prophezeien, daß ein solches Volk auch auf geistigem Gebiete, besonders in der Dichtung, wenig leisten werde. Auf solchem Boden können die goldenen Hesperidenäpfel der Poesie schwerlich gedeihen. Dagegen bekundet eine derartige Namengebung eine hervorstechende Anlage und Neigung zum Auffassen menschlicher[S. 12] Schwächen, d. h. zur Satire. In der Tat ist auch die Satire der einzige Zweig der poetischen Literatur, worin die Römer etwas Bedeutendes, Ureigenes geschaffen haben.

Ein Element, welches schon in der griechischen Namengebung, doch nur in zweiter Reihe hervortrat, der fromme Sinn, die alles auf die Gottheit beziehende Lebensanschauung, kommt zur vollen Entfaltung bei den Orientalen, namentlich dem Volke der Israeliten. Dies wird durch das Vorwiegen der Namen bezeugt, die mit der Silbe ja (jo, je) — Abkürzungen von Jehova (Jahve) — oder mit el anfangen oder auch schließen. Beides bedeutet „Gott“, also[4] Josua (dessen Hülfe Jehova ist), Johannes (den Jehova geschenkt hat), mit ähnlichem Sinne Jonathan (den Jehova gegeben), Josaphat (dem Jehova Recht schafft); — Obadja (Knecht Gottes, vgl. arabisch Abdallah), Sacharja, Zacharias (dessen Jehova gedenkt); — Elimelech (dem Gott König ist), Elieser (dem Gott Hülfe ist), in derselben Bedeutung Eleasar (Lazarus); — Nathanael (den Gott gegeben), Joel (die beiden Gottesnamen verbunden: dem Jehova Gott ist). Hieran reihen sich noch mehrere, bei welchen diese Beziehung nicht ausdrücklich ausgesprochen, aber doch leicht zu ergänzen ist, z. B. Nathan, abgekürzt aus Jonathan, Saul (der Erbetene, nämlich von Gott).

3.
Die altgermanische Namenwelt.

Wenden wir uns, nachdem wir dies vorausgeschickt, zu unserm Volke in seiner ungetrübten Ursprünglichkeit und fragen: Was ist das Eigentümliche der altgermanischen Namengebung?

Der Geist und Sinn, die ganze Anschauungsweise eines ursprünglichen Volkes spricht sich bezeichnend aus in den Vorstellungen, die es sich vom Übersinnlichen, von der Gottheit macht. Wie Gott die Menschen schuf nach seinem Ebenbilde, so denkt sich umgekehrt der Naturmensch die Gottheit gern nach seinem menschlichen Bilde. Was ihm als das Höchste erscheint, das überträgt er auf jene und stellt somit einen Spiegel auf seines eigenen Selbst. Wie hat nun der Germane sich die Gottheit gedacht? Hören wir darüber den beredten Mund eines neueren Forschers, der sich in der Hauptsache folgendermaßen ausspricht: „Während andere Völker die stille, starre Ordnung der Himmelskörper, der Gestirne, über alles andere gefeiert und das Leben der Menschen zu einem Abbilde dieser stillen, starren Ordnung zu machen gesucht haben; während wieder andere das in den[S. 13] Entwickelungen der Dinge bemerkbare Ebenmaß und die Schönheit des lebendigen, organischen Maßes, die Harmonie gefeiert haben — hat die germanische Glaubenslehre an die Spitze aller Götterfiguren eine Personifikation gestellt des ungebrochenen, rastlos jagenden, todverachtenden Heldengeistes, den Wuotan.[5] Damit ist der ungebrochene, gottbewegte, persönliche Heldensinn über alles andere gesetzt und zum höchsten Gegenstande der Verehrung und des sittlichen Strebens gemacht.“ (H. Leo, Vorlesungen I, 109).

Diesen stürmischen Heldengeist zeigt unser Volk von seinem ersten Auftreten in der Geschichte an. Heftig und ungestüm war die Kampfesart der Germanen, zumal ihre ersten Angriffe zu Beginn der Schlacht, und nur der überlegenen Kriegskunst der Römer gelang es, die furchtbare Kraft derselben zu brechen.[6] So in dem Kriege der Cimbern und Teutonen, welche fünf Jahre hindurch alle gegen sie ausgesandten Heere der Römer schlugen und vernichteten, bis es endlich dem großen Feldherrn Marius gelang, den Sturm zu beschwören und das drohende Verderben von Rom abzuwenden; so in dem Kampfe Cäsars mit Ariovist, so in allen nachfolgenden Kämpfen, bis zu dem gewaltigen Gewittersturm der Völkerwanderung.

Bekannt sind die Zeugnisse des Tacitus für die Tapferkeit der Germanen (nullus mortalium armis aut fide ante Germanos). Krieg und gefahrvolle Unternehmungen waren ihre Lust — daher jene nie gesättigte Begier nach Abenteuern, die Gier, Gefahrvolles aufzusuchen und mit dem Furchtbaren zu kämpfen; daher auch im Frieden die Lust, auf ungemessenen, ungebahnten Pfaden das Wild zu jagen. „Wer hat mehr Mut“, ruft der Römer Seneca, „als die Germanen? Wer stürmt mit größerer Gewalt? Wer liebt leidenschaftlicher die Waffen, mit denen sie gleichsam geboren, in denen sie aufgezogen werden? Die allein sind ihre Sorge, alles andere kümmert sie wenig.“ (Sen. de ira I, 11.) Im Einklang damit läßt der jüdische Schriftsteller Josephus den König Agrippa zu den Juden sagen: „Ihr habt ohne Zweifel von den Germanen gehört. Ihr habt ihre Stärke gesehen und die Größe ihrer Gestalt. Sie haben aber einen Geist, der größer ist als ihre[S. 14] Leiber, eine Seele, die den Tod verachtet, und einen grimmigern Zorn als die wilden Tiere.“

Dieser wilde Kriegsmut ist der „furor Teutonicus“, der im Altertume wie zum Sprichwort geworden noch von viel späteren Schriftstellern oftmals erwähnt wird.

So war der Geist unserer Ahnen, und diese todesverachtende Kühnheit, dieser wuotanische Heldensinn spiegelt sich ab auch in der Namengebung jener Zeit, des Heroenalters unseres Volkes. Und wenn uns keine Geschichte und keine Sage Kunde gäbe, so würden diese zahlreichen männlichen und auch weiblichen Namen vernehmlich genug sprechen, die da wiederklingen von Waffen und Krieg und Kampf und Sieg.

Hild, Gund, Had, Bad und Wig sind lauter Ausdrücke für Kampf, Schlacht, Krieg, Wortstämme, die, sonst in unserer Sprache längst erstorben, nur noch in den Namen und zwar hier um so häufiger fortleben. Es ist hier nicht der Raum, alle die Ableitungen und Zusammensetzungen aufzuzählen, von denen die Sprache damals eine staunenswerte Menge und Mannigfaltigkeit besaß. Nur zur Probe wollen wir, um an einem Worte diesen Reichtum zu zeigen, die von dem Stamme hild gebildeten Namen vollständiger hersetzen:[7]

Hildibald, Hildibern, Hildiberht, Hildibodo, HildibrandHildidagHildifrid, HildifunsHildigang, Hildigar, Hiltigast, Hildegaud, Hildegern, Hildigis, HildigrimHildehocHildelaic, Hiltilant, Hiltileip, HiltiloucHildiman, Hildimar, Hildimod, HiltimundHildinandHildirad, Hiltiram, Hildiric, HiltirochHiltiscalh, HiltistainHildulfHildowald, Hildiwar, Hildiward, Hildiwerc, Hiltiwic, Hildiwin.

Dabei sind die weiblichen Namen, wie Hildigunda, Hildiburg (von denen späterhin!) noch gar nicht berücksichtigt.

Von dem Stamme Gund kommen, um nur wenige Namen herauszugreifen, Gundachar (Kriegskämpfer), Gundobert (kampfprangend), Gundemar (kampfberühmt);

von Wig: Wigand (Kämpfer), Wiglef (Kampfessohn), Chlodowech (Ruhmeskampf), der Frankenkönig des 5. Jahrhunderts.

Zu Kampf und Schlacht gehören Waffen. Auch diese sind zahlreich vertreten. Haben sich doch ganze Völkerschaften danach genannt, wie z. B. die Sachsen nach ihren langen Kriegsmessern, althochdeutsch sahs,[S. 15] angelsächsisch seax, nach welchen selbst ein Gott, der Kriegsgott der Germanen, Saxnot (Schwertgenoß) benannt ist.[8]

Die deutsche Nationalwaffe, die Frame (bei Tacitus), ein Spieß mit schmalem, kurzem Eisen, geschickt für den Nahkampf wie für den Fernkampf, für Stoß und Wurf, begegnet in Framhard (speerkräftig) — das althochdeutsche ger, Wurfspeer, in Gairebald (gerkühn), Garibert (gerprangend), Ansigar, altsächsisch Osgar (Asenspeer d. i. Götterspeer); — das Schwert, ecka (Schwertecke = Schneide, Stamm ag) in Agabert (schwertglänzend), Agihard, Ekkihart (schwertstark).

Die Schutzwaffen treten zurück; waren doch die alten Germanen damit kärglich ausgerüstet: fast mit nacktem Leibe, nur mit einem langen, schmalen Schilde aus Holz und Leder traten sie furchtlos den wohlausgerüsteten römischen Legionären entgegen.

Der Schild heißt Rand, daher Rantowic (Schildkämpfer), Bertrand (leuchtender Schild).

Panzer besaßen die Germanen auch zu Armins Zeiten noch nicht, selbst nicht einmal eigentliche Helme. Statt dessen setzten sie die Kopfhaut von erlegten Tieren auf, deren Fell zugleich als Mantel die Schultern bedeckte. Daher die Namen Bernhelm, Ebarhelm, Wolfhalm. Doch später, als sie in der Kunst des Schmiedens sich vervollkommnet, traten eherne Helme an die Stelle, und somit gewannen Namen wie Helmperht (helmglänzend) eine Berechtigung.[9]

Die kriegerische Eigenschaft der Kraft und Stärke klingt an in magan, megin: Maganhard (machtstark), Magnobod (mächtig gebietend); in ellan, got. aljan: Ellanperht (kraftglänzend), Aljanmot (kraftmutig) — die Kühnheit in besonders vielen Namen; dahin gehören vor allem die zahlreichen Bildungen mit bald: Baldawin (kühner Freund), Liutbald und Theudobald (sehr kühn), Hunibald (riesenkühn); ferner die Zusammensetzungen mit nand: Nandulf (kühner Wolf), Siginand (siegeskühn).

Die Gesamtheit der freien, waffenfähigen Männer bildete bei den Germanen das Heer, althochd. hari, heri, altfränkisch chari. Hierher gehört, um den ältesten überlieferten Namen voranzustellen, wahrscheinlich das im römischen Munde wohl etwas entstellte Ariovist, sicher aber Hariman (Heeresmann),[10] Hariberaht (heerglänzend), Cariovalda (der heerwaltende), Bataverfürst des 1. Jahrh. (Tac. Ann. II, 11); dann besonders die vielen[S. 16] Namen, deren zweiter Teil aus diesem Worte besteht, wie Raganhar, Werinheri.

Aber die Tapferkeit der Germanen, so stürmisch sie war, war doch kein bloßes Dreinschlagen, das des klugen Rates entbehrt hätte. Wuotan ist nicht allein der Gott des Sturmwindes, sondern auch der der Weisheit, und neben den stürmenden, alles vor sich niederwerfenden Wate des Gudrunliedes stellt sich der kluge Frute. Welchen Wert die Germanen auf einsichtsvollen Rat gelegt haben, lehren nun auch lange Reihen von Namen. Da sind die mit rat: Adalrad, Chuonrat; da ist ragan (Rat): Raganfrid, Raginmund; mathal (Versammlungs-, Beratungs- und Gerichtsort des Volkes): Mathalwin; hugu (denkender Geist): Hugubert.

Solchem mit Kraft und klugem Rate zugleich geführten Kampfe kann der Sieg nicht fehlen: Sigifrith, Sigiberht, Sigimund und mit erweitertem Stamme Sigismund (Siegschutz, durch Sieg schützend).

So hören wir alles von Schwertergeklirr und Waffenklang wiederhallen, wir hören die Tapferkeit der Germanen heraus, ihren Schlachtenmut, ihre Siegesfreude; wir begreifen, daß Leute, die Krieg und Jagd für die einzigen eines freien Mannes recht würdigen Beschäftigungen hielten, die sich am liebsten nach ihren Waffen, nach Schwert und Lanze nannten, daß diese wohl ihren Nachbarn furchtbar sein mußten, ja den bis dahin unbezwinglichen Römern ein „bis hierher und nicht weiter!“ zurufen konnten.

Das mächtige Walten nach Kampf und Sieg liegt in Waldomar (im Walten berühmt), Sigiwalt, Chraftolt; — ferner in rich (mächtig): Ricohard, Frithuric, Ermanarich (der Gotenkönig aus dem 4. Jahrhundert, welcher sich in dem Schmerz über die Zurückdrängung seines Volkes durch die Hunnen im 110. Lebensjahre selbst den Tod gab).

Der mit solchem Siegen und Walten verbundene Ruhm wird, abgesehen von dem überaus häufigen beraht, bert, besonders durch die Stämme hlod, hrod und hrom dargestellt: Chlodowald (ruhmwaltend); Hrodegang (Ruhmesgänger), Romuald (ruhmwaltend); ferner durch mar, schon seit dem 1. Jahrhundert in Namen wie Catumer, Inguiomer (Armins Oheim, Tacit. Ann. I, 60).

Im vollen Einklang hiermit werden auch in den aus der Tierwelt entlehnten Benennungen starke, kampflustige, herrschende Tiere entschieden bevorzugt, solche, deren Schönheit, Kraft, Schnelligkeit der Germane bewunderte, wenn er auch mit ihnen als Jäger oder Hirt in Fehde lag.

Der Herrscher von Wald und Heide, der grimmige Bär, nahm einst in der Anschauung des Nordens die Stelle ein, aus welcher ihn später der fremdländische Löwe verdrängt hat: er war König der Tiere. Daher die Namen: Berinhard, Beringar, Isanpero.

Nicht minder passend, als Sinnbild der Größe und Stärke, ist der Ur, das gewaltigste einheimische Tier, oft im Kampfe mit dem Bären:[S. 17] Urold, Uremar. Beiden schließt sich der Eber an, ebenfalls durch wilde Stärke ausgezeichnet. Einfach Ibor (Eber) hieß der älteste, uns überlieferte Anführer der Langobarden aus dem 4. Jahrhundert; am bekanntesten ist Ebarhard.

Herrscher im Reiche der Lüfte ist der Aar: Arnoald (waltend wie ein Aar).

Doch die beiden königlichen Tiere Bär und Adler treten zurück gegen zwei andere von scheinbar geringerer Bedeutung: Wolf und Rabe. Dies rührt daher, weil letztere heilige Tiere sind. Freilich war auch der Eber schon ein geheiligtes Tier, doch nur des Gottes Fro, während Wolf und Rabe Diener des höchsten Gottes Wuotan sind. Zwei Wölfe, Geri und Freki (gierig und frech d. i. kühn), und zwei Raben, Huginn und Muninn (Gedanke und Erinnerung), sind Wuotans ständige Begleiter. Jene begleiten ihn als seine Hunde, wenn er in seinen Wolkenmantel gehüllt auf windschnellem Rosse auszieht. Der Wolf ist daher ein heil- und siegverkündendes Tier. Nach ihm hat der älteste Schriftsteller unserer Literatur den Namen: Vulfila (Ulfila, Wölflein), der westgotische Bischof und Bibelübersetzer aus dem 4. Jahrhundert. Ganz besonders häufig ist der Name des Wolfes als zweiter Teil der Zusammensetzung in der abgeschliffenen Form ulf (olf): Athaulf, Maginulf, Ebarolf.

Die Raben sind die beutegierigen Tiere des Schlachtfeldes, die Kriegs- und Siegesvögel und so dem Wuotan als dem obersten Schlachtenlenker heilig, der auch von ihnen den Beinamen „Rabengott“ führt. Einen Raben hatte der schreckliche Normannenhäuptling Ragnar Lodbrokr auf seiner Schlachtenfahne; je nachdem er auf derselben munter in den Lüften flatterte oder seine Flügel hängen ließ, schloß man auf Sieg oder Niederlage. So haben wir nun unter anderen die Namen: Hiltiram und Gundhram (Kriegsrabe), Sigihram, Walahram (Rabe des Wal d. i. der Gefallenen), Wolfhraban, die beiden heiligen Tiere verbunden.

Bei den von Wolf und Rabe hergeleiteten Namen stehen wir mit einem Fuße schon auf einem anderen Gebiete, welches dicht daran grenzt, auf dem Gebiete religiöser (mythologischer), von den Göttern entlehnter Benennungen. Die ungeheuchelte Ehrfurcht vor dem Heiligen, den sieg- und segenspendenden Göttern, liegt in zahlreichen Namen zu Tage.

Unser uraltes und ureigenes Wort Gott ist in Godolef (gotisch Gudilaibs, althochd. Cotleip), gottgeboren, enthalten; ferner in Godefrid, Godascalc (Gottesknecht), Godowin (Gottesfreund), Gotahard u. a.

Die Namen der obersten Götter: Wuotan, Donar, Ziu, Fro werden, wohl aus religiöser Scheu, nicht zu Personennamen verwendet (nur ausnahmsweise findet sich ein Thunerulf oder Donarperht) — desto häufiger die allgemeinen Götternamen und die Benennungen der untergeordneten Götterwesen. So die Ansen (Asen, Götter) in Anshalm (der mit dem Asen[S. 18]helm, Götterhelm), Ansoin, Ansowald, die uns geläufiger sind in der altsächsischen und angelsächsischen Form, wo ans in ôs zusammengezogen wird, also: Osvine, Osvald.

In das geheimnisvolle Reich der Naturgeister, der Albe oder Elfen, von denen Sage und Märchen so viel zu erzählen wissen, führen uns Namen wie Albirich (Elfengebieter), Albarad, angels. Älfred (Elfenrat), Alfwin, Alboin (Elfenfreund).

Den Gegensatz zu dem kleinen, bald gutmütig helfenden, bald boshaft schadenden Elfenvolke mit ihrem Anhange der Zwerge und Wichtelmänner bildet das ungeschlachte, sinnlich rohe, naturkräftige Geschlecht der Riesen (Hünen und Thursen): Hunibald, Thurismund.

Es wird dies genügen, um mindestens in den Grundzügen ein Bild von der Namengebung jenes Zeitalters zu gewinnen. Kampf und Sieg tönen uns allerorten aus ihr entgegen mit hellem Waffenklang; daran schließt sich der kluge Rat und das ruhmvolle Walten — nicht ohne den Aufblick zu den sieg- und segenspendenden Göttern. Weiter ins einzelne zu gehen ist für unseren Zweck nicht erforderlich und alles gar zu erschöpfen hier ganz unmöglich, wegen der außerordentlichen Menge der Namen. Wie zur Frühlingszeit in Wald und Flur tausend und abertausend grüne Sprossen aufschießen, so ist auch in diesem Frühling deutscher Namengebung eine fast zahllose Menge von Namen erwachsen. Die oben angeführten sind nur beispielsweise genannt, sind nur geringe Proben aus der Fülle, derart, daß die einzelnen ganze Reihen vertreten. So sind der Namen, die auf bald auslauten, in Förstemanns großem Werke 199, der auf ric über 200, der auf beraht (bert) weit über 300, der auf wolf (olf) gar nahezu 500. Mehr als 12000 (männliche und weibliche) Namen hat Förstemann aus gedruckten Schriften und Urkunden gesammelt, eine Zahl, die durch spätere Forscher noch sehr vermehrt worden ist; wie viele mögen sich nicht noch in ungedruckten Quellen finden, wie viele nie zur Aufzeichnung gelangt sein!

Es ist eine hochgemute, eine ideale, eine poetische Namengebung, in der uns nichts Unedles stört. Sie ist einheitlich, wie aus einem Geist und Guß, gleich dem Germanenvolke selber, das ein einheitliches an Abstammung und Aussehen war, „ein eigenes, reines, nur sich selbst ähnliches Geschlecht“. Das Heldenhafte, Kühne, Gewaltige, Hohe finden wir in dieser Namenwelt ausgeprägt, das Liebliche, Sanfte, Milde tritt zurück — selbst in den weiblichen Namen. Auch diese sind wesentlich von demselben Gepräge, Kampf und Schlacht tönen aus ihnen fast ebenso wieder wie aus den männlichen. Die Walküre, die Schlachtenjungfrau Wuotans, erscheint als das Ideal des urgermanischen Weibes. War doch in jenen Tagen auch das schwächere Geschlecht dem Kriege, seinen Ehren und Gefahren nicht fern. Was uns griechische und römische[S. 19] Schriftsteller erzählen, spricht laut genug. Es wird uns da geschildert, wie die Frauen mit in den Krieg zogen, um in der Nähe ihrer Anverwandten hinter der Schlachtreihe sich aufzustellen, wie sie die Kämpfenden durch ihren Zuruf anfeuerten, die Verwundeten verbanden, die Weichenden wohl wieder zum Stehen brachten, die Sieger begrüßten und belohnten, aber auch mit den Unterliegenden zu sterben wußten und lieber sich selbst und ihre Kinder töteten, als daß sie sich in Gefangenschaft begaben.

Bei solcher Sinnesart der germanischen Frauen darf es uns nicht wunder nehmen, wenn auch ihre Namen dieses Gepräge haben und sich eng an die männliche Benennungsweise anschließen.[11]

4.
Übereinstimmung der deutschen Namengebung mit der griechischen.

Werfen wir, ehe wir weitergehen, einen vergleichenden Rückblick auf die Namengebung der alten Völker, so läßt sich wohl kaum ein schrofferer Gegensatz denken, als zwischen der römischen und der germanischen Namengebung. Dort körperliche Schwächen und Mängel, hier edle Eigenschaften und Vorzüge, leiblicher und ganz besonders geistiger Art! Dort niedrige Prosa — hier erhabene Poesie!

Dagegen tritt eine auffallende Übereinstimmung mit der griechischen Namengebung hervor, zunächst darin, daß die Namen auf beiden Seiten der großen Mehrzahl nach zusammengesetzte sind.[12] Namen dieser Art sind an sich schon poetischer, schwungvoller als einfache, und so tritt bereits hier in erfreulicher Weise übereinstimmend eine edle Anlage beider Völker hervor. Dann aber entsprechen sich auch die Zusammensetzungs[S. 20]elemente in beiden Sprachen großenteils: so das griechische phanes (glänzend, prangend) und das deutsche beraht (bert), das griechische kles (berühmt) und das deutsche mar, das griechische krates (kräftig, gewaltig) und das deutsche rich; so ferner medon (waltend) und walt (old), stratos (Heer) und heri, demos (Volk) und theod (diet), theos (Gott) und got u. s. f.

Demnach kann man eine Menge griechischer Namen geradezu mit deutschen übersetzen, da sie sich wörtlich decken, z. B.:

Nikophanes (siegprangend) — Sigibert,
Kleophanes (ruhmstrahlend) — Hrodebert (Ruprecht, Robert),
Kleoptolemos (ruhmkämpfend) — Chlodowich (Ludwig),
Perikles (vielberühmt) — Vilmar,
Demosthenes (volksgewaltig) — Dieterich,
Thrasybulos (kühn im Rat) — Chuonrat (Konrad),
Laomedon (volkswaltend) — Leutold,
Demophilos (Volksfreund) — Volkwin,
Theodulos (Gottesknecht) — Gotschalk u. a. m.

Genug, die Anlage unseres Volkes ist, gleich der des griechischen, eine treffliche und edle; ein nach dem Hohen gerichteter Sinn tritt uns überall in dieser Namengebung entgegen, aus welcher der Geist unserer Ahnen mit beredten Lauten zu uns spricht. Unser Volk war berufen von der Vorsehung, die Ketten zu zersprengen, in welche römische Tyrannei die Welt geschlagen hatte, und als ein edles Reis in die Fäulnis des Römertums eingesenkt zu werden, um von jetzt an Hauptträger der Entwickelung des Menschengeschlechtes zu sein.

5.
Weiterentwickelung der altdeutschen Personennamen. Ihre Lebenskraft.

Wie sehr diese Namengebung aus dem innersten Leben und Wesen des deutschen Volkes hervorgewachsen, das erweist sich durch die Zähigkeit, mit welcher lange Jahrhunderte hindurch an ihr festgehalten wird. Die Stürme der Völkerwanderung brausen dahin, die verschiedenen Stämme der Germanen lassen sich in den Provinzen des ehemaligen römischen Reiches nieder und bauen die Erde sich neu. Die staatlichen Verhältnisse ändern sich, das Christentum stürzt den alten Götterhimmel — doch die Namen bleiben und blühen ohne wesentliche Veränderung weiter auf einem vielfach umgestalteten Felde.

Die Beweise liegen zu Tage. Man werfe nur einen Blick auf die Namen der deutschen Könige und Kaiser! Ihre Reihe ist von Karl dem Großen an sechs Jahrhunderte lang rein deutsch: Karl, Ludwig, Konrad, Heinrich, Otto, Friedrich sind die herrschenden Namen. Unterbrochen wird[S. 21] diese Reihe erst durch Wenzel aus dem lützelburgisch-böhmischen Hause 1378 und später durch Maximilian den „letzten Ritter“ 1493. Ebenso ist es im Kreise der Reichsfürsten. Albrecht der Bär hatte sieben Söhne: Otto, Hermann, Sigfrid, Heinrich, Adelbert, Dietrich, Bernhard — kein undeutscher Name findet sich darunter, ein Fall, der sich jetzt schwerlich wiederholen würde.

Selbst im Stande der Geistlichen, wo das Eindringen fremder Namen am ersten zu erwarten wäre, behauptet sich die deutsche Namengebung überraschend lange. Bischöfe und Erzbischöfe, Klosteräbte und Mönche erscheinen fort und fort als Träger der altgermanischen Krieges-, Sieges- und Ruhmesnamen. Man denke an Adalbert von Prag, den Apostel der Preußen, an Otto von Bamberg, den Pommern-Apostel, an Willegis von Mainz, Adalbert von Bremen.

Ähnliches gilt von den romanischen Ländern. Trotz der fortwährenden Berührung mit der römischen Welt und dem teilweisen Aufgehen in dieselbe behaupten sich die alten Namen nicht bloß im eigentlichen Deutschland, sondern auch in Frankreich, Spanien, ja selbst in Italien. Nachdem die Sprachen längst romanisch geworden, erhalten sich noch die fränkischen, gotischen, langobardischen Namen in überraschender Weise. Man braucht sich nur die Führer des ersten Kreuzzuges zu vergegenwärtigen: Gottfried von Bouillon, Robert von der Normandie, Raimund von Toulouse, Boemund von Tarent usw., um dies bestätigt zu finden. Fügen wir noch ein Beispiel aus Frankreich, eins unter vielen, hinzu! Im Jahre 991 versammelten sich zu Reims die Bischöfe der Diözese: Guido von Soissons, Adalbero von Laon, Heriveus von Beauvais, Godesmann von Amiens, Ratbod von Noyon, Odo von Senlis; außerdem Erzbischof Daibert (Dagobert) von Bourges, aus der Lyoner Synode die Bischöfe Walter von Autun, Bruno von Langres, Milo von Maçon; endlich der Erzbischof Siguin von Sens mit den Bischöfen seines Sprengels Arnulf von Orleans und Herbert von Auxerre. Unter diesen dreizehn geistlichen Würdenträgern findet sich keiner mit nichtdeutschem Namen; nur sind einzelne dieser Namen oberflächlich romanisiert, wie Guido aus altdeutsch Wido, oder latinisiert, wie Heriveus aus Heriwic.[13]

[S. 22]

Geschichtliche Erinnerungen und mehr noch Familienüberlieferungen kamen der Erhaltung der Namen zu Hülfe. Im karlingischen Geschlechte waren Karl, Ludwig, Lothar zu Hause, bei den Württembergern Ulrich und Eberhard, bei den Schwarzburgern Günther usw. Aber auch Stammesüberlieferungen machten ihren Einfluß geltend; noch jetzt läßt sich erkennen, wie einzelne Namen bei gewissen Stämmen besonders gebräuchlich waren. So kommen Friedrich, Rudolf, Albert vorwiegend in Schwaben, Luitpold, Dietpold bei den Bayern, Heinrich, Ludwig, Konrad bei den Rheinfranken vor. Wie beliebt der Name Wilhelm noch im 12. Jahrhundert bei den Normannen war, davon zeugt die Erzählung eines Zeitgenossen. Als nämlich Weihnachten 1171 der junge König Heinrich (Sohn Heinrichs II. von England) bei Bayeux ein großes Fest gab, kamen zwei Wilhelme, der Seneschall von der Bretagne und der Verwalter von der Normandie, auf den Einfall, es sollten in ihrem Saale nur Wilhelme sein dürfen. Wer einen anderen Namen führte, mußte hinaus, und als man zählte, waren noch 117 Ritter da, die alle Wilhelm hießen, ungerechnet die vielen andern, welche in des Königs Halle speisten.[14]

So behaupteten sich die Namen, nur daß sie mit der Entwickelung der Sprache im wesentlichen Schritt hielten und daher mancherlei Abschleifungen und Zusammenziehungen erfuhren. Aus Raganhar, wie es im 6. Jahrhundert gelautet hatte, entwickelte sich Reginher, Reginer und schließlich (im 10. Jahrh.) Reiner; ferner aus

Nun liegt es aber in der Natur der Sache, daß Eltern ihre Kinder mit abgekürzten Namen rufen. Solche Kürzungen, zunächst für den Hausgebrauch und vertraulichen Verkehr, kannte die alte Zeit auch schon, und sie waren regelmäßiger gebildet als die jetzt üblichen. Da nach deutscher Grundregel der erste Teil der Zusammensetzung betont ist, so behielt man diesen bei und ließ den zweiten fort, an dessen Stelle ein o trat, erwachsen aus dem im Gotischen und Altsächsischen noch haftenden a, z. B. God-beraht: Godo; Kuon-rat: Kuono; Sig-bert: Sigo.[15] Dies sind[S. 23] die einstämmigen gekürzten Formen. Häufig wurde jedoch der zweite Teil nicht ganz abgeworfen, sondern sein Anfangskonsonant blieb erhalten, und so entstand eine zweistämmige gekürzte Form, z. B. Rat-poto: Ratpo; Sig-bert (Sibert): Sibo; Thiet-mar: Thiemo.

Natürlich ist Godo Abkürzung nicht bloß für Godberaht, sondern für alle Vollnamen, d. i. unverkürzte Namen, deren erster Teil God ist, wie Godebald, Godofrid, Godomar usw., ebenso Sigo auch für Sigibrand, Sigifrid, Sigimar usw., Sibo wenigstens für Sigibert und Sigibrand.

Diese verkürzten Formen erlitten nun noch weitere Veränderungen, indem man Verkleinerungssilben an sie hängte. Die einfachste Art der Verkleinerung wird durch i bewirkt: Sigi, Kuni. Wichtiger jedoch sind die konsonantischen Suffixe k, l, z in den Endungen iko, ilo, izo. So entstanden Bildungen wie: Godiko, Godilo, Godizo (von Godo); Sigiko, Sigilo, Sigizo (von Sigo) — ebenso zweistämmig: Sibiko; Oppilo, Oppizo (von Oppo = Otbert).

Aber damit war man noch nicht zufrieden. Kann doch die elterliche, besonders die mütterliche Liebe sich in zärtlichen Benennungen nimmer Genüge tun. Man verband die Verkleinerungssilben, so daß dann doppelt verkleinerte Formen entstanden: ikiloilikoiziko, izilo und mit Zuhülfenahme des dem l so naheverwandten Suffixes n: ikînilînizîn.[16]

Dies sind die Verkleinerungsformen, die liebkosenden Deminutiva oder Schmeichelformen[17], mit welchen wir aus dem Hochwald der altgermanischen Namengebung (s. Kap. 3) nunmehr in den Niederwald eingetreten sind, der, was ihm an Mächtigkeit der einzelnen Stämme abgeht, durch ihre Menge und dichtes Wachstum zu ersetzen sucht.

Staunenswert ist die Vermehrungskraft, die in diesen alten deutschen Personennamen liegt. Einem einzigen können tausende entkeimen. Sie[S. 24] können es — denn freilich sind nicht alle Keime fruchtbar geworden, wie nicht aus jeder Eichel im Walde ein Baum entsteht; aber die Möglichkeit ist vorhanden. Dies weist sehr anschaulich Pauli an einem Beispiele nach, wozu er den Namen Godeberaht wählt.[18]

Aus ihm entstehen zunächst die einstämmige gekürzte Form Godo und die zweistämmige Godbo mit ihren Nebenformen Gobbo und Gobo. Daraus entstehen an einfach verkleinerten Formen mittels der Endungen ilo, izo und iko 21 Namen; hieraus durch doppelte Verkleinerung 49 Formen (s. Beilage 1).

Das sind 75 Grundformen, deren weitere Entwickelung Pauli mit Rücksicht auf das Neuhochdeutsche folgendermaßen berechnet. Jede dieser 75 Formen hat zunächst mindestens eine mundartliche Nebenform, indem für d auch t, für b auch p, für z niederdeutsch t, für k hochdeutsch ch eintreten kann. Das gibt also 75 neue Formen, zusammen 150. Nun wechseln ferner g und j häufig in Namen, und dadurch erhalten wir 150 weitere Nebenformen, zusammen 300. Der althochdeutsche Vokal o erscheint neuhochdeutsch bald als o, bald als ö, verdumpft auch als u und ü. Es ist demnach jede der 300 Formen in vier Variationen möglich — zusammen also 1200. Doch wir sind noch nicht zu Ende! Jede der obigen 1200 Formen kann die drei Arten Patronymika bilden, auf -ing, auf -sen und rein genetivische. Das gibt 3600 Formen, also zusammen bis jetzt 4800. Fast wie eine Laune der Sprache erscheint es, wenn sie an den Namen, der ja schon die Personen als solche bezeichnet, noch ein -mann anhängt. Dadurch ergeben sich schließlich noch 1200 Namen, in Summa also alles in allem 6000 Namen, die auf die eine alte Form Godeberaht zurückgehen.

So zeigt auch die Sprache, was wir an der Natur so sehr bewundern, eine unendlich reiche Entfaltung eines einzigen Keimes, und zwar mit verhältnismäßig geringen Mitteln.

6.
Fremdsprachige (kirchliche) Namen.[19]

Trotz der eben geschilderten Lebenskraft und Zähigkeit der altdeutschen Personennamen war es unausbleiblich, daß bei der andauernden Einwirkung der fremden Gelehrsamkeit, die ja schon im Zeitalter der Ottonen (10. Jahrh.) zu einer deutschen Literatur in lateinischer Sprache führte, und bei der zunehmenden Macht der Kirche endlich auch fremde Namen Eingang gewannen. Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts ist die Anzahl dieser in Deutschland auftauchenden kirchlichen, also hebräischen und[S. 25] griechisch-lateinischen Taufnamen verschwindend klein; seit der Hohenstaufenzeit aber und dem gesteigerten Verkehr mit Italien nimmt ihre Zahl sehr zu. Die ersten sind die Namen der hervorragendsten Apostel Johannes, Petrus, Paulus, Jacobus, auch Philippus (so unter den Hohenstaufen selbst ein Philipp von Schwaben); daran schließt sich eine Reihe Heiliger, als: Martin, Michael (der Erzengel), Christoph, Georg. Letztere jedoch, so unverdächtig kirchlich ihre Namen klingen, wurzeln im tiefsten Grunde noch in altheidnischem Boden. Wie sonst vielfältig, haben sich auch hier volkstümlich-heidnische Vorstellungen unter einem nur leicht darüber geworfenen christlichen Gewande erhalten. Bekannt ist die Legende vom h. Christophorus, der das Christuskind durch das tiefe Wasser trägt und daher eben seinen Namen (Christusträger) empfängt. Ebenso trägt nach der nordischen Mythe der Gott Thor (Donar) durch gewaltige Ströme gehend den Oervandil auf seinen Schultern, und wie Thor hat auch der h. Christoph rotes Haar und wurde vom Volke zum Schutzpatron gegen Blitz und Wetterschaden gemacht.

In St. Georg dem Drachentöter haben wir unverkennbar den alten deutschen Nationalhelden Siegfried vor uns, der selbst wieder nur die verjüngte und vermenschlichte Wuotansgestalt ist.

Am merkwürdigsten aber ist es, wie der h. Michael in die Stelle Wuotans getreten ist. Warum haben neben ihm die beiden andern Erzengel Raphael und Gabriel keinen Platz gefunden? Zunächst war ihm schon sein Name günstig, der an das altdeutsche michel (groß) anklang; dann aber erinnerte der Erzengel die jungen Christen dadurch an ihren Gott, daß er der Führer der himmlischen Heerscharen (caelestis militiae signifer) und der Vorsteher des Paradieses ist. Wie Wuotan die Seelen der gefallenen Helden empfängt und nach Walhalla führt, so wird von Michael gelehrt, daß er der Fürst der Engel und von Gott mit dem Amte betraut sei, die Seelen der abgeschiedenen Christen in Empfang zu nehmen und ins Paradies einzuführen.

So lehnen auch diese Heiligen sich noch an das altgermanische Heidentum, dessen Anschauungen und Gestalten unter der durchsichtigen Hülle christlicher Benennungen fortleben.

Ferner setzte sich eine Reihe von Ortsheiligen fest, die besonders in einzelnen Landschaften, Städten usw. als Heilige und Schutzpatrone verehrt wurden. So Gallus und Columban im Bereiche von St. Gallen, Stephanus in Österreich, Kilian der Franken-Apostel in Würzburg, Martin in Mainz, Florentius in Holland. Ihre Namen wurden Täuflingen beigelegt und wurden sehr natürlich Lieblingsnamen des Volkes in dem jedesmaligen Bereich.

Verwandt mit diesen Lokalheiligen sind die Schutzheiligen einzelner Stände. St. Georg, der Drachensieger im ritterlichen Harnisch,[S. 26] war der Patron der Ritterschaft. Ähnlich wurde der h. Nicolaus, ursprünglich Bischof von Myra in Syrien (Kleinasien), als Patron der Kaufleute und Seefahrer angesehen, seitdem im 11. Jahrh. italienische Kaufleute seine Gebeine glücklich nach Bari in Unteritalien entführt hatten. Daher nun unter anderem die vielen Nikolaikirchen, besonders auch im Norden Deutschlands, z. B. in Berlin, Stettin, Hamburg, daher die Beliebtheit des Namens als Taufname in früherer Zeit.[20]

So drang allerdings ein immer breiter werdender Strom neuer, fremdsprachiger Namen ein; aber eine eigentliche Hochflut brachte erst das 16. Jahrhundert, das Zeitalter der Reformation. Mit Eifer wandte sich das Volk dem neu erschlossenen Buch der Bücher zu und holte sich dort nicht nur seine Glaubenslehren, sondern auch seine Namen. Aus dem alten und neuen Testamente, von Adam und Eva bis zur Offenbarung Johannis herab, entlehnte man sie. Im Gegensatze zu dem Protestantismus betonte der Katholizismus die Heiligenverehrung noch stärker und fügte den schon früher eingeführten Heiligennamen eine große Zahl neuer hinzu; man kann sie eben daran erkennen, daß sie ziemlich ausschließliches Eigentum der Katholiken sind, z. B. Ignatius, Vincenz, Aloys, Xaver, Seraphin.

Als nun vollends durch den dreißigjährigen Krieg das nationale Leben in seinem Kern angegriffen und auf ein Jahrhundert fast erstickt wurde, da riß wie in Sprache und Literatur, so auch in der Namengebung eine vollständige Verwilderung ein. Doch ist das hier glücklicherweise von geringerem Belang, weil längst der große Wendepunkt eingetreten war, da die Personennamen fest wurden und sich die Familiennamen bildeten. Auf diesen schon im 13. und 14. Jahrhundert in der Hauptsache zum Abschluß gekommenen Prozeß hat die spätere Überschwemmung mit fremden Namen wenig mehr einwirken können, daher wir uns hier mit diesen kurzen Hindeutungen begnügen.

7.
Das Festwerden der Namen: Bildung der Familiennamen.

Bei den einfachen Verhältnissen der früheren Jahrhunderte, solange eben das Leben auf engere Kreise beschränkt war, hatte ein Name zur Bezeichnung einer Person genügt. So noch während der Herrschaft der sächsischen, der fränkischen Kaiser. Die Bevölkerung war verhältnismäßig dünn und dazu der Hauptmasse nach bodenständig; jeder, vom Grafen bis zum letzten Hörigen, war ein mehr oder weniger abhängiges Zubehör der Scholle, die ihn nährte, des Gaues, der Grafschaft. Jeder kannte seine[S. 27] Nachbarn, Aus- und Einwanderung fand, die slawischen Marken abgerechnet, nur in geringem Maße statt. Handel und Verkehr war nicht bedeutend, da die abendländischen Völker wenig Bedürfnisse hatten und was sie brauchten, meist selbst erzeugten. Da bedurfte es der Geschlechtsnamen so wenig, als noch heutzutage im Innern der Familie. Aber allmählich änderte sich die Sache. Die Bevölkerung wurde dichter. Es kamen die Kreuzzüge und bewirkten mannigfachen Wechsel im Besitztum; das Land wanderte in die Stadt, Fremde siedelten sich hier neben Fremden an; Handel und Wandel nahm zu und mit ihm die Zahl der gerichtlichen Verträge und Urkunden. So genügte die alte Bezeichnungsweise nicht mehr. Da überdies viele der alten Namen erloschen waren, andere, ursprünglich verschiedene, in der im gewöhnlichen Leben gebrauchten Form zusammenfielen (z. B. Baldhard, Baldram, Baldewin in der Form Baldo, vgl. S. 23), so war es unausbleiblich, daß besonders an den Brennpunkten des Verkehrs, in den Städten, derselbe Name sich bei vielen Personen wiederholte. Wie häufig der Name Wilhelm bei den Normannen gewesen, ist vorhin schon erwähnt (S. 22). So finden wir ferner in Köln unter den Ministerialen in den Jahren 1141 bis 1159 nicht weniger als zwölf verschiedene Hermann. Ähnlich war in Basel der Name Burkhard, in Zürich Heinrich verbreitet. Endlose Verwechselungen und Verwirrungen mußten daraus im täglichen Leben entstehen. Und wie unvollkommen war eine Unterschrift in dieser Art, wie eine Urkunde des Bistums Basel aus dem Jahre 1095 von 19 Personen bezeugt wird, die außer dem dux Bertholdus (nämlich von Zähringen) und comes Erimannus nur mit ihrem einfachen Personennamen unterschrieben sind: Arnolt, Sigebolt, Ruodolfus usw., zweimal Burchardus und zweimal Cuono, wo es dann höchst einfach heißt: Cuono, item Cuono!

Die Notwendigkeit einer genaueren Bezeichnung und Unterscheidung machte sich gebieterisch geltend, im täglichen Leben wie bei Ausstellung von Urkunden. Um zu wissen, welcher Hermann oder Heinrich oder Johannes unter den vielen dieses Namens denn gemeint sei, mußten allerhand Zusätze gemacht werden, wodurch die einzelnen genauer gekennzeichnet wurden. Dieselben bestanden in dem Personennamen des Vaters oder in der Angabe des Amtes und der Beschäftigung, oder sie waren von besonderen, an einer Persönlichkeit hervortretenden Eigenschaften oder endlich von dem Wohnsitz entlehnt. So finden wir unter jenen zwölf Hermann in Köln einen Razo’s, einen Sohn Ditwigs, einen Vogt, einen Schultheiß (Amt), einen roten, einen weißen, einen mit dem Bart (Eigenschaften), einen vom Neumarkt (Wohnung).

Diese Zusätze nun gingen auf die Nachkommen über, sie befestigten sich in der Familie und wurden so allmählich zu Familiennamen, wie dies bei den einzelnen Klassen derselben näher nachgewiesen werden soll. Erst dies, daß solche Zusätze nicht bloß eine bestimmte einzelne Person näher[S. 28] kennzeichnen, sondern auch auf die Nachkommen forterben, macht ja das Wesen der Familien- oder Geschlechtsnamen aus.

Doch vorher ist der Zeitpunkt, wann diese große Wendung eingetreten (daß sich aus den alten Personennamen, unter Hinzutritt ganz neuer Elemente, die Familiennamen bildeten), genauer ins Auge zu fassen und festzustellen. Dieser Zeitpunkt ist durchaus nicht überall derselbe, sondern ein sehr verschiedener, zum Teil um Jahrhunderte auseinanderliegender, eben in genauem Anschluß an die soziale Entwickelung der einzelnen Länder und Landschaften. Wo bürgerlicher Verkehr aufkommt, da wird auch das Vorhandensein fester, erblicher Namen notwendig, und es bilden sich Familiennamen, als natürliches Erzeugnis der Verhältnisse. Umgekehrt ist demnach das frühere oder spätere Emporkommen der Familiennamen ein Gradmesser für die frühere oder spätere Entwickelung des Bürgerstandes in den Städten. Von den Städten wird der neue Brauch dann auf das Land und andere Stände übertragen.

Am frühsten treten die Geschlechtsnamen in Süddeutschland und am Rheine auf; so (nach Becker)

in Köln 1106, in Zürich 1145,
in Basel 1168 —

etwas später in Mitteldeutschland, so

in Nordhausen im 13. Jahrhundert[21] —

noch später in Norddeutschland; wenigstens weisen für Pommern die Verzeichnisse der Kamminer Prälaten[22] auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts hin.

[S. 29]

Anfänglich tauchen einzelne Familiennamen auf, die sich aber schnell vermehren, und sehr bald, nach einer verhältnismäßig kurzen Übergangsperiode, hat der neue Brauch gesiegt und die Umwandlung ist allgemein. Zunächst finden sich die Geschlechtsnamen, nach Beckers Beobachtungen, bei den vornehmeren Bürgern der größeren Städte, nämlich bei den reicheren Ministerialen oder ritterbürtigen Dienstmannen der Bischöfe und bei den an Rang und Geltung ihnen nahestehenden Freibürgern oder Patriziern. Was an Rang über oder unter diesem Stande ist, der hohe Adel und die Geistlichkeit einerseits, der Handwerker und der hörige Bauer anderseits, das hält noch lange an dem alten Brauche der einfachen Namengebung fest. — Der hohe Adel nennt sich bekanntlich nach dem Stammsitz. Bei der Geistlichkeit setzen zuerst die Stiftsherrn aus städtischen Geschlechtern ihren Geschlechtsnamen der sonstigen Bezeichnung bei, z. B. 1230 in Zürich R. Manezo subdiaconus; bei ihnen mochte das bürgerliche Selbstgefühl dem geistlichen die Wage halten. Dagegen nannten Bischöfe und Äbte sich, wie meist noch jetzt, mit dem Taufnamen oder dem angenommenen Kirchennamen, unter Beifügung der Würde, der Diözese, des Klosters.

Die Handwerker in den Städten ahmten zwar bald den Brauch des städtischen Adels und der Patrizier nach; da sie sich aber stets aus der Landbevölkerung ergänzten und deren älteren Brauch in die Stadt hineinbrachten, so konnte es vorkommen, daß z. B. in Basel noch 1438 bei der Zunft „zu Brotbecken“ ein sonst namenloser „Hans des jebsmolers (Gipsmüllers) tochtermann“ aufgenommen wurde.

Bei dem Landvolke endlich hängt die Benennung mit dem Grade der errungenen Freiheit zusammen. Während die freien Landleute von Uri schon 1291 eine große Anzahl wirklicher Geschlechtsnamen bieten, entbehren die Leibeigenen in manchen Gegenden derselben bis ins 14., ja 16. Jahrhundert.

Doch ist hervorzuheben, daß an den Küsten der Nordsee, in Friesland, Holstein, Schleswig, wie auch in Dänemark eigentliche Familiennamen sich am spätesten festgesetzt haben, indem die alte Sitte, sich nach dem Vater zu nennen (z. B. Großvater Clas Petersen, Vater Peter Classen, Sohn Clas Petersen, Enkel Peter Classen) erst im vorigen Jahrhundert polizeilichen Verordnungen gewichen ist.[23] Es ergibt sich aus allem, daß[S. 30] der Gebrauch der Geschlechts- oder Familiennamen in den Städten und mit der Blüte der Städte entstanden ist; daß dieser Brauch in den einzelnen Städten um so eher aufkommt, je früher sich dieselben entwickeln, und daß er sich von der Stadt und ihren Bürgern auf das Land und auf andere Stände verbreitet hat.

Wie wenig befestigt anfangs die einzelnen Familiennamen waren, ergibt der leichte und häufige Wechsel. So wurde Lucas Cranach, also benannt von seinem Geburtsort im Hochstifte Bamberg, auch genannt „Lucas Maler“. Sein eigentlicher Familienname war wahrscheinlich Sunders (Pott, Personennamen, S. 43). Im Quedlinburger Urkundenbuche wird aus dem Jahre 1407 ein Ludeke Hugholdes, „andere geheten Ludeke Smet,“ erwähnt, aus dem Jahre 1429 ein Clauwes Hartwiges, „anders geheten Clauwes Groper.“

8.
Altdeutsche Vollnamen als Familiennamen.

Um eine Person genauer zu bezeichnen und von „den Genamen“, den Namensvettern, zu unterscheiden, war es das Nächstliegende, die Abkunft anzugeben, also den Namen des Vaters hinzuzufügen, besonders wenn dies eine hervorragende Persönlichkeit war. Nennen sich doch schon in der deutschen Heldensage die Helden nach ihren Vätern: Hiltibrant Heribrantes sunu, Sigfrid Sigmundes sun — Zusätze, die jedoch damals noch nicht erblich geworden. Wurde nun der Name des Vaters beigefügt, so geschah dies in der Form „Sohn Arnolds“ oder auch bloß Arnolds, in den Bürgerrollen und Urkunden, die meist lateinisch abgefaßt wurden: filius Arnoldi oder mit Auslassung von filius bloß Arnoldi. Man würde dem[S. 31]nach hier lauter genetivische Familiennamen als Patronymika erwarten, wie Arnolds, Friedrichs, Otten. Auffällig ist nun, daß die weit überwiegende Mehrzahl der Namen dieser Art nicht im Genetiv, sondern im Nominativ auftritt: Arnold, Friedrich, Otto (Otte) usw. Woher diese auf den ersten Blick überraschende Erscheinung? Sie ist wohl so zu erklären, daß man statt des genaueren Genetivs oder einer sonstigen patronymischen Bildung den Namen des Vaters einfach und unverändert im Nominativ hinzusetzte — infolge einer schon damals eintretenden Erstarrung der Sprache, vielleicht auch, weil man den Namen des Vaters deutlicher wollte hervortreten lassen. So finden wir bereits im 8. Jahrhundert in Urkunden unter andern einen Sigifridus filius Sigimundus, und im 11. Jahrhundert erscheint der Vatername schon oft dem des Sohnes im Nominativ als Beiname hinzugefügt, z. B. Uguo Folcaldus (im J. 1030.)[24] Ein besonders belehrendes Beispiel führt Becker aus Köln an. Dort finden wir unter den Dienstmannen der Abtei zu St. Pantaleon im Jahre 1128 einen Razo; dann unterzeichnet 1185 unter den Bürgern ein Henricus Razonis, derselbe 1195 Henricus Razo, und 1272 ist Theodoricus dictus Razo Bürgermeister. Ebenso erscheint im Göttinger Urkundenbuch im Jahre 1245 der Ritter Johannes Cusen (Genetiv), 1270 der Ritter Johannes Cuso.[25] Gewiß war dies, die einfache Beifügung des Vaternamens im Nominativ, im gewöhnlichen Leben noch häufiger.

So erscheint denn nun eine Menge jener altdeutschen Personennamen nunmehr als Familiennamen, teils wenig verändert, z. B. Hildebrand, Siegfried, Amelung, teils mannigfach abgeschliffen, wie Kiesel und Geröll des Meeres im Wogenschlag der Jahrhunderte, teils sogar verstümmelt und entstellt bis zur Unkenntlichkeit.

Am deutlichsten treten hervor die zusammengesetzten Namen, von denen hier eine Übersicht der gewöhnlicheren Bildungen folgen möge, nach dem zweiten Teile der Zusammensetzung geordnet:

Durch Abfall der Schlußkonsonanten entwickelte sich aus bald, belt: ball, bel; aus fert: fer; aus old: ohl usw.

Manche dieser urspr. altdeutschen Namen treten infolge mundartlicher und anderer Einflüsse in außerordentlich vielen verschiedenen Formen auf, z. B. altdeutsch Ricohard findet sich als:

Richard, Richert, RiechertRiegertReichhardt, Reichard, ReichertRickert, RitschardRitsert;

ungerechnet die bloß orthographischen Abweichungen. Liutbald tritt gar (freilich gemengt mit Liutwald) in mehr als zwanzig Formen auf:

Liebaldt, Liebold, Liebhold, Libelt, Liebel, LiepeltLippelt, LippelLeopoldLepold, LepelLeppeltLuppoldLuboldLaubholdLeupoldLeybold, Leibel, Leibhold, Leipold, Leipel usw.

9.
Sproßformen der altdeutschen Vollnamen als Familiennamen.

a) Kürzungen und Verkleinerungen.

Sehr zahlreich, mitunter zahlreicher noch als die vollen Formen, sind die verkürzten, sich anschließend an die altdeutschen Kürzungen und Verkleinerungen, die Seite 23 behandelt sind. Das o, welches dort an den Torso gesetzt wurde, hat sich nur in wenigen Familiennamen, wie Otto, Thilo, erhalten; meist ist es in e abgeschwächt: Otte, Thiele, Heine (altd. Heino aus Heinrich), Thieme (Thiemo aus Thiedmar) — oder es ist ganz abgefallen, so daß der Name einsilbig wird: Ott, Thiel, Heyn, Thiem.

Diese Verkürzungen bilden den Übergang zu den eigentlichen Verkleinerungsformen oder Schmeichelformen. Die verschiedensten Bildungen treten hier hervor, und eine wundersam reiche Flora beut sich den erstaunten Blicken. Jede Landschaft hat ihre besonderen Deminutivendungen, nach Maßgabe der Mundart.[27]

Der Kern der oberdeutschen Verkleinerungsendung ist ein l (altd. ilo, s. S. 23), welches auch in Appellativen in den mannigfachsten Formen[S. 33] auftritt: ele, el, le, li, la usw., z. B. Mädele, Mädel, Maidle, Maidli, Madla; Vogel, Vogerl.

Der Kern der niederdeutschen Verkleinerungs-Endung ist ein k (altd. iko, S. 23): ke, ken, z. B. Mäke, Mäken.

Im Schriftdeutschen sind beide vertreten, und zwar in der Verbindung mit n (S. 23): oberd. lein, niederd. chen.

Demnach finden wir im Oberdeutschen folgende Bildungen in den Familiennamen:

gewöhnlich, mit der Weiterentwickelung des Neuhochdeutschen Schritt haltend:

Weniger mannigfaltig sind die entsprechenden Bildungen in Niederdeutschland, wo man im allgemeinen die Verkleinerungsformen auch in den gewöhnlichen Hauptwörtern weniger liebt. Es ist hier besonders nur die Endung

Daneben finden sich

Friesisch lautet die Verkleinerungsform je: Meisje (Mädchen), Pottje (Töpfchen); so auch in Familiennamen

Diese Verkleinerungen bewirken in der Regel, wie aus den obigen Beispielen ersichtlich, den Umlaut, wegen des ursprünglich in der Endung steckenden i (iko, ilo).

[S. 34]

Außer diesen beiden Hauptsuffixen, l und k, wird in Mittel- und Süddeutschland noch jenes dritte, nur in Eigennamen vorkommende gebraucht:

So wird aus Dietrich: Dietze, nachher einsilbig Dietz, aus Gottfried: Götze, Götz (vgl. Götz von Berlichingen), aus Ludwig: Lutze, Lutz, aus Heinrich: Heinze, Heinz — aber auch Heinitz (aus urspr. Heinizo, der Grundlage für alle drei Formen).

Diese Kürzungen der Rufnamen, welche als solche in Niederdeutschland, mit alleiniger Ausnahme von Fritz,[29] durchaus nicht üblich sind, haben von Oberdeutschland her als Familiennamen weite Verbreitung gewonnen.

Das z erweichte sich übrigens, der Entwickelung der Sprache folgend, häufig in ss: Diess, Russ, ja in s: Heinse, während es sich anderseits in sch, tsch vergröberte: Gersch statt Gerz, Dietsch.

Da nun aber die Sprache mit einmaliger Verkleinerung noch keineswegs zufrieden ist, so werden diese verschiedenen Endungen verbunden und auf solche Weise doppelt verkleinerte Formen gebildet, z. B. von Dietrich:

Ja es finden sich Formen, in denen alle drei Suffixe (z, l, k) vereinigt sind: Dietzelke.

b) Genetivische Namen.

Wenn (nach S. 31) auch die Form, in welcher ein Personenname sich als Familienname festsetzte, in der Regel die des Nominativs war, so war es doch unausbleiblich, daß bisweilen der Genetiv an seine Stelle trat. Entsprach es doch der strengen grammatischen Regel, wenn der Name des Vaters zu näherer Bezeichnung eben im Genetiv hinzugefügt wurde: Heinrich, Sohn Arnolds, lateinisch Henricus, filius Arnoldi, wobei die Bindeglieder „Sohn“ und filius auch wegfallen können.[30] Daher nun eine[S. 35] ziemliche Menge Namen, die sich im Genetiv festgesetzt haben und in dieser Form als Familiennamen erstarrt sind. Die beiden Biegungsarten, welche durch die Deklination der Hauptwörter im Deutschen hindurchgehen, treten nun auch hier hervor:

die starke, die sich durch ein s,
die schwache, die sich durch ein n

im Genetiv kennzeichnet. Erstere tritt an die vollen Namen, wie Diederichs, Hermanns, letztere an die Verkürzungen: Thielen, Otten (welche aber auch häufig das s der starken Biegung annehmen, z. B. Köhns neben Könen).

Dazu tritt als eine dritte Form im Friesischen ena (wie in Hagena, Tydena), die mit Ruprecht[31] als Genetiv Pluralis der schwachen Deklination zu erklären ist (vgl. den alten Wahlspruch „Eala freya Fresena“). Es bedeutet demnach z. B. Focke Uckena („hovetlink Focke U. van Leer“ in einer Urkunde von 1435) den Sohn oder Nachkommen der Uko, weist also nicht bloß auf den Vater, sondern auch auf die Ahnen hin. Da diese Bezeichnung besonders für angesehene Geschlechter Wert hatte, bei welchen der Name auch einen Anteil an dem alten Besitze und dem alten Ruhme der Familie zusicherte, so ist es nicht zufällig, wenn wir unter den klangvollen Namen dieser Bildung vielen alten Häuptlingsnamen begegnen.

Der genetivischen Bildungen sind aber mehr, als es auf den ersten Blick scheint, da sich dieselben nicht selten hinter entstellender Rechtschreibung verstecken; namentlich schmilzt ein t-Laut mit s zu tz zusammen: Seifritz (statt Seifrids, Siegfrids), Gompertz (statt Gomperts von Gundbrecht), Reinartz (Reinhards). Während in dem letzten ein zum Stamm gehöriges h ausgelassen ist, wird ein solches in den Zusammensetzungen mit old (walt) fälschlich eingeschoben, so daß der Schein einer Zusammensetzung mit Holz (niederd. Holt) entsteht. Reinold, schon entstellt und umgedeutet in Reinhold, nimmt so im Genetiv oder durch falsche Verhochdeutschung gar die Form Reinholz an.

Durch Vermittelung des Lateinischen, welches in den Bürgerrollen und öffentlichen Urkunden überwog, entstanden die Zwitterformen Arnoldi, Ruperti, Friederici, auch mit y: Bernhardy und ähnliche, Formen, die sich schon durch das Verschieben der naturgemäßen Betonung als Entstellungen der deutschen Namen kundgeben.

Ganz mit demselben patronymischen Sinne wie die Genetive werden auch Zusammensetzungen mit „Sohn“ gebildet, welches dabei aber fast immer in der abgeschliffenen Form sen erscheint: Wilmsen, Volquardsen.[S. 36] Es ist dies eine alte Bezeichnungsweise; schon in der Edda findet sich „Sigmundr Völsungsson“ (Siegmund, Völsungs Sohn). Dieselbe ist besonders im Norden heimisch,[32] während in einigen süddeutschen Landschaften, z. B. Kärnten, eine patronymische Bildung auf er (ler) hervortritt: Sebolter, Hartler (aus Leonhard).[33]

Auch Metronymika (Ableitungen von dem Namen der Mutter) finden sich, wenngleich nur sehr vereinzelt. Dahin gehören Vernáleken = (Sohn) der „Frau Aleke“ (Adelheid),[34] Nesensohn (der Agnes Sohn), Odiliae, Eisentraut, Liebetrut.

10.
Kirchliche Personennamen als Familiennamen.

Die Personennamen der zweiten Schicht, die kirchlichen, mußten eben als fremde Namen noch stärkere Umwandlungen erfahren wie die einheimischen. Aufgenommen sind sie zunächst in der griechisch-lateinischen Form, wie die Kirchensprache (nach dem Vorgang der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata) sie bot. In dieser vollen Form jedoch erscheinen sie als Familiennamen, einige kürzere wie Thomas, Lucas ausgenommen, fast nie; — es verbietet das schon ihre Länge, da sie meist 4–5silbig sind.

Es mußte also eine Kürzung erfolgen. Dabei kam alles auf die Betonung an. Im Althochdeutschen wurde bei den Fremdwörtern der Ton zurückgezogen, er strebte noch über die drittletzte Silbe nach vorn hin, auf die erste Silbe, die im Deutschen in der Regel als Stamm den höchsten Ton trägt, z. B. AntichristusÁntichristo, ConstántiaChóstanza, MathaéusMátheus.

Die Sprache hatte sich so gewöhnt, den Hochton auf den Anfang des Wortes zu werfen, daß in den Fällen, wo dies aus irgend einem Anlasse nicht geschehen war, der nun tonlose Anfang wie mit Mißachtung behandelt und durch eilendes Drüberhingehen des einen oder anderen Lautes[S. 37] beraubt, ja gänzlich abgeworfen wurde, z. B. apostolus — althochd. postul, HispanusSpân.

Später freilich wurde durch romanische Einflüsse die echtdeutsche Betonung der Fremdwörter mehr und mehr verdrängt zu Gunsten einer anderen, welche den Ton auf den Ausgang der Wörter wirft. Es ist dies die französisch-neuhochdeutsche Betonung, die, schon im Mittelalter beginnend (s. die zahlreichen Hauptwörter auf îe, jetzt íe oder ei), nunmehr leider zur Herrschaft in unserer Sprache gelangt ist.

Länger als in der Schriftsprache behauptete sich jene ursprüngliche, umdeutschende Betonung im Volksmunde, besonders den fremden Eigennamen gegenüber. Bei denselben wird noch heute der Ton auf die erste Silbe zurückgezogen, was dann Kürzungen am Ende (Apokopen) zur Folge hat: Andres, Béndix, d. i. Benedictus, Chrístian (Chrísten), Níclas[35] usw. Oder falls diese Zurückwerfung des Tones unterblieben ist, treten vorn Verkürzungen (Aphäresen) ein: Joachim — Achim, Erasmus — Rasmus, Asmus. Häufig ist beides, Aphärese und Apokope, vereint, wie Bonifacius — Fazi, Dionysius — Nis, wo von 5 Silben nur eine, die Tonsilbe selbst, übrig geblieben ist.[36]

Hinsichtlich dieser weitgreifenden Aphäresen treten die fremden Namen den deutschen gegenüber, bei welchen Kürzungen zu Anfang des Wortes durch die Betonung gehindert werden.

Aus diesen mannigfach gekürzten und umgewandelten Taufnamen ist nun eine verhältnismäßig bedeutende Zahl Familiennamen erwachsen, teils mit einer Kürzung am Ende: Máthies und Mathes, teils mit einer solchen am Anfang: AlexanderXander. Vielfach treten an demselben Namen wechselnd beide Erscheinungen hervor, wie von demselben Stamm eines Baumes Äste nach entgegengesetzten Richtungen ausgehen, und es entstehen Formen, die keine Ähnlichkeit mehr miteinander haben. So wird

aus Ambrosius einerseits Ambrosch, anderseits Brose,[37]
  „ Andreas    „ Enders,    „ Drewes,
  „ Nicolaus    „ Nickel,    „ Claus, Klaas.

Mitunter haben diese verschiedenen Sproßformen keinen Buchstaben des Stammes gemein, z. B. Barthel und Mewes aus Bartholomäus.

[S. 38]

Wie das letzte Beispiel beweist, findet neben der Kürzung bisweilen Zerdehnung statt, indem zwischen zwei Vokale sich ein w oder g einschiebt. Dies ist auch der Fall bei Paul, woraus sich Pawel und Pagel entwickelt hat.

Nicht selten gehen diese Kürzungen, Zusammenziehungen und Umbildungen so weit, daß die ursprüngliche Namensform vollkommen unkenntlich geworden ist. Lex aus Alexius, Xander aus Alexander ist schon ziemlich gewaltsam; doch wird auch dies noch überboten. Wer würde z. B. denken, daß der Familienname Gille aus Aegidius entstanden ist, daß Grolms (der Bauer in der bekannten Fabel), Rohner und Muss ein und derselbe Name und daß alle drei aus Hieronymus entstellt sind?[38] Und doch beweisen dies die Formen, welche in den alten Schriften und Urkunden sich finden, nebst den lebenden der Volksmundarten. Bei fremdsprachigen Namen dürfen solche Erscheinungen nicht überraschen.

In betreff der genetivischen Ableitungen ist Vorsicht vonnöten; namentlich ist das s kein sicheres Kennzeichen, da es vielfach nur von dem Nominativ her stehen geblieben, z. B. Staats (aus Eustathius), Mews; auch Marx, aus Marcus. Das gilt besonders von der Endung ies (zweisilbig zu sprechen), die aus dem lat. Nominativ ius entstanden ist:[39] Borries aus Liborius, Plönnies, Lönnies aus Apollonius. Ganz unzweideutig genetivisch sind fast nur die mit fremden (lateinischen) Genetivendungen auftretenden Namen auf i, ae, is: Pauli, Matthiae, Michaelis.

Zusammensetzungen mit „Sohn“ sind häufig, und dabei ist mehrfach der volle Vokal bewahrt: Andersohn, Matthisson, Petersson, während allerdings in der Mehrzahl auch hier die Abschwächung in sen eingetreten ist.

Verkleinerungsformen dagegen sind im ganzen seltener: Köbke (aus Jakob) und Jahnke (aus Johannes), denen Jäckel und Hensel gegenüberstehen, weisen die Hauptform des niederdeutschen Deminutivs (mit dem Charakterlaute k) und des oberdeutschen (mit l) auf, während z bei den Fremdnamen überhaupt nicht vertreten ist.

Außer dem Genetiv und der Zusammensetzung mit Sohn wird das patronymische Verhältnis auch durch Vorsetzung von Jung oder Klein bezeichnet. Hieß der Vater z. B. Andreas, so wurde der Sohn, welcher denselben Namen in der Taufe erhalten hatte, Jungandres genannt, oder Michel: Kleinmichel, und zu den Zeiten der Söhne trat eben das Festwerden der Familiennamen ein, so daß nun Jungandres und Junghans,[S. 39] Kleinmichel und Kleinpaul auch der ganzen Nachkommenschaft des eigentlichen Jungandres usw. zuteil wurden. Übrigens scheinen es hauptsächlich nur die Fremdnamen Andreas, Johannes, Michael, Nikolaus und Paul, sowie die einheimischen Konrad (Kurt, Kunz) und Heinrich (Heinz) zu sein, welche Patronymika mit Jung und Alt, Klein und Groß bilden.

Aus einigen dieser Namen hat sich solchergestalt durch Kürzung, Ableitung, Zusammensetzung eine Menge Familiennamen gebildet; man sehe das Lexikon unter Andreas, Nikolaus, Matthaeus.

Alle überbietet jedoch der Name Johannes. Wie dieser als Taufname jederzeit einer der beliebtesten gewesen, so hat er auch als Familienname die weiteste Verbreitung und mannigfachste Gestaltung erfahren, so daß sich mehr als 100 Familiennamen aufzählen lassen, die sämtlich aus Johannes gebildet sind (s. das Lexikon). Wir haben hier wieder das Bild eines Waldes, der allmählich aus einem einzigen Baum entstanden ist.

Indessen sind es nur einzelne unter den fremdsprachigen Namen, welche eine solche Fruchtbarkeit entwickeln. Im allgemeinen können dieselben, schon als Fremdlinge, nicht eine so vielseitige Bildsamkeit besitzen wie die einheimischen, von vornherein in deutschem Sprachgrunde wurzelnden. Es bleibt daher die Zahl der von kirchlichen Taufnamen stammenden Familiennamen im ganzen eine beschränkte im Vergleich mit den Gebilden altdeutschen Ursprunges.

11.
Familiennamen der dritten Schicht.

a) Stand und Gewerbe.

Den aus den Personennamen gebildeten Familiennamen gesellt sich eine gleich große Zahl solcher Bezeichnungen zu, die niemals Personen- (Tauf-)namen gewesen. Diese wurden zunächst entlehnt von der Beschäftigung. Um unter den vielen Konrad oder Johannes einen bestimmten zu bezeichnen, setzte man das Handwerk, welches er trieb, oder das Amt hinzu. Solchen Zusätzen begegnen wir bereits bei den Goten, indem sich unter zwei sonst lateinisch abgefaßten Verkaufsurkunden, die sich aus der ostgotischen Zeit erhalten haben, als Zeugen neben Römern auch finden: Merila bokareis (M. der Bucherer, d. i. Schreiber), Ufitahari papa (U. der Pfaffe), Sunjaifrithas diakun (S. der Diakon), Viljarith bokareis, Gudilub diakun. Dies sind die ältesten germanischen Zusätze von Stand und Gewerbe zur näheren Bezeichnung einer Persönlichkeit. So finden wir denn auch in spätern Urkunden häufig solcherlei Zusätze, wie „Herman der Perchmayster“ (in einer Marburger Urkunde aus dem Jahre 1290), „Herman der Amman“, „Schechel der Mawter“ (Mautner), „Nicla der Schreiber“ (alle ebenda aus dem 14. Jahrhundert) „Huch de smet“ und „Schrift de kremere“ (im Göttinger Urkundenbuch um 1383) usw.

[S. 40]

Eine solche Beifügung konnte nun sehr leicht auf den Sohn übergehen, so sich allmählich in einem Geschlechte befestigen und zum Namen der gesamten Familie werden, besonders wenn der Sohn, wie es doch ohne Frage häufig und häufiger als jetzt geschah, die Beschäftigung seines Vaters fortsetzte. Doch war das kaum einmal nötig: der Name des Familienhauptes wurde ohne weiteres auf die übrigen Glieder der Familie, insbesondere auf die Kinder übertragen.

Erscheinungen dieser Art zeigen sich noch heutzutage, da doch längst die feststehenden Familiennamen durchgedrungen sind, im Volksmunde gar nicht selten. So wird in Fr. Reuters „Reis’ nah Belligen“ der Pastorsohn nie mit dem Geschlechtsnamen, sondern immer „Heindrich Paster“ genannt.[40]

Hier muss doch ein schon vorhandener Familienname verdrängt werden, damit die Amtsbezeichnung an die Stelle trete; wie viel leichter war die Sache, wenn solche Verdrängung noch nicht nötig war!

Bei dem Übergange zum Familiennamen fiel zunächst der Artikel, wenn er nicht etwa schon von vornherein gefehlt hatte, regelmäßig fort. So bietet das Göttinger Urkundenbuch neben den vorhin erwähnten Huch de smet und Schrift de kremere in demselben Schriftstück aus dem J. 1383 Eckel Smet und Herman Kremere. Nur in ganz vereinzelten Fällen ist der Artikel stehen geblieben, z. B. in de Pottere (= Töpfer), de Boer (spr. Bûr).[41]

Eine lange, fast endlose Reihe ehrsamer Meister vom Handwerk zieht an uns in diesen Namen vorüber, die uns einen Blick in die friedliche Tätigkeit unserer Vorfahren während des 12.-16. Jahrhunderts tun lassen. Greifen wir einige Gruppen heraus — solcher Handwerke, die für jene Zeit besonders bezeichnend sind.

Auf das alte Kriegswesen, wie es vor der Erfindung und allgemeinen Anwendung des Schießpulvers war, gehen Namen wie Harnischmacher, Harnischfeger (der den Harnisch fegt, d. i. glänzend macht, poliert); Armbruster, Pfeilschmidt, Bolzer, Pfeilsticker, niederl. Pielsticker (Verfertiger der Stecken für die Pfeile); Lersner (Verfertiger der Lersen d. i. Lederhosen).

Während diese durch ihr meist geräuschvolles Handwerk dem Schwerte dienten, bewegte in stiller Klause der Bücherabschreiber unermüdlich die Feder im Dienste friedlicher Kunst: Bucher, Pucher (der Bücherabschreiber). Ihn unterstützten der Buchfeller (der die Felle zu Büchern[S. 41] bereitet) und der Rothmaler (der die bunten Anfangsbuchstaben malte). Alle drei Namen stammen vorzugsweis aus Oberdeutschland, wo die Kunst des Bücherabschreibens und des Ausmalens der Titel und Anfangsbuchstaben mehr als in Niederdeutschland zu Hause war.

Begeben wir uns aus der Enge der Städte hinaus aufs Land, in die freie Natur, so sprechen uns hier besonders die Namen an, welche der Jagd und Waldwirtschaft entlehnt sind. Ist doch das Jagen im schönen, grünen Walde von jeher eine Lieblingsbeschäftigung der Deutschen gewesen! Und wieviel ausgedehnter war noch im Mittelalter das Jagdgebiet, da die Wälder einen so unvergleichlich größeren Raum einnahmen, derart, daß die bewohnten Stätten in manchen Landschaften fast nur wie Inseln im Waldmeer erschienen!

Der älteste Name des Jägers ist Waider, Weidmann; er bedeutet denjenigen, welcher auf Weide, d. i. Nahrung ausgeht, und weist somit auf jene uralten Zustände in dem Leben unserer Vorväter hin, in welchen die Jagdbeute den vornehmsten Teil der Speise ausmachte. Jünger ist das so häufige Jäger mit den Zusammensetzungen Gambsjäger, Hasenjäger, während ein Name wie Bärenfänger beweist, daß auch die wilden, starken Tiere des Waldes, die einst der Germane bekämpft hatte, noch nicht ausgestorben waren. Auf die Jagd mit Falken („Federspiel“), einen der beliebtesten Zeitvertreibe in der ritterlichen Zeit, gehen Falkner (Felkner), Hachmeister (s. v. a. Habichtmeister, Abrichter der Stoßvögel). Die älteste Bezeichnung des Waldverwalters dauert noch in dem Familiennamen Widemarker fort; derselbe bedeutet den, welcher für die Holzmark (witu Holz) zu sorgen hat. Der Name setzt das Vorhandensein einer gemeinsamen Mark voraus; in der Privatwaldung eines Fürsten oder Adligen dagegen war ein Holzknecht angestellt — nach Vilmars treffender Bemerkung ungefähr das, was jetzt Oberforstkollegium, Oberforstrat, Forstinspektor, Oberförster, Unterförster und Forstläufer zusammengenommen sind. Viel häufiger ist indes der Name Förster (Vorster). Daneben sind Zeugen für die ehemalige verschwenderische Waldwirtschaft die Familiennamen Aschenbrenner und Aschenbrand; dieselben bezeichnen ein eigenes Gewerbe, welches darin bestand, ganze Waldstrecken niederzubrennen, bloß um Asche zu gewinnen, teils für die Glashütten, teils für die Seifensiederei.

Die zuletzt angeführten Namen sind zum Teil nicht mehr reine Handwerksnamen, sondern bezeichnen, wie Hachmeister und Förster, ein Amt. So reihen wir denn hier die Amtsnamen an.

Weltliches Amt und weltliche Würde war im Mittelalter meist erblich geworden. Somit werden wir uns nicht wundern, in unseren Namenverzeichnissen den vollständigen Hofstaat weltlicher und geistlicher Fürsten, vom Kanzler bis zum Schergen, wiederzufinden. Man vergleiche nur folgendes Verzeichnis der Hof-Verwaltungsämter eines Fürsten jener Zeit mit[S. 42] deutschen Familiennamen: Dapifer Truchsess, Droste; Pincerna Schenk; Marescalcus Marschall; Camerarius Kämmerer; Causidicus oder Scultetus Schuldheiß, Schulz; Advocatus Vogt; Minister Ammann; Villicus Meier; Cellarius Keller; Telonarius Zoller, Zöllner; Magister coquinae Küchenmeister; Monetarius Münzer usw. Daran reiht sich eine Menge Namen von städtischen und Klosterämtern, richterlichen, polizeilichen und militärischen Stellen wie Fürbringer (Advokat); Küster, Glöckner, Sigrist (auch Sacristan); Stocker und Sulzer (Gefängniswärter); Venner (Fähnrich).

Während so diese alten Ämter viele Familiennamen geliefert haben, sind die neueren Amtsbenennungen — glücklicherweise — nicht so fruchtbar gewesen. Weder Kammerherr noch Kammerdiener, weder Präsident noch Superintendent, weder Steuerperäquator noch Hauptzollamts-Kassenkontrolleur werden aus naheliegenden Gründen je zu Familiennamen werden.

Einige Schwierigkeit machen Namen wie Kaiser, König, Herzog und ähnliche, bei denen allerdings „gerechte Zweifel sich erheben können, ob solche Familien häufig in den Fall gekommen sind, die durch derlei Namen bezeichnete Würde als wirkliche Lebensbürde zu tragen“ (Pott). Es sind jedenfalls Übernamen, welche die betreffenden Persönlichkeiten in dem sie umgebenden Kreise führten.[42] Ähnlich ist es mit Bischof, Probst, Mönch und anderen geistlichen Würden, die sich freilich auch sehr wohl auf patronymischem Wege als Familiennamen festsetzen konnten — trotz dem Cölibat.

Spottnamen sind: Bratengeiger, Giegengack (Bierfiedler), Pinkepank (Schmied), Gaugengigl (Narr, Geck).[43]

Manche alte Bezeichnungen von Amt und Gewerben sind nur in diesen Familiennamen erhalten, da sie sonst, zugleich mit der bezeichneten Sache, erloschen sind — so Platner, Armbruster. Andere Gewerbe bestehen noch, aber die alten Namen sind erloschen, z. B. Menger = Händler, in Zusammensetzung Eisenmenger, Winkler = Kleinverkäufer, Preiswerk = Posamentier.

Interessant sind auch die mundartlichen und landschaftlichen Verschiedenheiten, die sich hier geltend machen. So ist Müller, Miller die oberdeutsche, Möller die niederdeutsche Form; Beck (Mehrh. Becken) oberdeutsche Form statt des norddeutschen Becker (in Basel Pfister vom lat. pistor). Leiendecker ist (nach Vilmar) am Rhein und nach Oberhessen hinein wohl verständlich, aber schon in Niederhessen ein Fremdling: ein Schieferdecker; denn der Dachschiefer heißt am Mittel- und Niederrhein die Leie. Manches Handwerk hat infolgedessen die verschiedensten Bezeichnungen; so heißen die Schlächter: Fleischhauer, Fleischhacker, Fleischer, Metzger, Knochenhauer, Beinhauer; die Töpfer: Hafner, Potter,[S. 43] Eulner. Ebenso bedeuten Binder, Küfer, Böttcher, Büttner, Scheffler im wesentlichen dasselbe.

Manche dieser Gewerbenamen sind außerordentlich häufig, vor allen die fünf:

Müller, Schulze, Meier, Schmidt, Schneider,

die man deshalb auch die fünf Großmächte in der Namenwelt genannt hat. Den vier ersten wird man diese Stelle nicht bestreiten; doch gegen Schneider als fünften möchten mehrere andere nicht ohne gute Aussichten in die Schranken treten, als da sind: Bauer, Becker, Richter, Weber, Lehmann. Zu Berlin gab es im Jahre 1867 nach Ausweis des Adreßbuches 929 Familien und alleinstehende Personen des Namens Müller und sogar 1267 des Namens Schulze (Schulz); nächstdem waren die Schmidt mit 884, die Meyer mit 509 Nummern vertreten. Die Lehmann und die Krüger brachten es gleichmäßig auf 474, die Richter und die Hoffmann ebenso gleichmäßig auf 354. Alle gehören ausnahmslos in diese Klasse, ihre Häufigkeit erklärt sich aus dem häufigen Vorkommen des betreffenden Gewerbes oder Amtes, besonders auch auf dem Lande. Das trifft bei sämtlichen oben angeführten Namen zu, vor allen bei Müller und Schulze. Da jedes Dorf (in Norddeutschland) seinen Schulzen hatte, fast jedes, wenigstens größere, seinen Müller, so war eine Überfülle daher entspringender, meist gleichlautender Familiennamen unvermeidlich.[44] Obenan steht in dieser Hinsicht unleugbar der Name Schulze (Schulz), den man deshalb versucht wäre kaum noch als Namen gelten zu lassen.

Die hier hervortretende Einförmigkeit wird dadurch noch vermehrt, daß die Namen dieser Klasse an Sproßformen so arm sind. Deminutive Bildungen sowie patronymische fehlen fast ganz, auch genetivische, z. B. Schiffers, Snyders, Zimmermanns sind selten und finden sich nur in einzelnen Landschaften, besonders am Niederrhein.

Eine Ausnahme macht der Name Schmid, der mehrfache Ableitungen, namentlich auch Deminutiva wie Schmiedecke, Schmidel, Schmidtlein bietet. Dies erklärt sich daher, daß der Name schon sehr früh vorkommt, schon im 9. Jahrhundert in den Formen Smithart, Smido, Smidilo; er gehört demnach zu den altdeutschen Personennamen, welche ja eine so große Umbildungsfähigkeit im Bereich der Schmeichelformen entwickeln (s. SMID).[S. 44] Nebst Kaufmann (althochd. Caufman) ist Schmid wohl der einzige vom Gewerbe entlehnte Personenname der altdeutschen Zeit. Das Schmiedehandwerk ist eben das älteste Handwerk der Deutschen; zugleich war es das vornehmste, da seine Aufgabe war, Waffen für den Kampf zu liefern. Mit den Namen berühmter Schwerter wurde auch der des kunstreichen Verfertigers fortgepflanzt, so die Namen Wielands (in der nordischen Wilkinasage), Mimes (in der Wölsungensage). In manchen Gegenden hat der Schmied noch einen mythischen oder heidnischen Schimmer behalten; vielleicht versteht er die Schwarzkunst; man zieht ihn zu Rate, wenn man bestohlen ist. Daher die zahlreichen Schmiedesagen (wie von dem Schmied zu Jüterbogk, der selbst den Teufel zu überlisten weiß und ihn auf dem Amboß übel zurichtet). Es liegt einmal etwas Geheimnisvolles in der Beschäftigung mit dem glühenden Stahl und Eisen.

Wenn, von Schmied abgesehen, sich Sproßformen bei dieser Namenklasse selten finden, so sind dagegen Zusammensetzungen häufiger und ersetzen zum Teil den Mangel an eigentlichen Sproßformen. Um manche dieser Handwerksnamen gruppiert sich eine überraschende Zahl solcher Kompositen; dieselben rühren größtenteils daher, daß das betreffende Handwerk früher in weit mehr Spielarten zerfiel als heutzutage. So finden sich in Nürnberg von 1300–1500 neben Beck: Brodbeck, Fladenpeck, Schwarzpeck (Schwarzbrotbäcker), Tachspeck (später Täglichsbeck, der alle Tage backt), Judenpegk (der den Juden Matzen backt), Pfennigspeck (der Pfenniglaibe backt), Wasserbeck (der Wasserwecken backt).

Obenan steht in betreff der Zusammensetzungen ohne Frage der Name Meier (Meyer, Maier), vom lat. major der Ältere, sodann Aufseher (eines Landgutes), Verwalter. Dieser Name, welchen einer der großen Sippe, Franz Meyer in Osnabrück, in einer besonderen Einzelschrift („Der Name Meyer und seine Zusammensetzungen“) behandelt hat, zählt weit über 1000 Zusammensetzungen, so daß schwerlich ein anderer Name dieser Klasse sich darin auch nur entfernt mit ihm messen dürfte.

Werkzeuge und Kleidungsstücke.

Eine nicht unwesentliche Ergänzung erhält diese Klasse durch die von Werkzeugen und Geräten entlehnten Namen. Womit jemand hantierte, danach wurde er benannt. So konnte einen tapfern Krieger der Name Degenkolb, einen Schmid der Name Boßhammer zieren (von boßen = schwer aufschlagen), wie für einen Koch Schaumlöffel sehr bezeichnend war. Pfeffersack ist ein alter Spottname für Kaufleute, während Knieriem und Leimpfann noch heutzutage für jedermann verständlich die betreffenden Handwerke bezeichnen.

Unter den hierher gehörigen Familiennamen nehmen auf dem Gebiete der Hausgerätschaften die der Küche den größten Raum ein: Schaumlöffel[S. 45], Kessel, Wiegelmesser, Fetthake (ein Hauptgerät der Küche des 15. Jahrhunderts), Feuerhake, Pfannstiel, Ölhafen u. a. — unter den Handwerksgeräten die, welche sich auf grobe Holz- und Eisenarbeit beziehen: Axt, Breitbeil, sowie die Zusammensetzungen mit Hammer.[45]

Geräte der Feldarbeit erscheinen beispielsweis in: Schellpflegel, Pflug (Keil-), Rollwagen, Spannagel.

Doch dieser friedlichen Vereinigung tritt auch hier sofort ein starkes Fähnlein kriegerischer Namen gegenüber: Eisenhut, Stahlhuth, Harnisch, Kempeisen (die Eisenkolbe der Gottesgerichtskämpfe), Bauerneisen, die berüchtigten Kirmeßspieße des 15.-16. Jahrhunderts, „mit denen die Bauern sich leichtlich zur Ader ließen“; einen Reitersmann bezeichnen: Klingspor, Holzsadel, den altertümlichen Pfeilschützen Armborst und Pfeil, während die Feuerwaffen in dem Namen Feuerrohr vertreten sind. Manche dieser Namen gehen zugleich auf die Jagd.

Entsprechend dem Goetheschen „Saure Wochen, frohe Feste“ schließt sich ein heiterer Reigen solcher Namen an, die von Lustbarkeiten und dabei gebrauchten Geräten entlehnt sind.

Danzglock, Schombart (Maske), Glückrad, Kranz, Maikranz und Grünemay, Rosenkranz, Kuttruf (eines der im 15.-16. Jahrhundert äußerst zahlreichen Trinkgefäße). Diese Namen stammen besonders aus Süddeutschland, wo überhaupt mehr leichtlebiger Frohsinn als im Norden herrscht und wo frühzeitig schon im Mittelalter auch ein freier Bauernstand sich bildete. Einen Beleg für die Blüte des letzteren haben wir in der höfischen Dorfpoesie des bayrischen Ritters Neidhart von Reuenthal.

Hierher rechnet Vilmar auch die Münznamen, deren er volle 20 aufzählt. Darunter sind freilich manche zu streichen, wie Dreier, welches die niederdeutsche Form für Dreher, Drechsler ist; auch Schilling und Heller sind zweifelhaft zu nennen. Doch bleiben immer noch einige übrig, wie Weißpfennig, Redepenning (barer Pf.), Wucherpfennig und dessen Gegenteil Schimmelpfennig, Fünfschilling, bei denen eine Beziehung auf die betreffenden Münzen nicht abzuweisen ist.

Den Geräten mögen sich die Kleidungsstücke anreihen, wie denn schon bei Namen wie Eisenhut, Harnisch sich beides nicht scharf trennen ließ.

Eine Benennung nach einem auffälligen Kleidungsstücke, welches jemand trägt, ist auch für uns noch etwas Naheliegendes und Gewöhnliches.[S. 46] So sprechen wir von Grünröcken (Jägern),[46] Rotröcken (roten Husaren — englischen „Rotröcken“), Schwarzröcken, von Weißmänteln und Rotmänteln.[47]

Fangen wir mit der Kopfbedeckung an, so haben wir hier vor allem die Zusammensetzungen mit Hut: Webelhut (d. i. Wackelhut), Weißhut, Grünhut, Spitzhut; vereinzelter Wittkugel (weiße Gogel oder cucullus, eine Kaputze, an einem Kragen desselben Stoffes befestigt, der Schultern und Hals umschloß, so daß vom Kopfe nichts zu sehen blieb als das rings umrahmte Gesicht), Rothkepl u. a.

Das Leibkleid, der Rock, findet sich ebenfalls in mannigfachen Zusammensetzungen: Blaurock, Wittrock (auch Weißkittel), Langrock, Kurzrock; dazu Ärmel in Rothärmel, Weißermel (wohl Spottname für Müller); ferner der Mantel in Wintermantel, Rothmantel.

Die Beinbekleidung haben wir in: Leinhose, Mehlhose (Spottname für Müller), Kurthose.[48] Die scherzhaftesten unter allen sind: Lodderhose, Schlaphose und Lumphose, ein Kleeblatt, in welchem sich die unsinnige, zuerst von renommistischen Landsknechten aufgebrachte Pludertracht des 16. Jahrhunderts verewigt hat, gegen die der Brandenburger Hofprediger Andreas Musculus 1556 in gerechtem Zorn seine „Vermahnung und Warnung vom zuluderten, zucht- und ehrverwegenen Hosenteufel“ schrieb.[49]

Die Fußbekleidung endlich ist vertreten durch Schuh, Knabenschuch, Holtzschue, Rothschuh (Tanzliebhaber), Bundschuh (der von den Bauern getragene Schnürschuh, der nicht nur eine sprichwörtliche Bezeichnung des Bauern überhaupt, sondern auch ein bekanntes Parteizeichen hat abgeben müssen).

Speisen.

Namen von Speisen entlehnt gehören hierher, soweit sie Personen bezeichnen, welche die betreffende Speise bereiteten, sie an Gäste ver[S. 47]abreichten, damit handelten; doch ist gewiß auch häufig jemand nach einer Speise benannt worden, die er besonders liebte.

Auf dieser Tafel stehen im Vordergrunde Brot und Fleisch, Bier und Wein, die sich in mannigfachen Zusammensetzungen finden:

Milch- und Mehlspeisen sind vertreten durch: Süßmilch, Schlegelmilch (Buttermilch), Hafermehl, Pfannkuch, Butterweck.

Mehr Vereinzeltes übergehen wir hier; doch zu erwähnen ist noch ein deutsches Nationalessen, die Wurst, wonach der deutsche Lustigmacher den Namen „Hanswurst“ (Hans Wurst) erhalten hat, während der französische als „Jean Potage“ (Suppe) und der englische als „John Plumpudding“ auftritt. Die Wurst kommt in deutschen Familiennamen sowohl einfach vor, als auch in genaueren Zusammensetzungen wie: Blutwurst, Krautwurst, Leberwurst.

Es ist im ganzen eine einfache Küche; man braucht sich besonders nur die häufigen Zusammensetzungen mit sauer vorzuhalten:

um sich mit einem Schlage an die genügsamen Tische des 15. Jahrhunderts zurückversetzt zu sehen. (Vilmar, Namenbüchlein S. 48 ff).

Außerdem zeigen sich in den Familiennamen noch Speisen und Getränke, die bereits im 16. Jahrhundert verschwinden, z. B. Gossenbrod, warmes Brot mit Fett begossen, eine Lieblingsspeise alter Zeit, selbst von Dichtern öfter erwähnt,[51] und Moras, über Maulbeeren abgezogener Wein.

12.
Familiennamen der dritten Schicht.

b) Eigenschaften.

Wie aus der Geschichte bekannt ist, wurden hervorragenden Personen, namentlich fürstlichen Standes, in früheren Zeiten häufig Beinamen gegeben, mit welchen der Deutsche in diesem Falle sehr freigebig war. So finden wir schon im 9. Jahrhundert unter den Karolingern einen Karl den Dicken[S. 48] und einen Karl den Kahlen, später unter den sächsischen Kaisern einen Otto den Roten und einen Heinrich den Heiligen. Was letzteren Namen betrifft, so kennt die Geschichte außerdem noch Heinrich den Stolzen, den Schwarzen, den Zänker. Und wie hieraus ersichtlich, gab man nicht immer ehrende Beinamen, sondern auch tadelnde und spottende, und das Mittelalter war darin durchaus nicht blöde. So hieß Kaiser Wenzel der „Faule“, Landgraf Ludwig von Thüringen der „Unartige“, Eberhard von Württemberg der „Greiner“, d. i. Händelsucher.[52]

Zu diesem Zwecke werden zunächst und am einfachsten verwendet Eigenschaftswörter selbst, die mit dem Artikel dem eigentlichen Namen nachgesetzt werden: Otto der Rote, Friedrich der Lange usw. Aus diesen Zusätzen entwickelten sich dann dauernde Bezeichnungen der Familie, wobei der Umstand zu Hülfe kam, daß eben die Eigenschaften des Vaters vielfach auf die Kinder vererben. Dabei fiel der Artikel vor dem Zusatze fort;[53] doch blieb trotzdem sehr oft die gebogene Form des Eigenschaftswortes stehen: Kluge neben Klug, Weiße neben Weiß, Grote (Große) neben Groth (Groß), und in manchen Fällen ist es sogar die herrschende Form geblieben, wenigstens in Norddeutschland, wie in Krause, Lange.

Die Zahl der einfachen Namen dieser Art vermindert sich übrigens bei näherer Untersuchung sehr. Einmal finden sich viele davon schon im Altdeutschen, gehören demnach — wenn auch vielleicht nicht in allen Fällen — zur ersten Schicht; so die Namen Guth, Fromm, Jung (schon im 6. Jahrhundert ein Goda, im 10. ein Jungo). Dann sind manche auch nur scheinbar Eigenschaftswörter, z. B. ist Voll schwerlich einer, der immer „voll“ ist, sondern es ist das altdeutsche Fulko (vgl. Volkbrecht und Vollbrecht). Auch Rohde kann zwar die niederdeutsche Form des Eigenschaftswortes rot sein — auf das Haar bezüglich, wie schon Krause; gewiß aber mindestens eben so häufig ist es das altdeutsche Hrodo (zu dem Stamme hrod „Schall, Ruhm“).

Sicherer sind Zusammensetzungen, wie

[S. 49]

Viel seltener finden sich Hauptwörter zur Bezeichnung einer Eigenschaft oder charakteristischen Tätigkeit, wie Becker aus Köln (12. Jahrhundert) anführt: Fraz (Fresser), Schad (Räuber), Slevere (Schläfer); aus Zürich (13. Jahrhundert): Manesse (Menschenfresser), Boneze (Bohnenesser). Letzteren stellen sich zur Seite von neueren Namen: Fleischfresser nebst Holtfreter (niederd. = Holzfresser) und Speckäter — insbesondere aber gehören hierher manche Zusammensetzungen mit Mann: Biedermann, Großmann; auch Abstrakte wie Frischmuth, Sanftleben, und präpositionelle Zusammensetzungen: Ohnesorge, Woltemate (wohl zu Maß).

In bildlicher Weise wurden auch Namen von Tieren, an denen man bestimmte, stark hervortretende Eigenschaften fand, in diesem Sinne verwendet. Bekannt sind aus der Geschichte Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär. Noch häufiger waren wohl spottende Zusätze der Art. So wird in der Lübecker Bürgermatrikel von dem Jahre 1322 der eine von zwei Brüdern Johannes de rode, der andere Richard Vos genannt, offenbar nach derselben Ursache.[54]

Körperteile.

Die bisher angeführten Namen dieser Gattung beziehen sich, wie leicht zu erkennen, teils auf geistige, teils auf leibliche Eigenschaften. Familiennamen der letzteren Art sind nun mit Vorliebe von einem Körperteile hergenommen, der eben von hervorstechender Eigentümlichkeit sein muß, um Anlaß zur Benennung der ganzen Person zu geben. Darum eignen sich allgemeine und einfache Bezeichnungen wie Haar, Hand, Finger, Mund wenig zu Familiennamen, weil sie als solche meist zu nichtssagend wären.

Die Namen dieser Art, die sich dessenungeachtet finden, sind verdächtig und bedeuten offenbar großenteils etwas ganz anderes. So ist Mund sicher meist das altdeutsche Munto (von althochd. munt d. i. Schutz, vgl. Vormund), Haar das altdeutsche Haro (von hari d. i. Heer).[55] Andere bedeuten allerdings Körperteile, sind aber durch Häuserzeichen vermittelt (s. weiterhin).

Mit viel größerer Sicherheit gehören hierher die zusammengesetzten Benennungen, unter denen besonders häufig sind die Komposita mit Haupt[S. 50] und Kopf, mit Haar und Bart, mit Bein und Fuß. Die Beschaffenheit und Form des Kopfes, wie anderseits die des Fußes, die Farbe und Beschaffenheit des Haares und Bartes, weil ja am meisten in die Augen fallend, wurde vorzugsweise bezeichnet.

Haupt: Breithaupt, Rauchhaupt (= Rauh-), Wollenhaupt.
Kopf: Großkopf, Breitkopf, Wittkopf (niederd.).
Haar: Flachshaar, niederd. Flashaar, Geelhaar (= Gelb-), Weißhaar.
Bart: Rothbart, Spitzbart, Weißbart.
Bein: Einbein, Krummbein, Langbein.
Fuß: Leichtfuß, Schmalfuß, Stolterfoth (niederd.).

Wie sehr Bezeichnungen dieses Schlages sich zu Familiennamen eignen, geht daraus hervor, daß manche derselben noch jetzt appellativ gebraucht werden. So reden wir von einem „Flachskopf, Rotkopf“, einem „Großmaul“, nennen einen Invaliden mit hölzernem Bein „Stelzfuß“ usw.[56]

Hier, bei den von körperlichen Eigenschaften entlehnten Namen, verrät sich eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit der Seite 11 geschilderten römischen Namengebung, in der Art, daß die Namen beider Sprachen sich vielfach decken:

Longus: Lange, Capito: Großkopf,
Paullus: Klein, Crispus: Krause,
Niger: Schwarz, Plautus: Platzfuß (= Platt-) usw.

Doch sinkt das Deutsche auch hier nicht zu der geistlosen Einförmigkeit und Äußerlichkeit der lateinischen Namengebung hinab. Das verhindern vor allem die

Satznamen,

eine besonders anziehende und reichhaltige Gruppe.

Die Eigentümlichkeit, kurze Sätze, namentlich befehlender Art, zusammenzuschieben in uneigentlicher Komposition und daraus Hauptwörter zu bilden, erscheint innerhalb der deutschen Sprache zuerst im Mittelhochdeutschen, wo Gebilde wie habedanc (Danksagung), rûmelant (räume das Land, ein Landflüchtiger) und einige andere auftreten. Diese Bildungsweise scheint dann besonders in der volkstümlichen Literatur des 15.-16. Jahrhunderts geblüht zu haben. So finden wir unter anderem im Liederbuch der Klara Hätzlerin, welches zahlreiche lyrische Stücke, größtenteils aus dem 15. Jahrhundert, enthält: „Vergiß mein nit das plümlein, das krautt[S. 51] denck an mich“ — in Sebastian Brants Narrenschiff: Füll den mag, schmirwanst (Namen von Fressern) — bei Fischart: Hebdenmann, ein rechter Jag den Teuffel, Reckdendegen, Streichdenbart (lauter Personennamen); Dörflein Beiteinweil (d. i. Wart ein Weilchen), Trotzdenkaiser (N. einer Burg), Luginsland (N. eines Turmes)[57] — dann besonders in Rollenhagens „Froschmeuseler“ bezeichnende Tiernamen wie Blehebauch, Ruerdendreck, Rufflaut (Frösche); Beißhart, Luginsloch, Spahrkrümlein (Mäuse). Niederdeutsche Bildungen dieser Art bietet Reineke de Vos in den Tiernamen Merkenouwe (Merke genau, die Krähe), nebst dem Krähensohn Slindepier (schlinge den Wurm); Pluckebudel (pflücke den Beutel, die räuberische Natur der Raben bezeichnend).

Diese Fähigkeit ist allerdings im Neuhochdeutschen, je mehr dasselbe Buchsprache wurde und an lebendiger Beweglichkeit einbüßte, desto mehr erloschen; trotzdem läßt sich auch jetzt noch eine ziemliche Reihe solcher Bildungen zusammenbringen: Habenichts, Störenfried (störe den Frieden), Wagehals, ThunichtgutLebewohl, Stelldichein u. a., wozu noch die Blumennamen Vergißmeinnicht und Gedenkemein zu rechnen. Auch die Büchertitel Trösteinsamkeit, Trutznachtigall und Wendunmuth erklären sich hieraus. Manche unter diesen Ausdrücken sind allerdings weniger schriftgemäß als volkstümlich, und begeben wir uns ganz von der einförmigern Landstraße des Schriftdeutschen herunter auf die Nebenpfade volkstümlicher, mundartlicher Rede, so können wir noch manches Blümchen dieser Gattung pflücken.[58]

In ganz besonderem Maße hat diese Zusammensetzungsweise ihren Tummelplatz im Bereiche der Personennamen. Bekannt sind unter den Vornamen Leberecht, Fürchtegott, Traugott — auch wohl Kreuzwendedich (hin und wieder einem Kinde gegeben, wenn schon mehrere vor ihm gestorben). Weit größer aber ist die Zahl unter den Familiennamen.[S. 52] Vilmar hat drittehalbhundert zusammengebracht, eine Zahl, die sich noch erheblich vermehren läßt.[59]

Es finden sich unter diesen Namen, die vorwiegend wohl in den Kreisen lustiger Gesellen, Waffen- und Zechbrüder entstanden sind, die lebendigsten und launigsten Bezeichnungen, Scherz- und Spottnamen.

Betrachten wir nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen die Satznamen genauer, und zwar zunächst hinsichtlich der Form, so haben wir unter ihnen

1) Zusammensetzungen aus zwei Wörtern (Zeitwort und Eigenschaftswort oder auch Umstandswort): Bleibtreu, Trinkaus — viel häufiger aber
2) Zusammensetzungen aus drei Wörtern (Zeitwort mit Objekt und davorstehendem Artikel): Haßdenpflug (ein Bauer, der des Pfluges überdrüssig geworden), gewöhnlich abgeschliffen Hassenpflug, Jagenteufel, später verkürzt in Jageteufel, so daß nun der Artikel ganz ausgefallen ist, auch Wieswell (= wie es wolle, geh es wie es wolle, Bezeichnung eines gelassenen Gemütes).
3) Sogar Zusammenschiebungen aus vier Wörtern finden sich, am deutlichsten in Haltanderheide (ein Ritter oder Reisiger, der an der Heide hält, um Vorüberziehende anzugreifen); aber auch Namen wie Fleugimtanz (flotter Tänzer), Griepentrog (niederd. = greif in den Trog, von einem, der unbescheiden zulangt), Springsfeld (spring in das Feld) und der Gegensatz Bleibimhaus gehören hierher; ferner Feuerimdach (ein Jähzorniger).

Dem innern Gehalte nach bezeichnen diese Namen zum Teil gute, rühmliche Eigenschaften, überwiegend aber, wie nicht anders zu erwarten, Schwächen und Untugenden. Unter den ersteren steht auch hier wie bei den altdeutschen Namen obenan die Tapferkeit in Namen wie Hauenschild (Hauschild), Klubeschedel (klöbe d. i. spalte den Schädel), Schüttesper (schüttle den Speer, englisch Shakespeare), Zuckseisen (zücke das Eisen), wohin auch die Zusammensetzungen mit Teufel gehören: Fressenteufel, Jageteuffel, Schlagenteufel, Bitdendüwel (niederd. = beiße den Teufel) — Leute, die sich selbst vor dem Gottseibeiuns nicht fürchten.[60]

[S. 53]

Einzelne dieser Namen mögen auch schon ein gewisses Übermaß von Tapferkeit, eine übermäßige Kampfbegier, Streitsucht und Raufsucht bezeichnen. Deutlich tritt letzteres hervor in Namen wie Raufseisen, Haberecht, Hebenstreit (der den Streit anhebt). Unter solchen Spottnamen ragen vor allen diejenigen hervor, welche den übermäßigen Durst, die leidige Trunksucht der Deutschen geißeln: Kehrein, Suchenwirth, Findekeller, (der den Keller zu finden weiß), Schmeckebier und Schluckebier und manche andere, denen nur vereinzelt ein Haßenkrug gegenübersteht.

Kann es nun wohl bezeichnendere Namen geben als diese imperativischen? Kräftigere als Hauenschild und Schüttesper, neckischere als Findekeller und Greifentrog, schwungvollere als Fleugimtanz?

13.
Familiennamen der dritten Schicht.

c) Herkunft und Wohnstätte.

Die von Örtlichkeiten entlehnten Familiennamen gehören zu den ältesten, da diejenigen Personen und Geschlechter, welche Grundbesitz hatten, sich schon sehr früh danach benannten. So finden wir unter den ritterlichen Sängern und Dichtern der Hohenstaufenzeit einen Heinrich von Veldeke, einen Hartmann von Aue (Ouwe), einen Walther von der Vogelweide u. a. Doch war dieser Zuname ursprünglich noch nicht so befestigt, daß bei einem Wechsel des Besitzes die Familie ihn beibehalten hätte; vielmehr wurde in solchem Fall auch der Name vertauscht. So führten z. B. die Freiherren von Attinghausen diesen Namen erst seit ihrer Übersiedelung nach Uri; vorher hießen sie nach ihrer Stammburg im Emmental die Freien von Schweinsberg. So hießen die von Löwenstein früher Bischofshausen, von Bischofshausen, jetzt Bischhausen an der Schwalm; als sie aber im 13. Jahrhundert ihre neue Burg erbauten, nahmen sie ebenfalls die neumodische Benennung an.[61]

Diese Weise wurde aber auch von Leuten nicht ritterlichen Standes frühzeitig befolgt, indem sie sich nach ihrem Stammorte oder ihrem Wohnsitze benannten. So begegnen wir unter den hervorragenden Dichtern des[S. 54] 13. Jahrhunderts einem bürgerlichen „meister“ Konrad, der sich selbst Konrad von Würzburg nennt.[62]

Daß solche Zusätze sich allmählich befestigten, war naturgemäß, ja fast unvermeidlich, sobald eine Familie längere Zeit in demselben Besitze blieb oder an derselben Stelle wohnte.

Die aus dieser Quelle geflossenen zahlreichen Namen zerfallen in zwei Hauptgattungen, je nachdem sie von allgemeinen Ortsbezeichnungen oder von bestimmten Ortsnamen herrühren. Betrachten wir jene zuerst!

Uns klingen jetzt die Namen mancher Landleute in Schillers Tell auffällig und fremdartig: (Hans) auf der Mauer, (Jörg) im Hofe, (Burkhart) am Bühel u. a. Solcher Benennungen aber, wie sie hier Schiller im Anschluß an die Schweizer-Chronik von Tschudi gewählt hat, gab es ursprünglich sehr viele, von den verschiedensten Örtlichkeiten entlehnt und mit den mannigfachsten Verhältniswörtern: von der Au; am Ende (der am Ende des Ortes Wohnende); aus dem Werd (Werder, Insel); beim Born; vor dem Baum; achterm Boil (hinter dem Bühel d. i. Hügel); unter den Weiden; zum Steg u. s. f.[63]

Später fiel dann das Verhältniswort meist ab, eine Familie aus dem Werd nannte sich einfach Werth, ter Varrentrap (zu der Ochsenspur) Varrentrap — oder dasselbe wurde eng an das Hauptwort herangezogen und mit ihm vereinigt. So ist eine Anzahl Familiennamen entstanden, die man nur nach ihren Bestandteilen auseinander zu schneiden braucht, um sie sofort zu verstehen:

Bisweilen sind dabei allerdings Entstellungen eingedrungen: Tremöhlen statt ter Möhlen (hochd. zur Mühlen), Austermühle statt aus der Mühle, Amthauer statt Amthor.

[S. 55]

Nur selten hat die ursprüngliche Form, Hauptwort und Verhältniswort getrennt, sich erhalten, wie in: aus der Ohe, aus’m Werth, ten Brink (niederd. = zum Hügel), zum Bild, ganz vereinzelt Zur-Linde.[64]

In entsprechender Weise werden Familiennamen von bestimmten Ortsnamen (Stadt- oder Dorfnamen) abgeleitet. Wer aus einem fremden Orte zuzog, wurde beim Eintragen in die Bürgerrollen am einfachsten nach dem Orte bezeichnet, aus welchem er kam. So ist in den Bürgerrollen von Nordhausen aus dem 13. und 14. Jahrhundert ein Personenname aus von (oder lateinisch de) und einem Ortsnamen gebildet die gewöhnlichste Bezeichnung, z. B. Henricus de Erfordia, Ludovicus de Molhusen. Das von fiel später weg, zumal der Adel es mehr und mehr als sein Kennzeichen und Sonderrecht hinstellte. Dieser allmähliche Wegfall ergibt sich deutlich aus einer Zusammenstellung Förstemanns (Programm S. 11), wonach von 27 Mitgliedern des Rates zu Nordhausen im Jahre 1385 noch 13 das von mit einem Ortsnamen haben, dagegen 1401 nur 7, 1421 nur 2, 1475 noch einer, endlich 1484 keiner, obgleich nicht weniger als sieben einen Ortsnamen als Familiennamen führen.

Daher stammt nun eine außerordentliche Menge von Familiennamen, die einfach aus einem Ortsnamen bestehen. Besonders leicht zu erkennen sind die zusammengesetzten, bei welchen etwa folgende Ausgänge die häufigsten sind:

Dazu die Endung

Diesen schließen sich in der Häufigkeit zunächst an die auf

Im ganzen ist der Ortsnamen, die zugleich als Familiennamen dienen, eine ungezählte Menge, da es kaum einen größeren Ort in Deutschland gibt, dessen Name nicht auch als Familienbezeichnung sich fände. Viele Familiennamen, die sonst fast als unlösbare Rätsel erscheinen, werden ohne weiteres klar, sobald man ein geographisches Wörterbuch zur Hand nimmt.[65]

Freilich wird anderseits auch die sichere Deutung und Heimweisung vieler Familiennamen durch das Hereinspielen der Ortsnamen erschwert, da nicht wenige der letzteren mit Personennamen buchstäblich übereinstimmen. Z. B. ist Seeger eine Weiterbildung des altdeutschen Personennamens Sigher, zugleich aber auch ein Ort in Pommern; Roth, für welches schon eine doppelte Quelle nachgewiesen (S. 48), findet sich auch häufig als Ortsbenennung, von rode abzuleiten (s. oben). Außerdem tragen viele Orte Namen von Gegenständen der Natur, sei es durch zufälliges Zusammentreffen, wie in Hahn, welches hier doch nur Zusammenziehung aus Hagen ist, oder indem der Name eines Tieres, einer Pflanze ohne weiteres, ohne Anhängung einer Endung, auf einen Ort übertragen wurde. Es tritt an diesem Punkte ein Mangel in der Namengebung hervor, da viele Bezeichnungen unterschiedslos als Personen- wie als Ortsnamen dienen, z. B. Baum, Habicht, Kranz, Nagel, Wohlgemuth. Daher ist hier besondere Vorsicht geboten, und es ist in solchen zweifelhaften Fällen jeder Name möglichst durch Einzeluntersuchung klarzustellen.

Leichter sind diejenigen Familiennamen zu erkennen, welche durch Ableitung von Ortsnamen gebildet sind, und zwar mittels der Endung er wie: Eppinger, Meißner.[66] Diese Bildungsweise hat jedoch geringere Verbreitung und ist hauptsächlich oberdeutsch. So gehören bei Fröhner (Karls[S. 57]ruher Namenbuch) unter etwa 100 von Orten hergeleiteten Familiennamen zwei Drittel hierher, während in Hoffmanns hannöverschen Namenbuche unter etwa 300 derartigen Namen sich (abgesehen von den neueren jüdischen) kaum 10 finden, und diese erklären sich durch oberdeutschen Zuzug.[67]

Die meisten der auf S. 54 f. aufgeführten Endungen bilden Familiennamen dieser Art, wobei sich durch Hinzutreten des Umlautes aus manchen zwei Formen entwickeln, so aus -dorf: -dorfer und -dörfer, aus -bach: -bacher und -becher. Demnach haben wir

Dagegen erweisen sich -hagen, -leben, -see, -wald u. a. für Bildungen dieser Art wenig fruchtbar, was sich zum Teil daher erklärt, daß die betreffenden Ortsnamen in Süddeutschland nicht üblich sind. So ist -leben auf Thüringen und das nördliche Schleswig beschränkt, -borstel und -bostel auf das nordwestliche Deutschland (Hannover).

In die Lücke treten dafür einige andere Endungen, welche Süddeutschland eigentümlich sind, namentlich

Die Namen dieser Gattung zeichnen sich, wie aus den mitgeteilten Beispielen hervorgeht, durch ihre Länge aus, da sie meist dreisilbig, zum Teil sogar viersilbig sind. Doch gibt es auch zweisilbige in Menge, von[S. 58] Ortsnamen, die nur aus einer Silbe oder auch aus zweien bestehen, abgeleitet, wie Ulmer, Wiener, Lindner (vom O. Linden).

So haben wir denn eine dreifache Weise, Familiennamen von Ortsnamen zu bilden; alle diese drei Formen finden sich z. B. in dem berühmten Baseler Drucker- und Gelehrtengeschlechte der Amerbach, welche in den alten Zunftlisten auftreten als von Amorbach, Amerbach, Amerbacher.

Für viele Familiennamen, die offenbar Ortsnamen sind, läßt sich der entsprechende Ort nicht mehr nachweisen. Gar viele Ortschaften sind in den Stürmen der Zeiten untergegangen; so nach Förstemann in der Umgegend von Nordhausen an hundert im Umkreise weniger Stunden, und Hoffmann von Fallersleben bezeichnet in dem „Kasseler Namenbüchlein“ unter 120 hessischen Ortschaften 30, also den vierten Teil, als nicht mehr vorhanden (auf Grund der „Historisch-topographischen Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstentum Hessen“ von Dr. Landau). Die großen Seuchen des Mittelalters, die verheerenden Kriege früherer Zeiten erklären dies zum großen Teile. Doch gingen auch vielfach kleine Ortschaften in eine große Stadtgemeinde auf, die sie mehr zu schützen vermochte.[68]

Wenn aber auch der Ort noch vorhanden ist, so decken sich doch dessen Name und der daher entlehnte Familienname heutzutage keineswegs immer. Das darf nicht überraschen; denn indem beide Jahrhunderte lang selbständig und meist ohne gegenseitigen Zusammenhang fortbestanden und sich entwickelten, konnte es nicht ausbleiben, daß hin und wieder der eine Wandlungen erfuhr, die der andere nicht mitmachte. So weist für die Familiennamen Birkenhagen und Eschenhagen auch Rudolphs „Vollständigstes Ortslexikon“ keine vollkommen entsprechenden Ortsnamen nach, sondern nur Birkenhain und Eschenhahn; beides aber, hain und hahn, sind Zusammenziehungen aus hagen (s. Förstemann, Die deutschen Ortsnamen S. 57). Es hätten somit in diesem Falle die Familiennamen die ältere, ursprüngliche Form bewahrt. Dasselbe gilt von Meixner statt Meißner, von Zollikofer (aus Zollikon am Züricher See, urspr. Zollinc hovun „zu den Höfen des Zollinc“).

Sehr viel Familiennamen, besonders im östlichen Deutschland, sind von slawischen Ortsnamen entlehnt und sollen später eine genauere Darstellung finden (s. Beilage 3 und das Namenlexikon).

Eine besondere Abteilung in dieser Klasse bilden die

Adelsnamen,

die ja, soweit ursprünglich und echt, fast sämtlich von Ortsnamen abgeleitet sind, z. B. von Falkenstein, von der Asseburg. Doch ebenso alt ist die schon erwähnte Ableitung auf er: der Bodensteiner, der Toggenburger. So[S. 59] nennt sich Hartmann (im 13. Jahrhundert) bald „der von Ouwe“, bald „der Ouwaere“. So wird noch im Tell der Freiherr von Attinghausen von dem Hirten in der ersten Szene „der Attinghäuser“ genannt.

Jetzt ist die präpositionale Bezeichnung allgemein durchgedrungen und zwar die mittels des Verhältniswortes von, welche die andern in den Hintergrund gedrängt hat und als Kennzeichen des Adels schlechthin gilt.

Wie aus obiger Darstellung erhellt, hat dieses von einen Sinn nur vor Ortsbezeichnungen, und es ist eine Verirrung, auch Namen anderer Art, ursprünglichen Personennamen, Handwerksnamen usw. es vorzusetzen. Von Hermann, von Schmidt, von Schulz u. dergl. ist sprachlich entschiedener Nonsens, und daß man in hunderten von Fällen ein von so ganz äußerlich anheften konnte, ist ein unleugbarer Beweis von erloschenem Sprachgefühl.

Ein Rest dieses Gefühles hat sich in Österreich erhalten; aber wie hilft man sich dort? Man bildet (wie schon in den Zeiten des alten deutschen Reiches)[69] aus dem bisherigen Familiennamen des zu Adelnden durch Anhängung von -feld, -burg, -thal usw. einen Ortsnamen, unbekümmert darum, ob es einen solchen Ort in der Welt gibt oder nicht, also: Kuhn von Kuhnenfeld, Planck Edler von Planckburg, Braun von Braunthal — lauter Namen, welchen man es sofort ansieht, daß sie nichts als Phantasiegebilde sind.

Besser ist in dieser Hinsicht eine Namengebung wie: Schubert, Edler von dem Kleefelde (wegen seiner Verdienste um den Kleebau geadelt, Pott, Personennamen S. 3), und Escher von der Linth, wie der Staatsrat Escher wegen Regelung des Laufes der Linth und Austrocknung der durch diesen Fluß gebildeten Sümpfe auf Beschluß des kleinen Rates von Zürich genannt wurde. („Die Staatskanzlei sei beauftragt, künftig in allen betreffenden öffentlichen Schriften den verewigten hochverehrten Herrn Staatsrat Hans Konrad Escher und dessen männliche Nachkommen als „Escher von der Linth“ zu benennen, eine Bezeichnung, die jetzt urkundlich um so begründeter festgesetzt wird, da sie schon, während das Vaterland sich noch des lebendigen Wirkens des Vollendeten erfreute, von der öffentlichen Meinung aufgefaßt und von Mitbürgern und Eidgenossen übereinstimmend geübt ward.“)

Häusernamen.

Wenn in manchen Geschlechtsnamen, z. B. Amthor, die Bezeichnung der Lage des Hauses entnommen ist, so entspringt sie auch sehr häufig aus dem Namen des Hauses selbst. Denn jene alte Zeit war, wie Becker S. 20 treffend bemerkt, so jugendfrisch, daß sie allen Dingen, wie Adam[S. 60] im Paradiese, gleich einen lebendigen Namen zu geben wußte, nicht nur Burgen, Höfen und Straßen, sondern auch den Häusern.[70] Wir begnügen uns jetzt mit einer toten Nummer und Littera, während nur die Straßennamen noch fortdauern. An einzelnen Orten sind freilich auch diese wenigstens vorübergehend abgeschafft, z. B. in Mannheim, wo es statt dessen bis vor kurzem armselige Häuserquadrate A, B, C usw. gab, und jenseit des Ozeans bei den nüchternen, poesielosen Yankees, die da bloß zählen 1. 2. 3..... Avenue.

Im Mittelalter dagegen führten auch die Häuser Namen, und zwar benannte der Erbauer oder Besitzer eines Hauses dasselbe entweder nach seiner alten Heimat — so hieß das Haus, in welchem der Dichter Konrad von Würzburg (s. S. 54) in Basel wohnte, Würzburg, andere zum Mailand, zum Venedig — oder nach Tieren, Pflanzen, Geräten, namentlich nach Geräten oder Erzeugnissen eines Gewerbes oder Dingen, die mit dem Berufe des Erbauers irgendwie zusammenhingen.

Diese Häusernamen nun wurden nicht angeschrieben, sondern dem lese-unkundigen Volke zu nutz wurde der im Namen enthaltene Gegenstand angemalt oder auch in einem Holz- oder Steinbild am Hause angebracht.[71]

Reste dieser Sitte sind die noch jetzt üblichen besonderen Benennungen und Bezeichnungen der Gasthäuser und Apotheken, auch der Logierhäuser in Bädern. Im übrigen haben sich nur einzelne dieser Namen und Bilder bis in die Gegenwart erhalten. So heißt in Leipzig noch jetzt ein schönes, hohes Haus auf dem Neumarkte „die hohe Lilie“ (Pröhle), ein Haus in Erfurt „zum Rebstocke“, ein anderes in Stettin „die weiße Taube“.

An diese Benennungen knüpfen sich häufig sagenhafte Erzählungen, welche die Veranlassung und Bedeutung derselben zu erklären suchen. Einige teilt Pröhle in seinen „Deutschen Sagen“ mit:

„Zu Erfurt sah einst ein Schäfer in seinem Garten einen Bock und ein Schaf an einem Rosenstocke stehn. Das Schäfchen aber scharrte mit[S. 61] seinem Fuß etwas Geld aus der Erde. Da grub der Schäfer nach und fand so viel Geld, daß er davon drei schöne Häuser bauen konnte. Er nannte aber das erste Haus „zum güldenen Schafe“, und es ist daran auch ein Schaf in Stein zu sehen, das andere „zum Rosenstock“ und das dritte „zum schwarzen Bock“.

Geschichtlicher sind nach allem Anscheine die Angaben über das oben erwähnte Haus „zum Rebstock“, welches von Otto v. Ziegler im 15. Jahrhundert erbaut worden. „Dieser reiste 1447 zum heiligen Grabe und in die 18 Königreiche. Er brachte aus dem heiligen Lande einen großen merkwürdigen Rebstock mit, und als er 1451 zu Erfurt in der Futtergasse ein schönes Haus als Stammhaus erbaute, nannte er es „zum Rebstock“. Oben an dem Hause standen auf steinernen Platten die Wappen der 18 Königreiche gemalt,[72] wodurch der Otto v. Ziegler gereiset. Auch ward der Rebstock, den er mitgebracht hatte, daran abgebildet und außerdem in seiner Familie aufbewahrt“ (Pröhle, Deutsche Sagen neue Ausg. S. 248 ff.).

Ähnlich über ein Haus in Würzburg in der Dominikanergasse, welches den Namen „zum roten Hahn“ führt: Auf das Dach desselben wurde von den Leuten des Wilh. Grumbach nach Überrumpelung der Stadt Würzburg ein roter Hahn gesetzt und das Haus angezündet. Der rote Hahn krähte (d. h. die Flamme prasselte) und flog von einem Dache zum andern. Nach seiner Wiedererbauung erhielt das Haus den Namen „zum roten Hahn“ (Pröhle a. a. O. S. 237).

Aus diesen Hausnamen und -Bildern sind nun eine Menge Familiennamen entstanden. So führt Becker aus älterer Zeit unter andern folgende an: aus Köln 1116 zum Saphir, 1178 Lembechen (Lämmchen), 1219 von Gürzenich, 1256 van me Kranen (vom Kranich), 1262 van me Hane; aus Basel: 1255 Waltherus ad Stellam, zum Sternen, 1262 Anselm zer Tannen; später zer Sonnen, zer Rosen, zem Haupt, zem Tracken (Drachen) usw. Wie hieraus ersichtlich wurden diese Hausnamen vorzugsweis aus der Tier- und Pflanzenwelt gewählt, und daher erklärt sich zum guten Teile der Umstand, daß jetzt so manche Familiennamen nichts anderes als eben Tier- und Pflanzennamen sind. Der Hausname wurde auf den Besitzer übertragen, ursprünglich wie andere Ortsbenennungen mit einem Verhältnisworte: von oder zu, welches später abfiel. Einen Beweis für diese Entwickelung bietet unter anderem der Familienname Molfenter, aus zum Olfenter (Kamel), wo das m von der Vorsetzsilbe noch stehen geblieben ist.

Besonders reichliche Beiträge zur Bezeichnung menschlicher Geschlechter haben unter den vierfüßigen Tieren gegeben: Schaf und Ziege, Rind, Wolf, Fuchs und Hase, nächstdem Hirsch und Reh (Rehbein, Rehfuß) — unter[S. 62] den Vögeln außer dem allgemeinen Vogel nebst seinen Zusammensetzungen (Brachvogel, Schreivogel) die Raubvögel: Adler, Geier, Falk, außerdem Gans und Hahn. Innerhalb des Pflanzenreichs überragt die Königin der Blumen, die Rose, die andern auch hier, zumal in mannigfachen Zusammensetzungen (Rosenblüt, Rosenstiel, Rosenstock, Rosenzweig).

Jedoch ist wiederholt darauf hinzuweisen, daß wir uns hier auf einem sehr trügerischen Gebiete bewegen, in einer Welt, die großenteils eine Welt des Scheines ist. Wie bei den Gerätschaften und Körperteilen ist auch hier ein gut Teil anderen Ursprungs und trifft nur zufällig, oft infolge von Umdeutung und Entstellung, mit neueren Tier- und Pflanzennamen zusammen. So ist der Name Strauß die regelmäßige Weiterentwickelung vom althochd. Struz, der Schmeichelform von Strudolf, Appel ist Zusammenziehung und Verkürzung aus Adalbold, Hering, althochd. Herinc, Patronymikum von Hero, Regen althochd. Regino (s. Ragan „klug“), Bock meist wohl aus Bucco, Kürzung von Burkhart. Andere bezeichnen wirklich Tiere, stammen aber meistens schon aus der ersten Periode, wie Bär, Roß, Schwan, oder sie gehen auf Eigenschaften (s. S. 48).

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Hiermit schließen wir diese Übersicht. Wie uns die Personennamen unserer germanischen Altvordern das kampfdurchtobte, waffenfreudige Leben und Treiben derselben vor Augen führen, so spiegeln die dem spätern Mittelalter entsprossenen Familiennamen die bunten Erscheinungen mittelalterlichen Lebens wieder. Die Bilder der Raubritter, der „frummen“ Landsknechte, der teils gedrückten, teils übermütigen Bauern, besonders aber der ehrsamen Bürger in Werkstatt und Rat, in Singschule und Trinkstube werden durch diese Namen vor unsere Augen gezaubert.

Wenn die Geduld des freundlichen Lesers uns bis hierher gefolgt ist, so wird derselbe nunmehr wenigstens in den Grundzügen ein Bild der deutschen Familiennamen erhalten haben. Es mag dieses einem buntgewirkten Teppich gleichen, in welchem die altdeutschen und die kirchlichen Namen den Aufzug, die bürgerlichen Bezeichnungen den Einschlag bilden. Damit ist im wesentlichen die Sache abgeschlossen; was später etwa noch hinzukommt, kann den Grundcharakter der deutschen Namengebung nicht ändern, es dient nur dazu, hie und da noch einen neuen Faden in das Gewebe einzufügen, es noch ein wenig bunter zu machen.

14.
Würdigung der deutschen Familiennamen nach Gehalt und Form.

Nach ihrem innern Gehalt ist die deutsche Namengebung alles Lobes würdig.

Die Grundlage bilden die altdeutschen Heldennamen mit ihrem schönen, idealen Gepräge und in ihrer reichen Fülle, mit einer verhältnis[S. 63]mäßig nicht bedeutenden Beimischung fremdsprachig kirchlicher Namen, von Glaubenshelden entlehnt. An diese schließt sich dann, entsprechend der gesellschaftlichen Entwickelung, in durchaus gesunder Weise eine fast ebenso große Fülle bürgerlicher Namen, hergenommen von Amt und Handwerk, von Geburts- und Wohnort. Freilich hat sich der Schwung des heroischen Zeitalters ermäßigt, der poetische Blütenstaub ist abgestreift. Dafür tritt zum Ersatz der Witz, die scherzende und spottende Laune ein, die sich am glänzendsten in den Satznamen offenbart.

Ein Mangel allerdings gibt sich hier sehr bald kund: die zu häufige Wiederkehr mancher Namen, besonders der vom Handwerk entlehnten, wogegen anderseits auch ein Fernhalten von leerem Prunk anzuerkennen ist.[73]

Nicht so günstig kann das Urteil in betreff der Form ausfallen.

Hier ist vor allem zu beklagen, daß die klangvollen Namen der ersten Schicht, wie Hildebrand, Rüdiger, Landolf durch spätere Verkürzungen und Verkleinerungen doch sehr gelitten haben, so daß eine Menge überkurzer, einsilbiger, klangloser Namen entstanden ist: Eck, Sietz, Lemm, Thie, Deetz usw. Hierher gehören auch viele zweisilbige, insbesondere die niederdeutschen auf ke: Gefke, Gehrke, Reetzke, Zielke, denen die süddeutschen auf l entsprechen: Dietl, Atzl, Datzl, Hutzl.

Voller tönende Namen finden sich unter den von Ortsbezeichnungen entlehnten: Frankenstein, Reinthaler, Rudinger u. a. — und diese bilden jetzt die Hauptmasse der längeren, mindestens dreisilbigen Familiennamen. Manche, viersilbige, haben sogar zuviel Gewicht und etwas Schleppendes, wie: Albrechtsberger, Koberlechner.

Außerdem fällt eine Härte in den konsonantischen Verbindungen, z. B. in Hitzke, Kratzke, Nitzschke, vielfach unangenehm ins Ohr.

15.
Latinisierungen.

Unter den auf S. 62 erwähnten späteren Zutaten treten hervor die Latinisierungen.

Im Ausgange des Mittelalters und besonders nach der sonst so erfreulichen Wiederbelebung der klassischen Studien im 15. und 16. Jahrhundert wurde es Sitte bei den Gelehrten und studierten Fürstendienern, auch ihre Namen in das Antike zu übersetzen. Ein Beispiel haben wir unter anderm an dem Dr. juris Olearius in Goethes Götz in der Tafelszene des ersten Aufzuges:

[S. 64]

Liebetraut: Ihr seid von Frankfurt? Ich bin da wohlbekannt. — Euer Name ist Olearius? Ich kenne so niemanden.

Olearius: Mein Vater hieß Ölmann. Nur den Mißstand auf dem Titel meiner lateinischen Schriften zu vermeiden, nennt’ ich mich nach dem Beispiel und auf Anraten würdiger Rechtslehrer Olearius.

Liebetraut: Ihr tatet wohl, daß ihr euch übersetztet. Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande; es hätt’ euch in eurer Muttersprache auch so gehen können.

Olearius: Es war nicht darum.

Liebetraut: Alle Dinge haben ein paar Ursachen.

Die Grundursache war eben die leidige Nachahmung oder vielmehr Nachäffung des Fremden. Es sollte das alte Römertum wieder erweckt und alles möglichst auf römischen Fuß gebracht werden. So wurde das heimische Recht durch das römische Corpus juris verdrängt, und auch die deutsche Muttersprache suchte man als eine barbarische, wofür sie den Gelehrten galt, möglichst zu verdrängen und auszurotten, zunächst in den gelehrten Schulen, damit die lateinische ganz an ihre Stelle träte. Man betrachtete es als einen großen Vorzug der römischen Kinder, daß sie von kleinauf Latein sprachen und mit Lateinsprechenden umgingen, und bedauerte die armen deutschen Kinder, die nicht schon von den Ammen und beim Spielen auf den Gassen lauter Latein hörten. Den Lehrern wie den Schülern war darum alles Deutschsprechen untersagt; Spielen ward unter der Bedingung erlaubt, daß auch dabei nur Latein gesprochen würde. So hoffte man die „barbarische“ Muttersprache wenigstens aus den Schulen bald auszutreiben. In diesen traurigen Anschauungen und Bestrebungen kamen der Straßburger Lehrplan des Joh. Sturm, der württembergische des Herzogs Christoph und der der Jesuiten überein. Es war eben allgemeine Zeitrichtung.

Daher darf es nun nicht wundernehmen, wenn im Kreise der Gelehrten die Namen so eifrig verlateint wurden und man sich wenigstens hierin zu Römern zu lügen suchte. Ein Lutz nannte sich Lucius, ein Kurz: Curtius, ein Köpflin: Capito, ein Crachenberger: Pierius Gracchus — ein Fischer übersetzte sich Piscator, ein Habermann: Avenarius — mit Zuhülfenahme des Griechischen ein Holzmann: Xylander, ein Becker: Artopoeus, ein Hausschein: Oecolampadius.

Während die vergriechten Namen, fast ausnahmslos zusammengesetzt, durch ihre Länge ins Ohr fielen, indem sie mindestens dreisilbig, oft aber vier-, fünf-, ja sechssilbig sind: erschienen die einfachen lateinischen Namen in ihrer Kürze noch zu kahl; mindestens mußte den zweisilbigen wie Sartor, Pistor noch eine Endung gleichsam als Schleppe angehängt werden, um die Würde ihrer pedantischen Träger recht zu bezeichnen, also: Sartorius, Pistorius.

In jenen Zeiten bestimmte zuweilen der unreife und phantastische Einfall eines unbärtigen Literaten auf Jahrhunderte den Familiennamen[S. 65] seines Geschlechtes. So war, nach Vilmar, ein gewisser Mosmann der Sohn eines Schmiedes zu Gemünden an der Wohra; da ihm aber einige lateinische Verse gelungen waren, so konnte er nicht mehr Mosmann heißen, sondern nahm den lateinischen Namen für das Gewerbe seines Vaters an: Faber. Indes das drückte doch nicht den poetischen Schwung aus, den der angehende Virgil in sich fühlte, und so nannte er sich denn Fabronius, welches bedeuten sollte Faber Aonius, d. i. Musenschmied, und diesen Namen behielten seine Nachkommen bei. Seine Landsleute waren Helius Eobanus Hessus und Euricius Cordus, von denen bei ihren hochpoetisch klingenden Namen niemand mehr weiß, wie sie recht geheißen haben.

So entstanden die wunderlichsten und abenteuerlichsten Namengebilde, z. B. Osiander aus Hosemann, Chiomusus aus Schneesing, Eucharius aus Eckhard, Chelopoeus aus Kistemaker, Namen, die jetzt schwer zu enträtseln sind oder gar nicht mehr, wie Chesnecophorus. Auch übellautende Mißbildungen, wie Gueinzius, Heineccius, Cocceji[74] setzten sich fest.

Diese Latinisierungen wucherten am meisten da, wo eben die vorhin geschilderte, sog. humanistische Richtung besonders blühte, also namentlich in Sachsen, in der Pfalz, in Basel, vor allem aber am Hofe des hessischen Landgrafen Philipps des Großmütigen.

Manche kehrten von den Pistorius, Episcopius, Melissander ihrer Väter zu den Becker, Bischoff, Bienemann ihrer Großväter zurück; andere aber behielten die bunten lateinischen und griechischen Namen bei, wenn sie sich auch nicht auf der wissenschaftlichen Höhe ihrer Vorfahren behaupten konnten, und so finden wir diese Fremdnamen gegenwärtig noch überall in Deutschland.[75]

[S. 66]

Jetzt bekommt diese Namenklasse glücklicherweise keinen Zuwachs mehr. Nur einige Stockphilologen haben es in neuerer Zeit noch nicht lassen können, Namen in dieser Weise für ihre Zwecke zu antikisieren: Öhler in Olearius, Sillig in Siligius. Doch gründlicher verfuhr hierin Reisig. Dieser Gelehrte, der jedesmal, wenn er glaubte eine glückliche Konjektur gemacht zu haben, dies der Welt durch Trompetenstoß von dem Boden seiner Wohnung aus verkündete, leistete auch Entsprechendes auf dem Gebiete der Antikisierung, besser gesagt, Entstellung der Namen. So verwandelte er Wunderlich in Vunderilicus, Poppo ganz unnötigerweise in Pomponius, Mitscherlich gar in Midoscherilix, als wäre dieser Horazerklärer des 19. Jahrhunderts einer von den Keltenhäuptlingen des alten Galliens, gleich den Viridovix und Vercingetorix.

16.
Jüdische Namen.

Am spätesten haben die Juden sich dazu verstanden, Familiennamen anzunehmen; meist wurden sie erst durch die Gesetzgebung, in Österreich unter Joseph II., in Preußen durch Hardenbergs Edikt vom 11. März 1812 dazu genötigt. Sie hatten nun die Wahl und wählten, was auch am nächsten lag, zum großen Teil hebräische, alttestamentliche Namen, indem einfach die bis dahin geführten Personennamen zu Familiennamen gestempelt wurden: Abraham, Jakob, Moses, Simon; auch patronymische Ableitungen hebräischer Namen: Jakoby, Jakobson (entsprechend dem hebräischen ben, welches in Benary „Löwensohn“ erscheint).

Doch in der Mehrzahl wurden neuhochdeutsche Namen gewählt, zunächst Bezeichnungen von Eigenschaften, natürlich guten: Edel, Freundlich, Treu — sodann Tierbenennungen: Hirsch, Wolf, Adler, meist wohl mit Rücksicht auf die Bedeutung, welche denselben im Alten Testamente beigelegt wird[76] — jedoch mit besonderer Vorliebe Ortsbezeichnungen: Cassel, Falkenstein; häufig mit der Ableitungsendung er: Friedländer, Wronker, Exiner, Meseritzer. Diese Namen weisen großenteils nach dem Osten, nach Westpreußen und Posen.

Eigentümlich ist hierbei die Vorliebe für schönklingende Namen, Zusammensetzungen nicht nur mit Gold[77] und Silber — sondern auch mit Löwen, mit Rosen, Lilien und Veilchen: Löwenstamm und Löwenthal, Rosendorf und Rosenberg, Lilienthal, Veilchenfeld u. ähnl. Woher diese[S. 67] prächtig klingenden Namen, welche zu den die jüdische Namengebung beherrschenden gehören? Ist es noch ein Nachklang jenes poetischen Sinnes, der sich einst in den Dichtungen des Alten Testamentes kundgegeben, ein Stück von dem Farbenreichtum des Morgenlandes nach dem Abendlande verpflanzt? Oder ist es nur das Bestreben, wie die Ware so auch den Namen möglichst herauszuputzen, durch schönes Etikett Reklame zu machen?[78]

Dabei wird nun nicht gefragt, ob derlei Ortsbezeichnungen auch in Wirklichkeit vorkommen; diese Lilienthal, Veilchenfeld usw. sind großenteils rein erdachte Namen, wie auch Cohnfeld und Cohnheim, Aronsbach, Lewinthal — denn wo gäbe es in Deutschland Orte dieses Namens? Es gleichen diese scheinbaren Ortsnamen trügerischen Luftspiegelungen, die bei der Annäherung zerrinnen.

Hingegen treten zurück die altdeutschen Namen, die kirchlichen und, was besonders bezeichnend ist, auch die Handwerksnamen.

Im ganzen hat die jüdische Namengebung etwas Gemachtes, Künstliches, was allerdings teilweis mit der Art ihrer Entstehung zusammenhängt.

In Österreich standen zu Ende des 18. Jahrhunderts besonders die Juden Ungarns, Galiziens und der Bukowina auf einer tiefen Stufe, sie kannten das Bedürfnis nach Familiennamen gar nicht und hielten an dem alten orientalischen Brauche fest, nach welchem jeder bloß mit dem eigenen Personennamen (und dem des Vaters) benannt wurde. Rücksichten der Verwaltung, der Steuererhebung und Rechtspflege forderten Beseitigung solcher Zustände. Darum beauftragte Joseph II. seinen Hofkriegsrat, binnen zweier Jahre die nötigen Maßregeln durchzuführen. Zu dem Ende wurden nun Kommissionen von Offizieren ernannt. Ein panischer Schreck fuhr in die Juden, welche besonders vor dem Militärdienste wahre Todesangst empfanden und einen Abscheu vor den „heidnischen“ Namen hatten, die sie neben ihren „heiligen“ hebräischen tragen sollten.

Zunächst konnten die Juden ihre Familiennamen selbst wählen. Da sie sich aber vielfach hartnäckig ablehnend verhielten, so blieb den Kommissionen nichts anderes übrig, als selber ihnen Namen zu erteilen. Dabei war vorgeschrieben, solche Namen zu wählen, die möglichst große Besonderheit hätten; auch sollten die Kommissionen viele Familiengruppen bilden und wiederholte Wahl desselben Namens in ihrem Bezirk vermeiden. Außerdem spielten Soldatenwitz und Schneid, auch wohl der Ärger über mißglückte Erpressungsversuche eine große Rolle. So kamen denn wunderbare Namengebilde zum Vorschein, als da sind: Wohlgeruch, Veilchenduft, Schöndufter; Armenfreund, Wohlthäter, Weisheitsborn; Geldschrank, Smaragd; Singmirwas, KüssemichLadstockschwinger, Pulverbestandtheil, Maschinen[S. 68]draht, Nußknacker, Schulklopfer, Reinwascher; Temperaturwechsel, Maulwurf, Nachtkäfer, RebenwurzelNotleider, Hungerleider; Schnapser; Eselskopf, Ochsenschwanz, Drachenblut; Stinker, Kanalgeruch; Galgenvogel, Galgenstrick, Taschengreifer, Hirschtödter, Wanzenknicker, Saumagen, Groberklotz u. a. m.[79]

17.
Französierungen, Polonisierungen und andere Metamorphosierungen der Neuzeit.

Die in Kap. 16 geschilderten Latinisierungen fanden eine bemerkenswerte Fortsetzung in der neuesten Zeit. Das infolge der traurigen staatlichen Verhältnisse gesunkene Nationalgefühl der Deutschen hatte schon seit dem Dreißigjährigen Kriege eine bei andern Völkern unerhörte Schwäche hervortreten lassen, die sich in Mißachtung des Heimischen und Überschätzung alles Fremden kundgab.[80] Daher in der Literatur die sklavische Nachahmung fremder Muster, in der Sprache die Überschwemmung mit fremden, namentlich französischen Wörtern. Auf einzelnen Gebieten überwunden trat diese einmal vorhandene Schwäche und Krankheit wieder in andern Symptomen hervor — neuerdings in der Unsitte, in fremden Landen seinen deutschen Namen zu entdeutschen, zu französieren, polonisieren, madjarisieren, wie es gerade kommt.

So werden denn in Frankreich die Namen verfranzöselt:[81] ein Solger nennt sich Saulier, ein Nagler — Naguiller, ein Witzel — Ficelle, ein Kleemann — Clément und ein Vogler schämt sich seines schönen deutschen Namens, nicht Vogler mehr — er wohnt ja in Paris — nein, Fouclair! mag auch das Französisch, welches er spricht, noch recht sehr seine Abstammung aus Deutschland, vielleicht speziell aus Thüringen verraten.

Besonders ungerechtfertigt und tadelnswert ist es, wenn dergleichen in Deutschland selbst geschieht, wenn sich z. B. ein Dessauer — Dessoir nennt, um durch diesen aufgehefteten französischen Lappen seinem Namen ein vornehmeres Aussehen zu geben, oder wenn echt deutsche Namen mit französischen Accenten versehen werden: Nägelé, Schultsé (!), Salingré, Ledérer.

Während diese Französelei sich häufig bei Schauspielern findet, veritalienern sich Sänger und Sängerinnen: der Schwabe Stiegele in Stighelli,[S. 69] die Sängerinnen Crüwell in Cruvelli, Röder in Rodani (!) — als ob Deutsche nicht singen könnten und alles, was gut singt, aus Italien herstammen müßte.

Wie im Westen die Namen französiert werden, so werden sie im Osten polonisiert. Ein Feldmann benamset sich klangvoller Feldmanowski, ein Krauthofer zunächst Krauthofski, dann aber, damit doch ja nicht eine Faser einer deutschen Kohlrübe an ihm hängen bleibe: Krótowski. Wird keine polnische Endung angehängt, so muß wenigstens die Schreibung eine polnische sein: Szuman (Schumann), Szrajber (Schreiber), Szulc (Schulz).[82]

Man sollte dergleichen nicht für möglich halten, da die polnische Nation doch in geringerer Achtung steht (s. „polnische Wirtschaft“, „polnischer Reichstag“) und die deutsche sich stets überlegen gezeigt hat, und doch geschieht es. Hieraus erklärt sich zum Teil das erneute Vordringen des Slawischen in manchen östlichen Bezirken Preußens. Es wäre nicht möglich gewesen, wenn die Deutschen in polnischer Umgebung die Fahne ihrer Nationalität immer hochgehalten hätten, wenn sie nicht in jämmerlicher Schwäche ihr Deutschtum verleugnet, ja zum Teil sich den Polen im Kampfe gegen ihr Vaterland, gegen deutsche Sprache und Nationalität angeschlossen hätten. So weigerte sich ein Gutsbesitzer Arndt (!) bei Gnesen, an einer in deutscher Sprache geführten Gerichtsverhandlung teilzunehmen, weil er — ein Pole sei. Entartete Deutsche sind vielfach gerade die Vorkämpfer der Polen und Tschechen.

In Österreich schließen sich an die Slawisierungen deutscher Namen in den slawischen Landstrichen Madjarisierungen in Ungarn. Die öffentlichen Blätter haben in neuerer Zeit häufig lange Listen österreichischer Staatsbürger gebracht, denen auf ihren Antrag Madjarisierung ihres Namens bewilligt worden. Am bekanntesten unter diesen Talmi-Madjaren ist der berühmte Reisende Vambéry, dessen Name nichts weiter ist als eine Verdrehung aus Bamberger. Ähnlich hat sich ein Hundsdörfer in Hunfalvy, ein Benkert in Kertbeny, ein Schedel in Toldy umgewandelt, der dann als[S. 70] Sekretär der ungarischen Akademie der Wissenschaften im ungarischen Unterrichtsrate gegen seine Muttersprache wütete und die nichtmadjarischen Nationalitäten Knall und Fall zu Madjaren zu machen suchte.

In Amerika endlich werden die Namen anglisiert: Schmid in Smith, Grünbaum in Greenbaum.

Diese Umwandlung ist übrigens verhältnismäßig am unschuldigsten, da es mehr nur Umsetzung aus einer Mundart in die andere, aus der hochdeutschen in die angelsächsische ist. Wenn aber auf diesem Wege ein so schöner Name wie Rosenkrantz in Rosecrans entstellt wird, so tritt auch hier wiederum das Widerwärtige dieser Erscheinung hervor.

Alles in allem — es ist eine sehr betrübende Erscheinung. Daß auf diese Weise echtdeutsche Namen verhunzt werden, ist noch das Geringere. Schlimmer ist, was damit unvermeidlich zusammenhängt. Wer sich seines ehrlichen deutschen Namens schämt, der schämt sich auch seiner Sprache, seiner Nationalität, seines Vaterlandes und sucht sie sobald wie möglich abzustreifen, er wird Franzose, Pole, Madjare, Slowene, Slowake, was es sei — nur ja nicht Deutscher bleiben![83] Einem Franzosen, einem Engländer, Italiener würde es nicht einfallen, seinen Namen einer fremden Sprache zuliebe zu entstellen — dem Deutschen war es vorbehalten, sich so wegzuwerfen!

Ein edler Stolz — das ist es, was dem Deutschen in den letzten Jahrhunderten nur zu sehr gefehlt hat. Und doch hätte er wohl Ursache, auf sein Vaterland stolz zu sein! auf das Land der Guttenberg und Luther, der Leibnitz und Humboldt, der Goethe und Schiller, der Scharnhorst, Stein und Bismarck!

18.
Geographische Verbreitung der deutschen Familiennamen.

Nachdem wir die geschichtliche Entwickelung der deutschen Familiennamen in den Grundzügen verfolgt haben, wird es nunmehr an der Zeit sein, auch in geographischer Beziehung einen prüfenden Blick auf dieselben zu werfen.

[S. 71]

Stellen wir zu dem Ende vorerst die Grenzen des deutschen Sprachgebietes fest, welche im wesentlichen ja auch die der deutschen Familiennamen sind![84]

Wenn wir im Nordwesten beginnen, so folgt die Grenze zwischen Deutsch und Niederländisch vom Dollart aus im ganzen der politischen Grenze zwischen Deutschland und Holland.

Bei Eupen setzt das Französische ein, und die Grenze zwischen Deutsch und Französisch fällt nun seit Rückgewinnung des Elsasses meist wieder mit der politischen zusammen, indem nur bei Malmedy und Metz das deutsche Sprachgebiet zurückweicht, während es anderseits bei Luxemburg bis nach Arlon in Belgien hinübergreift.

Von der Schweiz ist der Norden und die Mitte deutsch, derart, daß etwa Solothurn, Freiburg, Gsteig (Kanton Bern) und Leuk (Kanton Wallis) die äußersten deutschen Punkte nach Westen sind.

Am Rosaberge bildet Issime den südlichsten Vorsprung in das romanische — westlich französische, östlich italienische Sprachgebiet. Von hier geht die Grenze nordöstlich über den St. Gotthard, Chur, Martinsbruck, die Ortlerspitze, Salurn (Tirol), Brunecken bis Pontafel in Kärnten, wo drei Sprachen: Deutsch, Italienisch, Slawisch zusammenstoßen.

Von Pontafel zieht sich die Grenze zwischen Deutsch und Slawisch, im ganzen der Drau folgend, ostwärts bis Radkersburg an der Mur, von da nordwärts bis zur Mündung der Feistritz in die Raab, wo wir zuerst auf das Madjarische stoßen.

Weiterhin bis Preßburg ist die Sprachgrenze — zwischen Madjarisch und Deutsch — in welche sich überdies slawische Sprachinseln eindrängen, vielfach zerrissen; doch greift das Deutsche bedeutend nach Ungarn hinüber bis Körmönd, Güns, Wieselburg und bildet auch im eigentlichen Ungarn viele Sprachinseln, besonders in der westlichen Hälfte und im Banat.

Bei Preßburg stoßen wir wieder auf das Slawische (Westslawen). Durch das mährische Tor zwischen Olmütz und Znaym haben sich die Tschechen tief hinein ergossen bis Budweis, Pilsen, Leitmeritz, Turnau, Josephstadt, so daß nur die inneren Abhänge der Grenzgebirge Böhmens deutsche Landbevölkerung bewahrt haben.

In Preußen ist der ganze Ostrand von Pleß bis Oletzko überwiegend slawisch (polnisch), also der Südosten von Schlesien etwa bis Ratibor, Zülz, Namslau, die größere östliche Hälfte von Posen, das mittlere Drittel von Westpreußen, nördlich von Bromberg bis zur Ostsee (Kassubei), der Süden von Ostpreußen (Masuren). Doch sind auch diese als überwiegend[S. 72] polnisch bezeichneten Landschaften von vielen deutschen Sprachinseln durchsetzt und zeigen in dieser Hinsicht ein sehr buntes Bild.

Noch ist eine slawische Sprachinsel zu erwähnen: die Sorbenwenden in der Lausitz, zwischen Bautzen, Muskau, Senftenberg, Peitz.

Östlich von Goldap beginnt die Grenze zwischen Deutsch und Littauisch, welche zuerst fast ganz mit der politischen Grenze gegen Rußland übereinstimmt, dann nördlich von Pillkallen sich westwärts wendet und an der Mündung der Gilge ins Kurische Haff die Küste trifft.

Endlich im Norden die Grenze gegen das Dänische! Dieselbe wird ungefähr durch eine Linie von Hoyer an der Nordsee über Tondern nach Gravenstein bezeichnet; aber nördlicher gelegene Orte, namentlich Apenrade, Hadersleben, Christiansfeld sind noch deutsch.

Außerhalb dieses Hauptgebietes finden sich noch mannigfache deutsche Inseln, besonders an dem ganzen Südost- und Ostrande: so Gottschee in Krain, viele Kolonien in Ungarn (Arad, Weißkirchen, die Zips), in Siebenbürgen (Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz), in Russisch-Polen (Lodz), in den russischen Ostsee-Provinzen Kurland, Livland, Estland, an der Wolga, endlich jenseit des Ozeans in Amerika und Australien.

Innerhalb des zusammenhängenden deutschen Gebietes sind nun zwei sich kreuzende Linien zu ziehen: eine von Nord nach Süd, um die Grenze zu bezeichnen, bis zu welcher sich slawische Einflüsse infolge früherer Besiedelung (s. Beilage 3) noch heutzutage in der Namengebung bemerklich machen — eine zweite von West nach Ost, um die Scheide zwischen Ober- und Niederdeutsch[85] festzustellen.

Die Scheidelinie zwischen Deutsch und Slawisch (Wendisch) wird im allgemeinen gebildet durch Elbe, Saale, Böhmerwald. Das Genauere ist, daß eine Linie von der Kieler Bucht in einigen Windungen, doch im ganzen nach Südost verlaufend (zwischen dem 28. und 32. Meridian), über Lüneburg, Oschersleben, Naumburg, Koburg, Waldmünchen (im Böhmerwalde), Windisch Garsten (in Österreich ob der Enns), Pontafel die äußerste Westgrenze der slawischen Eroberungen im 6.-9. Jahrhundert bezeichnet.

Die Scheidelinie zwischen Oberdeutsch und Niederdeutsch geht über Bonn, den Harz, die Niederlausitz — genauer: von Eschweiler (an der holländischen Grenze) über Bonn, Siegen, Münden, Aschersleben, Wittenberg, Lübben bis Birnbaum (Posen), wo das Polnische beginnt.

Doch ist diese Linie natürlich nicht haarscharf zu ziehen; denn Übersiedelung, gegenseitiger Verkehr, Unterjochung des einen Stammes durch den andern, Vermischungen aller Art haben beide Mundarten — besonders an der Grenze — oft durcheinander geworfen. Daher finden sich südlich jener Linie noch an manchen Orten niederdeutsche Elemente, nördlich ober[S. 73]deutsche, ja beträchtliche deutsche Sprachinseln am Oberharz (um Klausthal) und in Ostpreußen (um Wormditt und Guttstadt), letztere wohl durch Einwanderer entstanden, welche im Anfange des 17. Jahrhunderts aus Oberdeutschland in das pestverheerte Littauen zogen.

Durch Ziehung dieser beiden sich kreuzenden Linien wird das ganze Gebiet in vier Viertel zerschnitten: Nordwest, Nordost, Südwest, Südost, die wir nach dem Grundcharakter der Familiennamen bezeichnen als: niederdeutsch, niederdeutsch-wendisch — oberdeutsch, oberdeutsch-wendisch.

Im folgenden soll nun für das deutsche Reich eine genauere Charakteristik der geographischen Verteilung der Familiennamen versucht werden.

19.
Genauere Angabe der Verteilung der Familiennamen.

a) Niederdeutschland.

Nordwest.

An der Nordseeküste sitzen seit Urzeiten in einem schmalen Streifen von der Scheldemündung ostwärts — soweit es Marschen und Inseln gibt — die Friesen, „der deutsche Seestamm, zäh und spröde im Festhalten des Alten, im Verteidigen der Freiheit, ein kerniges Geschlecht.“

Die Sprache ist erst allmählich durch das nahverwandte Niederdeutsche zurückgedrängt worden und behauptet sich gegenwärtig östlich der Ems besonders noch im Saterlande (Oldenburg), in der Gegend von Husum und Tondern und auf den Inseln.[86]

In diesen vom Weltverkehr abgelegenen Gauen bildeten sich, den einfachen bäuerlichen Verhältnissen entsprechend, vorzugsweis patronymische Geschlechtsnamen aus.

Beginnen wir mit Ostfriesland! Hier bilden die genetivischen Namen wie Reiners, Gerdes, Gerjets, DirksFocken, Rippen, Tjaden, Ufken, mit Anschluß der seltneren auf -sen (Bohlsen) in den Kreisen Aurich und Emden die Hälfte aller Namen, in Leer noch ein Drittel. Als ganz besonders charakteristisch, nur hier vorkommend, sind dabei die Namen auf a (Gen. Plur.) hervorzuheben: Wiarda, Ebbinga, Ukena — außerdem die Zusammensetzungen mit ma (mann): Bolema.

Von Gewerben finden sich nur die einfachsten (ländlichen): Smidt, Müller, Fischer, Schipper, Bakker, Kramer.

Die Lautverhältnisse haben manches Eigentümliche: sm (Smidt neben Schmidt), tj (Warntjes), kk (Dekker), ui = ü (Luitjens), ou = au (Wilde[S. 74]bouer). Wie hieraus ersichtlich, weisen sie zum Teil auf das Holländische hin, dessen Einfluß sich an der ganzen westlichen Sprachgrenze von Ostfriesland bis zum Niederrhein geltend macht.

Auch im Oldenburgischen treten die patronymischen Namen wie Redlefs, Oltmanns, Rieniets, Taddiken, Knutzen (= Knudsen) am nördlichen Küstenrande stark hervor, am stärksten (mit 80 v. H.) im Kreise Jever. Überhaupt findet große Übereinstimmung mit den ostfriesischen Namen statt, nur daß die auf a und ma fehlen, wie auch die Anklänge an das Holländische.

Kommen wir nach Hannover, so treten hier, selbst in den Marschen zwischen Weser und Elbe, die genetivischen Namen merklich zurück. Ihre Zahl wächst erst wieder in Holstein (Ditmarschen: mindestens 40 v. H.) — und hier, an der schleswig-holsteinischen Küste, treten die bis dahin mehr vereinzelten Zusammensetzungen auf -sen, je weiter nach Norden, desto stärker hervor, namentlich im Herzogtum Schleswig, bis in den Kreisen Husum und Tondern die Hansen, Thomsen und Nissen, Christiansen und Gidionsen, Detlefsen und Hinrichsen alles so überwuchern, daß sie fast 90 v. H. aller Familiennamen füllen. Doch diese Bildungen greifen auch nach der Ostseite des meerumschlungenen Landes hinüber, zum Stamm der Angeln, und bilden dort ebenfalls die Mehrheit, im Kr. Flensburg wiederum 90 v. H., im Kr. Schleswig noch die Hälfte, bis sie im daran grenzenden Kr. Eckernförde plötzlich nahezu verschwinden.

Gehen wir wieder nach unserm Ausgangspunkte, Ostfriesland, zurück, so schließen sich an dieses in der Namengebung die südlicher gelegenen hannöverschen Bezirke, namentlich Papenburg, wo die genetivischen (ungerechnet einige auf ing) wieder die Hälfte aller Namen bilden.

In Lingen machen diese nur noch etwa ein Fünftel aus, und anderseits treten als Namenelemente Bezeichnungen von Örtlichkeiten wie brink, horst, auch hoff, desgleichen Zusammensetzungen mit Meyer hervor — die Vorläufer der eigentümlich westfälischen Namengebung.

Patronymika (auf ing und genet. Bildungen) finden sich durch das ganze preußische Westfalen mit Einschluß Osnabrücks — am stärksten an der holländischen Grenze.

Patronymika und zwar genetivische (Giesen, Otten, Wienands, Ludwigs, Gompertz — selbst Namen der dritten Schicht wie Schippers, Schmitz, Kox) bilden das Charakteristische auch am preußischen Niederrhein, ganz besonders auf der linken Seite des Flusses von Kleve bis Aachen, wo dieselben ungefähr die Hälfte aller Namen ausmachen (Höhenpunkt mit mindestens 60 v. H. im nördlichsten Teile des Regierungsbezirks Aachen).

Dann aber gibt sich das spezifisch Eigentümliche der westfälischen Namengebung in den zahlreichen an die Besonderheiten der Örtlichkeit angelehnten Namen kund. Die Landschaft hat hier nicht mehr die Ein[S. 75]förmigkeit des Küstenrandes, der Marschen an der Nordsee; Berge und Hügel (hövel), hochliegende Grasflächen (brink) treten in ihr hervor; anderseits Teiche (diek), Brücher (brok), häufig ein Wald oder Gebüsch (loh, holt, horst), dann das Feld in abgeschlossene, umhegte Kämpe geschieden. Alles dies spiegelt sich auch in den Familiennamen, in welchen demnach brink, brock, horst, kamp, demnächst beck (Bach), diek, holt, loh Hauptelemente sind, in Namen wie: Windhövel, Hasenbrink, Uhlenbrock, Hasselhorst, Lohkamp, Möllenbeck, Buddendieck, Eickholt, und abgeleitet mit der Endung er: Steinbrinker, Hüttebräuker, Behrhörster, Roggenkämper — oder präpositional: auf dem Brauke, Tenberge, Terbeck.

Eine solche Bezeichnungweise konnte um so eher Platz greifen, da die Ansiedelung in diesen Gegenden nach altgermanischer Weise eine zerstreute ist. Münster und die nördlichen Teile von Minden und Arnsberg gehören zu denjenigen Gegenden, wo das Land nicht in geschlossenen Dörfern, sondern durch einzelne Höfe angebaut ist, die erst für staatliche Zwecke zu Bauerschaften zusammengefaßt werden. Dazu stimmen auch die vielen Namen auf hof (Lohoff) und haus (im Münsterschen auch hues: Grothues).

Auf die Abstufung nach dem Grundbesitz gehen Meyer und Kötter, welche in außerordentlich vielen Zusammensetzungen erscheinen. Insbesondere tritt Meyer mit seiner Sippe im Mindenschen hervor, bis zu 25 v. H. aller Namen.

Rechnen wir nun noch dazu, daß auch andere Namen, mit denen man in andern Gegenden an sich zufrieden sein würde, hier gern durch Zusammensetzungen noch näher bestimmt werden (wie Bowenschulte, Brinkschröder, Oberste-Kampmann, Hemkensamkenschnieder), daß ferner in Sproßformen der ersten Schicht das altertümliche o sich häufiger behauptet hat (Danco, Teuto): so werden wir zugeben müssen, daß hier auf echt deutschem Boden, wo deutsche Bevölkerung und Sitte sich verhältnismäßig ungeschwächt erhalten hat, auch die Namengebung eine ureigene und höchst bezeichnende ist, wie sie sich kaum in einem andern Teile Deutschlands findet.

Das oldenburgische Binnenland schließt sich an den Küstenrand an, es bietet bei entschieden niederdeutschem Gepräge (sogar -borg st. burg) wieder eine Fülle genetivischer Namen, in Rastede und Westerstede noch an 50 v. H., doch nach Osten hin stark abnehmend, während der Süden (Vechta) nebst den hannöverschen Kreisen Diepholz und Hoya schon zum westfälischen Charakter überleitet.

Auch im östlichen Hannover zwischen Weser und Elbe, dem alten Ostfalen, finden sich noch bedeutende Anklänge an die westfälische Namengebung, indem die örtlichen Elemente, namentlich brink, brock, horst, kamp noch weithin ausgestreut sind, östlich bis an die ehemalige slawische, südlich[S. 76] bis an die hochdeutsche Sprachgrenze.[87] Indessen sind sie doch entschieden weniger zahlreich, und die Ableitungen brinker, kämper usw., sowie die etwas langatmigen Zusammensetzungen (auch auf kötter) fehlen. Dasselbe tritt bei dem Namen Meyer hervor, der auch hier außerordentlich häufig erscheint, jedoch überwiegend einfach, während in Westfalen die Zusammensetzungen auf -meyer vorherrschen.

So bietet diese Namengebung trotz vielfacher Verwandtschaft doch nur ein sehr abgeblaßtes Bild der westfälischen.

Dagegen gehen die Patronymika in wesentlich unverminderter Häufigkeit hindurch. Als neu treten hinzu eigentümliche Ortsbezeichnungen auf -bostel, -horn, -sen (Abkürzung aus -sheim), z. B. Rodenbostel, Ehrhorn, Bellersen (wie diese schon unter den Kreisstädten durch Fallingbostel, Gifhorn, Wennigsen vertreten sind).

Als Verkleinerungsform begegnet hier zuerst häufiger ke (wofür bisher das friesische je und das genet. ken oder gen), insbesondere nach dem Wendlande und der Altmark hin.

Im Kreise Dannenberg erinnern Ortsnamen wie Lüchow, Liepe daran, daß wir nunmehr die Linie überschritten haben, welche die slawischen Eroberungen vor dem 9. Jahrhundert bezeichnet, daß wir uns in dem hannöverschen Wendlande befinden, wo (in den Ämtern Lüchow und Gartow) bis ins 18. Jahrhundert hinein wendisch gesprochen wurde und in der Volksmundart noch jetzt einzelne dem Wendischen entlehnte Ausdrücke sich erhalten haben.

Hier stoßen nun auch unter den Familiennamen wendische Formen wie Wiebelitz, Glabbatz, Gramüsch auf.

Und so kommen wir zu dem Nordosten Deutschlands, dessen Charakter im allgemeinen als niederdeutsch-wendisch zu bezeichnen ist.

Nordost.

Der Nordost umfaßt die weitausgedehnten Ebenen östlich der Elbe, die seit Gründung der Nordmark in jahrhundertelangem Ringen den Slawen (Wenden) wieder abgewonnen wurden, d. h. das östliche Holstein, Mecklenburg, Brandenburg, Pommern, West- und Ostpreußen, bis zur polnischen beziehungsweise littauischen Sprachgrenze im Osten und Südosten (s. S. 71) und bis zur Grenze des Hochdeutschen im Süden.

Hier, in der Heimat Fritz Reuters, wird man auch in den Familiennamen noch den niederdeutschen Charakter ausgeprägt erwarten.

Derselbe zeigt sich in Namen wie Schröder und Schrader, Pieper, Voß, woneben die hochdeutschen Formen (Schröter, Pfeifer, Fuchs) weit[S. 77] seltener vorkommen, ferner in Namen wie Kruse (besonders in Holstein, Mecklenburg, Vorpommern), Niemann, Grote (Groth), Möller, Schütte u. a.,[88] ebenso in den von Ortsnamen entlehnten auf -beck (st. -bach), -husen (st. -hausen). Selbst der ursprüngliche niederdeutsche Name von Salzwedel: Soltwedel, als Ortsbezeichnung längst verhochdeutscht, hat sich noch als Familienname erhalten.

Dazu treten die Verkleinerungen auf -ke (Lüdicke, Lemke, Wilke, Jahnke), welche hier so recht ihre Heimat und Geburtsstätte haben.

Doch überwiegt das Niederdeutsche hier im Osten, von Holstein und Mecklenburg abgesehen, nicht so wie im Westen. Es ist gerade in den Namen nicht mit solcher Entschiedenheit festgehalten worden; der Übergang in das Hochdeutsche ist merklich weiter vorgeschritten. Als ein auffallender Beweis bietet sich der Name Schulz, der in Westfalen meist noch Schulte lautet (auch in Mecklenburg häufig Schult), während dies in Brandenburg und Pommern eine seltene Form ist.

Anderseits sind entschieden hochdeutsche Formen hier nicht selten, namentlich die Deminutivbildungen mit z und l, wie Barz, Kunze, Wetzel, Neitzel, zu denen Zwitterformen wie Neitzke den Übergang bilden.

Solche Namen auch in der Landbevölkerung weisen wohl darauf hin, daß die deutsche Einwanderung in diese dem Slawentum allmählich wieder abgewonnenen Gaue, wenn auch überwiegend aus Niederdeutschland, doch teilweis auch aus oberdeutschem Sprachgebiet erfolgt ist.

Patronymische Bildungen, die in Ostholstein noch beinahe 20 v. H., in Mecklenburg aber nicht mehr 10 v. H. betragen, verschwinden weiterhin fast ganz.

Von der schwedischen Herrschaft sind einige Familien, besonders in Neuvorpommern, welches bis 1815 schwedisch war, sitzen geblieben. Doch sind diese „alten Schweden“ schon sehr dünn geworden; in einem Kataster der Stadt Stralsund vom Jahre 1844 (Verzeichnis der Hauseigentümer) fanden sich nur noch acht unzweifelhaft daher stammende Namen, wie: Sjöborg, Wallengreen, Weström.

Nun aber ist die wendische Beimischung festzustellen. Daß in diesen Landschaften außerordentlich viel wendische Ortsbezeichnungen auch nach der Rückgermanisierung in meist wenig veränderter Form stehen geblieben sind, ist schon in der Einleitung angemerkt worden (Genaueres darüber in Beilage 3). Dies beeinflußt nun auch die Familiennamen, welche ja zum guten Teile einfach übertragene Ortsnamen sind. Unter ihnen schlagen vor die auf ow, demnächst die auf in (betont) und witz, wie: Bütow, Grabow; Leppin, Ladenthin, Pentzien; Bublitz, Gerwitz.[89]

[S. 78]

Neben diesen halbschlechtigen Namen, die, auf dem linken Elbufer (Altmark), auch noch in Ostholstein vereinzelt, auf dem rechten sich bis zu 10, ja in Pommern in manchen Kreisen fast bis zu 20 v. H. steigern, treten nun, zuerst in der Priegnitz, vollgültige wendische Personennamen auf, als da sind: Noack, Mitzlaff, Petrick, Nimz, Pechek.[90]

Doch bleiben auch hier die deutschen Namen ganz überwiegend in der Mehrheit, derart, daß, alles zusammengerechnet, die wendischen kaum irgendwo ein Drittel der gesamten Zahl erreichen.

Ihre Zahl wächst allerdings überall nach der slawischen Sprachgrenze hin, so in Brandenburg nach der Niederlausitz, in Pommern nach der Kassubei hin. In Pommern bezeichnet der Küstenfluß Lupow etwa die Grenze, hinter welcher erst das Übergewicht der slawischen Namengebung hervortritt. Wunderlich klingende Gebilde wie Gromoll, Pigorsch, Piotraschke, Quardux beherrschen hier das Gebiet, während südöstlich, hinter Bütow, die sich vordrängenden -ski an die Nähe der polnischen Sprachgrenze gemahnen.

Überspringen wir die Kassubei, so kommen wir zu dem schönen deutschen Stücke zwischen den beiden Angelpunkten Danzig und Königsberg. Hier an der nördlichen Ostmark deutschen Wesens, wo drei Sprachen: deutsch, slawisch (in Masuren), littauisch zusammentreffen, zeigt sich eine sehr bunte Mischung auch im Bereiche der Familiennamen. Die Grenze gegen diese beiden Sprachen ist im vorigen Kapitel angegeben; aber auch in den verbleibenden deutschen Teil sind häufig slawische und littauische Namen (s. Beilage 3) eingesprengt. Doch können diese weniger auffallen, als eine eigentümliche Klasse unter den deutschen Namen, nämlich die mit entschieden süddeutschem Gepräge wie: Fischöder, Scharfetter, Rohrmoser, Obersperger. Diese Namen, welche auf Österreich (und Bayern) hinweisen, sind durch die 1724 aufgenommenen Salzburger hierher verpflanzt.

b) Oberdeutschland.

Südwest.

Südlich der Linie, die von Bonn am Rhein über den Harz bis zur Nordgrenze der Niederlausitz (Lübben) geht, beginnt das oberdeutsche Gebiet. Dieses kennzeichnet sich im Bereich der Familiennamen zunächst durch den Wegfall des eigentümlich Niederdeutschen in Lautverhältnissen und Wortformen. Namentlich gilt dies auch von den Bildungselementen[S. 79] der Verkleinerungsformen: an Stelle des k (g, j) tritt l in seinen mannigfaltigen Gestaltungen (s. Seite 33) und z.[91]

Beginnen wir am Rhein, mit der preußischen Rheinprovinz, so handelt es sich besonders um die Regierungsbezirke Koblenz und Trier.

Die genetivischen Namen, welche in dem nördlichen linksrheinischen Teile dieser Provinz überwogen (Henrichs, Reichartz, Caspers, Eckes, Hoppen), bilden auch hier im Nordwesten (Kr. Daun, Prüm) fast noch die Hälfte der Familiennamen, sie nehmen aber je weiter nach Osten und Süden desto mehr ab, bis sie in den Kreisen Saarbrücken und St. Wendel sowie Altenkirchen (auf dem rechten Ufer) nahezu verschwinden.

Das bisherige Verkleinerungssuffix k (Hünnekes, Wilkens, Klömpges, Nüßgen, Büschgens) weicht den l und z (Eckel, ThielHeinz, Lutz), die hier zum erstenmal im Westen erscheinen.

Was die von Ortsnamen stammenden Familiennamen betrifft, so treten -ich (nich), -rath, -scheid zurück, besonders südlich der Mosel. Statt -rath erscheint auf dem rechten Rheinufer (schon im Regierungsbezirke Köln) -roth (Wilmeroth), welches bis zur Ostgrenze von Thüringen hindurchgeht.

Wichtiger aber ist, daß die Ortsnamen, um Familiennamen zu werden, nunmehr häufig die Endung -er annehmen: -bacher, -burger, -heimer, -inger, z. B. Morschbacher, Straßburger, Weinsheimer, Dillinger — mit Umlaut: -becher, -häuser, -thäler: Dörrenbecher, Oppenhäuser, Lichtenthäler.

Die Nähe der französischen Sprachgrenze (Kr. Malmedy) verrät sich in Namen wie Dieudonné, Dollibois u. a.[92]

Überschreiten wir den Rhein ostwärts, so finden wir in dem Nassauischen (Regb. Wiesbaden) den allgemein oberdeutschen Charakter, ohne stark hervortretende Besonderheiten. Derselbe setzt sich auch in Hessen und Thüringen fort, so daß wir diese Landschaften bis zur Saale hier zusammenfassen können.

Genetivische Namen können hier kaum noch in Betracht kommen; sie bilden schon im Nassauischen nur etwa 2 v. H. und verlieren sich weiter nach Osten so gut wie ganz. Dagegen gehen die Patronymika auf ing, wenn auch in geringem Hundertsatz, durch bis zur Saale.

Verkleinerungsformen werden auf -el gebildet (bisweilen in Thüringen verstärkt durch n: -lein, z. B. Gäbelein) und auf z, für welches letztere mitunter das vergröberte tsch eintritt: Fritsch, Götsch neben Fritze, Götze.[S. 80] Da jedoch die Dialektgrenze nicht fern ist und diese Scheidelinie sogar durch das ehemalige Kurfürstentum geht, somit ein, wenn auch nur kleiner Teil desselben (Kr. Hofgeismar, Wolfhagen) in den Bereich des Niederdeutschen fällt, so ist es nicht verwunderlich, daß auch südlich von dieser Linie niederdeutsche Formen öfters begegnen, besonders in Hessen und Thüringen: Gerke, Hennicke, Meinecke, Fricke.

Von den Handwerksnamen sind am häufigsten Schmidt und Müller nebst einigen Zusammensetzungen und in den Hannover benachbarten Landschaften Meyer, einfach und in Zusammensetzungen, Schulz dagegen findet sich nur sehr vereinzelt. Auch in dieser Klasse zeigen sich niederdeutsche Formen, so auffallend häufig in Hessen Möller neben Müller.

Die Ortsnamen werden überwiegend ohne Ableitungsendung übertragen: Lauterbach (bach hier das häufigste Grundwort), Henneberg, Sonnefeld usw., dabei wird -rode meist in -roth gekürzt (Germeroth), auch in -rott (Ascherott), ähnlich das eigentümlich thüringisch-sächsische -leben (Hallensleben) häufig in -leb: Rinkleb, Witzleb. Viel seltener (in Nassau etwa ⅓ in Hessen und im nördlichen Thüringen noch weit weniger zahlreich) sind die Ableitungen auf -er: Reichenbächer, Dillenburger, Henneberger, Saalfelder, Staudinger, Herchenröder.

Die Annäherung an die ehemals slawische Ostgrenze macht sich bemerklich in Bildungen wie Stiebritz, LöbnitzGölitzer.

Gehen wir wieder zurück an den Rhein, um nach dem eigentlichen Süddeutschland — südlich vom Main — zu gelangen!

Dieser Übergang markiert sich in Hessen-Darmstadt (Starkenburg, Rheinhessen) durch das Auftreten des ai, ay (statt ei): Hainz, Mayer neben Meyer, sodann dadurch, daß die Ableitungen auf -er von Ortsnamen gegenüber den einfach übertragenen Ortsnamen häufiger werden und letzteren nunmehr schon das Gleichgewicht halten.

In Baden tritt auf dem Gebiete der Schmeichelformen das z (vergröbert tsch: Fritz, DietzFritsch, Dietsche, Bertsch) entschieden in den Hintergrund gegen das andere Suffix l. Dieses nimmt hier die eigentümliche Form -le an, welche im Unterrheinkreis (auf fränkischem Boden) noch gegen -el zurückstehend, je weiter nach Süden desto mehr an Zahl wächst, so daß südlich von der Murg (auf alemannischem Boden), namentlich aber im Seekreise die Merkle und Bürkle, die Enderle und Eberle eine fast unbestrittene Alleinherrschaft üben. Selbst Namen der dritten Schicht müssen sich dieser Herrschaft fügen: Kränzle, Drechsle (statt Drechsel = Drechsler), Sütterle (von Sutter, Schuhmacher). Nur im Oberrheinkreise tritt daneben ziemlich häufig -lin auf: Bürklin, Brendlin, Sütterlin, wie dieses auch auf der andern Seite des Rheines, im Elsaß, nicht selten ist, man denke an Oberlin, Köchlin. Nach der Schweiz weisen einige Formen auf i wie Erni, Bläsi, Rudy (bisweilen verstärkt durch n: Lüttin, Wältin,[S. 81] Willin). Unter den Vollnamen sind eigentümlich einzelne Verkürzungen des -hart in -et wie Bernet, Ehret, Werneth.

Unter den von Örtern entlehnten Familiennamen gewinnen die Ableitungen auf -er nunmehr schon im Unterrheinkreis die Oberhand und verdrängen weiter nach Süden die einfache Übertragung der Ortsnamen fast vollständig. Den Reigen führt -inger: Götzinger, Hottinger, Zähringer, demnächst -berger. Beide zusammen bilden ⅔ aller bezüglichen Namen. Während -ingen und -berg abgesehen von Adelsnamen wohl immer umbiegen, verhält sich -bach wie auch sonst auffallend spröde dagegen und bildet nur in der Minderzahl der Fälle weiter: -bacher seltner -becher.

Wie hieraus hervorgeht, schwankt der Umlaut; so auch in -hauser und -häuser, -hofer und -höfer; doch herrschen im allgemeinen in dieser Klasse die nicht umgelauteten Formen vor, wie auch unter den Namen, welche von der Beschäftigung hergenommen sind, Kammerer und Kuster (Kusterer) und Kohler auffallen.

Ähnliche Verhältnisse wie im Badischen herrschen wesentlich in Württemberg mit Einschluß von Hohenzollern. Auch hier überwiegt als Verkleinerungsf. -le. Schon im Nordosten, im Jagstkreise (auf fränkischem Boden) mindestens die Hälfte der Verkleinerungsformen mit dem Kern l bildend, füllt es im südlichen Württemberg (auf schwäbisch-alemannischem Boden) über 75 v. H. Schier endlos ist die Reihe dieser Schmelzle und Schwämmle, Bäuerle und Mayerle, Endele und Bendele, Dägele, Hägele, Nägele, Wegele. Daneben kommt nur noch -el einigermaßen in Betracht (Denzel, Immel), da -lin (Hölderlin), -len (Enßlen) und -lein (Merklein) nur vereinzelt auftreten. Hingegen gehen die Verkleinerungen auf z in mäßiger Zahl durch alle Kreise, ohne die badische Vergröberung in tsch.

Patronymika auf -ing (Schilling, Gehring, Scheuring) sind hier häufiger als im Badischen. Unter den von der Beschäftigung entlehnten Namen sind besonders häufig Müller und Maier (Mayer — immer mit a), beide, namentlich letzterer auch in vielfachen Zusammensetzungen wie: Steinmaier, Burkardsmaier, Katzenmaier, Stegmayer. Ihnen ziemlich gleich an Zahl kommen Schmid[93] und Schneider, die aber die Zusammensetzungen fast ganz entbehren.

Eigentümlich süddeutsche Handwerks- und Amtsbezeichnungen sind: Beck (in Baden meist noch Becker), auch in Zusammensetzungen wie Brodbeck, Pfister, und Pfisterer (aus lat. pistor), Sautter (aus lat. sutor), HafnerForstner, Sigrist.

Was die Lokalia betrifft, so herrschen wie in Baden die Ableitungen auf -er von der Tauber bis zum Bodensee ganz entschieden vor. Unter ihnen stehen, entsprechend der großen Zahl württembergischer Ortsnamen[S. 82] auf -ingen, die -inger obenan: Breitinger, Griesinger, Junginger, Sickinger. Als eigentümlich süddeutsche Formen (auf alemannisch-schwäbischem Boden) schließen sich an: Allgöwer, Ettwanger, Beißwänger, Winterhalter, Dannegger, Moosbrugger, Sonnenmoser, Bogenrieder.

In lautlicher Hinsicht ist anzumerken, daß häufig ai für ei eintritt: Aichele, Sailer, Stainer, Schnaithmann, wie dieses ai sich auch schon in den Ortsnamen bemerklich macht (Waiblingen, Spaichingen, Crailsheim u. a.) — sodann hin und wieder uo statt u: Ruof, Schraishuon. Konsonantisch fällt eine gewisse Einfachheit der Schreibung auf. Ganz entgegen der sonstigen Orthographie der Familiennamen, die mit Vorliebe soviel Buchstaben als möglich setzt, stimmt hier die Schreibung im allgemeinen mit den gewöhnlichen Regeln überein und enthält sich besonders der unnötigen Häufungen ck, tz, dt, ll.[94]

Südost.

Das thüringisch-sächsische Gepräge der Familiennamen setzt sich auch noch östlich der Saale in den dorthin sich erstreckenden Teilen der preußischen Provinz Sachsen (den Kr. Delitzsch, Bitterfeld, Torgau, Schweinitz, Liebenwerda) sowie in dem Königreich Sachsen im allgemeinen fort.

Die häufigste Verkleinerungsendung ist -el in Namen wie Göthel, Hähnel, Neydel, Seidel, Siegel, Weigel; Barthel, Jäckel. Den oberdeutschen Formen auf l und z (häufig vergröbert tsch) tritt in den nördlichen Gegenden ziemlich oft das niederdeutsche k zur Seite; so finden sich nebeneinander Heinze und Heinecke, Dietze und Diecke. In den südlichen Landschaften (dem Königreich Sachsen) tritt an Stelle des ke (-icke) das mehr hochdeutsche -ig (-ich): Heinig (Heinich), Theurig, Uhlig, Gerbig.

Ableitungen auf -er von Ortsnamen (Straßberger, Schönfelder, Clausnitzer) treten hier zurück, mit Ausnahme der nicht seltenen zweisilbigen, wie Berger, Langer (von Ortsnamen Berg, Lang), Birkner, Jeßner, Klingner, Ließner, Lindner, Meißner, Ölsner (von Ortsnamen auf -en: Birken, Jessen usw.).

Durch das Zusammentreffen von Oberdeutsch und Slawisch werden in Namensformen (deutschen wie auch slawischen Ursprungs) harte Zischlautverbindungen erzeugt: zsch, tzsch, nicht allein im Auslaut: Fritzsche, Klotzsch, Pietzsch, Roitzsch, sondern (im Königreich Sachsen) auch im Anlaut: Zschweigert, Zschinsky, Tschucke.

Überhaupt blickt der slawische Untergrund, wenn auch die deutschen Namen, von der Lausitz abgesehen, ganz bedeutend überwiegen, doch noch hie und da durch in Namen wie Gaudlitz, Muschwitz (von den entsprechenden Ortsnamen), Nowak, Noack (= Neumann), Schunak, Hannusch.

[S. 83]

Die südlichen Kreise des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., die den größten Teil der Lausitz mit ihrer urspr. sorben-wendischen Bevölkerung in sich schließen, haben zwar ebenfalls die deutschen Verkleinerungsformen auf l und z (tsch), doch häufiger das aus zwei Quellen (niederdeutsch und wendisch) fließende Suffix k: Janke, Paulke, Hannuske, Dammaschk, Scholtka, Hanko. Bisweilen sind l oder z mit k in deutschen Zwitterformen wie Henkel, Kunzke vereinigt.

Ortsnamen werden fast immer unmittelbar übertragen: Goldbach, Hanstein, WollenbergUkrow, Schillow, Matzkow, Dubrau; -ow und daraus verdeutscht -au (wie in den Städtenamen Kalau, Luckau, Sorau usw.) sind hier die gewöhnlichen Endungen slawischer Ortsnamen. Das Wendische tritt natürlich stark hervor, bis zu 40 v. H. und drüber, in Gebilden wie (außer den schon erwähnten): Kuba, Koalick, Mudrak, Woitschach, Natusch, Nawotnik.

Eine ebenfalls starke wendische Beimischung zeigt die Oberlausitz, am stärksten im Kreis Hoyerswerda. Im übrigen leitet die Oberlausitz (wie auch schon Sachsen) durch das Vorschlagen der Verkleinerungsform -el und die Ableitungen auf -er von Ortsnamen, wie Elsner, Wiesner, nach Schlesien hinüber.

Da Schlesien wie eine langgestreckte Halbinsel in das slawische Sprachmeer, zwischen Tschechenland und Polen, hinausragt, so ist es natürlich, daß fast überall slawische Elemente auch in den Familiennamen hervortreten. Im Innern der Provinz ist dies freilich nur in geringem Maße der Fall, in desto größerem aber an den Rändern, besonders im Osten, wo Preußisch-Schlesien unmittelbar an das Polnische (in Posen und Russisch-Polen) und im Südosten, wo es an das sogenannte Wasserpolnische (in Oberschlesien) stößt, während im Westen noch ein Streifen deutscher Bevölkerung (in Österreich) vorgelagert ist. Am stärksten ist diese slawische Beimischung in der Ecke zwischen dem Posenschen (Rawitsch) und Oberschlesien (Kreuzburg), besonders in den Kreisen Namslau und Wartenberg,[95] wo die -ek (Adamek) und -ak (Stepaniak), die -owski und -inski usw. 40–50 v. H. ausmachen. Dagegen ist in den oberschlesischen sprachlichen Grenzkreisen Leobschütz, Neustadt, Falkenberg, Neiße, Grottkau nur etwa ⅕ der Familiennamen slawisch.[96] In der deutschen Namengebung fehlen die Patronymika (Genetiv, Ableitungen auf -ing, Zusammensetzungen auf -sen). Von den Verkleinerungsendungen ist -ke wohl meist dem Slawischen zuzuweisen, z begegnet fast nur in den bekannten „Hinz und Kunz“ (Heinze und Kunze), häufiger in den breiteren Form tsch: Bartsch, Fritsch, Nitsche — bisweilen sch: Kunsch — mit k verbunden: Nitschke. Obenan[S. 84] steht jedoch wie in Sachsen -el: Göbel, Menzel, Riedel, Seydel, Thiel (aus Thiedel) — Hensel, JäckelHentschel.

Ortsnamen werden meist einfach übertragen: Steinberg, Kunzendorf, Süßenbach, Baumgart, wobei -berg, -dorf, -bach voranstehen, während die urspr. slawischen Ortsnamen überwiegend auf -witz und -itz endigen: Plagwitz, Nittritz. Doch wird die Endung -er an Ortsnamen auf -berg häufig gehängt: Grünberger, Riesenberger, Rosenberger, und einsilbige Ortsnamen erfahren gewöhnlich diese Verlängerung: Brieger, Glatzer. Ganz besonders aber sind zweisilbige Ortsnamen auf -en anscheinend immer nur in dieser Weiterbildung verwendet, so daß sich hieraus eine lange Reihe solcher Familiennamen ergibt: Elsner, Ilgner, Kösner, Kutzner, Klingner, Langner, Lindner, Moschner, Wiedner, Wiesner von den Ortsnamen Elsen, Ilgen, Kösen usw.

Unter den von Amt und Handwerk entlehnten Namen sind als eigentümlich schlesisch hervorzuheben: Scholz (vgl. auch „Erbscholtisei“ — slawisch Woita = Vogt) und Kretschmer vom slaw. Kretscham (Dorfkrug).

20.
Stillstand oder Bewegung in der Namenwelt?

Der Prozeß der Festwerdung der Familiennamen ist, nachdem auch die letzten Nachzügler (s. S. 29 und 66) sich ihm haben anbequemen müssen, nunmehr seit beinah einem Jahrhundert zum Abschluß gelangt. Es fragt sich aber, ob damit nun ein völliger Stillstand auf diesem Gebiete eingetreten, ob nicht auch hier bei genauerer Betrachtung eine Bewegung zu erkennen ist, gleichwie der Spiegel eines scheinbar still und tot daliegenden Gewässers doch eine leichte Bewegung auf der Oberfläche verrät.

Diese Frage ist entschieden zu bejahen; einen völligen Stillstand gibt es auch auf diesem Gebiete nicht.

1. Es sterben Familien aus und damit auch Familiennamen. Dies läßt sich am leichtesten bei adeligen Geschlechtern verfolgen. So starb, um nur ein Beispiel aus dem vorigen Jahrhundert herauszugreifen, im Jahre 1836 zu Stralsund Graf August Wilhelm von Mellin als letzter eines Geschlechtes, das nach einer Äußerung des geistreichen und gemütvollen Mannes „älter war als die Stubbenkammer“ (Berghaus, Sprachschatz der Sassen).

2. Vorhandene Namen werden geändert. Besonders häufig ist der Übergang aus der mundartlichen in die hochdeutsche Form, namentlich auf niederdeutschem Sprachgebiete: Möller in Müller, Röwenhagen in Rübenhagen u. a. noch in neuester Zeit (s. Beilage 2). Davon abgesehen werden vereinzelte Namen aus den mannigfachsten Gründen geändert: Czech in Echt, Kamphaus in Kamphausen, Laabs in Labes.

[S. 85]

3. Es bilden sich neue Namen — zunächst durch Zusammensetzung zweier: bei adeligen Geschlechtern infolge Verschmelzung zweier Familien, deren eine bis auf eine Erbtochter erloschen ist: von Kleist-Retzow, Henckel von Donnersmarck — bei Schauspielerinnen, die im Fall einer Verheiratung den Namen, unter welchem sie berühmt geworden, gern beibehalten: Hendel-Schütz, Birchpfeiffer. In einzelnen Fällen ist ein solcher Doppelname gestattet worden, um das Aussterben eines berühmten Namens zu verhindern, so Bessert-Nettelbeck (des Kolberger N. Schwiegersohn).

In einigen Gegenden ist es Sitte, den Vaternamen der Frau mit dem eigenen zu verbinden. Beispielsweise nannte sich Hollweg nach Frankfurter Sitte Bethmann-Hollweg; bei dem Sohne kam dieser Doppelname bald in alleinigen Gebrauch und wurde auch 1840 von Friedrich Wilhelm IV. geadelt. Diese Sitte scheint besonders in der Schweiz verbreitet zu sein.

Endlich entstehen Namen, wenn auch nur ganz vereinzelt, durch völlige Neubildung. Dies wird hauptsächlich der Fall sein bei Findlingen und bei Proselyten. So hat ein dem Verfasser persönlich bekannter Proselyt sich Bußin genannt, von dem Hauptwort „Buße“ mit Anlehnung an die Ortsnamen auf -in.

Beilage 1.
Godeberaht.{1}

a) Die im Altdeutschen möglichen Bildungen (s. S. 22 f.).

Einstämmig gekürzte Form Godo,{2} zweistämmig gekürzt Godbo{3} mit den Nebenformen Gobbo{4} und Gobo.{5}

Hieraus als einfach verkleinerte Formen mittels der Endung -ilo: Godilo{6} mit den Nebenff. Godlo,{7} Gollo{8} und Golo,{9} sowie Godbilo{10} mit den Nebenff. Gobbilo{11} und Gobilo{12} — mittels der Endung izo: Godizo{13} nebst Godzo,{14} Gozzo,{15} Gozo,{16} sowie Godbizo{17} nebst Gobbizo{18} und Gobizo{19} — mittels der Endung iko: Godiko{20} nebst Godko,{21} Gokko,{22} Goko,{23} sowie Godbiko{24} nebst Gobbiko{25} und Gobiko.{26}

Daraus wieder als doppelt verkleinerte Formen (l + n) Godilin{27} nebst Godlin,{28} Gollin,{29} Golin,{30} sowie Godbilin{31} nebst Gobbilin{32} und Gobilin{33} — ferner (l + k) Godiliko{34} nebst Godliko,{35} Golliko{36} und Goliko,{37} sowie Godbiliko{38} nebst Gobbiliko{39} und Gobiliko{40} — ferner (z + n) Godizin{41} nebst Godzin,{42} Gozzin,{43} Gozin,{44} sowie Godbizin{45} nebst Gobbizin{46} und Gobizin{47} — ferner (z + l) Godizilo{48} nebst Godzilo,{49} Gozzilo,{50} Gozilo,{51} sowie Godbizilo{52} nebst Gobbizilo{53} und Gobizilo{54} — ferner (z + k) Godiziko{55} nebst Godziko,{56} Gozziko,{57} Goziko,{58} sowie Godbiziko{59} nebst Gobbiziko{60} und Gobiziko{61} — ferner (k + n) Godikin{62} nebst [S. 86]Godkin,{63} Gokkin,{64} Gokin,{65} sowie Godbikin{66} nebst Gobbikin{67} und Gobikin{68} — endlich (k + l) Godikilo{69} nebst Godkilo,{70} Gokkilo,{71} Gokilo,{72} sowie Godbikilo{73} nebst Gobbikilo{74} und Gobikilo.{75}

b) Die wirklich vorhandenen neudeutschen Familiennamen.

 1. a) Gottbrecht.
  b) Gottbrath.
  c) Gobbert.
  d) Joppert.
  e) Göppert; Göpper.
  f) Juppert.
  g) Gobert.
Gen. Goverts.
 2. a) Gohde.
Gen. Gohdes — patr. A. Goding.
  b) Göde.
Gen. Göden; Gödens; Göens.
  c) Gödde.
  d) Gäde.
  e) Gude.
  f) Gen. Gudden.
  g) Gothe; Goth.
  h) Goethe; Göth.
  i) Köth.
  k) Gotte; Gott (Gottmann).
  l) Götte; Gött.
Gen. Götten — patr. A. Götting.
  m) Kott.
  n) Gute (Guthe); Gut (Gutmann).
Patr. A. Guting.
  o) Güte; Güth.
Patr. A. Güting.
  p) Gutte (Guttmann).
  q) Jütte.
 4. a) Gubbe.
  b) Kopp.
 5. a) Göb.
Gen. Goeben.
  b) Gube.
 6. a) Godel (Godelmann).
  b) Gödel.
  c) Göthel.
Patr. A. Göthling.
  d) Gottel.
  e) Göttel (Göttelmann).
  f) Güttel; Gütl.
 7. a) Göttle; Göttl.
Patr. A. Göttling.
  b) Patr. A. Güthling.
 8. a) Golle; Goll (Gollmann).
Patr. A. Golling.
  b) Göll.
  c) Kölle.
  d) Güll.
 9. a) Gohl.
  b) Johl.
  c) Göhle; Göhl.
Patr. A. Göhling.
11. a) Gobbel.
  b) Göbbel.
  c) Köppel.
12. a) Göbel.
  b) Göpel.
15. a) Gotz (Gotzmann).
Gen. Gotzens.
  b) Kotz.
  c) Gotsch.
  d) Gosse; Goss (Gossmann).
  e) Götze; Götz (Götzmann).
Gen. Götzen.
  f) Gödsche; Götsch.
  g) Gutz (Gutzmann).
  h) Gütz.
  i) Gutsch.
16. Göz.
20. a) Gödike; Gödeke.
Gen. Gödeken
Patr. A. Gödeking.
  b) Jödike.
  c) Göttig; Göttich.
  d) Gädeke.
  e) Gedicke.
  f) Güttich.
21. a) Gödtke.
Gen. Gödkens.
  b) Göthge.
Gen. Götjes.
  c) Gottke.
  d) Gottge.
  e) Gädtke.
  f) Guthke.
  g) Guttke.
  h) Güttke.
22. a) Gocke.
Patr. A. Göckingk.
  b) Göcke.
Gen. Göcks.
23. Göke.
Gen. Göken.
37. a) Gohlke.
  b) Göhlke.
50. a) Gotzel.
  b) [S. 87] Götzel.
  c) Kötzel.
  d) Gossel.
Gen. Gossels.
  e) Gössel.
  f) Kössel.
  g) Götschel; Götschl.
  h) Gützel.
57. a) Götzke.
  b) Götschke.
  c) Göschke.
  d) Gottschick.
62. Godeken.
64. Göcken.
71. a) Gockel.
  b) Göckel.
  c) Göggl; Göggelein.
  d) Gückel.

Beilage 2.
Entwickelung einer Namenreihe während der Neuzeit.[97]

1600

1650

1700

1750

1800

1850

Arend Arendt, Arnd Arndt Arndt Arndt Arndt
Bardenflet,
 -fleit
Bardenfleth Barenfleth Barenfleth,
 Bahne-
Bahnfleth Bornfleth
Bellin Bellin Bellin, Bellihn Bellin Bellin Bellin
Boleman Boleman Boleman Bohlmann Bohlmann Bohlmann
Brandt Brandt Brand Brandt Brandt Brandt
Donner Donner Donner Donner Donner Donner
Ertman Ertman Erdmann Erdmann Erdmann Erdmann
Goyer Gojar, Goyar Gojar Gojar Gauger Gauger
Hake Hake Haacke Haack Haak (ck) Haak
Knolle Knolle Knolle Knoll Knoll Knoll
Köne Köne Köhne Köhne, Koine Köhn Köhn
Köpe Köpe Köpe Koipe Keupe Keup
Kröger Kröger Krüger Krüger Krüger Krüger
Krossin Krossin,
 Krössin
Krössihn Krössin Krössin,
 Kressin
Kressin
Labes Labes Labeß Labs,
 Laabs
Labs,
 Laabs
Laabs
Landtbrecht Landtbrecht Landbrecht Landbrecht   Lambrecht
Loitzin Loitzin Löyssihn,
 Lössin
Lössin Lössin Lössin
Lubbeke Lübbeke Lübbecke Lübbeke,
 Lübke
Lübke Lübke
Moller,
 Möller
Möller Möller Möller Möller Müller
Nieman Nieman,
 Neu-
Niemann,
 Neu-
Niemann,
 Neu-
Niemann Niemann
Oldehaue,
 -hoff
Oldehave,
 Olhaf
Oldhoff,
 Olhoff
Olhoff Olhof,
 Ollhoff
Ollhoff
Pagenkop Pagenkop Pagenkop,
 -pf
Pagenkop Pagenkop Pagenkopf
Placke Placke Placke,
 Plack
Plack Plack Plack
Rham Rham Rhamm Ramm Ramm Ramm
Ribe Rybe Riebe Riebe Riebe Riebe
Ruchel Ruchel Rüchel Rüchel Rüchel Rüchel
Steffen Steffen Steffen Steffen Steffen Steffen
Stekelinck Stekelinck Steckeling Stekeling Steckling Stekling
Timme Timme Timme Timm Timm Timm
Witte Witte Witte Witte Witt Witt

[S. 88]

An diesen hier durch dritthalb Jahrhunderte verfolgten Namen zeigt sich

  1. ein allmähliches Schwinden der Form, besonders durch Wegfall eines e, so daß dreisilbige Namen zweisilbig, zweisilbige einsilbig werden (s. Bardenfleth, Bolemann, Lubbecke, Oldehoff, Stekelinck — Arend, Hake, Knolle, Köne, Köpe, Labes, Placke, Timme, Witte);
  2. ein allmählich stärkeres Hervortreten des Umlautes (s. Krossin, Lubbeke, Moller, Ruchel);
  3. ein zum Teil schon früher, zum Teil aber auch sehr später Übergang aus der niederdeutschen in die hochdeutsche Form: Kröger schon ums Jahr 1700 Krüger, dagegen Möller erst seit 1850 Müller — während andere Namen standhaft die niederdeutsche Form behaupten (s. namentlich Ollhoff, Stekling), oder nach einigem Schwanken wenigstens schließlich bei ihr beharren (s. Niemann).

Im ganzen ist die Entwickelung eine naturgemäße, der sprachlichen Entwickelung gleichlaufend; nur zwei Namen weisen eine Entstellung auf: Kressin (st. des richtigeren Krössin) und Bornfleth (st. Bardenfleth, O. im Oldenburgischen).

Beilage 3.
Fremdsprachige Namen in Deutschland.

a) Slawische.

Schon bei der ersten Festsetzung der Familiennamen mischten sich in bedeutendem Maße fremde Sprachelemente ein, und zwar slawische. Als die Hauptmasse der Germanen in der Völkerwanderung nach Westen und Süden zog, wurde der Osten Deutschlands fast ganz entleert, und die aus dem fernen Osteuropa hervordringenden Slawen rückten über Weichsel und Oder in die Lücke ein. Die wenigen Germanen, welche etwa in der ursprünglichen Heimat geblieben, konnten der herandringenden Slawenflut nicht Widerstand leisten, sie mußten sich unterwerfen und verschmolzen mit den neuen Einwanderern. Erst an der Elbe staute sich die Flut, und so füllten seitdem die Slawen in ihren verschiedenen Stämmen den Osten Deutschlands bis zur Elbe und Saale, ja zum Teil noch darüber hinaus. In Mecklenburg saßen die Obotriten, in Brandenburg die Wilzen, Heveller u. a., in Pommern die Pomoren, im Meißnischen die Dalemincier, in Schlesien die Belochrobaten usw. Jahrhunderte lang sah die Elbe auf ihren beiden Ufern ganz verschiedene Völker: links die Deutschen (Sachsen und Thüringer), rechts die Slawen (Wenden), die sich in unaufhörlichen Fehden und Beutezügen bekämpften. Mit den Karolingern begann der Rückschlag; doch erst seit der Hohenstaufenzeit drang die deutsche Nation wieder mit Stetigkeit vor. Im Süden wurde durch die Stiftung des Bistums Bamberg und im Norden durch die Gründung der[S. 89] Nordmark an der untern Elbe die Grundlage gewonnen zu weiterem Vorschreiten. Von da ab mußten die Wenden immer weiter nach Osten zurückweichen, und in jahrhundertelangen blutigen Kämpfen wurden die ausgedehnten Landschaften zwischen Elbe und Oder, sodann zwischen Oder und Weichsel größtenteils dem Deutschtum wiedergewonnen.

So gewaltsam man auch gegen die Wenden verfuhr, es verblieben doch viele in ihrer seit Jahrhunderten eingenommenen Heimat, mischten sich zum Teil mit den Deutschen und wurden allmählich germanisiert, oder wo sie in größerer Masse zusammensaßen, behaupteten sie sogar ihre Volkstümlichkeit, ihre Sprache. So gab es in Hannover ein Wendland (im Lüneburgischen), ebenso in Altenburg, wo die höchst eigentümliche wendische Tracht sich bis zur Stunde erhalten hat; in Westpreußen bilden die Kassuben, in der Lausitz die Sorben noch jetzt bedeutende, wenn auch immer mehr zusammenschmelzende Inseln im germanischen Sprachmeer; Oberschlesien ist überwiegend slawisch, und von Südost dringen die Tschechen in Böhmen wie eine Halbinsel fast bis in die Mitte Deutschlands vor.[98]

Diese ursprüngliche Grundlage des Slawischen auch in längst rückgermanisierten Landschaften bekunden noch jetzt die Ortsnamen, die entweder slawisch oder neudeutsch sind. Alle Städtenamen auf -gard, z. B. Naugard (Nowgorod = Neuenburg), alle Ortsnamen auf -ow, -itz, -in — und deren ist Legion — sind slawisch. Wie eine Sündflut hat sich das Slawentum auf die Spuren unserer Altvordern gelegt.

Daher nun so vielfache slawische Elemente auch in den Familiennamen, besonders des östlichen Deutschland!

Zunächst sind die von slawischen Ortsnamen abgeleiteten FN. hervorzuheben, unter welchen vorschlagen die auf

Doch sind diese nebst vielen mehr vereinzelten Bildungen, wie Balfanz, Laabs (O. Labes), Roggatz, v. Wobĕser, nur bedingt hierher zu ziehen; denn wenn auch die Ortsnamen, welche hier zu Grunde liegen, slawisch sind, so ist doch die Art, wie dieselben mit Ergänzung eines Verhältniswortes oder auch durch einfache Übertragung (s. Kap. 13) zu Familiennamen gestempelt werden, nicht slawisch, sondern deutsch, und sie treten also zu den deutschen Familiennamen. (Näheres über diese ganze Namenklasse in dem Namenlexikon unter den Endungen in, itz (witz), ow.)

Nach slawischer Art wird von den Ortsnamen eine Ableitung gebildet mit der Endung ski (häufig im Deutschen sky geschrieben), z. B. Grabowski,[S. 90] „der Mann aus Grabow“, Kaminsky, „der aus Kammin“. So entsprechen sich ferner Lassan — Lassansky, Loschitz — Loschitzki, Poblotz — Poblotzki usw. Nur diese also sind als wirkliche und vollgültige slawische Bezeichnungen anzusehen (wenn auch vielfach in halbdeutscher Schreibung).

Den adligen Namen ist im Deutschen dann noch das von vorgesetzt, welches streng genommen doch nur zu dem Ortsnamen selber paßt: von Gostkowski (O. Gustkow), von Lisiecki (sprich Lisiëtzki), von Zelasinski.

Zu diesen eigentlichen slawischen Bezeichnungen treten nun, ähnlich wie im Deutschen, Personennamen mit ihren mannigfachen Sproßformen:

a) ursprünglich slawische, z. B. die auf -slaw (Ruhm): Mieczyslaw „Schwertruhm“;
b) kirchliche: Pawelek (von Paulus); Piotr (Petrus) nebst Petrik, Pechatschek, Pjatrask u. a.;
c) Amts- und Handwerksnamen: Woita (Schulze), Pahnke (Panek kleiner Herr, Junker), Koschnik (Mäher), Pigorsch (piekarz Bäcker) usw.

In überwiegend deutschen Gegenden sind diese Namen großenteils so umgewandelt, daß sie ein mehr deutsches Gepräge angenommen haben: Mitzlaff, Pawelke,[99] Woith — in überwiegend slawischen bestehen sie in unveränderter slawischer Fassung fort.

b) Littauische.

Littauisch Redende finden sich unter deutscher Herrschaft hauptsächlich nur noch in den nördlichsten Teilen des preußischen Regierungsbezirkes Gumbinnen, nördlich von Insterburg und Pillkallen, doch auch hier vielfach durch deutsche Ansiedelungen unterbrochen. Erst die Spitze nördlich von Tilsit, die alte Landschaft Schalauen, ist überwiegend littauisch, so daß hier die deutschen Orte als Inseln (auf Böckhs Karte gelb im littauischen Blau) erscheinen.

In den Familiennamen tritt der ursprünglich littauische Bestandteil natürlich noch in größerem Maße hervor, da auch in den deutsch gewordenen Gegenden viele Einwohner littauischen Stammes leben und die alten Namen, wenn auch teilweis entstellt, fortführen. Doch macht sich überall das Eindringen des Deutschen bemerklich, und so überwiegen littauische Familiennamen selbst unter der Landbevölkerung nur noch etwa in den Kreisen Heidekrug und Tilsit, halten den deutschen das Gleichgewicht in Memel, Ragnit, Pillkallen, bleiben aber in allen übrigen Kreisen in der Minderzahl.

[S. 91]

Unter den littauischen Familiennamen stehen im Vordergrunde die ursprünglich patronymischen Bildungen auf -atis und -aitis (vgl. griech. -είδης, -ιάδης), welche dann auch verkleinernd gebraucht werden — z. B. Baltratis von Baltras (Balthasar), Obramaitis von Obramas (Abraham). Gewöhnlich haben sie die Endung is abgeworfen und erscheinen in der Form at, eit: Peterat (von Peter), Josupeit (Joseph). Am deutlichsten erkennbar sind nach ihrem Sinne die Ableitungen von Vornamen, wie die obigen; doch gibt es auch vielfache Ableitungen von Appellativen, wie Kaprolatis von Kaprolas (Korporal), selbst von deutschen Stämmen: Schneidereit, Schulmeistrat.

Zu ihnen treten die Namen auf ies (i-es): Stachulies, und auf us: Schimkus, welche mit jenen zusammen gegen 80 v. H. der littauischen Familiennamen ausmachen. Dadurch erhält die Namengebung etwas Eintöniges, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß manche dieser Namen, wie Adomaitis, Rodatis, Laugallies recht vollen Klang haben.

Auf ihrer Wanderung nach Westen erleiden diese fremdartig klingenden Namen, von ihrer Heimat abgetrennt, manche Entstellungen: atis wird abgeschwächt in ates (Norekates), Obromeit abgeschliffen in Obermeit, die Endung at erscheint in schlechter Schreibung als adt, ath, aat.

c) Romanische.

1. Französisch. Hier kommen weniger in Betracht die 10000 Wallonen im rheinpreußischen Kreise Malmedy und die im Reichslande Elsaß-Lothringen verbliebenen Franzosen (gegen 250000), als die Hugenotten, welche Ludwig XIV. durch seine Bedrückungen zur Auswanderung veranlaßte. Als derselbe alternd samt seiner Umgebung von leichtsinniger Sittenlosigkeit zu heuchlerischer Frömmigkeit übergegangen war, begann er die Protestanten in seinem Reiche zu verfolgen, um durch ihre gewaltsame Bekehrung sich ein Verdienst im Himmel zu erwerben. Durch Vertreibung und Hinrichtung ihrer Geistlichen, durch Schließen und Niederreißen ihrer Kirchen und Schulen, durch Wegnahme ihrer Kinder, um sie im Katholizismus erziehen zu lassen, suchte er sie zum Abfall von ihrem Glauben zu bringen, sodann durch Entziehung ihrer Gewerbsrechte und ihrer Sitze in den Gerichtshöfen, endlich durch die berüchtigten Dragonaden oder Einlagerungen von Dragonern und andern Soldaten. Schon jetzt wanderten viele Protestanten aus, und als gar durch den Widerruf des Ediktes von Nantes (1685) der Protestantismus in Frankreich für aufgehoben erklärt und auf die Ausübung dieses Kultus Todesstrafe gesetzt ward, verließen nach und nach, trotz strenger Grenzbewachung und Androhung der Galerenstrafe, viele tausend gewerbfleißige Menschen ihr Vaterland und fanden teils in den Niederlanden und in England, teils in Deutschland Aufnahme.[S. 92] Hier war es besonders Friedrich Wilhelm der große Kurfürst, welcher den Flüchtigen (Réfugiés) bereitwillig eine neue Heimat gewährte. Seit 1672 wurden in Brandenburg an 25000 Hugenotten aufgenommen, vorwiegend in den Städten. Daher noch jetzt die französisch-reformierten Gemeinden an vielen Orten in Preußen, z. B. in Berlin, Magdeburg, Stettin u. a., aber auch in Süddeutschland, z. B. Erlangen.

Zu Ende des 18. Jahrhunderts sind in den Stürmen der Revolution auch viele geflüchtet (Emigranten), und wenngleich die meisten später wieder nach Frankreich zurückgekehrt sind, so haben doch auch manche es vorgezogen, in der inzwischen liebgewonnenen neuen Heimat zu verbleiben, wie der Dichter Adalbert von Chamisso (mit vollständigem Namen: Louis Charles Adelaïde de Chamisso de Boncourt, von dem Schlosse B. in der Champagne).

Daher nun häufig französische Namen in Deutschland, wie Palmier, Bétac, du Mesnil, besonders im Heere: Loucadou, de Courbière (der „König von Graudenz“ 1806), Forcade, de la Motte-Fouqué und viele andere, darunter manche berühmte Namen auch von Gelehrten: Savigny, Michelet, Carrière, du Bois-Reymond.

Fast immer sind diese Namen unverändert erhalten, wenn sie auch im Volksmunde manchmal wunderlich entstellt werden: Boitelet in Budlee, Généola in Schellack. Nur in vereinzelten Fällen ist eine Verdeutschung erfolgt; so hat sich Buttmann, der bekannte griechische Grammatiker, aus franz. Boudemont germanisiert.

2. Italienisch. Italiener sind über die Alpen gezogen besonders als Kunsthändler und Konditoren.

Die italienischen Familiennamen enden auf a: Sala, Bonewendura (entstellt aus Bonaventura) — auf o: Delmanzo — meist aber und in großer Einförmigkeit auf i: Bentivegni, Marsegli, Sparagnapani, Bertinetti. Dieses i erklärt sich als Pluralform, „einer aus der Familie so und so“, z. B. der Cittadini, während das Appellativ im Sing. cittadino lautet. —

Ganz vereinzelt erscheinen, damit doch alle Nationalitäten Europas in Deutschland vertreten seien, selbst im Norden, am Gestade der Ostsee madjarische Familiennamen: Böszörmeny, Kedesdy. Ja dem Verf. ist ein Nachkomme eines Kosaken bekannt, mit dem klangvollen Namen Nawitainuk, dessen Nachkommen sich freilich Iwan (russisch = Johann) nennen.

Fußnoten:

[1] Diese werden nicht als Vornamen verwendet. Wenn also ein Name sich auch als Vorname findet (z. B. Kasten), so liegt darin ein Beweis, daß er einer der beiden ersten Schichten angehört.

[2] Ut quisque aliquod optumum genus sereret. Plin. hist. nat. XVIII, 3.

[3] Diesen Charakter des Derb-Massiven, das nicht selten selbst in ästhetische Roheit übergeht, hat man auch sonst in der lateinischen Sprache, zumal in der Dichtersprache, gefunden. Vgl. Frommanns fesselnd geschriebene Studie über die „Verschiedenheit des Geschmackes im poetischen Ausdruck bei lateinischen und deutschen Klassikern“ 1866.

[4] Die nachfolgenden Namen sind hier in der uns geläufigen Form der deutschen Bibel gegeben, von welcher die ursprüngliche hebräische allerdings mitunter stark abweicht, z. B. Jochânân (Johannes), Scha-ûl (Saul).

[5] Wuotan, niederdeutsch Wodan, nordisch Odin, der alles durchdringende Geist, der Gott des überallhin dringenden Sonnenlichtes und des in den Wolken jagenden Sturmwindes, welchem deshalb das windesgleich dahinbrausende Roß heilig ist. Er ist der Kriegs- und Schlachtengott, der die gefallenen Helden um sich sammelt in Walhalla. Auf ihn als Kriegsgott bezieht sich noch jetzt der Auszug des wütenden Heeres, das sturmesgleich hoch durch die Lüfte dahinzieht („wilder Jäger“).

[6] Ein solcher Angriff wird z. B. geschildert im Nibelungenliede Str. 2210 f.:

„Den Schild rückte Wolfhart, ein schneller Degen gut;
Gleich einem wilden Leuen lief er auf ihn an,
Die Schar seiner Freunde ihm jäh zu folgen begann.
Mit weiten Sprüngen setzt’ er bis vor des Saales Wand.“

[7] In der nachfolgenden Übersicht sind die einzelnen Namen in der, soweit erreichbar, ältesten und ursprünglichsten Form aufgeführt, ohne weitere Scheidung der Mundarten, worauf es hier nicht ankommt. Vgl. Abel, Die deutschen Personennamen. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch I. Bd.: Personennamen. 1856. Zweite Auflage. 1900.

[8] Nimith eure saxas! ruft bei Nennius hist. Brit. cap. 46 Hengist den Seinen zu. ‚Von den mezzerin also wahsin Wurden sie geheizen Sahsin‘ (Annolied).

[9] Zusammensetzungen mit brunja (Brünne d. h. Panzer) und helm treten erst spät auf, im 6. Jahrh., meist erst seit dem 8. Jahrh.

[10] Lange verwechselt mit Arminius, welches wohl abzuleiten von dem Halbgott Irmino, dem kriegerisch dargestellten Wuotan, vgl. Irmingard und Armengardis; Irminfrid und Armenfred u. a.

[11] Es finden sich wohl Namen, die mit lieb zusammengesetzt sind: Liubgard, mit blid (freundlich, heiter): Bliddrud, mit flat (schön): Albofledis (Elfenschön) — aber sie sind mehr vereinzelt in der Menge. Dagegen kommt nach andern Seiten hin das eigentümlich Weibliche zu entschiedenem Ausdruck. So in den auf Rat hinzielenden Namen. Wie sehr Frauenrat bei den Germanen geehrt und beachtet wurde, beweist die Sitte, daß man erst dann in den Kampf ging, wenn die Weiber durch Los oder Weissagung erklärt hatten, daß eine Schlacht ratsam sei. Man glaubte eben in Priesterinnen und anderen geistig hervorragenden Frauen eine geheimnisvolle, weissagerische Kraft. Daher nun, abgesehen von den Zusammensetzungen mit Rat, die zahlreichen Namen, die von dem Worte run (Geheimnis, Zauber) gebildet sind: Runhild, Friderun (Friedenszauberin), Sigirun (Siegzauberin). Das Schaffen des Weibes im geschlossenen häuslichen Kreise heben die Namen auf gard hervor, wie Adalgard, Irmingard, das Bergen (schützen, bewahren) die auf birga (berga) und burg, die sämtlich weiblich sind: Amalabirga, Dietberga, Sigiburg, Waltburgis.

[12] Im Deutschen sind sie es fast ausnahmslos, da auch die einfach scheinenden Namen meist Kürzungen aus zusammengesetzten sind. Eine ganz sichere Ausnahme bilden nur einige partizipiale Formen, wie Wigand, Heiland.

[13] Es sind diese altdeutschen Personennamen eine Saat, die über die ganze europäische Welt ausgestreut ist. Denn den romanischen Völkern haben sich später auch die Slawen und die Madjaren angeschlossen, so daß jetzt bei allen christlichen Nationen Europas und Amerikas diese altdeutschen Namen, wenn auch mannigfach umgewandelt und zum Teil entstellt, sich wiederfinden, zunächst als Vornamen (s. die reichhaltige Zusammenstellung von Michaelis: Vergleichendes Wörterbuch der gebräuchlichsten Taufnamen. Berlin 1856) — aber auch, wenigstens bei den Romanen, als Familiennamen, z. B. bei den Franzosen: Bertrand (Berhtrand), Arnaud (Arnold), Gautier (Walter), Guéroult (Gerold), Regnier (Reginher, Reiner), Baudouin (Balduin), Thibaut (Theobald); bei den Italienern Gualtieri (Walter), Garibaldi (Garibald), Ruggiero (Rüdiger), Sismondi (Sigismund).

[14] Abel, Personennamen, S. 44 f.

[15] Strackerjan, Die jeverländischen Personennamen. Dergleichen Kürzungen finden sich noch jetzt in Mundarten häufig, mit der vollen Endung o besonders im Friesischen: Edo, Ecko, Luddo, Willo, s. Allmers, Marschenbuch, Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe 1861, S. 139, wo ein Verzeichnis von 30 solcher Vornamen gegeben wird, bei denen freilich o jetzt auch schon meist in das klanglose e abgeschwächt ist, wie in den norddeutschen Formen Ede (Eduard), Lude (Ludwig). — Der umgekehrte Fall, daß nämlich eine Kürzung im Anlaut eintritt, ist selten und dann wohl durch besondere Einflüsse, namentlich fremder Sprachen, zu erklären. So Prandus aus Rotprandus (Stark, Die Kosenamen der Germanen, S. 13), Role für Karl aus der latinisierten Form Carôlus.

[16] Nach Starks Beobachtungen (S. 52 ff.) sind die ältesten Verkleinerungsformen die auf i, demnächst die mit l (nachweislich aus dem 1. Jahrh. nach Christo), während solche mit k erst seit dem 4. Jahrh. auftreten. Alle drei Formen waren bei den gotischen Stämmen sehr beliebt; Sachsen und Friesen dagegen verwendeten vorzugsweise k, selten t (entsprechend dem ahd. z). Bei den oberdeutschen Stämmen erscheinen Deminutiva mit l in überwiegender Zahl, seltener solche mit z (in sicheren Belegen erst seit dem 8. Jahrh.). Nur sparsam, und zwar erst vom 7. Jahrh. an, finden sich Deminutiva mit ch; sie sind wahrscheinlich niederdeutschem Einfluß zuzuschreiben, der z. T. durch Kolonisation hervorgerufen ist. L und k können jede Stelle einnehmen, z scheint auf die erste beschränkt zu sein.

[17] Gewöhnl. „Koseformen“, eine Benennung, die Steub in seinen „Oberdeutschen Familiennamen“ S. 34 mit Recht als etwas „budoirmäßig“ klingend tadelt und für die er „Schmeichelform“ vorschlägt. Im Gegensatze zu ihnen werden die unverkürzten Namen wie Godberaht, Sigbert Vollnamen genannt.

[18] Pauli, Über Familiennamen, insbes. die von Münden. Progr. I, S. 8 f.

[19] Abel S. 45–48. — Becker, Die deutschen Geschlechtsnamen, ihre Entstehung und Bildung. Programm der Gewerbeschule zu Basel. S. 17 f.

[20] Übrigens wurden auch Träger alter deutscher Namen zu Heiligen gestempelt, und dadurch wurde der Erhaltung dieser Namen selbst Vorschub getan. Solche Heiligennamen weisen die Kalender in großer Zahl nach, z. B. Alfons, Gottschalk, Hildebrand, Hubert (Patron der Jäger), Otto, Wilibald u. a. m.

[21] Förstemann, Über die Bildung der Familiennamen in Nordhausen im 13. und 14. Jahrhundert, Progr. S. 4.

[22] Klempin, Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislaws X. 1859. Zur Veranschaulichung setzen wir ein Verzeichnis der „Praepositi, Dhumpraueste“ des Bistums Kammin her:

  • Sifridus 1175–85
  • Conradus 1186–1216
  • Thietmarus 1222
  • Pribzlaus 1224–32
  • Florentius 1233–40
  • Conradus 1241–49
  • Lambertus 1253–91
  • Johannes 1297–99
  • Hildebrandus 1303–15
  • Reymarus (de Wacholt) 1317–23
  • Fridericus de Stalberg 1326
  • Barnim de Werle 1330–33
  • Conradus dictus de Gripeswold 1333–36
  • Bernardus Bere 1336–51
  • Marquardus de Tralowe 1354–68
  • usw.

So ist im allgemeinen der Gang. Genaueres über einzelne Landschaften findet man unter anderen bei Kleemann, Die Familiennamen Quedlinburgs und der Umgegend, S. 3. — Wenn wir die Alpen übersteigen, finden wir Familiennamen allerdings viel früher in den italienischen Städten, in denen sie sich, während sie bei uns im 12. Jahrhundert erst im Entstehen sind, bereits seit langen Jahren ganz verbreitet zeigen. Die ersten Spuren finden sich in Venedig, wo schon im 9. Jahrhundert eine Familie Particiaco begegnet: 809 Angelo P., 829 Justiniano P., 864 Urso P., 881 Johannes Particiaco. Hier erbt also der Name Particiaco, ursprünglich der Beiname einer einzigen Person, in dem Geschlechte fort.

[23] Allmers in seinem „Marschenbuch“ bemerkt auf Seite 140 f.: „Eigentliche Familiennamen waren bei den Friesen selbst noch bis ins vorige Jahrhundert selten. Der Sohn erhielt zu dem Vornamen seines Vaters nur noch einen eigenen Taufnamen, wie es noch jetzt auf vielen friesischen Inseln Gebrauch ist. Hieß z. B. der Vater Eke Lübs und man taufte seinen Sohn Siade, so hieß dieser Siade Eks, und der Enkel, wenn er nach dem Großvater Lübbe genannt wurde, Lübbe Siads oder Eke Lübbe Siads. Das angehängte s ist nichts weiter als Bezeichnung des Genetivs. — Man kann leicht ermessen, welche bunte Verwirrung solche Sitte zur Folge haben mußte, und wie ganz besonders, wo es wichtige Erbschaftsangelegenheiten betraf, bei denen oft weitläuftige Namenregister in betracht gezogen werden mußten, die unlösbarsten Verwickelungen oft endlose Prozesse herbeiführten. Früher oder später machte daher in den verschiedenen Marschen ein Gesetz, wonach jede Familie einen festen Namen annehmen mußte, diesem Unwesen ein Ende, welches in manchen Gegenden bis ins letzte Jahrhundert fortdauerte und auf den Inseln sogar heute noch angetroffen wird. Denn wenn auch alle Friesen nunmehr Familiennamen angenommen haben, so betrachten sie, wenigstens die Landbevölkerung, dieselben als unnütze Anhängsel, die nur vor Gericht und bei ähnlichen Gelegenheiten erforderlich sind.“

Im Osnabrückischen haftet noch jetzt der Name in den Bauerschaften weniger an der Person als am Hofe. Wenn z. B. Müller zu B. auf den Hof Meyer zu N. heiratet, heißt er selbst Meyer zu N., nicht mehr Müller, höchstens Meyer geb. Müller. Wenn Kinder oder Kindeskinder vom Hofe ziehen, werden sie sich in der Regel Meyer, selten Müller nennen. (Fr. Meyer, Der Name Meyer, S. 8.) Ähnliches bezeugt für die lippischen Familiennamen O. Preuß. 1864.

[24] Stark, Kosenamen, S. 154. 156.

[25] Bemerkenswert ist, daß ja auch Luther vielfältig in der Bibelübersetzung die Eigennamen unverändert, statt im Gen., beifügt, z. B. Kinder Korah, Tochter Zion, Sohn Isai.

[26] Infolge des häufigen Gebrauches ist aber die ursprüngliche Bedeutung dieser Zusammensetzungselemente allmählich sehr verblaßt, so daß sie teilweise zu bloßen fast bedeutungsleeren Endungen herabgesunken sind.

[27] Die rein vokalische Verkleinerungsform i (S. 23) findet sich jetzt nur noch in der Schweiz: Burcki, Fritschi, Hochuli, Welti.

[28] Wie Luther „Wörtlin“ u. a. und noch Fischart in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: „Er hat ein hölzins Röcklin an.“ Daß übrigens die Endung hier in den Eigennamen nicht den Ton hat, ist selbstverständlich, also Rümelin (–́ ᴗ –).

[29] Daß „Fritz“ als Rufname für Friedrich auch in Niederdeutschland so allgemein verbreitet ist, erklärt sich durch die Verpflanzung der Hohenzollern nach Brandenburg, deren Ahnherr, der Burggraf Friedrich von Nürnberg, im Jahre 1411 von dem Kaiser Sigismund in die Marken eingesetzt wurde. Jedoch finden sich einzelne Formen mit z auch schon früh in niederdeutschen Urkunden: Hence (= Henze) und Hinze mehrfach in Urkunden der Stadt Lübeck 13. Jahrh., Thiezo, Winizo, Reinzo und einige andere in der Frekenhorster Heberolle, so daß man mit Lübben, Die Thiernamen im Reineke Vos S. 48, wohl hochdeutschen Einfluß hier einräumen muß; ebenso bei der Verbindung des z mit k, wie in Tieziko, Meinziko, Raziko, die eigentlich Zwitter sind.

[30] Henricus dictus Arnoltz (= Arnolds), Berchtoldus Marchwardi u. a. in Urkunden; deutsch Henning Markwardes (wie Darius Hystaspis).

[31] Ruprecht, Die deutschen Patronymica, nachgewiesen an der ostfries. Mundart. Programm S. 14.

[32] Wir finden sie auch bei den Schweden (Torstenson), Norwegern (Björnson), Dänen (Thorwaldsen), Isländern (Sturluson), Engländern (Wilson, Robinson, Thomson). Im Schottischen entsprechen die Namen mit Mac (M’): Mac Gregor (Sohn des Gr.), Macdonald; im Irischen die mit O: O’Connel.

[33] Becker S. 15. Reichel, Die deutschen Geschlechtsnamen. Marburg (Steiermark). Programm. Auch in den Lippischen Familiennamen erscheint als häufig gebrauchte Patronymikalform neben -ing die Silbe -er, vermittelt durch die Kolonatsnamen, die, vom ersten Besitzer entlehnt, an dem Grundstück haften blieben und auf die Nachfolger übergingen, z. B. in Hakedahl: 1488 Henke Druden, 1523 Henke Druding, 1538 de (= der) Drudener — jetzt Drüner. Während man aber bei „Henke Druding“ noch eher an den Sohn der Drude dachte, hat „der Drudener“ schon mehr den Begriff des Inhabers des Hofes der Drudings und damit den eines Repräsentanten der Familie angenommen. (O. Preuß, Die Lippischen Familiennamen S. 15 f.)

[34] Vgl. Johannes Vorn Hesen 1530 (d. i. Frauen Hedwig Sohn); Gisilbertus, filius Odilie 1036; Rudolf et Ulrich filii Adelheidis 1149.

[35] Auf süddeutschen Schulen sogar Hómer, Hóraz, Vírgil.

[36] Vgl. W. Wackernagel, Die Umdeutschung fremder Wörter. 2. Ausg. 1863. S. 32 ff., 36 f.

[37] Die Scheidung nach den Mundarten ist hier schwierig und nicht immer streng durchzuführen. So findet sich Nickel, welches Vilmar, Namenbüchlein S. 6 als hochdeutsch bezeichnet, auch im Niederdeutschen, hinwieder Klas (wovon Klasl) auch im Oberdeutschen (Bayrischen). Jochen, wie nach Vilmar der Hochdeutsche den Namen Joachim abkürzen soll, ist dem pommerschen Landmann die gewohnte Form.

[38] Hieronymus: in Sachsen Gruner, in Holstein Harms, in der Schweiz Ronus, Rones, Roni, Muss, Müssi, in Hessen Grolmann (nach Becker S. 19). Am wenigsten hat sich von der ursprünglichen Form entfernt der Name Kronymus, den Fröhner aus Karlsruhe anführt.

[39] Vgl. das Mittelhochdeutsche, wo die lateinische Endung us bei Namen regelmäßig in es abgeschwächt wird: Philippes; auch Liborius und Liborghes als Vornamen bei Klempin.

[40] Pauli I. S. 11: „In meiner Vaterstadt wurden die Kinder des Konrektors sowie die des Kantors nicht mit ihren Familiennamen Richter, Müller bezeichnet, sondern fast ausschließlich als Minna Konrektorn, Julius Kantor usw.“

[41] Diese Namen, die Pauli aus Hannover und Ostfriesland beibringt, beruhen auf der Einwirkung des Holländischen, wo noch häufig das de erscheint; man denke an de Ruyter, de Vrient (Devrient) u. a.

[42] Zum Teil mögen sie auch von Wirtshausschildern entlehnt sein.

[43] Aus älterer Zeit (niederdeutsch): Musekensteker (Mäuschenstecher), Duvendriver (Taubentreiber).

[44] An Scherzen über diese Namen, insbesondere über Schulze und Müller, hat es nicht gefehlt. Angeblich lebten im Jahre 1880 30000 Schulzes innerhalb des Zollvereins. Lustspiele sind auf der Häufigkeit dieses Namens erbaut worden, ebenso wie auf der Verwechselung von Müller und Miller. — Um diese vielen Namensvettern zu unterscheiden, hat der Volksmund zu allerhand Zusammensetzungen seine Zuflucht genommen: Sünden-Müller (bedeutender Theolog, dessen Hauptschrift „Die Lehre von der Sünde“ ist), Linden-Müller (ein Berliner Volksredner aus dem J. 1848, der seine Vorträge „Unter den Linden“ hielt). Flausch-Müller (ein nach seinem Rocke benannter Student); Blut-Schulze (der Physiolog), Graupen-Schulze (ein Berliner Kaufmann), Theater-Schulze usw.

[45] Von diesen ist jedoch ein guter Teil als nicht hergehörig auszuscheiden, da sie (nach Steub, Oberd. Familiennamen S. 148) Ableitungen von Ortsnamen sind auf heim, oberbayr. ham: Mooshammer = Moosheimer, Forchhammer. Überhaupt ist bei dieser Klasse Vorsicht vonnöten, insofern viele Namen nur scheinbar hierher gehören, in Wahrheit aber auf andere Quellen, namentlich auf Personennamen zurückgehen, z. B. Rost (auch althochd. Rusto, der Gerüstete), Kasten (st. Karsten) auf Christian.

[46] Johann Rickweg, Zimmermann und kühner Schmuggler, der 1813 im Lande Wursten durch seine feurige Beredsamkeit einen Aufstand gegen die Franzosen zu stande brachte, wurde nach seiner beständigen grünen Kleidung im Volke nur Jan Grön genannt (Allmers, Marschenbuch S. 228).

[47] Bekannt ist aus Coopers amerikanischen Romanen der „Lederstrumpf“, so benannt von den Moccasins, die dieser alte Jäger nach indianischer Sitte zu tragen pflegte. Wie leicht sich solche Benennungen noch jetzt bilden, möge das Beispiel jenes Kapitäns Dilger beweisen, der, ursprünglich preußischer Artillerieoffizier, 1864 nach Amerika ging und als Befehlshaber einer Batterie in das Heer der Nordstaaten trat, wo er sich durch Kühnheit und Ausdauer hervortat und unter dem Spitznamen „Lederhose“ jedem Offizier und Soldaten bekannt war. „Während des Kampfes stand er immer da in Hemdärmeln und seinen glatt anliegenden Hosen von Hirschleder.“

[48] Schon im J. 905 in Verona ein „Johannes, qui alio nomine Braccacurta vocitabatur“.

[49] Rud. Schultze, Die Modenarrheiten. Ein Spiegelbild der Zeiten und Sitten für das deutsche Volk. 1868.

[50] Nicht aber Reichwein, Trautwein u. a., die mit dem alten win (nicht wîn) „Freund“ zusammengesetzt sind. Auch Altwein und Gutwein sind schon zweifelhaft wegen altdeutsch Aldwin und Godwin.

[51] Z. B. wird im „Renner“ des Hugo v. Trimberg „ein wol begozzen wecke“ als Leckerbissen genannt.

[52] Wie sehr das Mittelalter zu Spott und Satire aufgelegt war, geht unter anderem daraus hervor, daß fast jede Landschaft ihr Schöppenstedt oder Schilda hatte und daß die Bewohner gar mancher Landschaft oder Stadt Beinamen führten. So hießen (und heißen) beispielsweise die Illzacher im Elsaß „Mondfänger“, die zwischen Ill und Rhein Wohnenden „Rheinschnaken“, die Schlesier „Eselsfresser“ — in Pommern die Wolliner „Stintköppe“ und die Kamminer „Flunnerköppe“ (nicht „Plunderköppe“, wie Riehl angibt), wegen der vielen dort gefangenen Stinte und Flundern.

[53] Den Übergang stellen unter anderem in friesischen Urkunden dar die Namenformen Kersten rike neben K. de rike, Floreke witte neben F. de witte. Im Holländischen ist der Artikel geblieben: de Grote, de Jonghe, de Wit; ähnlich im Französischen: Lebeau, Legrand, Lejeune.

[54] Ferner in Urkunden: Marquart der Hunt, 12. Jahrh. Gislebertus pro sua proceritate cognominatus Grus (Kranich); Hugo de Wenden dictus Aries (Widder); Hugo Coturnix (Wachtel).

[55] Doch ist bei Bacmeister, Germanistische Kleinigkeiten S. 36 aus alten Urkunden angeführt: Heneke mit dem dumen 1373 Braunschw., Liebhard mit der Hand 1383 Augsb., auch Fridericus Mittemmunde 1190; bei Trötscher (Die ältesten Egerer FN.): Chunrat mit der prust, Endres mit dem part — Zusätze, die doch wohl so zu verstehen sind, daß die genannten Körperteile wegen irgend einer Eigentümlichkeit auffallend waren. Auch ist zu vergleichen aus der Sage: Bertha mit dem Fuße = B. mit dem großen F., altfranz. Berthe as grands piés.

[56] Aus Urkunden des 11.-15. Jahrh. führt Stark S. 153 an: Everhardus der Spizebart, Jacobus langenase, Hartwig Churzhals — desgl. Reichel aus Marburger Urkunden: Jacob de Chrafuez (Krähenfuß), Heinrich Krumnas. — Becker aus Köln 13. Jahrh.: Buntebart, Gobelin dictus Hardevust; Hans Schweinerüssel (16. Jahrh.).

[57] In Pasewalk heißt ein alter Wartturm noch jetzt Kiekindemark, desgl. ein Hof in Mecklenburg.

[58] Wendehals, Streckfuß und ähnliche Bezeichnungen bedeuteten ursprünglich so viel als ein Hals zum Wenden, ein Fuß zum Strecken (wie Lockvogel „ein Vogel zum Locken“, Gießkanne „eine Kanne zum Gießen“). Diese wurden später umgedeutet, man sah in dem ersten Gliede einen Imperativ, und so entstanden die imperativischen Namen. Wie kann man aber dazu aufgefordert werden, den Frieden zu stören, nicht gut zu tun usw.? Die imperativische Bedeutung rechtfertigt sich dadurch, daß dem, an welchem eine Eigenschaft oder Gewohnheit haftet, gleichsam zugerufen wird, das zu tun, was er ohnehin und immer tut, und was man an ihm wahrzunehmen gewohnt ist. Ein Friedensstörer, einer der nicht gut tut, wird ironisch aufgefordert zu tun, was er doch nicht läßt, und so erhält er den Namen Störenfried, Tunichtgut. Findet eine solche Aufforderung doch auch in Wirklichkeit öfters statt. Unvorsichtigen und Leichtsinnigen hört man im täglichen Leben zurufen: Schneide dich! Fall herunter und brich den Hals! Trotzigen: Ja trotze noch! (S. Andresen, Imperativnamen. Archiv für neuere Sprachen, Bd. XLIII, S. 296).

[59] Anderseits sind freilich auch manche in Vilmars Verzeichnis als nicht hierher gehörig zu streichen, wie Baldauf, Gangauf, die richtiger als Ableitungen altdeutscher Personennamen (Baldolf, Gangolf) gefaßt werden; Richzenhain, Rollenhagen, Stemshorn, die ursprünglich Ortsnamen sind und daher in die folgende Klasse c) gehören. Auch Andresen beachtet das Hereinspielen der Ortsnamen nicht immer genügend.

[60] Eine hübsche Illustration zu den letztaufgeführten Namen bietet jene höchst bezeichnende plattdeutsche Grabschrift eines mecklenburgischen Junkers in der Kirche zu Dobberan:

Wiek, Düwel, wiek wiet van my!
Ick scher my nich en Haar um dy;
Ick bin en Meckelbörgsch Edelmann,
Wat geit dy, Düwel, min Supen an?
Ick sup mit mim Herrn Jesu Christ,
Wenn du Düwel ewig dösten müst;
Ick sup mit em ne söte Kolleschal,
Wenn du sittst in de Höllenqual.
Drum rad ick: wiek, lop, renn un gah,
Eh, by dem Düwel! ick toschlah!

[61] Becker, Geschlechtsnamen S. 6. — Vilmar, Namenbüchlein S. 15.

[62] „Von Würzeburc ich Kuonrât“ im „Otto mit dem Barte“, Z. 760.

[63] Becker stellt mehrere Reihen alter Namen dieser Art zusammen, aus Köln (12. Jahrh.) die Geschlechter: vom Neumarkt, de Monticulo (vom Bühel); aus Zürich: zer Linden, im Hof, am Thor; vom Lande aus der Umgegend des Vierwaldstätter Sees: in der Ouwe (Aue), in der Matta, bim Schechen, ze dem Brunnen u. a. — Pott führt aus Ehrentrauts friesischem Archive Bd. I H. 3 an: Wilken thom dyke, Oltman bi der muren, eylerd mank den schuren u. a.; aber auch schon ohne Verhältniswort: Robeke bakhus, borcherd netelhorst, Godeke stengrauen. — Aus der Kölner Universitätsmatrikel (15. Jahrh.) füge ich hinzu: Henricus in der sunnen, Henricus super lapidem, Everhardus uff dem Velde, Conradus van der Lynden.

[64] Anderer Art, wenn auch ähnlichen Sinnes sind die Zusammensetzungen mit Mann: Grundmann, Lehmann, Buschmann, Horstmann, Gampmann.

[65] Das Verhältnis der Familiennamen zu den Ortsnamen und das bedeutende Hereinspielen der letzteren ist von manchen nicht genügend in Betracht gezogen worden, namentlich nicht von Vilmar, der, zu sehr nach dem äußeren Schein und Klang urteilend, viele Namen falsch einreiht. So stellt er Schönaich, Staudach unter die Pflanzen, berücksichtigt bei Baum und Horn nicht, daß diese einfach oder als zweiter Teil der Zusammensetzung häufig als Ortsnamen vorkommen usw.

[66] Stark S. 156: Rudolfus Strubingar (Straubinger) 12. Jahrh.; Heinrich der Wiener 14. Jahrh. — Henricus dictus Mijssener (Meißner) Köln. Univ.-Matrikel 1390.

[67] In Klempins Pommerschen Namenverzeichnissen aus dem Ende des 15. Jahrh. findet sich kein einziger Name dieser Art, immer ist die Ortsbenennung unverändert, mit verhältniswörtlicher Ellipse, verwendet: Arnstorp, Paswalck, Rosendal, Schenkenbergh usw.

[68] Kleemann (Die Familiennamen Quedlinburgs und der Umgegend S. 167) zählt in der großen Feldmark von Quedlinburg 15 ehemalige, jetzt verschwundene Dörfer auf.

[69] Z. B. Opitz von Boberfeld, Hoffmann von Hoffmannswaldau. Auch Abstrakta wurden und werden verwendet wie: Löllhöfel von Löwensprung, Adler von Adlerskampf, Riebel von Festertreu, Tengg von Lanzensieg.

[70] Daß in noch früherer Zeit auch die Waffen der Helden, namentlich die Schwerter Namen hatten (Altekläre = hoher Glanz, Preciosa, Angurwadel), ist aus den Epen des Mittelalters bekannt.

[71] Ähnlich war es in England noch zu Ende des 17. Jahrhunderts: „Die Häuser (in London) waren nicht numeriert. Es würde in der Tat von geringem Nutzen gewesen sein sie zu numerieren; denn von den Kutschern, Sänftenträgern, Lastträgern und Laufburschen Londons konnte nur ein sehr kleiner Teil lesen. Es war nötig, Zeichen zu gebrauchen, die der Unwissendste verstehen konnte. Die Läden unterschieden sich daher durch gemalte Zeichen, welche der Straße ein heiteres und groteskes Ansehen gaben. Der Weg von Charingcross nach Whitechapel ging durch eine unendliche Folge von Sarazenenköpfen, Königseichen, blauen Bären und goldenen Lämmern, welche verschwanden, wie sie nicht mehr als Leitfaden der gemeinen Leute nötig waren.“ (Macaulay, Gesch. Englands seit dem Regierungsantritt Jakobs II., Bd. 2 in dem Kapitel: Zustand Englands im Jahre 1685.)

[72] Schiller im Tell I, 2 von Stauffachers Hause:

„Mit bunten Wappenschildern ist’s bemalt
Und weisen Sprüchen.“

[73] Man vergleiche schwedische Namen wie von Tigerström (ein Strom, an dem Tiger hausen, in Skandinavien!), Gyllenstorm (goldner Sturm) u. a. — auch die jüdischen Familiennamen (s. weiterhin).

[74] Urspr. bloßer Koch, aber anmaßlicherweise eingedrungen in die römische Gens Cocceja (Pott).

[75] Friedrich der Große hat gelegentlich darüber seinen Spott ausgegossen, siehe den Bericht über seinen Besuch im Rhin- und Dossebruch (1779), verfaßt vom Oberamtmann Fromme, welcher den König durch den Fehrbelliner Amtsbezirk begleiten mußte und alles aufgezeichnet hat, was er an diesem denkwürdigen Tage erlebt und aus des Königs Munde vernommen.

König: Wie heißt Ihr?

Amtsrat (des Amtes Neustadt): Klausius.

König: Klau-si-us. — — Was ist das für ein Mensch, der da rechts?

Fromme: Der Bauinspektor Menzelius, der hier die Bauten in Aufsicht gehabt hat.

König: Bin ich hier in Rom? Es sind ja lauter lateinische Namen! — — Wie heißt die Kolonie?

Fromme: Klausiushof.

Amtsrat: Ihre Majestät, sie kann auch Klaushof heißen.

König: Sie heißt Klau-si-ushof. Wie heißt da die andere Kolonie?

Fromme: Brenkenhof.

König: So heißt sie nicht.

Fromme: Ja, Ihro Majestät! Ich weiß es nicht anders!

König: Sie heißt Brenkenhofi-ushof.

[76] Im Segen Jakobs (1. Mos. 49) wird Juda ein junger Löwe, Naphthali ein Hirsch, Benjamin ein Wolf genannt. Der Adler ist ein Bild sich erneuender Jugend (Ps. 103,5 u. a.).

[77] Gold, Golde, Feingold, Goldader, Goldbach, Goldbaum, Goldberger, Goldenberg, Goldenkranz, Goldfaden, Goldfarb, Goldfinger, Goldmann, Goldmark, Goldreich, Goldstein, Goldstrom, Goldtreu, Goldziher usw.

[78] Bemerkenswert ist es, daß die Frau auch wohl den Vornamen des Mannes mit annimmt: Esther Salomon Gottschalk, Bertha Philipp Freundlich — es ist eben die Firma, die so selbst noch auf den Grabsteinen prangt.

[79] Andree, Zur Volkskunde der Juden. S. 125 ff.

[80] Früher beseelte die Deutschen ein stolzes Selbstgefühl, über welches als die „Teutonicis innata superbia“ Schriftsteller anderer Nationen klagen. „Seit jenem unseligen Kriege,“ ruft Gfrörer bitter aus, „sind die Deutschen ein Volk von Bedienten geworden!“

„Ich bin Franzos!“ „Engländer!“ „Ich Russe!“ — Und Sie, mein Verehrter?

„Schulze aus Meiningen, Herr! Dero ergebener Knecht!“ (Xenien der Gegenwart.)

[81] Schon lange vor dem letzten Kriege.

[82] Diese lächerlichen Schreibungen finden ein Gegenstück nur in den Entstellungen deutscher Namen auf Häuserschildern in Metz (vor 1870): Chemit (Schmidt), Quoinze (Kuntz), Choultse (Schulze) u. a. — Über die Polonisierungen früherer Jahrhunderte spricht Winckler, „Die Nationalitäten Pommerellens“ S. 4 f., welcher dort ein Verzeichnis der während der polnischen Herrschaft polonisierten Adelsgeschlechter gibt. So wurde aus Ahlebeck gemacht Alebitzki, aus Behme — Bem, aus Hutten — Ozapski, aus Kochenstein Kochanski, aus Schönborn — Szumborski usw. Noch häufiger jedoch wurde den deutschen ein polnischer, vom Besitz entlehnter Name hinzugefügt, so daß nun diese merkwürdigen Zwitter entstanden wie Stein von Kaminski, Otterfeld-Rybinski. Doch diese Maskierungen werden durch den Druck der mehr als dreihundertjährigen polnischen Gewaltherrschaft in Westpreußen einigermaßen entschuldigt. Welche Entschuldigung aber haben diejenigen, die in der Gegenwart unter einer deutschen Regierung ihre Nationalität verleugnen und mit den Feinden des Vaterlandes gemeinsame Sache machen?

[83] Rüstow in seinen „Erinnerungen aus dem italienischen Feldzuge von 1860“: „Die ungarische Legion bestand aus allen Nationen; besonders waren auch viele Norddeutsche darin. Die deutschen Offiziere in derselben hatten sich ungarische Namen gegeben“ — wozu das Magazin für Literatur des Auslandes (1862, Nr. 7) bemerkt: „Es ist wirklich rührend und für jeden echten Deutschen erhebend. Man möchte glauben, wenn einmal ein Freiheitskrieg der Kongoneger ausbricht, und deutsche Landsknechte dahin kommen, so lassen sie sich, abgesehen von den schwarzen Namen, die sie natürlich annehmen, mit echtem Kienruß färben, um den Negern ihre Farbe und Nationalität nicht mißliebig zu machen.“

[84] Bernhardi, Sprachkarte von Deutschland. — Kiepert, Völker- und Sprachenkarte von Deutschland und den Nachbarländern. — Ders. Völker- und Sprachenkarte von Österreich. — Perthes’ Alldeutscher Atlas. Bearbeitet von Langhans 1900.

[85] Nach der üblichen geographischen Zweiteilung des deutschen Landes.

[86] Ein Beispiel dieser sehr abweichenden Mundart ist das saterländische „Skippers sankje“ (Schiffers Gesang), mitgeteilt von Poppe, Globus 1872 Nr. 12. Daß übrigens in diesem ganzen Kapitel nur die Landbevölkerung in Betracht kommen konnte, ist wohl selbstverständlich.

[87] Westlich durch die niederrheinische Landschaft (besonders Reg.-Bez. Düsseldorf) wenn auch in stark verminderter Menge.

[88] In Mecklenburg auch Kröger, Köster, Schriewer.

[89] Damit sind die Familien noch nicht als urspr. wendisch gekennzeichnet. Der Name besagt ja nur, daß der Ahnherr des Geschlechtes aus dem bezügl. Orte stammte; er kann also sehr wohl und wird in Wirklichkeit meistens deutscher Abkunft gewesen sein.

[90] Aus -ek entwickelte sich -ke, wie in Pawelke aus Pawelek, Mardschinke aus Marcinek. In andern Fällen wurden volle Vokale (a, i) abgeschwächt, wie in Jütersonke aus Jutrzenka, Palbitzke aus -ki. Dadurch haben die Namen auf ke, aus mehreren Quellen fließend, solchen Zuwachs erhalten, daß sie in Hinterpommern (etwa 15 v. H.) dreimal so zahlreich als in Vorpommern sind.

[91] Die altdeutschen Vollnamen und ihre ein- oder zweistämmigen Kürzungen ohne Verkleinerungssuffix, welche die allgemeine Grundlage auch hier bilden, werden nicht weiter hervorgehoben. Nur die Eigentümlichkeiten der einzelnen Landschaften sollen hier möglichst ins Licht gestellt werden.

[92] Im Luxemburgischen bisweilen in französischer Schreibung: Bouchholzer, Bourggraff, BrandenbourgNitschké.

[93] Fast immer in dieser einfachsten Schreibung.

[94] Für Bayern fehlten mir leider die ausreichenden Unterlagen — ebenso wie für Elsaß-Lothringen, die deutschen Teile von Österreich-Ungarn und der Schweiz.

[95] Hier ragt ja auch das Polnische in die Provinz herein.

[96] Anderseits begegnen auch viele deutsche Namen (bis zu 25 v. H.) in den überwiegend polnischen Kreisen.

[97] Zusammengestellt nach den Kirchenbüchern der Gemeinde Wachholzhagen (Kreis Greifenberg, Pommern), die in den Konfirmanden-Verzeichnissen bis 1586, im übrigen bis 1619 zurückgehen.

[98] Kiepert, Völker- und Sprachenkarte von Deutschland und den Nachbarländern. — Rich. Böckh, Sprachkarte vom preußischen Staate nach den Zählungsaufnahmen vom Jahre 1861, im Auftrage des Königl. statistischen Bureaus bearbeitet.

[99] An dieser Stelle fließen Slawisch und Deutsch teilweis zusammen und es ist keine strenge Grenze zu ziehen, da manche Namen auf ke sowohl deutschen als slawischen Ursprunges sein können, z. B. Janke deutsche Verkleinerungsform von Johannes und auch slawische, durch Janek vermittelt.

II.
Namen-Lexikon.

[S. 94]

Vorbemerkungen.

Adelslex. bedeutet Frh. von Ledebur, Adelslexikon der preußischen Monarchie.
ahd.    „ althochdeutsch.
angels.    „ angelsächsisch.
Bacm.    „ Bacmeister, Germanistische Kleinigkeiten (I. Alte, meist oberdeutsche Familiennamen).
Bed.    „ Bedeutung.
Buck    „ Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch.
DW.    „ Grimm, Deutsches Wörterbuch.
einst. K.    „ einstämmige Kürzung.
EN.    „ Eigenname.
F.    „ Form.
FN.    „ Familienname.
Först.    „ Förstemann, Altdeutsches Namenbuch.
Gen.    „ Genetiv.
got.    „ gotisch.
Gött. UB.    „ Göttinger Urkundenbuch.
Jh.    „ Jahrhundert.
Kal.    „ Kalendertag.
KB.    „ pommersche Kirchenbücher.
Klemp.    „ Klempin, Diplomatische Beiträge.
Lipp. Reg.    „ Preuß und Falkmann, Lippische Regesten.
mhd.    „ mittelhochdeutsch.
N.    „ Name.
niederd.    „ niederdeutsch.
O.    „ Ort.
oberd.    „ oberdeutsch.
ON.    „ Ortsname.
patr. A.    „ patronymische Ableitung.
patr. Zss.    „ patronymische Zusammensetzung.
PN.    „ Personenname.
Preuß    „ Preuß, Die lippischen FN. (urkundlich).
Rud.    „ Rudolphs Vollständigstes Ortslexikon von Deutschland und Österreich.
südd.    „ süddeutsch (südlich vom Main).
V.    „ Vollname.
Vklf.    „ Verkleinerungsform.
VN.    „ Vorname.
westf.    „ westfälisch.
zsgz.    „ zusammengezogen.
Zss.    „ Zusammensetzung.
zweist. K.    „ zweistämmige Kürzung.
I. II. III.    „ die drei Schichten innerhalb der FN. (Abhandlung Kap. 1).

Bei der ersten Schicht beachte man, daß die Aufeinanderfolge der an zweiter Stelle befindlichen Zusammensetzungselemente diese ist: bald, beraht, bod, brand, brorddagfrith, funsgang, gar, gard, gast, grimhard, hari, helm, hraban, hroc, hrodlaic, laif, landman, mar, mod, mundnanth, nodrad, ricscalc, stainthanc, thiuwald, ward, wig, win, wulf.

Den neuhochdeutschen FN. sind die ad. Vollnamen vorangestellt — wenn nicht urkundlich nachgewiesen und nur vorausgesetzt, in Klammer, z. B. unter Band: Bandhard, aber (Bandheri). Die gekürzten altdeutschen Formen dagegen sind, wenn auch nachweisbar, der Raumersparnis wegen nicht durchgängig aufgeführt worden. Eine Zahl bei einem altdeutschen Namen. z. B. Arnust 8., bezeichnet das Jahrhundert, in welchem derselbe zuerst nachweislich wird.

Alle von Ortsbezeichnungen abgeleiteten zusammengesetzten Familiennamen suche man unter dem Grundwort, z. B. Bärenreuth, Vogelreuter unter Reut. (Die wichtigsten dieser Grundwörter siehe auf S. 55 f.)

[S. 95]

A.

A III. got. ahva, ahd. aha, mhd. ahe „fließendes Wasser“ (urverwandt mit lat. aqua) — bildet schon in der ahd. Zeit unzählige Namen auf -aha, wie Fuldaha, neben denen seltnere Formen auf -aa, -ach, -a hergehen. Heutzutage ist die häufigste F. -ach. Solche Flußnamen sind dann auch auf daran liegende Orte und von diesen auf Familien übertragen worden.

FN. Altena (= zur alten A). Berka. von Bibra (aus Biberaha, Biberfluß). Fulda, abgeschwächt Fulde.

Aalderk s. Athal (V. Adalric).

Aalfs s. Ath (V. Athaulf).

Aapken s. Ath (zweist. K.).

Aar s. Ar.

Abben s. Ath (zweist. K.).

Abbrecht s. Ath (V.).

Abbt s. Abt.

Abderhalden III. (schweiz.) „der von der Halde“ (vgl. „Heinrich von der Halden“ Schiller, Tell 1, 4).

Abe, Abek- s. Ath (zweist. K.).

Abel a) I. s. Ath (zweist. K.). b) II. hebr. Hebel, Habel „Hauch“.

Abele, -ing s. Ath (zweist. K.).

Abend III. in mehreren Zusammensetzungen: Braunabend, Faßlabend, Feierabend. — Auch Abendroth.

Aberell III. „April“, auch Aberill — der F. nach aus dem 12.-14. Jh. Aus späterer Zeit Aprill; Aprell.

Aberle, Äberli s. Ath (V.).

Abesser III. einer aus Abes (Bayern), Abesser (Bayern).

Abich, Abick, Abo s. Ath (zweist. K.).

Äbli s. Ath (zweist. K.).

Abraham II. hebr. „Vater der Menge“ (s. 1. Mos. 17, 5).

FN. (meist jüdisch): Abraham, zsgz. Abram (mit der ursprünglichen Form des N. wieder zusammenfallend). Gen. Abrahams; Abrams (beide ostfries.). Patr. Zss.: Abrahamsohn; Abrahamson. Vorn verkürzt: Brahms.

Abram s. Abraham.

Abrecht s. Ath (V.).

Abt III. ahd. abbât, mhd. abbet (aus dem syrischen abba „Vater“, welches in die kirchliche Sprache aufgenommen wurde) der „meister über die münche“.

-ach III. 1) vom ahd. aha (s. A).

2) vom ahd. -ahi (= lat. -etum), bes. wenn der erste Teil der Zss. eine Baumgattung bezeichnet, wie z. B. in Weidach (Weidicht), Ahornach, Dornach.

FN. von Erlach.

3) nicht deutsch, aus der keltischen Endung -acum, -acus entstanden, wie in Andernach aus Antunnacum u. vielen andern rheinischen Städtenamen.

FN. Echternach. Gappenach. Creizenach (wohl = Kreuznach).

Ableitung von ON auf -ach (oberd.):

FN.  1)  -acher: Brettnacher (O. Brettenach in Lothringen). Breisacher. Heidacher. Reinacher. Staudacher. Weidacher.
  2)  -ächer (-echer): Eisenächer. Holecher (O. Holach in Mittelfranken).

-acher, -ächer s. -ach.

achter III. ahd. aftar, mhd. after, niederd. achter „hinter“ — in manchen Zss.: Achterfeld (ON.). Achterholt. Achterkirchen. Achtermeyer.

Achternbosch III. niederdeutsch (niederrhein.) „hinter dem Busch“ (S. 54). So auch wohl Agternkamp „hinter dem Kamp“.

Achtsnicht III. Satz-N. Auch Achtsnit (Wien). Entstellt Achzenicht, Achtzig (Cämmerer, thüring. FN. S. 16).

Acke s. Ath (einst. K.).

-acker a) I. aus ahd. wacar „wachsam“.

FN.  Gonnacker. Heinacker. Rothacker (s. Andresen, Personennamen S. 47).
[S. 96]   b)  III. aus „Acker“, zunächst Ortsbezeichnungen, dann durch Übertragung Familien-N. bildend.

FN. Dreysigacker (O. Dreißigacker). Dinkelacker. Eichacker. Goldacker. Hofacker. Hohenacker. Rothenacker. Steinacker.

Ackermann III. mhd. ackerman „Ackersmann“. Verlateint Agricola.

Adä s. Adam.

Adam II. hebr., als N. des ersten Menschen vielfach zum Vornamen verwendet.

FN. Adam, mit der eigentümlichen Zss. Karrenadam. — Gen. (lat.) Adä; Adami, Adamy — (deutsch) Adams.

Adden, Ade s. Ath (einst. K.).

Adebahr III. mhd. mniederd. adebar (jetzt nur noch niederd. Adebar) „Storch“.

Adel- s. Athal (V., einst. K.).

Adelt s. Ath (V.).

Adena s. Ath (einst. K.).

Adenauer III. „einer aus Adenau“.

Aderjahn s. Hadrianus.

Adickes, Adix s. Ath (einst. K.).

Adl- s. Athal (V.) — doch

Adloff s. Ath (V.).

Adler a) I. s. Athal (V.). b) III. der „Adler“, der König der Vögel, als Wappen- und Häuserzeichen beliebt. Zss. Steinadler. Güldenadler.

Adnot, Adolf, -ph s. Ath (V.).

Adrian s. Hadrianus.

Adt s. Ath (einst. K.).

Aegidius II. griech. von der Ägis, dem Schilde des Zeus: der „Beschildete“, ein seinerzeit berühmter Augustinermönch, Erzieher des nachherigen Königs von Frankreich, Philipps des Schönen, gest. 1316.

FN.: Ägidi (aus dem Gen. Aegidii zsgz., wie die Monats-N. Juni, Juli aus Junii, Julii), Egidy. — Volkstümlich gekürzte F.: Gilles (vgl. holl. Gillis, franz. Gilles); Gillessen.

Aemilius II. lat., N. der bekannten römischen Familie der Aemilier, vermischt mit dem deutschen Emilo (s. Amal).

FN.: Millies; Mellies (S. 38). Zss. Westermillies (westf.).

AG I. ahd. ekka, mhd. ecke, egge (vgl. lat. acies) „Ecke“, Kante, bes. in dem Sinne von „Schneide, Schwertesschärfe; Schwert“.

FN. Agebald: Eibold.

Agabert: Eggebrecht; EggebertEckebrecht; Eckenbrecht; EckbertEibert; Eyber. Gen. Egberts.

Agafrid: Eiffert.

Agihard: Eggard; EggertEgertEckhard; Eckard, Eccardt; EckertEichhardt; EichertEiert. Gen. AgartzEgts. Patr. A. EggerdingEckarter (südd.).

Agihari: EggerEckher; Ecker (Eckermann) — Eier. Gen. Eggers (Eggersmann westf.) — Egers. Patr. A. Eggering.

Vklf. (l): Eckerle. (l + n): Eckerlin.

Egiman: EckmannEimann.

Agemar: Eimer. Gen. Eimers.

Agarich: EyerichEirich. Gen. Eggerichs; Eggericks (ostfries.).

Agiovald: EgoldEckold; Eckhold; Eckgold; Eckelt. Gen. Eckholz.

Egward: Eckwert.

Agiolf: Egolf; EgloffEckwolf.

Einstämmige Kürzung Ag-.

Eggo, Ecko, Aio: EggeEgeEcke; EckAye; Ey. Gen. AggenEggen; Eggens (Kleinegges westf.) — Ecks; EckenAgena (ostfries.) — Eggena (ostfries.). Patr. Zss. Axen (aus Aggesen vom ostfries. VN. Agge).

Vklf. (i) Egi: Eckei. (l): Eckel. (k) Agico: Eicke; Eyk. Gen. Aiken. (z) Eizo: Eitze.

Zweistämmige Kürzung Agab-.

Agibo, Eibo: Eyb.

Zweistämmige Kürzung Agam-.

(Agimo): Gen. Eymeß.

Vklf. (k): Eimicke.

Aggen s. Ag (einst. K.).

AGIL I. Weiterbildung von Ag (berührt sich z. T. mit Athal in Formen ohne i in der ersten Silbe, wie Ehlert, s. Andresen S. 23).

FN. Agilperht: EilebrechtEllbrecht; Elbracht; Elbert.

Egilger: Elger. Patr. A. Elgering.

Agilard: Eilhard; EylertEhlert. Gen. Eilderts (ostfries.). Patr. A. EilerdingEhlerding.

[S. 97]

Agelhar: EgelerEcklerEhler. Gen. Ehlers.

Agilrich: Eilrich.

Agilward: Elwert.

Einstämmige Kürzung Agil-.

Agilo, Egilo, Eilo: AgelEgelEyleEhle. Gen. EgellsEils. Patr. A. EgelingEyling. Patr. Zss. Eilsen.

Vklf. (i): Egli (schweiz.) (k): Eileck.

AGIN I. Weiterbildung von Ag.

FN. Aganbert: Gen. Eigenberts.

Aginard (Eginhard, Karls des Großen Schreiber und Biograph): AhnertEginardEinhard; EinertEnet. Gen. Ehnders (ostfries.) — Eints (ostfries.).

Agenar: AgnerAhnerEgner.

Aginald: AhneltÄhneltEinold.

Aginulf: Egenolf.

Einstämmige Kürzung Agin-.

Agino, Egino, Eino: EgenEineEhne. Gen. EinsEnnen (vgl. ostfries. VN. Enno). Patr. A. Eining.

Vklf. (k): EinickeEnigk; EneichEnke. Patr. A. Enking.

AGIS I. got. agis, ahd. agiso, ekiso „Schrecken“.

FN. Egisrik: Eisrich; (umgedeutet) Eisenreich.

(Agisold): Eiswaldt; Eisold; Eiselt.

Aglaster III. ahd. agalastra, mhd. agelster „Elster“.

Agner s. Agin (V.).

Agricola III. Latinisierung für Ackermann, Bauer und Baumann — auch für Schnitter (Joh. Schnitter aus Eisleben, hervorragender märkischer Theolog des 16. Jh., von welchem auch die bekannte Sprichwörtersammlung herrührt). Aus Agricola wieder Grickel (s. Tschiersch, Formwandlungen deutscher Geschlechtsnamen S. 6).

Agternkamp s. Achternbosch.

Ahl-, Ähl- s. Athal (V., einst. K.).

Ahlff s. Ath (V.).

Ahmer s. Ath (V.).

Ahn- s. Agin (V.).

Ähnelt s. Agin (V.).

Ahr s. Ar.

Ahren-, Ahrn- s. Arin (V., einst. K.).

Aiken s. Ag (einst. K.).

Akemeyer s. Ath (einst. K.) und Meier.

ALB I. (got. albs) ahd. mhd. alp, angels. ālf, altnord. âlfr „Elf“ (S. 18).

FN. Alberad (Alfred): Elfrath.

Alpheri: Elbers.

Albarich: AlberichElfreich. Gen. Alverichs.

Einstämmige Kürzung Alb-.

Albo, Alpho: ElbeAlfElfe. Gen. Alben; AlvesElben; Elven.

Vklf. (l) Albila: AlbelElbel. (k): Albig. (k + n): Elpken.

Alb- s. a) Athal (V.) b) Alb (V., einst. K.).

Albinus III. Lat. für Weiß(e). (Allgem. deutsche Biographie). Albinus als Leibarzt der Königin Christine in den (schwedischen) Adelstand erhoben: Weiß von Weißenfels.

ALD I. got. alds, ahd. alt, altsächs. ald. „alt“.

FN. Altduom: Altum.

Aldhard: Aldthardt.

Althar: AlderAlter; Altherr.

Aldman: AltmannOltmannOllmannOhlmann. Gen. AltmannsOltmanns.

Alderich: AlderichOltrichHaltrichEltrich.

Alduig: AltwigOltwigOlwig.

Aldwin: Altwein.

Einstämmige Kürzung Ald-.

Aldo, Halto: AldeAlte; AltHalteOldeOlleOhle. Patr. A. Alding: Alting. Patr. Zss. Ohlsen.

Aleff, Alefs s. Ath (V.).

Alexander II. griech. „männerabwehrend“; außer Alexander dem Gr. Name mehrerer Päpste.

FN. Alexander. Mit Kürzung im Anlaut: XanderZander (s. Pott S. 111, wonach in Elbing Alexander als VN. in Zander gekürzt wird) — Sander (Schütt, Braunschweiger PN. 8).

Alexius II. griech. „Helfer“, N. vieler oströmischen Kaiser.

FN. Gen. Alexi. Gekürzte FF.: AllexLex. Patr. A. Lexer (südd. s. S. 36).

Alf- s. a) Alb b) Ath (V.) c) Athal (V.).

Alger s. Athal (V.).

Alheid, Alhelm s. Athal (V.).

Alitz s. Athal (einst. K.).

Aljets s. Athal (V.).

Alk- s. Athal (V., einst. K.).

[S. 98]

Allard s. Athal (V.).

Alle s. Athal (einst. K.).

Allebracht, Allerd-, Allers s. Athal (V.).

Allerheiligen III. verkürzt aus „Tag aller Heiligen“, Festtag in der katholischen Kirche — auch mehrfach als ON. vorkommend.

Alletag s. Athal.

Allex s. Alexius.

Allgäuer III. „einer aus dem Allgau“ in Vorarlberg und Bayern.

FN. Allgäuer; Allgeier; Allgayr; Allgöwer (worin noch das urspr. w — ahd. gawi — erhalten ist).

Allgeier, Allgöwer s. Allgäuer.

Allm-, Allram, Almer s. Athal (V.).

Alrich s. Athal (V.).

Alt- s. Ald (V., einst. K.).

Altbüßer III. „Schuhflicker“. Niederd. Olböter — niederl. Ouboter (Kleve).

Altherr a) I. s. Ald b) III. mhd. altherre „alter, angesehener Herr“, insbes. „Vorsteher einer Gemeinde“.

Alv- s. Alb.

Alw- s. Athal (V.).

AMAL I. wohl zu altnord. aml „Arbeit“. Ostgot. Königsgeschlecht der Amaler.

FN. Amalhari: AmlerEmelerEmmler.

Einstämmige Kürzung Amal-.

Amala, Emilo: Emele. Gen. Amels. Patr. A. Amalung 5: Amelung; Amelong; Amelang (auch Amerlang) — AmbelangAmmeling. Gen. Amelings (ostfries.).

Amann s. Ammann.

Ambelang s. Amal.

Ambronn III. „der am Brunnen Wohnende“.

Ambrosius II. griech. „der Unsterbliche“; der berühmte Kirchenlehrer, geb. zu Trier, gest. 397 als Bischof zu Mailand, ein Hauptbegründer des Kirchenliedes in der abendländischen Kirche, nach welchem auch der „ambrosianische Lobgesang“ (Te Deum laudamus) benannt ist.

FN. Ambrosius. Gen. Ambrosy; Ambrosay.

Mit Kürzung im Auslaut: Ambros; Ambrosch (oberdeutsch).

Mit Kürzung im Anlaut: Brosius; Brose (s. S. 37); Broos.

Vklf. (l): Brösel. (k): Brösicke; BröskeBrösgen.

Ambühl III. „der am Bühel d. i. Hügel“.

Amdohr s. Amthor.

Ameis III. das wegen seines „emsigen“ (von der Nebenf. Ämse) Fleißes sprichwörtl. gewordene Insekt (s. Sprüche Sal. 6, 6). Doch ebensogut zu altd. Amizo 9. Jh.

FN. AmeisOmeis.

Amel- s. Amal.

Amende III. „der am Ende des Ortes Wohnende“; auch getrennt: am Ende.

-amer s. Heim III.

Amke s. Ath (zweist. K.).

Amkreutz III. „(der) am Kreuz (Wohnende)“.

Ammann III. ahd. ambahtman, mhd. ambetman, ambtman, amman „niederer Beamter; urteilsprechende Gerichtsperson“.

FN. AmmannAmannAmmon.

Amme s. Ath (zweist. K.).

Ammeling s. Amal.

Ammer s. Ath (V.).

-ammer s. Heim III.

Am Rhyn III. (schweiz.) „am Rhein“.

Amthor III. „der am Tore wohnt“. Auch niederd. Amdohr und entstellt Amthauer.

Anacker III. „ohne Acker“ (ahd. âna, mhd. âne „ohne“). Vgl. franz. Santerre.

Ander- s. Andreas.

Anderbrügg III. niederd. „an der Brücke“.

Anderegg III. (schweiz.) „an der Ecke“.

Anderheit III. „an der Heide“. Vgl. Vanderheidt. Auch Anderheiden.

Anderkul III. (Gottschee) „an der Grube“ — auch An der Kull.

Andermahr III. „an dem Erdrutsch“ (der Moräne).

Andermatt(en) III. „an der Matte“ (Wiese). Johannes an der matten 1300.

Andermauer III. „an der Mauer“. Vgl. Hans auf der Mauer (Schiller, Tell).

An der Meulen III. (Geldern) „an der Mühle“.

Andreas II. griech. „der Mannhafte“; der Apostel, Bruder des Petrus (Kal. 30. Nov.).

FN. Andreas; Andrea; Andres (mit langem e); AndrießAnders, in breiter oberd. Ausspr. Andersch; Ander (Andermann). Gen. Andreä; Andrä; Andree (Andrée); Andre (André). Diese Accente deuten schwerlich auf franz. Ursprung, sondern sind leidiger Vornehmtuerei und Ausländerei entsprungen.[S. 99] Patr. Zss. Andresen (mit langem e in der mittleren Silbe); Andreessen; AndriessenAndersohn; Anderson; Andersen.

Vklf. (l): Anderl (bayr.) — Anderler.

Mit Umlautung des a in e (oberd.): Endres; Entres; Endriß; Endraß; Enders; Endre. Patr. A. Endresser (österr.).

Vklf. (l): Enderle (schwäb.). (l + n): Enderlin; Enderlein.

Mit Kürzung im Anlaut: Drees; Dreese; Dreis — mit den Zss. Dreesmann; Dräsemann; Driesemann. Patr. Zss. Dreassen; Dreessen.

Vklf. (k): Dräseke; Dreske (doch s. auch Thras).

Zerdehnt: Drewes; Drews; Dreeß (vgl. Andrewes Ebelingk 1480 Ilsenburg; Drewes als VN. in KBB, z. B. Drewes Köster) — Drebes. Patr. A. Drewing. Patr. Zss. Drewsen.

Vklf. (k): Drewke.

Aneshensel s. Johannes.

Anesorge s. Ohnesorge.

Angel- s. Angil (V., einst. K.).

Angen- = an dem, in FN. wie Angendohr, -feld, -heister, Angewisch (Niederrhein).

ANGIL I. gemischten Ursprungs: der Stamm Ingvi (germanischer Gott), erweitert durch das Suffix l, traf mit dem christlichen Lehnworte angil (angelus, Bote Gottes, Engel) zusammen und bildete so die Doppelquelle dieses zwitterhaften Angil. Auch der Volksname der Angeln kommt dabei in Betracht.

FN. Angilberht: Engelbrecht; Engelbert; Engelbrett. Gen. Engelbertz; Engelbarts.

Ingilbodo: Engelboth.

Angilfrid: Engelfried.

Angilhart: EngelhardEnglert. Gen. Engelarts (ostfries.) Patr. A. Englerding.

Angelher: Engeler; Engler.

Angilman: Engelmann, Englmann.

Angelmar: Angelmar.

Ingalrad: Angelrath.

Engilscalc: Engelschall.

Angilthiu, Hengildeo: Hinckeldey; Hinckelthey.

Einstämmige Kürzung Angil-.

Angilo, Engilo, Ingilo: AngellEngelIngel. Gen. Engels (Engelsmann). Patr. A. Engling.

Vklf. (k): Engelke (Vorname Engelke Mandüvel 1362). Zss. Engelkemeyer. Gen. Engelken; Engelkes; Engelkens. — Patr. A. Engelking.

Anhelm III. „ohne Helm“ (s. Anacker).

Anhuth III. „ohne Hut“ (s. Anacker).

Anker III. wohl Hausname, wie noch bei Gasthöfen („Goldner Anker“).

ANS I. zu altnord. âs, angels. ôs „Gott“ (S. 18); die Anses (Jordanes).

FN. Ansobort: Asberth; AsbahrOsbarth; Osbahr.

Ansiprand: Asbrand; Aspern.

Ansher: AnserÖser.

Anshalm: Anselm.

Osman: Aßmann (VN. in den Akener Schöffenbüchern) — Osmann.

Ansmar: Oßmer.

Ansmod: Assemuth; Asmuth.

Ansemund: Osmund.

Ansovald: Osewaldt; Oswald.

Einstämmige Kürzung Ans-.

Anso, Aso: AssOseÖhse. Patr. A. AssingÖsing.

Vklf. (l) Ansilo, Ensilo, Asilo: AnselEnsleAsel. (l + n): Enslin. (k) Ansich: Oske.

Ansinn III. „ohne Sinn“ (s. Anacker).

Ansorg s. Ohnesorge.

Antenbrink III. niederd. „Entenbrink“.

Antonius II. 1) der h. Antonius, der im 4. Jh. als Einsiedler in der thebaischen Wüste Ägyptens lebte. 2) Antonius von Padua, berühmter Prediger im 13. Jh., der auch den Fischen gepredigt haben soll.

FN. Antonius; Anton. Gen. Antoni, Antony — (deutsch) Antons.

Mit Kürzung im Anlaut: ToniusTönnies (VN. in KB.). — Tönges; Tönniges (Thonyghes van dem borne 1458 Pomm. Urk.) — mit j ostfriesisch: Tonjes; TönjesDonigesDönniges; Dönges. Patr. A. Tönnießen (Vechta).

Apel- s. Ath (V., zweist. K.).

Apfel III. als FN. in den Zss.: Eichapfel. Güdenapfel. Kühnapfel. Holzapfel.

[S. 100]

Apitz, Apitzsch, Apley s. Ath (zweist. K.).

Apollonius II. griech. „der Apollonische“, nach dem Gotte Apollo; Märtyrer unter Kaiser Commodus im 2. Jh.

FN.: PlönniesLönnies (dreisilbig zu sprechen: Plönni-es, oder Plönjes, s. S. 38).

App- s. Ath (V., zweist. K.).

Äppli s. Ath (zweist. K.).

Aprill, Aprell s. Aberell.

AR I. got. ara, ahd. aro, mhd. ar „der Aar“.

FN. Arawald: AroldArlet; Arlitt; zsgz. Arlt.

Arulf: Arloff.

Einstämmige Kürzung Ara: Aar, Ahr.

ARB I. got. arbi, ahd. arpi, erbi, mhd. erbe „das Erbe“.

FN. Arbogastes 4.: Arbogast.

Erbhart: ArbertArpertErbert.

Erphari: Erber.

Erfman: Arfmann.

Arbrih: Erbrich; Erbreich.

Erpold: ErpoldErbt. Patr. A. Erpelding.

Einstämmige Kürzung Arb-.

Arbio, Erbo: Arp (niederd. Taufname noch 1770 Brem. Wörterb.) — ErbeErve. Gen. ArpsErbs; Erbsch; Erben. Patr. A. ErbelingErplingErfling (Lippe).

ARCAN I. ahd. ercan „echt, freigeboren, edel“. Arcambald.

FN. Ercanberaht: Erkenbrecht.

Erchanoald: Archenhold. Gen. Archenholtz.

Ardelt s. Hard (V.).

Aren- s. Arin (V., einst. K.).

Arfmann s. Arb.

Argelander s. Lehmann.

ARIN I. erweiterte F. von Ara.

FN. Arnbreht: ArmbrechtArrenbrecht.

(Arinhart): Arnhard; ArnertErnert.

Arnheri: Erner.

(Arnric): Arnrich.

Arnoald: Arnwaldt; Arnold; Arnholdt (zerdehnt Arenhold, Ahrendhold); Arnal; ArnethArendt mit der Zss. Meierarend; ArndOrnold. Gen. Arnolds; ArnholdsAhrnholtzArenz; Arndts, Arntz (lat. Arnoldi). Patr. Zss. Arndsen.

Vklf. (i): Ärni, Erni (schweiz.).

Mit Kürzung im Anlaut (S. 23 Anm.):

Noldt; Nolte (Abkürzung für Arnold in Elbing, s. Pott S. 111). Zss. Branolte (= Nolte Brandes) — NölteNolle. Gen. Nolden — Zss. Kleine-Nolten (westf.); latinis. Noltenius. Patr. A. NoldingNölting.

Vklf. (k): Nöldecke. (k + n): NöldechenNölken. (z): Noltze.

Einstämmige Kürzung Arn-.

Arno: ArnemannAhrenErno (Ernemann). Gen. Ahrens (Zss. Marahrens). Patr. A. ArningAhrning. Patr. Zss. Arnsen.

Vklf. (k): Arnecke; Arnke. Gen. Arenkens (ostfries.).

Arl- s. Ar.

Armborst s. Armbrust.

Armbrecht s. Arin.

Armbriester s. Armbruster.

Armbrust III. vor dem 12. Jh. nicht erscheinend, durch Eindeutschung aus dem mlat. arcubalista entstanden.

FN. Armbrust; Armborst.

Armbruster III. mhd. armbruster. 1) „Verfertiger von Armbrüsten“; 2) „Armbrustschütze“.

FN. Armbruster; Armbröster; Armbriester — von Armst (zsgz. aus Armbrust): Armster.

Armengaud, Armerding, Armgard s. Irmin (V.).

Armster s. Armbruster.

Arn- s. Arin (V., einst. K.).

Ärni s. Arin (einst. K.).

ARNUST I. ahd. ernust, mhd. ernest, ernst „Ernst“, d. i. urspr. der ernsthafte, entschlossene Kampf, angels. eornost „Zweikampf“.

FN. (Zsgesetzte N. bisher nicht nachgewiesen.)

Arnust 8.: ArnstErnestErnst. Patr. A. Ernsting. Lat. (Gen.) Ernesti.

Arp- s. Arb.

Arrenbrecht s. Arin.

Art- s. Hard (V., einst. K.).

As- s. Ans.

[S. 101]

ASC I. ahd. asc, mhd. asch „die Esche“, deren Holz zu Lanzenschäften und Schiffen verwendet wurde, daher auch „Eschenspeer; Boot“. Im Mhd. heißt die Esche geradezu sperboum.

FN. (Aschard): AschertEschert.

Aschari: Ascher (Aschermann) — Escher.

Ascman: Eschmann.

Ascarich: Eschrich; Escherig.

Ascolt: Aschhold. Gen. Eschholtz.

Asculf: Eschloff.

Einstämmige Kürzung Asc-.

Asco: Asche; AschEsche.

Vklf. (l): EschleÄschlimann (schweiz.). (k): AschkeEschke.

Asch-, Äsch- s. Asc.

Aschenbrand, -brenner III. s. S. 41.

Ascher a) I. s. Asc b) (jüd.) „Glücklicher“.

Asmus s. Erasmus.

Asper III. (schweiz.) vom Hofe Asp bei Wollishofen, wo das Geschlecht noch heute wie schon vor 500 Jahren (Heinrich Asper uf Aspen) sitzt. (Tobler-Meyer, deutsche FN.)

Aß-, Ass- s. Ans — doch.

Aßmy s. Erasmus.

Assemacher, Assenmacher III. halbniederd. „Achsenmacher“.

ATH I. wohl Stamm zu Athal „Adel“, mit welchem es mehrfach zusammenfließt. (Athaulf, Gotenkönig, Schwager des Alarich 5. Jh.)

FN. Adabald: Appold; AppeltApelt.

Athuberaht: AbbrechtApprichtAppertAbrecht; Abert.

Vklf. (l): Aberle (württ.) — Äberli (schweiz.).

Adamar: AmmerAhmer.

(Adanot): Adnot.

Athald: Adelt.

Athaulf 5.: Adolph; AdloffAleff, zsgz. AhlffAlf. Gen. AdolfsAlefs; Aalfs (ostfries.). Patr. A. Alfing. Patr. Zss. Adolphsen (schlesw.). Mit Kürzung im Anlaut: Dolf. Gen. Dolffs.

Einstämmige Kürzung Ath-.

Ado, Atto: Ade; Adt. Gen. AddenAtten. — Adena (ostfries.). — Atsma (ostfries.).

Vklf. (k) Athacho, Acco: Acke. Gen. Adickes; Adix. (z) Azo: Atze.

Zweistämmige Kürzung Athb-.

Abbo, Abo: AppeAbo; Abe. Gen. Abben.

Vklf. (l): Appel (Appelmann) — Abele; Abel (Abelmann) — Apel. Gen. Abels. Patr. A. Abeling. (l + i): ÄppliApley. (l + n): Abelein. (k): Abich; Abick. Gen. AbekenAapkenAbekena (ostfries.). Patr. A. Abeking. (z): Apitz; Apitzsch (Kgr. Sachsen).

Zweistämmige Kürzung Athm-.

Amo: Amme.

Vklf. (k): Amico: Amke.

ATHAL I. ahd. adal, mhd. adel „Geschlecht, Adel“, ein in EN. nur anlautend, aber außerordentlich häufig gebrauchter Stamm.

FN. Athalbald: Albold.

Athalberaht: Albrecht; Albracht; Albert. Zss. Alberternst (München) — AllebrachtAhlbrechtEhlebracht. Gen. Alberts, Albertz (lat. Alberti) — Elbregts (ostfries.). Patr. A. Elperting. Patr. Zss. Albertsen.

Adalbrand: AlbrandAhlbrandEllbrandt.

Athaldag: AltagAlletagAlldey.

Athalfrid: Alfert (Alfermann).

Adalgar: Alger; Alker.

Adalgis: Adelgeiß — (umgedeut.) Adelgeist.

Adalgoz: Adlgos.

Adalgrim: Ahlgrimm.

Adalhaid f.: Alheid. Gen. Aljets (ostfries. von dem weibl. VN. Aljet = Adelheid, s. Ruprecht S. 7).

Adalhard: AdelhardtAllard; AllerdtAhlertEdelhardtEhlert (doch auch zu Agil). Patr. A. Allerding.

Adalhari: Adeler; AdlerAhlerEdeler. Gen. AllersAhlersÄhlers. Patr. Zss. Allerssen.

Adalhalm: AdelhelmAlhelm.

Adalhoh: Adlhoch.

Adalraban: Allram.

Adalhrod: Ahlroth.

[S. 102]

Adalman: AdelmannAllmannAhlmann.

Adalmar: Almer. Gen. Allmers.

Adalric: AlrichAalderk (fries.).

Adelstein: Adelstein.

Athalwart: AdlwerthAhlwardtEdelwerth; Edelwirth.

Adalwich: Alwich.

Athaluin: Alwein.

Einstämmige Kürzung Athal-.

Adalo, Allo, Edilo: AdelAlleAhleEdele; EdelElleÄhleEhl. Gen. AdelsAllenAhlenEdelsEhlen. Patr. A. Adalunc: AdelungEddelingEhling.

Vklf. (k) Alico: Ahlig; Ahlke. Gen. Alken. (z) Alizo: Alitz.

Atsma, Atten, Atze s. Ath (einst. K.).

Au III. 1) deutsch vom ahd. awa, ouwa, mhd. ouwe, urspr. „Wasser, Fluß“ (vgl. Königsau in Schleswig); diese Bed. tritt aber im Laufe der Zeit immer mehr zurück und die eines „bewässerten Wiesengrundes“ immer mehr hervor. Nhd. Aue, Au — dänisch ö (Insel) — friesisch og (Wangeroog u. a.).

Au in vielen ON. zweites Glied der Zss.

FN. Buchenau. Kronau. von Rabenau. Adenaw (O. Adenau, Rgb. Koblenz).

2) slawisch, aus ow verdeutscht (s. ow).

FN. Bülau neben v. Bülow. v. Rantzau neb. Ranzow. Stremlau neb. Stremlow.

Ableitung auf -er (oberd.):

FN. 1) -auer: Blumauer. Eichenauer. Eipeldauer. Kronauer. Rheinauer. Wiesenauer. Helmsauer (Helmsau). Hilsensauer (Hilsens-au). (Meist jedenfalls von 1) und oberdeutsch; aus Niederdeutschland nur in modern jüdischen N. wie Warschauer). Umgedeutet: Hasenhauer (O. Hasenau). Schwarzenhauer (O. -nau).

2) -euer: Adeneuer. Gersteuer. Entstellt -eier: Haseneier. Horneyer (O. Hornau). Morgeneyer. Ramseyer. Waldeyer.

Aubel s. Aud (zweist. K.).

AUD I. got. aud- (in audags), altsächs. ôd, ahd. ôt- (in ôtag reich), „reicher Erbbesitz, Erbgut“. Noch in Allod.

FN. Autbald: Oppold; OppeltOpelt; Opet.

Audoberht; AudebertOdebrecht; Odebrett; OdenbrettOppert (OppermannObbermann) — Obrecht; Obert; Ober. Gen. AupersÖppers.

Vklf. (l): Oberle. (l + n): AuberlenOberlin.

Autfrid: AuffermannUffertOffer. Gen. OffersOfers.

Audagar: OttigerÖtikerÖtkerOckermannÖcker.

Autgart: OckardtÖkertUckert.

Audchar (Hothar): OderOtter (Ottermann) — Hotter. Gen. Öters. Patr. A. Ötterling. Patr. Zss. Otersen.

Otleib: OtleppUthleb.

Autman: OdemannOthemannOttmann.

Audomar: OthmerÖhmerOmmer. Patr. A. Ömering.

Audericus: OdrichÖttrich.

Audowald: Odewald.

Audulf: Oloff, zsgz. Ohlf. Gen. Olfen. Patr. Zss. Olfsen.

Einstämmige Kürzung Aud-.

Audo, Odo, Hoto: AudtOdeOtto; Otte; Ott (mit den Zss. Meierotto; FeldottoBrunotte; JanotteSchwarzott) — ÖtteHotho; HothHotto; HotteUhdeUth. Gen. OdenOttes; Otten (Zss. Ottenjan); Ottens (Zss. Ottensmeyer). Patr. A. ÖdingOttingOdinga (ostfries.) — Uhder. Patr. Zss. Ottsen.

Vklf. (l) Audila: AulÖddelÖttleÖhle. (l + k): Aulike. (k) Audac, Occo: OtkeÖck. Gen. Oetken; Oetjen (ostfries. oe = ô) — Ottjes (ostfries.) — Ocken. Patr. A. Ockinga (ostfries.). (k + l) Ochilo: Ockel, Ockhl (Ockelmann). (z) Auzo: AutzeÖtzmannUtz. (z + l) Ozilo: Ötzel.

Zweistämmige Kürzung 1) Audb-.

Oppo, Opo (Stark 118): Oppe. Gen. OppenÖppenÖben.

Vklf. (l): AubelOppelOpel; Obel. Gen. Öbels. (k): ÖbbeckeÖpke. (z) Opizo (Stark 145): OppitzOpitz; Obitz.

[S. 103]

Zweistämmige Kürzung 2) Audf-.

Offo: OffeÖff. Gen. OffenOhfen.

Vklf. (l): OffelÖfele.

Zweistämmige Kürzung 3) Audm-.

Ommo, Omo: Ohme; OhmÖhme. Gen. OhmenÖhmsOmmen (Norderney); Ommena (ostfries.). Patr. Zss. Ohmssen.

Vklf. (k): Ohmich; OhmckeÖhmigke; Öhmke. (k + n): Öhmichen.

-auer s. Au.

Auf dem Garten III. s. S. 54.

Auffahrt a) I. s. Aud (V.).
b) III. = Himmelfahrt(stag).

Aufdermauer III. (schweiz.) „auf der Mauer“.

Auffenberg III. = „auf dem Berge“, vgl. Martinus Updenberge (Klemp.). So auch wohl Aufenacker = „auf dem Acker“.

Auffermann s. Aud (V.).

Aufmkolk III. „auf dem Kolk“ (Wasserloch).

Aufm Ordt III. „auf dem Ort“ (Spitze, Rand, Grenze).

Auge III. in mehreren Zss., bes. nach der Farbe (wie Wernher der Grünaug 1404): Rothauge; Rodaug. Gansauge. Weinauge.

Augustus II. lat. „der Erhabene“, Beiname des ersten römischen Kaisers Octavian.

FN. AugustAugst. Gen. Augusti.

Augustinus II. Ableitung von Augustus; der h. Augustinus, der große Kirchenlehrer, Bischof zu Hippo (jetzt Bona) in Afrika, gest. 430.

FN. Augustin — entstellt Augstein. Gen. Augustiny.

Mit Kürzung im Anlaut: Stinus.

Aul s. Aud (einst. K.).

Aupers s. Aud (V.).

Ausderau III. „aus der Aue“.

aus’m Werth III. „aus dem Werder“ (Insel) s. S. 54.

AUST I. zu ahd. ôstan, mhd. ôsten „der Osten“; scheint (wie west, nord, sund) solche Personen zu bezeichnen, die aus den genannten Weltgegenden herstammen, deshalb nach Förstemanns Beobachtungen bes. häufig bei den so weit nach Westen vorgedrungenen Franken. Da der Zug deutscher Stämme in der Völkerwanderung wesentlich die Richtung von Osten und Norden her hatte, erklärt es sich auch, warum diese beiden Himmelsgegenden in den altdeutschen PN. an Häufigkeit der Verwendung den Westen und Süden so sehr überragen. Doch haben mythologische Beziehungen mitgewirkt (Ostara, Gottheit des aufsteigenden Lichtes) — bei diesem Stamme auch christliche (Ostern), s. Austar.

FN. Ostold: Osthold.

Austoricus 8: Osterich.

Einstämmige Kürzung: OhstÖste (Östmann). Patr. A. Oosting (ostfries.).

AUSTAR I. Erweiterung von Aust.

FN. (Austreman): AustermannOstermann.

Austrouald: Osterwald (auch ON.); Osterhold.

Austrulf: Osterloff.

Einstämmige Kürzung Austar-.

Oster: AusterOsterÖster.

Vklf. (l): Österle. Patr. A. AusterlingOsterlingÖsterling. (l + n) Austrolenus: Österlin; Österlein; Österlen.

Austermühle III. „aus der Mühle“ (S. 54).

Austerwischen III. „aus der Wiese“. Noch getrennt: aus der Wischen.

Autze s. Aud (einst. K.).

Avemarg III. = Ave Maria (Hermann Avemarie 1434 Lipp. Reg.).

Avenarius III. Latinisierung für Habermann.

Averdieck III. (niederd.) „oberhalb des Teiches“.

Axen, Aye s. Ag (einst. K.).

B.

Baader s. a) I. Bad (V.) b) III. Bader.

Baake s. 1) Bag 2) Bald (einst. K.).

Baar- s. Bera (V., einst. K.).

Baath, Baatz s. Bad (einst. K.).

Babbe s. Bad (zweist. K.).

Babendererde III. niederd. (Mecklenb.) „über der Erde“ (in welchem Sinne?), vgl. Chonradus uf der Erde 1194.

Babst s. Pabst.

Bach s. a) I. Bag b) III. Bach.

Bach III. ahd. pah, bah, mhd. bach, altsächs. biki bildet urspr. Flußnamen, dann auch Benennungen von Orten, die an den Flüssen liegen — heutzutage hochd. -bach in tausenden von Namen, niederd. -beck (spr. bäk, mit gedehntem, offenem e, daher auch[S. 104] in der Schreibung) -bek, -beek; -becke. Häufig elliptisch: Weißenbach = zum weißen Bach; Langenbeck.

FN. Bach (= am Bach, s. Lubbeke bi der beke fries. Urk. Pott 543 — Bach auch häufiger ON.) Zumbach. — Bachmann. Anspach. Hilspach. Perkhausen von Aiglspach (wie auch Pachmayr Münch.). — Achenbach. Erlebach; niederd. Ellerbeck. Feuerbach. Grumbach. Hagenbach. Marbach. Raupach (O. Raubach). Roßbach. Seebach. Süßenbach. Niederdeutsch: van der Beck, Beeck (Bek niederd. weiblich). Terbeck. — Billerbeck. Düsterbeck. Einbeck. Goldbeck (Klemp. Goltbeke 1369). Langenbeck (O. in Hannover, welchem hochd. Langenbach in Bayern, Nassau entspricht). Lilienbeck. Lutterbeck (O. Lutterbeck u. -bek). Mühlenbeck; ganz niederdeutsch Möllenbeck (westf.). Nordbeck (O. Nordenbeck). Overbeck. Rohrbeck. Schwanebeck. Schwarzenbeck (neben hochd. Schwarzenbach). Seebeck. Steinbeck. Westerbeck. von dem Knesebeck (Kn. Dorf in Hannover).

Selten -becke: Harbecke (O. im Regb. Arnsberg). Thorbecke (flämisch, deutsch Thorbeck O. in Mecklenb., Hannov.).

Ableitung auf -er (oberd.):

1) -pacher (bes. nach s): Dürenpacher (neben Durnbacher, O. Dürnbach in Gottschee). Gerspacher. Rinderspacher. Rummelspacher. Überpacher (Wien, O. -bach).

2) -bacher: Embacher. Föhrenbacher. Kuchelbacher. Speckbacher. Steinbacher.

Daneben ist bemerkenswert eine F. mit Umlaut:

3) -bächer, gew. -becher (wo dann der Schein einer Zss. mit dem Hauptw. Becher entsteht). Während im Hochdeutschen die umlautfreie F. bei solchen Ableitungen von ON. auf -bach jetzt alleinige Geltung hat, z. B. „das Hambacher Fest“, „Weilbacher Brunnen“, weisen oberdeutsche Mundarten den Umlaut auf, z. B. die alemannische (Hebel: „’s Mambecher Hätteli“ von Mambach im Oberrheinkreis). Demnach finden sich:

Arzbächer. Offenbächer. Vogelbächer. Weilbächer. Dörrenbächer, auch Dörrenbecher. Reichenbächer, auch -becher. Isselbächer, auch -becher (s. Verlustliste Nr. 91: Isselbecher aus Isselbach, wo demnach die Zusammengehörigkeit recht in die Augen springt). Eberspecher neben Eberspacher (München). — Cumbecher. Eschenbecher. Leutbecher. Merschbecher. Nußbecher. Odenbecher. Rohrbecher. Schneckenbecher. Seidenbecher. Steinbecher. Stürzelbecher. Weidenbecher. Wittenbecher.

Zu diesen sämtlichen N. finden sich entsprechende ON. auf -bach in Rudolphs Lex. Dementsprechend wird auch Holzbecher abzuleiten sein, da es mehrere O. Holzbach gibt, obwohl der N. auch von einem Geräte abgeleitet, „(der mit dem) Holzbecher“, einen guten Sinn ergäbe.

(In Bayern und Österreich begegnet mitunter -beck, -böck für -bach (-bacher) als FN., so Hotzbeck, Adenböck, Deisböck, Waitzenböck s. Steub S. 146).

-bacher, -bächer s. Bach.

Bäck s. Beck.

Backe s. a) Bad (einst. K.) b) Bag c) Bald (einst. K.).

Backer s. Becker.

Backfisch III. „Fisch zum Backen d. i. Bratfisch“.

Backhaus III. „der am (oder im) Backhause wohnt“. Niederd. Backhus (S. 54, Anm. 2). Doch gibt es auch ein Dorf Backhaus (im Rbz. Koblenz).

Backmeister III. auch Bacmeister, mhd. bachmeister „Aufseher der Bäckerei“, Oberbäcker. („Lütke oder Lüdeke, d. i. Ludwig Willens war oberster Bäcker bei dem Herzog von Braunschweig zu Lüneburg, und da er hiernach aller andern Bäcker Meister war, so wurde er von den Hofleuten gemeiniglich „Lütke Backmeister“ genannt. Sein Fürst, als er dies hörte, befahl, daß er und seine Nachkommen diesen N. immer als einen[S. 105] Geschlechts- und Zunamen führen sollten“. Adolf Bacmeister, Germanist. Kleinigkeiten).

BAD I. zu altnord. bodh, angels. beado „Kampf“, die ein ahd. patu voraussetzen (S. 14).

FN. Patager: BaggerBättger.

Bathari: Bader, BaaderBäderPäderBetter.

(Baduman): BahmannBethmann.

Badomar: BattmerBammerPammer.

(Badold): BadeltBathelt.

Einstämmige Kürzung Bad-.

Bado, Pato: BadePahdeBathe; BaathPatheBeedeBethePäthe.

Patr. A. Bading.

Vklf. (l) Patilo: PadellPätelBathel. (k) Baducho: BadekeBattigBackeBätkeBethgePethke. (z) Pazzo, Bezo: Batz, — PatzeBatschBaatz. (z + l) Bezilo: Batzel. (z + k) Bezeco: Patzke; Patzig.

Zweistämmige Kürzung Badb-.

Babo, Papo: Pape (doch s. auch Pfaffe) — Babbe. Patr. A. Papinga (ostfries.).

Vklf. (l) Babilo: Bebel. (k): PapkePäpke.

Bad- s. Bad (V., einst. K.).

Badenheuer s. Bardenheuer.

Bader a) I. s. Bad (V.) b) III. urspr. der, welcher den Badenden bedient, dann „Besitzer einer Badestube“. (Hans Paders Padstuben 1437 Bacm.). Derselbe schor auch den Bart. (Vgl. Badstüber).

Bäder s. Bad (V.).

Badstüber III. Die öffentliche Badestube (ahd. stuba, mhd. stube aus lat. stupa „heizbares Zimmer“), wo auch zur Ader gelassen und geschröpft wurde, spielte früher eine große Rolle im städtischen Leben, sie war vielfach der Mittelpunkt, an welchem sich Bürger zur Besprechung städtischer Angelegenheiten versammelten. Daher zahlreiche FN., die auf Besitzer solcher Badestuben zurückgehen:

Badstuber (Wien); Badstüber (wie es auch „Badstüberstraßen“ gibt — merkwürdig entstellt (sächs.) Patschdieber.

Dann geteilt 1) Bader. 2) StüberStieberSteuberStoiber (österr.). Niederd.: StöberStöwer (Gött. UB. 1383: Stovere).

Mit dem n der schwachen Bildung:

BadstübnerStübenerStöbener.

BAG I. zu ahd. bâgan „streiten“. Bagodeo.

FN. (Bagarih): Beyrich.

Einstämmige Kürzung Bag-.

Bago, Bacco: BageBackeBaackeBachPach. Gen. BackesBax. (Doch s. auch Bald u. Bad).

Bagger s. Bad (V.).

Bahl- s. Bald (V., einst. K.).

Bahmann s. Bad (V.).

Bähr- s. 1) Ber (einst. K.) 2) Berin (V., einst. K.).

Bahr- s. Ber (einst. K.).

Baier III. „der Baier“. Auch Bayer, BeyerPeyer.

Vklf. Beierle.

Baintner s. Bünd.

Bakker s. Becker.

BALD I. got. balths, ahd. pald, bald, mhd. balt „kühn“ (jetzt nur noch Umstandsw. „bald“); vom deutschen entlehnt ital. baldo.

FN. Baldhard: BallertBollertPollart; PollertBohlert.

Baldher: BalterBallerBolderBollerPollerBöller. Patr. A. Baldring.

Paldhram: PaldramusPeldram.

Baldroh: Poltrock.

Baldmann: BaldemannBahlmannBoldemannBoldtmannBollmannPollmannBohlmann.

Baldemar: BallmerPalmerPollmarBellmer.

Baldarich: Baldrich.

Paldewart: Bollward.

Baldwig: Ballweg; BalweyBollwöck.

Baldavin: BaldeweinBolwin, BollwienPollweinBullwein.

Baldulf: BaldaufBalluf; Ballauf Pallauf (bayr.) — Waldauf (Gottschee, wo b u. w mundartl. wechseln) — Bolluf.

(Baldawan): BollwahnBolduan (Boldewan 17. Jh.).

[S. 106]

Einstämmige Kürzung Bald-.

Baldo, Ballo: Balde; BaldBallBahlPahlBoldeBolteBölteBollePollBohleBöhl. Gen. BaldesBoltenBohlen. Patr. A. Baldung: BallingBollingBöllingBöhling.

Vklf. (k) Baldiko, Bolko: BalkeBacke, Baake (s. Stark S. 73; nordfries. Backe = Baldicke) — BolkeBöldicke; BöldgeBöhlke; BölkBock (s. auch Burg). Patr. A. Böcking. (k + l): BockelBöckel. (z) Balzo: BalzeBalleisBoltze; Bolz (Boltzmann) — Polz. (z + l): Pölzl.

Auslautend (199 mal Först.):

-bald: Sebald.

-bold: Siebold.

-pold: Seypold — selten -polt: Seepolt.

-blot: Humblot.

-belt: Liebelt.

-pelt: Leipelt.

-ball: Niedball.

-bol: Sambol.

-bel: Sybel.

-pel: Seyppel.

-bet: Gerbet. Siebeth.

-bt: Seibt.

Balke s. Bald (einst. K.).

Ball- s. Bald (V., einst. K.).

Ballester III. „Armbrustschütze“. (Vgl. altfranz. arbalestrier.)

Ballschmieter III. niederd. (Rügen) „Ballwerfer“. Auch Balschmieder.

Balster s. Balthasar.

Balter s. Bald (V.).

Balthasar II. Beltschazar, Belsazar, (babylon.) „sein Leben schirme“, einer der h. drei Könige, wozu die Legende die Weisen aus dem Morgenlande gemacht hat (Kal. 6. Jan.).

FN. Balthasar. Zsgz. Balzer (als VN. noch im 18. Jh.: Baltzer Bruswitz 1870 KB.) — Balster. Gen. Balsters (ostfries.).

Mit Kürzung im Anlaut: Hauser (bayr.).

Balwey s. Bald (V.).

Balze s. Bald (einst. K.).

Balzer s. Balthasar.

Bammer s. Bad (V.).

BAND I. zu langobard. bandu „Kriegsbanner“, vgl. ahd. pant, bant, mhd. bant, Band (doch ist auch altsächs. bant, ahd. panz „Gau“ in Betracht zu ziehen).

FN. Bandhard: BannertBendert.

(Bandheri): PanderBender.

(Bandmar): Bandemer. Vklf. Pemmerl.

(Bandold): Bandhold.

Einstämmige Kürzung Band-,

Bando: BandoBanteBonne (fries.). Patr. A. BanningPanningBentinck.

Vklf. (l): Bandel (Bandelmann); BandlePandelPantellBantelPendeleBendel. (l + n): Bandelin. (k): BandichBantkePanneke. Gen. Bantjes (ostfries.). (z) Panzo, Benze: PantzPantschBanseBenzBense (Bensemann). (z + l) Patr. A. BenzlerBenseler.

Bann-, Banse, Bant- s. Band.

Baptista II. griech. „der Täufer“; St. Johannes der Täufer.

FN. Battist.

Bar-, Bär- s. 1) Ber (V., einst. K.) — 2) Berin (V., einst. K.).

BARD I. ahd. barta „Barte“ (Axt) — altnord. bardi „Riese“ (mischt sich mit beraht).

FN. Bartholf: Bardolph.

Einstämmige Kürzung Bard-.

Bardo: BardeBahrdt.

Vklf. (l) Bardilo: Bardel.

Bardelmes s. Bartholomäus.

Bardenheuer III. „der Barten (ahd. parta, mhd. barte, Beil, Streitaxt) zuhaut“, anfertigt. Entstellt: Bardenheier; Badenheuer.

Bardolph s. a) Beraht (V.) b) Bard.

Barends s. Berin (V.).

Bärenfänger III. s. S. 41 — auch allgem. „Bärenjäger“, da Bärenfang nicht bloß die angelegte Grube bed., in welcher sich B. fangen sollen, sondern auch überhaupt die Bärenjagd.

Bärens s. Berin (einst. K.).

-barg, -bargen s. Berg.

Barfuß III. (schon im 12. Jh.) — Parfuß (österr.). Niederd. barft aus barfot, dah. Barfknecht.

Bargmann s. Bergmann.

Barnert s. Berin (V.).

[S. 107]

Bart III. der „Bart“. Chonrad Mitembart, Ch. cum barba 13. Jh. Vgl. auch Eberhard im Barte, H. Ludwig mit dem Barte.

Seit dem 12. Jahrh. ward (nach Schultze Modenarrheiten S. 43) das glatte Gesicht die Regel, und alle Bartformen waren Ausnahmen, besonders bei hohem Alter und hoher Würde (der Fürsten) sich findend. Daher mußte ein bärtiges Gesicht um so mehr auffallen und konnte um so eher zu einem Beinamen Veranlassung geben.

Erst während der Reformationszeit begann man allgemeiner den Bart wachsen zu lassen, und während des dreißigjährigen Krieges war derselbe in den mannigfachsten Formen Mode. Als solche zählt Moscherosch auf: Zirkelbärtel, Schneckenbärtel, Jungfrauenbärtel, Dellerbärtel, Spitzbärtel, Entenwädele, Schmalbärtel, Zuckerbärtel, Türkenbärtel, spanisch Bärtel, italienisch Bärtel, Sonntagsbärtel, Osterbärtel, Lillbärtel, Spill-, Drill-, Schmutzbärtel, Stutz-, Trutzbärtel usw.

FN. Bart, Barth. — Zss. Breitbart. Buntebarth. Flachsbart. Judenbart. Rauschbart (vgl. Eberhard der Rauschebart). Rothbart. Schlitzbart. Schmalbart. Schweizerbarth. Spitzbart („Everhardus der Spizebart“ Stark S. 153). Weißbart.

Bart- s. Beraht (V., einst. K.).

-bart s. a) I. Beraht b) III. Bart.

Bartel s. a) I. Beraht (einst. K.) b) II. Bartholomäus.

Barth a) I. s. Bard b) I. s. Beraht c) III. „der mit dem (langen) Barte“ (Golz mit dem Barte 1327) — auch ON.

Barthol s. a) I. Beraht b) II. Bartholomäus.

Bartholomäus II. hebr. „Sohn des Tolmaï“; Apostel. (Kal. 24. Aug.)

FN. BartholomäusBartelmusBarthelmeßBardelmesBartlme. Gen. BartholomäBartholmey.

Gewöhnlich wegen seiner Länge in zwei Hälften zerschnitten: 1) Barthol; Bartel (vgl. schweiz. Bartli, bayr. Bartl). 2) Mewes (mit eingeschobenem w, vgl. niederd. Bartelmeews, Meewsdag: 24. Aug., up ollen Bartelmeiwes: 5. Sept. nach dem alten, julianischen Kal. Berghaus, Sprachschatz der Sassen); MewsMöwes; Möws — das w in b verhärtet: Mebus; MebesMöbus; Möbes. Latinis.: MeviusMöbius. Patr. Zss. Mewissen.

Bartsch, Bärtschi s. Ber (einst. K.).

Barz a) I. s. Ber (einst. K.) b) III. ON. (in Mecklenb.).

Basler III. „einer aus Basel“. Auch Bäsler.

Bassüner III. mhd. busûnaere, mittelniederd. basûner „Posaunenbläser“.

Bast- s. Sebastianus.

Bastineller III. (Tirol) „einer aus Bastianello“.

Bath-, Bätke s. Bad (einst. K.).

Batt- s. Bad (V., einst. K.).

Bättger s. Bad (V.).

Batsch, Batz- s. Bad (einst. K.).

Bauch III. in einigen Zss.: Breitenbauch (der mit dem br. B.). Gutschebauch. Schmerbauch.

Bauck s. Baug.

Baudissin, von III. altes lausitzisches Adelsgeschlecht, Stammort Bautzen (früher Baudissin).

Bauer III. mhd. bûr (auch bûwaere, ahd. pûâri, bûâri) „der den Acker baut“, Gegensatz zu herre (Ritter), später auch zu burgaere.

FN. Bauer, in älterer F. Baur. Südd. Paur; Pauer. Niederd. Buhr — in Ostfriesland mit Artikel de Buhr, in holländischer Schreibung de Boer (S. 40).

Vklf. (l): Bäuerle (schwäb.); Bäuerlein.

Zss. (bes. zahlreich im eigentlichen Bayern): mit Vornamen: Christlbauer. Kasparbauer — mit Eigenschaften: Jungbauer. Neubauer; -pauer; niederd. Niebuhr — nach der Beschaffenheit des Hofes: Großbauer. Hallbauer; niederd. Halbuer (Halb-) — nach der Lage: Bruckbauer. Kreuzbauer. Oberbauer; Oberpaur. Mitterbauer. Holzbauer; niederd. Holtbuer. Moosbauer (Moor-). Seebauer — nach den Erzeugnissen: Rosenbauer. Rubenbauer (Rüben-). Gerstbauer. Waitzenbauer — nach der Zugehörigkeit und Verpflichtung: Hoffbauer; Hofpauer. Kirchenpauer. Königsbauer.

Bauerfeind s. Baurenfeind.

Bauermann, (ostfries.) Boerma.

[S. 108]

Bauermeister III. vom mhd. bûr Wohnung, eine städtische Obrigkeit = „Bürgermeister“, auch auf ländliche Gemeinden angewandt (z. B. in der Umgegend von Münden in Hannover, Pauli II, 27).

FN. BurmeisterBaurmeister; Bauermeister. Niederd. Burmester (mit langem e in der mittleren Silbe).

BAUG I. ahd. pouc, mhd. bouc „Ring“, Spange für Hals, Haupt oder Arm, von biugan „biegen“. Die bouge waren ein sehr begehrter Schmuck für Frauen und auch Männer. Baugulf 8.

FN. Bougrat: Peukert.

Einstämmige Kürzung Baug-.

Bauco: Bauke; BauckPauck. Gen. Baukes; Bauken.

Baum III. ahd. poum, boum, mhd. boum, altsächs. bôm, mittels dativischer Ellipse zu ON. verwendet, zuerst im 11. Jh. in Budenbomen — gegenwärtig nicht viel unter 200 bewohnte O. auf -baum in Deutschland (außerhalb Deutschlands z. B. Oranienbaum).

Andere FN. sind durch Häusernamen vermittelt, wie ein Haus „zum Mulboum“ 1315 zu Mainz, im 12. Jh. zu Basel war (s. Buck, oberd. Flurnamenbuch S. 176 unter Maulbeerbaum) — noch andere sind unmittelbar von den Baumnamen abgeleitet; eine Scheidung ist schwer durchzuführen.

Vgl. Henr. Nuzboum 1223. Hinrik Heisterbom 1413. (Franz. Cerisier, Poirier).

FN. Baum. — Zss. Apfelbaum. Birnbaum. Eichbaum; Eichelbaum. Eschbaum. Grünbaum. Holderbaum; Hollinderbaum. Honigbaum. Kienbaum. Kirschbaum. Krähenbaum. Kriechenbaum. Nußbaum. Pappelbaum. Pfraumbaum. Quittenbaum. Rosenbaum. Schlöhbaum. Weidenbaum. —

halbniederd.: Appelbaum. Beerbaum. Blöbaum. Busenbaum. Dannenbaum. Kassebaum. Kreikenbaum. Nottebaum; Nuttebaum —

ganz niederd.: Bohm. Beerboom. Cassebohm. Dannenbohm. Lindeboom. Nottebohm. Plumbohm. Rosenbohm.

Ableitung auf -er (Conrad Holderbäumer 1285. Heinr. dict. Kirsbaumer 1297).

1) Baumer (z. B. von dem O. Bauma im Tößtal, Schweiz. Tobler-Meyer). Bierbaumer. Eschbaumer (Münch.). Kerschbaumer (tirol.). Nußbaumer.

2) Bäumer. Altenbäumer. Brinkbäumer. Hägerbäumer. Hasenbäumer. Hollinderbäumer. Strothbäumer — alle in Westfalen, wo auch mehr vereinzelt.

3) niederd. -bömer: Burgböhmer. Steinbömer.

Baum III. zur Bildung von Gerät-N. im Sinne von „Stange, Balken“ — bes. „Schlagbaum“ (Lipp. Reg.).

FN. Heubaum. Leiterbaum. Maibaum, niederd. v. Meibom. Schierbaum. Schurbaum (wenn = Schürbaum). Schnitzelbaum. Wallbaum. Wiesbaum. Zugbaum.

Baumann III. mhd. bûman „Ackerbauer“. (In manchen Gegenden Pommerns die Formel: „der ehr- und achtbare Baumann und Wirt“ in Grabschriften bis in die Gegenwart herein die stehende Bezeichnung des bäuerlichen Besitzers.)

FN. Baumann. Niederd. Bumann (Eutin). Paumann (südd.).

Bäumer III. „Inhaber oder Anwohner eines Schlagbaums an der Grenze oder Zollstätte“. Niederd. Böhmer (Preuß, Lipp. FN. S. 32). Gen. Beumers (niederrh.). Zss. Schuckenbäumer (Johann vor dem Schuckenbome 1507).

Baumstark III. „stark wie ein Baum“.

Baurenfeind III. der „Bauernfeind“, vgl. Joh. Purenfint 1348. Heintz v. Redwitz, Bawrnfeind genannt 15. Jh.

FN. Baurenfeind; Paurnfeindt (vermutlich daraus des übeln Sinnes wegen umgeändert: Bauernfreund) — Bauerfeind.

Bax s. a) Bad (einst. K.) b) Bag (einst. K.).

Bayer III. der Bayer, mit dem altertümlichen y, welches auch in der amtlichen Schreibung des Volks- und Landesnamens in Bayern immer noch festgehalten wird. (Vgl. aber auch beier, baier = Eber Grimm DW.)

Bebel s. Bad (zweist. K.).

-becher s. Bach.

Becherer III. Verfertiger hölzerner Trinkgefäße, der Becher (ahd. bechar) und der Schleifkannen. Förstemann, Progr. S. 4 (der hinzufügt, daß die Nordhäuser Gilde der Becherer im 15. Jh. verschwunden sei, ver[S. 109]mutlich weil nun die metallenen und gläsernen Trinkgefäße mehr in Gebrauch gekommen).

Becht- s. Beraht (V., einst. K.).

Beck III. ahd. peccho, mhd. becke, aus der Schriftsprache durch „Bäcker“ verdrängt; in oberdeutschen Mundarten noch jetzt der „Beck“, Mehrh. die „Becken“.

FN. Beck, Beckh, Bäck (München 1876: 49 mal Beck, nur 17 mal Becker).

Zss. (S. 44). Brodbeck (mhd. brôtbecke). Fesenbeck. Hofbeck. Jungbeck. Kleinbeck. Kornbeck („Korn“ hier wohl in dem engeren Sinne von Roggen). Sauerbeck. Täglichsbeck. Wasserbäch (Württ. — vgl. Bertram der Waterbeck 1379 Lipp. Reg.).

-beck s. 1) Bach 2) Beck.

Beckenhube III. „Pickelhaube“, vgl. Peckelhub 1434. Übrigens 1610 in Waldsee eine Wirtschaft „zur Beckelhaube“.

Becker III. ahd. bakâri, mhd. becker der „Bäcker“.

FN. Becker (mit seltenen Ausnahmen noch in der alten Schreibung mit e), hin und wieder Bekker, welches auf niederländische Einflüsse zurückzugehen scheint (s. Dekker). In Ostfriesland auch ohne Umlaut: Backer, Bakker (Borkum), vgl. neuniederl. bakker. Gen. Beckers (niederrhein.).

Zss. 1) nach der Art des Gebäckes: Kuchenbecker. Semmelbecker. Stollenbecker. Weckbecker. Weißbecker —

2) nach der Art des Backens und dem dabei verwendeten Geräte: Kohlenbecker. Pfannenbecker. Waterbecker —

3) nach Unterschieden, die in der Person des Bäckers selbst liegen: Jungbecker. Neubecker; niederd. Niebecker.

-becker s. a) Becker b) von ON. auf -beck, z. B. Walbecker.

Beckert, Beckhardt s. Big.

Beede s. Bad (einst. K.).

Beelke s. Bil.

Beer- s. 1) Ber (V.) 2) Berin (einst. K.).

Beerboom III. niederd. „Birnbaum“. Halbniederd. Beerbaum.

Beethoven III. (flam.) „Rübengarten“. Ludwig van B.

Behl- s. Bil.

Behm s. Böhme.

Behn- s. Berin (V., einst. K.).

Behr- s. Ber (V., einst. K.).

Beiderbecke III. halbniederd. „bei dem Bache“.

Beiderlinden III. „bei der Linde“. Conradus apud tiliam 1313. Andreas under der Linden.

Beiderwiden III. „bei der Weide“.

Beierle s. Baier.

Beil a) I. s. Bil b) III. mhd. bîl das Werkzeug, mit den Zss. Breitbeil. Eisenbeil. Klingbeil (Klemp. Klinckebil).

Beilhardt, Beiling s. Bil.

Beimgraben III. „beim Graben“.

Bein a) I. s. 1) Win: Widebein 2) Berin. b) III. das Körperglied, in mannigfachen Zss.: Dünnebein. Einbein. Hochbein; Hobein. Holbein; Hohlbein. Huckelbein. Klapperbein. Krummbein. Langbein. Löffelbein. Schönbein. Streckbein — besonders auch nach Tieren: Hasenbein. Hühnerbein. Kuhbein (vgl. Kuhfuß). Otterbein. Vosbein. Ziegenbein.

(Doch Schiefelbein ist ON., Städtchen in den früher zur Neumark gehörigen Teilen Pommerns — und in süddeutschen ON. tritt nach Bacmeister S. 23 bisweilen bein an Stelle von -beund = bünd.)

Beinhauer III. der „Fleischer“ (Knochenhauer).

Beink- s. Berin (einst. K.).

Beißenhirz III. Satz-N. „beiß den Hirsch“, wohl einen eifrigen Jäger bezeichnend. Auch Beißenherz.

Beke III. niederd. „Bach“, in Bekemeyer.

Bell- s. 1) Bil (V., einst. K.) 2) Bald (V.).

Bellachini, Zauberkünstler aus dem Posenschen, namens Bellach, der sich — durch bloße Geschwindigkeit, ohne Hexerei! — in Bellachini veritalienert hat.

Bellmer s. Bald (V.).

Benck s. Berin (einst. K.).

Bend- s. Band.

Bender s. a) I. Band b) III. Binder.

Benditt, Bendix s. Benedictus.

Benecke s. Berin (einst. K.).

Benedictus II. lat. „der Gesegnete“; Benedict von Nursia, Stifter des Benedictiner-Ordens im 6. Jahrh.

[S. 110]

FN. Benedict; Benditt; BenedickBenedix; Bendix. Gen. Bendixen. — Südd. Patr. Benedicter.

Mit Kürzung im Anlaut: Dictus; DictDix.

Benhelm s. Berin (V.).

Bening s. Berin (einst. K.).

Benk- s. Berin (einst. K.).

Benn- s. Berin (V., einst. K.).

Bens-, Benz- s. 1) Band (einst. K.) 2) Berin (einst. K.).

BER I. ahd. bero, mhd. bere „Bär“, ehemals in der Anschauung des Nordens König der Tiere.

FN. Berhard: Berardt.

Berachar: Behrer.

Perlaic, Berlah: Berlich, Berleck; BerlachBarlachBierlich; Bierlick.

Berman: Bermann, Behrmann, BärmannBaarmann.

Bernot: BernotBiernoth.

Paradeo: BardeyParthey.

Beroald: BärwaldBerold; BeerholdBöroldBerlet mit der Zss. GutberletBerlitt; BerltPerlettBiehrholdPyroldt. Gen. BerholzBierholz.

Beroward: Berward; BeerwarthBierwerth; Bierwirth (Preuß 8).

Beriwich: Barwig.

Berewin: BerwinBärwein.

Berulf: Bärwolf.

Einstämmige Kürzung Ber-.

Bero: Behre; Bär, Bähr — niederd. Bahre; Baar. Gen. BehrsBahrs. Patr. A. Bering; BähringPeringBerringBaringBierung.

Vklf. (l) Berilo: BerlePerlBierlBirle; Birla. Patr. A. PerlingBierling. (l+n) Bärlein. (k) Berico: BerkeBähreckeBierig. Patr. A. Berking. (z) Berzo, Bezzo (Stark S. 86 — doch auch für beraht S. 84. 87): BertzPertzPertschBetz (Zss. Schmidtbetz) — Petz (dah. Beiname des Bären) — PätschBarzBartschBärtschi (schweiz.). (z+l): BetzelPetzelBessel.

Ber- s. Ber (V., einst. K.).

BERAHT I. got. baírhts, ahd. peraht, beraht mhd. perht, berht „glänzend“.

FN. Perahtgar: Prächtker.

Berhthari: BrechterPrächterBerchterBechterBertermann.

Berahthoh: Bertog; Bertuch.

Berahtram: Bertram; BertrabBartram. Gen. Bertrams (niederrhein.).

Berehtmar: Bartmer.

Bertrand: Bertrand.

Berahtold: BerchtoldBerthold; Perthold (öst.); BertheltBechtoldPechtoldBarthold; Bartelt; Barthlott; Barthol; Bartel. Gen. Bartholz; Bartheldes — latinis. Bartholdy.

Perahtolf: BertleffBechtolf; BechdolfBardolph.

Einstämmige Kürzung Beraht-.

Perhto, Berto: Bercht, BergtBrechtPrechtBerthe; BertBechtPechtBrachtPrachtBarthe; Bardt (Brecht, Bracht auch ON. s. Brach). Gen. BerthesPerthesBartens.

Vklf. (l) Pirahtilo: BrechtelBerthele; BertlBechtelBrachtlPrächtelBartel. Gen. BartelsBartela (ostfries.). Patr. A. BertlingBartling, Barttlingck. (k): Bartke; Barttig. Gen. Bertges. Patr. A. Brechtker (Preuß S. 19).

Auslautend (388 mal Först):

-brecht: Albrecht. Gen. -brechts: Lambrechts.

-precht: Lamprecht.

-pricht: Limpricht.

-bracht: Allebracht.

-berath: Hilberath.

-brath: Hilbrath.

-brod: Milbrodt.

-bert: Albert. Gen. -berts: Egberts, in anderer Schreibung -z (tz): Limbertz.

-pert: Ruppert. Gen. -pertz: Roppertz.

-brett: Odebrett.

-bart: Herbart. Seg barth.

-ber: Eyber. Gen. -bers: Dübbers.

-per: Lemper.

-bahr: Osbahr.

Bercht- s. Beraht (V., einst. K.).

[S. 111]

Beren- s. Berin (V., einst. K.).

Berg III. ahd. perc, berc, mhd. berc — neuhochd. ist -berg in ON. die vieltausendfach belegbare F. Daneben die dativische F. -berge mit ursprünglichem Verhältniswort zu (ze): ze dem witten (weißen) berge, daraus Wittenberge.

FN. Van dem Berghe (van deme Berghe 1383. Gött. UB. I. Vgl. franz. Dumont). Zum Berge, auch Zumberge. Dass. Berge; Berg, Bergk. Zss. Bergemann; Bergmann (doch dies natürlich auch Gewerbs-N.).

Die zusammenges. FN. auf -berg überbieten selbst in Niederdeutschland die von andern Ortsbezeichnungen abgeleiteten an Häufigkeit; so zählt Hoffmanns hannöversches Namenbuch über 100 FN. auf -berg, während -dorf nur 38 mal, -feld 35, -hof 29, -bach 19 mal vertreten ist.

v. Auersperg. Blumberg. Chlingensperg (Münch.). Dannenberg. v. Gottberg. v. Hertzberg. Lindenberg. Nürnberg. Schönberg. Wittenberg.

Das -e der dativischen F. fällt in den FN. regelmäßig ab, so daß nur die Biegung des Eigenschaftswortes (Witten-, Schwarzen-) noch den ursprünglichen Dativ des ON. verrät. Nur vereinzelt findet es sich hier noch, namentlich in loserer Zusammenfügung, wie Schulze-Overberge (westf.).

Dagegen bleibt die dativische Mehrheit auf -en unverändert: Gandesbergen.

Niederd. -barg (vereinzelt): Morbarg. Wienbarg. Wittebarg. — Hasbargen (O. -bergen in Hannov., Oldenb.).

Ableitung auf -er (oberd.):

1) -berger: Berger. — Albrechtsberger. Frankenberger. Henneberger. Nirnberger (Wien). Würtemberger.

2) -perger (nach s): Baltensperger (Hof Baltsberg, Schweiz). Güntersperger. Madlsperger (O. Madelsberg, Steiermark). Hersperger. Hettmannssperger. Reichensperger. Wolfensperger.

Bergamenter III. „Bereiter von Pergament“ mhd. perminter. Bes. in Süddeutschland (früher eine „Permentergasse“ in Nürnberg, Augsburg, Reutlingen), doch auch in Braunschweig: Hinrike de permenterer 1406.

FN. BergamenterBermenter; Berminter.

Bergemann s. Berg.

Berger, -berger s. Berg.

Bergmann III. 1) s. Berg 2) der „Bergmann“. Niederd. Bargmann.

Bergt s. Beraht (einst. K.).

Bergundthal III. (Zürich 1886).

BERIN I. Erweiterung von Ber (Bär).

FN. Beringar: BeringerBerengerBröhinger.

Berinhard: BernhardPernhartBernert; Bernet (im „Etat der Bürgerschaft von St. Gallen“ 1854 ist ausdrücklich angegeben, daß die dortige Familie Bernet früher Bernhard, auch Bernath geheißen. Steub S. 17) — PernetBennertBehnertBarnert.

Zsgz. Bährendt, Behrend (entstellt Bierente) — Berndt (Zss. Großberndt; Möllenbernd; Schöneberndt). Gen. Bernhards (lat. Bernhardi) — Berendes; Berends, BehrenzBarendsBierentz.

Berinher: BernerPernerBarnerBenner.

Bernhelm: Benhelm.

Bernold: BernholdBennold; Benhold.

Einstämmige Kürzung Berin-.

Berno, Benno (Stark S. 25): Beren, BährenBenneBehnBeine (Preuß 10). Gen. Bärens (Zss. Braunbehrens) — Berns (Bernsmann). Patr. A. BerningBenningBening. Gen. Bennenga; Beninga (beides ostfries.). Patr. Zss. BeerenssonBernsen.

Vklf. (i): Berni. (k): BernickePenneckeBeneckePenkeBenckBarnicke. Gen. Behnken. Patr. A. Beinker (= Benekingk 1507, Preuß 10). (k+l): Barnickel. (z): BerntzBenze; BenzBense (Bensemann). (z+l): Benzel. Patr.A. BenzlerBenseler.

Berk-, Berl- s. Ber (V., einst. K.).

Berken- = Birken, in N. wie Berkenkemper, -kötter, BerkemeyerBerkenbusch.

[S. 112]

Bermann s. Ber (V.).

Bermenter, Berminter s. Bergamenter.

Bern- s. Berin (V., einst. K.).

Berner a) I. s. Berin (V.) b) III. „einer aus Bern“ (Tobler-M.)

Bernklau, auch v. Bernclau III. „Bärenklaue“.

Bernstein III. häufiger ON. (urspr. meist Berinstein) — von B., Stammort Bärenstein im Erzgebirge.

Berring s. Ber (einst. K.).

Bert-, Berth- s. Beraht (V., einst. K.).

Berward s. Ber (V.).

Bessel s. Ber (einst. K.).

Besserdich III. Satzname.

Beth- s. Bad (V., einst. K.).

Better s. Bad (V.).

Betz- s. Ber (einst. K.).

Betulejus III. latinis. für Berckmann (betula die Birke).

Beutler III. „Beutelmacher“. Peutler (Gottschee).

Beyrich s. Bag.

Bichl, Bichler, -bichler s. Bühel.

Bick-, Bieck- s. Big.

Biederkarken III. niederd. „bei der Kirche“.

Biedermann III. mhd. biderman ein „unbescholtener Mann, Ehrenmann“. Biderbeman 1262.

(Biegel) -biegel, -biegler s. Bühel.

Biegholdt s. Big.

Biehl- s. a) I. Bil b) III. Bühel.

Biehrhold s. Ber (v.).

Biel- s. a) I. Bil b) III. Bühel.

Bien(en)gräber III. der „Bienen aus hohlen Bäumen ausgräbt“.

Bier III. ahd. pior, mhd. bier, das bekannte Getränk (S. 46). Marquart Gutpier 1450.

FN. Bösbier. Dünnebier (Schwachbier). Frischbier. Gutbier. Mengelbier. Sauerbier. Strengbier. Süßbier, niederd. Sötbeer. Warmbier. Zuckerbier. Doch Gießenbier Umdeutung aus Gisembert (Preuß 7).

Bier- soweit I. s. 1) Ber (V., einst. K.) 2) Berin (V.).

Bierbaum III. „Birnbaum“, mhd. birboum (ahd. pira, mhd. bir Birne). Vgl. Bierkamp (unter Kamp).

Bierente III. „Bierbruder, Zecher“. Vgl. Bieramsel, -fink, -igel, -gans (doch s. auch Berinhard).

Bietendüwel III. s. Bitdendüvel.

Biffart s. Bil.

BIG I. ahd. pichan, mhd. bicken „hauen, stechen“.

FN.(Bighard): Pickhardt; PickertBickertBeckhardt; BeckertPeikert.

Bigwalt: Biegholdt.

Einstämmige Kürzung Big-.

Bigo: PiggePickBieck. Vklf. (l): PicklBickel.

BIL I. ahd. mhd. bil „Steinhacke, Streitaxt“. Es scheint sich aber ein altd. Stamm bil „Billigkeit, Recht“ damit zu mischen.

FN. Bilifrid: Biffart.

(Biligar): Billger.

(Bilhard): Bilhardt; BillertBielertBeilhardPeilertBellert. Gen. BilharzPilartzBeilharz.

Bilihar: BillerBiehlerPielerBehler. Gen. Bellers.

Biliram: Pilgram.

Belimar: Bilmer.

Einstämmige Kürzung Bil-.

Bilo: BielPieleBehlBeil (teilweis). Patr. A. BillingPillingBillungBielingBelling; Bellinga (ostfries.) — BelingBeiling.

Vklf. (k) Pilicho: BilligBielickePielkeBeelkeBeilicke. (z): BiltzPilz. Patr. A. Piltzing.

Billger s. a) I. Bil. b) III. Pilger.

-biller s. Bühl.

Blitz s. Bil (einst. K.).

Binder III. mhd. binder der „Faßbinder, Bötticher“ („Bindergasse“ in Nürnberg).

FN. BinderPinder (oberd., vgl. „Pinter“ in Marburger Urk., Reichel S. 31) — mit Abstumpfung des i; Bender. Zss. Faßbinder; Vasbender. Bittenbinder; Büdenbänder. Buchbinder; Buchbender. Bürstenbinder. Rehbinder.

Bindseil III. zu den Gerät-N. Vgl. auch Cunrad cognom. bintriemo 1339.

Bir- s. Ber.

Birchpfeiffer Doppel-N. (S. 85): Charlotte Pfeiffer, Tochter des Kriegsrates Pf. in[S. 113] München, verheiratet (1825) mit Dr. Birch, die bekannte dramatische Dichterin.

Birkner III. „einer aus Birken“.

Birnbaum III. s. Baum. (Heinr. von dem Birnbaum, genannt Henricus de Pyra. Köln 14. Jh.)

Bischof III. aus griech.-lat. episcopus (Aufseher), im Mhd. jeder höhere, auch nichtchristliche Priester (S. 42); im DW. auch spottweise ein „Bierbischof“. Petrus dictus episcopus 12. Jh. Selten Pischof (Wien).

FN. Bischof, Bischoff. Gen. Bischofs. Eigentüml. F. Bischkop (wohl durch Vermittelung des slaw. biscup).

Patr. A. Bischopink (Westf.).

v. Bismarck III. von der zum ehemaligen Bistum Magdeburg gehörigen Stadt Bismark d. i. Bischofsmark (= Bistumsgrenze) im Kr. Stendal.

Bitdendüvel III. Satz-N. niederd. „beiß den Teufel“ (S. 52). Auch Biedendüwel. Ähnlich Schietdendüvel „schieß den T.“

Bittenbinder III. „Büttenbinder“.

Bittner s. Büttner.

Blanc I. ahd. planch, blanch, mhd. blanc (von blinken) „blank, weiß“.

FN. Blanchard: Blankart. Gen. Blankarts — umgedeut. Blankertz.

(Blanchar): Blenker.

Einstämmige Kürzung Blanc-.

Blancho: Blancke; BlancPlanckBlencke.

Blank s. Blanc.

Blasius II. Bischof u. Märtyrer unter Diokletian.

FN. Plaß (Plaßmann) — Bläß. Patr. A. Bläsing.

Blatner, Blattner s. a) Platner b) vom O. Blatten.

Blatt in den Zss. Kleeblatt. Lindenblatt. Rosenblatt.

Bled- s. Blid.

Bleibimhaus III. Satz-N. „bleib im Haus“ — Bezeichnung eines Häuslichen. Gegensatz: Fleuchaus.

Bleibnichtlang III. Satz-N., wohl Bezeichnung eines, der nirgend lange bleibt.

Bleibtreu III. Satz-N. (S. 51).

Bleichert, Bleick- s. Blic.

Bleidt, Bleimer, Bleitz s. Blid.

Blenker s. Blanc.

Bleudorn III. niederd. „Blühdorn“ s. Dorn.

BLIC I. ahd. plich, blic, mhd. blic „Lichtglanz, Blitz“.

FN. (Blichard): BliechertBleickhardtBleichert.

Blieger: Blicker. Gen. Bleickers.

Einstämmige Kürzung Blic-: Blicke.

BLID I. got. bleiths, ahd. plîdi, mhd. blîde „froh, heiter, freundlich“.

FN. Blidegar: Blediger.

Blidmar: Bleimer.

Einstämmige Kürzung Blid-.

Blido: BliedPlittBledeBleidt.

Patr. A. Bliedung.

Vklf. (z): Bleitz.

Bliechert s. Blic.

Blied- s. Blid.

Blievernicht III. niederd. = bliev dar nicht, „ein Unsteter“.

Block III. „vierschrötiger, plumper Mensch“. Auch Blochmann; Plochmann.

Bloem, Blohm, Blöm- s. Blom.

BLOM I. got. blôma, ahd. pluomo, blômo, mhd. bluome „Blume“, wohl auf Jugend und Kraft deutend. Blumarit.

FN. (Blomhard): BluhmhardBlümert.

(Blomheri): BlömerBlumerBlühmerPlümer.

(Blomrich): Blumrich.

Einstämmige Kürzung Blum-.

(Pluomo): BlohmBlume; BluhmBloem (ô Kleve). Gen. Bloems (ostfries.).

Vklf. (l): Blümel. (l + n): Blümlein. (k): BlömkeBlühmkePlümicke.

Bluhm-, Blühm- s. Blom.

Blühdorn III. zu den Pflanzen-N. Niederd. BlöhdornBleudorn, entstellt Bleidorn.

Blume a) I. s. Blom b) III. bes. in Zss. wie Kornblum. Schlüsselblum. — Blumenstiel. Blumenstengel. Blumenschein; Blumschein. — Plumenkron (öst.).

Blum-, Blüm- s. Blom.

Blumenschein III. mhd. bluomen schîn „der Blumen Glanz und Schmelz“. (Nach Buck S. 32 hübscher, leuchtender Blumenstrauß, als Wirtshausschild).

[S. 114]

Blumenschmied III. der Schmied gegenüber dem Gasthof „zur Blume“ (Becker).

Bob- s. Bod (V., zweist. K.).

Bock a) I. s. Bald (einst. K.) — Bod (einst. K.) — Burg (einst. K.) b) III. zu den Tiernamen, vgl. Cunrat der Bock 1387.

Vklf. (l + n): Böcklin.

Böcker s. Bötticher.

Bockhard s. Burg (V.).

Böckel, Böcking s. Bock a).

Böckler III. „der einen Schild (buckel) führt“.

FN. Böckler - Pückler.

BOD I. zu got. biudan, ahd. piotan. angels. beodan im Sinne von „gebieten, entbieten“.

FN. (Bodebert): BobardtPopert. Gen. Bobertz.

Bodfrid: Boffert.

Botthar: BoderBöterBuderButterBüder.

Bodomar: BodemerBothmerBommer.

Poterich: BödrichBöttrichPuttrichPüttrich.

(Bodoald): Böthelt.

(Bodewig): BodewigBudwig.

Botolf: Puttloff.

Einstämmige Kürzung Bod-.

Poto, Buddo (VN. Bodo): BodeBothePotheBottPottBudeBudde (Zss. Großbudde) — Butte. Gen. BodenBots; BotenPotenBudden. Patr. A. BödingBüdingBütting.

Vklf. (i) Bodi: Body. (l) Bodilo: PotelBötelBudel. (l + n) Budelin: Bodelin. (k) Poticho: BodeckPoddigPottkeBotje (Eutin) — BödkeBöttgeBudigBuddekeBock. (z) Bozo: BotzButzePutscheBusso (VN. Klemp.); BusseBosse. (z + l): Bötzel.

Zweistämmige Kürzung 1) Bodb-.

Poppo (nach Andresen): BobbeBoppBobePoppo; PoppePöppl (bayr.) (Zss. Popma ostfries.) — PöppePuppe. Gen. Poppen (Zss. Kleinpoppen). Patr. A. Poppinga (ostfries.).

Vklf. (l): PoppelBobelPobelBöppliPuppel. (k): BobeckPöppigPuppke. Gen. PopkenPuppkes.

Zweistämmige Kürzung 2) Bodf-.

Boffo (Stark S. 120): BuffPuffe; Puff.

Zweistämmige Kürzung 3) Bodm-.

(Bommo): Pomme.

Auslautend (62 mal Först.).

-bode: Gerbode.

-bothe: Gerbothe; -both: Gerboth.

-poth: Niepoth.

-bott: Meerbott.

-pott: Gerpott.

-bade (niederd.): Garbade.

Bod-, Böd- s. Bod (V., einst. K.).

Böddiker. Bödeker s. Bötticher.

Bodenbinder III. „der einen Bretterboden legt“ (s. Bodmer).

FN. Bodenbender, Bodenbänder. Niederd. Boddenbender.

Bodmer a) I. s. Bod b) III. von „bodmen“, d. i. einen Boden (ahd. podam, mhd. bodem, das m noch bis ins 17. Jh. erhalten) von Brettern zusammenschlagen: ein Faß, ein Zimmer, ein Schiff bodmen.

Boer s. Bauer.

Boffert s. Bod (V.).

BOG I. ahd. bogo. mhd. boge „Bogen“ (als Waffe), durch Gräberfunde schon für die älteste Zeit als germanische Waffe erwiesen. Kaum von Baug zu trennen.

FN. (Bogehard): Bogenhard.

(Bogold): Bögehold.

Einstämmige Kürzung Bog-.

Bogo: BogeBögeBoye. Gen. Bogena (ostfries.).

Boge, Böge s. Bog.

Bogen III. in ON. auf eine Biegung, in der Regel eines Flusses od. Baches, gehend.

FN. BogenElbogen.

Ableitung auf -er (oberd.):

Bogner (der Bogenaere = der von Katzenellenbogen, Walther 180 Pfeiff.) — Bögner.

Bogner III. 1) einer aus Bogen, s. das Vorhergehende 2) „Bogenmacher“ DW. (eine „Bognergasse“ in Wien; Marburger Gewerbe-Verz. Pogner).

FN. BognerPogner (Gottschee) — Bögner.

In Schaffhausen, wo die Bogenschützen auf ihrer eigenen Schießstätte den Sommer[S. 115] hindurch die alte Waffe noch handhaben, übt auch ein „Bogner“ sein Amt — Instandhaltung der Armbrust — noch heute aus. (Tobler-Meyer 1894).

Bohl-, Böhl- s. Bald (V., einst. K.).

Böhme III. einer aus „Böhmen“. Conrad Bohemus 1281.

FN. Böhme; Böhm — auch Behm (Hans Behem 1476, vgl. Behaim, mhd. Bêheim neben Böheim, den alten N. des Landes). Auch Böheim; BöhaimbBeheimb.

Böhmer s. Baum — bes. „Inhaber oder Anwohner eines Schlagbaumes“.

Böke niederd. Buche, in Bökenkamp; Bökemeyer usw.

Bohnenbluest III. (schw.) „Bohnenblüte“ (vgl. mhd. bluost Blüte). Bohnenstengel.

Böhringer s. Berin (V.).

Bohse s. Bos.

Bold- s. Bald (V., einst. K.).

Böld- s. Bald (einst. K.).

Bolke, Bölk s. Bald (einst. K.).

Boll-, Böll- s. Bald (V., einst. K.).

Bolt-, Bölt- s. Bald (einst. K.).

Bolte, Joachim B., Bürgermeister zu Wolgast, 1675 von dem schwed. Könige Karl II. geadelt: Bolte von Boltenstern.

Bolwin s. Bald (V.).

Bolz- s. Bald (einst. K.).

Bömack III. slawisch: ein „Böhme“.

-bömer s. Baum.

Bomheuer III. niederd. „Baumhauer“ (s. -hauer).

Bommer s. Bod (V.) — aber auch einer aus Bommen (Schweiz).

Bonewendura III. (Ottweiler) aus ital. Bonaventura.

Bonne s. Band.

Boos s. Bos.

Bopp, Böpp- s. Bod (zweist. K.).

Borch-, Börch-, Borg- s. Burg I. (V.).

-borg III. s. Burg.

Borgers, Börger s. Bürger.

Borges s. Liborius.

Borggreve s. Burggraf.

Bork- s. Burg (V., einst. K.).

Bormann s. Burg I. (V.).

Born, -born s. Brunn.

Börold s. Ber.

Borries, Börries s. Liborius.

Borstel s. Burgstall.

Borz s. Burg I. (einst. K.).

Bosch s. Busch.

BOS I. ahd. bôsi „böse“ (feindlich). Bosulf.

Einstämmige Kürzung Bos-.

Boso 6.: Bohse; BoosPohseBöse.

Vklf. (l) Poasilo: Bösel. (k): Böske.

Böse a) I. s. Bos b) III. vgl. Hinricus de Bose 1325) (Ilsenburg).

Bosse s. Bod (einst. K.).

Bostel s. Burgstall.

Bot-, Both- s. Bod (V., einst. K.).

Böteführ III. (Süderditmarschen) niederd. Satz-N. „zünde Feuer an“ (Heizer in Schmelzöfen u. dergl. — doch auch Spottname für einen „Rotkopf“). Auch Büteführ; verderbt Bettführ.

Bötel s. Bod (einst. K.).

Böter a) I. Bod b) III. ostfries. „Heizer“, holl. „Kesselflicker“.

Böthelt s. Bod (V.).

Bott s. Bod (einst. K.).

Bött- s. Bod (V., einst. K.).

Bötticher III. von Bottich, ahd. potacha, mhd. boteche, botege großes Holzfaß, zumal in Brauereien der „Bötticher“; altniederd. Bödeker.

FN.  1)  hochd. Bötticher; BöttcherBöttiger; BöttgerBottgerPöttcher (oberd.) — Bettcher.
  2)  niederd. (bes. im Nordwesten): Böddiker; BöddekerBödeker — zsgz. Böcker.

Böttner s. Büttner.

Böttrich s. Bod (V.).

Botz, Bötzel s. Bod (einst. K.).

Bovenkerk III. (westf.) „(der) oberhalb der Kirche (wohnt)“. Auch Bovenkerken. Vgl. Bovensiepen. Bovenstein.

Bowenschulte III. (westf.) „der Schulze oben“ (s. Schulze).

Boye s. Bog.

Brabandt III. „einer aus Brabant“. Brabänder.

Brach III. ahd. brâcha, mhd. brâche „das erste Umbrechen eines zum Anbau bestimmten Landes“. Seit dem 8. Jh. in ON. Jetzt hochd. Brach, -brach, -brechen — doch viel häufiger niederd. Braak, -brack, -braken, -breck.

[S. 116]

FN. Ellerbracke. von Heidebreck. Nebenf. Bracht seit 9. Jahrh., und dem entsprechend neuere ON. wie Bracht, Brecht, die auch zu FN. geworden.

Bracht s. a) I. Beraht (einst. K.) b) III. s. Brach.

Brachvogel III. numenius arquatus. Niederd. Brakvogel.

Bradenahl III. niederd. (Mecklenb.) „gebratener Aal“; vgl. Frideric. cognomento Bradegans 13. Jh.; altniederd. Bradherink.

Brahms s. Abraham.

Brambeer III. mhd. brâmber die „Brombeere“.

Brancke s. Brand.

BRAND I. ahd. prant, brant, mhd. brant „Feuerbrand; flammendes, blitzendes Schwert“ (davon ital. brando Schwertklinge, altfranz. brandon Schwert; das Schwert des span. Cid heißt Tizona d. i. Feuerbrand vom lat. titio).

FN. (Brandiger): BrandikerBrenker.

(Brandhard): Brennert.

Brandold: Brandholdt.

Einstämmige Kürzung Brand-.

Prando: Brandt (VN. bei Klemp.). Gen. Brandes; latinis. Brandis (Brandsma ostfries.). Patr. A. BrandingBrenning.

Vklf. (l) Brandila: BrandelPrantlBrendel; Brändle (schwäb.); Prändl (bayr.). (l + n): Brändlein. (k) Brandico: BranckePranckhBrendickeBrentkeBrenneckeBrenck. Patr. A. Breinker (Preuß 16). (z) Brantio: BranzPrantzBrentzBrenneis. (z + l): Prentzel.

Auslautend (50 mal Först.):

-brand: Hildebrand. Dittebrandt. Gen. -brands: Zybrands.

-brahn: Robrahn.

-barn: Dettbarn.

-bern (s. Stark S. 187): Dibbern.

Brand III. als ON. eine Waldstelle, welche durch Feuer gerodet ward. Jetzt nicht bloß einfachen Brand, Brande häufig, sondern auch über ein halbhundert Zss. auf -brand, -brenda.

FN. Brand. Altenbrand.

Bränd- s. Brand I.

Brandner III. „einer aus Branden“ (Baden, Tirol).

Branolte I. = Nolte (Arnold) Brandes (Preuß 30).

Branz s. Brand (einst. K.)

Braten III. ahd. brâto, mhd. brâte. In der Zss. FN. Hafenbrädl („Topfbrätchen“). Schweinebrade. (In andern Zss. dürfte -brat eher eine zsgz. F. von -beraht sein, z. B. Mundbrat, wie deutlich in Hilbrath).

Bratengeiger III. „der um den Braten geigt“, Spottname = Bierfiedler.

Brauer III. mhd. briuwer, brouwer der „Bierbrauer“; mit Umlaut Bräuer (eine „Bräuergasse“ in Dresden, auch „Bierbräuer“ im Münch. Adreßb.).

FN. BrauerBräuer, Breuer. Gen. BrauersBreuers (niederrhein.). Niederd. Brüwer (Bruwere 1483 Gött. UB.). Gen. Browers; Broyers (beides ostfries.). Entstellt Breyer. Wienbreyer (1635: Weinbrewer). Zss. Mumbrauer (Mumme, das seit Ende des 15. Jhs. in Braunschweig gebraute Bier).

Bräuer s. Brauer.

Brauk, -brauk s. Bruch.

Braun a) I. s. Brun b) III. von der Farbe: ahd. mhd. brûn, prûn „braun, brünett“ (vgl. franz. Lebrun).

FN. Braune; Braun — (südd.) Praun.

Bräun- s. Brun (V., einst. K.).

Braunabend III. der „braune Abend“, eine Floskel der 2. schlesischen Dichterschule, also nicht vor 1650 (Vilmar). Auch Brunabend.

Braunbehrens I. 1661: Heinrich Braun oder Berendts (Preuß).

Brausewetter III. ein „stürmischer Mensch“ (s. Wetter).

Bräutigam III. zu den Verwandtschafts-N. Niederd. Brüdigam.

Brecht- s. a) Beraht (V., einst. K.) b) ON.

Brede, Breie, Breit s. Brid.

Breinker s. Brand.

Breiser III. „Schnürriemenmacher, Posamentier“ (mhd. brîsen schnüren) vgl. Preiswerk.

Bremer III. „einer aus Bremen“. Auch Brämer.

Brend- s. Brand (einst. K.).

Brenk- s. Brand (V., einst. K.).

-brenker s. Brink.

[S. 117]

Brenn- s. Brand.

Brenner III. vgl. Otte gen. der brenner 1338.

FN. BrennerPrenner (Gottschee). Zss. Kalkbrenner. Neubrenner. Steinbrenner. Weinbrenner.

Brennessel III. deutlicher Pflanzen-N.

Brent-, Brentz s. Brand.

Brett- s. Brid.

Breuer s. Brauer.

Brenker, -breuker s. Bruch.

Breun- s. Brun (einst. K.).

Breyer s. Brauer.

BRID I. wohl zu angels. bridel, ahd. brittil „Zügel“ oder zum Volksnamen der Britten. Britharius 6.

Einstämmige Kürzung Brid-.

Briddo: BrittBredeBrettBreie (Preuß 26). Patr. A. BreitungBretting.

Vklf. (l) Bridilo: Brill. (k): Bricke. Gen. Brix.

Briehl s. Brühl.

Brill s. Brid.

-bring s. Brink.

Bringewath III. Satz-N. niederd. „bringe was“. Bringezu.

Brink III. „(hochliegender) Grasplan“ — ein in niederdeutschen Mundarten weit verbreitetes Wort. Dahin gehört mehr als ein halbes Hundert ON. auf -brink in der Linie Hannover-Utrecht, mit der Hauptstärke in Westfalen.

FN. Brink (Dorf im Oldenburgischen, Münsterschen, Kalenbergischen); ten Brink, auch Tombrink (= zu dem Br.); von den Brinken. — Brinkmann, Bringmann; (fries.) Brinkama. Vgl. „die Brinkfrau zu Morsbecke, Inhaberin des Brinkhofes“, nachher genannt „Ilse Brinkfrau“ (Lipp. Reg.).

Bes. häufig in Zusammensetzungen, die meist jedoch nicht Städte oder Dörfer, sondern in mehr appellativer Art einzelne Örtlichkeiten einer Dorflage oder Feldflur bezeichnen — als FN. demnach der daselbst Wohnende, der „Brinksitzer“, vgl. Gerd uppe dem Brinke 1406 (Lipp. Reg.).

Antenbrink. Berenbrink. Exernbrink. Fahrenbrink. Gantenbrink. Hasenbrink. Klockenbrink. Mühlenbrink. Osterbrink. Steinbrink. Unterbrink. Lüsebrink und Musebrink (offenbar Spottnamen für die bezeichneten Örtlichkeiten, vgl. pommerisch „Flöhenbrink“). — Oberbrinkmann.

Bisweilen in der Schreibung -bring: Finkenbring neben Finkenbrinck. Hasselbring. Igelbring. Kregenbring neben Krägenbrinck und Krähenbrink. Kreidebring neben Kreidebrink. Lehmbring. Piepenbring.

Ableitung auf -er (westf.):

-brinker: Brinker. Berenbrinker. Steinbrinker.

-brenker: Brenker (auch = Brendeker Preuß 18). Brembrenker (Bram, Bräme = Brombeerstrauch).

Alle diese Bildungen mit großenteils noch nicht verwischtem niederdeutschem Gepräge sind als FN. bes. häufig in Westfalen und den angrenzenden Landschaften (Lippe, Osnabrück), wo sie zu den die Namengebung beherrschenden gehören.

-brink, -brinker s. Brink.

Brinkkötter III. „Brinksitzer, Häusler auf dem Brink“, s. Brink und Köther.

Brinkoch III. 1530: Brinkkort = Kord am brinke (Preuß 30).

Britt, Brix s. Brid.

Brock-, -brock s. Bruch.

Bröcker s. Bruch.

Brod-, Bröd s. Brord.

Bröhl s. Brühl.

Broicher, -broich, -broick s. Bruch.

Broichsitter III. (niedenrhein.) „Bruchsitzer“.

Brok-, -brok s. Bruch.

Bröker s. Bruch.

Brom-, Bröm- s. Brun (V., zweist. K.).

Brongers s. Brun (V.).

Bronn-, -bronn, -bronner s. Brunn.

Brons-, Bronzema s. Brun.

Broos s. Ambrosius.

BRORD I. ahd. prort, brort, angels. brord „Schiffsvorderteil; Rand, Spitze (einer Waffe)“. Willibrord.

FN. Brothar: BroderBröder (Brödermann). Gen. Brors. Patr. A. Bröring. Patr. Zss. Brodersen.

Einstämmige Kürzung Brord-.

(Brodo): BrodePrott.[S. 118] Vklf. (l): BrödelProttelPröhle. (k): Brodke.

Zweistämmige Kürzung Brordb-.

Patr. A. Propping.

Bröring, Brors s. Brord.

Bros-, Brös- s. Ambrosius.

Brot III. zu den Speisen (S. 46) in mancherlei Zss.

FN. Bierbrot. von Casembrod (holländ. „Käse und Brot“). Eigenbrod. Gutbrod. Herrenbrod. Hirsebrod. Roggenbrod (Gernod ruckenbrot 1235). Sommerbrod. Sparbrod. Truckenbrod; Druckenbrodt. Warmbrod. Weichbrodt. Weißbrod.

Einige dieser FF. sind zweifelhaft, da möglicherweise altd. brord, brod — oder auch eine Verderbung aus -beraht (brat) in ihnen steckt, wie offenbar in Heimbrodt aus Haginbert, Milbrod aus Mildebrath (s. Mild); auch wohl Treubrodt altd. Truprat aus Drudperaht.

Browers, Bröyers s. Brauer.

Bruch III. ahd. bruoch, der allgemeinste und durch viele Mundarten verbreitete Ausdruck für „Sumpf“. Neben den gewöhnlichen FF. auf -bruch findet sich in ON. niederdeutsches -brook, -brock (bes. in Westfalen), niederrheinisches -broich.

FN.  1)  Bruch. Hucklenbruch. Nonnenbruch. Ottenbruch. Vahlbruch. Wildenbruch.
  2)  Brook, Brock. v. Buddenbrock. v. Diepenbrock. Ellerbrock. Papenbrock. Rosenbrock. Schmalbrock. Stuckenbrock. Uhlenbrock.
  3)  Broich. Hucklenbroich. Kleinherzbroich.
  4)  v. Kerßenbroick.

Großenteils sind die Benennungen dieser Art, ebenso wie die auf -brink, nicht Namen für Ortschaften, sondern sie bezeichneten, als sie auf die Personen übertragen wurden, wirklich noch ein Bruch (Moor). So die nachfolgenden, die wenigstens in Rudolphs Lex. sich nicht finden.

Vom Bruch. Erlbruch; Elsenbruch. Gosebruch. Haselbruch. Mühlenbruch.

Vom Brocke. Zum Brook. Edelbrock. Griesenbrock. Kerkenbrock. Kordenbrock. Möhlenbrock. Nottebrock. Piepenbrock. Wiesbrock.

Auf dem Brauke. Vom Brauck. Osterbrauk. Uhlenbrauk.

Möhlenbruck.

Zss. mit -Mann:

BruchmannBrockmann, Brokmann, BrookmannBraukmann.

Zss. mit -Müller:

Brockmüller. Braukmüller.

Ableitung auf -er (westf.):

BrücherBroicherBröker, Bröcker, urspr. Hans im Broke (Preuß S. 3) — Breucker. Hüttebräucker.

Alle diese niederd. Bildungen mit k sind vorzugsweis häufig in Westfalen und gehören zu den dort die Namengebung beherrschenden.

Brücher s. Bruch.

-bruck s. 1) Bruch 2) Brück.

Brück III. ahd. prucca, mhd. brucke, brücke, brügge. An der Spitze der davon abgeleiteten ON. steht Brügge in Flandern (schon im 7. Jh. Brugae); jetzt außerordentlich viele N. auf -brück, -bruck, -brücken (Dat.-Plur.), -brügge, -brugg, -bruggen.

FN.  1)  -bruck: von Wydenbrugk (O. -brugge).
  2)  Brück. Delbrück. Steinbrück. Wiedenbrück. Zweibrück (O. -brücken).
  3)  -brügge: Brügge. Delbrügge. Esselbrügge (Westf.). Steenebrügge.
  4)  -brücken: v. Zweibrücken.
  5)  -brüggen: Osenbrüggen.

Ableitung auf -er (oberd. und westf.):

    1)  -brucker: Brucker (Baden). Prucker (bayr.). Haarbrucker (Salzb.). Tiefenbrucker.
  2)  -brücker: Brücker. Haarbrücker.
  3)  -brugger: Brugger (Baden). Prugger (österr.).
  4)  -brügger: Erdbrügger. Ibrügger (Westf.).

Bruckhei III. „Brückenaufseher“ (Hei). Auch Auch Bruggey.

Brückmann III. „Brückenmann“ d. i. Brückenaufseher; doch nach Ähnlichkeit von Brinkmann, Brockmann u. a. nur den Wohnort[S. 119] bezeichnend: einer der auf oder bei einer Brücke wohnt. Brüggemann = tor Brügge (Strackerjan). Heinrich von der Brücke 17. Jh.

FN. BrückmannBrüggemann; Brügmann.

Brückner III. schwerlich ein Brückenaufseher (Reichel), eher ein „Brückenbauer“ (s. Öffner, Büttner u. a.), am einfachsten, da der ON. Brücken wiederholt vorkommt, „einer aus Brücken“, wie Bruckner „einer aus Brucken“. Prückner; Pruckner (beide bayr. österr.).

Bruckschlägl III. (öst.) „Brückenschläger“. Vgl. Burcard de Bliensowe dict. Bruggenschlegel 1265.

Brüel s. Brühl.

-brügge, -brüggen, -brugger, -brügger s. Brück.

Brüggemeyer III. 1380: Henne up der Brucken (Preuß 32).

Bruggey s. Bruckhei.

Brühl III. ahd. pruohil, Vklf. von bruoh „Bruch, Sumpf“, mhd. brüel (mittellat. brogilus, ital. broglio, franz. breuil), „bewässerter, mit Gras und Gebüsch bewachsener Platz, buschige Wiese.“ Jetzt in ON. Brühl, -brühl, BrüelPrühl-bröhlBriel, -briel.

FN. 1) Brühl. Waldbrühl. — Brühlmann. — 2) Brüel. — 3) Bröhl. — 4) Briehl, Briel. — 5) Brügel; Brügl.

Bruhn-, Bruins s. Brun (einst. K.).

Brum-, Brüm- s. Brun (V., zweist. K.).

BRUN I. got. brunjô, ahd. brunja, prunja, mhd. brünne „Brustharnisch“. Daß daneben brûn „funkelnd dunkelfarbig, braun“ hineinspielt, ist nicht zweifelhaft.

FN. Brunger: BrungerBrüngerBraungerBräuniger. Gen. BrungersBrongers.

(Brungard): Braungardt.

Brunhard: BrunnertBraunhardt; Braunert.

Brunheri: BrunnerBraunher; BraunerBräuner.

(Brunmar): BrummerPrummer (bayr.) — BrümmerBrommer.

Brunold: BrunoldBraunewald; Braunwald. Gen. Braunholz.

Brunwart: Braunwarth.

(Brunwig): BrunwegBrunwey.

Einstämmige Kürzung Brun-.

Bruno: Bruno; Brune; Bruhn (Lütjebrune Lippe) — BrünneBraune; BraunPraun. Gen Bruhns; BrunenPrunsBraunsBronsBruins (ui = ü ostfries.) — Bronsema (ostfries.). Patr. A. BrüningBreuningBruninga (ostfries.). Patr. Zss. BrunssenBruhnsen.

Vklf. (l): Breunle. (l+n): Breunlein, Bräunlein. (k): BrunkoBruhnkeBrünickeBrönnekeBräunig. Gen. BrunkenBrünjes (fries.). (z): Brauneis.

Zweistämmige Kürzung Brunm-.

(Brummo): BrummeBrumeBrommeBrömme.

Vklf. (l): Brömmel; PrömmelBrömel. (z): Bromeis.

Brun-, Brün- s. Brun (V., einst. K.).

Brunabend III. s. Braunabend.

Brunn III. got. brunna, ahd. prunno, mhd. brunne (niederd. born) „Quelle“, im Nhd. durch eben dieses Wort zurückgedrängt, so daß es nur noch eine künstlich angelegte und eingefaßte Quelle bezeichnet. In ON. schon seit dem 7. Jh. häufig nachweisbar (Baldobrunno) — bei neueren N. in drei Formen: -brunn, -bronn, -born.

„By deme Borne“ 1383 Gött UB. I., 1316 lat. „apud fontem“.

FN.  1)  Brunn (vgl. franz. Lafontaine). Kaltenbrunn. Saltzbrunn. Steinbrunn. — v. Schönprunn (bayr.).
  2)  Bronn. Heilbronn. Neubronn.
  3)  von dem Borne (Roloff van deme Borne Klemp.). Born. Erlenborn. Eschborn. Schönborn. Sonneborn. (O. Sonnborn). Tettenborn. Weißenborn.

Ableitung auf -er (oberd.):

    1)  Brunner; Prunner (bayr.). Diestlbrunner. Kaltenbrunner. Schönbrunner.
  2)  Bronner. Diefenbronner. Neubronner.

Brünne s. Brun (einst. K.)

Brunner, Bronner a) I. s. Brun b) III. s. Brunn.

[S. 120]

Brüwer s. Brauer.

Bscherer III. (bayr.) „Barbier“. Auch Pscherer.

Bschlagengaul III. wohl imperat. = „Hufschmied“.

Buccardt s. Burg (V.).

Buch III. kollektiv für „Buchwald“, mhd. daz buoch.

FN. Buch. Willenbuch.

Ableitung auf -er (oberd.):

1) -bucher: Hagenbucher. Heimbucher (salzb.). Langenbucher. Oberbucher.
2) -bücher: Klotzbücher (württ.). Rothenbücher (württ). Willenbücher.

Buchardt s. Burg.

Buche III. ahd. puocha, mhd. „Buche“ — in Zss. wie Buchmeyer, südd. Puchmayr. Niederd. Bokemeyer.

-büchel s. Bühl.

Bucher III. a) schon got bôkareis, ahd. puochâri, mhd. buochaere „Bücherabschreiber, Schreiber“ b) einer aus Buch.

FN. Bucher; Pucher (doch auch zu Buch III).

-bucher, -bücher s. Buch.

Buchfeller III. mhd. buochveller von buochvel „Pergament“, „der die Felle zu Büchern, das Pergament, bereitet“.

Buchfinck III. deutscher Vogel-N.

Buchholtz III. von dem sehr häufigen ON. Buchholz. Auch Bucholtz.

-büchler s. Bühel.

Buchner III. „einer aus Buchen“ (O. 40 mal Rud.); auch Büchner — (südd.) Puchner. Zss. Hagenbuchner.

Buchsbaum III. mittelalterlicher Schmeichelname (Grimm, Kleine Schr. II, 400). Puxbaum (Wien). Niederd. Busboom.

Buck, Bück- s. Burg (einst. K.).

Bud-, Büd- s. Bod (V., einst. K.).

Büddenklepper III. niederd. „Büttenklopfer“ Spottname für Bötticher.

Büdenbänder III. niederd. „Büttenbinder“ s. Binder.

Buff s. Bod (zweist. K.).

Bügel-, -bügel s. Bühel.

Bugg- s. Burg I. (V., einst. K.).

Bühel III. ahd. puhil, buhil, mhd. bühel „Hügel“ („Gansbühel“ Stadtgegend in München) — nhd. in den mannigfachsten FF. ON. bildend: Bühl, Biehl, Büchel, Bichl, Pichl, Bügel, Buckel, Beul u. a.

FN.  1)  Bühl. Guggenbühl. Münzbühl.
  2)  Biehl, Biel (doch s. auch Bil I.). Windbiel (Baden).
  3)  Rafflenbeul.
  4)  Büchel, Büchl (bayr.). Steinbüchel.
  5)  Bichl (bayr.).
  6)  Klingsbügel. Krumbügel (in Köln eine Straße „Krummenbüchel“).
  7)  Krumbiegel. Nußbiegel (vgl. O. Nußbühl).
  8)  zuweilen noch mit p (nach s): Dinkelspiel (ON. Dinkelsbühl). Walterspiel (Baden).

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -bühler: Bühler (Hans von Bühel, auch „der Büheler“ Elsaß 15. Jh.). Steinbühler. Ungerbühler (salzb.). Varnbühler (= Farn-). Weißenbühler. Pühler (bayr.).
2)  -biehler: Biehler.
3)  -büchler: Bücheler; Büchler. Bürekbüchler. Steinbüchler. Püchler.
4)  -bichler (bes. bayrisch): Bichler. Aichbichler. Emetsbichler. Friedbichler. Fuchsbichler. Guggenbichler (salzb.). Hirschbichler. Lochbichler. Moosbichler. Steinbichler.
5)  -pichler: Pichler. Laupichler. Oberpichler. Raschpichler (salzb. — sämtlich noch jetzt in Ostpreußen).
6)  -biegler: Eisenbiegler. Oberbiegler.
7)  -(s)pieler: Radspieler. Singlspieler.
8)  Biller. Millbiller nach Steub S. 141 = Mühlbühler. Ganzbiller (Wien, vgl. O. Gansbühl).
9)  -spiller: Hackspiller.

Buhr s. Bauer.

Bull- s. Bald (V., einst. K.).

Bülte III. „Hügelchen im Sumpfe“.

Bültemeier (1507: Johann upper Bulten).

Bultmann (Bremerhafen).

v. Bülzingslöwen III. Stammort Bülzingsleben in Thüringen (s. -leben) — im Wappen fälschlich ein Löwe. (Adelslex.)

Bumann s. Baumann.

Bünd III. ahd. piunt (zu „bauen“), seit dem 8. Jh. in ON. Jetzt in den FF. -bünd,[S. 121] -boind, -peunt (-point), -paint (Adelpaint). Conrat in der Pewnt 1376. Grasbiunder 1319 Augsb.

FN. Ableitung auf -er (oberd., bes. bayr. österr.):

   1)  -pointner: Pointner. Hirschpointner. Kreuzpointner. Mühlpointner.
2)  -paintner: Paintner. Haarpaintner. Lindpaintner. — Baintner.

Bunge III. „Trommel“. Zss. Bungenstab.

Bungener III. altniederd. bungener „Trommler“, von bunge = Trommel, bungen = trommeln.

FN. BungenerBüngener; Büngeler. Mit der starken Bildung: BungerBünger.

Burch-, Burck- s. Burg I. (V., einst. K.).

BURG I. got. baúrgs, ahd. purc, mhd. burc „Burg“ (ital. borgo, span. burgo — Stadt Burgos in Altkastilien). Von „bergen“.

FN. Burghard: Burghardt; BurgardBurgerthBurckhard; BurkertPurkhart; PurkartBurchardtBuccardtBuggertBürkertPürkerth (bayr.) — Borghard; BorgertBorchardt; BorchertBockhardBochert. Gen. Burghartz; BurgartzBorcherts — latinis. Burchardi. Patr. A. BorcherdingBorkerding.

Burghar: Burger. Gen. BorchersBörchers.

Burgman: BurgmannBorchmannBormann.

Burgmar: Burgmer.

Burgoald: BurgoldPurgoldBurgholdBorgwaldt. Gen. Burgholtz.

Burcward: BurgwardtBorgwardt.

Einstämmige Kürzung Burg-.

Burgio, Bucco: BürgeBurckBuggeBuckBorgeBorckBock. Gen. Burgs. Patr. A. BückingBöcking.

Vklf. (i): BurkiBürgi (schweiz.). (i + n) Bürgin. (l): Bürgel; BürgleBürkleBückelBöckel. (l + n): BürklinBürckleinBücklein. (z): BurtzBorz. (z + l): BürzelPörzel.

Auslautend in 179 Namen (Först.), die sämtlich weiblich sind.

Burg- s. Burg I. (V.).

Bürg- s. Burg I. (einst. K.).

Burg III. got. baúrgs, ahd. purc, burg, mhd. burc befestiger, bergender Ort, „Burg, Stadt“. Schon im 1. Jh. Teutoburgium und Asciburgium; einfaches Burg erst aus dem 8. Jh. nachweislich und in derselben F. in tausend heutigen N. Niederd. -borg (so immer bei Klempin, z. B. Brandenborgh).

FN. Dillenburg. Brandenburg. Eulenburg. Mecklenburg. v. d. Malsburg.

Das ahd. p noch in: Marpurg. Regenspurg. Niederd. v. d. Borg. Drieborg (O. Driburg). Humborg (O. -burg). Osborg (O. -burg). Tecklenborg (O. -burg). Wieborg. Winzenborg (O. -burg) — bes. in dem nordwestlichen Deutschland, während es in den ON. fast durchweg in -burg verhochdeutscht zu sein scheint.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -burger: Brandenburger. Dillenburger. Luxemburger. Naumburger. — Regenspurger.
2)  -bürger: Heimbürger. Lünebürger. Oldenbürger. Würzbürger.

Burger s. a) Burg (V.) b) Bürger.

Bürger III. ahd. purgâri, mhd. burgaere, später burger „Bewohner einer Burg“, sodann „Bewohner einer (befestigten) Stadt“, im Gegensatz zu dem Landbewohner.

FN. BürgerBurger (in Wien häufiger als Bürger). Gen. Bürgers. Niederd. Börger. Gen. Borgers.

-bürger s. Burg III.

Bürgermeister III. mhd. burgermeister „Voreteher einer Stadtgemeinde, Bürgerschaft“; auch übertragen auf den Vorsteher einer Dorfgemeinde (in Schwaben und am Rhein). — Im Schwabenspiegel burcmeister, daher „Burgemeister“ (wie noch bei Goethe); neuniederländ. burgemeester.

FN. BürgermeisterBurgemeister.

Burggraf III. mhd. burcgrâve „Burggraf, Stadtrichter“. („Er was lantgrâve überz lant., burcgrâve in der stat genant“ Rudolf v. Ems, Guter Gerhard V. 1452).

Burgmann a) I. s. Burg b) III. mhd. burcman „auf der Burg wohnender Vasall des Burgherrn“.

[S. 122]

Burgstall III. angels. burhstal, noch jetzt in Österreich gebräuchlich, sinnverwandt mit „Burg“. Im südöstlichen Deutschland sind Orte namens Burgstall sehr häufig; im nordwestlichen dagegen treten zwei abgeschliffene FF. zahlreich auf: Borstel, -borstel, und Bostel, -bostel.

FN.  1)  v. Hammer-Purgstall.
2)  v. Borstell.
3)  Bestenbostel. Döhnbostel. Hornbostel (O. in der Landdrostei Lüneburg). Ohlenbostel. Rodenbostel. — Auch Bostelmann (hannöv.).

Ableitung auf -er (oberd.): Purgstaller (österreichisch).

Burk-, Bürk- s. Burg I. (V., einst. K.).

Burmeister, -mester s. Bauermeister.

Burtz, Bürzel s. Burg I. (einst. K.).

Busboom III. niederd. „Buchsbaum“, aus lat. buxus, s. Busenbaum.

Busch III. ahd. busc, mhd. busch, pusch das gewöhnlichste deutsche Wort für „niedriges Gehölz, Buschwerk“. Niederländ. Bosch. In manchen der folg. Namen gewiß appellativ, wie -brink, -bruch u. a.

FN.  1)  von dem Bussche. Busch. Pusch. — Buschmann. Puschmann. Berkenbusch. Dornbusch. Dohrenbusch. Ellerbusch. Evertsbusch. Finsterbusch. Gadebusch. Hasselbusch. Holderbusch. Kattenbusch. (Katzen-). Kieckebusch; Kyckbusch (O. in Brandenburg). Knappertsbusch (O. Knapperzbusch). Nätebusch (Nuß-). Schlebusch. Vahlbusch. Wiedebusch (Weiden-).
2)  von der Bosch. Achternbosch. — Boschmanns (niederrhein.).

Ableitung auf -er (oberd. — aber auch westf. von Flurnamen):

   1)  Buscher (Münch.).
2)  -büscher: Büscher. Königsbüscher. Telgenbüscher; Tellbüscher.

Busenbaum III. nach Vilmar „Stammbaum“, was aber nicht belegbar. Besser mit Andresen = „Buchsbaum“ (s. d.). Dafür sprechen auch die Nebenff. Busebaum und (niederd.) Busboom.

Buss- s. Bod (einst. K.).

Bußin III. N. eines dem Verf. persönlich bekannten Proselyten, abgeleitet von „Buße“ mit Anklang an die ON. auf -in.

Büteführ s. Böteführ.

Butendieck III. niederd. „der am Außendeich“. Halbniederd. Butendeich.

Butenop III. niederd. „außenauf“ (Finkenwerder).

Butenschön III. niederd. „(nur) außen schön“.

Büttel III. in ON. zu altsächs. bodl, angels. botl „Haus“ (9. Jh.: Dallangibudli).

FN. Edelbüttel, auch Eddelbüttel. Oldenbüttel. Sießenbüttel.

Butterbrod III. vgl. Kese-unde-brot um 1530 (Lübben), altniederd. Wekebrôd.

Butterfaß III. deutlicher Gerät-N.

Buttermann III. ein „Butterhändler, -träger“. Niederd. Bottermann.

Butterweck III. ein aus Butterteig gebackener Weck. Halbfranzösiert in barbarischer Schreibung Bouterwek, „um der unästhetischen Butterwecke zu entgehen“ (Pott). Auch Butterwegge.

Bütting s. Bod (einst. K.).

Buttmann Pott S. 596: „Möglicherweise aus Butte für Bütte. Oder Verkäufer von Butten (Butt, Platteise, Rhombus piscis). Oder vom hamburg. Adj. butt, von kleinen Kindern, vgl. verbuttet, auch grob, plump.“ Alle diese Vermutungen sind in die Luft gebaut, wenigstens soweit es sich um den N. des bekannten Gräcisten handelt; denn dieser ist urspr. gar nicht deutsch, sondern französisch, von Réfugiés stammend, Boudemont, woraus nur Buttmann verdeutscht worden (s. Allg. deutsche Biographie S. 656).

Büttner III. mhd. bütenaere (vom ahd. putin, mhd. büten, bütte) „Bötticher“ („Büttnerstraße“ in Breslau).

FN. Büttner. Böttner. Verderbt Bittner (Schles.); Pittner (bayr.).

Butze s. Bod (einst. K.).

C.

Cammerer s. Kämmerer.

Camp- s. Kamp I.

Cannegieter s. Kannengießer.

Capelle III. mehrfacher ON.

FN. Capelle. von Capellen.

Abl. auf -er: Kappeller.

[S. 123]

Carels, Carl- s. Karal.

Carst- s. Christianus.

Casp- s. Kaspar.

Caßebohm III. niederd. „Kirschbaum“ (s. Baum — Kassebohm O. in Mecklenb.).

Cattepoel III. „Katzenpfuhl.“

Cellarius s. Keller.

Charfreytag III. zu den Zeitnamen gehörig (s. Tag).

Chelopoeus s. Kistmacher.

Christ, -el, -en s. Christianus.

Christianus II. griech.-lat. Ableitung von Christus: „ein Christ“ (noch mhd. Christen); der N. zuerst in Antiochien, Apostelgesch. 11, 26.

FN. a) Christian; Christann; Christen — gleich dem Appelativum bis zur Einsilbigkeit verkürzt: Christ, Krist nebst Christmann, ostfries. Christma. Gen. Christiani; Christians; Krystians. Patr. A. ChristinckChristeller (Schles.). Patr. Zss. Christiansen; Christensen (Schlesw.).

Vklf. (l): Christel; Christl (bayr.). Krestel. Patr. A. Kristler. (l + n): Kristlin. (k): Christeinicke.

  b)   Mit Umstellung des r: Kirstan, Kirsten (Elbing. Urk. Kirsten Heyncze 1487) — KürstenKirschten, woraus durch Umdeutung Kirstein; KirschsteinKerschstein (Hessen). — Verkürzt: Kirste; Kirst (Patr. A. Kirsting); in breiterer Aussprache Kirscht — mit Ausstoßung des r: Kist.
c)   Mit Umstellung des r und Brechung des i in e: Kerstan (in Gött. UB. I. schon ums J. 1251 Kerstianus als VN.); Kersten; Kerstein — verkürzt Kerst. Patr. A. Kersting.
 Mit Ausstoßung des r: Kesten; Kestein; Kest. Patr. A. Kesting. (1590: Kersting Preuß). Zss. Richterkesting (Lippe).
d)   Mit Umstellung des r und Verbreiterung des e in a (niederd.): Karsten, Carstenn (Carsten Manteuffel KB.); Karstein; Karst. Gen. Carstens — (ostfries.) Karsjens. Patr. Zss. Carstensen.

Vklf. (k): Karsteineke.

Mit Ausstoßung des r: Kasten (als VN. 17. Jh. KB.); Kastein; Kast. Patr. Zss. Kastensen.

Mit Rückangleichung des t: Kassens.

Christophorus II. griech. „Christusträger“ (S. 25); die betreffende Legende unter anderen bei Kind: „Offerus war ein Lanzenknecht“ usw.

FN. Christopher; Christoffel; Christoph. Gen. Christophory; Christophers; Christoffels.

Mit Kürzung im Anlaut: StofferStoppel. Gen. Stoffers (Stoffer VN., Stoffer Prochel 1644 KB.); Stoffels. Patr. A. Stöffler.

Chrysander III. vergriecht = Goldmann.

Ciliax, Ciriaks, Cirks s. Cyriacus.

Claaß-, Clabs, Claes, Clas-, Claß- s. Nicolaus.

Claud- s. Hlod (einst. K.).

Claus- s. Nicolaus.

Clauth s. Hlod (einst. K.).

Claw- s. Nicolaus.

Clemens II. lat. „milde, gütig“ — N. zweier bedeutender Lehrer und Schriftsteller der christlichen Kirche der ersten beiden Jh.

FN. Clemens, Klemens; Klement.

Clericus III. lat. Übers. von Pape, in dem Sinne des mhd. pfaffe „Geistlicher“ (s. Klempin, Matrikeln der pommerschen Ritterschaft S. 11).

Cloos s. Nicolaus.

Cnyrim s. Knieriem.

Coecejus s. Koch.

Coers s. Kun (V., Chunrad).

Cohn a) christlicher N. s. Kun (einst. K.). b) häufiger jüdischer N., zsgz. aus Cohen „Priester“.

Cohnfeld, -helm, -stein III. jüdische Phantasie-N. (S. 67).

Cohrs s. Kun (Kunrad).

Con- s. Kun (V., einst. K.).

Cord- s. Kun (Kunrad).

Corleis s. Kyrieleis.

Cornelius II. berühmtes römisches Geschlecht, zu welchem auch der Hauptmann Cornelius Apostelgesch. 10, als Nachkomme eines Freigelassenen des L. Cornelius Sulla, gehört haben mag.

FN. Cornelius; Corneljes (friesisch; Genetiv? s. Ruprecht S. 9); CornilsCornel, Cornehl. Gen. Corneli. Patr. Zss. Korneliussen; Cornelissen.

Mit Kürzung im Anlaut: Nelius; Nelies, Neljes, Nellies (die drei[S. 124] letzten im Fries. auch VN.) — NeelsNiels. Patr. NellessenNehlsen.

Corrodi I. „älter Koradi = Konrads“ s. Kun.

Corßen s. Kun (V.).

Corvinus III. verlateint aus Rabe, Raab.

Cosmar s. Goz.

Coster, Cöster s. Küster.

Crabathi III. „Kroat“ (Fröhner S. 36).

Cramer s. Krämer.

Cranach III. ON. (S. 30).

Cremer s. Krämer.

Cretzschmar s. Kretschmer.

Crobath III. „Kroat“.

Cruse s. Krause.

Cun- s. Kun (V., einst. K.).

Curdes, Curt, -curt s. Kun (V.).

Curtius III. verlateint aus Kurtz, Korte.

Cyprianus II. griech.-lat. „der Mann aus Cypern“, Bischof von Karthago u. Märtyrer unter Valerian 3. Jh. (Kal. 26. Sept.).

FN. Supprian.

Cyriacus II. griech. „dem Herrn gehörig“; Patriarch von Konstantinopel um 600 n. Chr.

FN. Cyriacks. Cyriaci.

Zsgz. Cirks (fries.), davon Gen. Plur. Cirksena, das einheimische Fürstengeschlecht in Ostfriesland, welches mit Karl Edzard 1744 ausstarb; doch dauert der N. anderweitig in Ostfr. fort, als der einzige noch lebende N. auf sena (sna) s. Ruprecht S. 14 — aber nach Stark S. 135 von Sigerik, Sirck, indem fries. für s ein z eintritt: Zirkzena, wie Zicke = Sicke.

Mannigfache, z. T. sehr entstellte Formen: Ciriaks; CiliaxZilias; ZilgesSilges u. a.

Czech III. ein „Tscheche“; auch in der Schreibung Tschech, Zschech. (In der Kassubei von einigen Familien nach dem Attentat des Bürgermeisters Czech auf Friedrich Wilhelm IV. in Echt umgewandelt, indem der König, um Verleihung eines andern N. angegangen, das Cz vorn strich und ein t am Ende zusetzte).

D.

Daab s. Dag (zweist. K.).

Daacke s. Dag (einst. K.).

Dabbert, Dabert s. Dag (V.).

DAD I. got. dêds, ahd. mhd. tât „Tat, Werk“. Fließt z. T. mit Dag zs.

FN. Tadebert: DabbertTabbert.

Thetald: Thadewald.

Einstämmige Kürzung Dade.

Tatto: Dato; DatheDadeThate.

Vklf. (l): Taddel. (k): Tatje.

Daffert s. Dag (V.).

DAG I. got. dags, ahd. tac, tag, mhd. tac „Tag“ (wohl in Hinsicht auf Licht und Glanz). Seit dem 4. Jh. in N. nachweisbar.

FN. Tagebold: Tabold.

Dagobert: DabbertTabbertTappertDapper. Gen. Dappers.

Tagibod: Taboth.

Dagafrid: Daffert.

Dagaher: Täger. Patr. A. Degerink.

Dagaleif 4.: Taglieb.

Tagamar: DaimerDahmer.

Tagarat: TagartTägert.

Dagarich: Teirich.

Tagadeo: Tadey (spr. — dē, Eutin) — Taddey.

Dagoald: Dagott.

Mit Erweiterung (Dagin-):

Dagimpald: Damboldt.

Taginbert: DammertDember.

Einstämmige Kürzung Dag-.

Dago, Tacco: DaackeTagTack (Tackmann) — DägeTägeDegTeggeDey. Gen. Tägen.

Vklf. (l) Dagalo: DegelTägel. Patr. A. DäglingDahlingDehling. (k): Dagiko: Deicke. Gen. Deycks. (z) Tagizo, Tayso: DeitzDeißTheise; Theis.

Zweistämmige Kürzung Dagb-.

DappTappDaab.

Zweistämmige Kürzung Dagm-.

Damo: Dahm. Gen. Dahms.

Vklf. (l): Dehmel. (k): Dahmke.

Auslautend (53 mal Först.):

-tag: Heiligtag.

-dach: Hildach.

-dey: Alldey.

Däg- s. Dag (einst. K.).

Dahl-, -dahl s. Thal.

Dahling s. Dag (einst. K.).

Dahm- s. Dag (V., zweist. K.).

Dahn s. Dan.

[S. 125]

Dähn- s. 1) Dan 2) Thegan.

Damcke s. Thanc (zweist. K.).

Damm a) I. s. Thank b) III. „der am oder auf dem Damm Wohnende“ vgl. Henning vamme Damme (Drübecker Urk. 1525).

Dän- s. 1) Dan 2) Thegan.

DAN I. der „Däne“ — seit dem 7. Jh. in N. nachweisbar (Danoald).

FN. Denihart: DannertTannertDenhardDähnert.

Einstämmige Kürzung Dan-.

Dano, Tenno: DannDahnDähne; Dehn. Patr. A. Dening.

Vklf. (l) Danilo 7.: Dähnel, Dänell. (k): DahnkeDenickeDähnke.

(Fließt zusammen mit Thegan.)

Danck- s. Thanc.

Danehl s. Daniel.

Danhauer III. „Waldhauer, Holzfäller“ (s. Tann). Dannenhauwer 1471.

Daniel II. hebr. „mein Richter ist Gott“, der bekannte Prophet.

FN. (zum Teil jüdisch): Daniel (Danigel)DanehlDannöhlDanneil. Latinis. Danelius. Gen. (lat.) Danielis — (deutsch) Daniels. Patr. Zss. Danielsohn; Danielson; Danielsen.

Dank s. Thanc.

Dankegott III. deutlicher Satz-N.

Dann, Dannert s. Dan.

Dannehl, -eil, -öhl s. Daniel.

Danz s. Thanc.

Dapp- s. Dag (V., zweist. K.).

Däschler, Däschner s. Täschner.

Dato, Dathe s. Dad.

Daud- s. Thiud (V., einst. K.).

Daum III. s. S. 49. Heneke mit dem dumen 1373. Chunrat vnd Friderich die Dovmen; Frideric. Pollex 13. Jh.

Dautert s. Thiud (V.).

Däuwel s. Thiud (V.).

David II. hebr. „geliebt“; der König und Psalmendichter des A. T.

FN. (z. T. jüdisch): David; Dawid. Gen. (lat.) Davidis — (deutsch) Davids. Patr. Zss. DavidsonDavison.

DAW I. ahd. dau, angels. theav, altsächs. thau „Sitte“.

FN. Dawipert: Daubert.

Tawold: Dauwald.

Einstämmige Kürzung Dav-.

Dawo: DaueDewe.

de in niederländ. Namen der Artikel: de Boer, de Vrient (S. 40), de Ruyter (Emden).

Deb- s. Thiud (V.).

Debbelin s. Thiud (zweist. K.).

Debusmann s. Matthäus.

Dechant III. ahd. techant, mhd. dechân (aus lat. decanus „der über zehn gesetzt ist“), ein Vorgesetzter in verschiedenen, nicht bloß geistlichen Ämtern.

FN. Dechant; Dechend.

Decker a) I. = Dietger (s. Preuß 18) b) III. „Dachdecker“.

FN. Decker, in ostfriesischer Schreibung Dekker. Gen. Deckers (niederrhein.).

Ded- s. Thiud (V., einst. K.).

Deeken, Deet- s. Thiud (einst. K.).

Defert s. Thiud (V.).

Defregger III. „einer aus dem Teferegger Tale“ (Tirol).

Deg- s. Dag (einst. K.).

Degen-, Degner s. Thegan.

Degreff s. Graf.

Dehling s. Dag (einst. K.).

Dehmel s. Dag (zweist. K.).

Dehn s. 1) Dan 2) Thegan.

Dehrholtz s. Diur.

-dei s. a) Dag b) Thiu.

Deib- s. Thiud (V., zweist. K.).

Deichmann III. „Aufseher eines Deiches“ d. i. Schutzdammes gegen das Wasser. (Da mit der Erdausgrabung zugleich eine Erdaufschüttung verbunden ist, so hat die Sprache dasselbe Wort einmal in der hochd. Form „Teich“ für lacus, sodann in der halbniederd. F. „Deich“ für agger verwendet).

FN. Deichmann. — Niederd. Dieckmann. Gen. Diekmanns (Geldern) — s. auch Teichmann.

Deick- s. Dag (einst. K.).

Dein- s. Thegan.

Deiß s. 1) Dag (einst. K.) 2) Thiud (einst. K.).

Deit- s. Thiud (V., einst. K.).

Deitz s. 1) Dag (einst. K.) 2) Thiud (einst. K.).

Delff, Delfs s. Thiud (V.).

[S. 126]

Delker, Delkener III. „einer aus Dalbke“ in Lippe-Detmold (Preuß 34).

Demant III. „Diamant“. Auch Jaspis findet sich als christlicher FN.

Dember s. Dag (V.).

Denant s. Thiud (V.).

Denecke s. Thegan.

Dengel s. Thanc.

Denhard s. 1) Dan 2) Thegan.

Denis s. Dionysius.

Denk- s. Thanc.

Denn- s. 1) Dan 2) Thegan.

Denys s. Dionysius.

Denz- s. Thanc.

Depping s. Thiud (zweist. K.).

Dereich, Derix s. Thiud (V.).

Dessaller III. (romanisch-deutsch) „einer aus de Sala“.

Dessoir III. aus Dessauer verfranzöselt (S. 68).

Det-, Deth- s. Thiud (V., einst. K.).

Dett- s. Thiud (V.).

Deub- s. Thiud (V., zweist. K.).

Deudeloff s. Thiud (V.).

Deuerling s. Diur.

Deuß s. Thiud (einst. K.).

Deut- s. Thiud (V., einst. K.).

Deutsch III. auch Teutsch. Abgeleitet Teutscher.

Devrient III. urspr. flämisch: de Vrient „der Freund“ (S. 40).

Dew-, Deybaldt s. Thiud (V.).

Deycks s. Dag (einst. K.).

Deyhl s. Thiud (einst. K.).

Dibbern s. Thiud (V.).

-dick s. Teich.

Dict- s. Benedictus.

Didden, Didtchen s. Thiud (einst. K.).

Didolf s. Thiud (V.).

Dieb- s. Thiud (V., zweist. K.).

Dieck-, -dieck s. Teich.

Dieckmann s. Deichmann.

Died- s. Thiud (V., einst. K.).

Dief- s. Thiud (V.).

Diehr s. Diur.

Dieken s. Thiud (einst. K.).

Diekgräber III. (niederd.) „Teichgräber“.

Diekgräwe, -grebe III. niederd. „Deichgraf“ d. i. Aufseher eines Deiches.

Diel- s. Thiud (einst. K.).

Diem- s. Thiud (V., zweist. K.).

Dienhart s. Thegan.

Diepolt s. Thiud (V.).

Dier- s. 1) Diur 2) Thiud (V.).

Dieringer III. „Thüringer“.

Dießl s. Thiud (einst. K.).

Diet-, Dieth- s. Thiud (V., einst. K.).

Dietsch, Dietz-, Dihle, Dik-, Dill s. Thiud (einst. K.).

Diewald s. Thiud (V.).

Dillschneider III. „Dielschneider“, vom mhd. dille Diele.

Dimmel s. Thiud (zweist. K.).

-ding, -dink aus ing entstanden bei Anfügung an Vollnamen, die auf einen T-Laut ausgehen:

Helmerding (Helmhard). Vollbeding (Volkbert). Humperdinck (Hunipreht, Humpert).

Dionysius II. griech. „der Dionysische“, von dem Gotte Dionysus (Bacchus).

FN. Denys, Denis. Mit Kürzung im Anlaut Nieß.

Dip- s. Thiud (V., zweist. K.).

Dirck-, Dirk- s. Thiud (V.).

Diruff s. Diur.

Diß s. Thiud (einst. K.).

Dit-, Ditt- s. Thiud (V., einst. K.).

Ditz s. Thiud (einst. K.).

DIUR I. zu ahd. tiuri, diuri, mhd. tiure „teuer“.

FN. Diurleic: ThierleyThurlei.

Deorovald: DörwaldDürholdtTyrolt. Gen. Dehrholtz.

Deorulf: DierolfThierolfDürolfThyrolfTürloffDiruffTiroff; Thierauf.

Einstämmige Kürzung Diur-.

Dioro: DiehrTheuerDuhr. Patr. A. Dierink. Patr. Zss. Diersen.

Vklf. (l) Patr. A. Deuerling. (k): DierickeTheurichDürrich. (k + n): Dürichen. Patr. Zss. DührsenDürsen.

Dix s. Benedictus.

Djuren s. Georgius.

Dob- s. Thiud (V.).

Döb-, Döbb- s. Thiud (V., zweist. K.).

Docke, Dod- s. Thiud (einst. K.).

Död- s. Thiud (V.).

[S. 127]

Dohm s. Dom.

Dolf s. Ath (V.).

Dolfus s. Fuß b).

Doll s. Thiud (einst. K.).

Dollfuß s. Fuß b).

Dollmetsch III. gegen Ende des 13. Jh. aus dem Slawischen (poln. tlumacz, russ. tolmatsch) aufgenommen: „Dollmetscher“.

DOM I. got. dôms, ahd. mhd. tuom „Urteil, Gericht“ (auch Macht, Ansehen).

FN. Dombert: DombertTompert.

Domard: DomhardtDommertDühmertDummertThumhartDümmert.

Domarius: ThomerDommerThümer.

Tuomrih: DomrichDommerich.

Einstämmige Kürzung Dom-.

(Domo): Dom, DohmThumThym.

Gen. DohmenDommesThümen.

Vklf. (l) Duomelo: DommelTömmelDummelDümmelThümmel. Patr. A. DömlingDümlingThümling. (l + n): Dümlein. (k): DomkeDömichDühmke. (k + n): Dümichen.

Auslautend -tum: Altum.

Dom-, Döm-, Domm- s. Dom.

Dominicus II. „dem Herrn angehörig“ (vgl. Cyriacus); der h. D. ein ‚Spanier‘ stiftete 1216 den Orden der Dominikaner.

FN. Dominicus; Dominick; DomnickMinikus (Zürich).

Don-, Dön- s. Antonius.

Donaubauer III. „einer aus der Einöde Donaubau“(er) in Niederbayern. Auch Donebauer, Donnabauer.

-donk s. Dung.

Donner s. Thunar.

Donnersmark III. im Zipserlande (Ober-Ungarn) gelegener Marktflecken, wonach das jetzt schlesische Grafengeschlecht Henckel v. Donnersmarck seinen Namen hat, während der N. Henckel durch eine Erbtochter „v. Henckel“ hinzugebracht ist (S. 85).

Döpel s. Thiud (V.).

Dopp s. Thiud (zweist. K. I).

Dordenbusch III. Satz-N. „durch den Busch.“ Durhdenpusch (Hugo v. Trimberg).

Dorf III. ahd. dorf, thorf, mhd. dorf, altsächs. thorp, niederd. dorp (dän. torp) — in ON. aus dem 7. Jh. zuerst nachweislich; neuere FF. -dorf, -torf — niederd. -dorp (z. B. Oldendorp), -drup, -trup, -trop.

FN.    a) hochdeutsch:
1)  -dorf: Borsdorf. v. Helldorf. Pufendorf. Blasendorff.
2)  -dorpf (-torpf): Teßdorpf. Graf Sierstorpff (O. Siersdorf).
3)  -torf (nach s und t): v. Ahrenstorff (O. Ahrensdorf in d. Uckermark). Gottorf. Reinstorf. v. Bernstorff. Estorff. Wolterstorff neben Woltersdorff (während als ON. nur Woltersdorf).
4)  -troff: Hermestroff. Langstroff (O. Langsdorf).
 b) niederdeutsch:
1)  -dorp: v. Hogendorp. Oldendorp (neben Ollendorff). So immer bei Klempin: Benekendorp, Teskendorp (j. Teschendorf) — nach s torp: Beygerstorp (j. Beyersdorf).
2)  -drop: Daldrop.
3)  -drup: Brandrup (O. Branderup in Nordschleswig). Sandrup.
4)  -torp: Quistorp (O. Quisdorf im Eutinischen).
5)  -trop: Gastrop. Ribbentrop (O. Ribbentrup in Lippe-Detmold). — Aschentropp.
6)  -trup: Mentrup. Sentrup. Wentrup. Westrup. Eistrupp (O. Eistrup im Osnabrückischen). Schachtrupp (O. -trup).
 Ableitung auf -er (oberd.):
1)  -dorfer (-torfer): Bilsdorfer. Freundorfer. Herrmannsdorfer. Helfersdorfer. — Aiglstorfer (bayr.).
2)  -dörfer: Herrendörfer. Hundsdörfer. Neudörfer. Erdmannsdörffer. — Herrmannstörfer.

-dorfer, -dörfer s. Dorf.

Dörfler III. „einer aus Dörfel“ (O. 54 mal).

Döring s. During.

Dorn III. ahd. mhd. dorn „Dorn, Dornbusch“. Auch häufiger ON.

[S. 128]

FN. Dorn. Blühdorn; niederd. Bleudorn. (entstellt Bleidorn). Hagedorn, zsgz. Heidorn. Hogendorn. Maidorn. Schleedorn (Heinric. dict. Sleedorn 1266).

-dorp, -dorpf s. Dorf.

Dörries s. Isidorus.

Dörwald s. Diur.

Dörwand III. niederd. = dör(ch) de Wand (Catharina Dördewant 1651 Eutiner Urk.) „ein unbesonnener, tollkühner Mensch.“

Döscher III. niederd. = Drescher; Dröscher.

Dotter, Döttloff s. Thiud (V.).

Doxie II. aus Eudoxia (Fröhn.).

Drabant s. Trabant.

Drabsanft III. Satz-N. „trabe sanft“.

Drächsle s. Drechsler.

Dräs- s. Andreas.

Draudt s. Drud (einst. K.).

Dreassen s. Andreas.

Drebes s. Andreas.

Drechsler III. von „drechseln“, dem Frequentativ von „drehen“.

FN. Drechsler, DrexlerTräxler, Trexler — dem mhd. draehsel entsprechend Drechsel, in schwäbischer F. Drächsle.

Dreeß, Drees- s. Andreas.

Dreher III. von „drehen“, mhd. draejen, der „Drechsler“.

FN. Dreher. Zss. Stockdreher.

Niederd. Dreier, Dreyer von niederd. drejen. Zss. Schötteldreyer (Bückeburg) „Verfertiger hölzerner Schüsseln“. Stuhldreier (Westf.). (So werden auch die Bernstein-Arbeiter, die früher in Danzig, Stolp usw. eine besondere Zunft bildeten, in dem Stolper KB. noch im 17. Jh. „Bernsteindreier“ genannt.)

Dreier, Dreiher s. Dreher.

Dreis s. Andreas.

Dreizehner III. wohl mit Bezug auf den alten Aberglauben, daß, wenn gerade 13 Personen sich in einer Gesellschaft zusammenfinden, einer von ihnen bald sterben muß.

Drescher III. „der Getreide ausdrischt“. Auch Dröscher.

Dressel s. Thras.

Dreuttel s. Drud (einst. K.).

Drew- s. Andreas.

Dreyer s. Dreher.

Driesch III. „unbebaut liegen bleibender Acker“.

FN. Van den Driesche, holländ. Gelehrter des 16. Jh. Von den Driesch.

Driesemann s. Andreas.

Drischaus III. Satz-N. „drisch aus.“

Drodtloff, Dröder s. Drud.

Drommeter s. Trompeter.

-drop s. Dorf.

Droste III. „Amtmann, Schösser“ in Friesland, Westfalen u. a. (s. Truchseß). In mehreren Adelsfamilien des Münsterlandes: Dr. zu Hülshoff; Dr. zu Vischering.

Drube s. Drud (zweist. K.).

DRUD I. altnord. Thrudr eine Walküre (s. Weinhold, die deutschen Frauen S. 14). Daneben kommt das Eigensch. trût „traut“ in Betracht. Vgl. auch angels. thrydht „schön.“

FN. (Drudbod): Trauboth.

Trudhari: DröderTrüterTreutter.

Trutman: TrutmannDrumannTrumannTrautmannTraumann.

Drutmar: TrummerTrumerDrümmerTrümmerTraumer.

Drudwih w.: Trautwig.

Drudwin: Trautwein.

Trudulf: DrodtloffTrüloffTrautloff — zgsz. Trolf.

Einstämmige Kürzung Drud-.

Drudo: DrudeTrudeDrueTrueDraudtTraute; Traut. Patr. A. DrudingDruiding (spr. Drüding, ostfries.). — TreudingDrüner (1538: Drudener, 1523: Druding-Preuß).

Vklf. (l) Drudilo: DreuttelTreutel — zsgz. Drühl. (l + n): Treutlein. (k) (Drudico): DrükeTreucke; Treuge. (z) Truzo: Trautz (mit der unorgan. Bildung Trautschold). (z + l): TrutzelTroschel.

Zweistämmige Kürzung Drudb-.

Trubo: DrubeTrubeDrobeDruweTraube.

Vklf. (l): Trupel.

Auslautend (173 mal Först., doch anscheinend nur in weiblichen N.).

[S. 129]

-trut: Liebetruth.

-traut: Liebetraut.

Drue, Drühl, Druiding, Drüke s. Drud (einst. K.).

Drumann, Drümmer s. Drud (V.).

-drup s. Dorf.

Druwe s. Drud (zweist. K.).

Dryander III. = Eichmann.

Dubb- s. Thiud (V., zweist. K.).

Dübbert s. Thiud (V.).

Dübel s. Thiud (V., Theudobald).

Dudd-, Duden s. Thiud (einst. K.).

Düfert s. Thiud (V.).

Dühm- s. Dom.

Duhr, Dührsen s. Diur.

DULD I. zu ahd. mhd. dult „Geduld“, bes. wohl auf Ausdauer im Kampfe gehend.

FN. (Tultperaht): Tulpracht.

(Dulthart): Duldhardt.

Tulthere: Duller.

Einstämmige Kürzung Duld-.

Vklf. (k): DulkTulke. (z): Dultz.

Dulk, Duller, Dultz s. Duld.

Düm-, Dumm-, Dümm- s. Dom.

Dung, Donk III. wahrsch. eine kleine Bodenerhebung, bes. zwischen Sümpfen (Förstemann ON. S. 75). Alte N.: Dung, Megmedung; neuere bes. in der Gegend von Düsseldorf und in Flandern.

FN.  1)  -dunk: Averdunk, Averdung.
2)  -donk: Berendonk. Germerdonk. Wesendonk.

Dunker III. wohl „Tüncher“. (Früher eine Dunkerstraße in Reval).

Dünnebacke III. zu den Körperteilen.

Dür- s. Diur.

DURING I. zum Volksnamen der „Thüringer“. Turincpraht. Durinchard.

FN. DuringDüringThüringDöringThöring.

Düring a) I. s. During b) III. ein „Thüringer“. Auch in neuerer F.: Thüringer.

Dürre III. französiert Durré, s. S. 68. Albrecht der Dürre 1325.

Dürrich s. Diur.

Dusendtüfel III. „Tausendteufel“ (wohl weil der Ahnherr diesen Fluch im Munde führte).

Dutschke, Duttke s. Thiud (einst. K.).

Dütt- s. Thiud (V., einst. K.).

Düwel s. Teufel (doch Düvelhenke = Dietbold Henke s. Hagan).

Dux s. Thiud (einst. K.).

-dyk s. Teich.

E.

Eb- s. Ebur.

EBUR I. zu ahd. ebur, mhd. eber „der Eber“ (S. 17), für Männernamen um so passender, als in der nord. Dichtung sogar jöfurr = Fürst, Herr.

FN. Eburhard: EberhardEverhartEbrardEbhard; Ebart; Ebert. Zss. Meiereverth. Gen. Eberhards; EbertsEvertz. Patr. A. Everding.

Ewurman: EbermannEvermann.

Eburwin: EberweinEwerwien (niederd.).

Einstämmige Kürzung Ebur-.

Ebaro, Ebo, Eppo (Stark S. 40): EberEebeEbbeEpp. Gen. EbersEversEbs; EbenEppen. Patr. A. EppinkEbbinga (ostfries.).

Vklf. (l): Ebel; EbleEpple. Patr. A. EberlingEbeling. (l + n): EberleinEppeleinEblenEpplen. (k): EbbeckeEbke (Ebkema ostfries.) — Eppich; Eppeich (Gottschee).
Patr. A. Ebker (Preuß 19).

Ebener III. „einer aus Eben“ (häufiger ON. in Süddeutschld.) — doch auch mhd. ebenaere „Schiedsrichter“.

Ebentheuer III. „Abenteuer“, früher auch persönlich gebraucht (s. Goethe, Mitschuldige 1, 1.

Ecc-, Eck- s. Ag (V., einst. K.).

Ecke III. ahd. ekka, mhd. ecke, egge „Ecke, Winkel“. Sehr zahlreich in ON.: -eck; daneben -egg (süddeutsch).

FN.  1)  Honeck (O. Hoheneck). v. Nordeck. Viereck. Waldeck.
2)  v. Aichenegg. v. Bieberegg. v. Cronegg (O. Kronegg). Hohenegg. v. Königsegg. v. Lichtenegg; Lichtnack.

Ableitung auf -er (oberd.):

    1)  -ecker: Bernecker. Heidecker. Vilsecker. Waldecker. (Bisweilen[S. 130] in der Schreibung -äcker: Rienäcker neben Rienecker, von Rieneck in Unterfranken, ehem. Grafschaft, s. Goethes Götz 2, 8: „Reineckische Bauern“, nach Götzens Lebensbeschreibung. So auch wohl Steinäcker st. Steinecker.)
2)  -egger (südd.): Bernegger. Buchegger (O. Buchegg in der Schweiz). Heidegger (vgl. Heideck, Oberpfalz). Kaltenegger (O. Kalteneck in Steiermark). Lichtnegger (O. Lichtenegg in Österreich) neben Lichtenecker und Lichtenöcker. Rauchenegger neb. -ecker. Scheidegger (Scheidegg in Bayern, Bezirk Lindau). Steinegger (Steinegg in Baden). Hohenögger (O. -egg).

-ecker s. Ecke.

Eddeling s. Athal (einst. K.).

Edel- s. Athal (V., einst. K.).

-eder s. Öd.

Edigkaufer s. Hof.

Eebe s. Ebur (einst. K.).

Eerkes, Eerts s. Er.

Egbert s. Ag (V.).

Ege s. Ag (einst. K.).

Egel- s. Agil (V., einst. K.).

Egen- s. Agin (V., einst. K.).

Egers, Egert s. Ag (V.).

Egidy s. Aegidius.

Egg- s. Ag (V., einst. K.).

-egg, -egger s. Ecke.

Eginard s. Agin (V.).

Egli s. Agil (einst. K.).

Egloff s. Ag (V.).

Egner s. Agin (V.).

Egold, Egolf, Egts s. Ag (V.).

Ehl- s. 1) Agil (V., einst. K.) 2) Athal (V., einst. K.).

Ehmich s. Irmin.

Ehn- s. Agin (V., einst. K.).

Ehr- s. Er.

Ehren- s. Erin.

Eib- s. 1) Ag (V.) 2) Iw.

Eich III. in ON. von „Eiche“ in kollektivem Sinne = „Eichwald“: Eich, Aich, -aich.

FN. Eich. von Schönaich. Abl. auf -er (oberd.): Eicher. Breiteneicher.

Eichhard, Eichert s. Ag (V.).

Eichholtz III. vgl. R. im Eichholtz 1330. Auch häufiger ON.

Eichmann III. „der bei einer Eiche wohnt“. Dreieichmann „der bei den drei Eichen“.

Eick- s. Ag (einst. K.).

Eidam III. nebst Kleineidam. Zu den Verwandtschafts-N.

Eier, Eiert, Eiffert s. Ag (V.).

-eier s. Au.

Eigenbertz s. Agin (V.).

Eik- s. Ag (einst. K.).

Eike III. niederd. „Eiche“, in Eikenkötter, Eickemeyer u. a.

Eil- s. Agil (V., einst. K.).

Eim- s. Ag (V., zweist. K.).

Ein- s. Agin (V., einst. K.).

Einenkel III. ahd. eninchil „Enkel“.

Einerhand III. elliptischer N.: „der mit einer Hand“. (S. 49).

Einsiedel III. ahd. einsidilo, mhd. einsidele „Einsiedler“.

FN. Einsiedel, Einsiedl — auch Einsiedler.

Einspenner III. „der mit einem Pferde fährt.“

Eipeldauer, Eypeltauer III. (Wien) „einer aus Eipoldau“ (Leopoldau).

Eirich s. Ag (V.).

Eis- s. Agis.

Eisen I. s. Isan.

-eisen  a) I. entstanden, wohl durch Umdeutung, aus eis (ahd. izo (S. 23, 34)).

FN. Grimmeisen neben Grimeis (ad. Grimizo). Grüneisen. Helmeisen (Helmizo). Lotheisen; Lotheißen (Hlodizo). Notheisen (Notizo). — Gerdeißen (Gardizo).

b) III. Zus. mit „Eisen“, Geräte bezeichnend.

FN. Bauerneisen (S. 44). Hufeisen (mhd. huofîsen). Spereisen.

c) III. in Thurneisen entstellt aus urspr. Thurnhäuser 1220, Thurneyser 1500 (Bacm.).

Eisenblätter III. = Eisenplätter, wie Dratplätter vom Plattmachen des Drates zwischen zwei stählernen Bolzen.

Eisenhut III. mhd. îsenhuot „Helm“. Niederd. Iserhot.

Eisenmenger III. „Eisenhändler“ (s. Manger).

[S. 131]

Eisenreich s. Agis.

Eitze s. Ag (einst. K.).

Elb- s. 1) Alb 2) Athal (V.) 3) Agil (V.).

Elf- s. Alb (V., einst. K.).

Elger- s. Agil (V.).

Elias II. hebr. „mein Gott (ist) Jehova“; der Prophet 1. Kön. 17 ff.

FN. Elias. Patr. Eliassen.

Ell- s. 1) Agil 2) Athal (V., einst. K.).

Ellend III. ahd. alilanti „von der Heimat (dem Lande) fern; fremd“.

FN. EllendtEhlend.

Eller III. landschaftl. „Erle“ — in Ellerbrock, -busch, -kamp u. a.

Elp- s. Alb, doch

Elperting s. Athal.

Eltester III. s. S. 48: Eigenschafts-N.

Eltrich s. Ald (V.).

Elven s. Alb (einst. K.).

Elwert s. Agil (V.).

Em- s. Ew.

-em s. Heim III.

Emanuel II. hebr. Immanuel „Gott mit uns“ vgl. Jes. 7, 14. Matth. 1, 23.

FN. Manuel — daraus jüdisch: Mendel mit den patr. Zss. Mendelssohn; Mendelson.

Emel- s. Amal.

-emer s. Heim III.

Emich, Emmelmann s. Irmin.

Emund, Emons s. Ew.

Ender-, Endr- s. Andreas.

Enet s. Agin (V.).

Eng- s. Ingo.

Engel-, Engl- s. Angil (V., einst. K.).

Enigk, Eneich s. Agin (einst. K.).

Enke a) I. s. Agin (einst. K.). — b) III. ahd. encho „Knecht“, bes. der dem Großknecht untergeordnete jüngere Kleinknecht.

Enking, Ennen s. Agin (einst. K.).

Ensle, -in s. Ans (einst. K.).

Ep- s. Ebar.

ER I. ahd. êra, mhd. êre „Ehre“. (Hari Heer spielt hinein, so daß eine genaue Sonderung sehr schwierig ist).

FN. (Eraberht): Ehrbrecht.

Erhart: EhrhardEhret (bad.) — Erhard. Gen. Eerts (ostfries.).

Erolt: EroldEhrhold.

Einstämmige Kürzung Er-.

Ero: Patr. A. Ehring.

Vklf. (l) Eralo: Ehrle. (k) Erico: Ericke; Ehrke. Gen. Eerkes (ostfries.).

Erasmus II. griech. „der Liebenswürdige“.

FN. Gen. Erasmy.

Mit Kürzung im Anlaut: Rasmus. Patr. Zss. Rasmussen. — Asmus. Gen. Aßmy. Patr. Zss. Asmussen.

Erb- s. Arb.

Erbsmehl III. deutlicher Name aus der Pflanzenwelt.

Erd- s. Hard (V., einst. K.).

Erfling s. Arb (einst. K.).

Erich s. Ew.

ERIN I. Erweiterung von Er.

FN. (Erinbot): Ehrenbot.

Erindrud: Ehrentraut.

Erinfrid: Ehrenfried.

Erenricus: EhrenreichErnreich.

Ernwin: Ernenwein.

Erkenbrecht s. Arcan.

ERL I. altsächs. erl „Mann“, angels. eorl „Edelmann“, altnord. iarl Edelmann, Gaugraf.

FN. Erlman: Erlemann.

Erlachar: Erler.

Erliwin: ErleweinErlweinErlenwein.

Einstämmige Kürzung Erl-.

Erlo: Erle.

Vklf. (k): Erlecke; Erleck.

Erm- s. Irmin (V., einst. K.).

-ermel III. in Rothermel. Weißermel (Spottname für Müller (S. 46).

Ern- s. 1) Arin (V., einst. K.) 2) Erin.

Ernest, Ernst- s. Arnust.

Erp- s. Arb.

Ert- s. Hard (V., einst. K.).

Erve s. Arb (einst. K.).

Erxmeyer III. = Erichsmeyer (s. Er).

Erythropel III. Vergriechung aus „Rothenburg“.

Esch- s. Asc.

Esel III. vgl. Lambertus asinus 1136, Berhtold der esel 1297.

FN. Lutenesel (E., der die Laute schlägt). v. RiedeselEselkopf.

[S. 132]

Esser III. 1) ein „Vielessender“. Zss. Brodesser. Vgl. Fresser (Zürich 1839), niederdeutsch Freter 2) „einer aus Essen“.

-eter, -etter s. Öd.

Eue s. Ew.

Eulenburg, von, früher Eylenburg, Ilenburg, von der Stadt Eilenburg in Sachsen. (Adelslex.)

Euler III. der „Töpfer“, von aul Topf (aus lat. olla).

FN. Euler. Gen. Eulers. Mit dem n der schwachen Bildung: Eulner. Zss. Ohlenmacher.

(Vgl. Albrecht Ewlnsmid 15. Jh. Nürnberg; noch heute begegnen in der Wetterau die EN. Aulenpfad, Aulenweg u. a. und Eulner gilt allgem. für Töpfer DW.).

Eupert, Eurich s. Ew.

Eustachius II. griech. „der Ährenreiche“.

FN. Stach (Stachmann). Vklf. Stachel.

Eustathius II. griech. „der Standhafte, Gesunde“.

FN. Statius. Staats (Staatsmann). Stets. Patr. Zss. Staassen (fries. Staats VN.).

Euteneuer III. „einer aus Euteneuen“ (Rheinprovinz).

Ever- s. Ebur (V.).

EW I. got. aivs, ahd. êwa, mhd. êwe, ê „uralte Zeit; altherkömmliches Recht und Gesetz“.

FN. Eubert: Eupert.

Eumund: Emund. Gen. Emundts; Emons.

Euarix: EurichErich (doch s. auch Er).

Ewald: Ewald. Gen. Ewolds.

Einstämmige Kürzung Ew-.

Ewo, Euo: EweEue. Gen. EwesEuen.

Ew- s. 1) Ebur 2) Ew.

Exner s. Ochsner.

Exter III. aus Agelster, ahd. agalastra „Elster“. Auch wohl in Exernbrink („Elsternbrink“).

Ey- s. Ag (V., einst. K.).

-eyer s. Au.

Eyl- s. Agil (V., einst. K.).

Eymeß s. Ag (zweist. K.).

Eyßen- s. Isan.

F.

Faber III. Latinisierung für Schmid.

FN. Faber. Gen. Fabri. Patronymisch weiter gebildet: Fabricius (um dadurch in die Namenverwandtschaft dieses berühmten altrömischen Geschlechts hineinzukommen — so Magister Phil. Fabricius, der 1561 als Zeuge unterzeichnet: D. philips Smidt, s. Gesch. des Gymnas. zu Dortmund Progr. 1875 S. 5) — daraus verkürzt: Fabriz.

Fabianus II. christlicher Märtyrer unter dem röm. Kaiser Decius.

FN. FabianFabigan — auch Pfabian (Wien). Gen. Fabiani.

Fabri, Fabricius s. Faber.

Fach-, Fack- s. Fag.

FAG I. mit der Erweiterung Fagin zu got. fahêds „Freude“, got. und ahd. faginôn sich freuen.

FN. (Faghard): Fackert.

Fagenold: Gen. Feinholtz.

Einstämmige Kürzung Fag-.

Facho: Fache; Fach (Fachmann) — Vack.

Fahland III. mhd. vâlant der „Teufel“, auch von Menschen gebraucht; so wird der wilde Hagen des Gudrunliedes „Vâlant aller künege“ genannt.

FN. Fahland, ValandVohlandVolland.

Fahlen III. niederd. „Füllen“ — in FahlenkampVahlbruch, Fahlbusch, -kampf, -teich.

Fähnrich III. urspr. der „Fahnenträger“.

FN. Fähnrich; FähndrichFenrich.

Fahr- s. Far.

Fahre III. niederd. „Föhre“ — in Fahrenbruch, Fahrendorf, Fahrenhorst, Fahrenkamp, FahrenkrugFahrenbauer.

Fährmann a) I. s. Far b) III. „Fährmann, Ferge“.

Fait, Faith s. Wid (einst. K.).

Faichner s. Falkner.

Fälgenmacher s. Felgenhauer.

Falke III. ahd. falco, falcho, mhd. valke, der „Falk“, beliebt in der ritterlichen Zeit als Stoßvogel auf der Jagd, bes. der Reiherbeize; in der mhd. Dichtung ein Bild des Geliebten.

[S. 133]

FN. Falke; Falk. Zss. Güldenfalk. Praunfalk.

Falkner III. mhd. valkenaere „der Falken abrichtet“, bes. zur Reiherbeize.

FN. Falkner; oberd. Falchner. Mit Umlaut Felkner.

Fallmerayer III. von dem ehemals romanischen Hofe Valmarei (vallis Mariae), der früher im Besitze der Familie war (Steub).

-fänger III. in mehreren Zss.: Aalfänger. Bärenfänger.

FAR I. zu dem burgund. und langobard. fara, angels. faru „Geschlecht, Familie“.

FN. Faraman: Fährmann, Fehrmann.

Einst. Kürzung Faro: FahreFehre. Gen. Vehrens. Patr. A. Fehring. Zss. Fehrensen.

Vklf. (l): Fehrle. Patr. A. Ferling. (k) Farago: FarrachFahrke.

Farrach s. Far.

Faßbänder s. Binder.

Faßhauer s. -hauer.

Faßlabend III. zu den Zeitnamen gehörig. Petrus Fastelavent 1561. So auch Faßnacht vgl. Ulrich Vaznacht 1367; mhd. vastnaht und vasnaht der Vorabend vor den großen Fasten.

Fäßler III. „Faßbinder“.

FAST I. ahd. fasti, mhd. veste „fest, standhaft“.

Fastheri: Faster. Patr. A. Vesterling.

Fastman: Fastmann.

Fastrad: Fastert.

Fastrih: Fastrich.

Fastwig: Vestewieg.

Einstämmige Kürzung Fast-.

(Fasto): FastFestFöste. Patr. A. FastingFesting.

Vklf. (l): Fastl (bayr.). (k): Fastje (fries. Oldenb.).

Fauk s. Fulc (einst. K.).

Faust II. III. a) lat. Faustus „der Glückliche“ b) das Körperglied. Peyne mit der Vust 1366 (Drübeck).

Fechner III. der mit „Fech“, mhd. vêch buntem Pelzwerk, bes. Hermelin, handelt.

Fedd- s. Frith (V., einst. K.).

Federwisch III. ein bis ins 13. Jh. zurückgehender N. (Embricho Federwisch 1213) = Gosewisch.

Fegebank III. Satz-N. „einer, der nicht stillsitzen kann.“

Feghelm III. „Waffenschmied“.

Fehr- s. Far.

Feichte ahd. fiehta „Fichte“, in Feichtmayr.

Feierabend III. Zeitname; Jac. Firabend 1313.

Feig- s. Frith (einst. K.).

Feinaigle III. „Feinäuglein“, mit schönen Augen (schwäb. Fröhn.).

Feinholtz s. Fag.

Feith s. Wid (einst. K.).

Feld III. ahd. feld, mhd. velt „freies, flaches, unbewaldetes Land; bebauter Acker“. Ist Asfeld bei Paulus Diaconus (I, 20) wirklich aus dem 5. Jh. überliefert, so gehört -feld zu den ältesten deutschen Ausgängen in ON.; das 8. Jh. bietet schon eine große Menge.

Mit dativischer Ellipse alt -felda, -feldum, neu -felde, -felden; doch dieses e des Sing. fällt in FN. fast immer ab, ebenso wie in -berge.

FN. von Beerfelde. — Hirschfeld (O. Hirschfeld und -felde). Lichterfeld (O. Lichterfeld und -felde). Steinfeld. von Winterfeld. Marienfeldt (O. meist -felde). Mucksfeldt (O. Muggesfelde in Holstein). Neufeldt. v. Meerveldt. Staffeldt.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  Hirschfelder. Obstfelder. Schönfelder. Schwengfelder. Weidenfelder.
2)  Feldner. Seefeldner (O. -felden).
3)  Fellner (O. Felden). Langfelner (O. -felden). Leinfellner (O. -felden) Neufellner (O. -felden).

Felgenhauer III. mhd. velgenhouwer „der die Radfelgen zuhaut“, Radmacher, Wagner.

Felkner s. Falkner.

Fels III. ahd. fels, mhd. vels, in alten N. wie Rotenvels weit seltener als -stein; neue N. wie Drachenfels, Weißenfels verhältnismäßig häufiger.

FN. Fels (vgl. franz. La Roche). Hartenfels. Lichtenfels. Neuenfels.

Ableitung auf -er (oberd.):

Dannenfelser. Steinfelser.

Felsch s. Fulc (einst. K.).

Felten s. Valentin.

Femmer s. Frith (V.).

[S. 134]

Fend III. ahd. fendo, mhd. vende „Fußknecht“. Rudolfus dictus Vende.

FN. Fendt. Fent. Zss. Grotefend.

Fenner III. mhd. venre, verkürzt aus vanaere, ahd. fanâri „Fähnrich“.

Fenrich s. Fähnrich.

Ferber s. Färber.

Ferd- s. Frith (V.).

Ferg III. ahd. farjo, mhd. verge „der Ferge“ d. i. Fährmann.

FN. FergFörg, Vörg.

Ferling s. Far.

Fernand s. Frith (V.).

Fernkorn III. „altes Korn“ (vgl. Firnhaber).

Fesenbeck III. der aus „Fese“ d. i. Spelt backt.

Fetkenheuer s. Pfettenhauer.

Fett- s. Frith (einst. K.).

Fetthake III. zu den Küchengeräten s. S. 44.

Feuchtner s. Fichtner.

Feuerrohr III. (S. 45).

Feuerstacke III. „Feuerstange“ zum Einreißen und Wegziehen brennender Balken. Niederd. Fürstake 1484.

Fichtner III. „einer aus Fichten“ (Bayern, Österr.). Feuchtner (O. Feuchten). Feichtner (Österr.). Vom mhd. viehte „Fichte“.

Fick s. Frith (einst. K.).

Fidicin III. abgekürzt aus fidicinus, einer Weiterbildung des lat. fidicen „Lautenschläger“.

Fidrich s. Frith (V.).

Fiedler III. mhd. videlaere „der Geiger“.

FN. Fiedeler; Fiedler, selten Viedler.

Fieg-, Fietz, Figge s. Frith (einst. K.).

FIL I. got. ahd. filu, mhd. vil „viel“, vgl. manag.

FN. Filibert: FilbertVielbert.

Filiman: FillmannFielmann.

Filmar: VilmarFillmer.

Filter III. niederd. „Filzer, Hutmacher“.

Fimmen s. Frith (zweist. K.).

Findekeller III. Satz-N.: einer, der den Keller zu finden weiß, ein guter „Zechbruder“ (S. 52).

Findeklee III. Satzname: glücklicher Finder von (vierblättrigem) Klee.

Finger III. s. S. 49.

Vklf. Fingerlin (schwäb.); Fingerli (schweiz.).

Fingerhuth III. der „mit dem Fingerhut“, etwa = Schneider.

Finke III. ahd. finco, mhd. vinke der „Fink“, ein lustiger Mensch.

FN. Finke, Vincke; Finckh. Fink von Finkenstein. Finkennest (O. in Sachsen).

Finkler III. der „Finkler“ d. i. Vogelfänger, von finkeln Finken, dann allg. Vögel fangen.

Firnhaber III. „alter Hafer“, vom ahd. firni, mhd. virne alt (wie auch in „Firnewein“).

Fisch III. Auch in mannigfachen Zss.: Backfisch = Bratfisch. Buckfisch (vgl. Bückling, gepökelter Fisch). Faulfisch. Maifisch. Seefisch. Vklf. Fischli; Fischlein.

Fischer III. ahd. fiskâri, mhd. vischaere.

FN. Fischer, Vischer. Gen. Fischers (niederrhein.).

Zss.: Deichfischer; Teichfischer. Hechtfischer. — Fischermanns (Gladbach).

Friesisch: Fisser, Visser (vgl. holländ. Visser) — auf Norderney sehr häufig.

Fischhaber III. „einer aus Fischau“ — (alt Fischhauer und Fischower Buck).

Fischnaller III. (romanisch-deutsch) „einer aus Vischinal“ (vicinala „Gemeinweide“).

Fisser s. Fischer.

Fittighauer s. Pfettenhauer.

Fitz- s. Frith (einst. K.).

Flachsmann III. „Flachsbauer, -händler“. Niederd. Flaßmann.

Flacke s. Flad.

FLAD I. mhd. vlât „Sauberkeit, Reinheit, Glanz“ (vgl. den Gegensatz im Nhd. „Unflat“). Fladebert 7. u. a.

FN. (Fladerich): FladerichFlädrich.

Einst. Kürzung: FladeFlatt. Gen. Flatten. Patr. A. Fladung.

Vklf. (k): FlackeFlege (Preuß).

Flammenkamp III. 1517 Hermann im Flamenkampe (niederländische Ansiedelung Preuß 33).

Flas III. niederd. „Flachs“ — in Zss. wie FlashaarFlaßkamp; Flaßdieck.

Flatt- s. Flad.

Flege s. Flad.

Fleisch III. In mehrfachen Zss. (vgl. Eggihart Sulzeflaiske 1180): Gensfleisch (der ursprüngliche FN. Gutenbergs). Kalbfleisch. Jungfleisch. Klopffleisch. Rindfleisch (vgl.[S. 135] ital. Delmanzo). Sötefleisch (niederd. = Süßfleisch).

Fleischhacker, Fleischhauer III. = „Fleischer“.

Fleischfresser III. Spottname, der Seitenstücke findet in Brodesser und Holtfreter „Holzfresser“. Auch Verkenesser in Kölner Urkunden.

Fleischmann III. „Fleischverkäufer“. Vergriecht Sarkander.

Flemisch III. „ein Vlame“.

Flemming III. mhd. Vlaeming ein „Flamänder, Vlame“.

FN. Flemming; Flemmig.

-fleth s. Fließ.

Fleuchaus III. Satz-N. „flieh aus“ (wohl urspr. Fleugaus).

Fleugimtanz III. Satz-N. „flieg im Tanz“, ein flotter Tänzer.

Fliedner III. „einer aus Flieden“ (in Hessen).

Fliegauf III. Satz-N. Ähnlich Fliegaus (der immer „ausfliegt“?). Fleuchaus; Fleichaus.

Fließ III. mhd. vlieȥ, altfries. flet (niederl. fleete) „Bach“. Hochdeutsch Fließ, -fließ, doch vorherrschend in niederd. Gestalt: Fleeth, -fleth (bes. an Elb- und Weser-Mündung).

FN. Schönflies. Niederd. Bardenfleth; daraus entstellt Bahnfleth, Bornfleth (S. 87). Stockfleth (ehem. O. Stocflethe in der Wilstermarsch).

FLOD I. mundartliche Nebenf. von Hlod (Stark 15. 56).

FN. Flothar: FloderFluderFlöter.

Patr. A. Floderer.

Flodomar: Flömer.

Einstämmige Kürzung Flod-.

(Flodo): Flude.

Vklf. (k): Flöck. (k + n): Flötgen.

Flohrschütz s. Flurschütz.

Florus II. lat. „blühend“. Schon ins Altdeutsche aufgenommen, wo sich Florebert u. a. findet.

FN. Flohr. Patr. A. Flöring.

Vklf. (l): Flörl. (k): Flöricke; Flörke.

Von Florus abgeleitet Florianus, dah. FN.: Florian.

Flüh III. ahd. fluoh, mhd. vluo „Felswand“, Fluh (schweiz.). Niklas von der Flühe.

FN. Zurflüh (schweiz.). FluhmannFlühmann.

Flurschütz III. mhd. vluorschütze „der Feldhüter“.

FN. FlurschützFlohrschütz.

Fobbe s. Fulc (zweist. K.).

Fock-, Föck- s. Fulc (einst. K.).

Fokes s. Fulc (einst. K.).

Fol-, Föl- s. Fulc (V., einst. K.).

Fopp- s. Fulc (zweist. K.).

-förde s. Furt.

Förg s. Ferg.

Förster III. ahd. forstâri, mhd. vorstaere „Aufseher, Verwalter“ der Forst.

FN. FörsterFerster (österr.). Zss. Holzförster. Waldförster. Wildförster (Wolfram wiltforstere 1211).

Ohne Umlaut (wie noch heutzutage in Schwaben und Bayern „der Forster“): Forster, Vorster.

Mit dem n der schwachen Bildung Förstner; Forstner.

Forstmann III. = Förster.

Föse s. Funs.

Foss s. Fuchs.

Föste s. Fast.

Foth s. Fuß.

Fräd- s. Frith (V.).

Frahn- s. Fraw.

FRANC I. zum Volksnamen der „Franken“; (ahd. Franko, mhd. Vranke) gehörig. Dieser Volksstamm wiederum ist nach (ahd. francho), angels. franca, altnord. frakke „Wurfspieß“ genannt. Francobert 8., Francard 6.

FN. (Francolf): Frankloff.

Einstämmige Kürzung Franc-.

Franco, Frenko: Franke; FranckFrenk. Gen. FrankenFrenken (niederrhein.). Patr. A. Frenking. Patr. Zss. Franksen.

Vklf. (l): FranklFrenkel. (l + n) Francolin: Franklin.

Franciscus II. latinis. aus dem Vorigen; der h. Franciscus von Assisi.

FN. Franz (Zss. Franzmann und SchäferfranzFranzmeyer) — Frentze. Gen. Franzen (niederrhein.) — Frentzen. Patr. Zss. Frenssen. Wieder latinis.: Frantzius.[S. 136]

Vklf. (l): Frenzel (Zss. Mühlfrenzel). Latinis. Frenzelius. (z + l): Franzelin. (k): Franzke.

Frank- a) I. s. Franc. — b) III. als N. des Stammes vgl. „Bentz der frank“ 1373.

Franz- s. Franciscus.

Fraß III. mhd. vrâz ein „Fresser, Schlemmer“, so Heinrich der Fraz 1292 (Bacm.), s. S. 48. Johann Hambsterfraß, Hans Ziegenfraß 16. Jh.

Fraude s. Frod.

Frauer s. Fraw.

Frautz s. Frod.

FRAW I. in der Hauptsache zu got. frauja, ahd. frô „Herr“, frôwa „Herrin, Frau“, bes. in ihrer mythologischen Beziehung auf Fro und Frouwa — weniger zum Eigensch. frô „froh“.

FN. Frawipreht: Frobarth.

(Frawiher): FrauerFreuer.

Frauirat: Frorath.

Frorich: Froreich.

Frowin: Frohwein.

Mit dem durch n erweiterten Stamme (vgl. Frowinlint u. a. Först. S. 417). (Frowinhart): FrahnertFrohnert.

Einst. Kürzung: FrohneFrahne (niederd.). Patr. A. FroningFröhning.

Vklf. (k): Frohncke.

Fred-, Freed-, Freel- s. Frith (V., einst. K.).

Freerks s. Frith (V.).

Freier, Freiert s. Fri.

Freimann III. mhd. vrîman 1) ein „Freigelassener“, libertus 2) „Freiknecht“, carnifex.

Freischmidt III. ein „unzünftiger Schmied“, wie „Freifleischer“, „Freischuster“ (DW.), ferner „Freischlächter“, „Freischneider“ (KB.).

Freitag III. schon 1197 Sifridus Vrietak s. Tag. (Doch findet sich schon ahd. Frittag, zu Frith gehörig.)

Als FN. meist Freytag. Niederd. Friedag.

Frenk- s. Franc.

Frenssen, Frenz- s. Franciscus.

Frer- s. Frith (V.).

Fressenteufel III. Satz-N.: „friß den Teufel“. Vretenduvel 1383 Gött. Urk.-Buch. (S. 52).

Freuer s. Fraw.

Freund I. III. schon im 8. Jh. Friunt. Niederdeutsch Fründt. Zss. Bierfreund. Tausendfreund. (Vgl. franz. Bonami).

Frevert s. Frith.

Frey- s. Fri.

FRI I. got. freis, ahd. frî, mhd. vrî „frei“.

FN. Friard: Freiert.

Friher: Freier, Freyer.

(Friolt): Freyhold.

Einstämmige Kürzung: Frey.

FRIAS I. zu dem Volksnamen der „Friesen“. Friskaer, Fresger 9.

FN. Friaso: Friese; FriesFreseFreise. Gen. Friesen (doch auch ahd. Friasini) — Fresen (lat. Fresenius) — Freisen. Patr. A. Friesenga (ostfries.).

Vklf. (k): Friesicke.

Frick- s. Frith (V., einst. K.).

Frieb- s. Frith (zweist. K.).

Fried- s. Frith (V., einst. K.).

Friel s. Frith (einst. K.).

Fries a) I. s. Frias b) III. deutlich in de Fries, de Vries.

Frille s. Frith (einst. K.).

Frimmer s. Frith (V.).

Frischauf III. Satz-N.

Frischmuth III. s. S. 48.

FRITH I. ahd. fridu, mhd. vride, altsächs. frithu „Friede“, bes. in dem Sinne von „Sicherheit, Schutz“. Nachweislich in N. seit dem 4. Jh. (Gotenfürst Frithigern).

FN. Frithuger: Fricker.

Fridehere: FriederFräderFedder (Jever). Gen. Frieders. Patr. A. Frederling. Patr. Zss. Feddersen (Hamb.). Verkleinert: Feddercke.

Friduleib: Friedlieb.

Fridumar: FrimmerFemmer (fries.).

Fridenand: FerdinandFernand (wenn nicht zu Fart).

Frithuric (seit 5. Jh.): Friederich; FriedrichFräderichFredereckFrerick (westf.) — FrerichmannFidrich. Gen. Fried(e)richsFrerichs. — Frericks (Papenburg). — Latinis. Friederici. Patr. A. FrederkingFrerking. Patr. Zss. FriedrichsenFreerksen.

Fridwald: Friedewald; Friedewold.

Frithuward: Frevert (Preuß 5).

Friduwin: Friedwein.

Fridulf: Gen. Freelfs (ostfries.).

[S. 137]

Einstämmige Kürzung Frith-.

Frido, Feddo (aus Ferdo s. Stark 27): FriedeFredeFedde (Oldenb.) — Fette. Gen. Frieden. Patr. A. FredingFitting.

Vklf. (l) Fridilo, Frillo: Friedel; FriedleFrilleFriel. Gen. Freels. (l + n) Fridulin: Friedlein. (k) Frideco, Fricco, Feddeco, Ficcho: FredikeFricke (lat. Friccius) — FettkeFicke (häufiger VN. Klemp.) — VieckFiggeFiegeFeige. Gen. Ficken. (k + l): FrickelFickelFiegelFeigl. (z) Frithezo: Fritze; Fritz (Zss. Langfritz) — Fritsche; Fritschi (schweiz.) — FitzeFietz. Gen. FritzenFritschenFitzen. (z + l): Fritzel. (z + k): FritzkeFitzke.

Zweistämmige Kürzung Frithb-.

(Fribo): Friebe; Frieb.

Vklf. (l): Friebel. (k): Fiebig.

Zweistämmige Kürzung Frithm-.

Gen. Fimmen (Jever).

Auslautend (220 mal Först.).

-fried: Siegfried. Gen. -fritz (st. frids): Seifritz.

-fert: Siefert. Gen. -ferts: Nieferz.

-fart: Seifart. Herrfahrdt. Gen. -fartz: Hoffartz.

-fer: Diefer.

Fritsch-, Fritz- s. Frith (einst. K.).

Frobarth s. Fraw.

Froböß s. Frühbuß.

FROD I. got. frôds, ahd. fruot, mhd. vruot, altsächs. frôd (lat. prudens) „verständig, weise“.

FN. Frothar: Frodermann.

Frodrich: Frödrich.

Frodulf: Froloff.

Einstämmige Kürzung Fruoto: FrohdeFrödeFruthFraude. Gen. Frödden.

Vklf. (l): Frodl. Gen. Fröhls. (k): Frutig. (z): FrutzFrautz.

Fröd-, Frohde s. Frod.

Fröhlich a) I. s. Frod (Vrolicus VN. Klemp.) b) III. schon 1373 der frölich.

Fröhls s. Frod.

Frohm-, From-, Fröm- s. Frum.

Frohn-, Froning, Frohwein s. Fraw.

Frommann a) I. s. Frum b) III. mhd. vrumman „Ehrenmann, Biedermann“.

Frosch III. ahd. frosc, mhd. vrosch zu den Tiernamen.

Früchtenicht III. Satz-N. „fürchte nichts“.

Frühbuß III. O. Frühbuß in Böhmen, Friebus in Böhmen und Sachsen.

FN. FrühbußFroböß.

FRUM I. ahd. mhd. frum „fromm“, d. i. „tüchtig, wacker“, ahd. fruma das „Frommen“.

FN. (Frumihard): Frommert.

Frumiher: Frommer.

Frumirih: Frömmerich.

Frumold: Frommelt; FrommholdFrömmelt. Gen. Frommholz.

Einstämmige Kürzung frum-.

FrummFromme; FrommFrohme. Patr. A. Fruming: Frömming.

Vklf. (l): FrommelFrömmelFrömel. (k): FromkeFrömcke.

Fründt s. Freund.

Frut- s. Frod.

Fuchs III. meist nach der Farbe des Haares; so wird in der Lübecker Bürgerrolle für das J. 1322 der eine von zwei Brüdern Richard Vos, der andere Johannes de rode genannt, offenbar nach derselben Ursache. Peter der fuhs 1360. Emercho dictus de Jungefos 1298.

FN. Fuchs, Fux — latinis. Fuchsius (daher die Blume Fuchsie) und Vulpius. Verkleinert: Füchsel.

Zss. Rotfuchs. Sandfuchs. Schreckenfuchs (imperat.). Niederd. de Vos; Voß, Foß. Gen. Vossen (niederrhein.). Patr. A. Vössing. Zss. RothfosSandvoß. Voszal, (vgl. Jäck fuchsschwantz 1466 Bacm.). — Voßwinkel.

Fuck- s. Fulc (V.).

-fues s. Fuß.

Fuglsang s. Vogelsang.

Fuhrmann III. Auch Gen. Fuhrmanns (niederrhein.).

Fuhse s. Funs.

Ful- s. Fulk (V.).

FULC I. ahd. folc, folch, mhd. volc „Volk“ (Kriegsvolk).

FN. Folcberaht: Fulbrecht; FulprachtVolbrecht; Volprecht; Volbert; Vollbracht; Vollborth; Vollbrod;[S. 138] VollbehrVölber. Gen. VolbersFolpts (ostfries. Rup. 7: Folpt = Volcbert). Patr. A. Vollbring; Vollbeding.

Fulbrand: Volbrand.

Folhker: Volger.

Fulchard: FuckartVolkhart; Volckardt; VolkertFolchertFolgertVolhardt; Vollard; Vollert. Gen. Folkerts.

Fulchar: VolckerVölckerFöller. Gen. FolkersVölkersVollers. Patr. A. Völkerling.

Folcleih: Volley.

Folcman: Volkmann.

Folcmar: Volkmar; VolkmerVollmar; FolmerFöllmer. Patr. A. Vollmering.

Folmuot: VolkmuthVollmuth.

Folcnand: Volkenand.

Fulcrad: Vollrath; Vollrad.

Fulcrich: Gen. Folrichs.

Fulcuald, Volcold: VollgoldVolkelt. Gen. Volkholtz.

Folcward: Volkwarth; Volquardt. Gen. Vollquards, Vollquarz. Patr. Zss. Volquardsen (schlesw.).

Folcwin: Folkwein.

Folculf: Gen. Fulfs (ostfries.).

Einstämmige Kürzung Fulc-.

Fulco, Focko: Volke; VolkFolgVölkVollFöllVocke; FockFauk. Gen. VolkensFölksFokes (ostfries.) — Fockena (ostfries.). Patr. A. FöllingFöckingFockenga (ostfries.).

Vklf. (l): Fölkel; VölkleFöckel. (l + n): Völklein. (z) Folzo: VolzFölz. (z + l): Völzel. (z + k): Völzke (daraus Fölsch, Felsch in Pomm.).

Zweistämmige Kürzung Fulcb-.

Foppo: FobbeFopp. Gen. Foppen.

Zweistämmige Kürzung Fulcm-.

Fulmo: Völm.

Vklf. (l): Völmle. (k): Völlmicke.

Füllekrus III. Satz-N. „fülle den Krug“ (s. Kraus); auch Füllkruß.

Fullgraf = Vollgraff s. Graf.

Füllkrug III. Satz-N. „fülle den Krug“ (s. Füllekrus).

FUNS I. ahd. funs, altsächs., altfries. fûs „bereit, willig“ (vgl. Alfons).

FN. Einst. Kürzung Fuso: FuhseFöse. Gen. Fusen.

Auslautend (14 mal Först.):

-fus (Arifus 8., Garifus), umgedeutet in -fuß: Siefuß (Sigifuns). Beilfuß (Bilifuns?). Gailfuß (Gailfuns). Heidfuß; Heitefuß (Heidfuns?). Pernfuß (Bernefuns).

Fürbringer III. der eine Sache vorbringt, „Rechtsanwalt“.

Fürchtegott III. Satz-N. „fürchte Gott!“ Auch Förchtegott.

Fürchtenicht III. Satz-N. „fürchte nichts“. Niederd. Früchtenicht (Hamburg).

Furt III. ahd. furt, mhd. vurt „Furt, Bahn“.

In ON. Furth, -furt, -forth — niederd. -ford, -forde, -förde.

FN.  1)  Steinfurt. Dittfurth. Herfurth. Schweinfurth. Erfurdt.
2)  Haßforth (O. -furt). Reckforth. Sandfort. Steinforth.
3)  Herford.
4)  v. Beverförde. Böckenförde.

Ableitung auf -er (oberd.): Weinfurter. Hasenforter.

Fusen s. Funs.

Fuß a) I. von Funs, woher der altd. PN. Fuso — namentlich in den Zss. Gailfuß, Siefuß u. a. (s. Funs).

Umdeutung aus latinisierten N.: Dolfus aus Dolf, Abkürzung für Adolf (als PN. in Köln Dolfes, s. Andresen S. 23), dann Dollfuß geschrieben. Ebenso Rolfus, Rollfuß aus Rudolf zsgz. Rolf.

b) III. den Körperteil bezeichnend, vgl. Otto Vuoz 1212. Vklf. (l): Füßel; Fuißel (Wien). Füßli (schweiz.) und Füeslin (oder zu a) gehörig?).

Bes. in vielen Zss. Barfuß (niederd. Barfot, Barfft 1511 Klemp.). Blaufuß. Breitfuß (vgl. Henricus dict. Breytfuz 1306). Gelbfuß. Großfuß. Gugelfuß (württ). Holzfuß. Kaulfuß. Krumfuß. Leichtfuß, halbniederd. Lichtfuß. Platzfuß. Rauchfuß, halbniederd. Ruhfuß. Scharrfuß. Schmalfuß. Schneefuß. Schönfuß. —[S. 139] Niederd. Kliefoth. Stolterfoth. Holtfoeth (oe = ô Viersen).

Sehr häufig sind Zss. mit Tiernamen, wie schon im J. 1212 Hartlieb Gensevuz:

Hasenfues (vgl. das Appellat. „Hasenfuß“). Hühnerfuß. Kalbfus. Kranefuß; Krohnfuß. Kuhfuß; Kühfuß (eine württ. Familie d. N. ließ sich vor 30 J. in Reiff umtaufen). Lammsfuß. Muckenfuß, Muggenfuß. Rehfues (wohl wegen der Zierlichkeit). Rindsfuß. Schweinefuß. Ziegenfuß.

Imperativisch: Regenfuß. Streckfuß.

Fütterer III. mhd. fuoteraere „Futterhändler“, (in Halle früher eine besondere Zunft bildend. Kleemann.)

G.

Gaab s. Gab.

GAB, GIB I. got. giban, angels. gifan, ahd. kepan, mhd. geben „geben“. Freigebigkeit, bes. auch als Gastfreundschaft, ein schöner Zug des altgermanischen Lebens.

FN. (Gebeberaht): Gabrecht.

Gibfrid: GiebfriedGepfertGeffert. Gen. GiefersGeffers.

Gebahard: GebhardGebert GeppertGewertGiebertKiepertGippert. Patr. A. GeberdingGebhardter (Wien).

Gibaheri: GeberKeber. Gen. GebbersGevers.

Geberad: Gebrat.

Giperich: Gipperich.

Gebald: GaboldGebeltGeppelt.

Einstämmige Kürzung Gab-.

Gabe, Gebo, Gibo: GabeJaapGabbeGappGebbeGeebGeweGiebeKiepeJippKipp. Gen. JabesJabbenKebenJebensJippen. Patr. A. JappingGiebing.

Vklf. (i) Gebi: Giffey. (l): GabelGäbele; GebellGeppelGiebel. (l + n): Gäbelein. (k): GabckeGebeckeGeweckeGeffkeKiepke. Gen. GebkenGeffken.

Gab-, Gäb- s. Gab (V., einst. K.).

Gabbe s. Gab (einst. K.).

Gaberler südd. Patronym. von Gabriel.

Gade, Gäd- s. God (einst. K.).

Gafner III. ein berner Geschlecht = „Hüttenmann“, vgl. in Wallis das Geschlecht zen Gafinen „bei den Hütten“ aus capanna, in der lingua rustica = Bauernhütte, Sennhütte — dah. franz. cabane, engl. cabine (Gatschet, Ortsetymolog. Forschungen).

GAID I. langobard. gaida, angels. gâdu „Lanzenspitze.“

FN. Gaiduald: KeudellKeutel.

Einstämmige Kürzung Gaid-.

Gaido: GeideGeithKeith.

Vklf. (z): Keitz.

Zweistämmige Kürzung Gaidb-.

(Geibo): Geib. Vklf. (l): GeibelKeibel. (Oder zu Gib.)

Zweistämmige Kürzung Gaidm-.

(Geimo): Geim (Vklf.) (k): Geimecke.

GAIL I. ahd. gail, keil, mhd. geil „mutwillig, übermütig, lustig“ (Stammwort für ital. gala, franz. galon Borte und galant).

FN. Geilhard: KeilertGeiler, Gayler.

Einstämmige Kürzung Geil-.

Gailo, Keilo, Gelo: Gayle; GeilKeilGehlJehle. Patr. A. Keiling.

Gailin: Gehlen.

Vklf. (k): GeilichKeilig.

Gaißer III. ahd. geiȥâri „Ziegenhirt“.

Gallus II. lat. der „Gallier“; d. h. Gallus, Irländer von Geburt, Gründer der Abtei St. Gallen in der Schweiz, gest. 646.

FN. Galle; Gall.

GAMAL I. zu nord. gamal, angels. gamol „alt“.

FN. Gamalheri: GammlerKammlerKämmler.

Einstämmige Kürzung Gamal-.

(Gamalo): GammelKammel.

Gambsjäger III. süddeutsch „Gemsenjäger“.

GAND I. vielleicht auf altnord. gandr „Werwolf“ zu beziehen.

FN. Ganthar: GanterGenther. Gen. Genters.

Gandaricus: GandrichGenderichGennerichJennrich.

Gandulf: Gandolf.

Einstämmige Kürzung Gand-.

Ganto, Canto, Gento: GanteKantJenthoGenthe (Gentemann).

[S. 140]

Vklf. (l) Cantulo: GendeleGentelKentel. (k): Gantke. (z): GantzKantzGenzGentzsch. Patr. Zss. Genzensohn. (z + l): GanzelGentzelGensel. (z + k): Ganzke.

Zweistämmige Kürzung Gandb-.

(Gampo): Gamp.

Vklf. (l): Gempel.

GANG I. zu got. gaggan, ahd. gangan „gehen“, angels. gang, altnord. gangr „heftiger Andrang, Ansturm“.

FN. Gangerih: Gengerich.

Gangulf: GangwolfGangeloff; Gangloff; Gangauf.

Einstämmige Kürzung Gang-.

Gange: Genge; Gäng.

Vklf. (i) Gangi: Gangei. (l): Gangel.

Auslautend (10 mal Först.).

-gang: Wittgang.

Gans III. zu den Tiernamen. Frideric. cognom. Bradegans 13. Jh. Klempin: Valegoeß.

FN. Gans. — Riedgans. Schneegans. Wildegans. — Gänswürger.

Gant- s. Gand.

Gantenbrink III. der „Gänserichsbrink“, vom niederd. Gant, ahd. ganazo. mhd. ganze Gänserich.

Gantz-, Ganz- s. Gand.

Gapp- s. Gab (einst. K.).

GAR I. ahd. kêr, gêr, mhd. gêr, angels. gâr „Ger, Wurfspeer“.

FN. Garibald: Gerbald; Gerbet; Gerbel.

Garibert: GarberGerbracht; Gerbert. Gen. Garbers. Patr. A. Gerberding.

Gerbodo: GarbadeGerbode; Gerboth; Gerpott.

Gerbrand: Gerbrandt. Gen. Garbrands.

Garehard: Gerhard; GerardGörhardt — zsgz. Gehret; Gehrt (Geertmann). Gen. Gerhards; GerardsGerdesGeerdtsGerriets (fries.). Zss. Gerdesmeyer. Patr. A. Gerding. Patr. Zss. Gerdsen (ostfries.) — Gerritzen (Kleve) — Görritzen (schlesw.) — Geertsema; Gerzema; Gersema (ostfries.).

Gerland: Gerland.

Gerleip: Garlepp; Garleb; GarlippKarlipp — umgedeutet Garlieb.

Gerolah (s. Laic): Garlich; Garlach; GarleiGerlich; GerlachGörlich; Görlach. Gen. Görlichs. Patr. A. Gerlacher.

Garaman: GarmannKarmannGehrmannGermannJerrmann.

Garimar: GarmerJarmerGermar; Germer. Gen. Garmers.

Germuot: Jarmuth. Vklf. Germotl (Gottschee).

Garimund: Germund.

Gernand: GernantGörnandt.

Gernot: Gernoth.

Garivald: Gerold; GerholdJerrold — zsgz. GerltGöraldt. Gen. Garrelts (ostfries.) — GerholzGerrelts.

Gerawig: Gerwig.

Garuin: Gerwin (lat. Gervinus); JerwienKerwien.

Garulf: GarleffKarlaufGerloff; GerlhoffGrolf (Gottschee). Gen. GarrelfsGraalfs (beide ostfries.).

Einstämmige Kürzung Ger-.

Gero, Kero: GehreKehr. Gen. Geers; GeerenKahrsKehrenGören. Patr. A. Gehring, Jhering; GehrungGöring; Göhrung.

Vklf. (l): Gerle. Gen. Gehrels (Oldenb.). Patr. A. GarlingGerling. (k): GarckeGericke; JerickeGehrke; Gehrigk; GehrichGörcke. Gen. Gerckens. Patr. A. Gerking. (z): GareisJahreisGeerz (auch Gen. zu Gehrt) — GarscheGersch. Patr. A. Gersching.

Zweistämmige Kürzung Gerb-.

(Gerbo): GarbeGerb. Gen. GarbsGerwes. Patr. A. Gerwing.

Vklf. (l): Gerbel. (k): Gerbig.

[S. 141]

Zweistämmige Kürzung Germ-.

Germo: GärmeGerm. Gen. GermsKerms.

Auslautend (195 mal Först.).

-ger: Hilger.

-cher: Röttcher.

-ker: Hilker.

Garb- s. Gar (V., zweist. K.).

GARD I. got. gards, ahd. gart „Haus, Gehöft“. Gardulf.

Einstämmige Kürzung Gard-.

Patr. A. Garding: Gerting; Gertung.

Vklf. (l): Gardila: Gerdtell. Patr. A. Gertling.

Auslautend (113 mal, meist w. Först.).

-gardt s. Gart.

Gareis s. Gar (einst. K.).

Garl-, Garm- s. Gar (V.).

Garnjost II. III. s. Jodocus. Vgl. Gereke Gorenköper 1590 = Garnaufkäufer.

Garr- s. Gar (V., einst. K.).

Gart III. got. gards, ahd. garto, mhd. garte „Umzäunung; dann Wohnung; Garten“. Jetzt nicht bloß in zahllosen Garten-N., sondern auch für Städte und Dörfer gebräuchlich: in der älteren F. -gart, in der neueren -garten.

FN.  1)  Rosengart. Weingart. Baumgardt. Schöngardt. Thiergardt (auch Diergardt). — Vereinzelt Baumgarte.
2)  Baumgartenvon Paumgarten (österr.). von Hopfgarten. Weingarten.
3)  -gaard (dänisch): Knudsgaard. Möllgaard (beide in Nordschleswig).

Ableitung auf -er (oberd.):

    1)  -garter: Stuttgardter.
2)  -gartner: Baumgartner. Hirschgartner (O. Hirsgarten).

-garten, -gartner s. Gart.

Gärtner III. ahd. gartinâri, mhd. gartenaere, später auch gertanaere (doch noch im 15. bis 17. Jh. auch „gartner“) „Gärtner“ d. i. 1) einer, der den Gartenbau kunst- und zunftmäßig übt 2) Besitzer eines Hauses nebst kleinem Grundstück, aber ohne Feld (im östlichen Deutschland, bes. Sachsen, Schlesien).

FN. GärtnerGartner. Zss. Baumgärtner. Hopfengärtner. Weingärtner.

Gaspers s. Kaspar.

Gasser s. Gaß.

Gassert s. Gast.

GAST I. got. gasts, ahd. gast, mhd. gast „Fremdling, Gast“, bes. „fremder Krieger, landfahrender Recke“.

FN. Gastrad: GasterJasterGassert. Patr. A. Gesterding.

(Gastram): GastramJesstram.

Castricus: GestrichGöstrich.

(Gastolf): Gastolph.

Einstämmige Kürzung Gast-.

Gasto: Gaste; Gast. Gen. Gasten.

Vklf. (l): GastelJestel.

Auslautend (44 mal Först.):

Liudigast: Leidgast.

Gaß III. ahd. gaȥȥa, mhd. gaȥȥe „Gasse“. Sicher in Ortsbezeichnungen seit dem 10. Jh.; jetzt „Gassen“ in fast allen deutschen Städten, aber auch etwa 100 ganze bewohnte Örter auf -gasse, -gaß.

FN. Steingaß. Rothengaß. — Windgassen.

Ableitung auf -er (oberd.):

    1) -gasser: Gasser (vgl. Joh. in der gassun 1330). Adelgasser (bayr.). Breitengasser. Langgasser. Meingasser (Salzb.).
2) Gaßner.
3) -gesser: Borngesser (bayr.). Nungesser. Querengässer (alt Querngesser und Querchgesser — Koch, Saalfeld. FN.)
4) -geßner: Kirchgeßner.

Gau s. Gaw.

Gauckstert III. niederd. „Kuckucksschwanz“.

GAUD I. auf den Volksnamen der „Goten“ zu beziehen (Grimm, Gesch. der deutschen Sprache S. 308).

FN. Gauter: Gauder.

Gaudomar: Gaumer.

Einstämmige Kürzung Gaudo: GaudeGaut. Vklf. (k): Gaudig.

Gaue s. Gaw.

Gaugengigl III. mhd. gugelgige, guckengegel „Narr, Geck“.

Gauke s. Gaw.

Gaukler III. ahd. gougulâri, mhd. gougelaere zusammenfassender N. für mancherlei wandernde Künstler: „Zauberer, Taschenspieler; auch Schauspieler“.

[S. 142]

Gaum s. Gund (zweist. K.).

Gaumer, Gausrapp s. Goz.

Gausepohl III. niederd. „Gänsepfuhl.“

Gaut s. Gaud.

GAW I. got. gavi, ahd. gawi, mhd. gou „Gau“, die uralte, auf Staats-, Gerichts- und Heerwesen bezügliche Unterabteilung der deutschen Volksstämme.

FN. Gawibert: Kaupert.

Gawiman: GoymannGöhmann.

Einstämmige Kürzung Gau-.

Gawo: Gaue; Gau.

Vklf. (l): Gaul. (k): Gauke. Gen. Jaukens.

Gayer s. Geier.

Gayl- s. Gail.

Geb- s. Gab (V., einst. K.).

Gebauer III. (Ton auf der zweiten Silbe) 1) mhd. gebûr „Nachbar“ 2) mhd. gebûre „Bauer“. Cunrad Gebur 1304.

FN. Gebauer; Gebauhr. Zss. Großgebauer. Halbgebauer. Neugebauer; verderbt Neigebaur (Nygebüre 1385).

Gedicke s. God (einst. K.).

Geeb s. Gab (einst. K.).

Geelhaar III. „mit gelbem (blondem) Haar“.

Geelhood s. Hut.

Geer- s. Ger (V., einst. K.).

Geff- s. Gab (V., einst. K.).

Gehl- s. Gail.

Gehr- s. Gar (V., einst. K.).

Geib- s. Gaid.

Geide s. Gaid.

Geier III. zu den Tiernamen. „Die v. Geyer stammen von einem altkölnischen Geschlechte, das von seinem Hause „zum Geyer“ de Vulture in der Rheingasse den N. Gyr angenommen, auch einen Geier im Wappen führte. Sie erkauften 1716 die Schweppenburg von den von Loen, daher G. von Schweppenburg“. (Rheinischer Antiquarius).

FN. Geier, Gayer; Geyr.

Geil- s. Gail.

Geim- s. Gaid (zweist. K.).

Geiß, Geis- s. Gis.

Geisel-, Geißel-, Geisl- s. Gisal.

Geith s. Gaid.

Geldmacher III. sehr modern klingender N., an das amerikanische make money erinnernd; jedoch wohl = „Münzer“, bes. Falschmünzer.

GELF I. ahd. gelf „lautes Schallen“; altsächs. gelp „trotzige Rede“ dem Feinde gegenüber. (Vgl. Hildebrandslied u. Nibelung.)

FN. Gelfrât: Gelfrat; GelfertGölfert.

Einstämmige Kürzung Gelf-.

Vklf. (k): Gelpke.

Gelhaar III. „Gelbhaar“. Gelbe, blonde Haare galten bes. auch in der ritterlichen Zeit als Schönheit.

Gellert s. Gisal.

Gelp- s. Gelf.

Gelzer III. „Viehverschneider“ (von gelzen). Auch Gölzer.

Gemeinhardt III. „Gemeindehirt“.

Gempel s. Gand (zweist. K.).

Gen- s. Gand.

Geng- s. Gang.

Gensfleisch III. eine alte angesehene Patrizier-Familie zu Mainz. Frielo G. hatte im 14. Jh. die Erbtochter Elsa, von dem alten Geschlechte derer zum Guttenberge, geheiratet und dessen Güter den seinigen hinzugefügt. Sie wohnten im Hofe zum Guttenberge am St. Christoffels-Kirchhofe, und hier wurden ihnen zwei Söhne geboren: Frielo und Henne (Johannes), der letztere, der berühmte Erfinder der Buchdruckerkunst, wahrscheinlich 1397.

Gensterblom III. (Mainz) „Ginsterblume.“

Gentsch s. Gand.

Georgius II. griech. der „Landbauer“; der h. Georg, welcher angeblich unter Diocletian gelebt hat, Patron der Ritterschaft (S. 25).

FN. Georgius. Gen. (lat.) Georgii, gewöhnl. zsgz. Georgi.

Mit Kürzung im Auslaut: GeorgesJorges (od. Genet.?) — George; Georg (Zss. Kirchgeorg) — Görg; JörgJürge. — Girg (Wien). Gen. Görgen (Domgörgen); GörgesJorgasJürgaß (Jurges 1434) — Jürgens; Jürriens; JürrensDjuren (fries.). Patr. A. Görger (Karlsruhe, Fröhn.); Jörger. Patr. Zss. GeorgensohnJürgensenJirgensohn.

Vklf. (l): Görgel.

Gep- s. Gab (V., einst. K.).

Ger- s. Gar (V., einst. K. — bei Gerb- und Germ- auch zweist. K.).

Gerathewohl III. Satz-N. „gerate wohl.“

[S. 143]

FN. GratwohlGerothwohlGrothwohl.

Gerber III. mhd. garwer, gerwer „der das Leder gar macht, zubereitet“.

FN. Gerber. Zss. Rothgerber. Weißgerber (mhd. wîzgerwer). Splittgerber, in älterer F. Splittegarb.

Gereut III. mhd. geriute „durch Reuten urbar gemachtes Stück Land.“ Häufiger ON.

FN. Vom Greuth. Am Grüth. Greuter. Grüter. Greutmann.

GERN I. got. gairns, ahd. mhd. gern „begierig“, mit Bezug auf die ungestüme Kampflust der Germanen. Gernolt.

FN. (Gernhard): Gernerth; Gernet.

(Gernheri): Gerner.

Gerngroß III. Cunrad Gerengroz 1333. Noch jetzt appellativ: ein „Gernegroß“.

Gerr- s. Gar (V.).

Gert- s. Gard.

Gerw- s. Gar (V., zweist. K.).

Geselbracht s. Gisal.

Geselle III. ahd. gisello mhd. geselle urspr. „Hausgenosse“ (von sal Haus), dann „Gefährte, Freund“, auch „Gehülfe“ bei einer Arbeit. Heinrich Geselle 1300.

FN. GesellGsell (südd.; Peter Gsell 1492 Augsb.). Gsöll (Wien). Lat. Gsellius.

Zss. Frischgesell. Gutgesell. Liebergesell. Taggesell. Obergsell (südd.).

Geske s. Gis.

-gesser s. Gaß

Geßler s. Gisal.

Geßmer s. Gis.

Gest- s. Gast.

Geßwein s. Gis.

Gevers s. Gab (V.).

Gew- s. Gab (V., einst. K.).

Geyr s. Geier.

Geys s. Gis.

Gieb- s. Gab (V., einst. K.).

Giefers s. Gab (V.).

Giegengack III. Spottname für „Bierfiedler“.

Giehl-, Giel s. Gisal.

Gier- s. Gir.

Gies- s. Gis.

Giesel-, Gießel- s. Gisal.

Gießenbier s. Bier.

Giffey s. Gab (einst. K.).

Gilb- s. Gisal.

Gildemeister III. „Vorsteher einer Gilde“. Auch Gillmeister.

Gill-, Gilmer s. Gisal.

Gilles, s. Aegidius.

Gipp- s. Gab (V.).

GIR I. ahd. girî, kirî, mhd. gir „Begehren, Verlangen (nach Kampf?)“ nicht sicher von gar zu trennen.

FN. Girart: Gierhardt — zsgz. Girth.

Girannus: Gieram.

Giroald: Kirwald.

Girulf: GierloffKierulff.

Einstämmige Kürzung Gir-.

Giro: GiereKier. Gen. Gieren; GiersKiersGiersch. Patr. A. Giering.

Vklf. (l): GirlGierl. Patr. A. Gierling. Gen. Girlings. (k): Giercke; Gierig; Gierach.

Girg s. Georgius.

Girschner s. Kürschner.

GIS I. mit Gais und Gar „Speer“ verwandt.

FN. Gisbert: GiesebrechtGisbrecht; Gisbert. Gen. Gisbertz.

Gisibrand: Gisebrandt.

Gisher: GieserKieser.

Gisaleicus: Kieslich.

(Giseman): Giesmann.

Gisemar: GeysmerGeßmer.

Gissold: Gieswald; Gieshold.

Gisoin: GiesweinGeßwein.

Gisulf: Geislauff.

Einstämmige Kürzung Gis-.

Giso, Kiso: GieseKiese; KießKißGeyso; GeißGese (Gesemann). Gen. Geisen. Patr. A. GiesingGissing.

Vklf. (i): Gisi; Gysi (schweiz.). (k): GieseckeGeske. Patr. A. Gieseking. (l + n): Kißlin.

Auslautend (116 mal Först.).

-gis: Maingis.

-gies: Ortgies.

-geiß: Adelgeiß.

GISAL I. ahd. gîsal, kîsal, mhd. gîsel „Geisel“ (Kriegsgefangner). Gisal zsgz. Gill- (so Gilla = Gisila im Polypt. Irmin. S. 50, Gillebert für Gislebert Pertz Monum. VIII).

[S. 144]

FN. Gisalbreht, Gilpreht: GießelbrechtGisselbrechtGeißelbrechtGeselbrachtGilbrecht; GilbertKilbert. Gen. Gilbers.

Gisalhart: GeiselhardtGeißelhardGillertGellert.

Gisilhar: GieselerKieselerGeiseler; GeislerGeßlerGiehlerGiller.

Gisalmar, Gilmar: GilmerKillmer.

Gisalolf: GeislauffGiehloff.

Einstämmige Kürzung Gisal-.

Gisilo: GieselKieselKießel — Gissel — Geisel; GeisleGeißelGiel. Gen. Gielen (niederrhein.). Patr. A. KieselingKießling.

Gissel- s. Gisal.

Glaser III. mhd. glaser — auch mit Umlaut (so im KB. noch im 17. Jh. öfters der Gläser, weibl. Gläserinne).

FN. GlaserGläser.

Mit dem n der schwachen Bildung „gleßner“ (in einer hessischen Urk. von 1537 Hoffm.) FN. GlaßnerGläßner.

Gläser, Gläßner s. Glaser.

Glau- s. Glaw.

GLAW I. got. glaggvus, ahd. glau, klau „scharfsichtig, einsichtsvoll“.

FN. Glauperaht: Glaubrecht; GlaubrechKlauprechtGlubrecht. Gen. Klubertz.

(Glauhart): Glauert.

(Glawold): Klauhold.

Einstämmige Kürzung: GlaueKlaue.

Glöckner III. mhd. glockenaere.

FN. GlöcknerGlockner. Auch GlockerGlöckler. Niederd. Klöckner.

Glöde, Gloth s. Hlod (einst. K.).

Glubrecht s. Glaw.

Gluth s. Hlod (einst. K.).

Gnörich s. Knod.

Göb-, Gobb- s. God (V., zweist. K.).

Göbbel s. God (zweist. K.).

Gobert s. God (V.).

Gock-, Göck- s. God (einst. K.).

GOD I. got. guth, gud, ahd. got, kot, mhd. got „Gott“.

FN. Godebald: GoppeltKoppoldKobbeltKobelt.

Godabert: Gottbrecht; GottbrathGobbertGobertGöppert.

Godafrid: GottfriedGöttfriedGoffarthGoffreyGöpfertGöbfardtGöfert.

Gotahard: GodehardGoddardGotthardt; GottertGödertGöttert — zsgz. GohrtGördt. Gen. Gödderz.

Godehar: GoderGotterGöderGöther.

Godolef: Gottlieb (umgedeutet). Gen. (zsgz.) Jolfs.

Godolec: Gottlack; Gottlick; GottlichGöttlich.

Gotrat: Gorath.

Godoscalcus: Gottschalck; Gottschalch (g); Gottschall.

Godedanc: Goddang.

Gotadeo: Kodei (oder aus Kodag).

Godovald: GottwaldGotthold (soweit aus Godold umgedeutet) — Godelt; GodetGödelt.

Goduin: GottweinGowinJowien.

Godulf: KottlofKolloff.

Mit Erweiterung durch l:

Godalhard: Gollhardt; Gollert.

Godelmar: GollmerKollmer.

Sämtliche Sproßformen s. Anhang 1.

God-, Göd- s. God. (V., einst. K.).

Göddertz s. God (V.).

Göens s. God (einst. K.).

Goethe I. s. God (einst. K.).

Goff- s. God (V.).

Gögg- s. God (einst. K.).

Gogrewe III. „Gaugraf“ s. Graf.

Gohl-, Göhl- s. God (einst. K.).

Göhmann s. Gaw.

Gohrt s. God (V., Gotahard.).

Göhrung s. Gar (einst. K.).

Gök- s. God (einst. K.).

Göker (1536: de Godeker = Godeking) s. God.

Goldammer III., auch Goltdammer zu den Vogel-N. (emberiza citrinella).

Goldfinger III. der vierte Finger der Hand, an welchem der Goldring getragen wird.

Göldner III. „Vergolder“ (Reichel, Gewerbe im steirischen Marburg 13.-15. Jh. Goldner).

[S. 145]

Goldsticker III. einer der „mit Gold stickt“. Verderbt: Goldstücker.

Gölfert s. Gelf.

Goll- s. God (einst. K., erweit. V.).

Göll s. God (einst. K.).

Golzer, Gölzer s. Gelzer.

Gom-, Gon-, Gön- s. Gund (V.).

Göpel s. God (zweist. K.).

Göpfert, Göpp-, Goppelt s. God (V.).

Gör- s. Gar (V., einst. K.).

Gorath, Gördt s. God (V.).

Gorg-, Görg-, Gorius s. Georgius.

Görres, Gorrissen s. Gregorius.

Gos-, Gös- s. Goz.

Gos III. niederd. „Gans“, in Zss. wie Gosebruch (halbverhochdeutscht) = Gänsebruch, Gosemeyer u. a.

Gosch-, Göschke s. God (einst. K.).

Goss-, Gössel s. God (einst. K.).

Gossenbrod III. „warmes Brot mit Fett begossen“, eine Lieblingsspeise alter Zeit (S. 47). Marquard Begoȥȥenbrot 1321.

Gösser, Gossert s. Goz.

Göstrich s. Gast.

Goth-, Göt-, Gotsch, Götsch- s. God (einst. K.).

Gott-, Gött- s. God (V., einst. K.).

Gottbehüt III. Satz-N. „Gott behüte!“.

Gottgetreu III. deutliche eigenschaftswörtliche Zss.

Gottschey III. (Wien) „einer aus Gottschee.“

Gottwalts III. Satz-N.: „Gott walte es!“ Auch Waltigott.

Gotz-, Götz- s. 1) God (einst. K.). 2) Goz.

Gowin s. God (V.).

Goymann s. Gaw.

GOZ I. mit Gaud zusammengehörig und auf den Volksnamen der Goten zu beziehen.

FN. Gaosbod: GosbothKosbothe.

Gauzfrid: Götzfried.

Gozger: Götzger.

Gozhart: Gossert.

Gozheri: KotzerKosserGösser.

Caozhram: Gausrapp.

Gozleib: Kutzleb.

Gozleih: Goslich.

Cosmar: CosmarGötzmer.

Kozolt: Kotzolt.

Gozwin: GoßweinGösweinGüßwein.

Gozolf: GotzlofGötzlof.

Die Sproßformen fallen mit denen von God (durch z verkleinert) zusammen.

Graalß s. Gar (V.).

-gräbe s. Graf.

Gräber III. ein „Grabender“, als FN. einfach und in Zss.: Biengräber. BorngräberBrunngräber. Diekgräber.

Gradwohl s. Gerathewohl.

Graf III. mittellat. graphio, ahd. grâvo, mhd. grâve, „höherer weltlicher Richter, Vorsteher“.

FN. Grafe (Joh. Grave 1516. Köln. Univ. Matrikel); Graf; Graff — auch mit Art. de Graaff (niederländ.).

Niederd. (in Nordwest-D. weit verbreitet) GreweGreve, Gräfe; Gräf (Gräff; Greff); mit Art. DegreffGrebe; Greb — auch Vorsteher ländlicher Gemeinden, z. B. in Hannover (in der Gegend von Münden, Pauli II, S. 27).

Mit dem leidigen franz. Accent: Grevé. Gen. GravenGrefen, GrevenGrewen. Patr. A. Greving (Oldenb.).

Zss. Burggraf; niederd. Borggreve. Diekgrebe; Dickgräwe. Fluthgraf. Gogrewe (Gaugraf). HochgrefeHogrefe; Hogrebe. Holzgrebe; Holzgrewe; niederd. Holtgreve. Kleegraf. Landgräbe. Pfalzgraff. Steingräbe. Vollgraff; Vollgrebe — auch FullgrafFüllgrafFielgraf. Woldgrebe.

Gräfe, Graff s. Graf.

Gräger s. Gregorius.

Grah, Gramann s. Graw.

Granold s. Hraban.

Grapengießer III. vom niederd. „Grapen“ d. i. dreifüßiger Kochtopf aus Gußeisen (eine „Grapengießer-Straße“ in Stettin). Ludeke Gropenghetere 1416. (Braunschw.)

FN. GrapengießerGropengießerGrobengießer. Niederd. Grapengeter.

Gräper s. Gröper.

Gräser III. ein „Grasmäher“ (für Wiesen, bes. Stadtwiesen, angestellter Beamter). Dasselbe wohl Graßmann.

Grasmuck III. zu den Vogel-N., „Grasmücke“. Die bekannte Opernsängerin Grossi hat sich aus Grosmuck veritalienert.

Grathwohl s. Gerathewohl.

[S. 146]

Graupner, Gräupner III. 1) „einer aus Graupen“ (in Böhmen) 2) „Händler mit Graupen“ (Hülsenfrüchten).

GRAW I. ahd. grâo, mhd. grâ „grau“ (wohl von der dunkeln Waffenfarbe).

FN. Graman: GramannGraumann.

Einstämmige Kürzung Gra-.

Grawo: GrahGrau.

Grebe, Greff s. Graf.

Greem s. Grim.

Greger s. Gregorius.

Gregorius II. griech. der „Wachsame“; der h. Gregorius, den großen Kirchenlehrern Ambrosius, Augustinus, Hieronymus als der vierte doctor ecclesiae zugezählt, gest. als Bischof von Rom, Gregor I. oder der Große 604.

FN. Gregorius. Gen. Gregory.

Mit Kürzung im Auslaut: Gregor; Greger, GrägerGrögor; Gröger.

Mit Kürzung im Anlaut: GoriusGörries; Görres. Patr. Gorrissen (ostfries.) — Jürissen (Aachen).

Greifentrog III. Satz-N. „greif in den Trog“, von einem, der etwas unbescheiden zulangt.

FN. Greifentroch. Niederd. Griepentrog.

Greiffenklau III. seit 1192 genanntes mittelrheinisches Geschlecht.

Greifzu III. Satz-N. Vgl. Dr. Grypto Rein. Vos 4156.

Greim-, Gremm- s. Grim.

Grempler III. „Trödler“.

Greuth III. s. Gereuth.

Grev-, Grew- s. Graf.

Grichbaum s. Kriechenbaum.

Grickel s. Agricola.

Griem- s. Grim.

Griepentrog s. Greifentrog.

Gries III. ahd. grioȥ, mhd. grieȥ „Kiessand, sandiges Ufer.“ Joh. dictus an dem griese. Auch häufiger ON.

FN. Gries. — Obergrieser.

Grieshaar III. niederd. „Grauhaar“.

Grillparzer III. „einer aus Grillparz“ (O. 3 mal im Erzherz. Österreich).

GRIM I. altnord. und angels. grîma „Helm“, mischt sich aber z. T. mit ahd. mhd. grim „grimm“.

FN. Grimhard: GriemertGrimmert.

Grimhar: GrimmerGreimer. Gen. Gremmers.

Grimoald: Grimaul (Gottschee).

Einstämmige Kürzung Grim-.

Grimo: GriemGrimme; GrimmKrimmeGremmeGreemGreim. Patr. A. Grimming.

Vklf. (l): GriemelGrimmelKrimmelGreimel. (l + k): Krimelke. (z) Grimizo: Grimeis; Grimeisen.

Auslautend (74 mal Först.).

-grimm: Ahlgrimm.

Gripenkerl III. Satz-N. niederd. „greif den Kerl“, Beiname von Gerichtsdienern und Bettelvögten. Vgl. Greifzu.

Grobengießer s. Grapengießer.

Gröger s. Gregorius.

Grohnert s. Gron.

Grolf s. Gar (V.).

Grolms, Grommes s. Hieronymus.

GRON I. ahd. gruoni, mhd. grüene, altsächs. grôni „grün“ (wohl in dem Sinne von lebensfrisch).

FN. Cronhart: GrohnertGrunertKrunertGrünertKrünertKreunert. Gen. Gronartz.

(Gronhari): GronerKronerKrönerGrunerGrünerKrüner.

(Gruonrih): Grönrich.

(Gronwald): Grünhold.

Einstämmige Kürzung Gron-.

Grun: GroneKrohnGrun (Grunemann) — Grüne; Grün. Gen. Gronen. Patr. A. GröningKröningGrüning.

Vklf. (k): GrunickeGrünke. GrünigGrönigKrönig. (z): Grunz.

Grön- s. Gron.

Gropengießer s. Grapengießer.

Gröper III. „Grapengießer“ („Gröpergasse“ in Halberstadt). Auch Gräper.

Gröppel s. Hrod (zweist. K.).

Groß III. ahd. mhd. grôȥ, altsächs. grôt.

FN. Große; GroßGrosse (mit kurzem o). Niederd. de Groote; Grothe; Groth.

In mannigfachen Zss.: Großmann. Großkopff. Großschedel, Großschädl. Grospietsch. Großwendt — niederd. Grotjan; Grotrian (großer Johannes).

[S. 147]

Großkurz III. I. 1567: Grotecordes (Braunschweig, Schütte).

Grotefend III. „großer Knecht“ s. Fend.

Grotegut s. Hrod (V.).

Grothe s. Groß.

Grothwohl s. Gerathewohl.

Grotjan s. Groß.

Grott- s. Hrod (einst. K.).

Grube III meist auf ein Bergwerk bezüglich; doch auch Sand- usw. Grube, Grube zum Wildfangen. ON. einfach und in Zss.

FN. Grube.

Ableitung auf -er (oberd.):

Gruber; Grueber (Gottschee). Zss. Anzengruber. Baumgruber. Frauengruber. Hartmannsgruber. Holzgruber. Kalchgruber. Obergruber. Steingruber. Wolfsgruber (Mechtild ob der Wolfgruben 1300).

Grulms s. Hieronymus.

Grün a) I. s. Gron b) von der Farbe der Kleidung (S. 46 Jan Grön).

Grun-, Grün- s. Gron.

Grundt, Grundmann III. einer „der im Grunde wohnt“, Gegensatz zu Berg, Bergmann. (So wurden in einem dem Verf. bekannten Falle zwei bäuerliche Besitzer in demselben Dorfe, die beide Runge hießen, unterschieden als „Bergrunge“ und „Grundrunge“). So auch Grundkötter; Grundmeyer.

Grüth- s. Gereuth.

Grütter s. Grützner.

Gruttke s. Hrod (einst. K.).

Grützner III. „Grützmüller“.

FN. Grützner. Niederd. Grüttner; Grütter. — Auch Grützmacher.

Gschwandtner III. „einer aus Gschwand“ (Bayern, Österr.) von schwenden, ahd. suandian, schwinden machen = ausroden durch Feuer.

Gsell, Gsöll s. Geselle.

Gubbe, Gube s. God (zweist. K.).

Gückel, Gude s. God (einst. K.).

Guerle s. War (einst. K.).

Gugelfuß III. „Kugelfuß“ d. i. Klumpfuß. Auch Kaulfuß.

Guggimoos III. „Moor, wo sich die rote Wasserkröte (Guggi) häufig findet“. (Buck). Davon auch: Guggimoser.

Gümbel, Gumb- s. Gund (V.).

Gumm-, Gump- s. Gund (V., zweist. K.).

GUND I. ahd. gund, kunt „Krieg“ (noch im ital. gonfalone aus gundfano Kriegsfahne). Seit dem 3. Jh. in N. nachweislich. Die mit K anlautenden N. lassen sich auch durch Kun erklären.

FN. Gundobald: GumpoldJumpeltGumpel; GumbelGümbelGummelGombold.

Gundobert: Gumprecht; Gumprich; Gumpert; Gumbert; Gumbart; Gumper; GummertGompartGombertKompertGommert. Gen. GompertzKümpers.

Gundefred: Gumpfer.

Gundhart: GundertGünthertGontardGönnert.

Gundachar: Gunder (Guntermann) — KunterGünther (Zss. Kleingünther) — GondermannGonnermann.

Guntchramnus. GuntramGuntrumGontrum.

Gundalah: Gundelach; Gundlach; Gundlack.

Gundemar: GummerKummer.

Vklf. (l): Kümmerle.

Gunderad: Günthrat.

Gundericus: Gönrich.

Gundivic: Günnewig.

Gundulf: Gundwolf; GundolfGondolf.

Einstämmige Kürzung Gund-.

Gundo: GundKunthGünth.

Vklf. (l): GundelGündellGünthel. Patr. A. Gundling. (k): Kuntke. (k + l): Gunkel. (z): GuntzGüntz; Güntsch. Unorg. Günzert. (z + l): GünzelKünzelGünsel; Günschel. (z + k): GunschkeGünzke.

Zweistämmige Kürzung Gundb-.

Gumpo: GumpGummeGaum.

Vklf. (l): GumpelKümpel (s. auch Gundobald). (k): Gummich.

Gündell s. Gund (einst. K.).

Günnewig s. Gund (V.).

Güns-, Gunschke s. Gund (einst. K.).

Gunt-, Günth- s. Gund (V., einst. K.).

[S. 148]

Güßwein s. Goz.

Güntsch, Guntz, Günz- s. Gund (einst. K.).

Gürtler III. „Verfertiger von Gürteln“. Auch Girtler (Wien).

Gut III. auch Guth, vgl. Frid. der gute 1304. — In mancherlei Zss.: Gutbier. Gutgesell. Guthknecht. Gutkind. Gutsjahr (Gutjar 1295). Gutzeit. — Gutsmuths.

Gut-, Güt-, Gutsch s. God (einst. K.).

Gutschebauch III. wohl von schwäb. „gautschen“, d. i. wiegen, schaukeln.

Gutsmuths III. Gen. „gutes Mutes“ (mit dem urspr. und richtigeren Gen. der starken Biegung).

Auch im Nom. Guthermuth, vgl. Tvmmermuot 1327.

Gutz-, Gütz- s. God (einst. K.).

Gygas III. lat. gigas „Riese“.

Gysi s. Gis.

H.

Haab- s. Had (zweist. K.).

Haack- s. Hag (V., einst. K.).

Haag s. Hag (einst. K.).

Haak a) I. s. Hag b) III. niederd. „Höker“ (so z. B. noch in dem Stralsunder Kataster von 1845). — Zss. Bierhake (Bierhöker?).

Haan s. Hahn.

Haape s. Hath (zweist. K.).

Haar- s. Hari (V., einst. K.).

Haar III. als Körperteil in mannigfachen Zss. Vgl. nord. König Harald Harfagr (Haarschön).

FN. Flachshaar; niederd. Flashaar. GelbhaarGeelhaar. Glatthaar. Grieshaar. Kraushaar. Schlichthaar. Straubhaar. Weißhaar.

Haarnagel s. Hard.

Haas III. s. 1) Hase 2) Hose.

Hab-, Habb- s. Hath (V., zweist. K.).

Habedank III. Satzname (schon bei Walther v. d. Vogelweide als Appellativum: „Swelch schoene wîp mir denne gaebe ir habedanc“). Als FN. auch gekürzt Hadank.

Habekost III. aus Haveckhorst („Habichtshorst“) 1484, Havekost 1532. Auch Hafekost; Haffekost. Noch 1890 Hawickhorst (Oldenb.).

Habenicht III. Satzname „habe nichts“ (ein „Herr von Habenichts“).

Habenschaden III. Satzname „habe den Schaden“, für jemand, der sich unvorsichtig in Gefahr begeben hat.

Haber III. die eig. hochdeutsche F. (mhd. haber), wofür jetzt in der Schriftsprache das niederd. „Hafer“ durchgedrungen ist.

FN. Faulhaber (Werner dict. vulhaber 1299). Firnhaber. Frischhaber. Kiffhaber 1450, jetzt entstellt Kühfaber (Bacm.). Schlichthaber. Wiesenhafer. — Haberbruch. Haberkorn. Habermann. Habersaath. Haberstroh. Haferkamp. Haferstroh.

Haberecht III. Satzname „habe Recht“, ein rechthaberischer Mensch (doch s. auch Hath).

Häberlein s. Hath (V.).

Haberstolz III. entstellt aus Oberstolz (Overstolz altes Patrizier-Geschlecht in Köln). S. Andresen, Konkurrenzen.

Habicht III. der bekannte Raubvogel, mhd. habich (könnte aber als FN. aus ad. Habicho entstanden sein, s. Hath zweist. K.).

Hablützel III. Satzname „habe wenig“ vgl. Habenicht. Auch Hablitzel.

Hach- s. Hag (V., einst. K.).

Hachmeister III. nach Vilm. aus „Habichtmeister“ d. i. Abrichter der Stoßvögel zur Jagd. (Ahd. hapuh, mhd. habech zsgz. in Hach s. Buck, Flurnamen S. 69.).

Hack-, Häck- s. Hag (V., einst. K.).

Had-, Häd- s. Hath (V., einst. K.).

Hadank s. Habedank.

Hadd- s. Hath (einst. K.).

Hadrianus II. lat. „einer aus der italienischen Stadt Hadria“, N. eines römischen Kaisers, dessen Vorfahren daher stammten, und mehrerer Päpste.

FN. AdrianAderjahn. Gen. Adrians.

Hafemann nicht mit Pott zu Hafen, sondern niederd. „Hofmann“, vgl. Klempin, Diplom. Beitr. S. 623: Hauelude (Hofgesinde), Hauemarschalk (spr. Have-), Hauemeisterinne.

Hafenbrädl s. Braten.

Hafer s. Haber.

Hafner III. ahd. hafanâri, mhd. havenaere „Töpfer“ — die süddeutsche Bezeichnung, wie z. B. in München die Innung der „Hafner“, auch ein „Hofhafnermeister“, in Augsburg ein „Hafnerberg“, während Töpfer mitteldeutsch ist.

FN. Hafner, HaffnerHäfner.

[S. 149]

Haff- s. Hath (V.).

HAG I. ahd. hag. hac, mhd. hac „Einhegung, Hag, umhegter Ort“ (s. Tac. Germ. 16).

FN. Hagabald: HeckeboldHeybold — zsgz. Heipt.

Hagibert: Hackebracht; HackbarthHegebartHeibert; Heiber. Gen. Heypertz.

Hahkis: Haigis, Heigis.

Hechard: HagartHackertHaackertHegertHeckert. Gen. Heiartz.

Hagihar: HagerHackerHacherHakerHecker (Häckermann) — Häger (Hägermann) — Heyer (Heiermann).

(Hagiman): HagemannHamannHegmannHeckmannHeimann. Gen. Heimanns.

(Hagimar): HagemerHechemerHegemerHeymer. Vklf. Heymerle.

Hachirat: HackrathHeckrath.

Hecgirih: HagerichHährichHeyrich.

Hagoald: Hegewald.

Einstämmige Kürzung Hag-.

Hago, Hako, Heio: Hage; HaagHake; HaackHegeHeye; Hay. Gen. Hayen. Patr. A. Hecking. Gen. Hayungs (jeverl.).

Vklf. (i): Hägi (schweiz.). (1): HagelHachelHakl — zsgz. HahlHegelHäckel Hechele; Hechel. Patr. A. Hegeling. (l + n): Hägelin; Hegelein. (k): HageckHayeck; Heicke. Gen. Heyken. (k + l): Heyckel — — Heighele.

Hag-, Häg- s. Hag I. (V., einst. K.).

Hag III. ahd. hag, hac, mhd. hac, dessen älteste Bed. nach Förstemann (ON. S. 57) Wald oder Busch; aus dieser entwickelte sich die eines schützenden Busches, einer Einhegung und dann erst die eines eingehegten Raumes selbst: „Gehege, Wohnort“. In ON. -hag, -haag; -heeg.

FN.  1)  -hage (bes. in Westf. — elliptischer Dativ?): Brakhage. Glashage. Grünhage. Heisterhage. Hohage. Kohlhage. Kreuzhage. Niehage (Neu-). Osthage. Overhage. Rehage. Sandhage. Schneehage. Voshage.
2)  -hege: Dornhege. Feldhege. Hundehege. Osthege.

HAGAN I. Erweiterung von Hag I.

FN. Haginbert: HambrechtHegenbarth (Heger-); Heimbrecht; Heimbert; HeimbrodtHemper. Patr. A. Hemmerding.

Vklf. (l): Hemberle.

Heinfrid: Hennefahrt.

Heinhard: HanhardtHeinhardt; Haynard; HeinertHennert.

Haginher: HagnerHannerHahnerHähnerHayner, HeinerHenner mit den Zss. Hofhenner. Schmitthenner.

Hainarad: HanrathHahnrath.

Haganrih: Handrick; HanreichHeinrich; HeinreichHenrich; Hendrich; HentrichHinrich; Hinnerk.

Zss. Langheinrich. Tiekenheinrich. Westheinrich. Großhenrich. Möhlhenrich (Mühlheinrich). Lockenhinnerk. Gen. Heinrichs; HeinderichsHendrichs; Hendrix (Kempen) — Hinrichs; Hinderks (ostfries.). (Latinis. HeinriciHenrici). Patr. A. Heinricher (Cilli). Patr. Zss. Heinrichsen (Zss. Gerdheinrichsen) — Hinrichsen; Hindrichsohn; Hinderksen.

(Haginachar): HanewackerHannwackerHeinacker.

Haginold: HannewaldHanewald; Hanold; HaneltHänelt; HänetHaynald; Heinold; Heinhold; Heinelt; Heinloth; Heinleth.

Einstämmige Kürzung Hagen-.

Hagano, Hanno, Heino: Hagen, Hagn; Haagn (Salzb.) — Hanno; HanneHahne; HahnHeino; Haine, Heyne; Hayn (Heinemann; Heinevetter) — Henne; HennHehn. Gen. Hagens; Hagena (ostfries.) — Heinen; Heins. Patr. A. HanningHeiningHenning (noch im 17. Jh. Vorname, z. B. Henning[S. 150] Woyke, 1681 Bürgermeister zu Neustettin). Patr. Zss. HeinsohnHeinekind.

Vklf. (l): Heinel; HeindlHähnel (Junghähnel) — Henle. (l + n): HainlinHänlein; Hänlen. (k): HankeHeinicke (Marheineke); Heinke; Haink; HeinichHennicke; Hennig (doch auch gekürzt aus Henning) — Henke (Bierhenke; Düvelhenke; Grotehenke; Manhenke; Marhenke; Schäferhenke; Strothenke) — Hink (Stark S. 71) mit der Zss. Brokhinke. Gen. Hainken (ostfries.); HeinksHennickens; Henniges; Hennigs; HenniesHinken; Hinkens. Patr. A. Henking. Patr. Zss. Hinksen. (k + l): HankelHeinkelHenckel (Zss. Wegehenkel. Kampfenkel) — Hinkel (Hinkelmann). (k + l + k): Henkelke. Patr. A. HenkelkingHenkler (Preuß 16). (k + n): HänichenHeineken (Langheinecken); Heinichen. (z): HanzoHeintze; Heinz, Hainz (bayr.) (HeinzmannEmmelheinz; Hoffheinz; Kleinheintz; Langheinz; Schönheinz) — HeinitzHeinse (lat. Heinsius auch der Dichter Wilh. Heinse hieß eigentlich Heintze, s. Lessing, Wieland, Heinse von H. Pröhle S. 129); HeinssHenze; Hense (Stark S. 76) — Häntzsche (Kgr. Sachsen) — HinzeHientzschHinse; Hinsche. Gen. HeinzenHinzen. Patr. A. Henzing; Hensing. (z + i): Hentzi (schweiz.). (z + l): Heinzel (Heinzelmann) — Henzel; Hensel; HenschelHintzel; Hinselmann. Patr. A. HenzlerHinzler. (z + k): HeinzkeHinzke.

Zweistämmige Kürzung Haganb-.

Hampo: Hampe. Vklf. (l): Hempel.

(Mehrere Formen, namentlich die mit Han-, Hen- beginnenden, treffen mit entsprechenden von Johannes zusammen).

-hage s. Hag III.

Hagedorn III. mhd. hagendorn, hagdorn.

FN. Hagedorn (auch ON.) — Heidorn.

Hagemeister III. „Hegemeister, Förster“. Niederd. Hagemester.

Hagen- s. Hagan (einst. K.).

Hagen III. ahd. hagan, mhd. hagen der „zum Einhegen bes. passende Dornstrauch“, aber ursprünglicher das Buschwerk überhaupt. In ON. seit dem 9. Jh. nachweislich. Jetzt tausende von Örtern auf -hagen (so an der mecklenburgischen und pommerschen Küste in langer Folge von Mecklenburg bis zur Kassubei); doch läßt sich kaum nachweisen, welche davon hierher und welche als Dativ Plur. zu Hag zu setzen sind (der Umstand, daß die bezeichneten mecklenburgischen und pommerschen Ö. meist langgestreckte Dörfer — bis zur Länge einer halben Meile — sind, dürfte wenigstens bei diesen für den Plural sprechen = „zu den Gehegen“). Hagen findet sich auch als Straßenbezeichnung, z. B. in Stralsund: Flachshagen, Reperhagen, Zipollenhagen u. a.

FN. vom Hagen; von Hagen. Bollhagen. von Buggenhagen. Eschenhagen. Falkenhagen. Hundeshagen. Stavenhagen.

Ableitung auf -er:

-hager: Gerhager. Hinterhager (O. -hagen, oder auch zu -hag?).

-häger: Poppenhäger (O. -hagen).

Aus -hagen wird durch Zusammenziehung -hain (wie auch der Gattungsname „Hain“ daraus entstanden ist), woneben noch eine F. auf -hahn herläuft. Den FF.-Übergang zeigt unter a. ein hessischer Ort, der 1264 Glimenhagen, 1297 Glimenhahn, im 15. Jh. Glimenhain, jetzt Gleimenhain heißt.

    1) -hain: Espenhain. von Falckenhain. Mückenhain. Probsthain. Rosenheyn (O. Rosenhain).
2) -hahn: Bauerhahn. Dammhahn (O. nur Dammhagen Rud.). Espenhahn (s. oben Espenhain). Falkenhahn (O. -hagen und -hain). Gräfenhan (O. -hain). Krähahn neben Krehain (vgl. O. Kreyenhagen). Langenhahn, Langenhan (O. Langenhahn neben -hagen u. -hain). Lindenhahn (O. -hain R.). Neuhahn; Neuenhahn (O. -hagen, -hain). Probsthan (O. -hagen und -hain). Rosenhahn (O. -hagen, hain).[S. 151] Wildenhahn (O. -hagen, -hain). Ziegenhahn (O. -hagen, -hain).

Ableitung auf -er (oberd.):

-hainer: Geysenheyner (O. Geisenhain in Sachsen). Liebeneiner (O. Liebenhain).

Hägenbarth zu Hagen (V.).

-hager, -häger s. Hagen III.

Hagn s. Hagan (einst. K.).

Hagner s. Hagan (V.).

Hahl s. Hag I. (einst. K.).

Hahn a) I. s. Hagan (einst. K.) b) III.

  1) ON. (über 30 mal Rud.), s. Hagen III.
2) Tier-N.: de Haan (Düren); auch in einigen Zss. meist zweifelhafter Art: Berkhan. Kaphahn (Kapaun). Urhahn (Auerhahn, welches mehrfach N. von Forsthäusern).

-hahn s. a) Hagen III. b) Hahn.

Hahn-, Hähn- s. Hagan (V., einst. K.).

Hährich s. Hag (V.).

-hai s. Hei.

HAID I. got. haidus, ahd. mhd. heit „Art, Wesen“ (auch Rang und Stand).

FN. (Heidbreht): Heidebrecht.

Heitkär: Heitger.

Heidher: Heider, HayderHeiter.

Haidrich: Heidrich; HeidreichHeitrich.

Haidulf: Heydwolff; Heidolf; Heideloff; Heidelauf.

Einstämmige Kürzung Heit-.

Haido: Heyde (Heydemann); Haid, Heyd (doch s. auch Heide III). Gen. HeydenHeits.

Vklf. (l): Heydel. Patr. A. Heitling. (l + n): Haidlen. (l + k): Heidelk. (k): Heideke. (k + n): Heitchen; Heitgen. (z): HeitzHeise (urkundlich = Heidenreich); Heis. Patr. A. Heising.

Haide III. got. haithi, ahd. heida, mhd. heide ein mit Strauchwerk und Dornen bewachsenes „unbebautes Feld“. In ON. Haid, -haid; Heide, -heide.

FN. Vonderheydt, auch getrennt von der Heidt; von der Heyden. Holzheide. Kirchheide. Knappheide. Krähenheide. Öllheide. Ordelheyde. Schlingheide (sämtlich in Westfalen, meist appellativ zu fassen: Personen, die auf der betr. Heide wohnten). Kleinheidt.

Ableitung auf -er: Steinheider (O. Steinheide, auch -heid genannt, in Sachsen-Meiningen).

Haigis s. Hag I. (V.).

HAIL I. got. hails, ahd. mhd. heil „gesund, unverletzt“; Hauptw. ahd. heil.

FN. Heilker: Gen. Heilgers.

(Heilher): Heyler (Heilermann).

Heilman: Heilmann.

Einstämmige Kürzung Heil-.

Heilo: Heile; Heyl. Patr. A. Heiling.

Participiale Bildung Hailant 8.: Heiland.

HAILAG I. ahd. heilag, mhd. heilic, altsächs. hêlag, hâlag „unverletzlich, heilig“ (von „Heil“).

FN. Halegdag: Heiligtag.

Einstämmige Kürzung Heilig-.

Halicho: HeiligHallich; Halke.

Hain s. Hagan (einst. K.).

-hain s. Hagen III.

Hak- s. Hag I. (V., einst. K.).

Hake III. 1) „Höker“, Kleinhändler mit Lebensmitteln 2) Gerät. Zss. Fetthake. Feuerhake.

Halbrehder III. doch wohl = Halbritter, vgl. Halbritter 14. Jh., Halfridder proconsul in Grifenbergh (Kalendarium des Karteuser-Klosters Marienkron bei Rügenwalde — seit 1430 zu nekrologischen Aufzeichnungen benutzt).

Halbuer s. Hallbauer.

Halbwachs III. „halberwachsen“. Schon 1388 Cunrad Halbwahs. Auch Hallwachs.

Halde III. ahd. halda, mhd. halde „Abhang eines Berges“ (bes. im südwestl. Deutschland).

FN. auf -er (oberd.): Halder. Sonnenhalter. Winterhalter, auch Winterhalder (von der „Winterhalde“ = Nordhalde, z. B. bei Stuttgart Bacm.) — daraus Winterholler. Spiegelhalter.

Haleff s. Hath (V.).

HALID I. ahd. helid der „Held“. Halidegastes 3. Halidrich.

FN. Helido: Held usw. — mit Hild zusammengeflossen, so daß eine sichere Scheidung nicht durchzuführen ist.

[S. 152]

Hallbauer III. 1) „Halbbauer“, der nur einen halben Hof besitzt, im Gegensatze zum Vollbauer. Niederd. Halbuer.

2) „einer aus Hallbau“.

Hallich, Halke s. Hailag.

Hallwachs s. Halbwachs.

Hals III. als Körperteil in den Zss.

FN. Kurzhals; niederd. Korthals. Langhals. Schönhals (-hals öfters auch in ON.).

Halt- s. Ald (V., einst. K.).

Haltanderheide III. Satz-N., ein Reisiger, der an der Heide hält (doch wohl, um Vorüberziehende anzugreifen).

-halter s. Halde.

HAM I. ahd. altsächs. hamo „Hülle, Decke, Kleid“ im Sinne von Waffenrüstung. Hamadeo 5.

FN. Hamerich: Hammerich.

Einstämmige Kürzung Ham-.

Hamo: HammeHemme.

Vklf. (l) Hamilo: Hamel.

HAMAR I. ahd. hamar, mhd. hamer „Hammer“ — wohl mit Bezug auf den Hammer des Donar, den Miölnir, mit welchem dieser Gott die Riesen zerschmettert (Blitzstrahl). Hamerard. Hamarolf.

FN. Hamar 8.: Hammer.

Vklf. (l): HammerlHämmerle; Hämmerli.

Hambrecht s. Hagan (V.).

Hamel, Hamm- s. Ham.

Hammer s. 1) Hath (V.) 2) Hamar.

Hammer III. 1) als Werkzeug 2) in ON., ein Hammerwerk bezeichnend; hat auch vielen O. den Namen gegeben, wo längst kein solches Werk mehr besteht, z. B. Silberhammer bei Danzig.

FN. Hammer. Boßhammer. Pochhammer. Schellhammer. Streithammer u. a., doch meist zweifelhaft, da hier die Ableitungen von ON. auf -heim, oberbair. -ham hereinspielen (s. Heim III).

-hammer s. 1) Hammer III., bes. Werkzeug 2) Heim III.

Hampe s. Hagan (zweist. K.).

Hampfstengel III. deutlicher Pflanzen-N.

Han-, Hän- s. Hagan (V., einst. K.).

Hanbut III. die „Hagebutte“ oder Hainbutte (wilde Rose und deren Frucht).

HAND I. got. handus, ahd. mhd. hant „Hand“. Handwin. Handolf.

FN. (Handrich): Handrich.

Hantwin: Handwein.

Einstämmige Kürzung Hand-.

Hanto: Handt (Handtmann) — Hente. Gen. Handten.

Vklf. (l): HantelHändel. (k): Handtke.

Hand III. der Körperteil (s. das Vorhergehende). Liebhard mit der Hand 1383.

FN. Hand. — Geradehand. Luchterhand. Weichhand. Wolfhand.

Handrick s. Hagan (V.).

Handschuh III. zu den Kleidungsstücken (S. 45).

Hane- s. Hagan (V.).

Hän- s. Hagan (einst. K.).

Hanffstengel III. zu den Pflanzen-N.

Hanke s. a) I. Hagan (einst. K.) b) II. Johannes 5.

Hann- s. a) I. Hagan (V., einst. K.) b) II. Johannes 4.

Hannes, Hans s. Johannes 5.

Hantel s. Hand I.

Häntzsche, Hanzo s. Hagan (einst. K.).

Hap-, Häp-, Happ- s. Hath (V., zweist. K.).

Här- s. Hari (einst. K.).

Harb- s. Hari (V.).

HARD I. got. hardus, ahd. mhd. hart „hart, fest, stark“ (vgl. das urverwandte griech. κρατὺς und das von dem deutschen abgeleitete franz. hardi). Schon seit dem 3. Jh. in EN. nachweisbar.

FN. Hardher: HarderHerder (VN. bei Klemp.) — Herter. Gen. Harders.

Hartleip: Hartleib; Hartleb.

Hartmann (Ardeman): HartmannHertmannArtmannErdmann (auch als VN.: E. Laabs KB. 1845). Gen. Hartmanns.

Hartmar: Ertmer.

Hardmod: Hartmuth.

Hartomund: Hartmond.

Hartnagel: HärtnagelHaarnagel.

Hartnid: HarneyHorney (Schütte, Braunschweiger PN. S. 5).

Hardarat: Hartrath; Hartert.

Harderich: HartrigHerterich; Härttrich.

[S. 153]

Arthald: HarteltHerteltArdeltErdelt.

Hardulf: Hertwolf.

(Hardewart): Hardewardt.

Harduwich: Hartwig; HartwegHardeweyHertwig; HertweckErdwig. Patr. Zss. Hartwichsen.

Einstämmige Kürzung Hart-.

(Harto), Ardo: Harte; HartHerthe. Gen. HardenHarten. Patr. A. HardungHarting; Hartung; HartongHerding.

Vklf. (l): HardellHartelHerdelHertellArtelErdelErtle. Patr. A. Hertling. (k): Hartig; Hartke; Hartje (ostfries.) — HarkeHertig. (z): Hartz.

Auslautend (überaus häufig, 295 mal Först., wodurch der Übergang in eine bedeutungslose Endung vorbereitet wird).

-hard: Eberhard. Einhardt. Gen. -harts, -harz: Reinharz. Burghartz.

-ard: Eckard. Gen. -arts, -arz: Blankarts. Reinartz.

-at: Morat, -aht.

-ert: Eilert. Gen. -erz: Reicherz — daraus durch Umdeutung -herz: Liebherz, Lebherz neben Lieberz.

-er: Bicker.

-et: Bernet.

Harder s. a) I. Hard b) III. Herter.

Haren s. Hari (einst. K.).

Hareng III. franz. Familie aus der Bretagne, nannte sich in Deutschland Häring (so in Soldin) — daher der Romandichter Wilhelm H. (Willibald Alexis).

Hargens s. Hari (einst. K.).

HARI I. got. harjis, ahd. hari, heri, mhd. her „Heer“. Seit dem 1. Jh. in EN. nachweisbar (Cariovalda Bataverfürst).

FN. Haribald: Herbold.

Hariberaht: Harprecht; Harbert; HarbartHerbrecht; Herbert; Herbart; Herborth; Herber. Gen. HarbersHeribertzHerberz; Herpers. Patr. A. Harberding.

Hariobaudes: HarbothHerbothe; Herboth.

Haribrand: HaarbrandtHerbrand.

Harifrid: Herfart, Herrfahrdt.

Herigaud: Herrguth; Herget; Herkt.

Harigaoz: Herrgoß; Herrgaß.

Hariger: Herger; Hercher; Herker.

Hariard: Herhard. Gen. Heerhartz.

Harilaip: Harlepp; HarliebHerlepp; Herlieb.

Charilaigus: Herlach; Herrlich.

Hariman 7.: HarmenHaarmannHermann, HerrmanHeermannHörmann. Gen. HarmansHarms; Harrems (ostfries.). Hermanns (lat. Hermanni); Hermens; Herms. Patr. A. Harmening. Patr. Zss. HarmanssenHermanssen.

Harimot: HarmuthHerrmuth.

Haririh: HarrichHerrig.

Heridegan: HardegenHerdegen; Heerdegen.

Cariovalda 1.: HaroldHerwalt; HerrwaldHerold; Herholdt; Herlet; HerltHörold. Gen. HerholzHörholz.

Hariward: HarwardHerwarth; HerwathHeerwarth.

Hariwich: HarwigHerwig; Herbig; Herwegh.

Hariulf: HarloffHerloff; Herleff.

Einstämmige Kürzung Her-.

Haro, Hero: HaarHerr; HerHeere; Heer. Gen. Hars; HarenHeers; Heeren. Patr. A. Herinc: HaringHarringHäring, HeringHerringHöring. — Gen. HarringaHeringa (beide ostfries.).

Vklf. (l) Herilo: HerelHärle. Patr. A. HarlingHerrling. (k) Haricho: HarkeHarigHärickeHerke. Gen. Harken; Harrjes; HargensHeerkes. Patr. A. Herking. (z) Harizo: Hareis.

Zweistämmige Kürzung Harib-.

Herbo: Herb, Herpp.

Vklf. (k): Herbich.

Zweistämmige Kürzung Harim-.

Patr. A. Hermeler (1505: Hermeling-Preuß).

[S. 154]

Auslautend (372 mal Först.).

-her (doch h nicht mehr lautbar): Muther.

-er: Deuter. Gen. -ers: Deiters.

-herr: Dietherr.

Harig, Haring, Hark- s. Hari (einst. K.).

Harl- s. Hari (V., einst. K.).

Harm- s. Hari (V.).

Harnack III. aus Hartnack, niederd. Hardenack.

Harnisch III. mhd. harnas, harnasch, harnisch, aus dem keltischen haiarnaez Eisengeräte — später eingeführtes Wort statt des deutschen brünne (s. Brun). Wernher dict. Harnasch 1362.

FN. Harnasch; Harnisch.

Harnischfeger III. „der den Harnisch fegt“ d. i. poliert, blank macht, reinigt; dann = Harnischmacher.

FN. Harnischfeger; auch Harnisfeger (mit dem urspr. s, mhd. harnas).

Harprecht s. Hari.

Harr- s. Hari (V., einst. K.).

Harras III. „Stallmeister“, zugleich Aufseher über Harnisch und Waffen (von haracium Stuterei). Vgl. Schillers Tell: Rudolph der Harras. Auch ON.

FN. Harras; Harrasser.

Hart- s. Hard (V., einst. K.).

Härt- s. Hard (V.).

Hartfaust III. Zss. mit Faust (geballte Hand), niederd. Hardevust (Klemp.).

Hartog s. Herzog.

Hartz s. Hard (einst. K.).

Harw- s. Hari (V.).

Hase a) I. zu verschiedenen Stämmen: Hath, Hass. b) III. das bekannte Tier (in der Tierfabel: Lampe) vgl. franz. FN. Liepvre, Lelièvre. Thomas der Hase 14. Jh.

FN. de Haas; Hase; Haas (die mehr süddeutsche Form, in Wien im J. 1875 Haas 137 mal, Haase 16 mal, Hase 1 mal). Vklf. Häslein. Zss. Feldhase. Kohlhaas (Conrad dict. Kolhase 1317). Lauerhase. Schellhase. Schnuphase. Spörhase. Dagegen Kniehase, Lederhas, Leinhaas und einige andere zu Hose.

Die Zusammensetzungen, in denen Hase den ersten Teil bildet, sind ziemlich zahlreich:

Hasenbalg (conrad dict. Hasenbalg 1291). Hasenbein (Cvnrad. dict. Hasenbein 1279). Hasenfuß. Hasenfratz. Hasenohr; Hasenöhrl. Hasenschart. Hasenschlaf. Hasenzagel; Hasenzahl. (Aber Hasenpoth ist ON., Stadt in Kurland).

Hasenclever III. niederd. „Hasenklee“, vermutlich = Sauerklee, auch Hasenkohl genannt — doch da es in der Rheinprovinz einen O. Hasenclev gibt, besser darauf bezogen.

Hasenschlaf III. der einen „sehr leisen Schlaf“ hat, ähnlich den Hasen, die, wie man sagt, mit offenen Augen schlafen.

HASS I. zum Volksnamen der „Hessen“.

FN. (Hassomar): Hessemer.

Einstämmige Kürzung Hass-.

Hasso (noch Vorname), Hesso; Hasse; HaßHesse. Gen. Hessen. Patr. A. Hessing.

Vklf. (l): HasselHessel. Gen. Hessels. Patr. A. Heßling. (l + n): Heßlein. (k): Hessig.

Haßdenpflug III. Satz-N. „hasse den Pflug“ (ein Bauer, der des Pfluges überdrüssig ist).

FN. Haßdenpflug; HastenpflugHassenpflug (entstellt: Hasenpflug).

Haßdenteufel III. Satz-N. „hasse den Teufel“ (s. Teufel).

FN. HassdenteufelHaßendeibel — entstellt: Hassenteifel.

Hassel- III. niederd. „Hasel“ corylus, in Zss. wie Hasselbrink, -horst, -kamp, -meyer.

Hassenkrug III. Satz-N. „hasse den Krug“, ein Wirtshausfeind.

Hassenpflug s. Haßdenpflug.

Hassenteifel s. Haßdenteufel.

Hassenwein III. Satz-N. „hasse den Wein“, ein Wassertrinker.

Hassesang III. Satz-N. „hasse den Sang“, ein Sangesfeind.

Hastenpflug: s. Haßdenpflug.

Häterich s. Hath (V.).

HATH I. (got. hathus) ahd. hadu, angels. headho „Krieg“. Schon im 1. Jh. (Catualda).

FN. Hathubald: HadeballHappoldHabold; HabeltHebold.

Hadaperht: HabbertHappertHapprichHaprechtHebert. Gen. Habberts. Patr. A. Haberding.

[S. 155]

Vklf. (1): Heberle; Häberlein. Patr. A. Heberling.

Hadufrid: Haffert; Haffer.

(Hadheri): Hedermann.

Hadaleih: HadlichHedlich.

Hadamar: HattemerHammerHamer.

Hadarih: Hederich; HädrichHetterich.

Hathuwic (w.): HadwigHattwichHawigHedewig; HedwigHettwig. Patr. A. Hadwiger.

Hathovulf: HaleffHedloff.

Einstämmige Kürzung Hath-.

Hatte, Hetto: HadHattHedde (Hettema ostfries.). Gen. Hadden; Hatts. Patr. A. Hattinga (ostfries.) — Heddenga (ostfries.).

Vklf. (l): Hedel. (k): Hattig; Hatje (fries.) — HädickeHettig. Gen. Hettgen. (z): HatzHetzHetschHasse. (z + l): Hatzel. Unorg. Hatzold.

Zweistämmige Kürzung Hadb-.

Happo, Habo, Heppo: HappeHaapeHaabeHäpeHeppe. Gen. HabbenHaabes. G. Plur. Habena (ostfries.). Patr. A. HebingHabbinga (ostfries.).

Vklf. (l): HappelHabelHebbelHeppelHebel. (k): HapkeHabichHebich.

Hatje s. Hath (einst. K.).

Hatt- s. Hath (V., einst. K.).

Hatz- s. Hath (einst. K.).

Haub- s. Hug (V., zweist. K.).

Haube III. zu den Kleidungsstücken (Waffen, vgl. Sturmhaube).

FN. Haube. Vklf. Häublein. Zss. Beckenhube.

Haubenschmidt III. „Verfertiger von Sturmhauben“, vgl. Joh. faber galearum 1347.

Hauber III. „Verfertiger von Sturmhauben“. Auch HeuberHaubnerHeubner.

Hauenhut III. Satz-N. „hau (in) den Hut“; verkürzt Hauhut.

Hauenrand III. Satz-N. „hau den Rand“ (Schild), s. das Folg.

Hauenschild III. Satz-N. „hau den Schild“, Bezeichnung eines tapfern Kriegers.

FN. Hauenschild; HaunschildHauschild. Auch wohl Hauffschild, worin dann das ursprüngliche w (ahd. altsächs. hauwan) noch erhalten wäre, vgl. Howeschild 14. Jh.

Hauer, Hauert s. Hug (V.).

-hauer III. der etwas „haut“ (niederhaut, zuhaut, verfertigt), in einer Menge Zss., die sich meist von selbst erklären.

FN. Baumhauer (doch auch O. Baumhau in Oberbayern). Beinhauer. Brethauer. Danhauer. Eichenhauer. Eisenhauer. Felgenhauer. Fleischhauer. Holzhauer. Lattenhauer. Moldenhauer; Moldenhawer. Pfettenhauer. Scheidhauer (Scheit-). Schiffhauer. Schildhauer. SchlothauerSchlotzhauer. Schopenhauer. Spornhauer. Staudenhauer. Stubenhauer. Steinhauer. Telgenhauer. Vaßhauer. Waldhauer.

Mit Umlaut -heuer: Bardenheuer. Bomheuer; entstellt Baumheier (Wien). Holzheuer. Krummheuer. Scharfheuer. Steinheuer. Vatheuer. Waldheuer.

Hauffe s. Hug (zweist. K.).

Hauffschild s. Hauenschild.

Haug, Hauhardt s. Hug.

Hauk- s. Hug (einst. K.).

Haumersen s. Hug (V.).

Haun- s. Hun (V., einst. K.).

Haupers s. Hug (V.).

Haupt a) I. s. Hug (Hugibald, -bodo) b) III. got. haubith, ahd. haubit, mhd. houbet:

1) als Körperteil, auch in mannigfachen Zss. — Piscator, qui vocatur Durrehoubith 1256. Joh. Hoybit 1339. z. T. durch Häuserzeichen vermittelt (S. 60).

FN. Breithaupt. Dünnhaupt. Guldenhaupt. Kraushaupt. Rauchhaupt. Rothhaupt. Schönhaupt. Schwarzhaupt. Weißhaupt. Wollenhaupt.

2) in Bergnamen und für Quelle (z. B. Brunhoibet 13. Jh.), ON. bildend auf -haupt, -haupten.

FN. Weidenhaupt. Mühlhaupt.

Niederd. -höft (mit langem ö), in mancherlei Zss., die wohl meist Ortsbezeichnungen sind.

[S. 156]

FN. HöftBernhöft (vgl. Conrad. Berenhoufed 1278 — wohl ein ON., vgl. z. B. Bernhaupten in Bayern). Bornhöfft (O. Bornhöved). Bredehöft (Breithaupt). Düsterhöft. Düvelshöft (vgl. hochd. FN. Teufelskopf). Lamshöft. Schönhöft. Wiedenhöft. Witthöft.

Hauptmann III. „Burghauptmann“.

Haurand III. Satz-N. „zerhaue den Rand“ d. i. den Schild (mhd. rant), älterer Ausdruck als Hauschild.

Haus-, Häus- s. Hus.

Haus III. ahd. mhd. altsächs. hûs. Schon bis zum J. 1100 sind nicht viel weniger als tausend ON., die dies Wort enthalten, überliefert. Neuhochd. -haus — niederd. -hus, in anderer Schreibung -huus, -hues.

FN.  1)  Backhaus (auch ON.); Backhus. NeuhausNeuenhaus (elliptische Dativform); halbhochd. NiehausNienhaus. Steinhaus. Wirminghaus (O. -hausen Westfal.). Niederd. BrockhusBrockenhuus.
2)  Düsterhues. Grothues. Heidhues; Heithus. Lieckhues. Oldehus. Overholthus (Papenb.). Overhues. Osthues. Westhues. — Steins (1590 Steinhues).
3)  An der holländischen Grenze (von Aurich bis Rees) findet sich die F. -huis (Joh. Steenhuys 1488. Köln. Univ.-Matr.) Beckhuis. Bülthuis (Emden). Groothuis. NyhuisNyenhuis. Veenhuis.

Häufig tritt Haus im elliptischen Dativ Plur. auf: (diu stat) ze den nordhusen „(die Stadt) zu den Nordhäusern“, daraus gekürzt: Nordhusen. Daher nhd. die ON. auf -husen, -hausen (die auf -hus, -husen endigenden sind in der Schriftsprache jetzt sehr beschränkt, wohl eigentlich nur noch niederd.).

FN.  1)  Camphausen. von Ernsthausen. Holzhausen neben Holthausen und Holthusen (alle drei FF. auch als ON.: Holzhausen 92 mal in den verschiedensten Gegenden Deutschlands, Holthausen 32 mal auf niederdeutschem Gebiet, Holthusen dagegen nur 4 mal Rud.). Schaffhausen. Seehausen. Steinhausen. Thannhausen. Westerhausen. — v. Gillhaußen. Ballhause (O. -hausen).
2)  v. Brockhusen (vgl. hochd. Bruchhausen). Niehusen. Riepenhusen. Wachenhusen (O. -hausen).
3)  An der holländ. Grenze -huysen (in vollständig holländ. Schreibung -huyzen): Geesthuysen. Groethuysen. Nienhuysen. Wardhuisen.

Merkwürdig sind die Abkürzungen, die bei der Länge dieser Bildungen auf -hausen (häufig fünfsilbig: Mengeringhausen, Eddigehausen) hier in besonderem Maße Platz gegriffen haben. Hunderte von N. zeigen jetzt nur noch ein -sen, wie Evereshusen jetzt Eversen, Elidagshusen — Eldagsen, Otinhusen — Ottensen, Amelungshusen — Amelunxen, während in andern Fällen beide Formen, die vollständige und die zusammengezogene, neben einander stehen: Holzen neben Holthausen (im Kreise Iserlohn).

FN. v. Adelebsen. Algermissen (O. in Hannover, alt Alegremishusen). v. Amelunxen. v. Bennigsen. Dangersen. Elligsen. Hovedissen (ursp. Hohwartinghusen). Mackensen. Mengersen (neben ON. Mengershausen). Rohrsen. — v. Berlepsch (O. 1442 noch: Berleibessen).

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -hauser: Neuhauser. Rotthauser (O. -haus und -hausen). Steinhauser.
2)  -häuser (im südlichen Teil der Rheinprovinz, Nassau, Hessen, Thüringen, Schlesien): Häuser; Häusser (O. Haus, Hauß mehrfach). Ernsthäuser. Frankenhäuser. Froschhäuser. Kaltenhäuser. Niederhäuser. Rothenhäuser (O. -haus und -hausen). Steinhäuser und -häußer. Tannhäuser. Windhäuser — bisweilen in der Schreibung -heuser: Anheuser (O. Anhausen). Oppenheuser.
Entstellt -heiser: Packheiser (O. -hausen). Tannheiser.
3)  niederd. -hüser (westfälisch, selten): Hüser. Berghüser. Niehüser. Rodehüser.

Hauschild s. Hauenschild.

-hause s. Hose.

-hausen s. Haus.

[S. 157]

Hauser s. a) II. Balthasar b) III. „einer aus Hausen“.

-hauser, -häuser s. Haus.

Häusler III. im östlichen Mitteldeutschland 1) ein Landmann, der ein eigenes Haus, aber wenig oder gar keinen Acker besitzt, 2) ein Dörfler, der im fremden Hause zur Miete wohnt, Tagelöhner.

Hausmann III. mhd. hûsman 1) „Vorstand einer Haushaltung“, bes. einer ländlichen 2) „Hausbewohner, Mietsmann“ 3) „Wächter und Schließer eines Hauses“, bes. Burgwart. Vgl. das mittelalt. lat. husimanni im 12. Jh. „zinspflichtige Hofleute“.

FN. Hausmann. Haußmann. Gen. Huismanns (ostfries.).

-haußen s. Haus.

Haute III. niederd. Satz-N. „hau zu“ — auch Hautau.

Hautop s. Hotopp.

Hautz s. Hug (einst. K.).

Havemeister s. Hofmeister.

Hawig s. Hath (V.).

Hay- s. 1) Hag (V., einst. K.) 2) Haid (V.).

Hayduck s. Heyduck.

Hayn- s. Hagan (V., einst. K.).

Haza v. Radlicz III. ein jetzt westpreußisches Geschlecht, urspr. Hase, aus Radlitz bei Steinau stammend, änderte seinen Namen so in Polen um (Winckler, Nationalitäten Pommerellens S. 91).

Heb- s. Hath (V., zweist. K.).

Hebbel s. Hath (zweist. K.).

Hebenkrieg III. Satz-N. „einer, der den Krieg anhebt“.

Hebenschimpf III. Satz-N. „der den Scherz anhebt“, Spaßmacher.

Hebenstreit III. Satz-N. „der den Streit anhebt“ (Michel Hebdenstreit 1591) — auch Hebestreit.

Hebetanz III. Satz-N. „Vortänzer“.

Hech-, Heck- s. Hag (V., einst. K.).

Hecht III. „Hecht“ Wienand Heketh 1316 (Lipp. Reg.).

Hecker a) I. s. Hag b) III. „Gärtner“.

Hed- s. Hath (V., einst. K.).

Hedd- s. Hath (einst. K.).

Heer- s. Hari (V., einst. K.).

Heg- s. Hag (V., einst. K.).

-hege s. Hag III.

Heger a) I. s. Hag b) III. „Forstaufseher“.

Hehn s. Hagan (einst. K.).

Hehrlin s. Hari (einst. K.).

Hei III. ahd. heio, mhd. heie der „Heger, Aufseher, Hüter“.

FN. Hey. Zss. Bruckhei; BruggeyPrugghai (bayr.). Fischhei. Grashei (Cunrad Grashay 1318), umgedeutet Grasheu. Halmhei; Halmheu. Holzhei, Holtzhey — gew. jetzt Holzheu. Kerkhei. Öschey. Wieshei; Wiesheu.

Heiartz, Heib- s. Hag (V.).

Heicke s. Hag (einst. K.).

Heid- s. Haid I.

-heide, -heider, -heidt s. Haide III.

Heidorn s. Hagedorn.

Heier, Heigis s. Hag (V.).

-heier s. Hauer.

Heil- s. Hail.

Heiligensetzer III. „der Heiligenbilder aufstellt“.

Heilmeyer III. „M., der ein heiles Erbe hat“, Vollhüfner.

Helm- s. 1) Hag (V.) 2) Heim I.

-heim, -heimb s. Heim III.

HEIM I. got. haims Dorf. ahd. mhd. heim „Haus, Heim“.

FN. Haimperht: Heimbrecht; Heimbrodt.

Heimard: Heimert; Heimer.

Haimrich: Heimrich; HeimreichHimmrich — auch durch Abschwächung des m: Heinrich, wo dann die FF. mit Hagen- in einander fließen.

Heimoald: Heimhold.

Einstämmige Kürzung Heim-.

Haimo: Heime; Heym, Haim. Gen. Heimes.

Vklf. (l): Heimle. (k): HeimkeHiemke.

Bem. Mischt sich mit Hagen (Hein), bes. in den Vollnamen, deren zweiter Teil mit b anlautet.

Heim III. got. haims Dorf, Flecken, ahd. mhd. heim „Haus, Heim“ (altsächs. hêm, angelsächs. hâm, dah. engl. -ham). An ehrwürdigem Alter können sich die hiermit gebildeten ON. denen auf -burg an die Seite stellen: Βουίαιμον 1. Jh., Τευριοχαίμαι 2. Jh. Der sich schon in alter Zeit ent[S. 158]wickelnden Formenfülle steht eine gleiche in den neueren ON. gegenüber.

Die gewöhnliche, tausendfach wiederkehrende Gestalt (in dem Elsaß und der Schweiz die einzige) ist -heim, demnächst ziemlich häufig -ham (bes. in Oberbayern, in merkwürdiger Übereinstimmung mit den englischen ON. auf -ham, der Art, daß ganz unbedeutende bayrische u. österreichische Dörfer mit berühmten englischen O. im Namen zusammenfallen, wie Durham, Graham) — selten -hem. Mit Schwinden des anlautenden h: -am, -em, -im; -um, -om (nordwestdeutsch und flandrisch z. B. Dahlum, älter Dalehêm). Zuletzt abgeschliffen in -en (Holzen aus Holzheim).

Aus -heim (ham) mit vorausgehendem K-Laut (-incheim) entwickelt sich -kam (z. B. Zeiskam in Rheinbayern, 1109 Ceizencheim).

FN.  1)  -heim: v. Pappenheim. v. Veltheim — zuweilen im Auslaut mit b: v. Edlhaimb. v. Gilgenheimb. Meerheimb (Stammort Merheim Rheinpr.). v. Quernheimb (O. Quernheim). Aronheim jüdischer Phantasie-N.
2)  -ham: Langham (Wien, neben -heim).
3)  -hem: Berghem. v. Beughem.
4)  -em: v. Medem (Gött. UB. 1390: Thylo v. Medeheym; derselbe 1394 Thile v. Medehem, 1383 Tile v. Medem genannt). Aussem. Bachem. Holzem. Kochem (Kochem, eigentl. Kochheim a. d. Mosel). Liessem. Olzem (O. Olzheim). v. Einem. Yxem (O. Ixheim in Bayern). Vonvolxem (Trier) = von Volxheim (O. in Hessen).
5)  -im: Arnim, v. Arnim (Arnheim, -hem in den Niederlanden; Arnim Dorf in der Altmark).
6)  -um: v. Ankum. Borsum. Deckum. v. Holtum. Schlickum (O. Schliekum). Stockum.
7)  -en: Meeden.

Ableitung auf -er (oberd.):

    1)  -heimer: Dahlheimer. Weinheimer.
2)  -hamer, -hammer (schon 1342 Ulr. Heilhamer Augsb. = Heilheimer Bacm.): Berghammer (Bergheim häufiger ON., auch in Bayern). Bockhammer. Buschhammer. Esterhammer (= Österheimer Steub S. 85). Forchhammer (O. Forchheim). Froschhammer; Frohschammer. Grahammer. Grieshammer. Haushammer. Hundhamer. Klughammer. Kohlhammer. Langhammer. Lindhammer, -hamer. Mooshamer (O. Moosham). Mühlhammer. Oberhammer. Pertenhammer. Rothhammer. Schellhammer (= Schelchheimer). Schönhammer. Schwinghammer. Thalhammer (O. Thalham 38 mal Rud.). Weilhammer. Werthhammer.
3)  -amer, -ammer: Holzamer, Holzammer (O. Holzheim, Holzem). RügamerRigamer (O. Rügheim).
-kamer, -kammer („ich Klaus Langenlohr den man nempt Cleinkamer“ — sonst auch Klinghamer, -haimer Augsb.): Bergkammer. Langkammer. Volckamer, Vollkamer.
-samer: Attensamer (Attensheimer). Reitsamer, Reizamer (Reizheimer). Tuffensamer (Tuffensheimer). Ulsamer (Ulzheimer). — Hexamer.
4)  -emer: Bullemer (O. Bullenheim). Leidemer. Lendemer. Rügemer; Rügmer. Stockemer. (S. über alle diese Bildungen auf -hamer usw. Steub S. 148 f.).

-heimer s. Heim III.

Hein- s. Hagan (V., einst. K.).

Heinevetter III. „Vetter Heinrich“ vgl. niederdeutsch Jacobohm, Trinatante.

Heinitz s. a) I. Hagan b) III. ON.

Heipt s. Hag (V.).

Heis- s. Haid.

-heiser s. Haus.

Heister III. junger Buchenstamm (davon franz. hêtre), in Zss. wie HeisterkampHestermeyer. Buchheister.

Heit- s. Haid.

Helb- s. Hild (V., zweist. K.).

[S. 159]

Helders s. Hild (V.).

Helf- s. 1) Hild (V.) 2) Hilp.

Helgenmacher III. „Verfertiger von Heiligenbildern“.

Hell s. Hild (V., einst. K.).

Hellenbrecht, Hellm- s. Helm.

HELM I. got. hilms, ahd. mhd. helm „Helm“ (von helan „hehlen“ d. i. bergen, schützen).

FN. Helmbald: Helmbold.

Helmperht: HelmbrechtHellenbrecht (zerdehnt, vgl. Hellebarte aus Helmbarte).

Helmdag: Helmentag.

Helmhart: Helmert; Helmer. Gen. Hellmers. Patr. A. Helmerding.

Hilmerad: Helmrath.

Helmirich: Hellmrich; Helmreich. Gen. Helmerichs.

Helmold: Helmold; Helmet. Gen. Helmholtz.

Einstämmige Kürzung Helm-.

(Helmo): Helm. Gen. Helms. Patr. A. Helming.

Vklf. (l): Helmle. Patr. A. Helmling. (k): Helmcke; Helmich. (k + n): Helmchen. Gen. Helmgens.

Auslautend (103 mal Först.).

-helm: Reichhelm.

Helwert s. Hild (V.).

-hem s. Heim.

Hemberle, Hemmerding, Hemper s. Hagan (V.).

Hemme s. Ham.

Hemptenmacher III. „der Himten macht“, mittelniederd. hemete ein Getreidemaß. Himptenmacher 1667.

Hend- s. Hagan (V.).

Henk-, Henle s. Hagan (einst. K.).

Henkord = Henne Kordes (Preuß).

Henn- s. a) I. Hagan (V., einst. K.) b) II. Johannes 5.

Henold, Henrich s. Hagan (V.).

Hens- s. a) Hagan (einst. K.) b) Johannes 4.

Henschel s. Hagan (einst. K.).

Hente s. Hand I.

Hentrich s. Hagan (V.).

Henz- s. Hagan (einst. K.).

Hepp- s. Hath (zweist. K.).

Her- s. Hari (V., einst. K.).

Herb- s. Hari (zweist. K.).

Herbst III. ahd. herbist, mhd. herbest eigentl. die Jahreszeit der Früchte (vgl. griech. καρπός, lat. carpo). Jacob dict. Herbist 1315.

Herd- s. Hard (V., einst. K.) — doch

Herdegen s. Hari.

-herder s. Herter.

Hering a) s. Hari (einst. K.) b) III. der bekannte Fisch, altniederd. Harink. Zss. Vollhering.

Hermeler s. Hari (zweist. K.).

Herold a) I. s. Hari (V.) b) III. der „Herold“.

Herpp s. Hari (zweist. K.).

Herpffer III. mhd. harpfaere, härpfer „Harfner“.

Herr- s. Hari (V., einst K.).

Herrgott III. von gewohnheitsmäßigem Ausruf (vgl. Simmergott u. a.) — wenn nicht von Herigaud (s. Hari).

Herrnschwager III. „Hahnrei eines Vornehmen“ (Vilm.).

Hert- s. Hard (V., einst. K.).

Herter a) s. Hard (V.) b) III. mhd. hertaere „Hüter der Gemeindeherde“ DW.

FN. HerterHerder. Zss. Schapherder. Nied. auch Harder (vgl. holl. harder, herder).

Herz III. 1) ahd. herza, mhd. herze das „Herz“, bes. wohl in Zss. wie Gutherz.

2) Hirsch s. Hiruz.

FN. Herzberg. Herzfeld.

-herz a) I. Gen. von -hart, -hert (s. Hard auslautend) b) III. Zss. mit „Herz“ (s. das Vorhergehende).

Herzog III. mhd. herzoge „Heerführer“ (wie magezoge „Knabenführer, Erzieher“) s. übrigens S. 42. Hermen de Hertoge 1330.

FN. Herzog. Niederd. Hartog. (Franz. Leduc.)

Hespe III. „einer aus Hesepe oder Hespe“ (in Hannover).

Hess-, Heß s. Hass.

Hesse s. a) I. Hass b) III. „Hesse“.

Hester- s. Heister.

Hett- s. Hath (V., einst. K.).

Hetsch, Hetz s. Hath (einst. K.).

-heu s. Hei.

Heubaum III. „Baum“ (Balken), der oben über den beladenen Heuwagen gelegt wird.

Heuber, Heubner s. Hauber.

Heubes s. Hug (zweist. K.).

-heuer s. Hauer.

[S. 160]

Heug- s. Hug (einst. K.).

Heun- s. Hun (V., einst. K.).

Heus- s. Hus.

-heuser s. Haus.

Hey s. a) I. Hag (einst. K.) b) III. Hei.

Heybold s. Hag (V.).

Heyckel s. Hag (einst. K.).

Heyd- s. Haid (V., einst. K.).

Heydorn s. Hagedorn.

Heyduck III. N. eines „ungarischen Volksstammes“; „Bedienter“ (Läufer). Auch Heuduck.

Heyer s. Hag (V.).

Heyken s. Hag (einst. K.).

Heyl- s. Hail.

Heym s. Heim.

Heymann a) s. Hag (V.) b) jüdischer N.

Heymer s. Hag (V.).

Heyne s. Hagan (einst. K.).

Heypertz, Heyrich s. Hag (V.).

Hib-, Hibb- s. Hild (zweist. K.).

Hick- s. Hild (einst. K.).

Hidd- s. Hild (V., einst. K.).

Hieb- s. Hild (zweist. K.).

Hiecke s. Hild (einst. K.).

Hied- s. Hild (V., einst. K.).

Hientzsch s. Hagan (einst. K.).

Hieronymus II. griech. „einen heiligen Namen führend“; der h. Hieronymus, der gelehrteste unter den Kirchenvätern des Abendlandes, gest. in einer Zelle bei Bethlehem 430 n. Chr.

FN. Hieronymus. Gen. Hieronymi. — Kronymus (S. 38) — Grulms; GrolmsGrommes.

Hies- s. Matthias.

Hietzschold s. Hild (einst. K.).

Hil- s. Hild (V., einst. K.) — bei Hilf- s. zugleich Hilp.

HILD I. (s. S. 14) zu ahd. hiltja, altsächs. hild „Kampf“ (vgl. die altnord. Walküre Hildr). Sowohl anlautend als auslautend einer der häufigsten Wortstämme; erste Spur Thusnelda 1. Jh. Die fränkischen N. mit scharfem Hauch im Anlaut: Childerich.

FN. Hildibald: Helbold.

Hildibert: HildebrechtHillebrechtHilbrecht; Hilprecht; Hilbert; Hilberath; HilbrahtHippert; Hipper. Gen. Hilbers. Patr. A. Hipperling.

Hildibrand: HildebrandHiltebrandtHillebrandHilbrandHillenbrandHillerbrandHüllerbrand. Gen. HildebrandsHilbrands; Hilberns. Patr. A. Hillebrenner (Preuß 19).

Hildidag: Hildach.

Hildifrid: Hilfert; Hilfer. Gen. Helfritz; Hellfritzsch. Patr. A. Helferding (oder auch zu Hilp).

Hildigar: HilligerHilger; Hilker. Gen. Hilgers.

Hildigard: HildgardHilgertHülgerth.

Childard: Hillardt; HillertIllhardt.

Hildier: HilderHillerHeller. Gen. Hillers; Hillerns (ostfries.).

Hildeman: HildemannHiltmannHillmannHeldmann (auch zu Held) — Hiddemann; Hiddema (ostfries.) — HittmannHiedemannIllmann.

Hildimar: Hillmar; HilmerHellmarIllmer. Gen. HillmersHellmers (auch zu Helm).

Hildimod: Hellmuth.

Hiltimund: Hellmundt.

Hildiric: HillrichHeldrichHellerichIllerich. Gen. Hilrichs.

Hildiward: HildewerthHelwert.

Hiltiwic: HildewigHillwichHelwig, Hellwieg; Helweg.

Hildiwin: HildweinHeldweinHellwein.

Hildulf, Iltolf: IlwofIhloff.

Einstämmige Kürzung Hilt-.

Hildo, Hillo, Ilo, Hiddo: Hild, HiltHilleHelleHiddeIhle. Gen. Hils. Patr. A. HillingHiddingHittingIlling.

Vklf. (i): Hilti (schweiz.). (l) Hildulo: HildelHiltl (bayr.) — HillelHittelHiedel. (k): Hildico, Hicko (Stark 73); Hillig; HilkeHickeHiecke. Gen. HilligesIllies; Ilges (Kleve). (k + l): Hickel. (k + n): Hildikin: HilckenHickenIltgen. (z):[S. 161] Hildizo, Hizo: HiltzHitzeHiss. (k + z): HitzkeHitschke. Unorg. Bildung: Hietzschold (Kgr. Sachsen).

Zweistämmige Kürzung Hildeb-.

Hilbo, Hibbo, Hibo, Ibo: HilbHibbeHippeHiboHiebIbe. Gen. HibbenHippenHieben. Patr. A. HelbingHibbing.

Vklf. (l): HippelHiebl. (k): HilbigHelbigIlbigIbig.

HILP I. got. hilpan, ahd. helfan „helfen“.

FN. Helpfrid: Helfert — zsgz. Helft. Patr. A. Hülferding.

Hilpericus: HilfrichHelferich; Helfrich.

Einstämmige Kürzung Hilp-.

Helpo: HilfeHelff.

Himmelfahrt III. zu den Zeitnamen, ahd. himilfart. Dagegen Himmelreich häufiger ON. (32 mal Rud.)

Himmrich s. Heim.

Hin- s. Hagan (V., einst. K.).

Hinckeldey, Hinckelthey s. Angil.

Hingst III. niederd. „Hengst“.

Hinnen III. urspr. Dahinden (Tobler-M.).

Hipp- s. Hild (V., zweist. K.).

HIR I. got. hairus, altsächs. heru „Schwert“ (auch im Volks-N. der Cherusker). Hiribert. Hiriger.

FN. Einstämmige Kürzung Hir-.

Hiro: Ihr. Vklf. (k): Irig.

-hirn s. Horn III.

Hirsch a) I. s. Hiruz b) III. wohl meist durch Vermittelung von Häuser-N. — in jüdischen FN. besonders beliebt, nach dem Segen Jakobs (1. Mos. 49, 21). Auch Hersch. Franz. Cerf.

Hirschsprung III. ON. (im Kgr. Sachsen).

Hirsing s. Hiruz.

Hirte III. got. hairdeis, ahd. hirti, mhd. hirte.

FN. Hirth. Zss. Geißhirt (mhd. geiȥhirte). Lämmerhirt. Ochsenhirt. Roßhirt. Schafhirt. Ziegenhirt.

HIRUZ I. ahd. hiruz, mhd. hirz der „Hirsch“. Hirizpero 11.

FN. (Hirizleip): Hirschleb; Hirschlaff (niederd.).

Einstämmige Kürzung Hirz-.

Hiruz: HirtzHirsch. Patr. A. Hirsing.

Vklf. (l) Hirzula: HirzelHirschel (Hirschelmann).

Hiß, Hitschke s. Hild (einst. K.).

Hitt- s. Hild (V., einst. K.).

Hitz- s. Hild (einst. K.).

Hitzig III. der getaufte Sohn des Hofbankiers Itzig in Berlin nannte sich Hitzig.

HLOD I. zur Wurzel hlu hören (ahd. hlût „laut“) — doch mit dem Sinne des griech. κλυτός, lat. (in)clytus „berühmt“, welche sich nach dem Gesetze der Lautverschiebung mit hlod decken. (Berührt sich schon früh so nahe mit liud, daß eine sichere Scheidung in den wenigsten Fällen, hauptsächlich nur bei den mit K und G anlautenden FF., die nur zu Hlod gehören, stattfinden kann).

FN. Chlodobert: LöpertKohlbrey (Preuß S. 7, 1488: Koldebrig).

Chlodochar: KlöterKlüterClauderLoderLotterLötherLauter. Gen. Lodders.

Hlodmar: LotmarLuthmerLohmarLommerLöhmerLaumer. Gen. LottmersLutmersLüttmers.

Chloderich: Lorich; LoreyLörickLaurich.

Clodowald: Lothal Gen. Lothholz.

Chlodowich 5.: Ludowieg; Ludwig, Ludwich. Gen. Ludowigs; Ludwigs (latinis. Ludowici) — Lodewyks (ostfries.).

Chlodulf: Ludolf; Ludloff - Löloff — zsgz. LülfLooffLöffLauff. Gen. LulfsLüdelfsLülwes.

Einstämmige Kürzung Hlod-.

Chlodio, Hludio, Lotto: KlodeKlothGlothKlottKluteGluthKluttKlütmannGlödeClaudeClauth (latinis. Clodius, Claudius).

LodeLothLottLöhdeLuthLaute; Lauth. Gen. Looden (ostfries.) — Lotinga (ostfries.). Patr. A. Löding.

[S. 162]

Vklf. (i): Klöthi (schweiz.). (l) Lullo: LudlLoll. Patr. A. Lolling. (k) Claodicus: KlockeKluckLöttge (latinis. Lotichius). (z) Hludizo, Lozo: KlotzKlotschKlötschLotze (Zss. Langelotz) — LotscheLutze (Lutzemann) — LutscheLoutsch (Luxemb.) — LautzLautsch. Gen. Lutets (ostfries.). Patr. A. Lotzing. (z + l): Klötzel. (k + z): Klötzke.

Zweistämmige Kürzung Hlodf-.

Patr. A. LöhdefinkLohfink.

Ho- aus Hoch abgeschliffen in Hobaum, Hobusch, Hometer u. a. (vgl. Elbinger Urk.: Pauwel von Rusdorff homeister 1431 d. i. Hochmeister). Doch wird auch Hof- mitunter in Ho- abgeschliffen (s. Hofmeister).

Hob- s. Hoh.

Hobb- s. Hug (zweist. K.).

Hobein III. = Hochbein.

Höbel, -höbel s. Hübel.

Hoch- s. Hoh.

Hocker, Höcker s. Hug (V.).

Hodemacher III. rein niederd. Hodemaker „Hutmacher“.

Hof III. jetzt wie in alter Zeit ein eingehegter oder eingezäunter Raum — in hunderten von alten und tausenden von neueren ON.: Hof, -hof, -hofen (elliptischer Dat. der Mehrzahl, ahd. hovum, abhängig zu denken von einem Verhältniswort).

FN. auf dem Hofe. van Hove. Baumhove (ellipt. Dat.). Hoff. Berghoff. Blumhof. Eckhoff. Eickhoff. Graßhoff. Grönhoff. Herdieckerhoff. Holthoff. Kirchhof. Kruithof (Emden). Nordhof. Osthof. Sudhof. Westhof; Westerhof — in vielen dieser N. mehr appellativ, indem Nordhof „den von dem Nordhofe“, Sudhof „den vom Südhofe“ bezeichnet.

Eschhofen. Frohnhofen. Udelhofen (O. Udelhoven). v. Westhofen. — v. Hoven. Aldenhoven. — v. Morenhoffen (O. -hoven). v. Pfaffenhoffen.

Ableitung auf -er (oberd.):

1) -hofer: Hofer. Blumhofer. Duttenhofer. Gsellhofer (bayr.). Rittershofer. Schweighofer. Stadelhofer. Kirchhoffer (O. Kirchhof u. -hofen). Westenhoffer.
2) -höfer: Berghöfer. Fronhöfer. Sandhöfer. Schweighöfer. — Dörnhöffer. Klingelhöffer. Neuhöffer.
3) -hofner: Ganghofner.

Bemerkenswert ist die schweizerische Zusammenziehung -kon, abgestumpft -ken, aus ursprünglichem inc-hovun, z. B. Zollikon aus Zollinc hovun, (zu) „den Höfen des Zollinc“; Hüttikon aus Huntinchovun, Luderetikon aus Ludretinchovun; auch Leutmerken aus Liutmariochova. — Vor 1100 nicht in einer Urkunde gefunden, auch im 12. Jh. noch sehr vereinzelt, ist diese F. -kon das ganze 13. Jh. hindurch fast schon die allein herrschende. Die ältere F., allerdings mit Ausstoßung des h, ist erhalten in Bayern (Gangkofen, Mattenkofen), den preußischen Rheinlanden (Diepenkofen).

Die FN. nun bewahren die alte F., auch wenn die ON. jetzt nur die jüngere, zusammengezogene aufzeigen, ein Beweis, daß die Ableitung der FN. schon früh, mindestens im 12. Jh., stattgefunden hat. So steht

Zollikofer neben Zollikon (Zürich), Mörikofer neben Möriken (Aargau), Oppikofer neben Oppikon (Thurgau), Puppikofer neben Puppikon (Thurgau) — Ganghofer neben Gangkofen (Niederbayern)

hat sogar das h bewahrt. Dagegen entsprechen sich Orts- und Fam.-N. in den bayrischen

Hüttenkofer (O. Hüttenkofen Niederbayern); Hittenkofer. Pangkofer (Pangkofen Niederbayern). Radlkofer (Radelkofen Niederbayern).

Dändliker (O. Dändlikon). Kölliker (Kölliken Aargau).

Vereinzelte FF. sind: Edigkaufer (München); Messikomer aus Messikon = Messinghofen.

-höfel s. Hübel.

-hofen, -hofer, -höfer s. Hof.

Höfener s. Huber.

[S. 163]

Hofer III. 1) ein „zu einem Herrenhofe gehöriger Untertan“ vgl. Eberhard von dem Houe 1287. Fridrich und Otte die Hofer 1291 2) Ableitung von dem ON. Hof.

FN. HoferHöfer.

Hoffartz s. 1) Hoh 2) Hug.

Hoffendrunk III. Satz-N. „hoffe einen Trunk“, ein Spielmann, der auf einen Trunk hofft.

-höffer s. Hof.

Hoffert s. Hoh.

Hoffmann s. Hofmann.

Hofmann III. ahd. hovaman, mhd. hoveman 1) jemand, der als „Ingesinde“ am Hofe eines Fürsten lebt (in diesem Sinne auch Höfling, welches ebenfalls FN.) 2) der einen Hof (Gehöft) bewohnende Bauer, „colonus; rusticus, qui colit fundos“ = Hofsäß.

FN. Hofmann, gew. Hoffmann geschrieben (Hoffmann von Fallersleben). — Vereinzelt: Hovemann. Gen. Hoffmanns. Niederd. Hafemann.

(Daß Hoffmann trotz dem ff nichts mit „hoffen“, niederd. hapen, hapeninge zu tun hat, demnach nur im Scherze mit dem griech. Elpenor übersetzt werden kann, beweisen die niederd. FF., die das f (v) bewahren: Houeman d. i. Hoveman, Hoffmann Klemp.).

Hofmeister III. mhd. hovemeister 1) hochgestellter Beamter bei Hofe, „Aufseher über die Hofdienerschaft“, Ceremonienmeister 2) „Aufseher über die Knechte eines Gutes“ (in Vorpommern und Mecklenburg „Statthalter“).

FN. Hofmeister, Hoffmeister — daraus abgeschliffen Homeister (vgl. Hômêster im Osnabrückischen). Niederd. Havemeister.

Hög s. Hug (V., einst. K.).

Hoge, Hög- s. Hug (einst K.).

Hogenkamp III. niederd. „(auf dem) hohen Kamp“. Abgekürzt Hokamp.

Hogrebe, -fe = Hochgrebe s. Graf.

HOH I. got. hauhs, ahd. mhd. hôh „hoch“ (in FN. schwer von hug zu trennen).

FN. Hochbert: Hobrecht; Hobert.

Hoffred: Hoffert. Gen. Hoffartz.

Homan: Hohmann, Homann.

Hohmuot: HochmuthHomuth.

Einstämmige Kürzung Hoh-: HoheHoche; Hoch.

Hohn III. got. hauns, ahd. hôni „niedrig“ (woher nhd. Hauptw. „Hohn“). In ON. Hohn, -hohn; Hohne.

Hierher gehören wohl mehrere in Westf. vorkommende FN. auf -höhner, außer dem einfachen

HöhnerDiekhöner. Stranghöner. Wellhöner. Traphöner und einige andere — auch Siebenhüner.

Höhn- s. Hun (einst. K.).

Hohnschop III. niederd. „mit hohem Haarschopfe“ (Pott S. 592).

Holb- s. Huld.

Hokamp s. Hogenkamp.

Hold-, Höld- s. Huld.

Holderbaum s. Hollunder.

Hölger, Holk, Holl- s. Huld.

Holland III. FN. — davon Hollenders (Bocholt).

Hollenweger III. (Zürich) „der am Hohlweg“.

Hollinderbaum s. Hollunder.

Höllriegl III. mhd. hellerigel (der die Rückkehr aus der Hölle versperrt) „Höllriegel“.

Höllwarth s. Huld.

Hollunder III. ahd. holuntar, von hol und tar d. i. triu = „Hohlbaum“.

Holm III. in Niederdeutschld. „kleine Insel, Werder“ — häufig in ON.

Holscher, Hölscher s. Holzschuher.

Holsch(en)macher III. = Holzschuhmacher, vgl. Holtscomekere 1380 (Braunschw.).

Holste III. zsgz. aus Holtsate „ein im Holz Ansässiger“, entstellt Holstein (aus der Mehrheit Holtsaten, Holsten), Holsteiner. Altertümlich und dichterisch noch jetzt „Holste, Holstengau“.

FN. Holste; Holst. Holstein.

Holt niederd. = Holz, in Holtmann, Eickholt, Tenholte.

-hölter s. Holz.

Holtfreter III. niederd. (Vorpommern) „Holzfresser“. Spottname vgl. Fleischfresser.

Holz a) I. durch Umdeutung aus dem für niederd. Gattungsnamen gehaltenen holt u. aus olds entstanden. Helmholtz aus Helmolt und Gen. Helmolds s. Walt.

b) III. Holz im Sinne von „Wald“, nach dem Stoffe, woraus derselbe besteht. In[S. 164] ON. seit dem 8. Jh. nachweislich: Holz, -holz; niederd. -holt.

FN. Holtz (Ulr. im holtz 1404 — vgl. franz. du Bois, Dubois). Zss. Buchholz. Eichholtz. ErlenholzElsholtz. Fahrenholtz (sechsmal ON. in Niederdeutschland, außerdem Vahrenholz in Lippe-Detmold, Vahrholz in Provinz Sachsen; daher nicht als imperativischer PN. zu fassen = „fahr in das Holz“ s. S. 50 ff.). Nordenholz.

Niederd. (bes. westfälisch): Bockholt (= Buchholz, daher eig. mit gedehntem o, wie bei Klempin Bokholt neben Bockholt). Eickholt (Eichholz). Graf zu Westerholt.

Ableitung auf -er: Banholzer. Bohnholzer. Buchholzer. Eichholzer. Niederd. -hölter (westf.): Echterhölter. Heithölter. Südhölter. Bergholter (Mecklenb.).

c) III. Geräte bezeichnend:

FN. Keilholz. Krumbholz. Nabholz.

Holzapfel III. die Frucht des wilden Apfelbaumes. Heinr. Holzappel 1298.

Holzheuer = Holzhauer s. -hauer.

Holzhey III. „Holzhüter, -aufseher“. Auch Holzheu.

Holzmann III. ahd. mhd. holzman „Holzhauer, Holzhändler“. — Niederd. Holtmann. (Vergriecht Xylander).

Holzsadel III. halbniederd. „Holzsattel“.

Holzschuher III. „Verfertiger von Holzschuhen“, die niederd. gekürzt Holtschen, Holschen heißen (wie die Handschuhe — Hanschen). Holtschuher, Holschuer 1250.

FN. Holzschuher. Niederd. zsgz. Hultscher. — HolscherHölscher (letzteres bes. häufig in Westf.).

Homann s. Hoh.

Homeister s. Hofmeister.

Homuth s. Hoh.

Homm- s. Hun (V.).

Hon-, Hön- s. Hun (V., einst. K.).

-höner s. Hohn.

Hönerkopf III. halbniederd. = „Hühnerkopf“ (s. Kopf).

Honerla III. 1507: Honderlage (Honder = Hunrich. Preuß 30). S. Lage.

Honn- s. Hun (V., einst. K.).

Höpfner III. der „Hopfenbauer, -händler“.

FN. Höpfner. — Niederd. Höppener; Höppner (Klemp. Hoppener).

Hopkes, Höpken, Hopp- s. Hug (zweist. K.).

Höppener, Höppner s. Höpfner.

Hör- s. Hari (V., einst. K.).

HORN I. got haurn, ahd. mhd. horn „Horn“ als Blasinstrument, wozu urspr. Tierhörner verwendet werden.

FN. (Hornhart): Hornhardt.

(Hornman): Hornemann.

(Hornher): Hörner.

Einstämmige Kürzung Horn-.

(Horno): Horne; Horn. Patr. A. Hornung: HorningHörning.

Vklf. (l): Hörnle; Hörndl. (k): Hornicke; HornigHörnigk. (k + l): Hornikel; Hornigel.

Horn a) I. s. das Vorhergehende. b) III. „Spitze, Vorsprung“ (des Feldes in den Wald, des Landes ins Wasser, eines Besitztums in die benachbarten Güter). In neuerer Zeit in ON. meist die F. Horn, -horn selbst, ferner -hörn, -hörne (die „Hörne“ in Stolp Bezeichnung einer vorspringenden Häusermasse), am seltensten -hirn.

FN.  1)  Horn (O. 32 mal Rud.). — Zss. (bes. in Nordwest-Deutschland): Ahlhorn. Ballhorn. Barghorn (Emden). Buschhorn. Dannhorn. Eichhorn. Giffhorn. Hirschhorn. Schierhorn. Stemshorn. Uhlhorn. Weißenhorn. Windhorn.

Ableitung auf -er:

Oberhorner: (bayr.).

   2)  -hirn: Dirmhirn (Cilli). Spinnhirn (Salzb.).

c) III. Geräte: FN. Gellhorn. Schellhorn (wenn s. v. a. „Schallhorn“). Silberhorn.

Horn-, Hörn- s. Horn I.

Horney I. aus Hartnid, 1539 noch Harneith.

Hörndlimann III. (Zürich), Hürlimann vom Berge Hörnli (Tobler).

HORS I. ahd. hros, hors „Roß“. Horserat. Mischt sich mit Hrod.

FN. Horsa 5: Roß (Roßmann).

Vklf. (l): HörselRosselRössel.

Horst III. ahd. hurst, mhd. horst „Busch, Gesträuch“ (in dieser Bed. noch in Hebels[S. 165] allemannischen Ged.). In ON. seit dem 9. Jh. nachweislich.

FN. von der Horst. Terhorst (zur H.). Horst. Zss. Brandhorst. Brunkhorst. Buchenhorst. Diestelhorst. Eichhorst. Fahrenhorst (Joh. Vahrenhorst Köln. Univ. Matr. 1477). Gravenhorst. Hasselhorst. Hohnhorst (O. Hohnhorst und -hurst). Langenhorst. Lindhorst. Mordhorst. von Petershorst. Quellhorst. Rabenhorst. Scharnhorst. Windhorst. (In manchen wohl appellativ, wie auch in Horstmann = Buschmann, der im Busche Wohnende).

Ableitung auf -er: Hörster. — Behrhörster. Hanhörster (alle drei in Westf.).

-hörster s. Horst.

Hose III. ahd. hosa mhd. hose „Beinbekleidung“ (Hose oder Strumpf). Vgl. S. 46. In mancherlei Zss. — Grawehose 1370.

FN. Hosius (latinis.). Hösle. Hosemann — alle drei zweifelhaft, da auch ad. Hozo, Hozeman begegnen. Deutlicher die Zss. (auch in den FF. -hase und -hause):

Kniehase. Kurthose. Lederhose; Ledderhose (Conrad. dictus Lederhose 14. Jh.) — auch Lederhaas und Lederhause. Leinhose; auch LinnhosLeinhaas. Mehlhose; auch Mehlhase und Mehlhause (Spottname für Müller). Schlaphose. Schlotterhose. TrillhoseTrillhaas.

Hosius (Osius) III. Übersetzung von Hilliger, das man = Heiliger nahm, während es durch Rückangleichung aus Hildiger entstanden ist.

Hoth s. Aud (einst. K.).

Hotopp III. Satz-N. niederd. „Hut auf“! Auch HautopHotopf (letzteres unrichtig verhochdeutscht, wie Middeldorpf u. a.). vgl. Kappauf.

Hott- s. Aud (V., einst. K.).

Houwald s. Hug (V.).

Hövel, -hövel, Höwel s. Hübel.

-hoven s. Hof.

Hoy s. Hug (einst. K.).

Hoyer s. Hug (V.).

HRABAN I. ahd. hraban, mhd. raben „Rabe“, der heilige Vogel Wuotans (S. 17) — zsgz. hram, ram, ran.

FN. Hrabanolt, Grannold: KranoldGranoldRabenold; Rabenhold.

Einstämmige Kürzung Hraban-.

Hrabano, Rabo, Ramo: RabenRavenRabeRaveRappe; RappRaapRamm. Gen. RabensRahms. Patr. A. Ramming. Vklf. (l): Rammel. (k): Rabig.

Auslautend (125 mal Först.):

-ram: Bertram. Wolframm.

-rab: Bertrab.

-rapp: Gausrapp.

HRING I. ahd. hring, mhd. rinc „Ring“, bes. „Panzerring“ (die Ringpanzer, aus Eisendraht gehäkelt, wurden bis zu Anfang des 14. Jh. getragen, wo der Plattenpanzer sie verdrängte); „zum Kampfe abgesteckter Kreis“.

FN. (Hringhart): Ringhard; Ringert — mit Ableitung Ringelhardt. Gen. Ringhartz.

Rincar: Rinker; Ringger (Zürich).

(Hringleip): Ringlepp.

(Rincman): Ringmann.

Ringolt: Ringewald; Ringwald.

Einstämmige Kürzung Hring-.

Rincho: KringRinge; RingRinke. Gen. KringsRinges; RingensRingena (ostfries.).

Vklf. (l) Hringilo: RingelRinkel. (l + i): Ringli (schweiz.). (l + n): Rinklin. Patr. A. Ringling. (l + k): Ringelke.

HROC I. wohl zu got. hrukjan, ahd. rohôn mhd. rohen — auf den Schlachtruf gehend. Vgl. barditus Tac. Germ. 3.

FN. Hrohhart: RochardRückart; Rückert.

Rochold: RochollRokohl. Gen. Rocholtz.

Einstämmige Kürzung Hroc-.

Hroggo: RoggeRocheRockeRohRöckeRugeRuheRückeRügeRühe. (Mit Hrodg- zusammenfließend).

Vklf. (l): RöckelRüchel.

Auslautend (22 mal Först.):

-rock: Poltrock.

[S. 166]

HROD I. zu altnord. hrôdr „Schall, Ruhm“ (vgl. griech. κρότος). In Namen seit dem 5. Jh. nachweislich.

FN. Hrodbald: RoppeltRuppolt; RuppeltRaubold.

Hrodebert: KruberthRodbert(us)Robrecht; RobertRöpert; RöberRuprecht; Rubrecht; Rubert; RubarthRupprecht; Ruppert; RubbertRaubert. Gen. RobertzRoppertz; RoppersRobbersRoversRöbersRaupers. Patr. A. Rupprechter (Baden).

Rotprand: Robrahn.

Hrotfrid: RöferRuffertRüffert. Gen. Roffers.

Hrodegang: Rothgang.

Hrodgar: RoggerRockerRogerRödigerRöttger; RöttcherRögerRudigierRugger; RuckerRüdigerRüttigerRügerRücker. Gen. Rötgers.

Hruadgast: Rodigast.

Hrodgaud: Grotegut (Preuß 7).

Hrodhard: Rothhardt, Rohthardt; RothertRödertRudhardt; RudertRuthatRautert. Gen. Röhrden (von der zsgz. F. Röhrd).

Chrodhari: KröterRoderRotherRotterRöder (zsgz. Röhr) — RötterRuderRüderRüterRauter. Gen. RödersRöhrs. Patr. A. Rötering.

Rodleich: RodleyRothlachRolackRödlich.

Hrodleif: Rohtlieb — (niederd.) RodlaffRoleffRudlaff.

Hrodlant: RolandRulandRühland.

Hrodman: RodemannRottmannRomannRuttmannRumann.

Hrotmar: RodemerRohmerRöhmerRumerRaumer.

Hrodmund: RodemundRothmund (erweitert RothermundRottermund) — Romundt.

Hrodric: GrüderichRothreichRorichRöhrigRüdrich.

Hrodstein: Rothstein.

Rodacar: Rothacker.

Hrodowald: RohdewaldRothwaldRohwald; Rohwoldt; RohwohlRudeltRuwoldt. Gen. Rothholtz.

Hrodwig: KrudewigKrutwigKrautwigRodewig; RodewykRoddewig.

Hrodulf: KrolofKrudup (Preuß 27) — RodloffRothlaufRoloff; Rohlhoff; Rolauf; Roleff — zsgz. Rolf (latinis. Rolfus, umgedeutet in Rollfuß) — Rudolf, Rudolph; Rudloff; RudlaufRuttlofRuloff — zsgz. RolfRulff. Gen. Rudolfs (latinis. Rudolphi) — RolffsRulffesRoelfsema (ostfries.). Patr. A. RohlfingRudolfer (München).

Einstämmige Kürzung Hrod-.

Hrodo, Ruodo: Rode, Rohde, RhodeRoddo; RoddeRothe; RothRotteRödeRöthRudRuthRutte - Rütte. Gen. RodenRüdenRüths. Zss. Rüedisühli (Basel). Patr. A. GrottingRodingRödingRöthingRüdingRüthing.

Vklf. (l) Hruodilo, Rollo: RodelRödelRöthelRudelRüdelRottelRüttelRäudel. Zsgz. Formen: KrollKrullRolle (Rollmann) — RöhleRölleRuhle - Rühle (Rühlemann) — Rullmann. Gen. RottelsRoels (fries., = Rôls). Patr. A. RolinckRöhlingRüdlingRüthlingRühling. — Patr. Zss. Rohlsen. (l + n) Hrodelin: Röthlin. (l + k) Roleko: RolekeRöhlickeRölligReuleke. (k) Hruodicho: GrottkeGruttkeKruttgeRohdichRotteck; RottigRöthkeRöttigRudeckRuttigRuckRüdigRückeRüggeRöck. (k + n) Rutechin: Rötteken. (k + l) Rukelo: RockelRöckelRückel[S. 167]Rückhl. (z) Rozo, Ruozo: Rudisch (aus Ruodizo, in den Ratsbüchern von Eger oft = Rüedeger) — RotzRotschRötschRutzRützReutsch — z erweicht in s: RußRose (Förstemann, Progr. S. 4); Roos. Unorganisch gebildet: Rützer. (z + l) Rozelo: RosselRözelRützel RüsselRüselRütschleRäuzelRäußel. Patr. A. RützlerRüßler (Steub). (z + k) Roziko, Rosico: Roseck (Roseke VN. Akener Schöffenb.) — Rösecke; RöskeRutschke. Patr. A. Rösing.

Zweistämmige Kürzung Hrodb-.

Robbo, Rubo, Ruppo: KroppRobbeRöbeRöpeRöve (Preuß 26) — RuboRupeRuppRübeRaupp. Gen. RöbenRuben (ostfries., vgl. VN. Röbe). Patr. A. Rüping.

Vklf. (i): Rubi (schweiz.) — Robey. (l) Rupilo: GröppelRobelRobbelRöbel; RöpellRubelRuppelRüpelRüppele Rüppli (schweiz.). Patr. A. Röbbeling. (l + n): RöbbelinRüpplin. (k) Robico: RobeckRöpkeRübigReupke. Gen. Röpkes. Patr. A. Röpking. (z) Robizo: Robitzsch.

Zweistämmige Kürzung Hrodf-.

Ruffo: RufRuoff (württ.) — Ruff.

Zweistämmige Kürzung Hrodg-.

Roggo, Rugo: RogeRoggeRugeRügeRüggeRauch.

Vklf. (l): RügelRauchel.

(l + n): Räuchlin. (S. auch Hroc).

Auslautend (15 mal Först.):

-roth: Allroth (aus Adalhrod).

HROM I. ahd. hrôm, hruom, mhd. ruom „Ruhm“.

FN. Ruombald: Rumbold; Rumpelt; RumpelRümpel.

Rumpraht: RomprechtRummert.

Hrumker: KromkerRümcker.

Romard: RommerdtRömert. Patr. A. Römerding.

Hromheri: KrömerRomerRömerRuhmerRaumer.

Romarich: Krumreich; Krumrey.

Romoald: Römhold; Röhmelt; Römheld.

Einstämmige Kürzung Hrom-.

Hruam: KromeKraumeRohmRöhmRuhmRumm. Patr. A. RömingRommingKromminga (ostfries.).

Vklf. (i): Romey. (l): RommelRummelRümmele. (l + n): Rümelin. Patr. A. RömelingRühmling. (k): KrömeckeRühmkeRomig. Gen. Rümckens. (z): Romeiß.

Zweistämmige Kürzung Hromb-.

(Hrumbo): Rump. Vklf. (l): Rumpel.

Hub-, Hüb- s. Hug (V., zweist. K.).

Hübel III. ahd. hubil, mhd. hübel (von „heben“) „Hügel“. In ON. hochd. Hübel, -hübel; niederd. Hövel, -hövel (auf der Linie Münster-Antwerpen).

FN. HubelHübel. — HirschhübelSturmhöbel (O. -hübel Ostpreuß.). — Hövelmann. von Hövel. Altenhövel. Langenhöfel. Meinhövel. Steinhöfel. Sturmhöfel. Windhövel. van Heuvel (ostfries.).

Huber a) I. s. Hug (Hugubert) b) III. mhd. hubaere (auch mittellat. hubarius) „Inhaber einer Hufe“, ahd. huoba, mhd. huobe, altsächs. hôva (im allgemeinen = 30 Morgen).

FN. Huber (selten Hüber: im Münchener Adreßbuch Huber 180 mal, Hüber nur 7 mal) mit vielen Zss. (bes. in Bayern):

    1) nach der Größe des Besitztums: Halbhuber. Drittelhuber —
2) nach der Lage: Angerhuber. Bachhuber. Brunnhuber. Hinterhuber. Kreuzhuber. Mitterhuber. Niederhuber. Osterhuber. Sommerhuber —
3) nach dem, was auf der Hufe in bemerkenswerter Weise wächst oder überhaupt sich befindet: Blumenhuber. Holzhuber. Kohlhuber. Rosenhuber. Schleehuber. Salzhuber. Fuchshuber —
4) [S. 168] nach dem Vornamen des Besitzers: Märtlhuber. Paulhuber —
5) nach der Beschäftigung: Jägerhuber. Schmidhuber.

Mit dem n der schwachen Bildung, mhd. huobenaere: HubnerHübener; Hübner — niederd. (selten) Hüfner mit der Zss. NiederhüfnerHüffnerHöfener (vgl. mittelniederl. hoevener — doch österreich. Höfner von dem häufigen ON. Hofen).

(Während in der Schriftsprache die niederdeutsche F. „Hufe“ die hochdeutsche mit b fast ganz verdrängt hat, herrschen, wie obige Aufzählung beweist, in den FN. die hochdeutschen Lautverhältnisse durchaus vor.)

Hübner s. Huber.

Huchel, Hückel s. Hug (einst. K.).

Hucker s. Hug (V.).

Hudtwalcker III. „Hutwalker“.

Hue s. Hug (einst. K.).

-hues s. Haus.

Huff- s. Hug (V.).

Hüff- s. Hug (V., zweist. K.).

Hüfner s. Huber.

HUG I. got. hugs, ahd. hugu, mhd. huge, hüge „denkender Geist“.

FN. Hugibald: HuppoldHaubold.

Hugubert: Hubrecht; Hubert; HuberHupprecht; HuppertHübertHüperHüpperHaubert; Hauber. Gen. HuppertzHubers (ostfries., also nicht zu Huber III). — HübbersHübersHaupers.

Hugifrid: Huffert; HufferHüfferHoffert.

Hucger: Hugger; HuckerHügerHockerHöckerHoyer.

Hugihart: HugartHauhardt; Hauert; Hauer.

Hugiher: HugerHögerHauer.

(Hugilant): Huland.

(Hugiman): HugemannHumann.

Hugimar: HumerHummerHümer. Patr. Zss. Haumersen.

Hugold: HugoldHuholdHuwald (Houwald).

Einstämmige Kürzung Hug-.

Hugo, Hogo: Hugo; HugeHüge (Hügemann) — HogeHögeHaugHaukeHueHoy.

Vklf. (i) Hugi 8.: Hugi (schweiz.). Patr. A. Hüging. (l) Hukili: HugelHuggleHuchelHügel; HügleHückelHögeleHauckelHeugel. (l + n): HüglinHeuglin. (z) Hugizo, Huzo (Stark 89): HutzeHautz. (z + l): Hutzel.

Zweistämmige Kürzung Hugb-.

Hubo: HubeHupeHuppeHübbeHoppeHobbeHaube. Gen. HoppenHeubes. Patr. A. Hobbing.

Vklf. (l): HubelHüppel. Gen. Hobbels. (l + i): Höppli (schweiz.). (k): HuppkeHobbie (jeverl.). Gen. Hopkes. (k + n) Hupichin: Höpken.

Zweistämmige Kürzung Hugf-.

Hufo (Stark 113): HüffmannHauffe.

Vklf. (l): Hüffel.

Hug-, Hüg- s. Hug (V., einst. K.).

Huhold s. Hug (V.).

Huhn III. ahd. mhd. huon „das Huhn“.

FN. Huhn (zweifelhaft, da auch zu Hun I.). Sicherer sind die Zss. Brathuhn; Brodhuhn. Haselhuhn. Kluckhuhn. Rebhuhn, Repphuhn. Wasserhuhn. Weißhuhn; niederd. Witthuhn.

Huhn-, Hühn- s. Hun (V., einst. K.).

-huis s. Haus.

Hül- s. Hild.

Huland s. Hug (V.).

HULD I. got. hulths, ahd. hold, mhd. holt „hold“, urspr. auf das Verhältnis zwischen Lehnsherrn und Gefolgsmann gehend: „gnädig — treu ergeben.“ Holdulf.

FN. (Huldbert): Holbert; Holber.

Huldear: Holder (Holdermann) — HollerHölder.

(Huldger): Hölger.

(Huldrich): HölderichHöllerich.

(Huldward): Höllwarth.

Einstämmige Kürzung Huld-.

(Holdo): HuldeHoldHolle[S. 169] (so ist ja auch die Göttin Hulda im Volksmärchen zur „Frau Holle“ geworden). Gen. Holden. Patr. A. Holding.

Vklf. (i): HöltyHoltei. (k): HolkHöltge. (z): Hultsch.

Hülferding s. Hilp.

Hultsch s. Huld (einst. K.).

Hultscher s. Holzschuher.

Hum-, Hüm- s. 1) Hug (V.) 2) Hun.

HUN I. zu dem Volksnamen der „Hunnen“, ahd. Hûn, mhd. Hiune, auch schon vorher in dem Sinne von „Riese, Hüne“, mit mythologischer Beziehung (S. 18).

FN. Hunibald: Humboldt; Humblot; Humbel; Humpel; Hummelt; HummelHommel. Gen. Hommels.

Hunbraht: Humbracht; Humbert; HumpertUmbrechtHümpert. Patr. A. Humperdinck.

Hungar: Hungar; Hunger; HunkerHuonker (württ.) — Höniger.

Hunard: HühnertHonertHeunert.

Hunher: HühnerHoner —- HönerHauner.

Hunmar: HummerHümmerHommer. Gen. Hommers. Patr. A. Hömmerling.

Hunrad: HunrathHonrath.

Hunrich: HuhnrichHundrichHonnrich.

Hunwald: Hunold; HuhnholdtHünoldHonoldHonnold.

Einstämmige Kürzung Hun-.

Huno: Huhne; HuhnHühneHunnHünnHonnHöhneHaunHeune. Gen. HünsHonensHönes. Patr. A. Höning. Gen. Hönings.

Vklf. (i): Hüni. (l): Höhnel. (l + n): Hühnlein. (k) Hunico: HunekeHunkeHünickeHonecke (auch Honig?) — HönickeHönigHeunicke. Gen. Hünnickes. (k + l): Hunkel. (k + n): Hunichin: Hünecken; Hünichen; Hünchen.

Zweistämmige Kürzung Humb-.

Hummo: Humme.

Vklf. (l): HummelHumpl. (k): Humke.

Hun-, Hün- s. Hun (V., einst. K.).

Hund a) I. Hundo, Hundpreht u. a. vielleicht zu ahd. hunda „Beute“ — daher vermutlich FN. Hundert (ahd. Honthard) — Hundt (doch schon im 12. Jh. Marquart der Hund). Dagegen b) III. zu „Hund“ canis in Zss. wie FN. Hundskopf. Hundbiß (1344 huntbiss).

Hundemann III. Aufseher über die Jagdhunde, „Rüdenmeister“.

Hundertmark III. von mhd. marke, ein halbes Pfund betragend. Schon 1350 ein Gevert Hundertmark.

Hungerland III. „einer aus Ungerland“.

Hunn, Hünn- s. Hun (einst. K.).

Hunvalfy III. aus Hundsdörfer madjarisiert (S. 69).

Huonker s. Hun (V.).

Hup-, Hüp- s. Hug (V., zweist. K.).

HUS I. got ahd. mhd. hûs „Haus“. Husimunt.

FN. (Husbrand): Haußbrandt. (Husher): Häuser, Heuser — niederd. Hüser.

Einstämmige Kürzung Hus-.

Huso: Haus. Patr. A. HüsingHeusingHusung.

Vklf. (k) Husicho: Hauschke. Gen. Huyskens (westf.).

-hus, -husen, Hüser, -hüser s. Haus.

Hüser, Hüsing s. Hus.

Hut III. ahd. mhd. huot, „Hut“ (auch in dem Sinne von Helm).

FN. Anhuth. Breithuth. Eisenhut; niederdeutsch Iserhot. Gelhut; niederd. Geelhood. Grünhut. Hochhut mit seinem Gegensatz Nedderhut. Schönhut. Spitzhut. Stahlhuth (mhd. stahelhuot, „Stahlhelm“). Webelhut. Weißhut; halbniederd. Witthut.

Huter III. „Hutmacher“. Auch HutterHutterer (südd.).

Hütte III. ahd. hutta, mhd. hütte „Hütte, Zelt“.

FN. Erdhütte. — Erdhütter.

Hutz- s. Hug (einst. K.).

Huwald s. Hug (V.).

-huysen s. Haus.

Huyskens s. Hus.

[S. 170]

I.

-i I. zur Bildung von Verkleinerungsff. verwendet: Litti aus Liud- (s. S. 23) — auch -y geschrieben: Luty, Ludy (aus Hludio). (In italienischen N. s. S. 92).

Ib- s. Hild (zweist. K.).

-ich a) I. Verkleinerungsendung: Dedich (zu Thiud), Rodich (zu Hrod).

b) III. End. v. ON., teils aus ahd. ahi, wie in Lindich, Weidich (s. -ach) — teils aus römischem iacum, wie in Jülich, Kessenich (am Rhein in großer Menge).

FN. (zu b). Elvenich. Fischenich. Gymnich. Himmerich. Jülich. Kessenich. Lechnich (O. Lechenich). Longerich. v. Metternich. Mündenich. Sinzenich.

Ableitung auf -er (oberd.):

Bibricher (O. Biberich). Gimnicher. Züricher.

Ick- s. Ingo.

-ig a) I. Verkleinerungsendung, andere Schreibung für -ich: Lüttig (zu Liud), Rüdig (zu Hrod).

b) III. in Ortsnamen neben -ich (s. das Vorhergehende): Linnig, Breisig u. a. — aber auch in slawisch-deutschen ON. wie Danzig aus Gdansk, Dolzig, Lanzig (neben Lanzke).

Ihl- s. Hild (V., einst. K.).

Ihm- s. Irmin.

Ihne s. Ingo.

Ihr s. Hir.

Ilbig s. Hild (zweist. K.).

Ilgner III. „einer aus Ilgen“.

Ill- s. Hild (V., einst. K.).

Ille III. der wallensteinische Feldmarschall im dreißigjährigen Kriege, nicht etwa ein Kroat oder Böhme, oder ein Italiener gleich den Piccolomini, sondern ein Märker, eig. Ihlow, der Familie von Ihlow angehörig, die im Barnim, dem Lebusischen und in der Neumark angesessen war und seit Anfang des 19. Jhs. ausgestorben ist. Das Dorf Ihlow, welches der Familie mutmaßlich den N. gab, liegt an der Grenze von Barnim und Lebus.

Ilsebey II. von dem (weibl.) N. Ilsabe (= Elisabet, hebr. Elischeba).

Iltgen, Iltz s. Hild (einst. K.).

Ilwof s. Hild (V.).

Im = in dem, in Zss. wie Imbusch, Imhove, s. In.

-im s. Heim III.

Imgart III. „der im Garten Wohnende“. Erni im Garten 1330.

Immer s. Ingo.

In III. als Verhältniswort in Zss. zur Bezeichnung des Wohnortes einer Person (S. 54).

FN.  1)  Einz. männlich und sächlich mit dem Artikel in eins gezogen (im): Imbaumgarten. Imbusch. Imdahl (niederd. = Imthal). Imgart. Imgrund. Imhove; Imhoff. Imholz. Imkamp. Imobersteig. Imthurn. Imwalle.
2)  Einz. weiblich (in der): Inderau = In der Au. Inderfurth. Inderheide. Indermauer.
3)  Mehrz. (in den): Indenbirken.

Inhetveen (Kempen) offenbar holländisch = in dem Moor. Intveen.

Entstellt (niederrhein. g = d): Ingenkamp. Ingendörnen.

-in I. altdeutsch.

Die FN., welche als hierher gehörig aufgezählt werden, gehören z. T. als undeutsch gar nicht hierher, z. T. sind sie mindestens zweifelhaft.

So ist Bodin, latinis. Bodinus, französisch (Bodin Lehrer des Staatsrechtes, Herausgeber eines theatrum universae naturae 1590 Lyon).

Viele andere sind von slawischen ON. abzuleiten, z. B. Rammin (O. Ramin in Pommern).

Als deutsch erscheinen (hauptsächl. süddeutsch) unter anderen: Liedin; Luthin; Lüttin (aus altd. Liudin). Bürgin. Höldin. Weltin.

-in III. in ON. slawisch: urspr. besitzanzeigendes Eigenschaftswort auf inu, ina, ino von Stämmen auf a und i, z. B. Babin von PN. Baba, Gostin von Gosti = der Baba’sche, der Gosti’sche Ort (vgl. lat. Flavia d. i. urbs, von Flavus).

FN. (häufig im nordöstl. Deutschl.) Berlin. von Bonin. Cörlin. Ladenthin. von Pressentin (Stammort Prestin,[S. 171] früher Pressentin in Mecklenb.). von Schwerin. Bisweilen -ien geschrieben: Leppien. Scholwien (O. Leppin, Scholwin).

Ableitung auf -er:

Berliner. Dobriner. Exiner (alle drei jüdisch).

Ing- s. Ingo.

-ing a) I. auch -ung, patronymische Endung, wie im Angels. Vulf Vonrédes auch Vulf Vonrêding genannt wird. In sehr vielen Personen-N., die Abstammung von einem Vater oder Ahnherrn bezeichnend; am bekanntesten in der Geschichte die Merovingi, Charalingi (Karolinger), auch die Agilolfinger in Bayern und die Capetinger in Frankreich. Jetzt in vielen FN., ohne daß die patronymische Bedeutung noch gefühlt würde. (Aus der patronymischen Bed. hat sich später eine verkleinernde entwickelt, namentlich in Mecklenburg und Vorpommern in Formen wie: Männing, Hüsing, Wiesing (Luise), in welchen aber ng gesprochen wird wie in lang’, bang’.)

FN.  1)  Götting (eigentl. Sohn oder Nachkomme des Gotto). Kuning. Rüding —
selten ink geschrieben (nach der Aussprache): Eppink. Gerdink. Immink.
2)  Hartung.

b) III. in ON., und daher auf Familien übertragen s. -ingen.

Ingel s. Angil (einst. K.).

-ingen III. seit dem 8. Jh. in ON., Dativ Plur. von dem Patronymikum auf ing (s. vorhin), abhängig von einem Verhältnisworte, z. B. ze den Eppingen „zu den Söhnen (Nachkommen) des Eppo“ (Eberhard). Verhältniswort nebst Artikel fällt dann fort, und so entsteht der N. Eppingen.

Heutzutage ist das volle ingen bes. in Schwaben einheimisch, während in Altbayern östlich vom Lech und in Österreich meist die Kürzung ing an die Stelle getreten ist.

In einzelnen Fällen ist ingen Abkürzung aus -ingheim: Sickingen aus Sickingheim.

FN.  1)  -ingen: v. Berlichingen. Ehingen. Grüningen. Hüningen. Menningen.
2)  -ing: Bisping. v. Rössing. von Schöning (Stammort Schöningen in Pommern).

Da diese ON. sich zum allergrößten Teile in Oberdeutschland finden, so ist auch die oberdeutsche Bildungsform -inger in den FN. viel häufiger, wo dann ingen und ing zusammenfließen.

FN. Bermeitinger (O. Bermatingen Fröhner S. 37). Bilfinger (O. Bilfingen in Baden). Böhringer. Ehinger. Gundelfinger. Haßlinger. Heimerdinger. Offterdinger. Sickinger. Wassertrüdinger. (Von ON. auf -ingen).

Aiblinger. Derflinger (O. Derfling in Ober-Österr.). Eberhartinger. Hörmandinger (Hörmading in Ober-Österr.). Mallinger. Oitzinger. Standhartinger. Stockinger. Straubinger. (Sämtlich von ON. auf -ing).

INGO I. schon frühzeitig in N. auftretend (1. Jh. Ingomar, Armins Oheim), doch in seiner Bed. nicht sicher; wahrscheinlich von dem Halbgott Inguio.

FN. Inghard: InghardtEnghardt; Engert.

Inguheri: Enger.

Ingiram: Ingram.

(Ingman): IngemannEngmann. Gen. Ingmanns.

Ingomar: Immer.

Ingold: Ingwald; IngenohlEngewald.

Einstämmige Kürzung Ing-.

Ingo, Engo: Enge.

Intfen, Intveen s. In III.

Irm- s. Irmin (V., einst. K.).

IRMIN I. der kriegerisch dargestellte höchste Gott Wuotan (Grimm, Myth. S. 325); in Zss., als das Höchste überhaupt bezeichnend, später ein verstärkender Begriff (s. Lübben Progr. S. 9). In PN. seit dem 1. Jh.: Arminius der Cheruskerfürst.

FN. Irmindrud w.: Irmtraut.

Irmingar: Irminger.

Irmingard (Armingardis) w.: Armgardt. Gen. Irmgartz.

Ermingaud: Armengaud.

Irminhard, Emehard: IrmertImmert. — Ermert. Patr. A. Armerding.

[S. 172]

Irminher: IrmerImmerErmer.

Ermanrih: Ermrich.

Irminold: Ermold.

Einstämmige Kürzung Irmin-.

Irmino, Irmo, Immo (Stark 24): Imme; ImIhm. Patr. A. Immenga (ostfries.).

Vklf. (l) Imilo, Ermilo: ImmelmannImelmannErmelEmmelmann. Gen. Ihmels. Patr. A. Ermeling. (l + n): Imlin. (k) Imico: ImmigErmkeEmich. Patr. A. Immink.

IS I. verkürzt = Isan (Stark S. 40).

FN. Isheri: Eiser.

Isman: IßmannEisemannEismann.

Isuwarth: Eisert.

Einstämmige Kürzung Is-.

Vklf. (l) Islo: Eisele. (l + n): Iselin. (k) Isico: Isecke.

ISAN I. ahd. îsan, mhd. îsen „Eisen“.

FN. Isanperaht: IsenbartEisenbarth.

Isanbrand: IsenbrandEisenbrand.

Isindrut w.: Eisentraut.

Isangart w.: IsengarthEißengarthen.

Isangrim: Eisengrein — (verstümmelt) Isegrei.

Isanhard: EisenhartEyssenhardt.

Isanman: Eisenmann.

Isanrich: Eisenreich.

Einstämmige Kürzung Isan: IsenEisenEyßen.

Isen- s. Isan.

Isenschmid III. „Eisenschmid“ (s. Schmid).

Isidorus II. griech. „Gabe der Isis“, der ägyptischen Göttin.

FN. Dörries (wegen d. Aussprache s. S. 38).

Ißleib I. nicht imperativisch, sondern ahd., zu îs „Eis“ = Sohn des Eises, altnord. Isleif (Andresen).

-itsch s. das Folgende.

-itz III. in ON., slawischen Ursprungs. Im Slawischen bilden -ice und -owice Patronymika im Plur., z. B. Bobolice, Plur. von bobolić d. i. Sohn des Bobola (Rundbauch), also deutsch etwa die „Bobolingen“ wie Eppingen u. a. — jetzt Bublitz. Daher nun sehr viele deutsche FN. im Osten Deutschlands, die von den entsprechenden slawischen ON. übertragen sind.

FN. Bonitz (O. in Anhalt). Bublitz. von Grävenitz. v. Maltitz. v. Nostiz (Dorf in Sachsen: Nostitz). Pölitz. v. Prittwitz. v. Zitzewitz. v. d. Marwitz.

Vergröbert -itsch, -itzsch (bes. im Kgr. Sachsen): Delitsch. Kötteritzsch.

Ableitung auf -er (oberd.):

Clausnitzer. Gölitzer. Loßnitzer (Kgr. Sachsen). Thalwitzer — im nordöstl. Deutschl. jüd.: Meseritzer.

Iv- s. Iw.

IW I. ahd. îwa, mhd. îwe, ybe „Eibe“ (Taxus), deren Holz wegen seiner Zähigkeit und Schnellkraft bes. geeignet für Bogen war.

Einstämmige Kürzung Iw-.

FN. Ivo, Ibo: IweIbe. Gen. IvenIbenEiben.

J.

Jaap s. Gab (einst. K.).

Jab- s. Gab (einst. K.).

Jack-, Jäck- s. Jacobus.

Jacobus II. hebr. Jaakob „der Fersenhalter“ d. i. Nachgeborene (als jüngerer Zwillingsbruder des Esau); im N. Testamente die beiden Apostel Jacobus (Kal. 25. Juli).

FN. (zum Teil jüdisch). Jacobus; Jacob. — Zss. Quadejacob. Schlingjacob. Venjacob. Gen. (lat.) Jacobi, Jacoby — (deutsch) Jacobs, Jakobs (oder zsgz. aus dem Nom. Jacobus). Patr. A. Jakober. Patr. Zss. Jacobsohn; Jacobson; Jacobsen.

Verkürzt am Ende: Jack. Gen. Jacks. — Jock (schweiz.).

Vklf. (i): Jäggi (schweiz.). (l, oberdeutsch): Jackl. — Jäckel, JeckelJäkelJockelJöckl (bayr.). (l + i): Jäggli (schweiz.). (l + n): Jäcklin; Jäcklein.

Verkürzt am Anfang: Kobus (Gen. Kobi) — Kob. Gen. Kobes; Kobs, Koops (oder aus dem Nom.).

Vklf. (niederd.): Köbcke, Köpke (doch ist bei diesen mit k anlautenden FF. auch der altdeutsche Stamm God in Betracht zu ziehen).

Jagdenfuchs III. Satz-N. „eifriger Fuchsjäger“.

[S. 173]

Jagendeubel s. Jageteufel.

Jäger III. mhd. jagaere, jeger.

FN. Jager (Gottschee) — Jäger. Zss. Gambsjäger. Hasenjäger. Hühnerjäger. Latinis. Venator. Gen. Jägers (niederrheinisch).

Jageteufel III. Satz-N. = „jage den Teufel“ (S. 52). Jagenteufel 1580.

Jägg- s. Jacobus.

Jahn-, Jähn- s. Johannes 3.

Jahr III. in einzelnen Zss.: Langjahr (= Schaltjahr Fröhn.). Vgl. Gutjar 1295.

Jahreis s. Gar (einst. K.).

Jäkel s. Jacobus.

Jan-, Jän- s. Johannes 3.

Japping s. Gab (einst. K.).

Jar- s. Gar (V., einst. K.).

Jasp- s. Kaspar.

Jaster s. Gast.

Jaukens s. Gaw.

Jebens s. Gab (einst. K.).

Jeck- s. Jacobus.

Jeffke s. Gab (einst. K.).

Jehle s. Gail.

Jehner s. Johannes 3 b.

Jennrich, Jentho s. Gand.

Jer-, Jerr- s. Gar (V., einst. K.).

Jesp- s. Kaspar.

Jhering s. Gar (einst. K.).

Jipp- s. Gab (einst. K.).

Jirgensohn s. Georgius.

Joachim II. hebr. Jehojakim „Jehova richtet auf“.

FN. Joachim. Gen. Joachimi; (deutsch) Joachims. Abgeschliffen: JochenJochumJuchem (Köln). Gen. Jochens; Jochums. — Verkürzt im Anlaut: Achim. Vgl. bei Klemp. z. B. Achim (Jochim) Dewitz — sonst ist Achim auch ON.

Jobst, Jöbstl s. Jodocus.

Joch- s. Joachim.

Jock-, Jöck- s. Jacobus.

Jöd- s. God (einst. K.).

Jodocus II. griech. etwa „Pfeile enthaltend“; St. Jodocus.

FN. JobstJost (vgl. bayr. VN. Jobst). Zss. Jostarndt (doch s. auch Justus). Garnjost. Gen. Josten. Patr. A. Jösting. Vklf. (l): Jöbstl.

Johannes II. hebr. Jehochanan „Gott ist gnädig“; Johannes der Täufer (24. Juni); Johannes d. Apostel u. Evangelist (27. Dez.). Dieser als VN. sehr beliebte Name hat eine fast unübersehbare Menge von FN. hervorgerufen.

FN.  1)  Johannes (selten); Johanns. Gen. Johannis; Joanni. Zss. Vogtsjohanns (Oldenb.). Patr. Zss. Johannessohn; Johannesson.
2)  Verkürzt im Auslaut: Johann — mit den Zss. (bes. westf.) Aldejohann. Engeljohann. Großjohann. Jungjohann. Kochjohann. Lüttjohann. Meyerjohann. Schmaljohann. Wittjohann.Johannpötter (westf.). Johansmann. Patr. A. JohanningJoanning. Gen. Johannings (ostfries.). Zss. Johanningmeyer (westf.). Patr. Zss. Johannssohn; Johannson; Johannsen; Johannzen.
3)  Zusammengezogen a) mit Hervorhebung des Vokals der ersten Silbe:
John. Gen. Johns; Johnen, Jonen (niederrhein.). Patr. A. Johner (Baden).
Vklf. (k): JohnkeJöhnkeJoontjes (ostfries.).
b) mit Hervorhebung des Vokals der zweiten Silbe:
Jahn. Gen. Jahns; JansJähn. Gen. Jähns; Jehnen. Zss. Endejann. Fuhljahn (der faule J.). Grotjan. Ottenjan. Schmidtjan. Schönjahn (auch Schönian, älter Schönejan, Schönergan). Strackerjan (d. i. schlanker J. Pott). Wiesjahn.Janotte (Johann Otto). Patr. A. JanningJahner (Wien). Patr. Zss. Janson; Jansen; Janssen; Janzohn; Janzon; Janzen.
Vklf. (l): JahnelJähnl. (k): Janecke; Janeck; JahnkeJancke; JankJänicke; Jäneke; JänkeJencke — (hochd.) Jänichen; Jänigen; Jähnchen.
4)  Verkürzt im Anlaut:
a) Hannes; Hans mit den Zss.: Althans. Großhanß. Guthans.[S. 174] Junghans. Kleinhans. Langhans. Langerhans. Schwarzhans.
Fritzehans; Fritschhans. Elsenhans. Ilkenhans. Josenhans (Hans, Sohn der Else, Ilke oder Eilika, Josepha). Petershans.
Fuhrhans. Guldenhans. Meisterhans. Speckhans. Speerhans. Stallhans. Timmerhans (westf.).
Hanselle (= Hans Selle = Preuß 30).
Hansemann; Hansmann. Hansgirg (Hans Georg). Patr. A. Hansing. Hanser (südd. Fröhn., Reichel). Sanktjohanser (Münch.). Patr. Zss. Hanson; Hansen (schlesw.); Hanssen.
b) Hennes. Patr. Zss. Hensen; Henssen.Hensmanns.
Vklf. (l): Hansel (Hanselmann). Hensel; Hänsle. Zss. Aneshensel (der H. des Ahni, Großvaters); Anishänsli (Basel). Oberhänsli (Thurgau). Peterhensel. Patr. A. Hansler. Henseler. Niederd. (k): Henske; Hensken; Hänsgen — Hansken (ostfries.).
5)  Verkürzt im Anlaut und Auslaut (zusammenfließend mit Hagan).
a) Hanne; Hann (Hannemann). Zss. Junghann. Junghäni (schweiz.). Hanotte.
Vklf. (niederd.): Hannicke; Hanneken; Hanke.
b) Henne, Henn (Henne VN., z. B. Henne Vagedes Lipp. Reg.) in mannigf. Zss. Bauerhenne; niederd. Burhenne. Kleinhenne. Opperhenne. Weberhenne. Wiesenhenne. — Großhenn; niederd. Grotehen. Junghenn. Hartmannshenn.

Johl s. God (einst. K.).

John- Jöhn- s. Johannes 3.

Jolfs s. God (V.).

Jonas II. hebr. „die Taube“; der Prophet.

FN. auch jüdisch.

Joontjes s. Johannes 3.

Joosten s. Justus.

Jordan II. Jordanes 5. Jh., vermutlich aus altd. Jornandes, womit es wechselt, unter Einwirkung des Namens des heiligen Flusses umgebildet. Im Gött. UB. als Vorname im J. 1229.

FN. Jordan (auch jüdisch). Gen. Jordans; Jordens — Jördens — Jörrens.

Jörg, Jorges s. Georgius.

Jörrens s. Jordan.

Joseph II. hebr. „er fügt hinzu“ (1. Mos. 30, 24); als christlicher N. von Joseph, dem Manne der Maria, stammend. (Kal. 19. März).

FN. Joseph; Josef. Gen. Josephs (Jever) — lat. Josephi. Patr. A. Josepher. Patr. Zss. Josephson.

Verkürzt im Anlaut: Sepp (südd.).

Jost s. a) Jodocus b) Justus.

Jowien s. God (V.).

Juchem s. Joachim.

Jump- s. Gund (V.).

JUNG I. got. guggs, ahd. jung, mhd. junc „jung“. In altd. EN. weit seltener als alt.

FN. Jungman: Jungmann, Junkmann.

Jungarat: Junkert.

Jungeric: Jungerich.

Einstämmige Kürzung Jungo: Junge; Jung (latinis. Jungius), Jungk — Jünge.

Vklf. (l): Jüngel. (k): Jüngken.

Jung a) I. s. das vorhergehende W. b) III. (vgl. Hellenbrecht de Junghe 1383 Gött. UB. I. — auch franz. Lejeune) — de Jonge (Emden).

Jüngel s. Jung I.

Jungbluth III. auch Jungesblut; niederd. Jungeblodt (holl. Jongebloed).

Jungfer III. Abkürzung aus Jungfrau (vgl. Johannes dictus Virgo 1390 Köln. Univ.-Matr.).

Jungnickel s. Nicolaus.

Junkert s. Jung I.

Junker III. aus mhd. juncherre „junger Herr“ (herre Bezeichnung des ritterlichen Standes).

FN. Junker. Gen. Junkers.

Jür-, Jürr- s. Georgius.

Justus II. lat. der „Gerechte“.

FN. Justus; Just — Jost. Gen. (lat.) Justi — (deutsch) Justen — Joosten, Joesten (oe = ô, ostfries.).

K.

Kabelmacher III. „Verfertiger von Schiffstauen“.

[S. 175]

Kächler III. „Kachelmacher, Töpfer“, vom ahd. chachala, mhd. kachele irdenes Geschirr („Kachel“ noch schweizerisch, tirolisch in diesem Sinne).

Kahle III. „Kahlkopf“. Hans de Kale 1430 (Lipp. Reg.).

Kähler s. Köhler.

Kahrs s. Gar (einst. K.).

Kaiser III. s. S. 42; auch in der Schreibung Kayser, Keiser. — Selten in der ursprünglichen lat. F. Caesar.

Kalb III. zu den Tiernamen (S. 49. 61), vgl. Cuonrad calf, calp vitulus 1219. Cuonrad dict. Kelbelin.

FN. Kalb. Niederd. Kalff. Vklf. Kälble. Zss. Sommerkalb (Barthold genannt Sumerkalf 1358 — Lipp. Reg.). Sonnenkalb. — Kalbskopf.

Kalff s. Kalb.

Kaltschmidt III. ahd. chaltsmit, mhd. kaltsmit „Schmied, der ohne Feuer arbeitet, Kesselschmied“.

-kam s. Kamp III.

v. Kamecke III. Stammort Camminke auf der Insel Usedom.

-kamer, -kammer s. Heim III.

Kamm-, Kämm- s. Gamal.

Kämmerer III. ahd. chamarâri, mhd. kameraere, nach dem mittellat. camerarius 1) „Hofbeamter, der die Aufsicht hat über die fürstlichen Gemächer“, namentlich über die Schatzkammer, auch sonst aufwartet und auf Ordnung hält 2) in Klöstern und Gemeinden „Verwalter der Einkünfte“.

FN. CammererKämmerer.

Kämmerling III. ahd. chamarlinc, mhd. kemerlinc „Kammerdiener“. (Das Wort noch im ital. camerlengo).

KAMP I. ahd. champh, mhd. kampf „Kampf“ (urspr. Eifer, Wetteifer).

FN. Kamphard: KempertKempfert.

Einstämmige Kürzung Camp-.

Campo (noch fries. VN.), Chempho: Campo; CampeKampfKempeKämpffe; Kempf. Gen. Kamps; Kampen. Patr. A. Overkämping (Westf.).

Vklf. (k): Kempke. Gen. Kempkens.

Kamp III. aus dem lat. campus, welches schon früh in das Niederdeutsche und Friesische herübergenommen ist, namentlich ein eingeschlossenes, umhegtes Feld bezeichnend, das einem einzelnen Bebauer zusteht. Alte ON. auf -camp aus dem 9.-11. Jh.; heutige auf -kamp, auch verhochdeutscht -kampfen, -kämpfen.

Eine große Menge FN. auf -kamp findet sich in Westfalen, hergenommen von einzelnen solchen Kämpen, an denen dieser Landstrich so reich ist (S. 75). Dabei tritt auch das niederdeutsche Sprachelement hier sehr in den Vordergrund.

FN. Von dem Kampe. Van Kampen (Kleve; Kampen Stadt in Holland).

Zss.  1)  nach dem, was auf dem Kampe wächst: Appelkamp (Äpfel-). Birkenkamp; Berkenkamp. Bohnenkamp. Bökenkamp (Buchen-). Buschkamp. Distelkamp. Eichelkamp. Ellerkamp. Flaßkamp. Füchtenkamp. Graßkamp. Haverkamp; Haberkamp. Hasselkamp. Heisterkamp. Holtkamp. Horstkamp. Kirschkamp. Kleekamp. Lihnkamp (Lein-). Lohkamp. Nettelkamp. Roggenkamp. Röbekamp; Röwekamp. Schleenkamp. Wiedenkamp —
oder sich dort aufhält (Tiere): Ahlkamp. Hasenkamp. Immenkamp. Kreienkamp. Uhlenkamp. Wolfkamp —
oder überhaupt sich dort befindet: Brüggenkamp (Brücken-). Gallenkamp (aus Galgen-). Kiesekamp. Kleinemoorkamp. Kottenkamp. Kreutzkamp. Kulenkamp. Moorkamp. Mühlenkamp. Pohlkamp (Pfuhl-). Sandkamp (auch Dorf in Hannover). Steinkamp. Wasserkamp.
2)  Nach der Lage und Beschaffenheit des Kampes: Altkamp. Bredenkamp (auf dem breiten K.). Hoffkamp. HokampHogenkamp (elliptisch: auf dem hohen K.). Kortenkamp. Langenkamp. Ostkamp; Osterkamp. Veltkamp. Westerkamp.
3)  Nach dem Besitzer: Nonnenkamp.

Verhochdeutscht in -kampf: Erlekampf. v. Heidekampf (vgl. O. Heidekamp in Holstein). Flaßkampf. Lindenkampf. Lohkampff. Mühlen[S. 176]kampf. Oberkampf. Siedenkampf. Tellkampf. Weidekampf.

Abgestumpft in -kam: Breitenkam. Gerstenkamm. Kleekam. Osterkam.

Ableitung auf -er (westf.):

Kämper, Kemper. Gen. Kempers. — Zss. Berkenkemper. Elfenkämper. Engelkemper. Fahlenkemper. Haarkämper (Haar = Anhöhe auf einer Heide). Hasenkämper. Heidkämper. Holtkemper. Kieskemper. Kortenkemper. Kottenkemper. Krützkemper (Kreuz-). Lehmkämper. Lohkemper. Nordkämper. Ossenkämper. Pagenkämper (Page = Pferd). Pierenkemper (Regenwürmer-?). Roggenkämper. Stegkämper. Strotkemper. Stutenkemper. Südkemper. Weidenkämper.

Auch als erster Teil der Zusammensetzung findet sich Kamp in: Kampmann; Oberste Kampmann. KampmeyerKampfmeyerKammeyer. Kampfmüller. Kampfwirth. Kampfschulte. — Kampfranz.

Kamp- s. a) Kamp I. b) Kamp III.

-kamp s. Kamp III.

Kämp- s. Kamp I.

Kampe a) s. Kamp I. b) Ortsbezeichnung s. Kamp III.

Kampfenkel I. III. der „Henkel vom Kampe“ (s. Hagan).

-kämper s. Kamp III.

Kampf- s. a) Kamp I. b) Kamp III.

-kampf s. Kamp III.

Kämpf- s. Kamp I.

Kamphaus III. Fleischermeister in St., nennt sich, seit es einen Finanz-Minister Camphausen in Preußen gegeben: Kamphausen.

Kändler III. (bayr.). mhd. kandeler „Kannengießer“.

Kannengießer III. „Zinngießer“; man sieht aus dem N., daß das Gießen von Kannen einst die wichtigste Arbeit in diesem Handwerke war („Kannengießer-Straße“ in Braunschweig).

FN. Kannegießer; Kanngießer, Canngießer. Niederd. Cannegieter (Klemp. Kannegeter).

Kant, Kantz s. Gand.

Kanzler III. ahd. chancilâri, mhd. kanzelaere aus mittellat. cancellarius „Vorgesetzter der Kanzlei“.

FN. Kanzler, Cantzler. Mit Umlaut Kentzler.

Kapeter III. (Württ.) eig. Hausname casa Petri, wie Cahannes, Capaul (Buck).

Kaphengst III. vom mhd. kappen „verschneiden“.

Kappeller s. Capelle.

Kapper s. Kaspar.

Kapphammel III. vom mhd. kappen „verschneiden“.

KARAL I. ahd. charal, karl „Mann“ (Kerl).

FN. Karlman: Karlmann.

Einstämmige Kürzung Karal-.

Carol: KarelKarle; Karl, Carl — (zerdehnt) KardelKerlKeerl. Gen. CarelsKarlsKerlen. Patr. A. Kerling. Patr. Zss. Carlsohn.

Vklf. (i): Karli (schweiz.).

Kärcher III. oberd. „Kärrner“, von Karch „Karren“, ahd. karruh aus lat. carruca Reisewagen.

FN. KärcherKarcher.

Kardel s. Karal.

Karges, Karius s. Macarius.

Karlauf s. Gar (V.).

Karmann s. Gar.

Karrer III. „Kärrner“. Auch Karner.

Karsjens, Karst- s. Christianus.

Kaschube III. ein „Kassube“ (S. 78). Auch verkürzt Kaschub.

Kasemeier III. umgestaltet aus Kasimir (1788 Detmold).

Kaspar II. persisch Kansbar „Schatzmeister“, nach der Legende einer der h. drei Könige (Kal. 6. Jan.).

FN. Kaspar, Caspar; Casper — süddeutsch Kapper (s. Melchior Meyr, Erzählungen aus dem Ries). Gen. Caspary (auch jüdisch) — Caspers — Gaspers (Heinsberg).

Vklf. Kasperl (bayr.). — Zss. Kasparbauer.

Mit Erweichung des k (schon bei Klemp. nebeneinander Kaspar, Gaspar, Jaspar): Jasper. Gen. Jaspers (ostfries.). Patr. Zss. Jespersen.

[S. 177]

Kassebaum III. halbniederd. statt karseboom „Kirschbaum“. Auch Kessebohm. (Kassebohm O. in Mecklenb.).

Kassebeer III. niederd. statt Karsebeere „Kirsche“ (lat. cerasum).

Kasseroller III. „Kasserollen-Verfertiger“.

Kassens, Kast- s. Christian.

Kastner III. „Verwalter des Kornkastens“ d. i. Getreidespeichers, dann, weil aus den Getreide- und Fruchtzinsen sich die Steuern entwickelten, hie und da = Amtmann über alle Einkünfte „Rentmeister“. So an Höfen ein Hofkastner, in Klöstern ein Pater Kastner.

FN. KastnerKästner, KestnerKhöstner (Gottschee).

Kathmann, Käthner s. Köther.

Kathreiner III. „einer aus (St.) Kathrein“.

Kauer- s. Kun (V.).

Kaufmann III. ahd. choufman, mhd. koufman „Handelsmann“ (s. Krämer).

FN. Kaufmann, häufig Kauffmann. Niederdeutsch Kopmann, Koopmann. Gen. Koopmanns.

Kaulbars III. deutlicher Fischname.

Kaulfuß III. „Klumpfuß“, von Kaule = Kugel, schon mhd. kugele zsgz. kûle.

Kaunert s. Kun (V.).

Kaupert s. Gaw.

Kauwertz s. Gaw.

Keb- s. Gab (V., einst. K.).

Keerl s. Karal.

Kehr- s. Gar (einst. K.).

Kehrein III. Satz-N. „kehr ein“.

Keil s. Gail.

Keiper III. „Fischmeister“, Aufseher über Fischereien (ostpreuß.).

Keiser s. Kaiser.

Keith, Keitz s. Gaid.

Keller III. mhd. kellaere aus lat. cellarius 1) „Kellermeister“, Schaffner 2) Kammerbeamter; wie vom herrschaftlichen Kasten ein Kastner, so bekam vom herrschaftlichen Keller ein Keller (Kellner) als Rentbeamter seinen Namen (cellarii am Hofe Karls d. Gr.), welcher urspr. die Weinberge u. Weingülten samt den andern Einkünften, die in die Keller einzuliefern waren, zu verwalten hatte; bei geistlichen Stiftern der Beamte, welcher die Einkünfte verwaltet, die für den Tisch geordnet sind — oft mit dem Kastner eins 3) Inhaber eines „Kellerhofes“, einer Art Hofgüter in einigen Teilen Schwabens und der Schweiz. (Walter der Kellaer 1288).

FN. Keller. Lat (rücklatinis.) Cellarius. Auch Kellerer. Kellermann.

Kellermann s. Keller.

Kellner III. mittellat. cellenarius, ahd. kelnâri, mhd. kelnaere = keller (Conrade Kelner, auch C. Keller genannt 1379 Bacm.).

Kemp- s. Kamp I.

-kemper s. Kamp III.

Kentel s. Gand.

Kentzler s. Kanzler.

Kerke III. niederd. „Kirche“, in Zss. wie Kerkenbrock (Kirchenbruch); Kerkhei.

Kerl-- s. Karal.

Kerms s. Gar (zweist. K.).

Kerner III. 1) = Körner 2) „Kärrner“.

Kerschstein s. Christianus.

Kerse III. „Kirsche“, aus lat. cerasum, in Zss. wie Kersenbrock (-bruch), KerßenbroickKersemeyer.

Kerst- s. Christianus.

Kessebohm III. „Kirschbaum“.

Kessel III. der Kessel als bedeutsames Hausgerät, das zu sinnbildlichen Rechtshandlungen und abergläubigen Gebräuchen diente. Vgl. H. de Eschenowe dictus Brukeȥȥel (Braukessel) 1263.

Kesseler III. „Kesselschmied“. Auch Keßler.

Kesselhake III. Haken, an welchem der Kessel über dem Feuer aufgehängt wird.

Kesselhut III. eine „Pickelhaube in Kesselform“. Auch niederd. Ketelhod.

Kest- s. Christianus.

Kestner s. Kastner.

Ketelböter III. niederd. „Kesselflicker“ (böten = hd. büßen, d. i. urspr. bessern).

Ketelhod s. Kesselhut.

Keudel, Keutel s. Gaid.

Keun- s. Kun (V., einst. K.).

Kieckebusch III. ON. (in Brandenb.).

Kiefer s. Küfer.

Kiehne s. Kun (einst. K.).

Kiekuth III. niederd. Satz-N.: „schau aus“ — doch zunächst wohl ON. (auf Rügen) und von daher übertragen.

Kienbaum III. mhd. kinboum „Kiefer“.

Kienle s. Kun (einst. K.).

Kiep- s. Gab (V., einst. K.).

[S. 178]

Kier- s. Gir.

Kierschner s. Kürschner.

Kies- s. Gis.

Kiesel- s. Gisal.

Kieser III. „Prüfer“; in den Städten Deutschlands waren solche K. besonders für Getränke und andere Lebensmittel angestellt.

Kiesewetter III. Satz-N. „der das Wetter prüft, Wetterspäher“ (Gudrun 903: Fruote bî dem lufte kiesen dô began). Entstellt Küssewetter (Wien).

Kieß- s. Gis (Gisal).

Kiewitt III. niederd. der Kiebitz, sprichwörtl. wegen seines Zickzackfluges; daher „Kiebitzgang“. (Everhardus Kyvit Köln. Univ. Matr. 1390).

Kilbert s. Gisal.

Kilian II. ein Schotte, Apostel der Franken im 7. Jh.

FN. Kilian; KillianKilgan.

Killmer s. Gisal.

Kimmerle s. Kun (V.).

Kipp s. Gab, Gib (einst. K.).

Kirche III. ahd. kiricha, mhd. kirche, altsächs. kirika, kerika, altfries. kerke, karke (wohl aus griech. κυριακόν „Haus des Herrn, Gotteshaus“). In ON. -kirch, -kirchen (elliptischer Dativ); niederd. -kerk.

FN.  1)  Altenkirch. Neukirch. Taufkirch (O. -en 8 mal Rud.). v. Tippelskirch.
2)  Giesenkirchen. Herrenkirchen. Odenkirchen. Rodenkirchen. Rommerskirchen.
Halbniederd. Nienkirchen (Mecklenburg); hochdeutsch Neunkirchen (häufig ON., wohl aus Neuenkirchen zsgz., zumal bei Dörfern, wo eine solche Menge von Kirchen doch nicht anzunehmen).
3)  Bovenkerk.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -er: Feldkircher (O. -kirch).
2)  -ner: Feldkirchner (O. -kirchen). Neukirchner. Seekirchner. Steinkirchner.

Kircher III. mhd. kirchaere „Küster“ 2) gekürzt aus Kirchherr, d. i. „Pfarrer“. Auch Kilcher.

Kirchhoff III. „der am Kirchhofe“, vgl. fries. Urkund.: roleff bi den kerkhoue (Pott. S. 549).

Kirchmann a) I. ahd. Kirihman (aus dem 9. Jh. als PN. nachgewiesen durch Förstemann, vgl. auch den rhein. Namen Kirchartz, der auf einen altd. Nomin. Kirihhart zurückweist) b) III. mhd. kirchman Eingesessener einer Gemeinde, „Gemeindeglied“, im Gegensatz zum Ausmann, ûȥman.

Kirchner III. mhd. kirchenaere „Küster, Mesner“, bes. im sächsischen Vogtlande üblich.

-kirchner s. Kirche.

Kirieleis II. aus dem kirchlichen Rufe (griech.) kyrie eleïson „Herr, erbarme dich“, vgl. Bechtold Kyrieleyson 1366 (Weistümer 3, 419). Noch weiter verkürzt CyrlisCorleis.

Kirmes III. aus mhd. kirchmesse, „Fest zum Andenken an die Einweihung einer Kirche“ — (Zeitname, vgl. Tag).

FN. Kirmes; Kirmß.

Kirner s. Körner.

Kirschner s. Kürschner.

Kirschstein s. Christianus.

Kirscht-, Kirst- s. Christianus.

Kirwald s. Gir.

Kiß s. Gis.

Kist s. Christianus.

Kistenfeger III. der „Kisten fegt d. i. ausräumt“, plündert.

Kistmacher III. der „Kisten macht“, Tischler. Niederd. Kistemaker; latinis. Chelopoeus. Entstellt Küstenmacher. Auch Kistner.

Kittel III. mhd. Kittel, ein Kleidungsstück — mit der Zss. Weißkittel.

Klaas, Klag-, Klas-, Klaß- s. Nicolaus.

Klau- s. Glaw.

Klaus, Kläusli s. Nicolaus.

Klebsattel III. „kühner mit dem Sattel eng verbundener Reiter“ (Andresen). Daraus Kleesattel.

Klee III. früher volkstüml. auch der mit Kleeblumen bunt gezierte Rasen (Kleemeister = Wasenmeister) — mit der Zss. Grüneklee. Auch Kleeblatt (vielleicht mit mystischer Beziehung als Sinnbild der Dreieinigkeit, wie in Irland, wo es sogar in diesem Sinne Nationalzeichen ist). Kleemann. Kleemeyer. Schubert Edler von dem Kleefelde. (S. 59). Niederd. Klewer.

[S. 179]

Kleienstäuber III. nach Hoffmann, Kasseler Namenb. S. 69, Bezeichnung des „Müllers“.

FN. Kleyenstäuber, zsgz. Kleinstäuber — auch Kleyenstüber; Kleinstüber. Vgl. Joh. Fäsenstaub, Müller 1408 (Tobler-Meyer), von Fese = Hülse.

Klein, Kleine III. der „Kleine“. Doch weisen FN. wie Kleinhard, Kleinert (Gen. Kleinertz), Kleinlein, Kleinecke darauf hin, daß dieser Stamm schon im Altdeutschen zur Namenbildung verwendet worden, dann im Sinne von „fein, sauber“.

Kleinknecht III. „unterer Knecht“ gegenüber dem Großknecht.

Kleinschmidt III. Gegensatz zum Grobschmied: ein Schmied, der kleine, d. i. feine Arbeiten macht; bez. hauptsächlich der „Schlosser“, dann der Büchsenschmied, Sporer, Uhrmacher.

Kleinsorge III. der sich wenig d. i. (bes. nach mhd. Ausdrucksweise) gar keine Sorge macht.

Kleisl, Kleißl s. Nicolaus.

Klemens, -t s. Clemens.

Kliebenschedel s. Klubeschedel.

Kliefoth III. niederd. statt Kliefuß, vom ad. cliuwa Kugel, Knäuel, also = Klumpfuß.

v. Klinckowström III. Martin Klinckows Söhne wurden im 17. Jh. von der schwedischen Regierung geadelt. (Adelslex.)

Kling III. ahd. chlinga, mhd. klinge „Gebirgsbach, rauschender Bergstrom“, ON. und in Zss. wie Klingmüller. Auch Klingel, wie in der Pfalz viele Bäche heißen. Daher FN. Klincke, Kling mit der Ableit. Klinger. Klingelhage.

Klingbeil III. Satz-N. urspr. Klinckebyl „laß das Beil klingen!“.

Klingspor III. „mit klingendem Sporn“. Klingspor 1571.

Klobelauch III. ahd. klobelouh, mhd. clobelouch von kliuban spalten, entstellt knobelouch „Knoblauch“ (auch ON.). KnoblochKnoblich.

Klocke III. a) I. s. Hlod (einst. K.) b) niederdeutsch „Glocke“ in Klockemeyer.

Klöckner s. Glöckner.

Klode s. Hlod (einst. K.).

Kloos, Klos-, Kloss- s. Nicolaus.

Klostermann III. mhd. klôsterman „Mönch“.

Klöter s. Hlod (V.).

Kloth, Klöthi s. Hlod (einst. K.).

Klötsch, Klott s. Hlod (einst. K.).

Klotz a) I. s. Hlod b) III. „vierschrötiger, plumper Mensch“. vgl. Marquardus dictus Block (Truncus).

Klubertz s. Glaw.

Klubeschedel III. Satz-N. „ein Schädelspalter“ (S. 52), von „klöben“ ahd. klioban, mhd. klieben und klûben spalten. Auch Kluibenschädel (Tirol).

Klubeschelt III. Satz-N. „der Scheite spaltet“.

Klußmeyer s. Nicolaus.

Klute, Klüt- s. Hlod (einst. K.).

Klüter s. Hlod (V.).

Klutendreter III. (Aachen) der „Erdklöße tritt“, Spottname für einen Landbauer.

Klutt s. Hlod (einst. K.).

Knabe III. ahd. chnabo, mhd. knabe „Knabe, junger Bursche“, bes. ein im Dienste eines Höheren stehender; mit knappe, kneht mehrfach gleichbedeutend. Auch Knape. Gen. Knabben (niederrhein.).

Knappe III. Nebenf. zu Knabe (wie Rappe zu Rabe) ahd. chnappo, mhd. knappe 1) Knabe, Jüngling, bes. „der Ritter werden will“ 2) „Diener, Lehrling, Geselle“.

FN. Knappe; Knapp.

Knaubel, Knaup, Knauth s. Knod.

Knecht III. mhd. kneht sinnverwandt mit knabe und knappe, daher auch in der Bed. „Lehrling, Geselle“, wie in smidekneht.

FN. Knecht. Zss. Ackerknecht. Frommknecht. Futterknecht. Gutknecht; niederdeutsch Godknecht. Haußknecht. Holzknecht. Kammerknecht. Kleinknecht. Mahlknecht (Müllergeselle). Packknecht. Schildknecht. Stallknecht. Schuknecht. Wagenknecht.

Knick III. „niedriger lebendiger Zaun zur Einhegung der Felder“. Auch Knigge.

Knie III. „ein im Waldwinkel liegendes Stück Land“, in FN. wie Kniemeyer, -möller.

Knieriem III. ein „Gurt über dem Knie“, das unentbehrliche Beistück der kurzen Landsknechtshosen, jetzt nur noch ein Geräte der Schuhmacher. Vgl. Cunrad cognom. bintriemo 1239. KnirimCnyrim.

Knobbe, Knobel s. Knod.

Knoblauch, Knoblich s. Klobelauch.

[S. 180]

Knochenhauer III. „Schlächter, Fleischer“, noch jetzt in Braunschweig die übliche Bezeichnung, wo sich schon 1380 der FN. Knokenhowere findet (in Hannover eine Knochenhauer-Straße).

Knocke s. Knod.

KNOD I. zu got. knôds, ahd. chnuat „Geschlecht, Stamm“. Chnodomar 4.

FN. (Knoderich): Gnörich.

Einstämmige Kürzung Knod-.

Knuto: KnodeKnotheKnottKnuthKnauth. Patr. A. Knudsen.

Vklf. (l, Knodilo): Knolle. (k): Knocke.

Zweistämmige Kürzung Knodb-.

(Knobo): KnobbeKnopKnopfKnaup.

Vklf. (l): KnobelKnöpfelKnaubel.

Knolle, Knop-, Knothe, Knott, Knudsen, Knuth s. Knod.

Kob-, Köb- s. a) I. God b) II. Jacobus.

Koch III. ahd. choch, mhd. koch, altsächs. kok aus lat. coquus.

FN. Koch. Gen. Kochs. Äußerlich verlateint Cochius — in anderer Weise Coccejus. Gen. Cocceji (S. 65).

Vklf. (l): Köchle (schwäb.); Köchly (schweiz.). — Köchlin.

Niederd. Kock; auch Koock, Koke (Kok Gött. UB. I. ums J. 1373, Klemp. Coke neben der Bezeichnung Meisterkock = ouerste kokenmeister). Gen. Kox, Cox (niederrhein.).

Der N. Kock findet sich lange vor der französischen Einwanderung und ist jetzt in verschiedenen Gegenden Norddeutschlands unter der Landbevölkerung verbreitet, so in Westfalen, Mörs, Schleswig; er kann daher nicht franz. Ursprungs (aus coq Hahn) sein.

Köch-, Kock s. Koch.

Kochlöffel III. s. S. 44.

Kodel s. God (V.).

Koen- s. Kun (V., einst. K.).

Koerts s. Kun (V.).

-kofen, -kofer s. Hof.

Köfer s. Küfer.

Kögler III. mittelniederd. Kogeler „Gaukler“.

-kohl in Zss. wie Herrenkohl, Linnenkohl s. Kugel = Kapuze.

Kohl- s. 1) Kol 2) Hlod.

Köhler III. „Kohlenbrenner“. Selten KohlerKähler — auch Köller (Preuß). Zss. Dammköhler.

Kohn-, Köhn- s. Kun (V., einst. K.).

Kohr-, Köhring s. Kun (V.).

KOL I. wohl zu altnord. kollir „Helm“.

FN. Colobert: Kolbert.

(Colohart): Kohlhardt.

(Coloman): KollmannKohlmann.

Einstämmige Kürzung Kol-.

Colo: KohlKölleKuhle. Patr. A. Köhling.

Vklf. (i): KohliKuhley.

Zweistämmige Kürzung Kolb-.

(Kolbo): Kolbe; KolbKulbeKülb.

Vklf. (l): KölblKülbel.

Kolb s. Kol (V., zweist. K.).

Koll- s. 1) God (V.) 2) Kol.

Kommallein III. bemerkenswerter Satz-N. (auf die Einladung zu einem Stelldichein deutend?).

Kompert s. Gund (V.).

Kon- s. Kun (V.).

Kön- s. Kun (V., einst. K.).

König III. häufiger FN., durch verschiedene Ursachen veranlaßt 1) durch persönliches Hervorragen in der Umgebung (Schützenkönig u. a., jetzt Eisenbahnkönig usw.), Friedrich de Kuninc 1314. 2) durch N. von Häusern, bes. wohl von Gasthöfen (König von Spanien u. a.). — Vgl. franz. Leroy.

FN. König; Königk. Gen. Königs. (Doch ist bei diesen N. auch der altd. Stamm Kun zu vergleichen). Zss. Rübenkönig.

Könnicke s. Kun (einst. K.).

Koock s. Koch.

Koops s. Jacobus.

Koordt s. Kun (V., Chunrad).

Köper s. Küfer.

Kopf III. ahd. chuph, copf, mhd. kopf aus mittellat. cuppa Faß 1) Trinkschale, Becher (so Glaßkopf FN. 15. Jh. = Glasbecher, Glasnapf). 2) Hirnschale, Kopf.

FN. Kopf vgl. Chono der Chophe 1175. Ulric. der Chopf 1225.

Mannigfache Zss., sämtlich wohl in dem Sinne des Körperteils: Breitkopf. Großkopf. Hartkopf; halbniederd. Harde[S. 181]kopf. Krauskopf; niederd. Kruskop. Rothkopf. Ruhkopf (halbniederd. = Rauhkopf). Schönkopff. Schwartzkopff Weißkopf; niederd. Wittkop. Wullkopf; niederd. Wullkop —

nach Tieren (z. T. vermutlich durch Häuserzeichen vermittelt, aber auch durch Flurnamen): Hönerkopf (halbniederd. = Hünerkopf). Ochsenkopf; niederd. Ossenkopp. Rehkopf. Rindskopf. Roßkopf. Schellkopf. Wedderkop. Welskopp —

nach Pflanzen: Mohnkop und Mahnkopf.

Köpke s. Jacobus.

Kopmann s. Kaufmann.

Kopperschmidt III. (niederd.) „Kupferschmied“.

Koppold s. God (V., Godebald).

Körber III. „Korbmacher“. Auch Korber.

Kord- s. Kun (V.).

Korn III. got. kaurn, ahd. mhd. korn „Fruchtkorn, Getreidekorn“ (mundartl. = Roggen).

FN. Korn. Zss. Fernkorn, Viernkorn vom Eigenschaftsw. fern „vorig“ (Firnewein u. a.). Gerstenkorn. Grünkorn. Haferkorn; Haberkorn (Ruprecht Haberkorn 1385). Hirsekorn; Hirschkorn. Klöwekorn (Spaltkorn, in welchem Sinne? oder imperativisch = Haarspalter vgl. Klövesand — Pott). Pfefferkorn (Walcher Phefferkorn 1282). Senfkorn (Ev. Matth. 13, 31). Sommerkorn. Weitzkorn.

Kornbluhm III. deutlicher Pflanzen-N. (centaurea cyanus).

Kornbrust s. Probst.

Körner III. 1) vom got. quairnus, ahd. quirn, mhd. kürn Mühle, also „Müller“ 2) von Korn: „Kornkäufer“ 3) = Kordener, Körtener patronym. zu Konrad (Preuß 17).

FN. KürnerKirnerKörnerKerner — selten noch in der älteren Form Querner. Zss. Körnerknecht („Mühlknappe“).

Kornmesser III. mhd. kornmeȥȥer „vereidigter Getreidemesser“, ein öffentlicher Beamter.

Kort-, Kört- s. a) I. Kun (V.) b) III. nied. = kurz, in Kortenkamp u. a.

Kortum III. niederd. „kurz um“, nach dem Bremer Wörterb. ein kleiner, hurtiger Mensch. Auch Kortüm.

Kos- s. Goz (V.).

Köster- s. Küster.

Kostezzer III. (Zürich) „einer aus Konstanz“ (gesprochen: Kostetz — Tobler-M.).

Kothe a) I. s. God b) III. geringeres Bauernhaus, urspr. ohne Feld und Hofstätte, nur mit einem Garten; es ist dann freilich auch vielfach etwas Land mit solcher Kothe vereinigt worden, doch nicht bis zu einer vollen Hufe. Hauptsächlich niederdeutsches Wort, auch in ON. ziemlich häufig: -kathe, -kathen, -kothen, -kotten.

FN. Kothe (auch Kothé — das é soll die betreffende Familie für schweres Geld vom Landesherrn erstanden haben, s. Pauli II, S. 5).

Zss. Roßkoth. — Hollkott. Oldenkott. Weskott. Horstkotte. — Geilenkotten. Vierkotten. (Henricus Bernekotte Köln. Univers. Matr. 1390). — KothmeyerKottmeyerKothmüller.

Köther III. „Inhaber einer Kothe“.

FN. Köther. Zss. Buschköter (der K. in dem Busche). Eikenköter (Hannov.). Leimköter (doch wohl = Lehmk.). Auch der N. Fetköter gehört hierher, wie die Nebenff. Vettkötter (Vegesack) und Fettkotter beweisen.

In Nordost-D. heißt die Kothe: Kathe, Kathen, daher: Käthner; Kathmann — in Westfalen Kotte, daher „Kötter“ (s. Immermann Münchhausen III, 56: „daß ich den Halbhüfner, den Kötter und wer es sonst sein mag, jeden nach seiner Gebühr nennen muß“). In dieser F. ist das Wort reich an Zss., die alle in Westfalen heimisch sind:

FN. Baumkötter. Berkenkötter. Buschkötter. Feldkötter. Flurkötter. Grundkötter. Heitkötter (Haid-). Holtkötter. Horstkötter. Kampkötter. Kuhlenkötter. Marschkötter. Ostenkötter. Pohlkötter. Rietkötter. Sandkötter. Strotkötter. Vennekötter. Winkelkötter. Wieskötter — sämtlich wohl nach der Wohnstätte benannt, während Jacobskötter, Mörtenkötter Zss. mit den VN. Jacob, Martin sind.

[S. 182]

Anderer Art sind Neukötter. Hundekötter (vgl. den niederd. Maler Hondekoeter). Schniederkötter. Schultenkötter (der K. des Schulzen). Schüttenkötter.

-köter s. Köther.

Kott- s. a) I. God (V., einst. K.) b) III. Kothe.

-kott, -kotte, -kotten s. Kothe.

-kötter s. Köther.

Kottlof s. God.

Kotz- s. 1) God (einst. K.) 2) Goz.

v. Kotzebue III. von dem altmärk. O. Kossebau, früher Kossebu. (Adelslex.).

Kox s. Koch.

Krabat III. (Gottschee) „Kroat“.

Kracht s. Kraft.

Kradolfer III. „einer aus Kradolf“, urspr. Kradorf (Thurgau).

KRAFT I. ahd. mhd. kraft „Kraft; Heeresmacht“.

FN. Kraftheri: Krefter.

Einst. Kürzung Craft, Craht: KrafftKracht. Patr. A. Krefting.

Krägen- III. mhd. krâ, kraeje, kreie „Krähe“ in Zss. wie Krägenbrink.

Kramer s. Krämer.

Krämer III. ahd. chrâmâri, mhd. krâmaere, krâmer, kraemer der „Krämer“, Kleinhändler, im Gegensatz zum „Kaufmann“, der mehr den Großhändler bezeichnet. Dem Krämer fiel zum Handel alles anheim, was „Pfennigsgewerbe“ war. (Schon 1175 Chunrad Chramar).

FN. Krämer, Cremer — Kramer, Cramer. Gen. Kramers (niederrhein.). Zss. Eisenkrämer.

Krahn, Krohn III. mittelniederd. krân, krôn „Kranich“.

Auch in Zss.: Kranepohl u. a.

Kranefuß III. „Kranichfuß“. Auch Krohnfuß.

Kranewitter III. vom ahd. khranawitu „Wacholder“. ON. in mannigfachen FF. Entstellt in Kronawetter; Kronebitter; Kronenbitter (Steub).

Kranich III. der bekannte Zugvogel. Vgl. franz. Lagrue. 1) Hauszeichen (S. 61) 2) Eigenschaft bezeichnend, namentlich die Schlankheit (S. 49).

Kranold s. Hraban.

Kranz III. mit den Zss. Maikranz (S. 45, doch auch ON.). Rautenkranz. Rosenkrantz (auch ON.).

Vklf. KränzleinKränzl.

Kratz-, Krätzel s. Pancratius.

Kraume s. Hrom.

Kraus, Krauß III. 1) s. Krause 2) der „Krug“; so namentlich in der Zss. Steinkrauß „Steinkrug“.

Krause III. von dem Eigenschaftsw., der „Kraushaarige“ (Crispus). Hainrich der kruse 1304 (S. 50).

FN. Krause; Kraus (letzteres süddeutsch, z. B. in München 1876: 44 mal Kraus und Krauß, Krause nur 3 mal, dagegen in der Preuß. Rang- und Quartierliste von 1874 Krause 50 mal, Kraus (Krauß) nur 4 mal).

Niederd. Kruse, Cruse. — Latinis. Crusius.

Kraushaar III. = dem Vorhergehenden. Volz von Nüwenegge den man da nemmet Crushar 1347 (Bacm.). In demselben Sinne Krauskopf.

Kräuter III. „Gemüsegärtner und -Händler“ (auch Apotheker). Niederd. Krüdener (Crudiner 13. Jh.).

Krautwig s. Hrod (V.).

Krawath III. „Kroat“. Auch Krabot.

Kreft III. (mit langem offenem e) niederd. = Krebs. (Hans Krewet 1473). Auch Krebsscher findet sich als FN.

Kreft- s. Kraft.

Krege, Kreie III. mhd. kraeje, kreie „Krähe“, in Zss. wie Kregenbrink, Kreienkamp, Kreymeyer u. a.

Kreikenbaum III. (halbniederd.) mhd. kriechenboum von krieche d. i. schlechte Pflaume.

Kreiser III. „Feldhüter“ (z. B. in Hessen).

Kreith III. = Greut, Gereute von „reuten“; Kreitmeyer = Greutmaier (Steub S. 13).

Krempelsetzer III. zur Tuchmacherei gehörig (Krempel = Wollkamm).

Krestel s. Christianus.

Kretschmer III. mitteld. crecimer, aus dem slaw. karczmarz „Schenkwirt“, bes. in Schlesien, Posen, der Lausitz, wo auch die Dorfschenke „Kretscham“ heißt. Seit dem 14. Jh. von Osten her bis nach Thüringen und weiter[S. 183] verbreitet, im 16. Jh. z. B. Luthern ganz geläufig, jetzt zurückgewichen und auf die östlichen Grenzländer beschränkt.

FN. Kretschmar, Cretzschmar (mit Bewahrung des ursprüngl. a); KretschmerKretzmer. Auch Kretschmann.

Kreuchauff III. Satz-N. „Kriechauf!“

Kreunert s. Gron.

Kridewiß III. „kreideweiß“.

Kriechenbaum III. mhd. krieche, niederd. krike „Schlehenpflaume“. Auch KriegbaumGrichbaum. Kriebaum (zu dem Kriechbovme 1449).

Kriegner III. „einer aus Kriegen“ (Österr.).

Krim- s. Grim.

Kring- s. Hring.

Krist- II. s. Christianus.

Kröger s. Krüger.

Krohn s. a) I. Gron b) III. Krahn.

Krohnfuß s. Kranefuß.

Kroll s. a) I. Hrod (einst. K.) b) III. „gekräuselt“ vgl. niederd. Krulle „krause Haarlocke“.

Kroloff s. Hrod (V.).

Krom-, Kröm s. Hrom.

Kron III. a) in Adels-N. von dem Hauptw. „Krone“: v. Abercron. v. Ohlen u. Adlerskron — dagegen

b) von „Kranich“, niederd. kran, kron in: Kronbiegel (Kranichbühl, vgl. Kronschnabel, Crohnsnest). Kronemeyer. Kronfuß.

Kronawetter, Kronenbitter s. Kranewitter.

Kroner, Krön- s. Gron.

Kronymus s. Hieronymus.

Kropp s. Hrod (zweist K.).

Kröter s. Hrod (V.).

Krüdener s. Kräuter.

Krudewig s. Hrod (V.).

Krudup s. Hrod (Hrodulf).

Krug III. in vielen ON. Zss. Fahrenkrug; Fahrenkrog. Niederd. Krog in Krogmann.

Krüger III. mhd. krüeger „Schenkwirt“ (auf dem Lande).

FN. Krüger, Crüger; Krieger (bayr. österr. vgl. Hiebner). Zss. Altkrüger. Fahrenkrüger. Heidkrüger (der Besitzer des Heidekruges). Niederd. Kröger. Zss. Buschkröger.

Krukemeyer III. s. Hrod (Chrodico).

Krumbiegel, Krumbügel s. Bühel.

Krunert, Krün- s. Gron.

Kruse s. Krause.

Kruskop III. niederd. „Krauskopf“ (s. Kopf).

Kruttge s. Hrod (einst. K.).

Krutwig s. Hrod (V.).

Krystians s. Christianus.

Kübler III. 1) Verfertiger von Kübeln. „Bötticher“ 2) „Häusler“, = Köbler (Franken und Oberpfalz).

Kuchen III. in mehrfachen Zusammens.: Eierkuchen. Pfannkuche. Pustkuchen (Aschenkuchen). Matzkuchen (die ungesäuerten „Matzen“ s. Matzbecker).

Kuchenbeißer III. vgl. Fleischfresser.

Küchenmeister III. magister coquinae, vornehmere Bezeichnung für Koch.

Küchler III. „Kuchenbecker“.

Kuckuck III. ON., (10 mal Rud.). Auch Kukuk.

Küfer III. mhd. küefaere 1) der „Kufen und andere große Gefäße macht“, daher auch Großbinder und Schwarzbinder genannt, zum Unterschiede von den Kleinbindern, Weißbindern oder Rotbindern, welches die gemeinen Bötticher sind. 2) „Diener und Aufwärter in großen Kellereien“, bes. in Weinkellern und Weinhäusern.

FN. KuferKüferKöfer — (mit der mittel- und oberdeutschen Aussprache des ü) Kiefer.

Mit dem n der schwachen Bildung: KufnerKüffner.

Niederd. KüperKöper. de Kuyper (Rheinbach). Gen. Kuypers (Geldern).

Kugel III. ahd. cucula, mhd. kugele, gugel, kogel, vom lat. cucullus „Kappe, über den Kopf zu ziehen, Kapuze“.

FN. LeinekugelLinnekugel, auch Linkogel, Linnekuhl, Linnenkohl; daraus umgedeutet Lindenkohl. Reifenkugel; Riefkohl. Rothkugel; niederd. Rodekogel — entstellt Rodenkohl. Wittkugel. Schlapkohl.

Kühfaber III. entstellt aus Kiffhaber s. Haber.

Kuhle III. niederd. „Grube“; in Ortsbezeichnungen.

FN. Goldkuhle. Lehmkuhl (O. Lehmkuhle). Leimkuhl. SandkuhlSandkaul. Silberkuhl. Voßkuhl. Zss. Kuhlmann. — Kulenkamp.

[S. 184]

Ableitung auf -er (bes. westfälisch):

Buschkühler. Flaßkühler (Flachs-). Lehmkühler; Leimkühler. Sandkühler. Steinkühler.

Kuhl-, Kulb-, Külb- s. Kol.

-kühler s. Kuhle.

Kuhn-, Kühn- s. Kun (V., einst. K.).

Kühnapfel III. verderbt aus Kienapfel, wie Kühnbaum aus Kienbaum.

Kuhr- s. Kun (V.).

Kükenbiter III. niederd. „Kükenboißer“, ein kleiner Raubvogel.

Kummer, Kümm- s. 1) Gund (V.) 2) Kun (V.).

Kümpel s. 1) Gund (zweist. K.) 2) Kun (V.).

Kümpers s. Gund (V.).

Kumpfmüller III. „Besitzer einer oberschlächtigen Mühle, deren Schöpfrad mit Kümpfen (Sohöpfeimern) versehen ist“.

KUN I. 1) got. kuni, ahd. kunni, chunni, mhd. künne „Geschlecht, Sippe“ (lat. genus) 2) ahd. kuoni, chuoni, mhd. küene „kühn“.

FN. Chunipald: KümpelKümmel.

Chuniger: KönigerKönkerKeuncker.

Chunihard: Kunhardt; Cunardt; Kuhnert; Kuhnat; zsgz. KuhntKunnertKühnertConard; KohnertKöhnertKaunert. Gen. Konertz Patr. A. Conerding.

Chunihari: KunerKühnerKoner. Gen. KuhnersConers. Patr. A. Conring.

Khunemar: Kummer. Vklf. (l): KümmerlKimmerle (schwäb.).

Kunimund: KunimundKühnemund.

Chunrad, Chuonrat: KunrathConrath; Conrad — zsgz. KuhrtCurt (latinis. Curtius) — Korth, KoordtKorteKörte —

mit den Zss. CurtmannCordemannKortmannAckerkurt; Großkurth; JungcurtMühlenkord; SchäferkordKordvahr (1640: Kortvader) —

KauertKauerKuhrKohr. Gen. Conradts, KonradsKoenraads (sprich: Kôn-, ostfries.) — CurdesKordesKoerts (ostfries.) — Kohrs, CoersKauers. Patr. A. KörtingKöhringKauringConradter. Patr. Zss. CordsenCorssen.

Cunirih: Kühnreich.

Kuniald: Kunwald, KunoldKünold; Kühnelt; Kühnhold. Gen. Köhnholz.

Einstämmige Kürzung Kun-.

Kuno, Chuono, Cono: Cuno; KuhneKühne; KhünKiehneKünneCone; KohnKöneKeune. Gen. Koens (spr. Kôns, ostfries.); Kohnen. Patr. A. KuningKünning. Gen. Könings (Cleve).

Vklf. (i): Kuoni (schweiz.), Kuny. (l) Chunulo: KuhnleKühnell; KühndelKienleKohnleKonle. (l + n): KühnleinKöhnlein. (k) Chunico: Kunicke; KunigKünneckeKönnickeKöhnkeKönigKöngKüngKeunecke. Gen. Könkes. (k + l): Kunigel. (z) Chunizo: KunitzKunzeCuontzConz. Gen. Kuntzen. Zss. KunzmannHoffkuntz; Jungkunz; SchmidkunzSchmidkonz. Oberkonz. (z + l): KunzelmannKüntzel; Künzli (schweiz.) — KienzleKintzle (Luxemburg) — Kinsele. Patr. A. Küntzling. (z + l + n): Künzlin.

Unorg. Bildung: KüntzerKüntzler.

Kün- s. Kun (einst. K.).

Kunt- s. Gund (V., einst. K.).

Kunz-, Künz- s. 1) Gund (einst. K.) 2) Kun (einst. K.).

Kuoni s. Kun.

Küper s. Küfer.

Küppenbender III. (Düren) „Küfer“ 1).

Kurbisch, Kurpis III. „Kürbis“.

Kürner s. Körner.

Kürschner III. mhd. kürsenaere, vom ahd. chursinna, mhd. kürsen „Pelzkleid“. In Mitteldeutschland (Sachsen) Kirschner gesprochen.

FN. Kürschner; in älterer F. Kürssener. KierschnerKirschnerGirschner (s. Förstemann Progr. S. 8).

Kürsten s. Christianus.

Kurt s. Kun (Chunrad).

Kurzhalz III. = Kurzhals (s. Hals).

[S. 185]

Küssewetter s. Kiesewetter.

Küstenmacher s. Kistmacher.

Küstenpfennig III. Satz-N. „küsse den Pfennig“ (Geizhals). Auch Küssenpfennig.

Kuster s. Küster.

Küster III. ahd. custor, mhd. kuster aus lat. custos (templi), urspr. Hüter des Kirchenschatzes und der heiligen Geräte, dann der bekannte Kirchendiener, hauptsächlich im protestantischen Norden noch in Geltung.

FN. Küster. Gen. Küsters (Heinsberg). Zss. Küstermann. — Ohne Umlaut: Kuster (Kustermann); Kusterer (württ).

Vklf. Kusterle (Gottschee).

Niederd. Köster, Cöster; Coster (Jeverland). Gen. Kösters (Borken). Zss. Köstermann. Patr. A. Köstering (Lippe).

Mit dem n der schwachen Bildung KüstnerKöstner.

Küter III. ein „Hausschlächter, so in den Garküchen schlachtet“ (Frisch). In Pommern (Klemp. Kuter — „Kütertor“ in Stralsund), Brandenburg. „Wursthof“ oder „Küterhof“, ältestes bekanntes Berliner Schlachthaus im 16. Jh. bei dem Heiligengeist-Hospital.

Küttner III. „einer aus Kutten“ (Provinz Sachsen). Auch Kittner.

Kuttruf III. ein Trinkgefäß (S. 45).

L.

-la s. Lah.

-lach, -lacher s. Loh.

Lachenicht III. Satz-N. Auch Lachnit.

Lachmann s. Loh.

Lachner III. „einer aus Lachen“ (O. 18 mal Rud.).

-laf a) deutsch s. Laif b) slawisch, eig. slaw. „Ruhm“, wobei das s mit einem vorhergehenden t zu z oder tz verschmilzt: Butzlaf (S. 6. 90). Mitzlaff („Schwertruhm“). Panzlaf u. a.

Lafrenz s. Laurentius.

Lage III. in ON. kann nach Förstemann Ortsnamen S. 128 dem ahd. lâga Lage (situs) etwa in der Bed. „Wohnort“ entsprechen oder einen tiefliegenden Ort bezeichnen: altnord. lâg Senkung des Bodens, niederd. leeg niedrig. Fast ausschließlich im nordwestlichen Deutschland (auch in Flurnamen).

FN. Zurlage. — v. Dincklage. Graflage. Kamplage. Snethlage. Steinlage. Weglage.

Lah III. 1) mhd. lache „Pfütze, Lache“ 2) mhd. lôch „Gebüsch“ 3) Lage.

FN. Kälberla. Kamla (= Kampla). Honerla (1507: Honderlage = Hunrichlage.)

Laiber s. Laif.

LAIC I. zu got. laikan „springen“, laik „Lied, Tanz“, ahd. leih „Spiel“ (Kampfspiel), mhd. leichen „spielen“ (noch in Luthers Bibel: wider den Stachel löken d. i. ausschlagen).

FN. Lecard: Leichardt; LeichertLeikert.

(Laicowig): Leggewig.

Einstämmige Kürzung Laic-.

Laico: LeichLeyckLiche.

Häufiger auslautend (60 mal Först.):

-lich: Gerlich.

-lick: Göttlick.

-lach: Gerlach.

-lei: -ley: Thierley.

LAIF I. zu got. laifs überlebend, ahd. leiba, mhd. leibe Überbleibsel; daher in Namen wohl den Überlebenden d. i. „Sohn“ bezeichnend. Berührt und mischt sich mit Liub.

FN. Leibher: Laiber, Leiber.

Einstämmige Kürzung. Patr. A. Laiping: Leibing.

Auslautend seit dem 4. Jh. (in 81 Namen Först.):

1) hochdeutsch

-leib: Isleib (vgl. nord. Isleif).

-leb: Ortleb neben -lieb, -leib.

-lepp: Garlepp (ahd. Gerleip).

-lieb (Vermischung mit liub und Umdeutung): Garlieb.

-lipp: Garlipp.

2) niederdeutsch

-lef: Radleff. Gen. -lefs: Redlefs.

-laf: Rudlaff (lat. lauus, Gen. laui = lavi: Dytlauus, Rolauus, während die slawische Silbe laf, eig. slaw. durch -laus gegeben wird: Pribslaus, Stanislaus).

LAITH I. 1) ahd. leid, altsächs. lêd „leid“ = feindlich 2) ahd. leitjan, alts. lêdian „leiten“.

FN. Lethard: Leitert.

Leither: LeiderLeiterLeder.

Leitold: Leithold.

Leidulf: LeidloffLeitloff.

[S. 186]

Einstämmige Kürzung Laith-.

Laitu 5.: LetheLeyde.

Lamb-, Lamfried s. Land (V.).

Lamle s. Land (zweist K.).

Lamm- a) I. s. Land (V., einst. K.) b) Lamm III. bes. wohl v. Häuserzeichen entnommen (S. 60). Vgl. Konrad daȥ Lamb 1281. Zss. Zicklam.

Lämml- s. Land (zweist. K.)

Lamp- s. Land (V., zweist. K.).

Lamparter III. mhd. Lampartaere „Lombarde“ (Lamparten Lombardei). Heinrich der Lamparter 1329.

FN. Lamparter; Lamperter. Entstellt: Lampater; Lampeter.

Land I. got. land, ahd. mhd. lant „Land“. Seit dem 5. Jh. in EN. nachweisbar.

FN. Landoberht: Lambracht; Lambert; LambardtLamprecht (im KB. noch 1762 Landbrecht); Lampert; LamparthLammertLempert; LemperLemmert; Lemmer. Gen. LambrechtsLammertzLempertzLemmertz; Lemmers. Vklf. (l): Lemperle. Patr. A. Lammerding.

Landfrid: LandfriedLamfriedLempfried; Lempfert. Gen. Lenfers. Zss. Landfermann.

Landager: LängerLenker.

Landohard: Lannhardt.

Lanthar: LanderLenderLenter. Zss. Lantermann. Gen. Lenders.

Landamar: LammerLendemer. Gen. Lammers.

Landerich: Lendrich. Patr. A. Lenderking.

Landoald: Landolt; Landahl.

Landoard: Landwerth.

Landwig: Landwich.

Landulf: Landolph.

Einstämmige Kürzung Land-.

Lando: Lande; Land. Gen. Landes.

Vklf. (l): Lendel. (k): LendekeLentgeLenke. (z) Lanzo: Lantz; LantzschLenze; Lenz; Lentsch. Patr. A. Lansing. (z + k) Lanziko: LanzkeLentzke.

Zweistämmige Kürzung Landb-.

Lampo: Lampe (VN. Lampe Meyger 1441 Ilsenburg) — LammLempeLemme. Zss. Lampsma (ostfries.). Gen. Lemmen. Patr. A. LampingLammenga (ostfries.).

Vklf. (i): Lampei. (l) Lampulo: LampelLammel; LamleLämmle; LemmelLämpl. Patr. A. Lemling. (l + n): Lämmlein; Lemlin. (k) Lambico: Lameke; LammichLemcke; Lembke (Lemmeke als Vorname Kalendar.; auch Lemke Ebeling = Lamprecht E. 1400 Stark).

Auslautend (44 mal Först.):

-land: Uhland. Rolandt.

Land III. ahd. mhd. lant „Land“ a) in natürlichem Sinne: Erde, Boden, Acker b) in politischem Sinne: Gebiet. Heutzutage haben wir im älteren Sinne Heideland, Friedland, Bonlanden, im neueren Holland, England, Deutschland.

FN.: Holland. Saamland (das Samland in Ostpreußen, die Bernsteinküste). Sauerland (in Westf., entstellt aus Süderland). Wendland (das Wendenland in Hannover). Seeland.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -länder: Aländer (O. Aland). Ausländer. Harländer (Harlanden). Holländer. Kurländer. Liefländer. Mailänder. Niederländer. Ruhländer (O. Ruhland). Sauerländer. Voigtländer. — Bolender (O. Bolanden).
2)  -lander: Achterlander. Amerlander. Camerlander (O. Kammerland).

-lander, -länder s. Land III.

Landgraf, -grebe s. Graf.

Landschade III. mhd. lantschade „Straßenräuber“ (s. Schade).

LANG I. ahd. lang. Langwich.

FN. (Langhart): Lengert.

(Langolf): Langloff.

Einstämmige Kürzung Lang-.

Lango: Lange; Lang.

Lange a) I. s. Lang b) III. vgl. Gött. UB. I.: Giseke unde Tyle de Langen a. 1366.

FN. Lange; Lang (letzteres die süddeutsche F., s. Münchener Wohnungsanzeiger von 1876: 86 mal Lang und nur[S. 187] 5 mal Lange — dagegen in Münster 1877: 23 mal Lange, 3 mal Lang).

Langner III. „einer aus Langen“ (häufiger ON.).

Langohr a) I. aus Langecowerd (= Langecord s. Kun — Schütte, Braunschw. PN.) b) III. vgl. Hans v. Gumpenberg „mit den langen Ohren“ (Bacm.).

Lannhardt s. Land I. (V.).

Lansing s. Land I. (einst. K.).

Lantermann s. Land I. (V.).

Lanwermeyer s. Schnatmeyer.

Lanz- s. Land I. (einst. K.).

Lar III. nach Förstemann in ON. am wahrscheinlichsten zu ahd. und altsächsisch lâri „leer“ (vgl. Öde).

FN. v. Buttlar. Fritzlar. Goßlar. Lindlar. v. Uslar.

LATH I. got. lathôn, ahd. ladôn „laden, einladen“ (zum Kampf herausfordern). Lathomar.

FN. (Lathaulf): Lattolf.

Lathwesen III. Satz-N. niederd. „laß sein“ d. h. der es gehen läßt, wie es will. Auch Lattwesen.

Laub- s. 1) Liub (V., einst. K.) 2) Liud (V.).

Laudert s. Liud (V.).

-lauer s. Loh (Nebenf. für -loher in Eisenlauer u. a.).

Läufer III. Bedienter, der früher in besonderer Livree vor dem Wagen des Herrn herlief (noch 1815 während des Wiener Kongresses als Sitte bei den Vornehmen); doch auch „lauffer“ zum Einbringen der Forderungen eines Klosters (Grimm Weistümer III, 677).

FN. LäuferLauffer. Zss. Wettlaufer.

Lauff, Laumer s. Hlod (V.).

Launhardt s. Lew.

Laurentius II. lat. „der Lorbeerbekränzte“; der h. Laurentius, im 3. Jh. Diakon an der Gemeinde zu Rom, auf einem Roste verbrannt.

FN. Laurentius. Gen. Laurenti. — Laurenz; LaurensLafrenzLawrenz; LawerenzLobrentzLewrenz; LewerentzLieberenzLorenz; Lorinz. Gen. Lorenzen (Schleswig). Zsgz. 1) Lorz. Patr. A. Lortzing (s. Pott) 2) Patr. Zss. Lohrenson; Lornsen 3) Lenz.

Laurich s. Hlod.

Laus s. Nicolaus.

Laut- s. Hlod (V., einst. K.).

Lautner III. „der die Laute spielt“. Lautenschläger.

Lautsch, Lautz s. Hlod (einst. K.).

Lavater III. (Spr. lafâter) aus lat. lavator „Wäscher, Walker“ im Kloster (Becker).

Laux s. Lucas.

Law- s. Laurentius.

Leb- s. 1) Liub 2) Liud (V.).

-leb s. a) I. Laif b) III. Leben.

Leben III. in ON. Nach Förstemann (und Pott, welcher die deutsche Abkunft dieses -leben mit triftigen Gründen verficht), liegt das zu liban gehörige got. laiba, ahd. leiba, altsächs. leva zu Grunde, im Sinne von „Hinterlassenschaft, Erbteil“. Urspr. auf -leiba, -leva ausgehend haben die ON. erst nach 1100 die Mehrheitsf. angenommen. Jetzt etwa drittehalb hundert deutsche ON. auf -leben 1) in Thüringen (an der Saale, Helme und Unstrut) 2) im nördlichen Schleswig und südlichen Jütland auf -leben und -lev.

Neuere ON. wie Ruhleben, Langesleben sind mit Leben (vita) zusammengesetzt.

FN. Alsleben. von Alvensleben. Erxleben. Grobleben. von Holleben. Senftleben. Tottleben. v. Wartensleben. Wasserschleben (neben O. Wasserleben.) Umgedeutet: v. Bültzingslöwen.

Mitunter verkürzt in -leb: Billeb (wohl aus ON. Billeben, s. Pauli II. S. 16). So ferner Büschlepp (O. Büßleben); Eischleb (Eisleben); Herbstleb neben ON. Herbsleben; Ringleb, Rinkleb neben ON. Ringleben; Witzleb neben v. Witzleben.

Leberecht III. Satz-N. „lebe recht“ (auch VN.) — doch vgl. auch Liud.

Lebhardt s. Liub.

Lebwohl III. Satz-N.

Lebzelter III. „Lebkuchen- (Honigkuchen-) Bäcker“.

-lechner s. Lehen.

Leder s. Laith.

Lederer III. mhd. lederaere „Lederbereiter“ (Gerber) s. Reichel, Marburger Gewerbe-Verzeichnis Ledrer; in München eine Ledererstraße. Zss. Weißleder = Weißgerber.

Ledold s. Liud (V.).

[S. 188]

Leenderts s. Lew.

Lefken s. Liub (einst. K.).

Leggewig s. Laic.

Lehen III. in zahlreichen ON., woneben auch -lechen herläuft, teils zu ahd. lêhan, mhd. lêhen „Lehen“, teils zu got. hlaiv, ahd. hlêo, mhd. lê „Hügel“.

Scheint fast nur oberdeutsch zu sein, daher die

FN. auf -lehner und -lechner (bes. in Österreich und bei den Salzburger Auswanderern in Ostpreußen):

Almoslechner (Cilli). Angerlechner. Bachlehner neben Bachlechner. Berglehner. Hinterlechner. Holzlehner. Koberlechner. Mitterlehner. Mooslehner; Mooslechner. Mühllechner. Oberlechner. Reitlechner; Reitlöhner (O. -lehen). Rosenlehner. Steinlechner. Weinlechner.

Lehmann III. mhd. lêhenman, zsgz. lêman ein „Lehnsmann“, der kein eignes Erbe hat, sondern eines zu Lehen trägt, vasallus; erst seit dem 14. Jh. statt des einfachen man. Einer der häufigsten N. (S. 42). — Falsch latinisiert Argelander (vom griech. ἄργιλος Tonerde, als steckte „Lehm“ in dem N.).

Lehn- s. Lew.

-lehner s. Lehen.

Lehrenkrauß III. Satz-N. = Lernbecher.

Leib- s. 1) Laif 2) Liud (V.).

Leibküchler III. „Lebküchler“, von Lebkuchen d. i. dünner Honigkuchen.

Leich- s. Laic.

Leibundgut III. (Zürich). Daraus Leibenguth.

Leichnamschneider III. ehemalige Benennung für „Anatom“; im J. 1755 war Joseph L. Hof- und Burgpfarrer in Wien.

Leichtfuß III. ein leichtfüßiger, auch wohl leichtsinniger Mensch = niederd. Lichteuot (Klemp.), auch Lichtenuot (spr. -vot); daher halbniederd. Lichtfuß.

Leid- s. 1) Liud (V., einst. K.) 2) Laith.

Leidenschaden III. Satz-N. = Habenschaden.

Leiendecker III. „Schieferdecker“, die Lei am Mittel- und Niederrhein = Schiefer (S. 42), altsächs. leia, altklevisch leyo Fels.

FN. Leiendecker; verkürzt Leidecker.

Leikert s. Laic.

Leimwieder III. Satz-N. „leime wieder.“

Leinert s. Lew.

Leip- s. Liud (V.).

Leinwather III. (Zürich) „Leinwandhändler“.

Leiß s. Liud (einst. K.).

Leit- s. 1) Laith 2) Liud.

Leite III. ahd. hlîta, mhd. lîte „Leite, Bergabhang“, seit dem 12. Jh. in ON. auftretend, jetzt in ein paar hundert Ortsbezeichnungen auf -leite, -leit, -leiten („Birkenleiten“ eine Stadtgegend in München); -leute, -leuten, die alle auch einfach vorkommen; -leden.

FN. Achleiten.

Viel häufiger in der oberd. Ableitung auf -er:

   1) -leiter: Bergleiter. Lechleiter. Mettenleiter. Sandleiter. Sonnenleiter (an der Sonnenseite eines Berges wohnend).
2) -leitner: Leitner. Achleitner. Bergleitner. Fahrnleitner. Haberleitner. Hochleitner. Niederleitner. Oberleitner. Sonnleithner. Steinleitner. Winterleithner. Haglaitner.
3) -leutner: Achleuthner. Hausleutner. Hochenleuthner (O. Hohenleiten). Niederleutner. Schönleutner.

-leiter s. Leite.

Leitgeb III. mhd. lîtgebe „Schenkwirt“, vom mhd. lît Obstwein.

FN. Leitgeb; entstellt Leigöb, auch Leitgebel und Leitgeber.

-leithner s. Leite.

Leitsch, Leitz- s. Liud (einst. K.).

Lembke, Lemcke, Leml- s. Land I. (zweist. K.).

Lemm- s. Land I. (V., zweist. K.).

Lemmerhardt III. „Lämmerhirt“.

Lemmerzahl III. in älterer F. Lemmerzagel „Lämmerschwanz“.

Lemp- s. Land I. (V., zweist. K.).

Lemtzer, Lemser III. verkürzt aus Lemnitzer (s. Koch, Saalfelder FN. aus dem 16. und 17. Jahrh. Progr.).

Lend-, Lenfers s. Land I. (V.).

Lengert s. Lang.

Lenhard s. Lew.

Lenk- s. Land I. (V., einst. K.).

Lennartz s. Lew.

Lent- s. Land I. (V., einst. K.).

[S. 189]

Lentsch s. Land I. (einst. K.).

Lenz s. a) I. Land (einst. K.) b) II. Laurentius.

Leon- s. Lew.

Leop-, Lep- s. Liud (V.).

-lepp 1) I. s. Laif 2) III. Leben.

Lernbecher III. Satz-N. „leere den Becher“ (ein Zechbruder).

Lerschmacher s. das Folgende.

Lersner III. Verfertiger von lêrsen d. i. ledernen Hosen, die zugleich Strümpfe und Schuhe vertraten (aus niederl. leers, laars von „leer“, Leder; noch im 16. Jh.).

Lethe s. Laith.

Leube s. Liub (einst. K.).

-leutner s. Leite.

Levi II. hebr. Stammes-N. „Anhänglichkeit“.

FN. (jüd.) LeviLevin, Lewin. Patr. Zss. Levysohn. Mit Artikel: Halévy.

LEW, erweitert LEWON I. ahd. lewo und leo, altsächs. leo „Löwe“ läßt sich nach Förstemann in einer Anzahl Namen nicht ableugnen (z. T. schon aus dem 5. und 6. Jh. nachweislich: Leogisil, Levald), wodurch die Ansicht, daß das deutsche Wort nicht aus dem Lateinischen entlehnt, sondern urverwandt ist, großen Halt gewinnt.

FN. Leonard: LöwenhardtLeonhardt; LeonardLonhardtLönhard; LöhnertLaunhardtLienhardt; LienertLinhardLehnhard; LehnertLenhardLeinert. Gen. LinnartzLenhartz; LennartzLönartzLeenderts (ostfries.).

Einstämmige Kürzung Lew-.

(Lewo): Löwe.

Vklf. (l): Löwel. (k): Leweke.

Lewald s. 1) Lew 2) Liud (V.).

Lewerentz, Lewrenz s. Laurentius.

Lex, Lexer s. Alexius.

Leyck s. Laic.

Leyde s. Laith.

Libbertz s. Liud (V.).

Liborius II. FN. Borries; BorgesBörries (S. 38).

Liche s. Laic.

Lichtfuß s. Leichtfuß.

Lichtner III. „einer aus Lichten“.

Lichtwerk III. „Lichtgießer“ (s. Schubert). Auch LichtwarkLichtwert.

Lickleder III. Satz-N. „lecke das Leder“, Spottname des Schusters.

Lieb- s. 1) Liub (V., einst. K.) 2) Liud (V. Liudb-).

Liebeneiner III. „einer aus Liebenhain“.

Lieberenz s. Laurentius.

Lieberknecht; Liebeskind — Liebknecht; Liebschwager III. deutliche Zss. dritter Schicht.

Liebetreu III. Satz-N. (S. 51).

Lied- s. Liud (V., einst. K.).

Lief- s. Liud (V.).

Lickfett, Lickefett III. Satz-N. „lecke Fett“. So auch Lickteig „lecke Teig“ Spottname des Bäckers (leckespiz = Lecker, eig. lecke den Bratspieß — Berthold v. Regensburg).

Lieme s. Liud (zweist. K).

Lien- s. Lew.

Liep-, Lier- s. Liud (V.).

Liesegang III. einer der „leise geht“. Lisganck 1352. Vgl. Leisentritt.

FN. Liesegang; LiesgangLeisegang.

Liesemeyer III. s. Liuzo (Liud einst. K.).

Liet- s. Liud (V., einst. K.).

Lietsche, Lietze s. Liud (einst. K.).

Liewald s. Liud (V.).

Lilie III. Sinnbild der Reinheit (als Wahrzeichen an Häusern S. 60).

FN. Lilie. v. Lilien. Rühle v. Lilienstern. v. Lilienkron.

Limb-, Limm-, Limp- s. Lind.

LIND I. 1) ahd. lint, altnord. linni „Schlange“ (noch in Lindwurm), Sinnbild geheimnisvollen Wissens (Kleemann) 2) Linde, ahd. linta, dann auch „Schild“ (Lindenschild) vgl. Hildebrandslied V. 67.

FN. (Lintbrecht): Limprecht; Limpricht; Limpert; Limper; Limbarth; Limmer. Gen. Limbertz; Limpertz.

Linthart: Lindart.

(Lindher): LinderLintermann.

(Lindmar): Lindemer.

Lindoald: Lindhold.

Lindolf: Lindelof; Lindloff.

Einstämmige Kürzung Lint-.

Linto: LintheLind. Gen. Lindena (ostfries.).

Vklf. (k): Lindecke; Lindig. Gen. Lindgens. (z) Linzo: Lintz; Lindeis. (z + l): LintzelLinsl (Landshut).

[S. 190]

Linde III. der eigentliche deutsche Lieblingsbaum (man sehe die Lieder der Minnesänger und die Volkslieder) — im Mittelalter häufig Gerichtsbaum, wie noch heute Versammlungsort des Dorfes.

FN. Linde. Lindenblatt. Lindenlaub. Lindenstrauß. Lindemann (Conradus juxta tiliam 1313).

Lindenkohl s. Kugel.

Lindner III. „einer aus Linden“.

Linhard, Linnartz s. Lew.

Lins, Lint- s. Lind.

Linth III. Escher von der Linth s. S. 59.

Lintz- s. Lind.

Liphard s. Liub.

Lipp- s. a) I. Liud (V., zweist. K.) b) II. Philippus.

LIST I. ahd. mhd. list „Klugheit, Kunst“ (List).

FN. (Listhart): Listhart. Listhar: Lister.

Einstämmige Kürzung List-.

Lista: List (Listmann). Patr. A. Listing.

Vklf. (l): Listl.

Litolf s. Liud (V.).

Litt- s. Liud (V., einst. K.).

Litzke s. Liud (einst. K.).

LIUB I. got. liubs, ahd. liub, mhd. liep „lieb“.

FN. Liopdag: Liebdag.

Liubdrut w.: Liebelrut; Liebetraut.

Liupger: LiebcherLubigerLübker.

Liubhart: LiphardLiebertLebhardtLaubhardt.

Liebheid w.: Liebheit.

Liubheri: Lieber (Liebermann) — LuberLauber.

Liupram: Lieberam; Liebram.

Liubman: LiebmannLaubmann.

Liubirih: Liebrich; Liebreich.

Liupwart: Liebwerth.

Einstämmige Kürzung Liub-.

Liubo: Liebo; Liebe; LiebLaubLeube. Patr. A. Liubing: Liebing.

Vklf. (i): Liebi. (l) Liubilo: LiebelLoibl (bayr.) — Luibl (bayr.). (l + n): Lieblein. (k) Liuvicho: Liebig; Liebke; Liebche. (k + n) Liuikin: Liebchen — (nied.) Lefken.

Auslautend (65 mal Först., worunter 21 w.):

-lieb: Hartlieb.

LIUD I. ahd. mhd. liut „Volk“ (Leute) vielfach nur verstärkend, z. B. Liutbald volkskühn, kühn vor allem Volk = sehr kühn (s. Lübben, die Tiernamen im Reineke Vos S. 7 ff.) — seit dem 4. Jh. in EN. nachweislich. Fließt z. T. mit Liub und Hlod zusammen.

FN. Liutbald: Liebaldt; Liebold; Liebhold; Liebelt; Liebel; Liepold; LiepeltLippoldt; Lippelt; LippelLeopoldLepold; LepelLeppeltLuppoldtLuboldLaubholdLeupoldLeipoldt; Leibhold; Leipelt; Leibel. Gen. Liebholz. Patr. A. LeopolderLoipolder.

Liutperaht: Liebrecht; Liebert; LiepertLippertLeoprechtLebert; Leber —- Lubrecht; LuberLubbertLübbertLaubrecht; Laubert; LauberLeupertLeipert. Gen. Lieberz; umgedeutet LiebherzLibbertzLebherzLübbers. Patr. A. Leoprechting.

Liutpot: Lippott.

Liutbrand: LüttebrandLiebrandLübbrenLeibbrand; Leipprand; Leibrand.

Liutfrid: Lieffert; LieferLefarth. Patr. A. Lieffering.

Liudiger: LüdeckerLütgerLeutigerLeidigerLuger.

Liudigast: Leidgast.

Liuthard: LiethertLuthardtLuttertLuithardt (schwäb.) — LüdertLaudertLeuthard; LeutertLeitert. Patr. A. Leiterding.

Liuthari: LiederLuderLutherLutterLüderLeutherLeiter — zsgz. LührLier. Gen. LuddersLüddersLüdersLüters — zsgz. LührsLiersLeursLuirs (ostfries.). Patr. A. Lüerssen.

[S. 191]

Liutrod: Lutteroth.

Liudman: LiedemannLiemannLittmannLudmannLüdemannLüttmannLühmannLeumann.

Leudomar: LuthmerLummerLuhmer.

Liutmod: Lehmuth.

Liutnand: Leutenant.

Liuderich: LiederichLührig.

Liudoald: LiewaldLedoldLewaldLudoldLeutholdLoidelt (Wien) — Leidhold; Leitelt. Gen. Leutholz.

Liudward: Lewert.

Liutwin: LeutweinLeidwin.

Liudulf: LiedloffLitolfLütolfLeudolph; Leutholf; LeutloffLeidolph; LetdloffLeitlauf.

Einstämmige Kürzung Liud-.

Liuto, Luto: LietheLudeLuteLüddeLeyde. Gen. LudenLuthsLüddenLüttenLüthens. Patr. A. LiedingLeiding.

Vklf. (i): LittiLudyLüty. (l): LiedlLeidlLudlLoidl (bayr.) — LulleLühl. Patr. A. Lüling. (k) Liudiko (Vorname: Ludeke Molzan Klemp.): Liedtke; LiedigkLittkoLudkeLüdecke; Lüdtke (mit langem ü) — Lücke (mit langem ü, s. auch Stark 69: Lüke) — Lüttig; LüttgeLüthje (Hamb.). Zss. LangelütjeLeuckeLeidicke; Leidig. Gen. Luyken (niederrhein.) — LiedgensLüdtkensLüddeckensLuitgens (ostfries). Patr. A. LüdeckingLücking. Lükermann (= Lüdeking Preuß 17). Patr. Zss. Lüksen (fries.). (k + n) Ludechin: LüdkenLückgenLüken. (z) Liuzo: Lietze; LietscheLeutze; LeutschLeitze; Leitsch; Leiß. (z + k) Liuziko: LitzkeLeitzke.

Zweistämmige Kürzung Liudb-.

Lubbo: LuppLübbe. Gen. Lübbes. Patr. Zss. Lübsen.

Vklf. (k): Lübbecke; Lübeke, Lüpke. Gen. Lüpkes. (z): LubitzLippitsch.

Zweistämmige Kürzung Liudm-.

LiemeLuhmeLumme. Gen. Lümmen.

Lobedanz III. Satz-N. „lobe den Tanz“ (Tanzfreund) 1390: Lovedans.

Lobgott III. Satz-N. Vgl. Dienegott, Fürchtegott.

Lobrentz s. Laurentius.

Lobwasser III. Satz-N. „Wasserfreund“.

Lod- s. Hlod (V., einst. K.).

Lodders s. Hlod (V.).

Löding s. Hlod (einst. K.).

Löff s. Hlod (V.).

Löffler III. „Verfertiger von Löffeln“.

Loh III. ahd. lôh, mhd. lôch niedriges Holz, „Gebüsch“ (vgl. lat. lucus). In ON. Loh, Lohe; -loh, -lohe, auch -loch, -lah u. -lach.

FN. Lohe. v. Hohenlohe. — Altenloh. Grünloh. Kirchloh. Kregeloh (Krähenbusch?). Mandelsloh. Munderloh. Niegeloh. Osterloh. Otterloh. Westerloh. Wieseloh. — Van de Loo (Geldern). v. Loë (O. Lohe in Westf.).

Doch finden sich auch schon altdeutsche PN. auf -loh, z. B. Swarzaloh 8., vermutlich der jetzige FN. Schwarzloh.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1) -loher: Eisenloher; Eisenlohr. Eschenloher; Eschenlohr. Kammerloher. Keferloher. Oberkammerloher. Oberloher.
2) -locher: Bärlocher. Hagenlocher. Haslocher.
3) -löcher: Haslöcher.
4) -lacher (wie in Allach, ad. Ahaloh „Wasserbusch“): Lacher. Baierlacher. Bernlacher.
5) -lauer: (Meltzer, genannt Eschenloher oder) Eschlauer. Eisenlauer.

Löhde-, Lohfink s. Hlod (einst. K.).

Lohmann, -meyer, s. Loh.

Lohmar. Löhmer s. Hlod (V.).

Lohrenson s. Laurentius.

Loibl s. Liub (einst. K.).

Loibner III. „einer aus Loiben“ (Leoben in der Steiermark).

Loidl B. Liud (einst. K.).

[S. 192]

Loidert, Loipolder s. Liud (V.).

Loll- s. Hlod (einst. K.).

Löloff, Lommer s. Hlod (V.).

Lonhardt, Lön- s. Lew.

Lönnies s. Apollonius.

Looden s. Hlod (einst K.).

Looff, Löpert s. Hlod (V.).

Lorenz- s. Laurentius.

Lorey, Lorich, Lörick s. Hlod (V.).

Lorinser III. aus dem Dorfe Lorüns in Vorarlberg stammend (s. Gedenkblätter der Familie Lorinser von Dr. Lorinser 1868).

Lorinz, Lornsen, Lortz-, Lorz- s. Laurentius.

Lot-, Loth- s. Hlod (V., einst K.).

Löther s. Hlod (V.).

Lott- s. Hlod (V., einst K.).

Lotsche, Löttge, Lotz- s. Hlod (einst. K.).

Löwe I. III. als König der Tiere von den Deutschen seit den Kreuzzügen angesehen; dah. beliebtes Wappenzeichen.

FN. Löwe; Löw (als jüdischer FN. häufig aus Lewy) — Leue; Leu. Latinis. Leo. Zss. v. Löwenclau.

Löwald, Löwenhardt s. Lew.

Lub- s. Liud (V., zweist. K.) — doch

Luber s. Liub (V.).

Lüb- s. Liud (zweist K.) — doch

Lübker s. Liub (V.).

Lubbert s. Liud (V.).

Lübb- s. Liud (V., zweist. K.).

Lucas II. lat. zsgz. aus Lucanus „Lukaner“; Lucas der Evangelist.

FN. Lucas, Lukas — zsgz. Luks, LuxLaux. Gen. Lucä. Südd. Patr. Luggiser (s. Reichel S. 23).

Luchterhand III. lucht = „link“ (Lipp. Reg.).

Lucius (I.) verlateint aus Lutze.

Lück- s. Liud (einst. K.).

Lud- s. 1) Hlod (V., einst. K.) 2) Liud (V., einst. K.).

Lüd- s. 1) Hlod (V.) 2) Liud (V., einst. K.).

Luggiser s. Lucas.

Lühl s. Liud (einst. K.).

Luhm- s. Liud (V., zweist. K.).

Lühmann, Lühr- s. Liud (V.).

Lüersen s. Liud (V., Liuthari).

Luibl s. Liub (einst. K.).

Luit- s. Liud (V., einst K.).

Lük- s. Liud (einst. K.).

Lukas, Luks s. Lucas.

Lülf, Lulfs s. Hlod (V.).

Lüling, Lulle s. Liud (einst. K.).

Lülwes s. Hlod (V.).

Lumm- s. 1) Liud (V., zweist. K.) 2) Lund.

Lümmen s. Liud (zweist. K.).

LUND I. zu altnord. lundr „Hain, Wald“.

FN. Luntbert: Lummert. Patr. A. Lummerding.

Einstämmige Kürzung Lund-.

(Lundo): Lunde; Lundt.

Vklf. (z) Lunzo: Lunz. (z + l): Lüntzel.

Lünzel s. Lund.

Lüpke s. Liud (zweist. K.).

Lupp- s. Liud (V., zweist. K.).

Lut- s. Hlod (V., einst. K.).

Lüt- s. Liud (V., einst. K.).

Lutsche s. Hlod (einst. K.).

Lutt- s. Liud (V.).

Lütt- s. 1) Hlod (V.) 2) Liud (V., einst. K.).

Lüttjebrune III. I. „der kleine (junge) Bruno“.

Lüttschwager III. zu den Verwandtsch.-N. „der kleine Schwager“ (vgl. Kleineidam). Der pommersche Chronist L. antikisierte sich in Micraelius (= micra elius).

Lutz- s. Hlod (einst. K.)

Lux s. Lucas.

Luyken s. Liud (einst. K.).

M.

Maag- s. Mag (V., einst. K.).

Maaß s. Math.

Maaz s. Mag (einst. K.).

Macarius II. „der Selige“.

FN. KariusKarges.

Mach- s. Mag (V., einst. K.).

-macher III. in mannigfachen Zss., die größtenteils neueren Ursprungs sind:

FN. Axmacher (Achsenmacher); halbniederd. Assenmacher. Bolzmacher. Eimermacher. Fälgenmacher (s. Felgenhauer). Glasmacher; Gen. Glasmachers (Joh. Glasmecher 1516 Köln. Univ.-Matr.). Grützmacher. Kabelmacher. Kannenmacher. Käsemacher. Lademacher. Lakemacher. Lerschmacher. Pflugmacher. Rademacher. Sattelmacher. Scharmacher (Pflugschar-). Schirm[S. 193]macher. Schleiermacher. Schloßmacher. Schumacher. Spangenmacher. Spießmacher. Uhrmacher. Taschenmacher.

Am modernsten klingt Geldmacher (doch s. dies W.).

Niederd. -maker: Kettenmaker. Kistemaker (s. Kistmacher). Rademaker. Schomaker; Gen. Schomakers (Lingen). Tripmacker.

Macht-, Mächt- s. Maht.

Mack- s. Mag (V., einst. K.).

Mad- s. a) I. Math u. Mathal b) II. Matthäus.

Mäd- s. Mathal.

Maferding s. Mag (V.).

MAG I. zu got. ahd. magan „mögen“ d. i. vermögen.

FN. (Magibald): Mebold.

Magipert: Mebert.

Magubrant: Makebrand.

Magafred: Meifert; MayffarthMeffert. Patr. A. Maferding.

(Magihart): Makart; MakertMachhard; MachertMeiert.

Magher: Mager, MaagerMacherMäker. Gen. Magers. Patr. A. Meiring.

Vklf. (l): Megerle.

Magoald: MawoldtMagoldMacklotMakotMachold; Machlett; MachlittMaywald; MeyholdMehwald. Gen. Macholtz (umgedeutet Machholz); Machalz.

(Magwart): MachwirthMechwart.

Einstämmige Kürzung Mag-.

Mago, Macco: MaagMaggMackMacheMechMeegMaye. Gen. Mäken (ostfries.).

Vklf. (l) Megilo, Meilo: Mägele; MeckelMechelMeyel; MeileMeili (schweiz.). Gen. Meiels. Patr. A. Meiling. (l + k): Mechelke — Meilicke. (k) Magico: Meicke — Mecke. (z) Magizo: Maaz — Mähtz — Meitz. (z + l): Mayßel; Meisl.

MAGAN I. Erweiterung von Mag, vgl. ahd. magan, megin, mhd. magen „Kraft“ — großenteils wohl verstärkend (s. Lübben, Progr. S. 10).

FN. Maganperht: Membart; Memmert (daraus Memmhardt).

(Magingast): Meingast.

Meginger: Menger — Meniger.

Maingis: Mengis.

Maginhard: Megenhard — Mainhard; Meinert — Mennert — Mehnert (franz. Ménard). Gen. Meinherz — Meinderts; Meinders; Meints — Meents (die letzten vier ostfries.).

Maganhar: Magener — Meyner — Mehner — Menner. Gen. Meiners.

Maganrad: Meinrad — Menrad.

Magnerich: Mennrich.

Maginold: Meinold; Meinhold — Menold.

Maginulf: Meinolf — Menolf.

Einstämmige Kürzung Magan-.

Magino, Meino, Menno, Meno (Stark 51): Magen — Mahn — Meine; Meyn — Menno. Gen. Meins; Meinen — Menen. Patr. A. Menning.

Vklf. (k) Meyneco, Menko, Minco (Stark 71): Manigk; Mahnke — Meinicke — Mähnicke; Mehnig — Menneke — Menke — Minck. Gen. Menniken — Meenken — Menken. (z) Maginzo, Meinzo: Meinz — Menze. Patr. A. Menzing (Mensing). (z + l): Menzel. Patr. A. Menzler (Schles.).

Zweistämmige Kürzung Maginb-: Mampe.

Vklf. (l): Mampel — Mämpel. (k): Mämecke.

Mägdefrau III. vgl. Jungfrau (Ennen, Geschichte von Köln), Nickse u. a.

Magdolf s. Maht

Mägele s. Mag (einst. K.)

Magen- s. Magan (V., einst. K.).

Mager s. a) I. Mag (V.) b) III. Eigenschaftswort, vgl. lat. Macer.

Magg s. Mag (einst. K.).

Magister s. Meister.

Magnus II. „der Große“.

FN. Magnus. Patr. Zss. Magnussen (Schlesw.).

Mahl-, Mähl- s. Math u. Mathal.

Mahler s. a) I. Mathal b) III. = Maler.

Mahn, Mähnicke s. Magan (einst. K.).

[S. 194]

Mahnkopf III. „Mohnkopf“ (halbniederd. — oder ist das a noch vom mhd. mân, mânkoph her erhalten?).

Mahr- s. Mar (V., einst. K.).

Mähr- s. Mar (einst. K.).

MAHT I. got. mahts, ahd. mhd. maht „Macht“.

Mahtleip: Machtleb.

Mahtulf: Machtolf — Magdolf.

Einstämmige Kürzung Maht-.

Maht: Macht. Gen. Machts.

Vklf. (l): Mächtle.

Mähtz s. Mag (einst. K.).

Maibaum III. ein Baum, der am Maifest aufgepflanzt, geschmückt und dann von der Jugend umtanzt wurde (Grimm Myth. S. 738).

Maier, Mair s. Meier.

Mainhard s. Magan.

MAIT I. zu got. maitan, ahd. meiȥan „schneiden, hauen“ (davon: Meißel).

FN. Meiȥolt: Meisolle — Mesolle — Massolt. Entstellt in Meier Solle (Preuß 10).

Mak- s. Mag (V.).

Mäk- s. Mag (V., einst. K.).

-maker s. -macher.

Maler a) I. s. Mathal b) III. der „Maler“. So wird Lucas Cranach auch genannt Lucas Maler (S. 30).

FN. Maler, Mahler. Zss. Rothmaler.

Malkomesius I. lat. Gebilde von dem ON. Malkomes in Hessen.

Mälzer III. mhd. malzaere, melzaere „der das Malzgeschäft besorgende Brauknecht“, auch schlechtweg = „Brauer“ („Mälzergasse“ in Danzig).

Mamp- Mäm- s. Magan (zweist. K.).

MAN I. got. manna, ahd. mhd. man der „Mann“. In EN. schon seit dem 1. Jh. (Mannus Tac. Germ. 2).

Da magan auch in man zsgz. wird, fließen beide Stämme ineinander.

FN. (Manhart): Mannhardt; Mannert.

Manricus 7.: Mennerich.

Manowald: Manold — Mannhold.

Einstämmige Kürzung Man-.

Manno: Manno; Mann. Gen. Manns. Patr. A. Mannsen.

Vklf. (l): Männel. Patr. A. Männling. (k) Mannico: Manke — Manncke; Mannig. (k + n) Mannikin: Männchen. (z) Manzo: Manz — Manso. (z + l): Manzel. (z + k): Manzke.

Auslautend (183 mal Först.).

MANAG I. ahd. manag, mhd. manec „manch, viel“.

FN. Managold: Manegold — Mangold — Mengold.

MAND I. wohl zu ahd. mandjan, mhd. menden „sich freuen“. Albmand. Manduin. Berührt sich mit man.

FN. Einstämmige Kürzung Mand-.

Manto: Mante; Mandt — Mende.

Vklf. (l): Mandel — Mändl — Mentel. (k) Mendicho: Mandtke. (z) Manzo: Manz — Mentz — Mense. (z + l): Menzel.

Manger III. ahd. mangâri, mhd. mangaere vom lat. mango „Händler“.

FN. Manger — Menger. Zss. Eisenmenger. Fischmenger. Pferdemenger. Wadmenger (mhd. wât Kleidung). Ziegenmenger.

Mangold s. Manag.

Manhenke = Meine Henke (Preuß 30).

Manigk s. Magan (einst. K.).

Mann- Männ- s. Man.

-mann auslautend häufiger als jedes andere Wort und aus den verschiedensten Perioden:

   a)  I: Germann. Hermann. Volkmann. Willmann. — Fredermann — an Sproßformen angehängt: Götzmann.
b)  II: Kloßmann. Petermann.
c)  III: Handwerks- und Standesnamen bildend: Schumann. Klostermann. Lehmann —

auch an Ortsbezeichnungen angehängt: Eichmann — Münstermann. Tangemann (= van Tange). Brüggemann. Soestmann. Weselmann.

Mante s. Mand.

Mantel III. 1) als Kleidungsstück, ahd. mantal aus mittellat. mantellus. Hainrich der Langmantel, Hartman der L., Chourat der L. burgere ze Augspurch 1292, lat. Longumpallium; dann auch Langenmantel 1339.

FN. Langenmantel. Regenmantel. Rothmantel. Weißmantel. Wintermantel.

2) in ON. vom oberd. mantel = Fichte: Hengmantel.

Manz s. 1) Man 2) Mand.

[S. 195]

MAR I. meist zu got. mêrs, ahd. mâri, mhd. maere „berühmt“ (vgl. das Hauptw. „Märe“) — wobei mari „Meer“ z. T. in Betracht kommt. Schon seit dem 1. Jh. in Namen gebräuchlich (Ingomar, Sigimar).

FN. Marabald: Merboldt.

Meriboto: Meerbothe; Meerbott.

(Maragot): Margott — Meerguth.

Maracher: Marer; MarherrMehrer.

Maroald: Mahrwald; Marold; Mahrhold — Marloth — zsgz. Mahrt — Mardt — Marohl — Meerwald — Merold. Gen. Mahrholz — Mahrenholtz — Mehrolz — Meerholz.

Merowech, Merwig: Marweg; Marwey.

Maruin: Meerwein.

Einstämmige Kürzung Mar-.

Maro, Marro, Merio: Mare; Mahr — Marre — Mähr; Meer. Gen. Mehren. Patr. A. Mähring — Mehring.

Vklf. (l): Marell — Märell; Mährle — Merlo. (l + n): Mahrlein — Mährlen. (k): Mehrke. Gen. Mehrckens. (z) Marizo: Martz — Martsch — Mareis. Patr. A. Mertsching. (z + k): Martzke.

Auslautend (mar, mer, mir 247 mal Först.):

-mar: Dittmar.

-mer: Dittmer. Gen. -mers: Allmers.

Mar- s. Mar (V., einst. K.).

Mär- s. Mar (einst. K.).

March-, Marck-, Märck- s. Mark I.

Marcus II. lat.; St. Marcus der Evangelist.

FN. Marcus; Markes — zsgz. Marks, Marx (Marx als VN. im KB.). Gen. Marci.

Mardersteig s. Martersteck.

Marggraf s. Markgraf.

Margoff, Margold s. Mark I.

MARK I. 1) ahd. marah „Roß“ 2) got. marka, ahd. marka, mhd. marke „Mark“ d. i. Grenze, Grenzland, Bezirk (das eig. deutsche Wort für das aus dem Slawischen granica aufgenommene „Grenze“).

FN. Marcbert: Markbert.

Marchard: Markart; Markert — Merkert.

Marchari: Marker — Merker.

Marcoald: Markwald — Margold — Markott.

Marachward, Marcward: Markwart (Marquard); Markworth; Markwot; Marckord — Morquardt — Merkord. Patr. Zss. Marquardsen.

Marculf: Markloff — Margoff.

Einstämmige Kürzung Marc-.

Marc: Marco; Mark — March — Merke. Gen. Markes — Merks.

Vklf. (i): Märki, Merki (schweiz.). (l): Markel — Merkel — Mergell — Märkli (schweiz.). (l + n): Marklein — Märcklin.

Mark III. in ON. 1) ahd. marka s. das Vorhergehende 2) abgeschliffen aus „Markt“ (vom lat. mercatus), welches sich bei etwa 40 bewohnten O. In Deutschland findet, z. B. Neumarkt; abgeschliffen Käsmark (in der Zips) aus Kaisersmarkt.

FN. von Bismarck. Freimark. von Königsmark. Krusemark. Schönermark. Uckermark.

Mark- s. a) Mark I. b) II. Marcus.

Markgraf III. mhd. marcgrâve „Richter einer Mark“ d. i. eines Grenzlandes.

FN. Markgraf; Marggraf — Margraf.

Marquard s. Mark I.

Marre s. Mar (einst. K.).

Marsch III. „niedriges fettes Land am Wasser“ — in Marschkötter. Mit Ausfall des r: Masch.

FN. Masch — vollständig Auf der Masch. Zss. Maschmeyer.

Auch Mesch (1380: Hermann op der Mersch — Preuß).

Marschall III. ahd. marah-scalh eig. „Pferdeknecht“, dann Stallmeister, dann vornehmer Hofbeamter, dem die Sorge für das einheimische wie für das fremde Gesinde (Gefolge) zu Pferde oblag, aber auch häufig die Führung der Nachhut im Zuge und Streite — und so aufwärts bis zu der bekannten hohen Würde.

FN. von Marschalk — Mareschall; Marschall. Namentlich auch bei Adelsgeschlechtern, die dann dem Amte zur weiteren Unterscheidung noch den Stammsitz hinzufügten, z. B. Marschall von Bieberstein.

(In die roman. Sprachen übergeg.: franz. Maréchal. Ital. Marescalchi Karlsruhe).

[S. 196]

Marstaller III. 1) zum Marstall gehöriger Knecht „Pferdeknecht“ (Klempin, S. 625: marstellre = stalknechte) 2) einer aus dem O. Marstall.

Mart-, Marth- s. Martinus.

Martersteck, Mardersteig III. „Unter Marter versteht man in den Alpen jedes Denkzeichen am Wege, sei es eine Stationskapelle oder ein Bild Christi am Marterpfahl oder endlich ein Denkzeichen (Täfelchen mit Inschrift) eines Unglücksfalles“. (L. v. Hörmann, Grabschriften u. Marterlen S. XV.)

Martinus II. lat. „ein dem Kriegsgotte Mars Angehöriger“; der h. Martinus, Bischof von Tours, gest. um 400, dessen Gedenktag der 11. November, während bei den Protestanten der 10. November als Martinstag zu Luthers Gedächtnis, der dann geboren und am 11. getauft, bezeichnet wird.

FN. Martin; Marten; MarthenMertin; Merten. Zss. Herdemerten. Gen. (lat.) Martini, Martiny — (deutsch) Martins; MartensMertins; Märtens. Zss. Martensmeyer (westf.). Patr. Zss. Martienßen; MartensenMertinsen.

Vklf. (l): Mörtel (Reichel). (k): Mertke.

Märtlhuber s. Martinus u. Huber.

Martsch, Martz- s. Mar (einst. K.).

Marx s. Marcus.

Masch III. s. Marsch.

Massolt s. Mait.

Masuhr III. slawischer Volksstamm der Masuren in dem südl. Teile der Prov. Preußen.

Mat- s. 1) Matthäus 2) Matthias.

Mät- s. Math.

MATH I. Grundform zu Mathal.

FN. Mathere: Meder.

Mathlec: Mahlei.

Einstämmige Kürzung Math-.

Matto: MäteMede.

Vklf. (l): Madle. (k): MattigMätke. (z) Mazo: MatzMaaß. (z + l) Mazili: Metzel.

Maternus II. „der Mütterliche“.

FN. MatternTernes.

Math- s. a) I. Mathal b) II. 1) Matthäus 2) Matthias.

MATHAL I. got. mathl, ahd. madal „Versammlungs-, Beratungs- und Gerichtsplatz“ des Volkes (griech. ἀγορά). Fließt teilweis mit Mahal zusammen.

FN. Madalhart: MählertMehlhart.

Madalher: Madaler; MadlerMattlerMettlerMädlerMähler.

Einstämmige Kürzung Madal-.

Madalo, Malo: MahleMädelMehle; Mehl. Patr. A. Madelung; MadelongMehling. Vklf. (k): Mahlke.

Matt- s. a) I. Math u. Mathal b) II. 1) Matthäus 2) Matthias.

Matte III. mhd. mate „Wiese“.

FN. Dürrenmatt. v. Kalbermatten.

Matth- s. 1) Matthäus 2) Matthias.

Matthäus II. hebr. „Geschenk“ (Jehovah’s); St. Matthäus der Apostel und Evangelist (Kal. 24. Febr.).

FN.  1)  Mathäus; Matheus; Mathees; Matthes; Mathes (in schlechterer Schreib. Matheß; Mattes) — MattheMades. Neu latinis.: Matthesius. Gen. MatthäiMatthei. Patr. A. MatthesingMatthäser. Patr. Zss. Mattheeßen; Mattesen.
2)  Im Anlaut verkürzt: Thees (in Ostfriesland auch VN.). Gen. Thesen. Patr. A. Theessinga (ostfries.).
Zerdehnt: Thewes; Tews (Tewes VN., im KB. z. B. Tewes Wendorp 1650). Debusmann (Trier.).

Berührt sich mit Matthias, so daß die FF. teilweis ineinander fließen.

Matthias II. hebr. „Geschenk“ (Jehovahs) (= griech. Theodor, lat Deodatus); St. Matthias der Apostel (Kal. 24. Febr.).

FN.  1)  Matthias; Matthia; Matthies; Matys; Matheis; MatthesMatthix (aus der Zerdehnung -tthiges). Gen. Matthiae. Patr. Zss. MathiasenMatthisson; Mattison; Matthießen.
2)  Im Anlaut gekürzt (Tias, Ties VN. in Tias Wille, Ties Burmester KB.):
ThiasThiesTheis. Zss. Thiesmeyer. Gen. Thiesen. Patr. A. Thiesing. Patr. Zss. ThiessenTissenTheissenTyssen.[S. 197] — mit Abfall auch des t: Hiese.
Vklf. Hiesel (der „bayrische Hiesel“).
Zerdehnt: Tieges; TiegsTigges (Tiggemann).

Matz a) I. s. Math b) II. = Matthäus.

Maud s. Mod.

MAUR I. wohl Maurus „ein Maure“.

FN. (Morbrand): Mohrbrand.

Morhard: Moorhardt; Moraht.

Mauroald: Moralt. Gen. Mohrholtz.

Morolf: Moroff.

Einstämmige Kürzung Mor-.

Mauro, Moro (More VN. Klemp.): Mohr (Mohrmann) — Möhre. Gen. Mohren. Patr. A. MoringMöhring.

Vklf. (l) Maurilo: MorellMöhrle. (k): MohrigMörike; Mörke. Gen. Mörcken.

Maurer III. ahd. mûrâri, mhd. mûraere.

FN. Maurer — mit Umlaut Meurer (der „Mäurer“ z. B. in schweiz. Mundart, s. Pestalozzi, Lienhard und Gertrud). Gen. Meurers (niederrhein.). — Niederd. Mührer.

Mauritius II. lat. Ableitung von Maurus „der Maurische“, dem Lande Mauretanien in Nordafrika angehörig. Der h. Mauritius, ein Afrikaner von Geburt, soll unter Diocletian als Anführer einer christlichen Legion mit seiner Schar in Gallien niedergemetzelt sein.

FN. MauritzMoritz (auch jüdisch, mit Anlehnung an Mo-se). Gen. Mauritii. Patr. A. Moritzer (südd.).

Maus III. die „Maus“ (Gerlac. dict. Mus 1256).

FN. Maus. Vklf. Meusel; Meuslin (der Mewsel, Katz gen. 1388. Andr. Meusel, brandenburg. General-Superint. im 16 Jh., übersetzte seinen Namen in Musculus). Zss. Mauskönig. Mausehund.

Mauser III., „der Schermäuse fängt“ (Buck).

Mautner III. mittellat. mutarius, mhd. mûtaere, später auch mit dem n der schwachen Bildung mautner „ein Warenzoll-Einnehmer“.

FN. Mauter (Schechel der Mawter Marb. Urk. 1305). Mautner.

Mautz s. Maud.

Mawoldt s. Mag (V.).

Maybaum s. Maibaum.

Maye s. Mag (einst. K.).

Mayer, Mayr s. Meier.

Mayffarth, Maywald s. Mag (V.).

Mayßel s. Mag (einst. K.).

Meb- s. Mag (V.).

Mebes, Mebus s. Bartholomäus.

Mech- s. Mag (V., einst. K.).

Meck-, Meeg s. Mag (einst. K.).

Med- s. Math.

Meen- s. Magan (V., einst. K.).

Meer- s. Mar (V., einst. K.).

Meergarte s. Mar. (Als N. eines Kunstreiters natürlich Meergarté.)

Meerkatz III., niederd. Meerkatte.

Meerrettig III. deutlicher Pflanzen-N.

Meerschneck III. ahd. merisnecco, mhd. mersneck Purpurschnecke; aber auch Schildkröte.

Meffert s. Mag (V.).

Megenhard s. Magan (V.).

Megerle s. Mag (V.).

Mehl- s. Mathal.

Mehlmann III. „Mehlhändler“.

Mehlose III. = Mehlhose.

Mehn- s. Magan (V., einst. K.).

Mehr- s. Mar (V., einst. K.).

Mehwald s. Mag (V.).

Meicke, Meiels s. Mag (einst. K.).

Meier III. a) als christlicher N. aus dem lat. major, in dem Sinne von major villae oder villicus, d. i. zunächst Aufseher oder Verwalter eines Landgutes. In Westfalen entwickelte sich (nach Franz Meyer, Der Name Meyer und seine Zusammensetzungen) das Verhältnis etwa folgendermaßen. Karl d. Gr. hatte die fränkische Einteilung des Bodens in mansi auf das Sachsenland übertragen. Der ganze bebaute Boden mit allem Zubehör an Wald, Weide usw. hieß bei den Franken lat. villa, deutsch marka, enthaltend in der Mitte den Sitz des Freien (hûs) mit umliegender huobe, wovon die liti ihre mansi bekamen. Der Haupthof (fränk. sala, später lat. curia) bekam von dem Gutsherrn, wenn er selbst als ministerialis am Hofe oder als Krieger im Felde war, einen villicus, der den Herrn vertrat. Die Abgabe der mansi heißt census (Zins, vom villicus erhoben), debitum (Schuld, vom Schultheiß erhoben), officium (Pflicht, Amt, vom Amtmann erhoben). Der den Haupthof bewohnende Villicus war also entweder nur Wirtschafter und hatte einen scultetus und officiarius neben sich, oder er[S. 198] übte auch deren Rechte selbst aus. Hatte er mehrere Höfe zu verwalten, so hatte er wohl wieder einen Unter-Villicus auf dem Vorwerke. Seit dem 11. und 12. Jh. wurden die villici fast überall auf bestimmte Leistungen gesetzt, weil sie oft in den eigenen Geldbeutel wirtschafteten. Nun entstand bei der Bemeierung eine Art Lehnverhältnis, wobei der Herr gelobte zu schützen, der Villicus treu und hold zu sein. Während der Landesherr durch Vögte und Gografen richtete, bestand das Gemeindegericht des Villicus auf dem Thy häufig daneben. Manche Villici schwangen sich zu Rittern auf (zum Stande des niedern Adels) und emanzipierten sich völlig (so in der Schweiz die Meyer von Knonau, v. Siggingen, v. Windeck), so daß die Herrschaft sich genötigt sah, die Abgaben von den mansi selbst einzuziehen. Wo sie es konnten, zerstückelten sie daher den Haupthof gegen Pacht, und nun bildete sich das eigentliche Meierrecht. Neue Mansen entstanden durch Waldrodung, Haupthöfe wurden in Kotten zersplittert, bes. seit dem 14. und 15. Jh. Die Hofbesitzer hießen nun Meier, welche an Stelle des Villicus Teile der alten Villikation besaßen, oft nur auf bestimmte Zeit. Schließlich ward das Verhältnis doch allenthalben erblich; die Meier traten eben in Erbpacht und wurden dauernde Besitzer, wenn auch nicht Eigentümer der Höfe. Das Recht der Abmeierung, welches die Herren besaßen, war, abgesehen von bestimmten Fällen, wo klare Gründe vorlagen, eigentlich nur theoretisch noch vorhanden.

So in Westfalen, und in Süddeutschland ist (nach der von Pott angeführten Stelle aus Goldast rer. Alem. I, 113) wesentlich dasselbe Verhältnis gewesen.

Das Meiertum ist am reichsten entwickelt gewesen in Westfalen, Hannover, Bayern, Württemberg. Von dort stammt die Fülle dieser FN. Hoffmann zählt im Hannöverschen Namenbuche von 1852 in der Stadt Hannover 234 einfache und 211 zusammengesetzte Meyer, während in dem Münchener Adreßbuche für 1892 1307 selbständige Personen den N. Maier in verschiedenen Schreibarten führen.

Je häufiger in einer Gegend die Meierwirtschaft, desto häufiger natürlich der Name. Ganz den Verhältnissen entsprechend ist er in Hannover nirgends häufiger als im Hoyaschen und Osnabrückischen. Hier gehören die Meierhöfe meist zu den größten, weil die Meier, das Land der Herren bewirtschaftend, leicht mehr hatten als andere freie Eigentümer, zumal wenn sie Besitzer von Vollhöfen (heile Erven) waren. Manche Meier hatten ganz hervorragende Rechte in ihrer Markgenossenschaft.

In Ostfriesland dagegen, wo die Meier nichts als Pächter der freien Bauern sind, haben sie vorwiegend die kleinsten Besitzungen.

Was nun die Schreibweise des N. anlangt, so ist darin an Mannigfaltigkeit geleistet, was überhaupt mit so wenigen Buchstaben zu leisten war. An das urspr. Major, welches sich auch noch als FN. findet, schließen sich die süddeutschen FF. am nächsten an: MajerMayer, Mayr, Maier, Mair (im Münchener Adreßbuch in den verschiedensten Schreibweisen, doch meist mit ai, ay); in Norddeutschland am häufigsten Meyer (in Hoffmanns hannöv. Namenbüchlein: 234 einfache Meyer, darunter nur 3 Meier, 3 Mejer — 1 Maier, 1 Mayer) — außerdem Meier, Meyr, Meir; Mejer — letzteres noch heute auf dem Lande in Westfalen die gewöhnliche Aussprache für Meyer und Meier, im Osnabrückischen auch kurz Mejjer gesprochen. Die hochdeutsche Aussprache auch für Mejer war stets Maier. Erst in diesem Jh. hat eine Familie Mejer im Hildesheimischen auch die Ausspr. Mejer angenommen, wohl um sich aus der allzugroßen Sippe besser auszusondern. Gen. Maiers, Mayers (österreich.), Meyers (Prüm), Mayern, Meyern (nach der schwachen Biegung). — Die übrigen Ableitungen, welche Fr. Meyer anführt, die Vklff. Mayerl, Meyerlein, die Patronymika Meyering, Meiring erscheinen als zweifelhaft und dürften, bes. die letzteren, eher zu dem Stamme Mag I. gehören, s. daselbst Magher.

Im Osnabrückischen hängt dem N. auf dem Lande eigentlich immer noch der appellative Charakter an, auch wenn schon eine[S. 199] Zusammensetzung erfolgt ist. Man geht hier nach heutigem Sprachgebrauch noch stets zum Dütemeyer, man redet noch immer von dem Meier zu N. Vielfach bleibt der N. unzusammengesetzt, bekommt aber von der Bauerschaft oder der Lage des Hofes einen Zusatz, der zum Namen gehört. Solche „halbzusammengesetzten“ N. gibt es im Osnabrückischen eine große Zahl. Fr. Meyer führt aus den Ämtern Iburg, Finsterau, Vörden, Grönenberg, Wittlage gegen 100 N. dieser Art an wie: Meyer zu Atter, M. zu Westrup, M. zu Farcke (aus Vorwerk entstanden, woher auch M. zum Varwick), M. zu Weghorst, M. zu Stockum, M. zu Altenborgloh — selten mit andern Vorwörtern: Meyer im Hagen, M. vorm Bohne.

Viele der ON., die in diesen Bezeichnungen stecken, sind sonst völlig von der Karte verschwunden; aber der N. des Hofes bleibt, auch nachdem die größere Bauerschaft den ON. aufgesogen hat. Alle diese Bildungen sind forterbende, mindestens halbe EN., die zwar in der Anrede fortgelassen werden, aber im Gespräch über den Dritten gang und gäbe sind. So kann es kommen, daß die Bauerschaft Gellenbeck neben einem Meyer zu G. noch einen M. zu Borchsten und einen M. zu Spelbrink aufweist.

Da ist es denn auch nicht zu verwundern, daß sich viele wirkliche Zusammensetzungen finden, in denen der Zusatz den Wohnort angibt. Doch wollen wir bei Aufzählung der Zss. denselben Gang einschlagen, wie in der abhandelnden Darstellung der FN. überhaupt, und demnach zuerst die Zss. mit altdeutschen PN., dann die mit fremden (kirchlichen) PN., dann die nach Gewerbe und Beschäftigung gebildeten usw. aufzählen. Dabei bedeutet m. die gewöhnliche F. Meyer.

   I.  Mit altdeutschen Personen-Namen:
Akemeier (Ath). Albertsmeyer. — Ahrensm., Noltem.; Meierarend (Arnold). — Anselm., Aßm. (Anso). — Berensm., Benningm., Beinkem. (Bernhard, Benno). — Erxm. (Erich). — Gerdsm., Gerkensm. (Gerhard). — Henrichsm., Heinem., Heinzlmaier, Henkem.; Meyerhenrich, -heine, -henke (Heinrich). — Kordem., Kohrm.; Meyerkord (Konrad). Krukem. (Hrod). — Liesem. (Liud). — Ottom., Ottm., Ottensm., Öttm.; Meierotto. — Rolfsm., Rolfingsm. (Rudolf). — Rüpelm. (Ruprecht). — Tiem. (Thiud). — Tramsm. (Bertram). — Uhm. (Aud). — Wilmsm. (Wilhelm).

Mögen diese Beisp. genügen! Die meisten der hierher gehörenden N. wird man erkennen, wenn man den altdeutschen Teil nach den in diesem Lexikon aufgeführten altdeutschen Stämmen aufsucht. So gehört Badmeyer, Bahmeyer zu Bad, Hillm. Hilkem. zu Hild, Lüddekem., Lükem. zu Liud, Determ., Tettm., Tietm., Tödtem., Tütem. zu Thiud.

   II.  Mit kirchlichen Personen-Namen:
Christoffelsmeyer, Stofferm. (Christophorus). — Clausm., Klußm. (Nicolaus). — Dreesm.; Meyerdrees (Andreas). — Gallm. (Gallus). — Grolmsm. (Hieronymus). — Johannesm., Johannism., Johannsm., Johannigm., Janmeyer, Hansm., Henselm.; Meierhans (Johannes). — Josm.; Meyerjobst (Jodocus). — Martensm. (Martinus). — Neelm. (Cornelius). — Peterm., Petringm.; Meyerpeter (Petrus). — Thießm. (Matthias). — Vietm. (Veit).
   III.  a) Nach der Beschäftigung benannt, (vielfach erst in Städten entstanden):
Amtmeyer (villicus, qui officiarius est). Grevem.; Grafm. (manche M. waren Unter-Holzgrafen). Jägerm., Krugm.; österreichisch Kretschmayer. Richtsm. (Richter Preuß 34). Schäpermeier. Schmidtm. Schreibm. Schröderm. Schultem. (villicus, qui scultetus est).
(Werkzeuge und Waren): Eisenmeyer. Glasm. Glockem.; niederd. Klockem. Goldm. Kesselm. Pielm. (Pfeil-). Piepm. Vaßm.
(Kleidung): Schürzmeyer. Stiefelm. Zwilgm.
(Speise): Biermeyer. Grützem. Milchmaier.
b) Nach Eigenschaften:
Altmeyer. Biederm. Blaßm. Fröhlichm. Grobm. Grotem. (Groß-). Heulm. Jungm. Kleinm. Langm. Schönem.
[S. 200] c) Nach dem Wohnort:
nach Ortschaften: Attermeyer (M. zu Atter). Bokelm. (Bokel bei Wiedenbrück). Kiffm. (auf der Kiffe bei Osnabrück). Quadkem. (früher, noch 1650 M. to Quatke in Peingdorf, Amt Grönenberg). — Stärker verändert: Emptm. (1514 noch Meyger to Empten, 1650 schon Embttm.). Deitem. (alt Dedinckm. zu Deitinghausen). Rattenm. (M. zu Rattinghausen) —
nach Flüssen: Dütemeyer (zwei Höfe unweit Osnabrück, beide an der Düte). Elsem. (unweit der Else). Hasem. Werrem. (im Kreise Lübbecke an der Werra) —
nach Bergen: Harzmeyer. Hüggelm. (im Osnabrück., am Hüggel).
Allgemein nach der Lage des Hofes: Fordermeyer. Achterm. und Hinterm. Mittem.; Mittelm.; (niederd.) Middelm.; Mittermaier (ahd. mittar neben mittil). Endm. Winkelm. Eckm. Kniem.; Kneem. Stratem., Straßm. Grenzm. Schnatm. = Lanwermeyer. Oberm. (-mayer); (niederd.) Overm. Hochm. Hom. Niederm.; (niederd.) Nedderm.; sogar Oberniedermeyer.
(Himmelsgegend): Ostmeyer und Osterm. Westm. und Westerm. Nordm. (der Inhaber des „Nordhofes“). Südmeyer.
Dorfm. (das Dorf als zusammenliegende Häusermasse im Gegensatz zu den meist ganz zerstreut liegenden Bauerschaften, entsteht gew. in der Umgebung der Kirche und bildet sich hauptsächlich aus wenigen alten Höfen).
(Berg u. Thal): Bergmeyer. Hügelm. Höwelm. (s. Hübel). Bühlm.; südd. Büchelmayer; Pichlmaier. Bültem. Brinkm., Bringm. Damm. (früher Henne uppem Damme). Thalm.; Thallmaier; niederd. Dahlm. Schachtmeyer. Kuhlm.
(Wald u. Busch): Holzmeyer; niederd. Holtm. (urspr. Bernt vor dem Holte Preuß 3). Waldm. Forstm. Buschmeyer. Horstm. Lohm.; Lahm. Struckm. (Strauch-).
(Heide): Heidemeyer. Niederheitm.
(Anger und Wiese): Angermeyer. Wiesem.; niederd. Wischm. Driftm. (Triftm.-). Plaggenm.
(Moor und Sumpf): Braukmeyer; Brokm., Broekm. Siekm., Siegm. Maschm. Brühlm. Haarm. (Hochmoor-). Moosmair („Moos“ südd. = Moor). Moddem. („Modde“ = Morast). Solm. Sumpm. Pfitzemaier (Pfützen-). Kolkm. und Pohlm.
(Wasser): Wassermeyer; niederd. Waterm. (de Meyger over dem water Lipp. Reg. 1406 — jetzt Waterm.). Teichm.; niederd. Dieckm. Seem. Brunnem. Pumpm. Bekem.; südd. Pachmayr. Klingm. Canalm. (in Emden). Brüggem.; Brückm. (1380: Henne up der Brucken); südd. Pruckmaier, Pruggm. (österreichisch). Springm. Stegm. Wehrm. (Wehr im Wasser). Sülzem.; niederd. Sültemeyer.
(Acker und dessen Beschaffenheit): Kampmeyer. Kampfm. Lettenmayer. Marschm.; Maschm. Gastm. („Geest“ leichterer Boden). Kalkm. Mergelmeyer. Sandm. Steinm.
(Umfriedigung der einzelnen Hofbesitzungen): Dammeyer. Wallm. Grabenm. Heckem. Zaunm. Knickm. Pahlm. (Pfahl-). Gatterm. (Holzverschlag). Twietm.
(Auf den Hof selbst, seine Größe und seine Teile gehend): Hofm. (Bewohner der curia, des freien Hofes). Sedelmayer, Sedlmayr (häufig in Bayern). Vollm. Heilm. (Vollhüfner). Halbm. Kottm.; Kothm. (die K. haben nur ein Viertelerbe oder noch weniger). — Schünem.; Scheuerm. Stadelm.; Stattm. (s. Stadler). Spiekerm.
d) Nach Erzeugnissen des Bodens:
(Getreide-Arten): Gerstemeyer. Haberm.; niederd. Haverm. Hersem. Linsenmaier. Weitem. (Weizen). Veesenm. (Spelt). — Kleem. Grasmeyer.
(Blumen, Kraut): Blom. (alt Blomemeyer, also „Blume“) Rosenm. Krutm.;[S. 201] südd. Krütim. Salatm. Distelm. Piltzm. Rethm.
(Bäume): Birkenm.; Berkem.; Pirkmayr (südd.). Buchm.; niederdeutsch Bokem.; Bökem.; südd. Puchm. Danm. Eichm.; niederd. Eickem. (1502: Gotschalk under den Eken). Ellerm.; Elsm. = Erlenm. Eschenm. Haselm. Hesterm. Lindenm. Pappelm.; niederdeutsch Pöppelm.Kersem. Twiesselm. (wilde Kirsche). Plumm. (Pflaume). Kreikem. Nußm.; niederd. Nottm. Hasselm. Liebesholderm. (Hollunder). Schlem. Dornmeyer.
Manche dieser N., bes. die von Getreide-Arten, können auch auf die Verpflichtung zu bestimmten Fruchtlieferungen hinweisen.
e) Nach Tieren:
(Erzeugnisse des Hofes und ihm obliegende Lieferungen; auf dem Besitztum oder in der Nähe vorkommend; auch vielleicht Eigenschaft der Person.)
Viehmeyer. Bockm. Stehrm. (Widder). Kaum. (Kuh). Oßm. Pferdem. Roßm. Hengstm. Stutem. Ziegenm. Geißm. (österreich.) Katzm. Voßmeyer.
Gosem. Schwanem. Drosselm. Falkem. Finkem. Hafkem. (Habicht). Krehm.; Kreym. Kronem. Uhlem.Bienm. Imkemeyer.
Froschm. Poggenm. Krabbenm. Achelkenm. (Blutegel-). — Eierm. Käsemeyer.
f) Nach Verpflichtungen:
Deschmeyer; Dreschm. Zinsm. Zehntm.; Zehetmayr (bayr.); niederd. Tegetm.; Tägtm.; Techtm.
Auch Kirchm. Klosterm. gehen wohl auf Rechtsverhältnisse, Abhängigkeit von geistlichen Stiftern und Personen; ebenso Abtm. Münchm.; Mönchm.; niederd. Mönkem. Papem. Probstmeyer.
g) Nach Berechtigungen:
Amtm. Grafm. Schultem. (s. vorhin). Sattelm. (die Besitzer der sieben Sattelhöfe in der Umgegend von Engern rühmen sich der Abstammung von Wittekinds Gefährten, der in E. einst seinen Sitz hatte wie auch sein Grab. Bei der Beerdigung eines von ihnen ward — oder wird noch? — ein gesatteltes und gezäumtes Pferd vorangeführt — doch s. auch Sedelmayer).

b) Als jüdischer Name (VN. und FN.) aus hebr. Me-ir „erleuchtend“. Schon bei Josephus, jüd. Krieg VI, 5, 1 wie Μήιρος; dann öfters in den N. von Gelehrten des Mittelalters, so im 12. Jh. der Bibelerklärer Samuel ben Meïr.

Meiert, Meifert s. Mag (V.).

Meil- s. Mag (einst. K.).

Mein- s. Magan (V., einst K.).

Meiring s. Mag (V.).

Meisl s. Mag (einst. K.).

Meisolle s. Mait.

Meister III. ahd. meistâri, mhd. meister (aus lat. magister, ehemals „Gelehrter, Künstler“ (Arzt), später der Dienstherr gegenüber dem Gesellen — in Schwaben bes. auch Abdecker.

FN. Meister (vgl. franz. Lemaître). Gen. Meisters (niederrhein.). Patr. A. Meistering. Zss. Backmeister, Bac-. Baumeister. Bürgermeister. Hagemeister; auch Hagemester (Münster). Mühlmeister; Müllenmeister. Münzmeister. Neumeister. Rentmeister. Rittmeister. Schulmeister. Schützenmeister. Wachtmeister. Wehrmeister. Weinmeister. Werckmeister.

Meitz s. Mag (einst. K.).

Meixner III. auch Meichsner = Meißner, einer aus Meißen.

Mejer s. Meier.

Melcher s. Melchior.

Melchior II. hebr. „König des Lichtes“, einer der h. drei Könige (s. Caspar).

FN. Melchior; Melcher. Gen. Melchers. Zss. Schneemelcher.

Melior III. Latinis. für Besser.

Mellies s. Ämilius.

Melzer s. Mälzer.

Mem- Memm- s. Magan (V., einst. K.).

Men- s. 1) Magan (V., einst. K.) 2) Mand.

Mende s. Mand.

Mendel s. Emanuel.

Mengelbier III. zu den Speisen u. Getränken (S. 46).

Menger s. a) I. Magan (V.) b) III. Manger.

[S. 202]

Mengold s. Manag.

Menn- s. 1) Magan (V., einst. K.) 2) Man.

Mens- s. 1) Magan (einst. K.) 2) Mand.

Mentzer III. „Mainzer“, Mainz alt „Mentz“ vgl. Fischart, der sich „Mentzer“ nannte. Aber auch O. Menz in Sachsen.

Menz- s. 1) Magan (einst. K.) 2) Mand.

Merboldt s. Mar.

Mercator III. Latinis. für Kremer (berühmter Geograph des 16. Jh., nach welchem die Karten in „Mercators Projektion“ benannt sind).

Mergell s. Mark I.

Merk- s. Mark I. (V., einst. K.).

Merkord I. = Kord Merk (Preuß 30) — umgedeutet Merkötter.

Merkswohl III. Satz-N., getrennt Mercks wohl 1561 (Koch, Saalfelder FN.).

Merlo s. Mar (einst. K.).

Merode (Graf) III. von dem O. Merode bei Düren (Rheinprov.), früher Rode — aus „vamme Rode“ (Adelslex.)

Merold s. Mar (V.).

Mert- s. Martinus.

Mertsching, Merz s. Mar.

Mesch s. Marsch.

Messerer III. „Messerschmied“.

Messikomer s. Hof.

Meßmer s. Meßner.

Meßner III. ahd. mesinâri, mhd. messenaere aus mittellat. mansionarius d. i. Wächter und Hüter des heiligen Gebäudes, „Kirchendiener, Küster“. Erhalten ist das ursprüngliche n der ersten Silbe in der F. mensner, die sich noch im 14. Jh. findet.

FN. Meßner. Meßmer (schwäb.) — Mößmer u. Mößner (Wien).

Metdepenningen III. niederd. „mit den Pfennigen“.

Methfessel III. nach Pott = „kleines Metfaß“, was durch die von Koch angeführten Formen Modtfesgen, Metfessichen, die mit Methfessel in derselben Fam. während des 16. Jh. wechseln, bestätigt wird.

Mettler s. Mathal.

Metzel s. Math.

Metzger III. mhd. metziger „Fleischer“ (in Süd- und auch Mittel-Deutschl.)

Metzler III. ahd. mezilâri, mhd. metzeler, aus mittellat. macellarius „Fleischverkäufer“, später „Fleischhauer“. Chunrad de macello 1200 (Bacm.).

Metzner III. „Mühlknappe“ (der das Metzen verrichtet). Doch auch O. Metzen.

Meule III. niederd. „Mühle“: FN. an der Meulen (Geldern); ter Meulen.

Meurer s. Maurer.

Meusel s. Maus.

Mev-, Mew- s. Bartholomäus.

Mey- s. Mag (V., einst. K.).

Meyer s. Meier.

Meyerbeer: der Sohn des jüdischen Bankiers Beer in Berlin wurde von einem reichen Glaubensgenossen, Meyer (s. Meier b.), der ein Freund der Familie Beer und ein besondrer Gönner des kleinen Giacomo war, zum Vollerben eingesetzt unter der Bedingung, daß der Kleine auch den Namen seines Gönners führe. Daher „Meyerbeer“.

Meyn- s. Magan (V., einst. K.).

Michael II. hebr. „wer (ist) wie Gott?“, der h. Michael der Erzengel Offenb. Joh. 12, 7 (S. 25 — Kal. 29. Sept.).

FN. Michael; Michaal; Michal; Micheel; Michel mit den Zss. MichelmannKleinmichel. Kühmichel. Paulmichl. (bayr.). Gen. (lat.) Michaelis; Michaeli; Michelis — (deutsch) Michaels; Michels. Patr. A. Micheler; Michler (oberdeutsch: Brieg, Saarbr.). Patr. Zss. Michaelsen; Michelsen (ostfries., schlesw.). Michaelsohn; Michaelson (jüd. Neubildungen).

Michel-, Michler s. Michael.

Mielke s. Ämilius.

Mießner s. Meißner.

Milb- s. Mild.

Milch III. in mehrf. Zss. (s. Speisen S. 46).

FN. Buttermilch. Fettmilch. Lautermilch (Lutermilch oberschwäb. 1690). Sauermilch. Süßmilch. Schlegelmilch; Schleemilch; Schlömilch (Buttermilch).

MILD I. got. milds, ahd. milti, mhd. milte „mild“ d. i. gütig u. freigebig.

FN. (Mildbreht): MildebrathMilbrecht; Milbrodt.

(Mildbrand): MildbrandMillbrand.

(Mildher): MilderMilter.

Einstämmige Kürzung Mild-.

(Mildo): Milde. Gen. Milden.

Vklf. (z) Mildizo: Milse.

[S. 203]

Millbrand s. Mild.

Miller s. Müller.

Millies s. Ämilius.

Milner s. Müllner.

Milse s. Mild.

Milter s. Mild.

Milz s. Mild.

Minck s. Magan (einst. K.).

Minikus II. s. Dominicus.

Mitterrutzner III. „einer vom Hofe Mittel-Rutzen“.

Mittnacht III. ältere Form für Mitternacht, ahd. mittinaht.

Möb- s. Bartholomäus.

Möd- s. Mod.

MOD I. got. môds, ahd. mhd. muot „Mut“. In N. seit dem 4. Jh.

FN. Mutbraht: Moppert.

Moathard: Motard.

Mothar: ModerMuther; MuthherrMütherMauder.

Moderich: MudrichMuthreichMüttrichMaudrich.

Modulf: MutupMulthaup; Multhaupt (Preuß 7).

Einstämmige Kürzung Mut-.

Muodo: ModeMottMötheMuthMüth. Patr. A. ModingMüting.

Vklf. (l): ModelMudelMuthelMüttel — zsgz. MohleMollMuhl. Patr. A. Mühling. (k): MödigMutkeMügge. (z) Mozo: MotzMutzeMützeMautz. (z + l): MuzelMützelMotzl.

Unorganisch gebildet: Mozart. Mozelt.

Auslautend (137 mal Först., darunter aber viele w.):

-muth: Hellmuth.

FN. Modalbert: Mühlbrecht; Mühlbrett.

(Modalfrid): Mühlfarth.

(Modalhart): MuhlertMühlhart.

Modersohn III. niederd. „Muttersohn“.

Mohle s. Mod (einst. K.).

Möhler s. Müller.

Möhlmann s. Mühlmann.

Mohn-, Möhn- s. Mun.

Mohr-, Möhr- s. Maur.

-mohr s. Moos.

Mohrenweißer III. „einer aus Mohrenweis“ (in Oberbayern).

Moldenhauer III. „der die Mulden (längliche, ausgehöhlte hölzerne Gefäße) zuhaut“. Auch Moldenhawer und Mollenhauer.

Molfenter III. vom Hause übertragener N. (S. 61), vgl. Olfenten 1324. Holfenten 1374.

Molitor s. Müller.

Moll s. Mod (einst. K.).

Möllen- niederd. = Mühlen, in Zss. wie Möllenbernd, Möllenhenne. Termöllen.

Mollenhauer s. Moldenhauer.

Moller, Möller s. Müller.

Molner s. Müllner.

Molter, Mölter s. Müller.

Mom-, Momm- s. Mun.

Mond- s. Mund.

Mondenschein III. „Mondschein“ (in welchem Sinne?).

Mondhold s. Mund.

Mone, Monn-, Mönn- s. Mun.

Mönk III. niederd. = Mönch, in Zss. wie Mönkemeyer, -möller.

-moor s. Moos.

Moorhardt s. Maur.

Moos III. ahd. mos „Sumpf, Moor“, in süddeutschen N. seit dem 8. Jh.; auch jetzt noch sehr häufig Moos, mit mancherlei Zss. auf -moos.

FN. Moos. Zss. GuggemosMoosbauer. Moosbichler. Mooseder. Mooshammer. Moosmayr. Moosmüller. Moosrainer. — Kokemoor (westf.). Obermohr (bayr.).

Ableitung auf -er (oberd.): Moser. Möser. Breitmoser. Bruckmoser. Deutelmoser (bayr.). Ennemoser (vgl. Ennenmoos in Unterwalden). Guggimoser. Kaltenmoser. Lottermoser (ostpreuß. d. i. salzburgisch). Niedermoser. Rohrmoser (ostpreuß., vgl. Rohrmoos in Steiermark). Sonnenmoser (württemb.). Suppenmooser.

Mooshake III. „Händler mit môs“ (mittelniederd.) = Kohl, Gemüse; Hake = Höker. Auch Mushacke.

Mor-, Mör- s. Maur.

Moras III. über Maulbeeren abgezogener Wein — „mete, môraȥ unde wîn“ (Nib.).

[S. 204]

Morgenbesser III. Satz-N. (S. 50 f.).

Moritz s. Mauritius.

Morneweg III. = „morgen weg“ — daraus Mornewey. Vgl. Mörnhinweg, Mornenweg 14. Jh.

Morquardt s. Mark I.

Mörtel s. Martinus.

Moser, Möser s. Moos.

Moses II. hebr. Moscheh „der aus dem Wasser Gezogene“ (nach 2. Mos. 2, 10).

FN. (jüd.) MosesMosseMoscheles. Zsgz. Mosenthal.

Für Moses: Moritz.

Mößmer, Mößner s. Meßner.

Motard, Möthe, Mott, Motz- s. Mod.

Möw- s. Bartholomäus.

Mozart wohl zu Mod. Stoffel Motzhart 1551 Augsb. Dies die älteste Spur des großen Namens; Mozarts Vater war bekanntlich ein geborener Augsburger (Bacm.).

Muckenschnabel III. (München).

Mud-, Mügge s. Mod.

Muhl-, Mühl- s. 1) Mod 2) Modal.

Mühle III. der älteste und häufigste Ausdruck auf dem Gebiete gewerblicher Anlagen. In ON. gewöhnlich in der gekürzten F. -mühl (niederd. -möhl), daneben -mühlen (Dat. Plur.).

FN. Brendemühl. Sagemühl. — Grevismühlen; verkürzt Grevsmühl.

Mit Verhältniswörtern: Tremöhlen. Utermöhlen. Zurmühlen.

Mit der bewahrten ad. Kürze des ü:

Müllbauer. Niederd. Mölle in Möllenbernd; -benne „der Bernhard aus der Mühle“ (falsch verhochd. Mühlenbein Preuß S. 39).

Mühlenkampf III. „der vom Mühlenkampe“.

Mühler s. Müller.

Mühling s. Mod.

Mühlner s. Müllner.

Muhn- s. Mun.

Mührer s. Maurer.

Müldner s. Müllner.

Müllenmeister = Mühlmeister (ahd. muli, mhd. müle mit kurzem Vokal in der ersten Silbe).

Müller III. schon im 14. Jh. „der muller“, durch Angleichung aus mittellat. multor d. i. molitor. Erhalten ist der T-Laut noch in den FN. Molter, Mölter, sowie in der genet. Bildung Mölders (westf.) — mit n: Möldener.

Gedehnt Mühler (Kindervers: „Mühler ist ein Roggendieb, Mühlamehler Roggenstehler“).

Mit verdünntem Selbstlauter: Miller (in Bayern häufig).

Niederd. MollerMöllerMöhler (Klemp. Moller, Molre). Patr. A. Möllering (westf.).

Die Hauptform bleibt Müller, die überaus häufig ist (S. 42), auch in zahlr. Zss., welche sich um so eher bilden konnten, da sich in manchen Orten mehrere Mühlen befanden (z. B. in dem schweiz. Unter-Embrach vier, Tobler-M. S. 74).

   1)  Nach der Art der Mühle:
Bockmüller, womit Dreimüller (Adenau), wenn anders = Drehmüller, gleich bedeutend ist, da eine Bockmühle auf ihrem Untergestell, dem „Bock“, nach der Windrichtung drehbar ist. Grützmüller. Habermüller. Holzmühler; -miller (wohl = Sägemüller). Kornmüller. Lohmüller. Ölmüller; Ohlmüller. Sagemüller (Varel, halbniederd. = Sägem.); Segmiller. Schneidemüller. Weitzmüller; Weitzenmiller. Windmüller; niederd. Windmöller.
   2)  Nach dem Standort der Mühle:
Angermüller und -miller. Aumüller. Bachmüller. Bergmüller. Bornmüller. Bruchmüller; niederd. Brockmöller. Dorfmüller; halbniederd. Dorpmüller. Feldmüller. Furtmüller. Heitmüller (Besitzer der Heidemühle). Kampfmüller (s. Kamp). Klingmüller. Kniemöller. Mittermüller (Besitzer der Mittelmühle). Obermüller. Riethmüller. Rosenmüller (Besitzer einer Mühle, welche die „Rosenmühle“ heißt, z. B. im Amte Kalenberg). Seemüller. Stadtmüller. Stegmüller; niederd. Stegemöller. Teichmüller. Untermüller. Waldmüller. Werdmüller (s. Wert). Weyermüler (der M. am Weiher). Wiesenmüller.
   3)  Nach der Zugehörigkeit (Untertänigkeit):
Fromüller = Frohnmüller (herrschaftlicher M.). Hoffmüller. Mönkemöller.
[S. 205]    4)  Nach der Beschaffenheit des Müllers (oder der Mühle):
Altmüller. Neumüller; Neumiller; niederd. Niemöller. Freymüller. Graumüller. Grünmüller.
   5)  Mit Vornamen Zss.:
Engelbrechtsmüller (die Engelbrechtsmühle bei Dachau in Bayern). Frankemöller. Kunzemüller; Kunsemüller. Marxmüller. Petermöller. Westelmüller (wenn anders Westel aus Sebastian).

Die Zss. mit Möller sind im Nordwesten Deutschlands, besonders in Westfalen einheimisch.

Müllner III. ahd. mulinâri, mhd. mulnaere der „Müller“ (im Marburger Gewerbe-Verz. Mulner; noch 1691 bei Stieler „der Müllner“).

FN. Müllner (häufig in Wien); gedehnt Mühlner — verdünnt Milner. Niederd. (Klemp. Molner) Molner. Holländ. Molenaar.

Zss. Edelmüllner. Obermüllner. Fraunmüllner. — Eckmillner. Waldmillner.

Mult- s. Mod.

Mumm- s. Mun.

Mun-, Mün- s. Mun.

MUN I. wohl zu altnord. munr „Freude, Lust“.

FN. Muniperht: Mombert; Momber; Mommert; Mommer. Gen. Mummers.

Einstämmige Kürzung Mun-.

Muno, Monno: MuhneMonnoMone; MohnMöhn. Gen. MohnsMonnen. Patr. A. Mönning. Patr. Zss. Mohnsen.

Vklf. (k): MunckeMünneckeMohnikeMöhnkeMönnich. (k + l): Munkel.

Zweistämmige Kürzung Mumm-.

(Mummo): MummMomm.

Patr. Zss. MummsenMommsen.

Mund- s. Mund.

MUND I. ahd. munt „Schutzgewalt“ (vgl. Vormund). In EN. seit dem 3. Jh.

FN. (Mundher): MunderMunter (Muntermann) — Münter.

Munderich: Munderich.

Mundoald: Mondhold.

Einstämmige Kürzung Mund-.

Mundo: MunteMundMünteMondt. Patr. A. MundingMündingMuntinga (ostfries.).

Vklf. (k): Mündecke. (z): MunzMünzMunsch. (z + l): MuntzelMüntzel.

Auslautend (144 mal Först.):

-mund: Emund.

-mond: Hartmond.

Mund III. Friderio. mittemmvnde 1190. Zss. Guldenmund. Lachmund.

Mundigler III. einer aus dem rhätischen Orte Montiggl (aus lat. monticulus).

Münster III. ahd. monastri aus lat. monasterium „Klosterkirche, Kathedrale“.

FN. Münster. Weilmünster.

Munsch, Munt-, Münt- s. Mund I.

Münter a) I. s. Mund b) III. s. Münzer.

Munz-, Münz- s. Mund I.

Münzer III. ahd. munizâri aus lat. monetarius 1) Geldpräger 2) Geldwechsler. Hermann Monetarius (de Münter) 1298.

FN. Münzer. Niederd. Münter.

Musebrink III. „Mäusebrink“.

Mushacke s. Mooshake.

Müßigbrod III. ein Müßiggänger oder einer, der in Muße sein Brot ißt (Rentier?).

Müßiggang III. (wie Irregang) „Müßiggänger“. Thomas M. 1447.

Mustopf, Mustoph III. aus Mustafa.

Mut-, Muth-, Müt- s. Mod.

Mutscheller III. von Mutschelle, häufigem Hofnamen in den Alpen, roman. Herkunft, vielleicht = mottisella „Hügel“ (Buck S. 187).

Mütt-, Mutze, Mütz-, Muzel s. Mod.

Mylius III. der deutsche „Müller“, in antikem Gewande. Eine Zss. mit Mylius ist Missomelius, entstellt aus Mesomylius (Mittelmüller).

N.

Naatz s. a) Nath b) Ignatius.

Nab- s. Nath.

Nachbauer III. gekürzt aus ahd. nâhkapûr, mhd. nâchgebûr der „nah Bauende“ (Wohnende); noch im 17. Jh. neben Nachbar.

FN. NachburNachbaur; Nachbauer.

[S. 206]

Nachtigal III. ahd. nahtigala („Sängerin der Nacht“, von galan).

Nack-, Näck- s. Nath.

Nad-, Näd- s. Nath.

NAGAL I. ahd. nagal, mhd. nagel, später auch zsgz. neil „Nagel“. Der Gebrauch dieses Namens in EN. scheint sich auf die mythischen Schmieden zu gründen. Nagalhard 8.

FN. (Nagalrich): Neilreich.

Einstämmige Kürzung Nagal-.

Nagal: NagelNahlNägelNegeleNeil.

Vklf. (l): Nägele; Nägeli. (l + n): Negelein; Nägelen.

Nagel III. nach Vilmar S. 39 in mehr als funfzig damit zusammengesetzten FN.

Faßnagel. Hufnagel. Kupfernagel; niederd. Koppernagel. Nothnagel. Schiennagel; österr. Schinnagl. Silbernagel. Spannagel. Spitznagel. Thürnagel. Wackernagel. Deutlich elliptisch: Blankennagel.

Nägel-, Nahl s. Nagal.

Nahning, Nan-, Näning s. Nanth.

Nahrings s. Nas.

NANTH I. got. nanthjan wagen, nanths „kühn“; ahd. nendan, mhd. nenden wagen.

FN. Nandbrecht: Nembhard (aus Nembart).

Nandhari: Gen. Nanders.

Nantuic: Nentwig.

Einstämmige Kürzung Nand-.

Nando, Nanno, Nonno: NanneNaneNenneNonne (Nonnemann). Gen. NannenNonnen. Patr. A. NanningNahningNäning. — Nannenga (ostfries.).

Vklf. (i): Nanny. (l): Nendel. (k): NantkeNanckeNannigNennich; NennickeNenkeNonnigNönnig. Gen. Nantkes; Nantjes (ostfries.) — Nanken. (z): NantzNenz.

Auslautend (32 mal Först.):

-nand: Wienand.

-nant: Denant.

Napert, Napp s. Nath.

NAS I. got. nisan, nasjan, ahd. nerjan, mhd. nern „nähren; retten“. Nasold. Neriberaht.

FN. Einstämmige Kürzung Nas-.

Nasua: Nasse; NaßNeese. Patr. A. Nehring. Gen. Nahrings (Prüm).

Vklf. (k): Nehrig.

Nase III. in den Zss.

FN. Spitznase (vgl. auch Halfnase 1376). Langnese (Heinricus Langenase 1304).

NATH I. wohl zu altsächs. nâtha, ahd. ginâda „Gnade“, im Sinne von helfender Geneigtheit.

FN. Natbold: Nabold. Gen. Nabholz.

(Natbert): Nabert; Naber; Napert.

(Nather): NatherNäther.

(Nadold): Nadol.

Einstämmige Kürzung Nath-.

Nado, Nato: NathNäthe.

Vklf. (l): Nädele. (l + n): Nädelin. (k): NadigNattkeNackeNäke. Gen. NackenNäckes. (k + l): Näckel. (z) Nazo: Naatz.

Zweistämmige Kürzung Nathb-.

Nappo: Napp.

Nätebus III. (niederd.) „Nußbusch“.

Näth-, Nattke s. Nath.

Nau- s. Niw.

Neander s. Neumann.

Nedder niederd. „Nieder“ in Neddermeyer, Nedderhut u. a.

Neels s. Cornelius.

Neese s. Nas.

Negel- s. Nagal.

Nehlsen s. Cornelius.

Nehr- s. Nas.

Neiber s. Nid (V.)

Neid- s. Nid (V., einst. K.).

Neiffert s. Nid (V.).

Neigebauer s. Gebauer.

Neil- s. Nagal.

Neip- s. Nid (V., zweist. K.).

Neit-, Neitz- s. Nid (einst. K.).

Nel-, Nell- s. Cornelius.

Nembhard s. Nanth.

Nen- s. Nanth.

Neo s. Niw.

Nesensohn II. (Appenzell) „Sohn der Agnes“.

Nettel III. niederd. „Nessel“ in Nettelbladt, -kamp, -struck.

Neu s. Niw.

[S. 207]

Neubauer III. ein „Bauer“, der sich „neu“ auf einem (vielleicht erst von ihm urbar gemachten) Platze ansiedelt.

FN. Neubauer. Niederd. Niebuhr (Klemp. Niebur). Halbniederd. Niebauer.

Neub-, Neue, Neuf- s. Niw.

Neugebauer s. Gebauer.

Neukomm III. ein „Neuangekommener“. Hans Nuwkomm 1393.

Neumann III. a) I. s. Niw b) III. ein „Neuangesiedelter“. Als FN. sehr häufig — wie Neustadt als ON. — auch Proselyten-N. (= „neuer Mensch“), in griech. Übersetzung Neander (der berühmte Kirchenhistoriker dieses Namens hat denselben 1806 in Hamburg angenommen, als er zum Christentum übertrat).

Niederd. Niemann (in Münster 1878 22 Niem. neben nur 8 Neum.) — NiegemannNigmannNiggemann (Klemp. Nieman, Nigeman).

Neumeister III. ein in die Zunft „neu aufgenommener Meister“.

Neuner, Neup-. Ney s. Niw.

Nibbe s. Nid (zweist. K.).

Niel-, Nicol- s. Nicolaus.

Nicolaus II. griech. „Volkssieger“; Nicolaus, Bischof von Myra in Lycien 4. Jh. (S. 26).

FN. NikolausNiklaus (in schlechterer Schreibung Nücklaus) (Großniklaus) — Nicolas; NicolaNiclas, Nicklas, NiklaßNieglasNicol mit den Zss. Altnikol und NicolmannNickel mit den Zss. Jungnickel; Kurznickel; Langnickel; Mühlnickel (Nickel als VN., N. Hannemann 1662 KB.) — Niggl (bayr.). Gen. Nicolai, Nikolay — deutsch: Nickels. Patr. A. NicklingNiggeler (oberd.). Patr. Zss. NicolassenNiklassen.

Mit Kürzung im Anlaut:

   a)  Klaus, Clauß, mit der Zss. Schäperclaus (westf.); Öhlclaus; Klause — latinis. Clausius. Gen. Klausen. Patr. A. ClausingClauser. Patr. Zss. Jungclaus (Gegensatz: Großklaus); Jungclaussen.
Vklf.(l): KläusliKleisl; Kleißl (Tirol).
b)  Klose; Kloos, Cloos; Kloß (z. T. mit geschärftem Vokal gesprochen, deshalb auch Kloss geschrieben, wohl um den Gleichlaut mit dem Gattungsnamen zu vermeiden) — verlateint Clossius. Zss. Kloßmann.
c)  Klaß (Klaßmann), Klaas, Claes — Zss. Jungklas; Poggenklas (westf.); Klasmeyer (westf.); Clasohm. Gen. Claßen, Claassen; Clasen; Claasens. Patr. A. Claßing; Klasing.
d)  Durch Zerdehnung aus Klaus: Clawes (als Vorname Clawes und Nicclawes (Klemp.); Claws; ClabsKlages; Klagge (Klempin: Klags = Klawes). Zss. Klagemann. Grotklags.
e)  Durch Wegfall der beiden ersten Silben: LausLaves.

-nick III. in slawischen ON.

FN. Jauerniek. Lesnik. Rüthnick.

Ableitung auf -er: Obornicker.

Nicke s. Nid (einst. K.).

Nickel-, Nickl- s. Nicolaus.

Nickse III. „Nixe“, auf die Wassergeister der deutschen Mythe zurückdeutend, vgl. Johannes dictus diu Nixe 1336 Bacm.

NID I. ahd. nîd, mhd. nît „Neid“ d. i. feindseliger Eifer und Zorn des Kriegers (Nibelungen V. 427 Lachm.).

FN. Nidbald: NiedballNiepold; NiepeltNippold; NippelNeipold.

Nitperht: NiebertNeiber. Gen. Neippertz. Patr. A. Nieberding.

Nidaboto: Niepoth.

(Nidfried): Niefert; NiefferNeiffert. Gen. Nieferz.

Nidgar: Nieger.

Nidhard: Niedhardt; Nietardt; NietertNeidthardt; Neidert.

Nither: NieterNeider - NeidherrNitter.

Nidmar: NiemerNimmer.

Nidrih: NiedrichNittreyNierich.

(Nidolt): Neidholdt.

Einstämmige Kürzung Nid-.

Nitho: Niete (Nietmann) — Neide; Neidt. Gen. NietenNeithenNeiden. Patr. A. Nieding; Niedung.

Vklf. (l): NiedelNeidelNittel. Patr. A. Niedling. (l + n): Neidlein. (k): NiedkeNiecke[S. 208]Nicke. (z) Nizo: Nietze — Nizze; Nitz; Nitzsch (Nitschmann) — Neitsch. (z + l): NietzelNißlNeitzel. Patr. A. Nitzling. (z + k): NietzschkeNitschkeNeitzke.

Unorganische Bildung: Neitzert.

Zweistämmige Kürzung Nidb-.

Nippo: NippeNibbeNeipe.

Nie- III. niederd. „neu“, in Zss. wie Niebecker, Niemann, Niemeyer u. a.

Nieb- s. Nid (V.).

Niebuhr s. Neubauer.

Niecke s. Nid (einst. K.).

Nied- s. Nid (V., einst. K.).

Niedner III. „einer aus Nieden“.

Nief- s. Nid (V.).

Niegemann s. Neumann.

Nieger s. Nid (V.).

Niejahr III. niederd. „Neujahr“.

Niemann s. Neumann.

Niemer s. Nid. (V.).

Niemetz III. ein „Deutscher“, poln. Niemiec. Auch NiemeitzNimz.

Niep-, Nierich s. Nid (V.).

Niermann III. = Niedermann, nach der tieferen Lage der Wohnstätte; vgl. Tornedden.

Nieß s. Dionysius.

Niet- s. Nid (V., einst. K.).

Nietz- s. Nid (einst. K.).

Niewert s. Niw.

Niggemann, Nigmann s. Neumann.

Niggeler, Niggl s. Nicolaus.

Nik- s. Nicolaus.

Nimmer s. Nid (V.).

Nimz s. Niemetz.

Nipp- s. Nid (V., zweist. K.).

Nißl s. Nid (einst. K.).

Nitsch, Nitz s. Nid (einst. K.).

NIW I. ahd. niwi, mhd. niwe „neu (jung)“.

FN. (Niwipald): Naubold.

(Niwipert): NiewertNeubert; Neupert; Neuber; NeuperNaubert; Naupert.

Neufred: Neufert.

(Niwiman): NeumannNaumann (Nau noch in manchen Landschaften mundartlich = neu, s. Koch S. 18, der es für Saalfeld bezeugt; auch Buck S. 189).

Niward: Nauert.

Mit erweitertem Stamme Niwun-. Niwunheri: Neuner.

Einstämmige Kürzung Niw-.

Nivo: NeoNeue; NeuNeye, NeyNaue. Gen. Neyen.

Nixe III. s. Nickse.

Nizze s. Nid (einst. K.).

Noack s. Nowack.

Nob- s. Nod (V., zweist. K.).

Nobbe, Nöbbe s. Nod (zweist. K.).

Nock- s. Nod (V., einst. K.).

Nöcker s. Nod (V.).

NOD I. got. nauths, ahd. mhd. nôt „Not, Kampfdrangsal; eifriges Streben“.

FN. Nodbert: NootbaarNobertNopper. Gen. Noppers.

Notakar: NöttgerNockerNöcker.

Nothart: Nothardt.

Nothar: NoderNotterNötherNohr. Patr. A. NöhringNoderer.

(Notleih): NöthlichNölich. Gen. Nöthlichs.

Nodulf: Nolohf.

Einstämmige Kürzung Nod-.

Noto: Noth, NoodtNottNöthe. Gen. NothenNöthen. Patr. A. NödingNuding.

Vklf. (l): NödelNötelNolleNohl.

Patr. A. NöthlingNüdling. (k): Nocke. (z): NootzNotz (Notzmann); Noß. (z + l): Nötzel; Nößl. (z + l + n): Nötzlin. (z + k): NotzkeNößke.

Unorg. Bildung: Nötzold.

Zweistämmige Kürzung Nodb-.

Noppo: NobbeNöbbeNube.

Vklf. (l) Nopelo: NobelNopel.

Patr. A. Nobiling (nach dem bekannten Mordversuch auf K. Wilhelm I. von einigen Gliedern der Familie in Edeling verwandelt).

Auslautend -not (41 mal Först.): -not: Adnot. Gernoth.

Nöd-, Nohl s. Nod (einst. K.).

Nohr, Nöhring s. Nod (V.).

[S. 209]

Nold-, Nöld- s. Arin (Arnold).

Nölken s. Arin (Arnold).

Nolle, Noll 1) I. s. Arin. 2) I. s. Nod (einst. K.).

Nolohf, Nölich s. Nod (V.).

Nolt-, Nölt- s. Arin (Arnold).

Non-, Nön- s. Nanth.

Nonnenmacher III. „Schweineschneider“ (mhd. nunne, nonne „verschnittenes Schwein“). Auch Nunnenmacher.

Nonnenprediger III. (Pyritz) „der die Verpflichtung hatte, im Nonnenkloster zu predigen“.

Noodt, Noot-, Nopel s. Nod.

Nopper s. Nod (V.).

NORD I. ahd. nord „Norden“, ebenso wie die drei andern Weltgegenden in EN. gebraucht.

FN. Nordeman: NordmannNormann, Norrmann.

Nordoalt: Nordahl.

Nordwich: Nordwig.

Einstämmige Kürzung Nord-,

Nordo: Nord, Nordt, NorthNörr. Gen. Norda (ostfries.).

Vklf. (z): Norz.

Normann, North, Norz s. Nord.

Noß-, Nöß- s. Nod (einst. K.).

Noth-, Nöt-, Nott- s. Nod (V., einst. K.).

Nott III. niederd. „Nuß“, in Nottebrock, Nottmeyer u. a.

Nottebohm III. niederd. „Nußbaum“. Auch Nottebaum, Nuttebaum (halbniederd.)

Nöttger s. Nod (V.).

Notz-, Nötz- s. Nod (einst K.).

Nowack III. aus slawisch Nowak der „Neue, Neuangekommene“ = Neumann. In seinen verschiedenen FF. im Osten Deutschlands weit verbreitet.

FN. Nowack, NowagNoackNobak.

Nube s. Nod (zweist. K.).

Nücklaus s. Nicolaus.

Nuding, Nüdling s. Nod (einst. K.).

Nunnenmacher s. Nonnenmacher.

Nürmberger III. „Nürnberger“, alt Nuremberger 1507.

Nußpicker III. von mhd. bicken: „hauen mit einem spitzen Werkzeuge“.

Nuttebaum s. Nottebohm.

O.

-o 1) deutsch: die häufigste Endung der verkürzten Namen, jetzt meist durch das charakterlose e ersetzt oder ganz abgeworfen (S. 22).

2) slawisch: ebenfalls in verkürzten Personen-N., die dann als FN. verwendet werden, z. B. Hanzo, Hanzko (Hantschko) von Johannes.

Mitunter ist auch o entstanden aus ow (urspr. slawische Endung für ON.) durch Abfall des stummen w: Fanselo, Calo, v. Plotho (O. Plathow), Wossidlo, welches früher noch häufiger weggelassen wurde; so findet sich in KB. Büto, Zastro statt des jetzt üblichen Bütow, Zastrow.

Ob- s. Aud (V., zweist. K.).

Öb- s. Aud (zweist. K.).

Obbermann s. Aud (V.).

Öbb- s. Aud (zweist. K.).

Obenauf III. „der immer obenauf ist“. Ähnlich Obenaus „obenhinaus“. (Hans Bovenuth 1460.)

Obenderhabighorst III. bemerkenswerter westf. N., vom Wohnorte hergenommen.

Oberste in westf. N. zur Unterscheidung der Genamen (Namensvettern) benutzt, z. B. Oberste-Steinhorst = der zu oberst wohnende St. Obrist und Zobrist (= zu oberst schweiz.).

Obser III. mhd. obeȥaere, jetzt oberd. Obßer, hochd. „Öbster, Öbstler“.

Ochs III. mit der Vklf. Öchsle und den Zss. Ochsenbein und (niederd.) Ossenkop. Vgl. Joh. zum Ochsen 1412 (Hauszeichen). (Doch Ochs vielleicht = ahd. Otgoz 1100, Ocoz oder auch Otgis, beides zum Stamme Aud.)

Ochsner III. mhd. ohsenaere „Ochsenhirt, — bauer“ - Öchsner, entstellt Exner.

Ock-, Öck-, Od- s. Aud (V., einst. K.).

Öd III. In Süddeutschland ungemein zahlreiche ON. auf -öd (Altenöd), -ed, -et, -edt (Einet). Bei dem Mangel entscheidender alter FF. ist hierbei an got. auths, ahd. ôdi mhd. oede „öde, leer“ zu denken, falls nicht angels. ead, altnord. audhr „Besitz“ größeren Anspruch darauf hat.

FN. Ableitung auf -er (oberd., bes. bayr., österr.):

[S. 210]    1)  -öder („die Leute, die einst in der Öde wohnten, die Söhne der Einöde“ Steub) nur in Zss.: Ameisöder. Manzenöder. Schusteröder. Vgl. der Flachsöder 1490.
2)  -ötter: Königötter (entstellt Kenngötter).

Meist infolge der „alten Unart der Bajuwaren, ö und e in der Aussprache nicht zu unterscheiden“ (Steub) in e verwandelt, daher

   3)  Eder, urspr. Öder (vgl. Albertus Öder 1262). Allertseder. Alteneder. Breiteneder. Buchneder (O. Buchenöd). Fischeder neben Fischöder. Greifeneder. Habereder. Haseneder. Hocheder. Kroneder. Lucaseder. Mittereder. Mooseder. Niedereder. Obereder. Pauleder. Permaneder (O. Permanöd). Roseneder. Spitzeder. Steineder. Ziegeleder. Engleder. Herleder. Wendleder. — Lempenzeder (zu ad. Lampo). Manzeneder; daneben Manznetter.
4)  -eter: Eppeneter. Hemeter (= Heimöder). Schlageter (auch in Ostpreußen). Weileter. Breitsammeter (Einöde Breitsameten in Oberbayern).
5)  -etter: Mosetter. Obernetter. Panzetter. Scharfetter (in Salzburg und Ostpreußen); in der Namenliste der Eingewanderten bei Beheim-Schwarzbach Scharffitter. Vgl. Stephan Scharffeder 1407).
6)  -ettner: Scharfettner.
7)  entstellt -ieder: Geißelsieder. Hutzelsieder (Steub S. 147).

Öddel, Öding, Oet- s. Aud (einst. K.).

Oetjen, Oetken s. Aud (einst. K.).

Of-, Off- s. Aud (V., zweist. K.).

Öfele, Öff- s. Aud (zweist. K.).

Öffner III. mhd. ovenaere „Ofensetzer“.

Oheim III. mhd. ôheim „Mutterbruder“.

Ohfen s. Aud (zweist. K.).

Ohl- s. 1) Ald 2) Aud (V.) 3) Othal (V.).

Öhl- s. 1) Aud (einst. K.) 2) Othal (V.).

Ohlenmacher III. „Töpfer“ (s. Euler).

Ohlenschläger, Öhlen- s. Öhlschläger.

Öhlmann a) I. s. Othal b) III. „Ölhändler“. Verlateint Olearius (S. 63).

Öhlschläger III. „Ölpresser“.

FN. Öhlschläger; ÖhlenschlägerOhlenschlägerÖhligschlägerOlligschläger (vgl. ölich Weist. III, 296, niederd. Ölje; auch dänisch olie, olieslaaer).

Ohm III. aus Oheim zsgz. mhd. ôme „Oheim“ (Ohm auch ein Zunftgenoß bei den Münzern, desgl. Ohmschaft = societas monetariorum).

Ohm- s. Aud (zweist. K.).

Öhm- s. Aud (V., zweist. K.).

Ohnesorge III. vgl. Gernod dict. Anesorge. Daher noch jetzt Ansorg.

Ohorn III. ON. = Ahorn.

Ohr III. in den Zss. Langohr; Weibelohr („Wackelohr“).

Ohrt s. Ort I.

Ohst s. Aust.

Ökert s. Aud (V.).

Ol- s. 1) Ald 2) Aud (V.) 3) Othal (V.).

Öl- s. Othal (V., einst. K.).

Olböter III. niederd. „Altbüßer d. i. Altflicker“ (in Stettin ein „Olböterberg“).

Olde s. Ald.

Ölhafen III. FN. v. Öhlhafen (mit einem Ölkrug im Wappen, Pott S. 654).

Oll- s. Ald.

Öll- s. Othal (V., einst. K.).

Olligschläger s. Öhlschläger.

Olt- s. Ald.

Omeis s. Ameis.

Ömering s. Aud (V.).

Omm- s. Aud (V., zweist. K.).

Ondereyck III. niederd. (Krefeld) „unter der Eiche“.

Onken, Onnen s. Un.

Oost s. Aust.

Op- s. Aud (V., zweist. K.).

Opdenhof III. (Wesel) niederd. „auf dem Hofe“.

Opderbeck III. niederd. = ob der Beck „oberhalb des Baches“.

Opfermann III. „der das Kirchenopfer in Empfang nimmt“ = Küster, früher allgemeiner in Niedersachsen, jetzt noch in Braunschweig (Hoffmann).

FN. OpfermannOffermann (vgl. Opfergeld und Offergeld). Niederd. Oppermann (doch s. auch Audeberht).

Öpke, Opp-, Öpp- s. Aud (V., zweist. K.).

Oppenhövel III. „auf dem Hübel“.

[S. 211]

Oppenkamp III. „auf dem Kampe“.

Oppermann s. a) I. Aud (V.) b) III. Opfermann.

Optenhögel III. niederd. „auf dem Hügel“.

Orban s. Urban.

Ord- s. Ort I.

Orgler III. „Orgelspieler“.

Ornold s. Arin.

Ort-, Ört s. Ort I.

-ort in ON. s. Ort III.

ORT I. ahd. mhd. ort „Schärfe, Spitze“, bes. des Schwertes und Speeres.

FN. Ortgis: Ortgies. Gen. Ortgiesen.

Ortlaip: Ortleb; Ortlepp; Ortlöpp.

Ortliub: Ortlieb.

(Ortman): OrtmannOhrtmann.

Ortolt: OrteltÖrtelt.

Ortwin: Ortwein.

Ordulf: OrdolffOrtloff.

Einstämmige Kürzung Ort-.

Ordo, Ort: Ort, OrthOhrt.

Vklf. (l): OrtelÖrtle; Örtel.

Patr. A. Örthling.

Ort III. in ON. a) „Vorgebirge“ (z. B. Brüsterort an der ostpreußischen Küste) b) „Winkel“, bes. bei Flußmündungen (z. B. Ruhrort).

FN. auff’m Ordt. Ruhrort. v. Scharfenort. Steinort. Vierordt.

Os-, Oß-, Ös- s. Ans (V., einst. K.).

III. niederd. „Ochse“, in Ossenkop, Oßmeyer u. a.

Öschhey III. mhd. eschheie „Hüter der Feldflur, Flurschütz“.

Osiander III. von einem fränkischen Schmiede Hosemann abstammend und halb vergriecht, „so daß die Hose, freilich ohne Asper, daran hängen blieb“ (Pott).

Ost-, Öst- s. Aust.

Oster-, Öster- s. Austar.

Oster III. vom Umstandsw. ahd. ôstar, mhd. ôster „ostwärts, östlich“, in mannigfachen Zss.: Osterbrink; Osterbrauk (-bruch); OsterkampOstermeyer u. a.

Ostertag III. zu den Zeitnamen (s. Tag); vgl. Grav Friedrich zolr der Ostertag 1315.

Ot-, Oth-, Ott-, Öt- s. Aud (V., einst. K.).

OTHAL I. ahd. uodal, ôdhil „Erbgut; Heimat“. Vgl. Aud.

FN. Odalbreht: OhlbrechtOlbrichtÖlbrachtUlbrecht; Ulbricht; Ulber (Ulbermann). Gen. Olbertz; OlbersUlpts (ostfries.).

Odalfried: Ulfert. Gen. OlfersUlffers.

Odalgar: Ölker. Gen. Öhlckers.

Odalgart: Ölgard; Ölgarte.

Odalhart: OhlertÖlhardt; Öhlert.

Uodalhari: UhlerUlherr. Gen. ÖhlersÖllers.

Odolleip: Olepp.

Odolland: OhlandUhland.

Uodalman: ÖhlmannUhlmannUllmann.

Uodalmar: Ullmar.

Uodalrich: OlerichÖlreichÖllrichUhlrichUlrich; Ullreich; Uldrich; Ullerich. Gen. ÖhlrichsUlrichs. Patr. A. Öhlerking.

Odalwin: OhlweinÖlwein.

Einstämmige Kürzung Othal-.

Udilo: UleÜhle. Gen. Uhlen.

Vklf. (i): Hochuli (schweiz.). (l): ÖlkeÖlligUhligUllich. Gen. Uulkes (ostfries.). (z): Uhlitzsch (Kgr. Sachsen) — Ultzsch. Gen. Öltzen.

Zweistämmige Kürzung Othalm-,

Vklf. (k): Ulmcke.

Ottiliae I. Vklf. zu weibl. Oda (s. Aud) — Muttername (Wernigerode 1880). Auch OttiligeOdiliae. (Doch gibt es auch einen O. Ottilia und mehrere Ö. St. Ottilien).

Ötz- s. Aud (einst. K.).

Overbeek III. niederd. „der oberhalb des Baches Wohnende“ (s. Bach) — halb hochd. Oberbeck. Over = ober auch in Overberg, Overdieck; Overkamp, Overweg.

-ow III. in urspr. slawischen ON., die eigentlich besitzanzeigende Eigenschaftswörter auf owy, owa, owo sind, den von dem Namensträger gegründeten oder besessenen Ort bezeichnend. So bildet sich von dem N. Grab (Weißbuche) das Eigenschaftswort grabowy, -a, -o, welches nun mit Ergänzung eines Hauptwortes wie was (weibl.) = Dorf, mjesto (sächl.) = Stadt zum ON. gestempelt wird, also Grabowa, Grabowo (= „der Grab’sche Ort“), Viduchowa „der Widoch’sche Ort“ (vom PN. Vidoch) — Formen, die sich in[S. 212] slawischen Gegenden noch häufig finden, während in den schon länger germanisierten Landschaften des nordöstlichen Deutschland der Endvokal abgefallen und die Endung ow (mit stummem w, das auch mitunter in der Schreibung weggefallen, s. -o) herrschend geworden ist: Grabow, Fiddichow.

Daher nun die vielen ON. — von Städten, Dörfern, auch Flüssen, z. B. Warnow — auf ow, deren im östlichen Deutschland Legion ist, und die fast ebenso große Fülle der von ihnen entlehnten FN. auf ow (z. B. in Stolp im J. 1864 unter 1800 Namen über 50).

FN. Buckow (spr. Buko). Bütow. Grabow. Massow. Passow. Quednow. Strippentow. Vangerow — nicht minder viele Adels-N.: v. Below. v. Bülow. v. Krockow. v. Lettow. v. Lützow. v. Massow.

Häufig finden sich kleine Abweichungen von den bezüglichen ON.: Duchrow (O. Ducherow). Münchow (O. Mönchow). Strölow (O. Strelow) — mitunter auch bedeutendere wie Leitzow (O. Lewezow, welches im Volksmunde in Leitzow zsgz. wird).

Ableitungen auf -er sind selten, da sich diese Endung nicht bequem anfügt; nur in modern jüdischen N. wie Bojanower (von Bojanowo) scheint sie sich zu finden.

Häufiger sind Latinisierungen auf -ovius, aus der Zeit der Renaissance stammend (S. 63): Ciborovius. Gregorovius. Gusovius. Nicolovius — z. T. mit sehr wenig lateinischer Schreibung: Bülowius. Wannowius.

Zuweilen ist das w abgefallen: v. Plotho (O. Alten-Plathow). Calo. Floto.

Nicht selten ist die E. ow bei den ON. oder den daher entlehnten FN. in au übergegangen, wodurch dem Namen ein mehr deutsches Gepräge gegeben wird: Grabau, als wäre es eine rein deutsche Zusammensetzung. So entspricht der FN. Gumtau dem ON. Gumtow, Treptau dem ON. Treptow, Bernigau dem ON. Bernickow, Kahlbau vermutl. dem ON. Calebow; umgekehrt Nipkow = dem ON. Nipkau, Calow dem ON. Kalau. Aus manchen ON. sind auf diese Weise zwei FN. hervorgegangen, z. B. aus ON. Lossow die FN. Lossow und Lossau, aus ON. Gülzow die FN. Gülzow und Gülzau, aus ON. Bülow die FN. v. Bülow und Bülau. Beide Endungen, ow und au, wechseln eben außerordentlich leicht miteinander, und früher verfuhr man noch willkürlicher darin. So wird im Stolper KB. der fürstlich Croy’sche Rentmeister Vanselow auch Vanselau genannt, z. B. im J. 1647, dagegen 1651 wieder Vanselow. In manchen Städtenamen sind diese Endungen noch im Kampfe, z. B. Spandow und Spandau, Prenzlow und -au; letztere sollten hier vorgezogen werden, damit auch der Name dieser seit Jahrhunderten deutschen Städte den deutschen Lautgesetzen entspreche.

P.

Pabst III. mhd. bâbest aus griech. lat. papas.

FN. PabstBabst (S. 42).

Pach a) I. s. Bag b) III. bayr. in Pachmayr, -maier.

-pach, -pacher s. Bach.

Pächter III. neueren Verhältnissen entstammend, daher als FN. sehr selten.

Padell s. Bad (einst. K.).

Päder s. Bad (V.).

Pagel s. Paulus.

Pagenhardt III. „Pferdehirt“ (aber auch ON.).

Pagenkopf III. „Pferdekopf“ (auch ON.).

Pagenstecher III. der die schlechten Pferde (niederd. Pagen) absticht, „Abdecker“.

Pahde s. Bad (einst. K.).

Pahl a) s. Bald (einst. K.) b) „Pfahl“.

Pahnke III. slaw. Panek „kleiner Herr“.

-paintner s. Bünd.

Paldramus s. Bald (V.).

Pälegrimm s. Pilgrim.

Pallauf, Palmer s. Bald (V.).

Pammer s. Bad (V.).

Pancratius II. griech. der „Allherrschende“ (Kal. 12. Mai) — Mamertus, P., Servatius die drei sogen. „strengen Herren“, welche die späten Frühlingsfröste bringen sollen.

FN. Pankratz; Pangrätz (Gottschee) — Pongratz — (mit Kürzung im Anlaut): Craz, Kraatz (doch schon ahd. ein Chrazo).

Vklf. (oberd.) Krätzel, latinis. Crecelius; (niederd.) Kratzke (mit langem a).

Pand- s. Band.

[S. 213]

Pankok(e) s. Pfannkuch.

Pann-, Pant-, Panz s. Band.

Pape s. a) I. Bad (zweist. K.) b) III. Pfaffe.

Papinga s. Bad (zweist. K.).

Papke s. a) I. Bad (zweist. K.) b) III. Pfaffe.

Päpke s. Bad (zweist. K.).

Pardiller III. romanisch-deutsch von pardill = pratello „kleine Wiese“.

Parthey s. Ber (v.).

Parzer III. „einer aus Parz“ (ON. häufig in (Österr. ob der Ens).

Zss. Grillparzer (O. Grillparz 3 mal in Ober-Österr.). Steinparzer.

Pastor III. lat. „der Hirte; Pfarrer“. FN. Gen. Pastoors (Kleve).

Paternoster III. = Paternostermeker „Verfertiger von Rosenkränzen“ (Schütte), doch vgl. Heinr. Vaderunser 1565.

Pathe, Pät- s. Bad (einst. K.).

Patsch, Patz- s. Bad (einst. K.).

Pätsch s. Ber (einst. K.).

Pauck s. Baug.

Pauel- s. Paulus.

Pauer s. Bauer.

Pauker III. mhd. pûkaere „Paukenschläger“.

FN. Paucker; mit Umlaut Peucker.

Paulus II. lat. „der Kleine“; St. Paulus, der Apostel. (Kal. 25. Jan., 29. 30. Juni.)

FN. Paulus; Paul (Paulmann). Gen. Pauli, PaulyPauls; Pauels (ostfries.). Patr. A. PaulingPauler (österreich.). Patr. Zss. Paulsohn; Paulson; PaulsenPauelssen (ostfries.) — in demselben Sinne Kleinpaul.

Zss. PaulmichlSentpaul (ON.). Zsgz. Pohl (Preuß 27).

Niederd. zerdehnt: PagelPawel, Pavel (Pagel als VN. im KB. z. B. Pagel Gustman 1692; Pagel Dobrenze, sonst Paul Dobrantz — pawel glasenap 1518 Klemp.). Gen. PagelsPawelsPowels. Vklf. Pawelke.

Paumann s. Baumann.

Paur s. Bauer.

Pausepack III. „Bausbacke“.

Pav-, Paw- s. Paulus.

Payer s. Baier. Auch in der Zss. Payrhuber.

Pecht- s. Beraht (V., einst. K.).

Ped- s. Petrus.

Pelkert s. Big.

Peilert s. Bil.

Peldram s. Bald (V.).

Pelikan III. zeichnet sich nach dem Glauben des Altertums (s. Aelian 3, 25) vor allen Vögeln durch die Liebe zu seinen Jungen aus, die er mit seinem Blut ernährt, und wenn sie tot sind, zu neuem Leben erweckt. Daher in der christlichen Mystik ein Bild für den Heiland.

Pelzer III. mhd. belzer „Pelzhändler“.

Pemmerl, Pendele s. Band.

Penke, Penneeke s. Berin (einst. K.).

Penning s. Pfennig.

Perdt III. niederd. pêrd „Pferd“.

FN. to Perdt (Rees), te Peerdt (Wesel) „zu Pferde“ (Gegensatz: Tovote).

-perg, -perger s. Berg.

Pering s. Ber (einst. K.).

Perl- s. Ber (V., einst. K.).

Pern- s. Born (V.).

Person s. Petrus.

Perthes, Pertsch, Pertz s. Ber (einst. K.).

Petersilje III. deutlicher Pflanzen-N., Petercilie 1300, 1587: Petzerlei.

Pethke s. Bad (einst K.).

Petrus II. griech. „Fels, Felsenmann“, Übersetzung des hebr. Kephas; St. Petrus, der Apostel, mit eigentlichem N. Simon (Kal. 18. Jan., 29. Juni, 1. Aug.).

FN. Peter (Petermann) — Petter. Zss. Brüggenpeter. Gen. (lat.) Petri, Petry — (deutsch) PetersPettersPieters (ostfries., vgl. holländ. Pieter). Patr. A. Petering. Patr. Zss. Petersson; Peterssen; Peterson; Petersen — niederd. Pedersen — vereinzelt Petrikind.

Durch Zusammenziehung aus urspr. Pederson: Person; Pierson — entstellt Persohn.

Anderweitige Zss.: Kleinpeter. Großpeter (franz. Grandpierre). Graupeter. Langpeter. — Petermeyer. Petermichl.

Petter s. Petrus.

Petz- s. Ber (einst. K.).

Peucker s. Pauker.

Peukert s. Baug.

Peutler s. Beutler.

Peyer s. Baier.

Pfab s. Pfau.

Pfabian s. Fabianus.

[S. 214]

Pfadenhauer s. Pfettenhauer.

Pfaffe III. ahd. pfaffo, mhd. pfaffe aus lat. papa der „Geistliche“ und zwar „Weltpriester“, seelsorgender Geistlicher im Gegensatze zu dem Klostergeistlichen und dem Laien — erst bei Luther und Aventinus († 1534) in verächtlichem Sinne. Den Übergang zum FN. weisen Benennungen auf wie Wernher dictus Paffe 1284; Heinrich des Pfaffen sun (Bacm.).

FN. Pfaff. Niederd. Pape; latinis. Papius. Vklf. Pfäfflein. Papke (doch s. auch Bad).

Pfannenschmid III. s. Schmid (in Kolberg heißt eine ganze Straße auf der Münder Vorstadt „Pfannschmieden“, weil hier ehemals die Pfannen zum Salzsieden geschmiedet wurden).

FN. Pfannenschmidt; verkürzt Pfannschmidt.

Pfannkuch III. s. Speisen S. 46. Niederd. Pankoke, vgl. Pangkoke 1369 Braunschw.

Pfätchenhauer, Pfatten- s. Pfettenhauer.

Pfau III. ahd. phâwo, mhd. phâwe „Pfau“ aus lat. pavo. (Otto dictus pavo 1300. Jörg Pfauenschwanz 15. Jh.) Auch Pfabe; PfabPfob.

Pfauw s. Pfau.

Pfeffer III. eine Brühe zu Fleischspeisen, wegen der starken Gewürze so genannt (jetzt noch „Hasenpfeffer“).

Pfeffersack III. der alte Spottname der Kaufleute. Niclas pfeffersak 1419. (S. auch Goethes Götz, Akt 3, Sz. 1: „Wenn ein Kaufmann einen Pfeffersack verliert“ usw.).

Pfeidler III. „Hemden, Kleider usw. feilhaltender Händler“ (vom mhd. pfeitel Hemd).

Pfeifer III. ahd. pfîfâri, mhd. pfîfaere, pfîfer.

FN. Pfeifer. Pfeiffer (Pfeuffer) — Pfyffer (schweiz.). Niederd. Pieper, Piper. Gen. Piepers (niederrhein.).

Pfeilschifter s. Pfeilsticker.

Pfeilsticker III. „der die Stecken für die Pfeile macht“.

FN. Pfeilsticker; Pfeilstöcker. Niederd. Pielsticker. Auch Pfeilschifter (von Schaft, s. Marb. Verz. der Gewerbe).

Pfennig III. s. Münznamen S. 45, ahd. phantinc (von phant Pfand), mhd. pfenninc „Pfennig“ (doch häufig in allgemeinerer Bed. = Geld, Geldsumme, wie noch jetzt in „Mutterpfennig“, „Sparpfennig“ u. a.).

FN. Pfennig; niederd. Penning — mit mehrfachen Zss.: Barpfennig. Redepfennig. Weißpfennig. Wucherpfennig mit seinem Gegenteil Schimmelpfennig; Schimmelpfeng — niederd. Schimmelpenninck.

Pfettenhauer III. der „die Querbalken eines Hauses zuhaut“ (Andresen).

Als FN. in mannigfachen FF.: PfattenhauerPfadenhauerPfotenhauerPfötkenhauer; PfötchenhauerFetkenheuerFittighauer.

Pfeuffer s. Pfeiffer.

Pfingst III. zu den Zeitnamen.

Pfister s. Pistor.

Pflaumbaum III. „der beim Pflaumbaum Wohnende“. Doch in einer Familie mißverständl. aus Plumbum, der Latinisierung von Bley. (Andresen, Volksetymologie). Niederd. Plumbohm.

Pfleiderer s. Pleitner.

Pflug III. vgl. Eberhardus dictus Pfluoc 1294. Zss. Keilpflug. Stellpflug. Niederd. Ploog.

Pflüger III. niederd. PlögerPleuger.

Pförtner III. mhd. portenaere (mittellat. portenarius).

FN. Pförtner; bes. bemerkenswert Pförtner von der Hölle, ein schlesisches Adelsgeschlecht. Niederd. Pörtner.

Pfotenhauer, Pfötkenhauer s. Pfettenhauer.

Pfraumbaum III. „Pflaumbaum“ mhd. phrûmbaum (neben pflûmboum) vom lat. prunus.

Pfretzschner III. „Kleinkrämer“ (südd.).

Pfuhl III. mhd. phuol aus lat. palus „Pfuhl“. In ON. seit dem 9. Jh., doch mehr vereinzelt; niederd. -pohl.

FN. Pfuhl. Lehmpfuhl. Niederd. Gausepohl. Hundepohl. Kranepohl. Otterpohl. Cattepoel.

Pfurtscheller III. (romanisch-deutsch) „einer von Fortschella“ (Berggabel, Joch).

Pfyffer s. Pfeifer.

Philippus II. griech. „Roßfreund“; St. Philippus a) der Apostel b) der Almosenpfleger Apostelg. 6, 5. 8, 26 ff.

FN. Philipp, Filipp (österr.). Gen. (lat.) Philippi — (deutsch) Philippen; Philipps; Phillips (wo das s jedoch auch[S. 215] vom Nom. herrühren kann, vgl. philipps Sunnenberch 1490 Klemp.). Patr. Zss. Philippsen; Philippsohn; -son (die beiden letzten jüngere Neubildung, jüdisch).

Mit Kürzung im Anlaut: Lippus; Lipps, Lips (so redet z. B. Johann von Leyden in einem Schreiben den Landgrafen Philipp von Hessen „myn lewe Lips“ an).

Pichler, -pichler s. Bühel.

Pichlmaier III. „der Meier auf dem Bühel“ (s. Bühel und Meier).

Pick- s. Big (V., einst. K.).

Piel- s. Bil (V., einst. K.).

-piel s. Bühel.

Pielsticker s. Pfeilsticker.

Piepe III. „Röhrbrunnen“. In FN. wie Piepenbrinck, -brock.

Pieper s. Pfeifer.

Pierson, Pieters s. Petrus.

Pigge s. Big (einst. K.).

Pigler s. Bühl.

Pilartz s. Bil.

Pilger, Pilgram s. a) I. Bil (V.) b) III. Pilgrim.

Pilgrim III. mhd. bilgerîn aus lat. peregrinus. Schon 1245: Peregrinus.

FN. PilgrimPälegrimm; auch Pilgram. — Pilger. Das mhd. b noch in Billger, (schwäb.) Bilgeri (doch s. auch Bil).

Pill- s. Bil (V., einst. K.).

Pilz, Pilzing s. Bil (einst. K.).

Pinder, Pinter s. Binder.

Pinkepank III. Spottname f. einen „Schmied“.

Pirkmayr III. (südd.) „Birkm.“.

Pischof s. Bischof.

Pistor III. Latinisierung für Becker (schon 1340 im Gött. UB. als FN.); verlängert Pistorius, wovon der Gen. Pistory. Wieder umgedeutscht Pister, Pfister; Pfisterer (südd.); Pfistner (bad.). Gen. Pisters.

Pittner s. Büttner.

Plagge III. zur Düngung abgeschaufeltes „Rasenstück“. FN. Plaggemeyer.

Planck s. Blank.

Plaß s. Blasius.

Plater, Platner III. a) mhd. blatenaere, platner „Verfertiger der blate“, einer Schutzwaffe, die vor der Brust über der halsperge getragen wurde (vgl. „Platnergasse“ in Prag) b) „Pfaffe“ von der Tonsur.

FN. Plater. — Platner; Plattner, auch Blattner. Mit Umlaut: Plettner (Klempin: pletener = harnischmester) — Plöttner (Koch, Saalfelder FN.).

Platter III. „Mein Vater hieß Antoni Platter, von dem alten Geschlecht der Platter. Die haben ihren N. von einem Hause auf einer breiten Platte, d. i. ein Felsen auf einem gar hohen Berg bei dem Dorfe Grenchen.“ (Thom. Platters Leben S. 14).

Platzfuß III. „Plattfuß“ (S. 50); niederd. Plattfaut; Platvoet.

Pleitner III. „der die Bleiden d. i. Wurfmaschinen (mhd. blîde) bedient“. Auch Pfleiderer.

Plettner s. Plater.

Pleuger, Plöger s. Pflüger.

Plitt s. Blid.

Plogstert III. (Lippe) „Pflugsterz“.

Plönnies s. Apollonius.

Plotho III. Freiherr v. Pl. — Stammsitz Alten-Plathow, Kr. Jerichow in Brandenb. (Adelslex.).

Plüm- s. Blom.

Plumbohm III. s. Pflaumbaum. Plummeyer.

Pobel s. Bod (zweist. K.).

Poddig s. Bod (einst. K.).

Pogge III. niederd. „Frosch“ (Padde), vgl. ON. Poggendorf, Poggenkrug; Paddewisch.

FN. Pogge. Poggenmeyer.

Pogner s. Bogner.

Pohl III. niederd. „Pfuhl“ — in Zss. wie Pohlkamp; Pohlmeyer; PohlschröderGausepohl s. auch Pfuhl.

Dagegen der einfache N. Pohl wohl meist zu Paulus (Preuß 27 — doch s. auch Bald).

Pohland III. älterer N. für „Polen“. Polland.

Pohse s. Bos.

Pointner s. Bünd.

Poll- s. Bald (V., einst. K.).

Pollack III. ein „Pole“. Auch Polack.

Pollender III. ein „Pole“, von Poland = Polen.

Poltrock s. Bald (V.).

Polz, Pölzl s. Bald (einst. K.).

Polzer III. (österr.) „Verfertiger von Bolzen“.

Pomme s. Bod (zweist. K.).

[S. 216]

Pommerenke III. (Pommeränecke 1681) ein „alter, ehrlicher Pommer“ (Geisheim S. 78); wohl aus dem lat. Pomeranus mit der niederd. Verkleinerungsendung. Nebenff. Pommrehn (Pommerene 1300); Pommerening; PomränigPommerienken (Gen., ostfries.). Der Chemnitzer Rektor Hager sagt in seiner „Ausführlichen Geographie“, Chemnitz 1747 T. II. S. 1058 von den Einwohnern Pommerns: „Die Einwohner sind nunmehro redliche Teutsche, nachdem die Wenden daraus vertrieben worden sind. Der Vorwurf, welcher ihnen wegen der Grobheit gemacht wird, rührt ohne Zweifel von ihren Feinden her. Und wenn auch die Erzählung von einem groben Pommerinken wahr wäre, welchen den Herzog Bogislaus dem Kayser Rudolpho II. auf Begehren geschicket haben soll, so gereichet selbige den Pommern nicht zum Nachtheile.“ Dagegen Pommerell „einer aus Pommerellen“, Pomerania parva, dem Landstrich zwischen Pommern u. der Weichsel.

Pomränig s. Pommerenke.

Pongratz s. Pancratius.

Pontnofer III. (romanisch-deutsch) „einer von punta nova“ (neue Brücke).

Pop- s. Bod (V., zweist. K.).

Popp-, Pöpp- s. Bod (zweist. K.).

Pörtner s. Pförtner.

Portugall III. Länder-N. — vielleicht auch von einem Gasthofe („König von Portugal“) übertragen.

Pörzel s. Burg (einst. K.).

Pößl s. Bod (einst. K.).

Potel, Poten s. Bod (einst. K.).

Potgieter s. Pottgießer.

Pothe, Pott s. Bod (einst. K.).

Pöttcher s. Bötticher.

Pötter s. Töpfer.

Pottgießer III. halbniederd. = „Topfgießer“ (der eiserne Töpfe gießt).

FN. Pottgießer. Ganz niederd. Potgieter (vgl. Potgieter 1481 Köln. Univ.-Matr.); Pottgüter.

Pottke s. Bod (einst. K.).

Powels s. Paulus.

Pracht-, Prächt- s. Beraht (V., einst. K.).

Pramschiefer III. wie die ältere F. Pramschüver (KB.) beweist, s. v. a. „Prahmschieber“, der einen Prahm (großes, flaches Boot) auf dem Flusse schiebend fortbewegt.

Pranckh, Prändl, Prantl, Prantz s. Brand.

Prätorius III. „Schulze“ in der Toga (Gottschalk Schultze, lat. Abdias Praetorius, ausgezeichneter Pädagog des 16. Jh.).

Praun s. a) I. Brun (einst. K.) b) III. Braun.

Precht s. Beraht (einst. K.).

Preiser s. Breiser.

Preister III. niederd. „Priester“.

Preiswerk III. früher Brysswerk „Schnurmacher, Posamenter“ (s. Breiser).

Prenner s. Brenner.

Prentzel s. Brand.

Preser s. Breiser.

Preuß III. „ein Preuße“. Auch Prüßmann.

Priester III. aus griech.-lat. presbyter. (Vgl. franz. Leprêtre). Niederd. Preister.

Probst III. aus lat. propositus. Auch Kornprobst findet sich, entstellt Kornbrust (wie „wainprobst“ = tafernär) Bacm. Patr. A. Pröbsting (westf.).

Pröhle, Propping, Prott- s. Brord.

Pruck-, Prugg- s. Brück.

Pruckner, Prückner s. Brück.

Prummer s. Brun.

-prunn s. Brunn.

Prunner s. a) I. Brun b) III. Brunn.

Pucher s. Bucher.

Püchler s. Bühl.

Puchner III. „einer aus Puchen“ (Buchen).

Pückler s. Böckler.

Puff- s. Bod (zweist. K.).

Pühler s. Bühl.

Pupp- s. Bod (zweist. K.).

-purg s. Burg III.

Purgold s. Burg I. (V.).

Purgstall s. Burgstall.

Purk-, Pürkerth s. Burg (V.).

Putsche s. Bod (einst. K.).

Puttfarken III. niederd. „Pfützenferkel“ (?) von altniederd. pute Pfütze (aus lat. puteus) und Farken.

Puttkamer III. von P. eine der ältesten Adelsfamilien in Ostpommern, deren N. nach Angabe des pommerischen Wappenbuches daher stammt, daß ein Familienglied in Polen das Amt eines Podkomorzy „Unterkämmeriers“ (subcamerarius) führte. Dessen Nachkommen nannten sich Pod[S. 217]komer. Puttkumer, Podkamer, dann wechselnd Puttkamer und -kammer, bis 1859 auf dem Geschlechtstage von allen „Vettern“ beschlossen wurde, sich übereinstimmend Puttkamer — mit einem m — zu schreiben (wodurch jedoch die Aussprache dieses Namens = Puttkammer nicht berührt wird). Der N. findet sich übrigens auch als bürgerlicher in beiden Schreibungen: Puttkamer und Puttkammer.

Puttloff, Püttrich s. Bod (V.).

Puxbaum s. Buchsbaum.

Pyroldt s. Ber (V.).

Q.

Quadejacob II. der „böse Jakob“ (s. Jacobus).

Quadflieg III. „böse Fliege“.

Qualbert s. Wald I. (Walbert). Qu statt w findet sich im Altdeutschen öfter: Quolfwin, Quilibert = Wolfwin, Wilibert.

Quandt, Quante, Quantz s. Wand I.

Quardocus II. aus Twardocus, der slawischen Übertragung von Firminius.

FN. Quardocus; Quardux (Kassubei).

Quentel s. Wandal.

Quentzel s. Wand I.

Quercke, Quering s. War (einst. K.).

Querner s. Körner.

Querüber III. wohl von der Lage der Wohnung (Pott S. 271), wie auch v. Hinüber.

Quidde s. Wid (einst. K.) — doch schon 4. Jh. Quito.

Quin, Quincke s. Win (einst. K.).

Quist in schwedischen N. (S. 77), altnord. quistr „Zweig“.

FN. v. Lindequist (Rügen).

Quitt, Quittmann s. Wid (V.).

R.

Raach s. Rag.

Raalt s. Rad (V.).

Raap s. Hraban.

Raatjes, Raatz s. Rad (einst. K.).

Rab- s. 1) Hraban 2) Rad (V.).

Rach- s. Rach — doch

Rachner s. Ragan.

Rack- s. 1) Rad (V.) 2) Rag.

Räcker s. Rad (V.).

RAD I. ahd. mhd. rât. altsächs. râd „Rat“. In EN. seit dem 5. Jh. nachweislich.

FN. Radbald: RadeboldRappold; Rappohl; RappelRabold; Rabehl; Rabel. Patr. A. Rappolder.

Radobert: RadberRappardRabertReppert. Gen. Rabbertz.

Radigor: RadeckerRacker RedeckerRetgerRäcker.

Radheri: RaderRatherRäderRetter. Patr. Zss. Reddersen.

Ratleib: RadleffRathlev. Gen. Redlefs; zsgz. Reelfs.

Radleic: Radlach.

Radman: Rademann; RadmannRathmannRedemann; Redmann.

Ratmar: RahmerRedmerRettmer. Gen. Redmers.

Raderich: Raderick.

Radoald: RadewaldRawaldRaalt.

Radwig: Reddewig.

Radulf: RadloffRalphRauff (Stark 138). Gen. Rahlfs; RahlwesRauls.

Einstämmige Kürzung Rad-.

Rado, Rato: RadeRaddeRatheRatteRädeRäthRedde. Gen. RadenRahts. Patr. A. RadingRatingReding.

Vklf. (i): Radi. (l): Radill; RadelRallRahlRädelRedtel. Patr. A. Redling. (k): Radach; Radig; RadeckRaticke; RathkeRattich; Rattke; Rattje (Schleswig) — RedekeRäthkeReddigRettke. Gen. Raatjes. (k + n): RahtgenRäthgen. Gen. Rathjens. (z) Razo, Rezo: RatzRaazRatschReetz. (z + l) Razili: Ratzel; RasselRetzel; Ressel. (z + k) Raziko: RätzkeReetzke.

Auslautend (303 mal Först.), worunter viele weibliche N.

-rath: Frorath (aus Frowirat).

-rad: Konrad.

-ert: Hartert (neben Hartrath).

Radde s. Rad (einst. K.).

[S. 218]

Räd- s. Rad (V., einst. K.).

Rademacher III. „Stellmacher, Wagner“.

FN. Rademacher; Radmacher. Niederd. Rademaker. Gen. Rademächers.

Raffensack III. Satz-N. „raff in den Sack“. Auch gekürzt Raffsack. Vgl. Raffauf.

RAG I. ursprünglichere Gestalt des Stammes Ragan.

FN. (Ragibrand): Rackebrandt.

Reguhard: Reckhard; Reckert.

Ragihar: Reger.

Ragadeus: RadeyRaddeiRatthey.

Racold: Gen. Rachholtz; Rachals; Rachhals.

Einstämmige Kürzung Rag-.

Ragio, Raco, Recco: RaggRackoRakeRacheRaachRecko; ReckeRech.

Vklf. (l) Ragilo: RackelRachelRegele; RegelReckelReihle. Patr. A. ReglingRecklingRelingRailing. (l + n): Regelin.

Ragizo: Reitz (auch ON.).

RAGAN 1. got. ragin „Rat“, altnord. Plur. regin die Ratschlagenden und Beschlußfassenden, die Götter — oft zur bloßen Steigerung verwendet (s. Lübben S. 7 ff.).

FN. Raganbald: Rambold; RammeltReinboldReimbold; Reimolt; ReimeltRembold; Rempel; Remmel.

Raginbreht: RegenbrechtReinbrecht; ReinbertRennebarthReimertRemmert; Remmer. Gen. ReimerdesRemmers. — Reemsema (ostfries., vgl. VN. Reemt). Patr. A. Rainprechter.

Ragimbod (Regenbode VN. Akener Schöffenbücher): Reinbothe; Reineboth; Reinbott.

Ragemprand: Rembrandt.

Raganfrid: RenfertRennefarthRenferRefer (Preuß 5).

Ragingar: RannigerReiniger; ReinkerRenger. Gen. Rengers.

Raginhart: RahnertRegenhardReinhard; ReinertRienhardt; RienthRenard; RehnertRennert. Gen. Rheinharz; Reinarz; Reinherz; Reinders; ReintsReentsRieniets (ostfries., jeverl.). Patr. A. ReinerdingReinharter (Wien). Vklf. (k): Gen. Reintges (niederrhein.).

Raganhar: RachnerRegenerReiner (Reinermann) — Renner. Gen. Reiners. Vklf. (l): Reinerle.

Raginman: ReinemannReimannRennemannRehmann.

Raginmar: ReinemerReimar; Reimer (als VN. Reymer Mantzke 1453 Pomm. Urk.) — Remer. Gen. ReimersRemmers (Norderney).

Ragnemod: ReinmuthReimuth.

Raginmund: Reinemund; ReinmundRaymund.

Raganrich: Rhenrich.

Raginscal(c): Reinschall.

Raginald: Reinwald; Reinwold; Reinold; Reinhold; Reinelt; ReinelRenelt. Gen. Reinals; Reinholtz (umgedeutet aus Reinolds) — Reendels (ostfries.). Patr. A. Reinalter.

Raginward: Reinwarth; Reinwerth.

Raganwin: Reinwein.

Einstämmige Kürzung Ragan-.

Raganus, Regino, Rano: RahnRegenReyne; ReinRehnRenno; RennRiehn. Gen. ReinenRehnenRennen. Patr. A. Reining; Reininga (ostfries.). Patr. Zss. RahnsenReensenRennsen.

Vklf. (l): Reindl. (k) Reinco: Reinecke; Reinke; ReinickRänickeRehnichRenneckeRenke — (Ranke Stark 71). Gen. Reinkens; ReinkenRenkenReinkena (ostfries.). Patr. A. Reinking. (z) Reginzo, Renzo (Stark 75): Reinz; ReintzschRenz (Renzmann); RenschRenneis. (k + n): Reinichen; Reinecken. (z + l): Renzel.

Zweistämmige Kürzung Raginb-.

Rampo: RamboRampeRampfRammRempe.

[S. 219]

Zweistämmige Kürzung Raginm-.

Raimo: ReimeRehm (latinis. Remus).

Ragg s. Rag.

Rahl- s. Rad (V., einst. K.).

Rahm- s. 1) Rad (V.) 2) Hraban.

Rahn- s. Ragan (V., einst. K.).

Raht- s. Rad (V., einst. K.).

Railing s. Rag.

Rain III. ahd. rain, mhd. rein „abgrenzender Bodenstreif“.

FN. Hohenrainer (O. -rain). Moosrainer. Nußrainer.

Rainprechter s. Ragan.

Rake s. Rag.

Rall s. Rad (einst. K.).

Ralph s. Rad (V.).

Ramb-, Ramp- s. Ragan (V., einst. K.).

Ramm- s. 1) Hraban 2) Ragan (V., zweist. K.).

Ramschüssel s. Reumschüssel.

RAND I. ahd. mhd. rant, Gen. randes „Schildrand, Schild“.

FN. Ranthar: RanterRenter.

Rantowic: RandwigRannewig.

Randulf: RandolfRondolf.

Einstämmige Kürzung Rando: Rand.

Gen. Randa (ostfries.).

Verkleinert (l): Randel (k): Rentke. (z) Rantze; Rantsch.

Auslautend 63 mal (Först.) -rand: Bertrand.

RANG I. zu ahd. ringen „ringen“, rang „Kampf“.

FN. Ranchar: RangerRenckerRenger.

Einstämmige Kürzung Rang-.

Rence: Ranke; Ranck; RangRencke; Renk.

Ranger s. 1) Ragan (V.) 2) Rang.

Ränicke s. Ragan (einst. K.).

Ranke s. 1) Ragan (einst. K.) 2) Rang.

Rann- s. 1) Ragan (V.) 2) Rand.

Rant-, Rantsch, Rantze s. Rand.

Rap- s. Rad (V.).

Rapp- s. 1) Rad (V.) 2) Hraban.

Rappsilber III. Satz-N. vom niederd. rapen „raffen, rauben“. Altniederd. Rapesulver.

Rasmus s. Erasmus.

Rassel s. Rad (einst. K.).

Rath a) I. s. Rad (einst. K.) b) III. de Rath.

Rat-, Rath-, s. Rad (V., einst. K.).

-rath s. a) I. Rad b) III. Rode.

Räth- s. Rad (V., einst. K.).

Rathmann a) I. s. Rad (V.) b) III. mhd. râtman „Ratgeber“; dann „Mitglied einer städtischen Ratsversammlung“.

Ratsch, Ratt-, Ratz-, Rätzke s. Rad (einst. K.).

Raub- s. Hrod (V.).

Rauch- s. Hrod (zweist. K.).

Rauchfuß III. „rauher Fuß“, vom ahd. rûh, mhd. rûch rauh, rauch, haarig.

Rauchhaupt III. „rauhes Haupt“ s. das vorhergehende. Rauchkopf; halbniederd. Rukopf.

Räuchlin s. Hrod (zweist. K. Hrodg-.).

Räudel s. Hrod (einst. K.).

Rauff, Rauls s. Rad (V., Radulf).

Rauffenbarth III. Satz-N.

Raumer s. 1) Hrod (V.) 2) Hrom (V.).

Raumschüssel s. Reumschüssel.

Rauner s. Run.

Raup- s. Hrod (V., zweist. K.).

Räußel s. Hrod (einst. K.).

Raut- s. Hrod (V.).

Rautenkranz III. urspr. Haus-N. Auch Rautenstrauch.

Räuzel s. Hrod (einst. K.).

Rav- s. Hraban.

Rawald s. Rad (V.).

Raymund s. Ragan (V.).

Rebbe s. Ric (zweist. K.).

Rebstock III. Haus-N. „zum Rebstock“ (S. 60 f.) auch bei Gasthöfen.

Rech-, Reck- s. 1) Rag 2) Ric (V.).

Reckefuß III. Satz-N. vgl. Streckfuß.

Red- s. Rad (V., einst. K.).

Redepfennig III. „bereiter, barer Pfennig“. Niederd. Redepenning. Vgl. niederd. Redegeld (FN. Redegeld) und Bretgeld; „mit redem gelde“ (Klemp. S. 510).

Reemsema s. Ragan (Raginbreht).

Reen- s. Ragan (V., einst. K.).

Reetz- s. Rad (einst. K.).

Ref- s. 1) Rich (V.) 2) Ragan (V.).

Regel-, Reger s. Rag.

Regen- s. Ragan (V., einst. K.).

Regenbogen III. schon N. eines Meistersängers.

Regenfuß III. Satz-N. „rege den Fuß“.

[S. 220]

Regiomontanus III. Latinisierung für „Königsberger“ — Joh. Müller aus Königsberg in Franken, berühmter Mathematiker und Astronom, gest. 1476.

Regling s. Rag.

Rehbein III. wohl von der Schlankheit und Zierlichkeit, wie auch Rehfues. Andere Zss. mit Reh sind: Rehbock (engl. Roebuck). Rehkalf (niederd.). Rehkopf. Rehlamb. Rehfell.

Rehbinder III. „der das Riedgras od. Schilfrohr (niederd. rêt) zum Verkauf in Bunde bindet“.

Rehdantz III. Satz-S. aus älterem Regedanz „rege den Tanz an“. Vgl. Hebetanz, Rördanz.

Rehm- s. Ragan (V., zweist. K.).

Rehn- s. Ragan (einst. K.).

Rei s. Ric (einst. K.).

Reib- s. Ric (V., zweist. K.).

Reich- s. Ric (V., einst. K.).

Reicke s. a) Ric (V., einst. K.) b) III. „der Reiche“. Johann de Ryke (Lipp. Reg.).

Reidel s. Rid.

Reif- s. Ric (V.).

Reig- s. Ric (V., einst. K.).

Reil s. Ric (einst. K.).

Reim- s. 1) Ragan (V., zweist. K.) 2) Ric (V.) (doch Reimschüssel s. Reum-).

Rein- s. Ragan (V., einst. K.).

Reinganum III. O. Rheingönheim.

Reip- s. Rich (V., zweist. K.).

Reis s. Ris.

Reiter III. 1) ahd. rîtâri, mhd. rîter.

FN. Reiter; de Reyter (Aurich). Niederd. Ryder. Zss. Kielreiter (doch s. Reut). 2) s. Reut.

Reitgeld III. „bereites d. i. bares Geld“ (s. Redepfennig).

Reith, -reither s. Reut.

Reitz s. Rag.

Rekate, Rekelofs s. Ric. (V.)

Reling s. Rag.

Remer, Remb-, Remm- s. Ragan (V.).

Remp- s. Ragan (V., zweist. K.).

Renard, Renelt, Renf- s. Ragan (V.).

Renger s. 1) Ragan (V.) 2) Rang.

Renk- s. 1) Ragan (einst. K.) 2) Rang.

Renn- s. Ragan (V., einst. K.).

Rennebohm III. mittelniederd. Rennebom „Schlagbaum“ (Lübben, Etwas über niederdeutsche FN.).

Renner III. mhd. rennaere „Rennbube“, der die Pferde zu besorgen hat; oft = Bote, vgl. Klemp. „ronner“ (doch s. auch Raginhart).

Rensch s. Ragan (einst. K.).

Rent- s. Rand.

Renz s. Ragan (einst. K.).

Reppert s. Rad (V.).

Repschläger III. niederd. Reifschläger, d. i. „Seiler“ — von got. raip, ahd. mhd. reif, niederd. rêp Seil; Faßreif, Ring.

Requard s. Ric (V.).

Ressel s. Rad (einst. K.).

Reth III. ahd. hriot „Sumpfgras“ s. Ried.

FN. Rethfeld. Rethmeyer. Rethwisch.

Ret-, Rett- s. Rad (V., einst. K.).

Retzel s. Rad (einst. K.).

Reuleke s. Hrod (einst. K.).

Reumschüssel III. Satz-N. „räume die Schüssel“, von einem tüchtigen Esser (Godefredus dict. Rumskottele. 1178 Köln). Vgl. die alten N. Rumekiste; Rumenkasten; Rumzlant und Rumelant (zwei Dichter des 13. Jh.). — Rumenap (-pf); Raumsattel; Raumtaschen.

FN. Raumschüssel; Reumschüssel — entstellt Reimschüssel; Ramschüssel. Niederdeutsch Rumschöttel.

Reut III. vom ahd. riuti „durch Reuten urbar gemachtes Land“ (lat. novale), welches seit dem 8. Jh. sehr viele ON. bildet. Die neueren Bildungen (südd.) endigen teils auf -reut, woraus durch schlechtere Aussprache mehrfach -reit geworden, teils auf -ried.

FN.  1)  Bärenreuth. von Kalkreuth (O. Kalkreuth in Schlesien). von Gravenreuth.
2)  Reith. Herbstreith.
3)  Rieth. Autenrieth (O. Autenried) u. a, s. Ried.

Ableitung auf -er (oberd.):

    1)  -reuter (in Baden, Württemberg, Bayern, Österreich, bes. auch unter den salzburgischen N. s. Beheim-Schwarzbach, Hohenzollersche Kolonisationen S. 523 ff.): Reuther. Beyreuther (O. Baireuth). Hinterreuter. Kannreuther. Kuchen[S. 221]reuter. Langreuter. Neureuther. Niederreuther. Oberreuther. Pfützenreuter (Pott). Vogelreuter. Hochroithner (O. -roith u. -reithen).
Greuter, Grüter (ON. Greuth aus Gereut, woher die schweiz. Vklf. Grütli, Rütli, s. Schillers Tell: „Das Rütli heißt sie bei dem Volk der Hirten, weil dort die Waldung ausgereutet ward“).
2)  -reiter: Reither. Greither. Buchreiter. Daffenreither. Hochreiter. Markreither. Neureiter. Niederreiter. Oberreiter. Abstreiter, entstellt aus Abtsreuther (Steub). Dagegen Margreiter von dem O. Margreit.
3)  -rieder s. Ried.
Mitunter finden sich in demselben N. alle drei Formen: Bernreuther, -reither, -rieder Frauenreuter, -reiter, -rieder.

Reuter III. 1) mhd. riutaere „Ausreuter“, der Land urbar macht 2) vom Rhein her eingedrungen aus mittelniederländ. ruiter — wohl aus mittellat. ruptarius, rutêrus, von rupta Abteilung eines Heeres (Rotte) — „Wegelagerer, Räuber“, woraus sich, da diese Leute häufig zu Pferde waren, die Bed. „Krieger zu Pferde“ entwickelte.

FN. Reuter. Die Zss. gehören sicher ihrem allergrößten Teile nach zu dem vorhergehenden Worte; nur Kutschenreuter dürfte hierher zu stellen sein.

Niederd. Rüter, Rüther; auch noch Ruiter, Ruyter in holländischer Schreibung (Freren, Lingen — man denke an den Admiral de Ruyter). Gen. Rüters (niederrhein.) — Reuters (Aachen).

Reutsch s. Hrod (einst. K.).

Reyn- s. Ragan (V., einst. K.).

Rheinharz, Rhenrich s. Ragan (V.).

Rhode s. Hrod (einst. K.).

Rib- s. Ric (V., zweist. K.).

RIC I. got. reiks. ahd. rîchi, mhd. rîche „mächtig“ (vgl. lat. rex, rego und das deutsche Hauptwort Reich); „reich“. In PN. einer der häufigsten und der frühesten Stämme, schon im 1. Jh. vor Chr. bei lat. und griech. Schriftstellern in germanischen sowohl als keltischen N. sich findend: Theudoricus — Caesarix.

FN. Ricbald: Riebold; Riebel; RibetRippold; RippelReibold; Reibel.

Ricbraht: Rieprecht; Riepert; Rieper; RieberRibbertReiprecht; Reibert; Reiber. Gen. RippertsRibberda u. Ripperda (ostfries.) — Reibers.

Ricfrid: Riffert; RiffarthRefert; RefardtReiffert; Reifarth; Reiffer. Gen. Reifers.

Richaid: Richey (1544: Richeit = Richheit).

Ricohard: Richard; Richert; zsgz. Richt (ostfries. VN. Richt = Richard) — RiegertRickertRitschard; Ritscher; RitsertReichard; Reichert. Gen. RichartzRigts u. Richten (ostfries.) — Reichartz; ReicherzReckerts. Patr. Zss. Richardsen.

Richari (m. Ricger zusammenfließend): Riecker (Rieckermann); RieckheerRieggerRiegerRickher; RieckerReicherReiger. Gen. RiechersRichersRickers.

Richhelm: Reichhelm.

Ricman: RieckmannRickmannRiemannReichmannReimann.

Ricmar: Reimer (doch s. auch Raginmar). Gen. Rickmers.

Rihmot: Reichmuth.

Ricoald: Riewaldt; RiewoldRiekeltRigalReichwald; Reichold; Reichelt; Reichhold. Gen. RickeltsReichholtz. Patr. Zss. Richelsen.

Ricward: RickwardtRequardtRekate (Preuß 7). Gen. RiquardsRequards.

Richowin: Richwien; RichweinReichwein.

Riculf: Rikoff, umgedeutet RiekhofRieloff. Gen. RickelfsRekelofs.

Einstämmige Kürzung Ric-.

Rico: Rigo (Borken) — RieckeRickeRiecheRichReickeReiche; ReichRei. Gen.[S. 222] RiekenRicks; Ricken; RickensRickena und Rykena (ostfries.) Reichs Patr. A. Reiching.

Vklf. (l): Riechel (Riechelmann) — RiegelReichel; ReichleReigelReil. Gen. Riegels. Patr. A. Reichling. (l + n): Reichlin. (z) Richizo, Rizo: RietschRitze; Riss. (z + k): RietschkeRitzchen. (z + l): RietschelRitzel; Rissel; Ritschl. Patr. A. Ritzler.

Zweistämmige Kürzung Ricb-,

Ribo, Rippo (Stark 114): RiebeRibbeRippeReibeRebbe. Gen. RiebenRiepenRippenReipenRiepena (ostfries.). Patr. A. Ripping.

Vklf. (l): RiebelRiepl. (k): RiebickeRipke. Gen. RiepkesRipkenReibchen.

Auslautend -ric sehr häufig (254 mal Först., fast ausnahmslos männlich); daher schon in Namen seiner Bed. nach sehr verflüchtigt und im Nhd. zu einer bloßen, das männliche Geschlecht bezeichnenden Endung herabgesunken (Wüterich, Täuberich u. a.).

-rich: Dietrich.

-rick: Lörick. Gen. -rix: Derix.

-reich: Dietreich.

-rei (rey): Krumrey.

Rich- s. Ric (V., einst. K.).

Richter III. ahd. rihtâri, mhd. rihtaere.

FN. Richter (sehr häufig, s. S. 43). Zss. Altrichter. Bauerrichter. Hofrichter; Hofferichter. Jungrichter. (-richt auch in ON. des nördlichen Bayern). Gen. Richters (niederrhein.). Patr. A. Richtering.

Rick- s. Ric (V., einst. K.).

RID I. wohl zu nord. rîda, ahd. rîtan „reiten“.

FN. Ridperaht: Reiprecht. (Ridrich): Riedrich.

Einstämmige Kürzung Rid-.

Rido: Ried (Riedemann). Patr. A. Rieding.

Vklf. (l): Riedel; RiedlReidel.

Auslautend Bithurid: Piderit.

Ridder s. Ritter.

Rieb- s. Ric (V., zweist. K.).

Riech- s. Ric (V., einst. K.).

Rieck- s. Ric (V., einst. K.).

Ried III. in ON. 1) ahd. hriot „Ried, Sumpfgras“, damit bewachsener Ort 2) ahd. riuti, mhd. riute durch Reuten urbar gemachtes Land; bayrisch Ried = novale und rieden = reuten (s. -reut). Die Scheidung ist bei der Menge hierher gehörender ON. schwer.

FN. Ried. Autenrieth. Osterrieth. Schmalzried.

Ableitung auf -er (oberd.): Rieder. Bernrieder. Ellenrieder. Oppenrieder. Osterrieder (O. Osterried); auch Osterritter. Westenrieder (O. Westerried). — Riedkötter.

Ried- s. Rid.

Riedel s. 1) I. Hrod (einst. K.) 2) Rid.

Riedesel III. nach Vilmar „Reitesel“ ahd. rîtesel, was bestätigt wird durch das urkundliche her herman Reitesel, Egkhart Rietesel 15. Jh. (Bacm.).

Rieg-, Riek- s. Ric (V., einst. K.).

Riehn s. Ragan (einst. K.).

Rieloff, Riemann s. Ric (V.).

Riemer III. „Sattler“ (doch hin und wieder vielleicht zu ahd. Rimheri oder Ricmar).

In derselben Bedeut. Riemenschneider; Riemschneider.

Rien- s. Ragan (V.).

Rienäcker s. Ecke III.

Riep- s. Ric (V., zweist. K.).

Ries- s. Ris.

Riese III. der „Riese“. FN. Riese; Ries; de Ries (ostfries.). Doch findet sich auch schon ahd. Riso 9. Jh.

Rieth, -rieth s. Ried.

Rietsch- s. Ric (einst. K.).

Riew-, Riff- s. Ric (V.).

Rig- s. Ric (V., einst. K.).

Rikoff s. Ric (V.).

Rindsmaul III. österreich. Grafengeschlecht, vgl. Alb. Rindismul 1219, Alber der Rindsmaul 1317.

Ring-, Rink- s. Hring.

Rinniusland III. Satz-N. „renne ins Land“ (= Landfahrer).

Rip- s. Ric (V., zweist. K.).

Riquards s. Ric (V.).

RIS I. ahd. riso „Riese“. Risulf.

Einstämmige Kürzung Ris-.

[S. 223]

FN. Riso: Riese; RiesReis. Gen. Riesen. Patr. A. Rising: Reising.

Riss- s. Ric (einst. K.).

Ritsch- s. Ric (V., einst. K.).

Ritsert s. Ric (V.).

Ritter III. ahd. rîtâri, mhd. rîtaere, rîter, daneben riter, ritter, urspr. allgemein „Reiter“; nachdem aber die Veränderung des Kriegswesens seit dem 10. Jh. einen besonderen Stand vornehmer Krieger zu Roß hervorgerufen hatte, den Ritterstand, diente das Wort hauptsächlich zu dessen Bezeichnung = „adeliger Streiter zu Pferde“.

FN. Ritter. Gen. Ritters. Zss. Kleinritter (doch liegt hier wie bei andern Zss. mit -ritter vielleicht eine Ableitung von -ried vor, = rieder s. Ried, Osterritter). Niederd. Ridder. Gen. Ridders.

Die Form Reiter, die sich ebenfalls aus mhd. rîter entwickelt hat, ist als FN. selten.

Ritz s. Ric (einst. K.).

Rob-, Röb- s. Hrod (V., zweist. K.).

Röbe III. niederd. „Rübe“, in Röbekamp.

Roch- s. Hroc (V., einst. K.).

Rock III. in mannigfachen Zss.: Blaurock. Buntrock. Graurock (Gött. UB. I.: Grawerok 1383). Halbrock. Kurzrock. Langrock. Leibrock. Padrock (Pfaidrock, linnener Überwurf). Schönrock. Wittrock (niederd. = Weißrock).

Da im Altdeutschen Hroc als zweites Glied der Zss. verwendet wird (22 mal Först.), so werden Spuren davon auch in neueren Namen noch zu finden sein, z. B. Poltrock; auch für Wittrock findet sich schon ad. Witroch 8.

Rock-, Röck- s. 1) Hroc 2) Hrod (einst. K.).

Rod-, Röd- s. Hrod (V., einst. K.).

Rode s. a) I. Hrod (einst. K.) b) III. Rothe.

Rode III. in ON. zu „roden“ (reuten), wozu ein paar hundert alte Namen seit dem 8. Jh. und unzählige neuere auf -rode, -roda, -rod gehören. In Niederdeutschland tritt für o ein a ein: -rade, -rath.

FN. von Roden (von deme Rode Gött. UB. I. im J. 1377 — latinis. de Novali 1388). von Dachröden (O. Dachröden jetzt Dachrieden bei Mühlhausen).

Zss.   1)  -rode: Benterode. Mauderode. Minnigerode (O. Mingerode Hannov.). v. Nesselrode. Osterode. v. WintzingerodeNeuroda.
Gewöhnlich gekürzt in:
2)  -roth (Thüringen, Hessen), auch wenn der ON. -rode hat: Billroth (O. Billroda). Germeroth (O. -rode). Hitzeroth -rode). v. Siegroth.
3)  -rodt: Bleichrodt (O. Bleicherode). Eichrodt. Elligerodt (O. Elligerode). Güntherodt (O. -rod und -rode). Mackenroth und Mackrodt. v. Mallinckrodt. Wilgerodt (O. Wilkenrath).
4)  -rott: Aschrott (O. Ascherode). Hütterott (Hüttenrode). Pfafferott.
5)  -rath (in Rheinpreußen): Beckerath (O. Beckrath). Bellingrath. Blumenrath. Herkenrath. Hilberath. Herzogenrath. Lückerath. Owerath. Paffrath. Wallrath. Wingerath. Selbst Bergrath (Dorf im Rgb. Aachen), Baurath (neben Bauroth, Hessen), Bankrath.

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  -röder: Allmenröder. Blumenröder; Blumröder (O. Blumerode und Blumroda, alt Blumenroda). Hergenröder (O. Hergenrod). Sachsenröder.
2)  -röther: Hergenröther.

-röder, -rodt s. Rode III.

Roel- s. Hrod (V., einst. K.).

Rog-, Rög- s. Hrod (V., zweist. K.).

Rogg- s. 1) Hroc 2) Hrod (V., zweist. K.).

Roh s. Hroc.

Rohd- s. Hrod (V., einst. K.).

Rohenkohl s. Hroc (V., Rochold).

Rohl- s. Hrod (V.).

Röhl- s. Hrod (einst. K.).

Rohm- s. 1) Hrod (V.) 2) Hrom.

Röhm- s. Hrom.

Rohn- s. Run.

Röhr-, Roht-, Rohw- s. Hrod (V.).

Rokohl s. Hroc (V.).

Rol- s. Hrod (V., einst. K.).

Rolfus, Rollfuß s. Fuß b)

Röll- s. Hrod (einst. K.).

Rom- s. 1) Hrod (V.) 2) Hrom.

Röm-, Romm- s. Hrom.

Ron-, Rön- s. Run.

Rondolf s. Rand.

Roos s. Hrod (einst. K.).

[S. 224]

Röp- s. Hrod (V., zweist. K.).

Ropp- s. Hrod (V.).

Rördanz III. Satz-N. „rühre den Tanz“ d. i. hebe den Tanz an. Vgl. Hebetanz, Schickedanz.

Rorich s. Hrod (V.).

Ros-, Rös- s. Hrod (einst. K.).

Rose a) I. s. Hrod (einst. K. Rozo) b) III. s. das Folgende.

Rose III. die Königin der Blumen, in alter wie neuer Zeit beliebt; dann Sinnbild der Schönheit und der Liebe — gern zum Abzeichen (Hauszeichen S. 60) gewählt, bes. in der ritterlichen Heraldik (meist die rote Rose).

In vielen Zss.: Rosenblatt. Rosenblüt (schon unter den Meistersingern ein Hans Rosenplüt). Rosenbaum. Rosenkrantz (auch ON.). Rosenstengel. v. Rosenstern (Rose und Stern im Wappen verbunden). Rosenstiel. Rosenstock (S. 61). Rosenstrauch. Rosenzweig.

Mayrose. In vielen ON.: Rosenbach, -berg, -hain, -thal u. a.

Rosen III. Ballhorn, Erzieher lippischer Prinzen, erhielt statt dieses Namens, der ihm unangenehme Spöttereien zuzog, im Hinblick auf die Rose im lippischen Wappen den N. Ballhorn-Rosen, und seine Söhne, die bekannten Orientalisten, ließen den urspr. N. ganz fort und nannten sich einfach: Rosen (Pott, S. 661).

Rosen- s. Rose III.

Rosenbaum III. mhd. rôseboum „Rosenstock“. — Auch Haus-N. (in Straßburg zwei Häuser „zu dem Rosenbaum“ 1225) u. ON. Niederd. Rosenboom.

Rosenplenter III. niederd. = „Rosenpflanzer“.

Rosenstengel III., auch Rosenstingl (Wien).

Rosentreter III. (bei Klemp. Rosentreder) „der auf Rosen wandelt“. Auch Rosentritt.

Roß a) I. Horsa 5 (Roß) b) III. Roß (als Hauszeichen, wie namentlich bei Gastwirten).

Roßdeutscher s. Roßtäuscher.

Rossel, Rössel s. Hors.

Roßtäuscher III. mhd. rostûschaere der „Roßhändler“, von tûschen, tauschen (womit freilich gerade hier oft auch ein „täuschen“ verbunden ist) vgl. „Roßtauscher“ im Marburger Gewerbe-Verz., auch „Täuscher“, Schiller, Pegasus im Joche.

FN. Roßteuscher — (wegen des üblen Anklanges) entstellt in Roßteutscher; Roßdeutscher.

Rost-, Röstel s. Rust.

Rötgers s. Hrod (V.).

Roth s. a) I. Hrod (V., einst. K.) b) III. Rothe.

-roth s. Rode.

Röth- s. Hrod (einst. K.).

Rothbarth III. Zss. mit Bart, vgl. Friedrich Barbarossa (kann aber in manchen Fällen auch = Hrodebert sein).

Rothe III. nach der Farbe des Haares, s. Fuchs. Heinrich der Rothe 1263.

-röther s. Rode.

Rothermel III. zu den von der Kleidung entlehnten N. (S. 46). Desgl. Rothkäppel.

Rothmaler III. „der die roten und überhaupt die bunten Anfangsbuchstaben in Handschriften anfertigte“, lat. rubricator (Rubrik), illuminator.

Rothschuh III. Schuh aus feinem rotem Leder (Corduan) — bei reichen Leuten beliebt (Weinhold, Deutsche Frauen II, 265).

Rotsch, Rötsch, Rott-, Rotz, Rözel s. Hrod (einst. K.).

Röve niederd. Rübe-, in Rövekamp; Röwekamp.

Rovers, Röve s. Hrod (zweist. K.).

Rub- s. Hrod (V., zweist. K.)

Rübig s. Hrod (zweist. K.).

Rübsamen III. deutlicher N. aus dem Pflanzenreich. Auch Rübesam.

Rubl s. Hrod (zweist. K.).

Ruck- s. Hrod (V., einst. K.).

Rück- s. 1) Hroc 2) Hrod (V., einst. K.).

Rück III. ahd. hrukki, mhd. rücke „Rücken“,

1) in Zss. wie: Breitruck. Weißrück —

2) in ON. wie Geisruck, Ziegenrück.

FN. Baumruck. Harruck.

Ableitung auf -er (oberd.):

Baumrucker. Buchrucker. Harrucker. Steinrucker.

Rud-, Rüd-, Rüed- s. Hrod (V., einst. K.).

Ruf- s. Hrod (V., zweist. K.).

Rüffert s. Hrod (V.).

Rug-, Rüg- s. 1) Hroc 2) Hrod (V., zweist. K.).

Ruhe, Rühe s. Hroc.

[S. 225]

Ruhfuß s. Rauchfuß.

Ruhkopf III. halbniederd. = „Rauhkopf“.

Ruhle s. Hrod (einst. K.).

Rühl- s. Hrod (V., einst. K.).

Ruhm-, Rühm- s. Hrom.

Rühmekorb III. Satz-N. „räume d. i. leere den Korb“. Niederd. Ruhmkorff; Rühmekorf (s. Reumschüssel).

Ruhn- s. Run.

Rul- s. Hrod (V., einst. K.).

Rum- s. 1) Hrod (V.) 2) Hrom.

Rüm-, Rumm-, Rümm- s. Hrom.

Rumohr III. Dorf bei Kiel, ehemals Rugemoor d. i. rauhes (= mit Gebüsch bewachsenes) Moor.

Rump- s. Hrom (V., zweist. K.).

Rumschöttel s. Reumschüssel.

RUN I. got. runa, ahd. rûna, mhd. rûne „Geheimnis, geheime Weisheit“ (vgl. „Runen“ und das nhd. „raunen“).

FN. Runger: Ronniger.

Runhard: Rönnert.

Runheri: RohnerRonnerRöhnerRauner.

Runuald: Rönelt.

Einstämmige Kürzung Run-: Rohne; Rohn. Patr. A. Ronning.

Vklf. (k) Runico: Runike; RuhnkeRunneckeRunge; RunckRünckeRohnkeRongeRönigk. Gen. RuhnkenRöntjen (ostfries.). (k + l): Runkel.

Run-, Rün- s. Run.

Ruoff s. Hrod (zweist. K.).

Rup- s. Hrod (V., zweist. K.).

Rüp- s. Hrod (zweist. K.).

Ruß, Rüßler s. Hrod. (einst. K.).

RUST I. ahd. hrust, rust „Rüstung“.

FN. (Rusthart): Rostert.

Einstämmige Kürzung Rusto 9.: RustRüstRost.

Vklf. (l): Röstel.

Rußwurm III. mhd. ruoȥwurm. Auch Roßwurm.

Rüt-, Ruth- s. Hrod (einst. K.).

Rüter s. Reuter.

Rutschke, Rütschle s. Hrod (einst. K.).

Rutt-, Rütt- s. Hrod (V., einst. K.).

Rutz-, Rütz- s. Hrod (einst. K.).

Ruwoldt s. Hrod (V.).

Ryder s. Reiter.

Rykena s. Ric (einst. K.).

S.

Saacke s. Sac.

Saar- s. Sar.

Saaß s. Sahs.

Sabellius II. Presbyter in Ptolemais (3. Jh.).

FN. Zabel (Zabellus, Szabel VN. Klemp.).

SAC I. got. sakan, ahd. sahhan „streiten“. Sahmar.

Einstämmige Kürzung Sac-.

Sacco: SachSackSaacke.

Sachs- a) s. I. Sahs b) III. Stammesname: Sachse; Sachs, Sax.

Sack a) I. s. Sac. b) III. zu den Gerätnamen, bes. in Zss., die wohl großenteils Spottnamen sind: Biersack. Buttersack. Botsack (Botentasche). Habersack. Hopfensack. Ledersack. Milchsack (mhd. milchsac „Hirtentasche“). Strohsack. Vollsack. Wadsack. c) III. ON. in Bohnsack (Westpreußen).

Sackmann III. mhd. sacman „Troßknecht“ (auch = Plünderer).

Sadler, Sädler s. Sattler.

Sager III. der „Säger“, vgl. Ludeke de sager Ehrentraut fries. Archiv. Bd. I, H. 3.

Sägert s. Sig (V.).

Sägesser s. Segisser.

Sahlmann s. Sal.

Sahr s. Sar.

SAHS I. zum Volksnamen der „Sachsen“, ahd. Sahso, mitteld. niederd. Sasse (vom ahd. sahs Messer, urspr. Steinmesser, vgl. lat. saxum. S. 15). Sahsbert. Sahsarich.

FN. (einstämmig) Saxo, Sasso: Sachse, Saxe; SachsSasseSaaß.

Vklf. (l): SasselSeßle. (k) Sahsiko: Saske.

Saitz s. Sig (einst. K.).

SAL I. vielleicht zu got. saljan „darbringen“, ahd. sala, mhd. sal „rechtliche Übergabe eines Gutes“. Salabald.

FN. Salager: SalgerSeeligerSelker.

Salaman: SahlmannSeelmann.

(Zsgeworfen mit Salomon).

Einstämmige Kürzung Sal-.

(Salo): Selle.

[S. 226]

Vklf. (k) Salaco: SallgeSeligo. Patr. A. Sehling.

Sallwerk III. mhd. sarwurke, später entstellt salwurke (z. B. Berchtold Salwurk 1373) „Harnischmacher“. Auch Sallwürk.

Salomo II. hebr. „der Friedliche“.

FN. (christlich und jüdisch): Salomon. Gen. Salomons.

Salzer III. der „Einsalzer“.

FN. SalzerSälzer. Niederd. SolterSölter.

Dazu die Zss.: Salzgeber. Salzmann. Salzsieder.

Samariter III. wohl mit Bezug auf den „barmherzigen Samariter“ Ev. Luc. 10.

Sambol s. Sand.

-samer s. Heim III.

Samm- s. Sand.

Samuel II. hebr. Schemuêl „von Gott erhört“ (1. Sam. 1, 20).

FN. SamelZamel, Zahmel (mit Verhärtung des s in z, wie in Niederd. bei fremdsprachigen N. öfter). Gen. Samuels. Patr. Zss. Samuelsohn (jüd.) — Samelsohn.

SAND I. hochdeutsche F. des altsächsischen sôdh (dän. sand) „wahr“.

FN. Sandebold: Sambol.

Sandebert: Sammert.

Sandheri: Sander; SandherrSanterSöder.

(Sandmar): Sammer.

Sandarat: Sandrat.

(Sandroch): Sandrog; Sandrock.

Sandolt: Sannwald; Sandol. Zss. Sandelmann. Gen. Sandholz.

Einstämmige Kürzung Sand-.

Sando; SandeSanto; Sandt.

Vklf. (l): SandelSendel. (k): SandigSannig; SankeSenteck. (z) Sanzo: SantzSentz.

Sand a) I. s. Sand b) III. = Sandfläche, vgl. Ulrich im Sand 1264. Auch häufiger ON.

Sander a) I. s. Sand b) II. Alexander.

Sandfuchs III. „sandgelbes Pferd“.

Sanftleben III., niederd. Sachtleben (schon 1369 Heneke Sachtelevent), „der ein sanftes d. i. ruhiges Leben führt“.

Sann-, Sant- s. Sand.

Santjohanser III. von dem Dorfe u. ehemaligen Kloster St. Johann in Toggenburg (Tobler-M.).

SAR I. got. sarvo, ahd. saro, mhd. sar- (nur in Zss.) „Rüstung“.

FN. (Sarafrid): Sarfert; Sarfart.

Saraman: SaarmannSermann.

Serald: Sehrwald.

(Sarwig): Sarwey.

Einstämmige Kürzung Sar-.

Saro; Saare; SahrSarreSerreSeer. Patr. A. Säring.

Vklf. (k): SarachSerig; Sehrke. (k + l): Sargeli.

Sarrazin, Sarazin (gewöhnl. in franz. Aussprache) III. mhd. Sarrazîn, franz. Sarrasin, mittellat. Saracenus, arab. scharakyn „Sarazen, Morgenländer“.

Sarre s. Sar.

Sartor III. Latinisierung für „Schneider“.

FN. Sartor; erweitert Sartorius. Gen. Sartori (aus Sartorii).

Saske, Sass- s. Sahs.

Sattler III. ahd. satalâri, mhd. satler.

FN. Sattler; mit Umlaut Sättler. Niederd. SadlerSädler.

Sauer III. einfach und in mancherlei Zss. (S. 47): Sauerapfel. Sauerbier. Sauerbrei; Saurbrey. Saueressig. Sauermilch. Sauermost. Sauersenft. Sauerteig. Sauerwein. — Sauerbeck.

Saufaus III. Satz-N. „ein Saufaus“ (Säufer).

Säugling III.

Saupe s. Sund.

Sauter s. Suter.

SCAC I. zu altnord. skaka, angels. scacan „schütteln, erschüttern“ (engl. shake; Shakespeare = Schüttelspeer).

FN. Schachert.

Einstämmige Kürzung Scac-.

Scacca: Schacko; Schacke; SchackSchaakeSchache.

Vklf. (l): SchackerlSchäckelSchächle.

SCALC I. got. skalks, ahd. scalc, mhd. schalc, schalch „Knecht, Diener“. Scalcoman 8.

FN. Scalco: SchalkeSchalchSchall.

Auslautend (14 mal Först.):

-schalk: Gottschalk.

-schall: Gottschall.

[S. 227]

SCAR I. ahd. scara, mhd. schar „Schar“ (Heeresabteilung) — oder ahd. scar, mhd. schar „schneidende Waffe“ (Pflugschar). Scaramunt.

FN. (Scaribert): Scheerbarth.

(Scaraman): ScharmannScherrmann.

(Scarold): Scharold.

(Scarolf): Scharloff.

Einstämmige Kürzung Scar-.

ScharrSchar, SchaarScherrScheer. Patr. A. Schäring, Schering.

Vklf. (l) Scherilo: ScharlScherle. Patr. A. Scherling. (k): ScharckScherck.

SCARP I. ahd. scarf, mhd. scharf, scharpf, alts. scarp „scharf“, Skerfold u. a.

FN. (Scarpo): ScharfeScharpffScherpeSchärffe; Scherff. Gen. Scharpen. Patr. A. ScharpingScherper (Preuß).

Vklf. (k): ScharpkeScherfig.

SCAUN I. got. skauns, ahd. scôni, mhd. schoene „glänzend — schön“.

FN. (Scaunibert): Schombert. Vklf. (l): Schömperle.

(Sconhart): Schonhardt; SchonertSchönhardt; Schönert.

Sconhari: Schöner; Schönherr.

(Sconrich): Schönreich.

Sconolf: Schönewolf.

Einstämmige Kürzung Scaun-.

(Scono): SchoonSchöne; Schön (Schönemann). Gen. Schonen. Patr. Schöning.

Vklf. (l): Schönell; Schönle. Patr. A. Schönling. (l + n): Schönlin; Schönlein. (k): Schönecke; Schönig. (k + n): Schönichen.

Schaar s. Scar.

Schach-, Schächle s. Scac.

Schachtschabel III. mhd. schûchzabel „Schachbrett“.

Schack-, Schäckel s. Scac.

Schade III. ahd. scado. mhd. schade „schädigender Feind, Widersacher“ (doch auch schon im 8. Jh. Scatto).

FN. Schade; Schad. Zss. Landschade.

Schadenfroh III. S. 48.

Schaf III. (Hauszeichen S. 61); mit der Zss. Schlachtschap, dem N. eines Wiedertäufers in Münster 1534.

Schäfer III. ahd. scâphare, mhd. schaefer „Schafhirt“.

FN. Schäfer. Gen. Schäfers. Zss. Horstschäfer. Neuschäfer. Schäfersmann. Niederd. SchaperSchäper. Gen. Scheepers; Schäpers (niederrhein.). Zss. Bauerschäfer; niederd. Buerschaper. — Schäpermeier.

Schaffenhauer III. „Verfertiger von Schaffen“ (ahd. scaph, mhd. schaf, altsächs. scap Schaff, Holzgefäß), etwa = Bötticher.

Schäffer III. (mit geschärftem Vokal) ahd. scaffâri, mhd. schaffaere, schaffer, scheffer „Schaffner“ (Verwalter, Hausmeister).

FN. Schäffer, Scheffer — auch SchafferSchöffer (aus dem Gebrauche des 15.-16. Jh. in Mitteldeutschland, wo man das e in ö vergröberte, woher noch Schreibungen wie „Schöpfer, Hölle“). Zss. Neuschöffer. Niederd. Schapper. Gen. Scheffers.

Mit dem n der schwachen Bildung: SchaffnerScheffner.

Schaffnicht III. Satz-N. „schaffe nichts“ (ein Faullenzer). Auch Schaffnit.

Schaffrath III. „schaffe Rat“ (einer der immer Rat zu schaffen weiß) — auch Schaffenrath.

Schalch, Schalk, Schall s. Scalc.

Schaper, Schäper s. Schäfer.

Schapper s. Schäffer.

Scharf-, Schärf- s. Scarp.

Schäring, Scharl-, Scharold s. Scar.

Scharp- s. Scarp.

Scharr s. Scar.

Schaubert s. Schubert.

Schauer s. Scur.

Schaufert s. Schubert.

Schauinsland III. Satz-N. (O. in Baden); auch zsgz. Schaunsland.

Schaumkell III., Schaumlöffel III. s. S. 44.

Schaur- s. Scur.

Scheele s. Schiele.

Scheelhaß s. Schellhase.

Scheepers s. Schäfer.

Scheer a) I. s. Scar b) III. mhd. scher der „Scherer, Barbier“.

FN. Scheer (latinis. Rasor). Zss. Bartscheer. Tuchscheer.

[S. 228]

Scheerpelz III. Satz-N.

Scheff(n)er s. Schäffer.

Scheffler III. mhd. scheffelaere, von scheffel kleines Schaff (niederd. Schapp), der „Faßbinder“. In München Bezeichnung des Gewerbes (Schäffler).

FN. SchefflerSchöffler. Niederd. Schepeler.

Scheibner III. einer aus dem O. Scheiben (in Böhmen, Steiermark u. a.)

Scheide III. im Sinne von „Wasserscheide“ seit dem 8. Jh. in ON. Heutzutage die einfachen Scheide, Scheidt und viele Örter auf -scheid, die eine zusammenhängende Masse in dem Regierungsbez. Arnsberg, der preuß. Rheinprovinz, Nassau, Luxemburg bilden.

FN. Scheid. Arnscheidt. Brandscheid. Burtscheidt. Dürrscheidt. Langenscheid. Mittelstenscheid. Reifferscheid. von Rohrscheidt. Thanscheidt.

Ableitung auf -er (oberd.):

Wegscheider (O. Wegscheid u. Wegscheiden, häufig in Österreich und Bayern). Lugscheider. Marscheider.

Scheidemann III. mhd. scheideman „Schiedsrichter“.

Scheil s. Schiele.

Schein III. in den Zss. Blumenschein. Hausschein (verlateint Oecolampadius). Maienschein. Monschein.

Scheld-, Schell- s. Scild.

Schellhase III. „scheu aufspringender (mhd. schellec) Hase“. Entstellt Scheelhaß.

Schellhorn III. Schelchshorn 1677, Schelshorn (München) „Horn des Schelchs“ (Riesenhirsches Nib. 880). Auch Schöllhorn.

Schellkopf III. „Kopf des Schelchs“ d. i. Riesenhirsches.

Schelt- s. Scild.

Schenk III. ahd. scenco, mhd. schenke der „Schenke, Mundschenk“ — bes. auch ein Hofamt; daher in den N. mehrerer edler Geschlechter, die dann dem Amte zur weiteren Unterscheidung oft noch den Stammsitz hinzufügten: Kuonrat der schenke von Wintersteten. Gegenwärtig noch: Schenk von Stauffenberg (ehemals Schenken der Hohenstaufen); Schenk von Geyern; Schenck zu Schweinsberg u. a. — Zss. Bierschenk. Weinschenk.

Schenkel III. Körperteil — mit den Zss. Kurzschenkel. Langschenkel.

Schepeler s. Scheffler.

Scher- s. Scar.

Scherer III. mhd. scheraere „Scherer“ d. i. Barbier, doch auch Feldscher und Tuchscherer.

Scherf-, Scherp- s. Scarp.

Schermer s. Schirmer.

Scherr- s. Scar.

Scheubenpflug III. Satz-N. „schiebe den Pflug“ (ein tüchtiger Pflüger).

Scheuchenpflug III. Satz-N., vom mhd. schiuhen scheuen: „scheue den Pflug“.

Scheuer-, Scheur- s. Scur.

Scheunemann III. „der an der Scheune“. Niederd. Schünemann.

Schick s. Scic.

Schickedanz III. Satz-N. „schicke den Tanz“ d. i. ordne den Tanz an — auch SchickendansSchücktanz (österr.).

Schiele III. „schielend“. Schile-Peter.

FN. SchieleScheeleScheil.

Schietendüvel III. Satz-N. „schieß den Teufel“.

Schier- s. Scir.

Schiffer III. Gen. Schiffers (niederrhein.).

Vklf. Schifferli. Niederd. Schipper. Gen. Schippers.

Schifferdecker III. = Schieferdecker.

Schiffmann III. ahd. scefman, mhd. schifman der „Schiffer“ (welches letztere erst seit dem 16. Jh. auftritt). Niederd. Schippmann.

Schild- s. Scild.

Schild III. in Haus-N. Grünschild. Rothschild.

Schildwächter III. der „in voller Rüstung Wache stehende Krieger“ (s. Luthers Bibelübers. Richt. 7, 11).

Schilf-, Schilk-, Schill- s. Scild.

Schiller a) I. III. wohl durch Rückangleichung aus Schilter, Schilder entstanden, wie Hiller aus Hilder. Man vergleiche auch „schillern“ = schildern (Schildwach stehen) in einem bei Moscherosch aufbewahrten Volksliede des 17. Jh.:

„Gott ist des Christen Hülf’ und Macht,
Ein’ feste Citadelle;
[S. 229] Er wacht und schillert Tag und Nacht,
Tut Rond’ und Sentinelle.“

b) III. „ein Schielender“ (schwäb. schilla „schielen“).

(Der N. Schiller findet sich in Oberschwaben schon im J. 1403.)

Schilling III. die bekannte Münze, schon im got. skillings (wohl zu ahd. scellan klingen), seitdem in allen germanischen Sprachen, mhd. schillinc. (Doch schon im Angels. ein Scilling der „Tönende“, als Gefährte des sagenhaften Sängers Vidsidh).

FN. Schilling. — Schelling. Gen. Schillings (niederrhein.). — Zss. Fünfschilling. (S. auch Scild.)

Schilter a) I. s. Scild b) III. ahd. schiltâri mhd. schiltaere der „Schilde und überhaupt Lederwerk anfertigt“; der „Schildmaler, Wappenmaler“ (woher nhd. das Zeitwort „schildern“). Wolchwin der Sciltaer 1190, Johannes dictus Schildere (pictor).

FN. SchilterSchilderSchiller.

Mit dem n der schwachen Bildung: Schildner.

Schimmelpfennig III. einer der den Pfennig erst mit Schimmel sich überziehen läßt, ehe er ihn ausgibt. Vgl. Wucherpfennig.

FN. Schimmelpfennig; Schimmelpfeng. Niederd. Schimmelpenninck.

Schindler III. mhd. schindelaere „Schindelmacher“.

Schipper III. s. Schiffer.

Schirmeister III. bei den Schmieden der „Vorschläger“; sonst „Geschirrmeister“ auf Schiffen, bei den Posten usw. (Kann aber z. T. auch aus mhd. schirmmeister „Fechtmeister“ entstanden sein.)

Schirmer III. ahd. schirmâri, mhd. schirmaere 1) „Schützer“ 2) „Fechter“. Auch SchürmerSchermer.

Schirott, Schirrey s. Scir.

Schittenhelm s. Schüttenhelm.

-schitz III. in ON. slawisch, s. S. 90.

FN. Lipschitz. — Dobschütz (O. Dobschitz). Niebelschütz.

Schlächter III. slahtâri, mhd. slahtaere, slahter, slehter der „Fleischer“.

FN. SchlächterSchlachter (südd.).

Schladenhauffen s. Schlagdenhauffen.

Schladoth III. niederd. Satz-N., ein „Schlagetot“.

Schlag III. in ON. vom Schlagen eines Waldes: Puoheslaga 9. u. a., jetzt Buchenschlag — mitunter auch aus loh „Busch“ mit vorhergehendem s entstellt: Adelschlag aus Adaloltesloh. (Noch andere Bed. von „Schlag“ in Flur-N. bei Buck S. 239–40).

FN. Asperschlag. Giesenschlag. Rottschlag.

Ableitung auf -er (oberd.): Partenschlager (Baden).

Schlagdenhauffen III. Satz-N. für einen tapfern Dreinschläger; auch Schlaginhaufen — aus beiden abgekürzt: Schlagenhauf. Ähnlich

Schlagenteuffel III. Satz-N. s. S. 52.

Schläger III. einfach und in Zss.: Kesselschläger. Lautenschläger.

Schlagintweit III. niederd. Satz-N. aus „Schlag in dat Weite“.

Schlauderaff III. ein nichtstuender „schluderiger Affe“ (woher Schlaraffe. Schlaraffenland).

FN. SchlauderaffSchlauraffeSchluraffe.

Schleemilch s. Schlegelmilch.

Schlegel III. ahd. slegil, mhd. slegel „Schlägel“, Werkzeug zum Schlagen (auch Schlachten). Hermann der slegel 1299.

FN. Schlegel. (Burcard. de Bliensowe dict. Bruggenschlegel 1265.)

Schlegelmilch III. „Buttermilch“ (von schlagen mhd. slegemilch, slêmilch). Auch Schleemilch; Schlömilch.

Schlemmer III. „Schlemmer“, der slemmer 1595.

Schlesing III. ein „Schlesier“ — neben dem neueren Schlesinger und auch Schlesier.

Schlichtegroll, auch Schlichtkrull III. Satz-N. „schlichte die Locken“, mhd. krülle „Haarlocke“.

Schlick III. mhd. slic „Fresser“.

Schließer III. der „Schließer“, bes. in dem Sinne von „Gefängniswärter“. Niederd. Schlüter (Klemp. Matrikeln der pommerschen Ritterschaft S. 136: Sluter = claviger).

Schlindewein III. Satz-N. von mhd. slinden schlingen = „Weinsäufer“.

[S. 230]

Schlockebier s. Schluckebier.

Schlöhbaum III. „Schleebaum, -busch“ (ahd. slêha Schlehe, prunella).

Schlömilch s. Schlegelmilch.

Schlosser III. neuere Bezeichnung statt der älteren Kleinschmied.

FN. SchlosserSchlösserSchlötzer.

Schlothauer III. „Schlosser“. Auch Schlotzhauer.

Schluckebier III. Satz-N. Nach Vilmar ist ein ganzes hessisches Dorf von Schluckebieren bewohnt. Auch Schlockebier.

Schluraffe s. Schlauderaff.

Schmeekebier III. Satz-N. „schmecke Bier“ (s. Schluckebier).

Schmeckpeper III. Satz-N. niederd. „schmecke Pfeffer.“

Schmed-, Schmetje s. Smid.

Schmid a) I. s. Smith b) III. got. smitha, ahd. smid, mhd. smit jeder „der aus Metall Geräte verfertigt“.

FN. in verschiedener Schreibung, gew. Schmidt, daneben Schmid, Schmitt, Schmiedt. Gen. Schmidts, Schmitz (häufig am Niederrhein) — SmetsSmeets. Der ursprüngliche Anlaut sm ist erhalten in den aus Nordwest-D. stammenden FF. Smidt, Smid, Smitt.

a) I. s. Smid (auch S. 43).

b) III. noch häufiger sicherlich aus der 3. Periode stammend, wohin auch die vielen Zss. gehören:

   1)  nach dem bearbeiteten Metall:
Blechschmidt. Eisenschmidt; Isenschmid (mhd. îsensmit). Goldschmidt. Kupferschmied; halbniederd. Kopperschmidt (Hamb.). Silberschmidt. Stahlschmidt —
2)  nach dem verfertigten Geräte:
Beilschmidt. Drahtschmidt. Hackenschmidt. Hammerschmidt. Haubenschmidt. Hufschmidt. Messerschmidt. Nagelschmidt. Pfannenschmidt. Pfeilschmidt. Schaarschmidt (der Pflugscharen schmiedet). Scheerschmidt. Segenschmid = Sensenschmid. Sichelschmidt. Waffenschmidt. — Kaltschmidt. Kleinschmidt. Pfennigschmidt (Münzer?). Werschmidt (Waffenschmied). Wohl scherzhaft: Pusterschmidt (Verfertiger von Blasebälgen). Wurstschmidt —
3)  auf doppelte Beschäftigung deutend:
Bauerschmidt (wie auch umgekehrt Schmittbauer). Jägerschmidt — dagegen Freischmidt ein unzünftiger Schm. —
4)  auf den Standort der Schmiede bezüglich:
Bergschmidt. Blumenschmid. Dorfschmidt. Gassenschmidt. Lindenschmit. Sonnenschmidt (wohl bei einem Gasthaus „zur Sonne“). Thorschmidt. Waldschmidt — auch wohl Brüggenschmidt (der Schm. an der Brücke).
Seltener bildet das Wort den ersten Teil der Zss., was fast nur in Verbindung mit PN. stattfindet: Schmitthenner (der Heinrich von der Schmiede). Schmitjan (der Schmiedejohann). Schmidtkunz. Schmidtseifert (-siegfried). — Schmidthuber (s. Huber).

Schmidd-, Schmied-, Schmit- s. Smid.

Schmock, Schmuck-, Schmück- s. Smuk.

Schnapauf III. Satz-N.

Schnatmeyer III. Schnat oder auch Landwehr: an der Grenze gelegene Abteilung der Mark, die einer engeren Gemeinschaft zugehört. Auch in Schnatmann; Schnathorst.

Schnee III. — auch in der Zss. Kaltschnee. Schneekloth; Schneekluth niederd. = Schneekloß. Schneevogl.

Schneeweis III. mhd. snêwîȥ.

Schneewind s. Schneidewind.

Schneid III. wohl die (politische) Grenze bezeichnend, in ON. seit dem 8. Jh. (Otensnaita).

FN. Schneid; Schnaith (württ). Wessanschneid.

Ableitung auf -er: Elendschneider.

Schneider III. erst mhd. snîdaere, snîder „der ein Gewand zuschneidet und verfertigt“ — einer der häufigsten FN. Gen. Schneiders (niederrhein.).

Zss. Herrenschneider. Kampfschneider. (westf., der Schn. vom Kampe). Nagelschneider „Nagel, olim Schneider“ Preuß 34).

[S. 231]

Niederd. Schnieder (schon 1383 im Gött. UB. I. als Snidere vorhanden) — zsgz. Schnier. Gen. SnydersSchnieders (ostfries.).

Einige merkwürdige Zss. bietet auch hier Westfalen: Schockenschnieder; Hemkensamkenschnieder — was bedeuten sie?

(Die Bemerkung Vilmars, daß der N. nur aus Mittel- und Oberdeutschland stamme, wird durch die obigen Anführungen hinfällig).

-schneider III. in Zss. wie Brettschneider, nicht von dem Hauptw. Schneider, sondern unmittelbar von dem Zeitw. schneiden.

FN. Brettschneider, auch Bredschneider. Dillschneider. Holtschneider (halbniederd. = Holzschneider). Pfeifenschneider. Reifschneider. Riemenschneider; Riemschneider (= Riemer). Rohrschneider. Steinschneider. Wandschneider. (Klemp. Wandsnider = Gewandschneider.)

(-schneider in einzelnen oberd. FN. auch zu ON. gehörig s. Schneid.)

Schneidewind III. Satz-N. „durchschneide den Wind“ d. i. ein „unruhiger, umherziehender (Landsknecht)“ Snydewint 13. Jh. vgl. franz. Taillevent — als FN. in den verschiedensten FF.: Schneidewind; Schneidawind; Schneidewin; SchneidewendtSchnödewindSchniewindSchneewind.

Schnell- s. Snel.

Schnellenpfeil III. Satz-N. „schnelle den Pfeil“. So auch Spitzenpfeil.

Schnetger, Schnetker s. Schnittger.

Schnetzler III. der „Schnitzler“.

Schnieder, Schnier s. Schneider.

Schniewind s. Schneidewind.

Schnitter III. mhd. snitaere, snitter der „die Ernte schneidet“.

FN. Schnitter. Zss. Strohschnitter.

Schnittger III. niederd. Snittger, der „Tischler“.

FN. (Nordwest-D.) Schnittger; SchnittkerSchnetker; Schnetger.

Schnitzer, Schnitzler III. mhd. snitzaere, snitzeler „Bildschnitzer“.

Schnödewind s. Schneidewind.

Schnuphase III. zu schnauben, schnopern „wittern“. Vgl. FN. Spörhase „Spürhase“.

Schobelt, Scholle s. Scut.

Schöffer s. Schäffer.

Scholten, Scholz- s. Schultheiß.

Schomaker s. Schuhmacher.

Schomann s. Schumann.

Schömann III. N. eines bekannten Greifswalder Professors, aus dem schwed. Sjömann „Seemann“.

Schombart III. mhd. schemebart (bärtige) „Larve, Gesichtsmaske“. Nhd. Schönbart (doch s. auch Scaun I.).

Schombert, Schömperle, Schon-, Schön- s. Scaun.

Schöne, Schön a) I. s. Scauni b) III. der „Schöne“ (vgl. franz. Lebeau). In Zss.: Schönknecht. Schönrock. Schönbaum u. a.

Schoon s. Scaun.

Schopenhauer III. der „Schopen d. i. Schöpfkellen (s. Klempin, Diplomat. Beitr. S. 487) zuhaut“.

Schopp s. Scut.

Schöps III. aus slaw. skopec castratus — als FN. in Schlesien häufig. Der Husaren-Oberst Rudorf mußte auf Befehl Friedrichs d. Gr. seinen ursprünglichen N. „Schöps“ ablegen (Pott S. 287).

Schotte a) I. s. Scut b) III. „Schotte“ d. i. Krämer und Hausierer, nach den zahlreichen Schotten, die im Mittelalter als Hausierer durch Deutschland zogen. FN. Schotte; Schott.

Schötteldreier s. Dreher.

Schöttler s. Schüßler.

Schottmüller III. urspr. Müller: „Anfang des J. 1858 bewarb ich mich aus Rücksicht auf meine zahlreichen Söhne um die Erlaubnis, meinem Vaternamen den FN. meiner Mutter, einer geb. Schott, vorsetzen zu dürfen, und nenne mich seitdem Schottmüller“. (In der Lebensbeschreibung des Prof. Adolf Sch., welche er seinem „Luther“ vorangestellt hat.)

Schrader s. Schröter.

Schramm III. „der mit der Schramme“. Hans Breitbeck mit der schrammen 1459.

Schraudolph, Schraut s. Scrot.

Schreiber III. ahd. scrîbâri, mhd. scrîbaere der „Schreiber“, doch in weiterer Bed. und unter Umständen von höherem Range als jetzt: Notar, Rechnungsführer, Kanzler.

[S. 232]

FN. Schreiber. Zss. Quittschreiber. Niederd. Schriever (Ratzeb.). Verlat. Scriba (Hessen).

Schreur s. Schröter.

Schriever s. Schreiber.

Schrocke s. Scrot.

Schröder s. Schröter.

Schrödl s. Scrot

Schröer s. Schröter.

Schröpf, Schropp s. Scrot (zweist. K.).

Schrot-, Schrötel s. Scrot.

Schröter III. mhd. scrôtaere, neuniederd. schröder, schröer (vom ahd. scrôtan, mitteld. schrôden, schrâden abschneiden) 1) der Kleider zuschneidet, „Schneider“ 2) der Lasten, namentlich Fässer „schrotet“, d. i. auf zwei Leiterbäumen, die oben und unten verbunden sind, schiebend fortbewegt oder wälzt. In dieser Bed. noch im 16. Jh. allgemein, z. B. bei Luther Jerem. 48, 12.

FN. SchröterSchrötterSchroter. Niederd. Schröder; mit Ausfall des d SchröerSchrader (Scrader, Scroder 1369 Braunschw.). Gen. SchröersSchreuers (niederrhein. an der holl. Grenze).

Zss. Bierschröder. — Brinkschröder (westf. „der Schr. auf dem Brinke“). Kampschröer (westf.). Pohlschröder.

Schrupp s. Scrot.

Schubert III. mhd. schuochwürhte, schûworhte, schûworte Schuhwirker d. i. „Schuhmacher“. Aus den mhd. FF. durch weitere Abschleifung und z. T. Entstellung die

FN. Schuhwirth; Schuhwicht; SchuwertSchuffertSchaufertSchubert (durch Verhärtung des w in b, zugleich wohl mit Anlehnung an die zahlreichen EN. auf -bert); SchubartSchaubert.

Doch sind die FF. mit b, f zweifelhaft, da ein altdeutsches skog hereinzuragen scheint, welches sich in N. wie Schuhwein bes. deutlich verrät (s. Steub S. 137).

Schuch s. Schuh.

Schuchmacher s. Schumacher.

Schuchmann, Schuckmann s. Schuhmann.

Schücktanz s. Schickedanz.

Schüddekopf III. Satz-N. „schüttle den Kopf“. Auch Schittenkopf, Schütterkop s. Schüttenhelm.

Schuffenhauer s. Schopenhauer.

Schuffert s. Schubert.

Schufft III. änderte, als er 1837 an der Taubstummenanstalt zu Homburg bei Kassel angestellt wurde, auf Befehl des Kurfürsten seinen N. in Schafft. (Keßler, Festschrift usw. 1888).

Schuh III. mhd. schuoch der „Schuh“. (Schühlin 1265. Guldinschuh 1462).

FN. Schuh; älter Schuch. Zss. Bundschuh (Schnürschuh S. 46). Breitschuh. Frauenschuh. Guldenschuh. Handschuh. Holzschuh. Hornschuh. Knabenschuch. Rothschuh. Weißschuh.

Schuhmann III. ahd. schuohman der „Schuhmacher“.

FN. Schuhmann, gewöhnlicher Schumann — in älterer F. Schuchmann; Schuckmann. Niederd. Schomann.

Schuhwerk III. mhd. schuochwürke „Schuhmacher“.

Schuwirth, -wicht s. Schubert.

Schuknecht III. landschaftl. „Schuhmachergeselle“. Nieder. Schoknecht.

Schüler III. in älterer F. Schuler = scolaris „Student“ — auch Schuller (österreich.).

Schult- s. Schultheiß.

Schultheiß III. ahd. scultheiȥo, mhd. schultheiȥe urspr. „der Verpflichtungen und Leistungen (schult) heißt d. i. befiehlt“; Zivilrichter, Vogt.

FN. Schultheiß — verkürzt Schultheß; Schultes; Schults — gew. in der Schreibung mit z: Schulze (Schultze); Schulz (Schultz; die Form mit e ist die ältere) — der häufigste deutsche FN. (S. 43), wenn auch im Süden minder häufig als im Norden (in München 1876 nur 22 mal). Gen. Schulzen.

Mit Abschwächung des u in o: Scholze; Scholz (schlesisch, wie auch das Zwitterwort „Scholtisei“). Gen. Scholzen (am Rhein, Rgb. Trier).

Niederd. Schulte (westf.), vgl. mittelniederd. scultheite, scultete. Gen. Schulten; SchultensScholten (Rees).

Verlateint: Scultetus. Gen. Scultety. Auch Praetorius.

Zss. verhältnismäßig nicht zahlreich: Eberschulz. Hirtschulz. Rothschulz. Schwarzschulz.

[S. 233]

Bergschulte. Brinkschulte. Bowenschulte. Hofschult (vgl. „Hofschulte“ Immermann Münchhausen). Kleeschulte. Klosterschulte. Middelschulte. Nachbarschulte. Niederschulte. Voßschulte — alle diese wieder in Westfalen, wo häufig auch eine Familie durch den Zusatz des Ortes in loser Verbindung mit dem Namen näher bestimmt wird: Schulte-Bocholt. Sch.-Castrop. Sch.-Delwig. Sch.-Loh usw. durch das ganze Alphabet.

Schulz- s. Schultheiß.

Schumacher III. mhd. schuochmacher.

FN. Schuhmacher — älter Schuchmacher. Niederd. Schomaker. Gen. Schomakers (Lingen).

Schumann s. Schuhmann.

Schünemann s. Scheunemann.

Schupp s. Scut.

Schüppelz s. Schüttpelz.

Schur-, Schür- s. Scur.

Schürmer s. Schirmer.

Schürholtz s. Scir.

Schüßler III. mhd. schüȥȥeler „Verfertiger von (hölzernen) Schüsseln und Näpfen“.

FN. Schüßler. Niederd. SchöttlerSchüttler.

Schuster s. Sutor.

Schütt- s. Schütze.

Schüttenhelm III. Satz-N. „schüttle den Helm“. Entstellt Schittenhelm, Schitthelm (Wien).

Schüttesper III. Satz-N. „schüttle den Speer“ (vgl. englisch Shakespeare, auch Breakspeare). Entstellt Schutzbar.

Schüttler s. Schüßler.

Schüttpelz III. Satz-N. „schüttle den Pelz“ (vgl. Schuddefell). Cunrad Scutdepelz 1225. Auch Schüppelz.

Schütze III. ahd. scuzzo, mhd. schütze der „Schütze“. (Meist jedenfalls aus der 3. Periode, wenn auch vereinzelt schon im 9. Jh. der EN. Scuzzeo in gleicher Bed.).

FN. Schütze; Schütz.

In Zss. wohl nur in der verkürzten F.: Büchsenschütz. Feuerschütz (niederd. vuurschutte 14. Jh.). Flurschütz; Flohrschütz. Waldschütz.

Niederd. Schütte. Gen. Schütts (ostfries.); Schütten (niederrhein., Mörs).

Zss. Wildschütte (westf.). Schüttenkötter (westf.).

-schütz in ON. slawisch, s. -schitz.

Schützendübel III. Satz-N. „schüttle den Teufel“. Falsch verhochd. aus Schuttenduvel 1601 (ahd. scuttan, mhd. schütten „schütteln“).

Schuwert s. Schubert.

Schwabe, Schwab a) 1. s. Swab b) III. einer aus dem Volksstamm der Schwaben.

Schwabedissen III. urspr. ON., verkürzt aus Schwabedishusen (Kolonat, Preuß 33. 34).

Schwabel, Schwäbig s. Swab.

Schwager III. zu den Verwandtschafts-N. Zss. Altschwager. Lüttschwager (verlateint Micraëlius).

Schwaiger s. Schweiger.

Schwalbe, Schwalb III. mhd. swalewe die „Schwalbe“ (auch eine Art Harfe).

Schwan a) I. s. Swan b) III. der „Schwan“ (als Häuserzeichen).

Schwan-, Schwann- s. Swan.

Schwarz III. der „Schwarze“ (Brünette), vgl. Burchard der swarze 12. Jh. (doch wird auch schon im Ahd. swarz zur Namenbildung verwendet, s. Swarz).

FN. Schwarze; Schwartz. Niederd. Schwarte.

Schwärzfirm III. (München) „Schwertfeger“, entstellt aus Swertfürb von mhd. vürben „putzen, fegen“ (vgl. Volrich des swertfürben hûs in der munse ze Tüwingen gelegen. 1315 Bacm.).

Schweb- s. Swab.

Schwed- s. Swinth.

Schwegler III. ahd. swegelâri mhd. swegelaere „Flötenbläser“, vom mhd. swegele, einer kleinern Art Flöte, bayr. und schwäb. noch „Schwegel“ (daher FN. Schwegelbauer).

Schwehr, Schweier s. Swinth (V.).

Schweickard, Schweigert s. Swinth.

Schweiger III. ahd. sweigâri, mhd. sweiger „Hirt, Senne“.

FN. Schweigger, Schwaiger.

Schweim s. Swinth (zweist. K.).

Schwein III. ahd. mhd. swîn, Schwein; auch Wildschwein. Mit den Zss. Eberschwein; MeerschweinSchweinebraten; Schweinefuß; Schweinshaupt (z. T. ON., wie auch Schwein selbst).

[S. 234]

Schweizer III. Volksname. Auch in der älteren Form Schwyzer.

Schwend- s. Swinth (V., einst. K.).

Schwenecke s. Swan.

Schwenn- s. Swinth (einst. K.).

Schwer- s. Swinth (V.).

Schwerdtfeger III. „Waffenschmied“ (urspr. „der das Schwert fegt“, d. i. blank erhält).

Schwet- s. Swinth (V., einst. K.).

Schwich-, Schwick- s. Swinth (V.).

Schwidd- s. Swinth (V., einst. K.).

Schwiebert s. Swinth (V.).

Schwied- s. Swinth (V., einst. K.).

Schwiefert, Schwieg- s. Swinth (V.).

Schwier- s. Swinth (V.).

Schwietzke s. Swinth (einst. K.).

Schwincke, Schwind-, Schwinn- s. Swinth (einst. K.).

Schwippert s. Swinth (V.).

Schwitt- s. Swinth (V., einst. K.).

Schwob s. Swab.

Schwon s. Swan.

SCILD I. got. skildus, ahd. skilt, mhd. schilt „Schild“. Scilcolt. Mit der Übergabe des Schildes und der Frame wurde der german. Knabe wehrhaft (Tac. Germ. 14).

FN. (Sciltberaht): Schilbert.

(Scildfrid): Schilfert.

(Schilthart): SchildertSchillert.

(Schiltheri): SchilterSchilderSchillerScheller.

(Schiltwin): Schellwien.

Einstämmige Kürzung Scild-.

Scilto: Schilde; SchildSchillScheldt. Gen. Schelten. Patr. A. SchillingSchelling.

Vklf. (k): Schilke. (k + n): SchildgenSchilken. Patr. A. Schilking.

SCIR I. got. skeirs, ahd. skîr, mhd. schîr „lauter, rein“ (schier). Scirbald.

FN. (Scirgaud): Schiergott.

(Scirold): Schirott. Gen. SchierholtzSchürholz.

Einstämmige Kürzung Scir-.

Sciri: SchirreySchier (Schire VN. Klemp.). Patr. A. Schiering.

SCROT I. ahd. scrôtan, mhd. schrôten „hauen, schneiden“ (schroten).

FN. Scrutolf: Schraudolph.

Einstämmige Kürzung Scrot-.

Scroto: SchrothSchrottSchrauth.

Vklf. (k): SchrotkeSchrocke. (l): SchrötelSchrödl.

Zweistämmige Kürzung Scrotb-.

(Scroppe): SchroppSchröpfSchrupp.

SCUR I. got. skura, ahd. scûr, mhd. schûr „Unwetter (Schauer), Kampf“.

FN. Scuriprant: Scheuerbrandt.

Einstämmige Kürzung Scur-.

(Scuro): SkuhrSchureSchürSchaur; SchauerScheuer. Patr. A. SchüringScheuring.

Vklf. (l): Scheurell. (l + n): Scheurlen; Scheuerlein. (k): SchurigSchürchSchaurichScheurich. Gen. Schürkens. (z) Scurizo: Schurz.

SCUT I. ahd. scuttan „schießen“ Scothard.

FN. (Scotbald): Schobelt.

Einstämmige Kürzung Scut-.

(Scuto): Schott.

Vklf. (l) Scudilo: SchottelScholle. (z) Scuzzeo: Schoß.

Zweistämmige Kürzung Scutb-.

Scopo: SchuppSchopp.

Seb- s. Sig (V., zweist. K.).

Sebastianus III. griech. der „Ehrwürdige“, Übersetzung von Augustus; Märtyrer unter Diocletian.

FN. BastianWastian. Bastl. Gen. Bastians.

Vklf.(süddeutsch): Wastl. Bästlein. Patr. A. Wastler.

Sedelmayer III. „Pächter auf einem Sedelhofe“ d. i. einem adeligen Sitze (Steub).

See III. in ON. ahd. sêo, mhd. sê „See“ (Landsee und Meer).

FN. v. Blanckensee. Duwensee (O. Duvensee). Isensee. v. Langensee. Poggensee. v. Waldersee. Weißensee.

Seeb-, Seeg-, Seeh- s. Sig (V.).

Seefried s. 1) Sew 2) Sig (V.).

Seel- s. 1) Sal 2) Sigil.

Seemann a) I. s. Sew b) III. der „Seemann“.

Seepolt s. Sig (V.).

Seer s. Sar.

Seewald s. 1) Sig (V.). 2) Sew.

[S. 235]

Seez- s. Sig (einst. K.).

Seff- s. Sig (V.).

Seg-, Sege- s. Sig (V., einst. K.).

Segeler s. Sigil.

Segelke s. Sig (einst. K.).

Segenschmidt III. „Sensenschmied“ (s. Segisser).

Seggeling s. Sig.

Segisser III. „Sensenschmied“, vom ahd. segansa, mhd. segense, zsgz. Sense, doch in der alemannischen Mundart noch „Sägese“.

FN. SegisserSägesser (schweiz., alt Segenser, Segesser 1421 Basel).

Sehling s. Sal.

Sehm s. Sig (zweist. K.).

Sehr- s. Sar.

Seib- s. Sig (V., zweist. K.).

Seld- s. Sind.

Seldenschwantz III., alt. Seydenswantz 1372 Augsb. „seidne Schleppe“ (vgl. mhd. swanz Schleppe des Frauenkleides) — erst später zur Bezeichnung des Vogels (aber auch ON.).

Seidenstücker III. = Seidensticker.

Seierlen s. Sig (V.).

Seif- s. Sig (V.).

-seif s. Seifen.

Seifen III. Siefen, niederd. Siepen in ON. zu mundartl. siefern, siepen, siepern „durchsickern“ (schles. Gebirgsbäche auf -seifen, „Siepe“ in Westfalen ein Boden, wo überall Wasser durchdringt). Jetzt ein paar hundert ON. auf -seifen, -siefen; -siepen.

FN.  1)  Steinseifen. Wollseiffen (O. -seifen). — Dornseif (Rheinprovinz, Kr. Lennep). — Seifenmoser.
2)  Giersiefen. Hirzsiefen. Müllensiefen. — Schlingensief.
3)  Bovensiepen. Langensiepen. Mühlsiepen. — Silbersiepe. — Finkensiep. — Brooksiebe (alle niederrheinisch, und westfälisch). — Sepmeier.

Ableitung auf -er: 1) Dornseifer. Steinseifer (oberd.). Rabenseifner. 2) Ballsieper. Kottsieper (westf.).

Seigerschmid III. (württ.) „Uhrmacher“.

Seil- s. Sig (einst. K.).

Seiler III. mhd. seilaere. Als FN. auch in der Schreibung Sailer.

Seim- s. Sig (V., zweist. K.).

Seip- s. Sig (zweist. K.).

Seiß, Seitz s. Sig (einst. K.).

Seißenschmidt III. niederd. „Sensenschmied“.

Seiw- s. Sig (V.).

Seldner III. „der auf einer Selde wohnt“, ahd. selida Wohnhaus eines ärmeren Landmanns mit keinem oder nur wenig Grund und Boden. Dagegen Seltner „einer aus Selten“.

Seligo s. Sal.

Sell- s. 1) Sig (einst. K.) 2) Sal.

Selohff s. Sig (V.).

Seltenreich III. entstellt aus urspr. Säldenreich d. i. saelden rîch „reich an Glück und Heil“.

Semmler III. s. Simmeler.

Semp- s. Sind.

-sen s. 1) Sohn (S. 35) 2) Haus.

Sendel s. Sand.

Seneschall III. ahd. senescalh d. i. primus servorum, später „Truchseß“. (In die rom. Sprachen übergegangen, franz. Sénéchal.)

Senf III. zu den N. von Speisen, vgl. Berthold Senep 1531 (Lipp. Reg.). Lat. Sinapius. Zss. Senfmacher.

Sengelaub III. Satz-N. (s. Aschenbrand S. 41). Hierher auch wohl Sengebusch; SengewaldSengstock „der die stehen gebliebenen Baumstümpfe (Stubben) ausbrennt“.

Senteck, Sentz s. Sand.

Sepmeier III. 1530: Hermann uppen Sepe (s. Seifen).

Sepp s. Josephus.

Seraphim II. Mehrheit von (hebr.) Seraph (vgl. ital. Cherubini).

Serick s. Sig (V.).

Serig, Sermann, Serre s. Sar.

Seßle s. Sahs.

Sethe s. Sind.

Setzepfand III. Satz-N. „der statt zu bezahlen, gern ein Pfand setzt“. Hinrik Setzepand 1356.

Seub- s. Sig (V.).

Seuter s. Sutor.

SEW I. got. saivs, ahd. altsächs. sêo „Meer.“ Schwer von Sig zu trennen, dessen entartete Formen in Se- übergehen.

[S. 236]

FN. Sefrid: Seefrid.

Seman: Seemann.

Sewald: Seewald.

Sew-, Sey- s. Sig (V.).

Siats s. Sind.

Sib-, Sich- s. Sig (V.).

Sichler s. Sigil.

Sick- s. Sig (V., einst. K.).

Sickler s. Sigil.

Sid- s. Sind.

Sieb- s. Sig (V., zweist. K.).

Sieck- s. Sig (einst. K.).

Siede s. Sind.

Siedentopf III. niederd. sîdentop „Seidenzopf“. Vgl. „Ir zöpfe, wol bewunden überal mit borten und mit sîden.“ (Wigalois.)

Siedenkampf III. „der auf dem niedrigen Kamp“, wie manche Orte in Norddeutschland durch den Zusatz Hohen- u. Sieden- unterschieden werden.

Sief- s. Sig (V.).

-sief, -siefen s. Seifen.

Sieg- s. Sig (V., einst. K.).

-sieg s. Siek.

Siegeler s. Sigil.

Siegesmund s. Sigis.

Siegrist III. ahd. sigristo, mhd. sigriste aus mittellat. sacrista der „Sigrist, Mesner“ (süddeutsch; auch in Schillers Tell).

Siehdichum III. Satz-N. „tres montes, qui Circumspicite sive Se thic umme nominantur“ (Först.). Dah. FN. Sydicum; Südekum. (Jost Su dick umme 1588.)

Siehl s. Sig (einst. K.).

Siehler s. Sigil.

Siek III. in jetzigen Mundarten „feuchte Niederung“, vgl. altnord. sik See, Kanal, ahd. gisic Sumpf.

FN. Bodensiek. Buddensieg. Heidsiek (= Heideniederung). Krumsiek; Krumsieg. Lämmersiek. Nebelsiek. Nordsiek. Schachtsiek. Ellersig. — Auch Siekmeyer.

Siel- s. Sig (V., einst. K.).

Siem- s. a) I. Sig. (V., zweist. K.). b) II. Simon.

Siep- s. Sig (zweist. K.).

-siep, -siepen, -sieper s. Seifen.

Sier- s. Sig. (V.).

Sietsch, Sietze s. Sig (einst. K.).

Siev- s. Sig (V.).

Siew- s. Sig (V.).

Sif- s. Sig (V.).

SIG I. got. sigis, ahd. sigu, mhd. sige, sic „Sieg“. In PN. seit dem 1. Jh. nachweislich (Cheruskerfürst Segimer Tacitus Ann.).

FN. Sigibald: Siebold; Siebel, Sybel; SibethSebald; SeepoltSeybold; Seypold; Seibeld; Seibel; Seyppel; SeibtSeubel. Gen. Siebolds; Siebels, auch Siebelis, woraus (nach Andresen) umgedeutet Siebelist und Siebenlist. Patr. A. SiebelingSeibolter (S. 36).

Sigiperaht: Siebrecht; Zyprecht; Siebert; Siebarth, Siebard; SieberZiebarthSiphardt; SiewertSibbertSegebrecht; SegebartSebert; SeeberSeibert; SeiberSeubert. Gen. SybertzSiebraß (= Sigbrechts Preuß 14). Patr. A. SieberlingSipperlingSeiberler.

Sigibrand: SiebrandSibbernSeebrandt. Gen. ZybrandtsSieberns.

Sigibodo: SiebothSegebadeSegebathSeebode; SeebadeSeyboth — zsgz. Seibt.

Sigifrid: SiegfriedSiefert; SifardSiffertSeffertSeifried; Seifert; Seyfahrt; Seifhardt; Seiffer (Seifermann) — Seuffert; SeuferSeefrid. Gen. SiefersSeifritz.

Sigifuns: Siefuß. Vklf. (l): Seifüßl.

Sigihard: Sighart; SiegertSichartSickert; ZickertSeegert, Sägert.

Sichar: SiegerSicherSegerSeyer. Zss. SickermannZickermann. Gen. SiegersSegers. Patr. A. Seyring. Vklf. (l + n): Seierlen. Patr. A. Segerling.

Sigirod: Siegroth (doch auch ON. s. -rode) — Sirot.

Sigileip: Sielipp; Sielaff.

Sigilant: SieglandSieland.

Sigiman: SiegmannSickmannSiemannSeegmann.

[S. 237]

Sigimar: Simar; SiemerSimmerSeymer. Gen. Siemers. Patr. A. Siemering. Vklf. (l + n): Simmerlein.

Sigimund: Siegemund; SiegmundSiemund; SimondSegemundSeimund. Gen. Simmonds.

Sigimuot: Simmet.

Sigarich: Sierich; SierckSeehrich; SerickSeyrich.

Sigivald: SiegwaldSeewaldSeiwaldZiegold.

Sigiwart: SigwartSiewerdtSewardSeiwert. Gen. Siewerts; Siewets (ostfries.) — Süvern. Patr. A. Sieverding; Sievering. Patr. Zss. Sieversen (Schlesw.).

Sigiwin: SiegweinSiebeinSeffen. Patr. A. Sewening.

Sigiwolf: SiloffSelohff.

Einstämmige Kürzung Sig-.

Sigo, Sicco: SiegSiggeSicke. Gen. Sikkes (Emden, Sikke VN.) — SieckeSyZick. Zss. Sickama (ostfr.).

Vklf. (l) Sigilo, Segilo: Siegele; Siegel (Sigl bayr.) — SickelSieckelSiehl (Sielmann) — SegelSello; Selle - Seil. Patr. A. SieglingSielingSeggelingSeiling. (l + n) Sigolenus: Siglen. (l + k): Segelke. (z) Sigizo: Sietze; SietschSitzSegitzSeezSeitz, SaitzSeiß. (z + l): Seißl. (z + k): Sitzke.

Zweistämmige Kürzung Sigib-.

Sibo: SiebeSippSeipSeebo. Gen. Sieben; Siebena (ostfries.) — SipsSebes.

Vklf. (l): Siebel; SiebleSeibleSeipel. Gen. Siebels. (k): Siebicke; Siebich; SiebeckSiepkeSüpke. Gen. Siepkes. Patr. A. Sivekinck.

Zweistämmige Kürzung Sigf-.

(Sifs): SiefSeif. Vklf. (k): Siefken.

Zweistämmige Kürzung Sigim-.

Simo (Stark 114 — durch Anfügung eines n oft dem biblischen Simon gleichgemacht): SiemSehmSeime. Gen. Siemes; Siemen.

Vklf. (l): Siemel. Patr. A. Siemelink. Patr. Zss. Siemsen.

SIGIL I. Erweiterung aus Sig.

Siclehar: SiegelerSicklerSiehler SegelerSeeler.

(Sigilwall): Süllwolt (Preuß 7).

SIGIS I. Erweiterung aus Sig.

Sigismund; Siegesmund.

Sigge s. Sig (einst. K.).

Sikkes s. Sig (einst. K.).

Silges s. Cyriacus.

Sim-, Simm- s. a) Sig (V.) b) Sind.

Simmeler III. mittellat. similarius „Semmelbäcker“ (ahd. simila, semila, mhd. simele, semmile vom lat. simila, Weizenmehl).

FN. SimmelerSemmler.

Simmergott III. aus mhd. sam mir got, sem mir got „sowahr mir Gott (helfe)“.

Simon II. hebr. Schim-ôn „Erhörung“ 1) der Sohn Jakobs (Simeon) 2) N. zweier Apostel: Simon Petrus u. Simon von Kana.

FN. SchimonSimon (auch jüdisch), Siemon. Zss. Simonmathes. Gen. (lat.) Simonis — (deutsch) Simons, Symons; Siemens. Patr. Zss. Simonsen.

Hermann u. Paul Simon, angenommene Söhne der verwitweten Frau Adelgunde v. Kleist, geb. v. Zastrow, 1855 geadelt: Simon v. Zastrow.

Simp- s. Sind.

Simrock III. wohl = FN. Siebenrock.

Simson II. hebr. Schimschôn „kleine Sonne“.

FN. Simson; SimpsonSamson.

Sin-, Sind- s. Sind.

SIND I. got. sinths, ahd. sind, mhd. sint, altsächs. sîd „Weg, Reise, Heereszug“, wobei jedoch auch das von sind abgeleitete gisindi Begleitung (Gesinde) in Betracht zu ziehen ist.

FN. Sindebold: Simbol; Simmel.

Sindperht: Simprecht; SimperSemperl; Semper.

Sinthar: SintherSitter. Gen. Sinders.

Sindram: SinramSimramZindram, da s im Niederd., namentl. aber im Fries. in z übergeht.

(Sindleif): Sinleif.

Sindmar: Simmer. Vklf. (l + n): Simmerlein.

[S. 238]

Einstämmige Kürzung Sind-.

Sindo, Sido: SindtSido; SiedeSeideSethe. Gen. SindtsSiats (Stade) — Sidden. Patr. A. Sinning.

Vklf. (l): SiedelSeidel. (k) Sindiko, Sidiko: SeidigSittich. Gen. Sittjes (ostfries.). (z) Sinzo: Sinz. (z + l): Sinzel.

Singer III. mhd. singaere „Sänger (lyrischer Dichter); Kantor“. Dyetmar der mit zunamen Singer ist genant (Marb. UB.).

Sinther, Sinz- s. Sind.

Sip-, Sipp- s. Sig (V., zweist. K.).

Sirot s. Sig (V.).

Sitt- s. Sind.

Sitz- s. Sig (einst. K.).

Sivekinck s. Sig (zweist. K.).

Skuhr s. Scur.

SMITH I. got. smitha, ahd. smid, mhd. smit „Schmied“, ahd, smîda Metall. Mindestens seit dem 9. Jh. in EN. nachweislich (S. 43).

FN. (Smidpoto): Schmittpott.

Smidhart: Schmittat.

(Smidher): Schmitter (doch auch mehrere Dörfer Schmitten in der Schweiz) — Schmieder; zsgz. SchmierSchmeder.

(Smidman): SchmidtmannSchmedemann. Gen. Smitmans (Mörs).

(Smideald): Smital.

Einstämmige Kürzung Smith-.

Smido: SmidSchmid. Gen. Schmits, gew. in der Schreibung Schmitz (niederrhein.) — SmetsSmedesSchmedes; Schmeda (die letzten drei FF. ostfriesisch). Patr. A. SchmiddingSchmittingSchmiedingSchmedingSmeddink (westf.).

Vklf. (l): Smidilo: Schmiedel; Schmiedle; Schmiedl. (l + n): Schmidlin; Schmidtlein. (k) Smidiko: Schmidtke; SchmidgeSchmiedickeSchmetje (ostfries.) — Schmädicke. (k + n): Schmiedeken; Schmiedchen; Schmiedigen.

SMUK I. mhd. smücken „schmücken“.

FN. (Smuckhart): SchmuckertSchmückertSchmücker.

Einstämmige Kürzung Smuk-.

(Smucko): Sckmock. Patr. A. Schmücking.

SNEL I. ahd. mhd. snel „schnell“, bes. auch ehrendes Beiwort der Helden.

FN. Snelhart: Schnellhard.

Snelmann: Schnellmann.

Snelrad: Schnellrath.

Einstämmige Kürzung Snel-: SnelSchnelleSchnöll.

Snyders s. Schneider.

Solmeyer III. „der M. am Soll, Sohl“ (kleiner Sumpf).

Solter, Sölter s. Salzer.

Sommer I. III. schon im 8. Jh. Sumar. In örtlicher Zss. wie Sommerhalde bezeichnet es die Südseite, sowie Winter- die Nordseite. So auch wohl in Sommerbauer.

Sommerlatte III. ahd. sumarlata, mhd. sumerlate „der einen Sommer alte Sprößling, Jahresschößling“. Hartman Sumerlat 15. Jh.

FN. Sommerlatte; Sommerlath.

Sommervogel III. „Schmetterling“ (allemannisch-schwäb.).

Sondermann III. mhd. sunderman, -liute „Hörige“ (weil in keiner Genossenschaft stehend).

Sonnabend s. Tag.

Sonne a) I. Sunno 4., wohl zu sunna „Sonne“ gehörig b) III. von Häusernamen (S. 60). Nach Buck S. 261 heißen mehrere Edelhöfe in Bayern Sonne, Sonnen, dah. Sonnenmaier.

Sonnenkalb III. Altgot. sunnunchalbus 1228 (Bacm.) „Kugelkäfer“ (coccionella).

Sonner s. Sund.

Sonntag III. s. Tag.

Sötebier III. niederd. „Süßbier“ s. Bier. Auch Sötbeer.

Spalteholz III. Satz-N., ein „Holzspalter“.

Spaniol III. = Spanier, von der spanischen F. Español.

Spannan III. Satz-N. — Gegensatz: SpannausSpannuth, Spanuth (niederd.) „spann aus“ — urspr. wohl Aufforderung auf einem Gasthausschilde.

Sparnicht III. Satz-N. „spare nicht (nichts)“. Ebenfalls Satz-N.: Sparschuh. Sparwasser.

Specht III. der baumhackende Vogel, welcher in der Volkssage eine Rolle spielt,[S. 239] indem er die „Springwurzel“ zu finden weiß (Grimm, Myth. S. 1222).

Speckäter III. niederd. „Speckesser“ (Spottname). Specketer 1404.

Spelling s. Spil.

Spener III. „Stecknadelmacher“. Spenen wurden früher die Stecknadeln wegen ihrer Ähnlichkeit mit Dornen genannt, gewöhnlicher verkleinert, ahd. spinula, mhd. spinele, spenel, nhd. (bayr.) Spenel, Spennadel.

Spengler III. mhd. spengelaere (vom ahd. spanga Spange, Beschlag), „Blechschmied, Klempner“. Oberdeutsch (s. „Spenglergäßchen“ in Augsburg).

Sperling III. anscheinend der Vogel, wie sich auch Spatz als FN. findet. Doch gibt es ahd. schon die Stämme spar (zu sparen) und spir (Speer) in EN.

Spiecker III. niederd. = „Speicher“, vgl. Mechtildis dicta de granario 1302. Davon Spieckermann „der im Speicher“.

Spielmanns III. (niederrhein.) ahd. spilaman, mhd. spilman Spielmann, fahrender Sänger.

SPIL I. ahd. mhd. spil „Scherz, Zeitvertreib — Kampfspiel.“ Spilihard.

FN. (Spiliman): Spillmann.

Einstämmige Kürzung Spil-.

Spilo: Spiel. Patr. A. Spelling. Vklf. (k): Spilleke.

Spindler III. „Verfertiger von Spindeln (Drechsler)“. Auch Spiller (Gottschee) — Spilner.

Spittler III. „einer aus dem Spittel“. In vollerer Form Spitaler.

Splettstößer III. der „Splitte“ (niederd. F. zu mhd. splîze Span, scindula), bes. wohl Dachsplitte „verkauft“, vgl. mhd. salzstoeȥer der Salz im kleinen verkauft.

Splietop III. Satz-N., niederd. „spleiße auf, spalte auf“ s. Spalteholz.

Splittgerber III. „der Splitte (s.Splettstößer) macht“. Auch Splittegarb.

Sporer III. mhd. sporaere „Sporenmacher“. Auch Sporrer u. Sporner. Mit Umlaut Spörer u. Spörner.

Sprenger III „Steinsprenger“.

Springer III. mhd. springaere; die „Springer“ (Tänzer, Gaukler) gehörten im Mittelalter zu den „fahrenden Spielleuten“.

Springinklee III. Satz-N., Springenklee (Altmarburg). Springinreif, vgl. Springinrink (Becker). Springenzaun.

Springinsgut, verkürzt Springsgut III. Satz-N., nach Vilmar Scherzname für einen, der mit einem Mal reich wurde (od. für einen kühnen Angreifer fremden Gutes, Schütte).

Springmann III. Ghezeke van dem Springhe (Quell) 1109 — zwei Jahre später Gh. Springmann.

Springsfeld III. Satz-N., verkürzt aus Springinsfeld, welches noch als Appellativum einen munteren, bes. im Springen gewandten Menschen bezeichnet, vgl. FN. Springinslant (Becker).

Spundflasche III. von Pauli angeführt aus Münden.

Staaßen, Staats, Staatsmann s. Eustathius.

Stach s. Eustachius.

Stadler III. mhd. stadelaere von ahd. stadal, mhd. stadel, Scheuer (Stadel noch jetzt südd.) 1) „Aufseher über den Stadel“ 2) „Inhaber eines Stadelhofes“.

FN. Stadler (auch häufiger südd. ON.) — Städler. Zss. Stadlmann (bayr.). Stadelbauer.

Stadt III. ahd. mhd. stat, altsächs. stad urspr. nur „Ort“, in ON. kaum vor dem 8. Jh. nachweisbar. Heutige FF. 1) -stadt, -statt 2) -stedt, -stätt (vom Dativ Sg. -steti) 3) niederd. -stede, -sted (so bei Klemp.: Bornestede, Lockstede, de Eykstede) 4) Plur. (Dat. -stetim) -stätten, -stetten.

FN.  1)  Oberstadt. Karlstadt.
2)  v. Mittelstädt. Bohnstedt. Eichstedt. Quenstedt. Arnstett. Bernstett.
3)  v. Borgstede. Hammenstede. Otterstede. Willstede. Carsted (O. Karstedt) — auch -stedde: Beckstedde.
4)  v. Benstetten. Manstetten.

Ableitung auf -er (oberd.):

Hofstädter (O. -stett und -stetten). Rastätter. Achstetter (O. -stetten). Helmstetter (O. -städt, auch -stedt geschrieben). Hochstetter (O. -stadt, -stedt, -stetten in verschied. Schreibungen). Kirchstetter (O. -stetten). Brandstötter (Ober-Österr.).

-städt s. Stadt.

[S. 240]

STAHAL ahd. stahal, mhd. stahel „Stahl“. Stahelhart 8. Stahalolf.

FN. Einstämmige K. Stahal-.

Stahal, Stalo: StahelStahlStähleStehely (schweiz.). Patr. A. Stähling.

Vklf. (l + n): StähelinStehlin. (k): Stehleke; Stehlich.

Stahl-, Stähl- s. Stahal.

STAIN I. got. stains, ahd. mhd. stein „Stein“ (als Waffe, vgl. hamar, auch wâfanstein).

FN. (Steinbreht): Steinbrecht; Steinbart.

Staniger: Steiniger.

Stainhard: Steinhart; Steinert.

Steinher: Steiner; Steinherr.

(Steinmar): SteinmarSteimar; Steimer.

(Steinrich): Steinrich.

Einstämmige Kürzung Stain-.

(Staino): SteinStehn.

Vklf. (l): Steinel; SteindelStainl; Staindl (öst.) (l + n): Steinlein. (k): Steinecke; Steinigke; Steinick; Steinig; Steinke.

Auslautend -stein (13 mal Först.): Adelstein.

Stall III. in ON.

Ableitung auf -er (oberd.):

Buchstaller; Eberstaller; Seestaller.

Stammler III. mhd. stamelaere, stemeler „Stammler“ (Heinrich der Stammler 1290); vgl. lat. Balbus.

FN. StammlerStämmler.

Standfest III. Satz-N. „stehe fest“. Jünger auch Stehfest.

STANG I. ahd. stanga, mhd. stange „Speerstange“ (got. stiggan „stechen“).

Einstämmige Kürzung Stang-.

Stange. Vklf. (l): Stengel. (l + n): Stenglin. (z): Stentzel.

Stange a) I. s. Stang b) III. vgl. Heinricus dictus Stange 1294.

STARC I. ahd. starah, mhd. starc „standhaltend, stark“.

FN. Starkhar: Sterker.

Starcman: Starkmann.

Starculf: Starklof.

Einstämmige Kürzung Starc-.

Starco: Starke; StarckStärke; Sterck. — Vklf. (l): Starkel.

Stark-, Stärk- s. Starc.

Statius s. Eustathius.

-stätter s. Stadt.

Stattmeyer III. = Stadelmeyer s. Stadel.

Staubesand III. Satz-N. „stäube den Sand, wirble den Sand auf“ (Pott). Wohl ein flotter Reiter. Niederd. Stövesand.

Stechmesser III. Niederd. Steckmetz. „Dolch“. (Lübben, Etwas über niederd. FN. S. 5.) Entstellt: Stekemest.

Steckmetz s. Stechmesser.

Sted-, -stedde, -stede, -stedt s. Stadt.

Stehl- s. Stahal.

Stefan, Steffen s. Stephanus.

Steg(e)mann III. „der am Stege“. Otto van dem Stege 1272.

Steig III. in Zss.

FN. Mardersteig (s. Martersteck). Richtsteig.

Stein- s. Stain.

-stein s. a) I. Stain b) III. Stein.

Stein III. ON. Außerordentlich viele Felsen und Örter tragen diese Bezeichnung. Daneben läuft, weil die Bodengestaltung wenig Veranlassung gab, nur wenig Niederdeutsches auf -steen. Schon seit dem 8. Jh. die ältesten dieser N., wie Uncunstein.

FN. Billenstein. (O. Billstein). Brandenstein. v. Eberstein. Giebigenstein (O. Giebichenstein). Lauenstein. Frhr. vom und zum Stein. Stein von Kaminski (S. 69). (Dagegen Holstein entstellt, s. Holste.)

Ableitung auf -er (oberd.):

Buchsteiner. Fahrsteiner. Höllensteiner. Landsteiner. Obersteiner.

Stein III. zur Bezeichnung von Steinarten und von Werkzeugen, vgl. Zunamen: der Hagelstein 14. Jh., nachher Conrad hagelstain (Bacm.).

FN. Barnstein (niederd. = Bernstein d. i. Brennstein). Feuerstein. Goldstein (jüdisch). Kloppstein (der Klopfstein der Schuhmacher). Schornstein. Wettstein (Wetzestein).

Steinbick III. „Steinmetz“, von bicken = hauen. Auch Steinbicker.

Steingrobe III. Steingrapen (s. Grapengießer).

Steinhauer III. altklevisch steynhouwer „Steinmetz“.

[S. 241]

Steinmann III. niederd. Stehmann aus Stênmann (Lipp. Reg.).

Steinmetz III. mhd. steinmetze. Als FN. auch Steinmatz.

Stellmacher III. der Wagengestelle macht, „Wagner“; auch norddeutsch (bei Klempin: stelmaker).

Steng- s. Stang.

Stephanus II. griech. „Kranz“, erster christlicher Märtyrer (Apostelgesch. Kap. 6–7).

FN. Stephanus. Gen. Stephani (mit Verrückung des Tones auf die mittlere Silbe). Stephan (Zss. Mühlstephan), in österreichischer Schreibung StefanStephen, Gen. Stephens; Steevens (ostfries.) — Steffen, Gen. SteffensStöffen. Patr. Zss. Steffensen. — Stieve (Preuß 27).

Sterck s. Starc.

Stern III. als FN. z. T. durch Hauszeichen vermittelt (S. 60). Zss. Abendstern. Morgenstern (auch ON.). v. Lilienstern.

Stets s. Eustathius.

-stetter s. Stadt

Steuber s. Badstüber.

Stibbe s. Stid.

Stichtenoth III. „Stiftsgenosse, Ministerial des Stifts“. Auch Stichnoth; Stichternath.

Sticker III. in den Zss. Seidensticker; auch -stücker: Goldstücker.

STID I. (ahd. stind), angels. stîdh, altsächs. stîth „steif, strenge“.

FN. (Stidbald): Steibelt.

(Stidhard): Stiedert.

Einstämmige Kürzung Stid-.

Stinde; Stindt.

Vklf. (l): Stindl.

Zweistämmige Kürzung Stindb-.

(Stibbo): StibbeStippe. Patr. A. Stiebing. Vklf. (l): Stippl. (k): Stippich.

Stieber s. Badstüber.

Stiel- s. Stil.

Stier- s. a) I. Stiur b) III. „Stier“.

Stighelli aus Stiegele verwelscht (S. 68).

STIL I. zu ahd. stilli „still“, altsächs. stilljan, ahd. stillan, mhd. stillen „beruhigen, stillen“, z. T. auch wohl zu stil „Stiel“ (Speerschaft).

FN. Stilfrid: Stillfried.

(Stillihart): StillertStielert.

Stillihere: StillerStieler.

(Stillirih): Stillreich.

Einstämmige Kürzung Stil-.

(Stillo): Stille; StillStiele; Stiehl. Gen. Stils. Patr. A. Stilling.

Vklf. (k) Stilico 4. (Vandale): Stilke.

Still- s. Stil.

Stind- s. Stid.

Stinus s. Augustinus.

Stipp- s. Stid.

STIUR I. ahd. stiuri, stûri „groß, erhaben“.

FN. Stiuri 9.: StierStuhr (auch ON.). Gen. Stiers; Stieren. Patr. A. Stühring.

Vklf. (l + n): Stierlein.

Stöbener, Stöber s. Badstüber.

Stock 1) ON. ahd. stoch, mhd. stoc „Baumstumpf“ — geht zwar meist auf die stehengebliebenen Wurzelstöcke gefällter Bäume; doch ist in manchen Fällen auch die Bed. „Berg“ in Betracht zu ziehen, vgl. Gebirgsstock. In ON. -stock, -stöck.

FN. v. Birkenstock. Haberstock. Hilgenstock. Sengstock. (Slawisch in Rostock u. a.).

2) Pflanzen und Geräte:

FN. Rebstock (S. 61) — Klopstock.

Stocker III. 1) „Gefangenwärter“, von stocken, in den Stock setzen (stoc urspr. der Block, in welchen die Füße der Gefangenen gesetzt wurden, dann Gefängnis überhaupt). 2) „Holzfäller“ (Buck).

FN. StockerStöcker — auch Stöckler.

Stockmann III. „Gefangenwärter“.

Stoff- s. Christophorus.

Stöffen s. Stephanus.

Stoffer, Stöffer s. Christophorus.

Stoiber s. Badstüber.

Stollenbecker III. der „Stollen“, d. i. eine Art feines Weizengebäck, „backt“.

Stolterfoth III. niederd. „stolzer, stattlicher Fuß“.

Stolz III. ahd. mhd. stolz „stolz, stattlich“.

FN. Stolze; Stolz. Niederd. Stolte. (Doch deuten N. wie Stölzel, ad. Stolzelin, Stolzke, niederd. Stölting darauf hin, daß dieser Stamm schon in der 1. Periode zur Namenbildung verwendet wurde).

Stoppel s. Christophorus.

Storch III. ahd. storah, mhd. storch (s. Adebar).

[S. 242]

Storm, Störmer s. Sturm.

Stötter s. Stadt.

Stövesand s. Staubesand.

Stöwer s. Badstüber.

STRAL I. ahd. strâla, mhd. strâle „Pfeil“ (die Strahlen der Sonne sind nach der Mythe die Pfeile des Sonnengottes). Stralhelm 8.

FN. (Stralheri): Strahler.

Einst. Kürzung Stral: StrahlStrehle.

Vklf. (k): Strehlke.

STRANG I. ahd. strangi, mhd. strenge „stark“. Strangolf 9.

FN. (Strangheri): Stränger.

Einstämmige Kürzung Strang-: StrangStrenge.

Vklf. (z) Stranzo (aus Strangizo): StranzStrentz. Gen. Stranzen.

Stränger s. Strang.

Stranz- s. Strang.

Straße III. ahd. strâȥa, mhd. strâȥe aus lat. (via) strata „geebneter, gepflasterter Weg“.

FN. Wasserstraß. Niederd. Strate, Strote (Baltzer van der Strate 1558): van Straaten. (Kleve). v. Salm-Hoogstraeten (niederländ.). Strotkötter.

Ableitung auf -er (oberd.):

Langenstraßer. Hochstraßer. Steinstraßer.

Straubhaar III. „mit struppigem Haar“, vom mhd. strûben rauh emporstehen.

Straub-, Strauß, Strautz s. Strud.

Streckfuß III. Satz-N., der Streckfuß 1377. Auch Beiname des Todes (Grimm, Myth. S. 812). Streckdenfinger.

Strehl- s. Stral.

Streisgrut III. Satz-N. „streue das Gut“ d. i. ein Verschwender (wie z. B. Kaiser Friedrich III., der Träge und Geizige, seinen feurigen und unternehmenden Sohn Maximilian ein „Streudasgütlein“ zu nennen pflegte).

Streit- s. Strid.

Streng-, Strentz- s. Strang.

Streub-, Streußel s. Strud.

STRID. I. ahd. mhd. strît, altsächs. strîd „Streit“ (mit Waffen, vor Gericht).

FN. Strither: StriederStritterStreiter.

(Stridolf): Streitwolf.

Einst. Kürzung Strid-: StriddeStritteStreit.

Zweistämmige Kürzung Stritb-.

(Stripo): Vklf. Striepecke.

Stridde, Stried-, Stritt- s. Strid.

Stroh-, Ströb-, Strodel, Strödell, Stroll s. Strud.

Ström III. schwedisch „Strom“ — zweiter Teil der Zss. in einigen Namen, die von dem 30jähr. Kriege und der schwedischen Beherrschung Vorpommerns herstammen (S. 77).

FN. Bergström (Meckl.-Strelitz). von Tigerström (Vorpommern). Wickström (Herzogt. Lauenb.).

Strote s. Straße.

Strott s. Strud.

Strub-, Strüb- s. Strud.

STRUD I. zu ahd. strudjan, angels. strudan „verwüsten, rauben“.

FN. (Strudbalt): StrubeltStrobolt; Strobel.

(Strudbert): StröbertStraubertStreubert; Streuber.

(Strudmar): Strummer.

Strudolf: Strutwolf.

Einstämmige Kürzung Strud-.

Strodo: StrudStrott.

Vklf. (l): Strodel; zsgz. Stroll (Strullo 8.) — Strödell; zsgz. StröhlStröll. (k): Struck. (z) Struz; Strutz; StrußStrautz; Strauß. (z + l): StrützelStreußel.

Zweistämmige Kürzung Strudb-.

Strobo: StrubeStraubeStropp. Patr. A. Strübing.

Vklf. (l): StrübelStraubelStreubelStrobelStröbel.

Strummer, Struß, Strut-, Strützel s. Strud.

Stübener s. Badstüber.

Stubenhauer III. vermutlich = „Stubbenhauer“, der Baumstubben ausrodet, vgl. FN. Stubhenhouwer Klemp.

Stüber s. Badstüber.

Stugart III. mundartl. statt Stuttgart.

Stuhr, Stühring s. Stiur.

Stührmann III. niederd. „Steuermann“.

Stüler III. = Stuhlmacher.

STURM I. ahd. sturmi, altsächs. storm „Aufregung, Unwetter, Kampf“.

[S. 243]

FN. (Sturmheri): StürmerStörmer.

Einstämmige Kürzung Sturmi: Sturm; SturmbStorm. Gen. Storms.

Suchenwirth III. Satz-N. „suche den Wirt“ d. i. einer, der das Wirtshaus zu finden weiß. So auch niederd. Sökedrunk (Lübben S. 43). Suchsbrot.

Suchsland III. Satz-N. „suche das Land“. Niederd. Sökeland.

Sud III. „Süd“ — in Sudhof; Sudmeyer (s. Sund).

Suder, Sudor s. Sutor.

Sudmer s. Sund.

Südekum s. Siehdichum.

Süllwoll s. Sigil.

Sulze III. mhd. sulze, mittelniederd. sulte „Salzquelle“. Sulz, Sulza häufig in ON.

FN. SulzeSulzerSültmann.

Sumsnit III. Satz-N. „säume damit nicht“. Auch Sümenicht.

SUND I. zu ahd. sund „Süden“ (wie die mit Nord-, Aust-, West- beginnenden N. von den drei andern Weltgegenden).

FN. Sundhari: Sunder (Sundermann; Sündermann) — Sonner.

(Sundmar): Sudmar.

Zweistämmige Kürzung Sundb-.

Suppo: SuppeSaupe.

Sund III. ahd. sund „Süden“, sundar, mhd. sunder — mitteld. suder „südwarts gerichtet“. In Zss. wie Sunderhof, entstellt Sünderhauf (Andresen Volksetym. S. 62) — Sudhof; SudhausSundermannSuerjohan (Preuß).

Süpke s. Sig (zweist. K.).

Suppe s. Sund.

Supprian s. Cyprianus.

Suter III. ahd. sûtâri, mhd. sûtere, seuter (aus lat. sutor) „Schuhmacher, auch Schneider“.

FN. SutorSudorSuttor — mehr verdeutscht SuterSuderSutter (Hermann der Suter 1331); auch SuttnerSauterSeuter. Vklf. Sütterle; SütterlinSeuterlin. Zss. SeutermannSuttermeister. (Alle diese FF. süddeutsch, bes. am Oberrhein).

Aus dem zu bestimmterer Bezeichnung gebildeten schuochsuter wurde schûchster, endlich Schuster (schon 1236 Bacm.). Zss. Kleinschuster, Sandschuster.

Sutt- Sütt- s. Sutor.

Swaans s. Swan.

SWAB I. zum Volksstamme der „Schwaben“ gehörig. Swabperaht u. a.

Einstämmige Kürzung Suab-.

Swabo: SchwabeSchwobSchwebe.

Vklf. (l): Suabilo: SchwabelSchwebel (k): Schwäbig; Schwebke.

SWAN I. ahd. swâna, mhd. swâne „Schwan“. Dieser wegen seiner Schönheit gefeierte Schwimmvogel spielt auch in der deutschen Mythe eine Rolle, namentlich indem die Walkyrien, die Dienerinnen des Wuotan, sich durch Anlegung des Schwanhemdes (oder Schleiers) in Schwäne verwandeln können: Schwanjungfrauen. Es war also den Germanen ein heiliger Vogel.

FN. Swanager: Schwaniger.

(Swanheri): Schwaner.

Suanehard: Schwanert.

(Swanold): Schwenold.

Einstämmige Kürzung Suan-.

(Swano): Schwane; SchwanSchwannSchwon. Gen. Swaans (ostfries.).

Vklf. (k) Suanucho: SchwaneckeSchwanneckeSchwanckSchwenecke. (k + l): Schwenkel.

SWARZ I. ahd. swarz „schwarz“, altsächs. swart. Swarzolf.

FN. Swarzman: Schwarzmann.

Einstämmige Kürzung Swarz-.

(Swarzo): Schwarz. Patr. A. Schwarting.

Sweers s. Swinth (V.).

Swidden s. Swinth (einst. K.).

SWINTH I. got. swinths, ahd. swind, altsächs. swîth „stark, heftig, geschwind“.

FN. Suindbert: SchwiebertSchwippert — umgedeutet: Schweinebart (Preuß 6).

Suintfrid: Schwiefert.

Swidger: Schwieger. Patr. A. Schwiegerling.

(Swithgard): SchwickardSchwiegertSchwichertSchweighardSchweickard; Schweikert; Schweigert.

Swidher: SchwinnerSchwieder — zsgz. SchwierSchwidderSchweder — zsgz. Schwehr[S. 244] zerdehnt Schweier. Gen. SchwittersSchwers; Sweers (ostfries.). Patr. A. SchweringSchwiering.

(Swindeman): Schwendemann.

(Switald): Swithal.

Einstämmige Kürzung Swinth-.

Suint: SchwindtSchwinnSchwendSchwennSchwiedeSchwitteSchwidde. Gen. SchwedesSwidden (ostfries.); Schwidden. Patr. A. SchwiedingSchwenning. Patr. Zss. Schwennsen (Schleswig).

Vklf. (k): SchwindtkeSchwinckeSchwendickeSchwetjeSchweik.

Zweistämmige Kürzung Swinthm-.

(Swimo): Schweim.

Swithal s. Swinth (V.).

Sy s. Sig (einst. K.).

Syb- s. Sig (V.).

Sydicum s. Siehdichum.

Symons s. Simon.

T.

Tab-, Tabb- s. Dag (V.).

Tack- s. Dag (einst. K.).

Tadd- s. Dad.

Tag-, Täg- s. Dag (V., einst. K.).

Tag III. Personen-Namen von der Zeit hergenommen, bes. von Zeit und Umständen der Geburt.

FN. Unter den Wochentagen bes. häufig Sonntag („Sonntagskinder“) und Freytag (als Christi Todestag frommen Eltern vorzugsweis merkwürdig, daher auch FN. Charfreytag) — viel seltener die übrigen: Montag. Mittwoch. Donnerstag. Sonnabend. (In Berlin fand sich 1867 der N. Sonntag 28 mal, Freytag 24 mal, dagegen Montag nur 8 mal, Sonnabend nur 4 mal). Außerdem Mittag. Ostertag.

Tägener s. Thegan.

Tagge s. Dag (einst. K.).

Täglichsbeck III. „der ein Tägliches backt“ (s. Beck).

Tam- s. Thanc.

Tandler III. „Händler mit alten Sachen, Trödler“ (süddeutsch, z. B. in München).

Tang-, Tank- s. Thanc.

Tann III. ahd. tanna, mhd. diu tanne „Tanne“, der tan „Wald“; bei neueren Dichtern (Uhland) noch jetzt Tann = Wald. Daher ON. Tann, -tann.

FN. Tann. v. der Tann.

Ableitung auf -er (oberd.): Tanner. Gitzentanner.

Tanz- s. Thanc.

Tapken s. Thiud (zweist. K.).

Tapp- s. Dag (V., einst. K.).

Täschler s. Taschner.

Taschner III. „Taschenmacher“ (früher ein „Taschnergäßlein“ in Nürnberg).

FN. TaschnerTäschnerDäschner. Auch Taschler, Täschler und Däschler.

Tatje s. Dad.

Taub- s. Thiud (V.).

Taube III. Bild der Unschuld und Friedlichkeit (Noah’s T. mit dem Ölblatt; auch die entweichende Seele der Märtyrer hat oft nach der Legende die Gestalt einer Taube) — nach Matth. 3, 16 Sinnbild des h. Geistes. Daher spielt die Taube eine Rolle in der Symbolik des Mittelalters, wo die weiße T. auf Johannes den Täufer, die purpurne auf Christum gedeutet wird, der sein Blut für die Menschheit vergoß. Die Taube als Hauszeichen S. 60.

FN. Taube. Zss. Ringeltaube.

Tauscher III. mhd. tûschaere „Händler“ (s. Roßteuscher).

FN. TauscherTeuscher.

Tausendfreund III. s. Freund (bedeutet hier „tausend“ eine Verstärkung, etwa wie „Tausendschön“?). Auch Siebenfreund findet sich als FN.

Taute s. Thiud (einst. K.).

Tawartmann s. Dag.

Tebben s. Thiud (zweist. K.).

Tebeding s. Thiud (V.).

Ted- s. Thiud (V., einst K.).

Teetz s. Thiud (einst. K.).

Tegeler III. Klemp. Tegheler, niederd. = „Ziegler“, Ziegelbrenner.

Tegen s. Thegan.

Teget = Zehnt, in Zss. wie Tegetpferd. TegethofTegetmeyer (s. Meier).

Tegge s. Dag (einst. K.).

Teibel s. Thiud (zweist. K.).

[S. 245]

Teich m. mhd. tîch, alts. dîk der „Teich“.

In mannigfachen Ortsbezeichnungen, bes. in der niederd. F. dieck (dick) in Nordwest-Deutschland (wie es auch in Münster eine „Dieckstraße“ gibt).

FN. ten Dyck. tom Dieck.

Beberdieck (Biberteich). Buddendieck. Düsterdieck. Fahldick (Fohlen-). Flaßdieck. Gräfendick. Kastendyk, Castendyck (O. Kastendick). Kranendick. Butendieck (hamburg. Inseln) — halbverhochd. Butenteich. Mohrdieck, -dick (O. Moordeich, -diek). Mönkendieck. Oberdieck; Överdieck; Averdieck (Eutin). Papendieck. Schapdick. Schäferdick. Schweckendiek.

Ableitung auf -er (westf.): Niendiecker. Papendiecker. Pappendieker.

Teichert s. Dih.

Teichmann III. s. Teich (auch Deichmann). Niederd. Dieckmann, im Jeverlande = Deichmann.

Teidel s. Thiud (einst. K.).

Teimer s. Thiud (V.).

Teipel s. Thiud (V.).

Teirich s. Dag (V.).

Telgenhauer III. „der Zweige (niederd. Telgen) abhaut“.

Tellkampf III. s. Tilgenkamp.

Temme s. Thiud (zweist. K.).

Tempel s. Thegan (V.).

ten, ter III. abgeschwächt aus tom, tor, die noch erhalten sind in Tombrink (Dombrink), Tombreul (Münster), Thorbecke. Niederd. F. für zum, zur (w. m. s.) in Ortsbezeichnungen, die dann auf Personen und Familien übertragen wurden.

FN. (bes. häufig in Westfalen und am Niederrhein, in der Nähe der holländischen Grenze):

Tenbaum. Tenberge; auch Then-Berg. ten Brink. Tenbusch. ten Cate und ten Doornkaet-Koolman (ostfries.). Tendahl. ten Dyck, Tendyck („zum Teiche“). Tenhagen. Tenholt („zum Holze“). ten Hompel. ten Winkel.

Terbeck (zum Bache; niederd. de beke). Terbruggen; Terbrüggen. Terfloth. Tergast („Geest“). Terhardt („zum Gebirge“). Terhoffstedde. Terhorst. Terlinden. Termöllen (Kr. Tecklenburg); ter Meulen (Gronau, Landdrostei Hildesheim, vgl. hochd. Zurmühlen). Tersteegen. Tervoort („zu der Furt“). Auffallend mit Wechsel des Geschlechtes: ter Meer. ter Stein. — Teröverst.

Tenke, Tentzel s. Thanc.

Ter s. ten — doch ter Nedden s. Tornedden.

Tet- s. Thiud (V.).

Tett- s. Thiud (V., einst. K.).

Tetz- s. Thiud (einst. K.).

Teub- s. Thiud (V.).

Teufel a) s. Thiud (Theudobald) b) III. aus dem Kirchenlatein diabolus (griech. διάβολος) „Beschuldiger, Verlästerer“ (der Menschen bei Gott, s. Hiob Kap. 1. 2); schon ins Gotische aufgenommen als diabaulus, ahd. tiufal, mhd. tiufel. vgl. Fahland.

FN. („der Tuvel“, Appo dictus Diabolus schweiz. bei Bacm.) Teufel, Teuffel. Niederd. Düwel. Reinbert genannt Düvel, diabolus 1307 (Lipp. Reg.).

Häufig in Zss. (Satz-N. S. 52) Haschenteufel. Jagenteufel; Jageteuffel. Schlagenteufel. — Niederd. Bietendüwel aus Bitdendüwel. Schietenduivel. — Manteuffel. Niederd. Dusendtüfel.

Teufelskind III. aus dem 15. Jahrh. von Vilmar angeführt, vermutlich Abkömmling einer „Hexe“.

Teufert s. Thiud (V.).

Teuscher s. Tauscher.

Teuth s. Thiud (einst. K.).

Teutloff s. Thiud (V.).

Teutzel s. Thiud (einst. K.).

Tews s. Matthäus.

Textor III. Latinisierung von Weber.

FN. Textor; Texter; Textorius.

Thad- s. Dad.

Thal III. ahd. mhd. tal, alts. dal — in ON. seit dem 8. Jh. ziemlich häufig. Heutzutage ist die Zahl der mit diesem Grundworte bezeichneten teils wirklichen Täler, teils bewohnten Örter unendlich groß: a) hochd. -thal b) niederd. -dahl; die Kürze des a hat sich erhalten in den fast ausschließlich niederösterreichischen N. auf c) -thall.

FN.  1)  von Blumenthal. Engelthal. von Lilienthal. Rosenthal (88 mal ON.[S. 246] Rud.). In jüdischen FN. häufig bloßer Phantasie-N. (S. 66): Veilchenthal. Lewinthal.
2)  Boltendahl (halb verhochdeutscht Bolzendahl). Heidendahl. Odendahl. Rosendahl. Wischendahl; Wiesendahl.
3)  von Derenthall.

Ableitung auf -er (oberdeutsch):

   1)  Engelthaler. Reinthaler. (Auch die Joachimsthaler, abgekürzt „Taler“, gehören bekanntlich hierher). Tschurtschenthaler. Mit Umlaut Lichtenthäler.
2)  Thaller. Haidenthaller. Kirchthaller. Wurmsthaller.

-thall, -thaller s. Thal.

Thammsen s. Thanc (zweist. K.).

THANC I. got. thagks, ahd. danch, thanc, mhd. dank „Denken, Gedanke“. Vgl. hug.

FN. Dankhart: Dankert; DanckerDenkert. Patr. A. Tangerding.

Thancheri: DankerDenker.

Tancmar, Tammar: Vklf. (l) Tammerl.

Dankwart: Dankwart; Dankwerth; Dankworth.

Einstämmige Kürzung Dank-.

Danko: Danko; DankTankeDenkTenke.

Vklf. (l) Danchilo: DanckelDenkel (Danckelmann) — Dengel. (z) Danzo: DanzTanz. (z + l): DenzelTentzel. Patr. A. (südd.) Denzler.

Zweistämmige Kürzung Dankm-.

Tammo (Stark S. 115): TammeDamm. Gen. Tams; TammenTammena (ostfries.). Patr. A. Tamminga (ostfries.). Patr. Zss. Thammsen.

Vklf. (k): DamckeTamke.

That- s. Thiud (V., einst. K.).

Thäte s. Thiud (einst. K.).

Thed- s. Thiud (einst. K.).

Thees- s. Matthäus.

THEGAN I. ahd. degan, thegan, mhd. degen, angels. thegn „Degen“ d. i. junger Held.

FN. Theganbald: Tempel (Preuß 11).

Theganger: Deiniger.

Theganhard: DegenhardDeinhardt; DeinertTheinhardt; TheinertDähnhardt (s. Stark S. 50); DähnertDennhardt; DennertDienhart.

Theganhar: Degener; Degner (bei Klemp. VN.) — TägenerTheinerDehner.

Deganolt: Degenhold.

Einstämmige Kürzung Degan-.

Thegan, Degano: DegenTegenDeinTheinDehne.

Vklf. (l + n): Deinlein. (k): Denecke.

Theile s. Thiud (einst. K.).

Thein- s. Thegan.

Theis s. a) I. Dag (einst. K.) b) II. Matthias.

Thel- s. Thiud (einst. K.).

Themar, Theo- s. Thiud (V.).

Thesen s. Matthäus.

Theuer, Theurich s. Diur.

Thewald s. Thiud (V.).

Thewes s. Matthäus.

Thias s. Matthias.

Thie s. Thiud (einst. K.).

Thiebes s. Thiud (zweist. K.).

Thieden, Thiel- s. Thiud (einst. K.).

Thiem- s. Thiud (einst., zweist. K.).

Thier- s. Diur.

Thies s. Matthias.

Thilo s. Thiud (einst. K.).

Thimmo s. Thiud (zweist. K.).

THIUD I. got. thiuda, ahd. diot, mhd. diet „Volk“ — seit dem 2. Jh. v. Chr. in PN.: Teutobod, der Teutonenfürst im Cimbern- und Teutonenkriege. In den mannigfaltigsten FF. auftretend, indem durch Ausfall des i die begleitenden Selbstlaute als alleinstehende Stammvokale erscheinen.

FN. Theudobald: TiedebohlTietböhlDiebold; Diepolt; DiebelTypoldDippoldt; DippelTippoldTippeltTheobald; TheopoldDebald; DeboldTobald; Tobold; TopelDöbold; DöpelTaubaldDeubold; DeubelDübelDäuwelTeuffelDeybaldt; DeibelTeipel. Gen. Tiebels. Patr. A. Tebeding.

[S. 247]

Theudobert: TieberDipperDobertDubbertTauberecht; TaubertTeubert; Teuber. Gen. DobersDübbers.

Deotprant: DittebrandtDibbernDettbarnDubbern.

Theudofrid: Diefert; DieferDüfert; DüferTeufertDefert.

Theutegar: DitgerTikker (ostfries.).

Teudhard: DietertDittertDethart; DetertDautertDaudert. Patr. A. DethardingDederding.

Teuthar: Dieter (Dietermann) — Deter (Determann) — TederDotterDödterTödter. Gen. DiedersDeiters. Patr. Zss. Dedersen. Patr. A. DeteringDettring. Vklf. Dieterle (schwäb.) (l + n): DieterlenDöderlein. Patr. A. Teterling.

Teuthram: Dietram.

Teutman: DietmannDiedemannTiedemannThiemann — — DiemannDittmannTittmannDetmannTettmannTutmannDüttmann.

Thiudemer 4.: Diemar; DiemerThiemerDittmar; DittmerDettmerThemarTeimer. Gen. TiedmersDittmersDettmers. Patr. A. DetmeringDiemerling.

Theotnand: Denant.

Theudoricus 1.: Dietrich; DietreichDiederichDitterichTittrichDederichDereichDeutrichDeitrich — zsgz. Dirk (z. B. Dirck, Graf von Holland 984 — neben Diederich). Gen. DiederichsDieterichs (latinis. Dieterici) — Dierks; DierkenDirksDierickxDerixTjarks (fries.). Patr. A. Dierking. Patr. Zss. DiederichsenDirksen.

Theudoald: DietholdDiedeltDitwaldDiewaldDewaldThewald. Gen. Dedolz.

Thiotvic: Dietwig.

Teuduin: Dewin.

Theudulf: Didolff; DiedloffTietloffDittlofDedolphDettloff; Dettlef — zsgz. DelffDötloffDeudeloffTeutloff — zsgz. Tülf. Gen. Dethlefs — zsgz. DelfsDetheleven (ostfries.). Patr. Zss. Detlefsen.

Einstämmige Kürzung Thiud-.

Tiuto, Dieto, Dudo usw. (in mehr als 50 altdeutschen FF. bei Förstemann). DiedeDiethTiedeTithoDittThie (Stark S. 38) — ThyeDedeThedeThäteDettoDodeDodtThodeTohte; TodtThuteDuddeThuttDaudeTauteDeutTheut. Gen. (doch auch zu Teudin 8.): Thieden; TiedensThyenDittesDiddenTiddenTeddenDodenDudenTuhtenDuddenTjaden (ostfries.). — Plur. Tydena (ostfries.). Patr. A. Dütting. (Gen.) Thedinga (ostfries.).

Vklf. (i): ThedyDudey. (l) Theudila: Dietel; DietleDiedelTitelDittelTittelDedelDodelDeitelTeidel Mit Ausstoßung des T-Lautes Thilo 8.: DihleThilo; Thiele (Thielmann) — Tillo; Tille; Till (Tillmann) — Thele (Thelemann) — ThöleThüleTheileDeyhlDillyTilly. Gen. DetelsDielenThielenTillmannsThelenTholen. Patr. A. TettlingTiling. (l + n) Teudolin: Dietlein. (l + k): Thielicke; TielkeTölke. Patr. A. Thielking; Tielker (früher Tylekink Preuß 19). (k) Theodicho: TiedgeDikoTieckTickeTedickeDedichDetjeDockeThokeDuttkeTütge. — Gen. TiedkenTietjens (ostfries.) — DiekenDitgesDeekenDeetjenDux (= Ducks Preuß 14). Plur. Dikena (ostfries.). — (k + n): DidtchenDeutchen. (k + l): Tickel. (z) Theuzo: Dietze (Dietz[S. 248]mann); DietscheTietz; TietschDietschi (schweiz.) — Ditz; DißTitze; TitschDeetzTeetzDeitz; DeißDeuß; Deutsch. Gen. Tietzen. Unorgan. Zss. Dietzer; Dietzold. (z + l): Dietzel; DießlTeutzelTetzel. (z + k) Thieziko: TitzkTetzkeDutschke. (z + l + k): Dietzelke.

Zweistämmige Kürzung Thiudb-.

(Tiebo): TiebeDippeTibbeToppDoppTöppeDubbeTubbe. Gen. ThiebesTebben (Tebbenjohanns Oldenb.) — Toben. Patr. A. Depping.

Vklf. (l): DiebelDippelTippelTopelDöbel (s. auch Theodebald) — DeubelDeibelTeibel. Gen. Tiebels. Patr. A. Döbbeling. (l + n): DebbelinDöbbelin. (k): TiebeckDipkeDöbbecke. Gen. TapkenTöpken.

Zweistämmige Kürzung Thiudm-.

Timo: DiemeThiemeThimmo; Timme; TimmTemme. Gen. Tiems.

Vklf. (l) DimmelTimmel. (k): DiemkeThiemichTimke.

THIU I. got. thius „Diener“, ahd. mhd. diu.

FN. Dioman: Thiemann.

Diomuod: Demuth.

Auslautend 80 mal (Först.):

-dei: Herndei.

-they: Parthey.

Thode, Thöle, Tholen s. Thiud (einst. K.).

Thom- s. Thomas.

Thomas II. hebr. „der Zwilling“ — der Apostel (Kal. 21. Dec.).

FN. Thomas, Thomaß — latinis. ThomasiusThoma; Thome; Thom. Gen. (lat.) Thomae — deutsch Thoms (was aber auch zusammengezogener Nom. = Thomas sein kann). Patr. A. Thomaser (Saarlouis). Patr. Zss. TomassenThomssen.

Vklf. (k): Thömsgen.

Thomer s. Dom.

Thormann III. „Torwächter“ (oder einer „der im Tore wohnt“?). Latinis. Portius.

Thörner s. Türmer.

Thorwesten s. ter, zu.

THRAS I. got. thras in thrasabalthei „Streitlust“.

FN. Thrasolt: Tresselt; TresselDressel.

Thudichum III. Satz-N „tu dich um“. Auch Thudium (Ludwigsburg) „ein Betriebsamer“ (Erbe, Ludwigsburger FN. 1901).

Thugut III. österreichischer Minister unter Maria Theresia, urspr. Thunichtgut (angeblich oberösterreich. Umdeutung des wälsch-tirolischen N. Tunicotto Pott S. 39). Als er im Staatsdienst zu steigen begonnen, änderte die Kaiserin den N. in obiger Weise.

Thüle s. Thiud (einst. K.).

Thum, Thüm- s. Dom.

THUNAR I. ahd. thonar, donar, mhd. doner „Donner“, in EN. mit Beziehung auf Donar (nord. Thorr), den Gott des Gewitters, der mit seinem Hammer, dem Blitz, die Glutriesen verjagt. Donarperht 9.

FN. Donner. Gen. Donners.

Thurm III. in ON., altertüml. Thurn, ahd. mhd. turn (aus lat. turris).

FN. Thurn. Fürst von Thurn u. Taxis. v. Weißenthurn. — Hohenthurm. Lichtenthurn (O. -thurm).

Thürmer III. mhd. turnaere „Turmwächter“ (noch in Goethes Götz „Thurn“ u. „Thürner“).

FN. ThürmerTörmer; in älterer F. Thurner; ThurnherThürnerThörner.

Thurn, -thurn s. Thurm.

Thurner, Thürner s. Thürmer.

Thute, Thutt s. Thiud (einst. K.).

Thye s. Thiud (einst. K.).

Thym s. 1) Dom 2) Thiud (zweist. K.).

Thyrolf s. Diur.

Tibbe s. Thiud (zweist. K.).

Tick-, Tidden s. Thiud (einst. K.).

Tidebohl s. Thiud (V.).

Tieb- s. Thiud (V., zweist. K.).

Tieck s. Thiud (einst. K.).

Tied- s. Thiud (V., einst. K.).

Tieges s. Matthias.

Tiel- s. Thiud (einst. K.).

Tiem- s. Thiud (V., zweist. K.).

Tier- s. Diur.

Tiet- s. Thiud (V., einst. K.).

Tietsch, Tietz- s. Thiud (einst. K.)

Tigges s. Matthias.

Tikker s. Thiud (V.).

[S. 249]

Tilgenkamp III. „mit Stecklingen (niederd. Telgen) besetztes Feld“. Daraus TillenkampTellkampf.

Tiling, Till- s. Thiud (einst. K.).

Tim-, Timm- s. Thiud (zweist. K.).

Timmermann s. Zimmermann.

Tipp- s. Thiud (V., zweist. K.).

Tippenhauer III. 1590: Tubbenhauer (Tubben = Zuber).

Tiroff, Tirold s. Diur.

Tischer III. mhd. tischer der „Tischler“ (niederd. noch jetzt „Discher“, im Stolper KB. hochd. „tischer“ 17. Jh.).

FN. Tischer; TischlerDischler.

Tissen s. Matthias.

Tit- s. Thiud (V., einst. K.).

Titsch, Titz- s. Thiud (einst. K.).

Tjaden s. Thiud (einst. K.).

Tjarks s. Thiud (V. Dietrich).

Tob- s. Thiud (V., zweist. K.).

Tobaben III. (hamburg. Inseln) „zu oben“.

Tobel III. „Schlucht“. Häufiger ON. in Südd. FN. Tobler (schweiz.).

Tobias II. hebr. Tobijja „Güte Jehovah’s“.

FN. TobiasTobisTobey. Patr. A. Tobiassen; Tobiesen.

Tochtermann III. zu den Verwandtschafts-N. (s. Eidam).

Todt s. Thiud (einst. K.).

Tödter s. Thiud (V.).

Tohte, Tölke s. Thiud (einst. K.).

Tolkmit III. ON. Tolkemit.

Töllner s. Zöllner.

Tom niederd. = zum in N. wie tom Dieck, tom Have, Tombrink, Tombreul (s. Zu).

Tömmel, Tompert s. Dom.

Ton-, Tön- s. Antonius.

Top- s. Thiud (V., zweist. K.).

Töpfer III. jüngere Bildung für Hafner, welches schon ahd. hafinâri; vgl. im J. 1482 topffer = hafner.

FN. Töpfer. Töpfner. Niederd. Pötter (holl. de Pottere S. 40). Latinis. Figulus.

Töppe s. Thiud (zweist. K.).

Tor- in Zusammens. wie Tormählen (s. ter, zu).

-torf s. Dorf.

Torffstecher, auch Dorfstecher III., bemerkenswert als eigentüml. norddeutscher N. (z. B. in Pommern).

Tornedden III. niederd. 1590: Hans dar nedden „dort unten“. (Lipp. Reg.). Abgeschwächt ter Nedden — falsch verhochd. zur Nedden; Zurnieden.

-torp, -torpf s. Dorf.

Tovote III. niederd. „zu Fuß“. Gegensatz: Hinrek Uppenperde 1479.

Trabant III. „Fußsoldat“ („Vothknecht“ Klempin, diplom. Beitrag S. 626). Aus ital. trabante, Soldat von der Leibwache der deutschen Kaiser (wohl gebildet aus dem deutschen „traben“ mit der ital. Endung des Part. Präs.).

FN. TrabantDrabant.

Träger III. ahd. tragâri mhd. trager (Elbing. Urk. Michel der treger 1484).

FN. TragerTräger — in mehrfachen Zss.: Bornträger. Eisenträger. Felgenträger. Flaschenträger. Kreutzträger. Mehlträger.

Tramsmeyer s. Bertram.

Trau- s. Drud (V., einst. K.).

Traube a) I. s. Drud (zweist. K.) b) III. die „Traube“ — auch N. von Gasthöfen.

Traxler, Träxler s. Drechsler.

Tremöhlen III. niederd. aus ter Möhlen „zur Mühle“ (S. 54).

Tress- s. Thras.

Treucke, Treuge s. Drud (einst. K.).

Treut- s. Drud (V., einst. K.).

Trinkaus III. leichtverständlicher Satz-N. zsgz. Trinks. Niederd. Hans Drinkuth 1529 (Ilsenb.).

Tripmaker III. niederd. „Halbsammetweber“.

-troff s. Dorf.

Trolf s. Drud (V.).

Trolle s. Drud (einst. K.).

Trommer s. Trümper.

Trompeter III. mhd. trumpeter, trummeter — vom ital. trombetta, franz. trompette „Trompete“ (aus ital. tromba).

FN. Trompetter; TrompeterTrümpterTrompterTrumeterDrommeter.

-trop s. Dorf.

Troschel s. Drud (einst K.).

Trabe s. Drud (zweist. K.).

Truchseß III. ahd. truhtsâȥo, mhd. truhsaeȥe „im Volke sitzender und ihm vorsitzender Gefolgshauptmann“, Anführer und Verpfleger der Gefolgschaft (truht); später eines der[S. 250] vier großen Hofämter: kameraere, schenke, truhsaeȥe (lat. dapifer), marschalc.

FN. Truchseß. In mehreren adl. Geschlechtern, die früher ein Erbtruchsessen-Amt besessen: Tr.-Waldburg. Tr. von Wellerswalde. — Mittellat. drossatus, woraus Droste, Gen. Drosten (drosthe Klemp. S. 491 im Sinne von Aufwärter bei Tische).

Trude, True s. Drud (einst. K.).

Trühl, Trülle s. Drud (einst. K.).

Trüloff, Trum- s. Drud (V.).

Trumeter s. Trompeter.

Trummer, Trümmer s. a) I. Drud (V.) b) III. Trümper.

Trümper III. ahd. trumpari „Trompeter“, vom ahd. trumba aus ital. tromba Trompete.

FN. Trümper; TrümmerTrummerTrommer — auch wohl Trümpler — schweiz. Trümpy.

Trümpter s. Trompeter.

-trup s. Dorf.

Trupel s. Drud (zweist. K.).

Trut, Trüter s. Drud (V.).

Trutzel s. Drud (einst. K.).

Tschudi III. zuerst 1127 Schudi, nach Beckers Vermutung schweizerische Umbildung des lat. judex „Richter“.

Tubbe s. Thiud (zweist. K.).

Tucher III. „Tuchmacher“.

Tuchhändler III. sehr entsprechender jüdischer FN.

Tuhten s. Thiud (einst. K.).

Tülf s. Thiud (V.).

Tulke, Tulpracht s. Duld.

Tyroler III. in der alten Schreibung = „Tiroler“. Auch Tyroller.

Tum in N. wie Tumbreul, Tumbrinck, Tumbült, niederd. (s. Zu).

Tütge s. Thiud (einst. K.).

Tutmann s. Thiud (V.).

Twiete III. auch Tweete. niederd. „Durchgang“, bes. zwischen Hecken, in Twietmeyer.

Typold s. Thiud (V.).

Tyrold s. Diur.

Tyssen s. Matthias.

U.

Uckert, Uffert, Ufer s. Aud (V.).

Uhde s. Aud (einst. K.).

Uhl s. Othal (V., einst. K.).

Uhle III. niederd. „Eule“, in Zss. wie Uhlenbrauk (Eulenbruch), UhlenkampUhlemeyer.

Ühle s. Othal (einst. K.).

Uhmeyer III. = Uhdemeyer s. Aud.

ui = ü in österreichischen N.: Uibel, Uiberlacher, Uichtritz v. Steinkirchen u. a.

Ul-, Ull- s. Othal (V., einst. K.).

-um s. Heim III.

Umbrecht, Umfried s. Un.

Umbscheiden III. = Unbescheiden, vgl. Walther gen. Unbezhaiden 1304. Schon mhd. angeglichen: umbescheiden, das Gegenteil von bescheiden d. i. verständig; rücksichtsvoll. Verkürzt: UnbescheidUmscheid.

UN I. zu ahd. unnan „gönnen, gewähren“.

FN. Unebert: Umbrecht.

Unifred: Umfried.

Einstämmige Kürzung Un-.

Unno: Uno. Vklf. (k) Unico: Gen. Oncken.

Unbehaun III. doch wohl s. v. a. (in demselben Bilde) „ungehobelt, unpoliert“. Üllein der Unbehowen 1352.

-ung I. Patronymika bildend (s. ing): Adelung — abgestumpft -ong: Amelong.

Ungefug III. mhd. ungefüege „ungeschickt“, aber auch „übermäßig groß und stark“. Fridrich Vngevuge 1260.

Ungeheuer III. mhd. ungehiure „unheimlich, häßlich“.

-ungen III. in ON., Nebenf. zu ingen.

FN. v. Bodungen. v. Kauffungen. Mitunter abgekürzt in -ung: Breitung (O. Breitungen). Gerstung (O. Gerstungen). Ableitung auf -er: Hagenunger (Baden).

Ungenannt III. merkwürdiger N., eig. einen Widerspruch in sich selbst enthaltend.

Ungewitter III. bildlicher N.

Unglenk III. mhd. ungelenke „ungelenk, unbiegsam“.

Unkraut III. urspr. Übername (Tobler-M.).

Untiedt III. niederd. „Unzeit“.

Unverdorben III. mhd. unverdorben „nicht unglücklich, erfolgreich“.

Unverzagt III. mhd. unverzaget „unverzagt, nicht blöde“.

Upderworth III. niederd. So auch Uppendahl; Uphoff; Uppenkamp, halbverhochd. Uffenkamp.

[S. 251]

UR ahd. ûro, mhd. ûr der „Ur“, Auerochs (S. 17). Urhart. Urold.

FN. (Urschalk): Urschall.

Einstämmige Kürzung Ur-:

Uro: AuerÜhre.

Vklf. (k) Urico: Urich.

Urbanus II. lat. der „Städtische, Höfliche“.

FN. UrbanOrban.

Urner III. „einer aus Uri“.

Utermark III. „aus der Mark“.

Utermöhlen III. niederd. „aus der Mühle“. Schon Gött. UB. 1426 ut der Molen, und 1488 Utermolen.

Uth-, Utz s. Aud (einst. K.).

Uulkes s. Othal (einst. K.).

V.

(Aussprache des v: in den rein lateinischen Wörtern Valentinus, Venator, Vincens und ihren meisten Ableitungen weich, wie w, in allen übrigen hart, wie f.)

Vack s. Fag.

Vadder s. Vater.

Vagd, Vagedes, Vagts s. Vogt.

Vahl s. Fahlen.

Valand s. Fahland.

Valentinus II. lat. Weiterbildung von Valens „gesund, kräftig“. V. Bischof im 5. Jh.

FN. Valentin; Vallenthin, Wallentin. Gekürzt: ValtinVelten (mit hartem V., daher auch Felten). Gen. (lat.) Valentini. — Veltjes (ostfries.).

Valtin s. Valentinus.

Van niederd. = von, vor Ortsbezeichnungen zur Bildung von FN. (s. von).

Vandenhoeck III. urspr. van den Hoek (so Klopstock in einem Briefe an Bodmer 1749, s. Döring, Klopstocks Leben S. 99), vom niederd. hoek „Ecke, Ende“. Vgl. Huckmeyer (= Eckmeyer).

Vanderbrück, Vanderburgh u. ähnl. s. unter Von.

Varnhagen III. (spr. Farn-) O. im Oldenb.

Varrentrap III. (zur) „Ochsenspur“ (S. 54).

Vasbender III. „Faßbinder“, Bötticher.

Vaßhauer III. „der Fässer zuhaut“, Böttcher. — Niederd. Vatheuer.

Vatebender III. niederd. = „Faßbinder“ (s. Binder).

Vater III. zu den Verwandtschafts-N. Niederd. Vadder. Zss. Altvater (Großvater). Bestvater. Kindervater.

Vatheuer s. Vaßhauer.

Vedder s. Vetter.

Vehrens s. Far.

Veit s. Wid.

-veldt s. Feld.

Velten, Veltjes s. Valentin.

Venator s. Jäger.

Vendt s. Fend.

Venn III. ahd. fenna, niederd. fenne, nordfries. fehn, niederländ. venne, veen „Sumpf, Moor“.

FN. Van der Venneter Vehn (ostfries.) Venn. — InhetveenIntfen (Mörs). — Vennekötter.

Ver- in N. wie Vergeest, Verhoek, Vermöhlen, s. Von.

Vernaleken III. „Sohn der Frau Aleke“ d. i. Adelheid (S. 36). Ver abgestumpft aus frou, z. B. Vern Jutten grabin „der Frau Jutta Graben“ 1319.

Vest- s. Fast.

Vetter III. zu den Verwandtschafts-N. Cunrad Vetter 1312.

FN. Vetter; Vötter (Wien). Niederd. Vedder. Zss. Heinevetter (s. Hagan). Trautvetter.

Vklf. Vetterli (schweiz.).

Vielbert s. Fil.

Vietmeyer s. Wied (einst. K.).

Vietor = Faßbender (s. Binder).

Villmann III. mhd. velleman „Abdecker“.

Vilmar I. ahd. Filomar, „vielberühmt“. In der richtigen Aussprache lautet der N. nicht Wilmar, wie man so häufig hört, sondern Filmar (was der Verf. aus persönlicher Kenntnis mehrerer Glieder der Familie des bekannten Literarhistorikers bezeugen kann).

Vincens II. lat. „der Siegende“; mit der Weiterbildung Vincentius — der h. Vincentius im 5. Jh.

FN. Vincens; Vincenz, Winzenz (österr. Schreibung). Zsgz. Ventz (Ventze = Vincentius Klemp.), woraus Vklf. Ventzke (Fentzke). Gen. Venskens.

Virchow III. (spr. Fircho) O. in Pommern.

Visser s. Fischer.

-vitz in Vorpommern s. -witz.

Vitzthum III. aus lat. Vicedominus.

[S. 252]

FN. Vicedomini. Vitzthum (Viztum 1311). Vitzthum v. Eickstedt hatte vom Erzbischof von Mainz das Vitztum-Amt über Erfurt zu Lehen.

Vocke s. Fulc (einst. K.).

Vogel III. Hermann dict. Vogel 1159. Hans der Vogel 1377.

FN. de Vogel (Düsseld.), Vogel, Vogl (österreich.). Vklf.: Vögeli; Vögelin.

Zss. Brachvogel. Eisvogel. Grünvogel (nach Buck S. 90 aus mhd. krimvogel „Raubvogel“). Haidvogel. Krautvogel. Schreivogel, Schreyvogl (= Schreier, Charadrius vociferans Pott). Waldvogel. Wildvogel. Ziervogel.

Vogelmann III. „Vogler“. Verlat. Ornitander.

Vogelsang: III. sehr häufiger ON. „ein O., wo Vögel singen“ (bes. Waldgegend).

Voglbeer III. „Vogelbeere“, die (rote) Beere der Eberesche, womit Vögel, insbes. Krammetsvögel, gefangen werden.

Vogler III. ahd. fokalâri, mhd. vogelaere „Vogelfänger“.

FN. Vogeler; VoglerVögler.

Vogt III. ahd. fokat, fogit, mhd. voget, voit aus mittellat. vocatus st. advocatus „Schirmherr“; der von demselben eingesetzte Stellvertreter, daher bes. „Statthalter, höherer weltlicher Richter“. Gegenwärtig auch Vorsteher ländlicher Gemeinden (in Schleswig-Holstein, Westfalen).

FN. Voget; Vogt, Voogd, Voght — auch de Vogt (Mörs). Zsgz. Voit (wie Magd — Maid); Voitus (der Schluß noch vom lat. advocatus).

Aus der Vermengung beider FF. (Vogt und Voit) ist die sinnlose Schreibung Voigt, Voigdt (mit stummem i) entstanden.

Niederd. Vagd (Vaget Klemp.). Gen. Voigts. Niederd. Vagedes (westf.); Vagts. Patr. A. Vögting (Lippe). Vklf. (l): VoigtelVögtlin.

Zss. Dreisvogt. Hänervogt. Landvoigt. Waldvoigt. Slevoigt; Schleevoigt; Schleenvoigt. — Voigtmann.

(Slawisch: Woita; Woyte; WoithWota — häufig in den östlichen Provinzen Preußens).

Vohland s. Fahland.

Voigt, Voit s. Vogt.

Vol- s. Fulc (V., einst. K.).

Völ- s. Fulc (V., einst., zweist. K.).

Volland s. Fahland.

Von vor Ortsbezeichnungen zur Bildung von FN. (S. 55, Adelsnamen S. 58).

Getrennt: von dem Hoff; von dem Busche-Streithorst; vom Berge; vom Ende; vom Felde; vom Kolke (Wassergrube) — von der Borch; von der Heyden.

In eins gezogen: Vonscheidt. Vonsiepen. Vontobel. — Vondendriesch (neben von den Driesch (Brachland). Vomhof. Vonderheydt u. Vonderheiden (neben von der Heyde). Vonderaa. Vonderbank. Vonderforst. Vonderlinden.

Niederd. van (bes. niederrhein.): van Cleve, auch van Cleef, van Dyck (Vandyck); van Nuyhs; van Geldernvan den Bergh; van den Wyngaert (holl.) — van der Beeck (Bach); van der Horst; van der Moolen; van der Venne; van der Voer (holl. von der Furt) — häufig mit dem Hauptwort in eins gezogen: Vanderburgh. Vanderbrück. Vanderscheid. Vandersee.

Van der zsgz. in ver: Verbrugghe. Verfurth. Vergeest („von der Geest“, Gegensatz zu der „Marsch“). Verhoek (s. Vandenhoek). Vermöhlen („von der Mühle“). Versteegen.

Als Entstellungen erscheinen: Wanderbank. Wandersee.

Voogd s. Vogt.

Vörg s. Ferg.

Vor mit Hauptw. u. Art. zur Bildung von ON. und FN. Vormbaum. Vormberg. Vormschlag. Vormstein. Vormweg. — Vormsand.

Getrennt: vorm Walde.

Vornbäumen.

Vorreiter III. „der fürstlichen Wagen vorreitet“.

FN. Vorreiter; Vorreuter.

Vorster s. Förster.

Voß-, Vössing s. Fuchs.

Vötter s. Vetter.

[S. 253]

W.

Waack s. Wac.

Waalkes s. Wald I.

WAC I. ahd. wak „wach“, mit der Ableitung WACAR wachar, mhd. wacker, wacher „wachsam, munter“.

FN. Wagheri: WagerWackermann.

Wacald: Gen. Wachholtz.

Einstämmige Kürzung Wac-, Wacar-.

Vaco, Wecho, Wacar: Wake; WaackWageWacheWeckeWacker. Gen. Weckes; Wex; Wecken. Patr. A. Weckering.

Vklf. (l): Weckerle. (l + n): WeckleinWeckherlin; Weckherlen; Weckerlein.

Auslautend -acker (23 mal Först.): Gunnacker. Heinacker. Rothacker.

Wach- s. Wac.

Wächter III. ahd. wahtâri, mhd. wahtaere, wehter.

FN. WächterWachter. Zss. Kleinwächter.

Wadmenger III. „Kleiderhändler“ (mhd. wât).

Wadsack III. mhd. wâtsac „Reisesack, Mantelsack“.

Wag- s. Wac.

Wagehals III. Satz-N. „Wage den Hals“, in älterer F. Wagenhals (Wagehals auch als Apellativ noch in der Sprache).

Wagenblast III. „wag’ einen Zank“ (Erbe, FN. — vom ahd. mhd. blâst Blasen; Zorn und Zank).

Wagener III. ahd. waginâri, mhd. wagener „Verfertiger von Wagen“.

FN. Wagener; Wagner — mit Umlaut Wägener; Wegner.

Wagenknecht III. „Fuhrmann“ (s. Klempin Memorab. S. 624: wagenknechte = vorlude „Fuhrleute“). Selbst Wagenschieber findet sich als FN.

Wahl- s. 1) Walah 2) Wald (V.).

Wahn-, Wähnert s. Wahn.

Wahnschaffe III. mhd. wânschaffen „ungestalt“, auch geistig „verrückt“.

FN. WahnschaffeWannschaffe; Wanschaff.

Wähn- s. Wan.

Wahr- s. War (V., einst. K.).

Wahrenholtz s. Warin (V.).

Waibel III. ahd. weibil, mhd. weibel „Gerichtsbote, Amtsdiener“ (vgl. Schillers Tell 2, 2).

Waitzmann s. Wid (einst. K.).

Wake s. Wac.

WAL I. ahd. mhd. wal „Inbegriff der Erschlagenen auf der Walstatt“ (als der von den Walküren, den Dienerinnen Wuotans, für Walhalla Erwählten); „Kampfplatz“.

FN. Walahraban, Walaram (Rabe der Walstatt S. 17): Wallrafen, Wallraven; Walraf, Wallraff; Walram.

Auch in den ff. Namensippen Walah und Wald stecken sicher manche Ableitungen dieses Stammes, die sich aber nicht mit Bestimmtheit aussondern lassen.

Wal- s. 1) Wal 2) Walah 3) Wald (V., einst. K.).

WALAH I. ahd. walah, mhd. walch „Fremder, Ausländer“ (Name, womit die Deutschen ihre keltischen und romanischen Nachbarn bezeichneten, jetzt „Wälscher“).

FN. Walahheri: WalcherWallerWahler.

Einstämmige Kürzung Walaho: Wahle; Wahl. Gen. Wahlen.

Vklf. (k) Walicho: WalichWallichWalchWalkeWelke. Gen. WallichsWalkesWelches.

Walbert s. Wald (V.).

WALD I. got. valdan, ahd. waltan, waldan, mhd. walten „walten“. In N. einer der ältesten (schon seit dem 1. Jh.) und häufigsten Wortstämme.

FN. Waldobert: Wallbrecht; Walbert; Wallber; WalpertWollbrecht; Wolbert; Wolpert; Wolper (entstellt Wolbier; Wohlbier) — Wölbert; Wölpert. Gen. Wolbertz; Wolpers. Patr. A. Wolperding (die mit den Silben Wol-, Wöl- beginnenden FF. auch zu Wulf).

Walbodo: WaldpottWallpott.

Waldburga w.: WaldburgWallburg.

Walttag: WoldagWohltag.

Waldifrid: WaltfriedWallfried.

Waldegar: Walger.

Waldhart: Waldhard; WaldertWöltertWohlert; Wöhlert.

[S. 254]

Waldhar: Walther (Waltermann); Waldherr; WalthierWelterWolterWölterWollerWohlerWöhler. Gen. WoltersWohlersWouters (ostfries.). Patr. A. WolteringWollring. Patr. Zss. Wollersen.

Waldhelm: Waldhelm.

Walderamnus: WaldrafWallrafWallramm.

Waldleih: Wolley.

Waldman: WaldmannWoltmannWohlmann.

Waldomar: WaldemarWahlmarWoldemarWollmar; Wollmer (s. auch Wulf).

Waldorad: Wallrath; Wallroth.

Waldirih: WalderichWaltreichWoldrichWeltrich. Gen. Walrichs.

Einstämmige Kürzung Wald-.

Waldo: Waldo; Walde; WaldWalteWeldeWelteWoldeWolleWohlWöllWöhl. Gen. Walts. Patr. A. Wöhling.

Vklf. (i) Waldi: Welti (schweiz.). (i + n) Waldin: WeldenWelten. (l) Waltila: Wäldele. (k) Waldiko: WaltkeWeldicke; WeldigWolkeWöldickeWöltgeWöhlke. Gen. WaalkesWaltjen (beide fries.). (z) Walzo: WaltzWeltzeWoltze. (z + l): WalzelWelzel.

Auslautend (347 mal Först.):

-wald: Friedewald. Arnwaldt.

-alt: Haynald.

-al: Lothal. Gen. -als: Reinals. -hals: Göthals.

-wold: Friedewold.

-old: Arnold. Eckolt. Gen. -olz: Macholz.

-hold: Reinhold. Arnholdt. Gen. -holz (S. 35): Arnholz. Reinholtz.

-gold: Eckgold.

-ott: Dagott.

-ol: Sandol.

-lot: Macklot.

-let: Berlet. Heinleth neben Heinelt.

-elt: Rudelt.

-et: Arnet. Sibeth.

-el: Gerel (= Gerelt s. Stark 167).

Wald- s. Wald I. (V., einst. K.).

-wald s. a) Wald I. b) Wald III.

Wald III. Kaum ist in den deutschen ON. irgend ein Begriff durch eine solche Mannigfaltigkeit von Ausdrücken vertreten, als der von Wald und Busch. „Wald“, schon seit dem 7. Jh. nachweisbar, hat sich unter allen diesen Ausdrücken am längsten u. allgemeinsten erhalten. 1) Wald, -wald 2) Walde, -walde (elliptischer Dat. Sg., urspr. walda) 3) niederd. -wold, -wohld, -wolde.

FN.  1)  von Auerswald (O. Auerswalde). Eichwald. Grunwald. Maiwald. Osterwald. Schwarzwald. Steigerwald.
2)  Bärwalde. Fürstenwalde. Recklenwalde. Schwachenwalde (-walde in FN. selten, da diese F. dann meist in -wald gekürzt ist: Arnswald, Luckenwaldt aus Arnswalde, Luckenwalde).
3)  Gronewold. Grotewohlt (Itzehoe).

Ableitung auf -er (oberdeutsch):

   1)  -walder: Finsterwalder. Hinterwalder. Taugwalder. Unterwalder.
2)  -wälder: Grünewälder. Schwarzwälder.

Wäld- s. Wald I.

-wälder s. Wald III.

Waldmann a) I. s. Wald I. b) III. mhd. waltmann „Einwohner eines Waldes“, auch „Förster“.

Waldstein III. noch blühendes Grafengeschlecht, zu welchem auch Albrecht v. Wallenstein gehört.

Walger s. Wald (V.).

Walker III. ahd. walkâri, mhd. walker der „Walker“, im 16. Jh. noch „Welker“.

FN. WalkerWelcker. Zss. Hudtwalcker.

Wallb- s. Wald (V.).

Wallentin s. Valentinus.

Wallfisch III. wohl urspr. Hauszeichen und daher übertragen.

Wallner III. „einer aus Wallen“.

Walpert s. Wald (V.).

Wallpott, -raf, -ram, -rath s. Wald (V.).

[S. 255]

Walser III. „Walliser“ (aus dem K. Wallis Steub).

Walt-, Walz- s. Wald (V., einst. K.).

Waltsgott III. „walte des Gott“ (s. Simmergott). Auch Waltigott.

Wambold, Wamperlings s. Wan.

Wams III. eines der gewöhnlichsten Kleidungsstücke alter Zeit, daher selten als FN.

WAN I. ahd. altsächs. wân, altfries. wên „Glanz, Schönheit“ — dah. die Götterfamilie der Vanir, Wanen.

FN. Wanbold: Wambold.

Wanibert: Wemper. Gen. Wemmers.

(Vklf.) Wamperlings.

Wanfrit: WanfriedWahnfried.

Wanegar: Wanger; WankerWenigerWenger; Wenker.

Wanhard: WannertWähnert.

(Wanheri): WannerWehner.

(Wanold): Wähnelt.

Wanulf: Wannloff.

Einstämmige Kürzung Wan-.

Wano: Wahn. Patr. A. WanningWening.

Vklf. (k) Wanicho: WannickeWankeWenige; WenigWenke. (k + l): Wengel.

WAND I. zu der weitverzweigten Wurzel „winden“, „wenden“, „wandern“ gehörig; doch ist die genauere Beziehung in EN. noch nicht genügend erforscht.

FN. (Wandhart): Wendert.

Wanther: WanderQuander.

Wandemar: Wendemer.

Wandarich: WandreyWendrich.

(Wandolt): WandeltWendelt.

Einstämmige Kürzung Wand-.

Wando: Wande; WandWende; WendtQuante; Quandt.

Vklf. (i) Wandi: Wanney. (k): WandtkeWendeckeWäntig. Gen. Wentges (niederrhein.). (z) Wanzo, Quanzo: WenzQuantz. (z + l): WenzelQuentzelQuensell. (z + k): Wenzge; Wenzig.

Wand III. im Sinne von „Steinwand, Felswand“.

FN. auf -er (oberd.): Haßlwander (Niederösterr.). Steinwenter; Steinwender (O. -wand).

WANDAL I. zum Volksstamme der „Vandalen“ — doch ist es vielleicht nur einfache Erweiterung des Stammes Wand.

FN. Wandalarius: Wendeler.

Einstämmige Kürzung Wandal-.

Wandalus 5.: WandelWendellWentelQuentell. Gen. Wendels. Patr. A. Wellner (= Wendeling Preuß 17).

Wanderbank, Wandersee s. von.

Wandschneider III. „Gewandschneider“.

Wanfried s. Wan.

Wang III. got. vaggs, altd. „Feld, Aue“ („gesenkte Fläche“ Gatschet, ortsetym. Forschungen), vgl. engl. wang. In ON. fast ausschließlich süddeutsch: Wang, -wang, -wangen (ahd. wangum Dat. Plur.).

FN. Haldenwang (württemb.).

Ableitung auf -er (oberd.):

   1)  Wanger. Azwanger (O. -wang Tirol). Berwanger. Dürrwanger. Ellwanger (O. -en). Feuchtwanger.
2)  Beißwenger (O. Beiswang Württ.). Gutwenger. Unterwenger (O. -wangen).

-wang, -wanger s. Wang.

Wanger, Wank- s. Wan.

Wann- s. Wan.

Wannschaffe s. Wahnschaffe.

WAR I. 1) zu ahd. waren, mhd. warn „wahren“ 2) zu got. varjan, ahd. warjan, mhd. wern „wehren“ 3) ahd. mhd. wâr „wahr“.

FN. Warfrid: Gen. Wehrfritz.

Warger: Werger; Werker.

Werigoȥ: Warkos.

Warlaicus: WarlichWahrlichWerlich.

Waraman: WehrmannWörmann.

Warimund: Wahrmund.

Warmut: WarmuthWermuth — zsgz. WarmtWärmpt.

(Warwig): Warwig; Warwei.

(Werwin): Werwein.

Waraulf: Werlauff.

Einstämmige Kürzung War-.

Waro, Wero: WareWerrWehre. Gen. WerresWehrs; Weeren.

[S. 256]

Vklf. (i): WerryWehri; Werey. (l): WerleWehrleWörleGuerle. Patr. A. WarlingWerling. (l + n) Waralenus: Wehrlein. (k): WahrigWehrigQuercke (Guericke). Gen. Werries (Osnabr.).

WARD I. got. vards, ahd. warto, mhd. warte „Hüter, Wart“.

FN. Wartman: WartmannWortmann. (Wartold): Warthold; Warthol.

Einstämmige Kürzung Ward-.

Warto: Warth. Patr. A. Warting.

Vklf. (l): Wardel. (k): Wartig.

Auslautend (137 mal Först.):

-wart: Berwart. Ahlwardt.

-wort: Markwort. Dankworth.

-werth: Dankwerth.

WARIN I. 1) Erweiterung von War 2) zum Volksnamen der Wariner.

FN. Warinbold: WarneboldWarmbold — zsgz. Warmbt. — Wärmpt. — Wehrenbold.

Werinperaht: Wehrenbrecht.

Warinfrid: Warnefried.

Warengar: WarnegerWernigerWehringer.

Werinhard: Wernhart; Wernert; Werneth (Baden) — zsgz. Werndt. Gen. Warnders (ostfries.).

Warinheri: Warnherr; WarnerWernher; Wernherr; Werner (Wernermann) — Wörnhör; Wörner. Gen. Warners.

Werinolt: Gen. WahrenholtzWarnholtz.

Einstämmige Kürzung Warin-.

Warin: WernWörn. Gen. Warns. Patr. A. WarningWerning.

Vklf. (i): Werny. (l): Werndl; Werndla (München) — Wörnle. Wröndel (l + n): Wernlein. (k): WarnickeWernicke; Wernigk. Gen. Warnekes; WarnkenWarrentjes; Warntjen (beide ostfr.). Patr. A. Werneking (entstellt Warnkönig). (z): WernzWörnz. (z + l) Wezil (Stark 93 = Werinhard, aber auch Werinhari 94): Wetzel; Wessel.

Warkos, Warl- s. War.

Warm- s. 1) War (V.) 2) Warin (V.).

Wärmpt s. 1) War 2) Warin (V.).

Warn- s. Warin (V., einst. K.).

Warnevogt aus Werneke Vogt (Preuß S. 30).

Warrentjes s. Warin (einst. K.).

Wart- s. Ward.

v. Wartensleben III. Stammort Warsleben, früher Wardensleben, in Sachsen. (Adelslex.)

Wasgehtsdichan III. (Mähren 1703) Satz-N.

Wasser III. ahd. waȥar, altsächs. watar. In ON. -wasser, -water.

FN. Altwasser. Bornwasser. Kaltwasser. (Auch FN. Waterfall.)

Wast- s. Sebastianus.

Waterbecker III. nied. „der mit Wasser backt“.

Wayant s. Wig (Part.).

Waydelin s. Wid (einst. K.).

Waypold s. Wig (V.).

Weber III. mhd. webaere.

FN. Weber (häufig). — Zss. Dünnweber. Leinweber; Linneweber. Rosenweber. Scharnweber. Vestweber. Wollenweber; Wollweber; Wullenweber; Wüllenweber. Niederd. Wever. Gen. Wewers (Meppen).

Webert, Wechmar s. Wig (V.).

Weck- s. Wac.

Weckesser III. Spottname — ob, wie Vilmar will, für Reformierte, die sich beim h. Abendmahle nicht der Oblaten, sondern der Wecken bedienen, bleibe dahingestellt.

Wed- s. Wid (V., einst. K.).

Wedd- s. Wid (einst. K.).

-wedde s. Wede.

Wede III. ziemlich sicher zu ahd. witu, mhd. wite Holz d. i. „Wald“. In ON. -wede. auch wohl -wied, wieden.

FN. Eichwede. von Holwede. Marwede. Schmalwede. SchwanewedeBrickwedde.

Wedel III. ungewisser Bed. (ahd. widil Sumpf?) — heutzutage in etwa 30 bewohnten Örtern.

FN. Wedel. von Wedell. Burgwedel. Hollwedel. Krautwedel. Marwedel. Saltzwedel; auch noch in der ursprünglichen niederd. F. Soltwedel (Hamb.). Steinwedel.

Weege s. Wid (einst. K.).

Weer- s. 1) War (einst. K.) 2) Wig (V.).

[S. 257]

Weg III. got. vigs, ahd. weg, mhd. wec, in ON. seit dem 8. Jh. — nicht bloß für Wege, sondern auch für bewohnte Örter.

FN. Breitweg. Feldweg. Hohlweg; Hollweg (O. Hollwege) — niederd. Hahlweg. Nieweg. Steinweg (amerikanisiert Steinway in Neu-York). Vieweg. Zollweg.

Ableitung auf -er (oberd.):

Hollenweger. Kirchweger („der am Kirchwege wohnt“ Pott). Rittweger. Sachsenweger. Viehweger. Zollweger.

Weg- s. Wig (V., einst. K.).

Wegner s. Wagner.

Weh- s. 1) Wid (V.) 2) Wig (einst. K.).

Wehl s. Wil.

Wehner s. Wan.

Wehr- s. War (V., einst. K.).

Wehrenbold, -brecht s. Warin (V.).

Wehrenpfennig III. Satz-N. „wahre den Pfennig“, ein Pfennigfuchser; vgl. Hüdepennig (Bremer WB.).

Wehringer s. Warin (V.).

Wehrmann a) I. s. War b) III. mhd. wermann „Gewährsmann“.

Wehrmeister III. „Aufseher eines Wehres“.

Weib- s. Wig (V., zweist. K.).

Weibezahl III. „Wedelschwanz“, ahd. weibôn, mhd. weiben „schwanken“, mhd. weibezegelen „mit dem Schweife wedeln“.

Weibezahn III. „Wackelzahn“.

Weich-, Weick- s. Wig (V., einst. K.).

Weid- s. Wid (V., einst. K.).

Weidemann, Weidmann a) I. Wid b) III. mhd. weideman (S. 41).

Weig- s. Wig (V., einst. K., Particip) — doch

Weigang s. Wid.

Weihbrecht s. Wig (V.).

Weihnacht III. einer der „zu Weihnacht geboren“.

Weik- s. Wig (V., einst. K.).

Weiland s. Wig (V., eins. K.).

Weiler III. ahd. wîlâri, mhd. wîler „einzelnes Gehöft; kleines, aus wenigen Gehöften bestehendes Dorf“. In ON. außerordentlich häufig im Südwesten Deutschlands von der Schweiz bis nordwärts nach Köln und Aachen.

FN. Weiler. Ahrweiler. Derichsweiler. Dettweiler. Eschweiler. Kunzweiler. Lindweiler. Mönchweiler. Scheidweiler. Trierweiler.

(In manchen Fällen ist -weiler auch oberd. Ableitung von ON. auf weil: Freudweiler (O. -weil). Rothweiler vom O. Rothweil in Baden.)

Schweiz. Nebenf. -wyl: von Wattenwyl. Bériswyl (romanis., Freiburg). Göschwiel (Baden, neben O. Göschweiler).

Weiling s. Wig (einst. K.).

Weimann s. Wig (V.).

Wein- s. Win (V., einst. K.) — doch Weinand s. Wig.

-wein s. a) I. Win (Trautwein) b) III. Wein in ON. (Reitwein) c) III. Wein als Getränk (Sauerwein, Mengewein).

Wein III. in ON. wohl zu got. vinja, ahd. winne „Weide“.

FN. Reitwein. Schlettwein.

Wein III. als Getränk in einigen Zss., die jedoch meist zweifelhaft sind, da hier bes. das altd. Win stark hereingreift (S. 47).

FN. Altwein. Gutwein. Kühlwein. Lauterwein. Mengewein. Sauerwein.

Weinbrenner III. Branntweinbrenner (Marb. Gewerbe-Verz. „Weinprenner“).

Weinmann a) I. s. Win b) III. mhd. wînman „Weinbauer; Weinschenk“ („Weinhändler“, im ältesten Berliner Stadtbuche von 1397).

Weinstock III. z. T. wohl durch Häuser-N. vermittelt, wie auch Weintraub, vgl. Gasthof „zur Traube“. Wienstruck niederd. (Weinstrauch).

Weinzierl III. (bayr.) ahd. wînzuril (aus lat. vinitor) „Winzer“ (Fröhner Karlsruher Namenb. S. 21).

Weippert, Weirich s. Wig (V.).

Weis- s. Wis.

Weiß a) s. Wid und Wig (einst. K.) b) III. der „Weiße“ d. i. Weißhaarige (Hellblonde). Vgl. Weißhaar.

FN. Weiße; Weiß. Niederd. de Witt (Kleve); Witte.

Weißermel III. s. Ermel (= „Müller“?).

Weißgerber III. mhd. wiȥgerber der „das Leder weißgar bereitet“.

Weißpfennig III. „weißer Pfennig“, eine Silber-Scheidemünze (seit 1360, lat. albus). Niederd. Wittpenning.

[S. 258]

Weit- s. Wid (V., einst. K.).

Weitz- s. 1) Wid (einst. K.) 2) Wig (einst. K.).

Welches s. Walah.

Welcker s. Walker.

Weld- s. Wald (V., einst. K.).

Welke s. 1) Walch 2) Wald.

Well- s. Wil (V., einst. K.),

Welser III. „einer aus Wels“ (Berühmtes Patrizier-Geschlecht in Augsburg im 16. Jh.).

Wels-, Welz- s. Wald (V., einst. K.).

Wemmer, Wemper s. Wan.

Wend- s. 1) Wand 2) Winid.

Wendel- s. Wandal.

Wendemuth III. Satz-N. „der seinen Sinn leicht ändert“.

-wender s. Wand III.

Wendland III. „einer aus dem Wendlande“ (Wendenlande).

Wenger s. Wan.

-wenger s. Wang.

Wenig s. Wan.

Wenk- s. Wan.

Wenndrich s. Wand I.

Wentel- s. Wandal.

-wenter s. Wand III.

Wentjes s. Wand I.

Wenz- s. Wand.

Wepold s. Wig (V.).

Weppner III. mhd. waepenaere, weppener „Gewaffneter, Schildknappe“.

Wer- s. War (V., einst. K.).

Werd- s. Wird.

Werder s. a) I. Wird b) III. Werth.

Wern- s. Warin (V., einst. K.).

Werr- s. War (einst. K.).

Werth- s. Wird.

Werth III. ahd. warid, mhd. wert (von warjan, schützen, wehren), erhöhtes, gegen Überschwemmung gesichertes Land in Flüssen oder zwischen Sümpfen, auch im oder am Meere: „Wert, Insel“. Schon seit dem 8. Jh. in einer nicht geringen Zahl ON. — jetzt besonders in den FF. -werth, -wörth, -worth; -werden, wörden. Neuere F. -werder.

FN. (bes. in Nordw.-D.) 1) aus’m Werth. Mühlwerth. Neuwerth; niederd. Niewerth. Peterwerth. Rottewerth. Schönwerth. — Berenschwerdt (neben Behrenswerth — Münster). Hesselschwerth (st. Hesselswerth „Eiland des Hezilo“ Steub S. 152 — wie Ermschwerd a. d. Werra aus Ermeswert „Insel des Ermo“ s. Andresen Volksetym. S. 52). So auch wohl Kockschwerdt aus Kockswerth.

   2)  Eggenwörth. Kleinedingwörth.
3)  v. Allwörden.
4)  Werder (Fridericus de insula 1172. Drübecker Urk.). Von Bischofswerder.

Wessel s. Warin (einst. K.).

Wesseler III. niederd. = Wechsler.

WEST I. ahd. westan, mhd. westen.

FN. (einstämmig): West.

WESTAR I. Erweiterung des Stammes West (Wistremar. Westargos).

FN. (Westerman): Westermann.

(Westerih): Westerich.

Einstämmige Kürzung Westar-: Patr. A. Westerling.

Wester III. althd. westar, mhd. wester „westwärts, im Westen“, in mehreren Zss. wie: Westermeyer, -millies.

Westermillies s. Aemilius.

Westphal III. ein „Westfale“. Auch Westfehling.

Wett- s. Wid (einst. K.).

Wetter III. in mehreren Zss.: Bösewetter. Brausewetter. Faulwetter. Kühlwetter. Schönwetter — wohl mit Bezug auf Charakter und vorherrschende Stimmung, wie man von jemand sagt, es sei „bei ihm Gutwetter, Schlechtwetter“, er sehe aus „wie acht Tage Regenwetter“ u. ähnl.

Dagegen Kiesewetter imperat.

Wetzel s. Warin (einst. K.).

Wever, Wewer s. Weber.

Wex s. Wac.

Wey- andere Schreibung st. Wei- s. Wig (V., einst. K.).

Wiard- s. Wig (V.).

Wib- s. Wig (V., zweist. K.).

Wich-, Wick- s. Wig (V., einst. K.).

WID I. 1) got. vidus, ahd. widu, witu, mhd. wite „Wald“ (noch im engl. wood vom angels. vudu).

2) wît „weit“.

FN. Witbald: Wittbold.

Widbert: Weitbrecht.

[S. 259]

Witbrannus: Witbrandt.

Widpure w.: Wideburg.

Widukind: WidekindWiddekindWittekindWedekindWehkind.

Widugang: WittgangWiegangWeigang.

Witgar: WidigerWediger.

Withard: WitthardWeidert.

Withar: WitterWieder (Wiedermann) — WieterWeder (Wedermann). Gen. WiedersWieters.

Withelm: Widhalm.

Widolaic: WeidelichWeitlichWedlich.

Widiman: WidmannWittmannWiedemannWiedamann; Widnmann (München) — Weidemann; WeidmannWeitmannWedemann.

Widiomar: WidmerWittmar; WittmerWedemar.

(Widimod): Wiedemuth.

Witirih: WittrichWietrich.

Widald: Witold; WitholdtWiedewald. Gen. WittholtzWietholtz.

Einstämmige Kürzung Wid-.

Wido, Wito: WitteWiedeWeideWeitheWedeQuidde — (Vieth u. Veit durch Vermittlung des latinis. Vitus). Gen. Wiets. Patr. A. WittingWiedingWieting.

Vklf. (l): WittelWeidel; Weidle. (l + n) Widulin: Waydelin; Weidlin. Patr. A. WittlingWiedlingWeitling. Gen. Wittlings (Kempen). (k) Widuco: WiddigWittcke; Wittge; WittigWieddickeWeitig; WeitkeWedigo (Wedig als VN. noch in d. Familie v. d. Osten); Wedeke; WedigeWeege (Preuß 26) — Wettke. Gen. WittichenWeddigenWedigenWettkenWietjes (ostfries.). Patr. A. Wedeking. (z) Witiza, Wizo: WietzeWeitze (Waitzmann) — Wyß (Weiß). (z + l): WitzelWeitzel. (z + k): Wietzke (Witzke VN. Klemp.).

WIDAR I. Erweiterung von Wid.

FN. Widarolt: Wiederhold, Wiederholt.

Widd- s. Wid (V., einst. K.).

Widemarker III. entstellt in Widemarkter „der für d. Holzmark (witu) zu sorgen hat.“

Widmer a) I. s. Wid b) mhd. widemer der Bauer, welcher „den Widum (ahd. widum, mhd. wideme) d. i. das Kirchengut bebaut“.

FN. Widmer; Wittmer — auch Wimmer (Heinrich der Wimmer 1294 Bacm.).

Wieb- s. Wig (V., zweist. K.).

Wiech-, Wieck- s. Wig (V., einst. K.).

Wied- s. 1) Wid (V., einst. K.) 2) Widar.

Wiede III. niederd. „Weide“ in Wiede(n)kamp, Wiedebusch.

Wieg- s. 1) Wid (V.) 2) Wig (V., einst. K.).

Wiegelmesser III. deutl. Gerät-N. (S. 44).

Wieh- s. 1) Wig (einst. K.) 2) Wil (einst. K.).

Wiehmeyer III. 1597: Kord tor Wedeme (Preuß 33).

Wiehn s. Win (einst. K.).

Wiek- s. Wig (V., einst. K.).

Wiel- 1) Wig (V.) 2) Wil (V., einst. K.).

Wiem- s. Wig (V., zweist. K.).

Wien- s. 1) Wig (V.) 2) Win (V., einst. K.).

Wiener III. schon im 14. Jh. (S. 56 Anm.).

Wiep-, Wier- s. Wig (V.).

Wies- s. Wis.

Wiesand III. ahd. wisant, mhd. wisent „Büffelochse“, noch im Nibelungenliede erwähnt. Wiesend.

Wiesbaum III. mhd. wisboum, ein Baum, der oben auf den Heuwagen gelegt, zur Befestigung des Heues dient. Auch Heubaum.

Wiese III. ahd. wisa, mhd. wise. Niederd. Wische — in zsgs. Flur- u. Dorfnamen.

FN. Binnewies. Deppenwiese. — Wiesemeyer. Niederd. von der Wisch. Deipenwisch. Feldwisch. Gosewisch. Langwisch; Langewiesche. Meyerwisch (westf.). Rethwisch. — Wischmann. Wischemeyer.

Ableitung auf -er:

   1)  -wieser (oberd.): Breitwieser. Filzwieser (O. -wies). Gmeinwieser. Hohenwieser. Königswieser. Mayrwieser. Traunwieser.
2)  -wischer (westf.): Sudwischer.

[S. 260]

Wieswell III. Satz-N. „wie es welle (wolle)“ d. i. geh es, wie es wolle (S. 52).

Wießner III. 1) „einer aus Wiesen“ (O. 66 mal), Wießen (1 mal) 2) ahd. wîȥinâri „Büttel, Scharfrichter“.

Wiet- s. Wid (V., einst. K.).

Wietz- s. Wid (einst. K.).

WIG I. ahd. wîg, wîc, mhd. wîc „Kampf“. (Mischt sich mit wîh Heiligtum und wid Wald.)

FN. Wigibald: WickboldWieboldWibbeltWaypoldWepold.

Wigberht: Wieprecht; Wiebracht; Wiepert; WieberWipprecht; WippertWeyprecht; Weihbrecht; Weibert; WeippertWebert. Gen. WiegbertsWiebersWibets (ostfries.).

Wigbrand: Wippern.

Wighard: WigardWiekert WiggertWickardtWichardtWeighardt; WeigardtWeikertWeichhardt; Weichart; WeichertWegert. Gen. WiegartzWickertsWiards (ostfries.) — Wierds (Wierdsma). Gen. Plur. (ostfries.) Wiarda; WyerdaWeyerdaWeerda.

Wigheri (im Zusammenfluß mit Wiggar): WiegerWieckerWiggerWicherWeigerWegerWeyer (Weyermann). Gen. WiegersWiggersWichersWeichersWeyersWiersWeers. Patr. A. Wigering. Patr. Zss. WeyerssenWeerssen (beide ostfries.).

Wichraban: WychgramWygram.

Wigleip: WieglebWieleppWeylepp.

Wigland: WieglandWielandWeiland.

Wigman: WiegmannWigmannWiechmannWiemannWeichmannWeickhmannWeimannWegmann.

Wigmar: Wiemar; WiemerWechmar. Gen. Wiemers.

Wigmunt: WiegmundWegemund.

Wigimuot: Wiemuth.

Wignand: Wienand (Guinand) — Weinand. Gen. WinandsWeynands. — Weinandy (Luxemb.). Aus Wignant wohl entstellt Weickgenannt (St. Petersburg).

Wigirich: WegerichWeirich.

Wigold: WiecheltWeygold; Weigelt; WeigtWeichold; WeichholdWeyold.

(Wigwart:) Wegwerth.

Einstämmige Kürzung Wig-.

Wigo, Wicco, Wego: WieckWiggeWickeWicheWeigWeickeWeicheWeyWego; WegeWehke. Gen. WiekenWeiksWeyen. Patr. A. Wigering.

Vklf. (l) Wigilo: Wiegel (Wiegelmann) — WiechelWeigel; Weigele (schwäb.) — WeichelWegelWeyelWiehle. Gen. Wiegels. Patr. A. Weiling. (l + n): WickleinWeigelinWegeleinWeichlein. (z) Wegezo, Wizo: Witze; WitzWeitz (Weiß). (z + l): Wizel; Witzschel. (z + k): WitzkeWeitzke.

Zweistämmige Kürzung Wigb-.

Wibo, Wippo (Stark 118, aber auch zu Wid und Wil): WiebeWippo (Münster). Gen. Wieben.

Vklf. (l): WibelWippelWeibl. Gen. WiebelsWeibels. (l + n) Wibelin: Weiblen. (k): WiebeckeWippich. Patr. A. Wiebeking.

Partizipiale Bildung: Wigand (der „Kämpfende“); WiegentWeigand; WeigendWeiand, Wayant.

Zweistämmige Kürzung Wigm-.

Wimo. Vklf. (k): Wiemken (jeverländ.).

Auslautend (69 mal Först.):

-wig: Hartwig.

-wich: Hartwich.

Wig III. got. veihs, ahd. wich, fries. u. altsäch. wik — entsprechend dem lat. vicus. Seit dem 7. Jh. in ON.: -wig, -wiek, -weig.

[S. 261]

FN. Brunswig. Braunschweig. Bardowiecks. Erkenzweig (O. Erkenswick). Winterschweig (O. Winterswick).

Ableitung auf -er (oberd.): Braunschweiger.

Wigg- s. Wig (V., einst. K.).

WIL I. got. vilja, ahd. wiljo, mhd. wille „Wille“. In PN. seit dem 5. Jh. nachweisbar.

FN. Willabald: Willibald.

Willaperht: Wilbrecht; Willbarth; Wilpert — entstellt Wildbret. Gen. Wilbertz; Wilbers. Patr. A. Wilberding.

Willibrand: Willebrandt; Wilbrand.

Williprort: Willebrord.

Wiliafred: Wilfert; Wilfer, Wilfahrt.

Williger: Williger; Willcher.

Willigard: Willgert.

Willihard: Williard; Willard; Willert; Willet. Gen. Wilts (ostfries.). Patr. A. Willerding.

Williachar: WillerWielerWeller (Wellermann). Gen. Wielers.

Willahalm 8.: Wilhelm; Wilhalm, entstellt Wilharm (oft Willermus, Guillermus 10.-11. Jh.) — zsgz. Wilm — latinis. und im Anlaut gekürzt Helmus. Gen. Wilhelms — (lat.) Wilhelmi, in eigentümlicher Schreibung WilhelmjWillems; Wilmes; Wilms (Wilmsmeyer). Patr. A. Wilhelmer. Patr. Zss. WilhelmsenWillemssenWilmsen.

Willicumo: Willkomm.

Williman: WillmannWellmann. Gen. Wilmanns.

Willimar: Willemer; WillmarWellmer. Gen. Wilmers.

Willimot: Willmuth.

Willirat: Willrath, Willradt.

Willierich: Wilrich.

Wilitanch: Wildang.

Einstämmige Kürzung Wil-.

Wilia, Willo: WilleWiehleWelleWehl. Gen. Willes. Patr. A. Willing; WillinkWielingWelling. Gen. Willings.

Vklf. (k): Willeke; Willige; Willich; Wilko; Wilcke. Gen. Willkes. (k + n) Willikin: Willeken; Wilken. Gen. Willikens; Wilkens. Patr. A. Wilkening. (z) Willizo: Wiltz; Wiltsch.

Wil-, Will- s. Wil.

WILD I. ahd. wildi, mhd. wilde „wild“. Wiltfrid, Wilderich.

FN. Einstämmige Kürzung Wild-.

Wilto: Wilde; Wildt.

Vklf. (z) Wildeis; Wildeisen.

Wildner III. „einer aus Wilden.“

Wimmer s. Widmer.

WIN I. ahd. wini, mhd. wine „Freund“. Seit dem 5. Jh.

FN. Winibald: Weinpold.

Winipreht: Weinbrecht.

Winidrud: Weintraud, Weintraut.

Winiger: WinnigerWinikerWinker.

Winigard: Weingardt.

Winihart: WienertWeinhart; Weinardt; Weinert. Gen. Winnertz.

Winiheri: WienerWeiner. Gen. Wieners.

Winileih: Weinlig.

Winiman: Weinmann.

Winimar: WeinmarWimmer.

Winirich: WienrichWindrichWeinrich; Weinreich.

Winevold: WinholdWienholtWeinnoldt; Weinhold. Gen. WienholtzWeinholz.

Einstämmige Kürzung Win-.

Wino, Quino: WinneWiehnQuinWeine; Wein. Gen. WinnenWiens; WynenWeinen. Patr. A. Winning.

Vklf. (l) Winilo: Weinel; Weindl. (k) Winicho: WinnichWinke; WinckQuinkeWinecke; WienigWeineck; Weinig. Gen. Wientjes (ostfries.) — Weinges; Weings. (k + n). WinnekenWyneken. (z) Winizo: WintzWientzWeintsQuintz.

[S. 262]

Auslautend (226 mal Först.):

-win: Gerwin — auch -wien geschrieben.

-wein: Baldewein. Frowein. Trautwein.

-bein: Deutschbein. Siebein. Widebein.

Winands s. Wig (V.).

Wind- s. Winid.

Winecke s. Win (einst. K.).

Wingerter III. mhd. wîngartaere, wîngerter „Weingärtner“.

Winhold s. Win (V.).

WINID I. haupts. zum Volksnamen der „Winden“ oder Wenden.

FN. Windogast: Wendegast.

Winidhari: WinderWinter. Vklf. Wintterlin.

Winidold: Windhold. Gen. Windholz.

Winidulf: Windolf.

Winidisco (adjektivisch): Windisch (häufig in Wien) mit WindischmannWendisch.

Einstämmige Kürzung Winid-.

Winde; WindtWende; Wendt. Gen. Winden.

Winiker s. Win (V.).

Winke s. Win (einst. K.).

Winkel III. ahd. winkil, dem Ausdr. „Ecke“ sehr nahe stehend (dasselbe von innen, was Ecke von außen angesehen). Jetzt neben einfachem Winkel ein paar hundert ON. auf -winkel, worunter am bekanntesten Krähwinkel. Auch Flur-N. (vgl. uȥ deme wynkele. Akener Schöffenbücher).

FN. Bärwinkel; (bayr.) Berwinkl. Hanewinkel. Katzwinkel. Kornwinkel. von Krähwinkel (schon ahd. Chrawinchil, von den Krähen). Kramwinkel. Rehwinkel. Rußwinkel. Voswinkel. Schadewinkel. — Winkelmann. Winkelmeyer.

Winker s. Win (V.).

Winkler III. der einen „Winkel“ d. i. eine Krambude hat, Krämer.

Winn- s. Win (V., einst K.).

Winter 1) Winidhari (s. winid) 2) PN. Wintar, der wenigstens bei Neugart, codex diplom. Alamanniae im J. 858, wo Wintar u. Sumar Brüder sind, mit Sicherheit zu ahd. wintar „Winter“ gehört (Först.). Gen. Winters (Mörs). In Zss. = Nordseite: Winterkamp.

Winiterlin s. Winter.

Wintz s. Win (einst K.).

Wipp- s. Wig (V., zweist. K.).

WIRD I. zu got. vairths, ahd. werd „wert“.

FN. Werdher: Werder (Werdermann) — Werther.

Werdmann: WirthmannWerthmann.

Werdold: Werdelmann.

(Werdwin): Werthwein.

Einstämmige Kürzung Wird-.

Werdo: WirthWerth, Werdt.

Gen. Plur. Werda (ostfries.).

Vklf. (1) (Wirdilo): WirteleWürdeleWürthle. (k) Werdicho: Werdich. (z) Werzo: Wirz.

Wirth a) I. s. Wird b) III. der „Wirt“ (Jacob der wirt 1299).

Zss. Altwirth. Neuwirth. Bierwirth. Brinkwirth. Dorfwirth. Kampfwirth (s. Kamp III.). Auch wohl Jungwirth; Rosenwirth. Gen. Wirdts, Wirtz (niederrh.).

Wirthmann, Wirz s. Wird.

WIS I. zu ahd. wîsan „weisen“, wîso „Führer“, wîs „weise“.

FN. (Wisigar): Wisger.

Visichart: WiesertWeishardt; Weisert.

Wisman: WiesmannWißmannWeismann.

Wisamar: WiesmerWismer.

Einstämmige Kürzung Wis-.

Wiso: WieseWeise. Gen. Wiesen. Patr. A. Wiesing.

Vklf. (l) Wisili: WieselWeisel. (k) WiesekeWiskeWeiske.

Wisch-, -wisch s. Wiese.

Wißgott III. Beteuerungsformel: mhd. wiȥȥe got, wie wiȥȥe krist.

Wißmann s. Wis. (Doch nach Preuß der Besitzer des Haupthofes in Wissentrup).

Wit-, Witt- s. Wid (V., einst K.).

Wittkop III. niederd. „Weißkopf“ (s. Kopf).

Wittkugel III. einer „mit weißer Kapuze“ (S. 46).

Wittpenning s. Weißpfennig.

Witz-, Wizel s. Wid (einst K.).

-witz s. -itz, in vielen ON. des östlichen Deutschland und davon abgeleiteten FN. — in Vorpommern auch -vitz, -fitz: Triddelfitz, -vitz.

[S. 263]

WOD I. zu got. vôds wütend, besessen, ahd. wuotan, mhd. wüeten „wüten“ — mit Beziehung auf Wuotan (S. 13).

FN. (Wodger): Wüdiger.

Wodaric: WoderichWottrichWudrichWuttrich.

Einstämmige Kürzung Wod-.

Woto: WodeWotheWödeWudeWuthe; Wuth.

Vklf. (l) Wodal: Wödel (l + n): Wöttlin. (k) Wodicho: WodickeWothgeWottkeWudickeWuttkeWüttig. (z) Wuzo: Wutzo; Wutz.

Zweistämmige Kürzung Wodb-.

Woppo: Wopp. Gen. Wübbena (ostfries.).

Vklf. (k): Gen. Wöpcken (Jever).

Wöd- s. Wod.

Wohl-, Wöhl- s. Walt (V., einst. K.) — doch

Wohlfromm s. Wulf.

Wohlgemuth III. zu den von Eigenschaften entlehnten N. (S. 48). Hainr. Wolgemut 1390; entstellt in Wolkenmuth.

Wohlschlegel III. entstellt aus Wollschlegel = „Wollschläger“.

Wöhn- s. Wun.

Wolb-, Wölb- s. 1) Wald (V.) 2) Wulf (V.).

WOLC I. ahd. wolkan, mhd. wolken „Wolke“ — in Wolkmar, Wolchanhart u. a.

FN. Wolchanhart: Wolkenhaar; entstellt Wolkenhauer (Fick).

Einstämmige Kürzung: Wolke; WolckWölke (auch zu Wald = Waldiko).

Wold- s. Wald (V., einst. K.).

Wöldicke s. Wald (einst. K.).

Woldgrebe III. „Aufseher eines Waldes“ s. Graf.

Wolf a) I. s. Wulf — bes. in Zss. wie Berwolf, Hertwolf, Streitwolf.

b) III. vgl. Petrus dictus Lupus 1390 Köln. Univers. Matr. — Zss. Weißenwolf, wohl elliptisch „zum weißen Wolf“.

Als jüdischer N. für Benjamin mit Beziehung auf den Segen Jacobs 1. Mos. 49, 27.

Wolf-, Wölf- s. Wulf I. (V., einst. K.).

Wolfshand, Wolfsheim, Wolfskehl (Philipps Wolfskele 15. Jh.), Wolfskinn III. zum Teil in dem uralten, heidnischen Glauben des Volkes wurzelnd.

Wolk-, Wölke s. 1) Wald (einst K.) 2) Wolc.

Wolker s. Wulf (V.).

Woll-, Wöll- s. 1) Wald (V., einst. K.) 2) Wulf (V.).

Wollenweber III. älter WullenweberWüllenweber — entstellt Willenweber.

Wollenschläger III. mhd. wollensleger der „durch Schlagen die Wolle reinigt und verarbeitet“. Auch Wollschläger. Entstellt: Wohlschläger.

Wollner III. mhd. wollener „Wollbereiter“. Konradus Lanifex. = Kord Wullner 1306. (Lipp. Reg.). Auch WöllnerWüllner.

Wolp-, Wölp- s. 1) Wald (V.) 2) Wulf (V.).

Wolt-, Wölt- s. Wald (V., einst. K.).

Woltag s. Wulf.

Woltemate III. niederd. „wohl zu Maße“ (der das rechte Maß zu halten weiß). Auch Woldemade; Woldemathe — halbhochd. Woltemas.

Wolzogen III. „wohlgezogen“.

Wöniger s. Wun.

Wop- s. Wod (zweist. K.).

Wörn- s. Warin (V., einst K.).

Wortmann s. Ward.

Woth-, Wott-, Wöttlin s. Wod.

Wouters s. Wald (V.).

Wrede III. altsächs. wrêth, niederd. wred „wild, zornmütig“. Hermann der Wrede 1380. (Lipp. Reg.). Gen. Wreden.

Wröndel s. Warin (einst. K.).

Wübbena s. Wod (zweist. K.).

Wucherer III. ahd. wuocharâri, mhd. wuocheraere, urspr. ohne ungünstigen Nebenbegriff (so noch bei Luther, Ev. Luc. 7, 41–42).

Wud-, Wüdiger s. Wod.

Wulbrands s. Wulf (V.).

Wulf- s. Wulf (V., einst. K.).

Wülf- s. Wulf (einst. K.).

WULF I. got. vulfs, ahd. mhd. wolf, altsächs. wulf „Wolf“, das dem Wuotan heilige Tier (S. 17). Seit dem 4. Jh. (Vulfila der Westgoten-Bischof) in EN. nachweisbar, über alle deutschen Stämme verbreitet.

FN. Wolfbald: Wolbold.

Wolbero: Wollenbär.

Wulfbert: WolpertWölpert. Gen. Wolberts; Wolbrigts (ostfries.). Patr. A. Wolperding.

[S. 264]

Wolfbrand: WullbrandWolbrand. Gen. WulbrandsWolbrands.

Wulfdag: Woltag.

Wolfgang: Wolfgang.

Wolfker: WülkerWolker.

Wolfgard w.: Wolfgart.

Vulfhard: WulffertWolffhardt; Wolfart (Wohlfahrt); Wolfert; WolferWölfert; Wölfer. Gen. Wolferts.

Vulfhar: Wolfer; WolfermannWölfer. Gen. Wolfers.

Wolfhraban: WulfgromWolfram; Wolfgram; Wolfrom; Wolfrum — (umgedeutet) Wohlfromm.

Vulfolaicus: Wölflich.

Wulflaib: WulfleffWolleib.

Vulfrad: Wolfrath, Wolffradt.

Wolfrun w.: Wolfrun.

Ulfoard: Wöllwarth.

Einstämmige Kürzung Wolf-.

Vulfo: WulfWolff (als Vorn. z. B. Wulff Pudwils 1453 Pomm. Urk.). Gen. Wolfes; Wolfen. Patr. A. WülfingWölfing.

Vulfin: Wulffen.

Vklf. (l) Vulfila: WolfelWölfel. Wölfli (schweiz.). Patr. A. Wölfling. (l + n) Wulfolenus: Wölflin. (k) Vulficho: Wülfke. Gen. WülfkenWölfken.

Auslautend, häufiger als jeder andere Stamm (464 mal Först.):

-wolf: Hertwolf.

-ulf: Kierulff.

-olf (olph): Landolph.

-uf: Dieruf.

-of: Margoff.

-auf: Gangauf (Gangolf).

-lof: Dettlof. Osterloff.

-lauf: Rolauf und Rudlauf neben Rudolf, Heidelauf neben Heideloff (Heidolf).

-lef: Garleff (bei Klemp. Gerloff, Gerleff als derselbe N.).

Wülker, Wullbrandt s. Wulf (V.).

Wullenweber, Wüllenweber s. Wollenweber.

Wüllner s. Wollner.

WUN I. wohl zu ahd. wunna „Wonne“.

FN. Vunniger: Wöniger.

(Wunnihart): Wöhnert.

Wunnaheri: Wöhner.

(Wunram): Wunram; Wundram.

Einstämmige Kürzung Wun-.

Wunno: WunnWünne. Patr. A. WünningWöhning.

Vklf. (k): WunneckeWüncke.

Wunn-, Wüncke, Wünn s. Wun.

Würdele s. Wird.

WURM I. got. vaurms, ahd. mhd. wurm „Schlange, Drache“. Wurmhart 8.

Einstämmige Kürzung Wurm-.

FN. WurmWorm.

Vklf. (l) Patr. A. Würmeling.

Wurm III. „Wurm, Schlange, Drache“.

FN. von Wurmb; Wurm.

Zss. Goldwurm. Käsewurm. Lindwurm. Maiwurm. Rußwurm.

Wurst III. das deutsche Nationalessen (S. 46).

FN. Wurst (Hans Wurst 1441). Vklf. Würstlin.

Zss. Blutwurst. Knackwurst. Krautwurst. Leberwurst.

Wurster III. mhd. wurstaere „Wurstmacher“.

Würthle s. Wird.

Wurzler III. mhd. wurzeler „Kräutersammler“.

Wuth, Wüttig, Wuttrich, Wutz- s. Wod.

Wyerda, Wygram s. Wig (V.).

-wyl s. Weiler.

Wyn- s. Win (einst. K.).

X.

Xander II. s. Alexander.

Xylander III. lat. Übersetzung von Holtzmann.

Y.

Ybelacker (München) = Übel- s. Acker.

York — in Hinterpommern, etwa eine Meile von Bütow, liegt das adelige Gut Groß-Gustkow, von früher her unter mehrere Familien pommerschen Landadels verteilt. Eine dieser altkassubischen Familien waren die Jorken oder Jarken, eines der unzähligen armen Adelsgeschlechter des slawischen Landes. Schon im Beginne des 17. Jahrh., im J. 1607, findet man Lehnbriefe der Jorken zu Groß-Gustkow — ein Beweis, daß der nachmals berühmteste Träger des Namens,[S. 265] der Feldmarschall York von Wartenburg, irrte, wenn er behauptete, von dem hochberühmten englischen Geschlechte der York abzustammen; ein Zweig derselben sollte in der Mitte des 17. Jh., etwa 1650, erst nach Schweden ausgewandert und von dort nach Pommern gekommen sein.

Yxem III. O. Ixheim (Bayern).

Z.

Zabel s. Sabellius.

ZAC I. got. tahjan „reißen, zerschütteln“.

FN. Zahheri: Zacher.

Einstämmige Kürzung Zac-.

Zacco: ZackeZachZeche.

Vklf. (l): Zeckel.

Zacharias II. hebr. „Jehova gedenkt“ 1) ein Prophet des A. T. 2) der Vater Johannes des Täufers.

FN. ZachariaeZacher.

Zagel III. ahd. mhd. zagel „Schwanz“ in mehrf. Zss. (die z. T. wohl ON. sind, vgl. Hasenzagel).

FN. Rattenzagel — gew. zsgz. -zahl: Hasenzahl. Lämmerzahl. Mäusezahl. Voszal. Weibezahl. Auch Rübezahl, der N. des schlesischen Berggeistes, gehört hierher, Rüebezagil 1762 = Rübenschwanz.

-zahl s. Zagel.

Zahn III. doch wohl nach einem irgendwie ungewöhnlichen Zahne, vgl. lat. Dento, Dentatus (Pott).

In mehreren Zss.: Berzahn (= Eberzahn); Weibezahn (= Wackel-), vgl. Scharfzahn 1427; — doch nicht hierher gehörig Maltzan, welches slawisch. Urspr. ist (wohl von Moltzen im Lüneburg. Ledebur, Adelslexikon).

Zaiser, Zaitz s. Zeiz.

Zamel s. Samuel.

Zander a) I. = Sander s. Sand. b) III. = Alexander (VN. Ilsenb. Urk.).

Zapfe III. „Verzapfer von Getränken“.

Halbniederd. Zappe; Zapp.

Zss. Sauerzapf, -zapp „der schlechtes (saures) Zeug verzapft“. Ölzapf. Weinzapf.

Zeche, Zeckel s. Zac.

Zehender III. „Zehntenerheber“ (Appo der Zehender 14. Jh.).

FN. Zehender; ZehntnerZehnter.

Zehet = Zehnt (vgl. Teget) in Zss. wie Zehetbauer, -gruber, -mayr.

Zeidler III. ahd. zîdalâri, mhd. zîdelaere „Bienenzüchter“, bes. mit Hinsicht auf die früher im Großen betriebene Bienenwirtschaft im Walde. Die Zeidler bildeten eine Genossenschaft mit besonderen Satzungen und Rechten. Auch Zeitler.

Zeigswetter III. Satz-N. „zeige das Wetter an“. Vgl. Kiesewetter.

Zeis-, Zeiß- s. Zeiz.

Zeit III. in Zus.: Guttzeit (vgl. franz. Bontemps). Liebzeit. Neuenzeit (elliptisch = zur neuen Z.).

Zeitvogel III. wohl = Zugvogel.

ZEIZ I. ahd. zeiz „anmutig, zart“, altnord. teitr „froh“ (herteitr „kriegesfroh“, Beiname Odhins).

FN. Zeizperc: Zeisberg.

(Zeizger): Zeisiger.

Zeizher: ZeißerZaiser.

Zeizman: Zeitzmann.

Einstämmige Kürzung Zeiz-.

Zeizo: Zaitz (Zeitzmann) — Zeiße. ZeyßZeise. Patr. A. ZeißingZeising.

Zell III. lat. cella, zur Bezeichnung von Klöstern angewendet, seit dem 8. Jh. nachweislich in Manegoldescella u. a., einfaches Cella schon in demselben Jh. weit verbreitet. Jetzt -zell.

FN. Zelle. von Lauberszell.

Ableit. auf -er (oberd.): Zeller. Appenzeller. Finkenzeller. Pfaffenzeller.

Zembach s. Zu.

Zentgraf III. der einer „Cent d. i. Hundertschaft vorsitzende Graf“. Cuntz Zentgreff 15. Jh.

FN. ZintgrafZinkgreff.

Zerrleder III. „zerre das Leder“ — Spott-N. des Schusters.

Zeyß s. Zeiz.

Zick- s. Sig (V., einst. K.).

Zickendrath III. Satz-N. „zücke, ziehe den Drat“, Spott-N. des Schusters (Vilmar).

Ziebarth, Ziegele s. Sig (V.).

Ziel-, Ziehl- s. Zil.

ZIER I. ahd. ziari, mhd. ziere „zier, schmuck“.

[S. 266]

FN. (Zierold): ZieroldZiert.

Einstämmige Kürzung Zier-.

(Ziero): Ziehr (Ziermann). Gen. Zieren.

Vklf. (l): Zierl. (l + n): Zierlein. (z): Ziereis.

Zierfuß III. „mit zieren d. i. zierlichen, schönen Füßen“, vom mhd. Eigenschaftsw. zier.

ZIL I. ahd. mhd. zil „Ziel“, ahd. zilôn streben.

FN. Cilger: ZielegerZilger; Zilker.

(Zilheri): Zieler.

Ciliman: Zillmann.

(Zilmar): Zillmer.

Einstämmige Kürzung Zil-.

Zilo, Zillo: ZillZiehl. Gen. Zilles; Zils. Patr. A. Zilling. Patr. Zss. Zillessen.

Verkleinert (k): ZiehlkeZillich.

Zilias, Zilges s. Cyriacus.

Zill- s. Ziel.

Zimmermann III. mhd. zimberman.

FN. Zimmermann. Gen. Zimmermanns (niederrhein.). Niederd. Timmermann. Auch Zimmerling findet sich in derselben Bed. sowie Zimmerer.

Zindram s. Sind.

Zinkgreff, Zintgraf s. Zentgraf.

Zoller III. mhd. zollaere, von zollen „Zoll fordern“.

FN. ZollerZöller.

Zöllner III. ahd. zollanâri, mhd. zolnaere (lat. telonarius).

FN. ZollnerZöllner. Niederd. Töllner (Klemp. Tolner und Toller).

Zoons (niederrhein.) holländ. F. = deutschem Sohns.

Zu in vielen FN.: Zufelde, Zutafern (ad tabernam); doch gewöhnlich mit Artikel: zum, zur (niederd. ten, ter).

FN. Zumbach; Zembach; halbniederd. Zumbeck. Zumbaum; halbniederd. Zumbohm. Zum Bild (doch wohl Heiligenbild). Zumbrink; niederd. Tombrink. Zum Brook (Oldenb., hd. Zumbruch) Zumbühl (Baden, = zum Hügel). Zumbruch. Zum Felde; Zumfeld (vgl. van dem Felde, Gött. UK. im J. 1371). Zum Fleth (Fließ). Zumgrunde. Zum Hagen. Zum Hofe; Zumhoff. Zumholz; halbniederd. Zumholte. Zumkeller. Zumsteeg. Zumstein.

Zurfluh. Zurheide. Zurkaulen (zur Grube). Zurmühlen. Zurstraßen. Zur Windmühlen (s. über diese und die verwandten Bildungen S. 54). Zorbach.

Zu Rhein III. Freiherr zu Rh. (bayr.) urspr. ze Rhyn (innerhalb der Ringmauern von Basel am Ufer des Rheines ansässig. Tobler-Meyer).

Zuckschwerdt III. Satz-N. „zücke das Schwert“. Vgl. Cucksswert (Altmarburg, Reichel). Auch Zugschwerdt.

Zum-, Zur- s. Zu.

Zürcher III. = Züricher.

Zurhelle III. Helle, Hölle „wilde Gegend mit Abgründen“.

Zurnieden s. Tornedden.

Zutafern III. „zur Taberne“.

Zwilchenbart III. (Zürich) „der mit doppelt gedrehtem Bart“ (Tobler-M.).

Zwingly III. nach Stalder’s Idiotikon aus „Zwilling“, ahd. zwiniling. Vgl. Petrus czwilling 1372.

Zwirner III. von zwirnen = „zusammendrehen“, der Fäden aus Flachs, Hanf oder Seide dreht.

Zybrandts, Zyprecht s. Sig (V.).


Berichtigungen.

S. 15, Z. 13 o. lese man den wohl ausgerüsteten römischen.

S. 28, Z. 8 u. Marquardus.

S. 33, Z. 2 o. Vogel zu streichen.

S. 50, Z. 2 u. Krumnas.

S. 76, Z. 21 o. bis ins 18. Jahrh.

S. 111b, Z. 12 o. Böhringer.

S. 115a, Z. 26 o. Karl XI.


Buchdruckerei des Waisenhauses in Halle a. S.


Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a. S.


Die Entwicklung der deutschen Kultur

im Spiegel des deutschen Lehnworts
von
Fr. Seiler.

I.
Die Zeit bis zur Einführung des Christentums.
M 1,50.
II.
Von der Einführung des Christentums bis zum Beginn der neueren Zeit.
M 2,50.
 
In einen Band gebunden
M 5,—.

Geschichte der deutschen Literatur

mit einem Abriß der Geschichte der deutschen Sprache und Metrik
bearbeitet von
G. Bötticher und K. Kinzel.

Siebente und achte verbesserte Auflage.

1903. In Kalikoband M 1,80.


Auswahl deutscher Gedichte

von
Theodor Echtermeyer.

34. Auflage,
unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung besorgt von
Dr. A. Rausch,
Rektor der Lateinischen Hauptschule in Halle a. S.

M 3,60. In Geschenkband M 5,—.

Diese neue Auflage bringt eine Anzahl neuerer Gedichte, welche aus der Fülle der neueren deutschen Lyrik nach Grundsätzen ausgewählt worden sind, die von jeher für das Werk maßgebend waren. Ferner ist jetzt der Sammlung eine sachlich geordnete Übersicht über sämtliche Gedichte vorangestellt worden, welche den ganzen Reichtum der Sammlung zu erschließen bestimmt ist, während die angehängten beiden Register das leichte und schnelle Auffinden der Gedichte ermöglichen. — Bisher in 245 000 Exemplaren verbreitet.


Gedichte des 18. und 19. Jahrhunderts

ausgewählt und erläutert von

Prof. Dr. Karl Kinzel.

1. Teil. Gedichte des 18. Jahrhunderts. In Kalikoband M 1,20.
2. Teil. Gedichte des 19. Jahrhunderts. In Kalikoband M 2,—.

Die deutsche Heimat.
Landschaft und Volkstum.

Von
Prof. Dr. August Sach.

2. Auflage mit vielen Abbildungen. M 7,50; geb. M 10,—.

Eine deutsche Kulturgeschichte für das Volk. Für die deutsche Familie empfehlt es sich wie kaum ein anderes Werk. Karlsruher Zeitung.


Deutsches Leben in der Vergangenheit.

Von
Prof. Dr. August Sach.

Zwei Bände. M 12,—; in zwei eleg. Bänden M 15,50.

Ein inhaltreiches Buch, das in übersichtlicher Gliederung ausgewählte Abschnitte aus der politischen und Kulturgeschichte, aus der Rechts- und Religionsgeschichte des deutschen Volkes im Mittelalter und in der Neuzeit darbietet und als Kompendium deutscher Staats- und Privataltertümer eine glückliche Ergänzung oder Erweiterung der hierher gehörigen Werke von J. Scherr und G. Freytag ist. Grenzboten.


Charakterspiegel in Sage und Geschichte.

Von
August Sach.

Geh. M 5,25; in Halbleinenband M 6,—.

„Die Hand des bewährten Pädagogen ist nach Anordnung und Inhalt dieses im ganzen vortrefflichen Buches unverkennbar. Er bietet damit der reiferen Jugend beiderlei Geschlechts eine tüchtige Geistesnahrung, die durch den bunten Wechsel der Personen, Zeiten und Handlungen angenehm und lehrreich zu unterhalten versteht. Aus dem weiten Gebiete der Welt- und Spezialgeschichte wie der Biographie und der mehr sagenhaften Erzählung sind mit weiser Absicht immer solche Themata ausgesucht, welche auf den zu bildenden Charakter der Jugend von bestimmendem Einfluß sich erweisen können, um Glaube, Treue, Mut, Tatkraft, Gottvertrauen und andere edle Tugenden der Christen anschaulich zu machen und unverdorbene Gemüter für die Nacheiferung solch hehrer Vorbilder zu erwärmen. Alles irgendwie Irreführende ist deshalb sorgfältig ausgeschieden worden, und die besten Autoren kommen überall zum Wort. Auch werden mancherlei mehr anekdotenhafte und unverbürgte Züge der hergebrachten Geschichtsbehandlung aus den Quellen berichtigt und hier und da vergessene oder mehr unbekannte Nebenpartieen in das gebührende Licht gesetzt. So fügt sich zum Großen das Kleine und zu dem Allgemeinen das Besondere in wirkungsvoller Abwechselung.“ Theologisches Literaturblatt.


Erzählungen aus der alten deutschen Welt
für jung und alt.

Von
K. W. Osterwald.

Gesamtausgabe in drei Bänden.

Mit Holzschnitt-Tafeln.

M 10,—; in drei Halbleinenbänden M 12,—.

Inhalt: Gudrun. Siegfried und Kriemhilde. Walther von Aquitanien. Dietrich und Eoke. König Rother. Engelhart. Parzival. Erzählungen aus dem Kreise der Langobardischen und Dietrichs-Sage. König Ortnit. Dietrich und seine Gesellen. Alpharts Tod. Die Ravennaschlacht. Beowulf. Iwein. Wieland der Schmied.


Deutsche Zeit- und Charakterschilderungen.

I.
Berndt, M., Gneisenau. Mit einem Bildnis Gneisenaus.
M 1,80; kart. M 2,10.
II.
Kallsen, Otto, Friedrich Barbarossa, die Glanzzeit des deutschen Kaisertums im Mittelalter. Mit 6 Vollbildern von Felix Joerdens.
M 4,—; kart. M 4,50.
III.
Berndt, M., Das Leben Karls des Großen. Zweite Auflage. Mit einem Bildnis Karls des Großen.
M 2,10; kart. M 2,40.
IV.
Berndt, M., Jakob Grimms Leben und Werke.
M 1,80.

Deutsche Sozialgeschichte,
vornehmlich der neuesten Zeit,
gemeinverständlich dargestellt

von

E. Stutzer.

M 3,60.


Was ist deutsch?

Eine Kaisergeburtstagsrede

von

Fr. Neubauer.

M —,40.






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