Project Gutenberg's Geschichte der Ilchane, by Joseph von Hammer-Purgstall

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Title: Geschichte der Ilchane
       das ist der Mongolen in Persien

Author: Joseph von Hammer-Purgstall

Release Date: March 20, 2010 [EBook #31713]

Language: German

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GESCHICHTE
DER
ILCHANE

DAS IST

DER MONGOLEN IN PERSIEN

VON

HAMMER-PURGSTALL.


Mit
neun Beilagen und neun Stammtafeln.


Erster Band.
Mit vier Beilagen.


Darmstadt.
Druck und Verlag von Carl Wilhelm Leske.


1842.

An

Seine Majestät

den

widmung

Allerdurchlauchtigster König,
Allergnädigster Herr!

Von der deutschen Hauptstadt der Künste, von der Residenz Euerer Majestät, wo ich vor drei Tagen mit der Akademie der Wissenschaften das Allerhöchste Geburts- und Namensfest gefeiert, bin ich nach Berchtesgaden geeilt, wo der erhabene Schutzgenius der schönen Künste im schönsten Tempel der Natur residirt, um demselben in Allerhöchst Ihrer Person die Verehrung und Bewunderung zu zollen, womit der Verein der Kunstwunder zu München jeden Besucher erfüllt.

Da mir Euere Majestät allergnädigst erlaubet haben, mit Allerhöchst Ihrem Namen das Giebelfeld eines meiner Werke zu schmücken, so erscheint die Geschichte der Mongolen Persiens, wenigstens durch die Namen ihrer grossen Fürsten, Bauherren, Gönner der Künste und Beschützer der Wissenschaften, solcher Ehre nicht unwürdig.

Wenn die Bauten Ghasan's und Chodabende's zu Tebris und Sultania nach einem halben Jahrtausend die Namen ihrer Erbauer nur in Ruinen verherrlichen, so liegt die Schuld davon nicht sowohl in Elementarereignissen und in feindlicher Verheerung, als in dem Mangel an erhaltender Fürsorge, welche Werken der Kunst wie den Staaten Dauer versichert.

Geruhen Euere Majestät, als Schöpfer eines Pantheon der Künste, als Erhalter der ältesten Denkmale derselben und eines blühenden Reiches, die Huldigung meiner tiefsten Ehrfurcht allergnädigst zu genehmigen.

Berchtesgaden,
an Göthe's Geburtstag           HAMMER-PURGSTALL.
1841.

Vorrede.


Diese Geschichte der Mongolen in Persien ist das Seitenstück zu der im vorigen Jahre erschienenen des mongolischen Reiches in Kiptschak; jene ist durch die Preisfrage der Petersburger Akademie veranlasst worden, die Schreibung dieser ist aus eigenem Antriebe hervorgegangen. Bei der zum Behufe der ersten nöthig gewordenen Sichtung der aufgeschichteten Massen historischen Materials, ward es klar, dass zur zweiten, in den orientalischen selbst durch Herrn von d'Ohssons sehr schätzbare Geschichte nicht erschöpften Quellen, weit mehr dankbarer historischer Stoff vorhanden.

Die Geschichte der Mongolen in Kiptschak liegt dem Europäer zwar näher wegen der verheerenden Raubzüge durch Polen und Ungarn bis ins Herz von Deutschland, und wegen der tatarischen Herrschaft in Russland; aber die Geschichte der Mongolen in Iran hat das grössere Interesse wichtigerer asiatischer Weltereignisse, wie der Ruin der Assassinen und des Chalifates, der Sturz alter Dynastien und die Gründung neuer, bisher selbst den Orientalisten kaum dem Namen nach bekannter, die Feldzüge wider Aegypten und das dschagatai'sche Reich, die diplomatischen Verhältnisse zwischen den Kreuzfahrern und dem Papste. Der Ulus Dschudschi's beherrschte mit dem europäischen das asiatische Russland, welches damals noch, wie von allem Anfang der Geschichte her, in Asien das Land der Finsterniss und der Barbarei, während Persien von der ältesten Zeit an das Land geregelter Herrschaft und Religion, der Sitz von Wissenschaft und Künsten, der Schauplatz grosser Bauten und Gelehrten, und der Mittelpunkt mittelasiatischer Cultur.

Zudem beut diese Geschichte keine Lücken, wie jene von Kiptschak, und selbst über das zerrissene Ende derselben, wo die Thronanmasser über einander stürzen, schwebt kein solches Dunkel, wie über die letzten Herrscher des Uluses Dschudschi. Der Strom geschichtlicher Erzählung fliesst also in geregeltem Flussbette reich und ruhig. Der in der Geschichte von Kiptschak zur Rechtfertigung vor überstrengen akademischen Richtern nothwendig gewordene Reichthum erläuternder Noten enthebt hier von der Anhäufung derselben zur Beglaubigung vor sachkundigen Gelehrten und billigen Lesern. Die Sparsamkeit an Citaten wird also hier nicht bedauert werden, und noch weniger der Mangel an aller Polemik, welche in der Geschichte von Kiptschak Nothwehr zur literarischen Ehrenrettung. Dafür ist in dem Texte keine Nachricht von Dynastien oder Oertern übergangen worden, wodurch das Gebiet der Geschichte und Erdbeschreibung erweitert, keine Kunde von Sitten und Literatur, wodurch der Charakter der Völker und ihrer geistigen Kultur beleuchtet wird.

Schloss Hainfeld,
den 24. October 1841.

Inhalt.

Erstes Buch. Uebersicht der mongolischen Stämme, der Familie und Geschichte Tschengischans; sein Gesetzbuch und sein Testament; Charakter und Sitte, Aberglauben und Gebräuche der Mongolen. Die Regierung Ogotai's, Gujuk's, Mengku's; die der gleichzeitigen Dynastien in Asien und Aegypten.   1

Zweites Buch. Regierungsantritt Hulagu's; seine Familie; Feldzug nach Persien wider die Schlösser der Assassinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-umera, Moteaassimbillah, der letzte Chalife; Alkami der Wesir; Belagerung, Eroberung und Verwüstung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen Melik Moaasem Mosaffereddin; der Herrscher von Irbil, Stifter der Geburtsfeier des Propheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein-Luristan's und Gross- und Klein-Armenien's.   79

Drittes Buch. Syrischer Feldzug; Marsch von Tebris nach Haleb, Miafarakain; Hossnkeif, Mardin; Keitbuka vor Damaskus; Schlachten von Aindschalut und Himss; das Chalifat der Beni Abbas in Aegypten; Anlass des Krieges mit Berke; Feldzug gegen Kipdschak; Thronprätendenten nach dem Tode Mengkukaan's, Arikbuka, Alghui, Kaidu; Vertheilung der Länder und Statthalterschaften; Dynastie der Beni Aamaret und Schebankjare von Fars.   167

Viertes Buch. Thronbesteigung Abaka's und Vertheilung der Statthalterschaften; die Familie desselben und Schemseddin's; Schlacht gegen Nokai; armenische und ägyptische Verhältnisse; Krieg wider Borrak und dessen Ende; zweite Thronbesteigung Abaka's in Luristan; der Tod grosser Männer; Schemseddin Kert und Dschuweini; die niguderischen Banden in Fars; ägyptische Verhältnisse; Streifzug wider Armenien; Verheerung Ciliciens; Schlacht von Elbistan; Gesandtschaft an Beibars; Schemseddin verungnadet und wieder zu Gnaden aufgenommen; Schicksale Alaeddin's Dschuweini; Schlacht von Himss; Abaka's Tod; Verhältniss gegen die Christen.   245

Fünftes Buch. Parteiungen um die Thronfolge; Teguder's Thronbesteigung; Hinrichtung Medschdolmülk's; Zustände von Schiras; Konguratai getödtet; Krieg zwischen Teguder und Arghun; die Landschaften Kumis und Taberistan mit ihren Städten; Marsch nach Kumis; Arghun vor Kelat; Thronbesteigung Arghun's; dessen Gemahlinnen, Söhne und Töchter; Verungnadung und Hinrichtung des Wesirs Schemseddin; die Verwaltung von Fars unter der Prinzessin Abisch, dann Seid Imadeddin; Buka's Sturz; Hinrichtung der Prinzen Dschuschkab, Huladschu und Karabuka; Verwaltung des Juden Seadeddewlet; Feldzug gegen Derbend; Arghun's Verhältnisse gegen Aegypten; Kendschatu's Thronbesteigung und dessen Familie; Ssadreddin von Sendschan Wesir; Einfall der Luren in Irak und Fars, und Melik el Eschref's, des Sultans von Aegypten; Verrath der Emire; Papiergeld; Ende Kendschatu's und Baidu's Nachfolge.   320

I. Beilage. Auszug aus der Geschichte Haider's über Dschudschi.   411

II. Beilage. Auszug aus Wassaf über den Ulus Dschudschi's.   415

III. Beilage. Auszug aus Wassaf über den Krieg zwischen Hulagu und Berke.   419

IV. Beilage. Auszug aus Wassaf über das Papiergeld.   423

Druckfehler.

Fussnoten.

[1]

Erstes Buch.


Uebersicht der mongolischen Stämme, der Familie und Geschichte Tschengischans; sein Gesetzbuch und sein Testament; Charakter und Sitte, Aberglauben und Gebräuche der Mongolen. Die Regierung Ogotai's, Gujuk's, Mengku's; die der gleichzeitigen Dynastien in Asien und Aegypten.

Mongolische Geschichte.

Tschengischans und seiner Nachkommen Thaten, die von ihnen zerstörten und gegründeten Reiche, ihre Raubzüge und Gesetzgebung, der Namen der Tartaren oder Tocharen, d. i. Tataren, und der der Moalen oder Mogholen, d. i. Mongholen, haben Europa durch zwei Jahrhunderte mit Erstaunen und Schrecken gefüllt, von der chinesischen Mauer bis an die von Wienerischneustadt und Olmütz, und fürchterlich hallte der Donner ihrer Heere von den Ufern des gelben Flusses bis an die des rothen Meeres, vom Altai bis an den Libanon zurück. Naturrevolutionen, mit denen Gibbon das Erscheinen der Mongolen so treffend verglichen hat, lassen nicht tiefere Spuren ihrer verheerenden Kräfte auf der Oberfläche der Erde zurück, als die verheerenden Hufen mongolischer Heere, unter denen Reiche und Cultur zertreten wurden; sie fuhren daher wie die entfesselten Elemente, wie Orkane und grosse Fluthen und das Erdbeben und der Wetterstrahl; sie durchackerten die Erde mit dem Schwerte und düngten sie mit Blut. Das Jahrhundert ihrer so fürchterlichen und verderblichen Grösse und Macht fällt zusammen mit dem zweiten der Kreuzzüge, das ist mit dem [2] dreizehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, dem durch grosse Begebenheiten vor anderen historisch wichtigen, durch die Umgestaltung so vieler asiatischen Reiche und durch den regsten Verkehr des Abendlandes mit dem Morgenlande. Einen so namhaften Platz die Kreuzzüge auch in der europäischen Geschichte einnehmen, so erscheinen sie in der asiatischen doch bei weitem nicht so bedeutend, indem dieselben nur den Westrand von Asien bestreifen. Die Ringe dieses Steinwurfs der Eroberung der Levante verebben schon an den Ufern des Nils und des Tigris, während die hochaufschäumende Woge mongolischer Eroberungsfluth über ganz Asien bis nach Europa, vom Baikalsee bis an den Platensee, und vom Kokonor bis an den Ladoga sich verheerend fortwälzt. Die Wichtigkeit der Geschichte der Mongolen und die Grösse des Stoffes springt also von selbst in die Augen. Sie zerfällt in viererlei Geschichten, deren jede, bei dem Reichthume der Quellen, Stoff für mehrere Bände. Erstens die Geschichte Tschengischans; zweitens die der vier Uluse, d. i. der durch die Nachkommen seiner vier Söhne beherrschten Reiche; dann nach der Theilung der Herrschaft des vierten Uluses in das östliche chinesische und in das westliche persische Reich, drittens in die Geschichte der Juan oder der chinesischen Kaiser aus den Nachkommen Kubilai's; und viertens in die der Ilchane oder persischen Herrscher, Nachkommen Hulagu's, des Bruders Kubilai's. Eine vollständige Geschichte dieser Reiche könnte sich keine engeren Gränzen des Umfangs stecken, als die des osmanischen; die vorliegende beschränkt sich nur auf den vierten und letzten Zeitraum, als ein Seitenstück zu der Geschichte der goldenen Horde in Kipdschak, aber von weit grösserem Interesse, als jene, in Bezug auf Asien.

Die der persischen Ilchane.

Die Geschichte des von Hulagu gegründeten Reichs der persischen Ilchane, d. i. Landes- und Volksfürsten [denn Il heisst sowohl das eine als das andere[1]], füllt nur Ein [3] Jahrhundert, von der Hälfte des dreizehnten bis in die Hälfte des vierzehnten unserer Zeitrechnung[2], während welchem siebzehn Ilchane gezählet werden, von denen aber nur die neun ersten achtzig Jahre den Thron als Alleinherrscher füllten, die acht anderen sich um denselben mit ihren Mitbewerbern stritten, bis dass das mit so grosser Machtäusserung gegründete, mit so grossem Glanze unter neun Herrschern aufrecht gehaltene Reich der Ilchane, nach dem Tode Ebu Said's, durch die inneren Kriege der Thronanmasser zerfiel und sein Andenken nur in drei, aus den Ruinen derselben emporgeschossenen Pilzlingen mongolischer Dynastien, in denen der Indschu, Tschoban und Ilkaan, noch kurze Zeit hinterliess, wie das untergegangene Reich der goldenen Horde in Kipdschak in den aus seinen Trümmern entstandenen Dynastien der Chane von Kasan, Astrachan und der Krim noch längere Zeit fortgelebt. Jene persischen und diese kipdschakischen Dynastien gehören aber nicht mehr eigentlich der Geschichte der Mongolen an, deren Herrschaft nur von Tschengischan's Auftritt als Eroberer bis zum Untergange der goldenen Horde in Russland und zur Erscheinung Timurs, nur zweihundert Jahre gedauert. Die Hälfte dieser Zeit nimmt die Geschichte der persischen Ilchane als die glänzendste der vier Uluse in Anspruch, die glänzendste durch die Eroberungen des Gründers Hulagu und seines Nachfolgers Abaka, durch die gesetzgebende Weisheit Ghasan's des siebenten und seines Nachfolgers Oldschaitu nicht unrühmliche Regierung, endlich durch den Flor der persischen Literatur während dieses Jahrhunderts. Die grössten Geschichtschreiber der Perser, Dschuweini, der Wesir Hulagu's, und Reschideddin, der Wesir Ghasan Chan's, haben die Geschichte Tschengischan's und der Ilchane Persiens aus den Quellen des goldenen Archiv's, d. i. des mongolischen Staatsarchivs, und der Begebenheiten ihrer eigenen Zeit als Augenzeugen und mithandelnde Werkzeuge beschrieben. Als Augenzeugen und [4] Zeitgenossen schrieben auch Hamdallah Mestufi, der Verfasser der bessten persischen Geographie und Universalgeschichte, Binaketi, der Epitomator des grossen Werkes Reschideddin's, und Wassaful-hasret, d. i. der Lobredner der Majestät, unter Oldschaitu und Ebu Said, dessen in allen Künsten der Rhetorik üppig wuchernder Styl wohl das Lesen seines Werkes erschwert, aber der historischen Wahrheit so wenig Eintrag thut, dass derselbe die einzige verlässliche Quelle, aus welcher die späteren, mit Recht geschätzten persischen Schreiber der Universalgeschichte: Mirchuand, Chuandemir, Hafis Ebru und Ghaffari geschöpfet. Schon Wassaf, wiewohl er erst unter dem achten und neunten Herrscher der Ilchane seine Geschichte schrieb, die mit Hulagu, dem Gründer der Dynastie, beginnt, fühlte zu Ende seines Werkes die Nothwendigkeit, demselben aus Dschuweini auch einen kurzen Ueberblick der Geschichte Tschengischan's und seiner vier ersten Nachfolger anzuhängen, welche besser dieselbe eingeleitet hätte, wie Scherefeddin von Jesd die Geschichte Timur's mit einem kurzen Ueberblicke der Geschichte Tschengischan's und der vier Uluse aus den obigen Quellen eingeleitet hat. Die Nothwendigkeit solcher Einleitung dringt sich auch hier um so unabweislicher auf, als Tschengischan nur acht und zwanzig Jahre vor der Gründung des persischen Reichs durch Hulagu verstorben, als die mongolischen Stämme und die der Gründung des Reichs Hulagu's gleichzeitigen asiatischen Herrscher den Lesern unbekannt. Dieses Buch leitet daher dieselben durch die möglichst kurze Kunde über dieses Volk des Morgenlandes und seine Stämme, über Tschengischan und seine vier ersten Nachfolger, und über die dem Auftritte Hulagu's gleichzeitigen Herrscher Asiens in die Geschichte der persischen Ilchane ein.

Türken, Tataren und Mongolen.

Das älteste der Völker, welche die Geschichte in Hochasien als Herrscher kennt, sind unstreitig die Türken, deren (der chinesischen Quellen zu geschweigen) die byzantinischen schon in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erwähnen, wo die griechischen Kaiser [5] mit dem Chane der Türken am Altai, d. i. dem Goldberge, durch Gesandtschaften verkehrten, d. i. schon sechs Jahrhunderte früher, als in der Hälfte des zwölften die Tataren und Mongolen durch Tschengischan in Europa geschichtlichen Namen erhielten. Die Geschlechtsregister der letzten sind augenscheinlich türkischen eingepfropft, um dunkeln Ursprung der Väter durch berühmte Altvordern zu adeln und ihr Geschlecht hinaufzuführen bis Türk, den Sohn Japhet's, den gemeinsamen Ahnherrn von Tatarchan und Mogolchan, die angeblichen Stammväter der Tataren und Mongolen. Der Namen der letzten taucht erst unter Tschengischan mit Gewissheit auf, da es nicht ausgemacht, ob die ältern Moho der Chinesen eben so gewiss Mongolen, als ihre Tata Tataren; wie aber Türken und Tataren ganz verschiedenen Stammes, indem jenen der Namen von diesen nur durch Missbrauch beigelegt worden, und noch beigelegt wird, so sind Tataren und Mongolen ursprünglich ein und dasselbe Volk, jenes der ältere unterjochte, dieses der jüngere unterjochende Zweig. Die Türken sind vom östlichen Altai, die Tataren vom Baikalsee ausgezogen, die Mongolen am westlichen Kentei, von den Quellen des Onon und Kerulon, wo im bewaldeten Gebirge Burhan Kaldun die Geburts- und Grabstätte Tschengischan's. Nachdem Tschengischan die ihm feindlichen Stämme der Tataren und ihre Verbündeten vernichtet oder unterjocht, nachdem seine Herrschaft durch Sieg und Eroberung von den Ufern des vaterländischen Sees Dalai Nor bis an die des persischen Sees von Meragha über siebzig Längengrade ausgedehnt war, buhlten die unterjochten Völker um die Ehre, dem siegenden und erobernden, dem gesetzgebenden und herrschenden anzugehören; Türken und Tataren zählten sich nun den Mongolen bei, wie diese in ihren Stammregistern sich früher den Türken angeschlossen, wiewohl beide durch die nicht zu überspringende Kluft von verschiedener Sprache und Gesichtsbildung von einander scharf getrennt. Tataren wollten Mongolen, Türken Tataren heissen; hingegen protestirten die Mongolen wider den Namen von Tataren, wie [6] noch heute die Osmanen wider den von Türken. Die Eitelkeit, altem Geschlechte anzugehören, und Adelstolz (derselbe bei Völkern, wie bei Individuen), bringt durch Ahnen- und Namen-Vermengung in die Stammtafeln von beiden nur Irrthum und Verwirrung[3]. Eben so richtig als lichtvoll ordnet der grosse Geschichtschreiber der Mongolen, Reschideddin, Anfangs seines Werkes eine Centurie von Stämmen, welche zu seiner Zeit alle auf den Ehrennamen von Mongolen Anspruch machten, ausser den Türken (denen er die Uighuren der Sprache nach beigezählt) in drei Klassen, nämlich in Tataren (desselben Stammes und derselben Sprache, wie die Mongolen), welche ursprünglich den Namen von Mongolen nicht führten[4]; zweitens in Völker verschiedenen Ursprungs, welche, weder Tataren noch Mongolen, den Namen der letzten der Aehnlichkeit wegen annahmen, wie die Turkmanen den der Türken, und die daher am bessten Mogolmanen genannt würden, weil sie an die Mongolen mahnen[5], wie jene an die Türken; drittens in die eigentlichen Mongolen, welche wieder in zwei Abtheilungen zerfallen, nämlich in die Mongolen Durlegin, der neun Geschlechter vor Alankowa, der neunten Ahnfrau Tschengischan's, und die Mongolen Nirun, deren Stammväter alle aber Nachkommen Alankowa's. Es ist nöthig, den Leser wenigstens mit einem Viertel der Centurie von Stämmen, die zur Zeit Reschideddin's, d. i. Anfangs des vierzehnten Jahrhunderts, bestanden, bekannt zu machen, mit denen nämlich, welche ihre Berühmtheit vor anderen entweder ihren Helden und Frauen, ihrer Freundschaft für oder ihrer Feindschaft gegen Tschengischan, ihrer Opposition oder Verschwägerung mit dessen Hause danken.

[7]

Die Stämme Tatar und Merkit.

Von den ursprünglichen tatarischen Stämmen nennen wir zuerst den sechsgetheilten Stamm der Tataren selbst, von denen einer Tschaghlan Tatar, d. i. die weissen Tataren[6], hiess, im Gegensatze der übrigen, welche die schwarzen genennet werden; in der Folge wurde der Namen der weissen Tataren auch den Uiguren, welche Türken, und anderen türkischen Stämmen beigelegt, sowie den Mandschu's der Namen der Sui Tatar, d. i. der Wasser- oder schlechten Tataren; die mächtigsten und gefährlichsten der Feinde des Hauses Tschengischan's, welcher bei seiner Geburt den Namen Temudschin erhielt, weil am selben Tage sein Vater Jesukai Behadir einen tatarischen Fürsten, Temudschin, geschlagen und gefangen gemacht. Der Namen, den er trug, von dem am Tage seiner Geburt besiegten Tatarfürsten hergenommen, und die in seiner Jugend von den Erbfeinden seines Stammes erlittenen Unbilden spornten den Sohn Jesukai's zur Rache und zum Vertilgungskriege wider diese unversöhnlichen Feinde seines Hauses an; sie wurden vernichtet, und nur ihre Weiber gingen als Trophäen in das Frauengemach Tschengischan's und seiner Söhne über. Zwei der fünf Gemahlinnen Tschengischan's, Jisulun und Jisulut, und eine seiner Beischläferinnen, Mutter seines als Kind verstorbenen Sohnes Uradschagan, waren Tatarinnen, so auch eine Frau seines Bruders Dschudschi Kasar, seines Sohnes Batu und Tudai Mengku's, des Herrschers von Kipdschak. Die beiden Gemahlinnen Tschengischan's erflehten von ihm das Leben zweier Kinder ihres Stammgenossen Kuli und seines Bruders Karamengku, welche beide gross gewachsen, den Dienst von Bawerdschi, d. i. Tafeldecker, bekleideten. Kuli genoss des grössten Ansehens und schloss sich nach Tschengischan's Tod an die grosse Frau Sijurkukteni, die Gemahlin Tuli's, welche ihn zum grossen Emir des Lagers und Obersthofmeister Sijuktu's[7], des Sohnes [8] Tuli's, ernannte. Sali, der Sohn Karamengku's, erscheint unter der Regierung Mengkukaan's, gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's, als Sicherer des Rückens des Heers an der indischen Gränze; bei Tschengischan selbst aber galt mehr, als die beiden von seinen beiden Gemahlinnen zum Leben erbetenen obgenannten Kinder, und mehr als die beiden Frauen Akutuku's, der Tatare Kutku Nujan; von Tschengischan als Findelkind angenommen und seiner ersten Gemahlin, noch ehe sie ihm einen Sohn geboren, zur Pflege empfohlen, hatte sich Kutku schon als zwölfjähriger Knabe Tschengischan's besondere Zuneigung durch seine Tapferkeit erworben, indem er taidschutischen Dieben ihre Beute abjagte, und als fünfzehnjähriger Jüngling mitten im tiefen Schnee allein dreissig Hirsche erlegt hatte. Er durfte den Tschengischan Itsche, d. i. Vater, und dessen Gemahlin Ike, d. i. Mutter, nennen. Ogotai, der Sohn und Nachfolger Tschengischan's, gab ihm den Ehrentitel eines Prinzen, Aka, mit dem Vorsitze vor seinen eigenen Söhnen, und noch achtzigjährig versah er das Amt des Oberrichters nach seinem Wahlspruche: Fürchte Nichts und sprich recht.[8] Die Tataren sassen an der Gränze China's, dessen Kaisern sie meistens steuerpflichtig waren.[9] 2. Der zweite feindliche Stamm, welchen Tschengischan wie die Tataren als unversöhnliche Feinde mit Vernichtungskrieg zu Boden trat, war der in vier Zweige getheilte der Merkit oder Mekrit, auch Udujut genannt, denen die Solongos beigezählt wurden. Ihr Fürst Tuktaibeg fiel mit sechs seiner Söhne als Opfer der unversöhnlichen Feindschaft. Selbst der jüngste, welchem als einem trefflichen Bogenschützen Dschudschi, der älteste Sohn Tschengischan's, das Leben retten wollte, musste hingerichtet werden auf ausdrücklichen Befehl des Vaters, welcher dem Sohne diese Milde nie vergab. Tairosim, einer der Ersten des Stammes, gab dem Tschengischan die Tochter Kulan zur Frau, welche ihm den Sohn Kulkan gebar. Vom Schwiegervater bekriegt, verlor Tairosim die Schlacht, und [9] seine Frau Turakina, welche dem Sohne Tschengischan's beigelegt wurde, eine der grössten mongolischen Frauen, verschaffte als Regentin nach Ogotai's Tode ihrem Sohne Gujuk (dessen Gemahlin ebenfalls eine Merkitin) die Herrschaft. Die Sitze der Merkit waren im Osten des mongolischen Stammgebietes am linken Ufer der Selinga.

Die Stämme Dschelair, Sunit, Torghod, Uirat.

Der zehngetheilte mächtigste Stamm der Dschelairen, welche in dem Stammgebiete des Hauses Tschengischan's am Onon, in siebzig Ringen, wie die Avaren, jeder Ring tausend Familien stark, sassen, ist einer von der ältesten bis in die neueste Zeit durch historische Namen und Begebenheiten merkwürdigsten. Die Nachkommen des Brüderpaars Dschudschi Tumle und Dschudschi Dschawerkai, welche der Anlass des Kriegs Tschengischan's mit den Taidschuten, haben unter den persischen Ilchanen zahlreiche und wichtige Aemter des Staats und Hofs bekleidet; Kadan, der Dschelaire vom Gefolge Tschengischan's, hatte zwei Söhne, Iluk und Ildschikitai, wovon jener Atabeg, d. i. Obersthofmeister, des Sohnes und zweiten Nachfolgers Tschengischan's, Ogotai's; dieser schätzte ihn sehr hoch, erlaubte ihm aber nicht, den Bruder Ildschikitai zu tödten, der sich vor ihm ebenfalls zu Ogotai geflüchtet. Auf dem Landtage der Wahl Mengkukaan's spielte Ildschikitai eine höchst wichtige Rolle, indem er die Rechte des Uluses Ogotai's auf den Thron wider die Ansprüche des Uluses Kubilai's vertheidigte; im Gegentheile leistete der Dschelaire Mingkasar Nujan, aus dem Zweige der Dschat, Grossfürst und Oberrichter Miafarakain's, dem Kubilai bei dem nach dessen Thronbesteigung über Majestätsverbrechen gehaltenen Gerichte die grössten Dienste, indem er über die widerspenstigen Prinzen der Uluse, Dschaghatai und Ogotai, das Todesurtheil aussprach. Der Dschelaire Dauldu war Vogt der vier grossen Lager Tschengischan's und befehligte eine Ssade, d. i. Centurie, in jedem Hesare, d. i. Regiment von tausend Mann; endlich das Brüderpaar Olai Kalschu und Karadschai, die Schafhirten Jisukai's, des Vaters Tschengischan's, denen er sich immer sehr dankbar bewies, weil sie seine in die Gefangenschaft [10] der Merkit gerathene Gemahlin sicher zu Owangchan, dem Fürsten der Kerait, geleiteten; auf dem Rückzuge genas sie vom Erstgebornen Tschengischan's, welchen dieser, weil die (von Verläumdern sogar als zu spät verdächtigte) Geburt des Sohnes unerwartet kam, Dschudschi, d. i. den unverhofften Gast, nannte. Tschengischan wollte in der Folge das Brüderpaar mit Aemtern belohnen; sie zogen aber vor, in ihrem Stande zu bleiben und als Hirten seines Vertrauens zu geniessen; aus ihren Nachkommen ist Sertak, der Fürst des Lagers zur Zeit Arghunchan's, des fünften der persischen Ilchane, und von Katschar, dem Sohne Sertak's, leiten die heutigen Schache Persiens ihre Dynastie als eine zweite des Stammes der Dschelaire ab; denn eine frühere hatte nach Zertrümmerung des persischen Reichs der Ilchane der Dschelaire Hasan (beigenannt der Grosse, zum Unterschiede von Hasan Dschoban, aus dem Stamme Suldu's, welcher Stifter der Dynastie Dschoban der Kleine beigenannt ward) in Persien gestiftet, welche von der geschwächten Macht der Ilchane Nichts als den verstärkten Titel als Ilkaane führten. Aus dem Stamme der Sunit, welcher noch heute unter diesem Namen an der chinesischen Gränze sitzt,[10] war Dschurmaghun, welchen Ogotai, nachdem Dschebe und Subetai von ihrem persischen Feldzuge über Russland nach Hause gekehrt waren, als Befehlshaber Statthalter nach Persien gesandt. Nicht minder mächtig, als der Stamm der Dschelairen, war der der Uirat, deren Sitz zwischen den acht Flüssen, die sich in die untere Ankara ergiessen[11], wo noch heute ihre Nachkommen unter dem verwandten Namen der Buirat, von allen Stämmen der mit [11] dem Hause Tschengischan's am meisten verschwägerte, indem acht Uiratinnen in das Haus Tschengischan's verheirathet, und sieben Prinzen desselben an Uiratinnen vermählet waren. Die Grossmutter Tschengischan's, die Frau Sunigil Futschin, war aus dem Stamme der Torghut oder Torghod, welcher noch heute ein Zweig der Kalmuken oder Oeluet (das nur die chinesische Aussprache für Uirat) und deren Andenken in Kleinasien (wohin sie mit Timur's Heere kamen) im Namen des Sandschaks Torghud Ili fortlebt.

Der Stamm der Kerait, Bekrin, Naiman, Tonghut und Uighur.

Drittens die Stämme der Mogholmanen, d. i. der Völker, welche weder Tataren noch Mongolen, mit den letzten verbunden, auf den Namen derselben Anspruch machten. Die mächtigste dieser Völkerschaften, die von nestorianischen Priestern zum Christenthum bekehrte[12] der Kerait; ihres Fürsten chinesischer Ehrentitel Owang Chan erhielt durch die Missionarien des Mittelalters als Priester Joannes keine mindere Berühmtheit, als in früherer mythologischer Zeit der Fisch Oannes als Gesetzgeber an der Küste des rothen Meeres; die Hauptstadt derselben war die Stadt Thianto am Flusse Hoangho, d. i. am gelben Flusse, das Land Tendum[13] Marco Polo's; die Geschichte Owang Chan's und seines Bruders Hakembo[14] ist auf das engste mit der Geschichte Tschengischan's verbunden, welcher erst der Verbündete Owang Chan's, in der Folge denselben, weil er den Feinden Tschengischan's Gehör gegeben, bekriegte und vom Throne stürzte. Vergebens hatte Tschengischan früher die beiden Nichten[15] Owang Chan's für sich und seinen ältesten Sohn Dschudschi als Gemahlinnen begehrt; sie waren ihm verweigert worden, sowie die Hand der Enkelin Owang Chan's aus dem Sohne Sinkun; aber die beiden Töchter Ettiku's, des Bruders Sinkun's, die Frauen Tokus und Tukini, wurden [12] beide die Gemahlinnen Hulagu's, und die dritte Nichte Owang Chan's, die Schwester der dem Tschengischan und seinem ältesten Sohne verweigerten beiden Prinzessinnen, war die berühmte Sijurkukteni[16], unstreitig die grösste aller mongolischen Frauen, welche durch ihre Staatsklugheit dem Uluse Kubilai's den Thron verschaffte; Mutter vier der grössten Fürsten der mongolischen Geschichte, nämlich der Kaane Mengku und Kubilai, des Ilchan's Hulagu, Gründers der mongolischen Dynastie in Persien, und Arikbuka's, der als Nebenbuhler den Brüdern den Thron streitig machte. Auch But Tengri, der Stiefvater Tschengischan's, welcher um die Hand der Keraitin Kadan geworben, erhielt einen Korb, wie Tschengischan und Dschudchi, von der Nichte Owang Chan's. Die nächsten südlichen Nachbarn der Kerait waren die Unkut, d. i. die Wächter der grossen chinesischen Mauer; ihr Fürst Alakusch, Verräther an seinem Herrn, dem chinesischen Kaiser Altun Chan, öffnete dem Heere Tschengischan's den Durchgang, und erhielt dafür die Hand Olakai Begi's, der Tochter Tschengischan's, deren Sohn später mit der Tochter Tuli's vermählet ward; die Unkut waren mit dem Hause Tschengischan's, wie die Stämme der Uirat und Kerait, durch Verschwägerung eng verbunden. Wie die Unkut in der Nähe der Kerait längs der chinesischen Mauer, so sassen diesen westlich die Naiman, deren berühmter Fürst Kuschluk Chan einer der erbittertsten und mächtigsten Feinde Tschengischan's sich wider denselben, mit den Fürsten von acht anderen Stämmen er der neunte, verbündete.[17] Kuschluk's Tochter Linkum ward die Gemahlin Tuli's, Mutter seines dritten Sohnes Kutumku; auch Tuli's Beischläferin[18], die Mutter seines achten Sohnes Muke, welche aber an desselben Statt den vierten Sohn Kubilai säugte, war eine Naimanin. Die Bekrin oder Mekrin, [13] welche weder Mongolen noch Uighuren, sassen im Lande der letzten (in der kleinen Bucharei). Tschengischan nahm Murkai, die Tochter ihres Fürsten, zur Frau, welche nach Tschengischan's Tode, von seinem Sohne und Nachfolger Ogotai vor seinen anderen Gemahlinnen geliebt, dem Bruder Dschagatai, welcher sie von ihm begehrt hatte, verweigert ward; auch die Gemahlin Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's, die Mutter Kaidu's, des Vaters von vierzig Söhnen, welcher in der Geschichte des Uluses Dschagatai als Herrscher auftrat, war aus dem Stamme Mekrin. Zu den Mogholmanen zählt Reschideddin auch die Kirgisen und Kemdschiut, welche, Türken[19] wie die Ungut, in Sibirien und an dem Kem oder Jenisei sassen, von welchen sie ihren Namen haben. Die Tanghut im Gebirgslande an der sinesischen Gränze, deren Hauptstadt Ninghia am Ufer des gelben Flusses. Tschengischan, welcher in vier Feldzügen dieselben nicht zu unterjochen im Stande gewesen, starb auf dem letzten; und endlich in der kleinen Bucharei die Uighuren, deren Sprache türkisch, deren Religionslehre aber auf tübetanische hinweist, ein schriftgelehrtes Volk, von welchem die Mongolen Schrift und Belehrung annahmen.

Die Dürlegin, deren Ausbruch aus Ergenekun.

Alle wirklichen Mongolen behaupteten, unmittelbar von Tegus und Kijan abzustammen, welche einige Jahrhunderte vor Tschengischan sich mittels eines Durchbruchs aus dem Erzgebirge von Ergenekun, aus der Bothmässigkeit ihrer Sieger und Zwingherrn befreit hatten. Ein Paar tausend Jahre vor Tschengischan, so erzählt die Volkssage, waren die Mongolen von ihren Feinden, den Tataren, bis auf zwei Männer ausgerottet worden, deren einer Tegus, der andere Kijan, d. i. Strom, hiess; sie flüchteten in ein rundum von steilen Felsen umschlossenes Thal, wo sie im Verlaufe von Jahrhunderten sich vermehrend, ihres Bergkerkers und Bergbaues endlich müde, den Ausgang aus demselben sich [14] nur dadurch bahnten, dass sie mit siebzig Blasbälgen die Flamme aufgeschichteter Holzstösse gegen die Erzwand trieben, bis dieselbe schmolz und ihnen freien Ausweg aus dem Gebirge gewährte, dessen Namen Ergenekun als festes Gewölbe oder auch als Gewölbe der Kunen übersetzt werden kann; in der mongolischen Volkssage und in ihrem auf die Türken gepfropften Stammbaum scheint die geschichtliche Wahrheit der Unterjochung und Vertreibung der Hiongnu, d. i. Kunen, aus ihrem Reiche am Inschan gegen Norden am Altai, wo sie lange Zeit in dunkler Knechtschaft für ihre Sieger Bergbau trieben, verlarvt zu seyn. Das Erzgebirge Ergenekun ist von europäischen Forschern mongolischer Geschichten theils am Kokonor[20], d. i. am blauen See, in Tangut im Süden der grossen Sandwüste Schamo oder Kobi, theils im Nordosten derselben am See Dalai[21], d. i. am heiligen See, in welchen sich der Kerulon ergiesst, gesucht worden; dort, weil noch heute die steilen Ufer des Sees von den Mongolen Gunergi[20] genannt werden, hier, weil der in den See mündende Kerulon aus demselben unter dem Namen Ergun ausfliesst[21], und weil die Berge am mittleren Unun metallreich, wie der Inschan, an welchem die Herrscher der Hiongnu oder Kunen ihre Waffenarbeiter unterhielten[22]; aber wahrscheinlicher ist dieses Erzgebirge weder hier noch dort, sondern am Altai zu suchen, aus dessen an Gold wie an Eisen so reichhaltigen Felsenthälern die Türken im sechsten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung in der byzantinischen Geschichte auftauchen; dorten ist der Felsendamm von Gog und Magog, welchen die alte mongolische Geographie und Geschichte bis an die kaukasischen Pforten zieht, und hinter welchen persische Geschichtschreiber und Dichter den Bergkerker der Mongolen verlegen[23]; doch [15] gleichviel, seyen die Mongolen ursprünglich vom Inschan oder Kinschan (so nennen die Chinesen den Altai) ausgebrochen, seyen sie von den Ufern des blauen oder heiligen Sees ausgegangen, das Andenken an diesen Auszug der Väter aus der Bergsclaverei lebte von Geschlecht zu Geschlecht fort (bis auf den heutigen Tag); das Fest des Auszugs ward alljährlich in der Nacht vor dem neuen Jahrestage als ein Fest der Bergleute und Schmiede gefeiert. Glühendes Eisen wurde in Gegenwart des Herrschers gehämmert und Gott für den Auszug aus dem Erzgebirge gedankt; später machte die Volkssage den Tschengischan, den Gründer der Grösse seines Volkes, selbst zum Schmiede[24], und am Berge Tarchan, d. i. der Schmied, welcher auf sieben deutsche Meilen sichtbar, aus rothem Granite als Riese den Eingang der grossen Sandwüste bewacht, wird noch der Ambos bewahrt, auf welchem Tschengischan der Erste das Eisen gehämmert; nicht ferne vom Berge Tono, d. i. der Rauchfang, wird noch an den Ufern des Kerulon der Rauchfang der Jurte gezeigt, in welcher er geschmiedet[25] haben soll. Auch in der altpersischen Geschichte war der Befreier des Volkes von der Tyrannei Sohaks der Schmied Gjawe, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann das Reichspanier, und im Mongolischen ist Tarchan, d. i. der Schmied, gleichbedeutend mit Freiherr.

Die Stämme der Uirangkut und Konghirat.

Die Mongolen, welche von den Altvordern stammen, die aus dem Erzgebirge Ergenekun zogen, heissen Dürlegin, bis auf Alankowa, die neunte Ahnfrau Tschengischan's, deren Nachkommen aus ihren drei Söhnen, die sie vom himmlischen Lichte empfangen, die Nirunen, d. i. die Reinen, heissen; von allen mongolischen Stämmen für den Mythologen und den Geschichtschreiber des Aberglaubens der Völker merkwürdigster Stamm ist der der Uirangkut, die einzigen Mongolen, welche nicht vor dem Donner zitterten, sondern den Blitz mit Fluchen beschworen; alle anderen fürchteten [16] den Wetterstrahl als einen feurigen Drachen, der, aus dem Meere steigend, die Luft durchzieht und die Erde mit feurigem Schweife schlägt[26]; sie glaubten, dass ausgegossener Wein, süsse und sauere Milch und Trocknung von Schuhen den Blitz herbeiziehe, wesshalb dieselben in freier Luft zu trocknen verboten war; diese Meinung und dieses Verbot zeugt für die Fürchterlichkeit der Ungewitter in jenen Gebirgen und Seen, und für die frühe Erfahrung, dass Feuchtigkeit der besste elektrische Leiter; aus diesem Stamme waren die meisten Kamen, d. i. Schamanen, Beschwörer von Ungewittern und Geistern; aus demselben waren Jisun Taischi und Jisun Köke, Befehlshaber des linken und rechten Flügels im Heere Tschengischan's, Subutai Behadir, der berühmte Feldherr, welcher mit Dschebe Nujan die siegreichen Waffen der Mongolen durch Persien nach Kipdschak trug, endlich Udadschi, der Zeitgenosse Tschengischan's, dessen Nachkommen im Gebirge Burhan Kaldun die Grabwächter des tschengisischen Familienbegräbnisses, die Wächter der acht weissen Häuser (Ordu), welche dort in der Gegend Jeke Utek, zwischen der Schattenseite des westlichen Altai und der Sonnenseite des östlichen Kentei, aufgerichtet worden[27], nach aller Wahrscheinlichkeit die Ahnen des in der späteren mongolischen Geschichte erscheinenden und noch heute an der chinesischen Gränze sitzenden mächtigen Stammes der Ordu's[28]. Wenn der Stamm der Urianghut so merkwürdig für den Mythologen und Ethnographen, so ist der siebenzweigige[29] der Konghirat noch weit bedeutender in der Geschichte Tschengischan's und seiner Nachfolger [17] durch die vielfältige Verschwägerung desselben mit dem Herrscherhause, indem ein Dutzend der Frauen des tschengischanischen Hauses aus diesem Stamme in alle vier Uluse vermählt waren. Die Mutter Tschengischan's war aus einem der Zweige dieses Stammes, eine Olkonutin, und Tschengischan vermählte seine Töchter an Konghiraten; so gab er dem Schingku Gurgan seine Tochter Tumalin mit dem Befehle über viertausend Konghiraten, eine andere wollte er dem Konghiraten Tuli Amul zur Frau geben, liess ihn aber hinrichten, da dieser den Antrag mit dem kühnen Worte erwiederte: Wie soll ich deine Tochter nehmen, die Frosch und Schildkröte (quackend und duckmäuserisch sicher). Von Bestui, dem Stammvater der Konghirat und der sechs mit demselben verwandten Stämme, schreibt sich Alles, was in der mongolischen Hofsprache golden heisst, her, wesshalb er auch Bestui serin, d. i. der goldene, beigenannt wird; daher das goldene Lager, das goldene Archiv, das goldene Gesicht und das goldene Zimmer des Herrschers. Aus den Kinkliut, einem Zweige der Konghirat, war Miser Uluk, von dessen Stärke und Gefühllosigkeit Reschideddin seltsame Anecdoten erzählt; drei Tage und Nächte schlief er statt der Decke mit Muscheln zugedeckt, so dass Vögel auf seinen Rücken nisteten und Eier legten; sein Sohn war der Stammvater der Kurulas, aus welchen Merchitai dem Tschengischan den wesentlichen Dienst leistete, ihm von der Verschwörung der feindlichen Stämme, welche den erbitterten Feind Dschamuka zum Gurchan, d. i. zum grossen Herrscher ausgerufen hatten, die früheste Kunde zu geben. Die Gemahlin Miser Uluk's war eine Chinesin, deren Namen[30] die auf dem Esel reitende Rose bedeutete, wesshalb der Sohn Ildschigin, d. i. Langohr, genannt ward, der Stammvater des siebenten Zweiges der Konghirat; sie hatten ihre Sitze an der chinesischen Gränze an den finsteren Wäldern des Gebirges Hingan[31], woher die unter dem Namen der Karawinas berühmten Naphtafeuerwerker.

[18]

Die Stämme Kungtan, Erlat, Huschin, Kelkenut, Bajaut, Suldus.

Der Namen des Stammes Kungtan heisst die Grossnasichten, was sowohl physisch als moralisch für stolz und anmassend verstanden werden kann.[32] Aus diesen und den folgenden Stämmen der Erlat, Huschin und Suldus waren die bessten persönlichen Freunde Tschengischan's, die werkthätigsten Helfer seiner Jugend und seines männlichen Alters. Menglik Itschke, der Kungtane, hatte nach Jisukai's Tode den dreizehnjährigen Temudschin gepflegt, sein Sohn aus einer früheren Ehe, But tanri, d. i. Gottes Ebenbild, trat als begeisterter Schamane auf und verwandelte im Namen des Himmels den Namen Temudschin's bei dessen Thronbesteigung in Tschengis, als gleichbedeutend mit Gewaltiger, grosser Chan; der diesem gewogenste Stamm waren die Erlat oder Arulad, d. i. die Guten, als deren Chakan Tschengischan den Thron bestieg[33]; aus diesem Stamme war Bughurdschin Nujan, welcher mit Burghul Nujan, aus dem Stamme der Huschin, der Lebensretter Temudschin's, als er blutspeiend mitten im Schnee zu sterben Gefahr lief, wofür beide im höchsten Ansehen stehend in der Folge als die Waffengenossen, die ihm am Quell Baldschuna treu geblieben waren, zu Tarchanen, d. i. Freiherren, geadelt, dieselbe Würde ohne Diplom erhielten und über Diplome erhaben erklärt wurden; auch den ganzen freundlichen Stamm der Kelkenut adelte Tschengis als Freiherren, wie Kaiser Friedrich I. alle Einwohner einer italienischen Stadt zu Conti erhob; aus dem nicht minder freundlich gesinnten Stamme der Bajaut, welcher in zwei Abtheilungen an der Selinga sass, war Böke Gurgan, einer der Eidame Tschengischan's, dann Ongkus Keisat, d. i. der Truchsess[34], ob der Plünderung der Schätze des chinesischen Kaisers Altan Chan in der Folge verungnadet, und Surkan, der betraute Rath Tschengischan's, der, als die Fürsten der Tataren und Dschadscherat um die oberste Herrschaft der Mongolen [19] stritten, dasselbe dem Temudschin vorausgesagt. Endlich der Stamm Suldus, verherrlicht durch die Familie Surghan Schire's, des Retters Temudschin's, als dieser von seinen Feinden, den Taidschuten, gefangen, mit dem Blocke am Halse sich in einen Teich versteckte, so dass nur die Nase über dem Wasser sichtbar. Die alte Frau Baidschu Ikadschi hatte sich seiner in dieser Sklaverei erbarmt; aber wichtiger war der Dienst, den ihm Surghan Schire erwies, indem er, des Verborgenen gewahr, die ihn aufsuchenden Taidschuten vom Teiche ableitete, Abends denselben hervorzog und in seinem Hause in einem Sacke von Wolle verbarg; die Verfolger durchsuchten das Haus und stiessen mit Spiessen in den Wollsack; als sie ferne, gab ihm Surghan Schire Kleider, Waffen, Mundvorrath und eine weisse Stute, auf welcher er seiner Familie zueilte, die längst alle Hoffnung, ihn wieder zu sehen, aufgegeben; sein vierter Sohn, Tuli, sagte schon mehrere Tage hindurch: Mutter! der Vater kommt auf weisser Stute; und desselben Ankunft bestätigte des Knaben zweites Gesicht[35]. Viele der Nachkommen Surghan Schire's kamen mit Hulagu nach Persien, und von denselben stammt der berühmte Emir Tschoban, der Feldherr unter Ghasan, Oldschaitu und Ebu Said, der in des letzten Regierung so wichtige Rolle spielt, und dessen Sohn Hasan der Gründer der Dynastie Tschoban, welche, wie die der Ilkaane, sich aus den Trümmern des ilchanischen Reichs in Iran erhob. Tschengischan zählte unter den Stämmen der Durlegin mehrere Freunde als unter den achtzehn der ihm nächstverwandten, von den lichtempfangenen Söhnen von der neunten Ahnfrau abstammenden Nirunen, d. i. die Reinen. Sein eigenes Haus hiess erst von seinem Ahnherrn Kabulchan nur das der Kutat oder Kitad und von seinem Vater Jisukai das der Kutat Burdschugin, d. i. die rothbräunlichten Augen. Von diesen achtzehn Stämmen der Nirunen wollen wir hier nur die vier mächtigsten, zwei freundliche, die [20] Taidschut und Dschadscherat, und zwei feindliche, die Barin und Jisut, zur näheren Kenntniss einführen.

Die Stämme der Taidschut, Dschadscherat, Barin und Jisut.

Die Taidschut, deren Namen an die Deutschen erinnert, wie der der Dschete an die Geten, und der der Dschurmanen an die Germanen, stammten mit den ihnen nächstverwandten drei Stämmen, der Erikian, Sidschiut und Dschinis, von Baiduchan, dem sechsten Ahnherrn Temudschin's, dessen Urenkel Ainbaghi von den Tataren gefangen, dem chinesischen Kaiser ausgeliefert, auf einem Esel paradirt und dann geschunden worden; gleiches Schicksal hatte ein anderer Urenkel desselben, Ökin Berkan, und die Blutrache dieser beiden Urgrossoheime Temudschin's diente in der Folge, den wider die Dynastie der Kin unternommenen Krieg zu rechtfertigen; aber früher hatte Temudschin eigene Unbild an diesem seinem Hause so nahe verwandten, aber feindlichen Stamme zu rächen; nach der Niederlage derselben zu Baldschusch wurden die Gefangenen in siebzig Kesseln gesotten, welche in der mongolischen Geschichte eben so berühmt, als die siebzig Blasbälge, welche die Felsenwand von Ergenekun sprengten, als die siebzig Ringe[36] der Dschelairen, deren jeder aus tausend Familien bestand. An der Spitze des zweiten feindlichen Stammes der Dschadscherat oder Dschuirat, deren Stammvater Odurbejan, der Bruder Kabulchan's, des Urgrossvaters Temudschin's, stand Dschamuka, beigenannt Satschan, d. i. der Listige, der gefährlichste und unversöhnlichste aller Feinde Tschengischan's, dessen Ränke ihn mit Owangchan, dem Herrn der Kerait, entzweiten und der von Tschengischan endlich besiegt, dem Neffen Iltschidai zur Hinrichtung übergeben ward; doch theilten nicht alle Dschadscherat den unversöhnlichen Hass ihres Fürsten, indem Tschengischan Mehreren derselben wesentliche Dienste dankte, so den Brüdern Kuschaul und Dschusuk, welche während Tschengischan's chinesischen Feldzugs seinen Jurt hüteten; und Kalender, welchen Tschengis [21] in der Begleitung eines Uriangkuten mit erdichteter Botschaft im Namen seines Bruders Dschudschi Kasar an Owangchan sandte, um diesen in die Falle zu locken. Aus dem Stamme der Barin, dem nächsten Verwandten der Durban, d. i. das Meer, die in den heutigen Törbed fortleben, war Sutukusu nach dem berühmten Feldherrn Mokli Kajanik der zweite im Befehle, der noch als hundertjähriger Greis zur Zeit Ogotai's lebte und sich rühmte, den ersten Hochzeitsschmaus mit Tschengischan gefeiert zu haben; dann Bigi, der Barine, welchen Tschengis als Ungkun, d. i. freien Mann, erklärte, der bei ihm im höchsten Ansehen wie die Prinzen vom Geblüte zu seiner Rechten sass, und dessen Pferde in einer Hürde mit denen Tschengischan's; da er sehr alt, befahl Tschengischan, dass ihm der Rücken eines Sukanut beim Aufstehen zum Schemel diene, woher diesem Stamme der Name Aktadschi Bigi, d. i. die Stallmeister Bigi's, blieb, wider welchen sie protestirten. Die Jisut endlich leiten ihren Ursprung von Tschintai Utdschigin, dem jüngsten Sohne Kabulchans, des Urgrossvaters Temudschin's, ab. Utdschigin, d. i. der Feuerhüter, hiess bei den Mongolen der jüngste Sohn, welcher während der Abwesenheit des Vaters und der Brüder im Felde das Haus als Ofensitzer hüten musste, und welcher nach des Vaters Tode dasselbe erbte, weil er besser als die Brüder im Felde sich mit der Wirthschaft bekannt zu machen Gelegenheit gehabt. Diesen Beinamen führen also mehrere in der mongolischen Geschichte berühmte jüngste Söhne als Ofensitzer-Haushüter, nebst Tschintai noch Budan Utdschigin, der jüngste Sohn Burtan Behadir's, des Grossvaters Tschengischan's; Taratai Utdschigin, der jüngste Sohn Jisukai's, des Vaters Tschengischan's, und endlich Tuli, des letzten jüngster obengenannter Sohn. Diesen Stamm der Jisut verherrlicht die grosse zahlreiche Familie Dschebe Nujan's, des Waffengefährten Subatai Behadir's, welcher mit demselben den dreijährigen Feldzug wider Persien und Russland vollbracht.

[22] Erst nach dieser vorläufigen Kenntniss der berühmtesten Stämme des mongolischen Reichs ist es gerathen, die Geschichte seines Gründers kurz zu überblicken.

 

Perioden der Geschichte Tschengischan's.

Temudschin ward am 20. Silkide des fünfhundert neun und vierzigsten Jahrs der Hidschret, d. i. am 26. Jänner d. J. tausend hundert fünf und fünfzig der christlichen Zeitrechnung, im letzten Jahre des alttürkischen Thiercyclus, nämlich im Jahre des Schweines, geboren, und starb, zwei und siebzig Jahre alt, am vierten Ramasan d. J. d. H. 624, d. i. am 18. August 1227, nach dem sechsmal durchlaufenen zwölfjährigen Thiercyclus, abermal im Jahre des Schweines, ein ominoses Geburtsjahr für den Herrscher der mongolischen schweinischen Menge; nicht minder ominos, als dass Temudschin ein Stück geronnenes Blut fest in der Hand verschliessend zur Welt kam, die er mit Blut überschwemmen sollte. Von den ersten zwölf Jahren seines Lebens, in dessen dreizehntem er den Vater Jisukai verlor, weiss die Geschichte Nichts, als dass dieser ihm den Namen Temudschin von dem am Tage seiner Geburt besiegten und gefangen eingebrachten Fürsten gab; die übrigen sechzig Jahre seines Lebens zerfallen in die frühere kleinere Hälfte, welche sieben und zwanzig Jahre umfassend, von seinem dreizehnten bis an sein vierzigstes, und in die zweite grössere, welche von seinem vierzigsten bis zu seinem Tode zwei und dreissig Jahre füllt; von der ersten Hälfte, in welcher er den wiederholten Unbilden seiner Feinde ausgesetzt sich nur mühsam die Freiheit und Unabhängigkeit erkämpfte, kennt die Geschichte verhältnissmässig für die Zahl der Jahre nur wenige Begebenheiten, aber desto gellender und ohrenzerreissender durchschmettert sein Namen in den folgenden zwei und dreissig Jahren die Welt. Der grosse Geschichtschreiber Reschideddin hat die Geschichte des Lebens und der Herrschaft Tschengischan's von seinem dreizehnten Jahre bis in dessen drei und siebzigstes eben so pragmatisch als lichtvoll in fünf Perioden, die erste von dreimal neun, die zweite von neun, die dritte und vierte von sieben, die fünfte [23] abermal von neun Jahren eingetheilt.[37] In der ersten Periode tritt er als Sieger der Taidschut, deren Gefangene in siebzig Kesseln gesotten worden, auf; schon wider seinen persönlichen Feind, Dschamuka, den Fürsten der Dschadscherat, kämpfend, von denen sich jedoch ein Theil ihm unterwirft, sowie die Stämme Suldus, Jisut und Barin, deren Emire sich seinem Dienste anreihen. Die Gelegenheit eines Festes führt einen Streit mit dem Vetter Sedschebegi, dem Fürsten des nahverwandten Stammes der Kijat Burkin, herbei, der nun Temudschin gegenüber als Bewerber um die oberste Herrschaft auftritt; aber diesen Abfall vergütet der Sieg über die Tungkait, einen Zweig eines wider seinen Fürsten Owangchan, welchem Temudschin Hilfe leistet, empörten keraitischen Stammes. In der zweiten Periode erscheint Temudschin als Verbündeter Owangchan's, des Fürsten der Kerait, wider die ihnen beiden feindlichen Stämme der Naiman Merkit und Tataren; nach Besiegung derselben unterwirft sich der mächtige Stamm der Konghurat der Herrschaft Temudschin's, und er besteigt den Thron als Herr der Mongolen in seinem siebenmal siebenten Jahre. Verschmähte Brautwerbung und Dschamuka's Ränke führen den Krieg mit Owangchan herbei, von welchem Temudschin zwar am Quell Baldschuna geschlagen, in der Folge denselben, sowie die Naiman und Merkit oder Tangut, besiegt, worauf ihm die Uighuren, Kirgisen, huldigen, und er als Herrscher aller Mongolen die neungipflige Fahne mit neun weissen Rossschweifen aufgepflanzt, und den Namen Temudschin in Tchengis, d. i. starker, grosser, gewaltiger Herrscher, verwandelt. Die folgende Periode füllt der siebenjährige chinesische Krieg und die letzten neun Jahre seines [24] Lebens die Feldzüge wider Chuaresmschah's über ganz Vorderasien verbreitete Macht in Transoxana, Chuaresm, Chorasan, Iran und Kipdschak, theils in eigner Person, theils durch seine Söhne und Feldherren, zuletzt die vierte wider Tangkut, wo er seinen Lauf als Eroberer beschliesst. Gibbon hat diese Eroberungen nach den vier Weltgegenden, im Norden, Süden, Osten und Westen, überblickt. Da die Geschichte Tschengischan's zu schreiben und blos die Eroberungen aufzuzählen, hier nicht unser Zweck, so beleuchten wir die grosse historische Figur Tschengischan's von vier Seiten, zuerst in seiner Familie als Menschen, dann gegenüber seinen Feinden als Sieger und Eroberer, hierauf als Staatsmann und Gesetzgeber, und endlich in dem Ueberblicke seiner Heeresmacht und letzten Anordnungen als den Gewaltigen im eigentlichsten Sinne des Worts.

Die Familie Tschengischan's.

Man kennt insgemein nur die vier Söhne Tschengischan's: Dschudschi, Dschaghatai, Ogotai und Tuli, die Stammväter der vier nach ihnen genannten Uluse aus der Konghuratin Burte Fudschin; aber Tschengis hatte noch vier andere Söhne: Kulkan oder Gulgan[38] aus Kulan Chatun, der Tochter Tairosun's, des Fürsten der Merkit, und drei, die als Kinder gestorben[39]; seine sechs Töchter[40], von denen er vier an die Prinzen feindlicher Stämme vermählte, um die alte Feindschaft zu sühnen, und nur zwei an befreundete Fürsten, nämlich: Alakabegi an den Fürsten der Ungkut, welcher ihm den Durchgang der grossen Mauer geöffnet, und Kalbi an Idikut, den Fürsten der Uighuren, der ihm gehuldigt, so dass er ihn nicht anders als seinen fünften Sohn nannte. Das Frauengemach Tschengischan's war mit einem halben Tausend von Weibern und Mädchen [25] bevölkert, aber von diesen fünfhundert hatten nur fünf den Titel von grossen Frauen, als die fünf Centurionen dieser fünf Weibercenturien, nämlich: 1. Burte Fudschin, die Tochter des Stammhauptes der Konghurat, Mutter der vier Söhne, Gründer der vier Uluse; 2. Kulan Chatun, die Tochter Tairosun's, des Fürsten des feindlichen Stammes der Merkit, Mutter des Sohnes Gulgan; 3. die beiden Tatarinnen, Schwestern, Jesulat und 4. Jesulun; 5. Kundschu, die Tochter des chinesischen Kaisers, welche keine Kinder hatte und in deren Lager sich die durch ihre Schönheit berühmte Hogutai befand; als die nächsten an diesen fünf grossen Frauen sind fünf andere von der Geschichte bezeichnet, nämlich die Tochter des viermal mit Krieg überzogenen Fürsten von Tanghut, die Tochter Tajangchan's, des siebenmal besiegten Fürsten der Naiman, die Naimanin, Mutter des Sohnes Dschurdschetai, die Tatarin, Mutter des Sohnes Urdschahan, und endlich Abika, die Tochter Hakembu's, des Fürsten der Kerait, welche Tschengischan durch ein Traumbild erschreckt, dem Vertrauten Kehti Nujan, der in dieser Nacht die Nachtwache hielt, mit allen ihren Schätzen und Pagen schenkte, und als Andenken von ihr nur den Becher, worin sie mit ihm Kumis, d. i. Stutenmilch, getrunken, und von ihrem Gefolge einen Tafeldecker zurückbehielt. Sollte den Barbaren vielleicht die Ahnung einer Neigung zwischen der Prinzessin und dem Leibwächter zum grossmüthigen Opfer dieser Abtretung bewogen haben? oder hat ihm dieselbe wirklich ein Traum abgeschreckt? selbst in diesem Falle ist das zurückbehaltene Andenken eine ganz unerwartete Spur menschlichen Gefühls in der Brust eines Wütherichs, wie Tschengis, der schon als Knabe, ehe er noch dreizehn Jahre alt, in Gemeinschaft mit dem Bruder Belgutai den Bruder Belter erschlug; die überlebenden vier Brüder Temudschin's sind Belgutai, sein Theilnehmer am Brudermord, Kodschuiu, dessen Sohn Iltschidai einer der treuesten und eifrigsten Diener des Oheims, auf dessen Wink er den gefangenen Todfeind Dschamuka zerhieb; der jüngste, Temengu Uldschigin, d. i. der Feuer- [26] oder Herdhüter (seine Mutter war die Olkunutin Usedenu, Verwandte der Mutter Tschengischan's), ein grosser Bauliebhaber, der überall, wo er hinkam, baute, und so viel es in seinen Kräften stand, – wenigstens dem Willen nach gutmachte, was der Zerstörungstrieb des Bruders Eroberers verheerte; endlich Dschudschi Keser, wegen seines athletischen Körperbaues und seiner Stärke der Löwe beigenannt; seine Brust war so hoch gewölbt, sein Bauch so zurückgezogen, dass, wenn er worunter lag, ein Hund unter dem Bauche durchlaufen konnte, seine Stärke so gross, dass er gefangene Feinde wie Pfeile in die Hand nahm, indem er ihnen den Rückenwirbel wie Pfeile zerbrach.[41] Er war der starke Helfer Tschengischan's, der ihn auszeichnete, aber auch ein Paarmal mit ihm unzufrieden, die Beweise seiner Zufriedenheit und Unzufriedenheit, die erste ehrenvoll und die zweite nachtheilig, auf die Nachkommen desselben vererbte. Als Merkmal der Zufriedenheit seiner in dem Kriege wider die Naiman bewiesenen Tapferkeit räumte Tschengis allen Nachkommen des Oheims das Recht ein, wie die Prinzen Söhne auf der rechten Seite des Thrones zu sitzen, während alle andere Verwandte des Hauses auf der linken Seite mit den Emiren[42]; aber als in dem Kriege wider die Kerait Dschudschi Keser zu spät kam und zur Zeit des Mahles auf sich warten liess, sagte Tschengischan: „So erscheinen Mücken, nur wenn sie die Sonne bescheint, und verschwinden, sobald sie sich versteckt; der Thautropfen will, so klein er ist, mittels der Leiter der Sonnenstrahlen zum Himmel steigen.“ In seinem Unwillen gab er die unverbrüchliche Satzung, dass kein Glied der Familie Dschudschi Keser's je der Chanschaft würdig geachtet werde, und erniedrigte also alle Nachkommen desselben für alle künftige Zeiten zu blossen Emiren Karadschu, d. i. unterthänigen Fürsten.[43]

[27]

Die Feinde Temudschin's bis zu seiner ersten Thronbesteigung.

Der Jugendfreunde Temudschin's ist schon oben bei den Stämmen Erwähnung geschehen; seine Feinde können in vier Klassen getheilt werden, erstens die persönlichen unversöhnlichen; zweitens die besiegten und zum Theile, wenigstens dem Scheine nach, versöhnten Stämme; drittens die sich Herrschaft anmassenden Nebenbuhler um den Thron, und viertens, nachdem Tschengischan denselben bestiegen, die reichsgefährlichen feindlichen Mächte. Der erbittertste seiner persönlichen Feinde ist Dschamuka Sasan, d. i. der Listige, der Fürst der Dschadscherat, dessen List ihn mit Owangchan entzweite und die Anregung der Verschwägerung herbeiführte, welche dann der nächste Anlass des Krieges zwischen Owangchan und Tschengischan. Er machte gemeinsame Sache mit Taidschuten, welchen alsbald nach dem Tode Jisukai's der Stamm der Konghuraten und der mit ihm verwandten zugefallen waren. Von den Taidschuten hatte Tschengischan die grössten Unbilden seiner Jugend zu erleiden, die Sklaverei, aus der ihn Schurkan[44] Schire, der Sulduse, gerettet, und der Blutsturz, die Folge von zwölf ihm an den Hals geschossenen Pfeilen, dessen Todesgefahr die Freunde Burghudschi und Burghul abgewendet; solche Unbill und Schmach büssten sie in den siebzig Kesseln gesotten. Nach den Taidschuten waren die unerbittlichsten der Feinde die Tataren und Merkiten, wider welche Tschengis, sowie wider die Taidschuten, den Krieg bis zur Vertilgung führte, die höchsten der Frauen schonend, die er als Frauen und Beischläferinnen in sein eigenes Frauengemach nahm oder den Söhnen überliess. Dem ältesten Sohne Dschudschi zürnte er unversöhnlich, weil dieser dem jüngsten Sohne Tuktabeg des Fürsten der Merkit als einem trefflichen Pfeilschützen das Leben retten wollte. Von dem sechsgetheilten Stamme der Tataren waren zuletzt auf Fürbitte der beiden Schwestern Tatarinnen, Gemahlinnen Tschengischan's, nur dreissig Familien das Leben gerettet, und vom Tataren Kuli, welchem eben diese beiden Frauen als Kind das Leben [28] erbeten hatten, in ein Regiment organisirt worden.[45] Die Taidschuten waren das erstemal zu Baldschusch in der Niederlage der siebzig Kessel, I. J. 1198. zum zweitenmale von Temudschin und Owangchan zu Kisiltasch, d. i. am rothen Steine, geschlagen worden; mit ihnen verbündeten sich aus den Naimanen, den nächsten Stammverwandten Temudschin's, die Stämme Katagin, Saldschiut, Durbin und Konghurat, ihr Bündniss durch das fünffache Opfer eines Pferdes, Stiers, Widders, Hundes und Bockes beschwörend; die Fürsten, welche mit Tschengischan um die Oberherrschaft der Mongolen buhlten, waren Dschamuka, der Fürst der Dschadscherat, Olak Odur, der Fürst der Merkiten, Sidschebeg, der Fürst der Kijat, Burkin, der nächste Verwandte Temudschin's, und Dschudschi Kasar, der Oheim desselben. In diese Epoche fällt die Unzufriedenheit Temudschin's mit dem Oheim, der Anlass aber des Abfalls des Vetters Sidschebeg war der folgende. Bald nach dem ersten Siege über die Taidschuten gab Temudschin seiner Mutter Ulun Ike, seinen Brüdern Dschudschi, Bilkuti und Utdschigin ein Fest, bei welchem sich auch Sidschebeg, das Haupt des Stammes der Kijat Burkin, mit seiner grossen und kleinen Mutter, d. i. mit seiner wahren und Stiefmutter, einfand; die Mutter fand sich beleidigt, weil Sijudscher, der erste Tafeldecker Temudschin's, die Stutenmilch ihr nicht der ersten vorgesetzt; sie schlug ihn desshalb, und als auch bald hierauf Bilgutei beleidigt worden, kam es zwischen den Knechten Temudschin's und Sidschebeg's zum Handgemenge, die beiden Frauen wurden gefangen, hernach wieder freigegeben, aber Sidschebeg trennte sich mit seinem ganzen Stamme vom Hause Temudschin's und trat wider ihn mit gewaffneter Hand als Anmasser der Oberherrschaft auf. I. J. 1201. Die obgenannten verbündeten Stämme riefen den Dschamuka zum Oberherrn mit dem Titel Gurchan, d. i. des grossen Herrschers, aus. Sie verschworen sich abermal am Ufer der Tula, indem sie mit ihren Füssen die Erde des Ufers in [29] den Fluss stampften und mit ihren Säbeln das Gesträuch abhieben: „dass der Verräther wie diese Erde zerstampft, wie dieses Gesträuch niedergehauen sei!“ Temudschin schlug die sieben Stämme zu Jedi Gurgan, d. i. bei den sieben Grabmalen, was ein als ihre Grabstätte, Unglück vorbedeutender Namen; als er hierauf auch die Tataren und Naimanen geschlagen, I. J. 1201. unterwarfen sich die Konghurat, der nächste der Stämme der Naimanen, und Temudschin bestieg als grosser Herrscher derselben den Thron.

Die Feinde und Freunde Temudschin's bis zu seiner zweiten Thronbesteigung als Tschengischan.

Das bisher zwischen Temudschin und Owangchan bestandene Bündniss wurde durch die Einstreuungen Dschamuka's getrübt, welcher den Owangchan bestimmte, dem Antrage Temudschin's einer näheren Verbindung der beiden Häuser durch eine Doppelverbindung kein Gehör zu geben. Temudschin warb nämlich für sich um Abika, die Tochter Hakembu's, des Bruders Owangchan's, und um ihre Schwester Begtutmisch für seinen ältesten Sohn Dschudschi, während er dem Singun, dem Sohne Owangchan's, seine älteste Tochter Fudschin antrug; die ehemals Verbündeten waren nun offene Feinde; Temudschin, der so oft mit den Kerait wider ihre gemeinschaftlichen Feinde, die Tataren, Merkit und Naiman, gefochten, wurde geschlagen, und flüchtete zum schlammichten Quelle Baldschuna, wohin ihm nur die Getreuesten folgten. Diese waren in der Folge als die Waffengefährten von Baldschuna ausgezeichnet, wie vor sechs Jahrhunderten von Mohammed die Waffengefährten von Bedr und Ohod, er ernannte sie später alle zu Tarchanen, d. i. Freiherren, sowie die beiden Lebensretter, Bughurdschin den Erlaten, und Burghul den Huschinen, dann Surgan Schire[46] den Suldusen, die beiden Dschelaire Olai Kalgha und Karadschu[47], den Taidschuten Jisukai, welcher vormals die mit Dschudschi schwangere Burte Fudschin sicher zu Owangchan geleitet hatte; Burghul diente von der Pike, oder mongolisch richtiger zu sprechen, vom Pfeile auf; [30] denn Anfangs Tafeldecker, ward er Gesiktu, d. i. vom Vortrabe der Pfeilschützen, dann Emir Gesik, Befehlshaber derselben, hierauf Emir Toman, d. i. Befehlshaber eines Corps von zehntausend Mann, und endlich Grossfürst. Von Bughurdschin sagte Tschengischan: Ich schätze ihn unter meiner Seele, aber höher als alle Fürsten und Karadschu (Unterthanen). Bughurdschin nannte sich selbst den Unfehlbaren und sagte von sich selbst: „Wann das Geschrei der Raben irret und fehlet, irre und fehle ich nicht; wann den Vogel des Grabes Schwindel ergreift, bleibt mir Kopf und Gehirn frei; wann der Staub von der Erde zum Himmel steigt und der Rauch des Himmels zur Erde sinkt, verfehle ich meinen Weg nicht, desshalb nennt man mich den Unfehlbaren.“ Als Tschengischan den Burghul und Bughurdschin zu Tarchanen ernannte und sie das Diplom begehrten, erklärte er sie über alle Diplome erhaben. Bughurdschin war der erste der neun Örlök[48], d. i. die neun Mannen oder Helden, die andern acht: 2. Burghul der Huschine, 3. Schurkan Schire[49] der Sulduse, der Lebensretter, wie die beiden vorigen; nach diesen Lebensrettern 4. Mokli der Dschelaire[50], der Eroberer China's; 5. Dschebe der Jisute; 6. Subutai Behadir[51], der Feldherr wider Persien und Kipdschak; 7. Dschelme Oho, d. i. der tapfere Räuber[52], der erste Waffengenosse der Raubzüge Tschengischan's, dessen Söhne die Befehlshaber des rechten und linken Flügels der Leibwachen; 8. Schiki Kuttu, der von Tschengischan, noch ehe ihm seine Gemahlin einen Sohn geboren, an Kindesstatt angenommene Pflegsohn, dessen Wahlspruch als Richter: Fürchte Nichts und sprich Recht; endlich 9. der Uirate Kara Karaghu[53]. Diese neun Helden waren die innigsten Waffengefährten Tschengischan's, Stützen seiner Macht wider [31] seine Feinde: „Ihr neun Örlök, kommt mit mir herein, und ihr dreihundert und neun Leibwachen, umgebt das Haus!“[54] und als er sieben Jahre nach der ersten Thronbesteigung den Owangchan geschlagen und mit ihm Frieden geschlossen, nachdem Tajangchan, der Fürst der Naiman, der gefährlichste und mächtigste seiner Feinde, in der Niederlage gefallen, als er in der Gegenwart von hundert versammelten Stämmen den Thron als Herrscher aller Mongolen mit dem ihm von seinem gottbegeisterten Stiefvater Buttangri (Ebenbild Gottes) ertheilten Ehrentitel des Gewaltigen angenommen und die neungipflige Fahne mit den neun weissen Rossschweifen und die viergipflige schwarze seines Hauses aufgepflanzt, als er Herrscher des Volkes der viermalhunderttausend Mongolen, als er die Fünffarbigen und Vierfarbigen[55] zu Einem Volke vereint, denselben den Namen der blauen Mongolen[56] oder einzigen[57] beigelegt und seine Staatseinrichtungen begann, redete er seinen Wesir Bughurdschin und die neun Helden Waffengefährten an: „Du mein Bughurdschin, dem Leben und Tod stets gleichgültig war, ihr neun Örlök, ihr meine Fürsten und Edle, ihr meine Unterthanen und du ganzes grosses Volk, dass Keiner ihn neide! Er soll die oberste Verwaltung der inneren Reichsangelegenheiten führen und über die fünf Farben meines Volkes befehlen; er soll die grosse fernhinschmetternde Trompete bewahren und als Oberbefehlshaber über die neun Gebiete den Titel Kuluk Bugudschi führen;“ er ward zum Oberhaupte der neun Örlök erhoben und seine Gemahlin erhielt den Titel Butschin Taibutsan[58].

Die sieben Kurultai, die Fürsten, welche gehuldigt.

Das Kurultai, das ist allgemeine Volksversammlung, der Landtag, auf welchem Temudschin als Tschengischan, d. i. gewaltiger Herrscher, der Fünf- und Neunfarbigen, der blauen und anderen Mongolen ausgerufen worden, war das vierte der sieben Kurultai, deren die Geschichte Tschengischan's [32] erwähnt. Das erste wurde unmittelbar vor dem Feldzuge wider die Taidschut und der Niederlage der siebzig Kessel, das zweite vor sieben Jahren bei der ersten Thronbesteigung als Herrscher der unterworfenen Stämme der Konghurat und der mit denselben Verwandten, das dritte nach der durch den Fürsten der Tunguten erhaltenen Kundschaft von dem Ueberfalle der Naiman und der Niederlage Tajangchan's, ihres Fürsten, das vierte wurde zur Aufpflanzung der vier schwarzen und neun weissen Rossschweife gehalten, das fünfte hat bald hierauf zur Berathung des siebenjährigen chinesischen Kriegs, das sechste sieben Jahre hernach zur Berathung des siebenjährigen persischen, und das siebente und letzte sieben Jahre später und zwei Jahre vor seinem Tode bei seiner letzten Rückkehr in die Heimath stattgehabt. Diese Kurultai blieben sofort mongolischer Reichsbrauch bei den Thronbesteigungen der Fürsten und anderen grossen Begebenheiten, welche der Chan mit allen Stämmen berieth. Tschengischan spricht in seiner Thronbesteigungsrede an die versammelten Stämme von den zwölf unterworfenen Reichen, worunter die Gebiete der besiegten, ihm unterworfenen Feinde zu verstehen sein dürften; zuerst die sieben des ihm nächsten verwandten, mächtigen Stammes der Konghurat mit seinen sechs Zweigen, dann die des verwandten Stammes der Kijat Burdschin, dann der Tataren und des ihnen engverbündeten Stammes der Mekrin, dann der Taidschut und der Kerait; der noch unbezwungene, mächtigste feindliche Stamm war der der Naiman, wider welchen Tschengischan siebenmal zu Felde gezogen, fünfmal vor seiner Thronbesteigung, zweimal als gewaltiger Chan der Mongolen, und als Verbündeter Owangchan's. Immer waren sie an der Spitze der wider Tschengis verschworenen Stämme und ihre Niederlagen zu Kisiltasch, d. i. am rothen Steine, I. J. 1198. nicht minder berühmt, als die der siebzig Kessel der Taidschut zu Baldschusch, die der verbündeten Stämme an den sieben Grabhügeln und die Tschengischan's selbst, als er nach der wider Owangchan verlornen Schlacht von wenigen Treuen begleitet zum Quelle Baldschuna geflohen. [33] Nachdem in der vierten Schlacht wider die Naimanen ihr grosser Fürst Tajangchan geblieben, zog Tschengischan wider dessen Bruder Bujuruk, d. i. den Befehlshaber, welcher ihm als Fürst seines Volkes gefolgt, und schlug denselben an der Sudscha, in der Nachbarschaft des Ulugtag, d. i. des grossen Bergs, die Fortsetzung der Bergkette des kleinen Altai ober dem Balchasch-See. Tajang's Sohn Kuschluk floh mit Tukta, dem Fürsten der Merkit, nach den Ländern am Irtisch. Ihre gefährliche Nachbarschaft mochte ein Hauptgrund des Untergangs der Kirkis und Kemkemdschiut gewesen sein, welche am Irtisch und Jenisei sassen, und welche nun dem gewaltigen Herrscher huldigten; so huldigten ihm auch im Süden Idikut, der Fürst der Uighuren, und die türkischen Fürsten der Hoeihe in der kleinen Bucharei, der Gurchan von Karachatai, der Fürst des Stammes der Karlik von Kajaligh und der von Almaligh. Tschengis besiegelte den Bund der Huldigung durch Verschwägerung, indem er dem letzten eine Tochter seines ältesten Sohnes Dschudschi, dem Fürsten der Karlik eine andere Prinzessin des Tschengischan'schen Hauses, und seine Tochter Il Alti dem Fürsten Idikut zur Frau gab, den er seinen fünften Sohn nannte.[59] Er war nun mit nicht weniger als einem Dutzend der mächtigsten Stämme verschwägert; die zwei Schwestern Tatarinnen ausgenommen, war jede seiner grossen Frauen aus einem anderen Stamme, und ebenso gab er nicht mehrere seiner Töchter an Fürsten Eines Stammes, sondern jede an einen anderen; nur mit dem Stamme der Konghurat war er gegenseitig verschwägert, indem seine erste Gemahlin Burte Fudschin eine Konghuratin und er seine Tochter Tumalun an den Prinzen der Konghuraten vermählte, welcher, wie alle Eidame, den Titel Gurchan führte.

Chinesische Ehrentitel, der chinesische und persische Krieg.

Stark durch Verbindung und Verschwägerung mit den mächtigsten Stämmen und Fürsten, vernichtete er so leichter [34] den Fürsten der Naimanen, Kutschluk, in dem siebenten und letzten wider denselben geführten Krieg in der Schlacht am Kem, und wagte nun den Krieg wider den Herrscher von China selbst, wider Altan Chan, d. i. den goldenen, welcher ihm gleich Anfangs seines Auftritts für die dem Tschingsang (chinesischen Staatsminister) wider empörte Tataren geleistete Hilfe den Ehrentitel eines Grossfürsten[60], sowie damals der Herrscher der Kerait dem Owangchan[61] und dem Fürsten der Naiman den Ehrentitel Tajang verliehen hatte. Die Seele dieses siebenjährigen chinesischen Krieges, welcher mit der Besiegung Altanchan's, des vormaligen Oberherrn der Tataren und Mongolen, endete, war der Dschelaire Mokli, welcher zur Belohnung seiner Dienste den auszeichnenden chinesischen Titel Kojang[62], das ist Herrscher Eines Distrikts, erhielt. Der Kaiser von China war der mächtigste Feind des mongolischen Reichs im Osten, sowie Chuaresmschah, dessen Herrschaft sich über ganz Mittel- und Vorderasien erstreckte, der mächtigste und gefährlichste Nachbar im Westen. Nach dem glücklich vollendeten siebenjährigen chinesischen Feldzuge und der Einschüchterung des Ostens wandte Tschengischan seine ganze Macht wider den Herrscher des Westens, wider Mohammed Tekesch, zur Blutrache einer Karawane mongolischer Kaufleute, welche Ghairchan, der Statthalter von Otrar, hatte ermorden lassen. In diesem siebenjährigen Kriege befehligten die zur Eroberung des Westens bestimmten Heere theils Tschengischan in Person, theils seine vier Söhne, theils seine beiden grossen Feldherren Dschebe Nujan und Subutai Behadir; sie eroberten eben so viele Länder: Transoxana, Chuaresm, Chorasan, das persische Irak, Masenderan, Ghasna und Kipdschak, und die mongolischen Heere verheerten die Länder von den Ufern des Indus bis an die der Wolga. Ogotai und Dschaghatai belagerten Otrar, [35] worin sich Ghairchan, dessen Gewaltthat der Anlass und die Rechtfertigung des Kriegs, sich zwei Jahre lang tapfer vertheidigte. Dschudschi, welcher gegen Chodschend befehligt war, kehrte nach einiger Uneinigkeit mit seinen Brüdern wieder nach Kipdschak zurück. Tschengischan befehligte in eigener Person die Verheerung von Samarkand und Bochara, der beiden grössten und bevölkertsten Städte Transoxana's, in deren jeder dreissigtausend Schlachtopfer bluteten, was nicht unglaublich, wie die Zahl derer, welche in den Städten Chorasan's bluteten, mit dessen Eroberung der vierte Sohn, Tuli, betraut war. Zu Nischabur soll eine Million, zu Sebsewar siebzigtausend gemetzelt worden sein. Glaublicher ist die Entvölkerung Chuaresm's, aus dessen Hauptstadt allein einmalhunderttausend Künstler und Handwerker in die östlichen Länder geschleppt worden. Bamian, vor dessen Mauern ein Enkel Tschengischan's, aus seinem Sohne Dschaghatai, fiel, erhielt den Namen Mobaligh, d. i. verfluchte Ballei, und musste den Mord mit dem Blute seiner Einwohner sühnen. Die beiden Feldherren Dschebe Nujan und Subutai Behadir durchstäupten Persien bis an die Ufer des Sees von Urmia, drangen dann durch die Pässe des Kaukasus nach Russland und Kipdschak vor und wurden durch die Niederlage der Russen Herrscher an der Kalka, die sich in den Donesch ergiesst, wie sie Herrscher an der Kalka, die in den Bujursee mündet. Tschengischan selbst verfolgte am Indus den Sultan Dschelaleddin Mankburni, den Sohn des Mohammed Tekesch, der in einer Insel des kaspischen Meeres sein Leben geendet, und konnte dem Sohne seine Bewunderung nicht versagen, als derselbe, bis an das Ufer des Indus verfolgt, vom steilen Ufer sich ganz bewaffnet mit dem Pferde in den Indus stürzte und denselben durchschwamm: Ein Sohn, würdig seines Vaters, rief Tschengischan, ihm mit Bewunderung nachsehend, aus. Beim Kurultai, welches Tschengischan am Karagöl (Schwarzsee) zur grossen Jagd an alle Uluse ausgeschrieben hatte, erschien der älteste, Dschudschi, nicht, doch sandte er seinerstatt kostbare Geschenke an Pferden. Tschengischan [36] unternahm von da den vierten Feldzug wider das empörte Tanghut und starb auf demselben, nachdem er durch letztwillige Anordnung zu seinem Nachfolger im Reiche weder den ältesten Dschudschi, noch den zweiten Dschagatai, sondern den dritten Ogotai ernannt hatte.

Die Jasa.

Tschengischan's Politik, deren Hauptaugenmerk die Versöhnung feindlicher Stämme und die engere Verbindung mit freundlichen mittels Verschwägerung, erhellt schon aus dem Erzählten; aber seine bürgerliche Gesetzgebung und seine Staatseinrichtungen erfordern noch besondere Beleuchtung. Er ist der Gesetzgeber seines Volkes. Aus den bisherigen europäischen Geschichtschreibern mongolischer Geschichte ist nur die bürgerliche Gesetzgebung desselben, d. i. die Jasa, bekannt, aber in Wassaf, dem Livius der persischen Geschichtschreibung, welcher, berühmt unter dem Namen des Lobredners der Majestät[63], schon anderthalb Jahrhunderte nach Tschengischan, zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung und zu Anfang des vierzehnten, schrieb, und aus der grossen Sammlung von Staatsschreiben, welche ein halbes Jahrhundert später der Staatssekretär Mohammed Hinduschah, beigenannt die Sonne des Stylisten[64], für Schah Oweis Behadirchan, den zweiten Herrscher der zweiten Dynastie der Ilchane (deren Gründer sein Vater, der grosse Hasan), aus den Archiven zusammentrug, lernen wir auch die besonderen Namen der Gerichtsordnung und des Militärcodex kennen. Die erste, nach welcher den Oberrichtern das Recht zu sprechen in ihren Bestallungsdiplomen eingeschärft ward, hiess Kutatgu bilik Tschengischani, d. i. das Kutadische Tschengischanische überlieferte Wort; denn unter dem Titel von Bilik gibt Reschideddin neun und zwanzig überlieferte Worte Tschengischan's, und Kutat (oder Kitad) ist der Name der Familie Tschengischan's; den Namen des Militärcodex hat nur Wassaf aufbewahrt; derselbe hiess: Tumendschin, d. i. wovor man sich zu hüten; dieses ging, sowie [37] das Bilik, unmittelbar von Tschengischan selbst aus, aber an der Jasa hatte die Weisheit seines Sohnes Dschagatai grossen Antheil. Da die einige und zwanzig Punkte des ersten und des zweiten bereits bekannt gemacht worden, so genügen hier ein Paar Federstriche zum Umrisse des Geistes der Gesetzgebung Tschengischan's. Häufige Todesstrafe und Prügel waren die Sanction derselben, die Todesstrafe nicht nur auf Verbrechen, sondern auch auf Unsittlichkeit und auf die Verletzung abergläubischer Sitte gesetzt; so wurde der überwiesene Lügner, Zauberer, der, welcher bei Donnerwetter badete, und wer ins Wasser oder auf Asche pisste, mit dem Tode bestraft; den Prügeln, womit vorzüglich die Uebertretung der Kriegszucht bestraft ward, waren auch die Prinzen des Geblüts unterworfen, und dieselben entehrten nicht; ihre Zahl immer ungleich, von drei, fünf, sieben bis sieben und siebzig.[65] Die grösste politische Tugend der Mongolen die blindeste Unterwürfigkeit in den Willen des Herrschers, indem nur Einer der Herr und alle Anderen Sklaven; Nichts von Geburt aus, oder wenn auch durch diese und durch Stammverwandtschaft geadelt und zu Würden erhoben, wieder Nichts vor des Herrschers Allmacht; die zweite Tugend schweinische Unreinigkeit, indem es ihnen verboten, ihre Kleider zu waschen, die sie auf dem Leibe tragen mussten, bis sie ihnen in Stücken abfielen[66], also gerade das Gegentheil jüdischer und moslimischer Gesetzgebung, wovon jene zwischen Reinem und Unreinem so genau unterscheidet, diese wiederholtes Waschen zur Pflicht macht. Gastfreundschaft war geboten, doch durfte keiner zum Mahle niedersitzen, ohne dazu geladen zu seyn, keiner auf Kosten seiner Tischgenossen schlemmen; Titel und Phrasen waren untersagt, selbst der Kaan durfte nicht anders als bei seinem Namen angeredet werden; ein persischer Sekretär, welcher das im Namen Tschengischan's an eine belagerte Stadt erlassene Aufforderungsschreiben mit Floskeln ausgeschmückt, büsste dieselben mit seinem [38] Leben. Alle Mädchen und Frauen der Mongolen standen dem Herrscher zu Gebot; die Tarchanen, d. i. Freiherren, waren von allen Steuern befreit und hatten zu jeder Stunde freien Zutritt zum Kaan. Die Erbfolge in der Familie Tschengischan's war durch die Jasa, welche hievon die Brüder Dschudschi Kasar's ausschloss und die Herrschaft dem Uluse Ogotai's, des zweiten Sohnes, zusprach, festgesetzt, aber die Verkündung der Thronbesteigung musste auf einem Kurultai, d. i. einem Landtage, feierlich vollzogen werden. Der erste und grösste Hofdienst war der des Oberstjägermeisters, denn die Jagd als Vorspiel und Vorübung des Kriegs vertrat die Stelle der Bildung und Erziehung, da das Handwerk und die Kunst der Mongolen nur Krieg und Verheerung.

Das Heer und das Testament.

Die Periode der Staatseinrichtungen Tschengischan's fällt in die sieben Jahre, welche von seiner zweiten Thronbesteigung als gewaltiger Herrscher bis zum Ausbruche des siebenjährigen chinesischen Krieges verflossen; aber die militärische Einrichtung des Heeres nach Zehnern, Hunderten, Tausenden und Zehntausenden hatte schon früher stattgefunden. Das Buch der vier Uluse, dessen Verfasser Ulugbeg und welches dem Stammbaume der Türken[67] zu Grunde liegt, schreibt die Eintheilung des mongolischen Heeres in sieben Treffen schon dem Oguschan zu; in jedem Falle ist diese Einrichtung eine türkische und weit älter, als Tschengischan, und verschieden von der arabischen Eintheilung, welche nur fünf Abtheilungen des Heeres kennt. Die Türken und nach ihnen die Mongolen theilten ihr Heer in die folgenden sieben Theile: 1. Buldschunghar, auf türkisch Karaul, die Vorposten oder Vedetten; 2. Borunghar, auf türkisch Mankalai, der Vortrab des Heeres, auf arabisch Makaddemetol-dschisch; 3. Unghar, auf türkisch Ssaghkol, der rechte Flügel, auf arabisch Jemin; 4. Dschunghar, auf türkisch Ssolkol, der linke Flügel, auf arabisch Jesar; 5. Ghul, auf türkisch Jesaul, das Mitteltreffen, der Mittelpunkt [39] des Heeres, die Fahnen und Standarten, die Rossschweife und Heerpauken, von den Arabern Kalboldschisch, d. i. das Herz des Heeres, genannt; 6. Okdschunghar, auf türkisch Tschenkdaul, der Nachtrab, auf arabisch Sakat; 7. Bestunghar, auf türkisch Bassdürma und auf persisch Kemingjah, d. i. der Hinterhalt; dieser Theil des Heeres war, wie der türkische und persische Name zeigt, zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte bestimmt; er zog aber, der letzte, in so grosser Entfernung vom Nachtrab, dass er den Staub desselben nicht sah. Diese letzte Abtheilung, sowie die erste, fehlt in der Strategie der Araber. Ein Corps von zehntausend Mann hiess Tumen oder Toman, eine Benennung, welche auch den Länderabtheilungen und später Münzen beigelegt ward, wie denn noch heute Silber- und Goldtomane in Persien cursiren; die Silber- und Goldmünzen der Mongolen hiessen Balisch. Die Jagd, Pfeilschiessen, Pferdetummeln und Ringen waren die Uebungen des Heeres und der Feldherren, welche hierin mit gutem Beispiele vorgehen mussten: „Die grossen Fürsten und das ganze Heer muss sich in der Jagd üben und den Namen bestimmen, bei welchem sie, wenn sie ins Feld ziehen, ausgerufen werden sollen; sie sollen mit zu Gott gewandtem Herzen beten, bis sie mit göttlicher Hilfe die vier Weltgegenden unterjocht.“ lautet das zehnte der hinterlassenen Worte Tschengischan's; dann das eilfte: „Der Mann sei unter dem Volke ruhig und schweigsam, wie ein Kalb, falle aber in der Schlacht wie ein hungriger Geyer auf die Feinde.“ und das zwölfte: „Jedes Wort, das einmal gesprochen worden und von dem man zweifelt, ob es im Scherze oder Ernste gesprochen worden, kann nicht mehr zurückgenommen werden, – gilt für Ernst.“ Die grösste Auszeichnung war, wenn der Kaan auf einen mit dem Finger zeigte; dem mit dem Finger Ausgezeichneten[68] waren die Einkünfte der Minen, die guten Pfeilschützen, die Pferde der Post, die Jagdvögel, die Jagdhunde der eroberten Länder zugesprochen.[69] [40] Die feste Grundlage des Herrschergesetzes Tschengischan's war Familieneinigkeit und festes Zusammenhalten der Stammverwandtschaft; eine Lehre, welche er durch das bekannte Gleichniss vom Pfeilbündel, dann von den zwei Schlangen, der einköpfigen Vielschweifigen[70] und einschweifigen Vielköpfigen, seinen Söhnen versinnlichte. Von diesen bekleidete Ogotai, der Oberste Jägermeister, das erste Hofamt, Dschagatai versah die Stelle des Obersten Richters und wachte auf die Vollziehung der Jasa, an deren Verfassung er so grossen Antheil hatte; dem Ogotai lag die innere Verwaltung, d. i. die Erhebung der Steuern, dem jüngsten, Tuli, die Sorge für das Haus und die Truppen, für den Herd und das Heer ob; der jüngste Sohn war, wie schon oben gesagt worden, nach mongolischen Gesetzen der Hüter des Herds und der Herden und nach des Vaters Tod der Erbe der ganzen Wirthschaft, wiewohl das Haupt der Familie und des Stammes stets der Erstgeborne blieb. Das mongolische Gesetz trennte also das Ansehen der Erstgeburt von dem Stammvermögen, indem die Stammherrschaft zwar dem Aeltesten, das Vermögen aber dem Jüngsten des Hauses zuerkannt ward. In diesem Sinne sollte Dschudschi, der älteste der vier Söhne, dem Vater auf dem Throne gefolgt sein, aber mit demselben unzufrieden, besonders seitdem er nicht auf dem letzten Kurultai zur grossen Jagd erschienen, sprach Tschengischan's letzter Wille die Thronfolge dem dritten Sohne, Ogotai, das Stammvermögen aber, das ist die grösste Macht des Heeres, dem jüngsten Sohne, Tuli, zu. Von hundert neun und zwanzig Toman, d. i. hundert neun und zwanzigtausend Mann, aus welchen das Heer bei Tschengischan's Tod bestand, hinterliess er hundert ein Tausend dem Tuli, jedem der vier anderen: Dschudschi, Dschagatai, Ogotai, Gulgan, nur viertausend; den rechten Flügel über acht und dreissigtausend Mann befehligte der erste der neun Orlöke, der treue Freund und Waffengefährte [41] Bughurdschi; den linken von zwei und sechzigtausend Mann der Eroberer China's, der Kojank Mokli der Dschelaire, welchem drei Hesare, d. i. dreitausend Mann Dschelairen als ein Leibregiment überlassen worden; fünftausend seinem jüngsten Bruder Utdschigin, dreitausend seinem Bruder Katschiun und eben so viele seiner Mutter Ulun, tausend dem Sohne des Bruders Dschudschi Kasar's. Diese Truppen erbten in den Familien fort. Als Tschengischan sein Testament machte, liess er aus den Archiven den Familienpact holen, welchem noch das goldene Siegel seines Vorfahren Tumenai aufgedrückt war und welchem die folgenden Ahnen, nämlich: Kabulchan, der Urgrossvater, Bertan Behadir, der Grossvater, und Jisukai, der Vater Tschengischan's, ihre Unterschriften beigesetzt hatten[71]; er zeigte diese Familienurkunde, vermöge welcher der letzte Wille des Herrschers als Gesetz geachtet werden musste, den Söhnen, befahl ihnen, den Bruder Ogotai als Herrn anzuerkennen, und empfahl die Leitung der Reichsgeschäfte dem Vetter Karadschar Nujan, dem Sohne seines Oheims, dem Ahnherrn Timur's. Ogotai erhielt das Reich als oberster Herrscher, Tuli das Stammgebiet am Onon und Kerulon und die östlichen Länder. Dem Uluse Dschudschi's, der kurz vor dem Vater verstorben, ward der Besitz von Kipdschak erhalten; Dschagatai's Antheil waren die Länder der Uighuren, die kleine und grosse Bucharei, die Länder am Ili und zwischen dem Dschihun und Sihun (Oxus und Jaxartes), welchen, sowie der türkischen Mundart der Uighuren, der Name der Dschagataischen verblieb.

Der Familienvertrag zu Karadscha.

Der Familienvertrag der Familie Tschengischan's sowohl, als der grosse Einfluss Karadschar's als Leiter, Rath und Orakel der tschengisischen Familie ist bisher von keinem europäischen Schreiber mongolischer Geschichten gehörig ins Auge gefasst worden; selbst die soeben angeführte Stelle Mirchuand's über den Familienvertrag ist unberücksichtigt geblieben. Das seit kurzem erst in englischer Uebersetzung [42] bekannt gewordene treffliche Werk des Stammbaums der Türken, welches den Kern der Geschichte der vier Uluse von Ulugbeg enthält, gibt darüber sowohl, als über Karadschar's Einfluss und Ansehen umständlichen Bericht; wir lernen daraus, dass dieser Familienvertrag Temghai Tumenaichan, d. i. das Insiegel Tuminechan's, hiess, und also schon vom Ururgrossvater Tschengischan's datirt. Diesen Familienvertrag liess Tschengischan auf seinem Sterbebette holen und führte seinen Söhnen zu Gemüthe, dass er sowohl, als Karadschar, denselben immer genau beobachtet hätten. Karadscharchan erscheint also schon hier als das Haupt eines Zweiges der Familie Tschengischan's, welches im Namen derselben mit Tschengischan einen Familienvertrag eingegangen oder vielmehr den erneute, welchen der Ahnherr Tumenaichan zwischen seinen Söhnen Kabulchan und Katschulai geschlossen und welchen später Jisukai und Temudschin bestätigt hatten; mehr als einmal erwähnt desselben die Geschichte des Stammbaums; sie erwähnt desselben unter der Regierung Tewa's, des eilften Chan's der Familie Dschaghatai, als des zwischen Karadschar Nujan und Tschengischan geschlossenen Familienvertrags, und abermals unter der Regierung von Sijurghurtmisch, dem zwei und dreissigsten Chane des Uluses Dschaghatai[72]; dieser Familienvertrag des tschengisischen Hauses, welcher zuerst von Tumenaichan, dem vierten Ahnherrn Tschengischan's, zwischen seinen beiden Söhnen Kabul und Katschulai aufgerichtet, von seinem Urenkel Jisukai bestätigt worden, ward von seinem Ururenkel Tschengischan mit Karadschar erneuert und blieb bis zu dem letzten Chane des Uluses Dschaghatai, von Tumenaichan bis auf die Zeit Timur's, d. i. durch dreihundert Jahre, aufrecht. Karadschar Nujan hätte zweifelsohne den Thron, wenigstens im Uluse Dschaghatai, für sich selbst behaupten können, aber er wollte lieber denselben verleihen, als selbst einnehmen; so erhob er einige Jahre nach dem Tode Dschaghatai's [43] statt eines Sohnes den Enkel desselben, Kara Hulagu, auf den Thron, setzte denselben zwar auf die Vorstellung des Grosschan's Gajuk ab und einen Sohn Dschaghatai's als Chan, dann aber, als dieser gestorben, den Kara Hulagu zum zweitenmal als Chan des Uluses Dschaghatai ein.[73] Karadschar war der Sohn Emir Songhur Tschitschan's, der Enkel Emir Irdümdschi's, der Urenkel Emir Kadschulai's, des Sohnes Tumenai's und also der Vetter Tschengischan's im dritten Grade, indem ihre Urgrossväter Brüder waren. Warum Tumenai, da ihre Urgrossväter Kabul und Katschulai Brüder, warum Tumenai, welcher acht Söhne hatte, den Hausvertrag der Herrschaft nur unter den beiden obgenannten abschloss, erhellt nicht aus den bisher bekannten Quellen mongolischer Geschichte; wahrscheinlich weil Katschulai dem Kabulchan die Nachfolge streitig machte. Nach den vier durch die vier Söhne Tschengischan's begründeten Ulusen war das Haus Karadschar's das mächtigste des tschengisischen Stammes und Herrschaft und Welteroberung gingen auf den Nachkömmling Karadschar's im fünften Grade, auf Timur Gurgan, über.[74] Der Stamm des Hauses Karadschar's war der der Berla's.[75] Karadschar, der Rath Tschengischan's und seiner Söhne Ogotai und Dschaghatai, starb bald, nachdem er den Kara Hulagu, den Enkel Dschaghatai's, zum zweitenmale auf den Thron gesetzt, acht und neunzig Jahre alt[76], und hinterliess zehn Söhne, deren ältester, Itschel, der Ururgrossvater Timur Gurgan's.[77]

Charakter und Sitten der Mongolen.

Ehe wir von Tschengischan zur Geschichte seiner Nachfolger, Herrscher der Mongolen, übergehen, nur noch ein [44] Paar Worte über den Charakter und die Sitten des Volkes. Die beste und kürzeste Schilderung derselben liegt im Namen Mongol selbst, sei es, dass derselbe, wie die persischen Quellen sagen, trübe und traurig, sei es, dass er, wie ein mongolischer Geschichtschreiber behauptet, trotzig und unerschrocken bedeute. Es hat mit dem Namen der Mongolen dieselbe Bewandtniss, wie mit dem der Slaven, welchen die Fremden von Slavo: schwach und feige, die Eingebornen von Slaba: Ruhm und Glanz, abgeleitet haben; wie dem auch sei, der Charakter der Mongolen entspricht der doppelten Angabe der Bedeutung ihres Namens, sie sind eben so ein trübes und trauriges, als trotziges und unerschrockenes Volk. Die Traurigkeit und Schwermuth spricht sich schon in den Klaggesängen, welche vom mongolischen Geschichtschreiber Ssetsen aus der ältesten Zeit her erhalten sind, in der wehmüthigen Sehnsucht nach den Ufern des Onon und Kerulon, sowie in den Volksliedern der heutigen Mongolen aus; ihre Tapferkeit hat sich Asien unterworfen und Europa zittern gemacht, ein trauriges barbarisches Volk, das erst Tschengischan durch das Beil und die Prügel gesittigt, und das durch Raubsucht und angeborenen Sklavensinn das tüchtigste Werkzeug zur Welteroberung; „sie hatten das Herz des Löwen, die Geduld der Hunde, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht des Raben, die Raubsucht des Wolfes, die Heftigkeit der Hahnen, für Familie sorgend wie Hühner, die Ruhe der Katzen, die Heftigkeit im Anfall vom Schweine“, welche Eigenschaften der Morgenländer dem vollkommenen Krieger insgemein beilegt[78]; man könnte aber auch sagen, dass sie alle Eigenschaften der zwölf Thiere ihres Jahrescyclus in sich vereinten, dass sie diebisch wie Mäuse, stark wie Stiere, raubsüchtig wie Panther, vorsichtig wie Hasen, listig wie Schlangen, schrecklich wie Drachen, muthige Renner wie Pferde, folgsam wie Schafe, kinderliebend wie Affen, familiensorgsam wie Hühner, treu wie Hunde, unrein wie [45] Schweine; der Cyclus ihres Jahres war das Sinnbild ihres sittlichen Gesichtskreises. Mittler Statur, breit von Schultern, stark vom Rücken, hervorragender Brust und eingezogenen Bauchs, von grauen und braunen Augen, die aus schiefen Winkeln hervorglotzen, von breiten olivenfarbenen Wangen, Stumpfnasen, dicken Lippen, spärlichen Barthaaren, aber wucherndem Haarwuchse auf dem Kopfe, dessen Vordertheil vom Scheitel bis zu den Ohren hufeisenförmig geschoren; leicht, flink, mit ihren Pferden wie Centauren zusammengewachsen; gewandte Bogenschützen, wie einst die Parther, nie gefährlicher als im Fliehen, mit Kampf und Beute gesättigt noch immer nach Kampf und Beute durstend, undankbar, schmutzig, grob, raubsüchtig, grausam, aber leibeigen, wahrheitsliebend, prunkhassend, tapfer und blindlings gehorsam, Niemand war ihnen Freund, aber sie hassten der Denuncianten scheussliche Brut. Ihre Nahrung: Hirse, Haiden und Fleisch von allen Arten, am liebsten das des Pferdes, aber auch Mäuse, Hunde, Katzen und sogar gebratenes Menschenfleisch; das Fett leckten sie von den Fingern und schmierten damit ihre Stiefel. Ihr liebstes Getränke: Stutenmilch sammt dem daraus gezogenen, gegohrnen, berauschenden Kumis und Meth; ihre Kleider aus Thierfellen genäht, ihre Waffen aus Eisen geschmiedet, ihre Kopfbedeckung eine dreieckige, am Rande verbrämte Mütze, der sogenannte tatarische Hut, die der Frauen eine ellenhohe Pyramide aus leichtem Holz, deren Obertheil mit Pfauenfedern und Juwelen geschmückt, mit einem Flore bedeckt, welcher Baghtak hiess, woraus die Missionäre Botta, die Venezianer Bauta gemacht. Die Weiber, deren grösste Schönheit die kleinste Nase, wie bei den Chinesen der kleinste Fuss, bereiteten den Kumis und die getrocknete sauere Milch, welche Kurut[79] hiess; sie verfertigten alle Arten der Hausgeräthe, Kleider, Zelte, Reitzeug, Schilde, Schuhe, Socken, Betten, die vermählten mit weissem, bis auf die Brust reichenden Schleier verhüllt, ihre ledernen aufgeschlagenen [46] Oberkleider hielt ein Gürtel um die Brust zusammen. Die Frauen, deren Zahl nur durch die Lust des Mannes oder durch seine Mittel, sie zu erhalten, beschränkt war, genossen grossen Ansehens und Einflusses, besonders die Mütter und die Stiefmütter, deren der Sohn nach des Vaters Tod gewöhnlich sich einige als Gemahlinnen aneignete. Sie glaubten, dass der Mann in jenem Leben seine Weiber wieder finde, aber damit der Herrscher bis zu ihrem Hinscheiden im anderen Leben nicht langweile, sandten sie ihm seine Beischläferinnen, dieselben schlachtend, ins Grab nach.

Aberglaube und Gebräuche.

Von dem Aberglauben ist bereits des das Donnerwetter betreffenden erwähnt worden; wie sie glaubten, dass die Kamen es beschwören könnten, so auch, dass es in ihrer Macht stände, mittels des Regensteines, Dschade (welcher schon von Japhet her vererbt war), Regen zu machen, und die Dschededschi, d. i. die Regenmacher, vertraten bei dem mongolischen Heere die Stelle der Auguren des römischen. Zauberei wurde geübt, weil geglaubt, und war, wenn die Person des Herrschers mit ins Spiel kam, Majestätsverbrechen. Um sich wider die Wehen der Zauberei zu bewahren, mussten die zu Reinigenden zwischen zwei Feuern durchgehen, die polnischen und russischen Gesandten und die des Papstes im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert, wie schon fünf und sechs Jahrhunderte früher der byzantinische Gesandte Zemarchos am Hofe des Königs der Türken durchs Feuer gereinigt ward.[80] Ihre Wahrsager wahrsagten besonders aus den Schulterblättern der Schafe; sie schwuren bei dem Blute geschlachteter Thiere, bei der in den Strom gestampften Erde, bei den abgehauenen Bäumen, bei dem Fleisch und Blut ihrer Herrscher, aber nicht im Namen Gottes. Ehe die Lehrer des Budhismus und des Islams die Mongolen bekehrten, verehrten sie ein höchstes Wesen, von Marco Polo Natagai, von Ssetsen Hormusda genannt; das letzte ist gewiss der Hormusd der Maghen, das erste vielleicht nur die Verstümmelung des türkischen Wortes [47] Onggan, d. i. Gott. Sie beteten die Sonne und Sterne sammt den Elementen an, und weihten diesen ihren Göttern, ehe sie assen, Speise und Trank. Bei dem Gebete wurden die Gürtel gelöst und über die Schulter geworfen, wie Tschengischan gethan, als er in der Nacht hinaus ging auf den Berg, um den Beistand des Himmels zu erflehen wider den Herrscher des himmlischen Reichs auf Erden. Einer der grössten Lobsprüche, welche ihm die Geschichte zollen muss, ist seine Duldung gegen alle Religionen. Uighurische Kamen und chinesische Bonzen hielten vor ihm Controverse, die Budhapriester erhielten die Erlaubniss, ihre Burhanenbilder aufzustellen, aber die Kamen blieben in nicht minderem Ansehen; neben ihnen wurden die Priester aller anderen Religionen, namentlich die Arghaun, d. i. die Christlichen, der Nestorianer geduldet. Zu Bochara war Tschengischan zwar in die Moschee geritten, stieg aber, als er hörte, das sei Gottes Haus, vom Pferde auf die Kanzel und ertheilte die Befugniss der allgemeinen Plünderung mit den Worten: Das Feld ist gemäht, gebt euren Pferden zu fressen, worauf die Korane unter die Hufe der Pferde getreten wurden und der Wein die Flur der Moschee überschwemmte, während die Imame oder Scheiche als Stallknechte die Pferde warten mussten; aber hingegen hatte er in der kleinen Bucharei, wo Kuschluk der Naimane den Islam unterdrückt, die freie Ausübung desselben gestattet. Diese allgemeine Duldung blieb Herrscherprincip der Kaane und auch der persischen, und selbst noch zum Theile nach ihrer Bekehrung zum Islam. Ausser dem grossen Schmiedefest am neuen Jahrestag wurde alljährlich auch das des Geburtstages des Chan's, sowie die Thronbesteigung desselben mit Trinkgelagen gefeiert. Bei diesen Gelagen gab einer der Diener das Zeichen, indem er Ha! schrie, zum Beginne der Musik; der Cythernspieler begann sein Spiel, die Männer tanzten vor dem Herrn, die Weiber vor der Frau des Hauses, Alle in die Hände klatschend. Nachdem der Hausherr getrunken, schrie der Diener wieder Ha!, der Cythernspieler verstummte, und nun tranken alle Gäste unter Gesang, der [48] aber mehr ein Geheul.[81] Bei diesen Trinkgelagen wurden die Preise der Tapferkeit [Ulisch[82]] vertheilt, und dieselben leben noch zum Theil in den kalmukischen Uerrus fort.[83] Das Seitenspiel zu diesem Harufe ist das Zetergeschrei von Morio als Mordio, das sie während des Pferderennens oder Pfeilschiessens erhoben[84], indem sie die Hände ausstreckten. Im Kriege vermieden sie so viel als möglich das Gefecht von Mann zu Mann und suchten nur im Fliehen zu verwunden oder zu tödten; den Belagerten sicherten sie Schonung des Lebens und Eigenthums zu, hielten aber fast niemals Wort; die Besatzungen metzelten sie alle nieder und schonten manchmal nur der Künstler und Handwerker, die sie in die Sklaverei mit sich schleppten. Bei der Todtenzählung nach Schlachten oder Gefangnengemetzel wurde nach jedem geschlachteten Zehntausend Ein Leichnam mit dem Kopfe zur Erde, mit den Füssen in die Höhe als Trophäe aufgerichtet. Bei den Begräbnissen ihrer Fürsten wurden ihre Sklavinnen oder Beischläferinnen geschlachtet, wie schon Terxanthes, der Fürst der Türken, gefangene Hunnen am Grabe seines Vaters geschlachtet.[85] Bei dem Begräbnisse wurde gewöhnlich dem Todten ein Hengst, Stute oder Füllen mit ins Grab gegeben mit Sattel und Zeug, damit er im anderen Leben sogleich beritten sei, damit es ihm an Stutenmilch nicht fehle; ein anderes Pferd wurde zum Todtenmal geschlachtet und dann ausgestopft über dem Grabe aufgestellt; die Gräber der Vornehmen waren aus Stein, Häuser der Todten, nur Tschengischan hatte noch bei seinen Lebzeiten geboten, sein Grab geheim zu halten und ihn ohne Maal zu begraben unter einem grossen Baume im Walde von Burhan Kaldun.

Tschengischan's Nachfolger.

Ungeachtet der klaren Anordnung Tschengischan's über die Nachfolge auf dem Throne blieb derselbe fast zwei Jahre lang ledig, wovon die Ursache wohl nur in der Umsicht Ogotai's, welcher seine Brüder Dschaghatai und Tuli und [49] des Neffen Batu Pläne und Absichten kennen und prüfen wollte, ehe er den etwa von ihnen selbst gewünschten Thron bestieg. Diese Zögerung zeigt, dass es ihm auch mit der dreissigtägigen Weigerung auf dem zur Thronbesteigung im Familienhorde Tschengischan's zu Keluran am Onon zusammenberufenen Kurultai der Prinzen einigermassen Ernst gewesen sein mag; erst am vierzigsten Tage zogen ihn sein Bruder Dschagatai und sein Oheim Utdschigin (der jüngste Bruder Tschengischan's) auf den Thron, sein jüngster Bruder, Tuli, brachte ihm knieend den mit Stutenmilch gefüllten Becher dar, im selben Augenblicke warf die ganze Versammlung die Mützen in die Höhe und den Gürtel über den Rücken, worauf er sich vor der Sonne anbetend niederwarf und mit neunmaliger Kniebewegung dem neuen Kaan huldigte. Die vorzüglichsten Prinzen, welche auf diesem Kurultai erschienen, waren nebst den zwei schon genannten Brüdern der Bruder Gulgan und der Oheim Belgetai, sieben Neffen, Söhne Dschudschi's, von denen der zweite, Batu, der Herrscher in Kipdschak; dann die Neffen Iltschidai, der Sohn Dschudschi Kasar's, und Karadschar Nujan, welchem Tschengischan die Berathung des Thronfolgers anempfohlen. Um dem Herrscher im Grabe zu huldigen, wurden ihm vierzig seiner liebsten Sklavinnen unter die Erde nachgesandt; um seine Anordnung der Welteroberung nach allen vier Weltgegenden in Erfüllung zu sehen, ein dreifacher Heereszug beschlossen. Dschurmaghun der Dschelaire wurde mit einem Heere nach Persien gesandt, um Dschelaleddin, den Schah von Chuaresm, welcher sich nach Tschengischan's Tod eines Theils des väterlichen Erbes bemächtigt hatte, zu vernichten. Batu und seine Brüder wurden zur Eroberung des Westens, das ist Russlands, Polens, Ungarns und der angränzenden Länder befehligt[86]; Ogotai selbst zog wider China aus, um die vom Vater begonnene Eroberung des himmlischen Reichs zu vollenden. Unter ihm [50] befehligten die Abtheilungen des Heeres Subutai, der eine der beiden Feldherren, welche vor sieben Jahren Persien bis nach Russland durchzogen, und Tatschar, der Sohn des hochbetrauten ersten Örlök Bugurdschi, dessen Stelle als Wesir jetzt einer der weisesten und menschlichsten und folglich grössten Wesire versah, deren die Geschichte erwähnt. Mahmud Jelwadsch war ein Perser und Moslim, welchen sich die chinesischen Quellen aneignen, indem sie den Namen Jelwadsch in Jelui verstümmeln, ihn selbst zu einem Chitanen, Bekenner der Lehre des Fo, machen.[87] Sieben Jahre lang dauerte der Krieg im Osten und Westen, glorreich in den nördlichen Provinzen China's, in Schensi, Petseli und Iran, in Russland, Polen und Ungarn, erobernd und verheerend geführt. Die mongolischen Heere drangen zu gleicher Zeit bis an die Ufer des Kara Muran, d. i. der schwarzen Mur, oder des gelben Flusses in China und fast bis an die der weissschäumenden Mur in Steiermark vor; China's Länder wurden bleibend erobert; mit dem Falle der Residenz Peanking, deren von Subutai dem mongolischen Heere versprochene Plünderung nur durch die Vorstellungen Jelui Tschutsai's (Jelwadsch's) abgewendet worden, stürzte auch die Dynastie der goldenen Kaiser zusammen, deren letzter, von Tschengischan zuerst besiegter, sich erhing.[88] Im Westen waren die Heere Batu's über Russland, Polen und Ungarn bis nach Mähren, Oesterreich und Dalmatien vorgedrungen; sie erschienen belagernd vor den Mauern von Wienerneustadt und zogen vor denen Wien's vorbei; von denen von Olmütz, nachdem die Blüthe des mährischen und schlesischen Adels in der unglücklichen Schlacht von Lignitz geblutet, wehrte sie Jaroslav von Sternberg ab, von dessen Hand Peta, d. i. Paidar, der Sohn Dschagatai's, fiel, wie sein Bruder Mowatukan vor den Mauern Bamian's gefallen, wesshalb Olmütz für die Mongolen eine böse Stadt, wie sie Bamian und Koseslk nannten. [51] Auf dem Rückzuge von China starb Tuli, welcher während des ganzen siebenjährigen Feldzugs dem Bruder eben so treu und tapfer als Feldherr gedient, als vormals dem Vater, nur vierzig Jahre alt, ein wahrer Spiegel (was sein Name Tuli heisst) von Sohnespflicht und Brudertreue.

Ogotai's Bauten, Feste, Jagden, Freigebigkeit und Unmässigkeit.

Die Verwaltung der von der goldenen Dynastie eroberten chinesischen Länder übertrug Ogotai dem weisen Wesire Jelwadsch, welcher schon im ersten Jahre des Feldzugs zehn Steuerämter zur Einrichtung und Einhebung der Steuern niedersetzte, deren jedes einen Präsidenten und Vicepräsidenten hatte und deren Beamte chinesische Gelehrte. I. J. 1230. – „Das Reich“, stellte der weise Staatsmann dem Herrn vor, „ist zu Pferd erobert worden, kann aber nicht zu Pferd regiert werden“; sechs Jahre hernach wurden die ersten Tresorscheine für die Summe von zehntausend kleinen Barren, d. i. für fünfzigtausend Unzen Silber, ausgegeben.[89] I. J. 1236. Er stiftete zwei hohe Schulen, die eine zu Pingang in Schendai, die andere zu Peking in Petsche-li, wohin die mongolischen Emire ihre Söhne sandten, um in der Geschichte, Geographie, Arithmetik und Astronomie unterrichtet zu werden.[90] Durch Colonien, aus China weggeschleppte Maurer, Zimmerleute, Maler und Vergolder, wurde während des Feldzugs zu Karakorum, welches auf der Ostseite des Berges Utekian, in der Nähe des Flusses Orghan, ehemals die Residenz der Uighuren, die neue Residenz des Herrschers gebaut und geschmückt, welche Ordubaligh, d. i. Lagerballei, genannt ward, als Seitenstück zur chinesischen Residenz Peking, welche später unter Kubilai den Namen von Chanbaligh, d. i. Chansballei, erhielt.[91] In zwei besonderen Quartieren derselben wohnten die Moslimen und Chinesen von den Mongolen getrennt; an den nach den vier Himmelsgegenden gelegenen Thoren wurden die Märkte der Schafe und Ziegen, Ochsen und Pferde gehalten[92]; zwölf Götzentempel, zwei Moscheen, [52] eine christliche Kirche zeigten, dass nebst dem herrschenden heidnischen Kultus auch die freie Ausübung der anderen gestattet ward. Die Stadt wurde täglich durch fünfhundert Wagen verproviantirt, deren einige sehr gross, von acht Ochsen gezogen[93]; der Palast der Residenz hiess Karschi; Goldschmiede, unter denen ein französischer, von den Mongolen auf ihrem Raubzuge durch Ungarn von Belgrad weggeschleppter[94], arbeiteten an den goldenen und vergoldeten künstlichen Thieren, welche als Fontainen an festlichen Tagen statt Wassers Kumis, Wein, Meth[95] und Reisabsud spien[96]. Den Frühling brachte der Kaan auf den Weiden zu, wo vormals die Herden Efrasiab's geweidet haben sollen und wo er das Zelt Gewher Chagan, d. i. des Chakan's Edelstein, baute[97], den Sommer am Gebirge Ormektu[98], wo das goldene Zelt (Sira Ordu) aufgeschlagen, dessen Nägel Gold, das von innen mit goldenen Tapeten behangen, tausend Personen fassen konnte; den Herbst brachte er zu Köschei Nawer, vier Tagreisen von Karakorum, zu, und im Winter jagte er grösstentheils zu Ongko, an dem Gebirge von Telenku; nur einen Monat lang schenkte er seine Gegenwart der Residenz; zwei Parasangen davon hatte er ein hohes Köschk erbaut, welches Terghubaligh, d. i. Proviantballei, hiess; hier ward vor dem Einzuge in die Stadt Einen Tag Rast gemacht, an welchem der ganze Hofstaat einfarbig gekleidet erscheinen musste. Während des Aufenthalts in der Residenz (Karschi) wurden täglich Feste gegeben und die reichsten Geschenke gespendet, denn Ogotai war an Freigebigkeit ein zweiter Hatim; die Zeit verging unter Bogenschiessen, Scheibenwerfen, Ringen, Jagen. Vor der Stadt war ein Stück Landes im Umfange von zwei Tagreisen mit einem Walle aus Lehmen und Reisig als Park umfangen, in welchen das grosse, auf dreissig Tagreisen ausgedehnte [53] Jagdrevier des Heeres, immer näher zusammenrückend, das ganze Wild der Gegend hineintrieb. Die Prinzen und Emire erlegten dasselbe in des Chanes Gegenwart; das erlegte wurde unter den Hofstaat und das Volk vertheilt. In Chorasan wurde die Stadt Herat, welche bei der Eroberung durch das Blutbad von hundertachtzigtausend ihrer Bewohner entvölkert und niedergebrannt wurde, wieder aufgebaut; fünfzigtausend Gefangene wurden zu diesem Ende dahin befehligt. Die Statthalterschaft Chorasan's war dem Uiraten Arghun anvertraut[99], die von Persien dem Körges (Blindaug), welcher mit Dschurmaghun nach Persien gekommen; über die Länder vom Gebirge Chankai bis an den Oxus war Mesud, der Sohn von Jelwadsch, als Statthalter bestellt. Ogotai's Freigebigkeit kannte keine Gränzen, aber auch nicht seine Unmässigkeit im Trinken, welche seinen frühzeitigen Tod herbeiführte; sein Bruder Dschagatai hatte ihn beschworen, sich die Zahl der Becher zu mindern; er minderte die Zahl, nahm aber Becher von grösserem Umfange. Abika, die Schwester Sijurkukteni's, die Gemahlin Tuli's, um deren Hand Tschengischan vergebens bei Owangchan geworben und die heimlich an einen Tafeldecker vermählt an der chinesischen Gränze ihren Jurt hatte, kam alljährlich mit ihrem Sohne, welcher mit dem Amt eines Mundschenken bekleidet war, zur Aufwartung. Eines Nachts, wo ihr Sohn den Wein kredenzt hatte, starb Ogotai. 11. Dec. 1241. Man wollte Abika und ihren Sohn der Vergiftung beschuldigen, aber Iltschidai und die anderen Emire vertheidigten ihre Unschuld, indem es klar war, dass Ogotai im Uebermasse des Rausches vom Schlage getroffen worden.[100]

Turakina's Regentschaft.

Ogotai hatte vier grosse Frauen Gemahlinnen und sechzig Beischläferinnen, aus den letzten nur zwei Söhne; die Mutter der fünf anderen war die zweite der vier Gemahlinnen, Turakina, aus dem Stamme Ohos Merkit, welche von Tschengischan ihrem Gemahle Tairosun, dem Fürsten der Merkit, geraubt und dem Sohne Ogotai zur Frau gegeben worden, [54] wiewohl jenem früher die Prinzessin Kulan, die Tochter Tschengischan's, vermählt war; sie war nicht schön, aber den Mangel an Schönheit ersetzte Herrschsucht und List, wodurch sie nach Ogotai's Tod die Kaanschaft ihrem Sohne Gujuk verschaffte, wiewohl Ogotai dieselbe dem Schiramun, dem Sohne seines geliebten, vor ihm verstorbenen Sohnes Kutschu, bestimmt hatte. Nach dem mongolischen Familiengesetze war sie nach des Gemahles Tod als Mutter die Regentin, welcher alle Stämme bis zur Thronbesteigung des neuen Herrschers gehorchen mussten. Durch die Künste ihrer Herrschsucht und List verlängerte sie die Regentschaft vier volle Jahre, während welcher sie Alleinherrscherin der Mongolen. Sie begann ihre Herrschaft mit der Absetzung des Staatssecretärs Ogotai's, des Uighuren Tschinkai[101], welcher die Worte Ogotai's aufgezeichnet, und entzog ihr Vertrauen dem weisen Mahmud Jelwadsch, dem Chuaresmier, welcher schon von Tschengischan als Gesandter an Chuaresmschah verwendet, seinen Beinamen vermuthlich dieser Gesandtschaft dankt, wiewohl Jelwadsch eigentlich nur einen Gottesgesandten, einen Propheten bedeutet.[102] Turakina hatte ihr unbeschränktes Vertrauen in Finanzgegenständen dem Moslim Abderrahman geschenkt, welcher zu Ende der Regierung Ogotai's sich als Pächter der Staatseinkünfte China's mit Verdoppelung des bisherigen Pachts von Einer Million auf zwei angetragen. Jelwadsch stellte dagegen vor, dass man wohl fünf Millionen jährlich erpressen könne, aber das Land zu Grund richten würde; der Pacht ward dennoch bewilligt, und Abderrahman und die Moslimin Fatima, welche bei der Verheerung von Tus geraubt worden, leiteten die Rathschläge Turakina's. Bald nach dem Tode Ogotai's hatte dessen Oheim Utdschigin, der jüngste Bruder Tschengischan's, Miene gemacht, sich der obersten Herrschaft bemächtigen zu wollen, indem er mit Truppen der Residenz nahte. Turakina sandte ihm Wort: warum er mit so zahlreichem [55] Gefolge seine Tochter zu besuchen käme? und sandte ihm seinen Sohn, der am Hofe Ogotai's verweilte, zurück. Utdschigin antwortete, dass er blos gekommen, ihr sein Beileid über den Tod des Gemahls zu bezeigen, und kehrte zurück. Der ausgeschriebene Landtag hatte endlich am See Köke[103] statt, wo Ogotai den Herbst zuzubringen pflegte. Der lange Aufschub rührte vorzüglich von Batu her, welcher die Regentin nicht liebte, und ein Uebel am Fusse vorschützte, um nicht auf dem Kurultai zu erscheinen; endlich versprach er zu kommen, sandte aber seiner statt seine Söhne und Enkel; auch der Temgu Utdschigin erschien mit achtzig seiner Söhne; die Frau Sijurkukteni, die Wittwe Tuli's mit ihren Söhnen und die Dschagatai's[104]; ausserdem die Statthalter des Reichs: der von Chorasan und Persien, Arghun; der von Uighuristan und Turkistan, Mesud, der Sohn von Jelwadsch; von den zinsbaren Fürsten Rukneddin, der Seldschuke Rum's, Jaroslaw, der russische Grossfürst, zwei Prinzen David, die sich um den Thron Georgiens stritten, der Bruder des Herrschers von Mossul, aus dem Hause Ejub, die beiden Gebieter von Kurdistan, Schemseddin und Schihabeddin, im Namen des Fürsten der Assassinen, die Herren von Rudbar und Alamut, Fachreddin der Richter der Richter, von Seite des Chalifen von Bagdad, der Gesandte des Fürsten von Fars und Kerman, und im Namen des Papstes Innocenz des vierten die beiden Franziskaner: der Pole Benedict und der Franzose Plan Carpin, deren letztem wir das treue Gemälde des Kurultai und tatarischer Sitte in seiner Reisebeschreibung verdanken. Zugleich waren vier Dominikaner Missionäre an Baidschu Nujan[105], den mongolischen Befehlshaber in Persien, abgegangen, von denen aber nur [56] Simon von Saint Quentin über die Missionsreise kurzen, im Geschichtsspiegel des Vincenz von Beauvais erhaltenen, Bericht hinterlassen.

Gujuk's Thronbesteigung.

Durch vier Tage wechselten die Prinzen und ihr Gefolge den Anzug, indem sie am ersten Tage in weissen Kleidern, am zweiten in rothen, am dritten in violeten, am vierten in scharlachfarbenen erschienen; zwei Eingänge führten zum grossen Wahlzelte, in welchem Raum für zweitausend Personen; einer der Eingänge unbewacht, nur für den Herrscher; der andere von Bogenschützen besetzt, welche die, denen der Eingang nicht gestattet war, abwehrten. Die Thronbesteigung sollte schon am Tage der Himmelfahrt Mariä statthaben, ward aber ob eines fürchterlichen Hagels und Schneegestöbers (welches in der Hälfte Augusts für die Rauheit des Klima's im Gebirge von Karakorum zeugt und den mongolischen Volksaberglauben der donnerbeschwörenden Uriankuten und der hagelmachenden Schamanen erklärt) bis an den Bartholomäustag verschoben. 24. August 1246. Turakina hatte für ihren Plan, den Thron ihrem ältesten Sohne Gujuk zuzuwenden, die Stimme Sijurkukteni's und ihrer Söhne gewonnen, und der Minister Kaidak, Chinese, wie Tschinkai, leiteten die Wahl. Gujuk, von heftigem und wankelmüthigem Sinne[106], verstand sich zur Annahme des ihm von der Mutter bestimmten Thrones nur unter der Bedingniss, dass die Fortdauer der Herrschaft in seinem Uluse beschworen werde. Der Vertrag ward mit der Formel unterzeichnet: „dass, so lange vom Stamme des Kaan's ein Stück Fleisch übrig, an der Herrschaft kein Anderer Theil nehmen solle“.[107] Dem Gujuk, wiewohl noch nicht zum Herrscher ausgerufen, wurden schon ausschliessliche Ehren erwiesen; wenn er aus seinem Zelte ging, traten ihm Sänger vor und die Hofdiener neigten vor ihm ihre Ceremonienstäbe mit den rothen Quasten.[108] Als man endlich mit dem Wahlvertrage im Reinen, hatte die Feierlichkeit der Thronbesteigung [57] statt. Gujuk wurde auf einen goldenen Stuhl gesetzt, und die Prinzen und Nujanen erklärten, dass sie ihn zum Herrscher wollten. Gujuk fragte: ob sie bereit, seinem Worte zu gehorchen, zu gehen und zu kommen nach seinem Befehl und zu tödten auf seinen Wink? und als sie dies bejaht, sagte er: So wird dann künftig sein mein Wort als Schwert. Sie gaben ihre Zustimmung, setzten ihn vom goldenen Stuhle auf eine Filzdecke auf die Erde und sagten: Schaue auf zu Gott im Himmel und nieder auf den Filz zur Erde; wenn du gut regierst, wenn du gerecht, freigebig, die Prinzen und Freiherren ehrst, wird dir die Erde unterthan sein nach deinem Willen; im Gegentheil wirst du arm, verachtet und elend sein und nicht einmal der Filz wird dein gehören, auf dem du sitzest[109]. Dann setzten sie neben ihn seine Gemahlin Oghulkaimisch die Merkitin, hoben sie beide auf dem Filze empor und riefen ihn als Chakan und Moilchan und sie als grosse Frau der Mongolen aus. Die Mützen flogen in die Luft, die Gürtel wurden über die Schulter geworfen, die ganze Versammlung beugte neunmal das Knie, drei Becher von Stutenmilch, Wein und Meth wurden ihm dargebracht, und als er aus dem Zelte ging, fiel das versammelte Volk und Heer dreimal vor ihm nieder[110]; sieben Tage dauerte das Fest, während welches vom Zelte des Chakan's Fleisch und Salz und Stutenmilch ausgetheilt ward[111]. Die Frauen hatten ihre Sitze links des Thrones, auf der rechten Seite standen nur die Prinzen[112]; die Nujanen hatten ihre Sitze inmitten des goldenen Thronzeltes; die der Frauen waren von weissem Filz; die Diplome wurden erneuert, die Jurte und Privilegien bestätigt, die Statthalterschaften vertheilt. Die Feldherren Subutai Behadir und Dschaghan wurden nach China, Iltschikidai mit einem schweren Heere nach Westen zur Schlichtung der Angelegenheiten Rum's und Georgien's abgeordnet, dem Arghun wurde die Reichshut wider die Schlösser der Assassinen in [58] Chorasan und Kuhistan aufgetragen, die Gesandten von Alamut und die des Chalifen wurden mit drohenden Briefen entlassen, indem über den Fürsten der Assassinen Arghun, der Statthalter von Chorasan, über den Chalifen sich Schiramun, der Sohn Dschurmaghun's, des vormaligen Feldherrn in Persien, beklagt hatten. Die Finanzverwaltung von China war in den Händen Abderrahman's; Mesud, der Sohn von Jelwadsch, behielt die Verwaltung Turkistan's; die Wesirschaft war zwischen den beiden Chinesen Tschinkai und Kaidak getheilt, unter denen die nestorianischen Priester hoch das Haupt empor trugen und auf deren Einfluss die Missionäre des Papstes die Hoffnung der Bekehrung des Chan's zum Christenthume bauten. Turakina starb schon zwei Monate nach ihres Sohnes Thronbesteigung, und ihre Günstlingin Fatima ward unter der Anklage, dass sie dem Prinzen Kulan, dem Bruder des Chan's, eine Krankheit angezaubert, als Zauberin ertränkt. Im Frühjahre des zweiten Jahres seiner Regierung ging Gujuk von Karakorum gegen Imil, sein Stammgebiet; die Wittwe Tuli's sandte hievon Batu, dem Herrscher von Kipdschak, Kunde, um ihn zu warnen, dass der Marsch wider ihn gerichtet sein könnte; auf demselben starb Gujuk im drei und vierzigsten Jahre als ein Opfer seiner Ausschweifungen in Trunk und Weibern.

Mengku's Thronbesteigung.

Der Tod Gujuk's ward nach der von Tschengischan herrührenden Staatsmaxime geheim gehalten, bis der Aelteste der Familie (dies war Batu, der Herrscher von Kipdschak) davon verständigt; er war auf Sijurkukteni's Warnung vom Marsche Gujuk's demselben entgegengezogen und bis nach Kialik gekommen, als er die Kunde des Todes erhielt. Die Regentin, die Frau Oghulkaimisch, sandte an ihn Botschaft im Namen ihrer Söhne, von denen der älteste, Chodscha Aghul, den Thron vermöge der Jasa und des noch bei der Thronbesteigung seines Vaters unterzeichneten Familienvertrags in Anspruch nahm; aber auch die Frau Sijurkukteni, Wittwe Tuli's, die Mutter vier seiner neun Söhne, nämlich: Mengku's, Kubilai's, Hulagu's und Arik Buka's, sandte Botschaft, um seine Stimme für den ältesten derselben zu [59] gewinnen. Sijurkukteni war die Nichte Owangchan's, eine Frau von ausserordentlichem Geiste und Verstande, unstreitig die grösste aller Frauen, von denen die mongolische Geschichte ein Paar Hundert, in die der Herrscher verflochten, erwähnt. Hochangesehen durch ihre Geburt als die Nichte des grossen Herrschers der Kerait aus seinem Bruder Hakembo, war sie es noch mehr durch die Verschwägerung mittels ihrer drei Schwestern, von denen Begtutmisch eine der vier grossen Frauen Dschudschi's und also die Stiefmutter Batu's, und vermöge der mongolischen Sitte, nach welcher die Söhne nach des Vaters Tod die Stiefmütter zu Gemahlinnen nahmen, eine der Frauen Batu's oder doch wenigstens von grossem Einflusse in seinem Frauengemach; ausser diesen Vortheilen ihrer Geburt und Verschwägerung genoss sie des höchsten Ansehens als die grosse Frau Tuli's, des Herdhüters des Hauses Tschengischan's, als die Mutter seiner vier obgenannten Söhne und als eine Frau von grosser Staatsklugheit. Durch diese hatte sie immer den Herrscher Batu sich und ihren Söhnen günstig zu erhalten gewusst; als Batu den kranken Fuss vorgeschützt, um sich der Gegenwart beim Kurultai der Thronbesteigung Gujuk's zu entheben, hatte sie ihre Söhne an ihn gesandt, um sich nach seiner Gesundheit an erkundigen; als Gujuk gegen die Gränze marschirte, hatte sie ihm die früheste Kunde und Warnung gegeben, und fand ihn also ihren Wünschen geneigt; ausserdem hatte sie als grosse Menschenkennerin die durch Talente oder Heldenmuth ausgezeichnetsten Männer der verschiedenen Stämme als Erzieher oder Umgebungen ihrer Söhne an sich zu ziehen gewusst und sich mit dem Bollwerke ihres Kopfs und Arms umgeben.[113] Die zahlreichsten Prinzen auf diesem Kurultai waren die der Uluse Dschudschi und Tuli. Iltschikidai der Dschelaire, der Befehlshaber in Persien, brachte den versammelten Prinzen den bei der Thronbesteigung Gujuk's unterschriebenen Familienvertrag in Erinnerung: dass, so lang ein Stück Fleisch [60] von seinem Hause übrig wäre, sie aus keinem anderen den Herrscher wählen würden. Ihr habt, entgegnete Kubilai, zuerst die Jasa Tschengischan's gebrochen, indem ihr seine Tochter Atalun (die Gemahlin Dschawer Satschan's des Olkoniten) getödtet, indem ihr die durch Ogotai's letzten Willen seinem Enkel Schiramun bestimmte Thronfolge dem Gujuk zugewendet. Diese Einwendung unterstützte das Ansehen Batu's und der Oberrichter[114] Mingkasar Nujan, welcher den Heldenmuth Mengku's, des ältesten Sohnes Tuli's, und die von ihm in dem chinesischen Feldzuge noch unter dem Grossvater Tschengischan und dann im siebenjährigen westlichen Kriege wider Europa geleisteten grossen Dienste anpries. Die Prinzen trugen den Thron Batu als dem Aeltesten des Hauses an; da dieser denselben aber ausschlug, übertrugen sie ihm die Ernennung des Herrschers, und Batu ernannte dazu Mengku, den ältesten Sohn Tuli's. Mengku entschuldigte sich, aber sein Bruder Muke bemerkte, dass, da Alle versprochen, sich dem Ausspruche Batu's zu fügen, so sei hier Unterwerfung auch für Mengku Pflicht; demnach ward ihm als künftigem Herrscher gehuldigt und Batu selbst brachte ihm den Becher dar; zugleich ward ausgemacht, dass, da die Versammlung nicht vollständig, nächsten Frühling im Stammgebiete Keluran auf vollzähligem Kurultai die Thronbesteigung gefeiert werden, unterdessen die Frau Oghulkaimisch die Regentschaft führen solle. Die Söhne Gujuk's ziehen ihren Stellvertreter, der hiezu beigestimmt, überschrittener Vollmacht, die Prinzen des Uluses Dschagatai und Ogotai weigerten sich, auf dem Kurultai zu erscheinen; da sandte Batu seine beiden Brüder, Berke und Tokatimur, mit zahlreichem Heere, um den Mengku trotz ihrer Abwesenheit als Kaan auszurufen. Drei Jahre nach dem Tode Gujuk's wurde Mengku unter den gewöhnlichen Feierlichkeiten als Kaan und Moilkan ausgerufen. 1. Juli 1251. Es wurde ein Regierungsbefehl erlassen, vermöge dessen befohlen ward, nicht nur der Menschen, sondern [61] auch der Lastthiere zu schonen, verboten, die Thiere, deren Fleisch gegessen, anders als nach mongolischer Sitte zu erwürgen, die Reinheit des Wassers zu trüben. Sieben Tage dauerte das Krönungsfest, an deren jedem neues Kleid von anderen Farben angezogen, täglich das Fleisch von hundert Pferden und Ochsen, fünftausend Schafen verzehrt, die Ladung von zweitausend Wägen Weins und Kumis ausgetrunken ward.

Hinrichtungen der Prinzen; Feldzug gegen Osten und Westen.

Während der Feste kam ein Soldat der Leibwache[115], welcher sein Maulthier verloren, dasselbe zu suchen ausgegangen, in grösster Eile (er hatte in Einem Tage den Marsch von dreien durchmessen) mit der Kunde, dass die Prinzen des Uluses Ogotai, Schiramun, Baghu und Kutuktu mit versteckten Waffen, die sie in bedeckten Wägen mit sich führten, im Anzuge. Mingkasar ging ihnen mit Truppen entgegen, überfiel sie und führte sie ins Lager mit sich; hier brachten sie nach mongolischer Sitte ihre Geschenke, neun verschiedene Dinge und von jedem neun Stücke, dar; aber am dritten Tage wurden sie beim Eintritt in's Zelt verhaftet und von Mengku selbst verhört. Der Hofmeister Schiramun's gestand, geprügelt, den Auftrag, und Mengku übertrug nun das Gericht über die Schuldigen dem Mingkasar; dieser sprach über dieselben nach der Jasa die Todesstrafe aus. Siebzig Prinzen und Nujanen wurden hingerichtet, unter den letzten zwei Söhne Iltschikidai's, des Feldherrn in Persien, deren Vater zu Badgis verhaftet, zu Batu geführt, von diesem hingerichtet ward. Die Todesart der Nujanen war, dass man ihnen den Mund mit Steinen füllte und sie so erstickte; die der Prinzen, dass man sie in seidene Tapeten einwickelte und darin zu Tode rollte[116]. Katakasch, die Mutter Schiramun's, die Nichte Altschi Nujan's, sandte Bitte an Sijurkukteni, die Schuld ihres Sohnes bekennend und für denselben um Verzeihung flehend; auf die Fürbitte der Mutter schenkte Mengku den Aghlanen, d. i. den Prinzen Schiramun, Chodscha Aghul, Baghu aus dem [62] Uluse Ogotai, Jesenbuke aus dem Uluse Dschagatai, das Leben, indem er sie nach China sandte, dem Chodscha Aghul aber, welchem die Thronfolge gebührt hätte, einen Jurt an der Selenga anwies[117]; auch den beiden grossen Söhnen Ogotai's, Timur und Melik, und denen Kutan's wurde das Leben geschenkt, aber in der Folge, als Mengku selbst nach China zog, wurde der Prinz Schiramun ertränkt. Seine Mutter Katakasch und Oghulkaimisch, die Wittwe Gujuk's, wurden das Jahr hierauf vor das Gericht Mingkasar's gestellt, beide als überwiesen, dass sie die Söhne zur Widerspenstigkeit bei dem Kurultai der Thronbesteigung aufgehetzt, zum Tode verurtheilt und in Filz eingewickelt ersäuft. Kaidak und Tschinkai, die beiden Räthe der Oghulkaimisch, wurden hingerichtet. Buri, der Enkel Dschagatai's, wurde an Batu ausgeliefert, der ihn um einige Schimpfreden, die er wider ihn ausgestossen, tödten liess. So waren ausser siebzig Nujanen die Kaiserin Oghulkaimisch und die Mutter Schiramun's, welcher von Ogotai zur Thronfolge bestimmt worden war, als Opfer der Herrschaft des Uluses Tuli's gefallen. Der Idikut, d. i. Fürst, der Uighuren, welchem Turakina die Herrschaft über das Land verliehen, wurde, von einem Moslim eines Mordplans wider alle Moslimen in seinem Lande angeklagt, vor das Gericht des unerbittlichen Mingkasar gestellt; von diesem auf die Folter gelegt, bekannte er sich schuldig, wurde zur Todesstrafe verurtheilt und nach Pischbaligh gesandt, um dieselbe zu erleiden; an einem Freitage, als die Moslimen in die Moschee gingen, wurde er zu ihrer grossen Freude geköpft; die Stelle des Scharfrichters vertrat sein eigener Bruder, welchem Mengku die Herrschaft des Landes der Uighuren verlieh. Berke Aghul und Buka Timur, die beiden Söhne Batu's, wurden mit Ehren nach Kipdschak, so auch Kara Hulagu, der Enkel Dschagatai's, aus dessen vor Bamian's Mauern gefallenem Sohne Muwatukan, mit der Oberherrschaft seines Uluses entlassen; Mohammed Jelwadsch, welcher, als Mengku [63] einen Augenblick über die Strafe der schuldigen Prinzen unschlüssig, denselben nach der aus der römischen Geschichte bekannten Anekdote, der vom Vater Tarquinius als Antwort auf des Sohnes anfragende Botschaft stillschweigend abgehauenen höheren Pflanzen, zur Todesstrafe bestimmt hatte, ward wieder die Finanzverwaltung von China, und seinem Sohne Mesud die Statthalterschaft über die Länder zwischen dem Oxus und Irtisch anvertraut, dem Aghun die Statthalterschaft über ganz Persien, von Chorasan bis nach Armenien und an die syrische Gränze bestätiget. Mingkasar war der Oberrichter, der Christ Bulghai stand an der Spitze der Staatskanzlei, in welcher Sekretäre für die Ausfertigungen in sieben Sprachen: Perser, Uighuren, Araber, Chinesen, Tibeter, Mandschu und Tanguten angestellt waren. Kuikur, der Sohn Dchudschi Kasar's, des Bruders Tschengischan's, erhielt die Befehlshaberschaft der Residenz Karakorum; Befehle wurden erlassen, um dem Misbrauche der von Ogotai eingesetzten Posten Jam[118] zu steuern, indem die Kuriere und Gesandten den Bauern die Pferde wegnahmen; die Abgabe Kuntschur von den Herden wurde auf Eines vom Hundert bestimmt; die Herde, die nicht Hundert zählte, war davon frei. In Persien wurde nach dem Fusse der von Jelwadsch in Transoxana eingeführten Besteuerung der Kopfsteuer, je nach dem Vermögen von Einem bis zehn[119], in China von Einem bis fünfzehn Dukaten festgesetzt. Forderungen von Kaufleuten, welche für die unter Gujuk gelieferten Waaren keine Bezahlung erhalten hatten, wurden mit fünfzigtausend Silberbalischen befriedigt[120]; hingegen zog er alle Ländereien ein, deren sich nach dem Tode Gujuk's seine Wittwe Oghulkaimisch und ihre Söhne Chodscha und Baghu bemächtigt hatten, welche siebzehntausend Balische Gold eintrugen[121]. Der Bruder Kubilai wurde mit einem Heere nach China befehligt, und bei dem Aufbruche desselben hielt der Kaan ein Kurultai, von Festen aller Art [64] begleitet; auf diesem erschienen der Richter Schemseddin von Kaswin, welcher wider die ihn aufsuchenden Dolche der Assassinen zum Throne des Kaans flüchtete, und Abgeordnete Baidschu Nujan's, des Befehlshabers in Irak, welcher sich über den Chalifen von Bagdad beklagte. Da beschloss Mengku den Krieg wider die Assassinen und den Chalifen und übertrug die Führung desselben seinem Bruder Hulagu. Da einige Geschichtschreiber den Anfang der Herrschaft der Mongolen in Persien von diesem Jahre an rechnen, wiewohl Hulagu erst drei Jahre später dort als Eroberer einzog, so wird auch das folgende Buch am bessten mit dem Feldzuge, dessen angekündigter Zweck die Zerstörung der Herrschaft der Assassinen und des Chalifats, beginnen, aber zuvor thut noch zur Orientirung des Lesers vonnöthen ein Ueberblick der damals, das ist in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, in Asien dem Reiche der Mongolen gleichzeitigen asiatischen Dynastien.

Dynastien im Osten Asiens.

China, dessen nördliche Hälfte unter Mengukaan, dessen südliche unter Kubilai zu dauerndem Besitze und zur Gründung der Dynastie Juan, d. i. der Mongolen, erobert worden, liegt hier eben so, wie das indische Reich von Dehli, dessen grosse Stadt Lahur noch unter Gujuk's Regierung von den Mongolen belagert und für kurze Zeit erobert worden war[122], ausser dem Bereiche dieses Ueberblicks, welcher blos die unmittelbar mit der mongolischen Dynastie in Persien bei der Eroberung desselben oder später verflochtenen asiatischen Reiche und Dynastien ins Auge nimmt. Wir wenden den Blick nach sechs Seiten, so dass derselbe Persien selbst und seine Gränzländer in Osten, Westen, Süden, Norden, sammt dem äussersten des westlichen Asiens, bis wohin sich das Reich und die Macht der Ilchane erstreckte, in sich begreift. Im Osten zuerst nach dem indischen Gränzreiche, nach Chorasan, d. i. dem Ostlande, dem persischen Oesterreich und dem daran stossenden Kuhistan; im Süden [65] gegen Kerman und Jesd, dann nach Persien im engsten Sinne, nach Fars, dem persischen Irak und den beiden dazu gehörigen Luristan; im Westen nach dem arabischen Irak, dem Sitze des Chalifats, und nach dem Reiche der Seldschuken in Rum; im Norden nach Gilan, Georgien und Armenien; endlich nach dem entfernten Syrien und Aegypten und dem byzantinischen Reiche:

I. An der indischen Gränze, von deren Deckung gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's die Rede sein wird, herrschte die in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gegründete Dynastie der Chuldschen, d. i. die fünfte der Ghur, nachdem die drei früheren dieses Namens zu Ghasna, Bamian und Kabul erloschen, während die vierte, nämlich die der Ulugschahe, mit ihnen gleichzeitig zu Dehli herrschte. Die Benennung der zweiten tatarischen Dynastie, unter welcher Ferischte, der grosse Geschichtschreiber der moslimischen Reiche in Indien, die Chuldschen aufführt, könnte gelten, wenn es wahr wäre, dass sie von einem Eidam Tschengischan's, Namens Choldsch, abstammen; aber keiner der Eidame Tschengischan's trägt diesen Namen und keine derselben waren Choldsche oder Challadsche (das indische Choldsch ist blos eine Verstümmelung des Namens der Challadsch oder Kaladsch), welche, wiewohl Türken von Abkunft, von Reschideddin den uneigentlichen Mongolen beigesellt werden. In der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts herrschte aus dieser Dynastie Dschelaleddin Firus, welcher sich der Stadt Dehli bemächtigte, und dessen vier glänzende Siege der grosse persische Dichter Chosrew von Dehli, in einem besonderen: die Eroberung der Eroberungen[123] betitelten Werke beschrieben, und dessen Sohne Alaeddin ein anderes seiner Werke, nämlich die Vereinigung der beiden glücklichen Gestirne[124], gewidmet. Chosrew von Dehli war der Lobredner Dschelaleddin's und Alaeddin's, der beiden grossen Herrscher der Chuldschen, wie ein halbes Jahrhundert [66] später Wassaf, der Lobredner der beiden Herrscher der Ilchane, Chodabende und Ebu Said. II. In Chorasan war erst vor einigen Jahren zu Herat die Dynastie der Kert durch Schemseddin Mohammed gegründet worden, welchem Tschengischan bei der Eroberung Herats den Besitz desselben eingeräumt, Mengku, welchem er mit reichen Geschenken seine Huldigung darbrachte, die Herrschaft von Herat und Ghardschistan bestätigte. In dem unmittelbar an Herat anstossenden und längs der südlichen Gränze von Chorasan sich hinziehenden Kuhistan, das ist dem Gebirgslande, sandten: III. die Assassinen von ihren hundert Schlössern den Meuchelmord wider alle ihre Feinde aus. Der siebente Grossmeister dieser Meuchelmörder, Alaeddin Mohammed Gurschah, sass seit zwanzig Jahren als Alter vom Berge auf dem Stuhle, auf welchen den neunjährigen Knaben die nächsten Verwandten, welche den Vater vergiftet, gesetzt und dem er, vom eigenen Sohne gemordet, entsank.

Dynastien im Süden Persiens.

IV. Kerman, die südliche Landschaft Persiens, kam nach dem Untergange der Herrschaft der Bujiden in die Macht der Seldschuken, von deren fünfgetheilten Herrschergeschlechte ein Zweig den Namen von Kerman führt, und blieb im Besitze der Söhne Kaurdin's bis zur Regierung Dscheladdin Chuaresmschahs, zu dessen Zeit der Kämmerer Borrak, zum Islam bekehrt, vom Chalifen mit der Herrschaft dieses Landes belehnet und mit dem Ehrentitel Kotlogh Sultan, d. i. der gute Sultan, ausgezeichnet ward. Kotlogh Sultan war mit dem Atabegen von Jesd Ghajaseddin in vielfältige und langwierige Streitigkeiten verwickelt, welche in der welteröffnenden Geschichte Dschuweini's erzählet sind. Der Sohn Kotlogh Sultan's Rukneddin erhielt trotz der Empörung Kutbeddin's, des Neffen Borrak's, vom ersten Nachfolger Tschengischan's von Ogotai die Belehnung von Kerman, Kutbeddin gewann aber mächtigen Schutz am Hofe des Kaan, indem er seine Schwester dem Kasar Beke und eine Tochter dem Ssahib Habesch Amid vermählte; zwei Söhne aus dieser Ehe waren in der Folge die Stützen des Throns von Kerman wider Kutbeddin, welcher von Ogotai nach China gesandt, durch [67] den Schutz des Grosswesirs Jelwadsch von Mengkutaan das Diplom der Herrschaft Kerman's erhielt. Kutbeddin schickte mit der Botschaft der Belehnung einen Gesandten an Rukneddin, 650/
1252
der, als er beim Atabegen von Fars Mosaffereddin Ebubekr vergebens Hilfe gesucht und auch beim Chalifen Mosteaassim keine gefunden hatte, sich im folgenden Jahre nach Almaligh zum Kaan Mengku begab, wo auch der Nebenbuhler um den Thron Kutbeddin mit ihm zugleich eingetroffen. Diesem bestätigte Mengku, und später auch Hulagu die Herrschaft, die er bis zu seinem, ein Paar Jahre später erfolgten Tode behielt. 658/
1258
Fast noch weniger als die Geschichte der Sultane Kermans aus der Familie Borrak ist die der Atabegen von Jesd aus der Familie Kakuje bisher europäischen Geschichtschreibern bekannt. V. Die Atabege von Jesd leiten ihren Ursprung vom Dilemiten Ebu Dschaafer Mohammed Kakuje ab, dessen Namen die Araber in Kakeweih, so wie den der Buje in Boweih, und den der Fasluje in Fasleweih verstümmeln; er war der Oheim Side Chatun's, der Mutter Medschdeddewlets des Bujiden und Statthalters von Issfahan; sein Sohn Ebu Manssur Firamurs hatte vom Seldschuken Toghrul vor einem Jahrhunderte die Herrschaft von Jesd erhalten; 443/
1052
ihm war in derselben sein Sohn Emir Ali Ben Firamurs gefolgt, 536/
1142
welcher im Kriege wider die Karachitanen fiel. Sultan Sindschar, der grosse Herrscher der persischen Seldschuken, verlieh die Herrschaft von Jesd dem Sam Ben Wirdan, 515/
1122
einem Abkömmlinge aus einer Tochter Emir Ali's, als Stellvertreter desselben. Sam Ben Wirdan umfing das Grab Ali's zu Meschhed mit einer Mauer und verherrlichte Jesd durch den Bau einer grossen Moschee. Er überliess die Herrschaft seinem Bruder Iseddin Beschker, 590/
1194
welcher, ein tapferer Fürst und Feldherr, von den Seldschuken mit der Statthalterschaft von Schiras und Issfahan betraut worden, zu Anfang des Jahrhunderts starb; 604/
1208
ihm folgte sein Bruder Wirdansor durch zwölf Jahre, und dann dessen Bruder Ebu Manssur, beigenannt Kutbeddin der Choldsche, gest. 616/
1219
nach ihm dessen Sohn Mahmud durch dreizehn Jahre, und nach diesem dessen Sohn Salghurschah, 621/
1231
der Erbauer der nach [68] ihm genannten Stadt Salghurabad, und dann dessen Sohn Toghanschah, der neunte der Herrscher der Familie Kakuje, der Zeitgenosse Hulagu's[125], welcher das Dasein dieser Herrscherfamilie duldete, bis nach zwei späteren Herrschern (Alaeddewlet und dessen Bruder Jusufschah), zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts, Jesd von Ghasan erobert und dessen Ertrag den Einkünften des Diwans einverleibt ward.

Die Dynastien in Fars.

In Persien herrschten ausser den Atabegen von Jesd noch die von Schiras, insgemein bekannt unter dem Namen der Salghuren, und zu Darabscherd, einer Landschaft von Fars, die Dynastie Schebankjare[126] aus der Familie Fasluje. VI. Die Vorfahren Fasl Ben Emir Fasluje's waren ursprünglich die Ispehbede, d. i. die Heerführer von Fars; schon zur Zeit Omar's, als Jesdedschird, der letzte Chosroes der Sasan, vor den arabischen Heeren nach Issfahan flüchtete, versammelten sich um ihn die Grossen der Schebankjare, welche mit den Einwohnern der Ebne Run bei Darabscherd einen Bund des Friedens aufrichteten, während Jesdedschird nach Kerman ging. Ali Ben Fasluje war die rechte Hand Horbeid's, des Schwagers Jesdedschird's, und sein Nachkömmling zur Zeit Alp Arslan's des Seldschuken, der obengenannte Emir Fasl Ben Fasluje's, insgemein Fasluje Ben Hasuje genannt, Isfehsalar d. i. General der Reiterei. Unter der Regierung Adhadeddewlet's des grossen Fürsten der Ben Buje überzog dessen Statthalter zu Schiras, Tasch Ferrasch Schebankjare, das Land mit einem Heere, 430/
1038
und zu dieser Zeit siedelte sich die Familie Fasluje in der Ebene von Run, in der Nähe der Stadt Darabscherd, an; fünfzehn Jahre später bemächtigten sie sich des Gebietes von Fars, zu dessen Verwaltung Emir Schebankjare Fasluje angestellt worden. Kaurdin, der Bruder Alparslan's, des Seldschuken von Kerman, verheerte Fars, Fasluje flüchtete zu Alparslan, und pachtete von ihm Fars und Darabscherd für siebenundzwanzig [69] Millionen Dirhem; da er sich wider seinen Lehensherrn empörte, überzog ihn Nisameddin, der grosse Grosswesir Melekschah's, mit Krieg, und der Atabege Dschelaleddin Dschanli der Chuansalar, d. i. Obersttruchsess, schlug sich mit dem Erbauer der Residenz zu Darabscherd, dessen langer Namen Nisameddin Mahmud Ben Jahja Ben Hasuje. Dschanli starb während des Feldzugs an einem Blutflusse; ihm folgte sein Sohn Mobariseddin, dann dessen Sohn Nisameddin II., dann der Bruder Mosaffer Mohammed, 624/
1227
welcher, ein weiser und gerechter Fürst, seit vierzehn Jahren herrschte, als Hulagu gegen den Westen aufbrach. Von allen Dynastien, welche zur Zeit Hulagu's in Persien herrschten, ist keine merkwürdiger als die VII. der Atabegen Salghuren, deren Geschichte die Hälfte des zweiten Buchs von der Wassaf's füllt, und die er mit besonderer Vorliebe und Ausführlichkeit behandelt, weil Fars das Stammland Persiens und Schiras seine Geburtsstadt; auch wir werden in der Folge die Geschichte derselben ausführlicher als die aller übrigen Dynastien erzählen, weil die Regierung der fünf ersten Fürsten, welche alle den Vornamen Mosaffereddin, d. i. die mit dem Siege der Religion Betheilten, führten, eine schöne Zeit des Flores der Herrschaft und der Wissenschaft, des Lebensgenusses und der Poesie, und weil der Namen des letzten Ebubekr Ben Saad's schon durch Saadi's Gülistan allein unsterblich. Hier genüge es zu sagen, dass von dem Ende der Herrschaft der Dilemiten bis zu dem Auftritte des ersten Salghuren Sonkar Ben Mewdud in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der Hidschret, des zwölften der christlichen Zeitrechnung, Fars durch sieben Atabege, Statthalter der Seldschuken, verwaltet worden. Der erste Fasluje Schebankjare, dessen schon oben bei der Dynastie dieses Namens Erwähnung geschehen, und von dem die Dichter, auf dessen Namen Fasl, d. i. Trefflichkeit, Verdienst, Wohlthat und Huld anspielend, gesagt:

Vor Gott, dem Allverehrten, war er Huld und Glück,
Den Uebermuth des Aufruhrs hielt Faslui zurück.

[70]

Der zweite Rokneddewlet, d. i. die Reichssäule Chumar Tegin, ertrank; der dritte Dschelaleddin Dschanli verheerte das Gebiet der Dynastie Schebankjare; der vierte Karadschu baute eine Medrese zu Schiras und ward zu Hamadan erschlagen; der fünfte Mengubers baute eine Medrese, an der er begraben liegt, dessgleichen seine Gemahlin Sahide die Medrese Issmeti zu Schiras; der sechste Bosabe ward, wiewohl ein gerechter und billiger Herr, gewaltsam getödtet, 543/
1148
und der siebente Melekschah hielt der letzte das Ansehen der Seldschuken aufrecht, welchem Sonkar Ben Mewdud, der Gründer der Dynastie der Salghuren, ein Ende machte, indem er sich zum Atabegen unabhängigen Herrscher, aufwarf.

Die Dynastien von Gross- und Klein-Luristan.

Mit der Familie Fasluje's, welche zu Schebankjare herrschte, sind die sogenannten grossen Fasluje nicht zu vermengen, welche in Gross-Luristan unter dem Namen der grossen Atabege, so wie die Familie Chorschid in Klein-Luristan unter dem Namen der kleinen Atabege herrschten. Die beiden Provinzen haben ihren Namen von zwei Brüdern, Lor oder Lur, welche dort Statthalter im dritten Jahrhunderte der Hidschret, später über die Stämme herrschten, welche um's Jahr fünfhundert der Hidschret vom Berge Saumal im nördlichen Syrien in dieses südöstliche Gebirgsland Persiens eingewandert, sich unter Anführung Chorschid's in Klein-Luristan niederliessen; von ihrer westlichen Abstammung heissen sie die Könige des Westens[127]. VIII. In Gross-Luristan dienten die Anführer dieser ausgewanderten Stämme Ali und dessen Sohn Mohammed den Atabegen Salghuren, und Abu Tahir, der Sohn Mohammed's, stand dem Atabegen Sonkar wider die Schebankjare bei. Sonkar, der Salghure, sagte zum Abu Tahir: er möge sich eine Gnade erbitten; Abu Tahir begehrte erst den Pfeil, dann das Pferd des Atabegen, und als ihn dieser noch mehr begehren hiess, die Erlaubniss, Luristan von den Feinden der Atabege zu reinigen; er eroberte es, erklärte aber sich selbst zum unabhängigen Fürsten und Atabegen. 550/
1155
Bei dieser Gelegenheit siedelten [71] sich zahlreiche Stämme aus Syrien in Luristan an, und vertrieben die Scholen oder Schulen, welche die Ureinwohner des Landes. Abu Tahir hatte fünf Söhne, deren ältester Hesarsif in beständigem Kriege mit Tikle dem Atabegen Salghuren von Fars. Hesarsif verheerte das Gebiet der Salghuren, und unterwarf sich das Land bis auf vier Farasangen von Issfahan. Hesarsif erhielt für seinen Sohn Tikle, welcher denselben Namen trug wie der Atabege Salghure von Fars, weil er von mütterlicher Seite ein Enkel desselben, ein Herrscherdiplom vom Chalifen Nassir; der Salghure Saad sandte Heere wider Tikle, welcher dieselben schlug, und auch wider Hosameddin Chalil, den Neffen Schudschaaeddin's von Klein-Luristan, siegreich Krieg führte; endlich kamen aus Chusistan zwei Feldherren des Chalifen, welche den Bruder Tikle's gefangen nahmen. Tikle tödtete den einen, nahm den anderen gefangen und löste denselben für den Bruder aus. Tikle war der Beherrscher Gross-Luristan's, als Hulagu wider Bagdad zog. Zur selben Zeit herrschte in Klein-Luristan der kleine Atabege Bedreddin Mesud, welcher sich dem Dienste der Mongolen stellte. IX. Die Dynastie der kleinen Atabege in Klein-Luristan begann ein halbes Jahrhundert später als die der Atabege von Gross-Luristan. Schudschaaeddin Chorschid, d. i. der Tapfere der Religion, die Sonne, eroberte das Land, nahm, der erste, den Titel Atabeg an, und starb nach vierzigjähriger Regierung über hundert Jahre alt; 580/
1184
ihm folgte sein Neffe Rustem, ein gerechter aber strenger Fürst, den sein Bruder Scherefeddin Ebubekr ermordete; dieser wurde von seinem Weibe vergiftet; sein Bruder Iseddin Kerschasif nahm den Thron ein und die Frau Melike, seines Bruders Gemahlin, die Tochter Schihabeddin Suleimanschah's, zur Frau; in langwierigen Krieg mit Hosameddin Chalil, dem Neffen Schudschaaeddin's, verwickelt, schloss er mit demselben Frieden, ward aber von ihm erschlagen. 640/
1242
Die Wittwe Melike Chatun sandte ihre drei Söhne (Schudschaaeddin Chorschid, Ssafeddin Rustem und Nureddin Mohammed) zu ihrem Bruder Suleimanschah, der mit Hosameddin den Krieg [72] so erbittert führte, dass sie sich in Einem Monate ein und dreissigmal schlugen; nach einigen Jahren kam es in der Ebene von Schabur zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher Suleimanschah von sechzigtausend Reitern des Chalifen unterstützt ward, während das Heer Hosameddin's nur aus dreitausend Reitern und neuntausend Fussgängern bestand; dennoch wurde Suleiman Anfangs in die Flucht geschlagen, trug aber den Sieg davon, und improvisirte, als man ihm den Kopf Hosameddin Chalil's brachte, vier Verse darauf, in denen eben so viele Wortspiele:

Chalil der Arme war sich selber nicht bewusst,
Er hatte eingepflanzt der Seele Frühlingslust[128];
Ein Diw, begehrte er das Reich von Suleiman,
Zuletzt im Diwan Salomoni's abgethan.

Die Herrschaft kam an den obengenannten Bedreddin Mesud, den Bruder Iseddin Kerschasif's.

Dynastien i. arab. Irak, in Syrien, Aegypten und Arabien.

Im arabischen Irak herrschten, ausser X. den Chalifen zu Bagdad, in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts noch drei Dynastien, deren Fürsten den Titel von Atabegen, das ist von Hofmeistern (Hausmayern) führten. Von einem Dutzend von Dynastien, welche in der morgenländischen Geschichte unter diesem Namen berühmt, waren die von Damaskus, Haleb, Aserbeidschan und Irbil bereits erloschen, und es bestanden nur noch die schon erwähnten persischen der Atabege von Jesd, Darabscherd, Schiras, Gross- und Klein-Luristan, und die nun zu erwähnenden von Mossul, Dschesire und Sindschar. XI. Zu Mossul herrschten seit einem Jahrhunderte sechszehn Atabege aus der Familie Amadeddin Sengi's, deren Thron vom Chalifen Bagdad's dem Bedreddin Lulu, Obersthofmeister der beiden letzten Fürsten, verliehen worden; dieser füllte den Thron rühmlich vierzig Jahre lang und ward von Hulagu, dem er nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kam, gnädig aufgenommen. XII. Die Dynastie der Atabege von Sindschar, deren Herrschaft vor einem [73] Jahrhunderte[129] begonnen, hatte nur durch ein halbes Jahrhundert geherrscht, und ihre Herrschaft war nach Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, Tode dem Sohne desselben, Mosaffer von Beibars, dem Sultane Aegyptens, zugesprochen worden; eben so war die Linie der Atabegen Mossul's, welche seit acht und vierzig Jahren[130] XIII. zu Dschesire geherrscht, erloschen, und an ihre Stelle Modschahid, ein anderer Sohn Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, getreten, so dass Bedreddin Lulu und seine drei Söhne (der dritte folgte ihm als Herr von Mossul nach) als unumschränkte Herrscher in die Fussstapfen ihrer vorigen Herren getreten. XIV. Zu Mardin herrschte ein Zweig der Beni Ortok, deren Hauptlinie von Diarbekr seit zwanzig Jahren[131] erloschen war; aber aus derselben Familie herrschten zu Mardin schon seit hundert sechs und achtzig Jahren[132] Fürsten, deren Dynastie erst im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erlosch.[133] Ilghasi, der Gründer dieser Dynastie, Sultan Melekschah's des Seldschukiden Statthalter zu Bagdad, hatte sich Nissibin's und Mardin's bemächtigt; ihm war sein Sohn Hosameddin Timurtasch und sein Sohn Nedschmeddin, diesen die beiden Söhne Hosameddin II. und Nassireddin und diesem der Sohn Melik Said gefolgt, welcher der sechste Herrscher dieser Dynastie, auf die Festigkeit seiner Residenz trotzend, der Belagerung Hulagu's widerstand. Auch zu Miafarakain hatte noch vor dreissig Jahren Suleiman, ein Sohn Ilghasi's Ortok, geherrscht, aber zur Zeit Hulagu's war diese Stadt im Besitze Kjamil's des Ejubiden. XV. Miafarakain's Fürstenthum ist also das zehnte des zehnzweigigen mächtigen Herrscherstammes der Beni Ejub (die neun anderen, die von Kairo, Damaskus, Haleb, Hama, Himss, Kerek, Baalbek, Hossnkeif und Jemen); von diesen zehn Dynastien der Beni Ejub bestanden in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts nur noch im arabischen Irak die von Miafarakain und Hossnkeif, und in Syrien die vier von [74] Haleb, Hama, Himss und Kerek. Kjamil war der fünfte Herrscher der Beni Ejub zu Miafarakain; seine Vorfahren Melikol-aadil, der Bruder Ssalaheddin's, dann Melik el-eschref, Melik el-ewhad, Melik el-mosaffer, die drei Söhne Melik el-aadil's; der Sohn des letzten war Melik Kjamil, der Grossneffe Ssalaheddin's, welcher den Versuch, den Waffen der Mongolen zu widerstehen, mit dem Verluste seiner Hauptstadt und des Lebens bezahlte. XVI. Die Dynastie der Beni Ejub zu Hossnkeif hatte vor zwanzig Jahren begonnen[134], indem Melik Ssalih Nedschmeddin von seinem Vater Kjamil die Städte Amid und Hossnkeif erhalten; nachdem Kjamil, um Aegyptens und Syriens Herrschaft zu übernehmen, sich dahin begeben, blieb sein Sohn Melik Moaasem Turanschah im Besitze des väterlichen Gebiets, und als auch dieser dem Vater auf dem Throne Aegyptens gefolgt, verlieh er die Herrschaft von Amid und Hossnkeif seinem Sohne Melik Mowahid, der wie sein Vetter von Miafarakain ein Opfer seines Widerstandes unter dem Schwerte der Mongolen fiel. Vier andere Söhne der Beni Ejub herrschten in Syrien. XVII. Zu Hama Melik Manssur II., der bei Annäherung der Mongolen nach Aegypten flüchtete. Der Gründer des Hauses war Takjeddin, der Enkel Ejub's, aus dessen Sohn Schehinschah, von seinem Oheim Ssalaheddin als Herr von Hama installirt, sein Sohn Nachfolger Melik Manssur I. ob seiner wider die Kreuzfahrer erfochtenen Siege und des Schutzes, den er Gelehrten und Dichtern angedeihen liess, von jenen in zahlreichen ihm gewidmeten Werken, von diesen in Siegeshymnen und Elegien gepriesen. XVIII. Die Dynastie der Beni Ejub zu Himss leitet ihren Ursprung von Esededdin Schirkuh, dem jüngeren Bruder Ejub's, ab, welcher vom grossen Nureddin zum Statthalter vom Himss bestellt worden war. Ssalaheddin bestätigte seinem Neffen und getreuen Begleiter auf allen Feldzügen Melik Nassireddin Mohammed des Vaters Statthalterschaft als Eigenthum; nach dessen schnellem Tode verlieh er die Herrschaft zwar dem Sohne desselben Melik [75] Modschahid Schirkuh, zog aber das väterliche Vermögen ein, das er nur, durch einen vom zwölfjährigen Neffen citirten Koransvers gemahnet, zurückgab; dem Modschahid folgte sein Sohn Manssur Ibrahim, der den Chuaresmern tapferen Widerstand geleistet, und nach ihm sein Sohn Melik Eschref Mosafereddin Musa, der Zeitgenosse Hulagu's, von diesem, weil er ihm gehuldigt, in der Herrschaft bestätigt. XIX. Die Dynastie der Beni Ejub zu Kerek begann unter Melik Aadil Seifeddin Ebubekr, welcher vom Bruder Ssalaheddin die eroberte Stadt erhielt; nach des Bruders Tod zur Herrschaft von Damaskus berufen, übergab er Kerek seinem Sohne Melik Moaasem Isa, welchem der Sohn Melik Nassir Daud und diesem Melik Moghis Fetheddin Omar folgte, der Zeitgenosse Hulagu's, von diesem ob des Briefwechsels mit Beibars getödtet. Beibars war der vierte Sultan der Mamluken in XX. Aegypten, deren Dynastie gleichzeitig mit der persischen Hulagu's in Persien emporstieg, und als eine Nebenbuhlerin derselben um Syriens Herrschaft in der Folge genauere Kunde erfordern wird. So herrschte auch zu Mekka der vierte Herrscher der XXI. Dynastie der Beni Kitade, welcher nach den erloschenen drei Dynastien der Beni Ochaissar, Musa sani und Beni Haschim seit einem halben Jahrhunderte auf dem Throne sass, welchen der vierte Herrscher Ebu Nemi Mohammed durch sieben und vierzig Jahre gefüllt.

Dynastien des nördl. Persiens, Armeniens, Georgiens u. Kleinasiens.

Wir wenden uns nun zuletzt nach dem Norden und zwar zuerst nach den nördlichen Landschaften Persiens, nach Taberistan und Masenderan, wo seit der Hälfte des ersten Jahrhunderts der Hidschret bis in die Hälfte des fünften die zwei Dynastien Bawendije, auf einander folgend, geherrscht; aus der zweiten, im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[135] erloschenen, erstand in der Hälfte des vierzehnten ein Zweig derselben in der Dynastie Dschelawije. Das Stillschweigen der Geschichte durch diese anderthalb Jahrhunderte[136] beweiset, dass Taberistan [76] während dieser Zeit keine eigenen Herrscher hatte; in Gilan herrschten XXII. die Beni Badusian schon seit dem vierzigsten Jahre der Hidschret zu Rujan und Rustemdar; der Gründer Badusian[137] war ein Nachkömmling des Schmiedes Kjawe, des Befreiers seines Vaterlandes von der Tyrannei, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann Reichspanier.[138] Sie führten den besonderen Titel Astandar, welches in der bisher ganz unbekannten Mundart Taberistan's gleichbedeutend mit Scheichol Dschebal, d. i. des Alten vom Berge wie der Grossmeister der Assassinen, hiess, welcher diesen Namen von den früheren Herrschern Kuhistan's aus der Dynastie Bawend geborgt. Die beiden Alten des Gebirgs, der von Alamut und der von Rustemdar, bekriegten sich um die Hälfte des sechsten Jahrhunderts als unversöhnliche Feinde; aber nach dem Tode Keikawu's Ben Hesarsif's schlug sein Sohn und Nachfolger Schehrnusch den entgegengesetzten Pfad ein, und trat selbst in die Fussstapfen der Assassinen, seiner Verbündeten. Nach Schehrnusch herrschte sein Bruder Isfendiar Kerkud, nach ihm sein Neffe Serin Kemer, d. i. Goldgürtel, der Erste der Sohn Hesarsif's, dann Goldgürtel der Zweite, der Sohn Chassin's, der ein und zwanzigste Herrscher der Beni Badusian; diesem war zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[139] sein Sohn Bisutun, diesem nach zehnjähriger Regierung der Sohn Fachreddewlet, diesem nach zwanzigjähriger Regierung der Sohn Hosameddewlet Ardeschir und diesem der Bruder Iskender gefolgt. Sein Nachfolger Isfendiar Schehrahim, der jüngste Fürst der Beni Badusian, regierte drei und dreissig Jahre lang als Zeitgenosse Hulaguchan's und Abaka's; von diesen wurden die Herrscher Gilan's in Ruhe gelassen, und die Eroberung des Landes erst unter ihrem Nachfolger Oldschaitu, dem achten Ilchane Persiens, versucht. [77] XXIII. Der König Kleinarmeniens war Hetum oder Haithon I., der vierte Fürst seiner Dynastie durch fünf und vierzig Jahre, während welcher er in häufiger Berührung mit Hulagu und dem Bruder desselben, dem Grosskaan Mengku; ein nicht minder historisch wichtiger, in die Geschichte der Mongolen eingreifender, grosser Herrschercharakter ist XXIV. die Königin von Georgien, Russuldan, die Tochter der Tamar, nach deren Tode das georgische Reich unter die beiden Davide, welche bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen, nämlich zwischen ihrem Vetter David Narin und ihrem Sohne David Ssosslan, getheilet ward. Dieser erhielt das obere Georgien, d. i. Karthli, Kachethi, Achal-ziche und Schewar; der andere Niedergeorgien, d. i. Imerethi, Mingrelien, Sswanethi, Dschikhethi und Abchasethi; nach Mengkukaan's Tode zeichnete Hulagu den David, Sohn der Russuldan, seiner Tapferkeit willen besonders aus. XXV. Das Reich der Seldschuken in Rum beherrschte der zwölfte Sultan derselben, Iseddin Keikawus II., erst allein, dann mit seinen Brüdern Rukneddin Kilidscharslan IV. und Alaeddin Keikobad II., von welchen der vorletzte bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen war. In Nicäa endlich thronte XXVI. der griechische Kaiser Vataces, dessen drei und dreissigjährige Regierung, ein Muster von Weisheit und Staatsklugheit, die Wiedereroberung Konstantinopels aus den Händen der Lateiner vorbereitete, und dessen Gesandte sich mit denen Innocenz IV. am Hofe Mengukaan's zusammenfanden.[140] Der Papst und die Könige von Frankreich und Ungarn verkehrten mit den Herrschern der Mongolen durch Gesandtschaften; aber weder die fränkischen Kaiser von Konstantinopel, noch die Reste der Kreuzfahrer in Syrien kamen mit denselben in unmittelbare Berührung, wie die hier aufgeführten sechs und zwanzig asiatischen Dynastien, welche die Zeitgenossen Hulagu's. Wie an der Pforte Mohammed Chuaresmschahs, des mächtigsten [78] Herrschers Asiens vor Tschengischan, sieben und zwanzig besiegte oder huldigende Prinzen fünfmal des Tages die Heerpauken schlugen, so schlugen diese sechs und zwanzig, dem Ursprunge des mongolischen Reichs in Persien gleichzeitigen Dynastien, welche demselben widerstanden, erlagen, gehorchten, huldigten oder vor demselben zitterten, gleichsam an der Pforte desselben die Heerpauke der Herrschaft.

[79]

Zweites Buch.


Regierungsantritt Hulagu's; seine Familie; Feldzug nach Persien wider die Schlösser der Assassinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-umera, Moteaassimbillah, der letzte Chalife; Alkami der Wesir; Belagerung, Eroberung und Verwüstung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen Melik Moaasem Mosaffereddin; der Herrscher von Irbil, Stifter der Geburtsfeier des Propheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein-Luristan's und Gross- und Klein-Armenien's.

Hulagu.

Hulagu oder, wie die Mongolen den Namen schreiben und sprechen, Chulagu war der fünfte Sohn Tuli's, des jüngsten Sohnes Tschengischan's aus der Frau Sijurkukteni, der Nichte Owangchan's, welche ihm vor Hulagu den ersten Mengku, den vierten Kubilai, und Arikbuga, den siebenten seiner neun Söhne, geboren. Als vor sechs und zwanzig Jahren (zwei vor seinem Tode) Tschengischan das letztemal in seinen Jurt zurückgekehrt, um das grosse, durch Jagden gefeierte Kurultai der Familie zu halten, bei welchem alle Söhne mit ihren Frauen und Kindern erschienen (den ältesten Dschudschi ausgenommen, der seiner statt nur ein herrliches Geschenk von Pferden gesandt), kamen ihm die beiden Enkel, Kubilai und Hulagu, jener zehn, dieser neun Jahre alt, mit dem ersten Wilde, das sie erjagt, jener mit einem Hasen, dieser mit einem Rehe entgegengelaufen. Tschengischan vollzog an ihnen beiden den mongolischen Jagdgebrauch der Fetteinschmierung[141], welcher darin besteht, den [80] Jünglingen oder Knaben, welche das erste Wild erlegt, den Daumen mit dem Fette und Fleische desselben einzuschmieren, was als eine günstige Vorbedeutung für die künftige Laufbahn der beiden Prinzen mit Festen gefeiert ward; in jedem Falle eine minder unmenschliche Vorbedeutung als die Handvoll geronnenen Blutes, mit welcher Tschengischan, zur Welt gekommen, die er erobernd in Blut getränkt und die so grausam in Erfüllung gegangen; auch diese vom Grossvater Welteroberer selbst vollzogene Fetteinschmierung ging an beiden Enkeln, künftigen Herrschern, Eroberern und Stiftern von Dynastien in Erfüllung, indem Beide sich Reiche erbeuteten, der Jäger des Hasen das chinesische, als Stifter der mongolischen Dynastie der Juan, und Hulagu das persische, als Gründer der Dynastie der Ilchane. Hulagu war nun fünf und dreissig Jahre alt, in voller Reife männlicher Kraft, von welcher das Dasein von zehn Söhnen, die ihm von vierzehn, die er hatte, in diesem Alter bereits geboren waren, sprechender Beweis. Wir können also die Zahl seiner Frauen und Kinder, welche die Biographie sonst gewöhnlich am Ende des beschriebenen Lebens aufnimmt, am bessten sogleich überblicken, weil die grösste Anzahl derselben schon vorhanden, und die Namen der in der Folge vorkommenden Frauen und Kinder dann keiner weiteren Einführung bedürfen. Hulagu hatte sechs Frauen Gemahlinnen, aus deren vieren ihm sechs Söhne und drei Töchter, indem die anderen acht der zweimal sieben Söhne und die anderen vier der sieben Töchter aus zwölf Beischläferinnen geboren wurden, welche die Geschichte aus der grossen Zahl derselben nennt, weil sie Mütter von Prinzen oder Prinzessinnen. Von diesen zwölf Beischläferinnen waren drei[142] aus dem Lager der ersten seiner Gemahlinnen, der grossen Frau Tokus, und vier aus dem Lager seiner fünften Gemahlin, der Konghuratine Kutui Chatun, ein Umstand, der vielleicht weniger für ihre Bereitwilligkeit, dem Gemahle gefällig zu sein, als für [81] ihren guten Geschmack, sich mit schönen Sklavinnen zu umgeben, beweiset; die Beischläferinnen werden am schicklichsten mit den Namen der Söhne und Töchter, durch welche der ihrige in der Geschichte in Vorschein gekommen, genannt werden; aber der sechs Gemahlinnen wollen wir zuerst und besonders erwähnen, weil dieselben als Frauen des grössten Ansehens und Einflusses genossen; als Frauen Gemahlinnen trugen sie den hohen pyramidenförmigen, mit herabfallendem Schleier bedeckten mongolischen Kopfschmuck Baghtak, dessen Namen die europäischen Reisenden in Botta, die Venezianer in Baiuta verstümmelt haben.[143]

Die Gemahlinnen Hulagu's.

Die erste und grösste Gemahlin, deren Rang bei den Mongolen immer den andern weit voraus und welche die Frau und Gebieterin des Harems, wie noch heute bei den Perserinnen die grosse Frau[144], war Tokus Chatun, d. i. die Frau Neun, die Keraitin, welche der Vater Tuli kurz vor seinem Tode zur Frau genommen, aber ohne dieselbe zu berühren gestorben war. Nach der mongolischen Sitte, vermöge welcher die Söhne die vom Vater hinterlassenen Stiefmütter als Gemahlinnen erben, ward dieselbe mit Hulagu vermählt, sobald das Heer auf dem Rückmarsche aus China den Oxus passirt hatte. Tuli war in seinem vierzigsten Jahre gestorben und Hulagu damals sechzehn Jahre alt; seine Stiefmutter, vielleicht jünger oder nicht viel älter, hätte also wohl bald ihrem stiefmütterlichen Ansehen als wirkliche Mutter neues Gewicht beifügen können; allein sie ward nie Mutter und behauptete sich dennoch bis zu ihrem Tode in dem höchsten Ansehen als grosse Frau und Gebieterin des Frauengemachs, als die erste Rathgeberin und mütterliche Freundin Hulagu's, was fast vermuthen lässt, dass sie vielleicht um Vieles älter, erst dem Vater Tuli und dann dem Sohne von der Mutter des letzten, der staatsklugen Sijurkukteni, ihrer Tante, mehr an die Hand, als [82] ins Bett gegeben worden. Hulagu nahm sie zur Gemahlin und ihre Schwester Tukini zur Beischläferin, die ihm eben so wenig als die Schwester Kinder gab. Sie waren beide die Töchter Ettiko's, des zweiten Sohnes Owangchan's, die Nichten der Frau Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, welche die Tochter Hakembo's, des Bruders Owangchan's, und waren also beide die Basen Hulagu's, beide Christinnen, wie Sijurkukteni, und in der freien Ausübung ihres Cultus eben so wenig beirrt, als ihre Tante Sijurkukteni vom Gemahle Tuli. Inmitten des Lagers Hulagu's hatte sie ihre von nestorianischen Christen bediente Kapelle mit Glockengeläute, die grosse Beschützerin der Christen und Missionäre bei ihrem Gemahle. Wie sich Hulagu zwei Schwestern Keraitinnen, die eine als Frau, die andere als Beischläferin, genommen, so auch zwei Gemahlinnen Schwestern aus dem mit dem Hause Tschengischan's so vielfach verschwägerten Stamme der Uirat, nämlich Kubak oder Kojuk Chatun, die Mutter seines zweiten Sohnes Dschumkur, und ihre Stiefschwester Oldschai, die Mutter seines eilften Sohnes Mengku Timur; beide waren die Töchter Turaldschi's, des Sohnes Kutuke's, des Fürsten der Uirat. Tschengischan hatte dem Turaldschi seine Tochter Dschidschegan zur Frau gegeben, welche ihm den Sohn Buka Timur geboren; aus einer anderen Gemahlin hatte Turaldschi die beiden Töchter Kubak und Oldschai, welche also die Stiefschwestern Dschidschegan's, der Tante Hulagu's, seine Stiefbasen waren; die beiden anderen Gemahlinnen waren zwei Konghuratinnen: Kutui Chatun, aus deren Lager Hulagu sieben Beischläferinnen genommen, die Mutter Tekschin's, seines vierten, und Ahmed Tekudar's, seines siebenten Sohnes; und Mertai Chatun, welche kinderlos, wie die grosse Frau Tokus Chatun und ihre Schwester Tukini; endlich die Frau Jisut oder Jisuntschin, aus dem Stamme Suldus, die Mutter des Kronprinzen Abaka. Wir mussten in diese Umständlichkeiten eingehen, weil sich nur aus denselben das Resultat der die Wahl der Gemahlinnen mongolischer Herrscher leitenden Staats- und Familien-Maximen klar herausstellt. Von diesen sieben Gemahlinnen waren vier Blutsverwandte, [83] nämlich zwei Basen, obendrein Stiefmütter, und zwei Stiefbasen; dann waren die zwei Stämme, denen diese zwei Schwesterpaare angehörten, nämlich die Kerait und die Uirat, sowie der der Konghurat, aus welchem die zwei anderen Gemahlinnen, die mit dem Hause Tschengischan's am vielfältigsten verschwägerten, die früher als andere der aufsteigenden Macht Tschengischan's, sich derselben unterwerfend, gehuldigt. Die Wahl der Frauen Gemahlinnen wurde also vorzüglich durch die Politik, durch die Freundschaft der Stämme und die nächste Verwandtschaft bestimmt.

Die Söhne und Töchter Hulagu's.

Der Erstgeborene Abaka war als der Aelteste schon bei des Vaters Lebzeiten sein erklärter Thronfolger, als welcher er auch nach dessen Tode der zweite der Ilchane in Iran, nachdem er demselben gefolgt. Dschumkur der Zweitgeborene, nur einen Monat jünger, als Abaka, blieb, als der Vater den Feldzug nach Westen unternahm, als dessen Sachwalter im Lager des Kaans Bruders zurück; in der Folge, als nach dem Tode Mengkukaan's der jüngste Bruder desselben, Arikbugha, dem ältesten, Kubilai, den Thron streitig machte, ward Dschumkur von jenem gezwungen, sich für ihn wider diesen zu erklären, fiel aber, als Arikbugha wider Alghui auszog, von ihm ab, um in's Lager des Vaters zurückzukehren, und starb auf dem Wege dahin; desselben, sowie seiner beiden Söhne Dschuschkub und Kunkuschu, wird im Verlaufe dieser Geschichte noch mehrmals erwähnt werden. Jaschmut, der dritte Sohn Hulagu's, aus der Chinesin Tukadschi Ikadschi, welche eine Sklavin des Lagers der Frau Kutui, war Vater von drei Söhnen; Kutui selbst war die Mutter des vierten Sohnes, Tekschin, welcher an einem Blasenübel gestorben, und dessen Gemahlin Nulun, die Tochter Buka Timur's, des Bruders Kubak Chatun's (folglich seine angeheirathete Base), nach Tekschin's Tod sein Bruder Dschumkur zur Frau nahm. Der fünfte Sohn, Tarakai, aus der dem Lager der Frau Kutui entnommenen Beischläferin Borkdschin, ward auf der Reise nach Persien vom Blitze erschlagen; merkwürdiger durch seinen Sohn Baidu, welcher einige Monate lang der sechste Herrscher der Mongolen in Persien, nach Ahmed [84] Tekudar, dem siebenten Sohne Hulagu's, dem fünften der Ilchane; zwischen beiden ward Tusin, der sechste Sohn Hulagu's, aus derselben Mutter, wie Jaschmut, geboren. Adschai, des achten Sohnes Mutter, war die Beischläferin Irtika Ikadschi, aus dem Lager der Frau Kutui; als Hulagu nach Persien zog, liess er ihn an der Spitze des Lagers der Frau Kutui zur Besorgung der Angelegenheiten zurück; er überlebte seinen Bruder Hulagu nur zehn Tage. Die Beischläferin Dschudsche Ikadschi, die Mutter des neunten Sohnes, Kuikurtai, war eine Sklavin aus dem Lager der Frau Tokus; er war Vater von sechs Söhnen und erreichte ein sehr hohes Alter. Die Mutter Jisudar's, des zehnten Sohnes, war Uwischdschin, aus dem Stamme Kurlaut, dessen diese Geschichte weiter nicht, aber noch des eilften Sohnes Mengku Timur's[145] erwähnen wird, welcher sechs und zwanzig Jahre alt starb; Vater von drei Söhnen, allein drei aus der Sklavin Ilinak Ikadschi, und keiner aus seinen drei Frauen, deren erste Oldschai, die Tochter Buka Timur's, des Bruders der Frau Oldschai, Gemahlin Hulagu's, folglich seine Stiefbase; die zweite die berühmte Abisch Turkan, Tochter des Atabegen von Fars, letzte Herrscherin aus diesem Stamme; die dritte Nuhin Chatun. Sie gaben ihm keine Söhne, aber mehrere Töchter, deren berühmteste die älteste, Kordotschin, aus der Atabegin Abisch, in der Geschichte nicht minder oft genannt, als ihre Mutter, indem sie dreimal vermählt ward; das erstemal an Dschelaleddin Sijurghutmisch, den Sultan Kerman's, dann an den Emir Satilmisch und endlich an ihren Vetter Taghai; die Atabegin Abisch, ihre Mutter Turkan Chatun und Kordotschin, die obgenannte Tochter der Abisch, sind drei der grössten weiblichen Charaktere, Hebel grosser Begebenheiten in der Geschichte der Atabege von Fars und Sultane Kerman's, welche eng mit der der [85] Ilchane Persiens verflochten. Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, hatte die Sklavin Ilkadschi, aus dem Lager der Frau Tokus, zur Mutter, welche später mit dem Kopfschmucke Baghtak zur Frau erhoben ward; Vater von vier Söhnen. Ilkadschi war auch die Mutter Scheibawedschi's, des dreizehnten Sohnes; und die des vierzehnten, Taghai Timur's, eine Beischläferin Sklavin aus dem Lager der Frau Kutui, Vater's von fünf Söhnen. Die sieben Töchter Hulagu's waren: die erste Bulughan Aka, aus der Frau Kobak; sie wurde mit ihrem Oheim Dschume Gurgan, dem Sohne des Tataren Dschudschi, vermählt, dessen Gemahlin die mit der Tochter Tschengischan's gleichnamige Dschidschegan, die Tochter Utdschigin's, des jüngsten Bruders Tschengischan's; Dschume Gurgan erhielt nach dem Tode Bulughan Aka's auch die Hand der Nichte Dschemi, der zweiten Tochter Hulagu's aus der Frau Oldschai; die dritte Tochter, Mengelugan, ebenfalls aus der Frau Oldschai, ward an Dschakir Gurgan, den Sohn Buka Timur's den Uiraten, vermählt, welcher der Bruder Oldschai's und folglich der Oheim seiner Gemahlin; die vierte, Tutukasch, aus einer Beischläferin Sklavin des Lagers der Frau Tokus, wurde zuerst an den Uiraten Tengkir Gurgan, welcher früher eine Tochter Gujuk's zur Frau gehabt und welchem von dieser das Leben erbeten ward, dann an dessen Sohn Sulamisch und endlich an dessen Sohn Dschidschek Gurgan vermählt, so dass dieser der Vater, Sohn und Enkel der Gattin;[146] die fünfte, Tarakai, deren Mutter die Beischläferin Irtikan Ikadschi, ward dem Konghuraten Musa, dem Enkel Tschengischan's aus seiner Tochter Tumalun, das ist ihrem Oheim, zur Frau gegeben; die sechste Tochter, Kutlukan, aus der Beischläferin Minklikadsch, wurde zuerst dem Jisubuka, aus dem Stamme Durban, dann nach dessen Tode seinem Sohne Tokel angetraut; die Hand der siebenten, Baba, aus der Frau Oldschai, erhielt Legsi Gurgan, der Sohn Emir Arghun's, des Staatssecretärs, welchen Mengkukaan früher als Hulagu nach Persien [86] gesendet hatte; also die Töchter ebenfalls meistens an Oheime und Vettern vermählt.

Hulagu's Aufbruch.

Von zehn Söhnen, von denen Hulagu in seinem fünf und dreissigsten Jahre Vater, nahm er auf dem Zuge nach Persien den erstgeborenen, Abaka, und den dritten, Juschmut, mit sich, trug dem zweiten, Dschumkur, im Lager des Bruders Kaan's als seinem Agenten und seinem Bruder Temkjan[147] in seinem Jurte die Besorgung der Geschäfte auf; ausserdem aber begleiteten ihn noch sein jüngster Bruder Suntai, der neunte Sohn Tuli's, dann aus dem Uluse Dschagatai Tekuder[148], der Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Sohnes Dschagatai's; aus dem Uluse Dschudschi's (mit seinem ebengenannten gleichnamigen Neffen nicht zu verwechseln) der Enkel Bulghai[149], der Sohn Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's; Kuli, der Sohn seines Erstgeborenen Orda, und der Urenkel Kotur, der Sohn Mongkadr's, des Sohnes seines siebenten Sohnes Tewel; endlich Buka Timur, der Sohn Dschidschegan's, der Tochter Tschengischan's, welche an Turaldschi, den Sohn Kutuka's, des Fürsten der Uirat, vermählt, der Stiefbruder von Kubak Chatun und Oldschai Chatun, der zwei Gemahlinnen Hulagu's; von diesen begleiteten ihn in's Feld die grosse Frau Tokus Chatun, dann Jisut Chatun, die Mutter des erstgeborenen Abaka und Oldschai, aus welcher ihm zwei Jahre hernach sein eilfter Sohn Mengku Timur geboren ward; also in Allem neun Prinzen von Geblüte, nämlich: Hulagu, seine Söhne Abaka und Juschmut, sein Bruder Suntai, sein Stiefschwager Buka Timur, der Neffe Tekuder; die Vettern: Bulghai, Kuli und Kotar. Des Bruders Kaan's Auftrag vom Kurultai, auf welchem die Eroberung der Länder im Osten und Westen durch Kubilai Chan und Hulagu Chan beschlossen worden war, lautete an diesen: die Burgen der Assassinen zu brechen; dem Chalifen das Joch der Unterthänigkeit aufzulegen; in Allem sich mit der Frau Tokus Chatun zu berathen. [87] Die Heere, welche schon früher unter Baidschu Nujan und Dschurmaghun nach Persien gesendet worden waren, wurden nun dem Befehle Hulagu's untergeben; so auch die an der indischen Gränze, erst von Dür Nujan und hernach vom Tataren Sali Nujan gegen Kaschmir befehligten, welche während des Feldzugs Hulagu's in Persien demselben den Rücken decken sollten. Durch das ganze Reich ging der Befehl, von jeden zehn Mann zwei für den Feldzug nach Westen zu stellen; nach China wurden Eilboten gesendet, um tausend Familien von Feuerwerkern und Naphthaschleuderern aufzubieten; von Karakorum bis an die Ufer des Oxus wurden alle Weiden für die Fütterung der Reiterei in Beschlag genommen, alle Flüsse mit Brücken versehen und die Strassen für das Heer gänge gemacht; überall sollte Mehl und Wein als Mundvorrath in Bereitschaft seyn; Baidschu und Dschurmaghun erhielten den Befehl, von Persien gegen Kleinasien vorzurücken; den Vortrab bildete der Naimane Keitbuka, vormals Bawerdschi, d. i. Tafeldecker, mit zwölftausend Türken, welcher, bis die Rüstungen vollendet waren, den Marsch nach Kuhistan antrat, um dasselbe indessen zu verheeren. Nachdem die Rüstungen binnen Jahresfrist vollendet waren, wurden zum Abschiede Feste veranstaltet, die begleitenden Prinzen und Frauen mit Geschenken überhäuft, im letzten Monde des Jahres sechshundert und ein und fünfzig der Hidschret, d. i. im Februar des Jahres 1254, der Marsch nach Persien angetreten; derselbe ging von der Residenz Karakorum sieben Tage lang über das Schneegebirge des Changai nach dem Flusse Hoen Murin, über den mit Ruderschiffen gesetzt ward, einige Tagreisen später über den Arungu, der in den See Kisilbasch, d. i. Rothkopf, fällt; weiter hin waren Reisfelder und die Berge mit Lerchenbäumen bewachsen. Im Norden der Stadt, welche der chinesische über diesen Marsch abgestattete Bericht[150] Pfuhle nennt, liegt ein Berg, von welchem der Wind oft mit solcher [88] Heftigkeit herabstürzt, dass er Reisende in den See weht;[151] durch einen engen Pass, gleich einer fliegenden Brücke, öffnet sich der Weg nach Almaligh, einer Stadt voll fliessender Brunnen, und deren Einwohner Türken, vermischt mit Chinesen. Hier kam ihm Frau Hirghana, die Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukan's, des vor Bamians Mauern gefallenen zweiten Sohnes Dschagatai's, bewillkommend entgegen und bewirthete ihn mit Festen. Hirghana oder Hurkana war die Enkelin Tschengischan's, aus der an den Uiraten Turaldschi vermählten Tochter Dschidschegan, und folgte der Stiefschwester, der Frau Oldschai, welche in der Begleitung Hulagu's. Bei dem Eintritt in Turkistan kam ihm Mesud, der Sohn von Jelwadsch, bewillkommend entgegen; während des Sommers wurde dem Heere in Turkistan Rast gestattet und in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche vor Samarkand auf der schönen Ebene von Kjanigül, d. i. die Fundgrube der Rosen, gelagert.

Das goldene Zelt; Arghun; Uebergang über den Oxus.

Hier ward das goldene Zelt aufgeschlagen, aussen und innen von Gold gewirkt, mit goldenen Nägeln und goldenen Stricken befestigt, und vierzig Tage lang gerastet und getrunken; dieses Fest wurde jedoch durch den Tod des Prinzen Suntai, des Bruders Hulagu's, getrübt. Hierauf wurde nach der Stadt Kesch[152] vorgerückt, welche in der Folge als der Geburtsort und die Grabstätte der Ahnen Timur's unter dem Namen von Schehr Sebs, d. i. der grünen Stadt, berühmt; diesen Namen dankt sie dem üppigen Grün, von zahlreichen Flüssen, deren zwei die Stadt durchströmen[153], genährt. Die Stadt besteht aus der Citadelle, der Stadt selbst, welche vier Thore hat, und der Vorstadt[154]; von fruchtbaren Gärten [89] umgeben, in welchen alle Arten von Korn und Gemüse gedeihen. Hier kam der Fürst von Herat, Schemseddin Mohammed Kert, der Gründer der seinen Namen führenden und unter mongolischem Schutze seit Tschengischan aufsteigenden Dynastie Kert, um den Steigbügel Hulagu's zu küssen und von demselben seinen nicht mehr zu trennen; auch Arghunaga, der mongolische Statthalter Chorasan's, mit allen Grossen und Vornehmen des Landes, um sich dem Befehle des Herrn zu stellen. Von Arghunaga und seinen Söhnen wird in der Folge dieser Geschichte so oft die Rede sein, dass Näheres über ihn zu sagen nöthig. Der Dschelaire Iluke, dessen Vater Kadan, aus dem Gefolge Tschengischan's, hatte seinen Sohn sammt dessen Truppen dem Dienste Ogotai's gewidmet, bei dem er in der Folge als dessen Obersthofmeister in hohem Ansehen stand. In einer grossen Hungersnoth verkaufte ein armer Uirate, um nicht Hungers zu sterben, seinen Sohn dem Emir Atabeg Iluke für ein Stück Fleisch, und als sein Sohn Kadan in den Hofdienst[155] Ogotai's trat, gab er ihm den Sklaven als Diener mit. Dieser um ein Stück Fleisch gekaufte Sklave war Arghun. Iluke's Bruder war der schon mehr als einmal genannte Iltschidai, welcher vor des Bruders Zorn, der ihn tödten wollte, bei Ogotai Zuflucht suchte und fand, der hernach aus Dankbarkeit auf dem Kurultai nach Gujuk's Tod die Rechte des Hauses Ogotai wider die Aufrührer des Uluses Tuli mit so warmer Beredtsamkeit verfocht, dann als Statthalter nach Persien gesandt ward, wo ihn die Missionäre als Ergutai kennen, und der, nachdem sein Sohn in die Verschwörung der Prinzen des Hauses Dschagatai und Ogotai begriffen, nach des Sohnes Tode durch's Schwert ebenfalls hingerichtet worden. Arghun, durch Verstand, Beredtsamkeit, Tapferkeit und Geschäftskenntniss ausgezeichnet, schwang sich bald so hoch, dass er nach Mengkukaan's Thronbesteigung zum Baskaken, d. i. Statthalter, Chorasan's ernannt ward. Vater zahlreicher Söhne[156], von denen Newrus [90] und Legsi in der Folge die Hand von Prinzessinnen, seine Töchter die von Prinzen und Fürsten erhielten. Von der Ebene von Kjanigül aus ergingen an alle Sultane und Könige Vorderasiens Schreiben und Diplome, ihnen zu künden, dass der Zweck des Feldzugs die vom Kaan befohlene Zerstörung der gräuelvollen Macht der Assassinen, dass Hülfe und Bereitwilligkeit im Dienste wider dieselben durch Länderzuwachs ihren Lohn finden, gegentheilige Gesinnung den Verlust der besessenen Länder nach sich ziehen werde. Einige der Fürsten waren diesen Kündigungsschreiben durch Erscheinung in Person, wie Schemseddin von Kert, zuvorgekommen, nämlich die beiden Seldschuken Rum's, die Brüder Iseddin und Rokneddin, d. i. die Ehre und die Säule der Religion, der Atabeg von Fars, Saad, mehrere Fürsten des nördlichen Persiens aus Arran, Schirwan, Aserbeidschan und Gurdschistan, welche alle, Geschenke darbringend, huldigten. Nachdem die nöthigen Schiffe und Nachen, um über den Oxus zu setzen, herbeigeschafft worden, hatte der Uebergang über denselben statt, durch welchen Persiens Loos, wie das Roms durch den Uebergang über den Rubicon, entschieden ward; am ersten Tage des letzten Mondes des 653sten Jahres der Hidschret, d. i. am ersten Januar des Jahres 1256 unserer Zeitrechnung.

Winterquartier zu Scheburghan; die beiden Dschuweini.

Um den Uebergang über den Oxus in dankbarem Andenken zu erhalten, hob Hulagu den bisher von allen Schiffen genommenen Ueberfuhrszoll auf, was von damals an während der ganzen mongolischen Herrschaft Gesetz blieb. Jenseits des Oxus wurde auf Löwen gejagt und zehn derselben erlegt. Am zehnten Tage nach dem Uebergange (am moslimischen Opferfeste) 10. Januar 1256. wurde südwestlich von Balch ausser der Stadt Scheburghan[157] gelagert, deren District bei den morgenländischen Geschichtschreibern unter dem Namen der Landschaft Dschusdschan oder Dschusdschanan bekannt[158]; die mit fliessendem Wasser reichlich bewässerten Gärten sind vorzüglich [91] fruchtbar an Wassermelonen, welche getrocknet verführt werden. Dem Heere ward verboten, die Stadt zu betreten; ein heftiges Schneegestöber, das durch sieben Tage dauerte, von grimmiger Kälte begleitet, war vieler Lastthiere Verderben. Hulagu beschloss, hier den Rest des Winters abzuwarten. Emir Arghun brachte ein prächtiges, mit goldenen Nägeln und Stricken versehenes, goldenes Zelt zum Geschenke dar, in welchem Hulagu auf goldenem Throne sass, eine Vorbedeutung glücklicher Herrschaft, während um ihn die Prinzen und Fürsten versammelt, die gegebenen Feste verherrlichten. Nach aufgehobenen Festen begab sich Emir Arghun an den Hof des Kaan's, um demselben Bericht zu erstatten, liess aber für die Besorgung der Geschäfte seiner statt seinen Sohn Kerrai Melik und Alaeddin Athamülk Dschuweini als Staatssekretär zum Dienste Hulagu's zurück. Alaeddin Athamülk und sein älterer Bruder Schemseddin Mohammed Dschuweini sind ein leuchtendes Doppelgestirn nicht nur der Wesirschaft, sondern auch der Literatur; dieselben erscheinen so oft und wirksam in der Geschichte Hulagu's und seines Nachfolgers Abaka, dass nähere Bekanntschaft mit ihrer Herkunft und ihrem Wirken hier unabweislich. Dschuwein ist die arabisirte Aussprache von Kuwan[159], einem Distrikte der Stadt Nischabur in Chorasan, dessen Hauptort Asadwar, auch Dschuwein genannt, durch das erlauchte Brüderpaar für immer in der Geschichte geadelt worden. Sie waren die Söhne des Imams Abdulmelik Dschuweini, aus einer seit langen Jahren durch hohe Staatsdienste geehrten Familie. Als Sultan Mohammed Tekesch nach Dschuwein zog, I. J. 588/
1192
bewillkommte ihn Behaeddin, der Urgrossvater Alaeddin's, mit einem Distichon, das er gnädig aufnahm, und sein Enkel Behaeddin, der Vater Alaeddin's, befand sich im Gefolge Dschelaleddin Mankburni's, als dieser vor den Mongolen floh. 617/
1220
Dreizehn Jahre hernach floh Behaeddin vor den vom mongolischen Emir Dschintimur zur Dämpfung von Unruhen gesandten Truppen nach Tus, 630/
1232
und [92] Dschintimur ernannte ihn zum Herrn des Diwans in Chorasan und Masenderan; 633/
1235
drei Jahre später sandte ihn Dschintimur an Ogotai, der ihn ehrenvoll empfing und in seinem Amte bestätigte; und als abermal drei Jahre später der Emir Körgös, der Statthalter von Chorasan, an den Hof des Kaan's sich zu vertheidigen ging, übertrug er in seiner Abwesenheit die Statthalterschaft Chorasan's an Behaeddin; desgleichen that der Nachfolger von Körgös, der Emir Arghun, bei seiner ersten Reise in's Hoflager; bei seiner zweiten führte er ihn mit sich; endlich starb er zu Issfahan, sechzig Jahre alt. Sein Sohn Alaeddin, im Sterbjahre Tschengischan's geboren, kam schon in früher Jugend in das Gedränge der Geschäfte des Diwan's, und verschloss, wie er selbst reuig in seiner Geschichte bekennt, das Ohr den heilsamen Ermahnungen des Vaters, welcher ihm gerathen, sich den Wissenschaften zu widmen. Später jedoch holte er das Versäumte durch Studien nach, von denen seine Geschichte Tschengischan's, welche den Titel Dschihanguscha, d. i. die Welteröffnende, führt[160], die schönste und bleibende Frucht. In seinem siebzehnten und achtzehnten Jahre begleitete er den Emir Arghun auf dessen Reisen in's Hoflager und in seinem zwanzigsten zum Kurultai der Thronbesteigung Mengkukaan's, an dem er sich mehrere Jahre aufgehalten zu haben scheint, da dort die Anforderung an ihn erging, die Geschichte Tschengischan's zu schreiben, die er im sieben und zwanzigsten Jahre seines Alters begann. Er spricht darin von seinen Reisen in Mawereinnehr, Turkistan und an die chinesische Gränze und beschreibt die in der Nähe Karakorums entdeckten Ruinen der vormaligen Hauptstadt der Uighuren. Seit der Abreise Arghun's von Schaburghan an den Hof des Kaan's versah Athamülk bei Hulagu die wichtige Stelle des Staatssekretärs, als Hulagu's unzertrennlicher Begleiter.

Keitbuka belagert die Schlösser der Assassinen.

Keitbuka der Dschelaire war mit dem Vortrabe des Heeres gleich nach dem Kurultai, auf welchem der Feldzug nach Westen beschlossen worden, gegen Kuhistan aufgebrochen [93] und mit fünftausend Fussgängern in Kuhistan, d. i. im Gebirgslande der Assassinen, an den Fuss des Schlosses Girdkjuh, d. i. Kreisberg, einer ihrer beträchtlichsten Festen, gelangt. Girdkjuh, auch Derikunbed, d. i. das Gewölbthor, genannt, liegt drei Farasangen von Demghan in der Landschaft Kumis in der Nähe von Manssurabad oder Manssurije[161]. Die Belagerungsweise war eine neue, vordem und seitdem unerhörte, ächt mongolische oder chinesische; rund um das Schloss wurde ein Graben gezogen, hinter demselben eine Mauer aufgeführt, hinter der Mauer stand das Heer und hinter demselben abermal eine hohe Mauer aufgebaut, damit es so von vornen als hinten wider Ueberfälle geschützt und auf allen Seiten der Weg zur Feldflucht gesperrt sei[162]; so war das Bergschloss von einem dreifachen Kreise, dem des Heeres und der beiden Mauern, umzüngelt, und verdiente im eigentlichsten Sinne den Namen Kreisberg. Da das Schloss festhielt, zog er mit Truppenabtheilungen nach den anderen Schlössern, von denen die Geschichte dieses Feldzugs ein Dutzend nennt, von denen nicht nur bisher auf den bessten Karten keine Spur, sondern deren Namen sogar in den bessten geographischen Werken des Morgenlandes über Persien, in den arabischen Abulfeda's[163], dem persischen Hamdallah Mestufi's[164] und im türkischen Hadschi[165] Chalfa's, der aus beiden geschöpft, fehlen. So zog er belagernd vor die Schlösser Mehrin, vor dem er Wurfmaschinen aufstellte, Schahdis, wo er einen Haufen von Feinden tödtete und zurückkehrte bis Tarim und Rudbar, die er verwüstete, an den Fuss von Manssurije und Ohlomischin, wo durch achtzehn Tage gekämpfet ward; die von Schirkjuh machten indessen einen nächtlichen Ueberfall, in welchem sie den Belagerungswall verheerten[166]. [94] Die beiden Schlösser Schir und Sirkjuh[167] wurden berennt, Mehrin genommen; die Besatzung von Girdkjuh hatte indessen an Alaeddin Mohammed, den Grossmeister, Wort gesandt, dass trotz der tapferen Vertheidigung sie sich würden bald ergeben müssen; Schaaban 651/
Nov. 1255
da sandte der Grossmeister zwei seiner Hauptleute[168] mit hundert zehn Tapferen, jeden mit drei Menn Henna und drei Menn Salz, an welchem das Schloss Mangel litt; das Henna nicht zum gewöhnlichen Gebrauche der Bartfärbung oder Nägelschminke, sondern als Mittel wider die grassirende Pest; denn man hatte bei der Hochzeit der Tochter eines Emirs die Erfahrung gemacht, dass alle, welche (ob Wassermangels) von dem Wasser, worin das Henna aufgelöset worden, getrunken, von der Pest frei geblieben waren. Indessen ward Alaeddin der Grossmeister, dessen Vater und Nachfolger vor Einem Jahre[169] durch die nächsten Verwandten vergiftet worden, durch den Meuchler Hasan von Masenderan und hierauf der Mörder selbst auf Befehl Chorschah's, des Sohnes und Nachfolgers Alaeddin's, getödtet. letzten Schaaban 653/
Dec. 1255
Der Vatermord rächte den Vettermord; der Meuchler ward gemeuchelt. Alaeddin war als zehnjähriger Knabe auf den Herrscherstuhl gesetzt worden, den er durch vier und dreissig Jahre mit Blut und Gräueln aller Art befleckte. Hasan aus Masenderan hatte ihm, bis sein Bart grau zu werden anfing, zum Lotterbuben gedient, dann hatte er ihm eine seiner Sklavinnen geschenkt; da er aber nichtsdestoweniger den Mann und das Weib in beider Gegenwart, diese an jenes statt, jenen als diese, zu misbrauchen fortfuhr, ergrimmte Hasan über so schändlichen Misbrauch des Herrschergelüstes und schwur ihm den Tod; er theilte sein blutiges Vorhaben jedoch dem mit dem Vater stets entzweiten Sohne mit, und als dieser dazu schwieg, führte er, unter vorausgesetzter stillschweigender Beistimmung, das Werk der Rache aus. Der Dichter [95] Schemseddin Ejub Tausi verfertigte auf den Tod Alaeddin's ein Gedicht, woraus die Verse:

Der Todesengel trug ihn zu der Hölle Strafen,
Um in geschmolznem Pech den Rausch dort auszuschlafen;
Entgegen kamen ihm der Hölle Feuerschenken,
Um als Gefährten ihn mit Gluthenschwall zu tränken.
Die Städte Tun und Tus.

Hulagu sandte den Herrn von Herat, Schemseddin Kert, an den Gebietiger[170] des Schlosses Sertacht, an Nassireddin, dessen Name durch den grossen Astronomen Nassireddin von Tus, welcher seine demselben gewidmete berühmte Ethik nach dessen Namen die Nassirische Moral[171] betitelte, rühmlich fortlebt. Der Gebietiger übergab das Schloss und kam mit Melik Kert zur Huldigung Hulagu's. Dieser fragte ihn: warum er nicht auch die Bewohner des Schlosses mit sich geführt? Nassir entgegnete, dass diese dem Grossmeister Chorschah und nicht ihm gehorchten. Hulagu liess ihm Diplom und das Ehrenzeichen des Löwenkopfs geben und sandte ihn als Befehlshaber nach Tun. Tun, eine der vorzüglichsten Städte Kuhistan's, zwei Tagreisen südlich von Meschhed auf der Strasse von Kerman, nicht ferne von Kain[172], zeichnet sich durch besondere Anlage der Häuser und Gärten aus, indem das Schloss mit tiefem Graben, ausser welchem der Markt und die Häuser mit Gärten und diese von Saatfeldern und die Felder mit Mauern umgeben, das Ganze mit unterirdischen Wasserleitungen und mit Gruben durchschnitten, in welchen Wassermelonen trefflich gedeihen[173]. Hulagu, nach Sawa und Chawwaf[174] vorgerückt, erlitt einigen Verlust; Kuli Ilkai und Keitbuka[175] wurden weiter an die Gränze von Kuhistan vorausgesandt, wo sie einigen Widerstand fanden, aber binnen einer Woche denselben besiegten, und dann vor Tun die Wurfmaschinen aufpflanzten; in zwölf Tagen war [96] die Stadt erobert, 7. Rebiulachir 654/
5. Mai 1256
und sie kehrten sogleich zu Hulagu zurück, der sich zu Tus befand. Tus, eine der ältesten Städte Chorasan's, schon im Beginne des neunten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[176] durch die Grabstätte des Chalifen Harun Reschid[177] nur um neun Jahre später durch die Ali Ben Musa Risa's des achten Imam's, zwei Jahrhunderte hernach durch die des grössten persischen ethischen Dichters Firdewsi[178], als der Geburtsort Ghasali's des grossen Philosophen, Nassireddin's des grossen Astronomen und Hamdallah Mestufi's des grossen Geographen und Geschichtschreibers, verherrlicht. Dieser belehrt uns, dass die Stadt schon von Dschemschid gebaut, nach ihrer Verwüstung von Tus, dem Sohne Nuser's, wieder aufgebaut, von ihm den Namen erhalten; dass das Grabmal Ali Musas, vier Farasangen von Tus im Dorfe des Distrikts Sebanabad[179], der um dasselbe angebauten Stadt den heutigen Namen Meschhed gegeben; folglich sind die Ruinen des alten Tus vier Farasangen vom heutigen Meschhed, das schon mehrere Reisende besucht, keiner so umständlich beschrieben, als Fraser[180]. Meschhed, der Geburtsort und die Grabstätte so vieler der grössten Lichter Persiens, ist heute, was ehemals Bochara war, der Sammelplatz der Gelehrten; von einigen und zwanzig Tausend Einwohnern der Stadt sind die zahlreichsten die Imame, Molla, Muderrise (Professoren) und Danischmende (Studenten), welche den verschiedenen Moscheen, Medreseen, Grabstätten und Domen angehören. Das Innere einer Medrese gleicht einem Karawanserai, nur mit Abwesenheit der Stallgewölbe; dem Eingange in die Mitte der Nord- oder Nordostseite steht in der Mitte der Süd- oder Südostseite eine gewölbte Nische entgegen, welche die Kibla vorstellt und wohin sich alle Gesichter beim Gebete wenden; in der Mitte der beiden Seitenwände sind Balcone, von Säulen getragen, für die Wohnungen der höheren Molla, in der Mitte des Hofes ein kleiner Garten und im Mittelpunkte desselben ein [97] Wasserbecken. Die grosse Moschee von Meschhed, welche das Grab Ali Risa's umschliesst, ist hundert fünf und sechzig Klafter lang und fünf und zwanzig breit, in der Art eines Karawanserai, mit zwei Stock hohen, rings herum laufenden Gemächern gebaut, im Mittel und an den Ecken jeder Seite hochgewölbte Thore, das Ganze mit glasirten vielfarbigen Ziegeln auf das Geschmackvollste bekleidet; dieser herrliche Hof heisst Ssahn, d. i. das Feld, wie der Vorhof der grossen Moscheen zu Konstantinopel, wesshalb die dort an der Moschee Mohammed's II. angestellten Professoren der acht Medreseen die Achter vom Felde genannt werden. Der Dom des Mausoleums, mit goldenen Ziegeln bedeckt, rings herum mit goldenen Inschriften in lazurblauem Felde geschmückt, die Schafte der beiden Minarete reich vergoldet und oben mit zierlich geschnitzten hölzernen Gallerien gekrönt. Von diesen herrlichen, erst unter der Dynastie der Ssefi errichteten Gebäuden bestand noch Nichts zur Zeit Hulagu's, wohl aber waren die Grabstätten der grossen Chalifen Imam's und Dichter ein Gegenstand der Verehrung der Wallfahrter; noch sind die Mauern von Tus mit ihren Thürmen aus Lehmen sichtbar und ausser den obgenannten Grabmälern grosser Männer wird noch das Grab Burk Eswed's besucht, welcher nach der Volkssage ein Neger, Freund des Herrn Jesus gewesen, nach dessen Tode hierher geflohen, hier gestorben und bestattet worden sein soll.[181]

Tus, Bostam, Aufforderung an Chuarschah.

Hulagu stieg zu Tus im Garten Arghun's im goldenen Zelte ab, welches dieser auf ausdrücklichen Befehl des Kaan's für Hulagu nach dem Muster der grossen goldenen Zelte des Kaan's bereitet hatte; von da begab er sich nach dem Garten Manssurije, welchen Arghun von seiner Verwüstung wieder hergestellt. Hier brachten die Frauen Arghun's und Iseddin Tahir's Proviant dar[182]; den nächsten Tag begab sich Hulagu nach der Ebene von Radgjan, wohin von Merw, Jesrud und Dehistan Wein und Lebensmittel im [98] Ueberflusse zugeführt worden; hierauf nach dem seit der Ankunft der Mongolen verwüsteten Flecken Chabuschan[183]. Hulagu befahl, denselben wieder herzustellen, liess Kanäle graben, eine Fabrik bauen und neben der Moschee einen Garten anlegen; den Emiren wurde befohlen, dort Häuser zu bauen, und dem Wesir Seifeddin die Leitung und Oberaufsicht des Baues aufgetragen. Die drei Gesandte[184], welche an Chuarschah, den Grossmeister der Assassinen, abgesandt worden, 29. Deschem. I. 654/
24. Juli 1256
kamen unverrichteter Dinge zurück, und es ward daher sogleich der Befehl zur Verheerung des Landes gegeben. 10. Schaaban/
2. Sept.
Acht Tage hierauf stand das Lager zu Bestam, der östlichsten der drei Hauptstädte der Landschaft Kumis (die beiden anderen sind Demghan und Semnan). Bestam, eine alte, schon in der Hälfte des dritten Jahrhunderts der Hidschret durch Erdbeben verwüstete Stadt[185], dankt ihren Ruhm vorzüglich der Grabstätte des zwanzig Jahre hernach[186] gestorbenen grossen mystischen Scheichs Bestami[187], dem Stifter des nach ihm genannten Ordens der Derwische Bestami; später ward dieselbe noch als die Geburtsstadt zweier anderer grossen Gelehrten verherrlicht, der eine Abderrahman Ben Mohammed Bestami, der in der Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, Verfasser von vierzig Werken, starb[188], und Ali Ben Medschdeddin Bestami[189], welcher, berühmt unter dem Namen Mussannifek, d. i. der kleine Compositor, sich in der osmanischen Geschichte keinen minderen Namen durch seine zwanzig Werke, als durch seinen Fanatismus erworben, welcher ihn dazu antrieb, an dem gefangenen letzten König von Bosnien selbst das Amt des Henkers zu vollstrecken[190]. Von Bestam aus sandte Hulagu abermal zwei Gesandte[191] [99] an den Grossmeister der Assassinen mit Drohungen und Verheissungen. Bei demselben befand sich der grosse Astronom Nassireddin mit zwei berühmten Aerzten[192], welcher, in die Macht der Assassinen gefallen, eine Zeit lang bei Nassir, dem Gebietiger von Sertacht, verweilet, jetzt der Arzt und Rath des neuen Fürsten der Assassinen. Nassireddin beschloss mit seinen Collegen, dem Gräuel der Assassinenherrschaft ein Ende zu machen, indem sie zum freundlichen Empfange des Botschafters Hulagu's riethen. Chuarschah befolgte ihren Rath und sandte mit den freundlich empfangenen Botschaftern Hulagu's seinen Bruder Schehinschah und den Chodscha Assileddin von Susen[193], um seine Unterwerfung dem Hulagu darzubringen. Hulagu empfing sie freundlich und sandte abermals vier Botschafter[194] mit dem Begehren, dass, wenn die Unterwerfung aufrichtig, Chuarschah die Schlösser brechen und selbst am Hofe des Chan's erscheinen möge. Chuarschah antwortete: wenn mein Vater widerspenstig war, will ich unterwürfig sein; er fing an, an einigen Schlössern, wie Meimundis, Lemsir und Alamut, Zinnen, Thore und Mauern abbrechen zu lassen, begehrte aber die Frist eines Jahres bis zu deren gänzlichen Uebergabe. Die Frist nicht gewährend, bot Hulagu seine Heere auf und zog von Bestam aus wider die Schlösser; der rechte, von Köke Ilka und Tukatimur befehligte Flügel zog auf der Strasse von Masenderan, der linke, unter dem Befehle des Prinzen Tekuder Aghul[195] und Keitbuka Nujan's, auf der Strasse von Chuar und Semnan; Hulagu, im Mittelpunkte mit einem Toman, d. i. mit zehntausend Wackeren, zog gegen Firuskjuh, d. i. den Glücksberg, auf welchem heute die Ruinen des Schlosses der Assassinen für eine Windmühle und ein Bad aus der Zeit Alexander's des Grossen gelten[196]. Er sandte abermals Aufforderung an Chuarschah, sich unmittelbar zu [100] ergeben. Als die Fahnen der Mongolen bereits vor Firuskjuh[197], kamen die Gesandten und mit ihnen der Wesir und traute Gesellschafter Chuarschah's Keikobad zurück. Er bat im Namen seines Herrn noch einmal um Frist eines Jahres bis zum gänzlichen Auszuge und um die Schonung Lemsir's und Alamut's, der ältesten Burgen ihrer Herrschaft; er sandte Kabinetsbefehle an die Gebietiger von Girdkjuh und Kuhistan, sich sogleich zu unterwerfen, und hoffte so den Sturm zu beschwören.

Demawend, Fall von Meimundis.

Die Fahnen Hulagu's flatterten nun zu Demawend, einer der ältesten Städte Iran's, am Fusse des gleichnamigen Berges gelegen, der ein vulkanischer, durch Erdbeben und Rauch Verwüstungen anrichtet und androht. Hier residirte der Tyrann Sohak, dessen Karbunkel auf der Achsel, wo ihn der Satan geküsst, nach der Volkssage nur durch das Gehirn zweier täglich geschlachteter Menschen gelindert werden konnte. Von dieser Tyrannei befreite sein Volk der Schmied Gjawe, dessen Schurzfell, an einen Spiess gestekt, die Fahne, unter welcher sich die Völker zum Sturze des Tyrannen sammelten, vor dessen Grimm sich die Schlachtopfer seiner Regierung bis in's Gebirge von Kurdistan geflüchtet hatten, und der endlich selbst in's Gebirge von Demawend verbannt ward. Alljährlich am 31. August wird, unabhängig vom moslimischen Kalender, das Befreiungsfest von der Regierung Sohak's zu Demawend gefeiert. Die Bewohner der Umgegend sammeln sich, auf Pferden, Mäulern, Eseln beritten, und ziehen unter lautem Geschrei durch das Feld[198], jubelnd, dass ihre Väter dem Halloh der Tyrannei entflohen, welche noch so schwer auf ihnen selbst lastet; Nachts werden Feuer auf den Terrassen der Häuser angezündet und die Stadt beleuchtet, Freudenfeuer über die Erlösung von dem Drucke Sohak's, durch welchen die Seufzer der Unterdrückten wie Flammen zum Himmel emporstiegen. Dieses [101] Fest heisst das Fest der Kurden, auf denen Sohak's Tyrannei vorzüglich lastete. Demawend soll schon von Siamek, dem Sohne des Keiomer's, des zweiten Herrschers der Pischdadier, gebaut worden und von Tahmuras Diwbend, d. i. dem Diwbändiger, sollen die Diwe in den Demawend gebannt worden sein, wo sich ihr Daseyn noch durch Rauch und Erdbeben kund gibt. Von hier sandte Hulagu den Schemseddin Kilegi nach Girdkjuh (dem Tigado Haithon's), um den Befehlshaber zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und einen anderen Gesandten an Chuarschah, um diesen zu bringen. Hulagu erwartete den Erfolg dieser Botschaften zu Abbasabad[199], in der Nähe von Rei, der alten Hauptstadt des persischen Irak. Chuarschah sandte seinen Sohn, einen achtjährigen Knaben, 17. Ramasan 654/
8. Oct. 1256
welchen ihm aber Hulagu mit der Botschaft zurücksandte, dass, wenn er selbst nicht kommen könne, er einen anderen Bruder statt Schehinschah's senden möge. Chuarschah sandte seinen Bruder Schiranschah und den Chodscha Assileddin mit dreihundert Mann, um seine Huldigung darzubringen. 1. Schewwal 654/
26. Oct.
Nach vier Tagen wurden sie mit einem Diplome zurückgesendet, welches dem Chuarschah, da er Nichts verbrochen, die Gnade des Kaan's versicherte, wenn er seine Schlösser ausliefern wollte; zugleich erhielt das Heer den Befehl, von allen Seiten aufzubrechen. Köke Ilka und Tukatimur nahten sich von der Seite von Ispidar; Chuarschah fragte: warum sie kämen, da er zur Unterwerfung bereit; sie antworteten: es sei die Heeresstrasse, auf der sie nach Fütterung auszögen. Hulagu hatte sich indess gegen Thalkan[200] gewendet, 10. Scheww./
31. October
einer Stadt der Landschaft Tocharistan, nach welcher die Mongolen von den Byzantinern den Namen Tocharen erhielten, der noch in dem der Mongolen Tsacharen fortlebt. Ohne einen eingefallenen Regenstrom wäre Chuarschah schon diesen Abend am Fusse seines Schlosses gefangen worden; acht Tage hernach, 19. Scheww./
8. November
als sich das Wetter aufgeheitert, ward Kriegsrath gehalten, ob [102] die Belagerung des Schlosses noch bei so weit vorgerückter Jahreszeit zu unternehmen, oder auf's nächste Jahr zu verschieben sei; der Wesir Seifeddin, die Generale Keitbuka und Bukatimur stimmten für die Belagerung. Hulagu sandte abermals Botschaft, halb drohend, halb versöhnend, einen letzten Termin von fünf Tagen zur Uebergabe bestimmend. Chuarschah verlor den Kopf und sandte seinen gelehrten Arzt und Rathgeber Nassireddin von Tus mit seinem Bruder Iranschah und seinem Sohne Turkia mit vielen Geschenken, seine Unterwürfigkeit darzubringen; drei Tage hernach, Sonntags den 19. November, 19. Nov. 1256 kam Chuarschah selbst, um den Fuss des Kaan's zu küssen; er kleidete seine Unterwerfung in die folgenden beiden, von ihm selbst verfertigten Distichen ein:

O Schah, ich komm' an deinen Hof, gewarnt,
Bereuend Schuld, die mich bisher umgarnt.
Dein Glück hat diesen Lauf für mich genommen,
Wie wär' ich sonst, wozu wär' ich gekommen!

Hulagu sah, dass er einen unerfahrenen Jüngling vor sich hatte; er schmeichelte ihm mit Verheissungen und bewog ihn, alle Burgen seiner Vorfahren, deren Zahl auf hundert stieg, zu brechen, nur Girdkjuh und Lemsir, in welchen sich die Besatzungen noch festhielten, ausgenommen; die zu Meimundis[201] aufgespeicherten Schätze wurden ausgeliefert und unter die Emire des Heeres vertheilt. Hulagu zog vor Alamut, d. i. das Adlernest, den Hauptsitz des Grossmeisters der Assassinen, von wo unter dem Gründer Hasan Ssabbah die Macht des Ordens wie ein Adler aufflog. Der Befehlshaber ergab sich, nachdem er ein Paar Tage Widerstand geleistet. 26. Silhidsche 654/
15. December
Die Mongolen drangen ein, zerbrachen die Wurfmaschinen und gaben den Einwohnern drei Tage Frist zum Abzuge.

Schlösser der Assassinen.

Nach Abzug der Besatzung, nach Vertheilung der Beute, sandte Hulagu seinen gelehrten Staatssekretär Athamülk [103] Dschuweini in's Schloss von Alamut, um die Archive und die Bibliothek zu durchsuchen. Die Korane und einige andere kostbare Werke wurden bei Seite gelegt, darunter eines, welches den Titel: Begebenheiten unsers Herrn und Meisters[202] führte und das Leben Hasan Ssabbah, des Gründers des Ordens, enthielt, woraus Athamülk in seiner Welteröffnenden Geschichte die verlässlichsten Nachrichten über denselben gegeben; alle anderen Werke philosophischen und freigeisterischen Inhalts über die Lehre der Ismaili wurden den Flammen übergeben. Ob er dieses Autodafe der Bücher auf Hulagu's Befehl oder aus eigenem Antriebe veranstaltet, ob, wenn dieser Brand blos sein Werk gewesen, ihn dazu nur der Feuereifer rechtgläubigen Islams, oder, wie ihn spätere Geschichtschreiber dessen beschuldigen, verdammenswerthe engherzige Habgier ausschliesslicher Gelehrsamkeit bewogen, ist heute zu entscheiden unmöglich. Er soll nämlich blos die historischen Werke, die er benutzen wollte, gerettet und auch diese hernach den Flammen preisgegeben haben, um die Gelehrsamkeit als Geschichtschreiber zu monopolisiren. Eine ähnliche Anklage lastet auch auf dem Andenken des grossen Astronomen Nassireddin und des grossen Arztes Ibn Sina[203]. In welchem Gelehrtenkopf immer solche Barbarei Eingang gefunden haben mag, so ist dieselbe doch vom einseitigen Mathematiker und Arzte oder Philosophen begreiflicher, als vom Geschichtschreiber, welcher, wenn er seine Quellen, statt dieselben anzuführen, vernichtet, mit denselben seine Glaubwürdigkeit zerstört. Zur Ehre des grossen Geschichtschreibers, Astronomen und Arztes, welche so ausschweifender und ausschliesslicher Ruhmsucht bezüchtiget werden, wollen wir glauben, dass der Gedanke davon nicht in ihrem vielumfassenden Geiste, sondern in dem engeren ihrer Ankläger Platz greifen konnte. [104] Alamut, d. i. das Adler- oder Geyernest, auf einem hohen steilen Hügel, nordöstlich von Kaswin gelegen, bietet noch heute in seinen Ruinen eine lange Reihe durch Mauern mit einander verbundener Thürme dar, welche auch dem, der sie, wie Ker Porter, der Maler des persischen Alterthums, nur von ferne gesehen, als unbezwingbar ins Auge springen.[204] Der ganze Gebirgsdistrikt zwischen Dilem und Irak, durch dessen Schluchten der Fluss Schahrud, d. i. der Königsfluss, sich mühsam den Weg bahnt, heisst Rudbar, d. i. das Flussland, und zwar das von Alamut zum Unterschiede vom südlichen, von Lur, in Issfahan's Nähe, welches der Sendrud, d. i. der lebendige Fluss, durchströmt. Hasan Ssabbah hatte sich Alamut's halb mit Gewalt, halb mit List bemächtigt, 483/
1090
dann sich vom seldschukischen Sultan Berkjarok das in der Nähe von Damaghan gelegene Schloss Girdkjuh erbeten, und zwölf Jahre nach der Besitznahme von Alamut das im selben Thalwege gelegene feste Schloss von Lembeser[205]. Nebst Alamut, d. i. dem Geyerneste, Girdkjuh, d. i. dem Gürtelberg, und Lembeser, d. i. Ruh' im Kopf, waren die festesten Schlösser der Assassinen (nach den Citadellen der Städte Tun und Kain) in Kuhistan: das von Meimundis, d. i. die glückliche Feste, aus welcher der letzte Grossmeister abzog, und Muminabad, d. i. der Bau der Gläubigen, welches seinen Namen und seine Befestigung vermuthlich dem vorvorletzten Grossmeister, welcher den Beinamen des neuen Musulman führte, dankt, dessen Name in der heutigen Verstümmelung von Meiomend[206] kaum zu erkennen, und dessen ausserordentliche Festigkeit die Geographie Hamdallah's anrühmt[207]; so auch die des am Berge Demawend gelegenen Firuskjuh, d. i. Glücksberg, und das Schloss Dschenabdar oder Kebajed, welches aber nicht erst [105] von den Assassinen, sondern vom Sohne des altpersischen Helden Guders befestigt worden sein soll.[208]

Kaswin.

Von Alamut begab sich Hulagu in den ersten Tagen des Januars in das grosse, sieben Farasangen von Kaswin aufgeschlagene Lager, 16. Silhidsche 654/
4. Jan. 1257
wo durch sieben Tage Feste gefeiert, die Prinzen und Emire zur Aufwartung und zum Glückwunsche der Eroberung zugelassen wurden; selbe, sowie der Astronom Nassireddin von Tus und die beiden Söhne der zwei grossen Aerzte von Hamadan, welche durch ihren Rath wesentlich zur Uebergabe von Meimundis beigewirkt, wurden beehrt, beschenkt; der Astronom und seine beiden Begleiter blieben sofort im Gefolge Hulagu's, von demselben bei jeder Gelegenheit ihrer Kenntnisse willen ausgezeichnet. Dem Chuarschah ward ein mongolisches Mädchen angetraut und die Hochzeit zu Kaswin mit Festen gefeiert. Hulagu behandelte ihn mit Schonung, um von ihm die nöthigen Befehle an die Gebietiger der Schlösser in Syrien zu erhalten, dass sie dieselben bei Ankunft des mongolischen Heeres demselben ungesäumt übergeben möchten. Nachdem er diesen Befehl von ihm erhalten, sandte ihn Hulagu als Trophee an den Hof des Kaan's Mengku. Als dieser die Nachricht erhielt, dass Chuarschah sich nahe, sagte er: Wozu schickt man ihn? und sandte ihm als Willkomm den Todesbefehl entgegen. Er wurde getödtet und hierauf seine ganze Familie, Weiber, Brüder und Söhne zu Kaswin niedergemacht. So hatte die blutige Dynastie der persischen Ismailije, d. i. der Assassinen, nach hundert und sieben und siebzig Mondjahren ihr Ende erreicht[209], und der Dolch des Meuchlers ward durch das Schwert des Mongolen gebrochen. Hulagu hielt sich einige Zeit zu Kaswin auf, wo er im Bade Moslim's badete. Hamdallah von Kaswin, der Geschichtschreiber und Geograph Persiens, erwähnt in seiner auserwählten Geschichte dieses Besuchs als einer der merkwürdigsten [106] Epochen der Geschichte seiner Vaterstadt, die von nun an eine der Hauptstädte des mongolischen Reichs in Persien und daher unter dem Geleite Hamdallah's näherer Bekanntschaft werth.[210]. Zuerst baute Schabur[211] hier eine Stadt, welche seinen Namen trug, als Feste wider die Dilemiten, die feindliches Nachbaren im Norden. Bei einem denselben hier gelieferten Treffen, als die Schlachtordnung der Perser auf einer Seite in Verwirrung gerieth, soll der Chosroes seinem Feldherrn zugerufen haben: an kesch win, d. i. jenen Winkel schau, und nach erfochtenem Siege zum Andenken desselben die Stadt erbaut haben, welcher sofort der Namen Keschwin, d. i. Winkel schau, blieb, das heutige Kaswin. Der Chalife aus dem Hause Abbas Hadibillah Musa fügte eine dritte Stadt hinzu, Mubarekabad, d. i. der gesegnete Bau, genannt; diese drei Städte umfing der Chalife Harun Reschid mit einer Mauer, welche den Namen Reschidabad erhielt. Der Thronprätendent Husein Ben Said bemächtigte sich später der Stadt und vollendete den Bau derselben[212]. Unter der Regierung Fachreddewlet's des Bujiden erneuerte sein berühmter Wesir Ismail Ben Ibad die Stadt und vergrösserte dieselbe nach dem Bau des nach ihm Ssahibabad genannten Viertels. Hierauf[213] vom Dilemiten Ibrahim Ben Merseban verwüstet, vom Emir Ebu Ali Dschaaferi wieder hergestellt und vom grossen Sultan der Seldschuken, Alparslan, erneuert[214], war sie jetzt durch die Mongolen abermal verheert worden. Die Mauer, von zehntausend dreihundert Ellen im Umfange, war mit zweihundert dreissig Thürmen befestigt, hatte sieben Thore und umfing neun Viertel, und sechs unterirdische Wasserleitungen, von denen die vom Einsiedler Chumar Tekesch[215] gebaute das besste Wasser gibt; derselbe baute auch ein halbes Jahrhundert später[216] die nach seinem Namen genannte Moschee; [107] eine andere hatte schon der tyrannische Statthalter Hidschadsch aus einem Götzentempel in einen Betort der Moslimen umgeschaffen. Die Schii hassen diese Moschee, weil von ihrer Kanzel unter der Regierung der Beni Omeije dem Ali geflucht ward. Eine noch frühere Ueberlieferung aus dem Munde Mohammed's oder eines der vier ersten Chalifen heisst: Ehret Kaswin, welches eine der höchsten Pforten des Paradieses[217]. Kaswin hat Ueberfluss an herrlichen Früchten, besonders an Melonen, Wassermelonen und Trauben, welche für die bessten ganz Persiens gelten[218]; die hier verfertigten Klingen wetteifern mit denen von Chorasan und Schiras; von den Fabrikaten zeichnen sich die aus mannichfarbigen Tuchenden zusammengenähten Pferddecken aus. Die Einwohner gelten für die bessten Gesellschafter, und ein persisches bekanntes Distichon räth dem Schah, vier Männer nur aus vier Städten seines Reichs zu wählen; Musiker aus Chorasan, Geschäftsmänner aus Issfahan, Krieger aus Tebris und Gesellschafter aus Kaswin[219]. Zur Verherrlichung des literarischen Ruhmes Kaswin's genügen die beiden Sekretäre Kaswini, der Verfasser der Wunder der Geschöpfe[220] und der einzigen Perle der Seltenheiten[221], jenes Naturgeschichte, dieses Geographie, und Hamdallah Mestufi, der Verfasser der auserwählten Geschichte[222] und der bessten persischen Erdbeschreibung[223], so dass persische Natur- und Völkergeschichte, Erd- und Ortsbeschreibung keiner persischen Stadt mehr verdanken, als dem reichbegabten gesellschaftlichen Kaswin.

Hamadan.

Mit Eintritt des Frühjahrs begab sich Hulagu von Kaswin nach Hamadan, wo Baidschu Nujan von Aserbeidschan zur Aufwartung erschien. Hulagu, mit dessen Unthätigkeit unzufrieden, überhäufte ihn mit Vorwürfen: „Was hast du, seit Dschurmaghun nicht mehr in Iran geblieben, gethan? welche Schlachtenreihen hast du gebrochen, welchen Rebellen [108] geschlagen? Hat dir das mongolische Heer zu Etwas Anderem gedient, als durch dessen Macht und Grösse den Chalifen zu schrecken?“ Baidschu kniete nieder und sagte: „Ich habe mir keine Saumseligkeit zu Schulden kommen lassen und, was in meinen Kräften lag, gethan. Von den Thoren Rei's bis an die Gränzen Syriens habe ich Alles unterworfen, Bagdad ausgenommen, dessen Menschenmenge unermesslich und wohin die Zugänge äusserst schwer. Uebrigens steht der Befehl in der Hand des Padischah, und ich bin bereit, aus derselben Leben oder Tod zu empfangen.“ Diese Unterwürfigkeit milderte den Zorn Hulagu's; er befahl ihm, aufzubrechen, den Westen bis an's Meer hin zu unterjochen und die Länder Rum's diesseits und jenseits des Bosporos den Händen der Griechen und Franken[224] zu entreissen. Baidschu Nujan hatte schon vor vierzehn Jahren mit einem Heere von vierzigtausend Mann das hundertsiebzigtausend starke Ghajaseddin Keichosrew's, des Sohnes Alaeddin's, zu Kösetagh geschlagen[225] und vollendete nun die Eroberung Rum's bis an das Gestade des mittelländischen Meeres. Hulagu begab sich mit den Prinzen Kuli, Belghai, Kotar und mit den Befehlshabern Bukatimur, Sundschak, Köke Ilka in die Ebene von Hamadan, um dort das Heer zu sammeln. Hamadan, insgemein für das uralte Ecbatana gehalten, ist nach allen Quellen persischer Geschichte und Geographie eine der ältesten Städte Persiens, welche schon Huscheng, der zweite der Pischdadier, erbaut, Nabuchodonoser verwüstet, Darius wieder hergestellt haben soll.[226] Bedil, der Sohn Werka's, eroberte die Stadt im drei und zwanzigsten Jahre der Hidschret[227]; dreihundert Jahre hernach[228] wurde dieselbe von Medawidsch, dem Dilemiten, und abermal dreihundert Jahre später[229] von den mongolischen Heeren mit allgemeinem Gemetzel der Einwohner verwüstet. Die Stadt hat Ueberfluss an Wasser, selbst wenn [109] bei der von Hamdallah angegebenen Zahl der Quellen (tausend dreihundert) durch Fehler des Abschreibers eine Nulle zuviel. Zwei der grössten Philosophen Schöngeister, Eingeborene von Hamadan, der Dichter Ibn Chaleweih und Bediesseman, d. i. der Wunderseltene der Zeit, haben das Klima sowohl als die Einwohner in bekannten Versen[230] mehr getadelt, als gelobt. Der Erste sagte:

Die Kälte ist vielstimmig zu Hamadan, und sogestalt
Ist es, im Winter grimmig, im Sommer mässig kalt.

Der Wunderseltsame der Zeit, der Verfasser der ersten Makame, welche denen Hariri's zum Muster gedient, sagte:

Wiewohl geboren ich zu Hamadan,
Dasselbe ich dennoch nicht preisen kann;
Denn seine Knaben sind altklug, wie Greise,
Die Alten kindisch, nach der Knaben Weise.

Das frische Grün der Fluren, das Gemurmel der zahlreichen Quellen verscheuchen allen Gram und stimmen zur heitersten Lebenslust, wesshalb die Einwohner vorzüglich lebenslustig, Spielen und Scherzen ergeben; ausserdem, dass Hamadan der Geburtsort zwei so ausgezeichneter Schöngeister, als die beiden oberwähnten, wallfahrtet hier der Jude zum Grabe Esther's und Mardochai's, der Arzt zu dem Avicena's[231], die Mystiker zu dem eines der grössten persischen Dichter, nämlich: Aththar's, des Verfassers der Vögelgespräche und eines Dutzends gereimter Bücher, nämlich: des Buchs des Raths, der Drangsale, der Nachtigallen, der Kantele, der Geheimnisse der Gänse, der Chosroen, der Antworten, der Nöthen, des Auserwählten, des Göttlichen, und Haider's, des Biographen der Heiligen, des ascetischen Werkes der Brüder der Reinheit und anderer mystischer in Versen und Prosa. Bei dem Einfalle des mongolischen Heeres hatte Einer schon das Schwert aufgehoben, um den Dichter zu tödten, als ein Anderer sagte: Tödte diesen Greis nicht, ich kaufe dir sein Leben um [110] tausend Silberstücke ab. Hüte dich, sagte Aththar, mich um so niedrigen Preis wegzugeben; du wirst Käufer finden, die mich theuerer bezahlen. Einige Schritte weiter bot ein Anderer für Aththar's Leben einen Sack Stroh; hierüber ergrimmt, hieb ihn der Mongole nieder.[232] Seit diesem ersten Einfalle der Mongolen, welche bei der Verfolgung Chuaresmschah's bis an's kaspische Meer und an die Gränze des arabischen Irak vordrangen, bis zur Erscheinung Hulagu's vor Hamadan, waren sieben und zwanzig Jahre verflossen, und ehe wir mit Hulagu die Gränze vom persischen Irak in's arabische überschreiten, überblicken wir noch die Schicksale Persiens unter mongolischer Herrschaft in der vom ersten Einfalle der Mongolen bis zur Gründung des Reichs der Ilchane verflossenen Zeit.

Die Mongolen im westlichen Persien vor Hulagu.

Persien wurde von den Mongolen in zwei Statthalterschaften getheilt, wovon die östliche Chuaresm und Chorasan, die westliche das persische Irak und Aserbeidschan in sich begreift. Um die Statthalter nicht zu vermengen, überblicken wir zuerst das westliche oder eigentliche Persien, welches in dieser Zeit nur zwei Statthalter hatte, nämlich Dchurmaghun und Baidschu Nujan, und dann erst das östliche, wo die Begebenheiten verwickelter durch die Ränke der Nebenbuhler um die Leitung der Geschäfte. Als die Mongolen bei der Verfolgung Chuaresmschah's zum erstenmal die Gegend um Irbil verwüsteten, 633/
1236
rüstete der Chalife Mostanssirbillah ein Heer und rief die moslimischen Fürsten zur Hülfe auf; bei dem zweiten Einfalle nahmen sie die Stadt Irbil, doch nicht die Citadelle, ein; sie drangen bis Schengabad und Sermenrai vor, der Chalife setzte Bagdad in Vertheidigungsstand und rief alle Einwohner zu den Waffen auf. Am rothen Berge (Dschebel Hamrin) ober Tekrit wurden die Mongolen geschlagen und ihnen die Gefangenen, die sie von Irbil und Dakuka weggeschleppt, abgenommen; [111] ein Corps von fünfzehntausend Mongolen, das bald darauf bis Dschaaferije vordrang, zog sich bei der Annäherung des Chalifen zurück. Noch im selben Jahre 635/
1238
war ein Corps von gleicher Stärke bis Chanekin vorgedrungen und schlug das ihnen vom Chalifen entgegengesandte, das nur halb so stark. Im Norden hatten sie sich Gendsche's bemächtigt, und Dschurmaghun's Heere überschwemmten Georgien und Armenien. Er eroberte das Land zwischen dem Arras und Kur und in Georgien die Hauptstadt Tiflis nebst anderen Städten. Er belagerte und verheerte Rei; hierdurch erschreckt, trugen ihm die Bewohner von Karss die Schlüssel ihrer Stadt entgegen; nichtsdestoweniger wurden die waffentüchtigen Einwohner niedergemacht, mit Ausnahme der Kinder und Handwerker, die in die Sklaverei geschleppt wurden. Der armenische Prinz Awak begab sich mit seiner Schwester Thamtha an den Hof Gujuk's, um die Zurückstellung des väterlichen Erbes zu erflehen, und sie erhielten hiezu den Befehl an Dschurmaghun. Nach dessen Tode setzte sein Nachfolger Baidschu Nujan die Eroberungen seines Vorfahrers fort. Er wandte seine Waffen gegen Ersenrum, Ersendschan, und schlug das in der Ebene von Akschehr bei Ersendschan verstärkte Heer des Sultans von Rum, unter dessen Verbündeten zweitausend von Johann Limminata aus Cypern und Bonifacio de Castro von Genua befehligte Truppen; diess ist die oberwähnte Schlacht von Kösetag, welcher Berg sonst Alakjuh hiess.[233] Nach dem über den Sultan erfochtenen Siege wurden Siwas, Tokat und Kaissarije geplündert und verheert; ein General des Sultans und der Richter von Amasia kamen in's mongolische Lager von Siwas und unterhandelten einen Frieden, vermöge dessen der Sultan jährlich einen Tribut von hundert zwanzigtausend Goldstücken, fünfhundert Stück Stoffe, fünfhundert Kamele, fünfhundert Sklaven zu leisten verbunden.[234] Keichosrew war zu glücklich, diesen ohne seine [112] Vollmacht abgeschlossenen Friedensvertrag zu bestätigen. Bei ihrem Abzuge erstürmten die Mongolen Ersendschan und machten die Einwohner nieder. Malatia kaufte sich von der Plünderung durch viertausend Goldstücke los, zu deren Vervollständigung die goldenen und silbernen Kirchengefässe, die Heiligenschreine und Reliquienkästen ausgeliefert werden mussten.[235] Wahrscheinlich war es derselbe mongolische Feldherr Irsane, welcher zweimal Bohemund V., den Fürsten von Antiochien, auffordern liess, die Mauern seiner Festungen zu brechen und ihm dreitausend Jungfrauen zu liefern; die Forderung wurde abgeschlagen, aber später zahlten die Fürsten von Antiochien an die Mongolen Tribut. Schihabeddin, der Fürst von Miafarakain, durch einen mongolischen Gesandten aufgefordert, seine Mauern zu schleifen, 1244 antwortete, dass er nur ein kleiner Fürst, dem Beispiele der Sultane Syriens und Aegyptens folgen werde. Hethum I., der armenische Fürst Ciliciens, suchte durch Gesandte mit reichen Geschenken Baidschu's Schutz an. Baidschu forderte vor allem die Auslieferung des Harems Keichosrew's, des Sultans von Rum, und Hethum erkaufte um diesen Preis den Frieden und das Diplom als Vasall des grossen Kaan's. Im folgenden Jahre 1245 eroberten die Mongolen die nördlich des Sees von Wan gelegenen Länder, die sie auf Ogotai's Befehl der armenischen Prinzessin Thamtha übergaben. Sie nahmen Amid, Roha, Nissibin. Der Fürst von Mossul, Bedredin Lulu, schloss in seinem und des Fürsten von Damaskus Namen einen Vertrag von, in drei Klassen geregelter, Kopfsteuer ab. Im folgenden Jahre 1246 erschienen die Mongolen zum fünftenmal in der Nähe von Bagdad zu Dakuka, von wo sie der kleine Diwitdar zurückschlug, und im folgenden Jahre 1247 tödteten die Mongolen zu Dakuka den Statthalter Belban; sie plünderten die Karawanen, und Jesaur verheerte die Gegend um Malatia. Die gleichzeitigen Begebenheiten Rum's und Armeniens gehören in die Geschichte dieser Länder und ihrer Fürsten; wir erwähnen [113] nur noch der Mission der vier Dominikaner, welche Baidschu auf den ihm im Namen des Papstes gemachten Antrag, sich zum Christenthume zu bekehren, tödten wollte. Einer seiner Offiziere hatte sogar vorgeschlagen, den ersten der Missionäre zu schinden und seine ausgestopfte Haut dem Papst als Antwort zu senden[236]; doch auf die Fürbitte der Gemahlin Baidschu's wurde ihnen nicht nur das Leben geschenkt, sondern sie erhielten sogar ein in dem Missionsberichte bis auf uns gekommenes Schreiben und wurden von zwei Gesandten Baidschu's an den Papst begleitet, der sie auf das Ehrenvollste empfing und mit Geschenken überhäufte.[237]

Dschintimur, Körgös, Statthalter Chorasan's.

In Persien liess Tschengischan, nachdem er abgezogen, als Statthalter den Dschintimur zurück, welchem von allen vier Ulusen, d. i. Stämmen des Urugh, d. i. des Hauses Tschengischan's, ein Amtsgehülfe beigegeben war, indem Chorasan als ein, allen vier Söhnen Tschengischan's gemeinsamer Besitz betrachtet ward; eine Zeit lang dem Dschurmaghun, dem Statthalter Feldherrn in Persien, untergeordnet, unter dessen Oberbefehl er die, Chorasan noch verheerenden türkischen Schaaren Chuaresmschah's schlug, erhielt Dschintimur von Ogotai die unabhängige Statthalterschaft Chorasan's und Masenderan's; als Gehülfe vom Blute des Kaan's war ihm Kelilat beigegeben; er selbst verlieh beide höchsten Staatsämter, nämlich das des Wesirs oder Inhabers des Diwans und die Stelle des Staatssekretärs, an zwei Moslimen, jenes an Scherefeddin von Jesd, dieses an Behaeddin von Dschuwein, den Vater Athamülk's, des Geschichtschreiber's. Nach Dschintimur's Tod erhielt seine Stelle Nussal, welcher schon von Tschengischan dem Dschintimur als Amtsgehülfe von Seite des Uluses Dschudschi's beigegeben worden war. Dem Nussal folgte in der Statthalterschaft bald Körgös, d. i. Blindaug, welcher, an den Hof Ogotai's gesandt, um über die Verwaltung Chorasan's Bericht zu erstatten, gefiel und [114] von seinem Landsmanne, dem Staatssekretär Dschinkai dem Uighuren, begünstigt. Der Kämmerer Danischmend, Gegner Dschinkai's, bemühte sich seinerseits, die Statthalterschaft Chorasan's dem Sohne Dschintimur's zu verschaffen; Dschinkai wünschte jedoch seinem Schützling ein Jerligh, d. i. Diplom, des Kaan's zu verschaffen, vermöge welchem ihm die statistische Zählung der Bewohner Chorasan's und Masenderan's aufgetragen und alle Macht in seine Hände concentrirt ward. Der Wesir Scherefeddin und Kelilat, ihrer Wirksamkeit durch das Jerligh beraubt, schmiedeten mit Ongu Timur, dem Sohne Dschintimur's, Ränke wider Körgös am Hofe des Kaan's, der ihn auf ihre Beschwerden zu sich berief. Körgös machte sich auf den Weg, indem er den Behaeddin von Dschuwein an der Spitze der Verwaltung zurückliess. Auf dem Wege in's Hoflager begegnete er zu Binaket den Commissären des Kaisers, welche ihm zurückzukehren befahlen; es kam vom Wortwechsel zu Thätlichkeiten, in welchen Körgös blutig geschlagen und ihm ein Zahn gebrochen ward; er musste den Commissären folgen, aber in der Nacht sandte er einen Eilboten mit seinem blutbefleckten Kleide nach Hof. Ogotai, über diese Behandlung seines Statthalters aufgebracht, berief ihn zu sich; allein die Gegner Kelilat und der Sohn Dschintimur's folgten ihm auf dem Fusse. Zu Bochara wurde bei einem demselben gegebenen Feste Kelilat am hellen Tage ermordet. Ogotai wollte in dem ihm vom Sohne Dschintimur's dargebrachten Zelte speisen; kaum hatte er es verlassen, als es ein Windstoss zusammenriss. Ogotai, durch diese böse Vorbedeutung erschreckt, befahl, es in Stücke zu zerreissen. In dem von Körgös ihm dargebrachten Zelte fand er im Gegentheil einen mit Juwelen besetzten Gürtel, nach dessen Umbindung sein Lendenschmerz verschwand, so dass er guten Muths wieder zechte. Die beiden Nebenbuhler um Chorasan's Statthalterschaft blieben mehrere Monate am Hofe Ogotai's, welcher wünschte, dass sie sich vertrügen, und ihnen befahl, aus demselben Becher zu trinken, dasselbe Zelt zu bewohnen, nachdem sie zuvor ihre Waffen abgegeben. [115] Da sie sich nichtsdestoweniger nicht verglichen, ward, als sie Beide in Ogotai's Gegenwart vor Gericht erschienen, der Sohn Dschintimur's als schuldig verurtheilt, und sollte an den Herrscher seines Uluses, nämlich an Batu, ausgeliefert werden. Der Sohn Dschintimur's flehte den Kaan, selbst sein Schicksal zu entscheiden, indem ein Hund, wie er, nicht werth sei, dass zwei grosse Herrscher, wie Ogotai und Batu, sich über ihn beriethen. Du hast Recht, sprach Ogotai, Batu's Strenge würde selbst seinem Sohne, wenn er sich in deinem Falle befände, nicht verzeihen. Dem Sohne Dschintimur's wurde verziehen; aber seine Begleiter wurden nach der Jasa bestraft, welche über die Verläumder Strafen verhängt. Körgös verwaltete Chorasan mit Gerechtigkeit und Einsicht, baute Tus und Herat aus ihrem Schutte wieder auf und warf den Ränkeschmied Scherefeddin, welcher unter dem Scheine der Freundschaft gearbeitet, in's Gefängniss; dieser aber fand mittels seines Weibes Schutz beim Uluse Dschagatai, und Arghun wurde mit dem Befehle abgesandt, den Körgös lebendig oder todt nach Hofe zu bringen.[238]

Scherefeddin von Jesd, Blutegel der Finanz, und Arghun.

Körgös, der sich Anfangs in einem von ihm zu Tus erbauten Magazine eingesperrt, ging endlich, als man Gewalt brauchen wollte, selbst heraus, und ward von den Söhnen Dschagatai's nach Hof gesandt, wo sein Beschützer Dschinkai von der Regentin Turakina verungnadet worden. Körgös, ohne Beschützer, ohne Geld, wurde auf Befehl Kara Hulagu's, des Enkels Dschagatai's, hingerichtet, und von der Regentin wurde Arghun zum Statthalter Chorasan's ernannt. Er begehrte den Scherefeddin als Ulug Bitekdschi, d. i. grossen Staatssekretär oder Finanzminister, weil er sich verbindlich gemacht, viertausend Balische, welche in den beiden Ländern Chorasan und Masenderan an Steuern ausständig, einzutreiben. Scherefeddin, Sohn eines Lastträgers von Chuaresm und seiner schönen Gestalt willen Lieblingspage des Statthalters von Chuaresm, war von diesem, als [116] der Page die Frische des Jugendreizes verloren, dem Dschintimur abgetreten, bei dem er sich durch seine Geschicklichkeit als Sekretär und seine Kenntniss der mongolischen Sprache als brauchbar empfahl; er stellte ihn in Steuergeschäften an, in welchen er bald Proben seines blutaussaugenden Druckes gab, wodurch sein Name in der Geschichte für immer gebrandmarkt. Er unterschied zwischen den Dörfern, welche sich freiwillig den Mongolen ergeben, oder mit Gewalt erobert worden waren, und belastete die Einwohner der letzten mit allen Arten von Auflagen und Qualen[239]. In diesem Geiste hatte er unter Körgös das Land gedrückt und noch mehr unter Arghun, um die Summe, zu deren Eintreibung er sich anheischig gemacht, einzutreiben. Weder Weiber noch Waisen wurden verschont und Foltern aller Art angewandt, um Geld zu erpressen; die Häuser wurden geplündert, den Todten selbst das Leichentuch weggenommen, dar Mann vom Weibe, der Vater vom Sohne gerissen und als Sklave verkauft; die Männer wurden barfuss, die Weiber unverschleiert aus den Häusern geschleppt; jene bei den Füssen, diese bei den Brüsten aufgehängt. Zu Rei wurden die geraubten Einrichtungen der Häuser in der Moschee aufgeschichtet, dort auf Maulthiere geladen und diese mit den Teppichen der Moschee zugedeckt. So schaltete und waltete er zu Tebris und Kaswin, zu Issfahan, Kum, Kaschan, Rei und Hamadan, alle Häuser und alle Foltern erschöpfend. Seinen Helfer Mahmud von Sebsewar sandte er, um Isferain und Dschadscherm auszusaugen, er selbst lag schwer als Alp der Finanz auf Astrabad, Amul und den Städten Masenderan's. Als Arghun zu Tus, bat der Imam der Grabstätte Musa Risa's um Gnade und Schonung, und Arghun gab ihm einen Kabinetsbefehl an Scherefeddin zur Zurückstellung eines Theils des Geraubten. Scherefeddin befahl, den Vorzeiger des Befehls mit Fäusten zu ohrfeigen, so dass er besinnungslos niederfiel. Die Pflugstiere nahm er vom Acker, die Heerden aus den Haiden [117] weg, so dass Ackerbau und Viehzucht darniederlag. Glücklicherweise befreite sein Tod das Land von seiner Tyrannei; 1244 aber noch auf dem Todbette sandte er Wort an Arghun, ja die Eingesperrten nicht frei zu lassen, bis sie gezahlt, und ja keinen Heller nachzusehen, weil sonst alle Ordnung zu Ende. Arghun that das Gegentheil, indem er die Gefangenen losgab, die noch zu leistenden Zahlungen nachsah und sich dadurch den Segen des Landes erwarb. Bei der Thronbesteigung Gujuk's brachte Arghun alle eingesammelten Anweisungen, welche sich verschiedene Prinzen gesetzwidrig auf verschiedene Distrikte Chorasan's verschafft hatten, dem neuen Kaan als das angenehmste Geschenk dar; die Stellen wurden nach seinem Vorschlag besetzt, die durch den Tod des Blutegels Scherefeddin erledigte des Ulugh Bitekdschi erhielt Fachreddin Behischti. Nach Gujuk's Tod riss während des Zwischenreichs der Missbrauch der Anweisungen, wodurch den Prinzen Einkünfte von Dörfern und Flecken in Chorasan für Jahre hinaus zugesichert wurden, wieder ein. Bei Mengku's Thronbesteigung verschafften sich die Klagen des Landes Gehör, und es wurde beschlossen, Chorasan auf die von Mohammed Jelwadsch in Transoxana eingeführte Weise zu besteuern. Die Statthalterschaft wurde ihm mit Jerligh und Paise, d. i. mittels Diploms und Löwenkopfs, bestätigt, und Behaeddin von Dschuwein für die Finanzverwaltung beigegeben; aber die Brüder des Kaisers: Kubilai, Hulagu, Arikbugha, hatten bei ihm ihre Agenten; so auch Nikpei, der Herr des Uluses Dschagatai. Persien wurde in vier Steuerbezirke abgetheilt und die Vorsteher derselben erhielten den Titel Melik, welches gewöhnlich König, hier aber so viel als Intendant oder Generalpächter bedeutet. Arghun veranstaltete bei seiner Zurückkunft neue Zählung und regelte die Kopfsteuer nach den Klassen, was bereits, sowie die Einrichtungen Hulagu's durch denselben oben erzählt worden.

Rückblick auf das Chalifat.

Hulagu befand sich Ende Aprils zu Denna, 9. Rebiulachir 655/
26. April 1257
drei Monate hernach zu Hamadan; 10. Redscheb/
26. Juli
in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche sandte er einen Gesandten an den Chalifen von [118] Bagdad mit der Aufforderung von Unterwürfigkeit und dem Vorwurfe, dass die zur Besiegung der Assassinen angesprochene Hülfe nicht geleistet worden. Doch ehe wir die Begebenheiten der zwischen dieser Aufforderung und dem Sturze des Chalifats verflossenen fünf Monate erzählen, fordert geschichtlicher Zusammenhang den Rückblick auf die letzten Zeiten des sinkenden Chalifats, das unter den Beni Abbas nun bereits durch fünf Jahrhunderte gedauert. Ohne diesen Rückblick auf die ersten und letzten Ursachen des Sinkens und gänzlichen Verfalls würde es unmöglich sein, zu begreifen, wie der durch fünf Jahrhunderte aufrecht stehende Thron des Chalifen in fünf Monaten zertrümmert ward[240]. Der Wurm hatte schon lange an dem Herrscherstabe des Chalifen genagt, ehe derselbe und das darauf gestützte Schattenbild der Herrschaft zu Boden fiel. Von innen zerrissen das Reich die Partheiungen der Sunni und Schii und die Anführer der türkischen Leibwachen, mit denen sich schon der achte Chalife Moteaassim in der Hoffnung umgeben, durch dieselben den Thron zu schützen, die aber statt Vertheidiger Empörer, von Sklaven sich zu Sultanen emporschwangen. Von aussen erschütterten und zertrümmerten das Reich die mit dem Schwerte den Islam reformirende Secte der Karmathen und die überall emporsteigenden Dynastien, von denen alle den Titel der Herrschaft den durch Gewalt abgenöthigten Diplomen des Chalifen dankten, von denen aber die mächtigsten, wie die Beni Hamdan und Beni Buje, um die Oberherrschaft über den Chalifen buhlten, und desshalb im beständigen Kriege mit dem Emirol-umera, d. i. dem Fürsten der Fürsten, dem Hausmeyer des Chalifats, bis sie den Titel desselben sich selbst angeeignet. Kaum ein Jahrhundert war seit der [119] Gründung der Dynastie der Beni Abbas durch Abdallah es-seffah, d. i. den Diener Gottes, den Blutvergiesser, verflossen, als schon mit dem Einflusse der türkischen Leibwachen der Saamen des Unheils wuchernd aufschoss; ein Jahrhundert hernach unter dem neunzehnten Chalifen Kahirbillah, d. i. der Rächende durch Gott, war bereits das Loos der Theilung über das Ehrenkleid des Chalifats geworfen und die Länder desselben in zwölf Theile zerstückelt. i. J. 325/
936
Heute vor neunhundert Jahren herrschte in Persien die mächtigste, in vier Zweige getheilte Dynastie der Beni Buje, in Diarbekr und Dijari Rebia, zu Mossul und zu Haleb die Dynastie der Beni Hamdan; Chorasan war in den Händen der Beni Saman, Masenderan und Dschordschan in denen der Beni Dilem; der südlichen arabischen Landschaften hatten sich die Karmathen, der südlichen persischen Ahwas und Wasit, die Söhne Berid's, als Empörer bemächtigt. In Aegypten und Syrien führten die türkischen Sklaven der Familie Achschid als Herrn den Titel von Sultanen und zu Bagdad selbst den des Fürsten der Fürsten. Zwei Dynastien der Beni Sijad regierten zu Sebid in Jemen und die anderen in Taberistan; in Kufa die Beni Thaba Thaba aus der Familie Ali und die Beni Ochaissar in Hidschas. Den Titel und die Macht als Chalifen machten den Beni Abbas die alte Dynastie der Beni Omeije in Spanien und die neue der Fatimiten in Afrika streitig[241]. So hatten sich Leibwachen und Sklaven, Sectirer und Empörer, arabische und persische Emire in das weite Reich des Chalifats von Osten bis Westen getheilt, und das Gebiet desselben war, wie in der letzten Zeit des byzantinischen Reichs, fast nur auf das Weichbild der Residenz beschränkt; was sich innerhalb den weiten Gränzen des ehemaligen Reichs der Chalifen zutrug, gehört in die Geschichte der Dynastien, die sich dort erhoben, und nicht mehr in die des Chalifats, das seit dem Beginne des zehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung noch durch vierthalbhundert Jahre seinem Untergange allmählig zusank.

[120]

Wesire Verräther; Religionssecten; Ueberschwemmungen.

Am Eingange und Ende dieser vierthalbhundertjährigen Periode stehen zwei Wesire Staatssekretäre, beide Gelehrte, beide als Hebel des Verderbens des Reichs von der Geschichte gebrandmarkt. Der erste, Ibn Mokla, der Verbesserer der arabischen Schrift in ihrer schönsten, gefälligsten Form des Neschi, der dreimal den Koran abgeschrieben, dreimal die Wesirschaft verwaltet, dreimal Heere befehligt, dreimal die Pilgerreise vollzogen und zuletzt sogar dreimal bestattet worden, unterhielt verrätherischen Briefwechsel mit Jahkim, dem türkischen Emire, wie Ibn Alkami, der letzte gelehrte Wesir des letzten der Chalifen, mit Hulagu; jener die Türken, dieser die Mongolen rufend. Der zwischen beiden liegende Zeitraum zerfällt in vier Perioden, in deren erster die Bujiden, in der zweiten die Seldschuken, in der dritten die Chuaresmschahe und endlich die Mongolen die mächtigsten Herrscher Mittel- und Vorderasiens. Wir haben hier nicht die Geschichte dieser Reiche zu überblicken, sondern nur die des unter ihrem eisernen Fusstritte tief darniedergebeugten Chalifats. Die erste Periode der Uebermacht der Beni Buje bis zum Auftritte der Seldschuken unter Toghrul umfasst hundert fünf und zwanzig Jahre, die Herrschaft der Seldschuken in Chorasan und Kerman anderthalb Jahrhunderte, die überwiegende Macht der Chuaresmschahe unter den beiden letzten grossen Sultanen derselben, Mohammed Tekesch, die der mongolischen Herrschaft seit dem Tode Tschengischan's, dreissig Jahre. Während dieses durch die Uebermacht der Beni Buje, der Seldschuken, der Chuaresmschahe und der Mongolen unterdrückten, durch innere Unruhen zerstückten Chalifats sassen seit dem neunzehnten Chalifen, Kahirbillah, noch achtzehn sogenannte Schatten Gottes auf Erden als Schatten auf dem Chalifenstuhle, mit dem Mantel des Propheten angethan, mit seinem Stabe als Richter die weltliche Herrschaft zum Scheine und nur noch die geistliche als die Imame des Islams ausübend, auch diese nicht unbestritten, sondern von Ketzern und Glaubensreformern vielfach beeinträchtigt, von den Chalifen der Beni Omeije in Spanien und von denen der Fatimiten [121] in Afrika in Anspruch genommen. Zuerst entzweite das Chalifat die zu Bagdad mit gleicher Erbitterung geführte Glaubensspaltung der Sunni und Schii, wovon jene die Katholiken, diese die Protestanten des Islams; jene dem Hause Abbas, diese dem Ali's und folglich allen denen, welche als Verwandte der Prophetenfamilie auf Herrschaft Anspruch machten, gewogen. Die für den Thron sowohl als für den Altar gefährlichsten Religionsneuerer aber waren die Karmathen und Ismailiten, wovon jene mit dem Schwerte in der Hand als Zerstörer der Kaaba und Räuber des heiligen schwarzen Steines, als Mauerbrecher das feste Gebäude des Islams erschütterten; diese unter dem Schleier geheimer Lehren und Verbindungen die Grundfeste der Religion untergruben und mit dolchbewaffnetem Arm schneidende Beweise führten; höchst gefährliche Neuerer der Lehre, welche den ihnen beigelegten Namen der Mulhad, d. i. der Freigeister oder Gottlosen, wohl verdienten und welche nur unter dem tropischen Gewande der Allegorie und Mystik das Skelet ihrer Grundlehre: Nichts zu glauben und sich Alles zu erlauben, verlarvten; gefährlicher als die Anhänger Masdek's unter Nuschirwan, als die Babek's unter den Chalifen Mamun und Moteaassim, welche offen die Gemeinschaft der Güter und Weiber predigten, das Scheusal ihrer Grundsätze offen Preis gaben, während diese es unter dem Schleier ascetischer Uebungen und philosophischer Lehren im tiefsten Geheimnisse verbargen. Von der Zeit an, wo unter Kahirbillah die Karmathen und Beridäer die Länder des Chalifats mit Blut überschwemmten bis zur letzten Blutüberschwemmung durch die Mongolen, waren die grossen politischen Unheile des Reichs fast immer gleichzeitig mit grossen verderblichen Naturbegebenheiten, mit Erdbeben, Hungersnoth und besonders grossen Verheerungen des Tigris, so dass die Ueberschwemmung des letzten nur als ein Vorzeichen einer Ueberschwemmung von Blut galt, ein Glaube an eine geheime Verbindung physischer und moralischer grosser Begebenheiten, welche durch die furchtbaren Ueberschwemmungen des Tigris, welche im Jahre der Einnahme Alamut's [122] statthatte und nur zu bald durch das Blutbad und den Ruin Bagdad's bestätigt ward.

Die Emirol-umera aus der Familie Buje.

Der Tyrann Kahirbillah, Nachfolger des Chalifen Radhi, der letzte der Chalifen, welcher dichtete und selbst am Freitage das Chutbe verrichtete, berief den Türken Raik als Fürsten der Fürsten nach Bagdad und stiftete so die oberste Gewalt der Fürsten der Fürsten, um die sich mit den Befehlshabern der Leibwachen die mächtigen Fürsten des Hauses Hamdan und Buje stritten. Er bestellte, der erste, einen Stellvertreter in der Moschee, in welcher vor ihm die Chalifen selbst als Imame dem Gebete vorstanden, am Freitage die Rede selbst von der Kanzel als Chatibe gehalten hatten.[242] 330/
941
Unter seines Bruders und Nachfolgers Mottakki, d. i. des Gottesfürchtigen, Regierung verkündeten grosse Ueberschwemmung des Tigris und grosse Pest und Hungersnoth eben so grosses politisches Unheil. Der Anführer Beridi verheerte Bagdad dritthalb Monate lang mit seinen Truppen, der Türke Tusun drängte sich nach Raik's Tod dem Chalifen als Fürst der Fürsten auf, dem byzantinischen Kaiser Romanus Lapachenes musste das Schweisstuch Christi als Lösegeld ausgeliefert werden; Mottakki ward geblendet und vom Throne gestossen. Sein Neffe Mostekfibillah verlieh nach Tusun's Tod die Stelle des Fürsten der Fürsten dem Schirsad, welchem sie Ahmed der Bujide entriss und vom Chalifen mit dem Ehrentitel Moiseddewlet, d. i. der den Hof oder das Reich Ehrende, anerkannt ward. Er bemächtigte sich der Leitung aller Geschäfte, wies dem Chalifen nur fünftausend Dirhem für dessen täglichen Unterhalt an, riss ihn endlich gewaltsam vom Throne und verstiess ihn geblendet in den Kerker. Die Wesire wurden von nun an nicht mehr Wesire, sondern nur Kjatibe, d. i. Sekretäre, genannt.[243] Sein Nachfolger Motiilillah, d. i. der Gehorsame in Gott, war nur den Befehlen Moiseddewlet's und seines Sohnes Bachtiar gehorsam, welche die wahren Herren von Bagdad, als Schii die Sunni als Ketzer und die Chalifen aus [123] dem Hause Abbas als ungerechte Thronbesitzer anfeindeten; Verwünschungen wider Omar, der Fedek, das Landgut Ali's, eingezogen, und den Ebu Serr verdammte, wurden an die Thore der Moscheen geschrieben, Nachts zwar von den Sunniten wieder ausgelöscht, dann aber dem Moawia von den Kanzeln geflucht und das Fest Aaschura zum Preis des Martyrthums Husein's eingesetzt[244]. Moiseddewlet verkaufte die Stelle des Obersten Richters um zwanzigtausend Dirhem, das erste Beispiel so schändlicher Verkäuflichkeit im Islam, und Bachtiar, als es ihm an Geld mangelte, zwang den Chalifen, seine ganze Garderobe und sein Hausgeräthe zu verkaufen, und zog die aus der Versteigerung gelösten vierzigtausend Dirhem ein, so dass man sagte, er habe den Chalifen vergantet[245]. Die Karmathen hatten zwar den schwarzen heiligen Stein wieder an die Kaaba zurückgestellt, aber hingegen eroberten die Griechen alle Gränzfestungen des Reichs. Zu Tarsus verwandelten sie die Moscheen in einen Stall und verbrannten die Kanzel; Antiochien und Haleb, Edessa und Nissibin wurden geplündert. Dschewher, der Feldherr der Fatimiten, hatte Aegypten erobert. So grosse und schwere Unfälle waren durch ausserordentliche Naturverheerungen vorbedeutet oder von denselben begleitet worden. 346/
957
Erdbeben verschluckte die Stadt Thalkan mit allen ihren Einwohnern, bis auf dreissig[246], und hundert fünfzig Dörfer. Die Erde warf die Gebeine der Todten aus und sprengte heisses Wasser zum Himmel empor; Kum und Holwan wurden durch Erdbeben verwüstet; die Heuschrecken verzehrten nicht nur das Gras der Fluren, sondern auch die Blätter der Bäume; das Meer trat achtzig Ellen weit von seinen Ufern zurück[247] und enthüllte die Naturwunder seines Schooses; drei Jahre später verschlang es das Gepäck der Pilgerkarawane, die ein Wolkenbruch demselben zugeschwemmt; 349/
960
in diesem Jahre wurde Kreta von den Griechen erobert. Der Sohn Motii's war Thaai, was ebenfalls gehorsam [124] bedeutet; er gehorsamte, wie der Vater, dem Fürsten der Beni Buje, die sich nun mit den Türken und unter sich um die Obervormundschaft des gehorsamen Chalifen stritten; doch beobachtete Adhadeddewlet, der grosse Fürst der Bujiden, wenigstens den äusseren Anstand, indem er siebenmal vor dem Chalifen die Erde küsste, während Behaeddewlet den Palast des Chalifen plünderte, ihn selbst durch zwei Dilemiten von dem Throne reissen liess und geblendet in den Kerker verstiess. Adhadeddewlet hatte zu Bagdad Spital und Sternwarte gebaut, und inmitten der finsteren Nacht, welche den Thron des Chalifats umdunkelte, leuchteten am literarischen Himmel Gestirne der ersten Grösse. Der Dichter Motenebbi, der Geschichtschreiber Mesudi, der Philosoph Farabi und Ebulferedsch von Issfahan, der Verfasser der grossen Blüthenlese, Aghani, welcher dem Wesir Ibad die fünfhundert Kameellasten von Büchern, die er vor Erscheinung derselben mit sich zu führen pflegte, ersparte.

Kadirbillah und Kaimbiemrillah.

In die vierzigjährige Regierung Kadirbillah's, des fünf und zwanzigsten Chalifen, des Enkels Moktedir's, fällt das Ende der Herrschaft der Beni Buje und der Beginn der Grösse der Sultane von Ghasna, welche aber zu ferne, um unmittelbaren Einfluss auf die Schicksale Bagdads zu nehmen. Nichtsdestoweniger ertheilte ihnen der Chalife Ehrentitel, indem er dem Vater Sebugtegin den der rechten Hand des Hofes und des Intendenten des Volkes[248] beilegte, wie die Fürsten der Buje der Bewahrer[249], der Arm[250], der Ruhm[251], der Adel[252], das Schwert[253], der Werth[254], die Säule[255] und die Ehre[256], der Veredler[257], die Erhabenheit[258] des Reichs und des Hofs geheissen hatten; fünf und vierzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, füllte Kadir, d. i. der Mächtige, denselben vierzig Jahre lang, wenn nicht mit Macht, doch mit Anstand und Würde, war genau und eifrig in Vollziehung der vorgeschriebenen Religionspflichten im Gegensatze seiner [125] Vorfahren, welche Wüstlinge und Schlemmer, schrieb ein Buch wider die Schismatiker, welche die Lehre, dass der Koran erschaffen, vertheidigen, welches alle Freitage in der Moschee vorgelesen ward; nur wurde seine lange Regierung häufig durch die blutigen Streitigkeiten der Sunni und Schii getrübt, weil er die letzten auf Kosten der ersten begünstigte. In dem ersten dieser Religionsaufruhre wurde der Wesir Behaeddewlet erschlagen, weil er die Todtenfeier des Martyrthums Husein's abstellen wollte. i. J. 382/
992
Neun Jahre hernach empörten sich die Ketzer, indem sie die Einführung eines neuen Festes, nämlich des schiitischen des Teiches, durchsetzten[259]. 389/
998
Zehn Jahre hernach, im selben, wo ein heftiges Erdbeben die Stadt dreimal, und Hakimbiemrillah die Kirche, das heilige Grab zu Jerusalem in Schutt verwandelte, schlugen sich die Sunni und Schii in den Strassen von Bagdad. i. J. 407/
1016
Neun Jahre später wurden die Ketzer zu Wasith von den Sunni geschlagen und die Kuppel der grossen Moschee zu Jerusalem stürzte ein. Schon im nächsten Jahre i. J. 408/
1017
entbrannte der Kampf zwischen ihnen umso heftiger zu Bagdad; und abermals nach dreizehn Jahren i. J. 421/
1030
schlugen sie sich wegen des Festes Aaschura, d. i. des Trauerfestes Husein's. Ausser dieser so oft wiederholten blutigen Polemik wurde Bagdad von Zeit zu Zeit durch Diebsbanden beunruhigt, so dass Niemand seines Eigenthums sicher[260]. Nichtsdestoweniger brachte es Kadir dahin, dass die Beni Okail in Syrien das Kanzelgebet auf seinen Namen und nicht auf den der Fatimiten verrichteten, deren angeblicher Ursprung von Ali, zu Bagdad öffentlich in den Schulen angegriffen ward. i. J. 402/
1011
Die Gleichzeitigkeit Firdewsi's und Kabus Schemsolmaali's, des Dilemiten, wie die Hamdan's, des Gründers der Beni Hamdan, und Avicena's verherrlichte die vierzigjährige Regierung Kadir's nicht minder, als die fünf und vierzigjährige seines Sohnes Kaimbiemrillah's, d. i. des auf Befehl Gottes Aufrechtstehenden, durch das Aufsteigen Toghrul's, des Gründers [126] der Dynastie der Seldschuken, als Beginn einer neuen Epoche, indem die Vormundschaft der Chalifen von dem Hause Buje in das der Seldschuken überging. Toghrul, von dem Chalifen um Schutz wider den übermächtigen Türken Besasiri angefleht, gewährte denselben, aber gegen die Belehnung mit der Herrschaft des Ostens und Westens mittels zweier Kopfbünde, zweier Schwerter, sieben Fahnen und sieben nacheinander angelegter Ehrenkleider, während der Chalife auf sieben Ellen hohem Throne sass. Der Chalife vermählte sich mit der Nichte Toghrul's und dieser nahm die Tochter des Chalifen zur Frau, starb aber vor Vollzug der Hochzeit siebzigjährig. Zwei Kometen[261], Erdbeben, Hungersnoth, Meeresebbe und Ueberschwemmungen verkündeten und begleiteten diesen neuen Umschwung der Herrschaft des Ostens und Westens. In Aegypten und Palästina spie die Erde Wasser[262], das Meer zog sich auf einen Tag weit von den Gestaden zurück und verschlang in unvermutheter Rückkehr die, welche in seinen aufgedeckten Tiefen nach Schätzen suchten[263]. Die Hungersnoth in Aegypten war so gross, dass seit des ägyptischen Joseph's Zeit keine grössere gedacht ward[264] und die Stärkeren die Schwächeren ohne Scheu auffrassen; durch zwei Ueberschwemmungen des Tigris[265] wurden über hunderttausend Häuser verwüstet. Solche Zeichen mussten die Herrschaft der Türken über Vorderasien verkünden; aber ausserdem ward Bagdad noch durch Diebesbanden und die Religionskämpfe der Sunni und Schii verwüstet; diese fügten zum Gebetsaufruf die Formel: Auf! zu guten Werken![266] bei und schrieben auf ihre Bollwerke: Mohammed und Ali sind die bessten der Geschöpfe; wer vollzieht, ist dankbar, wer sich dessen weigert, undankbar; die Sunni widersetzten sich; die Grabmäler der Imame Musa und Takki wurden ihrer goldenen Leuchter und Lampen beraubt, die Schreine aus Ebenholz angezündet; sie verbrannten auch die Grabdome des Chalifen Emin und [127] seiner Mutter Sobeide, die der Bujiden Mois und Dschelaleddewlet[267]; die Moscheen der Hanefiten wurden von den Schiiten geplündert. Sie unterliessen dafür das Kanzelgebet für den Chalifen, weil er sie zu schützen nicht im Stande, nicht Chalife und Imam zu heissen verdiene. Doch hatte er vor seinem Ende den Trost, dass der Scherif von Mekka das Kanzelgebet nicht mehr auf den Namen der Fatimiten, sondern auf den der Beni Abbas verrichtete; und unter seiner Regierung erhob sich zu Bagdad die erste, vom grossen Wesire Melekschah's von Nisameddin gestiftete hohe Schule Nisamije[268].

Die Chalifen Moktefi, Mostadhir.

Mit Moktefi, dem Sohne Kaimbiemrillah's, dem sieben und zwanzigsten Chalifen, welcher zwanzigjährig den Thron bestiegen, setzte sich auf denselben in Chuaresm Itsis, einer der Emire Melekschah's, der Gründer der Dynastie der Chuaresmschahe, die erst ein Jahrhundert später zum Gipfel der Macht emporstieg. Itsis liess das Freitagsgebet wieder auf den Namen des Chalifen aus dem Hause Abbas, statt auf den der Fatimiten, verrichten. Moktefi vermählte sich mit der Tochter seines Schirmvogtes, des grossen Sultan's der Seldschuken, Melekschah. Die Hochzeit war die glänzendste, welche Bagdad seit der berühmten Mamun's mit der Tochter seines Wesirs Sehl gesehen; der grosse Wesir Nisamolmülk mit zweitausend Reitern begleitete die Braut; hundert vier und dreissig Reihen von Kamelen (jede Reihe zu sieben) trugen den Brautschatz, in welchem die juwelenbesetzten Pantoffeln das Hauptstück. Die Hochzeit, sowie ein Paar Jahre hernach das Geburtsfest des Sohnes Dschaafer aus der Frau Turkjan, wurde mit grossen Festen gefeiert; dem letzten wohnte Melekschah in eigener Person bei und legte bei dieser Gelegenheit den Grund der nach seinem Namen genannten Moschee Bagdad's. Nach Verlauf eines Jahres zertrugen sich der Chalife und die Tochter Melekschah's, welche zu ihrem Vater nach Issfahan zurückkehrte, weil Moktefi statt ihres Sohnes Dschaafer's den Mostadhir zum [128] Thronerben ernannte. Melekschah forderte, dass der Chalife die Erbfolge an seinen Enkel Dschaafer, den Sohn Turkjan's, übertrage, und war eben im Begriffe, ihm dieses Familiengesetz mit gewaffneter Hand aufzuzwingen, als er vergiftet starb, was von Bagdads Einwohnern der Wirkung des himmeldurchdringenden Gebetes des Chalifen zugeschrieben ward. 487/
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Moktefi überlebte ihn nur drei Jahre und hatte seinen sechzehnjährigen Sohn Mostadhir zum Nachfolger. 489/
1096
Zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung ward ganz Asien durch den Schrecken der Astronomen über den Verein der Planeten, den Saturnus ausgenommen, im Zeichen des Fisches mit Vorhersagungen von Sündfluth aufgelärmt, indem zur Zeit der Sündfluth alle sieben Planeten im Fische gestanden haben sollen; wirklich schwemmte ein Wolkenbruch das Gepäck der Pilgerkarawane fort; aber verderblicher als diese Ueberschwemmung war die der Kreuzfahrer, deren Fluth bald hierauf an den syrischen Gestaden emporbrandete. 499/
1105
Ein Comet von einer Grösse, dessgleichen nie gesehen worden, galt als Vorzeichen des ungeheueren Brandes, dessgleichen Bagdad noch nicht erlebt hatte, und in welchem nebst dem Palaste des Chalifen die hohe Schule Nisamolmülk's und die ganze Flussseite der Stadt in Asche gelegt ward; 511/
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was vom Brande übrig geblieben, zerstörte ein Erdbeben. Brand und Erdbeben mussten den Tod Mohammedschah's des Seldschuken und des Chalifen vorbedeutet haben, welche bald hierauf im Zwischenraume von wenigen Monaten starben. Es war das drittemal, dass der Tod des Chalifen mit dem seines seldschukischen Schirmvogtes fast zusammenfiel; Sultan Alparslan war zwei Jahre vor dem Chalifen Kaim[269], Sultan Melekschah zwei Jahre vor dem Chalifen Moktefi[270] und jetzt Sultan Mohammed nur einige Monate vor dem Chalifen Mostadhir gestorben, und sowohl die drei Sultane als die drei Chalifen gehörten unter die grössten und bessten Herrscher ihres Hauses[271]. Mostadhir, beredt, [129] freigebig und Schönschreiber, machte den Bewohnern Bagdads angenehme und fröhliche Tage, indem seine vier und zwanzigjährige Regierung im Ganzen eine ruhige, während die siebzehnjährige seines Sohnes und Nachfolgers Mosterschid das Gegentheil durch die Thronnebenbuhlerschaft der beiden Seldschuken, Mahmud und Mesud, von denen Mosterschid jenen als Oberherrn anerkennend mit sieben, diesen nur mit zwei Ehrenkleidern bekleidete. Mesud überzog in der Folge den Chalifen mit Krieg, belagerte Bagdad und nahm ihn gefangen; als aber sein Oheim Sindschar solche Verletzung der dem Oberhaupte des Islams schuldigen Ehrfurcht hoch missbilligte, setzte er ihn in Freiheit und ging sogar vor dessen Pferde, die Satteldecke desselben tragend, einher. Ein Feuerregen zu Mossul und fliegender Skorpionen zu Bagdad, an deren Bissen Viele starben, gingen dem gewaltsamen Tode des Chalifen voraus, der unter dem Dolche der Assassinen fiel. Sie hatten ihn zu ihrem Opfer ausersehen, weil er ihnen feind; ein tugendhafter Fürst, ausgezeichneter Schönschreiber, Rechtsgelehrter und Ueberlieferer, in dessen Gegenwart Lesungen der Ueberlieferungen gehalten worden. Unter seiner Regierung wurden zu Hebron in einer Felsenhöhle Leichname entdeckt, welche für die Abraham's, Isak's und Jakob's galten, deren Gräber seitdem dort der Gegenstand moslimischer Verehrung; und zu Bagdad fiel, was vordem und seitdem unerhört, mannstiefer Schnee, der vierzehn Tage liegen blieb[272].

Die Chalifen Raschid und Moktefi.

Raschid[273], der Sohn Mosterschid's, der dreissigste Chalife, trat keineswegs in seines Vaters und Grossvaters Fussstapfen; wider Sultan Mesud lehnte er sich auf, indem er das Kanzelgebet zu Bagdad, statt auf dessen Namen, auf den David's, des Neffen Mesud's, verrichten liess. Mesud plünderte dafür Bagdad mit solcher Raubsucht, dass den Frauen und Sklavinnen sogar die Halsbänder und Ohrgehänge weggerissen wurden; durch sechzehn Tage und Nächte [130] bebte die Erde zu Bagdad, und schon eilf Monate, nachdem er den Thron bestiegen, dessen ihn die Richter und Rechtsgelehrten durch ein Fetwa als unfähig erklärten, fiel er, wie sein Vater, unter Meuchlerdolch. Das Reich war so gesunken und verarmt, dass, als Raschid's Nachfolger, sein Vetter Moktefi, der Sohn Mostadhir's, den Chalifenstuhl bestieg, ihm kein Einkommen blieb, als der Ertrag seiner Privatgüter; aber auch diesen hätte er nicht eintreiben können, wenn ihm nicht die Sklaven Mesud's dazu verholfen hätten. Er vermählte sich mit der Schwester Sultan Mesud's, welche ihm hunderttausend Dukaten als Heirathsgut zubrachte; aber vierzehn Jahre hernach, als die Araber der Wüste die ganze Pilgerkarawane plünderten und gefangen nahmen, musste die Gemahlin des Chalifen, welche sie gefangen behielten, um hunderttausend Dukaten losgekauft werden, so dass das Heirathsgut als Lösegeld aufging. Hierauf sandte ihm Sultan Sindschar, der Oheim Mesud's, den Mantel und den Stab des Propheten, welchen Mesud, als er den Chalifen Mosterschid gefangen genommen, dem Oheim gesandt. Moktefi hatte während seiner vier und zwanzigjährigen Regierung mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen. Die Naturbegebenheiten schienen sich wider ihn verschworen zu haben, wie die Emire Sultan Mesud's, welche Bagdad belagerten und verheerten. Ein Erdbeben, in welchem dreissigtausend Menschen zu Grunde gingen, verschlang die Stadt Hire, an deren Stätte schwarzes Wasser aufquoll; 534/
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in Syrien zählte man in Einer Nacht achtzig Erdstösse; Orkane und Wolkenbrüche verheerten Kleinasien und ein Comet zog flammend von Osten gegen Westen. Zu Bagdad rettete sich der Chalife nackt aus den Flammen, welche den kaum aufgebauten Palast mit der ganzen Einrichtung verzehrten. 543/
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In Arabien regnete es Blut; aber mehr noch als alle diese Naturerscheinungen bedrängte den Chalifen der Druck seines Schwagers Schirmvogtes Mesud; wider denselben blieb dem Unterdrückten keine Waffe, als der himmeldurchdringende Pfeil des Gebetes; diesem ward der gähe Tod Mesud's zugeschrieben, durch welchen nicht nur [131] Moktefi seines Drängers ledig, sondern auch das nun schon dreihundert Jahre auf dem Chalifate schwer lastende Joch türkischer Sklaverei für immer zerschlagen ward; 547/
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eine höchst günstige Begebenheit, wodurch die Chalifen wieder ihre Unabhängigkeit genossen, welche sie seit der Einführung der türkischen Sklaven unter Moteaassim verloren hatten. Doch nützte ihnen dieselbe nicht viel, da das Reich zerstücket, ihre Herrschaft nur auf das Grabmal von Bagdad und einige Städte des arabischen Irak beschränkt war und die Macht der Chuaresmschahe drohend emporwuchs. Indessen ist diese Epoche doch eine sehr merkwürdige in der Geschichte des Chalifats, welches in dem letzten Jahrhunderte seines Daseins keinen Schirmvogt anerkannte. Moktefi selbst benützte den ersten freien Odemzug, den ihm der Tod Mesud's gewährte, zur Belagerung von Tekrit und einem Streifzuge wider die in der Gegend herumziehenden Turkmanen, denen er viermalhunderttausend Schafe und grosse Beute abnahm und damit zu Bagdad einzog. Suleiman, der Sultan der Seldschuken Rum's, kam nach Bagdad, um aus der Hand des Chalifen den Titel der Herrschaft und den Befehl zur Eroberung des Gebirgslandes zu empfangen. Das Erdbeben, das im folgenden Jahre acht Städte der Moslimen und fünf der Franken in Syrien verheerte, war eines der schrecklichsten; 552/
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die Einwohner Hamid's wurden alle erschlagen, zu Scheiser blieb nur ein Weib, zu Kefrtab keine Seele lebendig. Zu Apamea, Himss, Maarret und Tell Hamdan wurde die Hälfte der Einwohner verschüttet, die von Hossn Ekrad und Arka gingen alle zu Grunde, Niemand wollte innerhalb der Mauern bleiben, und die Uebriggebliebenen suchten Rettung im Freien. Im folgenden Jahre verwüstete die Ueberschwemmung des Tigris dreissigtausend Häuser von Bagdad und Hagel in der Grösse von Hühnereiern und den seltsamsten Figuren ging dem Tode des sechs und sechzigjährigen Chalifen voraus.

Neue Periode des Chalifats; Mostendschid.

Die Periode der Unabhängigkeit der Chalifen von dem seit Mesud's Tode abgeschüttelten Joche der seldschukischen Vogtschaft ist in keiner der bisherigen europäischen Geschichten [132] des Chalifats gehörig hervorgehoben, kaum mit ein Paar Worten über den Charakter der Gemahlin Moktefi's angedeutet worden[274]; diese, welche Taus, d. i. Pfau, hiess, flösste ihrem Gemahle den hohen Sinn und den Muth ein, sich von der schmählichen Oberherrschaft der Türken, unter denen die Chalifen durch drei Jahrhunderte geschmachtet, loszusagen. Das letzte Jahrhundert der Dauer des Chalifats war also ein für dasselbe ehrenvolleres, als die drei verflossenen, indem die letzten sechs Chalifen keine Obervogtschaft anerkannten und selbst ihre Heeresmacht wieder zu einer Höhe brachten, wodurch sie in den Stand gesetzt wurden, nicht nur die Anmassungen der Chuaresmschahe auf gleiche Vogtschaft zurückzuweisen, sondern sogar Empörungen niederzuschlagen und ein Paar dem Chalifate längst entrissene Landschaften demselben wieder einzuverleiben. Die Ursache des gänzlichen Ruines des Chalifats ist, ausser der Alles vor sich in den Staub tretenden Uebermacht der Mongolen, hauptsächlich die Unterthänigkeit des letzten Chalifen aus dem Hause Abbas, welchem, wenn er in die Fussstapfen seiner fünf unmittelbaren Vorfahren, und namentlich in die Nassirbillah's, getreten wäre, es wohl hätte gelingen können, die Macht der Mongolen von den Mauern Bagdad's zurückzuschlagen, wie diess ein Paarmal seine Vorfahren mit Muth und gutem Glück gethan. Die Periode der vorletzten fünf Chalifen gehört, wenn nicht unter die schönsten Zeiten des Chalifats aus dem Gesichtspunkte des Glanzes und der Macht, doch unter die bessten und ehrenvollsten Tage desselben, aus dem Gesichtspunkte äusserer Jochentlastung und Unabhängigkeit und innerer Ruhe und Sicherheit betrachtet. Der Zeitraum der fünf und achtzig Jahre, welche unter den vorletzten fünf Chalifen verflossen, kann mit einigem Fuge dem Zeitraume der neun und achtzig verglichen werden, in welchem Rom unter der Herrschaft Trajan's, Hadrian's und der Antonine aufathmete, das vorige Weltreich wieder einigen Ansehens, die Menschheit wieder einiger [133] Ruhe genoss. Der Name Mostendschid, der mehrere Bedeutungen hat, kann in zweien dieser Bedeutungen für den geschichtlich bezeichnenden seiner Herrschaft gelten. Mostendschid heisst sowohl der einen Vertheidiger Suchende, als ein nach überstandener Krankheit seine Kräfte Sammelnder. Er hoffte in dem syrischen Atabegen einen Vertheidiger des Chalifats zu finden; eine Hoffnung, die nicht durch Nureddin, der selbst mit dem ägyptischen Chalifen im Kampfe lag, wohl aber unter Ssalaheddin, dem ersten Herrscher des mächtigen Hauses Ejub, unter Mostadhir, dem Nachfolger Mostendschid's, durch den Sturz des Chalifen Nebenbuhlers in Aegypten und durch die Uebertragung des Kanzelgebetes von ihrem Namen auf den der Familie Abbas einigermassen erfüllet ward. Mostendschid, ein gerechter, gebildeter und energischer Fürst, hob die von seinem Vorfahrer zum Ruin des Handels eingeführten drückenden Stempelgefälle auf, verbot die scholastischen Vorlesungen über metaphysische Werke und entriss den Händen der Beni Mesud die der Stadt des Heiles so nahe gelegenen Hille, Kufa und Enbar.

Mostadhi und Nassirlidinillah.

Mostendschid's Sohn und Nachfolger, Mostadhi, d. i. der Erleuchtung Suchende, schritt während seiner neunjährigen Regierung auf dem von seinem Vater, während seiner eilfjährigen, betretenen Pfade fort. Dem Gründer der Grösse des Hauses Ejub, dem grossen Ssalaheddin, welcher der Herrschaft der Chalifen Nebenbuhler in Aegypten ein Ende gemacht und das Kanzelgebet wieder auf den Namen der Chalifen aus dem Hause Abbas übertragen, sandte er Ehrenkleider und ein höchst ehrenvolles Diplom mit glänzenden Titeln und Geschenken. So ward nun wieder in Aegypten und Arabien der Chalife Bagdad's von den Kanzeln als der rechtmässige erkannt. Grössere Kräfte, als unter den nur zwei Jahre füllenden Regierungen Mostendschid's und Mostadhi's, sammelte das Chalifat unter der sechs und vierzigjährigen Nassirlidinillah's, d. i. des Helfers der Religion Gottes, welchem bald nach dem Antritte seiner Regierung die Freude ward, dass nach dem Sturze der Beni Omeije [134] in Spanien nun auch dort von den Herrschern aus der Familie Abdol Mumin das Kanzelgebet auf den Namen des Chalifen aus dem Hause Abbas verrichtet ward, eine frohe Botschaft, welche so, wie unter Mostadhi die von der Veränderung des Kanzelgebetes in Aegypten und Arabien, zu Bagdad mit Freudenfesten gefeiert ward. Während Ssalaheddin die heilige Stadt der Herrschaft der Christen entriss, eroberte der Chalife die am Euphrat gelegenen Schlösser Aana und Hadise wieder dem Reiche zurück, das sich nun wenigstens wieder über den grössten Theil Mesopotamiens, von den Ufern des Tigris bis an die des Euphrats, und über Chusistan erstreckte, dessen Schlösser der Wesir Ibnol aththar wieder der Macht des Chalifen unterwarf. Den Triumph Nassir's vollendete der gänzliche Ruin der persischen Seldschuken, vormaligen Schirmvögten, indem Sultan Tekesch der Chuaresmschah den Kopf des von ihm besiegten letzten persischen Seldschuken Toghrulschah dem Chalifen nach Rei sandte, wo derselbe an der Moschee als Trophäe aufgehangen ward. Den Gesandten des Sultans, welcher die Vogtschaft Bagdads, welche jetzt die Seldschuken besassen, nun für sich begehrte, entliess er ohne Antwort. Chuaresmschah stellte, um die Weigerung zu rächen, das auf den Namen Nassir's verrichtete Kanzelgebet ab und ernannte sogar einen Gegen-Chalifen in der Person des Seid Alaeddin von Tirmid, dem er als Chalifen huldigen liess. Nassir sandte, um den Sultan auf bessere Gesinnungen zu bringen, den grossen Scheich Schihabeddin Suhrwerdi, der ihn zu Hamadan traf. Der Sultan empfing ihn verächtlich, indem er ihn nicht einmal niedersetzen hiess; und als der gelehrte und beredte Scheich in einer langen Rede die Stellen der Ueberlieferung zu Gunsten des Hauses Abbas und die Herrschertugenden Nassir's gepriessen, antwortete der Sultan: Alles dieses passt nicht auf Nassir; ich ziehe nach Bagdad, um dort einen, der wirklich alle von dir hergezählten Eigenschaften besitzt, als Chalifen einzusetzen. Er rückte gegen Bagdad vor, welches Nassir noch vor kurzem mit einer Mauer umfangen hatte, welche die Stadt wohl schwerlich [135] vor der Uebermacht des Sultans gerettet hätte. Diesen bewog ein ungeheures Schneegestöber zum Rückzuge, indem, als er nach Holwan gekommen, es zwanzig Tage ununterbrochen schneite, so dass der Schnee so hoch als die Zelte, das Heer durch ungeheueren Verlust an Menschen und Thieren schwächte. Diese Naturbegebenheit war für Bagdad erfolgreicher, als einige andere frühere ausserordentliche Erscheinungen; i. J. 583/
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diese waren der Verein der sieben Planeten im Zeichen der Wage, woraus die Astronomen ungeheuere Orkane für die Nacht der Vereinigung vorausgesagt; in derselben herrschte aber so grosse Windstille, dass die Lampe auf der Sternwarte in freier Luft unausgelöscht brannte, zu grosser Beschämung der Astronomen. Sechzehn Jahre hernach i. J. 599/
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flammte eine ganze Nacht voll fallender Sterne, die nach allen Richtungen hin und herschossen, eine Erscheinung, die durch ähnliche in unseren Tagen genauer beobachtete beglaubigt wird. Nassir hatte den Chalifenpalast zu Bagdad abbrechen lassen, aber ausser der Stadtmauer viele Moscheen und Medreseen und ein Speisehaus für die Armen gebaut; die erste Anstalt dieser Art, welcher die Geschichte des Islams erwähnt. Nassir war ein besonders in der Ueberlieferung gelehrter Fürst und hinterliess über dieselbe ein Werk, das den Titel: Geist des Erkennenden[275] führt; aber Nassir war auch ein harter, habsüchtiger Fürst, dessen Gier, Schätze zu sammeln, keine Gränzen kannte, der die Unterthanen durch Gelderpressungen drückte und das Heer der Finanzbeamten noch mit einem Heere von Ausspähern vermehrte. Von den Kanzeln, wo ehe für die Chalifen des Hauses Omeije in Andalus, dann für die des Hauses Fatima in Aegypten als Chalifen gebetet worden, wurde nun das Kanzelgebet wieder auf den Namen Nassir's verrichtet, so auch in Hidschas und Jemen, in Chorasan und Masenderan und in Indien auf den Namen Nassir's, als des einzigen rechtmässigen Chalifen des Islams.

[136]

Sahirbiemrillah und Mostanssir.

Der Sohn und Nachfolger Nassirlidinillah's, der Chalife Sahirbiemrillah, d. i. der Offenbare durch Gottes Befehl, war vor allen Chalifen aus dem Hause Abbas seines Beinamens werth, nach dem Zeugnisse der Geschichtschreiber, dass seit Omar el-assis, dem wegen seiner Frömmigkeit und Gottesfurcht berühmten achten Chalifen der Beni Omeije, kein Gerechterer auf dem Chalifenstuhle gesessen. Diesen guten Klang seines Namens dankt er dem freigebig geschenkten Golde und der kurzen Zeit seiner Regierung, indem er nur neun Monate lang den Völkern als ein Muster des Chalifats mehr gezeigt als bewährt. Er stellte bei seiner Thronbesteigung confiscirte Grundstücke ihren Eigenthümern zurück, sandte dem Richter der Richter zehntausend Dukaten zur Bezahlung der Schulden derer, die desshalb im Thurme sassen, setzte die Kopfsteuer von Jakuba, welche vormals nur zehntausend Goldstücke betragen, unter seinem Vater aber auf's Siebenfache gesteigert worden war, wieder auf die obige Summe zurück, liess von der Gesammtsumme der Steuern dreimalhundert fünfzigtausend den Unterthanen nach und vertheilte am Opferfeste hunderttausend Dinare unter die Gesetzgelehrten und Ssofi; denen, die ihn fragten, warum er sich so beeile, Gutes zu thun, antwortete er mit Anspielung auf das vorgerückte Alter von ein und fünfzig Jahren, in welchem er den Thron bestiegen: Ich gleiche denen, die erst Nachmittags ihre Buden öffnen und sich also beeilen müssen, wenn ihr Handel Gewinn tragen soll; hindert mich also nicht in guter Handlungen Handel. In seine Fussstapfen, als ein gerechter, freigebiger und gelehrter Fürst, trat sein Sohn und Nachfolger Mostanssirbillah, d. i. der bei Gott Hülfe Suchende. Er baute die berühmte, nach seinem Namen genannte hohe Schule, deren Grösse und Glanz die frühere, vom Wesire Nisamolmülk zu Bagdad erbaute, bei weitem zurückliess; sie bestand in vier besonderen Schulen, nach den vier Ritus des Islams, wo die Rechtsgelehrsamkeit nach den Ueberlieferungen Ebu Hanife's, Schaafii's, Malik's und Hanbeli's gelehrt ward; an jeder dieser vier Medreseen waren zwei und sechzig [137] Plätze für Studenten[276] und zwei für Correpetitoren[277] gestiftet. In vier Jahren war der Bau vollendet; am Tage der Eröffnung besuchte der Chalife mit allen Richtern und Rechtsgelehrten die Schulen und vertheilte reiche Geschenke unter die Professoren und Studenten. Das Seitenstück zur Mostanssirije, d. i. zur hohen Schule Mostanssir's, war die Kamerije, d. i. die Mondige, eine am Ufer des Tigris gebaute, reich gestiftete Speiseanstalt für Dürftige. Seine Wohlthaten strömten vorzüglich den Gelehrten zu, dieselben überschritten aber das Maass vernünftigen Staatshaushalts, wenn die folgenden Anekdoten wahr. Jedesmal, als aus einem mit Gold gefüllten Becken geschöpft ward, rief er aus: Ach, wann werde ich dich leeren! während sein Vater jedesmal, als Gold hineinfloss: Ach, wann werde ich dich füllen! ausgerufen haben soll. Eines Tages, als er von der Terrasse seines Palastes rund um auf den Terrassen Wäsche aufgehangen sah und der, was dies bedeute, gefragte Wesir antwortete, dass es die für das nächste Fest gewaschenen alten Kleider seien, wunderte sich Mostanssir, dass nicht jeder seiner Unterthanen sich neues Festkleid anschaffen könne, liess aus Gold Armbrustkugeln verfertigen und verschoss dieselben auf die Terrassen der Nachbarn. Wider die Mongolen, welche unter seiner Regierung bis Meragha vorgedrungen und Erdebil vom Grunde aus verheeret hatten, brachte er ein Heer von siebzigtausend Mann auf, von welchem zwar Anfangs die Mongolen, dann aber die Truppen des Chalifen zu Dakuk, das seiner Naphthabrunnen willen berühmt[278], geschlagen wurden. 653/
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Im selben Jahre richteten die Mongolen das Blutbad von Issfahan an, in welchem der grosse Dichter Ismail Kemal von Issfahan, beigenannt der Vater der Bedeutungen, unter ihrem Schwerte erlag, wie früher der grosse mystische Dichter Aththar. Unter Mostanssir's Regierung blühte vorzüglich die Mystik, und in dieselbe fällt der Tod von vier höchst merkwürdigen Männern, Säulen der Mystik, des Scheich's Behaeddin Weled, des Vaters [138] Dschelaleddin Rumi's, des grossen mystischen Dichters Omer Ibn Faradh, des grossen Scheich's Schihabeddin Omer Suhrwerdi und des Inders Reten[279], welcher, der erste, aus Indien das berauschende Opiat (Haschische) nach Mittelasien gebracht, dessen sich die Assassinen bedienten, um ihren todtgeweihten Handlangern die Freuden des Paradieses vorzuspiegeln, und von dem sie ihren Namen[280] Haschischin, d. i. die Kräutler, erhielten.

Moteaassim.

Moteaassimbillah, d. i. der an Gott Festhaltende, der Sohn Mostanssir's, der sieben und dreissigste und letzte Chalife des Hauses Abbas, bestieg den Thron, den er sechzehn Jahre gefüllt, im dreissigsten seines Alters; ein prachtliebender, grossthuender, schwacher Fürst, doch nicht ohne löbliche Eigenschaften und Werke. Ein Hafis, d. i. Bewahrer des Koran's (wie Alle heissen, welche denselben auswendig wissen), war er den Gesetzgelehrten geneigt und baute für dieselben, nach seines Vaters Beispiel, eine hohe Schule, gegenüber dem Grabmale des Scheich's Karchi, so nach dem, vorzüglich von Schiiten bewohnten Stadtviertel Bagdad's genannt, welche aus vier Medreseen für die vier Ritus des Islam's bestand[281]. Im dritten Jahre seiner Regierung erschien ein mongolisches Heer in der Nähe von Bagdad, von wo es zu Baakuba durch den kleinen Diwitdar (Staatssekretär) zurückgeschlagen ward[282]. Dieser Vortheil vermehrte den Dünkel Moteaassim's, unter welchem das Ceremoniel des Hofes von Bagdad auf einen bisher nie gehörten Grad getrieben ward. Die Schwelle des Thronsaales war ein schwarzer Stein, welchen Alle, selbst Gesandte und Fürsten, die ihre Belehnung empfingen, nicht ausgenommen, sich unterwerfend küssen und dann den schwarzen Schleier, welcher dem daranstossenden Fenster vorgezogen ward, wie den Vorhang des Heiligthums der Kaaba verehren mussten. Medschdeddin Ismail, der Gesandte des Atabegen Ebubekr Ben Segi, unterwarf sich dem vorgeschriebenen Ceremoniel, [139] legte aber einen kleinen Koran, den er in der Hand verborgen, auf die Schwelle und küsste deren statt den Koran. Wann Moteaassim ausritt, sass er auf hohem Rappen, schwarz verschleiert mit schwarzem Turban, dessen Enden über die Schultern zurückflogen, von vierzig schwarzen Leibwachen umgeben; der Rappe war mit goldenem Halsband und edelsteinbesetztem Zügel und Bügel geschmückt, und wann ihn der Chalife bestieg, erscholl der Siegesruf, dessen Worte aus Koranstexten zusammengesetzt: „Gott mache das Gute zum Stirneknoten des Pferdes und binde es an seine Mähnen; er mache die Füsse desselben weiss durch Erreichung aller Begehren; er wolle dem Laufe desselben mit losgelassenen Zügeln alle Sicherheit gewähren, die Eroberungen sollen seinen Wettlauf am Ziele kennen und das Heil des Erfolgs seine Zügel dehnen![283] Alle moslimischen Fürsten erhielten den Titel rechtmässiger Herrschaft einzig von dem Belehnungsdiplome Moteaassim's, welche derselbe mittels Gesandten ertheilte, die nebst dem Diplome der Investitur, Kaftan, Turban, Fahne, Schwert, Ring und ein Maul mit goldbeschlagenen Hufen und juwelengestickter Satteldecke zum Geschenke brachten[284]. Der Gesandte vollzog nun ein Paar Tage nach seinem feierlichen Einzuge in die Residenz des Sultans oder Emirs die Investitur, indem er dem Fürsten den Kopfbund aufsetzte, den Ring ansteckte, das Diplom vorlesen liess und ihm dreimal wiederholte: Sei gerecht und übertrete das Gesetz nicht; dann erst ward ihm erlaubt, den Thron zu besteigen, und erst, nachdem er den Thron bestiegen, ward er für würdig erachtet, dem vom Chalifen gesandten Maul in Gegenwart des ganzen Hofes den goldbeschlagenen Huf zu küssen. Der Gesandte warf Geld aus und begleitete den Sultan, der nun unter einem über seinem Kopfe emporgehaltenen Sonnenschirme die Stadt durchritt. Wann immer ein Gesandter des Chalifen an den Hof des Sultans kam, ward sein Maul bis in den Thronsaal geführt und ein Vorhang niedergelassen; der Sultan musste vom [140] Throne steigen, hinter dem Vorhange den Huf des Maulthieres küssen, worauf er mit dem vom Chalifen gesandten Ehrenkleide erst wieder den Thron bestieg. Die Insignien der Investitur von Seite des Chalifen waren also: Kaftan, Turban, Schwert, Ring, Fahnen, Sonnenschirm und der Huf des Maulthiers. Krone, Mantel, Schwert, Ring, Fahne finden sich auch als Insignien der Investitur fürstlicher und kirchlicher Würden im europäischen Mittelalter; nur an die Stelle des Hufes trat das Horn, mit welchem dänische und angelsächsische Könige ihre Vasallen belehnten[285]. Das Heer Moteaassim's war hunderttausend Mann stark, von denen die Hälfte vom Diwan aus besoldet; der Befehlshaber desselben, Suleimanschah, welchen der Dichter Esireddin Umani in Lobgedichten gepriesen. Die innere Verwaltung besorgten die beiden Diwitdare (Tintenzeughalter), d. i. Staatssekretäre; die Geschäfte des Hofes leitete der Scherabdar, Mundschenk, aber die Summe der Regierung war in den Händen des Wesirs Moejededdin Mohammed Abdolmelik El-Alkami, ein ausgezeichneter Gelehrter in Prose und Poesie, in Ueberlieferungs- und philosophischen Wissenschaften gleich gewandt, der Chalife aber selbst dem Wohlleben und Sinnengenusse ergeben. Die nächsten Hebel seines Verderbens waren von innen der Wesir Alkami, von aussen der grosse Astronome Nassireddin, der sich im Geleite Hulagu's befand.

Alkami; Wüsten- und Bücherbrand.

Nassireddin von Tus hatte eines Tages, als Moteaassim an den Ufern des Tigris sass, demselben huldigend ein Gedicht dargebracht, das der Chalife, statt, wie es der Wesir erwartet hatte, reich zu belohnen, auf des Wesirs Alkami darüber ausgesprochene Kritik in den Tigris warf. Von diesem Augenblicke schwur der tief beleidigte, tief grollende Astronome Schöngeist dem Wesir und dem Chalifen Rache; er verliess Bagdad und verweilte bei dem ihm gleichnamigen Comthur des Assassinenschlosses Sertacht. Alkami warnte den Comthur wider seinen Schutzgenossen, als wider einen [141] Ränkeschmied, der ihn im Geiste des Chalifen verderben wolle; und diese Warnung war nur ein neuer Sporn in die rachedürstenden Weichen des durch Geringschätzung seines Gedichtes so tief beleidigten Astronomen Schöngeistes. Als Gesandter des letzten Herrschers der Assassinen an Hulagu gesandt, hatte er durch sein grosses Talent sich dessen Achtung erworben und demselben erst zum Verderben der Assassinen, dann zu dem des Chalifats sich als hilfreiches Werkzeug angeboten. Sein Feind, der Wesir Alkami, arbeitete seiner Rache durch Verrätherei selbst in die Hände. Von den nächsten Umgebungen des Chalifen, dem Diwitdar und dem Mundschenken, nicht die Achtung geniessend, deren er werth zu sein glaubte, und als Schii dem Chalifen grollend, weil der Sohn desselben, Ahmed, die Plünderung des nur von Schiiten bewohnten Stadtviertels von Karch und die hierbei vorgefallenen Gräuel von Schändung und Gemetzel begünstigt hatte. Er schrieb an den Seid Tadscheddin al Hoseini, welcher damals der erste der Herren der Familie des Propheten, klagend: „dass die Söhne des Hauses Ali geplündert, das Volk des Stammes Haschim gefangen und die Schmach, welche vormals Husein, der Enkel des Propheten, durch Plünderung seines Harems und Blutvergiessung getroffen, jetzt wieder erneuert worden sei“[286]. Der Seid antwortete im Namen aller Prophetenverwandten: „Die Ketzer müssen ermordet, verbrannt, ihre Rasse ausgerottet werden; wenn du nicht mit uns hältst, bist du verloren, du wirst zu Bagdad weniger geschätzt sein, als vom Manne das Henna der Frauen und als der Ring dessen, dem die Hand abgehauen“[287]. Nach dem Falle von Alamut hielt Alkami den Augenblick für günstig zur Förderung seiner Rache; er sandte heimlich an Hulagu einen Brief, in welchem er, die Macht des Chalifen verkleinernd und die Schwäche Bagdad's ins hellste Licht setzend, den Eroberer seine Zügel nach der Stadt des Heils zu lenken einlud. Hulagu, wohl eingedenk, dass vormals ein Heer von hundert vier und zwanzigtausend [142] Mann wider die Mongolen gesandt, zweimal den Dschurmaghun geschlagen, zauderte, der Einladung Gehör zu geben, und berieth sich mit Nassireddin, dem Astronomen, und erst, als dieser ihn versichert, dass „das Unternehmen im Bunde mit der Gestirne günstiger Stunde“[288], beschloss er den Marsch nach Bagdad, wo indessen ein Versuch des kleinen Diwitdar, den Chalifen zu entthronen, das Feuer des Bürgerkrieges angeflammt. Moteaassim sah sich gezwungen, den Versicherungen des kleinen Diwitdar von seiner Treue und Ergebenheit scheinbaren Glauben zu schenken. Die Unschuld desselben wurde laut auf den Strassen Bagdad's verkündet und der Name des kleinen Diwitdar, des Feindes Alkami's, sogar nach dem des Chalifen im Kanzelgebete eingeschaltet; das Heer wurde nach des Verräthers Alkami Vorschlag um die Hälfte vermindert, ein Drittel des verminderten in die nahe gelegenen Städte geschickt, so dass nur zwanzigtausend zu Bagdad's Vertheidigung blieben[289]. In diesem, durch den Fall Alamuts und die Verrätherei Alkami's für die Stadt des Heils so unheilschwangeren Jahre schreckten nicht nur Ueberschwemmung des Tigris und Erdbeben, sondern auch der Brand von Medina und der Wüstenbrand in Arabien die moslimische Welt auf. Zu Hara, in der Nähe von Medina, brannte die Wüste, und allgemein ward geglaubt, diess sei das Feuer, welches die Ueberlieferung des Propheten als den Vorboten des jüngsten Tages verkündet. Drei Monate lang brannte die Wüste in der Ausdehnung von vier Parasangen. Zu Medina zündeten die Einwohner des Nachts kein Licht an, da der Wüstenbrand die Stadt erhellte. Dieses, wie es scheint, elektrische Feuer soll Holz verschont, Eisen verzehrt haben, so dass von hineingeschossenen Pfeilen das Holz unversehrt, die Spitze zerfressen ward[290]. Nach dem Wüstenbrande plünderten Beduinen die Stadt, bis man das Thal, aus dem sie ausfielen, mit steinerner Mauer verdämmte. Das grösste Unglück aber entstand durch die Unvorsichtigkeit [143] eines der Küster der Moschee des Propheten, der eine Kerze umfallen liess, wodurch die Moschee in Brand gerieth und mit derselben die ganze grosse Büchersammlung aufflammte[291], so dass dieses Jahr zwei der reichsten Bibliotheken in Flammen aufgingen, die von Alamut und die von Medina; der Verlust von dieser war aus mehr als einem Grunde weniger beklagenswerth, als der von jener, indem zu Medina meistens nur Korane und Bücher der Ueberlieferung, zu Alamut aber mathematische und philosophische Werke ein Opfer des Brandes, die dort ein Werk des Zufalls, hier der zu verdammenden Willkür des gelehrten Wesirs Athamülk Dschuweini.

Gesandtschaften Hulagu's an den Chalifen und Prophezeihungen.

Diess waren die Zustände Bagdads, als Hulagu, durch Alkami's Einladung und Nassireddin's Vorhersagung aufgemuntert, von seinem Lager zu Hamadan aus an den Chalifen einen Gesandten mit dem Begehren schickte, dass er entweder selbst erscheine oder eine der vier Säulen seines Hofes, nämlich den Wesir, den kleinen Diwitdar, den Heerführer Suleimanschah oder den Mundschenken sende. Moteaassim, statt diesem befehlartigen Begehren zu willfahren, sandte den Scherefeddin Ibnol Dschewsi, einen durch Beredtsamkeit ausgezeichneten Gelehrten, und den Bedreddin Mohammed von Nachdschiwan. Hulagu, als er von ihrer Sendung Kunde erhielt, sagte in aufwallendem Zorne: Der Chalife handelt krumm, wie ein Bogen; Gott gebe, dass ich ihn wie ein Pfeil gerad machen könne[292]. Den Gesandten, als sie vor ihm erschienen, herrschte er entgegen: Gott hat dem Hause Tschengischan's die Herrschaft vom Osten bis Westen verliehen; wer sich uns unterwirft, dessen Blut und Gut wird nicht verderbt und vergossen, wenn nicht, ist dessen Untergang beschlossen. Wir ziehen mit einem Heer, zahlreich wie Heuschrecken und Ameisen, wider Bagdad. Als die Gesandten mit dieser Botschaft zurückgekehrt, rieth Ibn Alkami, tausend Lasten Korn, tausend Kameele, tausend Pferde für Hulagu mit vielen Geschenken für die Prinzen [144] huldigend, mit Ueberlassung der beiden Majestätsrechte des Islams: des Kanzelgebets und der Münze, abzusenden. Der kleine Diwitdar Modschahiddin Ibek machte Vorstellungen dagegen, aber Ibn Alkami, der die Schwächen und den Dünkel des Chalifen kannte, bestärkte ihn in demselben, indem er in seinen Reden die Macht der Mongolen verkleinerte, die des Chalifen vergrösserte und dem neuaufgeschossenen Pilzlinge mongolischer Herrschaft die uralte legitime des Hauses Abbas entgegenstellte. Suleimanschah, der Oberstbefehlshaber, Fetheddin Ibn Kerr, der grosse Diwitdar und der kleine Modschahiddin Ibek versammelten sich beim Wesire, ihren Aerger über die Sorglosigkeit und Blindheit des Chalifen in bitteren Worten lüftend. Suleimanschah trug sich an, dem Feinde entgegen zu ziehen, und Alkami ging zum Scheine in den Vorschlag ein, wohl wissend, dass der Chalife seinem Rathe folgsam, dass er Rüstung und das zum Solde der Truppen nöthige Geld verweigern werde[293]. Er sandte auf dessen Rath den Bedreddin von Nachdschiwan und den Richter Berdindschan mit geringen Geschenken und der hochtrabenden Botschaft: Alle Fürsten, welche sich jemals wider das Haus Abbas zu erheben gewagt, seien zu Grunde gegangen; Beispiele davon seien Jakub Leis der Soffaride, der Türke Besasiri, der Seldschuke Sultan Mohammed und Mohammed Chuaresmschah, welche Alle das Verderben ereilt, das auch Hulagu's harre, wenn er auf seinem Vorhaben bestehe. Hulagu, ergrimmt, antwortete ihnen mit dem persischen Verse des Schahname[294]:

Bau' nur zu, aus Eisen deinen Wall,
Führe Bollwerk auf mit Zinnen, die von Stahl,
Rüst' aus ein Heer von Peris und von Dschinnen,
Komm' nur heraus, du wirst den Tod gewinnen;
Birgst unter'm Himmel dich, ich will dich suchen,
Ich werde dich im Schlund des Löwen suchen.

[145]

Hulagu war nun zuerst bedacht, sich des grossen Passes von Deriteng, d. i. Engthor, welcher über das gordiaische Gebirge oder den Zagros in die Ebene des arabischen Irak führt, zu versichern. Auf steilem Felsen, auf der Heerstrasse vom persischen ins arabische Irak erhebt sich das Schloss in einer engen Schlucht, wovon es den Namen Engthor führt. Die Bewohner dieser Felsenschlucht waren nicht minder durch ihre Schönheit, als das Schloss durch seine Festigkeit berühmt[295]. Dieselbe wird vom Diala durchbrochen, welcher in der Entfernung einiger Stunden oben an den Ruinen von Kassr Schirin (das alte Artemita) vorbeifliesst. Hulagu, dem nicht unbekannt, dass Hosameddin Aka, der Befehlshaber des Engpasses, sich über den Chalifen zu beklagen habe, lud ihn zu sich, überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und schenkte ihm die Schlösser Disser, d. i. das Goldschloss, Dis Merdsch, d. i. das Wiesenschloss, und einige andere; aber hierdurch übermüthig, sandte Aka an Ssalaje, den Befehlshaber von Irbil, Wort, dass, wenn ihm der Chalife sein Vertrauen schenken wolle, er mit hunderttausend Turkmanen und Kurden den Hulagu zurückzutreiben bereit. Der Chalife gab diesem Vorschlage kein Gehör. Hulagu, der davon Kunde erhalten, sandte den Keitbuka mit dreitausend Reitern mit dem scheinbaren Auftrage, sich mit Aka über die Mittel des Marsches nach Bagdad zu berathen. Dieser ging in die Falle; Keitbuka, Herr seiner Person, forderte die Schleifung der Schlösser und er ward, nachdem dieselben geschleift waren, getödtet. Kein günstiger Stern waltete über dem Haupte des von Mengukaan seinem Bruder zur Berathung beigegebenen Astronomen Hosameddin. Um seine Meinung über den Zug wider Bagdad befragt, sagte er unter Verbürgung mit seinem Kopfe, im Falle, dass der Marsch unternommen werde, sieben Unfälle voraus: den Fall von Pferden und Menschen durch Seuchen, Mangel an Sonne und Regen, schreckliche Orkane und Erdbeben, Unfruchtbarkeit und Hungersnoth [146] und endlich den Tod eines grossen Monarchen im selben Jahre. Hulagu liess sich diese Prophezeihung und Bürgschaft schriftlich geben und befragte nun den Astronomen Nassireddin, was denn geschehen würde, wenn er nach Bagdad zöge; Nichts, antwortete Nassireddin, als dass Hulagu die Stelle des Chalifen einnehmen wird. Er zerstreute hierauf alle Besorgniss Hulagu's über etwa aus solchem Zuge wider Bagdad zu befürchtende Unglücke durch die Anführung geschichtlicher Beispiele. Tahir sei aus Chorasan wider Bagdad gezogen und habe den Bruder des Chalifen erschlagen; Motewekkil und sein Sohn und mehrere Chalifen seien erschlagen worden, ohne dass für die Stadt irgend ein Unheil daraus entstanden. Hulagu ergab sich gern den seinen Wünschen schmeichelnden Versicherungen des Astronomen von Tus; der andere wurde, da keine seiner Prophezeihungen eingetroffen, fünf Jahre hernach hingerichtet.

Hulagu's Marsch nach Bagdad.

Die Anordnung der verschiedenen Heereskörper, welche vermöge Hulagu's Befehl nun Bagdad von allen Seiten umzingelten, ist eines der schönsten Zeugnisse für Hulagu's grosses Feldherrntalent. Dschurmaghun und Baidschu Nujan, die beiden in den persischen Feldzügen ergrauten Feldherrn, welchen aber seit Hulagu's Eintritt in Persien ihr Standort in Kleinasien angewiesen worden, befehligten den rechten Flügel, der, von Irbil und Mossul heranrückend, über die Brücke von Mossul ging und sich auf der Westseite von Bagdad niederliess. Mit ihnen vereinten sich die Prinzen Bulgha, Kuli, Kotar (der Enkel Batu's) und die persischen Buka Timur und Sundschak Nujan, welche die Strasse von Schehrsor über Dakuk heranzogen. Keitbuka, der Befehlshaber des Vortrabs beim Einmarsche Hulagu's in Persien, mit Kurusun und Ilka kamen mit dem linken Flügel von Seite Luristan's und Chusistan's. Hulagu selbst stand mit dem schweren Gepäcke des ganzen Heeres im Mittelpunkte zu Hamadan und brach in den ersten Tagen des Januars des Jahres tausend zweihundert acht und fünfzig, gerade zwei Jahre nach dem Uebergange über den Oxus, gegen den Tigris über Kermanschahan und Holwan auf. In seinem [147] Geleite die grossen Emire Köke Ilka und Arghunaga, die beiden Bitekdschi (Kanzler) Karakai und Seifeddin, der Staatssekretär Alaeddin Athamülk von Dschuwein, der grosse Geschichtschreiber, und Nassireddin von Tus, der grosse Astronom; jener, um die Thaten und Begebenheiten des Feldzugs zu beschreiben, dieser, um die durch den Lauf der Gestirne angezeigten günstigen Stunden anzugeben; jener die Feder, dieser der Zeitmesser des Feldzugs. Von Esedabad aus sandte Hulagu abermal einen Gesandten nach Bagdad, um den Chalifen zur Uebergabe aufzufordern, und zu Deinewer erschien abermal Ibnol Dschewsi, der Gesandte des Chalifen, mit dem Antrage: die Summen, welche Hulagu aussprechen würde, jährlich in dessen Schatz abzuführen, und mit der Bitte: dass das Heer zurückkehren möge. Hulagu antwortete: Da wir schon so weit gekommen, um den Chalifen zu sehen, wie sollen wir nun umkehren, was nach persönlicher Zusammenkunft geschehen mag. Von Deinewer ging der Marsch über Kuh Girdaa, und am siebenten Tage nach dem Aufbruche von Hamadan ward Kermanschahan geplündert und verheert. 7. Moharrem 656/
13. Januar 1258
Von hier wurden Eilboten abgefertigt, um die Ankunft von Sundschak, Baidschu und Suntai zu beschleunigen; sie warteten zu Takkesrai und brachten als Gefangene den Ibek von Haleb und Seifeddin Melik mit sich, welche sie streifend aufgegriffen. Hulagu schenkte Beiden das Leben und machte sie zu Dienern der Schildwachen[296]. Die Emire wurden, mit schmeichelhaften Beweisen von Gunst und Freigebigkeit überhäuft, zurückgesendet, um auf das Eheste den Uebergang über den Tigris auf der westlichen Seite von Bagdad zu bewerkstelligen. Von dort holten die Verräther des Heeres des Chalifen die beiden Chuaresmier Kara Sankor und Sultandschuk, die Befehlshaber der mongolischen ein; Kiptschak schrieb an den ersten: Du und ich sind von Einem Stamme (Türken); wir haben uns unterworfen und befinden uns gut dabei, thuet desgleichen. Kara Sankor antwortete in dem Sinne des [148] Astronomen Hosameddin: Wie sich ein neu aufgeschossener Zweig, wie die Herrschaft der Mongolen, mit dem schon ein halbes Jahrtausend wurzelnden Stamme des Chalifats messen könne? Wenn sich Hulagu unterwerfen wolle, würde man trachten, durch Vermittelung des Diwitdars den Frieden vom Chalifen zu erwirken. Hulagu, als man ihm dieses Schreiben brachte, lachte darüber und sagte: Meine Hilfe kommt von Gott und nicht vom Gold; wenn er mir hilft, was kümmert mich die Zahl der Heere des Chalifen[297].

Bagdad's Belagerung.

Ein neuer Gesandter ward nach Bagdad abgefertigt, um den Chalifen zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und zugleich nach Holwan aufgebrochen, wo eine Woche gerastet ward. Indessen gingen die Emire Baidschu, Buka Timur und Sundschak über den kleinen Tigris und standen am Kanale Nehr Isa. Sundschak erbat sich von Baidschu die Erlaubniss aus, den Vortrab des westlichen Heeres gegen Bagdad zu befehligen, und nachdem er dieselbe erhalten, rückte er bis Dscherbije vor. Mudschahideddin Ibek, der kleine Diwitdar, und Fetheddin Ibnol-Kerr, die Feldherren des Chalifen, waren mit zehntausend Mann bei Jakuba über den Diala und dann über den Tigris gegangen und trafen mit dem mongolischen Vortrabe in der Gegend von Enbar[298], neun Parasangen westlich von Bagdad, zusammen. Fetheddin Kerr wollte die Schlacht hier nicht wagen, aber die Ungestümme des Diwitdar zwang ihm dieselbe auf. Der Sohn Kerr's, um seinen Sinn kund zu geben, dass er auf dem Schlachtfelde feststehen und dasselbe keineswegs als Flüchtiger verlassen wolle, ritt statt eines Pferdes ein Maulthier, dessen Hufe so schwer mit eisernen Schienen beschlagen, dass es zur Flucht untauglich[299]. Die Schlacht dauerte den ganzen [149] Tag und endete mit der Vernichtung des Heeres des Chalifen, von welchem der Diwitdar nur der Selbdritte entfloh. Als er mit der Nachricht des verlorenen Heeres vor dem Chalifen erschien, der eben Schah spielte, sagte dieser blos dreimal: Gott sei Dank für das Heil Mudschahideddin's. Moteaassim's an Blödsinn gränzende Sorglosigkeit und Unwissenheit ging so weit, dass, als man ihm die erste Nachricht brachte: die Vorposten der Mongolen hätten bereits die Höhen von Hamrin (das von Westen nach Osten zwischen dem Euphrat und Tigris nach Tekrit laufende niedere Gebirge) passirt, er fragte: wie das wohl möglich? Man antwortete ihm: „Das Heer der Tataren, die wie die Meeresfluthen einherfahren, überfliegt der Berge Gipfel wie der Adler Schaaren; da sie den Damm von Gog und Magog für Spinngeweb' ansehen, was soll auf des Hamrin's Höhen aus ihren Hufen wohl anders erstehen, als Staub, was soll aus dem Sturme, in dem sie daherfahren, wohl anders aufgehen, als Feuer und Raub“[300]. In der Hälfte des Moharrem 14. Moharrem/
21. Januar 1258
stunden die drei Nujane, Baidschu, Buka Timur und Sundschak auf der westlichen Seite des Tigris vor Bagdad, während Keitbuka und die mit ihm von Nachaire kamen, und Hulagu mit dem schweren Gepäcke zu Chanikin stand. Am folgenden Tage lagerte er an der östlichen Seite von Bagdad, das nun von allen Seiten, wie von Ameisenzügen und Heuschreckenschwärmen, und nach der mongolischen Belagerungsweise sogleich mit einer Mauer, oder, um richtiger zu sprechen, mit einem in aller Eile aufgeworfenen Erddamme eingeschlossen ward. Dienstags den neun und zwanzigsten Januar begann der Kampf. 22. Moharr./
29. Januar
Hulagu stand auf der Heerstrasse von Chorasan, gegenüber dem persischen Bollwerk, Ilka Nujan vor dem Gülwadischen Thore, die drei Prinzen, Enkel Dschudschi's, mit Schiramun und Arktin vor dem Thore des Sultansmarktes, Buka Timur auf der Südwestseite an den Mühlen, Baidschu und Sundschak auf der Westseite gegenüber dem Spitale, welches Adhaddewlet, [150] der grosse Herrscher aus dem Hause Buje, der erste zu Bagdad, gebaut. Die Belagerungsmaschinen waren vorzüglich gegen das persische Bollwerk gerichtet und in demselben bald Wallbruch gemacht. Nun sandte Moteaassim den Wesir und einen Bischof[301] mit der Botschaft, er füge sich dem Verlangen des Padischah, welcher verlangt, dass ihm der Wesir gesendet werde; – „diess“, antwortete Hulagu, „war mein Begehren zu Hamadan, wie soll ich mich aber vor Bagdad's Thoren mit Einem begnügen? Es sollen auch die drei anderen Säulen der Herrschaft des Chalifen erscheinen, der Diwitdar, der Scherabdar und Suleimanschah, der Oberbefehlshaber des Heeres.“ Am folgenden Tage erschien der Wesir mit einer Schaar von Vornehmen, aber ohne die verlangten Drei. Hulagu sandte sie zurück; er befahl, ein an die Richter, Scheiche, Danischmende (Studenten), Arkaune (christlichen Priester) von Bagdad gerichtetes Diplom, wodurch denen, die sich friedlich halten würden, das Leben zugesichert ward, in sechs Abschriften von sechs Seiten der Stadt durch Pfeilflug in dieselbe abzufertigen. Die Wurfmaschinen schleuderten in Ermangelung von Steinen Thonflötze, die man von Hamrin gebracht, und abgehauene Palmen wider das persische Bollwerk, das Freitags am ersten Februar zu Boden sank. 25. Moharrem/
1. Februar

Bagdad's Eroberung.

Am fünften Februar standen Hulagu's Krieger bereits auf der Mauer des Bollwerks, während auf der anderen Seite die Prinzen noch nicht bis an den Fuss der Mauer vorgedrungen waren. Hulagu sandte ihnen ausscheltendes Wort und befahl zugleich, Brücken zu schlagen. 28. Moharr./
4. Febr.
Buka Timur wurde mit einem Toman, d. i. mit einer Abtheilung von zehntausend Mann, auf der Heerstrasse von Medain und Bassra befehligt, um die, so etwa mit den Schiffen auf dem Tigris zu entfliehen versuchten, aufzufangen. Der Diwitdar, welcher auf diese Weise mit mehreren Schiffen zu entkommen hoffte, wurde aufgehalten, drei Schiffe genommen, die anderen versenkt oder zerstört. Auf diese Nachricht entsank [151] dem Chalifen aller Muth zu fernerem Widerstande; er sandte den Fachreddin von Demaghan und den Ibn Dernus mit wenigen Geschenken; denn er fürchtete, dass, wenn er viele sendete, die Grösse derselben für den Maassstab seiner Furcht gelten könnte. Hulagu wies dieselben mit den Ueberbringern zurück. Am folgenden Tage kam Ebulfadhl Abderrahman an der Spitze aller Grossen mit grossen Geschenken; aber auch diese wurden nicht genehmigt. 29. Moharr./
5. Febr.
Hulagu sandte den Nassireddin von Tus als Gesandten in die Stadt; welcher Triumph für den rachsüchtigen Astronomen, welcher seiner Empfindlichkeit für die Verschmähung seiner Verse die Stadt des Heils und das Heil des Chalifats geopfert, welcher Triumph für ihn, dem Chalifen nun im Namen des Siegers Gesetze vorzuschreiben! Am folgenden Tage kehrte er zurück, und Hulagu sandte die aus der Stadt gekommenen drei Gesandten, den Fachreddin Demaghani, den Ibnol Dschewsi und Ibn Dernus, mit dem Begehren, dass Suleimanschah und der Diwitdar erscheinen mögen. Sie erschienen wirklich zwei Tage hernach. 1. Ssafer/
7. Februar
Hulagu sandte sie wieder in die Stadt zurück, um die Ihrigen mit sich zu bringen. Die syrischen und irakischen Truppen und eine Menge Volkes benützten diese Gelegenheit, um die Stadt zu verlassen und sich in's Lager der Mongolen, wo sie Rettung und Sicherheit zu finden hofften, zu begeben; sie wurden in Tausende, Hunderte und Zehn abgetheilt, den mongolischen Befehlshabern der Tausender, Hunderter und Zehner übergeben und von diesen regelmässig umgebracht. Abgeordnete kamen aus der Stadt, um das Leben der noch Zurückgebliebenen zu erflehen, die Alle unterwürfig. Hulagu begehrte, dass der Chalife seine Söhne sende und selbst komme. Während diesen Unterhandlungen ward einem Inder Bitekdschi, der bei Hulagu in grossem Ansehen, ein Auge ausgeschossen; Hulagu, hierüber ergrimmt, wollte nun von weiterem Aufschub nicht mehr hören. Er befahl dem Nassireddin von Tus, sich an's Thor der Wettrenner[302] zu begeben [152] und die Einwohner mit Zusicherung des Lebens herauszuführen; als diess geschehen, wurden sie Alle niedergemacht. 2. Ssafer/
8. Febr.
Suleimanschah wurde mit Siebenhundert der Seinen in die Gegenwart Hulagu's geführt. Dieser fragte ihn: Wie kommt's, dass du, ein Sternkundiger, nicht den Frieden vorgezogen und deinem Herrn nicht dazu gerathen? Suleimanschah erwiederte: Der Chalife ist an Geist und Glück verwahrlost und leiht denen, die es wohl mit ihm meinen, kein Ohr. Suleiman und seine Siebenhundert wurden niedergemetzelt, so auch der Diwitdar und dessen Sohn, und die drei Köpfe an Bedreddin Lulu, den Atabegen von Mossul, gesandt, der, ein Freund Suleimanschah's, seinen Tod beweinte, aber nothgedrungen, um nicht seinen Kopf zu verlieren, den des Freundes an dem Thore seines Palastes aufhängen musste. Nach diesem tragischen Ende seiner Getreuesten rief der Chalife seinen Wesir und fragte ihn, was zu thun; dieser antwortete ihm mit dem arabischen Distichon:

Sie wähnen, es sei leicht, Geschäft zu schlichten,
Indess das Schwert sich schärft, um hinzurichten.

Endlich begab sich der Chalife, mit seinen drei Söhnen und von dreitausend Seiden, Imamen, Scheichen und Kadis begleitet, Freitags den zehnten Februar zu Hulagu. 4. Ssafer/
10. Febr.
Dieser empfing ihn ohne Merkmal des Zorns und begehrte kalt und ruhig, der Chalife möge Wort in die Stadt senden, dass die Einwohner die Waffen wegwerfen und zur Zählung herauskommen möchten. Der Chalife gehorchte und Bagdad's Einwohner gingen wie Schafe zur Schlachtbank, denn statt gezählt zu werden, wurden sie ungezählt Alle getödtet, der Chalife und seine Söhne in Zelte gewiesen vor dem Gülwadischen Thore, wo der Standort Keitbuka's. Drei Tage hernach begann die allgemeine Plünderung. 7. Ssafer/
13. Febr.
Alle Paläste und Gebäude wurden niedergebrannt, bis auf einige wenige, ausdrücklich ausgenommene Häuser von Arkaunen, das ist nestorianischen Priestern und Fremden. Die Priester dankten diese Schonung vermuthlich Niemanden Anderem, als ihrer Glaubensgenossin, der ersten Gemahlin Hulagu's, der grossen Frau Tokus, der Keraitin, welcher im Lager Kapelle mit [153] Glockengeläute gestattet ward. Unter den Fremden sind vielleicht fränkische Kaufleute gemeint, Venezianer und Genueser, welche sich zu Bagdad des Handels willen aufhielten.

Blutbad und Hinrichtung des Chalifen.

Freitags am fünfzehnten Februar begab sich Hulagu selbst in die entvölkerte, niedergebrannte, verheerte Stadt und ordnete auf den Ruinen derselben Feste an. Er liess den Chalifen vorführen und sagte ihm: Du bist der Gastgeber und ich der Gast; tische uns also auf, was du hast. Der Chalife zitterte und hatte aus Furcht alle Besinnung verloren, so dass er die Schlüssel zu den Schatzkisten, die er ausliefern sollte, nicht fand. Die Kisten wurden erbrochen und er brachte huldigend dem Sieger zweitausend Kleider und zehntausend Goldstücke nebst vielen Juwelen und anderen Kostbarkeiten dar. Hulagu würdigte das Geschenk keines Blickes und befahl, es unter die Emire und die nächste Umgebung zu vertheilen. Dann herrschte er weiter: Was über der Erde von deinen Schätzen, ist klar und offenbar; doch nun entdecke uns auch die unterirdischen. Der Chalife gab die unterirdische Cisterne an, bei deren Anblick sein Urgrossvater Nassir so oft seufzte, dass er dieselbe trotz seines Zusammenscharrens von Gold nicht damit ganz füllen, sein Vater Mostanssir, dass er dieselbe trotz seiner verschwenderischen Freigebigkeit nicht ganz leeren konnte. Moteaassim's Geiz hatte den durch des Vaters Freigebigkeit entstandenen Abgang wieder ausgefüllt. Hierauf wurde das Frauengemach des Chalifen gezählt; es waren siebenhundert Sklavinnen und tausend Verschnittene. Der Chalife, als er den Zählungsbefehl vernahm, bat um Schonung dieser, selbst von Sonne und Mond nie geschauten Schönheiten. Hulagu erlaubte ihm, hundert auszuwählen. Mit sinkender Nacht kehrte Hulagu aus der Stadt wieder in's Lager zurück und befahl dem Sundschak Nujan, die Schätze des Chalifen in Besitz zu nehmen; die seit einem halben Jahrtausend aufgehäuften Schätze wurden rings des Herrscherzeltes aufgeschichtet; die edelsten Wallfahrtsstätten, wie die Moschee des Chalifen, die Grabstätte Musa's, die [154] Grabmäler von Rossafa, wurden geplündert; die noch übrigen Einwohner der Stadt baten durch Scherefeddin von Meragha und Schihabeddin von Sindschar um Schonung und Vergebung; da erging der Befehl, dass das Blutbad und die Plünderung aufhöre, denn Bagdad sei sofort des Padischah's Eigenthum. 14. Ssafer/
20. Febr.
Hulagu zog nach einigen Tagen, der ungesunden Luft willen, sein Lager auf einige Entfernung von der Stadt zurück; dann liess er abermals den Chalifen in seine Gegenwart fordern. Der Chalife sagte zum Wesir: Was ist zu thun? „Unser Bart ist lang“, antwortete dieser in bitterer Beziehung auf das Wort des Diwitdar's, der, als der Wesir bei der ersten Aufforderung Hulagu's gerathen, sich mit einer reichen Ladung von Schätzen abzufinden, dem Chalifen sagte: „Der Wesir hat einen langen Bart“ (auf das arabische Sprichwort hindeutend: langer Bart und kurzer Verstand). Der Chalife bat nun den Ilchan um die Erlaubniss, sich in's Bad zu begeben, welche ihm Hulagu unter der Begleitung von fünf Mongolen gewährte. Ich wünschte nicht, sagte Moteaassim, die Gesellschaft von fünf Folterengeln, und declamirte einige Verse einer berühmten Kassidet, deren Anfang:

Wir wachten auf in einem Freudenhorte,
Voll Paradieseslust und Pracht;
Der Abend findet uns an einem Orte,
Woran wir gestern nicht gedacht.

Am selben Tage, wo Hulagu sein Lager von Bagdad zurückzog, 14. Ssafer/
20. Febr.
wurde der Chalife, in einen Teppich eingewickelt, zu Tode gerollt und unter den Hufen der Pferde zertreten; drei seiner Söhne und seine fünf Begleiter wurden im Dorfe Wakf hingerichtet, und am folgenden Tage Alle die, so am Gülwadischen Thore zurückbehalten worden waren, getödtet; der jüngste Sohn des Chalifen, Mubarekschah, wurde der Gemahlin Hulagu's, der Frau Oldschai, zum Geschenke gemacht, welche ihm eine mongolische Sklavin zur Frau gab und an Nassireddin von Tus nach Meragha sandte. Am selben Tage mit dem Chalifen wurde der Wesir Alkami und der Staatssekretär, Vorsitzer des Diwan's, Fachreddin [155] von Demaghan in die Stadt gesendet und Ali Behadir, der Steuereinnehmer, welcher das Heer während der Belagerung mit Lebensmitteln von Baakuba aus versehen hatte, zum Statthalter, der Emir Karakai Imadeddin von Kaswin zum Naib (Stellvertreter des Richters) ernannt; dem Nedschmeddin Ebi Dschaafer Amran, der den schönen Beinamen Meliki rast, d. i. des geraden Königs, führte, wurde die Steuereinnahme über das östliche Gebiet Bagdad's anvertraut, und dem Richter der Richter Nisameddin Abdolmumin die Aufrechthaltung der Polizei aufgetragen. Ilka Nujan und Kara Buka wurden mit dreitausend Mann zur Aufräumung des Schuttes und zur Beerdigung der Todten, zur Auferbauung der verheerten Gebäude befehligt; ein vergeblicher Befehl, denn das alte Bagdad erstand nie wieder in seinem vorigen Glanze; und als sechzig Jahre nach der Eroberung der Geschichtschreiber Wassaf Bagdad besuchte, war nicht der zehnte Theil der alten Gebäude und Bevölkerung vorhanden; dem Ibnol Alkami aber, dessen Verrätherei die Hauptursache des Ruins des Chalifats, und welcher nur drei Monate die Eroberung Bagdad's überlebte, ward noch allgemein geflucht, und an den Thoren der Moscheen und Medreseen war die Inschrift zu lesen: Gott verfluche den, der nicht fluchet dem Ibnol Alkami[303].

Gesandtschaften an Hulagu; Alkami's Tod; Bibliothekenruin.

Von Hille, das der Sitz der Seide, Prophetenverwandten, hatte der Vorsteher derselben, Medschdeddin Mohammed Ibnol Hasan Ben Taus (das erste Viertel dieses viertheiligen langen Namens heisst Glaubensruhm, das letzte Pfauensohn) durch einen Gesandten ein Schreiben unterwürfigen Inhalts an Hulagu gesandt[304]. Dieser entgegnete ihnen Diplom und Geschenke durch Tekele und Ali von Nachdschiwan, welcher als Gesandter, der Emir Alaeddin der Perser als Statthalter nach Hille gingen[305]. Ihnen folgte auf dem Fusse Buka Timur, der Bruder der Frau Oldschai, um sich Hille's, [156] Wasith's und Kufa's zu bemächtigen. 10. Ssafer/
16. Febr.
Die Bewohner Hille's kamen ihm freundlich entgegen und erleichterten seinen Marsch, indem sie Brücken über den Euphrat schlugen. Von den Bewohnern Wasith's, das sich nicht unterwarf, wurden vierzigtausend niedergemetzelt. Von Wasith zog Buka Timur gegen Chusistan, den Schereffeddin Ibnol-Dschewsi mit sich führend, um durch denselben die Einwohner der Stadt Schuster zur Uebergabe zu bereden. Bassra und die Umgegend unterwarf sich gutwillig, der Emir Seifeddin, der Bitekdschi, erbat sich hundert Mongolen als Sicherheitswache für die Grabstätte Ali's zu Nedschef; nach Verlauf von fünf Wochen war Buka Timur im Lager zurück. 19. Rebiulewwel/
26. März
Ein Monat nach der Eroberung Bagdad's wurden die Gesandten des Fürsten der Ejubiden zu Haleb mit einem von Nassireddin von Tus aufgesetzten arabischen Schreiben zurückgefertigt; es lautete: „Wir haben gelagert vor Bagdad im Jahre sechshundert sechs und fünfzig und übel tagte der Morgen über die Bewohner, und wir luden den Besitzer ein; er weigerte sich; da ward an ihm das Wort erfüllt, und wir nahmen ihn gefangen. Wir laden dich ein zu Unserem Gehorsam; wenn du denselben verweigerst, ist's dein Verderben. Sei nicht wie der, der sich streitet um ein Aas, denn der Listige verliert, er weiss nicht was, sonst wirst du seyn von den Verworfenen, welche ihren Fleiss auf das irdische Leben wenden an, und die da wähnen, sie hätten Etwas für's Künftige gethan; Heil dem, der wahrer Leitung folgt!“ 11. Rebiulachir/
17. April
Hulagu befand sich in der zweiten Hälfte Aprils wieder bei seinem schweren Gepäcke[306] zu Hamadan, wo er seine Gesundheit pflegte, da er unwohl. 16. Rebiul. II./
22. April
Fünf Tage später erschienen Ilka und die anderen Emire zur Aufwartung; sechs Wochen hernach starb Moejeddin Ibnol Alkami, 2. Dschem. II./
6. Juni
welcher wenigstens dem Namen nach die Wesirschaft von Bagdad beibehalten hatte; nach dessen Tode erhielt dieselbe sein Sohn Scherefeddin. Wiewohl der Name Ibnol Alkami's [157] nichts anderes als der eines Verräthers auf den Zungen der glaubwürdigsten Geschichtschreiber, so erfordert es doch unsere Pflicht, als solcher auch des Ehrenvollen zu erwähnen, was eine andere, freilich nicht sehr glaubwürdige Quelle von demselben meldet. Der Verfasser des Sittenspiegels der Herrschaft[307], welcher sich im Seltsamen zu gefallen scheint, sucht ihn von aller Schuld der Verrätherei rein zu waschen, indem er den schlechten Ruf desselben einzig als Verläumdung und aus dem Hasse und Neide der nächsten Umgebungen des Chalifen, welcher ihm sein ganzes Vertrauen geschenkt, zu erklären bemüht ist; dass er des Vertrauens des Chalifen nicht ausschliesslich genoss, erhellt schon aus dem, dass sein Rath von dem seines Gegners, des Diwitdar's, überflügelt worden, und dass ihm Hulagu nach Bagdad's Eroberung den Titel der Wesirschaft liess, beweiset keineswegs, dass er kein Verräther. Wassaf, welcher ein halbes Jahrhundert darauf seine Geschichte schrieb, bestätigt die Worte Reschideddin's, seines Zeitgenossen, und entkräftet das angebliche Vertrauen, das jenem Sittenspiegel zufolge Hulagu in ihn gesetzt haben soll, durch das, was er bei dieser Gelegenheit über die löbliche Sitte mongolischer Herrscher sagt: die Verrätherei und Anschwärzerei zwar zu ihrem Vortheile zu benützen, aber den Verräther und Anschwärzer zu verachten; seiner Verrätherei aus Niederträchtigkeit und Leidenschaftlichkeit ungeachtet, kann Ibnol Alkami sehr wohl ein gebildeter, selbst gelehrter Wesir, grosser Gönner und Freund der Gelehrten gewesen sein, der eine Bibliothek von zehntausend Bänden besass, deren viele ihm gewidmet waren; selbst der grosse Gelehrte Nassireddin erscheint in nicht viel besserem Lichte, indem ihn gekränkte Eitelkeit zur Rache an dem Chalifen durch den Ruin des Chalifats anspornte, und so stehen der gelehrte Wesir und der gelehrte Astronom leider beide von Seite ihres Charakters und ihrer politischen Grundsätze in höchst ungünstigem Lichte vor den Augen der Nachwelt. [158] Die zehntausend Bände der Bibliothek Ibn Alkami's wurden, wie die der anderen Bibliotheken Bagdad's, von den Mongolen entweder in den Tigris geworfen oder verbrannt; binnen zwei Jahren der dritte grosse, für Bibliotheken verderbliche Brand, in welchem zu Alamut, Medina und Bagdad die Werke östlicher Weisheit, welche die Welt erleuchten sollten, ein Raub der Flammen. Durch diesen dreifachen Bibliothekenbrand binnen zwei Jahren ging nur zu sehr in leidige Erfüllung die Vorbedeutung des um zwei Jahre früheren Brandes der arabischen Wüste.

Irbil's grosser, wohlthätiger Fürst; das persische Königstein; die Sternwarte von Meragha.

Nach Bagdad's Eroberung befehligte Hulagu den Oroktu Nujan zur Eroberung Irbil's, der zwischen dem grossen und kleinen Sab, zwei Tagreisen von Mossul gelegenen Hauptstadt des oberen Kurdistan's, welches durch die Bauten des erst vor acht und zwanzig Jahren[308] verstorbenen turkmanischen Fürsten Kewkebusi Ben Ebul Hasan Ali damals eine der blühendsten Städte des persischen Irak. Dieser edle Fürst, von welchem die europäischen Geschichtschreiber bisher nicht die geringste Kunde genommen, ist einer der wohlthätigsten des Islams und verdient als solcher sehr wohl seinen doppelten Ehrennamen Melik Moaasem Mosaffereddin, d. i. des grossgeehrten, durch die Religion siegreichen Königs. Täglich speiste er Arme und kleidete sie im Winter; alljährlich sandte er Commissäre in die Häfen, um Gefangene auszulösen, und nach Mekka, um die Pilgerkarawane mit Speise und Trank zu versehen. Zu Mekka führte er die erste Wasserleitung vom Aarafat und baute mehrere Wasserbehälter, zu Irbil gründete er ein Dutzend wohlthätiger Anstalten, mehrere solche, von denen weder vordem noch seitdem im Islam gehört worden; nämlich: ein Haus für Findelkinder, eine Anstalt für Ammen und Säuglinge, eine Versorgungsanstalt für Wittwen, ein gemeines Krankenhaus, ein besonderes Spital für Blinde, ein Karawanserai, in welchem die Reisenden nicht nur umsonst bewirthet, sondern auch noch ausserdem mit Reisegeld versehen wurden, [159] ein Kloster, eine Medrese, an welcher Muderrise für die beiden Ritus Hanefi und Schafii, und endlich eine Moschee, an welcher alljährlich das Fest der Geburt des Propheten mit einer Pracht und einem Zulaufe von Menschen begangen ward, wie vordem und seitdem nirgends. Von Mossul, Sindschar, Dschesire, Nissibin strömten die Besucher, Prediger, Redner, Dichter, Koranleser, Ssofi nach Irbil; einen ganzen Monat vor dem Feste waren zwischen der Moschee und dem Kloster zwanzig, drei Stock hohe Dome aus Brettern aufgeschlagen, von deren Gallerien Dichter declamirten, Redner sprachen, Schattenspieler die Zuschauer unterhielten. Täglich nach dem Nachmittagsgebete begab sich Mosaffereddin zu diesen Domen, wohnte in der Nacht im Kloster dem Reigen der Ssofi bei und ging nach dem Morgengebete auf die Jagd. Am Geburtsfeste selbst ward eine unzählbare Menge von Kameelen, Rindern, Schafen unter Musik auf den Platz gebracht, geschlachtet, gesotten und gebraten, während der Nacht die Stadt erleuchtet und am folgenden Tage die Gäste an zwei grossen Tafeln, deren eine für die Vornehmen, die andere für das Volk, bewirthet; im Schlosse walzten die Derwische, von den Gallerien wurden die Hymnen des Gebets abgesungen, die Sänger, Prediger und Derwische reichlich beschenkt. Mosaffereddin wurde in der Nähe von Kufa, seine Gemahlin Rebiaa am Berge Kasiun bei Damaskus in der von ihr gestifteten Medrese bestattet. In keiner Schlacht besiegt, von keinem anderen Fürsten in Stiftungen der Wohlthätigkeit übertroffen, verdient dieser turkmanische Fürst von Irbil wohl den Namen des durch die Religion siegreichen, grossmächtigen Königs[309]. Das Schloss von Irbil erhebt sich auf einem vereinzelten Berge, während die Stadt in der Ebene. Tadscheddin, der Sohn Salaje's (des oben erwähnten Befehlshabers des Passes von Deriteng [Engthor]), war bereit, die Stadt zu übergeben; aber die Kurden gehorchten ihm nicht. Oroktu begehrte Hülfstruppen von Bedreddin Lulu, dem Fürsten Mossul's, der sie ihm auch [160] sandte und den guten Rath ertheilte, den Sommer abzuwarten, weil dann die Kurden nicht mehr im Schlosse aushalten, den Gebirgen zueilen würden. Oroktu übergab die Belagerung dem Bedreddin, dessen Vorhersagung durch den Abzug der Kurden im Sommer erfüllet ward; er schleifte die Mauern. Hulagu schickte einen Theil der erbeuteten Schätze mit dem Siegesberichte seines Eroberungszuges an den Bruder Kaan, den grössten Theil derselben aber speicherte er in dem am See Urmia auf unbezwinglichem Felsen gelegenen Schlosse Tala (das heute Gurtschinkalaa heisst) auf; eine vereinzelte, auf drei Seiten unzugängliche Felsenmasse, welche den englischen Reisenden Porter an den Königstein in Sachsen erinnerte und welche ein Steiermärker die persische Riegersburg nennen würde[310]. Bedreddin Lulu, der neunzigjährige Fürst von Mossul, wartete dem Eroberer Persiens, für den er Irbil eroberte, zu Meragha auf; 7. Schaaban 654/
9. August 1258
ebenda Atabeg Saad, der Salghure, Herr von Fars, und die beiden seldschukischen Prinzen von Rum, Isededdin und Rokneddin. Hulagu war über jenen sehr ungehalten, weil er wider Baidschu Nujan sich zu schlagen gewagt. Um den Erzürnten zu versöhnen, stellte sich Isededdin zur Audienz mit einem Geschenke von einem Paar Pantoffeln, deren Sohlen sein Portrait eingestickt war, und mit der Bitte dar, dass der Padischah auf diese Weise ihn, den Sklaven, unter den Sohlen in den Staub tretend, adeln möge. Hulagu verzieh ihm, durch diese Schmeichelei besänftigt und auf die Fürbitte der Frau Tokus. Einen schönen Gegensatz zu dieser niederträchtigen Schmeichelei des Sultans von Rum bildet die Freimüthigkeit des Astronomen Nassireddin von Tus, welcher dem Eroberer in Erinnerung brachte, dass, als Chuaresmschah erobernd bis Tebris vorgedrungen, er auf die wider die Ausschweifungen seines Heeres vorgebrachten Klagen geantwortet: Ich kam als Welteroberer und nicht als Welterhalter[311]; Hulagu antwortete: Ich bin, [161] Gott sei Dank! sowohl Welteroberer als Welterhalter und kein Schwächling, wie Dschelaleddin von Chuaresm. Den ersten Beweis von der Wahrheit dieses Wortes gab Hulagu durch den Bau der Sternwarte von Meragha, deren Grund jetzt gelegt, aber deren Bau erst unter der folgenden Regierung vollendet ward. Vier Astronomen[312] von Damaskus, Kaswin, Achlath und Mossul waren die Gehilfen Nassireddin's von Tus, der an dieser Sternwarte die ilchanischen Tafeln verfertigte, die, vollkommener als die früheren[313], ein bleibendes Denkmal des Ruhmes des Ilchans, Erbauers der Sternwarte und des an derselben beobachtenden grossen Astronomen Nassireddin's von Tus.

Herrscher Gross- und Klein-Luristan's

Von den Fürsten, welche dem neuen Ilchan oder Landesherrn nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kamen, ist bereits des Salghuren von Fars und des Seldschuken von Rum, sowie des Atabegen von Mossul, Bedreddin Lulu's, welcher bei Irbil's Eroberung hilfreiche Hand geleistet, Erwähnung geschehen, und es wird von ihnen noch weiter unten die Rede sein; doch hier ist noch von anderen Fürsten zu melden, deren Staaten nun in unmittelbarer Berührung mit der mongolischen Macht, derselben sich nur scheinbar oder erst durch Gewalt gezwungen unterworfen; solche waren die Atabege von Gross- und Klein-Luristan, die Könige Gross- und Klein-Armeniens, endlich die Sultane Syriens und Aegyptens. Die ausführliche Erzählung des wider die letzten geführten syrischen Krieges ist dem folgenden Buche vorbehalten; hier also nur kurz von den Atabegen und den christlichen Fürsten. Tekele, der Sohn Hesarsif's, der dritte Herrscher der im Geburtsjahre Tschengischan's vor einem Jahrhunderte als unabhängig emporgeschossenen Dynastie der Atabege von Gross-Luristan, war, als Hulagu gegen Bagdad zog, demselben huldigend entgegengekommen und von ihm dem Tomane Keitbuka Newin's, des Befehlshabers [162] des Vortrabes, zugetheilt worden. Nicht im Stande, die Aeusserungen seines Schmerzes über den Sturz des Chalifats und den Mord der Bewohner Bagdad's zu unterdrücken, hatte er sich durch dieselben die Ungnade Hulagu's zugezogen, der Truppen wider ihn sandte. Schemseddin Alp Arghun, der Bruder Tekele's, bot sich dem Bruder an, sich selbst in's Lager des Ilchans zu begeben, um dessen Verzeihung zu erflehen. Tekele nahm den Antrag dankbar an. An der Gränze Luristan's fiel Alp Arghun den mongolischen Truppen in die Hände, deren Heerführer ihn trotz seiner Sendung als Unterhändler tödteten. Tekele vertheidigte sich in dem Schlosse Mandschascht und ergab sich erst, als ihm durch Sendung des Ringes Hulagu's sicheres Geleite versprochen ward. Nichtsdestoweniger ward er nach Tebris geschleppt und dort hingerichtet und die Herrschaft Grossluristan's dem mit dem hingerichteten Bruder Tekele's gleichnamigen Schemseddin Alp Arghun verliehen[314]. In Klein-Luristan war die Herrschaft der vor siebzig Jahren unabhängig gegründeten Dynastie in den Händen des vierten Herrschers, Bedreddin Mesud, welcher, als er sich auf dem Feldzuge Hulagu's gegen Bagdad zum Dienste desselben stellte, von ihm die Auslieferung seines Schwagers und mächtigen Nebenbuhlers um den Thron, Suleimanschah's, begehrte. Hulagu antwortete: Diess ist ein grosses Wort, dessen Gewährung bei Gott. Als aber Bagdad erobert und Suleimanschah erschlagen worden war, erhielt Bedreddin Mesud die von ihm begehrte Familie des Schwagers. Er behandelte dieselbe so gütig und beförderte durch weise und gerechte Regierung den Wohlstand des Landes so sehr, dass, als er ihnen später die Wahl liess, ob sie in Luristan bleiben, oder nach dem aus der Asche sich wieder erhebenden Bagdad wandern wollten, nur Wenige dahin auswanderten; ein gerechter, eingezogener und besonders der Ueberlieferungen wohl kundiger Fürst. Die auserwählte Geschichte[315] rühmt an ihm, dass er nie unrechtmässigen Beischlaf [163] gepflogen und dass er viertausend juridische, nach den Grundsätzen des Ritus Schafii entschiedene Rechtsfragen auswendig gewusst. Nach seinem, nun zwei Jahre nach dem Falle Bagdad's erfolgten Tode stritten sich um die Herrschaft Klein-Luristan's seine Söhne Dschemaleddin Bedr (Schönheit der Religion, Vollmond) und Nassireddin Omer mit Tadscheddin Schah, dem Sohne des in der Schlacht wider Suleimanschah gebliebenen Hosameddin Chalil. Dieser Streit ward erst unter Abaka, dem Sohne und Nachfolger Hulagu's, durch das wider die Söhne Bedreddin Mesud's ausgesprochene Todesurtheil blutig entschieden. Der Thron Klein-Luristan's wurde dem Sohne Suleimanschah's, Tadscheddin, zugesprochen, welcher denselben sieben Jahre lang behauptete, welcher dann aber den beiden Brüdern der hingerichteten beiden Söhne Bedreddin Mesud's, dem Felekeddin Hasan und Iseddin Husein, zugesprochen ward.

Könige Gross- und Klein-Armenien's.

Der König Klein-Armeniens, Hethum I., welchen die Araber Hatim, die Kreuzfahrer Haithon nennen, hatte sich bei der Thronbesteigung Mengku's über Kipdschak in das Hoflager des grossen Kaan's zu Karakorum und nach einer Abwesenheit von sechzehn Monaten wieder in seine Staaten zurückbegeben. Mit goldener Krone gekrönt, mit goldenem, geweihtem Scepter in der Hand auf hohen goldenen Thron gesetzt[316], füllte er denselben fünf und vierzig Jahre mit umsichtiger Klugheit, sein Schiff durch den Fluthenschwall ungeheuerer Heeresmacht und die Klippen der Scheelsucht der Könige Georgien's glücklich durchsteuernd. Wenn seinem Vetter, dem genannten Hethum gleichnamiger Mönch, Geschichtschreiber, Glauben beizumessen wäre, hätte Mengku seinem Vetter König sieben vorgetragene Begehren gewährt, aber das angebliche, als Gewährung des ersten Begehrens gegebene Versprechen Mengku's, sich taufen zu lassen[317], [164] verdächtigt auch die Gewährung der anderen sechs Artikel. Vor ihm war schon sein Bruder Sempad, der Connetable Armenien's[318], in's Hoflager gezogen, und ward nun zum zweitenmal dahin gesandt, um Schutz wider die georgischen Fürsten aus der Familie Awak anzuflehen, welcher, wie Arghun dem mongolischen Statthalter, dem Sempad nach dem Leben gestrebt, die Länder seines Bruders Hethum verwüstet[319]. Bald nach Sempad's Abreise ward auch Arghun in's Hoflager berufen, um unter der Anklage von Erpressungen über seine Verwaltung Rechenschaft zu geben. Sempad fand ihn dort durch den Einfluss seiner Feinde Sewindsch und Scherefeddin eingekerkert, welche Arghun's Tod suchten, um seine Stelle zu erhalten. Das Zeugniss Sempad's zu Gunsten der Verwaltung Arghun's rettete diesem das Leben; die Ankläger wurden hingerichtet, Arghun und Sempad kehrten nach Armenien und Georgien zurück[320]. Arghun brachte neue Einrichtung des Steuerwesens mit sich, das bisher unverhältnissmässig mehr auf den Armen, als auf den Reichen gelastet hatte. Von nun an waren die Reichen mit fünfhundert Dinaren, die Armen nur mit Einem besteuert[321]. Arghun, dankbar gegen seinen Vertheidiger Sempad, unterstützte ihn wider seine Feinde, die georgischen Prinzen aus dem Hause Awak, von denen David, der Sohn der Königin Russadan, sich wider die Mongolen empörte. Hulagu sandte wider ihn ein aus Mongolen und Moslimen zusammengesetztes Heer, von dem er geschlagen ward[322]. 657/
1259
Arghun verfügte sich nach Tebris, um über die Zustände Georgien's zu berichten. Als Arghun nach Tiflis zurückkehrte, hatte sich David zum zweitenmale empört, weil die Entrichtung des verspäteten Tributs gefordert worden. Sowohl Sempad, der Orpeliane und Herrscher von Grossarmenien, als Hethum, der Herrscher von Kleinarmenien, [165] dem cilicischen Reiche, erhielten sich als Vasallen mongolischer Herrschaft auf ihren Fürstenstühlen, Dank dem Schutze der ersten Gemahlin Hulagu's, der grossen Frau Tokus, welche eine eifrige Christin, durch deren Einfluss nach Bagdad's Eroberung der Patriarch der Nestorianer den Palast des kleinen Diwitdar zum Sitze des Patriarchats erhalten hatte. Nur zu Tekrit siegten die Moslimen über die Christen, wo wegen Verheimlichung von Gütern hingerichteter Moslimen auf Befehl Hulagu's allgemeines Gemetzel der Christen stattfand[323]. Die Blutvesper von Tekrit ausgenommen, hatten sich die Christen mittels des Schutzes der Frau Tokus nur günstiger Behandlung von Hulagu zu erfreuen, namentlich Hethum, der Pagratide, Herr von Kleinarmenien, und der von Grossarmenien, der Orpeliane Sempad. Die Residenz des ersten war die Stadt Ain; am Zusammenflusse zweier Ströme, die in den Araxes münden, gelegen, zählte sie im eilften Jahrhundert hunderttausend Einwohner und tausend Kirchen[324]; die Residenz des zweiten, Sis, in Cilicien an einem kleinen Flusse, der sich in den Dschihan ergiesst[324], der Sitz des armenischen Patriarchen. Der Pagratide Hethum und der Orpeliane Sempad standen beide bei Hulagu als treue Vasallen in Gnaden, der erste musste ihm das Holz zu seinen Bauten am Alatagh liefern, dafür konnte er ungehindert kostbare Reliquien in Gold und Silber fassen; so die Hirnschale des heil. Gregor des Erleuchteten aus dem Kloster bei Kaghseman[325], das zwischen Karss und Pasin am Durchbruche des Araxes zwischen geklüftetem Gebirge, und den Schädel S. Gregor's des Wunderthäters, den er der berühmten Kirche von Norevanch schenkte[326]. Hethum, schon durch die Lage seines Königreichs ferne dem Hulagu und näher den Kreuzfahrern, als der nördliche Herrscher Grossarmenien's, war mit den angesehensten Fürsten der [166] Kreuzfahrer durch Vermählung seiner Töchter (mit dem Fürsten Antiochien's, Sadan, und dem Herrn von Ibelim) verschwägert. Von seinen Söhnen fiel der jüngere, Toros, im Kriegsdienste Hulagu's im syrischen Kriege wider den Sultan der Mamluken, sowie hernach Purthel, der Neffe Sempad's, im Feldzuge Hulagu's wider Kipdschak in der Schlacht am Terek blieb. Die christlichen Herrscher Gross- und Klein-Armeniens waren also treuere Vasallen des Ilchan's, als die moslimischen Gross- und Klein-Luristan's, und es darf nicht Wunder nehmen, wenn durch die Namensähnlichkeit der Pagratide Hethum in den Geschichten der Araber als ein zweiter Hatim (das arabische Muster von Freigebigkeit und Grossmuth) und der Orpeliane Sempad (als ein zweiter Sindbad, der berühmte Reisende der arabischen Mährchen) durch seine Reisen in's mongolische Hoflager figurirt.

[167]

Drittes Buch.


Syrischer Feldzug; Marsch von Tebris nach Haleb, Miafarakain; Hossnkeif, Mardin; Keitbuka vor Damaskus; Schlachten von Aindschalut und Himss; das Chalifat der Beni Abbas in Aegypten; Anlass des Krieges mit Berke; Feldzug gegen Kipdschak; Thronprätendenten nach dem Tode Mengkukaan's, Arikbuka, Alghui, Kaidu; Vertheilung der Länder und Statthalterschaften; Dynastie der Beni Aamaret und Schebankjare von Fars.

Verhältniss Hulagu's mit den gleichzeitigen asiatischen Dynastien.

Die hundert Burgen der Assassinen waren gebrochen, der Thron des Chalifats war umgestürzt, die Fürsten von Fars und Mossul, von Gross- und Klein-Armenien, von Gross- und Klein-Luristan, hatten freiwillig oder gezwungen gehuldigt, das ganze Land von den Ufern des Oxus bis zu denen des Tigris war der Herrschaft des Ilchan's unterworfen, aber hierdurch der Auftrag, welchen der Eroberer Hulagu vom Bruder Kaan erhalten, ganz Asien bis an den äussersten Westen zu erobern, nur zur Hälfte erfüllt; noch blieb Mesopotamien und Syrien bis nach Aegypten hin zu erobern übrig. In dem letzten dieser drei Länder war der Hauptstamm der Herrschaft der Ejubiden, welche sich zu Ende des zwölften Jahrhunderts gleichzeitig mit der der Mongolen erhob, vor neun Jahren durch gewaltsame Umwälzung gebrochen worden und die Stelle der Herren aus dem Hause Ejub hatten ihre Sklaven, die Mamluken, auf dem Throne als Herrscher eingenommen; aber von dem [168] hohen und mächtigen Baume dieses grossen Herrschergeschlechtes wurzelten noch sieben Zweige im arabischen Irak und in Syrien, vom Jenseits der Wüste an, welche Mesopotamien von Syrien, bis zu der, welche Syrien von Aegypten trennt, Miafarakain und Hossnkeif, bis nach Damaskus und Karak; inmitten derselben die von Haleb, Hama und Himss. Wären diese sieben Strahlen der Herrschaft in dem Brennpunkte Eines einzigen starken Volkes und Muthes vereint gewesen, hätte die sieben Herrscher nur das Band aufrichtiger, zusammenwirkender politischer Eintracht verbunden, so würde ihre, von einem Einzigen geleitete, aber auch immer aufrichtig vereinte Macht der Hulagu's wahrscheinlich siegreich widerstanden haben, da sogar Einzelne derselben männlichen Widerstand nicht ohne Erfolg versucht und den reissenden Strom der Eroberung wenigstens eine Zeit lang gehemmt; aber es fehlte Einheit und Eintracht, welche im Herrscherhause Ejub nur unter der ruhmwürdigen Regierung Ssalaheddin's zwanzig Jahre lang das von ihm gegründete Reich befestigte. Nach seinem Tode war die Macht vielgetheilt und durch Herrschsucht und Scheelsucht geschwächt, nicht im Stande, den andringenden Fluthenschwall mongolischer Herrschaft zu gewältigen. Ein Blick auf die gleichzeitig im Osten und Westen Asien's emporgestiegene Herrschaft des Hauses Tschengischan's und Ejub's zeigt im hellsten Lichte die Staatsklugheit des Tschengischan'schen Hauses und Grundgesetzes der Einigkeit und Familieneintracht, ohne dessen strenge Beobachtung die Herrschaft der Mongolen nie zu solcher Macht gediehen wäre. Zwar zeigten sich auch schon bald nach Tschengischan's Tode Symptome der Uneinigkeit und des Familienzwistes in den Ansprüchen auf die oberste Herrschaft, aber das Schwert rottete bei Mengku's Thronbesteigung in dem blutigen Sinne der Jasa siebzig Prinzen auf einmal aus, und das Reich erhob sich unter ihm und seinem Nachfolger Kubilai zu einer Ausdehnung von Macht und Grösse, dergleichen die Geschichte vor- und nachdem nie gesehen. Erst als die Bande der Alles im Mittelpunkte versammelnden Einheit und der Familieneinigkeit [169] sich lockerten, begannen auch die Thronen der mongolischen Herrscher zu wanken, und erlagen fremder Uebermacht, wie jetzt der mongolischen die Grösse des Herrscherhauses Ejub. Wir nehmen den kurz gedrillten Faden der Geschichte von sieben oben erwähnten, Hulagu gleichzeitigen Dynastien der Söhne Ejub's da wieder auf, wo wir denselben im ersten Buche dieser Geschichte verlassen haben.

Die Beni Ejub zu Miafarakain und Hossnkeif.

Von den sieben, Hulagu gleichzeitigen Dynastien des Hauses Ejub, welche mit seiner Macht in Berührung, von demselben, weil sie widerstanden, vernichtet, oder weil sie gehuldigt, noch einige Zeit geduldet worden, war die von Haleb, wo die unmittelbaren Nachkommen Ssalaheddin's herrschten, die mächtigste, deren Uebermacht soeben die von Damaskus verschlungen hatte. In Mesopotamien, zu Miafarakain und Hossnkeif, und an der Gränze Syriens, zu Kerek, herrschten Abkömmlinge Melikol-aadil's (d. i. des gerechten Königs), des Bruders Ssalaheddin's, zu Hama die Nachkommen Schehinschah's, des Bruders Ssalaheddin's und Melikol-aadil's, und zu Himss die Schirkuh's, des Oheims der drei Brüder. Melik Nassir Jusuf, der Urenkel Ssalaheddin's, war nach seines Vaters, Melikol-asis, Tode schon in seinem siebenten Jahre zur Regierung gelangt, welche während seiner Unmündigkeit für ihn seine Grossmutter, die Tochter Melikol-aadil's, die Frau Ssaffije, führte. Seinem Vetter, dem Herrn von Himss, Manssur Ibrahim, dem Urenkel Schirkuh's, des Oheims Ssalaheddin's, stand er mit einem Heere wider die Chuaresmier bei, welche nach dem Sturze des chuaresmischen Reichs in einzelnen Banden, wie die Condottieri des Mittelalters, Mesopotamien und Syrien durchrannten und ausraubten. Er bemächtigte sich ihrer beiden Hauptplätze, Harran's und Rakka's. 646/
1248
Für den Sohn und Nachfolger Manssur Ibrahim's, Melikol-eschref Musa, nicht so freundschaftlich gesinnt, wie für dessen Vater, hatte er demselben seine Hauptstadt Himss entrissen und ihm dafür das aus der Geschichte der Kreuzzüge bekannte Schloss von Tell baschir gegeben. Im folgenden Jahre hatte [170] er wider Bedreddin Lulu, den Atabegen von Mossul, ein Heer gesandt, welches das Feld zu Nissibin behauptete und im Besitze des ganzen Lagers des flüchtigen Feindes blieb. 647/
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Als im nächsten Jahre die Herrschaft des Stammes der Beni Ejub in Aegypten erlosch, luden die Emire von Damaskus den Herrn von Haleb zur Besitznahme ihrer Stadt ein. 648/
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Er zog dahin, und, in der Absicht, auch Aegypten zu erobern, dem Heere der Mamluken entgegen; er schlug dieselben zwar zuerst bei Abbasa, ward aber dann geschlagen und floh nach Damaskus zurück. Er zog zum zweitenmale aus, und schloss Frieden auf die Bedingniss, dass der Jordan die Gränze beider Reiche. Wider Nassir, den mächtigsten Herrscher der Beni Ejub in Syrien, wandte sich also jetzt Hulagu's erobernde Macht; aber auf dem Wege dahin standen ihm noch die nächsten Verwandten Nassir's, die Herren von Miafarakain und Hossnkeif, entgegen, welche, auf die Festigkeit ihrer Burgen stolz, dem Eroberer trotzten. Zu Miafarakain herrschte Melikol-kjamil, der Sohn Melikol-Mosaffer's, des dritten der drei Söhne Melikol-aadil's, welche nach ihrem Vater Herren dieser festen Stadt; der von Hossnkeif war Melikol Mowwahid, der Ururenkel Melikol-aadil's, aus dessen Sohne Kjamil. Als Kjamil nach seines Vaters Tod den Thron Aegyptens bestieg, gab er seinem Sohne Melik Ssalih Nedschmeddin die Stadt Amid und das Schloss Hossnkeif als Leibgedinge, und als Ssalih's Enkel Moaasem Turanschah sich nach Aegypten begeben, um dort die Herrschaft, welche in ihm enden sollte, zu übernehmen, blieb Hossnkeif seinem Sohne Mowwahid als Leibgedinge. Die beiden Herren von Hossnkeif und Miafarakain waren würdige Träger des Namens Ejub, indem sie, stolz auf ihren angestammten Herrscheradel und die Festigkeit ihrer Burgen, dem mongolischen Eroberer zu huldigen verschmähten, während ihr mächtiger Vetter Nassir von Haleb huldigend einen Gesandten an Mengkukaan gesandt und von demselben Jerligh und Paise, d. i. Diplom und das Ehrenzeichen des Löwenkopfes, erhalten hatte. Selbst an Hulagu, als er das persische Gebiet betreten, hatte er heimlich [171] unterwürfige Botschaft gesandt, entfloh aber nun bei der Annäherung Hulagu's nach Aegypten.

Aufbruch von Tebris.

Nach der Eroberung Bagdad's war Hulagu erst gegen Hamadan und von da über Meragha nach Tebris gezogen, das von nun an die Hauptstadt von Aserbeidschan (dem alten Atropatene), von nun an auch die des neuen mongolischen Reichs in Persien und die Residenz des Ilchan's; seitdem heisst dieselbe mit dem ganzen Lande umher Paitachti Hulagu, d. i. der Fuss des Thrones Hulagu's. Tebris, d. i. das warm Rieselnde, hat seinen Namen, der gleichbedeutend mit Tepliz, von seinen warmen Quellen; es liegt auf der Westseite des Berges Sehend mitten unter üppigen Gärten, vom Flusse Surchab, d. i. Rothwasser, bespült. Es ist möglich, dass Tebris nur eine Verstümmelung des alten, beim Ptolemäus vorkommenden Gabris; aber alle Quellen arabischer Geschichte nennen als Erbauerin der Stadt die Gemahlin Harun Reschid's, seine Base, die grosse Frau Sobeide. 175 (791) Schon neun und dreissig Jahre nach ihrer Erbauung vom Erdbeben zerstört, wurde Tebris vom Chalifen Motewekkil wieder erneuert 245 (857) und zweihundert Jahre später vom Erdbeben gänzlich in Schutt gelegt. 434 (1042) Der Astronom Abu Tahir von Schiras hatte das Erdbeben für die Nacht, wo es stattfand, vorausgesagt und die Einwohner der Stadt, dieselbe zu verlassen, ermahnt; Viele beherzigten seine Warnung, aber vierzigtausend, welche in den Häusern zurückblieben, wurden unter denselben begraben. Der neue Bau ward unter der Leitung des genannten berühmten Astronomen im Zeichen des Scorpions begonnen, um dadurch für immer die Gefahr gänzlicher Zerstörung durch Erdbeben abzuwenden; „und wirklich“, sagt Hamdallah Mestufi, der persische Geschichtschreiber Geographe, „haben in den seitdem verflossenen dreihundert Jahren mehrmal Erdbeben stattgefunden, ohne der Stadt wesentlich zu schaden, so dass die Stadt ihren Ruin nicht mehr von Erdbeben, sondern nur von Ueberschwemmung fürchtet“. Zahlreiche, seitdem gegrabene Kanäle und unterirdische Wasserleitungen gewähren dem Wasser Abfluss, so dass auch diese Furcht [172] verschwunden; der vom Berge Sehend niederströmende kleine Fluss Mehranrud vertheilt sich in mehr als hundert solcher Kanäle, um die Gärten der Stadt zu bewässern; die Waldungen rund um die Stadt sind so dicht, dass, als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das osmanische Heer hier den Befehl erhielt, dieselben auszuhauen, dreitägige Arbeit der Axt keinen merklichen Unterschied hervorbrachte, so dass sie so dicht, wie ehe, schienen. Die schöne und fruchtbare Ebene von Tebris, welche sich auf der Westseite der Stadt gegen den See von Urmia hinzieht, wetteifert durch üppigen Baumwuchs mit den Zauberthälern von Soghd, Damaskus, Schaabbewwan und mit der Ebene von Mamschanrud bei Hamadan um edenischen Ruhm. Die Aepfel, Birnen, Aprikosen und vorzüglich die Weinbeeren ohne Kern sind vortrefflich; die Einwohner blühender Gesichtsfarbe, gewerbfleissig und auch nicht ohne Muth, aber durch Treulosigkeit verschrien. Derohalben ist von ihnen der persische Viervers gang und gäbe:

Als Freund hat Keiner noch Tebrisern je getraut;
Die Anderen sind Mark, Tebriser ist nur Haut.
Wer in der Freundschaft nicht beständig wird geschaut,
Hat, wenn nicht von Tebris, sich dorten angebaut.

Hierauf entgegnete ein Dichter von Tebris:

Tebris ist Paradies, sein Volk ist spiegelrein.
Du sagst, dass sie aufrichtig nicht in Freundschaft sei'n;
Wie konntest And'res dir von ihnen bilden ein,
Der Spiegel wirft zurück von dir den Widerschein.

Vorzüglich hat sich in der Landschaft Aserbeidschan von jeher wissenschaftliches Streben kund gegeben, und schon Abu Tahir sagte: Aserbeidschan ist im Osten, was Andalus im Westen, durch philologischen und medicinischen Ruhm. Von den grossen Männern und Dichtern, deren Ruhm die Stadt verherrlicht, sowie von den grossen Gebäuden derselben, wird unter der Regierung Ghasan's, dessen Grabdom noch heute die schönste Ruine der Stadt, zu sprechen der Ort sein[327].

[173]

Marsch Hulagu's bis Roha.

Von Tebris, seinem neuen Thronsitze, brach Hulagu Freitags den zwölften September gegen Syrien auf. 22. Ramasan 657/
12. September 1259
Vor seinem Aufbruche sandte er Botschaft an seinen Vasallen Bedreddin Lulu, den Herrn von Mossul, ihn seines hohen Alters willen der persönlichen Erscheinung im Felde enthebend, aber dafür die Gegenwart seines Sohnes Ssalih fordernd. Dieser erschien und Hulagu belohnte ihn dafür mit der Hand einer Tochter des letzten grossen Sultans von Chuareſm, Dſchelaleddin. Seinen Feldherren Baidſchu und Schiktur übertrug er den Befehl des rechten, anderen Emiren den des linken Flügels, er selbst führte das Mitteltreffen an. Wir folgen nun seinem Zuge nach den Stationen, deren die persischen Geschichten erwähnen, wie wir demselben von Karakorum an bis an den Oxus nach den chinesischen Berichten gefolgt sind. Auf der Westseite des Ararat, zwischen demselben und Erſerum, südlich von Hasan Kalaa, erhebt sich das Gebirge Alatagh, d. i. der bunte Berg, in welchem herrliche Alpenweiden, Jagden und die Hauptquelle des Euphrat's, nämlich die des Muradſsuji, welcher hier aus mehreren Bächen zusammenströmt[328]. Hulagu fand so grosses Wohlgefallen an den Weiden von Alatagh, dass er denselben einen mongolischen Ehrennamen beigelegt[329]. Von hier wandte er sich südwärts nach Achlath, der auf dem nördlichen Ufer des Sees von Wan, gegenüber des Schneegebirgs Siban, gelegenen Stadt, die eine uralte, schon zu Nuſchirwan's Zeit der Sitz seines Oheims Dschamasb, von den Byzantinern Chliat genannt[330], berühmt durch die Grösse seiner Aepfel, deren einer bis hundert Drachmen wiegt. Ihren Flor verheerte zuerst der Einfall Chuareſmschah's und zwanzig Jahre hernach ein Erdbeben. 626/
1228
Seid Husein von Achlath, in allen esoterischen Wissenschaften tief gelehrt, hatte noch vor dem Einfalle der Mongolen in Persien das Unheil Tſchengiſchan's vorausgesagt und war mit zwölftausend Familien nach Kairo ausgewandert, wo noch seine Grabstätte [174] und noch das Stadtviertel der Achlather das Andenken an diese Ansiedelung bewährt[331]. Die Kurden des Stammes Hakkjari, welche um Achlath wohnen, wurden vom Heere wie scheues Vieh verfolgt und getödtet[332]. Als das Lager zu Diarbekr, beschloss Hulagu vor Allem die gänzliche Eroberung Mesopotamiens, um auf dem Marsche gegen Syrien den Rücken frei zu behalten. Der Herr von Miafarakain[333], Melik Kjamil, hatte nicht nur der Einladung zur Unterwürfigkeit keine Folge geleistet, sondern auch einen syrischen Priester, welcher während der Belagerung Bagdad's mit einem Jerligh des grossen Kaan's an ihn abgesendet worden, gekreuziget[334]. Der Prinz Jaschmut[335] und Suntai Nujan wurden die Stadt zu belagern befehligt; den Sohn Bedreddin Lulu's sandte Hulagu gegen Amid, das heute unter dem Namen Diarbekr bekannter; er selbst wandte sich nach Roha, das alte Edeſſa, das sich freundlich ergab; Harran und Niſsibin wurden mit Gewalt genommen und verheert; die Einwohner von Serudsch, die keinen Boten der Unterwürfigkeit gesandt, niedergemacht. Zu Roha schlug er sein Winterquartier auf und beschied dahin seine Vasallen, Hethum, den König Kleinarmeniens, und die Seldschuken Rum's; auch an Nassir, den Sultan von Haleb, sandte er von hier wiederholte Botschaft, ihn persönlich in's Lager zu laden; Nassir schickte seiner statt seinen Sohn Melikelasis mit reichen Geschenken. Hulagu behielt ihn den ganzen Winter hindurch bei sich und sandte ihn erst im nächsten Frühjahre nach Ostern an den Vater mit der lakonischen Botschaft zurück: „Nicht dich haben wir begehrt, sondern deinen Vater; er komme also, sonst kommen wir zu ihm“. König Hethum erschien an der Spitze einer grossen Anzahl gewaffneten Gefolges; ein nicht zu verachtender Bundesgenosse, denn er war zwölftausend Reiter und vierzigtausend Fussgänger in's Feld zu stellen im [175] Stande[336]. Hethum setzte dem Eroberer die Annehmlichkeit Haleb's auseinander und bewog ihn zu dem Entschlusse (oder bestärkte ihn darin), vor allen anderen Städten nach Haleb seine Waffen zu wenden. Den armenischen König scheint zu diesem Rathe hauptsächlich das Interesse der Kreuzfahrer und zunächst das seines Schwiegersohnes, des Herrschers von Antiochien, des nächsten Nachbars Haleb's, bewogen zu haben. Unter die Seldschuken Iseddin und Rokneddin wurden die Länder Rum's so vertheilt, dass dieser Herr der Länder zwischen Cäsarea und Grossarmenien, jener Herr Kleinasiens bis an's mittelländische Meer. 20. Juli 1259 Von hier aus wurde ein Botschafter mit dem berühmten, von Nassireddin mit allem Schmucke morgenländischer Rhetorik geschwellten Schreiben an Nassir gesandt, welches Wassaf sammt der Antwort gibt, wie folgt:

„Gott, der Ernährer der Himmel und Erden“, so kündet der siegreiche König: „Wir haben gelagert vor Bagdad im sechshundert fünf und fünfzigsten Jahre, wir haben den Beherrscher gefangen gemacht und ihn ausgefragt, und da er bestand mit nichten, war es nöthig, ihn zu vernichten. Er geizte mit seinem Gold, und so kam die Sache dahin, wie sie es gesollt; er opferte kostbare Seelen den irdischen Lüsten auf, und das war klar aus dem ganzen Verlauf. Sie hatten den Lohn ihrer Thaten und der Sagende sagt: Sobald ein Ding vollkommen, hat es auch schon abgenommen, aber uns kann noch der Wachsthum frommen. Hernach sollen wissen die Fürsten, die siegreichen, Seifeddin (das Schwert des Glaubens), Ihn Jaghmur und Alaeddin El-Koscheimri und die übrigen Emire Syriens und Truppen: Ich bin ein Kämpe Gottes, den er erschaffen in seinem Grimme, um ihn loszulassen wider die, denen er zürnet. Nehmet euch ein Beispiel an dem, was geschehen, um euch an den Erschlagenen zu ersehen. Werdet durch fremden Schaden klug und ergebt euch Uns, ehe der Vorhang aufgezogen wird, und ehe wider euch ergehet der Zug. Wir [176] erbarmen uns nicht des Weinens und haben kein Mitleiden mit der Klage; Gott hat aus Unserem Herzen gerissen die Barmherzigkeit. Wehe! und abermals Wehe! denen, die nicht streiten auf Unseren Seiten. Wir haben die Länder verheert mit Macht und die Kinder zu Waisen gemacht. Wir haben über die Erde Verderben gebracht; an euch ist die Flucht vor Uns, der euch sucht; wo ist die Erde, die euch nährte? und das Land, das euch Zufluchtsort gewährte? Ihr werdet Unseren Schwertern nicht enteilen, und habet keine Rettung vor Unseren Pfeilen; Unsere Pferde sind vorauseilende, Unsere Schwerter leiberzertheilende und Unsere Pfeile sicherbetheilende; Unsere harten Herzen halten wie Berge Bestand, und die Zahl Unserer Heere ist unzählbar wie der Sand. Wer sich Uns ergibt, der findet Heil, und wer wider Uns kämpft, dem wird Reue zu Theil. Unser Reich wird von keinem Andern begehrt und das Land Unserer Nachbarn wird nicht verheert. Wenn ihr Unsere Bedingungen annehmet und zu Unserm Gehorsame euch bequemet, so ist Unsere Sache die eurige, und die eurige die Unsere; wenn ihr aber widerstrebt, und euch wider Uns erhebt, wenn ihr verharrt als Rebellen, so schmähet hernach nur eure Seelen, denn es wird euch am Ende: was erwerben eure Hände. Wer voraus droht, ist entschuldigt durch die Noth, und wer da warnt, Niemanden unbillig umgarnt. Die Schlösser vor Uns werden umgekehrt, und Unsere Heere werden vom Kampfe nicht abgewehrt. Euere Bitten werden von Uns weder erhört noch angehört, denn ihr habt die Ungerechtigkeit gefressen und den Glauben vergessen; ihr habt die Neuerung eingesetzt und das Gemeinwohl verletzt; ihr überliesset euch den Lastern und der Passion und es waltet in euch der Neid und die Rebellion. Nehmet daher in Betrachtung die Kunde der Erniedrigung und Verachtung. Heut empfangt ihr den Lohn euerer Verachtung, weil ihr hochmüthig gewesen auf Erden ohne Wahrheit[337], für euere Laster. Er wird die kennen, [177] die Unrecht gethan, und die Umwälzenden werden umgewälzt werden.[338] Bei euch ist es ausgemacht, dass wir die Ungläubigen, und bei Uns ist es ausgemacht, dass ihr die Lasterhaften. Uns hat auf euch losgelassen Er, in dessen Hand die Geschäfte, die geleiteten, und die Gebote, die von ewig her bereiteten. Von Uns wird verachtet, wer euch dünket ein König, und was euch Viel ist, das däucht Uns Wenig. Wehe und Furcht dem, der sich vor Uns gross macht, und Sicherheit und Verzeihung dem, der erzittert Unserer Macht. Wir haben die Erde in Besitz genommen im Osten und Westen und die Güter der Reichsten und Besten; wir haben sie zerstaubt und alle Schiffe geraubt. Unterscheidet mit eurer Vernunft das Wahre und Klare, und ihr sollt eilen, uns Antwort zu ertheilen, eh' dass die, so ihr unglaubig nennet, euch verbrennet, ehe ihr sehet die Funken, ehe ihr unter der Last des Kriegs seid versunken, ehe grosses Unglück bei der Hand, und Niemand lösche den Brand; weisst du, was das sei, flammender Brand? ehe dass Ehre und Würde von euch schwindet, und ihr weder Zufluchtsort noch Schutz findet, und ehe dass der Ausrufer des Verderbens auch mit den Worten des Korans ruft: Ist einer von ihnen zu finden, ist von ihnen zu hören der geringste Laut.[339] Wir sind billig gewesen, indem Wir euch senden dieses Schreiben zum Lesen. Antwortet darauf, ehe die Strafe nimmt ihren Lauf, und ihr unverständig seid. Stellt auf Sternwarten euere Beobachtungen an, eh' der Treiber wie Holz zerbricht eueren Plan; und wenn ihr leset dieses Schreiben genau, leset zugleich den Anfang der Sura: Nachl[340], und das Ende der Sura: Ssad[341]. Wir haben Perlen des Worts ausgestreut, und die Antwort wird zeigen, wie ihr seid. Heil werde zu Theil dem, der verdient Heil.“

[178]

Antwort.

Bei Gott ist die Vorsehung. Sag: Gott ist der Besitzer des Reichs, es wird gegeben das Reich, wem er will; es hat uns seine Vorsehung geleitet, Lob sei Gott, dem Herrn der Welten, und Gebet und Lob über den Herrn der Gottgesandten, den Schlussring der Propheten, Mohammed den Propheten, den Ungebildeten[342], und seine ganze Familie. Antwort auf das Schreiben, welches kündend gekommen von der Majestät des Ilchan's und der Schwelle des Sultan's (Gott wolle dieselbe mit Rechtlichkeit bedräuen und derselben die Annahme des Rechten und Wahren verleihen!). Hochdieselben sind, wie sie sagen, erschaffen aus Gottes Grimme, überwältigend Alle, über welche ergeht seines Zornes Stimme, ohne sich der Klagenden zu erbarmen, oder für die Weinenden ein Mitleid zu erwarmen, weil Hochdenselben Gott aus dem Herzen gerissen das Erbarmen. Dieses sind schändliche Eigenschaften der Satane und nicht der Sultane. Diese Zeugenschaft genügt als Prediger wider euch und von eurem selbst beschriebenen Reich abhaltend die Vernünftigen von euch. So sagt der Koran: „O ihr Ungläubigen, ich bete nicht an, was ihr betet an!“ Ihr habt euch selbst geflucht durch den Brief, den ihr geschrieben, und habet euch selbst mit allen Schändlichkeiten beschrieben, und alle Propheten haben Euer erwähnt. Wir haben von euch Kunde seit der Zeit, wo ihr erschaffen worden seid; und ihr, die ihr Ungläubige seid, wie ihr dessen selbst im Wahne seid, hat Gott in seinem Buch nicht den Drängern gegeben den Fluch? Ihr sagt: wir (die Moslimen) hätten Neuerungen gemacht und das Gemeinwesen heruntergebracht, den Glauben gebrochen und alle Laster verbrochen; das ist kein Wunder. Hat nicht Pharao sich die Rolle des Ermahnenden angeeignet und zugleich das Gesetz geläugnet? – Wir halten fest auf der Grundfeste, Uns nicht bekümmernd um die Zweige und Aeste; Wir sind die Rechtgläubigen fürwahr! Wir nehmen [179] das Schädliche nicht an und legen den Zweifel in Bann. Zu Uns stieg nieder der Koran, und der ewige Gott sieht Uns erbarmend an; Wir haben die Sendung des göttlichen Worts vergewisst und wissen, wie dasselbe auszulegen ist. Es ward für euch das höllische Feuer erschaffen, um eure Hartherzigkeit zu strafen.

Wann sich spaltet der Himmel,
Wann die Sterne sich zerstreuen,
Wann sich mischet der Meere Getümmel,
Wann die Gräber ihre Todten ausspeien;
Dann weiss die Seele, was war und kommen wird.[343]

Wunderbar, wunderbar! mit Schlägen zu dräuen den Leuen, reissenden Thieren mit Streichen von Rappieren und Recken mit Stöcken. Unsere Pferde sind blitzende, Unsere Bogen ägyptische, Unsere Schwerter jemenische, Unsere Schultern festsitzende; Wir sind bekannt zum Bessten in Osten und Westen; Unsere Pferde sind Löwen, wenn Wir sie besteigen, und Unsere Reiter erreichen den Feind, sobald sie sich zeigen; Unsere Schwerter schneiden, wann sie treffen, und Unsere Lanzen zermalmen, wann sie sich senken im Treffen; Unser Kürass ist Unsere Haut, Unser Panzer ist Unsere Brust; Unsere Herzen werden durch keinen Unfall erbittert und Unsere Versammlung keiner Drohung erzittert durch die Kraft des Allgeehrten und Alllobenswerthen! Durch Drohungen werden wir nicht erschreckt, durch Anrücken des Heeres nicht geschwächt; wenn wir als Empörer auftreten, so ist es des Gehorsames Pflicht, und wenn wir tödten, so ist diess ein Kapital von Gewicht. Zwischen Unserer Erdenrunde und dem Tode ist nur Eine Stunde[344]. Ihr sagt: „Unsere Herzen halten wie die Berge Stand, und Unsere Zahl ist unzählbar, wie Sand“. Den Fleischer die Menge der Schafe nicht erschreckt, und vieles Holz wird durch einen kleinen Funken in Brand gesteckt. Werden [180] Wir denn vor dem Tode fliehen und die Schmach vorziehen? Ist es nicht gefehlt, was ihr befehlt? Wir fliehen vor der Schmach und laufen lieber dem Tode nach; der Tod in dieser Welt ist, was Uns am meisten gefällt; wenn wir leben, sind wir selig, und wenn wir sterben, als Martyrer glückselig: Wird nicht Gottes Verein der überwältigende sein?[345] Nach dem Fürsten der Rechtgläubigen, nach dem Nachfolger des Propheten Gottes, des Herrn der Welten, fordert ihr von Uns Gehorsam. Wir horchen euch nicht und gehorchen euch nicht. Die Sehnsucht, ihm (dem Propheten) nachzufolgen, genügt, um von Uns abzuwehren die Begierden, die schädlichen, und die Phantasien, die leeren. – Ihr begehrt von Uns, dass Wir Uns euch ergeben, ehe sich die Decke wird heben, und ehe Wir Uns in die Gefahr begeben. Das sind Worte, ungereimt, aus deren Reihung Zweifel keimt. Wenn die Decke aufgezogen würde und niedersänke des Looses Bürde, so würde sich's zeigen, was grössere Sünde sei, ob der Unglaube nach dem Glauben, ob der Bruch nach der Bewährung, ob die Lüge nach der Erklärung, oder Gehorsam geschworen den Idolen und die Vermessenheit, sich einen zweiten Gott zu holen: Ihr habt eine unaussprechliche Sache vorgezogen; wenig fehlte, dass die Himmel klafften und die Erden sich spalteten und einstürzte der Berge Bogen.[346] Sagt eurem Schreiber, der diese und diese Worte angefasst und dieses Schreiben verfasst: Wie kurzsichtig ist deine Kürze, wie öde die Uebertreibung deiner Rede; dein Schreiben wirkt auf Uns, wie des Thürangels Hummen und der Fliegen Summen; du hast des Islams Gnade zu leicht genommen, und es wird Gottes Pein über dich kommen; du erachtetest zu erweitern durch das Schreiben die Pein und betrachtetest den Briefwechsel und die lügnerischen Drohungen als Spielerei'n. Dein Zweck war, in Vorschein zu bringen deine Beredtsamkeit und zu zeigen deine Wohlredenheit. Du bist der, von dem der [181] Sprechende spricht: Du hast Etwas im Gedächtnisse behalten, aber es fliehen dich der Dinge Gestalten. Du hast geschrieben den Text: Er wird die kennen, die Unrecht gethan, und die Umwälzenden werden umgewälzt werden.[347] Auf dieses Wort kommt die Antwort sofort: Gottes Geschäft ist gekommen, beschleunigt es nicht, der König Nassir und Jaghmur und Alaeddin Koscheimri und die übrigen Emire Syriens achten nicht das Feuerschlagen zwischen Kiesel und Stahl, sie erwarten das Wiehern der Rosse und das Zusammentreffen im Stosse; sie geloben, sich im heiligen Kampf zu erproben, euch den Höllen und dem Abgrund zuzugesellen, euch die Haare, welche über die Ohren niederstürzen, mit dem Stahle des Schwertes zu kürzen; sie sagen euch Alle: Seid ihr zum Kampf bereit, so sei das eure Beredtsamkeit; was braucht es, Verse zu citiren und Histörchen zu componiren und Lügen einzustudiren. Wir sind nun im letzten Ssafer und Unsere Verheissung kommt (als eine wahre) vom Morgen her. Gott beflügelt für den, wen er will, den Sieg. Wir haben diess nicht bloss prosaisch geschrieben und sind dabei im Orte der Schmach sitzen geblieben; Wir sagten, was zur Hand, und entschuldigen den, der zu schwach zum Widerstand. Heil!“

Marsch bis Haleb.

Nachdem Hulagu den Sommer in Mesopotamien verweilt, trat er erst im Herbste des Jahres zwölfhundert neun und fünfzig seinen Marsch nach Syrien an. Auf vier Punkten wurden Brücken über den Euphrat geschlagen; diese vier Orte sind noch heute die betretensten gewöhnlichen Uebergangspunkte, nämlich zu Malatia, Kalaatol Rum, Bire und Kirkesia, alle vier als Uebergänge des Euphrats schon aus der römischen und byzantinischen Kriegsgeschichte bekannt. Malatia, das alte Melitene, Kalaatol Rum, d. i. das Römerschloss, an der Stelle des alten Zeugma, d. i. der Brückenverband, Bire, das alte Birtha, und Kirkesia, ganz unverändert das alte Kirkesion. Das erste Blutbad hatte zu Menbedsch, dem alten Hierapolis, statt, dessen heutiger [182] Name aus dem alten Bambyce verstümmelt; die beiden alten Namen enthalten schon statistische und historische Kunde der Stadt, die berühmt durch ihre Baumwollpflanzungen und ihre Tempel, besonders den der Astarte, der grossen syrischen Göttin, vor welchem sich vereinzelte Thürme erhoben, Thürme, die heute Minarete, d. i. Leuchtthürme, genannt, ursprünglich Phallische Sinnbilder der Zeugung. Von hier aus wurden die Castelle am Euphrat, deren Einwohner alle unter dem Schwerte fielen, mit Besatzungen versehen, nämlich: die Schlösser Nedschm, Rakka und Dschaaber. Nedschm heisst das Sternschloss; Rakka hat in der römischen und griechischen Kriegsgeschichte als Kalinike oder Nicephorium schönen Sieg verkündenden Namen, Dschaaber aber in der osmanischen die grösste Wichtigkeit, weil hier dreissig Jahre vor dem Uebergange Hulagu's über den Euphrat Suleiman, der Grossvater Osman's, des Gründers des osmanischen Reichs, als er von Chorasan, vor dem Heere Tschengischan's auswandernd, flüchtete, hier bei'm Uebergange über den Euphrat vom steilen Ufer in den Fluss stürzte und ertrank, wo seine Grabstätte noch heute unter dem Namen des Türkengrabs geehrt wird[348]. Noch im October[349] streiften ungeheuere Schaaren bis in die Nachbarschaft von Haleb, wo ihnen Moaasem, der Sohn Nassir's, der Urenkel[350] des grossen Ssalaheddin, entgegen kam, aber von ihnen geschlagen in die Stadt floh. Abtheilungen des Heeres rückten vor Maarretnaaman, Hama und Himss, welche sich ergaben; die Sultane der beiden letzten Städte waren nach Aegypten entflohen, so auch Melik Nassir, der Sultan von Haleb, welcher sich in das innerste Syrien, nach Schaubek und Kerek, gerettet. Damaskus ergab sich gutwillig, aber Haleb wurde von Hulagu belagert. Er selbst [183] lagerte vor dem westlichen Thore, das nach Antiochien führt, Oroktu Nujan vor dem Thore der Juden, Keitbuka Nujan vor dem Thore der Griechen und Sundsche Nujan vor dem südlichen Thore von Damaskus. Vor dem Judenthore, das auch Thor der Freude heisst, ist ein grosser[351] alter Stein, bei welchem Juden und Christen schwören; ausser demselben wallfahrtet der Moslim zu Haleb noch zu zwei Stätten Chiser's, des Hüters des Lebensquells, dessen Legende in Syrien mit der des heil. Georg zusammengewachsen, und zu zwei Stätten Abraham's, dessen Heerden hier gemelket worden sein sollen[352], eine Legende entstanden aus der Verstümmelung des alten Namens Chalybon in Haleb, was auf arabisch Milch heisst. Haleb ist durch seine Früchte, sowie durch seinen Handel von jeher berühmt gewesen, durch seine Gurken, Wassermelonen, Feigen, Aprikosen, vorzüglich aber durch seine Pistazien, welche der Araber die Tochter des Gedächtnisses[353] nennt, weil sie gegessen das Gedächtniss stärken sollen; als Niederlage indischer Waaren wird Haleb auch das kleine Indien genannt.

Eroberung von Haleb und Harim.

Der Befehlshaber des Schlosses war Moaasem Turanschah, der Sohn Nassir's, an welchen die Aufforderung der Mongolen erging: Wir wollen euch Nichts Uebles, lautete die Botschaft, wir suchen nur den König Nassir auf, um uns zu schlagen; nehmt also zwei mongolische Vögte an, deren einer in der Stadt, der andere im Schlosse residire, so lange noch das Kriegsglück unentschieden; wenn wir das moslimische Heer geschlagen, seid ihr uns ohnedies als Sklaven verfallen; schmiegt euch daher lieber früher als später in's Joch; sollten wir besiegt werden, so steht es euch immer frei, unsere Vögte hinaus zu werfen, oder wenn ihr lieber wollt, sie zu tödten. Moaasem's Antwort war eines Ejubiden würdig: er habe für die Mongolen Nichts, als sein blankes Schwert. Auf diese Antwort umzingelten die Mongolen die Stadt, besetzten die Brücken, bei deren [184] Vertheidigung Esededdin, der Sohn Soheir's, des Sohnes Nassireddin's, fiel. Das Schwert wüthete durch fünf Tage, von Sonntag bis Freitag, bis Hulagu's Befehl dem Morden Einhalt that; nur sechs Gebäude waren durch besondere Sicherheitsbriefe von der allgemeinen Plünderung ausgenommen[354], nämlich vier Häuser von Prälaten, das Kloster der Ssofi und die Synagoge der Juden, aber weder die griechische noch die syrische Kirche. Während Abulfaradsch, der Syrer, welcher die Geschichte dieses Feldzugs als Augenzeuge beschrieben, als Abgesandter der Christen an Hulagu im Sternschloss aufgehalten ward, drangen die Tataren in die Stadt ein und metzelten die Christen nieder, die sich in die griechische Kirche geflüchtet, bis auf wenige, welche der armenische Priester Toros rettete[355]. Das Blutbad war gross und grösser, als zu Bagdad[356]; die Zahl der in den verschonten Gebäuden Geretteten belief sich auf fünfzigtausend[357]; das Schloss ward mit Wurfmaschinen beschossen. Die Emire Kurchan, Adschu Sukurdschi und Ssadik Gurdschi wurden verwundet. Hulagu beschenkte sie und sagte: Wie die rothe Farbe die Schminke der Weiber, so ist die Schminke der Männer das Blut[358]. In dem Schlosse wurden Mehrere, als des Einverständnisses mit den Mongolen verdächtig, getödtet; über zwei Monate[359] hatte die Belagerung gedauert, als der Besatzung freier Abzug gestattet ward. 11. Rebiulachir 659/
6. April 1261
Die Emire der ägyptischen Mamluken, welche sich unter der Besatzung befanden, wurden der Sorge eines Kipdschaken empfohlen, welcher vormals bei Nassir, dem Herrn Haleb's, Schutz gesucht, von demselben gütig aufgenommen, jedoch, weil es ihm in Syrien nicht gefiel, wieder zu den Mongolen übergegangen war. Ausrufer verkündeten, dass es den Moslimen erlaubt sei, in ihre Wohnungen zurückzukehren, und dass ihnen Niemand Etwas in den Weg legen solle. Hulagu [185] ernannte zum Vogte Fachreddin, den Mundschenken, und Tokal Bachschi, liess den ersten in der Folge, als sich die Einwohner über seine Erpressungen beklagten, hinrichten, und gab die Stelle dem Seineddin Hafis[360]. Nun kam Melikol-Eschref Musa, der Herr von Himss, welchem Nassir, wie vordem gesagt worden, die väterliche Stadt weggenommen und ihm dafür Telbaschir gegeben hatte, und der mit Nassir und dessen Bruder bei Annäherung der Mongolen aus Haleb nach Aegypten geflohen, um sich dem Eroberer huldigend zu Füssen zu werfen. Hulagu empfing ihn gnädig und setzte ihn in das ihm entrissene Fürstenthum von Himss wieder ein; auch erschien Mohijeddin, der Sohn Seki's, der Richter von Damaskus, um ihm die Huldigung der Stadt darzubringen; Hulagu empfing ihn ehrenvoll und sandte ihn nach Damaskus mit goldenen Ehrenkleidern für die Gesetzgelehrten zurück. Er theilte dieselben dort in öffentlicher Versammlung aus und las das Jerligh vor, welches ihm die Stelle als Richter von Damaskus verlieh[361]. Nachdem Haleb's Einrichtung getroffen war, wandte sich Hulagu gegen Harun, welches unter dem Namen Harim aus der Geschichte der Kreuzzüge bisher besser als seine Lage bekannt, durch mehrere Schlachten berühmt; von den Christen eingenommen, von Nureddin belagert und erstürmt, fiel es wieder in der Kreuzfahrer Hände, denen es Ssalaheddin entriss[362]. Es liegt zwischen Haleb und Antiochien, zwei Tagreisen von jenem und eine von diesem entfernt, und ist besonders seiner herrlichen Granatäpfel willen berühmt, welche die saftigsten Syriens[363]. Die Besatzung erklärte, sie wolle sich an Niemanden als an Fachreddin, den Naib (Stellvertreter des Richters) von Haleb, ergeben, welcher, herbeigerufen, ihre Uebergabe im Namen Hulagu's empfing; diesen aber wurmte der ihm hierdurch zugefügte Schimpf so sehr, dass [186] er trotz des zugesicherten Lebens alle Einwohner mit Weib und Kind erwürgen liess. Den Sultan von Himss, Melikol Eschref, sandte er nach Hama, dessen Emire, nachdem ihr Sultan Melik Manssur sich nach Damaskus geflüchtet hatte, dem Hulagu die Schlüssel der Stadt überbracht und um einen mongolischen Vogt gebeten. Er sandte ihnen den Wesir Chosrewschah, der seinen Stamm vom Schwerte des Islams von Chalid, dem Sohne Welid's, dem berühmten Feldherrn der beiden ersten Chalifen, dem Eroberer Syriens, herleitete[364]. Melik Eschref erhielt von Hulagu den Auftrag, die Mauern Hama's und die seiner eigenen Stadt Himss zu zerstören. Melikol Eschref verfuhr schonungslos zu Hama, wo er die Mauern des Schlosses schleifte, das Arsenal verbrannte, die schöne Bibliothek versteigerte und auch die Mauern der Stadt gebrochen haben würde, wenn nicht ein Franke dem mongolischen Zerstörer, dem Perser Chosrewschah, vorgestellt, dass die Nachbarschaft der Christen zu Hossnol Ekrad es nicht rathsam mache, die Stadt ihres Walles zu entmanteln. Nicht so genau vollzog Melikol Eschref die Befehle Hulagu's in seiner eigenen Stadt Himss, wo er nur Weniges zum Scheine abbrach, sein übriges Erbe verschonend[365].

Miafarakain.

Ehe wir die Erzählung des syrischen Feldzugs weiter verfolgen, wenden wir uns nach Mesopotamien zurück, wo Hulagu auf seinem Durchzuge seinen Sohn Jaschmut mit einer Heeresabtheilung belagernd vor der Stadt Miafarakain gelassen, welche nordöstlich von Diarbekr gelegen. Miafarakain, das südlich demselben gelegene Hossnkeif und das noch südlichere, am Berge Dschudi oder Masius gelegene Mardin, das alte Merde, drei der festesten Horte des arabischen Irak und Gränzfestungen des byzantinischen und persischen Reichs, wollen ihrer Wichtigkeit wegen vom Leser dieser Geschichte näher gekannt sein. Das erste, auf armenisch Nefrgerd, auf griechisch die Stadt der Martyrer geheissen, ist vielleicht das alte Carcatiocerta, welche die Hauptstadt [187] Sophiene's, wie Miafarakain die Hauptstadt des Landes Bekr's war[366]; sie liegt am dritten Gränzflusse des byzantinischen und persischen Reichs, am Nymphius, der heute der Goldfluss heisst[367] und nördlich der Stadt aus einer Quelle entspringt, welche die Quelle Bekr's heisst[368]. Die orientalischen Geographen nennen nur ein einziges Denkmal der Stadt, aber dieses einzige macht viele andere zum Ruhme der Stadt überflüssig und leuchtet hell hervor aus dem Dunkel unbekannter Martyrer, von denen die Stadt den armenischen und griechischen Namen hat; es ist das Grabmal Seifeddewlet's, d. i. des Reichsschwerts, des grossen Fürsten der Beni Hamdan, dessen zahlreiche glückliche und unglückliche Kämpfe gegen das byzantinische Reich, dessen Kriegsthaten in Asien von Haleb bis an die Ufer des Bosporos die Geschichte erzählt und Motenebbi in unsterblichem Gedichte verherrlicht hat. Hier ist das eigentliche Land Bekr's, von welchem die spätere Hauptstadt desselben, Amid oder Diarbekr, den heutigen Namen trägt. Ursprünglich der Sitz des Stammes Bekr Ben Wail, dann der Könige von Kinde, aus welchen Amrolkai's, einer der sieben grössten Dichter vor Mohammed, um des von den Beni Esed erschlagenen Vaters Tod zu rächen, Bundesgenosse des griechischen Kaisers, zuletzt von seinen Feinden im Bade mittels vergifteten Kleides getödtet. Nach der Eroberung unter dem Chalifate Omar's herrschten hier die Dynastien der Beni Merwan und Beni Ortok, und als Hulagu's Heer vor Miafarakain belagernd erschien, war dasselbe seit siebzig Jahren in den Händen eines Zweiges der Beni Ejub, deren vierter Herrscher, Melikol Kjamil, durch die Hinrichtung des Gesandten und durch die Verweigerung der Unterwerfung unter die Macht des Kaan's und Ilchan's gesichert. Als Prinz Jaschmut mit den beiden ihm untergebenen Feldherren, [188] Ilkai Nujan und Suntai, zur Uebergabe aufforderte, antwortete er: der Prinz möge nicht kaltes Eisen schmieden und Unmögliches nicht erwarten. Ist er nicht der Sohn des Vaters, der dem Chorschah (dem Fürsten der Assassinen), dem Chalifen von Bagdad, dem Hosameddin Aka (dem Befehlshaber von Deriteng) und dessen Sohne Tadscheddin (dem Befehlshaber von Irbil) das gegebene Wort gebrochen[369] und sie trotz des gewährten sicheren Geleites getödtet hat? Da mich gleiches Loos erwarten würde, wie sie, will ich mich bis auf den letzten Odemzug vertheidigen. Er öffnete seine Schätze und Magazine der Besatzung und sagte ihnen: Theilt euch darein, denn ich bin nicht, Gott sei Dank! der Chalife Moteaassim, dessen Geiz die Ursache von Bagdads Ruin. Wurfmaschinen wurden wider Wurfmaschinen aufgepflanzt und zwar mit so grosser Genauigkeit der Richtung der einen gegen die andere, dass die geschleuderten Felsenstücke mehrmals in der Luft zusammenstiessen und, durch den Zusammenstoss zerschmettert, als Kies und Sand herunterregneten. Endlich gelang es den Belagerten, die Wurfmaschinen der Belagerer mittels geschleuderten Naphtafeuers zu verbrennen.

Eroberung von Miafarakain und Hossnkeif.

Hulagu, von dem Widerstande Miafarakain's unterrichtet, sandte den Oroktu mit dem Befehle, dass der Prinz und das Heer so lange weile, bis die Stadt durch Hunger zur Uebergabe gezwungen seyn würde. Dieser Zeitpunkt trat ein; einen ganzen Monat lang schon ass die Besatzung nichts als Hunde, Katzen, Mäuse und Ratten, zuletzt Leichname der Erschlagenen. Da schrieben die wenigen, noch vom Tode Verschonten an Jaschmut: „Die Lebensmittel sind ausgegangen und die Stadt ist ihrer Vertheidiger entblösst; wenn jetzt die Reiter kommen, werden sie keinen Widerstand finden.“ Der Prinz sandte den Oroktu, und dieser fand nur siebzig halb verhungerte, halb durch Wunden verstümmelte Männer, [189] die sich nicht mehr vertheidigen konnten; nur zwei Reiter, die während der ganzen Belagerung in wiederholten Ausfällen Wunder der Tapferkeit gethan, kämpften auch nun mit vorgehaltenen Schilden gegen der Feinde Uebermacht, bis sie derselben erlagen. Melik Kjamil wurde mit seinem Bruder an Hulagu gesandt, der damals zu Tellbaschir (das Turbeysel der Kreuzfahrer in der Nähe von Haleb); Hulagu überhäufte ihn mit Vorwürfen über seinen Undank und seine Treulosigkeit, dass er den Gesandten des Kaan's, der ihm Diplom und Löwenkopf gesandt, getödtet. Er befahl, ihm Riemen Fleisches aus dem Leib zu schneiden und in den Mund zu stecken; der abgeschnittene Kopf wurde als Trophäe in den syrischen Städten zu Haleb, Hama und Damaskus unter Musik herumgetragen und in der letzten Stadt an einem Fenster des Stadtthores, welches das Thor des Paradieses heisst, aufgehängt[370], erst nach Abzug der Mongolen in dem Grabmale Husein's beigesetzt. 7. Dschem. ewwel 658/
21. April 1260
Der Scheich Schihabeddin, als Dichter unter dem Namen Abu Schama, d. i. Vater des Muttermaals, berühmt, beweinte dessen Tod in einer berühmten Kassidet, woraus die Verse:

Der Sohn des Kämpen kämpfte wider die Barbaren,
Die in Irak aus rauhen Kehlen schnarren;
Hellstrahlend und erhaben in Gefahren,
Starb er den Martyrtod erst nach zwei Jahren.
Entehrt ward nicht sein Haupt durch die Fanfaren,
Womit auch das Husein's ward gefahren;
Es ruht bei ihm nach Abzug der Tataren;
Im Leben und im Tode gleich Verfahren.

Gleiches Schicksal mit dem Fürsten von Miafarakain hatte sein Vetter Mowwahid, der Sohn Turanschah's, des letzten Sultans der Beni Ejub in Aegypten, der Herr des festen Schlosses von Hossnkeif, welches zur selben Zeit wie Miafarakain fiel und dessen Fürst ebenfalls von den Mongolen getödtet ward. Hossnkeif oder Hissnkeifa, von den Byzantinern [190] das Schloss des Kiphas genannt[371], liegt auf dem westlichen Ufer des Tigris, auf dem Wege von Miafarakain nach Mossul[372]. Die Stadt hängt mit dem auf einem hohen Berge gelegenen Schlosse mittels einer Brücke zusammen; bevor dasselbe der ejubidische Emir Merd Mahmare befestigte, hiess es bei den Arabern Rasol Ghul, d. i. das Dämonenhaupt, weil es, wie im Sternbild des Perseus das Haupt der Gorgone, welches der Araber ebenfalls Dämonenhaupt nennt, fürchterlich und hoch vom Himmel herunterdroht. Nach der arabischen Legende soll der Name Hossn oder Hissn Keifa ursprünglich Hasan Keifa gelautet haben, und zwar aus folgendem Anlasse: Ein Wackerer, Namens Hasan, im Schlosse gefangen gehalten, erbat sich beim Emire eines Tages die Erlaubniss, eine seiner Stuten auf dem Schlosshofe zu tummeln; die Erlaubniss wurde gewährt; Hasan tummelte und tummelte das Pferd und setzte damit zuletzt in toddrohendem Sprunge über die Mauer, mit dem Pferd hinunterstürzend in den Tigris, den er glücklich durchschwamm. Da erscholl der Zuruf der Bewunderung solcher Tollkühnheit: Hasan Keifa! d. i. Hasan Wohlauf! und der Name blieb dem Schloss. Vielleicht ist es dasselbe mit dem alten persischen Schlosse der Vergessenheit, worin Prinzen und andere Staatsgefangene zu ewiger Vergessenheit eingekerkert worden, und dessen die byzantinischen Geschichtschreiber mehrmals erwähnen[373]; da aber jenes auf persisch Gilgerd[374] genannt wird, so ist es weit wahrscheinlicher, dass dasselbe eins mit einem der festesten Schlösser der Assassinen, mit Girdkjuh, dem Tigado Hethum's[375], das länger als alle anderen aushielt[376].

Mardin's Belagerung.

Nach Miafarakain's und Hossnkeif's Eroberung befehligte Hulagu seinen Sohn Jaschmut und die ihm beigegebenen Emire wider Mardin, die Residenz Melik Said's, des Fürsten der Familie Ortok, von denen die ältere Linie zu [191] Amid und auch zu Hossnkeif geherrscht, ehe das letzte in den Besitz der Ejubiden kam. Mardin ist das alte Marde, der Sitz des kriegerischen, störrigen Stammes der Marden, welche der persische König Arsaces theils hierher, theils nach dem Libanon verpflanzte, deren Wohnsitze sich später bis nach Satalia an der cilicischen Küste ausdehnten[377] und deren Nachkommen, im Peloponnesos angesiedelt, noch heute in dem tapfersten Stamme der Schipetar oder Albanesen in den Mirdaiten fortleben. Der Berg Masius, sogenannt von seinen Eichenwäldern [auf persisch Masu[378]], ehemals Izale, dann von den Arabern Dschudi genannt, ist eine Raubhöhle der verschiedenartigsten Stämme und Secten, welche zu verschiedenen Zeiten die Freiheit ihres verfolgten Cultus in die Eichenwälder und Schluchten dieses Berges gerettet, an dessen steilstem Ende nach der moslimischen Ueberlieferung die Arche Noah's sitzen geblieben und von wo aus er mit seinen Söhnen in die Ebene Mesopotamiens heruntergestiegen sein soll. Sunni und Schii, katholische und schismatische Armenier, Jacobiten, Nestorianer, Chaldäer und Juden, Sonne-, Feuer-, Kalbs- und Teufelsverehrer wohnen hier einander über den Köpfen; denn die Stadt steigt in Terrassen auf und die Häuser stehen alle eines ober dem anderen, so dass Dächer und Thore in einer senkrechten Linie sich übereinander erheben; die zahlreichste Bevölkerung Kurden, Jesidi, welche dem Teufel göttliche Ehre erweisen, wahrscheinlich Nachkommen der Marden, welche vermuthlich zur altpersischen Secte gehörten, die das böse Princip anbetete. Wenn irgendwo in Asien noch Spuren der Ungarn anzutreffen sein sollen, so dürften dieselben ausser Sibirien noch in den Eichenwäldern des Masius in dem Volksgemische der Umgegend zu suchen sein, denn hierherum kennt Theophylaktus das Schloss der Magyaren und den Pass der Sabiren, welche die Namen der Ungarn, die bei dem Auszuge aus dem Lande zwischen der Wolga [192] und dem Dniepr sich südlich nach Persien wandten[379]. Melik Said, Fürst der Familie Ortok, beantwortete mit gleichem Muthe und in gleichem Sinne, wie die Herren von Miafarakain und Hossnkeif, die Aufforderung Jaschmut's: „Ich hatte den Sinn, mich euch zu unterwerfen, aber die Art, wie ihr die, so sich euch ergaben, behandelt, hat meinen Sinn geändert; an lobenswerthen, an tapferen Kurden und Türken fehlt es mir, Gott sei Dank! nicht.“ Oroktu pflanzte also die Wurfmaschinen auf, welche acht Monate fruchtlos die steile Bergfeste beschossen. Die Mongolen rächten sich für den tapferen Widerstand des Schlosses durch die Plünderung der Stadt und der nächstgelegenen Städte Ersen und Dinsar. Der ältere der beiden Söhne Said's, Mosafereddin, hatte zu wiederholtenmalen dem Vater fruchtlose Vorstellungen wider die längere Vertheidigung gemacht; endlich räumte er dessen längeren Widerstand durch Gift aus dem Wege und begab sich in's Lager, sich selbst als Vatermörder aus Menschenliebe angebend, weil er überzeugt, dass das Schloss doch endlich der Uebermacht der Eroberer weichen müsse, durch den Tod des Einen das Leben von Tausend habe bewirken wollen. Der Vatermörder fand Gnade vor Hulagu, der ihm des Vaters Herrschaft verlieh; seine Nachkommen erhielten dieselbe als zahme Vasallen der Ilchane. Hundert dreissig Jahre nach dieser Unterwerfung trotzte Sultan Isa, der letzte des grossen Herrschergeschlechtes der Beni Ortok, noch den welterobernden Waffen Timur's, der von den fruchtlos Belagerten die gewöhnliche Neunzahl der Geschenke und das Versprechen jährlichen Tributs annahm[380]. Die Dynastie der Beni Ortok erlosch fast gleichzeitig mit der der Beni Ejub zu Hossnkeif, wo nach Mowwahid's Hinrichtung dessen Nachkommen das Schloss ebenfalls als Vasallen der Mongolen besassen, bis der achte derselben der aufsteigenden Dynastie [193] der Bajandere, d. i. des weissen Hammels, erlag, deren Gründer Kara Juluk, d. i. der schwarze Blutegel, von Timur mit der Herrschaft von Amid und Mardin belehnt ward[381]. Zwei der Zweige der Beni Ejub wurden also als Vasallen der Mongolen zu Hossnkeif und Himss geduldet, während die Dynastien der beiden anderen von Miafarakain und Haleb mit ihren Hauptstädten zu Grunde gingen. Ehe wir das Ende des mächtigsten dieser Fürsten, nämlich Nassir's von Haleb, als Folge der Niederlage von Aindschalut erzählen, erwähnen wir noch einmal des Fürsten von Mossul.

Ssalih's, des Sohnes Bedreddin Lulu's, Empfang und Ende.

Bedreddin Lulu, der sechs und neunzigjährige[382] Greis, der vierzigjährige Herrscher von Mossul, welchen Hulagu in Anbetracht seines hohen Alters der Pflicht, im letzten Feldzuge persönlich zu erscheinen, enthoben und seiner statt seinem ältesten Sohn Ssalih der Belagerung Miafarakain's beizuwohnen, aufgetragen hatte, war während derselben gestorben. Bedreddin Lulu, d. i. Vollmond-Perle, erst Sklave des sechzehnten Atabegen von Mossul, dann Obersthofmeister von dessen beiden Söhnen Mesud und Mahmud, eignete sich, nachdem sie bald auf einander gestorben, den Thron selbst an und mass seine Macht mit der der Fürsten aus dem Hause Ejub; zuerst mit Ssalih Nedschmeddin, dem Sohne Kjamil's, dem Herrn von Sindschar, das er zweimal belagerte; das erstemal war er durch das dem Sultan zu Hilfe eilende Heer Chuaresmschah's die Belagerung aufzuheben gezwungen; das zweitemal aber entriss er die Stadt dem Enkel Melikol aadil's, Dschewad; hierauf die festen Städte Nissibin und Dara den Händen der Chuaresmier, den Sohn Melik Ssalih's, den nachmaligen letzten Herrscher der Beni Ejub in Aegypten, aus der Gefangenschaft der Chuaresmier befreiend. 637/
1239
Zehn Jahre hernach wurden ihm diese Städte von dem wider ihn gesandten Heere Nassir's von Haleb wieder abgenommen[383]. Seiner Unterwürfigkeit und Huldigung gegen Hulagu ist schon oben [194] Erwähnung geschehen. Nach seinem Tode wurden seine drei Söhne, Ssalih, Mosaffer Ali und Melik Modschahid, von Bondokdar, dem Sultane Aegyptens, mit den Fürstenthümern von Mossul, Sindschar und Dschesiret Ben Omar belehnt. Ssalih wurde in's Lager gefordert und die Tochter Dschelaleddin Chuaresmschah's, welche ihm Hulagu früher vermählt, wurde zur Huldigung nach Syrien gefordert; dort nahm sich seiner Rokneddin Beidak an; aber Hulagu sandte den Senedarghun Nujan mit einem Tomane mongolischen Heeres, um Mossul zu besetzen und die Schätze auszuliefern. Als Ssalih in seine Stadt zurückeilte, fand er alle Wege von Mongolen besetzt; er verweilte zu Dschewsak, wo ihn die mongolische Schlachttrompete aus weichlichem Wohlleben aufschreckte; da eilte er nach Mossul und rüstete die Stadt zur Verteidigung wider die Mongolen, die Einwohner mit der Hoffnung tröstend, dass sein Beschützer, Beidak der Syrer[384], bald zum Entsatze erscheinen werde. Von beiden Seiten flogen Felsenstücke und feuerbeschwingte Pfeile; mehrere wackere Mongolen, welche bereits die Mauern erstiegen hatten, wurden getödtet und ihre Köpfe in's mongolische Lager gepfeilt. Melik Ssalih, von einem Pfeile verwundet, eilte in's Lager zu Hulagu, um ihm von dieser halsstarrigen Empörung Ssalih's Kunde zu geben. Beidak, von der üblen Lage seines Schützlings unterrichtet, sandte ihm Truppen zu Hilfe, die von Sindschar aus durch Taubenpost von ihrer nächsten Ankunft Wort sandten. Die Taube ward von einem Mongolen geschossen, der Brief dem Senedarghun Nujan gebracht. Er legte sich in Hinterhalt, schlug die von Beidak zu Hilfe gesandten syrischen Truppen und steckte die Mongolen in ihre erbeuteten Kleider; unter dieser Verlarvung erschienen sie vor den Mauern Mossul's, dessen Einwohner, sie für den syrischen Entsatz haltend, ihnen entgegen gingen, aber alle niedergemacht wurden; dennoch hielt sich die Stadt noch sechs Monate, bis die [195] Sonne in ihrer höchsten Hitze, im Löwen, und die Hungersnoth in der Stadt aufs Höchste gestiegen. Da verliessen die Vertheidiger Mossul's, durch Hunger gezwungen, die Stadt und wurden vom Schwerte der Mongolen gefressen. Ssalih unterhandelte nun die Uebergabe um Schonung des Lebens und sicheres Geleite an Hulagu. Senedarghun[385] verhiess und gewährte beides, aber nur der Person Ssalih's, denn die Besatzung wurde bis auf Wenige zusammengehauen. Neun Tage dauerte das Morden, die Stadt ward entvölkert, nur nach Abzug der Mongolen kamen etwa Tausend, die sich in's Gebirg gerettet hatten, wieder in die Stadt zurück. 5. Schaaban 660/
27. Januar 1262
Hulagu war über Ssalih's Empörung so ergrimmt, dass er an demselben ein Beispiel mehr als gewöhnlicher, ekelhafter, unmenschlicher Grausamkeit aufstellte; er wurde, das Gesicht auf die Schaam gebunden, in einen Filz gewickelt und in die Sonne geworfen; so musste er elend verschmachten; sein dreijähriger Sohn wurde nach Mossul gesendet, am Ufer des Tigris entzweigehauen und die zwei Hälften auf den beiden Seiten des Flusses aufgehangen, bis sie verfault, abfielen. Solche echt mongolische Grausamkeit schändet den Ruhm Hulagu's, welchem sein Volk den Ehrennamen Ssain Adschu, d. i. der Schwierigkeitenlöser, beilegte, welcher mit seinen Söhnen für das Hemd[386] des mongolischen Reichs galt, während alle anderen Prinzen nur als Oberkleider[387] angesehen wurden.

Hulagu's Aufbruch von Haleb, Keitbuka zu Damaskus.

Hulagu befand sich nach der Eroberung von Damaskus, mit den Plänen weiterer ägyptischer Eroberung beschäftigt, zu Haleb, als er die Nachricht von dem Tode seines Bruders, des grossen Kaan's Mengku, erhielt. Er brach sogleich auf, wie es scheint in der Absicht, die oberste Herrschaft des Reichs im Kurultai zu Karakorum für sich selbst anzusprechen, erfuhr aber schon zu Tebris, dass sein Bruder Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen worden, und kehrte in der Folge wieder nach Haleb zurück. Ehe er [196] Haleb verlassen, befahl er die Schleifung der Mauern und des Schlosses von Haleb, was vollzogen ward; den Oberbefehl über das Heer liess er in den Händen Keitbuka's, des bisherigen Befehlshabers des Vortrabs. Dieser war im zauberischen Thale von Ghuta gelagert, welches durch die üppige Fülle seines Grüns und Baumwuchses eines der vier Paradiese des Ostens (die drei anderen sind die Auen von Obolla an der Mündung des Euphrats, das Zauberthal Schaab Bewwan in Fars und die Ebene von Soghd im Lande jenseits des Oxus). Wiewohl diese vier vorzugsweise die Paradiese des Ostens heissen, so zählen doch genauere Geographen und eifrige Moslimen deren acht, indem nach der Lehre des Koran's die Zahl der Höllen sieben, die der Paradiese aber acht, indem Gottes Grimm minder als seine Huld und jenseits wie diesseits verdiente Strafe von unverdienter Gnade überwogen wird. Diese vier anderen Paradiese sind das Thal von Tebris[388], das von Mamschanrud zu Hamadan, der Sommeraufenthalt der Bewohner Malatia's zu Sebusi[389], dem vom Flusse des Messias bewässerten Thale, und endlich das des Bosporos, dessen Schönheiten nach dem bekannten Distichon des türkischen Dichters Melhemi die Schönheiten der vier ersten Paradiese weichen müssen[390]. Im schönen Thale von Ghuta gelagert, empfing Keitbuka Gesandte der Franken, welche ihm den Prinzen Sahir, den Bruder Jusuf Nassir's, des ehemaligen Sultans von Haleb, zuführten. Keitbuka bestätigte ihn im Besitze seines Leibgedinges, nämlich der Herrschaft von Ssarchad[391]; eine Heeresabtheilung wurde unter Kuschluchan's Befehl gegen Nablus (Neapolis) gesandt, das alte, zwischen den Bergen Garazin und Tobal, welche die Kibla der Samaritaner, gelegene Sichem[392], und die Besatzung, welche ausfiel, zusammengehauen. [197] Die Mongolen kehrten das grosse syrische Gestade bis hinunter nach Ghasa sengend und brennend aus. Panias[393], die anderthalb Tagreise nordöstlich von Damaskus gelegene kleine Stadt, wurde verheert. Während dieser Begebenheiten ward Keitbuka Herr von Nassir's, des flüchtigen Sultan's von Haleb, Person. Nur von seinem Bruder Sahir, dem Melik Ssalih Nureddin, dem Sohne des Herrn von Himss, und drei kaimarischen (richtiger kimerischen) Emiren (gebornen Chuaresmiern) begleitet, war er bis nach Kathije an Aegyptens Gränze gekommen, von wo, sich nicht weiter in's Land wagend, er nach Schaubek und, alles seines Gepäckes und Gefolges verlustig, sich nach Kerek und von da nach Belka begab. Durch zwei kurdische Hellebardiere an Keitbuka verrathen, wurde er am See von Sisa ergriffen und vor Keitbuka geführt, der belagernd vor Adschalun's Mauern stand. Keitbuka zwang ihn, den Belagerten den Befehl der Uebergabe zuzurufen; die Stadt ergab sich und die Mauern derselben, welche Iseddin, einer der Emire Ssalaheddin's, erbaut[394], wurden geschleift. Keitbuka sandte den Sultan Nassir mit seinem Bruder Sahir, mit Ssalih, dem Sohne des Sultans von Himss, und mit Asis, dem minderjährigen Sohne von Moghis, dem Sultan von Kerek, nach Tebris in die Gegenwart Hulagu's. Dieser empfing die vier Prinzen des Hauses Ejub gnädig und versprach dem Sultan von Haleb, ihm sein väterliches Erbe zurückzustellen, sobald Aegypten im Besitze des mongolischen Heeres.

Keitbuka's Stellung gegen die Kreuzfahrer in Aegypten.

Wiewohl Keitbuka wie Hulagu die Christen als die Feinde seiner Feinde, der Moslimen, begünstigte, so ergrimmte er doch wider die Franken von Sidon und Beaufort, welche einige den Mongolen zinsbare, im Gebiete von Beaufort gelegene saracenische Ortschaften geplündert, mehrere der Bewohner getödtet, andere in Gefangenschaft geschleppt, einen Neffen Keitbuka's, welcher an sie gesendet worden, um die gemachte Beute zurückzubegehren, erschlagen [198] hatten und dem Keitbuka Zurückstellung der Beute und Genugthuung verweigerten. Keitbuka züchtigte sie dafür durch die Eroberung von Sidon und die Schleifung eines Theiles der Stadtmauer. Die Einwohner flüchteten in die nächst der Stadt auf einer Insel gelegene Burg. Durch diese Feindseligkeit wurde das bisherige Zutrauen der syrischen Christen und Mongolen für immer zerstört[395]. Die politische Zuneigung Hulagu's für die Christen ward hauptsächlich durch die Frauen, durch die Frau Tokus, die erste Gemahlin und grosse Frau Hulagu's, seine Begleiterin auf diesem Feldzuge, und durch Hethum, den König Kleinarmeniens, bestärkt. Diesem dankte sein Eidam, der Prinz von Antiochien, einzig seine Rettung, indem sonst nach Haleb's Ruin der Antiochien's wohl unvermeidlich gewesen wäre. Hulagu sandte ihm aber Geschenke und Diplom, wodurch der Fürst von Antiochien wieder in den Besitz aller, zu seinem Fürstenthume gehörigen, ihm von den Saracenen entrissenen Ortschaften eingesetzt ward[396]. Der grössere Theil des mongolischen Heeres war theils in Mesopotamien, mit der Belagerung oder Huth der dortigen Städte beschäftigt, theils in Syrien zu Grunde gegangen, theils dem Hulagu bei seinem Aufbruche von Haleb gefolgt; Keitbuka blieb mit nicht mehr als zehntausend Mongolen zur Eroberung Aegyptens oder doch wenigstens zur Huth Syriens wider Aegypten zurück[397]. Keitbuka war zu Damaskus auf die Vertheidigung und den Schutz Syriens bedacht, als er die Nachricht von dem Anmarsche des Sultans von Aegypten, Mois Seifeddin Kotos, erhielt, in dessen Gefolge sich Melik el Manssur, der Sultan von Hama, mit seinem Enkel Efdhal, dem Vater Abulfeda's, des grossen Geographen, Geschichtschreibers, und andere moslimische Fürsten befanden, welche sich bei der Annäherung der Mongolen nach Aegypten geflüchtet und bei dem Sultane der Mamluken vom Nile den Schutz gesucht, den ihnen ihre Uneinigkeit wider die Mongolen nicht [199] gewährte. Kotos, der erst seit einem halben Jahre auf dem Throne sass, war der dritte der Sultane Mamluken, welche denselben seit dem, der Gefangenschaft des heiligen Ludwig gleichzeitigen, Ruine des Hauses Ejub gefüllt; denn nachdem Melikolmoaasem Turanschah in dem Aufruhre der Mamluken zwischen Gluth und Fluth, halb versengt und halb ertränkt[398], endlich von den Pfeilen der Rebellen ereilt, geendet hatte, war die Herrschaft Aegyptens erst in den Händen der Frau Schedschreteddurr, d. i. Perlenbaum, der Gemahlin Ssalih's, des vorletzten Sultans der Beni Ejub, und ihres Gemahls, des Turkmanen Iseddin Aibek Dschaschnegir, d. i. Glaubensehre, Mondfürst, Truchsess, den sie aber selbst durch ihre Sklavinnen im Bade ersticken liess, als sie vernommen, dass er die Tochter Bedreddin Lulu's von Mossul zur Gemahlin nehmen wolle. Seine Mamluken setzten dessen fünfzehnjährigen Sohn auf den Thron und rächten des Vaters Mord durch den der Frau Perlenbaum, deren Leichnam aus der rothen Burg[399], in der sie unumschränkt befahl, hervorgezogen, nackt in den Graben geworfen ward. An der Spitze der Bluträcher stand der Emir Atabeg, Oberbefehlshaber des Heeres Seifeddin Kotos, welcher unter dem scheinbaren Grunde, dass der Mongolen drohende Gefahr statt des unerfahrenen Jünglings einen kräftigen Mann zum Herrscher Aegyptens dringend fordere, den Sohn Aibek's schon nach dritthalb Jahren des Thrones, worauf er ihn gesetzt, entsetzte und diesen selbst als Sultan Aegyptens einnahm.

Begebenheiten zu Damaskus; Mord der mongolischen Botschafter zu Kairo.

Am dritten Sonntage des Monats Ssafer waren die Abgeordneten Hulagu's, vom Richter Muhijeddin Ben Seki begleitet, angekommen, welcher sich nach Haleb begeben hatte und dort von Hulagu zum Oberrichter ganz Syriens ernannt worden war. 19. Ssafer 658 Am folgenden Morgen versammelten sich die Bewohner ohne Furcht in der grossen Moschee; Ibn Seki, mit dem Ehrenkleide Hulagu's angethan, las den [200] versammelten Rechtsgelehrten das Diplom der Investitur (Taklid) des mongolischen Herrschers und die Fermane, wodurch den Bewohnern von Damaskus Sicherheit ihres Lebens und Gutes versprochen ward. 16. Reb. ewwel 658/
3. März 1260
In der Hälfte des folgenden Monates waren die Generale Hulagu's an der Spitze einer zahlreichen Truppenabtheilung von Tataren im Geleite Keitbugha Nujan's erschienen und bald darauf wurde durch ein Diplom der Richter Kemaleddin Omer von Tiflis zum Stellvertreter der richterlichen Gewalt (Naibol-hukm) ernannt, so dass er als Richter der Richter in den Städten Syriens zu Mossul, Mardin und Miafarakain Recht sprach. Dasselbe Diplom verlieh ihm die Aufsicht der Moscheen und der frommen Stiftungen. Die Tataren hatten indessen ganz Syrien überschwemmt; sie waren bis Ghasa, Beit, Dschibrail, Hebron und Ssalt vorgedrungen, hatten überall geplündert und Sklaven gemacht und verkauften die Beute auf den Märkten von Damaskus[400]. Die Christen von Damaskus, welche einen besonderen Schutzbefehl Hulagu's zu Gunsten freier Religionsübung erhalten hatten, übernahmen sich in der ihnen zugestandenen Freiheit gegen die Moslimen, indem sie im Ramasan öffentlich auf den Gassen Wein tranken und denselben vor den Moscheen ausschütteten; sie zogen mit dem Kreuze durch die Strassen und zwangen die Kaufleute, demselben aufzustehen, die sich dessen Weigernden misshandelnd; Prozessionen zogen mit dem Kreuze nach der Kirche der heiligen Jungfrau, von deren Kanzel der Triumph des Christenthums über den Islam verkündet ward. Die gekränkten und misshandelten Moslimen beschwerten sich darüber beim mongolischen Statthalter, von dem sie, statt Ausrichtung zu erhalten, mit Schlägen abgefertigt wurden; er überhäufte die christlichen Priester mit Ehren, besuchte ihre Kirchen und begünstigte offenbar das Christenthum. Eine merkwürdige Epoche für die Geschichte christlicher Kirchen in Syrien während der mongolischen Herrschaft [201] unter der Statthalterschaft Keitbugha's; aber diese dauerte nicht lange, denn Melik Eschref, der ejubidische Fürst von Himss, erschien mit einem Diplome Hulagu's, welches ihn zum Statthalter über ganz Syrien bestellte. Indessen hatte der Emir Bedreddin Mohammed Ben Kermdsche, der Festungsbefehlshaber der Citadelle von Damaskus, und der Emir Dschelaleddin Ben Seirafi den Entschluss gefasst, die Thore der Citadelle zu schliessen und sich darin wider die Mongolen zu vertheidigen. Keitbugha begann die Belagerung des Schlosses. 6. Rebiulachir 658/
10. März 1260
Dieselbe dauerte fünf und vierzig Tage mitten unter fürchterlichen Ungewittern, die mit Erdbeben begleitet waren; mehr als zwanzig Wurfmaschinen schleuderten Felsenstücke wider die Mauern, um sie zu erschüttern, während eine Menge anderer Häuser durch das Erdbeben einstürzten, und mit den Blitzen kreuzten sich die Flammengeschosse des Naphta. 22. Dschem. ewwel/
7. Mai 1260
Nachdem die Belagerten endlich zu kapituliren begehrt, plünderten die Tataren das Schloss, zündeten dasselbe an mehreren Ecken an, schleiften mehrere Thürme und zerstörten alle Kriegsmaschinen; von hier zogen sie nach Baalbek, wo die Citadelle ebenfalls zerstört ward; eine andere Heeresabtheilung verheerte Bamias und die Umgegend. Hulagu, nachdem er von Haleb abgezogen, liess dort den Keitbugha und zu Damaskus den Baidera als Statthalter zurück und führte sieben Emire der Mamluken Bahri, d. i. derer vom Nile, mit sich. Bald darauf erschienen Botschafter Hulagu's mit einem Schreiben[401] an Kotos voll Drohungen, dessen Inhalt in den folgenden Schlussworten desselben zusammengedrängt ist: „Sag' dem Lande Aegypten, Hulagu kommt, begleitet von entblössten Degen und schneidenden Schwertern; er wird die Mächtigen demüthigen, die Grossen zurechtweisen und die Kinder nachsenden den Greisen.“ Im gehaltenen Kriegsrathe der Emire wurde beschlossen, die Botschafter Hulagu's, es waren deren vier an der Zahl, zu vernichten; vor der Hand wurden sie aber nur in den Kerker geworfen[401]. 15. Schaaban 658/
Juli 1260
Hälfte Schaaban's zog [202] Sultan Kotos, von seinen Truppen begleitet, aus dem Schlosse Kairo's gegen Ssalihije aus. Unmittelbar vor seinem Auszuge wurden die vier mongolischen Botschafter an vier der volkreichsten Plätzen der Stadt, nämlich am Fusse des Schlosses, ausser dem Thore Soweila[402], dem Thore Nassr und zu Ridhania entzweigehauen, ihre Köpfe an dem Thore Soweila aufgehangen; vier bedeutungsvolle Stätten, mehr als einmal in der späteren mamlukischen und osmanischen Geschichte und bis in unsere Tage herunter durch die Schlachten von Heeren und das Schlachten von Menschenopfern blutig befleckt; durch das Thor Nassr's, d. i. des Sieges, zogen die jeweiligen Eroberer Kairo's triumphirend ein, am Fusse des Bergschlosses rann das Blut der letzten, von Mohammed Ali veranstalteten Mamlukenvesper; in der Schlacht von Ridhania zwischen Sultan Selim, dem Eroberer Aegyptens, und Sultan Tumanbai, dem letzten Sultan der Mamluken, wurde das tragische Schicksal des letzten entschieden, und am Thore Soweila, wo jetzt die Köpfe der vier entzweigehauenen mongolischen Botschafter hingen, baumelte dritthalbhundert Jahre später der Kopf Tumanbai's, des letzten Sultan's der Mamluken Tscherkessen. Im Gefolge der mongolischen Gesandten befand sich ein Kind, welches der Sultan begnadigte und unter die Zahl seiner Mamluken aufnahm. Wassaf erzählt diese Botschaft und das Sendschreiben derselben auf eine im Wesentlichen zwar übereinstimmende, in den Nebenumständen aber abweichende Weise. Nach ihm waren nicht vier Botschafter, sondern nur Einer, von vierzig Dienern begleitet, und die Botschaft lautete: „Gott hat dem Hause Tschengischan's die Weltherrschaft zuerkannt; der sich Uns unterwirft, hat sich und seiner Familie Leben und Gut gerettet. Der Ruf Unseres unzählbaren Heeres geht demselben wie die Heldensage Rustem's und Isfendiar's voraus; sende unterwürfige Botschaft und komme [203] selbst, um einen Vogt in Aegypten zu bitten; wenn nicht, so sei gerüstet zum Kriege.“ Sultan Kotos berief bei Ankunft der mongolischen Botschaft seine sechs chuaresmischen Emire[403], welche nach der Zerstörung der chuaresmischen Länder sich von Achlath nach Aegypten geflüchtet und hier besonders zur Erhebung Sultans Kotos auf den Thron beigetragen hatten. „Hulagu“, sagte er ihnen, „wäre schon in Aegypten eingefallen, wenn ihn nicht die Nachricht von des Bruders Tod aus Syrien abgerufen hätte; er hat aber den Keitbuka an der Gränze zurückgelassen, der das Land wie ein grimmiger Löwe und wüthiger Drache zu verheeren droht und dem Niemand zu widerstehen im Stande; was denket ihr hierüber!“ Der sechste Emir, Nassireddin Kimeri[404], von welchem die kimrischen oder cimerischen Mamluken ihren Namen haben, sprach: „Es wäre keine Schande für uns, dem Hulagu, als dem Sohne Tului's, dem Enkel Tschengischan's, entgegen zu gehen; welcher Vernünftige wird sich aber selbst vergiften und muthwillig dem Tode entgegen gehen? Die Beweise seiner Treulosigkeit liegen in dem Schicksale der Herren von Alamut, Deriteng, Irbil, Miafarakain und des Chalifen offen.“ Kotos sprach im selben Sinne und endete so: „Mir bleibt nur eines von dreien zu wählen übrig: Freundschaft, Feindschaft oder Auswanderung.“ Alle stimmten für den Krieg. Kotos berieth sich noch insbesondere mit Bondokdar, dem Emirol umera, dem ersten der ägyptischen Mamluken, welcher sich schon seit zehn Jahren dadurch, dass er der erste den Todesstreich wider Melik Moaasem, den letzten Herrscher Aegyptens aus dem Hause Ejub, führte, Namen und Ansehen erworben und seitdem als Fürst der Fürsten behauptet hatte. Bondokdar, d. i. der Bogenhalter, der Kipdschake, dessen ursprünglich türkischer Name Beibars, d. i. Beg Panther, und der später als Sultan Aegyptens der Schrecken der [204] Franken in Syrien wie der Mongolen, rieth zum Morde des Gesandten; noch in derselben Nacht blutete der Gesandte und seine vierzig Begleiter bis auf einen als Martyrer mamlukischen diplomatischen Verkehrs; ihre Köpfe wurden am Thore Soweila aufgesteckt, und am Morgen brach Kotos mit zwölftausend Reitern gegen Syrien auf.

Schlacht von Aindschalut.
25. Ramasan 658/
3. Sept. 1260

Zu Ssalihije, dem Vereinigungspunkte des ägyptischen Heeres, fand Kotos Widerwillen bei seinen Emiren, wider den Feind zu ziehen; mit den Worten: „Ich werde allein wider die Tataren ziehen“, schloss er den Kriegsrath, indem er bei einbrechender Nacht die Trommeln zum Aufbruche zu rühren befahl. Der Emir Beibars Bondokdari (der nachmalige Sultan der Mamluken) erhielt den Befehl, mit einer Truppenabtheilung vorauszueilen, um Erkundigung vom Feinde einzuziehen. Alsbald er vor den Mauern Ghasa's erschienen, wurde die Stadt geräumt. Kotos folgte ihm auf dem Fusse nach; aus Aka kamen ihm die Franken mit Anerbietung von Hilfe und Begleitung entgegen. Er lehnte den Antrag ab und forderte nur das Versprechen der strengsten Neutralität, deren Verletzung er zu züchtigen drohte[405]. Zu Aindschalut, d. i. am Quelle Goliath's, zwischen Beisan und Nablus, kam es zur entscheidenden Schlacht. Keitbugha und Baidera, die beiden Feldherren, Statthalter Hulagu's zu Damaskus und Haleb, hatten alle in Syrien befindlichen tatarischen Streitkräfte versammelt. Am ersten Freitag des Septembers brauste alsbald nach Sonnenaufgang das ganze weite Thal vom Pferdegewieher und Waffengetöse; das Geschrei der Dorfbewohner tönte in den unaufhörlich fortrollenden Trommelwirbel der Capelle des Sultans und der Heermusik seiner Emire[406]. Die Aegypter gebrauchten die Kriegslist, sich dem mongolischen Heere in weissen Burken, d. i. mongolischen Pelzen, zu nahen, so dass sie von den Mongolen für Schaaren Ihriger gehalten wurden[407]. Einer der Flügel des ägyptischen Heeres war bereits in Unordnung [205] und gebrochen; Sultan Kotos warf seinen Helm zur Erde und schrie aus allen Kräften: „o Islam!“ Er stürzte sich mit allen, die um ihn waren, auf den Feind und kämpfte mit äusserster Unerschrockenheit. Die Mongolen flüchteten in's Geröhricht des sumpfigen Thales; Kotos befahl, das Geröhricht anzuzünden, und sie gingen zwischen Feuer und Schwert elend zu Grunde. Der Emir Beibars that Wunder der Tapferkeit vor den Augen des Sultans. Als dieser mitten im Gemenge der Schlacht, spannte der mongolische Knabe, welchem Kotos aus Mitleiden mit seiner Jugend beim Gesandtenmorde das Leben gerettet hatte, seinen Bogen von rückwärts auf den Sultan, um durch dessen Tod das vergossene Blut der Brüder zu rächen; nach Einigen wurde er auf der Stelle von den ihn Umgebenden, welche seines Vorhabens gewahr, zusammengehauen, noch ehe der Pfeil abgeflogen; nach Anderen, erst nachdem er denselben abgeschossen und damit das Pferd des Sultans verwundet hatte, welches denselben abwarf. Die Mongolen wurden von den Tataren bis in die Nähe von Beisan verfolgt, wo sie sich umwandten und noch einmal Stand machten zum hartnäckigsten Gefechte. Die Moslimen wankten, da schrie Sultan Kotos dreimal mit lauter Stimme: „o Islam! o Gott, schütze deinen Diener Kotos und verleihe mir Sieg über die Tataren!“ Als diese zum zweitenmale besiegt, stieg der Sultan vom Pferde, warf seine Stirne in Staub und verrichtete ein Dankgebet von zwei Verbeugungen. Nach Makrisi ward Keitbugha in der Schlacht getödtet, nach Wassaf gefangen vor Kotos geführt. „Sei nicht stolz“, sagte der mongolische Feldherr dem Sultan der Mamluken, „auf deinen Sieg, dem die Rache auf dem Fusse folgen wird. Von Aserbeidschan nach Aegypten wird die Erde vom Hufe mongolischer Pferde gestampft, welche den Sand Aegyptens in Säcken davon tragen werden. Hulagu hat dreimalhunderttausend tapfere Reiter, von denen ich nur Einer.“ – „Prahle nicht“, sagte Kotos, „mit eueren Heeren, die nur durch Treulosigkeit siegen.“ – „Ich bin“, entgegnete Keitbugha, „meinem Herrn nur treu gewesen, nicht, wie du, ein Verräther am selben; [206] mach' es kurz mit mir!“ Er wurde enthauptet. Das ganze mongolische Heer fiel in die Hände der Sieger, die nun ganz Syrien verheerend durchstreiften. Die Vögte wurden getödtet, die Weiber und Kinder in Gefangenschaft geschleppt, der Kopf Keitbugha's nach Kairo gesandt und auf dem Thore Soweila aufgesteckt. Hulagu ward von der Kunde der verlorenen Schlacht und des getödteten Feldherrn tief betrübt; es war die erste Niederlage, welche seine Heere erlitten hatten; er brach noch am selben Tage mit seinem Lager auf. Melik Nassir Jusuf, der Sohn von Melik Asis, der ehemalige Fürst von Damaskus, war kurz vorher zu Hulagu gekommen, von ihm mit Ehren überhäuft, seiner innersten Gesellschaft beigezogen und neben ihm auf einen Thron gesetzt worden; mit einem Diplome zum Fürsten Syriens und Aegyptens eingesetzt, mit Ehrenkleidern und Geschenken überhäuft, hatte er die Strasse Syriens eingeschlagen; aber nachdem die Nachricht der Niederlage von Aindschalut eingetroffen, liess ihn Hulagu einholen und im Gebirge von Selmas hinrichten; 12. Schewwal/
22. Sept.
dasselbe Schicksal theilte Melik Sahir Ghasi, Bruder Nassir's, Melik Ssalik, Sohn Schirkjuh's, und andere Prinzen des Hauses Ejub; Tokus Chatun, die Gemahlin Hulagu's, hatte für Melik Asis, den Sohn Nassir's, fürgebeten, und er wurde, der Einzige aus den bei Hulagu befindlichen Prinzen des Hauses Ejub, gerettet, wie diess sogleich unter den Folgen, welche die Schlacht von Aindschalut für die Christen und das Haus Ejub's hatte, umständlicher erzählt werden soll. Sie erhielten den verdienten Lohn dafür, dass sie, statt mit anderen Fürsten, ihren Stamm- und Glaubensgenossen, sich wider den hereinbrechenden Feind des Islams zu verbünden, demselben gehuldigt hatten; eine oft wiederholte und dennoch nur selten fruchtende blutige Lehre der Geschichte.

Folgen der Schlacht von Aindschalut für die Christen und das Haus Ejub's.

Schrecklich waren die Folgen der mongolischen Niederlage, sowohl für die syrischen Christen, als für das Haus Ejub's. Während der Gegenwart der Mongolen zu Damaskus hatten die Christen die ihnen gewährte grössere Freiheit ihres Cultus gegen die Moslimen missbraucht; von allen [207] Kirchen übertönte das Glockengeläute den Ruf der Muesine, und sie trieben den Uebermuth so weit, dass sie Wein in die grosse Moschee trugen. Schon am vierten Tage nach der Niederlage der Mongolen überfielen die Moslimen die grosse, der heiligen Jungfrau geweihte Kirche zu Damaskus und schleiften dieselbe. 27. Ramasan/
7. September
Dies war die Kirche, welche der Chalife Omar II. Ben Asis den Christen eingeräumt hatte, um sie für den Verlust der Kirche des heiligen Joannes zu entschädigen, welche ihnen laut der unter Omar I. (Ben Chattab) abgeschlossenen Kapitulation der Stadt für immer hätte zu eigen bleiben sollen, ihnen aber von Welid, dem Sohne Abdolmelik's, weggenommen und in die grosse Moschee, das Meisterstück saracenischer Baukunst, verwandelt worden war. Kotos hatte bei seinem Auszuge die beiden Fürsten des Hauses Ejub, den von Himss, Sultan Eschref, und Said, einen Enkel Melikolaadil's von seinem Sohne Asis[408], welcher von Hulagu mit dem Besitze von Sobeibe und Banias belehnt worden war, zur Hilfe wider die Mongolen auffordern lassen. Der Herr von Himss empfing den Gesandten des Sultans unterwürfig und trug ihm auf, in seinem Namen die Erde vor den Füssen des Sultans zu küssen, in dem er den Retter des Islams verehre. Said hingegen entliess den Gesandten mit Schimpfreden auf Sultan Kotos[409]; er focht in den Reihen der Mongolen. Nach der Niederlage derselben nahte er sich huldigend dem Pferde des Sultans, um demselben die Hand zu küssen. Kotos, statt ihm die Hand zum Kusse zu gewähren, stiess ihm die Ferse in's Maul, dass das Blut herausschoss; er liess ihn dann enthaupten. Eben so tragisch war das Schicksal Melik Nassir's, des letzten Sultans von Haleb, der mit seinem Bruder sich in seiner alten Residenz befand, wo Hulagu die Nachricht von der Niederlage Keitbuka's[410] erhalten [208] hatte. 20. Silkide 658/
29. Oct. 1260
Hulagu überhäufte den vorigen Herrscher Haleb's mit Vorwürfen, dass die syrischen Truppen, für deren Unterwürfigkeit Nassir gut gestanden, sich auf die Seite der Aegypter gewendet. Nassir antwortete, dass, wenn es ihm erlaubt gewesen wäre, in Syrien zu weilen, kein syrischer Soldat es gewagt haben würde, wider einen Mongolen das Schwert zu ziehen; wie könne aber Syrien von Tebris aus beherrscht werden? – Hulagu, statt hierdurch besänftigt zu werden, nur noch mehr ergrimmt, schoss einen Pfeil nach ihm, der ihn verwundete. Schone meiner! rief ihm der unglückliche Nassir zu; aber sein Bruder Sahir ermahnte ihn, nicht auf unwürdige Art zu sterben; und er erlag dem zweiten, von Hulagu auf ihn geschossenen Pfeile[411]. Die anderen Prinzen und das Gefolge derselben, in Allem dreihundert Reiter, wurden von dreihundert mongolischen Reitern getödtet, bis auf Einen, den Astronomen Mohijeddin El Mahghribi[412], welchem das Ansehen, worin die Astronomie bei den Mongolen stand, das Leben rettete, und aus dessen Munde der syrische Geschichtschreiber die Umstände dieses Gemetzels erzählt[413]. Mit Melik Nassir und seinem Bruder Sahir fiel hier unter dem mongolischen Schwerte Melik Ssalih, der Sohn Melikol Eschref's, des Herrn von Himss, welcher die von seinem Vater dem Gesandten des Sultans gegebene unterwürfige Antwort jetzt mit dem Leben büsste[414]. Nur das Leben Melikolasis, des unmündigen Sohnes Melikonnassir Jusuf's, wurde verschont. Sein Vater, Nassir Jusuf Ssalaheddin, gleichnamig mit seinem grossen Urgrossvater, hatte nicht nur über ganz Syrien, sondern auch über einen grossen Theil Mesopotamiens, über Haran, Roha, Rakka, Reis Ain, später über Damaskus und bis an Aegyptens Gränze geherrscht, wo er schon zum Sultan ausgerufen, als solcher wieder den Thron dem Hause Ssalaheddin's erworben hätte, wenn ihn nicht in der Schlacht zu Abbasa[415] [209] der erste Sultan der Mamluken, der Turkmane Aibek, und die von seinem Vater, Asis, ererbten Mamluken verlassen hätten. 10. Silkide 649/
24. Jan. 1252
Er liebte den Aufwand, besonders den der Küche, in welcher täglich vierhundert Hämmel geschlachtet wurden; übrigens viel zu nachsichtig für Diebe und Räuber, die unter seiner Regierung durch ganz Syrien grassirten. Zu Damaskus hatte er die nach ihm genannte Moschee, zu Ssalihije sein Grabmal erbaut, in welches aber nicht er, sondern der mongolische Emir Kormun begraben werden sollte[416]; der Dichtkunst nicht fremd, Verfasser mehrerer türkischer Gedichte, aus denen Abulfeda das folgende erhalten:

Bei Gott! wenn du mein Herz in Gram versenktest
Und statt der Thränen mich mit Blut nur tränktest,
So würdest du nur mehren meine Liebe,
Und meinem Geist nicht and're Freundin bliebe.
Einrichtungen Syriens; Schlacht bei Himss.

Sultan Kotos ordnete nach dem Siege von Aindschalut die Verwaltung des nun von der Herrschaft der Mongolen der der Mamluken anheim gefallenen Syriens. Dem Ejubiden Melik Manssur wurde das väterliche Erbe von Hama zurückgestellt, nachdem der mongolische Vogt Chosrewschah daraus abgezogen; auch erhielt er Barin und Mearret, welche Melik Nassir, der Sultan von Haleb, schon vor fünf und zwanzig Jahren vom Fürstenthume Hama abgerissen; nur mit Selimije wurde ein arabischer Emir belehnt. Dann zog Kotos, vom Fürsten Hama's begleitet, nach Damaskus, wo er im Triumphe als der Hort des Islams empfangen ward. Viele Tataren wurden hingerichtet, darunter Husein der Kurde, der Beilträger[417] Melik Nassir's; dreissig Christen wurden gehenkt und der christlichen Bevölkerung von Damaskus eine Steuer von hundert fünfzigtausend Dirhem auferlegt. Manssur, der Fürst Hama's, wurde von hier nach Hause entlassen, und von den Dichtern seiner Stadt als Sieger über die Tataren und Wiedereroberer Maarra's bewillkommt[418]. Kotos setzte über die [210] südliche Küste Syriens als Statthalter den Emir Schemseddin von Berlas[419], einer der asisischen Mamluken, welcher in der Schlacht Nassirolmelik's von Haleb wider Aibek, den Mamluken, zu diesem verrätherisch übergegangen, für ihn die Herrschaft Aegyptens entschieden, dann aber, wider ihn Ränke schmiedend, wieder nach Syrien entflohen war, von ihm in Adschlun festgesetzt worden; dann, als Melikonnassir bei Annäherung der Mongolen gegen Aegypten flüchtete, wieder freigelassen, folgte er seinem natürlichen Herrn eine Zeit lang, verliess ihn aber zum zweitenmale und ging zu Kotos über, der ihn nun dafür mit der Statthalterschaft von Ghasa belehnte; die von Damaskus übertrug er dem Emir Alemeddin[420] Senschar von Haleb, dem vorigen Atabeg des Sohnes Aibek's, des ersten Sultans der Mamluken, und die von Haleb, welche der Emirol umera Bondokdar für sich gewünscht hatte, dem Melikes-Said, dem Sohne Bedreddin Lulu's, dem Bruder Ssalih's, dessen schmähliches Ende bereits oben erzählt worden. Er selbst brach von Syrien nach Aegypten auf. 26. Schewwal 658/
5. October
Bondokdar, der Fürst der Fürsten, welchem er die Statthalterschaft Haleb's versagt hatte, verschwor sich wider den Sultan, und dieser wurde schon am zwanzigsten Tage nach seinem Aufbruche aus Syrien zu Kossair, eine Tagreise von Ssalihije, auf der Jagd von den Verschworenen ermordet. 17. Silkide/
25. October
Die Emire Kairo's waren dem als Sieger über die Tataren im Triumphe zurückkehrenden Sultan zum Bewillkomm bis nach Ssalihije entgegen gegangen, wo sie den Mord desselben vernahmen; der Emir Ogotai, welchen Kotos bei seiner Abreise als seinen Stellvertreter an der Spitze der Verwaltung Aegyptens zurückgelassen, fragte, als es sich um die Wahl des Sultans handelte, wer den Kotos getödtet, weil es der Türken Brauch, dass der Tödter die Stelle des Getödteten einnehme. Sie zeigten auf Beibars Bondokdar. So besteige du den Thron, sagte Ogotai, indem er ihn bei der Hand nahm und auf den Thron setzte. Ich setze mich darauf, antwortete Beibars, im Namen [211] Gottes; leistet den Eid! An dir ist's, sagte Ogotai, der erste zu schwören, dass du die Emire als deines Gleichen gütig behandeln, dass du ihnen Befehlshaberschaften verleihen, ihre Grade vermehren wirst[421]. Beibars nahm den Titel Melikol kahir, d. i. des rächenden Königs, an, den er aber später mit dem von Melikol-dahir, d. i. des Offenbaren, vertauschte, und zog zu Kairo unter den Triumphfesten ein, welche für seinen Vorfahrer bereitet worden waren. In Syrien begann unterdessen Aalemeddin, der Statthalter von Damaskus, die geschleiften Mauern wieder aufzubauen, und erklärte sich bald hernach selbst zum Sultan, die Macht des Sultans des Rächenden, des Offenbaren verhöhnend. Zu Haleb hatte Said, der Sohn Bedreddin Lulu's, durch Kopflosigkeit und die unbedeutsame Absendung einer zu schwachen Truppenabtheilung, welche zu Bire am Euphrat von den Mongolen geschlagen wurden, den Hass der Einwohner auf sich geladen. Er ward vor den Thoren der Stadt ergriffen und gezwungen, seine Schätze zu entdecken, welche die Emire unter sich theilten, ihn selbst gefesselt nach Schoghr sandten und seiner statt Hosameddin, den Mailleschläger, zum Statthalter einsetzten; bald darnach erschienen die Mongolen vor Haleb, und Hosameddin flüchtete mit den Emiren nach Hama, die Stadt Haleb der Wuth der Mongolen überlassend. Silhidsche 658/
Nov. 1260
Von Hama zogen sie mit dem Fürsten Hama's und seinem Bruder Efdhal gegen Himss, ihre Streitkräfte mit denen des Fürsten dieser Stadt vereinigend, und lieferten vor Himss den Tataren eine Schlacht, in welcher diese geschlagen abzogen, auf ihrem Rückzuge von dem Befehlshaber Apamia's geharket. 5. Moharrem 659/
10. Dec. 1260
Auch der Statthalter von Ghasa, Abusch von Burlas, empörte sich, wie der von Damaskus, wider Beibars Bondokdar, den neuen Sultan, und dieser und jener wollten die Prinzen von Hama und Himss für sich gewinnen; aber diese gaben ihnen kein Gehör, und nachdem die beiden Thronnebenbuhler Bondokdar's, Senshar und Abusch, geschlagen worden, ward Bondokdar, [212] der Sultan Aegyptens, auch als solcher in Syrien, zu Haleb und Damaskus, zu Hama und Himss anerkannt.

Das Chalifat der Beni Abbas zu Kairo.

Beibars Bondokdar, der sich den Weg zum Throne durch doppelten Mord gebahnt, erst durch den Moaasem Turanschah's, des letzten Fürsten der Beni Ejub, und dann durch den des dritten Sultans der Mamluken, Kotos, war vor Allem bedacht, seiner Usurpation des Thrones den Mantel der Legitimität umzuhängen. Zu diesem Ende stellte er zu Kairo einen angeblichen Abkömmling des Hauses Abbas, Abulkasim Ahmed, welcher für einen Sohn Dahir's, des vorvorletzten Chalifen, ausgegeben ward, als Phantom eines Chalifen auf, der nur dazu diente, kraft seines angestammten Rechts als Chalife durch Verleihung von Titeln die Herrschaft desselben als legitim zu rechtfertigen. Zu Kairo ward feierlicher Einzug desselben veranstaltet, bei welchem die Ulema von Missr und Kahir den Koran, die Rabbinen die Bibel, die Christen das Evangelium voraustrugen. 5. Redscheb 659/
9. Juni 1261
Vier Tage hernach ward in feierlicher Versammlung aller Ulema und Emire das Schauspiel des Beweises der vorgegebenen Abstammung aufgeführt, der angebliche Sohn Dahir's von Beibars als Chalife ausgerufen, und dieser hierauf von ihm, dem rechtmässigen Chalifen, als Sultan Aegyptens und Syriens belehnt. Der Chalife, mit dem schwarzen Mantel des Hauses Abbas angethan, bekleidete den Sultan mit eigener Hand, indem er ihm den Kaftan anzog und goldene Kette um den Hals gab. Beibars ritt auf einem Schimmel durch die Stadt und der Wesir und der Hofmarschall trugen abwechselnd das Diplom des Chalifen, auf ihren Händen über den Kopf emporgehalten, vor. Am nächsten Freitage predigte der Chalife in der Moschee, und als dem Sultan die Predigt zu lange währte, indem er fürchtete, dass der Chalife das Volk und das Heer sich selbst zuwenden könnte, liess er ihm Gold- und Silbermünzen über den Kopf schauern, womit die Predigt zu Ende. Nachdem Beibars durch die Investitur seinen Zweck erreicht, war ihm die Gegenwart des Chalifen überflüssig und konnte ihm sogar gefährlich werden; er setzte also das Schauspiel in noch grösserem Maasstabe [213] fort, indem er ihm einen Hofstaat mit allen Titeln des alten Chalifenhofes beilegte und zweitausend Reiter mit einer Truppe Beduinen beigab, mit denen er zur Wiedereroberung Bagdad's, seiner Hauptstadt, ausziehen sollte. Ihn begleiteten die von Beibars mit den Fürstenthümern von Mossul, Sindschar und Dschesiret belehnten drei Söhne Bedreddin Lulu's. Am Ufer des Euphrats trat Elhakim, ein anderer Imam aus dem Hause Abbas, als Nebenbuhler um die Chalifenherrschaft auf. Bondokdar's Schützling zog mit Hilfe der ihm von diesem beigegebenen Truppen zu Aana und Hadise ein, welche ihm Anfangs ihre Thore gesperrt hatten; Hadise, das sich widersetzte, wurde mit Gewalt genommen, die Christen und Juden geplündert. Unterdessen zogen die mongolischen Befehlshaber Karabuga mit fünftausend Reitern gegen Enbar und Behadir Ali, der mongolische Statthalter von Bagdad, wider den Abenteurer heran, der als der wahre Chalife seine alte Residenz einzunehmen kam. 4. Moharrem 660/
1. Dec. 1261
Vor Enbar kam es zur Schlacht; der Chalife ordnete die Turkmanen auf dem rechten Flügel, die Araber auf dem linken, er selbst in der Mitte. Behadir's Truppen ergriffen Anfangs die Flucht und stürzten sich die meisten in den Euphrat; als aber eine Truppe Mongolen aus einem Hinterhalte herbeiflog, wichen die Turkmanen und Araber, und der Chalife verschwand. Wie der letzte der Chalifen des Hauses Abbas zu Bagdad, war nun der erste der Schatten-Chalifen aus demselben Hause zu Kairo unter dem Schwerte der Mongolen gefallen. Der Nebenbuhler um diese Schattenherrschaft, der Imam Hakim, welcher sein Geschlecht im fünften Grade von Mosterschid, dem neun und zwanzigsten Chalifen des Hauses Abbas, ableitete[422], flüchtete nach dieser Schlacht nach Aegypten, wo ihn Beibars, dem es bequem und angenehm, einen solchen Münzwardein der Legitimität unter seinen Händen zu haben, die Abstammung desselben aus dem Blute der Beni Abbas gerne anerkannte, ihn aber, den [214] Geflüchteten, im Palaste Menasirolkebesch, d. i. Belvedere des Widders, als einen Staatsgefangenen ehrenvoll unterhielt. Sein Geschäft war blos die Ertheilung der Investitur und der Diplome als Titel der Rechtmässigkeit der Herrschaft; er empfing von dem damit Belehnten Geschenke, und schattete so durch vierzig Jahre unter dem Titel von Schatten Gottes auf Erden, Herrscher durch Gottes Befehl[423], während er als Titular-Chalife nur ein Schatten des ehemaligen Chalifen unter des Sklaven-Sultans Befehl. Er selbst, nur ein Titelträger der Herrschaft, stempelte durch die von ihm ausgehenden Diplome die Herrschaft moslimischer Usurpatoren zur rechtmässigen; hierdurch gewann Beibars im Angesicht der moslimischen Welt einen ungeheueren Vortheil über Hulagu, dessen Herrschaftstitel auch nur das Schwert, wie der des Sultans Aegyptens, weil er, nicht Moslim, nie vom Chalifen als rechtmässig legitimirt werden konnte. Hakim war der Stammvater der übrigen ägyptischen Chalifen aus dem Hause Abbas, aus welchem mit ihm zwanzig durch dritthalbhundert Jahre zu Kairo als Drahtpuppen der Sultane figurirten, bis nach dem letzten derselben Selim der Erste, der Erbe Aegyptens, ohne Recht der Geburt, nur als Eroberer Aegyptens, den Chalifentitel annahm, der seitdem dem Titel der osmanischen Sultane beigefügt, wie aus dem Gesagten erhellet, nur der eines Schattens vom Schatten.

Anlass des Kriegs mit Berke.

Hulagu war im Begriffe, ein neues Heer nach Syrien zu senden und dasselbe dem Besitze des Sultans der Mamluken zu entreissen, als ihn die bis zum offenen Kriege gereifte Misshelligkeit mit Berke, dem Herrscher der Mongolen in Kipdschak, dorthin sich zu wenden und seine Waffen von den Ufern des mittelländischen Meeres an die des kaspischen zu übertragen zwang. Die Ursachen dieses, trotz des nachdruckvollsten Vermächtnisses Tschengischan's und der Jasa, welche die Einigkeit zwischen den Gliedern der Familie als die Grundmaxime der Politik des tschengischanischen Hauses einschärft, aufflammenden Familienkriegs [215] waren mehrere, und das Feuer glimmte schon seit längerer Zeit unter der Asche; auch hier sind, wie fast bei allen Kriegen und Feindschaften (von Staaten, wie von Einzelnen), der wirkliche und scheinbare Grund, die Masse, welche schon längst das Gefäss füllt, von dem Tropfen, der es erst überfliessen macht, wohl von einander zu unterscheiden. Die wahre und eigentliche politische Ursache dieses Krieges war der streitige Besitz der Landschaften Arran und Aserbeidschan, welche, als ausser dem eisernen Thore von Derbend gelegen, vermöge der Ländertheilung Tschengischan's unter seine vier Söhne nicht zum Jurte des Uluses Dschudschi's gehörig, von diesem jetzt angesprochen ward[424]. Nach dieser Ländertheilung erstreckte sich der Jurt Dschaghatai's von den mittägigen Pässen bis nach Samarkand und Bochara, der Ogotai's lag im Mittelpunkte des Reichs zu Imil und Kobak; Tuli besass die angränzenden Länder von Kialik und Chuaresm bis an die äusserste Gränze Kipdschak's und die Länder der Ssaksinen; Dschudschi endlich die nördlichen Jurte innerhalb der kaukasischen Pässe. Hulagu, Herr der westlichen Hälfte der Jurte, als Ilchan des durch ihn gegründeten mongolischen Reichs in Persien, konnte unmöglich die Ansprüche des Chanes der goldenen Horde von Kipdschak auf den Besitz der nördlichsten Gränzlandschaften seines Reichs gelten lassen. Dieser politische Grund ward durch persönliche Empfindlichkeiten Hulagu's noch eindringlicher gemacht. Berke's Einfluss hatte auf dem Kurultai nach Mengku's Tode die Wahl der Prinzen für Kubilai wider seinen Bruder Hulagu und Arik Bugha, welche ebenfalls Ansprüche auf die Kaanschaft machten, entschieden. Als der Aeltere der Familie hatte Berke dem Hulagu zu wiederholtenmalen Lehren und Ermahnungen zugesandt, als neubekehrter Moslim hatte Berke besonders das treulose Benehmen Hulagu's gegen moslimische Fürsten, die Verwüstung so vieler Städte, das Blutbad so vieler Menschen [216] und den Ruin des Chalifats hart getadelt. Wiewohl er mein Aelterer, sagte Hulagu, so kann ich sein Hofmeistern doch nicht weiter ertragen; endlich war der Tropfe, welcher das längst gefüllte Gefäss des Grolles überfliessend machte, der folgende. Auf dem Zuge nach Syrien war Bulghai, der Enkel Dschudschi's, aus seinem fünften Sohne Scheiban, gäh nach einem Gastmahle gestorben, und sein Vetter Kutar[425] wurde angeklagt, durch Zauberei den Tod desselben bewirkt zu haben. Hulagu, der es nicht auf sich nehmen wollte, ihn zu richten, hatte ihn in Begleitung Sundschak Nujan's nach Kipdschak geschickt, um dort vor dem Throne Berke's, seinem natürlichen Richter, Rede zu stehen. Berke sandte denselben wieder zurück und Hulagu liess an ihm das Todesurtheil vollstrecken; zugleich mit ihm ward auch Ssadreddin Sawedschi als der Zauberei schuldig angeklagt und hingerichtet; 17. Ssafer 658/
2. Febr. 1260
da auch bald darauf Kuli, der dritte Prinz des Uluses Dschudschi, welcher diesen Feldzug mitmachte, gestorben, und ihre Angehörigen sich nach Kipdschak geflüchtet hatten, brach die politische Feindseligkeit und persönliche Empfindlichkeit in die offenen Flammen des Familienkriegs aus. Ein Heer von dreissigtausend Kipdschaken, welches Nokai, der Vetter des hingerichteten Kutar, befehligte, war von Derbend aufgebrochen und vor Schamachi, der Hauptstadt Schirwan's, gelagert.

Verkehr zwischen Kipdschak und Aegypten.

Der Umschwung der Verhältnisse zwischen Berke und Hulagu hatte natürlicherweise die Politik des ersten gegen den Sultan der Mamluken, als Beherrscher Syriens und Aegyptens, wesentlich umgestimmt und die feindlichen Gesinnungen wider denselben in freundliche verwandelt. Gewiss hatte die äussere Politik wenigstens eben so grossen Einfluss als die innere auf die Bekehrung Berke's vom mongolischen Heidenthume zum Islam. Im Sommer desselben Jahres, mit dessen Beginn der Feldzug nach Persien beschlossen ward, begab sich eine Gesandtschaft Berke's auf den Weg nach [217] Aegypten, um die Mitwirkung des Sultans in Anspruch zu nehmen; Botschafter waren Emir Dschelaleddin, Sohn des Richters, und der Scheich Nureddin Ali, von grossem Gefolge begleitet; 1. Redscheb 661/
11. Mai 1262
sie waren Ueberbringer eines am ersten Redscheb des laufenden Jahres datirten Beglaubigungsschreibens, in welchem Berke seine Annahme des Islams kündete. Zu gleicher Zeit war zu Kairo eine Botschaft des byzantinischen Kaisers Lascaris erschienen; sie wurden gemeinschaftlich mit einem Gastmahle bewirthet, und jeden Mittwoch und Sonnabend, wo der Sultan sich in die Maillebahn begab, wurden zahlreiche Geschenke unter sie vertheilt. 28. Schaab. 661/
5. Aug. 1262
Am letzten Freitage des Monats Schaaban, welcher der erste des August, verrichtete der Schattenchalife des Hauses Abbas, Hakimbiemrillah, das Kanzelgebet sowohl auf den Namen des Sultans Beibars, Herrschers von Syrien und Aegypten, als auf den Berke's, des Herrschers Kipdschak's[426]. Vier Tage hernach hatte die Ceremonie der Investitur des Ritterthums für den Chalifen Hakimbiemrillah statt. Futuwwet[427] bedeutet nicht sowohl den Adel, welcher auf arabisch Scherf heisst, als das Heldenthum oder eigentlich Ritterthum, als den Inbegriff grossmüthiger, edelmüthiger, starkmüthiger Gesinnungen und Handlungen. Das bekannte Wort La Feta illa Ali kann nur mit den Worten: Es gibt keinen Helden oder keinen Ritter als Ali, übersetzt werden, und nicht als: Es ist kein Adeliger als Ali. Das Symbol des Heldenthums oder vielmehr ritterlicher Gesinnungen bestand aber nicht in Schild und Schwert, Panzer oder Helm, welche im Abendlande die Insignien des Ritterthums, sondern in einem Paar von – Beinkleidern. Tags darauf, nach der Ceremonie der ritterlichen Beinkleiderinvestitur, wurden die Botschafter Berke's im Bergschlosse durch den Atabeg (Obersthofmeister) mit Ehrenkleidern ausgezeichnet. Das Antwortschreiben war so weitläufig gewortet und geschrieben, dass es nicht weniger als siebzig Bogen mittleren Formates aus [218] den Fabriken von Bagdad. Der Schreiber desselben, Mohijeddin Abdes-sahir, las dasselbe dem Sultan in der Gegenwart der Emire vor, und es ward mit einem herrlichen Geschenke den zwei ägyptischen Botschaftern, dem Emir Fariseddin Akusch Mesudi und dem Scherif Imadeddin Haschimi, übergeben. Auch zu Mekka und Medina wurde das Chutbe auf den Namen Berke's verrichtet. Um den Faden der Erzählung ägyptischer und mongolischer Verhältnisse nicht durch den Bericht des nordischen Feldzuges, welchem der nächste Abschnitt gewidmet ist, zu unterbrechen, reihen sich hier noch die folgenden Begebenheiten ein, welche das unmittelbare Verhältniss der Aegypter und Mongolen betreffen. Es waren noch nicht zwei Monate nach dem Abgange der Botschaft an Berke verflossen, als eine grosse Anzahl mongolischer Emire[428] ankamen, um dem Sultane ihre Unterwürfigkeit zu bezeigen. Er ritt ihnen zum Empfange entgegen; alsbald sie ihn erblickten, stiegen sie vom Pferde und küssten die Erde vor dem Sultane, der im Sattel sitzen blieb. Nachdem er sie mit Ehren überhäuft, kehrte er in's Schloss zurück. Hosameddin, der Sohn Berke's, welcher als ein Beweis der Freundschaft seines Vaters für den Sultan nach Kairo gekommen, starb allda; 5. Silhidsche 661/
9. Nov. 1262
drei Tage hernach wurden die Botschafter mit Ehrenkleidern angethan und der Sultan besuchte das Grabmal des Sohnes Berke's. Bald darauf kam eine zweite Schaar und endlich eine dritte tatarischer Edelen; der Sultan verlieh den Vornehmsten derselben den Rang eines Emirs und sie bekehrten sich auf seine Einladung zum Islam[429]. Kairo war damals von den Tataren beider Parteien, nämlich sowohl von der Berke's als Hulagu's, besucht; nur erschienen jene öffentlich als Freunde, die sich meistens zum Islam bekehrten, diese aber nur heimlich als Kundschafter, die, wenn entdeckt, ergriffen wurden. Unter die Emire der [219] bekehrten Tataren sowohl, als die Franken, welche sich zum Islam bekehret hatten, wurden an Einem Tage vom Schatzmeister Bedreddin hundert achtzig Pferde vertheilt. Dieser Verkehr Berke's mit Beibars durch gegenseitige Botschaften erklärt die Verpflanzung mongolischer Hofwürden nach Aegypten, wo sich dieselben mit ihren ursprünglichen türkischen Namen erhielten, und erklärt die bei Makrisi erhaltene Kenntniss von der tatarischen Jasa. Bei der Betrachtung des feindlichen Verhältnisses der Oberhäupter der beiden Uluse Berke's und Hulagu's und ihrer gegenseitigen Verhältnisse mit Aegypten erhellet auch, dass die Kreuzfahrer damals nicht gegen alle Tataren gleiche Gesinnungen hegen und dieselben insgesammt als Feinde des Sultans von Aegypten und also als natürliche Freunde und Verbündete betrachten konnten. Dieses waren für die Kreuzfahrer nur die Mongolen Persiens, während die Mongolen Kipdschak's als die Freunde und Verbündete von Beibars auch die Feinde der Christen im gelobten Lande. Da der Krieg zwischen Berke und Hulagu dem Sultan in Aegypten und Syrien so freiere Hand liess, so konnte derselbe den Kreuzfahrern nur höchst unerwünscht sein.

Feldzug gegen Kipdschak.

Hulagu bot das ganze Heer Persiens zum Zuge wider Kipdschak auf, setzte sich mit demselben Hälfte Mai's des Jahres zwölfhundert zwei und sechzig von Alatagh aus in Bewegung. 2. Schewwal 660/
14. Mai 1262
Schiramun, der Sohn Dschurmaghun's, der vormalige Statthalter Persiens, befehligte den Vortrab. Die Nujanen Basmaghan und Abatai standen Anfangs Novembers vor Schamachi. 26. Silkide 660/
11. Nov. 1262
Schiramun war von dem Heere Berke's überfallen und geschlagen worden, aber vier Tage vor Ende des moslimischen Jahres schlug Abatai bei Schaburan den Nokai in die Flucht. 6. Moharrem 661/
20. Nov. 1262
Hulagu brach hierauf von Schamachi gegen Derbend auf. Hier wurden der Kanzler Seifeddin, der Chodscha Asis der Georgier und Chodscha Medschdeddin von Tebris ergriffen, nach Schaburan gebracht und dort sammt dem Astronomen Hosameddin hingerichtet. Melik Ssadreddin von Tebris und Ali Melik, die Befehlshaber von Irak, schlugen sich in theilweisen Gefechten durch; 21. Moharr. 661/
7. Dec. 1262
am [220] siebenten December stand das Heer Hulagu's vor den Mauern Derbend's. Nach dreitägigem Kampfe wurde die Feste erobert und acht Tage hernach Nokai geschlagen. Die Nujanen Schiramun und Abatai wollten den Prinzen Abaka, den ältesten Sohn Hulagu's, den er ihnen zur Hilfe gesendet, zur Rückkehr bewegen; aber dieser trotzte männlich den Beschwerden des Feldzugs inmitten des Winters. Hulagu ertheilte sieben anderen Nujanen[430] den Befehl, sich des Lagers der Kipdschaken zu bemächtigen. Sie gingen über den Terek und schleppten Zelte und Herden von allen Seiten zusammen, sich Ausschweifungen überlassend. Berke, hiervon in Kenntniss gesetzt, brach auf einmal mit mächtigem Heere aus den Schneegefilden der Steppe auf sie los; 7. Rebiulewwel 661/
16. Jan. 1263
einen ganzen Tag ward an den Ufern des Terek gekämpft; als die persischen Truppen sich über den Fluss zurückzogen, brach das Eis ein und eine grosse Anzahl derselben ging zu Grunde; Abaka kam heil nach Schaburan; Berke hielt sich inner Derbend und Hulagu kam im Frühjahre nach Tebris zurück[431]. 11. Dschemasiulachir/
9. Mai 1263
Hulagu rächte sich für die Unfälle des Feldzugs, wie nach dem syrischen, durch den Mord von Unschuldigen. Er liess alle Kaufleute Kipdschak's, die sich zu Tebris befanden, hinrichten und ihre Güter einziehen[432]. Berke, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, liess alle persischen Kaufleute, die in Kipdschak, morden; und Hulagu vergalt dieses Blutbad mit dem eines Theiles der Bewohner Bochara's, welches sich aus seinem Schutte hervorzuheben begann. Von sechzehn Hesaren, d. i. Regimentern, welche zu Bochara lagen, gehörten fünf dem Batu, drei der Frau Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, die übrigen acht dem grossen Eidam Tschengischan's. Die fünf Regimenter Batu's liess Hulagu ausrücken und niederhauen[433]. Im folgenden Jahre erscholl abermal das Gerücht, dass ein Heer aus Kipdschak im Anzuge. Hulagu sandte den Scheich Scherif [221] Tebrisi auf die Strasse von Lesgistan nach Kipdschak, um Erkundigung einzuziehen. Er ward ergriffen und vor Nokai gebracht. Was macht Hulagu? fragte ihn Nokai, fährt er noch fort, aus Grimm unsere Krieger und Edele, unsere Kaufleute und Derwische zu morden? – Der Scheich entgegnete: Unser Padischah war vormals erzürnt ob der Misshelligkeit mit seinen Brüdern (Kubilai und Arigh) und das Feuer seines Grimms verbrannte, was trocken und feucht; allein seitdem der Bürgerkrieg um den Thron beendigt ist, übt er die strengste Gerechtigkeit. Es waren nämlich Gesandte mit der Nachricht angekommen, dass Aiktokt, welcher dem Bruder Kubilai den Thron streitig machen wollte, sich unterworfen; dass Alghui, der Enkel Dschafer's, aus seinem Sohne Paidar, welcher ein anderer Thronprätendent, gestorben, dass Kubilai dem Bruder Hulagu das Diplom der Herrschaft von den Ufern des Oxus bis an die äussersten Gränzen Syriens als Ilchan und Padischah und obendrein dreissigtausend auserlesene mongolische Jünglinge zur Hilfe gesendet. Diese Nachricht lähmte die Kriegslust Nokai's, und der Scheich kehrte mit der Nachricht, dass, wiewohl kein Friede, die Feindseligkeiten aufgehört, zu Hulagu zurück. Das Interesse Hulagu's ist in die Streitigkeiten der Prinzen um die oberste Macht des Kaan's so enge verflochten und er hat an denselben durch seinen Gesandten so einwirkenden Antheil genommen, dass eine kurze Erzählung jener Begebenheiten als unmittelbar in dessen Geschichte gehörig hier unabweislich.

Arikbugha.

Nach dem Tode Mengkukaan's, dessen Todeskunde seinen Bruder Hulagu zur Rückkehr aus Syrien, wie vor vierzig Jahren die Nachricht von dem Tode Ogotai's dessen Vetter Batu zum Abzuge aus Ungarn veranlasst, hatten die im Kurultai versammelten Prinzen, welche den Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen, hundert Gesandte an Arikbugha, dessen Bruder und Nebenbuhler um den Thron, abgeordnet, um ihm die Nachricht zu überbringen, dass durch einstimmigen Beschluss der Prinzen Kubilai den Thron als grosser Chan bestiegen und Apuschkan, der Urenkel Dschagatai's[434], [222] dem Uluse seines Grossvaters vorgesetzt, mit seinem jüngeren Bruder Kasar dorthin abgesendet worden sei. Die hundert Gesandten trafen an der Gränze Tangkut's Arikbugha, der sie einkerkern liess und ein von dem zweitgebornen Sohne Hulagu's, dem Prinzen Dschumkur, und Karatschar, dem Sohne Orda's, befehligtes Heer gegen Kubilai sandte; sie wurden geschlagen und gefangen; Arikbugha liess die hundert Gesandten hinrichten und zog sich in's Land der Kirgisen zurück. Er wandte sich an Alghui, den Sohn Paidar's (des vor Olmütz gefallenen Peta), mit der Bitte, für ihn als Gränzhüter am Oxus die Truppen Hulagu's und Berke's abzuwehren. Indess sammelte sich für ihn ein Heer zu Kaschghar, das bald über hundert fünfzigtausend stark, in vollem Aufruhre wider Kubilai. Dieser sandte wider die Rebellen ein von dem Jeke Kadak und Karadschu, dem Sohne Dschudschi Kasar's (des Bruders Tschengischan's), befehligtes Heer, das geschlagen und zerstreut ward. Die Prinzen Anführer flüchteten zu Arikbugha, der flüchtig und halb verhungert (denn Kubilai hatte ihm die Zufuhr der Lebensmittel abgeschnitten) im Lager der Kirgisen und Kemdschiuten weilte. Kubilai hatte zu Karakorum die vier Lager Arikbugha's und das des mit ihm verbündeten Gulgan's (des fünften Sohnes Tschengischan's) aufgehoben. Arikbugha sandte Botschaft mit dem Bekenntniss seiner Schuld und Bitte um Verzeihung; er erwarte nur, dass seine Pferde fett und dass Hulagu, Berke und Alghui kämen, um sich mit ihnen dem Kaan huldigend zu Füssen zu werfen. Kubilai sandte Antwort: dass, wenn er, ohne die Ankunft der Prinzen abzuwarten, erscheinen wolle, seine Ankunft um so willkommener sein würde, und zog sich nach Karawin Dschidun, wo er die zu Karakorum aufgehobenen Lager Arikbugha's und Gulgan's freigab. Zu dieser Zeit war häufiger Gesandtenwechsel zwischen Kubilai mit seinem Bruder Hulagu und seinem Vetter Berke, dem Herrn des [223] Uluses Dschudschi, und Alghui, dem Haupte des Uluses Dschaghatai, die sich nun dem Kaan näherten. Er gab ihnen kund, dass Alghui das Land vom Altai bis zum Oxus, Hulagu vom Oxus bis nach Aegypten besetzen möge, während er selbst die Länder vom Altai bis an's chinesische Meer hüten wolle. Arikbugha brach, sobald seine Pferde sich wieder erholt hatten, wieder als Rebelle gegen die Macht Kubilai's auf, überfiel den Prinzen Jesunke, den Neffen Kubilai's, welcher die Vorhut desselben befehligte, und schlug ihn. Das Heer Arikbugha's und das Kubilai's[435] schlugen sich zu Indschije Kutku am Hügel Chodscha Buldak. Das Heer der Rebellen wurde geschlagen und viele Uiraten getödtet. Suntai, der Sohn des letzten Kaan Mengku's, berieth sich mit Arikbugha, und sie beschlossen, eine zweite Schlacht zu liefern, am Rande der Sandwüste, in der Olt genannten Gegend, zu Schirghan Taghun am Hügel Schilklik. Der rechte Flügel Arikbugha's war geschlagen, aber der linke hielt tapfer bis in die sinkende Nacht aus, welche die beiden Heere trennte, die sich in die Winterquartiere begaben. Arikbugha, durch diesen wiederholten Versuch, seine Streitkräfte mit denen Kubilai's zu messen, ermuthigt, sandte im nächsten Jahre seine Waffen wider Alghui, welchen er als Herrn des Uluses Dschaghatai eingesetzt und von welchem er zu wiederholtenmalen Hilfe begehrt hatte, ohne dieselbe zu erhalten[436].

Alghui.

Alghui, der Sohn Paidar's (Peta's), der von Arikbugha eingesetzte Herrscher des Uluses Dschaghatai, hatte, als er nach Turkistan gekommen, ein Heer von mehr als hunderttausend Mann gesammelt. Sein Vetter, der Prinz Nikpei Aghul (Sohn Sarban's, des achten Sohnes Dschaghatai's), war an der Spitze von fünf tausend Mann in Transoxana eingefallen, und hatte zu Samarkand und Bochara, das damals zum Gebiete Kipdschak's gehörte, geraubt und die Angehörigen Berke's getödtet, unter diesen auch den grossen [224] Scheich Seifeddin Bachersi. Gesandte Arikbugha's, an deren Spitze Schadi, der Sohn Jaschmut's des Arkaun, d. i. des nestorianischen Priesters, forderten vermittels Jerlighs die Zurückstellung der geraubten Güter, welche Alghui verweigerte, und eben darum die Gesandten tödtete. Hierüber ergrimmt, zog Arikbugha wider denselben; zu Karakorum forderte er die Einwohner zur Hilfeleistung auf; die Imame, die Schreiber der Christen entschuldigten sich, dass sie die Waffen nicht gewohnt, nur für den Erfolg derselben beten könnten. Einige Zeit darnach kam der Kaan, der, als er das treue Benehmen der Einwohner erfuhr, die alten Privilegien Tschengischan's und Mengku's bestätigte, sie alle zu Tarchanen (Freiherren) ernannte; Vorfälle in China nöthigten ihn, bald wieder zurückzukehren. Karabuka, der Befehlshaber des Vortrabs Arikbugha's, war von Alghui zu Sutgol, d. i. am Milchsee[437], geschlagen und getödtet worden. Alghui zog sich sorglos an's Ufer des Hile Muran; von dem Prinzen Suntai, welcher das Heer Arikbugha's befehligte, geschlagen, ging er über die Anhöhen von Timurkahalka und den Hile Muran nach Almaligh, dem Jurte Alghui's, und plünderte denselben aus. Alghui nahm seine Frau und die Truppen des rechten Flügels, welche Suntai noch nicht geschlagen, und flüchtete damit nach Choten und Kaschghar. Arikbugha brachte den Winter am Hile Muran und zu Almaligh in Festen zu, liess aber von allen Seiten die Truppen des Kaan's aufsuchen und tödten. Alghui hatte sich nach Samarkand und Bochara gezogen, wohin auch Dschumkur, der bisher von Arikbugha bei sich zurückgehaltene Sohn Hulagu's, kam, indem ihm Arikbugha, um seine Gesundheit herzustellen, sich jenseits des Oxus zu begeben erlaubt hatte. Rebiulewwel 662/
Januar 1263
Das Benehmen Arikbugha's, welcher überall die Leute des Kaan's aufsuchte und tödtete, entwandte ihm die Herzen der Bewohner und eine Hungersnoth schwächte gewaltig die Zahl seiner Truppen. Dazu kam die böse Vorbedeutung eines Sturmes, welcher das an tausend Pflöcken befestigte [225] Herrscherzelt zusammenriss und im Ruine desselben viele Menschen erschlug. Seine Truppen zerstreuten sich nach allen Seiten, nur einige wenige blieben mit Arikbugha und Suntai zu Almaligh. Unterdessen war Uriktasch, der Sohn Mengku's, welcher es nicht, wie sein Bruder Suntai, mit Arikbugha, sondern mit Kubilai hielt, am Altai[438] und die Truppen schlugen sich zu ihm. Er sandte an Arikbugha, um ihm das grosse Siegel seines Vaters Mengku, welches bisher in Arikbugha's Händen, abzufordern, und dieser lieferte es aus. Alghui, welchem hieraus die Schwäche Arikbugha's kund geworden, zog nun wider ihn, und begehrte die Herausgabe der Frau Hirghana, der Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukjan's, welche vor einiger Zeit, um die Beschwerden Alghui's anzubringen, in's Lager Arikbugha's gegangen, von demselben zurückbehalten worden war. Er sandte sie mit ihrem Minister Mesud, dem Sohne von Jelwadsch, zurück. Alghui empfing sie ehrenvoll und bestellte den Mesud zur Verwaltung der Länder jenseits des Oxus, wo er zu Samarkand und Bochara residirte. Durch seine weise Verwaltung erstarkte der Schatz und die Macht Alghui's, der sich zu wiederholtenmalen mit dem Heere Berke's schlug, und diesem Otrar entriss; ihm gegenüber stand aber als Verbündeter, Schutzgenosse Berke's der Prinz Kaidu, der Sohn Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's. Anfangs von der Partei Arikbugha's, hatte er denselben verlassen und sich zu Berke geflüchtet, der ihm sein Vertrauen schenkte, weil die Astrologen das Horoscop Kaidu's ungemein günstig und glückvorbedeutend gefunden[439]. Bald hierauf starb Alghui und durch die Bemühungen Hirghana's ward ihr Sohn Mubarekschah als Herrscher des Uluses Dschagatai anerkannt.

Kaidu.

Arikbugha, von seinem Heere verlassen, hatte sich reuig an dem Hofe des Bruders eingestellt, an welchem er nach dem mongolischen Gebrauche als Schuldiger eingeführt ward. Nach dieser Sitte wurden die Schuldigen nicht durch [226] das gewöhnliche Thor in's Zelt zur Audienz eingeführt, sondern bei einer heimlichen Pforte hineingestossen, und statt eines Ehrenkleides mit Filz bekleidet[440]. Das offene Bekenntniss der Schuld ward gnädig aufgenommen; aber Dschingkum, der Gesandte Hulagu's, welcher gegenwärtig, rieth im Namen seines Herrn, nach der Strenge der Jasa zu verfahren und den Prinzen sammt seinen Mitschuldigen vor Gericht zu stellen; auch Dschikar, der Bruder Apuschka's, welcher durch die Hand des Prinzen Suntai gefallen, warf dem Arikbugha hartes Wort, dass er bereit sei, dessen Blut zu vergiessen, in's Gesicht. Am folgenden Tage gingen die grossen Nujane mit den Prinzen in's Gericht[441]. Auf die wider sie vorgebrachte Klage schwiegen sie alle; endlich redete sie Toman Nujan, einer der edelsten so von Gesicht als Gesinnung, an: Warum sprecht ihr nicht, ihr Fürsten! Haben wir uns nicht Alle verschworen, den Arikbugha auf den Thron zu setzen, oder mit ihm zu sterben? Nun ist der Tag gekommen, den zweiten Theil unseres gegebenen Wortes zu lösen. Arikbugha erzählte den Hergang des Aufruhrs und die Emire bekannten ihre Schuld. Kubilai wollte dennoch nicht zur Vollstreckung des Urtheils schreiten, ohne zuvor das Gutachten Berke's und Hulagu's und auch Alghui's, der damals noch am Leben, eingeholt zu haben; nur die schuldigsten der Emire wurden sogleich hingerichtet: Bulgha Nujan, der erste Hebel des Aufruhrs, Ildschetai, welcher Gurundschi, den Sohn Kadan's, verschwärzt, und Tokus, welcher das meiste Blut der Truppen des Kaan's vergossen; andere wurden nach Turkistan verbannt[442]; nur um das über die Prinzen Arikbugha und Suntai zu verhängende Loos wurden Berke, Hulagu und Alghui um ihr Gutachten befragt. Alghui erklärte, dass er sich der Meinung [227] des Kaan's und Hulagu's, was immer sie sei, anschliesse. Hulagu billigte in Allem den Beschluss der Prinzen und des Gerichts und versprach, wenn Berke käme, ebenfalls beim Kurultai zu erscheinen. Bald nach der Rückkehr des Gesandten starb Arikbugha natürlichen Todes, und es brach der Krieg zwischen Hulagu und Berke aus. Kubilai verlieh die Herrschaft des Uluses Dschagatai, welche die Frau Hirghana ihrem Sohne Mubarekschah zugewandt hatte, dem Beirak, dem Sohne Jesun Tewa's, des zweiten Sohnes Muwatukjan's, welcher den Mubarekschah zur Abdankung bewog und sich der Zügel der Herrschaft des Uluses Dschagatai bemächtigte; aber nachdem Arikbugha und Alghui, die beiden Thronanmasser aus dem Uluse Tuli's und Dschagatai's, verschwunden, hatte Kubilai noch einen dritten aus dem Uluse Ogotai's, nämlich Kaidu, den Sohn Kaschin's, zu bekämpfen. Kubilai sandte ihm ein von seinen Söhnen Numughan und Kukistu befehligtes Heer entgegen, in welchem sich Söhne Ogotai's[443] und Arikbugha's befanden. Die Prinzen Tokatimur und Schiregi (der Sohn Ogotai's) verschworen sich mitsammen, ergriffen die beiden Prinzen, Söhne Kubilai's, und sandten dieselben an Mengku Timur, den Herrn von Kipdschak, aus; zugleich streuten sie das Gerücht aus, dass die Söhne Batu's mit den Kaidu's gemeinsame Sache machten, das aber nicht dem so. Zwar vereinten sich mit Schiregi und Tokatimur auch Sarban, der achte Sohn Dschaghatai's; aber sie wurden vom Heere Kubilai's geschlagen, und die beiden letzten entflohen nach der Landschaft Narin, wo sie am Ufer des Irtisch weilten; während Tokatimur im Lande der Kirgisen streifte, ward sein Lager von den Truppen Kubilai's geplündert; Tokatimur wandte sich an Schiregi um Hilfe, und als dieser sie ihm verweigerte, lockte er den Sarban mit Hoffnungen auf die Chanschaft, wie er früher den Schiregi damit verlockt hatte. Die beiden gleich getäuschten Thronbewerber Sarban und Schiregi bekriegten [228] sich nun mit einander und rieben sich gegenseitig auf, bis beide in die Hände Kubilai's fielen, der jenen in eine durch Sumpfluft verpestete Insel sandte, dem Sarban den Befehl über eine Abtheilung von Truppen gab. Melik Timur und der Sohn Schiregi's begaben sich zu Kaidu, der, noch nach vierzig Jahren der mächtige Herrscher des Uluses Ogotai, im Verlaufe dieser Geschichte noch mehr als einmal in die der Ilchane eingreifend erscheinen wird.

Vertheilung der Statthalterschaften; Tod Hulagu's.

Hulagu beschäftigte sich nach beendigtem Feldzuge wider Kipdschak mit dem Baue zweier Schlösser, das eine in der Ebene von Alatak, das andere zu Chui, und begab sich dann von Tebris an den Goldfluss[444], welchen die Mongolen Tschaghatuwunghatu nannten, bei Meragha, dort mit der Vollendung der Sternwarte und mit wissenschaftlichen Versammlungen beschäftigt; nebst der Astronomie war er vorzüglich der Alchymie ergeben und verschwendete grosse Summen an Alchemiker, deren Vorspiegelungen so, wie die ihnen zugewandten grossen Summen, in Rauch aufgingen. Zugleich ordnete er die Verwaltung des durch seine Eroberungen gegründeten neuen Reichs. Seinem ältesten Sohne, Abaka, übertrug er die Statthalterschaft von Chorasan; seinem dritten Sohne, Jaschmut, dem Eroberer Mesopotamiens, die Statthalterschaft von Arran und Aserbeidschan; dann die von Jaschmut eroberten Landschaften Mesopotamiens: Diari Bekr und Rebiaa, von dem Ufer des Tigris bis an das des Euphrats, dem Emir Tudan, und die der Länder Rum's dem Emir Moineddin Perwane; die Verwaltung von Tebris vertraute er den Händen Melik Ssadreddin's, die Kerman's der Frau Turkjan Chatun an. Nach der, während des Feldzugs von Kipdschak vollzogenen, oben erwähnten Hinrichtung des Staatskanzlers Seifeddin Bitekdschi ward dieses höchste Staatsamt dem Schemseddin Mohammed Dschuweini, als Herrn und Vorsteher des Diwan's, und der Vorsitz des Diwan's zu Bagdad seinem Bruder Atamülk, dem Geschichtschreiber, verliehen. Besonderes Vertrauen schenkte er [229] dem Sohne des vormaligen kleinen Diwitdar von Bagdad, dem Dschelaleddin; dieser täuschte das Vertrauen Hulagu's nicht minder, als sein Vater das des letzten Chalifen getäuscht. Er trug ihm vor, dass sich in der Landschaft Bagdad's mehrere Tausend Kipdschaken befänden, die, wenn Hulagu hierzu den Befehl ertheilen wolle, er zu sammeln bereit sei, um dieselben zum Vortrab im nächsten Feldzuge wider Kipdschak zu verwenden. Hulagu, durch seinen Vorschlag verblendet, gab ihm Diplom und Löwenkopf und unumschränkte Vollmacht über alle Truppen und Waffen der Landschaft Bagdad's. Er warb die Kipdschaken und Andere an, wiegelte sie aber gegen Hulagu auf, indem er sie heimlich versicherte, dass er nicht gesonnen, sie wider ihre Landsleute auf die Schlachtbank zu führen, sie vielmehr retten wolle. Nachdem er sie aus den Zeughäusern Bagdad's bewaffnet, führte er sie unter dem gegen den Statthalter Bagdad's vorgeschützten Vorwande, dass er mit ihnen nach Derbend und Schirwan ausziehe, in's Gebiet des arabischen Stammes Chafadsche, das er plündernd durchzog und dann mit der ganzen Truppe längs des Euphrats bis Aana und Hadise vorbeiziehend nach Syrien und Aegypten aufbrach. Der Aerger, so schändlich vom Günstlinge getäuscht worden zu sein, nagte als giftiger Wurm in der Brust Hulagu's und beschleunigte seinen Tod, der ihn nach kurzer Krankheit hingerafft[445]. 9. Rebiulachir 668/
8. Febr. 1265
Er ward auf dem Gipfel des Berges Schahu[446], gegenüber von Destchawakan, bestattet. Nach mongolischem Gebrauche wurden ihm Gold und Edelsteine in den Sarg gegeben und die schönsten seiner Beischläferinnen geschlachtet[447], um ihm die Einsamkeit des Grabes zu versüssen. Aber ausser den geschlachteten Beischläferinnen folgten ihm bald zwei seiner Frauen natürlichen Todes in's Grab nach, [230] die Frau Irtekan, die Mutter seines achten Sohnes Adschai, schon am neunten Tage nach dem Tode ihres Gemahls, 3. Ramasan/
17. Febr.
und vier Monate und eilf Tage später, drei Tage vor der Thronbesteigung Abaka's, die Frau Tokus Chatun, die Christin, die grosse Beschützerin ihrer Glaubensgenossen. Auf ihren Einfluss gründete sich vermuthlich die Hoffnung des Papstes, dass Hulagu sich nächstens zum Christenthume bekehren werde, wovon ihm der Ungar Joannes die Kunde gebracht und worüber sich der Papst in seinem Schreiben an Hulagu so hoch erfreut[448]. Eine grosse Frau, deren Wirken stiller und wohlthätiger, als das zweier der berühmtesten Frauen persischer Geschichte, nämlich der Frau Turkjan und der Atabegin Abisch aus der Dynastie der Salghuren, welche Persien beherrschten, und deren Geschichte in die Hulagu's enge verflochten, nun zum Schlusse dieses Buches besonders erzählt werden soll.

Fars.

Fars, d. i. Persien im eigentlichsten und engsten Sinne, der Kern des persischen Reichs, in welchem das Haupt desselben die alte Persepolis, die Geburts- und Grabstätte des Cyrus, ist als Vaterland persischen Namens, als Mutterland persischen Stammes zu jeder Zeit seiner Geschichte, von der ältesten bis zur neuesten, und folglich auch binnen des Jahrhunderts mongolischer Herrschaft vor allen anderen Landschaften des Reichs von vorwiegendem Interesse und Momente. Persien im weitesten Sinne, d. i. Iran, das Ariene der Sendbücher, ist das Paradies der Bibel, das zwischen den vier Flüssen des biblischen Paradieses, dem Digloth (Tigris), Frat (Euphrat), Gihon (Dschihun) und Phischon (Sihun), östlich und westlich eingeschlossene asiatische Hochland. Persien im engsten Sinne, d. i. Fars, ist die von Natur und Kunst vor allen anderen Landschaften des Reichs am meisten ausgezeichnete südliche, nördlich vom persischen Irak, südlich vom persischen Meerbusen, östlich von der Sandwüste Kirmans, westlich vom Gebirgslande Luristan begränzt, in welcher das paradiesische Thal Schaab Bewwan, von den asiatischen Geschichtschreibern [231] als eines der vier Paradiese des Ostens gefeiert, die Naturfeste Kalaaisefid, d. i. das weisse Schloss, schon aus dem Schahname als der Sitz des weissen Diwe's bekannt, die Ruinen der vierzig Säulen[449] oder der vierzig Leuchtthürme[450], die behauene Steinwand des Ebenbildes Rustem's[451], die der alten Königsgräber, das Grab der Mutter Salomon's[452], d. i. das des Cyrus (ein Felsengrab mit Pehlewiinschrift), die des Kerkers[453] und der Musikkapelle Dschemschid's[454], Felsengrotten mit Inschrifttafeln in Pehlewi, die Sculpturen von Schabur, welche den Triumph Schabur's über Valerian verherrlichen, Königsgräber, Heldengrotten, Bergaltäre, Feuertempel und mehrere andere solcher steinerner Ueberlieferungen der ältesten Geschichte des Reichs. Ein von der Natur durch mehrere Seltenheiten hochbegünstigtes Land, in welchem die Rosen und der Wein von Schiras glühen, das reine Wasser von Mossella fliesst, ein Land, das der Lebensfluss und der Kor durchströmen, deren erster seinen Namen von den lebendigen Bergwässern, dieser in der ältesten Zeit von Kyros, in der mittleren vom grössten Fürsten der Dynastie Buje den Namen hat[455]; das Land, wo der königliche Berg der Gräber von Persepolis und das vielfarbige Salzgebirge von Darabdscherd sich erheben, wo zu Schiras die Berggipfel persischen Dichterruhms in den Grabmälern von Hafis und Saadi. Persische Baukunst und Dichtkunst haben in Fars ihre höchsten Triumphe gefeiert, und ohne von der ältesten Geschichte zu sprechen, so ist seit dem Aufblühen neupersischer Poesie und Literatur Fars der Mittelpunkt derselben geblieben, bis erst in der jüngsten Zeit sich dieselbe in dem Brennpunkte der nach Norden übertragenen Hauptstädte von Teheran und Tebris gesammelt. In den ersten drei Jahrhunderten der Hidschret blühte morgenländische Dichtkunst und Literatur zwar zuerst unter der Herrschaft der Beni Saman und Chorasan auf und erhielt [232] sich dort noch mit der Herrschaft der Seldschuken in bedeutendem Flore; denn Fars wetteiferte hierin mit Chorasan schon unter der Herrschaft der Beni Buje, und trug unter der der Salghuren den ersten Preis davon, welcher demselben erst nach dem Untergange dieser Dynastie, unter der Herrschaft der Ilchane vom nördlichen Persien, wo die Residenz Tebris aufblühte, streitig gemacht, in der Folge aber unter der Herrschaft der Dynastien der Beni Mosaffer und Sseffi wieder errungen, und bis in die neueste Zeit behauptet ward, wo der Lebensfluss geistiger Kultur wieder den nördlichen Hauptstädten und Residenzen Teheran und Tebris in seichteren Fluthen zufliesst; also schon aus dem Gesichtspunkte der Kulturgeschichte allein ist die Geschichte der Salghuren, welche ein Jahrhundert vor der Herrschaft der Ilchane Fars beherrscht, von der höchsten Wichtigkeit, indem dieselbe auch die Kulturgeschichte Persiens während der Eroberung und der dreizehnjährigen Herrschaft Hulagu's einschliesst.

Die Beni Amare, Beni Buje und Beni Seldschuken.

In Hinsicht auf Kultur hat die bisher europäischen Orientalisten und Geschichtschreibern nicht einmal dem Namen nach bekannt gewordene Dynastie der Beni Dschelendi, welche zur Zeit der arabischen Eroberung von den Ufern des persischen Meerbusens bis nach Kerman und Irak hin herrschten, einen bedeutungsvollen Beinamen, indem dieselben auch Beni Amare oder Imare, d. i. die Söhne der Kultur, heissen. Das arabische Wurzelwort Amr oder Omr bezeichnet Leben und Kultur, indem die Kultur belebt und das Leben ohne Kultur kein geistiges; zunächst verwandt mit Omer, d. i. Homeros, dem Inbegriffe ältester griechischer geistiger, vom Orient aus belebter Kultur[456]. Aammar heisst der Hochgebildete, Wohlgerüche Liebende, sei es nun die physischen, sei es die geistigen höherer Bildung, wovon jene ein treffliches Sinnbild. Bisher kennt die europäische Geschichte des Morgenlandes nur zwei Dynastien [233] der Beni Ammer, die, welche zur Zeit der Kreuzfahrer in Tripolis herrschte, wo die herrliche, angeblich drei Millionen Bände starke Bibliothek derselben von den Kreuzfahrern verbrannt ward[457]; die zweite, welche im ersten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts zu Tripolis an der afrikanischen Küste gegründet, unter sieben Fürsten durch sieben und siebzig Jahre gedauert[458], welche ebenfalls Freunde der Wissenschaften und Literatur; die dritte endlich, die hier zum erstenmale in Europa an's Licht gezogen wird, die der Beni Amare in Fars, welche, auf ihre Bergfesten stolz, nicht nur den arabischen Eroberungen, sondern auch noch der in Chorasan aufsteigenden Dynastie der Beni Ssaffer trotzten, indem Omer Ben Leis, der Fürst der letzten, zwei Jahre lang den Abdallah Ben Ahmed el-Dschelendi, den Fürsten der Beni Amare, bekriegte, ohne denselben besiegen zu können. Nach den historischen Ueberlieferungen der moslimischen Geschichtschreiber sollen die Beni Amare als Herren der Küste und Seeräuber schon zur Zeit des Moses geherrscht und das Schiff weggenommen haben, dessen im Koran bei der Erzählung der Wanderung des Moses mit Chisr nach dem Zusammenfluss der beiden Meere (des arabischen und persischen oder persischen und indischen) Erwähnung geschieht[459]. Nach der Herrschaft der Beni Omeije erhob sich unter der der Beni Abbas in Fars die der Beni Buje, deren grösste Fürsten besonders die neue Hauptstadt Schiras durch Bauten verherrlichten. Während der sieben und achtzig Jahre, welche vom Ende der Herrschaft der Beni Buje bis zu dem Beginne der Herrschaft der Salghuren verflossen, ward Fars durch sieben Statthalter Atabege der Seldschuken verwaltet. Der erste, Faslui Schebankjare, von dem ein Dichter gesagt:

Von Gott, dem Allerhöchsten, war es Huld und Glück,
Dass Ungethüm des Aufruhrs hielt Faslu zurück.

[234]

Der zweite, Rokneddin Chumar Tekin, ertrank; der dritte, Dschelaleddin Dschanli, zerstörte Schebankjare; der vierte, Rokneddin Dschanli, welcher eine Medrese zu Schiras gebaut, ward zu Hamadan erschlagen; der fünfte, Mengubers, baute eine Medrese, an welcher er begraben liegt, desgleichen seine Gemahlin Sahide, d. i. die Einsiedlerin, die nach ihr Issmeti, d. i. die keusche, genannte Medrese; der sechste, Besabe, ward, wiewohl ein gerechter und billiger Herr, gewaltsamer Weise getödtet, und der siebente, Melekschah, hielt, der letzte, das Ansehen der Seldschuken aufrecht. i. J. 543/
1048
Wider diesen stand in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der Hidschret, des eilften der christlichen Zeitrechnung, Sonkar Ben Mewdud, der Salghure, vormaliger Sklave Melekschahs, in Aufruhr auf und masste sich als Atabege die Krone an. Er war Atabeg, d. i. Obersthofmeister, des unmündigen Sohnes Sultan Mohammed's, des Seldschuken, gewesen und war von ihm zum Statthalter von Fars bestellt worden, das er drei Jahre lang verwaltete, dann aber durch seines Bruders Tekele List eingesperrt ward[460]. Er hatte sich am Fusse des Berges Giluje angesiedelt, von wo aus er seine neue Herrschaft begründete; er schlug sich zu wiederholtenmalen mit Jakub Ben Arslan, dem Herrn von Chusistan, und starb, nachdem er die neugegründete Herrschaft durch vierzehn Jahre befestigt. Er baute zu Schiras Kloster, Moschee, Karawanserai und eine hohe Minaret, er selbst ein hoher Leuchtthurm der Herrschaft, welcher durch Siege, Einrichtungen und Bauten als Reichsgründer seinen zehn Nachfolgern strahlend vorgeleuchtet[461].

Die fünf ersten Atabegen Salghuren.

Der Atabeg Mosaffereddin Sengi Ben Mohammed, der Bruder des Gründers, vom Sultan der Seldschuken, Toghrul, als Atabege bestätigt, behauptete, wie sein Bruder, die Herrschaft durch vierzehn Jahre, wiewohl sie ihm von seinem Schwager Saik, welcher zu Baidha ein Karawanserai gebaut, mit den Waffen in der Hand streitig gemacht ward. Er baute für den grossen Scheich Abdollah Chafif eine kleine [235] Zelle, welche in der Folge bis zu drei Domen vergrössert, erst von Schah Ismail, dem Gründer der Dynastie Ssofi, zerstöret ward. 570/
1174
Ihm folgte als dritter Atabeg sein Sohn Tekele, ein gerechter Fürst, dessen weiser Grosswesir, Emineddin Karasun, zu Schiras Moschee und Kloster erbaute; im fünften Jahre seiner Regierung verheerte der Atabeg von Aserbeidschan, Pehliwan, der Sohn des Ildigis, das Land, und die fünfzehn folgenden Jahre derselben waren kaum hinreichend, die dem Lande durch die Verheerung geschlagenen Wunden durch gerechte Verwaltung zu heilen; 590/
1194
kaum vernarbt, wurden dieselben während der siebenjährigen seines Vetters und Nachfolgers Toghrul Ben Sonkor[462] wieder durch den Bürgerkrieg, in welchem ihm sein Vetter, der fünfte Atabeg, Ebu Schudschaa, d. i. der Vater der Tapferen, Saad Ben Sengi, den Thron zu entreissen strebte, aufgerissen und durch Landplagen so schmerzlicher gemacht. Auf unerhörte Trockenheit folgte schreckliche Hungersnoth, in welcher die Leichname der Hungers Gestorbenen von den Ueberlebenden verzehrt wurden, und auf die schrecklichste Hungersnoth noch schrecklichere Pest. 600/
1203
Usbeg, der Sohn Pehliwan's, der Atabege von Aserbeidschan, verheerte Schiras, und vierzehn Jahre hernach, als der Sultan Mohammed Tekesch, der Schah Chuaresm's, mit dreimalhunderttausend Mann auf dem Zuge nach Bagdad sich des Gebirgslandes des persischen Irak bemächtigt hatte, schlug sich Saad einigemal mit ihm und wurde von ihm gefangen. Mohammed Tekesch, selbst ein tapferer Fürst, erhob die Tapferkeit des gefangenen Feindes so hoch, dass er ihm die Herrschaft von Fars unter der Bedingniss bestätigte, dass dessen Tochter Melike Chatun dem Sohne Chuaresmschah's, dem grossen und unglücklichen Dschelaleddin Mankburni (dem letzten der Chuaresmschahe), vermählt werde; dass das Drittel der Einkünfte von Fars in den Schatz Chuaresmschah's fliesse und das feste Schloss Istachr chuaresmische Besatzung einnähme. Saad's Sohn Ebubekr missbilligte [236] den vom Vater geschlossenen Rettungsvertrag, stand wider denselben mit den Waffen in der Hand auf, schlug ihn einigemal und sperrte ihn im Schlosse von Istachr, welches sammt den von Ischnekwan von Chuaresmschah hätte besetzt werden sollen, ein. Ebubekr hatte die Pflichten des Sohnes so sehr ausser Augen gesetzt, dass er sogar nach dem Vater mit Keulen schlug; dieser stürzte den Sohn vom Pferde und sperrte ihn in einem der drei Schlösser von Istachr ein, erfüllte den mit Chuaresmschah geschlossenen Vertrag durch Sendung der Tochter und benützte den Frieden zum Baue einer Moschee, eines grossen Karawanserai auf dem Wege von Tebris, welches Schehrallah, d. i. die Stadt Gottes, heisst, und zu Erneuerung der Mauern von Schiras[463]. Saad's Wesir war Amideddin Abu Nassir Esaad Abrisi, welcher einen Band arabischer und persischer Geschichte hinterliess und mit welchem Saad, selbst Dichter, sich öfters in poetischen Wettstreit einliess. Die Frucht eines derselben ist die berühmte, seitdem auf allen Zungen gang und gäbe Antithese Chuaresmschah's:

In Schlachten wie Eisen, bei Festen wie Wachs,
Verderblich dem Feinde, gesegnet dem Freunde[464].

Der Wesir Amideddin stand in gelehrtem Briefwechsel mit dem Meister aller Humanitätswissenschaften, Omer Er-Rasi, über die Schwierigkeiten des mystischen Epos Selaman und Absal, welches unter der Hülle einer Männerliebe die Allegorie des Aufschwungs der Seele zu göttlicher Liebe. Die Volkssage hat die Namen der beiden Helden dieses Gedichtes altpersischen Ursprungs einer Steinwand von Sculpturen von Schiras[465] aufgeheftet, sowie denen von Tak Bostan bei Kermanschahan die Sage von Chosrew und Schirin. Saad hatte den Wesir Amideddin sammt seinem Sohne Tadscheddin zu Ischnekwan, einem der Schlösser Istachr's[466], [237] eingesperrt; er kürzte sich die lange Weile seiner Gefangenschaft durch Gedichte, die er an die Wand schrieb, und deren eines die berühmte Kassidet, deren Beginn:

Wer bringt meinen Geist zu Batha's freien Tauben?
Die sich der reinen Fluth erfreu'n und grüner Lauben.
Ebubekr Ben Saad und sein Bruder Salghurschah.

Ebubekr ward nach siebenjähriger Gefangenschaft zu Istachr unmittelbar vor des Vaters Tod an dessen Sterbebett berufen, und bestieg nach dessen acht und zwanzigjähriger Regierung den Thron. 623/
1226
Sein Vater, Saad, hatte Kerman erobert und die Schebankjare gedemüthigt, aber sein Sohn Ebubekr war ein weit grösserer, sei es als Eroberer, Bauherr oder Gönner von Dichtern und Gelehrten. Unter ihm wurden die Inseln des persischen Meerbusens Kisch und Bahrein und das arabische Gebiet von Katif und Lahsa erobert. Seine dreissigjährige Regierung ist der Glanzpunkt der Salghurenherrschaft. Ueberall erhoben sich in Fars Karawanseraien unter dem Namen Mosaffer Ebubekr's, als zu Ebrkuh, Beidha, Karun, im Passe Adhadi und an der Küste von Dschaaber, die schönste Juwele aber der Strahlenkrone seines Ruhms ist Saadi's Zueignung seines Gülistan, in welchem der Dichter gleich Eingangs mit einer von dem emphatischen Selbstlobe der Lyriker und Epiker sich sehr vortheilhaft auszeichnenden Bescheidenheit den Beifall seiner Zeitgenossen einzig dem des Atabegen zuschreibt und auf ihn und sich den bekannten schönen Apolog des durch die Nachbarschaft der Rose durchdufteten Thones anredet:

Blos weil dein Blick auf mich Unwürd'gen gefallen ist;
Mein Werk der Sonne gleich berühmt bei Allen ist;
Wenn Alles auch an mir nur Fehl' und Mangel ist,
Fehlen, das der Sultan billigt, Tugendangel ist.

Die Zeit hat die Anwendung umgekehrt, und Ebubekr ist durch Saadi, nicht aber dieser durch jenen berühmt. Nach dem Verderben Chuaresmschah's huldigte Ebubekr Ben Saad staatsklug den Herrschern der Mongolen und ward als Atabeg in der Herrschaft von Fars bestätigt. Er führte jährlich nur dreissigtausend Dukaten an den Schatz ab, eine Summe, welche damals der kleinste Distrikt von Fars abwarf; mit [238] dieser Summe sandte er alljährlich den Sohn Saad mit einem seiner Neffen an den Chan; die mongolischen Vögte behandelte er freigebig, stellte aber zugleich Späher auf, um alle Verbindung des Volkes mit denselben zu hindern, damit jene nicht die Wahrheit seiner glänzenden Umstände erführen; er genoss des Lebens im Stillen im Garten Firusi, von wo er jeden Morgen nach dem Lager sich begab und nach aufgehobener Mittagstafel wieder in den Garten zurückkehrte. Ein grosser Beschützer der Dichter und Gelehrten, besonders aber der Frommen und Derwische, die er mehr als die Gesetzgelehrten achtete, weil er, wie es scheint, dieselben minder fürchtete. Er hatte von Hulagu bei dessen Einmarsch in Persien das Diplom der Herrschaft mit dem Titel Kotloghschah erhalten; er hatte denselben seinem Sohne Saad und seinem Bruder Salghurschah entgegengesandt. Der Bruder, beigenannt Karandank Chan, war ein humaner, verständiger Prinz, von schöner Gestalt, aber ganz sinnlichen Genüssen ergeben, denen er in den von ihm angelegten paradiesischen Gärten, welche Ssubuhabad, d. i. Morgentrunksbau, hiessen, ungestört nachhing; seiner unablässigen Trinkgelagen ungeachtet, schrieb er täglich als Kalligraphe einige Verse des Korans und sandte die Abschrift an die Kaaba, Verfasser anmuthiger vierzeiliger anacreontischer Strophen. Jedem Gedanken auf Herrschaft fern, lebte er einzig seinem Vergnügen, und als Ebubekr, durch eine lügenhafte Denuntiation aufgelärmt, die ganze Gesellschaft unversehens überfiel, fand er Nichts als ein Gelage von Trinkern, wie Wassaf sagt:

„Morgentrunk und dann des Weines Gluglu,
Rose, Rosenstrauch und Nachtigall dazu,
Traute Sänger, die gebunden und betrunken,
Neben Flaschen Schenke, dem das Glas entsunken.

Zerbrochen die Krüge, die grossen, der Wein ausgegossen, die Schöne zerwühlt, die Halsschleife zerknüllt, die Halbtrommel eine Zeit lang von den Ohrfeigen nicht ertönend, und aus dem Mund der Flöte einen Augenblick aufgähnend, die Haare verwirrt herumtrollen, wie die Schönen, welche [239] das Gesicht gegen die Wand wenden, wenn sie schmollen, von den Aesten sang ein Ghasel die Nachtigall und ein Wunder ist's, dass die Schlafenden nicht erwachten von dessen Schall und Widerhall.“ Bei solcher Lebensart vertiefte er sich in Schulden, die dann der Bruder grossmüthig zahlte. Eines Tages improvisirte Salghurschah:

Wenn mir das Glück wie Dir Beisitzer wäre,
Wenn mir der Kopf voll Groll und Geizes wäre;
So würd' ich dich, wie du gewohnt, gen mich zu handeln,
An deiner Statt gerade wie du mich behandeln.

Ebubekr sandte ihm zehn Beutel Goldes, zehn Kisten Kleider, zehn edle Pferde nebst der Freudenkunde, dass alle seine Schulden getilgt seien[467].

Eroberung von Kisch; und Literatur.

Die glänzendste der Eroberungen Ebubekr's ist die der Inseln Kais oder Kisch (auf persisch Kosch) und Bahrein, wo die reichsten Perlenfischereien im persischen Meerbusen. Die erste dieser Inseln hat ihren Namen von Kais, dem Sohne Kaissar's, eines Schiffsherrn von Siraf, der Hafen- und Stapelstadt der mittägigen persischen Küste. Der Ursprung der Macht und der Grösse der Beni Kaissar war eine Katze, welche die arme Mutter der drei Söhne Kaissar's einem Schiffer als ihr einziges Habe auf einer Fahrt nach Indien mitgegeben, die sich aber, weil sie dort, wo gelandet ward, es keine Katzen und zu viel Mäuse gab, die letzten zusammenfrass, mit einem Schatze von Juwelen und Gold rentirte. Die Söhne der Wittwe wurden mächtige Schiffsherren und dehnten ihre Unternehmungen bis an die indische Küste aus; sie bauten auf Kais einen grossen Palast, den sie Aferide nannten und welcher mit der Palasthalle Adhadeddewlet's zu Nabend (dem östlich von Siraf gelegenen Dorfe) und mit den Säulenhallen des Elephantenhauses Adhadeddewlet's zu Siraf um den Vorzug buhlte[468], und der Chalife Nassirolidinillah verlieh ihnen das Diplom der Herrschaft von Kais unter dem Titel: Sultan Ibnol Melik Dschemschid. So herrschten die Beni Kaissar, deren Dasein [240] bisher aber, sowie das der Beni Amare in Fars, europäischen Geschichtschreibern entgangen, auf Kais, als Seifeddin Abu Nadhr Ali Ben Keikobad, der Herr der Insel Hormus, dem Atabeg Ebubekr seine Hilfe zur Eroberung von Kais anbot; die Befehlshaber von Germsir, d. i. dem warmen Landstriche der südlichen persischen Küste, wurden zur Eroberung von Kais befehligt, und Melik Dschemschid wurde nur einige Monate vor dem Tode Tschengischan's getödtet. 12. Dchem. achir 626/
17. Mai 1229
Der Herr von Hormus hatte die Insel aber für sich und nicht für den Atabegen erobert; wie sich diesem Abu Nadhr zum Sturze Melik Sultans angetragen, so boten Indienfahrer von Kisch, welche mit ihren reichen, nach Malatia bestimmten Ladungen zu Chorschif gelandet hatten, ihre Hilfe zum Verderben Abu Nadhr's an. Der Atabeg sandte ein Heer von Kurden, Luren und Schulen, und Seifeddin, d. i. das Schwert der Religion, Abu Nadhr fiel unter dem Schwerte der Feinde. 4. Moharrem 628/
12. Nov. 1230
Der Sultan von Kenbajet in Indien huldigte dem Atabegen von Fars, der ihn mit einem Diplome beehrte, dessen Beginn: Im Namen Gottes der Erbe des Reichs Salomon's, des Gerechten der Welt, Sultan zu Land und See, König der Welt und der Religion, Ebubekr Ben Saad, der Helfer der Diener Gottes, der Rechtgläubigen. Hierauf wurde die mit ihren Perlenfischereien in die Steuerregister des Chalifats eingetragene Insel Owal, insgemein Bahrein genannt, 3. Silhidsche 633/
8. Aug. 1236
und sieben Jahre darnach die Insel Katif, auf welcher das Schloss Tharut, erobert und mit jährlichen zwölftausend Dukaten vom Ertrage der Perlenernte besteuert. Ebubekr, der grösste der Atabegen, starb in seinem sieben und siebzigsten Jahre, 5. Dschem. achir 658/
19. Mai 1260
von seinem Sohne Saad II., dem siebenten Atabege, nur zwölf Tage überlebt, worauf der letzte minderjährige Sohn, Mohammed Ben Saad, unter Vormundschaft Turkjan Chatun's, der Schwester des Atabegen von Jesd, Alaeddewlet's, den Thron bestieg. Ebubekr, des grössten der persischen Atabege Namen, ist nicht nur durch das Gülistan Saadi's, sondern auch durch die Werke anderer grosser persischer Dichter verherrlicht, und seine Regierung umfasst die der Hulagu's gleichzeitige Blüthe [241] persischer Kultur. Nach dem Beispiele der Fürsten der Dynastien Saman, der Seldschuken und Chuaresmschahe hatte er einen Dichterkönig, Hemkjar Farsi, beigenannt Medschdeddin Semeki, der seinen Stammbaum bis zu Nuschirwan hinaufleitete; Schönredner, Schönschreiber, in trautem Umgange mit den grossen Dichtern Imami aus Herat, Abdulkadr von Nain, Said von Herat, Nefieddin Lokmani[469] und Esireddin Omani, dem Schüler Nassireddin's von Tus. Ein Schüler Nassireddin's von Tus war auch der Chodscha Hemameddin, der Atticus dieses Zeitalters, ein reicher Mann und aufgeweckter Kopf, dessen Haus Dichtern und Gelehrten offen stand[470]. So günstig, als Ebubekr den Dichtern, so wenig liebte er die Gelehrten, besonders die, so sich Philosophen nannten; er verbannte mehrere derselben aus Schiras, darunter den grossen Imam Ssadreddin Mahmud El-Uschnusi, den berühmtesten Prediger seiner Zeit[471]; er fürchtete, sagt Wassaf, dass die Gelehrten mittels Einsicht und Geldes die Regierungsgeheimnisse erfahren, die Regierung in ihrem freien Gange beeinträchtigen könnten. Die grösste und schönste der Stiftungen Ebubekr's ist das grosse Spital von Schiras mit dem dazu gehörigen Garten. Nach Ebubekr's Lobpreis steht im Gülistan Saadi's das Saad's, seines Sohnes und des grossen Emirs Ben Ebi Nassr.

Turkjan's tragisches Ende; Fars, dem mongolisch. Reiche einverleibt.

Turkjan, die Regentin von Fars, sandte huldigende Geschenke an Hulagu und erhielt von demselben das Diplom der Herrschaft auf den Namen ihres Sohnes, welcher schon nach zwei Jahren und sieben Monaten sein Leben durch einen Sturz vom Dache endete. Der Leiter ihrer Geschäfte war der von Saadi im Gülistan gepriesene Grosswesir Nisameddin Ebubekr, der als Gesandter an Hulagu ging, ihr bekannter Günstling aber der schöne Sklave Schemseddin Miak, ein Mamluke des Atabegen Saad; nach Mohammed's Tod wurde sein Vetter Mohammed, der Sohn Salghur's, zum Herrscher ausgerufen, welchem Turkjan zwar ihre Tochter [242] Selgham vermählte, aber nichtsdestoweniger wider ihn bei Hulagu Ränke schmiedete. Mohammed, der Sohn Salghur's (der Bruder Ebubekr's), war ein tapferer Fürst, der im Geleite des Ilchan's vor Bagdad durch Proben seiner Tapferkeit sich bei Hulagu in Kredit gesetzt, aber als er zur Regierung gelangt, sich der Weichlichkeit ergab. Sein im Schlosse von Istachr eingesperrter Bruder bat ihn vergebens in Versen um Befreiung. Da verschwor sich die Frau Turkjan wider ihren Schwiegersohn mit den Emiren der Schulen und Turkmanen, liess ihn im Hareme ergreifen und sandte ihn nach viermonatlicher Regierung, als der Regierung unfähig, an Hulagu. Die Emire der Schulen befreiten den gefangenen Bruder Seldschuk und setzten denselben auf den Thron. Turkjan Chatun hatte ihm ihre Hand gereicht und so sehr darauf gerechnet, seinen Arm zu leiten, als er in ihre Schönheit verliebt war; aber bei einem Trinkgelage, wo die Sänger und Sängerinnen die Charaktere der sieben berühmtesten Liebespaare arabischer und persischer Romane vorstellten, nämlich: Koseir und Osa, Amrol Kais und Oneise, Irwet und Aafra, Emher und Wefa, Leila und Medschnun, Weise und Gilschad, Schirin und Ferkad, scheint den schon Trunkenen die Furcht, dass er in Liebesbanden gegängelt werde, aufgestachelt zu haben; auf den von ihm einem gegenüberstehenden Neger gegebenen Wink hieb dieser der Frau Turkjan den riesigen Kopf ab, und als ihm derselbe auf goldenem Becken dargebracht ward, riss er die grossen Perlen der Ohrgehänge weg und warf sie den Sängern vor, wie es scheint, als Dank, dass ihn ihr Gesang zu solcher That begeisterte. Die beiden mongolischen Vögte Oghlobeg und Kotlogh Bitekdschi, die Mordthat missbilligend, suchten zu Schiff zu entkommen, aber Seldschuk, ihre Entfernung gewahr, eilte ihnen im Hemde, nur mit goldener Keule bewaffnet, nach, erschlug den einen und liess den anderen ermorden. Miak war an den Hof Hulagu's gegangen, wo Mohammed noch gefangen gehalten, erst in Freiheit gesetzt und nach Fars bestimmt, bald aber darauf hingerichtet ward. [243] Hulagu sandte seine Generale Altadschu und Timur nach Fars, den Atabegen zu züchtigen; da dieser trotz der an ihn ergangenen Aufforderung zur Reue, auf welche Verzeihung folgen sollte, den Boten misshandelte, rückte Altadschu, verstärkt von den Truppen des Sultans von Kerman und des Atabegen von Jesd (des Bruders Turkjan's), in Fars ein. Seldschuk flüchtete nach Chorschif. Zu Kjarsun kam es zur Schlacht; geschlagen, suchte Seldschuk vergebens am Grabmale des Schwagers Morschid Rettung und ward am Fusse des weissen Schlosses getödtet. Kanzelgebet und Münze wurden nun auf den Namen des einzigen übrigen Sprösslings der Atabegen, der Tochter Turkjan's, Abisch[472] (aus Saad Ebubekr), verrichtet. Nach der Niederlage Seldschuk's hatte der General Timur auf ein allgemeines Gemetzel der Einwohner von Schiras angetragen, aber Altadschu gab hierzu seine Einwilligung nicht, und wurde in der Folge, als der Seid Scherefeddin neuen Aufruhr zu Schiras anzettelte, von Hulagu vor Gericht gestellt und, weil er zu milde gewesen, nach der Jasa zur Prügelstrafe verurtheilt. 661/
1262
Schon im ersten Jahre nach dem Tode Seldschuk's wurde der neue Atabeg, die Frau Abisch, mit Mengu Timur, dem eilften Sohne Hulagu's, vermählt; statt des Heirathsgutes, das sie dem Prinzen mitbringen sollte, wurde ein Sechstel der Besitzungen von Schiras mit den Einkünften von jährlichen achttausend Dukaten ausgeschieden, und Abisch blieb bei ihrem Gemahle im Lager, wo sie noch zwanzig Jahre als Atabeg von Fars geehrt, ihr Land aber von mongolischen Vögten (Baskak) und Intendenten (Melik) verwaltet ward, von denen in der Folge dieser Geschichte noch mehrmal die Rede sein wird. Dieser Erwerb des [244] Kerns ganz Persiens, der Landschaft Fars, welche, wie Wassaf sagt, das Kleid der sieben Erdgürtel, das achte der Paradiese, durch Heirath, krönte die Politik Hulagu's zu Ende seiner Laufbahn, die er als Brecher der Burgen der Assassinen und Eroberer von Bagdad begonnen. Der Krone des Ilchan's und Padischah's von Iran durfte die schönste Juwele derselben nicht fehlen, welche die Landschaft Fars.

[245]

Viertes Buch.


Thronbesteigung Abaka's und Vertheilung der Statthalterschaften; die Familie desselben und Schemseddin's; Schlacht gegen Nokai; armenische und ägyptische Verhältnisse; Krieg wider Borrak und dessen Ende; zweite Thronbesteigung Abaka's in Luristan; der Tod grosser Männer; Schemseddin Kert und Dschuweini; die niguderischen Banden in Fars; ägyptische Verhältnisse; Streifzug wider Armenien; Verheerung Ciliciens; Schlacht von Elbistan; Gesandtschaft an Beibars; Schemseddin verungnadet und wieder zu Gnaden aufgenommen; Schicksale Alaeddin's Dschuweini; Schlacht von Himss; Abaka's Tod; Verhältniss gegen die Christen.

Abaka's Thronbesteigung.

Das Geheimniss ist das Element, in welchem sich die Politik am sichersten bewegt; am wenigsten bedarf derselben die gerade, offene des Völkerwohls, welcher das Gesetz den sicheren Pfad vorzeichnet; am meisten die dunkel quergängige des Despotismus, indem sie den, durch Nebenbuhler gefährdeten Besitz der Macht ergreift; desshalb war es von jeher in östlichen Reichen und auch in westlichen, schon vom Hinscheiden des ersten römischen Kaisers angefangen, Staatsbrauch, den Tod des Herrschers so viel und so lange als möglich zu verheimlichen, bis dass nach getroffenen zeitgemässen Anstalten die Kunde desselben immer zugleich mit der von der Besitzergreifung des Nachfolgers verlaute[473]; [246] daher wurden, sobald als Hulagu gestorben, nach mongolischem Staatsgebrauch alle Wege gesperrt und Befehl erlassen, dass Niemand sich von seiner Stätte bewege. Ein Eilbote ward an Abaka, den durch des Vaters Anordnung zum Throne bestimmten Nachfolger, Statthalter von Chorasan, abgefertigt, und zugleich Arghun, welcher bei Abaka die Stelle des Wesirs bekleidete, einberufen. Abaka, der sich damals im Winterquartiere von Arran, und sein Bruder Jaschmut, der sich an der Gränze von Derbend befand, trafen am achten Tage nach des Vaters Tod ein; der letzte, der unberufen gekommen, kehrte, als er sah, dass die Fluth der Stimmen der Emire wider ihn rinne, in zwei Tagen wieder zurück; 19. Dschem. ewwel 663/
9. März 1265
Abaka aber stieg im Lager von Tschaghantu (am Goldfluss in der Nähe Meragha's) ab, wo ihm die Emire bewillkommend entgegengingen und Ilkai, der Emir des Lagers, dem Prinzen als treuer Diener zugethan, demselben, der erste, Brod und Wein als Bürgen der Sicherheit reichte. Nachdem die Prinzen und Prinzessinnen ihr Beileid bezeugt, versammelten sich die grossen Emire und Nujane, deren sich eben Viele gegenwärtig befanden[474]. Sundschak Nujan, welchem Hulagu seinen letzten Willen und die Schriften anvertraut hatte, und Arghun bezeugten mehr als die Anderen, dass nach Hulagu's letztwilliger Anordnung Abaka zum Nachfolger auf dem Throne bestimmt worden; sogleich knieten die Brüder nieder und huldigten dem Abaka als Herrn. Abaka verwies sie auf den Befehl Kubilai's, des Bruder Kaan's Moilchan's. Sie aber sagten: Du kennst besser als wir die Gebote und Verbote der Jasa, der alten und neuen, wie sollte er einen anderen ernennen; und so bestieg er nach dreimonatlicher Berathung und herkömmlicher Weigerung Freitags den neunzehnten Juni den Thron im ein und dreissigsten Jahre seines Alters. 3. Ramasan 663/
19. Juni 1265
[247] Die Prinzen warfen die Mützen in die Höhe, die Gürtel um den Hals, um dadurch zu sagen, dass ihr Kopf unbedeckt, das ist nicht mehr frei, dass ihr Gürtel bereit, als Strang auf Befehl des Herrn den Hals zuzuschnüren, beugten siebenmal das Knie vor der Sonne und dann vor dem Chan. „Die Schenken schenkten ein den flüssigen Edelstein, der leichter als des Feuers Schein, und wie des Paradieses Quelle rein; sie massen den Wein in kleinen und grossen Massen aus goldenen und silbernen Tassen ein.“ Mehrere Tage dauerte das Fest. In dem vom Astronomen Nassireddin von Tus als glücklich bezeichneten Monate hatte die Thronbesteigung am Tschaghan Nur, d. i. am weissen See, im Distrikte Ferahan, statt; Ferahan ist eine Stadt mittler Grösse am Ufer eines Sees, wo nach persischer geschichtlicher Ueberlieferung Tahmuras, der Diwbändiger, seine Residenz erbaute, die längst in Schutt zerfallen[475]; es liegt in derselben Höhe und Breite, wie das vier Tagreisen von Hamadan, sechzig Farasangen von Issfahan entfernte Dolfabad, der Bau des zur Zeit Harun Raschid's durch seinen Witz, Frohsinn, Reichthum und Kredit so berühmten Emirs Ebu Dolf Kasim Ben Isa Ben Idris; südlich vom Gebirge Rasmend, an dessen Fusse die grosse Fontaine Chosrew's Perwis. An dieser, durch historische Erinnerungen aus der ältesten Zeit des persischen Reichs und der des Chalifates so reichhaltigen Gegend am weissen See trat Abaka die Herrschaft an.

Verleihung der Befehlshaberschaften.

Abaka wollte bis zur Ankunft der Bestätigung Kubilai's nicht auf dem Throne, sondern nur auf einem lehnlosen Stuhle sitzen; aber er traf nichtsdestoweniger alle Massregeln und Anordnungen der Herrschaft als Chan, Ilchan, Schah und Padischah, d. i. als Herr, Landesfürst, König und Monarch. Nachdem er die Prinzen und Prinzessinnen, die Nujane und Emire der Tomane (der Zehntausenden), der Hesare und Ssade (Tausender und Hunderter) mit Geschenken überhäuft, flogen in alle Gegenden Boten mit der [248] Nachricht seines Regierungsantrittes und mit Befehlen für Bestätigung und Aufrechthaltung der Jasa Tschengischan's und Hulagu's im strengsten Sinne; dann vertheilte er die Befehlshaberschaften der Heere und die Statthalterschaften des Reichs. Dem Bruder Jaschmut wurde mit wohlgerüstetem Heere die Huth der nördlichen Gränze gegen Derbend[476], Schirwan, Moghan bis an die Gränze des Altai; dem Bruder Tuktin die Huth der östlichen Gränze von Masenderan und Chorasan bis an den Oxus anvertraut. Der Bitekdschi (Staatssekretär) Tughu, der Sohn Ilkai Nujan's, und Tudan, der Bruder Sundschak Nujan's (der Ahnherr des zu Ende dieser Geschichte als ein grosser Charakter auftretenden Emirs Tschoban), wurden nach Rum gesendet, wo sie später von den Emiren Semaghar und Kehurkai abgelöset wurden. Dutai Nujan wurde nach Diarbekr und Dijar Rebiaa an die syrische Gränze befehligt, die militärische Aufsicht Georgiens dem Schiramun, dem Sohne Dschurmaghun's, des vormaligen Befehlshabers in Persien, die von Bagdad und Fars dem Sundschak Nujan übertragen; die Verwaltung der Krongüter erhielt Baltadschu Aga und die der Pachten[477] Arghunaga. Zur obersten Würde des Wesirs als Leiter und Herrn des Diwans zu Tebris wurde Schemseddin Mohammed von Dschuwein und zu seinem Stellvertreter als Leiter und Inhaber des Diwans sein Bruder Alaeddin Atamülk, der Geschichtschreiber, ernannt. Zu Issfahan stand der Sohn des Wesirs Schemseddin, Chodscha Behaeddin, an der Spitze der Geschäfte. Die Verwaltung von Chorasan wurde dem Chodscha Iseddin Tahir und nach ihm seinem Sohne Chodscha Wedschiheddin zugewandt; Fars wurde im Namen der Atabegin Abisch verwaltet und die Aufsicht der Pachten hatte dort Tasiku auf sich. Die Herrschaft von Kerman wurde der Prinzessin Turkjan Chatun, die von Nimrus dem Melik Schemseddin Mohammed Kert [249] und von Georgien dem Abd und seinem Sohne Ssadren, die Armeniens dem König Hethum bestätigt. Diarbekr wurde dem Dschelaleddin Tarsi, Dijar Rebiaa dem Mosaffer Fachreddin Kara Arslan, Kaswin und ein Theil Iraks dem Iftichareddin Kaswini, Tebris dem Ssadreddin zur Verwaltung anvertraut. Aus dieser nach Reschideddin gegebenen Uebersicht der Heere und Ländervertheilung erhellet, dass schon damals, wie später im osmanischen Reiche, dessen Staatseinrichtungen grösstentheils den mongolischen nachgebildet sind, die militärischen Befehlshaberschaften der Gränze von den Statthalterschaften, die Aemter des Diwans von denen der Finanz getrennt waren. Wir haben hier sechs grosse militärische Hüter der Gränzen: in Schirwan und Chorasan, in Georgien, Kleinasien, in Fars und im arabischen Irak, drei Wesire, Inhaber des Diwans: zu Tebris, Bagdad und Issfahan, drei Intendenten der Krongüter und Pachten, fünf Vorsteher der inneren Verwaltung: in Chorasan, Diarbekr, Dijar Rebiaa, zu Kaswin und Tebris und endlich die dem Namen nach herrschenden, aber eigentlich nur im Namen der Mongolen das Land verwaltenden fünf Fürsten von Kerman, Nimrus, Georgien, Armenien und Fars; zählen wir hierzu noch die schon oben erwähnten Fürsten, welche nur unter der eisernen Keule mongolischer Herrschaft ihr Land regierten, nämlich die Atabegen von Gross- und Klein-Luristan und von Jesd, die noch zu Mardin herrschenden Fürsten aus der Familie Ortok und die zu Hossnkeif aus der Familie Ejub (denn die noch übrigen syrischen von Himss, Hama und Kerek gehorchten nun dem Sultan Aegyptens), so haben wir beim Regierungsantritte Abaka's sieben und zwanzig von ihm begewaltigte grosse Befehlshaber der Heere und Länder, Vorsteher der Geschäfte und Verwalter der Güter.

Schemseddin's Familie.

Der Geschichtschreiber Wassaf, statt diese Eintheilung zu geben, hebt als die vier Säulen des Ruhms der Zeit Abaka's, von welcher die feste und sichere Herrschaft der Ilchane in Persien datirt, vier in ihrem Fache ausgezeichnete Männer hervor als „die vier Grossen unter ihren Zeitgenossen“; [250] der erste derselben der grösste Astronom und Philosoph seiner Zeit, Nassireddin von Tus, der Gründer der Sternwarte zu Meragha, der Verfasser der grossen Metaphysik und Ethik, welcher am Hofe Hulagu's und Abaka's die Stelle des Ministers des Unterrichts vertrat und der bei Gelegenheit der Thronbesteigung Abaka's hundert seiner Schüler mit Geschenken des neuen Herrn bedräute[478]. Der zweite der Wesir Schemseddin Dschuweini, der dritte der Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmumin El Ormewi und der vierte der Schönschreiber Dschemaleddin Jakut. Von den beiden letzten genügt hier der Name, den ersten haben wir bereits in dieser Geschichte handeln gesehen; Schemseddin Mohammed Dschuweini tritt aber erst jetzt als Wesir an die Spitze der Reichsgeschäfte in seiner ganzen Grösse auf. „Unter seiner Regierung“, sagt Wassaf, „begehrten die Schafe von den Wölfen das mehrjährige Blutgeld, und das Repphuhn liebäugelte mit Falken und Habichten; durch ihn wurde der gute Name des Padischah auf den schwarzen und weissen Blättern der Tage und Nächte mit schöner Glückesschrift aufgezeichnet.“ Unter seiner gerechten Verwaltung erhob sich Bagdad, wo sein Bruder sein Stellvertreter, wieder aus dem Schutte der Verheerung Hulagu's. Mehr als hunderttausend Goldstücke verwandte er auf die Grabung eines Kanales, um damit Meschhed (die Grabstätte Ali's) und die Umgegend von Nedschef zu bewässern. Tadscheddin Ali, der Sohn des Emirs Dolfendi, welcher von Schemseddin mit der Ableitung des Kanals aus dem Euphrat und mit der Urbarmachung der todten Ländereien beauftragt war, hinterliess über dieses verdienstliche Werk eine besondere Abhandlung. Seide und Imame, Redner und Dichter erschöpften sich in Prose und Versen, im Lobe seiner Gerechtigkeit, Weisheit, Freigebigkeit und Milde. In seine Fussstapfen trat sein Bruder Atamülk zu Bagdad, aber nicht Schemseddin's Sohn, der Chodscha Behaeddin, der Inhaber des Diwans zu Issfahan, welcher die öffentliche [251] Sicherheit nur durch Spähersystem und durch blutige Strenge erhielt. Auf den Bericht eines Kundschafters, der die nächtliche Runde der Wachen gemacht, dass er den Hauptmann wach und eifrig auf seinem Posten, einen Mann der Wache aber schlafend, einen anderen abwesend gefunden, befahl er, allen dreien zwei und siebzig Prügel zu geben, weil der Hauptmann nicht früher als der Kundschafter die Anzeige der Bestrafung der zwei Schuldigen gemacht. Einem, der ihn zu fest angesehen, liess er die Augen ausstechen; einem seiner Kinder, welches, auf seinem Schoosse spielend, ihn beim Barte zupfte, schwur er, heftig auffahrend, dafür an den Hacken schlagen zu lassen, und da keiner der Grossen fürzubitten wagte, packten die Schergen den Knaben und schlugen ihn vor des Vaters Augen zur Erfüllung von dessen Eidschwur an den Hacken[479]. So ein blutiger Tyrann Behaeddin, so ein grosser Beschützer war er der Gelehrten, und ein trefflicher Oekonome seiner Zeit, die er zwischen Studien und Waffenübungen, Reichsversammlungen und Festen theilte:

„Zwischen den Federn und zwischen den Fahnen,
Zwischen Gelagen und zwischen Diwanen[480].“

Nach aufgehobenem Diwane verbrachte er die Zeit im Gespräche mit Gelehrten, eingedenk des Spruchs:

„Gespräch mit Gelehrten ist besser als Kosen mit Liebesgefährten.“

und schloss sich, nachdem er dieselben entlassen, mit seinen Vertrauten ein, um sich dem Genusse des Weines zu überlassen:

„Wein, der unter'm Schleier[481] spricht,
Durch die Rosen im Gesicht.“

Nach dem Trinkgelage beschäftigte er sich noch tief in die Nacht hinein mit politischen Untersuchungen und polemischen Studien, nur wenige Stunden dem Hareme und dem Schlafe gönnend, und nur seinen Bruder Harun, der es ihm an Gründlichkeit philosophischer Studien zuvorthat, um diesen Vorzug mit Recht beneidend. Diesem widmete der [252] grosse obgenannte Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmumin seine Abhandlungen über die Volkslieder[482], über ihren Ursprung, Composition und Tonarten. Eines Tages, als in einer Versammlung bei Behaeddin, wo auch der grosse Tonkünstler gegenwärtig, Harun, vom Weine erhitzt, diesen ganz kurzweg Ssafijeddin anredete, entschuldigte Behaeddin vor den Gegenwärtigen die Freiheit des Bruders, einen so grossen Künstler schlichtweg bei seinem Zunamen angeredet zu haben, indem er sagte: Harun, der den Namen des grössten der Chalifen trägt, der eine Verwandte des letzten der Chalifen zur Frau hat, dessen Sohn Mamun heisst und der zu Bagdad wohnt, denkt sich erlaubt, den grossen Künstler nach der Gewohnheit des Chalifen bloss mit dessen Zunamen statt mit dessen Vornamen und eigenen Namen anzureden. Diess waren die Söhne Schemseddin's, des Wesirs, die Neffen seines Bruders Atamülk, des Verfassers der Welterobernden Geschichte.

Abaka's Familie.

Nachdem die Leser auf diese Weise die Heerführer, Statthalter und Wesire Abaka's kennen gelernt, müssen sie sich auch mit seiner eigenen Familie näher bekannt machen. Diese bestand, die kinderlosen Beischläferinnen ungerechnet, aus der Mutter, eilf Frauen, drei Beischläferinnen Müttern, sieben Töchtern und zwei Söhnen. Seine Mutter war die Frau Jesundschin aus dem Stamme Suldus. Von seinen Frauen nennen wir die beiden, nach des Vaters Tode aus dessen Harem in das seine herübergenommenen zuerst, weil sie durch Ansehen und Würde den übrigen vorgingen; diese waren: die Frau Oldschai Chatun, welche mit Tokus Chatun den Vater Hulagu auf seinem Auszuge nach Persien begleitet hatte, die treue Gefährtin desselben auf seinen dreizehnjährigen Feldzügen; dann Tokini Chatun, die Base der grossen Frau Tokus, die Beischläferin Hulagu's, welcher Abaka nach dem Tode ihrer Base das Lager derselben aneignete, ihr als Frau den Baghtak, d. i. den Frauenkopfschmuck, aufsetzte und an die Stelle Durdschi Chatun's als [253] grosse Frau erklärte. Die vierte seiner Gemahlinnen war die Tatarin Nukdan, die Mutter seines Sohnes Kendschatu, welche aber jung starb. Ihr folgte Iltürmisch Chatun, die Tochter Timurgurgan's, die Schwester Turka Gurgan's, des Konghuraten. Hierauf nahm er die Prinzessin Padischah Chatun, die Tochter Sultan Kutbeddin Mohammed Chan's von Kerman, die er an die Stelle seiner Mutter, Jesundschin, setzte, so dass ihr die ersten Ehren des Frauengemachs erwiesen wurden. Die siebente und achte Gemahlin waren ebenfalls zwei Wittwen Hulagu's, die Konghuratinnen Frauen Mertai und Kuti Chatun, Schwestern Musa Gurgan's, des Sohnes der Tochter Tschengischan's, von denen die erste unter der Regierung Arghun's gestorben. Die neunte Gemahlin, Tudai Chatun, die Konghuratin, und nach ihr Bulghan Chatun, die Verwandte des Oberstrichters Nokai [die Konghuratin[483]], welche er vor allen anderen liebte und daher im Range sowohl der Mertai als der Despina, d. i. der griechischen Prinzessin, vorsetzte. Die letzte war Maria, die natürliche Tochter Michael's, des Paläologen, aus einer Diplowatzerin. Michael, welcher gegen das Ende der Regierung Hulagu's mit demselben Frieden und Freundschaft unterhandelt hatte, sandte ihm zum Unterpfande desselben die Tochter vom Archimandriten des Klosters des Pantokrators von Villehardouin, dem Bruder des Fürsten des Peloponnesos, mit reichen Geschenken begleitet; unter diesen befand sich eine tragbare Kirche in Gestalt eines Zeltes, dessen Wände und Dach dichte seidene Stoffe, mit goldenen Kreuzen und Heiligenbildern und den Opfergefässen[484]. Der Paläolog durfte sich schmeicheln, dass dieselbe als Christin von ihrer Glaubensgenossin, der Frau Tokus, wohl empfangen, wie dieselbe die Freiheit öffentlichen Gottesdienstes im Lager mit Glocken geniessen würde. In Cäsarea angelangt, erhielt sie die Nachricht vom Tode [254] Hulagu's; aber Michael, gleich folgerecht in seiner Politik, welcher er die Tochter opferte, und in der mongolischen Ansicht, nach welcher die Gemahlinnen und Bräute aus dem Frauengemache der Väter in das der Söhne übergingen, sandte den Befehl zur Fortsetzung der Reise an den Hof Abaka's, in dessen Frauengemach sie doch der aus persönlicher Neigung vorgezogenen Frau Bulghan weichen musste. Von seinen Beischläferinnen gebar ihm Kaitmisch Ikadschi den Sohn Arghun, dann Kewkebi Ikadschi die Tochter Toghandschuk, hierauf Buludschin Ikadschi die beiden Töchter Ilkotlogh und Oldschatai; die vier anderen wurden ihm von Gemahlinnen geboren, nämlich Julkotlogh und Taghai aus der Frau Tudai, dann Nudschin aus der Frau Mertai und endlich Melike aus der Frau Bulghan. Diese sieben Töchter waren keine an Prinzen vom Geblüte, sondern nur an Söhne von Emiren oder grossen Beamten vermählt; so Julkotlogh an den Ildschitai Kuschdschi von der Leibwache, Toghandschuk an den Emir Newrus, den Sohn Arghunaga's, Melike an Taghai Buka, den Sohn des Oberrichters Nokai. In dieser Gallerie von Frauen sind die merkwürdigsten die griechische Prinzessin Maria, die karachitaische Prinzessin Padischah Chatun und vor allen Bulghan Chatun, eine gewiss eben so an Schönheit als an Geist hochbegabte Frau, welche ohne so ausgezeichnete Vorzüge nicht die grosse Rolle gespielt haben könnte, in welcher sie, von einem Frauengemache der Herrscher in's andere wandernd, dieselben mehr oder minder beherrschte durch Schönheit und Geist, hohen Muth und Charakter ein ganzes Menschenalter hindurch, dreissig Jahre lang.

Schlacht mit Nokai.

Die erste Waffenthat der Regierung Abaka's hatte an der nördlichen Gränze statt, wo Nokai, um die unter Hulagu erlittene Schlappe zu rächen, aus Derbend auf das Heer des Prinzen Jaschmut ausgefallen, über den Kor gezogen war. Die Schlacht begab sich an den Ufern des Flusses Akssu[485], 3. Schewwal 663/
19. Juli 1265
[255] den die Mongolen Tschaghan Muran nennen (das eine und andere heisst Weisswasser). Der Verlust war von beiden Seiten gross. Nokai, von einem Pfeile in's Auge getroffen, flüchtete nach Schirwan. Jaschmut ging über den Kor, aber wieder zurück, als er vernahm, dass Berke mit einem Heere von dreimalhunderttausend Mann nahe; die Brücken waren alle abgerissen worden, so dass Berke, nachdem er vierzehn Tage lang vergebens am Ufer des Kor geweilet hatte, wieder nach Tiflis zurückging, um dort leichter über den Fluss zu setzen; aber auf dem Wege erkrankte und starb er. Abaka befahl, von Delai Nor bis an die Wüste der Kurden einen Wall mit einem tiefen Graben längs des Kor zu ziehen, an dem er Truppen zur Gränzhuth zurückliess, ohne dass desshalb der Handelsverkehr der beiden Länder mittels der Karawanen unterbrochen ward. Nach Beendigung dieses Werkes entliess er von dort den Prinzen Mengu Timur (den eilften Sohn Hulagu's, Gemahl der Atabegin Abisch und der Frau Oldschai) und brachte den Winter in Masenderan und Gurgan (dem alten Hyrkanien) zu. 665/
1266
Während dieses Winters erschien Mesudbeg, der Sohn des berühmten Wesirs Mahmud Jelwadsch, als Gesandter Kaidu's, des Herrschers des Uluses Ogotai, im Lager Abaka's, um die noch ausständige Rechnung der Einkünfte seiner Krongüter zu begehren. Abaka empfing denselben sehr ehrenvoll, liess ihm das Kleid Tschengischan's anziehen und wies ihm seinen Sitz ober allen Emiren an, ausgenommen Ilkai. Abaka trug dem Inhaber des Diwans, dem Wesir Schemseddin, auf, die Rechnung auf's schnellste auszufertigen, und binnen einer Woche kehrte der Gesandte, reich beschenkt, schnell zurück. Erst einige Tage nach seiner Abreise, als die Nachricht eintraf, dass sich am Ufer des Dschihun ein Heer sammle, sah Abaka, dass dies Begehren der Rechnung nur ein Vorwand gewesen und dass Mesud als Kundschafter Borrak's, des Urenkels Dschaghatai's, gekommen, welcher dem Mubarekschah die Herrschaft des Uluses Dschagatai entrissen. Abaka fertigte sogleich Gesandte ab, um den verkappten Kundschafter Borrak's zurückzubringen; sie erreichten aber [256] die Ufer des Oxus in dem Augenblicke, als Mesudbeg eben über denselben gesetzt. Abaka ging nach Chorasan bis Serchas und wandte sich dann in's Winterquartier nach Masenderan. Zu Kebuddschame, d. i. Blaukleid, in der an Korn, Wein und Seide fruchtbaren Stadt Taberistan's[486], ging er dem Gepäcke Hulagu's entgegen, welches mit dessen Wittwe Kuti Chatun und den Söhnen Hulagu's, Tekschin und Tekuder, und mit dem Enkel desselben, Dschuschkab, dem Sohne Dschumkur's, Badu, dem Sohne Tarakai's, und Jesundschin Chatun, der Mutter Abaka's, welche zur Zeit des Aufbruches Hulagu's nach Persien im Hoflager Mengkukaan's geblieben waren. Dschumkur, der Vater Dschuschkab's und Kendschu's, war in dem Bürgerkriege zwischen Kubilai und Arikbugha gezwungen gewesen, die Partei des letzten zu ergreifen, was jetzt die Söhne entschuldigten; er war seitdem gestorben; die Frau Kuti hatte zu Bedachschan den Tod Hulagu's vernommen und sich blind geweint; er verlieh ihr die Einkünfte von Diarbekr, Miafarakain und einigen anderen Oertern als Nadelgeld, das bei den Mongolen Tonlik, das Geld auf Unterhosen, heisst. Die Einkünfte betrugen das Jahr über hunderttausend Goldstücke. Er brachte den Winter zu Tschanganlu (in der Gegend von Meragha), den Sommer in den Weiden von Alatagh an den Quellen des Euphrats und zu Siahkuh (Schwarzberg) zu, und überwinterte dann in der Landschaft Arran.

Armenische und ägyptische Verhältnisse.

Während dieser beiden Jahre, wo Abaka Nichts gethan, um die weiteren Fortschritte Sultan Beibars in Syrien zu hindern, hatte dieser den Kreuzfahrern die Städte Cäsarea, Arssuf, Ssafed, Jafa, Schakif, die Schlösser Haifa, Arka, Kaliat, Meluhat, Dschebele entrissen[487] und war in Cilicien in die Staaten König Hethum's eingefallen, welcher erst beim mongolischen Befehlshaber in Rum und dann bei Abaka selbst vergeblich Hilfe gesucht. Indessen Leon, der Sohn Hethum's, den Pass von Iskenderun (Alexandriette) besetzt [257] hielt, ward er von den Aegyptern umgangen und dann bei Serwend geschlagen und gefangen; sein Bruder Toros und einer seiner Oheime fielen in der Schlacht. Die Sieger kamen am folgenden Tage nach Tel Hamdun, setzten über den Dschihun und bemächtigten sich des den Templern gehörigen, auf einem steilen Hügel gelegenen Schlosses Amudin, das verbrannt ward. Gleiches Schicksal hatte Sir, die Hauptstadt Kleinarmeniens. Der Herr von Hama, der jetzt in den Reihen der Aegypter focht, lagerte an den Ruinen dieser Stadt, während der ägyptische Feldherr Kilawun (der nachmalige Sultan) die Städte Ajas, Massissa und Adana verheerte. Das ägyptische Heer kehrte mit so reicher Beute beladen, mit so vielen geraubten Heerden zurück, dass der Ochs, im Lager um zwei Dirhem losgeschlagen, keinen Käufer fand. Hethum, der vergebens bei Abaka Hilfe gesucht, sah sich gezwungen, den Frieden mit Beibars auf dessen Bedingungen abzuschliessen. Dieser begehrte die Zurückstellung mehrerer von den Mongolen den Aegyptern entrissener, dem Königreiche Armenien einverleibter Schlösser und die Freigebung des ägyptischen Generals Schemseddin Sonkar el-Aschkar, d. i. Sonne der Religion, Falke der Falbe, seines alten Waffengefährten, welchen Hulagu zu Haleb gefangen, nach Persien gesendet hatte. Juni 1267 Der Friede wurde zu Antiochien unterschrieben; die festen Plätze Behesna, Derbesek, Merseban[488] wurden zurückgestellt, der Emir Sonkar gegen den bisher im Schlosse von Kairo in Verhaft gehaltenen Prinzen Leon ausgewechselt[489]. Bald darauf verfügte sich König Hethum an den Hof Abaka's, der sich damals zu Bagdad befand, um ihm für die Auslösung seines Sohnes zu danken und um die Erlaubniss zu bitten, dem Sohne den Thron abtreten zu dürfen. 1269 Nachdem er dieselbe erhalten, rief er die Grossen seines Reichs zu Tarsus zusammen, entsagte der Krone zu Gunsten Leon's und zog sich nach fünf und vierzigjähriger Regierung unter [258] dem Namen Makarius in's Kloster von Trazargh zurück, wo er einige Monate hierauf starb[490]. Im selben Jahre sandte Abaka Gesandte an Beibars, welcher dieselben zu Damaskus zugleich mit den Gesandten des griechischen Kaisers und Mengku Timur's, des Nachfolgers Berke's auf dem Throne von Kipdschak, empfing. Abaka warf in seinem Schreiben dem Sultan Aegyptens den an seinem Herrn Kotos begangenen Königsmord vor und fragte, wie er, der vormals zu Siwas verkaufte Mamluke, es wagen könne, den Königen, Söhnen der Könige, gebornen Weltbeherrschern, zu widerstehen. Er drohte, ihn anzugreifen und Alles dem Schwerte zu opfern; er schrieb an Beibars selbst: „und wenn du in die Wolken aufflögest, und wenn du unter die Erde hinunterstiegest, du würdest mir nicht entfliehen“. Beibars antwortete: „Es ist wahr, dass ich den Kotos getödtet, aber die Sultanschaft ist mir durch freie Wahl der Bege übertragen worden; wenn es dir Ernst, mich anzugreifen, so komm', wir werden bereit sein, dich zu empfangen, um die den Musulmanen entrissenen Länder denselben wieder zurückzuerobern.“ Abaka war nicht im Stande, seinen Drohungen Folge zu geben; daran hinderte ihn das von Osten sein Reich bedrohende Ungewitter, indem Borrak, der Herrscher des Uluses Dschagatai, wider Chorasan herangezogen. Die feindliche Stellung Borrak's gegen Abaka würde vom Leser nicht gehörig beurtheilt werden können, wenn derselbe nicht in Kenntniss der früheren Begebenheiten, welche zwischen diesem und Kaidu, dem Herrscher des Uluses Ogotai, vorgefallen und die wir nun nach Reschideddin erzählen.

Kaidu's und Borrak's Vertrag.

Kaidu's, des Sohnes Kaschim's, des fünften Sohnes Ogotai's, ist bereits Erwähnung geschehen, so auch Borrak's, des Sohnes Jesentewa's, des zweiten Sohnes Muwatukjan's, des zweiten Sohnes Dschagatai's[491]. Dieser, von Kubilai [259] zum Herrscher des Uluses Dschagatai ernannt, hatte sich nicht sobald in den Besitz des Uluses gesetzt, als er mit dem Statthalter Turkistan's, Mogholtai, Streit begann. Dieser sandte den Emir Tekmisch, jener den Emir Kuwindschi mit einem Heere; Tekmisch ward von Kuwindschi geschlagen, aber dieser musste sich vor einem zweiten stärkeren Borrak's zurückziehen. Borrak verwüstete Choten und schlug auch das Heer, welches Kaidu und Kipdschak, der Feldherr Mengu Timur's, des Herrschers von Kipdschak, wider ihn geführt. Mengu Timur, hierüber ergrimmt, sandte seinen Oheim Berekdschar mit fünfzigtausend Mann zu Hilfe Kaidu's. Borrak, von demselben geschlagen, zog sich nach Samarkand in der Absicht, das fruchtbare Land zu verheeren. Kaidu und Kipdschak beriethen sich, wie das Unheil abzuwenden, und Kipdschak, zwischen welchem und Borrak alte Freundschaftsbande bestanden, trug sich an, den Frieden zu unterhandeln. In der Ebene von Soghd empfing Borrak den Kipdschak auf dem Throne, setzte ihn neben sich, trank mit ihm und bewirthete ihn mehrere Tage hindurch in der Steppe von Katwan in der Nähe des Karawanserai[492]. Abu Mohammed's Tonkünstler spielten in den in Kipdschak beliebtesten Tonarten, um dem Prinzen Kipdschakaghul zu gefallen. Dieser war der Sohn Durdschi's, des Sohnes Kadan's, des sechsten Sohnes Ogotai's und folglich ein Neffe Kaidu's. Er kam mit Borrak überein, dass sich dieser und Kaidu mit den Truppen, mit denen sie dermalen zu Samarkand und Bochara standen, begnügen, dieselben nicht vermehren sollten und Borrak Bochara verschone. Kaidu und Berekdschar gaben ihre Zustimmung, und die Prinzen versammelten sich im Frühjahre 667/
1269
in der Ebene von Talas und Kundschuk, wo nach achttägiger Gasterei Kurultai stattfand[493]. Kaidu sprach von dem Vertrage Tschengischan's und wie alle Zwietracht der Prinzen demselben zuwider; dann nahm Borrak das Wort und sagte: da Kaidu an der Spitze des Uluses Ogotai stehe, wie Mengu Timur an der [260] des Uluses Dschudschi's in Kipdschak, wie Kubilai und Abaka die Herrschaft des Uluses Tuli's im Osten und Westen theilten, so möge man auch ihn als Oberhaupt des Uluses Dschagatai unangefochten lassen und sich friedlich mit ihm verständigen. Die drei Prinzen der drei Uluse kamen dann überein, das Land zwischen dem Dschihun und Sihun in drei Theile zu theilen, wovon einer von Borrak, die beiden anderen von Truppen Kaidu's und Mengu Timur's besetzt bleiben sollten; sie verbanden sich gegenseitig, mit ihren Reitern nur in den Steppen herum zu ziehen, die Städte nicht zu betreten, die Unterthanen zu schonen; im folgenden Frühjahre aber sollte dem Borrak freistehen, gegen Chorasan zu ziehen und sich auf Kosten Abaka's zu vergrössern: „Sie besiegelten ihren Vertrag nach mongolischer Sitte mit gewechselten Bechern und Kleidern, indem sie die Hefe auf die Erde gossen“[494]. Eine Zeit lang genoss das Land unter der gerechten Verwaltung Mesud's, der als weiser Wesir in seines Vaters Jelwadsch Fussstapfen trat, des erwünschten Wohlstandes, bis bald darauf, als Mengu Timur und Kaidu sich veruneinigt hatten, das Heer des letzten dem des ersten entgegenziehend Bochara verlassen, die Besitzungen desselben berannte, das Land, trotz der Vorstellungen seines Wesirs Mesudbeg, durch Erpressungen verheerend. Borrak, im Besitze des Landes zwischen dem Dschihun und Sihun, war nun auf den Feldzug gegen Abaka bedacht, worüber ihm die Herrscher des Hauses Ogotai und Dschudschi, als Feinde des Uluses Tuli, freie Hand gelassen, sandte aber zuerst die schon oben erwähnte Gesandtschaft an Abaka, um den Zustand desselben besser zu erkunden.

[261]

Botschaft Borrak's und Rüstungen desselben.

Der öffentliche Auftrag dieser Botschaft lautete, wie schon oben gesagt worden, die ausständigen Rechnungen über die beiden Prinzen gemeinsamen Krongüter zu verlangen; aber ein geheimer war, den Prinzen Nigudaraghul, den ersten Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Dschagatai's, welcher im Heere Abaka's diente, von demselben abspenstig zu machen. Zu diesem Ende war der Gesandte mit einem der geheimen Briefpfeile versehen, welche die Mongolen Tughane nennen, in deren Schaft die geheime Depesche verborgen[495]. In dem Briefe gab Borrak dem Prinzen Kunde, dass er im Begriffe, wider Abaka in's Feld zu ziehen; er möge, als ein Prinz des Uluses Dschagatai, sich hüten, dem Feinde ferner zu dienen. Die Aufforderung fruchtete; Nigudar, zu einem Kriegsrathe berufen, entschuldigte sich und bat um Erlaubniss, in seinen Jurt nach Georgien zurückkehren zu dürfen; er hoffte über Derbend, im Norden des kaspischen Meeres, das Lager Borrak's zu erreichen; aber Dschiramun Nujan, welchem die Huth der nördlichen Gränze übertragen war, hinderte ihn an der Ausführung dieses Planes, indem er ihn, sich nach Georgien zu werfen, zwang, wo er durch die Hand der Tochter des Königs David Bürgschaft seiner Sicherheit suchte, aber nicht fand; denn die Gegner trachteten ihm nach dem Leben, so dass er im folgenden Jahre mit Weib und Kind sich auf Gnade und Ungnade in die Arme Abaka's warf. 668/
1270
Abaka liess sechs seiner Emire hinrichten, seine Truppen unter die Tausender, Hunderter und Zehner vertheilen, setzte ihm fünfzig Mongolen als Aufseher und ihn selbst zu Derjar Kebudan in Verhaft, aus welchem er jedoch in der Folge, nach der Niederlage Borrak's, entlassen ward[496]. Der Botschaft Borrak's ritt Schemseddin Dschuweini, der Wesir Abaka's, bewillkommend entgegen, und trotz der hohen Meinung, die er von sich selber hatte, stieg er, als er in die Nähe Mesud's kam, doch vom Pferde und küsste dem Mesudbeg ehrfurchtsvoll die Bügel. Dieser, minder bescheiden, [262] als sein Vater, Jelwadsch, sagte, verächtlich auf Schemseddin herabsehend: „Du bist der Inhaber des Diwan's! Dein Name ist besser, als dein Aussehen.“ Schemseddin's Klugheit verschmerzte den bitteren Gruss für den Augenblick mit Stillschweigen, rächte sich aber bald hernach durch die Nachsendung der Boten, welche den Gesandten als Kundschafter zurückbringen sollten, und als diese zu spät kamen, durch die Entflammung des Krieges wider Borrak, der seinen Bundesgenossen Kaidu um Hilfe ansprach. Kaidu sandte Jerligh an die Prinzen Ahmed Ben Buri[497], Balighu[498] und Nikpei Aghul[499], dass sie bei Tirwed über den Oxus gehen sollten; Tschabad, der Sohn Huku's[500], Mobarekschah[501] und Kipdschak, der Sohn Kaidu's[502], erhielten den Befehl, mit Borrak zu Amu über den Dschihun zu setzen; weiter hinauf sollten Kokadschu[503] der grosse und Banial bei Chiwa, Kokadschu der kleine aber bei Mingkkischlagh, welches der gewöhnliche Ueberfuhrsort von Chuaresm, über den Fluss gehen und sich mit Borrak jenseits desselben vereinen. Dieser rüstete den Krieg aus allen Kräften, alle Pferde wurden zum Dienste des Heeres weggenommen und des Tages mit sieben Menn Gerste und Korn gefüttert, um sie fett, alle Hunde wurden getödtet, um aus ihren Häuten Schilde zu machen; so entstand Theuerung und Mangel. Um dem Heere Proviant zu verschaffen, befahl Borrak, das Land bis Bochara und Samarkand zu verheeren. Mesud machte ihm abermals Vorstellungen dagegen und auf die Unklugheit aufmerksam, sich auf diese Weise selbst sicheren Rückzug abzuschneiden. Borrak bestrafte diese freimüthige Vorstellung des weisen Wesirs mit sieben Prügelstreichen, nahm aber den Befehl der Verheerung zurück.

[263]

Borrak zieht über den Oxus und wird von Kipdschak verlassen.

Ausser den oben genannten, von Kaidu zur Hilfe Borrak's bestellten neun Prinzen des Uluses Ogotai und Dschagatai stellten sich zu seinem Dienste noch vier des Uluses Dschudschi, nämlich die beiden Jesawur [der grosse und kleine][504], Meraghul und Dschelertai[505]. Mit diesem Heere eroberte Borrak Chorasan von den Gränzen Bedachschan's und Schiburghan's (bei Balch) bis nach Nischabur. Ehe er noch über den Oxus gesetzt, sandte er Botschaft an Tekschin (den vierten Sohn Hulagu's, den Bruder Abaka's), welchem vom Vater die Herrschaft über das Gebiet von Badghis, östlich von Herat, eingeräumt, vom Bruder bestätigt worden. Badghis, was nur verderbte Aussprache von Badchis, d. i. Windaufstehend, weil dort immer die Winde rege, hiess vormals Pasin und war die Hauptstadt der Hunnen Euthaliten; die Wälder der Gegend sind meistens Pistazienwälder, von denen Herat und andere Städte mit Pistazien versehen werden. In diesem Bezirke liegt das unbezwingliche Schloss Nertku[506], das Aornos Chorasan's, auf einem tausend Ellen hohen Felsen, zu welchem eine halbe Stunde lang ein nur für Einen Menschen gangbarer Pfad führt, noch nie durch Gewalt der Waffen bezwungen; die Gegend umher ist so kalt, dass die Rosen hier erst im Juli blühen; das Holz zu dem Baue der Häuser von Herat kommt aus diesen Wäldern und ist so trefflicher Eigenschaft, dass es weder austrocknet noch fault, der Boden so fruchtbar, dass derselbe ohne Mühe und Kultur hundertfach trägt[507]. Nach der Felsenburg Nertku ist Kiasis ein geschichtlich merkwürdiger Ort des Gebietes von Badghis, weil es die Grabstätte Mokannaa's, des berühmten falschen Propheten, der allnächtlich aus einem Brunnen von Nachscheb einen Mond aufsteigen liess (vermuthlich [264] von bengalischem Feuer), der die Gegend weit umher erleuchtete[508]. Borrak liess den Prinzen Tekschin wissen, das Land von Badghis bis Ghasnin und dem Indus gehöre zur Weide seiner Väter, und er möge daher dasselbe räumen. Tekschin antwortete: er hätte es als väterliches Erbe von seinem Aka, d. i. dem älteren Bruder und Herrn Abaka, bei dem er sich erst anfragen müsse. Abaka antwortete: dass das Land von Badghis zu den Krongütern des Hauses Hulagu's gehöre und dass er dasselbe wider den Angriff Borrak's zu vertheidigen wissen werde. Auf diese Antwort hatte Borrak mit den Prinzen, die in seinem Geleite, Kriegsrath gehalten und war über den Oxus gegangen, nachdem er seinen Sohn Begtimur mit tausend Reitern zu Kesch und Nachscheb zurückgelassen. Melik Schemseddin Kert von Herat kam dem Prinzen huldigend entgegen, um die Schonung seines Landes zu erhalten, welche auch zugestanden, aber die Verheerung alles übrigen, dem Kubilai oder seinem Neffen Abaka gehörigen Landes befohlen ward[509]. Von Seite Abaka's befehligte sein älterer Sohn Arghun, welchem die Statthalterschaft von Chorasan verliehen ward, das Heer; in demselben befand sich ein Emir der Tausender Namens Sidschektu, welcher ehemals ein Hausgenosse des Prinzen Kipdschak; als er hörte, dass dieser sich im Heere Borrak's befände, sandte er ihm ein Geschenk von Pferden, das dieser mit gleichem entgegnete; diess war der Anlass eines heftigen Streites zwischen Kipdschak und dem Feldherrn Dschelartai dem Dschelairen, welcher dem Kipdschak in Borrak's Gegenwart vorwarf, die bessten Pferde für sich behalten und nur die schlechteren dem Borrak gegeben zu haben. Kipdschak rief aus: „Hat je ein Karadschu, d. i. ein Unterthan, solche Worte gegen einen Abkömmling Tschengischan's so gesprochen, dass sich solch ein Hund solcher Worte erfrechen darf.“ – „Wenn ich ein Hund bin“, antwortete Dschelartai, „bin ich der Hund Borrak's und nicht der deine.“ – „Ich werde dich entzwei hauen,“ [265] rief Kipdschak, „ohne dass mein Aka es mir verarge.“ – „Und ich,“ entgegnete Dschelartai, die Hand auf den Dolch legend, „wenn du nahest, dir den Bauch spalten.“ Da Borrak durch sein Stillschweigen dem Dschelartai Recht gab, verliess Kipdschak erzürnt die Versammlung und in der Nacht mit zweitausend Reitern das Lager. Die Versuche Borrak's, denselben durch die Sendung von drei Prinzen zur Rückkehr zu bewegen, waren vergebens. Dschelartai folgte mit dreitausend Mann, in der Hoffnung, ihn zu überrumpeln; aber da die Prinzen fürchteten, dass, wenn die Truppen desselben in Sicht kämen, Kipdschak sie mit sich führen würde, kehrten sie unverrichteter Dinge zurück. Kaidu fühlte empfindlich diese, seinem Vetter zugefügte Beleidigung; er machte gegen Abaka die Flucht Kipdschak's aus dem Lager Borrak's als ein Verdienst geltend, und verband sich, seinen alten Verbündeten Borrak verlassend, mit Abaka in Freundschaft, so dass sie sich fortan Ortak, d. i. Genossen, hiessen.

Held Merghaul, Dschebat's Flucht.

Abaka sandte den Prinzen Jaschmut mit einem Heere zu Hilfe Tekschin's, welcher dem Anfalle des Heeres Borrak's preisgegeben, während Schiramun im Norden sich mit Nigudar, dem in Abaka's Lager flüchtigen dschagataischen Prinzen, schlug. Mit fünf Tomanen, d. i. mit fünfzigtausend Mann, trat Borrak den Zug durch Chorasan an[510]; seine beiden tapfersten Feldherren, Dschelartai der Dschelaire und Merghaul, jener ein Bogenschütze, wie Aresch, der berühmte Bogenschütze der altpersischen Geschichte; den Bogen Dschelartai's vermochte kein Anderer zu spannen, als er selbst. Merghaul war vorzüglich in der Kunde des Dschade, d. i. des Wetter- und Hagelmachens mittels des Regensteines, bewandert; er sagte von sich selbst: „Ich binde den Gaul zu Konghus Alanik an und reite nicht faul den Falben[511] [266] bis an die Alpen desselben[512], ohne dass, um auszuruhn, ich den Zügel vom Kopf muss thun, und ohne dass die Schweissdecke trocken werde.“ Purbaha Dschami, der persische berühmte Dichter, welcher, ein Türke oder Mongole von Geburt, zur Zeit Arghun's (des Sohnes Abaka's) halb aus persischen, halb aus türkischen und mongolischen Worten bestehende Mischlingsgedichte verfertigte, sagt in seiner zum Lobe Schemseddin Dschuweini's verfassten Kassidet:

Die Trennung Merghaul verheert Geduld mit Schwert,
Wie jüngst Borrak mit seinem Heer das Land verheert[513].

Solchen Kräften und Helden vermochten die Prinzen Arghun, Jaschmut und Tekschin (jener der Sohn, diese die Oheime Abaka's) nicht zu widerstehen, und er zog also selbst an der Spitze eines Heeres nach Herat. Indessen hatte Borrak Gesandte an Kaidu geschickt, um sich über die Empörungen der beiden Prinzen Kipdschak und Dschebat, welche er ihm zu Hilfe gesandt und die ihn nun verlassen, zu beklagen. Als Dschebat an die Gränze Bochara's gelangt, rastete er einige Tage aus. Die Emire der Tadschiken (Perser) gaben hiervon dem Begtimur Aghul, welchen der Vater, Borrak, jenseits des Oxus zurückgelassen, Kunde: „Könntest du,“ fragte Begtimur den Tasikaka (den Emir der Tadschiken), „mit fünfhundert Reitern denselben nicht abwehren?“ – Tasik antwortete: „Ich bin Karadschu, d. i. Unterthan, und Dschebat ist Urugh, d. i. vom Herrscherhause, wie kann sich der Karadschu mit dem Urugh schlagen?“ – Da sass Begtimur selbst zur Verfolgung Dschebat's auf, der sich mit genauer Mühe mit zehn Reitern rettete, nachdem er die Brücke von Tschirameghan zerstört; dreissig Parasangen weit verfolgte ihn die Truppe Borrak's, ohne ihn erreichen zu können. Borrak machte sich jedoch nicht viel aus der Entweichung der beiden ogotaischen Prinzen, Kipdschak und Dschebat, vertheilte ihre zurückgebliebenen Truppen unter die seinen, und schwelgte, unbesorgt der Zukunft. Merghaul [267] wurde nach Nischabur gesandt, Borrak blieb zu Thalkan; Nischabur wurde geplündert, und gleiches Loos hatte Borrak der Stadt Herat bestimmt. 6. Ramasan 668/
30. April 1269
Da stellte ihm Kotlogh Timur vor, dass, wenn er sich den Herrn von Herat, Melik Schemseddin Kert, zum Feinde mache, derselbe ganz Chorasan empören würde. Borrak gab der Vorstellung Gehör und sandte den Kotloghbeg mit fünfhundert Reitern, den Herrn von Herat in's Lager zu laden. Im Schlosse Chaisar trafen sie zusammen. Melik Schemseddin, ein staatskluger Kopf, folgte der Einladung; er ward von Borrak ehrenvoll empfangen und mit Chorasan belehnt; Mehreres noch versprach ihm Borrak nach Persiens Eroberung; sie sprachen von Nichts, als von der Verheerung Bagdads und der Stadt Tebris, deren Schätze sie schon im Gedanken theilten, indem der Herr von Herat sich dem Lieblingsplane Borrak's hingab. Dieser begehrte von ihm eine Liste der reichsten Einwohner Chorasan's. Schemseddin gab auch diese und begehrte die Erlaubniss, nach Herat zurückzukehren, um dort Waffen und Pferde aufzubringen. Die Einwohner Herat's gingen ihm entgegen und vernahmen trostlos die mongolische Forderung; da aber indessen die Nachricht vom Anzuge des Heeres Abaka's verlautete, zog sich Melik Schemseddin in das östlich von Herat gelegene Schloss Chaisar zurück; hier erwartete er politisch den Ausgang des Kampfes zwischen dem Uluse Dschagatai und Hulagu's, zwischen Abaka und Borrak, den Untergang des letzten voraussehend[514].

Abaka's Aufbruch; Borrak's Niederlage.

Fast zwei Tage früher, als Borrak Nischabur verheerte, brach Abaka, von allen seinen Brüdern, Jaschmut und Tekschin ausgenommen, die schon in Chorasan, begleitet, dahin von der Gränze Aserbeidschan's auf. 4. Ramasan 668/
28. April 1269
Als er nach dem zwischen Sendschan und Ebher gelegenen Distrikt Schirgis[515] gekommen (wo später die Stadt Sultanie erbaut ward), welchen die Mongolen Kungurulang nennen, wartete ihm der von Kubilai an ihn geschickte Gesandte Tekadschek auf, welcher von Borrak aufgefangen und in Verhaft gehalten, [268] demselben entflohen war. Auf die durch ihn erhaltene Kundschaft von der Schwelgerei und der Sorglosigkeit Borrak's beschleunigte Abaka seinen Marsch; jenseits Rei, zu Kumis, kamen ihm sein Bruder Tekschin, der General Arghun und sein Sohn Arghun und mit ihnen der Sultan Kerman's bewillkommend entgegen; auf der Ebene von Radegan wurden Gold und Silber in Menge unter das Heer vertheilt und demselben mit Drohungen und Verheissungen die Erfüllung seiner Pflichten eingebunden. Von hier ging der Marsch nach Bachers, dem zwischen Nischabur und Herat gelegenen Distrikte, in der Literaturgeschichte durch Bachersi, den Verfasser der berühmten Blüthenlese, für immer geadelt. Gegen Farab, nicht zu verwechseln mit Farab, dem Geburtsorte des grössten Philosophen und Gesetzgebers der Tonkunst, Farabi, welchen die Araber den zweiten Lehrer, wie Aristoteles den ersten, nennen, sandte er Streifparteien aus und beschäftigte sich mit der Vertheilung des Heeres in verschiedenen Richtungen. Dem Bruder Jaschmut übertrug er den Befehl des rechten Flügels, den Obotai Nujan behielt er bei sich im Mittelpunkte, den Bruder Tekschin sandte er nach Beldschaghran, dem Jurte Merghaul's, wo einige der Vorposten Merghaul's getödtet wurden; dieser eilte, dem Borrak die Kunde zu bringen, dass ein feindliches Heer zugegen. Borrak sagte: Wenn Tekschin und Arghun wieder zurückgekommen, so wissen wir schon, was von ihnen zu halten, da wir sie geschlagen; ein Anderes wäre es mit Abaka; geh' und verrenne ihnen den Weg, bis wir zur Schlacht gerüstet. Von Badghis aus sandte Abaka einen fündigen Gesandten an Borrak mit Friedensanträgen: er wolle ihm Ghasnin und Kerman und das Land bis an den Indus überlassen, er möge freiwillig zurückkehren; wenn nicht, zur Schlacht gerüstet sein. Prinz Jesawur rieth zum Frieden, weil Kipdschak und Dschebat entflohen und die Pferde noch schwach. Merghaul ereiferte sich dagegen und behauptete, das anziehende Heer seien nur die Truppen Tekschin's und Jaschmut's, indem das Abaka's in Syrien beschäftigt sei. Dschelartai sprach im Sinne Merghauls: Wir sind zum Kriege [269] ausgezogen; wenn du Frieden gewünscht, wärest du besser jenseits des Oxus geblieben. Borrak fragte den Astrologen Dschelal; dieser rieth, einen Monat zu warten, indem die Ansichten der Gestirne ungünstig. Merghaul und Dschelartai sprachen erzürnt dagegen; die Schlacht ward beschlossen. Abaka befahl dem Emire Toghus, das Terrain auszuwählen. Er bestimmte am Fusse eines Berges eine grosse Ebene, vom Flusse Karasu durchschnitten. Drei hier aufgegriffene Kundschafter wurden durch eine Kriegslist Abaka's getäuscht, indem in ihrer Gegenwart ein eingelernter Bote die falsche Nachricht brachte, dass zu Hause ihr Jurt von den Feinden im Norden überfallen, schleunigen Rückzug fordere. Dieser wurde in der grössten Eile veranstaltet, das ganze Lager im Stich gelassen; der Befehl zur Hinrichtung der Kundschafter ward öffentlich, heimlich der gegeben, dass man einen derselben entwischen lasse. Borrak mit seinen beiden schlachtlustigen Feldherren, Merghaul und Dschelartai, gingen in die Falle; das zurückgelassene Lager ward geplündert und dann der flüchtige Feind verfolgt bis an den Ort, welchen Abaka zum Schlachtfeld ausersehen; Borrak, betroffen, stellte sich am Flusse in Schlachtordnung auf. Abaka gab den Befehl des rechten Flügels dem Bruder Tekschin und dem Emir Semghur, den des linken dem Bruder Jaschmut, unter welchem die Generale Suntai und Arghunaga; der letzte befehligte die Hilfstruppen von Kerman und Fars, deren Anführer Sultan Hidschadsch und der Atabeg Jusufschah; Obotai befehligte das Mitteltreffen. Merghaul fiel gleich Anfangs der Schlacht, Dschelartai schlug den linken Flügel und drückte denselben bis Fuschendsch zurück; der rechte Flügel und der Mittelpunkt hielten noch fest; als aber auch die Truppen Abaka's zu wanken begannen, liess sich Suntai, der neunzigjährige Feldherr desselben, auf einem Sessel mitten im Schlachtfeld nieder und sagte zu den ihn umgebenden Offizieren: „Heut' ist der Tag, uns dankbar gegen Abaka zu erweisen durch Sieg oder Tod.“ Nach dreimaligem Angriffe wurde Borrak geschlagen; sein ganzes Heer wäre verloren gewesen ohne Dschelartai's Muth und Geistesgegenwart. [270] Er sammelte die zerstreuten Flüchtlinge und bewirkte ihren Rückzug über den Oxus.

Ende Borrak's.

Borrak, der auf der Flucht vom Pferde gefallen und dazu vom Schlage berührt worden, kam gelähmt nach Bochara, wo er sich zum Islam bekehrte und den Namen Ghajaseddin annahm. Viele seiner Feldherren, seiner üblen Laune ausgesetzt, verliessen denselben unter verschiedenen Vorwänden. Der Prinz Ahmed Aghul, der Sohn Buri's[516], zog missvergnügt mit seinen Truppen nach Pischbaligh. Tukai, die starkmüthige Gemahlin Borrak's, als sie dessen Rückzug vernahm, bot sich ihrem kranken Gemahle an, aufzusitzen und ihm den Prinzen zurückzubringen. Der Emir Mauldan erhielt den Befehl zur Verfolgung, Borrak folgte in einer Senfte; auf der zweiten Station traf die Nachricht ein, dass Prinz Nikpei, der Sohn Serban's, sich nach Chodschend entfernt. Borrak sandte ihm den Prinzen Balighu, den Sohn Kadaki's, des Sohnes Buri's, nach, und erschöpfte sich in Klagen über die Unstätigkeit seiner Hilfsgenossen und über die Unfälle der letzten Schlacht: „Als ich,“ sagte er, „vom Pferde gefallen, als ich rief: Ich bin euer Padischah, gebt mir ein Pferd! hörte mich keiner; Alle stürmten vorbei auf der Flucht, bis ein Karawine (ein Naphtafeuerwerker), Namens Sali, vom Pferde stieg, mir dasselbe gab und statt desselben einige Pfeile begehrte, die ich ihm reichte.“ Er sandte den Bruder Jesar[517] an Kaidu, um sich über den Abfall der Prinzen Kipdschak und Dschebat zu beklagen. Kaidu brachte ihm die Treulosigkeit Borrak's in Erinnerung, welcher, während die Prinzen, seine Brüder, mit Kipdschak die Rückkehr unterhandelten, den Dschelartai nachsandte, um ihn zu überfallen; Jesar läugnete es. Kaidu versammelte seine Emire zum Rath, stellte ihnen vor, wie verächtlich bisher die Verbindung mit Borrak für das Haus Ogotai's gewesen; es ward beschlossen, den Jesar in Gewahr zu halten und dass Kaidu selbst mit ein Paar Tomanen unter [271] dem Scheine, dem Borrak die begehrte Hilfe zu leisten, aufsitze, weil, ehe sie ankämen, sein Loos entschieden sein würde. Indessen hatte Nauldar den Prinzen Ahmed Buri und Balighu den Prinzen Nikpei verfolgend erreicht und in dem ihnen gelieferten Treffen fielen Ahmed Buri und Nikpei. Sobald Borrak hiervon Kunde erhalten hatte, sandte er an Kaidu, dessen wahre Absicht er ahnte, Wort, um ihm für seine Hilfe zu danken, die nun überflüssig geworden sei. Kaidu setzte nichtsdestoweniger seinen Marsch fort; ehe er noch das Lager Borrak's erreicht, war dieser plötzlich gestorben, vermuthlich durch neuen Schlaganfall getroffen. Als Kaidu dem Lager nahte, hörte er die Todtenklage und sah die Wachen mit fliegenden Haaren. Kaidu und alle Prinzen beweinten den Tod Borrak's; sie zogen die Trauer an und Borrak's Leichnam wurde auf einem hohen Berge bestattet. Am folgenden Tage erschienen die Prinzen Mubarekschah (der Enkel Muwatukjan's, aus dessen Sohn Kara Hulagu und der Frau Hirghana), Kajan und Dschobai, die Enkel des vor Olmütz gefallenen Paidar [Peta][518], und liessen sich vor ihm, als dem älteren Prinzen, auf die Kniee nieder, sich seinen Befehlen fügend. Sie klagten über die Behandlung, die sie von Borrak erlitten; Kaidu versprach ihnen die Zurückstellung der ihnen weggenommenen Güter und überliess ihnen den Schatz Borrak's zur Theilung. Mubarekschah nahm mit eigener Hand die Ohrgehänge der Frau Tukai, der Gemahlin Borrak's, vom Ohre. Borrak hatte vier Söhne hinterlassen: Peik Timur, Tewaburi, Tehu und Uladai; mit ihnen vereinigten sich die Söhne Alghui's, die beiden obgenannten, Dschobai und Kijan; des dem Kaidu gegebenen Wortes vergessend, verheerten sie das ganze Land von Chodschend bis Bochara und bis jenseits des Oxus. 671/
1272
Drei Jahre hernach kam auf Vortrag des Wesirs Schemseddin, dass es die höchste Zeit, den Unordnungen im Lande jenseits des Oxus ein Ende zu machen, ein Heer unter dem [272] Befehle Jusuf's und Kurughdai's, der Söhne Dschintimur's, des vormaligen Statthalters in Persien, nach Chuaresm; Gurgendsch, Chiwa und Karakusch, wurden von Gütern geleert, mit Leichnamen gefüllt. Vor Bochara schlugen sie sich mit dem dschagataischen Heere; 7. Redscheb 671/
20. Jan. 1273
sieben Tage dauerte die Schlacht, zehntausend Todte deckten die Erde. Bochara ward von neuem mit Feuer und Schwert verwüstet, die Medrese und die Bibliothek Mesudbeg's gingen in Flammen auf. Dies war eine strenge Antwort (bemerkt Wassaf) auf das verächtliche Wort, welches Mesudbeg dem Grosswesir Schemseddin zum Willkommen gesagt. Fünfzigtausend Jünglinge und Mädchen wurden als Sklaven weggeschleppt; Dschobai und Kijan nahmen ihnen jedoch die Hälfte wieder ab. Dieser Raubzug war das Werk der Einstreuungen des Turkmanen Okbal[519]. Sieben Jahre lang blieb die Stadt verödet.

Zweite Thronbesteigung; Halswunde; Todesfälle.

Nach der Niederlage Borrak's zog Abaka mit dem Heere nach seinem Thronsitze in Aserbeidschan zurück; die Kriegszucht ward so strenge gehalten, dass, wie auf dem Hinmarsche im Frühling, der Huf seiner Pferde kein Saatfeld zertrat, jetzt auf dem Rückwege im Herbste vom Soldaten keine Garbe geraubt, keine Traube abgerissen ward; eine Kriegszucht, so löblicher, je ungezügelter die Raubsucht mongolischer Heere im feindlichen Lande. 1. Rebiulewwel 669/
18. Oct. 1270
Am achtzehnten October, dem in der Geschichte durch vielfache Schlachten als Kriegsfest so berühmten Tage, stieg er zu Meragha ab und zwanzig Tage hernach hatte im Lager zu Dschaghantu die zweite feierliche Thronbesteigung und Krönung statt, 20. Rebiulewwel/
6. November
indem die Gesandtschaft des Kaan's mit der Bestätigung der Herrschaft als Ilchan und Padischah in Iran mit dem Herrscherdiplome eingetroffen war. Der Grund, dass sich diese Bestätigung volle sechs Jahre erwarten liess, kann wohl blos in dem Bürgerkriege Abaka's mit Nigudar und Borrak gelegen haben, weil, ehe das Loos der Waffen durch die Niederlage von den beiden letzten die bleibende Herrschaft des ersten entschieden, dieselbe feierlich zu bestätigen der [273] Kaan Anstand nahm. Zu gleicher Zeit mit den Gesandten des Kaan's trafen auch die Mengutimur's, des Herrschers von Kipdschak, mit Geschenken ein, um zur siegreichen Beendigung des Feldzugs Glück zu wünschen. Sie wurden ehrenvoll empfangen und reich beschenkt entlassen. Auf einer der Stationen des Marsches, vor der Ankunft zu Meragha, 2. Ssafer 669/
20. Sept.
war Abaka auf der Jagd durch das Horn eines wilden Stieres am Halse verwundet worden, so dass das Blut aus der Wunde floss; um dasselbe zu stillen, unterband einer der Aidadschi, d. i. der Küchenmeister, die Haut mit einer Bogensehne, so dass es zu fliessen aufhörte, und er dafür von Abaka reichlich belohnt ward; aber es hatte sich ein Senkel gebildet, welcher höchst beschwerlich fiel und auch gefährlich schien. Keiner der Aerzte getraute sich denselben zu öffnen, nur der grosse Astronom Nassireddin, welcher auch ein geschickter Arzt, verbürgte sich, die Operation ohne Gefahr zu unternehmen; er schnitt den Blutsack auf und reinigte die Wunde, die binnen einer Woche geheilt war. Die allgemeine Freude hierüber ward durch den Tod der beiden Prinzen Jaschmut und Tekschin, die Oheime und treuen Waffengefährten Abaka's in dem Kriege wider Nigudar und Borrak, getrübt. 8. Silhidsche 669/
18. Juli 1271
Sechs Monate früher war auch Jesundschin, die Mutter Abaka's, gestorben; ihr Lager erhielt die Gemahlin Abaka's, die Prinzessin Padischah Chatun, die Tochter Kutbeddin's, des Sultans von Kerman. So hatte Abaka Chan nach dem Tode seiner Stiefmutter, der grossen Frau Tokuschatun, ihr Lager ihrer Nichte Tukini, der Beischläferin seines Vaters Hulagu, verliehen, welche dreissig Jahre lang im Besitze desselben, worauf es Kukadschi Chatun, eine Verwandte der grossen Frau Bulughan, der Gemahlin Ghasan's, und nach deren Tode die Frau Keramun, die Tochter eines Vetters der Frau Bulughan, erhielt, nach dessen Tode dieselbe unter der Regierung Oldschaitu Chodabende's (des achten Ilchanen) die Frau Kotloghschah, die Tochter Emir Irindschi's, eines Neffen der grossen Tokus, verliehen ward[520]. So erbte der [274] Besitz der Lager der Prinzessinnen zwar nicht regelmässig fort, sondern ward theils mit Rücksicht auf die Erbfolge, theils aus Gunst verliehen. In diesem Jahre der Rückkehr aus Chorasan ergab sich endlich das Schloss der Assassinen Girdkjuh, 6. Rebiulachir 669/
15. Dec. 1270
welches seit der Uebergabe von Alamut noch vierzehn Jahre[521] ausgehalten, weil der letzte Fürst der Assassinen demselben zwar den von Hulagu gestellten öffentlichen Befehl, sich zu übergeben, aber heimlich sich zu halten, Wort gesandt hatte. Girdkjuh, das letzte blutige Nest der Assassinen, vielleicht das Gilgerd der Byzantiner, das Schloss der Lethe, in welchem Staatsgefangene zur ewigen Vergessenheit eingesperrt wurden; sowohl der Name als die Festigkeit desselben geben dieser Vermuthung Wahrscheinlichkeit.

Herrscher von Luristan; Tod grosser Männer.

Auf dem Rückmarsche von Chorasan nach Aserbeidschan war Abaka an der Gränze Gilan's von einer Schaar dilemischen Gesindels aus einem Hinterhalte angefallen worden. Jusufschah, der Sohn Schemseddin Alp Arghaun's, der Atabeg von Gross-Luristan, welcher auf diesem Feldzuge den Chan als Vassal begleitet hatte und sich eben in dessen Nähe befand, sprang vom Pferde und wehrte durch seine Tapferkeit die Gefahr vom Haupte Abaka's ab. Zur Belohnung dafür verlieh ihm der Chan zu Gross-Luristan noch den Besitz von Chusistan, das Gebirge Kiluje und die beiden Städte Firusan und Dscherbadakan; die erste, im persischen Irak in der Nähe von Firusan gelegen, ward von Firus, dem Könige der altpersischen Dynastie der Beni Sasan, erbaut, von welchem sie den Namen hat, in einer an Baumwolle, Korn und Früchten aller Art gesegneten Gegend gelegen[522]. Dscherbadakan, auch Derbajekan oder Güljadkjan genannt, ist eine zwischen Kerdsch und Hamadan gelegene Stadt, welche Humai, die Tochter Behmen's, des Kejanen (die [275] Parisatis der Griechen), baute und Samere nannte[523]. Jusufschah begab sich nach dem Gebirge Kiluje (in Luristan) und schlug die Schulen, den Sieg mit seines Bruders Nedschmeddin Tod bezahlend[524]. In Chorasan schlugen sich indessen die Feldherren Nikpei Behdi und der Turkmane Akbeg wider die dschagataischen Prinzen Dschoba und Kapan, den Sohn Alghui's, das Land verödend, wie bereits oben gesagt worden. Akbeg hätte sich gerne mit seiner Beute zu Kaidu geflüchtet, aber einer seiner Brüder kam zum Dienste des Steigbügels des Prinzen Arghun und entdeckte demselben des Bruders Anschlag. Arghun berief den Turkmanen ein, um ihn an den Hof Abaka's zu senden; auf dem Wege dahin wurde er zu Kökdsche denis, d. i. am blauen Meere (am Uralssee), abgethan; so ward auch der Intendent Melik Ssadreddin zu Rei hingerichtet. Der von Hulagu und Abaka hochgeschätzte Sekretär Dschenglaun Bachschi und der Feldherr Emir Arghun, der Sohn Dschurmaghun's, starben natürlichen Todes. Zu Tebris stürzten alle Thürme im Erdbeben ein. 671/
1272
In diesem Jahre, wo zu Tebris Melik Ssadreddin hingerichtet ward, starb zu Konia in Rum, dessen Fürsten unter der eisernen Ruthe mongolischer Vogtschaft standen, der grosse mystische Scheich Ssadreddin von Konia; im nächsten Jahre aber hatten Astronomie und Philosophie, Mystik und Poesie noch weit grösseren Verlust zu beklagen in dem Tode Nassireddin's von Tus, des Werkzeugs des Sturzes der Assassinen und des Chalifats, des Errichters der Sternwarte von Meragha, des Verfassers der berühmten Metaphysik und Ethik, deren schon oben Erwähnung geschehen, und des grössten mystischen Dichters der Perser, Mewlana Dschelaleddin's Rumi, beigenannt der Molla Kaiser, des Verfassers des Mesnewi, des Stifters der Mewlewi. Nassireddin von Tus befand sich am Hofe Abaka's im Mittelpunkte des Reichs als der Repräsentant der Wissenschaft, während die Mystik und Poesie in den äussersten Enden desselben, in Rum und in Fars, [276] blühten, in Rum durch die obengenannten beiden grossen Scheiche Dichter, in Fars noch durch Saadi, den wahren König der persischen Dichter seiner Zeit, wiewohl Hemker Farsi das Amt des Dichterkönigs am Hofe der Atabegen zu Schiras bekleidete; dass aber schon damals der Dichterkönig von Amtswegen nicht unbedingt als der grösste Dichter erkannt ward, beweiset, was Dewletschah in seinen Lebensbeschreibungen persischer Dichter bei der Imami's von Herat erzählet. In einer Abendversammlung stritten sich die vier geistreichsten und gelehrtesten Staatsmänner Abaka's, nämlich der Wesir Schemseddin Dschuweini, der Statthalter Rums Moineddin Perwane, der Richter Mewlana Schemseddin und der Intendent Melik Iftichareddin von Kerman, einen Abend lang darüber, ob Saadi, ob Imami aus Herat oder Hemker Farsi (der Dichterkönig) der grösste Dichter; sie kleideten diese Frage in Versen ein[525] und sandten dieselben zur Entscheidung an den Dichterkönig von Amtswegen; dieser antwortete bescheiden und wahr:

Obwohl ich bin ein Papagei durch süssen Sang,
Bin ich die Fliege nur von Saadi's Zuckermund;
Und soll ich thun ein allgemeines Urtheil kund,
So läuft Imami mir und Saadi ab den Rang.

Wie tief persische poetische Bildung damals in Staatsgeschäfte eingriff, wird sogleich aus dem Verhältnisse und Briefwechsel des gelehrten Wesirs Schemseddin Dschuweini mit Melik Schemseddin Kert, dem Herrn von Herat, erhellen.

Schemseddin Kert.

Melik Schemseddin Kert, welchem schon Tschengischan die Herrschaft von Herat überlassen und welchen sein dritter Nachfolger, Mengku, als Herrn von Herat, Sebsewar, Ghur und Ghardschistan bestätiget hatte, war ein unternehmender, staatskluger, hochgebildeter Fürst, dessen Arm nie seinem Kopfe zuvoreilte und dieser nie hinter jenem zurückblieb. „Er war,“ sagt Wassaf, „ein Mann von hohem Geist und erhabenem Sinne, der sich der Humanitätswissenschaften befleisst. Er vereinigte in sich die beiden Lehren von den [277] Fingern und von den Speeren, gleich geschickt zu tanzen den Reigen der Worte und der Lanzen. Inhaber von Büchern und von Heeresschaaren, ein Bereiter, kundig, die Stufen und Grade zu bewahren, der auf Orion's Schultern sass und auf denselben, als seinem Reitpferde, die Himmel durchmass.

Schüttelt die Hand er zum Wohlthun, so ist sie ein Meer,
Schüttelt die Hand er zum Kampfe, so ist sie ein Speer;
Wann sich die Erde verfinstert, so ist er die Sonne,
Wann sie verdorret, erfrischt er als Guss sie mit Wonne.“

Sein Vater, Kert, war zur Zeit der Sultane Ghurs einer ihrer Emire und gehörte zu den nächsten Umgebungen Sultan Schihabeddin's, des neunten Herrschers von Ghur, welcher vor Sultan Mohammed Chuaresmschah sich nie gebeugt. Zu Beginn der Regierung Mengkukaan's, als wider diesen Jesui Menluk, der dritte Sohn Dschagatai's, ein Heer gerüstet, ward Schemseddin Kert geschlagen und flüchtete zu Batu, fand sich aber, sobald Mengku die Prinzen, seine Nebenbuhler um den Thron, aus dem Wege geräumt, am Hofe desselben huldigend ein. Er trug vor, dass, weil er bei der Annäherung des Heeres Tschengischan's demselben huldigend entgegengekommen, er von demselben mit dem Lande Ghur[526] mit dem tiefeingeschnittenen Schluchtlande des nordöstlichen Sistan's ober Kabul und mit Ghardschistan, dem nördlich von Ghur unter Balch gelegenen Gebirgslande belehnt worden sey. Mengku bestätigte ihm nicht allein den Besitz der beiden Gebirgslandschaften von Ghur und Ghardschistan[527], deren Einwohner derselbe Schlag von Menschen, durch Diplom und das Ehrenzeichen des Löwenkopfs, sondern schlug noch Herat und Nimrus, jenes östlich, dieses südlich von Ghur (das eigentliche Sistan), dazu. Schemseddin begab sich in den Dienst Arghun's, des Statthalters in Chorasan, und erhielt von demselben das ganze Land bis an die Ufer des Oxus in Acht und Pacht. Auch Hulagu [278] hatte denselben mit Ehren und Geschenken ausgezeichnet, aber schon im Jahre nach der Eroberung Bagdads 658/
1259
(bei welcher er nicht im Heere Hulagu's erschienen) entbrannte wider ihn der Zorn Hulagu's in so hohem Grade, dass er dem wider ihn gesandten Heerführer Tegur den Auftrag gab, ihm die Haut Schemseddin Kert's mit Stroh ausgestopft zu schicken. Kert schlug nicht nur die Truppen Tegur's, sondern auch ein zweites, wider ihn gesandtes ilchanisches Heer zu Schelaun, an der Gränze Herats, sandte aber dann Botschaft der Unterwürfigkeit und Geschenke an Hulagu und erhielt dessen Verzeihung. Als er, am Hofe angelangt, von Hulagu befragt ward, warum er ohne Befehl den Statthalter von Nimrus getödtet, antwortete er schlagfertig: „damit der Padischah an ihn nicht dieselbe Frage stelle, wie jetzt an mich.“ Dem Hulagu gefiel die Antwort, und er nahm den Herrn von Herat und Ghur wieder zu Gnaden auf; Schemseddin machte in Hulagu's Geleite den Feldzug wider Berke mit und erwarb sich dessen Zufriedenheit durch Tapferkeit und Ergebenheit; aber in dem Feldzuge wider Chorasan fiel er in die Ungnade Abaka's, weil er der Einladung des Prinzen Tebsin, in dessen Lager zu erscheinen, nicht Folge geleistet, in seinem festen Schlosse von Chaisar fest sass. Abaka sandte Truppen, um denselben durch Gewalt zu bezwingen. Schemseddin machte Vorstellungen wider diese Massregel, wodurch Chorasan von neuem verheert werden würde; er bat den Ilchan, die Schlichtung dieses Geschäfts seinem Sohne Chodscha Behaeddin, dem Statthalter von Issfahan, zu überlassen.

Briefwechsel zwischen den beiden Schemseddin (Kert und Dschuweini)

Schemseddin Kert, an hohem Muthe und Geist ein würdiger Zeitgenosse und Nebenbuhler des Wesirs Schemseddin Mohammed Dschuweini, sandte an diesen, als er die Annäherung der wider ihn gesandten Truppen vernahm, die folgenden Verse:

Wer schickt nach Chata Botschaft an den Türkenchan?
Ist nicht Nimrus das Vaterland von Purdestan[528],
[279] Von dessen Schwerte und von dessen Stiereskeule
Das Haus Efrasiab's noch heute trägt die Beule?

Schemseddin Dschuweini, um als Dichter nicht zurückzubleiben und um die Sache in Gutem beizulegen, sandte Schemseddin Kert das folgende Schreiben, halb in Versen, halb in Prose:

„Reichsglanz, o König Schemseddin Mohammed Kert,
In dem der König und der Engel[529] sich bewährt.
Wie schwer dem Herzen deine Trennung fällt zur Last,
Wird nicht von Genien, von Menschen nicht gefasst.
O Du von hellem Sinn und von wahrhaftem Wesen,
Es ziemt sich, dass, wenn du diess Schreiben hast gelesen,
Du, wie der Wind, entflammst der Wunscherreichung Gluth,
Und diesen Staub abwaschest mit der Vorsicht Fluth.

Da der Gebrauch des lieblosen Himmels und des trübseligen Erdgetümmels droht, dass sie das Begehrte und Beliebte hinter dem Schleier der Verwehrung verstecken und den Zweck des Herzens und der Seele ferne stecken, so geschieht es, dass alle Lüsten und Mühen, welche sich der Menschenliebe geben, nur Beschwerden und Gefahren nach sich ziehen, und dass sie allzumal in der Wahl der Sicherheit, wie sie dieselbe immer erfinden, nur Stoff der Entäusserung und Täuschung finden.

Weltenbrauch ist's einmal nun,
Stäts das Gegentheil zu thun;
Hätten wir die Eintracht nicht begehrt,
Hätte Welt dieselbe uns gewährt.
O wenn Genuss zu uns doch heute wiederkehrte,
Ich würde sagen ihm, wie Trennung uns beschwerte.

Der Sinn des Gesagten ist: Seit Jahren ist das Ohr der Seele und die Seele des Ohrs mit dem Schalle der Grossmuth des Königs des Islams, des Herrschers von Iran, des Chosrews der Erde, die Sonne der Wahrheit und der Religion (die Welt sei seinen Geboten und Verboten unterthänig und der Himmel seinem Vorhaben günstig!) als mit einem Ohrgehänge geschmücket und entzücket worden, und [280] dieser elende Sklave Mohammed Ben Mohammed El-Dschuweini hat gewünscht, dass er von Angesicht zu Angesicht denselben schaue; als es nahe daran war, dass dieser Wunsch erfüllet worden ganz und gar, brach von dem Loos eine geheime Absicht der Verzögerung los (sie möge nur Gutes bewirken!); das erstaunte Herz blieb ohne Kopf und die Seele blieb nur das Ergebniss des Spruchs: Der Gierige bleibt beraubt zurück:

Ein Engel sitzt an des lazurnen Daches Rand,
Der für die Liebenden dort bildet Scheidewand.

Seit einigen Tagen sind Boten des Prinzen Mohammed von jener Seite gekommen und haben erfreuliche Nachrichten von beglückter höchstdero Seite gebracht. Diese Kunden hatten des Messias Eigenschaft, dessen Wunderkraft Todte in's Leben rafft; der Kiel des Schreibers der Kunden hatte über die Nothwendigkeit, sich vor Seiner Majestät dem Ilchan zu hüten, sich herausgelassen; hier erkühnt man sich aber, zu schreiben, dass der Weg unnöthiger Behutsamkeit des leeren Verdachts möge verschlossen bleiben, indem der Vorsatz jener Majestät (des Ilchan's) nach Westen und nicht nach Osten steht.“

Hierauf antwortete Schemseddin Kert, wie folgt:

„Da die Tage und Nächte, die nacheinander ziehen, sich dahin bemühen, dass kein Geschöpf den Wunsch des Herzens erreiche, und dass jeder Gedanke, auf welchen man das Herz setzt[530], verändert sich nimmer gleiche, so nützen Nichts Fleiss und Streben, und Mühen und Beschwerden können keinen Gewinn geben. Jahre sind es, dass ich mit Gebet und Fasten und Bitten ohne Rasten gewünscht das verehrte Antlitz des grossen Inhabers (des Diwans), des gerechtesten und geehrtesten Wesirs, dessen Rath und That gesiegt, der die Sonne des Reichs und der Religion (seine Würde werde vermehrt!), zu sehen und demselben alten und neuen Gram zu gestehen, aber

[281]

Da mit den Feinden viel der Freund ist umgegangen,
Geziemt sich nicht, von diesem Freunde zu verlangen:
Hüt' vor dem Honig dich, dem Gift ist beigemischt,
Und vor der Fliege, die gesessen ist bei Schlangen.

Durch die Frische der Rosenzeit und durch die Bewässerung der Jahre wurden die Banden der Eintracht und Freundschaft und die Formen der Liebe zwischen beiden Seiten befestigt und das Gebäude der Einigkeit stark und hart vor den Giftwunden alles Fremdartigen bewahrt, die Kibla der Wahrheit zugewendet, und es wurden alle Tage Briefe gesendet, einzuladen Tataren und lasterhafte Barbaren. (Hemistich)

Was dir gefällt, gefällt mir nicht.

Diess liegt aber ausser der gesunden Vernunft Pfaden, und es ist zuwider dem reinen prophetischen Gesetze und den Ueberlieferungen Mustafas, des Freunds der Gnaden.

Besser ist's, dass Weiser einsam streife,
Dass nach Winkeln er als Festen greife,
Dass er trinke, küsse und ausschweife,
Bis dass Welt Beständigkeit ergreife.

In diesen Tagen wird an den Sohn Mohammed kommen, was soll frommen, so Gott will, der Allgeehrte.“

Schemseddin's Verse: das Grün und Roth.

Die Verse, welche Schemseddin Kert mit Schemseddin Mohammed gewechselt, sind nicht die einzigen, welche die Geschichte von diesen beiden Sonnen der Religion aufbehalten; vom zweiten wird noch in dieser und in der folgenden Regierung die Rede seyn; vom ersten sprechen wir hier zum letztenmale und erwähnen daher noch zwei anderer Früchte seines Dichtertalentes, wovon das eine nur von geringem poetischem Werthe, weil das grösste Verdienst desselben im Wortspiel, das andere aber so merkwürdiger, als es in Europa neuer Beitrag nicht zur ethnographischen, wohl aber zur ethographischen Farbentheorie der Morgenländer. Das erste, eine Antwort an Siadeddin, das ist Glanz der Religion, den König von Kabul, mit welchem Schemseddin in grosser Zerwürfniss und Bewilderung. Jener schrieb ihm:

[282]

Aus Groll gen Kabul wollte ghurscher Junge
Nicht lösen zum Gespräch mit mir die Zunge;
Du bist die Sonn', ich Glanz; ein Jeder weiss,
Die Sonne macht durch Glanz nur hell und heiss.

Schemseddin Kert entgegnete hierauf:

Du, deiner nicht bewusst, nimm dich in Acht!
Warum hast Feindschaft du mit mir gemacht?
Ich bin die Sonne und du bist der Glanz,
Der von der Sonne kommt; was will der Glanz?

Die zweiten Verse sind zum Lobe des Grünen im Gegensatze mit dem Rothen, worunter aber keineswegs das Grün der Erde, des Meers oder Smaragds, oder das Roth des Morgens oder der Blumen oder des Rubins, sondern ganz ein anderes Grün und Roth verstanden wird. Ohne nähere Belehrung hierüber würde das folgende Lob des Grünen und Rothen einem Abendländer eben so unverständlich sein, als einem Morgenländer die grüne und blaue Partei des Rennplatzes gleich Eingangs der Commentare Mark Aurel's. Die Farben des Lebens und Todes des Morgenländers sind, wie bei den Abendländern, das Weiss der Tage und das Schwarz der Nächte, jenes Glück, dieses Unglück vorbedeutend, worin er mit dem Abendländer übereinstimmt; aber schon bei dem Unterschiede der Menschenrassen setzt jener den Schwarzen nicht die Weissen, sondern nur die Rothen entgegen; so ist Mohammed der an die Rothen und Schwarzen, d. i. an alle Rassen der Menschen, gesandte Prophet; die Rothen sind jenen die blutigen Säbel und der gewaltsame Tod, die Schwarzen die giftgeschwollenen Schlangen und der Tod durch die Pest; dem Schwarzen steht das Grün entgegen; dem schwarzen Korn, die Begier, das jedem Menschensohn in die Brust gepflanzt ist, und das nur dem Propheten durch Gabriel der gespaltenen Brust entnommen ward, ist entgegengesetzt das grüne Korn der Mystiker, welches, durch Beschauung gross gezogen, in der Brust des Menschen zum Baume des Lebens und der Erkenntniss aufwächst. Das grüne Korn in rein sinnlicher Bedeutung ist aber das des Bilsenkrauts und des daraus [283] bereiteten Opiats als Berauschungsmittel, im Gegensatze des Rothen, d. i. des Weins. Schemseddin, dem Genusse des ersten ergeben, sang zum Lobe desselben die folgenden Verse:

Der Reiche, welcher trinket Wein, wird warm,
Die Welt füllt sich für ihn mit Lust statt Harm.
Ich giess' Smaragd in den Rubin gelinde[531],
Damit das Aug' der Gramesschlang' erblinde[532].
Wenn Staub des grünen Korns versüsst das Maul,
Besteige ich des Himmels grünen Gaul;
Mit Grünen ess' ich Grünes in dem Grün,
Bis dass mein Staub wird einst als Pflanze grün.

Wassaf entgegnet hierauf zum Lobe des Rothen:

Rothe Rose, rother Wein und rothe Wangen;
Trink', so lang noch frisch und roth ist das Verlangen;
Gilb' nicht dein Gesicht mit Gram, denn blau ist Himmel,
Wenn auch schwarz und weiss des Tags, der Nacht Gewimmel.

Behaeddin, der Sohn Schemseddin Dschuweini's, beredete zwar den Herrn Herats, sich an den Hof Abaka's zu begeben, aber dieser liess ihn im Schlosse von Tebris einsperren, wo er bald hierauf starb, wie es heisst, durch Gift, das er im Ringe trug und selbst in die Speise gemischt haben soll. Die Meinung von seiner Listigkeit war so gross, dass der zur Begräbniss bestellte Emir, fürchtend, er möge sich nur todt stellen, um dann zu entwischen, ihn in zwei ineinander geschachtelte Särge legen und beide in seiner Gegenwart fest vernageln liess[533]. Das auf seinen Tod verfasste Distichon finde hier Raum, weil dasselbe, wie die obigen Verse, sich auf eine dem Morgenländer eigene Sitte, nämlich auf die der Orakelverse aus dem aufgestochenen des Korans beziehen. Dieses Aufstechen heisst Fal, was vielleicht dasselbe mit dem deutschen und englischen Fall[534].

[284]

Schewwal 676/
März 1278
Im Jahr sechshundert sechs und siebzig im Schewwal,
Da schlug in dem Koran das Schicksal auf als Fal
Dem Leu'n des Islams, der genannt Mohammed Kert,
Den Vers: Verfinstert ward die Sonne allzumal.
Die Niguderischen Banden in Fars; Lob der Mongolen aus dem Munde Wassaf's.

Das Todesjahr Schemseddin Kert's, dasselbe, in welchem in Europa Rudolph von Habsburg die Macht seines Hauses nach dem Siege über Ottokar befestigte, war für Persien ein unheilbringendes durch die Vergiessung seines Herzblutes in Fars durch den Einfall und die Verheerung der Niguderischen Banden[535], d. i. die Truppen des dschagataischen Prinzen Niguder, welcher, wie oben erzählt worden, auf Borrak's Schreiben aus dem Lager Abaka's entwichen, im Norden eine Zeit lang den Krieg fortführte, welchen nach seinem Tode seine Heere durch Raub und Verheerung fortsetzten, wie ehemals nach dem Sturze Chuaresmschah's die chuaresmischen Banden in Syrien. Die niguderischen Banden bestanden aus Raubgesindel aller Nationen, aus Scholen, Mongolen, Turkmanen und Kurden. Sie fielen in Fars im Distrikte Korbal ein und schlugen das persische Heer zu Teng Schikem, wo die Emire desselben die Brücke so abgebrochen hatten, dass nur für Einen Mann Raum zum Uebergang. Zwei Vögte Abaka's ertranken im Flusse, nur Bulghtuwan hieb sich mit dreihundert Reitern durch den rechten Flügel der Feinde und rannte, indem er die Brücke hinter sich verbrannte, fliehend bis Issfahan; der Rest des Heeres wurde zerstreut oder ertrank. 17. Ramasan 677/
1. Febr. 1278
Korbal wurde geplündert, dreitausend verschnittene Pferde wurden sammt einer Horde von Mädchen und Knaben weggeschleppt. Drei Jahre später 680/
1281
überschwemmten die mongolischen Banden abermal Germsir, d. i. die südlichste Landschaft von Fars, und wandten sich dann gegen Sistan; jeden Winter fürchtete man zu Schiras ihre Rückkehr und war mit Ausbesserung der Mauern beschäftigt, denn auf die verweichlichten Truppen von Fars war kein Vertrauen zu setzen. Wassaf setzt der [285] Schilderung der Weichlichkeit von jenen die der Tapferkeit der Mongolen mit folgenden Worten entgegen:

„Wenn die Braven der alten Zeit, denen noch nach Jahrtausenden die Erzählungen der Kunden in Vers und Prose geweiht, und deren Mannhaftigkeit und Tapferkeit die Gemälde der Bücher und Blätter weit und breit, wieder zur Welt zurückkämen, so könnten sie auf der Rennbahn ritterlicher Waffenthat in den Sitten und Gebräuchen der Schlacht von jedem einzelnen Mongolen Lection nehmen und Nichts Besseres thun, als im Dienste ihres Steigbügels die Satteldecke auf die Schulter zu nehmen. Wenn die berühmtesten Bogenschützen vergangener Völker, von den Arabern die Stämme Siraa und Kara und von den vier persischen Dynastien die berühmtesten vier Schützen, nämlich: Aresch Schefatir[536], Isfendiar Rujinten[537], Koresch Aschghan[538] und Behramgur[539], deren Bogenkunde das Buch von den Graden der Reiter so umständlich ausführt und commentirt; wenn diese den Flug der Geschosse der Mongolen, die Stärke ihres Arms, die Spannung ihrer Bogen, die Wirkung ihrer Pfeile erführen, so würden sie sich nur als Verwundete des Pfeiles der Eifersucht getroffen vor dem Geschosse der Schmach und den Pfeilen des Schmerzes prostituiren. Ueber die Heftigkeit und Hartherzigkeit, die Gewaltsamkeit und den Grimm der Mongolen, über ihr Talent, Schwierigkeiten zu besiegen, und die zu erniedrigen, die ihnen unterliegen, über ihre Kunst, zu kriegen und Helfer anzufesseln ihren Siegen, ist es überflüssig, Etwas zu wiederholen: Was thut Saturnus Noth, wenn du die Sonne schaust! Sie gewähren der Gelegenheit die Macht, mit kühnem Herzen einzig in der Kraft durch Geduld Alles zu verschmerzen, listiger als der Fuchs, wenn sie Etwas verfolgen; am Tage der Schlacht spalten sie die Herzen der Löwen mit Macht und brechen den Damm der Zufälle, [286] so dass es kracht. Die Ueberlieferung von Nassir Ben Sejar, einem der Rechtsgelehrten Turkistans, bestätigt diese Worte und steht hier an ihrem Orte. Man sagt, dass der Kämpe der vollkommene zehn Eigenschaften der Thiere besitzen müsse: die Tapferkeit des Hahns, die Milde des Huhns, das Herz des Löwen, den Anfall des Schweins, die Geduld des Hundes in Ertragung von Wunden, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht der Raben, die Raubsucht des Wolfs und die Ruhe der Katze. Diese Lehre schärfen sie bei jeder Gelegenheit ein. Mit Billigkeit muss man gestehen und zugeben, dass das Werk der Welteroberung und Reichszertrümmerung für dieses Volk ward gegeben; ihre Folgsamkeit für die Befehle ihrer Befehlshaber, ihre Sorgfalt, sich von aller Empörung zu enthalten, ihre Hut von Haus und Gut ist von allen Vernünftigen geschätzt und ausser Zweifel gesetzt.“

Verhältnisse mit Aegypten; natürliche Politik.

Auf die kriegerischen Eigenschaften der Mongolen und ihre Feindschaft gegen die Mamluken hatten die Kreuzfahrer in Syrien ihre Hoffnungen gebaut, und eine Gesandtschaft derselben flehte Abaka um thätige Hilfe an. Auf seinen Befehl fiel ein von Semaghar, dem Befehlshaber der mongolischen Streitkräfte in Kleinasien, und von Perwane, dem mongolischen Vogte Kleinasiens, befehligtes Heer in Syrien ein. 670/
1271
Der Vortrab von tausend fünfhundert Mann hieb einen zwischen Harun und Antiochien gelagerten turkmanischen Stamm zusammen und verheerte das Gebiet von Harun und Murudsch. Auf die erste Kunde hatte Bondokdar, der sich zu Damaskus befand, 18. Rebiulewwel/
24. Oct. 1271
einen Eilboten nach Kairo mit dem Befehle, dass der General Beiseri mit dreitausend Mann aufbreche, gesandt. Bondokdar verliess mit demselben Haleb, 12. Nov. aber die Mongolen hatten sich schon aus Syrien zurückgezogen. Sultan Beibars sandte eine Truppenabtheilung nach Meraasch, dem alten Germanicia, der Hauptstadt der noch heute darnach genannten osmanischen Statthalterschaft, die anderen nach Harran (dem alten Carra zur Römerzeit), durch den Tod des Caligula, durch die Niederlage des Cassius, in älterer Zeit durch den Tempel der Sabäer, [287] namentlich durch den der Luna, und als der Wohnsitz Abraham's im Lande Ur geschichtlich geadelt. Die Einwohner Harran's öffneten die Thore und zerstreuten sich in die Städte Syriens; aber im nächsten Jahre kam eine mongolische Truppe und schleifte die Mauern der Stadt. Zu Damaskus erschienen vor Bondokdar Gesandte Semaghar's und Perwane's, welche im Namen Abaka's Friedensunterhändler begehrten; der Sultan sandte zwei seiner Officiere mit ihnen, welche den Feldherrn Semaghar zu Siwas fanden und ihm statt der gewöhnlichen neunmal neun Geschenke nur neun Bogen und neun Pfeile darbrachten, den Abgang der andern neunmal sieben durch die Eilfertigkeit ihres Ritts entschuldigend. Perwane begleitete die Gesandten des Sultans an den Hof Abaka's, dem sie zum Geschenke einen Helm von Igelstacheln, einen Säbel und neun Pferde darbrachten und ihm den von Mengu Timur, dem Herrn von Kipdschak, gemachten Vorschlag eines gemeinschaftlichen Angriffs auf die Länder Abaka's im Norden und Süden mittheilten. Die Stammeifersucht zwischen dem Feldherrn des Uluses Hulagu's und Dschudschi's, welche unter Hulagu und Berke in offenen Krieg ausgebrochen, unter Abaka's Regierung nur durch Waffenruhe, nicht durch Frieden besänftiget war, machte die Herrscher Kipdschaks zum natürlichen Verbündeten der Sultane von Aegypten, so wie gemeinsames Interesse wider die letzten die Kreuzfahrer wider die Mongolen verband, während die Schaukelpolitik der byzantinischen Kaiser sowohl an den Herrscher des Uluses Dschudschi's als an den des Uluses Hulagu's die Sendung von Gesandtschaften und Prinzessinnen vervielfältigte, um ihre, den Rest des byzantinischen Reichs in der Hauptstadt bedrohende, von allen Seiten hervorbrechende Macht so lange als möglich ferne zu halten. Dieses sogenannte natürliche Interesse, wodurch die nächsten Nachbarn geborne Feinde eines Staats, sowie die unmittelbaren Gränznachbarn der Feinde geborene Verbündete, ist eine Parallele barbarischer Politik zu der nicht minder barbarischen türkischen Ansicht der Familienverhältnisse, vermöge welcher die Söhne [288] die natürlichen Feinde der Väter, sowie ihre natürlichen Freunde die Enkel, weil diese als Feinde ihrer Väter geboren. Hier wie dort misst der niedrigste Eigennutz der Habsucht die Grade der Freundschaft und Feindschaft im umgekehrten Verhältnisse der Entfernungen der Länder und des Bluts, und diese bisher sogenannte natürliche Schaukelpolitik, welche vielmehr mit dem Namen der unnatürlichen gebrandmarkt sein sollte, muss in dem Masse verschwinden, als sich die Völker durch gegenseitigen Austausch der Ideen verbinden und die Bildung der Humanität fortschreitet; sie wird sich (sowie die Familienansicht der Feindschaft der Söhne und Freundschaft der Enkel schon heute keine christliche und europäische mehr) zuletzt nur bei den Barbaren finden, so lange es deren noch auf Erden geben wird; dass diese Politik aber im Mittelalter und besonders im byzantinischen und mongolischen Reiche, bei den Mamluken und Kreuzfahrern culminirte, darf bei der allen gemeinsamen, vorherrschenden Barbarei jener Zeit nicht Wunder nehmen.

Streifzug in Armenien.

Im folgenden Jahre sandte Abaka eine zweite Botschaft an Beibars, um zu begehren, dass der Sultan selbst oder einer der ersten Männer des Reichs an den Hof Abaka's komme, den Frieden zu unterhandeln. Ssafer 671/
Aug. 1272
Bondokdar antwortete: wolle der Ilchan den Frieden, so möge er selbst oder einer seiner Brüder an den Hof des Sultans kommen. Auf die Nachricht, dass mongolische Truppen die beiden Gränzplätze Rahbet und Birtha am Euphrat bedrohten, brach Bondokdar auf und führte auf Kameelen zerlegte Schiffe mit sich, um damit den Euphrat zu überschiffen. 9. Rebiulewwel 671/
4. Oct. 1272
So haben wir noch jüngst erlebt, dass zur Einrichtung der Dampfschifffahrt auf dem Euphrat das Schiff der Wüste durch die Wüste Schiffe trug. Durch die Taubenpost hatte Bondokdar die Nachricht erhalten, dass die Mongolen vor Bire, und durch dieselbe versprach er der Stadt den schleunigsten Entsatz. Er hielt Wort; denn die sieben und zwanzig Poststationen zwischen Damaskus und Bire wurden in sieben Tagen zurückgelegt; die mitgeführten Schiffe waren aber entweder nicht angelangt oder zu wenig, denn der Uebergang [289] über den Euphrat ward mittels fünf und dreissigtausend Kameelen[540] bewerkstelligt, auf denen das Heer überschwamm. Die Mongolen, wiewohl an Zahl doppelt dem ägyptischen Heere überlegen, zogen sich zurück; Bondokdar verfolgte sie und erbeutete von den Nachzüglern einen grossen Theil des Gepäcks; mit demselben und einer grossen Anzahl von Gefangenen zog er im Triumphe zu Damaskus ein. Der Befehlshaber von Haleb, Hossameddin von Aintab, sandte einen Streifzug nach Armenien, weil dasselbe für die Streifereien des Kastellans von Kinuk die begehrte Genugthuung nicht gegeben. Kinuk wurde genommen, die Männer wurden niedergehauen, die Weiber in die Sklaverei geschleppt; die Mauern der Hauptstadt Sis widerstanden, aber Tarsus wurde eingenommen und verheert. Beibars vernahm zu Kairo die Verheerung Armeniens und den Marsch Abaka's längs des Sab gegen den Euphrat; er bot das ganze Heer auf und begab sich nach Damaskus, wo er ruhig blieb, da kein Feind sich zeigte. An seinem Hofe erschien der vom Hofe Abaka's flüchtige Melik Schemseddin Behadir, Herr von Samosate, Sohn des Grossmundschenken des letzten Schahs von Chuaresm, welcher nach desselben Tod sich einiger Schlösser um Nachdschiwan und endlich der Stadt Akserai bemächtigt hatte; 17. Ssafer 672/
2. Sept. 1273
er hatte schon seit geraumer Zeit dem Sultan verrätherische Dienste geleistet und durch einen auf seine Veranlassung im Namen des Sultans an einen christlichen Bischof in Persien geschriebenen, von Reliquien begleiteten Brief, den er hernach auffangen liess, die Hinrichtung dieses Bischofs bewirkt[541]; auch wider den Katholikos, d. i. den Patriarchen der Nestorianer, welcher, von den Moslimen durch falsche Anklagen verfolgt, Bagdad verlassen und sich zu Irbil niedergelassen hatte, war neue Verfolgung im Anzuge; um derselben zu [290] entgehen, verlegte er seinen Sitz von Irbil nach Aschim in Aserbeidschan[542], in der Nähe der Hauptstadt, weil die Tyrannei nur am leidentlichsten im Mittelpunkte. Beibars, der sich über Verletzungen des mit dem Könige von Armenien geschlossenen Vertrags zu beklagen hatte, beschloss, Cilicien zu verheeren. Er brach von Damaskus im Geleite Manssur's, des Herrschers von Hama, und Scherefeddin Isa's, des Emirs der syrischen Beduinen, auf. 3. Schaaban 673/
1. Febr. 1275
Der Emir und Hossameddin von Aintab, der Befehlshaber von Haleb, erhielten den Befehl, als Vortrab die Richtung von Bire zu nehmen; aber zu Sermin angelangt, liess Beibars dort sein Gepäcke unter der Obhut des Befehlshabers Ben Sonkar zurück und nahm den Weg von Derbesak. Diese durch die Einnahme Ssalaheddin's[543] und fünfzig Jahre hernach durch einen Sieg der Saracenen über die Templer in der Geschichte der Kreuzzüge schwarz gezeichnete feste Burg liegt am Nehr Eswed, d. i. am schwarzen Flusse, welcher dem See von Antiochien zueilt, auf einer Anhöhe inmitten fruchtbarer Fluren und Gärten[544]. Von den Mongolen erobert, ward sie an König Hethum abgetreten, von diesem vor neun Jahren dem Sultan Bondokdar übergeben worden[545].

Verheerung Ciliciens.

Bondokdar lagerte zwischen Derbesak und dem zehn Miglien davon gelegenen Baghr, dessen Einwohner meistens christliche Fischer[546], und sandte von hier Truppenabtheilungen zu tausend Mann, jede mit Fackeln und mit Barken zur Ueberschiffung von Flüssen versehen, nach verschiedenen Richtungen in's Gebirge. Er lagerte zu Iskenderun hinter einer von König Hethum, dem Vater des regierenden Königs Leo, aufgeführten Mauer und rückte dann gegen Merkes[547] durch den syrischen Felsenpass vor, welcher wegen seiner Enge Ssakaltutan, d. i. Bartanhaltend, heisst. Der Fluss von Merkes ist der alte Kersos, dessen Name sich in dem [291] des Schlosses zum Theile erhalten[548]. Die ägyptischen Truppen verheerten Massissa, das alte Mopsuestia, d. i. der Feuerherd des Mopsus, das, auf beiden Seiten des Dschihan (Pyramus) gebaut, zwölf Miglien von der, unter dem Namen der Goldstoffwiese[549] in den Kriegen der Byzantiner mit Seifeddewlet durch Schlachten berühmten Ebene, eine halbe Tagreise von Adana; eine steinerne Brücke verbindet den diesseits und jenseits des Flusses gelegenen Theil der Stadt. Die auslaufende Bergkette des Taurus, welche sich von Massissa bis an das Meer zieht, heisst der Dschebelon-nur, d. i. der Lichtberg, auf welchem die schönsten Hiacinthen und seltene Pflanzen, unter andern Mandragoren und ein Kraut, welches, weil es die Zähne der Schafe gelb färbt, von den Alchymikern als ein Hauptbestandtheil des Steins der Weisen gesucht wird[550]. Unter Massissa liegt die tiefe Felsenschlucht, welche Kurd Kulaghi, d. i. das Wolfsohr[551], heisst, zur Linken auf einem hohen Berge das weisse Schloss Jilan Kalaasi, d. i. das Schlangenschloss, das für die Residenz der Schlangenkönigin gilt[552], die sich mit der Kronjuwele auf dem Haupte manchmal auf der Goldstoffwiese und auf den Höhen des Lichtbergs sonnt. Bondokdar drang in dem Gebirgspasse bis nach Sis, der Hauptstadt des alten armenischen Königreichs, vor, welche mit den nahe gelegenen Festen von Ainsarbe, Tel Hamdun, Serfendkjar und Bersbert von den Arabern die Schneidezähne[553], d. i. die Gränzfesten des Islams, genannt werden; die letzte war der Schatzhort der armenischen Könige und eine Zeit lang die Residenz derselben[554]. Nachdem Sis verbrannt worden, kehrte der Sultan durch die Felsenschlösser zurück. Vier seiner Truppenabtheilungen hatten sich gegen die am Meere gelegenen cilicischen Städte Tarsus, Adana, Barin und Ajas gewendet. Tarsus, dessen Ruhm bis in die Zeit der assyrischen [292] Könige hinauf datirt, indem sich Sardanapalus dasselbe erbauet zu haben rühmte, ist in der des Chalifats als der Ort, wo der grösste Chalife des Hauses Abbas den Geist aufgab, die in den morgenländischen Geschichten und Geographien berühmteste Stadt Ciliciens; am Cydnus[555], welcher die Mauern derselben wäscht, hatte Alexander nicht ohne Nachtheil seiner Gesundheit kalt gebadet, glücklicher als Friedrich Barbarossa, welcher in den Fluthen des Saleph oder Calycadnus[556], der bei Selefke vorbeiströmt, den Tod gefunden. Den Cydnus war Kleopatra in ihrer mit purpurnen Segeln und vielfarbigen Flaggen bepfauten goldenen Galeere hinaufgefahren; hiervon weiss die moslimische Ueberlieferung nichts, doch zeigt dieselbe das Felsen-Sopha der Dschinnen[557], wo der Chalife Mamun am vorbeifliessenden Wasser sass und einen über eine Elle langen Fisch aus dem Wasser zu ziehen befahl. Der schöne Silberfisch (vermuthlich ein Dschinne) sprang wieder in's Wasser, so dass derselbe die Kleider Mamun's bespritzte; dieser, zornig hierüber, befahl, den Fisch wieder herauszuziehen. „Nun werde ich dich sogleich gebraten essen“, sagte der Chalife, und übergab ihn dem Koch, aber im selben Augenblicke ergriff ihn ein heftiger Fieberschauer; als der Fisch ihm gebraten vorgesetzt wurde, war er nicht mehr im Stande, davon zu essen, und nach einigen Tagen ward er vom Fieber hinweggerafft. Durch diese Volkssage und durch die, welche nach Tarsus die Höhle der Siebenschläfer verleget (wiewohl man sie auch zu Ephesus und Damaskus zeigt), ist Tarsus nicht minder geschichtlich merkwürdig, als in der Geschichte der byzantinischen Feldzüge, i. J. 350/
961
in welchen Tarsus, vom byzantinischen Befehlshaber gütlich übergeben, die äusserste Gränzfeste des Islams ward. Zu Adana, der Hauptstadt der heute darnach genannten osmanischen Statthalterschaft, welche Harun Raschid am Ufer des Sihan, d. i. des Sarus, erbaut hatte, wurden die Männer getödtet, die Weiber und Kinder [293] geraubt. Ajas, am Ufer des Meeres, zwei Tagreisen von Baghras und eine von Tel Hamdun entfernt, war in den Händen der Franken, welche ihr Habe auf die Schiffe im Hafen retteten. Die Stadt wurde von den Aegyptern verbrannt; tausend Franken und Armenier, die sich zur See retten wollten, gingen in derselben zu Grunde[558]. Massissa wurde verbrannt. Im folgenden Spätjahre wurde Bire von Obotai vergebens belagert; nach aufgehobener Belagerung zog eine ägyptische Truppenabtheilung nach Cilicien, wo dieselbe in der Nähe von Meraasch von Sinbad, dem Oheim des Königs, angegriffen ward. 29. Nov. 1275 Das Treffen kostete dem Oheim des Königs, vierzehn Grafen und dreihundert Armeniern das Leben. Die Turkmanen, wiewohl Sieger, zogen sich zurück[559].

Unruhen in Rum; Schlacht von Albestan.

Die Unruhen, welche in Rum ausgebrochen, führten bald neue feindliche Berührung zwischen dem Sultan Aegyptens und dem Ilchane Persiens herbei. Wir haben schon im vorigen Buche, in der Geschichte Hulagu's, der beiden Brüder Herrscher Rums, Rokneddin's und Iseddin's, und der Theilung Rums zwischen beiden erwähnt. Moineddin Ssahib Perwane, d. i. der Inhaber des Kabinetssiegels, der Wesir Rokneddin's, hatte den Mitregenten seines Herrn bei Alindschak, dem mongolischen Befehlshaber in Rum, eines Einverständnisses mit dem Sultan Aegyptens angeklagt; in der That hatte Iseddin Gesandte an Beibars mit dem Antrage der Abtretung der Hälfte seines Landes gesandt, wenn er ihm wider den Bruder beistehen wolle. Iseddin, auf dem Wege in's Hoflager zu Hulagu wider die Ränke seines Bruders und dessen Wesirs gewarnt, kehrte um und flüchtete sich zum byzantinischen Kaiser, welcher, um dem Hulagu gefällig zu seyn, denselben zu Ainos als Staatsgefangenen einsperrte. Iseddin interessirte für sich Berke, den Herrscher von Kipdschak, der in Feindschaft mit Hulagu, dem von diesem verfolgten Prinzen Truppen zu Hilfe schickte, die ihn aus Ainos befreiten; er starb als Vassal des Herrschers [294] der goldenen Horde in der Krim. Rokneddin herrschte nun allein, aber nur dem Namen nach, denn der eigentliche Herrscher war Perwane. Dieser beinzüchtigte seinen Herrn bei Abaka empörerischer Plane und erhielt den Befehl seiner Hinrichtung. 666/
1268
Rokneddin, von Perwane zu einem Feste geladen, wurde mit einer Bogensehne erwürgt, im selben Jahre, wo der letzte der Hohenstaufen, Konradin von Schwaben, auf dem Blutgerüste zu Neapel den Geist aushauchte. Perwane herrschte nun im Namen Ghajaseddin's, des vierzehnjährigen Sohnes Rokneddin's. Mehrere der Bege Rums, unter diesen auch der Sohn Perwane's[560], flüchteten zu Beibars und hetzten ihn zum Kriege wider Abaka auf. Nachdem er das Heer gerüstet, seinen schon vor neun Jahren zum Nachfolger ernannten Sohn Said Berke in seiner Abwesenheit mit unumschränkter Macht in Aegypten bekleidet hatte, brach er nach Syrien und von da gegen Cilicien auf. Der Befehlshaber von Haleb und der Emir der Wüste (Isa, der Sohn Mohenna's) schlugen eine Truppe der Araber Chafadsche, welche die Mongolen wider sie gesandt. Bondokdar zog über Aintab, Dulak[561], Kinuk, d. i. durch den taurischen Pass, die heutige Strasse der Pilgerkarawane. Er mündete in der Ebene von Ablestan oder Albostan, wohin Geographen und Reisebeschreiber das dritte der drei berühmten Tempelstädte Komane, nämlich das kappadocische, verlegen[562]; hier sowohl als in der goldenen Komane an der Vereinigung der beiden Arme des Euphrat in Sakasene und im pontischen wurde die taurische Artemis als Anaitis oder die Kriegsgöttin Enyo in Tempeln verehrt, die unter Hut grosser Priestergesellschaften die Kapitole dieser Gegenden. Der Name Albestan, d. i. der Garten, scheint derselbe [295] mit dem des alten Pästum zu seyn, dessen Tempel vielleicht demselben Kultus heilig waren. Das pontische Komane ist in der römischen Kriegsgeschichte durch den Sieg Cäsar's über den Mithridates berühmt, und gleichen Ruhm sollte nun das kappadocische in der Kriegsgeschichte der Mamluken und Mongolen durch die Niederlage der letzten erhalten. Die Reiterei der Mongolen, aus eilf Regimentern von tausend Mann bestehend, ward von Tokus, seinem Bruder Uruktu und von Tudaun, dem Bruder Sughurdschak's, dem Suldusen, befehligt; die Hilfstruppen bestanden aus türkischen, deren Treue[563] in einer Schlacht wider Moslimen zweifelhaft, und aus einem georgischen Hilfscorps von dreitausend Mann. 11. Silhidsche 675/
16. April 1277
Freitags in der Hälfte Aprils, am Freitage, welches der liebste Schlachttag Ssalaheddin's und auch Rudolph's von Habsburg (vielleicht weil dieser vernommen, dass Ssalaheddin seine Siege alle an einem Freitage erfochten), hatte die Schlacht statt. Der linke Flügel der Mongolen warf das Mitteltreffen der Mamluken, in welchem das Panier des Sultans flatterte, auf den rechten Flügel; aber Beibars unterstützte denselben und stellte die gebrochene Schlachtordnung wieder her. Uruktu und Tudaun sassen mit ihrer Reiterei ab, um den Anfall der ägyptischen mittels Pfeilregens aufzuhalten; aber die ausharrende Tapferkeit Bondokdar's siegte. Die Mongolen wurden geschlagen; ihre Feldherren Tokus und Tudaun und sechstausend siebenhundert siebzig gezählte Mongolen deckten das Schlachtfeld. Beibars lies sich die Gefangenen vorführen und dieselben zusammenhauen, einige Officiere ausgenommen, mongolische und armenische; die letzten überhäufte er mit Vorwürfen, dass sie sich in den Reihen der Ungläubigen schlügen; unter den Gefangenen befand sich ein Sohn, ein Neffe und die Mutter Perwane's[564]. Ein Diener Tudaun's brachte die Nachricht der Niederlage dem Ilchan, der erzürnt nach Tebris zurückkehrte.

[296]

Beibars zu Cäsarea.

Acht Tage nach dem Siege, Freitags, zog Beibars zu Kaissarije (Cäsarea) im Triumphe, unter einem Thronhimmel, wie derselbe ober dem Haupte der Sultane Seldschuken getragen ward, in den Palast des Sultans ein und setzte sich auf den Thron. 18. Silkide/
23. April
Mit dem Sultansbunde auf dem Kopfe nahte er sich dem Thore des Harems und sandte den Prinzessinnen des Herrscherhauses von Rum seine ehrfurchtvollsten Grüsse; dann setzte er sich wieder auf den Thron und empfing die Huldigung der Ulema und Kadi, der Imame und Scheiche, der Prediger und Leser des Korans, der Fakihe und Fakire; der Ceremonienmeister, mit grossem Kopfwulste und weitem Mantel angethan, wies jedem die ihm gehörige Stelle an; die Heermusik spielte den Tusch, der zur Zeit des Gebetes nur für den Landesherrn erscholl, die Leser lasen Suren des Korans, Dichter declamirten Lobgedichte; Alle wurden mit einem Frühmahle königlich bewirthet; dann begab sich Beibars in die Moschee des Sultans, wo das Kanzelgebet auf seinen Namen verrichtet ward, so auch in den übrigen sechs Moscheen der Stadt[565]; das ausgeworfene Geld war auf seinen Namen gemünzt[566]. Die Schätze, welche Perwane und seine Gemahlin zu Kaissarije zurückgelassen, wurden unter die Emire vertheilt. Perwane, welcher in der Schlacht von Albestan das Heer des Sultans von Rum befehligt hatte, war nach Verlust derselben nach Kaissarije geflohen und hatte sich von hier mit dem Namensträger der Herrschaft Rums, mit Sultan Ghajaseddin, nach der Feste Tokat zurückgezogen; auf dem Wege dahin war seine von vierhundert Sklavinnen begleitete Gemahlin Gurdschi Chatun, die Tochter Ghajaseddin's, des Herrn von Erserum, gestorben. Perwane schrieb an Beibars, um ihm als Herrscher Rums zu huldigen; in seiner Antwort forderte Beibars ihn auf, persönlich zu erscheinen. Perwane bat um einen Aufschub von vierzehn Tagen, in der Hoffnung, dass Beibars, von dem Anmarsche Abaka's benachrichtigt, eher Cäsarea verlassen haben würde, das er [297] wirklich am fünften Tage nach seinem Einzuge verliess. Beibars verliess Cäsarea in dem Augenblicke, wo zu erwarten stand, dass er seine Eroberungen in Rum verfolgen würde. Einige Christen und Armenier liess er hinrichten, sonst wurden die Einwohner von seinen Truppen, welche die Lieferungen genau bezahlten, nicht misshandelt. Während seines Aufenthaltes zu Cäsarea hatte Beibars die Huldigung des Herrschers von Karaman empfangen, welcher, der Gründer der Macht dieses Hauses, von nun an durch vier und zwanzig Jahre ein Nebenbuhler des der Seldschuken und dann durch hundert sechs und siebzig Jahre der Osmanen, bis dass es nach zwei Jahrhunderten und in zehn von den Osmanen wider dieselben geführten Kriegen zertrümmert ward[567]. Schemseddin Mohammed, der Karamane, zog an der Spitze von dreitausend Reitern nach der Hauptstadt Konia, vor welcher er die ihm von Sultan Beibars gesandten Fahnen aufpflanzte und die Stadt zur Uebergabe aufforderte. Die Einwohner antworteten, sie übergäben die Stadt nicht, doch würden sie ihn nicht hindern, wenn er die Thore verbrennen wolle, einzuziehen. Er verbrannte zwei Thore, besetzte die Stadt und bemächtigte sich der Citadelle durch List und Gold; dann zog er dem Heere entgegen, welches Fachreddin Ali, der Wesir Ghajaseddin's, von seinen beiden Söhnen befehligt, wider ihn gesendet; 29. Silkide 675/
3. Juni 1277
der Karamane schlug es und kehrte mit den Köpfen der beiden Söhne des Wesirs nach Konia, verliess dasselbe aber nach sieben und dreissig Tagen und zog sich in's cilicische Gebirge zurück. Ssafer 676/
Juli 1277
Im folgenden Frühlinge zog Abaka dreimal gegen Rum[568]. Zu Ablistan oder Elbestan wartete ihm der Sultan Ghajaseddin mit seinem Wesire Fachreddin von Issfahan auf; als Abaka auf dem Schlachtfelde die noch unbegrabenen Mongolen sah, weinte er, liess mehrere Turkmanen, Urheber von Unruhen, hinrichten und gab den Befehl zur Verheerung der Städte Rums. In dem Ausfluge von sieben [298] Tagreisen wurden die Städte verheert, die Einwohner geschlachtet; es fielen mehr als hunderttausend derselben als ein Opfer des Schwertes[569]. Mohammed Schemseddin Dschuweini, der gerechte und gelehrte Grosswesir, kaufte mehrere derselben mit seinem Gelde los; schon war Siwas zur Hälfte verheert, als er die andere Hälfte durch seine Vorstellungen, dass die Einwohner unschuldig der Rache verfallen, rettete. Nureddin Chasneji und Sahireddin Ibn Husch wurden hingerichtet[570].

Gesandtschaft an Beibars, dessen Tod, Perwane's Hinrichtung.

Abaka wollte von Rum unmittelbar nach Syrien ziehen. Die Emire stellten ihm vor, dass in der Mitte des Sommers die Beschwerden des Zuges zu gross, dass der Marsch besser bis auf den Herbst verschoben bliebe. Er sandte also indessen Botschaft an Bondokdar: „Ihr seid wie Räuber auf die Vorwachen unserer Heere gefallen und habt dieselben erschlagen, und als Wir uns genaht, seid ihr wie Diebe entflohen; seid ihr Männer, so erscheinet nun auf dem Kampfplatze:

Komm', dass du meine Lanze streifest,
Komm', dass du meinen Zügel greifest;
Bist du ein Held, du wirst nicht stehen bleiben,
Bist du ein Berg, so werd' ich dich zerreiben;
Hast du von Männern je gehört der Schlachten,
Die nicht gewitziget den Fuchs verlachten?“

Beibars empfing die Botschaft zu Damaskus, wo er bald darauf starb[571]. Abaka übergab die Verwaltung Rums seinem Bruder, dem Prinzen Konghurtai[572] Aghul zur Huth, liess Tokat und das Schloss Perwane's verwüsten[573] und kehrte nach Alatak zurück. Als er am Schlosse von Baiburt vorbeikam, das in Armenien durch die Schönheit seiner Mädchen berühmt, wie Ersendschan durch die Fette seiner Schafe und Kumach durch die Feinheit seiner Leindwand[574], erbat [299] sich ein Scheich die Erlaubniss, ihm frei die Wahrheit sagen zu dürfen; nach gegebener Erlaubniss sprach er: „Herr, dein Feind ist in deine Länder eingefallen, ohne deinen Unterthanen Uebles zuzufügen; weil er deinem Grimme entwischet, hast du denselben an deinen Völkern ausgelassen, hast deine Unterthanen getödtet, deine eigenen Länder verheert; welcher deiner Vorfahren hat desgleichen gethan?“ Die Worte des Scheichs machten tiefen Eindruck auf Abaka, der die Freigebung von viermalhunderttausend Gefangenen befahl[575]. Im Lager von Alatak wurde Moineddin Perwane vor Gericht gestellt, dreier Staatsverbrechen angeklagt: dass er zu Ablistan geflohen, dass er nach der Niederlage sich nicht zum Herrn begeben, dass er denselben nicht frühzeitig genug vom Anzuge der Aegypter unterrichtet. Die von Syrien zurückgekommenen Gesandten Abaka's sagten überdiess wider ihn aus, was sie dort erfahren, dass Beibars auf dessen Einladung nach Rum gekommen, das er in seine Hände zu liefern versprochen, dass er hernach aber vor demselben geflohen sei. An Perwane, welcher den Sultan Rums mit Bogensehne erwürgt hatte, ward nun Gleiches mit Gleichem vergolten; 1. Rebiulewwel 677/
23. Juli 1278
Abaka war schon auf dem Punkte, ihm zu verzeihen und ihn nach Rum zurückzusenden, als die Wittwen der zu Ablistan Gefallenen Wehe- und Rachegeschrei vor dem Palaste Abaka's erhoben. Kutschuk Tukdschi Behadir mit zweihundert Reisigen erhielt den Befehl der Hinrichtung; Perwane war, sobald er sich umringt sah, seines Looses gewärtig und bat, nur noch ein Gebet von zwei Verbeugungen verrichten zu dürfen; nachdem er es verrichtet, wurde er zusammengehauen. Die Angabe des armenischen Mönchs Geschichtschreibers[576], dass Abaka vom Fleische Perwane's in alle Speisen zu mischen befohlen und selbst davon gegessen haben soll, verdient wenig Glauben. Moineddin Suleiman Perwane aus Dilem war der Sohn Mobariseddin Ali's, welcher, in früherer Jugend nach Rum gekommen, vom Finanzminister Sultan Alaeddin Keikobad's [300] als Eidam begünstigt, nach des Schwiegervaters Tod die Stelle als Wesir erhalten hatte. Sein Sohn Perwane beherrschte Rum im Namen der Seldschuken als unumschränkter Herr; Rokneddin Kilidsch Arslan hatte ihm die Stadt Sinope verpachtet, deren Besitz auch nach seiner Hinrichtung auf seinen Sohn Mohammed und von diesem auf den Enkel Perwane's, Mohesebeddin Mesud, überging[577]. Dieser bemächtigte sich Dschaniks und Ssamssuns, das nach seinem Tode[578] in den Besitz des Fürsten von Kastemuni fiel. Sechs Wochen nach der Hinrichtung Perwane's ward der Wesir Schemseddin nach Rum gesandt, um dem verwüsteten Lande wieder aufzuhelfen; 17. Rebiulachir/
7. Sept.
er baute die verheerten Städte wieder auf, führte aber auch die Stempelgebühr ein, welche vordem in Rum nicht bestanden. Der Fürst von Karaman, der sich in unwegsamen Wäldern verborgen hielt, ward mit denselben verbrannt. Iseddin Ibek der Syrier erhielt die Statthalterschaft Malatia's. Schemseddin, nachdem er die Angelegenheiten Rums eingerichtet, wandte sich nach dem Kaukasus und Lesgistan, wo er die störrigen Bergvölker der mongolischen Herrschaft unterwarf[579].

Verungnadung Schemseddin's und Wiederaufnahme zu Gnaden.

In dem Augenblicke, wo Schemseddin durch die Einrichtung Rums nach der Unterwerfung Lesgistans dem Reiche die wichtigsten Dienste erweisend und seine Macht im höchsten, war auch seine Verungnadung am nächsten. Dieselbe war das Werk der Ränke Medschdulmülk's, des Sohnes Ssafiolmülk's, des vormaligen Wesirs der Atabegen von Jesd. Zuerst im Dienste Behaeddin's, des Sohnes Schemseddin's, zu Issfahan, war er von diesem dem Vater empfohlen worden, welcher ihn in verschiedenen Aufträgen und zur Zählung der Einwohner Georgiens und noch zuletzt in Rum verwendet hatte. Medschdulmülk hinterbrachte dem Jesu Buka Gurgan, welcher als Gemahl Kutlukan's, der sechsten Tochter Hulagu's, der Schwager Abaka's, dass Medschdeddin Esir, der Bestellte Alaeddin Dschuweini's (des Bruders Schemseddin's), [301] in seinem und seines Bruders Namen geheimes Einverständniss mit den Aegyptern unterhalte, um diesen Bagdad zu überliefern. Abaka, hiervon durch seinen Schwager unterrichtet, befragte den Medschdeddin Esir, von dem aber selbst fünfhundert Prügel kein Geständniss erpressten. Schemseddin, in der Hoffnung, einen gefährlichen Feind zu versöhnen, verlieh seinem Ankläger Medschdulmülk die Statthalterschaft von Siwas mit einer Anweisung von zehntausend Dinaren auf den Schatz von Rum. Aber undankbar und unversöhnlich suchte Medschdulmülk neue Wege zum Gehöre Abaka's mittels dessen Sohnes, des Prinzen Arghun; diesem machte er zu Kaswin in einer geheimen Unterredung weis, Perwane habe auf Schemseddin's Einflüsterung den Bondokdar nach Syrien eingeladen, sein Bruder Alaeddin habe für sich eine mit Edelsteinen besetzte Krone verfertigen lassen; er könne dem Wesir beweisen, dass er sich viertausend Tomane[580] von den Krongütern erpresst, dass er ausserdem zweitausend Tomane an Heerden und Juwelen besitze, ohne zu rechnen, was er von den Schlössern der Assassinen und von Bagdad weggeschleppt; sein Sohn Behaeddin, der Statthalter von Issfahan, habe dort ausser den aufgelegten Steuern sechshundert Tomane erpresst; um ihm das Maul zu stopfen, habe er ihm die Statthalterschaft von Siwas mit einer Summe Geldes verliehen. Arghun hinterbrachte diese Reden seinem Vater; als dieser sich zu Scherujas (in der Ebene zwischen Ebher und Serdschan) befand, ward Medschdulmülk durch Vermittelung des Emirs Taghadschar von Abaka im Bade empfangen. Abaka, hierdurch in seiner guten Meinung von Schemseddin's Finanzverwaltung beirrt, gab dem Ankläger den Auftrag, die Rechnungen der letzten Jahre zu untersuchen und die Güterbeschreibungen zu durchgehen, ohne dass einer der Emire oder Prinzen sich dessen weigern dürfe. Zugleich gab er ihm die Insignien des Löwenkopfes glänzender und schöner, als dieselben Sultanen und Königen verliehen worden[581]. Die Naibe oder Stellvertreter der [302] Steuervögte wurden nach Tebris einberufen. Medschdulmülk stand auf einmal in hoher Gunst und verkündete dieselbe durch seinen Aufwand; er umgab sich mit berittenen Pagen, die auf arabischen Pferden mit goldenen Gürteln, und spannte ein von vierzig Säulen getragenes Zelt aus Atlas von Schuster aus. Schemseddin wandte sich an seine Gönnerin und Beschützerin Oldschai Chatun, welche den aufgebrachten Gemahl dem Wesir zu versöhnen sich bestrebte. Er erhielt eine Audienz: „Wir haben dich“, redete ihn Abaka an, „in dem dir von Unserem Vater verliehenen Amte der Wesirschaft mit unumschränkter Machtvollkommenheit bestätigt und alle Länder deiner Feder untergeben; wie hast du unser Vertrauen zu misbrauchen und das Doppelte der Gebühren undankbarerweise dir anzueignen gewagt?“ Der Chalife Motedhad biemrillah hat gesagt: „Ueber den, der die Gnaden der Könige mit Undank erwiedert, werden die Schwerter Recht sprechen.“ Schemseddin antwortete: „Ein Theil der eingenommenen Gelder ward im Dienste der Finanzen, ein anderer in dem der Prinzen und Prinzessinnen, ein Theil zu Gaben und Almosen für's allgemeine Besste verwendet; was ich besitze an Kapitalien und Gütern, an Mamluken und Heerden, ist ein Brosamen der Gnaden und ein Abfall der Huld des Padischah's, den ich auf jeden Wink zurückzugeben erbötig.“ Abaka, durch diese Sprache des Wesirs versöhnt, verzieh ihm; er sagte: „Alle deine Schuld, die sich begeben und die sich nicht begeben, habe ich dir vergeben[582] und dich in deinem Amte neuerdings bestätigt.“ Die gegebenen Befehle der Verhaftnehmung der Intendenten des Wesirs wurden widerrufen und Schemseddin erliess Rundschreiben, um die Wiedererlangung Allerhöchster Gnade kund zu thun; in demselben waren die Worte Abaka's, wie folgt, angeführt: „Eine Zeit ist es, dass durch verlautende Kunden der Veränderung Unserer Gnade dir die Sicherheit der Nahrung und die Süssigkeit des Schlafes geraubt worden; nun gehe von hier in Unserem [303] Dienste betrunken nach Haus, strecke mit Herzen voll Lust und mit gesättigter Brust Hand und Fuss fröhlich im Hareme aus; lege dich früh nieder und stehe spät auf.“

Medschdulmülk, Amtsgenosse Schemseddin's.

Medschdulmülk, durch die Wiederaufnahme des Wesirs zu vorigen Gnaden beunruhigt, bat, dass Abaka ihn unter den Schutz eines der Emire seines Hofes stellen oder davon entfernen möge. Abaka antwortete, dass, wiewohl er den Schemseddin wieder zu Gnaden aufgenommen, er dem Medschdulmülk Nichts Uebles wolle und dass er beim Emir Taghadschar bleiben könne. Medschdulmülk, von seinem Rathe und Gelehrten Ssadreddin von Sendschan unterstützt, fuhr fort, Ränke zu schmieden, und zwar mit so gutem Erfolge, dass ein Diplom erging, vermöge dessen Medschdulmülk von Jesd dem Inhaber des Diwans an die Seite gegeben ward. 679/
1280
Dieses Diplom ward im Götzentempel zu Mocha in Gegenwart aller Prinzen und Prinzessinnen öffentlich verlesen und alle Geschäftsleute bemerkten, dass noch kein Perser von den mongolischen Herrschern dergleichen Jerligh erhalten. Abaka empfahl dem Medschdulmülk die grösste Wachsamkeit in Bewahrung und Gebahrung der Staatsgelder und sich nicht vom Hofe zu entfernen, wo er unter seinem Schutze stehe[583]. Medschdulmülk stellte in allen Ländern Stellvertreter mit zahlreichem Gefolge an, und in den Erlassen des Diwans wurde der Name Schemseddin's als des Inhabers rechts, der Medschdulmülk's links auf derselben Höhe geschrieben. Zu dieser Zeit schrieb Medschdulmülk, seine Feindschaft nicht verhehlend, an Schemseddin die Verse:

Ich werd' in's Meer von deinem Kummer springen,
Ich werd', ertrunken, alle Perlen bringen;
Die Feindschaft ist zwar stark, doch hab' ich Lust,
Zu röthen das Gesicht, wenn nicht, die Brust[584].

Schemseddin antwortete hierauf:

Da es unmöglich, Schahe zu verklagen,
So heisst es, still den Sturz der Welt ertragen;
[304] Was du begonnen hast, war nicht vonnöthen,
Wird dir wie das Gesicht den Nacken röthen.

Schemseddin, starkmüthiger Geduld, schlürfte den Becher der Demüthigung bis zum Hefen aus. Als er eines Tages mit seinem Amtsgenossen Feinde auf den Stufen des Thrones erschienen, befahl ihm Abaka, die untere Stufe einzunehmen; ein andermal, bei einem Gastmahle, verweigerte Abaka dreimal den ihm von Schemseddin dargebrachten Becher, den dieser hiernach dem ober ihm knienden Feinde darbrachte; Abaka reichte hierauf dem Schemseddin, dem eifrigen Moslime, ein Stück Schweinfleisch, das dieser schweigend verschluckte; da sagte Abaka zu den Trinkgenossen: Dort ist ein guter und ausharrender Mann; ich hatte beschlossen, hätte er sich das Schweinfleisch zu essen geweigert, ihm mit der Spitze des Messers das Aug' auszustechen. Rebiulewwel 680/
1281
Nun erschien Alaeddin, der Statthalter Bagdads, der Bruder Schemseddin's, welcher mit demselben in der Anklage von Gelderpressung verwickelt war, zu Bagdad ohne allen Aufwand in reinlicher Kleidung, und sogleich war von allen Seiten ein Heer von Anklägern und Zwischenträgern in der Luft; Medschdulmülk zeigte an: Alaeddin habe nun durch zwanzig Jahre die Steuerausschreibung des arabischen Irak und Chusistan's verwaltet und in jedem dieser Jahre über zwanzig Tomane Zuschuss erhoben. Alaeddin rechtfertigte sich „durch die ihm aufgebürdeten Ausgaben für die Prinzen und Frauen, für die Emire und Intendenten der Gauen, durch den Aufwand für die Gesandten am Hofe, für Geschenke und reiche Stoffe, welche alle die wichtigen Lasten der Pachten die Diwanseinnahmen vollmachten“[585]. Da die Ankläger hierin nicht aufkamen, änderten sie ihr Spiel. „Sie stellten“, sind Wassaf's Worte, „dem Könige gegenüber einen anderen Bau als Thurm auf und trugen vor, dass von den vor zehn Jahren[586] gelegten Rechnungen noch zweihundert fünfzig Tomane zu zahlen übrig seien.“ Bei gepflogener Untersuchung zeigte es sich, dass diese [305] Summe nicht dem Statthalter, sondern den Pächtern der Districte zur Last falle, von denen dieselbe einzutreiben unmöglich. So wurde darüber hinausgegangen und Alaeddin wieder nach Bagdad zur Verwaltung seines Amtes zurückgesandt. Was den Anklägern Schemseddin's und seines Bruders vorzüglich zu statten kam, war der durch die neuen Kriegsrüstungen eingetretene Geldmangel. Von Aegypten her nahten sich die ägyptischen Befehlshaber Elfi und Aschkar Sonkar mit einem Heere, welchem der Prinz Mengu Timur entgegengesandt ward; ein anderes Heer ging nach Osten zum Dienste des Kronprinzen Arghun in Chorasan, und ein drittes war zur Huth der Gränze von Derbend erforderlich. Abaka war in der Absicht, zu Bagdad zu überwintern, auf der Strasse von Irbil und Mossul aufgebrochen und Alaeddin hatte auf dieser Seite die Vorhuth vorausgesandt. 1. Redscheb 680/
16. Oct. 1281
Zu Rahbet hielt Abaka grosse Kreisjagd und trat von hier den Weg nach Bagdad an. Diesen Augenblick benutzte Medschdulmülk, um dem Padischah zur Füllung der geleerten Cassen die von Alaeddin dem Schatze schuldigen Summen in's Gedächtniss zu rufen.

Alaeddin opfert sein Habe und wird verbannt.

Alaeddin, von allen Seiten der neuen, seinem Habe und Blute drohenden Gefahr benachrichtigt, ergriff das einzige Rettungsmittel des letzten durch freiwilliges Opfer des ersten. Er sandte sogleich sein ganzes Habe vom Grössten bis zum Kleinsten an den Fuss der Majestät: „Sein ganzes Habe“, nach den Worten des in der ganzen Fülle asiatischen Styles wuchernden Wassaf, „von den glänzenden Perlen, welche wie Glückessterne strahlten, bis zu den geringsten Korallen und den hölzernen Geschirren, den gemalten, von den kostbarsten Tapeten geflochten aus den goldenen Drähten bis zu den schlechtesten Kotzen und strohgeflochtenen Matten, von den Reinsten und Schöngestaltetsten bis zu den Niedrigsten und Veraltetsten, von den Gefässen, den vergoldeten, den auserwählten, bis zu den alten Hausgeräthen, den in die Rumpelkammer gestellten, von den Gürteln und Floren bis zu den Vorhängen von Thoren, von den Sklavinnen, den schönsten der Zeit, deren Wangen Rubinen von Bedachschan, [306] bis zu den Stallknechten (Kutal), mit groben Kitteln angethan; er schaffte herbei aus der Musikkapelle die Pfeifen und Trommeln, an deren Stelle die wiehernden und yahenden, die sich stattlich und mannichfarbig als Reitthier nahenden, von den Mäulern und Pferden die wohlfeilen und die werthen, Kameele und Kameelinnen, Böcke und Widder. Sein Zweck war, in Ehren zu beharren und nicht die Waaren zu bewahren; er war bereit, Alles zu wagen und beizutragen und setzte den Fuss auf den Spruch:

Gott soll nach meiner Ehre mein Gut nicht segnen,

als auf seinen höchsten und unabänderlichsten Entschluss.“ Zugleich eilte Alaeddin dem Ilchan entgegen und warf sich auf der Station Dodscheil zu seinen Füssen. Da die Summe der eingelieferten Schätze doch noch unter der Erwartung geblieben, wurde er ungnädig empfangen, und es erging ein Jerligh, um den Emir Taghadschar zur Einleitung des Prozesses nach Bagdad zu berufen; er plünderte noch das von Alaeddin gestiftete Karawanserai (Robath) Kloster, und da im Hause Alaeddin's nur der Besitzer allein zurückgeblieben war, wurde dieser in Empfang und Verhaft genommen. Alaeddin wurde in den Halsblock geschlagen, auf die Folter gelegt, nackt zu Bagdad hineingeführt und dann verbannt. In dieser Tiefe seines Elends sandte er an seinen Bruder, den Wesir, die arabischen Verse:

Freund! dein Ohr dem Manne schenke,
Den man führt zur Todestränke;
Meinem gnädigen Herrn klag' ich
Und der Zeiten Unbill trag' ich;
Nacken schlanker Mädchen steht mir an,
Nicht der Bannstrahl im Dorfe Ban.

Ban heisst das Dorf bei Nissibin, nach welchem er verbannt ward und dessen Name hier mit Ban spielt, dem Namen der babylonischen Weide, mit deren biegsamen Stamm und Aesten der Nacken und die Glieder der Schönen verglichen werden. Seine Feinde fanden in diesen Versen neuen Stoff von Anschwärzung und Verfolgung; sie ärgerten sich darüber, dass er inmitten seines Unglücks noch Lust und Geist genug [307] besitze zu arabischen Versen und Wortspielen. Einem Freunde, der ihm von der Stimmung der Feinde Nachricht gab, schrieb er:

Dem Freunde send' ich Wort: Mich beugt Erniedrung nicht,
Wann Nächte wenden sich mit seltsamem Gesicht;
Wie soll ich kümmern mich um der Geschäfte Macht,
Da Gott sich meiner annimmt, mich beschützt, bewacht.

Alaeddin, welcher europäischen Orientalisten bisher nur als Geschichtschreiber bekannt gewesen, verfasste in seinem Elende mehrere Gedichte, deren einige in dem Buche des Trostes der Brüder, welche eine Art von arabischen Boethius, gesammelt sind. Seine berühmte Kassidet allein, deren Beginn:

Wenn dich die Welt anschauet schief,
Bewege diess dir nicht die Brust,

haben über siebzig Dichter durch Glossen commentirt[587].

Alaeddin's fernere Schicksale.

Die Feinde Alaeddin's, um seinen Ruin zu vollenden, nahmen zu neuen Listen und Lügen, Verschwärzungen und Verläumdungen die Zuflucht. Sie klagten ihn verrätherischen Briefwechsels mit Aegypten an und bedienten sich als Werkzeuges ihrer Ränke eines unbekannten Juden. Dieser beschrieb zu wiederholtenmalen ein Papier mit farbigen Linien aus Safran und Grünspan als einen Talisman, und dieses wurde während der Hausuntersuchung in den Kleidern Alaeddin's verborgen. Dieser falschen Anklage sollten die ägyptischen Zustände Glaubwürdigkeit geben. Vor einigen Monaten war zwischen Kilawun Elfi, dem im Namen des unmündigen Sohnes Bondokdar's Aegypten beherrschenden Fürsten, und den Begen der Mamluken Uneinigkeit ausgebrochen und Sonkar Aschkar hatte sich mit Isa Ben Mohenna, dem Emire der syrischen Beduinen, verbunden; wider dieselben sandte Elfi ein Heer nach Damaskus, welches bis nach Aana und Hadise an die Ufer des Euphrats streifte. Abaka sandte einen Gesandten an Elfi und Sonkar, um sie [308] einzuladen, die Länder des Ilchan's nicht zu belästigen und sich ihm zu unterwerfen. Diese Gesandtschaft traf in dem Augenblicke ein, als die beiden verbündeten Emire von Elfi geschlagen worden waren; sie versprachen sich Hilfe von Abaka, und der Emir der Wüste sandte seinen Bruder mit dem Gesandten nach Bagdad, als Alaeddin dort noch in der Machtvollkommenheit seines Amtes stand. Er berichtete an den Ilchan die wahre Lage der Dinge und erhielt den Befehl desselben, den Sonkar und den Bruder des Emirs freundlich zu behandeln. Diesem Befehle gemäss hatte Alaeddin dieselben freundlich empfangen und ihnen zu Bagdad Gold und Korn angewiesen; dies war Alles, was an der Verbindung Alaeddin's mit Aegypten wirklich und wahr. Zu dieser Zeit hatte Mengu Timur (der Bruder Abaka's) ein zahlreiches Heer an die Ufer des Euphrats geführt; Sonkar und Isa schickten Gesandte an Abaka, um den Rückmarsch dieses sie bedrohenden Heeres zu bitten, und Mengu Timur erhielt den Befehl, sich vom Euphrat abzuwenden, während auf der anderen Seite gleichzeitig Prinz Baidu, der Sohn Tarakai's (des fünften Sohnes Hulagu's) und folglich der Neffe Abaka's, mit einem Heere in Syrien einfiel. Diesen scheinbaren Widerspruch der Bewegung der mongolischen Heere in Syrien und am Euphrat, indem sie dort vordrangen, hier sich zurückzogen, rissen die Feinde Alaeddin's als eine Waffe wider denselben an sich, und indem sie den Gesandten des Beduinenfürsten für sich gewannen, traten sie mit Alaeddin in Banden die Reise nach dem Hofe an, der damals zu Hamadan. Alaeddin's Trost in dieser misslichen Lage waren die Beweise von Theilnahme, die er von allen Grossen erhielt, die ihm dieselben in Briefen und Gedichten kund gaben. So schrieb ihm Behaeddin Ali:

Ich höre, dass du immer klagst und weinest
Und früh und spät mit deinem Kummer greinest;
Wie lang' setzt Welt dir an den Hals das Messer?
Sei ruhig und geduldig, es ist besser.

[309]

Alaeddin antwortete hierauf:

Wie soll ich klagen nicht, mein Aug' nicht weinen,
Da wenig fehlt, dass mich zertrümmern Peinen?
Die Welt hat angefallen mich mit Steinen,
Wie soll ich schlottern nicht in den Gebeinen?

Als Alaeddin, von seinen Feinden geführt, auf dem Wege von Bagdad nach Hamadan auf die Höhe von Esedabad gekommen, begegnete ihnen die Nachricht von dem Tode Abaka's, welcher dem Schicksale Alaeddin's und seines Bruders günstigere Wendung gab. Ehe wir des Todes Abaka's umständlicher erwähnen, liegt uns noch ob, einige frühere Begebenheiten und den weiteren Verfolg des syrischen Feldzuges zu erzählen.

Feldzug wider Sistan, Chorasan, Syrien.

Drei Jahre vor seinem Tode war Abaka selbst von Tebris gegen Chorasan aufgebrochen, wohin er seinen Sohn Arghun vorausgesandt, um die Niguderischen Banden, deren Einfall in Fars oben erzählt worden, zu Paaren zu treiben; er kam aber nicht weiter, als bis Sistan, dessen Hauptstadt er belagerte und dann wieder zurückkehrte; 1. Moharrem 677/
25. Mai 1278
er brachte den Oldschai Buka, den ältesten Sohn Mubarekschah's (des Sohnes Muwatukjan's), und andere Prinzen des Uluses Dschaghatai mit sich; 14. Reb. II. 677/
5. Aug. 1278
dann begab er sich nach Herat, wo ihm die Emire der Karawinas[588], eines der kriegerischsten und, wie Wassaf sagt, der teuflischen Stämme der Mongolen (die Naphtafeuerwerker), huldigten, welche ihren Namen vermuthlich von ihrem Sitze zu Karawin dscheidun haben. Bei seiner Rückkehr nach Tebris vertheilte er nach dem Beispiele seines Vaters, Hulagu, Ländereien als Leibgedinge der Frauen. 2. Reb. II./
23. August 1278
Die Frau Kutui erhielt Miafarakain, die Frau Oldschai einen Theil Diarbekrs und Dschiseretol-Omar, der Gemahlin Dschumkur's, Nulun Chatun, des Oheims Abaka's, und ihren beiden Söhnen, Dschuschkab und Kunschu, wurde Selmas mit seinem [310] Gebiete verliehen. Buka, der Sohn Hukutai's, der Dschelaire, welcher, nach des Vaters Tod ein unmündiger Waise, unter Abaka's Augen erzogen worden, wurde zu einem der grossen Inaken, d. i. der vertrauten Hofdiener, und später zum Schatzmeister des Pelzschatzes (Postin[589], woher das Postelnik der Russen und Wallachen) ernannt. Die Niguderischen Banden waren kaum aus Fars abgezogen, als die Nachricht eintraf von einem Angriffe der Aegypter auf Kalaater Rum, d. i. das Römerschloss, welches an der Stelle des alten Zeugma den Uebergang über den Euphrat vertheidigt. Sultan Said, der Sohn und Nachfolger Bondokdar's (unter der Vormundschaft Kilawin Elfi's), hatte ein Heer von neunzigtausend Reitern und viertausend Fussgängern wider diese Festung abgesandt. Die ägyptischen Truppen befehligte der Emir Beiseri, die syrischen Hossameddin von Aintab. Die Stadt wurde eingenommen und verbrannt; da die Citadelle aber fest hielt, zogen die Eroberer nach fünf Tagen beutebeladen ab. Sultan Said war in Aegypten abgesetzt, mit dem Leibgedinge von Kerek dahin verwiesen und die Sultanschaft dem Emir Kilawin Elfi, dem Kipdschaken aus dem Stamme Burdsch Oghlu, übertragen worden; dieser nahm dieselbe vor der Hand nicht an, sondern begnügte sich, im Namen des siebenjährigen Selamisch, des Sohnes Bondokdar's, als der Atabeg desselben zu herrschen; aber die Namensherrschaft des siebenjährigen Knaben dauerte nur hundert Tage, nach welchen er abgesetzt und zu seinem Bruder nach Kerek verwiesen ward. 2. Redscheb 678/
27. Nov. 1279
Kilawin Elfi, so beigenannt, weil er um tausend Goldstücke gekauft worden, und Ssalihi, weil er ein Mamluke Ssalih's, des letzten ägyptischen Sultans aus der Familie Ejub, bestieg den Thron als Sultan Manssur, d. i. der Siegreiche, ein Beiname, dessen gute Vorbedeutung während seiner ganzen Regierung erfüllet ward. Der Emir Sonkar aschkar, d. i. der Blonde, machte ihm als Nebenbuhler den Thron streitig, indem er [311] sich zu Damaskus zum Sultan ausrufen liess, aber bald mit seinem Verbündeten, Isa Ben Mohenna, von den Truppen des Sultans geschlagen, hatte er sich, wie oben erwähnt worden, mit Alaeddin, dem Wesire Abaka's, zu Bagdad in Unterhandlung eingelassen und sich dann in's syrische Schloss Sahiun, eines der festesten, ehemals den Assassinen gehörigen, geworfen. Abaka hielt diesen Augenblick günstig für den syrischen Feldzug. 18. Oct. 1280 Seine Truppen marschirten in's Gebiet von Haleb ein, wo sie Aintab, Derbesak und Baghras besetzten und bis nach Haleb vordrangen, rennend, brennend, staubend, raubend, Männer tödtend, nur den Weibern als Sklavinnen das Leben rettend. Kilawin war von Aegypten, wo er seinen Sohn unter dem Namen Melik ess-Ssalih als Thronfolger ausgerufen, gegen Syrien aufgebrochen; als er vernommen, dass der Feind mit der Beute von Haleb abgezogen, wieder nach Kairo zurückgekehrt.

Schlacht von Himss; Abaka's Tod.

Im folgenden Frühjahre zog Kilawin wider seinen Thronnebenbuhler Sonkar aus, der noch im festen Schlosse Scheiser hielt. 19. Moharrem 680/
10. Mai 1281
Er versprach die Auslieferung desselben für die Abtretung von Famia (Apamia), Antiochien, Latakia (Laodicea) und der Schlösser Sahiun, Belatonus, Bersijet; auch die beiden letzten gehörten, wie Sahiun, unter die festesten Schlösser der Assassinen vom Gebirge, welches von ihnen den Namen des Messers (Sikin) führt. Belatonus ist das alte Banias an der Seeküste nördlich von Merkab und Bersijet, ein kleines Schloss an dem westlichen Saume des Berges Chait, welcher auf der Ostseite des Sees von Apamea[590]. Diese Forderung war kaum zugestanden, als Kilawin den Anzug zweier mongolischer Heere vernahm, deren eines, von Abaka selbst befehligt, sich gegen Rahbet wandte, das andere, unter dem Befehle Mengu Timur's, des Bruders Abaka's, zwischen Kaissarije und Ablistan (Cäsarea und Comane) gelagert hatte. Mengu Timur zog langsam in Syrien auf der Strasse nach Aintab und stand, nachdem er Hama verheert, vor Himss, wo auch Kilawin, durch die Truppen [312] Sonkar's verstärkt, eingetroffen war. 14. Redscheb 680/
30. Oct. 1281
Die Schlacht blutete in der Ebene nicht ferne vom Grabmale Chalid's (beigenannt das Schwert Gottes), des Eroberers Syriens unter dem Chalifate Omar's. Das Heer Mengu Timur's zählte fünf und zwanzigtausend Mongolen, fünftausend Georgier, eine armenische, von König Leo befehligte Truppenabtheilung und eine der Türken Rums; auch das ägyptische Heer, welches die ersten der Emire[591] befehligten, war von syrischen Turkmanen und Kurden verstärkt. Der linke Flügel der Aegypter vom rechten der Mongolen, welchen Mengu Timur an der Spitze der Uiraten, Georgier und Armenier befehligte, wurde bis an die Thore von Himss zurückgeschlagen; aber Mengu Timur selbst, bald hernach vom Emir Usdemir verwundet, ergriff die Flucht; seine Flucht zog die Niederlage des mongolischen Heeres nach sich, das nach allen Seiten floh. Von Seite der Mongolen war Semaghar, einer ihrer tapfersten Feldherrn, von Seiten der Aegypter der Emir Usdemir, welcher den Prinzen Timur verwundet und vom Pferde gestürzt hatte, geblieben. Die Mongolen hatten sich theils gegen Haleb, theils gegen Selemijet, die an der Gränze der Wüste gelegene Stadt, geflüchtet; die letzten, durch den ägyptischen Befehlshaber Rahbet's abgeschnitten, irrten in der Wüste, wo sie dem Hunger und Durst erlagen; nur sechshundert Reiter wurden gefangen und zu Rahbet geköpft; eine andere, vor Burt gelagerte mongolische Truppenabtheilung wurde gleichzeitig von den Belagerten angegriffen, die fünfhundert derselben tödteten. Mengu Timur zog sich nach Dschesiret, dem Leibgedinge seiner Mutter, Oldschai Chatun, zurück. 9. Dschemm. sani/
25. Sept.
Abaka war, während Mengu Timur in Syrien einmarschirt, jagend bis Rahbet gekommen, kehrte aber dann nach Sindschar zurück und war Anfangs Novembers in seinem Lager vor Mossul eingetroffen. Hier erhielt er die Kunde der Niederlage seines Heeres. Erzürnt kündete er für den nächsten Frühling ein Kurultai an, wo die Feldherren, die ihre Schuldigkeit in der Schlacht nicht gethan, [313] bestraft werden sollten. 6. Silkide/
13. Februar
In der Hälfte des Februars brach Abaka von Bagdad nach Hamadan auf, wo er im Palaste Fachreddin Minotschehr's abstieg. Er überliess sich dem Genusse geistiger Getränke, dem er unmässig ergeben. Eines Abends glaubte er in seiner Trunkenheit einen schwarzen Vogel vor sich zu sehen: Weg mit dem schwarzen Vogel, rief er; aber so viel die Leibwachen auch spähten, war von einem schwarzen Vogel nichts zu sehen. Auf einmal schloss er die Augen und gab, auf goldenem Throne sitzend, den Geist auf[592]. 20. Silhidsche 680/
1. April 1282
Er wurde an der Seite seines Vaters in dem Schlosse Teke am See von Meragha bestattet; schon am fünf und zwanzigsten Tage nach seinem Tode folgte ihm auch sein Bruder Mengu Timur in's Grab zu Teke[593]. Abaka starb acht und vierzig Jahre alt, von denen er siebzehn geherrscht, der Befestiger der Herrschaft der Ilchane in Persien und Georgien im Geiste des Gründers Hulagu; kein Eroberer, wie dieser, aber auch minder grausam. „Abaka“, sagt der Mönch Haitho, „war ein staatskluger, sein Reich glücklich verwaltender Herrscher, der nur in zwei Dingen unglücklich; erstens, dass er nicht Christ werden wollte und als Götzendiener den Götzenpriestern Glauben beimass; zweitens, dass er, in beständigem Kriege mit den Nachbarn verwickelt, den Sultan Aegyptens in Ruhe lassen musste, der sich durch mongolische Ueberläufer und durch Bündnisse mit dem Herrscher des Uluses Kipdschak verstärkte.“

Verhältniss gegen die Christen.

Die Klage Haitho's, dass Abaka nicht Christ werden wollte, beweiset schon, dass Hoffnungen oder Bemühungen zu seiner Bekehrung rege waren; ferneren Beweis liefern die in den Geschichtschreibern der Päpste erhaltenen Schreiben [314] desselben an Abaka. Papst Clemens IV. meldet in einem aus Veterbo erlassenen Schreiben, dass er das Schreiben des Chan's erhalten; 1267 bedauert aber, dass dasselbe nicht lateinisch abgefasst, weil Niemand dasselbe lesen und verdolmetschen konnte und er also den Worten des Boten allein Glauben beimessen müsste; dieser scheint wirklich seine Botschaft grossentheils aus sich selbst geschöpft zu haben, denn es ist nicht wahrscheinlich, dass Abaka (wie ihm Clemens dafür dankt) ihm seine Freude über die Niederlage Manfred's des Hohenstaufen bezeugt, dass er ihm seine Bereitwilligkeit gemeldet, mit seinem Schwiegervater dem Paläologen und den Lateinern zu helfen, und noch unwahrscheinlicher, dass er gegen ihn den Wunsch, Christ zu werden, geäussert habe. 26. Jan. 1274 Sieben Jahre später waren Gesandte Abaka's mit Schreiben nicht nur an den Papst, sondern auch an andere christliche Könige beglaubigt. Eduard I., der König von England, ermuthigte ihn in seinem Antwortschreiben, in dem Entschlusse der Bekehrung zum Christenthume zu verharren, und Gregor X. empfing den Gesandten Abaka's auf der Kirchenversammlung zu Lyon, wo statt des Senders wenigstens der Gesandte getauft ward. 1277 Drei Jahre hernach erschienen abermals zwei Fremde, die sich für Gesandte Abaka's ausgaben, am Hofe des Papstes Joannes XXI. mit einem Aufrufe an alle christlichen Fürsten zu einem Kreuzzuge nach Palästina. Man bewog sie, an den Hof der Könige von Frankreich und England sich zu begeben. Dem Könige Philipp versprachen sie den Beistand Abaka's, wenn er zu Akka landen wollte. Diese beiden Gesandte, welche georgische Christen gewesen zu sein scheinen, hatten zu Rom versichert, dass Abaka und sein Oheim, der Grosskaan Kubilai, bereit seien, zum Christenthume überzutreten; Joann XXI. bestimmte fünf Franziskaner zur Erwiederung der Botschaft; da er aber vor ihrer Abreise starb, traten sie erst im folgenden Jahre mit Schreiben Nikolaus III. an Abaka und seinen Oheim Kubilai[594] die Reise an. „Die [315] römische Mutterkirche“, schreibt Nikolaus an Abaka, „freut sich des Inhaltes des durch die Gesandten Deiner Herrlichkeit, Joannes und Jakob Vussali, Unserem Vorfahren gebrachten Schreibens, welches, wenn ein christliches Heer in Syrien landete, demselben Verpflegung verheissen, und an dem Ende Wir Allem, was sie mündlich sagen, Glauben beizumessen aufgefordert werden. Unter dieser Beglaubigung[595] haben sie Unserem Vorfahren, unter dessen Cardinälen Wir uns damals befanden, die höchst angenehme Nachricht gegeben, dass Deine Herrlichkeit und Dein Oheim Kubilai, Ihr beide unsere in Christo geliebteste Söhne, einige Personen verlangt, um Euch und Eueren Sohn in der christlichen Lehre zu unterrichten und zu taufen.“ Der Papst bittet den Chan, die Missionäre gütig aufzunehmen, ihnen in allem, was sie ihm über die Taufe, Dogmen und Religionspflichten sagen werden, Glauben beizumessen, sie auf ihrer Reise zum Grosschan frei zu halten, und empfielt ihm dann alle Christen Unterthanen des Chans als Freunde[596]. In dem den fünf Franziskanern ertheilten Breve begewaltigt er sie, in allen den Tataren untergebenen Ländern das Wort Gottes zu predigen, den Abaka und alle, die sich zum christlichen Glauben bekehren wollten, zu taufen, die Excommunicirten zu absolviren, Beicht zu hören und Busse aufzulegen, auch sogar die Mörder von Clerikern und Priestern loszusprechen, wenn sie nur an Kirchen und Klöster gehöriges Sühnungsgeld zahlen, neue Kirchen zu stiften, den Neuvermählten ihre Frauen, die ihnen nicht in verbotenen Graden verwandt, zu gestatten, in Ehesachen zu entscheiden, selbst dort, wo weder Kirche noch Oratorium, Messe zu lesen, die Grundfeste einzusegnen, Gelübde umzuändern, Messkleider und Altäre zu weihen, wo katholische Bischöfe nicht vorhanden, und alles gemeinsam oder einzeln zu unternehmen, was zur grösseren Ehre Gottes und Verbreitung der katholischen [316] Lehre förderlich und erspriesslich[597]. Die Bekehrung Kubilai's und Abaka's wurde durch diese fünf Franziskaner eben so wenig bewirkt, als dreissig Jahre früher die Batu's und Gujukchan's durch die Missionäre Gregor's IV.; aber von diesen letzten bestehen die Reiseberichte Plan Carpin's und Rubruquis über die Länder, Sitten und Herrscher der Mongolen, während von der Mission der fünf Franziskaner keine weitere Spur[598].

Literatur.

Unter Abaka's Regierung dauerte der Flor der Literatur, dessen wir schon unter der Hulagu's und weiter oben erwähnt haben, in erfreulichem Glanze fort; das grösste Verdienst dieser Stätigkeit gebührt nach Nassireddin von Tus wohl dem gelehrten Brüderpaar Schemseddin und Alaeddin Dschuweini, welche schon von Hulagu als Wesire mit der höchsten Leitung der Reichsgeschäfte betraut, denselben auch während der siebzehnjährigen Regierung Abaka's vorstanden, bis zum Schlusse derselben ihr Kredit und Ansehen, erschüttert, wankte. In Rum hatte sich die schönste Blüthe mystischer Philosophie und Poesie in den Werken Ssadreddin's von Konia und Dschelaleddin Rum's entfaltet. Zu Schiras lebte noch der hundertjährige Saadi (dessen Lebenscenturie zugleich das Jahrhundert des grössten Aufschwungs persischer Poesie) in Freundschaft mit dem Dichterkönig und Schönschreiber Hemker Farsi, der als Dichterkönig Medschdeddin Semeki[599] hiess, mit Imami aus Herat und mit Chodscha Hemameddin[600], dem Schreiber Nassireddin's von Tus, dem reichen und gastfreien Manne, welcher den Sohn des Wesirs Schemseddin zu Tebris mit einem in vierhundert porcellanenen Schüsseln aufgetragenen Gastmahle [317] bewirthete. Ausserdem noch die folgenden Dichter: Purbeha Dschami, welcher halb mongolisch, halb persisch dichtete und mit Chodscha Hemameddin besonders im künstlichen und schweren Versmaasse wetteiferte[601]; Abulmadhi Raigani, so von dem in der Nähe Kaswins gelegenen Dorfe Raigan beigenannt, berühmt durch einen auf die fromme Stiftung Melik Iftichareddin's von Kaswin aus dem Stegreife gesagten Viervers[602]. Dschemaleddin von Kaschan, welcher eine berühmte Redondille Saadi's mit gleicher entgegnete[603]. Dschemaleddin Rastak ol kotu, welcher seinen Beinamen von Rastak, einem Stadtviertel Kaswin's, hat und unter der Regierung Abaka's neunzigjährig starb[604]; der Richter Behaeddin Sendschani, der Lobredner Schemseddin's des Wesirs, welcher so, wie Purbeha, mongolische und türkische Wörter persischen einmischte[605]. Rasijeddin Bela war Intendent der Pachten von Diarbekr; als ihn Abaka absetzte und seine Stelle dem Emir Dschelaleddin verlieh, welcher ursprünglich ein Halbtrommelschläger, hatte Rasijeddin den Muth, dem Wesir Schemseddin den Viervers zuzusenden:

O Schah! du nahmst das Land von uns zum Zeitvertreib,
Gabst einem Zwitter es, der weder Mann noch Weib;
Es ist nun sonnenklar dem Aug' der beiden Welten,
Was dir der Schlag des Schwerts und der der Trommel gelten[606].

Nedschmeddin Serkub, d. i. der Goldschläger, ein Zeitgenosse Abaka's, der aber auch unter der Regierung Arghun's lebte und seine Beschäftigung und Armuth durch die folgenden Verse schilderte:

Mein Handwerk ist, zu schlagen Gold;
Das Leben wird dadurch nicht heller.
[318] Ich sitze immer zwischen Gold
Und habe niemals einen Heller[607].

Endlich Nisameddin von Issfahan, der arabisch und persisch dichtete und von welchem der Schreiber der auserwählten Geschichte eine Kassidet zum Lobe des grossen Wesirs Schemseddin Dschuweini[608] erhalten, welche, da Schemseddin und sein Bruder Alaeddin die Pole persischer Kultur und Literatur während der Regierung Abaka's so füglicher diese Uebersicht persischer Literatur zur Zeit Abaka's schliesst, als der Schluss des Lobgedichtes selbst ein arabisches Distichon des grossen Wesirs Schemseddin:

Komm', lass dir von dem Streit' des Baches sagen,
Der sich mit der Cypresse zugetragen.
Der Bach sprach viel von seiner reinen Fluth
In hundert Zungen und in hundert Sagen;
Da sprach zu ihm Cypresse so: O Freund,
Willst du, warum ich zittere, mich fragen?
Ich bin gerad' und stehe festen Fusses,
Indess dich krumm die Spötter weiter tragen.
Bei Gott! du gehst vorbei: und willst dir so
Den alten Trauten aus dem Kopfe schlagen.
Bald brausest du mit Heftigkeit einher,
Bald bleibest du im Dümpfel sitzen mit Behagen.
Als Antwort sprach der Bach, der tief beschämt,
Aus Schaam den Kopf empor kaum konnte tragen:
Ich seh', Cypresse, du hast Sanftmuth nicht
Und kannst mit Freunden dich nicht gut vertragen;
Du stets aufstrebend und empörerisch,
Und weich und lind und mild ist mein Betragen.
Du, prahle dich hinfür mit Freiheit nicht,
Nicht mit Beständigkeit und Liebesklagen;
Du nährtest vormals dich in meinem Schooss,
Nun willst du hoch empor den Kopf nur tragen,
Du weihest nun sehr wenig Schatten mir,
Weisst nichts von Huld und goldnen Fruchtgelagen;
Verzweifelnd fliehe ich von dir in's Feld,
Um an dem Fels' die Brust mir wund zu schlagen;
[319] Du trägst das Haupt gen Himmel hoch empor,
Schaust nicht auf mich, der dir zu Füssen liegt;
Dein Haupt ist grün, du bist so frisch und schön,
Und ich verachtet mit zerrissnem Kragen;
Geniesse stolz die Ruh', du stehest fest,
Indessen mich von dir die Winde jagen.
So sprach der Bach und barg sich in den Staub,
In Thränen fliessend hin und Weheklagen;
Cypresse ward darob gar sehr verwirrt,
Des Freundes wegen fühlt' sie Unbehagen,
Im Garten schlug die Hände sie zusammen;
Der Vögel Chor begann, darob zu klagen,
Da war die Zeit, den Vers von Schemseddin,
Inhaber des Diwans, dem Herrn zu sagen:
Der Garten haucht wie Aloe aus Hind,
Auf Aloen die Turteltauben klagen[609].

[320]

Fünftes Buch.


Parteiungen um die Thronfolge; Teguder's Thronbesteigung; Hinrichtung Medschdolmülk's; Zustände von Schiras; Konguratai getödtet; Krieg zwischen Teguder und Arghun; die Landschaften Kumis und Taberistan mit ihren Städten; Marsch nach Kumis; Arghun vor Kelat; Thronbesteigung Arghun's; dessen Gemahlinnen, Söhne und Töchter; Verungnadung und Hinrichtung des Wesirs Schemseddin; die Verwaltung von Fars unter der Prinzessin Abisch, dann Seid Imadeddin; Buka's Sturz; Hinrichtung der Prinzen Dschuschkab, Huladschu und Karabuka; Verwaltung des Juden Seadeddewlet; Feldzug gegen Derbend; Arghun's Verhältnisse gegen Aegypten; Kendschatu's Thronbesteigung und dessen Familie; Ssadreddin von Sendschan Wesir; Einfall der Luren in Irak und Fars, und Melik el Eschref's, des Sultans von Aegypten; Verrath der Emire; Papiergeld; Ende Kendschatu's und Baidu's Nachfolge.

Parteiungen um die Thronfolge.

Wir haben die achtjährige Regierung Hulagu's, des Gründers des Reichs, in zwei Büchern, die der siebzehnjährigen seines Nachfolgers in dem vorhergehenden erzählt; wir werden auch, so Gott will, das Leben und die Regierung der achtjährigen Regierung Ghasan's, des siebenten und grössten mongolischen Herrschers in Persien, in zwei Büchern beschreiben; aber nur in diesem Einen die Regierungen von Teguder, Arghun und Kendschatu, die durch zwölf Jahre nacheinander geherrscht. Hulagu, der erste der Ilchane, hat das Reich als Eroberer gegründet; Abaka, [321] der zweite, dasselbe zwar nicht erweitert, aber durch die Stätigkeit seiner Wesire, des grossen Brüderpaars Schemseddin und Alaeddin, auf derselben Höhe erhalten; unter den vier nächsten ward es durch innere Unruhen und Streit der Prinzen um den Thron zerrüttet, bis Ghasan das erschütterte Gebäude der Herrschaft wieder mit blutigem Mörtel befestigte und durch weise Einrichtungen zum Giebel seiner Grösse emporhob. Der dieses Buch füllende zwölfjährige Zeitraum des Bürgerkriegs und der Zerrüttung mag einigermassen mit dem zehnjährigen der osmanischen Geschichte verglichen werden, in welchem nach Bajesid's des Wetterstrahls Tod die Söhne desselben sich um den Thron stritten und das getheilte Reich erschütterten; nur herrschten dort längere Zeit drei und dann zwei gleichzeitig, während hier die schnelle Entscheidung des Thronstreites durch das Schwert nur zwischen Baidu und Ghasan getheilter Herrschaft Raum übrig liess. In der osmanischen Geschichte ist die gleichzeitige Regierung der drei Brüder Suleiman, Musa und Mohammed eine Zwischenherrschaft, während hier die drei ersten genannten Herrscher nicht gleichzeitig regiert, sondern den bestrittenen und dem Vorfahrer entrissenen Thron nur nach einander durch kurze Zeit behauptet haben. Abaka hatte seinen Sohn Arghun zu seinem Nachfolger im Reiche bestimmt und demselben als solchem die Statthalterschaft von Chorasan verliehen. Die Entfernung würde denselben nicht gehindert haben, sein Recht auf den Thron zu behaupten, hätten nicht andere Umstände dem Oheime Teguder und seiner Partei Vorschub gethan. Dieser war der Aka Arghun's, d. i. der Aeltere der Familie, und das höhere Alter gab, wie schon beim Streite zwischen Hulagu und Berke zu bemerken Gelegenheit gewesen, in der mongolischen Familienhierarchie immer Vorrang und Ansehen vor dem Ini, d. i. dem Jüngeren; aber dieser Altersvorzug würde dem Teguder eben so wenig zum Throne verholfen, als die Entfernung von der Residenz dem Arghun denselben geraubt haben, wären nicht andere Hebel wirksam thätig gewesen. Die persischen Quellen stellen dieselben gar nicht gehörig [322] heraus und lassen über die nächsten Beweggründe der veränderten Thronfolge einiges Dunkel; dieses aber verschwindet bei näherer Betrachtung des zu Ende des vorigen Buches berührten Verhältnisses zwischen Arghun und dem gestürzten Bruderpaare Schemseddin und Alaeddin, welche seit Hulagu zu Tebris und Bagdad das Steuer der Regierung geführt. Arghun war der Kanal gewesen, durch welchen die Anklagen Medschdolmülk's, des Todfeindes Schemseddin's und Alaeddin's, bei Abaka Eingang gefunden; ihre ganze, durch zwanzigjährige unumschränkte Machtvollkommenheit mächtig gewordene, durch ihren Sturz aber in den Staub getretene Partei hatte von der Thronfolge Arghun's und der tyrannischen Verwaltung Medschdolmülk's Nichts zu hoffen und Alles zu fürchten; diese Partei also war es wohl hauptsächlich, welche dem Neffen Arghun, dem Sohne Abaka's, dessen Oheim Teguder vorzog und diesem die Stimme der Völker (die in Persien alle Moslimen) durch den Uebertritt zum Islam gewann.

Teguder's Thronbesteigung.

Teguder war der Sohn der Frau Kutui Chatun, welche mit ihm und seinem Bruder Tekschin, jener der siebente, dieser der vierte Sohn Hulagu's, während des persischen Feldzugs im Lager Mengkukaan's zurückbehalten und unter Abaka's Regierung von Kubilai nach Persien gesandt worden; in seiner Jugend war derselbe getauft worden und hatte den Namen Nikolaus erhalten[610]. Hierdurch schon dem Götzendienste des Budhismus entfremdet, mochte er so leichter zum Islam zu bekehren gewesen sein, als seine Bekehrer nicht ermangelt haben werden, nach moslimischer Ansicht der Dreifaltigkeit, als einer Trimurti, und den Uebertritt zum Islam als eine Erhebung zu reinerem Gottesdienste, durch den Aufschwung von Vielgötterei zur Anbetung eines [323] einzigen Gottes darzustellen; der mächtigste Bekehrungsgrund war aber ganz gewiss die Aussicht auf den Thron, indem er den Islam erst, als er denselben bestieg, annahm. Die Nebenbuhler um denselben nach dem Tode Abaka's waren drei; Arghun hatte die Emire des Hauses seines Vaters[611], mehrere der grossen Emire[612] auf seiner Seite; die drei Prinzen Adschai, Kungurtai, Huladschu (die drei Söhne Hulagu's), Dschuskab und Kunkschu, die Söhne Tschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's, die Emire Schingtur, Sughundschak und andere stimmten für Teguder; endlich suchte die Frau Oldschai Chatun, die Mutter Mengu Timur's, demselben eine Partei zu gewinnen; als dieser aber am fünf und zwanzigsten Tage nach Abaka's Tode gestorben, schlug sie sich mit der Frau Kutui, der Wittwe Abaka's, auf die Seite Arghun's, welcher der Sohn aus der Beischläferin Kaimisch Ikadschi. Alsbald nach Abaka's Tode eilte Teguder aus Kurdistan nach Tebris und Arghun, welcher ohnedies auf dem Wege von Chorasan nach der Residenz, begegnete auf der vierten Station vor Tebris dem Schingtur Nujan, welcher ihm mit der Nachricht von des Vaters Tod entgegengesendet worden. Arghun vollzog die Gebühren der Trauer nach mongolischer Sitte mit dem gewöhnlichen Todtenmahle, bei welchem, wie bei Festgelagen, der Becher mit Kumis herumging; die Leibwachen[613], Speerträger[614] und Stallmeister[615] seines Vaters wurden ihm übergeben. Die Prinzen des Hauses, die Oheime und Neffen Arghun's, beriethen sich und stimmten für Teguder, und auf den Rath des weisen Emirs Schischi Bachschi that Arghun, um sein Leben zu retten, keinen Einspruch. 26. Moharrem 681/
6. Mai 1282
Fünf Wochen nach dem Tode Abaka's wurde Teguder als Chan und Ilchan, Schah und Padischah ausgerufen; die Herrlichkeit der festlichen Thronbesteigung wurde auf zwei Monate hinausgeschoben. Arghun begab sich nach Alatagh[616], um dort von [324] dem Lager und dem Schatze seines Vaters Besitz zu nehmen; Taghadschar kam aus Fars zu seinem Dienste und die Frau Kutui mit ihren Anhängern begab sich ebenfalls in's Lager Arghun's. Der Wesir Schemseddin, welcher sich in dessen Macht befand, wurde ihm abgefordert, und der Emir des Lagers der Frau Kutui brachte denselben zu Teguder[617]. Am Tage der Sommersonnenwende[618] hatte die feierliche Thronbesteigung statt. 13. Rebiulewwel/
21. Juni 1282
Nach dem uralten, schon auf den ägyptischen Denkmalen abgebildeten Krönungsgebrauche, vermöge welchem zwei Geleitsmänner den König, der eine zur rechten, der andere zur linken Hand, auf den Thron einführend, wurde Teguder vom Bruder Kungurtai und vom Emir Schingtur Nujan auf den Thron gesetzt, indem jener dessen rechte, dieser dessen linke Hand ergriff[619]; die Prinzen warfen, mit dem Gürtel um den Nacken, ihre Mützen in die Luft, zu sagen, dass ihr Hals bereit, auf den Wink des Herrschers mit dem Gürtel oder Strang zugeschnürt zu werden, und dass sie nicht mehr kopfbedeckt, das ist, nicht mehr frei. Mit siebenmaliger Niederwerfung wurde die Sonne, mit neunmaliger der neue Herrscher verehrt zur glücklichen, durch die Astronomen ausersehenen Stunde.

Zu einer guten Stunde, wo die Glücksgestirne
Im Ort des Aufgangs niederwarfen ihre Stirne[620].
Schemseddin geschützt von einer der Gemahlinnen Teguder's.

Nach Beendigung der Krönungsfeste liess sich Teguder die im unbezwinglichen Schlosse Schahutela (dem persischen Königstein) aufbewahrten Schätze bringen und vertheilte dieselben unter die Prinzen, Nujanen und Emire des Hauses und des Heeres; jeder Soldat erhielt zwanzig Dinare und Arghun, der sich beklagte, dass man auf ihn mit der Krönungsfeierlichkeit nicht gewartet, zwanzig Goldbalische. Bei dieser Gelegenheit verbanden sich Arghun und sein Oheim Konghuratai (der neunte Sohn Hulagu's) im Lager [325] der Frau Tuktini[621] durch Eidschwur in unzertrennlicher Freundschaft, welche hernach den häufigen Gesandtenwechsel zwischen ihnen und den gewaltsamen Tod Konghuratai's herbeiführte. Teguder befahl, seine Bekehrung zum Islame auszurufen, und erliess an die Obrigkeiten von Bagdad ein Jerligh, dass sie die gute Kunde den Einwohnern Bagdads mittheilen, den frommen Stiftungen ihre Einkünfte wie zur Zeit des Chalifats wieder geben, den Moscheen und Medreseen ihre vorigen Rechte wieder einräumen sollten; der Prophet habe gesagt, dass der Islam nicht aufhören werde, siegreich zu sein, bis an den Tag des Gerichts[622]. 2. Rebiul./
4. Juli
Tags darauf lagerte er zu Siahkuh[623] und sandte Befehl nach Hamadan, dass Medschdolmülk und Atamülk Dschuweini, der noch als dessen Schlachtopfer dort gefangen gehalten ward, vor ihm erscheine. Medschdolmülk begann seine alten Ränke wider Schemseddin, und wenig fehlte, dass er nicht auch diesmal gesiegt hätte; nur der Schutz Ermeni Chatun's, der Gemahlin Teguder's, zu welcher Schemseddin flüchtete, rettete ihm und dem Bruder das Leben und verschaffte ihnen den Triumph über den Todfeind. Ermeni Chatun war nicht die Herrin des Harems, d. i. die erste Gemahlin oder grosse Frau Teguder's (welche Tokus Chatun, die Konghuratin), sondern die zweite, keine Armenierin, wie der Name glauben machen konnte, sondern auch eine Konghuratin; die dritte, Tudakun Chatun, die Tochter Musa Gurgan's, des Konghuraten, des Eidams Hulagu's, welchem dieser seine fünfte Tochter, Tarakai, zur Gemahlin gegeben, und folglich die Nichte Arghun's; die vierte Baitegin, die Tochter Huseinaga's; die fünfte, Ilkotlogh, die Mutter Tughandschik's, der Tochter Schadi Nujan's, des Gemahls der Prinzessin Arguruk, Tochter Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's, aber nicht aus dieser, sondern aus der Beischläferin Ilkotlogh; Tughandschik, während der Herrschaft Teguder's getraut, wurde ob Verdacht von Zauberei [326] in den Kor (Cyrus) geworfen; die sechste, Tudai Chatun; diese gaben ihm drei Söhne[624] und sechs Töchter[625]. Stark durch den Schutz Ermeni Chatun's, arbeitete nun Schemseddin an dem Sturze Medschdolmülk's, denselben in allerhand Klagen verwickelnd und vor Gericht fordernd. Medschdolmülk, seines drohenden Ruines gewahr, sandte Wort an den Prinzen Arghun: Schemseddin habe Abaka vergiftet, und wenn nun er (Medschdolmülk) mit seinem Leben büssen müsse, geschähe es, um den Beweis der Vergiftung zu unterdrücken; auf diese Art warf er, selbst des Todes gewärtig, den Saamen der Rache am Todfeind in die Brust Arghun's, wo derselbe später zur blutigen Frucht zeitigen sollte. Schemseddin bediente sich als Werkzeug zum Sturze Medschdolmülk's eines Neffen des letzten, Namens Seaadeddin, welcher vom Oheime wegen Geldveruntreuungen seines Amtes entsetzt worden war; demselben ward die Stelle eines Mestufi (Finanzpräsidenten) in Irak und Persien versprochen, und er klagte dafür den Oheim verrätherischen Briefwechsels mit Arghun an; demselben wurde die Zurückstellung aller von seinem Oheim confiscirten Güter Atamülk's, des Bruders Schemseddin's, aufgetragen, Medschdolmülk selbst vor Gericht gestellt.

Hinrichtung Medschdolmülk's.

Die Richter Medschdolmülk's waren die Obersten, Befehlshaber der Truppen, Sundschak und Arukaka. Dem Medschdolmülk wurde nun mit gleichem Maasse eingemessen; wie er wider Kudschuk Atamülk Papiere, mit Zügen und Schnörkeln beschrieben, als Beweise der Zauberei vorgebracht, so wurde als gleicher Beweis nun dem Medschdolmülk eine mit gelben und rothen Figuren bemalte Löwenhaut vorgehalten, welche sich unter seinen confiscirten reichen Stoffen gefunden und welche seine Feinde bei der Untersuchung eben so eingeschwärzt hatten, wie vormals er selbst [327] unter das Habe Atamülk's; die Bachschi und Kamen, d. i. die mongolischen Schreiber und Wahrsager, gaben ihr Gutachten ab, dass diese Haut in Wasser geweicht, das Wasser dem Beklagten zu trinken gegeben werde, damit das Uebel der Zauberei an ihm selbst ausgehen möge. Medschdolmülk weigerte sich dessen, weil er wohl wusste, dass diesen Talisman der Scheich Abderrahman, ein Geschöpf Schemseddin's, verfertigt und denselben vermuthlich mit Gift getränkt habe. Trotz dieser Beweise wollten sie, so sehr auch der Scheich und Atamülk darauf drangen, das Todesurtheil nicht aussprechen; als aber Sughundschak, durch ein Fussübel zu Hause gehalten, zu Gericht zu sitzen verhindert war, besuchte ihn der Scheich und drang so lang in ihn, bis er das Urtheil erhielt. Es lautete dahin, dass er dem Brüderpaar Schemseddin und Alaeddin übergeben und von denselben nach der Jasa, d. i. mit dem Tode bestraft werden solle. Schemseddin wollte ihn mit dem Leben begnadigen, aber sein Bruder Alaeddin und sein Sohn Harun drangen auf die Todesstrafe. Medschdolmülk (der Reichsruhm) wurde in das Zelt Atamülk's (Reichsgabe) geführt, wo er vom Nachmittagsgebete bis zum Abendgebete Rechenschaft über alle von ihm ausgestellten Urkunden, Diplome, Schenkungen, Vergantungen ablegen und, ausser allen Besitzungen, dreihundert Tomane zu Bagdad erpresster Gelder herausgeben musste. Als Alaeddin sich zum Abendgebete begab, wurde sein Todfeind vors Zelt geführt und der vor demselben versammelten Menge als Schlachtopfer vorgeworfen[626]. 8. Dschemmasiulewwel 681/
14. August
Er ward sogleich zerstückt und Kopf und Zunge und Hände und Füsse in die Hauptstädte des Reichs zur Aussteckung gesandt; der Kopf nach Bagdad, wo er denselben so stolz erhoben. Der Geschichtschreiber Reschideddin sagt hierüber:

[328]

Der Kopf, von so viel Wahn und Gier besessen,
So der Wesirschaft selbst für sich vermessen,
Ich sah ihn als des Henkers Spiel und Tand
Und jedes Glied in eines And'ren Hand.

Seine Zunge kaufte einer um hundert Goldstücke und brachte dieselbe nach Tebris, und Wassaf commentirt hierzu:

Hättest schweigend deine Zunge du bewährt,
Hätte deinem Kopf nichts angehabt das Schwert.

Die Füsse wurden nach Schiras gesandt, wo er so hochmüthig aufgetreten war, und die Hände nach Issfahan, wo er dieselben so gierig ausgestreckt. Der schon mehr als einmal erwähnte Dichter Pur Beha Dschami sagte, als die Hände ankamen:

Bis zu dem Himmel wollt' er heben seine Hand;
Es kam die Hand nicht hin, doch her kam seine Hand.

und ein anderer Dichter Zeitgenosse dichtete auf diese Gliederversendung die Verse:

Ein Paar Tage lang beschwärztest du Rollen und Listen,
Suchtest dir dadurch Reichthum zu mehren und Gut;
Deiner Glieder jegliches ging in andres Land aus,
Welteroberer wardst du in der Woche Verlauf[627].

Alaeddin erhielt nun wieder die Statthalterschaft von Bagdad und die Investitur derselben mittels eines vom Chane selbst getragenen Kaftans, Schemseddin die Wesirschaft in der vorigen Machtvollkommenheit und der Scheich Kemaleddin Abderrahman Er-Raſii die oberste Würde des Islams mit der Verwaltung aller Religionsgüter und dem Auftrage: die Einkünfte derselben auf die Pensionen grosser und berühmter Gelehrten und Almosen für Ssofi und Derwische und die Verwandlung der christlichen Kirchen in Moscheen zu verwenden.

Wassaf bei Schemseddin; Zustände von Schiras.

Schemseddin, welchem unter Abaka's Regierung von seinen Anklägern Vergeudung der Staatsgelder zur Last gelegt worden und der sich ausgewiesen, dass dieselben zum Theil für den Hofstaat der Prinzen und andere Ausgaben [329] des Hofes aufgegangen, begann seine neue Verwaltung mit Einschränkungen der Ausgaben der Küche des Chans und des Hofstaates der Prinzen und Prinzessinnen. Die Ausgaben der Küche, welche bisher unter dem Oberstküchenmeister Fachreddin jährlich achtzig Tomane (Toman ist zehntausend) betragen hatten, wurden nun ohne Einmischung des Oberstküchenmeisters mit der Hälfte dieser Summe bestritten. Dieser besonders wider das Zehrgadenamt gerichteten Oekonomie lag einige Persönlichkeit Schemseddin's wider Fachreddin zum Grunde, weil diesem gleich nach der Thronbesteigung Teguder die Wesirschaft verleihen wollte, was sich Fachreddin verbeten hatte; nichtsdestoweniger war Schemseddin auf denselben eifersüchtig; Wassaf, bei welchem sich diese Angabe findet, konnte um so besser von der Sache unterrichtet sein, als er gerade in diesem Jahre dem Wesir Schemseddin persönlich aufwartete, und einige Spannung, in welcher er mit demselben gestanden, auszugleichen bemüht war; es scheint nämlich, dass Wassaf sich einigen Tadel über des Wesirs frühere Verwaltung erlaubt, worüber ihn der Wesir zur Rede stellte. Wassaf bekräftigte zwar mit den stärksten Schwüren das Gegentheil und sandte zweimal entschuldigende und um Vergebung flehende Verse an Schemseddin[628], aber „ohne dadurch“, wie er sagt, „den leicht zu lösenden Knoten der Entfremdung des Inhabers des Diwans zu entwirren“. Wiewohl Wassaf weder den Gegenstand des Tadels, noch den Anlass seiner Reise ins Hoflager näher angibt, so betrafen wahrscheinlich beide die Angelegenheiten seines Vaterlandes, die Landschaft Fars, deren Geschichte er der seinen so umständlich einverleibt hat. 678/
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Zu Ende der Regierung Abaka's war die Statthalterschaft von Schiras dem Emir Sughundschak (von dem so eben als vom Richter Medschdolmülk's die Rede gewesen) anvertraut, von dessen Scharfsinn und die Wahrheit ergründenden Urtheilen Wassaf Belege erzählt. Unzufrieden mit den Pächtern der Steuereinnahme, ernannte [330] er einen derselben, der die wenigsten Staatsgelder unterschlagen hatte, den Chodscha Nisameddin, zum Wesir und ordnete ihm die anderen Pächter unter. Zum Richter der Richter ernannte er den Ebu Mohammed Jahja Imadeddin, wiewohl der grössere Theil der Einwohner den hochgelehrten Seid Abdallah, den Verfasser vieler Werke über die Exegese und Hermeneutik, über die Ueberlieferung und Rechtsgelehrsamkeit, über Dogmatik und Philosophie für den Würdigeren erkannten. Sughundschak begab sich mit einigen Pächtern, deren Summen noch ausständig, nach Hof; nur als es in seiner Abwesenheit zwischen dem Wesir und dem Oberrichter zu Reibungen kam, sandte er einen Befehl, vermöge dessen der letzte im Hause des ersten in Verhaft gesetzt ward. Zu dieser Zeit (wo eben Medschdolmülk's Anklage wider Schemseddin angebracht und Abaka's Sinn auf Zusammenscharren des Goldes erpicht war) wandte sich der Seid Richter an Buka, einen der geheimen Schatzmeister Abaka's, welcher sich damals zu Schiras befand, und dieser sandte den Seid und den Intendenten Schemseddin nach Hof, wo sie, von Abaka wohl empfangen, ihre Beschwerden wider die Verwaltung Sughundschak's und des von ihm bestellten Wesirs Nisameddin anbrachten. Abaka reichte ihnen mit eigener Hand einen Becher Wein und befahl, dass Nisameddin zweihundert der ausständigen Tomane abtrage; dieser wurde nun im Hause des Seid Imadeddin festgesetzt und der Emir Taghadschar kam, die Eintreibung der Summe zu vollstrecken; die Pächter aber, hierdurch aufgelärmt, machten mit Nisameddin gemeinsame Sache, und wiewohl sie dem Scheine nach sich den Befehlen Taghadschar's fügten, so ruhten sie doch nicht, bis sie den Nisameddin aus der Haft befreit und Taghadschar in Verlegenheit brachten. Dieser begab sich, da unterdessen die Thronbesteigung Teguder's stattgefunden, an's Hoflager und führte seine beiden Schutzgenossen, den Melik Schemseddin und den Seid Imadeddin, mit sich. Teguder verlieh dem letzten die Wesirschaft von Schiras und forderte den Statthalter Bulghuwan, welcher öffentlich die Partei der Intendenten [331] wider Taghadschar ergriffen hatte, nach Hof; dieser hielt die Gesandten des Chans zu Schiras auf, ohne ihnen Erlaubniss zur Rückkehr zu gewähren, und wandte sich heimlich an den Prinzen Arghun in Chorasan, von dessen Umtrieben weiter unten die Rede sein wird. Diess war der Zustand der Dinge in Fars, als Wassaf sich bei Schemseddin rein zu waschen bemüht war.

Auf Veranlassung Schemseddin's wurde eine feierliche Botschaft an den Sultan Aegyptens abgesandt, um demselben von dem Uebertritte Teguder's zum Islam Kunde zu geben. Das Beglaubigungsschreiben der beiden Gesandten und die Antwort Kilawin's sind so durch Gehalt als Styl merkwürdig genug, um unverändert hier in sach- und wortgetreuer Uebersetzung zu folgen:

„Durch Gottes des Allmächtigen Kraft (welcher erhöhet werde!) Ferman des Kaan Ahmed an Aegyptens Sultan. Gott der Allmächtige hat durch die Vorgänge seiner Gnaden und das Licht seiner Leitung in der ersten Jugend und Frische Uns geleitet auf die wahren Pfade zur Kenntniss seiner Herrlichkeit und zum Geständniss seiner Einheit, zur Zeugenschaft, dass Mohammed (über welchen das reinste Gebet!) Gottes Prophet, zum schönen Glauben in seine Heiligen und frommen Männer. Wen Gott leiten will, dessen Brust erleichtert er durch den Islam, und Wir haben nicht aufgehört, Uns für die Erhöhung der Religion und Zurechtbringung der Geschäfte des Islams geneigt zu zeigen, bis von Unserem Vater, dem Bessten, und Unserem Bruder, dem Grössten, die Reihe der Regierung auf Uns gekommen, bis dass über Uns der Schmuck seiner Gnaden ausgegossen und Wir von seinen Wohlthaten, was Wir verdienten, genossen in dem Uebermaasse seiner Gnaden, der grossen; und es ward Uns das Brautgemach des Reichs aufgeschlossen und die Braut Uns vorgeführt unverdrossen. Es wurde von Uns ein gebenedeites Kurultai versammelt, diess ist die Versammlung, wo einen Funken gibt der Feuerstahl der Brüder und Kinder, der Emire, der Grossen, der Führer des Heers, der Vorgesetzten der Truppen; ihr Wort stimmte [332] darin überein, die Verfügung Unseres Bruders des Grossen auszuführen in der Aufstellung eines allgemeinen Aufgebotes Unserer Heere: die Erde ist zu enge vor ihrer Menge, und es füllet die Herzen Schrecken vor der Gewalt, womit sie die Erde bedecken; vor ihrem hohen Muthe werden die Berge zu Ebenen ausgegleichet und die härtesten Felsen erweichet. Wir dachten nach über das, was sie sich vorgenommen und worin ihre Begierden übereingekommen, und Wir fanden, dass ihre Absicht widerstreite mit dem, was Wir in Unserem Innern beschlossen zur Bewirkung allgemeinen Wohls. Hierunter verstehen Wir die Stärkung der Satzungen des Islams, dass so viel als möglich keiner von Unseren Befehlen in anderer Absicht ergehe, als um Blut und Brand zu stillen und alle Länder mit dem Wehen der Winde der Ruhe und der Sicherheit zu erfüllen, und damit ausruhen mögen die Könige der anderen Länder auf dem Lager der Milde und Wohlthätigkeit, um Gottes Befehle zu ehren und dem Volke Gottes Mitleid zu gewähren. Gott hat Uns eingegeben, dieses Feuer auszulöschen und diese Unruhe zu stillen, und die Anzeige dessen, den Gott der Allmächtige hierauf geleitet hat, ist die des Vorschlags der Mittel, womit die Heilung der Welt von den Gebrechen erzweckt und die Anwendung der letzten verschoben würde; denn Wir lieben, nicht schneller die Pfeile zu senden und uns zu den Lanzen des Kampfes zu wenden, als nachdem Wir das Nöthige erklärt, und Wir gestatten diess nicht, als nachdem Wir die Wahrheit und Nothwendigkeit mit Beweisen bewährt. Wir wurden bestärkt in dem, was wir Uns Gutes vorgenommen hatten, und in der Durchführung gemeinnütziger Thaten durch die frommen Wünsche des Scheichs des Islams, des Musterbildes der Erkennenden, dessen Hilfe Uns in den Geschäften der Religion nützt und unterstützt, und Wir haben dieses Schreiben erlassen als Gottes Barmherzigkeit für den, der sich demselben fügt, wie sich's gehört, und als Pein wider den, der sich abwendet und empört. Wir haben damit betraut den entscheidendsten der Richter, den Pol der Religion und des [333] Volks (Kutbeddin), und den Atabeg (Behaeddin), welche beide von den Bewährtesten und Gelehrtesten dieses blühenden Reichs, weil sie Unsere Wege kennen und weil sie mit Gewissheit wissen, was Uns eingibt Unser Gewissen zum allgemeinen Wohl der Moslimen. Wir haben sie in dieser Absicht gesendet, denn Wir sind von Gott auf die Wachsamkeit angewiesen, denn der Islam liebt, was ihn empfängt, und Gott der Allmächtige hat in Unser Herz gelegt, dass Wir der Wahrheit und ihren Bekennern folgen sollen, damit sie bezeugen die grosse Gnade Gottes über die Gesammtheit in dem, was wir fordern als Vertrag der Ursachen der Wohlthat. Sucht dieses nicht zu erproben durch einen Rückblick auf Unsere Brüder (die Herrscher vergangener Zeit), denn jedem Tage ist anderes Loos bereit. Wenn die Seelen Einsicht nehmen wollen in einen Beweis, wodurch die Forderung des Vertrauens befestiget würde, und in eine Urkunde, worin sie die Erfüllung ihres Wunsches fänden, so sollen sie ihre Blicke auf Unsere Denkmale richten, deren Ruhm nicht klein und deren Wirkung allgemein. Wir haben unter Gottes Leitung angefangen, die Spuren der Religion zu erheben, dieselben in jedem Dinge an Tag zu legen und auszuheben zur Aufrechterhaltung der Novellen des Gesetzes, des mohammedanischen, nach Erforderniss der Kanone der Gerechtigkeit, der ahmedischen, um es zu erheben und demselben Ehre zu geben. Wir liessen Freude scheinen in die Herzen des Wesens, des gemeinen, Wir haben nachgesehen die Vergehen und den Schuldigen verziehen und stellten auf die Verbesserung der Geschäfte Unser Bemühen, auf die frommen Stiftungen der Moslimen, von Moscheen, Grabstätten, Medreseen, auf den Bau frommer Zellen und verfallener Wachposten, indem Wir die Einkünfte derselben denen, so dieselben verdienen, verlieh'n und dadurch erfüllet der Stifter Sinn; Wir haben verwehrt, dass Neuerung in denselben werde begehrt und dass das Geringste werde verletzt von dem, was ursprünglich festgesetzt; Wir haben befohlen, den Pilgerreisen die grösste Ehre zu erweisen, ihre Schaaren zu bewahren, ihre Wege [334] zu sichern und zu ebnen die Bahnen der Karawanen; Wir haben freigelassen die Strassen den Kaufleuten, die von Land zu Land wandeln und handeln, damit sie nach ihrer Willkür und mit ihrem bessten Vermögen reisen mögen; Wir verwehren den Heeren, den Wachen und denen, welche die Runde machen, dass sie denselben auf ihren Wegen, wenn sie kommen oder gehen, das Geringste in den Weg legen. Eine Unserer Wachen hat einen Kundschafter ergriffen in der Verkleidung eines Fakirs, und wiewohl es in der Ordnung gewesen wäre, denselben zu tödten, so wollten Wir doch nicht sein Blut vergiessen lassen aus Schonung dessen, was Gott verboten, und Wir haben denselben zurückgesandt. Indessen ist es denselben nicht unbekannt, dass die Kundschafter ein Schaden im Land; denn so lang unsere Armeen dieselben in der Gestalt von Fakiren und Andächtigen sehen, ist ihre Meinung von diesen Leuten schlecht, sie tödten den Mann und thun, was sie gethan: die Nothwendigkeit davon ist, Gott sei Dank, erhöhet durch das, was Wir ergehen liessen, um die Wege aufzuschliessen dem Zuge der Kaufleute und anderer Wanderer. Wenn dieselben diesen Geschäften einiges Bedenken schenken, so wird denselben nicht verborgen sein, dass diese Eigenschaften uns angeboren als zweite Natur und dass darin von Affectation keine Spur; und da die Sache so liegt, so sind alle Anforderungen gegenseitiger Abneigung, welche zum Widerstand führten, aus dem Wege geräumt. Diese gründeten sich vormals auf den Weg verschiedener Religion und der Entfernung von dem Schoosse des Islams; aber nun ist durch Gottes Huld und die Gunst Unseres Glückes das helle Licht erschienen, und wenn es vormals Ursachen gab, so wandten wir uns nun von denselben zum Besseren ab; Wir sind auf dem Pfade der Gnade, wo Einkehr und Rückkehr. Wir haben den Schleier aufgehoben durch dieser Anrede Farben und haben dieselben unterrichtet von dem, was wir zu thun aufrichtig gesonnen, und haben hiermit begonnen; Wir haben Unseren Heeren verboten, zuwider zu handeln diesen Geboten, Gott und seinem Propheten zu Gefallen. Damit auf [335] den Blättern die Spuren des Glücks und der Annahme erscheinen, damit die Welt über die Verschiedenheit des Wortes beruhiget werde, damit durch das Licht des Einverständnisses verschwinde die Finsterniss des Missverständnisses, damit ausruhen mögen unter dem weiten Schatten die Städter und die Bewohner der Matten, und damit sich erfrischen die Seelen, welchen die Plagen gestiegen in die Kehlen. Wenn Gott der Herr den Sultan Aegyptens leitet zum Besten der Welt und zu dem, was die Ordnung der Menschen erhält, so ist's nöthig für ihn, den Eimer fester Anhänglichkeit zu erfassen und zu wandeln dergleichen Strassen durch Eröffnung der Thore der Unterwürfigkeit und Einigkeit, durch Erwähnung der Aufrichtigkeit, damit diese Länder sich dieser Gnaden erfreuen, damit die Unruhen sich legen, welche zerstreuen, damit die Schwerter, welche schneiden, gesteckt werden in die Scheiden, damit die ganze Erde ein Eden der Ruhe werde, damit die Nacken der Moslimen werden befreit von dem Joche der Verachtung und Niedrigkeit. Sollte aber böse Meinung die Oberhand behalten über das, was Wir aus Gottes des Allverleihers Barmherzigkeit behalten, und sollte dieselbe verwehren, diesem Antrage, wie er es verdient, Anerkennung zu gewähren, so wird Gott Unsere Bemühungen ehren und Unsere Entschuldigungen lassen gewähren. Wir haben Uns nicht zur Strafe gewandt, ehe Wir einen Gesandten gesandt; bei Gott, er leitet zur Rechtlichkeit und zum rechten Verstand! Er bewahret sicher die Unterthanen und das Land. Wir rechnen auf Gott den Einen. Geschrieben Ende Dschemmasiulewwels 681 (Anfangs September 1282).“

Antwort.

„Im Namen Gottes des Allmilden, des Allbarmherzigen. Durch Gottes des Allmächtigen Kraft, das Wort Kilaun's an Sultan Ahmed: Lob sei Gott! welcher Uns den Pfad der Wahrheit erhellt. In Uns ist die Hilfe und der Sieg Gottes gekommen, und Er hat uns schaarweise in die Religion Gottes aufgenommen. Gebet über Unseren Herrn Mohammed; [336] Er, den Gott über Alles, wodurch sein Volk gerettet ward, erhöht, und über alle Propheten, welche retten, und über seine Familie und seine Gefährten! Gebet, welches erleuchtet die finstere Nacht und dunkeles Leben hell macht. Gefälligkeit und Ergebenheit vom Imam Hakim biemrillah, dem Emirolmuminin, dem Abkömmlinge der Chalifen, der den wahren Weg betreten, dem Vetter des Herrn der Propheten, dem Chalifen, welchem die Religiosen huldigen. Es ist angekommen das Schreiben, das verehrliche, das Ehren gewährliche, enthaltend die grosse Kunde von dem Eintritte in die Religion und dem Ausfalle wider Alle, welche dem wahren Leben widerstreben. Nachdem geöffnet worden dieses Schreiben, welches Kunde der Ueberlieferungen haucht, Ueberlieferungen, welche für die Moslimen gewiss, die gewissesten der Ueberlieferungen, welche überlieferte Moslim[629], wurden die Gesichter zu Gott dem Allmächtigen gewendet mit der Bitte, dass er diess befestige mit dem Worte, dem festen, und dass der Samen dieser Religion im Herzen sprosse, wie die schönsten der Pflanzen aus dem härtesten Boden sprossen. In nachdenkender Achtung stellten Wir an treffliche Betrachtung über die Erwähnung der aufrichtigen Absicht, dass im Anfang des Lebens und in der Frische jugendlichen Strebens die Einheit Gottes verkündet und der Eintritt in das Volk Mohammed's mit Wort und That und Einsicht und Rath begründet werde. Gott sei Lob! dass er die Brust des Sultans für den Islam erweitert und dieselbe mit der edelsten der Eingebungen aufgeheitert; Gott sei Lob! dass er uns unter die Vorgehenden, die ersten gesetzt zu diesem erhabenen Orte, und dass er Unsere Füsse befestiget auf jedem Standorte des Kampfs, im Feld und mit dem Worte. Weiters über die Reihenfolge im Reiche durch Erbschaft nach dem Abtritte des Vaters des Bessten und des Bruders des Grössten, über die Ausgiessung dieser grossen Gnaden auf den Sultan, wie derselbe den Gipfel [337] der Glaubensreinigung erklommen und den Titel der Herrschaft angenommen, nachdem ihm Gott dieselbe zugezählt und ihn aus seinen Dienern auserwählt durch die wahren Kunden von den Wundern seiner Helfer und Diener; und weiters über die Versammlung der Brüder und Kinder der Fürsten, der grossen, der Führer des Heers, der Vorsteher der Truppen in der Versammlung des Kuriltai, wo die Menge zusammengeflockt und der Feuerstahl dem Kiesel die Funken der Meinungen entlockt, und wie ihr Wort mit den Geboten des weiland grossen Bruders übereingestimmt in der Sendung der Heere nach dieser Seite, dass aber derselbe (der Ilchan) nachgedacht über das, was ihre gesammte Meinung vorgebracht, und dass er sich mit ihrem Verlangen bekannt gemacht und dasselbe im Widerspruch gefunden mit dem, was er selbst in seinem Innern ausgedacht, indem er nur das Gute bezwecke und sich die Verbesserung zum Ziel stecke, damit er lösche dieses Feuer und stille die Unruh, die nicht geheuer. Diesen Schritt hat der König (Ilchan) aus Liebe zu seinem Volke gemacht, indem er das Ende mit durchdringendem Sinne erwägend bedacht. Wäre diess nicht so gewesen und hätten sie die Sache der Entscheidung des Schwertes überlassen, so wäre dieser Kampf der Kämpfe letzter gewesen; allein der Ilchan ist wie Einer, der die Stationen seines Herrn fürchtet, der seiner Begier das Verbotene verwehrt, der nicht der Rede des Irrenden beistimmt und Nichts im Irrthum unternimmt. Was nun das Wort des Ilchans betrifft, dass er nicht eilt zum Schlachtfeld, wo die Lanze Stösse austheilt, als nachdem er das Nöthige erklärt, so weiss Gott der Allmächtige, und es wissen alle Menschen, dass wir nur aufstehen, um dem Volke zu helfen, und dass, wenn wir mit That und Worten streiten, es nur Gottes wegen geschieht; und da nun der Ilchan mit uns eingetreten in Gottes Religion, so ging die Feindschaft davon, und indem die Abneigung aufgehoben, wird sich glücklicher Erfolg erproben. Der Glaube ist wie ein Gebäude, in welchem ein Theil den andern befestigt und hält; wer eine Minaret aufgerichtet, dem fehlt [338] es nicht an freien Bewohnern an jedem Orte und an gesitteten Nachbarn auf der ganzen Erde. Weiters, was die Versicherung betrifft, dass dieser Nutzen, der allgemeine, der Erwähnung des Scheichs des Islams, des Musters der Erlernenden, Kemaleddin Abderrahman (Gott vergelte ihm's mit seinem Segen!) zu danken sei, so haben Wir von keinem Heiligen früher solch heiliges Werk gesehen. Wir hoffen von seinem Segen und von dem der frommen Männer, dass jedes Haus zum Islam erwache, bis dass jede Bedingniss des Glaubens erfüllet werde und der Islam umfasse die ganze Erde, Alles umfassend, von den Bessten Nichts übrig lassend. Es ist kein Zweifel, dass des Scheichs heiliges Werk der Anfang dieser Beständigkeit der Existenz, und jede Wahrheit kehrt mit seinem Segen zu ihrem Ursprung zurück. Weiters, was die Wirksamkeit des entscheidendsten der Richter des Islams, des Glaubens und des Reichs (Kutbeddin) und des Atabegs (Behaeddin), welche Beide mit Ueberbringung dieses wohlberedten Sendschreibens beauftragt waren, so sind dieselben Beide erschienen, bereit, sich aller guten Worte zu bedienen, welche die Umstände eingeben und die sich im Gemüthe erheben, welche Erwartender mag erwarten mit Lob und Dank von allen Arten, so dass sie im Namen Ahmed's (des Ilchans) Ueberlieferungen sprachen, festgegründet, wie die Ahmed's (des Propheten). Weiters, was die Andeutung betrifft, dass, wenn die Seelen die Einsicht des geraden Beweises nicht verfehlen, dadurch die Anforderungen vollkommener Liebe befriedigt würden und dass man betrachten solle die Monumente, die er im Beginne der Ausübung seiner Macht, Gerechtigkeit und Wohlthätigkeit, übend mit Zung' und Herzen, schon hervorgebracht, wie er auf die Verbesserung der Wakfe, die Ausbesserung der Moscheen und Gränzposten, die Erleichterung der Strassen der Wallfahrt und anderer dergleichen bedacht, so sind diess Attribute, von denen abhängt der Reiche Dauer, die gute. Wenn der König herrscht mit Gerechtigkeit und so weder die Feinde begünstigt, noch den Tadlern Aufmerksamkeit leiht, und wenn schöne Handlungen und [339] gute Werke vollzogen werden, welche nicht aussprechen alle Zungen des Gebotes auf Erden, so sind dieses Pflichten, die man schuldig, zu entrichten; diess ist grösser, als dass es hätte einen andern Lohn, als sich selbst, als dass es durch Ruhm überschätzt, durch Herabsetzung gering geschätzt werden könnte, indem es grossem Könige zum Ruhme gereicht, dass er den Ländern und Schlössern Zeit gewährt zur Befestigung seines Reichs (welches Gott wolle bewahren in Sicherheit!). Weiters, was den Verbot betrifft an die Diener und Wachen und an die, welche die Runde machen, dass sie Niemanden veruneinigen wollen und die reine Tränke der Ankommenden und Abgehenden nicht mit den Splittern von Plackereien verunreinigen sollen, so haben Wir, sobald Uns dieser Vorgang zugegangen, ein Gleiches Unseren Nowwaben (Nabob) zu Rahbe, Haleb, Bire, Aintab befohlen, und liessen desshalb an die Führer Unserer Armeen das Nöthige ergehen. Wenn die Glaubensmeinungen sich in Einigkeit gefunden und die Eidschwüre sind gebunden, so sind die Gebote besiegelt, in denen sich die Vollziehung der Befehle abspiegelt. Weiters, was den Kundschafter betrifft, den Fakir, welcher ergriffen und losgegeben ward (als ob dieses die Ursache wäre, dass wegen der Verkleidung von Kundschaftern in Fakire alle Fakire todt geschlagen werden würden), so ist diess ein Thor, das der Ilchan aufgemacht, und ein Feuerstahl, an dem er den Funken angefacht. Denn wie viele verkleidete Fakire sind nicht gekommen von jener Seite in diese Reviere, um sich Einsicht zu verschaffen in die Geschäfte und des Landes Kräfte. Die Nowwabe haben eine Schaar derselben ergriffen; es erhob sich über sie der Säbel, geschliffen, und dennoch wurde nicht entdeckt, was die Kutte des Fakirs versteckt, trotz aller angewandten Müh' mit Was und Nein und Wie. Weiters, was die Andeutung betrifft, dass in der Uebereinstimmung des Wortes das Wohl der Welt und dass dasselbe die Ordnung des Menschengeschlechtes erhält, so wird nicht zurückgewiesen, wer da klopfet am Thor der Einigkeit, und es wird keiner abgewiesen und abgewehrt, der gutes [340] Einvernehmen begehrt. Wer mit seinem Zügel vom Treffen abweicht, ist wie der, welcher die Hand des Friedens zum Handschlag herreicht; der Friede ist ein Gut. Weiters, was die Befestigung und Bekräftigung der Befehle betrifft, so ist es nöthig, dass auf dieselben Regeln angewandt und dass aus dem Bewiesenen der Nutzen erkannt werde; denn die Geschäfte sind gebunden an die Schrift, und es ist nothwendig, dass darin jeder Fündige und Kündige darüber entschieden, ob Krieg oder Frieden. Hernach ist es nothwendig, dass die Geschäfte werden entschieden in der Reihe der Knoten der Verträge und ihrer Belege, dass dieselben, mündlich vorgetragen, durch die Annahme dem Antrage zusagen; denn viele Fragen, welche die Gesandten mündlich sagen, werden besser erörtert, als wenn dieselben in verwischten Papieren werden überschlagen. Was endlich die Berufung auf das Wort Gottes betrifft: Wir senden keine Pein, eh' Wir nicht gesandt einen Gesandten[630], so wird nicht auf diese Art der Stoff der Liebe gewebt und nicht auf diesem Wege das Ziel erstrebt, sondern vielmehr wegen Unseres Vorrangs im Glauben sind Pflichten zu entrichten und Begehren zu gewähren. Wir haben gehört, was mündlich vorgetragen die Zunge des entscheidendsten der Richter, des Pols des Glaubens und des Volks (Kutbeddin), und es entsprach dem, was das Schreiben versprach von dem Eintritte des Ilchans in die wahre Religion, und dass er sich angekettet auf der Moslimen Station, was er geübet durch Wohlthätigkeit und Gerechtigkeit, durch seine Sitte und seinen Wandel, der berühmt weit und breit. Gott sei Dank für die Gnade, welche durch keinen Vorwurf gehindert und vermindert wird; Gott der Herr hat seinem Propheten den Vers des Korans gegeben Betreff derer, welche ihm den Islam vorwarfen: Sage, werfet mir Euren Islam nicht vor; Gott wird Euch vielmehr vorwerfen, dass er Euch zum Glauben geleitet[631], und mündlich trug er vor, dass Gott [341] der Allmächtige dem Ilchan verliehen an Gaben, was ihn darüber hinaussetzt, seine Blicke zu richten auf das, was Andere haben an Gut und Land. Wenn also festgesetzt nach der Eintracht das Begehren, so ist es leicht, zu gewähren, und Unsere Antwort folgt hierauf nach der Geschäfte Lauf. Wann die Uebereinstimmung ist erreicht, so ist auch das gute Einvernehmen ausgegleicht. Gott und die Menschen sehen, wie Wir aufrichtig zu Werke und Unseren Feinden zu Leibe gehen und in Unseren Kämpfen stehen. Wie mancher Freund wird nicht gefunden, der besser als Vater, Bruder und Verwandter wird befunden? Die mohammedanische Religion wird nicht vollendet und dem Islam nicht die Befestigung zugewendet, als nur durch die Gefährten, die werthen. Wenn also das Verlangen des Ilchans gerichtet ist auf Einigkeit und auf gutes Vernehmen, auf gemeinschaftliches Einvernehmen, auf das Verderben der Feinde und auf die Rache derer, welche den Rücken zum Widerstände stemmen, so wollen Wir Uns herzlich gern dazu bequemen. Weiters, was mündlich vorgebracht: dass, wenn Unser Verlangen sich erstreckte auf das, was der Ilchan besitzt von Land und Gut, so bedarf es nicht der Einwirkung der Aneiferer, welche die Moslimen nutzlos beleidigen. Hierauf antworten Wir: Wenn die Hand der Feindschaft zurückgezogen wird und die Länder moslimischer Könige geleert werden, so wird gedämpft die Gluth und gestillet das Blut; wie wahr ist es nicht, dass Alles, was Uns von denselben verboten wird, in der Natur ganz so zu treffen ist, und dass man das, was geboten wird, selbst zu thun vergisst. So befindet sich nun Konghuratai dermalen im Lande Rum, welches sich in eueren Händen befindet und an euch Steuer zahlt, und nichtsdestoweniger Blutvergiessen, Sklavenraub, Verkauf der Freien und Abneigung vor Allem, ausgenommen vor der Verlängerung dieser Schäden. Endlich ward mündlich vorgetragen, dass, wenn man entschlossen sei, diese Streifzüge nicht aufzuheben und diese Spuren nicht aufzugeben, so solle man einen Ort bestimmen auf der Erde, wo man sich treffen [342] und schlagen, und Gott dem, dem er wolle, den Sieg verleihen werde. Hierauf ist die Antwort: Die Tränken (Oerter), wo die beiden Heere auf einander trafen in Waffen, sind noch heil, und wer von diesem Volke (den Mongolen) davon gekommen mit Heil, fürchtet sich, dahin zurückzukehren, und kann sich durch folgenden Vers beehren:

Welch' wunderseltnes Jahr doch das verflossne war!
Er, welchen „Himss“ besiegt, nun widersteht und kriegt.
Derselbe scharfe Degen, dem ihr dort seid erlegen,
Ist in der Hand des Braven, bereit, euch zu bestrafen.

Und zur Zeit der Schlacht ist die Wissenschaft bei Gott, welcher die Bestimmung des Looses macht. Und es ist keine Hilfe, als bei Gott! dem Allgeehrten, dem Allweisen! er sendet sie dem und verleihet die Macht, und nicht dem, der selbst die Vorherbestimmung des Sieges macht. Wir sind nicht von jenen, welche auf Gelegenheit und Vorwand lauern, und nicht von denen, welche sich abwenden und niederkauern; und die Stunde der siegreichen Schlacht ist nicht anders als die Stunde (des jüngsten Tages), in welcher Alles schnell wird abgemacht. Bei Gott! er führt nur zum Guten dieses Volk, und er ist der Mächtige, im Stande, jede Kunde und Gnade zu vollenden. Geschrieben im Neumonde des Ramasan des obgedachten Jahres.“

Arghun's Bewegungen; Tod Alaeddin Dschuweini's.

Arghun's ränkeschmiedender, rachebrütender Geist sammelte indessen Wolken über dem Haupte Schemseddin's und Teguder's zum Gewitter, aus welchen der den Herrscher und seinen Wesir verzehrende Wetterstrahl fahren sollte. Nachdem Arghun auf wiederholtes Begehren des Chans demselben den Emir Buka gesendet, welcher die Hand Kutui Chatun's (der Wittwe Abaka Chan's) ehrenvoll empfing, brach Arghun von Ssughurluk nach Chorasan auf. 4. Reb. II. 681/
12. Juli 1282
Ahmed suchte den Oheim Konghuratai für sich zu gewinnen, indem er ihm die Frau Tukini, die Wittwe Hulagu's (die Nichte der grossen Frau Tokus), zur Gemahlin gab und mit einem grossen Heere zur Gränzhuth nach Rum abordnete, nach vierzehn Tagen aber ihm den Emir Akbuka nachsandte. 19. Reb. II. 681/
27. Juli
Ahmed war von zwei moslimischen Gesetzgelehrten, dem [343] schon erwähnten Abderrahman von Mossul, berathen, welcher, Sohn eines Sklaven des letzten Chalifen der Beni Abbas, vom Blutbade nach Mossul gerettet, dort eine Zeit lang Tischler, dann von Iseddin, dem Herrn Amadia's, bei dem er sich in Kredit gesetzt, dem Abaka überlassen worden, und bald durch angebliche Kenntniss von Schatzentdeckungskunde und geheimen Wissenschaften sich dessen Vertrauen erwarb[632]. Teguder hiess denselben nicht anders, als Vater, und einen zweiten Günstling, Namens Mengli, nicht anders, als Sohn; diese und Teguder's Mutter, Kutui, eine sehr verständige und zur Regierung tüchtige Frau, lenkten die Zügel derselben, während Schiktur Nujan und Sundschak, wiewohl denselben Teguder vorzüglich seine Erhöhung auf den Thron dankte, zur Seite gesetzt wurden[633]. 19. Dschem. II. 681/
24. Sept. 1282
Zwei treulose Diener Atamülk's Dschuweini[634] erschienen vor Arghun, bei demselben ihren Herrn anzuschwärzen, dass er dem Wedschiheddin Sengi, dem Wesir Chorasans, den Befehl zugefertigt, den Prinzen Arghun zu vergiften. Arghun liess denselben sogleich in den Kerker werfen, zog das ganze Habe desselben ein und schenkte ihm das Leben nur auf Fürbitte der Frau Bulughan Chatun, der geliebtesten Gemahlin Abaka's, welche nach dessen Tod in das Harem seines Sohnes Arghun übergegangen. Arghun zog gegen Bagdad, um dort zu überwintern. 23. Dschem. II./
28. Sept.
Zu Rei empfing er den Melik Fachreddin ehrenvoll und bestätigte ihm die Befehlshaberschaft des Landes; Ahmed, hiervon in Kenntniss gesetzt, schickte Gesandte, um den Fachreddin aufzuheben und nach Schirwan zu bringen, wo er die von Arghun empfangenen Ehrenbezeugungen mit der Folter büsste. Arghun, hierüber entrüstet, sandte Sendschreiben an die Emire und an Schemseddin, den Inhaber des Diwans, des Inhaltes: Sein Vater, Abaka, habe ihm den Melik Fachreddin überlassen, er werde die demselben zugefügte Schmach und Pein rächen. Als er nach Bagdad gekommen, forderte er von Nedschmeddin [344] Assfer, dem Stellvertreter Alaeddin Dschuweini's, dass er die vom Vater, Abaka, geforderten, von Alaeddin nie bezahlten Summen erlege. Nedschmeddin ward in den Staub geworfen, und als Alaeddin davon die Nachricht erhielt, traf ihn in Arran der Schlag; seine Stelle erhielt sein Neffe Harun[635]. 4. Silhidsche 681/
5. März 1283
Arghun hatte den Winter zu Bagdad zugebracht und während desselben zehntausend der Karawinas, welche nach den Worten Wassaf's: „eine Art von Dämonen, die fürchterlichsten der mongolischen Nationen“, sich angeeignet. Von den Prinzen des Hauses standen der Bruder Kendschatu und der Vetter Baidu, der Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Hulagu's, ihm zur Seite; von den Emiren waren ihm mehrere zugefallen[636], deren mächtigster Taghadschar, der ehemalige Befehlshaber in Fars, dem er die Befehlshaberschaft eines Tomans mit den Insignien der Standarte und Pauken verlieh. Der mit ihm einverstandene Prinz Dschuschkab (der Sohn Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's) überwinterte zu Diarbekr. Auch Alinak, der Statthalter Georgiens, welchen Ahmed Teguder an Arghun mit der Einladung zum Kurultai gesandt hatte, war von demselben gewonnen worden und hatte sich mit ihm verbündet; als er aber an den Hof Ahmed's zurückkam, ward derselbe durch Schemseddin's Klugheit, welcher dessen Pläne durchschaute, wieder dem Herrscher gewonnen, indem ihm die älteste der Töchter Ahmed's, die Prinzessin Kutschuk, vermählt ward. Als Arghun im Frühjahre von Bagdad nach Chorasan zurückkehrte, liess er den Prinzen Dschuschkab an der Spitze seines Lagers als Vorhuth zurück.

Konguratai getödtet.

Als Arghun auf seinem Zuge gegen Chorasan nach Rei gekommen, liess er den Vogt Teguder's prügeln, ihm an den Hals und an die Füsse einen Block schlagen und sandte ihn so auf einem Esel an Teguder, zugleich die Forderung der Auslieferung des Wesirs Schemseddin zur Berichtigung [345] der dem Vater schuldig gebliebenen Summen stellend. An der Gränze Masenderans kam ihm Jankadschi Nujan mit einem Tomane (zehntausend Mann) des Heeres entgegen; er sagte zu ihm und zu Hindu Nujan, dem Befehlshaber der beiden Tomane, welche die Gränze am Dschihun hüteten: Als mein Vater mich vor seinem Tode zu sich berief, war ich bis hierher gekommen, als ich die Nachricht, dass er gestorben, erhielt, und weil ich kein Heer hatte, des mir bestimmten Thrones verlustig ging; nun bin ich entschlossen, wenn ihr mir nur beistehen wollt, denselben mit dem Schwerte zu erobern. Hindu antwortete: Wiewohl die Sache sich so verhält, so ist doch Teguder als der Aka, d. i. der Aeltere, dermalen Chan, doch du, Gott sei Lob! Herr und Padischah in diesem Lande; begnüge dich damit und befolge den Rath des im Dienste deines Vaters ergrauten Dieners; sollte aber Teguder dich angreifen wollen, so sind wir bereit, die Seele für dich zu opfern. Zu gleicher Zeit, als Tarchun gegen Chorasan gezogen, war Teguder nach Alatagh gekommen und hatte von hier seinen vertrauten Rathgeber, den Scheich Abderrahman, als Gesandten an den Sultan Aegyptens gesandt; er wurde zu Damaskus in den Kerker geworfen, aus welchem ihn nur der Tod befreite. Teguder lud seinen Bruder, den Prinzen Konguratai, den Statthalter Rum's, ein, auf einem Kurultai zu erscheinen. Dieser hatte zwei seiner Vertrauten zu Arghun gesendet, welcher dieselben höchst ehrenvoll empfing und dem Oheim zwei Kuppeln Panther zum Geschenke sandte; diese Sendung erregte das höchste Missvergnügen und den grössten Verdacht Teguder's. Konguratai verschwor sich mit zwei Emiren[637] wider das Leben Teguder's, und sie bestimmten zur Ausführung ihrer That die Festnacht des neuen Jahrs[638], wo nach mongolischem Herkommen zum Andenken des Auszugs aus den Erzgebirgen von Ergenekun der Chan mit seinem ganzen [346] Hofe der Schmiedung von Eisenmassen beiwohnte. Teguder, hiervon benachrichtigt, begab sich zu Alinak, seinem Eidam, und bewog ihn, am Tage vor der neuen Jahresnacht sich zu Konguratai zu verfügen und ihm denselben zu bringen. 26. Schewwal 682/
17. Jan. 1284
Alinak versprach, nicht nur den Konguratai, sondern auch den Arghun auf gleiche Weise in Teguder's Hände zu liefern. Dieser überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und übertrug ihm den Befehl des ganzen Heeres. Am neuen Jahrstage des Affenjahres (des neunten des zwölfjährigen mongolischen Thiercyklus) wurde Konguratai getödtet. Zu Karabagh in Arran sassen die Richter durch sechs Tage lang zu Gericht und verurtheilten die beiden Emire, Mitverschworenen Konguratai's, zum Tode; nach Bagdad erging der Befehl, den Prinzen Dschuschkab und sieben Emire Arghun's zu ergreifen[639] und gebunden nach Tebris zu bringen, wo sie erst später durch die Ankunft Arghun's von ihren Banden befreit wurden; auch den Bruder des Chans, den Bruder Kendschatu, welcher sich selbst als ergeben stellte, hatte man nach Tebris gesendet, aber auf dem Wege dahin, zu Sawa, entwich er seinem Geleite und begab sich zu Arghun. Diesem berichtete der Richter von Kaswin, Rasieddin, den Mord Konguratai's, die Gefangennehmung der Emire, die Rüstung des Heeres unter dem Oberbefehle Alinak's. 18. Moharrem 682/
6. April 1284
Zu Tebris feierte Teguder die Hochzeit mit seiner Nichte Tudai Chatun, der Tochter Musa Gurgan's, des Gemahls Tarakai's, der fünften Tochter Hulagu's. Gurgan war der Ehrentitel aller Eidame und mit dem regierenden Hause verschwägerten Emire.

Ausbruch des Kriegs zwischen Teguder und Arghun.

Schemseddin, wohl einsehend, dass der Kampf um den Thron auch seiner Macht und seinem Leben gelte, bot Alles zur Rüstung eines zahlreichen Heeres auf. Hunderttausend auserwählte Reiter aus allen Nationen und Religionen, Mongolen, Musulmanen, Armenier, Georgier, Turkmanen nahmen [347] das Feld. Den Vortrab von fünfzehntausend befehligte Alinak[640]. Ein Ende Januars eingefallener tiefer Schnee verspätete den Aufbruch des Heeres. 9. Silkide 682/
29. Jan. 1284
Endlich zog der Vortrab unter dem Befehle von Alinak, Baisar Aghul und Taghai Kokoltasch gegen Kaswin, wo dreihundert dem Arghun eigen gehörige Familien von Usen aufgehoben wurden. Arghun sandte, sobald er von dem Anmarsche des Heeres Kunde erhalten, Boten an seinen Schatz in Gurgan (Hyrkanien) und an die Werkstätten von Nischabur, Tus und Isferain, um Geld, Waffen, Kleider herbeizuschaffen, die er unter die Emire des Heeres vertheilte. Melik Fachreddin von Rei, der das Register darüber führte, hatte dasselbe: Verzeichniss der unter das siegreiche Heer vertheilten Summen überschrieben. Arghun, der zufällig zur Vertheilung gekommen und das Register gesehen, nahm die Feder und schrieb das Wort: siegreich mit ungemein schönem persischem Schriftzug, dessen er vollkommen Meister war, hin. Kawameddin, der persische Wesir, der zugegen, deutete diesen Umstand sogleich auf die schönste Erfüllung des gehofften Sieges. Am folgenden Tage traf die Nachricht von dem Unfalle Kaswins ein; Arghun sandte den Vortrab unter dem Befehle Timur's voraus, liess den Sischi Bachschi beim schweren Gepäcke zurück und brach selbst auf der Strasse von Temische auf. Ahmed war indessen mit acht Tomanen, d. i. mit achtzigtausend Mann[641], über die Ebene von Moghan herangezogen und am ersten Mai zeigten sich seine Vorposten zu Thalkan. 8. Ssafer 683/
27. April 1284
Von Erdebil hatte er Kurmischi, den Sohn Alinak's, an den Vater mit dem Befehle gesandt: die Schlacht nur zu wagen, wenn er dem Feind an Macht überlegen, sonst aber seine Ankunft abzuwarten. Er brach von Erdebil auf, nachdem er bei dem Gepäcke den Abukjan [348] zurückgelassen. 18. Ssafer/
7. Mai
Arghun hatte seinerseits einen Boten an den Emir Newrus gesendet, um ihn mit einem Tomane der Karawinas in's Feld zu laden, und zugleich den Hindu Nujan zu erscheinen aufgefordert; er selbst verheerte mit achttausend Mann das Land. Zu Chiel büsürg stiessen die Vorposten der beiden Heere auf einander und in der Ebene von Ak Chodscha in der Nähe von Kaswin kam es zur Schlacht. Den rechten Flügel Arghun's befehligten Jula Timur und Amakadschi, den linken Bulughan; das Mitteltreffen Taulai. Auf der Seite des Chans stand im Mitteltreffen Prinz Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, der Bruder Teguder's; den linken Flügel befehligte Basaraghul und den rechten Alinak. Arghun, wiewohl ihm der Feind an Stärke bei weitem überlegen, that Wunder der Tapferkeit, wie weiland Siawesch und Rustem; aber sein linker Flügel ward von Alinak geschlagen, während Jula Timur und Amakadschi den Basaraghul's zurückdrängten. Jula Timur verfolgte hierauf den flüchtigen Basaraghul bis vor die Thore Kaswin's und verheerte das Land umher. Der Kampf dauerte von Mittag bis in die sinkende Nacht. Alinak zog sich von Dschemelabad bis nach Ebher, zehn Parasangen, zurück; da seine edle Stute in die Hände der Reiter Arghun's gefallen, sandte ihm dieser beleidigende Botschaft: Es wäre mir nie eingefallen, dass ein Held, wie du, vor einem Haufen, wie die unserigen, wie Schafe vor dem Gebrülle des Löwen fliehen und dass dein edles Pferd wie eine Saummähre erbeutet werden würde. Als Arghun zu Rei und Tehran, riethen ihm seine Emire, sich nach Kaliusch, das ober Dschadscherm, zurückzuziehen, wo sie Meister vortheilhaften Schlachtfeldes und vor den Thoren ihre Zelte sein würden. Als sie aber nach Demaghan kamen, trafen sie keinen Mann der Karawinas, auf deren Beistand sie gerechnet hatten, und erhielten die Nachricht, dass das Heer Arghun's gänzlich geschlagen und zerstreut worden sei. Die Karawinas waren in der Ebene von Akchodscha angekommen, als die Schlacht schon verloren war; sie verheerten also blos das Land und verbrannten Demaghan.

[349]

Die Landschaften Kumis und Taberistan; die Scheiche von Semnan, Demaghan und Bostam.

Der Schauplatz, in welchem der Krieg zwischen Teguder und Arghun jetzt geführt ward, sind die beiden Landschaften Taberistan und Kumis, welche nördlich von Masenderan, westlich vom persischen Irak, östlich und südlich von Chorasan begränzt, insgemein von den Reisebeschreibern zu dem nördlichen Chorasan gerechnet werden, wiewohl alle morgenländischen Erdbeschreibungen dieselben als zwei besondere Landschaften aufführen; sie ziehen sich längs des Gebirges hin, so dass Taberistan die untere südwestliche, unmittelbar an das Gebiet von Tehran stossende, Kumis die nordöstliche obere. In der ersten lagen einige der berühmtesten Schlösser der Assassinen, deren schon bei der Eroberung derselben durch Hulagu Erwähnung geschehen, wie Firuskjuh, d. i. der Glücksberg, und Girdkjuh, d. i. der Gürtelberg; die Hauptstadt ist Demawend, gleichen Namen mit dem Berge führend, in dessen Klüfte die persischen Heldensagen den Kerker des von Dämonen gefolterten Tyrannen Sohak verlegen; das Gebirgsland Taberistan mit seinen Felsenpässen, deren berühmtester der kaspische (wahrscheinlich der südliche Pass von Charwar), liegt dem persischen Oesterreich (Chorasan) wie Tyrol dem europäischen Chorasan (Oesterreich) als Schutzwehr vor[642]. Das obere Gebirgsland Kumis zerfällt in vier Distrikte von Schahrud, Semnan, Demaghan, Bostam, wovon der erste nach dem Berge und Flusse so genannt ist, die anderen drei aber nach den gleichnamigen Städten. Semnan, die südwestlichste dieser drei Städte, am Rande der Wüste, unmittelbar nach dem Austritte aus dem kaspischen Passe, gelegen[643], kleiner als Demaghan, grösser als Bostam, ist sowohl durch seine Pistazien und Feigen, als durch den hier geborenen und begrabenen grossen Scheich Alaeddewlet Semnani berühmt[644]. „In dieser alten Stadt“, sagt Fraser, „herrscht eine wunderbare Verschiedenheit der Gebäude, grosse luftige Häuser [350] von sonnengetrockneten Ziegeln und Lehm in der Form von Schlössern, mit Schiesslöchern, Basteien und Thürmen versehen, unstreitig von hohem Alterthume; viele tiefe Klüfte innerhalb der Stadtmauern, welche ihren Ursprung der Wirkung von Gewässern zu danken scheinen, bilden Höhlen, welche ihren Einwohnern und ihren Heerden zum Aufenthalte dienen und von ihnen den zahlreichen Ruinen ober der Erde vorgezogen werden.“ Das Bad der Stadt ward schon im sechsten Jahrhundert der Hidschret erbaut[645]. Die Inschriften anderer Denkmäler gehören der späteren Zeit, der Dynastie Ssafewi an[646]. In der Nähe ist die von persischen Geschichten und auch von Fraser erwähnte Windquelle, welche, verunreinigt, Sturm und Ungewitter verursacht[647], eine auch in Europa mehreren Quellen und Höhlen auf hohen Gebirgen gemeinsame Volkssage[648]. Demaghan, deren Erbauung von persischen Geschichtschreibern und Geographen dem Huscheng, dem zweiten der alten persischen Könige, zugeschrieben wird (der erste Keiomeers, der Stiermann des Budehesch), an dem Zusammenlauf der Strassen von Chorasan, Kuhistan, Masenderan und Irak gelegen, stand wahrscheinlich an der Stelle des alten Hekatompylos, der Stadt von hundert Thoren oder Pässen[649], in dessen Nähe der Fluss Stiboetes aus einer schönen Felsenhöhle entsprang[650]; diess ist der von den morgenländischen Erdbeschreibern gerühmte Chosrewi, welcher sich in hundert und zwanzig unterirdische Bäche vertheilt[651]; die Stadt liegt heute in Ruinen; das berühmteste Grabmal ist das der vierzig Köpfe oder Töchter[652], und von den berühmtesten Scheichen der Ssofi ist Ebu Dschaafer Demaghani nach der [351] Stadt genannt[653]. Von den Scheichen von Demaghan und den von Semnan geht weit im Rufe der Heiligkeit und Wunderthätigkeit der Scheich Ebu Jesid von Bostam, der dritten Hauptstadt von Kumis, vor. Schon in der Hälfte des dritten Jahrhunderts der Hidschret gestorben[654], war er der Stifter des nach seinem Namen genannten Ordens der Derwische Bostami; auch als Geburtsort späterer Gelehrten ist Bostam berühmt[655], aber doch keiner, wie der Scheich Ebu Jesid oder Bajesid, von dem die Antworten auf die Frage: wo sein Vaterland? Mein Vaterland ist unter dem höchsten Himmel, und auf die Frage: Wie bist du zu Gott gelangt? Indem ich über mich hinausgegangen; und dessen Sterbegebet: Mein Gott! was ich in meinem Leben zu dir gebetet, war lauer Vollzug von Gebot, und wenn ich dir gedienet, war's flauer Dienst in der Noth[656].

Unterhandlungen und Marsch durch Kumis.

Arghun, als er auf seinem Rückzuge nach Bostam gekommen, wallfahrtete zum Grabmale des Scheichs Ebu Jesid, während Ahmed Teguder seinerseits am Grabe des Scheichs Babi den Beistand desselben erflehte, eine Wallfahrt, die von diesem, der den Islam angenommen, natürlicher, als von jenem, der kein Moslim war. Teguder befehligte seinen Bruder Huladschu mit einem Tomane nach Rei, und befahl dort allen Befehlshabern des Heeres, eine Schrift zu unterzeichnen, dass sie Niemanden gehorchen würden, als dem zum obersten Feldherrn ernannten Bugha; Alle unterschrieben bis auf Alinak. Zwei Gesandte Arghun's, Kotloghschah[657] und Legsi, kamen nach der Ebene von Akchodscha bei Kaswin, um Frieden zu bitten und sich über die Streifzüge der Truppen Teguder's, welche das Land weitum verwüsteten, zu beklagen. 28. Ssafer 683/
13. Mai 1284
Teguder verwies die Gesandten an den Inhaber des Diwans, Schemseddin; dieser aber trug vor: Es sei unmöglich, dem Rauben des Heeres Einhalt zu thun, [352] indem diese Streifzüge die Vorspiele des Krieges; auch Jagdvögeln sei Beute lieber, als täglich zugemessene regelmässige Fütterung. „Diese Gedanken des Inhabers des Diwans“, sagt Wassaf, „brachten demselben kein Heil und das Reich ward schnell dem Verderben zu Theil.“ Alle Entschuldigungen, welche die Gesandten Arghun's vorbrachten, blieben unbeachtet, und der Sultan (Ahmed) befahl abermal dem Heere, in's Feld zu ziehen. Ssadreddin und Assileddin, die zwei Söhne des grossen Astronomen Nassireddin von Tus, welche, wenn nicht die astronomische Wissenschaft des Vaters, doch die astrologischen Verrichtungen geerbt hatten, stellten vor, dass die Gestirne den Auszug eines Heeres nicht begünstigten, worüber Ahmed ungnädig auf sie. Arghun empfing im Dorfe Surch[658], in der Nähe von Semnan, seinen Sohn Ghasan und Omer Aghul, den Sohn Niguder's, des Enkels Dschaghatai's, aus dessen erstgeborenem Sohne Dschudschi, gleichnamig mit seinem Oheime Dschudschi, dem erstgeborenen Sohne Tschengischan's; mit ihnen stellten sich Nokai, der Jarghudschi, d. i. der Oberrichter, und Sischi Bachschi, d. i. der Staatssekretär, zum Dienste Arghun's ein. Zur Erwiederung der Gesandtschaft Arghun's sandte Ahmed die Prinzen Toghatimur (den vierzehnten Sohn Hulagu's), welcher, wie sein Bruder Huladschu, im Interesse ihres Bruders Teguder, und Suke, den dritten Sohn Jaschmut's, des dritten Sohnes Hulagu's, mit den Emiren Buka und Doladai Jarghudschi mit der Botschaft, dass, wenn Arghun unterthänig, er selbst kommen oder den Bruder Kendschatu senden möge. Buka stellte dem Sultan vor, dass, da er nun unterhandle, er nicht weiter marschiren dürfe; und Ahmed antwortete: dass er zu Charkan ihre Ankunft abwarten wolle. 14. Rebiulewwel 683/
1. Juni 1284
Er zog ihnen verheerend über Demaghan nach, dessen Einwohner vielfältig gepeinigt wurden; fünf Tage hernach war er zu Charkan angelangt, welches ein zu Bostam gehöriges Dorf, nur als Geburtsort und Grabstätte [353] des Scheichs Ebul Hasan Charkani berühmt[659]. 20. Rebiulewwel/
7. Juni 1284
Der Emir Dschirkudai, sein Bruder Jesuder und Bulughan, der Statthalter von Schiras, brachten ihre Huldigung dar. Zu Charkan machte Ahmed keineswegs Halt, wie er seinem Gesandten Buka versprochen, sondern sandte den Alinak mit dem Vortrab weiter voraus[660]; 28. Rebiulewwel/
15. Juni
er selbst lagerte acht Tage hernach zu Kalpusch und drei Tage später zu Kebud Dschame, d. i. Blaukleid, einem zum Gebiete von Dehistan (dem alten Sitze der Dahen) gehörigen Orte, das reich an Korn, Trauben und Seide[661]. Zwar kam die Wesirschaft Ahmed's, nämlich die beiden Prinzen Toghatimur und Suka und die beiden Emire Buka und Doladai, zurück und brachten Kendschatu, den Bruder Arghun's, mit sich[662]; mit ihnen trafen die Emire Newrus und Buralighi als Gesandte Arghun's ein. Buka zürnte darob, dass Ahmed nicht seinem gegebenen Worte getreu zu Charkan Halt gemacht; er deutete diese Wortverletzung unglücklich für Ahmed und glücklich für Arghun aus. Newrus und Buralighi kehrten unverrichteter Dinge zurück. 3. Rebiulachir Drei Tage hernach ward von Kalpusch aufgebrochen; die Emire Jula Timur und Imkadschin, der Sohn Suntai's, brachten ihre Huldigung dar. Ahmed, ungeduldig des Verzuges, gab dem Akbuka die Stelle Buka's und machte diesen dadurch um so mehr im Herzen dem Arghun zugethan.

Arghun zu Kelat; ergibt sich.

Arghun hatte sich indessen mit nicht mehr als hundert Begleitern von den Fürsten seines Gefolges über Meschhed hinaus in das feste Schloss Kelat geflüchtet[663]; dieses bis in die neueste Geschichte als der Schatzhort Nadirschah's berühmte feste Schloss spielt schon in der Geschichte der ersten moslimischen Dynastien Persiens eine bedeutende Rolle. Otbi[664], der Verfasser des Jemini, d. i. der durch ihren rednerischen Schmuck berühmten Geschichte Mahmud's, [354] des Sultans von Ghasna, Eroberers Indiens, malt die Höhe desselben durch das Distichon:

Wind ermüdet, indem er will die Zinnen erklimmen,
Und es gleitet das Aug' nieder von schwindelnder Höh'.

Dieses Bergschloss liegt zwischen Kasermian, Serchas, Abiwerd und Tus in schönem und fruchtbarem Thale, welches fünfzig bis sechzig englische Meilen lang, zehn bis fünfzehn breit, von Osten nach Westen zieht und von den Hügeln, welche die Ebene Meschheds von der Wüste trennen, eingeschlossen wird. Der Anblick des Thales ist reich und grün, es hat Ueberfluss an Pferden und Wildpret und wird ausser dem Strome, welcher dasselbe der Länge nach durchfliesst, noch von kleinen, in Cascadellen die Hügel herabströmenden Bächen bewässert; aber alle diese Wasser sind schädlich und im Herbste sogar tödtlich, wesshalb das Regenwasser zum Trinken in Cisternen gesammelt werden muss[665]. In diese durch Natur unbezwingliche Bergfeste schloss sich Arghun mit Bulughan, der geliebtesten seiner Frauen, ein. Der Emir Newrus, als er Kunde erhielt, dass Alinak wider das Schloss im Anzuge, bat kniend, Arghun möge über den Oxus ziehen und in dem Jurte Kuwindschi's (des zwölften Sohnes Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's) Zuflucht suchen. Arghun gab dem wohlgemeinten Rathe kein Gehör; Legsi, welchen wir oben als Gesandten Arghun's an Ahmed kennen gelernt, ging zu diesem über und erbat sich ein Heer, mit welchem er ihm den Arghun zu liefern versprach. Ahmed gab ihm Truppen, mit denen er das Lager der Frau Kotlogh Chatun, der Gemahlin Arghun's, plünderte. Der Emir Newrus kam, um ihn zur Rückkehr zu bewegen; Legsi ergriff die Zügel seines Pferdes, um ihn mit sich zum Sultan zu führen; aber Newrus legte die Hand an's Schwert, betheuernd, dass er, so lang er athme, den Dienst Arghun's nicht verlassen wolle; Legsi liess ihn frei und brachte die Beute des Lagers der Frau Kotlogh in das Ahmed's zurück, der ihn davon reichlich betheilte. Alinak war indessen vor [355] Kelat angekommen und hatte den Arghun beredet, ihm in das Lager des Oheims, der ihm nichts Uebles wolle, zu folgen. 13. Rebiulsani 683/
29. Juni 1284
Ahmed umarmte ihn, küsste ihn und übergab ihn der Obhuth Alinak's; dieser stellte vor, dass jetzt der Augenblick, sich des Feindes zu entledigen; aber Ahmed, der, ganz der Liebe seiner neuen Gemahlin Tudai hingegeben, für nichts Anderes Sinn hatte, sprach: Was kann er ohne Heer und Schatz unternehmen? Ich will die Frau Kutui (seine Mutter), wenn ich sie sehe, um ihre Meinung hierüber fragen. Indessen befahl er doch, die Emire Arghun's, Sischi Bachschi, Kadan, Buraligh fest zu setzen, von seinen eigenen einige[666], weil sie dem Arghun ergeben, hinzurichten. 16. Rebiul. II./
2. Juli
Er wollte eben aufbrechen, als er auf Bitte Buka's, dass er erlauben möge, die Vermählung seiner Tochter mit Kipdschak Kaghul, einem Abkömmlinge Dschudschi Kasar's, des Bruders Tschengischan's, zu feiern, noch zu bleiben beschloss. Arghun war in die Seele betrübt, indem er unglücklichen Ausgang seines Schicksals fürchtete. Da sprach ihm die Frau Bulughan, welche seine Gefangenschaft getheilt und welche auch von Ahmed gnädig empfangen worden war, indem er ihr selbst den Becher reichte[667], Trost ein. Er versprach ihr, dem Arghun die Statthalterschaft von Chorasan zu verleihen, und verlieh ihm ein kaiserliches Zelt. Ganz in dem Genusse der Frau Tudai schwelgend, hatte Ahmed keinen Sinn für die Wichtigkeit des Augenblicks, oder die Gefahr, die ihm von den nächsten Umgebungen drohte; er befahl jedoch dem Alinak, den Arghun nach dem Aufbruche des Lagers hinzurichten[668]. In der nächsten Nacht „sollte das Zelt seines Lebens abgebrochen werden, als durch eine unvorgesehene Wendung der Dinge der arabische Spruch, welchen Bulughan dem Arghun zu Gemüthe führte: dass die Nächte, schwanger, gar Vieles vor dem Morgen gebären, auf das glücklichste ausging“.

[356]

Verschwörung Buka's und Ermordung Teguder's.

Buka, welcher wider Ahmed den doppelten Groll ob gebrochenem Wort und genommenem Oberbefehl nährte, vermochte mehrere Emire[669] zu einer Verschwörung wider Alinak und Ahmed, indem er sie versicherte, dass dieser beschlossen, sie an der Gränze von Isferain hinrichten zu lassen; auch den Prinzen Huladschu, den Bruder Ahmed's, brachte er auf seine Seite. Sie beriethen sich zuerst über das Mittel, sich Alinak's zu entledigen. Buka sandte durch einen Vertrauten Arghun's demselben Wort, diesen Abend den Alinak zu begehren, und zwei der Verschworenen[670] nahmen es auf sich, desgleichen die Emire Karabuka und Taitak zu berufen. Nach dem Nachtgebete begab sich Buka, von drei Reitern begleitet, in den von Wachen besetzten Umkreis des Zeltes Arghun's und sandte einen hinein, um den Prinzen leise zu wecken. Arghun glaubte, es sei List und Verrätherei; als ihm aber dieser schwur, dass Nichts zu fürchten und dass Buka als treuer Diener ihn als seinen Herrn zu retten gekommen, schloss sich Arghun an denselben an. Als sie um den dritten Kreis der Umzäunung[671] kamen, rief sie eine Wache an: Wie ist's, dass ihr ginget vier hinein und kommet fünf heraus? Du irrst dich, Freund, sagte Buka, deine schlafbenebelten Augen haben ehe um einen zu wenig gezählt. So kamen sie glücklich durch in's Zelt Buka's. Arghun ward bewaffnet, auf ein Pferd gesetzt, und sie begaben sich in das Zelt Alinak's, der im Rausche abgethan, sein Kopf vor's Zelt geworfen ward. 18. Rebiulachir 683/
4. Juli 1284
In derselben Nacht wurden Boten an Huladschu und Bektu abgesandt, die sich zu Firuskjuh befanden, dass jene an Basar Aghul und Abukjan thun möchten, wie sie an Alinak und Taitak gethan; in derselben Nacht wurden auch Karabuka und andere Emire ergriffen und am nächsten Morgen hingerichtet. Ahmed befand sich im Lager der Tudai mit dem Prinzen Kinschu (dem Sohne Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's) und den Emiren Akbuka und Legsi, als er die [357] Nachricht erhielt, dass alle seine Treuen getödtet; er unterhielt sich zu Kalpusch noch mit der Frau Tudai und floh dann auch von Isferain gegen Kumis und Irak. 19. Rebiul. II./
5. Juli
Die Verschworenen hatten ihrerseits den Buri, den Vogt, nach Issfahan an die Karawinas, die zu Siakuh hielten, abgesandt, dass sie aufsitzen und den Ahmed ergreifen sollten. Dscherik, der Emir des Lagers des hingerichteten Prinzen Konghuratai, wurde zur Blutrache seines Herrn mit viertausend Reitern dem Ahmed nachgesandt, und Doladai, der Oberrichter, machte sich an der Spitze von vierhundert auf den Weg. Die Prinzen Huladschu und Kinschu huldigten dem Arghun zu Charkan; die Emire berathschlagten nun über die Wahl des Chans. 24. Rebiul. II./
10. Juli
Buka erklärte sich laut für Arghun, während sein Bruder Aruk und Kurmischi für Dschuschkab, den Bruder Kinschu's, Tekia für Huladschu stimmten. Buka legte die Hand an's Schwert und schwur, dass, so lang er es führe, es nur für Arghun und seine Feinde dienen solle. Sie fragten nun den Tengir Gurgan, den Gemahl der Prinzessin Tudukasch, der vierten Tochter Hulagu's, und den Vater Kotloghschah's, der Gemahlin Arghun's, um den letzten Willen Abaka's. Er bezeugte: er habe zu seinem Nachfolger seinen Bruder Mengu Timur und nach dessen Tode den Arghun ernannt. Arghun bat mit der bei mongolischen Thronbesteigungen hergebrachten verstellten Bescheidenheit, dass man ihn mit dem Throne verschonen und die Statthalterschaft Chorasan, wie bei seines Vaters Lebzeit, lassen wolle. Buka brachte die Entschuldigungen zum Schweigen, indem er sagte: das erste sei, sich der Person Ahmed's zu versichern, worauf dann mit Beiziehung des Raths der Frau Oldschai (der Gemahlin Hulagu's und dann Abaka's) einer der Prinzen zum Chan ausgerufen werden solle. Aruk und Dschuschkab zogen mit dem Vortrab voraus, Huladschu, Kinschu und Bektu folgten mit dem schweren Gepäcke. Zu Konkurlang bei Tebris wurde das Haus Buka's geplündert, sein Harem auf Sundschak's Fürbitte verschont. 27. Rebiul. II./
13. Juli
Ahmed, der noch gekommen, seine Mutter Kutui zu sehen, wollte nach Derbend entfliehen; aber Schiktur und Karabuka sandten [358] Botschaft an Kutui Chatun, dass es der Prinzen allgemeiner Wille, sich der Person ihres Sohnes zu bemächtigen, und dass sie ihn bis zur Ankunft derselben hüten wollten. Die Mutter gab ihre Einwilligung. Schiktur übergab den Sultan einer Wache von dreihundert Mann. Unterdessen kamen die unverschämten Räuber, die Karawinas, an, welche Buka nach Ssugurluk gesandt hatte; sie plünderten das Harem und stiessen sogar die Mutter Kutui Chatun und die Frauen Tudai und Ermeni Chatun nackt hinaus. Arghun war unterdessen von Nemuwer vorgerückt und hatte zu Abaschur bei Jüs Agadsch gelagert. Karaukai und Schiktimur hatten mit den Karawinen den Sultan gefangen; als ihn Arghun erblickte, streckte er nach der mongolischen Sitte der siegreichen Pfeilschützen die Hände aus und schrie: Mordio![672]; er ward sogleich getödtet. Die von Ahmed verhafteten Emire: Taghadschar, Kundschukbal und Toladai erhielten nun ihre Freiheit; die Frauen und Emire waren einstimmig in der Wahl Arghun's. Ahmed wurde vor's Gericht gestellt; Bektu und der Diener Konghuratai's befragten ihn als seine Richter: warum er den Konghuratai unschuldiger Weise getödtet, dem Arghun die Statthalterschaft von Chorasan missgönnt, ihm den Alinak nachgesandt habe? Ahmed bekannte, dass er übel gethan, künftig desgleichen nicht thun wolle. Die Emire wollten sein Leben der Frau Kutui schenken, welche bei Allen in grösstem Ansehen; da erhoben aber die Mutter Konghuratai's und seine sechs Söhne Geschrei der Blutrache. Jetzt erschien Jesu Buka Gurgan, der Gemahl der Prinzessin Kutulun, der sechsten Tochter Hulagu's, und schreckte die Versammlung durch die Nachricht, dass die Prinzen Huladschu und Dschuschkab an der Gränze Hamadan's ein Heer zum Widerstande sammelten. So erging das Jerligh der Blutrache Konghuratai's, und Chan Ahmed fiel, der erste der mongolischen Herrscher, unter der Sanktion der Jasa, um das vergossene Blut Konghuratai's zu büssen; 26. Dschem. achir 683/
10. August 1284
das Todesurtheil ward in der Nacht vom Donnerstage am zehnten [359] August vollzogen durch Timur und Ildir, zwei Söhne Konghuratai's; sie rächten des Vaters Tod durch den des Oheims, indem sie ihm den Rückenwirbel brachen[673].

Arghun's Thronbesteigung, Gemahlinnen, Söhne, Töchter.

Schon am Tage, welchen die Nacht der Hinrichtung Teguder's heraufgeführt, hatte die Thronbesteigung Arghun's mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten in dem Jurte Suktu statt[674]. Huladschu ergriff die rechte Hand, Inardschi die linke Arghun's; sie setzten ihn auf den Thron, vor welchem die Prinzen und Emire neunmal niederknieten, den Gürtel um den Hals, die Mützen in die Luft warfen und ihm den Becher huldigend darreichten. Die Feste hatten zu Kamsiun, welches zwischen Heschtrud und Kurban schire, statt. Drei Tage nach der Thronbesteigung kamen auch die Prinzen Kinschu und Dschuschkab, die Söhne Dschumkur's, und unterschrieben die Urkunde der Krönung. Abukjan, der Sohn Schiramun's, der Enkel Dschurmaghun's (des Befehlshabers in Persien zur Zeit Hulagu's), der Jarghudschi, d. i. Oberrichter, wurde als einer der innigsten Anhänger Ahmed's hingerichtet; allen anderen Angehörigen Ahmed's sicherte ein Jerligh das Leben und Ruhe; die Prinzen Dschuschkab und Baidu (der Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Hulagu's) wurden als Statthalter nach Bagdad und Diarbekr, der Oheim Huladschu und der Bruder Kendschatu nach Rum gesendet. Georgien erhielt der Oheim Adschai (der achte Sohn Hulagu's), dem Sohne Ghasan wurde die Statthalterschaft der Landschaften Chorasan, Masenderan, Kumis und Rei übertragen, die Stelle des Wesirs der Länder dem Buka, dem Hebel der Herrschaft Arghun's, verliehen, ein höchst findiger, zum Regieren tüchtiger Kopf. Nach der Sitte mongolischer Investitur wurde demselben Gold über den Kopf gestreut, Goldflittern in solchem Ueberflusse, dass er unter der angehäuften Masse derselben unsichtbar. Arghun konnte bei seiner Thronbesteigung nicht älter als beiläufig dreissig Jahre sein, da sein Vater, Abaka, vor zwei Jahren, [360] acht und vierzig alt, gestorben war. Seine Mutter war die Beischläferin Abaka's, Kaimisch Ikadschi. Seine Gemahlinnen: 1. Die Frau Kotlogh, die Tochter Tengir's des Uiraten, welcher ein doppelter Gurgan, d. i. dem Herrscherhaus Verschwägerter, indem er selbst mit der vierten Tochter Hulagu's vermählt, des letzten Eidam und Arghun's Schwiegervater. 2. Oldschatai, die Tochter der Tudukasch, aber nicht aus Tengir, sondern aus Sulamisch, dessen Sohn, aus einer anderen Frau, nach des Vaters Tod mongolischer Sitte gemäss seine Stiefmutter heirathete, die nach dem Tode des Sulamisch noch von dessen Sohne Dschidschek Gurgan, also von ihrem Enkel, geheirathet ward[675]. 3. Die Frau Uruk, die Tochter Sarudsche's, der Schwester Emir Irindschin's, des Keraiten. 4. Die Frau Seldschuk, die Tochter Sultan Rukneddin's von Rum. Aus dem Frauengemache seines Vaters nahm er 5. die Frau Bulughan, die Verwandte des Buka Jarghudschi, und nach ihrem Tode 6. die Frau Bulughan, die Tochter Utaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Konghuraten[676]. So war 7. die Frau Mertai die Konghuratin, die Gemahlin Hulagu's, in das Harem seines Sohnes Abaka, aus diesem in das Arghun's als Frau übergegangen, so dass dieselbe Stief- und Grossmutter ihres Gemahls. 8. Tudai Chatun, die Tochter Musa Gurgan's (des Enkels Tschengischan's) aus Tarakai, der fünften Tochter Hulagu's. Die Leidenschaft, mit welcher Teguder Tudai geliebt, hatte ihn über die Gefahren, die seinem Throne drohten, verblendet. Tudai, die Enkelin Hulagu's, die Gemahlin Teguder's (ihres und Arghun's Oheim's), war also zugleich die Base, Tante und Gemahlin Arghun's. 9. Kultak Ikadschi, die Mutter seines Erstgeborenen, Ghasan, dessen drei Brüder Jesu Timur, Oldschaitu (beide aus der Frau Uruk) und Chatai Aghul aus der Frau Kotlogh; dann vier Töchter, Oldschatai, Oldschai Timur, Kotlogh Timur (alle drei Töchter der Frau Uruk) und Dilendschi, [361] Tochter der zweiten, vor allen anderen Frauen geliebten Bulughai.

Schemseddin Dschuweini zu Kum.

Nach dem Herrscher Arghun und seinem Wesire Buka[677], der ihn auf den Thron gesetzt, steht ein Grösserer als Beide vor uns, nämlich der flüchtige Wesir Schemseddin Dschuweini, dessen Auslieferung Arghun zu wiederholtenmalen vergebens von Teguder begehrt und welchen sein Feind Medschdolmülk nicht nur treuloser Verwaltung der Krongüter Abaka's, sondern auch der Vergiftung desselben und des Bruders Mengu Timur angeklagt. Nachdem Alinak getödtet und Teguder geschlagen worden, hatte Schemseddin von Dschadscherm, wo er sich befand, auf einem Dromedare mit ein Paar Dienern sich durch die Wüste nach Issfahan geflüchtet. Die Einwohner, sobald sie von der Umwälzung der Dinge Kunde erhalten, beriethen sich mit dem Atabeg von Jesd, welchen der Statthalter von Issfahan als einen dem Arghun Ergebenen während der Regierung Teguder's in Verhaft gehalten, was zu thun. Schemseddin, hiervon benachrichtigt, begab sich unter dem Vorwande, zu einer Grabstätte zu wallfahrten, ausser der Stadt und entfloh auf trefflichen Rennern nach Kum, sich in das Heiligthum des Grabes der Schwester des Imams Risa flüchtend. Dieses Grabmal ist seit einem Jahrtausend die sichere Freistätte Unschuldiger und Schuldiger, die in die Mauern desselben flüchten. Die Heiligkeit derselben wurde von den Mongolen, wie von den früheren Herrschern Persiens, den Seldschuken und Bujiden, wie von ihren Nachfolgern, den Herrschern der Dynastie Ssafewi und der regierenden der Katscharen, hoch geachtet. Die Pracht desselben hat Chardin ausführlich beschrieben, und noch heute prangt dasselbe mit silbernen Gittern und goldbeschlagenen Thoren, und den Schatz, dessen Reichthum sich vorzüglich von den Schahen der Familie Ssafewi herschreibt, haben reiche Opferspenden Feth Alischah's vermehrt. Er opferte hierher einen Kopfschmuck seiner Mutter, wie einst Crösus[678] das Halsband [362] und den Gürtel seiner Gemahlin nach Delphi. Feth Ali jagte nie in der Umgegend, ohne den Umgang um das heilige Grab, von welchem die Stadt auch die heilige heisst, zu verrichten. Wie vor sechsthalbhundert Jahren Schemseddin Dschuweini hier Zuflucht gesucht und gefunden, so in unseren Tagen der von Feth Alischah und dann von seinem Enkel, dem regierenden Schah, verungnadete, in Morier's Hadschi Baba nach dem Leben geschilderte Botschafter Mirsa Abul Hasan. „Die Stadt ist heute“, sagt Morier, „nur durch drei Dinge merkwürdig: durch die vergoldete Kuppel des Grabmals, durch die zahlreichen Märkte und durch ihre Ruinen“; denn der Umfang der Mauern betrug ehemals vierzigtausend Ellen, das ist um vierzig Ellen mehr, als die von Kaswin[679]. Kum ward im Beginn des achten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[680], als Hidschadsch, der tyrannische Statthalter von Irak, das Heer Abderrahman Asker's schlug, aus sieben Dörfern, deren Vorsteher getödtet worden waren, in eine Stadt vereint, deren sieben Viertel jene sieben Dörfer und deren eines der Stadt den Namen gab[681]. Von derselben erhielten hernach, als persischer Kunstfleiss und Handel im höchsten Flore, die schöngewirkten seidenen Stoffe den Namen Kumasch, den dieselben noch heute führen; sie ist so berühmt durch ihre luftigen hohen Cypressen und ihre blauen leichten Trinkkrüge[682], als das benachbarte Kaschan durch sein Fayence und seine Scorpionen und Giftspinnen, als der Geburtsort des grossen Geschichtschreibers Abderresak, des Verfassers des Aufganges zweier Glücksgestirne (der Geschichte Timur's und seines Sohnes Schachroch), und des letzten Dichterkönigs Feth Ali Chan, des Sängers des Heldenbuchs[683] Feth [363] Alischah's. In dem Heiligthume Kums sammelten sich um Schemseddin seine Freunde, deren Meinung dahin ging, dass er sich nach Hormusd retten solle, von wo ihm der Weg weiter nach Indien offen. Ich kann, antwortete ihnen Schemseddin, meine Söhne nicht in den Händen der Mongolen zurücklassen; das Besste ist, ich begebe mich zu dem Dienste der Majestät, welche mir vielleicht Emir Buka, der mein alter Freund, versöhnen wird; wenn nicht, so geschehe, was Gott will. Unschlüssig verweilte er einige Tage, als von Seiten des Chans Melik Imameddin von Kaswin und Jusufschah, der Atabeg Grossluristans, erschienen.

Schemseddin durch Jusufschah von Luristan geholt und angestellt.

Von Jusufschah, dem Atabeg Grossluristans, ist unter der Regierung Abaka's erzählet worden, wie er, dessen treuer Hilfsgenosse, im Feldzuge wider Borrak auf dem Rückmarsche den Chan aus den Händen von Strassenräubern gerettet, von demselben Vergrösserung seiner Länder erhalten hatte. Demselben und seinem Sohne Arghun dankbar ergeben, hatte er, der Aufforderung Teguder's, ihn mit einem Heere zu unterstützen, nur nothgedrungen Folge leistend, zweitausend Reiter und zehntausend Fussgänger in's Feld gestellt. Nach der Niederlage Teguders brach das Heer gleich bei Tabs in die Wüste ein, um auf dem kürzesten Wege Luristan zu erreichen; diese Unvorsichtigkeit kostete dem grössten Theile das Leben; es war das erste Unglück, das den Atabegen Jusufschah betroffen. Jetzt sandte ihn Arghun an den vorigen Inhaber des Diwans, um denselben nach Hof zu bringen. Arghun's Politik war eine (wenigstens dem Scheine nach) versöhnliche; er sandte an alle Prinzen und Prinzessinnen Gesandte mit Geschenken, um sich dieselben zu verbinden; so dem Huladschu einen Sonnenschirm, „welcher“, sagt Wassaf, „wie die Flügel des Königsgeiers schattete und dessen Glanz, wie das Licht der Sonne, nie ermattete“, um ihn nach Hof einzuladen, denn Huladschu machte Miene von Unzufriedenen. Huladschu gab dem Botschafter keine andere Antwort, als die Frage: Wie weit wird Arghun's Engbrüstigkeit noch gehen? Er zog sich nach Kirbanschir in's Haus Argasun's zurück, und [364] Dschuschkab brach gegen Hamadan auf. Da sie auf wiederholte Aufforderungen nicht erschienen, schwur ihnen Arghun:

Im Namen dess, der Mond, Saturn und Sonn' erhöht,
Der schirmt das Diadem der Majestät,

dass er sie als Prinzen behandeln, sie mit Gnaden überhäufen werde. Er gab jedem derselben Mütze und Gürtel, und sie verbanden sich ihm als Vasallen; mehrere der ersten Emire Ahmed's, vor den Gerichtshof von Tebris gestellt, wurden freigesprochen und erhielten Aemter[684]. Jusufschah von Lur, welchem Schemseddin seine Tochter Dewlet Chatun zur Gemahlin gegeben[685], führte denselben mit sich an den Hof Arghun's. Noch auf dem Wege von Sawa kam ihnen der Emir Kumari mit einem Diplome entgegen, wodurch alles Vergangene verziehen und vorige Gnade verliehen ward. Sogleich erliess Schemseddin Rundschreiben an alle Befehlshaber Iraks, um denselben seine Wiederaufnahme in die Gnade des Chans zu künden. 10. Redscheb 683/
21. Sept. 1284
Freitags in der Herbst-Tag- und Nachtgleiche traf er zu Kurban Schire ein und begab sich sogleich zu Buka, mit welchem er früher in freundschaftlichem Verhältnisse gestanden. Der gegenseitige Empfang war voll Freude und Freundlichkeit (aber wohl von beiden Seiten verstellter). Am nächsten Tage stellte ihn Buka der Majestät vor. Arghun empfing ihn weder gnädig noch ungnädig, ohne Zeichen von Gunst oder Abneigung, setzte ihn aber in seine vorige Stelle als Wesir des Diwans gemeinschaftlich mit Buka ein. Schemseddin erklärte öffentlich: er wolle nur der Stellvertreter Buka's im Diwane sein; als aber von allen Seiten wieder Wünsche und Geschenke dem vorigen Inhaber des Diwans zuströmten, ward Buka's Eifersucht und Gier nach ausschliesslicher Herrschaft schon nach Einer Woche rege; er sandte Ali, den Temghadschi (Stempeleinnehmer), nach Tebris, um Jahja, den Sohn Schemseddin's, und dessen Güter einzuziehen. Fachreddin Mestufi und Hosameddin Ssahib, zwei [365] Untergebene Schemseddin's, schmiedeten wider denselben Ränke und bliesen Buka's Neid und Eifersucht zu vollen Flammen auf, indem sie ihm vorstellten, dass seine Machtvollkommenheit nur ein Schatten, so lang Schemseddin dieselbe mit ihm theile. Buka warf seinerseits Saamen des Verdachts in die Seele Arghun's, indem er ihm vorstellte, dass von dem Verräther seines Vaters keine guten Dienste zu erwarten seien. Sogleich ward Bakdai Aidadschi dem Schemseddin an die Seite gegeben, und zu Audschan erging der Befehl, demselben zweitausend Tomane abzufordern und ihn an Buka zu senden. Schemseddin antwortete: Ich bin kein Thor, der das Geld bezahlt statt es auszugeben; ich bin nicht im Stande, tausend Goldstücke aufzubringen; und dem Buka schrieb er: O Emir Buka, lehre nicht den Padischah, Wesire zu tödten, denn heute mir und morgen dir. Doladai und Kadan wurden gesandt, ihn gerichtlich zu verhören.

Schemseddin's Hinrichtung.

Schemseddin antwortete auf die wider ihn vorgebrachte Anklage der Veruntreuung von Staatsgeldern und von Verrätherei, dass, was den Abgang des Staatsschatzes betreffe, er die Verzeihung des Padischah hoffe, dass er aber unschuldig des geringsten Verdachts von Verrätherei. Als ihm als schuldig Erkanntem die Hände nach mongolischer Sitte gebunden worden, erscholl das Geschrei der Türken und Perser: warum man die Nahrungsquellen der Völker binde! Zu Minia, in der Nähe von Ebher, der nördlich von Kaswin gelegenen Stadt, ward ihm das Todesurtheil verkündet. Er verrichtete sogleich die gesetzliche Abwaschung, stach in den Koran, den er bei sich trug, das Loos, begehrte Tintenzeug und Feder, setzte seinen letzten Willen für die Söhne auf, und schrieb an die Gesetzgelehrten von Tebris: „Als ich den Koran zum Loosaufstechen genommen, ist folgender Vers gekommen: Die da sagen, Gott nur sei Herr, und wandeln auf geraden Pfaden, über sie werden Engel niedersteigen und sagen: Betrübt euch nicht und fürchtet euch nicht, ich gebe euch die frohe Kunde des Paradieses, das euch versprochen worden. Da Gott der Allmächtige [366] diesen seinen Diener in dieser vergänglichen Welt immer wohlgehalten, so gestalten, dass er ihm keinen seiner Wünsche versagt und ihm sogar die frohe Kunde künftigen Lebens zugesagt, so muss man den Mewlana Mohijeddin, den Mewlana Efdhaleddin, den Mewlana Schemseddin, den Mewlana Hemameddin und den grossen Scheichen, welche aufzuzählen hier zu lang und hier nicht der Ort wäre, diese gute Kunde geben, damit sie wissen, dass ich aller Anhänglichkeit an die Welt entsagt habe und mir mit ihrem guten Gebete helfen möge[686]. Sie sollen meine Söhne grüssen, die ich Gott dem Herrn als Unterpfand empfehle; denn Gott verliert nicht die ihm anvertrauten Pfande. Ich hoffte sie noch einmal zu sehen und ihnen mündliche Lehren zu hinterlassen; da diess aber mir nicht zum Loose geworden, so mögen sie (die obgenannten vier Mewlana) es an Nichts ermangeln lassen, dieselben zu beschützen, und sie zu gutem Erwerb ermuntern und nicht zugeben, dass sie das von Gott ihnen verliehene Gut vernachlässigen. Wenn mein Sohn, der Atabeg, und seine Mutter, die Frau Choschek, in ihr Haus zurückkehren wollen, so sei ihnen die Erlaubniss gegönnt. Meine beiden Söhne Newrus und Mesud sollen mit ihrer Mutter im Geleite der Frau Bulughan bleiben und an den beiden Enden meines Grabmals stehen; wenn sie für das Speisehaus und das Kloster des Scheichs Fachreddin etwas thun können, so sollen sie es unterstützen und sich dahin begeben. Ferruch und seine Mutter sollen den Atabeg begleiten, Sekeria auf den Gütern des Padischah arbeiten; die anderen Oerter habe ich dem Emir Buka vermacht, welchem sie alle Güter und Besitzungen belassen sollen; wenn er etwas davon zurück gibt, ist's wohl und gut; wenn nicht, sollen sie sich begnügen. Gott spende uns sein Erbarmen und auch seinen Segen! Ich habe jetzt mein Gemüth auf die göttliche Majestät gestellt, welche meinen Antheil nicht vergessen wolle; das Glück derselben sei beständig! [367] Wenn Allerhöchstdieselbe meinen Söhnen etwas lassen will, sollen sie es nehmen und sich damit begnügen; wohin nur das grosse Harem von Tebris sich begibt, soll auch das meine folgen. Heil dem, der die wahre Leitung sucht!“ Dieses Schreiben warf er den zur Vollstreckung des Todesurtheils Bestellten vor; sie lasen es, ohne dass es Eindruck auf sie gemacht. Schemseddin sagte dann: „Was von dir kommt, o Herr, ist gut, sei es Krankheit, sei es Heilung“; und das Todesurtheil ward vollstreckt. 4. Schaaban 683/
16. Oct. 1284
Vier seiner Söhne: Jahja, Ferruchschah, Mesud und Atabeg, wurden ihm sogleich in's Grab nachgesandt. Jusufschah, der Eidam Schemseddin's, kehrte auf Befehl Arghun's nach Luristan zurück, starb aber auf dem Wege dahin. Er hinterliess zwei Söhne: Edib und Ahmed, wovon der erste mit der Herrschaft Luristans belehnt ward, der zweite am Hofe Arghun's als Geissel zurückblieb[687]. Schemseddin ward mit seinen Söhnen im Viertel Dscherendab, wo schon sein Bruder Alaeddin ruhte, zu Tebris bestattet. Unter den vielen Trauergedichten, welche den Schmerz der Völker über den Sturz dieser erlauchten Familie aussprachen, ist eines der kürzesten und bessten das folgende, bei Wassaf erhaltene:

O Dscherendab, wo zu Tebris sein Grab,
Der erste Regen ström' auf dich herab!
Die herrlichsten Gesichter deckt dein Staub,
Der grössten Männer Wangen sind dein Raub.
Hier hat die Sonne[688] höchsten Punkt[689] erreicht,
Hier ruht die Pleias, die Vollmonden gleicht.
Es weinen über sie die sieben Sterne,
In ihrem Licht und ihrer finstern Ferne
Die sieben Himmel und die Erden, sieben,
Der Meere und der Wochentage Sieben.
Feredschullah, Jahja, Mesud, Harun
(Nothdürftig beizustehen, war ihr Thun)
Den Vater Mohammed so hoch geehrt,
Es frass dieselben all' das scharfe Schwert.
[368] Mich hat der Schmerz des Atabegs verzehrt
Wie Flamme, welche in die Höhe fährt;
Und ob Ataul Melik gekränket theils,
Er, der Ssahib, der Herr der Stadt des Heils,
Es saget über dieser Gräber Stätte,
Wer ehrt den Herrn, die frömmsten der Gebete.
Statthalterschaft von Fars.

Als Arghun nach Schemseddin's Hinrichtung nach dem im Gebiete von Arran gelegenen Palast Manssurije gekommen, kehrten die an den Grosskaan, Oheim Kubilai, geschickten Gesandten, Emir Pulad Dschingsang und zwei andere, zurück. 11. Redscheb 683/
23. Sept. 1284
Zwischen Serah und Erdebil und Ssain wurde Kurultai gehalten, und neun Tage darauf kehrte er nach Tebris zurück; 20. Redscheb/
2. October
dann wurde das Winterquartier in Arran bezogen; und hier hatte eine der feierlichsten Gerichtssitzungen statt, indem die Wittwe Mengu Timur's, die Prinzessin Abisch, die Atabegin von Fars, wegen Veruntreuung der ihr anvertrauten Statthalterschaft vor Gericht gestellt ward. Um die Wichtigkeit des Rechtshandels in seinem ganzen Umfange zu ermessen, müssen wir den Faden der Geschichte der Statthalterschaft von Fars dort, wo wir denselben oben abgebrochen, wieder aufnehmen. Dort ist zuletzt der unruhigen Statthalterschaft Bulughan's (des Nachfolgers Taghadschar's, des Statthalters von Fars) erwähnt worden. Um die Ruhe wieder herzustellen, war Taschmenku zu seinem Nachfolger ernannt und ihm die Hilfe des Atabegen von Lur zugewiesen worden. Als seinen Vorläufer sandte er den Stellvertreter des Diwans der Krongüter, Hosammeddin, den Sohn Mohammed Ali's von Lur, voraus nach Issfahan. Bulughan liess ihn mit Gewalt aufheben und hieb ihn, alsbald er vor ihm erschienen, zusammen. Taschmenku sprach sogleich die Hilfe Jusufschah's, des Atabegen von Luristan, an, und als Bulughan sah, dass sein Platz als Statthalter wider den neu ernannten weiter nicht haltbar, nahm er, was im Schatze, und entfloh mit seinen beiden Geschäftsführern Kawameddin und Seifeddin nach Chorasan. Taschmenku beschäftigte sich mit den Regierungsgeschäften, ward aber seiner Stelle entsetzt, weil er an der Spitze der im [369] Namen des Ilchans Ahmed erlassenen Befehle statt der hergebrachten Formel blos Ahmedaga schrieb, was wider allen mongolischen Kanzleistyl[690]. Nachdem er ein Jahr lang Fars verwaltet, wurde die Statthalterschaft der Frau Abisch, der gebornen Atabegin, Fürstin des Landes, Wittwe Mengu Timur's, des bald nach seinem Bruder Abaka verstorbenen eilften Sohnes Hulagu's, übertragen. Sie war, wie oben unter der Regierung Hulagu's erwähnt worden, ihrem Gemahle in's Lager der Mongolen gefolgt und hatte immer seitdem am Hofe verweilt, jetzt aber ward ihr die Erlaubniss der Rückkehr in's Vaterland und die Vollmacht, dasselbe im Namen des Ilchans als Statthalter zu verwalten, zu Theil; sie dankte diese Gunst hauptsächlich der Verwendung der grossen Frau Oldschai, der Mutter Mengu Timur's, welche nebst der grossen Frau Tokuschan und der Mutter Abaka's vor dreissig Jahren ihren ersten Gemahl, Hulagu, auf dem Feldzuge nach Persien begleitet hatte und als Wittwe desselben und dann seines Sohnes Abaka des grössten Ansehens genoss. Ganz Fars jubelte über die Rückkehr der Prinzessin Abisch, des letzten Zweiges des hochverehrten erlauchten Herrscherstammes der Salghuren, und der Koransvers: Ein gutes Land, ein gnädiger Herr, war auf allen Zungen. Zu ihrem Stellvertreter im Diwan ernannte sie ihren Verwandten Dschelaleddin Arkan[691] und die Wesirschaft sammt der Inhaberschaft des Diwans übertrug sie dem Chodscha Nisameddin Ebubekr, dessen schon Eingangs dieses Buchs im Gegensatze mit dem Oberrichter, dem Seid Imadeddin, Erwähnung geschehen. Die Feindschaft Nisameddin's und Imadeddin's war die Quelle, aus welcher der Strom finanziellen Unheils sich über Fars ergoss.

Die Prinzessin Abisch und dann Seid Imadeddin, Statthalter von Fars.

Nisameddin, ein fündiger Finanzmann, machte der Atabegin den Vorschlag, sich durch ein Diplom des Ilchans die Begewaltigung zur Wiedereinlösung der in fremden Händen befindlichen Familiengüter zu verschaffen. Ahmed Teguder gab in einem Augenblicke der Uebereilung das Diplom im [370] verlangten Sinne. Nisameddin machte aber den grössten Missbrauch, indem er Krongüter und Privatgüter als Familiengüter der Atabegin ansah und einzog und die Bewohner von Schiras, Vornehme und Gemeine, wie gekaufte Sklaven behandelte. Der Beginn der Statthalterschaft der Abisch und die Finanzverwaltung ihres Wesirs Nisameddin fiel in das Ende der Regierung Teguder's. Nach der Thronbesteigung Arghun's begab sich der Seid Imadeddin, der Schützling Buka's, an den Hof, um die dem Staatsschatze, wie dem Privatvermögen so heillose Verwaltung von Fars in ihrem gehörigen Lichte darzustellen. Durch Buka's Einfluss erging ein ilchanisches Diplom, wodurch dem Seid Imadeddin die Statthalterschaft von Schiras zu Land und See, d. i. mit Einbegriff der Inseln im persischen Meerbusen, ohne Theilnehmer und Mitgenossen übertragen ward. Nach den Worten desselben war „die Schliessung und Oeffnung der Erfolge, die Bindung und Lösung der Geschäftsschreiben, die Anstellung und Absetzung der Emire dem Gutachten des Seid anheimgestellt“. Er wurde mit den beiden mongolischen Insignien übertragener Herrschaft, dem goldenen Löwenkopfe und dem goldenen Katzenkopfe, bekleidet[692]. Wenn sich diese Investitur mittels Löwen- und Katzenkopfes in Sanchoniaton oder einer anderen altägyptischen Geschichte fände, so möchten dieselben wohl im mystischen Sinn als die Köpfe von Isis und Bubastis erklärt werden; bei den Mongolen aber sind sie blos das rohe Symbol einschüchternden Herrschergrimms und einschläfernder arglistiger Schmeichelei, welche dem Mongolen für die beiden höchsten Herrschertugenden gelten. Die mongolische Gerechtigkeitshand ist die Tatze des Löwen und die Kralle der Katze. Die beiden Geschäftsleute des vorigen Statthalters Bulughan, die beiden Chodscha, d. i. Herren der Finanz, der Kämmerer Kawameddin von Bochara und Seifeddin Jusuf, waren indess von Chorasan wieder nach Fars zurückgekommen und von der Atabegin mit der Verwaltung der Finanz betraut [371] worden. Sie erbitterten die Atabegin in voraus wider den ihr zum Nachfolger in der Statthalterschaft bestimmten Seid, und als dieser von der Gränze aus, wo die Rechnungsabforderung ihren Anfang nahm, gleich einen der Vögte der Atabegin an einen Baum hatte aufhenken lassen und der Atabegin den Befehl zugefertigt hatte, vor der Majestät des Chans zu erscheinen, stieg ihr Zorn immer höher und höher. Sobald der Seid zu Schiras angekommen, errichtete er einen königlichen Thron; acht Tage hernach hatte das feierliche Festgebet des Bairams statt, wobei die Prinzessin nicht wie gewöhnlich erschien. 22. Ramasan 683/
2. Dec. 1284
Sie hatte erwartet, dass der Seid wenigstens die Formen beobachten und ihr schuldiger Weise aufwarten werde; als aber diess nicht geschah, war sie so zornig, dass sie vor Wuth weinte und sich in die Lippen biss[693]. Bald darauf kam die Nachricht, dass Fars von einem Einfalle der niguderischen Banden bedroht sei. Der Seid sandte der Prinzessin Wort, dass die Annäherung der Feinde zu ihrer Sicherheit erfordere, dass sie sich nach dem Schlosse Istachr (Persepolis) begebe. Sie weigerte sich dessen, weil sie fürchtete, dass der Seid sie dort einsperren wolle. Während dieser Verhandlung kehrte der Seid eines Abends mit grossem Gefolge nach Hause. Auf der Gasse kamen ihm Mamluken der Atabegin mit dem Befehle, vor ihr zu erscheinen, entgegen; die gebieterischen Worte der Mamluken entgegnete der Seid mit rauhen; der erste der Mamluken warf sich auf ihn und sie stürzten beide von ihren Pferden. Da führte Seradscheddin Fasli von Lur, welcher noch vor wenigen Tagen vom Seid mit Gnaden überhäuft worden war und auf dessen Treue, weil er der Anführer seiner Truppen, er vorzüglich gezählt hatte, den ersten Streich, und der Seid erlag alsbald den vervielfältigten Streichen [372] der Mamluken. 21. Schewwal/
31. Dec. 1284
Der Kopf wurde abgeschnitten, der Rumpf hingeworfen, sein Haus der Plünderung preisgegeben.

Verurtheilung der Atabegin Abisch, und ihr Tod.

Abisch liess in den Strassen von Schiras ausrufen, dass, weil der Seid in dem Lande schädliche Finanzneuerungen unternommen, derselbe auf ihren Befehl sei aus dem Wege geräumt worden; Jedermann solle seinen Geschäften nachgehen und die Stadt ruhig bleiben. Der Sturz des Seid's brachte, wie jeder Umschwung von Glücksverhältnissen, seltsame Beispiele von Undank und treuer Anhänglichkeit in Vorschein. Ein Gelehrter, welchen der Seid mit Gnaden überhäuft hatte, brandmarkte sich als einen Undankbaren, Niederträchtigen durch die Verse, die er an den Fussschämel der Atabegin schrieb:

Herrscher! deine Wange glüh' aus Freude wie Rubin,
Und es sei dein Thron der allerhöchste immerhin;
Jeder Kopf, der deinen Wünschen würde nicht zusagen,
Sei, wie der Imadeddin's, vom Rumpfe abgeschlagen.

Das Gegenstück hierzu ist die schöne Dankbarkeit des Geschichtschreibers Wassaf, welcher seiner Erzählung ein Trauergedicht von siebzehn Distichen einverleibt hat, dessen Beginn:

Eine Sonne ging im Staube unter,
Die im Ost des Glückes aufging munter.
Um zu stürzen diesen Bau, o Loos!
Lässt die Zügel schiessen du dem Ross.

Nach dem Tode des Seid Imadeddin wurde sein Vetter, der Seid Dschemaleddin Mohammed, welcher, mit Gnaden der Atabegin überhäuft, sich für ganz sicher gehalten, an ihre Pforte vorgeladen. Sie berieth sich mit einem ihrer Räthe über den zu fassenden Entschluss. Er rieth ihr zur Hinrichtung, zu welcher so besserer Grund vorhanden, weil er weit reicher, als Imadeddin, welcher blos als ein Opfer der Bewilderung zwischen ihr und ihm gefallen sei. Die Mamluken tödteten ihn in der Nacht und streuten am Morgen das Gerücht aus, dass er aus dem Kerker entflohen sei. Die bald hierauf erfolgte grosse Landplage der Heuschrecken wurde als eine Strafe des Himmels für den Mord der beiden [373] Seide angesehen. Mehr als hunderttausend Bewohner von Schiras sollen an der als Folge der Heuschreckenverheerung entstandenen Hungersnoth zu Grunde gegangen sein. Der unmündige Sohn des Seid war mit einigen treuen Dienern in das Lager des Chans geflüchtet, wo er Buka's, seines Vaters Schutzherrn, Hilfe anrief. Buka trug die Vergehungen der Atabegin dem Ilchan vor, welcher sie und alle Gegner des Seid vor Gericht zu laden befahl, und zugleich zurück Botschaft an die Frau Oldschai sandte, durch deren Einfluss die Atabegin die Statthalterschaft erhalten hatte; diese überhäufte den Gesandten, der sie in's Hoflager führen sollte, mit Geschenken, folgte aber nicht. Drei Richtern[694] ward die Untersuchung über das unschuldig vergossene Blut der beiden Seide und die unrechtmässige Besitznahme von Gütern aufgetragen. Die Herren der Finanzkammer wurden in Ketten und Blöcken vorgeführt; als die Prinzessin nicht erschien, wurde Kotan Atadschi abgeordnet, um sie mit Gewalt in's Hoflager zu bringen. Als die Prinzessin Nachts in's Lager kam, führte sie der Haushofmeister Buka's in eines der Zelte seines Herrn. Dieser liess ihm aber am folgenden Tage sieben Prügel geben, weil er sich unterstanden, eine Prinzessin königlichen Geblüts in das Zelt eines Emirs Karadschu, d. i. Unterthanen, wie er, zu führen; trotz dieser dem Range der Prinzessin schuldigen wahren oder geheuchelten Ehrfurcht erhielt sie den Befehl, am folgenden Morgen vor Gericht zu erscheinen. Ihre Beschützerin, die Frau Oldschai, sprach entschuldigend für, indem sie Alles auf Dschelaleddin Arkan, den Verwandten der Atabegin, schob; die drei Herren der Finanzkammer, Kawameddin, Seifeddin und Schemseddin, erhielten jeder nach der Jasa zwei und siebzig Prügel auf die Sohlen; die Mamluken des Seid Imadeddin waren den Gerichtsdienern beigegeben, damit deren Strafe schonungslos vollzogen werde. Dschelaleddin, zu Rede gestellt, wusch sich auf Kosten der Prinzessin rein. Sie und ihre Angehörigen wurden zur [374] Zahlung von fünfzig Tomanen Goldes (fünfzigtausend Dukaten) und zwanzig Tomanen an die Waisen der ermordeten Seide verurtheilt. Sie überlebte die Schmach dieses Urtheils kaum zwei Jahre und starb, nachdem sie deren zwei und zwanzig als der letzte Zweig der Salghuren über Fars geherrscht. 685/
1286
Drei Tage lang wurde für sie zu Schiras in den Moscheen durch öffentliche Gebete, Lesungen des Korans und Almosen die Gebühren der Trauer, dann ihr letzter Wille vollzogen. Nach diesem wurden ihre Familiengüter in vier Theile getheilt; zwei fielen den Töchtern Prinzessinnen Gardudschan und Alghardschi, der dritte ihren Mamluken und Freigelassenen, der vierte dem Prinzen Taidschu, dem Sohne Mengu Timur's, und diesem noch ausserdem zehntausend Dukaten zu. Die Dynastie der Salghuren war in ihr erloschen und mit ihr der letzte Schatten einheimischer Herrschaft in Fars verschwunden.

Arghun's Bewegungen; Tod der Frauen Bulughan und Kotlogh; Hochzeit Tudai's.

Ordu Kia, welchen Arghun mit der Nachricht der Thronbesteigung an den Oheim Kaan gesendet hatte, kam jetzt mit der Bestätigung derselben und mit dem Dschingsangtitel für Buka zurück, und die Thronbesteigung wurde zum zweitenmale gefeiert. 27. Silhidsche 684/
6. März 1286
Zehn Tage darnach wurden sechzehntausend vom Emir Masuk Kuschdschi, d. i. dem Vogelfänger, und vom Dschelairen Nurinaga befehligte Reiter wider die Kurden Hakari gesandt, und der Aufruhr derselben gedämpft. Die Frau Bulghan starb am Ufer des Kor (Cyrus) und ihr Sarg wurde nach dem Berge Sedschas übergeführt. 10. Ssafer 685/
7. April 1286
Im Frühlinge kam Arghun nach Tebris und ward von Buka festlich bewirthet. 23. Ssafer/
20. April
Ende Mai's brach er von da über Meragha nach Sughurluk auf. 12. Rebiulachir 685/
27. Mai 1286
Hier wartete ihm während des Sommerlagers der Emir Aruk, der Bruder Buka's, mit den mongolischen Sekretären (Bitekdschi) von Bagdad auf; in seinem Geleite befand sich Harun, der Sohn Schemseddin Dschuweini's. Aruk, auf die Macht seines Bruders Buka gestützt, hatte den Mestufi Seadeddin, Bruder Fachreddin's, und den Medschdeddin, Sohn Esir's, ohne vom Chan hierzu begewaltigt zu sein, hinrichten lassen. Medschdeddin gehörte einem der Krongüter Kendschatu's (des Bruders [375] Arghun's) an, der desshalb wider Aruk erbittert, welchem auch Jesu Gurgan (der Gemahl der Prinzessin Tudukasch, der vierten Tochter Hulagu's) abgeneigt. Buka hielt seinen Bruder wider Kendschatu und Jesu Gurgan; dem ersten wurde hinterbracht: Aruk habe den Sohn Esir's auf Harun's Anstiften hinrichten lassen, wesshalb dieser dem Vater und den Brüdern in's Grab nachgesandt ward; und da Jesu Gurgan bald hernach starb, zog das Ungewitter, welches wider Buka's Macht brauste, diessmal unschädlich vorüber. Arghun Chan kam nach Tebris. 6. Schaaban 685/
27. Sept. 1286
Zwei Monate hernach 28. Ramasan 685/
17. Nov. 1286
kämmte er sich eines Tages zu Arran, als ihm ungewöhnlich viele Haare durch den Kamm ausgingen. Diess galt nach mongolischen Begriffen für ein Zeichen von gegebenem Gifte, und Wedschih, der Sohn Iseddin's, wurde der Beibringung von Gift verdächtig hingerichtet. 20. Silkide 685/
7. Jan. 1287
Vierzehn Tage hernach hatte die Krönung der Frau Tudai Chatun, der Konghuratin, statt, welche, aus dem Hareme des Vaters in das des Sohnes übergegangen, nach dem Tode der Frau Mertai (der Gemahlin Hulagu's, Abaka's, Arghun's) mit dem Kopfschmucke der königlichen Gemahlinnen (Baghtak) geschmücket ward[695]. 5. Silkidsche 685/
22. Jan. 1287
Zwei Monate hernach im Frühling begab er sich nach Pil Suwar, 19. Ssafer 686/
5. April 1287
nach Tebris und von da in's Sommerquartier von Alatagh, 24. Reb. achir 686/
18. Juni 1287
und im Herbste in's Winterquartier von Arran. 2. Ramasan/
11. Oct. 1287
Im nächsten Frühjahr brachten Gesandte aus Chorasan die Nachricht, dass Kinschu (der Sohn Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's) und der Emir Newrus (der Sohn des Uiraten Arghun, des Statthalters Chorasans unter Hulagu) an der Spitze von dreissigtausend Reitern des Heeres Kaidu's (des Enkels Ogotai's) im Anmarsche gegen Persien, dass sie das Land um Balch, Merw und Schaburkan verheert, bis Chawaf und Sindschar vorgedrungen seien. 15. Moharrem 687/
20. Februar 1288
Drei Wochen hierauf starb die Frau Kotlogh, die Tochter Tengir Gurgan's, des Uiraten, die Mutter Chatai Aghul's, des jüngsten der Söhne Arghun's. 7. Ssafer 687/
14. März 1288
Einen Monat hernach brachten Buka's Gesandte eine von den Bekennern der Lehre Schakamuni's [376] hoch verehrte Reliquie, welche sie Scharil nennen, nämlich ein verknöchertes Menschenherz. 7. Rebiulewwel 687/
12. April 1288
Nach ihrer Ueberlieferung war Schakamuni's Herz nicht Fleisch, sondern Bein, welches im Feuer nicht verbrannte, und nach ihrer Meinung sind verknöcherte Herzen die grosser Männer. Arghun, welcher nicht Moslim, wie sein Oheim Teguder gewesen, sondern Götzendiener, ging dieser Reliquie mit den grössten Ehrenbezeugungen entgegen; es wurde Gold darüber gestreut, und es wurden Feste veranstaltet. Drei Wochen hernach, 30. Rebiulewwel 687/
5. Mai 1288
als sich Arghun zu Pil Suwar befand, traf die Nachricht ein, dass Nokai, der Feldherr des Herrschers von Kipdschak, mit fünftausend Reitern aus Derbend ausgebrochen, alle Kaufleute der Gegend geplündert habe; und Arghun brach schon am nächsten Morgen an der Spitze des Heeres gegen Derbend auf, ging über den Kor und blieb zu Schamachi stehen. Buka und Kundschukbal, mit einigen Prinzen als Vortrab vorausgesandt, kamen nach einigen Tagen mit der guten Nachricht zurück, dass die Feinde abgezogen[696].

Buka, der strenge Wesir.

Buka's Macht und Ansehen hatte den höchsten Grad erreicht; er hatte mit dem Titel eines Dschingsang noch ein Diplom ausserordentlicher Privilegien vom Kaan erhalten; vermöge derselben konnte er erst, wenn er neun Staatsverbrechen begangen, zur Rechenschaft gezogen und auch dann vor kein anderes Gericht, als das des Chans selbst, gestellt werden; kein Befehl des Chans konnte in Vollzug gesetzt werden, wenn demselben nicht das Siegel Buka's beigesetzt, während seine Befehle zur Vollstreckung des Siegels des Chans nicht bedurften. So ausserordentlich waren die vom Grosskaan dem Buka verliehenen Privilegien, dass die Meinung desselben von der Selbstständigkeit Arghun's null zu sein und dass der Botschafter, welcher mit dem Diplome der Bestätigung Arghun's auf dem Throne zugleich das mit diesen ausserordentlichen Privilegien Buka's brachte, eigentlich jenen nur der Form nach, diesen aber in der That zum Herrn eingesetzt zu haben schien. So ausserordentliche [377] Macht musste um so mehr den Neid der anderen Emire und der Günstlinge Arghun's[697] erwecken, als Buka, hochmüthig und heftig, durch seine Strenge sich Feinde machte. „Er war“, sagt Wassaf, „ein fürchterlicher Türke, dessen Gedanke weit hinaus zielte und dessen Rathschlag den Wunsch bald erfüllte. Er setzte für die Schlichtung verworrener Geschäfte, für die Durchführung der Befehle und die Beförderung der Reichsangelegenheiten Regeln fest, deren Erwähnung auf dem schwarzen und weissen Buche der Zeit bis an's Ende der Aeonen dauern wird. Durch die Wirkung seiner Gerechtigkeit und Strenge warf der Falke auf das Repphuhn verliebte Blicke; er glich die Gegensätze der Welt aus und des Schicksals Tücke.“ Seine Gerechtigkeit war so streng, dass er einen Knecht seines Marstalls, welcher einen Apfel von einem Fruchtverkäufer genommen, hinrichten liess. Solche Strenge war das grösste Verdienst eines Staatsmanns nach der Satzung Tschengischan's und erwarb diesem nach allem Anscheine das Vertrauen, womit der Grosskaan dessen eisernem Arme die Verwaltung Persiens mit so unumschränkter Machtvollkommenheit übertragen. Besonders waren ihm Sultan Aidadschi und Tughan, Arghun's vertrauter Gesellschafter (Inak) aufsässig, weil dieser zweimal auf Buka's Befehl geprügelt und öffentlich beschimpft worden war. Sie vernachlässigten keine Gelegenheit, den Buka beim Herrn zu verschwärzen. Sein Bruder Aruk, der Statthalter Bagdads, war dort den Emiren nicht weniger verhasst. Er machte sich wenig aus den Gesandten des Chans, und verschlang die Einkünfte in seinen Beutel, statt sie in die Staatscasse abzuführen; die Geschäftsleute Ordu Kaja, der Intendent Scherefeddin und der Jude Saad, welcher alsbald als ein höchst bedeutender Charakter auftreten wird, brachten endlich einmal fünfhundert Tomane, statt dieselben dem Aruk auszuliefern, unmittelbar dem Chan, welcher nun den Aruk, der nie einen [378] Heller eingesendet, seiner Statthalterschaft entsetzte. Ssadreddin Sendschani, der Finanzmann Taghadschar's, von welchem Buka ausständige Gelder der Landschaft Fars forderte, stellte dem Taghadschar vor, dass die Tyrannei Buka's nicht mehr zu dulden, indem der Chan nur ein Schatten, alle Macht in den Händen Buka's sei[698]. Das Ungewitter, welches sich über dem Kopfe Buka's zusammenzog, stieg aus den Finanzquellen von Fars auf. Die Vornehmen von Schiras stritten sich unter dem Günstling Tughan; sie stellten vor, dass, wenn ihnen die Befehlshaberschaft von Fars und die Küste eingeräumt würden, sie fünfhundert Tomane abzuführen bereit seien. Sie erhielten hierauf verbindende schriftliche Urkunde. Nun wandten sie sich an Tughan um einen zur Eintreibung der Summen Begewaltigten, und er ernannte hierzu den Seid Fachreddin Mobarek. Buka protestirte wider diese Ernennung und diese Maassregel, aber Arghun erliess einen Befehl, dass sich Buka in die Verwaltung der Krongüter, welche dem Fachreddin übertragen sei, nicht zu mischen habe; denn Fachreddin hatte dem Arghun vorgetragen, dass viele, vormals dem Seid Scherefeddin gehörige Güter von den Salghuren eingezogen, jetzt als das Eigenthum des Kaans zurückzufordern seien. Arghun übertrug die Verwaltung der Familiengüter dem Emir Taghadschar und die des Heeres dem Emir Kundschukbal, so dass auf einmal Buka all seiner Macht und seines Einflusses beraubt.

Buka's Verschwörung und Sturz.

Arghun stellte sich nun krank, um nicht öffentliche Demüthigungen verschlucken zu müssen; sein Diwan, seine Finanzkammer wurden vor den Chan gefordert, alle seine Angehörigen ihrer Stellen entsetzt, vor Allen Emir Ali, der Temghadschi, d. i. Einnehmer der Mauthgelder von Tebris. Buka, als er seinen ganzen Einfluss verschwunden sah, verband sich mit mehreren Prinzen und Emiren[699] zur Entthronung [379] Arghun's, indem er den Thron dem Prinzen Dschuschkab zudachte. Er sandte an diesen, der an den Ufern des Euphrats lagerte, Botschaft, um sich über den Undank Arghun's, der ihm allein den Thron verdankte, zu beklagen und diesen dem Dschuschkab anzutragen. Dschuschkab sah wohl ein, dass Buka ihn nur zum Werkzeuge seiner Herrschgier ausersehen und dass dieser selbst nach dem Throne strebe. Er entliess den Gesandten mit der Antwort: Ich bin dem Buka für seine gute Absicht sehr verbunden, traue aber mündlichen Versicherungen nicht und werde nicht an die Verbindung der mir genannten Prinzen und Emire glauben, bis ich von ihnen unterzeichnet die schriftliche Urkunde des Vertrags sehe. Buka sandte ihm die Unterschriften der Verschworenen. Dschuschkab sandte Wort: das Heer möge in Waffen ihn erwarten; er aber begab sich eiligst nach Tebris, um den Neffen Chan von der seinem Throne drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Arghun wollte Anfangs der Anklage keinen Glauben beimessen; als er aber in der unterschriebenen Urkunde von der Schuld Buka's den klarsten Beweis der Verrätherei vor Augen hatte, befahl er sogleich den Truppen, aufzusitzen und den Buka aus seinem Lager am Kor ihm zuzuführen. Sultan Aidadschi, Doladai und Tughan überfielen ihn in seinem Lager, doch hatte er noch Zeit gefunden, aus demselben jenseits des Kor in das der Frau Oldschai zu gelangen; sie nahm ihn aber nicht auf, nur der Sohn Sengi's, der Emir des Lagers der Frau Oldschai, gewährte ihm in seinem Zelte Zuflucht. Sultan Aidadschi und Tughan gingen noch in der Nacht über den Fluss und waren im Begriffe, das Lager der Frau Oldschai zu stürmen, als ihnen Sengi zitternd den im Zelte seines Sohnes versteckten Buka auslieferte. Vor das Gericht gestellt, antwortete er dem Schinktur, welcher ihn als die Ursache aller Unruhen anklagte und ihm vorwarf, dass er immer anderen Padischah einzusetzen trachte: er habe Nichts [380] wider den Padischah, sondern nur wider seine Feinde Sultan Aidadschi und Tughan. Einer seiner eigenen Soldaten sagte ihm in's Gesicht: „An dem und dem Tage hast du mich gesandt, um das Lager und ein Heer aufzubringen und damit vorzudringen.“ Buka sprach: „Du irrest dich; ich habe gesagt: um was schwer vorzubringen.“ Als aber Dschuschkab die unterschriebene Urkunde der Verschwörung vorwies, deren Ausbruch für die Festnacht des neuen Jahres der Mongolen festgesetzt war[700], konnte er nicht mehr länger läugnen. Arghun gab das Zeichen zu dessen Hinrichtung, und Prinz Dschuschkab erbat sich die Gunst, dieselbe selbst vollstrecken zu dürfen. Als er auf dem Richtplatze angelangt, gab ihm Tughan einen Stoss in die Brust mit den Worten: „Das ist der Lohn für deine Lust nach dem Throne“. Dschuschkab trennte den Kopf mit Einem Hiebe vom Rumpfe und schnitt ihm dann mit eigner Hand Riemen der Haut aus dem Rücken. Der Kopf wurde, mit Stroh ausgestopft, unter der Brücke Dschaghan aufgehangen. 21. Silhidsche 687/
17. Jan. 1289
Am folgenden Tage sassen die Richter abermal zu Gericht, und es wurden die verschworenen Emire hingerichtet[701]. Kadan, weil er der Gesandte des Kaans, der Bitekdschi Noghai, weil er wahres Wort geredet, und ein anderer, weil die Emire für ihn gebeten, wurden mit dem Leben verschont. Unter den Hingerichteten war auch der Astronom Imadeddin, der Christ Simon von Rumkalaa Behaeddewlet Abul Kirem; Demitrius, König von Georgien, welcher in diese Verschwörung verwickelt war, wurde an den Ufern des Kor hingerichtet[702]; dem Heere wurde befohlen, seinen Jurt zu plündern; die Kinder wurden dem Schwerte des Henkers überliefert, die Frauen und Töchter unter das Heer vertheilt; es erging der Befehl, die Leichname der Erschlagenen in Hügeln aufzuschichten, erst wenn sie von Wölfen und Hunden zerfleischt sein würden, die Reste zu begraben. [381] Drei Emire[703] wurden nach Diarbekr gesandt, die Söhne und Brüder Buka's zu holen. In sechs Tagen rannten sie von Arran nach Irbil, tödteten Ghasan, den ältesten Sohn Buka's, der sich bei seinem Oheime Aruk befand, und führten diesen nach Tebris. Als er an der Brücke Dschaghan des Bruders ausgestopften Kopf sah, fragte er: Wo ist der Kopf Audschan's, seines Waffenträgers? und der geforderte fiel. 9. Moharrem 688/
3. Febr. 1289
Emir Sengi, welcher dem Buka im Zelte seines Sohnes Zuflucht gestattet, wurde von der Frau Oldschai ausgeliefert; sie erklärte, dass sie ihren ältesten Sohn, Enbardschi, ausgeliefert haben würde, wenn er sich solcher Staatsverbrechen schuldig gemacht hätte. Noch waren vier Söhne Buka's[704] übrig, die sich zu Tughan geflüchtet, welcher sich ihrer angenommen; Ende Ssafer 688/
Halben Mai 1289
als er sie aber nach einiger Zeit dem Arghun, dessen Grimm er versöhnt glaubte, vorstellte, befahl dieser, durch ihre Hinrichtung den Stamm auszurotten, so dem geschah.

Der Prinzen Dschuschkab, Huladschu, Karabukai Hinrichtung.

Der Prinz Dschuschkab, welcher die Verschwörung Buka's angezeigt und dem Verräther mit eigener Hand den Kopf abgeschlagen, sah bald hierauf seinen eigenen gefährdet; auf die Nachricht, dass er selbst mit herrschsüchtigen Plänen umgehe, hatte ihm Arghun Emire[705] mit Truppen nachgesendet, die ihn am Flusse Karaman zwischen Ersen und Miafarakain erreichten; er schlug sich mit ihnen, floh und wurde nach drei Tagen ergriffen, vor Arghun gebracht, von demselben zum Tode verurtheilt. 15. Dschem. ewwel 688/
6. Juni 1289
Diese Hinrichtung hatte die Empörung des ihm innigst ergebenen Newrus, des Sohnes Arghun's (des Statthalters Hulagu's in Persien) zur Folge, mit welchem sich die Prinzen Huladschu (der zwölfte Sohn Hulagu's) und Karabukai, der Sohn Jaschmut's (des dritten Sohnes Hulagu's) verbanden; sie wurden von Muktil, dem Bruder Ordu Kaja's, welcher im Dienste Karabukai's seinen Herrn verrieth, ergriffen und im Schlosse Girdkjuh, [382] dem alten Assassinenschloss, das so lange den belagernden Waffen der Mongolen getrotzt, eingesperrt, und vier Monate hernach hingerichtet. 20. Ramasan 688/
7. Oct. 1289
Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, der dritte, der als ein Schlachtopfer der Herrschaft fiel (wie vor ihm Konghuratai und Teguder); Karabukai, der zweite Neffe, der wie Dschuschkab des Todes Loos der Oheime theilte. Ein Heer unter dem Befehle Arghun's wurde nach Chorasan gesandt, um dort den Kronprinzen Ghasan wider den Aufrührer Newrus zu verstärken. Arghunchan hatte das Winterquartier von Arran mit dem Sommerlager zu Kongorolang vertauscht und zum zweitenmale den Ordu Kaja und den Juden Seaad empfangen, welche ihm Gelder von Bagdad brachten. Arghun war damit sehr zufrieden, und als der Jude vortrug, dass er das Doppelte abgeführt haben würde, wenn nicht die mongolischen Landschreiber ihm entgegen gewesen wären, wurde die Hinrichtung derselben befohlen; ihre Köpfe wurden zu Bagdad aufgesteckt; auch Manssur, der Sohn Chodscha Alaeddin's Dschuweini, wurde von Hille gebracht und hingerichtet; gleiches Schicksal hatte Dschelaleddin Semnani, welcher, dem Tughan verdächtig, einige Zeit lang auf Fürbitte Berende Bachschi's an dem Leben verschont worden war. 1. Dschem. II. 688/
22. Juni 1289
Arghun hatte die oberste Wesirschaft dem Juden Seaad übertragen, eine vor und nachdem in den Geschichten des Islams unerhörte Begebenheit, dass ein Jude Herr des Guts und Bluts der Moslimen. Seaadeddewlet, d. i. die Glückseligkeit des Hofes, der Sohn des Juden Hebetollah Ben Mohesib von Ebher, war vor fünf Jahren vom Vogte Bagdads oder dessen Kammer angestellt worden und hatte durch seine Geschäftstüchtigkeit bald sehr grossen Einfluss erworben. Der Befehlshaber Bagdads, Kotloghschah, ein vormaliger Diener Alaeddin's Dschuweini, Medschdeddin Giti und Andere waren vor zwei Jahren in's Sommerlager von Sughurluk gekommen, 686/
1287
um sich bei den Wesiren über Seaad, durch welchen ihr Ansehen so sehr in Schatten gesetzt wurde, zu beklagen; sie priesen den Seaad als einen vortrefflichen Arzt an, der seiner medicinischen Kenntnisse [383] willen an den Hof gezogen zu werden verdiene. Seaad, nach Hof berufen, schloss sich an Ordu Kaja an und erhielt durch dessen Einfluss Diplom und Löwenkopf mit dem Antrage, die Rückstände der Steuern Bagdads, welche fünfhundert Tomane betrugen, einzutreiben. Mittels Erpressungen und Qualen brachte er eine ansehnliche Summe Geldes auf, die er dem Chan in's Sommerlager von Kongorolang brachte. Arghun, hiermit sehr zufrieden, verlieh die Emirschaft von Bagdad dem Emir Ordu Kaja und die Vogtschaft dem Baidu Sikurdschi, d. i. Schwertträger; Scherefeddin von Semnan wurde zum Melik, d. i. Vorsteher der Finanzen, und Seaad zu dessen Moscherrif[706], d. i. Ceremonienmeister, ernannt. Diese vier gleichzeitigen Ernennungen geben Aufschluss über die Einrichtung mongolischer Landesverwaltung, deren Häupter der Emir (Befehlshaber der Truppen), der Schohne oder Baskak, d. i. Vogt Statthalter, der Melik, d. i. Intendent der Finanzen, und Moscherrif, Gehülfe desselben; dazu kamen die Sekretäre und Schreiber, von denen die arabischen Munschi, die mongolischen Bitekdschi, die türkischen Bachschi heissen. Als Seaad zur Wesirschaft gelangt, war derselbe nur noch durch den Einfluss seines vormaligen Vorstehers Scherefeddin Semnani einigermassen in der Ausübung seiner unumschränkten Machtvollkommenheit beschränkt; als aber auch dieser auf Arghun's Befehl, weil ihm zu Ohren gekommen, dass er des Juden unumschränkte Machtvollkommenheit bitter getadelt, hingerichtet worden, herrschte der Jude Arzt mit unumschränkter Vollmacht als Wesir[707].

Seaadeddewlet's Verwaltung.

Die Verwaltung des Arztes Juden war eine blutige und goldene, Aderlass und Schacher. Noch lebten die Enkel seines grossen Vorfahrers in der Wesirschaft, Mohammed Schemseddin's, Mahmud und Ali[708], die beiden Söhne seines Sohnes Behaeddin, auf den ihnen gelassenen Besitzungen in Irak. Ali war mit seiner Mutter, der Tochter Iseddin Tahir's, [384] nach Issfahan gegangen, als Medschdeddin Muminan von Kaswin, einer der Blutegel des Wesirs, an Arghun Bericht erstattete, dass fasst alle Krongüter in den Händen der Enkel Schemseddin's. Der Befehl erging, die Söhne Schemseddins hinzurichten. Von diesen wurden Mesud und Feredschullah zu Tebris getödtet; 3. Redscheb 688/
23. Juli 1289
dem Enkel Mahmud rettete der Vogt das Leben, weil in dem Befehle blos von den Söhnen und nicht von den Enkeln die Rede; aber Ali, welcher zu Issfahan sich befand, wurde getödtet, und sechzehn Tage nach ihm auch sein Oheim Mesud. Noch waren von den Söhnen Schemseddin's zwei, nämlich: Atabeg und Sekeria, übrig, welche, die einzigen, nicht gewaltsamen Todes starben. Der Jude legte nun seinem Namen und dem seiner Brüder nach dem Beispiele der Herrscher aus dem Hause Buje den Ehrennamen Dewlet, d. i. Reich oder Hof, bei; er nannte sich Seaadeddewlet, d. i. das Reichsglück, seine Brüder hiessen: Fachreddewlet, d. i. Reichsruhm, Mohesibeddewlet, d. i. Reichsläuterer, desgleichen seinen anderen Angehörigen, unter die er die Statthalterschaften des Reichs vertheilte; den beiden genannten Brüdern und dem Dschemaleddin von Destadscherd übertrug er die Befehlshaberschaft von Bagdad; nach Fars sandte er den Medschdeddewlet, d. i. Reichsglorie, den Sohn des Astronomen Montachabeddewlet, d. i. des Reichsauserwählten, als Statthalter nach Diarbekr seinen Bruder Emineddewlet, d. i. Reichsintendent, und die Befehlshaberschaft von Tebris verlieh er seinem Neffen Ebu Manssur Mohesibeddewlet (ein zweiter Reichsläuterer) dem Arzte[709]. Fünf Juden (die vier Brüder und der Neffe) hatten die Verwaltung unter sich getheilt. Die Emire Taghadschar, Ordu Kaja und Dschuschi, welche bisher die Finanzen verwaltet, wurden durch ein Patent verständigt, dass Seaadeddewlet der Befehlshaber des Staatsschatzes sei, „und dass sie ohne dessen Gutheissung kein Geschäft dem Padischah vorzutragen ermächtiget seien, dass dem Wesir aber frei stehe, zu jeder [385] Zeit Geschäfte zu schlichten, ohne sich nach ihnen zu richten“. Die Wesire und Emire der Länder wurden ihm untergeordnet, Könige und Sultane standen dem Arzte Juden zu Befehl; wäre nicht Chorasan und Rum wirklich im Besitze Ghasan's und Kendschatu's, der beiden Söhne Arghun's, gewesen, so hätte er auch diese Länder an seine Geschöpfe verliehen[710]. Er vernichtete gleich Anfangs seiner Verwaltung in allen Ländern die Melik, wörtlich Könige, der Finanz, d. i. Intendenten der Pachten und Steuern, und erregte in den Herzen der Juden die Erwartung, dass in ihm der versprochene Messias erschienen, der Wiederhersteller des Reichs im vorigen Glanze. Die Verordnungen, die er in Finanzsachen erliess, waren streng, aber verständig, auf die sichere Eintreibung der Steuern und Vermehrung des Staatsschatzes berechnet; den Plackereien der Gesandten und Vögte wurde gesteuert, arabische und persische Dichter und Philologen mit Geschenken und Pensionen zur Verbreitung seines Lobes erkauft. Binnen zwei Jahren war ein ihm gewidmetes Buch, welches blos die zu seinem Lobe erschienenen Ghaselen, Kassidete, Makame und Lobreden enthielt, gesammelt, und welches sich noch zur Zeit Wassaf's zu Bagdad fand; er nahm sich nicht nur mit den Prinzen und Nujanen, sondern auch gegenüber des Schah und dessen Gemahlinnen die grössten Freiheiten heraus. Eines Tages, als er mit dem Schah langen Puff spielte, streckte er mir nichts dir nichts seine Füsse aus, als läge er auf einem Ruhebette; eine der Frauen, welche herein kam, redete ihn an: „Wie unterstehst du dich, in Gegenwart eines solchen Chans, dessen Sklaven mit dem störrigen Himmel wie mit einer Kugel aus Handteig spielen, ohne Scheu den Fuss auszustrecken?“ Seaadeddewlet entschuldigte sich mit dem Zipperlein, und Arghun liess die Entschuldigung gelten.

Verwaltung von Fars; Emir Tughan.

Da die grossen Emire Taghadschar, Semaghar, Kundschukbal und Tughan ihm alle aufsässig, so suchte er sich [386] wenigstens mit dreien zu befreunden, denen er einen Antheil an der Verwaltung überliess; diese waren Ordu Kaja, den er als Helfer zu sich nahm; Karadschar, dem er die Verwaltung von Arran anvertraute, und Dschuschi, dem er die von Schiras übergab; dem letzten gab er noch zwei Beamte[711] und den Sohn Sundschak's als Serwan oder Tschausch, d. i. Vollstrecker der Befehle, an die Seite. Die Herren der Finanz zu Schiras versprachen die fünfhundert Tomane, die Ausstände, binnen Jahr und Tag herbeizuschaffen, wenn man ihnen den Dschelaleddin Serwistani gebunden ausliefere. Diess geschah; als aber die Inhaber der Pachtdistrikte[712] und die Landschreiber[713] nicht Wort hielten, wurden die ersten, die Herren der Kammer, die schon oben bei der Erzählung der Zustände von Fars genannt worden, hingerichtet[714]. Die Steuereinnehmer und Verwalter wurden alle gefoltert und durch Vergantungen und Confiscationen eine ungeheuere Summe erpresst. Seaadeddewlet's Strenge war rücksichtlos gegen die Emire und führte später seinen Sturz durch die Rache einer empfindlichen Beleidigung des Emirs Tughan herbei, welcher, wie wir gesehen, schon den allmächtigen Buka aus Rache für empfangene Stockschläge gestürzt. Tughan, der Sohn Tarakai's, ehemals der Vogt in Kuhistan, einer der ersten Inaken, d. i. Hofdiener, „war“, sagt Wassaf, „ein höchst scharfsinniger und feiner Kopf[715] an Urtheilskraft, durchdringendem Scharfsinn, in der Rede Schlagfertigkeit und Zierlichkeit, hatte er unter den Mongolen nicht seines Gleichen“; dazu war er ein gewandter Briefsteller, Buchhalter, Dichter und Astronom, ein ganzer Keschadschem, d. i. ein in den fünf freien Künsten, deren Anfangsbuchstaben in diesem Worte enthalten sind[716] (Schreibkunst, [387] Dichtkunst, Astronomie, Philologie und Musik), vollkommen bewanderter, hochgebildeter Mann. Als nach der Hinrichtung Buka's der Emir Newrus in Chorasan rebellirte, wurde Tughan mit einem Auftrage dahin abgesandt; bei seiner Rückkehr liess Seaadeddewlet dem Schah vortragen, dass die Curiere Tughan's mehr als ihre normalmässigen Taxen genommen, und Tughan wurde zu der hierauf durch die Jasa gesetzten normalmässigen Strafe von siebzehn Stockprügeln verurtheilt. Tughan, welchen Nichts aus der Fassung brachte und welchem ein guter Einfall immer zur Hand, sah sich im Saale um und sagte: Was würde es denn schaden, wenn jeder der Collegen Emire einen der siebzehn Stockstreiche auf sich nehmen wollte? Es waren mehr als siebzehn Emire zugegen. Der Schah lachte, und allsogleich citirte Tughan das Distichon Motenebbi's:

Wenn der Löwe winkt mit Löwenmacht,
Meinet ja nicht, dass der Löwe lacht[717].

Durch diesen glücklichen Einfall und seine Geistesgegenwart kam er diessmal von der verhängten Strafe los, aber der Groll wider den Juden, der ihm die Schmach der Verurtheilung zugezogen, wurzelte so tiefer in seiner Brust, und er verband sich zum Sturze desselben mit dem Emir Kundschukbal und Anderen, indem sie keine Gelegenheit unterliessen, ihren Feind beim Schah zu verschwärzen. Dieser indessen, voll hochfliegender Pläne, stand noch immer fest durch den guten Erfolg seiner Finanzverwaltung, welche den Schatz füllte, und durch seine Einstreuungen von der Einführung einer neuen Religion, deren Oberhaupt der Schah sein sollte[718]. Arghun war nicht Moslim, wie sein Vorfahrer, sondern vielmehr den Juden und Christen geneigt; von seiner Neigung für die Juden spricht die fünfgetheilte Herrschaft der vier Brüder und des Neffen, von seiner Vorliebe für die Christen sein Befehl, die von Teguder zerstörten Kirchen wieder herzustellen[719], und seine Verbindungen mit den [388] Königen Armeniens und Georgiens, seine Gesandtschaften an den Papst und König von Frankreich, von denen weiter unten die Rede sein wird. Indessen, da sein Plan der neuen Religion noch nicht reif, konnte er nicht umhin, dem Scheine nach den Islam zu beschützen, wovon ein von Wassaf erhaltener, zu Gunsten der Pilgerkarawane von Mekka erlassener Befehl das Belege; indessen lag ihm wenig daran, dass das Blut der Pilger im Umfange des heiligen Hauses vergossen wurde, und siebzehn der grössten Imame verbannte er nach Schiras, um dort von Schemseddewlet die Strafe der Jasa, d. i. Prügel, zu empfangen.

Feldzug gegen Derbend; Bauten.

In der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche dieses Jahres begab sich Arghun, welcher auch ein Freund der Astronomie, wiewohl er mit Vorliebe Alchymie trieb, nach Meragha, um die Sternwarte zu besuchen; 4. Ramasan 688/
21. Sept. 1289
in der folgenden Tag- und Nachtgleiche des Frühlings verehrte er der Frau Bulughan, der Tochter Otaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Konghuraten, das Lager der verstorbenen Frau Bulughan, welche aus dem Hareme des Grossvaters Hulagu und des Vaters Abaka in das seine übergegangen war. 9. Rebiulewwel 689/
24. März 1290
Vier Tage nach vollzogener Hochzeit kamen Boten, welche feindlichen Einfall an der Gränze von Derbend meldeten. 13. Rebiulewwel 689/
28. März 1290
Die Emire Schiktur Nujan, Kundschukbal und Taghadschar wurden allsogleich aufzusitzen befehligt. Der Chan begab sich nach Pilsuwar und rückte mit dem schweren Gepäcke bis Schaburan vor; am Ufer des Karasu traf der Vortrab der beiden Heere auf einander. 1. Reb. achir 689/
15. April 1290
Das feindliche befehligte Abadschi und Mengli, die beiden Söhne Mengku Timur's, des Herrschers von Kipdschak, und der Feldherr Nokai; das Arghun's: die Emire Taghadschar, Kundschukbal, Toghruldsche und Taidschu, der Sohn Bukuwa's; die letzten drei setzten über den Fluss, schlugen die Kipdschaken, tödteten ihnen dreihundert Mann und machten mehrere Gefangene[720]. Hierauf [389] wurde zu Pilsuwar der Sieg mit Festen gefeiert, und Seaadeddewlet sandte die frohe Nachricht mittels Siegesschreiben durch's Reich[721]. 17. Reb. achir 689/
3. Mai 1290
Da die Ruhe an der Gränze von Derbend hergestellt war, wandte sich Taghadschar nach der östlichen, wo in Chorasan der Aufruhr des Emirs Newrus in hellen Flammen emporloderte. Arghun wurde durch den Tod seines Sohnes Jesutum betrübt; 7. Dschem. ewwel/
19. Juni
auch waren der Emir Sundschak und sein Sohn Schadi zu Meragha gestorben. Zwei Monate hernach ward zu Tebris Medschdeddin Muminan, dessen oben als eines Blutegels der Finanz Erwähnung geschehen, hingerichtet, und die Fahnen des Schah's trafen im Sommerlager von Alatagh ein; 2. Schaaban/
12. August
er kehrte über Wan und Wastan zurück. Auf dieser Station wartete dem Schah Kotbeddin der Schiraser auf und brachte seinen Atlas der westlichen Meere mit einer Beschreibung ihrer Gestade und Inseln, der Länder Rums und des mittelländischen Meeres dar. 13. Schaaban/
23. August
Der Blick Arghun's fiel auf die Stadt Amuria, so berühmt, als die Geburtsstadt des Kaisers Theophilos und die Verheerung derselben durch den Chalifen Moteaassim. Arghun liess sich Alles erklären und war mit der Erklärung ungemein zufrieden; er ging auf die Jagd, und sagte dem Molla, sich nach derselben wieder bei ihm einzufinden, weil er mit ihm gerne weiter spreche, da er so wohlberedt. Hierauf ging der Wink an Seaadeddewlet, die drei Verwalter, welche aus Rum zurückgekehrt waren: Emirschah, Fachreddin und den Sohn Hadschi Leila's, zu ergreifen; dem ersten rettete die Fürbitte Kotbeddin's und Seaadeddewlet's das Leben, der dritte ward sogleich getödtet, der zweite unter Aufsicht gesetzt und später hingerichtet. Hierauf kamen drei Emire: Akbuka, Doladai und Aldschiwaktan, aus Rum, von denen der erste dorthin zurückgesandt ward. 5. Schewwal 689/
13. Oct. 1290
Das Fest des Fastenmondes wurde zu Tebris zur Freude der Moslimen mit grosser Feierlichkeit begangen. Es wurden vier Minarete erhöht; die Kadi und Imame, die Chatibe und Scheiche wurden alle versammelt. Arghun, der ein grosser Bauliebhaber, [390] befahl, auf der Westseite der Stadt eine Vorstadt anzulegen, welche Schem oder Schenb hiess, und in der später sein Sohn Ghasan sein berühmtes Grabmal erbaute; er befahl den Bau einer Stadt zu Scherujas, nördlich von Kaswin, welche, ebenfalls erst später unter Ghasan vollendet, den Namen Sultanije erhielt; eine Tagreise südlich von Sultanije, zu Andscherud, hatte Arghun's Vater, Abaka, einen Palast in der Ebene erbaut, wo ein natürliches Wasserbecken mit zwei Abflüssen, dessen Wasser sich nie mindern und mehren soll, wenn auch die Abflüsse verdämmt werden[722]. In der Nähe von Sedschas ist der gleichnamige Berg, auf welchem hernach Arghun begraben ward; auch im Gebirge Alatagh, welches das gewöhnliche Sommerlager schon von Hulagu's Zeit her, baute er ein Serai[723]. Zu Lar oder Lardschan[724], der gleichnamigen Hauptstadt der am Fusse von Hügeln gelegenen Landschaft Laristan, baute er einen Sommerpalast, welcher das Köschk Arghun's hiess; der Basar der Stadt gilt noch heute für den schönsten Persiens; das heute in Ruinen liegende Schloss galt ehemals für uneinnehmbar. Die zwölftausend Einwohner leben von dem Erzeugnisse ihres Kunstfleisses, Bogen und Baumwollzeugen; alle Häuser sind bequem und nett eingerichtet; jedes mit den beiden Luxusanstalten einer persischen Sommerwohnung, nämlich einem Badgir und Serdab[725], d. i. mit einem Windfang und einem unterirdischen Saale, versehen; in diesen dringt die Hitze nicht ein, durch jenen kreist im oberen Theile des Hauses der Luftzug. Zu Tebris erhielt die von Arghun erbaute Vorstadt den Namen Arghunije; er gab Jedermann die Freiheit, sich dort anzusiedeln; und liess unterirdische Kanäle (Kjaris) graben nach dem in Persien von uralter Zeit her eingeführten und heute noch üblichen Systeme unterirdischen Kanalbaues. Die kühlen Thäler des Alatagh waren das gewöhnliche Sommerlager, die südlichen Ebenen von Kongorolang, d. i. die Falkenweide, [391] das Sommerlager, wo hernach Sultania gebaut ward; der Frühling und Herbst wurde, wie gesagt, wechselweise zu Meragha und Tebris zugebracht, wie vormals die persischen Könige ihre Residenz nach den Jahreszeiten zu Babylon, Ekbatana oder Susa aufschlugen.

Arghun's Krankheit.

Arghun, der Alchymie und den geheimen Wissenschaften ergeben, hatte indische Bachschi, d. i. Schreiber, gefragt, durch welche Mittel sie sich ihr Leben so langwierig fristeten. Sie gaben ihm ein aus Schwefel und Merkur zusammengesetztes Mittel als die Panacee der Lebensverlängerung an. Arghun nahm dasselbe durch acht Monate, und als ihm hierauf die Bachschi eine Quarantäne zu Tebris vorschrieben, schloss er sich dort ein, ohne Jemanden Anderen, als Seaadeddewlet und seine Geschäftsführer Ordu Kaja und Kadschan zu empfangen. Nach den vollendeten vierzig Tagen begab er sich in's Winterquartier nach Arran, wo er krank ward, vom Arzt Emineddewlet Arznei nahm; als diese nicht anschlug, gab ihm einer der Bachschi eines Tages drei Becher Weins, worauf er einen Anfall von Zipperlein hatte. Nach zweimonatlichen Leiden fiel es ihm ein, die Ursachen der Krankheit, welche übernatürlicher Einwirkung Schuld gegeben ward, untersuchen zu lassen. Die Einen sagten, sie rühre von bösen Wesen her und könne nur durch Almosen geheilet werden; die Kamen, welche nach mongolischer Art das Geheime und Verborgene aus Schulterbeinen der Schafe erforschten, warfen den Verdacht von Zauberei auf. Die Prinzessin Tughandschak, die Tochter der Frau Ilkotlogh, war die angeheirathete Nichte Dschuschkab's, dessen Tochter Arghurak mit Schadi Gurgan vermählt, mit diesem die Tochter Tughandschak aus dessen Beischläferin Ilkotlogh erheirathet hatte. Ilkotlogh war also aus dem Harem Schadi Gurgan's in das Arghun's übergegangen, und Tughandschak erscheint hier als Nebenbuhlerin ihrer Mutter um die Liebe des Schahs. Sie wurde mit anderen Frauen ihres Gefolges vor Gericht geladen. Sie bekannte, dass sie, um sich der Liebe des Chans zu versichern, Talismane geschrieben, und dass sie, um sein Leben zu retten, [392] gerne das ihrige opfern wolle. Sie wurde der Zauberei schuldig erkannt und mit allen ihren Zofen ertränkt. Durch die Krankheit des Chans war Seaadeddewlet auf's äusserste bestürzt, indem er wohl einsah, dass sein Leben an das des Schahs geknüpft sei. Er nahm nun zu guten Werken die Zuflucht; an Einem Tage erliess er siebzig Schreiben, sogenannte Gerechtigkeitsbefehle, welche die Ausübung der Gerechtigkeit einschärften und Almosen anordneten. Eine seiner grössten Wohlthaten waren dreissigtausend Dukaten, womit er den Bewohnern Bagdads ein Geschenk gemacht, und hunderttausend, die er den Armen und Frommen von Schiras zugedacht. Es ergingen Befehle, wodurch verboten ward, den Verwandten der Majestät, den Frauen, Söhnen, Töchtern, Schwägern, das Geringste zu nehmen; hierdurch hoffte er, dieselben mit dem Fiskus und sich zu versöhnen; allein die Emire[726], denen seine Herrschaft immer unerträglicher, verschworen sich zur Abschüttelung dieses Joches, 4. Ssafer 690/
5. Febr. 1291
und sie traten zuerst als öffentliche Ankläger wider das Werkzeug der Blutbefehle, den Sultan Aidadschi, auf, durch welchen vor zwei Jahren die Prinzen Huladschu und Karabukai und eilf andere, in Allem dreizehn Prinzen aus dem Geblüte Tschengischan's, hingerichtet worden waren, indem diese Hinrichtung nun als die eigentliche Ursache der Krankheit Arghun's angegeben ward. Ein Kame sagte aus, die mit ihren Vätern hingerichteten unschuldigen Kinder, Söhne Huladschu's und Karabukai's, seien dem Arghun erschienen und hätten ihm Vorwürfe über ihre unverschuldete Hinrichtung gemacht; er habe ihnen geantwortet: Davon weiss ich nichts; nicht ich bin euer Mörder, sondern Sultan Aidadschi. Dieser, hierüber zur Rede gestellt, berief sich auf des Chans Befehl. Die Antwort kam: er wisse nicht darum. Sultan Aidadschi entgegnete: wie könne der Chan diess gesagt haben, da ihm die Krankheit seit langem die Sprache benommen. Die Richter urtheilten, dass, wenn der Padischah nicht sprechen könne, die Ursache seiner [393] Krankheit keine andere als das durch Aidadschi gegebene Bluturtheil sei, und verurtheilten ihn zum Tode. 1. Rebiulewwel 690/
4. März 1291
Am selben Tage (es war das Geburtsfest des Prinzen Chatai Aghul) wurde Dschudschi auf Tughan's Befehl ergriffen und in der Nacht hingerichtet; am folgenden Tage zog Taghadschar den Seaadeddewlet und seinen Helfer Ordu Kaja vor Gericht, und Beide wurden getödtet[727]; ihre Häuser wurden vom Heere geplündert. Sechs Tage hernach starb Arghun zu Baghdschei Arran 7. Rebiulewwel 690/
10. März 1291
und zwei Tage später wurde sein Leichnam nach dem Berge Sedschas abgeführt, wo sein Grab noch nach dem alten Gebrauche der Mongolen verborgen gehalten, bis es in der Folge von seiner Tochter entdeckt, mit einem Dome überwölbet ward[728].

Arghun's Verhältniss mit Aegypten und den europäischen Fürsten.

Noch haben wir in der Regierungsgeschichte Arghun's die Darstellung seiner Verhältnisse mit Aegypten und mit christlichen Fürsten nachzutragen. Bereits unter der Regierung Ahmed Teguder's ist erwähnt worden, dass der Gesandte desselben, Abderrahman, von Sultan Kilawun eingekerkert, im Kerker gestorben sei. Nähere Umstände über diesen Botschafter finden sich bei den ägyptischen Geschichtschreibern. Kilawun hatte auf seinem Wege von Kairo nach Damaskus zu Ghasa den Tod Ahmed Teguder's und die Thronbesteigung Arghun's erfahren. 12. Dschem. ewwel 683/
27. Juli 1284
Einen Monat hernach gewährte er der persischen Botschaft zu Damaskus Audienz. Sie bestand aus dem Scheich Abderrahman, dem Emir Samdaghu und dem Wesir des Fürsten von Mardin[729]; der Scheich war in den Habit der Derwische als Fakir gekleidet; als er sich nicht freiwillig beugen wollte, wurde er gewaltsam zur Erde niedergeworfen, und der Sultan würdigte ihn keines Blickes; doch nahm er das Schreiben Ahmed's und liess die Botschafter mit Kaftanen bekleiden. Das Schreiben Ahmed's begann mit der gewöhnlichen Formel [394] mongolischer Befehle: Unser Wort an den Sultan Aegyptens. Unter den Geschenken zeichneten sich sechzig grosse Perlen, ein Topas im Gewichte von zweihundert Miskalen und ein Rubinbalasse von zwei und zwanzig Drachmen aus. Kilawun liess sie dreimal in seine Gegenwart kommen, und verständigte sie das drittemal von Arghun's Thronbesteigung. Sie wurden alle ihres Gepäckes beraubt und eingekerkert. Der Scheich starb noch vor Ende des Jahres und seine Begleiter wurden dann in Freiheit gesetzt. 28. Ramasan 683/
8. Dec. 1284
Während dieser feierlichen, zur Schliessung festen Friedens gesandten Botschaft hatte sich Sultan Kilawun zweier beträchtlichen festen Plätze bemächtigt. Der eine, Katibe, in der Landschaft Amid, in der Nähe von Kerker, welcher von den Truppen von Biret, Aintab und Rawendan besetzt ward; der andere, Kachta, dessen aufrührerische Besatzung ihren Befehlshaber tödtete und das Schloss verrätherischer Weise an den Befehlshaber von Haleb übergab. Diesem fertigte im selben Jahre Arghun den Befehl eines Streifzuges nach Cilicien zu, um die Armenier dafür zu strafen, dass sie, als sie zwei Jahre früher sich mit den mongolischen Truppen zu Haleb befanden, die grosse Moschee eingeäschert. Sie drangen bis Ajas vor, schlugen die armenischen Truppen im Passe von Iskenderun, verfolgten sie bis Tell Hamdun und zogen sich dann zurück[730]. Zwei Jahre später streiften tausend Mann der Besatzung von Haleb nach Mardin und Sindschar und schlugen von Mossul die Besatzung, welche einen Ausfall gemacht, mit dem Verluste von zweihundert Mann zurück. Mit Papst Nikolaus IV. hatte Arghun wiederholten Verkehr von Gesandten, deren einer, Buscarell, ein Kuridschi, d. i. von seiner Leibwache, zugleich Ueberbringer von Schreiben an Eduard, König von England, und Philipp den Schönen von Frankreich. Die Gesandten versprachen Hilfe wider die Saracenen in Syrien und Bekehrung zum Christenthum. Die Gesandten Arghun's versprachen: der Chan wolle sich nach Jerusalems Eroberung in der heiligen Stadt taufen lassen; [395] der Papst belehrte ihn in seinem Schreiben über die Dogmen und Pflichten des Christenthums. Nikolaus schrieb nicht nur an den Chan, sondern auch an dessen Frauen und an seinen Sohn Oldschaitu, welchen die Mutter (Urukchan) getauft und Niklas genannt hatte. Der Papst schrieb an die Prinzessin Ilkotlogh[731], die er zur Verbreitung des Christenthums, nachdem sie beigetreten, aufmunterte; die Frau Uruk[732], welche von jeher Christin, bat er, auch die Prinzen Ghasan und Chatai Aghul[733], welche von anderen Müttern, zur Annahme des Christenthums zu bewegen. An König Eduard I. nahm der Gesandte Buscarell ein Schreiben des Papstes mit, welcher ihn zu ehrenvollem Empfange und geneigtem Gehöre empfahl; dem König Philipp schrieb Arghun im fünfhundertsten Jahre vor der französischen Revolution, dass er im folgenden mit seinen Truppen vor Damaskus zu lagern hoffe, ihm das eroberte Jerusalem schenken werde. Der erste dieser Gesandten Arghun's an den Papst war um ein Jahr früher angelangt; diess ist im selben, wo der Jude Seaadeddewlet zur vollsten Macht gekommen. Diese Botschaften Arghun's sind also wohl weniger dem Christenthume der Frauen und der Taufe der Prinzen zuzuschreiben, als der Politik des Juden, welcher durch die Hilfe des Papstes die Könige von Frankreich und England, [396] die Aegypter von Syrien abzuhalten hoffte. Sie umfassen die vier Jahre seiner Staatsverwaltung bis zu seinem, Arghun's fast gleichzeitigem Tode; als aber Nikolaus IV. seine Antwort auf das durch den Botschafter Tschagan an ihn und an Eduard, König von England, gerichtete Schreiben datirte, waren Seaadeddewlet und Arghun schon fünf Monate todt.

Kendschatu's Thronbesteigung.

Von Arghun's Tod sandten die verschiedenen Parteien der Emire, welche über die Nachfolge des Thrones getheilter Meinung, die Kunde an die drei Prinzen, denen sie denselben zugedacht; nach Chorasan an Ghasan, den ältesten Sohn Arghun's, nach Bagdad an Baidu, den Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Hulagu's, und nach Rum an Kendschatu[734], den Bruder Arghun's, welchem nach dem mongolischen Erbrechte die Nachfolge der Herrschaft als dem Aeltesten des Hauses gebührt. Am ersten Tage waren die Emire zwar über die Nachfolge Kendschatu's einig gewesen, aber schon am anderen sandten Taghadschar und Semaghar dem Legsi, welcher mit der Nachricht des Todes an Kendschatu abgefertigt worden, den Balisad mit der Nachricht nach, dass die versammelten Emire und Frauen noch den Baidu als den Aeltesten der Familie zum Throne berufen hätten. Hierzu bestimmte die beiden genannten Emire einerseits die Furcht vor Ghasan's bekannter Energie und Herrscherkraft, bei welcher der ihrigen wenig Raum bliebe, andererseits die Aussicht, dass, wenn Kendschatu Chan, er allen Einfluss der Herrschaft seinen mit ihm in Rum befindlichen Emiren überlassen und sie mit ihrer Partei leer ausgehen würden. Die Partei Baidu's bestand aus den Emiren: Taghadschar, Semaghar, Kundschukbal, Tokal, Schiktur, Tughan, Timurbuka, Tekne, Ildschidai, Toghdai und Doladai; [397] der letzte wurde auf der Stelle mit einem Heere nach Fars abgeordnet, wo die Luren eingefallen, Schiras erobert, den Vogt todtgeschlagen hatten. 8. Dschem. ewwel 690/
9. Mai 1291
Baidu, klug und umsichtig und ohne Heer, um dem an ihn gestellten Antrage anderer Emire Gewicht zu geben, anwortete: Nach dem Gesetze Tschengischan's gebührt die Chanschaft den Söhnen des Bruders, weil ihr Vater der Aeltere des meinen; welches Recht habe ich auf den Thron, so lange jener und andere Prinzen leben, die mir dem Alter nach vorgehen? Nach diesem Grundsatze hätte er den von sich gewiesenen Thron dem Ghasan als dem Aelteren zuweisen sollen; aber es scheint, dass, weil Kendschatu die grösste Partei für sich hatte, er es für klüger fand, sich an diesen zu halten, indem er ihm die Nachricht von dem an ihn gelangten Antrage mittheilte[735]. Baidu's Weigerung bestürzte die Emire, welche ihm den Antrag gemacht, und an deren Spitze Tughan, der Hebel des Sturzes der beiden Grosswesire der vorigen Regierung, des Turkmanen Buka und des Juden Seaadeddewlet. Einige[736] gingen nach Rum, um sich an Kendschatu anzuschliessen. Kundschukbal entfloh, Tokal verliess sich auf einen Haufen Georgier, Tughan brütete Aufruhr in Irak, der Prinz Suka (der jüngste Sohn Jaschmut's, des dritten Sohnes Hulagu's) mit den Emiren Tschoban, dem Suldusen, und Kurmischi, der Sohn Alinak's, führten auf Tokai's Rath das Lager der Frauen nach dem Gebirge von Alatagh dem Kendschatu entgegen. Die Frau Uruk, die Wittwe Arghun's, die Mutter zweier seiner Söhne und dreier seiner Töchter, war mit ihnen verstanden. Die Emire[737] welche dem Baidu zu Kökbuldagh[738], d. i. am blauen Quelle, in der Nähe von Sughurluk, aufgewartet, verliessen ihn. Ildschitai Kuschdschi, Kundschukbal, Timurbuka, Tschoban gingen zu Kendschatu über. Als er in die Nähe von Alatagh kam, gingen ihm Chatai Aghul, der jüngste Sohn Arghun's, und andere Prinzen entgegen. Taghadschar, [398] das Haupt der Partei Baidu's, wurde sogleich in Empfang genommen; Tughan, welcher nach Gilan entflohen, wurde eingebracht; 4. Redscheb 690/
23. Juli
doch wurde ihm, weil er ein Schützling Baidu's, vor der Hand nichts zu Leide gethan. Kendschatu bestieg in der Stadt Achlath den Thron.

Gericht über die Emire; Kendschatu's Krankheit und Familie.

Die erste Staatshandlung Kendschatu's war Bestrafung der beiden Häupter der Gegenpartei, der Emire Taghadschar und Kundschukbal, indem er jedem nach der Jasa drei Stockstreiche geben liess und den Befehl ihrer Tomane anderen übertrug[739], und den Tughan mit den Söhnen der von ihm unmittelbar vor dem Tode Arghuns hingerichteten Emire, Dschudschi und Ordu Kaja, welche Blutrache forderten, vor Gericht stellte. Als die Emire, des Todschlags ihrer Mitgenossen angeklagt, zur Rede gestellt wurden, bekannten sich Schiktur, Taghadschar, Kundschukbal, Semaghar, Tekne und Andere schuldig und flehten die Gnade des Padischah an, der dieselben auch begnadigte, Andere gelinde (mit drei Stockstreichen) bestrafte; nur wider Tughan, welchem sowohl der Emir Akbuka, der Betraute Kendschatu's, als die Frau Urukchan feind waren, wurden die Söhne Dschuschi's und Ordu Kaja's mit der Klage der Blutrache losgelassen; dennoch wollte ihm Kendschatu das Leben schenken; auf die Vorstellung der Frau Uruk aber, dass Tughan der Urheber alles Unheils, sagte Kendschatu: dass er in diesem Falle wohl den Tod verdiene; kaum war dieses Wort seinen Lippen entfahren, als Akbuka den Söhnen Dchuschi's und Ordu Kaja's die Blutrache der Väter überliess. 6. Schewwal 690/
5. Oct. 1291
Taghadschar und Kundschukbal wurden begnadigt, Schiktur wurde zum Stellvertreter in Persien ernannt. Kendschatu bezog das Winterquartier in Arran und lagerte zu Karadschal am Ufer des Kor, seinem ehemaligen Horte. Von hieraus wurden die Kundmachungsbefehle der Thronbesteigung in die Länder gesandt; auf ein Gutachten der Astronomen wurde in den Diplomen und auf den Münzen [399] dem Namen Kendschatu's die geheimnissvolle, ihm von dem Kamen ertheilte Formel, Irindschin Durdschi[740] beigesetzt. Senbu, der Bruder Suka's, der zweite Sohn Jaschmut's, starb zu Dschaghatu[741]; der Prinz Enbardschi, der älteste Sohn Mengu Timur's (des eilften Sohnes Hulagu's), wurde in die östlichen Länder gesandt. Auch dieser hegte herrschsüchtige Gedanken, welche während der Abwesenheit Kendschatu's in Rum, wohin er sogleich nach der Thronbesteigung zurückgekehrt war, in seinem Hause durch Taghadschar genährt worden. Der Geschäftsmann Stellvertreter des letzten Ssadreddin von Sindschar, ein grosses Verwaltungstalent, hatte seinem Bruder Kutbeddin, welcher sich im Lager Enbardschi's befand, die ihm von Taghadschar gegebene falsche Kunde gesandt, dass Kendschatu's Heer in Rum von den Turkmanen und Karamanen aufgerieben sei und dass er sich beeilen möge, Besitz vom Throne zu nehmen. Kutbeddin gab diese Nachricht dem Scheich Dschemal von Schiras, welcher des Vertrauens Enbardschi's genoss. Dieser, klug und umsichtig, sandte den Scheich auf Kundschaft an Schiktur Nujan; auf dem Wege begegnete er dem Taghadschar und Ssadreddin, welche ihn bewegen wollten, auf der Stelle umzukehren und den Enbardschi zu schnellem Anmarsche zu bewegen. Der Scheich stellte sich willfährig, sagte aber, dass er nur, da er schon in der Nähe, sein Haus besuchen wolle; statt dieses Besuches begab er sich geradewegs nach Karadschal in's Lager Schiktur's, wo er sich von der Unwahrheit der Angaben Ssadreddin's überzeugte. Er entledigte sich also freundlicher Botschaft im Namen Enbardschi's und theilte dann dem Schiktur insgeheim den Auftrag Taghadschar's und Ssadreddin's mit. Schiktur sandte ihn mit freundlichem Schreiben und Geschenken an Enbardschi zurück; aber am nächsten Morgen überfiel er die Zelte Taghadschar's und behielt ihn und Ssadreddin bis zur Rückkehr Kendschatu's bei sich; als die Nachricht von dessen Ankunft verlautete, sandte er sie in [400] einem Geleite von fünfhundert Reitern demselben bis Ersenrum entgegen. 12. Redscheb 691/
30. Juni 1292
Als Kendschatu zu Alatagh ankam, befiel ihn Krankheit, die längere Zeit dauerte; während derselben wurden von allen Gemeinden der verschiedenen Religionen Gebete angestellt; die Imame, Bischöfe, Rabbiner und Budhapriester beteten für die Dauer seines Lebens[742]; keiner Religion besonders zugethan, war er für alle gleichgültig[743], nur sinnlichen Genüssen ergeben. Seine sechs Frauen waren: 1. Aische, die Tochter Tughu's, des Sohnes Ilkai Nujan's; 2. Dundi, die Tochter Akbuka's, des Sohnes Ilkai's, die Base der vorigen; 3. Iltürmisch, die Tochter Kotlogh Timur Gurgan's, des Konghuraten; 4. Padischah Chatun, die Tochter Kutbeddin's, des Sultan's von Kerman; aus dem Hareme seines Vorfahrers die Frauen: 5. Bulughan und 6. Uruk. Ausser diesen hatte er die Söhne Alafreng und Iranschah aus der Frau Dundi und Dschinkpulad aus der Frau Bulughan, drei Töchter aus der Frau Aische und eine vierte aus der Beischläferin Abisch, der Tochter des Biklimisch, des Bruders Audschan's, des Erlaten.

Ssadreddin von Sendschan Wesir; Einfall der Luren in Irak und Fars.

Ssadreddin von Sendschan, der fündige Finanzmann, dessen oben erwähnet worden, bemühte sich um die Wesirsstelle durch Buraldschin Ikadschi, den Günstling Kendschatu's, und Scherefeddin Semnani, welcher beim Emir Akbuka in grösstem Ansehen und Einfluss. Durch diese beiden Kanäle gelang es ihm, mit der Würde des Emirs die des Wesirs zu vereinigen. Er erhielt dazu das goldene Ehrenzeichen des Löwenkopfes mit Rossschweif und Pelz und einen Toman von Truppen. 6. Silhidsche 691/
19. Nov. 1292
Sein Anstellungsdiplom verbot den Prinzen und Prinzessinnen, sich im Geringsten in die Geschäfte der Verwaltung und der Finanzen zu mischen; sein Vorname Ssadreddin, d. i. Vorsitz der Religion, wurde in den von Ssadri dschihan, d. i. Vorsitz der Welt, umgeändert; zugleich erhielt sein Bruder Kutbeddin, d. i. Pol der Religion, das Amt des Richters der Richter mit der Veränderung seines Namens in Kutbi dschihan, d. i. Pol der Welt; ihr [401] Oheim Kawameddin, d. i. die Feste der Religion, erhielt die Befehlshaberschaft von Tebris mit dem Ehrennamen von Kawamolmülk, d. i. Feste des Reichs. Zum zweitenmale sah Persien die Verwaltung der Geschäfte den Gliedern einer einzigen einflussreichen Familie übertragen, wie unter Hulagu den beiden Brüdern Dschuweini und dem Sohne des Wesirs Schemseddin, Behaeddin, als Befehlshaber von Schiras. Die Sorge für die Herschaffung der Lebensmittel, das Oberverpflegungsamt des Heeres, wurde dem Fachreddin Aidadschi bestätigt[744]; dieser aber bat um Entschuldigung, indem er vorstellte, dass er bereits dreissig Jahre lang mit diesem Amte betraut, durch die Anforderungen von Zuschüssen der Prinzen und Prinzessinnen sich in Schulden gestürzt. Kendschatu wies dreissig Tomane zur Zahlung der Schulden an und empfahl ihm fürderhin die grösste Freigebigkeit und Gerechtigkeit; denn er wollte, dass seine Regierung der Ogotai's gleiche, mit welchem er die Tugenden der Grossmuth und Milde, aber auch den Hang zum Wohlleben gemein hatte. Das grösste Lob seiner Regierung ist, dass während derselben, einige Hinrichtungen in Luristan ausgenommen[745], Niemand getödtet ward; den grössten Beweis seiner Milde gibt die Nachsicht, die er den rebellischen Fürsten von Lur und Jesd angedeihen liess. Efrasiab von Lur, der Sohn des unter der Regierung Abaka's und nachmalig erwähnten Atabegen Jusufschah, hatte unter der Regierung Arghun's, trotz der Gegenvorstellungen der Befehlshaber von Schiras, den Distrikt des Gebirges Kiluje, welches die Gränzscheide zwischen Fars und Lur, überfallen lassen. Er bemächtigte sich des festen Schlosses Mandschescht und setzte seinen Neffen Kisil über den neu erworbenen Gebirgsdistrikt. Kisil's eilf Brüder standen an der Spitze eben so vieler Heeresabtheilungen; es entstand zwischen dem Oheime [402] und Neffen Streit über die Verwaltung des Berggebietes; Kisil, einigemal geschlagen, floh nach Schiras, kehrte dann aber wieder zurück, und schloss seinen Frieden mit dem Oheim; um denselben zu befestigen, verstand sich Efrasiab zur Hinrichtung seines Wesirs Dschelaleddin, und Entrichtung von Geldern. Als unmittelbar vor dem Tode Arghun's das Reich durch die Uneinigkeit der Emire und Arghun's schlaghaften Zustand in der grössten Verwirrung, benützte Kisil dieselbe zu einem Einfalle in Irak; er liess zu Issfahan die Verwandten des Emirs Dschelaleddin hinrichten, und der mongolische Vogt Baidu, der Schwager Taghadschar's ward durch die lurischen Reiter vor der Stadt getödtet. 8. Dschem. ewwel 690/
9. Mai 1291
Kisil sandte seinen Bruder Salghurschah in dieselbe, und das Heer der Luren nahm unter dem Geschrei: Gott ist gross! davon Besitz. Salghurschah setzte sich in dem Hause Chodscha Behaeddin's auf den Thron, und die Münze von Schiras prägte auf den Namen Efrasiab's von Lur[746]; dann dehnte er seine Herrschaft von den Gränzen Hamadan's bis an's Meer von Fars aus, überall lurische Vögte ernennend. Dschelaleddin, den Sohn des Atabegen Tekele, und Melik Nussret sandte er mit zweitausend Pferden[747] wider den Toman Arghasun's; auf dem Marsche erhob sich zwischen Beiden Streit über den Vorrang des Marsches und sie zogen jeder auf seine Faust. Anfangs schlugen sie zwar die Mongolen und machten grosse Beute, aber diese kehrten zurück, und rächten die verlorene Beute durch die Niederlage der Luren; in diesem Treffen tödtete ein mongolisches Weib allein zehn Luren[748]. Endlich wurde Toladai wider die Luren, und Jisudar wider Jusufschah, den Atabeg von Jesd, gesandt, welche zu gleicher Zeit sich empört hatten. Toladai schlug die Luren und Efrasiab erhielt durch den Kanal der Frau Utruk und Padisch Chatun seine Verzeihung; nur Kisil und seine Angehörigen wurden hingerichtet.

[403]

Eroberung von Kalaaterrum; Bothschaft Tuktai's; Papiergeld.

Gleichzeitig mit der Dämpfung der Unruhen in Irak und Fars traf die Nachricht ein, dass Melik Eschref, der Sultan Aegyptens, Kalaaterrum am Uebergange des Euphrats belagere. 8. Dschem. sani 691/
27. Mai 1292
Zwanzig Wurfmaschinen spieen durch drei und dreissig Tage Steine und Naftafeuer hinein; endlich ward die Stadt durch Sturm erobert, die Besatzung, welche aus Mongolen und Armeniern bestand, niedergehauen, zwölfhundert Einwohner mit Weibern und Kindern in die Sklaverei geschleppt[749]. 1. Redscheb 691/
26. Juni
Kalaaterrum, das Schloss der Römer, von diesen und den Griechen Zeugma, d. i. die Ueberfuhrt, genannt, das ober Bire, dem alten Birthe, am Flusse Merseban[750] liegt, war seit vier und zwanzig Jahren der Sitz des armenischen Patriarchen, dessen Pallast und Kirche bei der Einnahme in Flammen aufgingen. Sultan Eschref, welcher das Jahr vorher durch die Eroberung Akka's Syrien von den Kreuzfahrern gereinigt hatte, verwandelte den Namen des Römer- oder Griechenschlosses in den des Schlosses der Moslimin; aber der alte lebte dennoch fort, und hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Kendschatu vermählte sich jetzt mit der Frau Bulughan, der geliebten Gemahlin seines Vorfahrers und seines Bruders Arghun. Tekia oder Tetkaul starb in dem Pallaste Manssurije zu Arran und wurde nach Meragha bestattet. 3. Dsch. ewwel 692/
11. April 1293
Von Meragha begab sich der Hof nach Siahkuh, wo ein Gesandter Kuwindschi's, des Sohnes Sertaktai's, des Zweitgebornen Dschudschi's, des Oberhauptes der weissen Horde, mit Versicherungen von Freiheit und Eintracht, 7. Schaaban 692/
13. Juli 1293
und zwei Tage darnach die Gesandten Urugt Timur Aghul's, des Sohnes Kaidu's, des Enkels Ogotai's, mit dem Glückwunsche desselben, auch Gesandte von Emir Newrus, welcher in Chorasan die Regierung an sich gerissen. Zugleich mit diesen Gesandten der Uluse Dschudschi's und Ogotai's trafen die Gemahlinnen Kendschatu's, Aische aus Kleinasien und Baitmisch aus Diarbekr ein. 17. Schaaban 692/
23. Juli 1293
Kerrai Aghul, der Sohn Mengku [404] Timur's (des ältesten Sohnes Hulagu's) mit den Emiren Doladai und Kundschukbal, welche nach Chorasan gesendet worden, kehrten zurück. 12. Ramasan 692/
16. Aug. 1293
Das Hoflager zog nach Audschan, von da nach Heschtrud, Meragha und Arran, wo überwintert ward. In diesem Winterquartier wurde die Geburt des zweiten Sohnes Kendschatu's, des Prinzen Iranschah, zu Bire gefeiert. 5. Rebiulewwel 693/
24. Jan. 1294
Drei Tage hernach traf die Botschaft Tuktai's, des Herrschers von Kipdschak, ein, deren Vorsteher der Prinz Kalintai. Zu Delan Nawer wurde denselben Gehör gewährt. Nach drei Wochen wurden dieselben mit Ehrenbezeugungen entlassen, 8. Rebiulachir/
8. März 1294
nachdem sie noch Tags vorher der Grundsteinlegung der neuen Stadt am Ufer des Kor beigewohnt, welche den Namen Kotlogh Baligh, d. i. der guten Balley, erhielt. 2. Dschem. ewwel 693/
31. Mai 1294
Kerrai Aghul, welcher vor noch eilf Monaten aus Chorasan zurückgekehrt war, ging mit Tod ab, 7. Redscheb 693/
3. Juni 1294
und neun Tage hierauf erschien Prinz Baidu im Hoflager zu Alatak, um seine Huldigung darzubringen; 16. Redscheb 693/
12. Juni 1294
er ward ungnädig empfangen, und erhielt die Erlaubniss seiner Rückkehr nur auf die Fürbitte des Günstlings Burakin Ikadschi, dessen Einfluss, wie oben erzählt worden, dem Ssadreddin von Sendschan die Wesirsstelle verschafft hatte. Dieser wollte seiner Finanzverwaltung Ruhm verleihen durch eine neue, in China längst übliche, aber in Persien unerhörte Massregel, nämlich durch die Einführung des Papiergeldes, das auf mongolisch Tschaw heisst. Vergebens stellte Schiktur Nujan vor, dass diese Massregel der Ruin des Landes; er wurde aus dem Wege geräumt. Der Emir Akbuka, Taghadschar, der Wesir Ssadreddin und der Hofdiener Temachi verfügten sich nach Tebris, um dort das Papiergeld einzuführen; 19. Schaaban 693/
15. Juli 1294
sie kamen dort im Fastenmonde an, und führten dasselbe fünf Wochen nach ihrer Ankunft vermöge einer Verordnung ein, welche dasselbe in allen Zahlungen an Geldes statt anzunehmen befahl und auf die Nichtannahme die Todesstrafe setzte. 10. Ramasan 693/
12. Sept. 1294
Dieser den Bewohnern von Tebris unvergessliche unheilsame Tag war der zwölfte September[751]. Eine Woche lang ward dasselbe [405] durch die Gewalt des Schwertes den Einwohnern aufgezwungen; bald aber stieg die Verwirrung auf's höchste, indem aller Handel und Wandel gehemmt ward. Der Namen desselben ward als gebenedeites Papiergeld[752] zum Spotte. Das Gepräge dieses Papiergeldes war das mohammedanische Glaubensbekenntniss mit der geheimnissvollen Formel: Irdschin Turdschin, und die Jahreszahl der Entstehung 693 (1294)[753]. Iseddin Mosaffer, welcher dem Wesir diesen Auftrag gegeben, war der Gegenstand der allgemeinen Verwünschung. Wiederholte Aufstände und Versuche, dem Wesir das Leben zu nehmen, erzwangen vom Bruder endlich die Erlaubniss, das Vorhandene um baares Geld verkaufen zu dürfen. Darüber entstand allgemeiner Jubel und endlich wurde die Aufhebung desselben nach ein Paar Monaten befohlen. Prinz Aghul in Chorasan hatte dasselbe nie angenommen und sich damit entschuldigt, dass die Luft, welche in Chorasan so scharf, dass Waffen binnen Jahresfrist rosteten, das Papier bald zerfressen haben würde, und liess das ihm zugeschickte verbrennen; wir setzen die Schilderung der Folgen dieser Massregel mit Wassaf's eigenen Worten hieher.

Verrath der Emire; Kendschatu's Ende; Baidu's Thronbesteigung.

Die Unzufriedenheit der Völker Persiens mit dem in Weichlichkeit und Wollust versunkenen Leben Kendschatu's ermuthigte den Prinzen Baidu, welchem vor ihm von den Emiren der Thron angetragen worden war, zum Versuche, denselben wirklich zu behaupten. Nachdem er bei seiner letzten Aufwartung von Kendschatu übel aufgenommen, nur durch die Fürbitte des Günstlings Burekdschin Ikadschi vorgekommen, beklagte er sich über solche Behandlung bei den Emiren, und als von diesen Tudadschu, der Oberrichter Dschidschek Gurgan Legsi, der Sohn Arghun's (des Statthalters) und Iltimur, der Sohn Hindukur Nujan's, nach Bagdad gekommen, verband er sich mit ihnen zum Aufstande [406] wider Kendschatu. Dschemaleddin von Destadscherd, der Vorsteher der Sekretäre der Steuer zu Bagdad, schloss sich an dieselben an, und schaffte ihnen die für den Unterhalt des Heeres nothwendigen Lebensmittel. Baidu schickte Abgeordnete nach Bagdad, um den Mohammed Sikurdschi, welcher dort mit dem Diplome Kendschatu's die Vogtei verwaltete, zu tödten[754]. Ghurantai Gurgan, der Eidam Kendschatu's, Gemahl von dessen ältester Tochter Kotlogh, gab durch Eilboten dem Schwiegervater von der Verschwörung der Emire, und von dem, was zu Bagdad vorgefallen, Nachricht, und warnte ihn wider seine nächsten Umgebungen, die Emire Doladai Ordadschi, d. i. Kellermeister, Kundschukbal (welchem Oldschatai, die erstgeborene Tochter Arghun's, sowie seinem Bruder Ahmed früher Taghai, die zweite Tochter Abaka's, als Frau bestimmt gewesen), Tukal (der Gemahl Oldschai Timur's, der zweiten Tochter Arghun's), Ildschidai und Bukdai, als dieses Anschlages theilhaftig. Kendschatu berieth sich mit Akbuka, in dessen Händen noch immer die Zügel der obersten Leitung der Geschäfte, liess die genannten Emire ergreifen und schickte sie gebunden nach Tebris[755]. Hasan und Taidschu, die beiden mit der Leitung der Geschäfte Betrauten Kendschatu's stellten die Nothwendigkeit vor, durch die Hinrichtung der Emire das Uebel mit der Wurzel auszurotten; aber Taghadschar, der schon verderbliche Plane hegte, verhinderte die Hinrichtung und schickte sie als Gefangene nach Tebris in Verhaft, den Tukal ausgenommen, welcher nach Georgien geschickt ward. Von Arran aus gingen Gesandte an Baibuka, den Botschafter, nach Diarbekr, dass er dort den Baidu ergreife. Als die Gesandten nach Irbil gekommen, vernahmen sie, dass Baibuka von Baidu's Abgesandten aufgehoben worden sei; sie kehrten also schnell zurück, um [407] diesen Unfall dem Herrn zu berichten. 28. Rebiulachir 694/
17. März 1295
Hierauf wurden die Emire Akbuka und Taghadschar mit Truppen wider Baidu gesandt. Taitak führte den Vortrab von fünftausend Reitern nach Hamadan, ihm folgten Akbuka und Taghadschar mit zwei Tomanen. Ausser Hamadan trafen die Vorposten Taghadschar's und Baidu's aufeinander; die Baidu's wurden zurückgeschlagen. 3. Dschemasiulewwel 694/
21. März 1295
Der Chan selbst brach mit einem Heere vom Thale Aher auf. Taghadschar, welcher, da Akbuka das höchste Vertrauen genoss, von Kendschatu sich abgewandt, sandte heimlicher Weise verrätherische Botschaft an Baidu, ihn zum Aufruhre ermunternd. Als das Heer am Ufer des Dschaghan stand, sagte Akbuka, wiewohl er von der heimlichen Sendung Taghadschar's keine Kunde hatte, zu diesem: Du bist ein Ränkeschmied, und gewahrest nicht, in welche Dinge du dich einlässest. Taghadschar, der sich verrathen glaubte, berieth sich in der Nacht mit seinen Emiren und ging zu Baidu über. Akbuka, als er sich auf diese Weise verlassen sah, eilte mit dreihundert Reitern zum Dienste des Schah. Kendschatu, bestürzt, wollte nach Rum entfliehen, aber seine Angehörigen redeten ihm diesen Plan aus, ihn zur Bekämpfung des Feindes ermuthigend. Das Lager brach gegen Arran auf; als er zu Pilsuwar stand, entfloh Hasan, der Sohn Buku's, welcher von der Wiege auf von den Umgebungen der Majestät, um Mitternacht zu Baidu, und die Emire Doladai und Kundschukbal, welche bisher zu Tebris in Verhaft gehalten worden waren, thaten desgleichen. Die Emire Irindschin und Taidschik verbanden sich mit einigen anderen, und setzten ebenfalls den Kifdschak, den Sohn Baidu's welcher vom Vater an Kendschatu gesandt, von diesem in Gewahrsam behalten worden war, in Freiheit und führten denselben dem Vater zu[756].

Hinrichtung der Emire; Austheilung der Statthalterschaften.

Drei Tage nach dem ersten Vorpostengefechte ausser Hamadan schlugen sich dort Taitak und Toghruldsche mit [408] Baschmak Aghul und Karadscha, dieser einer der Prinzen des Lagers der Frau Uruk Chan und Eidam Sultan Ahmed Tekuder's, indem er dessen Tochter Sailun zur Frau hatte. 6. Dschem. ewwel 694/
24. März 1295
Der Sieg war auf der Seite Taitaks; jetzt aber war Tukal mit einem in Georgien gesammelten Heere in Anzug; er sandte den aus der Haft befreiten, und den noch darin gehaltenen Emiren Wort, dass er zum Dienste des Prinzen Baidu heranziehe, und gab ihnen Stelldichein an den Ufern des Kur. Eine Truppe von tausend Mann, welche zu Pilsuwar stand und den Aufenthalt Kendschatu's kannte, ergriff denselben und lieferte ihn den empörten Emiren aus, die ihn am selben Tage tödteten, wo Taitak das Heer Baidu's geschlagen. 6. Dschem. ewwel 694/
24. März 1295
Von den Günstlingen Kendschatu's wurden Itogthu und Itpuki mit ihm zugleich hingerichtet[757]. Itkuli, der Hundssklave, wurde an Baidu gesandt, damit er über denselben nach seinem Belieben verfüge; dieser schenkte ihm aber das Leben. Zwei Tage nach der Hinrichtung der Emire bestieg Baidu den Thron zu Audschan[758]. 8. Dschem. ewwel 694/
26. März 1295
Die Emire Temadschi und Sertak wurden ihrem Gebieter in's Grab nachgesandt[759]; die Emire Akbuka und Taidschu wurden aber nicht jetzt, sondern erst in der Folge, als Baidu von Ghasan am Flusse Heschtrud geschlagen ward, hingerichtet. Kendschatu war der zweite Herrscher der Mongolen in Iran, welcher, wie sein Oheim Ahmed Tekuder, ein Opfer des Aufruhrs der Emire gefallen war, und das Regierungsende Arghun's, seines Bruders, war nicht weniger blutbefleckt durch der Emire Zwiespalt. Alle drei haben der nöthigen Herrscherkraft, um das vielköpfige Ungethüm der Emirenherrschaft im Zaum zu halten, ermangelt, und nach Hulagu und Abaka war erst Ghasan, der Enkel des letzten, wieder Herrscher im vollsten Sinne des Wortes. Von dem Zusammenflusse des Kur (Cyrus) und des Dschaghantu, d. i. des weisschäumenden Araxes, wurden Eilboten abgesandt an Ghasan, den Neffen Kendschatu's [409] in Chorasan, um ihm von dem Vorgefallenen Nachricht zu geben, an Baidu, um ihn auf den Thron zu berufen. Baidu, der nähere, welchem der Thron schon vor Kendschatu von den Emiren zugedacht worden, bestieg denselben 19. Dschem. ewwel 694/
6. April 1295
und erliess in alle Länder Kündigungschreiben des Inhaltes: „Da Kendschatu sich von den Pflichten der Herrschaft abgewandt und die Gebote Tschengischan's verbannt, so haben Wir ihn mit Uebereinstimmung der Prinzen und Prinzessinnen entthront; die Besorgung aller Geschäfte der Länder und die Vollendung der wichtigsten Geschäfte der Unterthanen liegt nun im Ringe des königlichen Willens.“ Dem Taghadschar, welcher der Hebel der Erhebung auf den Thron, wurde die Würde des Fürsten der Fürsten mit dem Oberbefehle des Heeres und der Finanzen verliehen[760]. Die Emire Kundschukbal, Tukal, Tudadschu, Legsi Gurgan wurden ihm untergeben. Dschemaleddin von Destadscherd, der Steuereinnehmer von Bagdad, welcher sich dort den verschworenen Prinzen zuerst angeschlossen, erhielt eine Anstellung in den Finanzen, und nahm seinen Vornamen für eine gute Vorbedeutung. In die Fusstapfen Abakachan's tretend, welcher alle Landschaften einzelnen Emiren übergeben, und diese dafür verantwortlich gemacht hatte, übertrug er Bagdad und die Umgegend dem Tudadschu; Rum und Diarbekr mit den dazu gehörigen Distrikten dem Taghadschar Nujan; die Gebiete von Irak und Lur dem Toladai Aidadschi; die Statthalterschaft von Schiras und Schebankjare verlieh er dem Kundschukbal; dem Dschemaleddin wurden die Statthalterschaften von Schiras mit allem Zubehör zu Land und zur See, wie zur Zeit Kendschatu's, mittels Jerlighs, Paise und Kaftans, d. i. mittels Patentes, Löwenkopfs und Ehrenkleides, so auch der Prinzessin Kurdudschin die Statthalterschaft von Kerman bestätigt, von welcher unter der folgenden Regierung ausführlicher zu sprechen, der Ort seyn wird; die nur acht [410] Monate dauernde Baidu's ist so enge mit den gleichzeitigen Thronansprüchen seines Nachfolgers Ghasan verflochten und ist, die entscheidenden Begebenheiten in Chorasan abgerechnet, so unbedeutend, dass dieselbe am besten mit der Erzählung der Geschichte Ghasan's vor seiner Thronbesteigung im folgenden Buche verwebt wird.

[411]

I. Beilage.


Auszug aus der Geschichte Haider's über Dschudschi.


Auszug aus der Geschichte Haider's auf der kön. Bibliothek zu Berlin. Band II. Blatt 601.

Kurz Dschudschi starb ein Jahr nach Tschengis Chan, aber die Geschichtschreiber sind über die Zustände Dschudschi's nicht einig. Einige sagen, dass Dschudschi Chan, nachdem er sich nach der Eroberung Chuaresm's von den Brüdern getrennt, nach Kipdschak gegangen, von dort aber wieder zurückgekehrt, an der Gränze Indiens mit des Vaters Gegenwart geadelt ward, und demselben tausend Schimmel zum Geschenke schickte; aber Hafis Ebru setzt das Gegentheil auseinander, nämlich, dass nach der bei der Belagerung Chuaresm's zwischen Dschudschi, Ogotai und Dschaghatai vorgefallenen Misshelligkeit Dschaghatai und Ogotai sich zum Vater begaben und an der Gränze Thalkan's und Bedachschan's mit des Vaters Gegenwart geadelt worden, und dass sich Dschudschi von Chuaresm gegen den Irtisch, wo sich dessen schweres Gepäck befand, begab, und sich mit seinen Lagern vereinte. Da Tschengis Chan früher befohlen hatte, dass Dschudschi die nördlichen Länder, nämlich die der Bulgaren, Baschkiren, Russen, Tscherkessen und Deschtkipdschak erobern solle, und Dschudschi sich jetzt gegen den Irtisch gewendet hatte, so glaubten die Söhne Tschengis Chan's, dass Dschudschi vermöge Befehls diesem Dienste obliege; als es aber zuletzt [412] erhellte, dass er Nichts unternahm, und nach Hause gegangen war, um des Wohllebens zu geniessen, ergrimmte Tschengis Chan gar sehr und befahl, an demselben, ohne dass er sein Antlitz sehe, die Strafe des Gesetzes zu vollziehen. Unterdessen war Dschudschi mit Krankheit behaftet und war desshalb, als Tschengis Chan aus Persien zurückgekehrt, in sein eigenes Lager gekommen; er war nicht im Stande, sich selbst zum Vater zu begeben, und schickte ihm blos einige Säcke von Turteltauben[761], indem er sich mit seiner Krankheit entschuldigte. Hierauf kam ein Tangute von den Jurten und Gränzen Dschudschi's zu Tschengis Chan; auf dem Wege sah er, dass dieser seine Jurten verändert, an einen anderen Ort hingezogen, wo gejagt ward; da er selber krank, hatte er seine Emire auf die Jagd geschickt; jener, der im Vorüberziehen eine Menge Volks jagen gesehen, schloss daraus, dass Dschudschi selber jage, und sagte daher, als Tschengis Chan um die Krankheit denselben fragte: Ich weiss von seiner Krankheit Nichts, denn als ich herzog, habe ich ihn an dem und dem Berge mit der Jagd beschäftigt gefunden; dieses Wort brachte Tschengis Chan in den grössten Zorn; denn es war in seinem Sinne nun ausgemacht, dass Dschudschi, ein Empörer, auf das Wort des Vaters nicht achte; er sagte, Dschudschi ist närrisch geworden und hat thörichte Handlungen begangen; nun ist es nothwendig, Truppen wider ihn zu schicken, an deren Spitze Dschaghatai und Ogotai ziehen und ihm nachsetzen sollen. Unterdessen lief die Nachricht von Dschudschi's Tod ein, wodurch Tschengis Chan sehr betrübt ward; er zog genauere Erkundigung ein, und als er fand, dass der Bericht jenes Tanguten Lüge und Verläumdung gewesen, gab er den Befehl, ihn hinzurichten; allein dieser, hiervon verständigt, war früher aus dem Lager entflohen. Die Zeit der Lebensjahre Dschudschi's war [413] dreissig Jahre; er hatte fünfzehn Söhne, von denen Batu ihm in der Chanschaft nachfolgte; die Namen der Söhne Dschudschi's sind die folgenden: 1) Orda, 2) Batu, 3) Berke, 4) Berketschiter, 5) Jetukami?, 6) Scheiban, 7) Tangkut, 8) Juden (Tuden?), 9) Tschilaun, 10) Sikur, 11) Dschemi, 12) Udur, 13) Boka Timur, 14) Schikum.

Hier sind nur vierzehn statt fünfzehn aufgeführt; es fehlt nämlich der von Reschideddin vor Udur aufgeführte Mohammed; dafür fehlt bei Reschideddin Jetukami, welcher interpolirt scheint. Weiter ist über diese Namen zu bemerken, dass der dritte bei D'Ohsson S. 325 Berkatschar, in der Handschrift Reschideddin's auf der kais. Hofbibliothek Berktschapar, was jedoch ob Mangel der Punkte zweifelhaft und in meiner Handschrift des Dschihanguscha bei der Thronbesteigung Ogotai's Berketschiter genennet wird. Das letzte scheint das richtigste und eine Zusammenziehung von Berke kitschikter, d. i. der kleinere Berke, zu sein; der vierte, hier Juden oder vielmehr Tuden genannt, heisst bei Reschideddin Tewal; der folgende bei demselben richtiger Tschilaikun statt Tschilaun, was daraus zusammengezogen. Der hier Dschemi genannte heisst bei Reschideddin Dschintimai und ist aller Wahrscheinlichkeit derselbe mit Suntai, welchen Wassaf in dem Abschnitte: von dem Ende Tschengis Chan's und der Thronbesteigung seines Nachfolgers, mit dem Bruder Batu nennt, und welcher auch im Dschihanguscha als der Befehlshaber des zur Eroberung des Restes von Kipdschak gesandten Heeres erscheint; endlich ist vom vorletzten, Boka Timur, zu bemerken, dass derselbe beim Abul Ghasi (B. 96 der Textausgabe) Tokai Timur heisst, dass Boka Timur im Dschihanguscha im Geleite Batu's bei der Thronbesteigung Ogotai's erscheint, während nach Abul Ghasi Tokai Timur als Regent in Kipdschak zurückgelassen ward. Hierauf folgt bei Haider die Aufzählung der Chane der weissen Horde: 1) Menkai, 2) Sasi Boka, 3) Eideren Ben Sasi, 4) Tschitschai, Sohn Eideren's, 5) Urus Chan, Sohn Tschitschai's, 6) Tokatmisch Chan. Im Munedschimbaschi [414] (auf der kais. Hofbibliothek Bl. 397) heisst 1) Sasi Boka der Sohn Tuli's, des Sohnes Orda's; ihm folgt, 2) Ebrsan, der Eideren Haider's, 3) Mubarek Chodscha, 4) Schintai, der Tschitschai Haider's, 5) Urus Chan. Hierüber ist zu bemerken, dass in den Geschlechtstafeln bei Reschideddin unter den Söhnen Orda's kein Menkai vorkömmt, welcher nach Haider's Angabe, sowie Tuli nach der Munedschinbaschi's, der Vater Sasi Boka's gewesen sein soll; nach Reschideddin war Sasi Boka der Sohn Pajan's, des Sohnes Kubindschi's, des Sohnes Sertaktai's, des Sohnes Orda's, so dass er der Ururenkel Orda's und nicht der Enkel desselben gewesen, was wohl als das richtigere anzunehmen ist. Im Abul Ghasi (S. 99 der Textausgabe) erscheint Tokatmisch als der Sohn Chodschaoghlan's, des Sohnes Tukkul's, des Sohnes Saritsche's, des Sohnes Us Timur's, des Sohnes Tokai Timur's, des Sohnes Dschudschi's.

[415]

II. Beilage.


Auszug aus Wassaf über den Ulus Dschudschi's.


Erwähnung der Länder Dschudschi's.

Als Dschudschi vom Dienste Tschengis Chan's zurückkehrte, so ereignete es sich alsbald, dass er wider seinen Willen zur Reise in's andere Leben, welches die eigentliche grosse Reise ist, aufbrach. Es blieben von ihm sieben Söhne[762] zurück, als eben so viele Planeten am Himmel der Chanschaft, und die Person des Reiches war gleichsam aus sieben Gliedern zusammengesetzt. Hordu, Batu, Berestai, Schekut, Berke, Berkedschar, Buka Timur. Von ihnen war Batu, ausgezeichnet vor seinen Brüdern durch Genius seines Wesens, Gerechtigkeit seines Benehmens und Freigebigkeit seiner Anlagen, der Erbe der Länder des Vaters. Vier Distrikte (Hesare) der Krongüter Dschudschi's, Gesek, Esan, Osek, Alghui, welche zusammen mehr als neun Tomane (Landes) ausmachten, untergab er der Aufsicht seines älteren Bruders Hordu; der Sammelplatz der Heere Batu's waren die Distrikte am Itil (Wolga). Er unternahm den Bau einer Stadt, deren Ausdehnung weit wie das Feld hohen Unternehmungsgeistes und diesen Fröhlichkeit sichernden Ort nannte er Serai.

Obwohl er der christlichen Secte folgte, deren Beistand und Hülfe Vernunft zuwider ist, so neigte er sich doch auf keine Seite der verschiedenen Secten hin, und war weit [416] davon entfernt, an einer derselben halsstarrig zu halten, als das Feld der Welt durch die Thronbesteigung dieses Siegelringes der Zeiten zum Rosenfeld und das Auge der Welt durch die Lichter seiner Gerechtigkeit erhellet worden, als Zeit und Raum diese beiden Verse declamirten:

Die Welt ist hell von Deines Thrones Schatten,
Er hat die Welt verkehrt in Rosenmatten.

Bei dem zweiten Kuriltai kamen die Prinzen darin überein, dass der Säbel mit Grimm wider die Köpfe der Anführer der Russen und Assen geführt werden solle, welche den Fuss der Feilheit in die Reihen der Widersetzlichkeit gesetzt. Von den Prinzen Mangu Kaan's wurden Kajuk, Kadachan, Kurgan, Turi, Paidar, Hordu, Tangut, welche letzte beide am Tage der Schlacht festen Fusses standen, und Basintai Behadir zu dieser Unternehmung bestimmt. Sie setzten sich zur Zeit, als der Frühlingswind in voller Kraft wehte:

Der Rosenstrauch schwang in dem Garten Speere,
Das Blatt war Dolch, die Dornen Lanzenspitzen,

in Bewegung. Die Heere kamen an der Gränze Bochara's zusammen und zogen wider Russland aus:

Was Indien, zeigt sein indisch Schwert
Den Assen, Russen und Alanen.

Sie eroberten die Stadt Moskau, gefüllt mit einem Heere zahlreicher als Heuschrecken, zanksüchtiger als Fliegen, und das sich bei der Wehr zusammennimmt, plünderten und mordeten nach ihrer Gewohnheit. Sie schnitten die Ohren der Erschlagenen ab.

Es füllet in der Welt dein Ruhm die Ohren,
Vor deinem Grimm droht Untergang den Ohren.

Man zählte 270,000 abgeschnittene Ohren.

Du, schärf' das Ohr; der Himmel haut dich über's Ohr.

Die Prinzen und grossen Fürsten und siegreichen Freien waren

(Der Himmel war zu Willen und das Schicksal folgte)

wunschbefriedigt und die Engel sangen dazu:

Der, so sich wider Dein Gebot empört,
Der, so dein Reich im mindesten nur stört,
[417] Dem spalte Partisan' das Aug' inmitten,
Dess Körper sei dem Grimm des Dolchs zu Theil,
Dem sei vom Messer Zunge abgeschnitten,
Dem sei der Hals durchbohret von dem Pfeil.

Als sie zurückgekehrt, hatte Batu Lust, wider die Kelaren und Baschkirden, welche die christliche Religion befolgten, aufzubrechen. Als die Heere des Winters, aus Furcht vor den Dolchen der Neider, das Gesicht abwandten, und die Rosen sich, wie das Glück der Glücklichen, mit hundert offenen Gesichtern zeigten und die Nachtigall mit bestimmtem Schall:

Weisst Du, warum der Lyra Saiten gellend schrein?
Weil ohne dem Gesicht die Ros' nicht Ros' und Wein nicht Wein.
Auf deiner Rosenwange ist das Heer zu schauen,
Weil es darauf sich legt mit herzlichem Vertrauen,

ging der Prinz, der das Glück gefunden.

Hem. Die Welt an seinem Zügel, die Zeit an seinem Bügel.
Hem. Wenn deine Bügel weiter gehn,
Was Wunder, wenn wir auch nicht stehn!

Er zog, fest wie Schlösser, mit 40,000 Reitern, deren jeder die Stütze eines mächtigen Heeres, in's Feld. Zur Zeit, als die beiden Heere auf einander trafen, trennte sie ein Fluss mit steilen Ufern. Batu sandte seinen Sohn mit einem Tomane Heeres, um über den Fluss zu setzen, und er selbst besetzte einen Hügel und betete demüthig vor der Majestät Gottes, des absoluten Gnadenverleihers, mit einem Herzen, brennend wie die Lampe dessen, der die Nacht durchwacht, und mit einem Hauche, kalt wie der des Morgens. So brachte er die Nacht bis an den Tag hin; am andern Tage, als der einpferdige Chosroes der Welt frohe Nachricht gebracht, und auf dem Degen (Rücken) der Berge das Rad (der Sonne) sichtbar gemacht, reihten sich beide Heere zur Schlacht. Sertak fiel den Feind mit einem Toman stürmend an, und die anderen auf dem Hügel aufgestellten Heere rannten wie ein Gürtel von der Höhe nieder; gleich niederstürzendem Loose, welchem nichts zu wehren im Stande, wandten sie ihr Gesicht gegen das feindliche Lager, und zerstückten mit ihrem Säbel die [418] Zeltstricke wie den Strick der Freundschaft der Verbrecher. Furcht und Schrecken bemächtigten sich der Einwohner von Kelar, die Waldteufeln glichen; die meisten derselben wurden ein Frass des Schwertes und der Hyänen, und so wurde auch dieses Land den Schwesterländern beigesellt. Im Jahre 653, als Mangu Kaan ein Kuriltai hielt, wurde Sertak zum Dienste des himmelhohen Thrones gesandt. Ehe er zurückgekehrt, hatte sich Batu von der Braut der Chanschaft dreimal, d. i. unwiderruflich, geschieden und Sertak, mit Gnaden und Gunstbezeugungen überhäuft, kehrte in die Residenz zurück, und ohne sich lange aufzuhalten, ward er zur Abreise (aus dieser Welt) gezwungen. Vermög des Befehles Mangu Kaan's übernahm Berakdschin Chatun, welche die grösste der Frauen, die Sorge für die Beförderung der Reichsgeschäfte, und erzog hiezu den Ulaghdschi, den Sohn Sertak's; doch auch Ulaghdschi

Hem. endete in kurzer Zeit sein Leben.

Berke Aghul erhielt die chanische Krone, dessen Heere sich zu wiederholtenmalen mit denen Hulagu's schlugen, und als die Chanschaft an Mangu Timur gekommen, war diess der Fall mit den Heeren Abakachan's, wie diess schon oben vorgekommen.

[419]

III. Beilage.


Auszug aus Wassaf über den Krieg zwischen Hulagu und Berke.


Erwähnung der Ursachen der Bewilderung, welche zwischen Hulagu Chan und Berke Aghul statt gefunden.

Zur Zeit, als der welterobernde Padischah Dschengis-Chan alle Könige und Länder der Welt beherrschte und besass und dieselben seinen vier Söhnen Tuschi, Tschagatai, Ogtai und Tuli vertheilte und zumass, als er die Orte und Horte auf allen vier Seiten bestimmte, wie es seinem Scharfsinn gut dünkte und seinem durchdringenden Genius ziemte (die umständliche Theilung der Länder und Gebiete ist in der Geschichte Dschihanguschai ausführlich beschrieben), wurden dem Dschagatai die Stationen und Regionen von den Gränzen der nigurischen Pässe bis nach Samarkand und Bochara zugetheilt, und sein gewöhnlicher Aufenthalt war in der Nachbarschaft von Almaligh. Ogotai, welchen der Vater bei seinen Lebzeiten noch zum Nachfolger bestimmt hatte, residirte an den Gränzen von Imil und Kobak, welches der Chanschaft Thron und der Nabel des Reichs. Tuli besass die Jurte, welche an die Chatai's stiessen, und von Kialik und Chuaresm, von den äussersten Gränzen von Saksin und Bulghar bis an die Gränzpässe von Derbend und Baku, war Alles auf den Namen des ältesten Sohnes Tuschi geschrieben. Hinter Derbend, welches insgemein das eiserne Thor heisst, war das [420] Winterquartier seiner Heere, von wo dieselben bis Arran streiften, und Arran und Aserbeidschan gehörten noch zu ihren Ländern. Die Ursachen, welche Stoff zum Streit herbeiführten und die Zwistigkeit schürten, sind die folgenden: Im Winter des Jahres 662 (1263), als der Goldschmied der Allmacht die Flüsse von Derbend mit Silberplatten überzogen, und der Kirschner des Winters nach dem Maasse der Hügel und Haiden denselben Hermelinkleider angezogen, als die Oberfläche des Flusses auf die Tiefe eines Lanzenfusses gefroren wie Bein und Stein, ging auf Befehl Berke Aghul's ein Heer von Mongolen, die unreiner als Wüstenteufel und Ghulen, und deren Schaaren zahlreicher als die Tropfen des Regens waren:

Sie kamen, Flüsse tragend,
Wie Teiche Wogen schlagend,

über den gefrornen Fluss wie Feuer und Wind geschwind. Von dem Gewieher und Geklirre ihrer Pferde und Truppen war die Zauberin der Erde voll rollender Donner und leuchtender Blitze; im flammenden Feuer des Zornes kamen sie bis an die Ufer des Kur (Cyrus). Hulaguchan ging ihnen zur Abwehrung des Funkens ihres Bösen mit einem Heere entgegen:

Arab. Vers. Morgens trafen sie auf ein vermischtes Heer,
Unaufhörlich zog es wie die Erde her.
Pferde, schwerbepanzert, mit zwei Reitern liefen
Unterm Staub wie Dromedare in die Tiefen;
Klingen strahlen weiss und Speere dunkeln braun;
Sieh! die Braunen bohren und die Weissen hau'n.

In dem Treffen wurden sie geschlagen und zogen sich alsogleich zurück:

Arab. Vers. Wenn sie fliehen, wird der Feind nach ihnen ziehen,
Wenn sie stehen, ist es um ihr Gut geschehen.

Im Passe Baluje standen sie abermal zur Schlacht. Es froren die Füsse dem Boden an, und im Heere Berke's hielten Klein und Gross, Mann und Ross aus, bis dass sie alle erschlagen, und die Andern, besiegt, die Zügel der Flucht davon getragen. Hulagu erlaubte den Heeren [421] nicht, zurückzukehren, bis sie nicht über den gefrorenen Fluss gesetzt.

Arab. Vers. Des Blutes Ströme gehn wie Wasserrinnen,
Die Säbel löschen ihren Durst darinnen;
Sie schwanken zwischen Tod und zwischen Leben
Und zwischen Leichtsinn und vernünft'gem Streben.

So wurden von Tag zu Tag die Stationen der Rebellen die Lagerorte des ilchanischen Heeres. Sie schlugen auch den Weg friedlicher Unterhandlung und Ausgleichung ein, und thaten die Hand der Verlängerung auf, bis sie das ganze Land von den Nachtheilen der Usurpation gereinigt und die Uebermacht der Fremden daraus verbannt.

A. V. Sie fielen aus im Sturm auf die, so in der Nähe;
Wir fielen aus im Sturm auf die uns in der Nähe.

Sie trieben sie in die Enge und verfolgten sie durch einige Stationen Länge. Als der feindeverbrennende Padischah mit seinem glücklichen Lager herangenaht, gab er den Befehl, die Genossen Berke Aghul's, welche zu Tebris im Besitze von Reichthum und Waaren, mit Handel und Wandel beschäftigt waren, hinzurichten und ihre Güter in dem Schatze aufzuschichten. Viele derselben waren blos Commissaire, in deren Händen die Capitale und Güter ihrer Principale geblieben waren. Berke Aghul, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, liess die Kaufleute der Länder des Chans tödten und legte ihnen auf diese Weise das Geschäft. Der Weg der Gehenden und Kommenden, das Reisen der Kaufleute, war nun auf einmal, wie das Geschäft der Verdienstvollen, gesperrt und die Teufel der Unruhe waren der Flasche der Zeit entsprungen. Indessen hatte Kublai Kaan einen Gesandten gesendet und die Dinge Bochara's anders gewendet. Von sechzehn Hesaren, welche zu Bochara lagen, waren fünf dem Batu anhänglich, drei der Frau Kutibeg, der Mutter Hulagu-Chan's, und die übrigen dem Ulugh Kul, das ist dem grossen Delai, welche jedem der Kinder Tschengis-Chan's, die von dem Throne der Chanschaft Besitz nähmen, zu Befehl. Diese fünf Hesare führte Batu in das Feld und las ihnen von den Klingen der [422] Schwerter, welche die Bothen des Todes, des rothen, ihr Todesurtheil vor. Ihrer Güter, Weiber, Söhne wurde nicht geschont. Da die Regel des Spruches:

Die Liebe erbt fort und der Groll erbt fort,

in der Ansicht der Vernünftigen gegründet ist, so breitete auch Mengu Timur, der Sohn Berke Aghul's, welcher nach dessen Tode dessen Stelle vertrat, wider Abaka Kaan den Teppich der alten Widerspenstigkeit auf, und es hatten zwischen ihnen zu widerholtenmalen Streitigkeiten und Zwistigkeiten Curs und Lauf. Einmal wurden 30,000 Reiter, säbelschärfende, lanzenwerfende, zur Zeit ihrer Rückkehr über den Fluss wie zerbröckeltes Eis aufgerieben und in den Abgrund getrieben und das Resultat ihres Lebens auf die Platten von Eis geschrieben. Als nun der hohe Abaka Chan mit der Menge ihrer Heere und ihrer Kühnheit näher bekannt, zog er gegen Derbend eine Mauer durchs Land, welche Sitab genannt, um diesen weltverwirrenden Heeren den Einfall und Einbruch zu erschweren. Diese beiderseitige Feindschaft bestand, und diese gegenseitige Huth und Scheelsucht hatte Bestand, bis Kendschatu, der Chan, im Land. Als Noghai der Erbe des Landes Mengu Timur's ward, wurde durch gegenseitige Gesandtschaften und Schreibenwechsel der Weg der Kaufleute und Handelsgenossen wieder aufgethan. Die Ursachen des Heiles lagen in dem Plan; das Land Arran fing durch die Menge von Wagen und Zelten, von Pferden und Schafen Wogen zu schlagen an und dieser Länder Waaren nach einigen Jahren wieder an zu gebahren.

[423]

IV. Beilage.


Auszug aus Wassaf über das Papiergeld.


Erläuterung der Ursachen, welche die Einführung und Vernichtung des Papiergeldes (Dschaw) herbeigeführt.

Der von ewig her bestehende Spender der Nahrung und der allweise Schöpfer (geheiligt seien seine Eigenschaften!), welcher die Bewohner der vier Wände der Naturen der Menschheit und die Eingekerkerten der sechs Richtungen irdischer Körper bald ohne Anlass geleisteten Dienstes durch den Ausfluss seiner, keinen Dank ansprechenden Gnaden bestimmt, und bald ohne vorhergehende Schuld seine Geschenke und Spenden zurücknimmt, Er dessen ewige Wissenschaft: Koranstext:

Ihm ist kein Sonnenstäubchen fremd
auf Erden und im Himmel[763].

das vollkommenste Gemälde der Herrschergrösse ist, wollte es so, dass nach der Begebenheit (der Thronbesteigung) Arghun-Chan's in alle Herden der Mongolen eine Seuche fiel, welche sie in ihrer Sprache Jut nennen. Aus diesem Anlass fehlte es den meisten Truppen zu Bagdad, Mossul, Diarbekr und Chorasan an den nöthigen Lastthieren und in dem Schatze war durch die Veränderung der Chane und Vergeudung des Goldes an die Truppen nichts zurückgeblieben; [424] diess war der zweite Unglücksfall; dazu kam noch drittens, durch die angeborne Huld und natürliche Freigebigkeit des Vorsitzes der Welt und der Zeit, um die Völker zufrieden zu stellen und um Nothdurft zu stillen, ein Ausgabenüberschuss und Gnadenüberfluss; das vierte war die wenige Achtung des Ilchan's für Geschenke und Gaben und seine Verachtung der Oeconomie[764], d. i. des Besitzes in beweglichem und unbeweglichem Gut[765], an Geld und Vieh, und das Sprichwort sagt: „Die Fünf findet sich in den Fünfzig.“ Er hatte in der Zeit von zwei Jahren, während welchen der Welt Vorstand der Wissenschaft und Herrschaft vorstand, gegen fünfhundert zu Leihe genommene Tomane mittels rother Fertigungen an die Herren der Anweisungen übertragen, so, dass die grossen Fürsten diese Sache endlich gewahr wurden. Eines Tages hörte man von dem Munde des Herrn (des Grosswesirs) folgende Worte: „Seadeddewlet hat zur Zeit, als er die Geschäfte der Länder förderte und tausend Tomane in dem grossen Schatze bereit lagen, und die stärkste Veranlassung zu dieser Zusammenhaltung Arghun-Chan's genaue Verwaltung gewesen, die Einkünfte und Ausgaben der Finanzen ohne rothe Fertigung[766] besorgt und für die Verproviantirung des Heeres und alle Erfordernisse der Küche, des Lagers und der Frauen gesorgt, und so habe der Ilchan in der kurzen Zeit von vierzig Jahren vom Jurt Dilbertschin bis nach Kiawbasi ein und vierzig Tomane für die Frauen, Pagen und Vertrauten der Majestät hergegeben.

Arab. Vers. Wenn Du aufgehst, müssen Sonn' und Mond sich niederlegen,
Wenn Du scheidest, müssen sich verstecken Meer und Regen.

[425]

Zur Zeit Abaka-Chan's und Sultan Ahmed's waren für die ganzen Kosten der Küche nur vierzig Tomane bestimmt und doch waren die Verwalter und Küchenaufseher[767] nicht sicher vor dem Tadel der Tadelnden und dem Spotte der Spottenden und dem Schimpfe der Schimpfenden. Zur Zeit (Unserer) den Tag vermehrenden Regierung haben Wir hundert fünf und sechzig Tomane auf diese Weise an goldenen Verwendungen ausgetheilt, und dennoch rufen sie immerwährend: Wer gibt mehr? Die Prinzen und Prinzessinnen geben immer neue Wünsche kund und schliessen, gegen einander rechtend und spiegelfechtend, nicht den Mund.“ Der Zweck dieser Prolegomenen ist, dass der Schatz auf alle Weise für den Bedarf baaren Geldes[768] bedurfte, dass die Einkünfte der Länder in einem Jahre 1800 Tomane, die bestimmten Ausgaben 700 Tomane betrugen und dass der Rest für die wichtigsten Geschäfte des Reiches, für die Gaben und Geschenke des Padischah nicht hinreichte. Der Herr des Diwans befahl, die Auflagen der Länder, besonders der von Bagdad und Schiras, welche der Gürtel des Reiches, zu läutern[769]; doch der Ueberschuss der Ausbeutungen des Dieners (des Grosswesirs) gab für die Majestät, auf deren Weberstuhl der Einschlag gestreifter Kleider steht, so viel aus, als der arabische Spruch:

Arab. Vers. Es sättigt nicht, was vom Zahnstochern kommt heraus,

und durch diese Massregeln der Läuterung wurde der Verwirrung der Finanzen nicht abgeholfen. Da befand sich Aseddin Mosaffir Ben Mohammed Amid, dessen hässliche Gestalt, dessen geschminktes Gesicht, dessen gebrechliche Constitution und schändliches Naturel ein Muster seiner Sitten und Eigenschaften war, im Lager an der Seite der Majestät und des Grosswesirs, als dessen Berather und leitender [426] Vater. Er war's, der die Mühle des Betruges in den Gang gebracht, der mit Hoffnung und Furcht denselben kirr gemacht. Aus Eingebung schlechter Seele, welche, allen Geschäften des Menschen feind, als das Gegentheil des ursprünglichen Guten erscheint, wollte er seinen schlechten Namen bei den Weltbewohnern einfassen in einen ewigen Rahmen, damit er auf der Erde bis zu dem Tage der Auferstehung das Ziel der Pfeile des Fluches und des Spottes aller Menschen werde. Er stellte vor: „Es fehlen zur hinlänglichen Aufbringung der Gelder die Quellen; sei es im Schlimmen, sei es im Guten, bedarf der Schatz Gold für seinen Bedarf. Die Ueberschüsse der Einkünfte sind Heu und Spreu[770], und Anlehen zu machen, gehört künftighin zu den schwierigsten Sachen. Wenn es sich darum handelte, schnell das Heer zu rüsten und beritten zu machen, würde es schwer halten in allen Sachen, und das tändelnde und schändende Gerede der grollenden Feinde, die schnell und hart daherfahrende Fehde daimonischer Männer, von denen jetzt keine Rede, würde sich breit machen; die Bemühungen und Bestrebungen, welche dermalen gäng und gäbe, um die Spalten des Reiches zu verdämmen und um durch rechtliche und wohlthätige Gesinnung alles Unrecht zu hemmen, würde ein Ende nehmen, und wollte man (was jedoch nicht unmöglich anzunehmen) öffentlich die reinen Wasser mit Steuern belegen, oder neue Vergantungen[771] und schwere Strafgelder den Unterthanen zumuthen und auflegen, so würde dieses die Gemüther erbittern und das Land würde verwittern. Eine Maassregel, welche, vor allem Angriff vor Verschwärzern geschützt, schnell zur Herstellung alles Verfalles nützt und mannigfaltigen Nutzen umfasst und besitzt, ist mir so in den Sinn gekommen, dass man, wie in den Ländern des Kaan, auch in denen des Ilchan das Scheingeld, statt Silbers und Goldes, in Umlauf setze, damit dadurch die Thore des Verkehres geöffnet würden, damit das Geld ganz in den Schatz [427] einlaufe und Schaden und Verlust keinen Menschen treffe auf Erden.“ Nach diesen vorausgeschickten eingebildeten Gründen trugen der Herr des Diwans und Bulad Dschinksanek, der Gesandte des Kaans, das Wort vor. Da diese Maassregel dem Aeussern nach den Reichthum vermehrte, die Magazine der Kaufleute leerte, den Armen und Elenden Beruhigung gewährte, so schien dieselbe Anfangs denen, die darüber nachdachten, erspriesslich und gut. Der Ilchan erliess ein Diplom, befehlend, absolut und entscheidend, kurz und gut, dass man auch in den übrigen Ländern nicht mehr mit baarem Gelde Handel und Wandel treibe, sondern dass man überall die Webung goldener Kleider abschaffe und nur soviel davon gestatte, als für das Kleid des Padischah und seiner nächsten Umgebungen erforderlich sei, dass man sich nicht mit Verfertigung goldener und silberner Geschirre und mit keiner Kunst, welche Vergeudung des Goldes und Silbers mit sich führe, befasse, dass man die Goldschmiedekunst und die Silberarbeiterei der Gesichtsfarbe und dem thränenden Auge der Verliebten überlasse; kurz, durch die Einflüsterung und Verführung, Verlockung und Versuchung dieses Unholdes und gespenstischen Koboldes, der seinen Herrn auf diese Weise schändete, geschah es, dass er in alle Länder, in's arabische und persische Irak, nach Diarbekr, Rebiaa, Mossul und Miafarakein, nach Chorasan und Kerman und Schiras einen grossen mit diesem Geschäfte beauftragten Emir sandte, und dass überall eine Fabrik solchen Scheingeldes errichtet, dass Verwalter, Schreiber, Schatzmeister und andere Beamte dabei verwendet und überall grosse Summen zur Verfertigung des Scheingeldes gespendet wurden. Durch die Verlautbarung dieser Geschichten wurden die Völker in den Reif des Erstaunens gezwängt und blieben in demselben ohne Seele beengt.

Arab. Vers. Schnell, wie die Hoffnungen, des Lebens Zeit vergeht,
Und umgekehrt, auf Persisch heisset Dem nur Med[772].

[428]

Die Gestalt und Form des Scheingeldes Dschaw war diese: Ein länglichtes, viereckiges Blatt Papier mit einigen chinesischen Worten beschrieben, in denen immer Fehler geblieben[773]; ober diesen chinesischen Worten stand auf beiden Seiten:

Es ist kein Gott als Gott, und Mohammed ist sein Prophet!

Dieses war das Gepräge dieses Silberblattes, der Juwelenknoten dieses Perlenstates, das Tughra dieser Befehle und das Amulet dieser Kehle; unter demselben war geschrieben: Iritschi Turitschi, auf Chinesisch (uighurisch), d. i. Sobald es angekommen, sei es für bleibend angenommen! In der Mitte war ein Kreis beschrieben, der aber ausser dem Mittelpunkt ruhiger Ansicht liegen geblieben; dabei war der Werth des Papieres von einem halben Dirhem bis zehn Goldstücke, und dann in Schrift das, was folget, geschrieben: „Der Padischah der Welt hat im Jahre 693 (1293) eingesetzt dieses gebenedeite Papiergeld; es soll cursiren in Ländern allen; wer es verfälscht oder verändert, sei mit Weib und Kind der Todesstrafe und sein Gut dem Fiscus verfallen.“ Nach Schiras war ein Patent dieses Papiergeldes, das, sehr ausführlich und lang, eingebildete Fragen aufwarf und die Antworten darauf aufdrang, gekommen. Ein Exemplar desselben ist noch in den Händen und es wäre unnütz, darüber noch mehrere Worte zu verschwenden. Das Wesentlichste seines Inhaltes ist: „dass, sobald das gebenedeite Papiergeld Goldes statt, wie die Thränen der Verbannten Lauf gefunden hat; so wird Armuth und Dürftigkeit und Schaden und Elendigkeit verschwunden sein unter den Söhnen der Zeit, Korn und Getreide wird zu haben sein in Wohlfeilheit, und Arme oder Reiche sind dann einander gleich.“ Die Dichter und Trefflichen der Zeit haben zum Lobe des Papiergeldes nach der Eingebung ihres Genius dem Padischah und dem Herrn [429] des Diwans lobend die Resultate ihrer Gedanken geweiht; als eine Probe von diesem Lobe ist das folgende Distichon aus einem Bruchstücke eines der Trefflichen hier eingereiht:

„Geht Papiergeld in der Welt,
Sein Entgelt[774] sie frisch erhält.“

Es erging der Befehl, dass alle Künstler und Handwerker, welche Gold und Silber in ihren Arbeiten verarbeiten, dasselbe aus dem Hause, wo das gebenedeite Papiergeld ausgetheilt ward, erhalten, dass Alle, welche als Befehlshaber Länder verwalten, nach ihren Verdiensten ihre Besoldungen und Bezahlungen dort beziehen sollen, dass das alte abgenützte Papier dorthin gelangen, und der Bringer für den Gehalt von zehn Dinaren alten Papiergeldes neun Dinare neues empfangen soll, dass die Kaufleute des persischen Meeres, welche in fremde Länder handeln und wandeln aus dem Schatze Gold erheben und dafür ihr Papiergeld abgeben sollen, vorausgesetzt, dass dabei der Weg der Behutsamkeit beobachtet und ihre Erlaubniss und Befugniss von Nowaben und Aufsehern des Diwans gehörig betrachtet und erachtet worden sei. Verfügungen dergestalten waren in diesem Patente enthalten.

Tausendmal ist's besser, gar nicht anzufangen,
Was zu keinem Resultate kann gelangen.

Wenn (wovon das Gegentheil nicht zu denken) diese Bedingungen nicht schon von Grund aus schlechter Art, wenn mittels der Umwälzung der Zustände, der Uebertragung der Herrscherkräfte und Veränderung der Geschäfte, diese Befehle von allem Fehle beschützt und bewahrt geblieben, wenn die Leute ohne Widersetzlichkeit und Blödigkeit, dasselbe zu nehmen und zu geben und den Lauf desselben zu gewähren, willig gewesen wären, so wäre es möglich gewesen, dass einige dieser präliminären Verfügungen gekommen wären zu eines Resultates Ehren; allein, wie man diess immer aus dem Gesichtspunkte der Vernunft und der [430] Analogie betrachtet, so ist dieses eine Maassregel, nicht verwaltbar und (auf dem Spitz ein Kegel) nicht haltbar, besonders da der Zweck dieser Einbildungen ganz und gar kein andrer war, als die Schätze des Padischah zu erneuen und die der Unterthanen zu zerstreuen.

Zu bewahren des Moslim's Gut, ist Pflicht,
wie zu bewahren des Moslim's Blut.

In der practischen Philosophie ist durch Beweise festgesetzt, dass das Gold von Gott, als die kleine Gesetzgebung, eingesetzt; dass dasselbe den Werth der Sachen bestimmt und die Ordnung der Welt in Anspruch nimmt; dass ein kleiner Theil desselben eine grosse Menge anderer Sachen vertritt, deren Transportirung und Verführung sehr schwer und vielen Ungemaches nicht leer; dass wegen seiner inneren Festigkeit und Trefflichkeit dasselbe vor aller Gefahr der Vernichtung geschützt; dass es nicht durch Wasser, nicht durch Feuer, nicht durch Schneiden und Stossen verwundet wird und abgenützt. Diese Bedeutung bedarf keiner Erweiterung und Erläuterung,

Diess ist Erforderniss mündiger Weisheit.

Die Nothwendigkeit und Dürftigkeit ist's, welche demselben Adel verleiht;

Arab. Vers. Wenn ich ein Gottesfürchtiger nicht wäre,
Erwies' ich selbem göttliche Ehre.

Für der Welt Wunden ist das Pflaster im Golde gefunden,“ ist ein bekanntes Sprichwort;

Vers. „Hätte ich Gold, so wären meine Geschäfte auch golden;
Golden sind sie nicht, weil ich besitze nicht Gold.“
Ar. V. Kein Gesandter fährt mit besserem Glück,
Als das rundgeprägte Silberstück.

Wenn der Schreiber (dieser Geschichte) die Gleichnisse und seltsamen Einfälle, welche die Wohlberedten Arabiens und Persiens über die Eigenschaften, den Nutzen und das Lob des Papiergeldes geschrieben, und die ihm im Gedächtniss geblieben, aufgeschrieben hätte, so hiesse dieses Buch die goldene Kette[775] oder die unvollkommene Erreichung des [431] Zweckes. Würde aber mit diesen Lobsprüchen das Gold zerstieben, woraus würde man denn verfertigen die Kronen mächtiger Sultane und Reiter, die Ohrgehänge, Armbänder und Knöchelringe der Schönen, welche den sich blähenden Busen gewärtigen? und wie könnte denn, mit dem papiernen Geld, die frische Rose, welche freudig die goldene Scheibe in der Faust und Goldbarren (die Staubfäden) im Busen verborgen hält, wie könnte sie die Wange des Windes anlachen? und wie könnte die Blüthe ohne Silber sich einen Schatz für ihr Alter zur Hülfe wider das anrückende Heer des Frühlings machen? Die trunkene Narcisse ist bemüht, im Zauberschlafe mit dem Traume des Goldes ihr sehnendes Auge zu färben, und im steinernen unbarmherzigen Herzen des Berges stocken die Blutadern (die Rubinen) aus Begierde, sich von der goldausstreuenden Sonne Einiges zu erwerben. Wie könnte das Gold einem Stücke Papier sich vergleichen? wie könnte den Werth von jenem dieses erreichen, welches durch einen Funken aufgeht in Rauch und wie die Töchter der Luft (die Dämpfe) davonfliegt bei des Windes geringstem Hauch, welches durch einen Tropfen Thau wird des Wassers Raub und im Staube wird zu Staub? Die Prahlerei kannte keine Gränzen mehr, und durch die Vergleichungen und Herausstreichungen ward die Traurigkeit immer mehr und mehr. Im Silkide d. J. 693 (1293) kam das Papiergeld zu Tebris in Lauf und vermöge der Herzensknoten und den Maassregeln von der Vernunft geboten, begann man sogleich, um seine Seele zu schützen und um etwas zu besitzen, mit Speisen und Waaren niedrigen Handel und Wandel. Binnen drei Tagen war Tebris, welches das kleine Kairo hiess, wie der Beutel der Geduld der Sehnsüchtigen leer; im Lande war kein Glanz und keine Freude mehr, und die Brust der Sicherheit und Rechtlichkeit hatte nicht Fett noch Schmeer. Die Laden und Gassen waren wie öde Häuser verlassen und geleert, die Thore des Handels und Wandels waren versperrt. Verkaufte man den Man Brotes um Einen Dukaten, so glaubten die Käufer, dass sie gewonnen, und die Verkäufer, [432] dass sie verloren hatten. Ein Freund erzählte mir vom Blitze der Witze jener Gegend, was folgt: In dieser Umstände drängender Gefährde stand ich gaffend zu Tebris auf dem Markte der Pferde. Die Verkäufer schlugen ein Pferd, das um fünfzehn Goldstücke doppelt bezahlt gewesen wäre, schlugen dasselbe, fortgezogen durch der Begebenheiten Wogen, um hundert und fünfzig Dukaten Papiergeldes an, und der Käufer, aus Freude über den grossen Preis, lief herum im Kreis, um durch diesen Reigen gleichsam die Bewegung des Pferdes zu zeigen; dann bestieg er einen Gaul, tummelte denselben nicht faul, bis er aus den Augen verschwand. Seine Abreise war zum folgenden Verse der Realcommentar:

A. V. des Verfass.: Wer das Papiergeld erfand, verführt als schlimmer Betrüger,
Unter den Hunden ist keiner so trügrisch wie er.

Der Lärmen und das Getöse, der Saus und Braus der Nationen stieg bis an den Gürtel der Constellationen; die Befehlshaber und das Heer hatten keine Geduld mehr, das gemeine Volk flehte am Freitag in der Moschee mit klagendem Gebete; es verlauteten die Klagen über die Ungerechtigkeit, womit sie geschlagen. Sie verfluchten den Aseddin Mosaffir mit allen denen, welche zu dieser Neuerung und Theuerung das Gleiche beigetragen:

Spruch der Ueberlieferung: „Wer schlechte Sitte eingesetzt, dem wird sie bleiben als Last bis an den jüngsten Tag.

Sie wollten ihn mit seinen Einverstandenen erschlagen. Sie flohen aus dem Kreise und nahmen mit ihrer Seele bösen Namen mit auf die Reise. Die Trefflichen und Dichter der Zeit waren, ihn mit Spottgedichten zu durchgeiseln, bereit; so sagte Einer derselben, als er den Namen Amidol-mülk, die Säule des Reichs, angenommen:

Das Schiff Amidol-mülk's inmitten Reichsgefahr,
Ist wie das Wasser, wenn damit ein Schiff[776] gefüllt.
Sein schlechter Bart ist schlechter als des Hundes Haar,
[433] Diess ist dagegen Atlas und ein seidner Quilt[777].
Sieh, ob er morgen stehet noch auf dem Altar,
Wiewohl er heute für des Reiches Summe gilt.

Auch das folgende Bruchstück reimte Einer:

Du bist nicht Weltenehre, du bist der Schimpf der Welt,
Die auf dein Sein und Wohl nicht das Geringste hält.
Wenn Geber, Jud, Moslim vor der Altäre Stufen
Ormusd, Jehova und Allah ist gross! ausrufen,
So flehen alle drei in Unterthänigkeit
Zur Majestät des Herrn, der Welten Glück verleiht,
Es möge ihm in dieser Welt von allen Dingen
Kein einziges nach seines Herzens Wunsch gelingen![778]

Zu Schiras wurden fünf Tomane Goldes in Sachen des Papiergeldes ausgegeben. Da das Papier, in welchem das Capital der Männer von Verdienst bestand, auf vierzig Weisen ging von Hand zu Hand, so hätte der, welcher heimlich von den Nowaben der Papierfabrik einen Teller Goldes hätte erwirkt, spurlos wie das Gold sein Dasein verwirkt. Zu dieser Zeit wurde an einen Bruder der Reinigkeit (an einen guten Freund) wie es scheint, das folgende Bruchstück verfertigt und in der gehörigen Form abgefertigt: „Der Sicherheit Kiel laufe auf dem Blatte der Wohlfahrt für NN. zum Ziel! und Gott helfe Dir, wo Du immer sein mögest, gleichviel! Der aufrichtige Wohlwünscher und ganz eigene Sehnsüchtige legt gleich der Feder den Gürtel freundschaftlicher Liebe um die Mitte an; er hat den Mund zu wohlduftendem Preise und eröffnendem Wunsche aufgethan, und stellt das Gesicht reinen Verhältnisses weiss und klar mit Schriftzeichen der Aufrichtigkeit folgendermaassen dar: Das offene Feld der Sehnsucht nach dem Umgange mit dem Freunde, dem vertrauten, welcher süsser als das gewöhnliche Leben, hat sich Perlen gleich so ausgebreitet, dass es unmöglich ist, die Länge und Breite dieses [434] Feldes mittels der Messkunst des zweizüngigten Kieles und mittels der Quadratfläche des zweigesichtigen Papieres,

Dieses ist heut in der Welt eben so wenig zu finden als der Ambra,“

auszumessen. Schon geraume Zeit ist's, dass die goldenen Papageien der Federn, welche das Wort ausschreien:

Mittels der Federn werden die Länder regiert,“

von der Moschustränke der Gnaden des Tintenzeuges dem weissen Silbersitze der Gärten der Wörter nicht zugeflogen, und dass die Gesandten freundschaftlicher Anzeige aus dem Kairewan des Westens nach dem Lande des Südens Botschaft bringend ausgezogen. Wenn das Gemüth Gedanken und ihren Ausdruck flieht, so muss der Kiel der Denkkraft auf eingebildetem Blatte weilen oder die rothe Thräne die Schwärze des gekränkten Auges heilen. Es wird erwartet, dass einige Blätter jener Art, von welchen allein vor diesem Freund die Rede (einige Blätter Papiergeldes) wie Blätter der Bäume voll Glanz, wie Busen der Schönen geglättet ganz, hell wie das aufgehende Licht und wie der aufrichtige Morgen, wenn er anbricht, die Klagen der auf den Kopf geschlagenen Feder stillen werden. Bliebe aber das Gesicht dieser begehrten Sicherheit in den Schleier der Verweigerung verhüllt, so ist dieses Stoffes genug, dass der trauernde Kiel der Klage über Unterdrückung nach dem Papierhemde der Bedrückten lange und das Gestöhne der kratzenden Feder bis zum Gipfel des Himmels Merkur's, des Schreibers des Himmels, gelange; dass der Kiel mit der Zunge Chakani's aus Schirwan, des Chakans der Bedeutungen, diesen Vers anwende:

Für mich sei Freundeshand als Klägerhemd gewandt,
Weil er verweigert mir die Feder, das Papier,

und demselben sende.“ Als nun die Klage der Erde und der Stunde gedrungen zu des Himmels Runde, als die That und das Messer drang in die Seele ein und das Messer geschnitten bis an das Bein, als der Strom gelangt war zum Munde, stellten die Emire und Nuwianen einstimmig dem Herrn des Diwans vor: Wenn dieser Zustand noch [435] einige Zeit dauert; so ist aller Glanz der Länder aufgegeben, und es ist unmöglich die weitere Verwirrung zu heben:

Willst du, dass man dir gehorche, so fordre nur das Mögliche!

Da ergingen wirksame Befehle, dass man das Papiergeld abstelle. Gesandte gingen nach allen Seiten, um die Abschneidung des Bösen und Einkleidung dieser Maassregel einzuleiten. So ward durch Gottes, des Allmächt'gen, Gnade dieses ungeheure Unglück:

Koransvers: Weist du, was da die Flammenwuth?
Es ist der Hölle brennende Gluth![779]

abgekehrt und den Gemüthern aller Völker Freude gewährt. Vornehme und Gemeine sagten:

Gott sei gelobt und gebenedeit! Er hat von uns abgewendet die Traurigkeit; denn Er ist unser Herr, der Allen Alles verzeiht; Er liebet die Dankbarkeit.

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8 17 v. u. statt Recht lies recht
9 9 v. o. st. Ocean l. Onon
11 7 –– –– st. Sprache l. Aussprache
13 8 –– –– st. vier l. vierzig.
15 16 v. u. st. Gjawr l. Gjawe
16 7 v. u. st. der l. das
21 16 v. o. st. Begi l. Bigi
24 2 v. u. st. Tschitschejan l. Tschitschegjan
26 9 v. o. st. darnieder l. worunter
27 17 v. u. st. geschossener Pfeile l. geschossenen Pfeilen
32 9 v. u. st. Thronbesteigung als l. Thronbesteigung, zweimal als
–– 14 v. u. st. die Tataren l. der Tataren
33 15 v. o. st. Karachetai l. Karachatai
35 12 v. u. st. Minkburni l. Mankburni
36 15 v. u. st. Sonne der l. Sonne des
43 13 v. u. st. Temur l. Timur
50 3 v. u. st. Mohakkah l. Mohakkak
65 8 v. o. st. Von der l. An der
70 16 v. u. st. am Berge l. vom Berge
72 10 v. u. st. hatten l. herrschten
75 13 v. u. st. Nami l. Nemi
78 4 v. u. st. denselben l. demselben
–– 3 v. u. st. erlegen l. erlagen, st. ob denselben l. vor demselben
–– 2 v. u. st. derselben l. desselben
81   am Rand st. Gemahlin l. Gemahlinnen
87 1 v. u. st. Journal II. l. Journal asiatique II.
93 13 v. o. st. Weg zu l. Weg zur
–– 5 v. u. st. Schebehun l. Schebchun
96 5 v. o. st. und um l. nur um
102 11 v. u. st. dem Adlerneste, dem Hauptsitze l. das Adlernest, den Hauptsitz
109 4 v. o. st. Chalweih l. Chaleweih
117 14 v. o. st. Betekdschi l. Bitekdschi
121 2 v. o. st. einer gleichen l. mit gleicher
124 13 v. u. st. Intendanten l. Intendenten
125 8 v. u. st. des Musters l. des Gründers
163 4 v. u. st. by Naima l. by Neumann
178 9 v. o. st. vor der l. von der
180 9 v. u. st. Thierangels l. Thürangels
185 7 v. o. st. Telbaschil l. Telbaschir
186 11 v. o. st. Hama's oder l. Hama's und
187 4 v. o. st. Quelle entsteigt l. Quelle entspringt
–– 18 v. u. st. Amrolkai l. Amrolkai's
189 6 v. o. st. des Turbeysel l. das Turbeysel
208 17 v. o. st. Mahribi l. Mahghribi
211 17 v. u. st. Maillenschläger l. Mailleschläger
214 15 v. o. st. nur vom l. nie vom
214 13 v. u. st. nur eines l. nur der eines
232 7 v. u. st. Ammer l. Aammar
237 4 v. o. st. Betha's l. Batha's
237 11 v. o. st. war ein Vergrösserer l. war ein weit grösserer
239 7 v. o. st. Wenn nur das Glück wie die Beisitzer wäre,
    l. Wenn mir das Glück wie Dir Beisitzer wäre,
240 2 v. u. st. geistiger Dichter l. persischer Dichter
241 3 v. o. st. Hamkjar l. Hemkjar
242 18 v. u. st. Aasa l. Osa
253 14 v. u. st. Ville Hardouin l. Villehardouin
259 3 v. o. st. Mogholtei l. Mogholtai
–– 9 v. o. st. dem Herrscher l. des Herrschers
261 12 v. u. st. Armen l. Arme
262 1 v. u. st. Kuhdschu l. Kukdschu
268 13 v. o. st. Ferjab l. Farab
–– 15 v. o. st. Ferjabi l. Farabi
274 5 v. u. st. Kejanenen l. Kejanen
–– 17 v. u. st. Vasal l. Vassal
276 12 v. o. st. Mewlane l. Mewlana
280 2 v. u. st. nisadin l. nihaden
283 8 v. u. st. Aufgestochenen l. aufgestochenen
291 2 v. u. st. Suhuri l. Sughuri
293 17 v. u. st. Mineddin l. Moineddin
303 16 v. o. st. Mekka l. Mocha
308 14 v. o. st. (der Oheim Abaka's) l. (der Bruder Abaka's)
315 13 v. u. st. Buse l. Busse
318 13 v. u. st. Denn stets l. Du stets
320 4 v. u. st. nur diesem l. nur in diesem
329 8 v. o. st. Zehrgnadenamt l. Zehrgadenamt
345 10 v. o. st. mir nun l. mir nur
–– 14 v. u. st. Rumi's l. Rum's
352 17 v. o. st. gleichzeitig mit l. gleichnamig mit
365 8 v. u. st. und Feder und setzte l. und Feder, setzte
367 5 v. u. st. beizustehn l. beizustehen
374 15 v. o. st. einheimischer Herrscher Herrschaft l. einheimischer Herrschaft
375 8 v. u. st. dass das l. dass sie das
393 11 v. u. st. Derwische Fakir l. Derwische als Fakir

Noch ist zu bemerken, dass durch ein Versehen der Druckerei die in eigenen Namen als lange geschriebenen ſ durchaus als kurze gedruckt worden, was ebenso wenig gleichgültig, als es im Deutschen gleichgültig ist Kreiſ' oder Kreis, reiſ' oder Reis zu schreiben. Mit lindem ſ sind also auszusprechen: Abulghaſi, Abderreſak, Aſerbeidschan, Aaſiſ, Bacherſ, Bediieſ-ſeman, Chuareſm, Chumiaſ, Chuſistan, Dsheſire, Dchuſistan, Erſendschan, Faſl, Faſluje, Firamurſ, Firuſ, Firuſi, Ghaſa, Ghaſali, Ghaſna, Hafiſ, Haſret, Heſar, Heſarsif, Irſi, Iſeddin, Jeſd, Kjarſun, Kjariſ, Kirgiſ, Kaſwin, Kiſil, Kotoſ, Legſi, Maſenderan, Merſeban, Meimundiſ, Merkeſ, Mobariſeddin, Moiſ, Moheſib, Moſaffereddin, Newruſ, Nimruſ, Niſam, Niſameddin, Oghuſ, Oneiſe, Ormuſd, Paiſe, Raſieddin, Rabſ (besser Rabdh), Sebſ, Sebſewar, Sekiſ, Schahdiſ, Schiraſ, Schirſad, Taſik, Tebriſ, Teguſ, Toghuſ, Tokuſ, Tschengiſchan u. a. m.

Fussnoten.

[1] Fraehnii de Ilchanorum seu Chulagidarum nummis Commentatio. Petropoli. 1831.

[2] v. J. d. H. 653 (1255) bis 754 (1353).

[3] Leurs fils actuellement s'imaginoient, qu'ils avoient été connus aussi autrefois sous le nom de Mogols. Rechideddin. Journal asiat.

[4] Des peuples turcs qu'on nomme maintenant Mogols, mais dont chacun anciennement avoit un nom particulier. Rechideddin. Journ. asiat.

[5] Be Moghol manende schude end, welche den Mongholen ähnlich waren, an dieselben mahnen, denn das persische Manende und das deutsche Mahnende ist eins und dasselbe.

[6] Dieser Umstand ist bisher allen mongolischen Geschichtschreibern, welche sich über den Ursprung des Namens der weissen und schwarzen Tataren den Kopf zerbrochen, entgangen.

[7] An anderen Orten heisst er Sungtai.

[8] Meters u rast gui.

[9] Reschideddin.

[10] Weg durch die Gebiete der Sunit Mongolen nach Timkowsky in Ritters Asien II. S. 356, auf D'Anville's Karte Souhit, bei Ssetsen Ssunid.

[11] Sekis Muran, bei Abulghasi sind die Namen derselben sehr verstümmelt, bei Reschideddin sind doch wenigstens vier derselben zu erkennen, nämlich die Irkut im Ikra Muran, die Oka im Aka Muran, die Biela im Tschaghlan Muran, d. i. Weissfluss, die obere Tunguska in Dschurdsche Muran (Dschurdsche ist der Namen der Tungusen), endlich die Ankara und der Kem (Jenisei), in den sie fällt, ganz unverändert.

[12] Das Christenthum desselben bezeugt Reschideddin ausdrücklich: daaweti Isa peighamber aleihi selam ba ischan reside we bedini wei der amedend, d. i. der Ruf (der Mission) des Herrn Jesus des Propheten kam zu ihnen und sie nahmen dessen Glauben an.

[13] Ueber das Land Tendum M. Polo's in Ritters Asien I. S. 248–256 nach Klaproth.

[14] Bei Ssetsen.

[15] Abika und Begtutmisch.

[16] Sijurkukteni, die Gemahlin Tuli's, war nicht die Tochter, sondern die Nichte Owang Chan's; bei Ritter I. S. 297 wird sie mit Turakina, der Gemahlin Ogotai's, vermengt.

[17] Unter denen die Kerait, Merkit, Uirat, Dschadscherat Tatar, Katkin, Durban, Saldschiut.

[18] Jeksarik oder Niksarit.

[19] Türken sind auch die Turkatun, eine Art Wachen, deren nur Abulghasi und nicht Reschideddin erwähnt, die Tilengut (Tekait), welche Reschideddin unter den Tataren, und die Mankut, die er mit den Nirunen aufzählt.

[20] Schmidt's Geschichte der Mongolen S. 227 und 372, und Ritter s. ebendas.

[21] D'Ohsson Hist. d. Mongols I. p. 22 notes und nach demselben Ritters Asien I. 439.

[22] Deguignes L. I. p. 26.

[23]

Im Damme Gog versperret waren die Mongolen,
Und nahmen dann in Anspruch Würd' und Stamm der Türken.
Kemal Ben Ghajass.

[24] Rubruquis und Timkowsky.

[25] Timkowsky's Reise nach China. Wien 1826. I. B. S. 228. 244. II. 14.

[26] Reschideddin führt dabei die folgenden Verse an:

Die Donnerwolk' als Krokodil die Welt durchläuft,
Das aus dem Meere steigt mit Ingrimm schwarz beschweift,
Sie grinnet als ein Drach, der Unheil prophezeit,
Und zwischen Gaum' und Zahn nur Rauch und Feuer speit.

[27] Schmidt's Geschichte der Mongolen S. 109.

[28] Ebend. S. 407. 408.; über Tschengischan's Begräbnissort s. Ritter I. 238. 482. 504. 506.

[29] Konghirat, Ikiras, Olkonut, Karanut, Kurlas, Kinkut, Ildschegin.

[30] Udawkai Jabudak.

[31] In Reschideddin Karawin, Haidun oder Hidun; bei D'Ohsson I. Caraoun Tchidoun u. p. 73 Caravoun Cabdjal.

[32] So heissen in der osmanischen Reichsgeschichte die engl. Bothschafter die Grosshirnichten oder Grossnasichten. Geschichte des osm. Reichs V. 532.

[33] Schmidt's Geschichte S. 107.

[34] In der Sprache der Naimanen, in der mongolischen Bekaul. Reschideddin.

[35] Binaketi; bei Ssetsen, der alle Daten der Geschichte Tschengischan's verwirrt, ist diese Geschichte in das Jünglingsalter Tschengischan's hinaufgerückt. Reschideddin.

[36] Diese Ringe hiessen Kur oder Kewr, was dasselbe Wort mit dem persischen Kaer, wie die Steingräber in Schottland heissen.

[37] Die chinesischen Quellen geben die Geburt Tschengischan's ohne alle Datenbestimmung des Monats und Tages um 7 Jahre zu spät an, im J. 1162; dieselben verdienen hierin weit weniger Glauben als Reschideddin, welcher seine Geschichte aus den mongolischen Archiven verfasst, und Wassaf, welcher die Berechnung der chinesischen Cyklen gibt und dann zu Ende der Regierung eine chronologische Uebersicht von Jahr zu Jahr beifügt.

[38] H. v. Ohsson sagt: Goulgan, dont on ne connoit que le nom; aber Reschideddin meldet, dass Gulgan's Sohn Kodscha nach seines Vaters Tod 6000 Mann erhielt, dass dessen Sohn Urdui ein Hofdiener Kubilai's war und dass Urdui's Sohn Abukian, weil er es mit Kaidu und den mongolischen Prinzen hielt, hingerichtet ward.

[39] Dschurdschtai und Dschawur – Urdschaten.

[40] H. v. Ohsson p. 419 kennt nur fünf: 1. Kutschi (Fudschin) begi, 2. Tschitschegjan, 3. Alakai, 4. Tumalin, 5. Ultalin, 6. Ilalu, diese fehlt bei D'Ohsson.

[41] Reschideddin.

[42] Derselbe im Hauptstücke der Söhne Jisukai's.

[43] Wassaf im Hauptstücke Tschengischan's.

[44] Bei D'Ohsson Schebourgha.

[45] Reschideddin im Hauptstücke von den Tataren.

[46] Bei Schmidt Torghan Schaain, bei d'Ohsson Scheburghan.

[47] Bei d'Ohsson p. 72 Kischlik und Badai.

[48] Örlök ist wohl Nichts als das türkische Erlik – Mannhaftigkeit.

[49] Bei Schmidt Torghon Schaara.

[50] Bei Schmidt S. 381 Muchuli.

[51] Bei Schmidt S. 381 steht Sso Mergen, die Dschurdschid (welche ein Zweig der Uirangkut), S. 87, wo Subutai Behadir statt der Uirangkute der Dschurdschid genannt.

[52] Die Bedeutung gibt Reschideddin.

[53] Bei Schmidt Chara Kiragho.

[54] Schmidt S. 89.

[55] Schmidt glaubt, unter den Vierfarbigen seien die Stämme der vier Uirat zu verstehen, unter den Fünffarbigen die anderen Mongolen.

[56] Köke Mongol.

[57] Jekta, bei Wassaf im Gegensatz der Ssu Monghol.

[58] Schmidt S. 95.

[59] Bei d'Ohsson S. 419 fehlt dieselbe, aber S. 111 wird sie Altunbegi genannt.

[60] Dschawut Kuri, auf chinesisch sagt Reschideddin Emiri moasem, d. i. Grossfürst.

[61] Owangchan, Herr eines Reichs; Padischahi jek mulk.

[62] Kojang übersetzt Reschideddin Padischahi jek nahiet, d. i. Monarch eines Distrikts.

[63] Wassaful-hasret.

[64] Schemschul-munschi.

[65] Wassaf.

[66] Die Jasa in Makrisi.

[67] The Shajrat ul Atrak. London 1838. p. 32.

[68] Noch heute im Arabischen: Muschar bil bunan.

[69] XXV. Wort Tschengischan's in Reschideddin.

[70] Von Lafontaine bei der Audienz eines kais. Gesandten einem Türken in den Mund gelegt.

[71] Mirchuand.

[72] The treaty made between Kurachar Noyaun and Changeez Khan. The Shajrat ul Atrak p. 367; und ebend. p. 381: The covenant renewed between Changeez Khan and Kurachar Noyaun.

[73] The Shajrat ul Atrak S. 354.

[74] Timur, der Sohn Emir Tharagai Nujan's, des Sohnes Tukil Nujan's, des Sohnes Emir Belegir Nujan's, des Sohnes Emir Itschil Nujan's, des Sohnes Emir Karadschar Nujan's; Abder-vesak im Matlaa es-saadein.

[75] Nicht Berolas, wie Freih. v. d'Ohsson schreibt; im dschaghataischen zu Calcutta gedruckten Wörterbuche S. 116.

[76] I. J. 652 (1254).

[77] The Shajrat ul Atrak p. 198. 344. 347. 352. 355. 366; die Namen sind aber alle so verstümmelt, dass sie kaum zu erkennen, nämlich Irdümdschi als Eeroomchi, Kadschulai als Kuchooli, Songhur Tschitschan als Sooghoo chi chun.

[78] Wassaf.

[79] Bei Rubruquis Griut.

[80] Stritter p. 50. Step. Kniga. I. 342. Rubruquis.

[81] Rubruquis.

[82] Memoir of Baber.

[83] Bergman I. 60.

[84] Wassaf.

[85] Stritt III. 60. docheia eorum lingua vocant; das persische Dachme.

[86] Batu, der Herrscher von Kipdschak, sein älterer Bruder Orda und die anderen Scherban, Berke, Berketschar, Tukatimur, Bina Timur.

[87] D'Ohsson II. 193; nach Remusat.

[88] Mohakkak anest ki chodra berawicht, ausgemacht ist es, dass er sich erhing. Reschideddin.

[89] D'Ohsson II. 67; nach Mailla p. 115.

[90] Mailla ebend.

[91] Die Hauptstädte Uighuristan's sind: Almaligh und Pischbaligh erhielt den Ehrennamen der guten Stadt, Kotloghbaligh; wie Bamian den der bösen, Mobaligh.

[92] Rubruquis chap. 44.

[93] Reschideddin.

[94] Guillaume; bei Rubruquis 44.

[95] Bei Rubruquis 33. Cerasine soll Tarasun heissen.

[96] Reschideddin.

[97] Dieser Frühlingssalon fehlt bei d'Ohsson II. 85., sowie Terghubaligh.

[98] In der Nähe des hohen Bergs Urmuchtu gingen wir herab bis auf die Auen des Flusses Schara. Pallas Reisebeschreibung I. S. 79.

[99] Mirchuand, fehlt bei d'Ohsson S. 73.

[100] Reschideddin.

[101] Bei Plan Carpin chap. 14. le Secretaire Chinguy.

[102] Peigbamter es tarafi choda; dschagataisches Wörterbuch, gedruckt zu Calcutta.

[103] Bei d'Ohsson II. p. 85 Keusche, p. 195 geuca; in der Handschrift der Geschichte Reschideddin's auf der kais. Hofbibliothek Kösche.

[104] Wassaf nennt von dem Uluse Dschagatai's: Kisil, Buri, Paidar, Jesenbuka, und dem Uluse Batu's: Hirdu, Bersebai, Berke, Berkedscha.

[105] Bajoth noi, Bajoth est son nom propre, et Noy est un nom de dignité. Plan Carpin chap. 10. soll heissen Baidschu Nojan oder Nowin, was richtig der mongolische Fürstentitel.

[106] Be takallub u tehewwur maaruf heisst heftig und wankelmüthig, nicht grave et severe, wie bei d'Ohsson II. 234.

[107] Mirchuand und Dschihanguschai.

[108] Mirchuand.

[109] Plan Carpin chap. 9.

[110] Mirchuand.

[111] Plan Carpin ch. 9.

[112] Au côté droit personne n'étoit assis; ebend.

[113] Reschideddin. Mirchuand.

[114] Bei d'Ohsson II. 249. irrig le général Mangoussar.

[115] Wassaf.

[116] Derselbe.

[117] Dschihanguscha u. Mirchuand und nach demselben d'Ohsson II. 272.

[118] Bei Rubruquis chap. 29. Jani statt Jam.

[119] Wassaf; bei d'Ohsson II. 263. à sept.

[120] D'Ohsson II. 267. hat aber Nichts vom Folgenden.

[121] Wassaf.

[122] Firischte und nach demselben d'Ohsson II. 280.

[123] Fethol-fatuh.

[124] Kiran Saadein; dieser Titel ist das Muster des Matlaai Saadein, d. i. der Aufgang zweier Glückssterne von Abderresak.

[125] Dschihannuma S. 281.

[126] Von diesen ist in Deguignes keine Kunde; Wassaf behandelt aber im 13. Kap. des IV. Buchs unmittelbar vor der Eroberung Kerman's ihre Geschichte, welche auch im Munedschimbaschi und im Dschihannuma S. 279 wiederholt ist.

[127] Melikol-gharb.

[128] Geschte war, gischte pflanzte, küschte erschlagen, diwan Plural von Diw und Diwan die Rathsversammlung.

[129] i. J. 566 (1170).

[130] seit 576 (1180).

[131] seit 629 (1231).

[132] seit 464 (1071).

[133] i. J. 814 (1411).

[134] i. J. 629 (1231).

[135] I. J. 606 (1209).

[136] Von 1209–1349.

[137] Geschichte Taberistan's und Masenderan's von Sahireddin, auf der kaiserl. Bibliothek zu Wien, schon in der Geschichte der Assassinen S. 230 benützt, wo statt Badusian Badusgan gedruckt.

[138] Ben Dschil, B. Gilan, B. Firus, B. Nersi, B. Dschaut.

[139] i. J. 610 (1214).

[140] En ce même tems les Ambassadeurs de Vastarce étoient logés bien près de nous. Rubruquis. Ch. 32.

[141] Dschamischi Mirchuand.

[142] Dschurdsche Ikadschi die Mutter Kuchurtai's, Il Ikadschi die Mutter Huladschu des zwölften Sohnes, und die Mutter des vierten Sohnes Tedekadu.

[143] Les femmes ont un ornement de tête, qu'ils appellent Botta. Rubruq. ch. 15.

[144] Banui Mehin.

[145] Geboren den 4. Schewwal 654 (25. October 1256), gest. 16. Moharrem 681 (26. April 1282), welcher aber ein Donnerstag, nicht ein Montag, wie in Reschideddin vermuthlich durch Schreibfehler, sowie der 23. October 1256 ein Montag und nicht ein Sonntag war.

[146] Reschideddin im Abschnitte der Uirat.

[147] Im Schedschretol Etrak S. 243 heisst er Tumgha Oghul; his eldest son soll heissen: sein jüngster Sohn; der älteste war Abaka.

[148] Bei Bar. Hebräus ex parte Schagatai Techodar p. 536.

[149] Bei Bar. Hebr. Bulghai filius Sibkani et Kotar et Koli.

[150] Relation de l'expédition de Houlagou par Abel Rémusat. Journal asiatique II. p. 283.

[151] Ganz übereinstimmend mit dem, was hierüber Rubruquis ch. 29 und Plan Carpin 145 berichten, und nach ihnen Ritter, Asia I. S. 429.

[152] Mirchuand.

[153] Das Dschihannuma nennt S. 353 Rudi Dschadsch, Rudi Hasek, Rudi Dschowan und die beiden aus dem Stadtthor fliessenden Nehr Kassarin, d. i. der Fluss der Walker, und Nehr Eswed, d. i. der schwarze Fluss.

[154] Kohondos ist das Schloss, Scharistan die Stadt, Rabsch die Vorstadt; die Namen der Thore im Dschihannuma: das eiserne, das des Flusses, das Abdallah's und das Turkistan's, welches der Namen eines vor demselben gelegenen Dorfes.

[155] als Kebtaul(?); Reschideddin sowohl unter dem Artikel Dschelair, als unter dem Uirat.

[156] Reschideddin nennt acht: Kerrai Melik, Turaschi, Newrus, Legsi, Dschami, Jutkotlogh, Bulduk, Uiratai.

[157] Im Schedschretol eschrak S. 243 ist der Name Scheburghan in Surghan verstümmelt, und gleich das Chuarschah in Chuaresmschah.

[158] Dschihannuma S. 316.

[159] Dschihannuma S. 322 Nushetul-muschtak.

[160] Quatremère mémoire historique sur la vie et le ouvrages d'Alaeddin Ata Melik Djouaeiny, mines de l'orient I. p. 220.

[161] Nushet.

[162] Reschideddin, schon im Journal asiat. übersetzt.

[163] Takwimol-boldan, die Ephemeriden der Länder.

[164] Nushetol-Kolub, die Ergötzungen der Herzen.

[165] Dschihannuma, die Weltschau.

[166] Schebchun awerdend dscherkera charab kerdend; aus der fehlerhaften Schreibart des Manuscripts der Hofbibliothek sind in der französischen Uebersetzung irrig zwei eigene Namen von Cheikhorun und Herke entstanden; so heisst in der Geschichte der Assassinen Keitbuka Nujan irrig Kajukanian.

[167] Sirkuh im Dschihannuma S. 326 mit den Namen der drei dazu gehörigen Flecken.

[168] Mobareseddin Ali Turan und Schudschaaeddin Hasan.

[169] In Reschideddin ist hier eine Verwirrung der Daten, indem das Jahr nicht richtig angegeben; nämlich 651 statt 653, wie aus dem Nushet zu ersehen.

[170] Mohteschim, so hiessen die Commandeure der Assassinen.

[171] Achlaki Nassiri.

[172] Auf Fraser's Karte Ghain oder Kain.

[173] Nushet und nach demselben das Dschihannuma S. 325.

[174] Chawwaf und Sawa, ebend. S. 319.

[175] Den Namen Keitbuka verstümmelt der Uebersetzer des Schedschretol-etrak in Kunooka S. 245, sowie den Sultan Aegyptens, Seifeddin Kotus, in Syfe-ud-din Furdooz und Jaschmut in Bishmoot.

[176] 203 (818).

[177] I. J. 193 (809).

[178] Gest. im J. 411 (1020).

[179] Im Dschihannuma S. 318 durch Druckfehler Senabad.

[180] Narrative of a journey into Khorassan 444.

[181] Fraser 519.

[182] Terghu, dies ist der wahre Sinn, der in der französ. Uebersetzung im journ. as. verfehlt ist: les dames reçurent des titres.

[183] Manuscript, Mirchuand, Dschihannuma S. 323. bei Quatremère mémoire d'Ata Melik dasselbe unrichtig Djouvuchan und unrichtig nach der Eroberung Alamut's.

[184] Beigtimur Kurdschi, Sahireddin Sipehsalar Bitekdschi, Schati Emir.

[185] Fraser nach Price im J. 242.

[186] I. J. 261 (874).

[187] Seine Lebensbeschreibung die 42. im Nefhatol Ins. Dschami's.

[188] Gest. i. J. 858 (1454).

[189] I. J. 875 (1470).

[190] Geschichte des osm. Reichs II. B. S. 76 und S. 351, wo die Titel von zwanzig seiner Werke.

[191] Merketai und Ikilmisch.

[192] Reiseddewlet und Muwafikeddewlet.

[193] Suseni, nicht Rouveni, wie in der französ. Uebersetzung.

[194] Ssadreddin, Sahireddin, Tolek Behadir und Berrak (der erste fehlt in der franz. Uebersetzung).

[195] Nicht Koudraghoul, wie in der franz. Uebersetzung.

[196] Morier second journ. 363.

[197] Firuskjuh, auf der Strasse von Demghan nach Tehran, nahe bei Demawend, auf Frasers Karte; nach dem Nushet ebenfalls hart an Demawend gelegen; in Dschihann. S. 339 unter Girdkjuh.

[198] Morier second journey p. 357.

[199] The wretched village of Abbasabad. Fraser 248.

[200] Thalkan, wie Semnan, eine Stadt der Tocharistan genannten Landschaft. Nushet.

[201] Meimundis findet sich weder im Manuscript, noch im Dschihannuma, es scheint dasselbe Meimend zu sein, was im Nushet.

[202] Sergūseschti Sidina. Wassaf.

[203] Nach ihm auch Claproth: „Hier erzählt man sich, er habe, als er eine 12 Werste von der Buchtana in einen Felsen gehauene Hieroglyphe nicht entziffern konnte, sie heraushauen lassen, um keinem anderen den Ruhm zu lassen.“ Briefe aus Sibirien; im Ausland Nr. 102 vom 11. April 1836.

[204] Traces of a very extended line of towers connected with walls and so situated as to appear to the gazer below absolute impregnable. I. p. 289.

[205] Insgemein Lemsir geschrieben; am 20. Silkide 495 (5. Sept. 1102). Wassaf.

[206] Fraser p. 248.

[207] Mulahide sachte end bighajet muhkemest.

[208] Hamdallah und im Dschihannuma Alamut S. 296, Tun, Kain, Dschenabdar S. 325, Muminabad S. 326.

[209] Nach Reschideddin vom J. d. H. 477–654, nach Hadschi Chalfa v. J. d. H. 483 angefangen.

[210] Ausführlich zu Ende des Tarichi Güside, kürzer im Nushetol-Kolub; nach beiden und nach dem Tedwin Imam Rafii's, das Dschihannuma S. 293.

[211] I. J. 463 der alexandrinischen Aere.

[212] I. J. 204 (819).

[213] I. J. 411 (1020).

[214] I. J. 572 (1176).

[215] I. J. 500 (1106).

[216] I. J. 548 (1153).

[217] Aasu Kaswine feinnehu min aala babil-dschenneti, Dschihannuma S. 293.

[218] Morier second journey. p. 203.

[219] Dschihannuma, ebend.

[220] Adschaibol machlukat.

[221] Charidetol-gharaib.

[222] Tarichi Güside.

[223] Nushetol-kolub.

[224] Fersendani Aferinisch u Longtar.

[225] Im J. 641 (1243); Nochbetettewarich, der Ort in Reschideddin.

[226] Dschihannuma S. 299 und das Nushet.

[227] Im J. 23 (643).

[228] Im J. 320 (932).

[229] Im J. 618 (1221).

[230] Dschihannuma S. 300.

[231] Morier second journ. p. 265. 269. Malcolm's Geschichte.

[232] Am 1. Dchemasiul sani 627 (26. April 1230). Dewletschah, glaubwürdiger, als andere Daten, welche in der Geschichte der persischen Redekünste S. 141 durch Druckfehler verstümmelt sind, indem 727, 732 für 719, 627, 632, 619 steht.

[233] Haitho ch. 18; Marino Sanuto III. pars 13. ch. 5. und nach demselben d'Ohsson III. p. 81.

[234] Vincent. Bellov. Spec. hist. L. XXXI. c. 28 und nach demselben d'Ohsson III. p. 83.

[235] Bar. Hebr. und d'Ohsson III. 85.

[236] Ascelin, bei Vincent de Beauvais und in Remusat's Mémoire sur les rapports des princes Chrétiens avec les Tatares, in den mémoires de l'Institut de France VI. p. 422.

[237] Ebenda S. 426.

[238] d'Ohsson III. 103–118.

[239] Mirchuand.

[240] Die grössere Umständlichkeit dieser Uebersicht hat noch die Kritik Herrn v. Poujoulat's im Temps 18. Mars 1836 angeregt, welcher findet, dass in der Geschichte des osm. Reichs die Anarchie des byzantinischen Reichs nicht ausführlich genug charakterisirt worden: Peutêtre devoit il mieux caractériser l'anarchie de l'empire grec morcelé par les croisades.

[241] Elmacinus p. 255. – Hadschi Chalfa's chronologische Tafeln.

[242] Nochbet; Sojuti.

[243] Munedschimbaschi.

[244] Sojuti, Munedschimbaschi.

[245] Nochbet.

[246] Sojuti und Nochbet.

[247] Munedschimbaschi.

[248] Emineddewlet we eminol-millet.

[249] Moiseddewlet.

[250] Adhadeddewlet.

[251] Fachreddewlet.

[252] Scherfeddewlet.

[253] Ssamssameddewlet.

[254] Behaeddewlet.

[255] Imadeddewlet.

[256] Iseddewlet.

[257] Moschrifeddewlet.

[258] Dschelaleddewlet.

[259] S. Garcin de Tassy und S. de Sacy's Anthologie.

[260] In Hadschi Chalfa's chronol. Tafeln i. J. 397, 417, 424; im Munedschimbaschi i. J. 384 (994).

[261] Im J. 443 (1051) und 458 (1065).

[262] 460 (1067), Nochbet.

[263] Nochbet.

[264] I. J. 462 (1069); Nochbet.

[265] I. J. 466 (1073) und i. J. 454 (1061).

[266] Hei ala chairil ammel.

[267] Nochbet.

[268] I. J. 459 (1066).

[269] Alparslan i. J. 465 (1072); Kaimbiemrillah i. J. 467 (1074).

[270] Melekschah i. J. 485 (1092); Moktefi i. J. 487 (1094).

[271] Das Nochbet nach dem Ikdol-dscheman Ibnol-dschewsi's.

[272] I. J. 514 (1120).

[273] Re, Elif und folglich Raschid, und nicht Reschid, was der Beiname Harun's.

[274] Rampoldi VII. 289.

[275] Ruhol-aarifin.

[276] Danischmend.

[277] Muid.

[278] Dschihannuma S. 466.

[279] Hadschi Chalfa's chronologische Tafeln und Kamus.

[280] Haschischin.

[281] Nochbet.

[282] Ebenda nach Noveiri; bei d'Ohsson III. S. 89.

[283] Wassaf.

[284] d'Ohsson III. p. 200, nach Noveiri.

[285] Horna an instrument of conveyance, the Pureyhorn, the Borrstalhorn, Brusshorn u. s. w., im dritten Bande der Archaeologia britannica I. 7.

[286] Wassaf.

[287] Derselbe.

[288] Wassaf.

[289] Nochbet.

[290] Nochbet.

[291] Nochbet, Hadschi Chalfa's chronol. Tafeln.

[292] Reschideddin.

[293] Reschideddin.

[294] d'Ohsson III. 222 gibt die Botschaft, aber nicht die Antwort, und sagt: Houlagou les congédia sans faire grande attention à leurs discours.

[295] Dschihannuma S. 456.

[296] Nökeri gesik.

[297] Reschideddin setzt die Verse hinzu:

Was sind Ameisen mir, was Elephantenwuth,
Was Quell, was Fluss und was des Niles Fluth;
Und wenn sich der Befehl von Gott nun anders wendet,
Wer weiss wohl ausser Ihm, wie dieses Werk noch endet.

[298] Bei Köschk Manssur ober Mesrike; Reschideddin. Wassaf sagt: in der Nähe von Dudscheil.

[299] Wassaf.

[300] Wassaf.

[301] Dscharlik, eigentlich Diakon.

[302] Babol-Halbe.

[303] Ein schiitischer Molla, welcher aus der Inschrift das La (nicht) weglöschte, ward mit siebzig Stockstreichen bestraft. Wassaf. Mirchuand; Noveiri; bei d'Ohsson III. p. 243.

[304] Das Schreiben des Langen noch bei Wassaf.

[305] Reschideddin; Wassaf.

[306] d'Ohsson III. 256. près de Hamadan où étoient restés ses Oghruks (Aghrik); das türkische Aghirlik heisst das schwere Gepäck.

[307] Adabes-Sultanijet.

[308] Am 18. Ramasan 630.

[309] Dschihannuma S. 346 und 347 ein volles Blatt.

[310] Porter sagt hierüber II. 592. 593.

[311] Dschihangir ne Dschihandar.

[312] 1. Moejeddin Ben Irsi von Damaskus, 2. Nedschmeddin Kjatib von Kaswin, 3. Fachreddin von Mossul, gebürtig von Meraasch, 4. Fachreddin von Tiflis, gebürtig von Achlat.

[313] als die von Fachir, Alai, Schahi, Guschjar. Wassaf. d'Ohsson III. 265.

[314] Tarichi Güside.

[315] Ebenda.

[316] Vahram's chronicle of the Armenian Kingdom in Cilicia translated by Neumann p. 47.

[317] Haitho c. XXIII.; diese sieben Artikel sind die des Vertrags, von welchen die Geschichte Vahram's spricht, die als Antwort auf Neuman's Frage in der Note 67: Is this treaty to be any where found?

[318] Sinebaldus Conestabulus regni Armeniae.

[319] S. Martin Mem. II. scheint diese zwei Reisen Sempad's mit den seines Bruders Hethum vermengt zu haben.

[320] Orpellian in S. Martin. Mem. II. p. 143.

[321] d'Ohsson III. 268.; nach Dschuweini.

[322] Derselbe S. 269.

[323] Mouradjea d'Ohsson III. 271., nach Bar. Hebr. 530.

[324] S. Martin Mem. I. 112. und Dschih. S. 602.

[325] Der Aufmerksamkeit S. Martin's ist entgangen, dass Kaghzevan (das in seinem geographischen Register fehlt) dasselbe mit Kaghseman (Dschih. S. 408).

[326] S. Martin Mem. p. 145.

[327] Dschihannuma S. 382 und Hamdallah.

[328] Dschihannuma S. 426 und 425.

[329] Lobasanagut oder Libasanagut oder Lebasanagut, nur der erste Vocal ist zweifelhaft.

[330] Constantin Porphyrogenita.

[331] Dschihannuma S. 419.

[332] Reschideddin.

[333] Beim Bar Hebr. Maiphercata.

[334] Bar Hebr. nennt ihn Aschraph fil. Malic Ghazi; er hiess aber Kjamil Ben Melik Mosaffer Ghasi. Nochbet.

[335] Beim Bar Hebr. Aischmut, bei Abulfeda IV. 573. Samud.

[336] Bar Hebräus ch. 28.

[337] Aus dem 94. Vers der VI. Sura.

[338] Aus dem 226. Vers der XXVI. Sura.

[339] Aus dem 97. Vers der XIX. Sura.

[340] Die 16. Sure, die Biene; sie beginnt mit dem Verse: Gekommen ist Gottes Befehl; beschleuniget nicht sein Gericht.

[341] Das Ende der Sura Ssad, d. i. der 38., ist der Vers: Und ihr werdet wissen, dass die Kunde wahr, nach einiger Zeit.

[342] Ummi.

[343] Die ersten 4 Verse der LXXXII. Sura.

[344] Anspielung auf den Ueberlieferungs-Spruch, der auf den Zifferblättern morgenländischer Uhren zu sehen: Eddunja saatun fe edschaalha taaten, die Welt ist Eine Stunde, gehorsam mach' die Runde.

[345] Der 65. Vers der V. Sura.

[346] Der 88. und 89. Vers der XIX. Sura.

[347] Der 226. Vers der XXVI. Sura.

[348] Gesch. des osm. Reichs I., nach Neschri, Seadeddin, Dschenabi.

[349] Primo mense, d. i. des syrischen Jahres, welches Ende September begann. Bar Hebr.

[350] Moazem filius Saladini magni beim Bar Hebr. p. 255 ist unrichtig, denn Ssalaheddin hatte keinen Sohn, der so hiess; es ist hier die Rede von dem ältesten Sohne Nassir's, welcher auch Ssalaheddin hiess, wie sein Grossvater.

[351] Reschideddin.

[352] Dschihannuma S. 593. Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte par Makrizi, traduite par Quatremère I. 19.

[353] Bintol-Hafisa.

[354] Schehabeddin Ben Amru's, das Nedschmeddin's, des Bruders Marsdekin's, das Basdedde's, das Alemeddin Kaissar's. Abulfeda IV. 579.

[355] Bar Hebr. 556.

[356] Bar Hebr.

[357] Abulfeda IV. p. 579.

[358] Reschideddin.

[359] nicht vierzig Tage, wie Reschideddin sagt; Abulfeda gibt die Daten genau.

[360] Reschideddin, Abulfeda IV. nennt den Naib Amadeddin von Kaswin.

[361] Abulfeda IV. 585.

[362] Wilkens Geschichte der Kreuzzüge I. 180. II. 516. 633. III. 52. 82. 90. 92. 219. Abulfeda III. 511. 583. 593. 755. IV. 35. 59.

[363] Dschihannuma S. 597; der Richter von Harim zu Selkin, auf der Karte Serkin.

[364] Abulfeda IV. 581.

[365] Abulfeda IV. 587.

[366] S. Martin Mem. II. 97. Dschihannuma S. 437.

[367] Aini Hausile musemma bu ainden, d. i. aus einer Quelle, welche Beckenquelle heisst; es ist also unrichtig, wenn S. Martin p. 97 sagt: le Nymphius appellé actuellement Aynathaoudh.

[368] Macdonald Kinneir.

[369] Reschideddin setzt noch den Nassir von Haleb hinzu, was aber ein Anachronismus, indem dessen Hinrichtung erst nach der Niederlage von Aindschalut statthatte, welche, wie wir sogleich zeigen werden, später als die Eroberung von Miafarakain.

[370] Da Abulfeda IV. 509 das Datum gibt, so bleibt kein Zweifel übrig über die Epoche des Falles von Miafarakain, wiewohl Reschideddin denselben erst nach der Schlacht von Aindschalut erzählt.

[371] S. Martin Mem. I. p. 174.

[372] Dschihan. S. 437.

[373] Procop. de bello persico I. 5.

[374] Γιλιγερδον. Theophanes IV. 1.

[375] Haitho Histor. 24.

[376] Hiernach wäre die Stelle in der Gesch. des osm. Reichs II. 448 bei einer neuen Ausgabe zu berichtigen.

[377] Theophanes, Cedinus, Justinus und nach denselben Geschichte des osm. Reichs II. 443.

[378] Dschihann. S. 441.

[379] Theophylaktus III. 5. S. Gesch. des osm. Reichs II. 448 und 648. Matha ist vermuthlich das Schloss der Magyaren und Beiramkai (Macdonald Kinneir p. 425) vielleicht das alte Beidum.

[380] Cherefeddin bei La Croix ch. 37. p. 275.

[381] Dschihannuma S. 443.

[382] Muwad und Schesch 96, Reschideddin; also nicht 80jährig, wie d'Ohsson sagt.

[383] Nochbet.

[384] Bei d'Ohsson III. 322. Alakuh, der Statthalter Bondokdar's zu Haleb.

[385] Bei d'Ohsson III. 373, nach Bar Heb. Samdaghun.

[386] Dschemdschadar.

[387] Durghan, Wassaf im V. Bande, Eingangs der Erwähnung des Zuges Hulagu's nach Westen.

[388] Chuthai Tebris, Dschihannuma S. 381.

[389] Ewlia in der Beschreibung Malatia's und Dschih. S. 600.

[390]

Wie Schaab, Ghuta, Obolla, Soghd auf Erden berühmt sind,
So ist des Bosporos Gestad' im Paradiese berühmt.

Geschichte des osm. Reichs V. S. 594.

[391] d'Ohsson III. 329. nach Noweiri.

[392] Dschihannuma S. 570.

[393] Banias, wie bei d'Ohsson, nicht zu vermengen mit dem Balanias Abulfeda's, welches auf den Karten auch als Banias steht.

[394] Haitho c. 29.

[395] Haitho.

[396] Gurboga, bei Haithon 29.

[397] Haithon 50; bei Wilken VII. 416.

[398] hem harik hem gharik. Nochbet und Abulfeda IV. p. 511.

[399] Burdschi ahmer.

[400] Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte par Makrizi, traduite par Quatremère. I. p. 98.

[401] Ebenda p. 103.

[402] Soweila, nicht Zwilah, wie in der Uebersetzung Makrisi's von Quatremère I. p. 103 dieser Name irrig geschrieben wird; bei demselben findet sich auch S. 101 das Schreiben Hulagu's an Kotos in voller Ausdehnung.

[403] 1. Emir Melik Husein Chan; 2. Melik Ichtiareddin Chan; 3. Melik Seifeddin Ssadik Chan; 4. Melik Nassireddin Gülschu Chan; 5. Atlas Chan; 6. Nassireddin Kimeri.

[404] Kaimeri statt Kimeri ist Reiskische Leseart.

[405] Makrizi, trad. par Quatremère I. p. 104.

[406] Ebenda.

[407] Burke, noch heute der tscherkessische Wettermantel.

[408] Abulfeda IV. 595, fehlt in der Stammtafel bei Rehm, so auch sein Vater Asis.

[409] d'Ohsson III. 335, nach Noweiri und Reschideddin.

[410] Nach Abulfeda V. 621 auch die Nachricht der Schlacht bei Himss, was aber ein Widerspruch mit Bar Hebr., welcher als den Tag der Hinrichtung den 29. October angibt, während die Schlacht von Himss am 10. December statt hatte.

[411] Abulfeda IV. p. 621.

[412] Reschideddin bei Bar Hebr. Mowahid.

[413] Bar Hebr. p. 559 aber abweichend von Reschideddin.

[414] am 29. October 1260, nicht 1261, wie in Rehm's Stammtafel; denn Bar Hebr. gibt den Tag an.

[415] Abulfeda IV. p. 523.

[416] Abulfeda IV. p. 625.

[417] Tebrdar, nicht Taudar, wie bei Reiske IV. 599; aber auch nicht hellebardier, wie bei d'Ohsson p. 345, in welchem Falle es Harbedar heissen müsste.

[418] Proben dieser Siegesgedichte bei Abulfeda IV. p. 601.

[419] nicht Elbarli, wie bei Abulfeda IV. 603.

[420] Abulfeda IV. 344.

[421] d'Ohsson III. 346. nach dem Leben Beibars.

[422] El Hakimbiemrillah Ahmed Ben Hasan Ben Ali B. Ebibekr B. Mosterschid.

[423] Hakimbiemrillah.

[424] Ueber Dschudschi und seinen Ulus siehe die Beilagen I. u. II. aus den Geschichten Haider's und Wassaf's.

[425] Bei Bar. Hebräus Kotar, d'Ohsson Tumor ist Schreibfehler des Manuscripts.

[426] Histoire des Sultans Mamlouks par Makrizi, traduite par Quatremère I. p. 212.

[427] Quatremère übersetzt durchaus: Signe de la Noblesse, was nicht richtig.

[428] Makrisi nennt die vorzüglichsten: Keramun, Amtagjah, Noghai, Dscherek, Kajan, Nasagjah, Taischur, Bentu, Sobhi, Dschaudschelan, Adschkarka, Adkerek, Kerai, Salagjah, Motekaddem und Daragan. Quatremère I. p. 222.

[429] Ebenda u. S. 235.

[430] 1. Ilkai, 2. Turan Behadir, 3. Batu, 4. Saldschedai, 5. Tschaghan, 6. Belarghu, 7. Doghus.

[431] Ueber den Feldzug wider Berke siehe die Beilage III. aus Wassaf.

[432] Wassaf.

[433] Derselbe.

[434] Apuschka, Sohn Buri's, des Sohnes Muwatukjan's, des Sohnes Dschaghatai's.

[435] In demselben waren Taghadschar, Hulagu, der Sohn Ildschitai's, Nadin Kadan.

[436] Reschideddin.

[437] in der Nähe der Stadt Bulad(?), Tulad(?).

[438] Reng Altui, am Flusse Dschaikan.

[439] Mirchuand.

[440] Reschideddin, Mirchuand.

[441] Taghadschar, der Sohn Ewbadschi Nujan's, Jesunke, der Sohn Dschudschi Kasar's, Jekekadak, Dschingtimur, der Sohn Kadak's, Aschikai; die schuldigen Prinzen: Schiregi, Taghai, Dscherku, Baitimur; die Emire: Hintunk Nujan, Durbai, Pulad Dschingsang.

[442] Huku, der Sohn Gujukchan's, Hobat, der Sohn Nako's, Kutuk, der Sohn Karadschar's.

[443] Schiregi, der Sohn Ogotai's; die Söhne Arikbugha's: Tukukur und Melik Timur; Tokatimur, der Sohn Suktu's; Urughadai; die Neffen Kubilai's: Horrak und Ogin.

[444] Serinerud.

[445] Sonntags den 9. Rebiulachir (8. Febr., Sonntagsbuchstabe D, richtig ein Sonntag).

[446] d'Ohsson sagt, ich weiss nicht, auf welche Autorität, dass dies das Schloss Tala am See von Urmia; aber Reschideddin sagt: gegenüber von Dehchuaregjan (bei d'Ohsson Sachwareku), was nur Verstümmelung von Destchawakan [Dschihannuma S. 386], welches nicht ferne vom Berge Sehend.

[447] Mirchuand, Wassaf.

[448] Odoricus Raynaldus XIV. 1260. N. 29.

[449] Tschehelsutun.

[450] Tschehel Minar.

[451] Nakschi Rustem.

[452] Meschdschedi Maderi Suleiman.

[453] Sindani Dschemschid.

[454] Nakarachana Dschemschid.

[455] Bend Emir, d. i. der Damm des Fürsten, nämlich Adhadeddewlet's.

[456] Dass Ομηρος dasselbe mit Omer, ist in den Jahrbüchern der Literatur bei Gelegenheit der Anzeige des Werkes „Ulysse Homere“ dargethan worden.

[457] Quatremère mémoires géographiques sur l'Égypte II. p. 506; dann Wilken's Geschichte der Kreuzzüge II. 78. 119. 201.

[458] Geschichte des osm. Reichs III. S. 413, nach dem Nochbet-ettewarich.

[459] Dschihannuma S. 278.

[460] Dschihannuma S. 281.

[461] Tarichi Güside; Wassaf.

[462] Dieser fehlt in der Liste bei Deguignes I. 260.

[463] Lari, Nochbet, Güside, Wassaf, Mirchuand.

[464] Wassaf.

[465] Kämpfer amoenitates exoticae.

[466] Mirchuand und Wassaf führen bei dieser Gelegenheit das Distichon des Schahname an:

In den drei Domen, wo zu Istachar
Die Residenz der Schahe von Iran war.

[467] Wassaf.

[468] Derselbe.

[469] Geschichte der schönen Redekünste S. 202. 203. 160 und 161 nach Dewletschah.

[470] S. 214.

[471] Wassaf.

[472] Abisch, nicht Aische, wie bei Deguignes, auch nicht Uns, wie d'Ohsson, durch einen Schreibfehler des Manuscripts verleitet, schreibt, ist der Namen dieser Prinzessin, welcher die morgenländische Sitte eines freundschaftlichen Pikniks bezeichnet. S. Gol. qui atrium alienae domus instruit cibo ac potu suo, quod facere apud Arabes inter se amici solent, quasi symbola conferentes; eine Art συσιτια.

[473]

Donec provisis quae tempus monebat simul excessisse
Augustum et rerum potiri Neronem fama eadem tulit.

Tacit. Annal. I. 5.

[474] Reschideddin nennt sieben: 1. Ilkai Nujan; 2. Sundschak N.; 3. Suntai N.; 4. Abtai N.; 5. Semaghar N.; 6. Schiktur N.; 7. Arghun Aka.

[475] Nushet und nach demselben Dschihannuma S. 299.

[476] Dieses übersetzt Miles, ohne das eiserne Thor am kaspischen Meere zu erkennen, S. 248: he presented the iron durbund of Shirwan to Bishmoot, und Tuktin ist in Tyubeen verstümmelt, Sundschak als Sooghchak, Dschuweini als Joini u. s. w.

[477] Makatii.

[478] Reschideddin.

[479] Wassaf.

[480] Derselbe.

[481] sub rosa.

[482] Scherfijet auf der kais. Hofbibliothek.

[483] Nicht zu verwechseln mit Bulghan Chatun, der Gemahlin Ghasan's, welche ebenfalls eine Konghuratin; diese war die Tochter Tesu's, jene die Tochter Utaman's.

[484] Pachymeres T. I. p. 273. Stritter III. 1044.

[485] Im Schedschretol Etrak wird als das Datum der Schlacht der 20. Ssafer 664 angegeben; die Namen sind, wie gewöhnlich, alle verstümmelt, Berke in Boorkeh und Nokai in Booka.

[486] Nushet, nach demselben Dschihannuma S. 341.

[487] Noweiri, bei d'Ohsson III. p. 421; Dschebele heisst dort Djeliba.

[488] Bei d'Ohsson nach Ranan er-Roub? und Sikhulhadid, d. i. eiserner Bratspiess.

[489] Noweiri, Bar Hebräus 645. Haithon hist. orient. c. 33.

[490] Haithon hist. orient. c. 33.

[491] Jesentewa, der Sohn Muwatukjan's, heisst im Schedschretol Etrak durch die Verstümmelung des Uebersetzers einmal Sookur Kaan, the son of Kamkar, S. 250 und S. 251 Tokzur Sookur und Abaka Abukai.

[492] Robath; Wassaf.

[493] Derselbe; Schedschretol Etrak p. 360.

[494] Wassaf; aber von dem, was bei d'Ohsson zweimal, III. B. S. 427 und 429, vorkommt: ils burent ensemble, après avoir choqué leurs coupes, du sang où il y avoit de l'or, ist keine Spur im citirten Wassaf, wo bloss vom Blute der Rebe die Rede, Chunireschardend, sie tranken das Blut der Rebe; es scheint, dass H. v. O. Chuniser las, das heissen würde: sie tranken das Blut des Goldes.

[495] Reschideddin.

[496] Derselbe.

[497] der Sohn Muwatukjan's, des zweiten Sohnes Dschagatai's.

[498] der Sohn Kaidu's, des siebenten Sohnes Dschagatai's.

[499] der Sohn Serban's, des achten Sohnes Dschagatai's.

[500] der Sohn Gujuk's, des zweiten Nachfolgers Tschengischan's.

[501] der Sohn Kara Hulagu's, der Erstgeborene Muwatukjan's.

[502] der sechste Sohn Ogotai's.

[503] Kukdschu heisst auch der neunte Sohn Kubilai's.

[504] der grosse Jesawur, der Bruder Borrak's, bei Wassaf Besmar, bei Reschideddin auch Jesas; der kleine war Jesawur, der Sohn Dschudschi's (der Bruder Kipdschak's), des Sohnes Kaidu's, des sechsten Sohnes Ogotai's.

[505] der Sohn Batu's, des Sohnes Hindu's, des Sohnes Dschagatai's, des zehnten Sohnes Dschudschi's.

[506] In den Jahrbüchern der Literatur VII. 300. irrig Nertuke, weil das Ki zum Namen gezogen worden.

[507] Nushet; Dschihannuma S. 314.

[508] Dschihannuma S. 315.

[509] Reschideddin.

[510] Wassaf nennt die Prinzen: Jesdar, Kongurtai, Adschai, Tikeschi, Nigudar Huladschu; die Emire: Arghesun, Masuk Ahmed, Kotschek, Timur, Olinak, Menkeser, Abdullah, der Sohn Tulak Bawerdschi's, und Aradschuk.

[511] Ala at.

[512] Alatagh.

[513] Wassaf.

[514] Reschideddin.

[515] d'Ohsson III. 505.

[516] Der Enkel Dschagatai's aus seinem zweiten Sohne Muwatukjan.

[517] Bei d'Ohsson Jesar, in Wassaf Basmar, in der Handschrift Reschideddin's der k. k. Hofbibliothek Parso.

[518] In der Handschrift der k. k. Hofbibliothek einmal Dschanli und einmal Dschobai, in Wassaf Dschoban.

[519] Wassaf.

[520] i. J. 703 (1303), Reschideddin von den Frauen Hulagu's.

[521] Vom J. 654 (1256) bis 669 (1270) machen vierzehn Sonnen- und fünfzehn Mondjahre, was die Hälfte der von Haithon als Belagerungszeit des Schlosses Tigaddo angegebenen dreissig Jahre.

[522] Nushet und Dschihannuma S. 292.

[523] Nushet und Dschihannuma S. 299.

[524] Tarichi Güside.

[525] Geschichte der persischen Redekünste S. 203.

[526] Von drei Seiten von Chorasan umgeben. Dschih. S. 254. Hier sind die Schlösser Firuskuh und Girdkjuh.

[527] Ghardschistan Dschih. S. 238, 254, 324.

[528] Purdestan, der Sohn Destan's, ist Rustem, der Herr von Nimrus (Sistan), der Inhaber der berühmten Stierkeule, welche eine der persischen Reichsinsignien.

[529] Wortspiel zwischen Melik, König, und Melek, Engel.

[530] dil ber an nihaden, ganz und gar dasselbe mit dem Englischen: set his heart upon some thing.

[531] Chamrol adschem, der Wein der Perser, das grüne Opiat; insgemein Esrar genannt.

[532] Die Schlangen sollen blind werden, wenn sie Smaragd anschauen.

[533] Reschideddin.

[534] wirklich schreiben es die englischen Reisebeschreiber nicht anders als Fall.

[535] d'Ohsson vermengt sie III. 516. mit den Karawinen; ces guerriers designés sous le nom de Nigoudariens ou Caraviniens.

[536] Aresch, Αρης.

[537] Isfendiar mit dem ehernen Leib gilt insgemein für Xerxes.

[538] Cyrus, der Aschghiane.

[539] Der ritterlichste Fürst der Beni Sasan.

[540] H. v. Ohsson III. 464. bürdet dem Wassaf auf, was er nicht gesagt: Beibars fit jetter dans le fleuve jusqu'à 35000 chameaux, dont les corps servirent de pont à ses troupes. Wassaf sagt ausdrücklich, dass der Sultan der erste den Zügel hineinlenkte.

[541] d'Ohsson III. 468., nach Nuweiri.

[542] Bar Hebr. 546.

[543] i. J. 1188, Wilken IV. 241.

[544] Dschihannuma S. 594 verdruckt als Derbak.

[545] Wilken's Geschichte der Kreuzzüge VI. S. 495.

[546] Dschihannuma S. 594.

[547] nicht Manca, wie bei d'Ohsson III. 472.

[548] Mannert VI. II. 49. Menasikol-hadsch S. 43.

[549] Merdsched-dibadsch.

[550] Ewlia.

[551] Dschihannuma S. 602; auf Paultres Karte nicht richtig Kurtu Cular; auf der Karte M. Kinneirs blos Kulaghi als Castabala.

[552] Ebenda.

[553] Sughuri Islam.

[554] S. Martin Mem. I. p. 201.

[555] heute Kisildsche.

[556] heute Gökssu.

[557] Paul Lucas; Dschihannuma S. 603.

[558] d'Ohsson III. S. 475.

[559] Bar Hebräus 553.

[560] Reschideddin.

[561] Gulek, Dschihannuma S. 601, oder Dulek, S. 40, nicht Doluk, wie bei d'Ohsson III. 481.

[562] Das kappadocische Komane lag am Sarus, welches der Sihan; in M. Kinneir's Karte am Kisil Irmak, welches der obere Pyramus zu seyn scheint; nach dem Menasikol-hadsch ist aber dieser Kisil Irmak derselbe mit dem Sihan, d. i. dem Sarus, so dass die Lage mit der Angabe der alten Geographen in Uebereinstimmung. Jahrbücher der Literatur XIV. S. 46.

[563] Bar Hebr. p. 556.

[564] Nuweiri; Bar Hebr. p. 537.

[565] Nuweiri, bei d'Ohsson III. S. 485.

[566] Reschideddin.

[567] Geschichte des osm. Reichs I. u. II. Band.

[568] d'Ohsson IV. S. 490.

[569] Nuweiri, bei d'Ohsson III. 496.

[570] Reschideddin.

[571] Nach Reschideddin im Silhidsche 676 (Mai 1277), nach Nuweiri und Makrisi, die hier glaubwürdiger, 5. Moharrem 676 (8. Juni 1277).

[572] Bei Wassaf Konghosatai.

[573] Reschideddin nennt es Koghanie(?); fehlt bei d'Ohsson, sowie die Botschaft.

[574] Dschihannuma.

[575] Nuweiri, bei d'Ohsson. IV. 498.

[576] Haithon 34.

[577] i. J. 698 (1299).

[578] 700 (1300), d'Ohsson III. 500. nach Munedschimbaschi.

[579] Reschideddin.

[580] Bei d'Ohsson S. 400.

[581] Wassaf.

[582] Wassaf.

[583] Reschideddin.

[584] Rothes Gesicht, glücklicher Erfolg; rothe Brust, gewaltsamer Tod.

[585] Wassaf.

[586] i. J. 669 (1270).

[587] Wassaf gibt die Glosse Asaseddin El-Jakubi's in achtzehn fünfzeiligen Strophen.

[588] d'Ohsson III. macht sie zu denselben mit den Niguderischen Banden: Nigoudariens ou Caraounass; aber Reschideddin, in dem Abschnitte unmittelbar vor den Begebenheiten Medschdulmülk's und Schemseddin's, spricht erst von den Niguderischen Banden in Sistan, dann von den Karawinen in Chorasan.

[589] Hier nennt Reschideddin den Schatz Chasinei Narin, im Abschnitte der Stämme aber bei den Dschelairen Postin.

[590] Dschihannuma S. 594.

[591] Die Namen derselben bei d'Ohsson III. 526. nach Noweiri.

[592] Im Schedschretol Etrak S. 254 dasselbe Datum, nur mit der gewöhnlichen Verstümmelung des Uebersetzers statt Silhidsche Zi Huj.

[593] Reschideddin, Nuweiri, Bar Hebräus; der letzte irrig Silkide statt Silhidsche. Mengu Timur heisst bei Haitho Mongodamir; nach ihm wäre Mengu Timur schon am achten Tage nach dem Bruder gestorben, und beide durch Gift. Verlässiger als der syrische Bischof Bar Hebräus und der armenische Mönch Haitho sind hierüber Reschideddin und Wassaf.

[594] Dieser Name ist als Quolibey verstümmelt in Quolibet.

[595] sub qua credulitate lautet fast ironisch.

[596] Reynaldus III. p. 453 und in Moshemii historia Tatarorum ecclesiast. p. 72.

[597] Waddington annales Minorum V. 40 und in Moshemius p. 80.

[598] Die umständlichsten und gründlichsten Nachrichten über die Missionen enthält die vortreffliche relation des Mongols ou Tartares par M. d'Avezac im IV. Bande des recueil de voyages et de mémoires der geographischen Gesellschaft zu Paris.

[599] Güside B. 343 gibt das poetische Fetwa desselben über den Rangstreit zwischen Sahir und Enweri, welcher von beiden ein grösserer Dichter.

[600] Dewletschah und Güside B. 345.

[601] Geschichte der persischen Redekünste S. 221.

[602] Güside B. 333.

[603] Güside B. 335.

[604] Güside B. 335.

[605] Güside B. 335 gibt als Beispiel den Anfangsvers einer Kassidet:

Ei kerde ruh ba lebi laali tu Nokeri
Maaschuki Usbegi we nigari her Chaweri.

Hier sind Nokeri und Usbegi die fremden Wörter.

[606] Güside.

[607] Die letzten sieben Dichter fehlen in Dewletschah, und auch in der Geschichte der persischen Poesie, zu der das Güside noch nicht benutzt werden konnte.

[608] Güside B. 343.

[609]

Lakad fahet el aaud el Komari
We faher-raudh kel aaud el Komari.

Das Wortspiel liegt in dem Doppelsinn der Worte Fahet und Komari; jenes heisst im ersten Verse klagen, im zweiten hauchen; dieses ist im ersten Hemistich der Plural von Kumri, Turteltaube, im zweiten Epithet: kumarische Aloe.

[610] Haitho C. 37 nennt ihn Tongodar, die Perser nennen ihn durch einen aus Versetzung der Punkte leicht erklärbaren Schreibfehler Nigudar, was der Name des dschaghataischen Prinzen, des Sohnes Dschudschi's, des Erstgebornen Dschaghatai's; wahrscheinlich ist Niguder aus seinem christlichen Namen Nikolaus entstanden.

[611] Die zwei Brüder Buka und Oruk, und Akbuka.

[612] Schischi Bachschi, Doladai Aidadschi, Dschuschi, Ordukia.

[613] Kurdschian.

[614] Sikurdschian.

[615] Aktadschian.

[616] Reschideddin, bei d'Ohsson Siahkuh III. 552.

[617] Reschideddin.

[618] 13. Rebiulewwel Sonntags ist der 21. Juni, der richtig ein Sonntag, folglich das Datum bei Wassaf, 14. statt 13., wie bei Reschideddin gefehlt; das Schedschretol Etrak S. 257 hat das richtige Datum vom 13.

[619] Reschideddin.

[620] Wassaf.

[621] Bei d'Ohsson III. 553 Tuktai.

[622] Derselbe nach Noweiri S. 553.

[623] Siah kuh nusul kerd, heisst: er lagerte zu Siahkuh, nicht: il quitta Siahkuh, wie d'Ohsson übersetzt.

[624] Kaplandschi, Arslandschi, Nukadschije.

[625] 1. Kutschuk, aus der Frau Tokus; 2. Kimdschuk, aus der Frau Ermeni; 3. Tschitschek, aus eben derselben; 4. Mainan, gleichfalls; 5. Sailun, aus der Frau Tudaku; 6. Kiltürmisch, aus der Beischläferin Kurkudschije.

[626] in der Nacht vom Mittwoch, sagt Reschideddin, was der 12. August war, denn der 14. (Sonntagsbuchstabe D) war ein Freitag.

[627] Wassaf.

[628] Wassaf theilt dieselben mit.

[629] Wortspiel zwischen Moslimen Gläubigen, und Moslim, dem eigenen Namen eines der ersten Ueberlieferer der Sunna.

[630] Das Ende des 15. Verses der XVII. Sura.

[631] Das Ende des 17. Verses der XLIX. Sura.

[632] Bar Hebr. und nach demselben d'Ohsson III. 560.

[633] Reschideddin.

[634] Ali Dschingsan und Kotlogschah.

[635] Buradersade, Neffe, nicht Bruder, wie bei d'Ohsson S. 582.

[636] Dschankur, Dschinkutur, Doladai, Idadschi, Idschi, Tetkaul, Dschuschi, Kimdschkabal.

[637] Kutschuk Anukdschi und Schadi Achtadschi.

[638] Rusi Kunilamischi im angeblichen Beidhawi Guikesi, was Schreib-, Lese- oder Druckfehler.

[639] 1. Taghadschar, 2. Dschankur, 3. Dschinkutur, 4. Doladai, 5. Idschi Tetkaul, 6. Dschuschi, 7. Kundschukbal; bei Wassaf heisst Dschankur Dschaigir, Abai der Sohn Suntai's, Dschenghatu der Sohn Dschuschi's.

[640] Wassaf nennt die Emire Arghun's: Jasar Aghul, Taghai, Adschu Sukurdschi, Ghasan, der Ceremonienmeister, Tokli Schadi, der Sohn Sundschak's; Reschideddin.

[641] Wassaf nennt die Emire: Ainkadschi, Nakai Jarghudschi, Tawtai, Kasan, der Sohn Kotloghbuka's, Baitmisch Kuschdschi, Sertak, Alghui, Oladai Kadaghan, Aghman.

[642] Moriers second journey und darnach in den Jahrbüchern der Literatur VII. 257.; vier andere Pässe sind die zwei bei Firuskjuh (Sawadschi und Tengi serensa), Tengi Nimrud und Tengi Schimschirbur.

[643] Moriers second journey.

[644] Dschihannuma S. 339.

[645] i. J. 566 (1170), Fraser 302.

[646] Die im J. 880 (1475) erbaute Moschee kann nicht, wie Fraser sagt, von Schahroch erbaut worden sein, da dieser schon fünf und zwanzig Jahre früher, im J. 850, starb.

[647] Quelle Belasan beim Dorfe Kohen; nach den Adschaibol-machlukat in den Jahrbüchern der Literatur VII. 258. LXII. 43., Fraser 304.

[648] So am Scheckel in Steiermark.

[649] Mannert hält es für das alte Taghi.

[650] Adschaibol-machlukat Sekerias.

[651] Baconi in den notices et extraits II. 482.; übereinstimmend mit Diodor.

[652] Tschehel seran, tschehel dochteran, Fraser.

[653] In Dschami's Nefhatol Ins der 205te.

[654] i. J. 261 (874).

[655] Abderrahman Ben Mohammed, gest. 858 (1454), Verfasser von vierzig Werken, und Mossannifek Bostami, gest. 875 (1470), der den letzten bosnischen König eigenhändig köpfte.

[656] Dschami's Nefhatol Ins, die 42te.

[657] Bei Reschideddin Legsi und Ordubugha.

[658] Dih Surch, bei Reschideddin, ist das Surikkala Frasers; der in der Moschee von Semnan eingemauerten Inschrift Schah Abbas I. wird erwähnt 304.

[659] Nushetol-kolub; Dschihannuma S. 341.

[660] Reschideddin.

[661] Nushetol-kolub; Dschih. 341.

[662] Reschideddin, Wassaf.

[663] Das Schedschretol Etrak S. 358.

[664] Sein ganzer Name: Ebun-nassr Mohammed Ben Abdol-Dschebbar El-otbi.

[665] Fraser S. 245.

[666] Urtimur Kuschdschi, Nikpei Kuschdschi und der Bruder Kadschu Achtadschi's.

[667] Wassaf.

[668] Derselbe.

[669] Jesubuka Gurgan, Aruk, Kurmischi, Arkasun Nujan, der Sohn Ilkai's.

[670] Kurmischi und Aruk, die Brüder Buka's.

[671] Nerke.

[672] Wassaf.

[673] Wassaf.

[674] Reschideddin; Wassaf; nach dem Schedschretol etrak S. 350 am 7. Dschem. achir.

[675] Reschideddin bei den Töchtern Hulagu's.

[676] Sie lebte noch zur Zeit Reschideddin's.

[677] Im Schedschretol Etrak S. 260 in Yoogha verstümmelt.

[678] Herodot's Clio 51.

[679] Nushetol kulab.

[680] i. J. d. H. 83 (701).

[681] Kumedan, hernach Kum. Dschihannuma S. 298.

[682] Durch ein unerklärliches Versehen steht im Dschihannuma, dass Kum der Geburtsort Nisami's, des Verfassers des Chamse, sei, welcher zu Gendsche geboren, auch dort begraben liegt.

[683] Das Schehinschahname von Feth Alischah dem österreichischen Kaiser Franz I. durch Mirsa Abul Hasan zum Geschenke gesandt.

[684] Emir Bukia, Tinai, Arukian, Bastak, Huladschu. Wassaf.

[685] Güside.

[686] d'Ohsson gibt nur die Hälfte aus Wassaf, aber nicht die folgende historisch wichtigere Hälfte aus Reschideddin.

[687] Güside.

[688] Schems, anspielend auf den Namen Schemseddin.

[689] Ala, Höhe, anspielend auf den Namen des Bruders Alaeddin.

[690] Wassaf.

[691] Der Sohn Melikchan B. Mohammed B. Sengi's.

[692] Wassaf.

[693] Das Feuer ihres Zorns entflammte sich in so hohem Grade, dass dasselbe die gestockte Feuchtigkeit ihrer Thränenlinse auflöste und bei dem Auge ausfliessen liess; Perlen regneten aus dem Narciss und tränkten die Rose, Hagel (der Zähne) biss in die Jubeben (des Munds). Wassaf.

[694] Tuladai Jarghudschi, Dschijurghutai, Hosameddin.

[695] Reschideddin auch unter den Frauen Abaka's.

[696] Schedschretol Etrak S. 263.

[697] Reschideddin nennt die sieben: Taghadschar, Kundschukbal, Doladai, Aidadschi, Sultan Aidadschi, Tughan, Dschuschi, Ordukap.

[698] Reschideddin.

[699] mit den Prinzen: Huladschu, Karankai, Konghschir, Togai Timur, Anberdschin; mit den Emiren: Uruk, Kurmischi, Temdui, Madschu, Toglok Karawinas; Wassaf. Im Reschideddin noch: Kurmischi, der Sohn Haidu Nujan's, Audschan, dem Waffenträger, Kadan, dem Gesandten, Sengi, dem Sohn Baba Nujan's, Emir des Lagers der Frau Oldschai, Ghasan Behadir, Ischik Toghli, Aschak Toghli.

[700] Kujun Kumischi. Wassaf.

[701] Madschu, Toghlok, Aschak Toghli, Serwana, Nochschi, Tuschkina, Hosameddin von Kaswin, Emir Ali Melik der Temghadschi von Tebris. Wassaf.

[702] Hist. des Orpeliens in S. Martin. mém. II. p. 171.

[703] Baitmisch Kuschdschi, Tamudai Aktadschi, Schadi, Sohn Buka's.

[704] Abadschi, Melik, Teichan Timur, Kotlogh Timur.

[705] Jatmisch Kuschdschi, Gharbetai Gurgan, Burdschu, der Sohn Duriai's, Boghdai, Arkasun Nujan.

[706] Mocherofago, bei Cassiri.

[707] Reschideddin.

[708] in d'Ohsson IV. 39. irrig fils du Vezir Schemseddin.

[709] Reschideddin.

[710] Wassaf.

[711] Wassaf nennt Schemseddewlet und Iseddin Mosaffer, und Reschideddin den Dschelaleddin Serwistani.

[712] Asshabi Buluk.

[713] Bitekdschi.

[714] Fachreddin Mubarekschah, Medschdeddin Rumi, Schemseddin Huseini; Wassaf und Reschideddin.

[715] Scharfsichtiger als Ajas, feiner als Kais Ben Soheir, als Moghairet B. Schaabet, als Amru Bel el aass; Wassaf.

[716] K. Kjatib, d. i. der Schreiber, Sch, d. i. Schaair, Dichter, Dschim, d. i. Munedschim, d. i. Astronom, Mim, d. i. Musik; Kamus; das Wort und die Erklärung fehlt in Freitag's Wörterbuch.

[717] Wassaf in dem Hauptstücke der Verwaltung von Schiras.

[718] Wassaf.

[719] Haithonis hist. C. 38.

[720] Unter den Todten: Burultai und Kadai, Emire von Tausenden, und der Bruder Jenitsche's; unter den Gefangenen: Huriktai, der grosse Emir.

[721] Reschideddin.

[722] Dschihannuma S. 297.

[723] Dschih. S. 426.

[724] Dschih. S. 341.

[725] M. Kinneir's geographic mem. on the persian Empire p. 84.

[726] Die Emire Taghadschar, Kundschukbal, Tewekkul Toghan.

[727] Im Schedschretol Etrak ward Seaadeddewlet am letzten Ssafer des J. 690 hingerichtet und Arghun starb drei Tage hernach, am 3. Rebiulewwel.

[728] Dschihannuma S. 297; im Schedschretol Etrak S. 265 im Berge Sobeir(?) nächst der Grabstätte des Propheten Kyde(?).

[729] d'Ohsson III. 612. nach Makrisi.

[730] d'Ohsson p. 616.

[731] Bei Odoric Raynald IV. p. 41 et 42. Elegag und Tuctan; d'Ohsson IV. 99. meint, unter der letzten sei Tuktan, die Wittwe Abaka's, Mutter Kendschatu's, zu verstehen, was aber unrichtig, da Reschideddin (unter den Frauen Abaka's) ausdrücklich sagt, dass sie bei Lebzeiten Abaka's gestorben, durch die Frau Ildürmisch ersetzt worden sei; i. J. 1288, wo Nikolaus IV. schrieb, war Tudai seit einem Jahre Gemahlin an der Stelle der verstorbenen Bulughan, und den Tod der anderen grossen Frau, Kotlogh, konnte Nikolaus nicht wissen, da sie am 12. April 1288 starb und der an sie gerichtete Brief vom 12. datirt ist.

[732] Die Tochter Sarudsche's, die Schwester des Emirs Irindschin, des Keraiten, die Urenkelin Owang's.

[733] Bei Odericus Casian und Saron; da Arghun nur vier Söhne hatte und über Chodabende und Ghasan kein Zweifel obwalten kann, so fragt sich nur, ob unter Saron der dritte, Jesu Timur, oder der vierte, Chatai Aghul, zu verstehen sei; der letzte hiess ehemals Sonkar Kanis. Reschideddin.

[734] Nach dem Schedschretol Etrak und anderen Kendschatu; bei Haithon Cap. XXXIX heist er Regayto, was augenscheinlich eine Verstümmelung von Keichatu und nicht von Kendschatu; aber das Schedschretol Etrak sagt p. 270 nach der Geschichte der vier Uluse, dass sein Name ursprünglich Enkatu gewesen, was auf mongolisch wunderbar, staunenswerth heisse.

[735] durch Kutla Kokultasch. Wassaf.

[736] Tamerbugha, Saji Ebdschi, Konan Achtadschi.

[737] Sati, Kuman, Tudadschu.

[738] Koildagh ist ein Schreibfehler.

[739] den Taghadschar's dem Baidschu Tetkaul, den Kundschukbal's dem Schiktur Nujan. Wassaf.

[740] Wassaf und Reschideddin.

[741] Reschideddin.

[742] Wassaf.

[743] nullam habebat legem vel fidem. Haithon C. 39.

[744] Wassaf dem grossen Ssahib; Fraser übersetzt in seinem Kuzulbasch diesen Ehrentitel mit Sir, Gentlemen, Eltschi Ssahib, d. i. Heergesandter.

[745] Kisil mit seinen Brüdern Nussret und Ali Melik. Wassaf.

[746] Wassaf.

[747] Güside.

[748] Wassaf.

[749] D'Ohsson IV. 88 nach Makrisi und Noweiri, dann Reschideddin und Wassaf.

[750] Dschihannuma. S. 598.

[751] S. Beilage IV.

[752] Tschawi mubarek.

[753] Sobald es angekommen, sei es angenommen. Wassaf giebt die Formel für chinesisch an, sie ist aber alttürkisch und würde auf neutürkisch: irdükde tursun lauten, d. i. wenn es angekommen, soll es stehen (gelten.)

[754] Schedschretol Etrak, S. 268, statt Sikurdschi Skukurchee; jenes heisst Speerhalter, dieses Zuckerbäcker.

[755] Reschideddin nach Wassaf giebt die Verhaftung der Emire Idar, Kundschukbal, Toladai, Tukjal, Ildschai zu Kjawabari. Schedschretol Etrak, S. 261.

[756] Reschideddin.

[757] Nach dem Schedschretol Etrak, S. 270, ward er zu Karabagh begraben.

[758] Schedschretol Etrak, S. 270.

[759] Wassaf.

[760] Wassaf.

[761] Kuku steht im Meninski als Guckguck, heisst aber auf Persisch Turteltaube (Ferheng Schuuri II. Bl. 228); die Türken nennen auch den Schwan Kuku.

[762] Batu hatte nicht sieben, sondern vierzehn Söhne.

[763] Der 61. Vers der X. Sura.

[764] Moktainat definirt der Commentar als den an Vieh und Geld ersparten Reichthum.

[765] Natik u Ssamit, das Sprechende und Stumme, d. i. Schafe und Kamele im Gegensatze mit Gold und Silber.

[766] Kisil Bilka, dasselbe Wort, das als Bilek in der Bedeutung der Vorschriften Tschengis-Chans vorkommt.

[767] Aidadschian, dasselbe, was die Kilardschi zu Constantinopel, die Diener der Speisekammer.

[768] Wudschuh, Weisen, Arten, und Wudschuh, baares Geld, Plural von Widschh, Gesicht; derselbe Grundbegriff wie im Französischen faire face aux dépenses.

[769] Das mongolische Wort Ilghamischi mit dem arabischen Tenkih übersetzt, entspricht dem Finanzausdrucke des épuremens.

[770] Dhigsen ala ibballetin, ein Heuschüppel zu einem Grasbund, Klein auf Klein, d. i. Nichts zu Nichts.

[771] Kaftschari, Confiscation.

[772] Dem, der Hauch, heisst durch erweiternde Metonymie auch die Zeit; wird das Wort umgekehrt, so heisst es Medd, welches auf Arabisch Erweiterung, Ausdehnung bedeutet.

[773] Wortspiel zwischen Chata, das nördliche China, und Chata, Fehler.

[774] Das Wortspiel ist im Persischen zwischen Tschaw, dem Namen des Papiergeldes, und Dschawidan, ewig.

[775] Musehhib es-scheb, d. i. der Vergolder des Goldes.

[776] Senbus, Kahn, scheint mit cymba verwandt.

[777] Külk erklärt der Commentar als gleichbedeutend mit Chaw, villositas panni holoserici.

[778] Eine Nachahmung der berühmten schönen Verse Firdewsi's, und Wortspiel mit den beiden Namen Iseddin, Ehre des Glaubens, und Mosaffir, der Siegreiche, dem sein Wunsch gelingt.

[779] Der 7. und 8. Vers der CI. Sura.

Anmerkungen zur Transkription:

Die Rechtschreibung des Originaltextes wurde beibehalten, ebenso unterschiedliche Schreibweisen von Eigennamen. An einigen Stellen wurde die Zeichensetzung geändert. Umrechnungen zwischen dem islamischen und dem christlichen Kalender, die offensichtlich falsch und deshalb wahrscheinlich Druckfehler waren, wurden korrigiert, wobei folgende Hilfsmittel verwendet wurden:

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Zeitrechnung (Umrechnungsformel für Jahreszahlen),
  2. http://www.heinrichbernd.de/calendar (Kalender-Umrechner).

Ansonsten wurden die Datumsangaben des Buches auch dort beibehalten, wo sie unstimmig zu sein scheinen.

S. 2: "Die Gesichte des von Hulagu" wurde geändert in "Die Geschichte des von Hulagu"
S. 7: "des Herschers von Kipdschak" wurde geändert in "des Herrschers von Kipdschak"
S. 16: "die Wächter der acht weissen Häusser" wurde geändert in "die Wächter der acht weissen Häuser"
S. 23: "Verschmähte Brautwerburg" wurde geändert in "Verschmähte Brautwerbung"
S. 39: "zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte besimmt" wurde geändert in "zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte bestimmt"
S. 57: "Jltschikidai" wurde geändert in "Iltschikidai"
S. 69, Randnote: "624/1337" wurde geändert in "624/1227"
S. 71, Randnote: "640/1142" wurde geändert in "640/1242"
S. 84, Fussnote 145: "Geboren den 24. Schewwal 614 (25. October 1256)" wurde geändert in "Geboren den 4. Schewwal 654 (25. October 1256)"
(Anmerkung: der im weiteren Verlauf der Fussnote genannte 26. April 1282 war weder ein Donnerstag noch ein Montag, sondern ein Sonntag.)
S. 85: "die Sklavinn Ilkadschi" wurde geändert in "die Sklavin Ilkadschi"
S. 85: "mit dem Kopfschmucke Bagthak" wurde geändert in "mit dem Kopfschmucke Baghtak"
S. 90: "auser der Stadt" wurde geändert in "ausser der Stadt"
S. 97, Fussnote 182: "Uebersezung" wurde geändert in "Uebersetzung"
S. 104: "zwichen Dilem und Irak" wurde geändert in "zwischen Dilem und Irak"
S. 107: nach "der bessten persischen Erdbeschreibung" wurde der Hinweis auf die Fussnote 223 eingefügt
S. 109: "schon des Schwert aufgehoben" wurde geändert in "schon das Schwert aufgehoben"
S. 133: "der Grösse des Hausses Ejub" wurde geändert in "der Grösse des Hauses Ejub"
S. 136: "Auf bem Chalifenstuhle" wurde geändert in "Auf dem Chalifenstuhle"
S. 140: "vorauf er" wurde geändert in "worauf er"
S. 140, Fussnote 285: "instrunent" wurde geändert in "instrument", "brittancia" wurde geändert in "britannica"
S. 141: "Augenklick" wurde geändert in "Augenblick"
S. 163, Fussnote 316: "Vahran's" wurde geändert in "Vahram's" (vgl. Google)
S. 168: "welche Syrien von Aegyten trennt" wurde geändert in "welche Syrien von Aegypten trennt"
S. 170: "wandte sich also jezt" wurde geändert in "wandte sich also jetzt"
S. 173, Fussnote 329: "Lobanasagut" wurde geändert in "Lobasanagut"
S. 187, Fussnote 368 und S. 192, Fussnote 379: "Macdonald Kineir" wurde geändert in "Macdonald Kinneir" (vgl. Google)
S. 194, Fussnote 384: "Statthalttr" wurde geändert in "Statthalter"
S. 220: "Es liess alle Kaufleute" wurde geändert in "Er liess alle Kaufleute"
S. 234: "Oschelaeddin Dschanli" wurde geändert in "Dschelaleddin Dschanli"
S. 241: "Shönredner" wurde geändert in "Schönredner"
S. 246: "Sundschar Nujan" wurde geändert in "Sundschak Nujan"
S. 258: "vom Kubilai" wurde geändert in "von Kubilai"
S. 262: "über den Oxus gehen sollen" wurde geändert in "über den Oxus gehen sollten"
S. 265: "verliess Kispdchak erzürnt" wurde geändert in "verliess Kipdschak erzürnt"
S. 271: "Sodald Borrak" wurde geändert in "Sobald Borrak"
S. 299: "Moinedddin Perwane" wurde geändert in "Moineddin Perwane"
S. 311: "in's Gebiet von Haleb ein, wie sie" wurde geändert in "in's Gebiet von Haleb ein, wo sie"
S. 314: "nicht wahrscheinlich, dass Akaka" wurde geändert in "nicht wahrscheinlich, dass Abaka"
S. 327, Randnote: "8. Dschemmasiulewwel 681/24. August" wurde geändert in "8. Dschemmasiulewwel 681/14. August"
S. 329: "vom Richter Medschdolmülk" wurde geändert in "vom Richter Medschdolmülk's"
S. 333: "Wir baben befohlen" wurde geändert in "Wir haben befohlen"
S. 342: "zum Gemahlin gab" wurde geändert in "zur Gemahlin gab"
S. 348: "den linken Flügel kefehligte" wurde geändert in "den linken Flügel befehligte"
S. 355: "Sischi, Bachschi" wurde geändert in "Sischi Bachschi"
S. 363: "Er zog sich noch Kirbanschir" wurde geändert in "Er zog sich nach Kirbanschir"
S. 366: "Ich habe jezt mein Gemüth" wurde geändert in "Ich habe jetzt mein Gemüth"
S. 388, Randnote: "9. Rebiulewwel 689/24. Mai 1290" wurde geändert in "9. Rebiulewwel 689/24. März 1290"
S. 393, Randnote: "7. Rebiulachir 690/10. März 1291" wurde geändert in "7. Rebiulewwel 690/10. März 1291"
S. 400: "das Amts des Richters der Richter" wurde geändert in "das Amt des Richters der Richter"
S. 406: "Betrauten Kensdchatu's" wurde geändert in "Betrauten Kendschatu's"
S. 406, Randnote: "28. Rebiulachir 694/17. März 1245" wurde geändert in "28. Rebiulachir 694/17. März 1295"
S. 407: "die Vorposten Taghadschars's" wurde geändert in "die Vorposten Taghadschar's"
S. 432: "Seine Abreise was" wurde geändert in "Seine Abreise war"
S. 434: "des zweigesichigen Papieres" wurde geändert in "des zweigesichtigen Papieres"

Die in der Druckfehlerliste am Ende des Buches enthaltenen Korrekturanweisungen wurden durchgeführt.

Das Inhaltsverzeichnis wurde zusätzlich erstellt und eingefügt.






End of the Project Gutenberg EBook of Geschichte der Ilchane, by 
Joseph von Hammer-Purgstall

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