The Project Gutenberg EBook of Die Fürstin, by Kasimir Edschmid

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Title: Die Fürstin

Author: Kasimir Edschmid

Release Date: May 15, 2010 [EBook #32385]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE FÜRSTIN ***




Produced by Jens Sadowski





KASIMIR EDSCHMID

DIE FÜRSTIN

 

 

 

 

 

 

 

 

1920


PAUL CASSIRER VERLAG · BERLIN





ALLE RECHTE VORBEHALTEN
COPYRIGHT 1920 BY PAUL CASSIRER · BERLIN



GESCHRIEBEN NEUNZEHNHUNDERTSECHZEHN


INHALT


DAS FRAUENSCHLOSS

JAEL

DIE ABENTEUERLICHE NACHT

BRIEF

TRAUM





DAS FRAUENSCHLOSS

DIE Drachenköpfe unserer Boote bogen um das gelbe Segel. Die Parade vollzog sich in elegantem Rauschen, wir wollten mit Ostwind an das andere Ende, bei Ostwind anderthalb Stunden dachten wir, es waren dreißig Kilometer. Die Flottille lag in einer Linie. Die Ruder sangen dumpf verknattert. Dann schäumte das Wasser los, und die Segel beugten sich alle.

Wir fuhren in gleicher Lage steil in die graue Wüste hinein. Das durchpflügte Wasser riß in nie absterbender Welle einen silbernen Bogen über den Lee. Die Bäuche der Segel neigten sich tiefer und streiften das farblose Wasser und hoben sich wieder aufgetaucht in rote Sonne. Die Luvseiten wälzten sich mit heller gestrichenen Leibern weit aus dem See, und der silberne Sprenkel der mitlaufenden ewigen Welle umstäubte uns von der anderen mit wildem Geflock.

Alle Flaggen am Mast lohten schmal gezüngelt in das Blau.

Als die spitze Wolke zwischen dem verlassenen Schloß und uns hereinschoß, gerieten die Frauen in Bewegung. Die nackten Beine lösen faul Wade von Wade, sie trennen sich von Mast und dem sonnigen Verdecke, über den dunklen Badeanzügen schimmern die bunten Jacken. Ein Tratsch saust hinten auf das Gebirg. Kühl gebogen steht unser Himmel noch blühend antik.

Ein Regenbogen rollte eine Natter darüber. Zwei siebenfarbene Brücken schnellen über die verblaßte. Sie rennen mit uns um die Wette. Große Jagd beginnt. Das Schloß irr leuchtend in ferner Sonne steht schräg geduckt unter der gebogenen Wucht des Gewitters. Darüber aber wütet Jehovas eherner Regenbogen und schnellt mit glühendem Finger neben uns über das Land. Die Gegend wird klein und grau und entzündet sich unter ihm mit magischem Glanz. Unter irrem Schein fahren wir. Musik in allen Seilen.

Jessies Blick wölbt sich aus den Frauen herüber. Die Ruderpinne wird Eis in meiner Hand. Die Segel laufen auf das Wasser niedergelegt. Das Gewitter flattert über uns und bleibt. Noch durch alle Löcher schießt eine Säule Sonne. Gurgelnd schwemmt der silberne Muskel am Lee sein Wasser hinein. Jessie beginnt — kniend zu pumpen, sie weiß, daß ich die Nacht nicht schlief, lächelnd mit abgetriebenem Mund.

Erlöst aus katzenhaftem Erleben der Sonne sind die Frauen aufgerafft. Sie stehen fast auf Mast und Segel, ihre Füße stehen im Wasser, sie stehen auf Lee wie Statuen, und die Backbordseite hebt sich hinter ihren von Lachen überfüllten Munden wie eine dunkle Muschel, über die ihr Haar noch leuchtet.

Wir sehen das Ufer durch Schaum. Wir rechnen, hart am Wind, noch zehn Minuten. Schäumender, gierig, ein Liebesschwert bohrt sich die Spitze mit fiebernder Wollust in das Gewoge. Ein dunkler Halbkreis saust vom Ufer heraus mit einer glashellen Kante. Jessie lauert! Die Bö. Der Großschot fährt über die Rolle, das Boot dreht herumgeworfen: das Segel, graue Apotheose, entfaltet sich, rauscht losgelassen, wildflatternd hinein. Wir stehen.

Jede Planke zittert im Herzschlag.

Dann steigt das Boot, die schmale Flagge weht. Das eingereffte Segel glüht unter Blitzstrahlen, die den See umlaufen. Ein weißer Strich bohren wir weiter, wettern die Boote in Bö um Bö, stehen starr, umflossen zwischen rund um uns aufgehäuften Wellen.

In siebzig Minuten erreichten wir das Ende des Sees.

Es war gegen Abend.

Wir blieben drei Tage.

In der ersten Nacht aber wuchs Jessie wild in der Liebe wie eine Stute, sie sprang durch das Fenster. Da stand ein Garten mit Güldenlack und Malven und roch in die dunkle Luft, in der kein Mond hing, aber Sterne die feuchten Segel überbürdeten. Die Nacht war heiß nach nicht gekühltem Gewitter. Ich hatte keine Lust zu schlafen und folgte ihr.

Ich ruderte um die Landzunge, da war die Bucht paradiesisch erhellt, rot gespiegelt mit vielem Glas schoß ein Karussell einen Kreis, und eine Promenade mit erleuchteten Bäumen lief üppig von der Küste in den Wald. Über die Bootshäuser schwangen sich Raketen, eine gedämpfte Musik floh aus den Pavillons herüber, aber die Bucht war voll Kähnen und alle Sterne und Hecks trugen rote und gelbe Ballons und manche mit Spagat überspannte hatten Girlanden, Lampione. So schaukelte unter ihnen die See.

Im heller gesättigten Licht lag Jessies Kopf wie Perlmutter in dem Dunkel hinter ihr und ihre aus der Lust herauf gebrochenen Augen baten. Da fuhr ich ans Land und nahm rote und gelbe Papierkugeln für sie. Ihr Bein glitt schlangenhaft dankend über mein Knie. „Donna è mobile“ lächelten ihre müd aufgeblätterten Lippen. Die war sie so weiß und mild.

Wärme und Musik lagen über der Bucht, und die Inseln der Boote hatten kein Ende des Liegens. Brennend die rote und gelbe Laterne trieben wir noch glühend in der Dämmerung gegen unseren Strand. Jessies Kopf lag weiß wie eine Puppe mit überschweren Riegeln des Mundes in meinem Schoß. Wenn die Ruder sich über ihr schlossen, hob sie das Auge und schlug einen bebenden Fächer genossenen Lebens hinauf.

In dem weißen Morgen saßen die anderen Frauen, starr und ohne Laut an der Küste, warfen die langen Schnüre nach Raubfischen in das brodelnde Wasser, und die großen gelben zurückkehrenden Stangen ihrer Angeln stellten sich wie ein Gitter vor den kühlen Wind des Horizonts.

Aber als wir anlegten, liebte ich Jessie nicht mehr.

Am vierten Tage, als wir ausfuhren, sprangen die Glocken langsam um den See, aber wir fuhren mit eigener Musik. Auf weißen Planken, spiegelnd vor Lack, lag Sonne und beschien die zusammengerollten Katzen. Wir fuhren mit dem Wind. Das weiße Segel lag ausgelassen weit hinaus, dagegen standen andere Frauen gelehnt, wie vor dem Himmel hingewachsen, die langen schlanken Beine auf der Rahe zärtlich schaukelnd.

Es gab geringen Wind und in die schönen Tiere stieg die große Trägheit. Sie wurden still und schöner und hatten halbgeschlossene Augen. Trauben flogen geworfen zueinander. Ellen erkletterte den Mast. Sie trug Sandalen, deren gekreuzte Schnüren weiß über ihrer braunen Haut gegen das Knie hinaufliefen. Sie saß auf der Gaffel und blies Flöte, von dem aufbauschenden Segel gegen das leichte Blau getragen.

Dann, wie die Brise anlief, kam ein fremder Racker auf uns zugeschossen, frecher Sperber, kreuzte, feixte, die Rollen liefen knirschend, sein gestreiftes Segel zuckte gierig. Er legte parallel, ein Mann stand in weißen fliegenden Hosen breit am Bord und photographierte uns siebenmal.

Wir kannten das Segel.

Das war die Fürstin.

Aber ich hatte sie noch nicht gesehen.

Das Blut stieg mir langsam in die Augen.

Wir kreuzten ein wenig, bohrten gegen ihn los. Dann schwenkt die Ruderpinne einen Riesenkreis: einen Herzschlag lang liegen wir Bug an Bug, unsere Spitze deckt sein Steuer. Einen Augenblick geigten die Stricke aufeinander mit gläsernem Ton. Bauschend in dunklem Gewühl sanken die Segel ineinander — — — ich reiche beide Hände hinüber.

Mit einem Zug steht eine Frau auf unserer Kufe, schwefelschweres Gelbjackett über der Schulter. Schon schwenken wir aus der Windstille, schaufeln Wind und sausen.

Wir haben eine Frau geraubt.

Die Verfolgung begann. Kläffend. Mit Geschrei. Wir haben mehr Quadratmeter am Fock wie der Kleine am großen. Zwei Boote umzingeln ihn, nehmen ihm den Wind und verstoßen ihn aus der Jagd. Gieriger Sperber rast er am Horizont hin, während die großen Raubvögel in den blau aufgebrochenen Morgen hineinstreichen.

Sie war dunkel wie eine Zigeunerin, aber mit zwei schweren hellen Sonnenkreisen über den lodernden Augen. Sie kokettierte, indem sie den Blick erzürnt.

„Geraubt, Fürstin,“ ich lache vom Ruder.

Sie lacht, wirft die Brauen in die Stirn wie Wellen, und springt ins Wasser.

Wir halsen und ziehen sie lachend heraus.

Wütend duckt sie, schaut im Kreis lauernd und schweigt. Dann schüttelt sie sich und legt die große volle Figur gegen das weiße Segel und hebt ihren Körper in die prallende süße Sonne.

Am Mittag stehen unsere Schiffe auf der Höhe ihres Hafens, venezianische Schönheit des entgegenlaufenden Landes, glühender Schwung voll Segel, Boot und Stegen und Gewirr von Menschen. Wir lavieren.

Ein Kran geigt. Das Segel steht schlapp gegen den Wind.

Ich grüße tief.

Die fürstliche Katze duckt und springt.

Wir sind allein.

Die Flotte kreuzt zurück. Ellen liegt unter der Fahne eingebauscht wie in Lotosblätter. Die Flöte springt in süßen Kurven. Katharys Mundharmonika zigeunert dazwischen. Das Licht war heiß für das Blut. Es war eine tolle Fahrt.

Gleichwohl ging wenig Wind, aber unsere Hirne wurden dunkel vor Übermut und Begierde. So schaukelten wir durch die ruhig aufblauende See, kühle weiche Ufer überall in Ruhe und eine Stadt in Nebel aufgebaut gegen das Gebirge. Wir wiegten uns.

Dann sahen wir eine Mole. Sie kam in einer Spange zärtlich in das Wasser hinausgelegt, ganz weich und dünn mit Säulen und Vasen und Kapuzinerblumen. Da fuhren wir hinein, ankerten, bestiegen die Kähne und fuhren an Land.

Kahn um Kahn rauschte in ein Gewebe von Binden, in warmes Wasser kniehoch sprangen die Frauen, hoben Muscheln in das Licht, riefen und schwangen mit den Armen das Schiff auseinander — — — da hing das Ufer vor ihnen, und alte Bäume standen mit Wipfelnestern riesig in Schatten gebreitet.

Über die Wiesen springend, ergriffen die Frauen das Heu und warfen sich hinein. Dann stürmten sie die Bäume und durch die Zweige glitten nackte Beine, in den Gipfeln blinkte ihr Fleisch.

Aus einer Konifere tanzte Kathary auf einem Astschweif, der unter ihr wogte. Sie trat aus der Krone in das brausende Licht, da sah sie das Schloß gegenüber aus der entfernten Küste von silbernem Sonnenstrich herausgesprengt und schrie. Ihr wildes Schreien weckte Geschrei in den bunten Bäumen, die Äste zum See füllten sich mit Frauen, die die Haare in bunten Mützen trugen.

Katharys Ast rauschte hinunter, warf sprühende Welle aus dem See und schnellte zurück in das Licht. So flog sie halb nackt und süß zwischen Sonne und Sturm. Dabei warf sie mit einer heftigen Bewegung die Hände an den Mund und blies ihre Harmonika, indem sie flog.

Dann warfen sich alle Frauen in den See aus den Bäumen. Ostwind trug Wellenberge herüber und wühlte sie auf und warf die Schwimmenden einander zu über die glatten Tierrücken der Woge. Immer gaminte Katharys Harmonika über dem weißen Zischen. Da hielt ich nicht länger unter ihren grünen Augen und vergaß Ellens Flöte und behielt Katharys Blick in der Gurgel hinter der Zunge.

Wie eine Herde Antilopen steigen die Frauen aus dem Wasser und rennen in breiter Linie in den Park. Das Moos federt ihre Sohlen braunrot in die Höhe, und die schlanken Schenkel leuchten unter den Bäumen.

Auf einer Wiese begann Ellen die Schlacht. Heu aufraffend, mit beiden Armen es an die Brust gepreßt, warf sie die Garbe in die Luft. Da sprangen alle, die schwarzen Schwimmanzüge glänzend wie Pantherhaut, auf den Rasen, biegen die Brüste zurück und schleudern das Gras in die Nacken, auf das Gesicht. Aber schon prallt eine Dogge in die Schlacht.

Aus getrenntem Holunder tritt plötzlich eine Dame im Reitanzug vor den glühenden Vollzug. Bleichen Gesichts bleibt sie in Spannung wie eine Herme stehen, kaum bebend. Der Reitstock klemmt unter ihrem Arm, ein roter Stein im Griff. Ich trinke im Wenden noch Katharys grausames Lächeln.

Die Frauen rennen fliehend nach der Küste. Flott gemachte Kähne rauschten durch Binsenschleier. Die Flottille warf Segel aus und streifte in die See. Ein Dampfer voll Menschen, Fahnen um das ganze Deck, stürmte uns noch läutend vorüber. Die Drachenköpfe glitten stolz an seinem goldenen Löwen vorbei.

Schon aber rauschten die Segel, sich schaukelnd vor dem Schloß.

Der Abend goß sich in glashell erleuchteter Kuppel aus. Die gemaserten Wellendämme ebbten windlos zu bleierner Fläche, auf die in dunkler Brunst die Sonne herabfiel. Manchmal liefen langsam ausgeatmete Bogen über den See von einem stundenfernen Dampfer und klirrten sich tot an der Terrasse. Dann tanzten ungeheure Farbenbüschel auf dem Stahldunkel des Wassers und fielen wie ein brennender Fächer in Nichts. Aus der Dunkelheit kehrte ein kleiner Halbkreis in das Auge zurück, ein weißes Brodeln.

Ich warf mich auf die Erde und hörte aus der fassungslosen Nacht an meinem Herzschlag den Puls der wild aus Furcht toll erregten Haut des Wassers schlagen.

Dann fuhr ich mit Jackl hinaus, die letzten Segel zu reffen. Auf der Terrasse lag der Anschlag eines gedämpften Klaviers. Als wir zurückfuhren, löschten die Lichter aus.

Aber die mondlose Julinacht war schwellend und unerträglich geworden. Auf und ab gehend die Küste wühlte über der Starre der See mein Herz sich auf. Über das Schweigen der erregten Dunkelheit kam ihm eine Yacht, und auf der Gaffel hingen zwei schlanke helle Beine, lange Finger spannten eine Flöte vor den Mund. Es gab einen Schein, der von dem Segel rasch verschwendet, erlosch in die Nacht zurück. Aber dagegen erhob sich die wilde Katze aus dem Park und schrie: Ich wählte: Katharys Zähne und Ellens Tieraugen.

— — — da schien es mir berauschend, Kathary aufzusparen zu ihrem Lächeln, das ich eingetrunken und dessen Begehr heiser in meinem Halse saß.

Ich zog Ellen vor.

Als mein Kopf über der Brüstung ihres Zimmers aufschwebte, trafen mich ihre großen warmen Lippen und küßten mich über das ganze Gesicht: ich liebe dich, ich liebe dich.

Das Klavier donnerte fern durch die Korridore, eingeschlungen jagte die Harmonika dazwischen. Die Sterne hatten schwere Last, mondlos zu tragen.

Durch alle Mauern schwoll Sehnsucht wie Fieber. Die Wände dehnten sich wie Bogen. Die Luft hatte Blut eingesogen. Musik wühlte eine feurige Wolke um das Schloß. Alle sahen es, die nachts vorüberfuhren in dem windlosen See, dunkel die Rahen und ein Licht irgendwo an Bord.

Im frühen Morgen lag das Land hell mit weiter See. Sie schlief mit zitterndem Mund, ein Rosa auf den Wangen. Sie flüsterte im Schlaf, als mich die Sehnsucht auftrieb. Ich stieg aus ihrem Bett in den Garten.

Da roch der Boden stark wie ein Raubtier. Die Beeren leuchteten. Auf dem Steg lag Tau in einem blauen Glanz. Unsere Flotte stand eingefroren auf unbewegtem Spiegel. Zwei Fischerboote strichen lautlos in den weißen Morgen und spannten ein Netz mit langen Schnüren.

Der Motor tanzte in das Wasser, legte sich schräg und strich schmeichelnd, seine Turbine riß die tonlose Ebene morgenlichen Wassers in zwei lange Linien von kreisenden Dünen, die hinter uns blieben. Der Himmel stand lautlos und kühlblau. Auch die Luft war gegossen, durch die ich ergriffen jagte. Und dann kam der Hafen, kam der Hafen mit Flaggen und venezianischen Gondeln. Da ging die Sonne auf.

Endlich gegen Mittag traf ich meine Beute. Ihr kleiner Racker fuhr ein aus der Tiefe des Sees, ich erkannte das Segel. Aussteigend ging die Fürstin auf der Straße zwischen den Linden. Als wir uns gegenüberstanden, löste sich die Küste aus dem Dunst, und wie ein gedrehter Quarzblock leuchtete das Bergschloß dumpf und wirr. Die Lippen eingezogen, zürnte sie mit aufgereckter Braue.

Aber schon hielt ich nicht mehr: „Geraubte Frau . . .“ da riß der Herzschlag die Worte im Mund, und ich küßte sie. Starr stehend, nahm sie die Küsse, die über sie stürzten. Dann sank ihre Brust, und mit leichter Erhebung hob sie das Gesicht. Da lag ein Schein um ihren dunkelen Kopf und machte ihn süß zum Weinen. Ihr Mund, irr entblättert, nahm Küsse auf, ihre Lippen bogen sich unter dem suchenden Mund. Sie trug nicht das Schwefeljackett, sie war blau und dunkel. Wie aber mein atemloser Mund zu schelten begann vor ihr, und meine Zunge anfing, von Liebe demütig und niedrig, sie zu preisen, da fiel ein großer unverständlicher Brand aus ihren Augen, und nun war Glanz um sie, daß ich fast verging.

Mit geblendeten Augen über die Dörfer hin, wie in einem Regenbogen strahlend, fahren wir im Wagen hin. Alle Dinge haben Tiefe vor unserem Auge. Immer liegt die Landschaft vor uns. Gott ließ uns unsere Blicke nie sehen, vor Wonne stürben wir.

Dann sahen wir Netze hingehängt vor die Sonne, und die Sonne legt sich auf jeden Tropfen, der aus den Maschen sich löst und zur Erde fällt.

Hier mußte das Ende der Welt sein. Hier steigen wir aus. Wilde Kühe sprangen auf einer zarten Wiese und wo sie fertig war, da war ein See.

In ein Boot meine Beute.

Die Luft ist stahlblau. Die Sonne ein Bündel Schwerter, deren Spitzen zerprasseln wie Flammenschwerter der Cherubim. Wind weht mit stürmender Gewalt, stet, unaufhörlich, ein endloser Wind, stets flackert das Haar. Das Wasser formt sich unter ihm zu tausend kleinen Türmen. Durch tausend Türme, die schmetternd die Wände zerschlagen, erzwingen wir eine Insel.

Gehen ins Wasser — und nun küssen wir uns.

Am Strand liegend, kommt aus unseren Herzen die Verklärung, und die Landschaft liegt anders geformt:

Zerrissene Sonne wirft der Wind in Funken durch die Luft, aber es wird ein Kranz, der aufwächst am Horizont und ihn rund macht und groß. Nun wird die geweitete Wiese vor uns Ebene mit großen Städten vor ihm, paradiesische Tiere spielen in sanften Sprüngen, und große feierliche Wolken beginnen hinter ihr aufzusteigen und weiß den Himmel zu überrunden.

Kein Wunder scheint fremd, die Erde wird innig und warm. Der See wirft Muscheln heraus und seltene Fische, mit Bärten und samtdunklen Augen. Ich sammle ihr alles, ich stehe bis zur Hüfte im Wasser und rufe hinüber, daß ich sie liebe. Mein Auge faßt die wilde Robinsonade. Die Weite hat unendliche Neue.

Aber mein Herz wurde milder, ich habe dies nie gekannt.

Der Fürstin schwere Brauen zuckten mit Gold über den schwarzen Augen, und der weiße Sand, auf dem sie lag, wurde glanzlos und dienend vor ihr. Manche hohe Welle erreichte unsere Brust.

Da brach plötzlich der Schleier ihres Auges, und eine wilde Zärtlichkeit entströmte ihr. Und da konnt ich nicht halten, aber ich schrie nicht. Doch ich konnte es nicht halten, und ich flüsterte. Mein Herz warf sich durch meine Brust, aber ich bewegte kaum die Lippen. Aber sie schwand auf meinem Hirn als die bunte Beute und ungekannte Zärtlichkeit hob sie ohne Halt.

Ich wußte, daß ich sie lieben würde in Schmutz und in Unglück, daß ich sie lieben würde: Ihren Hals, ihre Zehen, jeden Schmerz und die Wollust und die Krankheit, es gab kein Ende. Ich war voll und überströmte. Ich hielt es nicht mehr und flüsterte kaum mit den Lippen, es gab keine Grenzen der Verzückung. Ich will dir dienen, flüsterte mein Herz, ich will dich töten. Aber alles war sinnlos, denn mein Herz war närrisch, denn dies hatte es nie gekannt.

Und ich strich ihr über die Haare und sagte: „Ich liebe deine Zehen, ich liebe deinen Schmerz und den Schmutz und die Krankheit.“ Aber es war wenig nur, was ich versprach, denn mein Gefühl war viel größer, und dies war noch lang nicht die Grenze, und sie lächelte glücklich und fern. Ich hatte vieles, was ich noch keiner Frau gegeben, ich hatte Zahlloses, was in mir aufbrach, daß ich vor Glück verging. Ich kannte kein Ende, ich war die Welle, der See und die Insel und flüsterte mit jedem Geräusch: o daß ich dich liebe, 0 daß ich dich liebe, und mein Mund wurde stumm vor Übermaß.

Nun wurde die Landschaft still. Das Wasser milderte sich und gerann zu dunklem Öl, und, zusammengeschlossen in endlose Ruhe, stieg über einem Segelboot, das träumte, der Tag ziellos.

Die Insel glühte mit dunklem Basalt in dem rötlichen Wasser. Sie hatte ein Glänzen. Es war ein grundloses Glänzen. Ich aber wußte, daß ich alles für diese Frau tun würde, denn sie war ungeheuer in mir. Seligkeit floß über die Ränder des Tages.

Es wurde Abend.

Wir fuhren zu den Zügen, noch eh das Licht auslosch. Noch stand die Sonne über der Ebene, die sie schon berührte, und der Kranz ihres Lichtes brach sich nach oben in einer stillen brünstigen Glut.

Allein auf der Terrasse des Bahnhofs beschloß sie zu bleiben und nicht zu fahren, den Blick nie von dem See unter ihr lösend, der immer mächtiger die Wellen der Landschaft aufschloß und in das Licht der unsäglichen Ruhe hineintrug.

„Ich mußte dich haben, Fürstin. Aber daß ich dich so liebte, nie hätte ich das geglaubt . . .“, stammelte mein Mund.

Da nahm sie den Blick von der Gegend, und in einem fassungslosen Zueinander warf uns ein Kuß zusammen, aufgewühlt die Herzen in den Lippen tragend, ihre zuckenden Worte: ich liebe dich, ich liebe dich.

Aber erst, als der Zug unter rötlichen Wolken anzog, erkannte ich in ihrem Kopf, der, eine dunkle Schale, aus der Dämmerung heraus vergehend sich formte, das Auge in letzter Tiefe. Da erschrak mein Herz, und ich wurde irr vor Sehnsucht und maßlos getrieben vom Gefühl, rief mein Mund: O daß sie stürbe, o daß sie stürbe, wie unendlich wüchse mein Gefühl.

Aber ich war ein Narr und wußte nichts von Tod.

Und als der Motor unter mir die Nacht durchbrach und mit grünen Lichtern das Schloß suchte, da zitterte mein Herz noch einmal übermütig von Genossenem und ich glaubte, nichts überträfe die Gefühle des Besitzes.

Meine Augen schufen funkelnde Dinge in den Raum. Ich war übermäßig gefüllt und sprühte. Meine Augen setzten Glut in die Nacht, und das Dasein zog sich zusammen; es wurden Frauen.

Katharys nicht genossenes Knie, ihr ungekanntes letztes Lachen reizten schmerzhaft mein Begehr. Dies war noch nicht beendet.

Aber dennoch, wie schwand es hin unter dem einen Gefühl.

Und ihr Kopf strömte wieder aus meinen Augen in die Dunkelheit und wandte sich gegen mich. So trug ich sie in mir. Und sie tilgte die Gegenstände, bis nichts mehr blieb als ihre Nähe, da plötzlich stürzte unbegreiflich Trauer in mein Herz, als ich sie sah. Aber ich hatte nie Traurigkeit gekannt von Frauen, ich wollte nicht leiden, und ich biß auf den Mund und hob die Brust.

Und dann schrie ich gegen ihr Gesicht, daß ich nicht leide.

Da trat der Schein um ihr verlöschendes Gesicht, und ihr Gesicht war krank und süß zum Weinen. Da neigte ich den Kopf:

Auch da will ich bei dir sein.

Und nun wußte ich, daß ich Grenzenloses um sie leiden werde, daß ich stumm in Schmerzen vielleicht stürbe, daß diese Liebe mich durch alle Höllen reiße, daß ich an Straßenecken verginge am Geruch eines Baumes an Erinnerung, und daß die Welt aus meinem Hirn ganz hinausginge um sie.

Da wurde mein Herz einmal noch wild und ungeduldig, und beschwor Gott um Kraft und Zorn gegen diese Liebe, und ich breitete die Arme aus und stand allein im Licht meiner Laterne auf dem Motor, der das Wasser zerwühlte, gegen die Dunkelheit gekreuzigt.

Und ich schrie ihn ungeduldig an:

„Warum gabst du mir ein wölfisches und wildes Herz?“

Aber schon schwand der Zorn unter der Inbrunst. Der Horizont schien endlos vertieft. Ihr Bild lag aufgeschlagen überall in meinem Blut.

Mein Herz war freudig alles zu tragen. Auch der See trug eine schmerzliche Reinheit. Der Strand leuchtete weiß. Später warf Gott den Mond in glühendem Bogen durch die Nacht.

JAEL

MITTEN im glitzernden Geschrei einer Galerie von Papageien fand ich dich an einem Tage, Fürstin, und wir vereinten uns. Du standest wild und gleitend, indem die bunten Vögel dich mit langen Rufen umschwebten. Als ich deine Hand küßte, erhoben sich alle auf ihren Schaukeln und schwenkten höllisch die Flügel, da brach erst dein gläsernes Gesicht unter der Rührung. Über dem Garten hing im Blau das Silberzeichen schmalsten Mondes.

Zebras tanzten glänzend wie Perlmutt in quecksilbernen Bögen auf der Wiese. Einsam schwamm der Rücken stolzen Dromedares über dem Gebüsch neben deiner Achsel.

Du bist träumerisch. Wie die Spiegel der Olympia, der Geruch der Oper und die Wehmut der benzinduftenden Avenuen ist deine Pupille voll Nebel, und die stilleren Fahrten des Bois, Glanz und Ruderer leuchten darauf . . . du richtest den Blick gerade: und es steht ein Dolch darin. Dieser Abend nahm kein Ende, den wir durchschritten, er schien wie ein pfingstliches Fenster auf den Garten durch die Dämmerung.

Pfaue sprangen in die Bäume und schlugen drohend unerhörte Räder gegen den geröteten Westen und schrien vor Sehnsucht. Gegen die Gatter wuchsen aus den Zwingern weiße Bären, brüllend, wie Gekreuzte und bissen unter größer werdendem Mond in die Eisen. Über den Teichen lag Stille und über den Ufern stelzten schwärmerisch erregte Flamingos.

Plötzlich schrie der Elefant. Die Stille wuchs wie Herzschlag über den Garten. Dann aber erhob sich mit einem Ton die Stimme des ganzen Gartens. Tiere schrien in den Frühling, denen Blut durch die Kehlen sott. Sie schrien nach dem Mond in der Dämmerung immer lauter vor Wildheit und Sehnsucht, es war ein toller Abend, Fürstin, der ganze Tierkreis qualmte um uns vor Schweiß und Begierde, der Dampf schob sich in unsere Nüstern.

Du hattest die Lider halb geschlossen. Du lachtest, als das Blut des Raubzeugs auf uns stürzte, und ich begehrte dich wie ein Wolf mit den Zähnen.

Du fuhrst mit zwei trabenden Pferden hinweg die Allee hindurch, die Hufe klopften noch durch den Nebel, als ich dich blitzhaft Entflohene nicht mehr erblickte.

Am Morgen brach ich bei dir ein, holte dich funkelnden Fasan aus hellem Boudoir, auf meinen Armen rolltest du, Copra, ich trug dich hinunter über die Treppen in das schmale Auto, wir blitzten glühend durch die Stadt, durchsausten den Wald. Wir hörten die hellen Glocken über die Wasser bellen, ich hob dich auf das Verdeck.

Unser Dampfer war weiß und porzellanen, er weidete sich in dem Morgen, seine Kajüten waren eitel, seine Rahen flammten. Wir fuhren den Rhein hinunter voll von Licht.

Nie sah ich von meinen vielen Frauen eine herrlicher als dich: wie du standest! Braun, meine jüdische Fürstin, groß bis an meinen Scheitel, von der Loire durchsüßt und den Atem der Steppen in den Nüstern, auf dem Verdeck mitten in Sonne. Die Hände hattest du groß und frech in schmalen Taschen vor deinem Geschlecht. Deine Lenden flossen vor Linien seidenweich durch die Luft. Die Wage der Hüften wiegte über dem Springbrunn der beiden Schenkel und den tanzenden Feigen deiner Kniee.

Du zogst die Schultern leicht in gewölbte Bogen und sahst ruhig nach den Ufern. Aber dein Gesicht war von Bräune so wild, daß die Yachten um uns heulten vor Sehnsucht. Glitten Dampfer uns grüßend vorüber, schrien die Sirenen in den Morgen. Die Wellen stoben toll herauf in deine Höhe. Wind überstürzte dich, tödlich schöne Säule jüdischen Fleisches, Fürstin.

Als dein Tuch fiel, kniete ein dunkeler Matrose, und eine Flamme stand zwischen seinen Brauen.

Dein Blut war mächtig, daß der Strom hinter uns hinblich und die Scharen der Burgen ausgelöscht hinter die Sonne krochen, daß der Ansturm der Ufer abriß wie ein Schuß. Du tilgst die Gegend hinweg.

Stolz zwischen den weißen Frauen der Passagiere bist du nicht mehr die Fürstin, du wächst über sie hinaus. Ich habe dir einen anderen Namen gegeben, Durchlaucht, in fließende Seide Gehüllte, aber ich sollte dich Debora nennen.

Denn du stehst — und meine Augen flammen es nach wie Sonnen — aufgereckte Richterin auf dem Gebirge Ephraim. Uraltes Blut wandelt sich zurück in deine Figur. Die eisernen Wagen rollen hinter dir über den Horizont. Heere fallen nieder vor dir betäubt und preisend, deren Haar eine Flamme aufgeht über den Palmenstädten, Triumph singend aus tosender Kehle über den Posaunen, Schluchten füllend mit deiner Stimme wie eine Wolke, braun und inbrünstig von donnernder Gottheit durchraste im Mond über Juda stehende nackte Tigerin.

Vor dir rollen aus dem Gebirge die Ströme der Heere in die Ebene. Nacken gefällter Könige siehst du lächelnd, irr der Mund zur Seite gezogen. Sie stellen die Lade vor dich. Sie erschauern in ihren Knochen, und tausend Streitwagen brausen aus den Tälern in die Ebene hinein.

Feuriger als die dunkle Sonne Europas steht über dem Steuer gepflanzt auf dem Fluß der Strahlenschleuder deines visionären leicht gewölbten Leibes weißflammend in seiner Figur.

Da bricht in die mystische Geburt Asiens das Lauern deines schrägen Augenlides. Ich flüstere „Ghetto“, und dein Haß sticht in mich wie eine Klinge, ich badete in deinem Haß und schwor gegen den Wind, daß er zum Stürmen steige, aber der Wind war feig und lag an deinem Fuß wie ein Reh.

Du trugst lehmrote Tücher um dich mit Schwefelsternen am Abend auf unserem Balkon. Wir tranken dunkelen Wein, der schäumte und dann tanztest du aus dem Zimmer auf die Veranda, auf der der Mond schon nach dir griff. Da riß ich die Tücher von dir. Diese furiose Entkleidung! Es war eine Löwin, die ich umarmte.

Aber allein, indem das Dunkel des Raumes dich von mir abschloß, tanztest du die Sprünge deines uralten Blutes. Deine Schultern bogen sich über den Achseln, der Rhein hing weiß gespannt unter dir mit einem hellen metallenen Ton, strahlend hob sich der Bogen deines Halses, schön und gezogen wie von stolzen Kamelen, um deren Kehlen goldene Spangen liegen. Und als du umtratst, und der Mond deinen Bauch traf und entfachte, da wurde ich wahnsinnig, Fürstin, und du tanztest, mesopotamische Königin, goldgelb gefleckt die Weichen wie eine Tigerin, über die Zacken des Gebirges Ephraim, und ich raubte dich auf meine Arme, wie rochst du nach Narden und schriest.

Dein Fuß ist chinesisch, deine Wade aber steht schon voll Wollust.

Deine Zunge ist voll Unzucht wie eine gierige Posaune. Ich will deinem Mann das Hirn über seinem Titel einschlagen, denn deine Schenkel sind dunkel verstrickt und stärker als Nacken der Stiere. Dein wilder Leib schäumt über und läßt mich irren an Gott. Du lächelst, die der Mond salbte, im Feuerregen der Küsse, dein Mund zerfleischt meinen Arm, deine gelösten Lippen wirbeln von feuchten Worten, deine Zähne sind spitz wie von Haien und die Sonne deines Leibes scheint toll in die Dunkelheit. Deine Brüste heben sich brausend unter meinem Mund wie heiße Quellen, und dein Hals erhebt sich und singt wirr wie im Fieber.

Siehe alles ist Jordan draußen und die Luft starrt von Posaunen, tausend eiserne Wogen rollen donnernd über dem Halbkreis rötlich umflammten Gebirges. Alles tönt Ephraim bis in die Ebene.

Schlanke Tänzerin Gottes, mit den üppigen Lenden im Feuer der Berufung, Aufgerichtete, Rasende mit den Hüften, Königin langen Blutes, Dein Mund singt heiser wie ein Wolf und glüht wie ein Stern.

Nie sah ich Hände, lang, braun und selten wie deine. Blaues Haar deiner Schläfen liegt um meine Kehle geschlungen und mein Mund saugt aus dem Eindruck der Kissen den Geruch deines Fleisches zurück, das dampft und scharf ist wie von den Tieren der Wüste. Die goldenen Siegel deiner schweren Brauen zucken vor Licht. Über uns rennt das rote Segel des Mondes. Auf den Spitzen deiner Finger glühen dunkle Flammen. Mein Herz schauert wild vor dir.

Hinter deiner heißen Stimme liegt eine, weich und flaumig bis zum Rasen der Verzückung, und wenn du den großen Nacken zurückwirfst und jauchzend leis erstöhnest, dann jagen wir im Spiel deiner Hüfte beide auf donnerndem Wagen über die Ebene vor zuckendem Gebirge Ephraim, Wind des Sieges glüht über die Stirnen, und die Signale Jahwes, deine Haare, flammen wie eine heilige Meute hinter uns.

Deine Haut ist braun mit silbernem Flaum und glatt wie deine Zunge. Dein Gang ist fürstlicher als dein Name. Alle Augen grüßen dich auf abendlich festlichen Promenaden: Königin der Avenue Wagram und der großen Revuen, auf den Dämmen über dem blauen Meer mit den Fahnen, in der hellen Schönheit der Korsos und Blumenwagen. Ich aber dämpfe dein Blut.

Lachst du, weil mein Pyjama weiß im Mond schimmert wie eines Pierrot . . . . Diese Nacht tobt mit roten Lawinen im Rhein.

Ich sollte dich Debora nennen.

Aber ich habe dich
JAEL
genannt.

Weil es wild klingt wie eine geschmeidige Löwin und inbrünstig wie das metallene Schreien der Hörner, und weil ich nicht weiß, wenn ich auf den Kratern deiner Brüste schlafe, ob du mir nicht durch mein Hirn einen Nagel in meinen Schlaf schlägst, bernsteinäugiger Panther von Libanon.

DIE ABENTEUERLICHE NACHT

IN einer Nacht früher entdeckten wir schweigend den befestigten Hof, zerschlugen ein Fenster, stürmten ihn und standen vor jener endlosen Flucht von Zimmern.

Nun, wo Nebel geschichtet liegt zwischen mir und der Fürstin, wo wir leiden, nun lebe ich tagelang mit wenigen der Kameraden auf dem Hof. Die Einsamkeit weicht immer tiefer vom Himmel ab und rückt über das Ried gegen uns an. Nachts kommen weiße große Katzen durch den Mond gegen die sieben Akazien vor dem Tor.

Ganz ferne Bauern nur manchmal heben die Hand über die Brauen und sehen abgeschatteten Gesichts nach den Streifenden. Rasch aber vermählen sich ihre Bewegungen wieder dampfender Erde und erntendem Gerät.

Hier ist das Paradies. Wir werden innig mit den Tieren. Auf den Dämmen laufend, sehe ich vom Hof Kommende, vom Hof Gehende und alle haben mehr als menschliche Anmut, wenn sie die Gräben überspringen, die die Landschaft wild zerschneiden, und in Schilf schon eingetaucht wieder auf langen Dämmen hingehen, näher dem Himmel als je. Abends sitzen wir auf der runden Mauer und sehen, wie die herbstweißen Leiber der Weiden sich vor den Horizont ordnen und riesenhaft lohen.

Morgens zieht Nebel in die Gegend und Rehe nahen der Mauer und weichen nicht. Um meinen Gang an den Kanälen schwirren Fasane, rostrote Leiber ängstend zwischen dem Zuckflug der schmalen Flügel und ein Pfeifen im Mund, das die Stille erst wieder sanft macht.

Hier sind nur Tiere. Und selbst die Hasen laufen in Bogen um uns herum und halten die Ohren weich an den Hals gelegt. Wir haben das Ried überschwemmt, aber wir rühren nicht an diesen Frieden. Wir neigen uns zu dem Tier und das Tier verwächst unserer Bewegung. Die weiße Blume der Rehin leuchtet uns zu. Weihe kreisen mit stillen Flügen um unseren Kopf.

Abends durch den silbernen Nebel kommt verklärt von milden Scheinen ein Hirsch über die Altrhein-Brücke, und geht auf uns zu über die hölzerne Planke, die hinter ihm am Ende sich unirdisch schon verengt.

Einmal nur machten wir eine menschliche Revolte gegen die Paradiesischkeit und liefen in einem Umzug mit Gekreisch und Musik bis zur Fähre. Zurückkehrend, steht unser Hof, halb zugewachsen von fern durch Schilf und Weide und geschwungene Landschaft saftiger Kanäle, überschnitten von Dämmen, vor einem lodernden Herbsthimmel, erstarrt mit den Fenstern, und dunkelnd schwingen sich seine weißen Schorne drohend in den Raum wie Flammen aus Erz. Jedes Tier schweigt um das kubische Gebäude, und die lange Flucht der Diele, durch die schon Salier schritten, liegt in blauen Schwefelschatten. Schon stürzt wieder über noch flackernde Stimmen die Einsamkeit durch den klösterlichen Garten auf den Hof.

Wir streuten uns über das Land, wir tranken in quellender Landschaft wie lüsterne Wölfe Kuhmilch aus den Eutern, schwammen zum Gassengefunkel der Nacht über den Rhein in kleine Bergstädte, wir zechten durch umbuschte Dörfer und machten Prasserei mit den Verwaltern auf großen Gütern. Nachts im Innenhof, glänzend vor Tauluft, und Gestirne fremd über dem Haupt, badeten wir unter donnernder Brunnenflut.

Irgendeiner nahm einen Kienspan und lief nackt durch die welken Blätter um die runde Riesenmauer, und andere folgten, stumm vor Jagen.

Lang vorbereitet erschien die abenteuerliche Nacht, wo alles weiß glühte mit ungeheuerer Innigkeit.

Große Schwärme von Raben schwangen in langen Kreisen um die halbe Scheibe des schon ausgedunkelten Himmels, aber die andere Hälfte war von Lichtern irr überschüttet, und die geisterhaften Züge wilder Enten schwammen durch das Geflacker sanft im Strom dahin.

In dieser Nacht tanzten die rötlichen Mäuse in stillen Wirbeln durch mein großes helles Zimmer, und durch die zerbrochenen Fenster legte sich die buschreiche Landschaft in einer Welle vor mich hin, und da wuchs meine Sehnsucht und ich lag stundenlang im Fieber.

Und als ich glühte und wirr vor Leidenschaft die Landschaft begehrte und den Mond, da schrie die Elster in der Hofplatane entsetzlich, und die schmale hündinhafte Hüfte der Holopainen rührte an mein Blut.

Aber ich kannte sie kaum mehr und flüsterte „Angelique“ und mein zur Seite fallender Blick traf den ihren. Und die Gegend wurde undurchsichtiger hinter ihr und ihr rötliches Haar ward blaß in Blondheit und die Augen schwammen ihr weißer.

„Was willst du?“ rief ich und fluchte auf die Elster.

„Die Abende von Passy“, sagte sie, und Zucken lief um ihren slavischen Mund. Aber sofort kam die Lippe in springendes Reden und wölbte sich kühl: „Einmal beim Erwachen war deine Hand, die mich hielt, so groß, daß ich umsank vor Liebe. Das war, als du im Pharuskegel der Autolaternen Jainikoff in den Mund hiebst und mein finnischer Imatra erbrauste. Es füllt meine Tage. Es füllt meine Nächte.“

Ihr Mund wurde bitter.

„Ich muß mein Herz noch härter machen“, sagte ich und hatte kein Mitleid.

Da losch ein silberner Strahl über ihr Gesicht und ihre Hüften glitten fast unbewegt aber erregend, und sie wies auf ihre herrlichen Beine: „Auch sie gelten dir nicht mehr, mit denen ich durch die schreienden Cabarets des Montmartre vor dir tanzte, die du küßtest vergehend, nachdem sie auf den Bütten aller Cafés geglüht?“

Da wurde mein Mund sehr zornig über ihr Quälen und ich schäumte. Aber sie richtete den Blick lang auf ihn, bis er sich ruhiger legte.

Doch war es schon nicht mehr die Tänzerin, sondern es war in schlanker Fülle eine andere, es war Ylona, und hob sich mit fordernder Lippe gegen mich:

„Du tust Unrecht.“

„Ja,“ sagte ich, „weil ich bereit bin, es tausendmal zu büßen.“

„Dies hilft mir nicht.“

Aber ich sagte ihr, daß sie sich selber helfe und tänzerisch sich bewege über die dünne gläserne Kuppel des Leides.

Da wurde ihr Gesicht mild und mondwarm und sie sagte: „Du bist noch nicht so weit.“

Ich sah sie an.

Sie sagte langsam: „Mein neuer Pelz ist schön, doch freut er mich nicht. Ich sehe viele Umarmungen. Sie stoßen mir ins Herz. Ich sehe fette Aale in den Ladenscheiben. Ich weiß niemand, dem ich sie sende. Viele Männer begehren mich. Ich möchte mich keinem geben. Und gebe ich mich einem, ist es nutzlos für mein Blut. Es gibt nichts, das meiner Sehnsucht nah käme. Denn du bist wie ein Gesetz darüber und du hast an all den Dingen keinen Teil.“

Doch da schrie ich:

„Glaubst du, es quäle nicht, daß jedes Glück dasteht, schon zusammengehauen von dem neuen. Weißt du mein Herz, das inbrünstig begehrt zu halten und das der Taktschlag seines Angriffs weiter reißt. Alles rinnt aus den Händen, deren Wille es ist, nichts zu tun als zu halten. Aber sie greifen nur. Uns ist kein Bett, kein Stuhl. Unser Blut schreit Heimat, aber es strömt in bunte Ergriffenheit. Wir haben keine wartende Brust. Wir haben den Fluch der Zerrissenen aus der Sehnsucht und müssen verzückt Irrende sein.“

„Du hast den Glauben nicht“, sagte sie.

Aber mein Herz wies lachend auf seine Wunden, und es schien vor mir selbst, gepflanzt über der Landschaft.

So sah ich es selber wie aus Kristall weiß erstrahlend mit sieben Dolchen, und blutiges Harz quoll daraus.

Und Zorn überfiel mich. Und ich wies auf die Sehnsucht, die mein Herz quälte: „Weißt du nicht, daß ich in Wirrungen lebe, wilder wie die euren, und in Schmerzen, die eure übersteigen. Daß ich euch alle vergaß, und zerquetscht vor Sehnsucht streite um die Fürstin.“

Und meine Augen tränten über, und ich sah den entfernten Leib der Fürstin wieder vor alle Dinge geschoben:

„Wem ist bestimmt, glücklich zu sein? Sieh, wie wir alle umeinander in Zuckungen liegen. Aber es lebe das ungeschlagene Herz.“

Jedoch der Zorn um die Fürstin überwand mich vor Ylonas Augen und ich starb fast vor Schmerz, und nichts hatte Wert mehr in dieser Sekunde gegen ihren Leib. Und zusammensinkend, flüsterte ich, und rief ihr Bild aufs heftigste vor meine Augen:

„Ich habe wenig Lust an anderen Frauen, die Fasane und die runde Mauer und die Rehin sind ohne Belang. Mich stört die inbrünstige Glut der sterbenden Weiden. Mein Ruhm ist Lächerlichkeit, gemessen an deinem Knie. Alles wilde Tun ist irrer Weg und du nur bist Ziel, bist die Sehnsucht.“

Wieder sah ich mich selber gestürzt in die Landschaft, und fern im weißen Licht kniete Ylona auf der Ebene, und hinter ihr wuchsen wie lichtere Flammen andere zu einer riesigen Kette über die Ebene, und alle schrien ihr Leid sich in die Gesichte und wurden langsam ruhig und still.

Aber als ich mit zurückkehrendem Blick den Ylonas traf, härtete ich mein zuckendes Herz und ich sagte ihr, daß mir nicht bestimmt sei, an Sehnsucht zu sterben. Und daß ich über die Leiden springend vieles tun wolle. Daß zahlreiche Frauen auf mich warteten, daß ich Ehren geil erstrebe, Fahrten unendlich unternähme und strahlende Großherzoginnen besäße, stürbe auch darunter weg das Herz vor Trauer wie eine abgebissene Frucht.

Da sah sie mich an und lächelte.

Und ihr Lächeln ward so irr und süß, daß ich wild erschrak, und, Höllen ahnend, die ich nicht kannte, die Sehnsucht aufschoß gegen die Einsamkeit.

Aber sie tat ihr Lächeln nicht weg, und da hielt ich es nicht mehr aus.

Ich stand auf.

Ich ging hinüber in den Saal.

Mit bronzener Reiterpauke, die Großen Friedrichs Regimenter in die Schlacht gedröhnt, begann ich den Umzug. Starr und zeremoniell. Feierlich paukte ich durch den endlosen Gang und jedes Zimmer.

Und jedes Bewohner schloß sich an.

Einer nach dem andern in weißen Kleidern gingen wir durch die Flure und Räume, jedes Gesang war wilder und irrer in dieser Nacht.

Die Dunkelheit der Fenster lag blind gegen die Mondnacht. Landschaft glühte vergehend in magischem Weiß. Aus Giebel und Gebälk brach ein schreiender Eulenschwarm. Fledermäuse warfen sich entsetzt in den Zug.

Da kamen wir durch die niedere Tür in den Garten. Unser Lärmen schwoll an und warf sich verschlingend in die starre Helligkeit der Nacht.

Tiere nahten sanft erschreckt. Die Landschaft bog sich im Mond unter den Pauken. Große weiße Katzen glitten über den Hof an die Mauer, und unser langsamer Zug, starr in weißen Pyjamas begann seinen grauenhaften Gang in die landschaftliche Nacht.

Alles schwieg feindlich beseelt, und von uns keinem kam aus der Sprache ein Ton.

Dies war die weiße abenteuerliche Nacht, die, voller Erscheinung wie zwischen zauberhaften milden Eisbergen hinschreitend, wir noch gespenstischer mit Reitertrommeln uns unter die Füße schlugen, bis endlich süßer Morgen mit Silberrot uns befreiend gegen die gebogenen Stirnen prallte.

BRIEF

MEIN Mund ist voll von Pfeifen, meine Stirn brennt vor Sonne, mein Zimmer wälzt sich in Licht. Rasend vor Musik ist der Raum, er ist wie ein großes Tier, das ich liebe um seiner starken Flanken und seiner schmalen Treue, die mich nicht tröstet, und der ich mich nie hingab in der übelen Zeit . . . . O als dein Brief kam, ward Morgen irgendwie in meiner Müdigkeit, mein Bett hob sich um mich weiß und glänzend, und es ward ein blitzschneller Spalt in meinem Schlaf, und ich sah deinen Brief, Fürstin, und lachte. Und schlief ein in mein Lachen hinein. Ja, es ward Morgen, eine kleine glühende Spanne nach zwei Nächten, die ich nicht schlief.

Sieh, ganz ist mein Mund voll Pfeifen. Wie war unser erster Tag wieder, wie war unser Tag neulich voll Lachen.

Das Futter deines Briefes ist herausgefallen, ich habe es gepackt, als es in Stufen nach dem Boden schwebte. Ich habe es gepackt und zerrieben vor Freude und dann habe ich es geglättet und geküßt und verbrannt.

Du . . . unser Tag . . . als wir über die Brücke gingen. Keines sagte: Ich habe dich viele Monate nicht gesehen. Nein. Niemand sagte: Ich habe Unendliches gelitten.

Röte nur ging rauschend über den Himmel. Türme und Kuppeln schwammen strahlend und dunkel gebildet über die Glut des Abends. Wind riß die letzte Sonne durch unser Haar.

Wir sprachen nicht Fürstin, nur unsere Augen überwanderten den Himmel und unsere Munde bebten vor Stummheit. Plötzlich aber blieben wir stehen: Du hast ein grünes Kleid . . . . Du hast einen hellen Hut. — — Staunen faßte uns wie Kinder. Wir waren wie auf Inseln eine Begegnung. Du hast ein grünes Kleid . . . . O wie war unser Tag voll Gelächter.

Das waren die alten Häuser am Main, auf die die Sonne noch einmal Strudel von Licht stürzte, daß sie erbebten. Das waren alte Pappeln und viele Fischernetze. Das waren viele Dinge, über die wir hätten weinen mögen vor Sehnsucht, aber wir standen im Wind und lachten.

Wir saßen im Dom zwischen armen Leuten und den bösen mittleren Bedrückten, eingekeilt, du Fürstin, mit den schönen Hüften. Wie strahlte uns die dunkle Ecke von Holz und das Fenster und das rote Licht.

Auch hast du gekniet, einmal, es war eine Verzückung, meine Fingerspitzen rauschten vor Seligkeit, ich hätte dich trösten können.

Du warst königlicher geworden. Es war mit jedem Schritt, als ob du groß durch eine Wüste kämest. Und die Stille um dich war wie das verknirschende Geheul einer betäubenden Menagerie.

Wie waren deine Schenkel stolz und wild. Immer war es: ich müsse ein Wort sagen, platzend von Kraft und überreif von Süßigkeit . . . . ich habe die Tigerin wieder . . . . deine Flanken leuchten . . . . dein Auge ist wirr meine Katze unter der goldenen Welle der Braue . . . . ich bin im Wahnsinn vor Glück — — — und als müsse ich lächelnd mit meinen Händen über deine braunen Wangen hinunterfahren über deine Hüften, bis an die Knie, an deren Rundheit meine Finger vergehen vor Besitz.

Wie warst du schön, Fürstin, als das Zimmer deines Hotels dich umgab und die Spiegel und deine Ringe, ich weiß es kaum noch, Sonne flammt in Strudeln um meinen Tisch. Du hattest viele köstliche Decken, Batik und Blutrot flossen ineinander.

Deine Brust aber schwebte leuchtend unter der Bluse wie das Elfenbein der Psalmen. Wie war dieser Tag dunkeläugig vor Staunen, süß von Gelächter.

Aber ich habe dich nicht geküßt.

Doch noch höher riß uns wie dieser Rausch die Stunde in dem großen Saal mit blitzendem Silber, dem Weiß, den Lichtern und der Musik von tausend redenden Menschen . . . . alles um dich wie ein Wirbel, der dich schmückte, geschart. Als wir einen schönen Fisch zwischen uns teilten, und du den burgundischen Wein zwischen dem inneren Rosa deiner langen Hände hieltest, der wie Wachs war und Öl und nach Erde schmeckte, herb und herbstlich.

Wir redeten, und unsere Silben liefen wie Schlittschuhläufer atemlos aufeinander zu und trafen sich maßlos beseelt in einem endlosen Baum von Verzückung. Traum und Schmerzen schwellten mich, als wir damals unter Menschen gingen, um allein zu sein.

Und vergiß nicht den Fischerjungen, der uns den Weg am Ufer zeigte, die flötenhafte Nächtlichkeit der Marienkapelle, und daß ich einmal nach deiner Hand haschte.

Es war. Es war Ewigkeit. Auch dies.

Du hast mir, als der Haß zwischen uns ausbrach, du hast mir vor drei Monaten einmal ins Gesicht geschlagen.

Kein Mann vergißt das.

Wie ist dein Gang nun königlich.

Deine Augen, in denen Gefahr ist, und über denen ein ewiges Losschnellen hängt, sind mit Güte verdunkelt. Wie groß sind sie.

Als der Bahnhof mit dir entschwebte, als ich fuhr an diesem Tage und deinen abgewendeten Rücken sah, der sich von mir bewegte, von Rührung unsagbar überlaufen, und ich dein Gesicht dahinter ahnte, verzückt vor Seligkeit, Tränen hineingenietet, da fiel die Finsternis gelöschter Laternen wie prallender Regen auf die Halle, die zurücksank.

Aber mein Herz war leuchtend wie ein Säbel. Ihm blieb die Dunkelheit fern. Einmal schon Fürstin, einmal schon warfen uns Züge auseinander, und Traurigkeit stürzte über mein Herz an den Seen. Nun aber schaut es stiller in die Welt.

Ich werde dich, die ich besaß wie keine, ich werde dich auch noch nicht küssen, wenn du morgen kommst.

Blumen will ich an dein Bild heften an der Wand. Freude soll dich schwellen, wenn du hereintrittst. Vieles will ich dir schenken.

Du sollst alles haben, meine wilde Katze. Meine Preise will ich dir geben, die silbernen Pokale, die Bilder und die Spitzen, meine Figuren will ich dir schenken. Nichts soll mir noch sein. Heute Nacht will ich den Eindruck deines Bildes mit meinen Blicken in den Baum schleudern, daß es, unsäglich gehoben, wie ein zuckender Stern den Himmel durchbricht.

Aber ich werde dich nicht besitzen.

Du . . . . mein Blut . . . . Mein Blut ist wie ein Büffel auf der Steppe im Frühling nach dir, Ich will es dumpf machen. Ich will die Herzklappe schließen, daß sie anschwillt. Ich will es ertragen.

Ich will lächeln, und die Zunge in den Hals zurückstoßen, daß ich ersticke am eigenen Atem, der nach deinem Munde rauscht. Fieber wird mich ausbrennen — ich aber will deine Hand halten ruhig und selig wie ein Kind die Schnur seines Drachen, der groß und schön in einem flockigen Abend steht.

Ich will mein Blut züchtigen, daß es nicht weiter fließt wie bis an die Handgelenke. Mögen Katarakte in meine Knie stürmen, du wirst nicht sehen, wenn sie aufgewühlt stehn.

Denn es gibt einen Tag, der bleiben muß: aufgerissen und kühn über jeder Umarmung . . . . gibt einen Tag der bleiben muß. Freude stirbt in jeder Umarmung: Unendliche Freude unseres staunenden Lachens am ersten Tage wird darin sterben. Aber wir hatten zu viel Traurigkeit, wir hatten zu viel einsame Nächte voll Wahnsinn, du hast mich gefürchtet, und ich haßte dich, wir brauchen diese Zeit.

Seligkeit soll einwachsen, Fürstin, in unsere Seele zuerst und sicher wieder, bis sie klar darin schwebt wie eine Kuppel in Kathedralen, wie ein Dolch in deinem gerundeten Wappen. Darum Fürstin will ich mein Blut niederwerfen, wie Moses die Amalekiter hinschlug, indem er die Hand hochstieß, senkrecht in den Himmel.

Dies ist mehr — und ich weiß es brennend und stärker aus vielen Umarmungen — als morgen schon die brünstige Nacht mit dir: daß ich später über allen Rausch hinweg, der komme, nur die reine unendlich große Luft der Ewigkeit dieser zwei Tage spüre, wenn ich an dich denke, wie ich es tat, als ich nach Hause ging und deinen Brief fand, der dich ansagte wieder . . . . und als die Schatten noch unbeknospter Birken in Mond und Dämmerung auf den Asphalten froren . . . . wie es steht in mir tänzerisch und steil auf der hochgerissensten Welle: Wie du auf der Alten Mainbrücke standest. Wasserruch dich umspannte, letzte Sonne, als der Fluß, ruhiger verströmend, dich plötzlich liebte, Horizont aufbrach um dich, gelb und ungeheuer, und dich mit wilden Schreien die Mildheit hundert weißer Möven umflatterte . . . . und dann wie du durch den Laternenabend Würzburgs neben mir gingst in der fließenden Schönheit deines fürstlich grünen Kleides, und, die ich dir in einem Wagen am Ufer gekauft habe, die glasgoldenen Kugeln von zwei Apfelsinen in den Händen, strahlend wie deine eigenen Brüste über die Kaiserstraße trugst.

TRAUM

DIES erste ging rasch vorüber, wir waren durch Wald gefahren, der Wagen hielt. Wir steigen aus. Die Pferde rennen weiter. Nun ist es Sommer.

Die silbrige Allee dreht um. In gelber Sonne leuchtet mit Spiegelscheiben das französische Landhaus. Syringen und Springbrunnen sind darum gezogen. Die Fürstin lächelt aus braunem Gesicht, und ihr Lächeln wirft alles zurück, die Zeit und die Schmerzen. Wir sind da. Ich reiße sie hinein.

In ihren Gelenken schaukelt Liebe, sie berauscht die Luft. Sie gleitet durch die Räume. Ihre Finger weisen, zeigen, deuten, Wände, Bilder, die Vasen, sie lächelt vor Sehnsucht, das braune Gesicht strahlt in wildem Schein auf, ihr federndes Bewegen zündet bunte Abenteuerlichkeit in die Landschaft. Da stürzen die Munde zusammen.

Hier ist ein Sommer, den wir durchleben wollen. Ganz über dem Horizont steht blauer duftender Himmel gespannt über den Mähnen der blonden Weizenfelder, und er wird noch zärtlicher um ihre Fremdheit, die mit Goldregen die Bläue verblaßt, und sich versträhnt dem dunklen Duft des Flieders. Die Fenster stehen weit gegen die Landschaft.

Dann kam der Traum:

In dieser ersten Nacht, wo Tau durch die Monddämmerung spann im Park, träumte ich, daß ich die Fürstin suche, und im Schlaf war die Gegend verändert im Grund. Ich war in einer Stadt mit alten Giebeln, durch die eine Straße lief mit schräger enger Front. Die Häuser erhielten Höhe mit großen Baracktoren, mit Erker und vermooster Skulptur und gestaffeltem Dachzug. Dennoch schien eins dem andern gleich. Eine Luft lag dick und dumpf in der Straße. Die Fenster schienen blind und reglos. Kein Geräusch, kein Ton durchdrang die Luft. Selbst meinen Schritt hörte ich nicht.

Ich trat in eine Torfahrt, die Fürstin zu suchen, da schien sie mich vertraut und freundlich aufzunehmen. Ich sah mich um. Da kam es mir, daß ich sie oft mit ihr durchschritten hatte, und Rührung durchlief mich tief. Durch einen schmalen Hof an Seitenflügeln hinunterschreitend, hörte ich Wasser, es war, als laufe ein Fluß hinter dem Gebäude. Ich trat ein. Sieben Kinder mit hellen Haaren umringten mich, aber sie kannten die Fürstin nicht, als ich danach fragte. Dennoch durchsuchte ich alle Zimmer, ich verschonte nichts, aber ich fand sie nicht und stand mit einemmal neu auf der Straße.

In der Schwüle war eine leichte Bewegung, ich begriff sie nicht und horchte erstaunt. Dann aber merkte ich, daß die großen Scheiben der Läden Falten hatten und sich im Kreise drehend in die Straße hineinschlugen und zurückebbten. Ich blieb stehen und besah die Häuser alle nachdenklich.

Dann nahm ich ein anderes Haus und trat hinein, und stieg ohne Pause auf einer immer gedrehten Treppe. Es liefen viele Gänge strahlenförmig davon aus. Aber ich ließ sie hochmütig und schlug eine kleine Seitenloge ein und wußte nun sofort an der Tönung der Wände, am Geruch der Geländer, ich wußte es wie im Irrsinn, hier sei die Fürstin, und Freude brach mir aus dem Gesicht.

Ich sah eine Tür und drückte die Klinke auf und trat ein. Das Zimmer stand voll mit Gerät. Doch ich lächelte. Ich hatte geirrt in der Handlung. Ich war zu sehr voll Sehnsucht. Meine Hände kannten eine bessere Tür.

Es war eine schwarze Eichentür im Seitenkorridor. Vor ihr blieb ich lange stehen, den Kopf in die Handmulden gesenkt. Dann trat ich ein. Ein gelblich brauner Vorhang schloß das Zimmer ab von der Welt. Die Luft war alt und bang, aber ich war nicht zu täuschen, ich roch einen Duft, der ihrem glich. Ihre kupfrige Tunika hing über einem Bügel. Ich näherte mein Gesicht, ich ließ es hineinfallen und wühlte die Hände hinein und schluchzte vor Sehnsucht. Ich roch sie wieder. Wie entflammte mein Herz daran!

Die Wände waren durchbrochen mit Kassetten aus hellem Stein. Darüber waren grelle fremde Seiden gespannt. Auf einem Sockel stand ein Faun in obszöner Haltung. Das einzige Fenster hing über meinem Kopf und siebte die Sonne. In meinem Rücken hingen alle ihre Bilder, die Vasen, die geliebten Wände, ich drehte mich nicht um, denn ich wußte nicht, ob mein Herz nicht brach.

Dann stand ich auf und ging hinaus. Ich sah mich nicht um: „nicht den Faun, nicht die Wand, nicht die Tunika“ flüsterte mein Blut. „Sie“ stammelte es. So kam ich auf die Straße. Der Himmel war schwerrot, glatt mit Email übergossen und schleuderte Abglanz in die Fenster, die Läden, die Gehsteige und die kleinen Pfützen, die wie Ballone funkelten. Nun ging ich in Haus um Haus.

Aber jedes glich dem andern, und bald war ich so verwirrt, daß ich mich selbst im Bilde sah, verrückt vor Suchen und geschlagen von der Sehnsucht. Da erscholl der Ton einer Laute.

Nun lächelte ich und trat in ein rötliches Haus ohne Zögerung. Voll Sicherheit stieg ich zum Giebel. Dann ging ich langsam wieder herunter und horchte angespannt. In der zweiten Etage streifte ich eine Tür, und als ich vorüber war, drehte ich um, und unnennbar voll Gewißheit ging ich auf ein Papier zu, das daran klebte. Meine Augen waren aufgesogen von dem Weiß, das ihren Namen tragen würde. Ich war so voll von Sicherheit, daß ich die Augen schloß im Übermut, und durch die Lider sah ich ihren Namen blau und schräg auf den Karton gemalt, ihren wilden berauschenden Namen, den ersten großen herrschenden Buchstaben und die steifen in Leidenschaft erstarrten der anderen . . . . und vortretend, die Lider gesperrt, las ich einen fremden russischen Namen, gleichgültig wie Eis. Allein ich lächelte. Sicherheit verließ mich nicht.

Die Tür stand im Spalt, und ich sah hinein. In der Ecke hockte ein häßlicher brauner Kerl, ich kannte ihn nicht. Mitten aber, mitten stand die Fürstin und schlug die Balalaika. Das hatte ich immer schon gehört.

Aber als mein Blick sie begehrte, und mein Bein schon federte im Sprung, traf mich durch die Luft ein Schlag, ich stand gelähmt. Es kam von ihr, ich fühlte es, denn nur sie hatte diese fremde Macht über mein Hirn. Ich wandte mich um, und zu einem blauäugigen Kind, das hinter mir stand, gewendet, fragte ich: „Man tritt nicht ein . . . .“. Aber das Kind schaute vor sich hin ohne Antwort.

Da ging ich grad und langsam bis ans Ende des Ganges. An einem Fenster mit grünen Glaskacheln sicherte ich den Revolver ruhig und besinnungslos und wartete, an die Wand gelehnt.

Bald brach die Musik ab. Die Fürstin trat aus dem Zimmer, bog und ging das entgegengesetzte Stück des Gangs. Ihre Röcke, aufgebauscht mit Lilien auf weißem Grund, wölbten sich über den Hüften schwach bewegt. Immer war ein Raum zwischen ihrem Leib und ihren Kleidern, durch jedes Gewand sah ich ihre eigentliche Form. Aber wie sie ging so, schoß ich nicht nach ihr, ich konnte nichts tun wie sie ansehen und vergehen vor Wünschen. Ist dies die Frau, gegen die ich schwach bin, fragte ich staunend verwirrt, doch schon verging meine Wut, denn ich sah glänzend im Schatten der Stiegen beim Wenden ihr Profil.

Hinter ihr ging der Braune und seine Gestalt, noch häßlich wie ein Affe aber stark wie ein Tier im Zimmer, zog gebeugt mit paralytischen Beinen hinter ihr her, und ein süßlicher Geruch wie von Leichen strömte langsam von ihm den Gang herauf.

Es schien dunkel im Gang, als ich mich umsah. Schmerz saß in allen Ecken. Das Kind hockte nun spielend auf dem schrägen Dach eines Nachbarhauses und warf glitzernde Kugeln in die Luft.

Langsam ging ich die Treppe hinunter, die Lippen redend: „Es war nicht die Fürstin . . . . Es war nicht die Fürstin . . . .“ Aber es war doch die Fürstin, und ich belog mich nur.

Auf der Straße aber begann mein Herz zu tanzen vor Furcht, daß ich sie nicht fände und zwänge, ich sprang, die Fäuste in den Schläfen, in einen Laden, durcheilte ihn und erblickte eine Tür. Das Licht hing lang und glänzend in ihrem Spalt. Das Zimmer war halb weiß und wieder blau und von einem magischen Leuchten erfüllt. Drei Menschen bewegten sich darin gegeneinander mit weit über Sichtbares hinausgehender Bewegung.

Einer war der Russe Aphroditi, ihn erkannte ich sofort, der Tänzer mit der anarchischen Seele. Er trug ein blaues Kleid, ungegürtet, das bis zu den Knien reichte und den Hals frei ließ. Es war, als folge er einer grausamen unsichtbaren Musik. In den Händen schwang er weiße Callas immer nach demselben Satz. Die beiden anderen waren Frauen, eine kannte ich nicht.

Aber die andere war die Fürstin. Diesmal sah ich sie deutlich.

Ich sah den roten Stern unter ihrer linken Achsel. Sie hatte ein Pantherfell um die Taille geschlungen, sonst war sie nackt. Ihre Brüste hoben sich breit und rund und an den Spitzen ein wenig gereckt nach oben. Eine hohe Mütze aus weißem ungeborenen Lämmerfell krönte als Helm ihr Haar. Sie sprang tanzend vor und zurück, die Lippen berauscht geöffnet, wild und schäumend, die braunen Muskeln unter ihrem Knie ballten sich und entwirrten sich wieder, ihr Auge flammte, die goldenen Brauen glühten. Das war die Fürstin. Ich kannte jede Spur ihres Körpers.

Da sprang unter meiner Begierde die Lähmung, ich schrie. Aber Aphroditi, gegen die Wand gestellt, ließ die Callas fallen unter dem Schrei, und neigte seinen Kopf auf die seitliche Schulter. Dann legte er seine linke Hand mit dem Rücken wider die Wand und schlug einen Dolch hinein bis ans Heft. Aber es kam kein Blut.

Da riß ich die Tür auf, nun war sie mein, aber die Tür schien aus Erz. Die Luft dahinter im Zimmer wurde unerträglich blau. Da schlug ich dröhnend meine Hand durch die Planken. Ich schlug hindurch. Ich hatte sie zerhauen.

Aber wie ich auf der Schwelle stand, war alles umsonst. Das Gesicht der Fürstin verwandelte sich auf der Oberfläche, der tolle große Zug der Nase und des Mundes vertauschte sich. Ich sah mit meinen Augen wie ihr Kopf sich formte in ein unbekanntes freches Gesicht, und indem das Herz in Wut und Schmerz zersplitterte, wie die Fremde, kokottenhaft in Aphroditis Arm sich schaukelnd, im Pas de l’ours die Hüften schwenkend, einen schlechten Schieber begann.

Ich hatte sie beinahe gehabt. Ich wollte sie ganz haben und ruhte nicht.

Zornig und verächtlich ging ich hinunter auf die Straße. „Ich will sie haben, ich will sie haben,“ so trommelte mein Herz und alles war mir gleich, ich war im Fieber, ich nähme sie als Hure, ich will sie haben, nichts anderes wußte mein Herz. Das Rot über den Dächern war drückend und dunkel geworden. Es glühte zwischen den schwarzen langen Linien der Häuser heraus. Ich spürte keine Hitze, aber Druck. Plötzlich mußte ich wenden . . . . da sah ich unten auf der Straße sehr fern, das Fell über die Achsel nachlässig gelegt, im Autodreß die Fürstin, über das Pflaster gehend, leicht ein wenig sich wiegend, königlich und süß in den Hüften.

Ich wollte rufen, ich hob die Arme. Aber sie waren Blei. Die Stickluft drang in die Kehle, dies ist der Tod, blitzte mein Hirn, der Himmel stand im Bersten . . . . und in dem Augenblick, als die Fürstin, mit dem Fell spielend, leichthin auf den blauroten Horizont zugehend, fast den Rand des Gewölks erreichte und abbog, riß eine brüllende Explosion alles auseinander . . . .

Da erwachte ich. Entsetzt.

Die Augen aufgerissen spähte ich in Dunkelheit. Aber die Sommerlandschaft stand mit mildem Silber in dem Raum, und Duft von Flieder zog durch das Zimmer. Aber noch war ich irr. Ich riß sie herüber, und sie erwachte in meinen Arm hinein, „du,“ rief ich stammelnd: „ich habe dich . . . . ich habe dich.“ Und noch halb im Schlaf erwachte ihr gelöster Mund in meinem, und mit der warmen Nähe ihres Leibes hielt ich wieder unendliches Dasein mit sanftem Herzschlag erdonnernd an meiner Brust. Ich wurde ruhig wie ein Tier, und, die Glieder an ihren gelöst, mit schwindendem Grauen darüber, daß feindlich irgendwo ein Schicksal Ungeheures außerhalb der Macht meiner Arme zu halten vermöchte, mit schon entfernt sich flüchtendem Gefühl des Traums, dem Augenblick unsterblich hingegeben, schlief ich hinein in ihren besitzenden Kuß.







GEDRUCKT BEI POESCHEL & TREPTE IN LEIPZIG






End of the Project Gutenberg EBook of Die Fürstin, by Kasimir Edschmid

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