Herzl-Worte This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license. Title: Herzl-Worte Author: Theodor Herzl and Felix A. Theilhaber Release Date: February 26, 2013 [EBook #42219] Language: German Character set encoding: US-ASCII *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK HERZL-WORTE *** Produced by Norbert Langkau, Jana Srna, Enrico Segre, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net. _HERZL-WORTE_ Zusammengestellt__ von Felix A. Theilhaber__ 1 9 2 1 WELT-VERLAG * BERLIN Copyright 1921 by Welt-Verlag . Berlin__ Einbandentwurf von Menachem Birnbaum__ Gedruckt bei Poeschel & Trepte . Leipzig__ _THEODOR HERZL_ Er ging zu den Reichen und Maechtigen der Erde und sprach zu Koenigen: "Wir wollen hinausgeleiten", sprach er, "das juedische Volk, das Heer der Hungernden und die Unzahl der Getriebenen und der Zerquaelten aus dem bittern Joch, aus der schweren Last der Knechtschaft, und ihnen geben ein Heim zur Erloesung, eine Staette des Rechts und ein Land des Glueckes." -- Also sprach er. Als aber die Grossen in Israel seine Kunde vernahmen, lachten sie seiner und spotteten Traeume die Reden. Und sie eiferten gegen ihn und machten seinem Werke einen schlechten Namen. Nur etwelche wenige folgten seiner Losung. Aus den Reihen der Jugend und aus den dunklen Ghetti des Ostens. Die gedachten des Vergangenen zu neuen Taten und kuerten den Kommenden die Erde, die einst den Vaetern gewesen. Aber der Herrscher, dem das Land untertaenig, hoerte nicht harten Herzens und die Tore der Heimat standen nicht offen dem Strome der Irrenden. Hiefuer drueckten und draengten Not und Verfolgung nur noch mehr und von Neuem. Die Qualen der Hoelle taten sich auf. Tausende wurden getoetet, zu Abertausenden geschlagen und zu Millionen gejagt und getrieben. Blut floss, und den Schimmer einer Freiheit ueberdunkelte die rohe Gewalt boeswilliger Feinde. Da ueberkam Verzweiflung die bisher Hoffnungsfreudigen. Schrecken griff Platz im Lager der Eigenen. Und selbst etliche der Juenger loeckten wider den Meister und murrten laut. Und ihre wuchtigen Worte fielen wie Peitschenschlaege auf sein Haupt. Er aber trug es ergeben und machte nur noch mehr die Naechte zu Tagen der Arbeit und doppelte die Muehen fuer sein armes, betoertes Volk. Denn nun brachen Sorge und Hingabe, Schmerz und Liebe allzufrueh sein gehetztes Herz. Allzufrueh. Also ist die Geschichte des grossen Fuehrers des juedischen Volkes, des ersten Fuehrers seit den Tagen ihrer Vertreibung. Nunmehr werden seine deutungsreichen Worte die Taten des Aufbruchs geleiten und Erinnerung wecken, da die Verheissung anfaengt, sich zu gestalten. Wilmersdorf, in den Tagen von San Remo. FELIX A. THEILHABER. VON ZION__ _DAS VOLK_ Es ist ja mancher hingekommen, der lachen wollte, und dem das Lachen verging, als die juedische Nation, die arme, gequaelte, aus vielen Wunden blutende, die Totgesagte, Totgeglaubte, die dennoch nicht sterben kann und will, ploetzlich vor ihm aufstand, in der ganzen Majestaet ihres Leidens und mit dem Glanze der Hoffnung in ihren Augen. Wir sind ein unglueckliches Volk, aber ein Volk, ein Volk. (_Ergebnisse des Kongresses._) Wir sind ein Volk -- der Feind macht uns ohne unseren Willen dazu, wie das immer in der Geschichte so war. In der Bedraengnis stehen wir zusammen und da entdeckten wir ploetzlich unsere Kraft. Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden. Wir haben alle menschlichen und sachlichen Mittel, die dazu noetig sind. (_Der Judenstaat._) Ein Volk kann warten. Es lebt laenger als Menschen und Regierungen. (_Der Basler Kongress._) Da ist die tiefe Wurzel aller Uebel, von denen die Juden heimgesucht sind. Von aussen wird unsere _Solidaritaet_ angenommen, und danach handeln unsere Feinde. Fuer Fehler und Vergehen einzelner unter uns wird die Gesamtheit haftbar gemacht, aber im juedischen Volke besteht das Gefuehl der Solidaritaet nicht -- noch nicht. (_Feuer in Galizien._) Dabei bemerkt man aus Unwissenheit oder Engherzigkeit nicht, dass unser Wohlergehen uns als Juden schwaecht und unsere Besonderheiten ausloescht. Nur der Druck presst uns wieder an den alten Stamm, nur der Hass unserer Umgebung macht uns wieder zu Fremden. (_Der Judenstaat._) Die Grausamkeiten des Mittelalters waren etwas Unerhoertes, und die Menschen, die der Folter widerstanden, muessen in sich etwas sehr Starkes gehabt haben, eine _innerliche Einheit_, die uns abhanden gekommen ist. Eine Generation, die vom Judentum abseits aufgewachsen ist, hat diese Einheit nicht und kann ebensowenig mit unserer Vergangenheit rechnen, als in die Zukunft blicken. Darum wollen wir uns wieder in das Judentum zurueckziehen und uns aus dieser Burg nicht mehr werfen lassen. Man mag diesen Volksgedanken, der da ist, wegzulaecheln versuchen, aber er ist da. Ihn wollen wir hochhalten und hochflattern lassen. Und nachdem wir dieses Bekenntnis abgelegt haben, nachdem wir gesagt haben, dass wir Juden sind, dann erst wollen wir an der Misere anderer teilnehmen. (_Rede in der Oesterr. Union._) Es genuegt nicht, dass wir uns als ein Volk fuehlen und erkennen; nach dem Volksbewusstsein muss auch der Volkswille erwachen. (_II. Kongressrede._) _DIE NATION_ Wir sind eine _Nation_. Wer befindet sich im Widerspruch mit der Geschichte? (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) So sind und bleiben wir denn, ob wir es wollen oder nicht, eine historische Gruppe von erkennbarer Zusammengehoerigkeit. (_Der Judenstaat._) Der Feind aber ist der eiserne Reifen der Nation. (_Der Zionismus._) Wir wollen uns ferner nicht eine andere Nationalitaet als Maske vorbinden. (_V. Kongressrede._) Wir bleiben wahrnehmbar, wir sind eine Gruppe, eine historische Gruppe von Menschen, die erkennbar zusammengehoert und einen gemeinsamen Feind hat, das scheint mir die ausreichende Definition fuer die Nation zu sein. Ich verlange von der _Nation_ nicht eine Gleichsprachigkeit oder vollkommen gemeinsame Merkmale der Rasse. Diese ganz ruhige Definition genuegt fuer die Nation. Wir sind eine erkennbar zusammengehoerende historische Gruppe von Menschen, die durch den gemeinsamen Feind zusammengehalten werden. Das sind wir, ob wir es leugnen oder nicht, ob wir es wissen oder nicht, ob wir es wollen oder nicht. (_Rede in der Oesterr. Union._) Es beruht auf der Erkenntnis einer Anzahl von Menschen, dass sie durch geschichtliche Umstaende zusammengehoeren und in der Gegenwart aufeinander angewiesen sind, wenn sie nicht zugrunde gehen sollen. (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) Die Motive der Menschen sind so verschieden, wie sie selbst. Zusammen bilden sie das Dickicht der Nation. Wer aber keinen freien Ueberblick hat, der sieht, wie man zu sagen pflegt, den Wald vor lauter Baeumen nicht. (_M. C. Montefiores Ansichten._) Diesen Juden muesste man eine Beschaeftigung im Freien geben. Nun ist kein Mensch reich genug, um den Transport der Massen herbeizufuehren. Das kann nur erfolgen, wenn man den Gedanken in die Massen hineinlegt, wenn man den Mann dazu anregt, sich selbst zu helfen. Das ist ungefaehr so, wie wenn Sie einen Elefanten aufheben wollten, um ihn an einen andern Ort zu bringen; da brauchte man einen furchtbar grossen Apparat dazu -- die Elefantenjaeger aber kitzeln ihn mit einem Stachel und lenken ihn dorthin, wo sie ihn haben wollen. Dieser Stachel, mit dem wir die Massen nach einem besseren Punkte bringen wollen, ist die nationale Idee. (_Rede in Wien._) _STAATSBUeRGERTUM_ Wir haben _Vaterlaender_, das sind die, wo wir Staatsbuerger sind -- so weit man es eben gestattet -- aber wir haben kein Mutterland. Und dieses Mutterland sucht der Zionismus mit der Seele. (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) Man gehoert einem _Vaterland_ nicht an, sondern es gehoert einem; jedem einzelnen gehoert das ganze Vaterland. Wem aber sein Vaterland nicht gehoert, der ist uebel dran. (_Protestrabbiner._) Vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbuerger, vergebens bemuehten wir uns, den Ruhm unserer Vaterlaender in Kuensten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhoehen. In unsern Vaterlaendern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge angeschrieen; oft von solchen, deren Geschlechter noch nicht im Lande waren, als unsere Vaeter da schon seufzten. Wer der Fremde im Lande ist, das kann die Mehrheit entscheiden; es ist eine Machtfrage, wie alles im Voelkerverkehre. Ich gebe nichts von unserem ersessenen guten _Recht_ preis, wenn ich das als ohnehin mandatloser Einzelner sage. (_Der Judenstaat._) _JUDENPOLITIK_ Durch unsere zweitausendjaehrige Verstreuung sind wir ohne einheitliche Leitung unserer _Politik_ gewesen. Das aber halte ich fuer unser Hauptunglueck. Das hat mehr geschadet als alle Verfolgungen. Denn es war niemand da, der uns -- waere es auch nur aus monarchistischem Eigennutz -- zu rechten Maennern erzogen haette. Im Gegenteil. Zu allen schlechten Gewerben wurden wir hingedraengt, im Ghetto festgehalten, wo wir aneinander verkamen, und als man uns herausliess, wollte man ploetzlich, dass wir gleich die Gewohnheiten der Freiheit haetten. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) Ein Volk kann sich nur selbst helfen; kann es das nicht, so ist ihm eben nicht zu helfen. (_II. Kongressrede._) Nur bei uns Juden straeuben sich noch manche aengstlich, in der Judenfrage ein Politikum zu sehen. Diese Angst aber wird uns mehr Mitleid als Zorn einfloessen, wenn wir sie recht verstehen. Es ist eine Platzfurcht, die noch aus der engen Judengasse stammt. (_VI. Kongressrede._) Die Judensache muss dem Belieben vereinzelter Personen -- wie gutwillig diese auch seien -- entrueckt sein. Es muss ein Forum entstehen, vor dem jeder fuer das, was er in der Judenfrage tut und laesst, zur Rechenschaft gezogen werden kann. (_An Hildesheimer; bei_ _A. Friedemann._) Im uebrigen ist die Politik bei uns in Altneuland kein Geschaeft oder Beruf, weder fuer Maenner noch fuer Frauen. Leute, die von ihrer deklamierten Ueberzeugung zu leben versuchen, statt von ihrer Arbeit, werden rasch erkannt, verachtet und unschaedlich gemacht. (_Altneuland._) Von Anfang an war ich der Ansicht, dass eine _diplomatische_ Initiative von England werde kommen muessen, weil England, wenn es -- gleichsam in der Luftlinie -- nach Indien blickt, Palaestina streifen muss, und weil England heute noch eine gewisse "serenity" in der Auffassung der Judenfrage besitzt. (_Der ewige Jude._) _DER ZIONISMUS_ Wir sind sozusagen nach Hause gegangen. Der _Zionismus_ ist die Heimkehr zum Judentum noch vor der Rueckkehr ins Judenland. (_II. Kongressrede._) In einem Worte ist unsere Taetigkeit und ihr Fortgang zusammenzufassen: Wir organisieren die Judenheit fuer ihre kommenden Geschicke. (_IV. Kongressrede._) Ueberall soll man erfahren, was der _Zionismus_, den man fuer eine Art von chiliastischem Schrecken ausgab, in Wirklichkeit ist: eine gesittete, gesetzliche, menschenfreundliche Bewegung nach dem alten Ziel der Sehnsucht unseres Volkes. (_II. Kongressrede._) Der _politische Zionismus_ denkt nicht lediglich daran, die notleidenden Juden fortzuschaffen; es muss auch im vorhinein dafuer gesorgt werden, dass sie das heutige Elend nicht mit einem unbestimmten, unberechenbaren vertauschen. (_Der Kongress._) Bisher war unsere _Bewegung_ gleichsam im Ghetto geblieben, da hat sie freilich schon genug Missverstaendnisse und Kaempfe erregt. Nun ist sie ins Freie hinausgekommen und beschaeftigt die oeffentliche Meinung auf dem ganzen Erdenrund. Viele Hunderte von Zeitungen haben sie ihren Lesern in der eben vergangenen Woche mitgeteilt. Es gibt noch tote Stellen, wo man ratlos schweigt; auch das wird nicht mehr lange dauern. Wenn einmal die Glocken zu laeuten anfangen, muessen alle Glocken laeuten. (_Ergebnisse des Kongresses._) Der _Zionismus_ fegt als reinigender Sturm durch das ganze Judentum. Die duerren Aeste werden geknickt, in den Wipfeln muss Raum sein fuer die ewig jungen Triebe, die hinauf wollen in das Sonnenlicht. (_M. C. Montefiores Ansichten._) So halten die Zionisten sich fuer verpflichtet, immer unter Aufrechterhaltung ihrer Prinzipien und ihres Programmes, wo immer es notwendig ist, den Versuch zu machen, das harte Los der unterdrueckten Juden durch angemessene Mittel zu mildern. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Ich weiss nicht, wann ich sterben werde, aber der _Zionismus_ wird nie sterben. Seit den Tagen von Basel hat das juedische Volk wieder eine Volksvertretung; folglich wird der Judenstaat in seinem eigenen Lande erstehen. (_Selbstbiographie._) Die Rolle der Reichen in der Gemeinde, die Gefuegigkeit mancher Priester, das zwitterhafte Bestreben, die alte Tradition mit einem uebertriebenen Nachahmen der Landesgewohnheiten zu vereinigen, die dreiste Bettelhaftigkeit der wirtschaftlich Schwaecheren -- fuer das alles hat der Geschichtskundige Erklaerungen voller Nachsicht. Aber wenn wir der Gemeinde auch nicht zuernen, so sind wir doch weit entfernt, uns von ihr beeinflussen zu lassen. Der Zionismus stellt eine andere Gemeinde des Judentums auf, eine neue, groessere, eine einzige. Und ein anderes repraesentatives System. (_Der Basler Kongress._) Ich glaube, Ihnen sagen zu koennen, dass wir dem Judentum etwas gebracht haben; der Jugend eine Hoffnung, dem Alter einen Traum, allen Menschen etwas Schoenes. (_1. Berliner Rede. Siehe_ _A. Friedemann, "Das Leben Theodor Herzls"._) Ich weiss nicht, ob ich selbst es erleben werde, aber ich bin fest ueberzeugt, dass Leute meines Alters die Verwirklichung unseres Wunsches sehen werden. Wir werden im Lande Israels als freie Menschen wohnen. Ob ich selbst dabei sein werde oder nicht, ist fuer die Sache gleichgueltig. Aber wenn ich dabei sein werde, so werde ich mich ueber nichts mehr so freuen, von nichts mehr so hingerissen sein, wie vom ersten Baseler Kongress im Jahre 1897. Denn das war das erste Lebenszeichen des scheintoten juedischen Volkes. (_Rede in London._) _VON DER IDEE_ Niemand ist stark oder reich genug, um ein Volk von einem Wohnort nach einem andern zu versetzen. Das vermag nur eine _Idee_. Die Staatsidee hat wohl eine solche Gewalt. Die Juden haben die ganze Nacht ihrer Geschichte hindurch nicht aufgehoert, diesen koeniglichen Traum zu traeumen: "Uebers Jahr in Jerusalem!" ist unser altes Wort. Nun handelt es sich darum, zu zeigen, dass aus dem Traum ein tagheller Gedanke werden kann. (_Der Judenstaat._) Von irgend einem Einzelnen betrieben, waere es eine recht verrueckte Geschichte -- aber wenn viele Juden gleichzeitig darauf eingehen, ist es vollkommen vernuenftig, und die Durchfuehrung bietet keine nennenswerten Schwierigkeiten. Die Idee haengt nur von der Anzahl der Anhaenger ab. Die Juden, die wollen, werden ihren Staat haben und sie werden ihn verdienen. (_Der Judenstaat._) Durch den Ernst und die Ruhe unserer Beratungen koennen wir das Ansehen dieser Tribuene immer hoeher heben. Durch Unbesonnenheiten und Gezaenke wuerden wir es rasch zerstoeren. Diese Tribuene wird so hoch sein wie die Reden, die man auf ihr haelt. Unseren Worten verleiht keine aeussere Macht Nachdruck; wenn sie also irgend eine Bedeutung haben sollen, kann es nur von der inneren Macht der Idee kommen und von der Reinheit der Gesinnungen, welche hier verkuendet werden. Das muss sich jeder von uns bestaendig vor Augen halten, wenn er hier fuer das juedische Volk und zum juedischen Volk sprechen will. (_III. Kongressrede._) Es ist merkwuerdig, dass wir Juden diesen koeniglichen Traum waehrend der langen Nacht unserer Geschichte getraeumt haben. Jetzt bricht der Tag an. Wir brauchen uns bloss den Schlaf aus den Augen zu reiben, unsere Glieder zu strecken und den Traum in Wirklichkeit zu verwandeln. (_A Solution of the Jewish Question._) Alte Gefangene gehen nicht gern aus dem Kerker. Wir werden sehen, ob uns schon die Jugend, die wir brauchen, nachgewachsen ist; die Jugend, welche die Alten mitreisst, auf starken Armen hinaustraegt und die Vernunftgruende umsetzt in Begeisterung. (_Der Judenstaat._) Eine _Fahne_, was ist das? Eine Stange mit einem Fetzen Tuch. Nein, mein Herr, eine Fahne ist mehr als das. Mit einer Fahne fuehrt man die Menschen, wohin man will, selbst ins Gelobte Land. Fuer eine _Fahne_ leben und sterben sie, es ist sogar das Einzige, wofuer sie in Massen zu sterben bereit sind, wenn man sie dazu erzieht. Glauben Sie mir, die Politik eines ganzen Volkes -- besonders wenn es so in aller Welt zerstreut ist -- macht man nur mit Imponderabilien, die hoch in der Luft schweben. (_Herzl und Baron Hirsch._) Auch das Ideal wird immer neu geboren, und es gibt Renaissancen, die unsereiner nicht mehr begreift. (_Altneuland._) Wir verstehen, dass fuer eine Gemeinschaft von Menschen das Ideal ein Nutzen, ein Vorteil -- sagen wir es heraus: dass es unentbehrlich ist. Das Ideal zieht uns hinan. (_Altneuland._) _MITTEL UND WEGE_ Unsere Wochenschrift ist ein "_Judenblatt_". Wir nehmen dieses Wort, das ein Schimpf sein soll, und wollen daraus ein Wort der Ehre machen. (_Programm der Welt._) Die kuenstlichen Mittel, die man bisher zur Ueberwindung des Judennotstandes aufwandte, waren entweder zu kleinlich -- wie die verschiedenen Kolonisierungen -- oder falsch gedacht. Was ist denn damit getan, wenn man ein paar tausend Juden in eine andere Gegend bringt? Entweder sie gedeihen, und dann entsteht mit ihrem Vermoegen der Antisemitismus -- oder sie gehen gleich zugrunde. Das waere gerade so, wie wenn man dem Juden sagte: "Da hast du eine Armbrust, zieh' in den Krieg!" -- Was? Mit einer Armbrust, wenn die anderen Kleinkaliber-Gewehre und Kruppsche Kanonen haben? Die Armbrust ist eine schoene Waffe, und sie stimmt mich elegisch, wenn ich Zeit habe. Aber sie gehoert ins Museum. (_Der Judenstaat._) Kommt einer bei Nacht und Nebel heimlich heran, so darf er sich nicht wundern, wenn man ihm Halt! Wer da? entgegenruft. Und um so schlimmer fuer ihn, wenn er darauf keine gute, klare Antwort geben kann. Uebrigens ist das auch gar nicht die Situation, in der irgend eine Antwort unverdaechtig klingt. Wir machen es darum anders. Wir erklaeren unsere Absichten am hellen Tage, den wir Gott sei Dank nicht zu scheuen haben. (_III. Kongressrede._) Um den Kranken nur von einer Seite auf die andere zu legen, brauchte nicht so viel Scharfsinn, Muehe und Geld aufgewendet werden. Versuchen wir lieber, ihn zu heilen. (_III. Kongressrede._) Waeren die Professoren nicht so schrecklich zerstreute Menschen, die ihren Regenschirm immer irgendwo im Altertum stehen lassen, sie muessten uns eigentlich zuschauen, ob wir klug oder toericht schaffen. Selbst unsere Fehler koennten manche Lehre ergeben. Aber die Herren Professoren, die das Werdende nie verstehen, kommen erst spaeter; nachher freilich wissen sie alles besser als wir, und sie erklaeren uns das Gewordene. (_Unterwegs._) Man findet juedisches _Geld_ in schweren Massen fuer eine chinesische Anleihe, fuer Neger-Bahnen in Afrika, fuer die abenteuerlichsten Unternehmungen -- und fuer das tiefste, unmittelbarste, quaelendste Beduerfnis der Juden selbst faende man keines? (_Der Judenstaat._) In der juedischen _Finanzmacht_ schlummern noch sehr viele ungenuetzte politische Kraefte. Von den Feinden des Judentums wird diese Finanzmacht als so wirksam dargestellt, wie sie sein koennte, aber tatsaechlich nicht ist. Die armen Juden spueren nur den Hass, den diese Finanzmacht erregt; den Nutzen, die Linderung ihrer Leiden, welche _bewirkt_ werden koennte, haben die armen Juden nicht. Die Kreditpolitik der grossen Finanzjuden muesste sich in den Dienst der Volksidee stellen. Finden aber diese mit ihrer Lage ganz zufriedenen Herren sich nicht bewogen, etwas fuer ihre Stammesbrueder zu tun, die man mit Unrecht fuer die grossen Vermoegen einzelner verantwortlich macht, so wird die Verwirklichung dieses Planes Gelegenheit geben, eine reinliche Scheidung zwischen ihnen und dem uebrigen Teile des Judentums durchzufuehren. (_Der Judenstaat._) Ich habe niemals Wunder versprochen, sondern nur die Selbsthilfe als den Weg der Erloesung bezeichnet. (_Rede im Makkabaeerklub._) _DER AUSZUG_ Dem deutschen Kaiser werde ich sagen: Lassen Sie uns ziehen! Wir sind Fremde, man laesst uns nicht im Volke aufgehen, wir koennen es auch nicht. Lassen Sie uns ziehen! Ich will Ihnen die Mittel und Wege angeben, deren ich mich fuer den Auszug bedienen will, damit keine wirtschaftliche Stoerung, keine Leere hinter uns eintrete. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) Zum Bleiben wie zum Wandern muss die _Rasse_ zunaechst an Ort und Stelle verbessert werden. Man muss sie kriegsstark, arbeitsfroh und tugendhaft machen. Nachher auswandern -- wenn es noch noetig ist. Von einem vollstaendigen _Auszug_ der Juden kann wohl nirgends die Rede sein. Die sich assimilieren koennen oder wollen, bleiben zurueck und werden resorbiert. (_II. Kongressrede._) Vielmehr ist klar vorherzusehen, dass in jedem Lande der Wert und das Ansehen der Juden steigen wuerde, wenn ihre Zahl abnaehme. Und wenn schliesslich nur die Assimilierten zurueckbleiben, wird man sie als die Raritaet behandeln, die sie sind. (_M. C. Montefiores Ansichten._) Bei einer solchen _Auswanderung_ gibt es auch viele starke, tiefe Gemuetsbewegungen. Es gibt alte Gewohnheiten, Erinnerungen, mit denen wir Menschen an den Orten haften. Wir haben Wiegen, wir haben Graeber, und man weiss, was dem juedischen Herzen die Graeber sind. Die Wiegen nehmen wir mit -- in ihnen schlummert rosig und laechelnd unsere Zukunft. Unsere teueren Graeber muessen wir zuruecklassen -- ich glaube, von denen werden wir habsuechtiges Volk uns am schwersten trennen. Aber es muss sein. (_Der Judenstaat._) _DIE WANDERUNG_ Aus den fuerchterlichen Pferchen im Osten Europas brechen seit zwanzig Jahren ununterbrochen Hunderttausende verzweifelter Menschen auf, um anderwaerts ein Stueck Brot und ein bisschen Freiheit zu suchen. Welcher Mensch, der nicht ein versteinertes Herz in der Brust traegt, wird diese jammervolle _Wanderung_ aus dem Elend ohne Erschuetterung mit ansehen koennen? Aber diese halbverhungerten und ganz verzweifelten Parias tragen nicht nur ihre eigene Not um den Erdkreis herum, sondern auch die der anderen. So fliehen sie vor dem Hass und erzeugen ihn ueberall, wo sie erscheinen. Kraft ihrer groesseren Armut reissen sie den bisher Aermsten das Brot vom Munde weg. (_Der ewige Jude._) Ich weiss es nicht, ob wir noch in dieser Generation die _Befreiung_ aus Schimpf und Elend erleben werden. Moeglich ist es, vorausgesetzt, dass wir klug und entschlossen sind. Aber das weiss ich, dass schon das Wandern auf diesem Wege uns zu anderen Menschen machen wird. Wir gewinnen unsere verlorene innerliche Einheit wieder und mit dieser ein bisschen Charakter, und zwar unseren eigenen Charakter. Keinen marranischen, erborgten, unwahren, sondern unseren eigenen. Und dann erst wollen wir mit allen anderen rechtschaffenen Menschen wetteifern in Gerechtigkeit, Naechstenliebe und hohen Freisinn, wollen uns auf allen Feldern der Ehre betaetigen, in Kunst und Wissenschaft es vorwaerts zu bringen trachten, damit ein Glanz von unseren Taten auf die Aermsten unseres Volkes zurueckfalle. (_Rede in der Oesterr. Union._) Dazu muss vor allem in den Seelen tabula rasa gemacht werden von mancherlei alten, ueberholten, verworrenen, beschraenkten Vorstellungen. So werden dumpfe Gehirne zunaechst meinen, dass die _Wanderung_ aus der Kultur hinaus in die Wueste gehen muesse. Nicht wahr! Die Wanderung vollzieht sich mitten in der Kultur. Man kehrt nicht auf eine niedrigere Stufe zurueck, sondern ersteigt eine hoehere. (_Der Judenstaat._) Als die Voelker in den historischen Zeiten wanderten, liessen sie sich vom Weltzufall tragen, ziehen, schleudern. Wie Heuschreckenschwaerme gingen sie in ihrem bewusstlosen Zuge irgendwo nieder. In den geschichtlichen Zeiten kannte man ja die Erde nicht. Die neue _Judenwanderung_ muss nach wissenschaftlichen Grundsaetzen erfolgen. (_Der Judenstaat._) Die Wanderung ist zugleich eine aufsteigende Klassenbewegung. (_Der Judenstaat._) Wenn wir noch einmal _aus_ Mizraim _wandern_, werden wir die Fleischtoepfe nicht vergessen. (_Der Judenstaat._) Aber die ersten, die glaeubig, begeistert und tapfer hinuebergehen, werden die besten Plaetze haben. (_Der Judenstaat._) Diese, die zoegernden spaeten Nachzuegler werden hueben und drueben am schlechtesten daran sein. (_Der Judenstaat._) _KOLONISATION_ Um eine grosse Ansiedlung zu begruenden, muss man eine Flagge und eine Idee haben. Die waren nicht vorhanden, darum konnte kein Erfolg kommen. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Aber selbst die _Kolonisierungsversuche_ wirklich wohlmeinender Maenner haben sich bisher nicht bewaehrt, obwohl es interessante Versuche waren. Ich glaube nicht, dass es sich dem oder jenem nur um einen Sport gehandelt habe; dass der oder jener arme Juden wandern liess, wie man Pferde rennen laesst. Dazu ist die Sache denn doch zu ernst und traurig. Interessant waren diese Versuche insofern, als sie im kleinen die praktischen Vorlaeufer der Judenstaats-Idee vorstellten. (_Der Judenstaat._) Das heilige Land ist eine Wueste. Aber es gibt Oasen! Die Oasen sind unsere juedischen Kolonien. (_Der Judenstaat._) Um die Juden aufs _Land_ zu ziehen, mussten sie ihnen ein Maerchen der Goldgewinnung erzaehlen. Phantastisch konnte es so lauten: Wer ackert, saet und erntet, findet in der Garbe Gold. Ist ja auch beinahe wahr. Nur wissen die Juden, dass es ein kleines Kluempchen sein wird. So konnten sie ihnen vernunftmaessiger sagen: wer am besten wirtschaftet, bekommt eine Praemie, die sehr hoch sein kann. Vielleicht denkt jemand, es werde eine Schwierigkeit sein, dass wir keine gemeinsame _Sprache_ mehr haben. Wir koennen doch nicht Hebraeisch miteinander reden. Wer von uns weiss genug Hebraeisch, um in dieser Sprache ein Bahnbillet zu verlangen? Die dem allgemeinen Verkehre am meisten nuetzende Sprache wird sich zwanglos als Hauptsprache einsetzen. (_Der Judenstaat._) Wie schnell oder wie langsam die von uns vorbereiteten Wirkungen eintreten werden, das koennen wir nicht bestimmen. Von uns hier haengt es nicht ab. Wir konnten nur die Anlage herstellen. Die Kraft koennen wir nicht liefern. Die Kraft muss vom juedischen Volk geliefert werden -- wenn es will. (_V. Kongressrede._) Wir sehen es folglich nicht als unsere Aufgabe an, die Leute hinueberzuschaffen. Unsere Aufgabe ist es: drueben fuer sie bessere Bedingungen herzustellen. Dann kommt, wer will. Dann kommt, wer Arbeit und Sicherheit fuer das Erworbene sucht, wer etwas mehr Freiheit, Recht und Ehre geniessen will, als er jetzt hat. (_Die Millionen der Ica._) Bei ihrer _Ankunft_ werden aber die Einwanderer von den Spitzen unserer Behoerden feierlich empfangen werden. Ohne toerichten Jubel, denn das Gelobte Land muss erst erobert werden. Aber schon sollen diese armen Menschen sehen, dass sie zu Hause sind. (_Der Judenstaat._) _DAS GELOBTE LAND_ Wir wollen aber den Juden eine _Heimat_ geben. Nicht indem wir sie gewaltsam aus ihrem Erdreich herausreissen. Nein, indem wir sie mit ihrem ganzen Wurzelwerk vorsichtig ausheben und in einen besseren Boden uebersetzen. (_Der Judenstaat._) Die freie _Heimat!_ Wenn die Bewegung entsteht, werden wir die Einen nachziehen, die Anderen uns nachfliessen lassen, die Dritten werden mitgerissen und die Vierten wird man uns nachdraengen. (_Der Judenstaat._) Das erste Ziel ist, wie schon gesagt, die voelkerrechtlich gesicherte Souveraenitaet auf einem fuer unsere gerechten Beduerfnisse ausreichenden Landstrich. (_Der Judenstaat._) Noch vor einigen Jahren wurde die Goldgraeberei auf eine wunderlich einfaeltige Weise betrieben. Wie abenteuerlich ist es in Kalifornien zugegangen? Da liefen auf ein Geruecht hin die Desperados aus aller Welt zusammen, stahlen die Erde, raubten einander das Gold ab -- und verspielten es dann ebenso raubmaessig. Heute! Man sehe sich heute die Goldgraeberei in Transvaal an. Keine romantischen Strolche mehr, sondern nuechterne Geologen und Ingenieure leiten die Goldindustrie. Sinnreiche Maschinen loesen das Gold aus dem erkannten Gestein. Dem Zufall ist wenig ueberlassen. So muss das neue Judenland mit allen modernen Hilfsmitteln _erforscht_ und in Besitz genommen werden. (_Der Judenstaat._) Wir sind bereit, die Bauzeit des Judentums herbeizufuehren -- alles haben wir dazu in Huelle und Fuelle; die Menschen, das Material, die Plaene. Wir brauchen nur noch -- den Bauplatz. (_II. Kongressrede._) Werden wir Haeuser, Palaeste, Arbeiterwohnungen, Schulen, Theater, Museen, Regierungsgebaeude, Gefaengnisse, Spitaeler, Irrenhaeuser -- kurz Staedte bauen und das neue Land so fruchtbar machen, dass es dadurch das Gelobte wird? (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) _In dem alten Lande wuenschen wir nur eine neue Bluete fuer den juedischen Geist_. (_II. Kongressrede._) Das _Land unserer Vaeter_ existiert also noch. Es ruht nicht auf dem Boden eines Meeres. Es gibt Leute, die dort leben und froehlich arbeiten. Die alte Erde verjuengt sich dort unter den regsamen Haenden. Sie traegt wieder Blumen, sie traegt wieder Fruechte, sie wird vielleicht auch eines Tages, das Glueck und die Ehre der Juden tragen. (_Rede im Makkabaeerklub._) Da ist es, Juden! Kein Maerchen, kein Betrug! Jeder kann sich davon ueberzeugen, denn jeder traegt ein Stueck vom Gelobten Land hinueber: der in seinem Kopf, und der in seinen Armen, und jener in seinem erworbenen Gut. Wir werden endlich als freie Maenner auf unserem eigenen Boden leben und friedlich in unserem eigenen Heim sterben. (_A Solution of the Jewish Question._) _DER JUDENSTAAT_ Der _Judenstaat!_ Welcher Wahnwitz! Oder soll man sagen: Dummheit? Oder ist es nicht noch eher der Spass eines Humoristen, der einmal die Welt recht herzlich lachen machen moechte -- auf Kosten seines eigenen ungluecklichen Volkes? (_Rede im Makkabaeerklub._) Der _Judenstaat_ ist ein Weltbeduerfnis, folglich wird er entstehen. (_Der Judenstaat._) Dieses Land, das elende, und das Volk, das elende, zusammengefuehrt, werden einen Zustand ergeben, dass beiden geholfen ist. (_Rede in Wien._) Es wird auch im _Judenstaat_ Unglueckliche, Kranke und Arme geben. Aber der Druck, der alle Leiden noch bitterer macht, wird aufhoeren, und kein Talent wird daran verderben, dass es juedischen Ursprungs ist. (_Rede im Makkabaeerklub._) _Palaestina_ ist unsere unvergessliche historische Heimat. Dieser Name allein waere ein gewaltig ergreifender Sammelruf fuer unser Volk. Wenn Seine Majestaet der Sultan uns Palaestina gaebe, koennten wir uns dafuer anheischig machen, die Finanzen der Tuerkei gaenzlich zu regeln. Fuer Europa wuerden wir dort ein Stueck des Walles gegen Asien bilden, wir wuerden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen. (_Der Judenstaat._) Sie werden doch wissen, dass ich gegen die Infiltration in Palaestina bin -- wir wuerden dort nur neue massacrirbare Armenier ansiedeln. (_An Samuel Pineles; bei_ _A. Friedemann._) Begreifen denn die juedischen Gegner des Judenstaates nicht, dass wir schon durch das blosse Aussprechen dieser Forderung die Achtung der Welt erwerben? Wir haben mindestens so viel Recht, wie die anderen, ein Land als Koerper unserer normalen Existenz zu verlangen. Wir haben dieses Recht erworben durch Leiden, die in der Geschichte des menschlichen Geschlechts beispiellos sind. Ein Strom von Blut hat unseren Gang durch die Jahrhunderte begleitet. Es waren sinnlose Qualen, wenn wir sie nicht in der Hoffnung auf den _Judenstaat_ aushielten. Werfen wir unser Judentum weg, wie ein zerfetztes altes Kleid, wenn wir nicht an den Judenstaat denken! (_Rede im Makkabaeerklub._) Israel! Andere Voelker waren auch von Missgeschicken heimgesucht, aber es kommt ihnen immer wieder eine ungetruebte Zeit. Jedem Kriege folgt ein Frieden. Nur das verstreute Israel wird immer besiegt und kommt nach den Niederlagen nicht zur Ruhe. Die materielle Sicherheit ist aber die Grundlage der moralischen Gesundheit und darum wuenschen wir mit aller Inbrunst, erstreben wir mit all unserer Kraft fuer unser Volk die materielle Sicherheit, die es nur auf seinen Boden finden kann. Und die moralische Gesundheit eines tatsaechlich in der ganzen Welt verstreuten Volkselements ist von Wichtigkeit fuer die ganze Welt. (_Tagebuch 1898._) Da sieht sie ihr altes Land am Mittelmeer herrlich gelegen, mit kaltem, gemaessigtem und warmen Klima; ein Land, aller Kulturen faehig, mit langruhenden Bodenschaetzen und doch fuer andere nichts wert, weil andere nicht die befruchtenden Menschenstroeme hinzuleiten vermoegen, die dem Zionismus gehorchen. Und wenn wir nun nicht verzueckt oder verlogen in die Wolken starren, sondern ruhigen Blickes nach jenem Punkte hindeuten, der wirklich die Erloesung bedeutet, so bedarf das keiner geheimen Auslegungskuenste. Dort ist das _Zion_ der Armen, der Jungen und auch der Frommen. (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) _DER FUeHRER_ Wir haben einen Grundsatz bei unseren Weisen gefunden: Die Ehren gebe man dem, der sie nicht sucht! (_Altneuland._) Ruhm besteht nicht im Beifall der Menge, sondern im Urteil der Geschichte. Je groesser ein Mensch ist, desto laenger kann er darauf warten, dass man ihn versteht, sei es auch erst in fernen Tagen. (_A. Friedemann_ _a. O. S. 83._) Der _Einzelne_, der auch nur Miene machte, ein solches Riesenwerk zu _unternehmen_, koennte ein Betrueger oder ein Wahnsinniger sein. (_Der Judenstaat._) Ich meine nicht, dass es etwas Unrechtes sei, wenn man sich mit Geschaeften abgibt. Nur ein Schriftsteller soll kein Geschaeftsmann sein, und beim Diener einer Volksbewegung ist es etwas Unertraegliches. (_Rede in London._) Die ersten Maenner, welche diese _Bewegung_ beginnen, werden schwerlich ihr ruhmvolles Ende sehen. Aber schon durch das Beginnen kommt ein hoher Stolz und das Glueck der innerlichen Freiheit in ihr Dasein. (_Der Judenstaat._) In dem, was ich Ihnen (Baron Hirsch) sagen will, wird Ihnen manches einfach und manches phantastisch erscheinen. Mit Einfachem und Phantastischem fuehrt man die Menschen. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) Ja, nur das Phantastische ergreift die Menschen. Und wer damit nichts anzufangen weiss, der mag ein vortrefflicher, braver und nuechterner Mann sein und selbst ein Wohltaeter im grossen Stil. Fuehren wird er die Menschen nicht, und es wird keine Spur von ihm bleiben. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) _PERSOeNLICHES_ Zum Zionisten hat mich naemlich -- der Prozess Dreyfuss gemacht. (_North American Review 1899 nach Thon._) Wie Kant aufschrieb: An Johann darf nicht mehr gedacht werden. Mein Johann ist die Judenfrage. Ich muss sie rufen und wegschicken koennen. _Tagebuch vom 16.6.1895._ (_bei_ _Kellner_.) (_Von der Abfassung des Judenstaates._) Ich hatte dann eine sehr ernste Krisis durchzumachen; ich kann sie nur damit vergleichen, wenn man einen rotgluehenden Koerper in kaltes Wasser wirft. Freilich, wenn dieser Koerper zufaellig Eisen ist, wird er Stahl. (_Selbstbiographie._) (_Von der Veroeffentlichung des Judenstaates._) Da ich mich nicht umstimmen liess, rieten sie mir, die Idee wenigstens in der unverbindlichen und unterhaltenden Form eines Romanes vorzubringen mit Liebesgeschichten, menschlichen Einzelschicksalen und einer Malerei kuenftiger Zustaende im Judenlande. Das war ja auch mehr im Einklang mit meiner bisherigen Taetigkeit als Stueckeschreiber und Feuilletonist. Wohl sah ich ein, dass dies ein gutes Propagandamittel fuer die Idee waere und mir die Gefahr ersparte, mich bis auf die Knochen zu blamieren. Aber dann waere keine Tat daraus geworden. Man haette in den Salons und Eisenbahncoupes davon gesprochen, viele haetten ueber den launigen Einfall gelacht, und manche haetten vielleicht heimlich in das Buch hineingeweint. Was war damit erreicht? Noch ein Maerchen in tausend und einer Nacht des Leidens. Nein, es sollte Tag und Tat werden. Aufruetteln mussten wir das juedische Volk, statt es einzulullen. Und wirklich, es hat sich aufruetteln lassen. (_Der Zionismus._) Vor allem haben wir uns sozusagen Roecke ohne Taschen angezogen und haben es unmoeglich gemacht, irgend einen Vorteil fuer uns zu haben. (_Rede in Wien._) Ich habe nicht das Majoritaetsbeduerfnis, ich brauche keine Majoritaet. Was ich brauche, ist nur, dass ich mit meiner eigenen Ueberzeugung im Reinen bin. Dann bin ich zufrieden, selbst wenn kein Hund von mir ein Stueck Brot annimmt. (_Stenogramm der Sitzung des grossen A. C. vom 11.IV.04. Rede Herzls gegen die Charkower._) Ich bin staerker als Sie, (zu seinem Gegner) darum bin ich versoehnlich, weil ich weiss: wenn wir streiten werden, werde ich siegen. (_Stenographisches Protokoll, S. 477._) In einem solchen guten Moment, im Herbst 1898 war es, dass ich in London meinen Bruedern im Eastend sagte, dass ich die Verwirklichung unserer Hoffnungen fuer nahe bevorstehend halte. Das haette ich nicht sagen sollen. Man fiel ueber mich her wie ueber einen Charlatan. Das Urteil wird aber eine spaetere Zeit sprechen, der alle Beweismittel vorliegen werden. (_Rede im Makkabaeerklub._) Ich, der ich vielleicht ein Stueck Kuchen zu essen habe, habe nicht das Recht, das Stueck Brot, das Armen angeboten wird, abzuweisen, weil ich es nicht will, oder weil ich es nicht brauche. (_A. C. Sitzung 11. 4. 1904. Stenographisches Protokoll._) . . . Dass ich an der Guete unseres Menschenmaterials nicht mehr zweifelte, als ich die Kraft des nationalen Erwachens in mir selbst erlebte. Zur Zeit, als Ihr -- und mein -- Freund seine tief aus dem Herzen kommenden Worte niederschrieb, war ich noch ein spoettischer Jude, der wahrscheinlich gelacht haette, wenn ihm diese Aufzeichnung zu Gesicht gekommen waere. Aber es ist in mir eine Wandlung vorgegangen, die ich das Glueck und den Stolz meines Lebens empfinde. (_Brief an Gustav G. Cohen._) VOM GOLUS__ _DIE ASSIMILATION_ Unter Assimilation verstehe ich woertlich, was das Wort bedeutet: so aehnlich zu werden, dass man sich in nichts unterscheidet. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Die _Assimilierung_, worunter ich nicht etwa nur Aeusserlichkeiten der Kleidung, gewisser Lebensgewohnheiten, Gebraeuche und der Sprache, sondern ein Gleichwerden in Sinn und Art verstehe, die Assimilierung der Juden koennte ueberall nur durch die Mischehe erzielt werden. (_Der Judenstaat._) Nun wuerde allerdings die staatsbildende Bewegung, die ich vorschlage, den israelitischen Franzosen ebensowenig schaden, wie den "Assimilierten" anderer Laender. Nuetzen wuerde sie ihnen im Gegenteile, nuetzen! Denn sie waeren in ihrer "chromatischen Funktion", um Darwins Wort zu gebrauchen, nicht mehr gestoert. Sie koennten sich ruhig _assimilieren_, weil der jetzige Antisemitismus fuer immer zum Stillstand gebracht waere. Man wuerde es ihnen auch glauben, dass sie bis ins Innerste ihrer Seele assimiliert sind, wenn der neue Judenstaat mit seinen besseren Einrichtungen zur Wahrheit geworden ist, und sie dennoch bleiben, wo sie jetzt wohnen. Sie glaubten vornehmer auszusehen, wenn sie sich nicht als Juden zu erkennen gaben. Aber gerade dadurch zeigten sie die Gesinnung von Bedienten und Freigelassenen. Und sie konnten sich noch ueber die Geringschaetzung wundern, die ihnen zu teil wurde, da sie doch wahrlich keine Selbstachtung an den Tag gelegt hatten. Nachgekrochen waren sie den anderen, und es ereilte sie dafuer die gerechte Strafe: sie wurden abgelehnt. (_Altneuland._) . . . Die Leere und Nutzlosigkeit der Bestrebungen "zur Abwehr des Antisemitismus". Mit Deklamationen auf dem Papier oder in geschlossenen Zirkeln ist da nicht das mindeste getan. Es wirkt sogar komisch. Immerhin moegen -- neben Strebern und Einfaeltigen -- auch sehr wackere Leute in solchen Hilfscomites sitzen. Sie gleichen den Hilfscomites nach und vor Ueberschwemmungen und richten auch ungefaehr so viel aus. (_Nach_ _Kellner_, _S. 137._) Solange sie scheu und unaufrichtig von Partei zu Partei, von Nation zu Nation taumeln werden, nur um fuer das ein wenig Schutz zu erlangen, was sie fuer uneingestehbar halten, naemlich fuer ihr Judentum -- so lange wird man sie nicht achten noch lieben, nicht einmal dulden. Wer sich fuer anderes ausgibt, als er offenbar ist, erregt Misstrauen, und dieses dumpfe Gefuehl setzt sich herabsteigend bei den Poebelmassen in Gewalttaten um. (_Die entschwundenen Zeiten._) An den Siegesfeiern duerfen sie nicht als Vollberechtigte teilnehmen, und die Niederlagen laesst man an ihnen aus, so hueben wie drueben. Sie sind, wie es auch ausgehe, die Geschlagenen. (_Die entschwundenen Zeiten._) _MAUSCHEL_ _Mauschel_ ist der Fluch des Juden. (_Mauschel._) Diese Leute, von denen man fortwaehrend hoert, bald durch den Skandal ihrer Maitressen, bald durch den Triumph ihrer Rennpferde, bald durch die Boersenmanoever, mit denen sie den Mittelstand der Boerse zu Proletariern machen, bald durch die Korruption, die sie um sich her wie einen Pesthauch verbreiten; diese Leute, die man ueberall sieht, nur nicht, wo die armen Juden in einem schweren Kampfe stehen, diese Leute moegen sich in acht nehmen, dass nicht in ihrem Ruecken eine zweite Volksbewegung gegen sie aufstehe, numerisch schwaecher, aber gerade darum verzweifelter als die erste. Ah ja, es gibt sogenannte "_Wohltaeter_" unter ihnen; das heisst, sie zuechten Schnorrer. Das heisst, sie schaden dem juedischen Volke auch noch durch milde Gaben aus denjenigen Vermoegen, die mitunter auf kompromittierende Art entstanden sind. Ah ja, die Herren sind auch geschickt genug, sich persoenlich vom Antisemitismus loszukaufen: durch Gefaelligkeiten, Geld und Opfer an Ueberzeugung -- die letzteren kosten sie am wenigsten. (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) Es sind die Leute, die im sicheren Boot sitzen und den Ertrinkenden, die sich an den Bootrand klammern moechten, mit dem Ruder auf die Koepfe schlagen. (_Protestrabbiner._) Es wird immer zu den grossen Merkwuerdigkeiten gehoeren, dass die Herren gleichzeitig um Zion beten und gegen Zion auftreten. (_II. Kongressrede._) Fuer den schlimmsten Fall richtet _Mauschel_ seinen Blick ins Weite, aber nicht nach Zion, sondern nach irgend einem Lande, wo er allenfalls bei einer anderen Nation unterschluepfen koennte. Dort angelangt, spielt er nach kurzer Zeit auf den Chauvinisten hinaus, erteilt Unterricht im neuen Patriotismus und verdaechtigt alle, die nicht sind wie er. Dabei begeht er die wunderliche Inkonsequenz, sich von den Juden loszusagen und zugleich in ihrem Namen zu sprechen. (_Mauschel._) Den sehnsuechtigen Ruf: "Uebers Jahr in Jerusalem!" hatte eine Generation der anderen uebergeben, und nur in den letzten Jahrzehnten des nationalen Verkommens war bei manchen Rabbinern die waessrige Deutung ueblich geworden, das Jerusalem dieses Spruches solle eigentlich heissen London, Berlin oder Chicago. Wenn man die juedischen Ueberlieferungen in dieser Weise auslegt, dann bleibt freilich vom Judentum nicht mehr viel anderes uebrig als das Jahresgehalt, das diese Herren beziehen. (_Der Zionismus._) Die juedische "_Mission_" ist etwas Sattes, Behagliches, Gutsituiertes. Seit Jahr und Tag sehe ich mir die Leute an, die mir diese "Mission" zur Antwort geben, wenn ich von der wachsenden Not unserer Armen rede. Diese Missionaere befinden sich alle vortrefflich. (_Dr. Guedemanns Nationaljudentum._) Damit sie fuerder nicht mit den guten Rabbinern verwechselt werden, wollen wir die Angestellten der Synagoge, die sich gegen die Erloesung ihres Volkes verwahren, die Protestrabbiner nennen. (_Leitartikel der Welt 10.7.1897._) Er ist der Rabbiner des naechsten Vorteils. (_Altneuland._) _DER KAMPF GEGEN DEN ZIONISMUS_ Aber dem Judentum angehoeren, das Judentum sozusagen berufsmaessig ausueben und es gleichzeitig bekaempfen, das ist etwas, wogegen sich jedes rechtliche Gefuehl auflehnen muss. (_Protestrabbiner._) Die Sache wird dennoch vielleicht nicht den kostbaren Beifall der juedischen Geldagenten finden. Diese werden sogar vielleicht durch ihre geheimen Knechte und Agenten den Kampf gegen unsere Jugendbewegung einzuleiten versuchen. Einen solchen Kampf werden wir, wie jeden anderen, der uns aufgezwungen wird, mit schonungsloser Haerte fuehren. (_Der Judenstaat._) Wenn nun alle oder einige franzoesische Juden gegen diesen Entwurf protestieren, weil sie sich bereits "_assimiliert_" haetten, so ist meine Antwort einfach: Die ganze Sache geht Sie nichts an. Sie sind israelitische Franzosen, vortrefflich! (_Der Judenstaat._) Man kann sich als Abkoemmling des juedischen Stammes von unserer Bewegung fernhalten; aber wir glauben nicht, dass sich einer den Beifall oder die Achtung der Nichtjuden erwerben kann, der als Jude die Zionisten mit Kot bewirft. Wer auf diese Art beweisen will, was er fuer ein echter Marrane ist, dessen schmaehliche Liebedienerei ist umsonst. (_Ergebnisse des Kongresses._) Haette ich mich mit den chinesischen Angelegenheiten befasst, so wuerden mich die Chinesen angegriffen haben. Allerdings bin ich zu juedischen Sachen etwas besser legitimiert. Aber danach wird bekanntlich nicht gefragt. Wenn ich nun also auch die Angriffe begreife, so habe ich doch Ursache, mich ueber ihre Heftigkeit und Ungerechtigkeit zu wundern, und ich habe das Beduerfnis, mich darueber bei meinesgleichen zu beschweren. (_Rede im Makkabaeerklub._) Es ist wahr, diese internationalen Finanziers sind reich genug, das Werk zu foerdern; sie sind nicht reich genug, es zu verhindern. Wenn sie alles kaufen koennen, das Stueck Blech, aus dem die Feder eines unabhaengigen Schriftstellers gemacht ist, koennen sie nicht kaufen. (_Der ewige Jude._) Ich glaube, wenn ich mich in den Gedankenkreis eines Herrn vom Finanzgeschaeft versetze, so stellt er sich unter einer Aktie der juedischen Kolonialbank etwas vor, was die Mitte haelt zwischen einer Mitgliedskarte eines Vereines gegen Verarmung und Bettelei und einer Goldminenaktie auf dem Saturn. (_Rede in Wien._) Es ist unerhoert und in fuenfzig Jahren wird man diesen Leuten auf das Grab spucken, wenn man es erfahren wird, dass ich mit Abdul Hamid nahezu fertig war und nur die lumpigen Gelder nicht bekommen konnte. Natuerlich duerfen wir heute unserem Zorn und Schmerz nicht Luft machen, denn dann erfuehre auch . . . unsere innere Schwaeche und ich muss mich bemuehen ihn hinzuhalten, Zeit zu gewinnen, Wasser aus den Felsen zu schlagen und Gold aus dem Kot zu kratzen. (_An Dr. Mandelstamm._) _WOHLTAeTIGKEIT_ Zunaechst ist da das Prinzip der _Wohltaetigkeit_, das ich fuer durchaus falsch halte. Sie zuechten Schnorrer. Charakteristisch ist, dass bei keinem Volke so viel Wohltaetigkeit und so viel Bettel vorkommt wie bei den Juden. Es draengt sich einem auf, dass zwischen beiden Erscheinungen ein Zusammenhang sein muesse. So dass durch die Wohltaetigkeit der Volkscharakter verlumpt. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) Es ist ein heimlicher Jammer der Assimilierten, der sich in "wohltaetigen" Unternehmungen Luft macht. Sie gruenden Auswanderungsvereine fuer zureisende Juden. Diese Erscheinung enthaelt einen Gegensinn, den man komisch finden koennte, wenn es sich nicht um leidende Menschen handelte. Einzelne dieser Unterstuetzungsvereine sind nicht fuer, sondern gegen die verfolgten Juden da. Die Aermsten sollen nur recht schnell, recht weit weggeschafft werden. Und so entdeckte man bei aufmerksamer Trachtung, dass mancher scheinbare Judenfreund nur ein als _Wohltaeter_ verkleideter Antisemit juedischen Ursprungs ist. (_Der Judenstaat._) Unsere jetzige verworrene Privat_wohltaetigkeit_ stiftet im Verhaeltnis zum gemachten Aufwand wenig Gutes. (_Der Judenstaat._) Wir hatten unter unseren Argumenten fuer den Zionismus bisher ein sehr starkes in dem Bankbruche der Assimilation. Wir haben da ein neues bekommen: die Insolvenz der Wohltaeter. Welche Insolvenz! Ja, wenn die reichen Leute die Zahlungen einstellen, dann geht viel verloren. (_II. Kongressrede._) Ich sagte, dass das System der juedischen Wohltaetigkeit bankerott ist. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) _Wohltaetigkeit_ an einem ganzen Volke ausgeuebt, heisst Politik, und die Wohltaetigkeit, die ein Volk zu seinem eigenen Gedeihen auszuueben versucht, ist die Politik dieses Volkes. Es gibt keine Politik, die nicht von Absichten der Wohlfahrt durchdrungen ist. (_Rede in Berlin._) Einem Volke kann man nicht _philanthropisch_ helfen, sondern einzig und allein politisch. (_Rede im Makkabaeerklub._) Argentinien ist eine Art Koenigsgrab fuer Hirsch. (_Rede in Berlin._) _DAS LEBEN IM GOLUS_ Heute ist das juedische Proletariat nicht nur das aermste und ungluecklichste, sondern auch das unruhigste und das am meisten beunruhigende. (_V. Kongressrede._) Die causa remota ist der im Mittelalter eingetretene Verlust unserer _Assimilierbarkeit_, die causa proxima unserer Ueberproduktion an mittleren Intelligenzen, die keinen Abfluss nach unten haben und keinen Aufstieg nach oben -- naemlich keinen gesunden Abfluss und keinen gesunden Aufstieg. Wir werden nach unten hin zu Umstuerzlern proletarisiert, bilden die Unteroffiziere aller revolutionaeren Parteien und gleichzeitig waechst auch nach oben unsere furchtbare Geldmacht. (_Der Judenstaat._) Das ist wohl der ergreifendste Zug in unserer Volkstragik, dass das hochkonservative Volk der Juden immer den _revolutionaeren_ Bewegungen zugejagt wird. (_Der Basler Kongress._) Sind wir aber in der Boerse, so wird das wieder zur neuen Quelle unserer Veraechtlichkeit. Dabei produzieren wir rastlos mittlere Intelligenzen, die keinen Abfluss haben und dadurch eine ebensolche Gesellschaftsgefahr sind, wie die wachsenden Vermoegen. Die gebildeten und besitzlosen Juden fallen jetzt alle dem Sozialismus zu. Die soziale Schlacht muesste also jedenfalls auf unserem Ruecken geschlagen werden, weil wir im kapitalistischen wie im sozialistischen Lager auf den exponiertesten Punkten stehen. (_Der Judenstaat._) Diese Unruhen richten einen schweren Schaden an in der misshandelten Seele unseres Volkes. Sie untergraben immer wieder das Rechts- und Ehrgefuehl, sie machen die Betroffenen zu Feinden einer stiefmuetterlichen Gesellschaft, in der solches geschehen kann. Wundern wir uns nicht, wenn die Proletarier unter den Proletariern, von allen Menschen die Verzweifeltesten, bei allen aeussersten Umsturzparteien zu finden sind. (_II. Kongressrede._) Ueber kein Volk sind so viele Irrtuemer verbreitet, wie ueber die Juden. Und wir sind durch unsere geschichtlichen Leiden so gedrueckt und mutlos geworden, dass wir diese Irrtuemer selbst nachsprechen und nachglauben. Eine der falschen Behauptungen ist die unmaessige Handelslust der Juden. Nun ist es bekannt, dass wir dort, wo wir aufsteigende Klassenbewegung mitmachen koennen, uns eilig vom Handel entfernen. Weitaus die meisten juedischen Kaufleute lassen ihre Soehne studieren. Daher kommt ja die sogenannte Verjudung aller gebildeten Berufe. Aber auch in den wirtschaftlich schwaecheren Schichten ist unsere Handelslust keineswegs so gross, wie angenommen wird. In den oestlichen Laendern Europas gibt es grosse Massen von Juden, die keine Handeltreibende sind und vor schweren Arbeiten nicht zurueckschrecken. (_Der Judenstaat._) Die Juden haben infolge der langen buergerlichen Ehrlosigkeit eine oft krankhafte Sucht nach Ehre, und ein juedischer Offizier ist in dieser Beziehung ein potenzierter Jude. (_Der Zionismus._) Das roemische _Ghetto_! Mit welchem haemischen und niedrigen Hass man sie verfolgte, die armen Leute, deren grosses Verbrechen die Glaubenstreue gewesen. Wir haben es jetzt viel weiter gebracht: man macht dem Juden nur mehr die krumme Nase zum Vorwurf, sowie das Geld, auch wenn sie keines haben. (_Buch der Narrheit_) Nur die sichtbaren Ghettomauern sind gefallen. (_Das neue Ghetto._) Das _Ghetto_ existiert noch ueberall, wie unsichtbar auch seine Mauern seien. Das Ghetto besteht im Misstrauen der Gentiles, im Zusammenhocken der Juden und in der Scheu, die Zusammengehoerigkeit einzugestehen. Einer der vielen wunderlichen Widersprueche unseres Volkslebens ist: dass wir weit auseinandergestreut und doch auf allen einzelnen Punkten unbehaglich zusammengepresst sind. (_Der ewige Jude._) _JUDENNOT_ Auf die treibende Kraft kommt es an. Und was ist diese Kraft? Die _Judennot_. Wir haben ohne Gewinsel die _Judennot_ vor aller Welt ausgebreitet und zugleich den Vorschlag gemacht, im allgemeinen Interesse eine Abhilfe aus unserer eigenen Kraft heraus zu schaffen. Sind wir in unserer Narretei sehr verbohrt, wenn wir annehmen, dass eine Sprache von solcher Offenheit die Teilnahme aller anstaendigen Menschen erregen muss? (_Ergebnisse des Kongresses._) Leben wollen diese Aermsten, und sie wollen ihre verhaermten Weiber, ihre kranken, schwachen Kinder nicht Hungers verenden lassen. Wer wagt es, einen Stein auf sie zu werfen, wenn sie im Hausier- und Wirtshandel nicht die moralischen Eleganzen eines tadellosen Gentleman haben? Wenn sie sich gegen das Gesetz vergehen, nimmt es sie schon gehoerig beim Kragen. Und die moralischen Eleganzen, wer hat sie denn? Etwa die hochmuetigen Emporkoemmlinge, die von diesen galizischen Ungluecksfaellen als von etwas Fernem, ausserhalb ihrer Sphaere Spielendem kuehl reden und die sich zu einer grossen solidarischen Hilfsaktion fuer die leiblich und sittlich Verkommenen ihres Stammes nicht verpflichtet halten? (_Feuer in Galizien._) Das Judentum ist eine Massenherberge des Elends mit Filialen in der ganzen Welt. (_III. Kongressrede._) Es gibt heutzutage vielleicht in der ganzen weiten Welt keine verzweifelteren Menschen als die armen galizischen Juden. (_Feuer in Galizien._) Sie alle kennen den schauerlichen Anlass, diese rumaenische Judenwanderung, die wie eine Blutspur durch Europa gezogen ist. Wo war da das bisherige offizielle Judentum, wo waren die protokollierten Grossen Israels, die Stuetzen der Gemeinschaft? An ihren Fruechten sollt ihr sie erkennen. Ein paar tausend Fluechtlinge wurden mit Ach und Weh weitergeschoben -- und dann erklaert man sich unfaehig, noch etwas zu tun. Die Nachfolgenden wurden zu Hunderten unter Anwendung von Waffengewalt zusammengestossen und in Extrazuegen wieder an die Grenze zurueckgeworfen, der sie unter Weherufen entkommen waren. Diese Extrazuege waren die letzte Anstrengung der Barmherzigkeit. (_IV. Kongressrede._) Seit den Zeiten des Altertums gibt es kein Beispiel von Heloten, aber die Juden in Russland sind tatsaechlich Heloten oder Parias. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Ist es zu verwundern, wenn das namenlose Elend sie auf Abwege bringt? Manche Erscheinung in diesen gequaelten Massen spricht erschuetternd zu uns. Man hat unter anderem beobachtet, dass galizische Juedinnen in den letzten Jahren auffallend zahlreich der Prostitution zufallen. Sie kommen als Ware nach allen Weltgegenden in den schrecklichsten Handel. Bedenkt man die alte Reinheit des juedischen Familienlebens, so schnuert einem eine solche Tatsache das Herz zu. (_Feuer in Galizien._) Ich glaube der Druck des Antisemitismus ist ueberall vorhanden. In den wirtschaftlich obersten Schichten der Juden bewirkt er ein Unbehagen. In den mittleren Schichten ist es eine dumpfe Beklommenheit. In den unteren ist es die nackte Verzweiflung. (_Der Judenstaat._) Im mittelalterlichen Deutsch bedeutete das Wort "Elend" sowohl Misere als auch Exil, und seit jeher waren die Ausdruecke fuer die Judenheit gleichbedeutend. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) _DER UNTERGANG DER WESTJUDEN_ In der Judengasse waren sie ehrlos, wehrlos, rechtlos, und als sie die Gasse verliessen, hoerten sie auf Juden zu sein. Beides musste da sein: Freiheit und Gemeingefuehl. (_Altneuland._) Wer _untergehen_ kann, will und muss, der soll untergehen. Die Volkspersoenlichkeit der Juden kann, will und muss aber nicht untergehen. Sie kann nicht, weil aeussere Feinde sie zusammenhalten. Sie will nicht, das hat sie in zwei Jahrtausenden unter ungeheuren Leiden bewiesen. (_Der Judenstaat._) Ich sprach schon von unserer _"Assimilierung"_. Ich sage keinen Augenblick, dass ich sie wuensche. Unsere Volkspersoenlichkeit ist geschichtlich zu beruehmt und trotz aller Erniedrigungen zu hoch, als dass ihr Untergang zu wuenschen waere. Aber vielleicht koennten wir ueberall in den uns umgebenden Voelkern spurlos aufgehen, wenn man uns nur zwei Generationen hindurch in Ruhe liesse. (_Der Judenstaat._) Die Abtruennigen entkamen dennoch nicht, und es erging ihnen wie den Fluechtigen aus einer verseuchten Gegend. Sie waren verdaechtig und blieben gleichsam in der Quarantaine liegen. Marranen hiessen im Mittelalter die getauften Israeliten in Spanien. Das Marranentum war die Quarantaine der entflohenen Juden. (_Altneuland._) Ganze Aeste des Judentums koennen absterben, abfallen; der Baum lebt. (_Der Judenstaat._) _JUDENFRAGE_ Die _Judenfrage_ besteht. Es waere toericht sie zu leugnen. Sie ist ein verschlepptes Stueck Mittelalter, mit dem die Kulturvoelker auch heute beim besten Willen noch nicht fertig werden konnten. Die _Judenfrage_ besteht ueberall, wo Juden in merklicher Anzahl leben. Wo sie nicht ist, da wird sie durch hinwandernde Juden eingeschleppt. Wir ziehen natuerlich dahin, wo man uns nicht verfolgt; durch unser Erscheinen entsteht dann die Verfolgung. (_Der Judenstaat._) Die _Judenfrage_ hat zwei Aspekte, einen geschichtlichen und einen aktuellen. Der historische laesst sich mit kuehler Ruhe betrachten, ja die akademische Gelassenheit ist dabei sehr verdienstlich. Aber die aktuelle Judenfrage vertraegt diese kuehle Art der Behandlung nicht. Hueben und drueben leidet und kaempft man, hueben ist mehr Leiden, drueben mehr Streiten. Kommt aber einer, der dieses Schauspiel mit ungetruebter Seelenruhe betrachten, man koennte sagen: geniessen will, so wird er in beiden Lagern Zorn erregen. (_Leroy-Beaulieu ueber den Antisemitismus._) Sich taufen lassen ist die individuelle Loesung der Judenfrage. (_Das neue Ghetto._) Das ist die Frage, die vor uns liegt. Die Armen koennen nicht, und die Reichen wissen nicht. (_Die Frauen und der Zionismus._) Die Loesung der Judenfrage liegt in der Anerkennung der Juden als ein Volk, und darin, dass sie ein rechtlich anerkanntes Heim finden, wohin Juden aus denjenigen Teilen der Welt, in denen sie bedrueckt sind, naturgemaess wandern. (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Die territoriale Loesung der _Judenfrage_ bedeutet eine Erleichterung fuer Europa und die Erloesung fuer uns. (_Der ewige Jude._) Und unser Raisonnement ist das einfachste in der Welt: Wenn das Angebot an Juden sinkt, wird die Nachfrage nach Juden steigen. Man wird uns fuer mehr wert halten. (_Rede in London._) Ich halte die _Judenfrage_ weder fuer eine soziale, noch fuer eine religioese, wenn sie sich auch noch so und anders faerbt. Sie ist eine nationale Frage, und um sie zu loesen, muessen wir sie vor allem zu einer politischen Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvoelker zu regeln sein wird. (_Der Judenstaat._) _DER JUDENHASS_ Zwei Erscheinungen fesseln unsere Aufmerksamkeit durch die Folgen, von denen sie begleitet sind: die hohe Kultur und die tiefe Barbarei unserer Zeit. Ich habe diesem Satze absichtlich eine paradox zugespitzte Form gegeben. Unter hoher Kultur verstehe ich die wunderbaren Errungenschaften der Technik, mittel deren wir die Natur unseren Zwecken dienstbar machen; unter der tiefen Barbarei verstehe ich Antisemitismus. (_A Solution of the Jewish Question._) Die Voelker, bei denen Juden wohnen, sind alle samt und sonders verschaemt oder unverschaemt Antisemiten. (_Der Judenstaat._) Die _Verfolgungen_ sind nicht mehr so boesartig wie im Mittelalter? Ja, aber unsere Empfindlichkeit ist gewachsen, so dass wir keine Verminderung der Leiden spueren. Die lange Verfolgung hat unsere Nerven ueberreizt. (_Der Judenstaat._) Das gewoehnliche Volk hat kein historisches Verstaendnis und kann keines haben. Es weiss nicht, dass die Suenden des Mittelalters jetzt an den europaeischen Voelkern heimkommen. (_Der Judenstaat._) Wir hoeren Tag fuer Tag die, wie es scheint, schwierige Frage eroertern, ob wir denn auch Menschen seien wie andere. Es gibt Leute, welche mit Entschiedenheit diese Frage verneinen, dann solche, die mit Einschraenkungen bejahen; wenige sind ohne Vorbehalt fuer uns, und das ist menschlich erklaerbar. Das "Liebe deinen Naechsten" ist nichts Alltaegliches -- haette es sonst ein derartiges Aufsehen in der Weltgeschichte erregt? (_Leroy-Beaulieu ueber den Antisemitismus._) Kischenew ist ueberall, wo Juden an Leib oder Seele gequaelt, an der Ehre gekraenkt, am Vermoegen geschaedigt werden, weil sie Juden sind. (_VI. Kongressrede._) Wie kann man sich vorstellen, dass die Leute, die uns als Nachbarn nicht dulden wollen, sich mit uns als Familienmitglieder verbinden wuerden? (_Herzl vor der Londoner Fremdenkommission._) Die Juden wollen erloest werden von der Angst vor immer wiederkehrenden Verfolgungen. Denn selbst in den Laendern, wo unsere Brueder augenblicklich nicht zu leiden haben, ist ihre Freude eine zitternde. Ich habe dafuer viele Beweise. Jeder Protest, der von solchen Gutsituierten gegen meinen Plan erhoben wird, ist ein Beweis. Sie meinen, mit Unrecht, dass ich die Duldung gefaehrde, die sie geniessen, wenn ich vom Judenstaat spreche. Und beim ersten judenfeindlichen Ruf, den irgend ein Individuum ausstoesst, fahren sie aus ihrer armseligen Ruhe auf und blicken scheu um sich: Faengt es schon an? (_Rede im Makkabaeerklub._) Als ob die _judenfeindliche_ Bewegung dadurch irgendwie alteriert wuerde, dass ihr Schlagwort wissenschaftlich bemaengelt werden kann. Das ist Gelehrtennaivitaet. (_Leroy-Beaulieu ueber den Antisemitismus._) Diese Kraft, die wir brauchen, wird uns vom Antisemitismus geliefert. (_A Solution of the Jewish Question._) Dass du ein anstaendiger Mensch bist, wird dir niemand glauben, weil du ein Jud' bist. (_Altneuland._) VON MENSCHEN UND MENSCHLICHEM__ _DIE MENSCHHEIT_ Es ist vielleicht nicht die eleganteste Gesellschaft, wenn man mit Bettlern und Hungerleidern zusammen nach dem Ziele strebt. Aber ich spreche ja nicht von der Kanzel einer Synagoge, und so mag es mir gestattet sein, zu sagen, dass wir Zionisten nicht davor zurueckschrecken, mit Bettlern und Hungerleidern zu gehen, wenn das Ziel die Gerechtigkeit ist. Vielleicht werden wir bei dieser Gelegenheit die Moeglichkeit sozialer Verbesserungen entdecken und verwirklichen, die auch den Muehseligen und Beladenen anderer Voelker zunutze kommen. Dann erst werden wir wahre Israeliten sein. (_Rede in London._) Ich glaube an das Aufsteigen der Menschen zu immer hoeheren Graden der Gesittung; nur halte ich es fuer ein verzweifelt langsames. Wollten wir warten, bis sich der Sinn auch der mittleren Menschen zur Milde abklaert, die Lessing hatte, als er Nathan den Weisen schrieb, so koennte darueber unser Leben und das unserer Soehne, Enkel und Urenkel vergehen. Erfindungen und Entdeckungen haben die Menschen nicht duemmer gemacht und auch nicht schlechter. Man vervollkommnet die Schiessgewehre, aber als man noch mit Streitaxt und Morgenstern zu Felde zog, hatte man ebensowenig die Absicht, dem Feinde das Leben zu verlaengern oder es ihm suess zu machen. (_Buch der Narrheit_) Auch um das Eisen aus dem Schosse der Erde zu holen, ist Gold erfordert worden. Schien es nicht, als waere das ein theoretischer Tausch? Eisen, etwas Wertloses, gewiss kein edles Metall! Aber der Mensch hat seine Arbeit und Gedanken dazu gegeben, und siehe, das schlechte Metall verwandelt seine Gestalt: es wird Schiene und schlingt sich als Band von Land zu Land, es wird Werkzeug und Maschine, Saeule und Traverse, es schwingt sich als Bruecke ueber den Strom und gleitet trotz seiner Schwere als Schiff ueber das duftende Meer nach neuen und alten Gestaden. (_Rede im Makkabaeerklub._) Es waere unsittlich, wenn wir einem Menschen, woher er auch komme, welchen Stammes oder Glaubens er auch sei, die Teilnahme an unseren Errungenschaften verwehren wollten. Denn wir stehen auf den Schultern anderer Kulturvoelker. (_Altneuland._) -- Uns ist nichts Menschliches fremd. Auch wir wollen an der _Besserung_ der allgemeinen Zustaende mitarbeiten, aber als Juden, nicht als unbestimmte Menschen, und was wir dann als Juden tun, das wird uns auch zur Ehre gereichen. (_Rede in der Oesterr. Union._) Eine grosse Helligkeit stroemte von der Menorah aus. Die Augen der Kinder glaenzten. Unserem Manne aber wurde das Ganze zu einem Gleichnis fuer die Entflammung der _Nation_. Erst eine Kerze, da ist es noch dunkel, und das einsame Licht sieht noch traurig aus. Dann findet es einen Gefaehrten, noch einen, noch mehr. Die Finsternis muss weichen. Bei den Jungen und Armen leuchtet es zuerst auf, dann schliessen sich die andern an, die das Recht, die Wahrheit, die Freiheit, den Fortschritt, die Menschlichkeit, die Schoenheit lieben. Wenn alle Kerzen brennen, dann muss man staunen und sich freuen ueber das getane Werk. Und kein Amt ist beglueckender als das eines Dieners am Licht. (_Die Menorah._) _DIE MENSCHEN_ Ein Zustand, wo jeder tun koennte, was er will, ist schwerlich zu ersehnen. Wenn das voruebergehende Ich voellig sich ausleben duerfte, ginge das ewige Ich darueber zugrunde. Der Einzelne muss darum gebaendigt werden. Die Freiheit als etwas Absolutes wuenschen kann nur ein Schwaermer oder ein Tor. Der Einzelne, der sich inmitten der Gesellschaft schrankenlos ausleben will, ist immer ein Verbrecher. Die verschlafenen Juristen von der Universitaet sondern das gemeine Verbrechen vom politischen. Die Ketzerrichter urteilen klarer, wenn sie auch das politische ein gemeines nennen. Vom Staate aus gesehen verschwindet naemlich der Unterschied. Und wer den Einzelnen wie die Gesamtheit mit demselben gelassenen Blick anschaut, der findet, dass alle Verbrechen politische sind. Die Gesetze sind ja bloss die Form -- die zeitweilige, besserungsfaehige, aber deutliche --, in welcher die grosse Persoenlichkeit eines Volkes die Beduerfnisse und Bedingungen ihres Daseins ausspricht. (_Palais Bourbon._) Die Menge ist bekanntlich grossmuetig und boshaft, intelligent und albern, tollkuehn und feig -- alles in demselben Augenblick -- sie weicht einem Milchkarren vorsichtig aus und geht in die Bajonette hinein, sie lacht ueber einen Witz und versteht keinen Spass, wird durch eine sentimental aufgedonnerte Phrase geruehrt und jubelt einer Grausamkeit zu. (_Philosophische Erzaehlungen._) Die Menschen naehern sich einander nicht, wenn es keinen Notstand gibt, und vielleicht haben darin alle recht. Das Gemeingefuehl, die Gemeinbuergschaft erwachen nur in den Katastrophen. (_Feuilletons_) Die Rechtlosigkeit des Einzelnen ist dem Kollektivismus und der unbeschraenkten Monarchie gemeinsam. Nur laesst der Kollektivismus etwas Unkoerperliches, Ungreifbares ueber dem Staate schweben, und darum wird er als etwas Dauerndes spaet oder nie in Erfuellung gehen. Die Massen denken niemals in Ideen und immer in Personen. Es ist aber eine der reizendsten Antinomien, dass gerade die gestaltlosen Tyrannen verhasst sind. Kommt einmal der unbestimmte Despot, so ist das Volk froh, ihn durch einen bestimmten zu ersetzen. Er muesste sonst sich selbst zuernen, sich selbst hassen, sich selbst den Untergang wuenschen wegen der Haerten, die vom Herrschen untrennbar sind. Die richtige naive Republik will einen Grossherzog an der Spitze haben. (_Feuill._) Versammlungen werden wie andere nervoese Wesen durch die Farbe einer Stimme gereizt und beschwichtigt, aufgeruehrt und bezaubert. (_P. B._) Das Moralische faengt erst spaeter an: naemlich beim Bewusstsein! Beim Ueberwinden des Instinktiven. (_Das neue Ghetto._) _ALLGEMEIN VOeLKERPSYCHOLOGISCHES_ Wissen Sie, woraus das _Deutsche Reich_ entstanden ist? Aus Traeumereien, Liedern, Phantasien und schwarz-rot-goldenen Baendern. Und in kurzer Zeit! Bismarck hat nur den Baum geschuettelt, den die Phantasten pflanzten. (_Theodor Herzl und Baron Hirsch._) Die _Schweiz_ kann einen nervoes machen! Dieses gepriesene Land, in welchem nur auf dem Fruehstueckstische Milch und Honig fliesst, besteht aus Bergen, Taelern, Fremdenfuehrern, Wasserfaellen, Hotelrechnungen, die aber hoch ueber der Meeresflaeche sind, Tell-Statuen, Gletschern, geschichtlichen Erinnerungen, umherziehenden englischen Maedchenpensionaten und anderen Reichen. Sehenswuerdigkeiten, nichts als Sehenswuerdigkeiten! Doch ist die Bevoelkerung nicht hierher zu rechnen, denn dieselbe stammt zum groessten Teil aus Amerika. Die Nichtamerikaner sind Mitglieder des Deutschen Theaters in Berlin. Lediglich zur Erzielung eines gewissen Lokalkolorits sind in passenden Zwischenraeumen auch Eingeborene aufgestellt. Diese sind mit Leichtigkeit daran zu erkennen, dass sie entweder von einem Bundesschiessen kommen oder zu einem Saengerfest mit trikoloren Stand- und Redensarten eilen. (_Buch d. N._) Der deutsche Schriftsteller hat mit ausserordentlichen Schwierigkeiten zu kaempfen, sobald er _Italien_ gruendlich beschreiben will; dieses Land ist schon viel zu sehr entdeckt. (_Buch d. N._) _Asien_ ist das diplomatische Problem des naechsten Jahrzehnts. (_II. Kongressrede._) Mein Gott, wer luegt im _Sueden_ nicht? Dort klingen Luegen nur wie Maerchen. (_P. B._) Aber mit demselben Aufwande von Lungenkraft und Grobheit, den ein Packtraeger in Aegypten macht, um einen Piaster mehr zu bekommen, koennte er in einem zivilisierten Lande mit Leichtigkeit Abgeordneter werden. Der Wert der Grobheit steigt naemlich mit der Kultur eines Volkes. (_Feuill._) Die Teilung der _Tuerkei_ wuenscht jetzt niemand, denn das wuerde den _Weltkrieg_ bedeuten. (_Der Kongress._) _DIE FRANZOSEN_ Die Franzosen boxen mit Faeusten und Fuessen, und so gebraucht Pelletan in der Debatte nebst der Logik auch die Sophistik. (_P. B._) Die Deputierten haben natuerlich, wie alle Franzosen, eine Lust am Reden. Nirgends steht das gesprochene Wort in solchem Ansehen, wie in diesem Lande. Darum gibt es nirgends so viele und so gute Plauderer, Deklamatoren, Vorleser, Zahnbrecher und Volksredner, wie hier. (_P. B._) Seit Freycinet ist kein so grosser mittelmaessiger Mensch aufgetaucht, wie Herr Raimond Poincare. Sein Name wird noch auf vielen Ministerlisten stehen, und zwar an der Spitze. (_P. B._) In London bleiben die Leute stehen, wenn sie Ball spielen sehen; in Paris, wenn sie reden hoeren. (_P. B._) In _Frankreich_ ist entweder die Bronze billig oder die grossen Maenner sind es. (_Buch d. N._) _DIE ENGLAeNDER_ Das macht ja die Groesse _Englands_ aus, dass es diese beiden Kraefte gluecklich benuetzt: im Innern den starren, konservativen Juristengeist und nach aussen die bewegliche Abenteuerlust des kaufmaennischen Geistes. (_P. B._) Wer es nicht schon wuesste, dass die Englaender das herrschende Kulturvolk unseres Zeitalters sind, der wuerde es auf einem Rennfelde erfahren. (_Feuill._) Wenn man die Wahl haette, in welcher Sprache man schreiben moechte, um den treuesten und groessten Leserkreis zu haben, um Macht auf die Gemueter auszuueben und eine Spur zu hinterlassen, muesste man sich fuer das Englische entscheiden. Franzoesisch klingt ja auch weit, aber die Franzosen haben kein Gedaechtnis fuer den gestrigen Tag ihrer Literatur. (_Feuill._) Die Englaender haben recht das Stachelige und Gemuetliche des Mark Twain. Sein Humor ist etwas Ungeheures, Gewaltsames, Umwerfendes. Wahre Bloecke der Lustigkeit, fuer ein Volk berechnet, das nicht laechelt. Wenn sich der Mann englischer Zunge zum Lachen entschliesst, will er gleich ausgiebig lachen, auf einmal, ordentlich und dass es kracht. (_Feuill._) Englisch ist namentlich der Ausbau der koerperlichen Uebung nach der Seite des Geldgewinnes hin. Auf das Spiel ist noch die Wette gepfropft. (_Feuill._) Einem Englaender waere es in der Tat unerfindlich, wie man einen Menschen in seiner Freiheit, in der Pflege seines Glaubens, seiner Sprache oder Tradition behindern koennte. Und so begibt es sich, dass ein Volk, welches das Glueck hat, von England unterjocht zu werden, eine Freiheit geniessen lernt, von der es vorher keine Ahnung hatte. (_Feuill._) _POLITIK UND REGIERUNGEN_ Wie eben Geschichte wird, ziellos und wahllos. Dabei muss der geschichtliche Sinn denen anfliegen, die sich ein wenig Rechenschaft geben oder auch nur manchmal aus ihrem Daemmern auffahren. Freilich kommen sogar mehrere zur Regierung und verlassen sie, ohne nachgedacht zu haben. Die werden auf die Ministerbank geschwemmt, wie Austern auf eine Bank, und verharren da mit dem Geistesleben einer Auster, bis man sie abkratzt. (_P. B._) Ein Regierungsmensch muss von dem Grundsatze ausgehen: das Widrige, das ich nicht ganz verhindern kann, lasse ich unbehelligt laufen; dann wird es sich verlaufen . . . Aber diese halb gefesselten Gedanken sind gefaehrlich. Denn sie zeigen die oeffentliche Gewalt von zwei bedenklichen Seiten: in ihrer Grausamkeit, in ihrer Ohnmacht. (_P. B._) Die Regierungen lernen nie aus den Fehlern ihrer Vorgaenger. Sie wissen noch immer nicht, dass ein Verbot der Eingang zum Ruhme ist. (_P. B._) Der Schacher mit dem Einfluss ist durchaus nichts Neues oder Republikanisches oder Parlamentarisches, Was waren denn die Salons des ancien regime, was war der Hof? Winkelboersen und Clearing-House fuer den Machthandel. (_P. B._) Was waere das Volk fuer ein mangelhafter Souveraen -- wenn es naemlich ueberhaupt einer waere. Es raubt denen das Ansehen, die es hinaufhebt. (_P. B._) Ich weiss so gut, wie ein anderer, dass der hohe Zweck der _Demokratie_ ist, das Ueberragen Einzelner zum Wohle der Gesamtheit zu zerstoeren. (_P. B._) Mit ihrem Neid und ihrer Undankbarkeit leidet die Demokratie keine Groessen. (_P. B._) Die Konsequenz ist nun in der Politik ein aehnlich hergerichteter Begriff wie "Treu und Glauben" im Handelsrecht; es steckt auch ebensoviel dahinter. (_P. B._) In allen Parlamenten der Welt ist ja keiner, der auf dem Wege von der Opposition zur Regierung nicht ein wenig mit seiner Vergangenheit gebrochen haette. (_P. B._) _NATIONALSOZIALES_ Ich denke mir eine weisse _Fahne_ mit sieben goldenen Sternen. Das weisse Feld bedeutet das neue, reine Leben; die Sterne sind die sieben goldenen Stunden unseres Arbeitstages. Denn im Zeichen der Arbeit gehen die Juden in das neue Land. (_Der Judenstaat._) Der Reichtum eines Landes sind seine arbeitenden Menschen. (_Altneuland._) Der _Normalarbeitstag_ ist der Siebenstundentag! (_Der Judenstaat._) Einzelne vorgeschrittene Sozialpolitiker behaupten sogar, dass der Fuenfstundentag vollkommen ausreichen wuerde. Die Society of Jews und die Jewish Company werden ja darin reiche neue Erfahrungen sammeln -- die den uebrigen Voelkern der Erde auch zugute kommen werden -- und wenn sich zeigt, dass der Siebenstundentag praktisch moeglich ist, so wird ihn unser kuenftiger Staat als gesetzlichen Normaltag einfuehren. (_Der Judenstaat._) Die Hereinziehung nichtjuedischer _Arbeitssklaven_ ins Land wird die Society zu vereiteln wissen durch eine gewisse Boykottierung widerspenstiger Industrieller, durch Verkehrserschwerungen und dergleichen. Man wird also die Siebenstundentaegler nehmen muessen. So naehern wir uns beinahe zwanglos dem Normaltage von sieben Stunden. (_Der Judenstaat._) _Schwangere_ Frauen sind von jeder Arbeit befreit und werden vom Truck reichlicher genaehrt. Denn wir brauchen in der Zukunft starke Geschlechter. (_Der Judenstaat._) Die Beamten werden _Ehe-_ und _Kinder_zulagen haben. Wir brauchen Leute, alle, die da sind und alle, die nachkommen. (_Der Judenstaat._) In neuen Kulturen _heiratet_ man _frueh_. Das kann der allgemeinen Sittlichkeit nur zustatten kommen, und wir erhalten kraeftigen Nachwuchs, nicht jene schwachen Kinder spaetverheirateter Vaeter, die zuerst ihre Energie im Lebenskampf abgenuetzt haben. (_Der Judenstaat._) Niemand braucht mehr aus Not zum Verbrechen zu schreiten, wenn er _arbeiten_ will. Aus Hunger duerfen keine Selbstmorde mehr begangen werden. Diese sind ja ohnehin eines der aergsten Schandmale einer Kultur, wo vom Tische der Reichen den Hunden Leckerbissen hingeworfen werden. (_Der Judenstaat._) Wir haben unsere Gesellschaft gleichsam ohne erbliche Belastung eingerichtet. (_Altneuland._) Bei uns im Zukunftsstaat Altneuland aber werden die Kinder fuer die Geschaefte der Vaeter nicht belohnt und nicht bestraft. Fuer jede neue Generation stellen wir wieder den Anfang der Dinge her. Darum sind saemtliche Schulen von der Elementarschule bis zur Zions-Universitaet unentgeltlich, und die Schueler muessen bis zur Reifepruefung in der Mittelschule die gleiche einfache Kleidung tragen. Wir glauben naemlich nicht, dass es moralisch gut ist, wenn Rang oder Reichtum der Eltern die Kinder in der Schule unterscheidet. Das verdirbt alle. Die Kinder der Vornehmen werden hochmuetig und faul, die Kinder der anderen werden frueh verbittert. (_Altneuland._) Aus der tiefen Not entstehen Krankheiten und sittliche Verwahrlosung, und die verduesterten Gemueter werden ein Naehrboden fuer alle aeussersten Umsturzgedanken. In der gesunden Arbeit auf einer geliebten Erde, glauben wir, ist das Heil zu finden. Die Arbeit soll unserem Volke das morgige Brot verschaffen und auch die Ehre von morgen, die Freiheit von morgen. (_III. Kongressrede._) _DIE SOZIALE FRAGE_ Die soziale Frage ist ein Ergebnis von Maschinen, die frueher nicht da waren. Vor der Dampfzeit waren Eigentum und Arbeit vereinigt. Jetzt sind sie geschieden. Auf der einen Seite Eigentum ohne Arbeit, auf der andern Arbeit ohne Eigentum an den Arbeitsmitteln. Die Maschine bekommt Sklaven. Das Weib wird dem haeuslichen Herde, die Mutter den Kindern entrissen. Dann macht man die Kinder zu Konkurrenten der Eltern. Dabei wird das Menschenmaterial verschwendet und verdorben. (_P. B._) Der Dampf hat die Menschen um die Maschinen herum in den Fabriken versammelt, wo sie aneinander gedrueckt sind und durcheinander ungluecklich werden. Die _Produktion_ ist eine ungeheure, wahllose, planlose, fuehrt jeden Augenblick zu schweren Krisen, durch die mit den Unternehmern auch die Arbeiter zugrunde gehen. Der Dampf hat die Menschen aneinandergepresst, die Anwendung der Elektrizitaet wird sie vermutlich wieder auseinander streuen und vielleicht in gluecklichere Arbeitszustaende bringen. (_Der Judenstaat._) Aus unserer Natur entsteht ja alles Uebel. Nachdem wir eine neue Einrichtung gefunden haben, verderben wir sie zunaechst. Dann entdecken wir, dass wir damit unsere Entwickelung gefaehrden und schwingen uns zu einer hoeheren Einrichtung auf, die allmaehlich auch verdorben wird. Und so, so geht es langsam aufwaerts. (_P. B._) Es braucht oft tausend Jahre, bis die Menschheit mit all ihren Weisen und Starken das begreift, was man einem kleinen Kinde in zwei Minuten erklaeren kann. (_Feuill._) -- -- -- Das Recht ist wie ein graues Eisen, Und das Erbarmen soll darauf die Farben Hinspielen als der Sonnenstrahl. (_Die Glosse._) _ELEND UND SOZIALE TEILNAHME_ Man wird von der Arbeit muede wie vom Muessiggang, wenn auch viel spaeter. (_Buch d. N._) Das Erwerben muss auch einmal ein Ende nehmen, damit man sich des Erworbenen freue. (_Buch d. N._) Den Hungrigen gehoert die Welt. (_Altneuland._) Vielleicht sind die Hungrigen geistreicher als die Satten. (_P. B._) Es gibt Gegenden auf dem allgemeinen Schlachtfelde, wo nicht nur die Schwachen, sondern auch die uebrigen zugrunde gehen. Alle! Es gibt Grade des Elendes, die nicht mehr produktiv sind. (_Feuill._) Manche wurden aus Not Journalisten und handelten mit oeffentlicher Meinung. Noch andere tummelten sich in Volksversammlungen herum, hausierten mit wertlosen Schlagworten. (_Altneuland._) Aus dem, was man nicht hat, erwaechst die Ueberzeugung. (_Feuill._) Es gibt so viele Existenzen, die nur durch Schmerzen bunt werden. (_Feuill._) Wer um Gnade flehen will, muss sich dazu eines Nebelhornes bedienen, und um das Herz der Menschen zu erweichen, braucht man wohl einen grossen Hammer, tausend Zentner schwer, und der muss unaufhoerlich niederfallen. (_Feuill._) Aber es ist doch wunderbar, wie objektiv man die Ueberschwemmungen betrachtet, wenn man ueber dem hoechsten Wasserstande wohnt. Die Psychologie des Geborgenen waere ein huebsches Kapital zur Menschenkunde. Weit vom Ziel ist gut vorm Schuss, sagt unser vortrefflicher Freund, das Sprichwort. Und wenn man nun nach Mitteln suchte, um in den Geborgenen hoehere Grade der Teilnahme hervorzurufen, man faende wohl nur dieses: ihnen die Fuesse ins Wasser einzutauchen. Sie wuerden alles gleich viel besser verstehen. (_Feuill._) Einen Menschen, dem es schlecht geht, erkennen die wenigsten . . . auf einmal sind alle kurzsichtig. (_Das neue Ghetto._) Wer in einem warmen Zimmer sitzt, muss ein Dichter sein, wenn er sich Frostbeulen vorstellen soll. (_Rede in Wien._) _DIE UTOPIE_ Es waere ja keine Schande, eine menschenfreundliche Utopie geschrieben zu haben. (_Der Judenstaat._) Als die Eisenbahnzeit ueber Europa kam, gab es Praktiker, welche den Bau gewisser Linien fuer toericht erklaerten, "weil dort nicht einmal die Postkutsche genug Passagiere habe". Man wusste damals die Wahrheit noch nicht, die uns heute als eine kindlich einfache vorkommt: dass nicht die Reisenden die Bahn hervorrufen, sondern umgekehrt die Bahn die Reisenden hervorruft, wobei freilich das schlummernde Beduerfnis vorausgesetzt werden muss. (_Der Judenstaat._) Das liegt freilich in der Zukunft, wie die Entwicklung des Bahnverkehrs fuer die Menschen der dreissiger Jahre in der Zukunft lag. Die Eisenbahnen wurden dennoch gebaut. Man ist gluecklicherweise ueber die Bedenken von Praktikern der Postkutsche hinweggegangen. (_Der Judenstaat._) Schon scheint das Wort "_unmoeglich_" aus der Sprache der Technik verschwunden zu sein. Kaeme ein Mann des vorigen Jahrhunderts wieder, er faende unser ganzes Leben voll unbegreiflicher Zaubereien. (_Der Judenstaat._) Was im Kleinen unzweckmaessig oder undurchfuehrbar ist, muss es noch nicht im ganzen sein. Ein kleines _Unternehmen_ kann unter denselben Bedingungen Verlust bringen, unter denen sich ein grosses rentiert. Ein Bach ist nicht einmal mit Kaehnen schiffbar; der Fluss, in den er sich ergiesst, traegt stattliche eiserne Fahrzeuge. Jeder Finanzminister rechnet in seinem Staatsvorschlage mit zukuenftigen Ziffern und nicht nur mit solchen, die er aus dem Durchschnitt frueherer Jahre oder aus anderen vergangenen und in anderen Staaten vorkommenden Ertraegen konstruiert, sondern auch mit praezedenzlosen Ziffern, beispielsweise bei Einfuehrung einer neuen Steuer. Man muss nie ein Budget angesehen haben, um das nicht zu wissen. Wird man darum einen Finanzgesetzentwurf fuer eine Utopie halten, selbst wenn man weiss, dass der Voranschlag nie ganz genau eingehalten werden kann? (_Der Judenstaat._) Von unseren Gegnern wird behauptet, es gaebe unuebersteigbare politische Hindernisse, aber das laesst sich auch vom kleinsten Hindernis sagen, wenn man keine Lust hat, es zu uebersteigen. (_V. Kongressrede._) Traum ist von Tat nicht so verschieden, wie mancher glaubt. Alles Tun der Menschen war vorher Traum und wird spaeter zum Traume. (_Altneuland._) Wenn ihr aber nicht wollt, so ist und bleibt es ein Maerchen. (_Altneuland._) Nicht jeder, der gegen Windmuehlen kaempft, ist ein Don Quixote. (_Buch d. N._) _ZUKUNFT_ Hat nicht er selbst, der grosse Pessimist, Schopenhauer, sich immer an seine kommende Gemeinde gewendet? Auch er glaubte also ueber die Verneinung hinweg an das Zukuenftige. Dieses ist das Einzige, wovon man nicht enttaeuscht wird. (_Phil. Erz._) Der Weg in die Zukunft muss durch das Elend fuehren. (_Feuill._) Wer die _Zukunft_ vorbereitet, muss ueber die Gegenwart hinwegblicken koennen. (_Phil. Erz._) Wenn ich an die Stelle eines alten Baues einen neuen setzen will, muss ich zuerst demolieren und dann konstruieren. (_Der Judenstaat._) Es weht ein Fruehling aus den alten Werken, Die unsern Geist und unsern Willen staerken. Die alte Zeit ersteht in neuen Bauten. (_Die Glosse._) Es gibt eine Pflicht der Intellektuellen, wie es in alten Zeiten ein Noblesse oblige! gab. Es ist die Pflicht, an der Erhoehung des Menschengeschlechtes mitzuwirken, jeder nach seiner Kraft und Einsicht. (_Altneuland._) . . . Sie vergessen, dass wir in kuenftigen Zustaenden leben, denn das Heute ist die Zukunft von Gestern. (_Altneuland._) Neue Formeln koennen nicht oft genug ausgesprochen werden. (_Die Aufgaben der Bank._) Wer begehrt, ist jung. (_P. B._) Die Armut erhaelt lange jung. Was ist Jugend anderes, als ein Lechzen, eine immerwaehrende Begierde? Beim Haben beginnt die Verdrossenheit, das Alter. (_Feuill._) _WEISHEIT_ Ein Philosoph muss schweigen, ein _Politiker_ reden koennen. (_Leroy-Beaulieu ueber den Antisemitismus._) Jede Zeit hat ihre Weisheit, ihre Weisen. (_M. C. Montefiores Ansichten._) Wer hat nicht, selbst im guten Glauben, die gleichen Dinge einmal weiss und einmal schwarz geschildert? Jeder Tag hat seine Beleuchtung. (_P. B._) Ohne Trost und haltlos und feige sind nur diejenigen, die noch nicht weise und nicht mehr glaeubig sind. (_Feuill._) Jedes Tagebuch enthaelt eine Pose. (_Feuill._) Denn in dieser niederen Welt (und besonders in Vocance, wo kein Wirtshaus ist) haengen unsere besten Entschluesse von den Umstaenden ab. (_P. B._) Das Sprichwort ist das anonyme Bekenntnis der Menschen. (_Feuill._) Ankuendigung ist alles. Man muss das Publikum so lange mit der Anpreisung einer Sache belaestigen, bis es an sie glaubt. (_Feuill._) Esprit de conduit hat eigentlich viel Aehnlichkeit mit dem esprit de l'escalier. Auf der Treppe beim Weggehen sind wir ja alle in der Regel viel gescheiter, als im richtigen Augenblick. (_Feuill._) Wer auf den Tag lauert, der verpasst die Zeit. (_P. B._) Die _Torheit_ ist die ewige Jugend des menschlichen Geschlechts. Aber wenn dich dein Tatendrang schon nicht ruhen laesst und du um jeden Preis die Tueren einrennen willst, so suche dir zu diesem Zweck wenigstens die offenen aus. (_Buch d. N._) Wenn man sich in einen Konflikt einlaesst, huete man sich lediglich davor, der Schwaechere zu sein. (_Buch d. N._) Auf nichts blicken wir hochmuetiger herab als auf das, was wir nicht verstehen. (_Buch d. N._) _LEBEN_ Von einer Wartestelle der Omnibuswagen laesst sich mehr Philosophie holen, als aus manchem dicken Buch. (_Feuill._) Mit jeder unerzwungenen Handlung suchen wir eine persoenliche Befriedigung, wenn wir nicht wahnsinnig oder heilig sind. (_P. B._) Die einfoermige Arbeit modelt den Menschen, der sie betreibt. (_P. B._) Denn zur _Menschenkunst_ gelangen wir niemals durch die Buecher; wenn wir sie uns aneignen, geschieht es nur im Erleben und auf dem ebensowohl kostspieligeren als auch schmerzlicheren Wege der Erfahrung. (_Feuill._) Die tausend Jahre alten Abgedroschenheiten des Lebens sind unendlich interessant, sobald sie uns selber widerfahren. (_Phil. Erz._) Fuer jeden Raufbold kommt ein Tag, wo er vom breiten Stein in die Gosse gestossen wird. Seine Methode wird auf ihn selber angewendet. Er kann dagegen nicht viel einwenden. Oder sieht er spaet ein, dass seine Methode nicht die rechte war? (_P. B._) Wir vergessen das Leben nicht minder als den Tod. So fremd werden uns die Stufen einer Entwickelung, die wir am eigenen Leibe und Geiste durchgemacht haben. (_Feuill._) Denn um das Leben zu ertragen, brauchen die Intelligenten einen Gedanken und die Einfaeltigen ein Gefuehl. (_Feuill._) Das Leben ist schoen -- nur muss einem etwas dazu fehlen. (_Phil. Erz._) _LIEBE UND HASS_ Die Liebe beruht im wesentlichen auf der mangelhaften Kenntnis der Fehler des angebeteten Gegenstandes, das lehrt die Erfahrung. (_Feuill._) Keinen groesseren Gegensatz gibt es im Staate, als den zwischen Landmenschen und Stadtmenschen, und wir hassen gerne dasjenige, was wir nicht verstehen. (_Feuill._) In dem Augenblicke, wo die Frauenemanzipation durchgefuehrt ist, wird sich die Liebe auf das Mass des unumgaenglich Notwendigen herabmindern. Die ganze Stellung der Geschlechter zueinander wird verschoben werden. (_Feuill._) Die Arbeit wird schlecht erklaert, und der Zwang laesst sie viel haesslicher erscheinen, als sie ist. Arbeit ist der angenehmste Zeitvertreib auf der Welt, und nur die Liebe liesse sich mit ihr vergleichen, wenn die Liebe Dauer haette. (_Feuill._) Mein Schwert im Wind. Hinaus in alle Weiten! Die Lieb' am Sattelknopf, so will ich reiten -- So jag' ich querfeldein nach meinem Glueck. (_Die Glosse._) _VON UNSERN LIEBEN NAeCHSTEN_ Am leichtesten ertragen wir diejenigen Ungerechtigkeiten des _Lebens_, die anderen widerfahren. (_Buch d. N._) Dem, der uns _verdraengt_ hat, vermoegen wir alles zu verzeihen, nur seine Vorzuege nicht. (_Buch d. N._) Das ist das wunderbare Raetsel der Achtung: um ihrer teilhaftig zu werden, muss man ein Fremder sein. Durch nichts sinkt man derartig im _Ansehen_ der Leute wie durch den taeglichen Verkehr mit ihnen. (_Buch d. N._) Einzelne schlecht gelaunte Moralisten behaupten, dass es keine hilfsbereiten _Freunde_ gaebe. O doch! Es gibt viele Leute, die einem helfen, wenn man sie nicht mehr braucht. (_Buch d. N._) Dieser Mann war zu aufrichtig, um _Freunde_, zu anstaendig, um Feinde zu haben. Man schwieg ihn also tot. (_Buch d. N._) Der _Goenner_ betrachtet deine Misserfolge als die deinigen, deine Erfolge als die seinigen. (_Buch d. N._) Wir haben miteinander unsere besten Studien gemacht. Das knuepft Menschen aneinander. (_Buch d. N._) Freunde schaden nicht immer. (_Buch d. N._) Ueber Verlobungen lacht man im Theater immer herzlich, weil die _Schadenfreude_ uns allen angeboren ist. (_Buch d. N._) Von einem Scheidenden: -- Durch die Tuer, die sich hinter ihm schliesst, wird die Erinnerung eintreten. (_Die Causa Hirschkorn._) _FRAUEN UND KINDER_ Fuer den Ton in einer Gesellschaft sind immer die _Frauen_ verantwortlich. (_Phil. Erz._) Nichts ist den Frauen lieber, als wenn ihre Ueberlegenheit recht deutlich hervortritt. (_Feuill._) So wahr ist es, dass eine Mutter, auch wenn sie schon ganz schwach und hilflos ist, noch immer die Kraft hat, ihres Kindes Glueck zu schaffen. (_Altneuland._) Die Kindheit unserer _Kinder_ ist wie Musik, die verschwebt und vorbei ist, ehe wir uns darauf besonnen haben, dass es etwas unendliches Suesses war. (_Feuill._) Die _Kinder_ sind unsere groessten Lehrmeister. (_Phil. Erz._) Was einer mit seinen _Kindern_ durchmacht, Schweres und Geringes, das machen alle durch. Er braucht es nur einfach, wie es gekommen, zu sagen, und er spricht allen Menschen aus der tiefsten Seele, als ob er ein Dichter waere. So wird unser Dasein durch sie inniger. Was sind das fuer arme Leute, die keine Kinder haben! (_Feuill._) Schonungslos sind wir nur gegen die Nahestehenden. (_Der Fluechtling._) Die Kinder werden manchmal von ihren Eltern erzogen, die Eltern immer von ihren Kindern. Die junge Frau wird durch ihr Kind zur Mutter. (_Buch d. N._) _POESIE UND KUNST_ Das ist ja die Poesie: was darein gelegt wird. Fuer den Montblanc genuegt ein Farbendruck, und seit gar bunt photographiert wird, hat das eigene Auge nichts mehr zu suchen beim Allzugrossen. Aber Corot malt zwischen zwei Baeumen am Weiher die ganze Welt. (_P. B._) Ein _Kuenstler_ ist immer ein Egoist. Sich will er hervortun, sich will er hervordichten, sich hervormalen, sich hervorsingen. (_Feuill._) Ein Arzt koennte sagen: die Dichtung ist das psychische Aequivalent der Liebe. (_Feuill._) Los von der alten Kunst! hiess es, und das leuchtete sofort vielen ein, insbesondere denjenigen, welche die alte Kunst ueberhaupt nicht gekannt hatten. Worin die neue besteht, habe ich nicht herausgefunden. Nur wenn ich die Zuschauer von irgendeinem haesslichen, verzerrten und sinnlosen Werk in Verzueckung stehen sah, dachte ich mir im stillen: Das ist wahrscheinlich Sezession. Denn dass ein Kuenstler nur seinen eigenen Traum bilden solle und nicht den seiner Vorgaenger, das ist so selbstverstaendlich, dass man dafuer keine Kampfrufe und Parteinamen braucht. (_Feuill._) Poesie und Weisheit beginnen, glaube ich, dort, wo man darauf verzichtet, sie schriftlich festzuhalten. (_Feuill._) Immer ist die Sehnsucht in den Werken der Kunst, ja vielleicht ist die Kunst ueberhaupt nichts anderes als Sehnsucht, die gestaltet wird. Sie schafft sich das Unerreichbare, und dieses ist das Einzige, was wert ist, verlangt zu werden. (_Feuill._) Es dauert sehr lange, bis eine _Melodie_ die Welt erobert. Hat sie sich aber endlich in alle Herzen hinein gesungen, dann ist es auch um sie geschehen; sie ist alt, sie stirbt. (_Buch d. N._) Ein _Schriftsteller_ erhaelt erst dann die meisten Gesuche um Autogramme, wenn er nicht mehr schreiben kann; ich meine: nichts Rechtes. (_Buch d. N._) Jedes _Kunstwerk_ ist eine Offenbarung -- des Koennens oder des Nichtkoennens. (_Buch d. N._) _VOM THEATER_ Es gibt eine machtvollere, ja eine einzige machtvollste Art der _Antikritik:_ die ist das naechste Stueck. (_Buch d. N._) Wenn ein _Stueck_ durchdringt, behauptet sein Verfasser nie, dass diese Tatsache auf die Verstaendnislosigkeit und Urteilsroheit der "Menge" zurueckzufuehren sei. Wie kommt das? (_Buch d. N._) Das Stueck hatte es dringend noetig, verboten zu werden. Es waere sonst durchgefallen. (_P. B._) Der Realist will das Publikum ohrfeigen, der Idealist will dasselbe berauschen. Manche Leute ziehen einen Rausch einer Ohrfeige vor. (_Buch d. N._) Das Publikum laesst sich nur von beruehmten Leuten langweilen. (_Buch d. N._) Interessant ist nur das, was hinter den Kulissen _gespielt_ wird. (_Buch d. N._) Der kuerzeste Weg zum Direktor fuehrt ueber die Hintertreppe. Wenn jemand das Betreten dieses Pfades missbilligt, so besorgt er sicherlich, dass man ihm einmal da begegnen koennte. (_Buch d. N._) Der Direktor einer Schmiere ist immer zu sprechen und zuweilen laesst er sogar mit sich reden. (_Buch d. N._) Grabschrift fuer einen Claqueur: Der Vorteil liegt auf der Hand. (_Buch d. N._) _Komiker_ verstehen keinen Spass. (_Buch d. N._) _GELD_ Am Anfang war nicht das Geld, am Anfang war die Idee. Zu verkaufen ist ja eigentlich alles in der Welt -- nur der Preis ist nicht immer zu erschwingen. (_Altneuland._) Kapital ist angesammelte Energie und folglich wie andere Akkumulatoren fuer nuetzliche Arbeit verwendbar. (_Feuill._) Das Geld ist eine gute, schoene Sache. Die Menschen haben es nur verdorben. (_Altneuland._) Der Parvenu hat ein Beduerfnis, sich beglaubigen zu lassen, dass er eben angelangt ist, und er meint, er muesse zur Bescheinigung die haben, die schon frueher oben waren. Daran haben alle Satiren der Dichter und alle Revolutionen nichts geaendert. (_Feuill._) Spielwut und Sparwut sind nur verschiedene Grade derselben Passion. _GROeSSE_ Die Einzigen waren vermutlich nicht so selten, wie man nach der Geschichte glauben muesste. Es hat in den Jahrtausenden wohl manchen Caesar gegeben, der nie dazu kam, seinen gallischen Krieg zu fuehren und zu beschreiben. Nur Zeit, Ort, Umstaende lieferten selten das Zusammentreffen von Bedingungen, das fuer die Erscheinung der grossen Person nicht minder wichtig ist, als deren Charakter. (_Feuill._) Geistesriesen -- ganz abgesehen von ihrer praktischen Unvernunft -- sind dem Volke so fremd, wie das Volk ihnen. (_P. B._) Ueber Lakaien herrschen, welch ein geringer Traum! Nein, maechtig ist, wer den Herren gebietet. (_P. B._) Wenn der Starke grossmuetig ist, wo ist das Verdienst? Aber der Schwache! Da wird's ruehmlich. (_Das neue Ghetto._) Zur Groesse fehlt dem _Helden_ Ihres Maerchens nur Eins: das Verzeihen. (_Phil. Erz._) Der Dichterruhm kann von einigen entschlossenen Leuten angefertigt werden. Oft nehmen sie sich dazu ein unterwuerfig und talentlos aussehendes Individuum und machen es gewaltsam gross in den Augen der Menge. Diese glaubt darauf, sie wird betaeubt, sie muss. Dann kommen wieder andere und reissen den Hinaufgerissenen herunter. Darueber freut sich die Menge erst recht. (_Feuill._) Es gibt nur eine Art, vornehm zu sein: die besteht darin, dass man viel von sich selbst verlangt und nicht das mindeste Gewicht darauf legt, ob die andern das anerkennen oder auch nur sehen. (_Feuill._) Die Unsterblichkeit muss wahrhaftig ein hoechst angenehmes Gefuehl sein; besonders solange man noch lebt. (_P. B._) Grosse Troester wird die Menschheit immer brauchen! Solange sie leben, nennt man sie Narren, Tagediebe, und wenn sie aufgehoert haben, in beleidigender Groesse unter uns _herumzuwandeln_, nennt man sie _Genies_. (_Buch d. N._) _VOM ALLTAG_ Jedes _Werk_ hat Fehler, die nur sein Erzeuger kennt; jeder Reichtum hat Luecken, die nur sein Besitzer sieht. (_Buch d. N._) Man gratuliert zu einem Erfolg! Wie ueberfluessig. Der Erfolg ist ja schon die Freude, die nicht mehr uebertroffen werden kann. (_Buch d. N._) Die wartenden Besucher sind in der nuetzlichsten Weise gedemuetigt, es macht sie muerbe und klein. (_P. B._) Das Harren demoralisiert. (_P. B._) Furcht macht Spalier. (_Buch d. N._) Kleider sagen immer etwas. (_P. B._) Der Haendedruck nach der Mensur ist vielleicht das Maennlichste an der ganzen Fechterei. (_Die Millionen der Ica._) Es gibt mehr Appetit als Huehner auf der Erde. (_P. B._) In dieser von Vernunft verpesteten Welt kommt auf hundert Konvenienz _heiraten_ bloss _ein_ Selbstmord. (_Buch d. N._) Der Bach sieht weniger grossartig aus, wenn keine Steine da sind, ueber die er hinweg muss. (_P. B._) Wer blossfuessig geht, hat auf den Sohlen eine dicke Haut. (_Das neue Ghetto._) _GOTT UND VERGAeNGLICHES_ Die Bibel hat an Moses nichts verschoent. (_Herzl 1897 bei_ _Kellner_.) An einem frischen Grabe sollte man nur weinen und schweigen. Die Schwachen moegen sich in Traenen Luft machen, die Starken werden durch ihr Schweigen das Erhabene gruessen. (_Feuill._) Unsere verschiedenen Vorstellungen von _Gott_, ob sie die Weite Spinozas haben oder als suesse kleine Abbreviatur im Abendgebet eines kleinen Kindes gelallt werden, bedeuten ja im Grunde wahrscheinlich alle dasselbe. (_P. B._) Gott zerbricht die Werkzeuge, deren er sich bedient hat. (_n._ _A. Friedemann._) Die Sehnsucht macht den Messias. (_Altneuland._) Was ist die Erkenntnis wert, die mit mir endigt? Und ich will mich vermessen, mit dem Unendlichen zu verkehren? Ich muss die Erkenntnis ueber mich hinaus verlegen, in mein Geschlecht. In meinen Kindern rede ich heiter mit dem Ewigen. (_P. B._) _Der Verlag B. Harz, Berlin, hat fuer die in seinen Verlag uebergegangenen nichtzionistischen Schriften Herzls den Abdruck der Zitate freundlichst gestattet._ In dieser Sammlung sind Zitate aus folgenden Werken wiedergegeben: Die Causa Hirschkorn, Lustspiel in einem Akt, als Manuskript gedruckt. Wien, im Selbstverlag, 1882. Der Fluechtling, Lustspiel, Reclam-Univ.-Bibl. 1887. Die Glosse, Lustspiel. Buch der Narrheit, Leipzig 1888 [Buch d. N.]. Das Palais Bourbon, Bilder aus d. franz. Parlament, Leipzig 1895 [P. B.]. Das neue Ghetto, Schauspiel, 1896. Der Judenstaat, Versuche moderner Loesung der Judenfrage, 1896. Philosophische Erzaehlungen, Berlin 1900. Altneuland, Roman, 1903. Feuilletons, Berlin 1911. Herzls Zionistische Schriften. Das Leben Theodor Herzls von Adolf Friedemann. Theodor Herzl von Dr. Osias Thon. Zionistisches Zentralbuero Berlin. Die Welt. Theodor Herzls Lehrjahre von Leon Kellner. Wien 1920. INHALT VON ZION__ ...................................................... 7 Das Volk ...................................................... 9 Die Nation .................................................... 11 Staatsbuergertum .............................................. 13 Judenpolitik .................................................. 14 Der Zionismus ................................................. 15 Von der Idee .................................................. 18 Mittel und Wege ............................................... 21 Der Auszug .................................................... 23 Die Wanderung ................................................. 25 Kolonisation .................................................. 27 Das gelobte Land .............................................. 29 Der Judenstaat ................................................ 31 Der Fuehrer ................................................... 34 Persoenliches ................................................. 35 VOM GOLUS__ ..................................................... 39 Die Assimilation .............................................. 41 Mauschel ...................................................... 43 Der Kampf gegen den Zionismus ................................. 45 Wohltaetigkeit ................................................ 47 Das Leben im Golus ............................................ 49 Judennot ...................................................... 52 Der Untergang der Westjuden ................................... 55 Judenfrage .................................................... 56 Der Judenhass ................................................. 57 VON MENSCHEN UND MENSCHLICHEM__ ................................. 61 Die Menschheit ................................................ 63 Die Menschen .................................................. 65 Allgemein Voelkerpsychologisches .............................. 67 Die Franzosen ................................................. 69 Die Englaender ................................................ 69 Politik und Regierungen ....................................... 71 Nationalsoziales .............................................. 72 Die soziale Frage ............................................. 75 Elend und soziale Teilnahme ................................... 76 Die Utopie .................................................... 78 Zukunft ....................................................... 80 Weisheit ...................................................... 81 Leben ......................................................... 83 Liebe und Hass ................................................ 84 Von unsern lieben Naechsten ................................... 85 Frauen und Kinder ............................................. 86 Poesie und Kunst .............................................. 87 Vom Theater ................................................... 89 Geld .......................................................... 90 Groesse ....................................................... 91 Vom Alltag .................................................... 92 Gott und Vergaengliches ....................................... 93 Anmerkungen zur Transkription Die folgenden Druckfehler wurden korrigiert: - *S. 6, Z. 4*: Dennnun brachen Sorge --> Denn nun brachen Sorge - *S. 17, Z. 6*: Fremdenkomission --> Fremdenkommission - *S. 36, Z. 4*: Tagebuch vom 16. 6. 1895. --> Tagebuch vom 16.6.1895. - *S. 34, Z. 3 v. u.*: das Werk zu foerden --> das Werk zu foerdern - *S. 72, Z. 6 v. u.*: im Zeichen dar Arbeit --> im Zeichen der Arbeit - *S. 79, Z. 11*: traegt staatliche eiserne Fahrzeuge --> traegt stattliche eiserne Fahrzeuge - *S. 89, Z. 9* ja eine eine machtvollste --> ja eine einzige machtvollste - *S. 95, Z. 10*: [Buch d. N.] --> [Buch d. N.]. *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK HERZL-WORTE *** A Word from Project Gutenberg We will update this book if we find any errors. This book can be found under: http://www.gutenberg.org/ebooks/42219 Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg(tm) electronic works to protect the Project Gutenberg(tm) concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away - you may do practically _anything_ with public domain eBooks. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. The Full Project Gutenberg License _Please read this before you distribute or use this work._ To protect the Project Gutenberg(tm) mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase "Project Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg(tm) License available with this file or online at http://www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use & Redistributing Project Gutenberg(tm) electronic works *1.A.* By reading or using any part of this Project Gutenberg(tm) electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg(tm) electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg(tm) electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. *1.B.* "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg(tm) electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg(tm) electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg(tm) electronic works. See paragraph 1.E below. *1.C.* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg(tm) electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is in the public domain in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg(tm) mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg(tm) works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg(tm) name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg(tm) License when you share it without charge with others. *1.D.* The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg(tm) work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. *1.E.* Unless you have removed all references to Project Gutenberg: *1.E.1.* The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg(tm) License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg(tm) work (any work on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org *1.E.2.* If an individual Project Gutenberg(tm) electronic work is derived from the public domain (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg(tm) trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. *1.E.3.* If an individual Project Gutenberg(tm) electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg(tm) License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. *1.E.4.* Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg(tm) License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg(tm). *1.E.5.* Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg(tm) License. *1.E.6.* You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg(tm) work in a format other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg(tm) web site (http://www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg(tm) License as specified in paragraph 1.E.1. *1.E.7.* Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg(tm) works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. *1.E.8.* You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg(tm) electronic works provided that - You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg(tm) works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg(tm) trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." - You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg(tm) License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg(tm) works. - You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. - You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg(tm) works. *1.E.9.* If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg(tm) electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael Hart, the owner of the Project Gutenberg(tm) trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3. below. *1.F.* *1.F.1.* Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread public domain works in creating the Project Gutenberg(tm) collection. Despite these efforts, Project Gutenberg(tm) electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. *1.F.2.* LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg(tm) trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg(tm) electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. *1.F.3.* LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. *1.F.4.* Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. *1.F.5.* Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. *1.F.6.* INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg(tm) electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg(tm) electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg(tm) work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg(tm) work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg(tm) Project Gutenberg(tm) is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg(tm)'s goals and ensuring that the Project Gutenberg(tm) collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg(tm) and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at http://www.pglaf.org . Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf . Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at http://www.pglaf.org For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg(tm) depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit http://www.gutenberg.org/fundraising/donate While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: http://www.gutenberg.org/fundraising/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg(tm) electronic works. Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg(tm) concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg(tm) eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg(tm) eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII, compressed (zipped), HTML and others. Corrected _editions_ of our eBooks replace the old file and take over the old filename and etext number. The replaced older file is renamed. _Versions_ based on separate sources are treated as new eBooks receiving new filenames and etext numbers. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: http://www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg(tm), including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.