The Project Gutenberg eBook, Aladdin und die Wunderlampe, by Ludwig Fulda, Illustrated by Max Liebert This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org Title: Aladdin und die Wunderlampe Author: Ludwig Fulda Release Date: November 30, 2004 [eBook #14221] Language: German Character set encoding: ISO-646-US (US-ASCII) ***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK ALADDIN UND DIE WUNDERLAMPE*** E-text prepared by Miranda van de Heijning and the Project Gutenberg Online Distributed Proofreading Team Note: Project Gutenberg also has an HTML version of this file which includes the original illustrations. See 14221-h.htm or 14221-h.zip: (https://www.gutenberg.org/dirs/1/4/2/2/14221/14221-h/14221-h.htm) or (https://www.gutenberg.org/dirs/1/4/2/2/14221/14221-h.zip) ALADDIN UND DIE WUNDERLAMPE Tausend und einer Nacht nacherzaehlt von LUDWIG FULDA Mit Bildern von Max Liebert Verlag von Ullstein & Co, Berlin 1912 [Illustration: K] Kommt, Kinder, fasst mich bei der Hand! Ich fuehr' euch in das Morgenland Und in sein Maerchenparadies Auf einem wohlbekannten Pfade. Vor langen, langen Jahren wies Ihn die beruehmte Schehersade Dem argen Sultan Scheherban, Sodass der greuliche Tyrann-- Weil ihre Kunst, in bunten Bildern Ihm eine Zauberwelt zu schildern, Unwiderstehlich ihn berauschte-- Vergessend Speis' und Trank und Ruh', Ihr volle tausend Naechte lauschte Und eine weitre noch dazu. Von jenen koestlichen Geschichten, Mit denen sie sein Ohr betoert, Will ich euch eine nun berichten; Seid also maeuschenstill und hoert: In einer Hauptstadt fern im Osten, So fern, dass nur mit viel Gefahr Und ungeheuren Reisekosten Man ihr zu nahn imstande war, Jedoch so reich an Herrlichkeiten, Dass niemand ihresgleichen sah, Dort lebte vor geraumen Zeiten Ein Buerger namens Mustapha Mit seiner Frau und seinem Sohn. Sein Brot erwarb er sich als Schneider; Sein Handwerk aber trug ihm leider Trotz allem Fleiss nur magren Lohn, Und knapp war drum bei ihm bemessen Das Mittag- wie das Abendessen. Den Sohn--man hiess ihn Aladdin-- Konnt' er nur mangelhaft erziehn; So ward aus dem ein rechter Flegel, Der gut tat, nur solang' er schlief, Der schon fruehmorgens in der Regel Barfuessig auf die Gasse lief, Sich dort herumtrieb nach Belieben Mit andern kleinen Tagedieben Und, bis ihm durch ihr Heer von Sternen Den Heimweg zeigen liess die Nacht, Auf jeden Unfug war bedacht, Sich aber straeubte, was zu lernen. Der Vater hieb den Arm sich lahm, Sah schliesslich ein, mit solchem Rangen Sei nichts Gescheites anzufangen, Und wurde krank und starb vor Gram. Der Bursch, nun fuenfzehn Jahr' schon alt, Gross, schlank, fast maennlich von Gestalt, Statt auf die Hosen sich zu setzen Fuer seiner Mutter Unterhalt, Fuhr fort, auf oeffentlichen Plaetzen Herumzulungern ohne Ziel Und seine Tage zu vergeuden In rohen Muessiggaengerfreuden, In plumpem Spass und wildem Spiel. Einst, als er in gewohnter Art Sich raufte mit der Gassenjugend, Merkt' er, dass eifrig nach ihm lugend Ein fremder Mann mit schwarzem Bart Und afrikanischen Gewaendern Ihm scheinbar im Vorueberschlendern Sich naeherte. Der Fremde blieb Dicht vor ihm stehn und sprach: "Vergib, Mein junger Freund, und lass mich wissen: Wer ist dein Vater?" Aladdin Versetzte: "Laengst schon hat mir ihn Des Todes rauhe Hand entrissen. Im Leben hiess er Mustapha." Die hellen Traenen rollten da Dem Fremdling ueber beide Wangen: "O Glueck, dass ich, mein Sohn, dich treffe," Sprach er mit zaertlichem Umfangen; "Du bist ja mein geliebter Neffe. Dein Vater war mein Bruderherz; Ich aber bin ununterbrochen Schon auf der Reise hundert Wochen, Um ihn zu sehn. Drum hat der Schmerz Mich bei der Nachricht uebermannt Von seinem traurigen Geschicke; Hab' ich doch gleich beim ersten Blicke Dich an der Aehnlichkeit erkannt!" Drauf hiess er ihn die Mutter gruessen Und zog ein Beutelchen heraus Und gab ihm Geld. Auf raschen Fuessen Lief Aladdin vergnuegt nach Haus, Um seiner Mutter klipp und klar Den ganzen Handel zu erzaehlen. Die Mutter konnt' ihm nicht verhehlen, Wie sehr sie drob verwundert war. Mit rechten Dingen kaum geschah's! Wo war der Oheim hergekommen, Da sie doch nie zuvor vernommen Von einem Bruder Mustaphas? Doch weil das Gelb gar lustig klang, Zerbrach sie sich den Kopf nicht lang; Und abends wollten beide grad Von ihrem kargen Mahle naschen, Als jener Mann mit vollen Flaschen Und Fruechten in die Stube trat, Um selber sich zu Gast zu laden. Von Ruehrung ueberwaeltigt schier Blickt' er sich um, als woll' er hier Von neuem sich in Traenen baden, Und sagte: "Teure Schwaegerin, Wohl vierzig Jahre flossen hin, Seit ich dies Heimatland verlassen, Um in der Fremde Fuss zu fassen Und dem ertraeumten Gluecke nach Den halben Erdkreis zu durchstreifen; Es laesst sich also gut begreifen, Dass nie mein Bruder von mir sprach. Nun aber endlich heimgekehrt Und trostlos, weil an seinem Herd Ich ihn lebendig nicht mehr finde, Den sehnsuchtsvoll ich suchte--nun Will wenigstens ich seinem Kinde, Was ich vermag, zuliebe tun." Zu Aladdin gewandt hierbei, Begann er freundlich ihn zu fragen, In welchem Handwerk er beschlagen Und welcher Zunft beflissen sei. Der Bursche schwieg verlegen still; Die Mutter aber sprach betruebt: "Kein Handwerk hat er je geuebt, Weil er durchaus nichts lernen will. Da hilft kein Warnen und kein Schelten; Ich glaube wahrlich, dass noch selten Es einen solchen Faulpelz gab. Er bringt mich an den Bettelstab, Und naechstens weis' ich ihm die Tuere. Sein Vater wuerde sich im Grab Umdrehn, wenn er davon erfuehre." Der Fremdling mahnte drauf den Jungen In mildem, vaeterlichem Ton: "Das ist nicht wohlgetan, mein Sohn; Doch treibt man etwas nur gezwungen, Dann wird es einem leicht vergaellt. Berufe gibt es viel auf Erden; Du musst nicht grad ein Schneider werden, Und wenn kein Handwerk dir gefaellt, So will ich gerne mich verpflichten, Im feinsten staedtischen Bazare Dir einen Laden einzurichten Mit Linnenzeug, mit Seidenware, Kostbaren Teppichen und Stoffen, Sodass Gewinn und neuer Kauf Dir Wohlstand bringt. Gesteh' mir offen: Wie nimmst du diesen Vorschlag auf?" Der Schlingel, ohne lang' zu schwanken, Erklaerte schmunzelnd sich bereit; Die Mutter schwamm in Seligkeit, Hiess ihn sich tausendmal bedanken Und zweifelte nicht laenger dran, Der unbekannte Biedermann, Der gleich ein ganzes Warenlager Dem Sohn zu schenken sich erbot, Sei niemand anders als ihr Schwager. Am naechsten Tag ums Morgenrot Erschien der neue Oheim wieder, Nahm seinen lieben Neffen mit, Ging ihm zur Seite Schritt fuer Schritt In den Bazaren auf und nieder, hielt an vor einem Kleiderstand Und bat ihn, aus dem dichten Schwalle Sich auszusuchen ein Gewand, Das ihm besonders gut gefalle. Freigebig kauft' er ihm dazu Noch Turban, Guertel, Struempfe, Schuh', Bis von dem Scheitel zu den Zehen Er einem jungen Prinzen glich. "Du sollst nun alle Tage mich Begleiten beim Spazierengehen," Sprach sein Beschuetzer grossmutvoll; "Denn freien Blick und Welterfahrung Braucht, wer ein Kaufmann werden soll. Dem Geist wird muehelos die Nahrung Geboten, deren er bedarf, Wenn klar das Auge sieht und scharf. Einsaugen wirst auf unsern Gaengen Die Bildung du wie Luft und Licht Und laeufst bei solchem Unterricht Niemals Gefahr, dich anzustrengen." Gesagt, getan. Sie gingen beide Von jetzt ab taeglich durch die Stadt, Und Aladdin, im neuen Kleide Stolz wie ein Pfau, ward nimmer satt, Sich wissbegierig anzusehn, Was ihm sein guter Oheim zeigte. Sie wandelten durch weitverzweigte Gewoelbe, Hallen und Moscheen, Betrachteten die schoensten Laeden, Der Strassen emsiges Gewuehl, Die Brunnen, draus erquickend kuehl Das Wasser schoss in Silberfaeden, Von hohen Palmen ueberschattet, Und drangen durch ein Gittertor, Wo freier Zutritt war gestattet, zum Prachtpalast des Sultans vor. Auch pilgerten sie manchen Tag, Die Glieder doppelt ruestig regend, Hinaus in die begruente Gegend, Bis fern die Stadt im Ruecken lag Und zu den Gaerten sie gelangten, Drin unter ueppigem Gerank Die wundersamsten Blumen prangten, Umspuelt von Teichen spiegelblank. [Illustration: Aladdin im Zaubergarten] 2. [Illustration: N] Nachdem auf solchen Wanderungen Manch reizend Fleckchen sich dem Jungen Erschlossen, fuehrte sein Begleiter Auf nie zuvor betretnem Pfad Ihn eines Morgens weit und weiter, Aufwaerts und abwaerts, krumm und grad. Bald war kein menschlich Wesen rings Und auch kein Haus mehr zu entdecken; Doch unaufhaltsam weiter ging's. Schon tuermte hinter oeden Strecken Sich des Gebirges steile Mauer; Das Tal, von Felsen eingezwaengt, Ward allgemach zur Schlucht verengt, Und endlich, von des Marsches Dauer Erschoepft, haett' Aladdin sich gerne Zur Rueckkehr wieder umgewandt; Sein Oheim aber sprach: "Halt' stand! Ist unser Ziel doch nicht mehr ferne. Noch ein paar Schritte durch das Tal-- Was ich sodann dir zeigen werde, Das wirst auf der gesamten Erde Du nicht erspaehn zum zweitenmal." So setzten ihren Weg sie fort Und kamen bis zu einem Ort, Den riesenhafte Felsenwaelle Allseitig schienen zu verrammeln. Der Oheim rief: "Wir sind zur Stelle!" Er hiess ihn trocknes Reisig sammeln, Schlug Feuer, das bald lustig spruehte, Warf Raeucherwerk aus einer Duete Hinein und murmelte dann leise, Sobald sich Qualm und Schwefelduft Verbreiteten in dichtem Kreise, Seltsame Formeln in die Luft. Da gab's ein Krachen und ein Beben, Als stuerzten Erd' und Himmel ein; zutage trat ein Quaderstein Und in der Mitte dran, zum Heben, Ein Ring aus Eisen. Aladdin, Von Angst geschuettelt, wollte fliehn; Der Oheim aber hieb sogleich Ihm einen solchen Backenstreich, Dass ihm der Kopf geriet ins Wackeln, Und sprach: "Mein Sohn, ich bin dir jetzt Als zweiter Vater vorgesetzt; Kein Straeuben duld' ich und kein Fackeln. Gehorch' mir, und du wirst erproben, Wie sehr dir's frommt. An diesem Platz Liegt ein fuer dich bestimmter Schatz, Der, wenn du gluecklich ihn gehoben, Dich reicher macht als alle Reichen Der ganzen Welt. Den Quaderstein Darf niemand ausser dir allein Beruehren; dir nur wird er weichen." [Illustration: Aladdins Oheim murmelt eine Zauberformel] Und richtig, als nach bangem Saeumen Der Bursch am Eisenringe zog, Konnt' er den Stein beiseite raeumen, Obwohl er hundert Zentner wog, Und er gewahrte drunter Stufen Nebst einer Tuer. "In diesen Schacht zu steigen bist nur du berufen," Begann der Oheim; "drum gib acht Auf alles, was ich nun dafuer Zu deinem Schutz dir anempfehle. Geoeffnet findest du die Tuer; Sie fuehrt in drei gewoelbte Saele. In jedem stehn vier grosse Becken Voll Gold und Silber; doch lass ab, Die Hand nach ihnen auszustrecken. Schuerz' auch dein Kleid und guert' es knapp; Denn streift es irgendwo die Waende, So musst du deinen Tod erwarten. An jenes dritten Saales Ende Wird auftun sich vor dir ein Garten, Bepflanzt mit Baeumen mannigfalt, Ein jeder voll mit Frucht behangen. Geh' nur gradaus, dann wirst du bald Zu einer Treppe hingelangen; Ersteige sie getrost: sie muendet Auf eine stattliche Terrasse; In einer Nische angezuendet Steht eine Lampe dort. Die fasse, Verloesch' sie, giess' die Fluessigkeit Mitsamt dem Docht heraus, verhuelle Sie sorgsam unter deinem Kleid Und bring' sie mir. Wenn dich die Fuelle Des Gartens etwa lockt, so pflueck' Auf deinem Weg hierher zurueck Dir von den Fruechten nach Belieben. Und nun, zu deinem eignen Glueck Befolg', was ich dir vorgeschrieben." Er steckte noch fuer jeden Fall Ihm einen Ring an seinen Finger; Der werde sich als Hilfebringer Bewaehren stets und ueberall. So stieg denn Aladdin hinunter; Die Saele fand er laut Bericht, Beruehrte deren Waende nicht, Kam in den Garten, eilte munter Hinan die Treppen zur Terrasse, Sah Nisch' und Lampe dort, verfuhr Streng nach Geheiss, damit er nur Vom Auftrag keinen Punkt verpasse, Und kehrte, nun er unterm Kleide Die Lampe sicher hielt verwahrt, Zum Garten um. O Augenweide! Denn Fruechte von verschiedner Art Trug leuchtend jeder Baum zur Schau, Teils hell, teils dunkel, weiss und blau, Rot, gelblich, violett und gruen, Und allesamt in buntem Scheine Durchsichtig wie von innrem Gluehn. Es waren lauter Edelsteine. Da flammten, funkelten und brannten Tuerkise, Perlen, Diamanten, Smaragd, Rubin, Saphir, Topas Von gaenzlich beispiellosem Werte. Doch Aladdin, der unbelehrte, Hielt sie fuer nur gefaerbtes Glas. Er haette lieber von den Zweigen Sich suesse Trauben oder Feigen Gepflueckt; als Spielzeug aber war Der bunte Tand ganz annehmbar. Drum nahm er sich von jeder Sorte, So viel er in die Taschen zwang, Schritt die drei Saele sacht entlang Und kam zurueck zur Eingangspforte. Den Oheim, der mit allen Zeichen Der Ungeduld hier Wache stand, Bat er, zur Hilf' ihm seine Hand Beim Ausstieg aus dem Schacht zu reichen. Der aber rief in einem groben Befehlerton: "Die Lampe her!" "Du sollst sie haben nach Begehr," Sprach Aladdin, "sobald ich oben." Der Oheim schrie mit steter Steigrung: "Die Lampe!" Doch voll Eigensinn Blieb Aladdin bei seiner Weigrung: "Wart', bitte, bis ich oben bin." Des Oheims Wut ward ungeheuer; Schnell goss er Raeucherwerk ins Feuer, Indem er eine Formel schnaubte. Der Quader klappte drauf im Nu Dem Aladdin grad ueberm Haupte Wie eines Kastens Deckel zu.-- Wer wird aus diesem Oheim klug? Ein Bruder Mustaphas? Behuete! Verwandtschaft, Ruehrung, Herzensguete War samt und sonders Lug und Trug. Ein Zaubrer war's, nicht hier geboren, Nein, fern in Afrika daheim, Und hatte diesen Vogelleim Aus gutem Grund sich auserkoren. Nachdem er naemlich festgestellt Durch Hexerei, dass in der Welt Es eine Wunderlampe gebe, Die zu der hoechsten Macht erhebe, Ja, Geister faehig sei zu binden, Hatt' er in einem Zauberbuch Nach manch vergeblichem Versuch Den Ort entdeckt, wo sie zu finden, Und so, von Habgier angefacht, Flugs auf die Reise sich gemacht. Doch weil ihm ein Gesetz verwehrte, Selbst in das Schatzgewoelb' zu dringen, Deswegen war vor allen Dingen Er einem Werkzeug auf der Faehrte, Das ihm dazu geeignet schien. Sein Auge fiel auf Aladdin Als einen unerfahrnen Knaben; Wenn ihm die Lampe der geschafft, Dann durch der Zauberformel Kraft Wollt' er lebendig ihn begraben, Damit er nichts davon verriete. Und nun? Gescheitert war der Plan, Die jahrelange Mueh' vertan! Statt des Gewinnes eine Niete! Vorzeitig hatte ja sein Zorn Auf immerdar den Wunderborn Mitsamt der Lampe zugeriegelt, Und alle seine Kunst und List Haett' ihn kein zweites Mal entsiegelt. So, mit sich selbst in argem Zwist, Von Grimm gefoltert und von Scham, Vermied er's, laenger zu verweilen, Und reiste wieder tausend Meilen Dahin zurueck, woher er kam. 3. [Illustration: W] Wer schildert Aladdins Entsetzen, Als er sich hilflos, wie ein Fink In eines Vogelfaengers Netzen, Verstrickt sah durch des Zaubrers Wink! Vergebens, dass er laut und schrille Nach dem vermeinten Oheim rief; Mit Bleigewicht bedeckte tief Ihn Dunkelheit und Grabesstille. Vergebens, dass ihn Furcht und Schauer zurueck durch die drei Saele trieb; Der Zugang zu dem Garten blieb Verschlossen wie durch eine Mauer, Und nicht imstand, sich zu befrei'n Aus diesem schrecklichen Gefaengnis, Fing in verzweifelter Bedraengnis Er an zu weinen und zu Schrei'n, Bis endlich vor Entkraeftung krank Er auf den Boden niedersank. So, nicht imstand mehr, sich zu regen, Lag er entbehrend Speis' und Trank Und blickte seinem Tod entgegen Zwei Tage lang. Zuletzt am dritten, Als er die schwachen Haende hob, Um Gottes Beistand zu erbitten, Da--ganz von ungefaehr--verschob An seinem Finger sich der Ring, Der ihm vom Zaubrer angesteckt war, Und dessen Kraft ihm noch verdeckt war. Bevor ein Augenblick verging, Erhob auf einmal, fuerchterlich Von Wuchs und Antlitz und Gebaerde, Ein Geist sich vor ihm aus der Erde Und sagte: "Was begehrst du? Sprich! Dein Sklav' bin ich und aller derer, Die diesen Ring am Finger tragen." Zwar fiel vor Schreck und scheuem Zagen Dem Aladdin das Sprechen schwerer Als je zuvor; doch nur bedacht Auf Rettung, gab er schnell dem Geist Zur Antwort: "Wer du immer seist, Hilf mir, sofern's in deiner Macht, Aus diesem schauerlichen Orte!" Gesprochen waren kaum die Worte, Da fand er sich bei Tageshelle, Nachdem er einen Ruck verspuert, Im Freien wieder an der Stelle, Wohin der Zaubrer ihn gefuehrt. Doch zeigte sich kein Quader mehr Und keine Tuer zum Gruftgemaeuer; Nur vom erloschnen Reisigfeuer Ein Haeuflein Asche lag umher. Zwar froh, jedoch zum Sterben matt Und halb verhungert, suchte gierig Er nach dem Heimweg in die Stadt. Zum Glueck war das nicht allzu schwierig. Die Felsen halfen eng und dicht Ihm auf den schmalen Pfad gelangen, Den vor drei Tagen er begangen. Die Gaerten kamen bald in Sicht, Und weit schon gruessten ihn voraus Die wohlbekannten Tuerm' und Daecher. Er schleppte, schwach und immer schwaecher, Sich bis zu seiner Mutter Haus Und schlug, sobald er es betreten, Ohnmaechtig in der Stube hin. Die Mutter, die von Anbeginn Die Zeit mit Weinen und mit Beten Verbracht und ihn zuletzt, beraubt Jedweder Hoffnung, tot geglaubt, War auf das eifrigste bestrebt, Ihn wieder zu sich selbst zu bringen; Er aber sagte, kaum belebt: "Ach, Mutter, hol' vor allen Dingen Mir was zu essen her; denn fasten Musst' ich drei Tage ganz und gar." Sie gab ihm, was im Hause war, Und warnt' ihn, sich zu ueberhasten, Denn was man rasch hinunterwuerge, Das koenne man nicht gut verdau'n, Und nur damit er ihr verbuerge, Langsam und ordentlich zu kau'n, Drum solle, waehrend er bei Tisch, Ihn keine Frag' und Antwort quaelen; Er moeg' ihr eher nichts erzaehlen, Als bis er gaenzlich satt und frisch. Er folgte diesem guten Rat, Indem er so nur Stumm beschaeftigt Dem Leibeswohl Genuege tat. Dann aber, durch das Mahl gekraeftigt, Beschrieb im kleinen und im grossen Er nach der Reihe ganz genau, Was ihm inzwischen zugestossen; Er wies, als ihm die wackre Frau Nicht wollte glauben und drauf schwor, Dass er getraeumt, an seinem Finger Den Ring und zog die bunten Dinger, Die er vom Baum gepflueckt, hervor. Auch sie, weil nirgends noch dergleichen Sie je gewahrt und stets verkehrt Mit armen Leuten, nie mit reichen, Verkannte voellig deren Wert. Sie meinte zwar, dass ihr Besitzer Sich an dem farbigen Geglitzer Erfreuen koennte; doch dies Lob Erschien dem Sohne nicht betraechtlich, Weshalb er sie beinah veraechtlich In irdgendeine Lade schob. Die mitgebrachte Lampe kam Nicht besser weg; zu keinem Zwecke Schien tauglich dieser Troedelkram, Als um zu rosten in der Ecke. Zuletzt gestanden sich die Zwei, Die Schuld an all dem Unheil trage Des falschen Oheims Schurkerei; Denn klaerlich trat es nun zutage, Dass Aladdin von diesem Boesen Geweiht war schnoedem Untergang Und nur durch Zufall ihm gelang, Sich lebend aus dem Garn zu loesen. Die Mutter liess zu Schimpf und Schmach Des Zaubrers manchen Fluch erschallen; Doch waren, noch dieweil sie sprach, Dem Sohn die Augen zugefallen. Er hatte ja zwei volle Naechte Vom Schlaf gemieden zugebracht; Drum heischte der schon vor der Nacht Heut unbezwinglich seine Rechte. Halb zog, halb trug mit treuem Sorgen Die Frau den Taumelnden zu Bett; Da lag er reglos wie ein Brett Und schnarchte bis zum spaeten Morgen. Kaum aber war er endlich wach, Als auch sein Hunger wiederkehrte Und nach dem Fruehstueck er begehrte. Doch seufzend rief die Mutter: "Ach, Ich habe keinen Bissen Brot; Denn alles, was ich noch besessen, Das hast du gestern aufgegessen. Wie helfen wir uns aus der Not? Ich muss erst wieder naeh'n und spinnen, Bevor ich was verdienen kann." "Nein, Mutter, sorg' dich nicht," begann Der Sohn nach einigem Besinnen. "Fuer unsern heutigen Bedarf Genuegt's, die Lampe zu verkaufen, Die gestern ich beiseite warf. Ich will mit ihr zum Haendler laufen; Der wird gewiss mir einen Groschen Dafuer bezahlen oder zwei." Die Mutter holte sie herbei Und sprach: "Ihr Glanz ist laengst erloschen; Auch ist von Staub und Rost und Schmutze Von oben sie bis unten voll; Wenn sie der Haendler kaufen soll, Ist's ratsam, dass ich erst sie putze." So nahm sie Wasser denn und Sand; Kaum aber hatte sie zu scheuern Begonnen mit geuebter Hand, Da stieg in einer Ungeheuern Und grauenhaften Schreckgestalt, Des Zimmers ganzen Raum erfuellend, Ein Geist vor ihr herauf, der bruellend Mit markerschuetternder Gewalt Sie anfuhr: "Was ist dein Begehr? Um dir zu dienen, komm' ich her. Gehorchen muss ich jedermann, Der diese Lampe haelt in Haenden." Allein, bevor er Zeit gewann, Um seine Rede zu vollenden, Fiel, ausserstand, sich zu bemeistern, Die Mutter um und rang nach Luft. [Illustration: Das Erscheinen des Geistes] Doch Aladdin, der in der Gruft Gelernt, wie man mit solchen Geistern Verfaehrt, ergriff die Lampe schnell Und saeumte nicht, ihm zu befehlen: "Ein gutes Fruehstueck schaff' zur Stell'!" Der Geist verschwand. Nicht drei zu zaehlen Vermochte man, da kam er wieder Mit einer grossen Silberplatte Und setzte sie behutsam nieder. Was irgend man zu wuenschen hatte, Das bot sich drauf in Fuelle dar: Zwoelf Silberschuesseln, drin ein feines Und reiches Mahl enthalten war, Zwei Flaschen voll erlesnen Weines, Vier Brote von dem besten Mehl, Kurzum ein Fruehstueck ohne Fehl. Die Mutter lag in Ohnmacht noch, Wie sich der Geist bereits empfohlen, Und konnt' erst langsam sich erholen, Indem den wuerzigen Duft sie roch. Der Sohn erfasste sie beim Arm Und draengte sie, den guten Speisen Geziemend Ehre zu erweisen; Denn ewig blieben sie nicht warm. Sie sprach, verbluefft im hoechsten Grade: "Woher denn dieser Ueberfluss? Zeigt uns der Sultan seine Gnade?" Drauf Aladdin: "Zuerst Genuss, Erklaerungen dann hinterdrein." Und unbedenklich hieb er ein. Die Mutter, vor Erstaunen wirr, Betrachtete bei jeder Pause, Die stattfand zwischen ihrem Schmause, Das schoene silberne Geschirr, Und als die Zwei gesaettigt, lag Noch ganz genug in jeder Schuessel Fuer diesen und den naechsten Tag. Sie fragte wieder nach dem Schluessel Zu diesem seltsamen Erlebnis, Und als der Sohn ihr wahrheitstreu Geschildert hatte das Begebnis, Versetzte sie voll banger Scheu: "Mit Geistern ist nicht gut zu scherzen; Drum folg' mir, wirf die Lampe fort Und nimm den Druck von meinem Herzen." "Nein," rief er, "einen solchen Hort Soll, wer ihn einmal hat, behueten. Nun ist, was erst ich nicht begriff, Mir klar--des falschen Oheims Kniff Sowie der Grund von seinem Wueten. Durchaus die Lampe wollt' er haben, Weil sie versehn mit Wundergaben, Und jetzt mit Recht gehoert sie mir. Ich will sie bergen zwar und Schuetzen Vor unsrer Nachbarn Neid und Gier, Im Notfall aber sie benuetzen, Sie und den Ring an meiner Hand. Vertrauen darf ich meinem Gluecke, Weil dieses Schurken arge Tuecke Sich so zum Guten hat gewandt." 4. [Illustration: E] Einmal geht alles auf die Neige, Haelt man damit auch sparsam Haus, Und dass der Hunger dauernd schweige, Bewirkt kein noch so fetter Schmaus. Die Schuesseln wurden also leer, Und Aladdin, dem unterm Gurte Bereits der Magen wieder knurrte, Nahm von den zwoelfen eine her Und trug in seines Mantels Falten Sie heimlich, um sie feilzuhalten, Zum Troedler in der naechsten Gasse; Doch als der hoechst verschmitzte Greis Die Frage tat, um welchen Preis Er ihm die Schuessel ueberlasse, Gestand ihm Aladdin gar ehrlich, Wieviel sie wert sei, wiss' er nicht. Der alte Gauner, der begehrlich Geprueft ihr stattliches Gewicht Und merkte, dass der junge Fant Von seinem Schatze nichts verstand, Gab ihm, damit nicht vorm Verkauf Er etwas noch davon erfahre, Geschwind ein Goldstueck fuer die Ware. Mit diesem flog in muntrem Lauf, Des Vorteils froh, der ihm erwuchs, Der Bursch zum Baecker und zum Schlaechter, Dieweil ihm jener schlaue Fuchs Nachsah mit leisem Hohngelaechter. In solcher Art allmaehlich liess Elf Schuesseln, eine nach der andern, Wenn ihn die Not von neuem stiess, Nichtsahnend er zum Troedler wandern. Nun kam ihm bei dem naechsten Fall Zu Sinn, die Platte loszuschlagen; Nur konnt' er die nicht selber tragen; War viel zu schwer doch ihr Metall. So bat er, weil er noch nicht klueger Geworden, jenen Schelm ins Haus, Und schleunig zahlte der Betrueger Goldstuecker zehn dafuer ihm aus. Die zwoelfte Schuessel blieb zurueck. Nachdem das schoene Geld zerflossen, Wollt' er zum Troedler kurz entschlossen Verschleppen auch dies letzte Stueck. Doch mitten auf dem Wege trat Ein Goldschmied freundlich ihm entgegen Und sagte: "Nicht der Neugier wegen Frag' ich, warum den gleichen Pfad Ich oft, mein Sohn, dich wandeln sehe. Hier wohnt ein Troedler in der Naehe; Hast du mit dem dich eingelassen, Dann sei gewarnt und sieh dich vor; Denn jeden haut er uebers Ohr. Ich will mich gern damit befassen, Zu schaetzen, was dir etwa feil, Und nimmer wuerdest du betrogen." Der Bursche hatte mittlerweil Die Schuessel aus dem Kleid gezogen. Die sah der Goldschmied ohne Worte Von allen Seiten lang sich an Mit Kennerblick und fragte dann, Ob er schon andre dieser Sorte Veraeussert hab' und fuer wieviel. "Ein Goldstueck hat er mir gegeben," Sprach Aladdin. "Bei meinem Leben, Der Spitzbub kennt nicht Mass noch Ziel," Versetzte jener voll Empoerung. "Mein Sohn, du warst nicht auf der Hut Und hast in gruendlicher Betoerung Verschleudert ein betraechtlich Gut. Fuer solche Schuessel sondergleichen Ein Goldstueck! O der Ungebuehr! Denn achtundsechzig will dafuer Ich auf dem Fleck dir ueberreichen." Von diesem Tag an war das Darben Fuer Sohn und Mutter abgestellt, Und uebermalt mit Rosenfarben Schien die zuvor so graue Welt. Wenn ihre Barschaft nicht mehr langte, Liess Aladdin der Lampe Geist, Ob auch der Mutter vor ihm bangte, Erscheinen und gebot ihm dreist, Ein neues Fruehstueck anzurichten; Puenktlich vollzog der seine Pflichten. Die Silberschuesseln und die Platten Bracht' er hierauf, so oft es Zeit war, Zum Goldschmied hin, der stets bereit war, Den vollen Preis ihm zu erstatten. Fortan drum ward es ihnen leicht, Bequem zu leben und behaglich; Doch weil es leider niemals fraglich, Dass Missgunst hinterm Gluecke schleicht Und man sich hueten muss vor Neidern, Vermieden sie trotz gutem Trunk Und gutem Essen jeden Prunk In ihrem Haus und ihren Kleidern Und hielten hinter sich'rem Schloss Dadurch geheim den goldnen Bronnen, Der ihnen unversiegbar floss. Vier Jahre waren so verronnen. Zu einem schmucken jungen Manne War Aladdin herangereist, Gerad und schlank wie eine Tanne. Ein winzig Baertchen, zart geschweift, Spross ueber seinem Lippenrand, Und niemand haette mehr den Luemmel, Der einst in muessigem Getuemmel Die Zeit vertan, in ihm erkannt. Sein Blick war jetzt nicht mehr getruebt Von Traegheit, seine Geisteskraefte Durch ernsten Umgang eingeuebt Auf die verschiedensten Geschaefte. Der Menschen Treiben insgesamt, Ihr Wirken, Trachten, Fuerchten, Hoffen In jedem Handwerk, jedem Amt Lag wie ein Buch nun vor ihm offen. Er hatte viel Verkehr gepflegt In Wechselstuben, Kaufmannslaeden Und sich in seinem Tun und Reden Ein vornehm Wesen zugelegt. Jetzt ward ihm auch von selber kund, Was einst er nicht gewagt zu traeumen: Dass all die Fruechte feurig bunt Von jenes Zaubergartens Baeumen Kein farbig Glas, wie er gedacht, Vielmehr die koestlichsten Juwelen. Er nahm sich aber wohl in acht, Aus Furcht, man koennt' ihn drum bestehlen, Es irgend jemand zu erzaehlen. Der Mutter selbst verschwieg er's streng. Durchwandelnd eines Tags die Strassen, Vernahm er ungewohntermassen Ein laut Bumbum und Schnettretteng. Zum Schall von Pauken und Trompeten Rief oeffentlich ein Herold aus, Man moege schliessen jedes Haus Und nicht die Strasse mehr betreten. Prinzessin Bedrulbudur naemlich, Des Sultans Tochter, wolle heute Zum Bade gehn, und zwar bequemlich Gesichert vorm Gegaff der Leute. Weil Neugier doppelt heftig loht, Wenn ihr begegnet ein Verbot, Ward alsogleich durch dies Verfahren In Aladdin der Wunsch erweckt, Die Sultanstochter unbedeckt Von ihrem Schleier zu gewahren. Er schlich deshalb auf leichten Sohlen Zur Tuer des Bades katzenhaft Und kauerte sodann verstohlen Sich hinter einer Saeule Schaft. Er hatte noch nicht lang geharrt, Als schon mit einem grossen Staate Von Frauen die Prinzessin nahte. Sie nahm, von seiner Gegenwart Nichts merkend, gaenzlich unbefangen Im Vorraum ihren Schleier ab, Und Aladdin, drei Schritte knapp Entfernt, vermochte nach Verlangen Ihr Antlitz huellenlos zu schaun. War auch--die Mutter ausgenommen-- Bisher von unvermummten Frau'n Ihm keine zu Gesicht gekommen, So ward mit einem Schlag ihm klar, Dass diese hier die schoenste war. [Illustration: Aladdin belauscht die Prinzessin] Herab in reicher Lockenflut Floss ihr kastanienbraunes Haar Auf ihrer Augen dunkle Glut Ihr Blick war sittsam und voll Guete, Die Wangen sanft gerundet, weich Und rosenrot wie Pfirsichbluete, Die Lippen zwei Korallen gleich. Ihr Wuchs und Gang war ohne Tadel, Und ihre liebliche Gestalt Verriet in Reizen tausendfalt Holdseligkeit vereint mit Adel. Kein Wunder drum, dass Aladdin, Nachdem die Herrliche verschwunden, Noch immerdar wie festgebunden Und wie verzaubert sich erschien. Obwohl erstarrt zu Stein und Erz Er sich zu ruehren nicht vermochte, Konnt' er empfinden, wie sein Herz In seiner Brust vernehmlich pochte. Sogar als er zuletzt gewaltsam Sich loszureissen war gewillt, Verfolgte dennoch unaufhaltsam Ihn auf dem Weg nach Haus ihr Bild. Der Mutter war's ein leichtes Ding, Sein ganz und gar veraendert Wesen Gleich von der Stirn ihm abzulesen. Sie wunderte sich drob und fing Ihn auszuforschen an, warum Er so zerstreut, verstoert und stumm; Ob ihm vielleicht zu Kopf gestiegen Ein Streit? Ein Aerger? Ein Verdruss? Doch er, wie eine harte Nuss, Blieb unzugaenglich und verschwiegen. Auch als am Abend auf den Tisch Von ihr ein braungebratner Hase Getragen ward und in die Nase Der Duft ihm drang verfuehrerisch, Schob er, der immer seinen Mann Gestanden sonst als guter Esser, Hinweg die Gabel und das Messer Und ruehrte keinen Bissen an. Da merkte sie, dass an dem Toren Heut jedes Mittel war verloren, Und beide schwiegen um die Wette. Er traeumte wachend, seufzte tief Und ging zu guter Letzt zu Bette; Doch fraglich ist es, ob er schlief. 5. [Illustration: A] Am Morgen drauf--am Spinnrad schon Sass die besorgte Frau voll trueber Gedanken--trat herein ihr Sohn Und setzte sich ihr gegenueber. "Ach, Mutter," hob er an, "vergib Mir nur mein gestriges Betragen; Verzeih' mir, dass auf deine Fragen Ich dir die Antwort schuldig blieb. Doch wenn du mir's mit Recht veruebelt, Heut will ich offen dir gestehn: Ich kann, so viel ich nachgegruebelt, Nicht fassen, was mit mir geschehn. Ich bin nicht krank, und dennoch lieber Haett' ich den aergsten Schmerz gefuehlt Als dieses raetselhafte Fieber, Das mir im Innern tobt und wuehlt. Mit Namen weiss ich's nicht zu nennen Und weiss auch nicht, wie man's behebt; Du aber wirst's gewiss erkennen, Wenn du vernimmst, was ich erlebt." Drauf gab er ihr genaue Kunde, Wie gestern bei dem Badegang Der Sultanstochter ihm gelang, Ihr Antlitz aus dem Hintergrunde Befreit vom Schleier zu erblicken, Und wie dies Bild seit jener Stunde Sein herz an unsichtbaren Stricken Hinziehe zu der schoenen Fee. "Kurzum", so schloss er seine Schildrung, "Kein Zweifel, fuer mein toedlich Weh Gibt's keine Hilfe, keine Mildrung, Es waere denn, dass unverweilt Sie selbst, jawohl, sie selbst mich heilt Von allen Noeten und Beschwerden; Gefasst somit ist mein Entschluss: Prinzessin Bedrulbudur muss Auf immerdar die Meine werden!" Die Mutter, die von ihrem Spinnen Ablassend eifrig zugehoert, Rief lachend aus: "Bist du von Sinnen? Ja, bist so voellig du betoert? An solch unmoegliches Beginnen Denkt nur ein ausgemachter Narr." "Nein, Mutter," sprach er, "nein, du irrst; Zwar wusst' ich, dass du lachen wirst; Doch mein Entschluss ist fest und starr. Und ob du zehnmal sagst, entglitten Sei mir mein saemtlicher Verstand, Es bleibt dabei, den Sultan bitten Will ich um seiner Tochter Hand." "Mein Sohn," begann die Mutter ernst, "Damit du recht erwaegen lernst, Wie kindisch deine Reden sind, Antworte mir: Wer soll es wagen Ihm diese Bitte vorzutragen?" "Du selbst!" rief Aladdin geschwind. "Ich? Gott behuete mich davor! Schon der Gedanke macht mich beben! Wie duerftest du dein Aug' erheben Zu einem Sultanskind empor? Hast du vergessen, dass ein Schneider Bescheidnen Rangs dein Vater war, All deine Ahnen Hungerleider? Und ist, so frag' ich, nicht sogar Fuer unsres Herrschers Schwiegersohn Ein Prinz noch von zu niedrem Stande, Falls er in seinem Heimatlande Nicht Aussicht hat auf einen Thron?" Sie predigte nur tauben Ohren. "Nenn's Wahnwitz, nenn' es Eigensinn; Ich hab' es mir einmal geschworen, Und nichts erschuettert mich darin. Solange mich des Himmels Bau Nicht krachend unter seinen Lasten Begraebt, werd' ich nicht ruhn und rasten, Bis die Prinzessin meine Frau. Ja, wenn du mich nicht elend sterben Willst sehn bereits am heut'gen Tag, Dann musst du, kost' es, was es mag, In meinem Namen um sie werben." [Illustration: Ein Herold verkuendet das Nahen der Prinzessin] Die Mutter wurde hoechst verlegen. Ihn zum Verzicht auf seinen Plan Durch Ueberredung zu bewegen, Schien hoffnungslos bei solchem Wahn. Nochmals versuchte sie's mit Guete: "Gott weiss, dass fuer mein armes Teil Ich allezeit mich um dein Heil Mit meiner ganzen Kraft bemuehte. Fuer dich vollbraecht' ich schlimmsten Falles Die schwerste Tat aus eignem Trieb; Denn wahrlich, ihrem Kind zulieb Tut eine Mutter freudig alles. Ja, wenn ein Maedchen dir gefiele, zu vornehm weder noch zu reich, Nicht saeumen wuerd' ich, sondern gleich Dir ebnen deinen Weg zum Ziele, In deinem Namen um sie frei'n Und meinen Segen dir verleihn. Doch nimm nur an von ungefaehr, Dass ich dir deinen Willen taete, Verwegen vor den Sultan traete Mit solchem frevelnden Begehr-- Wuerd' ueberhaupt ich vorgelassen? Wuerd' augenblicklich nach Gebuehr Nicht einer mich beim Arme fassen Und mich befoerdern vor die Tuer? Nimm aber an, dass mir's gelaenge, Durch all der Bittenden Gedraenge Dem Sultan selber mich zu nah'n, Und er, der gnaedig ist fuer jeden, Waer's auch sein letzter Untertan, Gestattete mir frei zu reden-- Wie dann begruend' ich dein Gesuch? Welch ein Verdienst ist dir zu eigen? Kann ich auf deinen Namen zeigen In irgendeinem Ehrenbuch? Kannst du durch eine seltne Leistung, Durch eine vielgeruehmte Kunst Nachsicht verschaffen der Erdreistung, zu flehn um diese hoechste Gunst? Und sei noch dessen eingedenk, Dass man vorm Sultan darf erscheinen Nicht ohne kostbares Geschenk. Du selber wirst wohl kaum vermeinen, Es finde sich in deiner Habe Ein Kleinod von so hehrem Glanz, Dass ich es bieten koennt' als Gabe Dem groessten Herrn des Morgenlands." "Ei, grade wenn ich dies bedenke," Versetzte ruhig Aladdin, "Dann wird mir neuer Mut verliehn. Ich haette nichts, was zum Geschenke Fuer einen Sultan gut genug? Entsinn' dich doch der huebschen Sachen, Die dazumal ich bei mir trug, Als ich der Hoehle finstrem Rachen Entronnen war mit heiler Haut, Und die mein Mangel an Erfahrung Fuer bunte Glaeser angeschaut. Laengst aber ward mir Offenbarung; Lernt' ich doch von den Juwelieren Den Unterschied von falsch und echt. Juwelen sind es, nicht zu schlecht, Um eine Krone zu verzieren Durch auserlesne Farb' und Art. Die werden, kann ich dir versprechen, Dem Sultan, wenn er sie gewahrt, Gewaltig in die Augen stechen, Sodass er ueberfliesst von Gnade." Die Zauberfruechte kurz und gut Nahm insgesamt er aus der Lade, Worin bis heute sie geruht, Und ordnete sie mit Bedacht In einer schoenen alten Vase, Die seiner Mutter eine Base Einst zum Geburtstag ueberbracht. Ja freilich, von gemeinem Glase Kam dieses lautre Feuer nicht, Das nun mit staerkerem Gefunkel Sie blendete bei Tageslicht Als in des Abends halbem Dunkel. Nachdem an dem erhabnen Schimmer Die beiden lange sich geletzt, Nahm Aladdin das Wort. "Was jetzt? Sag', Mutter, zweifelst du noch immer, Dass mein Geschenk der Sultan schaetzt? Du wirst, so wett' ich, im Palast Mit dieser Gabe gut empfangen. Sprich, welchen Einwand du noch hast, Um mir zu weigern mein Verlangen?" Zwar konnt' er sie nicht ueberzeugen; Doch weil er wild und wilder bat, So wusste sie sich keinen Rat Als widerstrebend sich zu beugen. "Wohlan, mein Sohn, weil du's verlangst, Will ich das Wagnis auf mich nehmen, Will trotzend meiner Herzensangst Mich zu dem schweren Gang bequemen. Nur gib nicht mir die Schuld, wenn spaeter Daraus entquillt ein Ungluecksborn, Und wenn uns in gerechtem Zorn Der Fuerst bestraft als Missetaeter." "Warum denn gleich das Aergste glauben?" Erwiderte der Sohn ihr heiter. "Und sollt' er wirklich zuernend schnauben, Dann hilft gewiss mein Glueck mir weiter. Die Lampe, die nun schon seit Jahren Auf Wunsch uns ueppig traenkt und speist, Wird mir auch kuenftig in Gefahren Als Beistand senden ihren Geist." So wusst' er ueberaus gewandt Auch ihren letzten Widerstand Mit Gruenden aller Art zu brechen, Und sie erklaerte sich bereit, Beim Sultan morgen vorzusprechen, Wenn's im Bereich der Moeglichkeit. 6. [Illustration: V] Vor lauter Ungeduld erweckte Bereits vor Tag, bei Daemmerschein Der Sohn die Mutter, und sie steckte Sich in ihr Feierkleid hinein. Die Vase, bis zum Rand gefuellt Mit den Juwelen, ward in Linnen Von ihr behutsam eingehuellt; Ein feines weisses Tuch fuer innen, Ein groeberes als Ueberzug, Sodass, nachdem sie die vier Enden Verknotet mit geschickten Haenden, Sie das Geschenk als Buendel trug. Sie machte dergestalt beklommen Nach dem Palast sich auf den Weg, Und grad als dort sie angekommen, Ward aufgetan das Torgeheg'. Erst ging hinein der Grossvezier Mit andern hohen Wuerdentraegern, Lakaien, Reisigen und Jaegern; Dahinter draengten, zahllos schier, In dichtem Schwarm sich all die Leute, Die bei des Herrschers Diwan heute Drauf rechneten, der Huld von oben Abzugewinnen einen Strahl. So, gehend halb und halb geschoben, Kam sie zum weiten, lichten Saal, Worin der Diwan ward gehalten. Dort sass der Sultan in Person, Umwogt von seines Purpurs Falten, Ihr gegenueber auf dem Thron, Der Grossvezier an seiner Seite, Sodann, gewaertig seines Winks, Ein aeusserst stattliches Geleite Von Staatsbeamten rechts und links. Wer nun der Reihe nach gerufen Herantrat an des Thrones Stufen, Der legte seine Bittschrift nieder, Sprach zur Begruendung einen Satz, Erhielt Bescheid und musst' hinwieder Dem Naechsten raeumen seinen Platz. Die Mutter war noch lang' nicht dran; Doch ehe sie sich recht besann, Verstrich des Diwans kurze Stunde. Der Fuerst stand auf, entliess die Zahl Der Harrenden und schritt im Bunde Mit seinem Hofstaat aus dem Saal. Der Schwarm verlief sich, und sie ging, Da weiteres Bemuehn vergeblich, Nach Haus, wo sie der Sohn erheblich Enttaeuscht und missgestimmt empfing. Sein Unmut blieb ihr nicht verborgen; Doch fuehlte sie sich frei von Schuld, Ermahnte sanft ihn zur Geduld Und gab ihr Wort, sie werde morgen Von neuem hingehn.--Welche Qual! Der arme Junge sass auf Kohlen. Denn fruchtlos musste siebenmal Sie den Versuch noch wiederholen, Stets mit dem naemlichen Verlauf: Sie kam und sah den Sultan thronen, Recht sprechen, warnen und belohnen, Und immer wieder brach er auf, Bevor an ihr die Reihe war. So haette dort wohl unabwendlich Sie Tag fuer Tag ein volles Jahr Gewartet, waere sie nicht endlich Dem Blick des Herrschers aufgefallen, Weil ohne Bittschrift in der Hand Sie stets als hinterste von allen Dem Thron grad gegenueberstand. Drum, als der Diwan war beendet Am siebten Tag und er sich eben In sein Gemach zurueckbegeben, Sprach er zum Grossvezier gewendet: "Geraume Zeit bemerk' ich schon, Wie taeglich, wenn ich Sitzung halte, Sich gegenueber meinem Thron Erwartend aufstellt eine Alte. Sie traegt was in ein Tuch geschlagen Und steht so bis zum Schlusse still. Kannst du mir kuenden, was sie will?" "Vermutlich will sie sich beklagen," Erwiderte der Grossvezier. "Du weisst ja, Herr, wie haeufig Frauen Ein unbedeutend Leid vor dir Mit grossem Wortschwall wiederkauen. Vielleicht hat man zu wenig Mehl Ihr auf dem Markte zugewogen, Vielleicht beim Wechseln sie betrogen." Der Sultan gab ihm drauf Befehl, Sie naechstesmal ihm vorzufuehren. Und richtig, tags darauf, sofort Nachdem man aufgetan die Tueren, Stand sie beharrlich wieder dort. Der Sultan winkte vor Beginn Der Sitzung, als er sie erblickte, Dem Grossvezier, und dieser nickte Zum Obersten der Wache hin. Der gab der Mutter flugs ein Zeichen, Mit ihm zu gehn, gebot sodann Den Vorderen, vor ihr zu weichen, Und brachte sie zum Thron heran. Dort warf sie sich--weil dies gebuehrend Ihr schien nach allgemeinem Brauch-- Vorm Sultan nieder auf den Bauch, Den Boden mit der Stirn beruehrend. Doch er befahl ihr aufzustehn Und sagte: "Gute Frau, tagtaeglich Hab' ich seither dich unbeweglich Dort nah dem Eingang harren sehn. Was ist es, sprich, das du begehrst?" Sie warf sich nochmals nieder erst Und hauchte, vor Erregung heiser: "Bevor, erhabner Herr und Kaiser, Den Anlass du von mir erfaehrt, Der mich bewog zu diesem Schritte, Vernimm die demutsvolle Bitte, Dass mein unglaubliches Verlangen Du gnaedig im voraus verzeihst; Denn ich vergehe fast vor Bangen. Erscheint ja doch mein Unterfangen Sogar mir selber allzu dreist." Der Sultan, um ihr Mut zu machen, Liess augenblicks den ganzen Hauf Des Volks entfernen durch die Wachen Und forderte den Hofstaat auf, Ihn mit der Frau allein zu lassen; zurueck blieb nur der Grossvezier. "Du darfst", so sprach er dann zu ihr, "Nunmehr getrost ein Herz dir fassen. Was immer dein Begehren sei, Dir ist's vorweg, mein Wort zum Pfande, Vergeben. Also rede frei!" Da loesten sich die Zungenbande Der Mutter. Ohne weitre Scheu Berichtete sie wahrheitstreu, Durch welch geheimes Abenteuer Sich seiner Tochter Aladdin, Ihr Sohn, genaht; wie heftig ihn Seitdem verzehre wildes Feuer; Wie redlich sie sich unterdessen Ihn abzukuehlen angestrengt, Doch wie von Leidenschaft besessen Er sie zu diesem Gang gedraengt. Nur seiner Drohung, dass er sterbe, Wenn nicht um deren Hand sie werbe, Die doch fuerwahr, mit ihm verglichen, Nicht minder unerreichbar fern Als an dem Firmament ein Stern, Sei schliesslich zoegernd sie gewichen. Der Sultan, keineswegs empoert Noch spoettisch, aeusserte die Frage, Nachdem er ruhig zugehoert, Was in dem Tuch verhuellt sie trage. Sogleich entnahm sie wunschgemaess Dem Buendel das Geschenk des Sohnes Und stellte vor den Fuss des Thrones Das vollbeladene Gefaess. Der Herrscher, von dem bunten Scheine Geblendet, waehnte sich im Traum Und traute seinen Augen kaum Beim Anblick all der Edelsteine, So gross und praechtig, wie noch keine Zeit seines Lebens er geschaut, Und in Betrachtung ganz versunken Sass er ein Weilchen ohne Laut. Dann aber rief er freudetrunken: "Wie schoen! Wie koestlich! Wie vollendet!", Nahm jeden einzeln in die Hand Und sprach, zum Grossvezier gewendet: "Sag', ob in meinem ganzen Land In allen Laendern dieser Erde Man je was gleich Vollkommnes fand?" Mit beifallspendender Gebaerde Gab dies der Grossvezier ihm zu, Worauf er fortfuhr: "Moechtest du Behaupten, dass ich einen Mann, Der solcherlei vermag zu schenken, Nicht, ohne lang' mich zu bedenken, zum Schwiegersohn erwaehlen kann?" Der Grossvezier war sehr betroffen Von diesem Wort. Seit Jahren schon Liess naemlich ihn der Sultan hoffen, Er werde seinen eignen Sohn Mit der Prinzessin einst vermaehlen. Er sagte drum ins Ohr ihm leise: "Ja, Herr, ich kann es nicht verhehlen, Dass dies Geschenk von hoechstem Preise Der Sultanstochter wuerdig ist; Doch goenne mir drei Monat Frist. Mein Sohn, den vormals du zum Gatten Ihr zu bestimmen hast beehrt, Stellt sicher dies Geschenk in Schatten Durch eins von doppelt reichem Wert." Das schien dem Sultan eine Flause; Doch gab er seiner Bitte nach, Weil er sein Guenstling war, und sprach Zur Mutter freundlich: "Geh' nach Hause Zu deinem Sohn und meld' ihm dies: Den Antrag, den er stellte, wies Ich nicht zurueck; drei Monat sind Vonnoeten aber, eh' zum Gatten Ich jemand gebe meinem Kind, Um sie geziemend auszustatten. Nach Ablauf dieser Zeit komm wieder." Die Mutter ging nach Haus zurueck, Und diesmal bebten ihre Glieder Nicht vor Verzagtheit, nein, vor Glueck. 7. [Illustration: W] Wer koennte wohl in Worte fassen, Wie selig unser junger Held, Nachdem die Mutter ihm bestellt, Was ihm der Sultan melden lassen! O Wonne, dass nach langem Duersten, Nach vielen Naechten ohne Schlaf Die Botschaft aus dem Mund des Fuersten Sein kuehnstes Hoffen uebertraf! Er tanzte rund herum im Zimmer, Schwor in den feurigsten Erguessen Der Mutter Dankbarkeit auf immer Und ueberhaeufte sie mit Kuessen. Drei volle Monat waren freilich Als vorgeschriebne Wartezeit Fuer seine Sehnsucht endlos weit. Es war darum gewiss verzeihlich, Dass ihn des Ziels Erwartung quaelte Und er bestaendig nach der Uhr Nicht Wochen, Tage, Stunden nur, Vielmehr auch die Minuten zaehlte.-- Zwei Monat waren abgelaufen, Als eines Morgens ahnungslos Die Mutter sich, um was zu kaufen, Zum Markt begab. Ein laut Getos' Der Froehlichkeit scholl ihr entgegen, Als waer' ein Fest herangerueckt; Mit Blumenkraenzen allerwegen Ward eilig Haus fuer Haus geschmueckt, Und Laempchen wurden hundertfach Hinaufgereicht auf hohe Leitern Fuer Prachtbeleuchtung auf dem Dach. Die Strassen wimmelten von Reitern Auf edlen, reichgezierten Pferden, Und alt und jung war aufgeputzt. Die Mutter, ganz und gar verdutzt, Vermochte draus nicht klug zu werden. Sie fragte drum den ersten besten, Weshalb denn heute jedermann Sich rueste wie zu grossen Festen. Der gab zur Antwort: "Schau mal an, Das weisst du nicht? Ei, das erzaehlt sich Ja doch die ganze Stadt erfreut; Dem Sohn des Grossveziers vermaehlt sich Prinzessin Bedrulbudur heut." Die Gute flog bestuerzt nach Haus Und rief dem Sohn, der sich zur Stelle Befand, entgegen auf der Schwelle: "Ach, Aermster, nun ist alles aus! Den Sultan hat sein Wort gereut; Denn im Palast ist Hochzeit heut. Dort wird mit feierlichem Prunke Der Sohn des Grossveziers getraut, Und die Prinzessin ist die Braut." Als ob des Blitzes jaeher Funke Durchzucke seines Lebens Mark, Empfand sich Aladdin zerschmettert, Blieb standhaft aber doch und stark; Und als verzweifelnd er durchblaettert Seite fuer Seite sein Gedaechtnis Nach Mitteln gegen diese Pein, Fiel ihm des falschen Freunds Vermaechtnis, Die Wunderlampe, wieder ein. Zur Mutter sprach er drauf entschieden: "Der Hochzeit setz' ich einen Damm! Lass schaun, wer heute mehr zufrieden, Ich oder dieser Braeutigam." Er tat, was ihm bereits gelaeufig: In seine Kammer eingeschlossen Rieb er die Lampe, wie schon haeufig, Und aus dem Boden aufgeschossen Erschien der Geist gleich einem Riesen, Ihn fragend: "Was ist dein Geheiss?" Drauf Aladdin: "Du hast mit Fleiss Mir oefters dienstbar dich erwiesen Bei Wuenschen, die gering und nichtig. Das Werk jedoch, das ich dir nun Befehlen will fuer mich zu tun, Ist ueber alle Massen wichtig. Du sollst mir meine Qualen lindern Und drum als unsichtbarer Gast Die Hochzeit, die heut im Palast Gefeiert werden soll, verhindern. Begib dich hin, vom Wind getragen, Ergreif' den Braeutigam beim Kragen, Entfuehr' in ein Versteck ihn, sperr' Dort fest ihn ein und lass verborgen Ihn schmachten bis zum naechsten Morgen." Der Geist versetzte fuegsam: "Herr, Wie du befiehlst," und war verschwunden. Am Hofe ward mit aller Kraft Inzwischen seit den fruehsten Stunden Fuer die Vermaehlung vorgeschafft. Mit einem wahrhaft beispiellosen Und noch nicht dagewesnen Glanz War der Palast verwandelt ganz In einen duft'gen Hain voll Rosen. Die Tafel funkelte von Gold; Prunkteppiche von schwerster Seide Bedeckten sorgsam aufgerollt Zu wundersamer Augenweide Den Marmorboden und die Treppe, Und rings mit Perlenschmuck beschwert Wog der Prinzessin Hochzeitsschleppe Drei Fuerstentuemer auf an Wert. Der ganze Hofstaat war beisammen Nebst Sendlingen aus aller Welt; Den angefachten Opferflammen Entstieg der Rauch zum Himmelszelt. Grad sollte die Vermaehlungsfeier Beginnen; Festmusik erscholl; Schon trat herein in ihrem Schleier Die Sultanstochter anmutsvoll An ihres hohen Vaters Arm, Und in der Wuerdentraeger Schwarm Schritt ihr entgegen ihr Verlobter-- Da ploetzlich Nacht und wieder Licht; Der Geist erfuellte mit erprobter Vollendung seine Dienerpflicht. Man sah sich an, man sah sich um, Die Augen starr, die Mienen dumm: Was war geschehn? Der Braeutigam Stand nicht mehr dort, wo er gestanden Grad eben, sondern war abhanden, Wie fortgewischt von einem Schwamm. Man forschte, spaehte; doch vergebens. Der Grossvezier, der schon geglaubt, Er sei am Ziele seines Strebens, Schien vor Erregung sinnberaubt. Der Hofstaat mit betaeubtem Hirne Begann zu tuscheln, dicht geschart; Der Sultan runzelte die Stirne Und brummte was in seinen Bart. Die Gaeste ratlos und befangen, Verkruemelten sich allgemach, Und ueber der Prinzessin Wangen Herunter floss ein Traenenbach. Die Feierstimmung war verraucht, Verwandelt alle Lust in Wehe. Denn da zum Abschluss einer Ehe Den Braeutigam man dringend braucht, So blieb am Ende keine Wahl, Als die Vermaehlung zu verschieben Samt Freudenfest und Hochzeitsmahl, Bis man ihn wieder aufgetrieben. Der Sultan floesste seiner Tochter Gar zaertlich Troestung ein und Mut; Allein mit Muehe nur vermocht' er Zu stillen ihrer Augen Flut, Obwohl weit mehr verletzte Scham Und schwergekraenkter Stolz die Quelle Der Traenen war als Herzensgram. Am naechsten Morgen aber kam Der Grossvezier in hoechster Schnelle Zum Sultan, der halb ungeduldig, Halb muerrisch ihm entgegensah, Und rief: "Mein Sohn ist wieder da! Er ist, o glaub' mir, weder schuldig, Noch weiss er selbst, was ihm geschah. Gebiete drum, dass man die Feier Heut ruesten soll zum zweitenmal, Und gib dadurch zurueck dem Freier, Was ihm ein Unstern gestern stahl." Hierzu, wenngleich das Fest verpfuscht Ihm vorkam, war der Fuerst erboetig; Denn fuer sein Ansehn schien ihm noetig, Dass alles moeglichst ward vertuscht. Die Hauptstadt wurde von Trompeten Und Pauken abermals durchlaermt, Das Hochzeitsessen aufgewaermt Und alle Gaeste neu gebeten. Als Aladdin, dem keine Spur Von saemtlichen Begebenheiten Entgangen war, davon erfuhr, Beschloss er, herzhaft fortzuschreiten Auf seinem Pfade bis zum Sieg. Den Geist beschwor er drum von neuem, Und als dem Boden er entstieg, Sprach er zu ihm: "Du hast mit treuem Gehorsam, was ich dir befohlen, Genau vollbracht. Dieselbe Not zwingt mich indessen, mein Gebot Von gestern dir zu wiederholen. Den Sohn des Grossveziers entfuehre Heut abermals in gleicher Art, Und hinter fest verschlossner Tuere Halt' ihn bis morgen frueh verwahrt!" Der Geist entfernte sich, die Tat Alsbald wie tags zuvor verrichtend; Nur diesmal in noch staerkrem Grad Als gestern wirkte sie vernichtend. Im feierlichsten Augenblick Verschwand urploetzlich aus dem Saale Durch ein unfassliches Geschick Der Braeutigam zum zweiten Male. Vom ganzen Hof und hohen Adel Ward er gesucht wie eine Nadel. In alle Winkel ward geguckt, Gestoebert ward in allen Ecken; Er war so wenig zu entdecken, Als ob der Boden ihn geschluckt. Hiermit begann ein Trauerspiel: Prinzessin Bedrulbudur raufte Die schoenen Haare sich und fiel Bewusstlos hin; der Sultan schnaufte Vor Ingrimm wie ein wildes Tier; Der unglueckselige Grossvezier Wand sich in Kraempfen wie ein Wurm, Die Augen rollend rings im Kreise; Die Gaeste flohen gruppenweise, Wie eine Herde vor dem Sturm, Und seufzend sprach der Oberkoch In tiefem, hoffnungslosem Haermen Zum Kuechenjungen: "Einmal noch Kann ich den Hochzeitsschmaus nicht waermen." 8. [Illustration: D] Der Grossvezier fand keinen Schlummer In dieser Nacht. Am andern Tag Bei Sonnenaufgang, als vor Kummer Halb krank er noch im Bette lag, Trat aschenfahl und uebernaechtig Sein Sohn herein. Der Vater schrie, Vor Jaehzorn seiner nicht mehr maechtig: "Hinweg mit dir, und lass dich nie Mehr sehn!" Da fiel er auf die Knie: "Mein Vater, schein' ich so verdaechtig, Dass du Gehoer mir weigern willst? Wenn dir bekannt, was unverschuldet Ich heut und gestern nacht erduldet, So wett' ich, dass dein Groll zerschmilzt. Ich wurde beidemal gepackt Von unsichtbaren Faeusten, staerker Als Menschenhand, und eingesackt In einen engen, finstren Kerker, Zu schmal, um nieder mich zu legen, Ja, selbst um aufrecht mich zu regen; Die Tuer von aussen fest verrammelt Und alles Ruetteln ohne Zweck! So kauert' ich, noch kaum gesammelt Vom ersten fuerchterlichen Schreck, Erneuter Hexerei gewaertig, Gefasst auf meinen Untergang Und mit dem Erdendasein fertig, Wer weiss, wieviele Stunden lang, Bis endlich beidemal die Tuer Von selber aufsprang. Aber gaebe Man tausend Braeute mir dafuer, Ich moechte nicht, solang' ich lebe, Dies noch ein drittes Mal erleiden. So sehr mir die Prinzessin teuer, Ich will sie lieber dauernd meiden, Als dem geheimen Ungeheuer Zum Spielball dienen unbeschraenkt. Ich glaube, Bedrulbudur denkt Hierin nicht anders, und sie kann, Auch wenn sie liebenswert mich findet, Nicht recht vertrauen einem Mann, Der unfreiwillig stets verschwindet. Drum wuensch' ich, ob du gleich dem boesen Verhaengnis nicht mit Unrecht grollst, Dass du den Sultan bitten sollst, Er moege die Verlobung loesen." Der Grossvezier erkannte klar, Wenn auch im Innersten bekuemmert: Sein Lieblingsplan von manchem Jahr Lag rettungslos vor ihm zertruemmert, Sodass, wie nun die Sache stand, Statt auf ein Wunder noch zu harren, Er selber den verfahrnen Karren Am besten stecken liess im Sand. Er trug dem Sultan untertaenig Drum seines Sohnes Bitte vor Und fand ein sehr geneigtes Ohr. Der Herrscher freute sich nicht wenig, Als unverhofft er sie vernahm, Dass dem Entschluss, den er im stillen Gefasst um seiner Tochter willen, Ihr Braeutigam entgegenkam. Mit Windeseile flog die Kunde Von der Entlobung durch die Stadt, War tagelang in aller Munde; Doch schliesslich schwatzte man sich satt. Es wusste ja vom wahren Grunde Nur Aladdin allein Bescheid, Und da nunmehr sein Weizen bluehte, Nahm mit beruhigtem Gemuete Zum naechsten Schachzug er sich Zeit. Erst als ein Monat noch entwichen Und so, wie vorbestimmt, verstrichen Die ganze Frist von dreien, sandte Von neuem er die Mutter fort Zum Sultan, der sie gleich erkannte Und sich an sein gegebnes Wort Erinnerte. Mit freiem Mute Bat sie den Fuersten auf den Knien, Gewaehren moeg' er Aladdin, Was zu versprechen er geruhte, Da die bedungne Frist vorbei. Dem Sultan war die Mahnung peinlich. Er hatte ja fuer unwahrscheinlich Gehalten, dass die Schwaermerei Des jungen Manns nach so viel Wochen Noch immer nicht erloschen sei; Denn was er unbedacht versprochen, War niemals ernst gemeint gewesen. Konnt' er zum Gatten seines Kinds Wohl einen Schwiegersohn erlesen, Der nicht geboren war als Prinz? Und doch vor offener Verneinung Sich scheuend, zog im Widerstreit Er seinen Grossvezier beiseit Und fragte leis nach dessen Meinung. "Herr," sagte jener gleichfalls leis, "Wenn du dein Wort nicht willst verletzen, Genuegt es, einen solchen Preis Fuer die Prinzessin festzusetzen, Dass, wenn des Werbers Ueberfluss An Geld und Gut auch ohnegleichen, Trotz allem er die Segel streichen Und voll Beschaemung abziehn muss." Der Ratschlag schien dem Sultan schlau; Deshalb sich zu der Mutter eilig Umwendend sprach er: "Gute Frau, Ich gab mein Wort und halt' es heilig. Dein Sohn soll keinen Hindernissen Begegnen; aber um zu wissen, Was er zur Morgengabe beut, Und ob er wirklich zur Erringung Der hohen Braut kein Opfer scheut, Mach' ich ihm eines zur Bedingung: Ich fordre, dass er vierzig Becken Von schwerstem Gold mir schicken soll, Die saemtlich bis zum Rande voll Von herrlichen Juwelen stecken, Den damals mir geschenkten gleich, Die jeden Stein im ganzen Reich Weitaus an Schoenheit uebertrafen, Hertragen sollen diese Fracht Auf Haeupten vierzig schwarze Sklaven In reicher, auserlesner Tracht, Gefuehrt von vierzig jungen weissen, Die noch verschwenderischer gleissen. Dies die Bedingung. Wird genau Von ihm bestanden diese Probe, Dann--hoere, dass ich's laut gelobe-- Wird meine Tochter seine Frau." Die Mutter schritt bedenklich heim, Jedoch gelabt vom Hoffnungsschimmer, Des Herrschers Fordrung werd' auf immer In ihrem Sohne jeden Keim Des naerrischen Begehrs ersticken. Doch als von diesem Trost beseelt Sie klipp und klar ihm aufgezaehlt, Was er dem Sultan solle schicken, Und sicher dachte, dass erschrocken Er sich bequeme zum Verzicht, Rief er mit strahlendem Gesicht Und ueberschaeumendem Frohlocken: "Nichts weiter? Ei, der Sultan irrt Im Glauben, dass durch die Bedingung Er mich ins Bockshorn jagen wird. Waehnt er, mir fehle zur Bezwingung Solch eines Probestuecks die Macht? Ich koennt' ihm noch ganz andre Launen Befriedigen. Er soll erstaunen, Und du nicht minder. Gib nur acht!" Er ging in seine Kammer, rieb Die Lampe, bis der Geist erschienen, Der unterwuerfig ihm zu dienen Wie stets bereit war. Er beschrieb Des Herrschers Anspruch ihm ausfuehrlich Und fragte dann, ob er dies all Ihm schaffen koenne Knall und Fall. Der Geist erwiderte: "Natuerlich." "Wohlan," sprach Aladdin, "so eile, Damit ich flugs den ganzen Tand Ihm senden kann." Der Geist entschwand Und kam nach nicht viel groessrer Weile, Als waehrend man die Augenlider Zuschliesst und oeffnet, wie geheissen Mit vierzig schwarzen Sklaven wieder, Sowie mit vierzig jungen weissen, Sodass der umfangreiche Zug Sich auf die Strasse musst' erstrecken, Weil Haus und Hof nicht weit genug. Ein jeder von den schwarzen trug Auf seinem Haupt ein goldnes Becken, Und jedes Becken wies in Fuelle Demanten, Perlen und Berylle, Smaragd, Saphir, Topas, Rubin Von hoechstem Reiz des Farbenspieles Und ueberlegen noch um vieles Den Fruechten, die sich Aladdin Im Zaubergarten einst gepflueckt. Nachdem das Werk soweit geglueckt, Rief er die Mutter, die mit starren, Weit aufgerissnen Augen gaffte. "Schau," sprach er, "muss der Sultan harren? Gesteh', dass ich zur Stelle schaffte, Was er vorhin sich ausbedang! Jetzt aber zoegere nicht lang Und bringe meine Morgengabe Geradeswegs in den Palast, Damit an meiner grossen Hast Er merkt, wie sehr ich Sehnsucht habe, Mein Herz nach so viel Sturmgebraus Zu steuern in der Ehe Hafen." Die Mutter schritt somit voraus Dem wundersamen Zug der Sklaven. Das gab ein Aufsehn! Jedem Haus Entstroemten gierige Beschauer, So dass in Kuerze jung und alt Zu einer dichten Menschenmauer Auf allen Strassen stand geballt. Was irgend Beine hatte, lief, Was irgend Lungen hatte, rief Mit Stimmen, gellend wie Posaunen, Man moege kommen, sehn und staunen. Einmuetig wurde die Verkuendung Des Urteils allerorten laut, Dass in der Stadt seit ihrer Gruendung Man solchen Aufwand nie geschaut, Nie Sklaven edler von Gestalt, Von Wuchs und Haltung angetroffen, So bunt geschmueckt, so mannigfalt Bekleidet mit den feinsten Stoffen. In schoener Ordnung--denn zur Seite Den schwarzen Beckentraegern war Jeweils ein weisser als Geleite-- Hinwandelten sie Paar fuer Paar. Dazu der Edelsteine Glaenzen, Der vierzigfache Spiegelschein Des lautren Goldes--allgemein War die Begeistrung ohne Grenzen. 9. [Illustration: D] Die Nachricht war gleich einem Blitze Gedrungen an der Pfoertner Ohr, Eh' des Palastes offnem Tor Sich naeherte des Zuges Spitze. Sie sahn den schmucken Vordermann Der achtzig Sklaven mit Verbeugung Fuer einen fremden Koenig an Und wollten drum zur Ehrbezeugung Ihm kuessen seines Kleides Saum. Doch der erwiderte: "Gebt Raum Und bueckt euch lieber vor dem Rechten. Ich bin nur einer von den Knechten In unsres grossen Herren Sold." So stieg der Zug hinan die Treppen; Die Schwarzen hatten arg zu schleppen An ihrer schweren Last von Gold, Und von den weissen angeleitet Betraten sie den lichten Saal Des Diwans. Laengst schon vorbereitet Und ueberaus gespannt befahl Der Sultan, dass man ihnen Platz Gewaehre. Kunstgerechterweise Vor ihm gereiht in halbem Kreise Beeilten sie sich, ihren Schatz Am Fuss des Thrones aufzustellen, Worauf nach wohlversehnem Amt Sowohl die Dunklen als die Hellen Sich niederwarfen insgesamt. [Illustration: Die gestoerte Hochzeitsfeier] Die Mutter nahte nun dem Thron Und sprach mit vielen Huldigungen: "Hier sendet Aladdin, mein Sohn, Erhabner, was du dir bedungen. Er hofft, es werde dir gefallen Und der Prinzessin ebenfalls." Der Sultan, kaum ein Wort zu lallen Imstande, mit gerecktem Hals Und ueberzeugt, ihn wolle necken Ein Trug der Sinne, blickte bald Verwundert auf die vierzig Becken Mit ihrem funkelnden Gehalt Von groessrem Wert als ganze Laender, Bald auf die fuerstlichen Gewaender Der achtzig wohlgestalten Sklaven Und sagte laut zum Grossvezier: "Fuerwahr, der Himmel soll mich strafen Wenn ein Geschenk wie dieses hier Je Sultanstoechtern ward geboten!" "So ist es," stimmte jener bei, zumal er einsah, dass der Knoten Nicht anders mehr zu loesen sei. Wie haette noch der Fuerst sein Wort Zurueckziehn koennen als Empfaenger Von solchem beispiellosen Hort? Er fragte jetzt sogar nicht laenger Nach des Bewerbers Rang und Stand Und allen andern Eigenschaften; Fuer jeden Vorzug konnt' als Pfand Sein ungeheurer Reichtum haften. "Geh'," sprach er drum in mildem Ton Zur Mutter, "meld' ihm, dass mit warmen Gefuehlen ich und offnen Armen Ihn gruessen will als Schwiegersohn." So waren jetzt nach hartem Ringen Die Schwierigkeiten weggeraeumt; Sie selber durft' ihm Kunde bringen, Dass alles, was er sich ertraeumt, Was fuer unmoeglich ihr gegolten, Was als Verruecktheit sie gescholten, Und was ihm ihre Zweifelsucht Verargt als frevelhaft verstiegen, Ihm jetzt als eine reife Frucht Bereit war in den Schoss zu fliegen. Er aber, wenn auch ueberschwenglich Beglueckt, liess keine Zeit entfliehn, Um das zu tun, was unumgaenglich Ihm zu des Werkes Kroenung schien. Er hiess den Geist von neuem kommen Und sprach, als dieser schnell genaht: "Bereite mir sofort ein Bad Und bring', nachdem ich es genommen, Mir ein Gewand, so reich und prachtvoll, Wie sonst es nur ein Koenig traegt." Er fuehlte drauf alsbald sich machtvoll Erfasst und durch die Luft bewegt. Ein schoener Raum, an allen Waenden Mit buntem Marmor ausgelegt, Empfing ihn; dort bedient, gepflegt Von zarten, unsichtbaren Haenden, Nahm er das Bad in einer lauen, Von Wohlgeruch erfuellten Flut. Sodann, erquickt und ausgeruht, Konnt' er in einem Spiegel schauen, Dass er zu seinem Vorteil ganz Verwandelt, schoener war und schmucker. Statt des bisherigen Gewands, Das immer noch den armen Schlucker Verraten hatte, fand er Kleider, So praechtig, so mit Gold bestickt, Dass jeder Prinz und Fuerst als Neider Nach ihnen haette hingeblickt. Sobald er fertig angezogen, Erschien der Geist auf seinen Wink, Und er gebot ihm: "Zeig' dich flink! Ich habe mittlerweil erwogen, Was mir noch fehlt. Ein edles Ross Verlang' ich, das an Schoenheit alle Verdunkelt in des Sultans Stalle; Zu diesem ferner einen Tross Von Sklaven, jenen gleich zu achten An Kleiderprunk und Stattlichkeit, Die mein Geschenk dem Sultan brachten; Acht Sklavinnen dann zum Geleit Fuer meine Mutter, deren jede Ihr ein so koestliches Gewand Soll bringen, dass im ganzen Land Bald von nichts andrem mehr die Rede. Auch einen Beutel mit zehntausend Goldstuecken brauch' ich noch. Nur schnell Ans Werk!" Der Geist entschwebte sausend, Und alles war im Nu zur Stell'. Den Sklavinnen gab Aladdin Befehl, zur Mutter hinzueilen Und ihr ein Staatskleid anzuziehn. Das bare Gold liess er verteilen An feine Sklaven, mit der Weisung, Sie sollten's auf der ganzen Laenge Des Wegs mit voller Hand zur Speisung Der Armut werfen in die Menge. Er stieg zu Pferd und zog inmitten Des Trosses durch die Strassen hin. Selbst Kennern kam nicht in den Sinn, Dass er noch nie zuvor geritten, Weil mit dem feinsten Ebenmass Und Anstand er im Sattel sass. [Illustration: Aladdin reitet zum Schloss des Sultans] Vielkoepfig, massig, nicht zu zaehlen, Lief wiederum das Volk herbei; Betaeubend schwang aus allen Kehlen Sich Beifallruf und Jubelschrei, Besonders wenn, vom Sklaventross Geschnellt, als ungewohnter Segen So rechts wie links ein Hagelregen Von goldnen Muenzen sich ergoss. Wer war der Ritter hoch zu Ross? Bei Namen konnt' ihn niemand nennen, Nicht einmal einer unter zehn, Die noch vor kurzem ihn gesehn, Den alten Aladdin erkennen. Er, juengst noch duerftig, unansehnlich, Sah nun sich selber nicht mehr aehnlich; Denn zu der Lampe Wunderkraeften Gehoerte die geheime Macht, Dem Glueckspilz, den sie hoch gebracht, Auch aeussern Adel anzuheften. So lag am Tage sonnenklar, Dass all der Pracht, womit er prunkte, Durch sein Verdienst er wuerdig war. Er wurde rasch zum Mittelpunkte Fuer jedes Auge; jauchzend hob Zum Himmel ihn des Volkes Lob Und goennte gern ihm dieser Erde Vollkommenstes und reichstes Heil. Bis zum Palasttor mittlerweil Gelangt, stieg artig er vom Pferde. Die Pfoertner bildeten zwei Reihen Von Tor zu Tuer, um dem Empfang Vermehrte Wuerde zu verleihen; Durch diese schritt er sacht entlang, Trat in den Saal und vor den Thron. Der Sultan, seiner harrend schon, War ueberrascht und hoechst erbaut Sowohl von seiner Prachtentfaltung Wie seinem Wuchs und seiner Haltung, Schritt ihm entgegen, zog ihn traut, Ihm wehrend, auf die Knie zu sinken, An seine Vaterbrust und liess, Indem er ihn willkommen hiess, Ihn sitzen dicht zu seiner Linken. "Erlauchter Fuerst," sprach Aladdin, "Ich danke dir, dass mein Erkuehnen, Statt es durch harten Spruch zu suehnen, So nachsichtsvoll du mir verziehn. Ich wuesste nichts, was mich entschuldigt, Als dass mein Herz, von holdem Zwang Besiegt, in willenlosem Drang Der reizenden Prinzessin huldigt, Und dass die Liebe, die gewaltsam In meinem Innern flammt und loht, Nicht enden wird, bis unaufhaltsam Mein Leben selbst erlischt im Tod." "Mein Freund," versetze halb im Scherz Der Sultan, "um durch dieses Feuer Heillos versengt zu sehn dein Herz, Halt' ich fortan dich viel zu teuer. Ist dies das Mittel, dich zu toeten, So weiss ich, was dich heilen soll." Er gab ein Zeichen. Flugs erscholl Musik von Zimbeln und von Floeten. Er fuehrte drauf ihn liebevoll Zum wunderbaren Nebensaal, Worin bereits auf goldnen Tellern War aufgetischt ein leckres Mahl, Das aus den kaiserlichen Kellern Versorgt war mit dem besten Wein. Der Sultan ass mit ihm allein; Der Grossvezier und all die Herrn Von Rang und von Gebluet umkreisten Den vollbesetzen Tisch von fern Und mussten zusehn, wie sie speisten. 10. [Illustration: N] Nach Tische ward an Aladdin Vom Sultan vaeterlich die Frage Gerichtet, ob es ihm behage, Sogleich die Hochzeit zu vollziehn. Er gab zur Antwort: "Herr, du weisst, Wie sehr ich nach dem Glueck verlange, Das die Prinzessin mir verheisst. Jedoch damit ich ihrem Range Gemaess an unserm Hochzeitstag Sogleich in tadellosen Raeumen Ein neues Heim ihr bieten mag, Lass noch fuer kurze Zeit mich saeumen. Ein Schloss, versehn mit jeder Zier, Will ich errichten. Weise mir Drum einen angemessnen Bauplatz." Der Sultan drauf: "Mein Sohn, du hast Die Auswahl. Hier vor dem Palast Liegt, wie du siehst, ein leerer Schauplatz, Wo fuer dein Schloss genuegend Raum. Nur lass es moeglichst rasch erbauen; Denn, glaube mir, ich kann es kaum Erwarten, euch vermaehlt zu schauen." Nach dem Geloebnis, dass er sicher Den Bau nach Kraeften foerdern werde, Nahm Aladdin mit feierlicher Umarmung Abschied, stieg zu Pferde Und trabte durch die gleichen Gassen Mit dem Gefolg zurueck nach Haus, Umbrandet wieder von den Massen Des Volks mit lautem Jubelbraus. Daheim kaum angelangt, beschwor Den Geist er abermals und sagte: "Schon dein bisherig Wirken ragte Durch Kraft und Schnelligkeit hervor. Doch zu dem ungemeinen Werke, Das jetzt mir unentbehrlich ist, Bedarf ich deiner ganzen Staerke. Du sollst in moeglichst kurzer Frist Grad gegenueber vom Palaste Des Sultans mir ein stolzes Schloss Errichten, das vom Erdgeschoss Bis zu des Daches Flaggenmaste Der Sultanstochter, meiner Frau, Trotz ihrem sehr verwoehnten Auge Zur kuenftigen Behausung tauge. Welch ein Gestein du fuer den Bau Verwenden willst, ob Marmorquadern, Schneeweiss mit feinen schwarzen Adern, Ob Jaspis, ob Achat, Lasur, Das stell' ich ganz in dein Ermessen; Doch sollst du--dies beding' ich nur-- Nicht einen grossen Saal vergessen Im obern Stockwerk, der bekroent Von einer Kuppel, an den Waenden Durch Gold und Silber sei verschoent. Auch soll, um hellstes Licht zu spenden, Er vierundzwanzig Fenster zaehlen; Die Rahmen seien alabastern, Das Gitter sollst du mit Juwelen Von unerreichtem Glanz bepflastern. An einem wohlverwahrten Platz Befinde ferner sich ein Schatz Gemuenzten Goldes aufgespeichert, Der fuer mein Lebtag mich bereichert. Auch will ich, dass man eine Flucht Von Kuechen trifft am rechten Orte, Nebst Vorratskammern jeder Sorte, Und Staelle voll von edler Zucht. Ingleichen soll das Lustschloss innen Bevoelkert sein mit einem Heer Von Dienern und von Dienerinnen.-- Das alles schaff' mir nach Begehr, Und wenn du fertig bist, komm wieder." Als er dem Geiste dies gebot, Sank abendlich die Sonne nieder. Am andern Tag ums Morgenrot Erschien der Geist an seinem Bette: "Vollendet ist, was du bestellt; Schau," sprach er, "ob es dir gefaellt." Er trug darauf ihn an die Staette. Wie sehr war Aladdin verwundert! Da stand, erbaut in einer Nacht, Ein Schloss, wie noch kein halb Jahrhundert Voll Menschenarbeit es vollbracht. Er glaubte wahrlich nur zu traeumen, Als ihn der Geist in allen Raeumen Herumgeleitete. Da war Sein Auftrag Punkt fuer Punkt vollzogen, Bei weitem ueberholt sogar: Gewoelbe, Saeulen, Pfeiler, Bogen Von hoechster Schoenheit, ein Gewimmel Von Dienstbeflissnen ueberall; An Silberkrippen in dem Stall Die schoensten Rappen, Fuechse, Schimmel; Mundvorrat jeder Art, nicht sparsam In Kuech' und Kammern schon verfacht; Der Schatz in sicherem Gewahrsam, Von einem Schliesser treu bewacht, Mit Gold gefuellte Riesensaecke, Gehaeuft, getuermt bis an die Decke. Nachdem sich Aladdin das Ganze Von Grund aus angesehn, zumal Auch noch den grossen Kuppelsaal, Sprach er, geblendet von dem Glanze, zum Geist: "Ich muss dir Beifall zollen; Befriedigt wurde musterhaft Von dir mein Wuenschen und mein Wollen. Nun sei nur noch herbeigeschafft Ein langer Teppich aus Damast, Von feenhaftem Farbenschimmer; Du sollst, befehl' ich, vom Palast Des Sultans ihn bis an die Zimmer Der Herrin dieses Schlosses breiten. Ihn soll auf ihrer Wanderung Ins neue Heim ihr Fuss beschreiten." Der Geist entfernte sich im Schwung, Und eh' sich's Aladdin versah, Lag der damastne Teppich da. Der Geist kam wieder ohne Rast Und trug nach Haus ihn unverdrossen, Grad als die Pforten am Palast Des Sultans wurden aufgeschlossen. Die Pfoertner wunderten sich sehr, Als drueben, dicht vor ihren Nasen, Wo gestern noch die Staette leer Und nur bewachsen war mit Rasen, Ein Wunderbauwerk hoch und hehr Sie ragen sahen in die Luefte. Die Nachricht schwirrte mit Gesumm Befluegelt im Palast herum; Der Hofstaat machte hoechst verblueffte Gesichter, und der Grossvezier Lief, als er eine Weile stier Den raetselhaften Spuk beglotzt, zum Sultan hin und sprach entruestet: "Wer sich mit einem Kunststueck bruestet, Das jeglicher Erfahrung trotzt, Der steht im Bund mit Zauberei!" Der Sultan gab zur Antwort: "Ei, Man muss nicht gleich das Schlimmste denken. Was ist denn weiter auch dabei? Ein Mann, der so vermag zu schenken, Den drum mein fuerstliches Vertrau'n Erkor zu meiner Tochter Gatten, Der kann sich wohl den Spass gestatten, Ein Schloss in einer Nacht zu bau'n. Er gibt als reichster Mann der Welt Uns nur ein augenfaellig Zeichen, Dass man mit sehr viel barem Geld So ziemlich alles kann erreichen. Der Bau dort stammt aus goldnen Quellen, Und wenn du trachtest, ihn als Frucht Von Zauberkuensten hinzustellen, So spricht aus dir die Eifersucht."-- Zur Stunde, da sich so die beiden Besprachen, war in ihrem Haus Die Mutter Aladdins drauf aus, Mit jenem Staat sich zu bekleiden, Den ihr die Sklavinnen gespendet, Und liess, nachdem durch deren Walten Ihr Putz in Baelde war vollendet, Von ihnen sich die Schleppe halten Auf ihrem Wege zum Palast. Auch Aladdin, im Vaterhause zum allerletztenmal zu Gast, Brach auf nach kurzer Ruhepause. Die vielbewaehrte Wunderlampe Nahm er dabei wohlweislich mit, Bestieg sein flinkes Pferd und ritt Gradaus zu seines Schlosses Rampe. [Illustration: Der Sultan erblickt das Schloss Aladdins] Der feierliche Freudenklang Von Trommeln, Pfeifen und Trompeten Erscholl der Mutter zum Empfang. Von des Palastes Zinnen wehten Im Winde froehlich bunte Fahnen; Aus Schalen stroemte Balsamduft; Der Hofstaat stand auf den Altanen Und schwenkte Tuecher durch die Luft. Die Stadt ward neuerdings geschmueckt Mit Laubwerk, Teppichen und Lichtern; Viel deutlicher war den Gesichtern Des Frohsinns Stempel aufgedrueckt Als beim gestoerten Hochzeitsfeste Von damals. Die verdutzte Schar Des Volks erblickte zwei Palaeste, Wo tags zuvor nur einer war; Zumal bestaunten sie den neuen, Und laut bekannte jedermann, Er muesse den Vergleich nicht scheuen, Ja, steh' dem alten weit voran. Inzwischen ward, weil sich der Freier Ausdruecklich hatte vorbehalten, In seinem eignen Schloss die Feier Der Hochzeit glaenzend zu gestalten, Vom Sultan oeffentlich erklaert, Dass gueltig nun zu Recht bestehe Prinzessin Bedrulbudurs Ehe Mit dem Gemahl, der ihrer wert, Und dem sein Vaterherz gewogen; Auch wurde der Vertrag vollzogen Mit hergebrachter Foermlichkeit. Dann leerten einen Freudenbecher Die Mutter und der Fuerst zuzweit. Er selber gab ihr das Geleit In der Prinzessin Wohngemaecher. Dort kam in ihrem reichen Schmuck Und ihrer Schoenheit holdem Prangen Die Braut entgegen ihr gegangen Mit einem warmen Haendedruck Und einem Kuss auf ihre Wangen. Sie nahm, bereit zur Ueberfuehrung In ihres Ehegatten Schloss, Vom Vater Abschied. Beiden floss Ein Traenenstrom herab vor Ruehrung. Und als der Sonne letztes Blinken Gewichen war dem Daemmerschein, Da formte sich der Zug. Zur Linken Schritt ihr die Mutter, hinterdrein Die Sklavinnen und Zofen all, Voran ein Trupp von Musikanten Mit schmetterndem Posaunenschall, Zuletzt unzaehlige Trabanten, Lakaien, Pfeifer, Paukenschlaeger Und Knappen, die als Fackeltraeger Dem Zuge Licht zu spenden hatten. So schwebte die Gebieterin Auf dem damastnen Teppich hin Zum kerzenhellen Schloss des Gatten, Und all das heitre Volksgewimmel Entsandte wie aus einem Mund Gebet und Segenswunsch zum Himmel Fuer ihren jungen Ehebund. 11. [Illustration: V] Von seiner Dienerschaft umgeben Stand Aladdin am Eingangstor Und fuehrte mit begluecktem Beben Die Braut zum Kuppelsaal empor. Sie war beim ersten Anblick schon Entzueckt von ihm, da beim Vergleiche Sie fand, dass nimmer ihm der Sohn Des Grossveziers das Wasser reiche. Und Aladdin? Ach, wer beschriebe, Was er im Innersten empfand, Wie nun das Traumbild seiner Liebe Holdselig leibhaft vor ihm stand! Er rief: "Du Herrlichste von allen, Vor der das Taggestirn erbleicht, Gesteh' mir, ob ich nicht vielleicht Verurteilt bin, dir zu missfallen!" "Mein Prinz--denn dieser Name scheint", Versetzte sie, "dir zu gebuehren-- Mir hat mein Vater dich zu kueren Befohlen und mich dir vereint. Des Vaters Willen sich zu fuegen Ist einer guten Tochter Pflicht; Doch ich vollzog sie mit Vergnuegen; Denn wisse, du missfaellst mir nicht." Mit dieser feinen Antwort scheuchte Sie seiner Sorge letzten Rest; Und nun begann ein Zauberfest, Das ihr viel Staunenswerter deuchte, Als was daheim sie je geschaut. Die Tafel ueberschwemmten Rosen, Von Diamanten rings betaut; Von einer gleichfalls grenzenlosen Verschwendung zeugten die Pokale, Die Schuesseln, Teller, Gabeln, Messer; Sogar die Speisen waren besser Als je beim kaiserlichen Mahle. Zu Floetenspiel und Lautenklang Ertoente, reizend anzuhoeren, Ein doppelstimmiger Gesang Von allerliebsten Maedchenchoeren. Nach Schluss des Mahls erschien ein Schwarm Von Taenzern und von Taenzerinnen, Um einen Reigen zu beginnen. Der Schlossherr selbst bot seinen Arm Der Herrin, und voll Anmut schwangen Nach einem alten Brauch des Lands Die Neuvermaehlten sich im Tanz. Die Mitternacht war laengst vergangen, Da sich im Schloss zu Ende neigte Die Lustbarkeit. Am Tag darauf, Als schon des Sonnenballes Lauf Sich nah dem Mittagsgipfel zeigte, Schritt Aladdin mit einem Heere Von Dienern auf dem kurzen Pfad Hinueber zum Palast und bat Den Schwiegervater um die Ehre, Sein Schloss in Augenschein zu nehmen. Gewiss, der Sultan mochte gern Zu dieser Einkehr sich bequemen Und ging, begleitet von den Herrn Des Hofs, mit ihm dorthin zu Fusse. Das Schloss, obwohl er's nun schon oft Von seinem Fenster aus mit Musse Betrachtet, schien ihm unverhofft Noch praechtiger, als er es nah Und naeher jetzt vor Augen sah. Im Innern erst vermochte kaum Er sein Entzuecken zu bemeistern, Und gar der grosse Kuppelraum Schien grenzenlos ihn zu begeistern. Er sprach zum Grossvezier: "Ein Wunder Wie dies hab' ich noch nie gewahrt. Hiergegen ist, bei meinem Bart, Mein eigener Palast nur Plunder." Doch als er wieder heimgekehrt, Um manchen grossen Eindruck reicher. Da schlaengelte der alte Schleicher Von Grossvezier sich unbegehrt An ihn heran mit dem Vermerk: "Wer koennte diesen Bau betrachten, Erhabner, ohne fuer ein Werk Der Zauberkunst ihn zu erachten?" Der Sultan drauf mit strengem Blick: "Das hochzeitliche Missgeschick, Das deinem Sohn so schlecht bekam, Kannst du noch immer nicht verschmerzen, Bist Aladdin deswegen gram Und suchst ihn grundlos anzuschwaerzen." So scheiterte die Laestrung klaeglich. Der Fuerst begab, sobald er wach, Vielmehr von jetzt ab sich tagtaeglich Gleich in sein Lieblingswohngemach, Wo freien Ausblick er genoss Auf seines Schwiegersohnes Schloss, Und ward nicht mued, vom Fenster aus, Ganz in Bewunderung vergraben, An Form und Schmuck des stolzen Baus Das Auge stundenlang zu laben. Wer aber daechte, dass nunmehr Sich Aladdin daheim verschlossen Und ferngehalten vom Verkehr, Der haette gaenzlich fehlgeschossen. Im Gegenteil, er ward bestaendig Lustwandelnd in der Stadt gesehn, Ging zum Gebet in die Moscheen, Tat manchen Einkauf eigenhaendig, War bei den hohen Edelleuten Oft zu Besuch, und jedesmal, Wenn er mit einer grossen Zahl Betresster Diener ausritt, streuten Sie Gold umher aus vollen Haenden. An seines Schlosses Pforten kam Kein Bettelmann, der nicht mit Spenden Vollauf beladen Abschied nahm. Auch wenn er, um der Jagd zu pflegen, Ins Feld hinausstob ungehemmt, Ward jedes Dorf auf seinen Wegen Von einem Goldstrom ueberschwemmt. Kein Wunder war's, wenn dergestalt Ihm der Beruehmtheit Rosenwolke Das Haupt umspann, und wenn er bald Vergoettert ward vom ganzen Volke. Er aber wurde drum nicht eitel, Nein, zeigte dem bedrohten Staat Sich von der Zehe bis zum Scheitel Als echten Helden durch die Tat: Des Reichs gesamte Grenze stand In eines Aufruhrs hellem Brand. Der Feldherrn keiner konnt' ihn daempfen, Bis Aladdin, dem Ruf der Not Gehorchend, mannhaft sich erbot, Auf eigne Faust ihn zu bekaempfen. Vom Herrscher an des Heeres Spitze Berufen zog er in das Feld, Nicht achtend Muehsal, Frost und Hitze! Bald war von ihm der Feind umstellt Und wurde wie beim Hasenjagen Trotz aller seiner Uebermacht In einer einz'gen grossen Schlacht Zerstreut und in die Flucht geschlagen. Dann fuehrte seine tapfren Krieger Er heimwaerts im Triumph, das Haupt Von einem Ruhmeskranz umlaubt, Und hiess nun Aladdin der Sieger.-- In stetem Fluss allmaehlich reihte Sich Tag an Tag und Jahr an Jahr; Er aber ward es kaum gewahr An seiner schoenen Gattin Seite, Geliebt und liebend, hochgeachtet Und doch von schlicht bescheidnem Sinn. Die Bosheit, die von Urbeginn Das Gute zu vernichten trachtet, Sollt' aber nach der Gnadenfrist Auch ihn mit hartem Streiche treffen. [Illustration: Der Zauberer befragt die "schwarze Kunst" ueber Aladdin] Der Zaubrer, der mit schnoeder List Ihn einst sich ausgesucht als Neffen, Dann heimgewandert und seit Jahren In Afrika nun wieder sass, Wollt' eines Tages, rein zum Spass, Genaueres davon erfahren, Wie Aladdin zugrund gegangen. Denn dass der Bursch aus jener Gruft Nie mehr, nachdem er drin gefangen, Zurueckgekehrt zu Licht und Luft, War nicht im mindesten ihm fraglich; Die Frage, die er noch gespart, Galt einzig seiner Todesart. Er setzte sich darum behaglich An einen Tisch, worauf mit Sand Gefuellt ein Viereck sich befand In Schachtelform, nahm einen Stift Und zog damit nach Zaubrerweise Im Sande Linien und Kreise Nebst Lettern einer fremden Schrift. Berechnend, murmelnd unverstaendlich, Nach Grundsatz, Regel und Gebot Geheimer Schwarzkunst, bracht' er endlich Heraus, dass Aladdin nicht tot, Nein, dass er aus der Gruft entsprungen, Zu Glanz und Ruhm sich aufgeschwungen Und obendrein als der Gemahl Der Sultanstochter herrlich lebe. Ha, war das tueckische Gewebe Zerfetzt? Er wurde leichenfahl, Krebsrot und wieder kreideblass Und dann vor Missgunst gelb und gelber. "Wie?" rief er aus in Wut und Hass, "Der Schatz, den muehsam fuer mich selber Ich ausgespuert mit saurem Schweiss, In zaehem, jahrelangem Fleiss, Der Lampe hohe Wunderkraft Ward mir zu meines Forschens Lohne Von einem niedren Schneidersohne, Von einem Tagedieb entrafft! Er, den vermodert ich gewaehnt, Er darf zu schwelgen sich erfrechen Im Reichtum, den er mir entlehnt! Doch nur Geduld, ich will mich raechen!" Er warf somit am selben Tag Aufs Pferd sich ohne viel Besinnen Und galoppierte stracks von hinnen Zum Reich, das fern im Osten lag. 12. [Illustration: N] Nachdem er auf der langen Reise Sich und sein Pferd halb tot gehetzt, Sich nur an kurzem Schlaf geletzt, Sich nur genaehrt mit knapper Speise, Mit kargem Trank erfrischt, gelangte Der Zaubrer in des Sultans Reich, Und bald vor seinen Augen prangte Die Hauptstadt, wo sein Schurkenstreich Ihm damals klaeglich war misslungen. In einem kleinen Gasthaus stieg Er ab, um seinen Rachekrieg Zu foerdern durch Erkundigungen. Das Wichtigste ward ihm natuerlich Enthuellt, bevor ein Tag verfloss; Denn alle Welt sprach unwillkuerlich Von Aladdin und seinem Schloss. Er liess zu dem beruehmten Bau Von seinem Wirt sich hingeleiten, Und als er ihn von allen Seiten Beschnueffelt hatte ganz genau, Da wusst' er, dass dem Aladdin Zu einem Werk von solcher Groesse Nur jene Lampe Kraft verliehn. Er gab sich selber Rippenstoesse Vor Aerger, weil dies Meisterstueck Ihn voellig erst ermessen lehrte, Was ihm entgangen war, und kehrte Zu seinem Gasthaus dann zurueck. Wo mochte wohl die Lampe stecken? Wenn ihren Aufbewahrungsplatz Er faehig waere zu entdecken, Dann koennt' er den ersehnten Schatz Von ihm erlisten, Raub um Raub, Und von der angemassten Zinne Zurueck ihn schmettern in den Staub. Er nahm behend wie eine Spinne, Die rastlos webt an ihrem Netze, Das Zauberviereck wieder vor, Und durch die magischen Gesetze, Die mit Gekritzel er beschwor Und knifflicher Berechnungsart, Ward bald unfehlbar ihm verraten: Die Lampe war im Schloss verwahrt. Der Zufall, der verruchten Taten Oft beisteht, war auch ihm gewogen. Willkommen traf die Nachricht ihn, Dass vor drei Tagen Aladdin Auf eine grosse Jagd gezogen Und fern sei bis zum Wochenschluss. Er trat in eines Klempners Laden Und sagte: "Freund, es soll dein Schaden Nicht sein, wenn du mir dienst. Ich muss zwoelf Lampen haben, nagelneu, Von blankem Kupfer." "Meiner Treu," Erwiderte mit breitem Lachen Der Klempner--denn er war erfreut, Solch glaenzendes Geschaeft zu machen-- "Gleich zwoelf? So viele hab' ich heut zwar nicht auf Lager; doch bis morgen Werd' ich die fehlenden besorgen." Mit einem Korb am Arme kam Der Zaubrer wieder tags darauf, Verpackte drin den ganzen Kram, Gab fuer den abgeschlossnen Kauf Weit hoehern Preis als nach Verpflichtung, Bewegte dann sich in der Richtung Des Schlosses langsam durch die Stadt Und zwang das Volk, dem Ruf zu lauschen: "Hoert, hoert! Wer alte Lampen hat, Kann hier sie gegen neue tauschen." Die Leute dachten allgemein: "Der Mensch da hat wohl einen Sparren." Die Kinder hielten ihn zum Narren Und liefen groehlend hinterdrein. Ihn aber konnt' es nicht beirren; Er liess im Korb die Lampen klirren Und wiederholte hundertmal Aus Leibeskraeften sein Gekraehe Bis in des Schlosses naechste Naehe. In ihrem grossen Kuppelsaal Sass Bedrulbudur. Das Gehoehne Der Kinder und die schrillen Toene Des Rufers drangen auch zu ihr, Und einer Sklavin aufzutragen Gebot ihr drum die Wissbegier, Sie moeg' hinuntergehn und fragen, Was dieser wueste Laerm bedeute. Die Sklavin ging und lachte hell, Da sie zurueckkam: "Der Gesell, Der dort umringt wird von der Meute, Ist ohne Zweifel gaenzlich toll. Sein Tragkorb ist von einem Haufen Der schoensten neuen Lampen voll; Er aber will sie nicht verkaufen, Nein, will sie tauschen gegen alte." Auch der Prinzessin Lachen schallte Nun laut und klang im Echo nach, Bis eine andre Sklavin sprach: "Vergib mir, Herrin; doch ich finde, Da sich's um alte Lampen dreht Und gleich hier neben auf dem Spinde Zufaellig eine solche steht, So koennte man, wenn's dir beliebt, Erproben, ob der Kerl tatsaechlich Fuer diese da, die schon gebrechlich, Uns eine nagelneue gibt." Dem stimmte die Prinzessin zu.-- Klang dir im Innern keine Warnung, O Bedrulbudur? Ahntest du Nicht schmaehlichen Betrugs Umgarnung? Die Wunderlampe war's, die dort Unscheinbar stand seit ein paar Tagen, Weil Aladdin, der immerfort Sie sonst mit sich herumgetragen, Aus Furcht, sie koenn' in Wald und Feld Verloren gehn, nicht auf die Jagd Sie mitgenommen. Wer nun fragt, Warum aufs Spind er sie gestellt, Anstatt sie sorgsam einzuschliessen, Den darf die Antwort nicht verdriessen, Dass hin und wieder ein Versehn Wohl jedem unterlaeuft im Leben, Und dass die Allerkluegsten eben Die duemmsten Fehler oft begehn. Die Sklavin nahm die Lampe, trug Zum Zaubrer hurtig sie hinunter, Hielt ihm sie hin und sagte munter: "Wenn diese da dir alt genug, Gib eine neue mir zum Tausche." Zugreifend voll Begier verschlang Er mit den Augen seinen Fang In schlecht verhehltem Freudenrausche; Dann liess er unters Kleid ihn wandern. Den Korb jedoch mit den zwoelf andern Wies er der Sklavin vor zur Wahl. Sie waehlte lachend, und die Rotte Begoss ihn mit vermehrtem Spotte. Doch er, geschmeidig wie ein Aal, Entkam durch eine Seitengasse, Liess dort, sobald ihn dieser Schlich Geborgen hatte vor der Masse, Den angefuellten Korb im Stich Und lief davon, sein Gasthaus meidend. Was lag ihm noch an seinem Pferd? Was lag an andrem Geldeswert? Jetzt war nur eins fuer ihn entscheidend! Nachdem er eine halbe Meile Vorm Stadttor endlich Halt gemacht, Beschloss er, noch fuer eine Weile Sich zu gedulden, bis die Nacht Ihm Schutz vor Ueberrumplung boete. Erst als im Westen sich verlor Der letzte Schein der Abendroete, Zog er die Lampe sacht hervor Und rieb sie. "Was ist dein Begehr?" So rief im naechsten Augenblicke Der Geist, an Laenge, Breite, Dicke Fuenfmal so massig wie ein Baer; "Die Lampe macht es mir zur Pflicht, Dass ich gehorsam dich bediene." Der Zaubrer sprach mit Siegermiene: "Du sollst das Schloss, das jener Wicht Von dir sich hat erbauen lassen, Mit seinen saemtlichen Insassen Und mir zugleich alsbald von da Forttragen durch des Aethers Wellen Und an dem Punkt in Afrika, Wo ich daheim bin, niederstellen." Gehorsam seinem neuen Meister Vollzog der Geist noch in der Nacht Mit Hilfe seiner Nebengeister Den Auftrag. Zeitig aufgewacht Begab der Sultan sich wie taeglich Zum Fenster, um in froher Schau Zu mustern den erhabnen Bau. Sein Staunen aber war unsaeglich, Als er den leeren Platz erblickte, Vom Schloss dagegen keine Spur. Er rieb die Augen sich, er zwickte Sich in den Arm; dies konnte nur Entweder Trug sein oder Traum! Doch welche Vorsicht er auch uebte, Die Sonne schien, kein Woelkchen truebte Den Himmel bis zum fernsten Saum. Unzweifelhaft, er traeumte nicht! Mit steifem, starrem Angesicht Stand er und stand wie angewurzelt Und murmelte: "Das Schloss ist fort, Soviel steht fest. Waer's eingepurzelt, So laegen doch die Truemmer dort. Der Kuckuck weiss, was hier geschehn!" Zum Schluss, wie stets in schweren Faellen, Liess er dem Grossvezier bestellen, Er wuensche schleunigst ihn zu sehn. Der Grossvezier kam angerannt; Der Sultan fasste seine Hand, Zog ihn zum Fenster hin und fragte Voll Spannung: "Wirst du was gewahr Vom Schloss, das gestern hier noch ragte? Mich foppt, so scheint's, mein Augenpaar." Der Grossvezier war hoechst betroffen; Jedoch er sammelte sich bald. "Herr," sprach er, "liegt nunmehr nicht offen, Was mir schon laengst fuer sicher galt, Wenngleich du mir nicht beigepflichtet? Dies Schloss, ich wiederhol' es frei, So schnell verschwunden wie errichtet, Es war ein Werk der Zauberei." Der Sultan, der dem Laesterwort Nicht mehr zu widerstehn vermochte, Ward kirschrot im Gesicht; er kochte Vor Zorn und fluchte: "Pest und Mord! Ein Gauner, listig und verlogen, Hat an der Nase mich gezogen! Wo ist der Schurk', der das gewagt? Noch heute soll sein Blut verschaeumen!" Drauf jener: "Herr, lass uns nur saeumen, Bis er zurueckkehrt von der Jagd." "Nichts da! Das waere zu viel Schonung," Entgegnete der Sultan wild; "Vom Henker werd' ihm die Belohnung, Mit der man Hochverrat vergilt. Geh', schick' ihm dreissig Reiter nach! Die sollen unterwegs ihn greifen, Verhaften und mit Schimpf und Schmach Gefesselt vor mein Antlitz schleifen!" 13. [Illustration: A] Auf seinem Rueckweg nach der Stadt Begriffen, ahnungslos und heiter, Traf Aladdin die dreissig Reiter. Ihr Hauptmann gruesste hoeflich glatt, Und er, von Heimweh schon beschwingt Und in der Meinung, jene waeren Vorausgesandt zu seinen Ehren, Sah sich mit einem Schlag umringt. "Mir ziemt, mein Prinz, dich aufzuklaeren," Begann der Hauptmann; "doch ein Sprecher, Der Unheil meldet, spricht nicht gern. Uns ward vom Sultan, unsrem Herrn, Befohlen, dich als Staatsverbrecher In Haft zu nehmen und gefangen Zu fuehren vor sein Angesicht." "Sag' nur, was hab' ich denn begangen?" Rief Aladdin mit heissen Wangen. Drauf jener: "Prinz, das weiss ich nicht." "Wohlan, da habt ihr mich. Vollzieht, Was eures Amts! Ich folg' euch willig, Ist's auch gewiss nicht recht und billig, Was unverschuldet mir geschieht." Er warb vom Pferd geholt, an Armen Und Hals mit Ketten fest umschnuert Und so zum Schrecken und Erbarmen Des Volkes in die Stadt gefuehrt. Der Liebling aller war in Not! Man wusste nicht, aus welchem Grunde, Sah nur ihn von Gefahr bedroht Und wollte drum, zu raschem Bunde Vereinigt, ihm die Freiheit schaffen. Ein Teil ergriff metallne Waffen, Ein andrer Steine, Knuettel, Stangen, Den Reitern sperrend Weg und Raum; Mit ihrem Haeftling konnten kaum Sie bis in den Palast gelangen. Der Sultan, der bereits ihr Nah'n Erwartet hatte vom Altan, Befahl dem Henker, alsogleich Dem Schaendlichen, der sein Vertrauen Getaeuscht, mit einem scharfen Streich Das Frevlerhaupt herabzuhauen. Es ward ihm keine Frist verliehn, Sich durch Verteidigung zu retten; Der Henker hiess, nachdem die Ketten Ihm abgestreift, ihn niederknien, Band ihm sodann die Augen zu, Erhob das Richtschwert, wie befohlen, Um auf des Herrschers Wink im Nu zum Streich gewaltig auszuholen. [Illustration: Aladdins schlimmste Stunde] Da--was ist das? Was droehnt und gellt? Was schwillt und wirbelt, brandend, brausend? Vom Volke haben viele Tausend Im Aufruhr den Palast umstellt. Man reisst und ruettelt an den Mauern, Man bricht aus ihnen Stein um Stein, Und lange kann es nicht mehr dauern, Da stuerzen sie zertruemmert ein, Und alle Tore klaffen splitternd. "O Herr, bedenk'!" so wendet zitternd Zum Sultan sich der Grossvezier, "Schau hin, wie meuterische Horden, Vollstaendig zuegellos geworden, Gleich einem grimmen Riesentier Sich gegen deine Mauern tuermen! Der Mensch hat auch dein Volk behext, Und wenn du diesen Spruch vollstreckst, Dann wird es den Palast erstuermen." Der Sultan fuhr erschreckt zusammen. Er merkte wohl, dass durch den Tod Prinz Aladdins das Reich in Flammen Auflodern wuerde. Drum gebot Er dem verbluefften Henker knapp Vorm Streich, das Leben ihm zu lassen; Der nahm die Binde von ihm ab, Und den erregten Menschenmassen Ward mit Trompetenstoss verkuendigt, Der Sultan habe kurz und gut, Wie sehr auch Aladdin gesuendigt, Ihn zu begnadigen geruht. Dies Wort, voll Beifallslaerm umtoent, Goss Oel in die erzuernten Wogen; Die saemtlichen Empoerer zogen Nach Haus beschwichtigt und versoehnt. Doch Aladdin, als er befreit Sich sah, hob zum Altan die Haende: "Herr," bat er flehentlich, "vollende Die Gnade, die du mir geweiht, Und sage mir, durch welch Verbrechen Verdient' ich solch ein Strafgericht?" "Ei, willst du dich noch gar erfrechen, Zu tun, als wuesstest du das nicht? Komm'," rief der Sultan, "komm' hierher! Dein Stolzes Schloss, wo mag es liegen? Zeig' mir's! Nicht finden kann ich's mehr." Als Aladdin emporgestiegen, Liess er ihn durch das Fenster blicken Und fragte barsch: "Was siehst du da?" Der Aermste glaubte zu ersticken, Als er die leere Stelle sah. Versteinert, reglos blieb er stehn, War nicht imstande, sich zu sammeln, Geschweige denn ein Wort zu stammeln. "Nun sprich! Kannst du dein Schloss erspaehn?" So forschte jener streng und hart. "Bekenne, wo es hingekommen, Und was aus meiner Tochter ward!" "Mein Fuerst," sprach Aladdin beklommen, "Obgleich ich selbst nicht ahnen kann, Was mittlerweil sich hier begeben, So schwoer' ich dir bei meinem Leben, Ich habe keinen Teil daran!" Der Sultan schrie: "Du Strolch, mitnichten Entschuldigst du dein Bubenstueck! Gern will ich auf das Schloss verzichten; Jedoch mein Kind gib mir zurueck! Sonst lass' ich meinem Wort zum Trotz Dir deinen Kopf herunterschlagen, Als waere der ein Tannenklotz." "Herr, eine Frist von vierzig Tagen Gewaehre mir!" bat Aladdin. "Ich werde, sollt' es mir misslingen, Verlornes wiederzuerringen, Mich meiner Strafe nicht entziehn." Der Sultan sagte: "Wohl, so sei's; Ich will dir diese Frist vergoennen. Du wuerdest doch um keinen Preis Dem Raecherarm entrinnen koennen." Bekuemmert, mit gesenktem Haupt Schlich Aladdin wie ausgestossen Von dannen, und dieselben Grossen, An deren Freundschaft er geglaubt, Die gestern noch ihm auf dem Fuss Gefolgt, um sich vor ihm zu buecken, Vermieden heute seinen Gruss Und kehrten lieblos ihm den Ruecken. Was konnt' er tun? Wohin sich wenden? Er lief, im Kopfe wirr und kraus, Umher, die Stadt von Haus zu Haus, Von Tuer zu Tuer nach allen Enden Durchwandernd, ohne zu verstehn, In welcher Absicht, fragte jeden Mit abgeriss'nen irren Reden, Ob irgendwer sein Schloss gesehn. Gar manche wurden uebermannt Von Mitleid; andre wieder lachten Ihn aus, vermutlich, weil sie dachten, Er sei nicht richtig bei Verstand. Nachdem er so mit muedem Blick Drei Tage lang herumgeschlendert, Wollt' in der Stadt, wo sein Geschick Sich so bejammernswert geaendert, Er nicht mehr weilen, sondern trollte Sich ohne Plan hinaus aufs Feld. Unendlich lag vor ihm die Welt; Nur wusst' er nicht, wohin er sollte. "Weh mir! Ich ward so bettelarm, Dass ich mein traurig Los verfluche!" So rief er aus in bittrem Harm. "Wenn ich den Erdkreis auch durchsuche, Beharrlich pilgernd Jahr um Jahr, Wo find' ich die Geliebte wieder? Weit besser, dass die Augenlider Der Tod mir schliesst auf immerdar!" Er naeherte sich einem Fluss Und wollt', um seine Qual zu kuerzen, Sich mit verzweifeltem Entschluss Kopfueber in die Fluten stuerzen. Es war um Sonnenuntergang; Der Feuerball mit letztem Blinken Schien ihm den Abschiedsgruss zu winken. Ein Ruck, ein Anlauf--und er sprang. Das Ufer war an dieser Stelle Besonders steil, und seinen Rand Umschloss ein kahles Felsenband In rauh zerklueftetem Gefalle, Sodass der lebensmuede Springer An einem Felsstueck haengen blieb Und jener Ring, den er am Finger Noch immer trug, daran sich rieb. Das war sein Glueck; denn alsobald Wie aus dem Wasserdunst verdichtet, Stand maechtig vor ihm aufgerichtet Desselben Geistes Schreckgestalt, Der einst ihm in der Gruft erschienen, Und rief: "Ich bin des Ringes Knecht. Mir zu gebieten ist dein Recht; Sag' an, womit kann ich dir dienen?" [Illustration: Der Geist fuehrt Aladdin nach Afrika] Drauf Aladdin: "O Geist, errette Zum zweiten Male mich vom Tod Und bring', bevor der Morgen loht, Mein Schloss zurueck zur alten Staette!" Der Geist versetzte: "Dies Gebot Vertraegt sich nicht mit meinem Walten. Ich diene nur dem Ring. Du musst Dich an den Geist der Lampe halten." "Nun wohl; jedoch wenn dir bewusst, Wo sich zurzeit mein Schloss befindet," Sprach Aladdin, "befehl' ich dir Kraft dieses Ringes, der dich bindet: Befoerdre mich sogleich von hier Gradaus an seinen neuen Platz!" Kaum ausgesprochen war der Satz, Da trug befluegelt ihn der Riese Nach Afrika, zu jenem Ort, Wo nun inmitten einer Wiese Das Bauwerk stand, und setzte dort Ihn saenftlich nieder auf das Gras. Zwar blieb es Aladdin verborgen, Dass er im Innern Afrikas Gelandet war; doch er genas Von allen Martern, allen Sorgen, Als er den wohlbekannten Bau Trotz dunkler Nacht im Sternenschimmer Gewahrte, ja sogar die Zimmer Dicht vor sich sah, die seiner Frau Zur Wohnung dienten; und sie schlief Wahrscheinlich dort schon fest und tief. Um Laerm und Aufsehn zu vermeiden, Hielt er gewaltsam sich zurueck, Wie schwer's auch war, so nah dem Glueck Bis morgen frueh sich zu bescheiden. Er streckte, von der langen Pein Ermattet, unter einer Palme Sich aus zum Schlummer, und die Halme Des Grases wiegten mild ihn ein. 14. [Illustration: E] Erweckt von suessen Vogelliedern Hob er sich mit gestaehlten Gliedern Vom Lager zeitig, und gelenkt Von Sehnsucht fiel zu seiner Freude Sein erster Blick auf das Gebaeude, Das ihm erschien wie neu geschenkt. Auch die Prinzessin, die vor Kummer Und tausend Aengsten Nacht fuer Nacht In all der Zeit nur wenig Schlummer Gefunden hatte, war erwacht. Wer aber schildert ihre Wonne, Da vor dem Fenster sich im Strahl Der eben aufgegangnen Sonne Leibhaftig vorfand ihr Gemahl! Erst wechselten sie hundertfach Kusshaende, Gruesse, Fluesterworte; Dann schlich durch eine kleine Pforte Verstohlen er in ihr Gemach. Versteht sich, dass die Neuvereinten Sich herzten, sich im Ueberschwang Umschlungen hielten endlos lang Und heisse Freudentraenen weinten In ihres Wiedersehens Rausch. Zuletzt indessen unterbrach Der Zaertlichkeiten holden Tausch Bedeutsam Aladdin und sprach: "Vergib mir, mein geliebtes Weib, Ich muss, eh wir einander klagen, Was wir erlebt in diesen Tagen, Vor allem dich nach dem Verbleib Der unscheinbaren Lampe fragen, Die, waehrend ich zur Jagd gezogen, Im Saale stand auf einem Spind." "Ach," seufzte sie, "sei nur gelind! Ich selber wurde ja betrogen. Laengst ahnt mir, dass uns ihretwegen Ereilte dieser Schicksalsschlag." Drauf Aladdin: "Da sie zu hegen Ich toericht unterlassen, lag Die Schuld an mir. Doch jetzt erwaegen Wir besser, was den Schaden heilt. Drum sag' mir, wo sie hingeraten." Sobald sie dies ihm mitgeteilt, Rief er: "Ich rieche nun den Braten! Den Haendler kenn' ich! Dieser Schuft, Schon einmal wollt' er mich vernichten." Sie fuhr dann fort, ihm zu berichten, Wie nachts unmerklich durch die Luft Entfuehrt, sie morgens beim Erwachen Sich hier in diesem fremden Land Befunden, Afrika genannt, Und wie der Kerl mit frechem Lachen Sich ihr als Schlossherrn vorgestellt. Drauf Aladdin mit Zornesfunken Im Auge: "Solchen Erzhalunken Hat nie zuvor gesehn die Welt. Sprich, hast du nicht vielleicht erfahren, Wo er die Lampe haelt versteckt?" Sie gab zur Antwort: "Wohl gewahren Konnt' ich, dass unterm Kleid verdeckt Er sie bestaendig bei sich traegt. Denn seit ich hier bin, kommt er taeglich Zu laengerem Besuch und legt Es darauf ab, mich unertraeglich Mit ekler Huldigung zu quaelen. Ja, mehr noch, er verlangte dreist, Ich solle zum Gemahl ihn waehlen, Weil du nicht mehr am Leben seist. Mein Vater habe dir im Zorn Den Kopf herunterschlagen lassen. Dies Lied begann er stets von vorn, Obwohl ich gluehend ihn zu hassen Beteuerte. Der eitle Wahn Erfuellt ihn, dass ich auf die Dauer Nicht widerstehe, wenn die Trauer Um dich allmaehlich abgetan. So hab' ich stets vor seiner List Und seiner Schlechtigkeit gezittert Bis heute, wo du bei mir bist." "Ihm soll", rief Aladdin erbittert, "Was andres bluehen, als er meint. Sei nur getrost! Von diesem boesen, Ruchlosen, raenkevollen Feind Werd' ich uns hoffentlich erloesen. Was auch geschieht, mit Zuversicht Vertraue mir bis zur Entscheidung, Und siehst du spaeter in Verkleidung Mich wiederkehren, staune nicht." Sobald er seines Schlosses Mauern Verlassen, ging er querfeldein Und traf in einem Palmenhain Nach kurzer Wandrung einen Bauern. Er fragte diesen nach dem Wege Zur naechsten Stadt, und ob sein Kleid Mit ihm zu wechseln er bereit. Der Bauer war durchaus nicht traege, Fuer dieses Fremden reiche Tracht Sein schaebig Zeug daranzusetzen, Und Aladdin, nachdem er sacht Geschluepft war in die alten Fetzen, Schritt auf den ihm beschriebnen Pfaden Der Stadt entgegen, kam hinein Und fragt' in einem Kraemerladen, Ob ein gewisses Puelverlein Zu haben sei. Der Kraemer nickte, Betonte nur, weil das geflickte Gewand des Kaeufers ein Beweis Der Armut schien, den hohen Preis. Doch als der Fremde nicht verlegen Ein Goldstueck aus dem Beutel zog, Bracht' er das Pulver ihm und wog Ein Lot ihm ab. Auf gleichen Wegen Kam Aladdin ins Schloss zurueck Und sprach zu seiner Gattin: "Hoere! Notwendig fuer mein Wagestueck Ist mir dein Beistand. Ich beschwoere Dich drum, befolge meinen Rat! Wirf dich in deinen schoensten Staat, Schmueck' mit Geschmeide dich und Spangen, Um den Entfuehrer, wenn er naht, Mit waermstem Grusse zu empfangen. Damit kein Argwohn ihn beirrt, Stell' dich, als ob du mich vergessen, Wenn dir's auch noch so sauer wird, Und lad' ihn ein zum Abendessen. Sobald er dann mit dir in frecher Behaglichkeit bei Tische sitzt, Lass ihm kredenzen einen Becher, Gefuellt mit Wein, in den verschmitzt Vorher dies Pulver du gestreut, Und bitt' ihn hoeflich, dir zu Ehren In einem Zug ihn auszuleeren. Von dieser Bitte hocherfreut Wird er den Wein hinuntertrinken Und leblos auf den Boden sinken, Bevor er noch den Trunk bereut." Wenn dieses Spiel auch recht verfaenglich Ihr vorkam, so versprach sie fest, Sie werde tun, was unumgaenglich. Er barg sich fuer des Tages Rest In einem abgelegnen Fluegel Des Schlosses. Als die fernen Huegel Die Daemmerung mit ihrem grauen Gewebe langsam ueberspann, Rief Bedrulbudur ihre Frauen, Mit deren Beistand sie begann, Aufs wunderbarste sich zu schmuecken. Voll Sorgfalt ward ein herrlich Kleid Ihr angelegt und zum Entzuecken Verziert mit flimmerndem Geschmeid. Ihr Guertel, ihre Spangen waren Gleichwie der Reif in ihren Haaren Mit Diamanten dicht besetzt; Und um den Hals die Perlenkette-- Welch noch so grosse Fuerstin haette Sich gluecklich nicht mit ihr geschaetzt? Sie sah, nachdem der Putz vollendet, Ihr Bild in einem Spiegel an Und dachte sich: "Wo lebt ein Mann, Der nicht von so viel Reiz geblendet Vor mir die Waffen musste strecken?" Sie stieg hierauf zum Kuppelsaal Empor, worin schon fuer das Mahl Ein Tischlein stand mit zwei Gedecken. Sie hatte noch nicht lang' geharrt, Als puenktlich zur gewohnten Stunde Der Zaubrer eintrat und erstarrt Von so viel reichem Schmuck im Bunde Mit so viel Schoenheit stehen blieb. Sie schritt holdselig ihm entgegen, Als waere sein Besuch ihr lieb, Und tat, als ob nur seinetwegen Sie so verlockend sich und praechtig Gekleidet. Zoegernd nahm er Platz, Noch immer keines Wortes maechtig. "Freund, sollte dich der Gegensatz In meiner Stimmung Wunder nehmen," Begann sie laechelnd, "So vernimm, Ich mag mich jetzt nicht laenger graemen. Denn dass durch meines Vaters Grimm Mein Gatte seinen Tod gefunden, Davon hast du mich ueberzeugt. Gesetzt auch, dass ich tiefgebeugt Mit unheilbaren Herzenswunden Wehklagen wollt' um ihn bestaendig, Er wuerde doch nicht mehr lebendig. Ich goenn' ihm seine Grabesrast, Und weil sich meine Fesseln loesten, Bin ich entschlossen, mich zu troesten, Und lade dich bei mir zu Gast." [Illustration: Aladdin holt sich die Wunderlampe wieder] Der Zaubrer bildete frohlockend Sich ein, gewonnen sei das Spiel, Sah sich im Geiste schon am Ziel Des kuehnsten Wunsches, dankte stockend Und setzte sich mit ihr zu Tisch. Wie dort zu ihm verfuehrerisch Nun ihre Blicke sich erhoben, Da schien es ihm unzweifelhaft, Sie habe sich in ihn vergafft Und wolle sich mit ihm verloben. Ein ueppig Mahl ward aufgetragen, Und eine Sklavin reichte Wein. Selbst schenkte die Prinzessin ein, Goss unbemerkbar ohne Zagen Das Pulver in des Gastes Becher Und sprach: "Willst du mir frohen Mut Bereiten, dann als wackrer Zecher Trink' auf mein Wohl dies Rebenblut!" "Ja, du Geliebte, du Verehrte, Dies auf dein Wohl und unsern Bund!" So rief er hochbeglueckt und leerte Den Becher aus bis auf den Grund. Nach einem letzten kurzen Schnaufen Fiel er bewusstlos ruecklings hin. Geholt von einer Dienerin Kam Aladdin herbeigelaufen. Als Bedrulbudur ihn umschlang, Sprach er: "Begib dich auf dein Zimmer; Denn mancherlei bleibt mir noch immer Zu tun, obwohl dir dies gelang." Nachdem sie sich entfernt, verlor Er keine Zeit. Er riss der Leiche Das Kleid auf, zog die wunderreiche Geraubte Lampe draus hervor, Liess das entseelte Jammerbild Fortschaffen von zwei starken Knechten Hinaus ins naechtige Gefild, Damit die Geier sein gedaechten, Wenn sie's geluestete nach Speise, Berief dann in gewohnter Weise Den Geist und sagte: "Bring' sofort Mein Schloss an seine alte Stelle!" Noch nicht vollendet war das Wort, Als schon der Geist in Windesschnelle Mit fast unmerklichem Vollzug Das Bauwerk durch die Luefte trug. 15. [Illustration: D] Der Sultan, der bis jetzt unendlich Um seine Tochter sich gegraemt, War vor Verwundrung wie gelaehmt Als morgens breit und gegenstaendlich, Zurueckgekehrt zum alten Platz Das Schloss zu ihm heruebergruesste. Der Anblick bot ihm fuer verbuesste Betruebnis reichlichen Ersatz. Er liess ein Pferd sich satteln, trabte Zum Schloss, verfuegte sich geschwind Zu seinem lang entbehrten Kind Und ihre Zaertlichkeit erlabte Sein Vaterherz. Dann wollt' er wissen, Welch unglueckselige Verkettung Sie damals ploetzlich ihm entrissen, Und welchem Umstand ihre Rettung Zu danken sei. Mit knappen Strichen Erzaehlte sie vom fuerchterlichen Schwarzkuenstler, der durch Zaubermacht Sie mit dem Schloss entfuehrt bei Nacht; Wie von dem Schaendlichen bedrueckt Sie schon geglaubt, ihm zu erliegen, Bis ihrem Gatten es geglueckt, List gegen List ihm obzusiegen. Ihr Vater war damit zufrieden, Und als nunmehr auch Aladdin Ins Zimmer kam, da zog er ihn An seine Brust und sprach: "Hienieden Ist man dem Irrtum ausgesetzt. Vergib mir, wenn aus Uebereilung, Mein Sohn, ich blindlings dich verletzt. Du brachtest meinen Schmerzen Heilung, Indem du mir mein Kind befreit Und sie behuetet hast vor Schande; Dies dank' ich dir fuer alle Zeit."-- Gefeiert ward im ganzen Lande Die Wiederkehr des jungen Paars. Ihr Glueck verduesterte kein Schatten. Doch nicht die letzte Pruefung war's, Die beide zu bestehen hatten. Der Zaubrer naemlich, der ein Leben Von grosser Zaehigkeit besass, War durch das Pulver, als dem Frass Der Geier man ihn uebergeben, In Wahrheit nur betaeubt gewesen, Von seinem Scheintod aufgewacht Am naechsten Tag und bald genesen. Er schwor, von Racheglut entfacht Und vollgepfropft mit Gift und Geifer, Er wolle vor Vergeltungseifer Nicht rasten fuerder und nicht rosten, Und drum begann zum drittenmal Er schleunigst ueber Berg und Tal Die Reise nach dem fernen Osten. Nach einem ganzen Wanderjahr Voll Muehe, Drangsal und Gefahr Kaum in der Hauptstadt angekommen, War er nach einem neuen Kniff Umschau zu halten im Begriff. Er hoerte dort von einer frommen, Betagten Wundertaeterin Erzaehlen, die Fatime hiess Und sich mit schlicht erhabnem Sinn Der stillen Andacht ueberliess In einer abgeschiednen Klause. Durch Gassen, die man ihm beschrieb, Schlich er zu ihrem kleinen Hause Bei dunkler Nachtzeit wie ein Dieb, Drang in ihr aermlich Zimmer, weckte Mit rohem Schuetteln die Erschreckte, Hielt einen Dolch ihr vor und sprach: "Du sollst entseelt sogleich erblassen, Kommst du nicht meiner Vorschrift nach!" Sie musst' ihm ihre Kleider lassen Sowie den Schleier und die Haube, Nebst dem geweihten Rosenkranz. Obwohl dem Raeuber sie sich ganz Willfaehrig zeigte, ja, zum Raube Hilfreich sogar die Hand ihm bot, Stach er sie vorsichtshalber tot. Sodann vor einem Spiegel schor Den Bart sich weg der Halsabschneider, Warf sich in seines Opfers Kleider, Und als die Sonne stieg empor, Trat er verschleiert auf die Gasse. Der eine sprach zum andern: "Schau, Dort geht einher die fromme Frau," Und eine grosse Menschenmasse Umgab ihn rings voll Dankgefuehl Und folgte, Segenswuensche hegend, Ihm nach bis in des Schlosses Gegend.-- Als die Prinzessin das Gewuehl, Vom Kuppelsaal herunterlugend, Wahrnahm und obendrein erfuhr, Dass all dies bunte Volk der Spur Fatimens folge, deren Tugend Und Heiligkeit ihr laengst bekannt Als der Verehrung Gegenstand Und als das Vorbild frommer Sitten, Da dachte sie, dass ihr gezieme, Die Frau zu sich heraufzubitten. Zu der vermeintlichen Fatime Kam eine Botin, sie zu holen. Der Zaubrer, nicht an seinem Sieg Mehr zweifelnd, schmunzelte verstohlen, Als er mit ihr den Saal erstieg, Und fing, nachdem er ihn betreten, Mit solcher Inbrunst an zu beten, Dass die Prinzessin sich verneigte Voll Ehrerbietung. Da der Schlimme Sie ansprach mit verstellter Stimme, Sowie nur hinter Schleiern zeigte Sein glattgeschorenes Gesicht, Erkannt' ihn Bedrulbudur nicht Und sprach "Lass mich die Gunst begehren, Fatime, dass du dauernd weilst An unserm Herd und gute Lehren Zu frommem Wandel mir erteilst." Der abgefeimte Tueckebold Erklaerte gern sich einverstanden; Das war es ja, was er gewollt! "Ein stilles Zimmer ist vorhanden Im Schloss," fuhr die Prinzessin fort In ihrer glaeubigen Betonung, "Und deiner Andacht wirst du dort Obliegen koennen ohne Stoerung. Erst aber moegest du mir ehrlich Gestehn, wie dir das Schloss gefaellt." Der Zaubrer gab zur Antwort. "Schwerlich Ist seinesgleichen auf der Welt; Und dennoch, trotz der Raumverschwendung Und dem Geschmack der Farbenwahl, Bedrueckt mich, dass in diesem Saal Noch etwas mangelt zur Vollendung." "Was ist es?" Scheinbar auf ihr Draengen Erwiderte der Schuft: "Verzeih', Von dieser Kuppel muesst' ein Ei Des Vogels Roch herunterhaengen." Sie fragte, wo man das wohl faende. Der Zaubrer drauf: "Gewaltig gross Ist dieser Roch und nistet bloss Auf Spitzen schroffer Bergeswaende." Sie dankte fuer den Rat und fuehrte Die falsche Heilige, noch immer Nichtsahnend, selber auf ihr Zimmer. [Illustration: Aladdin toetet den verkleideten Zauberer] Zum Saal zurueckgekehrt, verspuerte Nun die Prinzessin, an der Angel Des Zaubrers haftend, jenen Mangel, Den nie zuvor sie wahrgenommen.-- Als Aladdin von einem Ritt Heimkommend ihr entgegenschritt, War sie so wunderlich beklommen, Dass er sie fragte nach dem Grund. Sie musst' ihm ihr Geluest enthuellen, Und er, sobald ihr Wunsch ihm kund, Gab ihr sein Wort, ihn zu erfuellen. Er ging alsbald in sein Gemach Und rieb sie Lampe, die verschlossen Jetzt stand in einem sichren Fach. Nachdem der Geist emporgeschossen, Sprach er: "Dich wiederum zu sputen, Befehl' ich dir. Es fehlt uns noch Im Saal ein Ei des Vogels Roch. Verschaff mir's binnen drei Minuten!" Kaum war das Wort entflohn, da fing Der Geist so furchtbar an zu droehnen, Zu schrei'n, zu wimmern und zu stoehnen, Dass Hoeren ihm und Sehn verging Und zitternd er zu Boden sank. "Elender," bruellte mit Gepolter Der Riese, "spannst du mich zum Dank Fuer meinen Frondienst auf die Folter? Befiehlt, ich soll auf meinen Schwingen Als Deckenschmuck fuer seinen Saal Dir meinen eignen Vater bringen? Sei froh, wenn nicht mein Donnerstrahl Dich und dein Schloss in Asche wandelt. Ich weiss zu deinem Glueck, du hast Nicht aus dir selber so gehandelt. Dein Todfeind weilt bei dir zu Gast. Er ward nicht von dir umgebracht, Nein, kam ins Land, um sich zu raechen, Ergatterte durch ein Verbrechen Der heiligen Fatime Tracht, Und deine Frau, von ihm umgarnt, Trieb zu dem schaendlichen Befehle Dich arglos an. Drum sei gewarnt; Er will dir meuchlings an die Kehle." Sprach's und verschwand. Sofort verfuegte Sich Aladdin zurueck zum Saal, Wo seine Gattin sich vergnuegte Mit einem Ballspiel, und befahl, Man moeg' ihm gleich Fatime holen. "Sei mir gegruesst!" rief Aladdin, Als der vermummte Feind erschien; "Denn warm hat man dich mir empfohlen. Gib, fromme Frau, mir deinen Segen." Der Zaubrer kam ihm sacht entgegen, Und er bemerkte, wie der Strolch Ein Messer unter seinem Kleide Heimlich herauszog aus der Scheide. Schnell griff er seinen eignen Dolch Und bohrte dessen scharfes Erz Dem Schurken mitten in das Herz. Von seinem Blute ward im Saal Der Boden ringsumher geroetet. "Weh, was begingst du, mein Gemahl? Du hast die Heilige getoetet!" Schrie Bedrulbudur sich verfaerbend. Er aber sprach voll Seelenruh': "Nein, liebe Gattin, komm herzu! Haett' ich gesaeumt, so laege sterbend Ich selber hier; denn dieser Tote Bekam den Lohn, der ihm gebuehrt: Erkenn' ihn, der dich einst entfuehrt Und jetzt mit Meuchelmord mir drohte." So hatte gluecklich unser Held Sich des Verfolgers nun entledigt, Der ihm beharrlich nachgestellt, Und ward vom Schicksal reich entschaedigt Fuer allen ausgestandnen Harm. In der geliebten Tochter Arm Entschlief im hohen Greisenalter Der Sultan, und sein Schwiegersohn Mit seiner Frau stieg als Verwalter Des weiten Reiches auf den Thron. Sie herrschten als beglueckte Leute, Umringt von Kind und Kindeskind, Und wenn sie nicht gestorben sind, So leben sie gewiss noch heute. [Illustration] ***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK ALADDIN UND DIE WUNDERLAMPE*** ******* This file should be named 14221.txt or 14221.zip ******* This and all associated files of various formats will be found in: https://www.gutenberg.org/dirs/1/4/2/2/14221 Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at https://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at https://www.gutenberg.org/about/contact For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. 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