The Project Gutenberg eBook of Die gefesselte Phantasie This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Die gefesselte Phantasie Author: Ferdinand Raimund Release date: October 1, 2004 [eBook #6642] Most recently updated: September 20, 2012 Language: German *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE GEFESSELTE PHANTASIE *** Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Projekt-DE This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Die gefesselte Phantasie Original-Zauberspiel in zwei Aufzügen von Ferdinand Raimund Erstaufführung am 8. Jänner 1828 im Theater in der Leopoldstadt ferdinand raimund "die gefesselte phantasie" Personen apollo die poetische phantasie hermione, Königin der Halbinsel Flora affriduro, Oberpriester des Apollo vipria, arrogantia, die Zauberschwestern distichon, Hofpoet muh, Hofnarr odi, ein Höfling ein dichter amphio, Hirte der Lilienherde nachtigall, Harfenist aus Wien ein fremder der wirth zum Hahn ein fiaker ein schuster ein spengler ein kellner Hermionens Hofstaat. Götzendiener. Dichter. Inselbewohner. Verschiedene Gäste. Volk I. Aufzug (Garten in Hermionens Palast. In der Mitte ein erhabener Thron mit Veilchengirlanden auf Blumenstufen.) 1. Szene affriduro. odi. götzendiener. inselbewohner (Alles in Bestürzung.) chor. Götter, schleudert eure Blitze, Schickt der Eumeniden Schar Vom erhab’nen Wolkensitze, Straft das freche Zauberpaar! affriduro. Habt Hermionen ihr berichtet, daß wir um ihr Erscheinen bitten? odi. Es ist geschehen. affriduro. Nicht länger dürfen wir die Frechheit dieser Zauberschwestern dulden; Apollo selbst befiehlt es uns. odi. Hier kommt der Hofpoet. affriduro. Jauchzet ihm entgegen, seiner Muse Flug soll euch begeistern. 2. Szene vorige. distichon mit einer Menge Gedichte in Rollen alles (ruft). Willkommen, Distichon! distichon (feierlich). Verderben diesen Zaubernymphen! Die ganze Nacht hat meine Phantasie geraset und den geflügelten Gaul beinahe zu Schanden geritten, bis Aurora vierzig Schmähgedichte beleuchtete, die mein schöpferischer Geist in dieser Nacht gebar. mehrere. Hier sind noch mehr. (Zeigen sie vor.) distichon. Ich glaub’ es euch. An Dichtern fehlt’s auf unserer Insel nicht. Flora heißet sie, weil sie die Göttin hat mit Blümlein aller Art bedeckt. Wir kennen keinen Schnee, als wenn uns Zephyr weiße Blüten streut; darum begeistert uns der ewige Blumenduft und weihet uns zu Priestern des Apoll’, so daß der Schuster selbst mit einer Hand nur seinen Stiefel schafft und in der andern hält er hoch die gold’ne Leier: "Sein kühner Geist ist mit Apoll’ verwandt, Ist seine Lyra gleich mit Schustergarn bespannt." affriduro. Doch hohe Zeit ist’s nun, die Leier zu vertauschen mit dem Mut; die Zauberschwestern müssen fallen. distichon. Ich werfe sie mit Knittelreimen tot. Ein Jahr ist’s nun, daß diese beiden Zauberschwestern auf unsere Insel kamen in einem Wolkenwagen, den zwei weiße Löwen zogen; wir glaubten schon, die Götter hätten sie gesendet, doch bald erfuhren wir, daß sie der Orkus ausgespien; denn ihre Zaubermacht erbaute schnell ein Schloß, vor dem die beiden Löwen wachen und jeden töten, der sich ihnen naht. affriduro. Sie zertreten unsere Fluren, und mit vergifteten Pfeilen schießen sie nach den Dienern des Tempels. alle. Wehe, Wehe über sie! 3. Szene vorige. der narr narr (mit Pathos). Wehe, Wehe über sie! Ich weiß zwar nicht über wen, aber ich bin ein Narr, ich muß überall dabeisein. Also Weh’ über euch alle, nur nicht über mich! affriduro. Es freut uns, Narr, daß du so fröhlich bist. narr. Das bin ich immer unter meinesgleichen. distichon. Sprich vernünftig, wird die Beherrscherin erscheinen? affriduro. Wir haben große Dinge vorzutragen. narr. Sie kommt sogleich, sie ordnet nur ein Fest, wozu nicht lauter Dichter eingeladen sind, gemeine Geister auch. distichon. Sie wird doch nicht gar Handwerksleute laden? narr. Aha, der fürchtet sich, es möchten welche darunter sein, denen er schuldig ist. distichon. Das fürcht’ ich nicht; des rühm’ ich mich, daß einer lebt, der mir noch borgt. Wer borgt denn nicht? Alles ist auf dieser Welt geborgt, das Leben selbst ist nur geliehene Ware; die Erd’, auf der wir wandeln, ist nicht schuldenfrei: der Raum, in dem sie schwebt, gehört der Luft, sie wäre blind, wenn ihr die Sonn’ den Star nicht sticht; und auch die Sonne, die Verschwenderin, die ein zu glänzend’ Haus nur führt, bezieht ganz sicherlich ihr leuchtend’ Gold aus einer Wucherwelt. narr. Du sprichst ja wie ein Sokrates! distichon. Beneid’ mich nicht um meinen Genius! Wem Höheres geworden, der hat auch höhere Zinsen abzutragen. narr. Da kommst du gut davon, denn für das bißchen Hirn, was dir Natur geliehen, wirst du ihr wenig Zinsen zahlen. distichon. Man will an andern niemals finden, was man selbst vermißt. Ästhetisch Wirken herrscht auf Flora; du gehörst nicht unter uns, wir ringen nach Unsterblichkeit. narr. O, ihr betriebsamen Florianer! Müßiggang heißt euer Gewerb; ich will dir ein Mittel sagen, das dich unsterblich macht: leg’ du die Zeit, in der du müßig gehst, als Kapital zurück, und wenn dein lumpicht Leben ausgeht, flick’ sie hinten dran, dann lebst du fort in alle Ewigkeit. affriduro. Wie kannst du’s wagen, Narr, in meiner Gegenwart solch ungeschliffenen Scherz zu treiben? narr. Verzeih’, dich hab’ ich nicht gemeint, dich nehm’ ich schon ein andersmal aufs Korn. Er hat ein Spottgedicht auf mich gemacht, drum hetz’ ich ihn, so lang ich Atem hab’! odi. Versöhnet euch, ich hab’ euch etwas zu entdecken. narr. Was, eine Neuigkeit? Waffenstillstand unterdessen! Vielleicht gibt’s neuen Stoff zum Schimpfen. odi. So hört denn! Unsere Fürstin ist verliebt. distichon. In wen? odi. Ja seht, das weiß ich nicht. narr. Ich bitte dich, bewahre dein Geheimnis. affriduro. Was sprachst du für ein Wort? odi. Als gestern sie den stillen Hain betrat, wo sie so gerne weilt, schlich ich ihr nach und sah, wie ein Gedicht sie aus dem Busen zog, das sie wohl mehr als zwanzigmal geküßt. distichon (seufzend). O! wär ich dies Gedicht gewesen! narr. Dann hätt’ sie’s sicher nicht gelesen. odi. Dann rief begeistert sie: "Nur ein Genie, das so die Liebe schildern kann, ist meiner Liebe wert." distichon (beiseite). War’s mein Gedicht, bin ich der Glückliche? odi. Doch in dem Augenblick kam Amphio mit ihrer Lilienherde, und ich ward verscheucht. affriduro. Sag’ mir doch, Odi, wie kommt Amphio, ein Fremdling hier im Lande, zu der Ehre, Hermionens Lieblingslämmer zu bewachen? odi. Das will ich euch erzählen. Dieser Hirt scheint mir nichts Gewöhnliches zu sein. Der Aufseher der fürstlichen Herde ward vor einem Jahr von einer Schlange überfallen, die ihn getötet hätte, wenn nicht ein junger Wanderer aus einem Busche springt und sie erschlägt. Amphio war der kühne Jüngling, er forderte keinen Dank, als einen kleinen Dienst in unserem Land; er wäre eine Waise, sagte er, und suchte unter fremden Völkern nun sein Glück, da er’s in seiner Heimat nicht gefunden hat. Der Aufseher, von Dankbarkeit bewegt, erinnert sich, daß er einen Stier besäße, welcher gold’ne Hörner trägt. distichon. Goldene Hörner? Hätt’ ich diesen Stier, das wär’ ein Kapital! narr. Mir wär’ ein Hirsch mit gold’nem G’weih viel lieber, der wirft doch alle Jahr’ Interessen ab. odi. Nun stellt euch vor, von Dankbarkeit bewegt, ernennt er ihn zum Hüter dieses Stiers. narr (weint). O, edler Mann! O schöne Vermundschaft! Wie war denn das? Hat der Ochs ihm befohlen oder er dem Ochsen? odi. Das letztere. narr. Das ist doch noch ein Glück. Ich hab’ das erste auch erlebt schon in der Welt. odi. Und da er seinen Dienst so treu versah, schwang er sich zum Hirten uns’rer Lilienherde auf; doch liegt etwas Geheimnisvolles in dem Jungen, und daß zum Hirten er geboren, glaub’ ich nimmermehr. affriduro. Hermione naht, zieht euch zurück. 4. Szene hermione. gefolge. vorige chor. Heil Hermione! Glücklich die Zone, In der sie thront! hermione. Ganz ungewöhnlich ist die Stunde zwar, in der ihr meine Gegenwart verlangt, doch gibt es keine Zeit, in der ich euch nicht angehörte; stets haben unsere Wünsche freundlich sich begrüßt, daß sie sich heute feindlich trennen werden, hoff’ ich nicht. Sprecht aus, was ihr begehrt! affriduro. Auf dein Geheiß, o Königin, befragt’ ich das Orakel des Apoll’, wodurch der Übermut der Zauberschwestern sei zu bändigen und was durch sie die dunkle Zukunft unserem Lande droht. hermione. Und des Orkakels Spruch? affriduro. Verderben, Krieg droht Eurem Blumenreich, wenn Ihr die Zauberschwestern nicht daraus verjagt. alles. Wehe uns! hermione. Was raten meine Weisen mir? distichon (tritt vor). So höre mich denn, hohe Hermione! narr (springt in die Mitte). Um des Himmels willen, du vergißt dich ja! Die Weisen sollen sprechen; du hast das Gegenteil verstanden; bist denn du ein Weiser? distichon. Das bin ich--oder hältst du mich für einen Narren? narr (bescheiden protestierend). Du hast mich eben dieser Müh’ enthoben. distichon. Wieso? narr. Du glaubst ja fest, daß du ein Weiser bist. distichon (unwillig). Nun ja! narr. Da hältst du dich ja selbst für einen Narren; was brauch’ denn ich’s zu tun? Für naseweis hab’ ich dich stets gehalten, doch eine and’re Weisheit trau’ ich dir nicht zu. distichon. Das gedenk’ ich dir, Bastard des Jokus! hermione. Endet euren Streit! Sprich, Affriduro, kann Gewalt uns retten? affriduro. Gewalt? Zum erstenmal hör’ ich dies Wort von dir. Entsprossen aus dem Stamme deines güt’gen Vaters, herrschest du durch Sanftmut stets. Wir kennen hier nur Poesie, Gesang und Tanz; der rauhe Klang der Waffen ist uns unbekannt, nur ein arkadisch’ Leben führten wir bis jetzt. Von einer Seite schützt des Meeres Wellenschild unseren blumenreichen Strand, und von der andern trennen steile Berge uns von unserem mächt’gen Nachbar, dem König von Athunt. Die Waffen sind uns fremd, wir kennen nur die List. narr. Ich rate auch zur List; sie machen sich zu mausig hier, drum muß man sie wie Mäuse fangen. (Beiseite.) Ich richte eine diamant’ne Falle auf und statt dem Speck häng’ ich zwei türk’sche Schals hinein. affriduro. Doch höre des Orakels Schluß. Nicht eher wird die Macht der Zauberschwestern sich besiegen lassen, bis Hermione sich vermählt und dem Lande einen Herrscher gibt, der gleich ihr zu herrschen würdig ist; wenn das geschieht, wird jene Macht verschwinden. Drum hör’ die Bitte deines ganzen Reichs und wähle dir den König von Athunt, er strebt nach deiner Hand. Du besitzest Geist, er Mut und Macht; erwähle ihn, bevor die Zauberschwestern noch in seine Brust des Hasses Samen streu’n, und mit Gewalt er fordert, was du seinem Edelmut verweigert hast. Du wirst dem Schicksal nicht entrinnen, denn die Sterne prophezeien unserem Lande einen Herrscher aus dem Hause von Athunt. hermione. Als vor zwei Jahren der König von Athunt mit seinem Sohn an meinem Hof erschien, für sich um meine Hand zu werben, gestand ich ihm ja frei, daß ich, vom Wert der Poesie begeistert, im Tempel des Apollo ein Gelübde abgelegt, als Gemahl nur einen Sänger hoher Lieder zu umarmen; sei er der Ärmste meines Volkes auch, wenn er nur reich ist an Gemüt und hohem Geist. Der König von Athunt belächelte den Schwur, gestand, daß er die Verse nur mit blut’gem Schwert zu schreiben wüßte. Er zog von meinem Hof; doch hinterließ er das Versprechen mir, daß er den schönen Frieden meines Landes niemals stören wolle. Glaubst du, ich hätte meinen Schwur vergessen? Nur einem Sohn der Musen reich’ ich meine Hand. distichon (stolz). Mein Vaterland ist der Parnaß. narr. Ich bin vom Kahlenberg zu Haus. affriduro. Erwäge des Orakels Spruch, und wählest du nicht ihn, so wähle doch und rette dadurch deine Treuen. hermione (für sich). Peinliche Verlegenheit! Was beginn’ ich? Mein Herz ist ja nicht frei. alles (kniet). Wir flehen zu dir, Herrscherin! hermione. Wohlan, so will ich wählen. Wenn wiederum der Mond uns seine Sichel zeigt, so werd’ ich meine Hand verschenken. alles. Heil, Hermione! hermione. Bis dahin will ich meines Stolzes Panzer mit geschmeid’gem Samt der Klugheit überziehen und durch sanfte Worte die Zauberschwestern zu gewinnen suchen. Eilet hin nach ihrem Schloß und bescheidet sie hierher. odi (sieht hinaus; erschrickt). Götter, dort sind sie. Sie streifen durch die Flur und jagen weiße Raben. hermione. So eil’ hinaus und rufe sie. odi (erschrocken). Ich? hermione. Ja, du! odi. Verzeih’, ich wag’ es nicht. affriduro. So bist du ja ein ganzer Hase? narr. O nein, er ist ein bloßer Hasenfuß. hermione. Beschämt keiner ihn? distichon (kühn für sich). Mut, Distichon, du stiehlst ihr Herz. (Laut.) Ich hole sie. (Eilt ab.) narr (tut, als hebe er etwas von der Erde auf). Pst! hermione. Was treibst du, Narr? narr. Er hat beim Fortgehen seine Furcht verlor’n, ich heb’ ihm s’ unterdessen auf. (Er tut, als steckte er sie in den Sack.) odi. Er ist schon dort und spricht mit ihnen. Sie drohen ihm--er läuft davon. hermione. Pfui! odi. Sie senden Pfeile nach. (Schrei.) Er ist getroffen. hermione (ängstlich). Götter! odi. In dem Waden steckt ein Pfeil. narr. Jetzt haben wir doch einen gespickten Hasen auch. hermione. So sinkt er? odi. Nein, er läuft. 5. Szene distichon, einen Pfeil mitten durch die Wade gesteckt. vorige. distichon (atemlos). Es ist gescheh’n! hermione. Du bist verwundet, Unglückssohn. (Verhüllt sich das Antlitz.) distichon. Im Herzen, Königin! hermione. Nicht doch, im Fuß. distichon. Nicht möglich! (Besieht sich und erstaunt.) Das hab’ ich wirklich nicht bemerkt. narr (zieht ihm den Pfeil heraus). Was das für ein Glück ist, wenn man falsche Waden hat! Unverwundbar wie Achill! distichon. Ein kluger Feldherr weiß sich zu verschanzen, Den Arm weiht man der Schlacht, den Fuß braucht man zum Tanzen . 6. Szene vorige. arrogantia und vipria gleich gekleidet; in tigerartigen Kleidern, mit Bogen und Pfeilen, treten schnell und kühn herein. Allgemeiner Schreckensausruf. alles (mit Entsetzen). Die Zauberschwestern! (Alles steht erstarrt in Gruppen.) vipria. Ha, ha, ha! Hast du’s gehört? Wir sind angemeldet. arrogantia (mit Verachtung). Ha, furchtsam Volk! Der Schreck ist Kammerdiener hier. vipria. Nun, wie wird’s? Habt ihr ’s Medusenhaupt geschaut, daß ihr versteinert steht? arrogantia. Sind zur Komödie wir geladen, daß ein Tableau man uns zum besten gibt? Wo bist du, Hermione, die uns rufen ließ? hermione. Frag’ sanfter, wenn du’s zu erfahren wünschest; solche Frage ist der Antwort Tod. vipria (persiflierend). Wo weilt denn die gestrenge gnäd’ge Frau? (Befehlend.) Wer bist denn du? Bist du die Magd vom Haus, so lös’ die Riemen auf an meinem Schuh!-- Aha, du bist das Kammerkätzchen hier, du willst gestreichelt sein; so meld’ uns an, teil’ Gnaden aus, wir bitten dich. Zwei arme Zauberschwestern, sag’, wir küssen dir die Hand. (Küssen ihr heuchlerisch die Hände.) hermione (erzürnt). Laßt ab. Ich bin es selbst! Ich bin Hermione! vipria. Nicht möglich! Ach verzeih’, ich hab’ dich wirklich nicht erkannt, wir haben dich ganz anders uns gedacht. (Zu Arrogantia.) Sie hat ja so gesunde Backen! arrogantia. Eine gewöhnliche Gestalt. vipria. Sie sieht so einfach aus. arrogantia. Einfältig fast. vipria (sie heuchlerisch umarmend). Unendlich freut uns das. arrogantia (ebenso). Ich bin entzückt im höchsten Grad. narr. O Schierlingskraut, mit Zucker überstreut! affriduro. Kannst du dies dulden, Zeus? narr. Laß deinen Zeus zu Haus! hermione. Bekämpfe dich, mein Stolz, es gilt ja meines Landes Glück. vipria. Du wohnst hier allerliebst! Ein schöner Blumenhain. hermione. Es ist mein liebster Garten. vipria. Und eine nette Dienerschaft. narr (macht ihr eine Verbeugung). vipria. Quelle figure? arrogantia. Der ist gebaut als wie ein Telegraph. vipria. Ist der im Garten hier bestimmt, daß er die Vögel dir verscheucht? narr. Ich soll die Fledermäus’ vertreiben, aber heut’ sind mir doch ein paar hereinkommen. arrogantia. Wer bist du, kecker Freund? narr. Man spricht nicht gern davon. hermione. Es ist mein Narr. vipria. Bravissimo! Bist du der einz’ge Narr auf dieser Insel? narr. Nein! (auf Distichon deutend.) Hier führ’ ich dir noch einen auf. vipria. Nun, Hermione, uns gefällt’s in deinem Reich. arrogantia. Wir haben doch die ganze Welt durchreiset. Wir sahen Indiens gewürzte Fluren-- vipria. Die Kecskemeter Heide-- arrogantia. Ägyptens Pyramiden-- vipria. Die Spinnerin am Kreuz-- arrogantia. Die Höhe des Montblanc-- vipria. In Wien den Tiefen Graben-- arrogantia. Arabiens Wüstenei-- vipria. Und Nußdorfs schöne Auen. arrogantia. Doch unter allen diesen Welten haben wir zwei Lieblingsinseln uns erwählt. vipria. Die meine liegt am Donaustrom. arrogantia. Die meine heißet Flora. hermione. Wenn ihr die Insel liebt, so ehrt auch ihren Frieden und stört ihn nicht durch euren Übermut. arrogantia (auffahrend). Wer? vipria (steigend). Wie? narr (grell für sich). Was? hermione. Verzeiht, daß ich den harten Ausdruck hab’ gewählt. Ich bitte euch, schont dieses Landes Glück. vipria. Nicht weiter sprich! Also darum ließest du uns rufen? arrogantia. Um einen Mentor hier zu spielen? vipria. So wisse denn, wir hassen dich wie Schlangengift. hermione. Was hab’ ich euch getan? vipria. Als wir auf deine Insel kamen, hättest du um Schutz uns flehen sollen; doch mit Verachtung hast du uns empfangen. arrogantia. Selbst nicht zum Tee hast du uns eingeladen, das hat die Schwester so empört. vipria (zu Arrogantia). Sprich nicht so albern, schweig’! arrogantia. Warum? Der Tee ist deine schwache Seite. narr. Sie hat ja so schon ihren Tee. vipria (zu Arrogantia). Erzürn’ mich nicht und schweig’! arrogantia. Was hast du zu befehlen mir? vipria (heftig). Ich will’s! arrogantia (ebenso). Ich nicht! narr. Sie fangen noch zu raufen an. vipria (zu Arrogantia). Ein andermal! (Zu Hermione.) Zu dir, du freches Weib! hermione. Halt’ ein, das geht zu weit! Soll denn Gewalt nichts über euch vermögen? Ergreift sie schnell! alles (will auf sie zu). beide (spannen ihre Bogen schnell). Wer wagt’s? distichon (zieht sich erschrocken zurück). Ich nicht! narr (auch). Detto mit Obers. vipria. Entfernt euch schnell! Wir lizitieren euer Leben. (Mit gespanntem Bogen drohend.) narr. Die Lizitation wart’ ich nicht ab. (Er läuft davon.) odi. Ich geh’ schon auf den ersten Ruf. (Läuft ab.) arrogantia (zu Distichon). Nun? Was zahlst du für das deine? distichon (schnell). Das Fersengeld. (Erschrocken ab.) vipria (zu Affriduro). Hast du für unsern Pfeil ein überflüssig’ Leben? affriduro. Ich hab’ nur eins, das brauch’ ich selbst; leb wohl! (Ab.) arrogantia (zu allen). Und ihr? alles. Wir laufen schon. (Alles in Verwirrung ab.) vipria (triumphierend). Ha, ha, ha! Virtuosen in der Furcht. 7. Szene hermione. vipria. arrogantia arrogantia. Verlassen stehst du nun. vipria. Erkenne unsere Macht! hermione (weinend). Wehe mir! arrogantia (höhnend). Was weinst du denn? vipria (ebenso). Du zartes Turteltäubchen, du! hermione. Auf euer Haupt zurück den Spott, ihr niedern Zauberdirnen! Entweicht auch ihr, vergiftet nicht den Hain durch euren Hauch. vipria. So komm! Wir wollen sie verlassen. arrogantia. Doch unser Haß bleibt ihr zurück. vipria. Und diese Flur, des Streites bunter Zeuge, die ihn mit farb’gem Aug’ geschaut, verödet soll sie sein. (Nimmt einen Stern hervor.) Du auberstern, der finstern Hekate entwendet, jetzt steh’ mir bei! (Zu Hermione.) Du liebest diesen Blumentempel? So stürz’ ich seine Säulen ein, und eine einzige Distel setz’ ich dafür hin, Verwesung heißet sie; schau her! (Der Garten stürzt zusammen, Sumpf und verdorrte Bäume zeigen sich. Raben sitzen auf den Ästen und flattern in der Luft. Das ganze ist ein grauser Anblick, der Wind heult gräßlich.) hermione (schaudernd). Entsetzlich! vipria. Unersättlich werde meine Rache, gleich dem Hunger des Erysichthons, überall will ich dich necken und verfolgen, in jedem Grashalm will ich dich belauschen. arrogantia. Aus jedem Unkraut strecke ich meinen Hals. vipria. Bis die Verzweiflung bittend dich zu meinen Füßen reißt, dann erst ist Vipria versöhnt. (Erschöpft.) Ha, wie wird mir jetzt, ich bin zu schwach für meinen Grimm. arrogantia (sanft). Du hast dich angegriffen, liebes Schwesterchen, o stütze dich auf meinen Arm! vipria (höhnisch). Ich danke dir. (Heimlich.) Wie kommst denn du zu dieser Zärtlichkeit? arrogantia (beiseite). Aus Bosheit, weil sie’s ärgert. (Laut.) Das macht die Eintracht unserer Herzen. Wenn du leidest, leid’ ich auch. vipria (zart). O gutes Kind! (Umarmt sie zärtlich mit durchbohrendem Blick auf Hermione.) Wart, Schlange! (Matt zu Arrogantia.) Leit’ mich. (Geht gestützt auf Arrogantia ab.) 8. Szene hermione allein hermione. O ihr Götter! Wodurch verdient’ ich euren Fluch? Erniedrigt--und vor wem? Vor meinem eigenen Geschlecht. Wenn’s noch ein mächt’ger Zauberer wär’--doch daß es Weiber sind, die mich besiegt, das kränkt mich gar so tief! Und wenn ich, gleich dem Argus, hundert Augen hätte, so würde jedes sich mit Tränen füllen über diese Schmach. O Amphio, könntest du den Schmerz mir tragen helfen! Doch halt! Hat das Orakel nicht bestimmt: daß, wenn ich einen Gatten wähle, die Macht der Zauberbrut vernichtet ist? Doch, darf ich meinem Volke sagen, daß ich einen Hirten liebe? Und kann ich einen andern wählen? Ich vermag es nicht. Es sind nicht Amors Rosenketten, die mich an ihn binden, eherne Bande sind es, die mein Herz an seines schmieden. Doch wie--hat Minerva mich berührt?--So gelingt es --so muß er siegen!--So wird er mein, ich kann auf seinen Geist vertrauen. (Der Narr sieht zur Kulisse herein.) Was suchst du, Narr? 9. Szene narr. Dann distichon. affriduro. odi. volk. vorige narr. Ich muß rekognoszieren. Sie trauen sich nicht herein. Nur herein, ihr florianischen Helden, der Feind ist fort, ihr habt gesiegt. alles (kommt gelaufen und stürzt zu Hermionens Füßen). Heil, Hermione, ewige Treue geloben wir dir! distichon. Nur einen Augenblick hat uns die Furcht besiegt; sie ist vorbei, jetzt bau’ auf unsre Kraft. hermione. Ich bau’ auf sie, wie auf die Reize dieser Flur. alles (blickt hin). Ha, was ist das? hermione. Ein blühend’ Bild von eurem Mut; er ist so treu, wie dieser Sumpf, wer auf ihn baut, sinkt ein. Darum will ich nicht länger ihm mein Wohl vertrauen, ich befolge des Orakels Wunsch. Noch heute abend soll mein Land gerettet sein, ich will noch heute mich vermählen, damit die morgige Sonne der Zauberinnen Ohnmacht schon bescheint. Affriduro, eile hin und schmück’ den Tempel des Apoll’; in einer Stunde seid ihr dort versammelt und höret meinen Eid: "Dem reich’ ich heut’ noch meine Hand, der, bis die siebente Stunde tönt, mir ein Gedicht ersinnt, das an Wert hoch über allen andern steht." Es gelte gleich, welch’ Land ihn auch gezeugt, ob ihn ein Lorbeer schmückt, ob er den Hirtenstab erwählt. So fordre ich in die Schranken eure Poesie; weil ihr nicht kämpfen könnt um mich durch eurer Sehnen Kraft, so kämpft um mich mit kräftigen Gedanken. Die Phantasie trag’ euch die Fahne vor, Vernunft steckt auf den Helm, der Witz sei euer Pfeil, die Verse stellt in dichte Reihen, statt der Trompete laßt den Reim erklingen; so rücket vor und kämpfet um den Preis: Drei Kronen bietet er zugleich, Mein Herz, den Lorbeer und dies Reich. (Ab.) affriduro (mit den Götzendienern zur entgegengesetzten Seite ab). 10. Szene vorige ohne Hermione und Affriduro mehrere. Ha, jetzt gilt’s! distichon (mit Emphase, schnell). Dichtergeister! Hört den Meister, Spornt den Gaul, Seid nicht faul; Zieht vom Leder Eure Feder, Schreibt drauf los, Der Preis ist groß. Fortunens Blick Verkündet Glück! narr. Auweh, zwick’, Jetzt wird ’s mir z’ dick! Reim’ dich oder ich friß dich. Ha, ha, ha! distichon. Was lachst du, Schafskopf, Kalb, dem Mond entsprungen? narr. Pfui der Schande! Durch ein Gedicht müßt ihr die Hand der Herrscherin erkämpfen, weil ihr so furchtsam seid, daß ihr beim Anblick einer Spinne lauft. O ihr Heroen der Vorzeit! Nehmt euch doch ein Beispiel an dem Theseus von Canova, der hält den Minotaurus schon zehn Jahr’ beim Schopf und laßt ihn noch nicht aus. Das ist ein Held! Und ihr Wichte Schreibt Gedichte Voll Gewinsel! O ihr Pinsel Dieser Insel! Apoll’, du Zechmeister aller Dichter, schlag ihnen deine Leier um den Kopf, ihre Väter schamen sich im Grab! distichon. Mein Vater war ein Held. narr. Der meine auch, er war Hanswurst und hat den Harlekin geprügelt. odi. Wir sind es auch. narr (ruft erschrocken). Die Zauberschwestern! alles (will erschrocken davonlaufen). Hilfe! narr. Ha, ha! Probatum est. O ihr Schmucknadeln, zum Zittern seid ihr auf die Welt gekommen. Einen Esel laßt euch bauen, so groß, wie das Trojan’sche Pferd, und schlieft’s mit eurer Tapferkeit hinein. distichon. Nein, das wird zu arg! Auf, ihr Brüder Hoher Lieder, Schlagt ihn nieder! (Alle prügeln auf ihn.) narr (indem er fällt). Jetzt schreiben s’ ein Vers auf meinen Buckel. odi. Triumph, das Ungeheuer ist besiegt! distichon. Ich hab’ ihn auf das Haupt geschlagen! odi (schadenfroh). Ich gab ihm in die Rippen ein’s. distichon. Wir lassen uns in Kupfer stechen. alle. Es lebe Distichon, der tapf’re Held! (Alles ab.) 11. Szene narr allein, seinen Rücken reibend narr. Das Schlachtfeld ist leer. Ah, das nenn’ ich ein Treffen! Jeder hat getroffen, keiner hat g’fehlt. Aber dem Verdienste seine Kränze, einer ist dabei, der kann’s; wann das ein Dichter ist, der hat eine shakespearische Kraft! (Überdenkend.) O Schicksal eines Narren! Geboren auf Österreichs fetten Triften, studiert bis an den Hals, dann Kammerdiener eines span’schen Lords, vom Schiffbruch ausgespuckt an diesen Strand der Feigheit und der Ochserie. Aus Gnaden haben sie mich zum Hofnarren aufgenommen, mich, der ich mehr Witz in meinem Daumen hab’ als alle Köpfe dieses Fabellandes seit hunderttausend Jahr’. Und nun zu euch, ihr gift’gen Zauberkröten, denn Frauenzimmer seid ihr nicht;-- Respekt vor allen andern Frauenzimmern! Ehret die Frauen, sie flechten und weben--Punktum! Das andre fällt mir nicht mehr ein; aber das sind keine Frauenzimmer, das sind Töchter des liebenswürdigen Zerberus und der reizenden Hydra. Darum beschwör’ ich euch, ihr vier Winde des Himmels, blas’t mir alle Krankheiten dieses schwindsüchtigen Jahrhunderts auf einen Haufen zusammen und überlaßt sie mir zu meiner Disposition. Herbei, ihr zwölf Monate dieses tiefbeleidigten Jahres, ich will einen Kalender zusammenfluchen und euch ein Neujahrsgeschenk damit machen: Ganz leicht beginn’ der Januar Mit Schnupfen, Halsweh und Katarrh; Des Abends sanftes Gliederreißen, Daß sie vor Schmerz die Lippen beißen. Dann werd’, weil beide eitel sind, Die eine taub, die andre blind, Und ihre niedlichen Gefriesel Bedeck’ ein scharlachroter Riesel. Dem Februar laß ich die Wahl, Zu sinnen eine eigne Qual. Die Gicht ist schön, doch wünscht’ ich lieber Die Bleichsucht oder ’s gelbe Fieber. März und April bringt Seitenstechen, Der Mai muß sich durch Krämpfe rächen; Im Juni Regen allenfalls, So hab’ns die Wassersucht am Hals. Im Juli ist Sommerszeit, Wo man auf grüner Flur sich freut: Nur ihnen blüh’ kein schönes Tal, Die ganze Welt sei ihr Spital. August, da werd’ ihr Hunger heiß, Doch bleib’ ihr Magen kalt wie Eis; Nichts hemme ihrer Eßsucht Lauf, Vielleicht frißt eine d’andre auf. September streu’ vergift’ten Tau, Der färbe ihre Haare grau; Oktober ruft das Blatt nach Haus, Da brechen ihre Zähne aus; November fällt ihr Namensfest, Da schick’ zum Bindband ich die Pest, Und bis Dezember kommt herbei, Sind schon in Zügen alle zwei. Doch noch ist nicht der Spaß verdorben, Kaum glauben sie, sie sind gestorben, So speien sie, der Welt zum Graus, Aufs neu’ zwei gift’ge Drachen aus. So drück’ auf ihre Qual die Zeit Das Siegel einer Ewigkeit; Den Wunsch bringt froh zum neuen Jahr Mein gutes Herz den Schwestern dar. (Ab.) verwandlung (Romantisches Tal. Weiße Lämmer weiden auf den Hügeln, Amphio sitzt auf einem Steine und bläst ein sanftes Lied auf seiner Flöte. Im Vordergrunde befinden sich zwei steinerne Wassernymphen auf Postamenten, in Lebensgröße, welche auf Wasserurnen ruhen.) 12. Szene amphio allein amphio. Wo weilst du heute, hohe Phantasie, daß sich dein Bild noch nicht auf blauem Äther malt und mit den bunten Schwingen zu mir niedertaucht? So wie der Arzt den Kranken jeden Tag besucht, so schwebst du jeden Morgen zu mir nieder, zu heilen meinen liebekranken Geist. Durch dich begeistert sang ich jene Lieder, die mir das Herz der Königin errangen; dir verdanke ich die schöne Hoffnung, an Hermionens Hand zu herrschen über dieses Reich. Ihre Liebe nenn’ ich mein, sie selbst gestand es mir. Nun will ich meinen Rang entdecken, um heimzuführ’n die königliche Braut; doch dir muß ich’s vorher vertrauen, hohe Phantasie, du hast den wilden Mut in mir gezähmt, zum stillen Hirten mich gemacht, und nur dein Rat soll mich bestimmen, ob ich den Schleier ziehen darf von dieser Täuschung Bild. Doch, was seh’ ich? Eine andre Sonne strahlt mir dort entgegen, Hermione ist’s, die über jene Hügel eilt. Ist’s Freude, ist es Angst, die ihre Schritte so beflügelt? 13. Szene voriger. hermione. amphio (eilt ihr entgegen und sinkt zu ihren Füßen). Gebieterin! hermione (spricht die ganze Szene schnell und unruhig). Heut’ bin ich’s nicht; ich hab’ die Herrschaft abgetreten an die Zeit, ein Sklave bin ich meiner Eile. amphio. Mir bangt um dich. Was kämpft in dir? hermione. Vertrauen gegen Furcht. Mein Volk, der Zaubernymphen Wut, Apollo selbst befiehlt, daß ich mein Herz noch heute binden muß. amphio. Dein Herz? Ist es noch dein? hermione (sanft). Du weißt es ja.--Doch meine Hand-- amphio. Weh’ mir! hermione. Sei ruhig, Amphio! Ein schöner Sieg winkt deinem Geist. Von dem Gedicht, das du mir gestern überreicht, aufs neue überzeugt, daß du gegen alle Dichter meines Reichs ein Krösus bist an Phantasie, hab’ ich, dich heute abend noch Gemahl zu nennen, den kühnen Schwur gewagt: "Wer bis zur siebenten Stunde mir die schönste Dichtung liefert, erhält noch heute meine Hand und dieses Reich." amphio. O wie beglückst du mich! (Beiseite schnell.) Ha, Wink der Phantasie! Die Dichtkunst soll allein den hohen Preis erringen! Nein, ich entdecke mich noch nicht. das höchste Glück soll durch mich selbst mir werden. hermione. Was vertrauest du den Lüften deine Worte? Bist du verwirrt? amphio. Verzeih’, die Freude tanzt mit meinen Sinnen. Vertrau’ auf mich und meiner Liebe Kraft! Mein wird der Sieg, ich kämpfe ja um dich, darum ist das Gefühl der Dichter deines Landes ein Tau gegen das Meer meiner Empfindungen. hermione. Ja, ich vertraue dir. Die Hoffnung schwingt die gold’ne Fahne! Doch jetzt leb’ wohl; ich eile in den Tempel, um zu bekräftigen den Schwur, und wenn die Sonne sinket in des Meeres Silberschloß, so sink’ ich dir, dem Sieger, dankend an die Brust. Doch jetzt entflieh’, man suchet mich; dann eile nach dem Tempel hin, dort wird durch des Orakels Mund des Preisgedichtes Stoff dir kund. amphio. Leb’ wohl, vertrau’ auf mich! (Entfernt sich schnell.) 14. Szene Der narr. Dann affriduro und inselbewohner. vorige narr. Verzeih’, ich bin vorausgeeilt, dich tiefergebenst abzuholen. hermione. Kömmst du allein? narr. O nein! Ein Narr bringt zehn. (Deutet in die Szene.) affriduro (tritt auf und verbeugt sich). Ich bin der zweite-- (kleine Pause.) der die Nachricht bringt, daß dich Apoll erwartet. (Neun Inselbewohner treten auf, verbeugen sich und stellen sich auf einer Seite fünf, auf der andern vier, daß Affriduro der fünfte ist.) narr. Ich halte Wort, die Zahl ist voll. hermione. So folget mir! (Alles ab.) narr. Ihr Narren geht voraus, der Weise folget nach. (Geht gravitätisch nach.) 15. Szene (Die beiden liegenden Statuen verschwinden und statt ihnen liegen die Zauberschwestern in der nämlichen Stellung auf den Postamenten, springen erzürnt auf und gehen auf und ab.) vipria. arrogantia vipria. Nein, das ist zu viel! Einen Hirten liebt sie! Das hat die Sonne nicht erlebt. Ist er denn wirklich schön? Ich hab’ ihn nicht genau betrachtet. arrogantia. Er hat ein glänzend’ Aug’. vipria. Im Ernst? arrogantia. Und Lippen wie Rubin. vipria. Da hätt’ er sich in uns verlieben sollen, nicht in sie. arrogantia. Der Meinung bin ich auch. vipria. Sie darf ihn nicht besitzen!--Wie verhind’re ich es? arrogantia. Ach, sinne, Schwesterchen! ich bitte dich. vipria. Geduld!--Durch ein Gedicht soll ihre Hand ihm werden, ist es nicht so? Das Dichten muß man ihm verleiden. Doch wie? Ich frag’ dich, Zauberstern! (Zieht den Stern heraus und sieht hinein, fährt auf.) Hollah! Was spiegelt sich in dir? Was schwebt da in des Himmels Blau? Blick’ auf! arrogantia (blickt in die Luft). Ein Adler ist’s. vipria. Du irrst, es ist die Phantasie, sie kömmt zu Amphio, sie hat ihm Hermionens Hand gelobt. arrogantia. So sagte er. vipria. Jetzt lebt es auf in mir; mein Plan ist reif! Wir fangen sie und sperren sie dann ein, dann will ich sehen, wer ein Gedicht hier schreibt. arrogantia. Ich habe viel Verstand, doch dich versteh’ ich nicht. vipria. Begreif’s! Wer dichtet denn? Die Phantasie ist’s, die Gedanken schafft. Wir halten sie gefangen, dann fällt keinem Dichter etwas ein. arrogantia. Also wird auch kein Preisgedicht gemacht? vipria. Es wird gemacht, heut’ abend noch, doch zwingen werde ich die Phantasie, den zu begeistern, den ich für Hermione zum Gemahl bestimmt, und wie der aussehen wird, das kannst du dir wohl denken; und nehmen muß sie ihn, wenn er das Beste liefert: sie schwört’s in diesem Augenblick im Tempel des Apoll’. arrogantia. Ein schöner Plan!--verbergen wir uns jetzt! vipria. Flieg’ nur, mein Vögelchen, du fliegst in unser Netz. (Beide verbergen sich, die Statuen erscheinen wieder an ihrer vorigen Stelle, das Ritornell der Arie beginnt. Die Phantasie schwebt mit ausgespreiteten irisfarbigen Flügeln auf rosigem Nebel nieder.) 16. Szene die phantasie allein phantasie. Arie. Ich bin ein Wesen leichter Art, Ein Kind mit tausend Launen, Das Nied’res mit dem Höchsten paart, ’s ist wirklich zum Erstaunen. Kurzum ich bin ein Kraft-Genie: Sie sehn in mir die Phantasie. (Ans Publikum.) Wenn rauhe Wirklichkeit auch gleich Verwundet Ihre Herzen, So flüchten Sie sich in mein Reich, Ich lind’re Ihre Schmerzen; Denn alles Glück, man glaubt es nie, Am End’ ist’s doch nur Phantasie. Im dichterischen Übermut Durchschweb’ ich weite Fernen, Ich steck’ die Sonne auf den Hut Und würfle mit den Sternen; Doch vor des Beifalls Melodie Verbeugt sich tief die Phantasie. (Sich tief verneigend.) Es ist doch wahrlich eine Schande, daß die Phantasie, die von oben stammt, als Unterhändlerin in einem Liebesroman erscheint. Apollo selbst will dieses Pärchen einen; denn unter uns gesagt, er ist ein eitler Man, wie viele Dichter sind, und Hermionens Schwur, nur einem Dichter zu gehören, hat ihn so sehr entzückt, daß er mir befahl, ihr einen Würdigen zu bilden, zu bilden: weil gewöhnlich die gebildetsten Dichter die ungebildetsten Ehemänner sind. Hier kömmt mein Kandidat, ich will ihn doch ein wenig aufziehen. 17. Szene amphio. Die phantasie phantasie. Nun, mein dichterischer Freund, wie haben wir uns aufgeführt? Hat unser gestriges Gedicht Amors Bande fester geknüpft? amphio. Auf ewig sie zu binden steht in deiner Macht. phantasie. Ich armes Kind soll andere vermählen, und für mich selbst wird Hymens Fackel niemals leuchten. amphio. Wer würde deine Hand verschmähen? phantasie. Ach, ihr güt’gen Götter, die Männer fliehen ja schon in jetziger Zeit, wenn ihnen ein Mädchen gesteht, daß sie 20 Jahre alt sei, wie würden sie erst wettrennen, wenn ich gestehen müßte, daß ich schon so viele tausend Jahre auf der Welt herumfliege. Nichts, nichts, ich bin eine Tochter der Luft, und lüftige Personen sind nicht zum Heiraten geneigt. Was kümmern mich die Männer dieser ird’schen Welt? Was gilt mir selbst ein menschlicher Apoll’? Ich bin die Phantasie; der höchsten Schönheit Bild kann ich mir selbst erschaffen, nach Adonis’ reizender Gestalt form’ ich aus ros’gem Äther mir den Bräutigam, seine Muskeln stähl’ ich durch die Kraft des Herkules, in sein Gehirn leg’ ich Minervens Weisheit ihm, der Zunge schenk’ ich die Beredsamkeit der Polyhymnia, in seine Brust gieߒ ich Selenens Sanftmut aus. So bild’ aus Götterkräften ich mein Ideal und flieh’ mit ihm nach einer Himmelswelt in unbekannte Sphären, dort bau’ ich Amors Tempel auf von glänzendem Rubin, und laß von tausend Sonnen ihn bestrahlen, dann raub’ ich dem Saturn die Sichel seiner Zeit und breche sie ob unserer Lieb’ entzwei, damit mir jeder Kuß zur ew’gen Wonne wird. amphio. Du scherzest, du weißt nicht, wie poetisch wichtig diese Stunde ist. phantasie. Beleidige mich nicht! Ich selbst hab’ heute Hermione zu dem Entschluß begeistert, ein Preisgedicht zu fordern, damit nur einmal dieser langweilige Liebeshandel sein Ende erreicht. amphio. O dann wirst du mir auch deine Hilfe nicht versagen, der heut’ge Tag entscheidet. phantasie. Du bist doch noch bescheiden, du nimmst meine Hilfe nur bei Tage in Anspruch, aber manche Dichter sind so wahnsinnig, die ganze Nacht zu schreiben, und wenn die Phantasie nicht gleich auf dem Tintenfasse sitzt, so beschwören sie mich durch Punsch und Champagner, daß ich erscheinen soll, und wer kann der Einladung eines so artigen Franzosen, wie der Champagner ist, widerstehen? Ich nicht! amphio. In jenem Tempel schwört die Herrscherin. Ich eile, um dir zu berichten, was wir zu besingen haben. Wie freu’ ich mich, wie bebe ich! Ach, wie quälend ist dieser Wechsel von Freude und Furcht. phantasie. Ach, wie quält dich dieser kleine Wechsel, und wie gerne würde mancher mit dir tauschen, der heute einen recht großen auszuzahlen hat. Die Freude ist ein Handelshaus, sie muß wechseln, denn im Wechsel liegt Freude. Doch um dich zu beruhigen, will ich dir einen Wechsel ausstellen an das große Wechselhaus Amor et Compagnie, nun, der wird dir doch sicher sein? Denn wenn die Liebe zu zahlen aufhört, dann macht die Welt Bankrott. So geh’ denn hin und hole den Stoff, die Phantasie bleibt hier zurück, und wenn du wiederkehrst, umschling’ ich deinen Geist, und fertig ist das kindische Gedicht. amphio. Und wird es Hermionens Hand erringen? phantasie. Ich schwör’ es dir bei Schillers Haupt, in dem ich lang gewohnt. amphio. Ich trau’ auf diesen Schwur. (Sinkt ihr zu Füßen.) phantasie (hebt ihn auf). Komm bald, ich harre dein. amphio (ab). phantasie. Heute habe ich einen fröhlichen Tag. Wie wohl ist der Phantasie, wenn sie vom Versemachen ruh’n und in ungezwungener Prosa sprechen kann. (Sie singt eine lustige Rossinische Melodie.) Die Phantasie kann alles. (Hüpft herum.) Sie ist ein mutwilliges Geschöpf. 18. Szene vipria und arrogantia. Erstere mit Pfeil, letztere mit Bogen und Pfeil. vorige vipria (tritt der Phantasie in den Weg). Halt’ an! Qui vive? phantasie. Bon amie, die Phantasie. vipria. Nichts passiert! Gib dich gefangen, bunter Rabe! phantasie. Doch nicht so leicht. (Entreißt ihr den Pfeil und verwundet sie.) vipria. Verdammte Schlange! (Hält sich den Arm.) phantasie (eilt auf einen kleinen Hügel und macht Miene zum Auffliegen). Du Hexe, denk’ an mich! arrogantia (hat den Bogen gespannt und schießt die Phantasie in eine Achsel, an der der Flügel verwundet wird). Und du an mich! phantasie (sinkt). Weh’ mir, das traf! vipria (schadenfroh). Fort mir ihr! phantasie. O unglücksel’ges Los! arrogantia. Jetzt kennst du mein Geschoß. (Beide fesseln sie.) vipria. Sperr’ in den Käfig sie; ich such’ ihr einen Dichter aus. arrogantia (zieht die Phantasie an den Fesseln fort). phantasie. Apollo! arrogantia. Folge mir! (Arrogantia mit der Phantasie ab.) vipria (allein). Umhülle mich, magische Finsternis! (Schwarze Wolken fallen ein, die in der Mitte einen Stern bilden, es wird Nacht.) Jetzt, Zauberstern, entehre deinen Glanz und strahl’ Gemeinheit ab und Häßlichkeit, wie sie mein rachetrunk’ner Sinn begehrt. (Der Stern öffnet sich, man sieht das farbige Transparentbild des Harfenisten, mit seiner Harfe sitzend, an der Wand.) Ha, ha, ha! Willkommen, Fratzenbild, dich ernenne ich zu ihrem Gemahl. (Ein Wagen, mit sechs Raben bespannt, statt der Laternen zwei Fackeln, erscheint.) Durch die Lüfte fort, damit ich es schnell entführe, dies Werk einer hypochondrischen Stunde der Natur! (Fliegt ab.) verwandlung (Das Innere eines Bierhauses. Verschiedene Gäste an Tischen; der Schuster, der Spengler, der Fiaker, ein Fremder, der Wirt. Seitwärts eine Kredenz mit Zimenten. Rückwärts hängt ein Kästchen von schwarzem Papier, worauf transparent zu lesen ist: "Heute spielt der berühmte Harfenist Nachtigall." Kurze passende Musik zur Verwandlung.) 19. Szene mehrere gäste. Aber was ist denn das, Herr Wirt? wirt. Ich bitt’ Sie, meine Herren, sind S’ nur nicht bös, daß der Harfenist noch nicht da ist; mit dem Menschen ist’s nicht zum Aushalten. schuster. Wenn er nur nicht so grob wär’ mit den Gästen. spengler. Nein, das ist just recht, da hat man was z’ lachen über ihn, er hat gute Einfälle und so wahr. schuster. Den Herrn hat er neulich ein’ Esel g’heißen, das war ein guter Gedanken. wirt. Ja, es ist wahr, er ist der zweite Narrendattel. Ich hab’ eine Menge Gäst’ wegen ihm. Den Leuten g’fallt sein’ Grobheit; aber er übernimmt sich. Ich hab’ ihm’s schon g’sagt, wie er noch wen beleidigt, muß er ausbleiben. fremder. Ist das der Harfenist, der gestern g’sungen hat? Der kann ja gar nichts! Da wird jetzt ein anderer kommen aus Linz, den werden s’ hören. He, Kellner, eine Portion Schafköpfel! kellner. Gleich, Euer Gnaden!--Der Nachtigall kommt! alle. Nun, endlich einmal! 20. Szene vorige. nachtigall karikiert gekleidet, mit der Harfe nachtigall. Lied. Nichts Schöner’s auf der ganzen Welt Als wie ein Harfenist, Wenn er nur seinen Gästen g’fällt Und all’weil lustig ist. Trinkt er sich auch ein Räuscherl an, Dann singt er erst recht frisch, Und wenn er nimmer singen kann, So fallt er unter’n Tisch. Er hat nur für sein’ Harfen G’fühl, Sie ist sein Weib sogar, Die kann er schlagen, wie er will, Die fahrt ihm nicht in d’ Haar. So singt er sich durch’s Lebensjoch, Und wird er einst kaputt, So sag’n die werten Gäste noch: Er war ein Haupt-Adut. kellner (setzt ihm einen Stuhl in die Mitte der Bühne). wirt. Aber warum denn gar so spat? Herr Nachtigall? nachtigall. Ich bitt’ um Verzeihung, ich hab’ Kopfweh g’habt, ich hab’ mich ang’schlag’n. Ich hab’ gestern einen Rausch g’habt, und unser Hausmeister, wenn man um zwölf Uhr anläut’t, so macht er erst um eins auf--und da hab’ ich mich derweil ans Tor angelehnt und hab’ eing’schlafen; auf einmal macht er gäh’ auf, und ich lieg’ nach aller Längst beim Tor drin, ihn schlag’ ich nieder und mich schlag’ ich auf. fiaker. Weil Er halt wieder ein’ Rausch g’habt hat, jetzt nur anfangen! nachtigall. Gleich!--Hansel, mein’ Kolophoni zum Halsschmieren. kellner. Weiß schon. (Beiseite.) Das sind sechs Maß Bier. nachtigall. Und den Zinnteller zum Einsammeln. fremder. Kellner! nachtigall. Aha! Bist schon da, Vogel! Heut’ setzt es was. fremder. Wann krieg’ ich denn einmal meinen Schafskopf? nachtigall. Nu, so gebt’s dem Herrn sein’ Schafskopf, laßt’s die Leut’ nicht so lang ohne Kopf dasitzen. kellner (bringt das Schafsköpfel). wirt. Er fangt schon wieder an. Herr Nachtigall, ich rat’ Ihm’s! nachtigall. Herr Wirt, mit dem gibt’s ein Streit, ich kenn’ ihn, er will mich ums Brot bringen. wirt. Untersteh’ Er sich. nachtigall. Nutzt nichts. Ich bin ein streitbarer Mann, g’stritten wird! wirt. Wenn Er mir ein’ Gast beleidigt-- nachtigall. Er ist kein Gast, ich werd’ ihm’s schon sagen, warum? fiaker (mit der Peitsche). Anfangen einmal, und a bissel was Neues singen! nachtigall. Allemal! (Singt und spielt die Harfe). Lied. He! Brüderln, wollt’s recht lustig sein, Es kost’ euch nicht viel Geld, Da spannt’s nur eure Rappeln ein Und fahrt’s ins Lerchenfeld. Da ist ein neues Wirtshaus drauߒ, Das heißt beim gold’nen Affen, Da schaut der Wirt beim Fenster ’raus Und fragt gleich, was wir schaffen? He! Brüderln, wollt’s etc. chor. Bravo, Harfenist! O bravo, Harfenist! nachtigall. Die Wirtin hat gar feinen Sinn, Und heißt die schöne Franzel, Geboren ist sie in Berlin, Erzogen ist’s beim Schanzel. Der Wirt ist gar ein flinker Mann, Bedient die Gäst’ gar schleuni, Schafft einer was um sieb’n Uhr an, So bringt er’s erst um neuni. Die Wirtin hat gar etc. chor. Bravo, Harfenist! O bravo, Harfenist! nachtigall. Der Wirt, der halt aufs Wasser viel, Er sagt: das macht recht munter, Und weil ein jeder Bier hab’n will, So schütt’ er g’schwind eines d’runter. Ein Extrazimmer hab’ns, a schön’s, Das braucht der Wirt alleini, Da füttern’s Hend’l und die Gäns’, Ein Gast darf gar nicht eini. Der Wirt, der halt etc. chor. Bravo, Harfenist! O bravo, Harfenist. nachtigall. Auch stellt ein Harfenist sich ein, Der singt die schönsten Lieder, Und kommt ein’ schöne Köchin ’rein, Klopft er sie gleich aufs Mieder. Und setzt es eine Rauferei, Die Leut’ hab’n z’viel Courage: Da singt der Harfenist halt glei, Ah, das ist a Bagage! Auch stellt ein Harfenist etc. chor. Bravo, Harfenist! O bravo, Harfenist! nachtigall. Drauf spielt er aus ein’ ander’m Ton, Gar à la Paganini, Jetzt geht erst der Spektakel an, Die Gäst’ werd’n völlig wini. Um zwölf Uhr, da heißt’s umgesteckt, Und alles muß nach Haus, Da kommt der Kellner voll Respekt, Und wirft die Gäst’ hinaus. Drauf spielt er aus ein’ etc. chor. Bravo, Harfenist! O bravo, Harfenist! fremder (lacht laut). Das ist nicht zum Anhören. Kellner, zahlen! nachtigall (hört plötzlich auf). Ah, heut’ kommst mir nicht aus. (Nimmt den Sammelteller und geht damit herum.) Haben Sie die Güte, meine Herren! (Zu dem Fremden.) Sie, ich bitt’ untertänig. fremder. Was gibt’s? Er hat ja noch nichts g’sungen. nachtigall. Ich hab’ ja just aufg’hört. schuster. Ja, aber der Herr hat schon eher aufg’hört, eh’ der Herr ang’fangt hat. nachtigall. Das geht mich nichts an, er hat gestern zwei Lieder b’stellt und hat nix bezahlt. fremder. Impertinent! nachtigall. Sie sind impertinent! fremder. Fahr’ Er mir nicht auf! nachtigall. Fahren Sie mir nicht ab! fremder. Just nicht! Kellner, zahlen! nachtigall. Nichts Kellner zahlen, Harfenisten zahlen! schuster. Ruhig, der Herr hat recht; wer wird eh’ zahlen, eh’ man was hört? Ich trag’ als Schuster die War’ ins Haus und krieg’ oft kein Geld, viel weniger vorhinein. nachtigall. Warum ist der Herr ein Schuster worden? Dem Herrn sein’ War’ treten die Leut’ mit Füßen, aber ich leid’ das nicht. Das ist ein verkleid’ter Harfenist von Linz, der will mich ausstechen. fremder. Das ist erlogen. (Wirft ihm ein Stückel Geld hin.) Da hat Er, und jetzt marsch! nachtigall. Nichts marsch, halt! wird kommandiert. Da haben Sie Ihre zwei Groschen, mit denen kaufen Sie mir die Grobheiten nicht ab, die ich Ihnen heut’ noch antun will.--Über meine Stimm’ haben Sie g’schimpft? Sie haben g’sagt: ich heiߒ deswegen Nachtigall, weil d’ Leut immer ein’ Gall’ haben, wenn ich auf die Nacht sing’. fremder. Kerl, ich nimm mein spanisches Rohr und-- nachtigall. Was? Für deutschen G’sang wollen Sie spanische Schläg’ hergeben? Wenn Sie ein g’schickter Harfenist sein, so lassen Sie ein paar tüchtige Triller heraus; aber Sie sind ein Sänger der Vorzeit, der in der jetzigen nichts mehr kann. fremder. Meine Herren, nehmen Sie sich um mich an, ich bin ein Reisender. nachtigall. Und ich bin ein Rasender. Und wenn Sie noch so weit gereist sind, in meinen Augen sind Sie doch nicht weit her. wirt. Jetzt sei der Herr still, oder ich red’ aus einem andern Ton. nachtigall. So stimmen Sie einen an! Ich red’ einmal aus dem F. wirt. Ich sag’ drauf G. (Zeigt auf die Tür.) nachtigall. Was G! Solche Buchstaben stoßen sie aus? Ah, jetzt muß ich als Harfenist andre Saiten aufzieh’n. schuster. So, jetzt geht er über’n Wirt auch. wirt. Ich verbiet’ Ihm mein Haus ganz. nachtigall. Das können Sie nicht ganz, weil Sie noch die Hälfte drauf schuldig sein. Übrigens sind Sie in meinen Augen ein braver Mann, aber Ihr Bier ist nichts nutz. wirt. Weil Er seine Grobheiten nicht aufgibt, so geh’ Er gleich. nachtigall. Weil ich meine Grobheiten nicht aufgib’, so bleib’ ich gleich. Allen Respekt vor meine verehrten Gäst’; aber meine Herren ich fordere Sie bei Ihrer Ehr’ auf, können Sie mir etwas Höfliches nachsagen? alle. Nein, das ist wahr. nachtigall. Sehen Sie, nur eine Stimm’. Ich bin ein gerader Mann, ich laß mich kerzeng’rad bei der Tür hinauswerfen, ich geh’ doch wieder herein; ich weiß schon warum; aber zwei Leirer in einem Wirtshaus tun nicht gut. Das ist ein Harfenist, der muß hinaus! alle. Er muß hinaus! nachtigall. Ich will sehen, wer mich aus dem Haus bringt. 21. Szene (Die Kellerei verwandelt sich in eine finstre Wolke, aus der Vipria tritt.) vorige. vipria vipria (stark). Ich! nachtigall. O Jegerl, der Mon-Mon! (Sie verschwindet mit Nachtigall. Feuer strömt aus der Erde.) alle (in Staunen). O Spektakel, was ist das? (Heftiger Donnerschlag. Ein Blitzstrahl fährt schief über die Hinterwand und spaltet sie, so daß die untere Hälfte eine Art Dreieck bildet. Der obere Teil stürzt ein, und man sieht in lichter Ferne ganz im kleinen einen Wolkenwagen mit Nachtigall und Vipria schweben, während es vorne finster bleibt.) (Die Kurtine fällt.) (Ende des ersten Aufzuges.) II. Aufzug (Romantische Gegend vor dem kolossalen Palaste der Zauberschwestern. Zwei weiße Löwen liegen vor dem Eingange. Vipria sinkt unter leiser Musik mit Nachtigall in ihrem Wolkenwagen nieder, sie streiten noch während dem Niedersinken.) 1. Szene vipria. nachtigall nachtigall. Lassen S’ still halten, ich bleib’ einmal nicht. vipria. Schweig! (Der Wolkenwagen ist am Boden; Nachtigall springt erzürnt heraus.) nachtigall. Wann ich aber nicht will! Da haben wir’s, jetzt geht s’ mit mir in einem Land nieder, wo ich gar nimmer z’Haus find’, da muß ich verhungern. Das ist eine unwirtbare Insel, wo soll ich da einen Wirt finden, der einen Harfenisten braucht? vipria. Beruhige dich, ich werde schon deine Tafel besorgen. nachtigall. Sie? Nun da hab’ ich schon gegessen, wenn ich das hör’. Sie führen mich nimmer an. vipria. Die Zunge halt’ im Zaum, Räson nimm an. nachtigall. Was Räson! Ich räsonier’ genug. Wie können Sie eine ordentliche Person sein? Sie kommen ganz allein ins Wirtshaus, wie ein Husar, packen mich auf und entführen mich, mich unschuldsvollen Mann, schamen Sie sich nicht? vipria. Ich habe dich zu deinem Glück entführt. nachtigall. So? Und da kommen Sie mit der Equipage? Da kommt man mit sechs Rappen, aber nicht mit sechs Raben; da muß einer ja rabiat werden. vipria. Und doch werd’ ich dich hoch erheben. nachtigall. Ich bedank’ mich für eine solche Erhebung, wenn ich in der Luft oben häng’, und fliegen die Raben um mich herum. Wollen Sie ein Rabenbratel aus mir machen? vipria. Ein Bettler bist du jetzt, ein Krösus sollst du werden. nachtigall. Ah, da muß ich bitten, jetzt heißt s’ mich gar einen Bettelmann? Haben Sie meine glänzenden Verhältnisse nicht bemerkt? Haben Sie nicht g’hört, wie mich der Wirt auf den Glanz hergestellt hat? Jetzt werden Sie gleich mit mir gehen und werden mich an ein’ Ort führen, wo ich Sie verklagen kann. vipria. Den Löwen schenk’ ich dich zum Mahl, wenn du dich nicht in meinen Willen fügst. nachtigall. Was für Löwen? (Sieht sich um und erblickt das Gebäude samt den Löwen; erzittert.) O sapperment, das sind zwei Bologneserl. (Auf einen Löwen deutend.) Das eine muß ein Weibel sein, sie kokettiert auf mich. Jetzt zieh’ ich andre Saiten auf. (Fällt auf die Knie.) Verehrteste, ich bin jetzt, was Sie wollen; ich bin ein Bettelmann, ein Bettelweib, eine ganze Bettelfamilie, wenn Sie befehlen; ich bitt’ gar schön, schenken S’ mir nur ein bissel mein Leben. vipria. Steh auf! Gib Augen deiner blinden Furcht und sieh dich um im Vaterland der Blumen. nachtigall (bleibt knien). Ich weiß es; ich bin voll Respekt; ein schönes Land, ich küss’ ihm die Hand, und blumenreich! Mir hat’s von weitem schon g’fallen, ich hab’s für ein großes Garteng’schirr g’halten. vipria. Entzückt dich nicht der Wohlgeruch? nachtigall. Das glaub’ ich, die Woll’ riecht sehr gut, das ganze Land ist ein völliger Pomadetiegel! vipria (beiseite). Der Narr taugt ganz für meinen Plan. (Laut.) Steh auf! Dies Land ist nicht so unbewohnt, als du es wähnst, hier atmen Tausende, und über sie herrscht eine junge und eine schöne Königin. nachtigall. Also zwei Königinnen? Eine junge und eine schöne? Nun, wenn die junge auch schön ist, und die schöne auch jung, da muß einem schon die Wahl weh tun. Das wär ein Glück, wenn ich da Harfenist werden könnt’. vipria. O du bescheid’ner Wurm! An ihrer Seite wirst du herrschen, morgen schon. nachtigall. Hören S’ auf, Sie Gspaßige, Sie foppen mich. Eine Kinigin soll ich erhaschen? Ein’ Kiniglhasen vielleicht. vipria. Zum Werkzeug meiner Rache hab’ ich dich entführt. Noch heute abend wirst du hier ein Preisgedicht verfassen, wodurch die Hand der Herrscherin dir werden muß. Unter Tausenden wirst du das Beste liefern. nachtigall. Das Beste liefern? Selt’ne Tugend eines Lieferanten. vipria. Jetzt eilst du hin und meldest dich in jenem herrlichen Palast; dort gibst du vor, du wärest ein Minstrel, ein Sänger aus dem fernen Engelland, dir wär’ Apoll’ erschienen im Begeist’rungstraum und hätte dir befohlen, in dies Land zu segeln und der Dichtkunst Ehre hier zu retten, und eine Würde zu erringen, die deinem Geist gebührt und deinem Stolz. nachtigall. Das wird ein ungeheurer Triumph werd’n mit dem zerrissenen Hut und dem g’flickten Rock. vipria. Ein Wink von mir wird dich in goldene Kleider hüllen, und eine goldene Harfe schenk’ ich dir. nachtigall. Ah, da werd’ ich eine goldene Schneid’ haben, da geben S’ acht. Das ist die neueste Erfindung in der Medizin, daß Gold die Nerven stärkt, und wie haben s’ das entdeckt?--Da haben s’ einen armen Teufel, der vor Hunger kaum mehr geh’n hat können, alle Säck’ voll mit Dukaten gefüllt, und auf einmal hat sich eine solche Kraft bei ihm geäußert, und er ist so impertinent geworden, daß er die schönsten Leut’ bei der Tür hinausg’worfen hat. Bums, haben s’ ihm das Gold wieder weggenommen, und er war wieder so miserabel wie vorher. vipria. Ich will an dir erproben diese Kraft. Geh hin, du wirst dort viele Dichter treffen, doch lache ihres Spotts. Zu Hermione laß dich führen, so heißt die Königin, dort bläh’ dich auf, durch Prahlerei vermehr’ die Häßlichkeit, die dir Natur verlieh’n, damit dein Anblick ihre Heiterkeit vergifte, dann kehrst du schnell zurück und schlägst an dieses Tor; hier wirst durch fremde Phantasie du das Gedicht erschaffen, das dich zu Hermionens ew’ger Qual zum Herrscher stempelt ihres Reichs und ihrer halb verlosch’nen Reize. nachtigall. An das Tor soll ich anklopfen, wo die zwei Hausmeister vor der Türe liegen? Das laß ich bleiben! Wenn einer unrecht versteht, so macht er statt der Tür den Rachen auf. Da geh’ der Aken hinein, ich nicht. vipria. Den Löwen kümmert nicht die Maus. Geh hin, versuch’s, die Schwester öffnet dir. nachtigall. Jetzt haben die zwei Löwen eine Schwester auch noch. Was ist zu tun? Hier zwei männliche Löwen, (Auf Vipria deutend.) dort ein weiblicher Tiger. Wer ist jetzt bissiger? Aufs Beißen geht’s einmal los. (Entschlossen.) ich halt’s mit die Löwen. Doch, vielleicht sind sie ebenso großmütig als ich kleinmütig bin. Mut, Richard Löwenherz! (Lauft hin, klopft schnell an und springt gleich wieder zurück.) Getroffen hab’ ich! Was ich getroffen hab’, das wird der Himmel wissen. 2. Szene (Die Torflügel springen auf, Arrogantia tritt heraus.) vorige. arrogantia arrogantia. Wer wagt es, anzupochen hier? nachtigall. So ist’s recht! Eine war nicht g’nug zu meiner arrogantia. Was willst du, Übergang vom Affen zu den nachtigall. Da haben wir’s! Ich hab’s ja g’wußt, der vipria. Wie kannst du den beschimpfen, den mein Blick Qual, die Fortsetzung kommt auch noch heraus. Menschen? zweite Teil ist immer schlechter als der erste. aus Millionen sich zum Werkzeug hat erkoren? nachtigall. Just mich hat’s erwischt; das ist ein solches Glück, als wenn der zehnte Mann erschossen wird. vipria. Hier stell’ ich dir den Helden dieses Tags, den künft’gen Schach der Insel, vor. arrogantia. Welch eine herrliche Karikatur! Ha, ha, ha! Freund, du bist die schönste Mißgestalt, die ich erblickt noch hab’. nachtigall. Ich bitt’ recht sehr, meine schöne Bella- Donna, Sie sind zu gütig. Nein, was die für eine Beschreibung von mir herausgibt, das ist schandvoll. vipria. Was macht die Phantasie? Hat sie den Käfig nicht zertrümmert? arrogantia. Verzweiflung hat in ihr gewütet, doch blickt sie ruhig jetzt um sich, und bald erglänzt ihr Aug’, bald spiegelt eine Träne sich in ihm. vipria. Sie dauert mich, die arme Nachtigall. nachtigall. Also da drin haben s’ auch eine Nachtigall? Auf die Letzt geh’n die herum und fangen die Nachtigallen zusamm’. O ich unglücklicher Nachtigall! Auf die Letzt komm’ ich in ein Vogelhaus und muß aus einem Nirschel saufen, und mir ist ein Maßziment zu klein. vipria. Wie steht’s mit unserem Dichterschwarm? Wirkt ihre Gefangenschaft auf ihn? arrogantia. Herrlich! Alle Dichter dieser Insel rennen in geistloser Verwirrung durcheinander; auch nicht ein Vers steht ihren hohlen Köpfen zu Gebot, seit sich die Phantasie daraus entfernt. vipria. So komm, ich will der Phantasie verkünden, wodurch sie ihre Freiheit kann erringen. Unterdessen wird sich dieser im Palaste Hermionens zeigen. Berühre ihn mit deinem Pfeil! arrogantia. Erglänze, Kies, und werd’ zum Edelstein, von außen wenigstens! (Sie berührt Nachtigall; er hat ein mit Gold gesticktes Staatskleid an.) vipria (berührt einen Baum, es hängt augenblicklich eine gold’ne Harfe daran). Und ich schenk’ diese Harfe dir, geh hin und lasse sie erklingen; Durch Harfenton erfreutest du so manches trübeHerz, Doch heute bring’ ein fröhliches durch ihren Klang zum Schmerz! Erring’ durch sie das Preisgedicht, du Sänger froher Lust, Und bohr’ dadurch den Rachepfeil in Hermionens Brust! (Beide ab in ihren Palast.) 3. Szene nachtigall allein nachtigall. Jetzt laufen s’ alle zwei davon und lassen mich allein da steh’n. Wenn ich nur ein Wort verstanden hab’ von der ganzen Schnatterei, so bin ich ein schlechter Mann. Ich weiß gar nicht, was s’ mit mir da wollen. Wann ich lieber in meinem Bierhaus wär’, mir wird mein Lungenbratel kalt, das ich ang’schafft hab’. Und tu ich nicht, was sie schaffen, so bringen s’ mich am Ende gar um, die zwei Bißgurn. Anzogen hätten s’ mich schön, es könnt’ was herausschauen; aber ich kenn’ mich nicht aus, mir bleibt der Verstand aus, und ich soll ein Preisgedicht machen! Um keinen Preis, das kann ich nicht. Lieder hab’ ich genug gemacht, ich war sehr liederlich--will ich sagen liederreich; aber andere Vers’, gerührte, die hab’ ich noch nie versucht.--Ach was, ich verlasse mich auf meine zwei Rabenschwestern. Ich geh’ jetzt einmal in den Palast und hol’ mir entweder einen tüchtigen Respekt oder tüchtige Schläg’ ab. Der Zufall ist ein kurioser Kerl, der hat schon manchen herausgeholfen. Arie. Der Zufall, der sendet viel’ Vögelchen um Von zweierlei Gattung per se, Die flattern der Welt um die Nase herum Und bringen ihr Wohl oder Weh’. Die Glücklichen hab’n eine rote Bordur, Die Schlimmen sind schwarz wie ein Rab’, Doch streifen die roten auf blumiger Flur, Die schwarzen, die fliegen talab. Drum send’ mir, o Zufall, ich bitte dich fein, Ein rosiges Vögelchen heut’, Das flieg’ in den Saal meiner Zuhörer ’nein Und stimm’ sie zur Nachsicht und Freud’; Dann schwing’ ich die Harfe, erob’re die Braut Und führ’ sie im Jubel nach Haus. Doch ist sie mein Weibchen, dann rufe ich laut, Freund Zufall, jetzt pack’ dich hinaus! Die Treue darf nie bloß durch Zufall besteh’n, Der Zufall bringt oft ein’ Chapeau, Und Zufälle, die durch ein’ Dritten entsteh’n, Die machen nur selten uns froh, Doch stürbe mein Weibchen, fatale Geschicht’ Mein Wunsch wird es niemals zwar sein, Dann, glücklicher Zufall, vergesse mich nicht, Find’ mit einer andern dich ein. (Geht ab.) 4. Szene (Hermionens Palast.) odi und alle Dichter der Insel stürzen herein chor (zu Odi). Laß uns vor, eile hin, Rufe schnell die Herrscherin! Wir erdulden nicht die Qual, Sie verschieb’ die Dichterwahl! odi. Seid ihr denn unsinnig geworden; hat das Dichten euch die Sinne verwirrt? ein dichter. Vorbei ist’s mit der Dichtkunst hoher Gabe, wir sind behext, uns fällt kein Vers mehr ein. Hermionen bitt’ hieher, wenn du ein Freund zu deinem Rücken bist. alle. Ja, hörst du, Wicht! odi (schreiend). Ich höre schon. (Für sich.) Du grobes Dichtervolk! (Geht ab.) 5. Szene vorige. narr. narr (eilt herein). Ist’s wahr, was ich gehört? Die Hypokrene ist vertrocknet, die Dichtkunst sitzt auf dürrem Sand? O weh, o weh, o weh! alle. Hermione ist für uns verloren. narr. Fällt euch denn gar nichts ein? alle. Gar nichts. narr. O arme Waisenkinder des Apoll’, ich will nach Deutschland reisen und bei unsern Dichtern eine Gedankenkollekte für euch machen. 6. Szene vorige. distichon distichon (verstört, rasch eintretend). Verrat! Verrat! Mein Geist hat sich empört! narr. Dem Himmel sei gedankt, hier ist der Weisheitsmillionär. distichon. O Brüder, stimmt in meine Klage ein! Apoll’ hat mich verflucht. Verzweiflung, nimm als Sohn mich an! narr. Da kriegt s’ ein sauber’s Kind. distichon. Verloren ist mein Geist, wo find’ ich ihn? narr. Ich trommle ihn dir aus, dein Geist ist ein verlorner Schlüssel, dir geht er ab und andern nützt er nichts. distichon. Gar, gar nichts fällt mir ein, und heut’ soll ich den Preis erringen! narr (kniet sich nieder). O du Herkules aller Dichter, ich winde mich im Staube und bewundere deine Unwissenheit. distichon (verzweifelnd sich vor die Stirne schlagend). O! hätte ich meine Gedanken in Spiritus aufbewahrt-- narr (ebenso). O! hätte ich meinen Witz an einen Eseltreiber verschenkt-- distichon. So dürft’ ich die Schmach nicht erleben, der Narr dieses Narren zu sein. narr. So dürfte ich die Schand’ ihm nicht antun, an Euch ihn zu üben. 7. Szene vorige. hermione hermione (schnell). Wer ist’s, der mich begehrt? Was will die bunte Menge mir? narr. Die Verzweiflung hält ihren Triumpheinzug hier. hermione. Hier ist nicht euer Platz, im Tempel seh’n wir uns; zu flink war euer Geist. distichon. O Königin! Laß mich zu deinen Füßen sterben! hermione. Stirb im Gedicht, nicht in der Wirklichkeit, ein Distichon darf nur in Versen enden. distichon. An Knittelversen werd’ ich noch ersticken. Unmöglich ist’s uns heut’, dich, hohe, zu besingen. Es ist, als hätten alle wir nur einen einz’gen hohlen Schädel, aus dem die Dummheit selbst mit einem ungeheuren Besen die Vernunft hinausgefegt. Ein Zauberkrampf zieht unser Hirn in einen Knau’l zusammen. hermione. Bist du mein Hofpoet, was sprichst du so gemein? distichon. Das ist das Schönste, was ich noch den ganzen Tag gesagt, ich kann nichts Edles denken mehr, und wo ich hinseh’, (Sieht auf den Narren.) seh’ ich ein Fratzengesicht. narr. Ich auch. distichon. Darum, o Herrscherin, verschieb’ den heut’gen Preis, wir können dich heut’ nicht erringen; laß uns bis morgen Zeit, wenn du nicht unbesungen aus dem Tempel eilen willst. hermione. Die Furcht ist es, die euren Geist bestrickt. Wie wagt ihr’s zu behaupten, daß hier außer euch kein Dichter lebt? Bestraft sei euer Stolz, ich halte meinen Schwur, und ich erneu’ ihn hier: "Und wenn’s ein Bettler ist! Verse will ich klingen hören, Hermione heißt der Stoff, sieben ist der Stunde Zahl." Jetzt eilet hin und erjammert ein Gedicht, weil ihr zu feig es zu ersinnen seid! distichon. So leb’ denn wohl, du stolze Dichterbraut! Kommt, ihr enterbten Söhne der lyrischen Muse, erleichtern wir durch Schimpfen unser edles Herz. Wir sind doch Genies, der Zeit zum Trotz, und wenn wir gar nichts wüßten, so wissen wir doch das. Wir finden uns im Tempel ein, vielleicht, daß sich die Zaubernacht in unsern Köpfen lichtet; dann brüllen wir die Verse gegen seine Kuppel, daß sie erzittert und unser eignes Echo uns den Preis entgegenruft. (Läuft ab.) alle. Ja, das wollen wir. (Ihm nach.) narr. Jetzt haben s’ ihm’s geben! O ihr Verseverarmten, prosaischen Bettelhunde! hermione. Das ist Apollos Werk. Amphio, nun hast du leichteres Spiel. 8. Szene vorige. odi odi. Gebieterin, ein Fremdling bittet um Gehör, er richtet viele Grüße von Apollo aus, der ihn gesandt. Er ist der schnellste Schwimmer, den das Meer je trug, in einer Nacht schwimmt er von England her. Es ist ein spaßiger Patron. narr. Vielleicht Apollo selbst. hermione. Ist es ein schöner Mann? odi. Von weitem hielt ich ihn für einen Pavian; in der Nähe magst du selbst ihn hier betrachten. 9. Szene vorige. nachtigall mit der goldenen Harfe nachtigall. Arie. Serviteur! Serviteur! Ist Ihnen allerseits ein’ Ehr.-- Ich bin ein fremder Dichtersmann, Das sieht mir jeder Narr gleich an, Und schwimme übers Rote Meer Als gold’ner Fisch aus England her.-- Apollo selbst ist mein Herr Vetter, Im Himmel lauf’ ich ab und zu, Und erst mit alle andern Götter Da bin ich gar auf du und du. Kurzum, ich bin hierher gekommen, Weil, wer ein Preisgedicht ersinnt, So hab’ die Nachricht ich vernommen, Am ersten Ruf die Braut gewinnt. Drum lach’ ich mir voll an den Buckel, Der Sieg, ich wette drauf, ist mein; Ich stiehl’ Fortunen ihre Kugel Und scheib’ als Dichter alle neun! Hab’ ich die Ehre, die Prinzessin Hermione zu betrachten? hermione. So ist es, Freund, du hast dich nicht geirrt. nachtigall. Bin ungemein erfreut! (Beiseite.) Ach, das ist eine liebe Person, wenn die meine Frau ist, schau’ ich vierzehn Tag’ kein’ andre an. (Zum Narren.) Und wie heißt dieser Herr? narr. Ich heiße Muh. nachtigall. Ein schöner Nam’, so leicht, so flüssig--eine jede Kuh kann ihn aussprechen. narr. Ich hab’ ihn auch schon aus eines Esels Mund gehört. nachtigall. Vielleicht ein Anverwandter der Prinzessin? narr. Der Hofnarr bin ich hier. nachtigall. Hofnarr? Fidonc! Da gehört er in den Hof hinunter, Freund, und nicht in den Saal herauf. narr. Heut’ ist schon so ein Tag, wo alle Narren eingelassen werden, sonst wärst du auch nicht da. nachtigall. Also wie steht’s mit uns, Verehrteste! hermione. Mit uns? Du sprichst sehr kühn, mein Freund. nachtigall. Ja, wer wird denn da viel’ Umständ’ machen! Wir werden heut’ abend Mann und Weib. hermione (lächelnd). Weißt du das so gewiß? nachtigall. Gar kein Zweifel! Sie sind der Preis, der ausgesungen wird, und ich der entsetzlichste der Dichter in der Welt, das merkt man gleich an der-- wie sagt man nur--nun an Verschiedenem. narr. An der Ideenfülle hauptsächlich. nachtigall. Das will ich hoffen; die gefüllten Ideen sind immer besser als die ungefüllten, das ist so wie mit den Krapfen. Übrigens hab’ ich als Dichter eine außerordentliche Leichtfertigkeit, ich hab’ schon über fünfhundert Trauerspiels geschrieben, und je mehr als ich schreibe, desto trauriger wird das Publikum. hermione. Kennst du den Homer? nachtigall. Nein! Aber den Humor kenn’ ich, und der soll mir auch Ihr Herz erobern. Auch darf man gar nicht glauben, daß ich ein armer Teufel bin, ich hab’ in England schöne Revenuen. narr. Also nicht der arme Poet von Kotzebue? nachtigall. Nein, der reiche, aber es sind nicht alle so reich. Es gibt geschickte Dichter, wenn sie den Mund auftun, machen sie sehr witzige Ausfälle, aber wenn sie den Sack aufmachen, fällt ihnen nie was heraus. Doch zur Sach’ jetzt! Mein Herr Vetter, ein g’wisser Apollo, ist mir die vorige Nacht im Traum erschienen, hat mir Ihre Hand versprochen und den heut’gen Abend zur Vermählung b’stimmt. Machen Sie also keine Umständ’ und fügen Sie sich in sein’ Willen. Meine Aufwartung hab’ ich g’macht, ich werd’ jetzt noch ein klein’s Jausenschlaferl machen, und dann fang’ ich zum Dichten an, daß der Rauchen auffliegt. Und eh die Sonne in das Meer noch plumpst, bin ich so glücklich, Ihr Gemahl zu sein. (Will ab.) hermione. So lebe wohl; beweise bald, ob du ein Meister in dem Versbau bist. nachtigall. Was Bau? Verzeihen Sie, da muß ich nochmal umkehren. Ein Baumeister bin ich nicht, das sag’ ich gleich. hermione. Ist nicht die Dichtkunst mit der Baukunst formverwandt? Denn wie der Bauherr Stein an Stein aus edlem Marmor füget, so reihet der Poet Gedanken an Gedanken und bindet sie durch seines Witzes Mörtel. nachtigall. Sie irren sich. Wissen S’ was für ein Unterschied ist zwischen einem Dichter und ein’ Baumeister? Wenn einem Dichter was einfallt, ist ’s ihm eine Ehr’, wenn aber einem Baumeister etwas einfallt, das ist eine schöne Schand’, das glauben Sie mir, der ich die Ehre habe mich zu empfehlen. (Ab.) 10. Szene vorige ohne Nachtigall hermione. Ein sonderbarer Mensch; ein Abenteurer ist’s, der hier sein Glück versucht; doch er erheitert mich. narr. Wenn der den Preis gewinnt, dann gibst du unterm Preis dich weg. hermione. Schweig’, Narr! Ein Dichter ist er nicht, doch besser scheinet sein Gemüt als deines zu sein, und seine Laune könnte deiner leicht gefährlich werden. Verlaß mich jetzt! narr (für sich). So muß sogar ein Narr auf seiner Höhe zittern. O undankbare Welt! Da glaubt so mancher oft, er wär’ allein der Narr im Haus, da kommt ein and’rer her und sticht ihn wieder aus; und dieser and’re wird von einem andern Andern dann verdrängt, und so zerstreiten sich die armen Narren ums traur’ge Narrentum. Ein jeder möcht’ der größere sein, und jeder narrt sich selbst. O eitle Narretei, o närr’sche Eitelkeit! Ich wollt’, ich hätt’ brav Geld, dann mach’ ein Narr’n, wer will! (Ab.) hermione (allein). Gemeiner Neid, der selbst den Weisen schändet oft. O Amphio, wie wird man dich beneiden, wenn dich die Myrte und der Lorbeer schmückt. 11. Szene vorige. amphio verstört und bleich amphio. O Hermione, find’ ich dich! Wenn du mich je geliebt, so blick’ mich gütig an! hermione. Was quält dich, Amphio? Was führt dich jetzt hierher? amphio (starr). Laß mich in deine Augen schau’n, ich bitte dich, so lang, bis sich mein Geist an ihrem Strahl entzündet. hermione (sieht ihn verwundert an). amphio. Ich danke dir. (Er macht das Spiel, als wollte er sich durch ihren Anblick zum Dichten begeistern, und vermag es nicht; er geht daher hoffnungsvoll einen Schritt von ihr und sagt, nachdenkend gegen Himmel schauend.) So--so--nun wird es gehen. (Immer unruhiger.) Flamm’ auf, Gemüt, flamm’ auf! (Verzweifelnd.) Es ist umsonst, sie ist für mich verloren! (Will ab.) hermione. Wo willst du hin? amphio. Ins Meer. (Lacht wild.) Ich will Neptun mich weih’n. hermione. Doch seiner ungetreuen Tiefe nicht? amphio. Sie ist nicht tiefer als mein Schmerz, und seinen Wellen kann ich nur vertrau’n, warum’s in ihren Grund mich reißt. hermione. Bist du mein Amphio? Hermione sei der Stoff, sprach das Orakel heut’, und so besingst du mich? amphio. So wisse denn, ich kann dich nicht besingen; mein Geist ist wüst, mein Herz ist kalt; seit du mich sprachst, bin ich nicht Amphio mehr. hermione. Ermanne dich, dir fehlt Vertrau’n auf deine Kraft. amphio. Betrogen bin ich durch die Phantasie, sie ist ein Weib. Hätt’ ich ihr nicht getraut! hermione (empört). O könnt’ ich für dich dichten, um dir zu beweisen, wie schön ein Weib aus Liebe denken kann. amphio. Sie ist erschöpft, sie hat sich selbst verbannt. hermione. O lästre nicht! Sagst du nicht selbst durch dein Gedicht: Es ist die Phantasie ein tiefer Zauberbrunnen, Aus dem wir der Gedanken Nektar schöpfen; Es reichet vom Olymp bis in des Orkus tiefsten Schlund, Mit seinem Ring umschließet er die Welt, Und unausschöpfbar ist sein ew’ger Born; Denn alle Ströme der Verhältnisse Ergießen sich auf seinem Grund. amphio. O Königin, warum hast du den kühnen Schwur gewagt? Es hätte des Gedichtes nicht bedurft; nur deine Liebe braucht’ ich zu erringen, den wisse, daß-- doch nein, nun ist’s zu spät, du wirst des Siegers Braut, und mein Geheimnis laß ich mit mir untergeh’n. hermione. O halt’! Noch hab’ ich einen Hoffnungsstrahl. Wie du, so klagen alle meine Dichter, vielleicht, daß es ein Spuk der bösen Zauberschwestern ist. Drum Mut, denn in dem Tempel des Apolls muß dieser Zauber schwinden. Freude, Amphio, mir sagt’s mein Herz. amphio. Das Elend hascht nach jedem Hoffnungswahn, so will ich mein Vertrauen mit deinem Hoffen denn vermählen und einen Sohn erwarten, der Erfüllung heißt. hermione. Ich will noch vor dem Fest schnell das Orakel fragen, mehr darf ich nicht für unsere Ruhe tun. Nicht mir gehör’ ich an, nein, ich gehör’ Apoll’! Mein höchst’ Vertrau’n setz’ ich auf ihn, den Weltbestrahlenden; denn eine Ahnung hat er mir in meine Brust gelegt, daß mich ein andrer nicht erringen darf als du. Darum erwart’ ich in dem Tempel dich. Mut, Amphio, die Götter sind uns nah! Vertrau’ auf ihren Schutz! (Ab.) amphio (allein). Nun wohl, ich will mein Glück dem letzten Augenblick vertrau’n; und konnte mich die Phantasie, die hohe, täuschen, dann laß mich ziehen aus dir, Welt, in der das Edle trügt und nur Gemeines sich bewährt. (Ab.) verwandlung (Gemach im Palaste der Zauberschwestern. An der Seite ein griechisches Schreibepult auf einer Stufe.) 12. Szene arrogantia und vipria treten rasch ein vipria. Wo bleibt der Tropf? arrogantia (sieht durch das Fenster). Hier kommt er schon. vipria. Jetzt bring’ die Phantasie! (Arrogantia ab.) 13. Szene vipria. nachtigall nachtigall. Da bin ich schon, ich hab’ meine Sachen prächtig gemacht. Nun, wie schaut’s jetzt mit dem Gedicht aus, machen wir’s zusammen g’schwind! Ich kann’s gar nicht erwarten. Die Königin ist schön, da sind Sie nichts dagegen. Ich bin in sie verliebt, ich kann’s gar nicht erwarten, bis ich König bin. 14. Szene vorige. arrogantia. phantasie arrogantia (zerrt die Phantasie in Ketten herein, die Flügel sind ihr abgeschnitten). Hier bring’ ich sie, sie hat entwischen wollen, als ich ich den Käfig öffnete. vipria. Wo hast du deine Flügel? arrogantia. Ich hab’ sie ihr beschnitten. vipria. Das hast du klug gemacht. (Höhnisch.) Wo wolltest phantasie (ebenso). Ich hab’ zum Geier fliegen wollen, du denn hin, du Täubchen, du? weil’s bei der Eule mir mißfiel. arrogantia. Ich will auf Kundschaft mich begeben; mache mit ihr, was du willst! (Ab.) 15. Szene vorige ohne arrogantia vipria (zu Nachtigall). Durch diese wirst du das Gedicht hier schreiben; das ist die Phantasie. nachtigall. Ah! das freut mich, daß ich die Ehr’ hab’, kennenzulernen. (Heimlich zu Vipria.) Was ist denn das, die Phantasie? vipria. Es ist der Geist, der im Gehirn der Dichter tobt. nachtigall. Also die springt den Dichtern im Gehirn herum? Dann ist’s kein Wunder, wenn’s bei ihnen rappelt. Drum sagt man, die Dichter sind närrische Köpf’! vipria. Ich schmied’ sie dir an diesen Schreibtisch an. (Sie hängt die Fessel der Phantasie in einen Ring, der an der Seite des Schreibepultes angebracht ist, ein, so daß die Phantasie an der Seite des Tisches gegen die Mitte der Bühne auf der breiten Stufe sitzt, doch ja nicht etwa auf dem Boden.) Sei stolz darauf! Kein Dichter kann sich dessen rühmen, daß sie als Sklavin ihm gedient. Was sie dir vorsagt, zeichne emsig auf, als schriebst du Diamanten hin! Hermione ist der Name des Gedichts, den schreibst du oben hin. nachtigall. Also ich bin ein Dichter, der nur schreibt, ohne daß er was denkt? Da bin ich nicht der einzige. Und sie ist die, die für die Dichter alle denkt? vipria. So ist’s. nachtigall. Das muß a Marter sein! Drum schaut s’ so mager aus. 16. Szene vorige. arrogantia arrogantia (ängstlich). Hermione ist auf dem Wege zu den zwei Orakelpriestern, um vor der Wahl noch das Orakel zu befragen, warum die Geistesnacht auf ihren Dichtern ruht. Wenn das geschieht, ist unser Plan vereitelt. vipria. Das muß verhindert werden! Komm, wir verwandeln diese beiden Priester schnell in Stein und setzen uns an ihre Stelle hin. In der Gestalt des Affriduro frag’ ich dich, und du sprichst als Stimme des Orakels aus: Apollo habe einem Fremdling seine Gunst geschenkt, den Hermione wählen muß. (Zu Nachtigall.) Unterdessen bleibst du hier und schreibest dein Gedicht, doch bevor die Stunde halb verfließt, find’st du dich in dem Tempel ein und trägst es mit der Harfe vor; wenn es auch schlecht ausfällt, das beste ist es doch, weil es das einz’ge ist. (Zur Phantasie.) Du halte deinen Schwur, begeist’re ihn, so viel in deiner Macht es steht. (Zu Nachtigall.) Laß sie nicht frei, wenn du dein Leben liebst, und will sie dir nicht dienen, zwinge sie, du bist ihr Herr. (Beide ab.) 17. Szene die phantasie. nachtigall phantasie (für sich). O Amphio, welch schrecklich’ Los! Ich kann dich nicht erretten. nachtigall (setzt sich an den Tisch). Jetzt werden wir halt schauen, daß wir was zusammen dichten. Das wird ein’ Arbeit werden.--Also: Hermione.--Und eine rote Tinte haben s’ mir hergestellt. Das wird ein blutiges Gedicht. Also g’schwind anfangen!--Kommt was oder nicht? phantasie (seufzt). Ach! nachtigall. Ach? Ist denn das ein schöner Gedanken? Ach! Da wird einem völlig bang dabei. (Ungeduldig.) Nu, weiter um ein Haus! Ich komm’ nicht von der Stell’. Nu? (Er rüttelt sie.) phantasie. Was willst du, Tropf? Die Phantasie muß frei sein, wenn sie dichten soll. Nie wird sie dir in Fesseln dienen. nachtigall. Was ist das für ein Diskurs? Wo ist denn ein Stock? (Nimmt einen Thyrsusstab von einer Draperie.) Da liegt er jetzt auf dem Tisch. Jetzt, wie nicht ordentlich phantasiert wird, wird er wo anders aufgelegt. phantasie (lacht verzweiflungsvoll). Ha, ha, ha! nachtigall. Wie dumm als sie lacht! phantasie (wie wahnsinnig). Einst war ein gold’nes Vögelein, Das nannt’ sich Phantasie. nachtigall. Was ist denn das? Die phantasiert ja ohne Hitz’? phantasie (fährt wild auf). Ich duld’ es nicht! nachtigall (tunkt ein und schreibt schnell). Nu, endlich einmal! phantasie. Ihr Blitze! stürzt herab-- nachtigall (schreibt schnell nach). Jetzt geht’s drauf los. phantasie. Und euren glüh’nden Kuß-- nachtigall (wie oben). Holla, hast es nicht g’sehen. phantasie. Drückt auf die freche Stirn! nachtigall. Die freche Stirn--Nicht gar so g’schwind, ich komm’ nicht nach. phantasie (toll). Du Schafskopf, schweig’! nachtigall (stutzt, ohne zu schreiben). Was ist das für ein Vers? phantasie. Willst du ihn zweimal hören? nachtigall. Was die alles zusamm’diktiert?--Was hab’ ich denn da g’schrieben? (Liest das Geschriebene.) "Ich duld’ es nicht, ihr Blützer stürzt herab und euren glühenden Fuß drückt auf den frechen Stier--(Pause.) Du Schafskopf schweig’!" Was ist denn das für eine Phantasiererei? Da phantasier’ ich ja besser, wenn ich das Nervenfieber hab’? phantasie. Zu gut für dich, gemeiner Wicht! nachtigall. Das Weibsbild halt’ mich für einen Narren. Die Zeit vergeht; ich bring’ nichts z’samm’. Wenn nur die zwei Schwestern von Prag da wären. Die ganze Sach’ ist schon dumm ang’stellt; ein and’rer hat die Phantasie im Kopf, und ich hab’s bei den Füßen da. Wie soll da was herauskommen? Ich krieg’ schon alle Hitzen. (Er zieht den Rock aus.) O Himmel, was ist das für ein’ Marter um einen Dichter, dem nichts einfallt. Du mußt mir helfen, oder ich verzweifle. phantasie. Du zwingst mich nicht, du feiger Tropf! nachtigall. Das ist eine boshafte Person. Ich bring’ s’ um, ich schneid’ ihr den Kopf ab und nimm ihr die Gedanken heraus. (Läuft zu dem Tisch.) Ich setz’ mich nochmal nieder. (Liest den Titel.) Hermione!--Diktier’ weiter! (Boshaft in den Tisch trommelnd.) Hermione--sie hört mi halt nit an; ich fahr’ durch die Luft. Jetzt hab’ ich die Gedanken von allen Dichtern in der Welt (Auf die Phantasie zeigend.) in diesem Binkel da beisamm’ und ich hab’ von dem ganzen Gedicht noch nichts fertig als das einz’ge Wort: Hermione; da kann ich doch den Preis nicht kriegen damit? Ich verzweifel’. phantasie. Ha, ha, ha! Das freut die Phantasie. nachtigall (wütend). Jetzt lacht’s mich aus; ich werd’ noch wahnsinnig. (Kniet sich vor ihr nieder.) Ich beschwöre dich bei allen Sternen, phantasier’! phantasie (kniet auch). Ich dich bei allen Sonnen, laß mich frei! nachtigall. Ich beschwöre dich bei allen griechischen und walachischen Dichtern, phantasier’! phantasie. Ich bau’ dir eine Welt aus glücklichen Gedanken, laß mich frei! nachtigall. Ich kann ja nicht. Hab’ doch Barmherzigkeit! (Weint.) phantasie (weint). Du unempfindlich Tier! nachtigall (weinend). Jetzt fangt s’ zu weinen an. Jetzt sind wir alle zwei im Wasser. Wenn s’ nur in Versen weinte, um des Himmels Willen--die helle Prosa lauft ihr übers G’sicht.--(Ein sanftes Glöcklein läutet in der Ferne.) Jetzt muß ich fort, jetzt läuten s’ siebene im Apollosaal! Du, g’freu dich, wenn ich wieder komm’! O Todesschweiß, du stehst mir an der Stirn! Ich weiß kein anders Mittel--ich kann ein Lied von der schönen Magellona, das änder’ ich um und sing’ statt: Mageroni, Hermioni, und wann’s nicht g’fallt, ich schieߒ mich tot, ich häng’ mich auf, ich bring’ mich viermal nacheinander um! Ich Dummkopf ohne alle Phantasie! (Rennt verzweifelnd ab.) 18. Szene phantasie allein phantasie. Quodlibet. (Die Musik beginnt, es schlägt dreiviertel auf sieben, die Phantasie springt ängstlich auf.) Ha! Was ist das? die Stunde tönt, Und Amphio ist verloren! (Ängstlich.) Wenn, Apoll’, du mich nicht rettest, Werd’ ich noch des Wahnsinns Raub! (Trauernd.) Durch den Äther, durch die Lüfte Schwebt’ ich leichten Flugs dahin!-- Ihr ungetreuen Flügel, nur einen Augenblick Wünscht’ ich euch zu besitzen, ihr wär’t mein höchstes Glück!-- Entsetzlich! Entsetzlich! Wenn Phantasie so weit es bringt, Daß sie ein Quodlibet gar singt. Doch mir leuchtet am Himmel ein tröstendes Licht, Ich fleh’ zu den Göttern, sie täuschen uns nicht!-- (Kniet.) O Jupiter! der du mich einst aus deinem Hauptgebarst, Der du mir stets ein güt’ger Vater warst,-- Kannst du die Tochter hier gefesselt seh’n? O, schleud’re deinen Blitz und laß mich untergeh’n! O Jupiter! Erhöre mich! Höre mich! (Ein Blitzstrahl fährt herab und zertrümmert ihre Fessel.) Ha, ich bin frei, hohen Dank euch ihr Götter! Ha, wie durchströmt mich dies freudige Sein! Fort sind von mir jetzt die lästigen Ketten! Schnell hin zu Amphio, ihn zu befrei’n! Amphio, halt! Amphio, halt! Die Phantasie ist frei! (Sie wirft einen griechischen Mantel der Zauberschwestern um und eilt ab.) verwandlung Das Innere des Apollotempels. Im Hintergrunde die Statue des Apoll. Im Vordergrunde ein Seitenthron, worauf sich Hermione befindet. Neben ihr Hofleute; ihr gegenüber die Schar der Dichter. Dem Thron gegenüber sitzt auf dem hervorragenden Postamente einer Säule Amphio in verzweifelnder Attitüde. Volk. Vipria, Arrogantia als Opferpriester verkleidet. Mehrere Priester des Apollo.) 19. Szene alle dichter. Chor. Vergebens winkt des Preises Glück, Die Phantasie kehrt nicht zurück; Und beschämt gestehen wir Unsre Geistesohnmacht hier. vipria (im Tone des Affriduro). Verhüll’ dein Antlitz, hohe Muse! Hermione, hör’ das Unerhörte an: Alle Dichter deines Landes erklären laut, daß sie nicht fähig waren, ein Gedicht zu deinem Lob zu schreiben, und selbst Apollos hehrer Anblick sie nicht kann dazu begeistern. amphio. Hörst du es, Nemesis? hermione. Sind das die Weisen meines Landes, die gelehrten Männer? distichon. Verzeih’, o Königin! Gelehrsamkeit allein verfasset kein Gedicht. Wissen ist ein goldener Schatz, der auf festem Grunde ruht; doch in das Reich der holden Lieder trägt uns nur der Phönix Phantasie. hermione (sieht auf Amphio). So lebt auf Flora keiner mehr, der Hermionens Ehre retten kann? narr. In einem Lobgedicht gewinn’ ich keinen Preis, ich bin zum Schimpfen auf die Welt gekommen. hermione (steht auf). So hebt die Feier auf! arrogantia. Halt’ ein! Noch tönt die siebente Stunde nicht! Du kennest des Orakels Spruch: Ein Fremdling wird es sein! hermione. Auch das Orakel ist bezaubert. vipria. Läst’re nicht. (Für sich.) Wo bleibet der Verräter nur? 20. Szene vorige. nachtigall nachtigall (von innen). He, he! Halt’ ein! Ein Gedicht! Ein Gedicht! (Stürzt atemlos herein.) Halt’ ein! Ein Gedicht und auch ein Dichter, alle zwei sind da! alle. Was ist das? vipria. Wie? Du hast ein Gedicht? nachtigall. Ein schreckliches Gedicht! narr. Mich trifft der Nervenschlag. alle. So lies es vor! distichon. Ja, lies! nachtigall. Das kann ich nicht. Das hab’ ich nicht gelernt. Ich sing’s, weil ich ein Sänger bin aus Engund Schottenland. Merkt auf! Mein ist der Preis! narr. Das wird was Schönes werden. nachtigall (stellt sich in die Mitte, spielt mit der Harfe und singt). Liebe Leutchen, kommt zu mir, Will euch etwas singen, Ich will Hermionen hier Schnell ein Loblied bringen. Jeder, der sie nur erblickt, Liegt in Liebesbanden, Selbst der Weise wird berückt, Habt ihr mich verstanden? chor. Wie gemein! Wie gemein! Was sind das für Verse? nachtigall. Zeigt sie sich im Blumenreich, Atmet alles Wonne, Alle Blümchen rufen gleich: Servus Hermione! Wandelt auch in finst’rer Nacht, Ganz ohne Laterne, Ihre Äuglein voller Pracht Leuchten wie zwei Sterne. chor. Ha, ha, ha! Ha, ha, ha! Das ist nur zum Lachen. nachtigall. Und der lieben Vöglein Zahl Ist ihr recht gewogen, Auch ein’ alte Nachtigall Kommt herbeigeflogen; Kurz, ihr holder Nam’ erschallt Laut in jeder Zone, Selbst die Bären in dem Wald Brummen: Hermione! chor. Hört den Wicht! Solch’ Gedicht Wagt er hier zu singen! hermione. Bin ich zum Spotte dieses Narren hier geworden? Soll ein Gedicht das sein? distichon. Das heißt Apoll’ gelästert; schleppt zum Tempel ihn hinaus! alle. Hinaus mit ihm! vipria. Halt’ ein! Erfüllen mußt du, Hermione, deinen Schwur. Er hat das beste dir gebracht, er werde dein Gemahl! hermione. Unmöglich! alle. Verräterei! Zu schlecht ist sein Gedicht. vipria. Wer spricht ein besseres hier? Ich fordere nochmal auf. amphio (leise). Wehe mir! (Allgemeines Schweigen.) vipria. Dies Schweigen spricht dein Urteil aus. arrogantia (winkt; es donnert). Und Apoll’ bestätigt es. nachtigall. Jetzt donnert’s gar wegen mir. vipria. Wagt ihr’s zu widersprechen? alle (langsam). Nein, er werde ihr Gemahl! amphio. Entsetzliches Geschick! narr. Je dummer der Mensch, je größer sein Glück. hermione. So ist denn keine Rettung mehr? nachtigall (trippelt kindisch). Ich werd’ König! Ich werd’ König! 21. Szene vorige. die phantasie phantasie (tritt ein, im Mantel gehüllt, ergreift Amphios Hand; leise ihm ins Ohr). Amphio, die Phantasie ist frei, nur dich begeistert sie. amphio (springt auf, plötzlich inspiriert). Halt’ ein! Ich rett’ des Tempels Ehre hier, wage ein Gedicht. Zu kostbar ist der Preis, ich entreiߒ ihn dir. alle. Apoll’, wir preisen dich. amphios gedicht. Die Nacht zieht fort ins ewig finst’re Heimatsland, Die Welt umkränzt ihr Haupt mit Phöbus’ Strahlenband, Und wie Auror’ die Erd’ in Purpur hüllt, Entdeckt sie einen Jügling, gramerfüllt. Ein Königssohn ist’s, der die Nacht durchweint Und seines Auges Tau mit dem des Morgens eint. Aurora grüßt ihn sanft und strahlt ihm Trost ins Herz, Da fleht er zum Apoll’, gibt Worte seinem Schmerz. Im Wunderland, das meines Vaters Reich begrenzt, Wo die Natur im tausendfarb’gen Schmuck erglänzt, Thront meiner heißen Liebe Königin. Mit zartem Reiz vereint sie hohen Sinn, Es haben sich die anmutsvollen Musen Zum Sitz erkoren ihren holden Busen, Und wie sich Daphne einst dem Dichtergott entwand, So reichet sie nur einem Dichter ihre Hand. Darum, Apoll’, magst du nur schnell die Muse senden, Soll Amors bitt’re Qual nicht bald mein Leben enden! So jammert er und fluchet seinem Leben; Da faßt sein Herz ein namenloses Beben, Mit seinem Schmerz fühlt er die Freude ringen, In Wolken hört er Harmonien klingen, Es schwebt die Phantasie auf Rosennebel nieder Und schwingt im Morgenstrahl ihr glänzendes Gefieder. "Mich hat Apoll’ gesandt, ihn rühren deine Leiden, Vertauschen wirst du sie mit Hymens Götterfreuden." So spricht die Phantasie, ergreifet seine Hand Und schwebt mit ihm nach Hermionens Land. Zwei kühne Aars, durchsteuern sie die Lüfte Und rauschen nieder in das Reich der Düfte. Dort wandelt sich der Prinz zum stillen Hirten um Und sucht durch Poesie zu gründen seinen Ruhm. Ihn sieht die Königin; er weiht ihr sein Gedicht, Da faßt sie ein Gefühl, ihr Herz erklärt sich’s nicht, Es kämpft ihr Stolz, sie will den Kühnen hassen, Doch Eros spricht: "Du darfst ihn nimmer lassen." Ein Preisgedicht läßt sie im Land verkünden, Nur mit dem Sieger will sie sich verbinden. So wie der Fels im Meer trotzt sturmbewegten Wellen, Will des Geliebten Geist auf gleiche Prob’ sie stellen. Schon harrt das Volk, da kommt der Hirt’ heran, Trägt Wahrheit vor, nicht was die Dichtung sann, Dann tritt er auf und fordert seinen Lohn: Die Hand der Königin und Floras Thron. Wagt kühn den Kauf und schließt mit ihr den Herrscherbund, Denn wißt, ich bin der Sohn des Königs von Athunt. alle (freudig). Heil dem Sohn des Königs von Athunt! es lebe unser neuer Herrscher! zauberschwestern. Verdammt! distichon. Das Gedicht hat eine Menge Fehler. hermione (stürzt in Amphios Arme). O Amphio! Mein Prinz! O nehmt mein Herz, mein Reich und meinen ew’gen Dank! nachtigall. Jetzt steh’ ich frisch. amphio (stürzt zu den Füßen der Phantasie). Nur ihr gebühret unser Dank. alle. Wer ist das? phantasie (wirft den Mantel ab). Ich bin die holde Phantasie, die euch nicht retten konnte, bis mich Jupiter befreit, weil ich gefangen in den Händen eurer Zauberschwestern war. vipria und arrogantia (verwandeln sich schnell in ihre wahren Gestalten um). arrogantia. Ihr triumphiert zu früh! vipria. Noch atmet Vipria und ihre Zauberwut! Dem Tod send’ ich als Braut dich zu. So stürz’ denn dieser Tempel ein, und unter seinem Schutt begrab’ dich ew’ge Hochzeitnacht! (Es wird Nacht, zwischen dem Tempel und Meere sinken finstre Wolkenschleier ein. Donner und Blitz. Die Statue des Apoll samt dem Opferaltar versinkt.) Warum trotzen diese Hallen? Wer verhindert ihren Sturz? (Heftiger Donnerschlag, die Bühne wird licht, der Nebel verrinnt zu beiden Seiten, man hat die vorige Aussicht auf das Meer. Apollo mit den Sonnenrossen will soeben in den Schoß der Thetis sinken; der Sonnenwagen gleitet noch auf der Oberfläche des Meeres.) alle. Weh’ uns! 22. Szene vorige. apollo apollo. Wer wagt es, meinen Tempel zu zerstören? alle. Apoll’! die zauberschwestern. Weh’ uns, er selbst! apollo (steigt aus und tritt vor). phantasie (sinkt zu seinen Füßen). Um Schutz fleht dich die Phantasie für deine Insel an. Zwei Zauberinnen rasen hier; gefangen nahm man mich. apollo. Wer hat’s gewagt, die Phantasie zu fesseln? phantasie. Diese hier. apollo. Der Orkus strafe sie dafür! (Die Zauberschwestern versinken.) narr. Jetzt haben sie’s überstanden. apollo (zu Hermione). Ich war es selbst, der Amphio dir bestimmt. Das Orakel ist erfüllt, dein Land hat einen Herrscher aus dem Hause von Athunt; von mir gesendet war die Phantasie. alle. Heil Apoll’ dir! apollo. Mein Tempel ist zerstört, baut einen neuen auf und heiligt ihn der Phantasie; sie wird vereint mit mir in Zukunft eure Insel hier beschützen, die auch von heute an die Dichterinsel heißt. nachtigall. Den Namen kriegt s’ nicht wegen mir. narr. Ich such’ mir jetzt ein Land, wo lauter Narren sind. nachtigall. Und ich schau’, daß ich eine Nachtigalleninsel find’. apollo. Wer ist der Fremdling hier? nachtigall. Jetzt kommt er über mich, das wird a schöne Wäsch’. distichon. Aus England ein Minstrel. nachtigall (kniet nieder). Und Harfenist aus Wien, die Rabenschwestern haben mich entführt. hermione. Ich nehme ihn zum zweiten Narren auf. nachtigall. Ich küss’ die Hand. narr. Den Kerl bring’ ich um. nachtigall. Ich bin der singende und das der redende, ich hoff’, daß man mit beiden wird zufrieden sein. apollo (zur Phantasie). Die bunten Flügel hat man dir geraubt, dich werden künftig gold’ne zieren! Zu Amphios Vater sei dein erster Flug, bericht’ des Sohnes Glück dem König von Athunt! phantasie (tritt vor). Ein Schlußwort spricht die Phantasie, O lohnt mit Nachsicht ihre Müh’! Wenn sie auch Kleines euch gebar, So denkt--daß sie gefesselt war. apollo. Die Götter wachen über euer Los, Mir winkt die Nacht, ich sink’ in Thetis’ Schoß. (Er geht zurück und steigt in den Sonnenwagen, mit welchem er langsam untersinkt. Eine allgemeine Abendröte verbreitet sich über die ganze Bühne. Die Meereswellen erglänzen mit roter Folie und der Chor dauert solange, bis Phöbus ganz im Meere ist. Die Hinterkurtine, welche reinen Horizont vorstellt, hebt sich bei dem Sinken des Sonnenwagens, und es präsentiert sich auf ihr die Abendröte.) chor. Sink’ hinab, du heißer Tag Und vergolde dir dein Grab, Doch zum schönern Lebenslauf Strahle morgen neu herauf! (Der Vorhang fällt.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die gefesselte Phantasie, von Ferdinand Raimund. End of Project Gutenberg's Die gefesselte Phantasie, by Ferdinand Raimund *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE GEFESSELTE PHANTASIE *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. 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